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2 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Liebe Festivalbesucher, Editorial zum vierten Würzburger Hafensommer begrüßen wir alle Gäste sehr herzlich. Die Mischung von ambitionierter Architektur und urban-romantischer Hafen- und Flussatmosphäre als adäquate Kulisse für zeitgenössische Kunst und Musik hat den Hafensommer in kürzester Zeit zu einem regional und überregional beachteten Ereignis gemacht. Die besondere Qualität des Festivals zeigt sich daran, dass sein Publikum große Offenheit und Neugierde an den Tag zu legen bereit ist: Man kann sich sicher sein, dass immer ein außergewöhnliches Kunst- oder Musikerlebnis zu erwarten ist, selbst (oder gerade) dann, wenn einem die auftretenden Künstler gänzlich unbekannt sein mögen. Und es sind zahlreiche Künstler zu Gast, die zuvor noch nicht in Würzburg zu hören waren, für manche ist es sogar eine Deutschland-Premiere. Manche kommen direkt aus New York oder Paris und machen nun Station in Mainfranken. Aber auch lokale und regionale Akteure sind hier neu zu erleben: Der Würzburger Musiker Georg Kolb wird ein eigens für den Hafensommer erarbeitetes Projekt präsentieren, zu dem er eine Auswahl der besten Musikerinnen und Musiker der Region zusammengetrommelt hat. Zeitgenössischer Tanz aus der Schule Pina Bauschs wird mit der Ben Riepe-Kompanie präsentiert, preisgekröntes Kabarett, Open Air-Kino in Zusammenarbeit mit dem Cinemaxx Kino und, natürlich, wieder jede Menge Musik, in diesem Jahr mit einem Frankreich-Schwerpunkt. Mit dem Philharmonischen Orchester unter der Leitung seines Generalmusikdirektors Jonathan Seers wird die Sparda-Bank Classic Night auch in diesem Jahr wieder souverän zwischen Klassik und Jazz wandern und ihre Zuhörer faszinieren. Wegen der hohen Nachfrage haben wir uns entschlossen, die Karten zu verlosen, um allen gleiche Chancen zu bieten – machen Sie also mit und seien Sie mit etwas Glück dabei, wenn ca. 1.500 begeisterte Besucher bei freiem Eintritt die Eröffnung des Hafensommers feiern! Bemerkenswert ebenfalls, dass auch in diesem Jahr weitere neue Sponsoren gewonnen werden konnten. Offensichtlich überzeugen die ganz besondere Atmosphäre der Hafenbühne und das außergewöhnliche, stringente Konzept nicht nur das von Jahr zu Jahr wachsende Publikum, sondern auch die Förderer. Herzlichen Dank dafür! Dies ist eine Bestätigung für alle Beteiligten und nicht zuletzt auch für den Würzburger Stadtrat, der das Vorhaben von Beginn an unterstützt hat. Würzburg ist eine Festivalstadt – über 200.000 Besucher kommen jährlich zu rund einem Dutzend Festivals auf internationalem Niveau und erleben den besonderen Reiz unserer Stadt mit ihrer über 1300-jährigen Geschichte. Wir freuen uns mit Ihnen auf wunderbare Sommerabende an der Hafentreppe, wenn die Sonne am Würzburger Stein untergeht, das Hafenbecken in besonderes Licht taucht und die Klänge der Musik vom Wasser ans Ufer getragen werden! Georg Rosenthal, Oberbürgermeister Muchtar Al Ghusain, Kulturreferent 3 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Vorwort „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack, ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“ (Oscar Wilde) Der Würzburger Hafensommer ist eine weltoffene Veranstaltungsreihe, die dem bunten und vielfältigen kulturellen Leben zugewandt ist und Abenteuer mit Genuss verbindet. Offenheit und Spannung sind Programm, und das in Verbindung mit künstlerischer Identität und Eigenständigkeit und diesem gewissen ‚Etwas‘, das sich vom eingefahrenen Kanon beliebiger Angebote abwendet. Unser Programm lässt sich nicht von Kategorien und Konventionen in Gefangenschaft nehmen. Viele der Künstler des diesjährigen Programms pfeifen auf Schubladen und Kategorisierungen, die den Geist ihrer Kunst, die Freiheit und die Vielfalt beschränken. Beispielgebend hierfür ist sicherlich Manu Katché – nicht nur als Persönlichkeit und Musiker, sondern auch mit der hoch geschätzten Musiksendung „One Shot Not“ beim Fernsehsender arte, die gerade auch diese „Musique sans frontières“ präsentiert und fördert. Pioniere – in diesem Fall kulturelle bzw. musikalische Pioniere – sind diejenigen, die eine Artenvielfalt aufrechterhalten und Prozesse der kulturellen Wahrnehmung aufbrechen bzw. sprengen. Bei der Wahrnehmung von Musik wird der Durchschnittshörer oft überschwemmt von quotenorientierten formelhaften Ausprägungen eines so genannten Mainstreams. Diese einseitige Überfütterung ist durch Entdeckerlust jedoch leicht hinter sich zu lassen, da nach dem ersten Schritt abseits der ausgetretenen 4 Pfade schnell zu erkennen ist, wie langweilig und gleichförmig allzu Bekanntes und Formatiertes sein kann. Genau wie es bei der Kunst des Kochens immer wieder zu neuen Geschmacksrichtungen kommen kann und neue Variationen der eingesetzten Bestandteile die Erfahrung des Genusses verändern (siehe auch unsere „Seelenküche“ am 29. Juli), stellt sich in puncto Hörerfahrung das vermeintlich Sperrige dann schnell als lediglich ,ungewohnt‘ heraus und wird oft zu einem besonderen und nachhaltigen Vergnügen. Und gerade eine nachhaltig und inhaltlich wie sinnlich ausgerichtete Programmstruktur kann anders haften bleiben und die Grundbedürfnisse unserer Wahrnehmung auf Dauer prägen und verändern. Beim vierten Hafensommer ist ein französischer Schwerpunkt des Programms unverkennbar. Beispielsweise mit ONJ und der Hommage an den großartigen Robert Wyatt gibt es insgesamt an sechs Hafensommer-Abenden Leckereien aus der musikalischen Haute Cuisine Frankreichs. Wer diese und all die anderen wundervollen Programmpunkte nicht verpassen will, trifft im Sommer seine Verabredungen am Alten Hafen. Mein Dank geht an alle Partner, ohne die der Hafensommer nicht stattfinden könnte, an alle Künstler, die uns in diesem Sommer verzaubern werden, und an alle Besucher, die die Hafenbühne zum Leben bringen. Wir sehen uns alle im schönsten Freiluftambiente am Main! Jürgen Königer Künstlerischer Leiter Würzburger Hafensommer Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Infos & Tickets Information • Info-Telefon (5. Juli – 22. Juli): Telefon 0931/36-2010 Mo. – Do. 09:00 Uhr – 12:00 Uhr und 14:00 Uhr – 16:00 Uhr Fr. 09:00 Uhr – 12:00 Uhr • Info-Telefon (23. Juli – 15. August): Telefon 0931/36-2010 Mo. – So. 10:00 Uhr – 1 Stunde nach Veranstaltungsbeginn • Website: www.hafensommer-wuerzburg.de Eintrittskarten • Einlasskarten Hafensommer-Finale am 15.08.2010 Einlasskarten erforderlich aufgrund der begrenzten Platzkapazität! Karten erhältlich im Fachbereich Kultur, Zimmer 147, Rathaus ab 09.08.2010 oder an der Tageskasse am 15.08.2010 ab 14.00 Uhr • Einlass/Kasse An allen Veranstaltungstagen Einlass 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn (außer Eröffnung: 18.00 Uhr) Kasse: Veitshöchheimer Straße zwischen Kulturspeicher und ehem. Hauptzollamt gibt es an der Abendkasse und im Vorverkauf. Eintrittspreise der Veranstaltungen: siehe Programmübersicht Ausweichspielstätte • Vorverkauf Bahnhofplatz 2, 97070 Würzburg Vorverkauf ab 18. Juni 2010 ausschließlich bei der Tourist-Information Falkenhaus am Markt, Telefon 0931/37-2398 und über www.ticketonline.com • Einlasskarten Eröffnung – Sparda-Bank Classic Night am 23.07.2010 Einlasskarten erforderlich aufgrund der begrenzten Platzkapazität! Kartenverlosung bereits abgeschlossen – Restkarten an der Abendkasse Posthalle Würzburg www,posthalle.de Bei ungünstiger Witterung finden die Veranstaltungen in der Posthalle Würzburg statt. Bei Konzert+Kino sowie bei reinen Kinoabenden entfällt jeweils die Kinovorstellung ersatzlos. Die Entscheidung über eine Verlegung wird spätestens am Veranstaltungstag um 14.00 Uhr getroffen. Bitte informieren Sie sich über Info-Telefon und unsere Website. 5 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info 23|JULI|2010 F reitag 19:30 Uhr | Konzert: Hafensommer-Eröffnung: Sparda-Bank Classic Night Eintritt: frei. Einlasskarten erforderlich ➔ Seite 13 24|JULI|2010 S amstag 20:30 Uhr | Lesung mit Musik: Marianne Faithfull/Vincent Ségal (GB, F) D ienstag 20:30 Uhr | Kabarett / Konzert: Annamateur & Außensaiter (D) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 19 28|JULI|2010 M ittwoch 20:30 Uhr | Konzert: OqueStrada (P) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 21 29|JULI|2010 im Anschluss Kino: Irina Palm (2007) VVK 22,10/erm. 18,80 � | AK 25,-/erm. 22,- � | ➔ Seite 14 25|JULI|2010 S onntag 20:30 Uhr | TanzTheater: Ben J. Riepe Kompanie (D) im Anschluss Kino: Tanzträume (D 2010) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 16 26|JULI|2010 M ontag 20:30 Uhr | TanzTheater: Ben J. Riepe Kompanie (D) im Anschluss Kino: Sprich mit ihr (E 2002) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 16 6 27|JULI|2010 D onnerstag 19:30 Uhr | Food & Film & Club 21:30 Uhr | Film Soul Kitchen (D 2009) plus Gäste (Film-Crew) VVK 25,40 � | AK 28,- � | Nur Film: AK 7,- � ➔ Seite 22 open end (ab 24 Uhr): Hafensommerclub im „boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesucher!) mit DJ Joern Martens (Soul Kitchen) aus Hamburg 30|JULI|2010 F reitag 20:00 Uhr | Doppelkonzert: Conference of the Birds/ Bürger and the Prettyboys (D) VVK 10,-/erm. 6,70 � | AK 12,-/erm. 9,- � | ➔ Seite 24 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info 31|JULI|2010 S amstag 20:30 Uhr | Konzert: Sister Fa (SN, D) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 27 01|AUGUST|2010 S onntag 20:30 Uhr | Konzert: Novalima (PE) D onnerstag 20:30 Uhr | Konzert: ONJ: Around Robert Wyatt (F) VVK 16,60/erm. 13,30 � | AK 19,-/erm. 16,- � | ➔ Seite 36 06|AUGUST|2010 F reitag 20:00 Uhr | Doppelkonzert: Okou/Françoiz Breut (F) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 29 02|AUGUST|2010 21:30 Uhr | Kino: 05|AUGUST|2010 M ontag Slumdog Millionär (GBR 2008) VVK 14,40/erm. 11,10 � | AK 17,-/erm. 14,- � | ➔ Seite 38 open end (ab 24 Uhr): Hafensommerclub im „boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesucher!) mit dem DJ-Team „Le Pop“ aus Köln 07|AUGUST|2010 S amstag 20:00 Uhr | Doppelkonzert: AK 7.