nterview mit Stephanie Wettich in der Jahreszeitung der

Transcription

nterview mit Stephanie Wettich in der Jahreszeitung der
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
4
3 Musketiere Stuttgart
Interview mit Ethan Freeman
6
Interview mit Mark Derichs
9
Interview mit Karim Khawatmi
10
Interview mit Enrico de Pieri
12
Hinter den Kulissen mit Tobias Weis
14
Interview mit Karen Selig
18
Interview mit Anna Thorén
19
Club-Pferd Max
20
Charity Aktion 3M
21
FC Treffen im Februar
22
Maskenspiel
23
Musketiere statt Grammatik
24
Im Gespräch mit Rasmus Borkowski
und Nadine Schreier
25
Tag der offenen Tür
26
FC Treffen Juli
28
Das Theaterstück
29
Ferienaktion der Esslinger Zeitung
30
Musketiere meet Anime
31
Wicked Stuttgart
Castpräsentation
32
Hinter den Kulissen
34
Are you Wicked?
36
Premiere im November
38
Bilderreigen Stuttgart
40
Berlin
Es laden die Vampire...
41
TdoT beim Biest
42
Berlin – Reisebericht
44
Interview mit Jan Ammann
45
2
111. Geburtstag TdW
50
2 Dernieren
52
Rebecca Wien
Orchideen sind ganz besondere Blumen
53
2 Reisen zu Rebecca nach Wien
54
Essen
PdO Derniere März
58
MM - Premiere Essen
60
That’ s Entertainment
61
Füssen
Derniere Ludwig
62
Ende von Ludwig²
63
Swinging Ludwig
64
Popstars in Füssen
66
Les Miserables
68
Interview mit Ian Jon Bourg
70
Interview mit Stefanie Wettich
72
Musical Gala Königsgeburtstag
74
International :-)
Leinfelden Gala Inter Educare
77
Interview Ross + Lesung
78
Premiere Blue Man Group
83
Der Studenten-Prinz
84
Marathon zugunsten der Kinderkrebshilfe
84
Musical-Gala Ludwigsburg
85
Wicked London
86
Viva Las Vegas
87
Ingrid meets Ian
91
Ich war noch niemals in New York
92
Der kleine Horrorladen
94
Musicalitis
96
Nachwort/Impressum/Quellennachweis 97
3
ein Jahr geht schnell vorüber…diese Zeilen kennen manche von euch evtl. noch von der
Popgruppe Münchener Freiheit. Der Song „Solang man Träume noch leben kann“ war Ende
der 80er Jahre ein großer Hit – und der Text passt stets hervorragend, um Zeiträume zu
beschreiben oder, wie in unserem Fall, das neue Jahresmagazin einzuleiten! ☺
Wie in jedem Jahr können wir auf viele Ereignisse zurück blicken – vieles war sehr schön und
wird stets unvergesslich bleiben – manches war alles andere als erbaulich und wir hätten gerne
darauf verzichten können…Sicher könnt ihr euch denken, dass ich vom abrupten Ende des
Musicals Ludwig² spreche, das im März 2007 die Wiederaufführung hätte feiern sollen – doch
anstatt in ein erfolgreiches 3. Spieljahr zu starten, wurde nur die Insolvenz verkündet. Alle Ludwig
Fans blieben sprachlos zurück – viele hatten enorm viel Geld verloren mit den bereits gekauften
Karten und aus des Königs Märchentraum wurde ein Drama, das seinesgleichen
suchte…Dennoch haben wir die Ereignisse in Füssen beobachtet und berichten euch unsere
Erlebnisse und unser Leben „nach Ludwig²“, wenn auch mit einem weinenden Auge.
Doch blicken wir wieder positiv zurück: Unser Club hat sich ebenfalls im Laufe dieses Jahres
verändert – so sind wir nicht mehr nur als Musicalfriends Stuttgart in der Öffentlichkeit
aufgetreten, sondern auch als Offizieller 3 Musketiere Fanclub! Dass es soweit kam, hing mit der
Umstrukturierung der Fanbetreuung innerhalb der Stuttgarter Theater zusammen und unsere
Mitglieder konnten sich ab sofort über exklusive Fanticketbuchungen freuen – und das nicht nur
für die Musketiere, sondern auch für Wicked und MAMMA MIA! in Stuttgart.
Selbstverständlich ist in unserem Jahresmagazin ein großer Block über die Musketiere enthalten!
Leider werden uns die Helden Ende Januar 2008 verlassen, doch eines ist sicher: Wir werden
auch zukünftig den Musketieren zur Seite stehen, wo immer sie auch sein werden! Und wer
erinnert sich nicht gerne an unsere Clubtreffen bei den D` Artagnan und Co? Ein amüsanter
Rückblick befindet sich ebenfalls in dieser Ausgabe!
Das Jahr 2007 war auch das Jahr der Dernièren: MAMMA MIA Stuttgart schloss im September
2007 seine Pforten, fast zeitgleich noch im Hamburg, wo es jahrelang erfolgreich aufgeführt
wurde und auch Das Phantom der Oper wurde von uns würdig in Essen verabschiedet, und auch
beim Biest werden Kostüme und Kulissen bis auf Weiteres eingemottet!
Doch wo Abschiede stattfinden, ist ein Neuanfang nicht weit: MAMMA MIA bleibt allen Fans
erhalten – nur dass es nun in Berlin und Oberhausen gespielt wird. Die Blue Man Group läuft
erfolgreich in Oberhausen und demnächst auch in Stuttgart und auch die Vampire laden noch bis
ins kommende Jahr in Berlin zum Tanz Im Anschluss daran gibt es ein Wiedersehen mit Kaiserin
„Elisabeth“
Über unsere erfolgreiche Berlinreise zu den Vampiren und zum „Biest“ Jan Ammann berichten
wir ebenfalls ausführlich.
Wenn wir schon beim Stichwort Reisen sind – auch Wien durfte in diesem Jahr nicht fehlen! Dort
lockte uns Musicalfans das Stück „Rebecca“ – welches durchaus fesselnd und eindrucksvoll ist.
Außerdem gab es in Wien ein Wiedersehen mit vielen Bekannten der Musicalwelt…lest einfach
dazu die Berichte.
4
Und für Ingrid hieß es in diesem Jahr sogar „Viva Las Vegas“ – über ihre interessante Reise
berichtet sie exklusiv in diesem Heft!
Doch was wäre ein wahrer Musicalfan ohne die unzähligen Galas, die er besucht oder die
Zusatzevents, die noch angeboten werden und bei denen man ebenfalls wieder die bekannten
Darsteller treffen kann? In diesem Jahr gab es wieder unzählige Möglichkeiten, derartige
Veranstaltungen zu besuchen. Hätten wir über alle berichtet, dann wäre unser Magazin sicher
nochmals doppelt so dick…
Doch auch so gibt es viele interessante Berichte, die uns über Kevins Student Prince, zu Wikced
nach London, bis hin zu unserem Phantom Ian Jon Bourg nach Leinfelden führen.
Zu guter Letzt dürfen wir unseren ehemaligen „Rudolf“ aus „Elisabeth“ nicht vergessen: Ross
Antony wurde zum Buchautor und veröffentlichte seine Biographie, die er in Esslingen vorstellte.
Außerdem gab er uns ein ausführliches Interview über seine Zeit bei „Popstars“ und danach.
Es ist viel geschehen in den vergangenen Monaten – so auch privater Natur. Ich hätte niemals
gedacht, dass ich mir durch eine Bronchitis eine Rippe brechen könnte oder dass zum Beispiel
Ingrid ihr geliebtes Frankfurt verlassen würde, um nach Stuttgart zu ziehen! Derartige Dinge
sorgen natürlich auch dafür, dass unsere Clubarbeit manchmal etwas zu kurz kommt. Wobei wir
als Team wirklich unschlagbar sind und uns auch auf euch verlassen können! Ihr habt uns schon
so lange die Treue gehalten und an dieser Stelle möchte ich mich im Namen von Andrea und
Ingrid bei euch bedanken! Ich sage es gerne wieder: Ein Club kann nur so erfolgreich sein, wenn
die Mitglieder zu ihm stehen und aktiv dabei sind! Unsere Clubtreffen bereiten jedes Mal sehr viel
Freude, vor allem, weil immer neue Ideen aufkommen und ihr diese stets mitmacht!
Ein Dank geht an dieser Stelle auch wieder an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
jeweiligen Theater – ohne diese würden wir unsere Arbeit nicht so perfekt verrichten können!
Außerdem bedanken wir uns bei allen Darstellern, die immer wieder unserer Einladung zum
gemütlichen Beisammensein folgen oder sich für Interviews Zeit nehme, sowie allen, die dieses
Clubmagazin durch Berichte, Fotos oder die Erstellung der Umschlagseiten mitgestaltet haben.
Wir wissen nicht, was uns im kommenden Jahr erwartet. Ins Apollo-Theater wird vorübergehend
die Blue Man Group einziehen, welches Stück danach kommt, ist noch nicht bekannt. Doch eines
ist sicher: Wir versuchen auch im Jahr 2008 unser Bestes zu geben – für euch und für unsere
Vision – die Musicalfriends Stuttgart weiterzuführen auf einer Ebene, die bisher die normale
Fanclubgeneration überschreitet! Wir feiern im nächsten Jahr unser 5 jähriges Bestehen –
inwiefern die Feier ausfallen wird, können wir noch nicht sagen, aber gefeiert wird auf alle Fälle
– hoffentlich seid ihr dann alle mit dabei!
In diesem Sinne: Bleibt gesund und uns treu! ☺
Alles Liebe von
Franziska
mit Ingrid und Andrea
5
Ethan Freeman
Interview von Franziska Maier
Sie wurden in New York
geboren – sind jedoch nun seit
Jahren in Deutschland einer der
bekanntesten Musicaldarsteller
überhaupt und sprechen ein
unglaublich perfektes Deutsch.
Wann
kamen
Sie
nach
Deutschland
und
welchen
Auslöser gab es?
Anfang der 80er Jahre kam ich
ursprünglich nach Wien, um
mich im klassischen Gesang
sowie
im
Opern-Bereich
weiterzubilden. Dies führte
dann dazu, dass ich in Europa
landete und somit auch nach
Deutschland kam. Ende der
80er Jahre spielte ich im
Musical „Cats“ mit, welches in
Hamburg aufgeführt wurde. So
stellte dieses Musical eigentlich
mein Deutschland Debut dar.
Studiert haben Sie an der Yale
University sowie an der
Universität für Musik und
Darstellende Kunst in Wien –
war es stets Ihr Ziel/Wunsch
Musicaldarsteller zu werden
oder hatten Sie ursprünglich
andere berufliche Pläne?
Als Kind interessierte ich mich
sehr für Wissenschaft und
Ökologie – jedoch wurde aus
diesen Kindheitsträumen, bzw.
Kindheitsinteressen
nichts
Ernstes. Ich kam bereits sehr
früh in Kontakt mit dem Genre
Theater und Gesang – dass auf
der Bühne Geschichten erzählt
werden, faszinierte mich. Der
Wille, dass ich selbst auf der
Bühne stehen könnte, trieb mich
voran. Ich weiß nicht einmal
genau, was ich wollte, ich weiß
nur, wie mein Weg mich dahin
geführt hat, wo ich nun bin.
Meine Mutter war auch eine
sehr begabte Darstellerin und
Sängerin, nicht jedoch auf solch
professioneller Ebene wie ich es
praktiziere,
da
sie
aus
familiären Gründen nicht dazu
in der Lage war. So wuchs ich
in einer sehr musikalischen und
theatralischen Familie auf, was
mich sehr prägte. Als Kind
spielte
ich
in
vielen
Laienproduktionen mit und man
erkannte, dass ich über der
Norm begabt war, im Bereich
Gesang oder Interpretation.
Alle wussten, dass ich für diesen
Weg prädestiniert schien und so
nahm das Schicksal seinen Lauf.
mir liegen. Doch die negativen
oder dunklen Rollenprofile sind
meistens auch die interessanteren, die vielschichtig sind,
mehr
Persönlichkeit
und
Zerrissenheit ausdrücken. Sie
erzählen die ernsteren Geschichten des Lebens. Das reizte
mich auch seit jeher. Da habe
ich das Glück, dass mein Typus,
ich sehe für Deutsche doch sehr
dunkel aus, dazu führte, dass
ich derart besetzt oder dafür
gesehen wurde.
Nun zu
Rolle:
Ihrer
momentanen
Richelieu wird im Roman und
in den meisten Filmen als ein
Mann dargestellt, der in erster
Linie seinen eigenen Machthunger stillen will. Vor allem in
den Liedtexten im Musical
kommt dagegen zum Ausdruck,
dass er so handelt, um Gott zu
gefallen und auch oft unsicher
ist, ob er Gottes Erwartungen
erfüllen kann („das stimmt
doch?“) Welche Motive überwiegen Ihrer Meinung nach?
Liest man Ihren bisherigen
beruflichen Werdegang, dann
fällt sofort auf, dass Sie sehr
häufig zerrissene bzw. auch
dunkle Charaktere spielten.
Nehmen wir das „Phantom der
Oper“, „Lucheni“, „Javert“
„Das Biest“ oder „Jekyll &
Hyde“. Liegt Ihnen diese Form
der Interpretation mehr oder
werden Sie gezielt für diese
Rollen besetzt?
Beides – ich wurde gezielt dafür
besetzt, weil mir diese Art von
Rollen liegen. Dennoch war es
nie meine Intention, ausschließlich diese Charaktere zu
verkörpern. So spiele ich auch
sehr gerne komödiantische
Rollen
oder
Stücke,
die
außerhalb dieses typischen
Profils, bzw. der für mich
typisch gewordenen Profile, von
6
Natürlich hat Richelieu für sich
bewusste Motive – er ist
gottesfürchtig und er geht
seinen
religiösen
und
gleichzeitig politischen Zielen
nach. Unterschwellig hat er
Machtdefizite vorzuweisen, die
er ausgleichen möchte durch die
Art und Weise, wie er sich allen
präsentiert.
Als
Darsteller
versuche ich, diese Rolle
tiefenpsychologisch anzugehen.
Selbst heutzutage gibt es immer
noch, leider Gottes, solche
religiösen
Machtmenschen,
deren Machenschaften man
studieren muss, um sie zu
verstehen.
Frankreichs tat, damit es stark
bleibe,
dann
war
dies
tatsächlich der Fall. Richelieu
wollte die zentrale Macht des
Königs
hervorheben
und
stärken. Auch der König merkte,
dass er Richelieu doch ziemlich
braucht!
Was halten Sie davon, dass
Richelieu im Musical am Ende
als Verlierer dasteht, nur des
Happy Ends wegen. Dabei war
er in Wirklichkeit bis zu seinem
Tode im Jahr 1642 der
eigentliche Staatsmann, der den
König lenkte.
© musmusicalsessen.de
musicalsessen.de.com
Haben Sie sich mit den
historischen Hintergründen des
Musicals im Vorfeld auseinandergesetzt, z.B. Alexandre
Dumas Roman gelesen, sich in
Geschichtsbüchern kundig gemacht etc.?
Ein bisschen – wobei ich keine
großen
Studien
aus
der
Handlung des Musicals machte,
doch mit dem historischen
Richelieu habe ich mich
vertraut gemacht und bemerkte,
dass er in Wirklichkeit doch
sehr anders war, als der
Mensch, den wir im Musical
präsentieren. Wir stellen ihn als
intriganten Bösewicht dar, doch
er war es nicht. Er liebte die
Kultur, gründete die Akademie
Francaise, er war ein Machtmensch, jedoch nicht so
borniert und fanatisch, wie wir
ihn darstellen. Er war auf
keinen Fall ein Hitler. Für
Frankreich war er eine wichtige
Persönlichkeit, des weiteren
besaß
er
eine
große
Außenwirkung. Wenn ich am
Ende des Musicals sage, dass
ich
alles
zum
Wohle
Es ist richtig gewählt. Für das
Stück wäre es nicht sehr
passend, wenn Richelieu der
Sieger wäre. Wir erheben nicht
den Anspruch darauf, dass das
Musical einer historischen
Lektüre
gleicht.
Es
soll
Unterhaltung sein und man darf
hier das berühmte „SchwarzWeiß-Denken“
integrieren,
auch wenn die Realität anders
war und ist.
Sie spielen jeden Abend diese
Rolle perfekt, man sah bisher
noch nie Zeichen der Routine
oder Schwäche und dennoch
wirkt Ihre Interpretation der
Rolle nicht eintönig. Lassen Sie
so etwas wie Routine erst gar
nicht aufkommen oder wie
schaffen Sie es, dass diese sich
nicht
in
Ihrer
Rolle
widerspiegelt? So auch beim
„Phantom“, das sie über
1000mal spielten.
Ich, bzw. wir, wenn ich hier im
Namen
meiner
Kollegen
spreche, empfinden die Routine
stärker als andere. Es gibt
jedoch einige Dinge, die dazu
führen, dass ich immer den
Schein bewahren kann, nicht
routiniert zu sein. Deutsch ist
nicht meine Muttersprache und
so muss ich stets darauf achten,
dass ich mich nicht verspreche
oder schlampig mit meinem Text
umgehe, wenn ich ihn schon so
oft sprach. So etwas darf ich
mir nicht erlauben, da die
Sprache
das
wichtigste
Transportmittel des Stückes ist.
Das ist an sich mein stärkster
Grund. Dann kommt noch
hinzu, dass man der Figur
zuliebe den Alltag ausblendet,
also jegliche Müdigkeit etc. –
das gehört sich nicht und es
gehört zu unserem Darstellercredo. Drittens ist Richelieu
sängerisch
gesehen
keine
leichte Partie. Die Rolle setzt
voraus,
dass
ich
hoch
konzentriert und aufgewärmt
bin. Die Solos im zweiten Akt
fordern doch viel Energie von
mir, die man konzentriert
einsetzen muss.
Haben Sie bestimmte Rituale,
die Sie vor einer Show
praktizieren?
7
Gelegenheit vergangen, doch
wer weiß, vielleicht kommt es ja
noch dazu…
Wie viel Ihres wahren Ichs
steckt in Ihren jeweiligen
Rollen? Oder lösen Sie sich
stets
komplett
von
den
Bühnencharakteren los?
© musicalsessen.de
An sich keine. Zu Beginn meiner
Laufbahn,
als
ich
das
„Phantom“ spielte, versuchte
ich, mich zurück zu ziehen, was
sehr gut war, um mich auf die
Einsamkeit der Figur vor
Showbeginn
bereits
einzustimmen. Doch mittlerweile
gehe ich alles lockerer an – ich
wärme mich auf, aber nicht
nach einem bestimmten Prinzip.
Sie haben im Laufe Ihrer
Karriere schon viele große
Rollen gespielt. Gibt es eine
davon, die Ihnen besonders
wichtig war und die Sie gerne
noch einmal spielen würden?
Und welche Rollen stehen noch
auf dem Wunschzettel?
Es gibt bestimmt einige Rollen,
auf die ich mich freuen würde,
wenn ich sie zukünftig spielen
dürfte. Zu manchen Rollen wird
es auch nicht kommen, da die
Stücke in Deutschland nicht
gespielt werden. Insgesamt sind
die Rollen sehr interessant für
mich, die erst noch kreiert
werden.
Graf von Krolock wäre auch
sehr interessant, man bot mir
diese Rolle in Wien an, jedoch
entschied ich mich damals für
„Jekyll & Hyde“, so ist diese
Es steckt natürlich viel von
einem in den Rollen, das heißt
jedoch, viel der eigenen
Phantasie,
der
eigenen
Vorstellung, wie eine Figur sein
könnte und nicht, wie ich
persönlich privat bin, das wäre
wohl nicht so spannend
darzustellen. Jeder Darsteller
hat
jedoch
andere
Vorstellungen einer Rolle – man
muss sein Selbst erweitern, viel
lesen und sich informieren,
dann kann man dieses Wissen in
die
jeweilige
Bühnenfigur
einbauen und es entsteht ein
vielfältiges Spektrum an Farben
und Nuancen.
Ihre Frau und Sie treten auch
gemeinsam auf und haben
komplette Bühnenprogramme
entwickelt, die jedes Mal eine
Rahmenhandlung haben. Hier
beweisen Sie auch Talent als
Regisseur sowie Drehbuchautor.
Haben Sie in Zukunft vor,
verstärkt
auch
in
dieser
Richtung tätig zu sein?
Solch ein Projekt war bestimmt
nicht das Letzte für uns. Es
fordert zwar von jedem viel
Arbeit, doch ehe ein neues
Programm entsteht, würde eine
Wiederholung von „Is this
home?“ anstehen. Doch unser
„neuestes Projekt“ ist erstmal
unser gemeinsames Baby und
dann werden wir weitersehen.
Wenn Sie auf Ihre Zeit in
Stuttgart zurück blicken –
welche Erlebnisse möchten Sie
auf keinen Fall missen und gibt
es die Chance, dass Sie wieder
für das Stuttgarter Publikum
spielen werden?
8
Bestimmt werde ich wieder
einmal in Stuttgart auftreten.
Woran ich mich jedoch sicher
gerne zurück erinnern werde, ist
die lustige Zeit hinter der
Bühne.
Ich
muss
leider
gestehen, dass ich von Stuttgart
und Umgebung nicht allzu viel
sehen konnte, da ich durch die
Schwangerschaft meiner Frau
sowie anderen Engagements
sehr viel pendeln musste.
Wir haben alle sehr viel gelacht
hinter der Bühne – eine
glückliche Cast ist auch auf der
Bühne eine lustige Cast und so
etwas überträgt sich auf das
Stück und wenn es mir sowie
meinen Kollegen gelungen ist,
den Menschen Freude zu
bereiten, dann ist das der
schönste Lohn!
Ethan Freeman hat am 11.
November 2007 seine letzte
Show als Kardinal Richelieu in
Stuttgart gespielt. Eines ist ihm
gelungen: Er prägte diese Rolle
völlig neu. Durch ihn erhielt
Richelieu Nuancen, die bisher
ungesehen
blieben.
Ethan
Freeman ist eine Bereicherung
für jedes Musical!
Für seine neue Aufgabe als
Vater wünschen wir ihm sowie
natürlich seiner Frau MonikaJulia Dehnert von Herzen alles
Gute!
Mark Derichs (Athos)
Interview von Franziska Maier
Siehst du dich eher als
Sänger,
Tänzer
oder
Schauspieler?
Absolut als Sänger.
Warst
du schon früher
musicalbegeistert und welche
Musicals hast du bereits
besucht?
Ich war ein großer Fame-Fan.
Sowohl der Film als auch die
Serie. Ich hab Cats, Jesus,
Hedwig and the angry inch,
Love
bite,
Company,
Glöckner, Schöne und das
Biest, Starlight, Grease, TdV,
Titanic, usw. gesehen.
War für dich von Anfang an
klar, dass du Sänger bzw.
Musicaldarsteller wirst oder
hattest du andere Berufsziele?
Welche
Szene
aus
„3
Musketiere“ bezeichnest du
als deine ganz persönliche
Lieblingsszene?
Schauspieler wollte ich schon
immer sein. Ich habe zwar
einige
andere
Sachen
ausprobiert,
bin
aber
irgendwann an der HdK
(Hochschule der Künste) in
Berlin gelandet.
Ich mag den Engel und Vater
von D’Artagnan. Am liebsten
spiele ich den Vater am
Anfang.
Mein absolutes Lieblingslied
ist und bleibt der Engel!!!!,
jedoch ist dieser Song auch
anstrengend!
Gab es bereits in deiner
Familie oder Verwandtschaft
Künstler,
denen
du
nachschlägst
nachschlägst oder bist du der
Erste?
Mein Onkel ist ein sehr
talentierter Gitarrist und mein
Vater tritt ab und zu noch als
Sänger auf. Aber ich bin der
erste Schauspieler.
Wurdest du gezielt gefördert
von deiner Familie oder
Lehrern?
Erst an der HdK von meinen
Profs.
Viele junge Leute haben den
Traum Musicaldarsteller zu
werden - Wie sah deine
Ausbildung aus und wie lange
dauerte sie?
Vier Jahre Ausbildung an der
HdK (jetzt UdK) in Berlin.
Gesangs-, Schauspiel- und
Tanzausbildung. Workshops,
Reisen, Auftritte, Musiktheorie
und ne Menge harter Arbeit an
Rollen und Songs.
Welche Musik hörst du privat?
Eher Reggae, Hip Hop, Funk
und Jazz
Welche Lieblingsfilme und
Lieblingsbücher hast du?
Herr der Ringe, sowohl als
auch. Spiel mir das Lied vom
Tod. Krieg der Knöpfe.
Smoke. Des Pudels Kern….
Thema
„Fans“:
Welche
Einstellung hast du zu ihnen
und wo sind deine Grenzen?
Ich bin fast jederzeit zu einem
netten Gespräch bereit und
sehe die ganze Geschichte
eher locker. Leider gibt es ab
und
zu
Grenzüberschreitungen. Menschen, die ich
nicht persönlich kenne werden
manchmal zu persönlich. Ich
glaube, eine gesunde Distanz
hilft beiden Seiten.
Wie hast du dich auf deine
Rolle vorbereitet?
Ich gehe den Text vor der
Szene durch und singe mich
eigentlich erst während der
Show ein. Direkt vor meiner
ersten Szene mache ich
einige Übung die mich
zentrieren sollen.
Weshalb ist der tägliche Fight
Call denn so wichtig – man
sollte meinen, dass die
Fechtszenen
Fechtszenen nach einigen
Monaten funktionieren und wie
lange dauert er?
Der Fight Call dauert ungefähr
30
Minuten,
er
beugt
Verletzungen vor.
Bleibt überhaupt noch Zeit für
Freizeitaktivitäten, wenn ja,
welche?
Zum Glück schon. Ich habe ja
noch meine Band in Bremen
und HH.
Myspace.com/kingculture
9
Welche Rolle/n würdest du
gerne einmal spielen
Jesus, Judas und Hedwig.
Wie und wo siehst du dich in,
sagen wir, 30 Jahren – wie
Heesters noch auf der Bühne?
Kann ich momentan noch
nicht sagen. Der Job ist
einfach sehr anstrengend und
lässt kaum ein Familienleben
zu. Von daher weiß ich noch
nicht so.
Karim Khawatmi
Interview von Franziska Maier
War für dich von Anfang an klar,
dass du Sänger
oder
Musicaldarsteller wirst oder
hattest du andere Berufsziele?
Gesang
und
Schauspiel
interessierten mich bereits von
klein auf. Schon auf dem
Gymnasium führten wir damals
ebenfalls Musicals auf, unter
anderem auch „Joseph“ –
natürlich alles noch auf
jedoch
Laienbasis. Ehe ich je
doch
professionell Musik machte, war
mein Ziel, Psychologie zu
studieren.
Nach
einem
Semester hörte ich allerdings
auf, um andere Wege zu
beschreiten.
Gab es bereits in deiner Familie
oder Verwandtschaft Künstler,
denen du nachschlägst oder
bist du die Erste?
Professionell gesehen bin ich
der erste Künstler in meiner
Familie, wobei meine Eltern
stets künstlerisch interessiert
waren. Mein Vater war früher
Radiosprecher und meine
schau-Mutter war sehr schau
spielbegeistert und ging häufig
ins Theater. Meine ältere
Schwester sang auch sehr
gerne und machte auch bei den
Schulmusicals mit, aber als
Profi wollte sie nicht auf der
Bühne stehen.
Wurdest du gezielt gefördert
von
deiner
Familie
oder
Lehrern?
In der Grundschule wurde ich
auf jeden Fall gefördert, damals
hatten
hatt
en wir einen kleinen Chor
und ich wurde stets auserkoren,
Soli zu singen. Im Gymnasium
später war es dann ähnlich.
Was war deine erste Bühnenrolle überhaupt –damals als
Laie?
Ich erinnere mich an meine
erste Schauspielrolle, das war
Sommer-der „Demetrius“ im „„Sommer
Sommer
nachtstraum“ von Shakespeare
– das war meine erste größere
Rolle. Als Profi war meine erste
Rolle nach dem Studium im
Musical „Jekyll&Hyde“ – hier
spielte ich den „Spider“ und
coverte weitere Rollen. Bei
„Jekyll&Hyde“ war ich dann
rund 2,5 Jahre.
Wie sah deine
konkret aus?
Ich vermisse auch meine
Auftritte mit der Band, da es
doch eine völlig andere Musik
ist und man anders auf der
Bühne agieren kann. Des
weiteren
weitere
n habe ich auch eigene
Stücke komponiert, die sogar
auf CD raus kamen, allerdings
nur in einer ganz kleinen
Auflage in meiner Heimatstadt.
Wie würdest du in deinen
Worten die Rolle des „Athos“
beschreiben?
Ausbildung
Alle zwei Jahre findet ein
Bundeswettbewerb für Gesang
statt.1993 entschied ich mich,
auch auf Anraten von meiner
damaligen
Gesangslehrerin,
dann dort einmal mein Glück zu
versuchen. Und tatsächlich
gewann
ich
in
der
Anfängerkategorie den ersten
Preis. Von da an hatte es mich
richtig gepackt. So wurde ich
von den Studienleitern der
ehemaligen „HDK“, heutzutage
„UDK“, in Berlin angesprochen,
ob ich nicht zum Vorsingen
kommen wollte und das tat ich
erhieltt einen
dann auch. Ich erhiel
Studienplatz und studierte dort
4 Jahre im Fach Musical/Show.
Siehst du dich mehr als Sänger,
Tänzer oder Schauspieler –
oder lässt sich das nicht
trennen?
Ich bin kein wirklicher Tänzer,
ich kann mich zwar auf der
Bühne passend bewegen, doch
persönlich
ich p
ersönlich sehe mich als
Sänger und Schauspieler!
Warst
du
schon
früher
musicalbegeistert und welche
Musicals hast du bereits
besucht?
Ich habe eher Rockmusik
gespielt und in Bands gesungen
– das machte mir richtig Spaß.
Musicals waren nie so mein
das
Metier, d
as „Phantom der Oper“
10
habe ich mir zwar angeschaut,
musical-aber so richtig musical
begeistert war ich damals noch
nicht.
© Ingrid Kernbach
Athos ist ein kompromissloser,
aufgrund
verletzter Mann, au
fgrund der
Vorgeschichte mit Milady. Er ist
ein Mann, der keine Angst vor
dem Tod hat, sehr risikobereit,
aber auch eine Vaterfigur für
D´Artagnan ist. Man könnte
sagen, er ist das haltende, bzw.
das
zentrale
Glied
der
Musketiere. Er hat die meiste
Erfahrung
Erfahru
ng und ist der Älteste.
Hätte Athos Milady für schuldig
erklärt?
Ja, er hätte den anderen
zugestimmt. Auf der Bühne
wende ich mich in diesem
Moment jedoch ab, da der
Schmerz, diese Worte über die
Lippen zu bringen, für ihn
einfach zu groß ist.
Welche Szene im Musical
gefällt dir persönlich am besten,
welche
findest
schrecklichsten?
du
am
Für mich könnte man die „Port
of Calais“ - Szene streichen.
Am besten gefällt mir die Szene
rund um Constances Tod, wenn
er Milady wieder sieht. Dies ist
ein sehr schöner Moment
zwischen ihr und Athos.
Natürlich mag ich auch den
„Engel aus Kristall“ sehr gerne –
der Song ist pure Seele. Zu
Beginn fiel es mir schwer, mich
bei dem Song zu bremsen,
außerdem ist der Rhythmus
sehr streng vorgegeben. Doch
Athos
es passt zur Rolle des A
thos –
die Art, wie es geschrieben ist,
deckt sich mit dem Charakter.
Er unterdrückt seine Gefühle
und später gibt er sie preis –
genauso steigert sich auch der
Song. Es ist immer sehr
spannend, wenn man merkt,
was mit einem selber dabei
passiert.
Produktionen, dennoch war ich
schnell wieder in der Rolle drin.
Man kann auch völlig neue
Akzente setzen und die Rolle
neu prägen.
Hattest
du
auch
eine
Vorbereitungszeit für Stuttgart
oder wurde vorausgesetzt, dass
du
die
Rolle
sowieso
beherrschst?
Es
gab
keine
spezielle
Vorbereitung für mich – natürlich
gab es Auffrischungsproben,
diese dauerten ca. 2 Tage und
dann ging es auch schon los.
Bleibt überhaupt noch Zeit für
Freizeitaktivitäten, wenn ja,
welche?
Du hast bereits in Berlin bei
den „Musketieren“ gespielt.
Welche Unterschiede gibt es
zwischen
den
beiden
Produktionen?
Stuttgarter
Die Stu
ttgarter Fassung ist an
sich schlüssiger und stimmiger,
das liegt wohl auch an den
Kürzungen und Übergängen,
die neu überarbeitet wurden. So
kann der Zuschauer auch die
Handlung besser verstehen.
Für mich ist es spannend zu
sehen, wie sich die Show
entwickelt
entwick
elt hat. Ich persönlich
hatte ja einige Monate Abstand
zwischen
den
beiden
Hast du Vorbilder, denen du als
Kind oder auch heute noch
nacheifern wolltest?
Eigentlich nicht – ich bewundere
zwar manche Schauspieler und
Sänger, jedoch finde ich eher
das, was diese Menschen
geschaffen haben, faszinierend.
Ein Vorbild im klassischen
habe
Sinne hab
e ich nicht.
Welche Rolle/n würdest
gerne einmal spielen?
Wie viel von dir persönlich
steckt in dem Charakter des
Athos?
Sehr viel .Ich denke, man sollte
auch
immer
versuchen,
möglichst viel von sich selbst in
einer Rolle wieder zu finden.
Nur dann gelingt es auch eine
Figur glaubwürdig und ehrlich
istt es auch
darzustellen. Darum is
interessant zu sehen wie jeder
seine
eigene
Bühnnefigur
kreiert, da jeder andere
Erfahrungen im Laufe der Zeit
macht.
denen ich vorher noch nie
etwas gehört habe, die dennoch
aber
eine
tolle
oder
interessante Stimme haben
oder bekannte Songs neu
interpretieren. Musicals höre ich
eher selten, auch um den
nötigen Abstand zu gewinnen.
Von Stuttgart selbst habe ich
nun auch schon einiges
gesehen – ich gehe gerne
spazieren und sitze nicht den
ganzen Tag zu Hause.
Ich genieße vor allem meine
Ruhe, verbringe die Zeit mit
Freunden, höre Musik zu
Hause. Mir ist es wichtig, Kraft
zu tanken. Und diese finde ich
auch beim Komponieren. Der
kreative Prozess der hierbei
entsteht tut mir gut und ist eine
Erweiterung in vielerlei Hinsicht
für mich. Zwar weiß ich noch
nicht, was ich mit dem Material
mache, doch es ist unglaublich
spannend an neuen Songs zu
arbeiten.
Welche Musik hörst du privat?
Sting ist ein ganz großer Favorit
von mir – dazu höre ich sehr viel
Filmmusik. Musicals höre ich
zum Erstaunen vieler eher
nicht. Manchmal kommt es vor,
dass ich einfach nur im Internet
stöbere und finde Sänger, von
11
du
Ich würde gerne mal den
„Lucheni“
aus
„Elisabeth“
spielen oder den „Judas“ aus
„Jesus Christ Superstar“ –
„Jekyll“ hätte ich auch gerne
gespielt. Das sind alles düstere
Charaktere, doch ich werde
sowieso nie für freundliche
Rollen besetzt. Das ist jedoch
nicht schlimm, da für mich die
dunkleren Rollen meistens
interessanter
und
vielschichtiger sind.
Mit den Musketieren ist ab
Februar jedoch erstmal Pause.
Ich spiele nun seit 2,5 Jahren
bei diesem Musical mit, da
muss ein Abstand sein, doch
ich würde niemals nie sagen.
Wie stellst du dir deinen
zukünftigen Weg vor? Auf der
Bühne, dahinter oder in einem
völlig anderen Bereich?
Regie
würde
mich
interessieren, doch meine
weiterhin
n
Zukunft stelle ich mir weiterhi
auf der Bühne vor. So lange es
spannende Rollen für mich gibt,
werde ich auf der Bühne
stehen!
Enrico de Pieri
Interview von Franziska Maier
War für dich von Anfang an
klar,
dass
du
Sänger
/Musicaldarsteller wirst oder
hattest du andere Berufsziele?
Mit Musicals habe ich mich
ursprünglich nie so beschäftigt
– ich begann an einer
Hamburger Musikhochschule
Gesang zu studieren, nebenbei
unterrichtete ich an der Joop
van den Ende Akademie. Dort
unterrichtete ich angehende
Musicaldarsteller für rund 3
Jahre – ab und zu ging ich
selber zu Auditions, um zu
sehen, wie meine Schüler
derartige
Veranstaltungen
erleben, also was müssen sie
können, was steht ihnen
bevor. Meist absolvierte ich
nur die ersten Runden, da es
eigentlich unfair ist, zu den
Callbacks zu gehen, wenn du
den
Job
nicht
ernsthaft
nehmen möchtest. Doch als
Darsteller
für
die
„3
Musketiere“ gesucht wurden,
bekam ich diesbezüglich einen
Anruf und so hat sich meine
jetzige Rolle ergeben. Es war
eher ein schöner Zufall. Früher
spielte ich bereits in Musicals
mit, zum Beispiel in „Mann von
La Mancha“ in Hamburg, ich
gab Musicalabende etc. – so
war mir das Genre nicht fremd,
ich dachte nur nie, dass ich
auch in diesem Metier arbeiten
würde.
Gab es bereits in deiner
Familie oder Verwandtschaft
Künstler, denen du nachschlägst oder bist du die Erste?
Ich bin der Einzige und auch
Erste meiner Familie.
Wurdest du gezielt gefördert
von
deiner
Familie
oder
Lehrern?
Ja, absolut immer schon. Ich
bekam mit 6 Jahren bereits
Klavierunterricht,
besuchte
eine Schule mit Musikzweig,
bei der das Fach Musik
Hauptfach war. Der Chor war
Pflicht, ich spielte dort Theater
und nahm ab 16 Jahren dann
einzelnen Gesangsunterricht.
Dazu nahm ich noch an
Gesangswettbewerben teil, bei
denen ich auch jeweils gute
Plätze belegte. So war es von
vornherein klar, in welche
Richtung in gehen werde. Es
war jedoch stets meine Idee
und ich wurde nie zu etwas
gezwungen.
Was
war
deine
erste
Bühnenrolle
überhaupt
–
damals als Laie?
Als Laie spielte ich an sich nie
Musicals. Als 11 jähriger trat
ich in einem Kindermusical
auf, das war damals eine
Musicalfassung des Kinderbuchklassikers „Ronja Räubertochter“ und ich verkörperte
den „Mathis“ .
dergesetzt
oder/und
den
Roman von Alexandre Dumas
gelesen?
Vor den Proben habe ich mir
definitiv gar nichts angesehen,
bzw. gelesen. Natürlich kenne
ich die Musketier Filme, doch
ich wollte unvoreingenommen
in die Produktion gehen. Das
hat für mich auch sehr gut
funktioniert. Ich sah auch die
Berliner Fassung nicht x-mal –
man
sollte
auch
keine
„Kopfsache“
aus
der
Vorbereitungsphase machen,
sondern sich auf eine Rolle
einlassen können. Man möchte
seine Figur selbst prägen und
„bauen“.
Wie würdest du in deinen
Worten die Rolle des „Porthos“
beschreiben?
Porthos
ist
ein
sehr
grummeliger, aber gutmütiger
Typ. Er ist gutherzig, dennoch
aufbrausend,
dann
lustig
sowie lustvoll, ein Genießertyp. Jedoch sobald Gefahr
droht,
wird
er
zur
Kampfmaschine. Für seine
Freunde geht er bis ans Ende
der Welt.
Warst
du
schon
früher
musicalbegeistert und welche
Musicals
hast
du
bereits
besucht?
Mit 10 oder 11 Jahren war ich
in Hamburg beim Musical
„Cats“ – an sich begeisterte
mich das Genre Musical wenig.
So sah ich noch nie „Das
Phantom der Oper“! Durch
meine Arbeit an der Academy
habe ich jedoch viele Previews
besucht, damit ich genau
einschätzen
konnte,
was
konkret gesucht wird. Für
„Wicked“ muss die Stimmärbung zum Beispiel poppiger
sein,
als
eben
beim
„Phantom“. Ich schaue stets
die
Musicals
aus
zwei
Perspektiven an – als Sänger
sowie Gesangslehrer!
Hast du dich privat mit den
historischen
Hintergründen
von „3 Musketiere“ auseinan-
12
Er ist nicht durchweg positiv,
das Aufbrausende oder nicht
ganz so Intelligente, das sind
eher negative Eigenschaften,
die er jedoch durch sein
ganzes Wesen kompensiert.
Porthos
ist
dennoch
ein
Sympath für das Publikum. Die
raue Schale und der weiche
Kern, hier orientierte ich mich
an den alten Bud Spencer
Filmen – Spencer war auch
stets schlecht gelaunt und
dennoch ein sympathischer
Kerl!
Welche Szene im Musical
gefällt dir persönlich am
besten, welche findest du am
schrecklichsten?
Meine Lieblingsszene – das ist
sehr schwierig zu sagen, da
man das Musical
als
Darsteller ja ganz anders
erlebt als wenn man als
Zuschauer im Saal sitzt –
dennoch würde ich sagen,
dass der „Cardinals Guard
Fight“ zu meinen bevorzugten Szenen gehört. Das
macht auch immer Spaß,
egal wie müde oder fertig
man ist. Natürlich gefallen
mir die Szenen besser, an
denen
die
Musketiere
aktiv teilnehmen, hier ist
man
viel
stärker
involviert.
Was ich nicht so mag ist
„Männer“ oder „Nicht aus
Stein“ – das finde ich eher
überflüssig, da es eine gewisse
Starshow darstellt.
Ist
deine
anstrengend?
Rolle
sehr
Ingesamt
ist
es
sehr
anstrengend
Porthos
zu
spielen. Doch das liegt nicht
unbedingt daran, was man zu
tun hat, sondern an dem, was
man bei den Szenen trägt. Wir
3 „Hauptmusketiere“ haben ja
andere
Kostüme
als
die
restlichen Musketiere, diese
tragen leichtere Jacken etc.
Unser Kostüm wiegt ca. 15
Kilo – der Mantel bei „Paris“
wiegt nochmals gute 10 Kilo.
Dabei haben wir nie einen
Kostümwechsel. So tragen wir
rund 3,5 Stunden dieses
Gewicht auf unseren Körpern,
also eine Lederrüstung. Man
ist immer wie im Winter
angezogen. Das Leder ist steif
und staut die Wärme. Es ist
viel härter als es aussieht. Im
Sommer ist es natürlich
extrem anstrengend und hart.
Im Mai war es so extrem
warm, das war für uns alle
sehr schlimm. Jeden Abend
diese Last zu tragen, das ist
Hochleistungssport.
Es
ist
schlecht für den Rücken, man
verdreht sich das Becken,
bekommt Knieprobleme, man
macht immer die gleichen
Bewegungen und belastet die
Gelenke gleich. Da muss man
sehr
aufpassen,
nicht
chronisch krank zu werden.
Ich stretche sehr viel, obwohl
Wir wohnen jedoch fast alle
nicht in Stuttgart und sind
„nur“ zum Arbeiten hier.
Darum findet eher ein pendeln
statt.
Welche Musik hörst du privat?
Ich höre privat keine Musicals,
außer neulich „Wicked“ als
Vorbereitung
–
ansonsten
bevorzuge
ich
klassische
Musik.
Hast du Vorbilder, denen
du als Kind oder auch
heute noch nacheifern
wolltest?
ich kein Tänzer bin – doch
dadurch sind die Muskeln
geschmeidiger. Dazu tragen
wir noch Stiefel mit Absätzen,
da verkürzen sich die Muskeln
auch noch.
Bleibt überhaupt noch Zeit für
Freizeitaktivitäten, wenn ja,
welche?
Hobbies
–
das
ist
ein
schwieriges Thema. Früher
ging ich sehr gerne ins
Fitnessstudio – doch die Zeit
ist so knapp, dass es kaum
dafür reicht.
Tagsüber unterrichte ich die
Leute von der Cast und abends
die Show, da bleibt sehr wenig
Zeit übrig.
Nach der Show trifft man sich
jedoch gerne mit Kollegen,
geht etwas essen – doch das
ist kein Hobby!
Dennoch habe ich es zum
Schloss Ludwigsburg geschafft
oder gehe ab und zu mal
montags oder dienstags zu
Konzerten
oder
ins
Schauspielhaus.
In
Bad
Wildbad war ich, in Karlsruhe,
Straßburg – Tagesausflüge,
das erlaubt die Zeit.
13
Vorbilder habe ich an
sich nicht. Ich finde
jedoch Kevin Tarte toll –
er ist lässig und ruhig,
dabei solch ein toller
Sänger. Wenn ich ihn im
Chor mitsingen höre,
dann denke ich stets:
Mann, was hat der für
eine Stimme!!
Welche Rolle/n würdest du
gerne einmal spielen?
Da gibt es keine bestimmten –
ich warte, was die Zukunft für
mich bereit hält. Ich brauche
auch nicht gleich im Anschluss
wieder eine Musicalrolle, da
ich nicht unter dem Zwang
stehe, gleich wieder eine Rolle
haben zu müssen. Ich bin ja
nicht nur Darsteller, sondern
eben auch Lehrer. Momentan
unterrichte ich 10 Stunden,
ansonsten 20-30.
Wie stellst du dir deinen
zukünftigen Weg vor? Auf der
Bühne, dahinter oder in einem
völlig anderen Bereich?
Ich
möchte
grundsätzlich
Lehrer bleiben – da kann ich
meinen Focus auf andere
lenken und für andere da sein.
Das gibt mir sehr viel.
Ansonsten bin ich natürlich
bereit,
neue
Rollen
anzunehmen, wichtig ist nur,
dass es mir persönlich etwas
bringt und mir Freude bereitet.
Dann ist das erreicht, was ich
mir wünsche!
Backstage mit Tobias Weis
von Franziska Maier
„Mir stehen Haare gut…“
der besondere Blick hinter
die Kulissen bei den
„3 Musketieren“
Tobias spielte bereits in Berlin
bei den „3 Musketieren“ mit – im
Laufe der Zeit verkörperte er
bereits
die
Rollen
des
D´Artagnan, Aramis und sogar
als Porthos stand er auf der
Bühne, wenn auch nicht in
Stuttgart! Des weiteren schlüpft
er in verschiedenste Ensemblerollen, dies macht Tobias zu
einem großen Allrounder, der
stets zur Stelle ist, wenn Not im
Theater herrscht!
Wir hatten die besondere Ehre,
einen exklusiven Blick in den
Alltag eines Darsteller zu werfen
– und zwar von dem Zeitpunkt
an, als Tobi gegen 16.30 Uhr das
Theater betrat, bis zur großen
Show auf der Bühne. So wurden
wir Augenzeugen, wie Tobias
sich zum Aramis verwandelt, den
Fight
Call
bestreitet
und
letztendlich die letzten Vorbereitungen für die Show trifft. Ein
ganz besonderes Erlebnis für alle
Musketier Fans, wie ihr euch
sicher vorstellen könnt.
16.30 Uhr – Tobias trifft im
Theater ein
Hier läuft das berühmte „Sign-In“
ab – das heißt, jeder Darsteller
und Mitarbeiter des Theaters
muss
sich
in
eine
Art
Anwesenheitsliste
eintragen,
damit man weiß, wer ab sofort im
Haus erreichbar ist.
Das „Sign-In“ ist ziemlich
ähnlich, wie bei anderen Berufen,
so auch im Einzelhandel. Die
Darsteller kommen jedoch täglich
zu unterschiedlichen Zeiten ins
Theater, je nachdem, ob noch
Proben stattfinden, sie Unterricht
haben oder Meetings auf dem
Plan stehen. Tobias kam an
diesem Tag extra so früh, da er
mit uns den Interviewtermin
hatte. Normalerweise dürfte er
sich mehr Zeit lassen. Das
Interview, in dem Tobias auch
über wirklich lustige Pannen
plaudert, findet ihr im Anschluss
an diesen Bericht.
17.30 Uhr – Tobias muss zu den
Proben (leider durften wir da
nicht dabei sein)
18.30 Uhr – Fight Call
Wie auch schon bei unserem
Clubtreffen, durften wir noch
einmal den Fight Call besuchen,
bei dem stets der Cardinal´s
Guard Fight sowie die Szene,
wenn Buckingham und Co. Aus
dem Palast kommen und der
große Kampf um die Juwelen
beginnt, geprobt wird.
Der Fight Call ist deswegen so
wichtig, erklärte uns Tobias, da
meistens unterschiedliche Besetzungen spielen. Natürlich
können im Laufe der Zeit alle
Darsteller die Bewegungsabläufe,
doch es geht auch darum, dass
der Körper aufgewärmt wird und
man Verletzungen vorbeugt.
Wenn manche Darsteller nur
selten spielen, dann hilft ihnen
der Fight Call, um nochmals alle
Bewegungsabläufe genau zu
proben, damit während der Show
keine Schwächen zu sehen sind.
Denn hier darf durchaus noch
etwas schief gehen. Die Degen
sind übrigens sehr schwer, man
14
denkt vielleicht, es handelt sich
um Plastik, doch da täuscht man
sich gewaltig. Man kann sich und
andere durchaus mit den Degen
verletzen und jeder falsche
Schlag könnte fatale Folgen
haben! So ist der Fight Call, der
allabendlich rund 20 Minuten
geht, ein wichtiges Ritual. An
Wochenenden findet er sogar
zwei mal statt, jeweils eine
Stunde vor den Shows. Für die
Darsteller geht natürlich kostbare
Zeit dahin, da sie exakt planen
müssen, wann sie essen oder
erneut in die Maske gehen.
19.00 Uhr – Tobias in seiner
Garderobe oder: „Ich werde zu
Aramis!“ ☺
Normalerweise reicht es, wenn
Tobias sich gegen 19.15 Uhr so
langsam schminkt, da die
Musketiere ihren ersten Auftritt
erst bei den Lied „Paris“ haben,
welches ca. 19.50 Uhr erst folgt,
wenn also D´Artagnan sowie
Milady bereits in die Handlung
eingeführt wurden. Unser eins
würde vor Nervosität verrückt
werden, sich so knapp erst
zurecht zu machen, doch da
kommt eben der wahre Profi
heraus. Tobias Handgriffe sitzen
perfekt – erst folgt Puder, mit
dem er das gesamte Gesicht
mattiert und einen gleichmäßigen
Teint verleiht. Nun werden mit
einem Pinsel die „Feinarbeiten“
getätigt
So fährt sich Tobias seine
Augenbrauen und seinen Bart,
mit schwarzem Puder“ – ähnlich
einem pudrigen Kajal, nach – als
Aramis malt er nur die äußeren
Konturen, so dass ein Kinnbart
entsteht. Als D´Artagnan zeichnet
er nicht diese Form, da er hier
jünger aussehen muss und sein
eigener Bart optisch nicht
sichtbar ist für die Zuschauer, da
die Scheinwerfer so hell sind.
Dies ist genau der Grund,
weshalb mit so dunkler Farbe
gearbeitet wird – man würde in
den hinteren Reihen keine
Gesichter mehr erkennen, wenn
diese nicht perfekt geschminkt,
bzw. konturiert wären.
Seine Augen betont er ebenfalls
extrem stark – für uns, die so
dicht vor ihm stehen, sieht es wie
ein Faschings Make- up aus, doch
wenn man Tobias von weitem
betrachtet, dass sieht er eben wie
ein typischer Aramis aus, mit den
edlen Gesichtszügen und dem
berühmten Bart!
Dann müssen wir uns umdrehen,
da Tobi natürlich noch seine
berühmte Aramis Lederkluft
anziehen muss – dazu auch noch
der schwere Mantel, so dass vor
uns eine Mischung aus Tobi und
Aramis steht – sozusagen ein „T“
Aramis.
