Gleiches Ziel - andere Wege - Sächsisches Staatsministerium für

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Gleiches Ziel - andere Wege - Sächsisches Staatsministerium für
iNtERviEW
Kultusminister Wöller zu
den Chancen auf das Abitur
– Seite 4 / 5
DA S M AG A Z I N F Ü R S C H U L E I N S AC H S E N
Gleiches Ziel andere Wege
Ein heft über hochschulreife in Sachsen
2 / 2011
tiPPS
Die richtige Schule
für mein Kind
– Seite 7
REPORt
Ist das Gymnasium
der richtige Weg?
– Seite 10 / 11
BERicht
Traumberuf: Lehrer
– Seite 1 4
PA N O R A M A
Mobile Umweltbildungsprogramme für Schulklassen
2011 startete das Nationalparkzentrum mit neuen mobilen Bildungsprogrammen für Schulen in der Sächsischen
Schweiz und im Erzgebirge. Bepackt mit allerlei Material kommen die Mitarbeiter direkt in die Schulen bzw. in deren
nähere Umgebung. Da die Programme durch Mittel der Europäischen Union (»Ziel 3 / Cíl 3«) gefördert werden, sind sie für
Bildungseinrichtungen kostenfrei.
Nähere Informationen und Buchung:
Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt
Nationalparkzentrum Sächsische Schweiz
Telefon: 03 50 22 / 50 2 53
Die Programme eignen sich besonders für den fächerverbindenden Unterricht. Beim »Elbe-Labe-Mobil« untersuchen Drittbis Zwölftklässler ausgerüstet mit Keschern und Mikroskopen einen Bach oder Fluss ganz in der Nähe der Schule. Mit »Mobil in die Zukunft« lernen Achtklässler in ein- oder zweitägigen Projekttagen brisante Fragen der Gegenwart wie Ressourcenknappheit und Klimawandel kennen und gehen alternativen
Antriebstechnologien nach. Schüler der 8. Klasse werden mit
»Globalisierung zum Frühstück« der Frage nachgehen, welche
Wirkungen die Globalisierung selbst in unserer Region zeigt.
Am Beispiel der Imker und ihrer Bienenvölker betrachten die
Schüler die großen Auswirkungen von kleinen Veränderungen
im Gesamtgefüge regionaler Netze von Produzenten, Konsumenten, Natur und Landschaft.
Kultusministerium
Zeitzeugen
vergibt erstmals Säch-
in Schulen
Mauer vor 50 Jahren
erleben
Gemeinsam mit dem Maximilian-Kolbe-Werk organisiert das Kultusministerium wieder ein Zeitzeugenprojekt, das an verschiedenen Schulen Sachsens durchgeführt wird. Die
Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust hinterlassen bei den Schülern bleibende Eindrücke. Geschichte
wird für die Teilnehmer wesentlich greifbarer.
Sechs Zeitzeugen aus mehreren Ländern sind für mindestens eine Woche nach Sachsen
eingeladen. Die beteiligten
Schulen bemühen sich um
eine projektorientierte Umgangsweise mit thematischer
Vorbereitung, Durchführung,
Dokumentation und reflektierender Nachbereitung der
Gespräche.
Im Schuljahr 2011/12 finden die Zeitzeugengespräche
in der Woche vom 5. bis 9. September im Raum Zwickau
und vom 12. bis zum 16. September 2011 im Raum Dresden statt.
»Niemand hat die Absicht,
eine Mauer zu errichten«,
sagte Walter Ulbricht noch
am 15. Juni 1961 auf einer
internationalen Pressekonferenz in Berlin. Entgegen dieser Aussage zog sie sich nicht
einmal zwei Monate später
durch die Stadt hindurch.
Die Berliner Mauer war alsbald Symbol für die Trennung
Deutschlands und zementierte die Teilung des Landes.
Am 13. August 2011 jährt
sich der Tag des Baus der
Berliner Mauer zum fünfzigsten Mal. Die Sächsische
Staatsregierung hat es sich
zur Aufgabe gemacht, dem
Bau der Mauer 1961 mit
verschiedenen Projekten zu gedenken und die Erinnerung
daran auch für nachfolgende
Generationen wach zu halten. Hinweise auf zahlreiche
Aktivitäten der sächsischen
Bildungsinstitutionen finden
sich im Veranstaltungskalender unter www.sachsen.de/
deutsche_teilung
Durch den Bundesrat werden
Informationsfahrten
nach
Berlin gefördert. Schülerinnen und Schüler können jedes
Jahr im Rahmen der politischen Bildung den Bundesrat
in Berlin besuchen. Der Bundesrat gewährt diesen Schüler- und Auszubildendengruppen unter bestimmten
Voraussetzungen auch Zuschüsse zu den Fahrtkosten.
Die Anmeldung und Antragstellung auf Fahrkostenzuschüsse erfolgt für das Jahr
2012 bis Mitte September
2011 im elektronischen Verfahren im Internet unter
www.bundesrat.de.
Bei Interesse können Sie dazu
das Informationsblatt anfordern unter:
Vertretung des Freistaates
Sachsen beim Bund
Annett Regelski, Brüderstraße 11/12, 10178 Berlin,
Telefon: 030-20606411 oder
unter Annett.Regelski@bln.
sk.sachsen.de
sischen Schulpreis
Das Kultusministerium wird
in diesem Schuljahr erstmals
den Sächsischen Schulpreis
verleihen. Schirmherr des
Wettbewerbes ist der Staatsminister für Kultus und Sport,
Prof. Dr. Roland Wöller.
Mitmachen können alle sächsische Schulen, die sich mit
hervorragenden Projekten ein
ganz »besonderes Gesicht«
geben. Mit dem Preis soll das
überdurchschnittliche Engagement der Schule, die pädagogischen Leistungen sowie
das Zusammenspiel zwischen
Schülern, Lehrern und Eltern
gewürdigt werden. Dabei stehen Nachhaltigkeit und Vorbildwirkung der Projekte im
Fokus der Bewertung. Die
besten drei Schulen erhalten ein Preisgeld von jeweils
3.000 Euro. Einsendeschluss
ist der 30.11.2011.
Informationen unter www.
schulpreis.sachsen.de.
2
2 / 2011
kommen
Gewässeruntersuchung mit dem Elbe-Labe-Mobil
1961–2011:
Bau
der
Das politische Berlin
E d i t or i al
Gleiches Ziel andere Wege
Liebe Leserinnen und Leser,
sieben verschiedene Möglichkeiten gibt es in Sachsen, die
Hochschulreife zu erlangen. In dieser KLASSE stellen wir Ihnen diese Wege vor. Die Arbeit an diesem Heft war
für uns sehr spannend, denn allzu schnell denkt man
nur an das Gymnasium, wenn es um die Hochschulreife
geht. Da wurden wir eines Besseren belehrt.
Umfrage: Welcher Weg ist der richtige?
Wir wissen jetzt: Es findet sich für jeden, der die Hochschulreife haben will, in Sachsen ein Weg. Im Interview
auf den Seiten 4 und 5 wirbt Kultusminister Wöller für
Alternativen, vor allem für das Berufliche Gymnasium als
zweiten wichtigen Weg zum Abitur. Stefanie und Jakob von
der Mittelschule in Brand-Erbisdorf möchten nach dem Realschulabschluss den Schritt auf das Berufliche Gymnasium wagen. Wie selbstverständlich auch die Mittelschule auf das Abitur vorbereitet, können Sie in unserem
Porträt der beiden Schüler auf Seite 6 lesen. Luise und
Laura sind bereits in der gymnasialen Oberstufe angekommen und lernen fürs Abitur. Auf den Seiten 8 und
9 lesen Sie, wie der Schulalltag der beiden Schülerinnen
aussieht. Luise besucht das Berufliche Gymnasium in
Dresden und Laura büffelt am Radebeuler Luisenstift
fürs Abitur.
»
Ich sehe das Abitur am BSZ als gute Alternative zum normalen Abitur vor allem für Schüler, die schon genau wissen, in welche Richtung sie später gehen wollen. Obwohl wir
ein gutes Wissen in Mathe und Physik haben müssen, bekommen wir meiner Meinung nach durch den
sehr praxisorientierten Unterricht schnell
gute Einblicke. Jedoch muss man sich voll
und ganz auf die Fachrichtung einlassen,
sonst geht irgendwann der Spaß und das
Interesse verloren.
