Agrarischer Bildungsbericht - Hochschule für Agrar

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Agrarischer Bildungsbericht - Hochschule für Agrar
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
lebensministerium.at
Agrarischer Bildungs- und
Beratungsbericht 2012
Unser Leitbild / Our mission
Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem
Berufsausbildung
Bildungs-/Beratungsbereich
Nachhaltig für Natur und Mensch / Sustainable for nature and mankind
Wir stehen für vorsorgende Erhaltung und verantwortungsvolle Nutzung der Lebensgrundlagen
Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt. / We stand for a preventive conservation
as well as responsible use of soil, water, air, energy and biodiversity.
Lebensraum / Living environment
Wir setzen uns für eine umweltgerechte Entwicklung und den Schutz der Lebensräume in Stadt
und Land ein. / We support environmentally friendly development and the protection of living
environments in urban and rural areas.
gesetzlich regulierter Bildungsbereich
Lebensgrundlagen / Bases of life
Lebensmittel / Food
Wir sorgen für die nachhaltige Produktion insbesondere sicherer und hochwertiger Lebensmittel
und nachwachsender Rohstoffe. / We ensure sustainable production in particular of safe and
high-quality food as well as renewable resources.
Impressum
Redaktionelle Mitarbeit des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW),
Abteilung II 2- Schule, Erwachsenenbildung und Beratung
Projektleitung:
Dr.in Eveline Neubauer, Hochschule für
Agrar- und Umweltpädagogik
Für den Inhalt verantwortlich sind alle
Autor/innen laut Autor/innenverzeichnis.
Redaktionsteam:
Dr.in Eveline Neubauer, Hochschule für
Agrar- und Umweltpädagogik
Mag. Ernst Leitner, G&L
In Zusammenarbeit mit:
Grafik:
G&L Werbe und Verlags GmbH, Wien
Titelfoto:
Fotolia
Druck:
Queiser, Scheibbs, gedruckt
nach der Richtlinie „Ökolog.
Druckerzeugnisse“ UZ-34
UW 780
Copyright:
Alle Rechte bleiben beim Herausgeber.
ISBN Nr. 978-3-9503285-1-6
Wien, Dezember 2012
Ein Großteil der Texte wurde Ende Oktober
2011 fertiggestellt, somit können sich bis
zum Erscheinungstermin Änderungen
ergeben.
freier Bildungsmarkt
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger:
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, 1130 Wien, Angermayergasse 1, eigene Rechtspersönlichkeit,
LandImpulse Österreich
Finanzierung
Dauer/Form
Kenndaten
Trend
Lehrlingsausbildung
Lehrlings- und
Fachausbildungsstellen
Länder,
Teilnehmer/
innen, Bund
3 Jahre
1169 Abschlüsse (2011)
Anteil der Lehrlinge in der Landwirtschaft steigt und liegt jetzt
bei 14 %
Facharbeiter/
innenausbildung
Lehrlings- und
Fachausbildungsstellen
Länder,
Teilnehmer/
innen, Bund
3 Jahre als Lehrling
oder Absolvent/in
einer Fachschule
oder im zweiten
Bildungsweg,
14 Berufe
ca. 4535 Abschlüsse in
14 Berufen (2011)
Mehr Abschlüsse im zweiten
Bildungsweg, steigende Zahl an
Mehrfachqualifikationen
Meister/innenausbildung
Lebensqualität / Quality of life
Wir schaffen und sichern die Voraussetzungen für eine hohe Qualität des Lebens in Österreich. /
We create and assure the requirements for a high quality of life in Austria.
Träger
Standard für die Führung
land- und forstwirtschaftlicher
Unternehmen, Durchlässigkeit
(Anrechnung Berufsreifeprüfung)
Lehrlings- und
Fachausbildungsstellen
Länder, Teilnehmer/innen,
Bund
2–3 Jahre
552 Abschlüsse (2011)
Fachschulen
Länder
Länder und
Bund
2–4 Jahre
> 60 Schwerpunkttypen
13.392 Schüle­r/innen in
land- und forstw. mittleren
Schulen,
217 in Berufsschulen
(2010/11)
Ldw. Kernaus­bildung und zusätzliche Diversifikation (mehrberuf­
liche Ausbildung), Durchlässigkeit
(andere Berufe, Berufsreifeprüfung)
Höhere land- und
forstwirtschaftliche
Schulen (HLS), Lehrund Forschungszentren
(LFZ)
Bund (Ausnahme GrazEggenberg)
Bund (Ausnahme GrazEggenberg)
5 Jahre, 3-jäh­riger
Aufbaulehrgang für
Fachschüler,
8 Fachrichtungen
3731 Schüler/innen
(2010/11)
stark nachgefragt, schulautonome Schwerpunkte, Verbindung
Forschung & Lehre
Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik
Bund
Bund,
Teilrechtsfähigkeit
6 Semester Bakkalaureat, 4 Semester
Master, Fortbildungslehrgänge, -seminare
594 Studierende (2010/11);
3593 Teilnehmer/innen (2011)
in der Fortbildung von Lehrer/
innen und Berater/innen;
785 Lehrer/innen aus dem
Pflicht- und höherem Schulbereich sowie Kindergartenpädagog/innen (2011/12)
Bakkalaureat, Masterausbildung, Hochschullehrgänge
(Gartentherapie, Green Care),
Bildungsverbund
Fachhochschulen mit
Bezug zur Land - und
Forstwirtschaft
FH-Vereine
Bund, F
­ irmen,
­Gemeinden,
Sonstige
6 Semester Bakkalaureat, 4 Semester
Master, FH Wr.
Neustadt-Studiengang Wieselburg
FH Wr. Neu­stadt:
380 Studierende (2011/12)
FH Eisenstadt: 24 Studienplätze für Weinmarketing
pro Jahr
hohe Akzeptanz berufsbegleitender Studien, praxis­nahe akademische Aus­bildung, Bakkalaureat,
Masterausbildung
Universität für
Bodenkultur
Bund, mit hoher Autonomie
Bund, EU,
Firmen
9 Bachelorstudien,
25 Masterstudien
sowie mehrere
Doktoratsstudien
10.499 Studierende
(WS 2010/11)
verstärktes Service für Absolvent/
innen, alumni Dachverband, Lehrer und Berater nach Abschluss
an der Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik
Außerschulische
Jugendbildung –
Landjugend
Landjugendvereine mit
Verbin­dung zu
den Landwirtschaftskammern
Bund, Län­der,
LWKn, Veranstaltungen,
Teilnehmer/
innen
Kurse, Vorträge,
Projekte, Wettbewerbe
über 90.000 Mitglieder/innen
in 1100 Ortsgruppen (2011)
kreativer „Motor” im ländlichen
Raum, Lernen durch Wettbewerbe und Projekte – Umwelt- und
Gesellschaftsthemen
Erwachsenenbildung
Vereine bei
den Landwirtschaftskammern und
Andere
TN-Beiträge,
EU, Bund,
Land
Vorträge, Kurse,
Seminare,
Exkursionen
318.551 Teilneh­mer/innen
bei 13.425 Veranstaltungen
(2011)
nonformale Lehrgänge, Anrechenbarkeit im Rahmen des
nationalen Qualifikationsrahmens,
Umsetzung des lebensbegleitenden Lernens
Beratungsdienst der
Landwirtschaftskammern (Offizialberatung)
Landwirtschaftskammern
Bund (Beratervertrag) mit
LK, Länder,
Bauern
Einzel- und
Gruppenberatung
600 Beratungskräfte, davon
268 laut Beratervertrag
(tw. gebührenpflichtige
Beratungsangebote bzw.
-produkte)
Unternehmen Landwirtschaft
2020, forciertes unternehmerisches Denken und Handeln,
Betriebsplanung, -konzept, Erfolgstrategie, Arbeitskreisberatung
Landwirtschaftliche
Bildungszentren
(kammereigene
Bildungsstätten)
Landwirtschaftskammern
LWK, Bund,
Länder,
Teilnehmer/
innen
Einzelveranstaltungen, Seminare
ca. 4500 Veranstaltungen,
ca. 162.000 Teilnehmer/innen
Un­ter­kunftsmöglichkeiten, Vermittlung Stadt-Land-Beziehung,
IKT, bundes­weite Zusammenarbeit im Bereich Land-, Maschinentechnik, regionales Kochen
u.v.m.
Lernende Regionen
Leaderregion
in Zusammenwirkung mit
Leadermanagement
EU, Bund,
Land, Ge-­
meinden,Teilnehmer/innen
Bildungsprogramme und -projekte,
Zusammenarbeit
Schulen und andere
Bildungsanbieter
37 Lernende Regionen:
14 NÖ, 12 OÖ:
3 Salzburg, 3 Bgld,
5 Stmk, 1 Tirol und
1 Kärnten (2011)
Akteursnetzwerk, sektorübergreifend, Hebung des endogenen
Potenzials einer Region
Quelle: BMLFUW, Stand 2011
Tab. 42
Inhalt
Inhalt
Vorwort des Bundesministers ..........................................................................4
20 Jahre Agrarbildungsbilanz in fünf Berichten .............................................5
Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen ....10
Der Bericht im Überblick ................................................................................12
Grüne Pädagogik als Theoriekonzept für die gesamte
Agrar- und Umweltbildung .............................................................................15
Kapitel 1: Formale Bildung..............................................................................18
Struktur und Entwicklung der agrarischen Bildung in Österreich ..................19
Tertiäre agrarische Bildung..............................................................................22
Höhere Land- und forstwirtschaftliche Schulen..............................................32
Land- und forstwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen...............................42
Land- und forstwirtschaftliche Lehrlings- und Fachausbildungsstellen..........53
Kapitel 2: Nonformale Bildung........................................................................60
Außerschulische Jugendbildung.....................................................................61
Erwachsenenbildung.......................................................................................67
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung......................................88
Situation und Herausforderungen...................................................................89
Internationale Vernetzung..............................................................................103
Schwerpunkte und ausgewählte Beratungsangebote..................................106
Kapitel 4: Struktur und Wirkungsforschung in der agrarischen
Bildung, Weiterbildung und Beratung .........................................................138
Forschungsstand im Bereich agrarischer Bildung .......................................139
Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Erhebung . ...........................145
Wirkung des agrarischen Bildungs- und Beratungswesens ........................158
Visionen und Ziele..........................................................................................172
Anhang............................................................................................................176
Statistik ........................................................................................................177
Literatur-, Abbildungs und Tabellenverzeichnis ...........................................191
Autor/innenverzeichnis .................................................................................197
Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem . ....................203
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
3
Vorwort
Vorwort des Bundesministers
Die Globalisierung und der steigende Wettbewerbsdruck in einer sich ständig
wandelnden Wirtschaft und Gesellschaft stellen die Bäuerinnen und Bauern vor
große Herausforderungen. Eine der größten Herausforderungen der österreichischen Agrarpolitik ist es, in den nächsten Jahren ausgezeichnete Rahmenmöglichkeiten zu schaffen, um bei den laufenden Veränderungen des ländlichen
Raums gestärkt und mit großer Zuversicht in die Zukunft blicken zu können.
DI Niki Berlakovich
Bildung ist der Schlüssel, denn Lernen ist nicht mit einem Abschluss der Schuloder Lehrausbildung beendet. Es ist ein lebenslanger Prozess, der bedeutet, sich auch als Erwachsener ständig weiterzubilden und den Fortschritt als
Chance zu Veränderung und Gestaltung anzunehmen.
Um auch künftig Potential und Wissen in den Regionen zu halten und einer Abwanderung entgegenzuwirken, sind Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen
im ländlichen Raum eine zentrale Aufgabe. Die land- und forstwirtschaftlichen
Betriebe spielen hier eine besonders wichtige Rolle, sie sichern durch ihre Investitionen und ihre Produktionsaktivitäten ihre eigenen Arbeitsplätze und stärken
damit den ländlichen Raum.
Der Agrarische Bildungsbericht, der alle vier Jahre in meinem Ressort erscheint,
gibt einen tiefgehenden Einblick in das land- und forstwirtschaftliche Bildungsund Beratungswesen in Österreich. Ziel ist es, die Neuentwicklung wie auch die
Weiterentwicklung der agrarischen Aus- und Weiterbildung und Beratung innerhalb der vergangenen Jahre darzustellen, aber auch einen Ausblick in zukünftige
berufliche Anforderungen zu geben.
Dem Autorenteam des fünften Agrarischen Bildungsberichtes und allen, die im
agrarischen Bildungs- und Beratungswesen wirken, danke ich für die geleistete Arbeit und lade sie ein, aktiv an der Weiterentwicklung mitzuarbeiten, um
auch weiterhin den Menschen im ländlichen Raum mit wertvoller Bildungs- und
Beratungsarbeit Unterstützung zu bieten und Ihnen damit eine gute Zukunft zu
ermöglichen.
DI Niki Berlakovich
Landwirtschafts- und Umweltminister
4
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten
MR DI Josef Resch MSc
20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten
Mit dem vorliegenden fünften Agrarischen Bildungs- und Beratungsbericht sind
nunmehr 20 Jahre agrarisches Bildungs- und Beratungswesen dokumentiert. Im
Vier-Jahres-Rhythmus wurde Rückschau gehalten und der Blick in die Zukunft
schriftlich, österreichweit den agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich betreffend, dokumentiert. Die Agrarischen Bildungsberichte haben ihre Feuertaufe
bestanden. Sie werden als Datengrundlage in Rechnungshofberichten ebenso
verwendet wie in wissenschaftlichen Studien. Es ist damit gelungen, den agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich als eigenständiges, aber hoch vernetztes Bildungssystem, vorrangig im ländlichen Raum wirkend, darzustellen und
damit auch zukunftsfähig zu machen.
Es sei nun anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums erlaubt, einen Rückblick über
das Entstehen des Agrarischen Bildungs- und Beratungsberichts vorzunehmen.
1992 traf sich in Abstimmung zwischen dem Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs und den Landesregierungen in Perchtoldsdorf eine Gruppe von etwa zwölf
Personen, deren Anliegen es war, den agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich zusammenschauend zu betrachten und weiterzuentwickeln. Sie dachten
aus einer gesamtösterreichischen Perspektive und vertraten die Anliegen der
Landjugend, der Bäuerinnen, des mittleren und höheren Schulwesens, der Berufsausbildung, der Beratung und der Erwachsenenbildung. Die Moderation lag
in den Händen eines Psychologen und Betriebswirts aus Baden-Württemberg
mit viel Erfahrung in der Organisationsentwicklung.
Der fünfte Agrarische Bildungsbericht steht heute für
eine positive Bilanz
der letzten 20 Jahre
agrarisches Bildungs- und Beratungswesen.
In den ersten Arbeitseinheiten kam es zu einer Analyse der landwirtschaftlichen
Beratung in Österreich. Die erarbeiteten Ergebnisse waren mit der Entwicklung
eines Beratungsleitbilds, eines Beratungsslogans, eines Beratungslogos, der
Broschüre „Land- und forstwirtschaftliche Beratung“ sowie der Ausschreibung
eines Beratungspreises zukunftsweisend.
Der „Perchtoldsdorfer Kreis“ – wie sich diese Gruppe von nun an nannte – sah
es als weitere Aufgabe an, Vorschläge und Konzepte zu erstellen, um das aufgesplitterte agrarische Bildungssystem zielorientierter auszurichten.
Zukunftsarbeit bedarf aber grundsätzlich einer Analyse von Daten aus der Vergangenheit. Diese waren im erforderlichen Ausmaß nicht vorhanden. Aus dieser
Notsituation heraus wurde die Idee geboren, in Form einer regelmäßigen Dokumentation bzw. Bilanzierung mehr Einblick in das agrarische Bildungs- und
Beratungswesen zu erhalten. So kam es zur Geburt des Agrarischen Bildungsberichts. Die Agrarischen Bildungs- und Beratungsberichte ermöglichen es
nun, über die Jahre Erfolge nachzuweisen, Schwächen zu erkennen, aber auch
Budgetgespräche fundierter zu führen und einen internationalen Vergleich herzustellen. Sie sind auch Grundlage für Marketingaktivitäten.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten
Der „Perchtoldsdorfer Kreis“ forcierte
eine engere Abstimmung des gesamten
Bildungs- und Beratungswesens.
Weiters schlug der „Perchtoldsdorfer Kreis“ die Einrichtung einer agrarischen
Bildungskoordina­tionsstelle vor. Diesem An­­lie­gen wurde 2002 mit der Schaffung
der Abteilung „Schule – Erwachsenenbildung – Beratung“ im Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Rechnung getragen.
Für die Weiterentwicklung und die Steuerung der Agrarbildung wurde das „Hutmodell“ vorgeschlagen. Die partizipative Steuerung erfolgt dabei auf drei Ebenen. Aktuelles wird durch die Sachbearbeiter/innen im BMLFUW geklärt, halbjährliche Koordinationssitzungen mit den Bundesländern in jedem Bereich, etwa der Beratung,
der Landjugend, der Schuldirektor/innen etc., ermöglichen eine gute Abstimmung,
z. B. auch der Arbeitsprogramme. Etwa alle zwei Jahre sollen bei einer Bildungsund Beratungsenquete mit ca. 200 Personen Zukunftsthemen behandelt werden.
Die Bedeutung des Agrarischen Bildungsberichts kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass diese bisher immer von den je­weiligen Bundesminister/innen für Landund Forstwirtschaft präsentiert wurden. Die erste Berichtspräsentation erfolgte im
Jahr 1996 im Bildungshaus Krastowitz in Kärnten durch Bundesminister Molterer. Alle bislang erschienenen fünf Bildungsberichte gliedern sich einen berichtenden, einen vergangenheitsbezogenen und einen Zukunftsteil. Die Zukunft wird
u. a. durch ein Bildungsforschungskapitel abgedeckt. In den bisher erschienenen
Agrarischen Bildungsberichten wurden folgende Forschungsthemen bearbeitet:
1. Bildung und Beratung im Agrarbereich
2. Bildungssituation, Agrarstruktur und Betriebserfolg
3. Internationaler Stellenwert der Bildung
4. Perspektive und Qualität in der Bildung
5. Wirkungsanalyse der agrarischen Bildung und Beratung
Das äußere Erscheinungsbild der Agrarischen Bildungsberichte hat sich, angepasst an die Zeit, verändert (siehe Abb. 1). Die Inhalte wurden von nationalen wie
auch internationalen Themen geprägt.
Agrarische Bildungsberichte 1996, 2000, 2004, 2008
lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW, Abt. II 2 – Bildung, Beratung, Erwachsenenbildung
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 1
20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten
Kernthemen der fünf Agrarischen Bildungsberichte
1996: Die Europäische Union rief das Jahr des „lebenslangen Lernens“ aus. Das
zweite Jahr Österreichs als Mitglied der Europäischen Union stellte das agrarische
Bildungssystem vor die Herausforderung der Vorbereitung spezieller Bildungsangebote – die agrarische Beratung wurde durch Leitbildentwicklung und Steuerungs–
initiativen besonders betont.
2000: Die Wende in das dritte Jahrtausend prägte diesen Bericht mit dem Motto
„Zukunft gewinnen – Bildung erneuern“. Ein anderer Schwerpunkt war der Einsatz
neuer Medien. Die Verdrängung der Overheadfolie durch Laptop und Beamer wurde
aufgezeigt, die elektronische Datenbank als Ergänzung zur Bibliothek gesehen.
2004: Die internationalen Perspektiven der Bildung und die Bedeutung der Faktoren Qualität in der Bildung und Beratung sowie Bildungskooperationen bildeten einen Schwerpunkt. Der Lissabon-, Bologna- und Kopenhagenprozess
wirkte sich auf die nationale Bildungsarbeit aus. Die PISA-Studie zeigte Mängel
im österreichischen Bildungssystem auf. Es wurde über den boomenden Fachhochschulsektor berichtet. Pädagogische Hochschulen sollten entstehen.
2008: Die Vereinten Nationen erklärten die Jahre 2005 bis 2015 zur Dekade der
„Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ – eine besondere Herausforderung
für das agrarische Bildungswesen. Die Fördermöglichkeiten im ländlichen Raum
im Rahmen des österreichischen Programms zur Entwicklung des ländlichen
Raums erfuhr durch die Fördermaßnahme „Lernende Regionen“ einen neuen
herausfordernden Akzent.
2012: Die ökonomischen Rahmenbedingungen und die Globalisierung der Wirtschaft führten zu gezielter Zukunftsarbeit im Bildungs- und Beratungsbereich.
Das drückte sich im „Bildungsplan 2015+“ des Lebensministeriums und in der
Kampagne „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ aus und fand besonders im Bereich der Steigerung der Unternehmer/innenkompetenz ihren Niederschlag.
Die Entwicklung im agrarischen Bildungs- und
Beratungsbereich 1992–2012: Ein grober Überblick
Lehrlings- und Meister/innenausbildung
Auflagen bei Inanspruchnahme von Fördermitteln – wie beispielsweise der Investitionsförderung – und der Anstieg der Nebenerwerbsbetriebe bedingten einen starken Anstieg der Facharbeiter/innenprüfungen im Rahmen der Erwachsenenbildung. Der Lehrberuf „Biomasse und Bioenergie“ wurde entwickelt. Der
Lehrberuf „Ländliche Hauswirtschaft“ wurde übergeführt in „Haushalts- und Betriebsmanagement“.
Jedem Agrarischen
Bildungs- und Beratungsbericht ist ein
Kernthema gewidmet.
Darstellung der
letzten 20 Jahre
aus der Sicht eines
Abteilungsleiters im
Lebensministerium
in Kurzform.
Fachschulen
Die Schüler/innenanzahl stieg auf über 14.000. Einjährige Schulen wurden zu
dreijährigen umgewandelt oder geschlossen. Ein Teil der Schüler/innen verlässt
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten
nach dem 9. Schuljahr diesen Schultyp, um einen anderen Beruf zu erlernen. Die
Modularisierung ermöglicht u. a. eine Ausbildungskombination durch das Erlernen von außerlandwirtschaftlichen Berufen. Ausbildungsgänge für Erwachsene
zum Ablegen der Facharbeiter/innenprüfung werden gut angenommen. Aufbaulehrgänge und Berufsreifeprüfung verbessern die Durchlässigkeit.
Eine kontinuierliche
Weiterentwicklung der Höheren
land- und forstwirtschaftlichen Schulen
garantiert auch zukünftig einen hohen
Qualitätsanspruch.
Höhere Land- und forstwirtschaftliche Schulen
Die Lehrplanreform 2004 wurde umgesetzt – und 2012 wurde bereits eine weitere eingeleitet. Die Einführung von Diplomarbeiten im Rahmen der Reifeprüfung bietet die Möglichkeit, einen besseren Praxis- und Wissenschaftsbezug
herzustellen. Forschung und Schule wurden im Jahr 2005 an den Standorten
Raumberg-Gumpenstein und Wieselburg zusammengelegt. Laufend wurden
Schulausbauten und Sanierungen durchgeführt. Aufbaulehrgänge in Kematen,
Ursprung, Elmberg, Bruck/Mur und Klosterneuburg wurden eingerichtet.
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Die Agrarpädagogische Akademie wurde 2007 in die Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik umgewandelt. Ausgebaut wurden die Bildungsforschung, der
Umweltbereich und die Kooperationen, etwa mit der Universität für Bodenkultur.
Die Hochschullehrgänge Gartentherapie und Green Care ebneten neue Wege.
Neben dem Bachelorstudium werden nun auch Masterstudien und Hochschullehrgänge angeboten. Die Studierendenanzahl stieg von unter 200 auf über 400.
Universität für Bodenkultur (BOKU)
In diesen 20 Jahren wurde die BOKU Bologna-konform mit Bachelor-, Masterund Doktoratsstudien ausgerichtet. Die Studierendenzahl verdoppelte sich und
liegt nun bei über 10.000. Mit der Gründung des Alumni-Dachverbands wird der
Betreuung von Absolvent/innen mehr Beachtung geschenkt. Ausbauvorhaben
wurden in der Wiener Muthgasse und in Tulln (IFA) umgesetzt.
Lernende Regionen
Die Fördermaßnahme „Lernende Regionen“ wurde 2007 für Regionen (LeaderRegionen) angeboten. Lernende Regionen sind ein Instrument zur Stärkung des
lebenslangen Lernens und zum Aufbau von Wissensmanagement. Es ist kein
ausschließlich sektoraler (landwirtschaftlicher) Bildungsansatz, sondern ein integrierter Ansatz, der auch das Ziel der endogenen Regionalentwicklung verfolgt.
Landjugend
Die außerschulische land- und forstwirtschaftliche Jugendbildung hat durch die
Kombination von ehrenamtlicher Führung und hauptberuflicher Betreuungsunterstützung durch Lehr- und Beratungskräfte mit zeitangepassten Themen und
jugendgerechten Methoden wie Wettbewerben und Projektarbeit die Attraktivität
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten
weiter aufrechterhalten. In diesen Zeitraum fällt auch die Durchführung der Weltmeisterschaft im Pflügen in Grafenegg/NÖ.
Erwachsenenbildung
Bedingt durch die EU-geförderte berufliche Weiterbildung, wurden die Erwachsenenbildungseinrichtungen enorm ausgebaut. Dies kommt in einer organisatorischen Weiterentwicklung des LFI zum Ausdruck (in jedem Bundesland ein
eigener Verein). Bundesweite, mehrjährige Bildungskampagnen wie „Bäuerliche
Familienunternehmen“ wurden durchgeführt und die Zertifikatslehrgänge als
bundesweit einheitliches, qualitativ hochstehendes Angebot entwickelt.
Beratung
Das flächendeckende Beratungsangebot wird von den Landwirtschaftskammern bereitgestellt. Es kam zu einer umfassenden Evaluierung der Beratungsorganisation mit Auswirkung auf deren Steuerung. Die Anzahl der vom Bund
bezuschussten Beratungskräfte ging von über 400 Personen zurück auf unter
300. Die Beratung war gemeinsam mit der Erwachsenenbildung ein wichtiger
Faktor zur Bewältigung des EU-Beitritts Österreichs durch die Landwirtschaft.
Sowohl die Erwachsenenbildung als
auch die Beratung
haben sich in den
letzten Jahren
qualitativ weiterentwickelt.
Die Bilanz der letzten vier Jahre
Die Jahre von 2008 bis 2011 waren geprägt von der Suche nach idealen Zukunftswegen im Bildungs- und Beratungsbereich. Der „Bildungsplan 2015+“ wurde im
April 2010 unter dem Titel „Zukunft Agrarbildung und Beratung – im Lernen liegt
die Zukunft des ländlichen Raumes“ vorgestellt und breit diskutiert. In den höheren Schulen standen das Bauen und Modernisieren, die Diskussion um die Aufbaulehrgänge und die neuen Lehrpläne im Vordergrund. Mit Unternehmer/innenkompetenz als Querschnittsthema wurde sehr viel Kapazität in die Entwicklung
von Bildungs- und Beratungsmaßnahmen gelegt. Die Lernenden Regionen haben
sich als Brücke zwischen Lernen und Regionalentwicklung durch Projekte gut etabliert. Im mittleren Schulbereich wurden die Finanzierungsfragen Bund – Länder
diskutiert und über den Verfassungsgerichtshof einer Lösung zugeführt. Die Hochschule hat sich mit dem Bereich der Umweltpädagogik gut entwickelt – die ersten
Absolvent/innen wurden mit einem Bachelor of Education verabschiedet.
Der „Bildungsplan
2015+“ stellt die
Weichen für die Zukunft der Agrarbildung und Beratung.
Dank
20 Jahre Bildungs- und Beratungsentwicklung in Österreich an einer Schlüsselstelle mitzugestalten war für mich sehr spannend und herausfordernd. Ich danke
allen Wegefährt/innen für die aufgewendete Zeit, das inhaltliche Einbringen, aber
vor allem für den kollegialen freundschaftlichen Umgang. Das österreichische
Bildungs- und Beratungssystem stellt sich als gut funktionierend dar, bedarf
aber einer laufenden Analyse und Neuausrichtung. Der Agrarische Bildungsund Beratungsbericht ist ein gutes Werkzeug dafür.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen
Ing. Mag. Dr. Thomas Haase
Professionalisierung der land- und
forstwirtschaftlichen Qualifikationen
Die Leistungen der Hochschule umfassen die Ausbildung in agrar- und umweltpädagogischen Berufsfeldern, die Fort- und Weiterbildung, die Forschung sowie
Servicefunktionen für Auftraggeber/innen. In dieser Ausgabe wird im Agrarischen
Bildungs- und Beratungsbericht neben der Weiterführung des Berichtsteils erstmals eine Wirkungsanalyse der agrarischen Bildung und Beratung erstellt. In
diesem Forschungsteil wird der Output von Leistungsangeboten analysiert. Dies
spiegelt den Ansatz der „public governance“ wider: Die öffentlichen Leistungen
werden nicht nur mehr nach dem Input – den eingesetzten Mitteln –, sondern
ergänzend auch nach Outputfaktoren bewertet. Dabei wird die Frage gestellt,
welche Leistungen für die Gesellschaft erbracht werden. Diese Wirkungen für
die agrarische Bildung und Beratung darzustellen erfordert einen neuen Forschungsansatz, welcher in diesem Kapitel ersichtlich ist.
Das System der land- und forstwirtschaftlichen Bildung wird wie auch in anderen
Bereichen in die formale, die nonformale und die informelle Bildung unterteilt.
Damit werden alle relevanten Bildungsformen dargestellt – sowohl in der horizontalen als auch vertikalen Gliederung. Das entspricht dem tatsächlichen Qualifikationserwerb für alle beruflichen Anforderungen. So verfügen beispielsweise
viele Betriebsführer/innen über einen formalen Bildungsabschluss an einer landund forstwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule und eine darauf aufbauende
Meister/innenausbildung. Der berufliche Alltag erfordert jedoch nicht nur vertiefende Produktionskenntnisse, welche im nonformalen Sektor freiwillig (optional)
erworben werden, sondern auch obligatorische nonformale Bildungsmaßnahmen wie beispielsweise verpflichtende Schulungen für die Teilnahme beim Tiergesundheitsdienst.
Dass die Land- und Forstwirtschaft von der exakten Beobachtung der Natur unmittelbar abhängig ist, versteht sich von selbst. Dieses Erfahrungswissen lässt
sich nur sehr bedingt im formalen Bildungssystem vermitteln, ist aber notwendig
für eine erfolgreiche und vor allem auch nachhaltige Betriebsführung. Der informellen Bildung diesen Stellenwert zu geben ist eine (sehr schwierige) Aufgabe
eines Bildungsberichts. Die dafür erforderlichen Forschungsmethoden wären
noch weiter auszubauen. Nicht nur die agrarische Profession ist von der Kombination dieser Bildungsformen abhängig: Jede erfolgreiche Profession hängt von
der Kombination der formalen, nonformalen und informellen Bildung ab.
Die besondere Bedeutung und auch Herausforderung in der Land- und
Forstwirtschaft liegt in der relativ hohen Zahl an angehenden Betriebsführer/innen, welche über keinen formalen Bildungsabschluss im Bereich der
Land- und Forstwirtschaft verfügen. Für diese Gruppe wurde ein attraktives
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen
Angebot an Bildungsmaßnahmen geschaffen, welche im Grenzbereich zwischen
der formalen und nonformalen Bildung liegen und auch informelle Bildungsquellen berücksichtigen.
Europäischer Qualifikationsrahmen
Der Einbettung in den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) kann in Anbetracht des noch nicht abgeschlossenen Diskussions- und Einigungsprozesses
noch nicht abschließend dargestellt werden. Die agrarische Bildung ist jedenfalls
in diesem Prozess durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft prominent vertreten. Die ersten Zwischenergebnisse sind auch erfolgversprechend. Die große Chance liegt in der möglichen
Anerkennung verschiedenster Bildungsformate. Wie bereits oben ausgeführt,
hat die Land- und Forstwirtschaft eine besondere Bandbreite und daher auch
ein starkes Interesse an der Anerkennung der spezifischen Bildungs­angebote.
Die künftige Herausforderung wird darin bestehen, Bildungsprogramme zu formulieren, welche einerseits dem europäischen Qualifikationsrahmen entsprechen und andererseits den tatsächlichen Bedarf gut abdecken. Darin liegt auch
die wesentliche Chance des europäischen Qualifikationsrahmens: absolut neue
Bildungsangebote, welche national und international einordenbar sind und damit
auch anerkannt werden. Für berufsbegleitende Ausbildungen ergibt sich auf diese Weise eine zusätzliche Möglichkeit, aber auch im Grenzbereich von Aus- und
Fortbildung: So ermöglicht beispielsweise eine im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung im tertiären Bereich erworbene Kompetenz durch die Bewertung
anhand des European Credit Transfer System (ECTS) eine Anerkennung im Bereich der Ausbildung. Dieses System ermöglicht nach seiner Implementierung
im schulischen Bereich eine bislang nicht gekannte Durchlässigkeit. Für Hofübernehmer/innen, welche in ihrer Erstausbildung keine agrarische Qualifikation
erworben haben, bringt das gänzlich neue Chancen.
Ein Aspekt sollte jedoch noch mitbedacht werden: Jedes Bildungsangebot sollte
die Aufgabe haben, nicht nur im Kern der Berufsbildung zu qualifizieren, sondern
darüber hinausgehende Bildung zu vermitteln. Dies wären geisteswissenschaftliche Inhalte, die das Zusammenleben der Menschen abbilden: Religion, Ethik,
Pädagogik usw. Ich bin davon überzeugt, dass nur dieser „Überbau“ uns langfristig – und damit nachhaltig – zu dem macht, was wir auch sein möchten.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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Der Bericht im Überblick
Dr.in Eveline Neubauer
Der Bericht im Überblick
Der vorliegende agrarische Bildungs- und Beratungsbericht wurde von der
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Kooperation mit dem Verein
Landimpulse koordiniert. Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik ist
das Kompetenzzentrum und die zentrale Koordinationsstelle für Ausbildung sowie Fort- und Weiterbildung von Lehrer/innen und Berater/innen in land- und
forstwirtschaftlichen und umweltpädagogischen Berufsfeldern.
Mit der Darstellung von bestehenden agrarischen Bildungs- und Beratungsangeboten und innovativen Projekten soll den beruflich und ehrenamtlich Tätigen
im Land- und forstwirtschaftlichen Bereich sowie den Akteur/innen im nichtagrarischen Umfeld ein aktueller Einblick in das land- und forstwirtschaftliche
Bildungs- und Beratungswesen Österreichs gegeben und auf zukünftige Anforderungen im ländlichen Raum Bezug genommen werden.
Die Analyse der Wirkung von agrarischen Aus- und Weiterbildungen und Beratungen auf landwirtschaftliche Betriebsleiter/innen ermöglicht Rückschlüsse
zur Optimierung und Weiterentwicklung der Angebote und zeigt wirtschaftliche
Chancen, Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft auf.
Weiters verfolgt der Agrarische Bildungs- und Beratungsbericht eine intensive
Vernetzung der Akteur/innen im ländlichen Raum.
Aufbau des Berichts
Im Bericht werden die nachhaltig wirksamen Angebote, Schwerpunktsetzungen
und Ziele des gut aufgestellten landwirtschaftlichen Schul- und Beratungswesens dargestellt. Zudem wird auf Kooperationen und Positionierungen auf dem
Bildungsmarkt eingegangen und auf die ständigen Weiterentwicklungen und
Trends Bezug genommen.
Das Konzept der Grünen Pädagogik bildet die Basis der Lehr- und Lernprozesse
im Agrar- und Umweltbildungsbereich und hat zum Ziel, das Wissen aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem mit dem systemisch-konstruktivistischen Ansatz zu
einem neuem Ganzen zu verbinden und in die Lehre und Forschung zu integrieren.
Formale Bildung
Das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen sieht sich für die Vermittlung
von Know-how für die Ernährungssicherung und für die Erhaltung der organischen Rohstoffe zuständig und übernimmt somit einen großen Teil der Verantwortung für die Sicherung der Lebensgrundlage der gesamten Bevölkerung.
Das tertiäre Bildungssystem des österreichischen Agrar- und Umweltbildungssektors setzt sich in erster Linie aus den drei Bildungseinrichtungen
Universität für Bodenkultur, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
und Fachhochschule Wieselburg zusammen. Ihre zentralen Aufgaben sind die
12
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Der Bericht im Überblick
Schaffung neuen Wissens (Forschung), Vermittlung von Wissen und Kompetenzen (Lehre) sowie die Weiterbildung.
Eine weitere Schlüsselrolle im ländlichen Raum nehmen die höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schulen ein. Sie bieten anspruchsvolle Ausbildungsprogramme in der Allgemeinbildung mit naturwissenschaftlichen, ökologischen,
technischen und ökonomischen Schwerpunktsetzungen an.
Die zentrale Zielsetzung der land- und forstwirtschaftlichen Fach- und Berufsschulen ist die Vermittlung von Fachkenntnissen und Fertigkeiten zur
selbstständigen Führung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs. Auf den
Theorie-Praxis-Bezug wird großer Wert gelegt.
Die land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung für die anerkannten
Lehrberufe wird auf Bundes- und Landesebene von der Lehrlings- und Fachausbildungsstelle gestaltet und Kernelemente wie die Unternehmer/innenkompetenz werden dabei forciert.
Nonformale Bildung
Die Landjugend als größte Jugendorganisation des ländlichen Raums organisiert außerschulische Jugendbildung, die junge Menschen in ihrer persönlichen
und beruflichen Entwicklung fördert. Die Einbeziehung der Anliegen der Jugendlichen erfolgt z. B. durch die Jugendtouren des Bundesministers Niki Berlakovich im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ und die
Umsetzung der Ergebnisse der Junglandwirt/innen-Studie und Jugendstudie
ländlicher Raum.
Das von den Landwirtschaftskammern und anderen landwirtschaftlichen Organisationen getragene Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI), die größte Erwachsenenbildungsorganisation im ländlichen Raum, stellt Weiterbildungsangebote
im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und der allgemeinen Weiterbildung zur
Verfügung.
Die Netzwerke der agrarischen Absolvent/innenverbände sind wichtige Bindeglieder zwischen Bildungseinrichtungen, Wirtschaft und Praxis. Sie fördern
unter anderem die Fort- und Weiterbildung sowie den Austausch untereinander
und steigern die Karrieremöglichkeiten der Mitglieder wesentlich. Der ländliche
Raum wird durch die Maßnahme „Lernende Regionen“ gestärkt. Diese Netzwerkeinrichtungen der Regionen mit Bezug zum Thema „Lernen“ setzen innovative Bildungsprojekte in Kooperation mit den Organisationen vor Ort um.
Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Durch die laufenden Weiterentwicklungen hat sich in den letzten Jahren das Beratungsverständnis der land- und forstwirtschaftlichen Beratung verändert. Beratung wird verstärkt als Prozess gesehen, Menschen zu begleiten und betriebliche Entwicklungen zu steuern. Aufgrund der abnehmenden Agrarquote und
zunehmenden Spezialisierung der land- und forstwirtschaftlichen Produktion ist
eine laufende strategische Weiterentwicklung in Richtung einer höheren unternehmerischen Kompetenz, klarer Unternehmensziele, marktfähiger Produkte
und Dienstleistungen, kontinuierlicher Betriebsentwicklung sowie nachhaltiger
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
13
Der Bericht im Überblick
Imagebildung und Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Die agrarischen Beratungseinrichtungen legen zudem großen Wert auf internationale Vernetzung und unterstützen die Wettbewerbsfähigkeit land- und forstwirtschaftlicher Betriebe entscheidend.
Die Beratungsbereiche der einzelnen Landwirtschaftskammern und herausragende
Beratungsleistungen werden dargestellt: Arbeitskreisberatung, „Mein Betrieb –
Meine Zukunft“, ein Beispiel einer neuen Bildungs- und Beratungsoffensive, Produktionsberatung von Pflanzen und Tieren, Diversifikationsangebote, Konsument/innenberatung, Rechts-, Steuer- und Sozialberatung, Beratung für den
Biolandbau, Beratung zu Boden und Wasserschutz, Beratung zu nachwachsenden Rohstoffen und Energie sowie Forstberatungsangebote.
Weiters werden Projektbegleitungen im ländlichen Raum durch die lk-projekt
GmbH und das LEADER-Förderungsprogramm vorgestellt.
Struktur und Wirkungsforschung in der agrarischen
Bildung, Weiterbildung und Beratung
Das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung untersuchte in Kooperation mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik die Bildungswege
landwirtschaftlicher Betriebsleiter/innen. Ziel der Studie war es, Aussagen über
die Bildungs-, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme von Betriebsleiter/innen
treffen zu können und die Wirkungen der Bildungsmaßnahmen im agrarischen
Bereich zu untersuchen. Die Ergebnisse der Befragungen werden mit empirischen Daten aus bereits vorhandenen Studien untermauert.
In den Visionen und Zielen der Bildung und Beratung wird die nachhaltige Entwicklung des vitalen ländlichen Raumes mit gleichen Entwicklungschancen für
Frauen und Männer dargestellt.
Schwerpunkte u.a. sind die Entwicklung des Landwirtes zum Ressourcenwirt, innovative Lehr- und Lernformen und struktureller Ausbau der Agrar- und Umweltbildung.
Neben dem deskriptiven Teil werden Daten und Fakten von Bildungs- und Beratungssystemen präsentiert sowie Aspekte der Qualität oder auch kritische Bedingungen analysiert.
Ein besonderer Dank gilt MR DI Josef Resch, der die landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungsarbeit in den letzten 20 Jahren federführend mitgestaltet hat und maßgeblich für deren Verankerung im gesamten österreichischen
Bildungssystem verantwortlich ist. Ein Danke den Mitgliedern der Steuerungsgruppe (Vertreter/innen des Lebensministeriums, der Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik, der Landimpulse Österreich, der höheren und mittleren landund forstwirtschaftlichen Schulen, der Bundes-LFAs, des Ländlichen Fortbildungsinstituts, der Landjugend, des Österreichischen Instituts für Erwachsenenbildung und der Landwirtschaftskammern) für die fachliche Unterstützung und
die Übernahme der Mitverantwortung für die Qualität der Beiträge. Großer Dank
gebührt weiters den Autor/innen für die Erstellung der Beiträge.
Wir wünschen allen beruflich und ehrenamtlich Tätigen im agrarischen Bildungsund Beratungswesen viel Freude und Erfolg bei ihrer Arbeit und hoffen, dass sie
dieses agrarische Nachschlagewerk dabei gut unterstützt.
14
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Grüne Pädagogik
Mag.a Christine Wogowitsch
Grüne Pädagogik als Theoriekonzept für
die gesamte Agrar- und Umweltbildung
Das Konzept der Grünen Pädagogik bildet die pädagogische Basis für LehrLernprozesse im Agrar- und Umweltbildungsbereich und widmet sich der Aufgabe, die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – Ökologie, Ökonomie und
Soziales mit systemisch-konstruktivistischen Ansätzen zu einem neuen Ganzen
zu verbinden und in Lehre und Forschung zu integrieren. Der Kern aller Initiativen
in der Grünen Pädagogik ist es, einen wissenschaftlich fundierten didaktischen
Überbau zu konstruieren, alle Bildungs- und Forschungsaktivitäten unter diesem
gemeinsamen Nenner zu fokussieren und die Nachhaltigkeitsperformance der
Hochschule zu stärken.
Grüne Pädagogik
nähert sich der
Herausforderung,
die nachhaltige
Entwicklung zu
fördern, und bildet
das Fundament der
Agrar- und Umweltbildung.
Grüne Pädagogik geht von einem bedeutungsorientierten soziokonstruktivistischen Verständnis aus und versteht sich als nicht-normatives Konstrukt.
Der Konzeption derr- Grünen Pädagogik liegen zusätzlich die wissenschaftlich
fundierten Definitionen einer „Nachhaltigen Entwicklung“, des Naturbegriffs sowie der „Nachhaltigen Bildung“ zugrunde. Mit der Integration dieser verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit sollen sowohl die Zusammenschau,
deren enge Verzahnung als auch deren Untrennbarkeit für eine zukunftsfähige
Welt sichtbar und begreifbar gemacht werden. Grüne Pädagogik ist die Konkretisierung der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bildung für nachhaltige
Entwicklung (BNE) ist allumfassend, eine regulative Idee im Sinne Kants. Sie
löst kaum Widersprüche aus, bleibt aber meist auch abstrakt und ist schwer
fassbar. Eine für erfolgreiche Lernprozesse erforderliche Motivation fehlt dem
Konzept der BNE.
Vier relevante Bereiche der Grünen Pädagogik
Ressourcenschutz
Ökologie und
Biodiversität
Ökonomie und
Produktion
Lebensstil,
Konsum
Soziales,
Gesellschaft
Produktion und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte
Lebensstil und
Verbraucherverhalten
Zukunft der Arbeit
Verbraucherbildung,
-lenkung
Beteiligung und
Partizipation
Versorgung,
Ernährung
Regionale
Entwicklung
Makroökonomische
Modelle nachhaltiger
Entwicklung
Klimawandel
Indikatoren für
Landschaftliche
Nachhaltigkeit
Nachhaltige Nutzung
und Schutz der Natur
sowie der natürlichen
Ressourcen
Corporate Social
Responsibility and
Good Governance
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 2
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
15
Grüne Pädagogik
Grüne Pädagogik zeichnet sich durch einen interdisziplinären, systemischen
und mehrperspektivischen wissenschaftlichen Zugang sowie durch Praxis-, Lebens-, Natur- und Kulturbezug aus.
Durch Grüne Pädagogik lässt sich
bereits Gelerntes in
einem neuen Kontext anwenden.
Schüler/innen werden nicht vorrangig als Objekte pädagogischer Einwirkung gesehen. Grüne Pädagogik schafft durch relevante Lernumgebungen Bedingungen, die es Lernenden erlauben, Subjekte ihrer eigenen Tätigkeit zu sein. D. h.,
dass sie vor dem Hintergrund ihrer Lernbedürfnisse Lernmotive entwickeln, indem sie sich aktiv und zunehmend eigenständig auf Basis ihrer Lernerfahrungen
und Handlungsmöglichkeiten mit einem Lerngegenstand auseinandersetzen
(vgl. Giest & Lompscher 2006). Grüne Pädagogik empfiehlt sich für die „Hot
Spots“ kontroversieller agrarischer, umweltbezogener und gesellschaftlicher
Themen aus vier relevanten Bereichen (siehe Abb. 3).
Grüne Pädagogik
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
16
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 3
Grüne Pädagogik
Grüne Pädagogik und nachhaltig wirksame
Lernprozesse
Nachhaltige Bildung ist im Sinne eines gelungenen Lernprozesses als Attribut für
Bildung von dauerhafter Wirkung zu verstehen. Ein gelungener Lerntransfer führt
zur Verdichtung neuronaler Netzwerke und zur Beschleunigung assoziativen und
schlussfolgernden Denkens. Grüne Pädagogik ermöglicht es durch anspruchsvolle prozessorientierte Lernarrangements in realen Räumen und aufgrund gelungener Konsolidierung, bereits Gelerntes in einem neuen Kontext anzuwenden bzw.
zu ergänzen und subjektive Deutungs- und Emotionsmuster (nach Arnold, 2007)
mehrperspektivisch zu hinterfragen.
Grüne Pädagogik ist gekennzeichnet durch Spannungsfelder, denen sie in Lernprozessen mit Offenheit begegnet. Sie achtet auf einen bewussten Umgang mit
widersprüchlichen Fragestellungen, ist werteorientiert und setzt auf Emotionsentwicklung im Sinne expansiver Lernprozesse.
Zukunftsperspektive
Angesichts der großen Herausforderungen im Agrar- und Umweltbereich und
der allgemein begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen kommt einer neuen Lerntätigkeit und einer kohärenten gemeinsamen Anstrengung für die Zukunft
unseres Landes eine wichtige Bedeutung zu. Das Theoriekonzept der Grünen
Pädagogik ermöglicht dauerhaft wirksame Lernprozesse. Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Lösung konkreter Probleme und fördert den Wissenserwerb.
Das Modell der „Grünen Pädagogik“ wird an der Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik laufend weiterentwickelt und im Rahmen eines Forschungsprojekts begleitet. Studierende untersuchen im Rahmen von Bachelorarbeiten
abgegrenzte Themenfelder zur Theorie der „Grünen Pädagogik“. Die Dissemination des Konzepts leistet das Institut für Fort- und Weiterbildung. Lehrende
der Hochschule arbeiten mit Schulteams an der konkreten Umsetzung von Unterrichtssequenzen nach dem Konzept der „Grünen Pädagogik“. 2013 wird das
Bildungsmodell im Rahmen eines Studientages einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und in Workshops diskutiert.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
17
Kapitel 1
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Kapitel 1: Formale Bildung
Struktur und Entwicklung der agrarischen Bildung in Österreich . ........................19
Tertiäre agrarische Bildung.........................................................................................22
Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen.........................................................32
Land- und forstwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen........................................42
Land- und forstwirtschaftliche Lehrlings- und Fachausbildungsstellen................53
Kapitel 1: Formale Bildung
DIin Maga. Josefa Reiter-Stelzl
Struktur und Entwicklung der agrarischen
Bildung in Österreich
Das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen als Teil der gesamten österreichischen Bildung weist eine besondere Aufgabenstellung und Verantwortung
auf. Know-how in der Agrarwirtschaft ist nicht nur Voraussetzung für eine ge­
sicherte Ernährung und Erhaltung der organischen Rohstoffbasis, sondern dient
zur Sicherung der Lebensgrundlagen der gesamten Bevölkerung.
Organisation der Agrarbildung
Ab der neunten Schulstufe bedeutet Bildung in der Agrarwirtschaft ein komplexes Netzwerk von formalen Ausbildungen, der außerschulischen Jugendbildung,
der berufsbezogenen Erwachsenenbildung und der Forschungstätigkeit.
Das agrarische Ausbildungswesen wurde zwecks Verwaltungsreform stichprobenartig vom Rechnungshof geprüft und mit dem übrigen Schulwesen ver­glichen.
Die hohe Qualität der Ausbildung, die praxisbezogenen Inhalte und der Gebäudezustand der Ausbildungseinrichtungen wurden sehr positiv bewertet. Hinsichtlich
der Kosten der Schüler/innen kam es zu unterschiedlichen Ansichten, je nachdem
ob sie mit den Gesamtkosten der Lehr- und Forschungsanstalten oder nur mit
den reinen Unterrichtskosten in Relation gestellt wurden. Bei Berücksichtigung
der ausschließlichen Unterrichtskosten sind die Ausgaben für das agrarische
Schulwesen mit dem übrigen Schulwesen vergleichbar oder sogar günstiger. Beispielsweise betrug der Aufwand je Schüler/in an einer Höheren land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalt im Jahr 2010 laut Kosten-Leistungs-Rechnung des
BMLFUW ohne Overhead-Kosten, Miete, Internat, Investition und Forschung im
Durchschnitt 7.300,44 Euro.
Weiterentwicklung der agrarischen Bildung
Bildungspolitisch wird die Entwicklung der Agrarbildung von der geplanten
Lehrplanreform an den mittleren und höheren agrarischen Schulen und den
Ergebnissen der Bundesarbeitsgruppe „Agrarische Ausbildung Zukunft 2020“,
der Pädagog/innenbildung Neu sowie der Diskussion um die EU-Förderperiode
2014–2020 bestimmt.
Im Rahmen zahlreicher Projekte wurde an der Entwicklung des agrarischen Bildungssystems gearbeitet. So sind der „GO-Prozess“, der „Bildungsplan 2015+“
mit den Teilen HLFS, Berufsausbildung (LFA), Unternehmer/innenkompetenz
und „Lernende Regionen“ zu nennen. Die Weiterarbeit durch Erarbeitung der
BMLFUW-Strategie „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ war der nächste Schritt
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
19
Kapitel 1: Formale Bildung
Bildungsangebote
Struktur des agrarischen Bildungssystems
Außerschulische Jugendbildung
Universität für
Bodenkultur
Höhere Schulen
Aufbaulehrgänge
AHS
Hauptschule
Neue Mittelschule
Volksschule
Fachschulen
14
Fachhochschule mit
Bezug zur Land- und
Forstwirtschaft
Berufsausbildung
(Lehre)
Polytechnikum
6
Hochschule für
Agrar- und
Umweltpädagogik
LLL
Erwachsenenbildung
Meister/innenAusbildung
19
Alter
lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Der Bildungs- und
Beratungsplan 2020
ist eine strategische
Antwort auf zukünftige Herausforderungen.
Abb. 4
und gipfelte in der Konzeption des Bildungsplans 2020, der als Entwicklungsplan
für alle agrarischen Bildungseinrichtungen dient, die das BMLFUW finanziert
bzw. für welche es Fördermittel bereitstellt. Der Bildungs- und Beratungsplan
2020 ist eine strategische Antwort auf aktuelle und künftige gesellschaftliche,
wirtschaftliche und bildungspolitische Rahmenbedingungen des Agrarsystems.
Stärken der agrarischen Bildung
Folgende Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten der Agrarbildung wurden im
Bildungsplan 2020 identifiziert:
1. Sie verfügt über ein bundesweites Aus-, Fortbildungs- und Weiterbildungsnetz mit
hoher Durchlässigkeit, die das Ausbildungsniveau kontinuierlich steigen lässt.
2. Ihr gelingt es, nationale Strategien zu transportieren und spezifische Länderbedingungen zu berücksichtigen.
3. Sie verfügt über eine der besten Schultypen mit hoher Anziehungskraft auch
für Nichtagrarier und bietet zudem weniger Lernhungrigen eine solide Berufsausbildung an.
4. Alle Ausbildungen qualifizieren für ein breites und differenziertes Berufsfeld.
5. Die Lehrinhalte werden mit aktuellen Forschungsergebnissen angereichert
und regen die Innovationskraft an.
6. Sie bildet selbstständige, unternehmerisch denkende und am Gemeinwesen
orientierte, kompetente Persönlichkeiten heran.
20
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Entwicklung des agrarischen Bildungssystems als Teil der
Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“
Zukunft GAP
„Die Heimat im Herzen,
Europa im Blick“
Ländliche Entwicklung
LE 14 - 20
QualitätspartnerschaftWertschöpfung
„Mehr Miteinander
- mehr Qualität“
Verwaltungsvereinfachung
„Bürokratie stutzen,
Wachstum nutzen““
„Wachstum braucht
guten Boden“
lebensministerium.at
Businessplan-Bildungsplan
Neue Produktionsfelder
„Bildung säen, Erfolg ernten“
„Chancen schaffen,
Chancen nutzen“
Lebensmittel
„Sicher. Echt. Aus Österreich“
Ideenwerkstatt
Zukunftsfeld Bauernhof
„Unkonventionell, Fortschrittlich,
Mutig“
lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Abb. 5
7. Sie verfügt über einen Netzwerkknoten agrarischer Bildung, Forschung und
Praxis mit hoher Multiplikationsfunktion.
8. Sie bietet betriebsspezifische, professionelle Unterstützung und Begleitung
in unternehmerischen, produktionstechnischen, fördertechnischen und sozialen Fragen.
9. Sie ist wissensmäßig regional vernetzt und verfügt über das spezifische Wissen zur Steigerung der Produktion und Lebensmittelqualität, des ökologischen Umgangs und nachhaltiger Wirtschaftsweise zur Gestaltung der Regionen und von sozialem Leben sowie zum Erhalt einer ökonomisch stabilen
nationalen Landwirtschaft.
Die Agrarbildung ist
durch ganzheitliche,
berufliche, interdisziplinäre Lernprozesse geprägt.
10.Ihr gelingt es mit der „Grünen Pädagogik“, widersprüchliche Interessen von
natürlichen Ressourcen als Produktionsmittel und Schutz derselben zu verhandeln. Diese Diskursfähigkeit gibt ihr Steuerungskompetenzen und Lösungsmöglichkeiten, die auch in der Wirtschaft dringend benötigt werden.
Die agrarische Bildung wird damit zu einem zukunftsweisenden Edukationssystem, das Potenzial hat, gegenwärtige und künftige gesellschaftliche, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aufgaben zu bewältigen.
Kritischer Punkt der notwendigen Entwicklung wird es sein, Organisationsformen zu finden, die den Kern der Landwirtschaft stärken und ihre Umgebung
erhalten. Möglich wird dies sicher nur durch neue Formen der Zusammenarbeit,
andere Arten der Finanzierung und ein grundsätzlich neues Selbstverständnis
der Landwirtschaft selbst.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
21
Kapitel 1: Formale Bildung
Tertiäre agrarische Bildung
DIin Hannelore Schopfhauser
Universität für Bodenkultur
Die BOKU trägt
durch die Vielfalt
und Vernetzung
ihrer Fachgebiete
zur Sicherung der
zukünftigen Lebensgrundlagen bei.
Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), die Alma Mater Viridis, versteht
sich als Lehr- und Forschungsstätte für erneuerbare Ressourcen, die eine Voraussetzung für das menschliche Leben sind. Aufgabe der BOKU ist es, durch
die Vielfalt ihrer Fachgebiete zur Sicherung dieser Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen entscheidend beizutragen. Durch die Verbindung von Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaftswissenschaften versucht sie, das Wissen um die ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzung der natürlichen
Ressourcen in einer harmonischen Kulturlandschaft zu mehren.
Die Lehre an der BOKU wird ganzheitlich und koordiniert gestaltet; sie verhilft
den Absolvent/innen zu Wissen, Verständnis und Flexibilität. Daraus beziehen
sie die Bereitschaft, sich künftigen Herausforderungen zu stellen, und die Fähigkeit, mit diesen in kompetenter Weise umzugehen. Getragen von der Dynamik
der Forschung und einem hohen Maß an Praxisrelevanz, werden zeitgemäße
Stoffinhalte und aktuelle Bezüge mit modernen didaktischen Methoden vermittelt. Student/innen und Absolvent/innen werden dadurch zu eigenen Ideen motiviert. Eine weltoffene wissenschaftliche Berufsvor- und -weiterbildung ermöglicht es ihnen, auch komplexe interdisziplinäre Zusammenhänge zu erfassen.
Internationales Studiensystem an der BOKU
Im Wintersemester 2003/04 wurde an der BOKU das dreigliedrige Studiensystem
eingeführt. Das Bachelorstudium hat eine Regelstudienzeit von sechs Semestern. Der Abschluss ist ein Bachelor of Science, kurz BSc. Daran anschließend
kann ein Masterstudium absolviert werden. Die Regelstudienzeit für dieses beträgt vier Semester, es schließt mit dem akademischen Grad Diplomingenieurin
bzw. Diplomingenieur ab. Als Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere stehen
an der BOKU mehrere Doktoratsstudien zur Verfügung. Neben der „klassischen“
Ausbildungsschiene Bachelor und anschließend konsekutiver Master – inhaltlich
den früheren Diplomstudien entsprechend – bietet die moderne Studienarchitektur vielfältige Möglichkeiten der Spezialisierung. Zehn internationale, großteils
englischsprachige Masterstudien geben Studierenden Gelegenheit, Auslandserfahrung zu sammeln. Diese ist heute wichtiger denn je.
Das Studienangebot an der BOKU
Derzeit werden an der BOKU neben mehreren Universitätslehrgänge neun
Bachelorstudien (davon eines in Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien), 25 Masterstudien sowie mehrere Doktoratsstudien angeboten: das ingenieurwissenschaftliche Doktoratsstudium
22
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
(Dr. rer. nat. techn.), das wirtschaftswissenschaftliche Doktoratsstudium (Dr. rer.
soc. oec.) und internationale PhD-Programme in den Lebenswissenschaften.
Anzahl der Studierenden
Die Anzahl der an der BOKU Studierenden betrug im Wintersemester 2011/12
inklusive Mitbeleger/innen insgesamt 10.499 (siehe Abb. 6).
Studierende an der Universität für Bodenkultur
Anzahl
12.000
weiblich
männlich
10.000
gesamt
10.499
9.961
9.129
8.000
7.898
7.278
6.000
4.000
3.350
3.928
3.689
4.209
4.278
4.851
4.685
5.276
5.000
5.499
2.000
0
2007
2008
2009
2010
2011
lebensministerium.at
Quelle: Universität für Bodenkultur
Abb. 6
Das Zentrum für Lehre
Alle Studien enthalten definierte Anteile aus den Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Dies bedarf in der
Lehre neben fachspezifischen auch fächerübergreifender didaktischer Maßnahmen. Das Zentrum für Lehre bietet dabei Unterstützung und Schulung, indem das
hochschuldidaktische Kurs- und Vortragsangebot ständig ausgebaut wird. Mit
dem BOKU Teaching Award, der jährlich im Rahmen des „Tages der Lehre“ vergeben wird, zeigt die BOKU ihre Wertschätzung für die innovativen Leistungen ihrer
engagierten Lehrenden. E-Learning hat die Lehre nachhaltig verändert. An der
BOKU wird der Ansatz des Blended Learnings verfolgt: Der klassische Lehrveranstaltungsbetrieb wird durch die neuen Medien nicht abgelöst, sondern sinnvoll
erweitert. Mit Vorlesungsaufzeichnungen, die im Netz zur Verfügung stehen, wird
Studierenden der Zugang zu den Lehrinhalten wesentlich erleichtert. Im Zentrum
für Lehre wird auch die Organisation und Administration der Lehre an der BOKU
abgewickelt. Hier sind die Weiterbildungsagenden, die Weiterentwicklung der Didaktik und die verstärkte Implementierung neuer Lehr- und Lernformen zu Hause.
Weitere Aufgaben sind die Lehrbeauftragung, die Stundenplanorganisation und
die Administration des Lehr- und Prüfungssystems. Ebenfalls in die Agenden des
Zentrums für Lehre fällt die Studien- und Maturant/innenberatung (boku4you). Die
Mitarbeiter/innen unterstützen zusätzlich den Senat, die Senatsstudienkommission und die Fachstudienkommissionen bei der Erarbeitung von Curricula und
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Die BOKU hat ihre
Interdisziplinarität
im so genannten
Drei-Säulen-Modell
verankert.
23
Kapitel 1: Formale Bildung
Universitätslehrgängen. Die neue Studienarchitektur (nach Bologna) sieht Gender
Studies in den Curricula vor. Das Projekt „Gender in die Lehre“ hat in diesem
Zusammenhang das Ziel, die Thematik gemeinsam mit der Koordinationsstelle
für Frauenförderung und Gender Studies wie auch dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen gezielt in den Curricula der BOKU zu implementieren.
BOKU-Wissensbilanz
Im Mittelpunkt der
Wissensbilanz stehen die Menschen
und die Frage, wie
aus ihrem Talent,
Wissen und Können
als Mitarbeiter/in
ein Mehrwert geschaffen werden
kann, der für andere
Nutzen stiftet.
Die BOKU-Wissensbilanz stellt einen wichtigen Pfeiler des universitären Qualitätsmanagementsystems dar und wird als jährliches Monitoring- und strategisches Kommunikationswerkzeug verstanden. Laut Universitätsgesetz 2002
(UG) müssen die Hochschulen seit 2005 jährlich Wissensbilanzen legen. Diese
dienen zusammen mit dem Entwicklungsplan als Grundlage für die Leistungsvereinbarungen zwischen Bund und Universitäten. Die dritte, die von 2013 bis
2015 Gültigkeit haben wird, wird eben verhandelt. Mehr Informationen über die
BOKU, insbesondere zu Lehre, Forschung, gesellschaftlichen Zielsetzungen
und sozialer und ökologischer Verantwortung, findet man auf der Homepage
www.boku.ac.at. Einen detaillierten Überblick über die laufenden Forschungsvorhaben, die Publikationstätigkeit der BOKU-Forscher/innen sowie deren
Dienste zum Wohle der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Gesellschaft
kann man sich im Forschungs-Informations-System (FIS) der BOKU verschaffen
(http://forschung.boku.ac.at/fis).
Ing. Mag. Dr. Thomas Haase
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
in der Netzwerkknotenfunktion
Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik bildet den Netzwerkknoten
der gesamten Agrarumweltbildung und -beratung. Zusammen mit ihren strategischen Partner/innen sorgt sie für die Generierung und Verbreitung von Wissen
und Kompetenzen im Agrar- und Umweltbereich. Die Hochschule hat bundesweit
direkten Zugang zu den Lehrer/innen und Berater/innen, Netzwerkkontakte zum
Agrar- und Schulsektor sowie zu Multiplikator/innen im Umweltbereich.
Durch eine Verschränkung von pädagogischem und beraterischem Wissen im
Umgang mit Individuen und sozialen Systemen sowie die Integration von Ausund Fortbildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens kommt der Hochschule eine spezielle Rolle in der Bildungspolitik des Bundesministeriums für
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zu.
24
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Die Bildungsprogramme der Hochschule
Die Bildungsangebote an der Hochschule werden einerseits vom durch das
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
finanzierten Bundesbereich (= hoheitlicher Bereich) und andererseits über spezielle Studienprogramme in der eigenen Rechtspersönlichkeit angeboten, welche
über Studierendenbeiträge frei finanziert werden (siehe Abb. 7).
Die Studien erfreuen
sich insgesamt einer
stark steigenden
Nachfrage.
Das bundesfinanzierte Bachelorstudium „Agrarpädagogik“ wurde 2008 um die
neue Fachrichtung „Umweltpädagogik“ erweitert.
Neben den formalen Aufnahmevoraussetzungen ist ein spezifisches Eignungsfeststellungsverfahren in Form eines mehrphasigen Assessments für die Zulassung zum Studium erforderlich.
Die Hochschule ist die zentrale Koordinationsstelle für Fort- und Weiterbildung
in land- und forstwirtschaftlichen sowie umweltpädagogischen Berufsfeldern für
das gesamte Bundesgebiet.
Die Erstellung und Abwicklung des Fortbildungsplans erfolgt gemeinsam mit
dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Abt. II/2.
In der Übersicht sind die Studienprogramme und Lehrgänge ab 13 Credits aufgelistet:
Bildungsangebote der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 2010 bis 2013
SS 10
WS 10/11
SS 11
WS 11/12
SS 12
WS 12/13
Bundesfinanzierter Bereich
Bachelorstudium Agrarpädagogik
Bachelorstudium Agrarpädagogik – berufsbegleitend
Bachelorstudium Agrarpädagogik – nach/während Fachstudium (BOKU, FH, …)
Bachelorstudium Umweltpädagogik
Lehrgang Biologische Wirtschaftsweise
Folgelehrgang
Lehrgang Bildungsbaukasten Projektmanagementunterricht
Bildungsbaukasten Erneuerbare Energie in der Landwirtschaft
Lehrgang Heterogenität – Vielfalt leben
Eigene
Rechtspersönlichkeit
Hochschullehrgang Betriebsdienstleitungs- und Produktmanagement
Hochschullehrgang Beratung und Erwachsenenbildung
Universitätslehrgang Gartentherapie – in Kooperation mit Donauuniversität Krems
Masterstudienlehrgang Bildungsmanagement im ländlichen Raum
Masterstudienlehrgang
Green Care
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
lebensministerium.at
Abb. 7
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
25
Kapitel 1: Formale Bildung
Die steigenden Studierendenzahlen sind ein Gradmesser für die zunehmende
Attraktivität der bedarfsorientierten Angebote (siehe Abb. 8).
Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Anzahl
600
weiblich
männlich
gesamt
549
500
484
400
401
337
300
266
246
200
174
231
171
212
193
170
100
95
72
0
291
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
Die Studierendenzahlen setzen sich aus den Studierenden der Bachelorstudien Agrarpädagogik und Umweltpädagogik im hoheitlichen Bereich und
den Studierenden in den Hochschul-, Master- und Gartentherapielehrgängen der eigenen Rechtspersönlichkeit zusammen.
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Die Hochschul-,
Masterstudien- und
Gartentherapielehrgänge der eigenen
Rechtspersönlichkeit fördern eine
berufsbegleitende
Weiterqualifizierung.
