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Kab_20_Umschlag 16.06.2004 13:58 Uhr Seite 1 Edition Brusberg Berlin Botero | Metzkes »Naturaleza muerta oder: Stilles Leben« Bilder und Blätter 1958–2001 Kab_20_Umschlag 16.06.2004 13:58 Uhr Seite 2 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 1 Kabinettdruck 20 »Mit einem Apfel will ich Paris in Erstaunen versetzen« Paul Cézanne an Gustave Geffroy Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Harald Metzkes »Stilleben mit Barockglas« Öl auf Pappe/Leinwand, 1955 62 x 76,5 cm Lager-Nr. BK 12636 Seite 2 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 3 Edition Brusberg Berlin Kabinettdruck 20 Fernando Botero | Harald Metzkes »Naturaleza muerta oder: Stilles Leben« Bilder und Blätter 1955–2001 Ausstellung vom 8. September bis 3. November 2001 Texte von Fernando Botero und Harald Metzkes, Ana María Esacallón und Anja Gebauer Galerie Brusberg Berlin Kurfürstendamm 213 D-10719 Berlin Telefon 0049. 30. 882 76 82/3 Telefax 0049. 30. 881 53 89 galerie@brusberg-berlin.de www.brusberg-berlin.de Kabinettdruck 20_S.1-64_okay Fernando Botero »Feliz cumpleaños« Öl auf Leinwand, 1971 155 x 191 cm Lager-Nr. BK 12517 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 4 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 5 Harald Metzkes »Gebäck« Öl auf Leinwand, 1992 90 x 120 cm Lager-Nr. BK 12656 4 5 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 6 Anja Gebauer Skizzenhafter Überblick über die europäische Stillebenmalerei mit Anmerkungen zu den Werken Boteros und Metzkes’ Das Stilleben hat bis in die Gegenwart nichts an Faszination verloren. Generationen von Künstlern beschäftigten sich seit dem 17. Jahrhundert mit diesem Thema. Selbst in der Vielfalt der aktuellen Kunstströmungen und im Zeitalter der »Neuen Medien« behauptet das Stilleben seinen Platz. In dem umfangreichen Œuvre Fernando Boteros und Harald Metzkes’ nimmt dieses Genre einen bedeutenden Raum ein. Die beiden zeitgenössischen Künstler berufen sich, jeder auf seine Art, auf die Tradition der europäischen Malerei. Sie beziehen ihre Anregungen durch die großen Meister früherer Zeit und reflektieren in ihren Arbeiten verschiedene Entwicklungsstufen der Stillebenmalerei. Die Entwicklung zu einer eigenen Kunstgattung setzte, ausgehend von den Niederlanden, gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein. In holländischen Künstler-Inventaren finden sich Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals die Bezeichnungen stilleven, stillstaand leven und stilligend leven für die Darstellung von toten bzw. leblosen Dingen wie Blumen, Früchte, Gläser, Instrumente und andere Alltagsgegenstände mehr, die das alleinige Bildthema ausmachen. Während in Deutschland und England für Motive dieser Art die Ausdrücke Stilleben und still life gebräuchlich wurden, prägten Frankreich und Italien die Termini nature morte und natura morta. Die Begriffsbildung führte zu zahlreichen, mitunter sach- lich irreführenden Interpretationen. Das Substantiv leven stand ursprünglich für naar het leven schilderen, charakterisierte folglich nicht das Abgebildete, sondern die Einstellung des Malers zu seinem Objekt. Nicht die künstlerische Erfindung, die inventio, kommt im stilleven zum Ausdruck, sondern das Abmalen der in stiller, das heißt andauernder Ruhe vor Augen liegenden Dinglichkeiten des Lebens bzw. der Natur. Stillebenhafte Elemente fanden bereits in den antiken Mosaiken Verwendung sowie als gemalte Scheinbilder im Rahmen illusionistischer Architekturmalerei in den pompejanischen Wandfresken. Später kommen sie in den Ornamentleisten der Miniaturen und Prunkschriften vor, in Intarsien und textilem Schmuck. Die jeweiligen Darstellungen bilden hier die allegorische, emblematische oder rein zierende