SPIELZEIT
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SPIELZEIT
AUSGABE 30 / Februar / März 2016 THEATERBALL 2016 N U R N OC H WENIGE K ARTEN! VIVA ESPAÑA SPIELZEIT DA S M AGA ZIN DE S L A NDE STHE ATER S SAMSTAG, 20. FEBRUAR 2016, 19.00 UHR IM LANDESTHEATER TENNESSEE WILLIAMS ENDSTATION SEHNSUCHT AB 22.1. »ICH WILL KEINEN REALISMUS! ICH WILL ZAUBER!« … VERLANGT DIE WIRKLICHKEITSVERWEIGERIN BLANCHE IN TENNESSEE W ILLIAMS' »ENDSTATION SEHNSUCHT«. (PREMIERE: 22. JANUAR) SIE SCHLÜPFT NACH IHREM BERUFLICHEN UND PRIVATEN RUIN BEI IHRER SCHWESTER STELLA UND DESSEN MASKULINEN, ABER RÜDEN EHEMANN STANLEY K OWALSKI UNTER. TROTZ DES VERSUCHES, IHRE UNRÜHMLICHE VERGANGENHEIT UND DEN SOZIALEN ABSTIEG GEDANKLICH ZU VERBANNEN, LAUERT IHR DIE DURCH STANLEYS RECHERCHEN UNTER ALLEN RITZEN DER MARODEN BEHAUSUNG DURCHSCHEINENDE WIRKLICHKEIT IMMER WIEDER AUF UND BRINGT IHR VERMEINTLICH STABILES INNERES GLEICHGEWICHT DURCHEINANDER… Den Zauber, den Blanche sich wünscht, brachten Ihnen und Ihrer Familie sicherlich die Weihnachtsfeiertage und Silvester und entlockten der bisweilen rauhen Realität etwas Glanz. Wir hoffen, dass Sie gut ins neue Jahr gekommen sind und sich von unseren Premieren und Veranstaltungen im Januar und Februar beglücken lassen. Unsere Figuren spüren zwischen Wirklichkeit und Phantasie ihren Wünschen und Plänen nach. Dafür verlassen sie den als vertraut empfundenen Alltag und überprüfen schal gewordene Lebensweisheiten und routinierte Handlungsabläufe: In ihrer Bühnenelegie »In einem dichten B irkenwald, Nebel« von Henriette Dushe treffen in einem Wäldchen drei Männer und drei Frauen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen aufeinander, um ihre Lebensrealitäten neu zu überdenken und festzustellen: »Morgen sind wir bestimmt ein bisschen frischer. Frischer und wohlwollender. Und auch liebenswürdiger vielleicht.« (Uraufführung: 15. Januar). Der Realität entfliehen kann sie nicht – Hugo von Hofmannsthals »Elektra«, die als einzige am Hof den Mord an ihrem Vater nicht vergessen möchte und auf Rache sinnt. Als der vermeintlich tote Bruder Orest auftaucht, geht ihr Plan auf. Mit Sabine Hogrefe als Elektra und Susanne Serfling als Chrysothemis konnte das Landestheater zwei renommierte, dem Publikum bereits bekannte Sängerinnen g ewinnen. In einem dichten Birkenwald, Nebel 2 3 Richard Strauss' Oper hat am 12. Februar Premiere. Jüngere Besucher und Jugendliche werden im Jungen Theater KASCHLUPP! mit einer Neuauflage von der »kleinen Zauberflöte« in einer Bearbeitung von Guta G.N. Rau nach Mozart verzaubert (Premiere: 16. Januar). Drei Sänger präsentieren die unterschiedlichen Partien und machen unsere kleinen Zuschauer mit Mozarts Meisterwerk bekannt. Musikalisch-märchenhaft startet der März am Landestheater mit dem Familienkonzert »Peter und der Wolf«, dem Einstiegsklassiker für angehende Musikliebhaber. DER Theaterzauber schlechthin wird Ihnen im Februar mit dem Theaterball »Viva España« präsentiert. Ob kanarischer Karneval, Sangria oder Tapas, spanische Lebensart, südliche Klänge und Rhythmen bei stilvollem Unterhaltungsprogramm erwarten Sie am 20. Februar! Sichern Sie sich noch Karten für das gesellschaftliche Ereignis in Detmold und Lippe! Ihr Landestheater HENRIETTE DUSHE IN EINEM DICHTEN BIRKENWALD, NEBEL www.hahn-illustration.de / 2016 EINE BÜHNENELEGIE FÜR DREI SPIELERINNEN UND EINEN MÄNNERCHOR VON DREI STIMMEN Die Realisierung der Theaterplakate wird unterstützt durch die Landestheater Detmold / Intendant: Kay Metzger / Spielzeit 2015/16 www.landestheater-detmold.de / Karten: 0 52 31 - 974 803 IM ZWEIFEL STARK EIN GESPRÄCH MIT HENRIETTE DUSHE AM 15. JANUAR WURDE HENRIETTE DUSHES »IN EINEM DICHTEN BIRKENWALD, NEBEL« IM DETMOLDER SOMMERTHEATER URAUFGEFÜHRT. DAMIT KAM EIN AUSSERGEWÖHNLICHER LITERARISCHER TEXT ERSTMALS AUF DIE THEATERBÜHNE, DER IM VORIGEN JAHR DEN CHRISTIAN-DIETRICH-GRABBE-PREIS ERHIELT. ALS SEHR SPEZIELLE SELBSTERFAHRUNGSGRUPPE TREFFEN IM STÜCK MÄNNER UND FRAUEN UNTERSCHIEDLICHEN ALTERS ZUSAMMEN, UND JEDE(R) HAT OFFENKUNDIG DIE ERFAHRUNG DES FREIWILLIGEN ODER UNFREIWILLIGEN AUSSTIEGS AUS DER ZUVOR FRAGLOS AKZEPTIERTEN NORMALITÄT HINTER SICH. LEBENSWEISHEITEN KOMMEN AUF DEN PRÜFSTAND, DER ZWEIFEL ISOLIERT SIE VON DEN FRAGLOSEN UND UNBESCHWERTEN, DEM »GROSSEN GANZEN« DER WOHLFEILEN GLÜCKSVERSPRECHEN: SIE BEGINNEN DARÜBER ZU SINNIEREN, WESHALB SIE NICHT MEHR »KERZENGERADE« DURCHS LEBEN GEHEN KÖNNEN, DIE VERLOCKUNGEN DER WELT, DIE ANSCHEINEND ALLÜBERALL ZUFRIEDENHEIT BEWIRKEN, SIE NICHT MEHR ERREICHEN. Männer und Frauen, allesamt vom Leben gezeichnet, begegnen sich in einem ‚Birkenwald‘. Was zeichnet diesen fiktiven Ort aus? Der Wald, die Natur auf der Bühne ist für 4 mich ein Bild für Schöpfung, nicht im biblischen Sinne, sondern allgemeiner ein Zeichen für etwas Gegebenes, Immer-schonDagewesenes, in das man sich als Mensch nicht (mehr) konfliktfrei einfügen kann. Ich erinnere ein Zitat von Christa Wolf, ich glaube, es findet sich im »Geteilten Himmel«, das sinngemäß lautet: »Jetzt bist auch du schon viel zu früh aus der Welt gefallen.