750 Jahre Gatow Editorial - Havel

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750 Jahre Gatow Editorial - Havel
Herzlicher Dank
Unser Dank geht an die
Spender, die den Druck
der Festschrift unterstützt
haben:
Herr Hans-Joachim Ernst,
Fa. GVS Garten-, Landschafts -& Sportplatzbau
GmbH,
Restaurant
“Die Kleine Badewiese“
Impressum:
Herausgeber:
Initiativgruppe 750 Jahre Gatow
Redaktion (verantwortlich): Maria Baring. Texte: Maria Baring,
Horst Kremers, Peter Brix, Ingo
Marquardt, Jürgen Grothe, Karin
Kurowski, Eva Hornig, Ulrich
Reinicke, Eike-Eckehardt Baring,
Julia Riethmöller-Henkel, Barbara Müter-Zwisele, Ingo Peter,
Jörg Sonnabend, Gisela Gomann,
Sven Dabbert, Annelies, Dietrich
Starcke, Uwe Behrendt, Andreas
Getz, Gerrit Kähling, Axel Loose,
Bernd Grigalat, Gabriele Kunert,
Andreas-R. Wosnitza.
Anzeigen:
Maria Baring,
Havel Edition Verlagsgesellschaft
Layout, Herstellung und Druck:
Havel Edition Verlagsgesellschaft,
Erschienen ist die Festsschrift zum
750. Jubiläum von Gatow in der
Havel Edition Verlagsgesellschaft.
Auflage 2.000 Stück.
Einzelexemplare werden
abgegeben gegen eine
Schutzgebühr von 2 Euro.
Liebe Gatowerinnen und
Gatower, liebe Besucher!
Editorial
Unser Ortsteil Gatow feiert die 750. Wiederkehr
der ersten urkundlichen Erwähnung.
Dieses große Ereignis muss gebührend gefeiert
werden, sagten sich engagierte Gatower Bürgerinnen und Bürger und gründeten die „Initiativgruppe
750 Jahre Gatow“. Sie hat sich neben der Organisation vieler Veranstaltungen auch zur Aufgabe
gemacht, eine Festschrift herauszubringen.
Viele Bewohner Gatows, Vertreter von Vereinen
und Institutionen folgten unserer Bitte, Beiträge
über die historische Entwicklung Gatows und
über Begebenheiten aus dem kulturellen, gesellschaftlichen und bäuerlichen Leben zu schreiben.
Einige Zeitzeugen berichten über ihre Kindheit
und Jugend in Gatow noch vor dem Krieg und
auch danach.
Künstler stellen sich und einige ihre Arbeiten vor,
zahlreiche Vereine und auch die Grundschule am
Windmühlenberg geben Einblick in ihre Arbeit.
Lesen Sie selbst wie die unterschiedlichen Beiträge die Schönheit und Vielfalt Gatows mit seinen
verschiedenen Lebensbereichen widerspiegeln.
750
Jahre
Gatow
Das eine oder andere Thema hätte noch erwähnt
oder ausführlicher behandelt werden können.
Auch konnten wir nicht alle zugesandten Fotos
abdrucken.
Ich danke allen, die zum Gelingen der Festschrift
beigetragen haben, für ihre Mitarbeit und wünsche
allen Leserinnen und Lesern
viel Freude, Anregungen und Vergnügen.
Ihre
Maria Baring
für die Initiativgruppe 750 Jahre Gatow
Festschrift
Seite
3
Grußhorte
Gruß
worte
Grußwort
des Bürgermeisters vom Bezirk Spandau,
Konrad Birkholz,
für die Festschrift anlässlich des
Jubiläums „750 Jahre Gatow“
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in Gatow,
sehr geehrte Gäste und Besucher des Jubiläums,
nach den im vergangenen Jahr erfolgreich begangenen Jubiläumsfeierlichkeiten
der Stadt Spandau freuen wir uns in diesem Jahr über das stolze Jubiläum unseres legendären Ortsteiles Gatow und die damit verbundenen Festivitäten.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
4
Vor 750 Jahren wurde das Dorf Gatow erstmalig urkundlich erwähnt und hat
sich in dieser langen Zeit natürlich weiter entwickelt und auch verändert. Und
dennoch ist Gatow immer Gatow geblieben und hat seinen unverwechselbaren
Charme – nicht nur für die dort wohnenden Bürgerinnen und Bürger – behalten.
Viel Grün, Wälder, riesige Felder und lauschige Havelbuchten prägen das
heutige Bild dieses wunderschönen Wohn- und Naherholungsgebietes. Viele
Bauernhöfe gehören zu Gatow, dessen dörfliches Flair an jeder Ecke neu zu
entdecken ist. Die meisten Besucher aus Nah und Fern verbinden daher mit
Gatow z.B. auch ihre eigenen Einsätze auf den Erdbeerfeldern zum Selbstpflücken. Die sieben Bauern- und Reiterhöfe werden somit auch als Gatows
größten Schatz bewertet. Auch das Bezirksamt hatte vor einiger Zeit bereits
erkannt, dass die wirtschaftlichen und touristischen Potentiale von Gatow
noch längst nicht ausgeschöpft worden sind und vor zwei Jahren ein aus EUMitteln kofinanziertes Projekt zur Standortentwicklung in Auftrag gegeben.
Mit der Umsetzung der ersten Vorschläge wurde bereits begonnen und ich
bin mir sicher, dass der Ortsteil Gatow zu einem überregionalen Spandauer
Markenzeichen werden kann.
„In Gatow ist die Welt noch in Ordnung“ sagen mir immer wieder viele Bürgerinnen und Bürger. Und dieses soll auch in Zukunft so bleiben. Dennoch
wird der kleinste Ortsteil Spandaus in diesem Jahr im Mittelpunkt vieler
Veranstaltungen der Havel- und Zitadellenstadt stehen. Das Bezirksamt wird
insbesondere die Bemühungen der Initiativgruppe unterstützen und will somit
auch dazu beitragen, dass die geplanten Aktivitäten zum 750-jährigen Jubiläum
ein voller Erfolg werden.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen – zumeist freiwilligen und ehrenamtlich tätigen – Verantwortlichen für Ihr Engagement und Ihren Einsatz zum
Gelingen der Jubiläumsfeierlichkeiten bedanken und freue mich schon jetzt auf
meine sicherlich regelmäßigen Besuche in den Spandauer „Südstaaten“.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Jubiläumsjahr und viel Spaß
beim Feiern, sowie den Gatower Dorfbewohnern eine frohe Zukunft.
Ihr
Grußwort
des Regierenden Bürgermeisters von Berlin,
Klaus Wowereit,
für die Festschrift anlässlich des
Jubiläums „750 Jahre Gatow“
Gruß
worte
Berlin wird oft für seine Vielseitigkeit und seine Lebensqualität gerühmt. Was damit gemeint ist, lässt sich zum Beispiel im schönen
Gatow entdecken. Ruhig und beschaulich geht es hier zu. Wer etwa
vom Roten Rathaus am quirligen Alexanderplatz in den Spandauer
Ortsteil fährt, wähnt sich plötzlich in einer anderen Welt: Felder und
weitläufige Wiesen, Pferdekoppeln und schmucke Einfamilienhäuser
mit Havelblick, der Wald direkt vor der Tür. Manche sagen deshalb:
Gatow – das ist das Paradies. „Vielleicht wohnt hier das Glück“ hat
eine große Berliner Tagesszeitung sogar einmal gemutmaßt. Und doch
befindet sich das grüne Gatow noch in den Grenzen der Millionenstadt
Berlin. Der Kurfürstendamm ist nur eine halbe Auto-Stunde entfernt.
Gatow ist jedoch nicht nur ein besonders idyllisches Plätzchen Berlins,
es ist auch ein Ort mit einer langen Geschichte: Bereits 1258 wurde
Gatow erstmals urkundlich erwähnt. Das ist nun 750 Jahre her, weshalb
die Gatowerinnen und Gatower in diesem Jahr kräftig feiern. Auch ich
gratuliere herzlich zum 750-jährigen Jubiläum von Gatow.
Zugleich danke ich den Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich
oftmals mit großem Elan in und für „ihr“ Gatow engagieren. Denn
viele von ihnen genießen die eindrucksvolle Umgebung nicht nur – sie
tun auch selbst viel dafür, dass dieses schöne Fleckchen noch schöner
wird. Als Beispiel nenne ich nur die Sanierung ehemals verfallener
historischer Bauten, die insbesondere dank großen bürgerschaftlichen
Engagements heute in neuem Glanz erstrahlen.
In diesem Sinne übersende ich nochmals beste Geburtstagsgrüße
und wünsche Gatow sowie seinen Bürgerinnen und Bürgern auch für
die Zukunft alles Gute.
Klaus Wowereit
Regierender Bürgermeister von Berlin
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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5
Gruß
worte
Grußwort
des Stadtrats für Bildung, Kultur und Sport
im Bezirk Spandau,
Gerhard Hanke,
für die Festschrift anlässlich des
Jubiläums „750 Jahre Gatow“
2008: 750-Jahre Gatow
Wenn man Gatow erreicht hat, hat man die Stadt tatsächlich verlassen.
Und wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, die Stadtgrenze Berlins überschritten zu haben und man ist im ersten Ort des
Umlandes angekommen.
In 750 Jahren wurde sicher vieles an- und abgebaut, erweitert und verändert aber auch belassen und gepflegt, sein eigenes Gesicht hat Gatow
in seiner langen Geschichte jedoch bewahrt. Im 16. Jahrhundert dem
Amt Spandau unterstellt, seit 1920 ein Teil Berlins – alles dies konnte
die charmante Eigenständigkeit dieses Ortes nicht
beeinträchtigen.
750
Jahre
Gatow
Heute macht man den Sonntagsausflug hierher – um die Havel zu genießen, richtiges Bauernleben zu beobachten oder ganz einfach durch
die Natur zu wandern und ein Stück von der Großstadt abzurücken.
Engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für ihr Gatow einsetzen,
eine lebendige Schule, die freiwillige Feuerwehr, diverse Sportvereine
und vieles mehr prägen den Gatower Gemeinsinn und lassen die Gemeinde zwischen Traditionen und neuen Herausforderungen erfolgreich
bestehen.
Ich gratuliere Gatow zu seinem Jubiläum und wünsche seinen Bürgerinnen und Bürger und ihren Gästen angenehme Festtage.
Festschrift
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6
Ihr
Gerhard Hanke
Bezirksstadtrat für
Bildung, Kultur und Sport
Die Marke Gatow
Von April 2006 bis Dezember 2007 wurde vom Naturschutz- und Grünflächenamt des Bezirksamts Spandau von Berlin das Projekt zur "Standortentwicklung des Ortsteils Gatow" durchgeführt. Ziel war die Förderung
der Entwicklung einer auf die Naherholung ausgerichteten Wirtschaft mit
dem inhaltlichen Schwerpunkt, die Angebote für die Naherholung und
den Tourismus zu optimieren und eine entsprechende Entwicklung des
räumlichen Umfeldes zu fördern.
Schönes
Gatow
Wir zitieren Auszüge aus den Ergebnissen:
„Gatow ist vor allem für seine Qualitäten als Wohn- und Erholungsstandort bekannt und bietet darüber hinaus sehr interessante Potenziale für die
Wirtschaftsentwicklung. Das Konzept für die Standortentwicklung Gatow
greift diese auf und entwickelt sie zu Angebots-Clustern des Wirtschaftsstandortes Gatow:
1. Gesundheit / Fitness / Rekonvaleszenz
2. Naherholung / Tourismus
3. Landwirtschaft
4. Wassersport.
Gesundheit und Fitness liegen seit Jahren im Trend. Gatow verfügt für den
Ausbau dieses Wirtschaftsfeldes über die idealen Rahmenbedingungen.
Die Kliniken im Umfeld haben zum Teil internationales Renommée und
die Landschaft mit Wald, Wasser und Feldern bietet Raum für Bewegung
im Freien. Diese Potenziale sind mit Hilfe von Infrastruktur- und Dienstleistungsangeboten zu qualifizieren und mit den traditionellen Wirtschaftszweigen Gatows - Naherholung und Landwirtschaft – zu vernetzen um
Synergieeffekte zu erzielen. Angebote rund um den Wassersport - unter
Einbindung der Gatower Sportvereine – runden das Angebotsprofil Gatows
ab. Die Einführung einer Marke für Gatow unterstützt die Vermarktung
aller Angebote und Produkte aus Gatow.
Das Dorf Gatow mit seinen Feldern und Grünanlagen erstreckt sich entlang des westlichen Ufers der Havel. An vielen Abschnitten ist das Ufer
für Gatower und ihre Besucher frei zugänglich. Bei einem Spaziergang
am Wasser haben Sie vielfältige Blickwinkel auf den Grunewald mit dem
Kaiser-Wilhelm-Turm (Grunewaldturm). Wer im Sommer eine Abkühlung
sucht, findet großzügige Liegewiesen mit einem lichten Baumbestand. Die
kleine Badewiese ist direkt am historischen Gatower Dorfkern gelegen.
Einkaufsmöglichkeiten, Imbiss und Restaurants liegen in unmittelbarer
Nachbarschaft. Weiter südlich, bei Hohengatow, befindet sich die große
Badewiese. Entlang des weitläufigen Ufers lässt sich meistens noch eine
einsame Ecke zum Baden finden.
Für Wassersportler haben die in Gatow ansässigen Wassersportvereine ein
reichhaltiges Angebot. Rudern, Segeln, Paddeln, Motorboot fahren, Surfen
und sogar das immer beliebter werdende Drachenbootrennen lassen sich
in Gatow in naturnaher und ländlicher Umgebung praktizieren. Wer als
Wasserwanderer mit dem Boot nach Gatow kommt, findet Liegeplätze
und Übernachtungsmöglichkeiten.Im Landschaftsraum Gatow ist es ein
besonderes Vergnügen zu wandern und zu laufen. Hier gibt es eine sehr
abwechslungsreiche Landschaft und zu allen Jahreszeiten gibt es viel zu
entdecken, auch dann, wenn man sich auf den Weg konzentrieren muss
So sind es vor allem die weiten Feldfluren und die Sichtbeziehungen
zum Windmühlenberg, zum kleinen Höhenzug Helle Berge und bis zum
Grunewaldturm am östlichen Havelufer. Aber auch die alten Alleen, die
Hecken und Gräben geben der Landschaft eine besondere Prägung. Und
nicht zuletzt sind es auch die Bauern, die man bei der Arbeit beobachten
kann.“
Horst Kremers
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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7
Gatow
ein osthavelländisches Bauerndorf
Schönes
Gatow
Das Straßendorf Gatow wird begrenzt auf der einen Seite durch die Havel,
die gleich zwei natürliche Ablagen mitlieferte (Ablagen sind Anlegestellen für Wasserfahrzeuge). Eine ist am Bollwerk (Collegia), die andere
ist an der S-Kurve (kleine Badewiese). Die heutige Gatower Straße war
vermutlich Teil der alten Handelsstraße, die von Süden über Spandau bis
zur Ostsee führte.
Das Dorf ist höchstwahrscheinlich älter als 1258. In diesen Jahren verordnete der Markgraf Joachim I. eine Verschreibung von zwei Wispeln
Getreide zu Gunsten des Klosters in Spandau. Im Jahre 1272 kauften die
Benediktinerinnen das Dorf (Quelle: Spandau und sein Nonnenkloster –
von Joachim Pohl). Von 1272-1558 war Gatow in Besitz des Klosters mit
allen seinen Rechten und Pflichten.
Nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1558 wurden alle Besitzungen
dem Amt Spandau übertragen. Da blieben sie bis 1874. In dieser Zeit
nahm die Bevölkerung von zirka 100 auf 400 Einwohner zu. 9 Hüfner
und einige Kossäten teilten sich die 60-62 Hufe. Es gab eine Schule, eine
Gastwirtschaft, eine Schmiede, zwei Bäckereien, eine Ofenfabrik und seit
1826 eine Windmühle. 1875 wurde das Amt aufgelöst und Gatow dem
Osthavelland zugeordnet.
1920-22 entstand Groß-Berlin und Gatow samt Spandau eingemeindet.
Die Einwohnerzahl nahm noch einmal zu. 1930 zählte man 841. Langsam
änderte sich der dörflich Charakter zu einer Erholungslandschaft und auch
der Sport kam nicht zu kurz.
In der Zeit der Mauer war Gatow eines der wichtigsten Erholungsgebiete
(Wasser, Wald, Wiesen, Naturgebiet Rieselfelder und die sauberste Luft
Berlins) für die eingeengten Großstädter.
Wir Gatower genießen auch heute noch unsere schöne Umgebung und
freuen uns über jeden Neu-Gatower, in der Hoffnung, dass sie unsere
schöne Landschaft lange so bewahren wie sie ist und daß eine sinnlose
Bebauung, wie in anderen Orsteilen, nicht erfolgt.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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Peter Brix
Was ist eine Hufe?
Im Mittelalter war eine Hufe die Ackerfläche, die eine Familie benötigte,
um davon leben zu können, Abgaben an den Lehnherren zu zahlen und
andere Pflichten zu erledigen. 1 Hufe sind 6-8 Hektar. In Gatow gab es
8 Hüfner. 2 mit 8 Hufen und 6 mit 6 Hufen. Dazu standen dem Pfarrer
4 Hufe zur Verfügung, die von der Dorfgemeinschaft mitbestellt werden
musste.
Die Hüfner waren dem Lehnherren mit ihrem Gespann zur Feldarbeit
verpflichtet. Die Kossäten (1/2-1 Hufe) mussten bei ihren Herren Feldarbeit mit der Hand leisten. Die Bündner, die nur kleine Ländereien bei
ihren Wohnungen hatten, mussten sich durch handwerkliche Arbeiten
ernähren. Hausleute und Einlieger hatten keinen Besitz, verdingten sich
bei den Bauern und wohnten gegen einen Zins zur Miete. Das war etwa
die gesellschaftliche Zusammenstellung in bäuerlichen Gegenden. So
auch in Gatow. Dazu kamen Pfarrer und Küster, 2-3 Gemeindediener
und selbstständige Handwerker (Schuster, Schmied, Bäcker, Maurer und
Hirten mit Hirtenknechten).
Die Abgaben an den Adel und Lehnsherren wurden durch Getreide, Eier,
Hühner oder Heu beglichen.
1 Wispel Getreide = 24 Scheffel = 20 Zentner,
1 Schock Eier = 60 Stück,
1 Fuder (Heu) = 30 Zentner.
Die erste Chronik
von Gatow an der Havel
Um 1200
1258
1272
Spätes 13.Jhdt
1375
um 1400
1539/1558
1566, 1598, 1611-12
und 1618-48
1753
Die Gründung des Dorfes Gatow kann im Zuge der deutschen Ostsiedlung
unter den askanischen Markgrafen Brandenburgs angenommen werden.
Nicht belegbar ist, ob die Namensendung „-ow“ auf eine slawische Vorgängersiedlung schließen lässt (in der Bedeutung von „Ort des Mannes Chot“).
Unklar ist zudem, ob davor wiederum eine germanische Siedlung im Raum
Gatow bestand. Daraus könnte sich eine andere Deutungsmöglichkeit ergeben, und zwar die der Ableitung des Namens vom Volksstamm der Goten.
In den ersten Jahrhunderten variiert die Schreibweise des Ortsnamens:
Gatho, Gotowe, Gothow, Gatow, Gotow, Ghotow. Ab dem 16. Jhdt. setzt
sich „Gatow“ durch.
Über die Jahrhunderte bildet sich ein Straßendorf, bei dem -grob unterteilthavelseitig die Gehöfte und westlich der Dorfstraße bzw. Buchwaldzeile
die landwirtschaftlichen Flächen liegen. Am Nordostende -etwas außerhalb
des Dorfkerns- besteht direkte Wegeverbindung von und zur Havel und
der dortigen Dorfablage.
Erstmalige urkundliche Erwähnung Gatows. Anlass der Nennung ist eine
Verfügung zur Schenkung von Gatower Roggen durch Markgraf Johann
I. (1220-1266) an das Benediktinerinnenkloster St. Marien in Spandau.
Dieses Kloster stiften 1239 die Markgrafen Johann I. und Otto III. (12201267) zur Festigung des Christentums und der deutschen Ostsiedlung
in der Mark Brandenburg. Es lag ungefähr auf dem Gelände zwischen
heutiger Ruhlebener Str., Klosterstr., der Havel und dem Bahndamm. Der
Abriss erfolgt 1639/40 im Zusammenhang mit dem Bau der Fortifikation
(Festungsgürtel) um Spandau herum.
kauft das Spandauer Nonnenkloster das Dorf Gatow. Die Abgaben (Bede)
gehen jedoch weiterhin an den Landesherrn. Ab 1351 fallen sie durch eine
Schenkung Markgraf Ludwigs an das Kloster.
Bau der Dorfkirche; Erweiterungen nach Westen im 15. Jhdt., nach Osten
1868 und 1913
Das Landbuch Kaiser Karls IV. (1346-1378) - eine Bestandsaufnahme der
zur Mark Brandenburg gehörenden Orte und deren Besitzverhältnisse dokumentiert, dass Gatow im Eigentum des Klosters steht. Die zum Dorf
gehörende Gemarkung umfasst ca. 3000 Morgen. Ca. 240 Morgen besitzt
der Pfarrer. Den Rest teilen sich Vollbauern (= Hüfner) und sog. Kossäten,
also Landbesteller mit geringem oder gar keinem Grundbesitz, die Abgaben
an den Eigentümer, d.h. an das Nonnenkloster, zu entrichten haben.
Es ist bisher unbekannt, inwieweit die Raubritter derer von Quitzow, von
Bredow usw. (im Verbund mit den Pommern) auch die Gegend um Gatow
bei ihren Raubzügen und Brandschatzungen heimsuchen.
Kurfürst Joachim II. (1535-1571) baut viel (Festung Spandau, Jagdschlösser Grunewald und Köpenick) und ist ständig verschuldet. Er führt 1539 die
Reformation ein und eignet sich stufenweise die Klostergüter an, um sich
die daraus fließenden Einnahmen zu sichern. Dieser Prozess wird 1558 mit
der völligen Einziehung (Säkularisation) beendet. Somit fällt auch Gatow
an den Kurfürsten, der es dem landesherrlichen Amt Spandau - nicht der
Stadt Spandau - unterstellt.
In Spandau grassiert wiederholt die Pest und rafft die Menschen dahin. Ob
und wie stark sie auch in Gatow wütet, ist bisher nicht erforscht. Ebenso
sind die Auswirkungen des verheerenden 30-jährigen Krieges – vor allem
nach dem ersten Erscheinen fremder Truppen in Spandau 1628 - auf das
Dorf unbekannt.
Friedrich der Große, preußischer König von 1740 bis 1786, hält in Vorbereitung möglicher weiterer militärischer Auseinandersetzungen, insbesondere
mit Österreich, nach den ersten beiden Schlesischen Kriegen 1740-42 und
1744-45, zwischen Spandau, Gatow, Groß Glienicke und Döberitz mit 44
000 Soldaten ein 12-tägiges Manöver ab. Um zu verhindern, dass fremde
Kundschafter die diversen Neuerungen in der Kriegsorganisation und
-durchführung ausspionieren, lässt er das Gelände durch eine Postenkette
Chronik
1200 - 1753
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
9
Chronik
1780 - 1906
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
10
abriegeln. Diese Kette beginnt in Gatow an der Havel, verläuft dann über
Marquardt, Wustermark, Nauen und Brieselang zurück zur Havel. Während
der Teilnahme an den Übungen bewohnt Friedrich der Große ein eigens
dazu errichtetes Holzhaus in den ehem. Weinbergen (Weinmeisterhöhe). An
dieses Großmanöver erinnert noch heute ein 1903 von Kaiser Wilhelm II.
(1888-1918) aufgestellter Obelisk auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz,
etwas südlich des Einkaufszentrums Havelpark.)
Die während der letzten Eiszeit entstandene Hügelkette von Hohengatow
mit den 74 m hohen Hellebergen schließt die Gatower Talsenke nach Süden ab und führt ihr Schmelz- und Regenwasser zu. Dadurch bildet sich
zwar ein nährstoffreicher grundwassernaher Boden, der aber entwässert
werden muss. Deshalb entsteht das für die Landwirtschaft unerlässliche
erste Grabensystem.
Errichtung der Bockwindmühle auf dem 52 m hohen Kirchberg zum Mahlen des Gatower Getreides. Die Mühle gibt dem Kirchberg später ihren
Namen: Windmühlenberg.
Ob und wie stark die in der Stadt Spandau wütende Cholera auch im ländlichen Gatow umgeht, ist bisher unerforscht.
Anlage des heute noch größtenteils existierenden bürgerlichen Gutshofes
(Buchwaldzeile 43) mit dem Gutshaus (= Herrenhaus, Alt-Gatow 54).
Spätestens 1780
1824,
and. Ang. 1826 und 1845
1831, 1866, 1873
Um 1860
Berlin als königliche Residenz Preußens wird Hauptstadt des neuen Deutschen (Kaiser-) Reiches. Das Dorf Gatow gehört nicht zu Berlin und bleibt
von der großstädtischen Entwicklung weitgehend unberührt.
Vom Lagerplatz an der Scharfen Lanke werden die per Schiff für den Bau
des Forts II (Hahneberg) gelieferten Ziegelsteine und der Kalk mit einer
eigens dazu gebauten Feldeisenbahn entlang des heutigen Weinmeisterhornwegs zum Bauplatz transportiert. Ein geplantes ähnliches Fort I auf der
Haveldüne kommt wegen der inzwischen fortgeschrittenen Waffentechnik
nicht mehr zur Ausführung.
Einrichtung eines regelmäßigen Halts von Ausflugsdampfern in Gatow
Dies wäre auch für die heutige Zeit wieder anzustreben.
1871
beginnt die reiche Stadt Charlottenburg nach dem Aufbau eines eigenen
Kanalisationsnetzes auf dem erworbenen Gut Karolinenhöhe mit der Verrieselung ihrer Abwässer in Gatow. Das Haus des Verwalters (Gatower Str.
296) und das der Rieselfeldarbeiter Gatower Str. 303 von ca. 1890 zeugen
noch heute davon. Die Rieselfelder sind in ihrer eigentlichen Funktion seit
Mitte der 1970er Jahre nicht mehr in Betrieb.
Bau des 55m hohen Kaiser-Wilhelm-Turmes (Gedächtnisturm für König
Wilhelm I.von Preußen,1861-1888 ) über dem jenseitigen Havelufer auf
dem 79 m hohen Karlsberg (Havelchaussee 61); 1948 Umbenennung in
Grunewaldturm.
Die Vorort-Bauordnung gestattet den Landhausbau. Zeugnisse davon
sind die 1907-1908 erbaute Villa des Schuhputzmittelfabrikanten Otto
Lemm (Rothenbücherweg 2-4) und z.B. die zur Havel gerichteten ehemals
großen Grundstücke mit Hauptallee zwischen Alt-Gatow und Separationsgraben.
Bau der 18. Volksschule (Dorfschule) in der Buchwaldzeile 36 gegenüber
dem Friedhof auf der heutigen weiten Freifläche.
Der preußische Staat legt unter Oberbaurat Adolf Frey vorausschauend
breit die Heerstr. an, um den Weg der in Berlin und Umgebung in Garnison
stehenden Heeresregimenter zum 1892-94 eingerichteten Truppenübungsplatz Döberitz zu verkürzen. Damit verfügt auch Gatow bis heute über eine
direkte, leistungsfähige Verbindung von und nach Berlin.
1890
1882-1888
1884
1897-1899
1903
1904-1905
1906-1910
1909
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Gatow.
1914
Erbauung des Jaczoturmes (Biberburg) zur Erinnerung an die sehr variantenreiche Sage von Wendenfürst Jaczo:Er wollte 1157 Albrecht dem
Bären die Zauche, ein Gebiet südwestlich des heutigen Potsdams, streitig
machen. Nach zweitägigem Kampf auf dem Hochplateau zwischen den
heutigen Orten Groß Glienicke und Gatow, musste Jaczo alleine fliehen
und trieb sein Pferd zur Havel hinab in die Fluten. Als er merkte, dass das
Tier zu sinken begann, rief Jaczo den Christengott um Rettung an: Wenn
ihm diese gewährt werden würde, wolle er zum Christentum übertreten.
Mit letzter Kraft erreichten nun Pferd und Reiter das andere Ufer. Als
Zeichen der Errettung hängte er seinen Schild an eine Eiche. Heute wird
dieser sagenhafte Ort als Schildhorn bezeichnet. Das dortige Denkmal lässt
1845 Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1840-1861) errichten.
Bau des neuen Feuerwehrgebäudes (Alt-Gatow 30); Umbau und Vergrößerung 1970-71
Die im 19. Jhdt. entstandene Landgemeinde Gatow wird mit Spandau
vereint und in die Reichshauptstadt Berlin eingegliedert. Gatow bildet
dann den Ortsteil V des Bezirks VIII (Spandau) mit 610 Einwohnern.
