biografie und gefühlswelt - Odilien
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biografie und gefühlswelt - Odilien
AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ BIOGRAFIE UND GEFÜHLSWELT WOHIN ZEIGT DIE ZUKUNFT? EUROPÄISCHER KONGRESS IM INSTITUT SELBSTBESTIMMT LEBEN INTERVIEW MIT PÄDAGOGIKSTUDENTIN SARAH LEBEN MIT DEMENZ DIE BEDEUTUNG DER VALIDATION 3 / 2014 DVR: 0502391 P.b.b. VPA 8010 Graz, GZ 02Z032673 M Finden Sie die richtigen Instrumente für Ihre Vorsorge. Jetzt online VorsorgeOrchester dirigieren und gewinnen. Sprechen Sie mit Ihrem Raiffeisenberater über Ihren Vorsorgebedarf und fi nden Sie gemeinsam heraus, welche Vorsorgeprodukte am besten zu Ihnen passen. Nähere Infos auch unter vorsorgen.raiffeisen.at 0000000187.indd 1 13.08.2014 14:22:55 Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen. P. S. Buck BRILLEN | KONTAKTLINSEN | HÖRGERÄTE VERGRÖSSERNDE SEHHILFEN Anzeigen Optik Grebien Theodor Körner Str. 43, 8010 Graz T 0316 671641, www.optik-grebien.at INHALT - EDITORIAL Somit wünsche ich Ihnen anhand der folgenden Seiten spannende Einblicke in unsere Arbeit. Mag. Rudolf Zangl Obmann Förderverein Odilien-Institut 18 DAS BERATUNGSZENTRUM 06 08 18 18 KIRSCHEN, LEGO UND FROSCHISUPPE SELBSTBESTIMMT LEBEN KLICK-SONAR-TECHNIK UMGANG MIT DEMENZ 15 16 17 LEBEN MIT DEMENZ CHRISTINES BIOGRAFIE BIOGRAFIEARBEIT BERATUNG WOHIN ZEIGT DIE ZUKUNFT KURZNACHRICHTEN 3. ODILIEN GOLF CHARITY TERMINE UND IMPRESSUM BILDUNG Wohin zeigt die Zukunft? lautet unser Hauptartikel. Grund des Titels ist eine große Freude, dürfen wir doch im Jahr 2016 einen europaweiten Kongress zur Thematik ausrichten: Die Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung bedeutet auch für das Odilien-Institut eine Neuausrichtung in vielen Bereichen, beginnend bei den Schulen bis hinein in die Arbeitswelt. Leitmotive der Konvention sind Schlagworte wie „Inklusion“ und „Teilhabe“. Das Odilien-Institut steht für zwei Ansätze: Einerseits jene des sonderpädagogischen Zugangs, andererseits jene der Integrations-, der Inklusionsidee. Auch die Lage des Instituts inmitten von Graz und die Leistungsangebote für Menschen jeden Alters mit und ohne Behinderung, vermitteln den Eindruck eines „Dorfes mit Stadtanbindung“, obwohl das Institut von außen oft als abgeschlossene Einheit wahrgenommen wird. Vor 30 Jahren bereits wurde die Integrationsidee vom Odilien-Institut aus gestartet, hier also begann alles. Jetzt, im Jubiläumsjahr, besinnen wir uns der Vergangenheit und den Anfängen dieser langen Entwicklung, denken dabei aber auch an eine spannende Zukunft. Darum also geht es in unserem ersten Artikel: um pädagogische Ansätze in der Arbeit mit den uns anvertrauten Menschen. Ebenso setzen wir in dieser Ausgabe die Klammer zwischen Einschulung und dem Werdegang nach Ende der Zeit in unserem Haus, ebenso widmen wir uns der „Erinnerung“, sei es durch Biografiearbeit oder durch den Umgang mit Gefühlswelten älterer Menschen. 04 10 11 19 BETREUUNG LIEBE LESERINNEN UND LESER! ODILIEN INSTITUT ⠊⠝⠓⠁⠇⠞ ⠤ ⠑⠙⠊⠞⠕⠗⠊⠁⠇ 03/2014 03 AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ Wohin zeigt die Zukunft? Perspektiven im Dialog. Der 36. VBS Kongress kommt nach Graz Das Odilien-Institut ist stolz, im Sommer 2016 den bedeutendsten europäischen Kongress im Bereich der Sehbehinderten- und Blindenpädagogik in Graz organisieren zu dürfen. Mit den Universitäten und Fachhochschulen der Steirischen Hochschulkonferenz und Graz Tourismus als Partner, werden bereits erste inhaltliche und organisatorische Weichen gestellt. Der Verband für Blinden und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS), mit Sitz in Stuttgart, ist der Fachverband für alle Berufsgruppen, die im Bereich des Bildungswesens für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit tätig sind. Alle vier Jahre findet der Kongress des Verbandes in einer europäischen Stadt statt. Koordiniert wird dieser Kongress jeweils von einer Einrichtung für Menschen mit Sehbehinderung, Blindheit oder Mehrfachbehinderung vor Ort. Zwischen 500 und 700 Pädagoginnen, Pädagogen und Betroffene aus verschiedensten Ländern, setzen sich eine Woche lang intensiv mit neuesten Entwicklungen 04 des Fachbereiches auseinander. Der letzte Kongress fand im Jahr 2012 in Chemnitz mit 550 Teilnehmer/innen aus 16 Ländern statt. ERSTMALS IM ODILIEN-INSTITUT Der VBS-Kongress wurde in seiner über 140jährigen Geschichte seit 1873 überhaupt erst zwei Mal in Österreich ausgetragen, nun wurde erstmals das Odilien-Institut als Organisator und Graz als Austragungsort ausgewählt. Die Entscheidung des VBS, einen Kongress so weit abseits der großen deutschen Zentren der Blindenpädagogik zu organisieren, beweist einmal mehr das hohe Qualitätsniveau und den Anspruch, den das Odilien-Institut im Bereich der Bildung, Betreuung und Beratung von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit an sich selbst und an alle seine Mitarbeiter/ innen stellt. Weiters soll mit dem Austragungsort Graz ein bewusstes Zeichen für die Kooperation mit Einrichtungen im südosteuropäischen Raum gesetzt werden. ERÖRTERUNG NEUESTER ERKENNTNISSE Als Kongressthema wurde der Titel „Perspektiven im Dialog“ gewählt. Die kritische Auseinandersetzung mit neuen Erkenntnissen der Sonder- und AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ Inklusionspädagogik im Bereich von Sehbehinderung und Blindheit ist der zentrale inhaltliche Ansatz. In Zeiten, in denen zum Teil diametral unterschiedliche Anschauungen über die zukünftige Entwicklung der pädagogischen Ansätze im Behindertenbereich nebeneinander bestehen, ist es umso wichtiger, miteinander in den Dialog zu treten, um gemeinsam neue Wege zu gehen. Die Umsetzung der UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen mit den bestimmenden Faktoren Teilhabe und Inklusion, stellt sowohl Institutionen im Ausbildungsund Betreuungsbereich, Pädagoginnen und Pädagogen und nicht zuletzt die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen. Um diesen Dialog möglichst breit zu führen, die verschiedenen Sichtweisen rund um das Thema Sehbehinderung und Blindheit zu beleuchten, konnte die Steirische Hochschulkonferenz als Unterstützerin und Partnerin gewonnen werden. WISSENSCHAFTLICHES PROJEKT Das Odilien-Institut ist im Rahmen verschiedenster Forschungs- und Kooperationsprojekte als Partner der Karl-Franzens-Universität, der pädagogischen Hochschulen, der technischen Universität und der medizinischen Universität in intensivem Austausch. So wird gerade ein richtungweisendes Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Steiermark mit SR Dipl. Päd. Gertrude Jaritz und Mag. Birgit Schloffer, BEd, beide Pädagoginnen des Sonderpädagogischen Zentrums am OdilienInstitut, abgeschlossen. Das wissenschaftliche Projekt hat sich über vier Jahre intensiv mit dem aktuellen Thema „cerebrale visuelle Informationsverarbeitungsstörungen“ (CVI) beschäftigt. Das hohe Engagement und die große Innovationskraft der Pädagoginnen und Pädagogen des OdilienInstitutes werden zudem auch national und international gefragt. Viele Aktivitäten, die in der Steiermark und auch in ganz Österreich im (Seh-)behindertenbereich heute zum Standard gehören, wurden von hier gestartet. JUBILÄEN UND INNOVATIONEN So werden in diesem Jahr neben dem 40jährigen Jubiläum der beruflichen Lehranstalt auch 30 Jahre Hauswirtschaftliche Schule, und im kommenden Oktober 30 Jahre integrative Betreuung an Schulen gefeiert. Ohne diese Innovation aus dem Odilien-Institut wäre die wohnortnahe Betreuung von Schülerinnen und Schülern wohl erst viel später in der Steiermark und in Österreich etabliert worden. Ebenso wurde die Frühförderung von Kindern erstmals in Österreich vor mehr als 30 Jahren am Odilien-Institut begründet. Diese Initiativen wurden von Pädagoginnen und Pädagogen im gegenseitigen Austausch kreiert und umgesetzt. Nicht zuletzt deshalb hat der VBS-Kongress einen so hohen Stellenwert in ganz Europa. FACTBOX Der Kongress der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) findet in seiner 36. Auflage erstmals in Graz statt. Der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik ist der bedeutendste Berufsverband im deutschsprachigen Raum. Frau Schulrätin Dipl. Päd. Gertrude Jaritz ist Obfrau des VBS Österreichs und Pädagogin am Sonderpädagogischen Zentrum am Odilien-Institut. www.vbs.eu www.vbs-2016.com Theatergruppe Sternstunde führt zugunsten des 20jährigen Bestehens des vollzeitbetreuten Wohnens im Odilien-Instituts das Stück „Der Bauer als Millionär“ nach Ferdinand Raimund auf. Ort: Festsaal Odilien-Institut Datum: Freitag, 14.11.2014 Zeit: 19.00 Uhr www.sternstunde.at.tf Die praktischen Schiebetüren des neuen Ford Tourneo Courier nehmen es mit Ihren Freizeitplänen locker auf – und engen Parklücken den Schrecken. Und mit der Ford EcoBoost-Motorentechnologie sind Sie auch noch extrem sparsam unterwegs. Ab € 12.690,–1) oder ab € 69,– 2) monatlich mit Ford PowerLeasing. Kraftstoffverbr. ges. 3,8 – 5,4 l / 100 km, CO2-Emission 100 – 124 g / km. Symbolfoto I 1) Aktionspreis (inkl. € 1.000,– Hightech-Bonus und Händlerbeteiligung) inkl. USt. und NoVA. 2) Leasingrate Ford PowerLeasing (inkl. USt. und NoVA), 30% Anzahlung, Laufzeit 36 Monate mit Fixzinssatz 3,9%, 10.000 km Fahrleistung p.a., zuzügl. Bearbeitungsgebühr und gesetzl. Vertragsgebühr. Vorbehaltlich Zinsänderung der Ford Bank Austria und Bonitätsprüfung. Nähere Informationen auf www.ford.at. Freibleibende Angebote. 