« Die Figuren im Birkenwald sind aus ihren jeweiligen Welten – aus der Schöpfung – gefallen, vielleicht – bewusst oder unbewusst – haben sie sich auch selbst fallen lassen. Jede der Figuren nimmt Abschied, von Lebensvorstellungen, Illusionen. Was verbindet sie, was unterscheidet sie? Vielleicht gibt es bei den einen noch die Hoffnung auf (die) eine Welt, in der sie einen Platz haben oder in der sie versuchen können, ihren Platz (wieder) zu finden, während die anderen die Schöpfung selbst grundsätzlich in Frage stellen. So ist der jeweilige Ausdruck von Leid, Krise und Unwohlsein verschieden, auch zwischen den Frauen und Männern. Während Frauen die Ursachen für ihre Krisen und Konflikte bis zur Selbsterniedrigung oft im eigenen Unvermögen suchen und schnell Schuld übernehmen, möchten Männer gerne eine andere Instanz, ein Außen für ihre Misere zur Rechenschaft ziehen. Doch weder sind dies angeborene, nicht zu ändernde Verhaltensweisen, noch erkenne ich darin einen grundsätzlichen Gegensatz, eine Unversöhnlichkeit der Geschlechter. Wichtigste Gedankenarbeit der Figuren ist das jeweilige neuerliche Bewusstmachen ihrer selbst. Was sind die Auslöser für dieses Denken und Sich-Erkennen? Erschütterungen und Entzauberungen aller Art. Ein Schicksalsschlag, ein innerer oder äußerer Konflikt kann depressiv verstimmen, pathologisch wird die Depression aber erst durch die Anhäufung von Trauer. Am Verlust der ersten Liebe leidet man besonders stark, vielleicht auch, weil die damit verbundenen Gefühle noch weitestgehend unbekannt sind. Sehr viel bitterer und grundsätzlicher verzweifelt man aber beim zweiten oder dritten Mal des Liebesverlusts, dann, wenn man nicht nur diese eine Liebe, sondern die Liebe generell in Frage stellt, wenn dieses in Frage stellen nicht nur Denkbewegung, sondern zur Erfahrung geworden ist. Und das betrifft nicht nur tiefe emotionale Bindungen an andere Menschen, sondern auch an Ideen und Ideale. Ich selbst habe, nachdem ich meinen christlichen Glauben verlor, verzweifelt nach einer für mich passenden alternativen religiösen Verankerung gesucht. Ein Leben ohne Glauben, ohne Zugehörigkeit, das konnte ich mir für mich nicht denken. Ich wurde vorstellig bei einem Rabbiner, um zu prüfen, ob für mich eine Konversion in Frage kommt. Es folgten Versuche der Einordnung in allerlei sozialistische oder humanistische Gruppierungen: Aber es ist alles vergeblich, wenn man einmal begonnen hat, an einem »GroßenGanzen«, an Bestimmung zu zweifeln. Der Zweifel, der sich aus dem Gleichklang von Denken und Empfinden speist, ist sicher immer ein wesentlicher Auslöser, inne zu halten, auszusteigen, woraus auch gerade immer: Das zeigt sich im Stück an allen Figuren. Ein Leitmotiv der ‚Elegie’: Misstraue allen Ratgebern, Leitbildern, Glaubensformeln, Ideologien! Aber worauf vertrauen? Nicht unbedingt auf sich selbst, wohl aber und nahezu ausschließlich: auf den eigenen Zweifel (und eigentlich auch auf den, den ein Gegenüber mir offenbart). Es gibt einen wunderbaren Song von Tocotronic, der das in kurzen Worten beschreibt: »Im Zweifel für den Zweifel/ Das Zaudern und den Zorn/ Im Zweifel fürs Zerreißen/ Der eigenen Uniform (….)« – Es ist vielleicht etwas unverschämt, aber ich behaupte dennoch, dass dieses popkulturelle Loblied auf den Zweifel mit Adornos negativer Dialektik korrespondiert: »Von dem als falsch Kenntlichen aus bestimmt sich das Wahre. (…) So wenig wir wissen, wie das Richtige wäre, so genau wissen wir allerdings, was das Falsche ist.« Im Zweifel also liegt die einzig mögliche Wahrheit. Eine andere Essenz: Es gibt für den Menschen keinen verlässlichen Halt im Leben, keine Hoffnung außer dem Versuch, miteinander wenigstens zu sprechen? Wenn dem Sprech-Akt ein Denk-Akt zu Grunde liegt, stimme ich dem zu. Auch hier wieder der Verweis auf den Zweifel, der eine Denkbewegung nach sich zieht. Das Aussprechen eines Gedankens, das Beschreiben einer Empfindung, ist ja immer auch der Versuch, diesem eine Form, eine Gegenwart zu geben. »Das Denken als Versuch, die Oberhand zu gewinnen, das Denken als Rache, als letzter, rückwärtsgewandter Blick eines Flüchtigen, verächtlich und luzid« - sicherlich ist es eben auch das, was Imre Kertész beschreibt, ein Akt der Stärke in einer Situation der Schwäche. Was bleibt den Zweiflern