Abb. 8
Die eigene Rechtspersönlichkeit hat ihre Tätigkeit unmittelbar mit der Hochschulgründung 2007 aufgenommen. Der Hochschullehrgang „Beratung und Erwachsenenbildung“ sowie der in Kooperation mit der Donauuniversität Krems angebotene Universitätslehrgang „Gartentherapie“ konnten inzwischen jeweils viermal
gestartet werden. Die Hochschullehrgänge „Betriebsdienstleistung und Produktmanagement“ sowie „Wildkräuter und Arzneipflanzen“ decken den erweiterten
Bildungsbedarf im Agrarsektor ab. 2010 konnte der Masterstudienlehrgang „Bildungsmanagement im ländlichen Raum“ mit 25 Führungskräften begonnen werden. Die Hochschule hat das Seminarangebot ab 2010 für neue Zielgruppen aus
dem Pflicht- und höheren Schulbereich sowie für Kindergartenpädagog/innen im
Rahmen des Projekts Land- und Forstwirtschaft erweitert (siehe Abb. 9).
Teilnehmer/innen von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen
Anzahl
900
weiblich
800
männlich
785
775
700
gesamt
600
500
400
300
200
100
0
324
302
22
10
2010/11
2011/12
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
26
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 9
Kapitel 1: Formale Bildung
Teilnehmer/innen des Bildungsangebots des Instituts für Fort- und Weiterbildung
Anzahl
4.500
weiblich
4.000
männlich
gesamt
4.171
3.500
3.891
3.646
3.593
3.370
3.000
2.500
2.435
2.000
1.800
1.500
2.362
2.038
1.989
1.657
1.555
1.529
1.000
500
0
2007
2008
2009
2010
2011
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 10
Die umfassende
Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte aus dem
landwirtschaftlichen
Schulwesen und für
Mitarbeiter/innen im
landwirtschaftlichen
Beratungs- und
Förderungsdienst
trägt wesentlich zur
Weiterentwicklung
der österreichischen
Land- und Forstwirtschaft bei (siehe
Abb.10).
Als Beispiel für die Entwicklung der Landwirtschaft im Dienstleistungssektor ist
es gelungen, die „GartenTherapieWerkstatt Ober St. Veit – Wienerwald“ in Form
einer Kooperation zwischen der Agrarpädagogischen Akademie und dem Geriatriezentrum „Am Wienerwald“ praktisch umzusetzen. Darauf aufbauend wurden
Fortbildungsveranstaltungen, der Universitätslehrgang „Gartentherapie“ und
seit 2012 der Masterstudienlehrgang „Green Care“ angeboten.
Forschung
Die Forschung an der Hochschule hat sich als ein besonders leistungsfähiger Sektor erwiesen. Durch den zielgerichteten Aufbau einer dafür geeigneten
Infrastruktur und hochmotivierte Forscher/innen konnten bedeutsame Ergebnisse in
der agrar- und umweltpädagogischen Bildungsforschung anhand empirischer Bildungsprojekte in die Weiterentwicklung der Lehre und Beratung integriert werden.
An den drei Forschungsschwerpunkten „Grüne Pädagogik“, „Beratung und Entwicklung“ und „Berufsfelder und Umfelder“ erfolgt eine Verdichtung und Vernetzung der Forschungsaktivitäten, um den Diskurs zu relevanten Themen zu
intensivieren.
Die Forschungswerkstatt als Keimzelle aller Forschungsaktivitäten der Hochschule dient sowohl dem Ausbau der Forschungskompetenz der Dozierenden
als auch der Reflexion und Vernetzung mit der Scientific Community.
Jährlich werden acht bis zehn Forschungsprojekte im Rahmen der Forschungswerkstatt wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten
werden in regelmäßig erscheinenden Forschungsberichten in facheinschlägigen
Medien, Workshops und Beiträgen disseminiert.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Aus den Forschungsaktivitäten
an der Hochschule
gingen 2011 insgesamt 27 Publikationen hervor.
27
Kapitel 1: Formale Bildung
Auszeichnungen und weitere Entwicklung
Das Leitungsangebot der Hochschule wurde mehrfach ausgezeichnet:
1.Erster Platz beim Wirtschaftswettbewerb „Hietzinger Mercur“ in der Kategorie
„UMWELT UND UNTERNEHMERTUM“.
2.Sustainability Award im Handlungsfeld „Lehre und Curricula“, ausgeschrieben
vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sowie vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
(2010).
3.UNESCO-Auszeichnungen für das Bachelorstudium „Umweltpädagogik“
(2010), das Projekt „Gartentherapie“ (2010) sowie das Bachelorstudium
„Agrarpädagogik“ (2012).
4.Erster Platz beim Gesundheitspreis der Stadt Wien für das Projekt „Heilendes
Grün“ der GartenTherapieWerkstatt (2010).
5.Erlangung des „Umweltzeichens“ als „ÖKOLOG-Hochschule“ und „PilgrimHochschule“.
Zukunftsperspektive Agrar-Umwelt-Pädagogik
Aufgrund einer Stakeholderanalyse sowie der grundsätzlichen Anforderungen
an die Agrar-Umwelt-Pädagogik stellt sich eine Bologna-konforme eigenständige agrar-umwelt-pädagogische Hochschule/Universität im Rahmen eines umfassenden strategischen Agrar-Umwelt-Bildungs- und Forschungsnetzwerks im
Agrar- und Umweltbereich als zukunftsorientiertes Modell dar.
Agrarische und Umweltbildungs- bzw. Forschungseinrichtungen haben sich
als langfristig stabiles strategisches Netzwerk bewährt. Der bereits bestehende
und künftig auszubauende Verbund im Bereich der Lehre, Fortbildung und Forschung ermöglicht eine Qualitätssteigerung unter Ausnutzung der bestehenden
Ressourcen und Strukturen.
Die bestehenden Bachelorstudien „Agrarpädagogik“ und „Umweltpädagogik“
werden, sobald das Grundkonzept auf legistischer Ebene umgesetzt wird, auf
ein Bachelor- und Masterstudienprogramm umgestellt.
Unter curricularer Hauptverantwortung einer eigenständigen Hochschule/Universität wäre dabei ein modulares Studiensystem mit hoher wechselseitiger Anschlussfähigkeit zu erarbeiten. Die neu vorzusehenden Masterstudien können,
aufbauend auf die bereits entwickelten Masterstudienlehrgänge, gestaltet werden. Dies sind die Themenbereiche: „Bildungsmanagement“, „Grüne Pädagogik“ und „Beratung in agrar- und umweltpädagogischen Berufsfeldern“.
28
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Mag. (FH) Helmut Decker
Fachhochschulcampus Wieselburg
Seit seiner Eröffnung 1999 durch den damals amtierenden EU-Agrarkommissar
Dr. Franz Fischler hat sich der Fachhochschulcampus Wieselburg immer auch
mit Themen der österreichischen Landwirtschaft beschäftigt.
Neben zahlreichen Forschungskooperationen mit agrarischen Betrieben und
verarbeitenden Industrien in der weiterführenden Wertschöpfungskette wird vor
allem im Bachelorstudiengang „Produktmarketing & Projektmanagement“ mit
der Vertiefung „Agrarmarketing“ ein besonderer Schwerpunkt auf die Herausforderungen der Vermarktung landwirtschaftlicher Urprodukte gesetzt.
Der Fachhochschulcampus Wieselburg bietet praxisnahes Studieren an einem der
modernsten Standorte Österreichs, © Felicitas Matern
Auch die anderen Vertiefungen des Studiengangs – „Lebensmittelwirtschaft“,
„Öko-Management & Corporate Social Responsibility“, „Nachhaltige Energiewirtschaft“, „Bioenergietechnik“ und „Biologische & ökologische Konsumgüterwirtschaft“ – haben einen starken Bezug zum Thema Landwirtschaft.
Forschungs- und Ausbildungsangebot
am Campus Wieselburg
Den Campus Wieselburg zeichnet ein interdisziplinärer Mix an Kompetenzen von
Marketing- und Markenexpert/innen, Ingenieur/innen, Betriebswirt/innen, Psycholog/innen, Natur- und Sozialwissenschaftler/innen aus, welche an Schnittstellen des Marketings wie etwa in den Bereichen Technologie, Design, Qualität,
Management, Kommunikation und Konsument/innen gemeinsam forschen und
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Die praxisnahe
Ausbildung durch
das gemeinsame
Forschen, Lehren
und Lernen mit
Partner/innen aus
der Wirtschaft und
Wissenschaft ist
eine zentrale Kernkompetenz des
Fachhochschulcampus Wieselburg.
29
Kapitel 1: Formale Bildung
Methodenvielfalt
und eine Orientierung an den
Bedürfnissen der
Konsument/innen zeichnen den
Campus Wieselburg
in Lehre und Forschung aus.
lehren. Dies bildet die Grundlage für eine anwendungsorientierte Wissenschaft
und Lehre. Insbesondere die Umsetzung des generierten Marketingwissens in
der betrieblichen Praxis charakterisiert den Campus Wieselburg in der Lehre
und Forschung.
Die Anzahl der Studierenden ist in den letzten fünf Jahren stark gestiegen (siehe
Abb. 11).
Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg
Anzahl
400
weiblich
männlich
gesamt
350
337
300
250
246
228
200
150
100
280
264
236
165
137
91
50
0
380
363
2007/08
81
2008/09
101
99
100
2009/10
2010/11
2011/12
lebensministerium.at
Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg
Abb. 11
Bachelorstudiengang „Produktmarketing &
Projektmanagement“
Das sechssemestrige Studium vermittelt wirtschaftliche Grundlagen sowie
Kompetenzen in der Vermarktung von Produkten. Es beinhaltet Marketing, Produktmanagement, Marktkommunikation sowie Produktion und Wertschöpfung.
Zudem trainieren die Studierenden über zwei Semester das Projektmanagement
an realen Unternehmensaufträgen und präsentieren ihre Endergebnisse vor den
Entscheider/innen (Geschäftsführer/innen,
Marketingleiter/innen) dieser Unternehmen.
Während der Ausbildung spezialisieren sich
die Studierenden in zwei Praxisfeldern. Angebotene Vertiefungen sind:
• Lebensmittelwirtschaft
• Agrarmarketing
• Nachhaltige Energiewirtschaft
• Öko-Management & Corporate Social Responsibility
• Biologische & ökologische Konsumgüterwirtschaft
• Bioenergietechnik
Angewandte Forschung im Sensoriklabor des Campus
Wieselburg, © Felicitas Matern
30
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Vertiefung „Agrarmarketing“
Um auf die speziellen Anforderungen der Vermarktung von agrarischen Grundprodukten einzugehen, wird seit dem Jahr 2009 eine gesonderte Vertiefung
– „Agrarmarketing“, im Bachelorstudiengang „Produktmarketing & Projektmanagement“ – angeboten. Während alle verfügbaren Spezialisierungen auch sehr
starke Anknüpfungspunkte mit der agrarischen Urproduktion haben, wird gerade im Bereich Agrarmarketing noch einmal besonders auf die Heraus- und
Anforderungen der Landwirtschaft im Speziellen eingegangen.
Die gemeinsame Agrarpolitik der EU ist schon seit deren Gründung Bestandteil
der europäischen Verträge. Sie umfasst die Landwirtschaft und den Handel mit
landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Mit 50 Prozent des EU-Haushalts kommt ihr
eine besondere Bedeutung zu. Auf dem Weg zu einer erweiterten Union macht
die Landwirtschaft einen der größten Problemkomplexe aus. Der weit höhere
gesellschaftliche und ökonomische Stellenwert der Landwirtschaft in den mittelund osteuropäischen Ländern wird große Auswirkungen auf die gemeinsame
Agrarpolitik der EU haben. Die Absolvent/innen der Vertiefung „Agrarmarketing“
sind qualifiziert, agrarische Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen an den
Märkten unter Berücksichtigung von sozialen, ökonomischen und ökologischen
Aspekten professionell zu vermarkten und hierfür Unternehmenskonzepte zu
entwickeln. Sie sind in der Lage, Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit, integriert unter Gesichtspunkten der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit, zu
analysieren und zukunftsfähige Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Sie kennen die Eigenschaften agrarischer Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen und können deren Nutzungsmöglichkeiten und Eignungsfähigkeiten
systematisch einschätzen. Die Absolvent/innen dieser Vertiefung haben einen
Überblick über die in Österreich und der Europäischen Union bestehenden
Förderprogramme.
Zukunftsperspektiven
Da Aspekte wie Rohstoffverknappung, Reduktion der Förderungen und steigende Anforderungen der Industrie und der Konsument/innen gerade im
Agrarbereich zu starken Veränderungen führen werden, wird sich der Fachhochschulcampus Wieselburg auch in Zukunft mit den Herausforderungen einer
nachhaltigen, ökologisch sinnvollen und erfolgreichen Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten beschäftigen. Gemeinsam mit unseren Partner/innen
aus Wirtschaft und Forschung wollen wir damit auch einen wesentlichen Beitrag
zum „Land-Wirtschafts“-Standort Österreich leisten.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Informationen zum
FHWN Campus Wieselburg und zum aktuellen Ausbildungsangebot finden Sie
unter www.amu.at.
31
Kapitel 1: Formale Bildung
Mag.a DIin Josefa Reiter-Stelzl, DIin Dr.in Christiane Wagner-Alt
Höhere land- und forstwirtschaftliche
Schulen
Ein ganzheitlicher
Bildungsansatz
und forschungsorientierte Lehre
prägen den Unterricht an den HLFS.
Die Schulen des Lebensministeriums nehmen eine Schlüsselrolle im ländlichen
Raum ein und sind ein ökologisch, sozial sowie wirtschaftlich nachhaltiges, wertund kulturorientiertes, partizipatives Bildungssystem. Innovation, Forschung
und Multiperspektivität, große Praxisnähe, flächenübergreifender ganztägiger
Unterricht, Lehren und Lernen in Teams und mit Eigenverantwortung prägen die
Ausbildung an den Schulen des Lebensministeriums.
Selbstbewusste, innovative, unternehmerisch und umweltbewusst handelnde Absolvent/innen für den ländlichen Raum hervorzubringen ist oberstes Ziel der elf
Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen (HLFS). Acht Fachrichtungen,
abgestimmt auf die Bedürfnisse der Schüler/innen sowie auf die Anforderungen
auf dem Arbeitsmarkt, werden an den Schulen des Lebensministeriums geboten
(siehe Abb. 12).
Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen
Acht HLFS-Fachrichtungen:
• Landwirtschaft
• Land- und Ernährungswirtschaft
• Landtechnik
• Lebensmittel- und
Biotechnologie
• Gartenbau
• Garten- und Landschaftsgestaltung
• Wein- und Obstbau
•Forstwirtschaft
Anzahl
weiblich
männlich
gesamt
4.000
3.500
3.731
3.723
3.568
3.552
3.000
2.500
2.000
1.500
2.085
1.590
1.583
1.495
1.467
2.141
2.140
2.073
1.000
500
0
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
lebensministerium.at
Quelle: Statistik Austria
Abb. 12
Neben der fünfjährigen Schulform gibt es an den Standorten in Kematen, Pitzelstätten, Elmberg, Ursprung, Raumberg, Wieselburg, Bruck und seit Herbst 2012
in Klosterneuburg auch dreijährige Aufbaulehrgänge, welche jene Schüler/innen
zur Universitätsreife führen, die bereits eine Fachschule absolviert haben. An vier
Standorten, in Schönbrunn, Klosterneuburg, Raumberg und Wieselburg, sind Forschungszentren (Lehr- und Forschungszentren – LFZ) angebunden, welche die
Möglichkeit eines direkten Wissenstransfers und auch sonst positive Synergien für
den Unterricht bieten. Erst in den letzten Monaten fanden Pädagogikschulungen
für die Forscher/innen am LFZ Raumberg-Gumpenstein statt. Die 15 Wissenschaftler/innen entdecken die Lehre als neue Herausforderung und sehr positive Erfahrung. Darüber hinaus bestehen auch an anderen Standorten Kooperationen mit
32
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Forschungsorganisationen. So wurden beispielsweise im Juni 2012 die HLFS St.
Florian sowie das LFZ Francisco Josephinum mit dem „Young Science“-Gütesiegel
durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet.
Einen weiteren sehr wichtigen Aspekt in der Ausbildung an den Höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schulen stellt der praktische Unterricht dar. Für diesen stehen
an sechs Standorten eigene Praxisbetriebe, die Lehrbetriebe, zur Verfügung, an den
restlichen Standorten haben sich Kooperationen bewährt. Immer mehr Schüler/
innen entscheiden sich dafür, die große Praxis außerhalb Österreichs anzutreten,
wobei die Landjugend Österreich und Mitarbeiter/innen des BMLFUW organisatorische Unterstützung bieten.
Wertevermittlung besitzt an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen
einen sehr hohen Stellenwert. Dies spiegelt sich auch in den Zertifizierungen der
Schulen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit wider. Bereits acht Schulen sind
Trägerinnen des Umweltzeichens, sechs Standorte sind ÖKOLOG-zertifiziert und
ein weiterer Standort ist als Pilgrim-Schule zertifiziert.
Die Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen sind berufsbildende Bundesschulen, deren Schulerhalter das BMLFUW ist. Die pädagogischen Belange fallen in die Kompetenz des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und
Kultur, das ebenso für das im berufsbildenden Schulsystem bereits etablierte
Qualitätssicherungssystem, das QIBB (siehe auch www.qibb.at), verantwortlich
zeichnet. Ein Team aus Mitarbeiter/innen des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur wie auch des BMLFUW ist bereits mit den Vorbereitungen des
neuen Lehrplans beschäftigt. Bildungsstandards, Zentralmatura, Oberstufenreform sowie Modularisierung bilden die Eckpunkte zukünftiger Schulentwicklung.
Mit der Erarbeitung von Bildungsstandards möchte man grundlegende Kompetenzen bei allen Schüler/innen sicherstellen. Zurzeit werden Bildungsstandards
auch eigens für die Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen erarbeitet.
Die Entwicklung folgt einem im gesamten deutschsprachigen Raum eingeleiteten Paradigmenwechsel, der Nachhaltigkeit und Ergebnisorientierung ins Zentrum der Unterrichtsentwicklung stellt. Die Novelle zum Schulunterrichtsgesetz
sieht vor, nach der Einführung der Zentralmatura an der AHS ab 2014/2015
auch an den BHS ab 2015 eine standardisierte, kompetenzorientierte Reife- und
Diplomprüfung durchzuführen.
Die hohe Qualität
der Ausbildung
an den HLFS wird
durch zahlreiche
Initiativen
unterstützt.
Für eine bundesländerübergreifende Weiterentwicklung der Lehrkräfte an den
Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen sorgen die Arbeitskreise in
den Fachbereichen Englisch, Mathematik, Deutsch, Ernährung, Küchenführung, Chemie und Biotechnologie, Biologie, Nutztierhaltung, Pflanzenbau,
Forstwirtschaft, Betriebswirtschaft, Übungsfirma, praktischer Unterricht, Qualitätsmanagement, Landtechnik und Bauen, biologische Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Projektmanagement und Informatik. Diese ermöglichen einen Erfahrungs- und Informationsaustausch und finden regelmäßig ein- bis
zweimal jährlich statt.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
33
Kapitel 1: Formale Bildung
Eine thematische Erweiterung der agrarischen Ausbildung um die Themen Umwelt und Ernährung im Spannungsfeld der Aspekte der Produktionsfunktion und
des Schutzes natürlicher Ressourcen verleiht ihr Steuerungskompetenzen mit
hohen Lösungspotenzialen.
Die Ausbildung bewegt sich im Spannungsfeld zwischen
Produktionsfunktion
und Schutz natürlicher Ressourcen.
Begrenzte Ressourcen stellen den kritischen Punkt der notwendigen Weiterentwicklung und Passung im Ausbildungssystem dar. Es gilt, neue Organisationsformen zu finden, die einerseits den Kern, die Landwirtschaft, erhalten und
stärken, andererseits Einfluss auf ihre Umgebung ausüben und diese mitgestalten. Ermöglichen könnten dies neue Formen der Zusammenarbeit, die andere
Finanzierungsformen und andere Kommunikationsformate, aber auch eine neue
Identitätsbildung innerhalb der Landwirtschaft voraussetzt. Als erster Schritt ist
beispielsweise die Einführung der Teilrechtsfähigkeit an der Höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schule St. Florian oder 2010 am LFZ Francisco Josephinum in Wieselburg anzusehen.
Jubiläen an den Höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schulen
150-Jahr-Feier am LFZ Klosterneuburg: Am 22. Oktober 2010 feierte das
Kompetenzzentrum für Wein- und Obstbau sein 150-jähriges Bestehen. Zusätzlich zu den Feierlichkeiten fand, abgestimmt auf das internationale Jahr der
Biodiversität, eine hochkarätig besetzte Tagung zum Thema „Erhaltung der Biodiversität im Wein- und Obstbau“ statt. Kompetente Referent/innen beleuchteten die sehr aktuelle Thematik sowohl allgemein und fachübergreifend als auch
speziell für den Wein- und Obstbau.
Die HLFS präsentieren sich als vielfältige und zukunftsorientierte Schulen, die
fundierte fachliche
Bildung wie auch
Allgemeinbildung
bieten.
34
Fünf Jahre Bioinstitut: 2005 wurde am LFZ Raumberg-Gumpenstein ein eigenständiges Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität für Nutztiere
eingerichtet. Die Forschungsstandorte in Trautenfels, in Lambach-Stadl-Paura
und in Wels-Thalheim wurden zu einer schlagkräftigen Einheit zusammengeführt.
Das Bioinstitut hat sich seit diesem Zeitpunkt zu einer kompetenten Drehscheibe
für die Bioforschung und -beratung in Österreich entwickelt. Einen Überblick
über die geleisteten Arbeiten, Forschungsprojekte und Umsetzungsaktivitäten
gibt die aktuell gestaltete Homepage.
40 Jahre Agrarschule in St. Florian: Über 1600 Schüler – darunter eine steigende Anzahl von Frauen – haben von der Gründung bis zum Jubiläum im Jahr
2010 in dieser vielfältigen, attraktiven und zukunftsorientierten fünfjährigen Ausbildung im Fachbereich Landwirtschaft maturiert und mit ihrem überzeugenden
fachlichen wie auch allgemeinen Wissen am guten Ruf der Schule mitgewirkt.
Die schulautonome Schwerpunktsetzung resultierte in den beiden standortspezifischen Fachrichtungen Betriebs- und Produktionsmanagement sowie Projekt- und Regionalmanagement. Die Berufsreifeprüfung kann seit einigen Jahren
direkt an der HLFS St. Florian abgelegt werden und seit dem Jahr 2000 betreibt
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
die Schule mit dem FlorianerBildungsZentrum (FBZ) eine eigene Einrichtung für
die regionale Erwachsenenbildung.
50 Jahre Schulstandort Elmberg: Elmberg gilt als dynamischer Schulstandort, der seit nunmehr 50 Jahren vielen Schüler/innen Geborgenheit und Heimat
bietet. Zukünftige Hofübernehmer/innen werden auf höchstem Niveau für die
ihnen bevorstehenden Aufgaben ausgebildet. Neben fundiertem Fachwissen
mit hohem Praxisbezug wird der Vermittlung von Werten und Haltungen große
Bedeutung beigemessen. Elmberg ist ein wichtiges Zentrum in der agrarischen
Bildung mit Nutzen für die gesamte Region.
60 Jahre Standort Sitzenberg: Chancen für die jungen Menschen zu erkennen
und auch die Veränderungen der Zeit richtig zu beantworten ist immer eine große Herausforderung, der sich ein Ausbildungssystem stellen muss. Die HLFS
Sitzenberg hat dies in den 60 Jahren ihres Bestehens sehr gut bewältigt.
Eröffnungen nach Neu- und
Umbaumaßnahmen
Das BMLFUW hat seit 2007 umfangreiche Sanierungs- und Ausbautätigkeiten
in seinem Zuständigkeitsbereich veranlasst und umgesetzt. So wurden mehr als
130 Millionen Euro in die großteils in den 1950er-Jahren gegründeten Schulstandorte zugunsten der Bildung im ländlichen Raum investiert.
LFZ und Bundesamt Klosterneuburg: Die Sicherung der wissenschaftlichen
Tätigkeit und Forschung auf dem Gebiet des Weinbaues und der Weinproduktion ist ein wesentlicher Verwendungszweck der Forschungsanstalt in Klosterneuburg. Das Technikum konnte nach der Generalsanierung des Hauptgebäudes
und der Generalsanierung des Obstbaugebäudes mit Sommer 2009 fertiggestellt werden.
Forschung und Lehre sind an den HLFS
sehr eng miteinander verknüpft, Schüler/innen profitieren
von den Synergien.
LFZ Francisco Josephinum: Der Schul- und Forschungsstandort Wieselburg
erscheint nach der Sanierung und Erweiterung der letzten Jahre mit der Wiedereröffnung des Schlosses im Mai 2011 in völlig neuem Glanz. Es wurde ein
modern ausgestattetes Bildungszentrum für die Jugend und damit die Zukunft
des ländlichen Raums geschaffen. Der neu errichtete Turnsaal zeigt sich als moderner Holzbau inklusive Photovoltaikflächen, deren Zweck Energienutzung und
Forschung kombiniert. Das Schloss Weinzierl bietet nach der Sanierung neben
zusätzlichen Unterrichtsräumen ein Verwaltungszentrum, neue Büros für die
Lehrer/innen sowie einen Festsaal mit einer Aula als Veranstaltungszentrum.
Das agrarische Lehr- und Forschungszentrum (LFZ) in Wieselburg mit den besonderen Schwerpunkten Landtechnik und Lebensmitteltechnologie verbindet
Forschung und höhere Schulbildung. Darüber hinaus bietet es einen Aufbaulehrgang für Fachschüler/innen und Angebote für die berufliche Weiterbildung an.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
35
Kapitel 1: Formale Bildung
Neu- und Umbauten
sichern die Qualität
der Ausbildung im
Wein- und Obstbau,
in der Forstwirtschaft, im Gartenbau und in der
Nutztierforschung.
HLFS Bruck/Mur – die Forstschule: Mit März 2010 erfolgte die Eröffnung des
neuen Holztechnologischen Zentrums mit angeschlossenem Schüler/innenheim, betriebswirtschaftlichem und holztechnologischem Zentrum an der HLFS
Bruck/Mur durch den Bundesminister Niki Berlakovich. Mit diesem neuen Zentrum können die physikalischen, technologischen und chemischen Eigenschaften des nachwachsenden Werkstoffs Holz im Unterricht auf hohem Niveau vermittelt werden. Die neuen Räumlichkeiten sind ein Musterbeispiel für modernen
Holzbau, aber auch für die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen.
Mit Jänner 2012 ist die Sanierung der Forstschule Bruck vorläufig abgeschlossen. Es entstanden eine Werkstatt zur Metallbearbeitung, Garderoben, eine
Aula, Bibliothek und Mehrzweckraum, eine Speisesaalerweiterung, Internatsräumlichkeiten, Lehrer/innenbüros und nicht zuletzt acht weitere Klassen. Auf
Verwendung nachhaltiger Baumaterialien sowie Energieeffizienz wurde sowohl
beim Neubau als auch bei der Sanierung besonderes Augenmerk gelegt. Photovoltaikelemente auf Dach- und Fassadenflächen decken einen Teil des Strombedarfs, während Sonnenkollektoren auf dem Dach der Internatsaufstockung
der Warmwasserbereitung dienen. Seit die Schule mit vergangenem Herbst die
Wärme aus einem Hackschnitzelheizwerk auf Gemeindeebene bezieht, deckt
sie ihren Energiebedarf zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und
Solaranlagen. Die Forstschule bekam als erster Schulstandort in Österreich die
klima:aktiv-Plakette des Lebensministeriums verliehen.
LFZ Schönbrunn: Mit März 2010 konnte die neue Gewächshausanlage, bestehend aus einer Nutzfläche von 4050 Quadratmetern am Standort Grünbergstraße sowie weiteren 820 Quadratmetern am Standort Kammermeierei, eröffnet
werden. Bauherr waren das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und die Burghauptmannschaft Österreich.
Die offizielle Eröffnung des Hauptgebäudes an der Grünbergstraße sowie des
Schüler/innenheims erfolgte nach einer umfassenden Generalsanierung schließlich im April 2012. Die Ausbildung am Lehr- und Forschungszentrum für Gartenbau in Schönbrunn, welches nunmehr auch technisch auf dem letzten Stand
ist, vermittelt eine höhere berufliche Bildung, die am Arbeitsmarkt unmittelbar
umsetzbar ist. Die Absolvent/innen sind zu einem hohen Prozentsatz als private Betriebsführer/innen tätig. Als leitende Angestellte werden sie in zunehmendem Maße bei öffentlichen Körperschaften, der einschlägigen Industrie etc.
geschätzt.
Das LFZ Schönbrunn arbeitet als einzige wissenschaftliche Institution des Bundes in allen Sparten des Gartenbaues. Es wird Forschung in den Bereichen
Gemüsebau, Zierpflanzenbau unter Glas (plus In-vitro-Kultur), Stauden, Sommerblumen, Gehölzkunde und Baumschulwesen, Garten- und Landschaftsgestaltung, ferner auch Pflanzenschutz und in der Gewächshaustechnik betrieben.
Besonderes Augenmerk wird auf Anwendungsorientierung, Innovation, Querschnittsmaterien und nicht zuletzt auf Nachhaltigkeit gelegt. In Publikationen,
Vorträgen, Seminaren (Schönbrunner Seminare), Fachveranstaltungen sowie
dem jährlich erscheinenden umfassenden Versuchsbericht werden die For-
36
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
schungsergebnisse an die interessierte Fachöffentlichkeit weitergegeben. Es
bestehen Kooperationen mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, mit Verbänden, Kammern und Innungen.
Neuer Forschungsstall am LFZ Raumberg-Gumpenstein: Im Rahmen des
Erntedankfestes im November 2010 übergab SC Gruber vom BMLFUW den vor
der Fertigstellung stehenden Rinder-Forschungsstall an das LFZ RaumbergGumpenstein. Nach einer sehr kurzen Bauzeit steht dem Institut für Nutztierforschung nun ein hochmoderner, den internationalen Forschungsmaßstäben
Rechnung tragender Versuchsstall für 63 Milchkühe zur Verfügung. Der innovative neue Stall lockte allein im Jahr 2011 bereits mehr als 2500 Fachbesucher/
innen aus dem In- und Ausland an.
Ausgewählte Schulprojekte und
Wettbewerbe
UNESCO-Auszeichnung – „Jugend-Innovativ“-Preis 2011 an HLFS Ursprung:
Die HLFS Ursprung erlangte zum vierten Mal in Serie eine Auszeichnung bei
„Jugend Innovativ“. Dies bedeutete für die Schüler/innen ein Preisgeld von
2000 Euro sowie Tickets für die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb
im September 2011 in Helsinki. Im Projekt, „Geschmäcker sind verschieden –
Gene auch!“ der HLFS Ursprung aus Salzburg erbrachten die 25 Schüler/innen
erstmals weltweit den Beweis, dass ein Zusammenhang zwischen dem Geschmacksempfinden von Stevia, einem natürlichen Süßstoff, und dem menschlichen Erbgut besteht (siehe auch http://steviaron.ursprung.at). Im November
2011 wurde das Freifach „Gen- und Biotechnologie“ unter der Leitung von Dr.
Konrad Steiner von der österreichischen UNESCO-Kommission als UN-DEKADEN-Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.
Zahlreiche Projekte
wurden mit namhaften Preisen ausgezeichnet. Darunter
eine Auszeichnung
als UN-DekadenProjekt der
UNESCO.
„Sparkling Science“ an der HLFS Pitzelstätten: Im „Sparkling Science“-Projekt
„My Featured Space“ beschäftigten sich Schüler/innen der HLFS Pitzelstätten mit
der Entwicklung ländlicher Räume und erforschten, inwieweit diese auch in Zukunft lebenswert für junge Menschen sein können. Ihr Untersuchungsgebiet im
Rahmen dieses vom Umweltbüro Klagenfurt initiierten internationalen Projekts war
das Lesachtal, wo auch die Schüler/innen selbst ihre familiären Wurzeln haben.
„Sparkling Science“ an der HLFS Kematen: Schüler/innen kooperieren mit der
Universität Innsbruck und der EURAC in Bozen in einem Forschungsprojekt
von internationalem Format. Klimawandel und der Rückgang der Berglandwirtschaft sind Entwicklungen, die weitreichende Folgen auf den Wasserhaushalt
von Ökosystemen haben können. Höhere Temperaturen können zu einem erhöhten Wasserstress an alpinen Grasflächen führen. Derartige Entwicklungen
rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln war Ziel
dieser Kooperation.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
37
Kapitel 1: Formale Bildung
UNESCO-Auszeichnung – Jugend-Innovativ-Preis 2011 für die
HLFS Ursprung, © HLFS Ursprung
GO-Schulwettbewerb: Schüler/innen des
Lehr- und Forschungszentrums in Wieselburg
gewannen den vom Bundesminister Pröll ini­
tiierten GO-Wettbewerb. Mit ihrem Projekt –
„Die Zukunft unserer Betriebe“ – entwickelten
die Schüler/innen aus dem dritten Jahrgang
des Aufbaulehrgangs ein Zukunftskonzept
für eine starke Landwirtschaft. Dessen Endergebnis liegt als Kurzfilm vor, in dem ein engagierter Kleinlandwirt interviewt wird, der seine
Ideen und seinen Betrieb vorstellt. Als besonders bedeutsame Faktoren kristallisierten
sich aus den Ergebnissen die Regionalität, die
Qualitätsproduktion und die Bildung heraus.
Tierschutzpreis an Bioinstitut des LFZ
Raumberg-Gumpenstein: Das Bioinstitut des LFZ Raumberg-Gumpenstein wurde für seine innovativen Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten zur Weidehaltung von Nutztieren sowie zu den durchgeführten tierfreundlichen Stallbaumaßnahmen am Biolehr- und -forschungsbetrieb Moarhof in Trautenfels vom Land
Steiermark mit einem Tierschutzpreis ausgezeichnet (siehe dazu auch www.raumberg-gumpenstein.at).
Spannende Projekte
zu aktuellen Themen
bereichern den
Schulalltag an den
HLFS.
Elmberger Schüler/innen erhalten Konsument-Preis: Wie sehr beeinflussen
uns Marken? Diese Frage stellten sich Schüler/innen der Höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schule Elmberg mit den Ausbildungsschwerpunkten „Ernährungsmanagement“ und „Unternehmensmanagement“ in Linz-Urfahr. Die kreativen Schüler/innen entwickelten im Rahmen des Konsument/innen-Schüler/innen-Wettbewerbs „jetzt teste ich!“ eine Testreihe für unterschiedliche Cola-Sorten.
Bei einer Blindverkostung wurden kostengünstigere Produktlinien gleich bewertet
wie das Original. Anders während der konkreten Produktverkostung, hier schnitten die teureren Markenprodukte meist besser ab. Idee und Umsetzung dieses
Projekts wurden mit dem ersten Platz in der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen
ausgezeichnet.
Pitzelstättner Schüler/innen verlegen 600 Kinderbücher: Mit dem Preisgeld
aus einem Schulprojekt war es Schüler/innen der HLFS Pitzelstätten möglich,
auf Basis des bereits selbst verfassten fünfsprachigen Filmdrehbuchs „Hürden
eines Alltags“ zusätzlich ein fünfsprachiges Kinderbuch mit eigenen Illustrationen zu verlegen. Die Schüler/innen besuchten den Unterricht an einer Förderschule und beschäftigten sich speziell mit einem schwerstbehinderten Rollstuhlkind, dessen Leben im Projekt verfilmt wurde. Der entstandene Zeichentrickfilm
ist auf „You Tube“ abrufbar und die Kinderbücher können an der HLFS Pitzelstätten oder in der Förderschule Feldkirchen für einen Spendenbeitrag erworben
werden. Der Erlös des Buchverkaufs kommt zur Gänze den Schüler/innen der
Förderschule Feldkirchen zugute.
38
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Projekt ISOBUS-Simulations- und Trainingszentrum am lfz Wieselburg: Das
System ISOBUS hat sich zur zentralen Schnittstelle in der Traktor-Gerätesteuerung entwickelt. Im Rahmen des Projekts ISOBUS-Simulations- und Trainingszentrum konnte am Francisco Josephinum ein modern ausgestattetes und in
seinem Umfang in Österreich einzigartiges ISOBUS-Labor errichtet werden. Dieses wird im Rahmen der Diplomarbeiten von
Schüler/innen genutzt. So konnten Modelle von ISOBUS-fähigen Maschinen gebaut
werden. Aber auch im regulären Unterricht
arbeiten Schüler/innen laufend im modern
ausgestatteten Labor, in dem forschungsgeleiteter Unterricht zum Standard wird.
Auslandspraktika
Leonardo-da-Vinci-Stipendien
Jedes Jahr reicht die Landjugend Österreich
einen Sammelantrag beim europäischen ISOBUS-Simulations- und Trainingszentrum am
Bildungsprogramm Leonardo da Vinci ein. LFZ Wieselburg, © LFZ Wieselburg
Dadurch wird Schüler/innen von landwirtschaftlichen Schulen sowie Junglandwirt/innen als auch Absolvent/innen eine
Förderung für ein Auslandspraktikum in Europa ermöglicht.
Voraussetzungen für die Teilnahme am Leonardo-da-Vinci-Projekt:
• Besuch oder Abschluss einer landwirtschaftlichen Ausbildung oder mindestens ein Jahr Praxiserfahrung
• Teilnehmer/in darf nicht studieren
• Das Praktikum muss in einem EU- oder EWR-Land absolviert werden
• Das Praktikum muss mindestens vier Wochen dauern
• Schüler/innen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft dürfen das Praktikum nicht in ihrem Heimatland absolvieren
• Praktika in Deutschland können nicht gefördert werden, ausgenommen jene in
Bayern, die die Landjugend vermittelt
Eine Leonardo-da-Vinci-Förderung kann sowohl beantragt werden, wenn der
Praxisbetrieb über die Landjugend Österreich vermittelt wurde, als auch wenn
der Betrieb selbst gesucht worden ist. 2011 nutzten insgesamt 255 Mitglieder
der Landjugend Österreich die Möglichkeit, das landwirtschaftliche Berufspraktikum in Europa oder Übersee zu absolvieren.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
39
Kapitel 1: Formale Bildung
Comeniusprojekte
Das COMENIUS-Projekt NADELA (Nachhaltigkeit, Development, Landwirtschaft) unterstützt die Zusammenarbeit einer deutschen Schule (Stadt Roda),
zweier französischer Schulen (Landwirtschaftsschulen in Obernai und Erstein)
sowie der HLFS Kematen und der HLFS St. Florian auf Lehrer/innen- wie auch
auf Schüler/innenebene, wobei nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Mittelpunkt stehen.
Mit dem Schuljahr 2009/2010 startete an der HLFS St. Florian das zweite europäische Schulpartnerschaftsprojekt „Landleben – Beispiele für eine zukunftsfähige Landwirtschaft von den Karpaten bis zu den Alpen“. Im Vorfeld gab
es Treffen mit Lehrer/innen und Schüler/innen der teilnehmenden polnischen,
tschechischen und italienischen Schulen, bei denen die Ziele und Aufgaben des
Projekts definiert wurden. Das gemeinsame Projektergebnis sollte ein Kalender
sein, in dem Beispiele einer zukunftsfähigen Landwirtschaft aus den teilnehmenden Ländern präsentiert werden.
COMENIUS-Projekte der Europäischen Kommission bieten Schüler/innen und
Lehrer/innen die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln sowie Kulturen
und die Landwirtschaft beteiligter Regionen kennenzulernen. Sie erweitern ihre
Fremdsprachenkenntnisse und nicht zuletzt bilden sie sich fachlich weiter und
knüpfen neue Kontakte und Freundschaften.
Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit
Mit länderübergreifenden Schulpartnerschaftsprojekten
sammeln Schüler/
innen wertvolle
Erfahrungen fürs
Leben.
Seit nunmehr vier Jahren stellt die Abteilung II 2 Informationen zu ihren Bildungsangeboten auch auf Österreichs größter Bildungsmesse, der Interpädagogica,
den interessierten Besucher/innen vor. Im letzten Jahr ergab sich eine Kooperation mit fünf weiteren Abteilungen des Lebensministeriums.
Mit 2007 startete das eigene Schulportal der HLFS mit www.hlfs.schule.at. Es
bietet eine gute Möglichkeit, sich ein Bild vom Angebot der Höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schulen zu machen, aber auch Lehr- und Lerninhalte können auf elektronischem Wege ausgetauscht werden.
Die Schulbroschüre – „Ein Blick in deine Zukunft“ – für alle elf Standorte der
HLFS sowie für die HLA Graz-Eggenberg wurde 2010 neu aufgelegt. Sie bietet einen Überblick über das interessante Bildungsangebot an den agrarischen
berufsbildenden Schulen, insbesondere für zukünftige Schüler/innen. Ausbildungsschwerpunkte und detaillierte Stundentafeln sollen die Entscheidung
an der Schnittstelle zur Oberstufe erleichtern. Mit einem Newsletter informiert
die Abteilung II 2 in regelmäßigen Abständen über Neuigkeiten aus dem Ressort, Ereignisse an den Schulen, Jubiläen, Preisverleihungen und sonstige für
das Schulleben relevante Inhalte. Sie können den Newsletter unter der E-MailAdresse resch.josef@lebensministerium.at abonnieren.
40
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Genderbudgeting
Das mit 2009 beschlossene Bundeshaushaltsgesetz 2013 sieht die tatsächliche
Gleichstellung von Männern und Frauen als Zielbestimmung der Haushaltsführung vor. Das entspricht dem international etablierten Konzept des „Genderbudgetings bzw. der gendergerechten Budgetgestaltung“ 1. Es bedeutet, die „Verteilung und Aufbringung öffentlicher Mittel auf Frauen und Männer zu analysieren
und gegebenenfalls korrigierende Maßnahmen zu ergreifen“ (ebenda).
Weiterentwicklung der HLFS
Das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen liefert die Grundlage für hohe
Lebensmittelqualität, umweltgerechte Produkte, ökonomisches Wirtschaften
und Pflege der Landschaft. Um jedoch am Puls der Zeit zu bleiben, arbeitet das
Lebensministerium ständig an einer Weiterentwicklung und einem Qualitätsausbau bei den land- und forstwirtschaftlichen Schulen, damit die Schüler/innen
auch künftig den Anforderungen gewachsen sind. Neben der Fortsetzung des
Investitions-, Neu- und Umbauprogramms sind der Ausbau strategischer Netzwerke und die Einführung innovativer Themen und Lernformen geplant. Thematische Herausforderungen für die HLFS sind eine wissensmäßige Vernetzung
mit speziellem agrarischem Wissen zur Steigerung der Produktion und Qualität, ökologischem Wissen für Schutz und Nachhaltigkeit, Wissen zur Gestaltung
der Regionen und von sozialem Leben sowie unternehmerischem Wissen zum
Erhalt einer ökonomisch stabilen nationalen Landwirtschaft. Für eine vertikal
verbesserte Durchlässigkeit sorgen weiterhin Aufbaulehrgänge. Bis 2020 sind
eine quantitative Steigerung der höheren Bildungsabschlüsse, die Realisierung
des neuen Lehrplans inklusive Umsetzung der Oberstufenreform mit modularem Aufbau und die Einführung der bundesweiten teilstandardisierten Matura
geplant. Die thematische Öffnung durch eine neue Fachrichtung Umwelt, die
Durchlässigkeit der HLFS zum tertiären Sektor durch enge Abstimmung der
HLFS mit agrarischen Fachhochschulen, Anrechnungsmodelle zu den Fachhochschulen sowie die Schaffung von neuen agrarischen tertiären Ausbildungen
bedürfen noch eingehender Diskussionen und der Entscheidungsvorbereitung
für die Politik.
1 Schilhan, Christina (2010): Das neue Bundeshaushaltsrecht. Rechtliche Grundlagen. Wien: Bundesministerium für Finanzen. S. 20.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
41
Kapitel 1: Formale Bildung
LSI Karl Friewald
Land- und forstwirtschaftliche
Fach- und Berufsschulen
Geringe Betriebsgrößen und Nebenerwerbsbetriebe
bedingen mehrberufliche Ausbildungsmodelle.
Zentrale Zielsetzung dieser Schulen ist die Ausbildung von Bauern und Bäuerinnen sowie die Befähigung junger Menschen zur Erwerbstätigkeit im ländlichen
Raum. Durch die Vermittlung von Fachkenntnissen und Fertigkeiten werden die
Jugendlichen auf die selbstständige Führung eines land- und forstwirtschaftlichen
Betriebs oder Haushalts vorbereitet. Die Schüler/innen sollen in die Lage versetzt
werden, die Aufgaben einer multifunktionalen und diversifizierten Land- und Forstwirtschaft im ländlichen Raum unter Berücksichtigung der Prinzipien der Nachhaltigkeit und Chancengleichheit wahrnehmen zu können. Die kleinen Betriebsgrößen der österreichischen Landwirtschaft machen es verstärkt erforderlich,
mehrberufliche Ausbildungsmodelle anzubieten, um den Nebenerwerbsbetrieben
ein außerlandwirtschaftliches Einkommen zu eröffnen.
Berufsschulen
Im Bereich der Berufsschulen findet die Lehre an zwei verschiedenen, sich ergänzenden Lernorten statt: im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Aus
diesem Grund wird die Lehrausbildung auch als „duale Ausbildung“ bezeichnet.
Diese für das Gewerbe sehr wichtige Ausbildungsform hat im Bereich der Landwirtschaft nur eine sehr untergeordnete Bedeutung.
Die Ausbildung der Schüler/innen in den land- und forstwirtschaftlichen Schulen
dauert im Schnitt drei Jahre (siehe auch Abb. 13). Im Gegensatz zur Fachschule wird im Bereich der Berufsschulen eine integrative Ausbildung angeboten.
Durch besondere Fördermaßnahmen und die Verlängerungsmöglichkeit der
Ausbildungsdauer können besondere Bedingungen zur Erreichung des BerufsSchüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen
Anzahl
1.000
weiblich
900
911
800
männlich
gesamt
883
835
817
700
600
500
400
505
300
489
422
458
425
454
363
330
200
100
0
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
lebensministerium.at
Quelle: Statistik Austria
42
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 13
Kapitel 1: Formale Bildung
abschlusses eingeräumt werden. Sollte der Berufsabschluss nicht erreichbar erscheinen, können auch Teilqualifikationen erworben werden.
Fachschulen
Die Fachschulen sind berufsbildende mittlere Schulen, welche berufliche Qualifikationen und Allgemeinbildung vermitteln. Sie enden nach drei oder vier Jahren mit einer Abschlussprüfung. Die positive Absolvierung führt automatisch zur
Verleihung des Facharbeiter/innenbriefs, welcher der Fachrichtung der Schule
entspricht. In den Fachrichtungen Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft
(ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement) nimmt diese Form der Schulausbildung eine zentrale Stellung ein. Der Großteil der Facharbeitskräfte wird
durch die Fachschulen ausgebildet. Eine Weiterqualifizierung ist z. B. mit der Berufsreifeprüfung bzw. dem Aufbaulehrgang möglich.
Die Fachschulen
sind die wichtigsten
Bildungseinrichtungen für Bäuerinnen
und Bauern.
Die Schüler/innenzahl der land- und forstwirtschaftlichen Schulen steigt stetig
(siehe Abb. 14).
Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen
Anzahl
16.000
weiblich
männlich
gesamt
14.000
13.392
13.186
13.034
12.980
12.000
10.000
8.000
6.000
6.447
6.533
6.529
6.505
6.555
6.631
6.564
6.828
4.000
2.000
0
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
lebensministerium.at
Quelle: Statistik Austria
Abb. 14
WHR Mag.a Sonja Windisch
Fach- und Berufsausbildung im Burgenland
Derzeit gibt es im Burgenland drei Fachschulen an den Standorten Eisenstadt, Güssing und Neusiedl am See mit insgesamt mehr als 268 Schüler/innen. Die LFS Eisenstadt bietet eine fundierte Ausbildung in Weinbau und Kellerwirtschaft, Obstbau/Obstverarbeitung, Gemüsebau und
Pflanzenproduk­tion. Die LFS Güssing wird in der Fachrichtung Landwirtschaft sowie in der Fachrichtung Pferdewirtschaft geführt. In Kooperation mit der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Güssing kann
seit dem Jahr 2003 auch eine Ausbildung zum Agrartourismusmanager bzw.
zur Agrartourismusmanagerin absolviert werden, welche mit der Reife- und
Di­plomprüfung (Matura) abschließt.
Im Burgenland gibt
es 268 Schüler/innen
an drei Standorten.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
43
Kapitel 1: Formale Bildung
In der landwirtschaftlichen Fachschule Neusiedl am See werden keine neuen
Schüler/innen mehr aufgenommen, da aufgrund einer Strukturreform die Auflassung mit Ende des Schuljahres 2013/2014 erfolgen wird.
Die Absolvent/innen der Fachschulen Eisenstadt und Güssing haben vor, nahezu ausschließlich in den Bereichen Landwirtschaft und Pferdewirtschaft tätig zu
sein, sei es als selbstständige Betriebsführer/innen oder als qualifizierte Fachkräfte. Die Nachfrage nach Absolvent/innen ist sehr groß. Der Arbeitsmarkt kann
mit den derzeitigen Absolvent/innen nicht ausreichend bedient werden.
Bei der Weltmeister/innenschaft der
Jungzüchter/innen
in Lyon 2011 wurden
zwei Weltmeister/
innentitel geholt.
An die landwirtschaftlichen Fachschulen in Eisenstadt und Güssing sind Wirtschaftsbetriebe angeschlossen. Diese dienen der Erteilung des praktischen Unterrichts und der Versuchstätigkeit. Beide Fachschulen sind äußerst aktiv, attraktiv und innovativ. Laufend werden eigenständige Fachprojekte durchgeführt, und
die Schüler/innen nehmen auch an internationalen Projekten und Wettbewerben
teil.
Güssing wurde bereits zweimal Landessieger im Bewerb „Jugend und Pferd“.
In den Jahren 2010 und 2011 gewannen die Schüler/innen der LFS Güssing die
Einzel- und Altersklassenwertung in Stadl Paura.
Der bisher herausragendste Erfolg war die Teilnahme an der Weltmeister/innenschaft der Jungzüchter/innen im Sommer 2011 in Lyon, Frankreich. Die Schüler/
innen holten nicht nur einen Weltmeister/innentitel im Herrichten und Präsentieren eines Pferdes, sondern konnten auch in der Einzelwertung der Exterieurbeurteilung von Jungstuten einen zweiten Weltmeister/innentitel erringen.
RR LSI Stefanie Grabuschnig
Fach- und Berufsausbildung in Kärnten
In Kärnten gibt es
zehn Fachschulen
mit 1361 Schüler/
innen. Sie agieren
im ländlichen Raum,
wo Tradition und
Moderne aufeinandertreffen.
44
Die zehn landwirtschaftlichen Fachschulen in Kärnten sind Kompetenzzentren
für den ländlichen Raum. Sie bieten Qualität, Vielfalt und Professionalität in der
Ausbildung und sind als berufsbildende mittlere Schulen organisiert.
Aufbauend auf die Ausbildung zum Facharbeiter bzw. zur Facharbeiterin der
jeweiligen Fachrichtung, werden berufliche Zusatzqualifikationen mit nachfolgend angeführten Kooperationspartnern angeboten: Handelsakademie
(Agrar-HAK), lk Kärnten, LFI (Tiertransportbefähigungsnachweis, Anwendung
von Tierarzneimitteln – „Giftschein“), WKO (Unternehmer/innenführerschein),
WIFI (Juniorfirmen, Diplom für Wirtschaftsassistent/in, Bürokraft im medizinischen Bereich, umfangreiche praktische und theoretische Servierprüfung fürs
Gastgewerbe), Kärntner Hilfswerk (Pflegeassistent/in, Freizeitcoach für Kinder
und Jugendliche), Österreichisches Jugend Rot Kreuz (Betreuung und Pflege
in der Familie, Babysitter/innenausweis), Kärntner Jägerschaft (Jagdprüfung),
Österreichischer Pferdesportverband und Landesverband für Pferdesport in
Kärnten (Reiterlizenz, bronzenes Fahrabzeichen, Fahrlizenz, Wanderreitführer/in,
Westernzertifikat, bronzenes Vierspännerabzeichen), Genussland Kärnten (Ge-
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
nussschulen). Diese zusätzlichen Qualifikationen befähigen die künftigen Landwirt/innen, ihr Einkommen in mehreren Richtungen abzusichern.
Fachschulen sind regionale Bildungszentren für Landwirtschaft, Forstwirtschaft,
Gartenbau, Pferdewirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung in den Bezirken und
prägen ökologische, gesellschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und gesundheitliche Entwicklungen. Die Ressourcen der Schulen werden für verschiedenste
Veranstaltungen sehr stark genutzt – als Orte der Begegnung. Das vorhandene
Netzwerk reicht von den Gemeinden bis in die umliegenden Betriebe und Einrichtungen. Die Mitwirkung bei Projekten und Veranstaltungen in der Region und
über diese hinaus spielt ebenfalls eine Rolle.
Lehrgänge für die
Berufsreife verbinden die Fachschulen
mit dem tertiären
Bildungswesen.
Mag. Jürgen Mück
Fach- und Berufsausbildung in
Niederösterreich
An den 18 landwirtschaftlichen Fachschulen und zwei Berufsschulen in Niederösterreich wird eine zeitgemäße agrarische Ausbildung mit zahlreichen Bildungsschwerpunkten angeboten.
Mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 wurde der dreijährige pädagogische Arbeitsschwerpunkt „MOVE“ (Mut, Optimismus, Veränderung, Erfolg) gestartet
und das Weiterbildungsangebot für die Lehrkräfte wurde gezielt auf neue Lehrund Lernformen abgestimmt. Ziel dieser pädagogischen Initiative ist die Unterstützung der Lehrer/innen beim Einsatz neuer Lehrmethoden im Unterricht, um
den veränderten Bedürfnissen der Schüler/innen gerecht zu werden.
Im Niederösterreich gibt es 18 ldw.
Fachschulen, zwei
Berufsschulen mit
insgesamt 3331
Schüler/innen.
Die Schwerpunkte
der Ausbildung werden auf die regionalen Bedürfnisse
abgestimmt.
„MOVE“ – eine Initiative zur Schulentwicklung hält die Dinge am Laufen, © Friewald
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
45
Kapitel 1: Formale Bildung
Vielfältige Fachrichtungen – mit Verstand fürs Land
Jede Schule hat ihr unverwechselbares Profil! Diese Zielsetzung hat zu vielen
neuen Schwerpunktsetzungen in der agrarischen Bildung des Landes geführt.
So gibt es neue Ausbildungssparten wie etwa „Nutztierhaltung“ an der LFS Hollabrunn, „Heizungstechnik“ an der LFS Tulln sowie „Lebensmitteltechnik und
Ernährung“ an der LFS Pyhra.
Im Hauswirtschaftsbereich werden die Schwerpunkte Eco-Design, Tourismus
und soziale Dienste um die Ausbildungen zum/zur Heimhelfer/in, Kinderbetreuer/
in, Tagesvater/mutter und Bürofachkraft für den medizinischen Bereich erwirkt.
Soziale und internationale Kompetenzen werden
gestärkt.
Das Bildungsjournal ist das Sprachrohr der land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen Niederösterreichs. Es erscheint zweimal jährlich, setzt sich mit aktuellen Bildungsfragen auseinander und dokumentiert das Bildungsgeschehen
im Land.
Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 haben die landwirtschaftlichen Berufs- und
Fachschulen mit www.farmschulen.at einen neuen Webauftritt.
Eine wichtige Maxime des landwirtschaftlichen Schulwesens in Niederösterreich
ist es, die sozialen Kompetenzen der Schüler/innen zu stärken.
Eine besonders engagierte soziale Initiative ist die Kooperation mit dem Projekt „Concordia“ von Pater Georg Sporschill in Rumänien. Schüler/innen und
Lehrer/innen sind hier seit fünf Jahren im Einsatz, um den Jugendlichen in den
rumänischen Kinderdörfern zu helfen bzw. mit ihnen zu arbeiten.
Ebenso werden Kinderhäuser des Vereins „Auro Danubia“ von Lehrer/innen und
Bediensteten der Landwirtschaftsschulen in NÖ aktiv unterstützt. So wurden im
Waisenhaus im rumänischen Saniob im Sommer 2011 Solaranlagen errichtet.
Die Landwirtschaftsschulen zeigen auch ein großes Engagement in der EUROPEA, dem EU-weiten Netzwerk von über tausend landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen. Derzeit stellt Niederösterreich mit Dipl.-Päd. Elisabeth Hönigsberger die EUROPEA-Vizepräsidentin von EUROPEA International.
Versuchs- und Forschungstätigkeit
Aufgaben und Ziele der Lehr- und Versuchsbetriebe der Schulen sind die Demonstration moderner Produktionstechniken, um Erkenntnisse für Lehre und
Beratung zu gewinnen. Fachtagungen und Felddemonstrationen werden regelmäßig zu ausgewählten Themenbereichen wie Direktsaat, Energiekorn, Kurzumtriebsflächen u. a. abgehalten.
Die Saatzucht Edelhof konnte ihre Marktpräsenz sowohl in Österreich als auch in
zahlreichen EU-Staaten ausbauen, vor allem mit Qualitäts- und Mahlweizensorten. Auch im Weinbau setzt die neue Mikrovinifikation in der Lehr- und Versuchskellerei am Landesweingut Retz neue Maßstäbe.
46
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
LSI Ing. Johann Wahlmüller
Fach- und Berufsausbildung in
Oberösterreich
Die 21 landwirtschaftlichen Fachschulen sind berufsbildende mittlere Schulen
und werden in Oberösterreich in den Fachrichtungen Landwirtschaft (elf Standorte), ländliche Hauswirtschaft (acht Standorte), Pferdewirtschaft (ein Standort)
und Gartenbau (ein Standort) geführt.
In Oberösterreich
gibt es 21 Standorte
mit 3183 Schüler/
innen.
Die Abschlussprüfungen in den Fachschulen bewirken eine verkürzte Lehrzeit für
die mehr als tausend Absolvent/innen.
Darüber hinaus können in Zusammenarbeit mit der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Anrechnungen von folgenden Schulzeiten auf Lehrzeiten für außerlandwirtschaftliche Berufe gewährt werden:
Fachrichtung Landwirtschaft:
Es wird ein kombiniertes Ausbildungsmodell „Land-Wirtschaft“ mit integrierter erster Klasse der kaufmännischen oder gewerblichen Berufsschule in der
Pflichtpraxis des 3. Fachschuljahrgangs und vereinbarter verpflichtender Anrechnung des ersten Lehrjahres im außerlandwirtschaftlichen Beruf angeboten.
Fachrichtung Hauswirtschaft:
Für den Beruf Betriebsdienstleiterin ist die Anrechnung der theoretischen Lehrabschlussprüfung und die Berechtigung zur Ablegung der praktischen Lehrabschlussprüfung nach erfolgreichem Abschluss der landwirtschaftlichen Fachschule, Fachrichtung Hauswirtschaft, gewährleistet.
Bei Belegung bestimmter Ausbildungsschwerpunkte sind Berechtigungen zur
Ablegung der Lehrabschlussprüfung in folgenden Berufen möglich:
Restaurantfachfrau/-mann, Bürokauffrau/-mann, Koch/Köchin, Florist/in, Einrichtungsberater/in und Landschaftsgärtner/in im Nachsichtverfahren.
Fachrichtung Pferdewirtschaft:
Der Übertritt in den Aufbaulehrgang „Horse-Management und Economics“ ist in
der HAK Lambach möglich.
Entwicklungsperspektiven für die landwirtschaftliche
Aus- und Weiterbildung
Die Landwirtschaft und der ländliche Raum befinden sich in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen
wird. Dementsprechend ist das Bildungsangebot der Landwirtschaftsschulen
den sich ständig verändernden Bildungsbedürfnissen anzupassen (siehe Tab. 1).
Der landwirtschaftliche Bildungsbedarf wird sich in Zukunft noch rascher än-
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Die Ausbildung
wird laufend an die
veränderten Rahmenbedingungen
angepasst.
47
Kapitel 1: Formale Bildung
Bedürfnisorientierte Bildungsangebote der landwirtschaftlichen Schulen in Oberösterreich
Veränderungen
Herausforderungen
Bildungsbedarf
Bildungsbedürfnis
Bildungsangebot
organisatorisch/inhaltlich
Erwerbskombinationen
Ausbildungskombinationen
Mehrberufliche Ausbildungsmodelle,
Lehrzeitanrechnungen
Landwirt/innen müssen
Unternehmer/innen werden
Entwicklung der unternehmerischen
Kompetenz
Anpassung der Lehrpläne,
Augenmerk auf Persönlichkeitsbildung,
projektorientierter Unterricht
Steigende Sehnsucht nach Natur,
gesunder Ernährung und Kommunikation
Entwicklung der Ernährungskompetenz, der sozialen
Kompetenz und der
Daseinskompetenz
Anpassung der Lehrpläne,
neue Unterrichtsformen,
Freizeitpädagogik
Neue Produktionsfelder für die Landwirtschaft,
z. B. Landwirt/in als Energiewirt/in
Neuer landwirtschaftlicher Beruf:
„Facharbeiter/in für
Biomasse und Bioenergie“
Ausbildungsangebot
„Abendschule für Biomasse und Bioenergie“,
90 Facharbeiter/innen im Schuljahr 2010/11
Quelle: LSI Ing. Johann Wahlmüller
Tab. 1
dern als in der Vergangenheit. Grund dafür sind einerseits die dramatischen Veränderungen, die auf die Landwirtschaft in ihren angestammten Aktionsfeldern
der Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion zukommen, und andererseits die
riesigen Zukunftschancen, die sich für sie auftun. Nicht zuletzt wird die Art und
Qualität der Ausbildung der jungen Menschen in der Landwirtschaft über die
Nutzung der Zukunftschancen entscheiden. Die „Bildungsabteilung“ der „Firma Landwirtschaft“ ist enorm gefordert!
LSI Ing. Johann Christoph Faistauer
Fach- und Berufsausbildung in Salzburg
Das Land Salzburg verfügt über sieben landwirtschaftliche Fachschulen mit den
Fachrichtungen Land-, Haus- und Pferdewirtschaft an den Standorten Bruck,
Klessheim, Winklhof und Tamsweg. Zusätzlich wird eine Berufsschule für Gartenbau in Klessheim geführt.
Im Land Salzburg
werden an vier
Standorten 956
Schüler/innen ausgebildet.
48
Die Ausbildungsdauer der Berufsschule für Gartenbau soll analog zu der gewerblichen Berufsschule auf insgesamt 28 Wochen verlängert werden.
Durch die Installierung des Aufbaulehrgangs an der HLFS Ursprung wird die
Durchlässigkeit für die Absolvent/innen landwirtschaftlicher Fachschulen gewährleistet.
Im Jänner 2011 wurden 3000 Absolvent/innen im Alter von maximal 30 Jahren zu
ihrer Ausbildung befragt. Mehr als 88 % von ihnen finden die Ausbildung brauchbar oder sehr brauchbar. Interessant erscheint auch, dass 40 % der Absolvent/
innen der LFS sowie 25 % der Absolvent/innen der HWS in der Landwirtschaft
arbeiten.
An den einzelnen Standorten wurden zahlreiche Sanierungen und Erweiterungen der Schulgebäude, Internate und Werkstätten unter den Aspekten der
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz vorgenommen. Schwerpunkt ist dabei die
Nachhaltigkeit. Erweitert und saniert wurden auch die landwirtschaftlichen
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Betriebe, welche an allen Standorten als Biobetriebe geführt werden.
An der landwirtschaftlichen Fachschule
Tams­weg wird nach der dreijährigen Ausbildung eine Forstausbildung angeboten, die
mit dem/der Forstfacharbeiter/in abschließt.
Weiters wird in Kooperation mit der Kammer für Land- und Forstwirtschaft ein Modul
Milchviehmanagement an der LFS Klessheim angeboten.
Seit Jänner 2011 arbeitet eine bundesweite
Arbeitsgruppe an der Entwicklung kompe- Im praktischen Unterricht werden auch große Aufgaben
tenzorientierter Lehrpläne. Parallel dazu wird bewältigt. © Land Salzburg
dieses Thema im eigenen Bundesland bearbeitet. Die ersten Ergebnisse zeigen eine große Zahl ähnlicher oder gleicher
Kompetenzen für alle Fachrichtungen. Das wird in Salzburg zu einem Zusammenrücken der unterschiedlichen Fachrichtungen führen und entspricht auch
den Veränderungen in den bäuerlichen Familienbetrieben.
FI Dipl.-Päd. Ing. Johannes Hütter
Fach- und Berufsausbildung in der
Steiermark
In zwölf Fachschulen werden die für das Bundesland notwendigen Fachbereiche
(Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Obstbau, Weinbau und Kellerwirtschaft,
Pferdewirtschaft, Feldgemüsebau, Biomasse und Bioenergie) angeboten.
Die vielseitige und breite Fachausbildung im landwirtschaftlichen Bereich wird in
21 weiteren land- und ernährungswirtschaftlichen Fachschulen im Fachbereich
ländliche Hauswirtschaft durch soziale Inhalte (Kinder- und Altenbetreuung am
Bauernhof), touristische Inhalte (Ausbildung für den Betriebszweig Urlaub am
Bauernhof) und kaufmännische Inhalte (Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte am Hof, über Bauernmärkte usw.) ergänzt.
In der Steiermark
werden an 33 Standorten 2988 Schüler/
innen ausgebildet.
Betriebspraktika von mindestens drei Monaten bis zu maximal 15 Monaten (im
vierjährigen Schulmodell) in landwirtschaftlichen Betrieben, in Sozialeinrichtungen
sowie in Handels-, Gewerbe- oder Industriebetrieben der EU-Länder ergänzen die
schulische Ausbildung.
Höchste Auszeichnungen bei diversen landesweiten Wettbewerben werden für
die in den Schulen hergestellten Produkte wie z. B. Brot, Speck oder Wein erreicht
und spiegeln die hohe Qualität der Ausbildung wider.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
49
Kapitel 1: Formale Bildung
Unzählige Fachtage und Weiterbildungsveranstaltungen an den Fachschulen lassen diese zu Bildungszentren der Region werden.
Da die Hofnachfolge großteils erst Jahre nach dem Abschluss der Fachschule
angetreten wird, sind Zusatzqualifikationen von großer Bedeutung.
Zwei Drittel der Absolvent/innen ergreifen nach der Fachschule einen Arbeitsplatz in der Landwirtschaft bzw. einen Lehr- oder Arbeitsplatz in verschiedensten
Branchen der Wirtschaft und bewähren sich dort bestens.
Ein Drittel der Absolvent/innen besucht eine weiterführende Schule, vor allem
diverse Aufbaulehrgänge der höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen
sowie Schulen im Pflege- und Diplomkrankenpflegebereich.
Trends und Zukunftsperspektiven
In den Fachschulen
sind neue Ausbildungsschwerpunkte
wie z. B. Einkommenskombinierer
und Freizeitlandwirtschaft gefordert.
Im landwirtschaftlichen Bereich hält einerseits der Trend zu größeren Betrieben
an, andererseits ist eine Professionalisierung der in Einkommenskombination
geführten Betriebe festzustellen. Größere Betriebe brauchen qualifizierte Führungskräfte und ausgebildete Facharbeiter/innen als Mitarbeiter/innen. Für die
Gruppe der Einkommenskombinierer ist eine abgeschlossene landwirtschaftliche
Berufsausbildung Voraussetzung, um an nationalen und internationalen Förderprogrammen teilnehmen zu können. Die Freizeitlandwirtschaft braucht für die Arbeitserledigung qualifizierte landwirtschaftliche Dienstleister/innen.
Landwirtschaft beschäftigt sich nicht nur mit der Energieproduktion, sondern
rückt auch immer näher an die Verbraucher/innen. In den Bereichen Freizeit,
Tourismus, Pflege und Soziales nehmen die Aktivitäten der bäuerlichen Betriebe
zu. Das erhöht den Facharbeiter/innenbedarf und lässt beim derzeitigen Stand
der Ausbildungsplätze einen massiven Facharbeiter/innenmangel erwarten.