05 BILDUNG ⠃⠊⠇⠙⠥⠝⠛ Kirschen, Lego & Froschisuppe Der Frühförderung des Odilien-Instituts „entwachsen“, starten zehn Kinder nun ihre Schullaufbahn. Zum Start erzählen sie in Steckbriefen, was ihr Naturell ausmacht. Wir wünschen einen guten Einstieg in die Bildungslaufbahn! Mein Name ist Alina M. Grambichler, ich bin sechs Jahre alt und im Sternzeichen Löwe. Meine Lieblingsfarbe ist Grün, ich mag Pferde und esse gerne Pommes und Schokoeis. Am liebsten spiele ich mit meinen Autos und möchte einmal Feuerwehrmann werden. Und sonst? Ich komme in die VS Zeltweg und freue mich aufs Turnen! Ich heiße Defne Gürbüz und war im Mai sechs Jahre alt. Im Kindergarten gefiel es mir sehr gut. Meine kleine Schwester Gözde war in der anderen Gruppe. Bekir ist mein kleiner Bruder und erst drei Monate alt. Ich mag Rot und schaukle, male und rutsche gern. Am liebsten esse ich Kirschen, Erdbeeren, Nudelsuppe und gehe jetzt in die VS-Odilien. Mein Name ist Cemil M. Sahin, ich bin sechs Jahre alt und im Sternzeichen Schütze. Meine Lieblingsfarbe ist Rot, ich mag Pferde und esse gerne Spaghetti, Schokolade und Eis. Am liebsten spiele ich mit meiner Barbie und möchte später Ärztin werden. Und sonst? Ich gehe ab Herbst in die VS Odilien-Institut! Ich heiße Lena Ulz. Nun bin ich in der Schule. Ich habe eine Monster High Schultasche. Was ich gerne mache: lachen, Rad fahren ohne Stützräder, Rollenspiele. Ich habe eine kleine Schwester, sie heißt Laura. Das Schwimmen im Urlaub hat mich gefreut und auch meine Schultüte. Mein Name ist Johann Friedrich Stelzl, ich gehe in die VS Leutschach. Ich mag die Farbe Rot, esse gerne Hendl, Schnitzel und Frittatensuppe. Ich spiele gerne Fußball und baue Lego und ärgere meine kleine Schwester. Was ich gar nicht mag ist Aufräumen. 06 BILDUNG ⠃⠊⠇⠙⠥⠝⠛ Mein Name ist Rene Ch. Reisenhofer und bin sechs Jahre alt. Im Sternzeichen bin ich Jungfrau. Ich mag Schwimmen und esse gerne Pizza, Spaghetti und Bananen. Später möchte ich einmal Ritter werden. Und sonst? Auf die VS Montessori in Dobl freue ich mich, weil ich dort lesen lerne! Und ich bin ein Fan von Kasperl & Co! Hallo, mein Name ist Marie–Christin Rössler, ich bin im Mai 2008 geboren und lebe bei meiner Mutter in einer sehr schönen Wohnung in Graz. Ich liebe Froschisuppe und Schrimmsi-Nudeln. Ich liebe basteln und Nintendo spielen. Außerdem liebe ich Tanzen. In der Schule wird es mir sehr gut gehen, da ich auch jetzt schon ganz viele Dinge sehr gut kann. Hallo, ich heiße Valentina Konrad. Ich bin im Juni 2008 geboren und lebe mit meinen Eltern in einem wunderschönen Haus bei Garrach. Ich liebe Backen, Gaukeln und mit meinen vielen Spielsachen spielen. Ich liebe die Natur und ein bisserl Autofahren habe ich auch gelernt! Meine Freundin Sophie hat mir gesagt, dass sie mich sehr vermissen wird. Ich heiße Verena Maier und freue mich auf die Schule in Paldau, wo meine Mama auch schon gegangen ist. Ich spiele gerne mit Magneten. Mein Lieblingsessen ist Joghurt und klare Suppe mit Schlag. Mein Lieblingsgetränk ist „Sauerwasser“ und Saft. Mit meiner Katze fahre ich gerne im Rolli spazieren, dann sage ich immer: „Das ist mein Geschwisterl.“ Ich liebe Winter und Schnee. Mein Name ist Michael Kangler. Ich bin zehn Jahre alt. Seit zwei Jahren besuche ich den Kindergarten Augraben und dort besuche ich nun auch die Volksschule. Was ich gerne mag: klettern, laufen, Fahrzeuge, PC-Lernspiele und malen. Ich freue mich, nun ein großes Schulkind zu sein! 07 BILDUNG ⠃⠊⠇⠙⠥⠝⠛ Selbstbestimmt leben Die mobile Lehrerin für Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit, Marija Gschaider-Kraner vom SPZ des Odilien-Instituts, berichtete in den vergangenen drei Ausgaben über ihre Erfahrungen aus der täglichen Arbeit. Die letzte Geschichte galt Sarah, die sie in vielen Entwicklungsbereichen begleiten durfte. Mittlerweile studiert Sarah Pädagogik. Als ein besonderes Highlight sehe ich eine Veranstaltung an der Universität Graz, wo ich gemeinsam mit meiner Ex-Schülerin ein Referat im Rahmen der Vorlesungsreihe „Selbstbestimmt leben“ halten durfte. In der gemeinsamen Vorbereitung auf ein Referat setzten sich die beiden intensiv mit Aspekten der Integration aus Sarahs Blickwinkel auseinander. Ein Interview. 08 Marija: Woran kannst du dich in der Integration in der Volksschule erinnern? Kannst du dich daran erinnern, wie es war, als du mit dem Computer zu arbeiten begonnen hast? Sarah: Anfangs war es mir peinlich, Hilfsmittel zu verwenden. Dann habe ich bemerkt, dass ich damit besser sehen kann, und es war irgendwie okay. Mein Fernsehlesegerät war riesengroß, und weil die anderen Kinder sonst nicht zur Tafel gesehen hätten, musste ich ganz hinten sitzen. Das war nicht sehr angenehm. Sarah: In der 2. Klasse der Volksschule habe ich mit dir immer neue Buchstaben gelernt und daheim täglich 15 Minuten mit meiner Mama geübt. Nach acht Wochen konnte ich alles im Zehnfingersystem schreiben. Sehr viele Kurzbefehle habe ich auch gelernt, damit ich meine Geräteausstattung als Buch- Heft- und Füllfe- derersatz in der Schule und daheim besser verwenden konnte. Was war für dich schwierig, was war weniger schwierig? Sarah: In der