- � | ➔ Seite 31 03|AUGUST|2010 D ienstag 21:30 Uhr | Kino: Das weiße Band (D 2009) AK 7.- � | ➔ Seite 33 Knut und die herbe Frau/ Fehlfarben (D) VVK 16,60/erm. 13,30 � | AK 19,-/erm. 16,- � | ➔ Seite 40 08|AUGUST|2010 S onntag 20:00 Uhr | Doppelkonzert: 04|AUGUST|2010 M ittwoch 20:30 Uhr | Konzert: Tony Allen (NGR, F) VVK 18,80/erm. 15,50 � | AK 22,-/erm. 19,- � | ➔ Seite 34 open end (ab 24.00 h): Hafensommerclub im „boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesucher!) After Show-Party mit Afro & Beat Andromeda Mega Express Orchestra/ [em] Wollny/Kruse/Schäfer (D) VVK 18,80/erm. 15,50 � | AK 22,-/erm. 19,- � | ➔ Seite 42 09|AUGUST|2010 21:30 Uhr | Kino: M ontag 8 Frauen (F 2002) AK 7,- � | ➔ Seite 45 7 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info 10|AUGUST|2010 D ienstag 20:00 Uhr | Doppelkonzert: Portico Quartet (GBR)/ Manu Katché (F) VVK 18,80/erm. 15,50 � | AK 22,-/erm. 19,- � | ➔ Seite 46 11 | A U G U S T | 2 0 1 0 M ittwoch 19:30 Uhr | Doppelkonzert: Helgi Jonsson (IS)/ Carolin No (D) plus Supp. Laura Jansen (NL. USA) VVK 10,-/erm. 6,70 � | AK 12,-/erm. 9,- � | ➔ Seite 48 12|AUGUST|2010 D onnerstag 20:00 Uhr | Doppelkonzert: CALLmeKAT (DK)/ Taiga8 (RUS, D) VVK 11,10/erm. 7,80 � | AK 14,-/erm. 11,- � | ➔ Seite 50 open end (ab 24.00 h): Hafensommerclub im “boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesucher!) 13|AUGUST|2010 F reitag 20:30 Uhr | Lange Kinonacht: Dennis Hopper/Wim Wenders – Der amerikanische Freund (1977)/ Palermo Shooting (2008) 14|AUGUST|2010 S amstag 20:30 Uhr | Konzert: Eivind Aarset SONIC CODEX (N) VVK 16,60/erm. 13,30 � | AK 19,-/erm. 16,- � | ➔ Seite 55 15|AUGUST|2010 ab 15:00 Uhr S onntag Hafensommer-FINALE: Sparda-Bank präsentiert – „Talentschmiede“/ WVV präsentiert – Konzert: Kiril & Band (MK) plus „WVV on Fire“ Eintritt: frei, Einlasskarten erforderlich ➔ Seite 56 Hinweise: Ermäßigungen erhalten Schüler, Studenten, Schwerbehinderte gegen Vorlage der Berechtigung. Die Vorverkaufspreise beinhalten den Preis pro Karte incl. 10 % VVK-Gebühr und 1,20 Euro Systemgebühr. Für die Veranstaltung am 29.07.2010 werden keine Ermäßigungen gewährt. Kinokarten sind ausschließlich an der Abendkasse erhältlich; hierfür werden keine Ermäßigungen gewährt. Der Eintritt beim HAFENSOMMER-Eröffnungskonzert ist frei, jedoch nur mit Einlasskarte möglich; diese Karten werden verlost. Der Eintritt beim HAFENSOMMER-Finale ist frei, jedoch nur mit Einlasskarte möglich. Karten erhältlich ab 09.08.2010 im Fachbereich Kultur, Zimmer 147, Rathaus, oder am 15.08.2010 ab 14.00 Uhr an der Tageskasse (solange Vorrat reicht). AK 14,- � | ➔ Seite 52 9 Klimaschutz beginnt im Kopf. Mein Frankengas Klima – vollständig CO2-neutral. So leicht ist Klimaschutz. Jetzt umdenken und wechseln. CeOutr2al 03/2010 W2 Marketing Services n Weitere Infos im WVV-Kundenzentrum, unter der Serviceline: 0180 1 988 988* oder unter www.wvv.de/klima *(3,9 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42 Ct./Min.) WVV0009 Anzeigenvorlage 132x178_U.indd 1 19.03.10 12:42 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Zur Verfügung gestellt vom Kulturspeicher Würzburg und dem DesignbüroDrasdoDüsseldorf Verkehrsanbindung: Das Hafensommer-Festivalgelände liegt am Alten Hafen - direkt am Main in der Nähe von Kulturspeicher und Congress Centrum. Parken: In unmittelbarer Nähe des Areals befindet sich das Parkhaus „Alter Hafen“. Einige Meter weiter finden Sie das Parkhaus „Congress Centrum“ und Parkmöglichkeiten auf der Talavera. ÖPNV: Von der Innenstadt aus ist der Alte Hafen mit den Straßenbahnlinien 2 und 4, von der Residenz aus mit der Buslinie 9 und vom Hauptbahnhof aus entweder zu Fuß (circa zehn Minuten Fußweg) oder mit den Buslinien 9, 11, 13, 19, 22 und 27 erreichbar. Nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel und die Angebote der DB Regio. www.wvv.de www.regio-unterfranken.de 11 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Team Hafensommer Veranstalter - Impressum Kulturreferat der Stadt Würzburg Foto-Credits Fachbereich Kultur Rückermainstraße 2 97070 Würzburg Tel.: 0931/37-2395 Fax: 0931/37-3399 kulturamt@stadt.wuerzburg.de Editorial: Eugen Peters Vorwort: Ulf Cronenberg Infos & Tickets: Rudi Michl Kino: Der amerikanische Freund: Reverse Angle Library GmbH; Palermoe Shooting: Senator Film Verleih GmbH; Tanzträume: Copyright Ursula Kaufmann; Soul Kitchen:corazon international / Gordon Timpen; Konzerte: Faithfull/Ségal: D.R., Mary McCartney, Thierry Arditti; Riepe Kompanie: Oliver Look; Oquestrada: Rita Carmo; Prettyboys: Milly Orthen; Sister Fa: Michael Mann; Novalima: Yayo Lopez; Tony Allen: Hugo Glendinning; ONJ/Wyatt: Annabelle Tiaffay (ONJ), Alfreda Benge (Wyatt); Okou: Deborah Metsch; Fehlfarben: Kim Frank; Andromeda: Sibylle Fendt, Sophia Martineck; Wollny/em: Jörg Grosse Geldermann; Manu Katché: Visual, Darius Khondji, ECM Records; Portico: Toby Summerskill; Carolin No: Sebastian Goeß; Helgi Honsson: Jonathan Gretarsson; Laura Jansen: Heidi Ross); Taiga8: photos of artist solo by Lothar Potnek; CALLmeKAT: Søren Jepsen; Eivind Aarset: Christoph Giese Team Hafensommer Festivalleitung Künstlerische Leitung Jürgen Königer Geschäftsführung Johannes Engels (Fachbereichsleiter Kultur) Organisatorische Leitung Ole Kruse (stv. Fachbereichsleiter Kultur) PR/Öffentlichkeitsarbeit/Marketing/ Programmförderung/Kommunikation Jürgen Königer Technische Leitung Matthias Strobel (tamavera Veranstaltungsservice) Künstlerbetreuung Hilde Guggenmos Gastronomie/Catering Restaurant Lumen am Alten Hafen (www.lumen-wuerzburg.de) das boot (www.das-boot.com) Programmheft Redaktion: Jürgen Königer Weitere Autoren: Michael Engelbrecht, Stefan Franzen, Wolf Kampmann, Reinhard Köchl Lektorat: Ulf Cronenberg Produktion/Grafik: MorgenWelt Würzburg GmbH Auflage: 30.000 Druck: bonitasprint GmbH (www.bonitasprint.de) 12 Corporate Design/Plakatmotiv iconomic Werbeagentur GmbH (www.iconomic.de) Webentwicklung rockenstein AG (www@rockenstein.de) Bühnenbau VERANTEC GmbH (www.verantec.de) Ton- und Lichttechnik Robin Masters (www.robin-masters.de) Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Sparda-Bank Classic Night Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Sparda-Bank Nürnberg/Würzburg Hafensommer-Eröffnung „Down by the Riverside“ Freitag, 23. Juli, 19.30 Uhr Dort, wo üblicherweise Schiffe anlegen, liegt heuer im vierten Jahr in Folge für mehrere Wochen eine große Wasserbühne vor Anker. Auch in diesem Jahr präsentiert sich das Philharmonische Orchester Würzburg zur Sparda-Bank Classic Night mit einem facettenreichen und mitreißenden Programm. „Unten am Fluss“ werden zum Eröffnungskonzert des Hafensommers mehr als 50 Musiker die schwimmende Bühne bevölkern und unter Leitung von Generalmusikdirektor Jonathan Seers mit einem musikalischen Crossover aufwarten: von Barockklängen bis Jazzrhythmen, vom Instrumentalwerk bis zur ergreifenden Arie. „Down by the Riverside“, wie der Engländer zu sagen pflegt, ist das Motto dieses Konzertes, das wie ein roter Faden alle Werke miteinander verbindet. re erklingen wird. Als ein Höhepunkt wird Karen Leiber, in der kommenden Spielzeit als festes Ensemblemitglied am Mainfranken Theater engagiert, mit der gleichsam dramatischen wie anrührenden Nilarie „Qui Radamès verrà“ aus Giuseppe Verdis Oper „Aida“ zu hören sein. Der zweite Teil des abendlichen Konzerts ist dann dem Jazz verpflichtet. Neben der Sopranistin Karen Leiber sind der Bassist Patrick Simper sowie der Klarinettist und Saxophonist Thomas Lampert zu erleben. Der Esprit der Solisten und des Philharmonischen Orchesters Würzburg, das durch die Jazzmusiker Andreas Obieglo, Max Ludwig und Felix Wigand ergänzt wird, wird mit Titeln wie „My Little Boat“, „Wave“, „Riverside Blues“, „Moon River“, „Old Man River“ und dem Ohrwurm „Down by the Riverside“ diesen Abend unvergesslich machen. Das Element Wasser inspirierte bereits im 17. Jahrhundert Komponisten. Georg Friedrich Händel widmete dem kühlen Nass ein ganzes Werk. Ein Ausschnitt aus seiner feierlichen Wassermusik wird den stimmungsvollen Konzertabend eröffnen. Auch majestätische Flüsse haben eine beeindruckende Wirkung auf den Menschen, und so liegt es nahe, dass sich mancher Komponist seinem favorisierten Fließgewässer auch musikalisch zuwandte. Bedrich Smetana widmete sich dementsprechend seinem Heimatfluss, der Moldau, und Johann Strauß (Sohn) komponierte den legendären Walzer „An der schönen blauen Donau“. Jacques Offenbach huldigte dem wunderbaren Rhein mit der Oper „Rheinnixen“, woraus im Konzert die Ouvertü- Da kann man getrost Heinrich Heines Worten folgen: „Glücklich der Mann, der den Hafen erreicht hat und hinter sich ließ das Meer und die Stürme und jetzt ruhig und warm sitzt...