biografie und gefühlswelt - Odilien

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biografie und gefühlswelt - Odilien
AUF
EINANDER
SCHAUEN
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BIOGRAFIE UND
GEFÜHLSWELT
WOHIN ZEIGT DIE ZUKUNFT?
EUROPÄISCHER KONGRESS
IM INSTITUT
SELBSTBESTIMMT LEBEN
INTERVIEW MIT PÄDAGOGIKSTUDENTIN SARAH
LEBEN MIT DEMENZ
DIE BEDEUTUNG
DER VALIDATION
3 / 2014
DVR: 0502391
P.b.b. VPA 8010 Graz, GZ 02Z032673 M
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INHALT - EDITORIAL
Somit wünsche ich Ihnen anhand der folgenden
Seiten spannende Einblicke in unsere Arbeit.
Mag. Rudolf Zangl
Obmann Förderverein Odilien-Institut
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DAS BERATUNGSZENTRUM
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08
18
18
KIRSCHEN, LEGO UND
FROSCHISUPPE
SELBSTBESTIMMT LEBEN
KLICK-SONAR-TECHNIK
UMGANG MIT DEMENZ
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LEBEN MIT DEMENZ
CHRISTINES BIOGRAFIE
BIOGRAFIEARBEIT
BERATUNG
WOHIN ZEIGT DIE ZUKUNFT
KURZNACHRICHTEN
3. ODILIEN GOLF CHARITY
TERMINE UND IMPRESSUM
BILDUNG
Wohin zeigt die Zukunft? lautet unser Hauptartikel. Grund des Titels ist eine große Freude,
dürfen wir doch im Jahr 2016 einen europaweiten Kongress zur Thematik ausrichten: Die
Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte
von Menschen mit Behinderung bedeutet auch
für das Odilien-Institut eine Neuausrichtung
in vielen Bereichen, beginnend bei den Schulen bis hinein in die Arbeitswelt. Leitmotive der
Konvention sind Schlagworte wie „Inklusion“
und „Teilhabe“.
Das Odilien-Institut steht für zwei Ansätze:
Einerseits jene des sonderpädagogischen Zugangs, andererseits jene der Integrations-, der
Inklusionsidee. Auch die Lage des Instituts inmitten von Graz und die Leistungsangebote für
Menschen jeden Alters mit und ohne Behinderung, vermitteln den Eindruck eines „Dorfes
mit Stadtanbindung“, obwohl das Institut von
außen oft als abgeschlossene Einheit wahrgenommen wird.
Vor 30 Jahren bereits wurde die Integrationsidee vom Odilien-Institut aus gestartet, hier
also begann alles. Jetzt, im Jubiläumsjahr,
besinnen wir uns der Vergangenheit und den
Anfängen dieser langen Entwicklung, denken
dabei aber auch an eine spannende Zukunft.
Darum also geht es in unserem ersten Artikel:
um pädagogische Ansätze in der Arbeit mit den
uns anvertrauten Menschen. Ebenso setzen
wir in dieser Ausgabe die Klammer zwischen
Einschulung und dem Werdegang nach Ende
der Zeit in unserem Haus, ebenso widmen wir
uns der „Erinnerung“, sei es durch Biografiearbeit oder durch den Umgang mit Gefühlswelten
älterer Menschen.
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BETREUUNG
LIEBE LESERINNEN
UND LESER!
ODILIEN
INSTITUT
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03/2014
03
AUF EINANDER SCHAUEN
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Wohin zeigt die Zukunft?
Perspektiven im Dialog. Der 36. VBS Kongress kommt nach Graz
Das Odilien-Institut ist stolz, im Sommer 2016 den bedeutendsten europäischen Kongress im
Bereich der Sehbehinderten- und Blindenpädagogik in Graz organisieren zu dürfen. Mit den
Universitäten und Fachhochschulen der Steirischen Hochschulkonferenz und Graz Tourismus
als Partner, werden bereits erste inhaltliche und organisatorische Weichen gestellt.
Der Verband für Blinden und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS), mit
Sitz in Stuttgart, ist der Fachverband
für alle Berufsgruppen, die im Bereich
des Bildungswesens für Menschen
mit Sehbehinderung oder Blindheit
tätig sind. Alle vier Jahre findet der
Kongress des Verbandes in einer europäischen Stadt statt. Koordiniert
wird dieser Kongress jeweils von einer
Einrichtung für Menschen mit Sehbehinderung, Blindheit oder Mehrfachbehinderung vor Ort. Zwischen 500
und 700 Pädagoginnen, Pädagogen
und Betroffene aus verschiedensten
Ländern, setzen sich eine Woche lang
intensiv mit neuesten Entwicklungen
04
des Fachbereiches auseinander. Der
letzte Kongress fand im Jahr 2012 in
Chemnitz mit 550 Teilnehmer/innen
aus 16 Ländern statt.
ERSTMALS IM ODILIEN-INSTITUT
Der VBS-Kongress wurde in seiner
über 140jährigen Geschichte seit 1873
überhaupt erst zwei Mal in Österreich
ausgetragen, nun wurde erstmals das
Odilien-Institut als Organisator und
Graz als Austragungsort ausgewählt.
Die Entscheidung des VBS, einen
Kongress so weit abseits der großen
deutschen Zentren der Blindenpädagogik zu organisieren, beweist einmal
mehr das hohe Qualitätsniveau und
den Anspruch, den das Odilien-Institut im Bereich der Bildung, Betreuung
und Beratung von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit an sich
selbst und an alle seine Mitarbeiter/
innen stellt. Weiters soll mit dem Austragungsort Graz ein bewusstes Zeichen für die Kooperation mit Einrichtungen im südosteuropäischen Raum
gesetzt werden.
