Sicherheitsoffensive Vollausbau Gleinalmtunnel

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Sicherheitsoffensive Vollausbau Gleinalmtunnel
www.blaulicht.at
11-2014
www.blaulicht.at
FACHZEITSCHRIFT FÜR BRANDSCHUTZ
UND FEUERWEHRTECHNIK
63. JAHRGANG
Blaulicht
Sicherheitsoffensive Seite 4
Vollausbau Gleinalmtunnel
Tirol
Kärnten
Steiermark
SSGBelastungstest:
Wissenschaftliche Studie
EU-Projekt
„GOAL“ abgeschlossen
Hot Fire Training
beim KLFV
Air Race 2014
Brandschutz im
12-Stunden-Takt
Seite 10
Seite 14
Seite 32
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BRANDSCHUTZ UND FEUERWEHRTECHNIK
11-2014
63. JAHRGANG
FACHZEITSCHRIFT FÜR
Blaulicht
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Die Online-Ausgabe von „Blaulicht“ wird von der Firma Pfeifer-Bekleidung
gesponsert. Dieser Firma gilt der besondere Dank der Redaktion.
Multinationale
Übung in
Südtirol
Seite 16
TITELSTORY
KALEIDOSKOP
EINSATZBEREIT
auch im Winter
Seite 26
Seite 28
Vorbereitungsvorschläge für
den Winter
SICHERHEITSOFFENSIVE – VOLLAUSBAU GLEINALMTUNNEL
Bücherecke
T i r o l : Wissenschaftliche Studie zum Thema SSG-Belastungstest
und Tunneltraining
K ä r n t e n : EU-Projekt „Goal“ erfolgreich abgeschlossen
Aktuelles kommentiert: Das Bürokratie-Monster
S ü d t i r o l : „Alpina 14“ Multinationale Übung in Südtirol
Volvo Trucks bei den rescueDays
Gefährdete Helfer: Ausbreitung der Gefahr (3)
Civil Protect 2016 wieder in Bozen
Der TÜV-Austria stellt sich vor: Wenn Aufzüge stecken bleiben (4)
Einsatzbereit auch im Winter
Geheimtipp: Altes Feuerwehr-Depot in St. Martin
Air Race 2014: Brandschutz im 12-Stunden-Takt
a
Kleinanzeigen
25 J hr
1
Gefahr in Verzug
Berichte aus den Bundesländern
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TITELFOTO
Fotocollage: „Vollausbau Gleinalmtunnel“ – Fotos: Teibinger
Zeitges
BRANDSCHUTZINFO 20
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MITTELTEIL
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TÜV-AUSTRIA
Wenn Aufzüge
stecken bleiben
ulicht
la
„ALPINA 2014“
www.blaulicht.at
Herausgeber: Landesfeuerwehrverband Steiermark, Landes­feuerwehrkom­mandant LBD Albert Kern, 8403 Lebring-St. Margarethen, Florianistraße 22, Tel. (0 31 82) 7000-0. – Medieninhaber, Verleger:
Verlag Artis Media – Rudolf Lobnig, 8046 Graz-St. Veit, Lindenweg 1 – Redaktion: Rudolf Lobnig und C­ hristof Oswald; Naturwissenschaftlich-technischer Beirat: LFR Univ.-Lektor Dr. Otto Widetschek,
(Leitung), Dr. Ing. Alfred Pölzl, MSc – Alle 8046 Graz-St.Veit, Lindenweg 1, Tel. (0 31 6) 69 63 90, Fax (0 31 6) 69 63 80, E-Mail: lobnig@blaulicht.at, oswald@blaulicht.at; BLAULICHT-online:
www.blaulicht.at – Verantwortlich für Mutation Kärnten: LBD Josef Meschik, Landesfeuerwehrverband Kärnten, 9024 Klagenfurt, Rosenegger Straße, Nr. 20, Tel. (0 46 3) 36 4 77, Fax (0 46 3) 38 22 15,
E-Mail der LAWZ: lawz@feuerwehr-ktn.at – Verantwortlich für Mutation Tirol: Christof Oswald, Tel.: 0664 / 25 29 069; E-Mail: oswald@blaulicht.at – Verantwortlich für Mutation Vorarlberg:
LFI Ing. Hubert Vetter, Landesfeuerwehrverband Vorarlberg, 6800 Feldkirch, Florianistraße 1, Tel.: (05522) 3510-0, Fax: (05522) 3510-266, E-Mail: office@lfv-vorarlberg.at
Verlagsort: Graz – Erscheinungsweise: monatlich – Der Nachdruck von Artikeln ist mit Quellenangabe nach Absprache mit der Redaktion gestattet. Gesamtherstellung: Druck Styria GmbH., 8042 Graz,
Messendorf. Erscheinungsort, Ort der Lieferung und Zahlung sowie Gerichtsstand ist Graz. – A nze ige n: Agentur media.w@tch Richard Tuscher. A-8075 Hart b. Graz, Rastbühelstraße 122. Tel.:
+43(0)664 340 9967, Fax: +43(0)810 9554 099029, E-Mail: blaulicht@mediawatch.at – Ziel der Zeitschrift ist die fachliche Information der Feuerwehrkräfte. Namentlich gezeichnete Artikel geben
nicht unbedingt die Meinung des Medieninhabers wieder. – Preis des Einzelheftes: € 3,50
TITELSTORY
Tödlicher
Verkehrsunfall im Bosrucktunnel,
September
2014. Foto:
Feuerwehr/
Ehrlinger
SICHERHEITSOFFEN S
Seit Beginn der Tunneloffensive
der ASFINAG im Jahr 2001 wurden rund vier Milliarden Euro in
die Sicherheit österreichischer
Tunnels investiert, bis 2018 sollen weitere 1,5 Milliarden Euro
folgen. Das aktuell größte Projekt
ist der Vollausbau des
Gleinalmtunnels, in dem kürzlich
die Freiwilligen Feuerwehren St.
Michael, St. Stefan ob Leoben,
Übelbach/Markt und
Deutschfeistritz den Ernstfall
beübten.
OBI ANDREAS REITER
4
Blaulicht 11-2014
Vollausbau Gleinalmtunnel
Die ASFINAG betreibt in
Österreich gegenwärtig ein
Autobahn- und Schnellstraßennetz
mit 2.178 Kilometern Länge, darunter 153 Tunnelanlagen mit einer gesamten Röhrenlänge von rund 360
Kilometern.
Die Sicherheitsausstattung der Tunnel im ASFINAG-Straßennetz orientiert sich an der EU-Richtlinie für
Mindestanforderungen an Straßentunnels und dem daraus abgeleiteten
Straßentunnelsicherheitsgesetz
(STSG). Dieses schreibt für Tunnel
mit einem Verkehrsaufkommen von
über 10.000 Fahrzeugen pro Tag und
Fahrstreifen sowie sämtliche Tunnel
von über 500 Meter Länge eine
zweite Röhre bis April 2019 vor.
Wohl deshalb liegt der Fokus auf
dem Gleinalmtunnel in der Steiermark (A9 Pyhrnautobahn), der zurzeit einröhrig ausgeführt ist und im
Gegenverkehr bei einer zugelassenen
Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h
betrieben wird. Anno 1978 eröffnet,
erspart der 8.320 Meter lange Tunnel
den Weg durch das Murtal von Graz
über Bruck/Mur in die Bezirke Murtal und Murau.
Eine Verbindung der politischen Bezirke Leoben und Graz-Umgebung,
die mehr als 21.000 Autofahrer täglich nutzen.
AUTOMATISIERTES
BRANDPROGRAMM
Über 78 Feuerlöschnischen, alle 106
Meter, sind in der Tunnelanlage installiert; in jeder dieser Nischen befindet sich ein Hydrant sowie
Ausrüstung für die Brandbekämpfung
mit Wasser und Schaum. 22 Pannenbuchten erlauben das Abstellen von
Fahrzeugen, ohne den fließenden
Verkehr zu behindern. Im Abstand
von 212 Metern sind 50 Notrufnischen angeordnet, über die ein Notruf
per Telefon oder Brandmeldetaste an
die Überwachungszentrale abgesetzt
werden kann – für Entstehungsbrände hat man hier zudem zwei Handfeuerlöscher platziert. Bei manueller
Aktivierung (Notruftaste) bzw. bei
der Entnahme eines Feuerlöschers
wird sofort ein Alarm in die Überwachungszentrale ausgelöst; ein automatisches Brandprogramm startet: Als
Erstmaßnahme erfolgt die Tunnelsperre, damit keine weiteren Fahrzeuge in die Anlage einfahren. Im
Normalbetrieb wird die Zu- und Abluft-Versorgung über eine Halbquerlüftung, mit Axialventilatoren über
die Zwischendecke, arrangiert. Für
den Abzug von Rauchgasen ist die
Anlage mit Rauchgasabluftklappen,
die im Abstand von ca. 100 Meter an
der Tunneldecke situiert sind und ei-
TITELSTORY
Basiseinheit Nord
(BFV Leoben):
RLF-T 1 St. Michael
(1:6, SKG für jeden
Sitzplatz), RLF-T 2
St. Michael (1:6,
SKG für jeden Sitzplatz) und RLF St.
Stefan ob Leoben
(1:6, SKG als Rettungstrupp). Foto:
Teibinger
Basiseinheit
Süd (BFV Graz/Umgebung): KRFS-T
Übelbach/Markt
(1:3, SKG für jeden
Sitzplatz), RLF-T
Übelbach/Markt
(1:6, SKG für jeden
Sitzplatz) und KRFST sowie RLF
Deutschfeistritz (1:2,
1:6, SKG und LPA als
Rettungstrupp).
Foto: Teibinger
N SIVE
ne Größe von 3 x 3 Meter aufweisen, ausgestattet. Insgesamt sechs
Lüftungsabschnitte werden im Tunnel gebildet, manuell oder automatisch ansteuerbar. Bei einem
Brandereignis wird automatisch die
der Schadensstelle am nächsten liegende Rauchgasabluftklappe voll
geöffnet, alle anderen in diesem Abschnitt geschlossen. Dadurch entsteht ein Überdruck, sodass nur der
vom Brand betroffene Abschnitt
rauchbehaftet bleibt.
GROSSPROJEKT UM
240 MILLIONEN EURO
Am 21. September 2013 fiel der
Startschuss für die Errichtung der
zweiten Gleinalmtunnelröhre. Die
Vortriebsarbeiten erfolgen beidsei-
tig, also vom Nord- und Südportal
aus. Rund 16 Monate – voraussichtlich bis April 2015 – werden
sich die Mineure bis zum Durchschlag durch den Berg arbeiten. Im
Anschluss daran erfolgt der Innenausbau der zweiten Röhre sowie die
Installation der elektromaschinellen
Ausrüstung (unter anderem Belüftung, Beleuchtung, Tunnelfunk).
Trotz umfangreicher Arbeiten vor
allem während der Vortriebszeit,
knapp 900.000 Kubikmeter Aushubmaterial ist abzutransportieren,
wird die Bestandsröhre bis auf wenige Ausnahmen unbehindert befahrbar sein.
Im Sommer 2017 soll die zweite
Röhre des Gleinalmtunnels bereits
für den Verkehr freigegeben wer-
den. Im Anschluss daran erfolgt die
Sanierung der Bestandsröhre. 2019
steht den Autofahrern dann ein modernst ausgerüstetes zweiröhriges
Tunnelsystem zur Verfügung. Die
Gesamtinvestitionen belaufen sich
auf insgesamt rund 240 Millionen
Euro. Etwa 76 Millionen Euro davon
entfallen auf die Generalsanierung
der Bestandsröhre.
TAKTISCHE BASISEINHEIT
Der Landesfeuerwehrverband Steiermark hat eine Richtlinie erstellt, in
deren Konzept eine Einteilung der
Straßentunnel in Abhängigkeit von
der Anzahl der Richtungsfahrbahnen
(ein- oder zweiröhrige Tunnel) und
der Tunnellänge erfolgt. Dabei ist zu
unterscheiden, ob in eine vom Scha-
Die Vortriebsarbeiten erfolgen
beidseitig – hier
die Tunnelbaustelle im Portalbereich Süd.
Foto:
Teibinger
Aufgrund der Länge, mehr als 1000 Meter
Röhrenlänge, ist sowohl am Nordportal als
auch am Südportal jeweils eine Basiseinheit in
der Richtlinie festgelegt. Im Falle eines
Brandereignisses werden die Basiseinheiten
parallel für jedes Portal alarmiert. Zusätzlich
wird bei der Erstalarmierung ein
Verbindungsoffizier der FF Bruck/Mur zur
Überwachungszentrale beordert.
Blaulicht 11-2014 5
TITELSTORY
Vortriebarbeiten an der
Tunnelbrust.
Foto: Teibinger
densereignis betroffene Tunnelröhre
eingefahren wird oder vom „Sicheren Bereich“ (Parallelröhre bzw. von
außen – Portal, Notstollen, Ausstieg
etc.) der Einsatz abgewickelt wird.
Bei Einsätzen in gefährdeten Bereichen (Einfahrt oder Einmarsch in
die betroffene Tunnelröhre) muss
für jeden Feuerwehrmann ausreichend Atemluft zur Verfügung
stehen, so dass immer eine Selbstrettung in einen sicheren Bereich
möglich ist. Unter Berücksichtigung der unter Atemschutz zurücklegbaren Wegstrecken ist weiters
das Vorhandensein von Querschlägen (alle 500 m) oder Ausstiegen
von besonderer Bedeutung.
Rettung von
vermissten Personen mit
Langzeitatemschutzgeräten.
Foto: FF
Deutschfeistritz
6
Blaulicht 11-2014
Dies entspricht allerdings nicht den
Forderungen des ÖBFV, der max.
alle 350 Meter einen Querstollen
haben möchte.
Diesem Konzept zugrundeliegend,
wurden die Portalfeuerwehren mit
speziellen Geräten für die Tunnelbrandbekämpfung ausgerüstet und
in taktische Einheiten (Basiseinheiten) eingeteilt. Diese Basiseinheit
ist für den Erstangriff vorgesehen
und besteht aus folgenden Fahrzeugen und Geräten:
• Einem KRFS-Tunnel als Vorausfahrzeug, mindestbesetzt 1:2 bzw.
max. 1:3. Das Fahrzeug kann im
Tunnel wenden, jeder Sitzplatz
ist mit einer Atemschutzausrüstung versehen. Mitgeführt werden
eine Kleinlöschanlage, drei Rettungsfluchthauben, eine
Wärmebildkamera mit Funkbildfernübertragung sowie ein hydraulisches Rettungsgerät,
welches unabhängig vom Fahrzeug einsetzbar ist. Zum Transport verunfallter Personen können
zusätzlich Rettungssitze (Notsitz
nach KFG) vorgesehen werden.
• Einem RLF-Tunnel, besetzt 1:5
bzw. max. 1:6 – Art und Type der
Geräte sowie weiterer Ausstattungsdetails werden abhängig von
Tunnelbauwerk laut Baurichtlinie
Steiermark festgelegt. Auch hier
ist jeder Sitzplatz mit einer Atemschutzausrüstung bestückt. Weiters gehören zur Beladung eine
Wärmebildkamera klein (ohne
Funkbildfernübertragung und
Bildschirm) sowie Transportwagen zum Befördern der Einsatzgeräte (Stromerzeuger, HRG).