im ‚Birkenwald‘ an Hoffnungspotential? Die Figuren erleiden ihren Zusammenbruch nicht durch den Zweifel an bestimmten Lebensgrundsätzen, Illusionen, sie brechen nach dem (wohl wiederholten) Verlust einer Liebe zusammen, und sie fühlen, dass man nicht unendlich lieben, sich verschenken kann. Beim Entstehen dieses Textes hatte ich von dieser gemeinsamen Erkenntnis der Figuren nur eine Ahnung: Das Reservoir an Liebensfähigkeit, an Hingabe, an Demut, das ist nicht unerschöpflich, das ist ganz sicher endlich. Wenn alle Ideologie als Illusion enttarnt ist, dann bleibt nur noch die (Erinnerung an die) Liebe, die im besten Falle weder Illusion noch Ideologie ist. Sie ist die einzige Antwort auf jegliche Misere und Hilfe in allem Leid. Das klingt hoffnungslos romantisch, aber ich glaube, so ist es. Mit der Autorin sprach vor der Uraufführung Chefdramaturg Dr. Christian Katzschmann. Henriette Dushe In einem dichten Birkenwald, Nebel Eine Bühnenelegie für drei Spielerinnen und einen Männerchor von drei Stimmen Inszenierung: Malte Kreutzfeldt mit: Marie Luisa Kerkhoff, Heidrun Schweda, Karoline Stegemann, Stephan Clemens, Henry Klinder und Roman Weltzien Nächste Vorstellungen: Mi, 20.1./ Do, 28.1./ Fr, 5.2./ Mi, 10.2./ Sa, 13.2./ Sa, 2.4./ Fr, 8.4.2016, jeweils 19.30 Uhr, Detmolder Sommertheater 5 ICH WILL KEINEN REALISMUS! ICH WILL ZAUBER! Blanche DuBois, eine in die Jahre gekommene Schönheit aus den US-amerikanischen Südstaaten, sucht nach ihrem sozialen Ruin Unterschlupf bei ihrer Schwester Stella. Diese ist verheiratet mit dem rüden, aber erotisch anziehenden Arbeiter Stanley Kowalski, der sich Informationen über Blanches unrühmliche Vergangenheit beschafft, um die psychisch derangierte, aber immer noch dünkelhafte Schwägerin zu schikanieren. Die beengten Wohnverhältnisse, Stanleys exzessive Sauf- und Spielgelage, wie auch das angespannte Verhältnis der Schwestern sorgen für unausweichliche Konflikte, die schließlich in einer Katastrophe enden. Für »Endstation Sehnsucht«, das am 3. Dezember 1947 am Ethel Barrymore Theater in New York uraufgeführt wurde, erhielt Tennessee Williams den Pulitzer-Preis. Das Stück wurde mit Marlon Brando in der männlichen Hauptrolle uraufgeführt und später verfilmt.Die Hoffnungen auf Liebe, die Sehnsüchte nach Sinnlichkeit stoßen in Tennessee Williams` Stücken oft an die Grenzen der Wirklichkeit. Und doch mühen sich seine Protagonisten, ihr Begehren, ihre Wünsche zu konservieren. Am Landestheater Detmold werden Natascha Mamier als Blanche DuBois, Nicola Schubert als Stella und Robert Oschmann als Stanley Kowalski zu erleben sein. Wir skizzieren die Charaktere des Stücks und die Schauspieler geben uns Hinweise über Interessen und Begehren ihrer Figuren. TENNESSEE WILLIAMS' ENDSTATION SEHNSUCHT ier Natascha Marm BLANCHE DUBOIS Ehemalige High-School-Lehrerin für Englisch in Laurel, Mississippi, ca. 30 Jahre alt, wurde nach einer Affaire mit einem Schüler entlassen. Sie ist zusammen mit ihrer Schwester Stella eine der letzten Abkömmlinge eines Clans des alten Südstaaten-Geldadels. Seit Generationen ist die Familie unfähig, das Geld zusammenzuhalten, so dass der Familiensitz Belle Rêve verkauft werden musste. Der finanzielle und gesellschaftliche Abstieg nagt an ihrer inneren Stabilität. Sie ist entsetzt über die bescheidenen Lebensumstände ihrer Schwester und über das primitive Gebaren ihres neuen Umfelds, v.a. Stanley Kowalski, den sie als »Überlebender der Steinzeit« bezeichnet. Wir befragen Blanche über ihre Vorlieben: Was isst du am liebsten? Es ist nicht die Frage was man isst, 6 sondern in wessen Gesellschaft. Ein einfaches Sandwich schmeckt himmlisch in bezaubernder Gesellschaft. Welche Lieblingslektüre hast du? Ich verehre Shakespeare. Welche erotischen Vorlieben hast du? So etwas fragt man eine Dame nicht. Welches traumatische Kindheitserlebnis beschäftigt dich? Traumatische Kindheitserlebnisse? Ich hatte die wunderbarste Kindheit auf Belle Rêve, die man sich nur wünschen kann! Blanche über Blanche: Ich bin sehr sensibel und immer auf der Suche nach dem Schönen auf der Welt! SCHAUSPIEL : PREMIERE Stella über Stella: Ich habe mich schon immer danach gesehnt, frei zu sein und selbst über mich zu entscheiden. Robert Oschman Nicola Schubert STELLA KOWALSKI 24 Jahre alt, siedelte nach dem Niedergang der Familie nach New Orleans über. Heiratete dort Stanley, mit dem sie eine robuste, sexuell geprägte Beziehung führt. Sie ist unsicher, wie sie mit den Vorwürfen der älteren, dominanteren Schwester umgehen soll, sie habe sich auf ein Tier eingelassen. Wir befragen Stella über ihre Vorlieben: Was isst du am liebsten? Makkaroni mit Käse überbacken. Welche Lieblingslektüre