“ www.wuerzburger-philharmoniker.de 13 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Marianne Faithfull feat. Vincent Ségal (England, Frankreich) Lesung mit Musik (plus Film): „one of the most fantastic broken voices“ Samstag, 24. Juli, 20:30 Uhr Der erste, vom Manager der Stones produzierte und von Jagger/Richards geschriebene Titel „As Tears Go By“ und die Beziehung zu Mick Jagger prägten Marianne Faithfull als Pop-Ikone. Bis heute gilt sie als eines der Gesichter und eine der Stimmen der Swinging Sixties im hippen London der Mitt- und End-Sechziger. Ihr exzentrisches und in früheren Jahren mit einer schaudernden Intensität geführtes Leben stand nicht nur einmal auf des Messers Schneide – gezeichnet durch Drogensucht, Obdachlosigkeit, gesundheitliche und persönliche Tiefschläge. Trotzdem feiert sie mit ihren melancholisch nachdenklichen wie träumerisch zornigen Veröffentlichungen und Projekten über die Jahrzehnte hinweg kontinuierlich Erfolge. Ihre Stimme hat sich in den 70-ern in ein dunkles und rauhes Instrument verwandelt, bis heute ein unverkennbares und unverwechselbares Markenzeichen in der Welt der Musik, des Theaters und des Films (siehe z. B. „Intimacy“, „Far from China“, „Paris je t‘aime“, „Marie Antoinette“ oder z. B. auch „The Black Rider“ in Zusammenarbeit mit Robert Wilson). Nach all den temporären Höhen und Tiefen und einem Leben auf der Kippe gilt sie heute als eine der ausdrucksstärksten englischen Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte. 14 Herausragend sind auch ihre Werke der jüngsten Zeit, beispielsweise die CD „Easy Come, Easy Go“ (eine weitere Zusammenarbeit mit dem Produzenten Hal Willner sowie mit Beiträgen von Keith Richards, Marc Ribot, Antony Hegarty, Jarvis Cocker, Rufus Wainwright, Sean Lennon u. a.) oder auch die Hauptrolle in ihrer letzten Filmproduktion „Irina Palm“. Kooperationen gab es in der Vergangenheit auf musikalischer Seite u. a. mit Künstlern wie Rolling Stones, Beatles, Damon Albarn, Roger Waters, Angelo Badalamenti, Beck, David Bowie, Metallica, Sly and Robbie, Tom Waits. Die Lesung, in Verbindung mit dem illustren Cellisten Vincent Ségal (Bumcello, Elvis Costello, Cesaria Evora, Papa Wemba ...), bringt uns Faithfulls Leidenschaft für William Shakespeares Sonette näher, die ein bis heute ungelöstes Rätsel der Weltliteratur offenbaren und für die Literaturgeschichte eine unschätzbare Quelle von Poesie, Raffinesse, klanglicher Schönheit und formaler Konsequenz darstellen. Wenige Künstler können eine solche Intimität schaffen wie Marianne Faithfull. Wie die größten Liedinterpreten hat sie eine seltene Fähigkeit, jede Lyrik in etwas Fesselndes und ganz und gar Persönliches zu überführen ... Und egal ob diese Stimme spricht, singt oder liest: Sie zieht den Hörer unausweichlich in den Bann. Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Präsentiert mit freundlicher Unterstützung von das boot, Würzburg „Hier betrat eine umwerfend gutaussehende Diva den zur Bühne umdekorierten Altar der Schinkelkirche. Für die Musik war der um einiges jüngere Franzose Vincent Ségal zuständig. Abwechselnd mit Faithfulls mal raunend rauchig, mal kühl rhythmisierendem Vortrag traktierte er sein elektronisch verstärktes Cello, strich wehmütige Disharmonien hervor, die sich in moderiger Melancholie auflösten, ließ trübsinnige Bauerntölpel durchs Ende des Mittelalters trappeln oder finster wirbelnde Traumstrudel aufsteigen. Auch in Faithfulls sonorem Rezitativ selbst klang die bluesige Abgeklärtheit ihrer Balladen nach. Obgleich die Sonette von nichts anderem handeln als von Liebe, Verlust, von Sehnsucht, Schande und gebroch‘ner Treue (man wundert sich schon, wie wild zu Shakespeares Zeiten herumgehurt, betrogen, ausgespannt worden sein muss), kam in Faithfulls Vortrag nie verschmonzte Romantik auf. Ihr Publikum war ergriffen – und reagierte, dem Ort gänzlich unangemessen, mit Pfiffen, Trampeln und Johlen. Und Faithfulls Shakespeare-Sound hallte nach bis Berlin.“ (Berliner Zeitung, Sabine Vogel) „One of the most challenging and artful of women artists“ (Alanna Nash) ➔ im Anschluss Kino: Irina Palm (Regie: Sam Garbarski, 2007, 99 Min., FSK: ab 12) Sam Garbarski hat diesen wunderbar tragikomischen Film als Koproduktion von fünf Ländern (Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Deutschland und Frankreich) in die Kinos gebracht. Die Hauptrollen spielen Marianne Faithfull und Miki Manojlovic Der Film war erstmals während der Berlinale am 13. Februar 2007 auf der Leinwand zu sehen und Marianne Faithfull erhielt bei dieser Welturaufführung 20 Minuten lang stehende Ovationen. „Selbstbewusstsein kann so viele Quellen haben und es ist nie zu spät. Und wie diese Frau spricht. Als wenn Marianne Faithfull singt.“ (Der Tagesspiegel) www.irinapalm-derfilm.de www.mariannefaithfull.org.uk 15 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Ben J. Riepe Kompanie: Liebe | Tod | Teufel Das Stück (Deutschland) Tanztheater (plus Film): „Üben, Schönheit zu sehen“ Choreografie, Künstlerische Leitung: Ben J. Riepe Sonntag, 25., & Montag, 26. Juli, 20:30 Uhr Mit dem Anliegen „Üben, Schönheit zu sehen“ realisierte der Düsseldorfer Choreograf Ben J. Riepe mit seiner Kompanie eine fünfteilige Tanzperformance-Serie. Auf ihr basiert seine jüngste Arbeit „Liebe | Tod | Teufel - das Stück“. Sie setzt dort an, wo die Serie mit ihren unterschiedlichen Formaten (Installation, Bühnenstücke, Open-Air-Performance) zu neuen choreografischen Mitteln und Ausdrucksformen geführt hat. Hier geht es nicht um formale Konventionen des Tanzes. Neben Bewegungen des klassischen Balletts stehen Gesten und Gebärden des Alltags; Bruchstücke aus Musik, Stille, Körper, Sexualität, Bedeutung, Bewegung, Abhängigkeit, Künstlichkeit erzeugen eine grotesk-glamouröse Atmosphäre. Ben J. Riepe, der Tanz und Choreografie an der Essener Folkwang Hochschule studierte, bei Neuer Tanz in Düsseldorf arbeitete und als Gasttänzer im Ensemble von Pina Bausch im Wuppertaler Tanztheater war, wurde 2008 von der Jury der Tanzplattform Deutschland zu einem der wichtigsten deutschen Choreografen gewählt. Seine Inszenierungen zeichnen sich durch eine große Lust an Bildern und (barocken) Kostümen aus. Ästhetisch-morbide Szenerien entstehen, die man genießen kann wie ein 16 glamouröses, rätselhaftes Defilee. Riepe ist auf der Suche nach einer zeitgemäßen, zeitkritischen und zukunftsorientierten Kunst, die jenseits der Narration, Psychologisierung und tänzerischen Konvention die eigenen Erwartungshaltungen und die der Zuschauer durchbricht. Komponist Alex Alves Tolkmitt studierte klassische und brasilianische Gitarre in Brasilien sowie klassische Komposition am Konservatorium in Bern. Der gebürtige Brasilianer entwickelt Musik für Theater, Tanz und Film. Tanz: Fa-Hsuan Chen, Deborah Gassmann, Challenge Gumbodete, Simon Hartmann, Linda Nordström, Daniel Ernesto Müller Torres. Musik: Alex Alves Tolkmitt. Kostüme: Anna Kleihues. Licht, Technik: Dimitar Evtimov. Produktionsleitung: Jan Riepe. „(…) dass mit gutem altem Tanz, das heißt mit hübsch fließender Bewegung in einem Tanzstück nicht mehr gerechnet werden darf. Einige Kollegen Riepes lieben es in jeder Hinsicht minimalistisch, das kann man von ihm nicht sagen. Die Kostüme und Masken (Anna Kleihues) haben beträchtlichen Schauwert, die Damen tragen Stöckelschuhe und manchmal nackten Oberkörper, die Musik schwelgt, ein Hirsch schaut dem Treiben zu. Und die Choreografie selbst ist anspruchsvoll, wenn auch sparsam. Wie sich zwei Tänzerinnen wiederholt im Lotussitz verknoten, auf den Bauch legen und ihren Unterkörper zu einer Art breitem Fischschwanz machen, ist sensationell. Und auf ungewohnte Art poetisch. Überhaupt steckt immer wieder Poesie in den Bildern, die einerseits voller Künstlichkeit und Zeremoniell sind, andererseits schon durch die Tiermasken über Menschenkörpern diffuse Gefühle wecken.“ (Sylvia Staude, FR-Online.de) Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info „Mit seiner originellen Bildersprache, mit der Organisation von Spannung und dem surrealistischen Wirbel seiner Werke dürfte Ben J. Riepe sich auch international einen Namen machen.“ (Thomas Hag, NRZ) „Ben J. Riepe und seinen Tänzern und Tänzerinnen gelingt es, eine verstörende Welt zu erzeugen mit ausdrucksstarken Bildern, die beim Zuschauer noch lange haften bleiben.