Umrahmung des Motivs, das selbst keinerlei stillebenhafte Züge trägt. Die religiöse Kunst des Spätmittelalters zog Alltagsgegenstände und Naturgewächse heran, die als Symbole heilsgeschichtlicher Botschaften und wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden wurden. Sie erzeugte so die Illusion einer Wirklichkeit, die die eigentliche Thematik deutlicher zur Anschauung bringen sollte. Diese mit betonter Sorgfalt ausgeführten attributiven Elemente wirkten wie »Bilder im Bild«. Daher war ihre Verselbständigung ein folgerichtiger Entwicklungsschritt. Mit der in Italien im 15. Jahrhundert gewonnenen Kenntnis der Perspektivberechnungen war eine grundlegende Voraussetzung der illusionistischen Malerei wieder gegeben. Täuschende Echtheit zu vermitteln, trompe l’œil-Effekte zu setzen, war denn auch ein wesentliches Anliegen der Künstler, die sich der Stillebenmalerei zuwandten. Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Das wachsende Interesse an wissenschaftlichen Forschungen trug dazu bei, daß den Objekten in detailgenauen Einzelbetrachtungen verstärkt Aufmerksamkeit zuteil wurde. Die stillebenhaften Partien wurden zunehmend aus ihrem Bildkontext herausgelöst, ohne dabei ihren Sinngehalt zu verlieren. Die Vergänglichkeitssymbolik, die in allen Unterteilungen der neuen Gattung – den Küchen- und Mahlzeitstilleben, den Blumen-, Früchte- und Jagdstücken sowie den Darstellungen von Musikinstrumenten – anklingt, kulminierte in den Vanitasbildern. Sie gemahnten mit Uhren, Totenschädeln und erloschenen Kerzen an das Ende allen irdischen Lebens. Das Zeitalter des Barock markiert den Höhepunkt der europäischen Stillebenkunst. Standen am Anfang die niederländischen Markt- und Küchenszenen, welche die weitere Entwicklung und Verbreitung der Gattung bestimmten, bildeten sich nachfolgend Zentren heraus, die sich auf die oben angeführten Sujets spezialisierten. Die barocken Prunkstilleben mit kostbarem Geschirr, Luxusgütern und Delikatessen, die dem wachsenden Repräsentationsbedürfnis der Oberschicht Genüge taten, kennzeichnen die Spätphase der holländischen Stillebenmalerei. Im 18. Jahrhundert lenkte in Frankreich Chardin mit der Wahl seiner Motive und deren maltechnisch nüchterner Umsetzung die Stillebenmalerei in neue Bahnen. In seinen intimen Kompositionen, in denen er nahezu auf tiefenräumliche Perspektive verzichtete, wandte er sich den Dingwelten des Alltags zu. Seine ganze Aufmerksamkeit Seite 7 richtete er dabei auf das Zusammenspiel von Formen und Farben. Das Licht wird hierbei zur wichtigsten Komponente, um die materielle Beschaffenheit der Gegenstände bis in den Grenzbereich des Banalen erfahrbar werden zu lassen. Chardins inhaltlich unspektakuläre Werke bereiteten einer Entwicklung den Boden, die mit der Tradition illusionistischer Darstellungen radikal brach. Bis zur Wende ins 19. Jahrhundert galt dem Genre dann nur wenig Beachtung. Erst die Empfindsamkeit der Romantik und des Biedermeier zeigte wieder an Blumen- und Früchtestücken großes Interesse, ohne jedoch künstlerische Innovationen hervorzubringen. Dies änderte sich mit dem Durchbruch der realistischen Tendenzen. Bis hinein in die Gegenwartskunst experimentierten Künstler aller Stilrichtungen von nun an mit dem Stilleben, einem Thema, das es bevorzugt zuließ, sich der Dinglichkeit der Wahrnehmung und ihrer Umsetzung in Malerei zu vergewissern. Die Distanz, die sich zwischen Bild und Betrachter bei Chardin im übertragenen Sinne verringert hatte, wird bei Courbet weitergeführt. Immer stärker steht der eigentliche Gegenstand im Vordergrund. Die Impressionisten strebten danach, in ihren Stilleben den l’art pour l’art-Gedanken zu verwirklichen. In ihren Augen zählte der Bildinhalt nichts gegenüber der Schönheit der maltechnisch vollendeten