Lustig wirkt nur, dass er noch
keine Perücke trägt, doch das soll
nun folgen…
19.15 Uhr – Tobias in der Maske
oder „Mir stehen Haare gut!“ ☺
In der Maske herrscht bereits
reges Treiben – so werden
Constanec Haare geschneckelt
und mit einem großem „Strumpf“
bedeckt, damit kein Echthaar
unter der Perücke zu sehen ist.
Der Kardinal bekommt seine
letzte weiße Schicht, damit er
auch schön „kalkig“ wirkt,
D´Artagnan gelt sich sein Haar,
damit nichts ins Gesicht fällt,
jedoch alles soo natürlich auf der
Bühne
wirkt
und
Tobias
verkabelt sich gerade, da unter
der Perücke stets das Mikro
gelegt befestigt werden muss, so
dass
nur
der
eigentliche
Mikrokopf auf der Stirn festgeklebt wird. Mit kleinen Spangen wird das Kabel befestigt, es
sieht fast so aus, als würde es in
Tobias Kopf getackert. Ganz
schmerzfrei war die Prozedur
auch nicht, wie man Tobias
leichtem
„Uhh“
entnehmen
konnte…
Und dann passiert es: Die
Maskenbildnerin setzt Tobias die
Aramis Perücke auf und es ist, als
wenn eine gute Fee den
Zauberstab betätigt hätte: Da sitzt
nicht mehr der Tobi, den wir
kennen, sondern ARAMIS!
Tobias nimmt sofort eine andere
Haltung ein – er sagt selbst, dass
er, sobald die Perücke auf seinem
Kopf sitzt, eine ganz andere
Ausstrahlung hat, ja beinahe
würdig
durch
die
Gänge
schreitet! Sein Gesichtsausdruck
verändert sich und man könnte
meinen, ein anderer Mensch
stünde vor einem. Doch dann
kommt der alte Tobias wieder
zum Vorschein, in dem er den
Satz bringt, der zum Running
Gag wurde: „Seht ihr – mir
stehen Haare einfach gut!“
19.30 Uhr – Tobias muss sich
bereit machen…
…und wir müssen gehen – leider!
Es war ein sehr interessanter
Blick in die Vorbereitungen eines
Darstellers. Die Verwandlung
sowie die Illusion ist auf der
Bühne perfekt, sieht man jedoch,
wie hinter den Kulissen alles
exakt ablaufen muss, damit nichts
schief geht, dann weiß man erst,
wie viel Arbeit hinter solch einer
Produktion steckt!
Tobias, pardon, Aramis, ist nun
bereit für seinen Auftritt!
15
Pleiten, Pech und Pannen –
Tobias Weis über seine
Laufbahn sowie seine Zeit bei
den Musketieren – vom
Thema abschweifen? Nicht
bei Tobias…☺
☺:
Tobias, wolltest du von klein
auf Musicaldarsteller werden
oder hattest du ganz andere
Ziele?
Als Kind sagte ich zu meiner
Mama immer, dass ich entweder
Sänger, Schauspieler, Tänzer,
Koch oder Bäcker werden
wollte, da ich auch gerne backe.
Der einzige Nachteil bei diesen
Berufswünschen war, dass mir
dann die Hobbies fehlen, wenn
ich das alles mache, was man
eigentlich in seiner Freizeit
machen möchte. So gibt es
keinen
Ausgleich
mehr.
Allerdings reicht mir die Zeit
nicht, um momentan viel zu
backen, das habe ich alles bei
meinen Eltern zwischengelagert.
Wenn man viel umzieht, dann
kann man nicht stets alles
mitnehmen.
Ich bin schon immer ein
Allrounder gewesen, da ich es
schrecklich finde, nur eine
Sache zu machen. So sehe ich
mich nicht nur als Darsteller,
ich führe auch gerne Regie,
entwerfe Choreografien etc. Ich
vergleiche alles mit einem
Kuchen. Viele Leute sehen
immer nur den Kuchen: Sie
gehen 3 Stunden ins Theater
und sehen nur das Endprodukt,
doch woraus der Kuchen
gemacht wurde, das sehen sie
nicht. Das Hinterhaus, das
Vorderhaus, die Darsteller – alle
zusammen sorgen dafür, dass
solch ein Stück funktioniert und
der Kuchen gut schmeckt!
Gab es in deiner Familie schon
Künstler oder bist du der
Einzige?
Künstler gibt es in meiner
Familie mehrere, doch keiner,
der es als Beruf ausübt. Mein
Opa konnte ganz toll malen - er
gab mit 80 sogar noch
Aquarellmalkurse. Ich kam von
Geburt an wirklich gut weg, mit
dem nötigen Material, also
Stimme, Bewegungstalent. Wir
singen alle zu Weihnachten, das
finde ich immer ganz toll. Mein
anderer Opa war auch im Chor.
Meine Mutter wollte als Kind
immer Klavier lernen, darum
habe ich es dann gelernt, ich
kann zwar nicht mehr allzu viel,
aber es hat mir stets in der
Ausbildung geholfen, mein
Gehör zu fördern. Ich kann zwar
ganz gut Noten lesen, aber
besser kann ich singen nach
Gehör. Doch über das absolute
Gehör verfüge ich nicht. Wenn
ich auf ein Notenblatt schaue,
erkenne ich die Noten, aber ich
höre die Noten nicht so präzise
raus. Ich finde sowieso, dass das
absolute Gehör mehr Fluch als
Segen ist, denn eine Bekannte
von mir hat dieses und für sie
klingt manches gleich schief. Als
Klavierstimmer ist es allerdings
wichtig.
ich mich selber ja nicht so
beurteilen kann.
Warst du früher auch im
Schulchor oder in der Theater
AG?
Man bringt grundsätzlich seine
eigene Persönlichkeit in eine
Rolle
mit
ein.
Darum
interpretiert jeder Darsteller die
Rollen anders. Man muss eben
sein „Instrument“ kennen, also
in meinem Fall muss ich genau
meinen
Körper,
meine
Emotionen kennen, um diese
richtig zu nutzen. Ich bin auch
sehr forsch und reiße die Rolle
an mich, ich mache sie mir so zu
eigen, dass ich erstmal alles
ausprobiere und nicht extrem
vorsichtig bin. Man kann
danach immer noch Nuancen
ändern. Authentizität ist für
mich das Wichtigste. So kann
ich z.B. Porthos nicht wie
Aramis spielen und es war für
mich sehr schwer, aus der Rolle
des Porthos raus zu kommen, da
dieser viel mehr wie ich selbst ist
– also geerdet, ruppig. Aramis
muss
eine
Leichtigkeit
vermitteln, doch das brachte
In der Grundschule hatten wir
einen Chor und da musste ich
immer vorsingen. Das hielt sich
dann so durch. In der
Realschule spielte ich dann auch
Theater, das gehörte auch zum
Unterricht
und
es
gab
tatsächlich eine Theater AG.
Das war eine tolle Erfahrung –
so war es für mich normal, Text
zu lernen. Mir fällt es zum
Beispiel schwer, nur Text zu
lernen, ohne die Szene zu
kennen. Wenn ich das ganze
Stück habe oder kenne, fühle ich
mich wohler.
Ich möchte auch nie wieder
Regie führen und gleichzeitig in
dem Stück spielen. Das war
schon einmal so, aber da bin ich
automatisch der Schlechteste, da
Bei einer Großproduktion gibt es
ja auch den Regisseur sowie den
künstlerischen Leiter, der einem
sagt, wie man etwas spielen soll.
Ich finde es hilfreich, wenn ich
mir auch mal ein Video ansehen
kann, auf dem ich zu sehen bin,
wenn ich spiele. Davon kann
man sehr lernen.
Inwieweit kann man sich selbst
in eine Rolle einbringen – oder
habt ihr keinerlei Interpretationsfreiheit?
16
mich auch persönlich weiter, so
lernte ich eine neue Seite an mir
kennen.
D`Artagnan war für mich eine
Herausforderung – ich spiele
gerne und gut tragische Helden,
doch nun einen jungen, naiven
Held zu spielen, das war mir
fremd. Man sagte mir, ich wär
viel zu intelligent, so musste ich
eine komplett neue Art lernen,
um
den
ungestümen
D´Artagnan zu verkörpern, der
eben nicht zuerst nachdenkt, wie
ich es privat tue. Man nimmt
jedoch immer etwas mit, von den
Rollen, die man spielt. Das finde
ich sehr lohnenswert. Man
erarbeitet sich eine Körperlichkeit, die indirekt da bleibt.
Selbst, wenn man sich bei
Auditions vorstellt. Besonders
viel es mir bei den Darstellern
auf, die früher den Professor bei
Tanz der Vampire spielten, bei
denen kam immer noch die
Gangart
und
die
ganze
Verkörperung des Professors
durch, auch wenn sie eine
andere Rolle spielen. Das fällt
sofort auf. Man kann einfach
nicht sofort loslassen, aber man
hat es eben so verinnerlicht.
Mir ist es sehr wichtig, dass ich
den Text sicher kann – ich weiß
nicht, mit wem ich schon alles
gefochten
habe.
Das
ist
manchmal so ein Durcheinander, darum wäre es tödlich,
wenn man noch über seinen
Text nachdenken würde. Wer
bin ich denn oder was spiele ich
denn?
Gab es bei dir schon mal
gravierende Pannen?
Oh ja…meine peinlichste Panne
war damals, als ich als
D´Artagnan den Text vergessen
habe – bei der Reprise von
„Vater“, nach der Buckingham
Szene, da wusste ich nur noch,
dass ich „Krieg“ und „Vater“
sagen muss. Und das Vater war
schon zu spät, die Musik spielte
weiter, die Hälfte des Orchesters
sprang wieder zurück, weil der
Dirigent das Zeichen gab. Ich
suchte in der Zwischenzeit den
Text und stakste nur „Vater, wie
lang doch meine Reise war“,
dabei war ich erst in England –
dann ging ich in eine Art
Sprechgesang über und endete
„Nun steht ein Krieg bevor“.
Dann noch eine Sache: Mark
Derichs als Athos, zog beim
Finale 2. Akt nicht den Degen,
sondern den kleinen Dolch, den
er D´Artagnan zuwirft. Das war
zum Glück nur beim Put-In,
aber wir haben so gelacht
darüber, da war alles aus, der
Mini-Dolch ersetzt den Degen.
Welche Szenen gefallen dir
besonders gut und welche nicht?
Mit dem Degen passieren auch
die übelsten Dinge – wenn
einem der Degen fehlt, dann
muss man einem anderen diesen
klauen oder als D`Artagnan
brach mir die Klinge, doch das
passierte schon öfters.
Als
Aramis
war
mein
Lieblingsversprecher kurz vor
dem Finale 1. Akt, wenn
D´Artagnan sagt „Mit eurer
Hilfe wird es gelingen…“ und
ich antwortete „Unser Herrgott
– ähhhh – hat uns nur eine
sichere Heimkehr….ne?!“ – da
lachen sich die Kollegen heute
noch kaputt. Hätte ich das lange
„Ähhh“ nicht gebracht, wäre es
nicht aufgefallen. Das ist bis
heute noch ein Gag.
Der größte Lacher war auch als
Aramis, beim Finale 2. Akt- der
Kollege Thomas Hohler zieht ja
am Ende den Degen, um ihn
gemeinsam mit den Musketieren
nach oben zu halten. Ich stand
neben ihm und er zog den Degen
so nah an meinem Kopf vorbei,
dass er meine Perücke streifte
und diese mir komplett über den
Kopf stülpte. Das Publikum
begann schallend zu lachen –
die Musik spielte, wir alle
konnten uns kaum noch halten
– wir waren so fertig.
Ich mag gerne ernste Szenen,
die einen berühren. Constances
Tod und auch die Klosterszene
finde ich sehr schön, das packt
einen einfach. Ebenso der
„Engel aus Kristall“, da kommt
Athos ´ganzer Schmerz durch.
Da kommt bei mir eben wieder
meine Vorliebe für tragische
Heldenrollen durch.
Ich muss kurz abschweifen –
wenn ich beim „Engel“ im
Enselmble spiele, dann halte ich
den Becher das gesamte Lied
über an meinen Mund – 3-4
Minuten – Freeze heißt das bei
uns. Es fällt schon schwer, so zu
verharren, doch das ist eine
besondere Technik.
Was ich nicht mag ist
„Männer“, doch das wäre für
die Tänzer schade. Man hätte
auch noch manches bei Milady
oder Kardinal kürzen oder
streichen können. Mindestens
eines der Musketiere hätte ein
eigenes Lied bekommen sollen.
Auch Rochefort, ein Lied wie
„Mein Degen und ich“, da
keiner ihn mag und er immer
alleine ist. Das hätte eine witzige
Nuance reingebracht. Oder
Porthos ein Lied über Essen.
Das wäre doch was! Den
Charakteren hätte es auch etwas
gebracht, da das Stück ja die „3
Musketiere“ und nicht „Der
Kardinal und Milady“ heißt,
aber das ist Ansichtssache! ☺
Welche Fassung gefällt dir
besser – Berlin oder Stuttgart?
Ich finde die Stuttgarter besser,
da die Szenen sinnvoller
17
ineinander gehen. Es gibt nach
wie vor Schwächen, die ich
anders gemacht hätte, aber in
einer Eigenproduktion kochen
so viele Köche an einem Brei, da
wird es nie perfekt und die Leute
haben tolle Arbeit geleistet. Ich
bin jedoch sehr gespannt auf
„WICKED“,
ich
wünsche
natürlich allen, dass es so ein
großer Erfolg wird, wie man sich
erhofft.
Die niederländische Fassung
der „Musketiere“ finde ich
übrigens auch sehr schön –
manche
Elemente
waren
poppiger. Leider wurden in
Deutschland ja Lieder aus der
Hollandfassung
gestrichen.
„Männer“ war da auch super,
das Bühnenbild war provokant.
Aber, wie heißt es so schön:
Man kann nicht alles haben –
und ich muss nun in die
Maske…
Ein großes Dankeschön an
Tobias für diesen einmaligen
Blick hinter die Kulissen – es
war sehr interessant und
informativ!
Wir wünschen dir auch in
Zukunft alles erdenklich Gute –
bleib so wie du bist – und Tobi:
Dir stehen Haare einfach gut!
;-))
Karen Selig (Constance)
Interview von Franziska Maier
geht bei den Kleinen sogar
schon recht professionell auf
der Bühne zu!
Wurdest
du
gezielt
gefördert
von
deiner
Familie oder Lehrern?
War für dich von Anfang an
klar, dass du Sängerin
bzw,.
Musicaldarstellerin
wirst
oder
hattest
du
andere Berufsziele?
Natürlich hatte ich auch viele
andere Interessen. Ich bin z.B.
ein tiervernarrter Mensch und
hätte mir durchaus vorstellen
können,
einen
Beruf
zu
wählen, in dem ich Tieren auf
irgendeine Weise helfen kann.
Doch Singen war schon immer
meine große Leidenschaft und
gerade im Musical konnte ich
meine recht große Bewegungsfreude
ausleben.
Im
Laufe der Zeit merkte ich dann
erst, welch großen Spaß mir
das Schauspielern macht, d.h.,
wie gerne ich mich in andere
Personen hineinversetze und
Gefühle ausdrücke!
Gab es bereits in deiner
Familie / Verwandtschaft
Künstler,
denen
du
nachschlägst oder bist du
die Erste?
Also,
einer
Künstlerfamilie
entstamme ich wirklich nicht!
Einige in meiner Familie sind
Lehrer, so auch meine Eltern.
Künstler
sind
sie
nicht,
vielleicht aber Lebenskünstler.
Denn sie haben immer noch
Freude an ihrem nicht immer
einfachen Beruf. Eindeutig hab
ich mein Talent von meiner
Mutter, sie leitet seit vielen
Jahren mit viel Engagement
den Chor der Schule. Die
Kinder führen dort unter ihrer
Regie
kleine,
liebevoll
inszenierte Musicals auf und es
Mit
der
bedingungslosen
Unterstützung meiner Eltern
sorgten wir dafür, dass ich
meinen Bewegungsdrang im
Leistungszentrum
ausleben
konnte und meine gesanglichen
Fähigkeiten
fielen
meinem
Chorleiter
im
Gymnasium
früh
auf.
Besonders er sorgte dafür,
dass ich mich schnell daran
gewöhnte, allein vor großem
Publikum auf der Bühne zu
stehen und zu singen.
Viele junge Leute haben
den
Traum
Musicaldarsteller zu werden - Wie
sah deine Ausbildung aus
und wie lange dauerte sie?
Im
Anschluss
an
meine
Schulzeit
begann
ich,
in
Hamburg, damals bei der
Stella
Academy,
meine
Ausbildung
zur
Musicaldarstellerin. Ein paar Workshops
folgten und dann auch gleich
das erste Engagement als
Mistress in „Evita“.
als deine ganz persönliche
Lieblingsszene?
Das Terzett „Wer kann schon
ohne Liebe sein“ ist eines der
schönsten Lieder uns Szenen
überhaupt, finde ich!
Und welche Szene ist für
dich die anstrengendste?
Keine Spezielle – es kommt
eher auf meine körperliche
Verfassung an. Fühle ich mich
ringsum wohl, geht es mir
auch auf der Bühne nicht
anders, egal, welche Szene ich
spiele!
Wie hast du dich auf deine
Rolle vorbereitet?
Rituale etc. habe ich mir im
Laufe meiner Berufszeit abgewöhnt, das bringt mir nichts.
Allerdings achte ich schon
darauf, dass ich nicht allzu viel
um die Ohren habe und mich
darauf konzentrieren kann.
Vor der Show singe ich mich
dann zum Leidwesen meiner
Umwelt recht gut ein und
wecke etwas meine Sprechkünste durch Sprechübungen!
☺
Siehst du dich eher als
Sängerin, Tänzerin oder
Schauspielerin?
Ich tanze sehr gerne, würde
aber, wenn es sich überhaupt
trennen lässt sagen, dass ich
eine Sängerin bin!
Warst du schon früher
musicalbegeistert
und
welche Musicals hast du
bereits besucht?
Ich habe mich schon früh für
Musicals als Arbeitsplatz, aber
auch für die Kunst und
Emotionen der Stücke begeistert.
Gesehen habe ich, oh je, unter
anderem: Cats, Tanz der
Vampire, Miss Saigon, The
King and I, Evita, Mamma Mia,
3 Musketiere, Anything goes,
König der Löwen und viele,
viele mehr…
Welche
Szene
aus
„3
Musketiere“ bezeichnest du
18
Weshalb ist der tägliche
Fight Call denn so wichtig –
man sollte meinen, dass die
Fechtszenen nach einigen
Monaten funktionieren?
Aus Sicherheitsgründen müssen die Fechtszenen täglich ca.
15 Minuten geübt werden.
Jeder muss sich auf seine
jeweiligen Partner in der Show
einstellen können.
Fehler darf sich bei den
Kampfszenen verständlicherweise niemand erlauben!
Bleibt überhaupt noch Zeit
für
Freizeitaktivitäten,
wenn ja, welche?
Also, wenn wir nicht gerade in
einer
starken
Probephase
stecken, bleibt uns die Zeit.
Dann gehe ich am liebsten in
die Natur, als Kontrast zum
doch meist dunklen Theater.
Oder ins Fitnessstudio oder ich
koche
etwas
Schönes
zu
Hause – gerne besuche ich
auch Freunde.
etwa die Thriller von Karin
Slaughter – nichts für schwache Nerven.
Aber auch zu Paulo Coelhos
Büchern greife ich immer
wieder ausgesprochen gerne.
Es gibt für mich noch so viele
reizvolle Rollen. Zum Beispiel
die „Kathy“ in
„The last 5
years“ oder auch „Sarah“ aus
„Tanz der Vampire“. Beides
sehr facettenreiche Rollen.
du
Thema
„Fans“:
Welche
Einstellung hast du zu
ihnen und wo sind deine
Grenzen?
Wie und wo siehst du dich
in, sagen wir, 30 Jahren –
wie Heesters noch auf der
Bühne?
Total gemischt, auf keinen Fall
aber Musicals! ☺
Fans sind eine wichtige Sache
für mich, sie gehören dazu.
Welche Lieblingsfilme und
Lieblingsbücher hast du?
Grenzen musste ich noch nicht
finden, kein Fan wurde bisher
auf irgendeine Weise aufdringlich. Nein, ich freue mich
wirklich über Fans!
Na ja, in 30 Jahren bin ich ca.
halb so alt wie Johannes
Heesters heute, da kann es
schon sein, dass ich mich
immer noch auf irgend einer
Bühne herumtreibe.
Welche
privat?
Musik
hörst
Einer meiner liebsten Filme ist
z.B.
„Tatsächlich
Liebe“!
Alleine der Soundtrack macht
schon glücklich. Bei Büchern
mag ich es spannend, wie
Welche Rolle/n würdest du
gerne einmal spielen?
Wenn man mich dort noch
sehen will, sehr gerne!!:-)

Anna Thorén
(Königin Anna)
Interview von Franziska Maier
Gab es bereits in deiner
Familie oder Verwandtschaft
Künstler, denen du nachschlägst oder bist du die
Erste?
Ich
stamme
aus
der
Zirkusfamilie Orlando, darum
bin ich also nicht die erste
Künstlerin der Familie! Leider
gibt es den Zirkus nicht mehr.
Meine Mutter war Lehrerin und
mein Papa Ingenieur – nun
sind beide jedoch Renter.
Wurdest du gezielt gefördert
von
deiner
Familie
oder
Lehrern?
Nein – dennoch wurde ich
stets von allen unterstützt, so
gut es ging!
War für dich von Anfang an
klar, dass du Sängerin bzw
Musicaldarstellerin wirst oder
hattest du andere Berufsziele?
Es war schon lange mein Plan
Musicaldarstellerin zu werden.
Dennoch gab es auch mal eine
Zeit, in der ich Fotograf
werden wollte, doch damals
gab es keine Digitalkameras
und meine Bilder waren
ständig nur unscharf, so habe
ich diesen Berufswunsch dann
aufgegeben und mich der
Musik gewidmet!
Viele junge Leute haben den
Traum Musicaldarsteller zu
werden - Wie sah deine
Ausbildung aus und wie lange
dauerte sie?
Im Alter von 9 Jahren
besuchte ich das Musikgymnasium und danach ging ich 3
Jahre auf die Ballettakademie
in Göteborg, wo ich Musicaltheater studierte.
Siehst du dich eher als
Sängerin,
Tänzerin
oder
Schauspielerin?
Ganz klar und eindeutig als
Sängerin!
19
Warst
du
schon
früher
musicalbegeistert und welche
Musicals
hast
du
bereits
besucht?
Ich fand es eigentlich schon
immer lustiger und interessanter, auf der Bühne zu
stehen als im Publikum zu
sitzen. So hatte ich nie Zeit,
auf der „anderen Seite“ zu sein
und diese zu erleben, da ich
stets selber dabei sein wollte!
„Cats“ habe ich gesehen und
sogar dabei geweint und ich
fand es teilweise gruselig –
gut, ich war damals 5 Jahre
alt…☺
☺
Welche
Szene
aus
„3
Musketiere“ bezeichnest du als
deine persönliche Lieblingsszene?
Die „Kapelle“-Szene macht mir
immer sehr viel Spaß, weil ich
so viele Gefühle erleben darf
als Königin Anna, die verzweifelt
um
ihren
Mann
kämpft!
Und welche Szene ist für dich
die anstrengendste?
„Nicht aus Stein“ – hier
müssen wir gleichzeitig singen
und tanzen – man braucht viel
Durchhaltevermögen für diese
Szene, obwohl es so locker für
die Zuschauer aussieht! Doch
es ist eine der anstrengendsten Szenen überhaupt für
das
Ensemble
und
Richelieu ebenfalls!
für
Wie hast du dich auf deine
Rolle vorbereitet?
Man muss immer sehr viel
trinken, braucht viel Schlaf,
um ausgeruht und fit zu sein.
Dazu muss man sich allabendlich gut einsingen und
dehnen, um Körper, Stimme
und Seele in Einklang zu
bringen. Dies hat sich bei mir
stets bewährt!
Zeit für Hobbies bleibt immer .
zum Glück! Ich mache gerne
Musik, Fitness und liebe es, in
der Natur zu sein!!
Welche Musik hörst du privat?
Ich höre gerne Rock, Pop und
auch klassische Musik!
Welche Lieblingsfilme oder
Lieblingsbücher hast du?
Bleibt überhaupt noch Zeit für
Freizeitaktivitäten, wenn ja,
welche?
Thema
„Fans“:
Welche
Einstellung hast du zu ihnen
und wo sind deine Grenzen?
Ich finde es cool, dass die Fans
uns bewundern. Privat würde
ich
nichts
mit
Fans
unternehmen,
aber
am
Bühneneingang rede ich gerne
über die Vorstellung etc. mit
ihnen!
Welche Rolle/n würdest
gerne einmal spielen?
Weshalb ist der tägliche Fight
Call denn so wichtig – man
sollte meinen, dass die Fechtszenen nach einigen Monaten
funktionieren?
Der Fight Call ist deswegen so
wichtig, um Verletzungen zu
vermeiden. Man übt nochmals
alle Bewegungsabläufe – für
neue Darsteller ist das noch
sehr wichtig und für alle, die
es schon locker können, ist das
tägliche Training eine Übung,
um die Muskeln zu lockern!
einer meiner Favoriten und
alles von John Irving, Harlan
Coben.
du
Meine Traumrollen wären auf
jeden Fall „ELphaba“ aus
„Wicked“,
„Lucy“
aus
„Jekyll&Hyde“
oder
auch
„Elisabeth“!
Wie und wo siehst du dich in,
sagen wir, 30 Jahren – wie
Heesters noch auf der Bühne?
Das ist schwer – mein
Lieblingsfilm ist Amelie von
Montmartre sowie alle Tim
Burton filme.
Oh je, das ist schwer – keine
Ahnung. Vielleicht sitze ich in
unserem Sommerhaus und
singe beim Angeln!
Lieblingsbücher wären „Das
Parfum“ von Süßkind, das ist

„ Wie süß - die
Musketiere bekommen
Nachwuchs…“
von Franziska Maier
Damit aber sein Lebensabend so
schön wie möglich gestaltet
wird, unterstützen wir Max
finanziell. Ab sofort sind alle
Darsteller des Musicals „Die 3
Und das im wahrsten Sinne des
Wortes:
Als offizieller Fanclub haben
wir uns überlegt, was wir der
Cast zu unserem Sommertreffen
schenken können und da gab es
nur eines: Eine Pferdepatenschaft!
Pomme de Terre ist bei allen
Mitgliedern unseres Clubs so
beliebt, dass wir einfach in der
Realität einen solch treuen
Gefährten suchten und diesen
fanden:
Im Tierheim in Stuttgart
Botnang lebt das Pferd Max –
dieser leidet an Arthrose und hat
nicht mehr allzu lange zu leben.
20
Musketiere“ die Paten für Max!
Hier einige Infos zu unserem
„Clubpferdle“:
Charity Aktion
der Musicalfriends Stuttgart
bei den „Musketieren“
Bericht von Franziska Maier
Bereits an der Überschrift sieht
man,
dass
etwas
ganz
Besonderes anstand - eine
Aktion, die wir, also die
Musicalfriends Stuttgart, durchgeführt haben. Es geht darum,
dass ich vor einiger Zeit doch
sehr persönlich mit dem Thema
Leukämie konfrontiert wurde,
da eine Schülerin von mir daran
erkrankte. Sie kämpfte so tapfer
und schaffte tatsächlich mit
hervorragenden Noten ihren
Realschulabschluss und das
auch noch geheilt! Während
ihrer gesamten Therapiezeit
wurde sie im Olga Hospital in
Stuttgart behandelt und so kam
mir ein Gedanke...
© Ingrid Kernbach
Das Hospital ist für Spenden
jeglicher Art dankbar und eine
Idee meinerseits war, dass man
aus dem Motto: Einer für alle
und alle für einen, doch eine
Spendenaktion machen könnte,
die sich dann zu Gunsten der
Olgäle Stiftung (www.olgaelestiftung.de) auswirkt. Ich setzte
mich mit der Pressestelle des
Theaters in Verbindung und
meine Idee fand dort sofortigen
Zuspruch und Unterstützung,
worüber ich sehr dankbar bin!
Folgendes fand statt:
Beim Tag der offenen Tür
haben mich manche von euch
mit einem Playmobil Schiff
herumlaufen sehen - dieses
Schiff wurde extra für die
Aktion
gekauft
und von allen
Hauptdarstellern
der Musketiere
unterschrieben!
So ist es eine
einmalige Rarität,
die es so nicht
mehr geben wird!
Des
weiteren
stiftete uns das
Apollo
Theater
2 Eintrittskarten der PK2 für
einen frei wählbaren Termin.
Das Schiff, sowie die Karten,
wurden von uns allgemein bei
Ebay
versteigert,
in
der
Hoffnung,
einen
möglichst
hohen Preis zu erlangen, der
dann dem Olgäle zu Gute
kommt! Ersteigert hat die
Karten ein Ehepaar aus dem
Stuttgarter Raum, die sich sehr
darüber freuten, das Schiff und
den Showbesuch nun ihr Eigen
nennen zu können. Nadine
Schreier übergab den beiden
das
signierte
Schiff
und
wünschte ihnen eine schöne
Show – wie ich im Nachhinein
erfahren habe, fand die Show
auch großen Anklang und
sorgte für Begeisterung!
Wir hatten über die Aktion auch
in öffentlichen Zeitungen sowie
in Musicalforen und auf Musicalhomepages berichtet, damit
möglichst viele davon erfahren!
Ihr seht, diese Aktion hatte eine
lange Vorlaufzeit - alleine das
Schiff war gut 2 Wochen
backstage bei den Musketieren,
damit alle sich verewigen
können. Außerdem musste
vieles geklärt werden, ehe man
diese Aktion verkünden darf!
Offizielle
Fotos
entstanden
ebenfalls, diese könnt ihr nun
hier im Magazin ausführlich
begutachten:
Ethan,
Ann
Christin und Kevin halten das
Schiff und den Gutschein, somit
sehen alle Interessenten, was
sie ersteigern können und frei
21
© Ingrid Kernbach
nach dem Motto: Die Darsteller
erwarten
euch
und
eure
Spende! :-)
Die
Auktion
startete
am
18.03.07 – von da ab waren
das Schiff sowie die Karten rund
7 Tage bei ebay zu ersteigern!
Jeder konnte mitmachen und
doch traf das „Los“ eine uns
völlig unbekannte Familie und
keines der Mitglieder, die
sicherlich auch gerne den Preis
ersteigert hätten!
Nun wisst ihr also, was das
"mysteriöse" Schiff zu bedeuten
hatte! :-) Im Übrigen stellt es
noch symbolisch D´Artagnans
Überfahrt nach England dar also auch noch eine Szene des
Musicals wurde aufgegriffen!
Wir finden, dass ein Fanclub
ruhig einmal derartige Aktionen
durchführen kann, wenn es
zum Wohl anderer ist und nicht
nur zur Unterhaltung dient!
Leider sitzt das Geld in der
heutigen Zeit nicht allzu locker
und so wurde eben wenigstens
der Erlös der beiden Karten bei
der Versteigerung eingenommen – doch was möchte man
mehr…
3 Musketiere Clubtreffen der
Musicalfriends Stuttgart am
02.02.07
Von Franziska Maier
En garde Stuttgart – so lautete das
Motto aller Musicalfriends am
Freitag, den 02.02.07! Unser erstes
Clubtreffen bei den Musketieren
stand an!
Wir wollten diesmal nicht „nur“
Darsteller zu einer Autogrammstunde einladen, sondern diesen
auch
einmal
einen
kleinen
Programmpunkt als Dankeschön
bieten. Die Entscheidung fiel
letztendlich auf ein Maskentheater
ganz im Stil des Musicals, wenn
der 1. und 2. Akt vom Conférencier
eröffnet wird und im Hintergrund
seine Worte durch Maskenspieler
unterstützt werden!
Die Rolle des Conférenciers war
schnell vergeben – als Clubleiterin
obliegt
es
stets
mir,
eine
Begrüßungsrede zu halten und so
konnte ich ganz meines Amtes
walten und schrieb, anstelle einer
klassischen Rede, einen Text, der
zum Musical und allen Charakteren
passt.
Akteure für das Theater zu finden,
war gar nicht so leicht – doch am
Schluss fanden sich die tapferen
Recken gaaanz freiwillig ein und
Andrea konnte getrost die Masken
basteln.
Eine Probe war im Vorfeld nicht
möglich, da unsere Mitglieder aus
allen Richtungen Deutschlands und
sogar aus Holland kommen, so
vertrauten wir Fortuna, das alles
klappen würde…
Von 17 bis 18 Uhr stellte uns das
Theater
das
Foyer
(mit
Freigetränken) zur Autogrammstunde mit Darstellern des Musicals
bereit – wer alles zu uns stoßen
würde, konnten wir im Vorfeld
nicht ahnen und so war die Freude
umso größer, als wir Ethan
Freeman, Kevin Tarte, Nadine
Schreier, Enrico de Pieri, Thomas
Hohler,
Karen
Selig,
Stefan
Poslovski
und
Mona
Graw
begrüßen durften, die sich auch
sofort zu den Mitgliedern gesellten,
doch erst einmal mit dem
ungeprobten Maskentheater erfreut wurden. Videoaufnahmen
und Fotos zu Folge konnte man
allen ansehen, dass sie von
unserer Darbietung doch recht
angetan und vor allem amüsiert
waren! Nach der Präsentation des
Theaters wurden alle Anwesenden
noch reichlich beschenkt: Es gab
den limitierten Musketier Sekt, der
speziell
für
diesen
Abend
angefertigt wurde, dann einen
unserer obligatorischen Kuchen
sowie viele Süßigkeiten, die auch
reißenden Absatz fanden, ganz
besonders die kleinen Schokokuchen,
die
jeweils
die
Rollennamen mit Schokoladenschrift enthielten. Während der
verbleibenden Zeit konnte jeder
der Anwesenden sein eigens
signiertes Autogramm und Foto
holen – außerdem blieb genügend
Zeit, um sich mit den Darstellern
zu unterhalten.
Gegen 18 Uhr mussten diese
natürlich wieder hinter die Bühne,
da die Fight Calls da beginnen!
eine illustre Gruppe nach der Show
im Times Square ein, um den
Abend gemütlich ausklingen zu
lassen. So ganz gemütlich wird es
für die Clubleiter jedoch nie, da
dann noch ein Letztes auf sich
warten lässt: Die Begrüßung der
Darsteller, die dann noch zu uns
stoßen würden! Und das waren
reichlich!! Angefangen von unseren
drei D´Artagnans Thomas, Rasmus
und Tobias, kamen noch die
Königin Sabrina Harper, „Aramis“
Jens Janke sowie ganz viele
weitere Castmitglieder (alle zu
sehen auf den Fotos!) – und last
but not least unser Ehrengast Pia
Douwes, über deren Erscheinen
wir uns sehr freuten!!
Erst nach 1 Uhr verließen wir dann
das Restaurant – müde, erledigt
und dennoch mit einem glücklichen
und zufriedenen Lächeln auf den
Lippen – so war unser erstes
Clubtreffen bei den Musketieren
doch ein voller Erfolg gewesen!
Ein Dankeschön sei an dieser Stelle
noch allen Darstellerinnen und
Darstellern des Musicals ausgesprochen, die so zahlreich zu uns
kamen und sich soviel Zeit
nahmen! Dann natürlich allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
des Theaters, vor allem Sabrina
Kampe für ihre tolle Organisation!
Für die Musicalfriends gab es nun
eine Pause, die auch mit dem
Verspeisen von allerhand Kulinarischem genutzt wurde. Um
19.30fanden sich alle Clubmitglieder Uhr zum Showbeginn
wieder im Apollo Theater ein!
Die Show war wie immer ein
Genuss
und
die
Besetzung
traumhaft!
Einziger kleiner Wehmutstropfen
war, dass unsere mitgebrachten
Degen nicht zum Einsatz kommen
konnten, da dies nicht erlaubt
wurde – wir wollten ursprünglich
die
Degen
erheben
beim
Schlussapplaus, doch es hätte
weitere Theaterbesucher stören
können und so wurden die Degen
schweren Herzens unter den Sitzen
gehalten! Doch nach der Show
blieb ja noch Zeit, diese den
Darstellern zu zeigen!
Apropos nach der Show – von
unseren rund 100 MusketierClubteilnehmern fand sich noch
22
Und
zu
guter
Letzt
allen
Mitgliedern der Musicalfriends, die
sehr weite Wege auf sich nahmen,
um am Clubtreffen teilnehmen zu
können! Danke auch meinen
beiden „Mitstreiterinnen“ Andrea
und Ingrid – zu dritt sind wir
wirklich auch die „3 Musketiere“ in
Person – mit dem Motto: Eine/r für
alle und alle für eine/n!!
Und hier, zur kleinen Erinnerung,
der Text unseres Maskentheaters
(man kann ihn auch auf die
Melodie
des
Eröffnungsliedes
singen – probiert es mal aus!):
D ie M usketiere käm pfen treu
Für K önig Ludw ig –
Roi du France,
jedoch – und das ist uns
nicht neu
sein V olk geht zu ihm
auf D istance.
M esdam es et M essieurs – ich
w ill euch heute von D ingen
berichten, die euch bis jetzt
noch unbekannt sind oder in
E rstaunen versetzen w erden
– hierbei sei erw ähnt, dass
nicht alles allzu E rnst zu
nehm en ist.
A nna, ja sein E hew eib,
ist den ganzen Trubel leid,
sie lässt sich auf Intrigen ein
und zieht viele m it hinein.
Tretet näher, die
H errschaften, die V orstellung
beginnt…
beginnt
D er Intrigant par excellence
D as ist unser K ardinal,
stets taktisch klug und gottesgleich
spielt er sein Spiel infernal.
Ich habe doch kein H erz aus Stein,
m öchte nur der G ute sein. –
dieses m iese Schw ein (Z w ischenruf
Porthos)
U nser Club, ihr fragt euch Leute,
w er w ir sind und w as w ir tun,
unser N am e, der steht heute,
für unsre Leidenschaft und nun,
nenne ich ihn kurz uns hart:
die M usicalfriends aus Stutengart.
G egründet einst zu Phantom s Z eiten,
auch E lisabeth tanzte hier,
E uch auf dem W eg ein Stück begleiten
und unterstützen w ollen w ir.
A ber nein – doch sein G laube hilft
ihm nicht
als sein N etz der Lügen bricht!
Im N ovem ber letzten Jahres
hieß es „M usketier en garde“,
darum erzähle ich jetzt W ahres,
über Stück, Person und w eitren Part:
Selbst aus E ngland eilt herbei,
Buckingham , der H erzog dort,
sein H erz w äre w ieder frei,
für seine alte Liebe, die ging fort.
A nna kann er nicht bekom m en,
dafür ein Collier von ihr,
doch der H erzog w eiß besonnen:
Ja, der K rieg steht vor der Tür!
D ´A rtagnan, ihr kennt ihn alle,
w urd im M usical zum M ann,
doch m an stellt ihm m anche Falle,
dennoch kom m t er blendend an.
E r verliebt sich in Constance,
das w ard eine kurze Rom ance,
denn die G ute stirbt am Schluss,
nach dem letzten A bschiedskuss.
D ie G eschichte ist vorbei,
sie endet nicht ganz hoffnungslos:
D `A rtagnan am Schluss ist frei
und er stellt sich seinem Los:
E r w urd ernannt zum M usketier,
erhielt nun einen eignen D egen,
ab sofort stellen sich die vier,
jedem K önigsfeind entgegen.
A thos ist ein M usketier,
der stets käm pft zur rechten Z eit,
dabei trauert er nach ihr,
die ihm brachte Schm erz und Leid.
D ie M ilady ist gem eint,
er nennt sie E ngel aus K ristall
und sie käm pft und rächt und w eint
um ihre E hre überall
U nd das m it G ottes Segen!
(gem urm elt von Richelieu)
D ie letzte Strophe ist verhallt,
ich hoff, ihr lauschet noch
bedächtig,
denn nun w erden w ir geballt,
E uch beschenken und zw ar m ächtig
Sekt für unsre edlen Recken
G anz speziell für E uch gem acht
lasset E uch den Tropfen schm ecken
E h Ihr bettet E uch zur N acht.
A ram is, der edle R ecke,
begleitet A thos auf dem W eg,
ihm ist nie zu w eit die Strecke
w ortgew andt und stets beredt.
Ihm zur Seit der kräftge Porthos,
dieser quält so m anches Ross,
er, der unbeugsam e M ann,
der m it den Fäusten um geh´n kann!
23
„Musketiere“ statt
Grammatik…
Bericht von Franziska Maier
Für die Schülerinnen und
Schüler
der
Realschule
Wernau ging ein Traum in
Erfüllung!
Anstelle
von
trockener Grammatik oder
Notenlehre
stand
ab
Dezember 2006 das neue
Thema „Die 3 Musketiere“ auf
dem Lehrplan. Natürlich kam
der reguläre Unterrichtsstoff
nicht zu kurz, doch als
fächerübergreifendes Projekt
bot sich die Thematik hervorragend an, um den 8.
Klässlern einmal eine völlig
neue Welt zu präsentieren.
Die
Fächer
Deutsch,
Geschichte
sowie
Musik
schlossen sich zusammen zu
einem
Verbund,
der
in
regelmäßigen Abständen sich
der Handlung, den Charakteren sowie der Musik des
neuen
Musicals
„Die
3
Musketiere“, zur Zeit zu sehen
im Apollo Theater in Stuttgart
Möhringen, widmete. Dieser
Unterrichtsstoff wurde mit
Begeisterung aufgenommen
und so präsentierten die 14
jährigen mit Eifer ihre Referate
über die Personen des
Musicals, die beschäftigten
sich mit der Musicalproduktion
an sich und wie die Arbeit im
Hintergrund aussieht. Das
größte Highlight allerdings
stellte
der
gemeinsame
Besuch des Musicals, am
Mittwoch, den 07.02.07, dar!
Rund 74 Schülerinnen und
Schüler sowie alle beteiligten
Lehrer, wurden um 16.30 Uhr
im Apollo Theater empfangen
und das von D´Artagnan und
Constance persönlich! Die
Darsteller Rasmus Borkowski
und Nadine Schreier, seit
November 2006 in den
Hauptrollen zu sehen, nahmen
sich Zeit für die Schüler der
Realschule
Wernau
–
beantworteten
alle
neugierigen
Fragen
und
schrieben sich die Hände
wund
bei
den
vielen
Autogrammwünschen. Dabei
wurden sie an ihre eigene
Kindheit
und
Schulzeit
erinnert. Beim zuvor für die
Schülerzeitung
geführten
Interview kam auch zur
Sprache,
dass
beide
Musicaldarsteller
aus
Leidenschaft sind – sie
können sich nichts Schöneres
vorstellen als allabendlich auf
der Bühne zu stehen und die
Menschen mit ihrer Kunst zu
erfreuen! Dabei gaben sie
auch hilfreiche Tipps für alle,
die selbst einmal nach der
Schulzeit diesen Werdegang
einschlagen möchten!
„Tanz, Schauspiel und Gesang,
das waren unsere Unterrichtsfächer in der Ausbildungszeit
– doch bis heute haben wir
stets Gesangsunterricht, da
die Stimme ein Instrument ist,
das man ständig schulen
sollte, um immer besser zu
werden!“,
so
Rasmus
Borkowski. Doch es wird bei
den Musketieren nicht nur
gesungen – viele des rund 50
köpfigen Ensembles müssen
jeden Tag zu sogenannten
„Fight Calls“, das bedeutet
Kampftraining vor der Show,
damit die sehr komplizierten
Fechtszenen, die so locker
wirken, auch perfekt ausgeübt
werden!
Nach der Show war das
einstimmige Resumée der
Schüler: „Die 3 Musketiere
sind klasse!“ Besonders gut
kamen die großen, aufwändigen Ensembleszenen an, so
vor allem, wenn der intrigante
Kardinal zum Kampfe aufruft
oder ein enormes Schiff die
Überfahrt D´Artagnans nach
24
England
symbolisiert
und
dabei die Mannschaft mit
einem Unwetter kämpft, das
so real wirkt, dass man als
Zuschauer der Meinung ist,
die Bühne wäre zum wilden
Ozean mutiert!
Auch die Lehrer zeigten große
Begeisterung:
„Die
3
Musketiere sind wahrlich ein
Stück für die ganze Familie –
jung
und
alt
werden
hervorragend
unterhalten,
dabei vereint das Musical
alles,
was
die
hohen
Ansprüche des Publikums
heutzutage befriedigt: Beeindruckende
Kulissen,
eine
Musik, die sofort im Ohr bleibt,
eine spannende und ergreifende Handlung sowie
hervorragende Darsteller, die
es schaffen, jeden Zuschauer
in den Bann des Musicals zu
ziehen!“, so die einstimmige
Meinung der Lehrer. Das
Projekt habe sich voll und
ganz gelohnt – davon sind
nicht nur die Lehrer überzeugt,
sondern auch die Schüler, die
es nicht erwarten können,
noch einmal ihre „Helden“ live
zu sehen – das könnte auch
schon bald geschehen, da am
Freitag, den 23.02.07, der Tag
der offenen Tür im Apollo
Theater stattfindet und die
Musketiere dazu alle Interessenten herzlich zu sich
einladen, ihnen beim Fechttraining zuzusehen!
„Musketiere – en garde! –
Einer für alle und alle für
einen!“ – Hoffentlich wird
dieses Motto noch sehr lange
in den Hallen des Apollo
Theaters erklingen!
Interview mit
Rasmus Borkowski
und Nadine Schreier
von Franziska Maier
Dieses Gespräch wurde von
meinen Schülern durchgeführt und ist darum nicht
gerade strukturiert, sie hatten
nur 15 Minuten Zeit…
allerdings erfährt man oft auf
diesem Wege mehr von den
Darstellern, als wenn ich
stundenlang über „sinnvolle“
Fragen brüte! …☺
Welche Lieblingsfächer hattet
ihr in der Schule?
R: Meist die Fächer, in denen
ich gute Noten hatte. Deutsch
mochte ich sehr gerne – und es
gab tatsächlich mal eine Zeit, in
der ich Mathe ganz gerne hatte!
Allerdings war dies nur auf
einen
kleinen
Zeitraum
begrenzt! Ich mochte die
Fächer, mit denen ich schlechte
Noten ausgleichen konnte!
N: Deutsch und Musik machten
mir viel Spaß.
Liebt ihr euren Beruf oder
würdet ihr gerne etwas anderes
machen?
N: Ich liebe natürlich meinen
Beruf, sonst hätte ich ihn nicht
gewählt. Es erfordert zwar auch
viel Disziplin, wenn man als
Musicaldarsteller arbeitet, aber
diese bringt man gerne auf, für
das Ergebnis, das der Zuschauer
dann auf der
Bühne sieht. Ich
habe
die
„Constance“ ja
schon in Berlin
verkörpert und
ich kann euch
ehrlich
sagen,
dass mir diese
Rolle bis heute
nicht langweilig
wurde. Man kann
viele
verschiedene
Facetten entdecken oder immer
wieder Neues hineinlegen,
wichtig ist nur, dass man eine
Rolle glaubwürdig verkörpert
und das Publikum einem völlig
abnimmt, dass man in den drei
Stunden, in denen man auf der
Bühne steht, die andere Person
wirklich ist!
R. Hier stimme ich Nadine
völlig zu! Ich habe schon viele
Rollen gespielt, ob nun in
Romeo und Julia den Mercutio
(oder auch Romeo), Morzart
etc. Und jedes Mal denke ich
mir aufs Neue, wie toll mein
Job ist. Ich kann in so viele
Charaktere schlüpfen, lerne
neue Menschen kennen, ebenso
neue Städte. Ich war, bevor ich
nach Stuttgart kam, in Wien
engagiert. Soviel kommt man
nicht herum, wenn man einen
anderen Beruf ausübt!
Welche Fächer hattet ihr
während eurer Ausbildung?
R: Tanz, Schauspiel und
Gesang, alles musste man
belegen, da man so vielseitig
einsatzfähig ist. Es bringt ja
nichts, wenn ein Künstler nur in
einem der drei Gebiete top ist.
Allerdings gibt es bei uns schon
Darsteller, die eben vorwiegend
Tänzer oder Sänger sind und
dementsprechend kann man sie
bei einer Produktion einsetzen!
Ich habe bis heute noch
Gesangsunterricht, denn seine
25
Stimme muss man immer weiter
schulen, man lernt sozusagen
nie aus.
N: Auch ältere Kollegen, bei
denen man niemals denken
würde, dass sie noch Unterricht
brauchen, nehmen Gesangsstunden. Die Stimme ist ein
Organ, das man ständig
trainieren muss, dann wird es
immer besser und man singt
auch sicherer.
Tanz und Schauspiel ist aber
genauso wichtig. Es hilft auch,
den Körper besser zu beherrschen. Wenn ich zum
Beispiel als „Constance“ sterbe,
muss D´Artagnan mich tragen,
ich muss meinen ganzen Körper
hierbei anspannen, dann bin ich
nicht so schwer…
> Und schon war die Zeit zu
Ende und die beiden mussten
Autogramme geben!
Hinter den Kulissen bei den „3
Musketieren“ im Apollo Theater
Bericht von Franziska Maier
Auf regulär angebotene Backstageführungen
müssen
die
Musicalbegeisterten in Stuttgart
leider seit dem Weggang des
Musicals „Tanz der Vampire“
verzichten. Jedoch bieten sich ab
und zu Gelegenheiten, um doch
einen Blick hinter die Kulissen der
aktuellen Pro-duktionen werfen
zu
können…so
auch
am
23.02.07, denn an diesem Tag
lud das Apollo Theater zum „Tag
der offenen Tür“ bei den „3
Musketieren“ ein!
Zum ersten Mal in der Geschichte
der Stuttgarter Musicals fand nun
ein Tag der offenen Tür speziell
für eine Produktion statt – zwar
gibt es einen für das gesamte SI
Centrum, doch diesmal wartete
ein besonderer Leckerbissen auf
alle Fans…öffentliche Fightcalls,
Technik Shows, Autogrammstunden mit Darstellern und nicht
zuletzt die heiß ersehnten
Backstageführungen, die man
allerdings nur mit etwas Glück
besuchen durfte. So wurden
diese durch Tageszeitungen,
Radiosender oder auch durch das
Theater selbst verlost.
Ich hatte das Glück, an der
Backstageführung von Radio
Energy teilnehmen zu dürfen
und obwohl ich bereits mehrfach
das Apollo Theater backstage
besuchen durfte, so war der
Einblick in die Welt der
„Musketiere“ auch für mich
spannend und etwas Neues!
Voller Vorfreude fand ich mich
um
12.45
Uhr
am
Bühneneingang ein – von dort
aus sollte es um 13 Uhr offiziell
losgehen. Und tatsächlich –
pünktlichst wurde die Gruppe von
Sabrina Kampe und
Klaus
Zimmermann
(beide
Pressesprecher der Stuttgarter
Theater) abgeholt.
Es ging vorbei an der Pforte und
hinein in einen großen Vorraum,
in dem Sabrina Kampe erst
einmal erklärte, dass das Musical
seine Uraufführung im Jahre
2003, in Rotterdam, hatte. 2005
war dann das Jahr, in dem die
Musketiere ihre Deutschlandpremiere in Berlin feierten und im
November 2006 fand letztendlich
die Premiere in Stuttgart statt.
Das Stück laufe so erfolgreich,
dass man davon ausgehen kann,
dass die Musketiere Stuttgart
nicht so schnell wieder verlassen
werden – natürlich zur Freude
aller Fans!
Klaus
Zimmermann
schloss
während Sabrinas Erklärungen
eine ominöse Tür… später
erläuterte er, dass man von dort
aus unter die Bühne gelange und
da zur selben Zeit eine Technik
Show vorgeführt wurde, würden
evtl. Geräusche zur Bühne hoch
dringen.