Spandauer Widerstände gegen die Zwangsvereinigung bleiben erfolglos:
Die Industrie- und Millionenstadt Berlin will -in Bezug auf Gatow- ihren
Bewohnern Naherholungs- und Nahrungsmittelanbaugebiete sichern. Die
seenartig ausgeweitete Havel ist daher von beiden Seiten durch Berliner
Gebiet umschlossen. Gatow bleibt auch weiterhin frei von Industrieansiedlungen. (Dies ist der Gegensatz zum Nordabschnitt der Berliner Havel, wo
das Industriegebiet um Hennigsdorf nicht zu Berlin gehört.) Die Rieselfelder haben auch künftig die Abwässer der Metropole aufzunehmen. Berlin
erhält des weiteren Zugriff auf das in den Randgebieten (erwartete) höhere
Steueraufkommen, um Vorhaben zur Verbesserung der Lebensverhältnisse
in ärmeren Bezirken, wie z.B. Wedding, finanzieren zu könnn.
Zwar wird von Spandauer Seite immer wieder die Eigenheit des Bezirks
betont. Eine tatsächliche Loslösung von Berlin ist jedoch kein ernst zu
nehmendes Thema mehr. Die Konsequenz einer durchgeführten Separation wäre für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg vermutlich die Zugehörigkeit
zur Sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen
Republik (DDR) gewesen
Dreh des Stummfilms „Die Mordmühle auf Evanshill“ unter Regisseur
Richard Eichberg mit Oskar Sima und Lee Parry. Als Teil des Filmgeschehens wird die inzwischen marode Windmühle auf dem Windmühlenberg
abgebrannt 1914 - 1915
1920
1921
1922
1924
Ab 1925
1931
1932-1934
Der nur einmal täglich verkehrende Postbus Spandau - Groß Glienicke
- Kladow - Gatow - Spandau zerfährt die Dorfstraßen und muss wieder
eingestellt werden
Die hauptsächlich von den konservativen Parteien („Los-von-Berlin-Bewegung“) geforderte Ausgliederung u.a. von Spandau aus Berlin verliert nach
ersten sichtbaren Erfolgen der Groß-Berliner Stadtverwaltung zunehmend
an Bedeutung. Die Situation für Gatow und Kladow verbessert sich u.a.
durch das Herrichten der Straße nach Spandau und örtlicher Straßen sowie
der Einrichtung einer nun regelmäßigen Busverbindung mit Spandau.
Die die Abspaltung behandelnde Kommission des Preußischen Landtags
legt auch nur ein erheblich reduziertes Konzept vor, das lediglich die
Herauslösung von Kladow, Gatow (und Kohlhasenbrück) vorsieht. Doch
auch das lehnt die Einwohnerschaft in einer Befragung ab
bis heute anhaltende Entwicklung Hohengatows zum gehobenen Wohnvorort von Gatow, Spandau und Berlin
Bau des Landhauses Clara Lemm (Gatower Str. 231/233)
Bau der Künstlersiedlung im Habicht(s)wald, Künstlerweg
Chronik
1909 - 1932
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
11
Chronik
1933 - 1944
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
12
Die Eheleute Kluczynski, in deren Charlottenburger Hauptwohnung (heute
Alt-Lietzow 11) sich Ernst Thälmann, Vorsitzender der Kommunistischen
Partei Deutschlands, versteckt hält, besitzen in der ab 1928 entstandenen
späteren Gatower Kolonie „Havelblick“ am Westring (heute Kurt-MarzahnStr. 4) eine Laube. Der dortige Nachbar, Herrmann Hilliges, verrät das
Versteck, erst an die Polizei, dann an die Sturmabteilung der Nationalsozialisten. Daraufhin wird Thälmann am 3.3. verhaftet. Er kommt danach
nicht mehr frei. Reichskanzler Hitler lässt ihn 1944 im Konzentrationslager
Weimar-Buchenwald ermorden.
Bau der Siedlung der Aufbaugemeinschaft im Habicht(s)wald, Hafeldweg;
1955-56 Ergänzung durch Wohnhäuser entlang des Außenwegs
Bisher sind keine Deutschen jüdischen Glaubens aus Gatow ermittelt
worden, die während der Diktatur der Nationalsozialisten verschleppt und/
oder ermordet wurden.
Feb./März 1933
Die von der Wilhelmstadt nach Kladow führende Chaussee erhält die
noch heute bestehenden Teilbezeichnungen Gatower Straße und Kladower
Damm. Die Dorfstraße wird in Alt-Gatow umbenannt.
Einweihung des Militärflugplatzes Gatow, der aber zum größten Teil auf
Brandenburger Gebiet liegt. Die direkte Straßenverbindung Gatow - Groß
Glienicke über den Groß-Glienicker Weg wird durch den Flugplatz dauerhaft unterbrochen.
Errichtung der Fliegerhorstsiedlung Habicht(s)wald
Fertigstellung der Technischen Akademie der Luftwaffe(heutiges Krankenhaus Havelhöhe, Kladower Damm 217-295) und der Kriegsschule der
Luftwaffe (heutige General-Steinhoff-Kaserne, Kladower Damm 182-270
und heutige Blücher-Kaserne, Sakrower Landstraße 90-146)
1935
Melitta Gräfin Schenk von Stauffenberg, Frau eines Bruders von Claus
Schenk Graf von Stauffenberg, wird als Testpilotin an diese Akademie
(bis 1945) abkommandiert.
In Hohengatow entstehen entlang des Kladower Damms, des Hellebergewegs und des Uetzer Steigs Mietvillen mit Garagen für Offiziere des
Fliegerhorstes Gatow.
Es laufen konkrete Planungen der Nationalsozialisten unter Albert Speer
zum Projekt, Berlin als „Welthauptstadt Germania“ umzugestalten. Gatow
und Kladow sind als vornehme Wohngegend mit Einzelhäusern auf großzügigen Grundstücken vorgesehen. Auf Parteibauten und Aufmarschplätze
wird ausdrücklich verzichtet. Eine neue S-Bahnlinie soll vom S-Bhf. Heerstraße parallel zur Heerstr. dann entlang der Potsdamer Chaussee über Neu
Fahrland nach Potsdam geführt werden. Für die Naherschließung Gatows
ist die U-Bahnlinie F III von Kladow über Gatow nach Pichelsdorf mit
Anschluss nach Berlin geplant. Die Projekte kommen durch den Untergang
des NS-Systems 1945 nicht zur Ausführung.
Auch die bis zur Gegenwart immer wieder auftauchenden Pläne einer
Straßenbahnverbindung Potsdam - Groß Glienicke - Kladow - Gatow Spandau haben bisher keine Chance auf Realisierung bekommen.
Bau des Auslandshauses/Italienhauses der Hitler-Jugend am Breitehornweg 54
Gatow verliert durch innerberliner Gebietsreform die Insel Lindwerder
an Zehlendorf
Die Angehörige der Zeugen Jehovas, Emmy Zehden, wird im Juni in
Berlin-Plötzensee hingerichtet, weil sie 3 Kriegsdienst verweigernden
Glaubensbrüdern in ihrer Laube Krielower Weg 25 vor der Verfolgung
durch die Nationalsozialisten Zuflucht und Versteck bot.
Der Unteroffizier der Luftwaffe, Dr. Eberhard Plewe, wird im Juli als Verbindungsmann zwischen dem Kommandeur der Luftkriegsschule Gatow,
1942
1933-1934
1933-1945
1936
1937
Ab 1937
1937-1938
1938
1944
April 1945
Juli 1945
Aug./Sept. 1945
1946
1948-1949
Generalleutnant Robert Knauß, und den Verschwörern um Oberst Claus
Graf Schenk von Stauffenberg nach dem Attentat auf Hitler verhaftet. Er
überlebt aber das NS-System.
Inbetriebnahme des Lazaretts und Erholungsheims der Organisation Todt,
Waldschluchtpfad 27 (heutiges Wohnpflegezentrum Hohengatow)
Die militärische Niederlage der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg
ist nicht mehr aufzuhalten. Hitler aber lehnt Pläne seiner Umgebung ab,
sich mit Hilfe von Hanna Reitsch am 22.4. aus dem umkämpften Berlin
über den noch nicht von den Sowjets eingenommenen Flugplatz Gatow
auf dem Luftweg Richtung Bayern abzusetzen. Er begeht am 30.4.1945
Selbstmord in Berlin.
Hauptmann der Luftwaffe, Beate Uhse, dagegen gelingt nach eigener
Darstellung am 22.4. mit Überredungskunst gegenüber dem Kampfkommandanten des Flugplatzes Gatow und Unterstützung eines ihr bekannten
Monteurs samt Kind und Kindermädchen als Letzter die Flucht mit einer
Luftwaffenmaschine von Gatow aus zum pommerschen Flugplatz Barth
(und später nach Schleswig-Holstein). Am 27.4. besetzt die Sowjetarmee
Gatow. Die Sowjets zerstören die Dorfschule.
Unbekannt sind die insgesamt durch den 2. Weltkrieg in Gatow verursachten Schäden und die genauen Zahlen der verstorbenen Zivilisten und
Soldaten, ebenso wie das Ausmaß eventueller Übergriffe sowjetischer
Militärs auf die Zivilbevölkerung.
Ein würdiger Gedenkort für alle Menschen, die in Gatow zu Opfern des
letzten Krieges wurden, fehlt bis heute.
Bisher liegen auch keine Zahlen vor, ob und wie viele deutsche Vertriebene
aus dem Osten und Südosten Europas nach 1945 in Gatow angesiedelt
wurden.
Gatow wird mit Spandau Teil des neuen britischen Sektors von Groß-Berlin.
Dies ist Ergebnis interalliierter Vereinbarungen (Londoner Protokoll v.
12.9.1944, Dreimächteabkommen v. 14.11.1944, Zusatzabkommen v.
26.7.1945) über die Zuweisung von Besatzungsgebieten, bei der Teile
Berlins, Wiens und Österreichs an die USA, Großbritannien und Frankreich
(August 1945) gehen, während weite Gebiete Mitteldeutschlands an die
Sowjetzone fallen.
Der Stadtkommandant des britischen Sektors nimmt seine Residenz in
Gatow, Villa Lemm (Rothenbücherweg 2-4).
Durch Tausch zwischen Großbritannien und der Sowjetunion gehen der
brandenburger Teil des Militärflughafens Gatow zusammen mit dem Ostteil
von Groß Glienicke und dem Seeburger Zipfel in britische Hoheit über.
Die Briten und die Gatower/Kladower Bevölkerung erhalten damit zwei
transitfreie unbehinderte Straßenverbindungen nach Spandau: Gatower
Str. und Potsdamer Chaussee/Wilhelmstr. Im Gegenzug fallen Weststaaken
mit dem dortigen Flugplatz und ein Gatower Gebietszipfel der Rieselfelder westlich der Potsdamer Chaussee bei Seeburg an die Sowjetische
Besatzungszone. Gatow verliert durch diese Neuordnung auch Gebiete am
Weinmeisterhorn und Pichelswerder sowie Bocksfelde Neu an Pichelsdorf.
Ebenso wie US-Präsident Truman, die britischen Premierminister Churchill
und Attlee zur Potsdamer Konferenz (17.7.-2.8.1945) im Schloss Cecilienhof auf dem Gatower Flughafen landen, beginnt und endet bis zum
Abzug Großbritanniens 1994 jeder Besuch von Mitgliedern der britischen Königsfamilie oder der britischen Regierung auf diesem Flugplatz.
Der Truppenaustausch der britischen Kontingente für ihren Sektor wird
u.a. von hier über den Luftweg abgewickelt.
Die britische Besatzungsmacht nimmt mit der Fluggesellschaft British
European Airways einen regelmäßigen Linienflugverkehr vom Flughafen
Gatow nach London, später auch nach Frankfurt (Main) und Düsseldorf,
auf. Die Einstellung des Linienbetriebes erfolgt 1951.
Während der sowjetischen Blockade West-Berlins spielt der Flugplatz
Gatow eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Teilstadt mit Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, Brennstoffen usw. Die bestehende
Landebahn erhält bis Juli 1948 eine Verlängerung. Die Briten lassen als
Chronik
1945 - 1949
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
13
Chronik
1951 - 1990
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
14
Verstärkung dazu eine zweite neu anlegen. Eine Pipeline wird vom Flugplatz zur Havel gelegt, um das auf dem Luftweg eingeflogene Öl über das
natürliche Gefälle zum heutigen Gelände des Deutsch-Britischen Yachtclubs fließen zu lassen. Von dort bringen es niederländische Tankkähne
zur Verteilung in die West-Berliner Innenstadt.
Verbreiterung von Gatower Str., Alt-Gatow und Kladower Damm. Begradigung der Straße Alt-Gatow vom Gutshaus bis Groß-Glienicker Weg zur
Gewährleistung einer schnellen Durchfahrt Richtung Spandau-Stadt und
Kladow. An dem nun abgehängten Teil der Straße Alt-Gatow lässt sich
heute gut das alte Straßenprofil der Dorfstraße erkennen.
Eine Erweiterung der Gatower Str. auf die Breite des Abschnitts zwischen
Heerstr. und Wilhelmstr. blieb Gatow glücklicherweise bisher erspart. Deutlich erkennbar sind jedoch die Vorbehaltsflächen dafür im Bereich nördlich
der Feuerwehr und an der katholischen Kirche. (Eine noch frappierendere
Situation stellt die Straßenschneise zwischen Heerstr. und Rodensteinstr.
dar, wo nicht einmal Straßenbäume gepflanzt worden sind).
Die seit 1946/47 in einem nicht mehr in Betrieb genommenen Kriegslazarett
untergebrachte 18. Grundschule in der späteren Straße Am Kinderdorf 2327 erhält den Namen „Grundschule am Windmühlenberg“.
beginnt die verstärkte Bebauung mit Wohnhäusern westlich der Straße
Alt-Gatow. Die Verdichtung des Siedlungsgebiets hält bis heute an.
Einrichtung der Buslinie 34E (später 36, heute 334) der Berliner VerkehrsBetriebe zur Erschließung des Habicht(s)walds von Alt-Gatow aus.
Bau der katholischen St.-Raphael-Kirche (Alt-Gatow 44-50), die 2005
zu Gunsten eines 2006 eröffneten Supermarktes abgerissen wird.
Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf, als erstes seiner Art in Berlin, nimmt
in der späteren Straße Am Kinderdorf seine Arbeit auf.
1951
1957
Um 1960
1963
1963-1965
1964
Einrichtung des Naturschutzgebiets Windmühlenberg
Abriss des berlinweit bekannten Varietes „Haus Carow am See“ (Alt-Gatow
57-59) zu Gunsten von 1973 errichteten Terrassenwohnungen
müssen auf Weisung der britischen Besatzungsmacht in der Gatower Heide
(Heide in der ursprünglichen Bedeutung von Wald) für die Einflugschneise
des Militärflugplatzes 33 000 und dann noch mal 5 500 Bäume abgeholzt
werden. Durch kleinere Neuanpflanzungen entsteht im Rodungsgebiet eine
neue, der Lüneburger Heide ähnelnde Landschaft.
Die Rieselfelder werden unter Landschaftsschutz gestellt.
Die im Rahmen eines Gebietsaustauschs an die DDR abgegebenen Berliner
Exklaven Falkenhagener Wiesen und Laßzinswiesen gehörten gemäß der
„Revidirten Städteordnung“ von 1831 ursprünglich zu Gatow. Die ebenfalls originär Gatower Exklaven Fichtenwiese und Erlengrund erhalten
ungehinderten Anschluss nach Spandau-Hakenfelde. (Pikanterweise besaß
die brandenburgische Gemeinde Seeburg, und damit faktisch die DDR,
trotz Teilung und Mauerbau, eine Enklave mitten im Spandauer Ortsteil
Tiefwerder. Sie wird bei dieser Gelegenheit ganz beiläufig auch Spandau
zugeschlagen.)
1969
Der Einigungsvertrag zwischen beiden deutschen Staaten bestätigt zum
3.10.1990 Berlin als Hauptstadt Deutschlands. Dieser Status besteht in den
Folgejahren nur nominell-repräsentativ. Auswirkungen auf Gatow stellen
sich in diesem Zusammenhang zunächst nicht ein.
Entgegen den Bestrebungen des Landes Brandenburg wird der Gebietsaustausch vom August/Sept. 1945 im Gatower und Kladower Raum nicht
rückgängig gemacht. (Weststaaken kehrt aber am 3.10.1990 nach Spandau
zurück.) Der zu Zeiten der Teilung Berlins (1961-1990) rege Veranstaltungsbetrieb auf der 2 Kilometer langen Regattastrecke der Havel zwischen
Ab 1990
1971
1980 und 1987
1987
1988
1992
1994
1995
1997
1999
2001
2003
2004
2005
2006
2008
Gatow-Dorf (Ziel) und Weinmeisterhöhe (Start) verlagert sich weitgehend
zur alten Olympiawettkampfstrecke von 1936 nach Berlin-Grünau.
Die Gatower Feldflur wird aufgrund ihres Formen- und Artenreichtums
zum Landschaftsschutzgebiet erklärt.
Der durch die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 bedingte Abzug der
4 Besatzungsmächte (USA, GB, F, SU) führt zur Schließung des britischen
Militärflughafens Gatow. In die Gebäude zieht die Bundeswehr u.a. mit
dem Kommando der 3. Luftwaffendivision, dem Luftwaffenmusikkorps
4 und der Bundeswehrfachschule ein. Dem Komplex wird der Name
„General-Steinhoff-Kaserne“verliehen.
In Vorbereitung des Umzugs der Regierung der Bundesrepublik Deutschland in die Hauptstadt Berlin ist die Villa Lemm (Rothenbücherweg 2-4)
als Residenz des Bundeskanzlers im Gespräch. Der Vorschlag wird vor
allem wegen der ungünstigen Sicherheits- und Verkehrslage sowie der
hohen Renovierungskosten verworfen.
kauft Dr. Piepenbrock die Villa Lemm. Er stellt Gebäude und Gärten bis
1997 wieder her.
Eröffnung des aus dem Fliegerhorst Uetersen (nahe Hamburg) auf den
Flugplatz Gatow verlegten Luftwaffenmuseums der Bundeswehr
Gatow und Kladow erhalten mit dem Expressbus X34 durch die Berliner
Verkehrsbetriebe endlich schnellen Anschluss an den Kurfürstendamm
und den Bahnhof Berlin-Zoo.
Berlin erhält zum 1. September offiziell den Rang des Regierungssitzes
der Bundesrepublik Deutschland. Botschaften oder Botschafterresidenzen
siedeln sich in Gatow aber nicht an.
Es beginnt jedoch der Bau der Landstadt Gatow auf den Landebahnen im
Südwestteil des Flughafens. Ursprünglich war die Siedlung für aus Bonn
umziehende Mitarbeiter der nach Berlin zu verlagernden Bundesministerien gedacht. Da sich das Interesse in sehr engen Grenzen hält, kann dort
jedermann bauen.
Die Bezirksreform und die Reduzierung der Anzahl der Bezirke in Berlin
betreffen den Bestand oder die Grenzen Gatows nicht. Spandau bleibt
selbständiger Bezirk. (Es wird aber die Bezirksnummer von VIII auf
V geändert.) Auf dem Gutshof findet der erste Weihnachtsmarkt in der
Geschichte Gatows statt.
Eröffnung der Zweigstelle des SOS-Berufsausbildungszentrums für Garten- und Landschaftsbau (Gatower Str. 199)
Gatow verliert das Flughafenareal mitsamt dem Luftwaffenmuseum und der
Landstadt an Kladow. Damit wird der geografischen und gefühlsmäßigen
Nähe zu diesem Ortsteil Rechnung getragen.
erscheint erstmals in der Geschichte Gatows eine Chronik über das Dorf.
Es ist die hier vorliegende.
Alt-Gatow kommt in der Erhebung des Sozialstrukturatlasses auf Platz 1,
Hohengatow auf Platz 22.
Zur Aufstellung auf dem Windmühlenberg wird eine aus Metzelthin
(Prignitz) stammende Windmühle in Einzelteilen nach Gatow überführt.
Die Grundschule am Windmühlenberg feiert 100 Jahre Schule in Gatow.
Präsentation des ersten Gatower Wappens
Gatow feiert die 750. Wiederkehr seiner ersten urkundlichen Erwähnung.
Einweihung der neuen Windmühle am 6. September 2008.
Ingo Marquardt
Chronik
1992 - 2008
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
15
Die Dorfkirche Gatow
Dorfkirche
Gatow war ursprünglich eine selbstständige Pfarrei. Nach der Reformation
kam es zum Zusammenschluss der Gemeinden Gatow, Groß-Glienicke
und Kladow, mit Kladow als Mater (Mutterkirche). Das Patronat besaß der
jeweilige Gutsherr von Groß-Glienicke. Auch nach dem Zusammenschluss
wohnte der Pfarrer weiterhin in Gatow. Erst als das Pfarrhaus während des
Dreißigjährigen Krieges ausbrannte, zog er nach Kladow. Die Verwaltung
übernahm ein Kirchenvorsteher. 1714 besaß der Pfarrer in Gatow 2 Hufen
Land, die die Gemeinde bestellte. Sie erhielt als Lohn dafür eine Tonne
Bier, das geerntete Korn wurde, nach Abzug der Aussaat, verkauft.
Die Erbauung der Kirche erfolgte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, nachdem das Dorf in den Besitz des Klosters übergegangen war. Für
die Datierung spricht das Baumaterial, teilweise bearbeitete Feldsteine oder
Findlinge, die als eiszeitlicher Moränenschutt auf den Äckern lagen. Die
Form war der für die gotische Zeit typische rechteckige Saal. Der Urbau ist
an der Südseite durch beschlagene Feldsteine und einen Mauervorsprung
erkennbar.
750
Jahre
Gatow
Im 15. Jahrhundert wurde die
Kirche nach Westen erweitert.
Die Wände erhielten nicht mehr
die Stärke des ersten Baues. Die
Findlinge wurde weniger sorgfältig bearbeitet. In diese Zeit ist
die, 1935 geschlossene, gotische
Pforte an der Südseite mit ihren
Profilsteinen zu datieren. Welche
Funktion die Strebepfeiler an der
Nord- und Südseite des Turmreiters
besitzen, ist unklar. Sie sollten den
Schub des Turms aufnehmen, können aber ebenso auf eine geplante
Einwölbung der Kirche deuten. Bei
den Umbauten wurden die Fenster
verändert. Das älteste ist das westlichste der Nordwand.
1723 mussten die Kirche, die Mauer des Kirchhofes und der Turm
restauriert werden. Die Notiz sagt
uns, dass der Kirchhof bereits umfriedet war. Zur Zeit der Napoleonischen
Kriege entstanden Schäden an der Dorfkirche. Die Reparaturarbeiten führte
der Spandauer Maurermeister Johann Abraham Bocksfeld 1816 durch.
In der Zwischenzeit war der Turm baufällig geworden. 1840 kam es zu
ersten Planungen. Aber es sollte noch bis 1846 dauern, ehe es zu einem
Neubau kam. Der in der dieser Zeit errichtete Dachturm stand bis 1953.
Dann war er wiederum baufällig und Anlass zur Überarbeitung der Kirche.
Der heutige verbretterte Dachturm zeigt noch den Umriss von 1846. Bei
der Erneuerung 1953 erhielt er eine Vielzahl von Schall-Luken.
Festschrift
Seite
16
Im 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinde. Die Kirche wurde zu klein.
Man erweiterte sie 1868 nach Osten, d. h. das sich an die Ostwand anschließende Grabgewölbe wurde überbaut und als Altarraum in die Kirche
einbezogen. Eine erneute Erweiterung nach Osten erfolgte 1913. Dieses
Datum ist auch im Turmblech auf der Nordseite eingestanzt. Der Bau der
Sakristei entstand.
Bei der Restaurierung 1935 durch Dipl. Ing. Erwin Rettig wurde unter
dem Altar eine 3 Meter tiefe Gruft mit 17 Särgen der Familie Brandhorst
freigelegt. Die Särge waren gut erhalten. Die Westwand (Turmwand)
erhielt wieder ein Portal. Jetzt stellte man fest, dass sich an dieser Stelle
bereits im ursprünglichen Bau ein Zugang befand. Das 1935 den Eingang
einrahmende, stichbogig geschlossene Klinkergewände wurde 1935 durch
Die Gatower Dorfkirche in ihrer
Rückansicht.
Foto: Bernhard v. Schröder
ein überproportioniertes frühgotisches Spitzbogenportal aus Feldsteinquadern ersetzt.
Dorfkirche
Wie gesagt, war der baufällig gewordene Turm Anlass der Restaurierung
von 1953. Holzwurm und Fäulnis hatten die Balken teilweise zerstört.
Die Instandsetzung der gesamten Kirche leiteten die Architekten Max
Glöckner und Erich Rothe. Der Innenraum erhielt eine völlig neue Gestaltung. Die Decke wurde höher gelegt und durch sichtbare Balkenlagen
betont. Die Emporenständer entfernte man und ersetzte sie durch eine frei
gespannte Orgelempore. Der barocke Kanzelaltar von 1741 musste einer
aus Klinkerstein gemauerten Mensa weichen. Mittelpunkt des Altarraumes
ist eine 186 x 85 cm große, auf Holt gemalte „Beweinung Christi“, die
ursprünglich in der Berliner Marienkirche hing. Die um 1495 entstandene
Arbeit stammt von einem mittelfränkischen Meister aus dem Umkreis der
Wolgemut-Werkstatt. Als Begleitfiguren erscheinen neben dem Kreuz die
Hl. Barbara (links) und die Hl. Dorothea. Darunter die Stifter, links der
1491 verstorbene Berliner Patrizier Martin Wins, rechts seine Ehefrau,
vor den Eheleuten ihr Wappen. Leuchtkronen, Altarleuchter, Kruzifix und
Abtei-Stuhl im Altarraum sind Stiftungen oder Ankäufe aus dem Berliner
Kunsthandel.
In der Vorhalle steht die Holztaufe von 1692, die ursprünglich mit Blumen
und Ornamenten farbig bemalt war. Die Farbe ist abgelaugt, die Taufe dient
als Opferstock. Die dazugehörige Taufschale kam 1893 in das Märkische
Museum. Sie hatte 1629 ein Andreas Schmit gestiftet. Das Mittelbild zeigte
eine nackte, nur mit einem Hut bekleidete Frau. In der rechten Hand trug
sie einen Kelch, auf der linken saß eine Taube. Zu ihren Füßen lag ein Narr.
An der Nacktheit der Frau, die Mittelpunkt der allegorischen Darstellung
des Triumphes der christlichen Unschuld über die weltliche Narretei war,
erregten sich die Gemüter der Gatower Frauen. So stiftete Anna Wolter
1892 die heute noch gebrauchte neue Taufschale.
Die Gatower Dorfkirche.
Foto: Albert
Am 6. November 1953 weihte Bischof Otto Dibelius die restaurierte
Dorfkirche neu ein. Am 1. Oktober 1966 wurde die Kirchengemeinde
aus dem Pfarrsprengel Kladow-Gatow gelöst und verselbstständigt. Sie
erhielt den Namen Evangelische Dorfkirchengemeinde Gatow. An die
Außenwand der Südseite der Dorfkirche kam 1974 eine Kreuzigung aus
Sandstein des 14. Jahrhunderts.
Jürgen Grothe
Unmittelbar neben der historischen
Die Eltern-Kind-Gruppe
„Apfelbande“
Dorfkirche in Gatow steht seit
jeher ein altes Gemeindehaus, von
dem niemand genau weiß, wann Aufgrund von Umstrukturierungen
dieses errichtet wurde. In seiner durch die Senatsverwaltung/Schule
Geschichte kann das Gebäude auf Jugend und Sport (Tageseinrichtuneine sehr lebendige und verschie- gen für Kinder) wurde am 1.1.1997
denartige Nutzung zurückschauen. der Miniclub in eine Eltern-KindDas obere Geschoss diente u.a. als Gruppe (EKG) umgewandelt. Der
Wohnung für Gemeindeschwestern, Gemeindekirchenrat ist der Träger.
Organisten und Kirchhofsarbeiter. Der Träger gewährleistet, dass
Die Räume im Erdgeschoss standen grundsätzlich die Betreuung durch
als Gemeindesaal der Gemeinde pädagogisches Fachpersonal erzur Verfügung. Danach nutzte ein folgt und verpflichtet sich eine
Miniclub der Gemeinde das Haus pädagogische nutzbare Fläche
zusammen mit dem umliegenden mit altersgerechtem Mobiliar und
Areal bis das neue Gemeindehaus in entsprechenden Spielgeräten und
–materialien auszustatten.
der Plievier Str. 3 gebaut wurde.
Vor allem betreute Frau Gudrun
Winterling als Erzieherin über Jahrzehnte hin die Kleinkindgruppe aus
Gatow und Umgebung.