Eine Initiative der Steiermärkischen Landesregierung ist der regionale Bildungsplan, bei dem die Bildungsangebote aller Schulen aufeinander abgestimmt und
an den Bedarf der Region angepasst werden. Die landwirtschaftlichen Fachschulen stellen hierbei ein unverwechselbares Bildungsangebot in der Region dar.
40 % der Fachschulabsolvent/innen
üben eine Funktion
im öffentlichen
Leben aus.
Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung an den Fachschulen zeigt sich darin,
dass 40 % der Fachschulabsolvent/innen eine Funktion im öffentlichen Leben ausüben – etwa als Bürgermeister/innen, Vereinsobmänner/frauen, Maschinenringfunktionär/innen, Feuerwehrhauptleute oder Landjugendfunktionär/innen – und somit
Verantwortungsträger/innen im ländlichen Raum sind. 96 % der Absolvent/innen der
landwirtschaftlichen Fachschulen finden sofort nach Abschluss der Schule einen Arbeitsplatz bzw. einen weiterführenden Ausbildungsplatz.
Die ausgebildeten, motivierten Hofübernehmer/innen mit Einkommensperspektiven
stellen die Zukunft der bäuerlichen Familienunternehmen und eine flächendeckende
Landbewirtschaftung für das Tourismusland Steiermark sicher.
50
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
LSI Dr. Stefan Prantauer
Fach- und Berufsausbildung in Tirol
Die Bildungsziele der sechs land- und forstwirtschaftlichen Fach- und zwei Berufsschulen befähigen zur Ausübung von Facharbeiter/innentätigkeiten in einem
Betrieb, in einem land- und forstwirtschaftlichen Lehrberuf oder in einem ländlichen Haushalt. Weiters werden die Kenntnisse und Fähigkeiten zur selbstständigen Führung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs, eines ländlichen
Haushalts oder vorbereitend auf einen einschlägigen außerlandwirtschaftlichen
Beruf vermittelt.
Die Hauptausrichtung ist die dreijährige Schulform als berufsbildende mittlere
Schule in den Fachrichtungen Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft sowie seit 2011 in der Fachrichtung Pferdewirtschaft (landwirtschaftliche Lehrberufe gemäß LFBAG). In den Berufsschulen werden Lehrlinge länderübergreifend
ausgebildet. Im Bereich der Erwachsenenbildung wird der großen Nachfrage
nach Bildungsabschlüssen, nach Facharbeiter/innen- und Meister/innenausbildungen für die Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft Rechnung getragen.
Das Bundesland Tirol verfügt über vier
große Schulstandorte (Bildungseinrichtungen) mit
mindestens zwei
Fachrichtungen und
einen Standort mit
einer Fachrichtung
mit 1688 Schüler/
innen.
Die Gartenbauberufsschule beschult nicht nur Lehrlinge aus Tirol, sondern darüber hinaus auch jene aus Vorarlberg. Lehrlinge in der Forstwirtschaft werden aus
ganz Österreich an unserer Berufsschule beschult (nur sehr wenige aus Tirol).
Jährlich schließen mehr als 420 Schüler/innen die dreijährige Ausbildung mit der
Abschlussprüfung oder der Facharbeiter/innenprüfung ab.
In den beiden Stufen der Fachschule für Erwachsene (Facharbeiter/in und Meister/in) erreichen im Durchschnitt 150 bis 160 Teilnehmer/innen einen positiven
Abschluss. An den beiden Berufsschulen schließen durchschnittlich 70 junge Menschen erfolgreich ab.
Ein zentrales Ziel und eine große Herausforderung ist es, junge Menschen zu einem Abschluss zu führen. Lagen die Aufstiegsraten in den Jahren 2005 bis 2009
zwischen 50 % und 60 % (je nach Fachrichtung), so liegen wir heute zwischen
65 % und 70 %.
Die Öffentlichkeitsarbeit wird außerdem durch den zentralen Webauftritt
(www.lla-tirol.tsn.at) und die Teilnahme an der landwirtschaftlichen Fachmesse
agroalpin unterstützt.
Eine zentrale Rolle spielen auch die Absolvent/innenverbände der einzelnen Schulen, die über regelmäßig erscheinende Medien und Veranstaltungen wichtige Informationsdrehscheiben darstellen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
51
Kapitel 1: Formale Bildung
Dir. DI Markus Schwärzler
Fach- und Berufsausbildung in Vorarlberg
In Vorarlberg gibt es
einen Standort mit
391 Schüler/innen
mit einer dreijährigen Schule mit der
Fachrichtung ländliche Hauswirtschaft
und der Fachrichtung Landwirtschaft
und Landschaftspflege.
Erfahrungsaustausch durch Partnerschaften mit
Forschungseinrichtungen.
Im Bundesland Vorarlberg ist die landwirtschaftliche Bildung auf den Standort
Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg in Hohenems konzentriert. Das ist die Aus- und Weiterbildungsstätte für die Menschen im ländlichen
Raum. Die landwirtschaftliche Fachschulausbildung gliedert sich in die dreijährige Fachrichtung für ländliche Hauswirtschaft sowie die dreijährige Fachrichtung
Landwirtschaft und Landschaftspflege.
Berufsbegleitend als Samstagsschule wird Erwachsenen die Möglichkeit geboten,
in der Fachschule für Berufstätige durch den Besuch von 500 Unterrichtseinheiten
den Berufsabschluss als landwirtschaftliche oder hauswirtschaftliche Facharbeiter/
innen zu erreichen. In dieser Ausbildungs- und Erwachsenenbildungsstätte findet
der Großteil der Erwachsenenbildungsveranstaltungen des LFI und der Fachabteilungen der Landwirtschaftskammer statt. Die Schule ist somit nicht nur mit den
Bildungsträgern sehr eng vernetzt, sondern steht auch mit der Bauernschaft des
Landes täglich in Kontakt. An 991 Veranstaltungstagen haben im vergangenen Jahr
17.273 Personen das Erwachsenenbildungsprogramm an der Schule in Anspruch
genommen. Das BSBZ für Vorarlberg beteiligt sich als Partner an mehreren Forschungsprojekten der Bundesversuchsanstalt Raumberg-Gumpenstein sowie der
Universität Innsbruck (Erstabkalbealter, Düngeversuch, Waldcheck).
80 % der landwirtschaftlichen Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Dem Grundsatz entsprechend, dass kein Betrieb zu klein ist, um nicht erhaltenswert zu sein, sind die Agrarpolitik und Agrarbildung im Besonderen gefordert. Allen zukünftigen Betriebsführer/innen soll eine landwirtschaftliche Ausbildung gewährleistet werden. Legt man bei der Hofübernahme eine Generationenfolge von
30 Jahren zugrunde, dann sind dies bei 3800 Betrieben 127 Hofübernahmen pro
Jahr. Das BSBZ hat im letzten Jahr 136 Absolvent/innen mit einem Abschluss als
landwirtschaftliche/r oder hauswirtschaftliche/r Facharbeiter/in verabschiedet.
Zukunftsperspektiven
Die landwirtschaftlichen Fachschulen stellen sich agrarischen Herausforderungen wie der Spezialisierung der Betriebe, der Erzeugung gesunder Lebensmittel, der Erhaltung eines lebenswerten ländlichen Raums und einer verstärkten Tendenz zum Nebenerwerbsbetrieb sowie ihrer sozialen Verantwortung
durch zukunftsweisende und spezialisierte Bildungsangebote. Der Vorarlberger Landtag als Entscheidungsträger hat einstimmig beschlossen, den Aufbau
einer höheren land- und forstwirtschaftlichen Schule in Vorarlberg als Ziel zu
definieren. Eine vom Amt der Vorarlberger Landesregierung in Auftrag gegebene
Bedarfsanalyse bescheinigt, dass 88 % der Befragten eine landwirtschaftliche
Ausbildung mit Maturaabschluss als wichtig bzw. sehr wichtig erachten.
52
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
Dipl.-Päd. Ing. Rainer Höllrigl
DI Birgit Roitner-Schobesberger
Land- und forstwirtschaftliche Lehrlingsund Fachausbildungsstellen (LFAs)
Die land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung ist verfassungsrechtlich im
Kompetenztatbestand Art. 12 Abs. 1 Z 6 B-VG geregelt. Das bedeutet, dass es
ein Bundesgrundsatzgesetz (land- und forstwirtschaftliches Berufsausbildungsgesetz – LFBAG) und Ausführungsgesetze der Länder (land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildungsordnungen) gibt.
Zur Vollziehung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung sind aufgrund von Landesgesetzen in allen Bundesländern Lehrlings- und Fachausbildungsstellen (LFAs) eingerichtet, die paritätisch mit Dienstgeber/innen- und
Dienstnehmer/innenvertreter/innen in den Organen besetzt sind. Die LFAs sind
den Landwirtschaftskammern zugeordnet.
Die Lehrlings- und Fachausbildungsstellen übernehmen folgende Aufgaben für die 14 land- und forstwirtschaftlichen Berufe:
•Lehre und Facharbeiter/innenprüfungen für Lehrlinge
•Ausbilder/innenkurse für Lehrberechtigte
•integrative Berufsausbildung
•Lehrbetriebsanerkennung
•Vorbereitungslehrgänge und Berufsabschlüsse im 2. Bildungsweg
•Vorbereitungslehrgänge/Prüfungen im Rahmen der Meister/innenausbildung
Folgende Zielgruppen sind uns wichtig:
•Lehrlinge
•zukünftige Betriebsübernehmer/innen
•landwirtschaftlich Interessierte/Quereinsteiger/innen
•Arbeiter/innen im land- und forstwirtschaftlichen Bereich
•Meister/innen
•Lehrbetriebe/ Lehrberechtigte/Ausbilder/innen
•landwirtschaftliche Fachschüler/innen
•Personen in der integrativen Berufsausbildung
Bundeslehrlings- und Fachausbildungsstelle
Zur besseren Koordination und als Interessenvertretung wurde 2006 der Verein
Bundes-LFA gegründet. Ordentliche Mitglieder im Verein sind Vertreter/innen
•der land- und forstwirtschaftlichen Lehrlings- und Fachausbildungsstellen der
Länder
•der Landwirtschaftskammer Österreich
•des Österreichischen Landarbeiterkammertags und
•des BMLFUW
Die Bundes-LFA ist
Drehscheibe für bildungspolitische Anliegen der land- und
forstwirtschaftlichen
Berufsausbildung.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
53
Kapitel 1: Formale Bildung
Die Bundes-LFA versteht sich als Drehscheibe für bildungspolitische Anliegen
der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung. Sie koordiniert und vertritt
länderübergreifende Interessen in Fragen der Ausbildung. Durch die Vernetzung
mit anderen Bildungsträgern sollen Synergien genützt und soll die Weiterentwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung gefördert werden.
Ziele und Ausrichtung
•Koordination, Planung und Durchführung der land- und forstwirtschaftlichen
Berufsausbildung
•Verantwortung für die koordinierte Weiterentwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung
•Entwicklung von Lehrbehelfen, Informationsbroschüren sowie elektronische
Informationsmedien
•Vernetzung mit den Berufsausbildungsorganisationen der außerlandwirtschaftlichen Berufe zur Schaffung von Synergien und Kooperationen, insbesondere im Bereich der verwandten Berufe
•bundesweite Projekte initiieren, überwachen und steuern
•Förderung einer verstärkten österreichischen und europäischen Zusammenarbeit bei der beruflichen Bildung
•Kooperationen für eine zukunftsweisende Berufsausbildung mit anderen Organisationen
•Entsendung von Vertreter/innen in Gremien der Bildungspolitik auf nationaler
und europäischer Ebene
•Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying
Aktivitäten der Bundes-LFA
Durch die Aktivitäten der Bundes-LFA ist es gelungen, entscheidende Weichenstellungen für die land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung zu bewirken.
So konnten zum ersten Mal Fördermittel aus der Ländlichen Entwicklung explizit
für qualitative Maßnahmen herangezogen werden.
Ebenso ist es der Existenz der Bundes-LFA zu verdanken, dass die Lehrbetriebsförderung für alle land- und forstwirtschaftlichen Lehrbetriebe gewährleistet ist
und die Möglichkeit besteht, Ausbildungsversuche konkreter auszugestalten.
Weiterentwicklung der Berufsausbildung
Die Bundes-LFA sieht eine wesentliche Aufgabe in der Koordination der Interessen der Landes-LFAs und in einer gemeinsamen Weiterentwicklung der Berufsausbildung. Im Rahmen des Projekts „Professionalisierung der Berufsausbildung“ werden folgende Themen umgesetzt:
•Erhöhung der Qualität und Transparenz der land- und forstwirtschaftlichen
Berufsausbildung sowie bundesweite Durchlässigkeit der Facharbeiter/innenund Meister/innenausbildung
54
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
•inhaltliche Anpassung der Ausbildungs- und Prüfungspläne mit Einführung von
Schwerpunktausbildungen sowie deren kompetenzorientierter Vermittlung
•Standardisierung und Vereinheitlichung
•Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz und fachliche Qualifizierung von
Meister/innen
•Implementierung von EDV-unterstützten Lern-, Test- und Prüfungstools in die
Ausbildung und interaktives Lernen
•praxisorientierte Umsetzung von Berufsqualifikationen
Darüber hinaus ist die Bundes-LFA mit dem Teilprojekt „Forcierung Meister/innenausbildung“ am Projekt „Businessplan – Bildungsplan“ der Initiative Unternehmen Landwirtschaft 2020 beteiligt.
Forcierung der Meister/innenausbildung
Die Stärkung der Unternehmer/innenkompetenz in der Meister/innenausbildung
ist ein wesentliches Ziel. Im Rahmen eines Projekts werden österreichweite
Standards für die unternehmerische Ausbildung der Meister/innen geschaffen,
die dazu beitragen werden, sowohl die Qualität der Ausbildung als auch die Anzahl der Abschlüsse zu erhöhen.
Die konkreten Ziele dieses Projekts:
•Neuentwicklung des unternehmerischen Teils der Meister/innenausbildung
•Standardisierung von Unterricht und Unterlagen
•einheitliche Standards für die Meister/innenhausarbeit
•Kampagnisierung der Meister/innenausbildung
Weiterentwicklung der Meister/
innenausbildung als
Schwerpunkt.
Die Meister/innenausbildung stellt die höchste Stufe der Berufsausbildung in
der Land- und Forstwirtschaft dar. Sie berechtigt zur Ausbildung von Lehrlingen
und ersetzt die gewerbliche Unternehmer/innenprüfung sowie den Fachbereich
bei der Berufsreifeprüfung. Die Meister/innenausbildung bietet fachliche Orientierung und vermittelt unternehmerische Kompetenz. Neben der Analyse und
Interpretation betrieblicher Kennzahlen und der Erarbeitung der diesbezüglichen
Entwicklungsschritte soll die Meister/innenausbildung auch zur Umsetzung von
neuen Konzepten mit Familienmitgliedern und Mitarbeiter/innen führen.
Novelle des LFBAG
Auf Initiative der Landes-LFAs und der Bundes-LFA konnten wesentliche gesetzliche Veränderungen durch eine Novellierung des land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetzes (LFBAG) erreicht werden. Diese sind:
•Lehrzeitverlängerung zur Inanspruchnahme der Ausbildungsmöglichkeit „Lehre und Matura“
•Schaffung eines Ausbildungsverbunds im LFBAG
•Ermöglichung von modularen Lehrberufen (Lehrberufen mit Schwerpunktausbildungen)
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
55
Kapitel 1: Formale Bildung
Die Novelle des
LFBAG schafft neue
Möglichkeiten in der
Berufsausbildung.
•Umbenennung Lehrberuf „ländliche Hauswirtschaft“ in „ländliches Betriebsund Haushaltsmanagement“
•Ersatz der Facharbeiter/innenprüfung nach Besuch einer dreijährigen landund forstwirtschaftlichen Fachschule
•Aufnahme des Lehrberufs „Biomasse und Bioenergie“ in die Lehrberufsliste
des LFBAG
Berufsausbildung in Zahlen
Duale Berufsausbildung
Im Bereich der dualen Ausbildung sind die Ausbildungszahlen leicht sinkend. Spitzenreiter war das Ausbildungsjahr 2008 mit 1293 Lehrverhältnissen
(Abb. 15). Über 60 % der Lehrlinge sind im Gartenbau tätig, die Zahlen sind allerdings rückläufig. Hingegen ist der Anteil der Lehrlinge in der Landwirtschaft
gestiegen. Er liegt nun bei 14 %. 11 % der Lehrverhältnisse werden in der Forstwirtschaft abgeschlossen und vor allem in Form einer Anschlusslehre absolviert.
Lehrlinge in Österreich
Anzahl
Weiblich
1.400
1.200
1.293
1.225
Männlich
1.288
Gesamt
1.236
1.169
1.000
800
600
599
626
620
711
673
577
679
557
643
526
400
200
0
2007
2008
2009
2010
2011
lebensministerium.at
Quelle: Bundes-LFA
Abb. 15
Facharbeiter/innenausbildung
Trotz rückläufiger Betriebszahlen in Österreich steigt die Zahl an Facharbeiter/
innenabschlüssen kontinuierlich. Im Betrachtungszeitraum gab es eine mittlere
jährliche Steigerung von 5 %. Im Jahr 2011 konnten insgesamt 4535 Facharbeiter/innenbriefe von den LFAs verliehen werden. Der Anteil an Frauen betrug im
Mittel 36 %.
Die meisten Facharbeiter/innen sind in der Landwirtschaft zu verzeichnen, gefolgt von Hauswirtschaft, Forstwirtschaft und Gartenbau. Weinbau ist schwerpunktmäßig in Niederösterreich, der Steiermark und im Burgenland von Bedeu-
56
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 1: Formale Bildung
tung. 2010 haben auch die ersten Absolvent/innen den Ausbildungsversuch
„Biomasse und Bioenergie“ abgeschlossen (siehe Tabelle im Anhang).
Wege zum Facharbeiter/innenabschluss
Der Facharbeiter/innenabschluss kann über die duale Ausbildung der Fachschule sowie im zweiten Bildungsweg erreicht werden. Für die Facharbeiter/
innenprüfung im zweiten Bildungsweg sind ein Mindestalter von 20 Jahren, eine
mindestens dreijährige einschlägige Praxis und die Absolvierung eines Ausbildungskurses erforderlich. Nach Absolvierung einer land- bzw. forstwirtschaftlichen Schule kann der Ersatz der Facharbeiter/innenprüfung gewährt werden.
45 % der Facharbeiter/innen erwerben ihren Berufsabschluss über eine Berufsausbildung im zweiten Bildungsweg. Je nach Beruf unterscheiden sich die Ausbildungswege, die zum Facharbeiter/innenabschluss eingeschlagen werden.
In der Landwirtschaft erreichte in den letzten Jahren ca. die Hälfte der Absolvent/innen ihren Abschluss über den zweiten Bildungsweg, die zweite Hälfte
über den Besuch einer Fachschule, knapp 10 % über die duale Ausbildung (siehe Abb. 16). In der Forstwirtschaft sind es sogar 70 % im zweiten Bildungsweg,
über 20 % absolvieren die Facharbeiter/innenprüfung im Rahmen einer Lehre.
Der Gartenbau ist nach wie vor der wichtigste Beruf im Bereich der dualen Ausbildung, mehr als die Hälfte der Facharbeiter/innen sind der dualen Ausbildung
zuzuordnen.
Die Absolvent/innen der Hauswirtschaft erwerben den Abschluss fast ausschließlich (80–90 %) nach Besuch einer Fachschule.
In den letzten vier Jahren konnten weit über 4000 Facharbeiter/innen ihre Ausbildung positiv abschließen (siehe Abb. 17).
Berufsabschlüsse im
zweiten Bildungsweg gewinnen an
Bedeutung.
Wege zum Facharbeiter/innenabschluss in Österreich
Duale Ausbildung
2011
8%
2010
8%
2009
10%
2008
11%
2007
11%
0%
2. Bildungsweg
FA nach Absolvierung LFS
45%
45%
50%
42%
43%
48%
40%
49%
52%
37%
10%
20%
Nachsicht durch die LR
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
lebensministerium.at
Quelle: Bundes-LFA
Abb. 16
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
57
Kapitel 1: Formale Bildung
Facharbeiter/innen in Österreich
Anzahl
6.000
weiblich
männlich
gesamt
5.000
4.772
4.000
4.480
4.297
4.111
3.765
3.000
3.157
2.331
2.000
1.000
0
2007
1.615
1.613
1.481
1.434
3.023
2.684
2.630
2008
2009
1.457
2010
2011
Meister/innenausbildung
lebensministerium.at
Quelle: Bundes-LFA
Die Meister/innenausbildung befähigt
zur Entwicklung und
Umsetzung individueller Konzepte für
den Betrieb.
Abb. 17
Bei den Meister/innen können die Lehrlings- und Fachausbildungsstellen einen
starken Anstieg der Abschlüsse verzeichnen. Spitzenreiter im Vergleichszeitraum
war das Jahr 2008 mit 630 Meister/innen (siehe Abb. 18). Die Schwankungen der
Ausbildungszahlen sind dadurch bedingt, dass einerseits nicht alle Ausbildungen jährlich angeboten werden können und andererseits die Ausbildungsdauer
in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich organisiert ist.
Der Großteil der Meister/innen kommt aus der Landwirtschaft (50 %), gefolgt von
Forstwirtschaft und Gartenbau. Erwähnenswert ist auch die Bienenwirtschaft mit
11 %. Im Mittel werden 20 % der Meister/innenprüfungen von Frauen abgelegt.
Meister/innen in Österreich
Anzahl
700
Weiblich
600
500
Gesamt
522
510
446
400
422
395
393
355
337
300
270
200
100
Männlich
630
123
0
120
2007
2008
100
91
58
2009
2010
2011
lebensministerium.at
Quelle: Bundes-LFA
58
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 18
Kapitel 1: Formale Bildung
Ausblick
Durch die schrittweise Etablierung einer österreichweiten Koordinierungsstelle, der Bundes-LFA, sind die Lehrlings- und Fachausbildungsstellen der Länder künftig in der Lage, Synergien für ihren unmittelbaren Auftrag im jeweiligen
Bundesland sicherzustellen. Der Koordinierungsbedarf ist mehrfach gegeben
und in vielen Bereichen notwendig. Aufbauend auf das Strategiekonzept der
Bundes-LFA und in Verbindung mit den Möglichkeiten, die uns im Rahmen der
LE gegeben sind, ist eine qualitative Weiterentwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung möglich. Diese wird durch gemeinsame Projekte
und Maßnahmen umgesetzt.
Qualitative Weiterentwicklung
Fachkräfte sind auch im Bereich der Land- und Forstwirtschaft gesucht, daher
lassen sich für Lehrlinge gute Entwicklungsmöglichkeiten prognostizieren. Dazu
ist eine Qualitätsoffensive im Bereich der dualen Ausbildung notwendig.
Agrarische Ausbildung wird für alle
Betriebsführer/innen
gefordert.
Das Interesse am Erwerb beruflicher Qualifikationen mit Berufsabschluss ist in
den letzten Jahren sowohl auf Facharbeiter/innen- als auch auf Meister/innenstufe gestiegen. Diesem Interesse soll auch in Zukunft mit einem an die Bedürfnisse der Kund/innen angepassten Ausbildungsangebot entsprochen werden.
Steigerung der Meister/innenabschlüsse
Die Steigerung der Meister/innenabschlüsse ist ein politisches Ziel, das auch
von den LFAs getragen und unterstützt wird. Um es zu erreichen, ist eine koordinierte, gemeinsame Vorgehensweise von LFAs, LK, Schulwesen und BMLFUW
notwendig.
Das Projekt mit dem Schwerpunkt „Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz in der Meister/innenausbildung“ trägt in den nächsten Jahren maßgeblich
und nachhaltig zu einer Verbesserung des Ausbildungsangebots für angehende
Meister/innen bei.
Hebung des Ausbildungsniveaus
Für eine erfolgreiche Betriebsführung ist eine solide agrarische Grundausbildung
elementar. Wenn man die derzeitige Ausbildungssituation der Betriebsführer/innen betrachtet (siehe die in diesem Bericht angeführte Bildungsstudie), ist eine
generelle Hebung des Ausbildungsniveaus gefordert. Ziel ist, dass alle Betriebsführer/innen eine fachspezifische Ausbildung aufweisen sowie Hofübernehmer/
innen von Haupterwerbsbetrieben in Zukunft mindestens über einen Meister/
innenabschluss verfügen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
59
Kapitel 2
Kapitel 1: Stellenwert der Bildung
© Sergejs Rahunoks - Fotolia.com
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxx
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Außerschulische Jugendbildung – Landjugend........................................................61
Unternehmen Landwirtschaft 2020 – „Jugend mit Zukunft“-Tour...........................65
Erwachsenenbildung – Ländliches Fortbildungsinstitut...........................................67
Die Netzwerke der agrarischen Absolvent/innenverbände und ihre
Potenziale im Bildungssystem....................................................................................82
Lernende Regionen......................................................................................................84
60
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
DIin Sophia Hellmayr
Außerschulische Jugendbildung –
Landjugend
Die Landjugend Österreich ist mit über 90.000 Mitgliedern die größte Jugendorganisation des ländlichen Raums. Österreichweit gibt es über 1200 Orts- und
Bezirksgruppen, neun Landesorganisationen und die Bundesorganisation. Die
Landjugend Österreich ist ein gemeinnütziger Verein. Die Mitgliedschaft ist freiwillig und an keine Partei und Konfession gebunden. Die Landjugend-Mitglieder
sind mit mehr als 42.000 Stunden Freiwilligenarbeit im Rahmen von Projekten im
Jahr 2012 ein Vorbild für ehrenamtliches Engagement. Zudem nehmen immer
mehr Landjugend-Mitglieder das Bildungsangebot wahr und investieren mit jährlich rund 55.000 Bildungsstunden in ihre persönliche Weiterentwicklung. Wobei
mehr als 17.000 Stunden allein für die Aus- und Weiterbildung im agrarischen
Bereich seitens der Landjugend-Mitglieder genutzt werden. Mehr als 2.000 Landjugend-Mitglieder konnten seit dem Projektstart im Jahr 1999 anhand von internationalen Praktika Erfahrungen im Ausland sammeln.
Mit pädagogischem Know-how und dem ständigen Bemühen um Qualifizierung
ihrer Mitarbeiter/innen setzt sich die Landjugend seit Jahren erfolgreich dafür
ein, dass Jugendliche im ländlichen Raum Zugang zu Bildungsangeboten bekommen, von denen sie persönlich und beruflich profitieren können.
Im Juni 2011 wurde die Landjugend Österreich gemeinsam mit den Bundesländern
Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark erfolgreich auditiert und erhielt
als erste Jugendorganisation das ISO-Zertifikat 9001:2008. Seit Juni 2010 wird
in einem dreijährigen Projekt intensiv an der Weiterentwicklung des bestehenden
QM-Systems in Richtung einer ISO-Zertifizierung gearbeitet. Im Juni 2012 wurden
die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol sowie die Landjugend Österreich
auditiert, das Audit der restlichen Bundesländer wird im Jahr 2013 erfolgen.
Die Arbeit der Landjugend gliedert sich
in sechs Schwerpunktbereiche:
•Allgemeinbildung
•Landwirtschaft &
Umwelt
•Service & Organisation
•Kultur & Brauchtum
•Sport & Gesellschaft
•young & international
Allgemeinbildung
„aufZAQ“ – der EU-zertifizierte Lehrgang der Landjugend
„aufZAQ“ ist ein EU-zertifiziertes Ausbildungsprogramm für den Bereich Jugendarbeit und Freizeitpädagogik. Abgeschlossen wird es mit der Ausarbeitung
und praktischen Ausführung eines Projekts. Der Lehrgang umfasst insgesamt
132 Einheiten und entspricht sechs ECTS-Punkten. Seit 2005 wurden jährlich
„aufZAQ“-Lehrgänge durchgeführt, vor allem für ehrenamtliche Führungskräfte.
Neben dem Lehrgang, der sich speziell an die Funktionär/innen unserer Jugendorganisation richtet, wird seit einigen Jahren der so genannte „Landjugend-Promotor“ für hauptamtliche Mitarbeiter/innen des Lebensministeriums angeboten.
Das ist eine zweijährige Ausbildung, die Inhalte wie Projekt- und Zeitmanagement,
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
EU-zertifiziertes
Ausbildungsprogramm.
61
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Marketing oder Gedächtnistraining vermittelt und gezielt
zur Professionalisierung beiträgt. Im Rahmen dieser Ausbildungsreihe gibt es 2012 auch einen Lehrgang im Bereich der
Risikopädagogik.
Seitens der Landjugend Österreich werden den Mitgliedern
außerdem zahlreiche Funktionär/innenunterlagen und Broschüren kostenlos zur Verfügung gestellt. In den vergangenen Jahren wurden sämtliche bestehenden Funktionär/
innenunterlagen neu aufgelegt und bearbeitet.
Neben Kursen und Seminaren veranstaltet die Landjugend
jedes Jahr einen bundesweiten Redewettbewerb, bei dem
die besten Redner/innen Österreichs ermittelt werden. Die
Jugendliche lernen in der Landjugend bei qualitativ hochwertigen Weiterbildungsangeboten,
Jugendlichen treten dabei in verschiedenen Kategorien an.
© Landjugend
Sie müssen nicht nur rhetorische Fähigkeiten, sondern auch
Kompetenz beim Inhalt und Aufbau ihrer Rede unter Beweis stellen. Im Jahr
2008 wurde der Redewettbewerb um eine neue Kategorie, die „Präsentation“,
erweitert. Hier referieren Jugendliche mithilfe moderner Präsentationstechniken
– wie etwa Beamer oder Flipchart – zu einem frei gewählten Thema.
Zeitgleich wird auch der so genannte Bundesentscheid-4er-Cup abgehalten,
ein Teamwettbewerb, bei dem Geschicklichkeitsaufgaben und Wissensfragen in
der Gruppe gelöst werden müssen. Neben Fragen zur Allgemeinbildung und zu
aktuellem Zeitgeschehen wird dabei auch ganz speziell auf das jeweilige Jahresschwerpunktthema der Landjugend eingegangen. In den vergangenen Jahren
standen hierbei besonders die Themen Energie, Biodiversität, Wasser, Lebensmittel und Wald, aber auch gesellschaftspolitische Aspekte im Mittelpunkt.
Neben den Angeboten der Bundesorganisation gibt es ein umfassendes Programm der Landjugend in den einzelnen Bundesländern.
Landwirtschaft & Umwelt
Das Ziel: mit landwirtschaftlichen
Wettbewerben das
Selbstbewusstsein
der jungen Agrargeneration stärken.
62
Mähen, Pflügen, Forst-, Agrar- und Genussolympiaden – mit den landwirtschaftlichen Wettbewerben will die Landjugend einerseits das Selbstbewusstsein
der jungen Agrargeneration stärken und andererseits die Öffentlichkeit auf die
Leistungen der Landwirtschaft aufmerksam machen. Bei der Agrarolympiade müssen die Teams ihr Wissen um die landwirtschaftliche Produktion unter
Beweis stellen. So müssen Fachstationen aus dem Bereich Milch, Tierzucht,
Betriebs- und Forstwirtschaft, Pflanzen, Arbeitssicherheit, Boden/Umwelt und
Technik bewältigt werden. Bei der Genussolympiade geht es vor allem um
Lebensmittel und ihre Verarbeitung. Produzent/innen und Konsument/innen sollen einander bei diesem Bewerb, bei dem sie auch gemeinsame Stationen zu
absolvieren haben, näherkommen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Ein besonderes Anliegen der Landjugend:
Interessenvertretung für Junglandwirt/innen zu sein
Die Landjugend setzt sich für bäuerliche Anliegen, eine erfolgreiche Zukunft der
Hofnachfolger/innen, eine nachhaltige Wirtschaftsweise und aktiven Umweltschutz ein. Im Bundesagrarkreis werden in Seminaren, Workshops und auch
in speziellen agrarpolitischen Seminaren die Positionen der Landjugend zu den
Einkommens- und Entwicklungschancen der heimischen Landwirt/innen und
zur internationalen Agrarpolitik erarbeitet. Die Ergebnisse werden von unseren
Vertreter/innen u. a. bei Gesprächen mit Politikern, in den Sitzungen der Landwirtschaftskammer Österreich und in den Europäischen Rat der Junglandwirte
(CEJA) eingebracht.
Konsument/inneninformation beginnt bei Kindern
Ein wichtiges Ziel der Landjugend ist es, der Öffentlichkeit bäuerliche Anliegen
und Werte näherzubringen. Da Kinder die Konsument/innen von morgen sind,
sind sie die Hauptzielgruppe dieser Bemühungen. So hat die Landjugend das
mobile Kinderprogramm „Landwirtschaft begreifen“ ins Leben gerufen. Landwirtschaftliche Themen wurden dabei kindergerecht aufbereitet. Die Stationen
– die alle in einer Kiste verpackt sind, die leicht mit dem Auto transportiert werden kann – werden von Junglandwirt/innen betreut, die sich so auch in ihrem
Umgang mit Konsument/innen üben können.
Für die Hofübergabe bzw. -übernahme, eines der wichtigsten Ereignisse im
bäuerlichen Leben, brachte die Landjugend im Jahr 2012 die Broschüre „Hofübergabe – Hofübernahme“ neu heraus. Durch Checklisten und viele praktische Beispiele zu Übergabevertrag, Testament und aktuellen Formen der bäuerlichen Pension wird das Thema praxisgerecht und anschaulich dargestellt.
Da das Interesse stets sehr groß ist, musste bereits eine fünfte Auflage produziert werden.
Die Landjugend
setzt sich für bäuerliche Anliegen,
Hofnachfolge,
Nachhaltigkeit und
Umweltschutz ein.
Das mobile Kinderprogramm
„Landwirtschaft
begreifen“ bereitet
landwirtschaftliche
Themen kindergerecht auf.
Neben diesen bundesweiten Aktionen bieten die Landesorganisationen zahlreiche agrarische Bildungsveranstaltungen wie Agrarstammtische oder den
Agrarkreis an. Ein wichtiger Bestandteil des Angebots ist seit mehreren Jahren
das agrarpolitische Seminar, das bundesweit an drei verschiedenen Standorten abgehalten wird.
young & international
Die Landjugend ist die größte Organisation in Österreich, die Praktika auf landwirtschaftlichen Betrieben in Europa und Übersee vermittelt. Die Auslandsaufenthalte werden von den heimischen landwirtschaftlichen Schulen als Pflichtpraktika anerkannt. Alle Praktikant/innen erhalten ein Taschengeld für ihre
geleistete Arbeit auf einem Betrieb im Ausland. Zusätzlich erhalten die Teilnehmer/innen durch das EU-Förderprogramm Leonardo da Vinci eine angemessene
Vermittlung von
Praktika auf ausländischen land- und
forstwirtschaftlichen
Betrieben.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
63
Kapitel 2: Nonformale Bildung
finanzielle Unterstützung. In den vergangenen Jahren nutzten über 300 Jugendliche pro Jahr die Chance, auf landwirtschaftlichen Betrieben in Europa bzw.
Übersee mitzuarbeiten und so ihren Horizont zu erweitern.
IFYE – International Farmers Youth Exchange
Neben der Vermittlung von Fachpraktika engagiert sich die Landjugend auch im
internationalen Jugendaustausch, bei dem ihre Mitglieder die Chance haben, bei
Gastfamilien in Amerika, England, Finnland, Schottland, Lettland und Costa Rica
fremde Kulturen kennenzulernen. Gleichzeitig machen Jugendliche aus diesen
Ländern auf dieselbe Weise Bekanntschaft mit Österreich.
Service & Organisation
www.landjugend.at
Moderne Homepage
als Informationsdrehscheibe.
Die Landjugend verfügt über eine moderne Website mit vielen Features. Neben der Homepage der Bundesorganisation verfügt jedes Bundesland über
eine eigene Landesseite, die ihrerseits laufend über die aktuellen Aktivitäten der
Landesorganisation sowie der regionalen Bezirks- und Ortsgruppen berichtet.
www.landjugend.at zählt mit über 20 Millionen Page-Impressions pro Jahr zu
einer der erfolgreichsten Jugend-Websites Österreichs.
Die Zeitschrift „landjugend“
Mitgliederzeitschrift
mit mehr als 90.000
Leser/innen.
Mit mehr als 90.000 Leser/innen und einer Auflage von 61.000 Stück gehört die
Mitgliederzeitschrift „landjugend“ zu den reichweitenstärksten Jugendmedien Österreichs. Dabei bilden Jugend-, Umwelt- und Agrarthemen den Schwerpunkt. Zusätzlich sorgen Berichte über die aktuellen Aktivitäten in den einzelnen Bundesländern, Gewinnspiele oder Prominenteninterviews für abwechslungsreiche Lektüre.
Sport & Gesellschaft
Bundesprojektprämierung
Projektprämierung
zur Auszeichnung
und Würdigung
überdurchschnittlicher Leistungen.
64
Die Projektprämierung ist eine Initiative des Lebensministeriums und der Landjugend Österreich und wird seit 1994 alljährlich durchgeführt. Sie bildet den
Abschluss eines Landjugendjahres und ist eine Auszeichnung und Würdigung
überdurchschnittlicher Projektleistungen von Mitgliedern der Landjugend Österreich. Die eingereichten Projekte der Landjugendgruppen aus dem ganzen Land
zeigen immer wieder auf, wie engagiert Jugendliche sind und wie aktiv sie sich
in die Gesellschaft einbringen. Die eingereichten Projekte werden in der Erfolgsbroschüre zusammengefasst.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
DI Dr. Karl Summer
Unternehmen Landwirtschaft 2020 –
„Jugend mit Zukunft“-Tour
Im Rahmen der Initiative „Unternehmen
Landwirtschaft 2020“ unter dem Motto „Jugend mit Zukunft“ initiierte Bundesminister
Niki Berlakovich in ganz Österreich Diskussionsveranstaltungen auf Bauernhöfen von
Jungübernehmer/innen. Von 24. August
2011, beginnend mit dem Treffen in Vomp
(Tirol), bis zum Tour-Finale am 2. Dezember
2011 in Wien fanden Gespräche mit insgesamt ca. 2000 Jugendlichen statt.
In den offenen Diskussionsrunden konnten
die Jugendlichen direkt ihre Anliegen für die
künftige Gestaltung von gesetzlichen Rahmenbedingungen bzw. Schwerpunktsetzun- „Jugend mit Zukunft“-Tour: Landwirtschafts- und Umweltminisgen einbringen. Sie zeigten mit ihren Fragen ter Niki Berlakovich im Gespräch mit Jugendlichen im Anschluss
an die Diskussionsveranstaltung im Gemeindezentrum von
die deutliche Bereitschaft, ihre Zukunft ei- Hallwang/Salzburg, © BMLFUW/Strasser
genständig zu gestalten. Landwirtschaftliche
Perspektiven für die Zukunft und verlässliche Rahmenbedingungen sind aus
Sicht der Jugend sehr wesentliche Aspekte. Die Gastgeberbetriebe der Jungübernehmer/innen sowie diese selbst spannten einen breiten Bogen wie ein
Spiegelbild der Vielfalt in der österreichischen Landwirtschaft. So wurden spezialisierte Milchproduktionsbetriebe, Marktfruchtbetriebe mit dem Schwerpunkt
Kartoffel- und Zwiebelanbau mit hohem Wertschöpfungsanteil bis zu Spezialbetrieben für Obst- und Weinbau besucht. Die notwendige breite wirtschaftliche
Berlakovich: „GeDifferenzierung sowie die Nutzung regionaler Marktchancen und Produktionsmeinsames Gestalvorteile zeigten sich den Diskussionsteilnehmer/innen durch die bewusste Wahl
ten steht für mich im
der Veranstaltungsorte.
Mittelpunkt.“
Im Vorfeld der Jugendtour wurde bei der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft die
Junglandwirt/innen-Studie „Junge Landwirtschaft mit Zukunft“ in Auftrag gegeben (Dr. Erika Quendler, Auswertung von 910 Fragebögen). Es zeigte sich klar,
dass die Junglandwirt/innen für die künftige Gestaltung der Landwirtschaftspolitik LE 2014–2020 verlässliche sowie planbare Perspektiven erwarten. Die
Junglandwirt/innen setzen selbst auf Qualität, Gesundheit und Unbedenklichkeit ihrer Produkte sowie auf ihren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft. Verbesserte Marktchancen sehen sie im Umwelt- und Klimabereich aufgrund sich
öffnender Perspektiven im Energiesektor. Landschaftsschutz durch flächendeckende Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen bei gleichzeitigem
Erhalt der Landschaft ist ihnen ein großes Anliegen. Neue Marktchancen wollen die Junglandwirt/innen aktiv nützen. Sie sehen sich in ihrer Heimat und der
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
65
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Tradition verwurzelt und sind in ihrem Selbstverständnis stolz, sodass sie ihr
künftiges Erbe mit Begeisterung übernehmen. Ihre qualifizierte landwirtschaftliche bzw. unternehmerische Aus- und Weiterbildung erhöht dabei wesentlich ihre
Chancen, erfolgreich zu wirtschaften. Die heimischen Junglandwirt/innen stufen
sich als innovativ und offen für neue Wege ein, und dies kann als ihre Stärke
angesehen werden, mit der sie künftigen Herausforderungen erfolgreich begegnen können. Die junge Landwirtschaft hat somit konkrete Zukunftsperspektiven, blickt positiv in die Zukunft und will auch weiterhin mit Begeisterung und
Engagement Landwirtschaft betreiben. Die wesentliche Weichenstellung für die
bäuerliche Zukunft der nächsten Jahrzehnte ergibt sich mit einer gut geplanten
Betriebsübernahme durch die Junglandwirt/innen. Jedes Jahr werden ca. 1400
Betriebe von Junglandwirt/innen übernommen und die künftig zu erbringenden
Leistungen der Landwirtschaft sind in hohem Maße abhängig von einer engagierten „jungen Landwirtschaft“ heute.
Filzmaier: „Jugendliche wollen mehr
Beteiligung jenseits
der Wahlen.“
Jugendvertreterin
Elisabeth Gneißl:
„Für den ländlichen
Raum ist es von großer Bedeutung, dass
sich die Jugend einbringt, mitredet und
mitgestaltet.“
66
Eine Zusammenschau zum Themenbereich „junge Landwirtschaft“ wurde im Februar 2012 unter dem Titel „Jugendstudie ländlicher Raum“ – was bewegt die
junge Landwirtschaft in Österreich?“ präsentiert. Das Institut für Strategieanalysen (ISA, Meinungsforscher Peter Filzmaier) erstellte diese Studie auf Grundlage
der (schriftlichen) Befragungsergebnisse von 694 jungen Menschen im Rahmen
der Jugendtour des Bundesministers Niki Berlakovich. Die Studien­ergebnisse
beschreiben die Einstellungen, Meinungen und die Sicht von Jugendlichen betreffend die Zukunftsthemen Umwelt und Energie, Bildung, Familie sowie Demokratie und Politik. Die positive Stimmungslage von Jugendlichen zur Nutzung
von künftigen unternehmerischen und gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen zeigt sich als wichtiger Parameter. So sehen derzeit 68 % der
Jugendlichen der Zukunft zuversichtlich entgegen (19% sehr zuversichtlich,
49 % eher zuversichtlich), eher besorgt sind 29 % und sehr besorgt 4 %. Bei der
Gestaltung von künftigen politischen Lösungs- und Zukunftskonzepten sollten
somit vermehrt die Anliegen der Jugendlichen eingebaut werden. Zudem sollte
ihnen eine wesentliche Mitgestaltung ermöglicht werden.
Die „Jugendstudie ländlicher Raum“ ergab, dass sich die jungen Menschen
im ländlichen Raum für Politik interessieren und ihre Zukunft aktiv mitgestalten
wollen. Im Umweltbereich zählen insbesondere erneuerbare Energien, Abfallmanagement und Wasser zu den Topthemen. So halten es 89 % etwa für erstrebenswert, dass Österreich als erstes Land energieautark wird, also so viel
Energie im eigenen Land erzeugt, wie es auch verbraucht.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
DI Herbert Bauer
Erwachsenenbildung – Ländliches
Fortbildungsinstitut LFI
Allgemeine Informationen über das LFI
Das von den Landwirtschaftskammern und anderen landwirtschaftlichen Organisationen getragene Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) hat die Rechtsform eines
Vereins, der nicht auf Gewinn ausgerichtet ist und gemeinnützige Zwecke – nämlich
die Förderung der Weiterbildung im ländlichen Raum – verfolgt. Das LFI, welches in
allen Bundesländern durch Landesvereine vertreten ist, stützt sich auf die Tätigkeit
von rund 3000 Mitarbeiter/innen, die zum Großteil teilzeitlich (vor allem als Vortragende oder Kursleiter/innen) oder ehrenamtlich tätig sind. Die Geschäftsführungen
der Landesvereine erfolgt durch Bedienstete der Landwirtschaftskammern bzw. auf
Bundesebene durch die Landwirtschaftskammer Österreich.
Mit jährlich 14.000 Veranstaltungen und mehr als 300.000 Teilnahmen ist das LFI
die größte Erwachsenenbildungsorganisation im ländlichen Raum und gehört zu
den bedeutendsten Anbietern von Bildungsveranstaltungen in Österreich. Der
Anteil von Frauen an den vom LFI angebotenen Kursen liegt mit 50 % im Durchschnitt aller zehn KEBÖ-Organisationen.
Das LFI hat den Schwerpunkt seines Weiterbildungsangebots im Bereich der
Land- und Forstwirtschaft. Darüber hinaus werden aber auch Bereiche der allgemeinen Weiterbildung berücksichtigt.
Das LFI ist die
größte Erwachsenenbildungsorganisation im ländlichen
Raum und gehört
zu den bedeutendsten Anbietern
von Bildungs­
veranstaltungen in
Österreich.
Neben Veranstaltungen für die Hauptzielgruppe, die in erster Linie aus Bäuerinnen und Bauern besteht, bietet das LFI immer mehr Veranstaltungen an, die
darüber hinausgehend von der Bevölkerung des ländlichen Raums in Anspruch
14.000 LFI-Kurse mit über 300.000 Teilnehmer/innen jährlich, © Rita Newman/BMLFUW
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
67
Kapitel 2: Nonformale Bildung
genommen werden. Die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen wie insbesondere die Persönlichkeitsbildung hat dabei einen großen Stellenwert bekommen.
Über die Weiterentwicklung, Etablierung und verstärkte Standardisierung der
bewährten Produkte wie etwa der Zertifikatslehrgänge gibt es Bildungsinitiativen
für die Almwirtschaft, für die Waldwirtschaft, Bildungsmaßnahmen zur Höherqualifizierung im Bereich Unternehmerkompetenz, Tiergesundheit, Tiertransporte und Lebensmittelhygiene, mit denen eine große Zahl von landwirtschaftlichen
Betriebsführerinnen und Betriebsführern erreicht werden konnten und können.
Immer wichtiger werden Weiterbildungen, die der Qualifizierung für die Einhaltung von Umwelt- und Hygienestandards dienen, sowie Qualifizierungen zur
Diversifizierung. Hier sind vor allem der Gesundheitsbereich, Urlaub am Bauernhof, Schule am Bauernhof sowie Naturführer/innenlehrgänge wie Kräuterpädagogik und Natur- und Landschaftsführer/innen zu nennen.
Marketing und Qualitätsmanagement
Die Information zum LFI-Bildungsangebot über die Website www.lfi.at gewinnt
immer mehr Bedeutung. Über eine komfortable Kurssuche kann über Stichworte
oder die Kursnummer der gewünschte Kurs gefunden und auch gleich gebucht
werden. Die Kurssuche über das Internet wird von Jahr zu Jahr mehr genutzt,
wie die Zugriffsstatistiken eindrucksvoll zeigen.
Im Jahr 2011 wurden
fast 1,5 Mio. Zugriffe auf der Website
verzeichnet.
Im ersten Jahr der Etablierung der Website (2006) gab es 328.847 Zugriffe pro
Jahr. Die letzten Jahre zeigen ein hohes Niveau von 1.237.170 Zugriffen im Jahr
2009, 1.163.305 Zugriffen im Jahr 2010 und 1.444.441 Zugriffen im Jahr 2011.
Neben der LFI-Website werden auch einige Social-Media-Dienste wie etwa
Facebook zur Information über das Bildungsangebot von einigen Länder-LFIs
genutzt.
Bildungsprogramm
Das Bildungsangebot des LFI wird den Bäuerinnen und Bauern über die Bildungsprogramme, welche in österreichweit einheitlichem Layout mit einer Auflage von 270.000 Stück erscheinen, bekannt gemacht. Einen hohen Stellenwert
bei der Bewerbung haben Mundpropaganda und die Information über Kurse in
den Medien der Landwirtschaftskammern und anderen agrarischen Medien.
LFI-Newsletter
Maßgeschneiderte
Kurse im LFI-Bildungsprogramm.
In regelmäßigen Abständen informieren das LFI Österreich und mehrere LänderLFIs via E-Mail-Newsletter über aktuelle Entwicklungen im Bildungsbereich und
neue Bildungsangebote. Zielgruppe sind Multiplikator/innen aus Politik, Schule,
Erwachsenenbildung und Regionalmanagement bzw. bei den Newslettern der
Länder auch Bäuerinnen und Bauern.
68
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Das gesamte LFI ist seit dem Jahr 2009
ISO-zertifiziert
Das LFI hat sich mit einem Qualitätsmanagementsystem nach der ISO 9001:2008
für ein bewährtes System entschieden, wobei die ersten Anfänge bereits auf das
Jahr 1999 mit der Entwicklung eines Leitbilds zurückzuführen sind.
Seit dem Jahr 2009 sind alle Länder-LFIs und die Bundesgeschäftsstelle nach
ISO 9001:2008 zertifiziert und unterziehen sich jährlich internen Audits sowie regelmäßig Rezertifizierungs- und Überwachungsaudits. Mit den im Frühjahr 2012
erfolgreich bestandenen Audits wurden die Zertifikate bis 2015 verlängert.
Seit dem Jahr 2009
sind alle LänderLFIs und die Bundesgeschäftsstelle
nach ISO 9001:2008
zertifiziert.
Die Zertifizierung umfasst neben der Erwachsenenbildung auch das Projektmanagement.
Bereits im Jahr 2001 konnte mit dem durch den damaligen Bundesminister Mag.
Molterer verliehenen LFI-Qualitätszertifikat ein bundesweit einheitlicher Standard definiert werden.
Mit der Ausbildung der Qualitätsbeauftragten der Landes-LFIs und des LFI Österreich zu Total-Quality-Manager/innen und Auditor/innen sowie der Implementierung eines der ÖNORM EN ISO 9001:2000 genügenden Qualitätsmanagementsystems konnte im Jahr 2004 ein international vergleichbarer Standard
erreicht werden, der kontinuierlich ausgebaut und erweitert wird.
Qualität als Forderung
der Kund/innen und
ureigenstes Interesse
des LFI.
LFI-Qualitätshandbuch
Das organisatorische Rahmenkonzept wird vom jährlich auf Basis der Ergebnisse
der Qualitätsaudits aktualisierten Qualitätshandbuch gebildet, das auf Basis der
internationalen Norm EN ISO 9001:2008 die Einführung und Aufrechterhaltung eines Qualitätsmanagementsystems unterstützt. Unsere Kund/innen, die Besucher/
innen von Kursen und Seminaren, verlangen Produkte, die den höchsten Qualitätsanforderungen genügen. Dazu bedarf es eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems. Dieses gilt für alle Mitarbeiter/innen und umfasst alle Bereiche
von der Entwicklung von Bildungsveranstaltungen, deren Bekanntmachung über
Bildungskalender, Homepage und andere Medien bis hin zur Kursanmeldung,
Durchführung der Veranstaltung, Ausstellung von Zertifikaten oder Kursbesuchsbestätigungen und Einholung und Auswertung von Rückmeldungen der Teilnehmer/innen, um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu gewährleisten.
Qualität der Trainer/innen als zentraler Erfolgsfaktor
Da die Trainer/innen in direktem Kontakt zu den Kund/innen stehen und somit zu
den wichtigsten Mitarbeiter/innen einer Bildungsorganisation gehören, wird auf
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
69
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Das LFI kann rasch
auf die individuellen Bedürfnisse der
Kursteilnehmer/
innen eingehen und
mit neuen Bildungsangeboten auf aktuelle Anforderungen
reagieren.
deren Auswahl großes Augenmerk gelegt. Für das LFI stellt die Trainer/innenselektion ein wichtiges Kriterium zur Qualitätssicherung dar. Alle Trainer/innen
oder Vortragenden, die bei Veranstaltungen des LFI zum Einsatz kommen, haben entsprechende Qualifikationen nachzuweisen. Darüber hinausgehend werden im LFI Trainer/innen für den Einsatz in bestimmten Bildungsprodukten speziell geschult und mit einheitlichen, eine standardisierte Qualität bewirkenden
Trainer/innenunterlagen ausgestattet. Aktuelle Beispiele sind hier Schulungen in
den Bereichen Tiergesundheit, Hygiene und Qualitätssicherung im Weinbau.
Statistik
Das LFI hat sich in den letzten Jahren zum größten Anbieter in Sachen beruflicher Erwachsenenbildung für den ländlichen Raum entwickelt.
Die Linie des LFI liegt klar in Richtung maßgeschneiderte Kurse, mit denen so
rasch wie möglich auf die individuellen Anforderungen von Bäuerinnen und Bauern reagiert wird.
Der positive Zuspruch für das Bildungsinstitut der Landwirtschaftskammer lässt
sich auch in Zahlen ausdrücken: 300.000 Kursteilnahmen gab es allein in der
letzten Bildungssaison 2011/2012 – bei einem Angebot von fast 14.000 durchgeführten Kursen (siehe Abb. 19).
LFI-Teilnehmer/innen
Anzahl
50.000
0
2007
2008
2009
318.551
gesamt
2010
168.832
161.502
151.276
128.865
172.991
100.000
159.684
150.000
176.787
200.000
207.533
250.000
149.078
280.141
332.675
300.000
männlich
310.580
weiblich
384.320
350.000
149.719
400.000
2011
lebensministerium.at
Quelle: LFI Österreich
Abb. 19
Die große Zahl an Angeboten macht die Wahl des richtigen Lehrgangs nicht
immer einfach, doch die Bäuerinnen und Bauern wählen Kurse aus, suchen Inhalte, in denen ganz gezielt auf ihre aktuellen Bedürfnisse und Probleme in der
Landwirtschaft eingegangen wird. Und gerade hier liegt die Hauptkompetenz
des LFI: Berater/innen der Kammer stehen in laufendem Kontakt mit den Bäu-
70
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
erinnen und Bauern und wissen genau Bescheid, wo der Schuh drückt. Daher
kann das LFI rasch auf die individuellen Probleme der Kursteilnehmer/innen eingehen und mit neuen Bildungsangeboten auf aktuelle Anforderungen reagieren.
Nach wie vor nachgefragt sind Kurse zu den Bereichen Gesundheit und Ernährung, biologischer Landbau sowie zur Vermittlung von Natur- und Umweltkompetenzen, wobei das LFI immer mehr auf Kooperationen mit diversen Partnern
setzt. Neu im Bereich der Zertifikatslehrgänge sind etwa Kurse zur Pferdehaltung, zur tiergestützten Pädagogik und Therapie, ein Lehrgang zur Schulung
von Almpersonal sowie ein Kurs für die Baum- und insbesondere Obstbaumpflege.
Bildungsprojekte
stellen einen der
Schwerpunkte der
Arbeit des LFI dar.
Bildungsprojekte stellen einen der Schwerpunkte der Arbeit des LFI dar. Im Rahmen der Projekte werden neue Bildungsprodukte entwickelt, Unterlagen erstellt,
Trainer/innen ausgebildet.
Im Jahr 2011 wurden vom LFI Österreich als Bildungsträger mit unterschiedlichen Projektträgern wie etwa dem Österreichischen Kuratorium für Landtechnik
und Landentwicklung (ÖKL) 20 bundesweite Bildungsprojekte durchgeführt.
Bildungsprojekte
Seit dem Jahr 2007 (Programmperiode LE 07–13) wurden vom LFI etwa 150
bundesweite Bildungsprojekte abgewickelt. Das Gesamtfördervolumen für die
Bildung aus dem Programm betrug etwa 16 Mio. Euro pro Jahr, wobei rund 10 %
davon, nämlich durchschnittlich 1,5 Mio. Euro, für Bundesprojekte aufgewendet wurden. Bildungsträger sind die neun Landes-LFIs und das LFI Österreich.
Die Förderungsabwicklung erfolgte durch die Landwirtschaftskammern bzw. bei
bundesweiten Projekten über das Lebensministerium.
Aus der umfangreichen Palette von bundesweiten Bildungsprojekten sind im
Folgenden fünf aktuelle Projekte detaillierter
dargestellt:
•Bildungskampagne Unternehmerkompetenz – Businessplan
•Bildungsoffensive Almwirtschaft
•Land- und Forstwirtschaft und Schule
•Lebensqualität Bauernhof
•Bundesberichte BZA (Betriebszweigauswertung)
Bildungsoffensive
Almwirtschaft
In Österreich werden jährlich auf über 9000
Almen fast eine halbe Million Rinder, Schafe,
„Zertifikatslehrgang Almpersonal“: Professionalisierung der
Arbeit auf der Alm, © LFI Österreich
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
71
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Ziegen und Pferde gehalten. Nach der Agrarstrukturerhebung von 2003 beliefen
sich Alm- und Bergmahdflächen auf ca. 1.026.265 Hektar. Das ist ein Anteil von
über 80 % des extensiven Grünlands in Österreich. Das Projekt wurde 2008 ins
Leben gerufen, um Bildungsmaßnahmen für Almbäuerinnen und -bauern sowie
für Almpersonal anbieten und durchführen zu können. Es läuft bis Ende 2012.
Bis jetzt nahmen 1900 Personen an Schulungen, die im Projekt entwickelt wurden, teil. Ein Produkt ist der Zertifikatslehrgang „Almpersonal“, der 120 Unterrichtseinheiten, aufgeteilt auf sieben Module, umfasst. Ein weiterer Kurs ist eine
Almwirtschaft-Fortbildung für Lehrer/innen und Berater/innen. Geplant für 2012
ist die Entwicklung eines Kurses für Almpflege. Die Information der Kund/innen
erfolgt neben den regulären LFI-Bildungskatalogen über ein eigenes Bildungsprogramm Almwirtschaft.
Ein weiteres Produkt aus dem Projekt ist ein Almkalender (Auflage ca. 1000
Stück), der 2012 dem Thema „Almwirtschaft einst und jetzt“ gewidmet ist.
Land- & Forstwirtschaft und Schule
Einen wesentlichen
Bestandteil des
Projekts macht die
Wanderausstellung
„Land- und Forstwirtschaft in
Österreich“ des
Wirtschafts­
museums aus.
Das Projekt befindet sich bereits in der siebten Phase, welche die Jahre 2012
und 2013 betrifft. Sie baut auf die erfolgreiche Arbeit der vorhergehenden Projektabschnitte auf. In der ersten Phase wurden Lehrer/innen befragt, welchen Bedarf an Unterrichtsmaterialien zum Thema Land- und Forstwirtschaft sie haben.
Weiters wurde im Medienkatalog eine Bestandsaufnahme aller in Österreich erhältlichen Unterrichtsmaterialien erstellt und den österreichischen Lehrer/innen
zur Verfügung gestellt. Einen wesentlichen Bestandteil des Projekts macht die
Wanderausstellung „Land- und Forstwirtschaft in Österreich“ des Wirtschaftsmuseums aus. In der zweiten Phase wurden neben der Wanderausstellung, die
jährlich 16.000 Schüler/innen im Rahmen von 800 Vorträgen erreicht, ein Lehrbehelf (Ordner mit Foliensatz, Kommentaren und CD ROM) mit einer Auflage von
1000 Stück produziert und verteilt sowie eine Internetplattform auf www.schuleambauernhof.at zum Bereit­stellen von Unterrichtsmaterialien für Lehrer/innen
eingerichtet. Die dritte Projektphase war – neben der Wanderausstellung und
dem weiteren Ausbau der Internetplattform – geprägt von einer umfangreichen
Schulbuchrecherche und der Produktion der DVDs „Erlebnis Alm“ und „Schule
am Bauernhof“.
Die vierte Phase diente dem weiteren Ausbau der Internetplattform mit Unterrichtsmaterialien, der Erstellung neuer Materialien, der Aktualisierung und Durchführung
der Wanderausstellung sowie der Durchführung von Maßnahmen, welche eine
realistische Darstellung der Land- und Forstwirtschaft in Schulbüchern fördern.
In den weiteren Projektphasen wurde neben der Aktualisierung und Durchführung der Wanderausstellung, der Erweiterung der Internetplattform und der Erstellung von Unterrichtsmaterialien die Schulung von nicht land- und forstwirtschaftlichen Pädagog/innen in das Projekt integriert.
72
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Bildungs- und Beratungsprojekt
Lebensqualität Bauernhof
Das Bildungs- und Beratungsprojekt „Lebensqualität Bauernhof“ des LFI Österreich und der Landwirtschaftskammer wird seit dem Jahr 2007 österreichweit umgesetzt und bietet verschiedenste Bildungsangebote zu Themen der
Lebensqualität, Beratungsangebote und telefonische Erstberatung für Bäuerinnen und Bauern in fordernden und schwierigen Lebenssituationen. Die Telefonberatung von „Lebensqualität Bauernhof“ wird am Bäuerlichen Sorgentelefon (0810 676 810) österreichweit zum Ortstarif angeboten und jährlich von
rund 550 Bäuerinnen und Bauern genutzt. Darüber hinaus bieten in Kärnten,
Salzburg und Tirol psychologische Berater/innen direkt in den Landwirtschaftskammern psychosoziale Beratungen an. Der gesamte Leistungsumfang des
Bildungsprojekts erstreckt sich von der Entwicklung von Bildungsprodukten
(Seminardesigns, Teilnehmer/innenunterlagen, Schulungen für Referent/innen,
Berater/innen und Mitarbeiter/innen) über den Betrieb des Bäuerlichen Sorgentelefons (inklusive Supervision für die psychosozialen Berater/innen, Evaluierung und die Koordination und Abrechnung der Sorgentelefonberater/innen) bis
zum Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Das Projekt befindet sich 2012 bereits in
der dritten Phase. Für den Zeitraum bis Ende 2013 ist eine vierte Projektphase
geplant.
Bildungsprojekt „Zukunftsorientierte
Agrarwirtschaftliche Motivation“
Das Bildungsprojekt „Zukunftsorientierte Agrarwirtschaftliche Motivation (ZAM)“
wurde von der ARGE Österreichische Bäuerinnen initiiert und wird seit dem Jahr
2009 im LFI Österreich umgesetzt. Im Bildungsprojekt ZAM wurden drei verschiedene agrarwirtschaftliche bzw. agrarpolitische Bildungsangebote für Bäuerinnen und Bauern entwickelt.
Das ZAM-Seminar „Vom Einsteiger zum Insider – von der Einsteigerin zur Insiderin“ (26 UE) bietet eine erste Orientierung in agrarischen Themen mit einem
besonderen Schwerpunkt auf Agrarwirtschaft, Betriebswirtschaft und Fragen
des Zusammenlebens am Hof. Das ZAM-Seminar konnte 2010/11 und 2011/12
bereits 18-mal in den Bundesländern durchgeführt werden.
Drei Säulen des Bildungsprojekts ZAM:
ZAM-Seminar, der
unternehmerische
Bäuerinnen- und
Bauerntreff und der
ZAM-Lehrgang.
Der unternehmerische Bäuerinnen- und Bauerntreff richtet sich an Bäuerinnen
und Bauern, die ihre Unternehmerkompetenzen weiterentwickeln und vertiefen
möchten. In den Bildungssaisonen 2010/11 und 2011/12 wurden in ganz Österreich rund 50 Bildungsveranstaltungen und Exkursionen zu landwirtschaftlichen
Betrieben mit den verschiedensten innovativen Betriebszweigen angeboten.
Der ZAM-Lehrgang „Österreichische Bäuerinnen zeigen Profil“ ist speziell für
Bäuerinnen konzipiert und vermittelt Kompetenzen für die Mitarbeit in verschiedenen agrarischen oder kommunalen Gremien, Verbänden oder Vereinen. Das Bildungsziel des ZAM-Lehrgangs liegt in der Kompetenzvermittlung
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
73
Kapitel 2: Nonformale Bildung
für eine professionelle Mitarbeit in agrarischen und regionalen Organisationen
und Verbänden. Der ZAM-Lehrgang gliedert sich dabei in fünf zweitägige Module zu den Themen persönliche Kompetenzen, Agrarwirtschaft und Agrarpolitik,
agrar- und interessenpolitische Landschaft in Österreich, Führungskompetenzen
und Öffentlichkeitsarbeit (insgesamt 80 Unterrichtseinheiten). Insgesamt konnten 2010/11 und 2011/12 bereits sechs ZAM-Lehrgänge mit 86 Teilnehmer/innen bundesländerübergreifend durchgeführt werden. Die ARGE Österreichische
Bäuerinnen plant für den Zeitraum bis Ende 2013 ein Folge-Bildungsprojekt zur
intensiven Förderung einer verstärkten professionellen Mitarbeit von Bäuerinnen
in agrar- und regionalpolitischen Gremien.
Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen
und Tiere – „Wir schauen drauf“
Österreichweite Initiative zur Erhaltung
der Magerwiesen
und Artenvielfalt
Kooperation mit
dem Lebensmini­
sterium, den
Ländern, zwölf
landwirtschaftlichen
Schulen, Interessenvertretungen und
dem ORF.
Seit 2007 gibt es in Österreich das Bildungsprojekt „Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere“ – eine Initiative, die helfen soll, die Magerwiesen und deren Artenvielfalt durch Bewusstseinsbildung zu erhalten. Mit Ende
2011 beobachten und zählen mehr als 650 interessierte Bäuerinnen und Bauern
aus allen österreichischen Bundesländern einmal im Jahr ganz bestimmte Pflanzen und seit 2010 auch ausgewählte Tierarten auf ihren extensiv bewirtschafteten Wiesen (siehe auch Abb. 20).
Die Bäuerinnen und Bauern werden dabei von Ökolog/innen auf den eigenen
Flächen eingeschult und mit entsprechenden Erhebungsbögen sowie Pflanzenund Tiersteckbriefen unterstützt. Mit der Teilnahme am Projekt erfahren die Bäuerinnen und Bauern mehr über die Pflanzenarten auf den eigenen Wiesen und
können selbst gut nachvollziehen, wie sich die landwirtschaftliche Nutzung und
andere Einflüsse auf die Entwicklung bestimmter Pflanzen- und Tierarten auswirken. Die Beobachtungsergebnisse und Erfahrungen werden jährlich aufbereitet und den teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern in Form von verschiedenen
Produkten (Kalender, Ergebnisberichte, DVDs, ...) und Angeboten (Exkursionen,
persönlichen Gesprächen mit Expert/innen und regionalen Betreuer/innen) zur
Verfügung gestellt.
Neben dem Lebensministerium und den Ländern gibt es Kooperationen vor allem mit zwölf landwirtschaftlichen Schulen, relevanten Interessenvertretungen
(z. B. Bio Austria, Naturparke, LFIs) und dem ORF.
In den Jahren 2012 und 2013 liegen die Schwerpunkte in der Einschulung neuer
Teilnehmer/innen und der Betreuung der teilnehmenden Betriebe, um sie noch
stärker an das Beobachtungsnetzwerk zu binden (Wertschätzung, Identifikation
und Bestätigung), sowie in der Verbesserung der Datenqualität. Weiters ist mit
einer Auswahl von Betrieben eine vertiefte Zusammenarbeit auf Basis konkreter
Fragestellungen angedacht.