Unter
der
Bühne
befindet sich allerdings nur ein
Hohlraum und es gibt nichts
Besonderes zu entdecken, darum
wurde
die
Gruppe
auch
weitergeführt – vorbei an der
Kantine, in der sich alle
Mitarbeiter und Darsteller noch
stärken können, ehe sie mit ihrer
26
Arbeit beginnen – und da gerade
Mittagszeit war, drang ein
köstlicher Geruch in die Nasen
aller Backstagebesucher. Doch
zum Verweilen blieb keine Zeit,
da nun ein gewaltiger Aufstieg
auf alle wartete – es ging hoch
hinauf in das Stockwerk, in dem
sich
die
Kostümabteilung
befindet.
Bereits auf dem Flur sah man
allerlei Kostüme an großen
Wagen hängen – diese Kostüme
müssen entweder geflickt oder
gereinigt werden und warten
darauf,
wieder
einsatzfähig
gemacht zu werden. Jeder
Darsteller hat eigens angefertigte
Kostüme und so sind diese stets
mit Zetteln gekennzeichnet,
damit keine Verwechslungen
entstehen.
Für die Kostüme gibt es einen
Tag- sowie einen Abenddienst.
Die Damen und Herren, die
abends dann zur Stelle sind,
nennt man Dresser. So hat jeder
Darsteller seine eigenen Dresser,
die ihm während der Show
behilflich
sind,
schnell
die
Kostüme zu wechseln. Der
schnellste
Umzug,
der
sogenannte „Quick change“, wird
von Milady De Winter absolviert –
sie hat nur 20 Sekunden Zeit, um
vom einen Kostüm in das
Nächste zu gelangen! Für solche
Quick changes gibt es sogar
zuvor
eigens
geübte
Choreographien, die die Dresser
beherrschen
müssen,
nichts schief geht!
damit
Bei den Musketieren gibt es
ungefähr
370
verschiedene
Kostüme, somit gehört dieses
Musical zu den Produktionen mit
den meisten Darstellern UND den
meisten Kleidungsstücken! :-)
Auch wenn die Darstellerinnen
noch so zierlich und schmal sind,
die großen Roben haben ein
stattliches Gewicht – als Beispiel
kann man die Ballkleider am
Schluss des Stückes nennen, bei
dem eines rund 20 kg wiegt und
ca. 20 m Stoff verbraucht wurde.
Extrem schwer sind auch die
Lederjacken der Musketiere. Oft
kamen
Beschwerden
der
Darsteller, warum diese denn so
schwer seien, doch ganz einfach:
Es soll so realistisch wie möglich
wirken und ein Musketier kennt
keinen Schmerz! ☺
Die Kostüme sind an historische
Vorlagen angenähert, jedoch
auch modernisiert, was manche
Schnitte
oder
Verzierungen
angeht. So entstanden für das
Musical
ganz
besondere
Eigenkreationen, die man so
sicher nie auf historischen
Gemälden entdecken wird!
Als nächstes ging es dann in die
Perückenabteilung – hier kann
man die Haarpracht des Königs
ebenso bewundern, wie den
extrem langen grauen Zopf des
Conférenciers! Um eine derartige
Perücke anzufertigen, muss man
ca. 40 Stunden lang Harr für
Haar knüpfen! Sieht man dann
die Vielzahl an Perücken im
Musical, dürfte jeden schnell klar
werden, wie viel Arbeit dahinter
steckt!!
Abend für Abend müssen die
Perücken frisch gestylt werden,
so werden sie gewaschen und
dann entsprechend „gelegt“, also
mit Lockenwicklern ausgestattet
oder auch mit viel Haarspray
fixiert. Es gibt schon sehr
seltsame oder nennen wir es
besser
eigenwillige
Haarkreationen im Stück, die entsprechend viel Aufmerksamkeit
fordern!
Zu guter Letzt wurde die Gruppe
auf die Bühne geführt – der
Sicherheitsvorhang
(der
bei
ausbrechendem
Feuer
das
Publikum im Saal schützen soll)
wurde hochgefahren und ein
phantastischer Blick auf den
Zuschauerraum ergab sich. Wenn
man auf der Bühne steht, wird
einem erst bewusst, welch
Leistung die Darsteller allabendlich vollbringen. So ist die
gesamte Bühne 720 m² groß und
30 m hoch! Diese Ausmaße sieht
man als Zuschauer nicht – da
muss jeder Schritt und jede
Geste sitzen, um sich auf der
großen Spielfläche zurecht zu
finden!
Die einzelnen Kulissen werden
auf den beiden Seitenbühnen
gelagert – auch hier ist es enorm
wichtig, dass alle Requisiten
genau an ihrem Platz liegen und
niemand etwas verlegt. Auf den
Seitenbühnen befinden sich auch
weitere Kostüme, die während
der Show benötigt werden. Die
Darsteller haben einen jeweils für
sie zugewiesenen Bereich, der
mit dem Namen des jeweiligen
Darstellers versehen ist, in dem
sich dann alle vorbereiteten
Kostüme
und
Requisiten
befinden.
27
Es wird letztendlich nichts dem
Zufall überlassen, auch wenn es
für die Zuschauer noch so
einfach aussieht – hinter solch
einer
Großproduktion
steckt
enorm viel Arbeit und Planung!
Vorbei an den Degen, die ja
richtige Waffen sind und nicht
nur Plastikgebilde, ging es nun
zum
eigentlichen
Star
der
Aufführung: Pomme de Terre!
Der Liebling aller, backstage nur
„Knolli“ genannt, hängt von der
Decke herab und wartet ganz
brav auf seinen Einsatz. Hängen
muss D`Artagnans Pferd mit
voller Absicht, da der treue
Gefährte rund 90 kg schwer ist
und es sonst große Probleme
gäbe, das Pferd „umzuschnallen“!
Doch egal ob Knolli von der
Decke hängt oder in Aktion zu
sehen ist – treuherzig und lieb
schaut er immer drein!
Nach
diesen
interessanten
Einblicken war es auch schon
wieder Zeit zu gehen. Natürlich
hätte es noch viele interessante
Details zu erzählen gegeben,
doch am Tag der offenen Tür
musste doch alles nach striktem
Zeitplan ablaufen und da die
nächste Gruppe schon am
Bühneneingang wartete, mussten
wir auch schon wieder hinaus ans
Tageslicht, um neuen Abenteuern
zu frönen, die in Form einer
Technik Show bereits auf uns
warteten…doch davon erzähle ich
euch an anderer Stelle mehr! :-)
Ein
herzliches
Dankeschön
möchte ich an Sabrina und Klaus
richten, für die interessanten
Anekdoten und Vorträge während
der Backstageführung! Es ist
jedes Mal faszinierend, hinter die
Kulissen zu blicken!!
3M
Musicalfriends
meet
Musketiere
Bericht von Ingrid Kernbach
Einer für alle ... unter diesem
Motto fand am 27.7.07 unser
erstes offizielles 3MusketiereFanclub-Treffen
statt.
Wie
immer gab es wieder ein buntes
Rahmenprogramm. Schon vor
der eigentlichen Show trafen wir
uns mit den Darstellern im
Foyer des Apollo-Theaters zu
einem Meet & Greet.
Nachdem unser „Maskenspiel“
bereits beim Treffen im Februar
sowohl den Darstellern als auch
den Mitgliedern viel Spaß
gemacht hat, gab’s eine
Fortsetzung der Geschichte, in
der Constanze überlebt hat,
D’Artagnan aus Verzweiflung
ins Kloster ging und Athos und
Richelieu
sich
gemeinsam
bedauerten. Die Königin strickte
frustriert einen Schal, da sich ihr
holder Gatte nicht mehr um sie
kümmerte.
Bewunderung erweckten dabei
wieder die selbst geschneiderten Kostüme von Familie
Neugebauer, die von den
Originalen kaum zu unterscheiden sind.
Nach
dem
Maskenspiel
überreichte Franziska an die
anwesenden
Darsteller
–
darunter
Nadine
Schreier,
Marcus Hezel, Sabrina Harper,
Marc
Derichs
uvm.
die
Patenschaft für einen echten
„Knolli“ , den wir damit einen
schönen Lebensabend bereiten
können.
Natürlich wurden die Darsteller
mit Autogramm- und Fotowünschen bestürmt und viel zu
schnell verging die Zeit, bis es
Aufbruch zum „Fight-Call“ hieß.
Diesen Fight-Call müssen alle
fechtenden Darsteller eine
Stunde vor der Show machen,
damit jeder weiß, gegen wen
und auf welcher Seite er
kämpft. Dies ist besonders bei
denen
wichtig,
die
mal
abwechselnd Musketier oder
Ensemble spielen, denn ihr
könnt Euch vorstellen, wie
peinlich das wäre, wenn
plötzlich
einer
von
der
Kardinalsgarde mit statt gegen
die Musketiere kämpfen würde.
Außerdem ist dieses Training
auch wichtig, weil die Darsteller
unterschiedlich groß sind und
die Abstände zwischen ihnen
somit von Show zu Show
anders sind.
Ein bisschen überrascht wirkten
die Herren denn schon, als sie
28
plötzlich sehr viele interessierte
Zuschauer im Saal erblickten.
Doch ganz offensichtlich hatten
sie Spaß daran, denn es gab für
uns dann noch die ein oder
andere spezielle Vorführung.
Eigentlich hätten wir im Saal
sitzen bleiben können, doch der
Ordnung halber mußten wir
dann noch einmal komplett
„auschecken“ .
Wir erlebten eine wunderbare
Show, an deren Ende von
unserer Seite neben echten
Blumen auch Sonnenblumen
aus Stoff flogen. Diese wurden
von den Musketieren mit
Begeisterung wie ein Orden
vorne in die Uniform gesteckt.
Ein lustiges und buntes
Abschiedsbild.
Und
diese
Blumen halten halt länger als
echte.
Nach einer tollen Show trafen
wir uns dann noch alle im Times
Square Restaurant. Leider gab
es wieder ein bißchen Stress
mit den Plätzen, denn irgendwie
scheinen die nie zu glauben,
daß wir mit soviel Leuten
anrücken und hatten nicht
genug Tische reserviert.
Aber so wurde halt ein bißchen
„gekuschelt“ und zusammengerückt. Und viele Darsteller,
die es vor der Show nicht
geschafft hatten, kamen noch
ins Restaurant und feierten ein
bisschen mit uns.
Euch allen ein ebenso großes
„DANKE“
wie
auch
der
Pressestelle
des
ApolloTheaters, die uns bei solchen
Events immer kräftig unterstützt.
Theaterstück Juli 07
Bericht von Andrea Herter
Für die, die nicht dabei sein
konnten und für die, die sich
vielleicht nicht mehr so genau
daran erinnern, hier nochmals die
Handlung
des
Theaterstücks,
gespickt mit vielen Zitaten.
Thema: Was geschah danach
(nach dem Schluss im Musical).
Wir Akteure hatten uns bei Franzi
getroffen und die Story gemeinsam
ausgedacht, Franzi hatte dann die
Texte dazu formuliert
Franzi, diesmal in MusketierKleidung mit einem Riesen Hut, der
immer vom Kopf rutschen wollte
und ihr daher mehr Verdruss als
Freude bereitete, übernahm wieder
die Rolle des Erzählers.
D' Artagnan (René) war in eine
schwarze Kutte gekleidet, denn in
seiner Verzweiflung hatte er
beschlossen, sein Leben zu ändern.
„Oh Herr, heut ist der Tag, an dem
ins Kloster ich geh“. Er hatte schon
seinen
Degen
abgelegt,
als
plötzlich
Constance
(Tamara)
auftauchte. „Goodbye Himmel,
Bonjour mon amour – Ich bin
zurück!“ Es stellte sich heraus,
dass das Gift, das Constance
bekommen hatte, nicht tödlich
war. Wie schön, ein Happy End!
Kardinal
Richelieu
(Wolfgang)
konnte Milady nicht vergessen und
gab sich dem Alkohol hin. „Ich bin
nicht aus Stein, gebt mir a Glaserl
Wein und lasst die Weiber rein“.
Milady (Manuela) geisterte durch
den Raum und vor
allem durch Richelieus
Gedanken
„Milady,
Milady, du hast bei
Tag und bei Nacht
mich um den Verstand
gebracht“
Athos (Uwe) bekam
währenddessen einen
Anruf auf sein Handy
(Klingelton „Engel aus
Kristall“). Zuerst fragte
er ganz hoffnungsvoll
„Milady?!?“, um dann
enttäuscht auszurufen
„Nein Mama, sie ist
nicht zurück“. Er warf
sein Handy frustriert auf den
Boden und trat zu allem Überfluss
auch noch drauf. Dann stelle er
fest „Mein Handy aus Metall
zerbrach
in
hunderttausend
Scherben“. Kardinal Richelieu bot
dem verzweifelten Athos eine
Schluck aus seiner Flasche an und
die beiden zogen Arm in Arm
schwankend von dannen.
Für die Szene mit dem Handy
hatten wir tief in die Trickkiste
gegriffen. Um den Klingelton
abzuspielen, hatte Uwe in der
einen
Hosentasche
Tamaras
intaktes Handy gesteckt. Zum
Zerstören hatte er extra ein
defektes
Handy
bei
Ebay
ersteigert, das er in der anderen
Hosentasche hatte. Zum Glück hat
er die Seiten nicht verwechselt!
Schon bei der Probe hatten wir viel
Spaß mit dem defekten Handy. Das
war nämlich nicht komplett leblos.
Das Tastenfeld funktionierte nicht
richtig,
jede
Taste
musste
mehrmals gedrückt werden, damit
sich etwas tat. Allerdings konnte
das Handy manchmal klingeln
beziehungsweise vibrieren und war
dann teilweise nur noch durch
Entfernen
des
Akkus
zum
Schwiegen zu bringen.
Am Königshofe bereitete man sich
auf die Ankunft des Sonnenkönigs
vor. Königin Anna (Anja) strickte
Babysöckchen. Auf die Frage der
Zofe (Karin), wo denn der König
sei, berichtete die Königin, er lerne
"Alles" über Babypflege usw. Die
Zofe war darüber sehr entrüstet,
denn sie hatte gesehen, dass
29
"Männer"
auf
seine
Befehle
warteten. (Was Conferencier Franzi
zu der Bemerkung „Ja, ja, die
Männer“ veranlasste)
Von Aramis wurde bekannt, dass
er weiterhin die Damen in „Paris“
betörte. Es hatte sich außerdem
herausgestellt, dass er aufgrund
dieser Liebschaften schon einige
Kinder hatte. Die beiden Töchter
Babette und (Sarah und Marlies )
sangen „Engel aus Kristall“ mit
abgewandeltem Text und verteilten
Schokolade an die Darsteller .
Porthos' Frau (diese Rolle hatte ich
übernommen) berichtete, dass er
Bäcker geworden sei. „Wer kann
schon ohne Brötchen sein?“ Aus
dem mitgebrachten Korb mit
Croissants
durften
sich
zum
Schluss dann die Darsteller und
einige Zuschauer bedienen (Ein
Korb für alle und nicht nur für
Porthos, schimmernde Hörnchen
im Sonnenlicht).
Ferienaktion
der Esslinger Zeitung
Bericht von Andrea Herter
Häufig lassen sich unsere Kinder
von der Musicalbegeisterung der
Mütter anstecken. So waren
unsere jungen Mitglieder Tamara
Herter und David und Chiara
Schmitt froh, bei der Ferienaktion
der Esslinger Zeitung dabei sein zu
können.
Die jungen Musicalfans wurden
von Klaus Zimmermann von der
Pressestelle begrüßt. Kurz bevor
alle Anwesenden den Bereich
hinter der Bühne betreten durften,
bat er noch darum, dort nichts
anzufassen und vor allem jedes
Teil an seinem Platz zu belassen,
da die Requisiten schon für die
Abendshow bereit lagen.
Zunächst
führte
Klaus
die
Teilnehmer in die Umkleideräume
hinter der Hauptbühne und erklärte
außerdem die Tontechnik. Ein
ganz besonderer Blick bot sich von
der Hauptbühne aus. Hier konnten
alle Anwesenden den Theatersaal
einmal aus einer ganz anderen
Perspektive anschauen.
In
der
Kostümund
Maskenabteilung wurde deutlich,
wie viel Aufwand hinter der
Ausstattung steht. Jeder Darsteller
erhält maßgeschneiderte Kostüme
sowie extra für ihn angepasste
Perücken, bei denen die Haare
einzeln und von Hand auf einen
netzartigen Untergrund geknüpft
werden.
Im
Anschluss
an
die
Backstageführung
trafen
die
Teilnehmer in der Kantine bei
Butterbrezeln
und
Getränken
Rasmus Borkowski, der an diesem
Abend d’Artagnan spielte. Für viele
war es bestimmt eine ganz neue
Erfahrung, sich mit jemandem, den
man sonst nur von weitem auf der
Bühne sieht, auch mal direkt
unterhalten zu können. Rasmus
beantwortete die Fragen sehr
ausführlich, wenn auch nicht immer
genau ;-). Als nämlich die Frage
nach seiner peinlichsten Panne
gestellt wurde („warum kommt
diese Frage immer zuerst?“),
antwortete er eher ausweichend
und allgemein. Wir erfuhren, dass
z.
B.
Text-Hänger
am
wahrscheinlichsten sind, wenn
man eine Show schon länger spielt
und sich eine Routine einschleicht.
Um das zu verhindern, werden
immer
wieder
„Putzproben“
durchgeführt,
bei
denen
Ungenauigkeiten
ausgemerzt
werden. Rasmus betonte auch,
dass es für ihn wichtig sei, einen
Charakter weiter zu entwickeln, um
auch nach längerer Spielzeit eine
Lebendigkeit zu erhalten, die auch
noch die Leute im Rang erreicht.
Auf die Frage, welche der bisher
gespielten Rollen ihm besonders
am
Herzen
liege,
erwiderte
Rasmus, dass jede Rolle, die er
bisher
gespielt
habe,
zum
jeweiligen
Zeitpunkt
optimal
gepasst habe. Es gebe auch nicht
„die Traumrolle“ für ihn, jedoch
natürlich viele Rollen, die er gerne
einmal spielen würde. Eine davon
ist das „Biest“, weil Rasmus mit
diesem
Stück
seine
ersten
intensiveren
Erfahrungen
mit
Musicals verbindet. Wichtiger als
immer „große Rollen“ zu spielen ist
ihm jedoch die Weiterentwicklung
als Darsteller, die z. B. in
Zusammenarbeit
mit
guten
Regisseuren auch mit kleineren
Rollen erreicht werden kann.
Alle hätten Rasmus sicher gerne
noch lange zugehört, aber die Zeit
drängte. Tamara konnte ihm
gerade noch ein Tafel „RasmusSchokolade“ überreichen, dann
musste er schon zum Fight Call.
Bei dieser abendlichen Fechtprobe
durften
die
Teilnehmer
der
Ferienaktion als Zuschauer dabei
sein. Bei normalem Licht und ohne
vollständige Kostüme (einige der
Darsteller trugen schon Teile
davon, andere noch Unterwäsche
und Jogging-Hose, Jens hatte
einen
Anstecker
mit
LEDLämpchen am Hosenträger) sehen
30
die Szenen ganz anders aus als
während der Vorstellung. Die
Fechtbewegungen werden wie am
Abend gemacht, die Texte jedoch
teilweise abgeändert. Nach dem
Stichwort zum Kampfbeginn „wer
hat den Größten...“ ermahnte
Rasmus den Kollegen, es seien
Kinder an Bord. (Dabei ging es
doch sicher um den Degen???) Als
d’Artagnan von Athos den 2.
Degen bekam und dann alleine
gegen mehrere Gegner kämpfen
musst, meinte er beleidigt „jeden
Abend das Gleiche!“
Nachdem die Darsteller die Bühne
verlassen
hatten,
stand
der
Fechtchoreograph noch für Fragen
zur Verfügung. Er erklärte den
Unterschied zwischen Sportfechten
und Theaterfechten und zeigte
auch, wie z. B. Miladys Tritt in
James Weichteile gemacht wird,
dass es echt aussieht, aber nicht
wirklich weh tut.
Da die Besetzungen ja immer
wieder unterschiedlich sind und
sich jeder Darsteller ein wenig
anders bewegt, müssen die
Kampfszenen
immer
wieder
durchgespielt werden, um die
Verletzungsgefahr so gering wie
möglich zu halten. Trotzdem
können ab und zu Pannen
passieren. Einmal z. B. hatte ein
Darsteller durch Unaufmerksamkeit
bei einer „Schlägerei“ einen
Nasenbruch erlitten. Er sah jedoch
einen positiven Aspekt: So konnte
er sich seine Höckernase, die ihn
wohl seit längerem gestört hatte,
endlich richten lassen.
Nun mussten wir leider den Saal
verlassen. Einige hatten Karten für
die Vorstellung, aber die meisten
überlegten, ob es wohl auffallen
würde, wenn man sich bis zur
Vorstellung unter einem Sitz, hinter
einem Vorhang oder in der Toilette
verstecken würde. Letztendlich
waren jedoch alle ganz brav und
folgten Klaus zum Ausgang. Wir
waren uns alle einig: nächstes Jahr
kommen wir gerne wieder.
Jessica Feinds
Musketiere
meet
Anime
Jasmin Naujoks
Neulich im Palazzo des Kardinal Richelieu....
Milady und der Spion
haben mal wieder eine
Meinungsverschiedenheit...
10 Minuten später...
10 weitere Minuten später...
31
Jessica Feinds
Sandra Schwarz
„WICKED“
Castpräsentation
Bericht von Franziska Maier
„Grün ist eine schöne Farbe…“
– dieses Urteil fällten alle Gäste
am Dienstag, den 25.09.2007.
An diesem Tag wurde im
Palladium Theater in Stuttgart
Möhringen, das sich zur Zeit im
kompletten Umbau befindet, die
Cast des neuen Musicals
„Wicked“,
das
am
15.
November 2007 Deutschlandpremiere in Stuttgart feiert,
vorgestellt.
Die Castpräsentation im SI
Centrum machte den vielen
Spekulationen, rund um die
Besetzungen der Musicalrollen,
endlich
ein
Ende!
Diese
Veranstaltung
war
ein
gelungener Auftakt für weitere
große Aktionen, die man sicher
noch in Stuttgart in Bezug auf
das Musical „Wicked“ erleben
darf!
Vorgestellt wurde die gesamte
Cast, alle zukünftigen Hexen,
Magier und Fabelwesen gaben
sich die Ehre – zu Beginn
versammelten
sich
alle
Darstellerinnen und Darsteller,
die übrigens fast alle Länder der
Welt repräsentieren durch ihre
Herkunft (von Österreich bis hin
zu den Philippinen) – sie gaben
den Zuschauern eine Kostprobe
aus dem Musical („Nur ein
Tag..“). Danach wurde das
Frauenensemble vorgestellt –
lauter
begabte
junge
Künstlerinnen, deren Traum es
schon lange war, in dem
Musical „Wicked“ zu spielen. Zu
erwähnen sei, dass „Wicked“
bereits sehr erfolgreich in New
York am Broadway, sowie in
London aufgeführt wird. Es war
nur eine Frage der Zeit, bis
dieses Musical auch nach
Deutschland
kommt
und
Stuttgart war der Sieger im
Kampf um dieses Stück, das
voller Magie und Phantasie die
Zuschauer verzaubern möchte.
Nachdem dann auch das
Herrenensemble vor die Presse
trat, kamen die einzelnen
Hauptdarstellerinnen
und
Hauptdarsteller an die Reihe.
Erwähnenswert und besonders
beeindruckend
waren
die
beiden
Hauptdarstellerinnen
Lucy Scherer (sie spielt die gute
Hexe Glinda) und Willemijn
Verkaik (die grüne Hexe
Elphaba). Für Lucy Scherer
bedeutet der Umzug nach
Stuttgart
eine
völlige
Veränderung. So lebte sie 5
Jahre in Berlin und spielte dort
erfolgreich die Hauptrolle der
„Sarah“ im Erfolgsmusical „Tanz
der Vampire“. „Die Rolle der
„Glinda“
ist
durchaus
anstrengend, so ist dieser
Charakter in fast jeder Szene zu
sehen, sie hat viel zu singen
und muss komisches Talent
beweisen.“ Für die junge
Musicaldarstellerin eine besondere Herausforderung.
32
Willemijn Verkaik ist ein
absoluter
Profi,
sie
hat
jahrelange
Bühnenerfahrung
und spielte bereits in bekannten
Musicalproduktionen, wie z.B.
„Elisabeth“, „We will rock you“
oder die „3 Musketiere“ mit. Ihr
Gesicht sowie beide Hände sind
mit grüner Farbe bemalt, die
sogar, bei näherem Hinsehen,
abfärbt. „Willemijn hat sehr
gute Pflegeprodukte“, so Lucy
Scherer. Ohne diese wäre
sicher nach kürzester Zeit ihre
Haut in einem schlechten
Zustand und das wäre fatal, da
das Musical über einen langen
Zeitraum in Stuttgart bleiben
soll.
Lange bleiben möchte auch
Mark
Seibert,
der
als
Frauenschwarm „Fiyero“ die
beiden
Hexen
durchaus
verwirrt. Seibert ist kein
Bühnenneuling,
er
spielte
bereits in großen Produktionen,
wie „Romeo & Julia“ in Wien
oder „Aida“ mit. Die Hauptrolle
des Radames in „Aida“ hat auch
Parallelen zu seiner jetzigen
Rolle, wie Seibert erklärte – er
steht zwischen zwei Frauen,
was sicherlich kein leichter Weg
wird!
Die Rolle des „Zauberers von
Oz“, der bestimmt vielen durch
den gleichnamigen Musicalfilm
mit Judy Garland bekannt ist,
wird
von
Carlo
Lauber
verkörpert. Dieser ist eigentlich
ein bekannter Schauspieler, der
schon in den renommiertesten
Theatern Deutschlands spielte,
zuletzt
auch
im
Musical
„Ludwig²“
die
Rolle
des
Ministers „Lutz“. „Es ist für mich
ein großes Glück, in Wicked
eine Rolle erhalten zu haben“,
so Lauber, „ich bin kein Sänger
und
ich
kann
keine
Zaubertricks, doch eines kann
ich: Das Publikum mit meinem
Spiel zu verzaubern und das ist
auch
das
Anliegen
des
gesamten Teams, das sich sehr
auf das Stuttgarter Publikum
freut – mir reicht es, wenn der
Charme verzaubert!“
Die größte Erfahrung bringt
jedoch
wohl
die
älteste
Darstellerin des Stückes mit –
Angelika Wedekind, die im
Musical die ehrgeizige und
skrupellose
Zauberlehrerin
spielt, ist mit ihren 60 Jahren so
etwas wie die Mutter aller
Jungdarstellerinnen, die von
ihrer
großen
Erfahrung
durchaus
profitieren.
„Ich
studierte ursprünglich einmal
Grafikdesign – man muss es
sich auch so vorstellen, dass es
früher gar keine Musicalausbildungen gab, wie wir es
heutzutage kennen. Man konnte
höchstens bei Opernsängern
Gesangsunterricht nehmen und
dazu noch eine Tanzausbildung
machen. Da hat es der
Musicalnachwuchs
doch
wesentlich leichter!“
Zum angesprochenen „Musicalnachwuchs“ könnte man auch
Sabrina Weckerlin zählen –
diese wurde direkt nach ihrer
Ausbildung
zur
Musicaldarstellerin für das Musical „Die
3
Musketiere“
in
Berlin
engagiert. Nun steht Sabrina als
zweite Besetzung der grünen
Hexe Elphaba auf der Bühne
des Palladium Theaters. „Ich
wollte unbedingt die Rolle der
Elphaba
spielen“,
verrät
Weckerlin stolz, „ich sah das
Musical Wicked bereits in
London und es faszinierte und
verzauberte mich sogleich. Die
Rolle der Elphaba verlangt alles
von mir ab, doch ich könnte mir
momentan nichts Schöneres
vorstellen, als diesen starken
Charakter zu spielen!“
Nach der Präsentation der
Hauptrollen wurden noch zwei
weitere musikalische Kostproben dargeboten. Die Lieder
„Wie ich bin“, ein Duett
zwischen den beiden Hexen und
„Der Zauberer und ich“, ein
Solo der grünen Hexe Elphaba,
zogen das anwesende, kritische
33
Publikum
sofort
in
ihren Bann!
Zum ersten
Mal
wurden
mehrere
Lieder
in
deutscher
Sprache
präsentiert
–
bisher
existierte
ja nur die
englische
Originalfas-sung und kaum
einer konnte es sich vorstellen,
wie die Lieder auf Deutsch
klingen würden. Dass aber auch
diese Hürde mit Bravour
gemeistert wurde, bewiesen
diese Darbietungen problemlos!
Wicked – ein Musical, das von
zwei starken Frauen handelt,
die auf ihre Art und Weise ihren
Weg gehen – obwohl sie so
verschieden sind, führt das
Schicksal sie zusammen und
durch ihr unterschiedliches
Wesen ergänzen sie sich!
Zum ersten Mal gibt es keine
dominante männliche Hauptrolle – einerseits wagemutig, da
sich die These durchaus bisher
bestätigte, dass das weibliche
Publikum häufiger ins Theater
geht, wenn entsprechende
männliche Rollen als Zugpferde
dienen, andererseits auch ein
völlig neuer Schritt, der ab
November dann zeigen wird, ob
Wicked auch in Deutschland zu
einem
Publikumsmagneten
wird!
„Die Hexen von Oz“
öffnen die Pforten zum
Zauberreich –
Blick hinter die Kulissen
beim Musical „Wicked“
von Franziska Maier
Der Umbau des Stuttgarter
Palladium Theaters läuft auf
Hochtouren, dennoch stellte
diese Tatsache kein Hindernis
dar, um geladenen Pressevertretern
einen
ersten
umfassenden Einblick in die
Phantasiewelt des Musicals
„Wicked“ zu gewähren.
Gerade einmal einen knappen
Monat hat die gesamte Crew
des Theaters Zeit, um das
Theater auf das neue Musical
vorzubereiten. Kaum vorstelbar, dass am 15.11.07 alle
Räumlichkeiten in neuem Glanz
erstrahlen werden, denn der
Anblick des Foyers sowie der
Bühne und des Theatersaales
ist eher ernüchternd. Mit einer
phantastischen
Welt
voller
Hexen und Zauberern hat dies
noch nicht viel gemein – so
muss jeder Besucher aufpassen, dass er nicht über Leitern,
Farbeimer oder Bretter fällt und
auf der Bühne herrscht richtige
Gefahr, da man durch das
dunkle Licht kaum das Ende der
Bühne erkennen kann und
somit, bei Unachtsamkeit, ein
Sturz in den Orchestergraben
unvermeidbar wäre.
Doch genau dieser Anblick
zeigt, wie viel Arbeit hinter dem
Aufbau einer Musicalgroßpro-
duktion steckt. Jeder Handgriff
muss sitzen, jeder Mitarbeiter
stellt einen wichtigen Teil des
Gesamtwerkes dar.
Der Blick hinter die Kulissen von
„Wicked“
machte
seinem
Namen alle Ehre. In der
Kostümabteilung wird mit Hochdruck an den märchenhaften
Kleidern
gearbeitet.
Viele
Arbeitsgänge werden in aufwändiger Handarbeit erledigt.
So hat das berühmte hellblaue
„Bubble“ Kleid der blonden
Hexe „Glinda“ 45 Lagen Stoff,
dazu wurden alle Pailletten per
Hand
aufgenäht,
hierbei
dauerte alleine die Arbeit an
einem bestickten Teil zwei
Tage! 30 Meter Tüll dienen als
Unterrock, um das Kleid in
Form zu bringen – die
Kostümbildner arbeiten seit
Anfang Mai alleine an diesem
Kleid, welches letztendlich zu
einem strahlenden Meisterwerk
avanciert und ein Highlight der
Show
darstellt
–
hierbei
schwebt die Hexe in einer
großen
Kugel
von
der
Bühnendecke in den Saal, dabei
umrahmen Seifenblasen das
Bauwerk – so erklärt sich auch
der Name des Kleides.
Jana
Stelley,
die
als
Zweitbesetzung der „Glinda“ auf
der Bühne steht, äußerte sich,
dass man sich wie eine
Prinzessin fühle, wenn man
dieses Kleid trägt. Insgesamt
hat Glinda sechs verschiedene
Kostüme, die alle Unikate sind.
Das meiste Gewicht hat jedoch
unangefochten
das
blaue
„Bubble“ Kleid – es wiegt ca. 10
Kilogramm.
Die Anprobe, das sogenannte
„Fitting“, findet pro Darsteller
bis zu 4 mal statt, ehe die
Kostüme richtig passen und
bühnentauglich sind! Danach
müssen die Künstler auch in
den Kostümen proben, um zu
lernen, wie man mit ihnen
richtig umgeht.
34
Insgesamt wurden 299 Paar
Schuhe
sowie
rund
580
Kostüme gefertigt, die von 12
Dressern allabendlich bereit
gestellt werden – perfekt parat
für den Einsatz auf der Bühne.
Doch nicht nur die Kostüme
wurden
derart
aufwändig
gefertigt, auch die Perücken,
rund 80 Stück, die für „Wicked“
angefertigt wurden, entstammen mühevoller Handarbeit.
Denny Stoi, der stellvertretende
Chefmaskenbildner,
präsentierte
das
Knüpfen
einer
Perücke – dass man rund 40
Stunden an einer Echthaarperücke arbeitet, ist für die
Maskenbildner
des
Hauses
nichts Neues mehr, für jeden
Fachfremden allerdings eine
Herausforderung
schlechthin!
Das Haar wird von Haarveredelungsfabriken
aus
Indien
bezogen, da die Damen dort
sehr kräftiges und glattes Haar
besitzen, welches sich leichter
verarbeiten lässt. Man benötigt
pro Perücke gut 200-300
Gramm Haar, darum kostet
solch ein fertig gestelltes Werk
auch rund 600 – 800 Euro!
Auch die Techniker arbeiten
unter Hochdruck – Michael
Bossmann (Technischer Leiter)
gewährte einen Einblick in die
Arbeits-galerie im 3. Stockwerk.
Der Gang über die Bühne war in
Schwindel erregender Höhe
nicht für jedermann. Das
gesamte Set, also alle Kulissen,
wurden außerhalb des Theaters
angefertigt und erst nach und
nach ins Palladium Theater
transportiert. Hierbei ist der
Affenkäfig eines der schwersten
Bauwerke – „Er muss einfach
stabil sein, da die Darsteller oft
darauf herumturnen und die
kleinste Unachtsamkeit beim
Bau würde fatale Folgen
haben“, so Michael Bossmann.
Rund 150 Boxen sorgen im
Theatersaal
für
optimalen
Sound – der Zuschauer wird
von allen Seiten beschallt. Ein
weiterer Komfort für das
Publikum stellen die neuen,
extra eingebauten, Sitze dar,
die
im
typischen
„Stage
Entertainment Rot“ erstrahlen.
Wer das Theater noch aus
Zeiten der Musicals „Die Schöne
und das Biest“ oder „Das
Phantom der Oper“ kennt, wird
die Logen an den Seiten
vermissen.
Diese
wurden
bereits seit der Premiere des
Stückes „MAMMA MIA“ entfernt
und bleiben nun auch bei
„Wicked“ fern.
„Während der Show“, so
Bossmann weiter, „sind stets 6
bis 7 Personen oberhalb der
Bühne tätig. Einer achtet zum
Beispiel darauf, ob Geräusche
zu vernehmen sind, die nicht
sein
sollten.“
An
extrem
kritischen
Stellen
des
Bühnensets sind Infrarotkameras angebracht, die alles
aufs
kleinste
Detail
hin
überwachen. Es darf einfach bei
einer Großproduktion nichts
schief gehen. „Wir haben ein
großes, internationales Team
und dennoch funktioniert die
Arbeit
perfekt!
Unser
gemeinsames Ziel ist es, dass
Wicked zu einem einmaligen
Erlebnis für den Zuschauer
wird!“
Als
besonderes
Highlight
durften alle Anwesenden noch
einer Probe der gesamten Cast
auf der Probebühne des Apollo
Theaters
beiwohnen.
Die
Proben finden im Nachbartheater statt, da einerseits die
Bühne des Palladium Theater
durch den Umbau noch nicht
richtig einsatzfähig ist und
andererseits diese Bühne im
unteren Stockwerk des Apollo
Theaters stets für alle Proben
genutzt wird.
Obwohl die Darsteller noch
keine Kostüme trugen, war der
Anblick faszinierend. Kaum gab
der Dirigent das Zeichen für die
nächste Szene, schlüpften alle
Darsteller sofort in ihre Rollen
und sangen voller Emotionen
die Lieder des Musicals. Dass
auch akrobatische Einlagen in
Wicked nicht fehlen, zeigten die
„menschlichen“ Affen, die sich
an Gerüsten entlang hangelten.
Als Resumée dieses Tages kann
man wirklich
sagen, dass die
Vorbereitungen
für das Stück
eine
Herausforderung für alle
Beteiligten
sind. In jeder
Abteilung wird
mit Hochdruck
gearbeitet,
Fehler dürfen
keine passieren, da dies
einen fatalen
Rückschlag für
alle bedeuten
35
würde. Der Zuschauer sieht als
Endresultat nur die Darsteller
auf der Bühne sowie das fertige
Bühnenbild,
doch
die
eigentlichen Macher, die Leute
hinter den Kulissen, sind
letztendlich
während
der
Vorbereitungszeit die eigentlichen Hauptdarsteller! Jeder
Einzelne stellt einen wichtigen
Teil dar, der sich letztendlich zu
einem Gesamtbild zusammenfügt.
Die Motivation und Ausdauer
der Menschen ist beeindruckend
– alle setzen sich für ein Ziel
ein, nämlich dass Wicked lange
in Stuttgart laufen wird. Ob
jedoch die Magie und Mystik
der Hexen von Oz alle
verzaubern wird, das kann jetzt
noch keiner sagen. Doch eines
können sich die Menschen
hinter
den
„Masken“
nie
vorwerfen: Dass sie nicht ihr
Bestes gegeben hätten!
Are you WICKED ? – Maybe…
Bericht zur Generalprobe
am 31.10.07 – Halloween
von Franziska Maier
Schon Monate lang wurde nun
Werbung
für
DIE
Musicalsensation Deutschlands
gemacht – für das neue Musical
So erwartete alle Zuschauer
voller Spannung die erste
öffentliche Präsentation dieses
Kultmusicals aus den USA und
England. Die Story selbst dürfte
jedem Besucher soweit bekannt
gewesen sein – es handelt sich
um die Vorgeschichte des
legendären Filmes „Der Zauberer
von Oz“, der im Jahr 1939
erschien
und
seither
ein
Evergreen der Filmgeschichte ist.
Die junge Judy Garland als
„Dorothy“, die im Film auf den
„Blechmann“, der sein Herz
sucht,
dem
„schüchternen
Löwen“ sowie der „Vogelscheuche“ trifft und den Zauberer
von Oz sucht, um wieder in ihre
Welt zurückkehren zu können.
Das Kinderbuch ist sogar noch
wesentlich älter: Der amerikanische Schriftsteller Lyman Frank
Baum veröffentlichte das Buch
„The wonderful Wizard of Oz“ im
Jahre 1900!
Bereits in Buch und Film
kommen auch die beiden Hexen
Glinda und Elphaba vor – wobei
die grüne Hexe das „Böse“
verkörpert und die blonde Glinda
seit jeher die gute Hexe ist.
Dieses Klischee soll im Musical
nur noch verstärkt werden,
dennoch folgt hier ein Blick hinter
die eigentliche Story des Buches,
indem man erfährt, weshalb
Elphaba „böse“ wurde und zu
dem, wozu die Bewohner von Oz
sie eigentlich von klein auf
machten!
Das Musical beginnt mit einem
großen Fest, bei dem die
wunderschöne Glinda, die von
ihrem Volk bejubelt wird, in ihrer
Seifenblase
herabsteigt und
gefragt wird, ob sie denn nicht
die Freundin der bösen Hexe
Elphaba war, die nun zum Glück
„tot“ ist.
Affen, die für ihn als Spione
unterwegs sein sollen. Als
Elphaba dies jedoch mitbekommt, ist sie zutiefst erschüttert,
so werden in Oz immer häufiger
sprechende Tiere aus dem Weg
geschafft und selbst ihr Lehrer
Dr. Dillamonth wurde Opfer
dieses Komplotts. Tiere und alle,
die anders sind, gehören nicht
mehr dazu! Und da haben wir
schon wieder den berühmten
Finger – man solle keinen
diskriminieren, auch wenn er
anders ist.
Glinda
erzählt
in
einem
Rückblick, wie die grüne Elphaba
geboren wurde, wie sie sich in
der Hexenschule trafen und sich
erst gar nicht leiden konnten, da
sie
beide
grundverschieden
waren und das nicht nur optisch.
Doch im Laufe der Zeit, nachdem
beide auch durch einen Zufall
dazu bestimmt wurden, sich ein
Zimmer zu teilen, lernen sie die
Stärken und Schwächen ihres
Gegenübers
kennen
und
schätzen. Eine Freundschaft
entsteht, die jedoch auf die Probe
gestellt wird, als der junge und
schöne Fiyero auf dem Kampus
auftaucht. Dieser ist zuerst von
Glindas Schönheit angezogen,
verliebt sich jedoch später in
Elphabas Stärke und Aura. Hier
kommt schon der berühmte
Fingerzeig, der allen Zuschauern
predigt,
nicht
nur
auf
Äußerlichkeiten wert zu legen, da
man nie weiß, was sich hinter
einer schönen Fassade verbirgt.
Elphaba gewinnt an Macht, sie
nimmt das Zauberbuch an sich
und beschließt, vor den Wachen
des Zauberers zu fliehen und
wirklich die böse Hexe zu
werden, für die alle sie halten.
Glinda und Elphaba machen sich
auf, den Zauberer von Oz zu
besuchen – sie treffen auf ihn in
der Smaragdstadt. Der Zauberer
wird von allen geachtet und
sogar gefürchtet, doch auch
hinter dieser Fassade steckt ein
älterer Herr, der sich nichts
sehnlicher wünscht, als Kinder zu
haben. Doch dieser Wunsch
wurde
ihm
anscheinend
verwehrt…
Die Geschichte endet damit,
dass die berühmten Charaktere
des Filmes im Laufe des
Musicals gebildet werden (so
wird
aus
Fiyero
die
Vogelscheuche, aus Moq der
Blechmann etc.) – Elphaba wird
nach
einem
sentimentalen
Abschied von Glinda von Dorothy
mit
einem
Eimer
Wasser
übergossen und „schmilzt“..., der
Zauberer merkt, was er mit
Elphaba verloren hat, nämlich
seine leibliche Tochter! Glinda
lernte, dass es nicht nur darauf
ankommt, schön auszusehen
und beliebt zu sein – man muss
seinen Willen vertreten und die
Beliebtheit geschickt einsetzen,
Elphaba
hat
eine
ganz
besondere Gabe: Sie kann
tatsächlich zaubern und das
Zauberbuch
entziffern.
Der
Zauberer möchte, dass sie ihre
große Gabe nutzt, um ihm zu
helfen. Er möchte fliegende
36
Sie fragt Glinda, ob diese sie
begleiten würde auf ihrem
schweren Weg, doch diese
entschließt sich, den Weg des
geringeren Widerstandes zu
wählen und die gute Hexe zu
werden, die zwar anfangs eher
eine Marionette des Zauberers
und dessen Gefolgsleuten ist,
später jedoch eigenen Willen
erhält!
um seinen Willen zu erreichen!
Und so kann der Film beginnen,
der direkt an die Story von
WICKED anknüpft.
Betrachtet man das umgebaute
Palladium Theater, so hat sich
optisch einiges getan – das
Bühnenbild mit vielen verschlungenen Holz-Ranken wurde
in den Saal integriert. Ein riesiger
Drache schwebt über den Köpfen
des Publikums – jedes Mal, wenn
Elphaba zaubert, wird dieser zum
Leben erweckt! Ein Lichtermeer
lässt sich zaubern, in dem
zwischen den Kulissen tausende
Lämpchen erglühen – dies wird
vor allem bei der Ballszene
deutlich.
Am faszinierendsten ist eindeutig
das Finale des 1. Aktes – wenn
Elphaba
bei
„Frei
und
schwerelos“ überlebensgroß über
allen schwebt und der Eindruck
entsteht, sie wäre 10 Meter groß!
Auf die Dauer kann dies auch
sehr schädlich sein.
Mark Seibert als Fiyero ist
passend besetzt. Viele dürften
ihn noch als „Tybalt“ in „Romeo &
Julia“ kennen. Er spielt den
jungen, nicht gerade intelligenten
Fiyero überzeugend und sieht
dabei gut aus – dies wurde
natürlich beabsichtigt, um das
weibliche Publikum ins Theater
zu locken, da dieses Stück
ansonsten mit sehr wenigen
männlichen, bzw. ansprechenden
Akteuren aufwarten kann.
Carlo Lauber spielt den Zauberer
sehr sympathisch – stimmlich
gesehen ist er allerdings nicht die
beste Besetzung. Jedoch sagt
Carlo selbst von sich, dass er
sich als Schauspieler und nicht
als Sänger sieht. Darum wurde er
auch vorwiegend wegen seines
überzeugenden
Schauspieles
besetzt und nicht, da er wie ein
Pavarotti singt!
Auch die restliche Cast ist voller
Herzblut dabei- jeder sorgt dafür,
dass die, nicht gerade sehr
eingängigen Songs des Musicals,
ein Erlebnis sind. So ist WICKED
etwas für´s Auge und für die
Ohren!
Das komplette Bühnenbild ist
beeindruckend und vor allem
eines: Bunt!
Die Auswahl der Darsteller ist
ebenfalls sehr gut getroffen. Mit
Willemijn Verkaik als „Elphaba“
und Lucy Scherer als „Glinda“
wurden
richtige
Glücksgriffe
getätigt!
Die beiden spielen ihre Rollen
kraftvoll und überzeugend! Sie
verkörpern die Rollen auf den
Punkt genau, auch wenn Lucy es
oft sehr schwer hat, da sie ihre
Stimme immer als quietschende,
kieksige Stimme verstellen muss.
Jedoch mutet das Stück an sich
den typisch amerikanischen Flair
an – man könnte sagen: 42nd
Street lässt grüßen! Vor allem die
Szene, wenn Elphaba allein mit
ihrem Koffer am Bahnsteig steht,
lässt Erinnerungen an Peggy
Sawyer wach werden vor dem
„Lullaby of Broadway“ Song.
Oder das Solo des Zauberers –
hier erklingen typische Broadway
Klänge! Bei „42nd Street“ kam
dieser typische „American Style“
beim Publikum nicht sehr an – es
wurde auch die falsche Werbung
gemacht. Bleibt zu hoffen, dass
WICKED
nicht
dasselbe
Schicksal ereilen wird…
Die
bunte
Mischung
der
Bühnenbilder driftet allzu leicht in
Kitsch ab – zwar schöner Kitsch,
aber ob dieser dem bodenständigen schwäbischen Publikum zusagt, bleibt fraglich!
Es ist eine bunte Märchenwelt,
die den Leuten präsentiert wird.
Manchmal wird es einem fast
37
zuviel,
vor
allem,
wenn
überdimensional große Puppen
auf der Bühne tanzen. Da denkt
man, man besuche die Muppet
Show!
Die Kostüme sind einmalig und
die Show an sich bietet gute
Unterhaltung, doch der Kult, den
das Musical in Amerika oder
England erreicht, wird hier evtl.
nur annähernd stattfinden. Das
Stück passt hervorragend zu
Halloween oder Fasching, doch
ob es wie „Tanz der Vampire“
über
Jahre
großen
Erfolg
verbuchen kann, ist eine andere
Sache.
Die sehr einfache und eher
einfältige Handlung, die Moral am
Ende sowie die Tatsache, dass
es reine Schwarz-Weiß Malerei
ist, könnte dafür sorgen, dass
nicht jeder einen Suchtfaktor
erreichen wird.
Es erinnert an Musicals, wie „Die
Schöne und das Biest“, nur dass
dort noch größere Ohrwürmer
dabei und die Charaktere
lieblicher gestaltet waren. Doch
ein Stück auf zwei Frauen
aufzubauen, ist sehr schwierig.
Entweder, man fiebert mit
Elphaba mit, weil man sich mit ihr
identifiziert oder man findet
Glinda amüsant, durch ihre
quirlige Art und Weise. Fiyero hat
nicht das Zeug dazu einen
Grafen von Krolock oder ein
Phantom zu ersetzen, dazu ist
seine Rolle zu oberflächlich.
WICKED macht Spaß –
WICKED ist Unterhaltung –
WICKED ist Show –
WICKED ist märchenhaft –
WICKED ist verzaubert –
doch geht WICKED ins Herz?
Das muss jeder für sich selbst
beantworten!
Glanzvolle Premiere von
Wicked
Die Hexen von Oz
Bericht von Andrea Herter
Am 15. November fand in
Stuttgart die lang ersehnte
Deutschlandpremiere vom
Wicked – Die Hexen von Oz
statt. Nach Generalprobe,
einigen Previews und der
Presse-Premiere fiel also
jetzt
der
offizielle
Startschuss. Nachdem ja
zur
Show
schon
ein
gesonderter
Bericht
besteht, hier noch einige
Anmerkungen
zum
„Drumherum“ am Tag der
Premiere:
Erster Programmpunkt des
Tages war der Foto-Termin am
„roten Teppich“, der natürlich
diesmal,
dem
Anlass
entsprechend, grün war. Wer
aber bitte kam auf die
glorreiche Idee, den grünen
Teppich der Länge nach mit
einem
weißen
Klebeband
zusammenzukleben? Das sah
aus wie Fussballrasen mit
Markierung. Es war ganz
schön kalt draußen, und zum
Glück rieselten nur wenige
Schneeflocken zur Erde, denn
das hohe weiße Zeltdach, das
von unten grün beleuchtet war
und sich effektvoll in der GlasFassade des Palladiumtheaters
spiegelte, hätte bei wilderem
Schneetreiben wenig Schutz
geboten.
Nach
und nach
trudelten
dann
die
Premierengäste, unter ihnen
viele
mehr
oder
weniger
prominente
Promis,
ein.
Immer wieder tauchte dann
die Frage auf „Wer ist das
denn?“ Hier ergänzten sich die
Fotografen und Journalisten
recht gut im Gäste erkennen.
Während die einen besser
über die Leute aus Politik und
Showbussiness
Bescheid
wussten, kannten wir natürlich
die Namen der anwesenden
Musical-Darsteller besser und
konnten sie den jeweiligen
Produktionen zuordnen.
Hier
ist
das
DurchhalteVermögen vieler anwesender
Damen lobend zu erwähnen:
Trotz der Kälte zogen viele von
ihnen die wärmenden Mäntel
aus,
um
in
dünnen,
schulterfreien Kleidchen vor
der
Wicked-Stellwand
zu
posieren und auf die Wünsche
der Fotografen einzugehen
(„Bitte nach rechts – nach
links – nach rechts oben – zu
mir
schauen!“).
Dagegen
entpuppte sich z. B. Sven
Ottke zumindest in dieser
Hinsicht
als
Weichei,
er
beklagte sich bitter über die
Kälte und konnte nicht schnell
genug im warmen Theater
verschwinden. Aber bitte, Herr
38
Ottke! Wir standen 2 Stunden
in
der
Kälte,
und
Ihre
Begleiterin im SpagettiträgerKleid hatte auch nichts zu
meckern.
Die Besen und Zauberhüte, die
die SE zur Verfügung gestellt
hatte, wurden eifrig genutzt,
die Besen nicht nur zum
Reiten. Comedian Bernhard
Hoecker z. B. balancierte den
Besen
gekonnt
auf
der
Nasenspitze, während sein
Kollege
Tetje
Miernendorf
darauf Luftgitarre spielte oder
den Besen kurzerhand zum
Mikrofon umfunktionierte.