Die formalen Voraussetzungen für
eine pädagogische Erziehung und
christliche Wertevermittlung sind
für die Kindergruppe ab 2 bis 5
Jahren nicht nur geschaffen worden, sondern werden täglich gelebt.
Außer der Leiterin Frau Kuhr ist jeweils eine Mutter oder ein Vater der
Kleinkinder betreuend anwesend.
So erhalten sie Einblicke in die
erzieherische Arbeit und nehmen
viele Anregungen mit nach Hause.
Die Kinder freuen sich sehr, wenn
ein Elternteil ihren Tagesablauf, der
sehr abwechslungsreich gestaltet
wird, begleitet. Das Angebot ist
verschiedenartig und umfasst z.B.
Bibliotheksbesuch, Sportstunde,
Musikunterricht, Theater- und
Kinobesuche bis hin zur Minikirche
mit Singen, Beten und biblischen
Geschichten. Besonders hervorzuheben, sind die Darstellungen
und Vorspiele der Kinder an den
Festtagen in der Dorfkirche, wo
die Kleinen der EKG bereits mit
einbezogen werden.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
17
Die Geschichte von
St.Raphael-Gatow
St.Raphael
Der ganze Spandauer Süden mit dem brandenburgischen Randgebiet
von Groß-Glienicke und Sacrow gehörte einst zur heutigen noch größten
Spandauer katholischen Kirchengemeinde St. Marien. Etwa 1935 zog der
katholische Marinepfarrer Alexander Frins auf das Grundstück Dorfstraße (heute Altgatow 49 A) und stellt in seinem Haus ein Zimmer für den
katholischen Gottesdienst zur Verfügung. So konnte der damalige Bischof
von Berlin, Konrad Graf von Preysing, zum 1. April 1941 auf diesem
Grundstück eine Kuratiegemeinde errichten, die aber vermögensrechtlich im Pfarrverband der Muttergemeinde St. Marien verblieb, also noch
keinen eigenen Kirchenvorstand erhielt. Bereits vor der Einrichtung der
Kuratiegemeinde wurde der erste eigene Seelsorger ernannt: Pfarrer Georg
Jurytko, bisher Kuratus in Ketzin (Havel).
Nach Kriegsende wurde Gatow als Teil des Bezirks Berlin-Spandau britischer Sektor, während Pfarrer Jurytko die brandenburgischen Gebiete
eines weiten Gemeindegebietes, die nun unter sowjetischer Verwaltung
standen, nur mit einem besonderen Berechtigungsnachweis besuchen
durfte. Dennoch war er auch dort Priester, Seelsorger und Lehrer. Zum 1.
Juli 1950 erfolgte die Erhebung der Kuratiegemeinde zur Pfarrei und erhielt
somit die vermögensrechtliche Unabhängigkeit von der Muttergemeinde
St. Marien und damit auch einen eigenen Kirchenvorstand.
Aufgrund des gestiegenen Wohnbedarfs im Spandauer Süden plante der
Berliner Senat die Bebauung der Rieselfelder als Satellitenstadt. So wurde bereits vor 1960 von Pfarrer Jurykto die Planung eines Kirchenbaues
begonnen. Es wurde von der Stadt das Grundstück Buchwaldzeile/ Ecke
Berghang – der ev. Dorfkirche Gatow gegenüber - für den Kirchbau
erworben. Schließlich wurde dann das Grundstück Alt-Gatow 44/50, ein
Teil des ehemaligen Gutes Schröder (das Herrenhaus dieses Gutes ist
heute der Hort der Grundschule am Windmühlenberg) im Tausch gegen
das Grundstück Buchwaldzeile von der Stadt für den Kirchbau erworben.
Hier wurde dann die Kirche errichtet.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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18
Den Zuschlag für den Bau der Kirche erhielt der bedeutende Kirchenbauer
Rudolf Schwarz, der aber noch während der Vorbereitungen zum Kirchbau
1961 plötzlich verstarb. Seine Ehefrau Maria Schwarz und Werner Michalik
vollendeten dann 1965 den Bau der Kirche, die einzige Schwarz -Kirche in
Berlin. Am 6.Juli 1965 erhielt die Kirche ihre kirchliche Weihe. Noch vor
Beginn des Kirchbaus ging Pfarrer Georg Jurytko zum 01.09.1963 in den
Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Georg Wieland, der den Bau
der Kirche zu Ende geführt hat. Aus gesundheitlichen Gründen musste er
aber bald danach zum 01.09.1966 in den Ruhestand treten.
Nachfolger wurde Herr Pfarrer Günter Herberg, der zuletzt
Kaplan in der Herz- Jesu- Gemeinde in Berlin -Tempelhof,
gewesen war. Als Herr Pfr. Herberg zum 01.09.1966 zunächst Pfarradministrator und am 18.02.1968 Pfarrer der
Gemeinde St. Raphael geworden war, ahnte keiner, dass er
der zeitlich längste, aber zugleich auch der letzte Pfarrer
von Raphael gewordn war. Am 31.05.2000 trat er mit fast
75 Jahren in den Ruhestand und nahm seinen Ruhesitz bei
den Ordensschwestern im St. Elisabeth-Haus im Fichteweg,
Berlin-Spandau (Pfarrei St. Lambertus), er verstarb am 27.
August 2004.
Herr Pfr. Herberg sah in den mehr als dreißig Jahren seiner
Tätigkeit in Gatow auch in der Ausgestaltung der nun fertig
gewordenen Kirche seine besondere Aufgabe. Im Dezember 1973 erhielt
die Kirche einen neuen vergoldeten Tabernakel, rechts hinter dem Alter in
die Rückwand eingelassen. Künstlerisch wertvolle Kirchenfenster von dem
bekannten Künstler Georg Meistermann (1911-1990) gab es bisher nur an
der Stirnseite der Kirche über dem Altar. Zum Silbernen Priesterjubiläum
von Herrn Pfr. Herberg am 17.07.1980 wurden noch die fehlenden künstlerischen Kirchenfenster ergänzt.
Der Glockenturm
von St.Raphael
Foto: privat
Ein sehr eindrucksvolles Relief
des Kirchenpatrons, des Heiligen
Erzengels Raphael, geschaffen
vom Bildhauer Hans Wachter aus
Kempten im Allgäu, wurde von
Herrn Pfr. Herberg angeschafft.
Am 10.06.1983 wurde es in der
Kirche geweiht und erhielt seinen
Platz am inneren Kircheneingang
oberhalb des Weihwasserbeckens.
Es hängt heute vor dem Eingang
des Gemeindehauses Mariä Himmelfahrt in Kladow.
St. Raphael
Die letzte größere Anschaffung
unter Pfr. Herberg war eine schöne
Schleifladenorgel mit 13 Registern
und 2 Manualen und Pedal vom
Freiburger Orgelbauer Harteig Späth aus Hugstetten/Schwarzwald, diese
wurde im Rahmen des Kirchenverkaufs kurz vor Abriss der Kirche an den
Orgelbauer zurückverkauft.
Zum 01.11.1968 erhielt die Gemeinde in Frau Annemarie Himmel, einer
ausgebildeten Fürsorgerin und Katechetin, eine Gemeindereferentin, eine
große Hilfe für Pfarrer und Gemeinde. Sie wohnte auch im Pfarrhaus.
Als Pfr. Herberg zum 31.05.2000 in den Ruhestand ging, wurde der Pfarrer
der Nachbargemeinde Mariä Himmelfahrt, Herr Pfr. Friedhelm Joseph
Wangler, zusätzlich zum Pfarradministrator von St. Raphael ernannt. So
hatten die beiden Pfarreien im Spandauer Süden einen gemeinsamen
Pfarrer. Er blieb nur zwei Jahre Pfarradministrator von St. Raphael. Da
nicht sofort nach dem Weggang von Herrn Pfr. Wangler ein Nachfolger zur
Verfügung stand, wurde der Vizeoffizial unseres Erzbistums Monsignore
Heinz-Wolfgang Schiele, der seit dem 30.10.2000 nach dem Wegzug von
Herrn Pfr. Herberg in der völlig neu gestalten Pfarrwohnung von St. Raphael wohnt, vom 15. Januar bis 21. April 2002 zum Pfarradministrator
von St. Raphael und der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Berlin-Kladow ernannt. Msgr. Schiele wirkte seinerseits an der weiteren Ausschmückung der
Kirche mit. Nach erfolgtem Kirchenvorstandsbeschluss gab Monsignore
Schiele in seiner Zeit als Pfarradministrator der Malerfirma ´Berlin-Color‘
in Berlin-Kladow, den Auftrag, die Kirche auch malermäßig gründlich zu
erneuern. So erstrahlte die Kirche zum Osterfest 2002 in neuem Glanz!
Pfarrer Günter Herberg.
Foto: privat
Am 21. April 2002, wurde der neue Pfarrer von Mariä Himmelfahrt in
einem feierlichen Gottesdienst in sein Amt eingeführt: Herr Pfarrer
Thomas Schubert, zuvor Pfarradministrator von St. Sebastian, BerlinWedding. Am 22. Juni 2002 verlas Pfr. Schubert vor dem Gottesdienst
während der liturgischen Begrüßung in St. Raphael einen Beschluss, in
dem St. Raphael als eigenständige Gemeinde aufgehoben wird zum 01.
Juli 2003 und in die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Berlin-Kladow,
der Tochtergemeinde, eingemeindet wird. Im Rahmen der Fusion wurde
schließlich beschlossen, die Grundstücke des Pfarrhauses sowie der Kirche
zu verkaufen. Das Pfarrhaus wurde an einen privaten Käufer veräußert, der
das Haus umfassend umbaute, Msrg. Schiele, der die Pfarrwohnung im 1.
OG bewohnt, hat dort lebenslanges Bleiberecht behalten. Das Grundstück
der Kirche wurde an einen Investor verkauft.
Die Kirche wurde am 29.04.2005 im Rahmen einer feierlichen Messe
entweiht, unmittelbar danach, am 6.Juli 2005 wurde die Kirche,einen Tag
vor Entscheidung des Landesdenkmalrats über den Erhalt des Gebäudes,
abgerissen. Dort entstand ein Lebensmitteldiscounter. Am 24.Oktober
2007 wurde eine Gedenkstätte auf dem Gelände des Reinicke-Hofes direkt
neben dem ehemaligen Kirchenstandort für Pfarrer Jurytko eröffnet.
Von Karin Kurowsky nach Vorlage von Monsignore Schiele
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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19
Gatows Landwirte der Gatower Bauernweg
Land
wirte
Gatow ist ein Dorf mit einer sehr langen bäuerlichen Tradition, und
gleichzeitig ein Dorf in der Großstadt, in dem immer noch bäuerliche
Landwirtschaft betrieben
wird - auch „zum Anfassen“
für die Großstädter, die gern
einen Ausflug „in’t Jrüne“
machen, um Pferde und
Kühe, aber auch Gemüse und
Getreidefelder zu sehen.
Attraktionen sind die Selbsternte von Beerenobst und
Blumen, aber auch der Verkauf eigener Produkte in den
Hofläden.
Der Gatower Bauernweg führt als Rundweg durch das Dorf und die Feldflur, an Höfen mit und ohne Hofverkauf, aber auch an den Reiterhöfen
vorbei. Beginnen können wir unseren Weg im Norden bei den Bauernhöfen
Zerrath und Feldbinder oder im Süden in der Gatower Dorfmitte. Hier ist
der Verkaufsstand von Bäuerin Beate Bathe und wir können aus einem
reichhaltigen Angebot an Obst, Gemüse und Kartoffeln auswählen. Dazu
gehört auch die Spezialität „Gatower Kugel“, eine besonders milde Kreuzung aus Radieschen und Rettich. Im
Frühsommer können wir auf dem Feld Erdbeeren ernten
sowie Gladiolen und Sonnenblumen schneiden.
Der Weg führt in nördlicher Richtung über die alte Gutsgärtnerei zum Reiterhof Reinicke an der Buchwaldzeile.
Hier können Kinder ab 8 Jahren Reiterferien erleben.
Auf dem Hof werden aber auch individuell gebundene
Blumensträuße und floristische Kurse angeboten. An den
Wochenenden wird zu Kaffee und Kuchen eingeladen,
während m Backofen Roggenmisch- und Dinkelbrote
gebacken werden.
750
Jahre
Gatow
Über die Plievierstraße führt der Weg zurück auf die
Straße Alt-Gatow zum Wolterschen Hof, einem denkmalgeschützten
Vierseithof. Hier kann man Kartoffeln, Heu und Stroh kaufen. Folgt man
dem Gatower Bauernweg weiter, zurück zur Buchwaldzeile, dann wandert
man vorbei am traditionsreichen Hof Schulze, der jetzt Pensionspferden
eine Heimat bietet. In nördlicher Richtung weitergehend folgt man dann
bald der von alten knorrigen Robinien gesäumten Straße 265 westwärts.
Robinien werfen durch ihre gefiederten Blätter einen lichten Schatten. Sie
blühen im Frühjahr weiß und üppig und verströmen einen intensiven Duft.
Nach Süden öffnet sich der Blick auf die freie Landschaft mit Koppeln, auf
denen Pferde weiden. Nach einer kurzen Wegstrecke bietet der „Berliner
Beerengarten“ an, Heidelbeeren und Erdbeeren selbst zu pflücken.
Danach führt der Weg weiter bis zum Reiterhof Baumgarten. Hier wird
Reitunterricht angeboten. Gleichzeitig ist er auch Ausgangspunkt für
Ausritte auf dem ausgedehnten Gatower Reitwegenetz.
Festschrift
Seite
20
Nördlich der Straße 265 beginnt das Gebiet der ehemaligen Rieselfelder.
Dorthin führt der Weg zum Carolinenhof Feldbinder und zum Landwirt
Zerrath. Die Hofläden bieten Fleisch und Wurst, Milch und Quark, verschiedenes Gemüse aus eigener Produktion, aber auch selbst gebackenen
Kuchen.
Landwirtschaft früher:
Bauer Schulze mit Pferdegespann.
Foto: privat
99 Jahre engagierte
Brandbekämpfung
Freiwillige
Feuerwehr
Am 9.01.1909 fand im Wirtshaus Gatow auf Einladung des Gemeindevorstehers Wolter eine Besprechung statt, zu der alle „unbescholtenen
Gemeindemitglieder“ geladen waren. Neben einigen Offiziellen aus den
benachbarten Gemeinden nahmen auch viele Gatower Bürger an der
Versammlung teil. Der Tagungsgrund: Die Gründung einer freiwilligen
Feuerwehr. Wenig später wurden die aktiven Feuerwehrmänner gewählt.
Neben der damaligen Wehrführung, bestehend aus dem Schmiedemeister
Zschalig, dem Obergärtner Mätschke und dem Schumachermeister Wilhelm Schulze wurden weitere 20 Kameraden als Gründungsmitglieder
eingestellt. Als erstes Fahrzeug diente ein einachsiger, mit einem Pferd
zu bespannender Wagen, ein so genannter Doggart, der hauptsächlich für
den Transport von Geräten gedacht war. Das Pferd stellte dabei jeweils
einer der Ortsansässigen Landwirte. Die Alarmierung der Kameraden
erfolgte über den Gemeindediener, der im Alarmfall mit einem Fahrrad
und einem Horn durchs Dorf fuhr um die Angehörigen zu alarmieren. Den
ersten großen Einsatz verzeichnete die FF Gatow am 17.9.1911, als auf
der gegenüberliegenden Havelseite im Grunewald ein großer Waldbrand
ausgebrochen war.
Der Doggart - das erste
Fahrzeug der Freiwilligen
Feuerwehr Gatow
Foto: privat
Auch der Rettungsdienst hielt bereits in den Gründungsjahren
Einzug bei der FF Gatow. Bereits im Jahre 1911 wurde ein
Kamerad zum Samariter gewählt, der dann eine Tasche mit
den notwendigen Heilmitteln zu beschaffen hatte und auch
dafür verantwortlich war, dass diese bei den Alarmen mitgeführt wurde. In den Jahren 1914 bis 1915 wurde dann an der
Dorfstraße (heute Alt-Gatow) ein neues Wachgebäude für die
FF Gatow gebaut. Es handelte sich dabei um ein aus roten
Ziegelsteinen bestehendes Gerätehaus mit drei Toren und
einem kleinen Gemeinschaftsraum und einem Nebengelaß,
der als Gefängnis diente.
750
Jahre
Gatow
Mitte der 30er Jahre konnte das erste motorisierte Löschfahrzeug der FF
Gatow in Dienst gestellt werden eine Motorspritze, die bei der Berufsfeuerwehr ausgesondert wurde. Dabei handelte es sich um ein LF 25 auf
Mercedes Aufbau mit einer Magirus Pumpe, das bis zum Ende des zweiten Weltkrieges seinen Dienst erfüllte. Das neue Fahrzeug der FF Gatow
machte es erforderlich die Wache umzubauen, da die neue Generation der
Fahrzeuge nicht mehr in die Halle passte: Die nach vorne gerichteten drei
Tore wurden zugemauert und die Einfahrten wurden an die Seite verlegt,
so wie man es heute noch am Wachgebäude sehen kann.
Der 2. Weltkrieg ließ den Dienst der FF Gatow immer schwerer werden,
da auch einige Kameraden der FF Gatow Kriegsdienst leisten mussten und
so die Zahl der aktiven Kameraden dezimiert wurde. Im Juni 1945 gingen
neun verbliebene Angehörige der FF Gatow ans Werk und kümmerten
sich um den Wiederaufbau der Wehr. In den nächsten Jahren konnte sich
die FF Gatow stetig vom Krieg erholen und auch die Personalstärke stieg
wieder an. Zum einen durch neue Interessenten zum anderen auch durch
Kriegsheimkehrer. Leider jedoch kamen nicht alle Kameraden der FF
Gatow aus dem Krieg zurück.
Nach langen und zähen Verhandlungen mit der Berliner Feuerwehr konnte
die FF Gatow am 15.4.1957 eine weitere Neuerung in Dienst stellen. Es
wurde ein Schlauchboot angeschafft, das ein Jahr später um ein Feuerlöschboot ergänzt wurde.
Festschrift
Seite
22
Freiwillige Feuerwehr Gatow
Foto: privat
Das Ende der 60er Jahre brachte viele Neuerungen. Unter anderem erhielten die Kameraden der FF Gatow die ersten Funkmeldeempfänger. Die
Geräte, damals noch so groß wie zwei Zigarrenkisten, ließen die bis Dato
notwendige Sirenenalarmierung entfallen.
Im Dezember 1970 begann dann endlich der lang ersehnte Umbau des
Wachgebäudes. Mit viel Eigenarbeit wurde es zur Seite hin verlängert.
Ein Aufenthaltsraum wurde eingefügt, so wie man das Gebäude bis heute
Die motorisierten Anfänge:
Das LF 25 auf Mercedes Aufbau
mit einer Magirus Pumpe.
Foto: privat
kennt. Am 22. Januar 1971 wurde das Wachgebäude in Anwesenheit von
Landesbranddirektor Kurt Werner Seidel und des Bezirksbürgermeisters
von Spandau Dr. Kleusberg an die Kameraden der FF Gatow übergeben.
1975 ergänzte dann ein KTW den Fahrzeugpark. Im Jahr 1976 wurden
dann auch die großen Selektivrufempfänger gegen wesentlich kleinere
Geräte ausgetauscht, die es ermöglichten den Meldeempfänger ständig
mitzuführen.
Freiwillige
Feuerwehr
Mit Wirkung vom 31. August 1981 schied Kamerad Wolter wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst aus und wurde in die
Ehrenabteilung der Wehr übernommen. Zum neuen Wehrleiter wurde der
Kamerad Ulrich Hoffmann gewählt.
Auch der technische Fortschritt hielt weiter Einzug in Gatow. Am 8. Mai
1983 erhielt die Wehr ein neues Fahrzeug. Es handelte sich dabei um
eine Spezialanfertigung der Firma Mercedes, die aufgrund der niedrigen
Einfahrtshöhe der Fahrzeughalle erforderlich war. Am 10. Mai 1983 hatte
die FF Gatow hohen Besuch: Auf Einladung waren der seinerzeitige
Innensenator Heinrich Lummer, der Bezirksbürgermeister von Spandau,
Herr Salomon und der leitende Branddirektor Scholz zum Lokaltermin
erschienen.
Am 05. Februar 1989 wurde unsere Jugendfeuerwehr gegründet und am 06.
April erfolgte die Eintragung unseres Fördervereins in das Vereinsregister
beim Amtsgericht Charlottenburg. Seit nunmehr fast 20 Jahren können wir
dankbar auf das Engagement unserer Förderer zurückblicken.
Am 01.12.1996 wurde unser Wehrleiter Kamerad U. Hoffmann zum stellvertretenden Landesbeauftragten der Freiwilligen Feuerwehren Berlins
bestellt. Ulrich Hoffmann war nun bereits der zweite Kamerad aus unseren
Reihen, der auf Grund seiner fachlichen Kompetenz berufen war, die Geschicke aller Freiwilligen Feuerwehren Berlins mitzugestalten.
Der 01. Februar 1998 ging als weiteres bedeutsames Datum in die Chronik
unserer Wehr ein: Mit Beate Milcke wurde die erste Kameradin als aktives
Wehrmitglied eingestellt.
Am 01. März 1999 schied Kamerad Ulrich Hoffmann altersbedingt aus
der aktiven Wehr aus und wurde in die Ehrenabteilung übernommen. Zum
sechsten Wehrleiter der FF Gatow wurde von den Kameraden der Verfasser
dieser Zeilen gewählt.
Die nun folgenden Jahre sind gekennzeichnet durch einen steten Anstieg
der Alarmierungen der Freiwilligen Feuerwehr Gatow, im Jahr 2007 wurden
wir zu 584 Einsätzen gerufen, 50 % der Einsätze betreffen Hilfeleistungen in Kladow, der Wilhelmstadt und Staaken oder zu noch entfernteren
Einsatzorten.
Die Wache. Foto: privat
750
Jahre
Gatow
Im kommenden Jahr 2009 feietrt die FF Gatow ihr 100jähriges Jubiläum.
Mein Wunsch ist, dass der Grundstein für ein neues Wachgebäude gelegt
wird. Verdient hätten es die Kameradinnen und Kameraden.
Uwe Behrendt
Spektakuläre Einsätze
21.Juni 1952 brannte die Klostermühle in Spandau. Mit zehn C-Rohren
bekämpften die zum Teil mit Sauerstoffgeräten ausgerüsteten Feuerwehrleute von mehreren Seiten den Brand und waren vor allem bemüht ein
Übergreifen des Feuers auf den im rückwärtigen Teil des Hochhauses
gelegenen Silo und auf das Nebengebäude zu verhindern.
27.7.1961: Gegen 4.21 Uhr war ein Wochenendhaus am Rothenbücherweg
in Brand geraten, dem Feuer fielen eine 30jährige Frau und ihr dreijähriges
Kind zum Opfer.
Festschrift
Seite
23
Freiwillige
Feuerwehr
12. Oktober 1961: Die Scheune des Landwirtes Ernst brannte bis auf die
Mauern nieder und am 29. Oktober rückten die Kameraden zum Brand der
Scheune auf dem Hof der Familie Wolter aus, die trotz großer Bemühungen
auch nicht gehalten werden konnte.
6. April 1966: Ein sowjetischer Düsenjäger stürzt in den Stößensee. Vier
Tage später der nächtste Großalarm: Am 10 April in Spandau: Der Güterbahnhof Spandau West stand in Flammen.
29./30. März 1981: Zunächst erfolgte gegen 23.30 eine Alarmierung zum
Feuer in der Dorfkirche. Der Versuch mit einer brennbaren Flüssigkeit einen
Brand zu legen, konnte glücklicherweise im Keim erstickt werden. Gegen
3.30 Uhr ertönten erneut die Funkmelder. Die Scheune des Wehrführers
war in Brand geraten und brannte bereits bei Eintreffen der Feuerwehr in
ganzer Ausdehnung. Auch der Einsatz von 7 C-Rohren konnte die Scheune
nicht mehr retten.
2. September 1982: Am Groß-Glienicker-Weg waren gegen 13:00 Uhr, vermutlich durch Brandstiftung, gelagerte Strohballen in Brand geraten. Bald
nach Beginn der Löscharbeiten fanden sich auch schon erste Schaulustige
ein; u.a. Bauarbeiter eines nahe gelegenen Neubaus. Kurz darauf schlugen
auch aus dem Dachstuhl dieses Neubaus die Flammen, war etwa ein für
die Dachdeckung benutzter Brenner nicht abgestellt worden...?
9.Mai 1998: Das Restaurant-Schiff „Sabine II“, Liegeplatz Stößensee,
brannte in voller Ausdehnung.
8.Januar 1999: Um 0:32 Uhr Verkehrsunfall Potsdamer Chaussee. Zwei
Pkw waren frontal zusammengestoßen. Der Unfallverursacher wurde
schwer verletzt, für die Fahrerin des anderen Fahrzeugs verstarb noch
am Unfallort.
Im Juli 1999 brannte im Krankenhaus Hohengatow ein Patientenzimmer
und der angrenzende Flur in ganzer Ausdehnung, 40 Heiminsassen mussten
evakuiert werden, Verletzte waren glücklicherweise nicht zu beklagen.
07.Juli 2001: Verkehrsunfall auf der Potsdamer Chaussee. Der Fahrer eines
360 PS-starken Porsche hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren
und war mit einem entgegenkommenden Pkw frontal zusammengestoßen.
Bilanz: Zwei Tote und zwei Schwerverletzte.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
24
Ostersonnabend, 30.März 2002. Während der Vorbereitungen zum Osterfeuer kam die Alarmierung „Feuer Einfamilienhaus Waldschluchtpfad“.
Die Eigentümerin hatte das Mittagessen vorbereitet und wollte nur mit dem
Hund kurz Gassi gehen. Der Herd blieb offensichtlich angeschaltet. Als sie
von dem Spaziergang zurückkehrte, stand ihr Haus bereits in Flammen.
Auch die anrückenden Feuerwehren konnten das Niederbrennen bis auf die
Grundmauern nicht verhindern. Um 17:00 Uhr wurden unsere Kameraden
abgelöst. Es hieß nun aber nicht, sich auszuruhen, da die Gäste unseres
Osterfeuers ja auf ihre Bewirtung warteten...
10.Juli 2002 tobte ein Orkan bislang nicht erlebter Stärke über Berlin.
Die traurige Bilanz: 4 Tote, davon 2 Jugendfeuerwehrangehörige, die ihre
Ferien in einem Zeltlager auf der Insel Schwanenwerder verbrachten, und
23 Verletzte. Windgeschwindigkeiten bis 152 Km/h hatten 2.500 Bäume
umstürzen lassen.
August 2002: Das Oder-Hochwasser. Auch vier Kameraden unserer Wehr
verließen mit weiteren Kollegen der Berufsfeuerwehr und Kameraden anderer freiwilliger Feuerwehren Berlin in Richtung Schadensorte, um vier Tage
lang durch Dammbau mittels Sandsäcken schlimmeres zu verhindern.
Am 23.April 2004: Explosion im Erdgaslager Wilhelmstadt bei Wartungsarbeiten. Eine der größten Alarmfolgen bei der Berliner Feuerwehr
in den letzten Jahren auslöste: 14 Staffeln und Verletztensammelstelle. Zu
beklagen waren neben erheblichem Sachschaden drei lebensbedrohlich
brandverletzte Personen, eine Person im Schock sowie fünf Anwohner,
die eine Rauchvergiftung erlitten hatten.
Die Villa Lemm
ein Haus mit wechselvoller Geschichte
Villa
Lemm
Villa Lemm,
Berlin-Gatow
Foto: Stephan Erfurt,
Berlin
Park der Villa Lemm, Rosengarten und
Musikpavillon
Foto: Stephan Erfurt,
Berlin
Vor rund 100 Jahren entstand in Gatow, damals noch nicht zu Berlin gehörig, eine imposante Villenanlage direkt an der Havel. Otto Lemm, ein
erfolgreicher Fabrikant chemischer Produkte, hatte sich 1907/08 von dem
Architekt Max Werner sein Wohnhaus nebst Nebengebäuden auf einem
weiten Garten­grundstück errichten lassen. Die Villa befindet sich leicht
erhöht in der Mitte des Grundstücks, umgeben von einem Garten mit
geschwungenen Wegen und weitläufigen Rasenpartien.
In der Südwestecke war ein Spielplatz mit Pavillon angelegt,
zum Wasser wurde das Gelände mit einem Pavillon im Süden
und einem Bootshaus mit weitläufiger Terrasse ab­geschlossen.