hast du? Keine Bücher mehr! Lieber Zeitschriften… Welche erotischen Vorlieben hast du? Hauptsache, es geht schnell zur Sache. Welches traumatische Kindheitserlebnis beschäftigt dich? Eigentlich hatte ich eine glückliche Kindheit. Als Kind habe ich es geliebt, auf den Feldern zu spielen und mich im Sommer im hohen Gras zu verstecken. Meist musste mich Blanche suchen, oft fand sie mich über Stunden nicht und hatte dann ziemlichen Ärger mit meinem Vater, zu dem ich ein sehr enges Verhältnis hatte. Die Beziehung zu meiner Mutter war immer recht schwierig. Später wurde mir klar, dass sie ein schweres Alkoholproblem hatte. Als kleines Kind konnte ich nicht verstehen, warum sie manchmal tagelang nicht aufstand und Blanche mich morgens anzog und abends in Bett brachte. Das machte mich oft traurig und ich nahm es meiner Mutter sehr übel. Wenn sie getrunken hatte und doch einmal aufstand, war sie oft sehr aufgedreht und lustig, was mich irritierte. Ob es für mich traumatisch war, kann ich aber nicht genau sagen – es war ja eher ein Dauerzustand und keine einmalige, erschreckende Situation. 7 n STANLEY KOWALSKI ca. 30 Jahre alt, repräsentiert mit seiner polnischen Herkunft das neue, heterogene Amerika und sieht sich selber als »Gleichmacher« aller sozialer Schichten. Er hat den Zweiten Weltkrieg erlebt und arbeitet nun als Automechaniker. Seine körperliche Stärke ist für ihn Programm, er beweist Geschäftssinn und kann sich im Gegensatz zu Blanche, der die finanziellen Mittel für ihren aristokratischen Lebensstil fehlen, an seine Umgebung anpassen. Wir befragen Stanley über seine Vorlieben: Was isst du am liebsten? Teures Fleisch. Welche Lieblingslektüre hast du? Zum Frühstück die gestrige Abendzeitung. Wie verbringst du am liebsten den Abend? Mit meinen Kumpels beim Pokern oder Bowlen. Welche erotischen Vorlieben hast du? Wenn die Frauen wie Wachs in meinen Händen werden und ich mir nehmen kann, was ich will. Welches traumatische Kindheits erlebnis beschäftigt dich? Dass ich in der Primarstufe als »Polacke« gehänselt wurde Stanley über Stanley: Ich gewinne. Aus eigener Kraft gewinne ich. Gegen alle Widerstände. Ich werde den amerikanischen Traum leben. Nein, ich bin der amerikanische Traum! Tennessee Williams Endstation Sehnsucht PREMIERE: Freitag, 22. Januar 2016, 19.30 Uhr, Landestheater Inszenierung: Martin Pfaff Ausstattung: Petra Mollérus Mit: Robert Oschmann, Natascha Mamier, Nicola Schubert, Christoph Gummert, Hartmut Jonas, Jürgen Roth, Joachim Ruczynski, Lydia Voigt VORSTELLUNGEN: Mi, 3.2./ So, 7.2./ Di, 23.2./ Sa, 13.3./ Mi, 23.3./ Fr, 15.4./ Sa, 23.4./ So, 8.5.2016 UND HUGO VON HOFMANNSTHAL VON RICHARD STRAUSS TRAGÖDIE IN EINEM AUFZUG ELEKTRA www.hahn-illustration.de / 2016 Hofmannsthal beschreibt in seinem »Chandos-Brief« seine Skepsis an der Aussagekraft und Wirkung von Sprache und entscheidet sich nicht zuletzt deswegen zu einer Zusammenarbeit mit Strauss. Was kann die Musik im Gegensatz zur Sprache? Was ist für Sie das Besondere an der Strausschen Musik? Die Realisierung der Theaterplakate wird unterstützt durch die Landestheater Detmold / Intendant: Kay Metzger / Spielzeit 2015/16 www.landestheater-detmold.de / Karten: 0 52 31 - 974 803 APOTHEOSE DER RACHE RICHARD STRAUSS’ »ELEKTRA« CHRISTIAN VON GÖTZ INSZENIERT AM LANDESTHEATER DETMOLD RICHARD STRAUSS’ »ELEKTRA« UND STELLT SEINE ARBEIT IN EINEM INTERVIEW U NSEREM PUBLIKUM VOR. ER ERARBEITETE INSZENIERUNGEN U. A. FÜR DIE HAMBURGISCHE STAATSOPER, DIE KOMISCHE OPER BERLIN, DIE OPER KÖLN, DIE OPER LEIPZIG, DAS TEATRO NACIONAL SAO CARLOS IN LISSABON, DAS GÄRTNERPLATZTHEATER MÜNCHEN UND DAS EDINBURGH INTERNATIONAL FESTIVAL. SEINE INSZENIERUNGEN WURDEN IN DER KRITIKERUMFRAGE DER OPERNWELT MEHRFACH ALS »INSZENIERUNG DES JAHRES« NOMINIERT. 2015 INSZENIERTE ER U. A. AN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER UND DER KOMISCHEN OPER BERLIN. Hugo von Hofmannsthals Text zu Richard Strauss’ Oper rückt die psychische Disposition der Hauptfigur »Elektra« ins Zentrum. Ihr Bühnenraum, den Sie als Regisseur und Ausstatter in Personalunion kreieren, ist sehr konkret und zeigt einen herrschaftlichen Wohnsitz samt Garten im Vordergrund und könnte somit auch die Kulisse eines Thomas Mannschen Familien- Bühnenbildentwurf »Elektra« von Christian von Götz sieren die familiären Verstrickungen und die Schuldigkeit jedes einzelnen, das Verhältnis der Figuren untereinander. Elektra hat ja bereits in der Vorgeschichte eine psychologische Entwicklung durchlaufen, zum Zeitpunkt der Handlung aber ist sie sehr klar in ihrem Rachegedanken. Dieser leitet ihr Handeln, das meistens strategisch ist. Allein in zwei Monologen gewährt sie einen unverstellten