Unangenehm
fielen
mir
Roberto Blanco und Stefan
Mross auf, die die Anwesenheit
prominenter Damen nutzten,
um
sich
selber
in
den
Vordergrund
zu
drängen.
Roberto Blanco schob sich mit
den Worten „da muss etwas
Farbe
rein“
aufdringlich
zwischen Mutter und Tochter
Ohoven,
während
Stefan
Mross seine Stefanie Hertel
einfach stehen ließ, um mit
Cora Schumacher, die als
rothaarige Hexe in einem
elphaba-ähnlichen
Kleid
erschienen war, zu posen.
Stefanie
stand
dann
wie
„bestellt und nicht abgeholt“
an
der
Seite,
bis
die
Fotografen alle drei zu einem
Gruppenfoto
baten.
Uwe
Ochsenknecht
erschien
als
einer der letzten knapp vor
Showbeginn
und
verzog
unwillig das Gesicht, als ihm
Besen und Hut zum FotoTermin angeboten wurden.
Wir waren dann auch froh,
dass das Defilée am Teppich
beendet
war,
denn
trotz
wintertauglicher
Kleidung
waren mittlerweile die Füße
eiszapfen-kalt und die Finger
klamm geworden. Während er
erste Akt lief, konnten wir uns
dann
im
Presse-Bereich
stärken
und
mit
heißen
Getränken aufwärmen.
ein ganz großartiges Musical
erhalten.
Wir hörten nur begeisterte
Kommentare über die Show,
die Kulissen, die Darsteller
usw. Aber mal ehrlich, würde
sich an so einem Tag jemand
trauen, Kritik zu üben?.
Stefanie Hertel meinte, dass
sie
noch
nie
etwas
Vergleichbares gesehen hätte,
jedoch würde sie sich nicht an
Musicalsongs in ihren eigenen
Konzerten wagen, da bleibe
sie lieber bei ihren bekannten
Titeln. Viel zu schnell wird
man
eben
mit
den
Musicalprofis verglichen und
manche Kollegen, wie der
bekannte
Volksmusikstar
Florian
Silbereisen,
bauen
zwar regelmäßig Musicalhits in
ihre Shows ein, die von ihnen
interpretiert werden, doch ob
dies tatsächlich beeindruckend
für die Zuschauer ist, hängt
immer
vom
subjektiven
Empfinden ab.
In der Pause und nach der
Vorstellung
hatten
wir
Gelegenheit, erste Reaktionen
der
Premieren-Gäste
einzufangen.:
Giovanni, ehemaliges Mitglied
der
Popgruppe
„Brosis“,
meinte, dass „Wicked sein
neues Lieblingsmusical sei und
somit Elisabeth ablöse!“ Seine
Frau, das Model Jana Ina,
stimmte ihm zu – die Show sei
ein Meisterwerk der Technik
und mache einfach Spaß!
Jessica Wahls von den „No
Angels“
konnte
es
kaum
fassen, wie die grüne Hexe
„Elphaba“ beim Finale des 1.
Aktes überlebensgroß an die
Bühnendecke
schwebte.
Stuttgart habe mit „Wicked“
Bühnenbild
sowie
die
Darstellerinnen
der
beiden
Hexen
seinen
absolut
sehenswert!
Im kurzen Interview bestätigte
uns auch Thomas Hohler
(D`Artagnan)
von
der
Nachbarproduktion
„3
Musketiere“,
dass
er
beeindruckt
war
von
der
Show. Sie sei zwar schon sehr
amerikanisch,
doch
die
Technik,
das
gesamte
39
Die Castpräsentation fand im
oberen
Foyer
statt,
wo
drangvolle Enge herrschte und
so ein Zwerg wie ich dann
sowieso
nichts
sah.
Anschließend mischten sich die
Darsteller unter die Gäste, den
abgeteilten Bereich in der
Lounge nutzten sie kaum.
Mittlerweile waren auch viele
ihrer Kollegen von der anderen
Straßenseite eingetroffen, und
so ging der Abend mit
strahlenden Gesichtern unter
vielen
Glückwünschen,
Umarmungen
und
Fachsimpeleien zu Ende.
© Ingrid Kernbach
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Bilderreigen Stuttgart
© Ingrid Kernbach
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40
© Ingrid Kernbach
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Es laden die Vampire ...
zum Tag der offenen Türe.
Schon lange, bevor das
Theater seine Pforten öffnete,
standen
die
Menschen
Schlange (bis zur Eisenbahnbrücke, für die, die das TdW
in Berlin kennen). Denn zum
ersten Mal gab es am 18. Mai
bei den Vampiren einen Tag
der offenen Tür und jeder war
natürlich gespannt darauf,
einmal einen Blick „in die
Gruft“ werfen zu können.
Allerdings hätte wohl niemand
einen solchen Ansturm erwartet und so kam man im
Treppenhaus überhaupt nicht
mehr weiter.
Neben
einem
KartenSonderverkauf, dem öffentlichen Schminken (ich war
dabei, wie aus Haegeli Koukol
wurde),
einem
Musikprogramm im Spiegelfoyer, gab
es Backstage-Führungen, die
durch die Kostümwerkstatt
und die Maske führten, eine
offene
Probe
und
eine
Autogrammstunde.
Die
Bühnenführung (die ich nur
aus dem Saal sah) ließ einen
Blick
auf
das
drehbare
Gasthaus zu.
Zur Autogrammstunde kamen
der „amtierende“ Graf Krolock
Jack Rebaldi, Sarah Lucy
Scherer, Alfred Alexander
Klaws,
Chagall
Ulrich
Wiggers,
Rebecca
Maik
Katrin
Schmidt
und
Professor
(Comedian)
Mathias Schlung.
Ihr
könnt
Euch
sicher
ausmalen, welch ein Andrang
dort herrschte. Und viele
Leute standen ewig an,
verpaßten dadurch andere
Highlights und bekamen zu
guter Letzt leider doch kein
Autogramm mehr, weil die
Darsteller irgendwann auch
mal in die Maske mußten.
Bei der offenen Probe gab’s
dann die „roten Stiefel“ mal
andersrum.
Die
Damen
tanzten die Männerrolle und
die Männer ... na, ihr könnt
Euch schon denken, die
Damenrolle. Ein herrliches
Chaos.
Einige
Mädels
schafften es sogar, ihren
Partner zu heben und hatten
dabei richtig viel Spaß. Für
Vanni Viscusi, den genialen
Solotänzer, war es auch mal
eine völlig neue Erfahrung,
von seiner Partnerin Kim
hereingebracht zu werden.
Dance-Captain
Kati
Heidebrecht stoppte dann
aber
irgendwann
die
Bemühungen, denn sonst
wären die armen Tänzer am
Abend sicher völlig
einander geraten.
Und so gab es zum Abschluß
des Tag der offenen Tür dann
noch einmal die „Roten
Stiefel“ in der richtigen
Version, komplett gesungen
von Sarah und Graf.
Bei der Abendshow hatte ich
dann das Vergnügen, Jack
Rebaldi als Graf zu erleben.
Was für eine Erscheinung. Der
Mann ist mindestens 1.90m
groß und wirkt natürlich
dadurch richtig „würdevoll“,
aber auch äußerst „bissig“.
Das Theater war bis auf den
letzten Platz ausverkauft und
natürlich gab es jede Menge
Applaus.
Aber wer dachte, dieser „Tag
der offenen Tür“ wäre nicht zu
toppen, der wurde am 2.10.
eines besseren belehrt.
Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
41
durch-
Tag der offenen Tür
am Potsdamer Platz –
biestisch blau ;-)
von Ingrid Kernbach
So ein Tag der offenen Tür
ist immer etwas Besonderes. Doch wenn dann
auch noch 2 Theater am
selben Tag und am selben
Ort zum TdoT laden, dann
ist das ziemlich ausgefallen.
Da am 13. Juli 07 am
Potsdamer Platz in Berlin
sowohl das Biest als auch
die Blue Man Group ihr
Zuhause
hatten,
luden
beide Theater zu diesem
Highlight.
Für mich war es das erste
Mal, dass ich am Potsdamer
Platz war und ich war
begeistert, wie schön dort
alles angelegt ist. Neben
dem damaligen Biest- und
jetzt Mamma-Mia-Theater
gibt es einen künstlichen
See, an dem man in
Liegestühlen
gemütlich
Cocktails
trinken
kann.
Neben dem Theater ist die
Spielbank
und
das
„Adagio“, ein angesagter
Nachtclub.
dass man ganz beliebig und
ohne Führung zwischen den
Requisiten
herumlaufen
konnte. Der Pfad war mit
Seilen
abgesperrt
und
Mitarbeiter,
die
überall
standen, erklärten neugierigen Besuchern gerne die
Details. Natürlich interessierte sich jeder für die
verblühende
Rose,
das
ulkige Gefährt, mit dem
Belle’s Papa fährt, die
bombastischen
Kostüme
von Herrn von Unruh,
Lumiere, Madame Potine
oder La grande Bouche.
Und wieder einmal überraschten mich die Berliner
Theater mit ihrer unkonventionellen Art. Natürlich
wollte ich gerne einen Blick
hinter die Kulissen werfen
und da ich von anderen
Theatern gewöhnt bin, dass
immer
nur
einzelne
Gruppen eingelassen werden,
stand
ich
schon
frühzeitig vor der Tür, die
ins Schloss des Biestes
führte. In dem engen und
niedrigen Gang drängten
sich viele, die die gleiche
Idee wie ich hatten.
Doch
es
dann
endlich
soweit war und die Türe
sich öffnete, stellten wir zu
unserer großen Freude fest,
Im Foyer gab es einen
Sonderverkauf „2 Karten
zum Preis von einer“ und
42
dies sogar für die Derniere.
Unfassbar, wenn man sich
vorstellt, dass bei anderen
Theatern für die Derniere
die teuersten Preise genommen werden.
Im ersten Stock waren
dann auch noch einmal die
Kostüme und Perücken mit
den passenden DarstellerFotos
ausgestellt.
Ein
besonderes Highlight waren
jedoch
die
Autogrammstunden, zu denen die
Darsteller in ihren Kostümen kamen. Und als Biest
saß da zu meiner großen
Freude Jan Ammann, der
den
erkrankten
Yngve
vertrat,
zusammen
mit
Leah Delos Santos in einem
riesigen,
rosafarbenen
Thron.
Besonders
Spaß
machte es, die Reaktionen
der Kinder zu beobachten.
Irgendwie schien keines vor
dem Biest wirklich Angst zu
haben.
Die erste Autogrammstunde
bestritten Jan und Leah
alleine, zur zweiten Autogrammstunde
kam
das
„Schlosspersonal“ LUMIERE
Uli Scherbel, LA GRANDE
BOUCHE Tersia Potgieter
und BABETTE Natacza S.
Boon und alle zusammen
gaben
dann,
verstärkt
durch Madame POTTINE
Barbara Raunegger, noch
eine 3. Autogrammstunde
Zwischen den Autogrammstunden gab es im Saal
jeweils einen Showblock.
Zur Freude der Zuschauer
vergaß der Ansager, beim
ersten
Showblock
mit
Gaston und Lefou „fotografieren
verboten“
zu
sagen und so hielten alle
fröhlich drauf.
Vor dem Theater war eine
weitere Showbühne aufgebaut, auf der sich die
Musiker der Blue Man
Group mit den Darstellern
aus „Die Schöne und
das Biest“ abwechselten.
Ich
muss
ehrlich zugeben, dass
ich eindeutig „biestlastig“ war. Im „BlueMan-Theater“ war ich
nur einmal kurz. Ich
hatte die Hoffnung,
dass man dort eine
Kostprobe
bekäme,
doch es wurde nur
über die Entstehung
der Gruppe berichtet. Und
den Weg hinter die Bühne
hab ich auf die Schnelle
nicht gefunden.
Die beiden Theater liegen
schräg gegenüber und als
ich dann zurück zum Biest
lief, sah ich, dass vor dem
Eingang
Gaston
(Kevin
Kraus) und Lefou (Bernd
Julius Arends) im Kostüm
herumliefen
und
sich
fotografieren ließen.
Als das Ende der 3.
Autogrammstunde
dann
näher kam, standen immer
noch viele Zuschauer vor
den Thronen an und es war
abzusehen, dass die Zeit
nicht reichen würde, um
allen die Autogramm- und
Fotowünsche zu erfüllen, da
Leah und Jan auch noch
den 3. Showblock singen
sollten. Also standen die
beiden auf und verteilten
die Autogramme hinter der
Absperrung stehend direkt
an die Wartenden.
Das absolute Highlight war
der 3. Showblock mit Jan
und Leah und dem Lied
„Die Schöne und das Biest“.
Zum Ausklang sang Jan
dann
noch
auf
der
Showbühne
vor
dem
Theater (nun nicht mehr im
Kostüm)
„This
is
the
moment“ aus Jekyll und
Hyde und „Stern“ aus Les
Mis. Gänsehaut pur!!!
Ich muss sagen, dieser
TdoT war ein tolles Erlebnis.
Die
Organisation
war
wirklich gelungen und das
Programm, das geboten
wurde, einfach nur Spitze!
Und das kann ich sagen,
obwohl ich den Teil „Blue
Man Group“ noch nicht
einmal mitbekommen habe.
Daher war ich auch ein
bisschen enttäuscht, als ich
2 Tage später beim Tag der
offenen Tür im SI-Centrum
war. Allerdings musste man
hier ganz klar abgrenzen,
dass
nicht
die
Musicaltheater zum TdoT
einluden sondern eben das
SI-Centrum.
Aber
ich
hatte doch erwartet, dass
die Musicals wenigstens
irgendwie präsent wären.
Doch weit und breit keine
43
Spur
von
„Musketieren“
oder „Mamma Mia“.
Dafür
hatte
man
Gelegenheit, in den SISuites die Phantom-Suite
und im Millennium-Hotel
eine der teuersten Suiten
im 18. Stock anzuschauen.
Der Ausblick von dort oben
ist gigantisch. Und die
Phantom-Suite, nur eine
von 6 Musical-Suiten, war
schlichtweg beeindruckend.
Mehr als 60qm groß, mit
einem
Schreibtisch,
auf
dem unter der Glasplatte
die Briefe des Phantoms
(Operngeistes) lagen, und
einer
Puppe
mit
Originalkostüm ... da
schlägt das Herz jedes
Musicalfans
höher.
Leider durften wir die
anderen Themensuites
nicht anschauen, aber
es
gibt
noch
„Die
Schöne und das Biest“,
„Tanz der Vampire“ ,
„König
der
Löwen“,
„Miss
Saigon“
und
„Theater“
???
(Falls
Euch interessiert, wie
diese
Suiten
aussehen,
findet Ihr Fotos davon
unter:www.sisuites.de/de/galerie/?galeri
e=musical-suite
Außerdem konnte man das
Fitnesscenter von Body und
Soul anschauen, an der
Wand des Millenniumhotels
herunterklettern, TombolaLose kaufen und einen
Parcours durchlaufen, an
dessen Ende man auch
einen kleinen Preis bekam.
Vor
dem
Garten
das
Brauhauses wurde dann
schon fleißig für Wicked
Reklame gemacht und ganz
Mutige konnten sich eine
Hexe tätowieren lassen.
Ein nettes Programm für
einen sonnigen Sonntag.
Eine Berlinreise mit
„BISS“ und „BIEST“
Bericht von Franziska Maier
Endlich war es soweit: Vom
02.-05.08.07, begaben sich
einige Musicalfriends in unsere
Hauptstadt Berlin, um einen
außergewöhnlichen „Musicalurlaub“ zu verbringen.
Als Musicalfan ist es ja schon
beinahe Tradition, dass man
sich während seines wohlverdienten
Urlaubs
nicht
schont, sondern total erschöpft und dennoch glücklich,
nach Hause zurückkehrt!
Ein Nonstop Programm
wartete alle Teilnehmer:
er-
Am Donnerstag, den 02.08.07,
reisten die meisten Mitglieder
an – der erste Tag stand ganz
unter dem Stern
„eingewöhnen und aklimatisieren“!:-)
So wurde kein (!) Musical
besucht, jedenfalls von der
Mehrheit der Gruppe und man
ging abends gemütlich essen…
Allerdings so ganz OHNE
Musical ging es doch nicht. So
war es uns möglich, Jan
Ammann, der in dieser Zeit
noch als „Biest“ im Theater am
Potsdamer Platz auf der Bühne
stand, in der Pause zu sehen –
in Kostüm und Maske! Ein
atemberaubender, wenn auch
furcht erregender Anblick! Jan
misst inklusive Hörnern rund
2,09 m!
Jeder, der ihn sah, wurde nun
schon sehr neugierig auf
unseren
Showbesuch
am
Samstag…
Am Freitag stand der Tag im
Zeichen der Vampire! So
begann ab 16 Uhr eine sehr
interessante Backstageführung
im Theater des Westens – wir
durften alle Bereiche erkunden
und
sahen
die
Maskenabteilung, die Schneiderei,
hatten eine Bühnenbegehung
sowie ab 17 Uhr ein Meet &
Greet mit den Darstellern, die
wir tags zuvor mit einer Torte
der
besonderen
Art
überraschten…(siehe Foto)
Das imposante Spiegelfoyer
des TdW erinnert schwer an
ein Schloss aus dem Zeitalter
des Sonnenkönigs – die Lüster
tauchen den Saal in ein
königliches
Licht
und
in
diesem Ambiente fand nun
unser Vampirtreffen statt.
Da noch einige Darsteller aus
Stuttgarter Tagen in Berlin
tätig sind, hofften wir darauf,
diese auch zu treffen…doch es
sollte
noch
viel
besser
kommen: Nach und nach kam
fast die ganze Cast zu uns in
den Spiegelsaal. Sie freuten
sich sehr über unseren Besuch
und natürlich auch über unser
Geschenk: Die Patenschaft für
eine
Fledermaus
in
der
Zitadelle Spandau!
Die Fledermaus wurde auf den
Namen „Graf von Krolock
junior“
getauft!
Veit
Schäfermeier
nahm
die
Urkunde entgegen und meinte
hämisch: „Da bekommt sie
genau der Richtige…!“
Für alle, die nicht wissen, was
damit
gemeint
ist:
Veit
verkörpert
die
Rolle
des
Professor Abronsius, der ja
bekanntlich auf Vampirjagd ist
und
sein
Buch
„Die
Fledermaus“
veröffentlichte,
das sogar Graf von Krolock
gelesen hatte…
Bis beinahe 18 Uhr hatten wir
nun
Zeit,
uns
mit
den
Darstellern zu unterhalten!
44
Ab 19.30 Uhr stand dann die
Show auf dem Programm. Es
ist jedes Mal auf´s Neue ein
komisches Gefühl, wenn die
Ouverture beginnt und man
dennoch weiß, dass man sich
nicht
im
Apollo
Theater
Stuttgart befindet…alte Erinnerungen werden wach und
auch ein bisschen Wehmut!
Die
Cast
zeigte
eine
hervorragende Leistung, ein
wenig
fiel
dagegen
der
„amtierende“ Graf ab, der nun
doch viel zu jung für diese
Rolle ist und wir uns sehnlichst
Graf „Kevin Tarte“ von Krolock
herwünschten…
Dennoch
war
es
ein
phantastischer Abend, der wie
immer in unserem Stammlokal
„Art“ Ausklang fand!
Am Samstag war Musicalmarathon angesagt:
Ab 13 Uhr fand im Theater am
Potsdamer Platz ein Meet &
Greet mit unserem ehemaligen
König Ludwig Jan Ammann
statt. Er freute sich sehr uns
wieder zu sehen und nahm
sich viel Zeit, um jegliche
Autogramm- und Fotowünsche
zu erfüllen!
Während des Gesprächs ergab
sich dann noch eine amüsante
Situation:
Jan erwähnte, dass es ihn
schon interessieren würde, wie
der Start des Musicals „Les
Miserables“, das am Vorabend
in Füssen Premiere hatte,
verlaufen sei. Da wir wussten,
dass einige der Musicalfriends
in der Vorstellung gewesen
waren, wurde kurzerhand per
Handy eine Direktleitung nach
Füssen gelegt.
Anja
war
nach
einem
Neuschwanstein-Besuch eben
der Pferdekutsche entstiegen,
als der Anruf sie erreichte.
Leider gibt es keine Fotos von
ihrem erstaunten Gesicht, als
sie plötzlich mit „dem König“
verbunden war. „g“
essen und dann hieß es auch
schon Abschied nehmen – alle
Musicalfriends machten sich in
verschiedenste Richtungen auf
den Heimweg, nach Bayern,
Baden-Württemberg,
Rheinland Pfalz, Berlin, Hamburg,
Hessen…
Das illustre Grüppchen war
sich dennoch einig: Berlin war
ein voller Erfolg und eine
Wiederholung einer derartigen
Reise muss unbedingt wieder
einmal realisiert werden!!
Ein herzlicher Dank geht an
dieser Stelle noch an
• die
Mitarbeiterinnen
und
Mitarbeiter des Theater des
Westens
• die Tanz der Vampire Cast
• die
Mitarbeiterinnen
und
Mitarbeiter des Theaters am
Potsdamer Platz
• Jan Ammann, unser königliches Biest
Ab 15 Uhr erlebten wir Jan
dann als Biest live und waren
einer Meinung: „Genial, ich
war gefangen!“ (Ui, falsches
Musical…)☺
Er spielt das Biest unglaublich
gut und nu ab und zu ließ sich
erahnen, wer hinter der Maske
steckte…
Beim Schlussapplaus warfen
wir unzählige Rosen (wie auch
bei den Vampiren an beiden
Tagen) und die Darsteller
stürzten
sich
regelrecht
darauf!
Dann hatten wir gerade mal
1,5 Stunden Pause, bis die
Vampire erneut zum Tanz
luden! Die Cast war beinahe
dieselbe wie am Vortag – auch
der Graf…
Aber es war dennoch eine
gelungene Show, die in der
Pause mit Vampirbowle (hätte
ich noch mehr getrunken,
wären 3 Grafen im 2. Akt
herumgehüpft),
Vampirsekt
etc. gefeiert wurde!
Nach der Show gingen alle
nochmals gemeinsam etwas
• Sowie an meine Mitstreiter,
alle Musicalfriends, die an uns
glauben und dafür sorgen,
dass solche Reisen überhaupt
durchgeführt werden können!
DANKE!
Alles Liebe von
den erkrankten Yngve GasoyRomdal ein, der ansonsten die
Rolle des „Biestes“ in Berlin und
auch schon zuvor in Oberhausen
verkörperte!
Viele werden Jan Ammann
jedoch noch in einer ganz
anderen Rolle kennen – er war
die
Premierenbesetzung
des
Märchenkönigs Ludwig II. von
Bayern im Füssener Musical
„Ludwig²“.
Doch wer ist der Mann hinter der
furcht erregenden Maske des
Biestes überhaupt?
Jan Ammann nun in einem
ausführlichen Interview über
seine Laufbahn sowie seine
bisherigen
und
zukünftigen
Rollen:
(Dieses Interview basiert auf dem
bereits geführten im Jahre 2005.
Der Anfang wurde übernommen
für all diejenigen, die neu im Club
sind und das Interview nicht
kannten oder die separate
Ludwig Zeitschrift nicht orderten!
Der zweite Teil ist komplett neu
und wurde im August 2007
geführt!)
Jan, war es für dich von Anfang
an klar, dass du Musicaldarsteller
werden möchtest?
Franziska

Jan Ammann ein „königliches Biest“
(c/o Franziska Maier)
Am Sonntag, den 05.08.07, fiel
für den Musicaldarsteller Jan
Ammann der letzte Vorhang im
Theater am Potsdamer Platz.
Dort verkörperte er seit Anfang
Mai die Titelrolle im Musical „Die
Schöne und das Biest“, unter
anderem neben Leah Delos
Santos, die bereits seit der
Stuttgarter Produktion als „Belle“
auf der Bühne steht. Jan
Ammanns Gastspiel in dem
bekannten Disney Musical kam
für den gebürtigen Westfalener
sehr kurzfristig – so sprang er für
45
Anfangs war es nicht ganz klar.
Mit 12 Jahren entdeckte ich
meine Liebe zur Musik. Ich wuchs
auch in einer musikalischen
Familie auf. Meine Mutter ist
Cellistin und wir hatten, während
meiner Kindheit, wahnsinnig viele
Hauskonzerte. Das hat mich
meine ganze Kindheit verfolgt –
ich
war
stets mit Musik
konfrontiert. Dennoch war nie die
Rede davon, dass ich einmal
Musik studiere, da ich ja auch
über die harte Kunst Bescheid
wusste. Es ist ja auch eine
brotlose Kunst. Die Liebe dafür
habe ich so richtig entdeckt, als
ich
dann
Gesangsunterricht
nahm. Wir hatten in unserer
Schule einen großen Chor, mit
dem wir viele Aufführungen
machten. Wir sangen richtig
schwere Sachen, Choräle oder
„Carmina Burana“. Und da sagte
mein Chorleiter: Jan, möchtest
du
nicht
Gesangsunterricht
nehmen? Da war ich ca. 15/16
Jahre alt. Und ich war schon so
stolz, dass ich im Chor den Bass
singen durfte! Es interessierte
mich allerdings schon sehr und
so nahm ich Gesangsunterricht,
obwohl ich eigentlich noch gar
kein Sänger werden wollte! Und
nach meinen ersten Stunden
merkte ich, dass ich es sehr gut
finde. Die Art der Wahrnehmung, wie man mit sich,
seinem Körper und der Stimme
umzugehen hat, das faszinierte
mich. Und dann auch, dass man
seine Stimme als Instrument der
Seele nehmen kann, das hat
mich sehr beeindruckt. Meine
Eltern unterstützten mich sehr.
Ich sang nämlich stets bei ihren
Schallplatten
mit
und
da
entdeckten sie schon mein Talent
und bekräftigten mich, Gesangsunterricht zu nehmen und mich
weiterzubilden! Nach einem Jahr
ging ich dann auf die Universität
und da kam dann auch zum
ersten Mal dieser Wettbewerbsgedanke in mir auf. Da merkte
ich, dass ich durchaus mit
anderen mithalten kann. Damals
war
ich
noch
nicht
so
selbstbewusst und hatte nicht
das Motto: Ich bin Sänger! Ich
sang aus Spaß an der Musik. Ich
sang auch damals noch keine
Opern,
sondern
einfachere
Lieder. Meine Stimme war
einfach noch nicht so weit
entwickelt, um schwere Opern zu
singen.
Nach
einem
Jahr
Gesangsunterricht weiß man
auch noch nicht richtig, wie man
seine Stimme vollkommen nutzen
kann. Bei „Jugend musiziert“
lernte ich dann meinen amerikanischen Gesangslehrer kennen.
Er hatte eine vollkommen andere
Gesangstechnik. Bei ihm lernte
ich sehr viel. Er erklärte mir von
Grund auf alle Techniken. Und da
fing es mir auch so richtig an
Spaß zu machen. Wobei man
aufpassen muss, dass man sich
nicht allzu sehr auf die Techniken
verlässt! Ich strebe ganz für mich
persönlich
an,
dass
man
technisch hervorragend funktionieren soll und wenn man es
dann auf der Bühne auch
umsetzt, dann sollte man nicht
mehr daran denken! Sonst wirkt
es zu verkrampft und man ist
nicht authentisch in seiner Rolle.
Es muss einfach da sein. Ganz
automatisch sollte man es
abrufen können. Und damals
stellte ich auch fest, dass ich
alles andere als ein Bass bin.
Welche Stimmlage hast du denn
genau?
Im klassischen Fach bin ich ein
sehr hoher Bariton. Wenn ich im
Opernbereich weiter arbeiten
würde, dann hätte ich das
Potential dazu, ein Tenor zu
werden. Ich müsste aber schon
daran arbeiten. Manchmal merkt
man, dass ich ein Tenor werden
könnte. Doch die Leichtigkeit in
den Höhen fehlt mir noch.
Dennoch muss man vorsichtig
sein: Man kann eine Stimme
immer
zu
etwas
zwingen,
dennoch muss es ein natürlicher
Vorgang sein, sonst kann es der
46
Stimme schaden und mehr
kaputt machen als nutzen!
Wie ging es dann mit deiner
Ausbildung weiter?
Das Studium war nicht sehr
spaßig. Ich bewarb mich an drei
Schulen und wurde an allen
genommen! Es waren richtige
Elite Schulen. Tja, und eine
besuchte ich dann und studierte
erstmal Oper. Wenn man auch
bedenkt, wie viele Bewerber es
gab und davon wurden nur 4
ausgesucht und ich war darunter!
Dennoch war ich nicht so richtig
froh. Ich lernte, büffelte…und
doch hatte ich vor meinem
Studium mehr Unterricht als
sonst! Und das war für mich nicht
tragbar! Vor der Universität hatte
ich auch das Glück, Douglas
Yates kennen zu lernen. Er ist
Texaner und gab mir sehr viel
mit in Sachen Stimmbildung und
Gesangstechnik. Praktisch war
ich super, doch in der Theorie
war ich eine Null. Meine Stimme
hat mich sozusagen gerettet.
Sonst
wäre
ich
wohl
durchgefallen. Doch genau das,
womit ich geglänzt habe, wurde
an dieser Universität nicht sehr
gefördert.
Hast du auch eine Schauspielund Tanzausbildung?
Ich hatte beides, aber eben nicht
so stark ausgeprägt. Sogar beim
Ballett war ich – allerdings war es
eher mit Schauspiel verknüpft.
Ziel ist eben, dass man sich auch
auf der Bühne bewegen kann.
Beides hat mir sehr viel Spaß
gemacht. Und das brachte mir
auch etwas! Alle sagten dann
auch, dass ich es doch einmal bei
einer Produktion probieren solle.
Und so kam es, dass ich vom
ersten Ludwig Musical „Sehnsucht nach dem Paradies“ die CD
hörte und mir dachte, dass dies
doch auch opernhafte Lieder sind
und dass es etwas für mich wäre.
Dann sang ich vor – innerhalb
von einer Woche bekam ich dann
ein Vorstellungsgespräch und ich
wurde genommen! Die Lieder
waren zwar nicht meine absolute
Stimmlage, da sie sehr tief
angelegt wurden, doch dafür
hatte ich die beste Ausbildungszeit, die man sich jemals
wünschen kann. Ich konnte mit
guten Leuten zusammenarbeiten
und Bühnenerfahrung sammeln.
Das war in der Spielsaison
2001/2002. Nach diesem Jahr
war erstmal für mich Schluss. Ich
kehrte zwar 2003 nochmals
zurück für ein paar wenige
Shows, das war auch sehr schön,
aber nach dem Jahr wollte ich
wieder etwas anderes machen.
So ging ich meinen Weg weiter.
Außerdem wollte ich testen, wie
gut meine Entwicklung nun im
Schauspielbereich war. Es war
sowieso eine harte Feuerprobe,
denn ich wurde von den Machern
des Stückes direkt auf die Bühne
„geschmissen“ und sollte so
meine praktischen Erfahrungen
machen.
hin, doch so nach und nach
machte es Spaß! Auch heutzutage profitiere ich von dieser
Schule und dieser Zeit. Jeder
Mensch reagiert anders auf der
Bühne und man muss individuell
handeln.
Nun hast du am gleichen Tag wie
der historische Ludwig Geburtstag – fühlst du für dich eine ganz
persönliche Verbundenheit und
hast du dich deswegen auch
mehr
mit
seiner
Person
beschäftigt?
Als ich dann wieder zurück nach
Deutschland kam, auch zu
Ludwig, da bekam ich Komplimente von meinen Kollegen!
Dann ging ich nach Los Angeles,
ich hatte eine Verlobte dort und
sie war Schauspielerin und
verfügte über genügend Kontakte
zu guten Schulen. Sie gab mir
einige gute Adressen und ich
stellte mich vor. Dazu kam auch
das Glück, dass ich tatsächlich
dann Unterricht nehmen konnte
an den Acting Studios, so lernte
ich noch dazu in den Bereichen
Improvisation und kommerzielles
Schauspiel, also Camera Acting.
Da musste ich mir erstmal
eingestehen, dass das alles gar
nicht so einfach ist. Man bekam
eine Szene vorgegeben und
musste nun improvisieren und
das noch inf eine anderen
Sprache. Ich spreche zwar
hervorragend
Englisch,
aber
dennoch ist der Wortschatz
eingeschränkt
und
das
behinderte mich anfangs sehr.
Man sollte sich aber nicht nur auf
die Wörter verlassen, sondern
vor allem auf sein Gegenüber.
Erst als ich das lernte, konnte ich
frei agieren. Das hat mir sehr viel
gebracht, obwohl ich zu Beginn
große
Hemmungen
hatte.
Dennoch habe ich mich zu
diesem Kursen gezwungen und
mich immer wieder angemeldet.
Anfangs ging ich gar nicht gerne
Du spieltest bereits im ersten
Ludwig Musical in Füssen die
Titelrolle – wie unterscheiden
sich eigentlich beide Ludwigdarstellungen?
Er war ja auch genauso groß wie
ich
und
ebenfalls
ein
Träumer…ich suche schon nach
Ähnlichkeiten. Ich bin genauso
ein Pazifist, habe Zivildienst
gemacht und die Bundeswehr
verweigert. Darum verstehe ich
Ludwig absolut. Die Zeit des
Zivildienstes half mir sehr viel,
auch wie man mit Behinderungen
umgeht – keine Hemmungen zu
haben. Es half mir auch in allen
Bereichen. Ludwig prägte die
Zeit, er ist unsterblich und er war
auch nicht verrückt – nur was er
machte, war für die Menschen
verrückt!
Bis Ende 2004 war ich dann
wieder in Los Angeles – meine
Beziehung war gescheitert und
nun überlegte ich, was ich tun
sollte. Erstmal stellte ich mir die
Frage: Wie ist denn eigentlich
dein Marktwert. So machte ich 3
Auditions: Einmal Elisabeth, da
bewarb ich mich auf die Rolle des
Franz Josef – das war sehr
reizvoll. Dann natürlich auch
Ludwig² und das klappte!
Für mich ist es schauspielerisch
in der zweiten Produktion eine
etwas andere Herausforderung.
Es gibt deutlich mehr Text, man
ist als Schauspieler mehr gefordert. Auch der Konflikt Dr.
Gudden und Ludwig, die beide
ihre Probleme mit der kritischen
Situation hatten. Es gibt nicht
dieses schwarz weiß Muster, oder
gut und böse, sondern beide
Charaktere werden beleuchtet
und man kann beide in ihren
Verhaltens, und Denkweisen
beobachten und auch vieles
anders nachvollziehen. Es wird
alles gezeigt, wie es gewesen
sein könnte und zum Teil wirklich
gewesen ist. Schauspielerisch
sind
also
vor
allem
die
Hauptunterschiede zu finden und
natürlich auch gesanglich im Stil
der Musik und eben der Höhe,
wie ich vorhin schon sagte. Auch
dass Ludwig im ersten Stück
recht eindimensional herüberkam, es wurde nur seine Liebe zu
Wagner gezeigt und das kommt
bei uns nur andeutungsweise
herüber.
47
Du bist auch Möbeltischler von
Beruf – wie konntest du das noch
zeitlich vereinbaren?
Vor meinem Studium wollte ich
noch etwas Reelles lernen und so
lernte ich eben Möbeltischler. Das
war während meines Abiturs,
dadurch habe ich nur ein Jahr
verloren! Neulich rief mich auch
ein Freund aus Kindertagen an,
er meinte, dass es phänomenal
sei, dass ich genau das erreicht
habe, was ich damals, als Kind
oder Jugendlicher zu ihm sagte!
Ich ging übrigens auf eine
Waldorfschule und habe sehr
davon profitiert.
Strebst du auch eine Karriere
jenseits der Musicalwelt an – zum
Beispiel als Popsänger oder
Schauspieler?
Ich würde gerne etwas ganz
Neues machen, eine Mischung
aus Pop und Klassik, also
Orchestermusik,
mit
guten
Arrangements und dennoch ein
Sound, der alle anspricht. Ob das
natürlich beim Publikum ankommt, ist eine andere Frage,
aber eine CD ist in Planung und
in Arbeit, aber mehr verrate ich
dazu noch nicht.
In Filmen würde ich auch gerne
mitspielen – ich habe auch einen
sehr guten Agenten, der sich in
diesem Bereich für mich erkundigt. Eine Soap käme für mich
allerdings nicht in Frage, da man
dann so gebunden ist und nichts
anderes machen kann! Ich würde
auch gerne einmal eine Leiche in
einem Krimi spielen! Meine
Traumrolle geht sowieso in die
Richtung: Entweder ich spiele
Comedy oder einen richtigen
Bösewicht!
Nun zur Rolle des „Biestes“ – war
dir das Disney Musical bereits
bekannt, ehe du die Rolle
übernommen hast?
Allerdings, ich sah „Die Schöne
und das Biest“ bereits in Stuttgart
– damals noch mit Uwe Kröger
und Kevin Tarte in der Rolle des
„Biestes“ – ich war völlig
fasziniert von dem Stück. Es war
stets mein Traum, einmal selbst
in dieser Rolle auf der Bühne zu
stehen – die Musik nimmt einen
gefangen und die Entwicklung
des Biestes vom fürchterlichen
Monstrum
zum
Mann
mit
Gefühlen,
ist
eine
große
Herausforderung
für
mich
gewesen. Das Biest gehört
eindeutig zu meinen Traumrollen
– diesen Traum konnte ich mir
nun in Berlin erfüllen, wenn auch
nur für eine begrenzte Zeit.
Du bist sehr kurzfristig für das
Musical engagiert worden – wie
lange war deine Vorbereitungszeit?
Ich hatte gerade einmal zwei
Wochen Probenzeit – es war ein
ungemein intensiver und auch
harter sowie anstrengender Zeitraum. Doch meine Zusammenarbeit mit der tollen Cast sowie
dem Team hinter den Kulissen
war so gut und effektiv, dass es
für
mich
letztendlich
kein
Problem darstellte, als Biest nach
nur zwei Wochen Proben, auf die
Bühne zu gehen.
Wie würdest du deine Interpretation des Biestes beschreiben?
Für mich ist es sehr wichtig, die
Entwicklung
des
Biestes
glaubhaft darzustellen. Das Biest
ist anfangs nicht lieb und nett,
darum spiele ich es auch sehr
furcht erregend und grausam. Es
hat auch verlernt, wie es ist,
menschlich zu sein. Erst nach
und nach, wenn Belle im Schloss
ist, lernt es erneut, was Manieren
sind, wie man mit seinen
Mitmenschen umgehen muss und
dass es nicht reicht, herum zu
schreien, wenn man etwas
möchte.
Ich
liebe
diese
Entwicklung. Es ist zwar eine
Gradwanderung, da man an
manchen
Stellen
aufpassen
muss, dass es nicht zu lächerlich
gespielt wird, doch man kann die
Rolle hervorragend prägen. So ist
jedes Biest anders angelegt. Es
kam auch schon vor, dass Leute
mit
kleinen
Kindern
den
Zuschauerraum verließen, da die
Kinder mein Biest zu schrecklich
fanden. Wobei ich hier klarstellen
muss, dass die Eltern auch die
Kinder
vorher
aufklären
müssten…doch es zeigt mir
ebenso, dass ich das Biest sehr
glaubwürdig verkörpern kann.
Die Rolle fordert vor allem
schauspielerische Qualitäten von
mir – bei Ludwig² gab es sehr
viele Gesangsparts, beim „Biest“
nur ein großes Solo, welches ist
sehr gerne singe. Hier kann ich
meine
gesamten
Emotionen
hereinlegen. Allgemein kann ich
in die Rolle viel von meinem
Innersten legen – ich hatte einige
Dinge, die mich in letzter Zeit
emotional bewegten und die ich
so nun besser verarbeiten
konnte. Ich bin auf der Bühne
das „Biest“ und nicht Jan
Ammann. Die Menschen sehen in
mir auch nicht die Person Jan,
was ich sehr gut finde, da eben
die Maske so stark entstellt und
mein Gesicht verfremdet, dass
ich gar nicht mehr als reale
Person wahrgenommen werde!
Allerdings nehme ich mein
Umfeld dennoch wahr – so
schaue ich gerne ab und zu in die
Gesichter des Publikums – ich
sehe auch die ersten paar Reihen
wunderbar. Die Reaktionen der
Menschen sind ein unglaublich
48
großes Feedback für mich. Ich
bekomme dadurch auch noch
mehr Spielfreude!
Apropos Maske, wie lange
benötigst du, um zum Biest zu
mutieren?
Es dauert rund 1,5 Stunden, ehe
die Maskenbildner mich zum
Biest verwandeln. Ich habe fast
im gesamten Gesicht Schaumstoffteile, die angeklebt werden.
Nur die Augen und die obere
Wangenpartie ist echt. Die
Perücke, zum Teil aus Echthaar,
zum Teil aus Büffelhaar, wird
angebracht, ich ziehe Handschuhe an, damit ich die
fürchterlichen Pranken bekomme,
außerdem noch meine Schuhe,
die übrigens immens schwer
sind. Mein Kostüm ist meistens
komplett durchgeschwitzt, es
strengt sehr an, doch die Rolle
macht unglaublichen Spaß! Ich
bin übrigens wohl das größte
Biest, das es je gab – mit
Hörnern messe ich 2,09 m! Leah
war ja meist nur Yngves Statur
gewöhnt, sie musste sich durch
meine
Größe
auch
sehr
umstellen, doch wer die Show
gesehen hat, der weiß, dass alles
perfekt harmonierte, trotz meiner
Größe!
Du
musst
unwahrscheinlich
beweglich sein, trotz des großen
Gewichtes deines Kostüms – du
springst auf den Thron mit
Leichtigkeit – doch kamen auch
schon einmal Pannen oder Stürze
vor?
Gestürzt bin ich zum Glück noch
nie – so richtige Pannen gab es
auch nicht – allerdings bin ich
einmal mit meiner Hand hängen
geblieben und ein Finger fiel ab!
Es sah unglaublich komisch aus –
plötzlich war ein Finger des
Biestes weg! Und Belle musste
danach ihr Solo singen und auch
noch ernst bleiben, obwohl wir
alle dem Lachen so nahe waren!
Das war eigentlich das einzige
Mal, dass so etwas passierte.
Und was die Beweglichkeit
angeht, so habe ich nach meiner
Zeit bei Ludwig sehr viel Sport
getrieben und vor allem auch an
Muskelmasse zugelegt – allerdings schwitze ich sehr viel, so
dass im Laufe der Show mein
Kostüm immer schwerer und ich
selbst immer leichter werde!
Hast du eine oder mehrere
Lieblingsszenen im Musical?
Mir gefällt sehr viel – ich kann
gar nicht eine Szene herausgreifen.
Es
ist
ein
Gesamtkunstwerk und hat so
viele schöne Momente, dass mir
das Gesamtwerk einfach gut
gefällt! Das Stück hat Witz und
Charme
und
ist
dennoch
spannend – ein Musical für jung
und alt!
Bevor du nach Berlin kamst,
warst du in Halle im Musical
„Mar-I-Cel“ zu sehen und zu
hören – dort als Pirat! Wie
würdest du diese Zeit beschreiben?
„Mar-I-Cel“ ist an sich ein tolles
Stück – es gibt zwar noch Dinge,
die man überarbeiten könnte,
doch es macht viel Spaß. Ich
habe jedoch das Pech, dass die
Lieder meiner Rolle eher für
einen Bass-Bariton geschrieben
wurden und mir zu tief sind –
jedenfalls teilweise. Dazu muss
ich noch recht spärlich bekleidet
auftreten und so kam es natürlich
auch, dass manche Kritiker mich
niedermachten und mir vorwarfen, dass ich nur gut
aussehen kann mit meinem fast
nackten Oberkörper, doch meine
Leistung nicht sehr gut wäre. So
etwas ärgert mich – das sind oft
nur vorgefertigte Meinungen, die
ich nicht gutheißen kann. Man
sollte sich doch etwas mehr mit
einem Menschen beschäftigen,
ehe man derartige Dinge über
jemanden verbreitet, die im
Endeffekt sehr schaden können!
„Mar-I-Cel“ werde ich noch 5 mal
spielen. Die Termine stehen dann
auch auf meiner Homepage
(www.janammann.com)
Du sprichst gerade auch negative
Erlebnisse an - hat dein Beruf
denn ansonsten auch spürbare
Schattenseiten?
Dadurch, dass ich häufig bei
einer en suite (langfristigen –
Anm.d.Red.) Musicalproduktion
beschäftigt bin, habe ich sehr viel
zu tun. Die Arbeit ist stark
strukturiert und vorgeschrieben
und die Freizeit kommt zu kurz.
Man muss auch sehr auf seine
Stimme aufpassen, da man doch
täglich diese große Rolle singt
und das fordert die Stimme
ungemein. Ich ziehe den Hut vor
allen Darstellern, die das auch im
Alter noch machen. Beim Biest
verstelle ich meine Stimme –
viele denken, es wäre durch die
Technik verzerrt, doch ich
spreche normal, nur dass ich
mehr Hall auf dem Mikrofon habe
– das strengt also die Stimme
auch an, obwohl ich genau weiß,
wie ich es machen muss, um
meine Stimme zu schonen und
sie nicht zu ruinieren!
Außerdem kommen die sozialen
Kontakte recht kurz, da man
doch sehr ortsgebunden ist.
Wichtig ist in diesem Beruf, dass
man ein gefestigtes Umfeld hat,
Familie
und
wenige
gute
Freunde, die einem stets helfen,
wenn man am Boden ist und
nicht mehr weiter weiß! Ich bin
sehr dankbar dafür, dass ich
diese Menschen um mich habe!
Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich treibe viel Sport, fahre
Fahrrad
und
das
wirklich
kilometerlang! Ich segle auch
gerne,
das
schafft
einen
Ausgleich zu meinem Beruf.
Ansonsten ist meine Freizeit eher
knapp bemessen!
Dann folgen noch die Auftritte
bei Mar-I-Cel – und dann ist
erstmal Pause.
Ich warte auf wirklich gute
Rollen, die mir Spaß machen.
Ludwig und das Biest sind solche
Traumrollen, doch es gibt zur
Zeit nicht viele Produktionen, in
denen es Rollen für mich gibt.
Ich kann mir zum Beispiel nicht
vorstellen in „MAMMA MIA“
mitzumachen.
„Krolock“ aus „Tanz der Vampire“
wäre noch so eine Traumrolle –
ich stand bei den Auditions sogar
in der Endrunde, doch leider
bekam ich die Rolle nicht – die
Produzenten legen wohl Wert auf
andere Kriterien, die ich nicht
erfüllen konnte, obwohl ich die
perfekte Größe, Statur und
Stimme für die Rolle hätte. Ich
arbeitete sogar mit Roman
Polanski zusammen…
Das Phantom wäre auch eine
schöne Rolle für mich, hier
handelt es sich ebenfalls um
einen zerrissenen Charakter, wie
beim Biest. Ich könnte auch
stimmlich zeigen, was ich kann –
da meine Stimme ja klassisch
ausgebildet ist und ich auch im
Operngenre zu Hause bin.
Bei den „Musketieren“ wäre die
Rolle des Kardinals Richelieu
etwas für mich – hier gibt es sehr
imposante Stücke zu singen!
Wir werden sehen, was
Zukunft für mich bereit hält!
die
Die Zeit bei „Die Schöne und das
Biest“ ist nun vorbei – welche
zukünftigen Projekte stehen bei
dir an?
Zuerst werde ich in Füssen, rund
um König Ludwigs und meinen
Geburtstag (am 25.08.07 –
Anm.d.Red.) bei einer großen
Musicalgala im Festspielhaus
mitmachen! Da singe ich dann
auch Lieder aus Ludwig², Die
Schöne und das Biest etc.
49
Jan Ammann – ein Künstler,
von dem man sicher noch oft in
Zukunft hören wird und bei dem
es sich lohnt, einmal hinter die
„Maske“ zu sehen!
111 Jahre
„Theater des Westens“
Bericht von Ingrid Kernbach
Wer hätte es gedacht? Am
1. Oktober 2007 feierte das
„Theater
des
Westens“
seinen 111. Geburtstag.
Und wie an solch einem
Geburtstag üblich, muß
ordentlich gefeiert werden.
Doch nicht nur feiern war
angesagt, sondern auch die
Eröffnung einer Ausstellung
mit 111 Persönlichkeiten,
die für das Theater wichtig
waren. So unvergessene
Namen wie Maria Callas,
Enrico
Caruso,
Roman
Polanski, Hildegard Knef,
waren da ebenso zu lesen
wie Joop van den Ende,
Uwe Kröger, Ute Lemper,
Cusch Jung, u.v.m. Es wäre
müßig,
alle
einzeln
aufzuzählen. Neben den
Porträts der 111 Personen
gab es auch viele schöne
Ausstellungsstücke
und
Kostüme zu sehen.
© Ingrid Kernbach
„Theater an der Kantstraße“,
nur einer von vielen Namen,
den das „Theater des Westens“
in seinen 111 Jahren Geschichte
trug.
2003 übernahm die StageEntertainment das Haus, ließ es
für 10 Millionen Euro aufwändig
restaurieren und eröffnete es
mit „Les Miserables“ wieder.
2005 feierte das Musical
„3Musketiere“ mit Uwe Kröger
und Pia Douwes Deutschlandpremiere.
Im Dezember 2006 folgte
Roman Polanskis „Tanz der
Vampire“ u.a. mit Alexander
Klaws, dem Gewinner von
„Deutschland
sucht
den
Superstar“, in der Rolle des
Alfreds.
© Ingrid Kernbach
In den ersten Jahren standen
vor allem Oper und Operette
auf dem Spielplan des Theaters.
Mit „My Fair Lady“ feierte 1961
quasi das erste Musical seinen
Einzug in Deutschland. Helmut
Baumann als künstlerischer
Leiter und Götz Friedrich als
Intendant holten zwischen 1980
und
1990
weitere
Musicalproduktionen in das
Zur feierlichen Eröffnung der
Ausstellung,
die bis zum
12.10.2007 von 12-17 Uhr
(Mittwochs bis 16.00 Uhr)
geöffnet ist, erschienen viele
prominente Gratulanten.
Ulrich Wiggers, der vom Wirt
Chagal beim TdV zum Papa in
spe
bei
„Mamma
Mia“
wechselte (Premiere am 21.10.
im Theater am Potsdamer
Platz),
führte
durch
das
Programm. Nachdem er einiges
aus der Geschichte des Theater
des Westens erzählte, ging es
mit
dem
musikalische
Rahmenprogramm
weiter,
bestritten von:
50
Christian Schleicher, ehemals
Portos bei 3M, mit „Dein ist
mein ganzes Herz“, Ulrich
Wiggers mit „Die Juden sind an
allem
Schuld“
Christian
Alexander
Müller,
ehemals
Phantom, mit „An die Musik“,
Maike Katrin Schmidt, TdV, mit
„Maybe this time“ Katrin
Löbbert, TdV, „Glitter and be
Gay“ Hartwig Rudolz, MM
Hamburg, mit “Good bye
Johnny” Uwe Kröger , Rebecca,
mit “Stern” aus Les Mis, und
Alexander Klaws, TdV, mit „Für
Sarah“
Der
Anschnitt
der
riesigen
Geburtstagstorte,
gesponsert
vom KdW, wurde für die
Fotografen
auch
zur
„Tortenschlacht“, denn natürlich
wollte jeder das beste Foto und
die richtige Position zu finden,
war wirklich nicht einfach.
Besonders Uwe Kröger und
„Superstar“ Alexander Klaws
wurden von allen Seiten heftig
bedrängt.
Nach dem offiziellen Teil wurde
dann richtig gefeiert. Endlich
hatten wir auch Gelegenheit,
die Ausstellungs-stücke in Ruhe
anzuschauen (Fotografieren war
leider verboten).