Im nördlichen Grundstücksteil lagen das Pförtner- und
Wirtschafts­gebäude sowie ein Nutzgarten mit Geflügel- und
Gewächshaus. Der Kauf einiger nördlich anschließender
Grundstücksparzellen um 1911 machte eine Erweiterung
der Anlage möglich. Ein dreistufiger Terrassengarten mit
Pergola und herrlichem Rosengarten wurde angelegt und die
alte Gewächshausanlage entfernt. Eine neue, größere Anlage
mit Palmenhaus inklusive Wasserlauf entstand. Auf dem
Gelände des Terrassengartens entstanden darüber hinaus eine Kegelbahn,
ein Tennisplatz und drei Pavillons, von denen der größte direkt am Wasser
lag und Raum für Festlichkeiten bot.
Nach dem Tod von Otto Lemm wurde das Grundstück 1928 an den jüdischen Arzt Janós Plesch verkauft, der die Villa als Sommersitz nutzte und
zahlreiche Berliner Berühmtheiten wie Albert Einstein und Emil Orlik
dort empfing. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 musste die Familie
Plesch Deutschland verlassen. Wie die Villa in Kriegszeiten genutzt wurde
ist nicht bekannt, 1945 wurde das Anwesen als Sitz des britischen Stadtkommandanten requiriert. Zahlreiche bauliche Veränderungen und Abrisse
zerstörten das stimmige Gesamtbild der Anlage. Auch in britischer Zeit
war die Villa Treffpunkt für ein internationales Publikum. 1987 gastierten
dort die englische Königin, ihr Gatte und die Königin Mutter. Nach Abzug
der Alliierten 1990 ging das Gelände an den Berliner Senat über, der über
Jahre hinweg versuchte, das Grundstück zu veräußern.
Erst 1995 erfolgte der Verkauf an das Ehepaar Maria-Theresia und Hartwig
Piepenbrock, die das Ensemble liebevoll und denkmalgerecht restaurieren
und rekonstruieren ließen. So wurde zum Beispiel der Rosengarten mit
historischen Sorten neu angelegt. In der weitläufigen Gartenanlage sind
Skulpturen aus der Privatsammlung Piepenbrock verteilt und verbinden
den historischen Gartenraum mit moderner Kunst. Ein absoluter Glücksfall
für das Anwesen, das heute im alten-neuen Glanz erstrahlt und einen eindrucksvollen Anblick von der Havel bietet. Ein Beispiel großbürgerlicher
Wohnkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist damit erhalten.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
25
Zur Geschichte
der neuen Bockwindmühle
in Gatow
Bock
wind
mühle
Die Windmühle, die sich am Fuße des Windmühlenbergs im Aufbau
befindet, hat eine recht bewegte Geschichte. Diese Geschichte soll hier
erzählt werden.
Drei Gatower Einwohner machten sich an einem Sonntag im August des
Jahres 2004 auf den Weg in die Ostprignitz nach Metzelthin, um dort
Hinweise auf die ehemalige Metzelthiner Bockwindmühle zu finden. Es
war gar nicht so schwer. Nach kurzer Zeit war ein Metzelthiner gefunden,
der den Weg zur Familie Lieberenz wies. Obwohl es Sonntag Vormittag
war, klingelten wir an der Tür des Hofes. Wir trugen unser Anliegen vor
und wurden sehr freundlich empfangen. Familie Lieberenz erzählte uns die
Geschichte ihrer alten Mühle. Zuvor noch ein Hinweis zum Dorf Metzelthin: Das Dorf Metzelthin in der Ostprignitz - nahe dem bekannten Neustadt
an der Dosse - hat wie Gatow eine lange Geschichte. Bereits 1160 wird ein
Marod von Musilthin als einer der Ritter und Lehnsvasallen der Grafen
von Lindow und Ruppin erwähnt. In Urkunden der Stadt Wusterhausen
findet sich der Hinweis, das „Mutzelthin bzw. Mützelthin“ vier Rittergüter besaß. Diese Rittergüter wechselten in den Jahrhunderten häufig ihre
Besitzer. 1724 gehörten sie auch zeitweise der Familie von Zieten. Heute
ist ein Gutshaus erhalten, das nach der Wende 1997 von einem Berliner
Ehepaar gekauft und restauriert wurde.
Aber in Metzelthin gab es auch eine Bockwindmühle und die gehörte
bis zum Jahr 1997 Rudolf Lieberenz – der mit seiner Frau in Metzelthin
wohnt. Die Familie Lieberenz lebt seit mindestens vier Generationen in
Metzelthin. Vor ihm waren bereits drei Generationen im Besitz der Mühle
gewesen. Daher kann man annehmen, dass sie um 1790 im Auftrag des
damaligen Gutsherrn von Metzelthin errichtet worden ist. Sicher ist aber,
dass der Bau der Mühle noch vor 1800 stattfand. Knapp ein Jahrhundert später,
nämlich 1870, wurde vermutlich eine größere Reparatur vorgenommen, denn
diese Jahreszahl ist auf der Rutenwelle (Flügelwelle) eingeschnitten. In der
Mühle haben bis etwa 1920 stets drei Müllergesellen gearbeitet.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
26
Die Mühle verlor um 1935 zwei ihrer vier Flügel. In diesem Zustand
wurde sie bis 1944 betrieben. Dann wurde sie auf den Antrieb durch einen
Elektromotor umgerüstet; im selben Jahr wurden die letzten beiden Flügel
demontiert.
Die Mühle war bis 1953 in Betrieb. Funktionäre der damaligen SEDKreisleitung hatten vom Müller zusätzlich zum
Mühlenbetrieb die Haltung von 20 Schweinen
verlangt, um Schrotabfälle zu verwerten. Weil er
das ablehnte, wurde ihm das Mühlen-Gewerbe
entzogen. Deshalb konnte er danach die Mühle nur
noch für den eigenen Bedarf betreiben. Der Verfall
der Mühle war nicht mehr aufzuhalten. Nach der
Wende kamen viele Besucher, die an Teilen der
Mühle – vielleicht auch als Souvenirs - interessiert
waren. Der Eigentümer wollte die Mühle aber nicht
„ausschlachten“ lassen. Im Jahr 1992 tauchte ein
„Investor“ auf, der die Mühle restaurieren und
zu einer Touristenattraktion mit entsprechenden
Einrichtungen ausbauen lassen wollte.
Er kannte sich gut mit Fördermitteln aus, hatte
aber dem Eigentümer verschwiegen, dass 50% der
Fördergelder „gegenfinanziert“ werden müssen,
d.h. der Eigentümer hätte die gleiche Summe der
eingesetzten Fördermittel noch einmal aufbringen
müssen. Glücklicherweise wurde das Ehepaar
Lieberenz gerade noch rechtzeitig auf dieses
Problem aufmerksam gemacht. Es gelang ihnen,
die laufenden Anträge zu stoppen, das Projekt zu
beenden und eine erste Forderung in Höhe von
40.000 DM abzuwenden. Der Tätigkeit dieses
Gutshaus in Metzelthin
Foto: Heinz Hornig
Bockwindmühle Metzelthin 1930,
Foto: Besitz der Fam. Lieberenz
Die Mühle im Jahr 1992. Foto:
Besitz der Fam. Lieberenz
„Investors“ ist aber wenigstens ein positiver Umstand zu verdanken: es
liegt ein umfangreicher Ordner mit vielen Detailfotografien der Mühle im
Zustand von 1992 nebst Konstruktionszeichnungen vor. Diesen Ordner
hat die Familie Lieberenz der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg
e.V. für das Mühlen-Archiv übereignet.
Um die Fördermittel vom Land und vom Bund zu erhalten, wurde die Mühle
unter Denkmalschutz gestellt. Das war trotz des sichtbaren Verfalls möglich, denn das Holz war altes aber gutes Holz und nicht wurmstichig.
Bock
wind
mühle
Wieder vergingen Jahre, bis 1997 sich erneut ein Interessent meldete. Ein
Vertreter des BBV Wriezen e.V. (Bildungs- und Beschäftigungsverein, also
ein sog. Freier Träger) wollte die Mühle kaufen und sie im Oderbruch, in
der Gegend zwischen Altreets und Zollbrücke als Touristenattraktion im
Rahmen einer ABM-Maßnahme mit Fördermitteln der Bundesanstalt für
Arbeit, des Landes Brandenburg, des Bundes und EU-Mitteln aufbauen. So
wurde die Metzelthiner Bockwindmühle abgebaut und in einer Halle des
Wriezener Güterbahnhofs gelagert.
Den Hausbaum brachte man schon
weiter ins Oderbruch nahe Zäckeritzer Loose. Und dort war ein
Schild aufgestellt worden, dessen
Text folgende Passage enthielt: „An
dieser Stelle wird im Rahmen einer
mehrjährigen Konstruktion eine ca.
210 Jahre alte Windmühle wieder
errichtet. Sie wurde 1997 in der
nordbrandenburgischen Gemeinde
Metzelthin demontiert und soll
zukünftig eine weitere Touristenattraktion im Gebiet des Oderbruch
darstellen.“ Das Projekt scheiterte,
denn der Leiter des Projekts samt
der diversen Fördergelder waren
verschwunden. Der Träger musste
Konkurs anmelden.
Mühlenteile
in Wriezen 2004
Fotos: Heinz Hornig
So schlummerte die zerlegte Mühle
im Oderbruch vor sich hin, bis sie im Jahre 2002 vom Förderverein Historisches Gatow e.V. entdeckt und nach Überwindung etlicher juristischer
und bürokratischer Hürden im September 2004 von Gatower Bürgern nach
Gatow transportiert wurde. Mit Hilfe des Bezirksamtes Spandau, den Auszubildenden einer Spandauer berufsbildenden Schule (Oberstufenzentrum
Bautechnik I) und unter Einsatz von Lottomitteln wird der Aufbau der
Bockwindmühle aus Metzelthin in Berlin-Gatow vorangetrieben und soll
im September 2008 fertiggestellt sein.
So wird eine Bockwindmühle mit einer bewegten Geschichte durch eine
andere Bockwindmühle mit einer ebenfalls bewegten Geschichte ersetzt.
Nachtrag:
Über die Geschichte der alten Gatower Bockwindmühle ist bereits berichtet worden. Hier nur die wichtigsten Daten zur Erinnerung. Nach den
Forschungen der Mühlenkenner Heinrich Herzberg und Hans Joachim
Rieseberg ist der Bau der Gatower Windmühle auf das Jahr 1845 datiert
worden (in „Mühlen und Müller in Berlin, Düsseldorf, 1987, S. 256). Sie
stand auf dem Windmühlenberg, dort wo sich heute das Naturschutzgebiet befindet. Im Jahre 1848 erwarb Andreas Krause das Areal samt der
Bockwindmühle und errichtete fünf Jahre später eine Bäckerei ( Spandauer
Volksblatt vom 22.04.1950) – die Bäckerei Krause, die älteren Gatowern
noch heute ein Begriff ist.
Nach dem Ende des 1. Weltkriegs war die Mühle jedoch so verfallen, dass
der damalige Eigentümer Ernst Krause die Mühle dem Film-Produzenten
und Regisseur Richard Eichberg (1888 – 1953) als Filmkulisse verkaufte.
Eichberg brauchte diese Kulisse für den Film: „Die Liebesabenteuer der
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
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Bock
wind
mühle
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
28
schönen Evelyne oder Die Mordmühle auf Evanshill“ Für den letzten Akt
dieses Stummfilms wurde die Mühle angezündet und brannte aus. Die
Mitwirkenden sowie der Inhalt des Films ist durch die Zulassungskarte
mit der Prüfnummer 4920 belegt (Eine Kopie der Zulassungskarte liegt der
Verfasserin vor). Damals ging es noch
sehr streng zu: Zulassungskarten waren für „Bildstreifen“ – so die damalige
amtliche Bezeichnung – öffentliche
Urkunden im Sinne des § 267 ReichsStrafgesetzbuchs. Und am Ende der
Zulassungskarte findet sich folgender
Vermerk: „Der Bildstreifen wird zur
öffentlichen Vorführung im Deutschen
Reiche zugelassen, darf jedoch vor
Jugendlichen nicht vorgeführt werden.
Berlin den 12. Dezember 1921“ Da war
der „jugendgefährdende Bildstreifen“
also bereits fertiggestellt . Das bedeutet, die Windmühle ist in diesem Jahre
abgebrannt worden – nicht im Jahre
1923, wie man es öfter lesen kann.
Premiere war übrigens am 23.12.1921
in der Berliner Schaubühne.
Nun mag der Film, für den die Gatower
Windmühle in Flammen aufgegangen ist, nicht sonderlich bedeutsam
gewesen sein. Die Textkarten, die ja
Teil der Zulassungskarte sind, lassen
diesen Schluss zu. Dafür war der
Berliner Filmproduzent umso bekannter. Das Berliner Zeughaus-Kino
im Deutschen Historischen Museum
hat Richard Eichberg im Juli 2007
eine umfassende Schau gewidmet.
Unter dem Motto „Eichberg wiederentdeckt“ wurden Filme gezeigt wie
„Der Roman einer armen Sünderin“
von 1922 mit Lee Parry und Aruth
Waran und Gerhard Ritterband (alle
drei auch ein „Die Mordmühle“ vertreten), „Fräulein Raffke“ von 1923, ebenfalls mit Lee Parry, aber auch
mit Werner Krauß und dem von Eichberg entdeckten Hans Albers. Auch
„Der Draufgänger“(1936), wieder mit Hans Albers und der EichbergEntdeckung Martha Eggerth oder „Der Tiger von Eschnapur“ (1937) mit
La Jana standen auf dem Programm (Nachzulesen unter: http://www.dhm.
de/kino/eichberg_wiederentdeckt.html#eichberg).
Richard Eichberg war auch der Entdecker von Lilian Harvey. Er drehte
mit Willy Fritsch, Theo Lingen, Heinrich George, um nur einige bekannte
Filmgrößen dieser Zeit zu nennen. Nach der Machtergreifung Hitlers im
Januar 1933 siedelt sich Eichberg in der Schweiz an. 1938 geht er in die
USA, wird 1942 amerikanischer Staatsbürger und produziert am Broadway Musicals und Operetten. 1949 kehrt er nach Deutschland zurück und
produziert im selben Jahr den Film „Die Reise nach Marrakesch“ mit Paul
Dahlke, Grete Weiser und Luise Ulrich. So mag der Film, für den die Gatower Mühle geopfert wurde, nicht in die Filmgeschichte eingegangen sein,
sein Produzent und Regisseur Richard Eichberg ist es auf jeden Fall.
Eva Hornig
Auf dem Windmühlenberg.
Foto: privat
Die offizielle Einweihung findet
im Beisein des Regierenden
Bürgermeisters, Klaus Wowereit,
und zahlreicher Prominenz am
Sonnabend, dem 6. September
2008 statt.
Mehr Infos:
Ulrich Reinicke
1.Vors. des Fördervereins historisches Gatow
im Museumsdorf Gatow e.V.
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750 Jahre Gatow - wir sind dabei!
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Der Flugplatz Gatow,
das Gut Neukladow und
die Legion Condor
Flugplatz
Gatow
Schräg unterhalb des Gutshauses Neukladow in Richtung Kladow fällt
sacht ein breites Wiesenstück zu einem Uferweg ab, der nach Ernst Liesegang benannt ist. Die Grasfläche ist nach Norden hin durch die alte Allee
begrenzt, die früher von Alt-Kladow zum Gutshaus führte. Dieses hatte
dem Vernehmen nach um 1800 David Gilly entworfen.
Die Neukladower Allee, die das Gutshaus mit dem Kladower Damm verbindet, ist eine Einrichtung späterer Jahre. Ebenso wie die Torbogenhäuser am Eingang des Anwesens dürfte sie dem Wirken der Familie des
Zementindustriellen Robert Guthmann und seines Sohnes, des Kunsthistorikers Dr. Robert Guthmann, zu verdanken sein. Nach Süden hin geht
der Blick zunächst über eine Streuobstwiese und dann weit über die hier
besonders breite Wasserfläche der Havel hin. Sie bildet hier den Großen
Wannsee, der in Blickrichtung links durch Schwanenwerder und rechts
durch das Kleine und Große Tiefehorn eingerahmt wird.
Auf diesem idyllischen Wiesenstück standen bis vor wenigen Jahren einige schwarz angestrichene Baracken, wie sie in der Nazizeit die Organisation Todt u.a. in Massen errichtet hat. Bekanntermaßen nutzte nach dem
2. Weltkrieg die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die ehemaligen Wehrmachtsunterkünfte vor allem für die Seniorenerholung (Stadtranderholung). Diese Nutzung überholte sich mit den geänderten Erholungswünschen der
Senioren, denen eher der Sinn nach dem warmen Süden, denn nach Berlin- Kladow stand. Die Baracken wurden dann um die Jahrtausendwende
abgerissen. Die festen Gebäude der AWO sind abgebrannt oder sonst
dem Verfall preisgegeben. Das Herrenhaus sieht als Mittelpunkt einer
Kulturstiftungsinitiative einer besseren Zukunft entgegen.
Die militärische Vorkriegsnutzung des Gutsgeländes in der Nähe des
Flugplatzes Gatow ist ebenfalls bekannt. Die Familie Guthmann hatte es
1928 an die Stadt Berlin verkauft. Im Zweiten Weltkrieg soll sich dort die
Gasschutzschule der Luftwaffe und/oder ein Lazarett befunden haben.
Anschließend hat die AWO Gutshaus und Baracken als Müttererholungsheim genutzt.
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Gatow
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Geprägt hat das ganze Gelände die Nähe zum Flugplatz Gatow. 4000 Arbeiter errichteten in gut einjähriger Bauzeit 1934/1935 ein riesiges Militärareal zwischen Spandau und Potsdam mit Flugplatz, Fliegerschule,
Luftwaffenakademie, Luftkriegsschule und Luftfahrttechnischem Institut.
Südöstlich des auch nach 1945 noch als Flugplatz Gatow bezeichneten
Geländes lagen Luftkriegsschule und Akademie. Heute befindet sich dort
das Krankenhaus Havelhöhe. Die Bauarbeiten fanden spätestens nach der
„Enttarnung“ der Luftwaffe im März 1935 nicht mehr im Geheimen statt.
Der Versailler Vertrag hatte dem Deutschen Reich Entmilitarisierung und
Entwaffnung auferlegt. Unter anderem waren schwere Artillerie, Panzerund Luftwaffe verboten. Ob seiner klaren militärischen Ausrichtung war
der Flugplatz Gatow demnach ein offensichtlicher Verstoß gegen den Versailler Vertrag. Er blieb jedoch folgenlos.
Die Außenpolitik der deutschen Reichsregierungen in der Weimarer
Republik konnte international dafür werben und davon überzeugen, der
Versailler Vertrag sei zumindest in wichtigen Einzelbestimmungen revisionsbedürftig. Dieses Verständnis, die politische Schwäche und die zeitweilige Aktionsunfähigkeit der ehemaligen Siegermächte konnte Hitler
nutzen. Bis 1939 kündigte er alle noch geltenden Bestimmungen des
Versailler Vertrages einseitig und gewaltsam auf.
Die öffentlich gezeigte Wiederbewaffnung der deutschen Luftwaffe war
von langer Hand vorbereitet worden. Die „Schwarze Luftwaffe“ wurde
seit Anfang der 20er Jahre unter General Oberst Hans von Seeckt aufgebaut. Er war von März 1920 bis Oktober 1926 Chef der Heeresleitung
der Reichswehr, die der Versailler Vertrag auf 100 000 Mann begrenzt
hatte. Der deutsch-sowjetische Rapallovertrag vom 16.April 1922 sah in
einer Geheimklausel ein Fliegertrainingsprogramm für deutsche Soldaten
vor. Es fand in Lipetzk statt und führte zu einem geheimen Kader von
ungefähr 350 Mann im Jahr 1933. Ihm gehörten so bekannte Namen wie
Albert Kesselring, Hugo Sperrle und Hans- Jürgen Stumpff an. Die Luftwaffe vervielfachte sich bis 1939 auf 15 000 Offiziere. Dieser ungeheuren
Vermehrung dienten damals vor allem die Luftkriegsschulen in DresdenKlotzsche, Berlin-Gatow, Wildpark Werder und Fürstenfeldbruck.
Flugplatz
Gatow
Anfang August 1936 begann der zunächst streng geheime Einsatz der
„Legion Condor“ (L.C.), Am 18. Juli 1936 hatten die spanischen Faschisten unter Führung des damaligen Generalmajors Francisco Franco gegen
die linke spanisch-republikanische Koalitionsregierung geputscht.
Es begann der dreijährige spanische Bürgerkrieg zwischen regierungstreuen Republikanern und rechten Nationalisten. Er forderte mindesten
eine halbe Million Todesopfer und verwüstete das Land. Dabei standen
an der Seite der spanischen Frankisten die deutsche L.C. und italienische
faschistische Einheiten. Auf der Gegenseite kämpften die Republikaner
zusammen mit deutschen und anderen nicht-spanischen Antifaschisten,
die sich in den Internationalen Brigaden zusammengeschlossen hatten.
Man geht davon aus, dass die L.C. ungefähr 5 000 Mann umfasste und in
regelmäßigen Abständen ausgetauscht wurde. 20.000 deutsche Soldaten
erhielten nach Ende des Bürgerkrieges das eigens dafür von Hitler gestiftete „Spanienkreuz“. Es darf heute in Deutschland nicht mehr getragen
werden.
Soldaten von dem Gatow nahe gelegenen Flugplatz Döberitz sollen zu
den Ersten gehört haben, die sich für den Einsatz in Spanien gemeldet
hatten. Der schon länger bestehende Flugplatz Döberitz wird als Geburtsort der militärischen Luftfahrt in Deutschland angesehen. Die L.C. mit
mehreren tausend Soldaten wurde unter höchst konspirativen Umständen
nach Spanien verlegt. Ein Kampfgeschwader mit ungefähr 80 Flugzeugen überquerte heimlich den französischen Luftraum. Der größere Teil
der L.C. gelangte von Genua aus per Schiff nach Spanien. Der Einsatz
erhielt den Codenamen „Operation Feuerzauber“. Die Soldaten gehörten formell nicht (mehr) der Wehrmacht an, sondern gingen als Zivilisten nach Spanien. Die hoch bezahlten „Freiwilligen“ trugen spanische
Uniformen und Rangabzeichen. Sie unterstanden aber weiterhin dem o.a.
deutschen Generalmajor Hugo Sperrle mit dem Decknamen Sander.
Eine Reihe der damaligen Fliegerlegionäre sind später, auch nach 1949,
in hohe militärische Positionen gelangt, wie Adolf Gallandt, Martin Harlinghausen, Werner Mölders, Johannes Trautloft und Heinz Trettner. Der
Einsatz der L.C. in Spanien ist seither sehr umstritten. Am 26. April 1937
bombardierte die L.C. Guernica und richtete verheerende Schäden mit
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Flugplatz
Gatow
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Jahre
Gatow
hunderten von Opfern unter der Zivilbevölkerung an. Diese Stadt im Baskenland wurde fast völlig zerstört. Der Name Guernica gilt seither als
Eröffnung der Kriegsverbrechen, die im 2. Weltkrieg nachfolgten.
Pablo Picasso hat zum Gedenken an das Grauen von Guernica sein gleichnamiges Werk (Foto nächste Seite) für den spanischen Pavillon der Weltausstellung 1937 geschaffen. Es hat seinen Platz im Museum of Modern
Art in New York gefunden.
Der Flugplatz Gatow konnte erst ab November 1935 zur Fliegerausbildung genutzt werden. Sie dauerte nach Ausbildungsplan insgesamt drei
Jahre, wurde jedoch im Bedarfsfall drastisch verkürzt. Mithin kann man
davon ausgehen, deutsche Soldaten seien erst in der ersten Hälfte des Jahres 1937 für die L.C. zum Einsatz gekommen. Man darf annehmen, dass
dies immer noch verdeckt erfolgte, um die Geheimhaltung zu wahren.
War dies nicht möglich, sollte jedenfalls die Fiktion der „Nichteinmischung“ und einer Legion aus Freiwilligen aufrechterhalten und die Öffentlichkeit über den wahren Charakter des deutschen Expeditionskorps
getäuscht werden. Es spricht daher ebenfalls viel dafür, dass Kontingente
deutscher Soldaten quasi getarnt, abseits vom Flugplatz Gatow, auf dem
Gelände des Gutshauses Neukladow für den Einsatz in Spanien zusammengestellt wurden.
Die Öffentlichkeit vergaß die L.C. angesichts der Massaker des 2. Weltkrieges, die noch alles in den Schatten stellten, was mit Guernica so
schrecklich begonnen hatte.
Am 26. April 1945 eroberten die Russen den fast unversehrt gebliebenen
Flugplatz Gatow. Im Musiksaal des Gutshauses wurde eine Kapitulationsurkunde unterzeichnet. Von hier aus gingen 8000 Soldaten in russische Gefangenschaft.
In den letzten 75 Jahren hat sich in Gatow, dessen 750-jährige Geschichte
wir 2008 feiern, mehr zugetragen als in den Jahrhunderten zuvor. Es ist
an der Zeit, dass sich die Bundeswehr, die ein Luftwaffenmuseum auf
dem Flugplatz Gatow betreibt, sich noch intensiver als bisher seiner Geschichte annimmt und sich in diesem Rahmen auch der Legion Condor
widmet.
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Eike-Eckehard Baring
Luftwaffenmuseum
der Bundeswehr
Berlin-Spandau
"Sammeln, Bewahren, Dokumentieren,
Erschliessen, Restaurieren und Ausstellen"
Luftwaffen
museum
Foto: Luftwaffenmuseum Flyer
Das Motto erteilt einer reinen Flugzeugschau, aber auch einem Technikmuseum älterer Art eine eindeutige Absage. Das Luftwaffenmuseum der
Bundeswehr ist ein historisches Museum, das die gesamte Bandbreite
von Luftstreitkräften auf deutschen Boden im Zeitraum ab 1884 sammelt
und ausstellt. Der Zusatz Luftwaffenmuseum "der Bundeswehr" deutet
auf den Schwerpunkt in der Zeit nach 1945 hin.
Luftwaffe, Luftwaffen oder Luftstreitkräfte? Die zeitliche Abgrenzung
„1884 bis zur Gegenwart“ beinhaltet mit dem Kaiserreich (1871 - 1918),
der Weimarer Republik (1919 - 1933), dem so genannten „Dritten Reich“
(1933 - 1945), der Deutschen Demokratischen Republik (1949 - 1990)
und der Bundesrepublik Deutschland (1949 - heute) fünf sehr unterschiedliche Staatsgebilde auf deutschem Boden. Bezogen auf das Militär bedeutet dies die Existenz von fünf Armeen, die sich ebenfalls stark
voneinander unterscheiden. Dies bildet den historischen Hintergrund, der
beim Aufbau des Museums berücksichtigt wird.
Luftwaffenmuseum
der Bundeswehr
Kladower Damm 182
14089 Berlin-Spandau
Tel. 030 - 3687-2601
Fax 030 - 3687-2610
Web:
www.luftwaffenmuseum.com
Öffnungszeiten:
Di. bis So. 9.00 - 17.00 Uhr,
Einlass bis 16 Uhr.
Mo. geschlossen,
Eintritt frei. Rollrampen und
Behindertentoiletten sowie kostenfreie Parkplätze vorhanden.
Zufahrt zum Eingang in Kladow
über Ritterfelddamm/
Straße Am Flugplatz Gatow.
Seit 1995 präsentiert sich das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr der
Öffentlichkeit in Berlin-Gatow nach seinem Umzug aus Uetersen/Appen,
nahe Hamburg. Das Museum bietet den grossen Vorteil eines Originalstandortes deutscher bzw. alliierter Luftwaffengeschichte und das Ambiente eines Flugplatzes. In Gatow wurden von 1935 bis 1945 Offiziere
der Luftwaffe ausgebildet, hier war fast 50 Jahre lang die Royal Air Force
stationiert, hier starteten und landeten 1948/49 die Rosinenbomber während der Luftbrücke.
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Jahre
Gatow
In der Halle 3 erhält man einen Überblick über die über hundertjährige
Geschichte deutscher militärischer Luftfahrt. Die Uniformsammlung im
Tower reicht vom „Bunten Rock“ bis zu den an Astronauten erinnernden
Pilotenanzügen der Neuzeit. Von über 155 Luftfahrzeugen und technischen Geräten können 6o im Freigelände besichtigt werden.
Der Museumsbestand von ca. 200.000 Exponaten setzt sich aus 155 Luftfahrzeugen, 5.000 Uniformteilen, 30.000 Büchern, Fotos, Handwaffen,
Orden, Rettungsgeräten und Bomben zusammen. Die Uniformierung
und persönliche Ausrüstung im Zeitraum 1884 bis 2004 ist weitgehend
dokumentiert. Den besonderen Reiz des Museums macht die Tatsache
aus, dass die westlichen Typen der Luftwaffe, ergänzt durch britische und
französische Schenkungen im Kontrast zu den den östlichen Typen der
Nationalen Volksarmee zu sehen sind.