ERÖRTERUNG NEUESTER
ERKENNTNISSE
Als Kongressthema wurde der Titel
„Perspektiven im Dialog“ gewählt.
Die kritische Auseinandersetzung mit
neuen Erkenntnissen der Sonder- und
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Inklusionspädagogik im Bereich von
Sehbehinderung und Blindheit ist der
zentrale inhaltliche Ansatz. In Zeiten,
in denen zum Teil diametral unterschiedliche Anschauungen über die
zukünftige Entwicklung der pädagogischen Ansätze im Behindertenbereich
nebeneinander bestehen, ist es umso
wichtiger, miteinander in den Dialog
zu treten, um gemeinsam neue Wege
zu gehen.
Die Umsetzung der UN Konvention
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen mit den bestimmenden
Faktoren Teilhabe und Inklusion, stellt
sowohl Institutionen im Ausbildungsund Betreuungsbereich, Pädagoginnen und Pädagogen und nicht zuletzt
die gesamte Gesellschaft vor große
Herausforderungen. Um diesen Dialog möglichst breit zu führen, die verschiedenen Sichtweisen rund um das
Thema Sehbehinderung und Blindheit
zu beleuchten, konnte die Steirische
Hochschulkonferenz als Unterstützerin und Partnerin gewonnen werden.
WISSENSCHAFTLICHES PROJEKT
Das Odilien-Institut ist im Rahmen
verschiedenster Forschungs- und
Kooperationsprojekte als Partner
der Karl-Franzens-Universität, der
pädagogischen Hochschulen, der
technischen Universität und der medizinischen Universität in intensivem
Austausch. So wird gerade ein richtungweisendes Kooperationsprojekt
der Pädagogischen Hochschule Steiermark mit SR Dipl. Päd. Gertrude
Jaritz und Mag. Birgit Schloffer, BEd,
beide Pädagoginnen des Sonderpädagogischen Zentrums am OdilienInstitut, abgeschlossen. Das wissenschaftliche Projekt hat sich über
vier Jahre intensiv mit dem aktuellen
Thema „cerebrale visuelle Informationsverarbeitungsstörungen“ (CVI) beschäftigt. Das hohe Engagement und
die große Innovationskraft der Pädagoginnen und Pädagogen des OdilienInstitutes werden zudem auch national und international gefragt. Viele
Aktivitäten, die in der Steiermark und
auch in ganz Österreich im (Seh-)behindertenbereich heute zum Standard
gehören, wurden von hier gestartet.
JUBILÄEN UND INNOVATIONEN
So werden in diesem Jahr neben dem
40jährigen Jubiläum der beruflichen
Lehranstalt auch 30 Jahre Hauswirtschaftliche Schule, und im kommenden Oktober 30 Jahre integrative Betreuung an Schulen gefeiert. Ohne
diese Innovation aus dem Odilien-Institut wäre die wohnortnahe Betreuung
von Schülerinnen und Schülern wohl
erst viel später in der Steiermark und
in Österreich etabliert worden. Ebenso wurde die Frühförderung von Kindern erstmals in Österreich vor mehr
als 30 Jahren am Odilien-Institut begründet. Diese Initiativen wurden von
Pädagoginnen und Pädagogen im gegenseitigen Austausch kreiert und
umgesetzt. Nicht zuletzt deshalb hat
der VBS-Kongress einen so hohen
Stellenwert in ganz Europa.
FACTBOX
Der Kongress der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) findet in seiner 36. Auflage erstmals
in Graz statt. Der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik ist der bedeutendste Berufsverband im deutschsprachigen Raum. Frau Schulrätin Dipl. Päd. Gertrude Jaritz ist Obfrau des VBS
Österreichs und Pädagogin am Sonderpädagogischen Zentrum am Odilien-Institut.
www.vbs.eu
www.vbs-2016.com
Theatergruppe Sternstunde
führt zugunsten des 20jährigen
Bestehens des vollzeitbetreuten
Wohnens im Odilien-Instituts das
Stück „Der Bauer als Millionär“
nach Ferdinand Raimund auf.
Ort: Festsaal Odilien-Institut
Datum: Freitag, 14.11.2014
Zeit: 19.00 Uhr
www.sternstunde.at.tf
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05
BILDUNG
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Kirschen, Lego &
Froschisuppe
Der Frühförderung des Odilien-Instituts „entwachsen“,
starten zehn Kinder nun ihre Schullaufbahn. Zum Start
erzählen sie in Steckbriefen, was ihr Naturell ausmacht.
Wir wünschen einen guten Einstieg in die Bildungslaufbahn!
Mein Name ist Alina M. Grambichler,
ich bin sechs Jahre alt und im Sternzeichen Löwe. Meine Lieblingsfarbe ist Grün,
ich mag Pferde und esse gerne Pommes
und Schokoeis. Am liebsten spiele ich
mit meinen Autos und möchte einmal
Feuerwehrmann werden. Und sonst?
Ich komme in die VS Zeltweg und freue
mich aufs Turnen!
Ich heiße Defne Gürbüz und war im Mai
sechs Jahre alt. Im Kindergarten gefiel es mir
sehr gut. Meine kleine Schwester Gözde war
in der anderen Gruppe. Bekir ist mein kleiner
Bruder und erst drei Monate alt. Ich mag Rot
und schaukle, male und rutsche gern. Am
liebsten esse ich Kirschen, Erdbeeren, Nudelsuppe und gehe jetzt in die VS-Odilien.
Mein Name ist Cemil M. Sahin, ich bin
sechs Jahre alt und im Sternzeichen
Schütze. Meine Lieblingsfarbe ist Rot,
ich mag Pferde und esse gerne Spaghetti,
Schokolade und Eis. Am liebsten spiele
ich mit meiner Barbie und möchte später
Ärztin werden. Und sonst? Ich gehe ab
Herbst in die VS Odilien-Institut!
