Ich bin ein Berliner
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Ich bin ein Berliner
Deutschland Allianz Journal 3/2009 Deutschland Allianz Journal 3/2009 P Eisbär Knut »Ich bin ein Berliner« ostkarten, Filme, Bilderbücher, Stofftiere mit schwarzen Knopfaugen – Knut sorgt für Schlagzeilen und für Umsatz. Zehntausende Fans aus aller Welt strömen jeden Monat in den Zoo, um ihn aus der Nähe zu sehen. Der Bär, der mit der Flasche aufgezogen wurde und an die 40 Werbeverträge hat, ist von Berlins Regierendem Bürgermeister, Klaus Wowereit, zu einem der wichtigsten Botschafter der Hauptstadt ernannt worden, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel erkor ihn zum plüschigen Mahner vor den Folgen des Klimawandels. Bei aller Knut-Euphorie ging fast unter, dass der Sohlengänger eigentlich Eigentum eines kleinen Provinzzoos in SchleswigHolstein war. Der hatte Knuts Vater Lars 1999 an den Berliner Zoo ausgeliehen und sich vertraglich zusichern lassen, dass das erstgeborene Jungtier ihm gehört – in dem Fall also Knut. Als der Tierpark Neumünster 2008 anfragte, ob er nicht an den Vermarktungserlösen seines Bären beteiligt werden könnte, blockten die Berliner ab. Vergeblich pochte der Besitzer auf Auskunft über die Höhe der Werbeeinnahmen – und zog schließlich vor Gericht. Zuvor hatte man sich mit der Münchner Allianz ProzessFinanz soliden Beistand an die Seite geholt. »Sonst hätten wir uns die Klage wohl nicht leisten können«, sagt Tierparkdirektor Peter Drüwa. Über zwei Instanzen hätte das Prozesskostenrisiko bei weit über 70 000 Euro gelegen. Für Neumünster unerschwinglich. »Ein typischer Fall David gegen Goliath«, meint ProzessFinanzGeschäftsführer Arndt Eversberg. »Hier der kleine Provinztierpark, dort der artenreichste Zoo der Welt.« Die Münchner stiegen ein und übernahmen die Finanzierung des Verfahrens gegen eine Erfolgsbeteiligung. Zur Sicherheit holten sie noch ein Rechtsgutachten bei einer renommierten Kanzlei ein, das den Anspruch der Neumünsteraner bestätigte. »Das Ganze war auch für uns juristisches Neuland«, sagt Eversberg. »Einen ähnlich gelagerten Präzedenzfall gab es nicht.« Das Verfahren sorgte international für Aufsehen, eine Bürgerinitiative (»Knut forever in Berlin«) sammelte für den Verbleib des Maskottchens in der Hauptstadt über 30 000 Unterschriften. »Dabei ging es gar nicht darum, Knut den Berlinern wegzunehmen«, sagt Eversberg. Um diesen Eindruck gar nicht erst entstehen zu lassen, stellte die ProzessFinanz dem Tierpark eigens eine PR-Agentur an die Seite – »um auch auf dem Gebiet der Pressearbeit für Waffengleichheit zu sorgen«, wie Eversbergs Kollege Lars Jürgen Hansen hervorhebt. Denn inzwischen war Knut zu einem Politikum geworden, das Gezerre um das Fell des Bären bestimmte in Berlin die Schlagzeilen. Die Agentur sollte die Wogen möglichst glätten. Ob sich ein Richter – der Fall wurde vor dem Berliner Landgericht verhandelt – dem öffentlichen Druck in einer aufgeheizten Atmosphäre hätte entziehen können, wäre zumindest fraglich gewesen. Der Richter aber behielt die Nerven und schaffte es sogar, die Kontrahenten noch einmal außerhalb des Gerichtssaals an einen Tisch zu bringen, um über einen Vergleich zu verhandeln. Neumünster verlangte 500 000 Euro, Berlin bot 350 000 – und ein paar Pinguine, wie Zoochef Bernhard Blaszkiewitz launisch nachschob. Man einigte sich schließlich ungefähr in der Mitte. Am 8. Juli wurde vor der Presse verkündet: Knut bleibt in der Hauptstadt, und der Zoo zahlt an den Tierpark in SchleswigHolstein 430 000 Euro – ohne Pinguinzulage. Knut ist darüber zu einem stattlichen Jungbären herangewachsen. Was anfangs weiß und kuschelig durchs Gehege tapste, ist inzwischen gut 250 Kilo schwer. In zwei, drei Jahren, wenn er ausgewachsen ist, wird er es auf mehr als das Doppelte bringen._Frank Stern, Allianz SE & www.allianz-profi.com Er bescherte dem Berliner Zoo Besucherrekorde und Millioneneinnahmen: Seit Eisbär Knut im März 2007 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war er der Popstar im Gehege. Der Tierpark Neumünster, dem das Pelzknäuel eigentlich gehörte, wurde dagegen auf Abstand gehalten. Im Streit um das Fell des Bären kam die Allianz ProzessFinanz ins Spiel. Die Allianz ProzessFinanz GmbH wurde im Jahr 2002 gegründet. Sie finanziert Prozesse von privaten und gewerblichen Kunden, die berechtigte Ansprüche von mindestens 100 000 Euro gegen zahlungsunwillige Kunden haben, sie aber aufgrund von Kostenrisiken oder Liquiditätsproblemen nicht durchsetzen können. Sind die Erfolgsaussichten gut und der Gegner verfügt über ausreichende Bonität, übernimmt die ProzessFinanz das gesamte Kostenrisiko des Rechtsstreits gegen eine prozentuale Beteiligung am Verfahrenserlös. Aktuell finanziert das Unternehmen national und international Prozesse, in denen es um insgesamt 450 Millionen Euro geht. Die Erfolgsquote liegt bei über 80 Prozent. Daneben finanziert die Allianz Tochter auch vorgerichtliche Verhandlungen, Schiedsgerichte sowie Meditationen, für die eine geringere Erfolgsbeteiligung anfällt. Erfolgreich gegen Goliath: Neumünsters Tierparkdirektor Peter Drüwa (li.) und ProzessFinanz-Chef Arndt Eversberg Allianz picture alliance/dpa Allianz ProzessFinanz