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33
Kleinod
mitten im Dorf
Gutshof
Gatow
Seit dem Jahre 1978 befindet sich der Gutshof in den Händen der Familie
Reinicke und wird immer noch als Pferdestall genutzt. 1991 ließ die Familie Reinicke ohne staatlicher Unterstützung das Dach des Pferdestalls
neu decken.
Im ehemaligen Herrenhaus befand sich in den 80'er Jahren ein Polizeirevier.
Heute ist dort ein städtischer Kindergaten untergebracht. Ende der 90er
Jahre wurde auch langsam die ehemalige Wagenremise stark renovierungsbeüdrftig. In Eigenleistung wurde das Dach mit neuen „Biberschwänzen“
teilgedeckt. 2008 wurde seitens der Denkmalbehörde die Genehmigung
zur denkmalgerechten Instandsetzung erteilt.
Heute, wie bereits zuvor, nutzt Rita Reinicke einen Teil der Remise für
die Durchführung von Floristikkursen. Ihr kleiner Laden "Die Blumenkatze" ist dort ebenfalls integriert. Gleichzeitig entstanden im Stallgebäude
mehrere geräumige Gästezimmer, sowohl für die Ferienkinder als auch für
Berlinbesucher.
Das Herrenhaus als Hauptgebäude und ehemaliger Wohnsitz der
Bürgerfamilie Techow erbaut 1860
ist das Herzstück des Gutes. Es
gruppieren sich einige historische
Gebäude wie der ehemalige Rinderstall und die Kutschenremise
malerisch herum. Ebenso vorhanden sind noch das ehemalige
Gärtnerhaus, das sogenannte Affenhaus. Man sagt, es wurde von
der Pfaueninsel hier nach Gatow
gebracht und aufgebaut.
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Jahre
Gatow
Nebenan befindet sich der historische Eiskeller. Er soll 8 1/2 Meter
Tiefe besessen haben und wurde
später zugeschüttet. Er ist aber
noch begehbar. Zwischen Gärtnerhaus und Stallgebäude befindet sich
das liebevoll restaurierte ehemalige Waschhaus. In einem Lehmbackofen
werden am Wochenende Brote gebacken und verkauft.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite existiert noch der alte Wasserturm
und einige Gutsarbeiterhäuser. Das wohl älteste Gebäude dieses Ensembles
ist die alte Kutschenremise (gebaut ca. 1840), die den Übergang von zwei
Baustilen verdeutlicht.
Mehr Infos:
Rita und Ulrich Reinicke
Buchwaldzeile 43
14089 Berlin
Tel.: 030/ 361 91 43
Web: ww.gutshof-gatow.de
Festschrift
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Ehemaliges Auslandshaus
Auslands
haus
In Gatow sind einige als typisch nationalsozialistisch zu klassifizierende
Bauten zwischen 1934 und 1945 entstanden:
- Die heutige Grundschule am Windmühlenberg (Am Kinderdorf 23-27),
die in einem in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges begonnenen, aber
nicht mehr fertig gestellten Lazarettbau der Organisation Todt untergebracht ist.
- In Hohengatow sind dies neben dem Auslandshaus das Lazarett und
Erholungsheim der Organisation Todt von 1944 (Waldschluchtpfad 27,
heutiges Wohnpflegezentrum) und die Offiziersmietvillen entlang des
Kladower Damms, des Hellebergewegs und des Uetzer Steigs von 1937,
u.a. für Angehörige der Luftwaffe auf dem Flugplatz Gatow.
- Im Habicht(s)wald wurde 1935 die Fliegerhorstsiedlung gebaut.
- Bereits in Kladow liegen heute
der Komplex des Flughafens Gatow
mit der Kriegsschule der Luftwaffe (Kladower Damm 182-270,
jetzt General-Steinhoff-Kaserne)
und die Lufttechnische Akademie
(Kladower Damm 217-295, jetziges Krankenhaus Havelhöhe),
beide 1934-36 erbaut. Im Kladower
Ortsteil Hottengrund kommt noch
aus der gleichen Erbauungszeit
die zweite Luftwaffenkaserne
(Sakrower Landstr. 90-146, jetzige
Blücher-Kaserne) hinzu.
750
Jahre
Gatow
Oberhalb des bewaldeten Havelhangs am Ende des Breitehornwegs
liegt das 1937-38 erbaute frühere
Auslandshaus der nationalsozialistischen Staatsjugendorganisation
Hitler-Jugend (HJ) eingebettet in
die Flusslandschaft.
Um Kinder und Jugendliche früh und zielgerichtet an das NS-System zu
binden, legten die Machthaber besonderen Wert auf den Bau von Heimen
der Hitler-Jugend und des Bundes Deutscher Mädel. Das ganze Land
sollte mit einem dichten Netz von Heimen überzogen werden, wobei
ein Höchstabstand von 25 km von einem zum anderen vorgesehen war.
Durch den 2. Weltkrieg kamen diese Pläne jedoch nur ansatzweise zur
Ausführung.
Als Reichsarchitekt für diese Art der Gebäude wurde Fritz Gerhard Winter
aus Berlin berufen. Er entwarf im Rahmen des "Bauprogramms der Jugend"
dementsprechend auch das Auslandshaus in Hohengatow am Rande der
Reichshauptstadt.
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Zum einen sollte es der Begegnung deutscher Jugendlicher mit jungen
Menschen befreundeter Staaten dienen -und hier speziell denen des
Bündnispartners der Achse Berlin - Rom. Daher trifft man auch häufig
auf die Bezeichnung „Italienhaus“. Zum anderen war ausdrücklich eine
Nutzung für repräsentative Anlässe des Jugendführers des Deutschen
Reiches vorgesehen.
Rechtwinklig zum Haupttrakt ist der Wirtschaftsflügel angefügt, in dem
auch 2 Autos abgestellt werden konnten. Diese L-förmige Anordnung
bildet zusammen mit dem Waldstück einen Hofplatz für Appelle, an dessen
Einfahrt ein Fahnenmast stand.
Blick auf das Hauptgebäude mit
Exerzierhof. Foto: Sylvia Richter
Im Erdgeschoß des Hauptgebäudes lagen u.a. der Empfangssaal, der Kamin- und Musikraum sowie der Speisesaal. Im 1. Stock befanden sich die
Wohn- und Unterkunftsbereiche.
Im Januar 1945 soll sich auf dem Gelände eine „Gruppe der Selbstopferer“ der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht gesammelt haben. Die
Angehörigen dieser Gruppe sollten hier auf ihren Einsatz ähnlich dem
der japanischen Kamikazeflieger vorbereitet werden. Zum Einsatz kam
es jedoch nicht, da die speziell dafür zu entwickelnden Fluggeräte vor der
Kapitulation der Wehrmacht am 8.
Mai 1945 nicht mehr fertiggestellt
werden konnten.
Auslands
haus
Den 2. Weltkrieg überstand die
Anlage unbeschadet. Nachdem das
benachbarte Lazarett der Organisation Todt in den Nachkriegsjahren
in ein städtisches Krankenhaus
umfunktioniert wurde, diente das
Auslandshaus zusammen mit einem
um 1964 ergänzend errichteten
Hochhaus als Wohnung für die
Krankenschwestern.
Die Terassenseite mit Säulegang.
Foto: Sylvia Richter
Seit Beendigung des Krankenhausbetriebs und der Einrichtung
eines Wohnpflegezentrums hat das
Auslandshaus trotz der 2001 abgeschlossenen Restaurierung keine
neue dauerhafte Funktion mehr erhalten. Es wurde durch die Berliner
Krankenhausbetreibergesellschaft Vivantes verkauft.
Adresse: Ehemaliges Auslandshaus,
Breitehornweg 54, 14089 Berlin
Bus 334, Endhaltestelle Waldschluchtpfad,
Busse X34, 134, Haltestelle Breitehornweg, dann jeweils Fußweg.
Die auf den Gebäudekomplex zuführende Straße hieß auf Antrag der HitlerJugend ab März 1939 „Am Auslandshaus“. Diese Bezeichnung überlebte
das Ende des NS-Regimes um 8 Jahre. Erst November 1953 erfolgte die
Umbenennung in Breitehornweg. Die neue Bezeichnung nimmt Bezug
auf die in die Havel hineinragende breite Landmasse, deren Scheitelpunkt
ungefähr die Lebensrettungsstation am Ufer markiert.
750
Jahre
Gatow
Ingo Marquardt
Festschrift
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40 Jahre Engagement
für Kinder und Jugendliche
Kinderdorf
Berlin
Seit 1965 ist das Albert–Schweitzer–Kinderdorf Berlin Teil des Lebens und
nachbarschaftlichen Miteinanders von Gatow. In direkter Nachbarschaft
zur Schule, dem Sportverein und Bauer Ernst, mit Badestelle in Reichweite
und guter Verkehrsanbindung nach Spandau-City, ist dies ein Lebensort,
der beste Voraussetzungen für eine gute Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen bietet.
Die Kinderdorf-Idee entwickelt sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges.
Der Krieg hatte Familien auseinandergerissen. Zahllose verwaiste und
verlassene Kinder brauchten dringend Hilfe – und ein Zuhause, das Ihnen
Geborgenheit geben kann. Dieses Zuhause müsse anders aussehen als ein
anonymes Waisenhaus, betonte der Schweizer Philosoph und Publizist
Dr. Robert Corti und warb 1944 für die Kinderdorfidee. Es entstanden die
ersten Kinderdörfer in der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Im Zusammenleben mit „Kinderdorfeltern“ können die Kinder neue positive Erfahrungen sammeln. Stabile Beziehungen und ein soziales Netz
schaffen Schutz und Stabilität. Engagierte Menschen aus Berlin griffen
die Kinderdorfidee 1960 auf und gründeten den
Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V. Sie
wollten Kindern, die aufgrund unterschiedlicher Problemlagen nicht in ihren Herkunftsfamilien leben können, einen familienorientierten
Lebensraum ermöglichen. Mit viel Engagement
sammelten sie Spenden. Der Senat von Berlin
und insbesondere der Bezirk Spandau standen
der Idee aufgeschlossen gegenüber. Schließlich
wurde in Gatow ein passendes Grundstück
preiswert zur Verfügung gestellt. 1965 konnten
die ersten drei Kinderdorfhäuser eingeweiht
werden, 1968 folgen drei weitere Gebäude.
750
Jahre
Gatow
Albert Schweitzer, an dessen ethischen Werten
und humanistischen Ideen sich der Verein orientiert, unterstützte in einem persönlichen Schreiben aus Lambarene in Afrika ausdrücklich die
Gründung des Kinderdorfes in Berlin.
Nur durch das große Engagement der Frauen
und Männer, die in einer Albert-Schweitzer-Kinderdorffamilie leben und
arbeiten, ist es möglich, Kindern einen so förderlichen Lebensort wie hier
in Gatow anzubieten. Die sozialen und pädagogischen Aufgaben sind vielfältiger geworden und erfordern eine entsprechende (sozial)pädagogische
Qualifikation der hier tätigen Menschen.
Das Prinzip der Kinderdorffamilie genießt hohes fachliches Ansehen.
Inzwischen werden von unserem Verein nicht nur in Gatow, sondern auch
in den Bezirken Reinickendorf und Lichtenberg bis zu 112 Kinder und Jugendliche in 19 Familienwohngruppen des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes
in Berlin betreut.
Im Juli 2005 übernahm das Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin die Trägerschaft einer Kindertagesstätte in Berlin-Lichtenberg. Im Frühjahr 2008
wurde am gleichen Standort „Die Brücke“, ein Kinder-, Familien- und
Begegnungszentrum, eröffnet. Kontinuierlich erweitert sich das Spektrum
der familienorientierten Hilfen des Vereins.
Festschrift
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38
Vor 43 Jahren hat in Gatow eine erfolgreiche Idee ihren Anfang genommen,
die nicht zuletzt durch die kontinuierliche Unterstützung ihrer ehrenamtlichen Vereinsmitglieder sowie vieler Spender und Förderer zu dem werden
konnte, was sie heute ist.
Das Haus in Gatow, Foto:
Albert-Schweitzer-Kinderdorf
Neugierig geworden?
Wenn Sie mehr Informationen
wünschen, rufen Sie an, kommen
Sie in unsere Geschäftsstelle nach
Gatow oder besuchen Sie unsere
Internetseite – wir freuen uns!
Albert-Schweitzer-Kinderdorf
Berlin e.V.
Weiter Blick 46
14089 Berlin
Tel: 030 -362 30 44
E-Mail: ask@kinderdorf-berlin.de
Web: www.kinderdorf-berlin.de
Junges Leben tobt
durch alte Gemäuer
Seit mehr als 30 Jahren tobt junges Gemüse durch einen alten Garten an
der Gatower Straße 231-233. Dort ist die Kita „Biberburg“, wie sie von den
Kindern und Gatowern genannt wird, ansässig. Im ehemaligen Landhaus
von Clara-Lemm ist Platz für 75 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren.
Das Landhaus wurde 1931 von dem Architekten Walter Ahnert für die
Witwe von Otto Lemm, Berliner Fabrikant und Erbauer der Villa Lemm am
Rothenbücherweg, erbaut. Es gehört zu einer Reihe von Baudenkmälern,
die es in Gatow gibt.
Kita
Biberburg
Das Landhaus spiegelt äußerlich, bis auf eine zusätzlich angebrachte
Feuertreppe, den Originalzustand wider, die Innenräume
wurden gemäß den Anforderungen an eine Kindertagesstätte
verändert. Es bietet mit 560 Quadratmetern Nutzfläche auf
4 Etagen Platz für dreizehn „Funktionsräume", sowie einen
Küchen- und Bürotrakt mit separatem Eingang. Aber nicht
nur Gatower Kinder fühlen sich hier wohl. Eltern aus anderen Spandauer Ortsteilen haben sich bewusst für die Kita
Biberburg entschieden, da sie neben dem eigentlichen KitaAngebot auch von der tollen Umgebung überzeugt sind.
Kita Biberburg
Foto: Kita biberburg
„Wir sind stolz darauf, einen so interessanten Ort nutzen zu
können und fühlen uns mit der Kita in Gatow rund um wohl“,
freut sich Kita-Leiterin Ute Andersen über den Standort. „Das
Gatow auch soviel Natur und für die Kinder spannende Plätze
zu bieten hat, ist ein enormer Standortvorteil“. Regelmäßig
gehen die Kinder die Gatower Natur erkunden, sei es an der nahe gelegenen Havel, im Märchenwald an der Jaczo-Schlucht oder bei Besuchen der
Bauernhöfe auf der anderen Straßenseite. Und wenn an der Bushaltestelle
Biberburg wieder ein großes Gewusel ausgebrochen ist, machen sich die
Kinder auf dem Weg zu einem neuen Ausflug in die Stadt.
Wenn man den Garten des Landhauses betritt, brummt das Leben. Auf
rund 8.000m² wuseln in allen Ecken und Enden die Kinder herum und
Kinderlachen übertönt das Verkehrsrauschen von der Gatower Straße.
„Von der Straße her ist die Kita leicht zu übersehen, aber wir freuen uns
sehr, dass immer wieder interessierte Eltern den Weg zu uns finden“, so
Ute Andersen. Der Altersdurchschnitt im 77 Jahre alten Landhaus beträgt
zurzeit 3,8 Jahre und er sinkt immer weiter: Seit Anfang 2008 werden auch
Krippenkinder ab dem ersten Lebensjahr aufgenommen. Bei Interesse an
einem Kita-Platz kann ein Besuchstermin unter der Telefonnummer 362
39 42 vereinbart werden.
Mehr Informationen über die Kita
und den Förderverein findet man
im Internet unter
www.kitabiberburg.de.
Dass vor allem die Eltern von der Biberburg überzeugt sind, zeigt sich im
Engagement des Fördervereins der Kita. 2004 wurde der Verein gegründet,
damit trotz knapper Kassen der öffentlichen Hand auch in Zukunft den
Kindern in der Biberburg optimale Bedingungen geboten werden können.
Momentan versucht der Förderverein mit Hilfe von Spendengeldern neue
Spielgeräte für die Krippenkinder anzuschaffen. „Die ersten Bemühungen um Unterstützung bei Spandauer und Berliner Firmen stießen bisher
leider nicht auf große Resonanz. Da freut es uns umso mehr, dass wir in
der Firma LAT, dem BMW Motorradwerk und der Firma HSS Elektronik
drei Spender gefunden haben, um wenigstens in einem ersten Schritt
die Neugestaltung des Spielplatzes beginnen zu können“, freut sich Ira
Aschenbeck, Kassenwartin des Fördervereins. „Da wir weitere Ideen haben, um die Bedingungen vor allem für die Krippenkinder zu verbessern,
hoffen wir, weitere Sponsoren gewinnen zu können, Spenden sind herzlich
willkommen!“
Die Kita ist ein Teil von Gatow und aktive Nachbarschaftspflege gehört
auch dazu: Der Verein und die Kita freuen sich über die Unterstützung
bei der Gartenpflege und -gestaltung durch das Ausbildungszentrum
des SOS-Kinderdorfes in der Jaczo-Schlucht. „Wir freuen uns, dass die
Azubis zum Garten- und Landschaftsbau uns bei der Gestaltung des
Gartens tatkräftig unterstützen“, so Ira Aschenbeck zum Engagement des
Ausbildungszentrums.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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39
Tief verbunden mit Gatow
Havel
Kids
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit Freude kommen wir der Bitte nach, einen Beitrag zu dieser Festschrift
zu leisten. Seit August 2005 arbeiten wir als Träger in der Kinder- und
Jugendhilfe unter anderem in Kooperation mit der Grundschule am Windmühlenberg. Wir bieten hier am Vormittag eine pädagogische Betreuung
und Förderung der Schülerinnen und Schüler in den Räumen der Grundschule an. Am Nachmittag und in den Ferien sind wir für die Kinder im
Gutshaus Gatow da und knüpfen somit an die Tradition des Hauses an. Für
die Kinder ist das Gutshaus mit seinen zahlreichen Räumen eine die Fantasie anregende Umgebung. Der große Garten, die Nähe zur Havel sowie
die umliegenden Höfe mit ihren dazugehörigen Feldern ermöglichen ihnen
die vielseitigsten Aktivitäten. Durch
die Teilnahme an verschiedenen
dörflichen Veranstaltungen geben
wir den Kindern die Möglichkeit,
sich als einen Teil der dörflichen
Gemeinschaft zu sehen.
Ausdruck für eine in der Kindheit
entstandene Verbundenheit mit dem
Dorf Gatow und seinem Gutshaus
ist für uns der häufige Besuch
ehemaliger Kitakinder. Sogar von
„ehemaligen“ Großeltern werden
wir immer wieder mit Obst aus dem
eigenen Garten beschenkt.
750
Jahre
Gatow
Zunehmend entscheiden sich auch
Nicht-Gatower Eltern, ihre Kinder
in der Grundschule am Windmühlenberg einzuschulen und sich in
Kooperation mit der Schule von uns
Havel-Kids ergänzend im Hortbereich betreuen zu lassen. Dies freut
uns besonders im Hinblick auf die
große Auswahl an Schulen im Umkreis und zeigt den Wunsch der Eltern
nach überschaubaren Strukturen und einer verlässlichen Gemeinschaft.
Eines unserer wichtigsten Anliegen ist es auch weiterhin, dass sich die
Kinder gerne an ihre Schul- und Hortzeit in Gatow zurück erinnern.
Auch das gehört zum
Alltag der Havel-Kids:
Herumtollen am Strand.
Foto: privat
Julia Riethmüller-Henkel + Barbara Müter-Zwisele
HAVEL-KIDS Kinderbetreuung gGmbH
Wir gratulieren Gatow zum 750. Jubiläum:
Festschrift
Seite
40
www.havel-edition.de
&
www.visionis.de
in der Region - für die Region
Schule im Wandel
Mut machen zu
eigenständigem Lernen
Kinder sollen gerne
in die Schule kommen
Grundschule
Schule ist als Spiegel der Gesellschaft schon immer einem steten Wandel
unterworfen. Sie muss flexibel reagieren auf sich stetig ändernde Schüler
und auf wechselnde Erwartungen, die an die Arbeit der Schule insgesamt
gestellt werden. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Lebenssituation
der Schülerinnen und Schüler tief greifender verändert als in den Jahrzehnten zuvor. Vertraute Familienstrukturen brechen auf, Patchwork-Familien
sind immer häufiger, Unsicherheit und Irritation am Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit, Schnelllebigkeit der Zeit, eine unüberschaubare Flut an immer
neuen Informationen, Technisierung des Alltags ( PC, Handy, Gameboy),
all diese Erscheinungen stürzen auf den Lebensbereich unserer Schüler ein.
Wir sind uns dessen bewusst und versuchen darauf zu reagieren!
Die Lehrer passen die Lehr- und Lernmethoden an die veränderte Lebenssituation der Kinder an. Soziale Kompetenzen entwickeln wir weiter und
fördern jedes Kind gemäß seinen Fähigkeiten. Wir bemühen uns, unseren
Schülerinnen und Schülern die Lerninhalte in angenehmer Arbeitsatmosphäre
zu vermitteln und sie zu eigenständigem
Lernen zu ermutigen.
Die Kinder sollen gerne in unsere Schule
kommen und sich mit ihr identifizieren.
Wir legen vor allem Wert auf einen
angstfreien Umgang miteinander, der
von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet ist.
Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken,
gestalten wir festliche Einschulungs- und
Entlassungsfeiern, Schulfeste, führen
Klassenfahrten durch, organisieren
Projekttage, Museumsbesuche und
Konzerte.
Portal der Grundschule am
Windmühlenberg.
Foto: Schule/Baring
Zur Identifikation mit der Schule ziert
unser Logo den Briefbogen und alle
öffentlichen Darstellungen. Die Schüler
tragen bei Sportwettkämpfen T-Shirts mit dem Logo der Schule.
750
Jahre
Gatow
Für Transparenz und Information sorgt das halbjährlich erscheinende Infoheft, das über Projekte, Veränderungen und Entwicklungen in unserem
schulischen Biotop berichtet.
Wir pflegen einen engen Austausch mit den Eltern und organisieren regelmäßig Elternabende, Elternsprechtage und bieten außerdem zusätzliche
Gesprächsangebote an. Wir suchen den Kontakt und die Zusammenarbeit
mit anderen Einrichtungen im Spandauer Raum, wie z.B. Schulpsychologische Beratungsstelle, Förderzentrum, Krankenhaus, Förster, Polizei
und Jugendhilfe.
Die Lehrer arbeiten zunehmend miteinander in Teams. In Fachkonferenzen
werden Aktivitäten, Projekte und die Umsetzung der neuen Rahmenlehrpläne vorbereitet.
Um sich für die vielen Neuerungen, die aus dem Schulgesetz 2004 folgen,
zu qualifizieren, nehmen alle an zahlreichen Fortbildungen statt.
Festschrift
Seite
41
Grundschule
Schule mit Profil
und Transparenz
Am 26. Januar 2004 hat das Abgeordnetenhaus ein neues Schulgesetz
verabschiedet. Es sieht vor, dass jede Schule ein Schulprogramm entwickelt
und sich somit ein eigenes Profil erarbeitet. Diese Schwerpunktsetzung ist
je nach Schulstandort und Umfeld verschieden. Sie wird öffentlich gemacht
und zeichnet die jeweilige Schule speziell aus. Das ermöglicht eine große
Transparenz und viele Vergleichsmöglichkeiten für die Eltern.
Unser gänzlich überarbeitetes Schulprogramm ist am 25. Februar 2005
von der Schulkonferenz verabschiedet worden und muss bis zum 1. März
2009 evaluiert werden.
Wir haben unseren Schwerpunkt auf die Leseförderung gelegt, Lesen als
Aufgabe für alle Fächer und ein entsprechendes schulinternes Curriculum
zur Leseförderung als Aufgabe aller Fächer erarbeitet.
Des weiteren haben wir ein Konzept zur Gewaltprävention entwickelt,
das auch Bestandteil des Schulprogramms ist. So sind bereits an unserer
Schule zwei Vertreterinnen von SIS ( Seniorpartner in school, e.V.), die
an einem Vormittag in der Woche als Ansprechpartner für SchülerInnen
fungieren; sei es, dass ihnen Probleme anvertraut werden, sei es, dass sie
bei Streitereien schlichten. Parallel dazu werden Schüler zu Konfliktlotsen
ausgebildet, damit diese lernen, zunächst Konflikte untereinander selbst
durch Gespräche zu lösen. Eine Kollegin und Erzieherin lassen sich zu
Mediatoren ausbilden.
Wir legen in unserer Schule sehr viel Wert auf eine frühe Förderung der
fremdsprachlichen Fertigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler. Wir integrieren Schüler mit Behinderungen in unseren Lerngruppen. Es gibt spezielle Förderungen für Hochbegabte und Lese-Rechtschreibschwache.
750
Jahre
Gatow
Fremdsprache: Lernen
mit allen Sinnen
Seit der Einführung des Pflichtunterrichts in der ersten Fremdsprache ab
Klasse 3 zum Schuljahr 2002/03 können die Eltern zwischen Englisch
oder Französisch wählen. Wir bieten beide Fremdsprachen an, erleben auf
den Informationsabenden zur Wahl der 1. Fremdsprache jedoch immer
wieder, dass Eltern eher zu Englisch tendieren, da diese Sprache auf allen
Oberschulen weiter geführt werden kann, Französisch dagegen nur auf
einigen wenigen.
Manche Eltern und Kinder entscheiden sich zum Glück immer noch für
Französisch als 1. Fremdsprache und folgen dem Appell, zuerst die schwierigere Sprache zu lernen; lernpsychologisch gesehen in einem idealen
Alter. In kleinen Lerngruppen (seit 2005/06 mit 15 Schülern) erfahren
die „Franzosen“ ähnlich wie in der Frühbegegnung den kommunikativen
Zugang zur Sprache. Wir unterrichten im Modellversuch „Englisch ab
Saph 1 ( Schulanfangsphase) integriert in den Unterricht.
Festschrift
Seite
42
Ziel unseres frühen Fremdsprachenlernens ist im kommunikativen Ansatz
ein Lernen mit allen Sinnen. Die Frühbegegnung mit Englisch basiert auf
einem ganzheitlichen, handlungsorientierten Konzept, in dem die englische
Sprache sinnlich erfahren wird durch den Umgang mit vielfältigen Materialien, Spielformen und musischen Elementen in Form von Liedern und
Reimen. Dabei lernen die Schüler in einfachen Satzmustern miteinander
zu kommunizieren.
Diese Art der Frühbegegnung ist integriert in das gesamtpädagogische
Konzept der Grundschule am Windmühlenberg, das auch die Begegnung
mit der französischen Sprache in Form von Arbeitsgemeinschaften ab
Klasse 2 ermöglicht. Die frühe Begegnung mit Fremdsprachen ist unter
dem Aspekt der Profilbildung Teil des Schulprogramms unserer Schule.
Die Kinder und Eltern begrüßen die in den vorfachlichen Unterricht
einbezogenen Phasen der Kommunikation in der Fremdsprache. Gerne
werden Begrüßungsrituale und Lieder, kleine Sketche und Tänze auch zu
Einschulungsfeiern oder anderen Festen der Schule aufgeführt.
Grundschule
Integration von
behinderten Schülern
Seit mehr als 16 Jahren wird an unserer Schule mit großem Engagement
die Integration von Schülern unterschiedlicher Behinderung durchgeführt.
Derzeit werden in zehn Klassen 23 Kinder mit sonderpädagogischem
Förderbedarf integriert. Die Arten der Behinderung sind in den Bereichen
Lernen, Hören, Sprache, Verhalten, Down-Syndrom und körperliche
Entwicklung.
Die betroffenen Schülerinnen und Schüler erhalten entsprechend ihres
Förderbedarfs zusätzliche Unterrichtsstunden, die ein weiterer Lehrer im
gemeinsamen Unterricht erteilt. Dabei stehen teilweise unterschiedliche
Lerninhalte und analog auch unterschiedliche Ziele im Mittelpunkt, die
mit einem differenzierten Unterrichtsangebot und vielfältigen Arbeitsmaterialien aufbereitet werden.
Die Kollegen müssen dabei Teamfähigkeit, Bereitschaft zur Kommunikation und eine intensive Auseinandersetzung mit den jeweiligen Behinderungsarten beweisen. Unsere Sonderpädagogin steht jederzeit zu beratenden
Gesprächen zur Verfügung.
Kinder mit besonderen Behinderungen wie Down-Syndrom werden durch
eine Schulhelferin stundenweise begleitet, die sich sehr individuell auf die
Kinder einstellt.
Förderung der
Hochbegabten
In den letzten fünf Jahren sind zunehmend mehr Schüler mit einer anerkannten kognitiven Hochbegabung zu uns an die Schule gekommen, teils
als Lernanfänger, teils als Schulwechsler von anderen Schulen.
Wir integrieren diese Kinder in unsere Klassen und versuchen sie ihren
Begabungen entsprechend zu fördern. Über einen stark binnendifferenzierten Unterricht hinaus erhalten manche Schüler auch die Möglichkeit
stundenweise am Unterricht der nächst höheren Klasse teilzunehmen oder
gar zu überspringen.