Das Projektteam besteht aus dem Österreichischen Kuratorium für Landtechnik
und Landentwicklung (ÖKL), dem Umweltbüro Klagenfurt, suske consulting so-
74
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere
Die Punkte zeigen die Lage der Ortschaften mit Betrieben (grün) und landwirtschaftlichen Schulen (rot), die jährlich Pflanzen und Tiere beobachten
(Stand: Nov. 2011).
Quelle: ÖKL
lebensministerium.at
Abb. 20
wie dem Büro LACON. Das Projekt wird vom Lebensministerium (Abteilung II/2
– Schule, Erwachsenenbildung und Beratung), von den Naturschutzabteilungen
der Bundesländer sowie der Europäischen Union unterstützt. Weitere Informationen unter www.biodiversitaetsmonitoring.at.
Bildungsprojekt „Naturschutz – Landwirtschaft“
Das Bildungsprojekt „Naturschutz – Landwirtschaft“ läuft seit 2001 in einer Kooperation zwischen Ländlichem Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer OÖ und Land OÖ, Abt. Naturschutz und dem Institut für Naturschutz in der
Akademie für Umwelt und Natur. Seit dieser Zeit konnten einige Veranstaltungen
und Projekte durchgeführt werden. Dadurch steigt die Bekanntheit dieses Projekts und verfestigt sich dessen Position von Mal zu Mal. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Naturschutz und Landwirtschaft scheint in vielen Kreisen
schon selbstverständlich zu sein und entbehrt immer öfter einer starken emotionalen Dimension und behandelt anfallende Probleme auf einer wünschenswerten Sach­ebene.
Der Schwerpunkt in der Entwicklung von Bildungsprodukten liegt in Aktionsfeldern, in denen sich die Interessen der Landwirtschaft und die des Naturschutzes treffen. Bildung ist so zu positionieren, dass den Bedürfnissen/Interessen/
Zielsetzungen der Landwirt/innen (Tätigkeitsfelder, Wertschöpfungserhöhung,
Identitätssteigerung) und des Naturschutzes Rechnung getragen werden kann.
Neben der fachlichen Wissensweitergabe sollen die Themen „Landschaft und
Natur“ letzten Endes einer intensivierten gesellschaftlichen Diskussion über
Wertmaßstäbe und Entwicklungszielsetzungen zugeführt werden.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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Kapitel 2: Nonformale Bildung
Das Veranstaltungsjahr teilte sich in drei unterschiedliche Schwerpunkte
1.Kurse und Seminare für alle Naturinteressierten im Bereich Bildung, Naturschutz, Landwirtschaft
2.Zertifikatslehrgänge
3.Fortbildung für Naturvermittler/innen
Absolvent/innen der Zertifikatslehrgänge Natur- und Landschaftsführer/in,
Almführer/in und Kräuterpädagogik bilden einen qualitativ hochwertig ausgebildeten Multiplikator/innenkreis (Dienstleistungsbereich) mit der Fähigkeit des
wertschätzendes Umgangs mit landwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen
Themen.
Die Projektleitungsfunktion wird nach außen primär als Netzwerkkoordination
verstanden. Demgemäß liegt es im Sinne der Projektleitung, in möglichst allen Tätigkeitsfeldern Kooperationen einzugehen. Nur so kann das Projekt eine
gewisse Breite erlangen und seine Wirkung entfalten. Es fließen sowohl ökologische, kulturelle als auch wirtschaftliche Aspekte in die Projektentwicklung/
-umsetzung ein.
Zertifikatslehrgänge
Lehrgänge zur Höherqualifizierung von Bäuerinnen und Bauern
Die zentrale Aufgabe der Bildungsarbeit für bäuerliche Betriebe und für den
ländlichen Raum ist es, den Einzelnen zu befähigen, Werte des Lebens zu erkennen, Hilfen und Strategien sowohl wirtschaftlicher als auch menschlicher Art zu
erarbeiten, damit jeder zu selbst verantworteten Entscheidungen und Haltungen
finden kann.
Ein Schwerpunkt
über viele Jahre
waren Lehrgänge
zur Verbesserung
der IT-Kompetenz
der Bäuerinnen und
Bauern.
76
Eine besondere Rolle zur Erreichung dieser Ziele kommt den LFI-Zertifikatslehrgängen zu. Mit den Zertifikatslehrgängen konnte das LFI gemeinsam mit den
Landwirtschaftskammern und dem BMLFUW zielgruppenspezifische Bildungsprodukte entwickeln, welche an die Bedürfnisse einer zukunfts- und marktorientierten Land- und Forstwirtschaft im Sinne des lebensbegleitenden Lernens
angepasst sind.
Ein LFI-Zertifikatslehrgang ist ein modular aufgebauter Lehrgang für Erwachsene mit einem Mindeststundenausmaß von 80 Unterrichtseinheiten. Nach erfolgreich abgelegter Abschlussarbeit und einer Mindestanwesenheit von 80 %
wird von der LFI-Bundesgeschäftsstelle ein Zertifikat für die Teilnehmer/innen
ausgestellt. Das Mindestalter für die Teilnahme ist das vollendete 18. Lebensjahr.
Die Einhaltung der Richtlinien für LFI-Zertifikatslehrgänge wird in einem eigenen
Controllingsystem überprüft.
Die ersten Kurse wurden bereits 1995 entwickelt, wobei die Schwerpunkte anfangs auf die „Bäuerliche Direktvermarktung“, „Urlaub am Bauernhof“ und die
„Bäuerliche Milchverarbeitung“ gelegt wurden. Ein Schwerpunkt über viele Jahre waren Lehrgänge zur Verbesserung der IT-Kompetenz der Bäuerinnen und
Bauern (EDV-Basisausbildung und Aufbaulehrgang zum ECDL).
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Es werden laufend weitere Lehrgänge entwickelt, die auf die Ansprüche der
land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung abgestimmt sind. Insgesamt wurden bis zum Redaktionsschluss bereits über 34.000 Zertifikate verliehen.
Seit dem Erscheinen des Agrarischen Bildungsberichts 2008 wurden acht neue
LFI-Zertifikatslehrgänge entwickelt und durch das BMLFUW genehmigt.
Neue Lehrgänge:
2008: Klauenpflege, Stallprofi Schwein
2009: Bäuerliche Schafhaltung, Bäuerliche Ziegenhaltung
2010: Baumwärter/in/Obstbaumpfleger/in, Pferdehaltung,
Tiergestützte Pädagogik und Therapie
2011: Almpersonal
2012: Milchkontrollassistent/in, Professionelle Vertretungsarbeit im
ländlichen Raum – österreichische Bäuerinnen zeigen Profil
Zertifikatslehrgang „Klauenpflege“
Die Erhaltung der Klauengesundheit ist aus Gründen des Tierschutzes, aber auch
aus wirtschaftlichem Interesse anzustreben. Der 136-stündige Lehrgang legt seinen Fokus in vier Modulen auf die Klauenpflege in Theorie und Praxis, wobei der
praktische Teil auch direkt am landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt, auf Persönlichkeitsbildung sowie Hygiene, Seuchenkunde und betriebswirtschaftliche Aspekte.
Im produktionstechnischen Klauenpflegeteil werden die Anatomie des Rindes, die
Grundlagen der Klauenpflege, praktische Übungen sowie rechtliche Aspekte und
Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin behandelt. Die abschließende Prüfung beinhaltet einen praktischen Teil, die Klauenpflege an einer Kuh und
eine theoretische Prüfung mit ausgewählten Fragen zu Anatomie, Grundlagen der
Klauenpflege, Klauenerkrankungen und Seuchenhygiene-Meldepflichten.
Zertifikatslehrgang „Ausbildung zum Stallprofi – in der Schweinehaltung“
Der Lehrgang, welcher 80 Stunden umfasst, bietet zukünftigen Stallprofis die
Möglichkeit, sich Wissen über die Betriebshilfe in der Schweinehaltung anzueignen, und wurde gemeinsam mit dem Maschinenring entwickelt. Die Teilnehmer/
innen lernen, sich auf einem noch unbekannten Betrieb möglichst rasch zurechtzufinden. Sie sollen alle Routinearbeiten, die in einem schweinehaltenden Betrieb anfallen, qualitativ hochwertig erledigen können. Die Abschlussarbeit besteht in der Erstellung einer Checkliste für den praktischen Arbeitseinsatz sowie
in einer theoretischen Prüfung, bei welcher der Fokus auf fachliche Fragen der
Schweinehaltung und auf rechtliche Fragen gelegt wird.
Zertifikatslehrgang „Bäuerliche Schafhaltung“
Der Zertifikatslehrgang, welcher 80 Stunden umfasst, bietet Schafhalter/innen
die Möglichkeit, sich Wissen über zeitgemäße Schafhaltung anzueignen sowie
auch die Grundlagen für den Einstieg in die Schafhaltung. Die Teilnehmer/innen
werden zu einer qualitäts- und kund/innenorientierten Produktion hingeführt.
Die Erhöhung der Wertschöpfung aus der Schafhaltung ist ein bedeutendes
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
77
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Thema, um die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs zu sichern. Neben dem produktionstechnischen Teil wird ein Modul im Bereich Persönlichkeitsbildung sowie
Betriebs- und Unternehmensführung angeboten. Der Abschluss des Lehrgangs
besteht in der mündlichen Präsentation des während des Lehrgangs erstellten
individuellen Betriebs- und Unternehmenskonzepts.
Zertifikatslehrgang „Bäuerliche Ziegenhaltung“
Der Zertifikatslehrgang, welcher 80 Stunden umfasst, bietet Ziegenhalter/innen
die Möglichkeit, sich Wissen über zeitgemäße Ziegenhaltung anzueignen sowie
auch die Grundlagen für den Einstieg in die Ziegenhaltung. Die Teilnehmer/innen
werden zu einer qualitäts- und kund/innenorientierten Produktion hingeführt. Die
Erhöhung der Wertschöpfung aus der Ziegenhaltung ist ein bedeutendes Thema, um die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs zu sichern. Neben dem produktionstechnischen Teil wird ein Modul im Bereich Persönlichkeitsbildung sowie
Betriebs- und Unternehmensführung angeboten. Der Abschluss des Lehrgangs
besteht in der mündlichen Präsentation des während des Lehrgangs erstellten
individuellen Betriebs- und Unternehmenskonzepts.
Zertifikatslehrgang „Baumwärter/in – Obstbaumpfleger/in“
Die Erhaltung und Förderung des Obstbaues ist ein wesentliches Ziel der Baumwärter/innenausbildung. Der Erfolg und damit die Freude am Obstbau stellt sich
nur bei fachgerechter Pflege der Bäume ein. Die Grundlagen dafür werden den
Baumwärter/innen bei ihrer 100-stündigen Ausbildung vermittelt. Die Baumwärter/innen geben diese Informationen als Multiplikator/innen in Theorie und Praxis
an Interessierte weiter. Aber auch im Bereich der Landschaftsgärtner/innen und
landwirtschaftsnahen Organisationen (Maschinenring/Maschinenringservice) ist
es notwendig, qualifiziertes Personal in der Obstbaumpflege zu haben.
In der Baumwärter/innenausbildung werden die Grundlagen für einen erfolgreichen Erwerbs-, Streu- und Siedlerobstbau vermittelt. Für die Erlangung des
Baumwärter/innenzertifikats ist eine schriftliche und mündliche sowie praktische
Prüfung notwendig. Für die praktische Prüfung müssen Obstbäume geschnitten
werden. Es ist zu begründen, warum die jeweilige Maßnahme gesetzt wurde und
welche Reaktion beim Wachstum und Fruchten der Obstbäume zu erwarten ist.
Zertifikatslehrgang „Pferdehaltung“
Der 116-stündige Lehrgang zielt auf eine umfassende Qualifizierung für Betriebsleiter/innen von pferdehaltenden landwirtschaftlichen Betrieben ab. Die
Schwerpunkte bilden neben der praktischen Pferdehaltung und Pferdezucht
die Bereiche Unternehmensführung, Marketing und Persönlichkeitsbildung. Der
Lehrgang ist in vier Modulen strukturiert, wobei dem praktischen Umgang mit
dem Pferd ein eigenes Modul im Ausmaß von 16 Stunden gewidmet ist.
Zertifikatslehrgang „Tiergestützte Pädagogik und Therapie am Bauernhof“
Tiere schaffen Vertrauen, © ÖKL
Der vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung
(ÖKL) in Kooperation mit dem LFI entwickelte Lehrgang umfasst 240 Unter78
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
richtseinheiten, aufgeteilt auf vier Module. Zielgruppe sind einerseits Bäuerinnen
und Bauern und andererseits Personen aus dem sozialpädagogisch-therapeutischen Berufsfeld. Die Ausbildung legt ihre Schwerpunkte auf die Grundlagen
tiergestützter Arbeit, auf Unternehmensführung, angewandte tiergestützte Arbeit
und Persönlichkeitsbildung. Die Abschlussarbeit besteht aus einem schriftlichen
Teil und einer Präsentation des erarbeiteten praktischen Konzepts. Die Präsentation erfolgt jeweils durch ein Zweierteam, bestehend aus landwirtschaftlichem
Teampartner und sozialer/therapeutischer/pädagogischer Fachkraft.
Zertifikatslehrgang „Almpersonal“
Der Zertifikatslehrgang besteht aus sieben Modulen, hat eine Gesamtdauer von
120 Unterrichtseinheiten und zielt darauf ab, Grundsätze einer multifunktionalen,
nachhaltigen Almwirtschaft zu vermitteln und in einer praxisnahen Ausbildung
Almpersonal zu schulen. Dabei wird den Teilnehmer/innen ein realistisches, möglichst unverklärtes Bild der Almwirtschaft und der Arbeiten auf der Alm vermittelt.
Die Inhalte des Lehrgangs erstrecken sich von Basiswissen zur Almwirtschaft über
Tierproduktion, Almweidemanagement und praktische Almarbeit hin zu Betriebswirtschaft und Recht, Verarbeitung, Vermarktung sowie Persönlichkeitsbildung.
Die Abschlussarbeit besteht aus einem theoretischen und praktischen Teil, wobei auch ein Herbarium mit Almpflanzen angelegt wird.
LFI-Mitglieder und Kooperationen
Die Mitglieder des LFI Österreich sind:
• die 9 LFI-Landesvereine, in denen die Landwirtschaftskammern Mitglieder sind
• die Landwirtschaftskammer Österreich
• der Österreichische Landarbeiterkammertag
• der Österreichische Raiffeisenverband
• die Land- & Forst-Betriebe Österreich
• der Österreichische Forstverein
• die Österreichische Landjugend
Darüber hinaus bestehen Kooperationen und Partnerschaften mit den Landwirtschaftskammern, den kammereigenen Bildungsstätten, der ARGE Meister, den
Lehrlings- und Fachausbildungsstellen, der ARGE Bäuerinnen, dem Ökosozialen
Forum, den Maschinenringen, BIO AUSTRIA, diversen Erzeuger/innenverbänden,
dem Verband Urlaub am Bauernhof, den Seminarbäuerinnen, diversen Tierzuchtverbänden wie etwa der Rinderzucht Austria oder dem Österreichischen Bundesverband für Schafe und Ziegen – ÖBSZ, dem Österreichischen Bauernbund, der
Österreichischen Jungbauernschaft, dem Forum Land, allen KEBÖ-Organisationen,
den Nationalagenturen für EU-Programme, den forstlichen Ausbildungsstätten, der
Agrarmarkt Austria und dem Bildungsministerium und dem Lebens­ministerium.
Weitere Kooperationen und Partnerschaften bestehen mit den Nationalparks, Landesregierungen, Landesschulräten, Tiergesundheitsdiensten, Landwirtschafts­
schulen, allgemeinbildenden Schulen, dem Städtebund, dem Gemeindebund,
Umweltbundesamt und weiteren Organisationen und Einrichtungen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
79
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Bildungsstatistik
Bildungsprojekte stellen einen Schwerpunkt der Arbeit des LFI Österreich dar. Die
Zahl der vom LFI Österreich als Bildungsträger abgewickelten Projekte liegt seit
Jahren konstant zwischen 25 und 30 (siehe Abb. 21). Bei den Bildungsveranstaltungen, die von den Länder-LFIs angeboten werden, liegen die Zahlen der vergangenen Jahre auf einem hohen Niveau von ca. 13.500 pro Jahr bei ca. 300.000
Teilnahmen.
In den Grafiken ist die Anzahl der Veranstaltungen und der Teilnahmen, gegliedert nach Fachbereichen, dargestellt. Was das Verhältnis zwischen Frauen und
Männern bei den Teilnahmen betrifft, so beträgt der Frauenanteil im Jahr 2011
knapp unter 50 %. Das entspricht dem Niveau der vergangenen Jahre, wobei der
Frauenanteil bei längeren Kursen und Seminaren höher ist und bei 52 % liegt.
Bezogen auf Fachbereiche gibt es die meisten Teilnahmen und Kurse im Bereich
Gesundheit und Ernährung (3032 Kurse mit 59.632 Teilnahmen), Unternehmensführung (1376 Kurse mit 44.652 Teilnahmen), Pflanzenproduktion (1215 Kurse
mit 43.031 Teilnahmen) und Tierproduktion (1838 Kurse mit 41.442 Teilnahmen).
Die LFIs hatten im Jahr 2011 150 hauptberufliche (davon 103 pädagogisch bzw.
bildungsplanerisch tätige), 2958 nebenberufliche und freie sowie 763 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen.
Geförderte Poolprojekte und Fördermittel ab 2001
Anzahl
in Euro
35
2.500.000
Anzahl Projekte
Fördermittel
30
2.000.000
25
1.500.000
20
15
1.000.000
10
500.000
5
0
0
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: LFI Österreich
2009
2010
2011
2012
2013
lebensministerium.at
Abb. 21
Veranstaltungen
Insgesamt wurden vom LFI im Jahr 2011 13.425 Bildungsveranstaltungen durchgeführt (davon 8363 Kurz- und Einzelveranstaltungen und 5061 Seminare und
längere Kurse). Siehe Abb. 22 sowie Tabelle im Anhang.
80
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
Quelle: LFI Österreich
gab es im Jahr 2011 insgesamt 318.551
Teilnahmen (davon 147.741 Frauen, das entspricht 46,4 %). Bei den Kurz- und
Einzelveranstaltungen gab es 204.857 Teilnahmen (davon 87.792 Frauen, das
entspricht 42,9 %) und bei den längeren Kursen und Seminaren 113.692 Teilnahmen (davon 59.949 Frauen, das entspricht 52,7 %). Siehe auch Abb. 23 und
Tabelle im Anhang.
Beruf und Ausbildung,
Quelle: LFI Österreich
Organisationen
Kultur&&Brauchtum,
Brauchtum,
Kultur
Regionalentwicklung
Regionalentwicklung
Berufund
undAusbildung,
Ausbildung,
Beruf
Wirtschaft und Arbeitswelt
Unternehmensführung
Unternehmensführung
Unternehmensführung
Kultur & Brauchtum,
Regionalentwicklung
Umweltund
und
Umwelt
Biolandbau
Biolandbau
TTierproduktion
Pflanzenproduktion
Direktvermarktung
Direktvermarktung
Urlaubam
amBauernhof
Bauernhof
Urlaub
Dienstleistungen
Dienstleistungen
Bauen,Energie,
Energie,
Bauen,
TTechnik
echnik
EDV&&
EDV
Informationstechnologie
Gesundheit&&
Gesundheit
Ernährung
Ernährung
Umwelt und
Biolandbau
Anzahl
Forst-und
und
ForstHolzwirtschaft
LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011
Forst- und
T
Direktvermarktung
Urlaub am Bauernhof
Dienstleistungen
Bauen, Energie,
Technik
EDV &
3.500
70.000
3.000
60.000
2.500
50.000
2.000
40.000
1.500
30.000
Teilnahmen
1.000
20.000
.500
10.000
An den.00 LFI-Bildungsveranstaltungen
Persönlichkeit&&
Persönlichkeit
Kreativität
Organisationen
Beruf und Ausbildung,
Wirtschaft und Arbeitswelt
Kultur & Brauchtum,
Regionalentwicklung
Unternehmensführung
Umwelt und
Biolandbau
Forst- und
Holzwirtschaft
Tierproduktion
Pflanzenproduktion
Direktvermarktung
Urlaub am Bauernhof
Dienstleistungen
Bauen, Energie,
Technik
EDV &
Informationstechnologie
Gesundheit &
Ernährung
Persönlichkeit &
Kreativität
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
.500
.0
Gesundheit &
Ernährung
Persönlichkeit &
Kapitel 2: Nonformale Bildung
LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011
Anzahl
lebensministerium.at
Abb. 22
lebensministerium.at
Abb. 23
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
81
Kapitel 2: Nonformale Bildung
DI Martina Mayerhofer, DI Veronika Hager, DI Mag. Josefa Reiter-Stelzl
Die Netzwerke der agrarischen
Absolvent/innenverbände und ihre
Potenziale im Bildungssystem
2011: 102 agrarische
Absolvent/innenverbände an den
mittleren und
höheren agrarischen
Ausbildungsstätten.
Das Jahr 2011 wurde von der EU zum „Jahr der Freiwilligenarbeit“ ernannt, und
zwar mit dem Ziel, ehrenamtliche Tätigkeit vor den Vorhang zu holen. Derzeit gibt
es österreichweit 102 agrarische Absolvent/innenverbände an den mittleren und
höheren agrarischen Ausbildungsstätten, an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und an der Universität für Bodenkultur. Sie bieten umfangreiche
Serviceleistungen im Rahmen von Bildungsangeboten und fachlichen Informationsveranstaltungen. Die Arbeit der Absolvent/innenverbände des agrarischen
Bildungssystems wird zum größten Teil im Ehrenamt durchgeführt. Durch sie
wird ein Netzwerk zwischen den Bildungsstätten und den Absolvent/innen geschaffen, wobei die Gemeinschaft für die Verbände im Mittelpunkt steht. Sie sind
ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Bildungseinrichtungen, Wirtschaft und
Praxis und tragen wesentlich zur (un)bewussten Fort- und Weiterbildung bei. Der
Wissenszuwachs kann letztendlich wieder im beruflichen Alltag eingesetzt werden. Die Verbände bieten eine Plattform für Mitglieder zur Förderung des Erfahrungsaustausches und der gemeinsamen Aktivitäten. Neue Kontakte können in
ungezwungener Atmosphäre geknüpft und neues Wissen kann praxisgerecht erworben werden. Weiters ermöglichen die Verbände einen Erfahrungsaustausch
zwischen mehreren Generationen und unterstützen die Studierenden, indem
Karrieremöglichkeiten aufgezeigt und spezielle Fragen zu Berufsfeld und fachlichen Zusammenhängen direkt beantwortet werden. So vermitteln sie etwa Jobs
oder fungieren als wichtige Expert/innenplattform für alle fachlichen Belange des
Agrarwesens. Sie fördern die Entwicklung der Ausbildungsstätten und unterstützen Schüler/innen und Studierende. Bei der Bewertung von ehrenamtlichen Organisationstätigkeiten der Verbandsfunktionär/innen entsteht ein ideeller Wert von
knapp 1,6 Mio. Euro im Jahr, der den Absolvent/innen zugute kommt.
Die Verbände stiften mit ihrer Arbeit einen indirekten, aber wesentlichen Beitrag
zum agrarischen Wissenszuwachs im Sinne des lebensbegleitenden Lernens.
Um dies festzuhalten, wäre die Einführung eines „Bildungskontos“ sinnvoll.
Land-Impulse Österreich ist der Dachverband der Absolvent/innen der agrarischen Ausbildungsstätten sowie der Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft in
Yspertal. Er strebt eine breite Vernetzung an: von den Absolvent/innenverbänden der Fachschulen, des höheren Schulwesens bis hin zum Absolvent/innenverband der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und zu den Agrarabsolvent/innen der Universität für Bodenkultur.
Bereits am 6. Mai 1953 wurde der Verein unter dem Namen „Bundesverband
der Absolventen landwirtschaftlicher Lehranstalten in Österreich“ durch den
Zusammenschluss von einigen Absolvent/innenverbänden gegründet.
82
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Organigramm der agrarischen Absolvent/innenverbände
Land-Impulse
Österreich
Agrarabsolvent/innen
der Universität für
Bodenkultur
Absolvent/innenverband
der Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik
Absolvent/innenverbände der
HLFS
Absolvent/innenverband der landw.
Fachschulen
Absolvent/innenverband der HLUW
Yspertal
tw. in Landesdachverbänden organisiert,
z. B. Land-Impulse Niederösterreich
ca. 40.000 Absolvent/innen
lebensministerium.at
Quelle: Landimpulse Österreich
Abb. 24
Das heute vielfach gelesene Agrarmagazin „Blick ins Land“ wurde damals über
diesen Dachverband versandt. 2007 erhielt der Verein auf Initiative des Lebensministeriums und diverser Absolvent/innenverbände neue Statuten und den Namen „Land-Impulse Österreich“.
Im Jahr 2008 wurde die Österreichische Outdoor-Akademie als bedeutender Anbieter für naturpädagogische Methoden für Persönlichkeitsentwicklung, Teambildung, Stärken-Schwächen-Analyse sowie Grenzerfahrung in den Verein LandImpulse Österreich integriert. Lehrraum der Outdoor-Akademie ist die Natur, die
mittels Outdoorpädagogik für die Kund/innen nutzbar gemacht wird.
Österreichische Outdoor-Akademie im
Verein Land-Impulse
integriert.
Folgende Unterstützungen werden von Land-Impulse geleistet:
•Unterstützung der Absolvent/innenverbände bei der Durchführung von überregionalen Projekten sowie beim Erfahrungsaustausch mit anderen Verbänden
•Interessenvertretung der Absolvent/innen gegenüber dem Gesetzgeber
•Unterstützung der Absolvent/innen agrarischer Ausbildungsstätten in ihren
ideellen, beruflichen und wirtschaftlichen Interessen
•Durchführung von persönlicher und fachlicher Weiterbildung der Absolvent/
innen, Unterstützung der Absolvent/innen bei der Arbeits- sowie Praxisplatzvermittlung
•Verbesserung der Situation der Land- und Forstwirtschaft sowie des ländlichen Raums durch Bildungsmaßnahmen (z. B. Entwicklung von Broschüren
und Filmen zum Themenbereich erneuerbare Energie oder Pflanzenzüchtung
in Österreich)
Insgesamt sieht sich der Dachverband als wichtige Plattform für Bildungsangelegenheiten im ländlichen Raum und setzt sich zum Ziel, die einzelnen Verbände
zu unterstützen und für Projekte und Förderabwicklung zur Verfügung zu stehen.
Zusätzlich sieht sich der Verein als Servicestelle des Lebensministeriums.
Absolvent/innenverbände sind für die Weiterentwicklung der Ausbildungsstätten
und als Kristallisationspunkte für die Gemeinschaft als Netzwerke unverzichtbar.
Der Zusammenschluss und die Pflege der Kontakte und Freundschaften sind die
beste Voraussetzung für fruchtbare, multidisziplinäre Kooperationen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
83
Kapitel 1: Stellenwert der Bildung
Mag. Klaus Thien, Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder
Lernende Regionen
Lernende Regionen sind eine Maßnahme zur Stärkung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum. Die Lernende Region bringt den Lernenden das Lernen räumlich näher und gibt spezifische Antworten auf den Bildungsbedarf der
Menschen vor Ort. Dadurch wird das Humankapital einer Region gestärkt und es
eröffnen sich neue Beteiligungschancen für die Bevölkerung.
In einer Lernenden Region bilden wichtige Einrichtungen mit Bezug zum Thema
Lernen ein Netzwerk, erarbeiten eine regionale Strategie in Bezug auf das Lernen und setzen diese Strategie im Rahmen von innovativen Bildungsprojekten
gemeinsam um. Darüber hinaus werden Begleitangebote aus den Bereichen Bildungsinformation, -beratung und -marketing ausgebaut, da Bildungsbiografien
immer individualisierter verlaufen und es oftmals an Beratung und Unterstützung
bei Bildungswegentscheidungen fehlt.
Das Netzwerk der Lernenden Regionen umfasst Partner/innen aus verschiedenen Bereichen, deren unterschiedliche Perspektiven eine regionale Gesamtsicht
ergeben. Die Stakeholder innerhalb des regionalen Netzwerks repräsentieren
nicht nur die Angebotsseite (z. B. Bildungs- und Beratungseinrichtungen), sondern auch die Nachfrageseite (Unternehmen, Privatpersonen, NGOs etc.) sowie
Faciliators (LEADER- und Regionalmanagements) und Politik/Verwaltung.
In regelmäßigen
Abständen finden
bundesweite Netzwerkstätten aller
Lernenden Regionen
statt.
Die Bildung von Lernenden Regionen wird im Rahmen des „Österreichischen
Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums 2007–2013“ gefördert.
Die Förderabwicklung liegt bei den zuständigen Ämtern der Landesregierung,
die die Entwicklung regionaler Strategien, den Netzwerkaufbau und die Umsetzung regionsspezifischer Projekte fördern. Die Lernenden Regionen sind an die
LEADER-Regionen gekoppelt. In regelmäßigen Abständen finden bundesweite
Netzwerkstätten aller Lernenden Regionen statt, die dem Austausch, der Vernetzung und dem Erfahrungstransfer dienen.
Herausforderungen des ländlichen Raums
Durch Strukturwandel und Globalisierung hat sich in den letzten Jahren im ländlichen Raum eine Verschiebung des Beschäftigungsspektrums ergeben. Zu verzeichnen war ein starkes Wachstum des Dienstleistungssektors, insbesondere im Bereich
höher qualifizierter Tätigkeiten. Dem steht die Abnahme der Beschäftigung in der
Landwirtschaft und in der Sachgütererzeugung gegenüber – bei gleichzeitig steigender Wertschöpfung in diesen Sektoren. Das bedeutet, dass auch in diesen Bereichen die Beschäftigten mit erhöhten Qualifikationsanforderungen konfrontiert sind.
Das so genannte „Humankapital“ wird gerade für ländliche Regionen der Schlüssel zu ihrer Zukunftsfähigkeit. Regionales Wachstum gibt es meist rund um die
Landeshauptstädte, wo sich Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung (Stadt) mit
84
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
hoher ökologischer und sozialer Lebensqualität (Land) verbinden lassen. Mit dieser Kombination könnte in Zukunft auch der periphere ländliche Raum vermehrt
punkten: Die Vereinbarkeit von hoher Lebensqualität am Land mit der Ortsunabhängigkeit digitaler Arbeitswelten wird ein vielversprechender Standortfaktor.
Voraussetzung für „smartes Wachstum“ im ländlichen Raum ist allerdings ein
hohes Qualifikationsniveau der regionalen Bevölkerung und ihre Bereitschaft zur
Weiterbildung. Neben der fachlichen Qualifikation sind es insbesondere die Persönlichkeitskompetenzen, die eine immer größere Bedeutung erlangen. Gerade
in einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft sind Unternehmergeist, Teamfähigkeit, Führungsqualität und die Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden, immer
wichtiger. Diese Kompetenzen müssen nicht unbedingt im beruflichen Kontext
erworben werden: Familie, Umwelt, Gesundheit, politische Bildung sind bedeutsame Felder zur Reflexion und Erprobung des eigenen Ich. Deshalb nimmt die
Bedeutung der außerberuflichen Bildung zu. Besonders die Fähigkeit als Bürger/
in zu denken, zu handeln und Verantwortung zu tragen, hat im ländlichen Raum
eine lange Tradition. Das zeigt die breite Palette ehrenamtlicher Betätigungsfelder.
Lernende Regionen als Strategie
Vielfach mangelt es im ländlichen Raum noch an passenden Bildungsangeboten, an ihrer Erreichbarkeit, aber auch am Bewusstsein für die Wichtigkeit des
Themas „Bildung und Lernen“ in den Köpfen der Leute. Daher sind im Förderprogramm „Lernende Regionen“ folgende Ziele formuliert:
•Lernen in der Region strategisch verankern
•gemeinsam Bildungsprojekte entwickeln und umsetzen
•das Bewusstsein für Lernen in der Bevölkerung heben
•und damit die Region zukunftsfähig machen
Derzeit gibt es in ganz Österreich 39 Lernende Regionen: 14 in Niederösterreich,
zwölf in Oberösterreich, jeweils drei in Salzburg und im Burgenland, fünf in der
Steiermark und jeweils eine in Tirol und in Kärnten (vgl. Abbildung 25).
Gefragt sind in den Lernenden Regionen weniger klassische Vorträge. Vielmehr
sollen innovative Formate wie etwa Outdoor-Angebote oder Angebote an ungewöhnlichen Orten Spaß am Lernen vermitteln. Darüber hinaus ist in den Lernenden Regionen Platz über die regionale Identität nachzudenken und gemeinsam
Ziele und Schwerpunkte für die Entwicklung der Region festzulegen.
Umsetzungsstand der Lernenden Regionen
Derzeit sind in den Lernenden Regionen ca. 140 Bildungsprojekte in Umsetzung
bzw. in Planung. Die Projekte widmen sich höchst unterschiedlichen Themenschwerpunkten und orientieren sich dabei an den vorab erstellten regionalen Bildungsstrategien. Es zeigt sich, dass sich viele Regionen den Themen regionales
Wissen/Identität und Bildungsmarketing widmen oder Bildungsprojekte initiieren,
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
85
Kapitel 2: Nonformale Bildung
Lernende Regionen
lebensministerium.at
Quelle: www.lernende-regionen.at/de/region_list.asp
Derzeit gibt es 39
Lernende Regionen
in Österreich.
Manche Bildungsprojekte sind aber
auf eine bestimmte
Zielgruppe zugeschnitten und bieten
spezielle Lernangebote für diese.
Abb. 25
die die Verbesserung von Bildungsübergängen (wie beispielsweise Berufswahl/
-orientierung für Jugendliche, Vermittlung zwischen Studierenden und Wirtschaft)
zum Ziel haben. Ebenso stark vertreten sind regionale Qualifizierungsoffensiven,
die je nach Region unterschiedliche Schwerpunktsetzungen haben (z. B. auf Weiterbildung im Bereich Tourismus, Landwirtschaft, Wirtschaft, Umwelt/Energie,
Gesundheit). Die Stärkung von interkulturellen und sozialen Kompetenzen steht
ebenfalls im Mittelpunkt diverser Bildungsprojekte in Lernenden Regionen. Sie
richten sich zum Teil an Personen aller Alters- und Bevölkerungsgruppen. Manche Bildungsprojekte sind aber auf eine bestimmte Zielgruppe (z. B. Migrant/innen, Jugendliche, Studierende, Senior/innen) zugeschnitten und bieten spezielle
Lernangebote für diese (vgl. Abbildung 26). Aus der Vielzahl an Bildungsprojekten
zeigen folgende einen guten Querschnitt der Themen, die in Lernenden Regionen
bearbeitet werden:
•In der Lernenden Region Attersee-Attergau wird in einem eigenen Wiki Wissen über die Region gesammelt und archiviert. Alle Interessierten können in
das AtterWiki altes, wiederentdecktes und neues Wissen eintragen und so zur
Identitätsstiftung der Region beitragen.
•Die Lernende Region Weinviertel Ost widmet sich im Pilotprojekt „Rundum
gsund im Weinviertel“ der Gesundheitsbildung als Unterstützung der individuellen gesundheitsbezogenen
Zielgruppen der Projekte in Lernenden Regionen
Handlungsfähigkeit der Bevölkerung. Das Projekt wird in
jeder Kleinregion in Weinviertel Ost zu unterschiedlichen
Studierende
18 %
Themenschwerpunkten (z. B. Tanz, Walken, Zwölfkampf)
Senior/innen
umgesetzt.
2%
• Die Lernende Region Zirbenland setzt in der ZirbenMigrant/innen
2%
landakademie regionale Qualifizierungsmaßnahmen in
Allgemein
Kinder/
61 %
Jugendliche/
den Bereichen Regionalwissen, Kulinarik und GästebeSchüler/innen
12 %
Frauen
treuung (Tourismus). Die Lernangebote richten sich an
4%
Ehrenamtliche
Multiplikator/innen aus dem Tourismus, an die Bevölke3%
rung und an Gäste der Region, die Wissenswertes über
Quelle: oieb
Abb. 26
das Zirbenland und die Zirbe lernen möchten.
lebensministerium.at
86
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 2: Nonformale Bildung
•In der Bibliothek der Region, einem Projekt der Lernenden Region Nordburgenland plus, wird Wissen über die Region in Form von Büchern, Filmen, Dokumenten etc. gesammelt, dokumentiert und an fünf verschiedenen Standorten für die Bevölkerung zur Verfügung gestellt.
•Die Lernende Region Eferding widmet sich der Stärkung ihrer regionalen Identität über das Leitprodukt Gemüse als Imageträger der Region. Zentral ist die
Umsetzung eines innovativen Maßnahmenpakets für die Qualifikation von
Konsument/innen und Produzent/innen in Zusammenhang mit Gesundheit,
Ernährung und Gemüse.
•Unter dem Motto „Leben.Energie.Bildung“ legt die Lernende Region Salzburger
Seenland ihren Fokus auf Energie & Ressourcen, Umweltbildung, Lebensqualität,
Lebensstil & Lebensenergie sowie Nachhaltigkeit. Zu diesem Themenschwerpunkt werden in der Region passende Bildungsangebote erstellt, die regelmäßig
in einem eigenen Bildungskalender in der Region bekannt gemacht werden.
•Mit der Organisation eines regionalen Lernfests setzte die Lernende Region
Weinviertel-Manhartsberg eine wichtige Initiative im regionalen Bildungsmarketing. Auf dem Lernfest bot sich für regionale Bildungsanbieter, für Betriebe, Vereine und Organisationen die Möglichkeit, ihr Angebot der Bevölkerung
spielerisch, interaktiv und kreativ zu präsentieren.
Lernende Regionen leisten einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum. Die Themen „Bildung und Lernen“ werden
strategisch in der Regionalentwicklung verankert und erhalten durch innovative
und kreative Projekte eine positive Konnotation bei der lokalen Bevölkerung.
„Lernende Regionen“ sind innerhalb von LEADER ein Schwerpunktthema, über
welches regionale Innovation transportiert wird. Durch Netzwerkpartnerschaften entstehen neue Schnittstellen und sektorenübergreifende Kooperationen
zwischen Schulen, Betrieben, Vereinen, Gastronomie und anderen regionalen
Einrichtungen. Lern- und Bildungsangebote werden besser abgestimmt und für
jedes Lebensalter und für jede Zielgruppe bereitgestellt. Auf diese Weise werden
auch Themen wie Bildungsferne, Migration, Jugend ohne Ausbildung etc. initiiert, die im ländlichen Raum bislang eher vernachlässigt wurden. Generell stellen
die Lernenden Regionen eine regionale Drehscheibe für viele Bildungsbelange
im Bereich lebenslanges Lernen dar.
Lernende Regionen
leisten einen wichtigen Beitrag für die
Umsetzung des
lebenslangen Lernens im ländlichen
Raum.
Ausblick
Nachdem sich die Lernenden Regionen in der laufenden EU-Förderperiode
(2007–13) als Motor für regionale Innovation bewährt haben, wird das Erreichte
in der kommenden Förderperiode (2014–20) abgesichert und ausgebaut. Meilensteine dazu sind:
•Absicherung als eigene Fördermaßnahme im ELER 2014–20
•stärkere Verankerung in LEADER im Rahmen der Lokalen Entwicklungsstrategien
•Initiierung thematischer Schwerpunkte
•stärkere Kooperation mit den zwei – außerhalb des ELER liegenden – EURegionalfonds EFRE und ESF
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Erreichtes durch
nachhaltige Maßnahmen absichern
und für die Zukunft
ausbauen.
87
Kapitel 3
Kapitel 1: Stellenwert der Bildung
© goodluz - Fotolia.com
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxx
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche
Beratung
Situation und Herausforderungen..............................................................................89
Internationale Vernetzung.........................................................................................103
Schwerpunkte und ausgewählte Beratungsangebote............................................106
88
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Situation und Herausforderungen
DI Franz Paller
Organisation und Unterstützung der
landwirtschaftlichen Beratung in Österreich
Eine qualitativ hochwertige agrarische Beratung ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für die Landwirtschaft. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung von Veränderungsprozessen in den Betrieben.
Die landwirtschaftliche Beratung in Österreich stützt sich in erster Linie auf
eine starke „Offizialberatung“, die flächendeckend von den Landwirtschaftskammern angeboten wird (siehe Abb. 27). Neben der Landwirtschaftskammer
Österreich als Dachorganisation gibt es in jedem der neun Bundesländer eine
eigene Landwirtschaftskammer mit derzeit 78 Dienststellen in den Bezirken.
Die landwirtschaftliche Beratung stützt
sich in erster Linie
auf die Landwirtschaftskammern
und sonstige Beratungs- und Bildungsanbieter, die
maßgeblich vom
BMLFUW unterstützt werden.
Organisation der landwirtschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen
Beratung in Österreich
Beratung in Österreich
Beratung in Österreich
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft
Umwelt- und Wasserwirtschaft
Aufgaben:
Aufgaben:
Aufgaben:
Planung, Steuerung,
Steuerung, Evaluierung
Evaluierung der
der Beratung
Beratung
•• Planung,
••• Planung,
Evaluierung
der Beratung
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der Beratung
Beratung
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Ausstattung
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••
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der Berater/innen
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Bundesweite
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Bildungsanbieter
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Offizialberatung
Offizialberatung
landwirtschaftskammer
österreich
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kammern
Aufgaben:
Aufgaben:
Aufgaben:
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und Durchführung
Durchführung
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Beratungs- und
und
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und Durchführung
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Beratungsunterlagen
und Hilfsmittel
Hilfsmittel
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und Hilfsmittel
Spezialberatung
Spezialberatung
• Spezialberatung
78 Bezirkskammern für 78 Bezirkskammern für Land- und Forstwirtschaft
Land- und Forstwirtschaft
Beratungsanbieter
Beratungsanbieter
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Weiterbildungsanbieter
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9 Ländliche
9 Ländliche
Fortbildungsinstitute
Fortbildungsinstitute
Fortbildungsinstitute
Erzeugerorganisationen und
und Verbände
Verbände
Erzeugerorganisationen
Erzeugerorganisationen
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Weiterbildungsanbieter
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Bäuerliche Familien
Bäuerliche Familien
Lehr- und
und Forschungszentren
Forschungszentren des
des BMLFUW,
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Österreichische Agentur
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für Gesundheit
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und Ernährungssicherheit,
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Universitäten, ......
** Lehrund Forschungszentren
des BMLFUW,
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* Lehr- und* LehrForschungszentren
des BMLFUW,
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Agenturfürfür
Gesundheit
und Ernährungssicherheit,
Universitäten,
...
Quelle: BMLFUW
lebensministerium.at
Abb. 27
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
89
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Daneben bieten auch andere Anbieter für bestimmte Themenbereiche Beratungsleistungen an. Dazu zählen beispielsweise Erzeugerorganisationen, Verbände
(z. B. Bio Austria, Wasserschutzberatung), Betriebsmittelfirmen, Maschinenringe
und Schulen. Der Anteil privater, rein kommerzieller Anbieter ist gering und erstreckt sich hauptsächlich auf Rechts- und Steuerfragen.
Ergänzt wird das vielfältige Beratungsangebot durch ein umfassendes und flächendeckendes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten, das von den Ländlichen Fortbildungsinstituten (LFIs) und anderen Anbietern für die bäuerlichen
Familien zur Verfügung gestellt wird.
Durch zukunftsweisende, innovative und für die Praxis relevante Forschungsprojekte in den dem BMLFUW angeschlossenen Bundesanstalten, Lehr- und
Forschungszentren, Universitäten und anderen Einrichtungen werden sowohl
die Beratungs- und Bildungsanbieter als auch die Landwirt/innen in wichtigen
Fragestellungen wirksam unterstützt. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass
das gewonnene Wissen rasch an alle Zielgruppen weitergegeben wird und dass
es bei den Forschungsprojekten eine enge Abstimmung mit der Praxis gibt.
Unterstützung der Beratung
Neben der Förderung von Personalkosten leisten auch
Unterlagen und
Schulungsmaßnahmen auf Bundesebene einen wichtigen
Beitrag zur Sicherung der Beratungsqualität.
Mein Betrieb –
Meine Zukunft
Aufgrund ihrer Bedeutung wird die land- und forstwirtschaftliche Beratung aus
öffentlichen Mitteln (Bund, Länder) unterstützt. Vom BMLFUW erfolgt dies auf
mehrfache Weise, etwa durch die strategische Steuerung und bundesweite Koordination, die gemeinsame Vereinbarung von Beratungszielen und Beratungsschwerpunkten mit den Landwirtschaftskammern, einen Zuschuss zu den Personalkosten für Beratungskräfte der Landwirtschaftskammern („Beratervertrag“),
die Bereitstellung von Beratungsunterlagen und Beratungshilfsmitteln sowie die
fachliche und methodische Weiterbildung von Beratungskräften in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und den Lehr- und
Forschungszentren des BMLFUW. Die vereinbarten Beratungsziele werden über
Beratungsschwerpunkte und konkrete Maßnahmen umgesetzt (siehe Abb. 28).
Mein Betrieb –
Meine Zukunft
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Ct / kg Milch
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Ct / kg Milch
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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rium.at
sterium.at
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Von den Zielen zur Umsetzung
Grundlage für die
Förderung der Beratung sind gemeinsam festgelegte
Beratungsziele,
Beratungsschwerpunkte und Umsetzungsmaßnahmen.
lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Abb. 28
Beratervertrag
Durch den Beratervertrag ist festgelegt, dass die Landwirtschaftskammern Förderungsmaßnahmen im Namen des BMLFUW abwickeln und Beratungs- und
Informationsmaßnahmen durchführen. Dadurch stehen den bäuerlichen Familien
zurzeit 268 vom Bund geförderte Beratungskräfte zur Verfügung.
Voraussetzungen für den Personalkostenzuschuss sind neben entsprechenden
fachlichen auch methodisch-didaktische Qualifikationen. Diese können durch ein
Studium an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien erworben
werden, sei es durch den Bachelorstudiengang Agrar- bzw. Umweltpädagogik
(180 ECTS1) oder den berufsbegleitenden fünfsemestrigen Hochschullehrgang
Beratung und Erwachsenenbildung (60 ECTS). Das erfolgreich abgeschlossene
Bachelorstudium beinhaltet zudem die Befähigung zum Unterricht an land- und
forstwirtschaftlichen Schulen. Die durch den Bund geförderten Beratungskräfte
müssen weiters ihre Beratungsleistungen getrennt nach Themen, Methoden und
Dauer durch ein elektronisches Aufzeichnungssystem dokumentieren.
1 ECTS = European Credit Transfer and Accumulation System. ECTS-Punkte sind Leistungspunkte, mit denen der Arbeitsaufwand von Studierenden gemessen wird. In Österreich entspricht 1 ECTS-Credit 25 Arbeitsstunden. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
91
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Der Beratervertrag leistet einen
Beitrag zu einem
flächendeckenden,
umfassenden, kostengünstigen und
firmenunabhängigen
Beratungsangebot.
Der Beratervertrag beinhaltet zusätzlich die Auflage, dass die Landwirtschaftskammern die „Landwirtschaftliche Betriebsberatung“ gemäß VO 1782/2003
(Cross Compliance sowie Erhaltung der landwirtschaftlichen Flächen in gutem
landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand) sicherstellen müssen. Die Abgeltung der Landwirtschaftskammern für INVEKOS-Dienstleistungen (Antragsentgegennahme und EDV-Dateneingabe) ist durch den INVEKOS-Werkvertrag mit dem
BMLFUW als Auftraggeber gesondert geregelt. Von den Landwirtschaftskammern sind keine INVEKOS-Kontrollen durchzuführen. Diese Aufgabe obliegt der
Agrarmarkt Austria (AMA) als Marktordnungsstelle.
Die landwirtschaftliche Beratung wird bislang ausschließlich über nationale
Mittel (Bund und Länder) unterstützt. In den Landwirtschaftskammern werden
dadurch rund 50% des Leistungsumfangs für Beratung und Weiterbildung der
Landwirt/innen abgedeckt.
Außer den über den Beratervertrag geförderten Beratungskräften gibt es in den
Landwirtschaftskammern zusätzlich etwa die doppelte Anzahl an Beratungskräften. Neben den Landwirtschaftskammern erhalten auch andere Beratungsanbieter eine finanzielle Unterstützung vom BMLFUW (z. B. Bio Austria).
Stärken der landwirtschaftlichen Beratung und Weiterbildung in Österreich:
•politisches Bekenntnis zu einer leistungsstarken Beratung und deshalb hohe
finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand
•flächendeckendes, umfassendes, kostengünstiges und neutrales Angebot
•bundesländerübergreifende Entwicklung von Beratungsprodukten (Synergieeffekte) und bundesweit abgestimmte Spezialangebote (z. B. Arbeitskreisberatung)
•Kombination von Beratung und Weiterbildung abgestimmt aus einer Hand
(Fachwissen, Persönlichkeitsbildung)
•hohe Kundenakzeptanz (Qualität der Angebote, institutionelle Trennung von
Beratung und Kontrollaufgaben)
•fundierte fachliche und methodische Ausbildung der Beratungskräfte
•umfassende Fort- und Weiterbildung für Beratungskräfte auf Bundesebene
(persönliche Kontakte fördern auch die länderübergreifende Zusammenarbeit )
•gutes Zusammenwirken von angewandter Forschung (Lehr- und Forschungszentren) und Beratung
Künftige Herausforderungen:
• Sicherstellung der Qualifikation und Kompetenzen der Beratungskräfte, um die zunehmend komplexere Beratungsarbeit effektiv und effizient erledigen zu können
• Bereitstellung einer umfassenden, flächendeckenden und kostengünstigen
Beratung trotz knapper werdender öffentlicher Mittel
• Ausbau der kostenpflichtigen Beratung (klar definierte Beratungsprodukte, Qualitätssicherung, Verkaufsorientierung, einheitliche Standards, Schulung der Beteiligten)
• stärkere Spezialisierung der Berater/innen und zielgruppenorientiertere Angebote
•mehr länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung
von speziellen Beratungsangeboten
92
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
•Forcierung der Unternehmensberatung (Strategie- und Entscheidungsfindung)
mithilfe von Prozessberatung bzw. Coaching
• Implementierung eines QM-Systems für Beratung (analog zur Erwachsenenbildung)
• Intensivierung der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, um den Transfer
zwischen Forschung und Praxis auszubauen
• Weiterentwicklung der Beratungs- und Weiterbildungsangebote für Innova­tion,
vor allem durch einen Übergang von sektoraler Orientierung auf zielorientierte
und regionale Ansätze (z. B. entlang von Wertschöpfungsketten unter Verwendung von Leitprodukten wie Holz, Käse, Wein) mit Schwerpunkt auf Kooperationsprojekte. Das erfordert gemeinsame Beratung und Schulungen für Landund Forstwirt/innen und anderen Wirtschaftsakteur/innen.
• Sicherstellung des Angebots einer landwirtschaftlichen Betriebsberatung gemäß Art. 12-15 VO (EU) HR/2012 ab 20142
•Beratungsangebote und Erfolge besser sichtbar machen (Marketing!)
Der im Rahmen der GAP-Reform im Oktober 2011 von der EU-Kommission vorgelegte Vorschlag einer Verordnung für die Entwicklung des ländlichen Raums3
beinhaltet für die Periode 2014 bis 2020 kurz gefasst folgende sechs Prioritäten:
P1 – Wissenstransfer und Innovation
P2 – Wettbewerbsfähigkeit
P3 – Nahrungsmittelketten und Risikomanagement
P4 – Ökosysteme und Biodiversität
P5 – Ressourceneffizienz und Eindämmung des Klimawandels
P6 – Ländlicher Raum
Jeder dritte Betriebsinhaber bzw.
jede dritte Betriebsinhaberin hat bereits
ein Beratungs- und
Weiterbildungsangebot in Anspruch
genommen.
Die Priorität 1 (Wissenstransfer und Innovation) verfolgt einen horizontalen Ansatz und dient primär zur Unterstützung der Umsetzung der übrigen fünf Prioritäten. Für eine erfolgreiche Umsetzung kommt der Beratung und Weiterbildung
in den nächsten Jahren daher eine Schlüsselrolle zu.
Eine im Februar 2012 durchgeführte telefonische Befragung von 1000 Betriebsinhaber/innen (Stichprobe aus der INVEKOS-Datenbank) zur Inanspruchnahme
von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten hat ergeben, dass 74 % jemals
Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen haben. Als „weiterbildungsaktiv“ können davon jene Personen bezeichnet werden, die in den letzten
zwölf Monaten an einer Weiterbildung (inkl. Gruppenberatung) teilgenommen
oder eine Einzelberatung genutzt haben. Ihr Anteil beläuft sich auf 48 % aller
Betriebsinhaber/innen. Das ist im Vergleich zu anderen Branchen ein ein sehr
hoher Wert.
Österreich verfügt über ein gut ausgebautes agrarisches Bildungs- und Beratungssystem. Die Absicherung und Weiterentwicklung zählen zu den Kernaufgaben des BMLFUW für die nächsten Jahre.
2 Vorschlag für eine VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Finanzierung, die Verwaltung und das Kontrollsystem der Gemeinsamen Agrarpolitik {SEK(2011) 1153} {SEK(2011) 1154}
3 Vorschlag für eine VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) {SEK(2011) 1153} {SEK(2011) 1154}
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
93
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DI Franz Forstner
Leistungsbericht zur Bildung und Beratung
der Landwirtschaftskammern
In den Landwirtschaftskammern erbrachten die Mitarbeiter/innen mit Kund/
innenkontakt 2011 insgesamt 1,136 Mio. Stunden in den Bereichen Bildung,
Beratung und Förderung (ohne INVEKOS-Förderungsabwicklung). Dabei wurden Leistungen für 833.000 Geschäftsfälle erfasst. Wird die Gesamtleistung auf
alle 175.700 Betriebe laut Agrarstrukturerhebung 2010 umgelegt, so wären dies
durchschnittlich sechs Stunden Beratungsangebot je Betrieb und Jahr in den
Bereichen Bildung, Beratung und Förderungsberatung.
Die Landwirtschaftskammern wenden
rund 40 % ihrer Zeit
für Beratung und
11 % für Bildung auf.
Das Leistungsspektrum der Landwirtschaftskammern in der Beratung macht erfahrungsgemäß rund 40 %, das der Bildung etwa 11 % der Gesamtarbeitszeit aus.
Der Rest der per Landwirtschaftsgesetz übertragenen Aufgaben entfällt auf Förderung, Interessenvertretung sowie auf interne Belange (wie Führungsaufgaben,
eigene Weiterbildung und Verwaltungszeit). Der Leistungsnachweis wird in den
Landwirtschaftskammern seit 2002 nach einem mit dem BMLFUW abgestimmten
einheitlichen Leistungs- und Methodenkatalog im Zusammenhang mit dem Beratervertrag durchgeführt. Darüber hinaus wird
er in den Landwirtschaftskammern erfolgreich
als Controllinginstrument eingesetzt.
Ein flächendeckendes und breites inhaltliches Angebot mit hoher
Fach- und Methodenkompetenz in Bildung und Beratung zeichnet das Leistungsangebot der Landwirtschaftskammern aus
© Rita Newman, BMLFUW
Die Leistungserbringung in der Bildung und
Beratung wird durch Bundes- und vor allem Landesmittel bezuschusst. Für die vom
Bund gemäß Beratervertrag bezuschussten Leistungen wurden 2011 insgesamt
598.200 Beratungsstunden aufgewendet,
das entspricht rund 372 Personenäquivalenten (Soll: 437.000 Beratungsstunden für
268 Personen). Dieser Leistungsumfang für
den Beratervertrag umfasst insgesamt rund
53 % der Gesamtleistung der Landwirtschaftskammern im Bereich Bildung und
Beratung.
Leistungsangebot nach Produktbereichen
Bei 583.500 erfassten Geschäftsfällen
wurden 792.000
Stunden für Bildung
und Beratung aufgewendet.
Das Leistungsangebot in der Bildung und Beratung (inkl. Erstellung von Broschüren, Publikationen) umfasst ohne Förderungsberatung insgesamt 792.000 Stunden mit insgesamt 583.500 erfassten Geschäftsfällen. In der folgenden Grafik
(siehe Abb. 30) wird das Leistungsangebot der Landwirtschaftskammern in der
Bildung und Beratung nach Fachbereichen und nach geleisteten Stunden gereiht
94
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Leistungsangebot nach Fachbereichen in der Bildung und Beratung
Anzahl nach Stunden
160.000
Menge
140.000
Fälle
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Abb. 29
und mit der Anzahl der erfassten Fälle dargestellt. Abbildung 29 ist zu entnehmen,
dass die Anfragen zu Beratungsinhalten in der Pflanzenproduktion mit 140.400
Stunden dominieren, gefolgt von der Tierproduktion mit 111.200 Stunden, den
Leistungen der LK-Mitarbeiter/innen in der Erwachsenenbildung, in der Lehrlingsund Fachausbildung inklusive Landjugend mit 96.935 Stunden, der betriebswirtschaftlichen Beratung inklusive Fragen der Betriebsentwicklung mit 91.400 Stunden und der Rechts-, Steuer- und Sozialberatung mit 89.400 Stunden. Weiters
folgen die Leistungen in der Forstberatung (56.300 Stunden), zu Themen in der Erwerbskombination (55.200 Stunden), Bauberatung (41.900 Stunden), in den Bereichen Umwelt/Natur (31.100 Stunden, davon Cross-Compliance 13.000 Stunden),
Ernährung/Gesundheit und Hauswirtschaft (22.800 Stunden), den Leistungsangeboten im Biolandbau (16.900 Stunden), sowie erneuerbare Energien (15.600 Stunden), Marketing und Vermarktung, Land- und Forsttechnik inkl. EDV.
Eine weitere Detaillierung des Beratungsangebots der Landwirtschaftskammern
zu einigen beispielhaft dargestellten Bereichen kommt in den Kreisdiagrammen
zum Ausdruck. So gliedert sich beispielsweise das Leistungsangebot in der
Pflanzenbau, Stunden
Tierproduktion, Stunden
Pflanzenbau, Stunden
Gartenbau
13 %
Tierproduktion, Stunden
Sonderkulturen
3%
Schafe/
Ziegen
6%
Pflanzenproduktion
allgemein
Geflügel
15 %
Wein
21 %
4%
Ackerbau
(inkl. Feldgemüse)
16 %
14 %
Rinder
Grünland
48 %
5%
lebensministerium.at
Quelle: LK
Tierproduktion
allgemein
20 %
Schweine
27 %
Obst
Sonstige Tiere
8%
Abb. 30
lebensministerium.at
Quelle: LK
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 31
95
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Erwerbskombination,
Stunden
Unternehmensführung,
Stunden
Unternehmensführung,
Stunden
Kooperationen
6%
Erwerbskombination, Stunden
Erwerbskombination
allgemein
4%
Betriebswirtschaft
allgemein
26 %
Betriebsentwicklung
33 %
Betriebszweigsauswertung
21 %
Direktvermarktung
55 %
Aufzeichnungen u.
Betriebsanalyse
14 %
Schule am
Bauernhof
8%
lebensministerium.at
Quelle: LK
Urlaub am
Bauernhof
33 %
Abb. 32
lebensministerium.at
Quelle: LK
Abb. 33
Pflanzenproduktion – bundesweit betrachtet – mit 140.400 Stunden in 15 % allgemeine pflanzenbauliche Fragen, 27 % Beratungen im Ackerbau, 5 % Grünland
(die Leistungen im Bereich Almwirtschaft und Futterproduktion sind in der Tierhaltung enthalten), 16 % Obstbau, 21 % Weinbau, 13 % im Bereich Gartenbau
sowie 3 % Sonderkulturen.
In der Tierproduktion teilen sich die Leistungsangebote von insgesamt 111.200
Stunden auf in 20 % allgemeine Fragen der Tierproduktion (22.800 Stunden),
48 % Rinder- und Milchproduktion (53.100 Stunden), 14 % (15.500 Stunden)
Ferkelproduktion und Schweinemast, 4 % Geflügel, 6 % Schafe und Ziegen
und 8 % sonstige Tiere.
Die Betriebsführung in bäuerlichen Betrieben wird in Rechtsfragen durch 89.400
Stunden begleitet (darin enthalten sind auch 17.100 Stunden in der Steuer- und
9.600 Stunden in der Sozialrechtsberatung).
Die betriebswirtschaftliche Beratung in der Unternehmensführung umfasst zusätzlich 91.400 Stunden. Davon entfallen auf allgemeine betriebswirtschaftliche
Inhalte 26 % (23.600 Stunden), 14 % (12.400 Stunden) auf Informationen und
Beratungen zu Aufzeichnungen und Kennzahlenanalyse, 21 % (19.400 Stunden)
für Betriebszweigauswertungen, die vornehmlich auch die Basis in den Arbeitskreisen darstellen. Ein weiteres Hauptbetätigungsfeld stellt die Unterstützung bei
Fragen der Betriebsentwicklung, insbesondere bei der Erstellung von Betriebskonzepten dar. Dafür werden österreichweit rund 30.200 Stunden aufgewendet.
Beispielsweise wurden 2011 seitens der Beratungskräfte der Landwirtschaftskammern insgesamt 2150 Betriebskonzepte für größere Investitionsfälle erstellt.
Die Bauberatung unterstützt mit 41.900 Stunden die kostengünstige, funktionstaug­
liche und tiergerechte Gestaltung von Bauvorhaben auf Bauernhöfen. Dabei entfielen
29 % bzw. 12.100 Stunden auf allgemeine Baufragen. Der höchste Anteil betraf mit
43 % bzw. 18.000 Stunden Rinderställe, 3200 Stunden wurden für Konzeption von
Schweinestallum- und -neubauten aufgewendet und die restlichen 8600 Stunden betrafen Bauvorhaben in der Schaf- und Ziegenhaltung und in der Erwerbskombination.
96
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Aufgabe der Beratung ist es auch, die bäuerlichen Familien in der Qualitätsverbesserung bestehender und im Aufbau neuer Erwerbskombinationen zu unterstützen. Dafür wurden 55.200 Stunden aufgewendet. Davon entfielen 18.100
Stunden bzw. 33 % auf Urlaub am Bauernhof, 30.600 Stunden auf Bildung und
Beratung in der Direktvermarktung sowie 4200 Stunden auf Beratungsleistungen zu Aktivitäten der Landwirt/innen im Bereich Schule am Bauernhof.
Methodeneinsatz im Kund/innenkontakt
Im Kund/innenkontakt kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, die hinsichtlich Zeitaufwand und Kund/innenwirkung unterschiedlich ausgeprägt sind.
Grundsätzlich werden Leistungen über einer halben Stunde je Einzelfall erfasst,
bei wichtigen Beratungsinhalten auch darunter.
Bei den Methoden mit Kund/innenkontakt dominiert nach der Anzahl der Fälle
die Telefonberatung. Auf sie fallen rund 57 % des direkten Kund/innenkontakts
in der Einzelberatung, gefolgt von der Einzelberatung im Büro mit 30%, 5% Einzelberatungen vor Ort und die restl. Beratungskontakte in Form von Gruppenberatung, schriftlich, per email, Exkursionen und Begehungen.
In der Einzelberatung überwiegen die
Kontakte über das
Telefon, gefolgt von
Beratungen im Büro.
Zur möglichst effizienten Nutzung der zeitaufwändigeren Einzelberatungen bedarf es einer laufenden Optimierung der Methoden mit vorausgehenden Bildungsmaßnahmen wie Infoveranstaltungen, Seminaren bzw. Kursen, teilnehmerorientierten Gruppenberatungen und Arbeitskreisen.
DIin Liane Kaipel
Beratungsverständnis und Begrifflichkeiten
in der agrarischen Beratung
Beratung hat im agrarischen Kontext eine lange Tradition. Dabei wird seit vielen
Jahrzehnten neben dem Fachwissen auch auf eine entsprechende Sozial- und
Methodenkompetenz der Beratungskräfte Wert gelegt.
Durch veränderte Rahmenbedingungen und die Auseinandersetzung mit neuen
Methoden hat sich in den letzten Jahren das Verständnis von Beratung verändert und erweitert. Sie wird nun immer mehr als Prozess verstanden, den es zu
begleiten und zu steuern gilt. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die Vorstellungen von Begleitung und Steuerung sehr vielfältig sind.
Das hängt vor allem damit zusammen, dass es sich bei Bezeichnungen wie „Beratung“, „Prozess“ oder „Steuerung“ um „weiche“ Begriffe handelt, die wir vor
dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrungen definieren und leben. Dadurch
entsteht wiederum die Notwendigkeit, sich über diese Ausdrücke und das dahinterliegende Verständnis auszutauschen und zu verständigen, um die gegenseitige Anschlussfähigkeit nicht zu verlieren.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
In den letzten
Jahren hat sich das
Verständnis von
Beratung verändert
und erweitert.
Sie wird nun immer
mehr als Prozess
verstanden.
97
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Im Studienjahr 2011/12 hat die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
unter dem Schlagwort „Was ist Beratung?“ einen Forschungs- und Abstimmungsprozess gestartet, um die Wichtigkeit der Thematik für den Agrarbereich
zu unterstreichen. Gemeinsam mit den Beratungsreferent/innen der österreichischen Landwirtschaftskammern wurde in einer Klausur am Beratungsverständnis gearbeitet und der Versuch einer gemeinsamen Definition von Begriffen, die
in Zusammenhang mit Beratung stehen, unternommen. Dabei wird nicht der
Anspruch erhoben, allgemeingültige Definitionen zu formulieren. Es handelt
sich vielmehr um den ersten Schritt zur Schaffung einer gemeinsamen Sprache
sowie eines gemeinsamen Beratungsverständnisses zwischen der Hochschule
und den Landwirtschaftskammern Österreichs als Grundlage für die Konzeption
von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Beratungskräfte sowie von österreichweit einheitlichen Beratungsangeboten.
Vor diesem Hintergrund sind Beratungskräfte gefordert, sich mit dem eigenen Beratungsverständnis und -profil auseinanderzusetzen. Ausgangspunkt dafür können Fragestellungen sein wie: „Wie stelle ich mir vor, dass Beratung funktioniert?
Von welchen Möglichkeiten der Einflussnahme gehe ich in der Interaktion mit den
Kund/innen aus? Welches Konzept und welches Menschenbild liegen meinem methodisch-didaktischen Vorgehen zugrunde?“
Schritte und Interventionen, die durch die Beratungskraft im Beratungsvorgang
gesetzt werden, sollten stets theoretisch begründbar und damit auch reflektierbar sein. Die individuelle Auseinandersetzung braucht daher einen entsprechenden (theoretischen) Rahmen als Bezugspunkt. Die agrarische Beratung steht
derzeit vor der Herausforderung, auf der Basis aktueller Kommunikations- und
Erkenntnistheorien (wie beispielsweise Systemtheorie und Konstruktivismus)
diesen Rahmen für die eigene Profession zu entwickeln. Mit der „Definition“ zentraler Begriffe wurde nun ein erstes Stück dieses Rahmens geschaffen.
Bei den nachfolgenden Definitionen geht es um die Klärung von Beratung im
prozessualen Sinn.
Definition von Beratung
Beratung weist im
agrarischen Kontext
eine große Vielfalt
auf, wobei Prozesshaftigkeit und Wechselseitigkeit zentrale
Kriterien sind.
Beratung
Beratung ist die anlassbezogene, zielgerichtete und lösungsorientierte
Interaktion zwischen mindestens zwei Personen.
Fachberatung
Informations- und Lösungsangebote für Kund/innenanliegen durch
Fachexpert/innen. Beratungspersonen sind die Expert/innen für den Inhalt. Auskunft ist Teil der Fachberatung.
Prozessberatung
Beratungsperson unterstützt die Kund/innen auf dem Weg zu einer eigenverantwortlichen Lösung ihrer Anliegen. Beratungsperson ist verantwortlich für den Prozess. Coaching ist eine Form der Prozessberatung.