David Hoang, 21 Jahre, Schüler am BSZ für Bau & Technik Dresden
«
»
Das Abendgymnasium ist eine tolle Chance für alle, die aus
verschiedensten Gründen kein Abitur gemacht haben und
dies nachholen wollen. Ob es Abwechslung vom Alltag ist oder
wie bei mir das Ergreifen einer Möglichkeit, die ich zu DDRZeiten nicht hatte und mir nach dem Mauerfall durch meine
kleine Familie genommen wurde. Jeder ist hier willkommen,
und egal was man vorher gemacht hat, alle haben doch
das gleiche Ziel.
Markus Bayer, 39 Jahre, Schüler am Abendgymnasium Dresden
In Sachsen steht nach der 4. Klasse der Wechsel auf
eine weiterführende Schule an. Für Eltern, denen die Entscheidung schwerfällt, sind auf Seite 7 Tipps zur
Schulwahl zusammengestellt, die helfen sollen, sich im
Sinne des Kindes zu entscheiden. Wie wichtig die Begleitung durch die Eltern ist, thematisiert die Lesegeschichte auf den Seiten 10 / 11. Aber auch, dass Kinder
unterschiedlich lernen und ihre eigenen Wege zum Schulabschluss gehen sollten.
«
»
Auf den Seiten 12 und 13 stellen wir Ihnen noch weitere Wege zur Hochschulreife vor. Auch mit einer Berufsausbildung ist vieles möglich. Was ist ein Kolleg? Wie
lernt es sich am Abendgymnasium und was ist die Fachhochschulreife? Die Porträts der vorgestellten Schüler und Absolventen zeigen, welche Möglichkeiten das sächsische Schulsystem bietet und wie diese von den jungen
Sachsen genutzt werden.
Das Gymnasium als allgemeinbildende Schule ist meiner
Meinung nach durch die verschiedenen Bereiche, die es
bedient, sehr besonders. Es fordert in vielen unterschiedlichen
Fachrichtungen, aber es fördert die Schüler eben auch. Dadurch, dass ein Schüler
in der Regel mindestens acht Jahre lang
das Gymnasium besucht, können Lehrer
und Schüler auch viel besser aufeinander
eingehen und an Schwächen und
Stärken arbeiten.
Uta Herold, Lehrerin am St. Benno-Gymnasium Dresden
«
»
Ich bin sehr froh darüber, am Abendgymnasium unterrichten zu können. Durch die Altersspanne der
Schüler von 18 bis zu 65 Jahren stehe ich täglich vor einer neuen, kleinen Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen. Mich fasziniert der starke Wille, der bei fast allen
dahinter steckt, denn früher haben die Eltern sie zur Schule geschickt, jetzt wollen sie selbst lernen.
Ida Henke, Lehrerin am Abendgymnasium Dresden
«
Viel Vergnügen beim Lesen des Heftes!
- Redaktion
Ihre
»
Wir haben uns damals entschieden, unser Kind auf ein
Gymnasium zu schicken. Um herauszufinden, welche Bereiche ihm besonders liegen, ist ein Einblick
in alle verschiedenen Fächer sehr wichtig.
Und durch die Wahl der Leistungskurse
in der Oberstufe kann der Schüler für
sich entscheiden, welche Richtungen ihm
besonders liegen.
«
Matthias Kunze, Vater eines Schülers des Marie-Curie-Gymnasiums Dresden
2 / 2011
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iNtERviEW
Kultusminister prof. Dr. roland wöller im Gespräch mit Schülern der Grundschule pobershau.
»Kinder brauchen Erfolgserlebnisse
auf ihrem Weg zum Abschluss«
Wege zur hochschulreife gibt es viele. Nicht für jedes Kind ist das Gymnasium der richtige Weg. Kultusminister
Roland Wöller wirbt im interview für die verschiedenen Möglichkeiten.
Von AnJA nIEMKE,
- rEDAKTIon
Fachkräfte sind Mangelware, auch deshalb stehen die
Chancen für Schüler mit einem hohen Schulabschluss besonders
gut. Viele Eltern wünschen sich, dass ihr Kind das Abitur macht.
Sollten nicht mehr Schüler auf das Gymnasium gehen?
Der Wunsch der Eltern ist nachvollziehbar und als Kultusminister
freut er mich natürlich. Zeigt er doch, dass gute Bildung immer noch ein Wert an sich ist. Das hat in Sachsen auch Tradition, unser Ruf als Nachwuchsschmiede für Ingenieure kommt eben nicht von ungefähr. Auch um der Demografi e Rechnung zu tragen,
benötigen wir mehr denn je Fachkräfte. Deshalb wollen wir möglichst viele Schüler zu einem hohen Schulabschluss führen. Aber es gibt eben nicht nur das Gymnasium. Das Abitur kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Das ist wichtig zu wissen, denn nicht für jedes Kind ist das Gymnasium der richtige Weg. Trotzdem kann es Abitur machen. 4
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Wie sollen dann mehr Schüler zum Abitur gelangen?
Indem wir den Weg über die Mittelschule deutlich stärken. Dafür haben wir bei der Bildungsempfehlung einiges geändert. Ab dem Schuljahr 2010 / 2011 erhalten die Viertklässler eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium, wenn sie in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht einen Notendurchschnitt von 2,0 oder besser haben. Das ist eine strengere Regel als bisher, da waren
wir bei einem Durchschnitt von 2,5. Wir haben aber gesehen, dass
nicht wenige Schüler am Gymnasium bis zum Ende der 9. Klasse
ein Jahr wiederholt haben oder sogar demotiviert an die Mittelschule gewechselt sind. Diese negativen Erfahrungen wollen
wir künftig den Schülern ersparen. Der Weg zum Abitur über die Mittelschule muss selbstverständlicher werden. Das bedeutet nach der Mittelschule mit einem guten Realschulabschluss zum Abitur zu gelangen.
iNtERviEW
Also nach der Mittelschule über das Berufl iche Gymnasium?
Richtig. Der zweite wichtige Weg zum Abitur ist der über das Berufl iche Gymnasium. Ich merke immer wieder, dass viele Eltern diese Möglichkeit zu wenig kennen. Dabei ist diese Variante eine sehr gute Alternative zum Gymnasium. Am Berufl ichen
Gymnasium schreiben die Schüler nach 13 Schuljahren ihr Abitur. Der Abschluss ist genau wie am Gymnasium die Allgemeine Hochschulreife, nur dass dieser Weg ein Jahr länger dauert, was den Schülern entgegenkommen soll. Außerdem werden zusätzlich berufsbezogene Inhalte mit hoher Praxisanbindung vermittelt. Damit ist das Berufl iche Gymnasium eine sehr gute Ergänzung zur Mittelschule, denn auch hier lernen die Schüler sehr praxisbezogen. Das ist die große Stärke der Mittelschule, deshalb sprechen wir auch von unserer »Praxiselite«. Viele Eltern beschäftigen sich sehr intensiv mit der Frage:
»Wie weiter nach der Grundschule?« Was raten Sie den Eltern?
Wichtiger als die Frage, ob mein Kind auf das Gymnasium kommt, ist die Frage, welcher Weg der richtige ist. Deshalb sollten Eltern immer beide Schularten, die Mittelschule und das Gymnasium, im Blick haben. Nach wie vor gilt: Mit der Bildungsempfehlung werden keine Abschlüsse vorweggenommen, erleichtert oder gar verhindert. Mit einer Bildungsempfehlung für das Gymnasium hat man noch lange nicht das Abitur in der Tasche. Und eine Empfehlung für die Mittelschule heißt eben nicht, dass das Abitur passé ist. Vielmehr geht es um eine Empfehlung für einen zum Kind passenden Bildungsweg. Wichtig ist vor allem, dass das Kind beim Lernen gut vorankommt und Erfolgserlebnisse hat. Ich kann Eltern nur raten, gemeinsam mit den Lehrern über die Stärken und Interessen des Kindes zu sprechen. Aber auch darüber, wann es sich vielleicht mehr als andere anstrengen musste.