750
Jahre
Gatow
Wir arbeiten eng mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle zusammen
und nehmen an Fortbildungen teil, um Kinder mit Hochbegabungen früh
erkennen zu können, pädagogisch adäquat zu fördern und eine eigene
Beratungskompetenz zu entwickeln.
Hausaufgaben heute (oben) und
früher - nicht nur die Bilder sind
farbiger geworden...
Foto: privat
Betreuung
nach der Schule
Unsere Schule ist eine verlässliche Halbtagsgrundschule, die eine Betreuung der Schüler auf jeden Fall von 7.30 -13.30 Uhr sicherstellt.
Die Hortbetreuung ist mit dem Schuljahr 2005/06 von der Abt. Jugend
in die Abt. BiKuS (Bildung, Kultur und Sport), also in den Zuständigkeitsbereich der Grundschulen übertragen worden. Das bedeutet, dass
die Schulleitung selbst oder in Kooperation mit einem Freien Träger die
Festschrift
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43
Grundschule
ergänzende Betreuung (Hort) über die Zeiten der verlässlichen Grundschule
hinaus organisieren muss.
In unserem Schulgebäude kann die ergänzende Betreuung aus Platzmangel nicht stattfinden. Daher ist das ehemalige Kitahaus Alt-Gatow für die
Hortbetreuung unserer Schüler vorgesehen.
Die Schulkonferenz hat sich in einem Auswahlverfahren für den Freien
Träger „ Die Havelkids“ entschieden, der in enger Abstimmung mit der
Schule ein Betreuungskonzept entwickelt hat.
Maria Baring
Gatower Bürgerinitiative
rettet Grundschule
„Rettet die Schule am Windmühlenberg“ lautete die Losung der Interessengruppe Gatower Eltern im Dezember 1977, nach dem der Spandauer
Volksbildungsstadtrat Schleusener die vorgesehene Auflösung der Schule
auf der Schulkonferenz am 14.12.1977 wegen rapide zurückgehender
Neuzugänge bekannt gemacht hatte. Der Pillenknick machte allen Politikern Sorgen.
750
Jahre
Gatow
Noch in derselben Sitzung widersprachen wir anwesenden Eltern den aus
unserer Sicht falschen Hochrechnungen des Spandauer Bezirksamts und
der politischen Absicht der Bezirks- und Senatspolitiker, die Grundschule
am Windmühlenberg zu einem ersten Opfer des allgemeinen Geburtenrückgangs zu machen. Es trafen sich mehr als 20 Eltern und einige
Lehrer. Da hieß viele Aktionen zur Rettung der Schule zu koordinieren:
Fragebogenentwurf und - verteilung zur Familienplanung Gatower Bürger,
Rundfunk- und Pressearbeit beschäftigten einen großen Teil der Interessengruppe. Egal, worauf sich Schulsenat und Bezirksamt bereits verbindlich
festgelegt hatten – hier galt es schnell und effektiv zu koordinieren und
nicht vorschnell aufzugeben: Bürgerinitiativen gab es zu dieser Zeit kaum,
geschweige denn auf bezirklicher Ebene.„Wir wollen nicht, dass unsere
Grundschule geschlossen wird. Wir sind die letzte schülerfreundliche
Schule in ländlicher Umgebung mit kleinen Klassen. Wir suchen Schüler!“ lautete unser Text der Anzeige im Spandauer Volksblatt im Januar
1978, den sofort der Tagesspiegel wörtlich in einem Zweispalter in dem
redaktionellen Berlinteil abdruckte.
Wenig später folgte der Berlinweit bekannte Spandauer FDP-Abgeordnete
Herrmann Oxfort mit einer Pressemeldung “Oxfort gegen Schultod“ und
distanzierte sich somit von seinem Parteikollegen und Schulsenator Rasch.
Derweil hatte die Gesamtelternvertretung gegen die Änderung der Einschulungsbereiche Widerspruch eingelegt. Anfang Februar 1978 meldete
der Tagesspiegel schon „Bezirkamt Spandau steckte zurück.“ Nun doch
Voranmeldungen an der Grundschule am Windmühlenberg.“
Wenn es dann auch noch Monate an Kleinarbeit kostete, um all die vorschnellen politisch falschen Entscheidungen zu korrigieren, alle waren sich
einig, die Mühe hat sich gelohnt und gezeigt, dass engagierte Bürger auch
politische Fehlentscheidungen nicht machtlos hinnehmen müssen. Nach
gelungener Schulrettung feierten wir den Erfolg mit einer gelungenen Party,
dessen Star unsere neue kleine Habichtswälder Katze Purzel war.
Festschrift
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Vielleicht war der erfolgreiche Kampf um die Schule auch gleichzeitig der
beste Nährboden für die Gründung des Arbeitskreises Gatow, der dank des
Engagements von mehreren 1000 Bürgern und der qualifizierten Arbeit seiner Mitglieder die Rieselfelder zu einem Landschaftsschutzgebiet machte
und den schon von Senatsseite beschlossenen Bau von 5000 Wohnungen
auf ihnen verhinderte. Der damalige Umweltminister Prof. Töpfer ehrte
die erfolgreichen Kämpfer dann auch mit der Goldmedaille.
Ingo Peter
Erinnerungen an Gatow
„...Die Ankündigung, das Gatow den 750. Jahrestag seiner ersten urkundlichen Erwähnung feiert, löste bei mir eine Vielzahl von Erinnerungen
an meine Kindheit aus. Wir wohnten damals zwar nicht direkt in Gatow,
sondern ca. 2 km nördlich, an der Havel, kurz vor der Biberburg. Ich spreche hier von den Jahren 1945 bis ca. 1949. Also von meinem 11. bis zum
15. Lebensjahr. Wir, d.h. unsere Jungenclique von Weinmeisterhorn und
der Weinmeisterhöhe, hielten uns oft in Gatow auf. Der Weg dorthin war
zu Fuß oder mit dem Fahrrad, nicht weit. Da ein Privatwald dazwischen
war (den Uferweg bis zur Villa Lemm gab es damals noch nicht) mußten
wir den Weg über die Gatower Str. oder durch den „Rieselwald“ nehmen.
Der Rieselwald, das war das Waldstück das die Gatower Str. von den
Rieselfeldern trennte. Das erste Haus im Ort und damit der Ortseingang,
war die Bäckerei. So hieß auch die Autobushaltestelle.
Uns zog der Weg aber weiter bis zur kleinen Badewiese, an der damaligen
S-Kurve. Durch die spätere Begradigung der S-Kurve wurde dem Dorf
schon etwas von seiner Ursprünglichkeit genommen. Die kleine Badewiese
war damals ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen. Hier wurden die
ersten Erfahrungen mit Mädchen gemacht und die ersten Kofferradios
präsentiert. Gebadet wurde natürlich auch und während der Blockadezeit
konnten wir hier gut die auf dem Wasser landenden britischen SunderlandFlugboote beobachten.
Die andere Attraktion die Gatow uns bieten konnte, war das Film-TheaterGatow. Untergebracht im Tanzsaal des Wirtshaus-Gatow. Man saß auf
Gartenstühlen die mit Draht zu Stuhlreihen zusammengebunden waren.
Ob Nachmittagsvorstellungen mit Charly Chaplin oder abends die ersten
Wild-West-Filme, für 80 Pfg. oder eine Mark war es billiges Vergnügen.
Das Wirtshaus-Gatow hatte nach dem Krieg noch eine andere Bedeutung.
Da es aus verständlichen Gründen noch kein Busverkehr nach Gatow/Kladow gab, richtete die BVG (?) eine Schiffsverbindung von der StößenseeBrücke nach Kladow ein. Haltestellen waren, das Wirtshaus-Gatow und die
„Große-Badewiese“. Hier fuhren aber noch keine modernen Motorschiffe
sondern noch richtige „Dampfer“.
Sportlich betätigten wir uns auch in Gatow. Mit mehreren Freunden spielte
ich Fußball im SC. Gatow. Damals eine abenteuerliche Angelegenheit,
denn den heutigen Sportplatz gab es noch nicht. Gespielt wurde hinter
dem Dorf, auf einem abgesteckten Acker auf losem märkischen Sand.
dementsprechend dreckig sahen wir nach dem Spiel aus. Abgesehen von
den materiellen Mängeln nach dem Krieg verlebten wir eine unbeschwerte
Jugend zwischen Wasser und Wald.
Heute als Rentner genieße ich oft den Uferspazierweg zwischen LankeWerft und Villa Lemm und denke an vergangene Zeiten.“
Jörg Sonnabend
Erinnerungen
750
Jahre
Gatow
Haus Carow am See
von Gisela Gomann
„..Vor 25 Jahren erzählten mir Zeitzeugen, u.a. der ehemalige Chefkoch
des Hauses Carow am See, Herr Bönhoff, die Geschichte des Hauses Am
See: Das Haus am See war vor dem zweiten Weltkrieg das exquisiteste Haus
von „GroßBerlin“, die Crème de la Crème verkehrte in diesem Haus, d.h.
Leute, die alle Geld hatten und ein wenig überkandidelt waren.
Zum Teil kamen die Gäste mit einem Wasserflugzeug, welches dann vor
diesem Haus parkte. Gleichzeitig war ein Hotelbetrieb angeschlossen, in
dem die Gäste übernachten konnten. Dieses Haus am See wurde also nur
von Leuten mit Geld frequentiert. Da die Fahrt aus Berlin nach Gatow
zur damaligen Zeit sehr schwierig war, wurde dieses Haus also auch nur
von Gästen, die ein Auto besaßen, aufgesucht.
Im Jahr ca. 1952 wurde das Haus am See nach dem Krieg wieder eröffnet.
Zwei jugoslawische Juden übernahmen die Bewirtschaftung. Ca. 1955
übernahm dann der in Berlin bekannte Künstler und Conférencier ERICH
CAROW dieses Haus und baute es für seine Zwecke um. Erich Carow
war Conférencier in der berühmten SCALA in Berlin an der Motzstrasse und ihm gehörten CAROWS-LACHBÜHNEN am Weinbergsweg am
Festschrift
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45
Erinnerungen
Rosenthaler Platz. Er machte aus dem Haus am See ein CABARET. Da
Erich Carow ein bekannter und beliebter Künstler in Berlin war, traten im
HAUS CAROW AM SEE fortan zur damaligen Zeit beliebte und bekannte
Künstler wie: Bulli Buhlan, Otto Kernbach, Ingeborg von Strawintzki etc.
für die Hälfte der Gage für ihn auf. Dieses Haus wurde nun für Berlin
ein beliebtes Vergnügungsziel. Jeden Abend Punkt Zwölf Uhr spielte die
Kapelle zu einer Polonaise auf, die durch das Lokal und nach draußen um
die noch heute im Garten stehende Rotbuche herum führte. Gäste waren
die Berliner, aber leider brachte dieses Lokal für Erich Carow nicht den
gewünschten Erfolg, für die Art dieses Lokals war der Weg von Berlin zu
weit. Carow kam in Schwierigkeiten und verstarb plötzlich (in den Armen
seiner Freundin) hochverschuldet, im Alter von 62 Jahren.
Er wurde abends mit einem Privatdampfer zum Grab seiner Frau nach
Wannsee überführt. Auf seiner letzten Reise wurde er von seinem Personal
begleitet. Es war ein eindruckvolles Bild, das Küchen- Personal in Weiß,
die Kellner bzw. Ober in Schwarz standen je mit einer brennenden Fackel
an Deck und fuhren so über die Havel und den Wannsee. Auf dem heutigen
Parkplatz der kleinen Badewiese standen die Wirtschaftsgebäude für das
Haus Carow am See.
Das hoch verschuldete Haus wurde treuhändlerisch verwaltet und ca.
Anfang der 70er Jahre abgerissen und die heutige Eigentumswohnanlage
- sprich Ravenna-Haus – errichtet.“
Die Siedlung Habichtwald
weit draußen im Wald und doch mit Gatow eng verbunden…
von Sven Dabbert
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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46
„...Wenn man eine Busstation nach Gatow – Kirche in den Groß-Glienicker
Weg einbiegt und diesen drei Kilometer durch Feld und Wald folgt, gelangt man in die Siedlung Habichtwald. In idyllischer Lage leben hier 81
Familien, dazu kommen 30 Familien in der Fliegerhorstsiedlung. 2009
jährt sich der Einzug der ersten Siedler zum fünfundsiebzigsten Mal. Alles
begann im Jahr 1932. Aufbauend auf die in den zwanziger Jahren populäre
Siedler-Idee, deren Tenor die Abkehr von den beengten Mietskasernen in
den Ballungszentren war, strebten mehrere Verbände die Errichtung von
kleinen Siedlungen in Stadtnähe an. Der Anbau von Nahrungsmitteln und
die Kleintierzucht sollten die Gemeinschaft der Siedler vor materiellen
Nöten schützen.
Auf dem Gebiet der Habichtwaldsiedlung ließ sich zunächst die „Aufbaugemeinschaft“ nieder. Das Gelände wurde im Spätsommer 1932 vom Bezirksamt Spandau gepachtet. Arbeitslose sollten auf diesem Grundstück – Schulungsgelände genannt - an das landwirtschaftliche Arbeiten herangeführt
und für das Leben in Siedlerdörfern vorbereitet werden. Die Arbeitslosen
unterschiedlichster Berufe einigten sich schnell auf das Ziel, rund um das
Schulungsgelände eine eigene Siedlung zu errichten. Zeitgleich beschloss
eine Gruppe Berliner Maler und Bildhauer nach dem Vorbild Worpswede
und München-Dachau eine Künstlerkolonie zu gründen. Beide Gruppen
–Arbeitslose und Künstler - bekamen grünes Licht und erhielten zudem
Restbaumittel aus dem auslaufenden Stadtrandsiedlungsprogramm.
Am 26. Oktober 1933 spuckten 32 arbeitslose Handwerker und 12 Künstler
gemeinsam in die Hände und begannen die Arbeiten an den 22 Doppelhäusern, 12 davon mit einem Atelier. Doch aller Anfang war schwer, schon der
Transport der Baumaterialien von der Potsdamer Chaussee mit Handkarren war eine Qual. Erst später wurde ein Feldbahngleis errichtet, um das
Material auf Loren in die entstehende Siedlung zu schieben.
Knapp ein Jahr später schien der Traum von der Künstlerkolonie schon
wieder geplatzt. Im Rahmen des Flugplatzbaus beanspruchte das Reichsluftfahrtministerium das Siedlungsgelände für sich. Die Bauarbeiten waren
aber schon soweit vorangekommen, dass der Baustopp schließlich mit Hilfe
aus dem Rathaus Spandau aufgehoben wurde. Die Luftwaffe beschloss
daraufhin den Bau einer eigenen Wohnsiedlung für Flughafenbedienstete
mit dem beziehungsreichen Namen Fliegerhorstsiedlung.
Siedlung Habichtwald
Foto: privat
Im September 1934 wurde der Siedlerverein gegründet und am 21.12.1934
waren die Bauarbeiten soweit abgeschlossen, dass die ersten Siedler
und ihre Familien das Weihnachtsfest in den eigenen vier Wänden feiern
konnten. Jeder hatte sein Eigenheim mit 2500 Reichsmark verschuldet, 500
Mark wurden durch die Mithilfe beim Bau gutgeschrieben. Die Grundstücke
wurden vom Land Berlin gepachtet. Kurz nach der Fertigstellung hatte
sich die Siedlergemeinschaft auch auf einen Namen geeinigt. Während des
Studiums alter Karten beim Gatower Revierförster hatte man die Flurbezeichnung „Habichtwald“ entdeckt. Gatow zu erreichen, war zu jener
Zeit noch beschwerlich. Der unbefestigte Groß-Glienicker (Feld-)
Weg war bei trockenem Wetter eine
Staubwüste und bei Nässe kaum
passierbar. Bei Schnee bildeten sich
mannshohe Verwehungen, so dass
nur der Weg über die offenen Felder
blieb, über die der eisige Wind pfiff.
Dennoch stapften auch bei Eis und
Schnee die Kinder nach Gatow zur
Schule und die Großen zu ihren
Versammlungen ins Wirtshaus.
Bis Ende 1936 fanden die Siedlerversammlungen in Gatow statt.
Dann konnte eine alte Bauarbeiterbaracke mit Hilfe von Spenden und
eines Kredites erworben werden.
Durch das Vereinshaus wurde das
Gemeinschaftsleben noch mal
intensiviert. Neben Gemeinschaftsabenden und Festen wurden auch Vorträge gehalten zu Themen wie Gartenwirtschaft, Kleintierzucht, Fellverwertung und das Einwecken von Obst
und Gemüse. Die Häuser der Siedler waren zunächst dürftige Wohnstätten
mit Plumpsklo, Pumpe, Petroleumfunzel und Kanonenofen. 1937 erhielt
die Siedlung elektrisches Licht und gar erst 1951 eine Wasserleitung. Die
etwa 1000 qm großen Gärten waren als Nahrungsspender eine große Hilfe
gerade in den Kriegsjahren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebiet vorübergehend unter sowjetischer Verwaltung. Es wird erzählt, dass in dieser Zeit Häuser beschlagnahmt wurden. Dabei ordneten Soldaten an, dass aus einem Haus
ein Klavier in den Garten geschafft werden sollte. Die Frau des Hauses,
deren Mann noch in Gefangenschaft war und die an dem Instrument hing,
setzte sich an die Tasten, spielte und sang ein russisches Volkslied, umgeben von ihren Kindern. Das Klavier durfte im Haus bleiben. Aufgrund
des Gebietstausches zwischen Briten und Russen wegen der Flugplätze
Gatow und Staaken, fiel das Gebiet bis zur Potsdamer Chaussee an die
Westsektoren. u den Briten entwickelte sich schnell ein gutes Verhältnis.
Sie stellten auch Arbeitsmaterial für den Bau des neuen Vereinshauses von
1952 bis 1954 zur Verfügung. Die Inneneinrichtung wurde durch Lottogelder finanziert. Das Gemeinschaftsleben wurde in den Nachkriegsjahren
sehr groß geschrieben und dabei die freundschaftlichen Kontakte zu den
britischen Militärangehörigen gepflegt. Bei einem Sommerfest gab es
einen Kegelwettbewerb. Als erster Preis war ein Ferkel ausgesetzt. Der
Kommandeur des Flughafens tauschte das Ferkel in eine ausgewachsene
Sau um, nahm allerdings das Ferkel mit, weil die Stückzahl in seinem Stall
auch stimmen musste.
1956 bekam die Siedlung, nachdem schon drei Jahre zuvor ein kleiner
Laden eröffnet worden war, ein letztes Mal Zuwachs. Die freie Fläche
zwischen Künstlerweg und dem Nordteil der Siedlung wurde bebaut und
36 neue Familien bereicherten die Siedlung. In der Zeit wurde auch der
Groß-Glienicker Weg befestigt. Im Rahmen des Notstandsprogramms
wurde er mit Bauschutt aus Abrisshäusern gepflastert. Seit dem 1.10.63
fährt unser kleiner Bus.
In den siebziger Jahren schlief das Gemeinschaftsleben etwas ein, wurde
aber Anfang der Achtziger erfolgreich wieder belebt. Das war auch nötig,
Erinnerungen
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
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Erinnerungen
denn 1983 planten die Briten den größten Schießplatz Europas zwischen
unserem Außenweg und der Potsdamer Chaussee. Schnell regte sich Widerstand und bald standen Protestschilder in fast jedem Garten. Gegen die drohende Lärmbelästigung zogen die Habichtwälder durch die gerichtlichen
Instanzen und erwiesen sich als hartnäckig. Der Schließplatz wurde zwar
trotzdem gebaut, die Briten hatten aber nicht lange Freude daran, denn
das Ende des kalten Krieges machte ihn schnell überflüssig und wir hatten
unsere geliebte Ruhe wieder. Ende der neunziger Jahre regte sich noch
mal Protest, als die Zufahrt zum Luftwaffenmuseum durch unsere Siedlung
führte, aber auch von diesem Problem zeugt nur noch der schlechte Zustand
des Groß-Glienicker Wegs zwischen Hafeld- und Außenweg.
Künstler gibt es in unserer Siedlung übrigens noch zwei, beide Bildhauer:
Dietrich Starcke und sein Schwiegersohn Manfred Klepka. Dietrich Starcke
zog 1934 als Fünfjähriger in unsere Siedlung und von seinem künstlerischem Schaffen gibt es viele Zeugnisse in Berlin und Umgebung.
Das gemeinschaftliche Zusammenleben in Zeiten von Internet aufrecht zu
erhalten, ist zwar nicht leicht, aber es gelingt doch immer wieder. Gemeinsam kümmern sich die Siedler um die Pflege des Gemeinschaftshauses,
das die Siedler auch für private Feste mieten können. Aber wir feiern auch
gemeinsam. Höhepunkt ist dabei unser alljährliches Sommerfest, in diesem
Jahr am 30. August. Viele Gatower kommen dann auch gern „hoch“ in
unsere Siedlung. Regelmäßig gibt es eine Taek-wan-do Gruppe für Kinder
und Jugendliche und unsere traditionelle Spielgruppe am Freitag, wo man
Tischtennis, Billard und Dart spielen oder beim Bier einfach nur mit den
Nachbarn klönen kann.
Um die Zukunft ist uns nicht bange, die meisten Pachtverträge laufen bis
2072 und die Siedlung steht seit 1997 unter Denkmalschutz, nur beim
Nachwuchs könnten wir noch etwas zulegen, wenn man bedenkt, dass
am Beginn unserer Geschichte in 44 Familien 53 Kinder unter 14 Jahren
lebten, so sind es heute in 81 Familien nur noch 21!
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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Den Gatowern gratulieren wir auf diesem Wege ganz herzlich zum 750.
Geburtstag und hoffen auf viel Besuch aus dem „Dorf“ zu unserem Jubiläum im nächsten Jahr!“
Erinnerungen
von „...einer Gatower- Pflanze
namens Annelies“
„...Im Alter von 2 Jahren kam ich mit meinen Eltern nach Gatow. Sie
bekamen dort ein Behelfsheim, das von der Organisation Todt aufgebaut
wurde. Es war eine Stube mit Küchennische. Im Garten gab es Hühner,
Kaninchen, und 2 Ziegen. Apfelbäume, Stachelbeeren und Gemüse wurden auch angepflanzt. ir Kinder konnten im Garten, auf den Wegen und
den Rieselfeldern prima spielen. Dreckig und zerschrammt waren wir
auch immer, aber das machte uns nichts und wir hatten eine schöne Zeit.
Mit 5 Jahren kam ich in den Kindergarten, natürlich in Gatow. Dort hatten wir viel Freiraum für uns und oft wurde etwas gefeiert.
Mit 7 Jahren wurde ich in die Grundschule am Windmühlenberg eingeschult. Wir waren 42 Kinder, und da ich sehr klein und ruhig war, fand
ich die Schule nicht gerade toll! Also bin ich nach der Pause öfters nach
Hause gegangen. Natürlich über die Rieselfelder. Da gab es den Bauern,
die Felder und was ganz besonders war, ein Schäfer mit 150 Schafen, das
war für mich spannender als die Schule.
Ich lernte wie man eine Herde treibt und vieles mehr. Dabei vergaß ich ,
dass ich ja auch mal nach Hause musste. Da gab es, wie sollte es anders
sein natürlich mächtig Ärger in Form von "Haue" (was heute natürlich
unmöglich wäre) aber das hielt mich nicht ab, mich weiterhin aus der
Schule zu schleichen.
Da gab es ja noch den schönen Berg vor der Schule. Im Sommer sind
wir auf dem Schulranzen runter gerutscht und im Winter auf dem Hosenboden. Das war für uns Kinder der Himmel auf Erden, was sollten wir
da in der Schule? Zu Hause gab es Stubenarrest, das war schlimmer als
"Haue". Da ich aber einen großen Freiheitsdrang hatte, suchte ich einen
neuen Weg in die Freiheit zu kommen. Die Außentoilette war meine Rettung. Durch den anschließenden Hühnerstall konnte ich mich unbemerkt
nach draußen schleichen. Mein Ziel war wieder der Schäfer.
Gatow hatte viel zu bieten: Kleine Badewiese und Haus Carow, da konnten wir viele schicke Leute sehen. Das Kino, in das wir uns öfter mal
rein schlichen (weil die Filme meistens erst für Jugendliche ab 16 Jahre
zugelassen waren), dann gab es noch das Gasthaus zur Linde. Da hielten
die Dampfer an. Nun gab es noch die Villa Lemm, wo die Königin von
England wohnte, wenn sie in Berlin war. Wir kletterten dann über die
Mauer um uns im Garten alles anzusehen.
An der Uferpromenade gab es dann noch die von uns Kindern benannte
Teufelsschlucht, wo wir wie die Affen von einem Baum zum anderen hangelten und ab und zu einer herunter fiel.
Früher war es üblich, dass am Wochenende die Verwandtschaft aus der
Stadt nach Gatow kam. Es wurde Kuchen gebacken und Kaffee gekocht
und jedes Wochenende gab es den gleichen Spruch: "Wie kann man bei
dem Gestank nur draußen sitzen und Kaffee trinken."
Der Gestank kam von den Rieselfeldern. Kaffee und Kuchen wurden aber
jedes Wochenende alle. Was uns alle sehr amüsierte. Später lernte ich
meinen Mann kennen, bekam einen Sohn und auch er ist dem Magnet
Gatow verfallen. Das ist bis heute so geblieben. Nun wünsche ich allen
Bewohnern in Gatow, dass sie trotz vieler Veränderungen Gatow lieben
und die dörfliche Idylle erhalten bleibt.“
Erinnerungen
„Wir fahren nach Gatow“
von Dietrich Starcke
„...Das Kopfsteinpflaster des Weges zur damals tatsächlich noch „Kleinen
Badewiese“ führte bis in das Wasser, und ich kann mich noch gut an das
Hufgeklapper der schweren Kalbblutpferde des Bauern Ernst erinnern,
wenn die Tiere gegen Abend in das Wasser geführt wurden zum Tränken
und zum Abschrubben. Dort an der Havel trafen wir uns, ich war 16
oder 17 Jahre alt, eine ganze Clique Gleichaltriger, zum Baden und zum
Herumblödeln. Zu unserer Gruppe gehörte auch Gerd Vespermann, ein
bekannter, mittlerweile verstorbener Boulevard-Schauspieler.
Auf dem großen Parkplatz der Badewiese befand sich das „Haus Carow
am See“. Hier konnte man mit etwas Glück während des Krieges das
Flieger-As und späteren General Galland in seiner weißen Fliegeruniform
bewundern und nach dem Krieg den Schauspieler Willi Birgel, wie er aus
seinem weißen Mercedes-Cabriolet stieg.
Auf der Wiese zwischen der alten S-Kurve und der jetzigen Straße befand
sich das Doppelgebäude der Gatower Schmiede. Ich habe den Schmied,
Herrn Gerlach, oft bewundert, wenn er die riesigen Hufe der schweren
Ackergäule beschlug. Die alte Schmiede, sowie ein kleines Haus neben der
Feuerwache, wurden nach dem Weggang des damaligen Denkmalpflegers
Professor Schaeper leider abgerissen.
In dem großen Saal des Wirtshauses Gatow gingen wir in die Tanzschule
zu „Muttchen Glaw“ . Am Klavier begleitete uns Günter Zirtzow, dessen
eine Hand durch das Hantieren mit herumliegender Munition sehr gelitten
hatte, was sein Klavierspiel aber nicht beeinträchtigte.
Die Liebe zu meiner Tanzstunden-Dame wurde bald abrupt beendet, da die
Schöne in die Lüneburger Heide auswanderte. Unser Tanzsaal mutierte
später zum Kino und danach zum Parkhaus. Große Tanzabende in Gatow
fanden im „Gasthaus zur Linde“ statt. Bei diesen Gelegenheiten wurde
mir bewusst, dass aus meinen kleinen Mitschülerinnen von früher sehr
ansehnliche junge Damen geworden waren...
750
Jahre
Gatow
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Erinnerungen
750
Jahre
Gatow
Festschrift
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Die Verkehrssituation in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg und während
der Blockade konnte man nur als äußerst schwierig bezeichnen. Die BVG
hatte gegen Kriegsende fast alle Busse verloren, und so wurden einige
marode Privatbusse eingesetzt, die nicht einmal von der Wehrmacht
konfisziert worden waren. Sie verkehrten unregelmäßig zwischen der
zerstörten Frey-Brücke und Kladow und waren fast immer hoffnungslos
überfüllt. Auf einer Fahrt erlebte ich, dass der Bus mit einem Ruck mit
gebrochener Hinterachse stehen blieb und das rechte Hinterrad am Bus
vorbei zur jetzigen General-Steinhoff-Kaserne rollte.