“ (Dagmar Kurtz, Theaterkompass.de) „Satire, irony, brutality, self-destruction, rebellion against apathy all mounted to a final score of triumph of the human spirit.“ (Vayu Naidu, The Hindu, India) www.benjriepe.com Sonntag, 25. Juli ➔ im Anschluss Kino: Tanzträume (Regie: Anne Linsel/Rainer Hoffmann, Deutschland 2009, 89 Min., FSK: ab 6) Am 7. November 2008 war Premiere am Wuppertaler Schauspielhaus: Jugendliche tanzten „Kontakthof“, ein Stück von Pina Bausch. Fast ein Jahr lang haben vierzig Schüler/Schülerinnen auf dieses Ziel hingearbeitet. Pina Bausch selbst kam regelmäßig zu den Proben. Pina Bausch war es wichtig, die Jugendlichen zu ermuntern, „sie selbst zu sein“ und einen Kontakthof zu erarbeiten, der ihre Ängste, Gefühle, Wünsche und Träume hinter ihren Bewegungen aufleuchten lässt. Pina Bausch starb unerwartet am 30.Juni 2009. „Tanzträume“ zeigt u.a. die letzten Filmaufnahmen und das letzte Interview mit der weltberühmten Tänzerin. Präsentiert mit freundlicher Unterstützung von Restaurant Lumen, Würzburg Montag, 26. Juli ➔ im Anschluss Kino: Sprich mit ihr (Regie: Pedro Almodóvar, Spanien 2002, 112 Min., FSK: ab16) Gastauftritt des Pina Bausch Ensembles zum Filmbeginn mit ‚Café Müller‘ und am Ende mit ‚Masurca Fogo‘. „Zwei ungewöhnliche Paare kämpfen mit den kommunikativen Missständen und der Tragik der Liebe: (…) ist dem spanischen Regisseur Pedro Almodóvar sein bisher schönster und reifster Film gelungen (...) Das einst Groteske, Burleske und Makabre in Almodóvars früheren Filmen ist endgültig einem sanften, indes nicht weniger kauzigem Humor gewichen, den vor allem Javier Cámera als Benigno hinreizend vermittelt. Und herzzerreißend ist ein Liederabend mit dem Brasilianer Caetano Veloso, der ‚Cucurrucucú Paloma‘ singt. ‚Steine wissen nicht, was Liebe ist‘, heißt es darin. Wer da nicht weint, ist tot.“ (Oliver Hüttmann, Spiegel-Online) „Dieser zärtliche und wahnsinnige Film ist das neue Meisterstück eines wilden, melodramatischen, luziden Filmemachers.“ (Blickpunkt Film) www.wikipedia.org/wiki/Sprich_mit_ihr www.realfictionfilme.de/filme/tanztraeume 17 Legenden und Entdeckungen. Musik auf Bayern 2 Anspruchsvoll, entspannt, weltoffen. Würzburg 90,0 MHz 18 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Annamateur & Außensaiter (Deutschland) Kabarett/Konzert: „schrill, virtuos, grotesk und begnadet komisch“ Dienstag, 27. Juli, 20:30 Uhr Anna Maria Scholz alias Annamateur, Preisträger des Bayerischen Kabarettpreises 2010 im Bereich Kabarett/ Musik, dreimalige Dresdnerin des Jahres, Antidiva, Alphaweibchen, naturstoned – mit ihrem Mords-Organ, entwaffnender Persönlichkeit und enormer Wandlungsfähigkeit zieht sie ihre Zuhörer im Nu in ihren Bann. Sie zersingt Bandbreiten, passt in keine Schublade – optisch nicht, und schon gar nicht musikalisch. Immer spontan, immer anders. Annamateur hat Musik im Blut, Witz im Kopf und einen sechsten Sinn für Komik im Bauch. Für Überraschung ist gesorgt: ein musikalischer Tsunami aus eigenwilligen Interpretationen (Tom Waits, Charlie Parker) bis hin zu bitterbösen Dalida-Schlagern und eigenen Titeln. Frau Mateur fasziniert mit ihrer Stimme, ihrem Temperament und ihrem ausgeprägt komischen Talent – und wird gern begleitet. Manchmal von fünf Elefanten, einem Wasserglas und einer sibirischen Säge oder von einer Zahnbürste und fünf Hornisten. In Würzburg kommt die Sängerin mit zwei Begleitern aus: Außensaiter Reentko Dirks – sowohl im klassischen als auch in der Pop- und World-Music gleichermaßen gefragt und von der Semperoper Dresden bis nach China unterwegs. Stephan Braun, der zweite Begleiter, pendelt musikalisch zwischen Berlin, London, New York und Amsterdam und hat sich als Cel- Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Kieser Training, Würzburg list einen Namen in der europäischen Jazzszene gemacht (Chris Hinze Combination, Zappa‘s Grandmothers). Am Tag vor dem Auftritt beim Hafensommer findet die Aufzeichnung der Preisverleihung des Bayerischen Kabarettpreises 2010 im Kabarett im Hofgarten (Aschaffenburg) statt (Gastgeber und Moderator: Urban Priol). Die Ausstrahlung erfolgt am 30. Juli im Bayerischen Fernsehen. „In ‚Walgesänge‘ brilliert sie herrlich selbstironisch unter Einsatz ihrer gesamten Körperfülle. Anna Maria Scholz’ Können umfasst ihre faszinierende Stimme, ihr Temperament und ihr komisches Talent. Diese Elemente ergänzen sich zu einem einzigartigen Bühnenerlebnis: schrill, virtuos und begnadet komisch“ (br-online) „Kein Wunder, dass ein auf diese Weise verwurstetes Talent die große Bühnenshow anstrebt – mit fünfzig imaginären Kosaken, die auf Eigelb ausrutschen. Genussvoll lebt die 31-Jährige ihren Hang zum Grotesken aus.“ (Tagesspiegel Berlin) „Sie hat das Zeug zu einer Diva. Nicht nur ihre Körperformen, sondern auch ihre gigantische Stimme. Koloraturen perlen ihr über die Lippen, dass selbst eine Callas vor Neid erblassen würde.“ (Wilhelmshavener Zeitung) „(...) mit einer Stimme, die an die schmutzig mitreißende Urkraft einer Janis Joplin, an die Verrücktheit einer Nina Hagen oder die melancholische Gefühlstiefe einer Zarah Leander erinnert.“ (HNA, Kassel) www.annamateur.de 19 Sie sorgen für gute Laune. Wir für Farbe. bonitasprint Ihr Traditions-Druckhaus wünscht viel Spaß beim 4. Würzburger Hafensommer. Max-von-Laue-Straße 31 · 97080 Würzburg · Telefon 0931-900 83-0 · Fax 0931-900 83-50 mail@bonitasprint.de · www.bonitasprint.de 20 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info OqueStrada (Portugal) Konzert: „Tasca Beat – O Sonho Portugês“ Mittwoch, 28. Juli, 20:30 Uhr Nach Jahren erfolgreicher Konzertwanderschaft (nomen est omen: „oquestrada“ bedeutet so viel wie unterwegs) in Portugal, zuletzt in wahrhaftig großen und namhaften Konzertsälen, hat die Band vom Ufer des Tejo fast schon einen Kultstatus unter der portugiesischen Sonne und veröffentlichte jüngst ihr ausgesprochen reifes Debütalbum „Tasca Beat – O Sonho Portugês“. Die CD war in Portugal wochenlang in den Pop-Charts, wurde zu einem der drei besten Alben des Jahres gewählt und mit Gold ausgezeichnet. OqueStrada spiegelt in ihrer Musik die Seele eines sich verändernden Portugals wider. Auf der Bühne ist die Band ein besonderes Erlebnis. Ihre Musik lebt von den Erfahrungen der Gründungsmitglieder Marta Miranda und Jean Marc Pablo. Nährboden waren die kleinen Theaterbühnen, Bars und Tascas. Musik eines Landes, das mit proletarischem Glamour die Straßen und Vorstädte Lissabons besingt, Musik, die manchmal zum klassischen portugiesischen Fado blinzelt. Die Musik einer Hafenstadt, wo der erfüllte Traum des Wegfahrens und der Wiederkehr in vielen Sprachen lebt, ein Hafen, in dem wir auf neu erfundene portugiesische Herzen treffen. Lusitanische Kultur als Basis sowie ausgesprochene Rock- und Pop-Sensibilität treffen auf so unterschiedliche Musikstile wie Funaná und französischen Chanson, afrikanischen Kuduro oder brasilianische Musik und Hip Hop – einfach jede Art von Musik, die in Portugal angekommen ist. Das Ergebnis: ein roher, populärer, tanzbarer Mix, gesungen in portugiesischer Sprache, dem „Crioulo“ der Cap Verden, auf Spanisch, Französisch und Englisch. Ein Angebot wie in einer guten Tapas-Bar, bei der man alles probieren und nichts auslassen möchte: reich gefüllt mit den verschiedensten Klängen und Rhythmen. Die Band: Miranda (voice), Lima (Portuguese guitar), Zeto (Portuguese guitar, guitar, violin and voice), Marina Henriques (accordion), Pablo (double bass, a mix between a double-bass and a plastic washing basin), Sandro Manuel (trumpet) „In this debut there’s all that makes this multi-national band from Almada one of the best and most imaginative Portuguese projects since ages: the fado as the base idea but hundreds of other styles more – hip hop, ska, Brazilian music, waltz or morna, amongst many, always with delicious lyrics, pose and detours.“ (António Pires, Time Out) „Marta Miranda has a special luminosity, unique, that merges between improvisation and audacity. The symbiosis starts in challenge singing or in fado, in circus luddism or foreignish (,Killing Me Song‘). They’re bold and innovative, graceful and nostalgic.“ (Soraia Simões, Ruadebaixo.com) „,Tasca Beat‘ is the popular neighborhood song based on a stylistic richness that goes from fado to popular music, passing through some balcanic references (which in Oquestrada’s vision come from some Portuguese tradition). Always with lots of humor in the mix. In a perfect world, ,Tasca Beat‘ won’t be classified as world music as that term reduces the music that celebrates the artistic liberty that goes far away from the borders of the song. To listen in a tasca near you.