Blick in ihre traumatisierte Seele. Mir ist es wichtig, das Agieren und Aufeinander-Reagieren der Figuren verständlich zu machen. Oft wird pauschal behauptet, die Figuren um Elektra seien holzschnittartig. Das finde ich nicht. Sie sind reich und aufgefächert. Alle Figuren haben ihre Geschichte und sind auserzählt. Durch das Setting eines großbürger lichen Ambientes, das ich durch meinen Bühnenraum schaffe, wird eine ästhetische Fallhöhe möglich. Die Beschaulichkeit und Heiterkeit des Ortes verschweigt den Ausgang des Stückes und so besteht immer die Möglichkeit eines anderen Ausgangs, gleichzeitig macht bereits der erste Bläsereinsatz klar, dass wir es mit einem tragischen, blutigen Spektakel zu tun haben werden. und Gesellschaftstableaus sein. Worauf legen Sie in Ihrer Inszenierung den Fokus? Christian von Götz: Die Oper ist so vielschichtig, dass sie unterschiedliche Herangehensweisen zulässt. Der Titel heißt zwar »Elektra«, aber die anderen Figuren sind deswegen ja nicht weniger entscheidend. Mich interes- 8 Christian von Götz: Allgemein hat das Operngenre die Möglichkeit der Emotionalisierung durch gewaltige Klänge. Das kann Sprache allein niemals so leisten. Eine andere große Stärke der Musik ist, dass sie das Geschehen in geballter Form kommentieren kann. Was essayistisch ausformuliert mehrere Seiten in Anspruch nehmen würde, rafft Strauss in 24 Takten Zwischenspiel. Das ist typisch für ihn. Durch die Musik gibt der Komponist dezidiert eine Bewertung ab. Auch Strauss hat ganz klare Sympathiepunkte verteilt. Der Chrysothemis hat er die schönste Musik des Abends gegeben: euphorisierend und emphatisch. Warum? Strauss hatte ein sehr bürgerliches Weltverständnis samt Familienglück und klaren Rollenverhältnissen, in das Chrysothemis perfekt reinpasste: Sie sehnt sich nach einem »Weiberschicksal«, also einem Mann und Kindern, das ihr durch Elektras Furor verwehrt bleibt. Wie geht Strauss mit Elektras Rache um? Christian von Götz: Elektras Rache wird musikalisch verklärt, Strauss schafft eine Apotheose der Rache, zu der ich als Regisseur eine Haltung beziehen muss. Rache im Jahr 2016 assoziieren wir mit Selbstjustiz, als archaisches Moment, Strauss` Musik verherrlicht die Rache. Also inszeniere ich beispielsweise Orestes Antrieb zur Tat als Autosuggestion. Mit Susanne Serfling und Sabine Hogrefe haben Sie zwei versierte Sängerinnen als »Schwestern«. Was verlangen Sie den beiden und auch den weiteren Sängern spielerisch ab? Sabine Hogrefe als »Brünhilde« in »Götterdämmerung« von Richard Wagner Christian von Götz: Mit beiden kann man wie mit Schauspielerinnen arbeiten. Wir schaffen spannende, überraschende Wendungen und »realistische« Vorgänge im Sinne des psychologischen Realismus. Warum ist Ihre »Elektra« auch ein Abend für ungeübte Operngänger? Christian von Götz: Weil der Abend klar zu verstehen und emotional überwältigend ist. Der Plot ist spannungsreich und das Bühnengeschehen gut lesbar. Vielen Dank für das Gespräch! Die Fragen stellte Carolina Gleichauf SABINE HOGREFE, Die Figur der Elektra lebt von ihrer psychologischen Tiefe. Was verlangt das von Ihnen spielerisch ab? DIE SICH DEM PUBLIKUM SCHON VOR SECHS JAHREN IN DER »GÖTTERDÄMMERUNG« ALS BRÜNHILDE PRÄSENTIERTE, ÜBERNIMMT DIE PARTIE DER ELEKTRA UND SCHILDERT IN EINEM KURZINTERVIEW DIE ANFORDERUNGEN AN IHRE FIGUR. Sabine Hogrefe: Wie sagte unser Regisseur so schön am Anfang der Probenzeit: »Elektra ist eine Wilde!« Ich bin 2 Stunden ständig auf der Bühne und gehe nicht ab. Das heißt : 2 Stunden powerplay! 2 Stunden emotionsgeladene Extreme ausloten. Das bedeutet auch körperlich, sich vollkommen zu verausgaben! Aus Regensburg weiß ich bereits, wie »leer« und ko man sich nach einer Vorstellung fühlt. Danach geht jede Bewegung nur sehr langsam und man muss erst einmal wieder zu sich kommen Carolina Gleichauf: Welches ist die besondere musikalische Herausforderung an eine Partie wie die der »Elektra«? Sabine Hogrefe: Die Elektra ist eine hochdramatische Partie. Sie erfordert es, Höhe, Tiefe, Ausbrüche im Fortissimo und innige Piani gestalten zu können. Daneben ist oft keine eindeutige Tonalität zu erkennen und ich habe 2 Jahre gebraucht , mir diese Partie zu erarbeiten. Da ich bereits eine Elektra- Produktion mit Herrn Metzger in Regensburg gesungen habe, war es zwar einfacher, die Musik wieder zu lernen, aber Strauss muss man wirklich auswendig können im Gegensatz zu Mozart, Verdi oder Puccini. Diese Musik hatte ich immer sofort im Kopf und im Körper. Bei Strauss kann ich immer noch etwas dazu lernen! Sie waren bereits für Richard Wagners »Ring« in Detmold engagiert. Was ist es für ein Gefühl, wieder in Detmold auf der Bühne zu stehen? Sabine Hogrefe: Für mich ist es eine große Freude, wieder in Detmold zu singen! Es ist wie ein nach-Hause-kommen. Ich kenne die Menschen, die Kollegen im Haus und das gibt viel Kraft für diese Partie! Ich fühle mich hier sehr aufgehoben. 