Quelle: DIin Liane Kaipel
Tab. 2
Als Definition für Beratung wurde ein sehr breiter Zugang gewählt, der auch
das „Sichberaten“ unter Landwirt/innen miteinschließt. Als zentrales Kriterium
für Beratung wird der prozesshafte und wechselseitig aufeinander bezogene
98
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Charakter – unabhängig vom jeweiligen Beratungsverständnis – betont. Die
Prozesshaftigkeit ergibt sich einerseits aus der Wechselseitigkeit der Beziehung,
d. h. aus der Abfolge von Handlungen und Folgehandlungen, durch die ein Kommunikationskreislauf entsteht. Andererseits ergibt sie sich aus den aus dieser
Zusammenarbeit resultierenden Veränderungen und Entwicklungen bei den
Kund/innen.
Weitere wichtige Kriterien in der Definition von Beratung sind die Anlassbezogenheit und die Zielgerichtetheit. Damit wird die Bedeutung der Auftragsklärung
für den Beratungsprozess unterstrichen.
Der Begriff „lösungsorientiert“ macht deutlich, dass die Lösungsfindung sowie
die Fokussierung auf Möglichkeiten bzw. auf die Zukunft im Mittelpunkt des Beratungsgesprächs stehen sollen und nicht die Konzentration auf das Problem
oder auf Vergangenes.
Die Begriffe „Fachberatung“ und „Prozessberatung“ beschreiben das Beratungsverständnis im Umgang mit dem Kund/innenanliegen, lassen aber keinen
Rückschluss auf die zeitliche Dimension sowie auf das dem professionellen Tun
zugrunde liegende theoretische Konzept zu. Die Begriffe wurden in Anlehnung
an die Beratungsmodelle von Edgar H. Schein (2010) definiert. Schein geht davon aus, dass jede Beratungskraft über ein Mindestmaß an Prozessberatungskompetenz verfügen muss, da der Einstieg in eine Beratung nur aus dieser Perspektive heraus gelingen kann (vgl. Schein, 2010, S. 38f).
Auch in der wissenschaftlichen Beratungsliteratur ist man zunehmend um eine
klarere Trennung der einzelnen Situationen bemüht. Dies ist insbesondere für
Personen wichtig, für welche die Berater/innenrolle nur eine unter vielen ist (vgl.
Grewe, 2005, S. 14).
Die klare Trennung in bzw. das klare Bekenntnis zu Fach- und Prozessberatung
ist ein wesentlicher Meilenstein zur Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses und eine wichtige Grundlage für die Reflexion des beraterischen Agierens
und der damit verbundenen Haltungen.
Durch die Trennung wird einerseits die Expert/innenstellung der Beratungseinrichtungen betont und andererseits aufgezeigt, dass die Autonomie der Kund/
innen sehr ernst genommen wird und viele Fragen nur von diesen selbst zu
beantworten sind (wie z. B. im Bereich der Betriebsentwicklung oder der Hofübergabe). Um komplexere Fragestellungen zu bearbeiten, ist häufig der gezielte
Einsatz beider Vorgehensweisen erforderlich.
Beratungen haben neben der inhaltlichen und zeitlichen Dimension immer auch
eine soziale und räumliche Ausprägung. Diese verleiht der Beratung sehr häufig
einen spezifischen Charakter und wird in der Praxis als Beratungsform bezeichnet.
Die Definition des Begriffs „Beratungsmethode“ lässt an das Bild eines Werkzeugkoffers für den Beratungsprozess denken. Dabei ist eine große und vielfältige Palette an Werkzeugen grundsätzlich von Vorteil. Der Begriff ähnelt damit dem in der
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
99
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Erwachsenenbildung üblichen Methodenverständnis. In Zusammenhang mit einem
großen Methodenrepertoire wird auch gern dieser berühmte Satz von Paul Watzlawick zitiert: „Wer nur einen Hammer hat, für den ist jedes Problem ein Nagel.“
Charakterisierung von Beratung
Beratungsform
Unter Beratungsform ist eine bestimmte räumliche und/oder soziale
Ausprägung der Beratung unter Einsatz von verschiedenen Beratungsmethoden zu verstehen, etwa Einzelberatung am Betrieb, Gruppenberatung, Telefonberatung, E-Mail-Beratung, Einzelberatung im Büro usw.
Beratungsmethoden
Das sind Mittel und Maßnahmen zur Gestaltung der Vorgehensweise bei
Beratungen wie z. B. Fragetechniken, aktives Zuhören, Visualisierungstechniken und dergleichen.
Beratungsprodukt
Ein Beratungsprodukt ist ein klar beschriebenes Beratungsangebot für
die Kund/innen.
Quelle: DIin Liane Kaipel
Tab. 3
Der Einsatz von Methoden im Sinne von Mitteln, Maßnahmen, Techniken, Tools
usw. strukturiert den Interaktionsprozess und bringt „die Beratung“ sowie ihre
„Wirkungen und Nebenwirkungen“ hervor. Interessant ist außerdem, dass in der
Fachliteratur die Person der Beratungskraft selbst als ein Werkzeug mit hohem
Wirkfaktor beschrieben wird.
Ein Begriff, der in Zusammenhang mit Beratung sehr häufig verwendet wird und
zunehmend an Attraktivität gewinnt, ist „Begleitung“. Das Nomen „Begleitung“
und das Verb „begleiten“ werden in zahlreichen Kontexten (Umsetzung begleiten, Entwicklung begleiten, Projekte begleiten, kulturbegleitend usw.) eingesetzt,
häufig in Ergänzung zu oder anstelle von „Beratung“ oder „beraten“. Es scheint,
dass mit dem Begriff positive Assoziationen – wie beispielsweise „ein Stück des
Weges gemeinsam gehen“ – verbunden werden. Grundsätzlich ist aus den Wörtern „Begleitung“ und „begleiten“ weder ein bestimmtes Beratungsverständnis
noch eine konkrete Vorgehensweise abzuleiten. Die genaue Ausgestaltung der
Unterstützung ist mit den Kund/innen zu vereinbaren. In der wissenschaftlichen
Literatur ist der Begriff nicht beschrieben.
Die qualitative Weiterentwicklung der
agrarischen Beratung erfordert eine
Auseinandersetzung
mit aktuellen Beratungstheorien und
neurowissenschaftlichen Erkenntnissen.
100
Begleitung bei Beratung
Begleitung
Begleitung ist die Unterstützung von Kund/innen in einer zu vereinbarenden Form, Dauer und Intensität.
Quelle: DIin Liane Kaipel
Tab. 4
Neben den im Einleitungstext beschriebenen Vorteilen einer gemeinsamen
Sprachregelung sollen die definierten Begriffe den Beratungskräften die Einordnung und Reflexion ihres beraterischen Agierens ermöglichen und zur Weiterentwicklung ihrer Beratungskompetenz beitragen. Die Nützlichkeit und die Zieldienlichkeit der Begriffsbeschreibungen müssen sich in der Praxis bewähren. Die
Weiterarbeit am (theoretischen) Rahmen kann wesentlich zur Professionalisierung und qualitativen Weiterentwicklung von Beratung im agrarischen Kontext
beitragen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DIin Elfriede Schaffer, DI Franz Forstner
Strategische Weiterentwicklung der
Beratung in den Landwirtschaftskammern
Österreichs Landwirtschaft ist im internationalen Vergleich klein- bis mittelbäuerlich strukturiert. 15 % der Betriebe verfügen über ein Agrareinkommen, das
höher ist als der Privatverbrauch. Bei weiteren 15 % liegt das Agrareinkommen
zwischen 50 % und 100 % des Privatverbrauchs und der agrarische Produktionsumfang ist begrenzt, spielt aber im Haushaltseinkommen eine wichtige Rolle.
70 % der Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Nur 15 % der Betriebe verfügen über ein
Agrareinkommen,
das höher ist als der
Privatverbrauch.
Aufgrund der abnehmenden Agrarquote und der zunehmenden Spezialisierung
der land- und forstwirtschaftlichen Produktion wächst zusätzlich die Notwendigkeit der professionellen Imagebildung für die Landwirtschaft. Es geht darum,
die Brücke zu schlagen zwischen den höheren Lebensmittelkosten aufgrund der
bäuerlichen Strukturen und ambitionierten Produktionsauflagen sowie dem bewussten Einkauf der regionalen Lebensmittel.
Angesichts dieser strukturellen Voraussetzungen bedarf es für eine künftige Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Landwirt/innen einer hohen unternehmerischen
Kompetenz, klarer Unternehmensziele, marktfähiger Produkte und Dienstleistungen, kontinuierlicher Betriebsentwicklung sowie nachhaltiger Imagebildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Wichtige Ansatzpunkte dabei sind:
•Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung
•kompetentes Beratungs- und Bildungsangebot
•Realismus in Fragen der Betriebs- und Einkommensentwicklung
•professionelle Verarbeitung und Vermarktung
•verstärkte horizontale und vertikale Kooperation
•verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Vertrauensbildung
Bei einem Einkommenswachstum in Vielfalt mit Chancen in der Urproduk­tion, in
der Diversifikation bzw. inner- und außeragrarischen Erwerbskombination kommen auch besondere Herausforderungen auf das agrarische Bildungs- und Beratungssystem zu.
Grundversorgung und Spezialangebote
in Bildung und Beratung
Agrarpolitisches Ziel ist es, allen Betriebsleiter/innen den Zugang zur agrarischen Berufsausbildung, Weiterbildung und Beratung zu ermöglichen. In der Erwachsenenbildung und Beratung bedarf es dazu eines zielgruppenangepassten
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
101
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Die Leistungsfähigkeit der Beratungsnetzwerke und der
Grad der Kund/
innenorientierung
entscheiden über
die Zukunft der Beratung.
Bildungs- und Beratungsangebots, das sowohl eine breite Grundversorgung wie
auch die Abdeckung der speziellen Bedürfnisse der sich weiterentwickelnden
Spezialbetriebe in verschiedenen Produktionssparten gewährleistet. Kund/innenorientierung und Nutzen für diverse Zielgruppen zu stiften, die richtigen Methoden und der passende Produktmix sind eine stetige Herausforderung. Zudem
erwarten die Geldgeber/innen in der Berater/innenfinanzierung (Bund und Land),
die Aufgaben im öffentlichen Interesse wahrzunehmen. Darunter fallen vor allem
begleitende Informationen zu agrarpolitischen Rahmenbedingungen wie gute
landwirtschaftliche Praxis, Qualitätsanforderungen der Gesellschaft und daraus
abgeleitete Produktionsauflagen (Gentechnikfreiheit, biologische Produktion,
Tierhaltungsstandards, Umwelt- und Klimaschutzauflagen, Biodiversität usw.).
Die Leistungsfähigkeit der Beratungsnetzwerke und der
Grad der Kund/innenorientierung entscheiden über die
Zukunft der Beratung
Vom Aufbau interner Instrumente/Werkzeuge zur Forcierung der Kund/innenorientierung
Beratung und Bildung stellen für die Landwirtschaftskammern strategisch wichtige Geschäftsfelder der Zukunft dar. Die hohe Abhängigkeit in der Personalfinanzierung und sinkende öffentliche Mittel veranlassten die Landwirtschaftskammern schon bisher zu eigenverantwortlichem Handeln und zur laufenden
Weiterentwicklung der Beratung, um auch zukünftig Nutzen für die Kund/innen
(Bäuerinnen und Bauern, Bund und Land, die Gesellschaft usw.) zu stiften.
In den letzten Jahren in verschiedenen Kammern umgesetzte Maßnahmen:
•möglichst Trennung von Förderungsabwicklung und Beratung
•erfolgreiche LFI-Organisationsentwicklung mit ISO-Standard
•Einführung interner Werkzeuge für leistungsfähige Verwaltungssysteme zur
Leistungserfassung, Seminarverwaltung, Betriebsdatenführung etc.
•Zielvereinbarungsprozess und Arbeitsplanung
•Spezialisierung zum Kompetenzaufbau (Bauberatung, Beratungsstellen für
Rinder bzw. Schweine, Arbeitskreisleiter/innen usw.)
•Leistungsaustausch von Spezialberater/innen zwischen den Landwirtschaftskammern
•Qualitätsoffensive LK-Beratung mit Produktstandardisierung, Definition der
Leistungserbringer/innen und erste Auflage von Beratungskatalogen in einigen
Bundesländern
•Forcierung der Projektarbeit
•bundesländerübergreifende Produktentwicklung und Nutzung von Synergien
durch verstärkte Zusammenarbeit und Netzwerkbildung
102
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Internationale Vernetzung
DIin Anna Liebhard-Wallner
Internationale Netzwerke in der Beratung
Die agrarischen Beratungseinrichtungen legen großen Wert auf internationale
Vernetzung sowie auf den Austausch mit Beratungskolleg/innen aus anderen
Ländern. Neben Exkursionen und Fachreisen bieten institutionalisierte Partnerschaften und diverse EU-Programme die Möglichkeit, länderübergreifende Netzwerke zu knüpfen. Eine spezielle Plattform für internationale Kontakte bietet seit
50 Jahren die Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und Berater (IALB).
Die Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und
Berater ist ein Zusammenschluss von 695 Beratungskräften und 16 Institutionen
aus 17 ost- und westeuropäischen Staaten. Österreich ist in der IALB mit 123
Einzelpersonen und zwei Institutionen vertreten.
Die IALB setzt sich vorrangig mit Zukunftsfragen des ländlichen Raums und der
darin wirtschaftenden bäuerlichen Familienunternehmen auseinander. Ziel ist die
Realisierung einer zukunftsbeständigen Entwicklung in diesen Gebieten. Bei den
jährlich stattfindenden internationalen Tagungen werden Trends aufgegriffen,
richtungsweisende Konzepte und Ideen vorgestellt, bei Exkursionen Diskussionen initiiert und die Erfahrungen der verschiedenen Länder verknüpft.
Die österreichischen Berater/innen nutzen diese Kontakte für fachliche und methodische Impulse, einen Erfahrungsaustausch und die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit bei verschiedenen Beratungsaufgaben.
Die agrarischen
Beratungseinrichtungen legen großen
Wert auf internationale Vernetzung und
einen internationalen Erfahrungsaustausch.
IALB-Arbeitsausschuss
Die IALB wird von einer Präsidentin oder einem Präsidenten geleitet, die bzw.
der aus einem der Mitgliedsländer – Deutschland, Österreich oder der Schweiz –
stammt und die Funktion vier Jahre lang ausübt. Nach DI Franz Forstner von der
Landwirtschaftskammer Oberösterreich, der die Präsidentschaft von 2006 bis
2010 innehatte, leitet derzeit Frau DIin Edda Albers (D) die IALB.
Dem Arbeitsausschuss der IALB gehören seit der letzten Wahl im Jahr 2010
Vertreter/innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Slowenien, Ungarn
und Frankreich an.
Österreich ist durch MR DI Franz Paller (BMLFUW), DI Franz Forstner (LK OÖ),
DI Johann Schlögelhofer (LK NÖ), Mag.a Andrea Muster (LK Stmk.) und DIin Anna
Liebhard (Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik) vertreten.
Der Arbeitsausschuss der IALB trifft sich mehrmals im Jahr zur Planung und
Weiterentwicklung von gemeinsamen aktuellen Beratungsanliegen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
103
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
IALB-Tagungen
Die jährlich stattfindenden Tagungen
sind stets einem
aktuellen Beratungsthema gewidmet.
Die „älteste“ und bekannteste Maßnahme der IALB ist die jährliche Tagung mit
jeweils ca. 200 bis 300 Tagungsteilnehmer/innen.
Die Tagungen der letzten Jahre spiegeln die Fragen, mit denen sich die IALB
aktuell befasst, gut wider.
2008: Brandenburg: „Beratung für ländliche Entwicklung im Spannungsfeld
zwischen Agrarwirtschaft, Tourismus und Naturschutz“
2009: Marburg (Hessen): „Landwirtschaft und ländlicher Raum auf dem Weg in
die Zukunft“
2010: Besancon (Frankreich): „Wertschöpfung durch Produktdifferenzierung
in Verbindung mit der Region und Dienstleistungen – Zukunft der Beratungsdienste in der Entwicklung“
2011: Landshut (Bayern): „Betriebsindividuelle Zukunftslösungen – Existenzen
sichern im ländlichen Raum“
2012: Seggau (Steiermark): „Unternehmen Landwirtschaft 2020. Einkommen,
Marktanforderungen und Lebensqualität in Einklang bringen“
Die Tagung 2012 fand in Seggau, einer kleinstrukturierten Region in der Südsteiermark, statt und führte bei den Exkursionen auch nach Kärnten und Slowenien. Zentrale Themen der Tagung waren die sich laufend ändernden Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft und die Möglichkeiten, damit umzugehen
bzw. diese zu nutzen. Die Aufgaben und Beiträge der Beratung und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen standen dabei im Mittelpunkt der
Betrachtungen.
IALB-Seminare – „die Netzwerkwochen
zur länderübergreifenden Erkundung von
Beratungsinstitutionen“
Neben dieser Tagung veranstaltet die IALB seit 22 Jahren im Bildungsseminar
Rauischholzhausen (Hessen) ein internationales Netzwerkseminar. Herzstück
der achttägigen Ausbildung ist die Dienststellenerkundung, bei der im Rahmen
des Seminars jeweils zwei Teilnehmer/innen gemeinsam eine fremde Dienststelle besuchen, um dort die Organisation, die aktuellen Themen und die Beratungsangebote kennen zu lernen. Nicht zuletzt können sie dabei Ideen aufgreifen
und diese in der Folge für die eigenen Dienststellen weiterentwickeln. Bei den
IALB-Seminaren steht stets die methodische Weiterbildung im Mittelpunkt. Sie
bildet den „gemeinsamen Nenner“ für Teilnehmer/innen aus unterschiedlichen
Fachsparten und verschiedenen Ländern. Der intensive Austausch von Erfahrungen, Ideen, Erfolgen und Schwierigkeiten stärkt die einzelnen Seminarteilnehmer/innen. Am Ende der Netzwerkwoche definieren sie schließlich konkrete
Maßnahmen für individuelle Netzwerke zur gegenseitigen länderübergreifenden
Unterstützung.
104
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Bisher haben 346 Teilnehmer/innen aus acht Nationen das Seminar absolviert
(Deutschland: 236, Österreich: 59, Schweiz: 29, Ungarn: 11, Italien: 6, Lettland
und Ukraine: je 2, Luxemburg: 1).
Certificate for European Consultants in Rural Areas
Die Initiative Certificate for European Consultants in Rural Areas (CECRA) ist als
Qualifikations- und Kompetenzentwicklungsmaßnahme für Beratungskräfte im
ländlichen Raum Europas konzipiert und besteht seit dem Jahr 2009. In einem
ersten Schritt haben sich Bildungseinrichtungen aus der Schweiz, Deutschland,
Südtirol und Österreich zusammengeschlossen, um vor dem Hintergrund zunehmend komplexerer Aufgaben und Fragestellungen die Kompetenzentwicklung
von Beratungskräften in methodischer und psychosozialer Hinsicht weiterzuentwickeln und zu vereinheitlichen. Österreich ist bei dieser Initiative durch DIin
Liane Kaipel von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik vertreten.
Im Rahmen der IALB-Tagung 2012 in Seggau wurden die ersten Zertifikate
verliehen.
Weiterführende Informationen sind im Internet unter folgender Adresse zu finden: www.cecra.net.
Ausblick
Die Aufgaben und Anliegen der land- und hauswirtschaftlichen Beratung mit
ihrer Zielgruppe Landwirt/innen überschneiden sich in zunehmendem Maß mit
den Anliegen des gesamten ländlichen Raums. Derzeit werden Überlegungen
angestellt, wie sich diese Vernetzung künftig im Profil der IALB zeigen soll und
welche Anforderungen an beitrittswillige Mitglieder als Folge einer solchen Einbindung zu stellen sind. Weiters beschäftigt sich der Arbeitsausschuss mit der
Frage nach der Wirksamkeit von Beratung, mit diversen Fragen und Vorgaben der gemeinsamen Agrarpolitik sowie mit der Abgrenzung der Zielgruppe.
Informationen zur IALB allgemein und zu den aktuellen Angeboten sind auf der
Homepage www.ialb.org zu finden.
Die internationale Vernetzung zeigt auf, dass sich viele Fragestellungen und Herausforderungen, die auf die Landwirtschaft und den ländlichen Raum zukommen, in anderen Ländern in ähnlicher Weise stellen. Der Blick über den Tellerrand
sowie Netzwerke über Ländergrenzen hinweg werden in Zukunft noch stärker an
Bedeutung gewinnen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Die internationale
Vernetzung im IALB
wird in Zukunft noch
stärker an Bedeutung gewinnen.
105
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Schwerpunkte und ausgewählte
Beratungsangebote
DI Franz Forstner
Neue Bildungs- und Beratungsoffensive in
Österreich gestartet!
Im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ wurde im Modul
„Businessplan – Bildungsplan“ in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern und unter Einbindung von Expert/innen aus dem Lebensministerium und der
agrarischen Bildung und Beratung ein Schwerpunktprogramm zur Stärkung der
Unternehmer/innenkompetenz entwickelt.
Mein Betrieb –
Meine Zukunft
„Mein Betrieb –
Meine Zukunft“
beinhaltet ein umfassendes Bildungsund Beratungsangebot, das auf
Länderebene über
eine mehrjährige
Kampagne in ganz
Österreich umgesetzt wird.
Bildung säen, Beratung nutzen, Erfolg ernten
Eine wesentliche Voraussetzung für eine langfristige Perspektive der Betriebe
ist eine ausgewogene Balance zwischen dem Einkommen, das die Land- und
Forstwirtschaft abwirft, der dafür investierten Arbeitszeit aller Familienmitglieder
und den freibleibenden Kapazitäten für Familie und Freizeit. Dies gilt insbesondere, wenn sich das Erwerbseinkommen aufgrund der strukturellen Gegebenheiten in Österreich aus einer Kombination aus landwirtschaftlicher und außerlandwirtschaftlicher Tätigkeit zusammensetzt.
Im Rahmen der Offensive stehen Bildungs- und Beratungsprodukte für die diversen Herausforderungen der Unternehmensführung und für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung. Die angebotenen Inhalte erstrecken sich von der Analyse der
Ausgangssituation bis zur Planung, Entscheidung und Umsetzung neuer Betriebsziele bzw. Optimierung von Leistungen und Kosten in den Betriebszweigen.
Einige der neuen Bildungs- und Beratungsprodukte zielen speziell darauf ab, die
bäuerlichen Familien dabei zu unterstützen, ihren persönlichen Erfolgsweg für
Betrieb, Familie und Lebensqualität zu finden. Neben dem Einkommen finden
weitere Faktoren wie Arbeitsbelastung, Lebensqualität, emotionale Aspekte sowie Talente und Vorlieben der Menschen am Betrieb Berücksichtigung.
„Mein Betrieb – Meine Zukunft“
Eine fundierte Grundausbildung und ständige Weiterbildung sind die Basis für entsprechende Zukunftschancen und Entwicklungsperspektiven. Ein breites Bildungs- und
Beratungsangebot bildet dazu die Grundlage. Die Fragen der Bauern und Bäuerinnen sind auch die Fragen der Beratung und Weiterbildung. Aufgabe der Bildung und
Beratung ist es, die Landwirt/innen dabei zu unterstützen, ihre Potenziale zu nutzen
106
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
sowie ihre eigenen Wege zu finden und diese auch zu gehen.
Das schafft Motivation und eine
klare Grundausrichtung.
Unternehmer/innenkom­­­pe­
tenz, klare Un­ter­neh­­­mens­ziele,
kun­denorientierte
Pro­duk­te,
nachgefragte Dienst­­lei­stungen
und eine kontinuierliche Be­
triebsentwicklung sind die Anforderungen, die an bäuerliche
Familien sowie Schulen, Bildungs- und Beratungsanbieter
gestellt werden. In Österreich
sind rund 25 % der Betriebsleiter/innen in Haupterwerbsbetrieben Meister/in oder verfügen
Angebote für unterschiedliche Phasen der Unternehmensführung
Mein Betrieb – Meine Zukunft zur Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz
Mein Betrieb –
Meine Zukunft
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lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Abb. 34
über eine höhere Ausbildung (Nebenerwerbsbetriebe: ca. 17 %).
Um sich bei den künftigen Herausforderungen im agrarischen Umfeld behaupten
zu können, wird daher das Ziel verfolgt, dass Hofübernehmer/innen von Haupterwerbsbetrieben ab 2020 über eine Meister/innenausbildung oder ein höheres
Ausbildungsniveau verfügen.
„Mein Betrieb – Meine Zukunft“: drei Schwerpunkte
Self-Check und Bildungs- und Orientierungsberatung
Die speziellen
Angebote tragen
zur Forcierung der
Unternehmer/innenkompetenz, zur
Sicherung des Betriebserfolgs und zur
Verbesserung der
Lebensqualität der
bäuerlichen Familien
bei.
Mein Betrieb – Meine Zukunft
1. Bildungs- und
Beratungsplan
• Self-Check
• Bildungs- und Orientierungsberatung
Quelle: BMLFUW
2. Professionelle
Betriebsplanung
3. Arbeitskreisberatung
• Seminar „Unsere
Erfolgsstrategie“
• Betriebsplanung
• Betriebskonzept
• Waldwirtschaftsplan
• Meister/innenausbildung
• Ackerbau
• Ferkelerzeugung,
Schweinemast
• Milchproduktion, Mutterkuh- und Ochsenhaltung,
• Rindermast
• Schafe, Ziegen
• Unternehmensführung
• Biogas
Wo stehe ich?
Wo geht es hin?
Was bringt die geplante Entwicklung
mit sich?
Was ist zu tun?
Tab. 5
Mit einem Selbsttest im Internet kann ein kostenloses und anonymes Profil der vorhandenen unternehmerischen Kompetenzen erstellt werden. Als Ergebnis wird eine
Auswertung zu den Bereichen Bildung/Information/Wissen, Organisation und Lebensqualität, betriebliche Entwicklung sowie Investition und Finanzierung grafisch
und schriftlich dargestellt. Werden beim Self-Check die Kontaktdaten bekannt gegeben, nimmt die regional zuständige Bildungsberaterin bzw. der Bildungsberater
der Landwirtschaftskammer für ein Beratungsgespräch Kontakt auf. Dabei wird ein
– auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmter – persönlicher Bildungs- und Beratungsplan erstellt, um die unternehmerischen Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
www.selfcheck.at
107
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Unsere Erfolgsstrategie
Eine gute Balance
zwischen landwirtschaftlichem Betrieb
und außerlandwirtschaftlichem Beruf,
Freizeit und Familie
ist die Grundlage für
eine hohe Lebensqualität.
Betriebsleiter/innen erhalten eine
wertvolle Entscheidungsgrundlage, um
die Auswirkungen
angedachter Veränderungen beurteilen
zu können.
Der Waldwirtschaftsplan gibt einen guten
Überblick über die
einzelnen Waldbestände und deren
Leistungspotenzial.
Das Seminar „Unsere Erfolgsstrategie“ ist für Betriebe mit Einkommenskombination konzipiert, die aufgrund von Doppelbelastung unter Zeitdruck stehen,
eine Neuorientierung in der betrieblichen Ausrichtung suchen, mehr Klarheit
über das künftige Haushaltseinkommen anstreben und die Arbeitsorganisation
verbessern wollen. Im Mittelpunkt dieses zweiteiligen Seminars zu je vier Stunden steht das Finden einer guten Balance zwischen Landwirtschaft, Beruf, Familie und Freizeit.
Betriebsplanung und Betriebskonzept
In Einzelberatungen am Hof oder in der Bezirksbauernkammer unterstützen die
Beratungskräfte bei der Analyse der Ausgangssituation. Es werden mögliche
Ausrichtungen des Betriebs in den Bereichen der land- und forstwirtschaftlichen
Produktion, Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof sowie andere innovative
Ansätze gemeinsam erarbeitet. Der diesbezügliche Beratungsprozess und die
visuelle Darstellung der Ergebnisse in der Online-Beratungssoftware wurden im
Rahmen der Initiative „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ weiterentwickelt.
Waldwirtschaftsplan
Durch Erhebung und Auswertung forstlicher Kennzahlen der Waldgrundstücke
(z. B. Vorrat, Zuwachs und Nutzungspotenziale) werden die waldbaulichen Maßnahmen unter Berücksichtigung der betriebsindividuellen Ziele dargestellt. Auf Basis
einer gemeinsamen Waldbegehung mit dem Forstberater/der Forstarbeiterin werden konkrete Bewirtschaftungsmaßnahmen für die nächsten zehn Jahre empfohlen.
Meister/innenausbildung
Erfolgreiches unternehmerisches Handeln äußert sich in bäuerlichen Familien
durch selbstständiges, bewusstes und eigenverantwortliches Gestalten der wirtschaftlichen Entwicklung. Auf der individuellen persönlichen Ebene beruht Unternehmer/innentum auf drei eng miteinander verknüpften Voraussetzungen: Unternehmer/innenpersönlichkeit, Fach- und Unternehmer/innenkompetenz. Die
Meister/innenausbildung bietet die Aktualisierung des Fachwissens auf Meister/
innenniveau sowie die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Betrieb. Sie legt
den Fokus auf die Qualifizierung im Bereich der Unternehmer/innenkompetenz
und mündet in einer Haus- bzw. Projektarbeit, in der ein Betriebskonzept für den
eigenen Betrieb erstellt wird. Im Rahmen der Initiative „Mein Betrieb – Meine
Zukunft“ wird die Meister/innenausbildung österreichweit standardisiert, im Bereich der Unternehmer/innenkompetenz inhaltlich und didaktisch weiterentwickelt und die Forcierung der Meister/innenausbildung vorangetrieben.
108
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DI Franz Hunger, DI Franz Paller, Ing. Fritz Stocker
Arbeitskreisberatung
Potenziale erkennen – Chancen nutzen – Zukunft sichern
Die Arbeitskreisberatung ist ein bundesweiter Schwerpunkt und seit Jahren eines der erfolgreichsten und wirksamsten Weiterbildungs- und Beratungsprodukte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Mit der Arbeitskreisberatung werden Bäuerinnen und Bauern
unterstützt, die richtige Strategie für ihren Betrieb zu finden, die Produktion
zu optimieren, die Arbeitseffizienz zu steigern und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.
Potenziale erkennen
– Chancen nutzen –
Zukunft sichern.
Was sind Arbeitskreise?
Arbeitskreise sind Gruppen von etwa 15 Bäuerinnen und Bauern mit gleichem
Produktionsschwerpunkt und ähnlichen Zielen, die sich für eine befristete Zeit
zusammenschließen, um ihr Wissen und Können zu vertiefen bzw. zu erweitern
und um gemeinsam besser zu werden. Die Betreuung erfolgt durch speziell ausgebildete Berater/innen mit hoher Fach- und Methodenkompetenz.
Stand der Arbeitskreisberatung
Im Jahr 2012 nutzten knapp 4500 Betriebe in 284 Arbeitskreisen die Weiterbildungsplattform, um für die Zukunft gerüstet zu sein (siehe Abb. 35). Auf Bundesebene abgestimmte Arbeitskreise gibt es derzeit für folgende Bereiche:
Ackerbau, Schweinehaltung, Milchproduktion, Stiermast, Mutterkuh-, Ochsen-,
Schaf- und Ziegenhaltung, Biogas und Unternehmensführung. Die Mindestdauer für die Mitgliedschaft in einem Arbeitskreis beträgt zwei Jahre, manche Betriebe bleiben mehr als zehn Jahre dabei. Auch zahlreiche mittlere und höhere
Schulen sind mit ihren Lehrbetrieben Mitglieder in den Arbeitskreisen. Seit Beginn der Arbeitskreisberatung Mitte der 1990er-Jahre haben rund 8000 Betriebe
an dieser Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen.
Um den Praxisbezug sicherzustellen, finden möglichst viele Arbeitskreistreffen
in den Betrieben statt (Stallseminare, Feldbegehungen). Viele Landwirt/innen
haben während der Mitgliedschaft im Arbeitskreis die Betriebsführung deutlich
verbessert und den Betrieb vergrößert. Überdurchschnittliche Ergebnisse und
Einkommenssteigerungen waren die Folge. Aufgrund einer sehr guten Branchenabdeckung (Beispiel Steiermark: Ferkelproduktion 66 %, Milchproduktion
34 %) sind Arbeitskreisbetriebe meist Leitbetriebe in einer Region. Von den Erkenntnissen der Arbeitskreisberatung profitiert daher die gesamte Produktionssparte.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
109
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Arbeitskreisberatung 2012
Ferkelproduktion
Marktfruchtbau
Knapp 4500 Betriebe – davon 13 % bio
– nutzen 2012 die
Angebote von 284
Arbeitskreisen.
Schweinemast
Unternehmensführung
Milchproduktion
47 Arbeitskreise
851 Mitglieder
48 Arbeitskreise
729 Mitglieder
71 Arbeitskreise
1.157 Mitglieder
Mutterkuhhaltung
20 Arbeitskreise
330 Mitglieder
27 Arbeitskreise
561 Mitglieder
Arbeitskreisberatung 2012
Biogas
284 Arbeitskreise
4.490 Mitglieder, davon 13 % Biobetriebe
25 Arbeitskreise
326 Mitglieder
14 Arbeitskreise
179 Mitglieder
Ochsenhaltung
3 Arbeitskreise
26 Mitglieder
Ziegenhaltung
Stiermast
Schafhaltung
14 Arbeitskreise
178 Mitglieder
11 Arbeitskreise
107 Mitglieder
4 Arbeitskreise
46 Mitglieder
Im Jahr 2012 umfasst das Angebot der Arbeitskreisberatung 11 Produktionsbereiche, 284 Arbeitskreise und knapp 4500 Mitglieder.
Quelle: BMLFUW
lebensministerium.at
Abb. 35
Was bieten Arbeitskreise?
•Aktuelle Informationen aus erster Hand (Newsletter, SMS)
•Praxisorientierte Weiterbildung ganz nach den Wünschen der Mitglieder
•Betriebszweigauswertung (Teil- oder Vollkostenrechnung)
•Kennzahlenvergleiche mit anderen Betrieben
•Stärken-Schwächen-Analyse am Betrieb (Potenziale, Handlungsbedarf)
•Zielplanung und Erfolgskontrolle
•Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern
Die Arbeitskreisberatung steht allen Betrieben offen, unabhängig von der Größe,
Wirtschaftsweise und Erwerbsform. Sie wird von den Landwirtschaftskammern
in Zusammenarbeit mit den Ländlichen Fortbildungsinstituten, Erzeuger/innengemeinschaften, Fachverbänden, Bundesanstalten und dem BMLFUW angeboten und aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung finanziell besonders unterstützt.
Für die Teilnahme ist ein Mitgliedsbeitrag zu entrichten.
110
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr in den Arbeitskreisbetrieben der Steiermark
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2002
2003
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21,3
21,5
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2004
2005
2006
2007
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2009
2010
2011
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lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Abb. 36
Betriebszweigauswertung
Die Betriebszweigauswertung (Leistungs- und Kostenrechnung) stellt ein wichtiges Controllinginstrument dar, das neben der Wirtschaftlichkeitskontrolle zur
Optimierung der Produktion und als Entscheidungsgrundlage für die Weiterentwicklung der Betriebe dient. Sie ist zentraler Bestandteil der Arbeitskreisberatung und wird in Abhängigkeit von der Datengrundlage der Betriebe und den
Anliegen und Bedürfnissen der Betriebsleiter/innen als Teilkostenrechnung (verbindlich für alle) und/oder Vollkostenrechnung (Zusatzangebot) durchgeführt.
Die permanente
Verbesserung der
Wirtschaftlichkeit
ist unerlässlich, um
Betriebe in eine
erfolgreiche Zukunft
zu führen.
In einer Projektgruppe mit Vertreter/innen der Universität für Bodenkultur, des
BMLFUW, der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und der Landwirtschaftskammern wurde ein Schema zur Verrechnung aller Leistungen und Kosten im landwirtschaftlichen Betrieb erstellt. Durch diesen Standard sind die Kennzahlen der
Kostenrechnung zwischen den Betrieben und bundesweit vergleichbar. Für die
Durchführung der Kostenrechnung und für zwischenbetriebliche Vergleiche wurden weiters benutzer/innenfreundliche EDV-Anwendungen entwickelt.
lebensministerium.at
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Durch Broschüren zum Auswertungs- und Kennzahlenschema der Kostenrechnung, zur Benutzung
der EDV-Programme und zur Interpretation der Ergebnisse wird die Arbeitskreisberatung unterstützt, Quelle: BMLFUW
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
111
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Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Bundesberichte
Die Ergebnispräsen­
tationen dienen
vorwiegend der
fachlichen Diskussion der Kennzahlenergebnisse.
Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Betriebszweigauswertungen werden jährlich in Bundesberichten veröffentlicht und vom BMLFUW allen Arbeitskreismitgliedern, Beratungseinrichtungen und Schulen zur Verfügung gestellt.
Damit ist ein rascher Wissenstransfer zwischen Praxis, Beratung, Forschung
und Schule gesichert.
Die jährlich veröffentlichten Bundesberichte dienen dem
raschen Wissenstransfer zwischen
Praxis, Beratung,
Forschung und
Schule.
Fazit
Die künftigen Rahmenbedingungen lassen erwarten, dass der Wettbewerb zunehmen wird. Damit steigt die unternehmerische Eigenverantwortung. Wer längerfristig im Haupterwerb bestehen möchte, muss besser sein als der Durchschnitt und den Betrieb laufend weiterentwickeln. Die Arbeitskreisberatung trägt
dazu bei, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb wird sie als Schwerpunkt im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ bzw. als
Bestandteil der Bildungs- und Beratungskampagne „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ in den nächsten Jahren weiter forciert und ausgebaut werden.
Weitere Informationen unter www.arbeitskreisberatung.at.
112
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DI Johann Schlögelhofer, DI Peter Frühwirth, Mag.a Renate Fuchs,
DI Josef Keferböck
Produktionsberatung Pflanzen
Einleitung
Die Informations-, Beratungs- und Serviceleistungen der Landwirtschaftskammern für die pflanzliche Produktion wurden den Landwirt/innen in den letzten
Jahren durch den Einsatz elektronischer Medien immer rascher und damit aktueller zur Verfügung gestellt. Newsletter, die teilweise durch SMS-Mitteilungen
ergänzt werden, sind im Ackerbaubereich sowie bei Spezialkulturen wie beispielsweise im Gemüsebau gut nachgefragt und ergänzen und vertiefen die Informationen über die LK-Homepage.
Darüber hinaus wurden zuletzt von den Landwirtschaftskammern verstärkt
Beratungsangebote für die Kund/innen klar definiert und nach Qualitätsstandards umgesetzt. Dabei werden neben Grundberatungsangeboten auch sehr
individuelle und umfassende Leistungen wie beispielsweise kulturbegleitende
Beratungen mit mehreren Betriebsbesuchen als kostenpflichtige Beratungen
angeboten. Bei den Beratungsformen und -methoden spielen die Arbeitskreise
Ackerbau eine wichtige Rolle.
Moderne Kommunikationsmedien
ermöglichen in
der Produktionsberatung raschen
Zugang zu Informations-, Beratungsund Serviceleistungen.
Nachstehend werden einige Beratungsprojekte in der pflanzlichen Produktion
kurz erläutert:
Beratungsangebot Grünlanderneuerung
Ausgangssituation
In den relevanten Grünlandregionen der Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und Steiermark ist in den letzten Jahren eine zunehmende
Verschlechterung der Pflanzenbestände festzustellen. Die Zusammensetzung
der Pflanzenbestände entspricht hinsichtlich der hohen Qualitätsanforderungen
an Inhaltsstoffe und Erträge vielfach nicht mehr den Notwendigkeiten einer leistungsorientierten Grundfutterversorgung der Milchkühe. In allen beteiligten Bundesländern wurden in den letzten Jahren verstärkt Vorträge und Seminare zum
Themenkreis „Grünlandbestände, gemeine Rispe, Verbesserungsmaßnahmen“
abgehalten. Zusätzlich wurden spezielle zielgruppenorientierte Projekte auf Bezirksebene durchgeführt.
Damit ist es gelungen, das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen
Bewirtschaftung und Grundfutterqualität sowie für die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs in Richtung „Grünlanderneuerung durch Nachsaat“ zu wecken.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Grünlanderneuerung
durch Nachsaat
sichert qualitativ und quantitativ hochwertiges
Grundfutter vom
Dauergrünland.
113
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Notwendigkeit und Ziel der Beratungsleistung
Für die Landwirt/innen war es oft schwierig, Informationen aus Seminaren zu
einem späteren Zeitpunkt in ihrer individuellen Betriebssituation in die Praxis
umzusetzen.
Mit der Beratungsbroschüre sollen Grünland-Landwirt/innen daher in die Lage
versetzt werden, das in Vorträgen und Seminaren vermittelte Wissen zur Verbesserung der Pflanzenbestände eigenständig anzuwenden.
Erfolg der Beratungsleistung
Die Bereitstellung des praxisorientierten Handbuchs „Gemeine Rispe – Bekämpfung, Nachsaat, Neuanlage, Folgebewirtschaftung“ mit vielen Details zur
Ausgangssituation, Technik, Entwicklung der Pflanzen und Optimierung der
Folgebewirtschaftung dient dem Verständnis der komplexen Materie und der
erfolgreichen Realisierung von Verbesserungsprojekten am Betrieb. Mit dieser
Beratungsbroschüre haben sich Grünlanderneuerung und Nachsaat als Hauptthema in der Grünlandwirtschaft etabliert und werden eigenständig (in Maschinengemeinschaften) und erfolgreich umgesetzt.
Beratungsangebot Nützlingsberatung
im Gartenbau
Ausgangssituation
Moderner Pflanzenschutz mit Nützlingen ist konsument/
innen-, anwender/
innen- und umweltfreundlich!
Die biologische Schädlingsbekämpfung mit dem Einsatz von Nützlingen zählt
erst seit wenigen Jahren zu den Beratungsspezialgebieten im Gartenbau. Immer mehr Betriebe in ganz Österreich (Zierpflanzenbau, Gemüsebau) setzen auf
biologische Verfahren der Schädlingsbekämpfung. Der Einsatz von Nützlingen
erfordert jedoch mehr Hintergrundwissen als die Anwendung von chemischen
Pflanzenschutzmitteln. Daher benötigen Betriebe in der schwierigen Phase der
Umstellung eine Betreuung und intensive Beratung. Die Berater/innen der Gartenbauabteilung Steiermark bieten diese Beratungsleistung für Gemüsebaubetriebe (im geschützten Anbau), für Zierpflanzenbaubetriebe (Beet und Balkon,
Rosen, Gerbera, Chrysanthemen) und Baumschulbetriebe an. Dies beinhaltet
einzelbetriebliche Beratungen im 14-tägigen Rhythmus, Schulungen von Mitarbeiter/innen, Optimierung von Betriebsabläufen sowie Informationen über derzeit geltende gesetzliche Bestimmungen. Verlauf und Erfolg der Beratungsleistung
Die Beratungsleistung des Nützlingsteams hat sich seit 2005 in der gesamten
Steiermark, aber auch in Teilen Kärntens gut etabliert. Bereits 80 % der Gartenbaubetriebe setzen erfolgreich Nützlinge ein, ein Drittel davon mit einer
114
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
regelmäßigen Beratung vor Ort. Durch das Angebot von Seminaren, Schulungen
und Gruppenberatungen für Gärtner/innen konnte rasch das nötige Know-how
für betriebliche Weiterentwicklungen vermittelt werden. Mit der Patentierung der
Wort-Bild-Marke „Mich schützen Nützlinge“ durch die LK Steiermark können
diese Betriebe den Kund/innen gegenüber ihren Mehraufwand aufzeigen.
Die Marke „Mich schützen Nützlinge“ symbolisiert die schonende Produktionsweise im Gartenbau.
Beratungsangebot LK-Gemüsenews –
Gemüsebaunewsletter
Ausgangssituation
Der Gemüsebau in Österreich ist durch eine große Vielfalt gekennzeichnet. Das
Kulturartenspektrum reicht von Artischocken bis zu Zwiebeln und umfasst an die
60 Kulturen. Beratungen im geschützten Anbau, im Freilandanbau, in der biologischen wie auch in der integrierten Kulturweise sind von den Berater/innen
zu erbringen. Berater/innen, die das gesamte Feld des Gemüsebaus mit all seinen Anfragen abdecken können, gibt es nicht. Allerdings sind in Österreich viele
Spezialist/innen in den Landwirtschaftskammern tätig, die in Teilbereichen des
Gemüsebaus eine enorme Fachkompetenz haben.
„LK-Gemüsenews“ ist das Ergebnis einer Initiative der Gemüsebauberater/innen
der Landwirtschaftskammern, die Kulturhinweise für Freiland und geschützten
Anbau, ÖPUL-konforme und kulturbezogene Pflanzenschutzhinweise, Hinweise
zum Einsatz von Nützlingen, regionale Warndienste, aufbereitete Ergebnisse aus
Versuchen, Richtlinieninformationen zu Qualitätssicherungsprogrammen sowie
Veranstaltungshinweise in regelmäßigen wöchentlichen Aussendungen zur Verfügung stellt. Autor/innen sind die Gemüsebauberater/innen der Landwirtschaftskammern Oberösterreich, Steiermark, Burgenland, Wien, Niederösterreich und
Tirol.
Verlauf und Erfolg der Beratungsleistung
Unter redaktioneller Führung der LK Niederösterreich bietet das Team der Gemüsebauberater/innen seit 2010 die „LK-Gemüsenews“ an. So wird die Fachkompetenz der österreichischen Gemüsebauexpert/innen allen Abonnent/innen
gebündelt frei Haus geliefert.
Die meist mit Fotos unterlegten Fachbeiträge werden von derzeit ca. 200 Gemüsebauern und -bäuerinnen sehr gut aufgenommen. Alle Abonnent/innen werden
umfassend über Schadenserreger, deren Biologie und Bekämpfung informiert.
Bilddokumentationen unterstützen und veranschaulichen die Fachbeiträge. Es
kann somit rasch auf Probleme in der Kultur reagiert werden.
Rückmeldungen zeigen, dass der Freitagmittag für viele Betriebsleiter/innen ein
Fixtermin ist, um ihre E-Mails abzurufen – denn zu diesem Zeitpunkt werden die
„LK-Gemüsenews“ versendet.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Die Beratung im Gemüsebau erfordert
hohe Fachkompetenz und Spezial­
wissen.
115
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Ing. Fritz Stocker, DIin Anna Embacher, Dipl.-Ing. Karl Wurm,
Ing. Mag. Manfred Wurzer
Beratung in der tierischen Produktion
Die Beratung in der
Tierproduktion ist
laufend mit neuen
Markttrends konfrontiert.
Die tierische Produktion zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Betriebszweigen und durch unterschiedliche Produktionsmethoden aus. Neben der Erzeugung
von konventionellen Produkten von sehr hoher Qualität gewinnen Produkte mit
AMA-Gütesiegelstandard und darauf aufbauend solche mit eigenen zusätzlichen
Produktionsrichtlinien, wie z. B. die Heumilch oder die Bioproduktion, ständig an
Bedeutung.
Hohe Anforderungen an Beratung
Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern müssen in der tierischen Produktion eine Vielzahl an Anforderungen erfüllen. Im Vordergrund steht die ErzeuAnteile
an
der
tierischen
Produktion
gung von Lebensmitteln höchster
in
Millionen
Euro
Anteil an der tierischen Produktion in Millionen Euro
Qualität unter besonderer Berücksichtigung von Tiergesundheit und Tierwohl. Dabei spielen
der gesellschaftliche Wandel und
die ständig steigenden Produktanforderungen des Handels eine
entscheidende Rolle. Zusätzlich
muss die Produktion tierischer
1.686,9
1.686,9
Erzeugnisse zu marktfähigen
Prei­sen erfolgen. Gleichzeitig
sollte von diesen am Markt erzielbaren Preisen auch ein entsprechendes Einkommen als Basis für
den künftigen Erhalt des landwirtschaftlichen Betriebs erwirtschafAbb. 37
tet werden.
Laufende Schwerpunkte der Beratung stellen neben der klassischen Produktionsberatung Tierschutzaspekte,
Fragen der Tiergesundheit und des Tierwohls sowie begleitende Hilfestellungen
im Zuge von Bauverfahren für Stallungen dar.
351,2
351,2
22,6
22,6
723,7
723,7
55,7
55,7
lebensministerium.at
Quelle: BMLFUW
Vielfältige Beratungsangebote für Tierhalter/innen
Die Berater/innen der Landwirtschaftskammer nehmen ihre Aufgaben sehr engagiert wahr. Neben der Beratung über das Telefon oder im Büro ist die Einzelberatung am Hof von besonderer Bedeutung. Neue Beratungsfelder, zum Beispiel die Immissions- und Umweltberatung, bieten wertvolle Unterstützung.
In der tierischen Produktion ist die Arbeitskreisberatung sehr wesentlich. In den
116
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
acht Betriebszweigen Milchproduktion, Ferkelerzeugung, Schweine­mast, Rindermast, Mutterkuhhaltung, Ochsenhaltung, Schafhaltung und Ziegenhaltung
werden in 196 Arbeitskreisen 3040 Mitglieder betreut.
Die gute Ausbildung vieler Tierhalter/innen und die Notwendigkeit, noch rascher
zu reagieren, erfordern die verstärkte Nutzung des Internets in der Beratung.
Beispiele dafür sind das neu entwickelte Online-Fütterungsprogramm bzw. der
ebenfalls neue Anpaarungsplaner. Die Beratung der Landwirtschaftskammer ist
bei der Entwicklung dieser Programme wesentlich beteiligt.
Auch auf die Zusammenarbeit mit den Verbänden und Vermarkter/innen im tierischen Bereich wird großer Wert gelegt. Damit gelingt eine gesamtheitliche Sichtweise entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Gleichzeitig kann rasch auf die
Veränderungen am Markt, etwa auf einen erhöhten Heumilchbedarf oder einen
Bedarf an hochwertigen Zuchtrindern für den Export, reagiert werden.
Eine fundierte Ausbildung und breite
Praxiserfahrung ist
die Grundlage für
das hohe Know-how
der Beratungskräfte.
Die folgenden drei Beratungsbeispiele stehen stellvertretend für die vielen Aktivitäten der Berater/innen in den österreichischen Landwirtschaftskammern. Im
Vordergrund der Bemühungen stehen die Bedürfnisse der Betriebsleiter/innen,
ihrer Familien und ihrer Tiere.
Beratungsangebot Frühwarnsystem Alpen –
Eutergesundheit ganz oben
Jeden Sommer werden rund 9000 Milchkühe auf die über 300 Kuhalpen Vorarlbergs aufgetrieben. Die Umstellung vom Heimbetrieb auf Alpbetrieb fordert neben
dem Stoffwechsel auch eines der empfindlichsten Organe der Kuh: das Euter!
Die Eutergesundheit
ist ein wesentliches
Thema in der Hofberatung.
Das „Frühwarnsystem Alpen“ des Hofberatungsteams der LK Vorarlberg unterstützt bei der Erhaltung der Eutergesundheit während der Alpsaison. Bevor
sie beginnt, werden für die Verantwortlichen Sprechtage abgehalten und dabei
grundsätzliche Zusammenhänge im Bereich Eutergesundheit, Melktechnik und
Herdenmanagement erläutert.
Alle Alpen können einen kostenlosen Melkanlagencheck in Anspruch nehmen.
Im Rahmen des Checks wird ein Prüfprotokoll erstellt und werden anlagenspezifische Wartungsempfehlungen abgegeben. Ein praxisnaher Leitfaden zur Eutergesundheit auf der Alpe und stalltaugliche Merkblätter werden ausgehändigt.
Die tierindividuellen Zellzahlergebnisse der Leistungskontrolle sind dem Alppersonal und den Tierbesitzer/innen sowohl vor dem Alpauftrieb als auch während
der Saison bekannt (das Einverständnis wird eingeholt).
Mit dem Eintreffen der Kühe auf der Alpe beginnt das Monitoring der Zellzahlen.
Bei auffälliger Zellzahlentwicklung wird unverzüglich telefonisch Kontakt aufgenommen. Je nach Problemlage wird eine Vor-Ort-Beratung vereinbart, bei der
der optimale Melkablauf besprochen wird, bakteriologische Proben gezogen
werden und gegebenenfalls zusammen mit dem Betreuungstierarzt oder der
Tierärztin eine Behandlungsstrategie festgelegt wird.
Mit diesem 2008 gestarteten Programm konnte eine Verbesserung der Eutergesundheit erzielt werden.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
117
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Beratungsangebot Fütterungsprogramm für
Milchkühe ist online
Um die komplexen
Zusammenhänge
des Stallklimas zu
erkennen, bedarf es
technisch versierter
Beratungskräfte.
In einem gemeinsamen Projekt der Rinderzucht Austria und der Landeskontrollverbände von Österreich und Baden-Württemberg sowie unter der fachlichen Begleitung der Fütterungsreferent/innen der Landwirtschaftskammern von
Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark wurde ein sehr umfassendes Online-Fütterungsprogramm für Milchkühe entwickelt. Mit diesem kann auf
tagesaktuelle Daten der Leistungskontrolle zugegriffen werden. Sehr informativ
ist auch die Futtermitteldatei, die neben den gängigsten Grund- und Kraftfuttermitteln eine sehr umfangreiche Datei mit Fertig- und Mineralfutter verschiedener
Futtermittelhersteller beinhaltet. Somit ist ein objektiver Vergleich der am Markt
verfügbaren Futtermittel für Milchkühe möglich.
Neu ist, dass mit dem Programm Rationen interaktiv erstellt oder angepasst
werden können. Damit werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Tierernährung umgesetzt. Ein hohes Fachwissen der Nutzer/innen ist Voraussetzung
für die Erstellung der für den einzelnen Betrieb optimalen Ration.
Beratungsangebot Stallklimamessung
und -beratung
Ausgangssituation
Stallklimamessung
und -beratung, Auslegung und Planung
von Lüftungs- und
Heizungsanlagen
sowie Energieberatung.
118
Die Herausforderung für Stallklimaberater/innen liegt im Erkennen von Schwachstellen des Lüftungs- und Heizungssystems. Häufig sind die Zusammenhänge
zwischen Stallgebäude, -technik, Tierverhalten, Klima und Management schwer
durchschaubar. Werden die Schwachstellen am Betrieb erkannt, ist der Weg geebnet für weitere Optimierungsschritte.
Auslegung, Planung und Ausführung von Lüftungs- und Heizungsanlagen sind
Schwerpunkte von Stallklimaberatungen. Umbau- und Sanierungsvorschläge
werden gemeinsam mit den jeweiligen Landwirt/innen erarbeitet. Stallklimamessungen sind Voraussetzungen für die Optimierung des Stallklimamanagements.
Auch die Höhe des Energieverbrauchs am Betrieb kann Aufschluss darüber geben, wie effizient die Anlagen in der Tierhaltung genutzt werden.
Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands wird für Auslegungs- und Planungsleistungen von Lüftungs- und Heizungsanlagen in der Tierhaltung ein Kostenbeitrag
eingehoben. Die kostenintensivere Stallklimamessung wird vor allem nach Stallneubauten zur Überprüfung von neuen Anlagen in Anspruch genommen. Auch
eine Energieberatung kann den Landwirt/innen den Zugang zur Verbesserung
der Tiergesundheit ermöglichen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Mag.a Friederike Parz
Diversifikation in der Landwirtschaft
Viele Betriebe können in der klassischen Urproduktion ihr erforderliches Einkommen nicht sichern und gehen auf die Suche nach Einkommensalternativen.
Diversifizierung leistet nicht nur einen Beitrag zur Stabilisierung der landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch zur Lebensqualität in ländlichen Regionen.
Diversifizierende Betriebe schaffen Arbeitsplätze und tragen zur Nahversorgung
der Einwohner/innen ländlicher Gebiete bei. Darüber hinaus bereichern sie das
touristische Angebot und helfen die Infrastruktur in den Regionen aufrechtzuerhalten. Beispiele hierfür sind etwa Green Care, Schule am Bauernhof, Urlaub am
Bauernhof, Direktvermarktung von selbsterzeugten Produkten, Wohnbetreuung
am Bauernhof, Strom- und Wärmeerzeugung oder Brennholzverkauf.
Die Professionalisierung der Erwerbskombinationen steht
im Vordergrund der
Beratung der Landwirtschaftskammer.
Die Beratung der Landwirtschaftskammern unterstützen Betriebe bei der Professionalisierung in den verschiedenen Bereichen der Erwerbskombination. Eine
detaillierte Planung und Bewertung der Potenziale und eine Prüfung der Machbarkeit ist notwendig. Die Diversifizierung kann im landwirtschaftlichen Bereich
auch Risiken bergen. Gerade bei schwer kalkulierbarem Kundenpotenzial oder
einer Nischenproduktion kann eine Maßnahme bei fehlerhafter Einschätzung
eines kapitalintensiven Vorhabens (z. B.Neubau eines Ferienhauses) zu neuen
bzw. verstärkten Existenzproblemen führen.
Eine gezielte Aus- und Weiterbildung sowie begleitende Beratung steigern hingegen die Erfolgschancen.
Die Beratung verfolgt dabei folgende Ziele:
•Zusatzeinkommen für landwirtschaftliche Betriebe zu ermöglichen
•eine bessere Marktstellung durch Netzwerke zu erreichen
•die Lebensqualität im ländlichen Raum zu erhalten oder zu verbessern
•die Nahversorgung sicherzustellen
•Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu erhalten und neu zu schaffen
•den direkten Dialog zwischen Verbraucher/in und Erzeuger/in zu begünstigen
•Bewusstsein für Nahrungsmittel und Einkaufsverhalten zu bilden
Prämierungen in der Direktvermarktung Kärnten
Mit der Durchführung von Produktprämierungen soll den bäuerlichen Direktvermarkter/innen eine Möglichkeit geboten werden, ihr Arbeiten und Handeln
am Betrieb sowie im Rahmen der Direktvermarktung zu optimieren und so ein
nachhaltiges System für die Produktionstätigkeit und Produktsicherheit einzurichten.
Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer (Referat LebensWirtschaft) und
dem Genussland Kärnten organisiert der Landesverband bäuerlicher Direktver-
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
119
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Verkostungen und
Prämierungen bieten eine hervorragende Chance, den
Konsument/innen
Produkte gezielt zu
präsentieren.
markter Kärnten jedes Jahr Prämierungen für verschiedene Produktgruppen.
Dadurch wird die Vielfalt der bäuerlichen Spezialitäten aufgezeigt und auch regional typische Gerichte werden wieder vor den Vorhang geholt.
Prämierungen sind für produzierende Betriebe eine wichtige Maßnahme zur
Qualitätssicherung. Durch die Teilnahme stellt man sich dem Wettbewerb und
erhält neben einem mikrobiologischen Gutachten auch die Rückmeldung geschulter Sensoriker/innen (Sensoriker/innengutachten).
Die an Verkostungen teilnehmenden Betriebe sind an fachlichen Beratungen und
Fachseminaren sehr interessiert, da sie die Produktionsweise ständig verbessern wollen. Bei Betrieben, die nie Beratungsangebote oder Schulungen in Anspruch nehmen, fehlt manchmal das Qualitätsbewusstsein.
Die Teilnahme an Verkostungen und Prämierungen bietet eine optimale Möglichkeit, den Konsument/innen qualitätsgeprüfte Produkte aus bäuerlicher Erzeugung näherzubringen und so einen angemessenen Preis für die Waren zu
erhalten.
Green Care – das soziale Projekt Wien
Im Rahmen des Projekts Green Care soll neben bereits bestehenden Sparten
wie Tourismus (z. B. Urlaub am Bauernhof)
und Direktvermarktung (z. B. Gutes vom
Bauernhof) österreichweit auch eine soziale Sparte aufgebaut werden. Green Care ist
wirtschaftlich, menschlich und gesellschaftlich ein Gewinn: Landwirtschaftlichen Betrieben bietet das innovative Sozialprojekt die
Möglichkeit der Diversifizierung und damit
eine zusätzliche und nachhaltige Einnahmequelle. Gleichzeitig trägt es dazu bei, die
Gesundheitskosten zu senken, neue Arbeitsplätze und Lehrstellen zu schaffen und die
Resozialisierung und Reintegration benachteiligter Menschen zu unterstützen. Die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur
Asselterhof, © Green Care
soll auch im urbanen Raum aktiv erlebt und
erlernt werden.
Im Oktober 2011 ging die Website www.greencare-wien.at online.
Im Vordergrund stehen die Sicherung
Das Projekt wird von der LK Wien mit Unterstützung von Bund, Land und der
von Arbeitsplätzen
Europäischen Union bis 2013 als Pilotprojekt umgesetzt. Später soll es auf
sowie die Resozialiganz Österreich ausgedehnt werden. Green Care bietet neue Möglichkeiten und
sierung und ReinteChancen für Bildung, Gesundheit und Wohlbefinden der städtischen Bevölkegration von benachrung und dient gleichzeitig der Absicherung der Landwirtschaft.
teiligten Menschen.
120
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Ausblick
Bis zum Ende der derzeitigen Förderperiode wird gezielt daran gearbeitet, Green
Care in Pilotbetrieben in Wien und Umgebung umzusetzen. Außerdem werden
bereits jetzt die Weichen gestellt, um Green Care österreichweit anzubieten.
Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der Erweiterung der Aus- und Weiterbildungsprogramme im Green-Care-Bereich sowie auf der Erstellung eines professionellen Zertifizierungskonzepts.
Beratungsangebot Ideen erFAHREN
Niederösterreich
Das Bildungsangebot „Ideen erFAHREN“ wurde 2008 entwickelt, um vor allem
in den benachteiligten Gebieten Möglichkeiten der Einkommenssteigerung aufzuzeigen und die Lebens- und Arbeitsqualität der Betriebe zu verbessern.
Mit dem Bildungsangebot „Ideen erFAHREN“ werden die Möglichkeiten von
Einkommensalternativen bzw. von zusätzlichen betrieblichen Standbeinen,
aber auch von Kosteneinsparungen aufgezeigt. Die fachliche Information durch
die Expert/innen in Verbindung mit den Erfahrungsberichten praktizierender
Landwirt/innen sowie der persönliche Kontakt und Austausch unter den Teilnehmer/innen erleichtern einen allfälligen Um- bzw. Einstieg. Bei den Besuchen
auf den Beispielbetrieben werden die positiven Aspekte genauso angesprochen wie wirtschaftliche und betriebliche Schwierigkeiten oder zu vermeidende
Fehler.
Beim Bildungsangebot „Ideen erFAHREN“ liegt der Fokus
auf den Themen
Einkommen, aktive
Kosteneinsparung
und Verbesserung
der Lebensqualität.
Folgende Themen wurden bereits aufgegriffen.
•Holz als Baustoff in der
Landwirtschaft
•Kräuter und Gewürze
•Erfolg mit Vollweide
•Auslaufgestaltung für Rinder
•Wertschöpfung mit Brennholz
•erneuerbare Energien
•Fleischproduktion mit Schafen
•Fischzucht und Teichwirtschaft
•Streuobstvermarktung
•Vermarktung innovativer Produkte
•Erlebnis am Bauernhof: Tourismus
und Vermarktung
•Bienenhaltung
•Vermarktung von Wildbret
•Almwirtschaft und Tourismus
Ähnliche Fachveranstaltungen gibt es auch in anderen Bundesländern unter
dem Titel „Ideenwerkstatt Bauernhof“.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
121
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Beratungsangebot Betriebscheck Urlaub am
Bauernhof Oberösterreich
Die Marke „Urlaub
am Bauernhof“ steht
für hervorragende
Qualität.
Die Vermietung von Zimmern und Ferienwohnungen auf Bauernhöfen ist seit
Jahrzehnten eine sehr interessante Erwerbsmöglichkeit, die durch Beratungsund Bildungsangebote der LK OÖ in Kooperation mit dem Verband Urlaub am
Bauernhof unterstützt wird. Im Bereich der Qualitätssicherung wird seit 2009 in
einigen Bundesländern ein neuer Weg beschritten, d. h., Beratung und Kategorisierung (Vergabe der „Blumen“) werden getrennt durchgeführt. Aufgrund dieser
Trennung von „Beratung und Kontrolle“ wurde das Beratungsprodukt „Betriebscheck“ entwickelt. Dieser ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden, weil die Qualitätsbeurteilung durch Einbeziehung externer „Kontrollorgane“ objektiver und
nachvollziehbarer wurde. Vonseiten der Beratung ist der Kontakt zu den Mitgliedsbetrieben intensiviert worden, weil sich zeigte, dass fast alle Betriebe dieses Beratungsprodukt in Anspruch nahmen.
Aus Sicht der Kund/innen sind
interne Kontrollen immer mit dem
250
Ankünfte
Nächtigungen
Betten
Auslastung
Mangel behaftet, nicht objektiv
zu sein, auch wenn sie gut vor200
bereitet sind. Von den Betriebsleiter/innen wird es inzwischen
150
besonders geschätzt, dass der
Betriebscheck zeitlich von der
100
Kategorisierung getrennt ist. Die
Umsetzung der Kategorisierungs50
kriterien wie Ausstattungsqualität, Bauernhof-Erlebnisqualität,
0
Servicequalität und zusätzlicher
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Fixangebote wird mit der Spezialberaterin vor Ort besprochen und
Quelle: Urlaub am Bauernhof nach Daten der Statistik Austria
Abb. 38
in einem Beratungsprotokoll festgehalten. Der Betrieb bekommt
dadurch eine Rückmeldung, wie die Kategorisierung ausgehen würde, wenn
nichts geändert wird. Basierend auf Vorschlägen von erfahrenen Spezialberater/
innen, wie Kategorisierungskriterien auf einem Betrieb umgesetzt bzw. erreicht
werden können, kann entschieden werden, ob Veränderungen vorgenommen
In Oberösterreich
werden, und wenn, in welchen Zeitraum.
wurden im Zeitraum
2009 bis 2011 304
Im Zeitraum von 1. 1. 2009 bis 31. 12. 2011 wurden in OÖ 304 Betriebschecks
Betriebschecks
durchgeführt.
durchgeführt.
Ferienwohnungen am Bauernhof 1998–2011
lebensministerium.at
122
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Dir. DIin Elfriede Schaffer und Mag.a Erna Binder
Konsument/innenkommunikation ist
Imagebildung für die Landwirtschaft
Image – das Bild, das die Kund/innen von bestimmten Produkten, Unternehmen
und Branchen haben – ist auch für die Landwirtschaft ein wesentlicher Produktionsfaktor. Im Jahr 2011 haben das die Landwirt/innen beim Dioxinskandal bei
Schweinefleisch und bei der EHEC-Krise beim Gemüse erlebt. Die Nachfrage
und damit die Preise für die österreichischen Produkte sackten ab, obwohl die
heimischen Erzeugnisse in keiner Weise betroffen waren.
Lebensmittelkrisen sind trotz der steigenden Qualitätsvorschriften und -kontrollen nicht vermeidbar. Aber wie lange und wie schwerwiegend die negativen
Folgen für den Absatz sind, können wir sehr wohl beeinflussen. Je besser der
Ruf der österreichischen Landwirtschaft ist, umso eher wirkt dieser als „Schutzschild“. Entscheidend für die heimische Landwirtschaft sind daher die laufende
Imagepflege und vorbeugende Kommunikation mit den Konsument/innen, insbesondere auch mit Jugendlichen und Kindern.
Ein gutes Image der
landwirtschaftlichen
Produkte sichert
langfristig den Absatz und damit das
bäuerliche Einkommen.
AMA-Seminarbäuerinnen als Botschafterinnen
Laut Umfragen vertrauen die Österreicher/innen den Landwirt/innen zu 80 %,
wenn es um zuverlässige Informationen über die Sicherheit von Lebensmitteln
geht. Auf dieses Vertrauen aufbauend, leisten fast 400 Seminarbäuerinnen mit
Unterstützung der Landwirtschaftskammern und der AMA einen wesentlichen
Beitrag dafür, dass die österreichische Landwirtschaft und die heimischen Lebensmittel Zukunft haben.