“ (David Pinheiro, Disco Digital) www.oquestrada.com 21 Food & Film & Clubnight: „Leben ist, was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Soul Kitchen (Regie: Fatih Akin, Deutschland 2009, 100 Min., FSK: ab 12) Die Filmvorstellung kann auch ohne die Buchung des Menüs besucht werden. Donnerstag, 29. Juli, 19:30 (Film + Menü) / 21:30 Uhr (Film) Ein langer Abend für Soul Kitchen-Fans, gemeinsam mit Machern aus dem Film-Team: zuerst meet & eat, danach das Screening des Films und anschließend ab Mitternacht die Soul Kitchen Klub-Nacht im boot … Durchhaltevermögen und multiple Sinnlichkeit sind gefragt. Joern Martens, Tonmeister (u. a. bei Akin, Tykwer, Schweiger, Edel) und Koch (Koch-Coach, Food-Stylist und Rezeptautor für „Soul Kitchen“) wird uns mit einem weiteren Überraschungsgast aus „Soul Kitchen“ zu diesem speziellen Event beehren und vor dem Screening in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter und dem Restaurant Lumen den geneigten Gästen ein Menü mit Soulfood (nach Rezepten aus dem „Soul Kitchen“-Rezeptbuch) persönlich zubereiten und präsentieren. Nach dem Film sind alle Besucher zum Hafensommerclub mit Martens als DJ in das boot eingeladen (Eintritt frei für alle Inhaber eines gültigen Filmtickets). 22 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info „Soul Kitchen“ ist ein großartig besetzter Heimatfilm der neuen Art: Die Welt ist nicht mehr so heil, und das Dorf ist ein Restaurant, der Regisseur heißt Fatih Akin. Es geht um Familie und Freunde, um Liebe, Vertrauen und Loyalität – und um den Kampf für die Heimat als einen Ort, den es in einer zunehmend unberechenbaren Welt zu schützen gilt. „Soul Kitchen“, mittlerweile schon mehrfach prämiert, ist für viele jetzt schon die Komödie des Jahres. Kneipenbesitzer Zinos ist vom Pech verfolgt: Erst zieht seine Freundin Nadine für einen neuen Job nach Shanghai, dann erleidet er einen Bandscheibenvorfall. Als er in seiner Not den exzentrischen Spitzenkoch Shayn engagiert, bleiben auf einmal auch noch die ohnehin schon wenigen Stammgäste aus. Während Zinos noch überlegt, wie er den Laden los wird, um Nadine nach China folgen zu können, locken Musik und die ausgefallene Speisekarte immer mehr Szenepublikum an. Das „Soul Kitchen“ rockt und boomt wie nie zuvor. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Fatih Akin versammelt vor der Kamera die „Crème de la Crème“ aus seinen früheren Filmen: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu, Birol Ünel u. v. a. ,,Solche Typen gibt es eigentlich überall. Doch keiner kann sie so liebevoll erzählen wie Fatih Akin. Authentisch, mit ganz viel Lokalkolorit und dem Sound Hamburgs. ‚Soul Kitchen‘ - ein Heimatfilm (...) ‚Soul Kitchen‘ ist schlichtweg großartig, ein total unprätentiöses Meisterwerk.“ (3 SAT kinokino) „Ich habe erlebt, was ich an einem schönen Kinoabend erleben möchte. Ich habe geweint, ich habe mitgefühlt, ich war traurig, ich habe viel gelacht. Also ein großartiger Film. Vielleicht der schönste und beste Film von Fatih Akin.“ (ARD Titel, Thesen Temperamente) „Fatih Akins Hamburg-Film räumt ab! Akins turbulente Liebeserklärung an seine multikulturelle Heimatstadt hatte in Venedig sofort die Lacher auf ihrer Seite.“ (Hamburger Morgenpost) „‚Soul Kitchen‘ ist manchmal ein bisschen derb, hat aber beide Füße auf den Boden und das Herz am rechten Fleck.“ (Süddeutsche Zeitung) „Akins Filme sagen, dass man keine Angst zu haben braucht vor dem Leben, auch wenn es aus dem Ruder läuft.“ (Berliner Zeitung) www.soul-kitchen-film.com ➔ open end (ab 24 Uhr): Hafensommerclub im „boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesuchr!) mit DJ Joern Martens (Soul Kitchen) aus Hamburg 23 Doppel-Konzert: „zappaesk - valentinesk … wild & groovy“ Freitag, 30. Juli, 20:00 Uhr Conference of the Birds (Deutschland) „United Jazz- and Rockensemble Würzburg“ Bereits vor zwei Jahren war ein Ensemble Würzburger Musiker mit einem Clapton-Projekt auf der Hafenbühne zu sehen und zu hören. In diesem Sommer wird nun wiederum ein lokales Ensemble eine Konferenz abhalten und, inspiriert von der umfassenden Klangpalette diverser Vogelstimmen, das Hafenbecken mit heterogenem Klangmaterial aus eigener Feder und unterschiedlichen unorthodoxen und ungewöhnlichen Kombinationen von Instrumentierungen beschallen. Dass dabei auch vor stilistischen Tabu-Brüchen nicht zurückgeschreckt wird, ist schon durch die äußerst unterschiedlichen individuellen Biografien der einzelnen Musiker wie Georg Kolb, Peter Wirth, Jochen Volpert, Werner Goldbach, Dirk Rumig, Michael Buttmann und Carola Thieme absehbar. Leszek Zadlo, der polnische Bläser mit internationalem Renommee (Dexter Gordon, Friedrich Gulda, Bill Elgart, Joachim Ernst Berendt, Volker Kriegel, Michael Naura, Chris Beier,Thad Jones u.v.m.) und auch in Würzburg als Dozent und Professor der Hochschule für Musik eine geschätzte Persönlichkeit, wird bei diesem Konzert auf der Hafenbühne auch ein Mitglied des En- 24 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info sembles sein. Ein weiterer Gast ist Ralph Stövesandt, dessen Singende Säge als Instrument (klanglich vergleichbar dem Theremin) ohne Zweifel eine hohe atmosphärische und emotionale Qualität besitzt (und zusätzliche Besucher wie Delphine und Wale ins Hafenbecken locken wird). Das Zusammentreffen dieses jungen Ensembles gestandener Musiker aus Würzburg verspricht eine mitreißende Weltpremiere zwischen Groove und Improvisation ... Und apropos Weltpremiere: Das Gerücht besagt, dass sogar eine bisher unveröffentlichte Jaco-Pastorius-Komposition (bisher nur auf Bootleg hörbar) ausgegraben und neu arrangiert wird! Bürger and the Prettyboys (Deutschland) „bizarre, comic and grotesque moods“ könnten, paaren sich mit einer anarchischen Lust am Improvisieren. Daraus resultiert ein Spielwitz, dem sich kaum ein Publikum entziehen kann. Ob man nun Brass, Folklore, Metal oder Zappaeskes bevorzugt: Die Prettyboys haben für alles eine Antwort. Was als wilder Haufen erscheint, groovt auf Kommando. Ohrwürmer sind keine Seltenheit. Bürger und seine Boys vollziehen auf der Bühne einen Spagat zwischen grotesker Völlerei und skurrilem Purismus. Coole Hitzköpfe! „Neben den tonalen Überraschungen sind es die sowohl einstudierten als auch improvisierten kabarettistischen Einlagen, die das Konzert zu einem amüsanten Ereignis machen. Gerade durch diese nonkonformistische Auftrittsweise stellen sich die Prettyboys in dadaistische Tradition und nehmen Bezug zu Karl Valentin.“ (Süddeutsche Zeitung) www.prettyboys.de Ein Abend mit Panzerballett, La Brass Banda, Fanfare Ciocarlia und Frank Zappa beim Hafensommer? Ganz abgesehen davon, dass für Letzteren die Anreise aus dem Jenseits zu kostspielig wäre, die Erstgenannten uns ja im letzten Jahr beehrten, außerdem die anderen beiden Combos schon in den Würzburger Weinbergen wilderten ... Es gibt nur eine Lösung: Bürger and the Prettyboys! Die einfachste und witzigste Variante für diesen Abend – die Band, die die prägnanten Merkmale der Genannten vereint und dabei auch noch eine eigene bahnbrechende Stilrichtung kreiert. Der preisgekrönte Gitarrist und sein auf allen Positionen optimal besetztes Neun-Mann-Ensemble ist live eine Bank. Arrangements, wie sie punktgenauer nicht sitzen 25 Store Opening AM 24. JUNI 2010 ELEMENTE AUS 14K GOLD AB € 69,- DOMSTRASSE 4 • 97070 WÜRZBURG WWW.PANDORA.NET Unsere neuen Termine: Grundkurse Standard/Latein Die, 21.09. 20.30 Uhr Do, 23.09. 20.15 Uhr Fr. 24.09. 20.30 Uhr So, 26.09. 17.30 Uhr Grundkurs Salsa Sa, 25.09. 17.30 Uhr 26 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Sister Fa (Senegal, Deutschland) Konzert: „Old school hip hop, African melodies, pure soul and social issues“ Samstag, 31. Juli, 20:30 Uhr Die Biographie der Sängerin Fatou Mandiang Diatta, bekannt unter dem Kampfnamen Sister Fa, ist annähernd so spannend wie ein Krimi. Sie wird im April 1982 in Dakar (Senegal) geboren. Sehr früh beginnt sie erste Demo-Tapes zu produzieren und in Dakar zu verteilen. Geprägt von Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit und Mut macht sie sich einen Namen als Rapperin und resolute Künstlerin, die trotz mancher Stolpersteine in Form überkommener Traditionen nie aufgibt. In ihrer Musik treffen sich senegalesische Rhythmen mit Rap-Beats, ihre einzigartige Stimme vereint mit bewundernswerter Leichtigkeit afrikanische Melodien mit puren Soul, Jazz und Reggae-Elementen und spart thematisch heiße Eisen wie Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten nicht aus. Im Jahr 2002 dreht der französische Produzent Philipp Mogan eine Dokumentation über Sister Fa, in der sie die senegalesische Rap-Szene präsentiert. 2005 gelingt ihr die Veröffentlichung des ersten Soloalbums im Senegal und sie bekommt den Preis für die beste Neuentdeckung des Jahres. Sister Fa nutzt ihre wachsende Popularität und ihre Musik, um ihren Einsatz für soziale Themen und vor allem für die Situation der Frauen in ihrem Land voranzutreiben. Im März 2006 zieht Sister Fa zu ihrem Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: comacs GmbH, Würzburg Mann, einem österreichischen Ethnologen und Dokumentarfilmer, nach Berlin, wo sie seither lebt und ihr soziales, politisches und musikalisches Engagement weiterführt. Heute wird sie national wie international als erste Hip-Hop-Queen ihres Landes gefeiert. Zusammen mit Künstlern wie Harry Belafonte, Nile Rogers, Angélique Kidjo u. a. war sie als Künstlerin und Botschafterin zu einem Konzert der UN in New York eingeladen („A tribute to peacekeeping“) sowie von Damon Albarn zum Festival Africa Express nach Paris. „(…) besticht das Album durch seine elegante Machart und seine entspannte, zuweilen fast melancholische Stimmung. Wir sprechen nicht über die gleichen Sachen‘, stellt sie mit Blick auf den US-Hiphop fest. ,Wir rappen nicht über das schöne Leben, sondern über unseren Alltag und die Armut.