Volksschule war es nicht besonders schwierig. Die Landkarten waren da auch taktil gestaltet, da konnte ich mich gut orientieren. Werken war sehr anstrengend, manche Arbeiten waren fast nicht möglich. Besonders das Stricken BILDUNG ⠃⠊⠇⠙⠥⠝⠛ empfand ich damals als unnötige Herausforderung. In der Oberstufe war besonders Mathematik schwieriger, weil alles viel schneller gehen musste und das Arbeiten und Anschreiben von mathematischen Inhalten am PC kompliziert war. Hilfreich waren da die Förderstunden, da konnte ich mit meiner Lehrerin Inhalte aufarbeiten, die ich aufgrund des raschen Arbeitstempos in der Klasse nicht geschafft hatte. Diese Förderstunden sind ja eine offizielle Maßnahme für Schülerinnen mit Sinnesbehinderung, und das war wirklich super. Du wolltest eigentlich Lehrerin für Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit werden. Was hat dich davon abgehalten? Sarah: Ich habe mich erkundigt, welche Ausbildungen ich dazu brauche. Zuerst hätte ich Lehrerin für Volks-, Hauptoder Sonderschulen werden müssen und erst dann hätte ich die Ausbildung zur Blindenlehrerin machen können. In Österreich ist es derzeit aber gesetzlich nicht möglich, an der Pädagogischen Hochschule zu studieren, wenn man hochgradig sehbehindert oder blind ist. Deshalb habe ich mich dann entschieden, an der Universität Pädagogik zu studieren. Wenn du deine Beschulung rückblickend mit einer Waage betrachtest, wo sich Integration und Spezialschule gegenüberstehen, was fällt dir dazu ein? Sarah: Die Integration war schon gut für mich, besonders der Einfluss der anderen Kinder war immer hilfreich. Ich glaube, dass sich meine Gesamtpersönlichkeit in der Integration besser entwickeln konnte. Bei einigen Lehrern hat mir das Verständnis für meine Situation gefehlt, das wäre in der Spezialschule bestimmt anders gewesen. Aber allgemein hatte ich viele Lehrer, die durchaus auf meine Situation eingingen. Wenn ich an die Waage denke, dann ist die Integration auf alle Fälle jener Teil, der wesentlich mehr Gewicht für mich hat und besser für mich war. 09 AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ Sonnensegel von Johnson Controls In gemeinsamer Arbeit mit den Werkstätten des Odilien-Instituts erfüllten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Autozulieferers Johnson Controls einen lang gehegten Wunsch der Volksschulkinder: So wurden die Sandkiste sowie der Spielplatz mit einem Sonnensegel ausgestattet. Auch wenn auf einen Sonnenschutz im vergangenen Sommer verzichtet werden konnte, so danken die Kinder Johnson Controls für die tolle Ausstattung des Spielplatzes. Der nächste Sommer kann kommen! Die Mitarbeiter von Johnson Controls mit Kindern aus dem Odilien-Institut bei der „Gleichenfeier“: GF Mag. Peter Haberer erhielt symbolhaft die Segelwinde überreicht. Marienhütte Eine großzügige Spende erhielt das Odilien-Institut von der Marienhütte, Stahl und Walzwerk in Graz. Anlässlich seiner Pensionierung bat Prokurist Hugo Gruber, anstelle eines Geschenkes, um eine Spende für das Odilien-Institut. Der gesamten Belegschaft der Marienhütte sei an dieser Stelle gedankt! vlnr. Prokurist Hugo Gruber, Dir. Peter Haberer, Sabine Hiebl und Ursula Pachler bei der Spendenübergabe der Marienhütte Graz. gamsbart schenkt „Willnauer spielt Kreisler“ Mit einer großzügigen Sachspende stellte sich Gerhard Kosel von gamsbART in Graz ein: Er stellt dem Odilien-Institut 100 Eintrittskarten zur Verfügung, deren Erlös im Falle des Weiterverkaufs dem Institut zugute kommt. Am 15. Dezember 2014 wird 10 Jörg-Martin Willnauer im Orpheum (19.00 Uhr) einen Abend mit GeorgKreisler-Liedern gestalten. JörgMartin Willnauers Programm ist der lustvolle Beweis, wie aktuell Kreislers Lieder sind. In guter alter Kreisler-Tradition begleitet sich Jörg-Mar- tin Willnauer selbst am Klavier. Ein authentisches Hörvergnügen ist damit gesichert. Interessierte senden Ihre Kartenbestellung (25 Euro je Karte) rechtzeitig per E-Mail an: verwaltung@odilien.at AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ DAS CHARITY TURNIER ZUGUNSTEN BLINDER UND SEHBEHINDERTER MENSCHEN IN DER STEIERMARK IM GRAZER GOLFCLUB THALERSEE. Erfolgreiche Golf Charity 2014 17 Teams standen am 18. Juli 2014 „im Dienst der guten Sache“. Auf dem perfekt präparierten Golfplatz Thalersee fanden sich bei heißem und sehr schwülem Wetter engagierte Persönlichkeiten aus dem Medienbereich, der Wirtschaft und dem Sozialbereich ein, um einen sportlichen Nachmittag zugunsten der Odilien zu verbringen. Dank der Flightsponsoren und zahlreicher Spender und Spenderinnen wurde ein Reinerlös von unglaublichen EUR 10.000,- zugunsten der Modernisierung der veralteten EDV-Ausstattung der Pflicht- und Fachschulen der Odilien erzielt. 