AMA-Seminarbäuerinnen sind in der Kommunikation von Lebensmittelwissen
besonders authentisch und können glaubhaft vermitteln, wie die Produkte hergestellt werden und welchen Wert Lebensmittel haben. Bei ihren Einsätzen in
Supermärkten, in Schulen und bei Messeauftritten informieren sie über die Herkunft, Qualitätsmerkmale und Kennzeichnungen von Produkten und machen somit einen bewussten Einkauf möglich.
Im Lebensmittelbereich werden viele Marken- und Gütezeichen verwendet. Diese
erläutern nur zum Teil die Qualität und nachvollziehbare Herkunft eines Produkts.
Die AMA-Seminarbäuerinnen verschaffen den Konsument/innen im Logodschungel der Lebensmittelkennzeichnung einen Durchblick. Diese Beratungen werden
mit enormem Engagement und viel positiver Resonanz durchgeführt.
Kompetenz in der Konsument/innenbildung
Die Seminarbäuerinnen absolvieren einen 130-stündigen Zertifikatslehrgang
mit den Schwerpunkten Persönlichkeitsbildung, Präsentations- und Vortragstechnik, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen und Fachwissen.
Jedes Jahr besuchen sie außerdem mindestens eine Weiterbildung. Die Land-
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
123
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
wirtschaftskammern sind die Trägerorganisation für die Seminarbäuerinnen. Sie
verstehen sich als Brücke zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft und sind
Serviceplattform für Bäuerinnen, Bauern und Konsument/innen.
Es ist den Landwirtschaftskammern wichtig, dass Menschen wissen, woher die
Lebensmittel kommen, damit sie ihre Wertigkeit kennen und schätzen lernen.
Dafür setzen sich die Landwirtschaftskammern, die AMA, die Seminarbäuerinnen und die ARGE Bäuerinnen mit Begeisterung und zahlreichen interessanten
Aktionen ein. Im Jahr 2011 haben die Landwirtschaftskammern dazu rund 7030
Einsätze und Veranstaltungen mit über 170.450 Teilnehmer/innen organisiert.
Konsument/innen
sind Kund/innen und
Partner/innen. Wir
führen einen Dialog
auf Augenhöhe und
werden als Lebensmittelexpert/innen
geschätzt.
Einige der Angebote
•Landwirtschaft in der Schule
•Milchlehrpfad
•Schule am Bauernhof
•Rund ums Schwein für Kinder
•Feinschmeckertraining für Kinder
•Kinderkochkurs
•AMA-Lebensmittelberatung
•Kochkurse für Konsument/innen
•Aktionstage der Bäuerinnen „Nachhaltig frühstücken“
Beratungsangebot lk-konsument.at – das Portal für
Genuss, Erlebnis und Wissen
lk-konsument.at bietet Zugriff auf über
1800 Direktvermarktungsbetriebe, 400
Bauernmärkte und
300 Bauern- und
Hofläden.
124
Das umfassende Wissen zu den österreichischen Lebensmitteln stellen die Landwirtschaftskammern Niederösterreich, Wien, Burgenland, Oberösterreich, Steiermark, Salz­burg und Tirol auch mittels des Portals lk-konsument.at zur Verfügung.
Auf www.lk-konsument.at erfahren Interessierte, wie landwirtschaftliche Produkte
hergestellt werden, wo sich der nächste bäuerliche Direktvermarktungsbetrieb befindet und auf welche Logos man beim Kauf von Lebensmitteln achten soll. 2011
erfolgten zirka 110.000 Zugriffe auf dieses Portal.
Wichtiger Bestandteil des Portals ist unter anderem die Datenbank mit zirka 1800
bäuerlichen Direktvermarktungsbetrieben, 400 Bauernmärkten sowie 300 Bauernund Hofläden. Hier werden Konsument/innen aus ganz Österreich über regionale
bäuerliche Einkaufsmöglichkeiten informiert.
Auch die jüngsten User kommen nicht zu kurz. Unter dem Menüpunkt „Für Kinder“ sind alle Angebote der Bäuerinnen und Bauern für die jungen Konsument/
innen zusammengefasst wie z. B. ein Ausflug auf den Bauernhof. Auch sind hier
alle Pflanzen, welche die Bauern anbauen, und Tiere, die sie am Hof halten, in
einfachen Worten beschrieben und ausführlich illustriert.
Auch die zahlreichen speziellen Angebote für Schulen werden vorgestellt. Passend zur Jahreszeit liefert die Plattform einen umfangreichen Saisonkalender. Ein
Klick verrät, welches Obst, welches Gemüse und welche Kräuter gerade auf dem
Markt zu finden sind. Dazu gibt es ausführliche Informationen rund um Einkauf
und Lagerung sowie viele praktische Küchentipps zur Zubereitung.
Eine riesige Rezeptsammlung liefert Kochinspiration für jeden Tag.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DI Franz Forstner
Rechts-, Steuer- und Sozialberatung
Recht ist das wichtigste Ordnungssystem im Zusammenleben der Menschen.
Gerichtsurteile, behördliche Entscheidungen oder Vergleiche sollen Konflikte
zwischen Einzelnen bereinigen. Rechtliche Normen spiegeln auch das Wertesystem der jeweiligen Gesellschaft wider: Politische Entscheidungen, gesellschaftliche Entwicklungen, ökologische Herausforderungen und dergleichen
finden letztlich ihren Niederschlag in rechtlichen Normen. Daher verwundert es
nicht, dass alljährlich tausende Seiten an neuen Gesetzes- und Verordnungstexten erlassen werden.
Die Landwirtschaftskammern bieten in allen Bundesländern verschiedene juristische Beratungsprodukte an, wobei ein erheblicher Anteil davon nahe bei den
Kund/innen durch die Bezirksbauernkammern erbracht wird. Daneben leisten
auch die Produktionsabteilungen in ihren Fachbereichen umfangreiche rechtliche Beratung, etwa im Tierschutzrecht, Pflanzenschutzmittelrecht oder Forstrecht.
2010 wurden in der Rechtsberatung österreichweit 87.800 Stunden bei 136.700
Beratungskontakten aufgewendet. Davon entfielen rund 60.000 Stunden auf den
Bereich allgemeines Recht, 10.000 Stunden auf sozialrechtliche Belange und
17.000 Stunden auf Fragen des Steuerrechts.
Dabei ist die Themenpalette stets breit und reicht von Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Eigentum und dem Abschluss unterschiedlichster Verträge
über erbrechtliche Fragestellungen, Beratung und Unterstützung bei Behördenverfahren im Bau- und Raumordnungsrecht bis hin zum Forstrecht und Naturschutzrecht.
Im Steuerrecht steht den Mitgliedern eine umfassende Beratung bei allen steuerrechtlichen Angelegenheiten für voll- und teilpauschalierte Betriebe zur Verfügung. Dies umfasst auch die pauschale Gewinnermittlung, die Erfassung
land- und forstwirtschaftlicher Nebentätigkeiten und Informationen zur Steuererklärungspflicht, zur Negativsteuer sowie zu Absetzbeträgen und Freibeträgen.
Im Sozialrecht geht es um beitragsrechtliche Fragen sowie um Hilfe und Unterstützung bei Mutterschutzangelegenheiten, Kinderbetreuungsgeld, Pflegegeld,
Versehrtenrenten aus Arbeitsunfällen, Pensionen und Sozialhilfeangelegenheiten.
In den einzelnen Bundesländern gibt es naturgemäß verschiedene Schwerpunkte in der juristischen Beratung, weil landesrechtliche Regelungen zu einem unterschiedlichen Beratungsbedarf führen.
2010 wendeten die
Landwirtschaftskammern 87.800
Stunden bei 136.700
Gesprächen für die
Rechtsberatung auf.
Vertretung vor dem Sozialgericht
Eine wichtige Serviceleistung ist die kostenlose Vertretung der Kammermitglieder
vor dem Sozialgericht oder vor Verwaltungsbehörden wegen ablehnender Bescheide in Sozialrechtsangelegenheiten, insbesondere zu den Themen Erwerbsunfähig-
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
125
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
keitspension, Arbeitsunfall und Pflegegeld. Diese Vertretung ist für die Mitglieder
grundsätzlich kostenlos, unabhängig vom Ergebnis des Gerichtsverfahrens.
Bildungsmaßnahmen im Rechtsbereich
Angesichts der zunehmenden Verrechtlichung von immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereichen gibt es kaum einen längeren Lehrgang im LFI, der ohne rechtliche Informationen für die Teilnehmer/innen auskommt. Daneben gibt es auch spezifisch juristische Veranstaltungen (z. B. Umsatzsteueroption, Steuererklärungen,
Ausländer/innenbeschäftigung und Saisonarbeitskräfte etc.) für die Bäuerinnen
und Bauern.
Durch Bildungsveranstaltungen und juristische Fachartikel in den Kammerzeitungen sowie in Broschüren und Foldern wird juristische Information möglichst
kompakt angeboten.
Vor dem eigentlichen Vertragsabschluss oder der behördlichen Entscheidung
kann die eigene rechtliche Position durch eine entsprechende Vertragsgestaltung oder durch gut vorbereitete Anträge verbessert werden. Die Landwirtschaftskammern und die Bezirksbauernkammern sind bemüht, diese vorbeugende juristische Information in ihren Bildungsaktivitäten zu vermitteln.
Beratungsangebot Pachtverträge
Eine anerkannte Serviceleistung der Landwirtschaftskammern ist die Erstellung
von Pacht- und Bewirtschaftungsverträgen über landwirtschaftliche Flächen. In
den Bezirksbauernkammern konnten dabei auch die erforderlichen Änderungen
im INVEKOS-System (z. B. Bewirtschafter/innenwechsel, Klärung von Fragen in
Zusammenhang mit dem ÖPUL etc.) miterledigt werden.
Beratungsangebote zur Hofübergabe
Hofübergabe/Hofübernahme ist für
jede bäuerliche
Familie ein wichtiger
Schritt. Dieser wird
durch verschiedene Beratungs- und
Bildungsangebote
begleitet.
Die Übergabe und Übernahme eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs ist
für jede bäuerliche Familie eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft.
Je besser sie die Übergabe vorbereitet, desto reibungsloser kann sie die neue
Situation bewältigen. Im Rahmen dieser Beratung werden nicht nur der Ablauf
der Übergabe und wesentliche Vertragsinhalte besprochen, sondern auch sozialrechtliche Fragen, steuerliche Themen und die aktuelle Förderungssituation.
Gemeinsam mit den vorhandenen Beratungsunterlagen und den LFI-Seminaren zur Hofübergabe und Hofübernahme bieten die österreichischen Landwirtschaftskammern ihren Mitgliedern eine umfassende Vorbereitung für diesen
wichtigen Schritt.
126
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Mag.a Maria Dachs
Beratung für den Biolandbau
Seit Ende der 80er-Jahre unterstützen Bioberater/innen in den Bundesländern
bereits umgestellte Biobetriebe und bieten Umstellungsberatung für interessierte Bäuerinnen und Bauern an. Die Führungskräfte der Bioverbände, die Landwirtschaftskammern und das Lebensministerium haben seit dieser Zeit in den
Aufbau der Produktionsberatung und in ein damit abgestimmtes Aus- und Weiterbildungsprogramm investiert.
Bioproduktionsberatung wird in den Bundesländern sowohl von den Landwirtschaftskammern als auch von den Landesverbänden und vom Bundesverband
von Bio Austria angeboten. Die Herausforderung ist es, dass sich die Beratung
laufend mit den sich weiterentwickelnden Biorichtlinien auf EU-Ebene auseinandersetzt. Es erfordert die Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen,
um eine praxisnahe Produktionsberatung sicherzustellen. Die Beratung wie
auch die Bildung – sowohl für Grünlandbetriebe als auch für Ackerbaubetriebe
und Betriebe mit Sonderkulturen – ist sehr unterschiedlich organisiert. Aufgrund
der zunehmenden Spezialisierungen wird für bestimmte Produktionszweige wie
Fein- und Feldgemüsebau, Weinbau, Obstbau und weitere Sonderkulturen bundesländerübergreifend Beratung und Bildung angeboten. Umstellungsberatung
und Produktionsberatung wird in den Bereichen Grünland, Rinder, Schweine,
Kleinwiederkäuer, Direktvermarktung sowie Urlaub am Bauernhof in den jeweiligen Bundesländern organisiert.
Sowohl die Landwirtschaftskammern
als auch Bio Austria
bieten praxisnahe
Bioproduktionsberatung an.
Österreich hat laut Grünem Bericht 2011 22.132 Biobetriebe mit einer Fläche
von 543.605 Hektar. Die Anzahl der geförderten Biobetriebe liegt bei 21.728 mit
einer Fläche von 538.210 Hektar. Nach wie vor ist Österreich im Biolandbau –
bezogen auf den Anteil der landwirtschaftlichen Bioflächen – Bioweltmeister.
Umstellungskurse – Hofübernehmer/innenkurse
Die Umstellungskurse unterstützen die Umstellungsinteressierten mit fachlichem
Wissen (Grundprinzipien des biologischen Landbaus, Kontrolle, Fördermöglichkeiten, Vermarktung und Organisationen im Biolandbau) und machen Mut, den
„biologischen Schritt“ zu wagen.
Seit zwei Jahren gibt es ein neues Angebot, den Bio-Hofübernehmer/innenkurs, der sich an die zweite Generation am Biobetrieb wendet, weil auch diese
„Neuen“ die grundlegenden Informationen laut ÖPUL-Fördervoraussetzungen
nachweisen müssen. In diesen Veranstaltungen ist zusätzlich Platz für den Erfahrungsaustausch der Übernehmer/innengeneration.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
127
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Bildungs- und Beratungsprojekte im Rahmen
der Biooffensive seit 2008
Neben Zielen wie Steigerung der Bioflächen auf 20 %, Positionierung als EU-Bioland Nummer eins, Vermarktung der erzeugten Bioprodukte als Biolebensmittel
und verstärkter Kommunikation des biologischen Landbaus in der Öffentlichkeit
war die Effizienz- und Rentabilitätsverbesserung der biologischen Produktion
ein wesentliches Anliegen.
In der Folge wurden die Betriebsleiter/innenqualifizierungen für die Bereiche Bioschweinehaltung, Biorinderhaltung, Bioackerbau, Bioobst und Bioweinbau, Biokartoffel- und Biogemüsebau gestartet.
In allen diesen fünf geförderten Bildungsprojekten, die gemeinsam von den
Landwirtschaftskammern und Bio Austria entwickelt und umgesetzt wurden,
waren die Entwicklung von Beratungsunterlagen, Veranstaltungen, Exkursionen
zu in- und ausländischen Betrieben zum Erfahrungsaustausch und Informationskampagnen in den Bundesländern der zentrale Inhalt.
Beratungsangebot Umstellungs- und Bioberatung
Umstellungsberatung bzw. Bioberatung werden als
Einzelberatung und
als Gruppenberatung angeboten.
Je nach Betriebszweig wird die Umstellungsberatung bzw. Bioberatung für Biobetriebe unterschiedlich in Anspruch genommen. Bei Grünlandbetrieben, die
beispielsweise auch einen Laufstall für Rinder haben, erfordert die Umstellung
weniger neue Schritte als für einen spezialisierten Ackerbaubetrieb. Wenn möglich werden neben Einzelberatungen auch Gruppenberatungen angeboten. Das
umfassende Bildungsangebot im Biolandbau ist eine wichtige Stütze für die Beratung, weil die Anzahl der Bioberater/innen niedrig ist.
Durch die Kooperation von Bio Austria und LFI entstanden die umfangreichen
Ausbildungen Bodenpraktiker/in, Kuhpraktiker/in und Ziegenpraktiker/in. In diese Ausbildungen sind die Bioberater/innen einbezogen.
Die Koordination und auch Weiterbildung der Bioberatung – sowohl der LKBerater/innen wie auch der Berater/innen von Bio Austria – wird vom Bundesverband Bio Austria wahrgenommen. Der Vorteil dieser gemeinsamen Weiterbildung und des Erfahrungsaustausches ist der Einbezug von Marktwissen, da
Vermarktungsunterstützung ein wichtiger Arbeitsbereich des Bundesverbands
Bio Austria ist.
128
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Entwicklung der Biobetriebe und Bioflächen nach Bundesländern
3.642
3.611
3.368
3.500
3.659
3.593
3.515
4.020
Geförderte Biobetriebe im INVEKOS
3.702
4.000
Entwicklung der Biobetriebe nach Bundesländern
3.864
4.500
4.430
4.231
5.000
4.683
Geförderte Betriebe im INVEKOS
Jahr 2008
Jahr 2009
2.793
2.580
2.652
Jahr 2010
3.000
2.500
1.441
28
22
507
21
500
472
435
955
838
1.000
764
1.500
1.388
1.332
2.000
0
Bgld.
Ktn.
NÖ
OÖ
Sbg.
Stmk.
Tirol
Vbg.
Wien
lebensministerium.at
Quelle: Grüner Bericht
Abb. 39
Beratungsangebot Stallbaubroschüren
für Biobetriebe
Bauberater/innen, Bioberater/innen und Mitarbeiter/innen von LFZ Raumberg-Gumpenstein, Bio Austria, veterinärmedizinischer Universität und von
der Universität für Bodenkultur erstellten sehr praxisorientierte Broschüren
für die Bereiche Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, damit Umstellungsinteressierte Grundlagen für ihre Umstellung in der jeweiligen Tierart zur Verfügung haben.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Betriebsleiter/innenqualifizierungen sind
die Basis für Effizienz- und Rentabilitätsverbesserung
in der biologischen
Produktion.
129
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DI Albert Bernsteiner
Beratung zu Boden- und Wasserschutz
Der Boden ist einer der wichtigsten Produktionsfaktoren in der Landwirtschaft.
Für die Ertragssituation auf den seichten, sandigen bis sandig-lehmigen Böden
ist die verfügbare Wassermenge in der Vegetationszeit von besonderer Bedeutung. Bleiben die erforderlichen Niederschläge aus, wird das Pflanzenwachstum
und somit die Nährstoffaufnahme stark eingeschränkt. Mindererträge bedeuten
in diesem Fall geringere Stickstoffentzüge über das Erntegut und N-Bilanzüberschüsse im Boden.
In wasserwirtschaftlichen Belangen orientiert man sich am Grundsatz der Nachhaltigkeit. Vor allem die Bewirtschaftung der Gewässer unter Berücksichtigung
der sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedürfnisse der heutigen und
zukünftigen Generationen wird hierbei explizit angesprochen und soll Nutzungskonflikten gegenübertreten.
Beratungsangebot Bodenschutzberatung
Oberösterreich
Die oö. Bodenschutzberatung
unterstützt die Eigentümer/innen und
Nutzungsberechtigten in Bodenschutzangelegenheiten.
Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hat mit der Bodenschutzberatung ein
Instrument geschaffen, welches entsprechend dem oö. Bodenschutzgesetz 1991
die Eigentümer/innen oder Nutzungsberechtigten von Böden in Angelegenheiten
des Bodenschutzes sowie bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln unterstützt.
Die Umsetzung des Beratungsauftrags erfolgt gemäß § 34 oö. Bodenschutzgesetz 1991 vor allem durch Projekt- und Versuchstätigkeiten. Verschiedenste
Fragestellungen zu den Themen Erosionsschutz, Grundwasserschutz, Optimierung des Düngemitteleinsatzes, Wirtschaftsdüngerbewertung bzw. optimaler,
möglichst verlustfreier Einsatz der Wirtschaftsdünger werden behandelt und den
Eigentümer/innen und Nutzungsberechtigten von Böden in Informationsveranstaltungen, bei Demonstrationsversuchen in Projektgruppen etc. nähergebracht.
Im Jahr 2011 sind neben der laufenden Beratungstätigkeit vor allem das HumusKlima-Projekt bzw. das InterReg-IV-A-Projekt zu erwähnen, die in Kooperation
mit zahlreichen Partner/innen umgesetzt werden. An Letzterem ist auch die oö.
Wasserschutzabteilung als Projektpartner beteiligt.
Beratungsangebot Wasserschutzberatung
Oberösterreich
Die oö. Wasserschutzberatung wurde zur Sicherung einer flächendeckenden
Grundwasserversorgung als Verein gegründet. Dieses Ziel soll vor allem durch
130
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
freiwillige Weiterbildung und Beratung von Landwirt/innen im Hinblick auf eine
gewässerschonende Bewirtschaftung erreicht werden. Die Beratung stützt sich
dabei auf einen dreistufigen Aufbau mit Wasserschutzberater/innen, Wasserbäuerinnen und -bauern (Landwirt/innen aus der Region, die die Arbeitskreise „Wasserschutz“ leiten und eine Vorbildfunktion haben) und Arbeitskreismitgliedern.
Die oö. Wasserschutzberatung
dient der Sicherung
einer flächendeckenden Grundwasserversorgung.
Handlungsbedarf im Hinblick auf die Nitratbelastung besteht weiterhin in Grundwassergebieten mit großer Grundwasserüberdeckung, bei Risikokulturen und
in Gebieten mit erhöhtem Viehbestand (Traun-Enns-Platte). Aus diesem Grund
wurden spezielle Schwerpunkte gesetzt (einzelbetriebliche Beratungen für viehstarke Betriebe, Informationsblatt „INFO – Viehstarke“ bzw. Nitratinformationsdienst für eine regionale Düngeempfehlung für Mais für viehintensive Betriebe).
Die vermehrten Funde von Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser führten in
Oberösterreich zur Erarbeitung der oö. Pestizidstrategie. Diese führt in zehn
Punkten an, wie die Belastung der Gewässer mit Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren Metaboliten vermieden werden soll. Die Umsetzung der oö. Pestizidstrategie bildet einen wichtigen Schwerpunkt der oö. Wasserschutzberatung.
Beratungsangebot Landwirtschaftliche
Umweltberatung Steiermark
In der Steiermark wurde die Notwendigkeit für einen nachhaltigen Grundwasserschutz ebenso aufgegriffen. Mit der Gründung des Projekts „Landwirtschaftliche
Umweltberatung Steiermark“ im Jahr 1988 rückten Landwirtschaft und Wasserwirtschaft in der Steiermark näher zusammen, sodass auch die entsprechenden Erfolge erzielt werden konnten. Diese sehr erfreuliche Entwicklung darf aber
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Düngegaben teilweise nach wie vor
überhöht bemessen werden und nur ein dem Standort angepasstes Düngeregime eine gute Wasserqualität garantieren kann.
Die Umweltberatung setzt hierbei auf bildungs- und beratungsrelevante Schwerpunkte. Vor allem die Düngeplanerstellung bzw. Nährstoffbilanzierung unter Berücksichtigung der Standorteigenschaften sowie die Herausgabe des Wasserschutzblatts (siehe www.lub.at) stellen wichtige Beratungsmaßnahmen dar.
Als innovatives Beratungsinstrument wird derzeit am Einsatz von EPIC (Environmental Policy Integrated Climate) in der betrieblichen Düngeberatung gearbeitet
(unterstützt vom BMLFUW, Sektion Wasser, bzw. in Zusammenarbeit mit der
Universität für Bodenkultur Wien). Hierbei werden auf der Grundlage von Bewirtschaftungs-, Wetter- und Düngedaten sowie der Anbauzeitpunkte der jeweiligen
Kulturen die Nitratfrachten – und somit die Belastung für das Grundwasser – direkt mit den jeweiligen Landwirt/innen diskutiert.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
131
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Dr. Horst Jauschnegg, DI Manfred Prosenbauer, Dr. Karl Mayer
Beratung zu nachwachsenden Rohstoffen
und Energie
Bäuerinnen und
Bauern erhalten in
allen Belangen der
Energieproduktion
und Energienutzung
fachliche Beratung
durch die Landwirtschaftskammern.
Die Land- und Forstwirtschaft ist als produzierender Sektor einerseits von der
Verknappung fossiler Energieressourcen betroffen, andererseits kann sie aber als
Produzentin von erneuerbarer Energie in Form von Wärme, Strom und Treibstoffen
aus Biomasse, Photovoltaik etc. einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energieversorgung, zur Verringerung der Energieimportabhängigkeit sowie zur Steigerung
der Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten. Die Landwirtschaftskammern bieten den Bäuerinnen und Bauern fachliche Unterstützung in allen Belangen der
Energieproduktion und Energienutzung auf ihren land- und forstwirtschaftlichen
Betrieben sowie der Bereitstellung von Energieprodukten und Energiedienstleistungen für Dritte an. Der Beratungsbogen spannt sich von der Bewusstseinsbildung und Erstinformation über Grobkonzeptionen und Wirtschaftlichkeitsbeurteilungen bis hin zu Fragen der Förderabwicklung und des Projektmanagements.
Die wichtigsten Beratungsschwerpunkte sind:
Steigerung der Energieeffizienz und Reduktion des Energieverbrauchs am
Betrieb
•Energieeffizienzscheck Landwirtschaft
Rohstoffbereitstellung:
•Produktion und Vermarktung von Biobrennstoffen aus der Forstwirtschaft für
den Wärme- und Strommarkt
•Produktion und Vermarktung von Rohstoffen für den Bioenergiemarkt auf
landwirtschaftlichen Flächen für Strom, Wärme und Biotreibstoffe
Nutzung nachwachsender Rohstoffe und anderer erneuerbarer Energieträger am eigenen Betrieb:
•Errichtung von modernen Holzfeuerungen (z. B. Scheitholz- oder Hackgutfeuerungen) und thermischen Solaranlagen zur Wärme- und Warmwasserversorgung des Wohnhauses und für betriebliche Zwecke
•Produktion von Biotreibstoffen (z. B. Pflanzenöl, Biodiesel, Biogas) und Einsatz
im eigenen Fuhrpark (z. B. Umrüstung von Traktoren auf Pflanzenöl oder Biogas)
•Errichtung von Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung
Produktion von erneuerbarer Energie durch Land- und Forstwirt/innen und
Vermarktung an Dritte
•Errichtung und Betrieb von Biomasseheizwerken, Mikronetzen und Objektwärmeversorgungen zur komfortablen Wärmeversorgung von öffentlichen,
gewerblichen und privaten Objekten
•Errichtung und Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis von
Biogas und fester Biomasse
•Produktion und Vermarktung von Biotreibstoffen wie Biodiesel, Pflanzenöl
oder Biogas
132
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Beratungsangebot Energieeffizienzscheck
Landwirtschaft
Im Fokus der Beratungsaktion „Energieeffizienzscheck Landwirtschaft“ stehen
die Identifikation, Bewertung und Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung
der Energieeffizienz und zur Energiekostensenkung in der Land- und Forstwirtschaft. Von der umfassenden Analyse des Betriebs und des Istzustands der
Produktion über die Identifikation etwaiger Schwachstellen bis hin zu kompetenten Maßnahmenvorschlägen zur Optimierung der Abläufe in puncto Energieverbrauch reicht die Palette der Effizienzberatung. Die Erhöhung der Energieeffizienz trägt wesentlich zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, zur
Steigerung der Eigenversorgung mit Energie und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit jedes einzelnen Betriebs bei. Den Land- und Forstwirt/innen steht ein
eigens geschulter Berater/innenpool – darunter auch Energieexpert/innen der
Landwirtschaftskammern – zur Verfügung.
Der sparsame
Umgang mit Energie
wird immer
wichtiger.
Beratungsangebot Kurzumtrieb und
Energiepflanzen
Der Rohstoff Holz ist der dominierende Bioenergieträger in Österreich. Rund
80 % der gesamten hierzulande eingesetzten Biomasse stammen aus forstlichen Quellen. Nachdem die Ausbaupotenziale aus den heimischen Wäldern
begrenzt sind, rücken Kurzumtriebshölzer und Energiepflanzen von agrarischen
Flächen für die künftige Versorgung des wachsenden Bioenergiemarkts zunehmend ins Blickfeld des Interesses. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, bieten
die Landwirtschaftskammern verstärkt Beratungen zu den folgenden Themen
an:
•Vorträge zu Energiepflanzen wie Mais und Hirse für Biogasanlagen, Energieholz (Kurzumtrieb mit Weide und Pappel) bei verschiedenen Umtriebszeiten,
Miscanthus und Ganzpflanzennutzung bei Getreide (Grünroggen und Triticale)
•Flurbegehungen zu Energieholz zum Zeitpunkt der stärksten Ertragsbildung in
den Monaten Juni und Juli
•Flurbegehungen zu Mais, Getreide und Hirse im Herbst nach dem Anbau, im
Frühjahr zur ersten Düngung, im April zu Pflegemaßnahmen in der Frühschossphase und im Mai zu abschließenden Maßnahmen bei Getreide und zu Mais
(Herbizid, Düngung usw.)
•Erntevorführungen zur Energieholzernte nach Vegetationsschluss von Pappel
und Weide ab Ende November
•Einzelberatungen zu den Themen Anlage von Energieholz, Standort- und Sortenwahl, Dünge- und Kulturführungsberatung und Vermarktung von Energieholz
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
133
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
DI Franz Thoma, DI Dr. Gerhard Pelzmann
Forstliche Beratung
Einleitung
Österreich ist ein Waldland. Vier Millionen Hektar bzw. fast die Hälfte der Bundesfläche sind mit Wald bedeckt. Rund 145.000 Waldeigentümer/innen bewirtschaften diese Flächen nachhaltig.
Dem Wald kommt mit seinen vielfältigen Wirkungen hinsichtlich Nutzen, Schutz,
Wohlfahrt und Erholung, insbesondere aber auch im Hinblick auf den Klimawandel, die Erhaltung der Artenvielfalt bzw. Biodiversität und die nachhaltige
Rohstoffversorgung eine hohe Bedeutung zu.
Organisation der forstlichen Beratung
Die forstliche Beratung erfolgt seitens
der Landwirtschaftskammer in enger
Zusammenarbeit mit
den Waldverbänden.
Die Landwirtschaftskammern bieten ihren Mitgliedern umfangreiche Beratungsleistungen zum Thema Wald und Forstwirtschaft.
Die forstliche Beratung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Waldverbänden
der jeweiligen Bundesländer, die umfangreiche Dienstleistungen zur gemeinschaftlichen Holzvermarktung anbieten. Die Waldverbände sind in der Dachorganisation „Waldverband Österreich“ zusammengeschlossen, die den acht Landesverbänden als Fachorganisation der Landwirtschaftskammer Österreich eine
Plattform für gemeinsame Aktivitäten bietet.
Forstliche Beratungsschwerpunkte
43 % aller österreichischen Waldbesitzer/innen nehmen
die Dienstleistungen
der Waldverbände
an.
134
Die forstwirtschaftlichen Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Waldbau,
Forstschutz, Erschließung, Nutzungsplanung mit Waldwirtschaftsplänen, Förderabwicklung sowie allen Aspekten einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes.
Die nachhaltige Nutzung von Holz als nachwachsendem Rohstoff, Baustoff und
Energieträger bildet dabei eine zentrale Zielsetzung. Die Landwirtschaftskammer Steiermark stellt darüber hinaus in der forstlichen Ausbildungsstätte Pichl
ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot für Waldbesitzer/innen zur
Verfügung. Rund 62.000 (43 %) der 145.000 österreichischen Waldbesitzer/innen nehmen die umfassenden Dienstleistungen der Waldverbände – besonders
zur Holzvermarktung – in Anspruch. Allein 2011 wurden knapp drei Millionen
Festmeter Holz gemeinschaftlich vermarktet.
Österreichweit bietet die gesamte Wertschöpfungskette Holz rund 292.000 Menschen Einkommen, der Produktionswert beträgt jährlich rund zwölf Milliarden
Euro. Zudem findet die Beratung auch im Bereich speziell gesetzter Themenschwerpunkte statt. In den letzten Jahren lagen diese bei forstlichen Erntetechniken (AUSTROFOMA und AUSTROFOMA Bioenergie 2011), forstlichem Wegebau, Forstschutz und Waldbau im Hinblick auf den Klimawandel sowie bei der
Jagd und angepasstem Wildtiermanagement, der Bewältigung von Kalamitäten
und erneuerbaren Energien.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Ausblick
Der Wandel in der Land- und Forstwirtschaft hin zur Professionalisierung und
Spezialisierung wird an die Beratung in Zukunft noch höhere Ansprüche stellen.
Herausforderungen wie die vermehrte Produktion des Rohstoffs Holz und die
weitere Heranführung der Nutzungen an den Zuwachs, die Bewältigung des
Klimawandels, Boden- und Wasserschutz sowie die Erbringung von Ökosystem- und Biodiversitätsleistungen werden in die Beratung zukünftig noch stärker
miteinfließen und ihre Bedeutung hinsichtlich einer entsprechend ökonomischen
Bewirtschaftung unserer Wälder unter dem Grundsatz der Sicherstellung aller
Waldwirkungen weiter erhöhen.
Beratungsangebot Praxisplan Waldwirtschaft 2.0
Ein kostenloses Internetangebot des Lebensministeriums für alle Waldbesitzer/
innen findet sich auf www.agrar-gis.at.
Die Zukunft der
forstlichen Beratung
wird von ökonomischen sowie
vermehrt auch von
ökologischen Fragestellungen geprägt
sein.
Beratungsangebot für den Kleinwald
Ziel des Praxisplans Wald ist es, den Waldbesitzer/innen die Wertschöpfung des
eigenen Waldes, die notwendigen Pflege- und Nutzungsmaßnahmen und das zu
nutzende Holzpotenzial aufzuzeigen – besonders bei Waldflächen, die nicht jährlich genutzt werden können. Der Praxisplan Wald bietet gut aufbereitetes und
rasch verfügbares Wissen und erhöht damit die Waldbehandlungskompetenz
der Eigentümer/innen.
Der Praxisplan Wald ist ein internetbasiertes Planungswerkzeug, welches besonders den rund 165.000 Eigentümer/innen von kleineren bis mittleren Waldflächen in Österreich einfache Bewirtschaftungsplanungen ermöglicht. Er besteht
aus einer selbst erstellbaren geografisch korrekten Landkarte und einem schriftlichen Berichtsteil. Dieser beinhaltet neben Kenngrößen über Waldflächen, Kostendarstellungen sowie Nutzungs- und Pflegekalkulationen auch überschlägige
Gewinnberechnungen.
Der Praxisplan ist Teil der Beratungsinitiative „Mein Betrieb – Meine Zukunft“
und liefert die notwendigen forstlichen Zahlen für das landwirtschaftliche Betriebskonzept.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Das internetbasierte
Planungswerkzeug
„Praxisplan Wald“
ermöglicht auch
kleineren bis mittleren Betrieben einfache Bewirtschaftungsplanungen.
135
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
Dr. Josef Hainfellner, Ing. Daniela Morgenbesser,
Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder
Beratung und Projektbegleitung im
ländlichen Raum durch die lk-projekt GmbH
Die Entwicklung und die Umsetzung neuer Geschäftsideen und von Innovationen stellen land- und forstwirtschaftliche Betriebe sowie ihre Partner/innen
im ländlichen Raum vor besondere Herausforderungen. Eigene Erfahrungen
müssen gesammelt und Kompetenzen und Geschäftsbeziehungen aufgebaut
werden, das Risiko der Unternehmung ist häufig schwer kalkulierbar und von
der Umgebung wird jeder Schritt kritisch beäugt. Die kontinuierliche Begleitung
solcher komplexer und innovativer Vorhaben – von der Planung über die Entwicklung bis zur Umsetzung – durch externe Beratung bietet den Betrieben ein
höheres Maß an Sicherheit sowie Entlastung und Verlässlichkeit.
Die lk-projekt GmbH
hat sich auf prozessorientierte
Unternehmensberatung und Projektbegleitung im ländlichen und urbanen
Raum spezialisiert.
Die lk-projekt GmbH, eine Tochterfirma der Landwirtschaftskammern Niederösterreich und Wien, hat sich auf prozessorientierte Unternehmensberatung und
Projektbegleitung im ländlichen und urbanen Raum spezialisiert. Die Anliegen
und Bedürfnisse der Menschen stehen bei allen Projekten im Mittelpunkt des
unternehmerischen Handelns. Um langfristig ökonomisch erfolgreich und ökologisch nachhaltig tätig zu sein, ist deren Berücksichtigung von entscheidender
Bedeutung.
Die lk-projekt GmbH wurde 2006 gegründet und besteht aus einem Team von
drei Beratungskräften. Im Bedarfsfall werden auch Expert/innen der Mutterorganisationen oder anderer Institutionen hinzugezogen. Als zentraler Faktor für den
Erfolg der lk-projekt GmbH wird die gute Vernetzung im ländlichen und urbanen
Raum angesehen.
In folgenden Bereichen ist die lk-projekt GmbH tätig:
•Betriebs-, Projekt- und Produktstrategie (betriebliche Neuausrichtung, Gemeinschaftsvorhaben usw.)
•Produktion und Produktionsverfahren (v. a. im Bereich Spezialkulturen)
•Innovation und Versuchsarbeit (Versuchsbetreuung und -auswertung, Marktbeobachtung)
•wirtschaftliche Entwicklung (Planung, Produktentwicklung, Qualitätssicherung, Marketing, Finanzierung)
Projektbeispiel „Mit dem NaturMulch
Neuland betreten“
Die Begleitung der Familie Endl aus Krumau am Kamp bei der Realisierung der
Geschäftsidee „NaturMulch“ ist ein Beispiel für die Arbeit der lk-projekt GmbH.
Durch die lk-projekt GmbH wurde der Bedarf an Naturmulch bei möglichen Abnehmer/innen erhoben und die Stärken und Schwächen des Betriebs wurden
analysiert. Darauf aufbauend, wurde gemeinsam mit der Familie das Marketing136
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung
konzept entwickelt. Logo, Folder, Produkt- und Firmenpräsentation sowie der
Internetauftritt wurden geplant und umgesetzt, die lk-projekt GmbH unterstützte
bei der Klärung aller markenschutzrechtlichen Fragen. Mittlerweile wird der Naturmulch während der Saison zweimal pro Woche an die Vertragspartner/innen
– Gärtnereien und Baumärkte – in 80-Liter-Säcken ausgeliefert. Für Großabnehmer/innen werden wiederverwertbare 160-Liter-Säcke gefüllt. Insgesamt werden jährlich acht Hektar Miscanthus geerntet und als Naturmulch vermarktet.
Umsetzung von Projekten mit dem
Förderprogramm LEADER
Das Förderprogramm LEADER (frz. Liaison entre actions de développement de
l’économie rurale, dt. Verbindungen zwischen Maßnahmen zur Entwicklung der
ländlichen Wirtschaft) unterstützt innovative sektoren- und branchenübergreifende Projekte im ländlichen Raum. Zentrales Element von LEADER ist, dass
die Menschen vor Ort ihre Region für die Zukunft weiterentwickeln. Innovative Projekte aus den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus, Umwelt
sowie Dorferneuerung und -entwicklung werden im Rahmen des Programms
finanziell gefördert und damit werden Initiativen zu einer integrierten Regionalentwicklung gesetzt. Dazu ist das Zusammenwirken in regionalen Netzwerken
notwendig – bestehend aus Akteur/innen aus Gemeinden, Verbänden, Vereinen, Institutionen und Betrieben sowie aus engagierten Privatpersonen. Im Programmzeitraum 2007 bis 2013 nehmen 86 LEADER-Regionen teil, denen rund
423 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln für Projektumsetzungen zur Verfügung
stehen (EU, Bund, Land). Etwa die Hälfte davon kommt aus dem Europäischen
Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). 39 der
86 LEADER-Regionen setzen als Lernende Regionen auch Initiativen zur stärkeren Verankerung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum um.
Mit dem Förderprogramm LEADER
werden innovative
und sektorenübergreifende Projekte
im ländlichen Raum
umgesetzt.
Projektbeispiel „Chancengleichheit
im ländlichen Raum“
Das Projekt „Chancengleichheit im ländlichen Raum“ wird in regionenübergreifender Zusammenarbeit von den LEADER-Regionen Pongau und Lungau umgesetzt. Im Mittelpunkt steht die Problematik, dass die Beteiligung von Frauen und
Männern in den Bereichen Bildung, Arbeit und allgemein im gesellschaftlichen
Leben im ländlichen Raum ungleich verteilt ist. Ziel des Projekts ist es, durch
den Austausch und die Vernetzung zwischen Gemeindevertreter/innen eine Wissensplattform zu diesem Themenbereich aufzubauen und Wissen über Strukturen und Prozesse zu dokumentieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der
„Mobilität von Frauen“ im ländlichen Raum.
Weitere bundesweite Projektbeispiele befinden sich in der Projektdatenbank auf
der Website www.leader-austria.at.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
137
Kapitel 4
Kapitel 1: Stellenwert der Bildung
© fotografkm - Fotolia.com
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxx
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung
in der agrarischen Bildung und Beratung
Forschungsstand im Bereich agrarischer Bildung . ...............................................139
Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Erhebung......................................145
Wirkung des agrarischen Bildungs- und Beratungswesens..................................158
138
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Mag. Michael Fischer, Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder,
Mag.a Dr.in Andrea Payrhuber
Forschungsstand im Bereich
agrarischer Bildung
In den Agrarischen Bildungsbericht fließen heuer erstmals die Ergebnisse einer
empirischen Begleitforschung ein. Das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung (oieb) und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) untersuchten dazu in Kooperation die Bildungswege landwirtschaftlicher Betriebsleiter/innen. Ziel war es, Aussagen über deren Bildungs-, Weiterbildungs- und
Beratungsteilnahme treffen zu können und Wirkungen von Bildungsmaßnahmen
im agrarischen Bereich zu untersuchen.
Methodische Schritte innerhalb des Projekts
•Workshop mit den Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche zur Sondierung des Themas und zur Erhebung der jeweiligen Bildungsziele und Kompetenzen
•Telefonische Befragung von Betriebsleiter/innen zur quantitativen Erfassung
der Bildungswege und des Weiterbildungs- und Beratungsverhaltens
•Sekundäranalyse: Erhebung bereits vorhandener empirischer Ergebnisse im
Bereich des agrarischen Bildungswesens (Absolvent/innen- und Teilnehmer/
innenbefragungen etc.)
•Biografische Interviews zur qualitativen Vertiefung der Bildungswege sowie
der Bildungswirkung
Um die Ergebnisse der genannten Primärerhebung (telefonische Befragung,
biografische Interviews) mit weiteren empirischen Daten untermauern zu können, wurden Studien zu verschiedenen agrarischen Bildungs- und Beratungsbereichen recherchiert. Erste Anhaltspunkte hierfür lieferten die Vertreter/innen
der agrarischen Bildungsbereiche, die im Workshop einige Studien aus ihren
eigenen Bereichen nannten. Weiters wurden Direktor/innen Mittlerer und Höherer land- und forstwirtschaftlicher Schulen per E-Mail kontaktiert und – sofern
vorhanden – um die Zusendung von Ergebnissen schulinterner Erhebungen
gebeten. Zudem lieferten Ansprechpersonen im Lebensministerium, in einigen
Landwirtschaftskammern sowie die Landesschulinspektor/innen, die in den
Bundesländern für die agrarische Bildung zuständig sind, Hinweise auf Studien
im agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Das Österreichische
Institut für Erwachsenenbildung und
die Hochschule für
Agrar- und Umweltpädagogik untersuchten erstmals
die Bildungswege
landwirtschaftlicher
Betriebsleiter/innen.
Die Ergebnisse der
Primärerhebung
wurden mit empirischen Daten
aus verschiedenen
agrarischen Studien
untermauert.
139
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Überblick über die recherchierten Studien
Forschungsarbeiten über agrarische Bildung und Beratung
im Allgemeinen
Beispiel: Baumhöfer, Elisabeth u. a. (2003): Für das
Leben lernen wir
Schwerpunkte:
•Erhebung von Bildungsangeboten der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum
•Teilnahme und Bewertung der Angebote durch Bildungsnutzer/innen (Interviews und Workshops)
•Expert/innenmeinungen zu Angeboten, Netzwerken
und Durchführung von Bildungsveranstaltungen
Beispiel: Schneeberger, Arthur & Kastenhuber, Bernd
(1997): Weiterbildung und Beratung in der Land- und
Forstwirtschaft
Schwerpunkte:
•Weiterbildungsverhalten und -bedarf
•Einstellung zu Weiterbildung
•Informations- und Beratungsverhalten
•Bildungsstand und Bildungsziele von Landwirt/innen
freiwillig buchführender Betriebe
Studien im Rahmen wissenschaftlicher Abschlussarbeiten
Befragungen von
Absolvent/innen an
Höheren land- und
forstwirtschaftlichen Schulen
im Rahmen von
Diplomarbeiten an
der Hochschule für
Agrar- und Umweltpädagogik
140
Beispiele:
•Deix, Wolfgang (2009): Berufsfelder der Absolvent/innen der LFZ Wieselburg im Wandel der Zeit – dargestellt am Beispiel der Abteilung Landwirtschaft
•Keplinger, Elisabeth (2004): Die beruflichen Chancen
von Absolventen Höherer agrarischer Schulen; anhand des Beispiels der Schulen HLFS Ursprung und
LFZ Wieselburg
•Racz, Brigitte (2004): Die beruflichen Chancen von
Absolventen Höherer agrarischer Schulen; am Beispiel der Schulen Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck/Mur und Höhere landwirtschaftliche
Bundeslehranstalt St. Florian
•Weissensteiner, Elisabeth (2004): Die beruflichen
Chan­cen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen; am Beispiel der HLFS Elmberg, HLFS Kematen
und HLFS Pitzelstätten
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Schwerpunkte (u. a.):
•Gründe für den Schulbesuch
•Weitere Bildungs- und Berufslaufbahn
•Umsetzbarkeit der Ausbildung im Beruf
•Zusätzlicher Lernbedarf an der Schule
•Einschätzung der Berufschancen mit der Schulausbildung
Diverse Forschungsarbeiten
im Rahmen von
Bachelorarbeiten
an der Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik
zu spezifischen
Fragestellungen
Beispiele:
•Frauenanteil in Bildungsveranstaltungen der Landjugend (Pinter 2011)
•Bildung und Beratung für Frauen in der Landwirtschaft
(Raser 2011)
•Inanspruchnahme des Angebots der Landwirtschaftskammer in bestimmten Bezirken (Strasser 2011, Uitz
2006)
Erhebungen an Schulen (schulintern und landesweit)
Interne Erhebungen Beispiele:
mit Schüler/innen
•HLFS Elmberg (2005): Schulentwicklung an der HLFS
oder Absolvent/
Elmberg; Schaffung der beiden Ausbildungsschwerinnen
punkte Ernährungsmanagement und Unternehmensmanagement (Umfeldanalyse unter Schüler/innen, Eltern und Absolvent/innen)
•BSBZ Vorarlberg (2010): BSBZ – HBLA Marktforschungsbericht
•LFS Drauhofen (2010): Absolvent/innenbefragung
•LFS Gaming (2005): Absolvent/innenbefragung
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
141
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Landesweite
Schulerhebungen
Beispiele:
•Niederösterreich: regelmäßige Schüler/innen- und
Lehrkräftebefragungen im Rahmen der Qualitätsinitiative Berufsbildung (qibb)
•Oberösterreich: Wahlmüller, Johann (2011/12): Befragung von Absolvent/innen der landwirtschaftlichen
Fachschulen OÖ mit Fachrichtung „Ländliche Hauswirtschaft“ und „Landwirtschaft“ (zum Zeitpunkt dieser Studie noch in Umsetzung)
•Salzburg: Faistauer, Christoph (2010/11): Befragung
von Absolvent/innen ländlicher Hauswirtschaftsschulen und landwirtschaftlicher Fachschulen des Bundeslandes Salzburg
•Steiermark: regelmäßige Befragungen der Schüler/
innen der Abschlussjahrgänge über ihre beruflichen
Wege; eine Implementierung der Qualitätsinitiative
Berufsbildung (qibb) ist geplant; zum Zeitpunkt dieser
Studie in Umsetzung: Schüler/innenbefragungen im
Rahmen einer Wertestudie der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz und Eltern- und Absolvent/
innenbefragungen im Rahmen der Pilotstudie „Die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des
landwirtschaftlichen Schulwesens in der Steiermark“
Erhebungen in der agrarischen Erwachsenenbildung
Kund/innenbefragungen zur
Evaluierung von
Bildungsveranstaltungen
Beispiele:
•Kund/innenbefragungen des Ländlichen Fortbildungsinstituts LFI
•Kund/innenbefragungen der Landwirtschaftskammern
•Inanspruchnahme des Angebots der Landwirtschaftskammer in bestimmten Bezirken (Strasser 2011, Uitz
2006)
•Expert/inneninterviews mit Landwirt/innen u. a. zur
agrarischen Weiterbildung und zu Interessenvertretungen (Tscherny 2010)
Beispiel: Diesenreiter, Carina & Sukitsch, Alexandra
(2007/08): Was bringt mir Bildung? Kund/innen allgemeiner Erwachsenenbildung reflektieren ihren persönlichen Bildungsnutzen am Beispiel des LFI
Schwerpunkte:
•Herausforderungen der Bildungsteilnehmer/innen
•Motive für LFI-Kursbesuche
•Persönlicher Nutzen durch den Kursbesuch
•Bewertung der besuchten Kurse
142
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Forschungsberichte des Lebensministeriums
Beispiel: Evaluierungsbericht (2010): Halbzeitbewertung des Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums
Hier insbesondere:
•Maßnahme 111 Berufsbildung und Information
•Maßnahme 331 Ausbildung und Informationen
Schwerpunkte:
•Verteilung der Mittel innerhalb der Maßnahme
•Teilnehmer/innenzahlen (nach Geschlecht, Alter und
Kursinhalt)
•Quantifizierung der Wirkung der Maßnahme
Beispiel: Quendler, Erika (2011): Junge Landwirtschaft mit Zukunft. Zukunftsvorstellungen von
JunglandwirtInnen in einer Zeit des agrarpolitischen
Wandels – Ergebnisse einer Repräsentativbefragung
in Österreich
Schwerpunkte:
•Selbstbild von Junglandwirt/innen:
Interessen, Möglichkeiten, Herausforderungen
•Betriebsübernahme
•Typische Gruppen von Junglandwirt/innen und deren
Charakteristika
Auch außerhalb agrarischer Bildungsbereiche gibt es eine Vielzahl an Erhebungen, die auf die Bildungswege, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme,
Zufriedenheit damit sowie Anwendbarkeit und Nützlichkeit der Bildung fokussieren (vgl. Lassnig u. a. 2006, Schlögl & Schneeberger 2003, Schmid 2008).
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der
recherchierten Studien
Wichtige empirische Ergebnisse zum Themenbereich dieser Erhebung liefert der
Evaluierungsbericht des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung
LE 07–13 (vgl. Evaluierungsbericht 2010). Im Programm für ländliche Entwicklung sind Maßnahmen enthalten, die – neben anderen Bereichen – auch die Bildung und Qualifikation von Menschen, die im ländlichen Raum leben und/oder
arbeiten, fördern. Um die Wirkung der Maßnahmen festzustellen, wurde im Jahr
2010 eine Halbzeitbewertung des gesamten Programms und der Einzelmaßnahmen vorgenommen. Interessant im Hinblick auf das agrarische Bildungswesen
sind die Bewertungen der Maßnahmen 111 Berufsbildung und Information
und 331 Ausbildung und Informationen, in deren Rahmen sowohl Teilnehmer/
innen als auch Veranstalter/innen von Bildungsangeboten gefördert werden.
Zusammenfassend lässt sich als Bewertung aller drei Maßnahmen im Bereich
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
143
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
agrarischer Bildung und Weiterbildung festhalten, dass „Bildung und Qualifika­tion
wichtige Faktoren für die betriebliche Existenzsicherung, aber auch für die regionale Entwicklung und gesamtgesellschaftliche Anliegen“ (Evaluierungsbericht
2010, Teil B, 19) darstellen. Sowohl die Bildungs- und Informationsmaßnahmen
für Menschen, die in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind (Maßnahme 111) als
auch die Maßnahmen für Wirtschaftsakteur/innen im ländlichen Raum, die außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen (Maßnahme 331), sind sehr vielfältig
und stärken der Evaluierung zufolge die fachlichen und persönlichen Kompetenzen und damit im weiteren Sinne auch die Lebensqualität der Teilnehmer/innen.
Die befragten Fachschulabsolvent/
innen äußerten sich
positiv über die
Ausbildung und ihre
Nützlichkeit für den
Beruf.
Während die Evaluierung des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung breiter angelegt ist, haben die o. g. Studien jeweils einen spezifischeren
Fokus: In einigen Erhebungen werden das (weiter)bildungs- und beratungsbezogene Verhalten von Landwirt/innen (z. B. Motive für die Bildungsteilnahme), ihre
Zufriedenheit mit dem vorhandenen Angebot und ihr Bildungs- und Beratungsbedarf in den Blick genommen (vgl. u. a. Schneeberger & Kastenhuber 1997,
Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, Baumhöfer 2003). Erhebungen an Schulen interessieren sich meist für die Zufriedenheit der Absolvent/innen mit dem Unterrichtsangebot und dessen Anwendbarkeit in der beruflichen Tätigkeit, Veränderungswünsche sowie die beruflichen Chancen und Werdegänge ihrer Absolvent/
innen (vgl. u. a. Keplinger 2004, Racz 2004, Weissensteiner 2004).
Zusammenfassend lässt sich aus den Studien für land- und forstwirtschaftliche
Schulen ableiten, dass viele Absolvent/innen eine weiterführende Ausbildung
abgeschlossen haben und in verschiedenen Berufen – sowohl im landwirtschaftlichen und landwirtschaftsnahen als auch im außeragrarischen Bereich – tätig
werden. Ein Großteil der Befragten gab an, dass die Schulbildung teilweise oder
großteils in ihrem derzeitigen Beruf umsetzbar ist. Im Allgemeinen sind die befragten Absolvent/innen aufgrund der fundierten Allgemein- und Fachausbildung, der Praxis in verschiedenen Betrieben und der Nützlichkeit der Ausbildung
im Alltag mit ihren absolvierten Schulen zufrieden. Viele heben die breite Palette
an beruflichen Möglichkeiten sowie die Persönlichkeitsbildung positiv hervor.
Bezogen auf die agrarische Weiterbildung und Beratung lässt sich zusammenfassend hervorheben, dass diese für viele Teilnehmer/innen sowohl Nutzen im
Betrieb als auch im persönlichen Bereich bringt: Umsetzung des Wissens im
Beruf, Weiterentwicklung der Arbeitsstrukturen, Erfahrungsaustausch und Netzwerkbildung sowie persönliche Weiterentwicklung und das Reflektieren eigener
Stärken und Schwächen sind einige Aspekte von Bildungswirkung, die in qualitativen Interviews herausgearbeitet wurden (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, Diesenreiter & Sukitsch 2007/08). Es zeigte sich, dass die Landwirtschaftskammer sowohl bei den Weiterbildungs- als auch bei den Beratungsteilnahmen an erster
Stelle steht. Fachliche und persönlichkeitsbezogene Veranstaltungen werden
am häufigsten in Anspruch genommen (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997).
Als Gründe für das Fernbleiben von Bildungsveranstaltungen werden meist
mangelnde Zeit, Unabkömmlichkeit vom Hof und familiäre Strukturen genannt
(vgl. Baumhöfer u. a. 2003, Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, Schneeberger &
Kastenhuber 1997).
144
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Ergebnisse der qualitativen und
quantitativen Erhebungen
Telefonische Befragungen und Stichprobe
Für die telefonischen Befragungen erfolgte eine Stichprobenziehung (n = 5.000)
mittels einfacher Zufallsauswahl aus der INVEKOS-Datenbank. Es wurde dabei
keine Untergrenze hinsichtlich der bewirtschafteten Fläche vorgenommen. Im
Februar 2012 konnten durch das Marktforschungsinstitut KeyQuest 1011 Befragungen unter Betriebsinhaber/innen realisiert werden. Dabei wurde versucht,
eine Quote nach Haupt- und Nebenerwerb sowie Bundesland einzuhalten. Da
die Stichprobe die Quote nicht gänzlich repräsentierte (50 % Haupterwerb, 50 %
Nebenerwerb in der Stichprobe), wurden die Ergebnisse gewichtet, und zwar
mittels einer kombinierten Quote aus Bundesland und Haupt-/Nebenerwerb
nach Daten aus der Agrarstrukturerhebung 2007 (siehe Tab. 6: 1.010 Betriebsinhaber/innen nach Bundesland und Erwerbsform gewichtet). Die folgenden Ergebnisse beziehen sich daher auf die nachstehende Verteilung nach Erwerbsart
und Bundesland:
Das Durchschnittsalter der befragten Betriebsinhaber/innen beträgt 47,3 Jahre,
35,4 % sind weiblich, 64,6 % sind männlich.
Es wurden 1011
Betriebsinhaber/
innen aus ganz
Österreich befragt.
Stichprobe nach Bundesland und Erwerbsform gewichtet
Bundesland
Haupterwerb
Nebenerwerb
Gesamt
B
1,8 %
4,3 %
6,0 %
K
3,0 %
6,8 %
9,8 %
NÖ
12,4 %
12,8 %
25,1 %
OÖ
9,3 %
10,7 %
20,0 %
S
2,4 %
3,0 %
5,3 %
ST
7,8 %
15,0 %
22,8 %
T
2,5 %
5,9 %
8,4 %
V
0,8 %
1,5 %
2,3 %
W
0,2 %
0,0 %
0,2 %
Gesamt
40 %
60 %
100 %
405
605
1.010
Gesamt absolut
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 6
Biografische Interviews und Stichprobe
Ergänzend zu den telefonischen Befragungen wurden biografische Interviews
mit 21 Betriebsinhaber/innen geführt. Bei diesem Verfahren der Datenerhebung
werden die Interviewten gebeten, einen bestimmten Ausschnitt aus ihrem Leben
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
145
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
aus dem Stegreif zu erzählen. Die Auswirkungen des sozialen Handelns in ihrem
Leben auf das aktuelle Handeln und Verhalten wird so rekonstruierbar.
Die erzählungsgenerierende Eingangsfragestellung umfasste die Ausbildungsschritte mit den dazugehörigen Motiven, Berufs- und Zukunftswünschen, Beruf
und berufliche Entwicklung inkl. Weiterbildung und Beratung sowie alle Faktoren, die dies beeinflusst haben:
Die Fragestellung
der biografischen
Interviews umfasste
Motive, Berufs- und
Zukunftswünsche,
berufliche Entwicklung sowie Weiterbildung und Beratung.
„Ich interessiere mich für Ihre schulische Laufbahn und den anschließenden Bildungsweg. Welche Berufsvorstellungen bzw. welchen Berufswunsch haben Sie
damit verfolgt? Welche Schulen und Fortbildungen haben Sie absolviert? Auf
welchem Weg sind Sie zu Ihrem Beruf gelangt? Haben Sie auch Zusatzausbildungen absolviert? Welche weiteren Faktoren (z. B. Familie, Verwandte, Freunde und Freundinnen, Bekannte) haben Sie dazu bewegt? Wie sind Sie auf die
Landwirtschaft gekommen und inwiefern sind bisherige Ausbildungen hilfreich
für Ihre tägliche Praxis? Hatten Sie früher andere Berufswünsche und sind Sie
nebenbei in einem anderen Beruf tätig? Welche Vorstellungen haben Sie jetzt
noch für Ihre persönliche und betriebliche Weiterbildung? Haben Sie bestimmte
Erwartungen (hinsichtlich Beruf, Person, Politik, Familie, Umwelt)?
Bitte erzählen Sie frei von Ihrem schulischen Werdegang und Ihrer beruflichen
Entwicklung. Lassen Sie sich ruhig Zeit, auch Kleinigkeiten sind für mich interessant, ich werde Sie auch nicht unterbrechen.“
Aus diesem selbstläufigen Teil – ohne Unterbrechungen seitens der Interviewenden – wurde das Relevanzsystem der Interviewten rekonstruiert. Dies entspricht
den Themen und deren Bewertung, die zur vorgegebenen Bildungsbiografie aufgeworfen wurden.
Stichprobe nach Biografischen Interviews (n=2)
Realisierte
Interviews
Futterbaubetriebe
OÖ
x
NÖ
Marktfruchtbetriebe
Dauerkulturbetriebe
x
x
xxx
x
S
xxx
x
x
xx
ST
V
Gemischtlandw.
Betriebe
x
B
K
Veredelungsbetriebe
xx
x
x
W
x
T
x
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 7
Definitionen
Um die Bildungswege von landwirtschaftlichen Betriebsinhaber/innen zu beschreiben, werden drei verschiedene Bildungsbereiche unterschieden. Diese
wurden im Fragebogen mit Fragen nach der absolvierten Erstausbildung (for-
146
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
male Bildung), nach Weiterbildung und Beratung (nonformale Bildung) sowie mit
Fragen nach dem Lernen außerhalb organisierter Bildung (informelle Bildung)
erhoben. Sie werden folgendermaßen definiert:
•Unter formaler Bildung ist jegliche Art des Lernens zu verstehen, die „in einem
institutionellen Rahmen … statt[findet], in dem das Lernen durch professionelles Personal organisiert, gesteuert, bewertet und zertifiziert wird“ (Gnahs
2007, 35), wobei die Zertifizierungen auch gesetzlich geregelt sind: z. B. landwirtschaftliche Lehre, Facharbeiter/innenprüfung, (Höhere) landwirtschaftliche
Fachschule, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik oder Universität für
Bodenkultur.
Drei Bildungsbereiche beschreiben die
Bildungswege der
Betriebsinhaber/innen: formale, nonformale und informelle Bildung.
•Unter nonformaler Bildung ist jene Form des Lernens zu verstehen, die
außerhalb des formalen Bildungsbereichs stattfindet, strukturiert ist, aber
meist kürzer dauert als formale Bildungswege. Auch hier gibt es Zertifizierungen, diese sind aber gesetzlich nicht geregelt: z. B. der gesamte agrarische
Weiterbildungs- und Beratungsbereich (LFI, Landwirtschaftskammer, Verbände usw.) sowie Bildungs- und Beratungsangebote der Landjugend.
•Da man nicht nur in institutionell organisierten, sondern auch in selbstorganisierten Bildungsprozessen lernen kann, unterscheidet man weiters die informelle Bildung: Diese erfolgt meist „eingebettet in Alltagsvollzüge am Arbeitsplatz, in der Familie oder im sozialen Umfeld“ (a. a. O., 38), z. B. im Rahmen
eines sozialen Engagements in einer Freiwilligenorganisation, in einem Verein
oder einem politischen Tätigkeitsfeld sowie in der Landjugend.
Viele (Bildungs-)Wege führen
in die Landwirtschaft
Über die formale Ausbildung erhalten Personen wesentliche Bausteine ihrer
Kompetenzen – und dies nicht nur in berufs-, sondern auch in persönlichkeitsbezogenen Belangen. Neben dem Ziel einer unmittelbaren Anwendung der erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten wird durch eine umfassende
Ausbildung vordefiniert, wie effektiv Weiterbildung wirkt, da diese an bestehendes Wissen anknüpft.
Bisher war relativ wenig darüber bekannt, über welche Bildungswege Personen zur Landwirtschaft gelangen. So wurde im Rahmen dieser Studie versucht,
Bildungsbiografien der Betriebsinhaber/innen nachzuzeichnen und die häufigsten Typen darzustellen. Dazu wurden die Landwirt/innen in der telefonischen
Befragung gebeten, ihre Bildungsstationen ab der Volksschule zu beschreiben.
Bei bestimmten Ausbildungstypen (z. B. Lehre, Fachschule, berufsbildende mittlere Schule) wurde nachgefragt, ob es sich dabei um eine land- und forstwirtschaftliche Ausbildung gehandelt habe. So war es möglich, je Person einen Bil-
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
In der Studie wurde
versucht, Bildungsbiografien von Betriebsinhaber/innen
nachzuzeichnen und
die häufigsten Typen
darzustellen.
147
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
dungsweg zu skizzieren und die einzelnen Stationen dem agrarischen oder dem
allgemeinen Bildungssystem zuzuordnen.
Beim Versuch, diese „Bildungsbiografien“ in Gruppen zusammenzufassen,
wurde bald klar, dass fast alle denkbaren Kombinationsmöglichkeiten aus Bildungstyp und agrarisch/nichtagrarisch vorkommen und daher sehr viele Gruppen entstehen würden, die eine weiterführende Betrachtung erschwert hätten.
Beispiele aus den offenen biografischen Interviews zeigen diese individuelle
Vielfalt an Bildungswegen:
Typen von Bildungsbiografie und Hofübernahme
In den biografischen
Interviews wurden vier Typen von
Bildungsbiografien
herausgearbeitet.
1. Der/die Quereinsteiger/in, der/die nie in die Landwirtschaft wollte, eine
berufliche Ausbildung in eine ganz andere Richtung gemacht hat und aus
diversen Gründen (z. B. Krankheit der Eltern) doch beginnt, teilweise oder
ganz in den landwirtschaftlichen Betrieb einzusteigen. Der/die typische
Quereinsteiger/in macht gezielt Kurse, nimmt Beratung in Anspruch und
macht sich mit viel Enthusiasmus und reflektierten Überlegungen ans Werk.
2. Der/die Macher/in wollte den Betrieb immer übernehmen, hat konkrete
Vorstellungen davon, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb erfolgreich zu
führen sei, und bleibt immer am Puls der Zeit. Auffällig ist, dass Personen
dieses Typs meist eine eigene innovative Idee im Hinterkopf haben, die sie
verwirklichen möchten und die anscheinend eine große intrinsische Motivation für engagiertes Handeln ist.
3. Der/die Erhalter/in ist in den landwirtschaftlichen Betrieb hineingewachsen, hat nie über Alternativen nachgedacht und ist mit seiner/ihrer Situation
zufrieden. Er bzw. sie hat die klassische landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und nutzt Weiterbildung und Beratung pragmatisch nach allfälligem
Bedarf.
4. Der/die Resignierte befindet sich in einer Lage, in der er/sie gerade so über
die Runden kommt. Er bzw. sie hat keine Hoffnung, dass bei unveränderter Wirtschafts- bzw. Förderungslage eine Verbesserung der betrieblichen
Situation möglich ist. Der/die Resignierte sieht nur noch dem Augenblick
entgegen, an dem er/sie in Pension gehen kann.
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 8
Aufgrund der Vielfalt an Bildungswegen in der quantitativen Erhebung erfolgte
der Weg einer Gruppenbildung über die höchsten abgeschlossenen Ausbildungen, die mit den unterschiedlichen Ausbildungsstationen in Verbindung gesetzt
wurden. Die höchsten Abschlüsse wurden zu sechs Bildungstypen zusammengefasst (vgl. Abb. 40).
Wie aus Abbildung 40 hervorgeht, verfügen die meisten Betriebsinhaber/innen
über mittlere Bildungsabschlüsse (Lehre, Facharbeiter/in, Gesell/innenprüfung,
BMS), wobei 33,6 % diese innerhalb des agrarischen Bildungssystems und
30,9 % außerhalb dessen erworben haben. Weitere 12,6 % haben Höhere landund forstwirtschaftliche Schulen besucht bzw. die Meister/innenprüfung absolviert. Im korrespondierenden nichtagrarischen Bereich sind dies 8,6 %, wobei
148
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
33,6%
Lehre/Berufsschule
Facharbeiterprüfung
Landwirtschaftliche
Fachschulen (LFS)
höhere Abschlüsse
Landwirtschaft
12,6%
Höhere land- und
forstwirtschaftliche
Schulen (HLFS/HBLA)
Aufbaulehrgang
Meisterprüfung
10,4% Pflichtschule
Teritäre Abschlüsse
Volksschule 8-jährig,
AHS/HS Unterstufe,
1-jährige LW Schulen
Polytechnische
Schulen
3,9%
Fachhochschulen,
Universitäten,
Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik, BOKU
Lehre/Berufsschule
Gesellenprüfung
Berufsbildende
mittlere Schulen
(BMS)
30,9%
AHS Oberstufe
Berufsbildende
höhere Schulen (BHS)
Aufbaulehrgang
Meisterprüfung
8,6%
mittlere
Abschlüsse allgemein
außerlandwirtschaftlich
mittlere Abschlüsse
Landwirtschaft
land- und forstwirtschaftlich
Höchste abgeschlossene Ausbildungen zu sechs Bildungstypen zusammengefasst
höhere
Abschlüsse allgemein
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
hier noch AHS-Abschlüsse dazukommen. Universitäre Ausbildung (agrarisch
und nichtagrarisch) weisen 3,9 % der Betriebsinhaber/innen auf.