Ausführung. Ausschließlich Farbe und Licht waren die Mittel, um Plastizität und räumliche Tiefe ins Bild zu bringen. Mit Cézannes Stilleben verlieren die klassischen Perspektivgesetze gänzlich ihre Bedeutung. Seine Studien lichtabhängiger Farbtönungen und der mit dem Wechsel der Perspektive variierenden Formen ermöglichten ihm, rein formalästhetische Konstrukte »parallel zur Natur« zu schaffen, die nur bei oberfläch- 6 7 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 8 licher Betrachtung etwas mit Realität zu tun haben. Cézanne wird somit zum direkten Wegbereiter des Kubismus, in welchem das klassische Stilleben und die moderne Malerei zu einer einzigartigen Symbiose fanden. dort findet sich auch das auf die niederländischen Marktszenen zurückgehende Motiv der an Haken oder Kordeln herabhängenden Naturalien, welches in Boteros Werken mehrfach auftaucht. In Boteros wie Metzkes’ Œuvre findet eine Auseinandersetzung mit den Werken europäischer Künstler und Kunstströmungen statt, die beide Maler, bedingt durch ihre Biographie, unterschiedlich gewichten. Im Aufbau folgen seine Stilleben zumeist einem bestimmten Kompositionsschema: nahsichtig angelegt, steht parallel zur unteren Bildkante ein schlichter viereckiger Holztisch mit Schublade. Auf der angekippten Platte sind gut sichtbar die einzelnen Gegenstände plaziert. Das Repertoire an Objekten umfaßt Teile des Küchengeschirrs, einheimische Früchte und Gemüse sowie Naschwerk, Musikinstrumente oder Zeitungen. Belebt werden manche Motive durch Personen, Haustiere oder Insekten. Die Bilder des Kolumbianers spiegeln in Form, Farbe und Aufbau seine Beschäftigung mit der Kunst der italienischen Frührenaissance und der spanischen Malerei des Barock deutlich wider, wobei Elemente der Volkskunst und der lateinamerikanischen Malerei mit einfließen. Mit Vorliebe adaptiert Botero bekannte Bildstoffe aus der Kunstgeschichte, die er auf seine eigene Weise umsetzt. In seinen Stilleben besinnt er sich vor allem auf die Tradition der bodegones, die von Velázquez, Sánchez Cotán, Zurbarán und anderen im 17. Jahrhundert begründet wurde. Der spezifisch spanische Gattungsbegriff bodegón leitet sich her von dem gleichnamigen Wort, das Schenke, Wirtshaus bzw. Garküche bedeutet. Im heutigen Sprachgebrauch wird der an den französischen Terminus angelehnte Begriff naturaleza muerta insbesondere im Ausland synonym zu bodegón verwendet. Botero entwickelte seine Stilleben aus den streng aufgebauten Bildern der spanischen alten Meister, in denen die Gegenstände vor dunklem Hintergrund übersichtlich angeordnet sind. Gerade die nahezu asketisch wirkenden Darstellungen Sánchez Cotáns scheinen ihn nachhaltig inspiriert zu haben; Die Vorliebe des Malers für volle, zeitlose und ruhige Formen zeigt sich auch in diesem Genre. Die Früchte erscheinen plastisch rund, saftig prall und nahezu greifbar in meist makelloser Schönheit: »Falten der Haut oder Flecken auf einem Tischtuch interessieren mich nicht, verglichen mit der Aufgabe, aus geometrischen, körperhaften und genau umrissenen Formen ein Bild aufzubauen.« (Fernando Botero). Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 9 Metzkes bezeichnet sich selbst als Realist. Seine Stilleben spiegeln die Schaffensphasen wider, die geprägt sind durch die Auseinandersetzung mit Künstlern des 19. Jahrhunderts wie Corot, Courbet, vor allem aber Cézanne, in dem er den »Schlüssel zur Klassik« sah. Diese Maler, wie auch Chardin, Daumier und Goya, nennt er seine Lehrmeister, seine »Leibgardisten«. In seinen frühen, bis Ende der 50er Jahre entstandenen Stilleben klingen Einflüsse von Picasso und Beckmann an. Die eingehende Beschäftigung Metzkes’ mit den französischen Realisten des 19. Jahrhunderts sowie mit dem Œuvre Cézannes, dem er sich ab den 60er Jahren intensiv