Ich heiße Lena Ulz. Nun bin ich in der Schule.
Ich habe eine Monster High Schultasche. Was
ich gerne mache: lachen, Rad fahren ohne
Stützräder, Rollenspiele. Ich habe eine kleine
Schwester, sie heißt Laura. Das Schwimmen
im Urlaub hat mich gefreut und auch
meine Schultüte.
Mein Name ist Johann Friedrich Stelzl,
ich gehe in die VS Leutschach. Ich mag die
Farbe Rot, esse gerne Hendl, Schnitzel und
Frittatensuppe. Ich spiele gerne Fußball
und baue Lego und ärgere meine kleine
Schwester. Was ich gar nicht mag
ist Aufräumen.
06
BILDUNG
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Mein Name ist Rene Ch. Reisenhofer und
bin sechs Jahre alt. Im Sternzeichen bin ich
Jungfrau. Ich mag Schwimmen und esse
gerne Pizza, Spaghetti und Bananen. Später
möchte ich einmal Ritter werden. Und sonst?
Auf die VS Montessori in Dobl freue ich mich,
weil ich dort lesen lerne! Und ich bin ein Fan
von Kasperl & Co!
Hallo, mein Name ist Marie–Christin
Rössler, ich bin im Mai 2008 geboren und
lebe bei meiner Mutter in einer sehr schönen Wohnung in Graz. Ich liebe Froschisuppe und Schrimmsi-Nudeln. Ich liebe
basteln und Nintendo spielen. Außerdem
liebe ich Tanzen. In der Schule wird es mir
sehr gut gehen, da ich auch jetzt schon
ganz viele Dinge sehr gut kann.
Hallo, ich heiße Valentina Konrad. Ich bin
im Juni 2008 geboren und lebe mit meinen
Eltern in einem wunderschönen Haus bei
Garrach. Ich liebe Backen, Gaukeln und
mit meinen vielen Spielsachen spielen.
Ich liebe die Natur und ein bisserl Autofahren habe ich auch gelernt! Meine
Freundin Sophie hat mir gesagt, dass
sie mich sehr vermissen wird.
Ich heiße Verena Maier und freue mich
auf die Schule in Paldau, wo meine Mama
auch schon gegangen ist. Ich spiele gerne
mit Magneten. Mein Lieblingsessen ist
Joghurt und klare Suppe mit Schlag. Mein
Lieblingsgetränk ist „Sauerwasser“ und
Saft. Mit meiner Katze fahre ich gerne
im Rolli spazieren, dann sage ich immer:
„Das ist mein Geschwisterl.“ Ich liebe
Winter und Schnee.
Mein Name ist Michael Kangler. Ich bin
zehn Jahre alt. Seit zwei Jahren besuche
ich den Kindergarten Augraben und dort
besuche ich nun auch die Volksschule.
Was ich gerne mag: klettern, laufen,
Fahrzeuge, PC-Lernspiele und malen.
Ich freue mich, nun ein großes
Schulkind zu sein!
07
BILDUNG
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Selbstbestimmt leben
Die mobile Lehrerin für Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit, Marija Gschaider-Kraner
vom SPZ des Odilien-Instituts, berichtete in den vergangenen drei Ausgaben über ihre Erfahrungen aus der täglichen Arbeit. Die letzte Geschichte galt Sarah, die sie in vielen Entwicklungsbereichen begleiten durfte. Mittlerweile studiert Sarah Pädagogik. Als ein besonderes
Highlight sehe ich eine Veranstaltung an der Universität Graz, wo ich gemeinsam mit meiner
Ex-Schülerin ein Referat im Rahmen der Vorlesungsreihe „Selbstbestimmt leben“ halten
durfte. In der gemeinsamen Vorbereitung auf ein Referat setzten sich die beiden intensiv
mit Aspekten der Integration aus Sarahs Blickwinkel auseinander. Ein Interview.
08
Marija: Woran kannst du dich in der
Integration in der Volksschule erinnern?
Kannst du dich daran erinnern, wie
es war, als du mit dem Computer zu
arbeiten begonnen hast?
Sarah: Anfangs war es mir peinlich,
Hilfsmittel zu verwenden. Dann habe
ich bemerkt, dass ich damit besser
sehen kann, und es war irgendwie
okay. Mein Fernsehlesegerät war riesengroß, und weil die anderen Kinder
sonst nicht zur Tafel gesehen hätten,
musste ich ganz hinten sitzen. Das
war nicht sehr angenehm.
Sarah: In der 2. Klasse der Volksschule habe ich mit dir immer neue
Buchstaben gelernt und daheim täglich 15 Minuten mit meiner Mama
geübt. Nach acht Wochen konnte ich
alles im Zehnfingersystem schreiben.
Sehr viele Kurzbefehle habe ich auch
gelernt, damit ich meine Geräteausstattung als Buch- Heft- und Füllfe-
derersatz in der Schule und daheim
besser verwenden konnte.
Was war für dich schwierig, was war
weniger schwierig?
Sarah: In der Volksschule war es
nicht besonders schwierig. Die Landkarten waren da auch taktil gestaltet, da konnte ich mich gut orientieren. Werken war sehr anstrengend,
manche Arbeiten waren fast nicht
möglich. Besonders das Stricken
BILDUNG
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empfand ich damals als unnötige Herausforderung. In der Oberstufe war
besonders Mathematik schwieriger,
weil alles viel schneller gehen musste und das Arbeiten und Anschreiben
von mathematischen Inhalten am
PC kompliziert war. Hilfreich waren
da die Förderstunden, da konnte ich
mit meiner Lehrerin Inhalte aufarbeiten, die ich aufgrund des raschen
Arbeitstempos in der Klasse nicht
geschafft hatte. Diese Förderstunden sind ja eine offizielle Maßnahme
für Schülerinnen mit Sinnesbehinderung, und das war wirklich super.