• Einem Fahrzeug mit Löschausrüstung, Beleuchtungseinheit und
Atemschutz – jede einschlägige
Type laut ÖBFV-Baurichtlinien
(TLF, RLF, LFB, LF usw.) ist
hier möglich. Die Kommunikation erfolgt in allen Fahrzeugen
über den 70-cm-Tunnelfunk (1
Fahrzeuggerät + 2 Handsprecher.
ALARMIERUNG
Aufgrund der Länge, mehr als
1000 Meter Röhrenlänge ist sowohl
am Nordportal als auch am Südportal jeweils eine Basiseinheit in der
Richtlinie festgelegt. Im Falle eines
Brandereignisses werden die Basiseinheiten parallel für jedes Portal
alarmiert. Zusätzlich wird bei der
Erstalarmierung ein Verbindungsoffizier der FF Bruck/Mur zur
Überwachungszentrale beordert.
Dieser kann mit Unterstützung des
diensthabenden Mitarbeiters der
ASFINAG bereits wertvolle Erkenntnisse – genauer Ort der Schadensstelle, Schweregrad der
Verrauchung, flüchtende bzw. gefährdete Personen, Anzahl der
Fahrzeuge im Tunnel etc. – an die
anrückenden Einsatzkräfte weitergeben. Dies kann entweder telefonisch oder per Feuerwehrfunk, in
welchem die Überwachungszentrale
der ASFINAG eingebunden ist, erfolgen. Wertvolle Zeit kann hier
schon während der Anfahrt gewonnen werden. An beiden Tunnelpor-
TITELSTORY
talen besteht die Möglichkeit,
die beiden Funkfrequenzen der
Feuerwehrbereiche Leoben
und Graz/Umgebung „zusammenzuschalten“. Dies hat zur
Folge, dass sämtliche Feuerwehrkräfte, aber auch die
Überwachungszentrale und der
Verbindungsoffizier zu jedem
Zeitpunkt den gleichen Informationsstand aufweisen können. So ist es nach Ankunft am
Tunnelportal möglich, eine detaillierte Lagefeststellung
durchzuführen und den weiteren Einsatzverlauf zu planen.
Währenddessen rüsten sich bereits die Besatzungen der Tunneleinsatzfahrzeuge aus. Dies
beinhaltet die Vorbereitung der
fahrzeuggeführten Wärmebildkameras, Aufnahme und Inbetriebnahme der
Langzeitatemschutzgeräte,
Vorbereitung von Funkverbindungen für den Objektfunk
(Tunnelfunk) und dergleichen.
Allenfalls erforderliche zusätzliche Kräfte, wie der Aufbau einer Gesamteinsatzleitung,
sowie von Abschnittseinsatzleitungen, Ablöse der Atemschutzgeräteträger, Aufbau von
Wasserversorgungen sowie
Spezialfahrzeuge sind in den
Alarmplänen der jeweiligen
Tunnelportalfeuerwehren hinterlegt und werden bei Bedarf
nachalarmiert. Seitens des
Tunnelbetreibers ist ein Alarm-
und Einsatzplan hinterlegt,
welcher die Organisation von
weiteren Einsatzorganisationen
wie Polizei, Rettungsdienst sowie die behördliche Einsatzleitung abbildet.
EINSATZÜBUNG IN DER
NEUBAURÖHRE
Um den Einsatzkräften bestmögliche Vorbereitung für eine
etwaige Brandbekämpfung in
der Tunnelanlage zu bieten,
wurde seitens der ASFINAG
am 1. Juli eine Einsatzübung in
der Neubauröhre (Oströhre)
beim Nordvortrieb des Gleinalmtunnels organisiert.
Der Tunnelvortrieb war bis zu
diesem Zeitpunkt vom Norden
und vom Süden beidseitig ca.
1.700 Meter in den Berg gewachsen. Im Abstand von 500
Metern wird jeweils ein Querstollen in Richtung Bestandsröhre geschaffen, einerseits als
Fluchtmöglichkeit für die
Arbeitskräfte aber auch als
Angriffs- und Rettungsmöglichkeit für die Einsatzkräfte.
Leider wurden hier nicht die
vom ÖBFV geforderten Abstände (max. 350 Meter) berücksichtigt. Diese
Querschläge stehen nach Öffnung auch als Fluchtweg aus
der Bestandsröhre zur Verfügung und sind entsprechend
ausgestattet. Ebenso ist im Falle eines Einsatzes in der Be-
LÜCKENLOSE ÜBERWACHUNG
Die rund um die Uhr besetzte Überwachungszentrale für sämtliche
Tunnelanlagen in der Steiermark befindet sich in Bruck an der Mur.
Eine lückenlose Videoüberwachung erlaubt dem Betreiber, die Vorgänge im Tunnel jederzeit überwachen zu können. Außerdem ist der
Gleinalmtunnel mit einer vollautomatischen Brandmeldeanlage ausgestattet, die bei Auslösung wiederum das automatische Brandprogramm aktiviert.
DIE AUSSTATTUNG IM DETAIL
• Insgesamt 17 Querschläge, davon acht für Einsatzfahrzeuge befahrbar
• Acht Pannenbuchten (je 40 Meter lang) mit Notruf- und Löschwassereinrichtung
• Alle 125 Meter Notrufnischen, jeweils mit Telefon, Notruf- und
Brandmeldetaste sowie zwei Feuerlöschern ausgestattet
• LED-Infotafeln im Vorportalbereich, Luftgütesensoren und Sensoren in den Pannenbuchten, die erkennen, wenn ein Fahrzeug einfährt
• Thermoscanner und Höhenkontrolle im Vorportalbereich
• Tunnelfunk, bereits für Digitalfunk gerüstet
• Leuchtdichtemessung zur Optimierung der Helligkeit
• Längslüftung mit Brandrauchabsaugung
• Getrenntes Entwässerungssystem für Fahrbahnwässer und Bergwasser
Quellen: ASFINAG– LFV Stmk.– Wikipedia
standsröhre jederzeit ein
Angriff aus der Bauröhre über
diese Querverbindungen möglich. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme für die im
Tunnelvortrieb arbeitenden
Personen wird nahe der Tunnelbrust (unmittelbarer Vortrieb) ein Rettungscontainer
stationiert. Dieser gibt den Arbeitern die Möglichkeit, im
Falle eines Brandgeschehens
und der damit verbundenen
Verrauchung Zuflucht zu suchen, er bietet für diesen
Zweck Atemluft für bis zu acht
Stunden. Außerdem ist er mit
Kommunikationseinrichtungen
ausgestattet, um im Bedarfsfalle Verbindung zur Außenwelt
herstellen zu können. Zusätzlich ist jeder Bauarbeiter für
Blaulicht 11-2014 7
TITELSTORY
TÖDLICHER VERKEHRSUNFALL
IM A9-BOSRUCKTUNNEL
Am Mittwoch, dem 10. September 2014,
kam es im Bosrucktunnel zu einem tödlichen Verkehrsunfall. Um 6.31 Uhr wurden die
Feuerwehren Ardning und Frauenberg/Enns
von der Bereichswarnzentrale „Florian Liezen“
alarmiert.
Beim Eintreffen der Einsatzkräfte und der anschließenden Lageerkundung durch den Einsatzleiter
wurde festgestellt, dass es zu einem schweren
Verkehrsunfall zwischen zwei Pkw und einem Lkw
gekommen war. Zwei leicht verletzte Personen
wurden bereits durch den anwesenden Notarzt
und das Rote Kreuz erstversorgt. Für eine PkwLenkerin kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie erlitt
beim Zusammenstoß tödliche Verletzungen und
wurde in ihrem Fahrzeug eingeklemmt. Weiters
flossen geringe Mengen an Betriebsmittel aus den
Unfallfahrzeugen aus.
Die Aufgaben der alarmierten Feuerwehren aus der
Steiermark und Oberösterreich bestanden darin,
die Unfallstelle abzusichern und auszuleuchten,
den Brandschutz herzustellen, die Batterien der
Unfallfahrzeuge abzuklemmen, ausgeflossene Betriebsmittel zu binden und aufzufangen sowie die
tödlich verletzte Pkw-Lenkerin aus ihrem Fahrzeug
zu bergen. Abschließend wurden noch Unterstützungsarbeiten bei der Bergung der Unfallfahrzeuge
durch das Abschleppunternehmen und bei der Unfallaufnahme durch die Polizei geleistet.
Gegen 8.30 Uhr konnten die Kameraden der FF
Ardning und der FF Frauenberg/Enns wieder ins
Rüsthaus einrücken.
Im Einsatz waren:
FF Ardning (KRFS und MTFA), FF Frauenberg/Enns
(RLFA-T 2000/200 und MTF), FF Spital am Pyhrn,
FF Windischgarsten,
Rotes Kreuz Steiermark und Oberösterreich, Notarzt aus der Steiermark und aus Oberösterreich,
Autobahnpolizei, ASFINAG, Abschleppunternehmen,
Bestattung.
BR d.ÖBFV Thomas Meier
die Selbstrettung mit einem Sauerstoffselbstretter ausgestattet. ErsteHilfe-Ausrüs-tung,
Kleinlöschgeräte und eine Rettungstrage vervollständigen die
Ausrüstung im Rettungscontainer.
Ein Personenerfassungssystem erlaubt es zusätzlich, jederzeit die
Anzahl der in der Bauröhre anwesenden Personen seitens der Bauleitung angeben zu können.
ÜBUNGSANNAHME
Als Übungsannahme galt ein Brand
einer Baumaschine zwischen zwei
Querstollen, welcher eine starke
Rauchentwicklung zur Folge hatte.
Die an der Tunnelbrust beschäftigten Bauarbeiter konnten sich nicht
mehr selbständig zum nächstgelegenen Querstollen retten. Die beiden Tunnelbasiseinheiten nahmen
nach Kontaktaufnahme mit der
Überwachungszentrale Bruck an
der Mur Aufstellung in der (gesperrten) Bestandsröhre bei den
Querstollen nahe der vermuteten
Einsatzstelle. Nach erfolgter Lageerkundung (Rücksprache mit Bauleitung) und der Beurteilung durch
die Einsatzleitung wurde festgestellt, dass zehn Personen in der
Bauröhre als vermisst galten. Aus
dem Rettungscontainer meldeten
sich lediglich drei Personen, die anderen sieben wurden in unmittelbarer Umgebung vermutet.
Umgehend wurde der Entschluss
gefasst, einerseits die Brandbekämpfung – in der Bauröhre stehen
ca. alle 100 Meter Löschwasseranschlüsse (C-Rohr) zur Verfügung
– und parallel dazu die Menschenrettung in Angriff zu nehmen. Da-
für rüsteten sich die Mannschaften
der Tunneleinsatzfahrzeuge mit
Langzeitatemschutzgeräten aus und
begannen ihre Aufträge durchzuführen. Nach ca. 60 min. waren alle
Personen aus dem Gefahrenbereich
gerettet und dem ebenfalls anwesenden Rettungsdienst übergeben.
Bei dieser Übung wurden wertvolle
Erkenntnisse in Bezug auf Kommunikation, Taktik, Menschenrettung und dergleichen gewonnen.
Auch die physischen (Anmarschwege von bis zu 500 Meter mit
Sauerstoffkreislaufgeräten und Aufbau der Löschleitungen) und psychischen (praktisch totale
Verrauchung der Übungsbereiche)
Belastungen der Einsatzkräfte dürfen bei einem Tunneleinsatz in der
Gefahrenmatrix (Angstreaktionen
und körperliche Anstrengung) nicht
benachteiligt behandelt werden.
Die Möglichkeit der Zusammenschaltung von beiden Bereichsfunkfrequenzen (4-m-Band) Leoben
und Graz/Umgebung funktionierte
ohne Probleme, auch die dazugehörige Funkverbindung zur Überwachungszentrale Bruck/Mur
inklusive Funkschiene mit Landesfunkfrequenz funktionierte einwandfrei. Die
Objektfunkverbindung (70-cmBand-Tunnelfunk) innerhalb der
Tunnelröhren wurde inzwischen
verbessert, so dass eine Verbindung
zu den Portalen ausreichend funktioniert und mit dem Baufortschritt
sukzessive erweitert wird.
IM EINSATZ STANDEN:
Tunnelbasiseinheit Nord (Feuerwehren St. Michael und St. Stefan
ob Leoben), Tunnelbasiseinheit Süd
(Feuerwehren Übelbach/Markt und
Deutschfeistritz), Rettungsdienst,
Autobahnpolizei Gleinalm, ASFINAG mit insgesamt 20 Fahrzeugen
und 100 Personen. Nach der
Übungsbesprechung wurde zur Verpflegung für alle Einsatzkräfte seitens der ASFINAG geladen.
Zum Glück kam es nach dem
schweren Verkehrsunfall nicht zum
Fahrzeugbrand.
Foto: Feuerwehr/Ehrlingert
8
Blaulicht 11-2014
TÜV-AustriaWissenschaftspreis
Zum 140-Jahr-Jubiläum des TÜV AUSTRIA 2012 stiftete die TÜV-AUSTRIA-Akademie erstmalig einen Wissenschaftspreis, der fortan jedes Jahr verliehen wird. Der
Preis stellt eine Anerkennung für das Ingenieurwesen und
einen Ansporn für Fachkräfte im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich dar.
Der TÜV-AUSTRIA-Wissenschaftspreis wird in drei Kategorien vergeben:
• Wissenschaftliche Arbeiten an Universitäten und Fachhochschulen
• Abschlussarbeiten an HTLs
• Beispiele aus der Unternehmenspraxis
Zusätzlich zum Geldpreis in der Höhe von 15.000,-- Euro
besteht die Möglichkeit, dass eingereichte Arbeiten im Verlag der TÜV-AUSTRIA-Akademie veröffentlicht werden.
EINREICHKRITERIEN
1. Eingereicht werden können von Absolventen einer österreichischen Universität oder Fachhochschule verfasste wissenschaftlicheArbeiten in den Bereichen „Sicherheit –
Technik – Qualität – Umweltschutz“.
2. In einer Sonder-Kategorie können Abschlussarbeiten an
österreichischen HTLs eingereicht werden.
3. In einer weiteren Sonder-Kategorie werden Arbeiten aus
der Unternehmenspraxis zur Einreichung aufgerufen.
4. Die Arbeit muss bis spätestens 30. Juni 2015 bei der
TÜV-AUSTRIA-Akademie postalisch oder in elektronischer Form (PDF) einlangen.
WAS WIR NOCH BRAUCHEN
Der eingereichten Arbeit sind beizufügen:
ein Lebenslauf des Verfassers/der Verfasserin,
Bestätigung über die positive Beurteilung durch den/ die
betreuende/n Dozent/Dozentin bzw. Professor/in,
eine höchstens fünfseitige Zusammenfassung der Arbeit,
eine Erklärung, dass sich der/die Einreicher/in zur Veröffentlichung im Verlag der TÜV-AUSTRIA-Akademie bewirbt.