11 AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ DAS C TEN B DERT ERMA THAL Lafarge Zementwerke GmbH bei einer kurzen Pause mit Harald Tomandl, Friedrich Marcher, Peter Jagerhofer und Harald Sommer (v. l.) Sieger der Nettowertung Kapo und Neue Wiener Werkstätte mit Friederike Polzhofer, Karl Hans Polzhofer, Ernst Krauscher und Erhard Schmidt (v. l.) Peter Haberer (3. v.l), GF OdilienInstitut, besucht den Flight der Capital Bank mit Axel Madile, Edith Berger, Gudrun und Anton Mikosch (v. l.) Peter Haberer, GF Odilien Institut, trifft die Madison Werbeagentur mit Alexander Pansi, Michael Schenk, Gerhard Kroell und Reinhard Sudy (v. l.) Flight der Freunde der Odilien: Fritz Pertzl, Gerfried Rainer, Hans Marcher (v. l.) Flight des Weekend Magazins: Alfons Moser, Gerhard Neuwirth, Manfred Rath, Peter Haberer (GF Odilien), Mag. Robert Eichenauer (v. l.) Gemütliches Beisammensein: der Flight der Post AG mit Heinz von Büren, Josef Maier mit Gattin Helga, Sabine Ernst und Josef Schneider (v. l.) Flight der Wirtschaftskammer Steiermark: Jürgen Lehner, Petra Neuwirth, Franz Struc (v. l.) Danke den Flightsponsoren: baumgartner & grienschgl Wirtschaftsprüfer • Steuerberater 12 www.jaguar-landrovercenter-graz.com AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ CHARITY TURNIER ZUGUNSBLINDER UND SEHBEHINTER MENSCHEN IN DER STEIARK IM GRAZER GOLFCLUB LERSEE. Das Güssinger Siegerteam (Bruttowertung) mit GF Stefan Lehrmayer, Patrick Oswald, Lukas Klammer, Alfred Unger, Markus Fassl und Johannes Kendler (v. l.) Die KEM Montage GmbH mit GF der Odilien Peter Haberer (3 v.l): Martin Brabant, Andreas Holzmann, Walter Brabant und Gerald Pfleger (v. l.) Gonzo Renger (3. v.l.) mit Flightsponsoren Kurt Herzog (Herzog Kälte + Klima) sowie Wolfgang Gsellmann und Wilhelm Koitz (beide Wirtschaftsprüfer Baumgartner & Grienschgl) (v. l.) Flight der Freundinnen der Odilien: Birgit Höllwart, Monika Dicker, Jeannette Kroell, Claudia Schenk-Hauschka (v. l.) Flight der Erber Unternehmensgruppe: Johanna Marcher, Birgit Jarz, Helga Maier, Lieselotte Wolf (v. l.) Die Medienfabrik Graz mit Monika Heger, Gerhard Steindl, Klemens Illek und Peter Förster (v. l.) Das Jaguar Landrover Center Graz mit dem Odilien-Direktor Peter Haberer (2. v.l): Daniela Kahr-Pertzl, Manfred Engstler, dahinter Waltraud Pertzl und Ewald Treiber Flight Art & Fashion Team: Neben Michael Wanz und Adi Händler für den guten Zweck auch noch im Einsatz Rene Butscher und Kurt Hilgarth (beide nicht im Bild) 13 BILDUNG AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ Im Rahmen der 3. Odilien Golf Charity 2014 wurden am 18. Juli 2014 im Grazer Golfclub Thalersee mit Hilfe der Flightsponsoren und zahlreicher Spender und Spenderinnen ein Reinerlös von EUR 10.000,- für das Odilien-Institut erspielt. Ein Ergebnis, das den Direktor des Odilien Instituts, Mag. Peter Haberer, völlig sprachlos machte. Er danke allen Mitwirkenden für dieses Ergebnis von ganzem Herzen und erläuterte, dass man nunmehr der Modernisierung der veralteten EDV-Ausstattung der Pflicht- und Fachschulen des Hauses einen Riesenschritt näher gekommen sei. Scheckübergabe: Mag. Peter Haberer (Zweiter von rechts vorne), Direktor der Odilien, nahm aus den Händen von Mag. Florian Duerr (Capital Bank), Dritter von links, den Scheck im Beisein aller Vertreter der Flightsponsoren, überglücklich entgegen. „Der großartige Einsatz von sozial engagierten Firmen und Menschen macht unsere Arbeit im Odilien-Institut erst möglich“, meint Mag. Peter Haberer, Geschäftsführer des Odilien-Instituts. GROßEN DANK AN ALLE FÜR EIN WUNDERBARES ERGEBNIS ZUGUNSTEN VON MENSCHEN MIT SEHBEHINDERUNG ODER BLINDHEIT! Mehr zu den Spendenmöglichkeiten auf www.odilien.at/spenden. 14 Alle Bilder zur Odilien-Golf Charity © Christian Plach Bei heißem und sehr schwülem Wetter, durch einige kurze Regenschauer unterbrochen, aber bei bester Stimmung, wurde die fabelhafte Summe von den Spielern und Spielerinnen erzielt, die die Flightsponsoren zum Turnier eingeladen hatten. Ein großer Dank geht auch an alle, die mit Sach- und Geldspenden die Charity unterstützt haben. Moderiert wurde die Abendveranstaltung von Markus „Gonzo“ Renger, musikalisch begleitet vom Berndt-Luef-Trio. Besonders erfolgreich verlief die amerikanische Versteigerung einer Odilien Torte und eines Gloriette Möbels (KAPO und Neue Wiener Werkstätte) im Rahmen der Abendveranstaltung, in der sich vor allem Ing. Johann Höllwart (SFL Technologies), Dr. Michael Schenk (Leiter des Kinderwunsch Instituts Dr. Schenk), Konsul KR Ing. Karl Hans Polzhofer (KAPO und Neue Wiener Werkstätte) und Mag. Dr. Wilhelm Koitz (Baumgartner & Grienschgl, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater) durch große Spendenfreudigkeit auszeichneten. Brüder Thumfort Gesellschaft m.b.h. Gas- Wasser- Heizungsinstallationen RepaRatuRdienst A-8051 Graz, Glasfabrikstraße 14 Tel.: 0316 / 68 57 50, Fax: 0316 / 68 57 50-5 www.brueder-thumfort.com, office@brueder-thumfort.com BETREUUNG ⠃⠑⠞⠗⠣⠥⠝⠛ Leben mit Demenz Frau H., 87 Jahre alt, steht bitterlich weinend auf dem Gang des Seniorenheims. Auf meine Frage, was sie denn so bedrücke, meint sie tief traurig: „Stellen Sie sich vor, ich habe soeben erfahren, dass meine Mutter verstorben ist.