Du wolltest eigentlich Lehrerin für
Kinder mit Sehbehinderung oder
Blindheit werden. Was hat dich davon
abgehalten?
Sarah: Ich habe mich erkundigt, welche
Ausbildungen ich dazu brauche. Zuerst
hätte ich Lehrerin für Volks-, Hauptoder Sonderschulen werden müssen
und erst dann hätte ich die Ausbildung
zur Blindenlehrerin machen können. In
Österreich ist es derzeit aber gesetzlich nicht möglich, an der Pädagogischen Hochschule zu studieren, wenn
man hochgradig sehbehindert oder
blind ist. Deshalb habe ich mich dann
entschieden, an der Universität Pädagogik zu studieren.
Wenn du deine Beschulung rückblickend mit einer Waage betrachtest,
wo sich Integration und Spezialschule gegenüberstehen, was fällt dir
dazu ein?
Sarah: Die Integration war schon gut
für mich, besonders der Einfluss der
anderen Kinder war immer hilfreich.
Ich glaube, dass sich meine Gesamtpersönlichkeit in der Integration besser entwickeln konnte. Bei einigen
Lehrern hat mir das Verständnis für
meine Situation gefehlt, das wäre in
der Spezialschule bestimmt anders
gewesen. Aber allgemein hatte ich
viele Lehrer, die durchaus auf meine
Situation eingingen. Wenn ich an die
Waage denke, dann ist die Integration
auf alle Fälle jener Teil, der wesentlich mehr Gewicht für mich hat und
besser für mich war.
09
AUF EINANDER SCHAUEN
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Sonnensegel von
Johnson Controls
In gemeinsamer Arbeit mit den Werkstätten des Odilien-Instituts erfüllten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Autozulieferers Johnson Controls einen lang gehegten Wunsch der Volksschulkinder: So wurden die Sandkiste
sowie der Spielplatz mit einem Sonnensegel ausgestattet. Auch wenn
auf einen Sonnenschutz im vergangenen Sommer verzichtet werden
konnte, so danken die Kinder Johnson
Controls für die tolle Ausstattung des
Spielplatzes. Der nächste Sommer
kann kommen!
Die Mitarbeiter von Johnson Controls mit Kindern aus dem Odilien-Institut bei der „Gleichenfeier“:
GF Mag. Peter Haberer erhielt symbolhaft die Segelwinde überreicht.
Marienhütte
Eine großzügige Spende erhielt das
Odilien-Institut von der Marienhütte,
Stahl und Walzwerk in Graz. Anlässlich seiner Pensionierung bat Prokurist Hugo Gruber, anstelle eines
Geschenkes, um eine Spende für das
Odilien-Institut. Der gesamten Belegschaft der Marienhütte sei an dieser
Stelle gedankt!
vlnr. Prokurist Hugo Gruber, Dir. Peter Haberer, Sabine Hiebl und Ursula Pachler bei der Spendenübergabe
der Marienhütte Graz.
gamsbart schenkt
„Willnauer spielt Kreisler“
Mit einer großzügigen Sachspende
stellte sich Gerhard Kosel von gamsbART in Graz ein: Er stellt dem Odilien-Institut 100 Eintrittskarten zur
Verfügung, deren Erlös im Falle des
Weiterverkaufs dem Institut zugute
kommt. Am 15. Dezember 2014 wird
10
Jörg-Martin Willnauer im Orpheum
(19.00 Uhr) einen Abend mit GeorgKreisler-Liedern gestalten. JörgMartin Willnauers Programm ist der
lustvolle Beweis, wie aktuell Kreislers Lieder sind. In guter alter Kreisler-Tradition begleitet sich Jörg-Mar-
tin Willnauer selbst am Klavier. Ein
authentisches Hörvergnügen ist damit gesichert.
Interessierte senden Ihre Kartenbestellung (25 Euro je Karte) rechtzeitig
per E-Mail an:
verwaltung@odilien.at
AUF EINANDER SCHAUEN
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DAS CHARITY TURNIER ZUGUNSTEN BLINDER UND SEHBEHINDERTER MENSCHEN IN DER STEIERMARK IM GRAZER GOLFCLUB
THALERSEE.
Erfolgreiche
Golf Charity
2014
17 Teams standen am 18. Juli
2014 „im Dienst der guten Sache“.
Auf dem perfekt präparierten
Golfplatz Thalersee fanden sich
bei heißem und sehr schwülem
Wetter engagierte Persönlichkeiten aus dem Medienbereich,
der Wirtschaft und dem Sozialbereich ein, um einen sportlichen Nachmittag zugunsten der
Odilien zu verbringen. Dank der
Flightsponsoren und zahlreicher
Spender und Spenderinnen wurde ein Reinerlös von unglaublichen EUR 10.000,- zugunsten der
Modernisierung der veralteten
EDV-Ausstattung der Pflicht- und
Fachschulen der Odilien erzielt.
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AUF EINANDER SCHAUEN
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DAS C
TEN B
DERT
ERMA
THAL
Lafarge Zementwerke GmbH bei
einer kurzen Pause mit Harald
Tomandl, Friedrich Marcher, Peter
Jagerhofer und Harald Sommer (v. l.)
Sieger der Nettowertung Kapo und Neue Wiener
Werkstätte mit Friederike Polzhofer, Karl Hans
Polzhofer, Ernst Krauscher und Erhard Schmidt (v. l.)
Peter Haberer (3. v.l), GF OdilienInstitut, besucht den Flight der
Capital Bank mit Axel Madile,
Edith Berger, Gudrun und Anton
Mikosch (v. l.)