EINREICHUNG UND KONTAKT:
TÜV AUSTRIA AKADEMIE GMBH
z. Hd. Michael Thomas,
1100 Wien, Gutheil-Schoder-Gasse 7a,
E-Mail: akademie(at)tuv(dot)at
Internet: https://www.tuv-akademie.at/aktuelles/tuev-wissenschaftspreis.html
Bücher Ecke
AKTUELL
FACHBUCH ZUR TUNNELEINSATZLEHRE
Mit dem Titel „Brandeinsätze in Straßentunneln“
hat die International Fire Academy ihr erstes Fachbuch herausgegeben und eröffnet damit
ihre Publikationsreihe zu „Interventionen in unterirdischen
Verkehrsanlagen“.
Das 144-seitige deutschsprachige
Buch wurde während des 3. Kommandanten-Forums in Balsthal
vorgestellt und mit viel Lob von
den annähernd 100 Teilnehmenden aufgenommen. Es kann zum
Ladenpreis von CHF 24.90 bzw.
E 19,90 bezogen werden. Eine
französische und eine englische
Ausgabe sind in Vorbereitung.
FÜR DEN GESAMTEN
DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM
Die zwölf Autoren, alle Mitglieder
des Didaktik- und Entwicklungsteams der International Fire Academy, haben die
Tunnel-Einsatzlehre in dem Fachbuch für den gesamten deutschsprachigen Raum aufbereitet: In
den Kapiteln Baukunde, Gefahrenlehre, Einsatztaktik, Einsatztechnik und Einsatzvorbereitung
werden alle relevanten Unterschiede zu Brandeinsätzen in Gebäuden
herausgearbeitet. Das Buch wendet
sich primär an Feuerwehrangehörige. Es liefert außerdem wertvolle
Hintergrundinformationen für andere Ereignisdienste bzw. Behörden und Organisationen mit
Sicherheitsaufgaben sowie Tunnel-
Das Fachbuch „Brandeinsätze in Straßentunneln“ kann unter der WebAdresse www.tunnelbrand.info bezogen werden
Konstrukteure, -Manager und -Sicherheitsbeauftragte.
WEBSITE MIT SHOP ZUM BUCH
Das durchgängig farbig gestaltete
Buch „Brandeinsätze in Straßentunneln“ im Beintaschen-Format
(12,2 x 16 cm) ist mit 122 Abbildungen informativ illustriert und
mit einem Schutzumschlag ausgestattet. Ausführlich vorgestellt
werden die Inhalte auf der Website
www.tunnelbrand.info, über die es
auch bestellt werden kann. Alle
EU-Länder werden direkt vom
Verlag in Deutschland zollfrei beliefert.
„Brandeinsätze in Straßentunneln“, Taktik – Technik – Hintergrund.
144 Seiten in Farbe mit 122 Abbildungen, Broschur im BeintaschenFormat (12,2 x 16 cm) mit
Schutzhülle,
ISBN 978-3-942385-02-2.
Preis: E 19,90 bzw. CHF 24,90
Sonderkonditionen ab einer Bestellung von 5 Exemplaren.
Blick ins Buch und Bestellungen
unter www.tunnelbrand.info
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Blaulicht 11-2014 9
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STUDIE
Wissenschaftliche
STUDIE
MAG. REINHOLD GREUTER (KOMMANDANT)
UND
UND ING. THOMAS GREUTER, MSC
(BEZIRKSFEUERWEHRINSPEKTOR)
zum Thema SSG-Belastungstest und Tunneltrai ni
Die Feuerwehr Landeck fuhr
gemeinsam mit einem Team der
BF Innsbruck, einem medizinischen Betreuungsteam der
Medalp/sportclinic und
Mitarbeitern der LFS Tirol am 3.
April 2014 für drei Tage nach
Lungern zum Schweizer
Tunnelausbildungszentrum der
IFA, um eine Versuchsreihe für
die Belastung bei einem Einsatz
mit SSG-Geräten
(Kreislaufgeräten) durchzuführen.
Eine solche Versuchsreihe unter
einer thermischen äußeren
Belastung mit SSG-Geräten gab
es bisher nicht. Die Ergebnisse
dieser Versuchsreihe wurden in
Form einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie
festgehalten.
10
Blaulicht 11-2014
AUSGANGSBASIS
Tirol ist das Land mit den
meisten und größten Tunnelanlagen in Österreich. Die diesbezügliche Brandbekämpfung und die
Hilfeleistung im Einsatzfall obliegt
fast ausschließlich den Tiroler Feuerwehren. Die dafür benötigte Ausrüstung wird durch die Gemeinden,
das Land Tirol, die ASFINAG und
die ÖBB finanziert und den Feuerwehren zur Verfügung gestellt.
Vom 2. bis 4. Dezember 2013 hatten die FF Landeck und BF Innsbruck ein gemeinsames
Tunnellöschtraining bei der ifa in
Balsthal (CH) absolviert. Anlässlich dieses Trainings hatten drei
Kameraden versuchsweise SSGGeräte getragen. Bereits nach rund
20 bis 30 Minuten mussten zwei
Kameraden die Übung wegen massiver körperlicher Beschwerden abbrechen und aus dem Tunnel
geführt werden.
BELASTUNGSTEST MIT
HITZEEINWIRKUNG
Die bisherigen Belastungserfahrungen bei Einsätzen und Übungen
der Feuerwehr Landeck (auch spezielle Belastungsübungen) mit den
Kreislaufgeräten zeigen ein anderes
Bild und haben noch nie zu einem
derart raschen Einbruch wie in Balsthal geführt. Allerdings wurde auch
noch nie ein Belastungstest mit äußerer Hitzeeinwirkung durchgeführt.
Die Firma Dräger hat zwar viele
Tests und Erfahrungen im Umgang
mit Kreislaufgeräten, aber es gibt
auch dort keine verlässlichen Tests
mit Tunnelanlagen, äußerer Hitzeeinwirkung und einer normgerechten
Feuerwehreinsatzbekleidung. Nach
diversen Gesprächen und Berichten
der Atemschutzgeräteträger vor Ort,
anlässlich des genannten Trainings,
aber auch in den folgenden Gesprächen mit den Mitarbeitern der ifa
(Schweiz) wurde uns mitgeteilt, dass
sie trotz ihrer hohen Kompetenz derzeit auch noch wenig Erfahrung
diesbezüglich besitzen. Die Trainings
werden dort fast ausnahmslos mit
Pressluftatemschutzgeräten absolviert. Lediglich der Kanton Zürich
(Gebäudeversicherung Zürich
(GVZ) und Schutz und Retten Zürich = Berufsfeuerwehr Zürich) hat
nach ähnlichen Erfahrungen bei Belastungsübungen in Zürich ein Training zu Testzwecken mit
Kreislaufgeräten (SSG = KG) an der
ifa absolviert. Die dabei gewonnenen
Erfahrungen waren ähnlich der der
BF Innsbruck und die für zwei Tage
veranschlagten Tests wurden vorzei-
STUDIE
Die persönliche
Fitness und
Leistungsfähigkeit ist die notwendige Basis
für Einsätze in
Tunnelanlagen
Die Versuchsreihe sollte
nachvollziehbare Ergebnisse und praktische Erfahrungen über den Einsatz von Kreislaufgeräten
für Brandereignisse in unterirdischen Verkehrsanlagen liefern
ai ning
Nach wochenlangen
Vorbereitungen
(Medizintests,
Leistungstests,
EinsatztaktikSchulung u. v. m.)
war es so weit:
Nach einem vorgegebenen Testplan
wurden etliche
Übungen durchgeführt, um die physischen und psychischen Belas-tungen
der Feuerwehrkameraden
beim Einsatz mit
SSG-Geräten unter
Echtbedingungen
bei Tunnelbränden
zu testen.
tig abgebrochen. Die Konsequenz
war der Einzug der SSG-Geräte im
Kanton und die Neuüberdenkung
dieses Geräteeinsatzes.
Nach einem daraufhin erfolgten
Selbsttest der Mitarbeiter in der
IFA mit Kreislaufgeräten musste
man dieselben Erfahrungen machen und den Test wegen körperlichen Beschwerden nach kurzer
Zeit abbrechen. Alle uns bekannten
Studien (z.B. STATT-Studie der
Landesfeuerwehrschule BadenWürttemberg oder ein KG-Versuch
der BF Berlin u.a.) wurden nicht
unter realistischen Tunneleinsatzbedingungen mit Kreislaufgeräten
durchgeführt.
Aufgrund dieser Informationen
und Erfahrungen stellte sich die
Frage: Kann man bei einem Brand
im Tunnel die Kreislaufgeräte gefahrlos benutzen oder muss man
mit massiven körperlichen Beschwerden der Geräteträger – und
damit mit einem großen Gefahrenmoment – nach kurzer Zeit rechnen?
BF Innsbruck – Gewissheit, ob ein
Einsatz von Kreislaufgeräten bei massiven Brandereignissen in Tunnelanlagen verantwortbar ist. Welche Punkte
muss man bei einem Einsatz von KG
unbedingt beachten, um diese gefahrlos einsetzen zu können? Um diese
Versuchsreihe möglichst aussagekräftig
und nachvollziehbar zu gestalten, wurden mehrere Partner an Bord geholt.
Eine wissenschaftliche Begleitung bei
den körperlichen Auswirkungen und
Belastungen wurde durch je einen Arzt
und einen Sportwissenschaftler der
medalp + sportclinic gewährleistet. Alle Übungen und Tests wurden im Vorhinein festgelegt und trainiert. Damit
konnte man eine standardisierte, nachprüfbare und vergleichbare Vorgangsweise bei den vorgegebenen Übungen
vorweisen. Damit man die BelastungsUnterschiede zwischen Kreislaufgeräten (= KG) und Pressluftatemgeräten
(= PA) besser verstehen kann, wurde
bei den Übungen eine Referenzgruppe
mit Pressluft eingesetzt und bei manchen Übungen die gleiche Übung mit
getauschten Geräten durchgeführt.
DAS VERSUCHS-PROJEKT –
DIE VORBEREITUNGEN:
Die Feuerwehr Landeck suchte
aufgrund dieser Informationen das
Gespräch mit verschiedenen Entscheidungsträgern und man wollte
– gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrinspektorat Tirol und der
ZIEL DER VERSUCHSREIHE
Der Versuch sollte verlässliche und
nachvollziehbare Ergebnisse und praktische Erfahrungen über den Einsatz
von Kreislaufgeräten für Brandereignisse in unterirdischen Verkehrsanlagen liefern.
Akribische
Vorbereitungen in Form
von Medizintests, Lestungstests und EinsatztaktikSchulungen
standen vor der
Versuchsreihe
am Programm
Blaulicht 11-2014 11
STUDIE
die begehbaren Verbindungsstollen.
Da auch das Restaurant unter Tage
ist, waren die Teilnehmer an den
Trainingstagen ausschließlich im
Berg. Während dieser beiden sehr
intensiven Testtage wurden umfangreiche Daten und Erfahrungen gesammelt.
DIE ERGEBNISSE DER STUDIE
Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe
würden den Rahmen dieses Artikels
sprengen. Nach einer monatelangen
Auswertung und Aufbereitung der
gewonnenen Daten wurden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen einem Fachpublikum am 10. Juli 2014
im Einsatzzentrum Landeck präsentiert.
In Lungern im
Schweizer
Tunnelausbildungszentrum
der IFA wurden
die Test-reihen
durchgeführt
DIE VERSUCHSREIHE IN
LUNGERN
Nach wochenlangen Vorbereitungen (Medizintests, Leistungstests,
Einsatztaktik-Schulung u. v. m.)
war es so weit: Nach einem vorgegebenen Testplan wurden etliche
Übungen durchgeführt, um die
physischen und psychischen Belastungen der Feuerwehrkameraden
beim Einsatz mit SSG-Geräten
unter Echtbedingungen bei Tunnelbränden zu testen.
170 Meter tief führt der Zugangsstollen in den Berg hinein – mitten
in den Schweizer Alpen. Untertags
findet man Garderoben, einen
Atemschutzraum und sanitäre Einrichtungen neben dem eigentlichen
Herz der Anlage: dem 150 Meter
langen Brandstollen. Hier kann als
Maximalszenario der Vollbrand
zweier Lastwagen dargestellt werden – angelehnt an das Brandereignis im Gotthard-Straßentunnel im
Jahr 2001. Der Zugang zum
Brandraum erfolgt über den Sicherheitsstollen, über Umgehungsstollen (lange Anmarschwege) und
den befahrbaren Querschlag oder
Alter der
Probanden
Probanden
12
Blaulicht 11-2014
BETEILIGT
• Feuerwehr Landeck (14 Personen
und Projektidee-Leitung, -ausarbeitung und -auswertung),
• LFV Tirol und LFS Tirol (2 Personen),
• Berufsfeuerwehr Innsbruck (3
Personen),
• medalp Imst (3 Personen),
• International Fire Academy (IFA)
Schweiz (4 Personen)
Unterstützung durch:
Land Tirol, Tiroler Versicherung,
Dräger Austria, Texport GmbH,
Rechners GmbH.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
• Grundsätzlich kann festgestellt
werden, dass der Einsatz von Kreislaufgeräten bei Brandereignissen in
Tunnelanlagen befürwortet werden
kann. Die Auswertungen und Ergebnisse zeigen, dass das Kreislaufgerät gegenüber dem Pressluftgerät
STUDIE
durchaus wesentliche Vorteile hat.
Die im Jahr 2013 gemachten negativen Erfahrungen können
nicht bestätigt werden.
Für den erfolgreichen Einsatz von
Kreislaufgeräten sind allerdings
einige Parameter von grundlegender Bedeutung.
Atemschutzeinsätze in Tunnelanlagen sind mit herkömmlichen
Atemschutzeinsätzen nicht zu
vergleichen. Alleine die vielfach
längere Einsatzdauer und die langen Anmarschwege sind eigens zu
betrachten. Die persönliche Fitness und Leistungsfähigkeit ist
die notwendige Basis für Einsätze
in Tunnelanlagen.
• Neben der persönlichen Leistungsfähigkeit ist die Atemschutztechnik von grundlegender
Bedeutung. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Verwendung von
Kreislaufgeräten eine längere Einsatzzeit gegeben ist und die
Atemluftreserve eine ausreichende Sicherheit für die Einsatzkräfte
bietet. Gezeigt haben die Ergebnisse aber auch, dass aufgrund der
physischen Belastung die Einsatzzeit mit rund 60 Minuten unabhängig des Gerätetyps begrenzt
ist. Ab diesem Zeitpunkt muss eine allfällige Ablöse zur Verfügung
stehen. Auch hier bietet das KGGerät eine ausreichende Reserve.
• Kühlwesten sind nicht nur subjektiv von Bedeutung, sondern verlängern die Einsatzzeit. Sie sollten
jedem Feuerwehrmann als Basisausstattung zur Verfügung gestellt
werden.
ven Ausbildung geboten werden.