zuwandte, spiegelt sich in der Modulation der Farbe, der Bewältigung der Fläche und Staffelung des Raumes seiner späteren Darstellungen wider. Miteinander erzeugt, wenn die Pracht frischer Blumen in Kontrast steht zu einer einfachen Spanholzkiste. Hinter den Studien, die sich einem einzelnen Motiv wie dem Obstkorb widmen, steht die Absicht, Parallelitäten zur Natur zu erzeugen. In einem seiner jüngsten Stilleben sprengt Metzkes die Gattungsgrenzen. Durch zwei agierende Figuren, eine Meerkatze und eine junge Frau, wird das Moment der andauernden Ruhe aufgehoben. In Metzkes Stilleben kommen – ähnlich wie in seinen Commedia dell’arte Themen – persönliche Erfahrungen, Erlebtes und Wünsche zum Ausdruck. Die Stilleben kennzeichnet ein reichhaltiges Motivrepertoire, das neben gedeckten Tischen, Früchten und Pflanzen, Büchern und Masken vor allem die Utensilien des Malers sowie ihm wertvolle Dinge und Erinnerungsstücke aufweist. Auf den ersten Blick scheinen Metzkes Darstellungen den Gegenstand in der materiellen Beschaffenheit wiederzugeben, erst bei genauerer Betrachtung wird eine stark sinnbetonte Beziehung der einzelnen Objekte untereinander deutlich. So weisen eine Taschenuhr, leere, scheinbar wertlose Blechbüchsen und der beim Prozeß des Malens langsam welkende Blumenstrauß auf die flüchtige Zeit, die Vergänglichkeit hin. Ein anderes Mal wird ein spannungsvolles Dr. Anja Gebauer, geboren 1966 in Berlin, studierte Kunstgeschichte und Hispanistik in Berlin und Sevilla, lebt und arbeitet in Berlin. Während Botero in seinen Stilleben stereotype Objekte zu einer künstlichen Welt zusammensetzt, bevorzugt Metzkes Gegenstände, die in enger und bedeutsamer Beziehung zu ihm selbst stehen. 8 9 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Fernando Botero »Naturaleza muerta« Farbstift auf Papier, 1958 43,2 x 68,6 cm Privatsammlung, Washington Seite 10 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr 1. Seite 11 Fernando Botero »Naturaleza muerta« Bilder und Blätter 1958–2001 10 11 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 12 Fernando Botero »Naturaleza muerta« Aquarell und Bleistift auf Papier, 1980 34,5 x 45 cm Privatsammlung, Berlin Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 13 »Naturaleza muerta con cafetera« Öl auf Leinwand 1962 71,2 x 76,8 cm Privatsammlung, Washington 12 13 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Fernando Botero Seite 14 Ana María Escallón Fernando Botero and a Story of Still Life Since the sixteenth century paintings of the natural world have appeared that are related to scientific inquiry, religious dogma, and political or economic interests. The Dutch, for example, painted flowers that convey singular beauty. Later, came a more spiritual dimension with the association of flowers with a sense of the ephemeral in life or, in the seventeenth century, with the theme of »Vanitas.« At this same time in Spain, artists painted still life objects, but in an austere manner, because what was of interest there was the mystical meaning. 1932 geboren in Medellin, Kolumbien lebt und arbeitet in Paris, New York und Pietrasanta/Italien 1996 letzte Ausstellung bei Brusberg: »Der umgekehrte Kolumbus« Eine Retrospektive Brusberg Dokumente 36 96 Seiten, Hardcover I believe that what is most important in the still life paintings is the fact that the subject matter is very limited, usually a table with some fruits and objects on top. Then it is the pictorial language, the originality of the style that makes the paintings special. It is to do the same thing, the same subject, done thousands of times, before in a fresh, different way. Fernando Botero, 2001 The term »still life« or »nature morte« first appeared in the latter part of the seventeenth century in Holland. Images until then had been simply identified by the category of things they represented (products of hunt, food and utensils from the kitchen, flowers, etc). The term nature morte did not come into use in France until the eighteenth century. The first image that Fernando Botero remembers dates back to when he was four years old and is connected to a still life: »a yellow banana peel on the floor.