Peter Haberer, GF Odilien Institut,
trifft die Madison Werbeagentur
mit Alexander Pansi, Michael
Schenk, Gerhard Kroell und
Reinhard Sudy (v. l.)
Flight der Freunde der Odilien:
Fritz Pertzl, Gerfried Rainer,
Hans Marcher (v. l.)
Flight des Weekend Magazins:
Alfons Moser, Gerhard Neuwirth,
Manfred Rath, Peter Haberer (GF
Odilien), Mag. Robert Eichenauer
(v. l.)
Gemütliches Beisammensein:
der Flight der Post AG mit
Heinz von Büren, Josef Maier
mit Gattin Helga, Sabine Ernst
und Josef Schneider (v. l.)
Flight der Wirtschaftskammer
Steiermark: Jürgen Lehner,
Petra Neuwirth, Franz Struc (v. l.)
Danke den Flightsponsoren:
baumgartner
& grienschgl
Wirtschaftsprüfer • Steuerberater
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www.jaguar-landrovercenter-graz.com
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CHARITY TURNIER ZUGUNSBLINDER UND SEHBEHINTER MENSCHEN IN DER STEIARK IM GRAZER GOLFCLUB
LERSEE.
Das Güssinger Siegerteam (Bruttowertung) mit GF
Stefan Lehrmayer, Patrick Oswald, Lukas Klammer,
Alfred Unger, Markus Fassl und Johannes Kendler (v. l.)
Die KEM Montage GmbH mit GF
der Odilien Peter Haberer (3 v.l):
Martin Brabant, Andreas Holzmann, Walter Brabant und Gerald
Pfleger (v. l.)
Gonzo Renger (3. v.l.) mit Flightsponsoren Kurt Herzog (Herzog
Kälte + Klima) sowie Wolfgang
Gsellmann und Wilhelm Koitz
(beide Wirtschaftsprüfer
Baumgartner & Grienschgl) (v. l.)
Flight der Freundinnen der
Odilien: Birgit Höllwart, Monika
Dicker, Jeannette Kroell, Claudia
Schenk-Hauschka (v. l.)
Flight der Erber Unternehmensgruppe: Johanna Marcher, Birgit
Jarz, Helga Maier, Lieselotte Wolf
(v. l.)
Die Medienfabrik Graz mit Monika
Heger, Gerhard Steindl, Klemens
Illek und Peter Förster (v. l.)
Das Jaguar Landrover Center
Graz mit dem Odilien-Direktor
Peter Haberer (2. v.l): Daniela
Kahr-Pertzl, Manfred Engstler,
dahinter Waltraud Pertzl und
Ewald Treiber
Flight Art & Fashion Team:
Neben Michael Wanz und
Adi Händler für den guten Zweck
auch noch im Einsatz Rene
Butscher und Kurt Hilgarth
(beide nicht im Bild)
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BILDUNG
AUF
EINANDER SCHAUEN
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Im Rahmen der 3. Odilien Golf Charity
2014 wurden am 18. Juli 2014 im Grazer Golfclub Thalersee mit Hilfe der
Flightsponsoren und zahlreicher Spender und Spenderinnen ein Reinerlös von
EUR 10.000,- für das Odilien-Institut erspielt.
Ein Ergebnis, das den Direktor des Odilien Instituts, Mag. Peter Haberer, völlig
sprachlos machte. Er danke allen Mitwirkenden für dieses Ergebnis von ganzem Herzen und erläuterte, dass man
nunmehr der Modernisierung der veralteten EDV-Ausstattung der Pflicht- und
Fachschulen des Hauses einen Riesenschritt näher gekommen sei.
Scheckübergabe: Mag. Peter Haberer (Zweiter von rechts vorne), Direktor der Odilien, nahm aus den Händen von
Mag. Florian Duerr (Capital Bank), Dritter von links, den Scheck im Beisein aller Vertreter der Flightsponsoren,
überglücklich entgegen.
„Der großartige Einsatz von sozial engagierten Firmen und Menschen macht
unsere Arbeit im Odilien-Institut erst
möglich“, meint Mag. Peter Haberer,
Geschäftsführer des Odilien-Instituts.
GROßEN DANK AN ALLE FÜR EIN
WUNDERBARES ERGEBNIS ZUGUNSTEN VON MENSCHEN MIT SEHBEHINDERUNG ODER BLINDHEIT!
Mehr zu den Spendenmöglichkeiten
auf www.odilien.at/spenden.
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Alle Bilder zur Odilien-Golf Charity © Christian Plach
Bei heißem und sehr schwülem Wetter,
durch einige kurze Regenschauer unterbrochen, aber bei bester Stimmung,
wurde die fabelhafte Summe von den
Spielern und Spielerinnen erzielt, die
die Flightsponsoren zum Turnier eingeladen hatten.
Ein großer Dank geht auch an alle, die
mit Sach- und Geldspenden die Charity unterstützt haben. Moderiert wurde
die Abendveranstaltung von Markus
„Gonzo“ Renger, musikalisch begleitet
vom Berndt-Luef-Trio. Besonders erfolgreich verlief die amerikanische Versteigerung einer Odilien Torte und eines
Gloriette Möbels (KAPO und Neue Wiener Werkstätte) im Rahmen der Abendveranstaltung, in der sich vor allem Ing.
Johann Höllwart (SFL Technologies),
Dr. Michael Schenk (Leiter des Kinderwunsch Instituts Dr. Schenk), Konsul
KR Ing. Karl Hans Polzhofer (KAPO und
Neue Wiener Werkstätte) und Mag. Dr.
Wilhelm Koitz (Baumgartner & Grienschgl, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater) durch große Spendenfreudigkeit
auszeichneten.