Zwischendurch gab’s immer
wieder leckere „Häppchen“, die
jeweils einem Musical oder
einer
Operette
gewidmet
waren.
© Ingrid Kernbach
Zu später Stunde traf dann
noch
Sissi
Perlinger
ein.
Geduldig ließ sie sich von den
verbliebenen Fotografen von
einem Motiv zum nächsten
schleppen. Bewunderswert.
Wir gehörten zu den letzten
Gästen, die in den frühen
Morgenstunden
ins
Hotel
zurückgingen. Und waren uns
einig: das war eine wirklich
gelungene Feier, bei der man
sich auch mal unterhalten
konnte, ohne gegen laute
Rockmusik
anschreien
zu
müssen.
beiden Eingängen ein Grillstand,
an dem sich die Wartenden
stärken konnten.
Schon
vor
der
ersten
Autogrammstunde um 13.30
Uhr standen die Menschen
Schlange. Doch was zunächst
wie eine geniale Idee wirkte,
nämlich immer nur eine Gruppe
von 20 Leuten, durchzulassen
und dann, genau abgezählt,
soviele
hineinzulassen
wie
raußkamen, entpuppte sich in
der
Praxis
als
ziemlich
unpraktisch, da manche Mädels
sich vom Anblick der Darsteller
(bei der ersten Autogrammstunde waren Sarah, Alfred und
Koukol anwesend) natürlich
besonders von Alexander Klaws,
nicht losreißen konnten und
dann
ewig
rumstanden,
während draußen die anderen
warteten und froren.
Zur zweiten Autogrammstunde
um 14.45 Uhr kamen dann
Rebecca, Professor, Chagal und
Herbert.
Wenn Ihr mehr Informationen
über
das
Theater
haben
möchtet, dann schaut mal auf
die Homepage www.theaterdes-westens-berlin.de
Tag der offenen Tür ²
Am 2.10.2007 wurde die
Ausstellung dann auch, im
Rahmen des 2. Tags der
offenen
Türe,
für
die
Allgemeinheit geöffnet. Aus
dem Ansturm im Mai hatte man
gelernt
und
diesmal
die
einzelnen Aktivitäten rund ums
Haus verteilt. Zu den beiden
Autogrammstunden
ging’s,
genau
wie
zur
Werkstattführung, über einen
Seiteneingang.
Taktisch
geschickt,
stand
zwischen
Wir nahmen zunächst die
Werkstattführung in Angriff und
erwarteten eigentlich nicht viel
Neues zu erleben. Doch weit
gefehlt. Bei den Maskenbildnern
wurden
die
„leckeren“
Blutkiss’chen verteilt, die die
Darsteller zerbeißen müssen.
Zwar sollen die eigentlich nach
Erdbeeren schmecken, doch
51
das Plastikbeutelchen selbst ist
nicht der Brüller.
Von da ging’s weiter in die
Schneiderei. Na schön, da gab
es nicht wirklich viel Neues,
aber von da aus ging es in
einen Probenraum, in dem
Kostüme hingen. Und die durfte
man anprobieren!!!! Freunde
der Nacht, die Teile sind
vielleicht schwer. Außerdem
durfte man sich hier seinen
höchst
persönlichen
Knoblauchzopf flechten und als
Souvenir mitnehmen. Fand ich
eine tolle Idee.
Vom Foyer aus konnte man auf
die „offene Bühne“. Und auch
hier etwas, was ich noch nie
erlebt hab. Man durfte alles
Anfassen, alles Fotografieren,
ohne daß irgend jemand etwas
gesagt hätte. Fotos auf der
Balltreppe, Fotos auf dem Bett,
Chagals
Wirtshaus,
der
erfrorene Professor, die Särge
aus der Gruft ... alles kein
Problem. Einfach genial !
Den krönenden Abschluss des
„Tages der offenen Tür“ bildete
ein Showblock. Aber leider war
diesmal Fotografierverbot und
das
wurde
auch
richtig
überwacht. Zum Heulen, denn
diesmal
gab’s
absolute
Highlights
mit
„Alfred“
(Alexander Klaws) , „Sarah“
(Katrin Löbbert) und „Graf
Krolock“ (Matthias Edenborn).
2 Tage – 2 Dernieren
Abschied von „Mamma
Mia“ in Stuttgart und
„Die Schöne und das Biest“
in Berlin
von Ingrid Kernbach
Manchmal kommt es einfach
faustdick. Besonders wenn
man sich an 2 Tagen gleich
von 2 Musicals verabschieden
muss.
© Ingrid Kernbach
Am 9.9.2007 hieß es in
Stuttgart zum letzten Mal
„Mamma Mia“. Natürlich war die
Show bis auf den letzten Platz
ausgebucht. Bereits am Eingang
verteilte der Fanclub Knicklichter und einen Text für ein
Abschiedslied.
Vorhang fiel, wurde geklatscht
ohne Ende. Ich hab so was
noch nie erlebt. Nachdem der
Applaus ohne Unterbrechung
minutenlang weiterging, kamen
die Darsteller, teilweise schon
im Bademantel, noch einmal
heraus.
Selbstverständlich war auch der
Applaus nach jeder Szene
riesig, obwohl mir keine der
sonst bei Dernieren üblichen
Gags auffielen. Kann sein, dass
ich das Stück nicht ganz so gut
kenne, kann sein, dass es – wie
bei der Derniere am Tag zuvor
in Hamburg – ein Verbot für die
Darsteller gab.
Und auch das war nicht genug.
Denn der Applaus hörte nicht
auf und schließlich kam Jasna
alleine (auch im Bademantel)
noch einmal auf die Bühne. Erst
danach hörte der Applaus auf.
Ich hab zwar nicht auf die Uhr
geschaut, aber ich würde
behaupten, dass mindestens 15
Minuten am Stück applaudiert
wurde.
Allerdings gab es am Ende für
die Zuschauer kein Halten
mehr. Bei „I had a dream“
gingen im ganzen Saal die
Knicklichter – alle in blau – an,
ein gigantischer Anblick, den ich
von der letzten Reihe besonders
gut sehen konnte. Niemand,
der mehr im Stuhl saß. Es
flogen Blumen und Geschenke,
dann wurde das Abschiedslied
gesungen und nachdem der
Am Montag flog ich dann nach
Berlin, um auch die Derniere
von „Die Schöne und das Biest“
zu erleben. Im August gab es
noch einen tollen Tag der
offenen Tür und dann kam am
10.9. das schnelle AUS.
Im Gegensatz zum Tag davor
hatte sich die Cast einige Gags
ausgedacht, die jemanden, der
das Stück nicht kennt, fast nicht
auffielen.
Als erstes
kam
„Gaston“
mit einem
Schnurrbär
t-chen
herein und
an
dem
Haus von
Belle
stand ein
Schild „for
52
sale“. Herr von Unruh führte
Belle
dann
wie
ein
professioneller Reiseleiter mit
einer großen Fahne bewaffnet
durchs Schloss.
Der Speisesaal lud „zum letzten
Mal“ mit „Sei hier Gast“, aber
besonders schön war die Szene,
wenn alle dem Biest versuchen
beizubringen,
„BITTE“
zu
sagen. Sie standen um ihn rum
und jeder sagte BBBB IIIII
TTTTT und darauf plötzlich das
Biest „Brigitte ??????“
Unter den Zuschauern sah ich
ganz viele bekannte Gesichter:
von den Musketieren hab ich
Ramus, Karim u. Stephan
entdeckt, von den Vampiren
Christoph Traut, Stefanie Sturm,
Philip Hägeli gesehen und
Peter, der uns bei unserem
Vampir-Meeting
durch
das
Theater des Westens geführt
hatte, kam in der Pause auf
mich zu und meinte nur "die
Musicalfriends aus Stuttgart"
sind auch da. Wann kommt Ihr
denn wieder zu uns?“. Fand ich
sehr, sehr nett.
Jede Szene wurde mit reichlich
Applaus bedacht, doch ein
bisschen fehlte mir schon ein
Fanclub, denn es gab weder ein
gebündeltes Blumen werfen
noch
sonstige
Abschiedsaktionen. Dabei hätten es die
hervorragenden Darsteller wie
Leah, Yngve, Kevin Kraus, Klaus
Dam
...................
wirklich
verdient gehabt.
Orchideen sind ganz
besondre Blumen...
So beginnt das erste Lied von
Mrs.Danvers in „Rebecca“. Susan
Rigvava-Dumas, die holländische
Darstellerin
der
bösen
Haushälterin “Mrs. Danvers“ aus
dem Erfolgsmusical „Rebecca“,
näher betrachtet.
All abendlich herrscht im Wiener
Raimundtheater bei dem Musical
„Rebecca“ großer Jubel im
Publikum. Wenn Susan RigvavaDumas auf die Bühne kommt und
die erste Zeile „Orchideen sind
ganz besondre Blumen“ aus dem
Lied „Sie ergibt sich nicht“,
ebenso bei dem aus vier Teilen
bestehenden
Titellied
singt
kommt bei den Zuschauern
Gänsehaut auf. Ich spreche aus
Erfahrung, wenn ich sage, dass
das nicht nur nach dem ersten
Mal von Rebecca so ist, sondern
auch noch wenn man die Show
schon x-Mal gesehen hat. Der
Jubel ist ganz besonders groß
wenn Susan Rigvava-Dumas
beim Schlussapplaus als erste der
drei Hauptdarsteller die Bühne
betritt. Das Publikum kann sich
kaum mehr auf den Stühlen
halten - Standing Ovations für die
böse Haushälterin gehören schon
fast so zu der Show wie die Show
selbst. Für Susan Rigvava-Dumas
ist das ein sehr schönes Gefühl,
sie sagt glücklich, dass sie zur
richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Und das stimmt!
Rebecca ist der neue Musicalhit
des Autorenteams Silvester Levay
und Michael Kunze, basierend auf
dem gleichnamigen Roman von
Daphne Du Maurier. Die Autoren
schrieben schon zusammen die
Erfolgsstücke „Elisabeth“ und
„Mozart!“.
Glück. Susan Rigvava-Dumas war
bei einem Casting für die Rolle
der Erzherzogin Sophie aus
Elisabeth, das gerade in Stuttgart
gespielt wurde. Als sie dort
vorsang rief der anwesende
Komponist
Silvester
Levay
plötzlich „Wir haben sie! Wir
haben sie!“ Damit meinte er nicht
nur die Erzherzogin Sophie,
sonder vor allem die Mrs.Danvers
in „Rebecca“, wofür in Wien
gerade die Welturaufführung
vorbereitet wurde. Susan bekam
beide Rollen, auch wenn sie noch
etwas warten musste, bis sie
nach Wien kommen und die
Mrs.Danvers spielen durfte.
bekam
sie
ihr
erstes
Musicalengagement
in
„Das
Phantom der Oper“ als Mme.
Giry. Es folgte „Elisabeth“ und
jetzt „Rebecca“. In Rebecca wird
sie noch bis 30.Juni auf der
Bühne stehen, danach ist bis
6.September Sommerpause. Der
voraussichtlich letzte Vorhang
fällt am 30.Dezember 2007.
Opernund
Rocksängerin
gleichzeitig. Für Susan ist
Nach der Vorstellung warten
täglich Fans beim Bühneneingang
auf ihren großen Star: Susan
Rigvava-Dumas. Sie hat immer
Zeit für Autogramme, Fotos und
nette Gespräche. „Ich bin froh,
dass ich meine Fans habe, denn
ohne sie wäre ich nicht da, wo
ich jetzt bin!“, freut sich Susan.
Eine ganz besonders große
Freude für sie: sie hat kurz nach
der Premiere einen eigenen
Fanclub bekommen, wo sich
schon viele Fans angemeldet
haben.
Rebecca ein Glücksfall, denn sie
entschloss sich erst nach ihrer
Studienzeit, Musicaldarstellerin zu
werden. Sie studierte anfangs
Schauspiel, doch ihr Lehrer
meinte sie solle etwas aus ihrer
Stimme machen. So studierte sie
klassischen Gesang. Doch an
einem Freitag als sie gerade nach
Hause kam, fragte sie ihr Bruder
ob Susan nicht Lust hätte, in
seiner Rockband bei einem
wichtigen Konzert zu singen. Die
ursprüngliche Sängerin der Band
war leider erkrankt, und so blieb
Susan nichts anderes übrig, als ja
zu sagen. Dieses wichtige
Konzert war am selben Abend,
und von da an sang Susan jedes
Wochenende bei ihrem Bruder in
der Band. Unter der Woche stand
sie als Opernsängerin auf der
Bühne.
Später heiratete Susan und
bekam zwei Kinder. Ihre Tochter
war ein so braves Baby, dass sie
sich überlegen konnte, was sie
nach der Babypause machen
wollte: Musicals! Und schon
53
Wer Lust hat, mehr über Susan
und über ihren Fanclub zu
erfahren, kann sich ihre Page
anschauen:
www.susanrigvava-dumas.com
...manchmal sehen sie aus
als wären sie tot
Bianca Petz
„Rebecca,
wo du auch immer bist…“
Zwei Reisen nach Wien,
wo die Orchideen
blühn…☺
blühn…☺
Bericht von Franziska Maier
Unsere Frühlingsreise führte in
diesem Jahr wieder einmal
nach Wien – mittlerweile kenne
ich mich doch sehr gut dort aus,
so kann ich schon gar nicht
mehr zählen, wie oft ich bereits
dort war, darum werde ich
diesmal auch nicht von den
Sehenswürdigkeiten berichten,
sondern mich auf das Musical
„Rebecca“ spezialisieren…
Allerdings gab es einen kleinen
Minuspunkt, der mir die Reise
etwas verschlechterte: Unser
Stammhotel war ausgebucht
und so mussten wir eine
Alternative suchen, die leider so
aussah, dass wir in einer
Gegend landeten, die nachts
nicht gerade das Wahre für gut
herausgeputzte Musicalbesucherinnen war…ich denke, ich
muss nicht näher darauf
eingehen.
Nachdem ich jedoch diesen
anfänglichen Schrecken verdaut hatte, kam die Vorfreude
für ein Musical auf, das mir bis
dato noch gänzlich unbekannt
war – ein Wort und jeder weiß,
wovon ich spreche: „Rebecca“!
Als
am
28.
September
vergangenen
Jahres
das
Musical „Rebecca“ im Wiener
Raimund Theater seine Uraufführung feierte, war nicht
absehbar, ob die Thematik des
Stückes den Nerv des Wiener
Publikums sowie der Touristen
treffen würde. Doch schnell
bekam
das
Levay-Kunze
Musical sehr viel Lob und
darum
wollte
ich
mich
unbedingt selbst überzeugen,
ob ich genauso begeistert von
diesem Stück sein werde, wie
meine Vorgänger…
Am Sonntag, den 03. Juni 2007,
stand nun also meine RebeccaPremiere an. Ich war ganz
gespannt und vor
lauter Vorfreude
vergaß ich noch
meinen
Fotoapparat im Hotel, den
ich leider auch
nicht mehr holen
konnte, da wir mit
dem Taxi zum
Hotel fuhren – aus
oben genannten
Gründen…☺
Ich ärgerte mich
sehr über meine
Vergesslichkeit, doch nachdem
ich den Saal des Raimund
Theaters
betreten
hatte,
konzentrierte ich mich auf
wichtigere Sachen – so ist man
sofort von dem Bühnenbild, das
sich dem eintretenden Besucher bietet, gefangen. Man
hört Meeresrauschen und sieht
eine blaue Leinwand, die einen
sofort an ein Meer erinnert –
passend zum Musical, das sich
ja auch am Meer abspielt
(„nachts, in dem Haus am Meer
leuchten die Schatten…“)
Wir hatten leider nur Plätze
ganz links außen bekommen,
die Show ist stets sehr gut
besucht – von da aus konnte
man nicht jede Kleinigkeit des
Geschehens miterleben, doch
das, was ich sah, faszinierte
mich!
Viele sprachen davon, dass
„Rebecca“ Ähnlichkeiten mit
anderen Kunze & Levay
Musicals aufweist – gut, dem
kann ich zustimmen. So
erinnern die Ensembleszenen
häufig an die aus Elisabeth
(z.B. das Personal am Hofe bei
Elisabeth hat eine sehr ähnliche
Choreographie
wie
das
Personal bei Mr. De Winter).
Doch
insgesamt
steht
„Rebecca“ für sich.
Basierend
auf
dem
gleichnamigen Roman von
Daphne du Maurier entwickelte
das Erfolgsteam der Musicalbranche Michael Kunze (der
u.a. bereits Texte für das
Musical
„Elisabeth“
sowie
aktuell für „Wicked“ schrieb)
und
Sylvester
Levay
54
(Komponist) ein komplexes
Werk, das dem Roman sowie
dem Hitchcock Filmklassiker
„Rebecca“ in nichts nachsteht.
Die Handlung an sich spricht
wohl mehr das weibliche
Publikum an – jedenfalls ist die
Frauenquote der Besucher
allabendlich deutlich höher
anzusiedeln als die der Männer.
Doch diese Tatsache ist nicht
negativ
zu
interpretieren,
letztendlich spricht „Rebecca“
mehr die Emotionen der
Menschen an und da dürften
die
Damen
wohl
etwas
empfänglicher sein.
So steht auch im Mittelpunkt der
Geschichte
ein
junges
Mädchen, das jedoch bewusst
keinen Namen erhalten hat und
nur
„Ich“
genannt
wird.
Vergleicht man diese Tatsache
mit dem Roman und dem Film,
so blieben Kunze und Levay
dieser Vorgabe treu.
Die Show beginnt damit, dass
„Ich“ von ihren Erinnerungen
des
Anwesens
Manderley
erzählt
–
dabei
geistern
Schatten der Vergangenheit um
sie herum – hervorragend dargestellt durch das Ensemble,
das völlig schwarz gekleidet um
das „Ich“ herumtanzt.
Ein Zeitsprung folgt nach dem
ersten Lied und die Zuschauer
können nun miterleben, wie die
schüchterne „Ich“ den bekannten und angesehenen Mr.
De Winter kennen lernt. Maxime
de Winter verliebt sich in „Ich“
und macht ihr sehr schnell
einen Heiratsantrag. Die junge
Frau ahnt nicht, dass Mr. De
Winter ein dunkles Geheimnis
mit sich trägt: Er verlor auf
mysteriöse Weise seine sagenhaft
schöne,
aber
auch
intrigante Ehefrau Rebecca, die
äußerlich sowie innerlich ein
völliges Gegenteil zur verunsicherten „Ich“ darstellte.
Nach der Hochzeitsreise bringt
auf sein Gut Manderley.
Dort trifft sie auf alle
Bediensteten,
allen
voran die kalte Mrs.
Danvers. Diese ist von
Anfang an die Feindin
der labilen neuen Mrs.
De Winter. Sie akzeptiert sie nicht und
vermeidet es grundlegend, ihr eine Chance
zu geben, da sie der
allgegenwärtigen
Rebecca sichtlich hinterher trauert.
Die Haushäterin hegt
und pflegt die Orchideen in
Rebeccas Arbeitszimmer, lüftet
deren
Schlafzimmer
und
gestaltet alles so, als würde
Rebecca, die als tot erklärt
wurde nach einem Segelunfall,
jeden
Augenblick
wieder
zurückkehren.
Richtige Freunde findet die
neue Mrs. De Winter nicht, sie
versteht sich mit Beatrice, der
Schwester von Maxim De
Winter sowie deren Mann.
Diese beiden Charaktere haben
durchweg positiven Charakter
und vermitteln etwas Wärme,
vor allem nach Szenen, in
denen Mrs. Danvers auftrat.
Am Ende des 1. Aktes
übermannt das „Ich“ die
Neugier und sie gerät in
Rebeccas Schlafgemach. Dort
trifft sie auf Mrs. Danvers, die
ihr von Rebecca berichtet –
dabei
scheint
es
allen
Zuschauern, als würde der
Geist von Rebecca wirklich im
Saal schweben. Der Wind auf
der Bühne, das in Blautönen
gehaltene Bühnenbild, all dies
sind Effekte, die den Grusel und
die Unbehaglichkeit, die in
dieser Szene entsteht, noch
verstärken.
Highlight des ersten Aktes ist
eindeutig das Maskenfest auf
Manderley – hier fällt „Ich“ auf
die Intrige von Mrs. Danvers
herein und hat exakt dasselbe
Kleid an, was Rebecca ein Jahr
zuvor und vor ihrem Tod trug.
Die Gäste des Balls sind wie
erstarrt, Maxim wird fast
wahnsinnig von dem Anblick
und die Zuschauer wissen, dass
dieser Abend Konsequenzen
haben wird…
Das Publikum wird in die Pause
geschickt und weiß, dass die
Lage sich zuspitzt und das
drastisch. Es entsteht überhaupt keine Langeweile in dem
gesamten Stück.
So dreht sich der 2. Akt noch
mehr um den mysteriösen Tod
Rebeccas – doch bevor das
Rätsel gelöst wird, ist die neue
Mrs. De Winter sogar nahe am
Selbstmord – Maxim redet nicht
mehr mit ihr nach dem
Maskenball, alle meiden sie und
Mrs. Danvers nutzt die Lage
schamlos aus, indem sie ihr
klarmacht, dass sie niemals wie
Rebecca sein wird („dieses
Haus, ist ihr zu Haus, alle
warten auf sie, die sie liebten
vergessen sie nie!“).
Alleine schon aufgrund der
hervorragenden Darsteller lohnt
sich ein Abstecher nach Wien!
Maxime de Winter wird von
Musicalstar Uwe Kröger verkörpert. Kröger, der bisher in
vielen namhaften Produktionen
die Hauptrollen spielte, erhielt in
diesem Stück eine wirklich
55
passende Rolle. So brillierte er
längst nicht in all seinen
Darbietungen und so manch ein
Kritiker sprach bereits von
Überschätzung,
doch
in
„Rebecca“ trifft Kröger genau
ins Schwarze. Man glaubt ihm
den verbitterten Mann, der
letztendlich „Rebecca“ ermordete und im Meer versenkte.
Sein Geständnis, das
in dem Lied „Kein
Lächeln war je so kalt“
erläutert wird, ruft bei
den Zuschauern große
Emotionen hervor, da
Uwe Kröger sich hier
so in seine Rolle
versetzt,
dass
er
tatsächlich Tränen in
den Augen hat und
beinahe zusammenbricht. So erhält er
viele Pluspunkte, die
ihn zu einem würdigen
Schauspieler und auch
dem Sänger macht, den so
viele noch vor Augen haben, als
Kröger seine Paraderolle, den
„Tod“ aus „Elisabeth“ spielte.
Das „Ich“ spielt seit der
Premiere die Niederländerin
Wietske van Tongeren – für sie
ist Wien kein Neuland, da sie
bereits als „Elisabeth“ im
Theater an der Wien zu sehen
und hören war. Wietske van
Tongeren ist kein klassisch
schöner
Hollywoodstar-Typ,
doch das ist gewollt von den
Machern des Musicals, da die
„graue Maus“, wie sie von „Mrs.
Van Hopper“, der sie zu Beginn
des Musicals zu Diensten ist,
passend bezeichnet wird, den
anscheinend größten Triumph
erlangt, die Heirat mit dem
begehrten Mr. De Winter! Van
Tongeren besticht eindeutig
durch ihren Gesang – ihre klare
Sopranstimme
zeigt
im
gesamten Musical keinerlei
Schwächen. Sie harmoniert
perfekt mit Uwe Kröger sowie
mit Susan Rigvava-Dumas, die
als strenge Hausdame über De
Winters Landsitz „Manderley“
wacht und Rebeccas private
Zofe war.
Susan
Rigvava-Dumas
ist
prädestiniert für strenge Rollen,
so verkörperte sie im „Phantom
der Oper“ die „Madame Giry“
oder
in
„Elisabeth“
die
beherrschende Mutter Franz
Josefs. Auch als Mrs. Danvers
spielt sie eine zentrale Figur im
Stück und wurde im Laufe der
Spielzeit zum gefeierten Star
des Musicals – so gehört es zu
der allabendlichen „Ordnung“,
dass
Rigvava-Dumas
mit
Blumen überhäuft wird. Ein
Verehrer brachte sogar einen
Strauß mit rund 80 Rosen!
Obwohl sie als Mrs. Danvers
die dunkle Seite des Musicals
verkörpert, wird sie vor allem
durch ihre Präsenz und ihre
ausdrucksstarke
Stimme
bewundert
Auch die Darsteller der weiteren
Rollen, z. B. Carsten Lepper,
André Bauer und viele mehr –
sind alle wunderbar besetzt und
sie leben die Personen, die sie
verkörpern.
„Rebecca – wo du auch immer
bist“ – Der Titelsong stellt eine
richtige Hymne dar, die sich wie
ein roter Faden durch das
Musical
zieht
und
wird
insgesamt
vier
Mal
in
verschiedenen Textfassungen
von Mrs. Danvers gesungen.
Durch Susans durchdringende
Altstimme gewinnt das Lied
noch stark an Emotionen.
Sobald es erklingt, bekommt
man als Zuschauer eine richtige
Gänsehaut, man könnte sogar
fast meinen, der Geist von
Rebecca schwebe über der
Bühne des Theaters. Etwas
befremdlich ist durchaus, dass
die Hauptfigur des Musicals,
nämlich
„Rebecca“
selbst,
niemals anwesend ist, weder
auf einem Bild, noch als
Einspielung, ja nicht einmal als
Schattengestalt. Natürlich bleibt
die Frage offen, ob es nicht
noch gruseliger wäre, wenn
eine Art Schattenscherenschnitt
Rebeccas
dem
Publikum
präsentiert würde, doch hier
wäre dann jegliche Illusion
dahin. So kann sich jeder
Anwesende sein eigenes Bild
der
grausamen
Rebecca
machen und dies ist auch so
beabsichtigt.
Die Wiederholung von Motiven
gehört übrigens zum typischen
Stil von Levay und Kunze. Im
Laufe des Abends hört der
Zuschauer diverse Songmotive
stets wieder, so merkt man sich
diese und wird auch noch nach
dem Musicalbesuch von ihnen
verfolgt. Eine geschickte Taktik,
um die Lieder einzuprägen und
außerdem
diese
den
Zuschauern noch näher zu
bringen – man könnte dies als
den berühmten „Ohrwurmeffekt“ bezeichnen. Insgesamt
wird ein breites musikalisches
Spektrum in „Rebecca“ abgedeckt – von einfühlsamen,
melodiösen Balladen (u.a. Ich
hab geträumt von Manderley,
Zeit in einer Flasche), über
volkstümlich anmutende Ohrwürmer (Die neue Mrs. De
Winter, Wir sind Britisch) bis hin
zu großen Musicalsongs (I´m
an American Woman, Eine
Hand wäscht die andre Hand,
Sie ergibt sich nicht).
„Rebecca“ ist ein Krimi, der
seinesgleichen sucht. Eine
spannende Handlung, gepaart
mit beeindruckenden Kulissen
und
Bühnenbildern
–
zu
erwähnen sei das Finale des 2.
Aktes, bei dem der Landsitz
Manderley komplett abbrennt –
der Effekt des brennenden
Hauses ist so realistisch, dass
der
Zuschauer
tatsächlich
denkt, das Theater brenne. Es
wird
mit
echtem
Feuer
gearbeitet, so enthält die große
Treppe
Manderleys
im
Geländer brennbaren Spiritus,
der an dieser Stelle des
Musicals
entzündet
wird,
56
Flammen lodernd läuft ein
Stuntdouble von Mrs. Danvers
über die Bühne – diese Szene
wird stets von Feuerwehrleuten
überwacht – auch muss das
Double schnellstens gelöscht
werden, da der feuerfeste
Anzug (eine Replique von
Rebeccas Nachthemd) nach
allzu langer Zeit durchlässig
wird und so auch Darsteller und
Crew gefährdet wären!
Wie genau das Musical endet,
das müsst ihr euch selbst
ansehen – doch mein Fazit ist
und bleibt positiv – Rebecca ist
ein faszinierendes Musical,
dessen Handlung auf starker
emotionaler Ebene angelegt ist
und nicht, wie die z. B. die
Musketiere, extrem viel Action
enthält!
Dass „Rebecca“ im historischen
Raimund Theater gespielt wird,
ist kein Zufall. Das nach dem
österreichischen
Dramatiker
Ferdinand Raimund benannte
Theater wurde im Jahr 1893
von einem Verein von Wiener
Bürgern gegründet. Erst wurden
vorwiegend Operetten aufgeführt, das Haus überstand sogar
den 2. Weltkrieg unbeschadet,
doch der Erfolg blieb nach und
nach aus. Erst nachdem der
berühmte Schauspieler Peter
Weck die Intendanz übernahm,
beschritt dieser neue Wege. Er
wagte das Unmögliche und
führte das Musical „Cats“ im
Raimund Theater auf. Spott und
Kritik verfolgte ihn, doch zum
Trotz aller wurde „Cats“ ein
großer Erfolg und lief 7 Jahre
erfolgreich in Wien, die rund
1200 Plätze des Theaters
waren stets gefüllt. Das
„Phantom
der
Oper“,
„Elisabeth“,
„Jesus
Christ
Superstar“, „Romeo und Julia“
und nicht zu vergessen der
berühmte „Tanz der Vampire“
feierten Uraufführungen in
diesem Theater.
Das Raimund Theater ermöglicht all diese spezifischen
Voraussetzungen
für
das
Musical – die Bühne wurde erst
vor ein paar Jahren erweitert,
so ist die bespielbare Fläche
und die Seitenbühne größer als
in manch anderen Theatern.
Weiterhin erwähnenswert ist die
große Drehbühne, die man
noch herablassen kann, so
dass Treppe und Darsteller
nach unten verschwinden und
den
Zuschauern
perfekte
Illusionen bereitet werden.
Illusionen entstehen auch durch
die
präzise
eingesetzten
Einspielungen von Häusern,
Landschaften etc. über Beamer,
die im Saal angebracht wurden.
Bei unserer zweiten Wienreise
in diesem Jahr vom vom 27.29.10.07 konnten wir das
Theater noch ein wenig besser
kennen lernen. Es gelang uns,
eine der begehrten Backstageführungen zu erhalten,
diese werden ansonsten nur
dem österreichischen Musicalclub angeboten, dabei sind sie
derart interessant und ausführlich, dass jeder einmal
einen Blick hinter die Kulissen
des Raimund Theaters werfen
sollte!
Außerdem wollten wir natürlich
dieses wunderbare Musical
noch einmal erleben, ehe es in
die rund halbjährige Pause
geht! So hatten wir am
Samstag, den 27.10. einen
gemeinsamen
Showbesuch
angesetzt – die Show war
übrigens komplett ausverkauft –
und danach gab es noch ein
gemütliches
Treffen
beim
Italiener „Al Teatro“! Dazu
gesellte sich noch der Darsteller
des „Ben“ Norberto – dieser
hatte viel zu erzählen und
interessierte sich sehr für uns
und unseren Club.
Ein besonderes Highlight gab
es jedoch noch zuvor im
Theater: Alle Hauptdarsteller
bekamen die Patenschaft für
eine ganz besondere Orchidee
überreicht, die man auf den
Namen „Rebecca“ taufte. Wer
„Rebecca“ bisher noch nicht
gesehen hat oder meint, es
würde sich nicht lohnen, der sei
eines Besseren belehrt – dieses
Stück schlägt einige Musicals
um Längen - es ist packend,
spannend,
mysteriös
und
dennoch einfühlsam – man
fiebert mit allen Charakteren
mit.
Auch in Zukunft wird das
Raimund Theater in Wien der
zentrale
Anlaufpunkt
für
Musicals sein. So verwundert
es niemanden, dass auch im
kommenden Jahr, nach dem
kurzen Gastspiel des Queen
Musicals „We will rock you“
(Start Februar 2008 bis Juli
2008) das Musical „Rebecca“
wieder Einzug ins Raimund
Theater hält!
Die Erfolgsstory geht also
weiter – jedoch nicht in
Deutschland, obwohl sich das
deutsche Publikum wahrlich
über ein derartiges Musical
freuen würde. Nicht jedem
liegen Produkionen im Stil
von „MAMMA
MIA“
oder
eben „We will
rock you“, bei
denen
bekannte Hits mit
einer fiktiven
Story verknüpft
werden.
Es
fehlen
hier
meist Tiefgang
und Phantasie.
Zu guter Letzt
bleibt nur die
Frage offen, ob
57
bei der Wiederaufnahme im
kommenden Jahr dieselben
Darsteller auf der Bühne stehen
werden oder ob eine komplett
neue Cast das Wiener Publikum
erobern möchte. Bei Rebecca
wäre der Spruch „Never change
a winning team“ wünschenswert. Da alle Rollen von so
starken
Charakterdarstellern
besetzt sind, ist es eine wahre
Freude, diese live erleben zu
dürfen.
Bis zum 30.12.07 können
jedenfalls die Zuschauer noch
größtenteils die Premierencast
auf der Bühne des Raimund
Theaters begutachten, danach
hat „Rebecca“ erst einmal eine
wohlverdiente Pause.
Momentan ist das Theater
allabendlich ausverkauft und
der Run auf die Stehplätze ist
so groß, dass sich Schlangen
vor dem Theater bilden. Ein
gutes Zeichen dafür, dass
„Rebecca“ noch einige erfolgreiche Jahre vor sich hat und
wer weiß, vielleicht schwebt
Rebeccas Geist auch einmal in
Richtung Deutschland und sorgt
so dafür, dass auch dem
deutschen Publikum diese
mysteriöse Dame unvergesslich
bleibt!
Als Schluss lässt sich nur eines
sagen
„Rebecca“ – dein Geist hat uns
verzaubert – wir kommen wieder
im nächsten Jahr!!!
Ganz
nah
war
Das Phantom der
Oper…
Bericht von Franziska Maier
Am 10.März 2007 fiel der
letzte Vorhang für das
Musical „Das Phantom
der Oper“ in Essen.
Für uns Musicalfriends
stellte es eine Selbstverständlichkeit dar, dass
wir auch in Essen dieses
wunderbare Musical gebührend verabschieden.
So war es schließlich das
Stück, mit dem alles bei
uns begann – ohne das
Phantom würde unser Club
nicht existieren und somit
wird es stets eine Sonderstellung in meinem Herzen
haben!
Normalerweise sollte das
Phantom bis Ende Juli in
Essen spielen, doch da
MAMMA MIA bereits in den
Startlöchern stand und die
Macher darauf drängten,
dass
dieses
Musical
unbedingt schneller nach
Essen
kommen
sollte,
musste das Phantom wieder
einmal weichen…
Ich
schreibe
mit
Absicht
„wieder einmal“, da in
Stuttgart im Jahr 2003
genau dieselbe Situation
vorlag! Ursprünglich sollte
auch da das Phantom bis
Ende Juli laufen, doch es
wurde bereits Ende Mai
verabschiedet,
um
dem
Nachfolger MAMMA MIA
Platz zu machen. Es scheint
wohl das Schicksal des
Phantoms zu sein, dass
ABBA es verdrängt!
☺
Die
Planungen für die
Essener Dernière verliefen
relativ reibungslos – zwar
gründete sich im Dezember
2006, 3 Monate vor der
letzten Show, noch ein
58
Essener Fanclub, doch man
arrangierte sich soweit, was
die Aktionen anging und
letztendlich
stellte
sich
heraus, dass sogar wir
Externen
weit
in
der
Überzahl vorhanden waren
- und: Wir saßen alle in den
ersten Reihen, während die
Einheimischen im 1. Rang
Plätze hatten, was für
Aktionen bekanntlich durchaus nachteilig ist…
Wir planten, Rosen zu
werfen und Sektflaschen an
die Cast zu überreichen, mit
einem speziellen Phantom
Cover!
Die Übergabe der Flaschen
sollte
zwischen
der
Nachmittags – und der
Abendshow stattfinden. Ich
persönlich rechnete ehrlich
gesagt
nur
mit
dem
Erscheinen der Darsteller,
die uns noch aus Stuttgarter
Zeiten
kannten.
Doch als unsere Gruppe von
Phantom Fans im Foyer um
die Ecke bog, stockte uns
beinahe der Atem: Die
gesamte
Phantom
Cast
stand dort – die Darsteller
der Nachmittagsshow sogar
noch in Kostüm und Maske
und die der Abendshow
hatten sich dazu gesellt! Es
ist ein Talent, das man
selten findet und er hatte
es vollstens verdient, diese
Rolle zu verkörpern!
war eine sehr herzliche
Begrüßung und Wiedersehensfreude kam bei allen
auf, die sich noch an unsere
Stuttgarter Aktivitäten erinnern konnten.
Leider hatten wir nicht
soviel Zeit, um mit allen
noch ausführlich zu plaudern, so hielt ich meine
Ansprache und überreichte
die Sektflaschen, die leider
nicht für alle Darsteller
reichten, doch wir hatten ja
auch mit einem wesentlich
geringeren Ansturm gerechnet!
Das
ein
oder
andere
Erinnerungsfoto
entstand
und trotz der Abschiedsstimmung kam Vorfreude
auf die Show auf. Vor allem
waren alle Darsteller sehr
zuversichtlich und verabschiedeten sich frei nach
unserem Stuttgarter Motto:
Es gibt ein Wiedersehen –
vielleicht in Berlin?!
Anne Görner als Christine
zu sehen, machte mich
auch sehr glücklich, da ich
Anne noch aus Füssen
kannte,
als
sie
eine
Nymphe im 1. Ludwig
Musical spielte, dann nach
Stuttgart kam und eine
wunderbare
Christine
darstellte, die leider viel zu
selten spielte!
Es war ein unvergesslicher
Abend
und
als
beim
Schlussapplaus noch unsere
Rosen auf die Bühne flogen,
sah man richtig die Freude
in den Augen der Darsteller.
Trotz des Abschieds war
Christian Müller noch zu
Scherzen aufgelegt, so dass
er sich vor „Raoul“ Nikolaj
Alexander Brucker auf die
Knie fallen ließ, um ihm
eine Rose zu überreichen.
Dass sie nun die Erstbesetzung in Essen war,
gönnte ich ihr von Herzen!
Noch erwähnenswert sei an
dieser
Stelle
Marcello
Ronchietto, der als Piangi
einfach
DIE
Besetzung
schlechthin ist. Keiner sagt
so schön „Dilettanti“ und
geht danach hoch erhobenen Hauptes von der
Bühne ab!
Insgesamt war ein Großteil
des Stuttgarter Ensembles
auf der Bühne und man
wusste zeitweise gar nicht
mehr, in welchem Theater
man nun ist…
Die Show war wunderschön
und wir tauchten alle noch
einmal in die Katakomben
des Phantoms ein. Ich muss
noch hinzufügen, dass ich
Christian
Müller
hervorragend als Phantom fand –
so hatte ich ihn zuvor „nur“
als Raoul erlebt und da
sang er bereits wunderschön
–
sein
Timbre
erinnerte stellenweise an
Ian Jon Bourg und das in
seinem so jungen Alter! Er
59
Die Trauer unsererseits war
auch gemischt mit Freude –
Freude
darauf,
dieses
wunderbare Musical bald
einmal wieder live auf einer
Bühne erleben zu dürfenhoffentlich dann erneut mit
den sehr lieb gewonnenen
Darstellern…
„Mamma Mia, es geht
schon wieder los“
dachten wir uns auch, als
wir am 6.5.07 morgens
Richtung Essen fuhren. Am
Abend vorher hatten wir
noch die tolle Musicalgala
im Ludwigsburger Forum
erlebt und nun hieß es, früh
aufstehen und losfahren,
damit wir pünktlich um 14
Uhr in Essen zum Defilee
am blauen Teppich sein
konnten.
Rund um die große Treppe
vor dem Colosseum hatten
sich schon viele Schaulustige und Medienvertreter
eingefunden, vor dem Eingang
gab
es
einen
Sandstrand mit Sonnenschirmen und Liegestühlen
als Dekoration.
Tochter Chiara und Papa
Mario vertreten war.
Natürlich durfte auch Joop
van den Ende mit seiner
charmanten Frau und Maik
Klokow
nicht
fehlen.
Besonders gespannt warteten alle auf Björn von
Unter den Gästen, die über
den
Teppich
flanierten,
sahen wir viele Musicaldarsteller, darunter Yngve
mit Leah Delos Santos,
Alexander Klaws und Katja
Berg, Vanni Viscusi, Carsten
Lepper, Andreas Lichtenberger mit Yasna Ivir.
„ABBA“. Als er dann kam,
überschlugen
sich
die
Fotografen
förmlich
vor
Begeisterung. Glücklicherweise hat das Colosseum
die lange Treppe, über die
alle laufen müssen, so dass
jeder
zu
einem
Foto
kommt, egal ob er oben
oder unten steht.
Heiß begehrtes Fotoobjekt
bei allen Veranstaltungen
ist
immer
Comedian
Bernhard
Hoecker
(bei
„Wicked“
balancierte
er
sogar den Besen auf der
Nase) oder die Familie
Ohoven, die diesmal durch
Mit Beginn der Premierenshow ist für die Medien erst
mal
Pause,
denn
der
nächste „Einsatz“ kommt
erst zur Pause bzw. zum
Schlussapplaus. Und dann
hieß es „Party“ am Strand
von Essen. Auf die große
Wand
im
Foyer
des
Colosseums projizierte man
eine
tosende
Meeres-
60
brandung, es gab Cocktails
und
leckere
griechische
Spezialitäten.
Etwa eine halbe Stunde
nach dem Showende kamen
dann die Darsteller in einem
irre dichten Regen aus
silbernen
Konfetti
und
Seifenblasen in den Saal.
Noch weit in die Nacht
hinein
wurde
gefeiert.
Besonders die Cocktailbar
vor dem Coloseum, umgeben von weißem Sand, fand
regen
Zuspruch.
Einige
heißblütige Ladies tanzten
sogar barfuß, obwohl die
Temperaturen nicht sehr
griechisch,
eher
gut
deutsch waren. Für eine
kleine Pause oder zum
Kuscheln waren die Liegestühle ideal.
Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
That’ s Entertainment!
© Ingrid Kernbach
© Ingrid Kernbach
61
Der schnelle Tod
von Ludwig ²
Bericht von Ingrid Kernbach
Es war eigentlich nur als
Ausflug
gedacht
und
dann wurde es plötzlich
eine unerwartete Derniere.
Am 5.1. besuchte ich meine
Freundin, die kurz vorher
nach München umgezogen
war. Da ich ihr immer von
Füssen, Jan Ammann und
dem
Musical
„Ludwig²“
vorgeschwärmt hatte, fuhren
wir gemeinsam am 6.1.07
nach Füssen. Für mich hieß
das natürlich, alle machbaren
Shows anschauen. Schließlich
konnte
ich
Birgit
überzeugen,
sich
für
Samstag auch schon ein
Billigticket zu kaufen und so
bekam sie einen ersten
Eindruck. Und war sofort
begeistert.
Besonders als dann nach der
Show die Darsteller an der
Bar an uns vorbeikamen und
viele auch grüßten, war sie
hin und weg. So freuten wir
uns schon auf den Sonntag
und damit Jan’s letzte Show
als König Ludwig. Denn eines
war schon bekannt, nach der
8wöchigen Spielpause würde
es einen Castwechsel geben
und Ian Jon Bourg sollte
dann die Rolle des König
Ludwigs übernehmen.
zurück nach Füssen und
rechtzeitig in die Show zu
kommen.
Vor Beginn der Show trafen
wir uns mit unseren beiden
Füssener Musicalfriends, die
für Jan zum Abschied einen
Original-Stein von Schloß
Neuschwanstein
besorgt
hatten,
sozusagen
ein
Geschenk für die Ewigkeit.
Gemeinsam
durften
wir
damit vor der Show kurz
hinter
die
Bühne
und
übergaben dort Jan den
Stein, über den er sich sehr
gefreut hat.
Die Show am Abend war
grandios. Viele Fans waren
gekommen, um ein letztes
Mal die Cast in dieser
Zusammenstellung zu sehen.
Und so gab es natürlich
Standing
Ovations,
jede
Menge Applaus, Blumen und
Geschenke.
Doch ein Blick in den
Orchestergraben ließ schon
Schlimmes ahnen. Denn dort
gab es keine Musiker mehr,
nur noch eine Dirigentin.
Aber niemand hätte erwartet,
dass Ian Jon Bourg noch als
neuer König der Presse
präsentiert würde und ein
paar
Tage
später
das
Theater das endgültige AUS
für Ludwig² verkündete.
Zwar gab es noch einige
Versuche und Aktionen (auch
von unserer Seite), um das
Musical zu retten, aber leider
alle ohne Erfolg.
Um uns ganz auf König
Ludwig einzustimmen, machten wir am Morgen noch
einen Spaziergang (!!!) von
Füssen bis nach Hohenschwangau. Schön, aber
weit! So mussten wir uns
denn auch beeilen, wieder
Und so bleibt uns allen nur
die
Erinnerung
an
ein
wunderschönes Stück, ein
wunderschönes Theater und
eine tolle Cast. Denn all das
wird es so nie wieder geben.
62
Ludwig² - aus der Traum!
Zusammenfassung und Kommentar
von Andrea Herter
Im Januar ging das Musical
Ludwig² in die Winterpause. Einige
der Darsteller sollten uns auch in
der nächsten Spielzeit erhalten
bleiben, aber für einige andere war
dies das Ende ihres Engagements
im Füssener Festspielhaus. So bot
die
spielfreie
Zeit
reichlich
Gelegenheit zu Spekulationen über
neue Mitwirkende. Auch „ChefLudwig“ Jan Amman würde in der
neuen Spielzeit nicht mehr dabei
sein, und die Spannung war groß,
wer denn der neue König auf dem
Thron werden sollte. Ende Januar
wurde dann bekannt, dass wir
in
Füssen
einen
„alten
Bekannten“ wieder treffen
sollten: Ian Jon Bourg war für
die
Rolle
des
Ludwig
vorgesehen.
Die Vorfreude wuchs, es
wurden eifrig Karten bestellt
und Reisepläne geschmiedet.
Erst recht, als wir die ersten
Bilder vom neuen König
sahen: Am Dienstag, 27.
Februar wurde im Festspielhaus
eine
Folge
der
Bayerntour mit Carolin Reiber
aufgezeichnet, und unser
Mitglied
Winni
hatte
die
Gelegenheit zu einigen Schnappschüssen, die Ian während der
Aufzeichnung im Ludwig-Kostüm
zeigten.
Und dann am Donnerstag darauf
der große Schock: Das Festspielhaus wurde geschlossen, die
Mitarbeiter „freigestellt“ und die
Einstellung
des
Spielbetriebs
verkündet. Eine Woche lang
bewegten sich alle Fans des
Musicals und des Festspielhauses
zwischen Hoffen und Bangen.
Würde sich doch noch eine Lösung
finden?
Tobias Müller von den Freunden
des Festspielhauses Neuschwanstein hatte im Internet eine
Initiative
gegründet.
Innerhalb
kürzester Zeit hatten sich Hunderte
begeisterter
Festspielhausbesucher ins Gästebuch eingetragen,
um ihre Unterstützung für das
Haus, das Musical und alle
Darsteller und Mitarbeiter zu
bekunden. Auch viele unserer
Mitglieder trugen sich sofort ein. In
fast allen Beiträgen wurden neben
dem Musical selbst auch immer
wieder das wunderbare Umfeld
und die familiäre Atmosphäre im
Theater gelobt.
Doch leider helfen gute Worte bei
finanziellen Schwierigkeiten nicht
wirklich weiter, und am 9. März
wurde in einer Pressekonferenz
verkündet, dass ein Insolvenzantrag gestellt würde. Ärgerlich für
die Fans war, dass viele schon
Karten bestellt und bezahlt hatten.
Zwar konnten die Ansprüche auf
die Rückerstattung dieses Geldes
beim Insolvenzverwalter angemeldet werden, aber ob und zu
welchem
Prozentsatz
eine
Rückzahlung erfolgen wird, steht
immer noch in den Sternen.
Im Juni gab das Musiktheater
Füssen in einer Pressemitteilung
bekannt,
im Rahmen seines
neuen Vermarktungskonzeptes nur
mehr als Vermieter für Veranstalter
in Erscheinung zu treten. Mit der
Entscheidung das Ludwig Musical
als
eigene
Produktion
im
Festspielhaus nicht wieder zu
spielen, sah das Theater auch
nicht mehr die Notwendigkeit in
seinen Marketingaktivitäten einen
Bezug zu Neuschwanstein, dem
Schloss
von
König
Ludwig,
herzustellen,
ein
Teil
des
Schriftzuges an der Fassade
wurde umgehend entfernt. Das
Unternehmen beschloss, in Zukunft
als Musiktheater Füssen bzw. als
„das Festspielhaus“ nach Außen
aufzutreten. Als einziges Festspielhaus im Umkreis von 100
Kilometern mit einer Kapazität von
nahe 1.400 Plätzen, will man sich
in der Region und im Bewusstsein
der Bewohner, aber auch der
Besucher des Ostallgäus und im
speziellen von Füssen, unter
diesem neuen Namen etablieren.
63
Nach
einem
nicht
für
die
Öffentlichkeit bestimmten Besuch
der „Popstars“ wurde der Anfang
mit
einer
Inszenierung
des
Musicals
„Les
Miserables“
gemacht. Viele von uns erhielten
nun ein kleines Trostpflaster für die
entgangenen
Ludwig-Vorstellungen: Wer beim Insolvenzverwalter
Ansprüche
auf
Rückerstattung bereits bezahlter
Karten geltend gemacht hatte,
bekam die Möglichkeit, GratisKarten für Les Miserables zu
buchen. (s. gesonderter Bericht)
Dass sich das neue Konzept,
verschiedene wechselnde Veranstaltungen als Gastspiele nach
Füssen zu holen, bewähren wird,
wäre wirklich wünschenswert. Wer
in der spielfreien Zeit
zwischen Insolvenzantrag
und den ersten Vermietungen das menschenleere
Gelände und die unbelebten Räume gesehen hat,
wird mir zustimmen, dass
es schade wäre, diese
wunderbare Anlage in
einen Dornröschenschlaf
sinken zu lassen.
Im Moment scheint die
Rechnung
aufzugehen.
Ich bin jedoch ehrlich
gesagt etwas skeptisch,
ob das Füssener Umland mit
seiner
relativ
geringen
Bevölkerungsdichte das Potential
hat, so auf lange Sicht das
Festspielhaus zu füllen. Dass die
gezeigten
Programme
viele
auswärtige Gäste anlocken, kann
ich mir nicht vorstellen, denn
Ähnliches
wird
in
vielen
Konzertssälen und Stadthallen
Deutschlands angeboten, dafür
braucht man nicht extra nach
Füssen zu fahren.
Ludwig
war
einmalig
und
unverwechselbar. Das Musical am
Original Schauplatz. Nach der
Vorstellung der Blick über den See
auf das beleuchtete Schloss
Neuschwanstein, dazu noch die
Melodie im Ohr: „Ein Schloss wie
ein Traum, aus der Asche empor
und dem Himmel nah!“ Auch wenn
wir diese optimale Kombination
von Theater, Schauplatz und
Musical wohl nicht wieder erleben
werde, geben wir die Hoffnung
nicht auf, dass das Stück
irgendwann wieder gespielt werden
wird.
Swinging Ludwig
Insolvenz Special
Bericht von Andrea Herter
Nachdem die Insolvenz des
Festspielhauses
und
die
Einstellung des Spielbetriebs
alle Fans total überrascht und
geschockt hatte, hielt die
Truppe von Swinging Ludwig
wenigstens
ein
kleines
Trostpflaster bereit. Kurzerhand hatten sie die alte
Klosterküche in Füssen zu
einem kleinen Theaterraum
umgestaltet und zeigten in der
Zeit um Ostern mehrmals das
Insolvenzspecial des Swinging
Ludwig. „Die Auferstehung“.
selber in die Betty-Ford-Klinik
einweisen wird.