« From there it seems only natural to establish a link to Botero’s way of seeing the world in fragments or close-ups. Also, fruit and flowers are abundant and varied in the Antioquía environment. Fernando Botero made a comment to me once that impressed me because in just a few words he left a snapshot of what his life and creativity are all about: »Painting begins where the tip of my shoe ends.« The artist discovered the power of volume while in Mexico in 1957 when painting a mandolin. The revelation came to him when Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 15 he painted a tiny hole on the surface of the instrument to indicate its opening. Again, a moment of discovery had to do with a still life where interest in the static is the justification, where light without shadow is more possible. In Botero’s art that sense of full light comes, in his paintings, from the color itself, and, in his drawings, from the paper. The magic of this other kind of beauty comes from a language of rotund and vital forms that are enclosed within a space. At times, the forms are unexpected and inexplicable; at others, they respond to a classical conception of interior space. A table, a kitchen cupboard are reflections on how images are distributed within a composition. What interests Botero here is harmony and simplicity. In 1957 color in Botero’s paintings had an apparent and nervous brushstroke in the manner of Velazquez. In 1965 he turned to a smooth brushstroke and a flat and controlled surface because he was interested in having reason prevail, creating the color on the canvas in the manner of the classical painters, layer by layer. Color is what dictates the dimension of the painting, the proportion of things, and, in the end, the composition of the work. Within a composition an apple can be rigorously depicted following Cezanne-like rules of geometry or various images can be combined, but always with the same intellectual rigor, where the knife or a place- setting in diagonal evoke a classical approach to perspective. Color tonalities have undergone change in the measure that the colors of his restricted palette have changed. In the beginning his tones were very influenced by the authenticity and brilliance he observed in the use of color in Mexican popular art. Later came morning light and the colors of the Italian Renaissance. From there he went on to revisit Venetian painters and a more intense color emerges. And within this world full of color, poetic alternatives, and figurative proposals, the still life is an integral component. The fruit, flowers, coffee pots, knives, and tables with open drawers, and even the landscapes, which from time to time appear though open windows, and the guitars without chords on rustic chairs come from the imagination of Fernando Botero. The world of color in his painting (or the world of line in his drawing) has its own dynamic. Volume achieves its powerful expression in the very dimension of a full and exuberant form, which is, undoubtedly, the great contribution of Fernando Botero to Western art. Today Botero continues to evoke admired masters and make reference to themes from all of art history transforming them to his own particular expression. He is an artist who at a very early age developed a style of his own which established him firmly, both on a regional art scene and abroad, as one of the