Die Bildung von eigenen spezialisierten Tunnelfeuerwehren, als
Ergänzung und Unterstützung zu
den Portalfeuerwehren, sollte forciert werden.
• Die Erfahrungen im Zuge der
Übungen haben bestätigt, dass das
Arbeiten unter KG-Geräten gelernt und ausreichend geübt sein
muss. Beanspruchungen bei Tunneleinsätzen sind ähnlich jener
von Ausdauersportarten zu betrachten. So ist es von enormer
Bedeutung, kontinuierlich zu arbeiten. Massive Leistungsspitzen
können aufgrund der herrschenden Bedingungen nicht mehr aufgefangen werden und führen zum
Ausfall.
• Am Rande dieser Versuchsreihe
kann auch bestätigt werden, dass
der Einsatz des LUF äußerst hilfreich ist und ein notwendiges Tool
zur Bekämpfung von Bränden in
Tunnelanlagen darstellt. Die
Temperatursenkung ist enorm
und fördert die Arbeitsbedingungen für die Einsatzkräfte. Aufgrund der Lärmentwicklung (bis
über 110 dB) sind aber auch bei
diesem Gerät eine ausreichende
Ausbildung und das Zusammenspiel der Einsatzkräfte unerlässlich – ähnlich dem Arbeiten mit
KG-Geräten. Gerade bei ausgedehnten Brandereignissen ist es
dann von großer Hilfe.
• Um ein solches Arbeiten zu gewährleisten, ist eine umfangreiche
und ausreichende Ausbildung der
Feuerwehrmänner zu gewährleisten. Auf Basis der Einsatztaktik
sind die grundlegenden Handgriffe zu trainieren und zu automatisieren.
• Und an dieser Stelle sei auch der
Vergleich zu Spezialeinheiten der
Feuerwehr wie die Taucher, Flughelfer u.a. gezogen. Tunneleinsätze sind Spezialeinsätze für
Spezialisten. Diesen Kameraden
muss die Gelegenheit zur selekti-
• Kreislaufgeräte sind Spezialgeräte,
die ihre Berechtigung haben, aber
eine entsprechende Handhabe erfordern. Unter Berücksichtigung
der Erfordernisse als Spezialeinheit für den Einsatz von Kreislaufgeräten ist auf Basis der
Versuchsreihe jedenfalls diesen
Geräten der Vorzug zu geben.
Eine Verwendung kann befürwortet werden.
Die Teilnehmer der
Testreihe.
Fotos: Feuerwehr Landeck
Falls Interesse an
den Ergebnissen
dieser Studie besteht, wenden Sie
sich bitte an die
Feuerwehr Landeck.
Kontakt: Ing. Thomas Greuter, MSc,
E-Mail:
kommando@feuerwehr-landeck.at
Blaulicht 11-2014 13
EU-PROJEKT
BM d. LFV Hermann weist die slowenischen
Feuerwehrkameraden ein
Die Projektpartner mit teilnehmenden
Feuerwehrmännern in Lebring
EU-PROJEKT
„GOAL“
Im Kärntner Landesfeuerwehrverband in Klagenfurt
fand Anfang Oktober 2011
die Kick-Off-Veranstaltung
des EU-Projekts „GOAL“
statt. Nun, knapp drei Jahre
später, endeten die offiziellen
Aktivitäten dieser internationalen Erfolgsstory mit der
Heißausbildungsphase vom
28. bis 29. Oktober 2014,
dem so genannten „Hot Fire
Training“, in der steirischen
Feuerwehrschule.
BR D. ÖBFV THOMAS MEIER
14
Blaulicht 11-2014
Praktische Durchführung des Trainings.
Fotos: LFV Stmk./Meier
erfolgreich abgeschlossen
PROJEKTTRÄGER
Die Projektidee war, nach dem
sehr erfolgreichen EU-Projekt „SISSIE“ mit Friaul-Julisch Venetien mit
dem Projekt „GOAL“ den Gedanken
der „Hilfe ohne Grenzen“ mit Slowenien fortzusetzen: mit der Steiermark als
Partner. Das Amt der Kärntner Landesregierung (UAbt. Sicherheitsangelegenheiten) war Leadpartner. Die
weiteren Projektträger waren der
Kärntner Zivilschutzverband, der LFV
Steiermark, der Feuerwehr- und Rettungsdienst Kranj sowie die Verwaltung der Republik Slowenien für
Zivilschutz und Rettungswesen (Landesverteidigungsministerium).
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH
In zahlreichen Expertenworkshops und
bei mehreren Großübungen arbeiteten
die Projektpartner während der letzten
drei Jahre sehr intensiv an der Optimierung einer länderübergreifenden
Koordination der Einsatzkräfte und an
gemeinsamen Einsatzplänen.
Und das mit großem Erfolg, wie beim
Lebringer Projektfinale, dem Hot Fire
Training, unisono festgestellt werden
konnte.
Der Erfahrungsaustausch in der Handhabung von Technik-Taktik und Strategie, der Aufbau einer internationalen
Heißausbildungsplattform, zukünftige
gemeinsame Trainings und Forschungen am Sektor der Heißausbildung sowie die Ausrichtung von
gemeinsamen Übungen und Ausbildungen standen auf der Tagungsagenda, welche praktische wie auch
theoretische Elemente beinhaltete.
HOT-FIRE-TRAINING
Für die praktischen Inhalte des „HotFire-Trainings“ zeichnete BM d. LFV
Christian Hermann, Ausbilder an der
Feuerwehr- und Zivilschutzschule
Steiermark, verantwortlich.
Er betreute und instruierte das nationale und internationale Teilnehmerfeld
bestens, zum Großteil in englischer
Sprache.
KOORDINATION
Als Projektleiter und -koordinator von
„GOAL“ fungierte Dipl.-Ing. Anton
Schabl. Seitens des LFV Steiermark
wurde das EU-Projekt, in dessen Rahmen beispielsweise auch die Großübung auf der Soboth (4/2012) oder
die Einmeldung der steirischen
GFFFV-Einheit über das Bundesministerium für Inneres in das CECIS
(= Common Emergency Communication and Information System) stattfanden, von OBR Ing. Heimo Krajnz
und ABI Ass.-Prof. Dipl.-Ing.
Dr. Gerald Lichtenegger begleitet.
Aktuelles
kommentiert
Der Präsident der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, hielt vor kurzem einen bemerkenswerten Vortrag im Klub der Wirtschaftsjournalisten, in welchem er die überbordende Bürokratie in Österreich erneut
schwer anprangerte. Im kleinen Österreich gäbe es 20.000 bis 25.000 nationale Vorschriften, zusammen mit europäischen Bestimmungen explodiert der Paragraphenberg bereits auf über 110.000 Regulative.
Das Bürokratie-Monster!
FRÜHER GENÜGTEN 10 GEBOTE!
Früher ist man zur Aufrechterhaltung
eines Gemeinwesens mit 10 Geboten
ausgekommen, „heute gibt es alleine
im Arbeitnehmerschutzgesetz 1.209
Bestimmungen“, sagte Leitl. Dieser
Bürokratiewahn führt dazu, „dass es
nicht einmal größeren Betrieben gelinge, hier einen Überblick zu behalten“.
tige Regulative gefunden. Da soll mir
noch einer sagen, das wäre einfach!
Noch dazu, wo unsere Architekten
und Bauingenieure keinen einheitlichen Brandschutz an den Universitäten lernen. Ja, es ist unglaublich:
Statik, Wärme- und Schallschutz
werden heute verpflichtend gelehrt,
der Brandschutz ist aber ein universitäres Stiefkind.
Die KLEINE Zeitung hat dann eine
Karikatur des begnadeten Cartoonisten Petar Pismestrovic veröffentlicht,
welche den kleinen Staatsbürger als
Bittsteller vor dem gigantischen „Bürokratie-Monster“ zeigt. Und Christoph Leitl sagt dazu: „Es gibt eine
Bedrohung durch eine sich selbständig machende Bürokratie mit einer
unvorstellbaren Eigendynamik, die
bald niemand mehr stoppen kann!“.
NEUN BAUGESETZE
Dazu ist der Brandschutz in unserer
kleinen Alpenrepublik hoffnungslos
auf 9 Baugesetze und 9 Feuerpolizeigesetze aufgesplittert. Wie wenn es in
Tirol, Wien und der Steiermark anders brennen würde. Ein Schildbürgerstreich der besonderen Art, wie ich
meine! Und natürlich ein zusätzlicher
bürokratischer Aufwand, da alle Baumeister und Architekten die jeweiligen, natürlich zum Teil vollkommen
unterschiedlichen Vorschreibungen
einhalten müssen. Eine gewisse Abhilfe haben nun die aus dem EU-
DAS PARKINSON´SCHE GESETZ
Bereits 1957 hat der britische Soziologe Northcote Parkinson das nach
ihm benannte und berühmt gewordene Gesetz zum ungehemmten Bürokratiewachstum veröffentlicht. Er
sagt dazu: „Die größten Leistungen
der Bürokratie standen nie im Einklang mit dem gesunden Menschenverstand. Das war schon bei den
Bauten des untergehenden Roms und
das gilt auch heute genauso. Stets waren sie Zeichen des Niederganges und
wurden begleitet von hoher Besteuerung und verschwenderischen Ausgaben“. Dem ist nichts hinzuzufügen!
DR. OTTO WIDETSCHEK
Recht kommenden OIB-Richtlinien
gebracht. Aber warum hat man nicht
gleich ein Österreichisches Baugesetz
geschaffen? Weil es die Bundesländer
nicht wollen! St. Bürokratius ,schau oba!
CHAOS UM DIE FEUERBESCHAU
Ähnlich ist es bei den Feuerpolizeigesetzen: Hier gibt es nicht einmal einheitliche Namen, weil jeder sein eigenes
Süppchen kocht. Wenn man beispielsweise das Herzstück dieser Verordnungen, die Feuerbeschau (FB), unter die
Lupe nimmt, erkennt man den praktizierten Kantönli-Geist unserer Bürokraten ganz deutlich: Die Prüffristen
schwanken zwischen 3 und 15 Jahren,
es gibt keine einheitliche Risikobewertung und die Vorgangsweise ist so und
so überall anders. Einmal wird die Feuerbeschau sogar durch ein Landesfeuerwehrgesetz geregelt
(Niederösterreich), einmal durch die
Kehrordnung (Burgenland) und in
Wien gibt es lediglich eine magistratsinterne Übereinkunft. Frau Brigitte
Merli von der Feuerpolizei Graz hat
dies vor Kurzem erhoben und in einer
Tabelle dokumentiert (siehe Anlage).
Was wir zur Vereinheitlichung und
Verwaltungsreform daher benötigen, ist
ein von uns bereits seit Jahrzehnten gefordertes einheitliches Brandschutzgesetz für Österreich. Damit könnte man
das Bürokratie-Monster endlich etwas
in die Schranken weisen!
Teilweiser
Einsturz des Bauwerks in der Wiener Mariahilfer
Straße (Foto: BF
Wien).
Regelungen
für die Feuerbeschau –
Bürokratismus in Reinkultur!
BRANDSCHUTZ: AKADEMISCHES
STIEFKIND!
Viele meiner Leser werden nun fragen, was diese Ausführungen mit dem
Brandschutz zu tun haben? Sehr viel,
denn auch in diesem Bereich ist ein
großer Gesetzeswirrwarr vorhanden.
So gibt es alleine über 100 Gesetze,
Verordnungen und Richtlinien für
den vorbeugenden Brandschutz, welche vor allem für die Errichtung von
Bauwerken maßgeblich sind. An einschlägigen ÖNORMEN für den
Brandschutz habe ich über 150 derar-
Blaulicht 11-2014 15
ÜBUNGSEINSATZ
„
„ALPINA 14“
BR D. F. MICHAEL MAICOVSKI
Kein Jahr vergeht, in welchem
nicht weltweit Städte und Dörfer, ja
teilweise ganze Landstriche und
Regionen von schweren
Naturkatastrophen heimgesucht
werden. Tagelange Regen- oder
Schneefälle, einhergehend mit
orkanartigen Windböen,
Überflutungen, Muren- und
Lawinenabgängen, verschüttete
Straßen und eine zusammengebrochene Infrastruktur, um nur einige der katastrophalen
Auswirkungen aufzuzählen, sind
das Ergebnis. Auch Österreich ist
keine Ausnahme, das haben die
letzten Jahre eindrucksvoll gezeigt
– Hochwasser, Stürme, Eis und
Schnee.
16
Blaulicht 11-2014
Multinationale Übung in S
Man kann davon ausgehen,
dass es durch den Klimawandel immer öfter solche Wetterphänomene geben wird!
Grund genug daher, für Einsatzorganisationen große Übungen zu
planen und durchzuführen, um
für Naturkatastrophen gerüstet zu
sein und Ressourcen optimal einzusetzen.
VIERTÄGIGE
KATASTROPHENSCHUTZÜBUNG
Unter dem Namen „Alpina 14“
wurde Ende Mai 2014 in Antholz (Südtirol) eine viertägige
multinationale Katastrophenschutzübung mit mehreren Einsatzorganisationen durchgeführt.
Die Alpina 14 wurde vom Weißen Kreuz Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Technischen
Hilfswerk Bayern (THW) und
dem Samariterbund-Landesverband Steiermark organisiert und
sollte mit einer Dauer von durchgehend vier Tagen den teilnehmenden Organisationen im
Rahmen einsatzrealistischer Szenarien in Echtzeit alles abverlangen. In der Übungsannahme
selbst wurde bewusst keine Aktivierung des EU-Gemeinschafts-
verfahrens für Zivilschutz
angenommen, es wurde bilaterale
Hilfe bzw. Führungs- und Einsatzunterstützung von befreundeten Organisationen aus den
Nachbarländern (Österreich,
Deutschland) und anderen Provinzen Italiens angefordert und unter
realistischen Bedingungen eingesetzt. Zusätzlich wurden natürlich
auch lokale Einsatzkräfte wie Freiwillige Feuerwehr, Berg- und
Wasserrettung eingebunden. „Eine
realistisch konzipierte Feldübung
dieser Größe ist die beste Gelegenheit, die Zusammenarbeit zu
allen anderen Einsatzorganisationen zu überprüfen und Ausbildungsbedarf zu erkennen, um so
zur Verbesserung der Interoperabilität und der Optimierung des
Einsatzprozesses beizutragen.
Darüber hinaus werden persönliche Kompetenzen gestärkt und
strukturelle Partnerschaften weiterentwickelt“, so Josef Riener,
MSc, Landeseinsatzleiter des Samariterbundes Steiermark.
ZEITLICHER ABLAUF DER ÜBUNG
IN KURZFORM
21. Mai: Alarmierung mit der Annahme einer Überflutungskata-
ÜBUNGSEINSATZ
n Südtirol
Die Einsatzleitung
hatte weit mehr als
100 Einsatzszenarien zu koordinieren.
Erschwert wurden
die Einsätze durch
die geologischen
Gegebenheiten: das
Tal liegt in 1500
Meter Seehöhe, ist
ringsherum von
Gebirgen eingekesselt, die Verletzten
oder eingeschlossenen Personen konnten oft nur nach langen Fußmärschen
erreicht werden.