Nun können, wie bereits erwähnt, Personen desselben Bildungstyps (also derselben Art des höchsten Abschlusses) unterschiedliche Ausbildungsstationen
absolviert haben.
Von Personen des Bildungstyps mittlere Abschlüsse LW haben 10 % eine landund forstwirtschaftliche Lehre und 20 % eine Lehre außerhalb des landwirtschaftlichen Bereichs abgeschlossen. 49 % weisen die landwirtschaftliche Facharbeiter/innenprüfung auf, 13 % Facharbeiter/innen- bzw. Gesell/innenprüfungen in
anderen Bereichen. Die landwirtschaftliche Fachschule wurde von 84 % dieses
Bildungstyps besucht.
Abb. 40
Die Mehrzahl der
befragten Betriebsinhaber/innen verfügen über mittlere
Bildungsabschlüsse.
Vergleicht man den korrespondierenden Bildungstyp mittlere Abschlüsse allgemein, so fällt auf, dass dieser zu einem größeren Teil aus Absolvent/innen einer
Lehre besteht. So haben 73 % dieses Bildungstyps eine außerlandwirtschaftliche Lehre abgeschlossen und nur 30 % eine berufsbildende mittlere Schule
(BMS) außerhalb des agrarischen Bereichs.
Beim Bildungstyp höhere Abschlüsse LW fällt auf, dass 80 % davon die Meister/
innenprüfung absolviert haben. 64 % haben eine landwirtschaftliche Fachschule
und 23 % eine Höhere landwirtschaftliche Schule besucht.
Stellt man den Bildungstypen die bewirtschafteten Flächen gegenüber, so zeigt
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
149
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
sich in der folgenden Tabelle, dass größere Flächen tendenziell von Personen
mit den höchsten Abschlüssen im agrarischen Bereich bewirtschaftet werden.
Bildungstypen nach landwirtschaftlich genutzter Fläche
Bildungstyp
bis 5,4
ha
5,5–10,7
ha
10,8–17,5
ha
17,6– 31,28
ha
31,29 ha und
darüber
Anzahl
Gesamt
Pflichtschule
13,0 %
12,8 %
10,1 %
9,8 %
6,9 %
105
Mittlere LW
14,1 %
25,1 %
39,6 %
45,6 %
40,7 %
340
Mittlere
allg.
54,1 %
43,9 %
28,6 %
18,1 %
14,2 %
312
3,2 %
4,3 %
8,3 %
16,7 %
29,4 %
128
12,4 %
6,4 %
10,1 %
7,4 %
5,9 %
85
Tertiäre
3,2 %
7,5 %
3,2 %
2,3 %
2,9 %
48
Anzahl
Gesamt
185
187
217
215
204
1.008
Gesamt
100,0 %
100,0 %
100,0 %
100,0 %
100,0 %
Höhere LW
Höhere
allg.
Es besteht ein
Zusammenhang
zwischen Betriebsgröße und höchstem
Bildungsabschluss
im agrarischen
Bereich.
Landwirtschaftlich genutzte Fläche
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=1.008
Tab. 9
Bis ca. 10 Hektar landwirtschaftlicher Fläche dominieren eher höchste Bildungsabschlüsse im nichtagrarischen Bereich (Summe der Anteile von den Bildungstypen mittlere und höhere Abschlüsse allgemein). Ab 10 Hektar dreht sich das
Bild aber um und über 31 Hektar weisen bereits über 70 % der Betriebsinhaber/
innen höchste Bildungsabschlüsse im agrarischen Bereich auf (40,7 % mittlere
Abschlüsse LW, 29,4 % höhere Abschlüsse LW).
Ein ähnliches Bild zeigt die Verteilung der Bildungstypen nach Erwerbsform. Personen mit höchsten Ausbildungen im agrarischen Bereich (mittlere und höhere Abschlüsse LW) bewirtschaften überdurchschnittlich häufig im Haupterwerb
(52,9 % mittlere Abschlüsse LW und 70,9 % höhere Abschlüsse LW).
Bildungstypen nach Haupt- und Nebenerwerb
Bildungstyp
Pflichtschule
Mittlere
Abschlüsse
LW
Mittlere
Abschlüsse
allg.
Höhere
Abschlüsse
LW
Höhere
Abschlüsse
allg.
Tertiäre
Abschlüsse
Gesamt
Haupterwerb
33,0 %
52,9 %
21,5 %
70,9 %
25,9 %
28,2 %
40,1 %
Nebenerwerb
67,0 %
47,1 %
78,5 %
29,1 %
74,1 %
71,8 %
59,9 %
Erwerbsform
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=1011
Tab. 10
Gründe für den Einstieg ins agrarische
Bildungs­system
Alle Personen, die in ihrer Bildungsbiografie eine agrarische Ausbildung in irgendeiner Form absolviert haben, wurden danach gefragt, warum sie eine
150
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
agrarische Bildungslaufbahn eingeschlagen haben. Dabei wurden sieben mögliche Gründe vorgelesen, zu denen die Befragten jeweils „Ja“ oder „Nein“ sagen
konnten (Mehrfachnennungen waren möglich). Zusätzlich gab es im Anschluss
die Möglichkeit einer offenen Antwort. Für fast alle Personen (95,2 %) war das
Interesse an der Land- und Forstwirtschaft ein Grund. Über 92 % der Befragten
bekräftigten, dass es der eigene Wunsch war – nur etwas mehr als halb so viele
(57 %) nannten den Wunsch der Eltern als Motiv. Die Vorbereitung auf die Hofübernahme wurde von knapp 80 % genannt, wobei sich hier große Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten (Männer 88,1 %, Frauen 58,6 %). Bei
vielen in den offenen biografischen Interviews befragten Landwirt/innen werden
die Gründe für den landwirtschaftlichen Ausbildungsweg nicht bewusst thematisiert, sondern scheinen in der Generationenabfolge selbstverständlich. Daneben
finden sich durchaus ähnliche Entscheidungsgründe wie in der telefonischen
Befragung (fremdbestimmt durch Eltern oder Partner/in vs. selbstbestimmt).
Auf die offene Frage nach den Gründen wurde von den Befragten der Zugang zu
Förderungen (16 Nennungen) genannt sowie dass die land- und forstwirtschaftliche Ausbildung eine gute Ergänzung bzw. Weiterbildung zur bestehenden Ausbildung biete (16 Nennungen). Betrachtet man die Gründe nach Altersgruppen,
so zeigen sich die Unterschiede dahingehend, dass der „Wunsch der Eltern“ von
den jüngeren Generationen immer weniger genannt wird. Bei den anderen Gründen kann hinsichtlich des Alters keine signifikante Tendenz festgestellt werden.
Weiterbildung und Beratung
Weiterbildung und Beratung sind wichtige Eckpfeiler im agrarischen Bildungssystem, das machen nicht zuletzt die Beiträge dieses Agrarischen Bildungsberichts deutlich. Dennoch ist die Inanspruchnahme beider Bildungsbereiche unter
den Landwirt/innen nicht gleich verteilt. Im folgenden Abschnitt wird die Weiterbildungs- und Beratungspraxis beschrieben und aufgezeigt, welche Personengruppen eher als andere Weiterbildung und Beratung in Anspruch nehmen.
Die Praxis der Inanspruchnahme von
Weiterbildung und Beratung
Um die „Weiterbildungs- und Beratungsaktivität“ unter den Landwirt/innen zu
bestimmen, gab es in der telefonischen Erhebung drei Fragekomplexe: Zunächst wurde gefragt, ob in den letzten zwölf Monaten eine Einzelberatung in
Anspruch genommen worden ist. War dies der Fall, wurde in einer offenen Frage
das Thema, der Anbieter und die Nützlichkeit des individuellen Beratungsangebots erhoben. Diese Abfrage wurde dann noch maximal zweimal wiederholt,
sodass pro Person höchstens drei Beratungen registriert wurden. Im gleichen Modus wurde auch die Weiterbildung erhoben. Personen, die angaben, in den letzten
zwölf Monaten weder Weiterbildung noch Beratung in Anspruch genommen zu
haben, wurden gefragt, ob sie dies jemals getan hatten. Somit entstanden dreimal
zwei Kategorien der Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung:
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Bei nahezu allen Befragten war das Interesse an der Landund Forstwirtschaft
der Hauptgrund für
den Einstieg in das
agrarische Bildungssystem.
Unter Beratung
wird Einzelberatung verstanden,
die spezifisch auf
den eigenen Betrieb
zugeschnitten ist.
Gruppenberatungen, Seminare u. Ä.
werden zum Bereich
der Weiterbildung
gezählt.
151
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung
In den letzten 12 Monaten
Länger her als 1 Jahr
Weiterbildung
„nur Weiterbildung letzte
12 Monate“
„nur Weiterbildung, und dies länger
her als 1 Jahr“
Beratung
„nur Beratung letzte
12 Monate“
„nur Beratung, und dies
länger her als 1 Jahr“
Beides
„Weiterbildung und Beratung letzte
12 Monate“
„Weiterbildung und Beratung länger
her als 1 Jahr“
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
74 % der Betriebsinhaber/innen haben
jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch
genommen.
Tab. 11
Das Tortendiagramm (siehe Abb. 41) zeigt, dass insgesamt 74 % der Betriebsinhaber/innen jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen
haben. Davon können jene Personen als „weiterbildungsaktiv“ bezeichnet werden, die in den letzten zwölf Monaten an einer Weiterbildung teilgenommen oder
Einzelberatung genutzt haben. Ihr Anteil beläuft sich auf 48 % aller Betriebsinhaber/innen. Rund 26 % der Betriebsinhaber/innen haben bisher noch nie Weiterbildungs- und Beratungsangebote genutzt.
Eine Analyse, in die formale und informelle Bildung, Alter, Haupt- und Nebenerwerb integriert wurde, zeigt, dass das Vorhandensein landwirtschaftlicher Ausbildung die größten Effekte auf die Weiterbildungswahrscheinlichkeit hat, wenn
man dabei alle jeweils anderen Variablen konstant hält (d. h., es werden in diesem
Fall Personen mit gleichem Alter, gleichem Ausmaß an informeller Lernaktivität,
gleicher Erwerbsform, gleichem Geschlecht und gleichem Ausbildungslevel verglichen). Personen, die ihren Betrieb im Haupterwerb führen sowie Personen
mit höheren formalen Bildungsabschlüssen, sind auch eher weiterbildungs- und
beratungsaktiv, gleich wie jüngere im Vergleich zu älteren Personen. Das gilt
ebenso für jüngere im Vergleich zu älteren Personen.
In der quantitativen Erhebung wurden auch Fragen zum informellen Lernen
(Lernen mit Computer und Internet, Lernen mit Sachbüchern sowie Lernen von
Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung
Niemals Weiterbildung
und Beratung
26%
Nur Weiterbildung
letzte 12 Monate
25 %
Weiterbildung
und Beratung
länger her als
1 Jahr
11%
Nur Beratung
letzte 12 Monate
12 %
Nur Beratung
und dies länger
her als 1 Jahr
7%
Nur Weiterbildung
und dies länger her
als 1 Jahr
8%
Weiterbildung und
Beratung letzte
12 Monate
11 %
lebensministerium.at
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=977
152
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 41
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Familie und Freunden) in Anlehnung an den Adult Education Survey (Statistik
Austria 2007) gestellt. Auch die informellen Lernaktivitäten zeigen einen Zusammenhang mit der generellen Weiterbildungs- und Beratungsaktivität. Das Geschlecht zeigt in dieser zusammenfassenden Betrachtung keine signifikanten
Zusammenhänge.
Getrennt nach Weiterbildungs- und Beratungsinanspruchnahme (nicht nur in
den letzten zwölf Monaten), lassen sich folgende Zusammenhänge nennen:
•Je jünger die Betriebsinhaber/innen sind, desto eher haben sie jemals Weiterbildung in Anspruch genommen. Für die Beratung zeigt sich eine ähnliche
Tendenz. Sie ist aber deutlich geringer ausgeprägt.
•Die Bildungstypen mittlere und höhere Abschlüsse LW weisen sowohl höhere
Weiterbildungsbeteiligung als auch stärkere Inanspruchnahme von Einzelberatung auf als ihre jeweiligen außeragrarischen Äquivalente (mittlere und höhere
Abschlüsse allgemein).
•Insgesamt kann man sagen, dass Personen, die eine Ausbildung in irgendeinem agrarischen Bildungsbereich absolviert haben, im Vergleich zu solchen,
die dies nicht getan haben, eher Weiterbildung (63 % gegenüber 43 %) und
Beratung (47,8 % gegenüber 31 %) in Anspruch nehmen.
•In Nebenerwerbsbetrieben haben rund 53 % noch keine Weiterbildung (bzw.
66 % keine Beratung) besucht. Bei den Haupterwerbsbetrieben hingegen sind
das nur 36 % (Weiterbildung) bzw. 51 % (Beratung).
•Entgegen den Erfahrungen aus der allgemeinen Bildungsforschung gibt es
zwischen Männern und Frauen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich
ihrer Teilnahme an Weiterbildung. Die Beratung hingegen wird signifikant eher
von männlichen (43,4 %) als von weiblichen (34,6 %) Betriebsinhaber/innen in
Anspruch genommen.
•Hinsichtlich des informellen Lernens zeigen sich hohe Zusammenhänge mit
Weiterbildung und Beratung. Personen, die Bildung und Beratung in Anspruch
nehmen, gaben signifikant häufiger an, im Selbststudium aus Sachbüchern sowie über Computer und Internet zu lernen. Somit kann nicht generell davon ausgegangen werden, dass fehlende Weiterbildung und Beratung durch informelles
Lernen kompensiert wird.
Eher Weiterbildung
und Beratung in
Anspruch nehmen
landwirtschaftlich
Ausgebildete,
Jüngere, höher
Gebildete, Haupterwerbslandwirt/
innen, Personen,
die größere Flächen
bewirtschaften, sowie Landwirt/innen,
die auch informell
lernen.
•Je größer die bewirtschaftete Fläche ist, desto eher werden Weiterbildung und
Beratung in Anspruch genommen.
•In den biografischen Interviews kam ein zielorientiertes Beratungsnutzungsverhalten in wirtschaftlichen Umbruchsituationen zum Ausdruck (Stallumbau,
Veränderung von Umweltschutzbestimmungen, Umstellung auf neue Arbeitsverfahren etc.).
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
153
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Nach den Ergebnissen der Studie von Schneeberger & Kastenhuber (1997) waren
ca. 90 % der Vollerwerbsbauern und -bäuerinnen und immerhin 77 % der Nebenerwerbsbauern und -bäuerinnen „weiterbildungsaktiv“, wobei der angegebene
Zeitraum der Weiterbildungen (oder Beratungen) in dieser Studie auf die letzten
drei Jahre ausgeweitet war und es sich bei der Stichprobe fast ausschließlich um
Landwirt/innen aus freiwillig buchführenden Betrieben handelte. Auch hier zeigte
sich: Sowohl die Nutzungen von Weiterbildungs- als auch von Beratungsangeboten – insbesondere der Landwirtschaftskammern – lag bei den Voll- und Zuerwerbsbauern und -bäuerinnen höher als bei jenen, die ihren Betrieb nur nebenerwerblich bewirtschafteten (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 9ff., 45ff.).
Weiterbildungsaktivität im Vergleich
Seit 2007 führt die EUROSTAT in regelmäßigen Abständen Untersuchungen zum
Erwachsenenbildungsverhalten in europäischen Staaten durch. Der so genannte
„Adult Education Survey“ (AES) bietet für das Weiterbildungsverhalten im landund forstwirtschaftlichen Kontext gute Vergleichsmöglichkeiten. Als Vergleichsgruppen wurden aus dem AES selbstständige Personen mit (n = 208) und ohne
(n = 270) Arbeitnehmer/innen herangezogen und mit den korrespondierenden
Gruppen unter den Betriebsinhaber/innen verglichen (eigene Berechnungen aus
dem AES-Datensatz der Statistik Austria (2007). Dabei liegen die Betriebsinhaber/
innen in der Gruppe der Selbstständigen mit Arbeitnehmer/innen mit durchschnittlich 50 % Weiterbildungsquote (letzte 12 Monate) gleichauf mit der branchenübergreifenden Vergleichsgruppe, wobei die Haupterwerbsbetriebe mit 58,1 % deutlich höhere Weiterbildungsbeteiligung aufweisen als die Nebenerwerbsbetriebe
(39,3 %). In der Gruppe der Selbstständigen ohne Arbeitnehmer/innen liegt die
Landwirtschaft mit 48,1 % zu 39,3 % durchschnittlich über dem branchenübergreifenden Schnitt. Splittet man die Landwirtschaft aber wieder zwischen Haupt- und
Nebenerwerb, so wird deutlich, dass Betriebsinhaber/innen aus ersterer Gruppe
mit knapp 56 % überdurchschnittliche Weiterbildungsbeteiligung aufweisen.
Themen und Anbieter
In den zwölf Monaten vor der Umfrage wurden von 231 Befragten insgesamt
316 Einzelberatungen in Anspruch genommen. Wie bereits erwähnt, wurden
maximal drei Beratungen pro Betriebsinhaber/in erfasst. Wie aus der nachfolgenden Grafik (Abb. 42) hervorgeht, spiegeln die Themen der Beratungen auch
die Förderlandschaft in der Landwirtschaft wider. Daher wurden besonders häufig Beratungen in Anspruch genommen, die bei der Betriebsentwicklung (z. B.
Erstellung von Betriebskonzepten) oder bei der Erfüllung gesetzlicher Auflagen
(z. B. Tierschutzbestimmungen) unterstützen.
Bei den 548 von 365 Personen in Anspruch genommenen Weiterbildungsangeboten liegen die Schwerpunkte verstärkt auf solchen mit Produktionsbezug, wobei
Angebote im Bereich Tierhaltung und -gesundheit mit ca. 40 % am häufigsten
154
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
wahrgenommen wurden. Am zweithäufigsten wurden Angebote im Bereich Stallbau und Pflanzen (jeweils ca. 10 %) in Anspruch genommen. Verarbeitung und
Marketing (4,9 %), EDV (4 %) und persönliche Weiterentwicklung (4 %) wurden –
neben anderen Themen – weniger häufig angegeben. Die geringe Nennungshäufigkeit von nichtfachlichen Weiterbildungsangeboten ist möglicherweise auf den
Kontext der Befragung zurückzuführen, der stark auf landwirtschaftlich-fachliche
Themen fokussierte. Der offene Zugang der biografischen Interviews brachte ein
erweitertes Begriffsverständnis von Weiterbildung hervor: Es hat sich gezeigt,
dass nicht nur das Beruflich-Fachliche als wichtig eingeschätzt wird, sondern
auch verschiedenste Themenbereiche, die das persönliche Interesse betreffen.
Bei den Anbietern der jeweiligen Beratung bzw. Weiterbildung wurde die Landwirtschaftskammer – bzw. das LFI bei Weiterbildungsangeboten – mit erheblichem Abstand zu anderen Einrichtungen genannt (78 % bei den Beratungsangeboten, 72,8 % bei den Weiterbildungsangeboten). An zweiter Stelle befinden
sich jeweils sonstige Einrichtungen wie Tierärzt/innen oder Steuerberater/innen.
An dritter Stelle stehen bei den Beratungen private Unternehmen wie beispielsweise Betriebs- und Futtermittelfirmen (6 %) und bei den Weiterbildungseinrichtungen Verbände wie etwa Zuchtverband oder LKV (Landeskontrollverband).
Beratung wurde
besonders häufig im
Hinblick auf Betriebsentwicklung
oder bei der Erfüllung gesetzlicher
Auflagen in Anspruch genommen.
Vergleicht man die in Anspruch genommenen Themen und Anbieter im Bereich
Weiterbildung und Beratung mit anderen quantitativen und qualitativen empirischen Studien, zeigen sich ähnliche Ergebnisse: Produktionsbezogene Angebote (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 11: Pflanzenbau inkl. Garten-, Obstund Weinbau ca. 44 %; Tierhaltung ca. 38 %; vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 70ff.)
stehen ebenfalls an der Spitze der Teilnahmen. Angebote, die die unternehmerische Kompetenz stärken (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 70ff.: z. B. bfu-Seminar
– bäuerliches Familienunternehmen) sowie Angebote für die Persönlichkeitsentwicklung (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 11: PersönlichkeitsentwickThemen der Beratungen (letzte 12 Monate)
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
Betriebsentwicklung und Unternehmensführung
Förderungen, Ausgleichszahlungen
Stallbau, Stallumbau, Umbau
Tierhaltung und Tiergesundheit
Recht, Steuer, Sozialversicherung
Pflanzenbau und Pflanzenschutz
Forstwirtschaft und erneuerbare Energie
Hofübernahme, Hofübergabe
Obst, Gemüse, Weinbau
Verarbeitung und Marketing
EDV und Landtechnik
Urlaub am Bauernhof
Bio-Landwirtschaft
Persönliche Weiterentwicklung
Sonstiges
lebensministerium.at
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=316 Beratungen von 231 Personen
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 42
155
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Bei den Anbietern von Beratung
und Weiterbildung
stehen Landwirtschaftskammer und
LFI an der Spitze.
lung ca. 25 %), werden ebenfalls häufig in Anspruch genommen. Im Bereich der
Beratung werden – wie auch aus den Ergebnissen der vorliegenden Erhebungen
hervorgeht – besonders Angebote nachgefragt, die die Betriebsführung sowie
administrativ-rechtliche, steuerliche und finanzielle Belange (vgl. Schneeberger
& Kastenhuber 1997, 53) oder den Bereich Hofübernahme (insbesondere bei
Junglandwirt/innen, vgl. Quendler 2011, 34f.) betreffen.
Was die Inanspruchnahme von Angeboten nach Anbietern betrifft, bestätigt
sich die Bedeutung der Landwirtschaftskammer – sowohl bei der Weiterbildung
als auch bei der Beratung (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 10, 45). Bei
Junglandwirt/innen haben die Landwirtschaftskammern (insbesondere die Bezirksbauernkammern) ebenfalls eine große Bedeutung, wenn es um Beratung bei
der Hofübernahme geht. Die Fachschulen und HBLA, das LFI und die Landjugend
werden ebenfalls als unterstützend wahrgenommen (vgl. Quendler 2011, 47).
Bildungshindernisse
Bildungshindernisse beschreiben ungünstige Rahmenbedingungen, die es erschweren, Weiterbildung und in diesem Fall auch Beratung in Anspruch zu nehmen. Peter Faulstich unterscheidet dabei zwischen Schranken auf (bildungs)institutioneller Ebene (z. B. Erreichbarkeit, Zeit, Angebot), Gründen, die sich aus
der jeweiligen Biografie oder Situiertheit ergeben (z. B. Erfahrungen, Interessen)
und Hemmnissen, die durch soziale Strukturen erzeugt werden (z. B. Herkunft,
Alter, Region) (vgl. Faulstich 2006, 20). In der vorliegenden Studie werden diese
drei Kategorien allgemein unter dem Begriff Bildungshindernisse zusammengefasst. In der quantitativen Erhebung wurden zwei Gruppen von Personen abgefragt und Fragen zu den Bildungshindernissen in Anlehnung an den Adult Education Survey (Statistik Austria 2007) gestellt. Die erste umfasst alle Personen,
die in den zwölf Monaten vor der Befragung Weiterbildung und/oder Beratung in
Anspruch genommen haben und angaben, dass sie gerne weitere Angebote genutzt hätten. Die zweite Gruppe sind all jene, die in diesen zwölf Monaten nicht
weiterbildungs- und beratungsaktiv waren.
Das selbstständige
Aneignen von Wissen ist der wesentliche Grund, keine
Weiterbildung und
Beratung zu nutzen.
156
Insgesamt haben 487 Personen in den zwölf Monaten vor der Befragung (i. w. S.
im Laufe des Jahres 2011) Einzelberatung und/oder Weiterbildungsangebote
in Anspruch genommen. Rund 30 % (135 Personen) davon gaben an, dass sie
gerne noch weitere Angebote genutzt hätten. Als Hinderungsgrund nannten sie
am häufigsten das selbstständige Aneignen von Wissen. Nun ist dies natürlich
keine „klassische“ Barriere, denn man eignet sich das Wissen ja an, wenngleich
nicht auf dem Weg über nonformale Angebote, sondern über jenen des informellen Lernens. Dennoch ist es ein wichtiger Grund, der Menschen davon abhalten kann, (weitere) Weiterbildungs- und Beratungsangebote wahrzunehmen.
An zweiter und dritter Stelle der Hinderungsgründe stehen die Unvereinbarkeit
mit den Arbeitszeiten und mangelnde Zeit aufgrund familiärer Verpflichtungen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Andere empirische
Studien aus dem
agrarischen Bereich
belegen ebenfalls
zeitliche Gründe als
Bildungshindernis.
Bei jener Gruppe, die weder Weiterbildung noch Beratung in Anspruch genommen hat, rangiert ebenfalls das selbstständige Aneignen von Wissen an der Spitze (vgl. Abb. 43). Ein möglicher Grund für die Bevorzugung des selbstständigen
Lernens zeigte sich an einer Gruppe von „Innovator/innen“ (aus der Gruppe der
„Macher/innen“) im Rahmen der biografischen Interviews. Bestehende Standardangebote erwiesen sich für diese Gruppe als nicht geeignet. Deswegen generierten sie aus verschiedenen Quellen (etwa von Gleichgesinnten und Interessengemeinschaften, aus Fachliteratur und -veranstaltungen sowie durch eigene
Recherche) ihre Basisinformationen, die sie durch ein hohes Maß an eigenen
Überlegungen und Experimentierfreudigkeit verknüpften und transformierten.
Die Aussage, bereits über ausreichend Wissen und Fertigkeiten zur Erledigung
der täglichen Arbeit zu verfügen, wurde bei den Nichtteilnehmer/innen am zweithäufigsten genannt.
Diesen beiden Gründen, der nonformalen Weiterbildung fernzubleiben, folgen
dann – ähnlich wie bei der ersten Gruppe – die teilweise Unvereinbarkeit mit den
eigenen Arbeitszeiten sowie die fehlende Zeit aufgrund familiärer Verpflichtungen. In anderen qualitativen und quantitativen empirischen Studien rangieren
zeitliche Gründe ebenfalls weit vorne. Die Angaben bezogen sich hier aber meist
nur auf Weiterbildungsangebote; zwischen Weiterbildung und Beratung wurde
nicht differenziert (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 32;). Die Angabe,
keine Zeit für Weiterbildungen zu haben, geht meist Hand in Hand mit Verpflichtungen am Hof, die bei Voll- und Zuerwerbsbauern und -bäuerinnen, aber auch
bei älteren gegenüber jüngeren Betriebsinhaber/innen in stärkerem Ausmaß zum
Tragen kommen (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 33f.).
Bildungshindernisse können höchst unterschiedlich sein. Daher kann man vermuten, dass nicht alle aus den gleichen Gründen an der Weiterbildungsteil­nahme
Bildungshindernisse
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90% 100%
Ich habe mir das Wissen selbst angeeignet
Ich verfüge über das Wissen und die Fertigkeiten, die ich für…
Die Ausbildung war nicht mit den Arbeitszeiten vereinbar
Es hätte mir persönlich (außerhalb des Berufs) nichts gebracht
Ich hatte aufgrund familiärer Verpflichtungen keine Zeit
Es hätte mir nichts für meine landwirtschaftliche Tätigkeit…
Es gab kein passendes Angebot in der Nähe
Mein Alter
Die Vorstellung, sozusagen wieder zur Schule zu gehen, war…
Ich hatte dafür nicht die Voraussetzungen
Meine Gesundheit
Die Ausbildung war zu teuer, ich konnte sie mir nicht leisten
Ich hatte keine Zeit
Betrieb ist zu klein
Der Betrieb ist im Auslaufen
lebensministerium.at
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung.
n=528 (Hinderungsgründe von Personen, die in den letzten 12 Monaten keine Weiterbildungs- und Beratungsangebote in Anspruch genommen haben)
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 43
157
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
bzw. der Inanspruchnahme von Beratung gehindert werden. Ein Vergleich mit
verschiedenen Personenmerkmalen zeigte folgendes Ergebnis:
•Für Betriebsinhaber/innen von Haupterwerbsbetrieben war im Vergleich zu
Nebenerwerbsbetrieben vor allem die Vereinbarkeit mit den Arbeitszeiten ein
Problem.
•Bei älteren Personen war es eher als bei jüngeren die Feststellung, es hätte
ihnen persönlich (außerhalb des Berufs) nichts gebracht. Sie gaben neben ihrem Alter als Grund häufiger als die Jugend an, sich fehlendes Wissen selbst
anzueignen. Auch die Vorstellung, „sozusagen wieder in die Schule zu gehen“,
war den Älteren eher unangenehm als den Jüngeren. Die Jüngeren wiederum
gaben vermehrt an, aufgrund familiärer Verpflichtungen keine Zeit zu haben.
•Frauen gaben eher als Männer an, nicht über die notwendigen Voraussetzungen zu verfügen und aufgrund familiärer Verpflichtungen keine Zeit zu haben.
Dieses Hindernis wird auch in anderen empirischen Studien häufig von Frauen
angeführt (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 87f.). Auch fehlende Angebote in der
Nähe waren speziell für Frauen ein Bildungshindernis. In qualitativen Interviews
mit Bäuerinnen kamen zudem persönlichkeitsbezogene Gründe zur Sprache:
Manche fühlten sich nicht gebildet genug oder hatten sich zum Thema Weiterbildung generell noch keine Gedanken gemacht, andere nahmen aufgrund
persönlicher Hemmschwellen nicht an Weiterbildungen teil (vgl. Baumhöfer
u. a. 2003, 87f.)
Die Kosten von Weiterbildung (und Beratung) wurden im Zusammenhang mit
Bildungshindernissen eher selten als Grund genannt (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 32). Auch in der vorliegenden Studie ist der Anteil mit ca. 10 %
gering. Grund dafür könnte sein, dass (Berufs-)Bildungs- und Informationsmaßnahmen für Personen in der Land- und Forstwirtschaft – sowohl für Veranstalter/
innen als auch für Teilnehmer/innen – gefördert werden (vgl. Evaluierungsbericht
2010, Teil B, 7ff.) und der Selbstanteil der Kosten in agrarischen Bildungseinrichtungen dadurch gering gehalten werden kann.
Wirkung des agrarischen
Bildungs- und Beratungswesens
Aspekte von Bildungswirkung in Arbeiten
der allgemeinen Bildungsforschung
In empirischen Forschungsarbeiten, die die Wirkung von Bildung untersuchen,
finden sich verschiedene Bezeichnungen wie etwa Bildungsnutzen, Bildungsrendite, Bildungswirkung, Bildungserträge oder Bildungseffekte. Viele Studien
zur Erforschung von Bildungswirkung orientieren sich an ökonomischen Interessen (vgl. Bodenhöfer 2004, Steiner u. a. 2007, Veitlbauer & Schlögl 2001,
158
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Vogtenhuber 2009), bei denen es um Bildungserträge geht, die sich im Zusammenhang von Bildung und höherem Einkommen auf einer individuellen Ebene oder in
Produktivität und Wachstum auf einer unternehmerischen bzw. gesellschaftlichen
Ebene niederschlagen. Einkommens- oder Produktivitätssteigerungseffekte von
Bildung sind aber nur ein Aspekt von Bildungswirkung, wie aus der folgenden
Tabelle hervorgeht (vgl. Bodenhöfer 2004, Vogtenhuber 2009):
Viele Studien der
Bildungsforschung
orientieren sich vorwiegend an ökonomischen Wirkungen
von Bildung.
Interne und externe Erträge von Bildung
Interne Erträge (individuell)
Externe Erträge (gesellschaftlich)
monetär:
nichtmonetär:
monetär:
nichtmonetär:
höheres Einkom-
berufliche Entwick-
Erhöhung der
soziale Teilhabe,
men, Sicherung des
lung, Produktivität,
Produktivität und
gesellschaftlich-kultu-
Arbeitsplatzes
Karriereaussichten,
Wettbewerbsfähigkeit,
relle Nutzenseffekte,
Zufriedenheit und
Wirtschaftswachstum,
Motivation, Team-
Wohlbefinden
Verhinderung von
geist, Entwicklung von
Arbeitslosigkeit
Loyalität
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 12
Kurt Schmid (2008, 9) stellt nach einem umfassenden Literaturreview zum Thema ebenfalls eine breite Vielfalt an Bildungswirkungen fest, die er folgendermaßen clustert: ökonomische Erträge (Wachstum, Produktivität, Arbeitsmarktchancen und -sicherheit), gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration (soziale
Aktivität, politisches Engagement, Sozial- und Kommunikationskompetenz), Lebensqualität und Lebenszufriedenheit (Zufriedenheit im Beruf und in der Familie,
höherer Freizeitwert, Reflexions- und Entscheidungsfähigkeit, mehr Wissen).
In dieser Studie werden ökonomische Erträge von agrarischer Bildung und
Beratung nicht als das entscheidende Kriterium für Bildungswirkung definiert.
Bildungswirkungen sind in der vorliegenden Erhebung ganzheitlicher zu verstehen: Neben berufsbezogenem Nutzen (z. B. in den Bereichen Produktion, Betriebswirtschaft, Computer- und Internetnutzung) bringt Bildung auch Nutzen in
außerberuflichen Bereichen wie etwa Persönlichkeitskompetenzen, Lebensqualität, Familienleben, sozialem Zusammenleben (Vereinstätigkeiten und politischem Engagement) und Freizeit.
In der Literatur findet sich eine Vielfalt
an Bildungswirkungen: ökonomische
Erträge, gesellschaftliche Teilhabe
und soziale Integration, Lebensqualität
und -zufriedenheit.
Was bedeutet Wirkungsmessung im Kontext der
agrarischen Bildung und Beratung?
Ob eine Handlung oder Leistung „Wirkung“ entfaltet, lässt sich sinnvollerweise
an dem Umstand messen, ob ein bestimmtes, zuvor festgelegtes Ziel erreicht
werden konnte bzw. ob ein Beitrag der Leistung zur Zielerreichung feststellbar
ist. Das ist insofern keine triviale Aussage als Handlungen und Leistungen häufig
unbeabsichtigte (Neben-)Effekte produzieren, die entweder mit der Erreichung
eines Ziels nicht in Verbindung stehen oder sogar dessen Erreichung entgegenwirken können.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
159
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Wirkung kann als
letztes von fünf
Elementen einer
„Wirkungskette“
gesehen werden.
Fünf Elemente der Wirkungsmessung
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung.
Abb. 44
Wirkung kann als letztes von fünf Elementen der „Wirkungskette“ (vgl. Baumfeld
& Salzmann 2011) modelliert werden (zur Logik vgl. Hummelbrunner 2005). Siehe dazu Abbildung 44.
Den Ausgangspunkt bildet das genannte Ziel (z. B. gut ausgebildete Land- und
Forstwirt/innen). Um dieses zu erreichen, werden eine oder mehrere Leistungen
definiert (z. B. Angebot unterschiedlicher land- und forstwirtschaftlicher Ausbildungen). Diese müssen nun genutzt werden, d. h., im Sinne des Beispiels müssen Personen diese Ausbildungen absolvieren. Der Grad der Nutzung lässt sich
hier beispielsweise an Teilnehmer/innen- oder Absolvent/innenzahlen ablesen.
Die Nutzung selbst sagt aber noch nichts darüber aus, was die Leistung hinsichtlich der Personen verändert hat. Somit braucht es eine zweite Stufe der
Messung, nämlich die des Ergebnisses. Als Ergebnis soll all das bezeichnet werden, was als direkter Effekt aus der Leistung und deren Nutzung resultiert. So
könnten Ergebnisse beispielsweise als individuell wahrgenommene Kompetenzen, die im Rahmen der spezifischen Ausbildung erlangt worden sind, bei den
Personen abgefragt werden. Wirkung meint dann im Gegensatz zu den Ergebnissen Effekte, die zwar in einem bestimmten Grad von Leistungen und deren
Nutzung beeinflusst werden, aber auch durch andere Faktoren bestimmt sind.
Dies wären die gesamten Kompetenzen eines Landwirts bzw. einer Landwirtin.
Hierzu kann die landwirtschaftliche Ausbildung zwar einen Teil beitragen, aber
Weiterbildung, Beratung und informelles Lernen (durch Freunde/Verwandte, Lesen von Fachbüchern etc.) sowie die bloße wiederkehrende Anwendung von
Wissen können ebenfalls Bestimmungsfaktoren für Kompetenzen sein.
Nach dieser Logik wurde nun versucht, das Spektrum an Leistungen, Nutzungen, Ergebnissen und Wirkungen darzustellen und auch empirisch zu untermauern (vgl. Abb. 45).
Direkte Ergebnisse der agrarischen Ausbildung
Um zu einer Einschätzung zu gelangen, inwieweit der landwirtschaftliche Ausbildungsbereich die gewünschten Ergebnisse (im Sinne der Ziele) erreicht hat, wurden alle Personen, die in ihrer Bildungsbiografie eine formale landwirtschaftliche
Ausbildung absolviert haben, gefragt, inwieweit sie durch diese Ausbildung auf
folgende Bereiche vorbereitet wurden:
•Tätigkeiten in der Produktion
•Tätigkeiten in der Verarbeitung
160
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Wirkungsmessung im Kontext agrarischer Bildung und Beratung
Leistung
Ausbildung an
den Schulen
und BOKU
Landjugend
Weiterbildungsangebote
Beratungsangebote
Nutzung
Ergebnisse direkt
Absolvierung
Mitgliedschaft
und Teilnahme
an den
Angeboten
Kompetenzen,
Titel, Zertifikate
durch
Ausbildung
Kompetenzen
durch
Landjugend
Kompetenzen,
Zertifikate
durch WB
Teilnahme
Inanspruchnahme
Wirkungen indirekt
Kompetenzen
von LW
insgesamt
Weiterbildungsbereitschaft
Zufriedenheit
mit:
• Haushaltseinkommen
• Wohnung, Haus
• Sozialem Leben
• Derzeitiger
Tätigkeit
• Wissen und
Fertigkeiten
Soziales
Engagement
Kompetenzen
durch
Beratung
lebensministerium.at
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung.
Abb. 45
•Vermarktung/Marketing
•Betriebswirtschaft (z. B. Buchhaltung, Kalkulation)
•Planung und Organisation
•Kooperationen (z. B. mit der Gemeinde, anderen Betrieben etc.)
•Umgang mit Computer und Internet
•persönliche Entwicklung
•Familienleben
•Tätigkeiten in Vereinen oder anderen Organisationen
•Freizeitaktivitäten
Über alle land- und forstwirtschaftlichen Ausbildungsstationen hinweg lassen
sich drei Bereiche festmachen, auf die sich die Befragten am besten vorbereitet
fühlen: Produktion, Betriebswirtschaft und persönliche Entwicklung. Der Aufbau
von Kooperationen sowie die Arbeit mit Computer und Internet rangieren hingegen auf den letzten Plätzen.
Diese Werte sind aber nur Durchschnittswerte und repräsentieren somit die Einschätzung einer Bandbreite unterschiedlicher Personen. Um sichtbar zu machen, dass die Bewertung deutlich variiert, wurde ein Vergleich zwischen Altersgruppen hergestellt. Gerade das Alter ist ein guter Indikator für Veränderungen
und Entwicklungen über die Zeit, in der die Personen zumeist im selben Alter
bestimmte Ausbildungen absolvieren. Tendenziell kann für nahezu alle Bereiche
gesagt werden, dass sich jüngere Personen besser vorbereitet fühlen als ältere.
Das kann als Verbesserung (Anpassungen) im land- und forstwirtschaftlichen
Ausbildungssystem interpretiert werden. Betrachtet man die Ausbildungsbereiche im Detail, sind die größten Unterschiede hinsichtlich des Alters bei Vermarktung/Marketing, Betriebswirtschaft, Kooperationen und vor allem dem Umgang
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
161
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Junge Landwirt/innen fühlen sich auf
die Bereiche Vermarktung, Betriebswirtschaft, Kooperationen und vor
allem Computer und
Internet besser vorbereitet als ältere.
In Erhebungen an Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen wurden die
Absolvent/innen gefragt, ob ihre formale Ausbildung in ihrem derzeitigen Beruf
anwendbar ist (allerdings ohne weitere Spezifizierung auf bestimmte Bereiche).
Ein Großteil gab an, dass die Schulausbildung teilweise oder großteils im aktuellen Beruf umsetzbar ist, wobei jene, die besonders gute Bewertungen abgaben,
meist in landwirtschaftlichen bzw. landwirtschaftsnahen Berufen tätig waren. In
den Befragungen wurden die jeweiligen Höheren land- und forstwirtschaftlichen
Schulen von vielen Befragten (sowohl von jenen, die im agrarischen Bereich tätig
waren, als auch von jenen, die dies nicht waren) mit der Begründung weiterempfohlen, dass es sich um eine fundierte und praktische Ausbildung handle,
die Grundlagen in vielen Bereichen vermittle und mit der viele Berufswege offen
stünden (vgl. Keplinger 2004, Racz 2004, Weissensteiner 2004). In einer landesweiten Erhebung unter Absolvent/innen von landwirtschaftlichen Fachschulen
und Hauswirtschaftsschulen im Bundesland Salzburg zeigte sich allgemein eine
hohe Zufriedenheit über die Ausbildung. Dennoch wurde auch der Wunsch nach
einer fundierten Allgemeinbildung und nach mehr Praxis an den Schulen deutlich (vgl. Faistauer 2010/11). An das letzte Argument knüpfen auch Ergebnisse
aus den biografischen Interviews an, die zeigen, dass an den Fachschulen ein
noch intensiverer Praxisbezug wünschenswert wäre.
Einschätzung der Vorbereitung durch agrarische Bildung auf unterschiedliche
Arbeits- und Lebensbereiche nach Alter
5 ... sehr gut vorbereitet
In einer Salzburger
Schulerhebung gab
ein Großteil der Befragten an, dass die
landwirtschaftliche
Ausbildung teilweise oder großteils
im aktuellen Beruf
umsetzbar ist.
mit Computer und Internet zu sehen. Es kann also angenommen werden, dass
hier die größten Entwicklungen im agrarischen Bildungsbereich passiert sind.
Vor allem bei Computer und Internet handelt es sich um einen Bereich, der in der
Schulbildung vor einigen Jahrzehnten noch nicht vorkam. Kaum Unterschiede
hingegen lassen sich für die persönliche Entwicklung sowie für die Vorbereitung
auf Tätigkeiten in Vereinen und anderen Organisationen feststellen (vgl. Abb. 46).
5,00
20-29
30-39
40-49
50-59
60 und älter
Durchschnitt
4,50
4,00
3,50
1 ... sehr schlecht vorbereitet
3,00
2,50
2,00
1,50
1,00
lebensministerium.at
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnung Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, n=520
162
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Abb. 46
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Direkte Ergebnisse von Weiterbildung und Beratung
(nonformale Bildung)
Für die Bewertung der direkten Ergebnisse von Weiterbildung und Beratung wurde in den telefonischen Befragungen eine zweistufige Fragestellung angewandt.
Die erste Stufe umfasst Bewertungen der Nützlichkeit auf Ebenen einzelner Beratungen und Weiterbildungsmaßnahmen. Es erschien aber auch wesentlich, die
Erfahrungen mit Weiterbildung und Beratung auszuloten, die länger als ein Jahr
zurückliegen. So wurde ähnlich dem oben beschriebenen Abschnitt zur formalen Bildung wieder die Frage gestellt, inwieweit die Betriebsinhaber/innen durch
Weiterbildung und Beratung auf bestimmte Arbeits- und Lebensbereiche vorbereitet wurden. Weiterbildung und Beratung wurden dabei gemeinsam abgefragt,
da aufgrund des Detaillierungsgrads der Fragen angenommen wurde, dass eine
Unterscheidung für die Befragten schwierig werden würde. Befragt wurden dabei nicht nur Personen, die in den letzten zwölf Monaten Weiterbildung und/oder
Beratung in Anspruch genommen hatten, sondern auch jene, die angaben, dies
vor dieser Zeit getan zu haben.
In den zwölf Monaten vor der Befragung wurden von den 1.011 Befragten 312
Beratungen und 545 Weiterbildungen in Anspruch genommen (siehe Kapitel „Weiterbildung und Beratung“). Die Bewertung der Nützlichkeit der Beratungen rangieren – wie die nachfolgende Grafik zeigt – allesamt auf einem sehr hohen Level. Es
wurden dabei alle Themen einbezogen, bei denen mindestens zehn Bewertungen
vorliegen. Obwohl die Grafiken hinsichtlich der Bewertungen zwischen den Themenfeldern Abstufungen zeigen, sind diese nur begrenzt auch für die Grundgesamtheit aller Weiterbildungen und Beratungen interpretierbar.
Auch die Bewertung der Nützlichkeit der in Anspruch genommenen Weiterbildungsangebote liegt – wenngleich in einer etwas anderen Themenreihenfolge
– auf einem hohen Level.
Alle Landwirt/innen, die jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch
genommen haben, wurden gefragt, wie gut sie sich dadurch auf unterschiedliche Arbeits- und Lebensbereiche vorbereitet fühlen.
Planung und Organisation liegen ebenfalls weit vorne. Auf folgende Bereiche
fühlen sich Jüngere signifikant besser vorbereitet als Ältere: den Umgang mit
Computer und Internet, das Eingehen von Kooperationen sowie Planung und
Organisation.
Die Befragten fühlen
sich durch Weiterbildung und Beratung
am besten auf die
Bereiche Produk–
tion und persönliche
Entwicklung vorbereitet.
Ein Indikator für Entwicklungen im Bildungs- und Beratungsbereich im Verlauf
der Zeit ist der Vergleich zwischen Personen, die Bildung und Beratung vor mehr
als zwölf Monaten absolviert haben, und jenen, die dies in den letzten zwölf
Monaten getan haben. Tendenziell fühlt sich die letztere Gruppe durch Bildung
und Beratung besser vorbereitet als erstere, signifikant jedoch nur in folgenden
Bereichen: Produktion, Planung und Organisation, Umgang mit Computer und
Internet und persönliche Entwicklung.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
163
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Nützlichkeit der Beratung
1 ... gar nicht nützlich
5 ... sehr nützlich
Hofübernahme, Hofübergabe
Recht, Steuer, Sozialversicherung
Obst, Gemüse, Weinbau
Forstwirtschaft und erneuerbare Energie
Pflanzenbau und Pflanzenschutz
Förderungen, Ausgleichszahlungen
Tierhaltung und Tiergesundheit
Betriebsentwicklung und Unternehmensführung
Stallbau, Stallumbau, Umbau
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
lebensministerium.at
Quelle: KeyQuest-Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung.
n = 312 Beratungen
Eine Studie von Diesenreiter & Sukitsch
bescheinigt den
LFI-Angeboten hohen beruflichen und
privaten Nutzen.
164
Abb. 47
In der qualitativen Studie von Diesenreiter & Sukitsch (2007/08) wurden Teilnehmer/innen von Weiterbildungsangeboten des LFI interviewt und unter anderem nach der Nützlichkeit des Angebots gefragt. Die Befragten schrieben
dem LFI-Angebot sowohl beruflichen als auch privaten Nutzen zu. Wichtig ist
dabei die Umsetzung des Wissens im Beruf, was mehr Zufriedenheit im Berufsalltag und eine Verbesserung der Arbeitsstrukturen mit sich bringt. Auf der
persönlichen Ebene bringt Weiterbildung den Befragten Möglichkeiten des Austausches und der Netzwerkbildung, die Auseinandersetzung mit den eigenen
Stärken und Schwächen, eine persönliche Auszeit vom Alltag und einen Zugang
zu sozialen und politischen Bereichen (vgl. Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, 37).
„Erwachsenenbildung – und so auch das Angebot des LFI – bietet den Rahmen,
sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln“, ist die Schlussfolgerung der
Autorinnen aus den Ergebnissen der qualitativen Studie (vgl. a. a. O., 61). Aus
den Interviews mit Weiterbildungsteilnehmer/innen in der Studie von Baumhöfer u. a. (2003) geht hervor, dass Kurse mit produktionsbezogenen Themen die
unmittelbarste Umsetzung im Betrieb fanden, während andere Kursinhalte (z. B.
bfu – bäuerliches Familienunternehmen) eher längerfristig umgesetzt wurden,
weil sie auf die Entwicklung von Zielen und Visionen für den Betrieb ausgerichtet waren. Auch die Autorinnen dieser Studie kommen zur Schlussfolgerung,
dass sich Weiterbildung nicht nur positiv auf den Betrieb, sondern auch auf die
Persönlichkeit (Selbstwert, Selbstbewusstsein, Lebensqualität) auswirkt (vgl.
Baumhöfer u. a. 2003, 88ff.). Auch bei den bildungsbiografischen Interviews
zeigte sich ein hohes Interesse an bestimmten Themen, die über die unmittelbaren Betriebsnotwendigkeiten hinausgingen. Ist das Interesse vorhanden, werden
auch andere Faktoren (z. B. Zeit) nicht als begrenzend wahrgenommen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Direkte Ergebnisse der Landjugend
Alle Betriebsinhaber/innen, die angaben, Mitglied der Landjugend zu sein bzw.
gewesen zu sein, wurden gebeten, all jenes Wissen und jene Fertigkeiten zu
nennen, die sie dort für die Betriebsführung erworben haben (offene Frage, maximal drei Kompetenzen). Von den 481 Personen nannten 276 erlangte Kompetenzen, die in 17 Themengruppen zusammengefasst wurden.
Aus der folgenden Abbildung (siehe Abb. 48) wird deutlich, dass durch die Landjugend eine Mischung aus produktionsbezogenen, allgemeinbildenden und ganz
besonders sozialen Kompetenzen angeeignet werden können.
Wissen und Fertigkeiten aus der Landjugendzeit
0%
5%
10%
15%
20%
Kameradschaft, Gemeinschaft
20%
Fachwissen
17%
Organisation, Führung
12%
Kommunikation, Rhetorik
11%
Soziale Kompetenzen, Teamfähigkeit
10%
Erfahrungsaustausch, Kontakte
8%
Persönliche Weiterentwicklung
7%
Freizeit, Bewegung
5%
Allgemeinbildung
4%
Teilnahme an Wettbewerben
4%
Brauchtum, Tradition
25%
2%
lebensministerium.at
Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung.
n=450 Nennungen von 276 Personen
Abb. 48
Wirkungen auf die individuellen Kompetenzen
Ziel agrarischer Bildung und Beratung ist es, den Absolvent/innen oder Teilnehmer/
innen bestimmte Kompetenzen für das Berufs- und/oder Alltagsleben zu vermitteln.
Diese lassen sich über fünf Dimensionen genauer definieren: Sie umfassen Wissen
(z. B. kognitives Wissen, fachliches Know-how), Fertigkeiten (z. B. handwerkliches Geschick und Technik), Dispositionen (Persönlichkeitsmerkmale), Werte (Haltungen und
Einstellungen) und Motivationen (z. B. Weiterbildungs- oder Handlungsbereitschaft)
(vgl. Gnahs 2007, 25ff.). Darüber hinaus kann der Kompetenzbegriff weiter ausdifferenziert werden in Fachkompetenz (z. B. Obstbau, Forstwirtschaft), Methodenkompetenz (z. B. analytisches Denken), Sozialkompetenz (z. B. Teamgeist, Kooperationsfähigkeit) und personale Kompetenz (z. B. Organisationstalent, Entscheidungsfähigkeit)
(vgl. a. a. O., 27f.). Betrachtet man die Beschreibungen der agrarischen Bildungsbereiche im vorliegenden Bildungsbericht, und hier insbesondere die Kompetenzen, die
agrarische Bildung und Beratung ihren Zielgruppen vermitteln, findet man diese
Kompetenzbausteine in ähnlicher Weise vor (z. B. produktionsspezifisches Fachwissen, Marketingkenntnisse, unternehmerisches Denken, soziale Kompetenzen).
Auch im Workshop mit Vertreter/innen der Bildungsbereiche wurden ähnliche Kompetenzbausteine gesammelt und systematisiert.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Mitglieder der Landjugend konnten sich
besonders produktionsbezogene,
allgemeinbildende
und soziale Kompetenzen aneignen.
165
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Kompetenzen für
das Berufs- und/
oder Alltagsleben
lassen sich über fünf
Dimensionen näher
definieren: Wissen,
Fertigkeiten, Dispositionen, Werte und
Motivationen.
Im Idealfall decken sich die beabsichtigten Bildungsziele mit den Ergebnissen. Das
würde bedeuten, dass die eingesetzten Leistungen (Bildungs- und Beratungsangebote) in entsprechender Qualität angeboten wurden und deren Nutzung im geplanten Ausmaß und in der beabsichtigten Art und Weise erfolgt ist. Um herauszufinden, ob Aus- und Weiterbildung, Beratung und Landjugend Wirkungsbeiträge
zu den individuellen Kompetenzen leisten, mussten zu Beginn die Kompetenzen
aller Befragten ermittelt werden. Dazu wurden die Betriebsleiter/innen gebeten,
anhand einer fünfstufigen Skala einzuschätzen, inwieweit bestimmte Aussagen
auf sie zutreffen. Jede – im Folgenden gelistete – Aussage steht dabei für einzelne
Kompetenzbausteine, die für die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft wesentlich erscheinen:
•Ich verfüge über das notwendige Wissen und die Fertigkeiten, die ich für meine land- und forstwirtschaftliche Arbeit benötige (Fachkompetenz).
•Ich bin in der Lage, andere zu motivieren (Sozialkompetenz, Dispositionen).
•Ich bin Neuem gegenüber offen und suche gerne nach neuen Möglichkeiten
und Wegen (personale Kompetenz, Methodenkompetenz).
•Ich bin in der Lage, klare Ziele zu setzen und mein Tun danach auszurichten
(personale Kompetenz, Methodenkompetenz).
•Die gute Zusammenarbeit mit anderen Menschen fällt mir leicht (Sozialkompetenz).
Qualifikationen, die Landwirt/innen in ihrem gesamten
Lebensumfeld charakterisieren
Unternehmer/
Unternehmerin
Werteträger/
Dienstleister/
Werteträgerin
Dienstleisterin
Landschaftserhalter &
Naturschützer/
Produzent/
LandschaftsProduzentin
erhalterin &
Naturschützerin
Der Landwirt/
die Landwirtin
als ...
Familienmitglied
Verantwortungsträger/
Verantwortungsträgerin
• Ich nutze meine Arbeit oder mein privates Umfeld, um mir fehlendes Wissen
anzueignen (Weiterbildungsbereitschaft –
informell).
Konsument/
Konsumentin
Handwerker/
Handwerkerin
Manager &
Organisator/
Managerin &
Innovator & Organisatorin
Kommunikator/ Entwickler/
Kommunikatorin Innovatorin &
Entwicklerin/
Funktionär/
Funktionärin
lebensministerium.at
Quelle: Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
herausgearbeitet im Workshop mit Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche.
Abb. 49
166
• Fehlendes Wissen eigne ich mir über
Weiterbildungsmaßnahmen oder Beratung an (Weiterbildungsbereitschaft –
nonformal).
• In meiner täglichen Arbeit ist mir ein
verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und mit der Umwelt wichtig (Werte).
Die Selbsteinschätzung ergab sehr hohe
Werte in allen Bereichen, die nur sehr wenig schwankten. D. h., die Einschätzungen
der Personen je Kompetenzdimension liegen alle relativ nahe beieinander.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Da das Workshop mit den Vertreter/innen der Bildungs- und Beratungsbereiche
ergab, dass jede dieser Kompetenzen als relevant einzustufen ist, wurden sie für
die Wirkungsberechnung zu einem einzigen Index zusammengefasst. Er repräsentiert als Mittelwert aller acht Kompetenzen das gesamte Kompetenzportfolio.
Kompetenzbausteine für die land- und
forstwirtschaftliche
Arbeit.
In einem nächsten Schritt wurde geprüft, ob sich dieser Kompetenzindex zwischen Personen unterscheidet, die Leistungen aus einem der Bildungs- und Beratungsbereiche konsumiert haben:
•Betriebsinhaber/innen, die eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert
haben, zeigten höhere Werte im Kompetenzportfolio als jene, die nur Ausbildungsabschlüsse außerhalb des agrarischen Bereichs aufweisen.
•Betriebsinhaber/innen, die jemals Weiterbildung oder Beratung in Anspruch
genommen haben, weisen ebenfalls signifikant höhere Werte auf als jene, die
dies nicht getan haben.
•Auch Mitglieder bzw. ehemalige Mitglieder der Landjugend weisen signifikant
höhere Kompetenzindexwerte auf als Personen, die niemals bei der Landjugend gewesen sind.
Wirkungen auf das soziale Engagement
Die Wirkung von Bildung beschränkt sich aber nicht nur auf Veränderungen bei
Einzelpersonen. Auch gesellschaftliche Wirkungen können dadurch entstehen.
Im Workshop mit den Vertreter/innen der Bildungs- und Beratungsbereiche wurde die Hypothese formuliert, dass sich Absolvent/innen landwirtschaftlicher Ausbildungseinrichtungen stärker als andere in ihren Regionen sozial engagieren.
Vor allem das resultierende politische Engagement wurde durch die landläufige
Bezeichnung der „Bürgermeister/innenschulen“ unterstrichen. In Anlehnung an
den Adult Education Survey (Statistik Austria 2007) wurden die Landwirt/innen
gefragt, ob sie an Aktivitäten folgender Gruppen, Vereine oder Organisationen
teilgenommen haben:
•agrarische Organisationen (z. B. Landwirtschaftskammer, Maschinenring,
Zuchtverband ...)
•politische Parteien oder Organisationen, Gewerkschaft (pro-ge) etc.
•Kirche, Religionsgemeinschaft
•Freizeit-, Hobby- oder kulturelle Gruppe
•soziale, karitative oder Hilfsorganisationen (z. B. Feuerwehr, Rotes Kreuz ...)
•sonstige Gruppe (Umweltschutz-, Menschenrechtsgruppe, Bürgerinitiative etc.)
Bis auf die Kategorien „Freizeit-, Hobby- oder kulturelle Gruppe“ und „sonstige
Gruppe“ zeigt sich, dass Betriebsinhaber/innen mit abgeschlossener agrarischer
Ausbildung signifikant häufiger sozial engagiert sind als jene ohne formalen
agrarischen Abschluss. Als Erklärung dafür könnten die direkten Ergebnisse
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
167
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
der agrarischen Ausbildung herangezogen werden, die deutlich machen, dass
die Ausbildung auch auf die Tätigkeit in Vereinen und anderen Organisationen
vorbereitet. Aber auch die (ehemalige) Mitgliedschaft bei der Landjugend zeigt
signifikante Zusammenhänge, und zwar in allen oben genannten Bereichen des
sozialen Engagements.
Eine hohe Bereitschaft zu politischem Engagement geht auch aus Befragungsergebnissen unter Junglandwirt/innen hervor: 79 % setzen sich mit agrarpolitischen Themen auseinander und etwa 52 % möchten gerne gestalterisch an der
Agrarpolitik mitwirken (vgl. Quendler 2011, 18).
Landwirtschaftliche Ausbildung und
Weiterbildungsbereitschaft
Betriebsinhaber/innen mit abgeschlossener agrarischer
Ausbildung sind
signifikant häufiger
sozial engagiert als
jene ohne agrarische Bildung.
Absolvent/innen
einer landwirtschaftlichen Ausbildung
zeigen eine höhere
Weiterbildungsbereitschaft als jene,
die keine landwirtschaftliche Bildung
aufweisen.
168
Ein Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Ausbildung liegt in der Motivierung
der Schüler/innen und Student/innen, sich nach ihrer Ausbildung selbstgesteuert Wissen anzueignen. Somit kann „Weiterbildungsbereitschaft“ als beabsichtigte Wirkung des agrarischen Bildungsbereichs definiert werden. Sie ist auch
Teil des oben beschriebenen Kompetenzportfolios. Betrachtet man sie losgelöst
von den anderen Kompetenzen und untersucht man die Zusammenhänge mit
der landwirtschaftlichen Ausbildung, so erkennt man, dass Personen, die eine
solche durchlaufen haben, eine signifikant höhere Weiterbildungsbereitschaft
aufweisen als jene, die dies nicht getan haben. Weiterbildungsbereitschaft selbst
mündet wieder in konkrete Handlungen, was durch die Korrelation mit der tatsächlichen Beteiligung an Weiterbildung und Beratung zum Ausdruck kommt.
Auch bei Schneeberger & Kastenhuber zeigte sich generell eine positive Einstellung zu Weiterbildung, die i. w. S. als Weiterbildungsbereitschaft gedeutet
werden kann: 67 % stimmten voll und ganz und 25,3 % eher der Aussage zu,
dass Weiterbildung wichtig für das Selbstbewusstsein sei. Hohe Zustimmung
erreichte außerdem die Aussage „Weiterbildung braucht man heute, um auch
etwas für die Persönlichkeitsbildung zu tun“. Mit diesen Einstellungsfragen sollte
das Weiterbildungsbewusstsein der Betriebsinhaber/innen erhoben werden (vgl.
Schneeberger & Kastenhuber 1997, 29).
Wirkung von Bildung und Beratung auf die
Lebensqualität
Bildungswirkung wird sehr oft an ökonomischen Indikatoren gemessen, so etwa
über den Anstieg des Einkommens. Diese Studie legte den Fokus aber auf den
Beitrag von Bildung und Beratung zur Lebensqualität. Obwohl Einkommen ein
Bestandteil von Lebensqualität ist, können diese beiden Aspekte nicht gleichgesetzt werden. Der Grund dafür ist die Annahme, dass Fähigkeiten und Kompetenzen dafür verantwortlich sind, Ressourcen (wie Geld) in Lebensqualität umzuwandeln (vgl. Sen 1990). Kompetenzen tragen aber auch dazu bei, dass sich
eine Person überhaupt Ressourcen aneignen kann. Bildung kann zwar nicht als
einziger Faktor gesehen werden, aber als „Schlüsselfaktor und Grundstock für
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Lebensqualität“: „Bildung schafft Lebensqualität, indem diese Handlungsspielräume eröffnet, Veränderungen ermöglicht und damit Entwicklung unterstützt.
(...) Bildung wirkt identitätsstiftend und ist Voraussetzung für die Selbstorganisation ...“ (Evaluierungsbericht 2010, Teil B, 494).
Die Frage, die sich nun stellt, ist: Trägt eine höhere Kompetenz zu höherer Lebensqualität bei? In der Studie wurde die Lebensqualität durch „Zufriedenheit“
operationalisiert. In Abgrenzung zum Konstrukt „Glück“, das eher für emotionale, momentane Aspekte der Lebensqualität steht, repräsentiert Zufriedenheit die
evaluative und kognitive Dimension der Lebensqualität (vgl. Glatzer und Zapf
1984, 178). Die Betriebsinhaber/innen wurden in Anlehnung an den European
Quality of Life Survey gefragt, wie zufrieden sie mit den folgenden Bereichen
sind (vgl. EQLS 2007):
• ihrem Haushaltseinkommen
•ihrer Wohnung/ihrem Haus
•ihrem Familienleben
•ihrer Gesundheit
•ihrem sozialen Leben
•ihrer momentanen Tätigkeit
•ihrem Wissen und ihren Fertigkeiten
Ähnlich wie bei den Kompetenzen wurden die Einzeldimensionen zu einem Index
zusammengefasst, der die gesamte Lebensqualität jeder Person beschreiben
soll. Vergleicht man nun die Kompetenzen einer Person (Kompetenzportfolio, zu
dem Bildung und Beratung einen Beitrag leisten) mit der gesamten Lebensqualität, so zeigt sich, dass Personen, die ihre Kompetenz höher einschätzen auch
über ein Mehr an Lebensqualität verfügen. Die biografischen Interviews unterstützen diesen Zusammenhang. Sie zeigen auch die Wechselwirkung auf, dass
die mit der Situation zufriedenen Interviewten offensichtlich motivierter sind, sich
weiterzuentwickeln. Von den Interviewten wurden folgende Faktoren genannt, die
einen Schluss auf ihre Zufriedenheit zulassen: Selbstbestimmtheit, Leben in der
Natur, Umgang mit Tieren, Vereinbarkeit von Arbeit und (Groß-)Familie, Flexibilität,
Probieren und Umsetzen neuer Ideen, mit eigenen Zielen erfolgreich sein können.
Personen, die ihre
Kompetenz höher
einschätzen, verfügen auch über ein
Mehr an Lebensqualität.
Auch in den qualitativen Studien von Diesenreiter & Sukitsch (2007/08) und
Baumhöfer u. a. (2003) wird Bildung mit Aspekten von Lebensqualität assoziiert:
Wohlbefinden, Einstellungsänderung und Entwicklung, „Weiterkommen“ und
generell eine positive(re) Lebenseinstellung sind – unter anderem – Aspekte des
persönlichen Nutzens, die Teilnehmer/innen von LFI-Angeboten aus ihrer Weiterbildung ableiten (vgl. Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, 37ff.). Sowohl aus den
qualitativen Interviews als auch aus Wortmeldungen in den Workshops mit Landwirt/innen geht hervor, dass Bildung eine Verbesserung der Lebensqualität mit
sich bringt (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 89) und dass die Frage der Lebensqualität
im Bildungsangebot zunehmend an Bedeutung gewinnt (vgl. a. a. O., 133).
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
169
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Resümee und Forschungsausblick
In der vorliegenden Studie untersuchten das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung (oieb) und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP)
die Bildungs-, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme landwirtschaftlicher Betriebsinhaber/innen. Um einen möglichst breiten Einblick in das Forschungsfeld zu
gewinnen, hat die Datenerhebung drei methodische Schritte umfasst. Dabei bildet
die quantitative telefonische Befragung die repräsentative Datenbasis, indem sie
Strukturen der Aus- und Weiterbildung und Beratung sichtbar und Zusammenhänge statistisch überprüfbar macht. Die offenen biografischen Interviews ergänzen
die quantitativen telefonischen Befragungen um verstehend rekonstruktive Befunde, die einen tieferen Einblick in Motivlagen, individuelle Zusammenhänge und
Kausalitäten liefern. Als drittes Element nutzt die Sekundäranalyse bereits vorhandene Ergebnisse quantitativer und qualitativer Studien als Operationalisierungsund Interpretationshilfe. Die konkreten Fragestellungen und Kontextualisierungen
der zusätzlich herangezogenen Studien liefern einen zusätzlichen Erklärungswert
und ermöglichen es, die eigenen Ergebnisse zu untermauern.
Methodenmix aus
Literaturanalyse,
telefonischen Befragungen und biografischen Interviews
hat sich bewährt.
Das agrarische
Bildungs- und
Beratungssystem
bereitet Landwirt/
innen gut auf Herausforderungen in
unterschiedlichen
Arbeits- und Lebensbereichen vor.
170
Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass das agrarische Bildungs- und Beratungssystem die Landwirt/innen gut auf Herausforderungen in unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbereichen vorbereitet. Das zeigt sich insbesondere bei
den telefonischen Befragungen. Bei der formalen Bildung (Schule, Lehre etc.)
wird seitens der Landwirt/innen grundsätzlich sehr viel Wert auf thematische
Breite und praktische Anwendbarkeit gelegt. Bereits die wenigen qualitativ untersuchten Fälle zeigen, wie viele kompetente Expert/innen in österreichischen
Betrieben tätig sind. Erfahrene Landwirt/innen könnten mit ihren Erfahrungen
und ihrem Know-how das bestehende Schulsystem ergänzen und so über neue
Module und neue Lern- und Vermittlungsformen eingesetzt werden. Dies käme
auch dem Wunsch der Auszubildenden nach zusätzlicher Praxiserfahrung nach.
Rasche Veränderungen in verschiedenen Bereichen der landwirtschaftlichen
Praxis erfordern ein kontinuierliches Lernen seitens der Betriebsinhaber/innen,
aber auch die Weiterentwicklung des Aus- und Weiterbildungssystems selbst.