Schüler in Abgangsklassen mit dem Ziel des Erwerbs der
Allgemeinen hochschulreife / der fachhochschulreife im
Schuljahr 2010 / 11 (Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft)
Schulart
Schüler in den Jahrgangs- /
Klassenstufen 12 bzw. 13
allgemeinbildendes Gymnasium
6.747
Berufliches Gymnasium
2.104
fachoberschule
4.347
Abendgymnasium / Kolleg
373
insgesamt
13.571
Quelle: Auswertungen der Amtlichen Schulstatistik 2010 / 11 des
Statistischen Landesamtes Sachsen
Wege zum Abitur bzw. zur fachhochschulreife –
das gibt es:
Gymnasium
Dauert 8 Jahre, davon zwei Jahre gymnasiale oberstufe (Jahrgangsstufen 11 und 12) mit Kurssystem. Der Zugang erfolgt mit Bildungsempfehlung oder einer entsprechenden Eignungsprüfung. Der Abschluss ist
die Allgemeine Hochschulreife.
Berufliches Gymnasium
wer einen realschulabschluss oder eine berufliche Ausbildung mit guten
Leistungen absolviert hat, kann das Berufliche Gymnasium besuchen. Im
Unterschied zum Gymnasium vermittelt das Berufliche Gymnasium zusätzlich berufsbezogene Inhalte der gewählten fachrichtung und dauert ein
Jahr länger (11.–13. Klasse). Erlangt wird die Allgemeine Hochschulreife.
fachoberschule
Die fachoberschule baut auf einem mittleren Schulabschluss (realschulabschluss) auf und vermittelt eine allgemeine, fachtheoretische und fach-
Haben aufgrund der neuen Bildungsempfehlung deutlich
weniger Schüler eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten?
Wie sehen die Zahlen aus?
Man kann nicht sagen, dass die Zahlen eingebrochen wären. Von den gut 27.000 Viertklässlern im Schuljahr 2010 / 2011 haben rund 45 Prozent eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium und 55 Prozent für die Mittelschule erhalten. Nach der alten Regelung lagen wir bei circa 50 Prozent für das Gymnasium. Wir wissen aber, dass nicht jeder mit einer Empfehlung für das Gymnasium auch tatsächlich dorthin wechselt. Letztlich entscheiden die Eltern gemeinsam mit dem Kind über die weiterführende Schule. praktische Bildung. Erlangt wird die fachhochschulreife, die zum Studium
an einer fachhochschule berechtigt. Bei zusätzlichem Vorliegen einer
abgeschlossenen Berufsausbildung kann die auf zwei Jahre angelegte
Ausbildung in einem Jahr absolviert werden.
fachschule mit fachhochschulreife
Im rahmen der beruflichen weiterbildung kann man in vielen Bildungsgängen der fachschule für Technik, wirtschaft und Sozialwesen zusätzlich zur beruflichen Qualifikation die fachhochschulreife erwerben.
Dazu müssen Zusatzunterricht und Zusatzprüfungen abgelegt werden.
Zweiter Bildungsweg: Kolleg
Am Kolleg erwerben Erwachsene im Vollzeitunterricht die Allgemeine
Hochschulreife. Der Unterricht deckt das breite Spektrum allgemeinbildender fächer ab. wie an den allgemeinbildenden Gymnasien findet
Wie viele Schüler machen derzeit neben dem Gymnasium
auf anderen Wegen die Hochschulreife?
Im Schuljahr 2010 / 2011 setzten rund ein Drittel der MittelschulAbsolventen ihre Ausbildung am Berufl ichen Gymnasium oder der Fachoberschule fort (zu den genauen Angaben siehe Tabelle, Anmerk. der Redaktion). Auch für die Fachoberschule möchte ich an dieser Stelle Werbung machen. Mittelschüler können hier in zwei Jahren die Fachhochschulreife erwerben und danach an die Fachhochschule zum Studium gehen. Vielen Dank für das Interview.
der Unterricht in Grund- und Leistungskursen statt. Je nach Eingangsvoraussetzungen der Bewerber dauert die Ausbildung drei, mit Vorkurs vier
Jahre. für die Ausbildung kann Bafög beantragt werden.
Zweiter Bildungsweg: Abendgymnasium
Das Abendgymnasium führt berufsbegleitend nach drei Jahren Abendunterricht zur Allgemeinen Hochschulreife. für die letzten anderthalb Jahre
kann unter bestimmten Bedingungen Bafög beantragt werden.
Neu: Duale Berufsausbildung mit Abitur
Ab dem Schuljahr 2011/2012 kann an bestimmten Beruflichen Schulzentren der Berufsabschluss auch mit der Allgemeinen Hochschulreife
im Doppelpack erworben werden. In vier Jahren werden die praktische
Ausbildung im Ausbildungsbetrieb und der schulische Teil am Beruflichen
Gymnasium und an der Berufsschule kombiniert.
Weitere informationen finden Sie in der Broschüre
»viele Wege zum Erfolg« und im internet unter:
http://www.sachsen-macht-schule.de/smk/54.htm«
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5
B er i c h t
Noch nicht
genug von
der Schule
Stefanie und Jakob planen nach dem
erfolgreichen Realschulabschluss noch
das Abitur zu machen.
Von stephanie Teistler,
- redaktion
Haben noch nicht genug von der Schule: Jakob und Stefanie.
Von außen wirkt der Gebäudekomplex schlicht und grau. Die
Farben der beiden sanierten Flügel im Innenbereich erscheinen
dafür umso gewöhnungsbedürftiger: hell-lila und grell-grün soweit das Auge blickt. Dem Mittelstück der Mittelschule BrandErbisdorf steht die Sanierung noch bevor. In welchen Farben dies
passieren wird, das wissen Stefanie und Jakob noch nicht. Zeit,
sich dafür zu interessieren, bleibt ihnen auch nur wenig: Denn
den beiden Neuntklässler steht nach den Sommerferien der Weg
zum Realschulabschluss bevor. Allerdings wird für sie die Schulzeit sehr wahrscheinlich nicht, wie bei ihren Mitschülern, mit
dem Abschlusszeugnis und einem Ausbildungsplatz enden. Denn
beide wollen mehr: Sie wollen das Abitur.
fächer (Deutsch, Englisch, Mathematik, Chemie, Physik, Biologie) mit 2, alle übrigen Fächer nicht schlechter als mit einer
3 abgeschlossen werden. Im Einzelfall sind jedoch Ausnahmen
möglich.
Auch in der Schule selbst werden sie unterstützt, von den Lehrkräften bis zur Schulleiterin. »Wir versuchen die Schüler über
ihre Stärken zu motivieren«, erklärt Martina Kilian. Die neue
Rektorin, die ihren Schülern auf Augenhöhe begegnet, hat das
Zepter an der Mittelschule vergangenen Sommer übernommen.
Seitdem hat sie schon jede Menge frischen Wind in die ebenso
frisch renovierten Räume gebracht. Jugendlichen wie Stefanie
und Jakob will man in Zukunft mehr Möglichkeiten bieten. »Ab
nächsten Schuljahr wird es einen Schnuppertag an Universitäten
geben. Dabei sollen die Schüler herausfinden, wie der Alltag an
der Hochschule ist.« Ansonsten setzt
man in Brand-Erbisdorf auf die enge
Zusammenarbeit mit den Eltern. Schulleiterin Kilian empfiehlt deren ehrgeizigen Sprösslingen mit Abitur-Ambitionen das Berufliche Gymnasium. »Es
holt die Schüler da ab, wo sie stehen.
Das reguläre Gymnasium bedeutet eine
viel größere Umstellung.«
Jakob ist sechzehn und lebt seit der siebten Klasse in BrandErbisdorf. Die Jahre zuvor besuchte er eine Gesamtschule in
Augsburg und verpasste beim Schulwechsel den Sprung aufs Gymnasium. Das möchte er jetzt nachholen.