“ Spontan reagiere ich betroffen und wiederhole für mich, was die alte Dame sagte: Gerade eben ist ihre Mutter verstorben. Mein „logischer“ Gedanke – „Wie alt müsste denn die Mutter jetzt wohl sein?“ – ist nicht hilfreich. Logik ist im Moment nicht gefragt. Ein wertschätzendes, tröstendes Gespräch ist ein möglicher Weg aus dem Dilemma der Situation. Ein anerkanntes Werkzeug im Umgang mit dementen Menschen ist die Validation, fasst auch die freie Enzyklopädie Wikipedia zusammen. Dabei wird versucht, noch vorhandene Hirnleistungen zu nutzen und mit diesen zu arbeiten. Die Betroffenen werden mit ihren Gefühlen und Antrieben ernst genommen. Wertschätzende Kommunikation ist dabei die Basis. Im Gespräch geht man auf den emotionalen Gehalt einer Aussage oder eines Verhaltens ein und anerkennt das dahinter stehende Gefühl. Wichtig dabei ist es, nicht zu bewerten, zu analysieren oder zu korrigieren. Man benennt durch validierende Sätze das Gefühl, das der demente Mensch spürt, und begegnet ihm mit Äußerungen, die er versteht. So wird versucht, Vertrauen und Nähe herzustellen, um konkrete Konfliktsituationen des Pflegealltags zu entschärfen. Demografen sprechen von einem starken Anstieg dementieller Erkrankungen: Deren Häufigkeit nimmt im Alter zu und wir – wir werden immer älter. Viele Betroffene können zwar zu Hause versorgt werden, bei Fortschreiten der Erkrankung ist eine adäquate Versorgung im häuslichen Umfeld aber zumeist nicht mehr möglich. Schon jetzt zählt die Diagnose Demenz zu den häufigsten Gründen für eine Unterbringung in einer stationären Einrichtung. Wohnkonzepte für Menschen mit Demenz haben in den letzten Jahren einen sehr hohen Spezialisierungsgrad erreicht. Das Spektrum reicht von der Schaffung spezieller Umgebungen – auch in milieutherapeutischer Hinsicht – welche die unterschiedlich auftre- tenden Defizite kompensieren helfen, bis hin zu Möglichkeiten der Unterstützung funktionaler Fähigkeiten sowie sicherheitstechnischer Überlegungen. Unterstützend werden Sicherheitssysteme wie Wegläufer- und Sturzerkennungssysteme, aber bereits auch Ortungsmöglichkeiten von Personen integriert. Demenz betrifft Erkrankte genauso wie deren Umfeld. Bei allen positiven Entwicklungen, auch technischer Natur, – in der Betreuung dementer Menschen, bleibt ein wertschätzender Umgang miteinander, im Sinne eines humanistischen Menschenbildes, das Wichtigste. Frau H. hat geholfen, dass wir ihre Trauer ernstgenommen haben und ihr Geborgenheit vermitteln konnten. DGKP Peter Kalman, MSc. Pflegedienstleiter im Senioren- und Pflegeheim des Odilien Institut Bitte beachten Sie die Vortragsankündigung zum Thema Demenz und Validation auf Seite 18 dieser Ausgabe. 15 BETREUUNG ⠃⠑⠞⠗⠣⠥⠝⠛ Christines Biografie Menschen in Christines Alter können zumeist auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken. Sie feierte im Juli ihren 70. Geburtstag. Im Unterschied zu vielen anderen Menschen geht Christine noch einer Beschäftigung in der Metallwerkstätte nach. Ein Portrait. Aufgrund ihres Geburtstages habe ich mich mit Christine in ein Kaffeehaus gesetzt, um mit ihr „über Früher“ zu plaudern und dabei „Biografie-Arbeit“ zu machen. Christine ist gebürtige Niederösterreicherin. Sie erzählt mir von ihrer Familie, den acht Geschwistern, dass sie selbst nie in der Schule war, aber gerne geholfen hat beim Holzarbeiten und beim Putzen. Die Eltern waren sehr wichtig, aber aus – ihr unerklärlichen Gründen – wurde sie gemeinsam mit einem Bruder „geholt“ und in die Heil- und Pflegeanstalt Gugging gebracht. Dort war Christine nicht lange, kehrte wieder nach Hause zurück. 1983 kam sie ins OdilienInstitut. Sr. Imelda, Sr. Oberin oder Sr. Candida sind ihr da in Erinnerung – und dass an Festtagen Volksmusik gespielt wurde. Die Volksmusik mag Christine 16 noch immer sehr gerne, weshalb es auch ihr Wunsch ist, dass einmal „ Die Edlseer“ ins Odilien-Institut kommen. Musik ist Christines große Leidenschaft und so ist Radio Steiermark ein treuer Wegbegleiter. Jeden ersten Donnerstag im Monat hört sie sich inmitten ihrer unzähligen Kuscheltiere „Die lange Nacht der Volksmusik“ an. Eine besondere Freude ist es, wenn Christine zu ihrem Geburtstag übers Radio gegrüßt wird. Auch Tiere, insbesondere Hunde, liebt sie sehr, da sie zu Hause auch einen Hund hatte. Den Kontakt zu ihrer Familie hält Christine durch regelmäßige Besuche und Telefonate aufrecht. An den großen Festtagen werden ganz traditionell Karten geschickt – wenn dann die eine oder andere Karte zurückkommt, wird diese freudig in eine dafür vorgesehene Schachtel gesteckt. Auf die Frage, woran Christine gerne denkt, antwortet