‘“ (taz.de) „Ihre Songs spiegeln die reichhaltige Kultur des westafrikanischen Hip Hop, in der sich westliche und afrikanische Einflüsse vereinen.“ (jungle-world.com) „(...) vereint Reggae, Raggamuffin und Rap. Trotz PopAppeal behandelt ihr Sprechgesang auf Wolof, Manding und Französisch auch todernste Themen wie Aids und Genitalverstümmelung.“ (Wolfgang Zwack, Stereo Magazin) „Eine Geschichte über Kindersoldaten, Bemerkungen zum Islam, ein paar Ratschläge für ihre Cousine, ein adaptierter Kinderreim und ein Preislied auf ihren eigenen Style. Das sind selbst für ein Rap-Album gewichtige Themen.“ (Eric Mandel, Jazzthing/Bluerhytm) www.sisterfa.com 27 Gute Unterhaltung beim Hafensommer wünscht DIE Business Class fürs Internet • • • • Server-Betrieb Internet-Sicherheit Internet-Anbindung Standort-Vernetzung rockenstein AG · Marcusstraße 7 · 97070 Würzburg · Tel.: 0931 - 299 344 · www.rockenstein.de 28 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Novalima (Peru) Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: barrossi caffè espresso, Würzburg Konzert: „Latin-peruvian electronica-crossover“ Sonntag, 1. August, 20:30 Uhr Peru ist auch für Liebhaber lateinamerikanischer Musik oft noch ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte (wieder mal ausgenommen David Byrne, der mit seinem Label Luaka Bop schon vor Jahren die Szene Perus beleuchtet hat). Afro-peruanische Musik und insbesondere Novalima stürmen nun ganz vehement (vielleicht ähnlich erfolgreich wie Werder Bremens Peruaner Claudio Pizarro) in ähnlicher Manier wie das französisch-argentinische Gotan Project oder Ojos De Brujo aus Barcelona die Bastionen der westlichen Popund Club-Kultur. Lokale Musikstile paaren sich mit modernen und zeitgemäßen Beats und Grooves, ohne dass der ursprüngliche Charakter der traditionellen Melodien und Rhythmen verloren gehen würde. Die Shooting-Stars aus Perus Hauptstadt gelten als Schlüsselfiguren einer Bewegung, die musikalische und gesellschaftliche Barrieren aufbricht. Begonnen vor Jahren als reines DJ-Projekt von vier kosmopolitisch orientierten Künstlern ohne direkten Bezug zur Musik der schwarzen Minderheit, wurde Novalima immer mehr zu einem vitalen Projekt einer raffinierten und tanzbaren Verbindung aus Club-Kultur und der schwarzer Seele der afro-peruanischen Musik ihrer Heimat. Sie verbinden die musikalischen Wurzeln der schwarzen Minderheitsbevölkerung Perus mit eleganten House-Beats, treibenden Salsa- und Son-Rhythmen und federnden Reggae-Grooves. Mit dem Album „Coba Coba“ (Produzent Toni Economides: u. a. Nitin Sawhney, Da Lata, 4Hero) erreichte die Band im April 2009 Platz eins der World Music Charts Europe. Ein bisher verdrängtes archaisches Erbe erhebt sich selbstbewusst über freche Grooves und karibische Ausgelassenheit – eine organische und überraschend seelenvolle Verbindung, ohne in die Beliebigkeit der Welt der Elektro-Lounges zu verfallen. „(…) viele betörende Rhythmen, Tanz- und Gesangsstile. Novalima nähert sich ihnen mit viel Respekt, zwängt sie nicht in sexy Partykleider, in denen sie keine Luft kriegen – wie es bisweilen im Elektro-Tango Usus ist. ,Coba Coba‘ zeigt, wie gut neue Stilblüten aus Afro-Rhythmen, Funk, Soul, Jazz und Latino-Stilen wie Reggaeton, Salsa, Son oder Bolero auf dem Boden dieser alten peruanischen Tradition gedeihen können.“ (CD der Woche, Funkhaus Europa WDR) „Peruvian music isn‘t all Andean pan pipes. Novalima are a cosmopolitan, cutting-edge troupe. This third album is a polished fusion borrowing freely from folk, salsa, highbrow poetry and ghetto dancefloor.“ (The Guardian) „With a fresh and innovative sound that stands on a centuries-old foundation of soul and heritage, Novalima promises to keep Afro-Peruvian expression thriving long into the future.“ (cumbancha.com) www.myspace.com/novalima 29 Entdecken Sie jetzt, wie das neue Microsoft® Office 2010 zusammen mit Sharepoint 2010 die Produktivität in Ihrem Unternehmen steigern und das Arbeiten beschleunigen kann. Mehr Informationen: www.schopf.de Sie UND effizientes Arbeiten Microsoft Sharepoint 2010 Die Business Plattform für Zusammenarbeit im Unternehmen und im Web. Wir beraten Sie gerne. Fragen Sie uns! SCHOPF Computersysteme - Franz-Ludwig-Str. 9a - 97072 Würzburg - Tel. 0931/79651-0 30 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Slumdog Millionär (Regie: Danny Boyle, Großbritannien 2002, 120 Min., FSK: ab 12) Kino: „Die flirrende Lebensenergie Indiens als Kulturschock“ Montag, 2. August, 21:30 Uhr Glauben Sie an das Schicksal? Für Jamal Malik (Dev Patel) ist es der größte Tag seines bisherigen Lebens. Nur noch eine Frage trennt ihn vom 20-MillionenRupien-Hauptgewinn in Indiens TV-Show „Wer wird Millionär?“ Doch was in aller Welt hat ein mittelloser Youngster aus den Slums von Mumbai in dieser Sendung verloren? Und wie kommt es, dass er auf alle Fragen eine Antwort weiß? Dabei geht es Jamal nicht um das Geld, sondern einzig und allein um die L iebe. Für ihn ist die Sendung nur ein Mittel zum Zweck, eine letzte Chance, seine verlorene große Liebe Latika in der flirrenden Millionenmetropole Mumbai wiederzufinden. „Slumdog Millionär“ erzählt in k raftvollen, atemberaubenden Bildern eine außergewöhnliche, berührende Liebesgeschichte und ein mitreißendes Lebensabenteuer. Danny Boyle kreiert in unnachahmlicher Weise die Elemente des A benteuer-, Liebes- und Gangsterfilms zu einem berauschenden Mix und verliert dabei niemals den Blick für die humorvollen Seiten, die das Leben zu bieten hat. Der vielfach preisgekrönte Film (allein acht Oscars) zeigt Indien, wie man es auf der Leinwand noch nicht gesehen hat, wie ihn nur ein Fremder mit dem Blick für das Besondere inszenieren konnte. Der Kameramann Antho- ny Dod Mantle ließ das schwere Equipment stehen und mischte sich mit einer kleinen Digitalkamera mitten in die Gassen von Mumbai. Boyle zeigt die Herkunft seiner Helden ungeschminkt, verschließt seine Augen auch nicht vor Armut, Elend und Verzweiflung. So wird „Slumdog Millinär“ auch ein Film über die wirtschaftliche Realität eines Landes, in dem die Schere zwischen Armut und Reichtum nicht weiter auseinanderklaffen könnte: Auf den Slums von einst werden buchstäblich die Wolkenkratzer von morgen errichtet. Es ist ein Film darüber, wie Reich und Arm voneinander abhängen, über die Politik der Globalisierung, über die Verantwortung, die die Erste Welt für das Schicksal der Dritten Welt trägt. ,,Ein Underdog-Märchen mit Drive, Witz und Dramatik in Szene gesetzt - so macht es riesigen Spass.“ (Züritipp) „‚Slumdog Millionär‘ ist hervorragendes Kino, das mit einer spannenden Story, überzeugenden Schauspielern, herrlich fotografierten Bildern und einem intensiven Soundtrack zu überzeugen vermag.“ (outnow.ch) „Wie Boyle aus diesem Stoff ein farbenprächtiges Märchen strickt, ein Kaleidoskop des modernen Indien mit all seinem Glanz und Elend, ist ganz großes Kino.“ (stern.de) „Nur durch Schocks lernt man, das ist die Moral des Films, oder zumindest die Lektion, die Jamal lernen musste. Natürlich kommt den angelsächsischen Kritikern da gleich Dickens in Erinnerung, Oliver Twist und die elende Fagin-Bande.“ (Süddeutsche Zeitung) www.de.wikipedia.org/wiki/Slumdog_Millionär 31 9. – 23. JULI 2010 Wie in jedem Jahr lässt das Mainfranken Theater die Spielzeit zwei Wochen lang mit dem Theatersommer ausklingen. Bei schönem Wetter gibt es die Möglichkeit, sich auf dem Theatervorplatz in einer extra für den Theatersommer geschaffenen Gastronomie bei einem Glas Sekt auf den Theaterbesuch einzustimmen oder bei kleinen Leckereien den Tag ausklingen zu lassen. Karten: Tel. 0931 / 3908 -124 www.theaterwuerzburg.de 32 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (Regie: Michael Haneke, Deutschland / Österreich / Frankreich / Italien 2009, 144 Min., FSK: ab 12) Kino: „Inventur der Launen und Strafen, von Irrsinnigen der Obrigkeit, Ordnungsverrückten und Zensur verübt“ Dienstag, 3. August, 21:30 Uhr Ein Dorf im protestantischen Norden Deutschlands. 1913/14. Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Geschichte des vom Dorflehrer geleiteten Schul- und Kirchenchors. Seine kindlichen und jugendlichen Sänger und deren Familien: Gutsherr, Pfarrer, Gutsverwalter, Hebamme, Arzt, Bauern – ein Querschnitt eben. Seltsame Unfälle passieren und nehmen nach und nach den Charakter ritueller Bestrafungen an. Wer steckt dahinter? Der Koproduzent Bayerischer Rundfunk schreibt über den Film: „Regisseur Michael Haneke ist der Analyst des Bösen: Seine Filme legen den Finger in die Wunde, zwingen zur schmerzhaften Auseinandersetzung. So auch sein jüngstes Werk ,Das weiße Band‘. Das Psychogramm einer Dorfgemeinschaft wurde in zwei Kategorien für den Oscar nominiert. Michael Haneke, Gewaltforscher des Kinos par excellence, demonstriert in technisch brillantem, entschärftem Schwarz-Weiß die emotionalen Eruptionen struktureller Gewalt und den Verlust von Unschuld. Die in ,Das weiße Band‘ porträtierte wilhelminische Gesellschaft erstickt an ihren Regeln und ihrer Rigidität. Alles hat seine grausame Ordnung: die Trennung sozialer Schichten, die Gefühlskälte, die alltäglichen Demütigungen in dysfunktionalen Familien, in denen Kinder die Hand der Eltern küssen oder weiße Bänder als Zeichen einer wiederzuerlangenden Reinheit tragen müssen – ein verstörendes und beklemmendes Meisterwerk.“ „Michael Haneke hat liebevoll die Atmosphäre der Zeit restauriert, in subtilem Schwarzweiß, ihre Bauten, Versatzstücke, Gesichter, inspiriert von August Sander und all den anderen Fotografen vom Anfang des Jahrhunderts. Aber dann atmen seine wunderbar komponierten Bilder immer auch die Trockenheit all der psychologischen und soziologischen Studien, die Michael Haneke und seine Mitarbeiter gewälzt haben, all die verruchten Bände der Schwarzen Pädagogik, die Studien zur Gewalt in der Erziehung und wie sie den Charakter ins Autoritäre, ins Totalitäre verbiegt.“ (Süddeutsche Zeitung) „Die Ernsthaftigkeit der mise en scène steht dabei manchmal in einem merkwürdigen Kontrast dazu, dass den Geheimnissen, die unter der Oberfläche der Wohlanständigkeit lauern, etwas Vorhersehbares eignet. Beeindruckend geraten Michael Haneke vor allem die Bilder des Widerstands“ (TAZ) www.de.wikipedia.org/wiki/Das_weiße_Band_–_Eine_deutsche_Kindergeschichte 33 einen gewuppten hafensommer 2010! die gute adrässe für gitarren und bässe! l große auswah gute marken eratung kompetente b faire preise ice reparatur-serv rricht gitarren-unte musik-butik Neubaustraße 22 97070 Würzburg www.musik-butik.de 34 Tony Allen (Nigeria, Frankreich) Konzert: „Poly-Afrobeat-Pop-Groove lebendige Musikgeschichte pur“ Mittwoch, 4. August, 20:30 Uhr Tony Allen ist mit seinen Zauberstöcken eine im wahrsten Sinne des Wortes stilbildende Afrobeat-Legende: „Without Tony Allen, there‘d be no Afrobeat“ sagte Fela Kuti. Schon in den Endsechzigern kam es in Kalifornien und Lagos mit Musikern wie James Brown, Sly Stone und Miles Davis zum wechselseitigen Kontakt. Allens unwiderstehlicher Rhythmus hat über die Jahrzehnte hinweg unglaublich viele Verehrer gefunden, und über ihn meint Brian Eno, selbst einer der Großen als Musiker und Produzent, Allen sei wahrscheinlich einer der großartigsten Schlagzeuger aller Zeiten. Der Status von Allen als Teil der Pop-Geschichte ist fast schon mythisch, seine Präsenz in verschiedensten Szenerien eher geerdet. Federnde Fender-Rhodes-Riffs, vielfältige Beat-Patterns, komplexe dichte Arrangements, ausgeklügelte Polyrhythmik, hymnische Bläsersätze und energische Gesangslinien kulminieren in einem kochenden Kollektivsound und einem fesselnden Parforce-Ritt durch Groove-Parallelwelten – geradlinig, gleichzeitig funky und mit großer Finesse. Einen derart euphorischen Vorwärtsdrang findet man in der zeitgenössischen Popmusik selten. Die Roots dieser Musik liegen in den 60-er und 70-er Jahren. Mit Fela Kuti und der Band Afrika 70 verewigte Allen den Afrobeat in den Geschichtsbüchern der Musik. Die zehn-köpfige Band Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: X-PO Design GmbH, Reichenberg, und midlife CLUB, Würzburg wird auf der Hafenbühne mit einer raffinierten Melange aus nigerianischer Yoruba-Musik, Jazz, westafrikanischem Highlife, amerikanischem Funk und einer gehörigen PopSensibilität einen furiosen und unverwechselbar hypnotischen Dauer-Groove zelebrieren, wie er authentischer und weltoffener kaum sein kann. Allen ist zwar altersmäßig in den Sechzigern, künstlerisch aber im besten Sinne auf der Höhe der Zeit, was sein hochgelobtes neues Album „Secret Agent“ oder auch die Neugier und Hochschätzung vieler Kollegen aus dem Pop-Umfeld zuletzt zeigen – siehe z. B. die als Supergroup titulierten The Good, The Bad & The Queen mit Allen, Damon Albarn (Blur, Gorillazz), Paul Simonon (The Clash), Simon Tong (The Verve) oder die aktuelle Zusammenarbeit mit Jimi Tenor. Sowohl die Detroiter TechnoKoryphäe Carl Craig wie auch der Berliner Dub-HouseChampion Moritz von Oswald ließen sich zuletzt von Allen zudem zu Neuinterpretationen inspirieren. „There is no question that Tony Allen is a genius, one of the greatest percussionists in the history of popular music“ (The Guardian) „Tony Allen is a true don on the skins. Secret Agent is no less than living proof that the brother is ageing like fine wine and just getting better and better and better all praises due to the afrobeat God in the flesh!“ (DJ Rich Medina) „Tony Allen is one of the essential drummers – unfailingly compelling listening.“ (Daily Telegraph) „Light as a breeze in the trees and as explosive as a stick of dynamite“ (MOJO) „Das Allen’sche Sound-Destillat bleibt stets lebensbejahend und hypnotisch.“ (Stereoplay) „A funky, jazzy masterpiece“ (Morning Star) „Ein Gegenentwurf zum allzuglatten MainstreamRhythm-‚n’-Blues.“ (Die Zeit) „Ein halbes Jahrhundert nigerianische Popmusikgeschichte.“ (Blue Rhythm) „Ein Rhythmus voller Gold, Klasse und Freude.“ (FAZ) „Der eigentliche Erfinder des Genres.“ (taz) www.tony-allen.com ➔ open end (ab 24 Uhr): Hafensommerclub im „boot“: Eintritt frei für alle Konzertbesucher! After Show-Party mit Afro & Beat 35 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info L‘Orchestre National de Jazz: Around Robert Wyatt (Frankreich, England) Konzert: „Unprätentiös, menschlich und sophisticated – großartige Hommage an eine ehrwürdige Institution der Pop-Geschichte“ Donnerstag, 5. August, 20:30 Uhr Kaum ein anderer Musiker, Sänger und Interpret wird über Jahrzehnte hinweg derart vorbehaltlos von Kollegen und Fans verehrt wie der seit 1973 an den Rollstuhl gefesselte Brite Robert Wyatt. Mitstreiter und Freunde sind (bzw. im Falle Hendrix waren) u. a. David Gilmour, Brian Eno, Jimi Hendrix, Elvis Costello, Phil Manzanera, Fred Frith, Nick Mason, Michael Mantler, Björk, Paul Weller, Hot Chip u. v. a. Er gilt längst als einer der visionärsten und einflussreichsten Musiker Englands, zählt seit Ende der 60er-Jahre zu den Schlüsselfiguren zeitgemäßer britischer Musik und landet bis heute mit seinen Platten regelmäßig auf den ersten Plätzen der Kritiker-Charts. Sein Status über alle Generationen hinweg ist auch daran zu erkennen, dass aktuelle Tonträger sowie Wiederveröffentlichungen der Solo-Alben beim hippen Label Domino erscheinen, das ansonsten eher Bands wie Arctic Monkeys, Franz Ferdinand u. ä. unter Vertrag hat. Einst Schlagzeuger bei Soft Machine (zusammen mit Pink Floyd die Band der legendären Psychedelic Scene rund um den UFOClub im London der Swinging Sixties), veröffentlichte Wyatt unter eigenem Namen eine ganz erstaunliche Folge von Meisterwerken wie zuletzt „Comicopera“. 36 „Around Robert Wyatt“, das aktuelle Programm der französischen zehn-köpfigen Formation ONJ, ist eine kongeniale Hommage, die dem Schaffen des einzigartigen Globetrotters in den Parallel-Welten von Pop, Jazz, Rock, Songwriting gewidmet ist. ONJ setzt die teilweise sehr überraschenden und einfallsreichen Arrangements von Vincent Artaud so subtil und traumhaft in Szene, dass man alle Songs auf Augenhöhe neu entdecken kann. Daniel Yvinec, künstlerischer Leiter des ONJ, Multiinstrumentalist, Komponist, Produzent (Suzanne Vega, David Sylvian, Hector Zazou, Ryuichi Sakamoto, Donald Fagen, Salif Keita, John Cale, Brisa Roché ...) schreibt: „Robert Wyatt nennt man zu Recht einen großen Künstler, unverwechselbar und einzig. Seit im Jahr 1974 sein frühes Meisterwerk ‚Rock Bottom‘ erschienen ist – keine Bestenliste, die es nicht aufführte – erntet Wyatt allseits leidenschaftlichen Respekt. Doch schon vorher, zu seiner Zeit bei Soft Machine, diesen Gründervätern des Crossovers von Jazz und Rock und Wagemut, und später dann bei Matching Mole konnte man Wyatt als den schöpferischsten Schlagzeuger seiner Generation erleben, der sich dann aufmachte, eine Solokarriere zu starten, deren Vielzahl großartiger Alben und Singles eine neuartige, gleichzeitig melancholische wie auch fast unheimliche Popmusik definierte. Nicht umsonst bezeichnen David Bowie, Elvis Costello oder David Gilmour diesen fesselnden Instinktsänger von faszinierender Zeitlosigkeit als wichtigen Einfluss.“ Alexis Taylor von Hot Chip schreibt auf der Website von Domino: „Robert Wyatt is one of my favourite singers, writers, makers of wonderful music. I first discovered Robert Wyatt‘s music when borrowing, and then stealing, Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info ‚Ruth Is Stranger than Richard‘ from a library. Then came a second-hand purchase of the ‚Shipbuilding‘, which I played repeatedly, not even thinking to flip it over. A few years later, it was my near-20 years late discovery of the mid-‘80s compilation and ‚Old Rottenhat‘ that really fixed my glue to Wyatt‘s music. I‘ve been delving further and repeatedly into his deep well for a few years now, and it is no surprise to even find his songs cropping up in many of my DJ sets, as well as my home listening. With ‚Dondestan‘, ‚Shleep‘, ‚Cuckooland‘ and now ‚Comicopera‘, Wyatt seems to have found his own ,home‘ music – each record intimate and sophisticated, played with (the suggestion of) ease and curiosity. And also fun.