Ansporn ist seine Familie. »Meine Eltern haben beide studiert, zwei meiner jüngeren Geschwister sind auf dem
Gymnasium. Aber das Abitur möchte
ich hauptsächlich aus eigenem Antrieb
heraus machen.« Er möchte Informatik studieren und später als Programmierer arbeiten. Ob er die Allgemeine Martina Kilian, Schulleiterin Mittelschule Brand-Erbisdorf
Stefanie und Jakob würden sich solche Hochschulreife an einem regulären Informationen zu den verschiedenen oder an einem Beruflichen Gymnasium machen wird, darauf Möglichkeiten nach dem Realschulabschluss noch mehr in hat er sich allerdings noch nicht festlegen können. Die Vorstelihrem Schulalltag wünschen. Aber sie wissen auch, dass es für
lungen der 15-jährigen Stefanie sind da schon konkreter. »Ideal die Lehrer nicht immer einfach ist, jedem Schüler in vollem Maße wäre es für mich, das Abitur am Beruflichen Gymnasium für gerecht zu werden. »Die Lehrer gehen davon aus, dass man nach der
Gesundheit und Soziales in Dresden zu machen. Dort würde ich
Mittelschule eine Ausbildung macht«, sagt Stefanie. Die meisten mir dann auch eine Wohnung suchen.« Ein großer Schritt für Steihrer Mitschüler kennen diese Probleme nicht. »Viele sagen: Wenn
fanie, denn auch sie hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. »Ich möchte du freiwillig noch länger zur Schule gehen willst, bist du selbst
Medizin studieren, am liebsten in Richtung Sportmedizin.« Schuld.« Aber Jakob und Stefanie stören solche Aussagen wenig.
In welcher Farbe die Wände des sanierten Mittelteils der Schule
Um auf das Berufliche Gymnasium wechseln zu können, muss
nach den Sommerferien erstrahlen, wissen die beiden noch nicht.
die Durchschnittsnote des Realschulabschlusses besser als 2,5
Was sie aus ihrer Zukunft machen wollen dafür umso besser.
sein. Außerdem sollte mindestens die Hälfte der sechs Kern- 6
2 / 2011
»wir versuchen die
Schüler über ihre
Stärken zu
motivieren«
T i pps
Welche Schule ist die richtige für
mein Kind? 10 Tipps zur Schulwahl
Die Entscheidung, welche Schule den weiteren Bildungsweg des Kindes begleiten wird, sollte gut überlegt sein –
sowohl bei der Wahl der Schulart als auch bei der Schule selbst. KLASSE hat Ihnen Tipps zusammengestellt, die
Ihnen helfen sollen, sich im Sinne Ihres Kindes zu entscheiden.
Von Janine rost,
- redaktion
1.
6.
2.
7.
3.
4.
8.
9.
10.
Nutzen Sie die Schullaufbahnberatung!
Grundschulen bieten Eltern bereits ab der 3. Klasse Beratungsgespräche an. Dort besprechen Lehrer
und Eltern den aktuellen Entwicklungsstand und
Potentiale des Kindes. In Vorbereitung auf einen
zukünftigen Schulwechsel sollte das Lernverhalten des Kindes
sowohl in der Schule als auch zu Hause betrachtet werden.
Interpretieren Sie die Bildungsempfehlung richtig!
Mit einer Bildungsempfehlung für das Gymnasium, die Sie im zweiten Halbjahr der Klassenstufe
4 erhalten, können Sie Ihr Kind sowohl am Gymnasium als auch an einer Mittelschule anmelden.
Entscheiden Sie anhand der individuellen Fähigkeiten und Neigungen Ihres Kindes. Beurteilen Sie den Aufwand, mit dem Ihr
Kind den Notendurchschnitt erreicht hat.
Die Entscheidung ist keine Einbahnstraße!
Die Entscheidung für eine weiterführende Schule
ist sicherlich wichtig, aber niemals endgültig und
keine Einbahnstraße. Auch die Bildungsempfehlung der Grundschule macht keine Aussagen zum
Schulabschluss und ist deshalb auch keine Entscheidung für oder
gegen einen Abschluss.
Stellen Sie Ihr Kind in den Mittelpunkt Ihrer
Überlegungen! Nicht für jedes Kind ist das Gymnasium der richtige Ort. Auch der Besuch einer
Mittelschule kann Grundlage für ein späteres Abitur sein. Mit einem Realschulabschluss kann
an einer Fachoberschule die Fachhochschulreife oder am Beruflichen Gymnasium das Abitur absolviert werden.
5.
Keine Schulart ist die bessere!
Mittelschule und Gymnasium sind nicht per se
gut oder schlecht. An der Mittelschule lernen die Kinder eher praktisch/konkret. Am Gymnasium
dagegen mehr theoretisch / wissenschaftlich.
Lernen Sie und Ihr Kind mögliche Schulen kennen!
Besuchen Sie gemeinsam in Frage kommende
Schulen, beispielsweise beim »Tag der offenen
Tür«. Machen Sie sich ein Bild von der Schule und
dem pädagogischen Konzept. Dazu gehören etwa inhaltliche Schwerpunkte und Angebote außerhalb des Lehrplans, z. B. das Ganztagsangebot.
Hören Sie sich um!
Befragen Sie, wenn möglich, Schüler der weiterführenden Schule und ihre Eltern. Wie zufrieden sind
sie mit der Schule, was stört sie möglicherweise und
welchen Ruf genießt die Schule? Gibt es Dinge, die
Ihr Kind vom Lernen abhalten könnten? Wo gehen die Freunde
aus der Grundschule hin?
Beachten Sie die Nähe der Schule zum Wohnort!
Kurze Schulwege sind in der Regel vorteilhafter,
Schüler bleiben in ihrem sozialen Umfeld inte- griert. Kurze Schulwege ermöglichen den Schülern
mehr Freizeit. Außerdem kann der Austausch zwischen Pädagogen und Eltern besser stattfinden.
Nicht alle Mittelschulen bieten eine zweite Fremdsprache ab der 6. Klasse an!
Diese ist allerdings nur für einen späteren Wechsel
an ein allgemeinbildendes Gymnasium Voraussetzung. Für einen Wechsel nach der 10. Klasse an das
Berufliche Gymnasium spielt sie keine Rolle.
Gymnasien und Mittelschulen bieten verschiedene Profile und Neigungskurse an!
Damit setzen beide Schularten besondere
Bildungsschwerpunkte. Informieren Sie sich
über das jeweilige Angebot und überlegen Sie
gemeinsam mit Ihrem Kind, welche Schwerpunkte sinnvoll sind.
2 / 2011
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P or t r ä t
»Ich kann mich früh spezialisieren«
Die 18-jährige Luise Trogisch wird 2012 ihr Abitur am Beruflichen Gymnasium ablegen
Protokoll: Beate diederichs,
- redaktion
I
ch hatte in der vierten Klasse eine Bildungsempfehlung fürs
Gymnasium. Doch da auf dem Zeugnis eine Drei in Mathe
stand, entschied ich mich dafür, die Mittelschule zu besuchen. Ich wohne in Börnchen und ging also auf die Bannewitzer Mittelschule. Eine richtige Dorfschule, einzügig, mit gutem
Klassenklima. Ich war dort Klassenbeste und schloss mit 1,2
ab. Durch meinen Studienwunsch Lehramt Englisch für Mittelschule wäre danach auch das Abi auf einem allgemeinbildenden
Gymnasium in Frage gekommen. Doch dort hätte ich die zehnte Klasse wiederholen müssen. Die Ausbildung am Beruflichen
Gymnasium ist mehr auf Mittelschüler zugeschnitten, die ja hier
die Mehrheit sind. Man muss keine Klasse wiederholen, sondern
wird im ersten Jahr zu Klassenverbänden zusammengefasst und
auf dasselbe Wissensniveau gebracht. Danach lernt man in den
Klassenstufen 12 und 13 im Kurssystem. Die Klasse 11 ist als
Eingewöhnungszeit unbedingt notwendig, denn man muss sich
umstellen: In der Mittelschule wird man mehr ‚an die Hand genommen‘. Vor allem Mathe und die Naturwissenschaften sind
anspruchsvoller als an der Mittelschule. Auch an die Größe der
Schule musste ich mich erst gewöhnen.
Jeden Tag fahre ich mit dem Motorrad von Börnchen in meine
Schule, das Berufliche Schulzentrum für Wirtschaft »Prof. Dr.
Zeigner« in Dresden-Neustadt. Das Berufliche Gymnasium ist
ein Zweig davon. Obwohl ich seit zwanzig Monaten hier bin, begegnen mir auf den Gängen immer noch Gesichter, die ich
noch nie gesehen habe. Auch durch die verschiedenen Bildungsgänge gibt es hier nicht so ein Gemeinschaftsgefühl wie an meiner Mittelschule oder an einigen allgemeinbildenden Gymnasien.