Feuerwehreinsatz im
Biathlonzentrum.
Fotos: Maicovski
strophe aufgrund tagelanger
Regenfälle im Raum Antholz in
der fiktiven Republik Montana.
Anforderung von Erkundungsteams über die Landeswarnzentralen, Beginn der
Einsatzplanung.
22. Mai: In den frühen Morgenstunden treffen erste Erkundungsteams des Weißen Kreuzes,
des Samariterbundes Steiermark
und des Technischen Hilfswerks
Bayern ein. Im Langlaufzentrum,
welches von den Unwettern einigermaßen verschont blieb, werden erste Lagebesprechungen mit
Behörden und Einsatzkräften
durchgeführt, parallel dazu laufen
erste Erkundungen unter größter
Vorsicht im Einsatzgebiet.
23. Mai: Eintreffen der Einsatzkräfte, Aufbau des Basislagers und
der Versorgung, Anlauf der Rettungs- und Bergeeinsätze, Einrichtung der Stabsstellen, Aufbau
der Wasserversorgung durch das
ÖRK Steiermark.
24. Mai: Rettungs- und Bergeeinsätze, Patientenversorgung, Einsatzabschluss, Evaluierung und
Abschlussbesprechung.
ÜBER 100 EINSATZSZENARIEN
Die Einsatzleitung hatte weit
Anfahrt, Planung und Einrichtung des
Basislagers
Blaulicht 11-2014 17
ÜBUNGSEINSATZ
Modernste
Technik und an
die 80 Einsatzfahrzeuge standen den Helfern
zur Verfügung.
Fotos:
Maicovski
mehr als 100 Einsatzszenarien zu
koordinieren. Erschwert wurden
die Einsätze durch die geologischen Gegebenheiten: das Tal
liegt in 1500 Meter Seehöhe, ist
ringsherum von Gebirgen eingekesselt, die Verletzten oder eingeschlossenen Personen konnten oft
nur nach langen Fußmärschen erreicht werden. Straßen waren unpassierbar und mussten erst mit
schwerem Gerät geräumt werden,
das wechselnde Wetter tat seinen
Teil dazu. Die Patienten wurden
in das vom Roten Kreuz aufgebaute Feldspital gebracht, in welchem ein moderner OP
eingerichtet wurde. Bis zu vierzig
Personen konnten dort gleichzeitig behandelt werden.
ÜBUNGSANNAHME BRAND
Zu einer kritischen Situation kam
es am Abend des 23. Mai, als es
im Biathlonzentrum, welches sich
inmitten des Basislagers befindet,
zu einem Brand kam, ausgelöst
durch einen technischen Defekt.
Durch das rasche Eingreifen der
hochmotivierten Feuerwehren
des Pustertales konnte der Brand
rasch unter Kontrolle gebracht
werden, mehrere Schwerverletzte
konnten gerettet werden und
Blaulicht
FACHZEITSCHRIFT FÜR BRANDSCHUTZ UND FEUERWEHRTECHNIK
18
wurden den Einsatzkräften übergeben. Die Zusammenarbeit der
Einsatzkräfte der verschiedenen
Länder funktionierte auch in dieser Stresssituation nahezu perfekt.
ABSCHLUSSSZENARIO
Als Abschlussszenario wurde der
teilweise Einsturz einer Tribüne
im Biathlonzentrum simuliert. Es
galt mehr als 20 schwerverletzte
Personen zu bergen und zu versorgen. Vor Ort wurde eine
Triage-Station eingerichtet, um
effizient und schnell die optimale
Patientenversorgung zu gewährleisten. Auch die Such- und Rettungshunde von ÖRK, THW
und die Staffel Dolomiti wurden
eingesetzt. In Anbetracht der
Tatsache, dass der Großteil der
Einsatzkräfte bereits seit Tagen
im Einsatz stand, ging diese
Übung schon an die Grenzen des
Machbaren für den Einzelnen.
RESÜMEE
• Insgesamt waren 350 Einsatzkräfte mehrere Tage im Einsatz,
unterstützt durch Kräfte der
Bergrettung, Wasserrettung und
Spezialkräfte der italienischen
Armee (6. Reg. Alpini).
• Es galt verschüttete und verun-
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Blaulicht 11-2014
fallte Personen zu suchen und zu
retten, Personen aus Seenot zu
befreien, Straßen mussten frei
geräumt werden, Herstellung der
Wasserversorgung, Betreuung
von Angehörigen, Brandbekämpfung, Bau von Behelfsbrücken, Fahrzeugbergungen und
vieles mehr.
• Anfängliche Probleme, die bei
Funk und Kommunikation aufgrund der exponierten Lage aufgetreten waren, konnten durch
die Funknotrufgruppe Bozen
professionell behoben werden.
• Als überaus wichtig stellte es
sich heraus, die Einsatzleitung
und den Stab abgeschirmt von
Einsatzkräften und Presse zu
stationieren, um optimal arbeiten zu können. Die anfänglichen
sprachlichen Barrieren konnten
rasch abgebaut werden. Die Zusammenarbeit der Einsatzorganisationen und die Einsatzkette
funktionierte reibungslos.
• Ziele der Übung waren die Stärkung der multinationalen, grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit von Rettungsund Katastrophenschutzkräften.
Das Konzept für die „Alpine 14“
basiert auf der bestehenden bilateralen Zusammenarbeit, der aktiven Beteiligung zahlreicher
Einsatzorganisationen und ist
auf die realitätsnahe Einbindung
der zuständigen Behörden der
drei Länder bzw. Provinzen als
Beteiligte oder Beobachter ausgerichtet.
EINGESETZTE KRÄFTE
Südtirol: Weißes Kreuz, Notärzte,
Landesabteilung Brand- und Zivilschutz, Freiwillige Feuerwehren
und Bezirksfunktionäre aus dem
Pustertal, Rettungshundestaffel
Dolomiten aus Bozen, Rotes
Kreuz, Berg- und Wasserrettung,
Funknotrufgruppe Bozen, Landesnotfalldienst, Notfallpsychologie Südtirol und das sechste
Regiment der Alpini.
Veneto: ANPAS.
Bayern: Technisches Hilfswerk
und Johanniter.
Steiermark: Samariterbund, Rotes
Kreuz und Landeswarnzentrale.
Beobachter aus Behörden und den
teilnehmenden Einsatzorganisationen.
XXXX XXXXXXX
AKTUELL
Volvo Trucks bei den rescueDAYS
Im September 2014 fand in St. Valentin und Ennsdorf zum dritten Mal
Österreichs größte gemeinsame Ausbildungsveranstaltung für Rettung und Feuerwehr statt. Volvo Trucks stellte vier voll
ausgestattete Fahrerhauskabinen sowie
einen kompletten Volvo-LKW für Trainingszwecke zur Verfügung.
Vor mehr als 10 Jahren veranstaltete
Weber Hydraulik, einer der führenden
Hersteller von hydraulischen Rettungssystemen, in Deutschland erstmals ein
Seminar für technische Hilfeleistung für
Feuerwehren. Bei den so genannten
„rescueDAYS“ handelt es sich mittlerweile um die weltweit größte Ausbildungsveranstaltung dieser Art.
1.500 BESUCHER
Am 100.000 m² großen Firmengelände
von Eisen Neumüller in Ennsdorf /
Niederösterreich wurden an zwei Tagen
132 Feuerwehrmänner und 72 Notärzte
bzw. Sanitäter geschult. Am Sonntag,
dem Publikumstag, wurden 1.500 Besucher gezählt. 48 Trainer aus Österreich,
Casco PF 100 RESCUE
Mit dem PF 100 Rescue präsentiert CASCO den Helm, der speziell für die Einsatzgebiete technische Hilfe und Wald-/Flächenbrandbekämpfung entwickelt wurde. Damit bietet Casco die perfekte Ergänzung zu
den Hochleistungshelmen (EN 443:2008), die
unter anderem enorm hohen Temperaturen
standhalten müssen und hierdurch einfach
mehr Gewicht auf die Waage bringen.
Aus diesem Grund entwickelte die Europäische
Normen-Kommission eigens eine Norm für
technische Rettung sowie eine für Wald-/ Flächenbrandbekämpfung.
Der neue Helm aus dem Hause Casco erfüllt
beide neuen Normen, sowohl die für technische
Rettung (prEN16473) als auch die für Wald-/
Flächenbrandbekämpfung (prEN16471). Dazu
Casco_Anz_FW_184x62_2014_4C.indd 1
Deutschland, der Schweiz und
aus Slowenien lehrten bei der
österreichischen Schwesterveranstaltung direkt an den Fahrzeugen. 145 freiwillige Helfer
stellten ihre Dienste zur Verfügung und unterstützten den Ablauf oder ließen sich aus den
unterschiedlichsten realistischen
Szenarien retten. Darunter aus
59 Alt-Autos, acht Neu-PKW, zwei Linienbussen sowie insgesamt acht LKWKabinen und einer kompletten
Sattelzugmaschine, welche allesamt für
diese Übungszwecke zerschnitten wurden. Auch auf dem Wasser wurde geübt:
Die Wasserrettung transportierte die
Rettungskräfte zu einer Reanimation auf
einem entfernten Ufer und samt Patienten zurück zum Praxisgelände.
UNTERSTÜTZUNG
„Sicherheit ist einer der Kernwerte von
Volvo. Aus diesem Grund nehmen wir
unsere Verantwortung als Unternehmen
wahr, eine solche Veranstaltung zu un-
Training: Bergungsmaßnahmen an einer der zur
Verfügung gestellten Volvo-Fahrerkabinen
terstützen“, sagt Herbert Spiegel, Geschäftsführer der Volvo Group Austria
GmbH. Volvo Trucks stellte heuer zum
zweiten Mal mehrere Crash-getestete
Fahrerhauskabinen sowie einen kompletten Volvo LKW (FH 42T) zur Verfügung.
Mehr Informationen unter www.rescuedays-austria.at
Video unter: www.youtube.com/
watch?v=SARmMJ9juYhttps://vimeo.
com/106329978
Ein spezieller Leichthelm für technische Hilfe
bewerkstelligt dieser Helm die gestellten Anforderungen nach elektrischer Isolation und Chemikalienbeständigkeit.
LEICHTGEWICHT
Mit einem Gewicht von nur 432 Gramm setzt
CASCO ein Zeichen punkto Leichthelm: die
besondere Kombi-Schalenbauweise mit robuster
Hartschale und leichter In-Mold-Innenschale
bietet zusätzlich seitlichen Aufprallschutz. Mit
dieser einmaligen Schalenkonstruktion ist der
PF 100 Rescue nicht nur leicht und robust, sondern verfügt auch im Seitenbereich über eine
sehr gute Stoßdämpfung. Der vielseitig einsetzbare Leichthelm ist mit einer hervorragenden
Belüftung ausgestattet und einwandfreie Hörfähigkeit sowie Akustik sind garantiert. Der Kopfring ist mit DiskFitTM-Vario-Drehverschluss
verstellbar – eine stufenlose Größenanpassung ist problemlos
möglich. Das CASCO
AIRfit
gestattet zum einen den
kontaktlosen und hervorragenden Sitz des Helmes.
Zum anderen sorgt es für ein
ausgewogenes Helmklima bei jedem Einsatz. Dank des innovativen
CASCO-Loc lässt sich der Helm sehr leicht
öffnen, selbst mit Handschuh oder mit nur einer
Hand. Das Schloss kann während des Tragens
einfach verstellt werden. Kein Drücken der
Kunststoffteile schränkt den hervorragenden
Tragekomfort ein! Und der Clou: den PF 100
Rescue gibt es sogar in drei verschiedenen
Schalengrößen (S, M, L).
PR
Der neue
Casco
PF 100
Rescue
Leichthelm
27.10.14 11:43
Blaulicht 11-2014 19
XXXXXXXXXXXXXX
WEITERBILDUNG
Gefährdete Helfer – die Risiken beim Feuerwehreinsatz
3
Ein Waldbrand schlägt plötzlich um, die Flammen springen bei einem Gebäudebrand
über eine Hausfassade, durch
einen Feuersprung werden
Rauchgase explosionsartig
gezündet oder eine
Giftgaswolke breitet sich
innerhalb kürzester Zeit aus:
Das ist der Stoff, aus dem
Katastrophen gemacht sind!
Diese Szenarien sind aber vor
allem der Albtraum jedes
Einsatzleiters vor Ort, der für
seine Männer verantwortlich
ist. Daher steht das
Phänomen der
Gefahrenausbreitung im
Gefahren-ABC an vorderster
Stelle.
20
Blaulicht 11-2014
ELFR OSR DR. OTTO WIDETSCHEK
Ausbreitung der Gefahr
3.1 GEFAHRENAUSBREITUNG –
WANN UND WIE?
Bei Bränden als auch bei technischen Hilfeleistungen muss
immer mit der Möglichkeit einer plötzlichen Ausbreitung der
Gefahr am Unfallort gerechnet
werden. Man unterscheidet dabei
Ereignisse, welche sich im Freien
bzw. in Gebäuden abspielen.
WIND, WETTER UND
TOPOGRAPHIE
Im Freien haben die jeweiligen meteorologischen und topographiGefahrendiamant
schen Bedingungen, also Wind,
Wetter und Gelände, große Bedeutung. Bei Waldbränden kann sich
beispielsweise durch Drehen des
Windes die Gefahrenlage innerhalb
weniger Minuten dramatisch ändern.
Immer wieder werden Feuerwehrmänner, aber auch Angehörige von
anderen Rettungseinheiten, von derartigen Bränden eingekreist und
müssen den Rückzug antreten. Und
immer wieder kommt es bei Waldbrandkatastrophen zu schweren Verletzungen und Todesfällen.
Waldbrände können sich binnen
Minuten drehen!
WEITERBILDUNG
XXXX XXXXXXX
Ausbreitung
g der Gefahr
Brand
Schadstoffe
Explosion
Im
Gebäude
Im
Freien
© by Dr. Otto Widetschek, Graz
SCHADSTOFFWOLKEN
Auch Schadstoffwolken bei Bränden und Chemikalienunfällen werden durch Wind und Wetter stark
in ihrem Ausbreitungsverhalten beeinflusst. Schwere Gase (z. B.
Chlor und Kohlendioxid) sowie
Dämpfe (z. B. Benzin) sind beim
Freiwerden in der Regel bodensässig und verteilen sich gemäß den
vorhandenen Geländebedingungen.
Sie können in tiefer gelegene Regionen, aber auch in Räume und
Gebäudeteile sowie in Kanalisationen eindringen. Leichte Gase werden hingegen aufsteigen und
gemäß den meteorologischen Bedingungen abziehen.
RÄUMUNG ODER
EVAKUIERUNG?
Bei der Ausbreitung von Schadstoffwolken bei Bränden und Chemieunfällen sind vielfach die
Einsatzkräfte vor Ort gefährdet.
Dabei darf aber nicht vergessen
werden, dass auch die Bevölkerung
vor allem durch Giftgase in besonderer Weise bedroht werden kann.