masters of twentieth-century art. Ana María Escallón, geboren in Bogotá, arbeitete als Kunstkritikerin und Ausstellungskuratorin in Süd- und Nordamerika, leitet heute das Museum of the Americas in Washington D. C. 14 15 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 16 Fernando Botero »Cebollas« Bleistift auf Papier, 1979 43 x 35 cm Sammlung HDI, München Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 17 »Naturaleza muerta con cebollas« Öl auf Leinwand, 1967 91,4 x 108,2 cm Privatbesitz, Berlin 16 17 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Fernando Botero »Naranjas y limones« Öl auf Leinwand, 1968 109 x 91,5 cm Privatbesitz, Stadthagen Seite 18 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 19 »Naturaleza muerta con frutas« Kohle auf Leinwand, 1968 184 x 171 cm Lager-Nr. BE 4991 18 19 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 20 Fernando Botero »Cebollas« Kohle, Bleistift, Aquarell auf Papier, 1987 34 x 47 cm Privatbesitz, Stadthagen Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 21 »Naturaleza muerta con cebollas« Bleistift auf Papier, 1973 48 x 65 cm Sammlung M., Meerbusch 20 21 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 Fernando Botero »Naturaleza muerta con naranjas« Öl auf Leinwand, 1988 131 x 163,5 cm Privatsammlung, Berlin 14:11 Uhr Seite 22 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 23 »Naranjas y bananas« Aquarell und Bleistift auf Leinwand, 1994 102 x 119 cm Sammlung HDI, München 22 23 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay Fernando Botero »La siesta« Kohle auf Leinwand, 1973 144,8 x 174 cm Lager-Nr. BK 12666 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 24 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 25 »La siesta« Kohle auf Leinwand, 1971 182,9 x 195,6 cm Privatbesitz, Berlin 24 25 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 Fernando Botero »Bodegón« Pastell auf Leinwand, 1973 120 x 140 cm Privatbesitz, Aachen 14:11 Uhr Seite 26 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 27 » Naturaleza muerta con cafetera y frutero« Kohle, Rötel und Kreide auf Leinwand, 1973 160 x 194,5 cm Lager-Nr. BK 11489 26 27 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 28 Fernando Botero »Naturaleza muerta con jarro« Bleistift auf Papier, 1973 49 x 62 cm Privatbesitz, Hamburg Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 29 »Naturaleza muerta frente a la ventana« Öl auf Leinwand, 1989 147 x 114 cm Lager-Nr. BK 12671 28 29 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 30 Fernando Botero »Naturaleza muerta con guitarra« Bleistift und weiße Kreide auf Bütten, 1989 36 x 48,5 cm Privatbesitz, Spanien Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 31 »Naturaleza muerta con guitarra« Aquarell und Bleistift auf Leinwand, 1994 106 x 130 cm Lager-Nr. BE 5637 30 31 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 32 Fernando Botero »Naturaleza muerta con botella y copa« Aquarell auf Papier, 1983 20 x 27 cm Lager-Nr. BK 12712 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 33 »Bodegón« Öl auf Leinwand, 2000 96 x 119 cm Lager-Nr. BK 12713 32 33 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 34 Fernando Botero »Naturaleza muerta con violín y salchichas« Öl auf Leinwand, 1999 44 x 52 cm Lager-Nr. BE 7125 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr 2. Seite 35 Harald Metzkes »Stilles Leben« Bilder 1955–2001 34 35 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Harald Metzkes »Stilleben mit Hechtkopf« Öl auf Leinwand, 1960 60 x 80 cm Besitz Harald Metzkes Seite 36 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 37 »Fenster zum Meer« Öl auf Leinwand, 1961 105 x 90 cm Lager-Nr. BK 12640 36 37 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 38 Harald Metzkes Gut ist das Wort Stilleben. Weil es in tausenden begeisternden Zusammenhängen gesprochen oder gelesen worden ist und etwas Großartiges bezeichnet. 