Brüder
Thumfort
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BETREUUNG
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Leben mit Demenz
Frau H., 87 Jahre alt, steht bitterlich weinend auf dem Gang des Seniorenheims. Auf meine
Frage, was sie denn so bedrücke, meint sie tief traurig: „Stellen Sie sich vor, ich habe soeben
erfahren, dass meine Mutter verstorben ist.“
Spontan reagiere ich betroffen und
wiederhole für mich, was die alte Dame
sagte: Gerade eben ist ihre Mutter verstorben. Mein „logischer“ Gedanke –
„Wie alt müsste denn die Mutter jetzt
wohl sein?“ – ist nicht hilfreich. Logik
ist im Moment nicht gefragt. Ein wertschätzendes, tröstendes Gespräch ist
ein möglicher Weg aus dem Dilemma
der Situation.
Ein anerkanntes Werkzeug im Umgang
mit dementen Menschen ist die Validation, fasst auch die freie Enzyklopädie
Wikipedia zusammen. Dabei wird versucht, noch vorhandene Hirnleistungen
zu nutzen und mit diesen zu arbeiten.
Die Betroffenen werden mit ihren Gefühlen und Antrieben ernst genommen.
Wertschätzende Kommunikation ist
dabei die Basis. Im Gespräch geht man
auf den emotionalen Gehalt einer Aussage oder eines Verhaltens ein und anerkennt das dahinter stehende Gefühl.
Wichtig dabei ist es, nicht zu bewerten,
zu analysieren oder zu korrigieren.
Man benennt durch validierende Sätze
das Gefühl, das der demente Mensch
spürt, und begegnet ihm mit Äußerungen, die er versteht. So wird versucht,
Vertrauen und Nähe herzustellen, um
konkrete Konfliktsituationen des Pflegealltags zu entschärfen.
Demografen sprechen von einem starken Anstieg dementieller Erkrankungen: Deren Häufigkeit nimmt im Alter
zu und wir – wir werden immer älter.
Viele Betroffene können zwar zu Hause versorgt werden, bei Fortschreiten
der Erkrankung ist eine adäquate Versorgung im häuslichen Umfeld aber
zumeist nicht mehr möglich. Schon
jetzt zählt die Diagnose Demenz zu den
häufigsten Gründen für eine Unterbringung in einer stationären Einrichtung.
Wohnkonzepte für Menschen mit Demenz haben in den letzten Jahren einen sehr hohen Spezialisierungsgrad
erreicht. Das Spektrum reicht von der
Schaffung spezieller Umgebungen –
auch in milieutherapeutischer Hinsicht
– welche die unterschiedlich auftre-
tenden Defizite kompensieren helfen,
bis hin zu Möglichkeiten der Unterstützung funktionaler Fähigkeiten sowie
sicherheitstechnischer Überlegungen.
Unterstützend werden Sicherheitssysteme wie Wegläufer- und Sturzerkennungssysteme, aber bereits auch
Ortungsmöglichkeiten von Personen
integriert.
Demenz betrifft Erkrankte genauso wie
deren Umfeld. Bei allen positiven Entwicklungen, auch technischer Natur, –
in der Betreuung dementer Menschen,
bleibt ein wertschätzender Umgang
miteinander, im Sinne eines humanistischen Menschenbildes, das Wichtigste. Frau H. hat geholfen, dass wir ihre
Trauer ernstgenommen haben und ihr
Geborgenheit vermitteln konnten.
DGKP Peter Kalman, MSc.
Pflegedienstleiter im Senioren- und
Pflegeheim des Odilien Institut
Bitte beachten Sie die Vortragsankündigung zum Thema Demenz und Validation auf Seite 18 dieser Ausgabe.
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BETREUUNG
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Christines Biografie
Menschen in Christines Alter können zumeist auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken.
Sie feierte im Juli ihren 70. Geburtstag. Im Unterschied zu vielen anderen Menschen geht
Christine noch einer Beschäftigung in der Metallwerkstätte nach. Ein Portrait.
Aufgrund ihres Geburtstages habe ich
mich mit Christine in ein Kaffeehaus
gesetzt, um mit ihr „über Früher“ zu
plaudern und dabei „Biografie-Arbeit“
zu machen. Christine ist gebürtige Niederösterreicherin. Sie erzählt mir von
ihrer Familie, den acht Geschwistern,
dass sie selbst nie in der Schule war,
aber gerne geholfen hat beim Holzarbeiten und beim Putzen.
Die Eltern waren sehr wichtig, aber aus
– ihr unerklärlichen Gründen – wurde
sie gemeinsam mit einem Bruder „geholt“ und in die Heil- und Pflegeanstalt
Gugging gebracht. Dort war Christine
nicht lange, kehrte wieder nach Hause zurück. 1983 kam sie ins OdilienInstitut. Sr. Imelda, Sr. Oberin oder Sr.
Candida sind ihr da in Erinnerung – und
dass an Festtagen Volksmusik gespielt
wurde. Die Volksmusik mag Christine
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noch immer sehr gerne, weshalb es
auch ihr Wunsch ist, dass einmal „ Die
Edlseer“ ins Odilien-Institut kommen.
Musik ist Christines große Leidenschaft
und so ist Radio Steiermark ein treuer
Wegbegleiter. Jeden ersten Donnerstag im Monat hört sie sich inmitten ihrer unzähligen Kuscheltiere „Die lange
Nacht der Volksmusik“ an. Eine besondere Freude ist es, wenn Christine zu
ihrem Geburtstag übers Radio gegrüßt
wird. Auch Tiere, insbesondere Hunde,
liebt sie sehr, da sie zu Hause auch einen Hund hatte.
Den Kontakt zu ihrer Familie hält
Christine durch regelmäßige Besuche
und Telefonate aufrecht. An den großen Festtagen werden ganz traditionell
Karten geschickt – wenn dann die eine
oder andere Karte zurückkommt, wird
diese freudig in eine dafür vorgesehene
Schachtel gesteckt.