Außer diesen Bussen wurden auch Dampfer eingesetzt, die ab Kladow,
Hohengatow und Gatow bis zur Stößensee-Brücke verkehrten. Darunter
befanden sich Schiffe, die wohl aus der ersten Zeit der Dampfschifffahrt
stammten. Ich denke da an „Gambrinus“, ein vorsintflutliches Gefährt. An
einem nebligen Herbstnachmittag wollte der Kapitän nicht mehr abfahren.
Erst auf unser Drängen und Jammern hin, wir könnten doch nicht bis nach
Gatow oder Kladow laufen, fuhr er doch noch und wir landeten prompt in
den Bootsstegen unterhalb der Haveldüne.
Nun zu den Bewohnern des Windmühlenberges, der früher nur auf der
Süd- und Ostseite bewohnt war... Die Leute nannten ihn auch nur ihren
„Hügel“. Es hatten sich dort eine Reihe von Schauspielern sowie Radiound Fernsehmitarbeitern niedergelassen. Eine ortsbekannte Bewohnerin
war „die Bassewitzen“ mit ihren „Petroleumhunden“ . Diese Rassehunde –
Airdale-Terrier – hatte Herr Röling, ebenfalls Hügelbewohner, so genannt,
weil „Airdale“ unserem Wort „Erdöl“ klanglich ähnelt. Die Bassewitzen
war eigentlich eine Gräfin von Bassewitz.
Man kann sagen, dass Gatow trotz vieler Veränderungen noch immer ein
Dorf geblieben ist. Und das ist, wie man in Berlin sagt, auch gut so!
Brückenbauer
zwischen Mensch und Natur
Landschaft gehört niemandem allein. Viele nutzen sie, jeder hat seine eigene
Vorstellung davon, wie sie aussehen soll, was man machen darf und was
nicht. Da scheint Streit vorprogrammiert.
Landschaftspflegeverbände arbeiten daran, alle Interessen unter einen Hut
zu bekommen. Landwirte wollen Geld verdienen mit ihrer Arbeit, Touristenmanager möchten eine schöne Landschaft verkaufen, Naturschützer
wollen Tier- und Pflanzenarten ihren Platz sichern.
Landschaftspflege
Wie funktioniert das?
Gut zuhören, Vertrauen bilden, den Partner ernst nehmen. Landschaftspflege-verbände bringen alle an einen Tisch und versuchen tragfähige
Kompromisse zu finden. Natürlich kann nicht jeder für sich das Beste erreichen, aber die Praxis zeigt, wenn sich jeder ein bisschen auf den anderen
zu bewegt, findet man oft eine erstaunlich gute Lösung.
Landschaftspflegeverbände haben keine behördlichen Befugnisse. Ihre
Stärken liegen dort, wo amtliche Kompetenz und Regelung ihre Grenzen
haben. Das macht Landschaftspflegeverbände zu Partnern der Behörden,
der Landnutzer und Grundeigentümer gleichermaßen.
Landschaftspflegeverbände sind Dienstleister. Wir organisieren und koordinieren anstehende Naturschutzmaßnahmen, holen Kostenvoranschläge
ein, beantragen Fördermittel und prüfen die fachgerechte Erledigung. Wir
pflegen die Flächen jedoch nicht selbst! Das übernehmen ortsansässige
Landwirte, die damit ein zusätzliches Standbein für ihren Betrieb aufbauen
können.
Unsere Ziele
Lange hatten die anliegenden Landwirte und Einwohner mit den Ämtern
Quälereien.
Wir sind ein freiwilliger und überparteilicher Verband, der für die Missstände auf beiden Seiten Abhilfe schaffen will. Wir wollen Impulse geben für
eine umweltver-trägliche Landnutzung und Wirtschaftsentwicklung. Wir
unterstützen Landwirte dabei, ihre Produkte regional zu vermarkten und
ein verlässliches Zusatzeinkommen in Naturschutz und Landschaftspflege
zu erwirtschaften.
Kontakt:
Landschaftspflegeverband Spandau e.V.
Straße 264, Nr. 12
14089 Berlin-Gatow
Tel.: 030 - 361 50 52
E-Mail:
lpvspandau@aol.com
Vorstand:
Hans-Joachim Ernst
Hartmut Wolter
Unser Grundsatz bei allem Tun, wir haben nur eine Heimat! Typische
Kulturland-schaften möchten wir erhalten in einem flächendeckenden
Netz natürlicher Lebensräume, um unser Wohnfeld so schön wie möglich zu machen und ein attraktives Erholungsgebiet für uns und unsere
Kinder zu schaffen. Den Menschen über Umweltbildungsangebote den
Blick öffnen für die Schätze in ihrer nächsten Umgebung und echte Natur
erlebbar machen.
750
Jahre
Gatow
Hans-Joachim Ernst
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Festschrift
Seite
51
30 Jahre AK Gatow
eine Generation lang freiwillige Tätigkeit in und für Gatow
Arbeitskreis
Wir sind eine kleine Gruppe von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus
Gatow, Kladow, Spandau. Wir arbeiten parteiunabhängig und selbstständig.
Seit 1978 setzen wir uns für den Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft
und ihrer dörflichen Strukturen in Gatow ein. Unser Ziel war und ist, dieses
lärmarme Erholungsgebiet am Rande der Großstadt für jedermann zugänglich
zu halten und vor der drohenden Beeinträchtigung oder gar Zerstörung durch
Partikularinteressen zu schützen.
Unsere Tätigkeit ist im Laufe der Jahrzehnte recht vielfältig geworden: Wir
arbeiten im aktiven Naturschutz, wir mischen uns in die Kommunalpolitik
zugunsten des Dorfes und seiner Umgebung (Bereich südlich der Heerstraße)
ein und wir betreiben lokale / regionale Öffentlichkeitsarbeit.
Als erste konkrete Naturschutzarbeit pflanzten wir (mit einem finanziellen
Zuschuss der BVV Spandau) 1979 und 1980 410 Wildobstbäume auf den
Rieselfeldern, die seither regelmäßig von uns gepflegt, d.h. geschnitten und
bei Bedarf gewässert, wurden. 1981 und 1982 setzten wir nochmals 190
Wildobstbäume sowie 30 Birken. Im Jahr 1980 beschnitten wir fünf „uralte“
Kopfweiden am Triftweg und kartierten und fotografierten sie anno 2004.
Grundsätzlich haben das NGA Spandau und in dessen Auftrag die Gatower
Landwirte die Pflege dieses „Skulpturenboulevards“ übernommen. Seit
1988/9 betreiben wir eine kleine Baumschule, in der wir, schon in der dritten
„Baumgeneration“, alte, vom Aussterben bedrohte Obstsorten züchten und
diese Bäumchen später weitergeben, z. B. an die Alexandrowka in Potsdam, an
Naturschutzgruppen im Berliner Umland oder an interessierte Einzelpersonen.
Seit 2003 sammeln wir, unterstützt von Anwohnern, im Herbst regelmäßig
das Kastanienlaub in der Buchwaldzeile. Damit leisten wir einen Beitrag zur
Bekämpfung der Miniermotte. Schon zweimal (1998 und 2007) säuberten
wir das Havelufer in Gatow von Unrat. 1988 hatten wir als Gruppe für unsere
Arbeit den erstmals vergebenen europäischen Umweltpreis in der Kategorie
Naturschutz von der Conservation Foundation London erhalten, überreicht
vom damaligen Umweltminister Töpfer .
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
52
Breiten Raum in unserer Tätigkeit nimmt die kommunalpolitische Arbeit im
weitesten Sinne ein. Schon früh setzten wir uns vehement und konsequent für
den Landschaftsschutz auf den Rieselfeldern ein – 1987 trat der Landschaftsplan
endlich in Kraft. Für das Dorf Gatow wurde ein Dorfentwicklungsplan initiiert
und auch verabschiedet. 1982 konnte aufgrund einer Änderung des 9. FNP die
Bebauung der Feldflur zwischen Buchwaldzeile und Straße 265 mit 201 (!)
Einfamilienhäusern verhindert werden. Auch die geplante Bebauung südlich
der Straße 264 wurde nicht verwirklicht. Wir gestalteten das Reitwegenetz in
Gatow mit, sorgten auch dafür, dass vor allem nach der Wende die lärmenden
Vereine die Fläche G der Rieselfelder verlassen mussten. Ferner verhinderten
wir den Bau eines Parkplatzes für 300 Autos (!) auf den Havelmathen, stattdessen wurde dieses ehem. Campinggelände renaturiert und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht (1993). Mit Unterstützung des Volksbundes Naturschutz
verhinderten wir 1987 die geplante und schon heimlich und illegal begonnene
Schlammdeponie der Berliner Wasserwerke auf den Rieselfeldern durch Klage
vor dem Veraltungsgericht. 1993 machten wir auf den allseits bekannten jahrelangen Leerstand und die damit verbundene bauliche Schädigung der Villa
Lemm auch öffentlich aufmerksam. Danach wurde sie nach langem Bemühen
verkauft und von privater Hand zu einem architektonischen und gärtnerischen
Kleinod ausgebaut und umgestaltet. In Wahlkampfzeiten oder bei politisch
brisanten Themen haben wir Kommunalpolitiker und Bürger zu öffentlichen
Anhörungen eingeladen, so z. B. 1979, 1981, 1985 und 1990.
Im Dorf sollte 1994 in einer „Nacht- und Nebel-Aktion“ das historische
Waschhaus auf dem Gutsgelände abgerissen werden – Anwohner und wir
waren schneller als die Bagger und konnten diese Schandtat verhindern. Seither
wurde das Gebäude fachgerecht restauriert und wird im Rahmen der Hoffeste
und am Wochenende als lokale Begegnungsstätte genutzt. 2001 verhinderten
wir zusammen mit anderen Bürgern und Gruppen aus Gatow den Bau eines
Supermarktes auf dem Gelände der Gutsgärtnerei.
Zu den anderen Bürgergruppen in Gatow (und Kladow) halten wir engen
Kontakt, wir kooperierten z. B. beim Bau des Supermarktes (seit 2005) auf
dem Gelände der überraschend verkauften und abgerissenen katholischen
Kirche St. Raffael. Als „unsortierter Bodenaushub“ (d. h. Bauschutt) von
der Baustelle des Supermarktes auf bezirkseigene Wege in der Feldflur
verbracht wurde und der Eigentümer, das NGA, davon nichts zu wissen
schien, wurde Strafanzeige gestellt…
Die Zahl unserer Briefe mit Vorschlägen und Beschwerden an das NGA
und andere Behörden ist nicht mehr zu zählen …
2004 wurde der Landschaftspflegeverband in Spandau gegründet, der
sich gezielt um die zukünftige Pflege, Gestaltung und Nutzung vieler
Freiflächen, auch der Rieselfelder ab 2012, kümmern soll. Viele von
uns sind dort Mitglied und werden ihre Erfahrung aus dem AK Gatow,
ihr Fachwissen und Engagement zugunsten der Gatower und Spandauer
Grünflächen einbringen.
Unser dritter Arbeitsbereich ist die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit.
Hier begannen wir mit der Erstellung von 13 Flugblättern, auf denen wir
seit 1978 über unsere Ziele informierten und für sie warben. Parallel dazu
erschienen wissenschaftliche Aufsätze in den Berliner Naturschutzblättern.
Später folgten eine Wanderbroschüre (1998), in der Interessantes aus der
Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner erzählt wird, zwei Fotokalender (2003 und 2005) und Postkarten mit Motiven aus Gatow sowie eine
Wanderkarte (2007). Im Gemeindehaus zeigten wir ab 1998 mehrmals
eine Fotoausstellung.
Manche von Ihnen erinnern sich noch an die alljährlichen Erntedankfeste,
welche wir von 1980 bis 1998 organisiert hatten. Seither laden wir Sie
regelmäßig zu unserer Gatower Herbstwoche ein, in deren Rahmen Sie
unter fachkundiger Leitung Bekanntes und Neues im Dorf, im Wald, in der
Feldflur oder auf den Rieselfeldern (wieder-)entdecken können.
Bei den Erntedankfesten auf dem Gutshof 2004 und 2006 sowie beim
dort jährlich stattfindenden Weihnachtsmarkt sind wir jeweils mit unserem
Stand, der auch als Info-Stand für aktuelle Gatower Belange dient, und
unseren Produkten vertreten.
Journalisten der Spandauer und Berliner Zeitungen hatten in all den Jahren
über uns und unsere Aktivitäten fair und ausführlich berichtet, uns oft
genug unterstützt.
Übrigens: Auch die Initiative zur Feier des „750. Geburtstages“ des Dorfes
Gatow ging 2007 von uns aus.
Und was haben Sie, die Gatower, Spandauer und Berliner Bürger, von
alledem? Nun, bisher ist es uns weitgehend gelungen, die Gatower Kulturlandschaft, d. h. das Dorf in seinen wesentlichen Strukturen und die
es umgebende Feldflur sowie den Rieselfeldbereich, von (zer)störender
Bebauung freizuhalten und Ihnen allen ein attraktives und lärmarmes
Naherholungsgebiet zu erhalten. Seither können Sie zur Baumblüte nach
Gatow kommen und auf der Birnen-, Kirschen- oder Pflaumenallee wunderschöne Spaziergänge machen. Für Fußgänger, Reiter und Radfahrer
ist ein ausgedehntes Wegenetz vorhanden, alle Flächen der ehemaligen
Rieselfelder sind mittlerweile zugänglich.
Wie wird / soll es weitergehen – in Gatow und mit unserem AK? Ungeklärt
ist z. Zt., wie die Rieselfelder ab 2012, wenn sie aufgrund der Vorgaben
der EU nicht mehr abwasserwirtschaftlich genutzt werden dürfen, gestaltet
und genutzt werden sollen. Werden sie weiterhin mit Klarwasser aus dem
Klärwerk Ruhleben befeuchtet, um die Schadstoffe (Folgen jahrzehntelanger Verrieselung) im Boden zu „fixieren“, so wie es ein Gutachten der
TU Dresden 1990 empfahl? Oder werden sie aufgeforstet?
Es steht der Neubau eines Gebäudes für die Freiwillige Feuerwehr in Gatow an – aber wo? Auch die Zukunft des Gutshauses in Gatow, in dem ein
Kindergarten untergebracht ist, erscheint derzeit noch ungewiss.
Was wird aus den Gebäuden und der Fläche des Beutel’schen Gutes? Der
Kornspeicher ist „gerettet“, aber die Hanglage am Havelufer zieht förmlich
Investoren an …
Arbeitskreis
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
53
Arbeitskreis
Über 100 Kopfweiden am Triftweg und in seiner Umgebung müssen regelmäßig durch Schneiden gepflegt werden! Wie viele Landwirte werden zukünftig haupt- oder nebenberuflich die Gatower Felder bewirtschaften?
Jeder von uns, der regelmäßig mitdenkt und mithandelt, d. h. zu den monatlichen Sitzungen erscheint und sich an den Arbeiten in Baumschule und
Feldflur beteiligt oder Schreibtisch- bzw. PC-Arbeit leistet, „opfert“ im Laufe eines Jahres mindestens 40 Stunden - d. h. etwa eine Woche Arbeitszeit.
Im Laufe der 30 Jahre haben wir also pro Person – sofern wir von Anfang
an mit von der Partie waren – mindestens 30 Arbeitswochen à 40 Stunden
gemeinnützige Arbeit geleistet. Wir haben einiges erreicht und noch viel
mehr gelernt: einerseits Verbundenheit mit und Verantwortungsbewusstsein
für „unseren“ Gatower Kiez – aber auch Geduld, Hartnäckigkeit, Strategien
und Taktiken beim Umgang mit Behörden …
Wir sind ein „Mitarbeits-Kreis“, jederzeit offen für neue Mitglieder
und Ideen. In all den Jahren waren die Freude an gemeinsamer Arbeit,
Zufriedenheit über Erfolge stets größer als der Frust über gelegentliche
Misserfolge!
Kontakt
Wenn Sie neugierig geworden sind
und Lust und Zeit haben – besuchen Sie den Arbeitskreis bei den
monatlichen Treffen (jeden ersten
Dienstag im Monat ab 19.30 Uhr)
im Gemeindehaus der ev. Kirche
in Gatow (Plievierstraße) oder im
Internet unter www.ak-gatow.de.
750
Jahre
Gatow
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Dr. med. Dr.-Ing. Wolfgang Münch – Dr. med. Barbara Gmel – Dr. med. Bertram Ritter
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Festschrift
Seite
54
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Gerhard Scheibe
Gatower
Künstler
Seit 1962 in Spandau lebend, als gelernter Maschinenschlosser anfangs in
einer Karosseriebauwerkstatt und Lackiererei tätig, hat Gerhard Scheibe
seine Liebe mehr und mehr in der Kunst gefunden, der er sich seit 1987
ausschließlich widmet. Dabei hat er die kleinen, aber doch so wichtigen
menschlichen Freuden nie zu kurz kommen lassen.
Mit seinen Arbeiten, in denen politische aber auch persönliche Aussagen
in Form von Skulpturen, Holz-, Stahlreliefs und Lackbildern umgesetzt
sind, ist er aus dem kulturellen Leben Spandaus nicht mehr wegzudenken.
Seine Kreationen haben auch "die große Politik" kennengelernt. So wurden
Werke wie "Berliner Pflanze" an Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt
und Helmut Kohl übergeben.
Mit seinen Arbeiten und Aktivitäten, nicht nur in seiner Galerie und Werkstatt in Gatow, hat er sich zu einem "Spandauer Unikum" entwickelt, das
auch außerhalb des Bezirks seine Freunde gefunden hat. Der "Ein-Stein" ist
bereits Legende; Werke wie der in der heißen Phase der Wiedervereinigung
entstandene "Wendehals" aber auch Skulpturen wie der "Pargraphenreiter"
oder eine seiner neuesten Schöpfungen „Spandau steht auf Birkholz“ sind
Musterbeispiele für Scheibes stets präzisen Blick auf die Wirklichkeit, der
aber jederzeit mit Heiterkeit und Optimismus verbunden wird.
Scheibe-Plastik
„Spandau steht auf Birkholz“
Foto: privat
1939 in Bochum geboren,
1954 bis 1957 Lehre als Maschinenschlosser,
1959 bis 1962 Studium der Betriebstechnik in Dortmund,
seit 1965 selbständiger Autolackierer, nebenher Selbststudium
an Stahl- und Holzplastiken,
1984 Einzelausstellung auf der
Bundesgartenschau,
seitdem ständige Teilnahme an der
„Freien Berliner Kunstausstellung“
mehrere Ausstellungen in Berlin
und dem übrigen Bundesgebiet.
"Ihre Arbeit ist sowohl ein Werk der Kunst als auch ein Symbol der Zusammengehörigkeit des ganzen Berlin", sagte 1990 der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seinem Dankesschreiben an Gerhard
Scheibe, nachdem er anlässlich der Verleihung der Berliner Ehrenbürgerschaft von Scheibe die legendäre "Berliner Pflanze" überreicht bekommen
hatte. Wunderbar versteht es Gerhard Scheibe immer wieder sich mit seinen
Werken auch in das politische Tagesgeschehen einzumischen und so war es
kein Wunder, dass auch Ronald Reagan, Michail Gorbatschow und Helmut
Kohl eine "Berliner Pflanze" aus der Hand des Künstlers entgegen nehmen
durften. Heiterkeit und Leichtigkeit schwingen in Scheibes Werken immer
mit - manchmal ein Schuss Ironie. Intellektuelle Besserwisserei ist nicht
sein Ding. Fragt man ihn nach seinem eigenen Lieblingswerk, so antwortet
er nicht "die Ein-Stein-Serie" oder die "Berliner Pflanze", nein, Gerhard
Scheibe präsentiert den "Zahnstein"; dieses authentische und unprätentiöse Wesen macht ihn so sympathisch und so ist er auch ein überall gern
gesehener Gesprächspartner.
750
Jahre
Gatow
So vieles hatte er nun bereits in seiner Kunst verarbeitet, nur die geeignete Inspiration zu seinem langjährigen guten Freund Konrad Birkholz
wollte sich nicht einstellen. Doch dann hat es plötzlich "Klick" gemacht,
und nachdem die Idee für "Spandau steht auf Birkholz" erst geboren war,
begann er sofort mit ihrer Umsetzung, die in einem rundum gelungenen
und bei der Präsentation viel bewundertem Werk endete.
Seit 1966 ist Gerhard Scheibe in Gatow beheimatet. "Sauwohl" fühlt er sich
hier, wie er sagt. Und auch ein 'echter Gatower' kann sich das Dorf ohne
Scheibe genauso wenig wie ohne Kirche oder Feuerwache vorstellen.
Gerhard Scheibe ist ein geselliger Typ, der sich auch mal bei seiner Arbeit
über die Schulter schauen lässt oder auch persönlich durch sein Atelier
führt.
Nach telefonischer Terminvereinbarung unter (030) 361 88 67 hat man die
Möglichkeit, in die faszinierende Welt aus Stahl und Holz, aus Hammer
und Amboss, aus Säge und Pinsel einzutauchen.
Andreas Getz
Festschrift
Seite
55
Helmut Albert
Bei näherem Hinsehen bietet Gatow mit seiner Umgebung
viele Anreize, zu Bleistift oder zum Pinsel zu greifen, um
diese stille Schönheit aus eigener Sicht darzustellen. Bei
Spaziergängen an der Havel ergeben sich immer wieder
neue Motive. Manches Mal sind es die in ruhiger Fahrt dahin
ziehenden Segelschiffe oder auch die am Fluss lebenden
Vögel, die den Maler herausfordern. So reizte mich der auf
Beute lauernde Fischreiher, ihn in seiner typischen Haltung
darzustellen. Wanderungen in der Gatower Heide öffnen bei
jeder Jahreszeit den Blick für immer neue Ansichten. Auch
im Dorf bieten sich viele Gelegenheiten für einen Künstler,
der sich auf Motivsuche befindet. So ist es einmal die kleine
sehr alte Dorfkirche in ihrer schlichten Schönheit. Auch die
kleinen alten Wohnhäuser oder die Gebäude des Gatower
Gutshofes gehören zu den lohnenden Objekten.
Gatower
Künstler
Seit 1980 wohnen wir in Gatow. Auch eine berufsbedingte
10-jährige Unterbrechung, in der es uns bis nach China
verschlug, hat uns nicht daran zweifeln lassen, dass wir
wieder in diesen für uns so reizvollen Stadtteil Berlins
zurück wollen.
Herbst, Foto: privat
Die Malerei war für mich schon immer eine wichtige Beschäftigung, um
dem beruflichen Stress wirkungsvoll zu begegnen, indem man bei dieser
Tätigkeit sehr gut „abschalten“ kann. Ein künstlerisches Tun fördert auch
die im Beruf immer notwendige Kreativität. So lernte ich in China auch
die Grundzüge der traditionellen
chinesischen Malerei von einem
chinesischen Maler. Diese Kunstrichtung hat mich stark beeindruckt
und beeinflusst mich bis heute.
Nun habe ich als Pensionär Zeit
und Muse, mir all die Schönheiten,
die uns unsere Umgebung bietet,
aus meiner Sicht darzustellen.
So entstand die Reihe „HavelImpressionen“, aus der die Bilder
von Gatow hier gezeigt werden.
750
Jahre
Gatow
Gatower Heide im Winter
Foto: privat
Wir gratulieren Gatow
zum 750. Jubiläum:
Festschrift
Seite
57
Olaf Dahlhaus
Gatower
Künstler
Seit 10 Jahren gehört der Holzschnitt zum wichtigsten künstlerischen Ausdrucksmittel für mich und bildet neben den Übungen des Tai Chi Chuan
(Chinesische Kampfkunst) die mir seit langem vertraut sind, ein weiteres
verbindendes Element zu den Ostasiatischen
Künsten, denen mein besonderes Interesse
gilt. In Japan und China hat der Holzschnitt
eine lange Tradition, insbesondere die
Japanischen Farbholzschnitte des 17. und
18. Jahrhunderts, mit ihrer Ornamentik
und transparenten Farbigkeit üben eine
besondere Faszination aus und machen den
Umgang mit dieser alten Drucktechnik zu
einem inspirierenden Ereignis.
Die Auseinandersetzung mit landschaftlichen Themen bildet den Schwerpunkt in
meiner künstlerischen Tätigkeit. Hier bietet
der Holzschnitt eine breite Palette von Möglichkeiten an, Strukturen und Ornamente
auf verschiedenste Weise zu kombinieren,
übereinander zu drucken und geschlossenen Farbflächen und unbedruckten weißen
Flächen gegenüberzustellen. So stehen Fläche, Struktur und das Weiß des
Papiers in ständigem Dialog miteinander- verdichten, halten verborgen
oder geben Teile des Bildes preis. In diesem Spiel entsteht eine Bewegung
aus Farben und linearen Mustern, die nebeneinander stehen oder sich zu
neuen Formen verbinden und an landschaftliche Strukturen und Ereignisse
erinnern. Durch die Übungen des Tai Chi Chuan hat sich meine Fähigkeit
wesentlich verfeinert, mit der Natur in eine Art Kommunikation auf einer
energetischen Ebene zu treten. Dies ermöglicht mir ein tieferes Verständnis
von ihr zu erhalten und sie von einer inneren Sicht aus zu schauen. Daher
sind die in meinen Bildern wiedergegebenen Landschaften, innere, empfundene Landschaften, sie erzählen von
Begegnungen zweier die einander nicht fremd sind,
sondern vertraut.
750
Jahre
Gatow
Festschrift
Seite
58
Die großformatigen Holzschnitte haben eine Größe von
150 x 100 cm incl. Passepartout und sind, bis auf wenige
Ausnahmen, nur in einer kleinen Auflage von 1 – 5 Stück
erschienen. Der Druck erfolgt von Hand, ohne Druckerpresse und erfordert einen großen Körperlichen Kraftaufwand, damit sich die auf dem Druckstock befindliche
Farbe, in der erwünschten Weise auf das Papier überträgt.
Ein Farbholzschnitt entsteht in mehreren Druckvorgängen, bei denen unterschiedliche Druckstöcke und Farben
verwendet werden. Es kann je nach der Anzahl der
Druckvorgänge auf einem Bogen Papier, bis zu 14 Tagen
dauern, bis das endgültige Bild fertig gestellt ist, da nach jedem Druck die
Farbe trocknen muss, bis sie erneut überdruckt werden kann. Das Anfertigen der Druckstöcke, die aus Holz bestehen, ist ein anderer Arbeitsgang,
bei dem die unterschiedlichsten Schnitzwerkzeuge und Maschinen, wie
Oberfräse und Bohrmaschine zum Einsatz kommen. Insgesamt braucht es
bis zur Fertigstellung eines mehrfarbigen Holzschnittes viele verschiedene
Arbeitsgänge handwerklicher und künstlerischer Art und ist daher der
Holzschnitt eine hochwertige und aufwendige Drucktechnik.
Auch in der Malerei geht es um die gleichen Inhalte, wie auch um´s Innehalten, es ist ein Prozess in dem das Tun, das Malen, zu einem Geschehenlassen
wird, bei dem das Ich des Künstler zurücktritt und die Inspiration die Aktion
bestimmt. Somit handelt es sich um einen meditativen Arbeitsvorgang, der
körperlich ist, doch vom Geist bestimmt wird. Die Bilder kommen von
innen und zeigen das Innere, das die Form verbirgt und daher gehen sie über
das Sichtbare hinaus und sind still und reden dennoch und können gehört
werden, wenn man ihnen zuhört und das Stillsein mit ihnen teilt.
Olaf Dahlaus vor einem Holzschnitt, das Foto unten zeigt sein
Atelier. Fotos: privat
Biografie
1960
1979-81
1983-90
1990
1990-92
Geboren in Berlin
Ausbildung zum Mas
seur und med.
Bademeister
Studium an der
Hochsch. der Künste,
Berlin
Meisterschüler von
Prof. Hirsig
NaFög-Stipendiat
der HdK Berlin
Alt Potsdam Reit- und Poloclub e.V.
Mehr Infos unter
www.poloclub-gatow.de
oder über Ulrich Reinicke,
Tel.: 030 361 91 43
Nachdem Ulrich Reinicke schon 1975 mit den Engländern den ersten
Poloverein nach dem Krieg in Berlin gegründet hatte und auf dem jetzigen Gelände vom Mediamarkt an der Wilhelmstraße, später in anderer
Zusammensetzung auf dem heutigen Gelände des Golfclubs Gatow gespielt wurde, gründete er 1979 mit dem Immobilienmakler Ingo Pyko den
Poloclub Alt Potsdam. Schon der Name war etwas besonderes. Da man
glaubte, mit einem „Gatow“ oder „Spandau“ im Vereinsnamen den Bezug
zum damals geteilten Berlin nicht herstellen zu können, nannte man sich
preußisch Alt Potsdam. Beim Spielen auf dem Maifeld musste man sich
dafür von unkundigen Westdeutschen sagen lassen, dass „die in der DDR
nichts zu fressen haben, aber dafür Polo spielen können!“.