1929 geboren in Bautzen lebt und arbeitet in Wegendorf/Brandenburg 1999 letzte Ausstellung bei Brusberg: »Laureatus« Bilder 1956–1999 Brusberg Dokumente 38 48 Seiten, Hardcover Seine Wurzeln: Stille und Leben oder Stil und Leben sind gut, bezeichnen etwas uns Wichtiges. Zusammengesetzt werden sie aber eine Lächerlichkeit nicht los, und ein weiterer Lacher kommt mit dem dritten »l« hinzu. Der Duden hat gesprochen, die Narrheit blies ein. Der Bedeutungspyramide der Malerei entsprechen die Umarmungen der Gesellschaft. Wer so umarmt das Leben lebt und in dieser Umarmung die immer engere Umarmung sucht, muß sich den lebendigen, mondänen Fiktionen* anbequemen. Da ist das Stilleben arm – das arme Genre. Sind die Gegenstände, um deren Abbildung sich der Maler bemüht, erst einmal tot (wie der Franzose sagt), ist man vor allem auf seine Augen angewiesen. Erst der Maler, dann der Betrachter. Das Stilleben wendet sich ab von Optionen, großen Bewegungen und deren Fließen. Es ist tatsächlich still. Da »ist« etwas nur noch. Nur? Es beginnt mit dem »Nur« und holt zu großen Erklärungen aus – und erklärt nichts. Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Seite 39 » Auch läßt die eigene Erfahrung sich ansehen, * Eine Fußnote ist nicht zu vermeiden. als der Text; Nachdenken und Kenntnisse Die Fiktion ist immer nur ein Bild, unter welals Kommentar dazu (also auch umgekehrt, chem das kurz bezeichnet wird, was sonst Text für Erfahrung, Kommentar als Nachumständlicher dargestellt werden müsste. denken und Kenntnisse). (Brockhaus, 1898) Demnach sind selbst ein Apfel oder ein Glas, Viel Nachdenken und Kenntnisse, bei wenig die leicht darstellbar sind, so etwas. Doch Erfahrung, gleicht den Ausgaben, deren der Wunsch, ein Bild daraus zu machen, Seiten zwei Zeilen Text und vierzig Zeilen beweist das Gegenteil. Es fehlt das fiktionale Kommentar darbieten. Viel Erfahrung, bei Vorausbild, und man sieht sich gezwungen, wenig Nachdenken und geringe Kenntnisse, gegenständliche Anwesenheit in charakterisgleicht den bipontinischen Ausgaben*, ohne tischer Genauigkeit zu bestätigen. Setzt (Fuß)Note, welche vieles unverstanden lassen.« man bei diesem Vorgehen möglichst viele Umstände des Scheinbaren – zu denen * Bipontiner (Editiones Bipontinae), das Licht gehört – in seine Rechte ein, wird Bezeichnung für eine Reihe ihrer Zeit sehr das Charakteristische, das ganz Einzelne geschätzter fehlerfreier Ausgaben des Gegenstandes, des Apfels, des Glases, griechischer und römischer Klassiker, die zurückgesetzt, läßt es in die allgemeinen seit 1779 in der herzoglichen Druckerei zu Bedingungen des Sichtbaren eintreten. Zweibrücken (lat. Bipontium) erschienen. Harald Metzkes Hilfe durch Arthur Schopenhauer Wegendorf, 6. Juli 2001 38 39 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:11 Uhr Harald Metzkes »Messer und Äpfel« Öl auf Leinwand, 1964 30 x 40 cm Lager-Nr. BK 12641 Seite 40 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 41 »Äpfel auf rotem Stuhl« Öl auf Leinwand, 1990 100 x 100 cm Lager-Nr. BK 12655 40 41 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Harald Metzkes »Vier Quitten« Öl auf Leinwand, 1967 40,5 x 40,5 cm Lager-Nr. BK 12644 Seite 42 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 43 »Vier Masken« Öl auf Leinwand, 1980 70 x 100 cm Lager-Nr. BK 12648 42 43 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Harald Metzkes »Welkender Strauß« Öl auf Leinwand, 1966 60 x 80 cm Lager-Nr. BK 12643 Seite 44 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 45 »Großer Strauß mit Rosen und Anemonen« Öl auf Leinwand, 1997 80 x 100 cm Lager-Nr. BK 12660 44 45 