Auf die Frage, woran Christine gerne
denkt, antwortet sie: an Daheim, an die
Geschwister, an Urlaube in Salzburg,
Kärnten, Burgenland, Nieder- und
Oberösterreich. Und sie erinnere sich
daran, dass sie zu ihrem 60. Geburtstag mit dem damaligen Verwalter des
Hauses eine Ausfahrt mit dem Motorrad gemacht habe. Für die Zukunft weiß
Christine genau, was sie möchte: Gesundheit, das Zimmer behalten, nicht
allein sein. Und im nächsten Jahr den
71er feiern.
Michaela Narnhofer
Bereichsleitung Wohnen
BETREUUNG
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KOMMENTAR
Biografiearbeit
Biografiearbeit, ein Teilbereich
der Soziologie, hat ihren Ursprung
in der Altenpflege. In der Arbeit
mit Menschen mit Behinderung ist
sie noch nicht lange etabliert. So
lässt sie sich in zwei Teilbereiche
einteilen.
Der Lebenslauf umfasst chronologische, meist überprüfbare Daten und gibt Qualifikationen sowie
Rollen im Leben wieder. Die Lebensgeschichte meint emotionale
Äußerungen und Erlebnisse, die
Gefühlsspuren hinterlassen haben,
welche die eigene Identität erzeugen und erhalten.
Biografiearbeit ist die Einbeziehung der Vergangenheit in die
augenblickliche Gegenwart und
mögliche Zukunft. Die Biografie jedes Menschen ist eng mit der Um-
gebung verbunden, dem Milieu und
mit dem Zeitgeist, in der er aufgewachsen ist, beziehungsweise gelebt hat. Dabei setzt die Erhebung
der Biografie ein hohes Maß an
Vertrauen voraus. Niemand kommt
ins Erzählen, wenn er sich nicht
angenommen fühlt. Dabei werden
es immer die Sichtweisen des Erzählenden sein und „Lebenslügen“
sind unbedingt zu respektieren. Der
Erzählende entscheidet, wie weit er
uns an seine Wurzeln blicken lässt.
Die Lebensaufgabe im Alter ist es,
Rückschau zu halten und sich zu
erinnern, eventuell etwas abzuschließen. Menschen mit geistiger
Behinderung schaffen diese Aufgabe oft nicht alleine. Sie brauchen
Begleitung. Einerseits sind Betreuerinnen und Betreuer gefordert
und andererseits kann die Biogra-
fie es ermöglichen, Verhaltenseigenarten zuzuordnen, zu verstehen
und eventuell offene Bedürfnisse
zu erfüllen.
So ist der hermeneutische Zugang (Lehre des Verstehens) von
Bedeutung. Die Biografie gibt aufschlussreiche Erkenntnisse über
Persönlichkeitsbild und Identitätsentwicklung und stellt die Würdigung subjektiver Lebenserfahrung
dar. Als Ziele der Biografiearbeit
können unter anderem das Verstehen des Verhaltens, die Beziehung
zum Gegenüber, Sicherheit und
Geborgenheit sowie Identitätsstärkung genannt werden.
(aus: Eva Nebel, Seminar „Biografiearbeit“)
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BILDUNG
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Klick-Sonar-Technik
Die Bildungsplattform Odilien-Institut
präsentiert mit Juan Ruiz und Carmen
Stoisser zwei anerkannte Referenten zu
den Themen Echolokalisation – KlickSonar-Technik und Validierende Gesprächsführung bei Demenz.
Wie schon in unserer Ausgabe 2/2014
berichtet, veranstaltet die Bildungsplattform Odilien-Institut am 3. und 4. Oktober
2014 einen Workshop zum Thema KlickSonar-Technik - Echolokalisation. Juan
Ruiz, selbst blind, führt in die Grundzüge
dieser in den USA entwickelten Technik
ein, die blinden Menschen ab dem Kleinkindalter ein wesentlich verbessertes
Orientieren ermöglicht – selbst in unbekannter Umgebung.
Umgang mit Demenz
Die demographische Entwicklung zeigt,
dass die Betreuung von Menschen mit
Demenz, sowohl in Institutionen als
auch im privaten Bereich, zunimmt.
Pflegende werden zu „hilflosen Helfern“,
wenn das Wissen fehlt, warum sich der
verwirrte Mensch in seinem Verhalten
verändert. Das Konzept der validierenden Gesprächsführung hilft, dem De-
menten mit Wertschätzung, Akzeptanz
und Annahme zu begegnen. DGKS Carmen Stoisser, MBA, MSc. informiert
am 30. Oktober und 6. November über
Grundlagen von Demenz und führt in
die Technik der Validation ein. Übungen
mit Bewohnerinnen und Bewohnern
des Seniorenheimes im Odilien-Institut
vermitteln einen Bezug zur Praxis.
Das Beratungszentrum
am Odilien-Institut
Servicestelle bei Fragen zu Sehbehinderung oder Blindheit
Der Förderverein Odilien-Institut wurde
1990 mit dem Ziel gegründet, Menschen
mit Sehbehinderung oder Blindheit im
alltäglichen Leben bestmöglich zu unterstützen. Diese Zielsetzung gilt auch
für Angehörige und alle an der Thematik
interessierten Menschen. Das Aufgabengebiet erstreckt sich über den Betrieb
des Beratungszentrums, die Bibliothek
mit einem Bestand von rund 7.000 Exemplaren, einer Ludothek, bis hin zur Herausgabe dieser Zeitschrift, die viermal
jährlich in einer Auflage von 10.000 Stück
erscheint. Das Team im Beratungszentrum besteht aus multiprofessionellen
Beraterinnen mit langjähriger Erfahrung. Sie verfügen über eine fundierte
Ausbildung und besuchen laufend Wei-
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terbildungsveranstaltungen und Kongresse. Unser Service ist auf höchstmögliche Objektivität in der Beratung
ausgerichtet. Die Beratungen erfolgen
kostenlos.