Dass dies gelingt, widerspiegeln die positiven Bewertungen der Aus- und Weiterbildung bei den telefonischen Befragungen, die sich von Alterskohorte zu Alterskohorte stetig verbessern. Hinsichtlich einzelner Themen kann festgestellt
werden, dass Beratung und/oder Weiterbildung Bildungsunterschiede zwischen
den Altersgruppen gut auszugleichen vermag. Die Bewertungen einzelner Beratungs- und Weiterbildungsangebote rangieren auf einem hohen Level der Nützlichkeit. Bei der Einschätzung der eigenen Kompetenzen zeigen die Landwirt/
innen hohe Werte in allen Bereichen, die wiederum ihre vielschichtigen Rollen im
ländlichen Raum widerspiegeln. Es zeigt sich auch, dass Absolvent/innen agrarischer Bildung sowie jene, die Weiterbildung und Beratung nutzen, ihre Kompetenzen höher einschätzen als jene, die diese Angebote nicht nutzen.
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung
Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen ist die Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung der Landwirt/innen (in den letzten zwölf Monaten) durchaus günstig
zu beurteilen. Die Auswertung der telefonischen Befragung hat gezeigt, dass
eine absolvierte landwirtschaftliche Ausbildung positiv mit einer späteren Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung zusammenhängt. Aus den biografischen
Interviews lässt sich hinsichtlich Weiterbildungs- bzw. Beratungsmotivation ein
Zusammenspiel aus familiärem Bildungsmilieu, wirtschaftlicher Situation des
Betriebs, Eigenpotenzial sowie weiteren variierenden Faktoren ablesen. Eine
genauere Kenntnis der Einflussfaktoren könnte Wege aufzeigen, wie bei Quereinsteiger/innen in die Landwirtschaft das Fehlen einer landwirtschaftlichen
Erstausbildung kompensiert werden könnte. Qualitative Untersuchungen könnten darüber Aufschluss geben.
Als Grund, in den letzten zwölf Monaten keine Weiterbildung und/oder Beratung
in Anspruch genommen zu haben, wurde in den telefonischen Befragungen am
häufigsten angegeben, bereits über ausreichend Wissen und Fertigkeiten zu verfügen. Die qualitativen Befunde lassen darauf schließen, dass es sich dabei um
eine heterogene Gruppe handelt (von tatsächlich ausreichend gebildeten bis hin
zu resignierten Landwirt/innen), die in Folgestudien noch weiter differenziert werden müsste. Jedenfalls empfiehlt es sich, neue Formen der Ansprache für diese
Personengruppe zu finden, um sie für agrarische Weiterbildung und Beratung
zu gewinnen. Dabei wäre es sinnvoll, spezielle zielgruppenspezifische und thematische Veranstaltungsformate zu entwickeln, um jene zu erreichen, die bisher
noch nicht in das agrarische Bildungssystem eingebunden waren. Um nicht nur
auf konkreten Bildungsbedarf zu reagieren, sondern vor allem Entwicklungspotenziale aufzuzeigen, können spezielle Formen der Ansprache (aktivierende Bildungsbedarfserhebungen und aufsuchende Beratungsangebote) unterstützen.
Eine absolvierte
landwirtschaftliche
Ausbildung korreliert positiv mit der
späteren Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme.
Projektteam
Mag. Michael Fischer, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Mag.a Dr.in Eveline Neubauer, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Mag.a Dr.in Andrea Payrhuber, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Dr.in Sophie Pfusterschmid, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
Mag. Klaus Thien, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Dipl.-Ing.in Dr.in Christiane Wagner-Alt, Lebensministerium, Abt. II/2
Mag.a Christine Wogowitsch, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
171
Visionen und Ziele
Kapitel 1: Stellenwert der Bildung
© Anatoly Tiplyashin - Fotolia.com
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Visionen und Ziele
Die Zukunft der Bildung und Beratung in der Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft..................................................... 173
172
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Visionen und Ziele
Die Zukunft der Bildung und Beratung in
der Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft
Ein langfristiges Wirkungsziel des Lebensministeriums ist die „nachhaltige
Entwicklung des vitalen ländlichen Raumes mit gleichen Entwicklungschancen für Frauen und Männer“. In Zukunft werden wir gemeinsam folgende
Schwerpunkte setzen:
(1) vom Landwirt zum Ressourcenwirt
(2) innovative Lehr- und Lernformen
(3) struktureller Ausbau der Agrar- und Umweltbildung
Den natürlichen Rohstoffen wird global gesehen im 21. Jahrhundert mehr und
mehr eine Schlüsselfunktion zukommen. Know–how in der Agrarwirtschaft ist
nicht nur Voraussetzung für eine gesicherte Ernährung und eine organische Rohstoffbasis, sondern dient auch zur Sicherung der Lebensgrundlagen der gesamten Bevölkerung. Ausbildungsmaßnahmen haben sehr lange Vorlaufzeiten. Um
zeitgerecht auf Herausforderungen reagieren zu können, bedarf es weit vorausschauender Steuerung. Das Land- und forstwirtschaftliche Bildungs- und Beratungswesen weist eine besondere Aufgabenstellung und Verantwortung aus.
Nachhaltiges Wirtschaften steht im
Zentrum zukünftiger
Bildung und Beratung.
Visionen
- Forcierung der Naturressourcen: Die knappen Erdölreserven zeigen auf,
dass dringend etwas verändert werden muss, um die Natur und Umwelt nachhaltig zu schützen und Alternativen aufzubauen. Umfassendes Wissen zu Boden- und Klimaschutz wird neben dem Wandel zu Energiesystemen, die auf
erneuerbaren Ressourcen beruhen, immer bedeutender.
- Zusammenrücken von Umwelt- und Agrarwirtschaft hin zu einer gemeinsamen Bildung: Die Globalisierung der Wirtschaft und das westliche Wohlstandsmodell haben zu zahlreichen erfreulichen Verbesserungen geführt. Einzelne einseitige Ausprägungen haben mittlerweile aber auch zur Entwicklung von Krisen vor
allem der Klima- und Wirtschaftskrise beigetragen. Es mehren sich Zeichen, dass
dieses Wirtschaftmodell wieder dahingehend verändert werden muss, Umwelt und
Ressourcen weitestgehend zu schonen und verstärkt auf die Lebensqualität zu
achten. Dazu braucht es einen tiefgreifenden Wandel, der die biophysischen
Grenzen, materiellen Wohlstand und soziale Gerechtigkeit weltweit gesehen in
Einklang bringt. Dieses Bewusstsein auch in der agrarischen Ausbildung zu verankern wird ebenfalls Aufgabe einer zukünftigen Agrarbildung sein.
- Neues Selbstverständnis der Landwirtschaft: Das neue Bild der Landwirtschaft ist die Vereinigung von Produktion-Wirtschaft-Umweltschutz-Tradition
und Lifestyle. Agrarbildung entwickelt neue Paradigmen, die sowohl fundamentale menschliche Werte wie Würde, Ethik, Ästhetik als auch Belange der Wirtschaftlichkeit und der technologischen Effizienz umfassen und in gleichem Maße
hochhalten. Das agrarische Bildungssystem sieht sich in einer umfassenden
Agrarischer Bildungs-und Beratungsbericht 2012
173
Visionen und Ziele
Die Trias Ökonomie–
Ökologie–Soziales
bestimmen Bildung
und Beratung in der
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft.
Rolle als Förderer einer systemischen und kulturellen Veränderung und spiegelt die Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer biophysischen und
soziokulturellen Umgebung wider.
- Steigerung des Ausbildungsniveaus und der Berufsabschlüsse: Alle BetriebsleiterInnen verfügen über eine agrarische Ausbildung. Neben einer quantitativen
Steigerung soll es auch zu einer qualitativen Weiterentwicklung der Berufsabschlüsse kommen. Mindestens die Haupterwerbsbetriebe können zur Gänze eine
höhere Ausbildung (Meister/in, Matura) oder einen tertiären Bildungsabschluss erwerben. Es soll die Möglichkeit bestehen, alle Qualifikationsstufen während des
gesamten Lebensverlaufs durch flexibilisierte Ausbildungsmodelle zu erlangen.
- Ausbildung zu Unternehmerpersönlichkeiten: Das Ergebnis der Agrarbildung sind motivierte, optimistische, selbstständige, umweltbewusste, innovative, unternehmerische Persönlichkeiten für den ländlichen Raum.
- Vermittlung von Kernkompetenzen: Agrarbildung in Österreich ist ein ökologisch, sozial sowie wirtschaftlich nachhaltiges, wert- und kulturorientiertes,
partizipatives Bildungssystem. Es werden (1) relevante Kompetenzen zur Sicherung einer hohen Lebensqualität, (2) zur Erhaltung und verantwortungsvollen Nutzung der Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt, (3) zur umweltgerechten Entwicklung und dem Schutz der
Lebensräume und (4) Kompetenzen zur nachhaltigen Produktion sicherer und
hochwertiger Lebensmittel und nachwachsender Rohstoffe vermittelt.
- Kluge Vernetzungen: Durch den Ausbau von internen, externen, nationalen und
internationalen strategischen Netzwerken und Bildungskooperationen mit Gewerbe, Industrie, Schulen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und NGOs
gewinnen die Bildungseinrichtungen im internationalen Wettbewerb an Profil.
- Innovationsfördernde Finanzierung: Die Bewerkstelligung der Finanzierung
bedarf ein weitsichtiges Denken und alternative, Innovation fördernde Finanzierungsformen und Finanzierungspartnerschaften. Für die Möglichkeit der
Kommerzialisierung durch Teilnehmerfinanzierung und Förderbarkeit wird die
gesetzliche Basis geschaffen.
- Erhalt der Eigenständigkeit: Der Erhalt des gesamten agrarischen Bildungssystems (FS, HLFS, LFA..) ist dessen besonderer Wettbewerbsfaktor. Flexibilität und raschere Anpassung an Markterfordernisse sind dadurch möglich.
Bildungszentren (Grüne Zentren) schaffen die Basis für innovatives und lebendiges Lernen und spielen eine Schlüsselrolle im ländlichen Raum. Das agrarische Bildungsangebot mit innovativen Themen und Lernformen ist flächendeckend in Österreich gegeben, lokale und regionale Angebote ermöglichen
lebensbegleitendes Lernen.
Leitende Ziele
Quantitative Ziele
•100%-ige agrarische Durchschulung der Betriebsleiter/innen bis 2030
•20%-ige Steigerung der Anzahl der Betriebsleiter/innen mit höheren Abschlüssen bis 2020
174
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Visionen und Ziele
•5%-ige Steigerung der Anzahl der Betriebsleiter/innen mit tertiären Abschlüssen bis 2020
•Mindestens 50% der Betriebsleiter/innen sollen bis 2020 mit den Bildungsund Beratungsangeboten der bundesweiten Kampagne „Mein Betrieb - Meine
Zukunft“ zur Stärkung der Unternehmerkompetenz und zur Verbesserung der
Lebensqualität der bäuerlichen Familien erreicht werden
•Forcierung und Ausbau der Arbeitskreisberatung als bundesweiter Weiterbildungs- und Beratungsschwerpunkt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben- bis 2020 soll es dieses Angebot in allen Bundesländern mit mindesten 6.000 Mitgliedern geben
Qualitative Ziele
•Schaffung bundesweiter einheitlicher Rahmenbedingungen für die Facharbeiter/innenausbildung im ersten und zweiten Bildungsweg bis 2020
•Installierung neuer Lehrberufe: Biomasse und Bioenergie bis 2013 und Dienstleiter/in im ländlichen Raum bis 2020
•Thematische Öffnung durch eine neue Fachrichtung „Naturressourcen und Umweltwirtschaft“ an den höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen bis 2016
•Aufbau von Modell-Lern-Netzwerken in jedem Bundesland zur Stärkung der
übersektoralen Zusammenarbeit der Bildungsanbieter und zur integrierten
Regionalentwicklung auf der Grundlage des Konzeptes Lebensbegleitendes
Lernen der LLL 2020 Strategie
•Sicherstellung einer kompetenten, umfassenden, firmenunabhängigen und
kostengünstigen Beratung, die von allen Betrieben unabhängig von ihrer Größe in Anspruch genommen werden kann
•Sicherstellung der im Rahmen der GAP-Reform 2014 – 2020 von den Mitgliedstaaten verpflichtend einzurichtenden landwirtschaftlichen Betriebsberatung
in Österreich. Diese umfasst u.a. Angebote für die Erhaltung der Flächen in
gutem landwirtschaftlichem und ökologischem Zustand, die Eindämmung des
Klimawandels, die Förderung der Biodiversität sowie von Innovationen
Qualität, Höhe und
Zahl der Bildungsabschlüsse sowie
ein guter organisatorischer Rahmen
sind wesentliche
Ziele.
Konkrete Umsetzungsschritte
•Senkung der Dropout Quote auf 25% bis 2015
•Umsetzung des beschlossenen „Werteinheiten – Modells – Neu“ sowie der
Controlling VO bis Ende 2014
•Standardisierung und Vereinheitlichung der Meister/innenausbildung im gesamten Bundesgebiet bis 2020
•Umsetzung der Pädagog/innenbildung Neu ab 2014/15
•Errichtung eines verbindlichen Steuerungsgremiums für alle Bund-LänderThemen der agrarischen Bildung und Beratung auf Bundesebene 2013
•Implementierung eines QM-Systems für die land- und forstwirtschaftliche Beratung, stärkere Spezialisierung und länderübergreifende Beratungsangebote
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
175
Anhang
Kapitel 1: Stellenwert der Bildung
© pressmaster - Fotolia.com
Anhang
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Statistik......................................................................................................................
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Literatur-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis...................................................
xxxxxxxx
177
191
Autor/innenverzeichnis..............................................................................................197
Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem ..............................203
176
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
Statistik
Dr.in Eveline Neubauer
Einleitung
Zur Unterstützung einer stärkeren faktenbasierten Entscheidungsfindung wird
im Agrarischen Bildungs- und Beratungsbericht 2012 zum ersten Mal ein Bildungsstatistikteil mit grundlegenden Daten des österreichischen agrarischen
Bildungssystems zur Verfügung gestellt.
Bildungsberichte haben die Aufgabe, die Bildungspolitik, die Behörden, die Bildungspartner/innen und die Öffentlichkeit regelmäßig über den Stand und die
Entwicklungen im Bildungswesen zu informieren.
Die Daten werden vom gesamten Land präsentiert, um die Aspekte der Qualität
entweder direkt abzubilden oder aber kritische Bedingungen für einen Qualitätsgewinn oder -verlust aufzuzeigen. Dadurch möchten wir die moderne Bildungs–
politik bei ihrer Entscheidung und Steuerung unterstützen und Chancen aufzeigen, die in einer statistischen Darstellung in einem solchen System künftig liegen.
Universität für Bodenkultur
Die Lehre an der Universität für Bodenkultur vermittelt nachhaltiges Wissen zum
ganzheitlichen Verständnis und Bereitschaft zur Flexibilität.
2011 haben sich 10.499 Studierende für eine wissenschaftliche Berufsvorbereitung entschieden. Dies ist zum Vergleich der Studierendenanzahl im Jahr
2007 eine Steigerung von mehr als 30 %. Insgesamt ist der Anteil von Frauen und Männern annähernd gleich (siehe Tab. 13). Das Studienangebot der
Bachelorstudien- und Masterstudienlehrgänge ab dem WS 2012/13 ist sehr
vielfältig und erstreckt sich von Agrarwissenschaften, Umwelt- und Bioressourcenmanagement bis zu Kulturtechnik und Wasserwirtschaft sowie Phytomedizin (siehe Tab. 14).
Studierende an der Universität für Bodenkultur
Jahr
weiblich
2007
3350
3928
7278
2008
3689
4209
7898
2009
4278
4851
9129
2010
4685
5276
9961
2011
5000
5499
10.499
Quelle: Universität für Bodenkultur
männlich
gesamt
Tab. 13
Agrarischer Bildungsbericht 2012
177
Anhang
Studienangebot an der Universität für Bodenkultur Wien ab WS 2012/13
Bachelorstudium
Agrarwissenschaften
Forstwirtschaft
Holz- und Naturfasertechnologie
Kulturtechnik und Wasserwirtschaft
Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur
Lebensmittel- und Biotechnologie
Pferdewissenschaften
Umwelt- und Bio-Ressourcenmanagement
Weinbau, Oenologie und Weinwirtschaft
Masterstudium
Agrar- und Ernährungswirtschaft
Agrarbiologie
Alpine Naturgefahren/Wildbach- u. Lawinenverbauung
Angewandte Pflanzenwissenschaften
Applied Limnology – Aquatic ecosystem management
Biotechnologie
DDP EM in Animal Breeding and Genetics
DDP MSc European Forestry
Environmental Sciences – Soil, Water and Biodiversity (ENVEURO)
Forstwissenschaften
Holztechnologie und Management
Horticultural Sciences
Kulturtechnik und Wasserwirtschaft
Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur
Lebensmittelwissenschaften und -technologie
Mountain Forestry
Natural Resources Management and Ecological Engineering
Nutztierwissenschaften
Ökologische Landwirtschaft
Phytomedizin
Safety in the Food Chain
Stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe (NAWARO)
Umwelt- und Bioressourcenmanagement
Quelle: Universität für Bodenkultur
178
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Tab. 14
Anhang
Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik
Die Lehre an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik strebt neben
der Vermittlung des pädagogischen Wissens einen lebendigen kollegialen Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden an. Im Studienjahr 2011/12 haben
sich 549 Studierende zur einer Qualifizierung für eine agrar- oder umweltpädagogische Lehrer/innen- oder Berater/innentätigkeit entschieden. Der Anteil der
Frauen betrug im Jahr 2011/12 61 % (siehe Tab. 15).
In den Studienjahren 2010/11 und 2011/12 haben besonders Frauen das vielfältige Angebot von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen genutzt (siehe
Tab. 16). Mehr Männer als Frauen nehmen die Bildungsangebote des Instituts
für Fort- und Weiterbildung in Anspruch, z. B. wurden im Jahr 2011 2038 Männer und 1555 Frauen gezählt. Die durchschnittliche Teilnehmer/innenzahl des
Beobachtungsraums 2007 bis 2011 liegt bei 3734,2. Ein Spitzenwert von 4171
Teilnehmer/innen wurde 2008 erzielt (siehe Tab. 17).
Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007/08
174
72
246
2008/09
171
95
266
2009/10
231
170
401
2010/11
291
193
484
2011/12
337
212
549
Die Studierendenzahlen setzen sich aus den Studierenden der Bachelorstudien Agrarpädagogik und Umweltpädagogik im hoheitlichen Bereich und den Studierenden
in den Hochschul-, Master- und Gartentherapielehrgängen der eigenen Rechtspersönlichkeit zusammen.
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Tab. 15
Teilnehmer/innen an Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2010/11
302
22
324
2011/12
775
10
785
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Tab. 16
Teilnehmer/innen am Bildungsangebot des Instituts für Fort- und Weiterbildung
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007
k. A.
k. A.
3370
2008
1800
2435
4171
2009
1657
1989
3646
2010
1529
2362
3891
2011
1555
2038
3593
k. A. = keine Angaben
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Tab. 17
Agrarischer Bildungsbericht 2012
179
Anhang
Fachhochschulcampus Wieselburg
Die Breite der Ausbildung und die große Auswahl an Spezialisierungen für die
Bachelor- und Masterstudienlehrgänge an der Fachhochschule Campus Wieselburg haben im Studienjahr 2011/12 380 Studierende überzeugt. 2011/12 haben
das Angebot fast 3-mal so viele Frauen (280) wie Männer (100) genutzt (siehe
Tab.18).
Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007/08
137
91
228
2008/09
165
81
246
2009/10
236
101
337
2010/11
264
99
363
2011/12
280
100
Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg
380
Tab. 18
Höhere land- und forstwirtschaftliche
Schulen
Im Jahr 2010/11 haben insgesamt 3731 Schüler/innen das ökologische, soziale, nachhaltig wirtschaftliche und kulturorientierte Bildungsangebot der höheren landwirtschaftlichen Schulen in Anspruch genommen. Die Schüler/innenanzahl konnte von 2007/08 bis 2010/11 ca. um 5 % gesteigert werden.
57 % der Schüler/innen waren männlich (siehe Tab. 19).
Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen
Jahr
weiblich
gesamt
2007/08
1467
2085
3552
2008/09
1495
2073
3568
2009/10
1583
2140
3723
2010/11
1590
2141
3731
Quelle: Statistik Austria
180
männlich
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Tab. 19
Anhang
Land- und forstwirtschaftliche Fach- und
Berufsschulen
Die mittleren land- und forstwirtschaftlichen Schulen gliedern sich in die Fachund Berufsschulen. Land- und forstwirtschaftliche Berufsschulen gibt es in den
Bundesländern Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und
Steiermark. 2010/2011 wurden sie von insgesamt 817 Schüler/innen besucht
(siehe Tab. 20 und Tab. 21). In den Schuljahren 2007/08 bis 2010/11 ist zu beobachten, dass generell mehr Mädchen als Burschen die Berufsschulen besuchen
Die höchste Anzahl von Klassen findet man 2010/11 in den Bundesländern
Kärnten (15), Salzburg (10) und Steiermark (9). Insgesamt fand in diesem Schuljahr der Unterricht in 45 Klassen statt (siehe Tab. 22).
Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007/08
505
330
835
2008/09
489
422
911
2009/10
458
425
883
2010/11
454
363
817
Quelle: Statistik Austria
Tab. 20
Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen
nach Bundesländern
Bundesland
Schüler/innen
2007/08
m
Kärnten
w
2008/09
ges.
m
w
2009/10
ges.
m
w
2010/11
ges.
m
w
ges.
11
12
23
11
11
22
17
18
35
15
26
41
155
188
343
173
167
340
163
159
322
158
156
314
Oberösterreich
47
57
104
41
57
98
66
54
120
36
49
85
Salzburg
20
43
63
17
41
58
27
41
68
21
36
57
Steiermark
60
137
197
66
148
214
60
117
177
58
119
177
Tirol
37
68
105
114
65
179
92
69
161
75
68
143
330
505
835
422
489
911
425
458
883
363
454
Niederösterreich
Österreich
Quelle: Statistik Austria
817
Tab. 21
Klassen in land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen
Bundesland
Burgenland
Kärnten
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
2
2
3
3
17
19
18
15
Niederösterreich
7
7
8
5
Oberösterreich
3
3
3
3
10
10
10
10
Steiermark
Salzburg
6
9
9
9
Österreich
45
50
51
Quelle: Statistik Austria
45
Tab. 22
Agrarischer Bildungsbericht 2012
181
Anhang
Die Ausbildungen der land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen finden in der
Forstfachschule des Bundes in Waidhofen/Ybbs und in allen Bundesländern außer
in Wien statt. 2010/11 haben in ganz Österreich 13.392 Schüler/innen, davon 6564
Mädchen und 6828 Burschen, die Fachschulen besucht (siehe Tab. 23). Die meisten Schüler/innen gab es in diesem Schuljahr in Oberösterreich (3098), gefolgt von
Niederösterreich (3017) und der Steiermark (2811). Mit Ausnahme des Schuljahres
2008/09 waren geringfügig mehr Burschen als Mädchen in den Fachschulen. (In
dieser Statistik scheinen die Zahlen der Bundesforstschulen nicht auf, siehe Tab.
24.) In ganz Österreich wurde 2010/11 in 529 Klassen unterrichtet. Der Unterricht
fand vorwiegend in 123 Klassen in Oberösterreich, gefolgt von 121 Klassen in Niederösterreich und 112 Klassen in der Steiermark, statt (siehe Tab. 25).
Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007/08
6447
6533
12.980
2008/09
6529
6505
13.034
2009/10
6555
6631
13.186
2010/11
6564
6828
13.392
Inklusive Zahlen der Forstfachschule des Bundes in Waidhofen/Ybbs
Quelle: Statistik Austria
Tab. 23
Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen
Bundesland
Schüler/innen in landwirtschaftlichen Fachschulen
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
m
w
ges.
m
w
ges.
m
w
ges.
m
w
ges.
Burgenland
133
155
288
145
176
321
147
176
323
126
142
268
Kärnten
727
615
1342
718
577
1295
724
602
1326
727
593
1320
Niederösterreich
1538
1410
2948
1539
1482
3021
1551
1476
3027
1548
1469
3017
Oberösterreich
1362
1427
2789
1337
1412
2749
1412
1428
2840
1586
1512
3098
557
376
933
560
372
932
561
365
926
540
359
899
Salzburg
Steiermark
1126
1638
2764
1154
1680
2834
1142
1665
2807
1208
1603
2811
Tirol
811
694
1505
756
692
1448
795
696
1491
807
738
1545
Vorarlberg
250
132
382
255
138
393
256
147
403
243
148
391
6504
6447
12951
6464
6529
12993
6588
6555
13143
6785
6564
13349
Österreich
In dieser Statistik scheinen die Zahlen der Forstfachschule des Bundes in Waidhofen/Ybbs nicht auf.
Quelle: Statistik Austria
Tab. 24
Klassen in land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen
Bundesland
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
Burgenland
16
16
15
13
Kärnten
52
54
53
51
Niederösterreich
124
126
126
121
Oberösterreich
112
110
114
123
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Österreich
34
34
36
35
108
115
115
112
56
54
57
60
13
14
14
14
515
523
530
529
Quelle: Statistik Austria
182
Tab. 25
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
Lehrlinge, Facharbeiter/innen
und Meister/innen
Zur Vollziehung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung sind in allen Bundesländern Lehrlings- und Fachausbildungsstellen eingerichtet. 2011
waren es 1169 Lehrlinge. Das Jahr mit den meisten Lehrverhältnissen (1293)
von Lehrlingen war 2008. (siehe Tab. 26)
Die größte Anzahl an Lehrlingen gab es 2011 im Gartenbau (745), gefolgt von der
Landwirtschaft (153) und der Forstwirtschaft (130) (siehe Tab. 27).
Die meisten Lehrlinge gab es in Niederösterreich (311), der Steiermark (224) und
in Wien (162), knapp gefolgt von Oberösterreich (153) (siehe Tab. 28).
Lehrlinge in Österreich
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007
599
626
1225
2008
620
673
1293
2009
577
711
1288
2010
557
679
1236
2011
526
643
1169
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 26
Lehrlinge nach Berufen
Jahr
2007
2008
2009
2010
2011
123
148
159
161
153
12
12
25
17
16
850
862
829
796
745
Feldgemüsebau
2
1
0
1
1
Obstbau und
Obstverwertung
3
9
5
6
4
Weinbau und
Kellerwirtschaft
16
18
17
15
21
Molkerei- und
Käsereiwirtschaft
12
15
14
12
10
Pferdewirtschaft
63
73
69
68
54
Landwirtschaft
Ländl. Hauswirtschaft/BHM
Gartenbau
Fischereiwirtschaft
10
12
15
15
16
Geflügelwirtschaft
1
1
1
2
2
Bienenwirtschaft
3
5
7
7
7
Forstwirtschaft
129
136
146
133
130
Forstgarten- und
Forstpflegewirtschaft
0
0
0
2
2
LW Lagerhaltung
1
1
0
0
0
Ausbildungsversuch
Biomasse und Bioenergie
0
0
1
1
8
1225
1293
1288
1236
1169
Gesamt
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 27
Agrarischer Bildungsbericht 2012
183
Anhang
Lehrlinge nach Bundesländern
Jahr
Burgenland
Kärnten
2007
2008
2009
2010
2011
9
10
4
3
4
68
47
59
68
49
Niederösterreich
344
381
359
312
311
Oberösterreich
142
154
173
177
153
63
78
71
71
64
Steiermark
219
243
233
240
224
Tirol
136
126
159
136
123
71
76
76
87
79
Salzburg
Vorarlberg
Wien
Österreich
173
178
154
142
162
1225
1293
1288
1236
1169
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 28
Die Zahl an Facharbeiter/innenabschlüssen in Österreich steigt kontinuierlich.
Im Betrachtungszeitraum gab es eine mittlere jährliche Steigerung von ca. 4 %.
Im Jahr 2011 konnten insgesamt 4535 Facharbeiter/innenbriefe von den LFAs
verliehen werden. Der Anteil an Frauen betrug im Mittel 36 % (siehe Tab. 29).
Die meisten Abschlüsse wurden in Niederösterreich (1129) und Oberösterreich
(1115) erzielt (siehe Tab 30). Die meisten Facharbeiter/innenabschlüsse wurden
im gesamten Beobachtungszeitraum in der Landwirtschaft gemacht.
2010 und 2011 haben die ersten Absolvent/innen (87) den Ausbildungsversuch
„Biomasse und Bioenergie“ abgeschlossen (siehe Tab. 31).
Es gibt mehrere Wege, um zu einem Facharbeiter/innenabschluss zu kommen.
Die meisten Abschlüsse werden auf dem zweiten Bildungsweg (2060) oder nach
Absolvierung einer LFS (2048) gemacht (siehe Tab. 32).
Facharbeiter/innen in Österreich
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007
1434
2331
3765
2008
1481
2630
4111
2009
1613
2684
4297
2010
1615
3157
4772
2011
1483
3052
4535
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 29
Facharbeiter/innenabschlüsse nach Bundesländern
Jahr
Burgenland
2007
2008
2009
2010
2011
95
101
124
127
131
Kärnten
487
463
464
562
476
Niederösterreich
934
1098
1162
1165
1129
Oberösterreich
726
764
941
1168
1115
Salzburg
262
307
279
300
263
Steiermark
575
661
583
734
629
Tirol
497
531
524
505
573
Vorarlberg
120
138
162
155
164
69
48
58
56
55
3765
4111
4297
4772
4535
Wien
Österreich
Quelle: Bundes-LFA
184
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Tab. 30
Anhang
Facharbeiter/innenabschlüsse nach Berufen
Jahr
2007
2008
2009
2010
2011
Landwirtschaft
2048
2244
2441
2842
2596
Ländl. Hauswirtschaft/BHM
582
588
585
624
576
Gartenbau
411
460
365
345
334
Weinbau und
Kellerwirtschaft
139
159
167
123
159
Forstwirtschaft
358
415
498
502
530
Pferdewirtschaft
145
127
152
159
158
Bienenwirtschaft
56
49
36
75
73
Obstbau und
Obstverwertung
13
34
23
70
11
8
16
5
6
12
7
80
Fischereiwirtschaft
Ausbildungsversuch
Biomasse und Bioenergie
Molkerei- und
Käsereiwirtschaft
3
Geflügelwirtschaft
Feldgemüsebau
5
7
5
6
0
0
18
0
0
0
14
0
0
0
Forstgarten- und
Forstpflegewirtschaft
0
0
0
14
0
LW Lagerhaltung
2
0
0
0
0
3765
4111
4297
4772
4535
Gesamt
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 31
Facharbeiter/innenabschlüsse nach Ausbildungswegen (alle Berufe gesamt)
2007
2008
2009
2010
2011
412
463
417
383
361
2. Bildungsweg
1409
1650
1834
1981
2060
FA nach Absolvierung LFS
1940
1994
2044
2406
2048
4
4
2
2
66
3765
4111
4297
4772
4535
Duale Ausbildung
(Lehre)
Nachsicht durch
die LR
Österreich
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 32
Spitzenreiter bei den Meister/innenabschlüssen war das Jahr 2008 mit 630 Absolvent/innen. Nach einem Rückgang im Jahr 2009 konnten die Abschlüsse in
den letzten Jahren (2010, 2011) wieder auf 522 gesteigert werden. Im Mittel
werden 20 % der Meister/innenprüfungen von Frauen abgelegt (siehe Tab. 33).
Der Großteil der Meister/innen kommt aus der Landwirtschaft (50 %), gefolgt
von der Forstwirtschaft. Erwähnenswert ist auch die Bienenwirtschaft mit 59
Abschlüssen 2011 (siehe Tab. 34).
Die meisten Meister/innen gab es 2011 in Niederösterreich (139), gefolgt von
Oberösterreich (125) (siehe Tab. 35).
Agrarischer Bildungsbericht 2012
185
Anhang
Meister/innen in Österreich
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007
123
270
393
2008
120
510
630
2009
58
337
395
2010
91
355
446
2011
100
422
522
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 33
Meister/innenabschlüsse nach Berufen
Jahr
2007
2008
2009
2010
2011
133
335
284
264
251
Ländl. Hauswirtschaft/BHM
47
34
15
26
36
Gartenbau
40
61
13
52
41
Weinbau und Kellerwirtschaft
44
45
20
56
37
Forstwirtschaft
63
67
55
33
79
Bienenwirtschaft
0
57
0
0
59
Pferdewirtschaft
30
4
8
1
0
Obstbau und
Obstverwertung
1
26
0
0
0
Fischereiwirtschaft
16
0
0
14
0
Geflügelwirtschaft
19
0
0
0
19
0
1
0
0
0
393
630
395
446
522
Landwirtschaft
Forstgarten- und
Forstpflegewirtschaft
Gesamt
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 34
Meister/innenabschlüsse nach Bundesländern
Jahr
2007
2008
2009
2010
2011
95
15
0
26
23
9
32
20
30
16
Niederösterreich
77
122
113
99
139
Oberösterreich
69
201
135
131
125
Salzburg
20
43
55
0
42
Steiermark
64
152
51
82
79
Tirol
19
45
6
44
62
Vorarlberg
14
1
15
1
15
Wien
26
19
33
21
393
630
Burgenland
Kärnten
Österreich
Quelle: Bundes-LFA
186
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
395
446
552
Tab. 35
Anhang
LFI Österreich
Das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) bietet Erwachsenenbildung für Menschen im ländlichen Raum. Bei den Bildungsveranstaltungen, welche die Länder-LFIs anbieten, liegen die Zahlen der vergangenen Jahre auf einem hohen
Niveau von ca. 13.500 pro Jahr bei ca. 300.000 Teilnahmen.
2011 waren es 318.551 Teilnehmer/innen. Die Geschlechterverteilung war 2001
mit 149.719 Frauen und 168.832 Männern annähernd gleich (siehe Tab. 36).
2007 wurden die meisten Veranstaltungen, nämlich 14.044, mit den meisten Teilnahmen (384.320) und 2010 die meisten Unterrichtseinheiten (103.043) angeboten. Der Prozentsatz der weiblichen Teilnehmer liegt in allen Jahren zwischen 46
bis 48 % (siehe Tab. 37).
Die erfolgreichsten LFI-Veranstaltungen 2011 fanden in den Bereichen Gesundheit und Ernährung (3032 Kurse mit 59.632 Teilnahmen), Unternehmensführung
(1376 Kurse mit 44.652 Teilnahmen), Pflanzenproduktion (1215 Kurse mit 43.031
Teilnahmen) und Tierproduktion (1838 Kurse mit 41.442 Teilnahmen) statt.
Relativ viele Teilnahmen (43.056) gab es auch in Organisationsveranstaltungen
(siehe Tab. 38 bis Tab. 39).
Insgesamt haben von 2008/09 bis 2010/11 34.267 Zertifikatslehrgänge stattgefunden. Die bestbesuchten waren insgesamt die Themenbereichen EDV-Basis,
gefolgt von ECDL und Natur und Landschaftsführer/in, angesiedelt.
LFI-Teilnehmer/innen
Jahr
weiblich
männlich
gesamt
2007
176.787
207.533
384.320
2008
159.684
172.991
332.675
2009
128.865
151.276
280.141
2010
149.078
161.502
310.580
2011
149.719
168.832
318.551
Quelle: LFI Österreich
Tab. 36
LFI-Teilnahmen – Überblick für die vergangenen 5 Jahre
Jahr
Mitarbeiter/innen,
davon Vortragende
Veranstaltungen
Unterrichtseinheiten
Teilnahmen
davon
%w
2007
2947/2016
14.044
91.602
384.320
46
2008
3286/2751
13.503
92.600
332.675
48
2009
3719/2690
12.118
91.988
280.141
46
2010
3936/2887
13.783
103.043
310.580
48
2011
3871/2874
13.425
94.530
318.551
Quelle: LFI Österreich
47
Tab. 37
Agrarischer Bildungsbericht 2012
187
Anhang
LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011
Persönlichkeit & Kreativität
1123
Gesundheit & Ernährung
3032
EDV & Informationstechnologie
283
Bauen, Energie, Technik
245
Dienstleistungen
1502
Urlaub am Bauernhof
170
Direktvermarktung
306
Pflanzenproduktion
1215
Tierproduktion
1838
Forst- und Holzwirtschaft
376
Umwelt und Biolandbau
587
Unternehmensführung
Kultur & Brauchtum, Regionalentwicklung
Beruf und Ausbildung, Wirtschaft und Arbeitswelt
Organisationen
Gesamt
Quelle: LFI Österreich
1376
58
132
1182
13.425
Tab. 38
LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011
Persönlichkeit & Kreativität
24.806
Gesundheit & Ernährung
59.632
EDV & Informationstechnologie
Bauen, Energie, Technik
Dienstleistungen
Urlaub am Bauernhof
Direktvermarktung
4499
25.837
2106
3519
Pflanzenproduktion
43.031
Tierproduktion
41.442
Forst- und Holzwirtschaft
6119
Umwelt und Biolandbau
11.042
Unternehmensführung
44.652
Kultur & Brauchtum, Regionalentwicklung
Beruf und Ausbildung, Wirtschaft und Arbeitswelt
Organisationen
Gesamt
Quelle: LFI Österreich
188
2721
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
1817
4721
43.056
318.551
Tab. 39
Anhang
Anzahl der LFI-Zertifikatslehrgänge, welche in den jeweiligen Bildungssaisonen
ausgestellt worden sind*
Kurs/Bildungssaison
2008/
2009
2009/
2010
AL Bioseminarbauer/-bäuerin
2010/
2011
Anzahl der Zertifikate
bzw. Abschlüsse seit 2005
4
20
AL Gesundheitsbetreuung
Bäuerliche Buschenschank
43
17
Beratungslandwirt/in
Gewässerschutz
28
25
8
68
Betriebshelfer/in
95
BUS
279
Direktvermarktung
ECDL
EDV-Basis
12
9
680
14
13
6
1182
170
104
63
22.448
11
117
25
30
12
688
Gesundheitsbegleiter/in
Grünraumpfleger/in
358
Lebensmittelberater/in
21
Legehennen
208
Mastgeflügel
191
Milchverarbeitung
Natur-/Landschaftsführer/in
46
70
93
75
1101
106
135
127
714
17
49
Ökowirt/in
Reitpädagogische Betreuung
11
Schaf-/Ziegenhaltung
Schule am Bauernhof
1
35
Schweinehaltung
643
Seminarbauer/-bäuerin
65
19
44
581
Urlaub am Bauernhof (UaB)
26
15
20
823
UaB Gesundheitsbauernhof
BUS-Strategie
6
42
108
25
Agrarbüromanagement
35
34
18
Mostsommelier/in
14
26
36
UaB Baby- und Kinderbauernhof
266
4
EDV-fit für den Betrieb
27
Bäuerliche Fleischverarbeitung
20
285
93
22
19
53
28
Bäuerliche Obstverarbeitung
33
Regionales Kulturmanagement
10
Kräuterpädagogik
Almführer/in
179
42
122
161
462
27
43
222
Biogasanlagenbetreiber/in
20
Bioweinbau
33
24
57
7
15
22
Trockensteinmauern
20
Bodenpraktiker/in Ackerbau
27
27
Gemüseraritäten
21
21
Edelbrandsommelier/in
24
24
Stallprofi Milch/Rind
23
23
Bodenpraktiker/in Grünland
61
61
1
1
1051
34.267
UaB Reiterbauernhof
Gesamtergebnis
1123
1097
*) Stichtag 2.2.2012
Quelle: LFI Österreich
Tab. 40
Agrarischer Bildungsbericht 2012
189
Anhang
LFI-Statistik für das Jahr 2010 (Bildungssaison 2009/2010)
Anzahl der MitarbeiterInnen
a) Kurz-Einzelveranstaltungen
(1–4 Unterrichtseinheiten)
b) Kurse/Seminare
Summen:
c) Sonderveranstaltungen (Ausstellun­gen,
­The­a­teraufführungen, Dorfbegehungen, ...)
gesamt
davon Frauen
3936
2229
132.678
72.577
384.320
177.954
139.063
gesamt
Summe der
Unterrichtseinheiten (UE)1
a) Kurz- und Einzelveranstaltungen:
1-4 Unterrichtseinheiten
(1 UE = 45–60 Minuten)
8881
27.127
b) Kurse/Seminare
5163
64.475
14.044
91.602
Anzahl der Veranstaltungen
Summen:
c) Sonderveranstaltungen (Ausstellungen,
­Theateraufführungen, Dorfbegehungen, ...)
1159
gesamt
überwiegend
pädagogisch tätig2
überwiegend
administrativ-­
technische
Tätigkeiten
128
90
38
2305
2282
23
514
38
476
Summen:
2947
2410
537
davon
d) Vortragende, Kurs- und SeminarleiterInnen
2016
Anzahl der MitarbeiterInnen
a) Angestellte hauptberufliche
Mitarbei­terInnen
b) nebenberufliche und freie MitarbeiterInnen
(Werkvertrag, Honorar­kräfte, ...)
c) ehrenamtlich, unentgeltlich tätige
Mit­arbeiterInnen
(1) eine UE entspricht 45 bis 60 Minuten
(2) Publikationen, Bildungsplanung, Konzeption, Evaluation
Quelle: KEBÖ Statistik
190
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Tab. 41
Anhang
Literatur-, Abbildungs- und
Tabellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Grüne Pädagogik als Theoriekonzept für die gesamt Agrar- und Umweltbildung, S.15
Giest, H., Lompscher, J. (2006): Lerntätigkeit – Lernen aus kulturhistorischer Perspektive.
Ein Beitrag zur Entwicklung einer neuen Lernkultur im Unterricht. Berlin: Lehmanns.
Arnold, R. (2007): Ich lerne, also bin ich. Eine systemisch-konstruktivistische Didaktik.
Heidelberg: Carl-Auer-Systeme-Verlag.
Kap.3 Land- und Forstwirtschaftliche Beratung / Beitrag Beratungsverständnis und Begrifflichkeiten in der agrarischen Bildung, S.97
Grewe, Norbert (2005): Gesprächsführung und Leitlinien der Beratung. In: Grewe, Norbert
(Hg.) (2005), Beratung in der Schule. Grundlagen, Aufgaben und Fallbeispiele. Luchterhand.
Schein, Edgar H. (2010): Prozessberatung für die Organisation der Zukunft (3. Auflage).
Bergisch Gladbach: EHP. Organisation.
Kap. 4 Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung, S.138
Baumfeld, Leo; Salzmann, Christoph (2011): Wissensbilanz 2011. Herausgegeben von
equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH.
Baumhöfer, Elisabeth u. a. (2003): Für das Leben lernen wir. Endbericht. Im Auftrag des
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, durchgeführt von der Österreichischen Bergbauern und Bergbäuerinnen Vereinigung. Unter
Mitarbeit von Theresia Oedl-Wieser, Elisabeth Loibl, Karin Klampfer und Elke Stinnig.
Bodenhöfer, Hans-Joachim (2004): Formen des Nutzens und ihre Evaluierung. Weiterbildungsnutzen in ökonomischer Perspektive. DIE Magazin III/2004.
Deix, Wolfgang (2009): Berufsfelder der Absolvent/innen der HBLFA Wieselburg im Wandel der Zeit – dargestellt am Beispiel der Abteilung Landwirtschaft. Bachelorarbeit an der
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.
Diesenreiter, Carina; Sukitsch, Alexandra (2007/08): „Was bringt mir Bildung?“ KundInnen allgemeiner Erwachsenenbildung reflektieren ihren persönlichen Bildungsnutzen. Am
Beispiel des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI). Im Auftrag des Bundesministeriums
für Unterricht, Kunst und Kultur, durchgeführt vom Österreichischen Institut für Erwachsenenbildung.
European Quality of Life Survey (EQLS) (2007): Questionnaire. European Foundation for
the Improvement of Living and Working Conditions (Eurofound). Online unter: http://www.
eurofound.europa.eu/docs/areas/qualityoflife/translated_versions_eqls2007/austria.pdf
Agrarischer Bildungsbericht 2012
191
Anhang
Evaluierungsbericht 2010: Halbzeitbewertung des Österreichischen Programms für die
Entwicklung des ländlichen Raums. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft.
Faulstich, Peter (2006): Lernen und Widerstände. In: Faulstich, Peter; Bayer, Mechthild
(Hg.): Lernwiderstände. Anlässe für Vermittlung und Beratung. Hamburg: VSA-Verlag.
Glatzer, Wolfgang; Zapf, Wolfgang (Hg.) (1984): Lebensqualität in der Bundesrepublik.
Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden. Frankfurt: Campus.
Gnahs, Dieter (2007): Kompetenzen – Erwerb, Erfassung, Instrumente. Bielefeld: Bertelsmann Verlag.
HLFS Elmberg (2005): Schulentwicklung an der Höheren Bundeslehranstalt für Land- und
Ernährungswirtschaft Elmberg. Schaffung der beiden Ausbildungsschwerpunkte Ernährungsmanagement und Unternehmensmanagement.
Hummelbrunner, Richard (2005): Process Monitoring of Impacts.
Keplinger, Elisabeth (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen. Anhand des Beispiels der Schulen HBLA Ursprung und HLBLA Wieselburg. Diplomarbeit an der Agrarpädagogischen Akademie.
Lassnig, Lorenz; Vogtenhuber, Stefan; Steiner, Peter M. (2006): Weiterbildung in Österreich. Finanzierung, Beteiligung und Wirkungen. Studie im Auftrag der Arbeiterkammer
Wien.
Pinter, Bernd (2011): Untersuchung des Rückgangs des Frauenanteils bei Bildungsveranstaltungen in der Landjugend (LJ). Bachelorarbeit an der Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik.
Quendler, Erika (2011): Junge Landwirtschaft mit Zukunft. Zukunftsvorstellungen von
JunglandwirtInnen in einer Zeit des agrarpolitischen Wandels – Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in Österreich. Bundesanstalt für Agrarwirtschaft.
Racz, Brigitte (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer
Schulen. Am Beispiel der Schulen Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck/
Mur und Höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt St. Florian. Diplomarbeit an der
Agrarpädagogischen Akademie.
Raser, Ulrike (2011): Bildung und Beratung für die Frau in der Landwirtschaft. Entwicklung
der inhaltlichen Schwerpunkten den letzten 30 Jahren und künftige Herausforderungen.
Bachelorarbeit an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.
Schmid, Kurt (2008): Zum Nutzen der Weiterbildung. Internationaler Literaturreview und
individuelle Weiterbildungserträge von TeilnehmerInnen an WIFI-Kursen. ibw-Forschungsbericht Nr. 144, herausgegeben vom ibw Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft.
Schlögl, Peter; Schneeberger, Arthur (2003): Erwachsenenbildung in Österreich. Länderhintergrundbericht zur Länderprüfung der OECD über Erwachsenenbildung. Im Auftrag
des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur unter Mitwirkung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit
und Generationen, des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft sowie der Sozialpartner.
Schneeberger, Arthur; Kastenhuber, Bernd (1997): Weiterbildung und Beratung in der
Land- und Forstwirtschaft. Ergebnisse einer explorativen schriftlichen Befragung. ibwForschungsbericht Nr. 103, herausgegeben vom ibw Institut für Bildungsforschung der
Wirtschaft.
Sen, Amartya (1990): Development as capability expansion. In: Griffin, Keith; Knight, John
(Hg.): Human Development and the International Development Strategy for the 1990s.
London: Mcmillan.
Simhofer, Helene (2011): Zur Erwachsenenbildung im ländlichen Raum. Motive von Frauen für die Teilnahme an Kursen und Seminaren des LFI sowie deren Zufriedenheit und
Nutzen, bezogen auf die besuchten Weiterbildungsveranstaltungen. Bachelorarbeit an
der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.
Steiner, Peter M.; Schuster, Julia; Vogtenhuber, Stefan (2007): Bildungserträge in Österreich von 1999 bis 2005. Kooperationsstudie des IHS mit Statistik Austria im Auftrag des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.
192
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
Strasser, Petra (2011): Nutzung des Weiterbildungsangebots der Bezirksbauernkammer
Neunkirchen und Folgerungen für zukünftige Bildungsangebote. Bachelorarbeit an der
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Bachelorarbeit an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.
Tscherny, Martina (2010): Die landwirtschaftliche (Weiter-)Bildung im Umbruch. Eine Frage der Gemeinschaft? Exemplarisch dargestellt an der Bezirksbauernkammer St. Pölten.
Masterarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Uitz, Martin (2006): Wie wird das Bildungsangebot der Landwirtschaftskammer im Bezirk
Völkermarkt von der ländlichen Bevölkerung angenommen? Diplomarbeit an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.
Veichtlbauer, Judith; Schlögl, Peter (2001): Bildungserträge. Kommentierte Übersicht bestehender Ansätze und Indikatoren zur Erfassung von Bildungserträgen. Herausgegeben
von der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Kammer für Arbeiter und Angestellte
für Wien.
Vogtenhuber, Stefan (2009): Nutzen der beruflichen Bildung. In: Luomi-Messerer, Karin;
Vogtenhuber, Stefan et al. (2009): Berufsbildungsforschung in Österreich. Bericht im Rahmen von ReferNet Austria. Wien.
Weissensteiner, Elisabeth (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen. Am Beispiel der HBLA Elmberg, HBLA Kematen und HBLA Pitzelstätten. Diplomarbeit an der Agrarpädagogischen Akademie.
Abbildungsverzeichnis
Abb.1, Agrarische Bildungsberichte 1996, 2000, 2004, 2008, Quelle: BMLFUW
Abb. 2, Vier relevante Bereiche der Grünen Pädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik
Abb. 3, Grüne Pädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 4, Struktur des agrarischen Bildungssystems, Quelle: BMLFUW
Abb. 5, Entwicklung des agrarischen Bildungssystems als Teil der Initiative Unternehmen
Landwirtschaft 2020, Quelle: BMLFUW
Abb. 6, Studierende an der Universität für Bodenkultur, Quelle: Universität für Bodenkultur
Abb. 7, Bildungsangebote der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 2010–2013,
Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 8, Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 9, Teilnehmer/innen von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen, Quelle:
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 10, Teilnehmer/innen des Bildungsangebotes des Instituts für Fort- und Weiterbildung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Abb. 11, Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg, Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg
Abb. 12, Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen, Quelle:
Statistik Austria
Abb. 13, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen, Quelle: Statistik Austria
Abb. 14, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen, Quelle:
Statistik Austria
Abb. 15, Lehrlinge in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Abb. 16, Wege zum Facharbeiter/innenabschluss in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Agrarischer Bildungsbericht 2012
193
Anhang
Abb. 17, Facharbeiter/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Abb. 18, Meister/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Abb. 19, LFI-Teilnehmer/innen, Quelle: LFI Österreich
Abb. 20, Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere, Quelle: ÖKL
Abb. 21, Geförderte Poolprojekte und Fördermittel ab 2001, Quelle: LFI Österreich
Abb. 22, LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich
Abb. 23, LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich
Abb. 24, Organigramm der agrarischen Absolvent/innenverbände, Quelle: Landimpulse
Österreich
Abb. 25, Lernende Regionen, Quelle: www.lernende-regionen.at/de/region_list.asp
Abb. 26, Zielgruppen der Projekte in Lernenden Regionen, Quelle: oieb
Abb. 27, Organisation der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich, Quelle: BMLFUW
Abb. 28, Von den Zielen zur Umsetzung, Quelle: BMLFUW
Abb. 29, Leistungsangebot nach Fachbereichen in der Bildung und Beratung, Quelle:
BMLFUW
Abb. 30, Pflanzenbau, Stunden; Quelle: LK Österreich
Abb. 31, Tierproduktion, Stunden, Quelle: LK Österreich
Abb. 32, Unternehmensführung, Stunden, Quelle: LK Österreich
Abb. 33, Erwerbskombination, Stunden, Quelle: LK Österreich
Abb. 34, Mein Betrieb – Meine Zukunft zur Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz,
Quelle: BMLFUW
Abb. 35, Arbeitskreisberatung 2012, Quelle: BMLFUW
Abb. 36, Abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr in den Arbeitskreisbetrieben der Steiermark,
Quelle: BMLFUW
Abb. 37, Anteil an der tierischen Produktion in Millionen Euro, Quelle: BMLFUW
Abb. 38, Ferienwohnungen am Bauernhof 1998–2011, Quelle: Urlaub am Bauernhof nach
Daten der Statistik Austria
Abb. 39, Entwicklung der Biobetriebe und Bioflächen nach Bundesländern, Quelle: Grüner Bericht
Abb. 40, Höchste abgeschlossene Ausbildungen zu sechs Bildungstypen zusammengefasst, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für
Erwachsenenbildung
Abb. 41, Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Abb. 42, Themen der Beratungen (letzte 12 Monate), Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Abb. 43, Bildungshindernisse, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene
Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für
Erwachsenenbildung
Abb. 44, Fünf Elemente der Wirkungsmessung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Abb. 45, Wirkungsmessung im Kontext agrarischer Bildung und Beratung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Abb. 46, Einschätzung der Vorbereitung durch agrarische Bildung auf unterschiedliche
Arbeits- und Lebensbereiche nach Alter, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung
2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
194
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
Abb. 47, Nützlichkeit der Beratung, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012,
eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches
Institut für Erwachsenenbildung
Abb. 48, Wissen und Fertigkeiten aus der Landjugendzeit
Abb. 49, Qualifikationen, die Landwirt/innen in ihrem gesamten Lebensumfeld charakterisieren, Quelle: Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, herausgearbeitet im Workshop mit Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche.
Tabellenverzeichnis
Tab. 1, Bedürfnisorientierte Bildungsangebote der landwirtschaftlichen Schulen in Oberösterreich, Quelle: LSI Ing. Johann Wahlmüller
Tab. 2, Definition von Beratung, Quelle: DIin Liane Kaipel
Tab. 3, Charakterisierung von Beratung, Quelle: DIin Liane Kaipel
Tab. 4, Begleitung bei Beratung, Quelle: DIin Liane Kaipel
Tab. 5, Mein Betrieb – Meine Zukunft, Quelle: BMLFUW
Tab. 6, Stichprobe nach Bundesland und Erwerbsform gewichtet, Quelle: Hochschule für
Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 7, Stichprobe nach Biografischen Interviews (n=2), Quelle: Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 8, Typen von Bildungsbiografie und Hofübernahme, Quelle: Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 9, Bildungstypen nach landwirtschaftlich genutzter Fläche, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 10, Bildungstypen nach Haupt- und Nebenerwerb, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 11, Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung, Quelle: Hochschule für Agrar- und
Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 12, Interne und externe Erträge von Bildung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Tab. 13, Studierende an der Universität für Bodenkultur, Quelle: Universität für Bodenkultur
Tab. 14, Studienangebot an der Universität für Bodenkultur Wien ab WS 2012/13, Quelle:
Universität für Bodenkultur
Tab. 15, Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Tab. 16, Teilnehmer/innen von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen, Quelle:
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Tab. 17, Teilnehmer/innen des Bildungsangebotes des Instituts für Fort- und Weiterbildung
Tab. 18, Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg, Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg
Tab. 19, Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen, Quelle:
Statistik Austria
Tab. 20, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen, Quelle: Statistik Austria
Tab. 21, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen nach Bundesländern, Quelle: Statistik Austria
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
195
Anhang
Tab. 22, Klassen in landwirtschaftlichen Berufsschulen, Quelle: Statistik Austria
Tab. 23, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen, Quelle:
Statistik Austria
Tab. 24, Schüler/innen an den landwirtschaftlichen Fachschulen, Quelle: Statistik Austria
Tab. 25, Klassen in landwirtschaftlichen Fachschulen, Quelle: Statistik Austria
Tab. 26, Lehrlinge in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 27, Lehrlinge nach Berufen, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 28, Lehrlinge nach Bundesländern, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 29, Facharbeiter/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 30, Facharbeiter/innenabschlüsse nach Bundesländern, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 31, Facharbeiter/innenabschlüsse nach Berufen, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 32, Facharbeiter/innenabschlüsse nach Ausbildungswegen (alle Berufe gesamt),
Quelle: Bundes-LFA
Tab. 33, Meister/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 34, Meister/innenabschlüsse nach Berufen, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 35, Meister/innenabschlüsse nach Bundesländern, Quelle: Bundes-LFA
Tab. 36, LFI-Teilnehmer/innen, Quelle: LFI Österreich
Tab. 37, LFI-Teilnahmen – Überblick über die vergangenen 5 Jahre, Quelle: LFI Österreich
Tab. 38, LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich
Tab. 39, LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich
Tab. 40, Anzahl der LFI-Zertifikatslehrgänge, Quelle: LFI Österreich
Tab. 41, LFI-Statistik für das Jahr 2010, Quelle: KEBÖ-Statistik
Tab. 42, Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem, Quelle: BMLFUW
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
Autor/innenverzeichnis
Min.-Rat DI Josef Resch MSc
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Abt. II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung
Stubenring 1, 1012 Wien
Tel.: 01/711 00-6822
E-Mail: josef.resch@lebensministerium.at
Rektor Ing. Mag. Dr. Thomas Haase
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Angermayergasse 1, 1130 Wien
Tel.: 01/877 22-6610
E-Mail: thomas.haase@agrarumweltpaedaogogik.ac.at
Mag.a Dr.in Eveline Neubauer
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Angermayergasse 1, 1130 Wien
Tel.: 01/877 22-6668
E-Mail: eveline.neubauer@agrarumweltpaedagogik.ac.at
Vizerektorin Mag.a Christine Wogowitsch
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Angermayergasse 1, 1130 Wien
Tel.: 01/877 22-6622
E-Mail: christine.wogowitsch@agrarumweltpaedagogik.ac.at
Min.rätin Mag.a DIin Josefa Reiter-Stelzl
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Abt. II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung
Stubenring 1, 1012 Wien
Tel.: 01/711 00-6880
E-Mail: josefa.reiter-stelzl@lebensministerium.at
DIin Hannelore Schopfhauser
Universität für Bodenkultur Wien
Gregor Mendel Straße 33, 1180 Wien, Österreich
Tel.: 01/476 54-1051
E-Mail: hannelore.schopfhauser@boku.ac.at
Mag. (FH) Helmut Decker
Fachhochschule Wiener Neustadt | Campus Wieselburg
Zeiselgraben 4, 3250 Wieselburg
Tel.: 07416/530 00-340
E-Mail: helmut.decker@wieselburg.fhwn.ac.at
DIin Dr.in Christiane Wagner-Alt
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Abt. II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung
Stubenring 1, 1012 Wien
Tel.: 01/711 00-6912
E-Mail: christiane.wagner-alt@lebensministerium.at
LSI Dipl.-HLFL-Ing. Karl Friewald
Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Landwirtschaftliche Bildung
Frauentorgasse 72-74, 3430 Tulln
Tel.: 02272/900 51-6616
E-Mail: karl.friewald@noel.gv.at
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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Anhang
WHR Mag.a Sonja Windisch
Amt der Burgenländischen Landesregierung,
Hauptreferat Agrarrecht und landwirtschaftliches Schulwesen
Europaplatz1, 7000 Eisenstadt
Tel.: 057/600-2360
E-Mail: post.abteilung4a@bgld.gv.at
RRin LSI Stefanie Grabuschnig
Amt der Kärntner Landesregierung,
Schulinspektion Land- und Forstwirtschaftlicher Fachschulen
Mießtalerstraße 1, 9021 Klagenfurt am Wörthersee
Tel.: 0664/805 36-11032
E-Mail: stefanie.grabuschnig@ktn.gv.at
Mag. Jürgen Mück
Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Landwirtschaftliche Bildung
Landwirtschaftliche Koordinationsstelle - LAKO
Frauentorgasse 72–74, 3430 Tulln,
Tel.: 0664/73 51 36 49
E-Mail: juergen.mueck@aon.at
FI Dipl.-Päd. Ing. Johannes Hütter
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachbereich Land- und Forstwirtschaftliche
Berufs- und Fachschulen und Sonderprojekte
Graz-Burg, 8011 Graz
Tel.: 0676/86 66-6530
E-Mail: johannes.huetter@stmk.gv.at
LSI Ing. Johann Wahlmüller
Amt der OÖ Landesregierung, Direktion Bildung und Gesellschaft,
Landwirtschaftliches Schulreferat
Bahnhofplatz 1, 4021 Linz
Tel.: 0732/77 20-15383
E-Mail: johann.wahlmueller@ooe.gv.at
LSI Ing. Christoph Faistauer
Amt der Salzburger Landesregierung, Landwirtschaftliche Schulen,
Land- und Forstwirtschaftsinspektion
Fanny-von-Lehnert-Straße 1, 5020 Salzburg
Tel.: 0662/80 42 34 99
E-Mail: christoph.faistauer@salzburg.gv.at
LSI DI Dr. Stephan Prantauer
Amt der Tiroler Landesregierung,
Abteilung Landwirtschaftliches Schulwesen Jagd und Fischerei
Heiliggeiststraße 7-9, 6020 Innsbruck
Tel.: 0512/508 25 41
E-Mail: stephan.prantauer@tirol.gv.at
Dir. DI Markus Schwärzler
Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg
Rheinhofstraße 16, 6845 Hohenems
Tel.: 05576/733 16
E-Mail: markus.schwaerzler@bsbz.at
Dipl.-Päd. Ing. Rainer Höllriegel
Land- und forstwirtschaftliche Bundes- Lehrlings- und Fachausbildungsstelle
Maria-Cebotari-Straße 5, 5020 Salzburg
Tel.: 0662/64 12 48-361
E-Mail: rainer.hoellrigl@lk-salzburg.at
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
DIin Birgit Roitner-Schobesberger
Land- und forstwirtschaftliche Bundes- Lehrlings- und Fachausbildungsstelle
Maria-Cebotari-Straße 5, 5020 Salzburg
Tel.: 0662/64 12 48-341
E-Mail: roitner-schobesberger@lk-salzburg.at
DIin Sophia Hellmayr
Landjugend Österreich
Schauflergasse 6, 1014 Wien
Tel.: 01/534 41-8560
E-Mail: oelj@landjugend.at
DI Dr. Karl Summer
Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Abteilung II/2: Schule, Erwachsenenbildung und Beratung
Stubenring 1, 1012 Wien
Tel.: 01/711 00-6689
E-Mail: karl.summer@lebensministerium.at
DI Herbert Bauer
LFI Österreich
Schauflergasse 6, 1014 Wien
Tel.: 01/534 41-8565
E-Mail: h.bauer@lk-oe.at
DIin Martina Mayerhofer
Landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn
Sonnleitenweg 2, 2020 Hollabrunn
Tel.: 02952/21 33
E-Mail: martina.mayerhofer@diefachschule.at
DIin Veronika Hager
LandImpulse Österreich
Tel.: 0650/863 65 60
E-Mail: hager@landimpulse-oesterreich.at
Mag. Klaus Thien
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Schimmelgasse 13–15, 1030 Wien
Tel.: 01/532 25-7911
E-Mail: klaus.thien@oieb.at
Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Schimmelgasse 13–15. 1030 Wien
Tel.: 01/532 25-7913
E-Mail: barbara.gruber-rotheneder@oieb.at
Min.-Rat DI Franz Paller
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Abteilung II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung
Stubenring 1, 1012 Wien
Tel.: 01/711 00-6721
E-Mail: franz.paller@lebensministerium.at
DI Franz Forstner
Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Abteilung Bildung und Beratung
Auf der Gugl 3, 4021 Linz
Tel.: 050/69 02-1227
E-Mail: franz.forstner@lk-ooe.at
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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Anhang
DIin Liane Kaipel
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik,
Institut für Beratung und Entwicklungsmanagement
Angermayergasse 1, 1130 Wien
Tel.: 01/877 22-6613
E-Mail: liane.kaipel@agrarumweltpaedagogik.ac.at
Dirin. DIin Elfriede Schaffer
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bildung, Bäuerinnen, Jugend
Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten
Tel.: 05/02 59-26001
E-Mail: elfriede.schaffer@lk-noe.at
DIin Anna Liebhard-Wallner
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Angermayergasse 1, 1130 Wien
Tel.: 01/877-226619
E-Mail: anna.liebhard-wallner@agrarumweltpaedagogik.ac.at
DI Franz Hunger
Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Abteilung Bildung und Beratung
Auf der Gugl 3, 4021 Linz
Tel.: 050/69 02-1229
E-Mail: franzgeorg.hunger@lk-ooe.at
Ing. Fritz Stocker
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Beratung-Förderung
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1286
E-Mail: fritz.stocker@lk-stmk.at
DI Johann Schlöglhofer
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bildung, Bäuerinnen, Jugend
Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten
Tel.: 05/02 59-26101
E-Mail: johann.schloegelhofer@lk-noe.at
DI Peter Frühwirth
Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Abteilung Pflanzenproduktion
Auf der Gugl 3, 4021 Linz
Tel.: 050/69 02-1403
E-Mail: peter.fruehwirth@lk-ooe.at
Mag.a Renate Fuchs
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Gartenbau
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1613
E-Mail: renate.fuchs@lk-stmk.at
DI Josef Keferböck
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Pflanzenproduktion
Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten
Tel.: 05/02 59-22401
E-Mail: josef.keferboeck@lk-noe.at
DIin Anna Embacher
Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Hofberatung
Montfortstraße 9, 6900 Bregenz
Tel.: 05574/400-332
E-Mail: anna.embacher@lk-vbg.at
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
Anhang
DI Karl Wurm
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Tierzucht
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1402
E-Mail: karl.wurm@lk-stmk.at
Ing. Mag Manfred Wurzer
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Betriebswirtschaft, Technik
Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten
Tel.: 05/02 59-25407
E-Mail: manfred.wurzer@lk-noe.at
Mag.a Friederike Parz
Landwirtschaftskammer Kärnten, Abteilung Lebenswirtschaft
Museumgasse 5, 9020 Klagenfurt
Tel.: 0463/58 50-1390
E-Mail: lebenswirtschaft@lk-kaernten.at
Mag.a Erna Binder
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bildung, Bäuerinnen, Jugend
Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten
Tel.: 05/02 59-26203
E-Mail: erna.binder@lk-noe.at
Mag.a Maria Dachs
Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Ernährung und Direktvermarktung
Auf der Gugl 3, 4021 Linz |
Tel.: 050/69 02-1246
E-Mail: Abt-ERDV@lk-ooe.at
DI Albert Bernsteiner
Landwirtschaftskammer Steiermark, Umweltberatung
A-8010 Graz, Hamerlinggasse 3
Tel.: 0316/80 50-1268
E-Mail: albert.bernsteiner@lk-stmk.at
Dr. Horst Jauschnegg
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Energie-Biomasse
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1277
E-Mail: horst.jauschnegg@lk-stmk.at
DI Manfred Prosenbauer
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bioenergie
Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten
Tel.: 05/02 59-29022
E-Mail: manfred.prosenbauer@lk-noe.at
Dr. Karl Mayer
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Pflanzenbau
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1283
E-Mail: karl.mayer@lk-stmk.at
DI Franz Thoma
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Forstwirtschaft
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1298
E-Mail: franz.thoma@lk-stmk.at
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012
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Anhang
DI Dr. Gerhard Pelzmann
Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Forstwirtschaft
Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: 0316/80 50-1271
E-Mail: gerhard.pelzmann@lk-stmk.at
Dr. Josef Hainfellner
lk-projekt niederösterreich, Wien GmbH
Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten
Tel.: 0664/60 259 42301
E-Mail: josef.hainfellner@lk-projekt.at
Ing.in Daniela Morgenbesser
lk-projekt niederösterreich, Wien GmbH
Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten
Tel.: 0664/60 259 42302
E-Mail: daniela.morgenbesser@lk-projekt.at
Mag. Michael Fischer
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Schimmelgasse 13-15, 1030 Wien
Tel.: 0664/404 505 8
E-Mail: michael.fischer@oieb.at
Mag.a Dr.in Andrea Payrhuber
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Angermayergasse 1, 1130 Wien
Tel.: 0699/10 10 40 06
E-Mail: andrea.payrhuber@agrarumweltpaedagogik.ac.at
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Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012