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Harald Metzkes »Erdbeeren« Öl auf Leinwand, 1975 30 x 40 cm Lager-Nr. BK 12646 Seite 46 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 47 »Blaue Schale und rote Schachtel« Öl auf Leinwand, 1977 60 x 80 cm Lager-Nr. BK 12647 46 47 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 48 Harald Metzkes » Belgisches Mahl« Öl auf Leinwand, 1984 40 x 50 cm Lager-Nr. BK 12650 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 49 »Granatäpfel« Öl auf Leinwand, 1986 40 x 50 cm Lager-Nr. BK 12654 48 49 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 50 Harald Metzkes »Chinaschüsseln« Öl auf Leinwand, 1986 40 x 50 cm Lager-Nr. BK 12653 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 51 »Stilleben mit Taschenuhr« Öl auf Leinwand, 1982 70 x 110 cm Lager-Nr. BK 12649 50 51 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 Harald Metzkes »Maler hinter Stilleben« Öl auf Leinwand, 1970 80 x 110 cm Lager-Nr. BK 12645 14:12 Uhr Seite 52 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 53 »Atelierwinkel« Öl auf Leinwand, 1985 70 x 80 cm Lager-Nr. BK 12651 52 53 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 Harald Metzkes »Drache und Affe« Öl auf Leinwand, 1992 90 x 120 cm Lager-Nr. BK 12657 14:12 Uhr Seite 54 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 55 »Maltisch und Schneiderpuppe« Öl auf Leinwand, 2001 145 x 120 cm Lager-Nr. BK 12669 54 55 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Harald Metzkes »Muschel und Äpfel« Öl auf Leinwand, 1995 70 x 80 cm Lager-Nr. BK 12659 Seite 56 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 57 »Stilleben mit grüner Meerkatze« Öl auf Leinwand, 2001 140 x 130 cm Lager-Nr. BK 12665 56 57 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Harald Metzkes »Stilleben mit Handschuh und Schere« Öl auf Leinwand, 2000 80 x 90 cm Lager-Nr. BK 12664 Seite 58 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 59 »Stilleben unter Zweig« Öl auf Leinwand/Sperrholz, 1985 24 x 50 cm Lager-Nr. BK 12652 58 59 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 60 Harald Metzkes »Apfelkästchen« Öl auf Leinwand, 1999 40 x 50 cm Lager-Nr. BK 12663 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 61 »Stilleben mit Äpfeln« Öl auf Leinwand, 1999 60 x 80 cm Lager-Nr. BK 12662 60 61 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Harald Metzkes »Apfelkorb« Öl auf Leinwand, 1993 45 x 60 cm Lager-Nr. BK 12658 Seite 62 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 63 Impressum Gestaltung Büro für visuelle Kommunikation Bernd Franck Düsseldorf Reproduktionen PER Digitaler Workflow GmbH Braunschweig Druck Primedia Th. Schäfer GmbH Hannover Portraitfoto Botero J. Bermudez Porttraitfoto Metzkes und Werkfotografien Bernd Kuhnert, Berlin Kabinettdruck 20 Edition Brusberg, Berlin 2001 aus Anlaß der Ausstellung Fernando Botero | Harald Metzkes »Naturaleza muerta oder: Stilles Leben« Bilder und Blätter 1955–2001 vom 8. September bis 3. November 2001 Galerie Brusberg Berlin Kurfürstendamm 213 D-10719 Berlin galerie@brusberg-berlin.de www.brusberg-berlin.de Copyright Galerie Brusberg Berlin Auflage 2111 Exemplare davon sind 111 Exemplare numeriert Dieses Exemplar trägt die Nummer 62 63 Kabinettdruck 20_S.1-64_okay 16.06.2004 14:12 Uhr Seite 64 Kabinettdruck 20 … Man kann diese Zauberei nicht verstehen. Es sind dicke Schichten von Farbe, die aufeinander gemalt sind und deren Wirkung von unten nach oben durchschwitzt. Dann wieder möchte man sagen, daß ein Dampf über die Leinwand geblasen wurde; anderswo ein leichter Schaum, der darüber geweht wurde. … Nähert Euch, und alles verwischt sich, wird flach und verschwindet; entfernt Euch, und es bildet sich neu, erscheint wieder. Diderot über Chardins Stilleben