Unsere Beratungstage sind Dienstag
und Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und
Freitag von 9 bis 13 Uhr. Um eine telefonische Terminvereinbarung wird
gebeten. Wir sind mit öffentlichen
Verkehrsmitteln (Straßenbahn Linie 7 in Richtung St. Leonhard/LKH,
Haltestelle Odilien-Institut) direkt erreichbar.
Beratungszentrum des
Fördervereins Odilien-Institut
Leonhardstraße 130, 8010 Graz
T 0316 322 667-50
F 0316 322 667-49
E beratung@odilien.at
Wir danken!
AUF EINANDER SCHAUEN
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TERMINE
Biologische Grundlagen
des Sehens
26. September
Odilien-Institut,
SR Fachschule
Prof.in Johanna Tanil
Einfach zuhören! – Opernnachmittag Puccini, Richard Strauss –
mit viel Hintergrundinformation
26. September und
21. November
Odilien-Institut,
Grüner Salon,
Seniorenheim
Dr. Georg Halper
Sensibilisierung und didaktische
Grundlagen für Taubblindheit,
Hör- und Sehbehinderung
27. September
Odilien-Institut,
SR Fachschule
Dipl. Päd.in Gerti Jaritz, Selina Luber
PC-Nutzung für Menschen mit
Sehbehinderung oder Blindheit
3. Oktober
Odilien-Institut
Prof. Walter Rainwald
Klick.Sonar-Technik –
Echolokalisation
3., 4. Oktober
Odilien-Institut,
SR Fachschule
Dr. Georg Halper
Existenzielles Lernen in Krisen
4. Oktober
Odilien-Institut,
SR Geschäft
Mag. Dr. Manfred Sonnleitner
Sehen Lernen – „Einblicke“ in
die kindliche Sehentwicklung
17. Oktober
Odilien-Institut,
SR Fachschule
Margit Haberl-Hergesell
Low-Vision, Teil 2
18. Oktober
Odilien-Institut,
SR Fachschule
Sabrina Spitaler, Theresia Tandl, Siegfried Steiner, Robert Wölfler
Festakt 30 Jahre Integration
24. Oktober
Odilien-Institut
Tag der Offenen Tür
28. Oktober
9-11 Uhr
VS Odilien
Validierende Gesprächsführung
30. Oktober und
6. November
Odilien-Institut,
SR Fachschule
DGKS Carmen Stoisser, MBA, MSc
Unterstützte Kommunikation für
seh- und mehrfach behinderte
Menschen, Fokus Autismus
8. November
Odilien-Institut,
SR Fachschule
Dr.in Gonda Pickl
20 Jahre Wohnheim
14. November
Odilien-Institut,
Festsaal
„Der Bauer als Millionär“
Benefiz-Theateraufführung
Sternstunde
14. November
19.00 Uhr
Odilien-Institut,
Festsaal,
Eingang C
Abschlusspräsentation CVI
Forschungsprojekt der
Pädagogischen Hochschule
und Odilien-Institut
20. November
16.00 Uhr
Seminarraum
Fachschule
Odilien-Institut
Sensibilisierung für Mehrfachbehinderung und Sehschädigung
13. Dezember
Odilien-Institut,
SR Fachschule
www.sternstunde.at.tf
Dipl.Päd.in Gerti Jaritz
Auskünfte und Details zu allen Terminen: Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, 8010 Graz, T 0316/322 667, E verwaltung@odilien.at.
Mehr zu allen Themen dieser Ausgabe finden Sie unter www.odilien.at
IMPRESSUM
Medieninhaber: Odilienverein zur Förderung und Betreuung von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit in der Steiermark, Herausgeber: Förderverein
Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, A-8010 Graz, T 0316/322 667-766; Chefredaktion: Rainer Juriatti. Korrektur, Schwarzschrift und Blindenschrift: HR Dr. Christoph
Binder, Mag. Rudolf Zangl, Manfred Anabith, farb.ton, Madison Werbeagentur; Layout & Gestaltung: Madison Werbeagentur, Graz; Druck: Dorrong, auf umweltfreundlichem Naturpapier gedruckt. Titelfoto: Paul Stajan Weitere Fotos: Odilien-Institut, Nina Popotnig, Rainer Juriatti, privat.
Die Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich. Kürzungen und eventuelle Korrekturen sind dem Herausgeber vorbehalten. Copyright:
Förderverein Odilien-Institut. Unter deutlicher Angabe: Aus: „Odilien-Institut – Auf einander schauen“, Folge 3/September / 2014 und mit dem Odilien-Logo ist der
Nachdruck genehmigt. Wir bitten um Zusendung zweier Belegexemplare.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser! „Auf einander schauen“ erscheint in vier Ausgaben: Normalschrift, Großdruck, Blindenvollschrift und Blindenkurzschrift.
Der mitgeheftete Zahlschein soll es Ihnen ermöglichen, Ihre Spende im Laufe des Jahres einzubezahlen. Mitglieder des Fördervereines Odilien-Institut bekommen
einen separaten Zahlschein für den Mitgliedsbeitrag. Ein Zahlschein ist jedem Exemplar der Zeitung beigelegt und ist nicht als Aufforderung zum mehrmaligen
Einzahlen des Mitgliedsbeitrages zu verstehen. Wir sind Ihnen aber für jede Spende dankbar.
Unsere Bankverbindung: Hypo: IBAN: AT91 5600 0202 4105 4200, BIC: HYSTAT2G
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Einladung zur großen
Hilfsmittelausstellung
Di. 14. Oktober 2014 von 10 bis 17 Uhr im
Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, 8010 Graz
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