Mich stört das nicht sehr, denn ich arbeite gern allein. Auch dass
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2 / 2011
man drei Jahre bis zum Abi braucht, finde ich nicht so schlimm.
Immerhin kann man sich schon früh spezialisieren. Wirtschaft
brauche ich zwar für meinen Wunschberuf nicht direkt. Aber es
schadet nie, sich ökonomisch auszukennen. Neulich haben wir
gelernt, was alles wichtig ist, damit eine EC-Karte funktioniert.
Das ist wertvolles Wissen für den Alltag.
Den meisten meiner Mitschüler ist anzumerken, dass sie sich erst
spät, aber bewusst dafür entschieden haben, das Abi abzulegen.
Sie arbeiten zielstrebiger als manche normalen Gymnasiasten,
bei denen oft die Eltern den Bildungsweg vorgegeben haben.
Eine Mitschülerin ist schon 26, hat Realschulabschluss und eine
abgeschlossene Berufsausbildung. Sie war im ersten Halbjahr
der zwölften Klasse Jahrgangsbeste.
Derzeit stehen 36 Wochenstunden in meinem Plan. Ich verbringe
durchschnittlich anderthalb Stunden täglich mit Hausaufgaben.
Meine Leistungskurse sind Wirtschaft, das ist hier Pflicht, und
Deutsch. Dass am Beruflichen Gymnasium wegen der Spezialisierung aus weniger Kursangeboten auszuwählen ist, ist wohl
allgemein bekannt. Dafür kann man nach der elften Klasse eine
Naturwissenschaft abwählen. Da ich hier die Allgemeine Hochschulreife erwerbe, stehen mir nicht nur Wirtschaftsstudiengänge offen, sondern auch das Lehramtsstudium. Zur Studien- und
Berufsorientierung nutze ich den Hochschultag und habe mit
dem Wirtschaftsleistungskurs das Berufsinformationszentrum
besucht.
In der elften Klasse zweifelte ich manchmal daran, ob es richtig
war, hierher zu kommen. Doch mittlerweile bin ich sehr zufrieden. P or t r ä t
»Meine Ausbildung ist breiter«
Laura Steinbach,17, lernt in der elften Klasse des Radebeuler Gymnasiums Luisenstift
Protokoll: beate diederichs,
- redaktion
M
ein Schulalltag ist gerade stressig, weil viele Tests und
Klausuren anstehen. Heute früh war Mathetest, der
dürfte aber gut gelaufen sein. Danach haben wir in
Englisch zwei Stunden geübt, wie man „summaries“ schreibt,
Zusammenfassungen. Englisch und Deutsch habe ich als Leistungskurse gewählt, obwohl ich schon seit drei Jahren weiß,
dass ich Pilotin werden will. Dafür wäre auch Mathe gut gewesen. Doch der Lehrer, den ich gern gehabt hätte, bot nur einen
Grundkurs an.
Um Pilotin zu werden, möchte ich eine Ausbildung absolvieren,
für die nur Abiturienten zugelassen werden. Das allgemeinbildende Gymnasium bereitet mich gut darauf vor: Alle Fächer, die
dort wichtig sind, also vor allem Mathematik, Physik und Englisch, belege ich hier bis zum Abitur und kann sie nicht abwählen. Ich bin zuversichtlich, die Aufnahmeprüfung zu meistern,
denn ich fühle mich durch den Unterricht am Luisenstift dafür
vorbereitet. Auch einen Test im Assessment Center werde ich vor
der Ausbildung bestehen müssen. Doch dem sehe ich gelassener
entgegen, seit wir im Januar mit der ganzen Jahrgangsstufe zu
fünf Tagen Bewerbungstraining ins Kloster Marienthal gefahren
sind. Dort lernten wir vieles über Studiengänge, Ausbildungswege und praktische Tätigkeiten wie das Freiwillige Soziale
Jahr. Außerdem erfuhren wir, wie man einen Haushaltsplan
aufstellt oder sich im Assessment Center behauptet. Eine sehr
sinnvolle Aktion, die unsere Schule jedes Jahr organisiert.
Meinen Eltern ist es wichtig, dass meine drei Geschwister und
ich das Gymnasium besuchen. Mit meinem Notendurchschnitt
in der Grundschule war das für mich kein Problem. Ich finde es
gut, dass das Abitur auf dem allgemeinbildenden Gymnasium
nur zwölf Jahre dauert. In dem eingesparten Jahr kann ich ins
Ausland gehen oder ein Praktikum absolvieren. Wer noch nicht
weiß, was nach dem Abi folgen soll, für den ist eine Schule wie
meine besser, weil man da alle Fächer bis zum Abitur hat. Andererseits bietet ein Berufliches Gymnasium demjenigen Vorteile,
der schon weiß, was er werden möchte, und sich dort zum Beispiel auf Technik oder Wirtschaft spezialisieren kann. Ich bin
froh, dass ich hier mit meinen Freunden über Jahre gemeinsam
lernen und das Abitur machen kann. Wer nach der zehnten Klasse aufs Berufliche Gymnasium wechselt, muss sich dort neue
Freunde suchen. Das würde mir nicht so gefallen.
Für die Schule muss ich einiges tun, aber es ist zu schaffen. Ich
habe noch genügend Freizeit für meine Hobbys, das Klavierspielen und vor allem mein Pferd „Kontinent Keeps Cool“, einen
16-jährigen Schimmelwallach. Drei oder vier Mal wöchentlich
reite ich. Ohne Pferd wäre ich viel unausgeglichener und würde
es mir mehr zu Herzen nehmen, wenn in der Schule etwas nicht
läuft. Bei meinen 36 Wochenstunden habe ich meist am frühen
Nachmittag Schluss und fahre dann zu meinem Pferd. Gerade
mache ich den Führerschein, das wird also bald einfacher. An
diesen Tagen kann ich erst abends etwas für die Schule tun, ab
20.30 Uhr. Für die einzelnen Fächer bekommen wir unterschiedlich viele Hausaufgaben. Pro Tag verbringe ich durchschnittlich
neunzig Minuten damit.
Ich fühle mich wohl an meiner Schule. Doch ich weiß schon,
dass ich mich auch freuen werde, wenn ich das Abi habe und
etwas Neues beginnt.
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T i t el
Anne (22), Mike (31) und Arthur (10): Das sächsische Bildungssystem bietet viele Wege, das Abitur zu machen.
Ein Ziel, viele Wege
Das Abitur verspricht viele Möglichkeiten. Die Wege dorthin sind vielfältig.
Von christina wittich,
- redaktion
In Radebeul ist die Kindheit noch nicht vorbei. Laut lärmend
sitzen etwa 250 Schüler der Grundschule Niederlößnitz im
»Projektcircus André Sperlich«. Die übrigen 50 Kinder spielen Clowns und Artisten. Sie reihen sich auf in der Manege, klettern aufeinander, bauen Pyramiden oder machen Handstand.
Klatschen, Johlen und Gekicher. Ihre Vorstellung ist der Abschluss einer Projektwoche. Einbezogen hat die Grundschule
auch die ältesten Kinder eines benachbarten Kindergartens. Ein
kleiner, zugegebenermaßen süßer Vorgeschmack auf das Schulleben soll die
Woche im Zirkus für die Jüngsten sein.
Schulleiterin Silke Huge sitzt auf einer
der Holzbänke und sieht ihren Zöglingen beim konzentrierten Auftritt zu.
rin noch vor der Einschulung von den Eltern mitgeteilt: »Etwas anderes als Abitur kommt für uns nicht in Frage.« Nicht nur
dann beginnt Silke Huge, sich um die Kinder zu sorgen. »Es
lastet ein großer Druck auf ihnen“, sagt sie. „Viel zu selten sind
unsere Schüler damit beschäftigt, einfach mal nur zu spielen.«
Stattdessen Ballett, Tennis, Schach, Musikschule, Lernen, Nachhilfe. Die Angst der Eltern vor dem sozialen Abstieg lässt sie
ihre Kinder antreiben, vermutet die Schulleiterin. Nur mit dem
Abitur lassen sich Familientraditionen
fortsetzen, lässt sich Karriere machen
– so die Denkweise besorgter Eltern.