Da
in
unserer
letzten
Clubzeitung ja ein ausführlicher
Bericht
über
die
Aufführung letztes Jahr am
Königsgeburtstag war, werde
ich hier nicht mehr über alles
so
ganz
ausschweifend
berichten,
sondern
hauptsächlich
über
die
neuen
Bestandteile der Show.
Helge Schneider hatte sein
„Katzenklo“
umgedichtet:
„Festspielhaus, Festspielhaus,
da gehen bald die Lichter aus
(oder so ähnlich)
Seit damals ist das Team
geschrumpft. Christa Wettstein und Carlo Lauber sind
nicht mehr dabei. So mussten
die
Musikstücke
für
4
Darsteller (Alexander Kerbst,
Stefanie Kock, Espen Nowacki
und
Nicole
Ciroth)
umarrangiert werden, was aber
sehr gut gelungen ist. Die
Beiträge
sind
alle
sehr
harmonisch,
es
wirkt
keinesfalls so, als ob etwas
fehlen würde. Einige Titel
wurden
ganz
aus
dem
Programm genommen (z. B.
Zwergenchor), dafür wurden
aber auch einige neue Stücke
ins Repertoire aufgenommen.
Espen
hatte ein Telefongespräch mit Bürgermeister
Gangl, in dem dieses Thema
natürlich auch zur Sprache
kam. Es ging darum, jemand
sei abgelaufen (nein, nicht der
Fischer, sondern der See) und
werde nicht mehr reingelassen
(nein, nicht der See, sondern
der Fischer). Espen erfuhr
dann, dass die Versteigerung
bei Ebay gerade in vollem
Gange sein, und immer wieder
traten neue Bieter auf.
Zum
Teil
waren
andere
„Gäste“ als beim letzten Mal
angereist, alle wieder grandios
verkörpert
von
Alexander
Kerbst.
Als
erster
Gast
erschien
Konstantin Wecker, der zur
Zeit geistig (oder geistlich?
Espen konnte sich da nicht so
recht entscheiden) verwirrt ist
und sich demnächst wohl
Die entscheidende Frage des
Abends war natürlich, was
denn nun mit dem Festspielhaus geschehen würde.
Zuerst schien es so, als gehe
das Gelände and die Slave
Holding. Ein Vertreter des
Unternehmens berichtete von
Plänen, in Zusammenarbeit
mit Disney ein neues LudwigMusical auf die Bühne zu
bringen. Das Casting mit 3000
64
Kandidaten sollte schon bald
stattfinden. Espen zweifelte
dann, ob es möglich sei, ein
solches
Casting
innerhalb
weniger Tage durchzuführen,
worauf der Vertreter der Slave
Holding näher auf die CastingMethoden einging.
Auch Udo Lindenberg interessierte
sich
für
den
„Festspielschuppen“, nachdem
er auf der Suche nach einer
neuen
Sonnenbrille
durch
Zufall auf das Ebay-Angebot
gestoßen war. Seine Überlegungen gingen dahin, im
einen Flügel des Gebäudes zu
wohnen und im anderen Flügel
ein Studio einzurichten. Allerdings wurde er dann darauf
aufmerksam gemacht, dass er
da wohl ein Problem habe,
denn zwischen beiden Flügeln
liegt ja die lange Bar.
Da DJ Carlo dem Team nicht
mehr angehört, hatte er für
die Titel „Kalte Sterne“ für
Ersatz gesorgt und DJ Wacky
verpflichtet,
der
nun
zusammen mit Al den Titel
sogar auf CD aufgenommen
hat. Bei Wackys eleganten
Bewegungen und Al’s ständigem Spiel mit Zunge und
Brusthaar blieb kein Auge
trocken.
Der zweite Teil des Abends
begann mit einer besinnlichen
Lesung aus dem Kapitel 13
des Ludwig-Evangeliums. Wir
erfuhren, dass Sisi den Engel
der Geschichte an der Bar
getroffen hatte, dem Spiritus
zusprechend,
da
er
so
verzweifelt war, weil Ludwig
nicht mehr da war.
Später erfuhren wir dann, dass
sich während der Pause eine
dramatische Wendung im Fall
des Ebay-Verkaufs ergeben
habe. Es sei sogar möglich,
dass
die
Zuschauer
die
weiteren
Tage
in
der
Klosterküche
verbringen
müssten, dazu seien schon
Schlafsäcke bereitgestellt.
Der zu der Zeit höchste Bieter
war Scheich Allemareichschei
(Schreibt der sich so???), der
nicht nur das Festspielhaus,
sondern das ganze Ostallgäu
gekauft
habe.
In
einem
Interview, das zum Glück über
die beiden Teile eines MP3Kopfhörers simultan übersetzt
wurde, erläuterte er seine
weiteren Pläne:
er an, sich durch einen TableDance-Kurs in Dubai weiterzubilden und sich somit einen
neuen Arbeitsplatz zu sichern.
Die ganzen Pläne wurden von
den 4 Akteuren im alten
Schlager
„Cafe
Oriental“
zusammengefasst.
Auch Erich Honecker war
wieder als Gast anwesend. Er
erzählte
von
den
Veränderungen nach der Wende.
Besonders monierte er, dass
viele Neuerungen so hochgespielt wurden, z. B. der
Parma-Schinken. Sein Kommentar: „Wir hatten Ostern
Schinken,
wir
hatten
Weihnachten Schinken, sie
sehen, auch wir hatten par ma
Schinken.“ Wie üblich hatte er
wieder die Folklore-Gruppe
Schwanski
Schlossorossowitzky
mitgebracht,
die
mit
einem
strahlenden
Lächeln
aus
Tschernobyl angereist waren
und „mein Ritter“ zum Besten
gaben.
Ich gebe zu, mein Lieblingsgast bei Swinging Ludwig ist
Marcel Reich-Ranicki. Er hatte
4 Autobiografien mitgebracht:
Das ganze Ostallgäu solle
geflutet
werden,
der
Forggensee somit erheblich
erweitert werden. Durch die
Versenkung vieler Leichen im
See seien nun viele fossile
Brennstoffe vorhanden, die
über 3 Bohrinseln gefördert
werden sollen. Somit wäre
auch eine neue Verwendung
für das Festspielhaus gegeben,
das als Unterwasser-Öllager
genutzt werden sollte. Auf
dem vergrößerten See sollten
dann Eigentums-Inseln für den
Scheich-Tourismus entstehen.
Auch für Schloss Neuschwanstein, das dann nur wenige
Meter vom Seeufer entfernt
wäre, plante der Scheich eine
Neugestaltung. Er wollte dort
ein
Cafe
Oriental
mit
angeschlossenem Harem und
Massageclub einrichten. Den
bisherigen weiblichen Mitarbeitern des Festspielhauses bot
1.
Die
Schnellanleitung
„Grandios scheitern“ aus dem
Fischer-Verlag
2. „Ausgebissen – wie ich am
schönsten Platz der Welt
meine
Zähne
verlor“.
In
diesem Buch wurde erklärt,
wie ein Geschäftsführer, der
Probleme mit den Zähnen
hatte,
irgendwann
einmal
beim
Ausspucken
in
ein
Waschbecken die Farben rot
und gelb als neues Design für
die Ludwig-Plakate entdeckte.
3. Das Dritte Buch berichtet
von Karl-Heinz und seiner
Reisebekanntschaft Leila. Es
ist bisher allerdings erst als
Vorabdruck in der Bildzeitung
erschienen.
4. Das letzte vorgestellte Buch
war der „kleine Mansfeld“, ein
praktisches
Handbuch
zur
Insolvenz.
Nach dem Freundschaftsduett,
umgestaltet
zu
einem
65
Freundschaftsquartett, erzählten 4 Geschäftsführer mit dem
Lied „Alles nur geklaut“ von
ihren
Erfahrungen.
Espen
Nowacki
versicherte
uns
glaubhaft, das Lied sei rein
fiktiv und Ähnlichkeiten mit
lebenden Personen keinesfalls
beabsichtigt, sondern allenfalls
rein zufällig.
Als letzter Gast trat Karl Moik
auf, der lobend erwähnte,
dass Swinging Ludwig, das
„Beiboot zum Mutterschiff“
jetzt trotz vieler Schwierigkeiten allein unterwegs sei.
Nach
dem
gemeinsamen
Schunkelwalzer „Ewig ist das
Streben“ überreichte Gräfin
Pocci,
eine
der
Gesellschafterinnen, an alle Mitwirkenden blumige Ostergrüße
und bekräftigte, dass sie nach
wie vor hinter ihren Leuten
stehe.
Nicht unerwähnt bleiben sollte
auch die Begleitband. Andreas
am
Piano,
Frank
am
Schlagzeug, Valentin am Bass
und Poldi an der Trompete
hatten den ganzen Abend lang
das Darsteller-Quartett souverän
durchs
Programm
begleitet, je nach Bedarf
dezent oder akzentuiert.
Meine Befürchtung hatte sich
nicht
erfüllt.
Ich
hatte
eigentlich damit gerechnet,
dass mir bei einigen Gags das
Lachen im Halse stecken
bleiben
würde.
Aber
wir
erlebten
einen
fröhlichen,
unterhaltsamen Abend, der
Lust auf weitere Aktivitäten
des „Swinging Ludwig“-Teams
machte.
Popstars on stage –
im Festspielhaus Füssen
von Franziska Maier
Nach dem endgültigen Aus für
unser
geliebtes
Ludwig
Musical stand das Festspielhaus einige Wochen lang
leer – ich selbst reiste im April
nach Füssen und konnte mich
von dem traurigen Bild
überzeugen, welches sich allen
Besuchern dort bot:
Ein leer stehendes Theater, in
dem jedoch noch die Tische
gedeckt waren, bereit für die
Wiederaufnahme
des
Musicals…
Damals ging ich in den leeren
Forggensee und blickte auf
Schloss Neuschwanstein –
zuerst schien die Sonne, doch
plötzlich
zogen
dicke
schwarze Wolken auf und mir
kam eine Zeile des Schattenmann-Liedes ein: „Schatten
auf des Königs Palästen, wie
Raben,
die
Boten
der
Nacht…“
In diesem Moment begann ein
starker Wind zu blasen und
ich kam mir vor wie in einem
Film, bei dem nun etwas
passieren würde, womit man
nicht rechnet…
Es passierte nichts, doch ich
schwor mir, in genau diesem
Augenblick, dass ich alles tun
würde, damit in diesem Haus
wieder Leben herrscht und
dass König Ludwig nicht auf
ein weiteres Grab hernieder
blicken muss, sein Leben
wurde nun bereits ein zweites
Mal
in
einem
Musical
verewigt,
wieder
ohne
Erfolg…es müsste nun genau
das Gegenteil geschehen…
Damals sprach ich auch mit
dem Pförtner des Festspielhauses, der noch prophezeihte, dass innerhalb eines
Monats sicher etwas entschieden sei…und so sollte es
kommen.
Es dauerte zwar etwas länger
als einen Monat, doch die
Nachricht, dass der TV
Sender Pro 7 die Show
„Popstars“ im Festspielhaus
aufzeichnen würde, machte
die Runde wie ein Lauffeuer!
Doch wie sollte das gehen –
Popstars aus dem Festspielhaus?
Wer die Sendung mitverfolgt
hat, der sah mit Entsetzen,
wie sehr das Haus verändert
wurde. Die Eingangshalle
wurde zu einer Tanzfläche
umfunktioniert – vor dem
Fanshop lagen Matten und ein
roter Vorhang sollte ein wenig
Bühnenfeeling vermitteln –
backstage herrschte Chaos –
die Garderoben der Künstler
wurden zu Hotelzimmern.
Hierzu
ein
Originalkommentar von Jan Ammann:
„ Ich dachte stets, dass alles
nun mir gehöre – ich war ja
der König! Mein Schloss, mein
Haus, mein See – und nun
musste ich sehen, dass meine
Garderobe zu einer Jugendherberge
mutierte
–
entsetzlich!“
Der Touch einer Jugendherberge war tatsächlich
gegeben – in jeder Garderobe
standen mindestens 2 Betten,
Vorhänge wurden provisorisch angebracht sowie
Militärschränke, in denen die
Kandidaten dann ihr Hab und
Gut unterbringen konnten.
66
Es herrschte zwar wieder
Leben im Festspielhaus, aber
nicht in dieser Form, wie man
es gewöhnt war!
Anstatt sanfte Klänge eines
Orchesters zu hören, dröhnte
nun „You can leave your hat
on“ oder „Beautiful liar“ –
dazu hüpfte Detelv D. Soost
über die Probenbühne und
Rapper aller Nationalitäten
gaben ihr Debut!
An
ein
Musicaltheater
erinnerte
diese
Situation
gewisslich nicht mehr…
Doch eines wurde erreicht:
Millionen von Zuschauern
sahen nun das Festspielhaus
und wurden darauf aufmerksam, dass es in Füssen
etwas Derartiges gibt!
Die Kandidaten waren natürlich nicht so ganz erfreut, dass
ihr Workshop in Füssen
stattfand – so wurden in den
vorherigen
Staffeln
alle
Teilnehmer nach Mallorca
oder sogar Florida gechartert…da kann Füssen nicht so
ganz mithalten – aber eines
war gegeben: Die Jungs und
Mädels waren stets an einem
Ort, konnten konzentriert
arbeiten und alles war vor
Ort! Gegessen wurde in der
Künstlerkantine, die nun eher
an eine Mensa erinnerte. Die
Wege waren kurz und es gab
kein Entkommen für die
Teilnehmer.
Wie sahen aber nun die
Mitarbeiter des Hauses, die
noch zu Ludwig Zeiten im
Theater arbeiteten, das Treiben der Popstars Crew??
Hier ein paar Impressionen:
Alle Mitarbeiter, die „Popstars“ im Festspielhaus erlebten, waren einer Meinung:
Es herrschte 4 Wochen lang
Chaos pur!
Das Projekt Postars war eine
Herausforderung für alle –
vor allem war man stets
anderes in diesem Haus
gewöhnt, so spielten doch
bisher nur Musicals und nun
kamen Teenager und ein
komplettes Fernsehteam, um
die Idylle am Forggensee
ganz schön zu stören.
„Es war eine interessante
Erfahrung“,
so
eine
Mitarbeiterin des Theaters.
„Die Jugendlichen wussten
anfangs nicht mal, dass man
„Guten Morgen“ sagt oder
wie man sich benimmt! Ich
kam mir etwas albern vor, als
ich die Kandidaten grüßte
und keine Antwort bekam.
Doch so leicht gab ich nicht
auf und nach und nach
lernten alle, dass man sich
grüßt und wie man mit den
Mitarbeitern
im
Haus
umgeht. Es war für uns alle
eine völlig neue Situation. Die
Kantine sah aus, wie eine
Mensa, immerhin lebten alle
Kandidaten im Festspielhaus
– sie übernachteten dort und
aßen natürlich in der Kantine.
Wenn man sich da zurück
erinnerte, wie es zu Ludwig
Zeiten dort aussah, dann
erschrak man doch sehr über
dieses neue Bild, das sich
einem bot.
Die Garderoben der Künstler
sahen aus, als hätte eine
Bombe eingeschlagen. Die
einst so schönen Künstlergarderoben
kamen
nun
optisch
wie
eine
Jugendherberge
rüber.
Unordnung herrschte und die
Möblierung erinnerte auch an
Baracken
beim
Militär.
Dennoch war es praktisch
und gut durchdacht vom Pro
7 Team. Die Einrichtung war
funktional
und
die
Kandidaten hatten sehr viel
Zeit,
um
sich
zu
konzentrieren, da sie ja nicht
durch unnötigen „Schnickschnack“ abgelenkt wurden.“
Ein
weiterer
erzählt:
Mitarbeiter
„ Es kamen teilweise später
noch Leute, die nach Dee und
Co fragten. Das Problem war,
dass die TV Ausstrahlungen
zeitversetzt
sind
–
das
Popstars Team war schon
längst wieder weg, doch auf
Pro 7 liefen die Folgen und
jeder dachte, alle wären jetzt
im Festspielhaus. So standen
zig Fans vor der Tür und wir
mussten
sie
leider
enttäuschen mit unserer Aussage, dass der Dreh in Füssen
schon der Vergangenheit
angehört.!“
Auch eines unserer Mitglieder
wollte Popstars live erleben
und fuhr deswegen extra zum
Festspielhaus. Dort erlebte sie
jedoch eine herbe Enttäuschung, da das ganze Areal
bereits mit Security Leuten
abgeriegelt war und man
nicht einmal bis zum Eingang
des
Festspielhauses
durchdringen konnte. So gab
es also kein Treffen mit der
Jury, geschweige denn mit
den, aus dem Fernsehen
bekannten, Kandidaten!
Man
sieht
an
diesen
Aussagen, dass alles zwei
Seiten hat – Popstars sorgte
67
dafür, dass viele Zuschauer
das Festspiel-haus wohl zum
ersten Mal sahen. Denn
sicherlich kannte kaum einer
das Theater,
als noch
Musicals darin spielten. Die
Medien haben eine enorme
Macht und in diesem Fall war
es durchaus positiv, dass viele
Augen nach Füssen blickten!
Für das TV Team war das
Festspielhaus
eine
gute,
praktische und sicher auch
günstige Alternative zu einem
Workshop auf Ibiza und Co.
Alles war unter einem Dach
und was kann es Besseres
geben, als eine perfekte
Kulisse/ Umgebung, bei der
alles vorhanden ist! Für die
Kandidaten
war
der
Aufenthalt in Füssen wohl
eher enttäuschend, da jeder
mit etwas größerem „Flair“
rechnete oder sich einen
Aufenthalt
im
Süden
wünschte. Und für alle
Mitarbeiter bedeutete diese
TV Aufzeichnung Stress,
Belas-tung,
doch
auch
endlich wieder Leben, das ins
Festspielhaus einkehrte!
Wie es einem ehemaligen
Popstars Kandidaten ging,
könnt ihr in diesem Magazin
noch lesen, wenn Ross
Antony von seiner Popstars
Zeit berichtet…
Von Pro7 gab es
keine Druckfreigabe
für die PopstarsFotos, daher dieser
Bericht leider nur
mit Text.
Les Miserables
in Füssen
Bericht von Andrea Herter
Ab
August
war
das
Festspielhaus in Füssen wieder
für die Öffentlichkeit zugänglich.
Mit der Aufführung des Musicals „Les Miserables“ durch die
Arena Theater GmbH aus
Xanten startete eine neue Ära,
in der das Festspielhaus nicht
mehr mit einem Long Run
Stück, sondern mit vielen
verschiedenen Veranstaltungen
aufwartet.
Viele unserer Mitglieder freuten
sich über die Wiederbelebung
des Theaters und auf ein
Wiedersehen mit mehreren
ehemaligen
Ludwigund
Phantom-Darstellern.
Les
Miserables ist schon seit
langem mein Lieblingsmusical,
und als ich erfuhr, dass mit der
Besetzung von Ian Jon Bourg
als Valjean ein langjähriger
Wunsch von mir in Erfüllung
gehen würde, war ein Besuch in
Füssen natürlich Pflicht. Einige
unserer Mitglieder konnten
sogar noch einen kleinen Bonus
genießen: Wer nach der Insolvenz von Ludwig² Ansprüche
auf bereits bezahlte Eintrittskarten geltend gemacht hatte,
erhielt die Möglichkeit, für Les
Miserables in Füssen Freikarten
zu buchen.
Wechsel beim zuständigen
Personal konnten leider die
Probleme
lange
nicht
beseitigen. Dass hin und wieder
mal ein Mikrofon nicht zum
richtigen Zeitpunkt aus- oder
eingeschaltet
ist,
kann
passieren. Dass diese Fehler
aber bei fast allen Shows immer
wieder vorkommen, darf nicht
sein. Ich beziehe mich hier nicht
nur auf die zwei ersten Shows,
die ich selbst gesehen habe,
sondern auch auf die Berichte
mehrerer Personen, die die
Show an unterschiedlichen
Tagen besucht haben.
Ich hatte bei meinem ersten
Besuch von diesen Freikarten
Gebrauch gemacht und saß
recht weit hinten, beim zweiten
und dritten Besuch hatte ich die
Karte gekauft und saß ganz
vorne.
Im Großen und Ganzen hat mir
die Show gut gefallen. Besonders erwähnenswert ist, dass
das Musical ohne Kürzungen in
Original-Länge aufgeführt wurde.
Dem
Argument
einiger
Besucher, die Kulissen seien zu
dürftig, kann ich so nicht folgen.
Anfangs dringend verbesserungsbedürftig
war
die
Tontechnik.
Auch
mehrere
Was mich bei meinem ersten
Besuch aber mindestens genau
so störte war, dass der
Gesamtklang im Saal nicht
zufriedenstellend
war.
Von
vielen Musicalbesuchen bin ich
einen „Rundum-Klang“ ge-
68
wohnt, egal ob man weiter
vorne oder weiter hinten sitzt.
Hier hatte ich das Gefühl, der
Ton kam nur aus den Boxen
vorne an der Bühne. Dadurch
waren z. B. die Schüsse bei der
Barrikaden-Szene in hinteren
Teil des Raumes viel zu leise,
daher verpuffte der ganze
Effekt. Als ich eine Woche
später ganz vorne saß, wirkte
die Schießerei viel eindrucksvoller. Erst gegen Ende der
Spielzeit in Füssen konnte man
dann auch mit dem Klang
zufrieden sein.
Nachdem ich das Stück schon
einmal in Berlin gesehen hatte,
war ich jetzt natürlich auf die
Füssener Besetzung gespannt.
Ian Jon Bourg als Valjean
begeisterte nicht nur mit seiner
außergewöhnlichen
Stimme,
die in jeder Tonlage und
Lautstärke trägt und klingt,
sondern auch mit seinem
wunderbaren Schauspiel. Er
überzeugt z. B im energischen
Streitgespräch mit Javert genau
so wie im liebevollen Umgang
mit der kleinen Cosette. Die
jungen Kolleginnen hatten es
da wirklich leicht, zu dem
fremden
Mann
im
Wald
Vertrauen zu fassen.
Ein würdiger Gegenspieler war
Nils-Holger Bock als Javert, der
sowohl stimmlich als auch
schauspielerisch immer
große Präsenz zeigte.
Da er noch ein gutes
Stück größer ist als Ian
wurde der Eindruck des
gestrengen Ordnungshüters noch verstärkt.
Schade fand ich, dass
ich wegen der wenigen
Spieltage von Marc
Gremm als Javert keine
Gelegenheit hatte, ihn
in dieser Rolle zu
sehen. Eine solche
Stimme im Ensemble
zu „verstecken“ ist echt
Verschwendung. Ich hätte ihm
(und den Zuschauern) zumindest die Erstbesetzung z. B. als
Enjolras
oder
eines
der
Studenten gegönnt.
Stefanie Wettich verkörperte
glaubhaft Fantine, die nach
einer enttäuschten Liebe ihre
Tochter Cosette bei den
Wirtsleuten Thénardier zurücklassen muss, um beider Lebensunterhalt zu sichern. Durch
mehrere widrige Gegebenheiten rutscht sie immer mehr
ins Elend ab und stirbt
letztendlich entkräftet, nachdem
sie die Sorge um Cosette
Valjean ans Herz gelegt hat.
Werner Bauer als schmieriger
Wirt
und
Straßenräuber
Thénardier
und
Sissy
Staudinger als seine energische
Ehefrau brachten mit ihren
akzentuierten Auftritten ein
wenig Humor in das sonst doch
sehr ernste Stück.
im Rahmen der
alljährlichen Sommerfestspiele im
Archäologischen
Park
auf
dem
Spielplan stand.
Nach der Oper
„Aida“, der irischen
Tanz-show „Magic
of the Dance“ und
der Operette „Der
Vogelhändler“ fand
nun Les Miserables als Musical
großen Anklang.
Die anderen Rollen sah ich
größtenteils in wechselnden
Besetzungen, die mich nicht
alle gleichermaßen begeistern
konnten. Teilweise wurde der
Musicalgenuss durch starke
Akzente oder durch leider recht
leblose Mimik, die mich weder
in der 20. noch in der 1. Reihe
überzeugen konnte, getrübt.
Eine Fehlbesetzung war meiner
Meinung nach Philipp Sattelberger, den wir alle noch als
kleinen Ludwig in Erinnerung
haben, in der Rolle des
Gavroche. Und das lag nicht an
seiner Leistung. Im Gegenteil,
ich finde er hat besser gespielt
und gesungen als einige der
anderen Gavroches. Ich hatte
schon vorher gewusst, dass
Philipp den Stimmbruch jetzt
hinter sich hat, dass es mich
aber während der Vorstellung
so sehr irritieren würde, hatte
ich nicht erwartet. Für mich
muss Gavroche ein kleiner
pfiffiger
Gassenjunge
mit
Kinderstimme sein. Die Besetzung mit einem Jugendlichen
mit Erwachsenenstimme passt
einfach nicht.
Trotz einiger „Anlaufschwierigkeiten“ ein sehr sehenswertes
Stück, das bei mir immer
wieder
einen
bleibenden
Eindruck hinterlässt.
Im direkten Anschluß an die
Aufführungen in Füssen siedelte die Cast samt Kulissen nach
Xanten über, wo vom 23. bis
25. August 07 Les Miserables
69
An allen drei Spieltagen war die
Show sehr gut besucht. Glück
mit dem Wetter, gutgelaunte
Zuschauer und die einmalige
Open Air Atmosphäre des
römischen Amphitheaters trugen
mit
zu
gelungenen
Musicalabenden bei.
Welch großen Erfolg Les
Miserables in Xanten feierte,
beschreibt der Presseartikel
„Turbulenter
Tanz“
der
Rheinischen Post vom 25.
August 07: „Die Musik, mal
marschierend, mal schweigend
sentimental, ließ große Gefühle
aufkommen. Auch auf der
Bühne agierte ein begeistertes,
begeisterndes Ensemble. (...)
Studenten
und
Sträflinge,
Huren und Freier, Bettler und
alle Akteure fanden sich mit
dem ergreifenden Abschlusschor im 'Lied des Volkes'
zusammen
und
wurden
bejubelt.“
„Les Miserables
Füssen – Special“
Interview mit Ian Jon Bourg
Hattest du bereits die Lieder im
Vorfeld gekannt oder war es
völliges Neuland für dich?
sie bereits andere Stücke gespielt
hatten, aber singen konnten sie
gut. Beide Cosettes sind Profis.
von Franziska Maier
Ich kannte bereits alle Stücke
sehr gut, das war doch äußerst
hilfreich.
Jeder, der dich als Phantom
gesehen
hat,
vergleicht
automatisch die Rolle des
Valjean damit. Doch gibt es
deiner Meinung nach Parallelen?
Die Proben fanden in Estland
statt – welcher Grund steckte
dahinter?
Wie würdest du Jean Valjean in
eigenen Worten beschreiben?
Valjean ist ein Mann, der zu
Unrecht bestraft wurde, der fast
sein ganzes Leben lang bestraft
und versklavt lebte und seine
Seele beinahe im Gefängnis
verlor. Dennoch ändert er sein
Leben, durch den Einfluss
anderer Leute. Nicht durch Gott,
sondern durch die Gnade des
Bischofs. Durch Fantine lernt
er, Gnade zurück zu geben und
durch ihre Tochter Cosette lernt
er, Liebe weiter zu geben! Er
ändert seinen Kurs – früher war
alles dunkel und böse für ihn
und nun nicht mehr.
Zu Beginn ist er kein positiver
Charakter – er sagt ja selbst,
dass er die Menschen hasst, er
findet, dass alle an seiner Lage
schuld sind. Am Anfang ist er
böse und nicht Javert, denn
dieser tut nur das, was er für
gerecht hält. Valjean hat Hass
im Herzen, doch das ändert sich
im Laufe der Jahre.
Wie hast du dich auf diese Rolle
vorbereitet – durch Literatur,
Filme…?
Ich sah ein paar Verfilmungen,
den Roman las ich erneut.
Wie lange dauerten die Proben?
Rund einen Monat dauerte es,
bis die Cast komplett war und
wir das Stück probten.
Das weiß ich nicht genau –
keiner nannte mir einen Grund
oder erklärte es der Cast. Der
musikalische Leiter ist Este, das
Orchester kommt aus Estland.
Der Probenraum war in Estland,
wahrscheinlich war es günstiger
dort. Ansonsten hätte man in
Füssen ein Hotel für so viele
Leute buchen und zahlen
müssen während der Probenzeit
(3 Wochen)- man hätte die Miete
für das Festspielhaus zahlen
müssen, außerdem ist gerade die
Hauptsaison, das wäre viel zu
teuer gewesen.
Überhaupt nicht – ich finde, es
gibt keinen Vergleich, auch
nicht mit den Musicals an sich.
Das Phantom wird zum Mörder,
Valjean wird gut – es geht also
in eine völlig andere Richtung.
Dann wird es wohl so sein, dass
jeder, der dich oder deine Stimme
kennt, automatisch Parallelen
zieht, auch wenn sie nicht
gerechtfertigt sind!
Welche Szene fasziniert dich am
meisten im ganzen Stück?
Du sagtest, dass die meisten
deiner Kollegen aus Estland sind
– wie funktionierte überhaupt die
Verständigung zwischen euch?
Englisch ist hinter den Kulissen
die offizielle Sprache – egal, ob
man aus Schweden, Norwegen
oder Estland kommt!
War es nicht schwierig, mit
dieser
„anderen
Kultur“
zusammenzuarbeiten? Sie sind
doch bestimmt anders geschult?
Nein, gar keine. Sie haben eine
bunte Kultur in Estland, ob das
nun Theater oder Musicals sind.
Die Leistung der Esten ist super,
das Orchester ist sehr jung und
dennoch sind sie top!
Im Musical spielen auch Kinder
mit – du musst auch mit der
kleinen Cosette ein Duett singen.
Hattest du den Mädchen auch
deine Hilfe angeboten, sozusagen
als Lehrer?
Bei den Proben lief es wie immer
–
die
Kinder
bekamen
Deutschunterricht und übten
ihren Gesang. Ich weiß nicht, ob
70
Ich habe mir das komplette
Musical erst letzte Woche
angesehen – es ist ein tolles
Stück an sich. Darum ist die
Frage schwierig. Ich persönlich
mag den letzten Epilog sehr
gerne, wenn die Geister Valjean
erscheinen. Die Musik ist sehr
melodiös und am Ende kommen
neue Elemente hinzu. Wir
spielen in Füssen auch das
ganze Stück und nicht die
gekürzte Fassung, das kommt
sehr selten vor!
Welche Szene findest du am
schrecklichsten?
Gar keine – interessant ist, dass
es an sich keine Romantik im
Stück gibt. Es gibt nur Marius
und Cosette, doch auch diese
Liaison ist zurückhaltend. Somit
ist es kein romantisches Stück.
Thenardier ist grausam – vor
allem im Roman. Im Musical
wird er eher als komisch
dargestellt. Jeder stirbt, außer
diesem blödsinnigen Thenardier
und eben Marius und Cosette.
Die Ungerechtigkeit siegt, indem
Thenardier davon kommt –
obwohl er die Leichen beklaut.
Würdest du denn gerne auch
Javert spielen oder käme das für
dich nicht in Frage?
Doch ich könnte mir das
durchaus
vorstellen,
aber
insgesamt ist die Rolle nicht so
interessant – das Lied „Sterne“
ist zwar sehr schön, aber sonst
sind die Songmotive stets gleich.
Diese Rolle darzustellen ist
interessant – es ist jedoch alles
schwarz-weiß bei ihm, gerecht
und ungerecht. Er ist ein
Fanatiker, besessen von seinem
Glauben, dass er recht hat. Sein
Weltblick ist an sich in
Ordnung, er ist kein Bösewicht.
Valjean ist für ihn ein Sträfling,
der Mist gebaut hat, Javert sieht
es aus seiner Warte und die
rechtfertigt alles. Javert kennt
das Wort Gnade nicht, während
Valjean später genau nach
diesem Motto lebt. Gnade spielt
keine Rolle für Javert. Es gibt
auch bis heute noch solche
Leute, die nach Javert´s Motto
handeln. Bei seinem Selbstmord
kommt es deutlich heraus, dass
er für sich richtig handelte.
Er weiß, was Gnade ist, aber er
sieht sie nicht – sie spielt keine
Rolle für ihn, so etwas macht
sein Leben nur kompliziert.
Nicht umsonst singt er von den
Sternen, diese bleiben stets an
derselben Stelle und so lange
das so ist, ist es ok. Es ist
einfacher, so zu leben wie
Javert, ohne Dinge in Frage zu
stellen.
Warum jagt er Valjean sein
Leben lang – er hätte ja auch
aufhören können?
Ich kann es nicht genau
beantworten, aber es sind eher
Zufälle, dass sich die beiden
wieder sehen. Es ist an sich
keine Jagd, Valjean stellt sich
ihm und sagt „Hier bin ich“ –
auch auf den Barrikaden,
Valjean wollte den Studenten
helfen, während Javert schon
zuvor da ist, um diese zu
bespitzeln – die beiden sind
durch das Schicksal verbunden
und nicht als Katz und Maus
Spiel. Javert ist an sich nicht
besessen, Valjean zu jagen,
jedenfalls anfangs nicht.
Nun bist du nach Füssen
zurückgekehrt,
obwohl
du
eigentlich dort als König Ludwig
auf der Bühne stehen solltest.
Wie empfandest du persönlich
diese Rückkehr – war es eine Art
Gerechtigkeit, um bei diesem
Wort zu bleiben?
Rolle wieder zu verkörpern.
(Anmerkung: Dieses Gespräch
fand im August statt. Im Oktober
nahm Ian das Angebot aus Las
Vegas an, in der dortigen
Inszenierung des Phantoms als
Phantom,
André
und
im
Ensemble zu spielen)
Welche Rolle ist für dich
persönlich deine Lieblingsrolle?
Valjean
ist
zwar
sehr
anstrengend, aber ich mag diese
Rolle sehr. Das Phantom ist
auch sehr schön, dennoch kann
ich
nicht
gezielt
darauf
antworten, da ich es nicht so
sagen kann. Es gab früher
Rollen in Opern oder auch
Musicals, die ich gerne einmal
spielen wollte. Heute sage ich,
dass ich gerne auf der Bühne
stehe und singe. Bei den Opern
wäre höchstens Cosi van Tutte
von Mozart erwähnenswert,
„Die Zauberflöte“, „Rossini“,
„West side story“, doch das ist
schon lange für mich vorbei, da
ich altersmäßig nicht mehr
passe. Der „Mann von La
Mancha“ wäre auch etwas, das
mir Spaß machen würde!
Wie stellst du dir deine Zukunft
vor – weiterhin auf der Bühne
stehen oder im Hintergrund
arbeiten?
Es ist für mich auch eher ein
Zufall. Ingesamt habe ich mir
wenig
Gedanken
darüber
gemacht – es ist ein Job und
durch Zufall an diesem Ort des
Geschehens. Die Leute, die mich
für Les Mis gecastet haben,
taten dies ohne zu wissen, dass
ich der neue König hätte werden
sollen.
Könntest du dir vorstellen,
nochmals in die Rolle des
Phantoms zu schlüpfen?
Nun ja - wenn man mich bitten,
bzw. fragen würde. Natürlich
kann ich mir vorstellen, diese
71
Ich habe keine Ahnung, wie
meine Zukunft aussehen wird.
Wenn
ich
noch
Rollen
bekommen sollte, dann wäre
dies natürlich der Weg, den ich
bevorzuge. Es gibt jedoch immer
weniger Rollen, je älter man
wird.
Wir werden sehen…so alt bin
ich auch noch nicht und so alt
sehe ich nicht aus, doch leider
gibt es viele Produzenten ohne
Phantasie, die mich eben nicht
für diverse Rollen besetzen
möchten. Keiner weiß, welche
Musicals noch kommen werden,
aber man wird mich sicher noch
irgendwo live erleben können!
Fragen an
Stephanie Wettich
von Franziska Maier
War für dich von Anfang an klar,
dass
du
Sängerin
bzw.
Musicaldarstellerin wirst oder
hattest du andere Berufsziele?
Ich habe einen 26 jährigen
Bruder,
der
zwar
nicht
hauptberuflich musisch unterwegs ist, aber als Sänger mit
seiner Band (www.slagheap.de)
schon viele Menschen auf
seinen Konzerten beglücken
konnte.
Wurdest du gezielt gefördert
von
deiner
Familie
oder
Lehrern?
In tiefstem Herzen war der
Wunsch, auf der Bühne zu
stehen, schon ganz früh da. Als
der Berufswunsch allerdings
konkret wurde, gab es in meiner
Familie, wie wahrscheinlich bei
den meisten anderen auch,
viele negative Stimmen und
Argumente dagegen und ich
ließ mich überzeugen, doch
eher einen „sichereren“ Beruf
zu wählen. Ich wollte unbedingt
etwas mit Musik machen und
auch ein Jahr ins Ausland
gehen, sodass ich an der
Universität Oldenburg Musik
und Anglistik studierte, um
Gymnasiallehrerin zu werden.
Auch, wenn mir dieses Studium
und dieser Beruf sehr viel Spaß
gemacht haben, ließen mich
doch meine Leidenschaft und
mein
Wunsch,
Musicaldarstellerin zu werden, nie los.
Irgendwann
war
dieses
Bedürfnis so groß, dass ich die
Ausbildung noch nachholte und
nun glücklich bin, meinen
„Herzensberufswunsch“ doch
noch realisiert zu haben.
Gab es bereits in deiner Familie
oder Verwandtschaft Künstler,
denen du nachschlägst oder
bist du die Erste?
Ich bin die Erste!
Hast du Geschwister – falls ja,
sind diese auch im Showbusiness?
Meine Familie hat mich vor
allem in meiner Schulzeit sehr
gefördert. Auf Anraten meines
Musiklehrers (der mich auch
immer bei diversen Musicalprojekten einsetzte) bekam ich
Gesangsunterricht, ich erhielt
schon vorher Klavierunterricht,
ich wurde zum Tanztraining
gefahren… es war eine reine
Freude!
Auch während der Ausbildung
hatte ich das große Glück, in
soweit von meiner Familie
unterstützt und gefördert zu
werden, dass ich nebenher
nicht noch arbeiten musste. Das
hat vieles erleichtert und ich
konnte mich voll und ganz auf
meinen Unterricht konzentrieren. Ich weiß, dass das ein
großes Privileg war und ich bin
Ihnen sehr dankbar dafür.
Nach der anfänglichen Skepsis
dem Beruf des Musicaldarstellers gegenüber, sind
meine Eltern auch mittlerweile
sehr viel offener geworden und
freuen sich, mich auf der Bühne
zu sehen.
Viele junge Leute haben den
Traum Musicaldarsteller zu
werden - Wie sah deine
Ausbildung aus und wie lange
dauerte sie?
Ich besuchte zwei Jahre lang
die „German Musical Academy“
in Osnabrück. Normalerweise
dauert diese Ausbildung drei
Jahre, aber aufgrund meiner
guten Aufnahmeprüfung und
der Tatsache, dass ich vorher
an der Universität Gesang als
Hauptfach im Bereich Musik
hatte,
wurde
ich
höher
eingeschätzt. Das war zwar
alles andere als stressfrei, da
72
ich das erste Jahr viele Kurse
aus dem ersten und dritten
Semester doppelt belegte, aber
dafür verkürzte sich meine
Ausbildungszeit um ein ganzes
Jahr, welches ich dann schon
auf der Bühne nutzen konnte.
Was
war
deine
Bühnenrolle überhaupt?
erste
Ich habe an den Städtischen
Bühnen Osnabrück die Rolle
der „Graziella“, Riffs Freundin,
gespielt.
Warst
du
schon
früher
musicalbegeistert und welche
Musicals hast du bereits
besucht?
Ich bin früher jedes Jahr mit
meiner Familie zu einem der
großen Musicals gefahren. Das
war für mich und uns alle immer
etwas ganz Besonderes und so
wurde meine Begeisterung
geweckt und auch immer
größer. Damals waren das
beispielsweise „Starlight Express“, „Phantom der Oper“,
„Miss Saigon“, „Die Schöne und
das Biest“, „Sunset Boulevard“,
„Joseph“, „Elisabeth“, „Jekyll
und
Hyde“
und
„Les
Miserables“.
In den letzten Jahren habe ich
zwar auch einige Großproduktionen wie z.B. „Tanz der
Vampire“, „Aida“, oder „Drei
Musketiere“ gesehen, aber ich
tendiere immer mehr dazu, mir
Musicals in Stadttheatern oder
bei Sommerfestspielen anzusehen. Auch, wenn meist die
technischen und finanziellen
Mittel andere sind, habe ich dort
die bewegensten Momente
erlebt. Besonders herausheben
möchte ich hier die „Les
Misérables“- Produktion von
Helga Wolf in Tecklenburg. Die
war einfach großartig!
gelesen. Außerdem habe ich
mir Aufnahmen aus Duisburg
und Wien angehört.
Ich höre viel Soul, Hip Hop und
R´n´B Musik. Gut entspannen
kann ich bei Filmmusik.
Hast du dich privat mit den
historischen Hintergründen von
„Les Misérables“ auseinandergesetzt?
Gibt es nicht auch die Gefahr
des Kopierens von anderen
Darstellern?
Welche
Lieblingsfilme
Lieblingsbücher hast du?
und
Ja, ich habe mich zum einen im
Internet informiert, aber auch
„Die Elenden“ von Victor Hugo
gelesen.
Lieblingsfilm: „Notting Hill“,
„Willkommen Mr. Chance“,
Lieblingsbücher:
die
Harry
Potter- Reihe, „Moulin RougeRoman um Henri de ToulouseLautrec“, „Körperwissen“
Wie würdest du in deinen
Worten die Rolle der „Fantine“
beschreiben?
Hast du Vorbilder, denen du als
Kind oder auch heute noch
nacheifern wolltest?
Eine starke, aber sensible Frau,
die einst strahlend und voll von
Hoffnung war, durch die
Umstände aber leider von der
Realität und Härte der Welt
eingeholt wurde. Eine schöne
Frau, die aber durch ihr Leid
gezeichnet
ist.
Ihre
bedingungslose und starke
Liebe zu ihrer Tochter Cosette
ist so groß, dass sie sogar ihren
Körper verkauft, um den
Lebensunterhalt für ihr Kind
finanzieren zu können. Ihre
Krankheit trägt sie mit Würde
und denkt selbst in ihrem
Todesbett nicht an sich,
sondern an Cosette.
Ich habe in dem Sinne keine
konkreten Vorbilder, denen ich
nacheifern möchte. Es gibt
allerdings Menschen, die ich
sehr interessant finde, wie z.B.
Maria
Furtwängler.
Ich
bewundere generell Menschen,
die ihre innere Ruhe gefunden
haben, Ziele haben und denen
auch konsequent nachgehen.
Welche Szene im Musical
gefällt dir persönlich am besten,
welche
findest
du
am
schrecklichsten?
Die Szene, in der Jean Valjean
die kleine Cosette zu sich holt
und davon singt, dass er jetzt
an die Stelle der toten Fantine
tritt, war für mich die
wunderbarste Szene. Jedes
Mal, wenn ich sie bei den
Proben gesehen oder bei den
Vorstellungen gehört habe, war
ich zutiefst berührt, dass „mein
Kind“ jetzt in guten Händen ist.
Schrecklichste? Weiß ich nicht.
Viele Szenen sind recht
bedrückend…
Wie hast du dich auf deine
Rolle vorbereitet?
Ich
habe
mich
natürlich
musikalisch vorbereitet, alle
Songs und Passagen gelernt,
mich mit der Persönlichkeit
auseinandergesetzt, wie ich sie
mir vorstelle, und den Roman
Ach, ich denke, die ist eher
gering. Jeder Darsteller bzw.
jede Darstellerin ist verschieden
und spielt und singt daher auch
unterschiedlich. Auch, wenn
das grobe Gerüst der Rolle
feststeht, so gibt es doch noch
innerhalb dieses Rahmens
einen gewissen Spielraum.
Dieser wird zum einen durch die
jeweilige Inszenierung und zum
anderen
durch
die
Persönlichkeit des Darstellers
beeinflusst.
Bleibt überhaupt noch Zeit für
Freizeitaktivitäten, wenn ja,
welche?
Bei kurzen, straff geplanten
Produktionen (wie z.B. „Les
Miserables“ oder auch letztes
Jahr:
„Vom
Geist
der
Weihnacht") bleibt für Freizeitaktivitäten kaum Zeit. Es
werden
meist
acht
Vorstellungen, bei „Vom Geist der
Weihnacht“ sogar bis zu zwölf
Vorstellungen
pro
Woche
gespielt, zusätzlich stehen oft
noch Umbesetzungsproben auf
dem Plan. In ruhigeren Zeiten
oder in Zeiten, in denen ich am
Stadttheater engagiert bin und
nicht ensuite gespielt wird,
verbringe ich meine Zeit mit
Klavier
spielen,
Shoppen,
Freundinnen treffen, „Exklusiv“
gucken ☺, Kochen, Lesen und
Yoga.
Welche Musik hörst du privat?
73
Thema
„Fans“:
Welche
Einstellung hast du zu ihnen
und wo sind deine Grenzen?
Fans sind wichtig, lustig,
anrührend und vermitteln einem
oft die Kraft, die man dann auf
der Bühne einsetzen kann.
Mein Privatleben halte ich aber
zum größten Teil verschlossendeshalb
heißt
es
ja
PRIVATleben. ☺
Welche Rolle/n würdest
gerne einmal spielen?
du
Meine absolute Traumrolle
wäre die „Fosca“ in Sondheim´s
Musical „Passion“. Andere
Rollen, die ich unbedingt mal
gerne spielen würde, wären
„Roxie“ oder „Velma“ in
„Chicago“, „Sally Bowles“ in
„Cabaret“ und die „Lucy“ in
„Jekyll & Hyde“.
Welche Zukunftswünsche hast
du?
Das Wichtigste ist, dass ich
gesund bleibe. Dann möchte
ich natürlich viele schöne
Rollen spielen und trotzdem
noch genug Zeit haben, um mit
meinem Liebsten und meinen
Liebsten schöne und glückliche
Tage zu verbringen.
Die Rückkehr des Königs
25.08.07 - eine Gala
der etwas anderen Art
Bericht von Franziska Maier
Der 25.08. ist mittlerweile bei
jedem Musicalfan im Terminkalender rot angestrichen und
zum Feiertag erklärt worden!
Allerdings beruht diese Tatsache
eigentlich nicht unbedingt auf den
historischen Begebenheiten, die
hier eher sekundär sind, sondern
auf einem Event, die sich seit
Jahren im Füssener Festspielhaus abspielt: Der Geburtstag
Ludwig II. wird prächtig im und
vor
dem
Festspielhaus
ausgerichtet.
Böllerschüsse
läuten den Tag ein und ein
großes Feuerwerk über dem
Forggensee
und
Schloss
Neuschwanstein beenden ihn.
Bereits als das erste Ludwig
Musical lief, konnte ich diesem
einmaligen Ereignis frönen – es
gibt kulinarische Köstlichkeiten
aus dem Allgäu – so meinen heiß
geliebten gebratenen Ochsen –
regionale
Volksmusikgruppen
unterhalten die Bevölkerung und
auf dem Forggensee finden
Sonderschifffahrten statt.
Die Krönung war natürlich, dass
in den Jahren 2005 und 2006
noch das wunderbare Musical
Ludwig² gespielt wurde und man
sah auf der Bühne das Leben
des Königs und trat dann hinaus,
um das Feuerwerk über seinem
Märchenschloss zu erleben.
In diesem Jahr sollte alles etwas
anders sein…
So brachte ich den Geburtstag
stets mit einem Musical in
Verbindung- es gehört einfach für
mich dazu, dass ich ein Ludwig
Musical besuche…doch es gibt ja
seit März keines mehr…
Dafür sollte eine Fantasy Musical
Gala gespielt werden und als
Gaststar die Rückkehr unseres
Premierenkönigs Jan Ammann!
Diese Tatsache ließ mich nicht
länger zweifeln, ob ich nach
Füssen fahren sollte an diesem
Tag oder nicht – nein, ich
MUSSTE einfach hin! Schon
alleine, um noch einmal aus
seinem Munde die Lieder aus
Ludwig² im Festspielhaus zu
hören. Ich wusste auch schon im
Vorhinein, dass es ein eher
trauriger
als
erheiternder
Geburtstag für mich werden
würde…nochmals das Stück, das
einem so ans Herz gewachsen
war, in dem Haus, in dem die
Uraufführung
stattfand,
zu
sehen…auch wenn es nur Teile
daraus sind…das hat mir bereits
im Vorfeld die Tränen in die
Augen getrieben!
Und so erwartete ich voller
Spannung den großen Tag….
Am 25.08.07 strahlte die Sonne –
beste Voraussetzung für einen
prachtvollen Königsgeburtstag!
Auf
dem
Gelände
des
Festspielhauses waren wie in
jedem Jahr etliche Stände
aufgebaut, so unter anderem
natürlich
der
obligatorische
gebratene Ochse, der für mich
einfach ein „Muss“ ist, wenn ich
diese Veranstaltung besuche! :-)
Überall traf man auf bekannte
Gesichter,
ehemalige
und
momentane
Mitarbeiter
des
Festspielhauses. Die Wiedersehenfreude war groß, dennoch
kam stets etwas Wehmut auf,
wenn
man
sich
an
die
vergangenen 2 Jahre erinnert,
als der König noch „regierte“ und
der Geburtstag etwas ganz
Besonderes war. So fehlte in
diesem
Jahr
auch
das
74
wundervolle Feuerwerk, das stets
ein Highlight darstellte. Vor allem,
da es auf die Musik des Musicals
abgestimmt war.
Alle, mit denen ich sprach, waren
sich einig: Der König muss
wieder zurückkehren! Doch wie
und wann, das konnte keiner
sagen! Auch die Zukunft des
Festspielhauses sei ungewiss, so
wisse man noch längst nicht, was
im kommenden Jahr geschehen
werde – so die Aussagen einiger
Mitarbeiter.
Es gebe in diesem Fall nur alles
oder nichts! Also entweder haben
wir wieder eine reelle Chance,
Ludwig² oder weitere Musicals im
Festspielhaus zu sehen oder es
wird geschlossen! Letzteres hofft
natürlich keiner, denn gibt es
einen schöneren Platz für solch
ein Theater?!
Da der 25.08. auch stets Jan
Ammanns Geburtstag ist, war es
für mich eine Selbstverständlichkeit, noch einmal ihm und
Ludwig
zu
Ehren
unsere
Leuchtstäbe zu entzünden – bei
„Kalte Sterne“ versteht sich!
Doch eigentlich war dieses Lied
im
Programm
gar
nicht
vorgesehen,
sondern
„nur“
„Geliebte Berge“! Ich denke, das
Publikum
hätte
immens
protestiert, wenn dieses Stück
gefehlt hätte! Und Jan setzte sich
mit aller Macht dafür ein, dass er
es singen durfte – mit Erfolg!
Hier nun mein objektiver Bericht
über die Gala – mit Absicht
einigermaßen „objektiv“, da ich
niemandem
Unrecht
tun
möchte…und dennoch spiegelt
sich die Tendenz, die ich an
diesem Abend allseits erfahren
habe, in meinen Worten wieder:
Vom 22. bis 26.08.07 gastierte
die Fantasy Musical Gala im
Festspielhaus Füssen – sieben
Vorstellungen lang, sollte ein
völlig neuartiges Programm die
Gäste
des
Musiktheaters
verzaubern.
Der Titel versprach bereits ein
breites Spektrum an Musicals
und so konnte man gespannt
darauf sein, ob die Versprechungen
auch
gehalten
werden würden.
Geworben wurde vorrangig mit
vier bekannten Persönlichkeiten
– dem Schauspieler Andreas
Mannkopf, Musicalstar Anna
Montanaro sowie Janet Marie
Chvatal und Jan Ammann, die in
der Musicalproduktion „Ludwig²“
die Rollen der Sissi sowie des
König Ludwigs spielten und dem
ortsansässigen Publikum sowie
allen Musicalfreunden bereits
keine Unbekannten mehr waren.