9 DER TOD TANZT »ELEKTRA« – DIE OPER Elektra ist die Tochter des griechischen Heerführers Agamemnon und seiner Frau Klytämnestra. Nach der Rückkehr Agamemnons aus dem trojanischen Krieg wird er von seiner eigenen Frau und deren Geliebten, Aegisth, heimtückisch ermordet, die die Herrschaft über Mykene erlangen möchten. Nach dem Mord am Vater wird Elektra von ihrer Mutter wie ein Hund gehalten und misshandelt. Elektra aber will die neue Herrschaft ihrer Mutter nicht akzeptieren. Erst als der tot geglaubte Bruder Orest auftaucht, um Agamemnon zu rächen, gräbt Elektra ein Beil aus, mit dem der Bruder die neuen Herrschenden töten soll. Jahrelang hat sie ihre Wut gepflegt und gerät nun über den Muttermord und die lang ersehnten Rache in Exstase und tanzt sich zu Tode. Der Mythos Elektras ist seit der Antike ein immer wiederkehrender: Eine geheimnisvolle Frau, innerlich zerrissen, sagenumwoben – schon Sophokles und Euripides schrieben von ihr. Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal treffen mit der Uraufführung von »Elektra« 1909 den vorherrschenden Zeitgeist: Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, veröffentlichte einige Jahre vor der Uraufführung seine »Studien über Hysterie«, die auf der Annahme unbewusster Prozesse als Ursache für hysterische Symptome (Ohnmacht, wahnhafte Phantasien etc.) basiert. In einer frühen Phase der Psychoanalyse beschäftigt sich Freud vor allem mit der Behandlung »hysterischer« Patientinnen, die in ihrem Leben ein Trauma erleiden mussten. Ist die Festschreibung der »Elektra« als Hysterikerin in der Wissenschaft umstritten, so lässt sich der Diskurs der Zeit in ihrer Figur immer wieder lesen. das vielschichtige Bild einer Familienaufstellung und eine tiefenpsychologische Chrakterstudie der Familienmitglieder, die er in seiner Oper entwickelt und verdichtet. Strauss stellt mit »Elektra« die psychische Komplexität seiner Figuren musikalisch aus. Mit seiner Komposition läutet er den Übergang von der Spätromantik zur Moderne ein: Die Musik geht über das bis dato Bekannte hinaus und führt in bisher noch nie dagewesene Klangsphären. Die Überlagerung mehrerer Tonarten, die sogenannte Bitonalität, ist Ausdruck für die Zerrissenheit der Figuren. Der Kampf zwischen Gut und Böse, Rache und Vergebung, Liebe und Hass wird durch die dissonanten Grundspannungen in der Musik versinnbildlicht. Die Musik Strauss’ zeichnet eine klare musikalisch-psychoanalytische Untersuchung der Figuren und findet so neue Mittel, um Emotionen und innere, unterbewusste Vorgänge auszudrücken. »Elektra« war ein Schocker für die Zeitgenossen. So recht mochte man den Klängen Strauss' nicht trauen, doch die Oper wird zu einem Zeitpunkt in der Geschichte aufgeführt, an dem die Zeichen auf Tod und Zerstörung stehen: der erste Weltkrieg steht bevor, die Neuordnung der Welt. Die Menschen ahnten noch nicht, dass sie einer weltweiten Katastrophe entgegen taumeln: Die Welt gerät aus den Fugen. Die Traumatheorie wird später vom Ödipus-Modell ergänzt, wozu sich 1913 das weibliche Pendant, der »Elektrakomplex«, entwickelte: Der Komplex beschreibt eine überstarke Bindung einer weiblichen Person zu ihrem Vater – in diesem Fall Elektras Liebe zu ihrem Vater Agamemnon – und einer gleichzeitigen Feindseligkeit der Mutter gegenüber – wobei der Begriff der Feindseligkeit in Elektras Fall sicher untertrieben ist, da sie bereits dezidierte Mordgedanken hegt und schließlich zur Mittäterin und Mörderin der eigenen Mutter wird. Richard Strauss entwirft mit seiner Musik Mit: Ajyba, Bauma, Blazyczek, FriedekDwornik, Gmeiner, Gnauck, Hwang (Opernstudio), Hogrefe, Hudarew, Yu, Kim, Orthaus, Serfling, Stenzowski, van der Velden-Niggemann, Zehe. Marie Johannsen Musikalische Leitung: Lutz Rademacher Inszenierung und Ausstattung: Christian von Götz Chor: Marbod Kaiser Einführungsmatinee: Sonntag, 31. Januar 2016, 11.30 Uhr, Kreishaus, Felix-Fechenbach-Str. 5 PREMIERE: Freitag, 12. Februar 2016, 19.30 Uhr, Landestheater Vorstellungen So, 14.2./ Fr, 26.2./ Do, 3.3./ Mi, 11.5./ Sa, 21.5./ Fr, 10.6. 