Hier stellt sich auch stets die
schwierige Frage, ob eine Räumung
owid
oder Evakuierung vorgenommen
werden soll. Ein wichtiges Hilfsmittel ist in diesem Zusammenhang das sogenannte Schweizer
Modell für Effekte mit toxischen
und explosiblen Gasen (MET), mit
dem eine schnelle und wirksame
Abschätzung der einzelnen Wirkzonen im Freien und in Gebäuden
möglich ist.
3.2 WALDBRÄNDE
Wir haben schon auf die Gefahr
bei Waldbränden für die Einsatzkräfte an vorderster Front hingewiesen. Welche Variationen des
Brandes können nun in einem
Wald auftreten?
• Erdfeuer: Mit starker Glutbildung verbundener unterirdischer
Schwelbrand mit geringer Laufgeschwindigkeit. Schwer zu lokalisieren, oft nur
Rauchentwicklung. Vom Brand
sind Wurzelstöcke, Rohhumus
und Torf betroffen. Nach dem
Durchbrechen an die Oberfläche
gehen sie in Bodenfeuer über.
Erdfeuer kommen nur selten vor.
• Boden-(Lauf-)Feuer: Unterholz,
trockenes Gras, Streu und Strauchwerk sind davon betroffen. Besonders
gefährdet: Nadelunterholz aus Altbeständen. Es treten oft schmale
Feuerbänder mit einer Laufgeschwindigkeit bis etwa 1,5 km/h auf. Wasserläufe und von jeglichem Bewuchs
freie Schneisen bilden natürliche Riegel. Bei ansteigendem Gelände und
Talwind rasche Ausbreitung. Übersprungsgefahr bis 30 Meter. 75 Prozent aller Waldbrände sind
Bodenfeuer.
Fließbrand
mit Schadstoffwolke.
• Stammfeuer: Einzelne, trockene
bzw. harzreiche Stämme stehen inmitten des Bodenfeuers in Flammen.
• Kronen-(Wipfel-)Feuer: Entstehen
aus dem Bodenfeuer und können diesem bis zu 30 Meter vorauseilen.
Große Geschwindigkeiten (5 bis 6
km/h) möglich, Schneisen bis zu 50
Meter können übersprungen werden.
Bei besonderen meterorologisch-topografischen Situationen sind auch
Flugfeuer (Feuersturm!) möglich,
welche mehrere 100 Meter (auch
ohne Vegetation) überspringen. 23
Prozent aller Waldbrände sind Kronen- oder Wipfelfeuer.
„Feuerellipse“
bei
Waldbränden.
Windeinfluß - Feuerellipse
p
WIND
Brandausbruch
Wenn der Wald brennt!
© by Dr. Otto Widetschek, Graz
owid
Blaulicht 11-2014 21
XXXXXXXXXXXXXX
WEITERBILDUNG
Rauchdurchz
3 Ausbreitung der Gefahr
3.3 BRANDÜBERGRIFF
Der Übergriff eines Brandes auf ein
Gebäude, aber auch auf andere entzündbare Gegenstände (z. B. Bäume) kann im Wesentlichen durch
• direkte Einwirkung der Flammen,
• Funkenflug (Flugfeuer) oder
• Hitzestrahlung
Feuersprung
(Flashover)
erfolgen.
FLAMMENEINWIRKUNG UND
FUNKENFLUG
Bei unterschiedlichen Höhen, eng
zusammenstehenden oder aneinandergereihten Häusern ist ein
Brandübergriff durch unmittelbare
Flammeneinwirkung denkbar. In
gewissen Fällen spielt auch der
Wärmestau eine wichtige Rolle.
Wie ein Feuersturm entsteht!
zestrahlung bei offenen Gebäudebränden einzustufen. Ihre Wirkung
nimmt stark mit der Entfernung ab
(in bestimmten Bereichen gilt das
quadratische Abstandsgesetz), wodurch die Gebäudeabstände eine
wesentliche Rolle spielen.
Durch die beim Brand ausgelöste
Thermik werden leichte, brennende
Teile in die Höhe gewirbelt. Dort
kann sie der Wind erfassen und
zum Teil über weite Strecken verfrachten. Durch diesen Funkenflug
ist eine Brandübertragung möglich.
Es kommt auch vor, dass an der
Rückseite von Gebäuden weitere
Brände entfacht werden, welche oft
erst später entdeckt werden.
HITZESTRAHLUNG
Als nicht zu unterschätzende
Brandübergriffsgefahr ist die Hit-
Die drei Arten
des Brandübergriffs.
IM ZWEITEN WELTKRIEG!
Die ersten Feuerstürme hat man
bei den großflächigen Bombardements von Hamburg und Dresden
mit Brandbomben sowie nach den
Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki im Zweiten
Weltkrieg festgestellt. Heute sind
Feuerstürme bei Großbränden in
der chemischen Industrie, im
industriellen Bereich und bei Gefahrgutunfällen möglich. Die Rekonstruktion der Feuerstürme aus
dem Jahre 1945 ist in der obigen
schematischen Darstellung festgehalten worden.
Brandübergriff
Flammenüberschlag
Wind
Funkenflug
HitzeHitze
strahlung
3.4 RAUCHDURCHZÜNDUNGEN
owi
owid
d
22
Blaulicht 11-2014
DER FEUERSTURM
Bei Großflächenbränden und dem
Vorhandensein einer hohen Brandbelastung kann es zum Phänomen
des sogenannten Feuersturms kommen. Dabei werden aufgrund der
großen Thermik gewaltige Luftmassen aus der Umgebung in das
Zentrum des Brandgeschehens
transportiert. Diese überdimensionale Luftbewegung kann als
Sturmkatastrophe wirksam werden,
wobei Windgeschwindigkeiten bis
zu 150 km/h möglich sind.
Eine spezifische Ausbreitungsgefahr ist bei Bränden in Gebäuden
gegeben. So kann der in einer bestimmten Situation stabilisierte
Die zwei wichtigsten Rauch durc
Brandgasstrom durch Öffnen von
Türen oder Fenstern plötzlich umschlagen und die im Bauwerk befindlichen Einsatzkräfte bedrohen.
Brandgase können dabei sehr hohe
Temperaturen besitzen, wodurch
die Feuerwehrmänner in der Regel
schwere Verbrennungen erleiden.
In vielen Fällen kommt es auch zur
Zündung dieser Brandgase.
Beim Vordringen in Brandräume
muss daher stets mit plötzlichen
Stichflammen und den Phänomenen des Feuersprungs gerechnet
werden.
DIE BRANDENTWICKLUNG
Um das Phänomen der Rauchdurchzündung besser verstehen zu
lernen, müssen wir uns mit den
Entwicklungsphasen eines Brandes
genauer auseinandersetzen: Eine
langsame Zersetzung fester Stoffe
ohne Flammenbildung wird als
Mott- oder Schwelbrand bezeichnet. Bei Erreichen der Zündtemperatur geht ein Schwelbrand später
in das Stadium des Flammbrandes
über. Ein örtlich begrenzter Brand
mit Flammenbildung wird Entstehungsbrand und die nächste Stufe,
der Brand eines größeren Abschnittes oder eines ganzen Raumes, Vollbrand genannt.
Der Übergang vom Entstehungsbrand zum Vollbrand ist in der Regel mit einem raschen
Temperaturanstieg verbunden.
Man nennt dies den Feuersprung
(engl.: Flashover). Er tritt – wie
umfangreiche Brandversuche ergeben haben – bereits ab einer Raumtemperatur von etwa 500 °C auf,
wenn genügend Sauerstoff zugeführt wird.
WEITERBILDUNG
XXXX XXXXXXX
urchzündungen
g
g
Tem
mpera
atur (°
(°C) 
1.200
ca. 500
Stichflamme
(Backdraft)
Brandentwicklung
Feuersprung
Flashover
Rauchgase!
g
Hitze!
Entzündung
Zeit/Raum 
Schwelbrand
owid
Entstehungsbrand
© by Dr. Otto Widetschek, Graz
Rauch durchzündungen: Flashover und Backdraft.
DER FEUERSPRUNG
Die Erklärung dieses Phänomens:
Mit fortdauernder Entstehungsbrandphase tritt eine thermische
Aufbereitung der im Brandraum befindlichen Substanzen auf. Dabei
spielen organische Substanzen, wie
Holz und bestimmte Kunststoffe,
eine wichtige Rolle. Es entstehen
brennbare bzw. explosible Gase und
Dämpfe in Form von Zersetzungsprodukten und erfüllen den ganzen
Raum.
TANZENDE ENGEL
Wie kann man sich nun die Entstehung eines Flashovers erklären? Mit
fortlaufender Zeit heizen sich die
Rauchgase auf und werden durch
die bis über 1.000 °C hohen Temperaturen im Deckenbereich thermisch
aufbereitet (aus größeren Molekülen
entstehen besser brennbare kleinere
Moleküle). Dann kommt die kritische Phase, in welcher bestimmte
lokale Rauchgasströme zu brennen
Phänomen Feuersprung
(Flashover).
beginnen: Es bilden sich Flammenzungen, die sich an der Decke des
Raums entlang schlängeln. Im
Englischen spricht man von sogenannten dancing angels (tanzenden
Engeln). Damit verbunden ist in
der Regel ein plötzliches Entflammen von brennbaren Einrichtungsgegenständen (Tische, Sessel,
Polstermöbel, Textilien etc.), wenn
diese auf Zündtemperaturen von
über 500 °C aufgeheizt sind (tritt
vor allem durch Rückstrahlung der
heißen Brandgase ein).
Jetzt sind alle Voraussetzungen für
den Feuersprung gegeben: Die
Rauchgase entzünden sich und die
Einrichtungsgegenstände entflammen innerhalb kürzester Zeit. Dadurch entsteht eine Flammenwalze,
vor der es kein Entrinnen gibt! Der
gesamte Raum steht im Vollbrand!
WAS IST DER BACKDRAFT?
Der Eintritt eines Flashovers ist
zeitlich, aber auch in seinen Auswirkungen nicht leicht berechenbar.
Einen Sonderfall stellt jedoch dabei
Vollbrand
owid
Schwel-,
Entstehungsund
Vollbrand.
der sogenannte Backdraft dar. Was
versteht man darunter?
Nehmen wir an, es brennt in einem
Raum, welcher nach außen hin relativ gut abgedichtet ist. Die entstehenden, brennbaren Rauchgase
können sich mit zunehmender Zeit
immer weniger thermisch umsetzen, da mehr Sauerstoff verbraucht
wird, als über die Fenster- und Türritzen zugeführt werden kann.
Es herrscht also ein zunehmender
Sauerstoffmangel und die Rauchgase befinden sich wie ein wildes
Tier im Käfig. Sie warten auf den
Sauerstoff, also dass jemand die Türe öffnet oder das Fenster einschlägt. Und in diesem Fall wird die
„Bestie“ frei, es kommt zum sogenannten Backdraft. Dieser kann als
Stichflamme wirksam werden, aber
sich auch als Verpuffung oder Explosion entwickeln.
DER RÜCKZUG ENTSCHEIDET
ÜBER LEBEN UND TOD!
Die plötzliche Ausbreitung einer
Gefahr stellt während eines Feuerwehreinsatzes eine schwierige Situation für die gesamte Mannschaft
dar. Das vor Ort in der Gefahrenzone tätige Feuerwehrpersonal ist dabei unmittelbar bedroht und der
Einsatzleiter und seine Mitarbeiter
müssen in kürzester Zeit Maßnahmen setzen, welche unter Umständen über Leben und Tod ihrer
Kameraden entscheiden.
Phänomen
Backdraft:
Die „Bestie“
im Käfig
Achtung: Es ist immer eine Einsatzleitstelle aufzubauen und vor allem der Rückzug zu sichern und zu
überwachen! Dabei sind neben der
klassischen Methode der Sicherung
des Rückzugsweges durch
Schlauchleitungen und Leinen auch
geeignete Funkgeräte und eventuell
Totmanngeräte zu verwenden.
Blaulicht 11-2014 23
WEITERBILDUNG
3.5 EINSATZGRUNDSÄTZE
JEDER FEUERWEHRMANN EIN CASANOVA?
Er lebte im 18. Jahrhundert in Venedig und war
einer der größten Frauenhelden aller Zeiten: Die
Rede ist von Giacomo Girolamo Casanova de
Seingalt. Er eroberte unzählige Frauen, welche
ihm sprichwörtlich zu Füßen lagen.
Was war aber an Casanova so interessant? Wo uns
doch die Geschichtsschreibung überliefert, dass
er gar nicht von attraktivem Äußeren war. Trotzdem war er beim weiblichen Geschlecht ungemein erfolgreich. Und wieso wurde er bei seinen
unzähligen Amouren nicht von einem eifersüchtigen Ehemann erwischt und im Duell getötet?
Casanova sicherte stets bei
seinen Liebesabenteuern den
Fluchtweg ab! (Quelle www.
venicegondola.com).
Sein Erfolgsrezept
soll ganz elementar
gewesen sein. Er
versuchte es nur bei
angesehenen Damen der Gesellschaft, deren
Gemächer einen
sicheren Fluchtweg
besaßen. Beim
Herannahen des
gehörnten Ehemannes hatte er
noch genügend
Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen.
Im Jahre 1755, als den venezianischen Behörden
sein Treiben zu bunt wurde, erfolgte seine Verhaftung. Wegen seines ausschweifenden Lebenswandels zu fünf Jahren Kerker verurteilt, gelang ihm
aber – wie könnte es anders sein – eine aufsehenerregende Flucht aus den berüchtigten Bleikammern des Dogenpalastes.
Was sollten wir Feuerwehrmänner (natürlich
auch Feuerwehrfrauen) daraus lernen? Bei jedem
Feuerwehreinsatz ist nach dem Grundsatz des
freien Rückzugsweges vorzugehen. Lösch- und
Rettungsmaßnahmen sind nur bei einem intakten
Fluchtweg durchzuführen. In diesem Sinne sollte
jeder Feuerwehrmann wirklich ein kleiner Casanova sein!
24
Blaulicht 11-2014
Ein entsprechender primärer und
sekundärer Körperschutz (Atemschutzgeräte und Schutzbekleidung) ist bei jedem Brand oder
Unfall mit gefährlichen Stoffen von
elementarer Bedeutung. Dadurch
kann fast immer ein plötzlicher
Kontakt mit Flammen oder Gefahrstoffen temporär unverletzt
überstanden werden.
IN GEBÄUDEN
Einige weitere Grundsätze bei der
Bekämpfung von Bränden in Gebäuden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sind:
• Nur mit Wasser am Strahlrohr
vorgehen!
• Gebückt oder kriechend vorgehen (bessere Sicht, geringere
Wärmebelastung).
• Achtung auf Stichflammen, z. B.
beim Öffnen von Türen, Fenstern
und anderen Durchbrüchen bzw.
der Dachhaut!
• Durch den Feuersprung (Flashover) können plötzlich ganze Abschnitte vom Feuer erfasst
werden. Hier sind als „Nistplätze“
für heimtückische Brände vor allem Zwischendecken, Schächte
und Hohlräume in Wänden zu
nennen!