So wurde vor Beginn des
Galastartes
bereits
eifrig
spekuliert, ob die Zuschauer
wegen der Gala an sich oder
wegen
den
bekannten
Darstellern
aus
„Ludwig²“
anreisten – Letzteres sollte sich
größtenteils bestätigen.
Das Programm der „Fantasy
Musical Gala“ war in zwei Akte
unterteilt.
Insgesamt
präsentierten
13
Solisten das Programm, doch
davon stammten jedoch 11
vorwiegend aus der tschechischen Stadt Brünn – ein
eingespieltes Ensemble wurde
dem Publikum präsentiert –
allesamt hervorragende Künstler,
doch leider merkte man allzu
schnell, dass die Künstler, mit
denen die Gala beworben wurde,
nur Gäste am Rande waren! So
hatte Janet Marie Chvatal nur
zwei Solos zu singen, Andreas
Mannkopf nur eines, Anna
Montanaro immerhin drei und
Jan Ammann, zum Leidwesen
des Publikums, nur zwei Titel.
Diese Tatsache trübte die Freude
der Gäste. Man hörte genau,
aufgrund des Applauses, wie
sehr die „Gastkünstler“ bejubelt
wurden, allen voran „Sissi und
Ludwig“.
Nach dem Ende des Musicals
„Ludwig²“ in Füssen, das im
Festspielhaus zwei Jahre lang
aufgeführt wurde, wollte das
Publikum einfach noch einmal die
wunderbaren
Melodien
des
Stückes hören und das aus den
Mündern der Originaldarsteller!
Der relativ einseitige Jubel zeigte
dem
restlichen
Ensemble
ziemlich hart, weshalb die
Menschen ins Festspielhaus
strömten. Obwohl man für alle
Solisten aus Brünn nur lobende
Worte finden kann. Sie hatten
durchweg
gute,
klassisch
ausgebildete Stimmen, die sie
bei den verschiedenen Liedern
perfekt zum Einsatz brachten.
So startete der erste Teil der
Gala direkt und ohne Moderation
mit dem Titel „I could have
danced all night“ aus dem
Musical „My fair lady“ – die
Bühne wurde hier vollstens
genutzt
und
verschiedene
Kulissen untermalten die Lieder.
Beim Opener wurden Spiegel,
die
den
Eindruck
eines
Tanzsaales vermittelten, vom
Ensemble umher geschoben und
so
entstanden
interessante
Effekte. Auch die Kostüme waren
sehr gut auf die einzelnen Titel
abgestimmt.
Bei „Get me to the church on
time“, ebenfalls aus „My fair
lady“, zeigte Stanislav Slovák
sein komisches Talent – im Laufe
der Gala trat er immer wieder mit
derartigen Stücken auf, so als
Pharao aus „Joseph“ (hier lieferte
Slovák eine amüsante Elvis
Imitation, die vom Publikum mit
großem Jubel quittiert wurde)
oder „King Herod“ aus „Jesus
Christ Superstar“ und er erntete
jedes Mal einen recht großen
Applaus dafür.
Nach dem klassischen Musical
„My fair lady“, wurde das
75
Publikum in die Welt der
Indianer,
zu
„Pocahontas“
entführt. Der bekannte Disneyfilm
enthält viele schöne Lieder, allen
voran „Colors of the wind“, doch
nicht dieses Titellied wurde
gesungen, sondern das Duett „If I
never know you“.
Dann trat Janet Marie Chvatal in
ihrem Sissi Kostüm auf die
Bühne
und
das Publikum
applaudierte so lange, dass man
dachte, der Beifall würde nie
enden. Janet Marie Chvatal
stand jedoch als Moderatorin auf
der Bühne, die ab und zu das
Programm kommentierte – vor
lauter Rührung über die herzliche
Begrüßung
des
Publikums
vergaß sie noch ihren Text, den
sie jedoch nach einer kleinen
Pause sofort wieder perfekt parat
hatte!
An dieser Stelle kommt die Frage
auf, ob es sinnvoll gewesen
wäre, die Zuschauer stets mit
einer Moderation in die jeweiligen
Musicals einzuführen. Es wäre
jedenfalls
deutlicher
zum
Vorschein
gekommen,
um
welches Stück es sich gerade
handelt, doch es hätte auch zu
viel Zeit in Anspruch genommen,
darum war die Entscheidung
gerechtfertigt, Janet insgesamt
nur 2 mal kommentieren zu
lassen!
Ein übergroßes Märchenbuch
bildete ab sofort die Grundkulisse
für alle Stücke – mit Hilfe eines
Beamers
wurden
passende
Hintergrundbilder, Landschaften
etc. eingeblendet, um den
jeweiligen Song noch grafisch zu
untermalen. Eine sehr gute Idee,
die zwar relativ einfach, doch
dennoch effektiv war!
Die Darsteller wurden ebenfalls
bei manchen Songs per Beamer
auf die Leinwand projiziert, so
Janet Marie Chvatel bei ihrem
„Evita“ Song „Don´t cry for me
Argentina“ (hierbei trug sie
jedoch ein Kostüm plus Perücke,
die mehr an Marylin Monroe als
an Eva Peron erinnerte), das
„Phantom“ Karel Skara beim
gleichnamigen Titelsong des
Musicals „Das Phantom der
Oper“, welchen er mit Martina
Severova im Duett sang – doch
leider waren die Stimmen beider
Darsteller nicht stark genug für
den hohen Schwierigkeitsgrad
des Liedes und zu guter Letzt
noch „Jesus“ Dusan Vitazek, der
ein
sehr
beeindruckendes
„Gethsemane“ lieferte, das mit
starkem Applaus belohnt wurde.
Vitazek brillierte noch in weiteren
Rollen, so als „Joseph“ oder bei
dem Song „Dance with the devil“,
aus dem Musical „The witches of
Eastwick“,
das
auf
dem
bekanntenFilm „Die Hexen von
Eastwick“ mit Jack Nicholson
basiert und in Deutschland
durchweg unbekannt ist.
Standing Ovations und ein nicht
enden wollender Applaus folgten
auf Ammanns Darbietung. Dies
zeigte auch wieder, wie sehr das
Publikum das hervorragende
Ludwig Musical vermisst und sich
nach einer erneuten Wiederaufnahme sehnt…diese liegt
jedoch noch in den „kalten“
Sternen!
Nach der Darbietung aus Ludwig²
hatte es Johana Gadzikova
durchaus schwer mit „Circle of
life“ aus dem „König der Löwen“,
die
Stimmung
wiederherzustellen. Doch es sollte ihr
sowie dem ganzen Ensemble
gelingen.
ertönten, doch leider wurden
diese nicht erhört.
Beim
Verlassen
des
Festspielhauses waren sich alle
Zuschauer jedoch einig: Die Gala
war sehr abwechslungsreich,
jeder Darsteller gab sein Bestes
und Ludwig² gehört unabdingbar
auf
die
Bühne
des
Festspielhauses zurück – nur ob
sich dieser Wunsch realisieren
wird, ist nicht absehbar.
Der Abend konnte noch bei der
Lampionfahrt
auf
dem
Forggensee, die zu Ehren des
Königsgeburtstages
stattfand,
Ausklang finden - gegenüber des
Sees das beleuchtete Schloss
Die Lieder aus diesem Musical
galten zwar als interessante
Showeinlagen,
doch
wären
sicherlich ein paar bekanntere
Lieder, so z.B. aus Musicalklassikern,
wie
„Tanz
der
Vampire“ oder „Elisabeth“ beim
Publikum besser angekommen.
Ob „Hello Dolly“, „Under the Sea“
aus „Arielle“, „A whole new world“
aus „Aladdin, „Nur für mich“ aus
„Les Miserables“, „Belle“ aus
„Notre Dame de Paris“ oder „Be
our guest“ sowie „Beauty and the
Beast“ aus dem Musical „Die
Schöne und das Biest“ – ein
buntes Programm wurde gezeigt,
das für Jung und Alt Unterhaltung
bot!
Die unumstrittenen Highlights
des Abends waren jedoch die
Titel aus „Ludwig²“ – Janet Marie
Chvatal sang ihr Sissi Solo
„Rosenkavaliere“, bei dem sie in
einer
Rosen
behangenen
Schaukel von der Bühnendecke
herabgelassen
wurde.
Jan
Ammann brachte das Starstück
aus „Ludwig²“ :„Kalte Sterne“!
Hierbei erstrahlte der Saal in
einem blauen Meer von Sternen
– der Fanclub Musicalfriends
Stuttgart brachte zu Ehren von
Ludwig sowie von Jan Ammann,
der am selben Tag wie der
historische Märchenkönig Geburtstag hat (25.08.), hunderte
blauer Leuchtstäbe mit, die dann
bei seinem großen Solo aktiviert
wurden. Ein beeindruckendes
Bild, das alle zu Tränen rührte!
Das Finale „World of Angels“
vereinte dann alle Künstler auf
der Bühne und ein großer Beifall
folgte.
Doch die Vorstellung sollte noch
nicht zu Ende sein – hatte doch
Jan Ammann Geburtstag und
Janet Marie Chvatal stimmte
„Happy Birthday“ an, bei dem das
gesamte Publikum des beinahe
komplett ausverkauften Saales
sowie alle Darsteller mitsangen.
Als Zugabe wurde noch das
Duett „In Palästen geboren“ aus
„Ludwig²“ zur Freude aller
präsentiert.
Der Applaus daraufhin wollte kein
Ende finden, „Zugabe“- Rufe
76
Neuschwanstein auf dem hohen
Berg thronend - das Festspielhaus Füssen, ein wirklich
einmaliger Ort für ein Theater
dieser Art!
Leider musste ich direkt nach
Beendigung der Gala nach
Hause fahren, aber ich denke, es
war gut so – so blieb genügend
Zeit, um über alles nachzudenken und neue Pläne zu
schmieden…ganz im Sinne der
Zeilen: Wir bewahren dem König
die Treue!
Inter Educare
Benefiz Gala in Leinfelden
Bericht von Andrea Herter
Der 31. März 2007 war in vielen
Terminplänen fest eingeplant:
Ludwig² sollte in Füssen
Wiederaufnahme feiern. Nach
Einstellung des Spielbetriebs
hatten wir erfahren, dass Ian
Jon Bourg kurzfristig seine
Mitwirkung bei der Benefizgala
„Helfen heißt handeln“ in
Leinfelden zugesagt hatte. Das
war wenigstens ein kleines
Trostpflästerchen. Wir waren
alle recht früh in der Filderhalle
anwesend, da die Plätze nicht
nummeriert waren. Leider war
der Saal nicht ganz gefüllt.
Duch
die
Abstufung
der
Sitzreihen war aber sowieso von
fast allen Plätzen eine gute
Sicht gegeben.
Bezeichnung wäre nun doch
etwas zu harsch, aber trotzdem
gab es einfach Beiträge, die mir
besser und andere, die mir
weniger gut gefallen haben.
Aber das lag sicher an mir,
nicht an den ausführenden
Künstlern.
Gabriele Ramm eröffnete den
zweiten Teil des Abends mit
dem Titelsong aus „Cabaret“,
interessanterweise teilweise in
Englisch und teilweise in
Deutsch vorgetragen. „All I ask
of you“ und „Wishing you were
somehow here again” waren
dann für uns alle sehr vertraute
Klänge.
Etwas Besonderes war die
Interpretation einiger Frank
Sinatra Songs durch Wolfgang
Seljé, denn zwei der Titel
bekamen an diesem Abend
einen nachdenklichen schwäbischen Text.
„People who need people are
the happiest people in the
world“, mit diesen Textzeilen
aus „Funny Girl“ betonte
Gabriele Ramm nochmals, wie
wichtig
zwischenmenschliche
Beziehungen sind.
Petra Koschatzky als HauptOrganisatorin
und
zweite
Vorsitzende des Vereins Inter
Educare Germany hatte es
übernommen, die einzelnen
Künstler vorzustellen, während
Gabriele Ramm als erste
Vorsitzende immer wieder über
die Motivation und die Arbeit
des Vereins berichtete.
Zur ersten Hälfte des Konzerts
will und kann ich hier gar nicht
allzu viel sagen. Ich gebe zu,
dass das nicht unbedingt meine
bevorzugte Musikrichtung ist,
und so hatte dieser erste Teil
für mich zwar nicht direkt
„Höhen und Tiefen“, diese
Einen wunderschönen tänzerischen Akzent setzten Emma
Marie Casey und Eoin Griffin mit
einer Choreographie zu „The
Corpse Bride“. Die zierliche
Emma
zeigte,
bleich
geschminkt,
eine
richtig
beeindruckende Leiche. Das ist
bestimmt
nicht
einfach,
einerseits die zum Tanzen
nötige
Körperspannung
zu
halten und gleichzeitig schlaff
und leblos zu wirken.
Und dann kam der Moment, auf
den wir am meisten gewartet
hatten, Ians Auftritt. Normalerweise will er ja nicht immer
wahrhaben, dass Leute extra
(teilweise über weite Strecken)
kommen, um ihn zu sehen und
zu hören, aber an diesem
besonderen Tag wusste auch er
77
ganz
genau,
dass
seinetwegen da waren.
viele
Er erwähnte dann auch, dass
viele ja eigentlich an diesem
Tag in Füssen sein sollten, und
aus diesem Grund hatte er sich
entschlossen, 3 Titel aus
Ludwig² zu singen. Die Texte
passten, wie für den Abend
geschrieben: „Ewig ist das
Streben, für die Kunst zu leben.
Geldgier nicht und Lügen
werden jemals es besiegen!“,
„Das Auge nass, vorbei mein
Hoffen..“, Da wurden doch die
Augen bei einigen Anwesenden
feucht, und auch Ian war die
Rührung anzumerken. „Kalte
Sterne“ am Schluss des LudwigBlocks bekräftigte dann aber
doch,
dass
man
nicht
Vergangenem hinterher trauern
sollte, sondern aufstehen und
sich der Zukunft zuwenden.
Nicht im Programm abgedruckt
war die „Unstillbare Gier“, die
Ian gleich nach Kalte Sterne
sang. Gänsehaut! Somit holte er
sowohl uns als auch sich selber
wohl wieder aus der „schadedass-Ludwig-nicht-stattfindet“Stimmung raus.
Zum Schluss fanden sich alle
Mitwirkenden zum Finale „What
I did for Love“ zusammen, dass
nochmals die Intention des
Abends unterstrich.
Schade, dass die Akteure trotz
begeistertem Applaus keine
Zugabe vorbereitet hatten, ich
finde, eine oder mehrere
schöne Zugaben bei einem
Konzert sind doch sozusagen
das „Tüpfelchen auf dem i“.
Baby, I believe – in Ross Antony!
oder:
Lesung
mit
Ross
im Traumpalast Esslingen!
Bericht von Franziska Maier
Am Samstag, den 14.04.2007,
fand im Traumpalast in Esslingen
a.N. eine Lesung des Pop- und
Musicalstars Ross Antony statt.
Ausgerichtet
wurde
diese
Sonderveranstaltung von den
Musicalfriends Stuttgart, die Ross
noch aus seiner Zeit beim Musical
„Elisabeth“ kennen, bei dem er
die Rolle des Kronprinzen Rudolf
verkörperte und selbst zu Gast
bei einem der vielen Fantreffen
der Musicalfriends war.
Trotz wundervollen Wetters und
beinahe 30 Grad, kamen etliche
Fans & Friends von Ross, um die
Präsentation seines Buches „The
inside me“ mitzuverfolgen.
Franziska Maier (Clubleiterin der
Musicalfriends) moderierte die
Veranstaltung und interviewte
Ross auf der Bühne, des eigens
für
die
Veranstaltung
zur
Verfügung gestellten Kinosaals.
Ein spezieller Film zeigte auf der
enormen
Kinoleinwand
die
wichtigsten Stationen aus Ross`
Leben und Künstlerdasein. Im
Interview berichtete er unter
anderem über seine Zeit bei
„Bro`Sis“ und „Elisabeth“. Dass
Ross jedoch noch viel mehr
vorzuweisen hat, dürfte jedem,
der
gestern
anwesenden
Besucher, klar geworden sein.
Als Buchautor zeigt er nun eine
völlig neue Facette von sich und
das mit großem Erfolg! So
verkauft sich sein Erstlingswerk
hervorragend und selbst seine
Kollegen aus der Medienwelt sind
vollen Lobes!
Ross, der von sich selbst
behauptet, er sei tief in seinem
Innersten
noch
ein
Kind
geblieben, rechnet in seinem
Buch in keinster Weise mit der
Showwelt ab, im Gegenteil, er
versucht auf sehr einfühlsame Art
und Weise den Menschen seinen
Werdegang, seine Probleme und
Gefühle nahe zu bringen. Und
das ist ihm wirklich gut gelungen!
Des weiteren engagiert sich Ross
auch stets für wohltätige Zwecke.
So hatte er noch die letzten 30
Exemplare der Playmobil Sissi
dabei, die reißenden Absatz
fanden. Diese Figur ist streng
limitiert und war nur während
seiner Zeit bei „Elisabeth“ im
Apollo Theater Stuttgart käuflich
zu erwerben. Der gesamte Erlös
geht der „Herz an Herz“ Stiftung
für todkranke Kinder zu! Ross
erzählte, dass im vergangenen
Jahr einige Kinder von den
Einnahmen der Puppe noch
einmal eine wundervolle Urlaubsreise antreten durften.
Die Zuschauer hatten auch die
Möglichkeit, Auszüge aus Ross`
Buch zu hören und sich nach
dem
offiziellen
Teil
noch
ausgiebig mit ihm zu unterhalten.
Ein ganz persönliches Highlight
stellte die offizielle Ernennung
zum Ehrenmitglied der Musicafriends
Stuttgart
dar!
Mit
Urkunde und Mitgliedsausweis
gehört nun Ross fest zum
Bestandteil des Clubs – er hatte
sich im Vorfeld ausführlich über
die Tätigkeiten des Fanclubs
informiert
und
die
bereits
erschienenen,
umfangreichen
Clubmagazine, gelesen. Diese
lobte er voller Begeisterung und
des weiteren sicherte er allen
Zuschauer zu, dass er sicher
oftmals Gast bei Veranstaltungen
der Musicalfriends in Stuttgart
sein wird! Er kehrt immer wieder
gerne an seine ehemalige
Wirkungsstätte zurück und da er
78
nun selbst eines der Mitglieder
ist, möchte er auch die tollen
Events persönlich miterleben!
Wer
im
September
beim
Kochwettbewerb „Das perfekte
Promi-Dinner“ bei Vox genau
hingesehen
hat,
konnte
erkennen, dass die Urkunde und
die
dazugehörige
Puppe
mittlerweile ein Ehrenplätzchen
bei Ross in der Wohnung
gefunden haben.
Gegen
18
Uhr
war
die
Veranstaltung offiziell beendet,
doch wer Ross kennt, der weiß,
dass er für alle wartenden Fans
noch ein offenes Ohr hatte und
selbst der letzte Foto- oder
Autogrammwunsch wurde noch
erfüllt!
Alle Anwesenden waren sich
einig: Die Lesung war ein voller
Erfolg.
„Eine
perfekte
Organisation,
ein
sehr
informatives Interview und Ross
so hautnah erleben, das war
einfach
klasse“,
so
das
Geburtstagskind Tamara (12
Jahre alt), die extra 1 Stunde
Fahrt auf sich nahm, um zu
Ross` Lesung zu kommen!
Wir sind sehr stolz, Ross nun als
Ehrenmitglied willkommen zu
heißen und freuen uns über ein
baldiges Wiedersehen! Für sein
Buch sowie seine weiteren
Projekte wünschen wir ihm alles
erdenklich Gute!!
Einen kleinen Vorgeschmack auf
„The Inside Me“ stellen auch die
Fotos auf dieser und den
nächsten
Seiten
dar,
die
weitgehend
dem
Buch
entnommen sind.
Interview mit Ross Antony
von Franziska Maier
Hattest du bereits als Kind den
Wunsch Sänger bzw. Künstler
zu werden oder gab es völlig
andere Pläne deinerseits?
Mein Vater war ein richtiger
Allrounder – er hat in einem
Musical rund 8 Rollen gespielt
und musste immer die „Löcher
stopfen“. Es waren zwar
kleinere Rollen, aber dennoch
wichtige. Er hieß „the man of
many parts“! Zwar war er nicht
so begabt wie wir Kinder, aber
er konnte gut singen. Ich muss
immer lachen, wenn ich an ihn
denke!
Dann bist du ja richtig
vorbelastet – erinnerst du dich
an deine erste Rolle, die du
gespielt hast?
Ross mit Oma Muffy
R. Ich wollte entweder Tierarzt
werden oder Polizist. Aber auch
Musicaldarsteller schwebte mir
vor, da meine Eltern immer
etwas mit Theater zu tun
hatten. Meine Mutter hat
Kostüme genäht und mein
Vater hat gesungen. Meine acht
Jahre ältere Schwester ging
zuerst den Weg, den ich später
einschlug. Sie wurde Künstlerin
und ich lernte aus ihren
Fehlern. Sie hätte gerne den
Beruf weiter ausgeübt, doch sie
wollte Familie und Kinder und
wurde Lehrerin. Doch auch in
diesem Beruf hat sie das
Gefühl, sie müsse eine Rolle
annehmen. Ein bisschen ist sie
neidisch, wenn sie mich auf der
Bühne sieht.
War deine Schwester ebenfalls
Sängerin?
R: Wenn du mich ehrlich fragst,
dann kann ich dir nur sagen,
dass meine Schwester im
Endeffekt viel talentierter als ich
ist. Sie kann Klavier spielen,
Gitarre etc. und sie singt richtig
gut. Ich finde es schade, dass
sie nicht mehr auftritt.
Dein Vater war ja auch auf der
Bühne…
Meine erste Rolle war im
Theatre on the Steps – es war
Pantomime. Ich spielte ein
kleines Kind. Mein erster Song
war „Help“ von den Beatles und
ich trat auf die Bühne mit
weißen
Strumpfhosen
und
kleinen Shorts, dazu ein T-Shirt
mit Logo. Ich war ca. acht
Jahre alt zu diesem Zeitpunkt,
der Auftritt war zwar nicht allzu
groß, aber es war ein Highlight
für mich! Meine Eltern im
Zuschauerraum jubelten und ich
sah sie – das hat mich doch
sehr gestärkt.
Man sitzt ja nicht wie in der
Schule den ganzen Tag am
Tisch und schreibt. Wir hatten
Theorie und Praxis. Ich stand
sehr früh auf, musste mich
aufwärmen, d.h. gegen 7 Uhr
morgens geht man in die
Schule
und
macht
ein
einstündiges Warm up. Danach
hatte man Stepptanz, Ballet
oder anderen Tanzunterricht.
Diese Kurse gingen meist 2
Stunden. Dann begannen die
Gesangsstunden
–
am
Nachmittag erneut Tanz, dann
Schauspiel. Ich musste auch
korrekte Aussprache lernen, da
ich am Anfang einen sehr
starken Dialekt hatte. Es
dauerte schon lange, bis ich
deutlich sprach. So wie auch
jetzt
mit
der
deutschen
Sprache. Ich versuche, sehr
deutlich zu sprechen.
Wurdest du von deinen Lehrern
gefördert oder warst du im
Chor?
Nein, nicht wirklich. Wir haben
jedes Jahr ein Schulmusical
aufgeführt.
Einmal
wurde
„Grease“ aufgeführt, ich habe
die Rolle des Roger bekommen.
Da musste ich mein Hinterteil
zeigen und alle jubelten stets.
Meist habe ich eher die
komischen Rollen gespielt. Erst
als ich dann in die Drama
School ging nahm ich es richtig
ernst, ein Künstler zu sein und
eine Karriere daraus machen zu
können. Ich arbeitete hart.
Wie kann man sich denn die
Ausbildung an der Drama
School vorstellen?
Die Ausbildung ging drei Jahre
lang, es war verdammt hart.
79
Im 2. Jahr führten wir auch
Musicals auf. Wir mussten uns
andere Shows ansehen, um das
Gefühl zu bekommen, wie es
wirklich ist, auf der Bühne zu
stehen.
Musicals,
deine
große
Leidenschaft – welche Stücke
hast du denn bereits besucht?
Eines meiner ersten Stücke war
„Cats“ – jeder sagte mir, dass
man unbedingt als Tänzer
dieses Musical ansehen müsse.
Starlight Express sah ich –
Joseph sah ich, damals noch
mit Jason Donovan. Les Mis sah
ich 4 oder 5 mal und weinte
stets an derselben Stelle. Ich
kaufte die CD´s und hörte sie
im Auto an. Annie get your gun,
My fair lady, Carousel und alles
Mögliche. Das Phantom der
Oper – doch da war ich wohl zu
klein, ich hatte es nicht richtig
verstanden. Ich fragte stets
meine Eltern, warum das
Phantom verschwunden war am
Schluss. Darum musste ich das
Stück
unbedingt
nochmals
sehen, als ich älter war!
Du hattest ja bereits in England
einige Rollen gespielt, doch wie
kam es dazu, dass du nach
Deutschland gekommen bist?
ich
freute
mich
darüber.
Ansonsten hatte ich mindestens
2 feste Shows pro Woche, was
mir in England nicht garantiert
wurde. Ich hatte diese Lust und
Leidenschaft, noch mehr zu
machen! Ich arbeitete weiter an
mir, damit die Leute mich ernst
nehmen.
Siehst du dich als Sänger,
Tänzer oder Schauspieler?
Am Anfang habe ich mich als
Allrounder gesehen, aber mit
der Zeit sahen mich die Leute
mehr als Sänger. Als Tänzer
war ich nicht schlecht, aber ich
lernte erst so richtig tanzen als
ich 16 war, andere lernen
bereits ab 10 Jahren Tanz. So
meldete ich mich als Sänger an!
Gibt es einen Unterschied
zwischen Auditions in England
und Deutschland?
© Stage Entertainment
Ich war noch nie zuvor in
Deutschland und wollte mir das
andere
Land
ansehen.
Außerdem hatte ich in England
nie eine Hauptrolle oder deren
Cover bekommen, ich war stets
sehr nah dran und hatte
Nebenrollen. Doch ich wusste,
dass ich gut genug bin für die
Hauptrollen. In England hatte
ich das Gefühl, ich wäre nur
eine
Nummer,
doch
in
Deutschland hatte ich das
Gefühl, ich bin ROSS, ich habe
einen Namen. Gut, meine erste
Rolle in Deutschland war auch
eine Ensemblerolle, doch dann
habe ich „Joseph“ bekommen
und war öfters auf der Bühne
als Cover. Andreas Bieber war
die Erstbesetzung und ich hatte
manchmal sogar die ganze
Woche zu spielen, wenn er
noch „Marienhof“ drehte und
In England treten viel mehr
Leute an – 1000e waren dort
und jeder wollte die Rolle. Hier
in Deutschland ist es nicht so
extrem.
Es
gibt
auch
Castwechsel, wo man eben
wieder eine neue Chance
erhält.
Lass uns über deine Zeit bei
„Popstars“ sprechen – die
meisten kennen dich ja aus
dieser Pro 7 Show – wie kam es
dazu, dass du zu diesen
Castings gegangen bist –
kanntest du die Sendung im
Vorfeld?
Als die 2. Popstars Staffel
startete hatte ich rund 5 oder 6
Jahre Musicals gemacht – und
ich glaube, es gibt bei jedem
Darsteller eine Zeit, in der man
sagt: Ich kann nicht mehr! 7
oder 8 mal in der Woche
spielen – das machte mich
fertig! Dann hatte ich noch das
Gefühl bei mir, dass aus der
anfänglichen
Leidenschaft
Routine, also nur noch ein Job,
wurde! Das wollte ich aber nicht
– ich wollte immer auf die
Bühne
gehen
und
das
80
besondere Gefühle haben, dass
ich es liebe und nicht als
Roboter
nur
funktionieren.
Darum entschied ich mich für
eine Auszeit.
Meine Mutter rief mich damals
an und erzählte mir von
Popstars – sie meinte, ich
könnte
da
richtig
gut
reinpassen. Eigentlich dachte
ich,
dass
ich
mich
nie
durchsetzen würde – 12 000
Leute, die antreten, um Popstar
zu werden, warum sollte gerade
ich es schaffen?
Aber dann ging ich dorthin, ich
hatte Spaß und kam immer
weiter und weiter…ich hatte
wirklich eine Chance! Die
Macher dachten wohl auch,
dass es interessant wäre, einen
Engländer in der Band zu haben
und so kämpfte ich ständig
weiter. Am Anfang sagte mir
die Jury jedoch, ich sei viel zu
sehr auf Musicals eingestimmt,
es war somit für mich noch viel
härter als für alle anderen. Ich
musste eben alle überzeugen,
dass ich auch Pop singen kann.
Erinnerst du dich noch an den
Song, den du bei der 1.
Castingshow gesungen hast?
Oh ja, ich habe „Angels“ von
Robbie Williams gesungen.
Da sagte Dee „Oh, eine
wunderschöne Stimme“ – und
ich kam weiter. Der 2. Song
war „Don´t let the sun go down
on me“ – den sang ich damals
schon mit Faiz zusammen, er
schaffte es ja auch in die
endgültige Band. Wir lieferten
eine Killer Performance ab und
ich hatte das Gefühl – cool, ich
fliege nach Ibiza!
Ein Problem gab es nur, da ich
damals noch bei „Hair“ war und
die Leute mich nicht gehen
lassen wollten. Ich musste
darum kämpfen, dass ich weiter
bei Popstars bleiben konnte –
irgendwie war mein Leben
immer ein Kampf.
Wer war bei der 2. Staffel die
Jury?
Das war Alex Christensen, Dee
und Nova Sow…Dee war mit
vollem Herzen dabei, Alex
freute sich schon auf seine
erste Single mit der neuen
Band, da er wusste, dass wir
erfolgreich werden…es gab
natürlich
auch
negative
Erlebnisse und Unehrlichkeiten,
aber das gehört zu diesem
Business dazu. Wir bekamen z.
B. zu hören, dass wir wie
Marionetten nur ausgenutzt
werden. Aber das war uns egal,
wir wollten unseren Traum
leben.
Zwar
hatte
es
Konsequenzen für jeden, so
haben wir alle auch Freunde
verloren, da die uns vorwarfen,
wir hätten uns verändert und
wären abgehoben. Aber das ist
immer Ansichtssache.
Dee kommt immer sehr streng
rüber – wie ist er denn wirklich,
wenn die Kameras aus sind?
Dee ist überhaupt nicht streng
oder hart – er wollte immer nur
das Beste für uns. Natürlich ist
auch Show für das Fernsehen
dabei. Allerdings ging er auch,
wenn die Kameras aus waren,
manchmal auf uns los, wenn
wir undiszipliniert waren, aber
das ist ja völlig ok!
Wurdet ihr rund um die Uhr
gefilmt?
Anfangs war das für mich sehr
schwierig, da die Kameras
einem direkt vor dem Gesicht
waren. Mit der Zeit gewöhnten
wir uns aber daran, sie waren
einfach da und wir haben es
genossen.
Wie lange dauerte es, bis die
endgültige
Band
Bro’Sis
zusammengestellt war?
Im Juli haben wir begonnen, im
November kamen wir ins
Fernsehen
–
5
Monate
insgesamt.
Ihr
mit
die
hat
seid wie eine Rakete sofort
eurem 1. Song „I believe“ in
Charts eingestiegen – wie
sich dein Leben verändert?
Es hat sich krass und extrem
verändert! Ich wusste ja
indirekt, was mich erwarten
würde, aber man kann es sich
nicht so genau vorstellen. Man
konnte nicht mehr auf die
Straße gehen, ohne von zig
Leuten
angesprochen
zu
werden. Wir waren in jeder TV
Show, bei allen Radiosendern,
waren 6 Wochen auf Platz 1!
Millionen von Zuschauern sahen
die Show und so konnten wir
natürlich nicht mehr unser
normales Leben leben.
Ihr ward alles sehr unterschiedliche Charaktere und ab
sofort nun Tag und Nacht
zusammen – ging das gut?
Es war sehr schwer – am
Anfang war es nicht so
schlimm, da wir alle für ein Ziel
kämpften und dafür lebten,
berühmt zu werden. Doch im
Laufe der Zeit wurde es immer
schwieriger. Wir lernten uns
kennen…Anfangs stritten wir
kaum, wir hatten auch ein tolles
Management, Anja Lukaseder,
die zur Zeit in der DSDS Jury
sitzt. Das Team kümmerte sich
anfangs ständig um uns, wir
waren also nie alleine für uns –
wir hatten immer Leute um uns.
81
Doch als diese offizielle Popstars Zeit vorbei war, merkten
wir, wie unterschiedlich wir alle
sind. Bei unserem 2. Album
kam
es
besonders
zum
Vorschein, als wir die Wahl
hatten, welche Songs wir
singen möchten. Shaham wollte
vorwiegend Rap, ich wollte Pop,
Faiz Soul usw.
Indira stieg zuerst aus…
Ja, doch die Presse hat es völlig
falsch dargestellt. Sie wollte
sich einfach mehr auf sich
konzentrieren und hatte keine
Lust mehr, dauernd zu reisen
und nur aus dem Koffer zu
leben, evtl. eine Modelkarriere
beginnen. Doch es wurde so
dargestellt, als hätten wir
gesagt, sie würde nicht mehr zu
uns passen. Ich war sehr
traurig als sie ging, ich weinte,
da sie meine Bezugsperson war.
So mussten wir uns neu
strukturieren.
Ihr wolltet keine neue Sängerin
dazu holen?
Nein, auf keinen Fall – das wäre
nicht mehr Bro’Sis gewesen!
Existiert Bro’Sis nun eigentlich
noch?
Als Band nicht direkt – wir
haben 4 Jahre sehr intensiv
gearbeitet und wollten dann
auch aufgeben. Doch wir
überlegten, dass wir nicht wie
die No Angels komplett Schluss
machen, sondern uns eine Türe
offen halten. Im Endeffekt fing
jeder mit Soloprojekten an – ich
habe
Musicals
gemacht,
Giovanni Moderation, Hila trat
mit Live Bands auf – wir kamen
dann noch mal zusammen und
sprachen über die Zukunft. Da
beschlossen wir, dass mit
Bro’Sis Schluss ist. Es kann aber
durchaus mal sein, dass wir
auch ein Comeback machen,
wie die No Angels dieses Jahr.
Welche Erfahrungen konntest
du mitnehmen aus dieser Zeit?
Sehr viele – ich kann besser mit
Menschen umgehen, ich lernte,
geduldiger zu sein, ich arbeitete
an
meiner
Stimme
und
Persönlichkeit.
Ich
lernte,
ehrlich zu sein, ich verliebte
mich in Paul und durfte auch
über diese Liebe reden und zu
ihr stehen! Zu Bro’Sis Zeiten
durfte ich das nicht!
Dein Buch ist nun eine
Verarbeitung der Erlebnisse?
Wir haben das schon überlegt…vielleicht veröffentliche ich
ein Kinderbuch, allerdings ist es
nur ein Zukunftsgedanke, der
noch längst nicht beschlossen
ist!
Wie lange dauerte es, deine
Biographie zu schreiben?
Gut 1,5 Jahre – ich erzählte der
Autorin Nadja meine Geschichte
und manchmal hassten wir uns
auch, da ich viel erzählte und
wir dann diskutierten…doch es
war ein sehr wichtiger und
wertvoller Prozess. Ich gab viel
von mir preis!
Mein Ziel war es, dass meine
Biographie ehrlich ist. Und ich
glaube, dass die Leute, die mich
kennen wissen, dass alles, was
darin steht, echt ist und nichts
Erfundenes! Es werden zwar
Themen für die Sensationspresse in den Vordergrund
gestellt, doch das ist normal.
Dennoch wollte ich keine
aufreißerische Biographie haben
– es ist sehr gefühlvoll
geschrieben.
Hast du keine Befürchtungen,
dass deine Kollegen Negatives
über dein Buch sagen könnten?
Nein, das glaube ich nicht. Ich
habe auch keine Angst davor –
viele können mich nicht leiden,
aber das ist ja bekanntlich
überall so!
Es ist keine Abrechnung! Ich
wollte schon seit längerem ein
Buch schreiben, zeigen wer
Ross Antony ist. Allen zeigen,
dass man es schaffen kann,
obwohl mein Leben auch aus
Schattenseiten bestand – es soll
allen Mut machen. Man soll nur
zu sich stehen und sich treu
bleiben!
Könntest du dir vorstellen noch
weitere Bücher zu schreiben,
diesmal
eher
Geschichten,
Romane etc.?
bei Elisabeth und so kam mir
die Idee, dass man doch Sisi als
Playmobil Figur machen könnte.
Du standest Pate für die Aktion
„Elisabeth“ aus Playmobil – du
sammelst auch Playmobil –
darum die nahe liegende Frage:
War die Aktion deine Idee?
Ich engagiere mich immer für
gute Zwecke und bin stets
bereit, etwas für Kinder oder
Kranke zu tun! Auch in England
engagierte ich mich für Tiere in
Not.
Wenn man berühmt ist, kann
man noch viel mehr tun. Zuerst
wollte ich eine Ross Figur aus
Playmobil, doch das ging nicht.
Doch zu dieser Zeit spielte ich
82
Ich malte den Entwurf und die
Leute dort waren begeistert und
fertigten die Puppe nach
meinen Skizzen an – der
Verkauf lief ganz toll! Allerdings
wird es nicht nochmals solche
Aktionen geben – die Puppen
sind limitiert – also gut
aufheben!! ☺
Ich bin ja ein großer Sammler –
als ich die Harry Potter Lego
Figuren sah, musste ich die
unbedingt kaufen oder zu
Hause habe ich eine Fabuland
Sammlung, das kennt so gut
wie keiner – aber ich halte es
wie Tabaluga: Irgendwo tief in
mir, bin ich ein Kind geblieben!
Nachdem
das
Stichwort
Fabuland fiel, gab es kein
Halten mehr für Ross – ich
selbst hatte im Keller noch eine
Kiste mit Fabuland aus den 80er
Jahren –so wurde das Interview
beendet und wir wühlten in
Figuren und Bausteinen – aber
genau das ist es, was Ross zu
einem so liebevollen Menschen
macht!
Wir wünschen Ross alles
erdenklich Gute für seinen
zukünftigen Weg, den wir
natürlich stetig mitverfolgen
werden!
Bei
„Elisabeth“
knüpften wir den ersten Kontakt
und mittlerweile ist es eine sehr
nette Freundschaft geworden,
die wir alle nicht missen
möchten!!
Ross, see you soon!
Blauer Himmel, blaue
Männer und ein
weisser Teppich
- die Blue Man Group
erobert Oberhausen!
Bericht von Ingrid Kernbach
Irgendwie kam es mir so vor, als
wäre die Zeit stehen geblieben.
Hatten wir nicht gerade noch
Premiere und dann die Derniere
von „ Die Schöne und das Biest“
hier in Oberhausen gefeiert?
Passend zu den blauen Männern
lachte die Sonne vom strahlend
blauen Himmel herab auf den
weißen (!!!) Teppich. So fiel das
Warten auf die prominenten
Gäste auch nicht wirklich schwer.
Statt weiss vor Kälte wurde der
ein oder andere Dank der Sonne
eher ein bisschen rot.
Die Einladung zur Premiere „als
Gast“ hatte mich völlig überrascht
und ich weiß bis heute nicht, wie
ich zu dieser Ehre gekommen
bin. Aber da ich nicht der Typ bin,
der gerne über den Teppich läuft,
gesellte ich mich zusammen mit
Dietmar Hostermann zu den
wartenden Fotografen.
Unter den Prominenten diesmal
viele Serienstars und Comedians. An Musicaldarstellern
entdeckten wir Ross Anthony mit
seinem Partner, von „Dirty
Dancing“ Martin van Bentem mit
Begleitung und Nadine Schreier
in Begleitung von Thomas
Hohler, die sich der "blauen
Gefahr" tapfer stellten. Die
beiden wurden von den Blauen
Männern mit einer Rikscha über
den weißen Teppich gefahren
und
Nadine
dann
fröhlich
umgarnt. Einer der Blauen
untersuchte auch noch ihr
Handtäsch’chen. "sie wollen doch
nur spielen" war der Kommentar
eines Zuschauers und man kann
es wohl wirklich so sagen.
Angenehm ist,
daß sie die Leute
nicht lächerlich
machen, sondern
wirklich mit ihnen
spielen. So
tauchten die 3
plötzlich,
bewaffnet mit
kleinen
Einwegkameras
zwischen den
wartenden
Fotografen auf
und fotografierten diese.
Dabei kennen sie keine Berührungsängste und auch anfassen ist durchaus erlaubt.
Bei näherem Hinsehen fällt dann
auch auf, das sie über die
Gesichter eine Maske tragen, die
mit blauer Farbe (die auch
abfärbt) angemalt ist. Dadurch
sind
die
Gesichter
völlig
ausdruckslos, dafür sprechen die
braunen und grünen Augen aber
eine umso deutlichere Sprache.
Nachdem die prominenten Gäste
eingetroffen waren, betraten
auch wir das Theater und wurden
mit einem Glas Sekt empfangen.
Vor der Show wurden für Leute
mit sensiblen Ohren blaue
Ohrstöpsel angeboten. "Ich mag
Musik, auch wenn sie laut ist"
paßt hier wirklich. Denn die Show
ist ein Klang-, Farb- und
Lichterlebnis. Man staunt, mit
und auf was man alles Musik
machen
kann,
wie
viele
Farbbällchen jemand mit dem
Mund fangen kann und wie sich
das Auge täuschen läßt.
Zuschauer in den vorderen
Reihen bekommen vorsorglich
einen Overall, denn schon bei
der
ersten
Nummer
wird
ordentlich Farben verteilt. Aber
wer sich in den hinteren Reihen
sicher fühlt, der irrt. Die blauen
Männer klettern auf der Suche
nach Mitstreitern gern auch mal
über die Reihen hinweg.
Da die Gags jedoch eher harmlos
(manch einer mag auch Blödsinn
sagen) sind, macht man sich
nicht unbedingt zur Lachnummer
des Abends, wird man mal zum
“spielen”
aufgefordert.
Das
Premierenpublikum in Ober-
83
hausen war auf jeden Fall
begeistert und nachdem man
sich
wieder
aus
den
Papierbergen herausgearbeitet
hatte, gab es dann auch jede
Menge Standing Ovations.
Nach der Show ging es dann mit
dem Feiern weiter. Dabei gab es
super interessante Sachen zu
Essen, Minzblätter in Stickstoff
gekühlt, Eislutscher mit Schokolade, Olivenöl und roter Beete,
Wackelpudding mit Wodka und
viele feine Sachen mehr. Für
manch einen änderte sich die
Farbe blau dann in einen
Zustand.
Als Resümee kann man sicher
behaupten, daß die Blue Man
Group
nicht
jedermanns
Geschmack sind. Aber wenn
man einen lustigen und unbeschwerten Abend haben will und
Rockmusik mag, dann ist diese
Show sicherlich genau das
Richtige.
Ende Februar haben wir dann ja
auch in Stuttgart die Möglichkeit,
„blau“ zu machen, auch wenn
dafür leider unsere viel geliebten
Musketiere
gehen
müssen.
Inwieweit die Blauen der Grünen
(Hexe) Zuschauer wegnehmen,
bleibt die nächste spannende
Frage.
Der Studentenprinz
von Heidelberg
ist eine Operette und wurde bereits
1924 am New Yorker Broadway
uraufgeführt.
Sie beruht auf dem Buch „Alt
Heidelberg“
und
erzählt
die
Geschichte
des
deutschen
Thronerbens Kronprinzen Karl
Franz von Karlsberg (natürlich ist
das Königsreich nur eine Fiktion).
Karl Franz reist mit seinem
Hofstaat nach Heidelberg, um dort
zu studieren und lernt dabei die
hübsche
Wirtstochter
Kathie
kennen, in die er sich verliebt. Mit
den anderen Studenten genießt er
die Freiheit des Studentendaseins,
bis ihn die Pflichten wieder
einholen. Sein Vater stirbt und er
© Ingrid Kernbach
muss zurück an den Hof, seine
Liebe
zu
Kathie
wird
der
Staatsräson geopfert, er heiratet
eine Frau von Adel, die ihn genau
so wenig liebt wie er sie.
Höhepunkt
und
gleichzeitig
trauriges Ende ist das Duett „Deep
in my Heart“.
Das Stück steht
schon seit Jahren
auf dem Spielplan
der
Heidelberger
Schloßfestspiele und
war der Grundstein
zu
Kevin Tartes
Karriere
in
Deutschland.
Und
da er dieses Jahr
wieder Karl Franz
spielen
sollte,
entschloss ich mich
ziemlich
spontan,
am 28. Juli (einen Tag nach
unserem
3M-Treffen)
nach
Heidelberg zu fahren.
Durch einen glücklichen Zufall
bekam ich sogar noch eine Karte in
der ersten Reihe. Das Wetter
spielte auch mit, obwohl es mittags
noch geregnet hatte, und das
Heidelberger Schloss ist eine
großartige Kulisse für ein so
romantisches
Stück.
Die
Vorstellung fand im Schlosshof
statt (wie ich später erfuhr, war es
die einzige Vorstellung im Freien,
da alle anderen wegen schlechten
Wetters ins Schloss verlegt oder
abgesagt wurden).
Die erste Szene spielte im
Gasthaus, in dem sich die
Studenten
mit
der
schönen
Wirtstochter
unterhielten.
Und
dann
kam
der
Prinz
„standesgemäß“
in
einer
zweispännigen Pferdekutsche an
... ein toller Anblick, nicht nur die
© Ingrid Kernbach
Kutsche mit den Pferden, sondern
auch Kevin, im langen Mantel mit
Hut.
Das Stück selbst plätscherte so vor
sich hin, die Darsteller, die ohne
großartige
Lautsprecherverstärkung sangen,
waren teilweise nicht so gut zu
verstehen. Dafür war Kevin,
besonders
in
seiner
Phantasieuniform,
ein
echter
Augen- und Ohrenschmauß. Kein
Wunder, dass er damals wie heute
alle Frauenherzen im Sturm
eroberte.
Alles in allem war’s ein schöner
Abend,
den
wir
in
einem
gemütlichen Restaurant in der
Nähe des Schlosses ausklingen
ließen.
Ingrid Kernbach

Ein Marathonlauf zugunsten
der Kinderkrebshilfe
Halblech Auf der Buchenbergalm (bei Füssen) gab es
beim jüngsten Gala-Dinner mit
den Musical-Darstellern Janet
Marie Chvatal und Marc
Gremm
eine
besondere
Überraschung: eine Spende für
die Kinderkrebshilfe Ostallgäu,
für die sich Chvatal seit langem
einsetzt. Winfried Gössler,
Lehrer an der Füssener
Hauptschule wollte einmal im
Leben einen Marathon laufen.
Er tat das beim König-LudwigMarathon in Füssen. Pro
gelaufenen Kilometer spendete
er einen Euro. Lehrerkollegen
und Freunde liefen zwar nicht
mit, aber spendeten ebenfalls.
So kamen genau 421,95 Euro
zusammen.
Gössler kennt Chvatal von der
Karlheinz-Böhm-Gala für dessen Äthiopienhilfe. Und so kam
er auf die Idee, diese Spende
bei der Veranstaltung auf dem
Buchenberg überreichen zu
lassen – durch Fabian Heiserer,
einer seiner Schüler und selbst
Opfer der heimtückischen
Krankheit. Die Spende machte
an diesem Abend Schule, denn
84
ein Gast sammelte noch
weitere 142 Euro für diesen
guten Zweck.
Brigitte Lohmeier
Die etwas andere
Musical-Gala mit dem
KJO Ludwigsburg
von Ingrid Kernbach
Fast schon legendär sind die
Konzerte des KreisjugendOrchesters Ludwigsburg unter
der Leitung von Stadtmusikdirektor Roland Haug im
Ludwigsburger Forum. Und so
ist es auch absolut verständlich,
wenn die Veranstaltung am 5.
Mai 2007 innerhalb kürzester
Zeit ausverkauft ist und sogar
ein Wiederholungskonzert am
nächsten Tag angesetzt werden
muß und auch dieses bis auf
wenige Plätze voll besetzt ist.
Aber wen wundert’s, denn wo
bekommt man schon eine
Musicalgala mit vier hochkarätigen Stars, begleitet von
einem excellenten Orchester
mit 80 jungen Leuten, zu sehen
und zu hören. Und, obwohl der
Schwerpunkt auf dem Thema
Musical liegt, konnten die 4
Künstler – Janet Marie Chvatal,
Kaatje Dierks, Kevin Tarte und
Marc Gremm – auch zeigen,
daß sie mehr können als „nur
Musicals“ singen.
(im Hinblick auf die Tournee
des KJO im August durch
Korea).
Danach kamen dann zum
ersten mal die 4 Interpreten mit
„There’s no business like
Showbusiness“ aus „Annie get
your gun“. „Eine romantische
Hochzeit“ wünschte sich Kaatje
Dierks von Kevin Tarte. Die
beiden sorgten mit Ihrem Duett
gleich für gute Stimmung.
Besonders Kaatje mit Cowboyhut und –stiefeln war ein netter
Anblick.
Von der schießwütigen „Annie“
ging es direkt in die „geliebten
Berge“
von/aus
„König
Ludwig²“, gesungen von Marc
Gremm, danach das Duett „In
Palästen geboren“ zusammen
mit Janet. Beide trugen ihre
Kostüme aus dem Musical.
Und wenn der Abend dann
beginnt, können nur Musikkenner ahnen, wie viel Arbeit es
gekostet hat, wie viele Proben
nötig waren, um dieses tolle
Programm auf die Bühne zu
bringen. Eine Meisterleistung
des Dirigenten und der vielen
jungen Musiker, die mit großer
Disziplin bei der Sache sind.
Los
ging’s
mit
dem
schwungvollen
„Merry-goround“ und „Variationen über
ein koreanischen Volkslieds“
Weiter ging es mit Kevin Tarte
und „This is the Moment“, dem
fantastischen Duett von Janet
und Kaatje „When you believe“,
„With a Song in my heart“ und
„Schau was Liebe ändern
kann“, beide Titel gesungen von
allen 4 Interpreten.
Gerade
diese
besonderen
Arrangements der Lieder, die
von Roland Haug extra für die
vier Interpreten geschrieben
werden, machen den besonderen Reiz der Veranstaltung
aus.
85
Mit „Was ist mit meinem Part
geschehn“
bewies
Kaatje
einmal mehr ihr komisches
Talent. Sie hat den Titel, der
aus dem Musical „Spamalot“
stammt, selbst aus dem
Englischen übersetzt.
Einmal mehr brachte Kevin
Tarte mit seiner wunderschönen Stimme das Publikum
mit „Without you“ zum jubeln.
Danach beschwor Janet mit
„Könntest du nur wieder bei mir
sein“ das „Phantom der Oper“
herbei und bekam dann gleich 2
Phantome – nämlich Kevin und
Marc – zum „Phantom der
Oper“. Von beiden Seiten
kamen die Herren durch den
Saal
herein,
sehr
zur
Begeisterung des Publikums.
Für die passende Dekoration
sorgten die Schlagzeuger, die
sich
mit
2
riesigen
Kerzenleuchtern
bewaffnet
hatten.
In der folgenden Pause konnte
man im Foyer viele begeisterte
Kommentare hören.
Nach der Pause ging es mit
dem Kreisjugend-Orchester auf
den „Pilatus – dem Berg der
Drachen“ (er liegt übrigens in
der
Schweiz).
Wunderbar
gefühlvoll gespielt, konnte man
den das Rauschen des Windes
ebenso
hören,
wie
das
Erwachen des Drachens, der
durch
die
Bergwanderer
geweckt wird. Ein echtes
Gänsehautgefühl.