»Es gibt einfach
Kinder, die später
entdecken, dass
ihnen lernen spass
macht.«
Dabei führen viele Wege zum Abitur.
Leicht ist keiner davon. Neben dem
klassischen zwölf Schuljahre dauernSeit fünf Jahren leitet sie die Grundden Weg – Grundschule und Gymnaschule in Radebeul. In der Schülersium – ermöglichen in Sachsen noch
schaft sei die Lehranstalt nur schwer
Berufliche Gymnasien Jugendlichen
zu vergleichen mit einer durchschnittlidas Erlangen der Allgemeinen HochAngela Mittring, Schulpsychologin
chen Grundschule, sagt sie. Den Radeschulreife. Ein Jahr länger bereiten
beuler Eltern läge die Bildung ihres Nachwuchses sehr am Hersich Schüler dort auf ihr Abitur vor. Abendgymnasien und Kolzen. Der Ranzen vieler Erstklässler sei schon zur Einschulung
legs sind die spätere Alternative, der zweite Bildungsweg für Erbereits prall gefüllt mit Frühförderung, Erwartungen und Wünwachsene. Etwas weniger als die Hälfte aller sächsischen Schüler
schen. Nicht oft, aber hin und wieder bekäme die Schulleitebesucht als weiterführende Schule das Gymnasium, knappe 50
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titEL
Prozent eine Mittelschule. Circa 6.800 Absolventen verließen
im Schuljahr 2010 / 2011 in Sachsen ein Gymnasium. Zu ihnen gesellen sich etwas mehr als 2.000 Schüler des Berufl ichen Gymnasiums mit dem Abitur in der Tasche. Abitur bedeutet in Sachsen nach der Grundschule acht, maximal neun Jahre lernen.
Die Anforderungen für den Besuch eines Gymnasiums sind klar defi niert: Notendurchschnitt in den Fächern Mathe, Deutsch und Sachunterricht mindestens 2,0. »Außerdem sollte das Kind in der Lage sein, sich selbst zu organisieren, sich selbstständig vorzubereiten, selbstständig zu lernen, seine Zeit einzuteilen und auch mal eine Aktivität für zum Beispiel das Lernen zurückzustellen«, sagt Angela Mittring, Schulpsychologin der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden. Das ist viel verlangt. Für die meisten Neu-Gymnasiasten ist das fünfte Schuljahr hart. »Aber der Übergang ist zu schaffen«, sagt die Psychologin, »wenn das Elternhaus nicht nur Druck macht und die Lehrer ein paar Zeichen beachten.« Warum das Kind zum Beispiel aufs Gymnasium wolle – wegen der Eltern oder weil es Freude am Lernen habe, ob es nervös und unkonzentriert sei, sehr viel zusätzlich lernen müsse oder Zensuren zu Hause nicht mitteile. »Es gibt einfach Kinder, die später entdecken, dass ihnen Lernen Spaß macht«, sagt Angela Mittring.
»Mit unserer Empfehlung können wir doch auch nur einen IstZustand abbilden«, sagt Grundschulleiterin Silke Huge. »Eine Garantie für ein Abitur ist das nicht.« Beide Frauen stört, wenn die Mittelschule als Endstation für Versager betrachtet und der Übergang aufs Gymnasium erzwungen wird. Mehr wert als ein schlechtes Abitur sei ein guter Realschulabschluss allemal. Kinder und Jugendliche brauchen Erfolgserlebnisse, nicht nur Leistungsdruck. Marion Paßmann hat sonst mit den Jeder ist anders: »Manchmal braucht es Zeit, sich zu entwickeln«
Folgen zu leben: unmotivierte, gestresste, überforderte Schüler. Die 49-Jährige leitet das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Pirna. »Zwölf Schuljahre«, sagt Marion Paßmann, »das sind zwölf angefüllte Schuljahre.« Regelmäßig beobachtet sie eine »Abwanderbewegung« von Schülern ab der neunten Klassen zur Mittelschule, nicht sehr viele. Einige. »Der beste Zeitpunkt, noch einen guten Realschulabschluss zu machen«, sagt sie. Unter den Schülern heißt es, das Abitur am Berufl ichen Gymnasium sei besser, da es eine berufl iche Orientierung biete. Die Schulleiterin zuckt mit den Schultern. »Es gibt keinen Weg zum Abitur, der von vornherein der bessere ist. Das klassische Abitur ist nicht immer der Königsweg, manchmal braucht es noch eine gewisse Zeit, sich zu entwickeln«, sagt Marion Paßmann. Am Ende sei der Abschluss nur eine Art Fahrkarte mit der sich der junge Mensch entscheiden kann, welchen Zug er nehmen möchte.
»Danach zählen wieder andere Werte«. »Wir wollen Abitur – nur wie?«
Ein Gespräch mit der stellvertretenden Landeselternratsvorsitzenden Lisa Kirsten
Von AnnA-MArIA CHrISToV
- rEDAKTIon
Was können Eltern tun, um ihren Kindern den Weg zum
Abitur zu ebnen?
Objektive Betrachtung der Fähigkeiten des Kindes ist am wichtigsten. Beobachten Sie Ihr Kind schon in der 1. Klasse, unterstützen Sie es bei Fragen. Aber lassen Sie es auch mal alleine machen. Die Schule muss die Kinder in die Lage bringen, selbstständig zu arbeiten, und nur wenn es notwendig ist, sollten Eltern Ihren Kindern Hilfestellung geben. Ab wann müssen Eltern ganz bewusst auf das Ziel Abitur
hinarbeiten?
Wenn das Kind das Gymnasium besucht, sollte man als Eltern das Ziel Abitur schon anklingen lassen. Es ist wichtig dem Kind klar zu machen, wozu man das Abitur braucht. Es sollten alle Möglichkeiten erklärt werden. Was können Eltern konkret unternehmen, um ihr Kind zu
unterstützen?
Eltern und Lehrer müssen beim Vorhaben Abitur zusammen-
arbeiten. Regelmäßige Elternabende, Elternsprechstunden und der Austausch über Lehrpläne sind dabei unerlässlich. Der Lehrer muss die Struktur des Unterrichts transparent machen. Anders ist es Eltern nicht möglich, aktiv am Schulleben ihrer Kinder teilzuhaben. Notfalls müssen die Eltern diese Zusammenarbeit von den Klassenlehrern einfordern. Es hilft oft, das Kind mit in die Elternsprechstunde zu nehmen. Viele Dinge lassen sich so einfacher lösen. Wer sich zusätzlich informieren will, fi ndet Informationshefte auf der Homepage des Landeselternrates und des sächsischen Kultusministeriums. Auch die Organisation
»ElternMitWirkung« bietet hervorragende Weiterbildungsmöglickeiten für Eltern. Wichtig ist beim Weg bis zum Abitur: Man kann den Kindern den Weg weisen, doch ab einem bestimmten Moment müssen sie ihn selbstständig beschreiten.
informationen: www.elternmitwirkung-sachsen.de, www.lersachsen.de, www.sachsen-macht-schule.de/smk/54.htm
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kurzpor t r ä t s
Hochschulreife an der
Fachoberschule
Von elisa georgi,
- redaktion
Sebastian Brückner entscheidet
sich nach seinem Realschul- abschluss ohne groß zu zögern
für die Hochschulreife an der Fachoberschule. Zwar ist er sich
zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher, was danach folgen sollte. Er interessiert sich jedoch schon immer für Wirtschaft. Wie diese in Deutschland funktioniert, lernte er dann an der Fachoberschule für Wirtschaft und Verwaltung in Radebeul.
Nach seinem Abschluss orientierte er sich neu und begann eine
Ausbildung zum Elektroniker. Die Ausbildung unterbricht er
für den Zivildienst. Er macht seinen Zivi in einer Schule für behinderte Kinder. Die Arbeit macht ihm Spaß. Obwohl ihm der
Zivildienst damals sehr ungelegen kam, ist er nun sehr dankbar
für diese Chance, die ihm gegeben wurde. Er hat in der Arbeit
mit Menschen endlich »seins« entdeckt und bewirbt sich in der
Folge für einen sozial ausgerichteten Studiengang.