2016 10 Spätestens seit der Filmtrilogie, die Regisseur Carlos Saura der spanischen Musik widmete und zu der neben »Carmen« (1983) und »Liebeszauber« (1986) auch die »Bluthochzeit« (1981) gehört, weiß man um die Magie von Musik und Machismo, dem männ lichen Verständnis einer archaischen Geschlechterrolle. Es ist die erschütternde Konsequenz der Lösung von Liebeskonflikten, die zumeist im Blutvergießen endet und dem Betrachter immer wieder einen Schauer über den Rücken jagt. Über Jahrhunderte war das andalusische Lebensgefühl von diesem Rollenverhalten geprägt. Auch Federico García Lorca widmete sich dem unausweichlichen Thema. Allerdings stellte er den Sinn dieser Rituale in Frage und artikulierte darüber eine alles umfassende Trauer. Einen Ausweg vermochte er nicht anzubieten. Allzu übermächtig waren die gesellschaftlichen Zwänge. »Bluthochzeit« spielt im Herzen Iberiens. Unter einer unbarmherzigen Sonne lösen Gefühle die Vernunft auf und die Katastrophe nimmt ihren Lauf: Ein junger Bauer trifft Hochzeitsvorbereitungen. Seine Mutter ist voller Sorge über die angestrebte Verbindung. Ihren Mann und den älteren Sohn hat sie durch Blutrache der Familie Félix verloren. Auch Leonardo, der ehemalige Verlobte der Braut, der mittlerweile allerdings mit einer anderen verheiratet ist, gehört zu der feindlichen Sippe. Die Mutter des Bräutigams und der Vater der Braut verabreden die Hochzeit. Alles scheint geregelt, aber die Braut zeigt sich nervös, als sie erfährt, dass Leonardo ein Gast auf dem Fest ist. Die Mutter des Bräutigams ist dementsprechend entsetzt, ausgerechnet den jungen Mann aus der verfeindeten Familie auf der Hochzeit ihres Sohnes zu entdecken. Und ihr ungutes Gefühl soll sich bewahrheiten: Auf dem fröhlichen Höhepunkt der Feierlichkeiten fliehen Leonardo und die Braut. Die Hochzeitsgesellschaft verwandelt sich in eine blutdürstige Jagdmeute mit dem Bräutigam an der Spitze: Leonardo und die Braut suchen Schutz in den dunklen Wäldern des Hinterlands – wohl wissend, dass ihre Flucht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Tod bedeuten wird. Und in der Tat: Die allegorischen Figuren Mond und Tod, die im Gewand eines Holzfällers und einer Bettlerin im nächtlichen Wald aufeinandertreffen, beratschla- gen bereits darüber, wie man Mörder und Opfer zusammenführen wird. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Am Ende der Jagd kehrt nur die Braut blutbesudelt heim in das Haus der Schwiegermutter, unberührt noch immer, und nur noch von dem Wunsch beseelt zu sterben. Der Bräutigam und Leonardo werden auf der Totenbahre herbeigetragen. Die Bluthochzeit zeichnet das Bild einer archaischen Gesellschaft, die abseits der modernen Städte an ihren Traditionen festhält. Lorca schafft mit seiner lyrischen Sprache, Liedern und 11 den allegorischen Figuren »Mond« und »Tod« einen sinnlich-poetischen Zugang zum Volkstümlichen, das Anfang des 20. Jahrhundert verloren zu gehen drohte. Elisabeth Wirtz Einführungsmatinee: Sonntag, 28. Februar 2016, 11.30 Uhr, Detmolder Sommertheater, Neustadt 24 PREMIERE: Mittwoch, 2. März 2016, 19.30 Uhr, Detmolder Sommertheater BALLETT Susanne Serfling als »Salome«in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss FEDERICO GARCIA LORCA LIEFERT MIT SEINEM DRAMA »BLUTHOCHZEIT« DEN STOFF FÜR DEN DIESJÄHRIGEN BALLETTABEND IM SOMMERTHEATER. DIE BILDKRAFT SEINER SPRACHE, DIE FAST KÖRPERLICH WIRKT, EIGNET SICH IDEAL ALS INSPIRATION FÜR DIE KUNSTFORM BALLETT. MUSIKALISCHER PARTNER DES CHOREOGRAPHEN RICHARD LOWE WIRD AUCH DIESMAL – WIE IN DEN VERGANGENEN ABENDEN ZU BACH UND SCHUMANN – EIN KAMMERMUSIKENSEMBLE DER MUSIKHOCHSCHULE DETMOLD SEIN. DAS »TRIO AMATERASU« BESTEHT AUS DREI GITARRISTEN UND WIRD MUSIK VON ALBÉNIZ, GRANADOS UND MIGUEL LLOBET SPIELEN. Peter und der Wolf [5+] EIN MUSIKALISCHES MÄRCHEN VON SERGEI PROKOFJEW Peter lebt mit seinem Großvater im ländlichen Russland. Hier, in der freien Natur, sind Ente, Vogel und Katze genauso zu Hause wie der Wolf. Dieser verschluckt eines Tages die Ente. Der mutige Peter startet eine große Befreiungsaktion und stoppt zudem die Jäger, die auf den Wolf schießen wollen. In einem Triumphzug führen alle gemeinsam den Wolf in den Zoo. Unterwegs hört man noch die Ente in seinem Bauch quaken… Das Märchen »Peter und der Wolf« gehört seit sieben Jahrzehnten zu den beliebtesten Kompositionen, die für Kinder geschrieben wurden. Prokofjew hat es kreiert, um Kinder mit den Instrumenten des Sinfonieorchesters vertraut zu machen. Dabei zieht nicht nur die Geschichte die Kinder in ihren Bann, es sind vor allem Prokofjews musikalische Bilder und eingängige Melodien, die sie nachhaltig beeindrucken. JUNGES KONZERT CHAPEAU AT NIGHT! UND „SCHMERZLICHE HEIMAT“ DIENSTAG, 1. MÄRZ 2016, 10.00 UHR, LANDESTHEATER FAMILIENKONZERT SONNTAG, 6. MÄRZ 2016, 11.30 UHR, LANDESTHEATER VERANSTALTUNGEN DES LANDESTHEATERS ZUM THEMA MIGRATION UND HEIMAT THEATER SPIELEN IM IRAN, ALS SYRISCHER MUSIKER IN DEUTSCHLAND ARBEITEN – WIE GEHT DAS? IM RAHMEN VON „CHAPEAU AT NIGHT!