Danach gab’s eine „Bella Notte“
mit Janet, Marc und Kevin. Und
dann
wieder
die
wandlungsfähige Kaatje als
Edith Piaf mit „Milord“ und „Non,
je ne regrette rien“.
Kevin Tarte bat „Save
the last dance for me“
und
brillierte
anschließend mit dem
Titel „Sway“.
Nach diesen Highlights folgte gnadenlos
das nächste: das KJO
spielte Filmmusik von
Charly Chaplin. Weiter
ging’s
mit
„The
Impossible Dream“ , gesungen
von Marc, „Wenn ich tanzen
will“ mit Janet und Marc und
dem wunderschönen Titel „Vivo
per lei“ mit Kaatje und Kevin.
An den großen Frank Sinatra
erinnerte Kevin Tarte mit „My
way“ . Das offiziell letzte Lied
wäre „You’ll never walk alone“
mit allen 4 Interpreten gewesen,
doch
natürlich
ließ
das
Publikum dies nicht zu. Es gab
Blumen, Geschenke, natürlich
tosenden Applaus und Standing
Ovations und so folgte als
Zugabe ein weiterer Knaller. „O
sole mio“, angestimmt von Marc
und Kevin, doch die beiden
Damen
drängten
sich
dazwischen und trillerten in
höchsten Tönen mit.
Danach wurde vom Publikum
auf das heftigste mitgeklatscht,
denn „Funiculi-Funicula“ wurde
erst gemütlich dann in einem
rasanten Tempo dargeboten.
Auch „there’s no business ...“
mußte wiederholt werden und
der Applaus wollte gar nicht
enden.
Schön, dass es inzwischen eine
Highlight-CD von diesem Abend
gibt, die man bei Roland Haug
bestellen kann. Und natürlich
darf man sich auch schon auf
das nächste Konzert am 12.
April 2008 und die vielen
schönen
Melodien
freuen.
Welche Interpreten dabei sein
werden und welches Motto die
Gala hat, ist noch geheim, aber
wir lassen uns doch gerne
überraschen!

Wickedly Popular
Was macht ein Musical-Fan,
wenn er 3,5 Monate in der
Nähe von London wohnt? Klar,
Musicals besuchen! Und auch,
wenn die Premiere von Wicked
im Palladium Theater schon in
die nahe Zukunft gerückt
war….nach
annähernd
3
Jahren „Wickedness“ nur auf
CD, war der Drang groß, die
englischsprachige
Version
einmal zu sehen, bevor ich
mich ganz der deutschen
widmen konnte.
Also fahre ich morgens zur
Victoria Station um meine
Studentenkarte zu holen. Und
das erste was ich sehe? Eine
lange Schlange vor der Kasse,
die erst in ca. 20 Minuten
aufmacht. Ich hätte mich
genauso gut in Stuttgart
Hamburg oder Berlin an der
Stagedoor befinden können.
Wicked hat London im Sturm
erobert und schon eine riesige
Fangemeinde bekommen.
Das heißt: Wer gute Fantickets
haben möchte, sollte früh
kommen und am Besten
Gesellschaft mitbringen.
Nachdem ich dann meine Karte
(Reihe O Platz 15, also genau
in der Mitte des Parketts)
abgeholt hatte, vertrieb ich mir
die Zeit ein wenig bei Harrods
(hmm,
welchen
antiken
Schreibtisch soll ich kaufen?...),
bis ich endlich das Theater
betreten konnte.
Ich nehme an, dass sich das
Bühnenbild zwischen London
86
und Stuttgart wenig unterscheiden wird. Schon wenn
man ins Theater kommt, lassen
einen die beeindruckenden
Aufbauten staunen. Und ganz
oben thront der mächtige Time
Dragon (dessen Rolle im Stück
ja allerdings so klein ist, das
man die Erwähnung des
Namens in der ersten Szene
leicht verpassen kann).
Das Schöne an der englischen
Produktion ist natürlich das
British English. Der einzige
amerikanische Akzent taucht
beim Zauberer von Oz auf, dem
großen Blender und Verfolger
der Tiere. Zufall? Absicht? Ich
konnte den Darsteller leider
nicht sprechen, aber es lässt
auf jeden Fall Spielraum zur
Interpretation. Auch sehr nett ist
der Dialekt von Boq, bei dem
ich auf irisch tippen würde. Er
unterstützt seine gut gespielte
Naivität noch mehr.
Es gibt wenige Rollen, bei
denen das Publikum schon
beim ersten Auftritt mit Jubel
reagiert. Herbert aus Tanz der
Vampire gehört dazu und
eindeutig Elphaba. Sie muß
noch nicht einmal einen Laut
von sich gegeben haben und
die Fans brechen in Applaus
aus. Entschädigt zumindest für
den kalten Empfang in Shiz.
Viele haben im Vorfeld gesagt:
uhh, Wicked, das funktioniert in
Deutschland nicht. Hier kennt ja
keiner den Film, auf den sich
die
ganzen
Anspielungen
beziehen. Jetzt kann ich
allerdings sagen, dass viele der
Anspielungen
auch
beim
englischen
Publikum
nicht so ankamen und
es nicht zum Lachen
brachten. Zum Beispiel
Elphabas „There´s no
place like home“ bei
Nessarose im Zimmer.
Und dennoch lieben
alle
das
Stück!
Vielleicht lag es aber
auch an einem hohen
Fananteil im Publikum,
dass die Witze schon
bekannt waren. Es ist
schade,
da
diese
Rückbezüge quasi wie
ein Insider-Scherz zu dem
besonderen Reiz des Stückes
gehören. Aber es geht auch
ohne, solange Glinda den Witz
ihrer Rolle gut rüberbringt. Und
das hat bei Dianne Pilkington
eindeutig funktioniert. Ich hätte
nicht gedacht, dass ich so einen
„blonden“ Charakter so mögen
könnte.
Sie
ist
herrlich
überdreht, wird aber nie nervig.
Auch
beeindruckend
ihre
gesangliche Leistung bei den
hohen Stellen.
Kerry Ellis als Elphaba hat viel
Energie,
ein
sehr
gutes
Schauspiel, absolut überzeugend. Klein, ein bisschen
stupsnasig, ist sie einem von
Anfang an sympathisch, lässt
aber bei „Defying gravity“ und
„No good deed“ die ganze Kraft
ihrer Stimme wirken und sorgt
so für die beeindruckendsten
Szenen des Stückes.
Absolut begeistert war ich von
dem
Timing
der
beiden
Hauptdarstellerinnen bei „What
is this feeling“. Hier bewegen
sich die beiden und das
Ensemble über die gesamte
Bühne, kommen zusammen
und gehen wieder auseinander
und sorgen gleichzeitig durch
ihre Interaktionen miteinander
dafür, dass ihre gegenseitige
Abneigung auf komische Art
und Weise verdeutlicht wird.
Diese Szene wird sicherlich
eine meiner Lieblingsszenen
bleiben.
Auch der Rest des Ensembles
ist gut besetzt. Die männlichen
Rollen spielen in Wicked ja zur
Abwechslung
mal
eine
Nebenrolle. Oliver Tompsett hat
mir stimmlich sehr gut gefallen,
auch wenn ich mir für ihn
bessere Kostüme als Fiyeros
Hosen vorstellen könnte.
Was man nur vom Hören der
CD nicht wissen kann, ist,
wieviel Witz tatsächlich in
Wicked steckt, denn der kommt
hauptsächlich in den Dialogen
zum Vorschein.
„We can´t all come and go by
bubble“ und “Well... a regime
change. Caused by a bizarre
and unexpected twister of fate”
87
sind da die besten Beispiele.
Höhepunkt ist meiner Ansicht
nach der Streit zwischen
Elphaba und Glinda nach der
Ankunft von Dorothy. Gerade
hier frage ich mich, wie
Manches übersetzt werden soll,
ob
man
den
Witz der
Originalversion treffen kann.
Ja, ich hätte in London eines
der 20 anderen Stücke ansehen
können. Eines, das nicht bald in
Stuttgart laufen wird, wie z.B.
Spamalot. Dennoch habe ich es
keine Sekunde bereut, Wicked
in der Originalversion gesehen
zu haben. Das Stück ist jeden
Penny wert!
Und ich freue mich auf die
deutsche Produktion! Was ich
von
der
Cast-Präsentation
hören konnte lässt mich
glauben, dass diese Cast für
mich die englische noch
übertreffen kann.
Zum Schluß möchte ich
noch für diejenigen, die
noch nichts davon gelesen
haben auf einen weiteren
Geniestreich von Stephen
Schwartz hinweisen: Wie
gesagt, im Stück kommen
allerlei Anspielungen auf
den
Musical-Film
„Der
Zauberer von Oz“ vor.
Allerdings nicht nur im Text.
Hört man sich die Melodie
des Teils „unlimited……my
future is….unlimited“ genau an,
fällt auf, dass er hier die ersten
7 Töne von „Somewhere over
the rainbow“ verwendet hat und
nur den Rhythmus veränderte.
(Übrigens nur die ersten 7
Töne, da dies wohl die
maximale Anzahl ist, die man
ohne
Verletzung
der
Urherberrechte kopieren darf).
Dieses Thema taucht immer
wieder im Stück auf. Eine sehr
gelungene Homage an den
Film.
H. Enny
Viva Las Vegas –
zauberhaft musicalische
Reise in die Wüste
von Ingrid Kernbach
Wie soll man Las Vegas
jemanden beschreiben, der
noch nie da war? Denn es gibt
nichts Vergleichbares auf der
Welt.
Schon beim Landeanflug zeigt
der Blick aus dem Flugzeug
tausende kleiner Häuschen,
jedes mit einem Swimmingpool davor, inmitten von Sand
und Bergen, die in allen
Farben leuchten, von rot über
gelb, weiß und schwarz. Von
der Landebahn aus sieht man
dann die ersten riesigen
Themenhotels,
angefangen
beim goldfarbenen Mandalay
Bay
über
die
schwarze
Pyramide des Luxors mit der
Sphinx davor, den bunten
Türmchen des Excalibur, das
grüne MGM und der Skyline
von „New York“. Und dies sind
nur einige dieser unglaublichen
Hotels,
die
den
berühmten „Strip“ säumen.
Ich flog am 11. Oktober mit
der Condor non-stop ab
Frankfurt und kam knapp 12
Stunden später in Las Vegas –
zum ersten mal auf dem
internationalen Terminal – an.
Im Gegensatz zu dem nationalen Teil war es hier viel
ruhiger und bescheidener. Ein
Shuttlebus – und auch das ist
neu – brachte mich dann zu
einem Terminal für Mietautos,
in dem alle Anbieter vertreten
sind.
Mein Auto entpuppte sich als
Mini-Van, mit dem ich mich
genüsslich in den Stau auf
dem Strip einsortierte. Der
dichte
Verkehr
ist
für
„Touristen“
insofern
von
Vorteil, daß man in aller Ruhe
links und rechts die Hotels
anschauen kann. Aber wenn
man es mal eilig hat, ist das
nicht der richtige Weg. Da ich
schon öfters in Las Vegas war,
kenne ich auch die Schleichwege.
Am Freitag Abend hatte der
Fanclub von Siegfried und Roy
im Hotel Mirage eine Suite
gemietet und dort eine
Kennenlern-Feier organisiert
und am Samstag besuchten
wir dann gemeinsam den
Secret Garden, in dem die
weißen Löwen und Tiger von
Siegfried und Roy zuhause
sind. Abends gab es wieder
ein
Diner
in
einem
italienischen
Restaurant im
StratosphereTower mit
einer großen
Tombola. Aber
eigentlich
fieberten wir
alle dem
Sonntag
88
entgegen, an dem Siegfried
und Roy zum K9-Trial, einem
Training der Hundestaffel der
Polizei von Las Vegas kommen
sollten. Und sie kamen!!!!
Aber nicht nur das. Nachdem
sie an die Hundeführer Preise
in den unterschiedlichsten
Kategorien verliehen hatten
und nach dem Hans Klok (das
ist ein Zauberer aus Holland,
der zur Zeit in Las Vegas
große Show mit Pamela
Anderson als Stargast hat) uns
magisch verzaubert hatte,
durften wir in die Arena und
mit Siegfried und Roy Fotos
machen. Es hat mich sehr
gerührt, Roy nach 3 Jahren
endlich wieder zu sehen und
ich hatte den Eindruck, dass
sich beide auch freuten, mich
zu sehen.
Von der Arena ging es ins
Hofbräuhaus von Las Vegas,
wo wir Siegfried und Roy und
Hans Klok wieder trafen.
Siegfried, gebürtiger Bayer,
hatte sichtlich Spaß und
dirigierte dann noch die Band,
während Hans Klok mit den
Fans fröhlich eine Polonäse
durchs Hofbräuhaus anführte.
Roy saß währenddessen am
Tisch und beobachtete das
Treiben. Es ist schön, zu
sehen, welch einen Lebensmut
er hat, nach allem, was er
durchmachte.
Ganz nah ist das Phantom
der Oper ....
Ab Montag war ich dann
endlich mein eigener „Herr“
und konnte mir meinen
Tagesablauf selbst einteilen.
Dazu gehörte am Abend ein
Besuch beim „Phantom der
Oper“, das im „Venetian“
(Venedig)
sein
Quartier
bezogen hat.
Vor dem Hotel gibt es den
Canale Grande, auf dem
Gondeln (in Originalgröße)
fahren, vorbei am Dogenpalast
und der Rialtobrücke. Betritt
man das Hotel und folgt dem
Kanal, gelangt man auf den
Markusplatz, auf dem zur
vollen Stunde Gaukler und
Minnesänger auftreten. Aber
auch so hört man immer
wieder italienische Lieder,
gesungen von den Gondolieri.
Das Phantom-Theater befindet
sich im unteren Teil –
eigentlich die Straßenebene.
Vor dem Eingang wurde die
Maske in Mosaiksteinen in den
Boden eingearbeitet – Durchmesser mindestens 2 Meter.
Und dann kommt man in den
Saal und blickt hinauf in die
riesige Kuppel, die einem
echten Opernhaus gleicht. An
den Seiten sind Logen, vor der
Vorstellung mit Vorhängen
abgedeckt, in denen Puppen
als Zuschauer dem Ereignis
auf der Bühne folgen.
Der Clou ist jedoch der
Kronleuchter, von dem 3
einzelne Teile wie Ufos quer
über dem Zuschauerraum
hängen, während das 4. und
größte Teil auf der Bühne
liegt. Wie wir es schon
kennen, fährt das Teil nach
der Versteigerung zur Decke.
In Las Vegas jedoch ist dies
natürlich spektakulärer, da
sich die Teile in der Luft
miteinander verbinden und
dann in die mindestens 10
Meter hohe Kuppel fahren.
Wie es sich für eine Show in
Las Vegas „gehört“, beträgt
die Dauer des Musicals nur 90
Minuten und eine Pause gibt
es nicht. Natürlich sind alle
„Highlights“ noch da, aber es
fehlen
m.M.
nach
viele
Elemente, die die Geschichte
plausibler machen würden.
So fehlt z.B. in „Il Muto“ , in
der Christine ja zunächst den
stummen Liebhaber spielt, der
zweite Teil, in dem sie dann
die
Rolle
der
Carlotta
übernimmt, auch das Solo des
Alten ist der Kürzung zum
Opfer gefallen. Und weil es
keine Pause gibt, fällt auch
der
Kronleuchter
nicht
herunter, sondern er wackelt
nur sehr heftig und in der
Mitte hängt das Phantom in
schwindelnder Höhe.
Was auch ein schaurigschöner Effekt ist: dass
Phantom ringt hoch oben auf
einer
Brücke
mit
dem
Bühnenarbeiter, legt ihm die
Schlinge um den Hals und
schmeißt ihn runter. Hier
kommt
mal
wieder
der
Stuntman ins Spiel.
Statt der Pause gibt es einen
Bühnenfeuerwerk vor dem
Opernhaus, das als Kulisse auf
der Bühne erscheint. Die
Herren André u. Firmin
kommen unter der Loge
heraus in den Zuschauersaal
und dann geht es auf der
Bühne mit dem „Maskenball“
weiter. Von nun an geht es
rasend schnell dem Ende der
Geschichte zu.
Nach der Grabszene geht’s
fast direkt mit „Don Juan“
(ohne
die
Übungsstunde)
89
weiter. Hier
Szenen:
die
einzelnen
Nach dem Prolog mit der
Versteigerung geht’s wie folgt
weiter
1. Probe “Hannibal”
2. Auftritt Christine “Denk an
mich”
3. Christine’s Garderobe
„Engel der Muse“
4. Christine’s Garderobe ...
Raoul
5. Im Untergrund „Das
Phantom der Oper“
(Bootsfahrt)
6. „Musik der Nacht“
7. Am nächsten Morgen
8. Managers Office „Wo ist
sie“
9. Probe „Il Muto“
10. Auf dem Dach der Oper
“all I ask of you”
11. Opernhaus – Silvester …
gab’s bei uns nicht
12. Maskenball
13. Am Grab von Christine’s
Vater
14. Opernhaus bevor Premiere
von „Don Juan“
15. „Von nun an gibt es kein
zurück“
16. Entführung
17. Im Untergrund
18. Schlussszene
Nach der Show wartete ich
dann im Saal auf Ian Jon
Bourg. Hier lief alles sehr
entspannt ab, kein Mensch
kam um mich aus dem
Saal zu jagen und ich
konnte noch beobachten,
wie
der
Kronleuchter
wieder in seine Ausgangsposition gebracht wurde.
Dann kam Ian und wir gingen
gemeinsam in eine kleine Bar
innerhalb des Hotels. Das
Gespräch mit ihm gibt’s als
separates Interview zu lesen.
Wir verabredeten uns für den
darauffolgenden Tag noch
einmal, um ein paar Fotos zu
machen.
um zu Fuß zum „Venetian“ zu
gehen. Es ist zwar „nur über
die Straße“, was in Las Vegas
aber bedeutet, man läuft
durch die Einkaufsstraße und
das Kasino des Mirage, bis zur
Fußgängerbrücke, über die
Rialtobrücke, durchs Casino,
den Canale Grande entlang
und über den Markusplatz, die
Shopping-Mall
bis
zum
Theatereingang des „Venetian“ ... insgesamt locker ein
Spaziergang
von
40-50
Minuten.
Also, was macht man, wenn
man Zeitnot hat ... man nimmt
das Auto!!! Da die Parkhäuser
alle gratis und riesengroß sind,
ist das kein Problem.
Der Dienstag war dann schon
mein vorletzter Tag und ich
ging noch einmal ohne
Fanclub in den Secret Garden.
Wenn man in Las Vegas mal
einen ruhigen Platz sucht,
dann ist man hier, zwischen
weißen Löwen und Tigern und
Delfinen am besten aufgehoben. Denn inzwischen hat
man nicht man mehr am Pool
seine Ruhe. Ständig lief laute
Musik und kamen Durchsagen.
Das hat mich wahnsinnig
genervt.
Leider schlafen die „Kätzchen“
die
meiste
Zeit,
aber
manchmal hat man auch
Glück und es gibt ein bisschen
„action“. Vor allem, wenn
gegen 1 Uhr mittags „Schichtwechsel“ ist. Von wegen wilde
Tiere. Die Pfleger kamen ins
Gehege, kraulten den Tigern
den Rücken und mussten sie
dann höflichst bitten, mitzukommen.
So kam ich dann auch
pünktlich am Theater an, Ian
jedoch hatte einen Stau
erwischt und kam ein bisschen
zu spät. Gemeinsam gingen
wir vors Hotel und Ian
erzählte mir, dass er zum
ersten Mal, seit er dort ankam,
dort draußen war.
Meinen letzten Abend wollte
ich noch mit einer schönen
Show abschließen. In Las
Vegas
hat
man
dafür
ungezählte
Möglichkeiten.
Elton John, der Celine Dion im
Caesars Palace abgelöst hatte,
trat mittwochs leider nicht auf
Ich genoss die Ruhe und den
Anblick der schönen Tiere und
musste dann feststellen, dass
ich fast zu knapp dran war,
90
und so entschied ich mich für
Barry Manilow. Eine gute
Wahl, denn die Show, die er
auf die Bühne brachte, war
wirklich toll. Eine Zeitreise
durch die 50ziger, 60ziger und
70ziger, Videoeinblendungen
seinem ersten Auftritt mit
„Mandy“, von ihm mit seinem
Großvater singend (der ihn
quasi entdeckt hat), dazu
ständige
Kostümund
Bildwechsel ... klasse.
Begleitet wurde er von einem
großen
Orchester,
3
Sängerinnen
und
einem
Sänger, die auch tanzten. Zum
Schluss gab’s dann den
großen
Showdown
mit
„Copacabana“, wobei eine
Brücke von der Decke kam,
auf die alle 4 kletterten und
über
den
Köpfen
der
Zuschauer
sangen
und
tanzten. Dazu regnete es
bunte
Luftschlangen.
Ein
wirklich schöner Abschluss
meiner kurzen, aber sehr
aufregenden Las-Vegas-Reise.
Interview mit einem
Phantom!
Ian Jon Bourg in Las
Vegas
von Ingrid Kernbach
Las Vegas, Stadt der Lichter
und der Shows. Und mehr und
mehr etablieren sich neben den
großen
Revuen
und
Revuen
Zaubershows auch Musicals
am berühmten Strip. Neben
„Mamma Mia“ „Spamelot“ hat
seit kurzem auch das „Phantom
der Oper“ im Hotel „Venetian“
sein zu Hause gefunden.
Während meines Urlaubs im
Oktober
hatte
ich
die
Gelegenheit, die Show zu
sehen und unser
unser Stuttgarter
„Phantom“ Ian Jon Bourg zu
treffen.
Wir waren nach der Show
verabredet und während ich auf
Ian
wartete,
konnte
ich
beobachten,
wie
der
gigantische Kronleuchter wieder
von der Decke herabschwebte
und in seine 4 Teile zerlegt
wurde.
Ian, wie kam es dazu, dass Du
hier in Las Vegas spielst?
regeln.
Deshalb
bin ich erst
Ende
September
nach Las
Vegas
gekommen
.
Welche
Rolle
spielst Du
hier?
Zunächst
einmal im Ensemble, aber im
Oktober werde ich wohl auch
zum ersten Mal den Mr. Andre
spielen und vielleicht Ende des
Jahres auch das Phantom.
Und wie findest Du diese
gekürzte Version? Hast Du
Schwierigkeiten damit?
Nein, eigentlich nicht. Ich kann
mir zwar vorstellen, dass
mancher
Zuschauer
ein
bisschen Probleme hat, die
Zusammenhänge zu verstehen,
wenn er das Stück nicht kennt,
aber für mich ist das natürlich
kein
Problem.
Und
die
schönsten Szenen sind ja
immer noch drin.
Hast Du denn schon etwas von
der Stadt gesehen?
Nein, noch gar nichts. Seit ich
hier bin, probe ich vormittags
und am Abend ist dann
Vorstellung, teilweise sogar 2
Shows am Tag. Außerdem
kämpfe ich noch immer mit der
Zeit- und Klimaumstellung. Aber
wenn ich mich erst einmal
eingewöhnt habe, werde ich
sicher auch mal eine andere
Show
anschauen
gehen.
Vielleicht auch ein bisschen
spielen, aber natürlich mit
einem festen Limit. Ich bin auch
keine Spielernatur.
Das war ganz einfach. Ich
wurde von dem Regisseur
angerufen, der mich fragte, ob
ich in Las Vegas spielen wollte.
Und natürlich habe ich nicht
lange überlegen müssen. Ich
hätte sofort kommen können,
aber zuerst musste ich noch
einiges in Deutschland zu
(Wie mir Ian sagte, war er mit
mir zum ersten Mal vor dem
Venetian, als wir die Fotos
gemacht haben).
Hattest Du Probleme, eine
Wohnung zu finden?
Nein, überhaupt nicht. Das
wurde alles vom Arbeitgeber
91
organisiert. Sie haben für mich
eine Wohnung gesucht und ich
habe auch ein Auto gestellt
bekommen, weil ohne Auto in
Las Vegas gar nichts geht. Die
Entfernungen
kann
sich
niemand
in
Deutschland
vorstellen. Hier läuft man alleine
vom
Parkplatz
bis
zum
Showroom
mindestens
30
Minuten.
Vermißt
Du
Deutschland?
etwas
aus
Natürlich meine Familie. Und
auch die grünen Wälder. Hier
gibt es rundrum nur Wüste.
Andererseits, wenn man eine
Stunde mit dem Auto fährt, gibt
es sogar ein Skigebiet. Und von
Las Vegas gibt es Direktflüge
nach Hawaii, so dass ich
manchmal auch nach Hause zu
meiner Familie fliegen kann.
Allerdings haben wir hier nur 2
Wochen Urlaub im Jahr.
Hast Du denn schon private
Kontakte knüpfen können?
Nein, noch nicht. Kein Mensch
kommt an den Strip, um
Kontakte zu knüpfen. Allerdings
gibt es ein paar Kollegen, die
ich schon von früher kenne.
Und es gibt hier in Las Vegas
auch
viele
Hawaiianer.
Allerdings bin ich eigentlich ein
Einzelgänger und da ist es
sowieso schwierig, Kontakte zu
finden.
Vielen Dank für das nette
Gespräch. Wir wünschen Dir
ganz viel Erfolg und hoffen,
Dich
bald
wieder
in
Deutschland zu sehen.
Ich war noch niemals in
New York
.... aber dafür schon öfters
in Hamburg. Und dahin ging
es auch am 16.11. zur
ersten
Vorstellung
des
neuen
Udo-JürgensMusicals, zu der speziell
Fans geladen waren.
Nach nur 3 Stunden Schlaf
und
einer
glamourösen
Wicked-Premiere hieß es
morgens um 6.30 Uhr „wie
komme
ich
an
den
Flughafen“, denn es war
neben Schneefall auch noch
Bahnstreik angesagt. Also
entschloss ich mich, mit
dem Auto zu fahren und die
teuren Parkgebühren für
eine pünktliche Anreise in
Kauf zu nehmen.
Der Flug nach Hamburg war
angenehm und wenn man
über den Wolken die Sonne
sieht, wird die Welt gleich
viel heller.
Am Hamburger Flughafen
angekommen, gab es das
nächste Problem zu lösen:
„wie komme ich in die
Innenstadt“? Nach einigem
Suchen fand ich einen
Auskunftsstand für Touristen. Da bekam ich dann
erklärt, dass es einen
Schnellbus gibt, der aber
deutlich mehr kostet als
die öffentlichen Verkehrsmittel.
Allerdings
muss
man dafür zunächst mit
dem
Bus
zur
U-Bahn
Ohlsdorf fahren und von da
dann mit der U- oder SBahn weiter. Das ganze
kostet einfach 2,60 €
(Tagesticket 5,90 € - falls
man an dem Tag noch ein
bisschen
Hamburg
mit
Öffentlichen machen will)
und dauert nur 10 Minuten
länger
als
mit
dem
Schnellbus.
Am Hauptbahnhof angekommen machte ich mich
auf die Suche nach meinem
Hotel. Das „Alt Nürnberg“
liegt in einer Seitenstraße
ganz nah dem Bahnhof und
war für mich eine wirklich
positive Überraschung. Zu
Vampirzeiten
hatte
ich
schon einige Hotels rund
um
den
Hauptbahnhof
bewohnt, aber nirgends gab
es schnuckelischere Zimmer
und so nette Leute wie
dort.
Am Abend traf ich mich
dann mit einem Bekannten,
wir gingen auf der Reeperbahn essen. Danach wollte
ich eigentlich noch einen
Bummel über die berühmtberüchtigte
Reeperbahn
machen, doch als wir am
Operettenhaus
vorbei
kamen, sahen wir dort
schon sehr viele Leute
stehen
(und
das
eine
Stunde vor Showbeginn).
Neugierig gingen wir näher
und mit geschultem Blick
entdeckte ich eine Tribüne,
92
auf der ein roter Buzzer
angebracht
war.
Aha,
dachte ich mir, hier passiert
was. Und Tatsache: da kam
auch schon Maik Klokow
und kündigte die Taufe des
„neuen“
Operettenhauses
an.
Uns
war
schon
aufgefallen, dass ein Teil
der
Fassade
abgehängt
war.
Und dann kam, zur Freude
aller wartenden Fans, Udo
Jürgens sowie der Geschäftsführer der TUI, auf
das
Podest, gemeinsam
wurde der Buzzer gedrückt,
die
Vorhänge
an
der
Fassade fielen herunter und
präsentierten,
beleuchtet
von einem kleinen Feuerwerk, den neuen Namen
„TUI Operetten-haus“. Es
erklang das Lied „ich war
noch niemals in New York“
und Udo sang, begleitet von
den Umstehenden, fröhlich
mit.
Und dann öffneten sich die
Türen des Theaters und voll
freudiger Erwartung strömten die Fans hinein. Für
mich war es der erste
Besuch
des
Operettenhauses, in dem früher
„Mamma
Mia“
gespielt
wurde.
Und
ich
war
angenehm überrascht, wie
schön dieses Theater ist.
Wir hatten unsere Plätze in
der 6. Reihe und entdeckten hinter uns in der 9.
Reihe Udo Jürgens, der mit
Standing Ovations begrüßt
wurde, begleitet von Joop
van den Ende mit Frau und
Johannes B. Kerner.
Zunächst gab es eine kurze
Ansprache
von
Maik
Klokow, der erzählte, dass
man bis zu diesem Moment
noch keine rechte Choreografie und Idee habe, wie
das Stück auf der Bühne
wirke, doch dafür sei jetzt
ja ein Publikum da.
Und dann ging es los. Die
Story ist einfach und gleicht
einer Komödie aus den
80zigern.
Lisa, erfolgreiche Fernsehmoderatorin,
und
Max,
weltenbummelnder Fotograf
mit
Sohn,
haben
ihre
Elternteile (Lisas Mutter
Maria und Max Vater Otto)
im
Altenheim
untergebracht. Die beiden Alten
verlieben sich ineinander
und beschließen durchzubrennen und auf einem
Schiff nach New York zu
fahren,
um
dort
zu
heiraten.
Mit im Spiel sind außerdem
ein schwules Pärchen, Lisas
Stylisten.
witzig
ein
überdimensionales Navi) an Bord der
MS Deutschland gelangt.
Natürlich sind jede Menge
Lieder von Udo Jürgens
dabei,
die
alle
vom
Publikum begeistert mitgeklatscht und –gesungen
wurden. Allerdings ist die
Interpretation
manchmal
überraschend,
besonders
wenn Maria „ich war noch
niemals in New York“ und
Florian „mit 66 Jahren“
singt.
Die Kostüme sind fröhlich
bunt
und,
wie
die
Geschichte selbst, eher im
Stil der 70ziger und 80ziger
Jahre. Alles in allem ein
fröhliches
Stück,
ein
bisschen das Konzept von
„Mamma Mia“, ohne großen
technischen Aufwand, dafür
aber mit viel Charme. Das
Publikum war auf jeden Fall
begeistert und als dann
auch noch Udo Jürgens zum
Schlussapplaus
auf
die
Bühne kam, wollte der
Beifall kein Ende nehmen.
Dass das schwule Pärchen
nicht
„im
ehrenwerten
Haus“ wohnen darf macht
ebenso Sinn wie auf dem
Schiff
die
dicken
Passagiere, die alles „aber bitte
mit Sahne“ wollen. Besonders gelungen sind jedoch
die Choreografien, die mal
ausnahmsweise nicht an
irgend ein anderes Musical
erinnern. Hinreißend anzuschauen sind die Matrosen,
die
alle
wie
Popeye
aussehen
und
mit
eingezogenem Bauch und
Muskeln präsentierend über
die Bühne marschieren.
Der Kulissenwechsel erfolgt
durch eine Drehbühne, so
dass
man
vom
Fernsehstudio ins Altenheim, mit Jeep auf dem
Weg nach Genua (super-
Und so beginnt die fröhliche
Verfolgungsjagd von Lisa
und Max mit Sohn Florian.
93
Nach der so gelungenen
Premiere waren die Zuschauer noch ins benachbarte Tivoli zur Fanparty
eingeladen, wo bis zum
frühen
Morgen
fröhlich
gefeiert wurde.
Ich
möchte
behaupten,
dass „Ich war noch niemals
in New York“ ein ziemlicher
Renner wird, wobei die
Zielgruppe sicher nicht die
ganz jungen Leute sind.
Das Stück macht gute
Laune
(außer
bei den
Eintrittspreisen) und die
kann in der heutigen Zeit
jeder brauchen.
Ingrid Kernbach
„Der kleine Horrorladen“
öffnet seine Pforten im
Schauspielhaus der
Württembergischen
Landesbühne Esslingen
von Franziska Maier
Ab sofort müssen sich alle
Esslinger Bürger in Acht
nehmen: Eine riesige, Fleisch
fressende Pflanze treibt seit
Donnerstag, dem 08.11.2007,
ihr
Unwesen
in
der
mittelalterlichen Stadt, in der
Nähe von Stuttgart. Genau an
diesem Tag feierte das Stück
„Der kleine Horrorladen“
Premiere im Schauspielhaus
der Württembergischen Landesbühne Esslingen.
Das Musical „Der kleine
Horrorladen“ dürfte vielen noch
als Filmhorrorkomödie bekannt
sein, die auf dem Drehbuch von
Roger Corman basiert und im
Jahr 1960 als sogenannter „BMovie“ auf den Markt kam. Der
Film galt zwar seinerzeit als
„Billigproduktion“, jedoch erlangte er bald Kultstatus, so
dass eine Musicaladaption von
Menken und Ashman im Jahre
1982 folgte, die sehr erfolgreich
lief und sogar über 2209
Vorstellungen zu verzeichnen
hat – solche Zahlen sind heutzutage für Musicalproduktionen
nahezu utopisch.
Die Handlung ist relativ
überschaubar, so stehen im
Mittelpunkt des Geschehens der
schüchterne,
verklemmte
Seymour, der als Waisenkind
von Mushnik, dem Besitzer
eines Blumenladens aufgenommen wurde, sowie Audrey,
die ebenfalls dort arbeitet und
stets von ihrem Freund, einem
sadistischen Zahnarzt, verprügelt wird.
Seymour
erhält
durch
mysteriöse
Umstände
eine
Pflanze, die er liebevoll
umsorgt. Dennoch möchte das
eigentümliche Gebilde nicht so
recht wachsen, bis Seymour
sich an der Hand verletzt und
die Bluttropfen von der Pflanze
getrunken werden. Seymour
merkt schnell, dass die Pflanze
das Blut braucht, um zu
gedeihen und so nimmt die
makabere Story ihren Lauf.
Je größer die Pflanze wird,
desto bekannter wird sie und
umso mehr Blut fordert sie ein.
Seymours Ansehen wächst
stetig, so dass er von Mushnik,
der das große Geld wittert,
adoptiert wird.
Letztendlich wird Seymour zum
Mörder und „verfüttert“ den
Zahnarzt sowie seinen mittlerweile
äußerst
geldgierigen
Adoptivvater Mushnik an die
Pflanze, die in der Zwischenzeit
auch sprechen kann und
Seymour beeinflusst. Da Ruhm
bekanntlich
anziehend
auf
andere Menschen wirkt, erlangt
Seymour durch die Pflanze
einen völlig neuen Status, der
ihm auch die Liebe seiner
angebeteten Audrey ermöglicht.
Das Ende vom Lied ist
vorhersehbar:
Die
Pflanze
verschlingt alle – sowohl
Audrey als auch Seymour. Des
weiteren werden kleine Ableger
der Pflanze, namens „Audrey 2“
auf der ganzen Welt verkauft –
94
das Schicksal nimmt seinen
Lauf!
„Der
kleine
Horrorladen“
könnte als makabre, skurrile
Satire bezeichnet werden, die
auch Gesellschaftskritik übt.
Macht und Ruhm werden
anerkannt, jeder strebt danach,
diese Attribute zu erreichen,
doch zu welchem Preis? Das der
Mensch sein wahres Ich aufgibt
und skrupellos handelt? Das
„Ungeheuer Mensch“ kommt
zum Vorschein – ein passendes
Fazit zum diesjährigen Motto
der WLB.
Michael Kunze wurde in den
80er Jahren als Übersetzer der
englischen Texte eingesetzt. Die
Dialoge des Musicals sind so
gehalten,
dass
jeder
sie
verstehet, allerdings gibt es
auch einige Textstellen, die man
doppeldeutig interpretieren kann
– hier gehen Ironie und
Ernsthaftigkeit Hand in Hand.
Die Esslinger Produktion ist
durchweg gute Unterhaltung,
wenn
gleich
es
auch
Kritikpunkte gibt, die sicher
jeder
Zuschauer
subjektiv
anders empfinden wird. Dass
die Darsteller ein großes
komisches Talent haben, ist
zweifelsohne zu sagen. Dass
aber die Grenze zum Grotesken
oftmals überschritten wird, ist
leider ein übler Beigeschmack
dieser
Produktion.
Wenn
Audrey sich zum Beispiel über
ihre Reaktion ärgert und sich
hier
mit
einer
derart
übertriebenen Gestik produziert,
dass sie sogar ihren Kopf gegen
die Wand rammt, dann wird es
manch einem Zuschauer etwas
zuviel.
Die sprechende Pflanze wird als
„Puppet“ dargestellt, also als
genähte Figur, die sich stetig
erweitern lässt. Eine sehr nette
Idee, jedoch stimmten oft die
Bewegungen des Mundes nicht
mit dem Gesprochenen überein.
Dies
ist
allerdings
eine
Kleinigkeit, die nicht weiter
stört und sich zukünftig beheben
lässt.
Störend konnte jedoch die
wechselnde Lautstärke empfunden werden – wenn die
Gesangsparts, die sehr gut durch
die Technik verstärkt wurden,
beendet waren, kamen die
Sprechparts derart leise rüber,
dass die Zuschauer im Rang
sicher
Verständnisprobleme
hatten. Natürlich muss man
bedenken,
dass
es
sich
normalerweise um ein Schauspielhaus handelt, in dem fast
ausschließlich
Theaterstücke
und nicht Musicals aufgeführt
werden. Bei den Stücken haben
die Schauspieler fast nie
Mikrofone und das Publikum ist
geschult, genau zu zuhören.
Doch bei Musicalproduktionen
verhält es sich eben anders.
Lobend zu erwähnen sind
eindeutig die Darsteller! Eva
Geiler als „Audrey“ verfügt
über eine sehr wohlklingende
Stimme, die sie perfekt beim
Singen als auch bei den
Sprechparts einsetzt. Ebenso ihr
Bühnenpartner
Benedikt
Voellmy als „Seymour“ – er
beherrscht die Rolle des
bebrillten, introvertierten Pflanzenzüchters hervorragend. Sein
Spiel ist überzeugend, ebenso
sein Gesang. Das Duett „Jetzt
hast du Seymour“ ist eines der
Highlights des Abends.
Durch die Handlung führen die
drei Straßenmädchen „Chrystal
(Christina-Bettina Pfannkuch),
Chiffon (Silke Fischer) sowie
Ronnette (Angela Hercules
Joseph, die auch für die
Choreographien zuständig ist)“.
Die drei Damen erinnern in
ihrer gesamten Aufmachung
stark an die Girlgroups der 60er
Jahre – die „Surpremes“ lassen
sozusagen grüßen. Alle drei
haben hervorragende Stimmen
und harmonieren perfekt. Schon
alleine der Opener „Little Shop
of Horror“ reißt das Publikum
mit.
Frank Ehrhardt als Blumenladenbesitzer „Mushnik“ hat die
Lacher auf seiner Seite, vor
allem, wenn er beim Applaus,
der für seine Kollegen gedacht
ist, stets irgendwo auf der
Bühne auftaucht und sich
verbeugt. Erhardt ist in einer
Doppelrolle zu sehen, so auch
noch
als
masochistischer
Patient des Zahnarztes, der von
Jonas Pätzold gespielt wird.
Pätzold soll ein wenig an Elvis
erinnern, mit seiner typisch
frisierten Tolle. Noch komischer
wäre es gewesen, wenn er auch
noch gesanglich ein Elvis
Imitator gewesen wäre. Doch
auch so verkörpert er den
brutalen und selbstverliebten
Zahnarzt sehr eindrucksvoll.
Auch er schlüpft im Laufe des
Stückes noch in zwei weitere
Nebenrollen. Insgesamt ist das
Ensemble sehr überschaubar,
doch das sagt bekanntlich nichts
über die Qualität eines Stückes
aus! Im Gegenteil, es zeigt, wie
vielseitig die Darsteller sind!
„Die Pflanze“ wird von
Alexander Suckel gesprochen –
95
eine pfiffige Idee stellt die
Tatsache dar, dass Suckel
gleichzeitig der Bandleader ist
und im Orchestergraben erhöht
sitzt, so dass er einerseits sein
Piano spielen und andererseits
für alle Zuschauer offensichtlich
der Pflanze seine Stimme leiht.
Die Band vollbringt eine
Glanzleistung – der Sound ist
einwandfrei und füllt den Saal.
Ob rockig oder harmonisch,
Suckel
und
seine
Band
verstehen ihr Handwerk!
Letztendlich lässt sich sagen,
dass der „Kleine Horrorladen“
gute Unterhaltung ist. Die
Kulissen sind zwar nicht so
pompös wie bei den Musicalgroßproduktionen, doch das
erwartet auch keiner der
Zuschauer. Viel mehr zählt die
Art und Weise wie das Musical
von den Darstellern präsentiert
wird und das ist durchweg
überzeugend! Kleine Kinder
sind jedoch fehl am Platze, da
manche Szenen doch sehr
deutlich gezeigt werden, wenn
z.B. die zerstückelte Leiche des
Zahnarztes an die Pflanze
verfüttert wird…aber alle, die
sich köstlich über makabren und
sarkastischen Humor, gepaart
mit guter Musik, amüsieren
möchten, denen wird das
Musical gefallen.
Die nächsten Vorstellungen
finden am 18., 19., 28., 29.
sowie 31. Dezember statt!
Weitere folgen im neuen Jahr!
Infos unter:
www.wlb-esslingen.de
Aber Vorsicht: Die Macher des
Musicals übernehmen keine
Garantie dafür, dass Sie wieder
lebend das Schauspielhaus
verlassen werden – bitte kein
Blut mitbringen und gegebenenfalls Ihre Verletzungen gut
abbinden! ☺
Musicalitis – Untersuchungen
zum Phänomen
Vorwort:
Frau Prof. Dr. M. Usical (alias
A.H.) widmet sich seit kurzem der
Untersuchung der Musicalitis.
Noch steht sie ganz am Anfang
ihrer Forschungen, daher ist es
ihr ein Anliegen, ihre Ergebnisse
im Kreise direkt Betroffener zur
Diskussion zu stellen. Hierbei
sind Ergänzungen durch Infizierte
durchaus erlaubt und sogar
erwünscht.
Beschreibung:
Musicalitis
beschreibt
das
Phänomen, sich verstärkt dem
Thema Musical und allen
verwandten
Themengebieten
widmen zu wollen. Da die
Forschungsarbeit über dieses
Phänomen
noch
in
den
Kinderschuhen steckt, wurde
bisher noch nicht definiert, ob es
sich bei Musicalitis um eine
Krankheit oder Sucht handelt.
Allerdings wurden suchtähnliche
Strukturen und Verhaltensmuster
beobachtet.
Betroffener Personenkreis:
Infiziert werden können alle
Personen jeden Alters. Es wurde
jedoch
festgestellt,
dass
männliche Personen in der Regel
seltener betroffen sind als
weibliche
Personen.
Diese
Annahme wird durch Untersuchungen in den verschiedensten
Theatern, Dokumentationsfotos
und Auswertung von Mitgliederlisten relevanter Fanclubs
untermauert. Die Ursache für die
höhere Resistenz der Männer
konnte bislang nicht gefunden
werden.
Ansteckungswege
In der Regel erfolgt die
Ansteckung im Freundes- und
Bekanntenkreis. Die potentiellen
Opfer werden von bereits
Infizierten mit mehr oder weniger
Nachdruck zum Besuch eines
Musicals überredet bzw. genötigt.
Meist zeigt sich schon beim
ersten Besuch, ob die betreffende Begleitperson auch zu
Musicalitis neigt oder resistent
ist.
Therapie/Heilungschancen
Musicalitis
verläuft
meist
chronisch und in Schüben und ist
nach aktuellem Wissensstand in
der Regel nicht heilbar. Wie bei
einer Sucht können verstärkte
Musicalbesuche zwar kurzfristig
Erleichterung verschaffen, werden aber normalerweise das
Phänomen verstärken.
Symtome
Die verschiedenen Symptome
der Musicalitis können (selten)
einzeln oder in allen möglichen
Kombinationen auftreten.
Folgende Auswirkungen wurden
bisher beobachtet:
• Es entsteht häufig der Wunsch,
ein Stück mehrmals zu sehen,
obwohl die Handlung schon beim
ersten Mal verstanden wurde und
(im Gegensatz z. B. zu einem
Fußballspiel)
bei
normalem
Verlauf der Vorstellung immer
gleich ist.
• Die Infizierten sind in der Regel
häufig in den vordersten Reihen
der Musicaltheater anzutreffen,
um das Geschehen auf der
Bühne hautnah mitverfolgen zu
können, auch wenn es bereits
hinreichend bekannt ist.
• Freude beim Erkennen kleiner
Pannen
oder
Unregelmäßigkeiten
während
des
Stücks, die dem Gelegenheitsbesucher verborgen bleiben.
• Das Bedürfnis, einige der
Darsteller persönlich kennen zu
lernen, oft auch kombiniert mit
dem Wunsch, möglichst viele
Fotos oder Autogramme der
Darsteller sein Eigen zu nennen.
• Das Bedürfnis, ein Stück mit
wechselnder Besetzung oder
einen bestimmten Darsteller in
unterschiedlichsten Rollen zu
sehen. Dabei werden dann
sowohl zwischen den Darstellern
als auch zwischen den Stücken
Vergleiche (teilweise an den
Haaren herbei-)gezogen.
• Häufig
suchen sich die
Betroffenen in Internetforen, auf
Homepages und in Clubs
Gleichgesinnte, um sich mit
ihnen über ihre Erlebnisse im
Musical und drum herum
auszutauschen. Diese Aktivitäten
verstärken unmittelbar nach dem
Besuch eines Musicals extrem.
Es ist in diesen Kreisen absolut
üblich, selbst nach längeren
Rückreisen und bei großer
Erschöpfung vor der Ruhephase
96
einen Foren-Check durchzuführen.
• Mit wachsender Textsicherheit
verzieht sich bei den Infizierten
das Gesicht zu einem wissenden
Grinsen, sobald auch nur Teile
eines Musicalzitates zu hören
sind. Gleichgesinnte werden in
diesem Fall ebenso wissend
grinsen, Musicalneulinge werden
verständnislos den Kopf schütteln.
• Im fortgeschrittenen Stadium
werden die Unterhaltungen unter
Musicalitisinfizierten zunehmend
mit Zitaten aus den verschiedensten Stücken gespickt.
• Es ist bei Infizierten auch nicht
unüblich, die Entzugserscheinungen der Daheimgebliebenen
zu verstärken, in dem man
zwischen 23 und 2 Uhr nachts
eine SMS schickt um mitzuteilen
wie der erfolgte Musicalbesuch
war, bzw. sich gegenseitig per
Handy auf dem Laufenden zu
halten, wenn sich 2 Infizierte zur
gleichen Zeit an verschiedenen
Orten
zum
Musicalbesuch
befinden.
• Die Daheimgebliebenen ihrerseits sind zwar physisch zu
Hause, in Gedanken jedoch fast
permanent
am
Ort
des
Geschehens, schauen ständig
auf die Uhr und überlegen,
welche Stelle im Musical wohl
gerade dran ist.
• Mangelerscheinungen im Geldbeutel und auf den einst
blühenden Konten
• Der
von der Musicalitis
Infizierte begibt sich an das ein
oder andere schöne Fleckchen
dieser Erde zwecks Kurzurlaub.
Man kommt an Orte, wo man
dachte, man wird dort nie
hinfahren, und wenn man dann
noch bestimmte Darsteller in
Konzerten
erleben
möchte,
kommt man sogar in Orte, von
denen man nicht einmal wusste,
dass es die überhaupt gibt.
• Oder
man
fährt
bei
Weltuntergangswetter
in
selbstmörderischer Absicht 4
Stunden mit höchstens 70 km/h
auf der Autobahn zu einem Open
Air, obwohl man noch nicht mal
weiß, ob es bei so einem
*entschuldigung* Sauwetter überhaupt stattfindet.
Liebe Mitglieder,
Ich gebe zu, dass ich doch jedes Mal recht erleichtert bin, wenn ich auf dieser Seite der Clubzeitung
angelange. Es steckt doch die eine oder andere Stunde Arbeit vor dem PC drin. Da es aus dem
Festspielhaus in Füssen diesmal nicht so viel wie in den Vorjahren zu berichten gab, haben wir alle
Berichte und Aktivitäten in einer Zeitung zusammengefasst. Ich denke, es ist wieder ein buntes
Kaleidoskop der Musicalwelt und unseres Clublebens geworden.
Auch hier wieder – wie immer – der Hinweis, dass wir keine Zeitungsprofis sind. Um einen möglichst
guten Gesamteindruck zu erzielen (z. B. ein Thema auf eine Doppelseite zu kriegen) haben wir ab
und zu auch nach dem Spruch „was nicht passt, wird passend gemacht“ gehandelt. So lässt sich
z.B. erklären, dass manchmal die Schrift vielleicht etwas klein geraten ist oder die einzelnen
Beiträge nicht immer genau in der logischen Reihenfolge sind.
Wie Franzi schon im Vorwort erwähnt hat, wissen wir noch nicht genau, wie die Fanclubarbeit sich
im nächsten Jahr entwickeln wird. Sicher haben auch einige von Euch in der Zeitung gelesen, dass
es in den Stuttgarter Theatern große Umstrukturierungen geben wird. So wissen wir zur Zeit auch
noch nicht, wer uns dort als Ansprechpartner erhalten bleiben wird und wer nicht. Zuerst einmal
wollen wir auf jeden Fall im Januar die 3 Musketiere mit einem Fanabschied und dem gemeinsamen
Besuch der Derniere gebührend verabschieden.
Die „Blue Man Group“, die ab Februar im Apollo-Theater einzieht, ist sicher etwas, das sich mit
einem klassischen Musical in keinster Weise vergleichen lässt. Vielleicht ergibt sich für uns trotzdem
einmal die Gelegenheit, auch diese Art der Unterhaltung kennen zu lernen.
Des weiteren sind natürlich auch wieder selbst organisierte Veranstaltungen, gemeinsame
Konzertbesuche und Musicalreisen in Planung, um unseren Terminkalender zu bereichern. Wir
hoffen auf Eure rege Teilnahme und Unterstützung!
Andrea mit Franzi und Ingrid
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Impressum:
Herausgeber.
Fotos
Musicalfriends Stuttgart
Franziska Maier
Otto-Schuster-Str. 56
73760 Ostfildern
email:
framaier@gmx.net
Layout:
Andrea Herter
Umschlaggestaltung Grit Richter
Texte:
Franziska Maier
Andrea Herter
Ingrid Kernbach
Brigitte Lohmeier
H. Enny
Bianka Petz
Homepages:
www.musicalfriends-stuttgart.net
www.3musketiere-fanclub.de/
www.musicalfriends-phantom-der-oper.de
www.musicalfriends-3musketiere.de
Stage Entertainment
VBW/Rolf Bock
VBW/A.Ch.Walz
Festspielhaus Füssen
WLB Esslingen
Ingrid Kernbach
Thomas Havlik
Franziska Maier
Andrea Herter
Karim Khawatmi
Stefanie Wettich
Ross Anthony
Brigitte Lohmeier
Gudrun Kauck
Andrea Schmitt
H+M Vonk
Bianka Klein
Musicalsessen.de
all-in.de
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