Wichtiger als diese spezielle Fachrichtung war ihm der Abschluss:
»Die Fachhochschulreife, mit der ich an Fachhochschulen studieren
kann, ist und war sehr wichtig für mich. Ich wollte wählen können, wie ich meinen weiteren Weg bestreite, und mich nicht durch
eine fehlende Hochschulreife einschränken müssen«, sagt er
heute. Zudem sieht er einen großen Vorteil darin, sich viel intensiver mit einer speziellen Richtung auseinanderzusetzen können.
»Auch wenn meine Zukunft wenig mit dem zu tun hat, was ich
einst gelernt habe, bin ich dennoch froh, diesen Weg gewählt
zu haben. Das Wissen dieser zwei Jahre kann mir niemand nehmen, zudem habe ich nun meine Bestimmung gefunden und
kann dank der Fachhochschulreife nun studieren, was ich möchte«, sagt er.
Abendgymnasium:
für die Perspektive
Von stephanie teistler,
- redaktion
Ob wegen seiner Grübchen oder weil er selbstständiger Solaranlagenbauer ist: Tom Arendt ist in jeder Hinsicht ein Sonnyboy. Der 26-Jährige ist seit dem vergangenen Jahr erfolgreicher
Absolvent des Dresdner Abendgymnasiums und damit stolzer
Besitzer des Abiturs. Über einem Glas Maracuja-Saft erzählt
er, warum er mit Anfang zwanzig noch einmal die Schulbank
gedrückt hat: »Das Abitur habe ich hauptsächlich für mich persönlich gemacht. Ich hatte einfach Lust, noch mal was zu
lernen.« In seinem damaligen Job als Programmierer sah er
zu dem Zeitpunkt keine Perspektive. Dennoch behielt er seine Anstellung während der ersten Zeit, machte sich auf halber
Strecke sogar selbstständig. So endete ein Wochentag, der für
ihn um sechs Uhr früh begann, selten vor Mitternacht. Um da
langfristig motiviert zu bleiben, musste er Strategien entwickeln.
»Mindestens einen Tag der Woche habe ich genutzt, um mich
auszuruhen.« Trotzdem verlangt das Abendgymnasium viel
Selbstdisziplin. Die sogenannte Einführungsphase soll vorhandene Wissenslücken schließen und bereitet die Schüler auf die
beiden kommenden Abiturjahre vor. Ansonsten läuft die Sekun-
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darstufe II wie auf einem allgemeinbildenden Gymnasium
ab. Nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass sich das Unterrichtsgeschehen zwischen 17 Uhr und 21 Uhr abspielt. Außerdem ist man auch mit Mitte zwanzig noch kein Exot – der
älteste Mitschüler aus Toms Jahrgang zählte stolze 68 Lenze.
Aber nicht wenigen wird die Doppelbelastung aus Beruf und
Schule zu viel. Wer sich also für den zweiten Bildungsweg am
Abendgymnasium entscheidet, dem rät Tom dranzubleiben.
»Wichtig ist es, den Kopf frei zu haben. Schließlich weiß man ja,
wofür man das alles macht, und je länger man dabei ist, desto
weniger denkt man ans Aufhören.«
Ob er noch studieren möchte, darauf will sich Tom jetzt nicht
festlegen. Auf seinem persönlichen Weg weitergebracht hat ihn
das Abitur allemal. Und auch beruflich ist in den letzten zwei
Jahren Bewegung in sein Leben gekommen. »Ich überlege, ob
ich mit dem Solaranlagenbau nach Chile gehe.«
kurzpor t r ä t s
Kolleg: Abitur mit
Erfahrung im Beruf
Von anja niemke,
- redaktion
Sein Arbeitsplatz ist die Skyline
von Dubai. Seit 2008 ist Rico
Hegewald im Emirat Projektleiter für einen Krankenhausneubau mit 250 Betten. Wenn der
Diplomingenieur für Architektur von seiner Arbeit so fern der
Heimat spricht, ist er ganz Kosmopolit. Man spürt, wie gern er
sein Team mit 25 Kollegen aus 15 Nationen managt.
Von Dresden aus begann für ihn der beruflich wichtige Schritt
nach Dubai. »Vieles im Studium hat mir geholfen, einen solchen
Job zu meistern. Ganz sicher aber auch meine Zeit am FreibergKolleg«, sagt Hegewald. Nach der 10. Klasse hat er zunächst
einen Beruf gelernt, dann aber schnell gemerkt, dass noch mehr
in ihm steckt. Seine Zielvorgabe: Abitur und Studium. Für das
Abitur ging er nach Freiberg an das Kolleg. »Wir waren alles Erwachsene mit eigener Berufserfahrung, jeder irgendwie anders
interessant. Unsere Erfahrungen haben wir in den Unterricht am
Kolleg eingebracht. Das Abi war eine sehr intensive Zeit und zu
einigen Lehrern habe ich immer noch Kontakt«, erzählt er.
Kollegs sind Schulen des zweiten Bildungsweges, in denen junge
Erwachsene nach ihrer Berufsausbildung die Allgemeine Hochschulreife erwerben können. »Viele unserer Kollegiaten leben in
eigenen Wohnungen, manche haben sogar schon eine Familie.
Das prägt natürlich den Umgang untereinander. Unser Durchschnittsalter liegt bei etwa 24, unsere älteste Schülerin ist 51
Jahre«, erzählt Rolf Kempe, Schulleiter am Freiberg-Kolleg.
Neben hoch motivierten Kollegiaten fänden auch immer wieder arbeitsuchende junge Menschen am Kolleg eine Möglichkeit, mit einem höheren Bildungsabschluss neue Perspektiven zu erlangen, so der Schulleiter weiter.
Wie wichtig Einrichtungen wie das Kolleg für das deutsche
Bildungssystem sind, ist Rico Hegewald erst im Ausland richtig klargeworden. Damit erhält jeder die Chance, den höchsten
Schulabschluss zu erlangen. Die Ausbildung ist zudem kostenfrei
und wird unabhängig vom Einkommen der Eltern mit Bafög gefördert. Im internationalen Vergleich, ist sich Hegewald sicher,
sei diese Bildungschance vorbildlich und einzigartig.
Zwei auf einen Streich – Beruf und
Abitur im Doppelpack
von Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig
Für Jugendliche in Sachsen, die einen anerkannten Beruf erlernen und gleichzeitig Abitur machen möchten, gibt es ab Sommer 2011 einen neuen Bildungsgang.
Im Rahmen des Projektes „Duale Berufsausbildung mit Abitur
in Sachsen (DuBAS)“ können geeignete Schulabgänger in vier
Jahren diese Doppelqualifizierung erreichen – Voraussetzung
ist ein Realschulabschluss mit mindestens dreimal der Note
„gut“ in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch, Physik,
Chemie oder Biologie. DuBAS setzt auf die enge Verbindung
von praxisorientierter Ausbildung in sächsischen Unternehmen
und theoretischer Qualifizierung in Beruflichen Schulzentren
(BSZ).
Das Pilotprojekt wurde vom Sächsischen Staatsministerium
für Kultus und Sport (SMK) gemeinsam mit den Industrieund Handelskammern (IHK) Leipzig und Dresden sowie zwei Beruflichen Schulzentren initiiert, um in Sachsen die Weichen
für qualifizierte Fachkräfte zu stellen.
Das Projekt startet in Leipzig für die Berufe Zerspanungs- und
Industriemechaniker sowie in Dresden für die Berufe Fachinformatiker und IT-Systemelektroniker. Die Durchführung
übernehmen die Karl-Heine-Schule (Berufliches Schulzentrum
der Stadt Leipzig) sowie das Berufliche Schulzentrum für Elektrotechnik in Dresden, während sich die beiden IHKs um die
Ausbildung in den sächsischen Betrieben kümmern.
Im Kammerbezirk Leipzig beginnen die ersten Teilnehmer
am 22. August 2011 ihre Ausbildung. Das erste halbe Jahr
dient der schulischen Vorbereitung durch das BSZ. Dabei sind bereits Betriebspraktika vorgesehen. Die duale Ausbildung im
Anschluss dauert dreieinhalb Jahre. Während dieser Zeit werden die Azubis im BSZ sowohl nach dem Lehrplan des Berufes als auch nach einem angepassten Lehrplan für das Abitur
unterrichtet. Die betriebliche Ausbildung findet in Blöcken von
drei bis sechs Wochen statt. Am 31. August 2015 werden die
ersten DuBAS-Azubis ihre Doppelausbildung beenden – mit
IHK- und Abizeugnis in der Tasche.