• Richtige Flash-Bekämpfung
durch Abkühlung des heißen
Brandrauches mit Hilfe eines
Sprühstrahls.
• Einsatztrupps im Innenangriff
können auch durch plötzlich umschlagende Brandgasströme gefährdet werden!
• Es ist daher bei Durchführung
eines Innenangriffs zu trachten,
definierte Verhältnisse zu schaffen. Dies kann z. B. durch das
Öffnen von Brandrauch-Entlüftungsklappen bzw. die Verwendung von Druckbelüftern
erfolgen (Taktik des „Programmierten Feuersprungs“).
IM FREIEN
Maßnahmen bei Bränden und
Schadstoffwolken im Freien:
• Beachtung der meteorologischen
und topografischen Verhältnisse,
also von Wind, Wetter und Gelände.
• Bei Waldbränden ist auf die Dynamik des Feuers zu achten
(Flugfeuer).
• In besonderen Fällen kann im
Freien auch ein Feuersturm auftreten, durch welchen die Einsatzkräfte gefährdet sind.
• Schadstoffwolken sind besonders
bei Chemikalienunfällen und
Schwelbränden gefährlich, wenn
sie bodensässig sind.
LITERATURHINWEISE
BRUNSWIG H.: Flächenbrände und
Feuerstürme; Vortrag, gehalten auf dem
VII. Kongreß des Comitée Technique
International de Prévention et
d´Extinction du Feu, 1951, Kopenhagen.
BÜTZER P.: Modell für Effekte mit toxischen und explosiblen Gasen (MET);
SWISS-CHEM 14 (1992) Nr. 1.
LUTTERMANN K.: Die große Waldbrandkatastrophe; Selbstverlag 1976,
Hannover.
WIDETSCHEK O.: Flashover & Backdraft – Auswirkungen sowie Erkenntnisse für Brandschutzbeauftragte und
Einsatzkräfte; 6. Aprilsymposion, Edition Brandschutzforum, 2005.
WIDETSCHEK O.: Die Ausbreitung
von Giftgaswolken, BLAULICHT,
Heft 11/1994, Graz.
WIDETSCHEK O.: Die Brandkatastrophe am Rhein Ruhr Flughafen Düsseldorf; BLAULICHT, Heft 8 und
9/1996.
WIDETSCHEK O.: Die neue Taktik im
Feuerwehreinsatz; Artis-Media-Verlag,
2014 (Bestellungen über lobnig@blaulicht.at).
Civil Protect 2016 wieder in Bozen
Die nächste Auflage der beliebten und vielbesuchten
Fachmesse für Zivil-, Feuerschutz
und Notfall, Civil Protect, findet
wieder im Februar 2016 statt. Um
die Wartezeit bis dahin zu verkürzen und allen freiwilligen Helfern
und Einsatzprofis wieder eine Ausund Weiterbildungsmöglichkeit zu
bieten, veranstalten Messe Bozen
und die Abteilung Brand- und Zivilschutz der Provinz Bozen am 19.
und 20. März 2015 den internationalen Civil-Protect-Congress.
VERSCHIEBUNG DER CIVIL PROTECT
Auf Anfrage vieler Aussteller, die
auch an der seit 2000 im Fünf-Jahres-Rhythmus stattfindenden Interschutz teilnehmen, wurde deshalb
eine Verschiebung der Civil Protect
um ein Jahr auf Februar 2016 beschlossen. Um die Aufmerksamkeit
der vielen freiwilligen und professionellen Helfer und Einsatzkräfte
aufrechtzuerhalten und einem der
Hauptziele der Veranstaltung, näm-
Die Civil Protect in Bozen findet im Februar 2016 statt – zuvor gibt es
am 19. und 20. März 2015 den internationalen Civil-Protect-Congress
lich der Aus- und Weiterbildung aller in diesem (lebens-)wichtigen
Bereich Tätigen, gerecht zu werden,
wird jedoch im kommenden Jahr
ausnahmsweise ohne begleitende
Produktschau ein internationaler
Fachkongress abgehalten.
INTERNATIONALER KONGRESS
Am 19. und 20. März 2015 findet
eine Tagung mit Workshops und
Exkursionen zu aktuellen Themen
aus den wichtigsten Bereichen des
Zivil- und Brandschutzes sowie der
Rettungs- und Notfalleinsätze statt.
Namhafte Referenten aus dem gesamten Alpenraum präsentieren allen Fachleuten, Freiwilligen,
Verbands- und Behördenvertretern
der Branche vorbildliche Verfahren
sowie Einsatzszenarien und informieren über den aktuellen Stand
von Wissenschaft und Technik.
Ausnahmsweise erst nach drei Jahren wird sich von Freitag, 26. bis
Sonntag, 28. Februar 2016 Civil
Protect wieder als die professionelle
Informations- und Präsentationsplattform für alle im Bereich der
Vorbeugung, Bekämpfung und
Aufarbeitung von Krisenfällen aller
Art Beschäftigten in Bozen zurückmelden.
Für die wichtigsten Hersteller von
Gerätschaften und Maschinen, für
alle Institutionen, Verbände und
Vereine auf lokaler und nationaler
Ebene und natürlich für alle hauptberuflichen und freiwilligen Helfer
ist die Civil Protect schließlich
längst zu einem unverzichtbaren
Treffpunkt geworden.
Alle Informationen zur Fachmesse
unter: www.fierabolzano.it/civilprotect/de/
kaleiDosk0p kaleiDosk0p
Bozen. – Die letzte Auflage von Civil Protect im März 2013 war mit
über 9.000 zufriedenen Fachbesuchern und 113 überzeugten Ausstellern sowie hunderten
Teilnehmern beim internationalen
Fachkongress und den verschiedenen Vorführungen ein voller Erfolg.
Dennoch war unmittelbar nach Abschluss der Veranstaltung klar, dass
eine nächste Auflage erst im Jahr
2016 stattfinden würde, da sich die
reguläre Ausrichtung der Bozner
Fachmesse ansonsten mit der Weltleitmesse Interschutz in Hannover
überlagern würde.
Blaulicht 11-2014 25
kaleiDosk0p
Der bloße Anblick
eines Aufzugs
ruft bei so manchem ein ungutes
Gefühl hervor
Der TÜV-AUSTRIA stellt sich vor
(Teil 4)
Wenn die Aufzüge stecken bleiben
Ihnen überkommt bereits beim
bloßen Anblick eines Aufzugs
ein ungutes Gefühl: Kribbeln in der
Magengegend, schweißnasse Hände
oder Herzrasen. Dabei sind Aufzüge
laut Statistik nicht nur das meistbenutzte, sondern auch das sicherste
Transportmittel der Welt – dank der
behördlich befugten Aufzugsprüfer,
wie jene der TÜV-Austria Gruppe.
Stellen Sie sich vor, Sie steigen in
einen Aufzug und nach ein paar
Zentimetern bleibt der Fahrkorb
stehen. Die Türen öffnen nicht.
Sie stecken im Lift. Es ist Sommer und in der Liftkabine hat es
ca. 30 Grad. Schnell betätigen Sie
den Notruf, um Hilfe zu holen.
Die Dame im Callcenter der Notrufzentrale meldet sich, beruhigt
Sie und verspricht Ihnen Hilfe so
schnell als möglich. Nach rund 20
Minuten werden Sie befreit. Sie
sind erschöpft und durstig, aber
vor allem erleichtert. Außer einem
riesigen Schrecken ist Ihnen
nichts passiert.
PERIODISCHE WARTUNG
Durch periodische Wartung der
in Österreich tätigen Aufzugsfachfirmen sowie auf Grund der
in Österreich gesetzlich vorge-
schriebenen regelmäßigen Überprüfungen durch die behördlich
befugten Aufzugsprüfer wie jene
der TÜV-Austria-Gruppe sind
Vorfälle wie der vorher angeführte
in Österreich eher selten. Wer eine Notbefreiung durchführen darf
und wie lange diese nach Abgabe
des Notrufes dauern darf, wird in
den jeweiligen Bundesländern
durch die gültigen Aufzugsgesetze
bzw. in Gewerbebetrieben durch
die Hebeanlagen-Betriebsverordnung – HBV 2009 geregelt.
NOTWENDIGE SCHULUNG
Die Notbefreiung wird üblicher-
Aufzugstechnik
Sicher nach oben.
Wir benützen sie täglich: die Aufzüge im Wohnbau, am Arbeitsplatz
und in öffentlichen Gebäuden sind unverzichtbarer Bestandteil des
modernen Lebens.
Gut zu wissen, dass Aufzüge die sichersten aller Fortbewegungsmittel sind. Österreichweit werden täglich mit über 100.000 Anlagen
Millionen von Personen befördert. Die Sicherheit dieser Aufzüge ist
nicht zuletzt auf die Tätigkeit der TÜV AUSTRIA Aufzugstechnik zurück
zu führen.
Informationen unter: www.tuv.at/aufzug
blaulicht-november-2014-180x61_.indd 1
26
Blaulicht 11-2014
15.10.14 12:02
Aufzüge sind
laut Statistik das
meistbenutzte,
aber auch das
sicherste Transportmittel der
Welt
Beengte Räume, wie zum Beispiel
Aufzugskabinen, erzeugen bei vielen
Menschen Platzangst – umso mehr,
wenn der Lift aus technischen Gründen feststeckt
TRAININGSSEMINARE
Die TÜV-Austria-Akademie, in
Zusammenarbeit mit den Experten des Geschäftsbereiches Auf-
zugstechnik der TÜV Austria
Services GmbH, schult in regelmäßigen Abständen die Verbände
der freiwilligen Feuerwehren sowie einige österreichische Berufsfeuerwehrorganisationen zum
Thema „Notbefreiung aus Aufzügen“.
In der Bundeshauptstadt Wien ist
die Notrufzentrale der Berufsfeuerwehr durch den Geschäftsbereich Aufzugstechnik der TÜV
Austria Services GmbH zertifiziert worden. Laufende Schulungen der Wiener Feuerwehrleute
hinsichtlich Notbefreiung, wie
erst kürzlich im September 2014
bei der Wiener Rathauswache,
sind Teil der feuerwehrinternen
Ausbildung. Diese Schulungen
oder andere auf ihre Organisation
zugeschnittene Trainingsseminare
werden gezielt vom TÜV Austria
angeboten und im Rahmen von
speziell zugeschnittenen Workshops durchgeführt.
Bei Interesse stehen Ihnen unsere
Ansprechpartner jederzeit zur
Verfügung.
KONTAKT
Ing. Gregor Mayer –
TÜV Austria Services GmbH,
Geschäftsbereich Aufzugstechnik,
e-mail: gregor.mayer@tuv.at
Eine vom TÜV-Austria überprüfte
Liftanlage. Fotos: Oswald
Blaulicht
FACHZEITSCHRIFT FÜR BRANDSCHUTZ UND FEUERWEHRTECHNIK
kaleiDosk0p
weise durch eine Person des Betreuungsunternehmens (z.B.:
durch einen Aufzugsmonteur)
oder durch die Aufzugswärterin
bzw. den Aufzugswärter durchgeführt. Aber was, wenn keiner dieser Fachkräfte in 30 Minuten mit
der Notbefreiung beginnen kann,
weil er einfach zu weit entfernt
ist? Dann ist die Mithilfe geschulter Feuerwehrmitarbeiter notwendig, um auch in so einem Fall die
nötige Hilfe professionell gewährleisten zu können.
Der schnellste Weg zu Ihrem Blaulicht-Abo: www.blaulicht.at
Blaulicht 11-2014 27
kaleiDosk0p
Winterlicher
Einsatz nach
einem Lkw-Unfall
in Mautern.
Foto: FF Mautern
Einsatzbereit
auch im Winter !
Ein schneereicher, frostiger
Winter – für Kinder und die
Tourismusvertreter ein Traum. Jedoch für Feuerwehrmitglieder kann
diese Wettersituation bei nicht ordnungsgemäßer Wartung und Instandhaltung der Einsatzgeräte
schnell zum Albtraum werden. Um
diesen Albtraum nicht Wahrheit
werden zu lassen, hier einige Empfehlungen. Schwerpunkt sind dabei
jene Geräte, die im Feuerwehreinsatz mit Wasser in Berührung kommen.
Kälte, Eis und Schnee erschweren
den Feuerwehreinsatz oft um ein
Vielfaches. Deshalb ist es wichtig,
sich auf die kommende Winterzeit entsprechend vorzubereiten.
Ein besonderes Augenmerk ist
dabei auf die Pumpen und wasserführenden Armaturen zu richten.
FEUERWEHRPUMPEN
Nach jedem Gebrauch sind Feuerwehrpumpen gründlich zu entwässern. Eventuell sind dabei die
Ablasshähne auf Verstopfungen
zu kontrollieren und Wasserrückstände aus ansteigenden Rohranschlüssen zu entfernen.
Frostsicherheit der Feuerwehrpumpen:
• Trockensaugprobe durchführen
28
Blaulicht 11-2014
OBR ING. DIETER PILAT
• Ablasshähne und Absperrvorrichtungen schließen
• 1 bis 2 Liter FrostschutzmittelWasser-Gemisch in Pumpe füllen
• Alle Blindkupplungen abkuppeln
• Druckausgänge ganz öffnen
• Entlüftungseinrichtung kurz
betätigen
• Pumpe bei erhöhter Drehzahl
laufen lassen (dabei erzeugt der
Pumpenrand einen Ventilatoreffekt und bläst das Frostschutzmittel zu den Ventilen an
den Druckausgängen)
• Das Frostschutzmittel-WasserGemisch wieder ablassen und
die Trockensaugprobe durchführen
• Die Druckausgänge bis auf etwa
zwei Umdrehungen schließen
Ist beim Einsatz einer Pumpe eine nur kurze Betriebsunterbrechung erforderlich („Wasser
halt“), so lässt man die Pumpe im
Leerlauf weiterlaufen (da beim
Abstellen der Pumpe eine Vereisungsgefahr besteht). Dabei ist
natürlich auf eine unzulässige Erwärmung der Pumpenanlage zu
achten und die Absperreinrichtungen sind in Abständen zu bewegen. Bei Tanklöschfahrzeugen
ist auf den Tankkreislauf zu schalten.
Bei längerer Betriebsunterbrechung oder Abstellen der Pumpe
ist diese sofort zu entwässern und
wie oben beschrieben frostsicher
zu machen.
Die Blindkupplungen sind von
sämtlichen Ausgängen zu entfernen und Kugelhähne in eine halboffene Stellung zu drehen.
Sind Druckausgänge, Druckmessgeräte, Druckleitungen usw.
eingefroren, so sind diese unter
Umständen vorsichtig mit dem
Abgasschlauch aufzutauen.
LÖSCHMITTEL
Bei Löschfahrzeugen mit einem
Löschwasserbehälter ist unbedingt
eine Raum- oder Tankheizung erforderlich.
Bei ungeheizten Fahrzeugstellplätzen soll dem Löschwasser in
der Kübelspritze Frostschutzmittel
beigemischt werden.