sie: an Daheim, an die Geschwister, an Urlaube in Salzburg, Kärnten, Burgenland, Nieder- und Oberösterreich. Und sie erinnere sich daran, dass sie zu ihrem 60. Geburtstag mit dem damaligen Verwalter des Hauses eine Ausfahrt mit dem Motorrad gemacht habe. Für die Zukunft weiß Christine genau, was sie möchte: Gesundheit, das Zimmer behalten, nicht allein sein. Und im nächsten Jahr den 71er feiern. Michaela Narnhofer Bereichsleitung Wohnen BETREUUNG ⠃⠑⠞⠗⠣⠥⠝⠛ ⠅⠕⠍⠍⠑⠝⠞⠁⠗ KOMMENTAR Biografiearbeit Biografiearbeit, ein Teilbereich der Soziologie, hat ihren Ursprung in der Altenpflege. In der Arbeit mit Menschen mit Behinderung ist sie noch nicht lange etabliert. So lässt sie sich in zwei Teilbereiche einteilen. Der Lebenslauf umfasst chronologische, meist überprüfbare Daten und gibt Qualifikationen sowie Rollen im Leben wieder. Die Lebensgeschichte meint emotionale Äußerungen und Erlebnisse, die Gefühlsspuren hinterlassen haben, welche die eigene Identität erzeugen und erhalten. Biografiearbeit ist die Einbeziehung der Vergangenheit in die augenblickliche Gegenwart und mögliche Zukunft. Die Biografie jedes Menschen ist eng mit der Um- gebung verbunden, dem Milieu und mit dem Zeitgeist, in der er aufgewachsen ist, beziehungsweise gelebt hat. Dabei setzt die Erhebung der Biografie ein hohes Maß an Vertrauen voraus. Niemand kommt ins Erzählen, wenn er sich nicht angenommen fühlt. Dabei werden es immer die Sichtweisen des Erzählenden sein und „Lebenslügen“ sind unbedingt zu respektieren. Der Erzählende entscheidet, wie weit er uns an seine Wurzeln blicken lässt. Die Lebensaufgabe im Alter ist es, Rückschau zu halten und sich zu erinnern, eventuell etwas abzuschließen. Menschen mit geistiger Behinderung schaffen diese Aufgabe oft nicht alleine. Sie brauchen Begleitung. Einerseits sind Betreuerinnen und Betreuer gefordert und andererseits kann die Biogra- fie es ermöglichen, Verhaltenseigenarten zuzuordnen, zu verstehen und eventuell offene Bedürfnisse zu erfüllen. So ist der hermeneutische Zugang (Lehre des Verstehens) von Bedeutung. Die Biografie gibt aufschlussreiche Erkenntnisse über Persönlichkeitsbild und Identitätsentwicklung und stellt die Würdigung subjektiver Lebenserfahrung dar. Als Ziele der Biografiearbeit können unter anderem das Verstehen des Verhaltens, die Beziehung zum Gegenüber, Sicherheit und Geborgenheit sowie Identitätsstärkung genannt werden. (aus: Eva Nebel, Seminar „Biografiearbeit“) 17 BILDUNG ⠃⠊⠇⠙⠥⠝⠛ Klick-Sonar-Technik Die Bildungsplattform Odilien-Institut präsentiert mit Juan Ruiz und Carmen Stoisser zwei anerkannte Referenten zu den Themen Echolokalisation – KlickSonar-Technik und Validierende Gesprächsführung bei Demenz. Wie schon in unserer Ausgabe 2/2014 berichtet, veranstaltet die Bildungsplattform Odilien-Institut am 3. und 4. Oktober 2014 einen Workshop zum Thema KlickSonar-Technik - Echolokalisation. Juan Ruiz, selbst blind, führt in die Grundzüge dieser in den USA entwickelten Technik ein, die blinden Menschen ab dem Kleinkindalter ein wesentlich verbessertes Orientieren ermöglicht – selbst in unbekannter Umgebung. Umgang mit Demenz Die demographische Entwicklung zeigt, dass die Betreuung von Menschen mit Demenz, sowohl in Institutionen als auch im privaten Bereich, zunimmt. Pflegende werden zu „hilflosen Helfern“, wenn das Wissen fehlt, warum sich der verwirrte Mensch in seinem Verhalten verändert. Das Konzept der validierenden Gesprächsführung hilft, dem De- menten mit Wertschätzung, Akzeptanz und Annahme zu begegnen. DGKS Carmen Stoisser, MBA, MSc. informiert am 30. Oktober und 6. November über Grundlagen von Demenz und führt in die Technik der Validation ein. Übungen mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenheimes im Odilien-Institut vermitteln einen Bezug zur Praxis. Das Beratungszentrum am Odilien-Institut Servicestelle bei Fragen zu Sehbehinderung oder Blindheit Der Förderverein Odilien-Institut wurde 1990 mit dem Ziel gegründet, Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit im alltäglichen Leben bestmöglich zu unterstützen. Diese Zielsetzung gilt auch für Angehörige und alle an der Thematik interessierten Menschen. Das Aufgabengebiet erstreckt sich über den Betrieb des Beratungszentrums, die Bibliothek mit einem Bestand von rund 7.000 Exemplaren, einer Ludothek, bis hin zur Herausgabe dieser Zeitschrift, die viermal jährlich in einer Auflage von 10.000 Stück erscheint. Das Team im Beratungszentrum besteht aus multiprofessionellen Beraterinnen mit langjähriger Erfahrung. Sie verfügen über eine fundierte Ausbildung und besuchen laufend Wei- 18 terbildungsveranstaltungen und Kongresse. Unser Service ist auf höchstmögliche Objektivität in der Beratung ausgerichtet. Die Beratungen erfolgen kostenlos. Unsere Beratungstage sind Dienstag und Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr. Um eine telefonische