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BERicht
Lehrer werden
Bedarfsprognosen verkünden, dass im Jahr
2030 etwa drei viertel der sächsischen Lehrer
in
Ruhestand
gehen
werden.
Bedarf
besteht in allen Schularten, besonders in
den fächern Mathematik, Deutsch, Englisch
und französisch. Abiturienten haben gute
chancen, wenn sie sich für ein Lehramtsstudium entscheiden.
Von AnIKÓ TÖppEL,
- rEDAKTIon
Lehrer möchten Schüler für ein fach begeistern.
»Lehrerin für Mathematik und Chemie zu sein, ist mein Traumberuf«, sagt die Mittelschullehrerin Ines Bahrig. Seit sechs Jahren arbeitet sie an der 62. Mittelschule in Dresden und fühlt sich in ihrer Schule sehr wohl. »Zu unterrichten macht mir großen Spaß; zu sehen, wie Schüler Zusammenhänge begreifen, Fragen stellen und aufmerksam sind, gibt mir das Gefühl, dass ich meinen Job gut mache«, sagt sie lächelnd. Doch was bedeutet es wirklich, Lehrer zu werden? »Die Entscheidung für den Lehrerberuf sollte nicht ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen erfolgen. Vielmehr sollte der Interessierte in sich hineinhören, ob er Spaß dabei hat, Menschen etwas beizubringen und ihnen zu helfen«, sagt Bahrig, die zurzeit Klassenlehrerin einer fünften Klasse ist. Es gibt unterschiedliche Gründe, die zu der Entscheidung führen, Lehrer zu werden. So entschied sich Michael Jahr für das Lehramtsstudium Geschichte, Gemeinschaftskunde und Ethik am Gymnasium aus zweierlei Gründen: »In erster Linie interessieren mich die Fächer, aber mich reizt auch die Möglichkeit, die Dinge besser zu machen, als ich es zu meiner Schulzeit erlebt habe.« Das Bedarfsprognosen mit Tipps zur fächerwahl und Informationen zum Studium
im Internet unter: www.bildung.sachsen.de/lehrerausbildung
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Studium ist in den ersten Semestern sehr theorielastig. Das kann auch Michael Jahr bestätigen. »Das Studium ist sehr akademisch orientiert, viele meiner Kommilitonen stört das, ich persönlich fi nde das Studium gut«, erzählt der 25-jährige Student. Zu den fachlichen Inhalten erhalten die Lehramtsstudenten auch eine pädagogische Ausbildung. In Hospitationen, Praktika und letztendlich im Referendariat können sie dann die Theorie auch auf ihre Praxistauglichkeit prüfen. Dort gibt es für die Studenten ganz andere Herausforderungen. Unterricht zu planen und ihn zu halten, sind eben doch zwei unterschiedliche Sachen. »In meiner Praktikumszeit war mein Leben eher monothematisch«, erinnert sich Michael Jahr. »Die Unterrichtsplanung mit Einlesen, Stunden vorbereiten, Unterrichtsmaterialien besorgen und so weiter hat viel Zeit und Nerven gekostet. Da war nicht mehr viel Freizeit oder Abendgestaltung möglich.«
Auch im Schulalltag müssen sich die »Neuen« erst einmal zurechtfi nden. »Man kommt direkt von der Uni und bringt natürlich neue Methoden und Herangehensweisen mit, da muss man dann vor allem bei den Lehrern Überzeugungsarbeit leisten«, erzählt der Student. Vor den Schülern hat Michael Jahr Respekt, aber keine Angst. Er traut ihnen viel zu, nimmt sie ernst und bekommt dafür den nötigen Respekt, um unterrichten zu können und sich als Lehrer zu entwickeln. Auch Bahrig hat das in ihrem bisherigen Berufsverlauf gelernt. »Grundvoraussetzung ist natürlich das fachliche Know-how, also fi t in seinem Fachbereich zu sein. Die eigentliche Herausforderung ist es aber, das Wissen vor einer Schulklasse altersgerecht und spannend zu vermitteln.« Aber Selbstrefl exion, Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Sozialverhalten spielen eine ebenso große Rolle: »Als Lehrer sitzen junge Persönlichkeiten vor einem, mit verschiedenen Charakteren und Bedürfnissen. Da muss ich Feingefühl und Geschick haben, schließlich vermittle ich nicht nur Unterrichtsstoff, sondern auch gesellschaftliche Werte«, sagt Bahrig. Lehrer haben eben nicht nur einen Lehr-, sondern auch einen Erziehungsauftrag.
PA N O R A M A
»hoch vom Sofa!«
Kinder und Jugendliche erobern ihr Umfeld
Das Programm „Hoch vom Sofa!“ geht ab Juni 2011 in die zweite
Runde. Ob eine neue Skaterbahn, der Aufbau eines Schülerradios oder eine Fotoausstellung – gesucht werden Jugendliche, die etwas bewegen wollen. Bereits 2009 / 2010 konnten 28 Projekte mit über 250 Jugendlichen bei der Umsetzung ihres eigenen Projektes unterstützt werden. Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Regionalstelle Sachsen. Ansprechpartner sind Edda Laux und Detlef Graupner, Telefon:
(0351) 32 01 56 55, E-Mail: edda.laux@dkjs.de, detlef.graupner@dkjs.de oder im Netz unter: www.hoch-vom-sofa.de.
Nun werden erneut Ideen gesucht, mit denen 10- bis 16-Jährige in ihrem Umfeld etwas verändern wollen. Die Vorschläge können Jugendliche gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner bis 15. Oktober einreichen. Als mögliche Kooperationspartner
kommen Vereine oder Verbände, aber auch Schulen oder Gemeindevertreter oder andere Personen mit einem Amt oder einer Funktion in Frage. Es winkt eine Fördersumme bis zu 2.000 Euro pro Projekt. »Wer seine Ziele hoch steckt kann viel erreichen. Also kommt hoch vom Sofa und startet euer eigenes Projekt. Denn nur wer aktiv wird, kann jetzt Geld und Unterstützung bekommen.«, meint der Dresdner Hochspringer Raúl Spank, der Botschafter des Programms ist. Hoch vom Sofa ermöglicht, dass Jugendliche ihre eigenen Ideen umsetzen.
»Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland«
Eine Ausstellung für Schulen
Anlässlich des 50. Jahrestags des Baus der Berliner Mauer am 13. August 2011 präsentieren die Bundesstiftung Aufarbeitung sowie die Zeitungen BILD und Die Welt die zeithistorische Ausstellung »Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland«. 20 großformatige Plakate erzählen die Geschichte sowohl der Berliner Mauer als auch der innerdeutschen Grenze. Die Ausstellung zeigt eindrückliche Fotos und Dokumente aus den Archiven der beiden Zeitungen, die teilweise nach Jahrzehnten erstmals wieder an die Öffentlichkeit kommen.
Die Ausstellung können Schulen kostenfrei als 20-seitige Plakatausstellung im Format DIN A1 für ihre Einrichtung erhalten solange der Vorrat reicht. Interessenten melden sich bitte bei: Der sächsische Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Unterer Kreuzweg 1, 01097 Dresden; Telefon:
(0351) 656 81 12, info@lstu.smj.sachsen.de
Sie können
kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de.
Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der
ist Anja Niemke, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11,
E-Mail: klasse@smk.sachsen.de (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).
iMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus und Sport (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden | Redaktion: Anja Niemke (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: klasse @ smk.sachsen.de; Anja Niemke, SMK; Peter Stawowy, Anikó Töppel |
Mitarbeit in dieser Ausgabe: Anna-Maria Christov, Beate Diederichs, Christina Wittich, Elisa Georgi, Janine Rost, Stephanie Teistler | Fotos: André Forner |
Danke an die 62. Mittelschule Friedrich Schiller in Dresden, die ihre Räume für das Fotoshooting (Seite 1 und 10/11) zur Verfügung gestellt hat. Seite 4: SMK |
Gestaltung: stawowy media | Aufl age: 40.000 Exemplare | Druck: SDV Direct World GmbH | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.
2 / 2011
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