Die Frostbeständigkeit der Sonderlöschmittel (Schaummittel) ist
zu überprüfen (im Allgemeinen
sind diese bis -15 °C frostbeständig).
LÖSCHFAHRZEUGE
Winterausrüstung überprüfen:
• Schneeketten
• Starthilfekabel, Starthilfebatterie
• Scheibenentfroster und Eiskratzer
• Frostschutzmittel für Scheiben-
waschanlage
Streusalz oder Streusplitt
Schaufel oder Spaten
Unterlegkeile
Abschleppseile oder Abschleppstangen
• Bereifung überprüfen und Winterreifenpflicht beachten
• Wischerblätter überprüfen und
bei Bedarf erneuern
•
•
•
•
Bei (vorhergesagten) exponierten
Witterungsverhältnissen (Schneefall, Straßenvereisung) sind die
Schneeketten frühzeitig zu montieren, auf das Nachspannen nicht
vergessen!
Bremsseile, Bremsgestänge und
andere bewegliche Teile der
Bremsanlage kontinuierlich
schmieren bzw. einsprühen. Bei
Druckluftbremsen oder drucklufthydraulischen Bremsanlagen das
Kondenswasser von den Luftkesseln ablassen.
Den Unterbodenschutz kontrollieren, bei Bedarf nach gründlicher
Fahrgestellreinigung Konservierungsmittel auftragen. Nach Fahrten über salzgestreute Straßen ist
das Löschfahrzeug intensiv (inklusive Unterboden) zu reinigen.
Druckluftanlage nach Vorgabe der
Bedienungsanleitung warten.
Motorunabhängige Heizung
(Standheizung) überprüfen und
gegebenenfalls instand setzen lassen.
Die Fahrzeugbatterien müssen immer vollgeladen sein (wenn möglich, dann Ladeerhaltung über die
Beim Löscheinsatz im Winter sind einige Regeln zu beachten, um das Einfrieren der Leitungen
zu verhindern. Foto: FF Petersdorf
kaleiDosk0p
KÜHLSYSTEM:
• Kühlsystem mit Frostschutzmitteln nach Betriebsanleitung füllen (Frostschutzmittel kann
ganzjährig im Kühlsystem bleiben)
• Kühlsystem auf Dichtheit überprüfen
• Kühlmittelstand nachprüfen und
bei Bedarf ergänzen
• Schmier- und Kraftstoffe auf
Winterbetrieb umstellen
• Motoröl nach Betriebsanleitung
verwenden
• Winterdieselkraftstoff verwenden (bei Beimischung von Normalbenzin zum Diesel
unbedingt die Freigabe durch
den Motorhersteller beachten!)
• Bei Bedarf den Luftfilter von
Sommer- auf Winterbetrieb
umstellen
Blaulicht 11-2014 29
kaleiDosk0p
Bei extrem
niedrigen Temperaturen arbeiten hydr.
Rettungsgeräte
langsamer.
Foto: FF St. Lorenzen/Zeiler
30
Bei „Wasser halt“ friert das
Wasser schon nach wenigen
Minuten. Foto: FF St. Peter am
Kammersberg
Ladesteckdose). Leere Batterien
frieren bereits ab -10 °C ein. Batterien regelmäßig kontrollieren!
Kontinuierliche Probefahrten
durchführen (mindestens 30 km
alle 14 Tage), der Motor muss
dabei seine Betriebstemperatur
erreichen.
SCHLÄUCHE UND
LÖSCHARMATUREN
Bei entsprechenden Minustemperaturen genügen bei „Wasser
halt“ schon wenige Minuten und
das Wasser friert in den Schläuchen ein! Daher das Strahlrohr
nie ganz schließen und das abfließende Wasser gezielt abfließen lassen.
Dabei auf Glatteisgefahr achten!
Am Verteiler sind freie Abgänge
zu öffnen, das ausfließende Wasser eventuell mit Verbindungsschläuchen gezielt abfließen
lassen.
Bei Beendigung der Löscharbei-
Blaulicht 11-2014
ten möglichst an jede Kupplung
ein Feuerwehrmitglied positionieren und auf ein Zeichen alle
Kupplungen gleichzeitig öffnen.
Anschließend sind die Schläuche
sofort zu entleeren. Schläuche
sind vorsichtig zu rollen und auf
keinen Fall zu knicken, da sie
sonst irreparabel beschädigt werden können.
Ist eine Vereisung von Schläuchen
eingetreten, so sind diese vorsichtig mit dem Abgasschlauch zu erwärmen.
Sind Schläuche nicht mehr rollfähig, so sind diese vorsichtig in
Buchten zurückzunehmen.
Löscharmaturen sind gründlich
zu entwässern und werden im geheizten Feuerwehrhaus aufgetaut
bzw. getrocknet.
hydraulische Rettungsgeräte
(Spreizer, Schneidgerät, Rettungszylinder) bei extrem niedrigen Temperaturen (ab -20 °C)
ausfallen. In diesem Fall die Elektromotorpumpe mehrmals kurzzeitig einschalten (das Gerät
erwärmt sich durch die Stromstöße). Redundanz aufbauen (Handpumpe oder Zweitgerät).
Achtung: Die Arbeitszeiten von
hydraulischen Rettungsgeräten
können sich bei Kälte um bis zu
20 Prozent verlängern, da das
Hydrauliköl zähflüssiger wird!
Die obengenannten Empfehlungen wurden nach bestem Wissen
und unter größter Sorgfalt erstellt, eine Haftung des Autors
wird grundsätzlich ausgeschlossen!
HYDRAULISCHE
RETTUNGSGERÄTE
Unter besonders ungünstigen
Witterungsumständen können
Literaturhinweis: Fachempfehlung Nr. 6 des AGBF Bund vom
19. Oktober 2012 (Deutscher
Bundesfeuerwehrverband)
Das „Alte Feuerwehr-Depot“ steht direkt an der
Hauptstraße.
Blick in den Schauraum mit dem Vorderwagen und Schlauch-Haspelkarren
BR DV RUDOLF LOBNIG
Geheimtipp:
Altes Feuerwehr-Depot in St. Martin
Die Errichtung des „Alten Feuerwehr-Depots“ in St. Martin im
Sulmtal ist drei glücklichen Umständen zu verdanken: 1. hielt
über Jahrzehnte EHBM Josef
Hengsberger die vielen historischen Gerätschaften und Exponate zusammen, 2. stellte sein
Neffe OBI Ing. Hannes Hengsberger das Ausstellungsgebäude
seiner Tischlerei als Schauraum
zur Verfügung und 3. fand sich in
der Person von Ing. Helmuth
Huber, IAF Industrieanlagenbau,
ein engagierter Sponsor.
Wie HBI Gerald Pölzl schildert,
mussten die vielen Exponate der
Wehr über die Jahre wegen des
akuten Platzmangels immer wieder umgesiedelt und an verschiedenen Stellen untergebracht
werden. Zu diversen Feierlichkeiten wurde dann die eine oder andere Gerätschaft der
Öffentlichkeit präsentiert, um
dann wieder in der Versenkung zu
verschwinden. Dass dies kein
Dauerzustand sein kann, war der
Wehrleitung seit langem bewusst
und deshalb wurden Gespräche
mit Lagervermietern geführt, die
aber keine akzeptablen Ergebnisse brachten.
Schließlich erhielt Ing. Helmut
Huber Kenntnis von dem Problem und stellte spontan ein Personenkomitee zusammen, um die
historischen Geräte für die Nachwelt zu erhalten.
EINE IDEE WIRD REALITÄT
In weiterer Folge fand man im
Ausstellungsgebäude der Tischlerei Hengsberger eine ideale Liegenschaft. OBI Ing. Hengsberger
stellte das Gebäude mit einer
Pachtlaufzeit von 25 Jahren zur
Verfügung, wobei er für die ersten
fünf Jahre keine Miete in Rechnung stellte.
Für die geschätzten Betriebskosten von 30 Euro im Monat
(Beleuchtung und Heizung)
stand Bürgermeister Josef Steiner
gerade und die baulichen Adaptionen in der Höhe von 36.000
Euro wurden schließlich vom
Personenkomitee vorfinanziert.
Mittlerweile besteht das Komitee
aus mehr als 30 Personen, die sich
an der Finanzierung beteiligen.
Die Kosten der Reinigung und
Konservierung der Gerätschaften
und Exponate sowie der Inneneinrichtung (6.000 Euro) übernahm die FF St. Martin, deren
Kameraden unter der Federführung von EHBM Josef Hengsberger und EBI dF Franz
Fröhlich rund 300 freiwillige Arbeitsstunden leisteten.
Nunmehr sind im Schauraum 52
Exponate, darunter ein Dodge
WC 52 aus englischen Armeebeständen, eine Abprotzspritze, ein
Vorder- und ein Zugkarren, ein
Schlauch-Haspelkarren sowie eine Motorspritze B 48, zu bewundern. Weitere 120 Exponate
lagern im Stauraum und können
für Sonderausstellungen herangezogen werden. Nur wer seine
Wurzeln kennt, kann die gegenwärtige Situation verstehen und
Perspektiven für die Zukunft finden. Der FF St. Martin ist es gelungen, ein
öffentlichkeitswirksames Schaufenster zu gestalten und Kulturgut zu erhalten, welches man in
dieser Fülle kaum noch in einer
Feuerwehr vorfindet.
Zusätzlich bietet St. Martin im
Sulmtal allen Ausflüglern noch
ein reiches kulinarisches Angebot
und ist allemal eine Reise wert.
Kontakt:
Mittels telefonischer Voranmeldung ist das „Alte Feuerwehrdepot“ ganzjährig zu besichtigen.
Telefon: 0664/ 2765466 oder
0664/ 5806414
Der Dodge WC
52, Baujahr
1943, ist noch
immer fahrbereit.
Fotos: Oswald
kaleiDosk0p
Die FF St. Martin im Sulmtal
hat mit den eigenen historischen Geräten der Wehr ein kleines,
aber feines Museum eingerichtet.
Gleich ums Eck vom Feuerwehrmuseum Groß St. Florian lohnt sich ein
Besuch in St. Martin auch aus kulinarischer Sicht.
Blaulicht 11-2014 31
kaleiDosk0p
BR D. ÖBFV THOMAS MEIER
UND OBI THOMAS ZEILER
Das Red Bull
Air Race World
Championship
fand in
Spielberg sein
Finale.
Air Race 2014
Brandschutz im 12-Stunden-Takt
Exzellente Flugmanöver und spannende Duelle in der Luft. Das waren
die Zutaten zum Finale der Red Bull
Air Race World Championship, die
am Nationalfeiertagswochenende in
Spielberg gastierte. Zehntausende
Zuschauer standen im Bann von
waghalsiger Luftakrobatik. Rund
100 Einsatzkräfte der Knittelfelder
Feuerwehren sorgten wieder für Sicherheit und Brandschutz am Ringgelände.
Nach Formel 1 und der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft
waren die Feuerwehren am RedBull-Ring zum dritten Mal in
diesem Jahr beschäftigt, stand
doch das Saison- und gleichzeitig
WM-Finale der Air Race 2014
auf dem Programm. Zehntausende Besucher bevölkerten an beiden Veranstaltungstagen (25. und
26. Oktober) das Aichfeld.
Sie alle waren Ohren- und Augenzeugen von flugakrobatischen
Meisterleistungen der Piloten.
Eine Meisterleistung galt es auch
von Seiten der Feuerwehren aus
dem BFV Knittelfeld zu stemmen. Diese zeichneten am Flugwochenende für den gesamten
Brandschutz in und um das Ringgelände verantwortlich. Um dies
zu bewerkstelligen, waren in
Summe rund 100 Feuerwehrmitglieder von zwölf Feuerwehren
32
Blaulicht 11-2014
des Bereichsfeuerwehrverbandes
beschäftigt. In Zwölf-StundenSchichten sorgten die Einsatzkräfte für die Brandsicherheit
sowie für die technische Hilfeleistung am Veranstaltungsgelände.
„Mit 15 Fahrzeugen standen unsere Leute von Donnerstag bis
zum Veranstaltungsende mit
schwerem Bergewerkzeug, Hebekissen und einem Kranfahrzeug
in Alarmbereitschaft, um bei einem Worst-Case-Szenario binnen weniger Augenblicke
eingreifen zu können“, unterstrich
OBR Erwin Grangl, Bereichsfeuerwehrkommandant von Knittelfeld, die feuerwehrspezifische
Sicherheitskomponente.
ROSENBAUER STELLTE
PANTHER 8X8
Den Feuerwehren stand dafür
auch ein Gigant der Sonderklasse
zur Verfügung. Ein Panther 8x8
der Rosenbauer Group mit 1.400
PS und über 12.000 Liter Wasser
an Bord wurde eigens für die
Dauer der Flugshow aus dem
Linzer Werk angeliefert.
Ein Hotspot für die Feuerwehrkräfte war sicher der Flughafen
im Ringgelände, wo eigene Hangars errichtet wurden. Hier galt
es besondere Werte zu schützen.
Neben den fix definierten Standpunkten entlang der Flugstrecke
waren Einheiten permanent mo-
Boxenstopp einmal anders: Ringgelände
als Airport. Fotos: BFV KF/Zeiler
Die Mannschaften sorgten in Zwölf-StundenSchichten für die Brandsicherheit am
Red Bull-Ring
Rosenbauer stellte während des WM-Finales einen Panther 8x8 zur Verfügung
me keine Brände oder Verkehrsunfälle, zu denen die
Einsatzkräfte hätten ausrücken
müssen. Unterstützung wurde bei
der Abreise der Fans geleistet.
Mit 13 Fahrzeugen wurden 20
Lichtpunkte generiert, um bei der
Dunkelheit die Sicherheit der abströmenden Besucher zu gewährleisten.
kaleiDosk0p
bil unterwegs, um bei den Kontrollfahrten etwaigen
Problemstellungen bereits in der
Entstehungsphase erfolgreich begegnen zu können.
„Weitere Einheiten aus den Bereichsfeuerwehrverbänden Judenburg und Leoben waren am
Flugwochenende ebenfalls in erhöhter Einsatzbereitschaft“, unterstrich Knittelfelds
Bereichsfeuerwehrchef die gute
Zusammenarbeit mit den angrenzenden Bereichsfeuerwehrverbänden. So stellte die Feuerwehr
Traboch den Brandschutz am
Flughafen Timmersdorf sicher.
„Nach zahlreichen Übungen und
gemeinschaftlicher Vorbereitung
mit Behörde und Partnern der
Einsatzorganisationen war die
Feuerwehr auch für dieses Großereignis über den Wolken des
Red-Bull-Rings bestens gerüstet“,
resümierte Grangl.
Insgesamt hielten die Einsatzkräfte vor Ort in ihren Fahrzeugen 26.000 Liter Löschwasser
und zusätzlich mehrere hundert
Liter Schaummittel vor, um im
Brandfall keine wertvolle Zeit zu
verlieren. Diese wurden jedoch
nicht benötigt.
Aus Sicht der Feuerwehren war es
ein sehr ruhiges Wochenende. Es
gab bis auf zwei Brandmeldealar-
Blaulicht 11-2014 33
kaleiDosk0p
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