Sport
vereine
Gespielt wurde zunächst auf einem Areal an der Potsdamer Chaussee, von
Gatow über die Felder zu erreichen über die Verlängerung der Melsunger
Straße. 1988 zog man dann um nach Gatow auf ein Gelände neben der
Melsunger Straße, wo man bis heute spielt. Beide Grundstücke wurden
jeweils vom Gatower Bauern Fritz Schleu zur Verfügung gestellt und
mussten zum Poloplatz hergerichtet werden.
Nachdem man bis 1991 immerhin dreimal Deutscher Meister werden
konnte, konzentriert man sich heute in erster Linie auf die Jugendarbeit,
wobei der Reitunterricht naturgemäß einen breiten Raum einnimmt. Fast
alle bedeutenden Talente in Berlin haben die Grundbegriffe in Gatow gelernt! Durch die vom Verein angebotenen Reiterferien für Kinder gelingt
es immer wieder, Jugendliche, insbesondere auch Mädchen, für den Polosport zu begeistern. Der Verein hat zur Zeit ca. 50 Mitglieder, davon ca.
30 Jugendliche. Die Saison geht von Mai bis September/Oktober, gespielt
wird immer mittwochs und samstags, dabei sind dann auch alle 15 bis 20
Pferde, die dem Verein gehören, im Einsatz.
Deutscher Segler-Club e.V.
Konakt:
14089 Berlin,
Kladower Damm 55
Unser Klubgelände liegt seit mehr als 47 Jahren in Gatow gegenüber dem
Grunewaldturm. Am 11.Mai 1931 wurde unser Klub von acht aktiven und
ehrenamtlich tätigen Mitgliedern aus den Seglervereinen YC Dämeritzsee
und SC Argo sowie zwei Abgeordneten des Preußischen Landtages im Hotel
„Russischer Hof“ in Berlin – Stammsitz in Zeuthen bei Berlin - gegründet.
Gründungsziel war „Die Förderung der Ausbildung des Seglernachwuchses
in den Vereinen des Deutschen Segler-Bundes durch finanzielle und materielle Unterstützung der bestehenden Jugendabteilungen“. Zur damaligen
Zeit war der Deutsche Segler-Bund einer von drei Verbänden, in denen
sich die Seglervereine organisiert hatten. Die politische Entwicklung in
Deutschland hatte im Jahre 1933 zur Folge, dass alle Seglervereine im
Deutschen Segler-Verband vereinigt wurden. Der Deutsche Segler-Bund
beschloss im September 1933 seine Liquidation.
750
Jahre
Gatow
Christian Biering
Fliesenlegermeisterbetrieb
• Sämtliche Fliesenarbeiten
• Bad-Sanierung komplett
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Festschrift
Seite
59
Sport
vereine
Die Satzung wurde geändert und es schlossen sich weitere aktive Segler
unserem Klub an und übten aktiv Regatta- und Fahrtensegeln bis an die
Ostsee aus. Die Boote und Mitglieder waren in Vereinen im Raum Zeuthen
ansässig und hatten weder eigenen Hafen noch Klubhaus. Im September
1954 wurde der DSC in den Deutscher Segler Verband und Berliner Segler Verband aufgenommen. Die DSC-Flotte wurde größer, aber der DSC
war ein Klub ohne Heim und Steganlage. Im Dezember 1960 stimmte die
Mitgliederversammlung einem Pachtangebot von Gelände und Haus zu.
Von nun an hatte der DSC seine Heimat in Gatow.
Die Mitglieder hatten in dieser Zeit Unglaubliches geleistet und Gelände
und Haus hergerichtet. Bis heute war dies Verpflichtung für die folgenden
Generationen, die aus Hafen und Gelände ein wahres Kleinod gemacht
haben. Diese Leistung konnte nur durch die Bereitschaft, sich ohne wenn
und aber einzubringen, erbracht werden.
Die Anfänge des „Optimistensegelns“ auf der Unterhavel wurden im
Wesentlichen vom damaligen Vorsitzenden H. Alfred Pöppel mit initiiert.
1966 schrieb der DSC gemeinsam mit dem WSV 22 erstmalig Wettfahrten
für den Optimisten (damals Holzbau) aus. In den Jahren 1967 bis 1978
stellten Segler aus dem DSC die Deutschen Meister bei den 15 qm, 16 qm
und 20 qm Jollenkreuzern und der Jugendmeisterschaft der Europe. Das
Fahrtensegeln nahm schon damals einen breiten Raum in den sportlichen
Aktivitäten ein und ist heute das sportliche Standbein des DSC.
Unser Klub schätzt sich glücklich, gut gefüllte Boxen an der Steganlage
zu haben und vor allem viele junge Familien mit Kindern in seiner Mitte
zu wissen. Zur Zeit hat der Verein 68 Mitglieder, wobei davon 20 Jugendmitglieder sind.
Hans-Jörg Schmidt
Ruderverein Collegia
750
Jahre
Gatow
Der Ruderverein Collegia (lateinisch: Gemeinschaften) wurde 1895 in
Berlin –Charlottenburg gegründet. Zunächst in Tiefwerder ansässig, ist man
nun bereits seit 1930 in Gatow am Pfirsichweg 9-11 Ecke Gatower Straße
auf einem großen Gelände an der Havel beheimatet. Auf dem Gelände
befindet sich nicht nur ein Bootshaus mit Trainingsraum, wo man z. B. im
Winter am Ergometer trainieren kann, sondern auch ein Vereinsheim für
die Gemütlichkeit. Da man seinem Vereinsnamen alle Ehre machen will,
der möglichst viele Leute ansprechen soll, gibt es auf dem Gelände auch
einen Grill- und Spielplatz sowie eine Liegewiese, auf der man sich bei
schönem Wetter sonnen und den Blick auf das Wasser genießen kann.
Trotzdem steht die Ausübung des Rudersports an erster Stelle, dabei wird
zwischen dem Fahrtenrudern und dem Leistungsrudern unterschieden.
Beim Fahrtenrudern rudert man mit mehreren Kameraden(innen) und genießt die Landschaft. Solch eine Fahrt kann durchaus ein paar Tage dauern,
man übernachtet dann in der Nähe des Wassers und fährt am nächsten Tag
weiter. Auf diese Weise kann man alle deutschen Flüsse befahren.
Beim Leistungsrudern geht es natürlich darum, möglichst vor den Anderen
am Ziel zu sein. Hier konnte der Verein allein, in Trainings- oder Renngemeinschaften, beachtliche Erfolge und Siege bei deutschen Meisterschaften,
Eichkranzregatten, Bundesentscheiden der Jugend und Masterregatten
erringen. Neu ist die Kooperation mit zwei Spandauer Schulen.
Im Bereich des Nachwuchses wird zwischen dem Kinderbereich (10-14
Jahren) und dem Jugendbereich (15-18 Jahren) unterschieden und auf eine
ordentliche Ausbildung geachtet. Neben Tages- und Wanderfahrten werden
aber auch Zeltwochenende veranstaltet.
Festschrift
Seite
60
Im Winter wird für alle Mitglieder Hallensport und Waldlauf angeboten.
Gesellschaftliche Veranstaltungen runden das Angebot ab.
Wer mitmachen will, findet also ein breites Spektrum. Der Verein hat zurzeit
über 100 Mitglieder. Einen Tag der offenen Tür, der so genannten “Tag des
Wassersports“, findet am Samstag, dem 24. Mai 2008 statt. Auch hier sind
Interessierte gerne gesehen und können sich direkt vor Ort informieren.
Gerrit Kähling/Axel Loose
Mehr Infos unter
www.collegia.de
oder am allgemeinen Vereinstag
mittwochs ab 17:00 Uhr im
Bootshaus.
SC Gatow
Mehr Infos über
www.sc-gatow.de., oder über
Vorsitzender Bernd Trepte,
Tel. 368 016 09) und
Jugendleiterin Petra Teschendorf
(Tel. 36 43 12 40).
Der Fußballverein in Gatow wurde bereits 1931 als Gatower SV gegründet
und dürfte damit einer der ältesten Sportvereine am Ort sein. Zunächst
spielte man auf einem Sandplatz am Großglienicker Weg, den Bauer Ernst
zur Verfügung gestellt hatte. Da diese Fläche während des zweiten Weltkrieges und danach wieder als Getreide- und Kartoffelfeld benötigt wurde,
spielte man nach dem Krieg als kommunale Sportgruppe unter Aufsicht der
Alliierten in Hohengatow an der Straße am Auslandshaus. 1949 schließlich
wurde der Verein als SC Gatow als Nachfolgeorganisation des Gatower
SV wiedergegründet. Jetzt wurde auf einem Sandplatz rechts neben der
Schule gespielt, auf dem heute Reihenhäuser stehen. Mit großzügiger Unterstützung des Bezirksamtes wurde links neben der Schule ein Rasenplatz
angelegt, der 1953 eingeweiht werden konnte. In den fünfziger Jahren
konnte der Verein einen großen Mitgliederzuwachs verzeichnen, so dass
teilweise 5 Männer- und 6 Jugendmannschaften gemeldet werden konnten.
Der bis dahin größte sportliche Erfolg gelang im Spieljahr 1957/58, als
man aus der dritten in die zweite Klasse aufsteigen konnte.
Sport
vereine
Nachdem es Anfang der sechziger Jahre gelang, einige Sponsoren zu gewinnen und man mit Fritz Mauruschat, der zuvor mit Tasmania 1900 fünfmal
Berliner Meister geworden war, einen renommierten Trainer verpflichten
konnte, kam auch der sportliche Aufschwung. Vom Spieljahr 1961/62
bis 1964/65 gelang in 4 Jahren dreimal der Aufstieg aus der 2. Klasse
bis in die Regionalliga Berlin, damals eine Klasse unter der Bundesliga!
Hier durfte man dann unter anderem gegen Hertha BSC (mit Rehhagel,
Faeder, Fahrian und Groß) an der „Plumpe“ am Gesundbrunnen vor 4002
Zuschauern spielen und hielt sich beim 1:3 wie auch bei der 1:2 Niederlage
im Rückspiel am Askanierring achtbar. Den Abstieg aus der Regionalliga
konnte man jedoch nicht verhindern und musste in den nächsten Jahren
kleinere Brötchen backen.
Mitte der siebziger Jahre begannen dann die Planungen für das Vereinsheim
am Weiten Blick 48, das im wesentlichen durch einen Kredit des Senats
und durch Eigenleistungen erstellt werden konnte. Baubeginn war dann
im Mai 1979, Einweihung wurde im November 1980 gefeiert. Zu dieser
Zeit wurde auch der Sandplatz neben der Schule durch einen Hartplatz
hinter der Schule ersetzt.
Unterdessen hatte sich auch die erste Mannschaft unter dem Vorsitz des
unvergessenen und leider viel zu früh verstorbenen Peter Volckmann bis
in die Amateuroberliga Berlin, der damals höchsten Spielklasse im Westen
Berlins, hochgespielt, wo sie in den achtziger Jahren insgesamt sieben Jahre
spielte! In der Saison 1991/92 spielte man nach der Wiedervereinigung und
Zusammenlegung des Spielbetriebs in der Amateuroberliga Nordost sogar
noch gegen Mannschaften wie den Europapokalsieger 1974, den 1.FC Magdeburg, und Union Berlin! Nach drei Jahren Verbandsliga Berlin musste
man dann wieder kleinere Brötchen backen und es ging runter bis in die
B-Klasse. In den Jahren 2001 bis 2004 stieg man jedoch unter Spielertrainer
Carsten „Charly“ Köhn dreimal hintereinander auf und schaffte den Sprung
von der B-Klasse bis in die Landesliga (zweithöchste Berliner-Klasse), wo
man zwischenzeitlich im vierten Jahr spielt. 2006, im Jahr des 75-jährigen
Bestehens des Vereins, gelang den Gatowern nach 25 Jahren wieder einmal
der Gewinn des Spandauer Bürgermeisterpokals.
Der Verein ist heute in der glücklichen Situation, dass in der Jugend alle
Altersklassen von den Minikickern (ab 4 Jahre) bis zur A-Jugend (16 bis
18 Jahre) durchgängig besetzt sind. Dies ist wichtig, da hier die Basis für
den Fortbestand des Vereins gelegt wird. Im Erwachsenenbereich gibt es
neben zwei Männermannschaften noch eine 7-er Altliga (über 40 Jahre). .
Der Verein hat zur Zeit ca. 400 Mitglieder, jeweils zur Hälfte Jugendliche
und Erwachsene. Die erste Mannschaft spielt ihre Heimspiele im vierzehntägigen Rhythmus sonntags ab 14.00 Uhr. Wer sich über den Zeitpunkt der
Spiele informieren will, findet in Gatow zwei Schaukästen, den einen in
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Sport
vereine
der S-Kurve vor der Pizzeria, den anderen vor dem Haus Alt-Gatow 9-11.
Und das Vereinsheim, das sicherlich zu den schönsten seiner Art zählt, lädt
gerade im Sommer mit seinem Blick von der Terrasse auf die Gatower
Heide auch Nichtmitglieder zum Verweilen ein.
Tennis Club Hohengatow e.V.
Der Tennis Club Hohengatow spielt seit seiner Gründung 1959 auf dem
Gelände des heutigen Vivantes Wohnpflegezentrums Spandau am Waldschluchtpfad 27, zu erreichen vom Kladower Damm über den Breitehornweg. Auf der Anlage des damaligen Krankenhauses Hohengatow gab es
zwei Tennisplätze, die von den Ärzten des Krankenhauses genutzt wurden.
Da die Plätze nicht unbedingt ausgelastet waren, sprachen die Ärzte andere
Interessierte an, ob diese nicht Tennis spielen wollen. Aus diesem Kreis
wurde schließlich im Jahr 1959 der Tennis Club Hohengatow gegründet
Mehr Infos unter:
Tel.: 030 / 3656838
Im Laufe der Jahre kamen dann zwei weitere Tennisplätze dazu, so dass man
für die heute ca. 200 Mitglieder, darunter etwa 50 Jugendliche, insgesamt
4 Plätze zur Verfügung hat. Im Winter (Oktober – März) wird auf einem
Platz eine Traglufthalle errichtet, die an Mitglieder oder Tennisinteressierte
kostengünstig vermietet wird.
Der Verein versteht sich insbesondere als Familienverein, wo die Geselligkeit groß geschrieben wird. Auch die äußerst idyllische Lage des Geländes
sowie die in eigener Regie bewirtschafteten Clubräume laden nach dem
Tennis zum Verweilen ein.
Da durch die Krankenhausprivatisierung und der damit verbundenen
Rechtsformänderung leider einige Unklarheiten hinsichtlich der Pachtverhältnisse auftraten, strebt der Verein, übrigens auch mit Unterstützung
der gesamten BVV Spandau und Stadtrat Gerhard Hanke, diesbezüglich
eine längerfristige Lösung an.
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Heute nehmen 12 Mannschaften von den Bambini bis zu den Senioren an
den Verbandsspielen des Tennisverbandes Berlin Brandenburg (TVBB)
teil. Um den Unterbau des Vereines zu stärken, versuchen wir, in Kooperation mit den Schulen, Jugendliche für den Tennissport zu begeistern.
Die qualifizierten und engagierten 3 Trainer bringen alle Talente schnell
zur Wettspielfähigkeit.
Die Beiträge liegen für Kinder bei 110 EUR pro Jahr, Jugendliche und
Studenten zahlen 130 EUR und Erwachsene 220 EUR (Ehepaare 415
EUR) pro Jahr.
Bernd Grigalat/Gerrit Kähling
PSB 24
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Auf einem 20.000 qm großen, im Eigentum befindlichen Grundstück in
schönster Lage in Gatow, finden Sie den PSB 24. Der ehemalige Vereinsname Postsportverein ist sicher auch heute noch bekannter, aber vor
drei Jahren wurde ein neuer Vereinsname gesucht, da sich die Post als
„Sponsor“ gänzlich zurückgezogen hatte und so einigte man sich nach
längerer Findungsphase in allen Abteilungen auf den neuen Namen Pro
Sport Berlin 24 e.V. Im Jahre 1924 wurde der Post SV Berlin als erster
Postsportverein Deutschlands gegründet. Auf der Gründungsversammlung
waren seinerzeit schon über 300 Interessenten anwesend, die auf Anhieb 9
Abteilungen (Boxen, Fußball, Hockey, Leichtathletik, Radfahren, Rudern,
Schwerathletik, Schwimmen und Tennis) gründeten.
Durch ständige Aufwärtsentwicklung wuchs der Post SV bis zum Beginn
des 2. Weltkriegs auf über 22.000 Mitglieder an, was sich auch in der Erstellung hervorragender Sportstätten niederschlug. Unser Grundstück wurde
von der damaligen Reichspost erworben und auf dem riesigen Gelände
Mehr Infos unter
www.psb24-gatow.de
oder besuchen Sie den Verein
auf seiner Anlage.
wurde ein Haus für einen Staatssekretär gebaut. In den Nachkriegsjahren
wurde das Grundstück an die Deutsche Post, später dem Landessportbund übergeben. Mitte der siebziger Jahre wurde in alten Grundbüchern
nachgeforscht und die Eigentumsverhältnisse geklärt. Das Eigentum
an dem Grundstück wurde dann endlich wieder an den Postsportverein
zurückübertragen.
Sport
vereine
Mitte 1978 war außer Wildnis und einigen Lauben nur das später dann als
Vereinsheim genutzte Haus auf dem Gelände. Nun traten die ersten Mitglieder der Abteilung Gatow auf den Plan. Ein Steg für die ersten Segler
sowie ein Vielzwecksportplatz, sogar mit einer Flutlicht-anlage, baute der
Verein für die Tennisspieler. Vieles errichteten die Sportler damals noch mit
viel Einsatz in Eigenarbeit . 1982 wurden 4 weitere Plätze als Sandplätze
eröffnet sowie der vorhandene Einzelplatz zum Ascheplatz um-gewandelt.
1995 kam eine Tennishalle dazu, um auch im Winter den Spielbetrieb zu
ermöglichen. Die Halle wurde 2006 umgebaut. Heute verfügt sie über einen
modernen, besonders gelenkschonenden Schwingboden mit neuem Belag.
Die Halle kann auch von Nichtmitgliedern gebucht werden.
Von unserer vor einigen Jahren neu angelegten Terrasse hat man einen
wunderschönen Blick auf die Havel, den gegenüberliegenden Grunewaldturm und den Wassersportbetrieb. Im Sommer lädt die große Wiese zum
Ausruhen und Relaxen ein. Vom Steg kann man ein erfrischendes Bad in
der jetzt wieder viel saubereren Havel genießen. Seit über zehn Jahren sorgt
unser Gastronom, Herr Kumbier, für das leibliche Wohl der Mitglieder;
bei vielen Veranstaltungen und Feiern kann er immer wieder sein Können
unter Beweis stellen.
Für den Tennisbetrieb stehen drei gut ausgebildete, freundliche Tennistrainer bereit. Während der Sommerferien werden für Kinder und Jugendliche
zwei Tenniscamps veranstaltet. Hier können sich auch Nichtmitglieder anmelden um sich mit dem Tennis vertraut zu machen und eine unbeschwerte
Woche mit Gleichgesinnten zu ver-bringen.
Die vor einigen Jahren dazugekommene Ruderabteilung, die schon viele
Wanderruderpreise errudert hat, bietet ebenfalls für Unerfahrene und
Neueinsteiger Ruderlehrgänge an. Die Segler führen in den Sommermonaten Regatten durch und genießen ansonsten ihren herrlichen Liegeplatz.
Gabriele Kunert
Motor-Yacht-Club Preußen
Mehr Infos erhalten Sie bei der
Geschäftsstelle,
Tel.: 030 / 60 25 04 14.
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Gatow
Der Motor-Yacht-Club Preußen e.V. im ADAC ist einer der jüngeren
Wassersportclubs in Berlin. Nach seiner Gründung am 12.04.2002 hat er
am 19.08.2006 sein eigenes Domizil in Berlin-Gatow (Bezirk Spandau)
eingeweiht. Auf dem ca. 5.000 m2 großen Gelände eines ehemaligen
Ausflugsrestaurants ist eine Hafenanlage mit zwei Steganlagen und
Clubhaus mit Werkstatt für Rennfahrer entstanden.
Die Steganlage ist für 64 Bootsanlieger in Doppelboxen ausgelegt.
Schon vor Einweihung des Clubgeländes (mit Beginn der Saison 2005),
betreiben die "Preußen" nun ein Wassersport-Zentrum im Sinne des
ADAC Berlin-Brandenburg. Ziel und Zweck sind die Förderung des
Motorbootrennsportes, des Breitensportes, der Ausbildung hierzu sowie
die Förderung der Wassertouristik in Berlin.
Der Motor-Yacht-Club Preußen e.V. im ADAC hat, nach Erlangen der
Ortsclub-Mitgliedschaft im ADAC, seinen Wassersportbetrieb in vollem
Umfang aufgenommen. Die Postanschrift lautet: Alt Gatow 1-3, 14089
Berlin und ist wasserseitig am rechten Ufer der Unterhavel bei Stromkilometer 5,7 (ca. 1.400 m südl. der Marina Lanke-Werft) zu erreichen.
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Sport
vereine
Auf gleichem Gelände ist straßenseitig in Fremdbewirtschaftung das
italienische Restaurant "Casa italiana da Alberto" gelegen, was für
Clubveranstaltungen in größerem Rahmen, ebenfalls dem Yacht-Club
zur Verfügung steht.
Neben den oben genannten Zielen hat sich der Club weiterhin die Teilnahme und Durchführung von Regatten und Orientierungsfahrten, die
Förderung einer Jugendgruppe, die Durchführung von nationalen und
internationalen Motorsportveranstaltungen, sowie die Vermittlung von
Kenntnissen rund um den Wassersport, auf die Fahne geheftet.
Wer sich für unseren Club interessiert, an unserem Vereinsleben teilnehmen möchte, seine Mitgliedschaft erwägt, seine Kinder oder weitere Jugendliche unserer Jugendgruppe zuführen möchte, kann sich am zweiten
Donnerstag jeden Monats zum Clubabend (obige Adresse) einfinden.
Die Mitgliederzahl im September 2007 beträgt 155.
Deutsch-Britischer Yachtclub
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Jahre
Gatow
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In Berlin starten und landen die „Rosinenbomber“ der Alliierten - auch
auf dem Flughafen Gatow. Unterhalb des Flughafengeländes warten auf
der Havel Tanker am Steg der Verlade- und Pumpstation auf ihre Ladung.
Es handelt sich um Treibstoff, der über Gatow eingeflogen und dann über
eine drei Kilometer lange Pipeline auf die Tankschiffe gepumpt wird, die
den Kraftstoff schließlich weiter in die Stadt transportieren. Es ist das Jahr
1948, Berlin-Blockade.
Die Verlade- und Pumpstation ist heute das Gelände des „DeutschBritischen Yacht Clubs“, und noch immer kann das Ende der damals
für das eingeschlossene Berlin so wichtigen Pipeline an der Kaimauer
besichtigt werden.
Die Geschichte des Yacht Clubs ist bewegt und wechselvoll. 1946 wurde
der Club als „United Services Yacht Club“ in Spandau gegründet und
übernahm 1952 jetzt als „Berlin British Yacht Club“ (BBYC) das nicht
mehr als Verlade- und Pumpstation benötigte Gelände am Kladower
Damm 217 H. Die Mitgliedschaft bestand aus Angehörigen der britischen
Streitkräfte und ihrer Familien. 1970 öffnete sich dann der Club und die
ersten deutschen Gastmitglieder traten in den Verein ein. Offen war der
BBYC aber auch für Gäste von der Wasserseite. Mancher Segler lernte so
britisches Clubleben und das britische Pub kennen und lieben. Mit dem
Fernglas konnten die Segler an den Flaggen am Flaggenmast erkennen,
ob die Bar geöffnet und eine Pause mit Beer and Cheeseburger oder Fish
and chips möglich ist.
Tragische Berühmtheit erlangte der BBYC als 1972 der deutsche ClubBootsmann Ernst Beelitz bei einem terroristischen Bombenanschlag
getötet wurde.
Nach dem Fall der Mauer wurde im November 1991 der „Deutsch-Britische
Yacht Club“(DBYC) im BBYC gegründet, um auch nach dem Abzug der
Alliierten die deutsch-britischen Beziehungen und Traditionen weiter zu
pflegen. 1994 verschmolz dann der BBYC mit dem DBYC.
Heute ist der DBYC im Sport- und Vereinsleben in Gatow/Kladow fest
verankert: Kooperationen mit Schulen für einen intensiven Segelunterricht,
Regatten und diverse für Gäste offene Veranstaltungen und Feste. Apropos
„offen“, Gäste sind jederzeit herzlich willkommen, ein Klingeln genügt.
Besonders willkommen sind neue Mitglieder, für die eine Vielzahl von
Clubbooten zur Verfügung steht.
Interesse an Großbritannien oder an english conversation sollte vorhanden
sein, denn der DBYC ist der etwas andere Club geblieben. Die vielen
englischsprachigen Schilder aus Army-Zeiten dienen mehr als nur der Erinnerung, vielmehr sind sie Symbol für ein zusammenwachsendes Europa
bei dem kulturelle Eigenheiten, durchaus gewollt, erhalten bleiben und sich
gegenseitig beeinflussen. Dies ist im Clubleben und im Segelsport täglich
zu beobachten - last but not least bei beer, fish and chips oder Kaffee und
Kuchen. Welcome aboard!
Andreas-R. Wosnitza
Veranstaltungsplan:
Veranstaltungen
750
Jahre
Gatow
Sa. / So. 24. / 25. Mai 2008:
Gatower Künstler präsentieren ihre Arbeiten in Verbindung mit bulgarischen Künstlern.
Ort: Gatower Str. 296, ab 15:00 Uhr
Sa. 24. Mai 2008: Tag des Wassersports. Ort: Ruderverein Collegia
Sa. 31. Mai 2008: Gitarrenkonzert in der Ev. Dorfkirche – 17.00 Uhr
Sa. 14. Juni 2008: Die Gatower Sportvereine stellen sich vor – durchgängiges Programm ab 10.00
Uhr, Ort: Grundschule am Windmühlenberg/ Sportplatz SC-Gatow
Sa. 21. Juni 2008: Konzert der Kantorei Alt-Tempelhof in der Ev. Dorfkirche um 17.00 Uhr .
Leitung: Wolfgang Wedel
Sa. / So. 21. / 22. Juni 2008:
Frühlingsfest / Sonnenwendfeier und Erdbeercup ab 11.00 Uhr
Ort: bei Bäuerin Beate Bathe/ Gutsgärtnerei
Sa. / So. 28. / 29. Juni 2008:
Dorffest 750 Jahre Gatow – Ort: Gutsgärtnerei – Sa. ab 11.00 Uhr, So. ab 12.00 Uhr
So. 6. Juli 2008:
Familiengottesdienst in der Ev. Dorfkirche um 10.00 Uhr mit anschließendem Sommerfest
Fr. 11. Juli 2008: Konzert in der Ev. Dorfkirche – 19.30 Uhr;
mit Sängerinnen und Sängern der Semper Oper Dresden, Leitung: Markus Brühl
Sa. 30. August 2008:
Sommerfest in der Siedlung Habichtwald – ab 15.00 Uhr
Sa. / So. 6. / 7. September 2008:
Erntefest in der Gutsgärtnerei – ab 11.00 Uhr
Sa. 06. September 2008:
Einweihung der Mühle – ab 14 Uhr
Do. 18. September 2008:
Tag der offenen Tür im SOS Kinderdorf -Bildungszentrum, Gatower Str. 199, 11.00 - 18.00 Uhr
So. 21. September 2008:
Festgottesdienst zur Goldenen und Diamantenen Konfirmation, Ev. Dorfkirche um 10.00 Uhr
Fr. 26. September 2008:
30-jähriges Jubiläum des AK-Gatow - Ort: Ev. Gemeindehaus um 18:00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung „Geschichte und Entwicklung Gatows“. Festvortrag: Andreas Kalesse
Sa. 27. September. – So. 5. Oktober 2008:
10. Gatower Herbstwoche des AK- Gatow
So. 5. Oktober 2008:
Festgottesdienst in der Evangelischen Dorfkirche um 10.00 Uhr
Erntedankfest auf dem Annenhof ab 11.00 Uhr
Ort: Weiter Blick (gegenüber Albert-Schweitzer-Kinderdorf)
Sa. / So. 29. / 30. November 2008: 1. Advent
Weihnachtsmarkt auf dem Gutshof und in der Gutsgärtnerei
Fr. 5. Dezember 2008:
Festakt in der Ev.. Kirchengemeinde in der Ev. Dorfkirche, 18.00 Uhr,
mit Festvortrag von Herrn J. Grothe.
Zusammensein in der Casa Italiana Da Alberto, organisiert von der Initiativgruppe.
Wir gratulieren Gatow zum 750. Jubiläum:
Festschrift
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