Terminvereinbarung wird gebeten. Wir sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Straßenbahn Linie 7 in Richtung St. Leonhard/LKH, Haltestelle Odilien-Institut) direkt erreichbar. Beratungszentrum des Fördervereins Odilien-Institut Leonhardstraße 130, 8010 Graz T 0316 322 667-50 F 0316 322 667-49 E beratung@odilien.at Wir danken! AUF EINANDER SCHAUEN ⠡⠋ ⠩⠝⠁⠝⠙⠑⠗ ⠱⠡⠑⠝⠄ TERMINE Biologische Grundlagen des Sehens 26. September Odilien-Institut, SR Fachschule Prof.in Johanna Tanil Einfach zuhören! – Opernnachmittag Puccini, Richard Strauss – mit viel Hintergrundinformation 26. September und 21. November Odilien-Institut, Grüner Salon, Seniorenheim Dr. Georg Halper Sensibilisierung und didaktische Grundlagen für Taubblindheit, Hör- und Sehbehinderung 27. September Odilien-Institut, SR Fachschule Dipl. Päd.in Gerti Jaritz, Selina Luber PC-Nutzung für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit 3. Oktober Odilien-Institut Prof. Walter Rainwald Klick.Sonar-Technik – Echolokalisation 3., 4. Oktober Odilien-Institut, SR Fachschule Dr. Georg Halper Existenzielles Lernen in Krisen 4. Oktober Odilien-Institut, SR Geschäft Mag. Dr. Manfred Sonnleitner Sehen Lernen – „Einblicke“ in die kindliche Sehentwicklung 17. Oktober Odilien-Institut, SR Fachschule Margit Haberl-Hergesell Low-Vision, Teil 2 18. Oktober Odilien-Institut, SR Fachschule Sabrina Spitaler, Theresia Tandl, Siegfried Steiner, Robert Wölfler Festakt 30 Jahre Integration 24. Oktober Odilien-Institut Tag der Offenen Tür 28. Oktober 9-11 Uhr VS Odilien Validierende Gesprächsführung 30. Oktober und 6. November Odilien-Institut, SR Fachschule DGKS Carmen Stoisser, MBA, MSc Unterstützte Kommunikation für seh- und mehrfach behinderte Menschen, Fokus Autismus 8. November Odilien-Institut, SR Fachschule Dr.in Gonda Pickl 20 Jahre Wohnheim 14. November Odilien-Institut, Festsaal „Der Bauer als Millionär“ Benefiz-Theateraufführung Sternstunde 14. November 19.00 Uhr Odilien-Institut, Festsaal, Eingang C Abschlusspräsentation CVI Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule und Odilien-Institut 20. November 16.00 Uhr Seminarraum Fachschule Odilien-Institut Sensibilisierung für Mehrfachbehinderung und Sehschädigung 13. Dezember Odilien-Institut, SR Fachschule www.sternstunde.at.tf Dipl.Päd.in Gerti Jaritz Auskünfte und Details zu allen Terminen: Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, 8010 Graz, T 0316/322 667, E verwaltung@odilien.at. Mehr zu allen Themen dieser Ausgabe finden Sie unter www.odilien.at IMPRESSUM Medieninhaber: Odilienverein zur Förderung und Betreuung von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit in der Steiermark, Herausgeber: Förderverein Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, A-8010 Graz, T 0316/322 667-766; Chefredaktion: Rainer Juriatti. Korrektur, Schwarzschrift und Blindenschrift: HR Dr. Christoph Binder, Mag. Rudolf Zangl, Manfred Anabith, farb.ton, Madison Werbeagentur; Layout & Gestaltung: Madison Werbeagentur, Graz; Druck: Dorrong, auf umweltfreundlichem Naturpapier gedruckt. Titelfoto: Paul Stajan Weitere Fotos: Odilien-Institut, Nina Popotnig, Rainer Juriatti, privat. Die Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich. Kürzungen und eventuelle Korrekturen sind dem Herausgeber vorbehalten. Copyright: Förderverein Odilien-Institut. Unter deutlicher Angabe: Aus: „Odilien-Institut – Auf einander schauen“, Folge 3/September / 2014 und mit dem Odilien-Logo ist der Nachdruck genehmigt. Wir bitten um Zusendung zweier Belegexemplare. Sehr geehrte Leserinnen und Leser! „Auf einander schauen“ erscheint in vier Ausgaben: Normalschrift, Großdruck, Blindenvollschrift und Blindenkurzschrift. Der mitgeheftete Zahlschein soll es Ihnen ermöglichen, Ihre Spende im Laufe des Jahres einzubezahlen. Mitglieder des Fördervereines Odilien-Institut bekommen einen separaten Zahlschein für den Mitgliedsbeitrag. Ein Zahlschein ist jedem Exemplar der Zeitung beigelegt und ist nicht als Aufforderung zum mehrmaligen Einzahlen des Mitgliedsbeitrages zu verstehen. Wir sind Ihnen aber für jede Spende dankbar. Unsere Bankverbindung: Hypo: IBAN: AT91 5600 0202 4105 4200, BIC: HYSTAT2G 19 Einladung zur großen Hilfsmittelausstellung Di. 14. Oktober 2014 von 10 bis 17 Uhr im Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, 8010 Graz Wenn die Brille nicht mehr reicht... VisioDesk ist Ihr neues Bildschirmlesegerät, das Ihnen flexibel immer dort zur Seite steht, wo Sie es gerade brauchen. Der hoch kontrastreiche 15,6“ Breitbildschirm gibt Ihnen viel Überblick. Dank ausgeklügelter und hochwertiger Konstruktion können Sie VisioDesk mit nur 2 Handgriffen zusammenklappen und mitnehmen oder verstauen. Sie profitieren davon doppelt: Sie sind sehr flexibel und nicht an einen fixen Standort Ihres Lesegerätes gebunden. 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