“ BEFRAGT SCHAUSPIELDIREKTOR MARTIN PFAFF DEN SYRISCHEN JESIDEN UND SAZSPIELER NAHIAD ABOZID UND DEN IRANISCHEN FILM- UND THEATEREGISSEUR UND S TÜCKESCHREIBER MAHDI MEHDIABADI ÜBER IHRE ARBEIT IM HERKUNFTSLAND UND IM EXIL. BEIDE KÜNSTLER WERDEN AN DIESEM ABEND KOSTPROBEN IHRES SCHAFFENS GEBEN. Was leben in der Fremde bedeutet, wenn die über Jahre hinweg aufgebaute Sicherheit auf dem Spiel steht, thema tisiert das Landestheater Castrop Rauxel in ihrem Gastspiel „Schmerz liche Heimat“ – einem Stück nach Semiya Simsek und Peter Schwarz. Die Inszenierung fokussiert den Anschlag der Terrorzelle NSU auf Enver Simsek am 9. September 2000 und beleuchtet parallel das Schicksal der Tochter des Ermordeten, der von der deutschen Justiz mit Misstrauen begegnet wird, statt ihr Schutz zu bieten. GASTSPIEL CASTROP RAUXEL MONTAG, 22. FEBRUAR 2016, 19.30 UHR, GRABBE-HAUS SCHMERZLICHE HEIMAT STÜCK NACH SEMIYA SIMSEK UND PETER SCHWARZ Mit freundlicher Unterstützung der »Sebastian Cobler Stiftung« und des »Lions Club Castrop-Rauxel« Ab 18 MÄRZ AL FAMILIENMUSIC R E Y W A S TOM K LE BERRY FINN UND HUC MUSICAL VON K U R T WE A RK DÜFFEL NACH M N O V N H O J D N ILL U T WAIN 13 Auf die Hüte, fertig, los… KOSTÜMVERKAUF AM LANDESTHEATER DETMOLD DIENSTAG, 26. FEBRUAR 2016, 16.00-20.00 UHR Auf der Suche nach einem extravaganten Abendkleid, dem ultimativen Karnevalskostüm oder einfach in Stöberlaune? Dann sind Sie beim Kostümverkauf am Landestheater Detmold genau richtig! Hier werden ausrangierte, handgefertigte Kostüme, von der Krawatte über den Hut, vom Frack über das Rokokokleid, vom schlichten Mantel bis zum bunten Federkleid zu unschlagbar günstigen Preisen verkauft. Allerdings müssen wir darauf verweisen, dass wir leider so gut wie keine Kinderkostüme in unserem Sortiment haben – dafür aber jede Menge anderer Kuriositäten! ABSCHIED VON DR. HARALD HILTL DIE THEATERFREUNDE TRAUERN UM IHREN EHEMALIGEN VORSITZENDEN DR. HARALD HILTL, DER AM 5. JANUAR IM ALTER VON 70 JAHREN PLÖTZLICH VERSTORBEN IST. DER PROMOVIERTE JURIST HATTE DEN VORSITZ DER 'THEATERFREUNDE' IM JAHR 2002 ÜBERNOMMEN UND DIESEN BIS 2009 AUSGEÜBT. Seine ausgeprägte Persönlichkeit und aufgeschlossene Art haben dem 'Verein zur Förderung des Landestheaters Detmold' zahlreiche neue Impulse und Erfolge beschert. Unermüdlich hat er die einzelnen Projekte vorangetrieben und damit die Arbeit des Vereins nachhaltig geprägt. Herausragendes Beispiel für dieses Engagement ist die Aufführung des »Rings der Nibelungen« von Richard Wagner am Landestheater, die ohne sein Engagement nicht möglich gewesen wäre. In Hiltls Amtszeit wurden nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit der 'Theaterfreunde' durch eine eigene TheaterfreundeZeitung erheblich verstärkt, sondern auch die Vorstandsstrukturen modernisiert und durch ein neues Beitragssystem das Finanzvolumens des Vereins gesteigert. Außerdem stellte er mit der Einführung von Workshops für theaterinteressierte Schüler und Jugendliche die Weichen für die heute mustergültige Nachwuchsarbeit des Landestheaters mit der Kinder- und Jugendbühne »Kaschlupp!« Der frühe Tod von Harald Hiltl macht betroffen. Alle, die ihn erleben durften, werden sich gern an seine kompetente, liebenswerte, fröhliche Art der Vereinsführung erinnern. Dr. Harald Hiltl hat sich um den Verein 'Theaterfreunde' und um das Landestheater verdient gemacht. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und seiner Familie. Anders als im letzten Jahr wird der diesjährige Verkauf im Foyer des Landestheaters stattfinden: Dort haben Sie viel mehr Platz zum Stöbern. DIE THEATERFREUNDE NEUIGKEITEN FÜR DIE MITGLIEDER DES FÖRDERVEREINS: EMPFANG DES INTENDANTEN IN DEN SOMMER VERLEGT! Wie im letzten Rundschreiben des Vorsitzenden des Theaterfördervereins, Jürgen Wannhoff, angekündigt, wird der Neu jahrsempfang des Intendanten in den Sommer verlegt und findet zusammen mit der Verleihung des Detmolder Theater preises am Dienstag, den 28. Juni 2016 um 19.00 Uhr im Landestheater statt. Einladungen dafür werden rechtzeitig ver schickt. Impressum: Theaterzeitung des Landestheaters Detmold. Erscheint fünf mal pro S pielzeit als Beilage der Lippischen LandesZeitung Herausgeber: Landestheater Detmold, Spielzeit 2015/2016 Intendant Kay Metzger, R edaktion: D ramaturgie, Fotos: Kerstin Schomburg, Hamburg, Michael Hörnschemeyer, Münster Grafik: Michael Hahn Herstellung: Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co. KG Anzeigenleitung: Ralf Büschemann, Christian Erfkamp Anzeigenverkaufsleitung: Christian Erfkamp, Tel: 0 52 31 - 911-0, E-Mail: lz@lz-online.de Druck: Bösmann Medien und Druck GmbH & Co. KG, Tel. 05231 - 911-0, E-Mail: info@boesmann.de / Auflage: 60 000 Erscheinungstermin: 23. Januar 2016 16