“ „Die entsprechenden Klangfarben erscheinen hier fein verwebt, klangflächig und nicht als Attacke. Elektronische Klangfarben fungieren als Verlängerung und Verräumlichung instrumentalen Handwerks, absolut glänzend entworfen von Vincent Artaud, dessen Name auf dem Cover zu Recht nur wenig kleiner als der des ,artistic director‘ Yvinec gedruckt erscheint. Artaud kennt seinen Philip Glass, aber auch seinen Gil Evans; es ist ein Rätsel, wie er aus zehn Stimmen einen luftigen Apparat schafft, der nach doppelter Stärke klingt.“ (Michael Rüsenberg, WDR) „Along comes something as wonderful as Around Robert Wyatt: These expanded, joyous, limber explorations of the basic bones of Wyatt‘s work reveal structures that are both rock solid and light as a feather. The Orchestre features players of outstanding calibre, especially the guitar and banjo of Pierre Perchaud who swoops, plunks and grinds.“ (BBC Review) „Das etwas kokette Spiel mit den ‚Greatest Hits‘, die keine geworden sind, mit den ‚Greatest Misses‘ also, Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: kuntz + manz architekten, Würzburg den ‚wunderbarsten Fehlschlägen‘, ist nicht neu im allzeit Aufmerksamkeit heischenden Popgeschäft. Nun macht seine neue Plattenfirma Domino diese bisher nur in Japan erhältliche Compilation als Schlusspunkt ihrer Robert-Wyatt-Werkausgabe auch weltweit zugänglich. Es ist alles da, was den großen und von der Öffentlichkeit immer viel zu wenig gewürdigten Mann auszeichnet: der poppige Halb-Hit ‚I‘m a Believer‘, seine kapitalismuskritischen Klagegesänge, seine bis heute nicht übertroffenen Cover-Versionen. Ja, ‚His Greatest Misses‘ taugt als Übersicht, ist vielleicht eine Einstiegshilfe, aber vielleicht sollte auch der Neuling gleich zu einem wirklichen Album greifen: zu ‚Rock Bottom‘ etwa oder zu der Singles-Sammlung ‚Nothing Can Stop Us‘ (alle bei Domino erschienen).“ (SZ, Karl Bruckmaier, Juni 2010) „Robert Wyatt auf einen Stil festzulegen ist unmöglich. Mal spielt er Pop, mal Jazz, mal Folk, meist alles auf einmal. Auch sein neues Album ‚Comicopera‘ lebt vom Facettenreichtum des Musikers, der seit einem Sturz aus dem dritten Stock im Jahr 1973 an den Rollstuhl gefesselt ist.“ (Intro) www.onj.org www.disco-robertwyatt.com 37 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Doppel-Konzert: „Le Pop Français“ Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Dr. Andrea Behr und Dr. André Trojanski, Zahnärzte, Würzburg Freitag, 6. August, 20:00 Uhr Okou (Frankreich) „Neither Folk, Pop, World, or Soul – musique sans frontières“ Okou – das sind Tatiana Heintz und Gilbert Trefzger. Beide Musiker haben ihre Wurzeln in unterschiedlichen Kulturen: Tatiana stammt aus West-Afrika, ihr Vater ist Franzose und ihre Mutter Ivorerin. Sie lebte in London, Paris und jetzt in Berlin. Gilbert studierte in Basel, seine Mutter ist Ägypterin und sein Vater Schweizer. Inzwischen pendelt er zwischen Berlin, Paris und Basel. Diese kulturellen Einflüsse spiegeln sich auch in der Musik von Okou wider: europäischer Folk, afrikanischer und nahöstlicher Esprit bis hin zu Singer/Songwriter-Pop sowie Soul- und Funk-Einflüssen, transformiert in sensible, authentische und groovige Originale. Bei Okou gibt es keine Grenzen, und trotz ihres weiten Spektrums haben sie ihren ganz eigenen, unnachahmlichen Stil. Die warme Stimme von Tatiana, gepaart mit der akustischen Steelguitar und den Banjoklängen von Gilbert, dazu der Beat eines selbstentwickelten Drumsets und der tragende Klang des Kontrabasses. WorldPop pur! Tatiana Heintz, die bereits für Mick Jagger und Keziah Jones sang, schreibt Texte in verträumtem Englisch und poetischem Französisch. Gilbert Trefzger liefert 38 den perfekten Sound für ihre atemberaubende Stimme. Der Meister der Saiten spielt arabische Laute, Hawaiigitarre und Gitarre. Die außergewöhnliche Besetzung auf dem Debüt-Album zeigt auch sehr deutlich, welchen Stellenwert die beiden Musiker schon in diesem Stadium erreicht haben: Bass: Ira Coleman (Betty Carter, Dee Dee Bridgewater); Drumset: Andrew Borger (Norah Jones, Tom Waits); Tuba: Dave Bargeron (Blood, Sweat and Tears, Sesamstraße); Accordeon: Brian Mitchell (Bob Dylan, Mary J. Blige) – die Arrangements sind von Gil Goldstein (Juliette Gréco, Paul Simon, Herbie Hancock). Zuletzt traten sie zusammen mit Alela Diane, Nouvelle Vague, Christian Mc Bride und Victor Demé auf – und als besonderes Highlights: ein Auftritt mit der Pop-Diva Angelique Kidjo im Barbican Center in London sowie die Performance in der Arte Show „One Shot Not“ von Manu Katché im März neben Künstlern wie Rickie Lee Jones, Hindi Zahra und Richard Bona. „(wunderbar: Great sound, great voice, good vibrations!“ (Tagesspiegel) „Okou: Ein Duo mit Folk-Esprit und Stilmischung, deren erstes Album ,Serpentine‘ sich zwischen Pop und Folk sowie rauschendem und raffiniertem Soul bewegt.“ (hoerzu.de) www.myspace.com/okoumusic Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Françoiz Breut (Frankreich) Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Schopf Computersystme, Würzburg „Melancholie klang nie schöner“ Françoiz Breut ist eine der Künstlerinnen, wenn nicht sogar Gallionsfigur der so genannten Nouvelle Scène Française und hat das französische Pop-Phänomen der Neunziger und Nullerjahre im Ausland (Japan, Brasilien, Australien, USA) schon salonfähig gemacht, bevor ihre Kolleginnen wie z. B. Camille oder Jeanne Cherhal ihre ersten Alben aufgenommen hatten. Ihr ehemaliger Partner Dominique A, neben Yann Tiersen einer der führenden Köpfe dieser spannenden Szene, schrieb ihr das erste Album „Françoiz Breut“ auf den Leib. Seitdem war sie Inspirationsquelle für zahlreiche renommierte Songwriter wie z. B. Yann Tiersen und Jérôme Minière. Diese faszinierende Stimme, die schon nach den ersten Takten unweigerlich gefangen nimmt, hat in der internationalen Musikerszene großen Eindruck hinterlassen. Bands mit Heldenstatus wie The Go-Betweens, Tindersticks oder Calexico outen sich regelmäßig als glühende Verehrer von Breut. Sie stattet die Rolle der Interpretin mit einer Noblesse aus, die ihresgleichen sucht. Mit einer Stimme, die zugleich tief und voller Leichtigkeit ist, emotional und distanziert, geschmeidig und spröde, stellt sie sich in die Reihe großer Interpretinnen wie Françoise Hardy oder Jeanne Moreau, mit denen sie in ihrer Heimat gerne verglichen wird. Françoiz Breut ist eine Art Muse, bei der die Autoren Schlange stehen, um für sie Stücke zu schreiben. Das Geheimnis dahinter lauert in der Magie ihrer Stimme und der Einzigartigkeit ihres Vortrags. Als gelernte und erfolgreiche Illustratorin verleiht Françoiz Breut den Liedern quasi einen ureigenen unverwechselbaren Pinselstrich. Auf ihrer musikalischen Reise integriert sie mit großem Selbstvertrauen immer wieder andere Klangfarben, neue Arrangements und Rhythmen in ihr Repertoire. Außerhalb Frankreichs gilt sie mal als eine neue Marianne Faithfull, mal als die legitime Nachfolgerin von Nico. Oder wie Die Zeit schrieb: „Als habe sich Morrissey in eine Französin verwandelt.“ Ihr neuestes Album „À l’aveuglette“ enthält ausschließlich eigene Texte. Und die Musik ist diesmal ein Gemeinschaftswerk ihrer Band. „Françoiz singt auf Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch, als ob sie sich vor der großen weiten Welt Gehör verschaffen will. Doch dafür würde allein schon ihre Stimme ausreichen.“ (Arte) „Breut ist für die Nullerjahre das, was Françoise Hardy für die Sechziger war.“ (FAZ) „French muse with an air of Juliette Binoche.“ (Biba) „A dark album full of mysterious atmosphere, wounded feelings, and escaped sleepiness.“ (Le Figaro) www.myspace.com/francoizbreut ➔ open end (ab 24 Uhr): Hafensommerclub im „boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesucher!) mit dem DJ-Team „Le Pop“ aus Köln. 39 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Doppel-Konzert: Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Ingenieurbüro Leiser, Würzburg „Glücksgefühle der deutschen Popgeschichte“ Samstag, 7. August, 20:00 Uhr Knut und die herbe Frau (Deutschland) „Indiepoptroubadour – manchmal verrückt wie entzückt.“ Wer könnte den Abend vor Fehlfarben besser eröffnen als eine witzige kleine, aber feine Combo aus deutschen Landen mit diesem irritierenden Namen „Ein Indiepoptroubadour (Sänger und Gitarrist von Samba) und ein wohltemperierter Poppianist bei der Arbeit: Verliebt, manchmal verrückt wie entzückt. Aber wer ist nur mit ,Die herbe Frau‘ gemeint, die sich da strukturalistisch an Knuts Seite quält? Obwohl Sie eigentlich ein Er ist, nämlich Benedikt Filleböck von einer anderen Band: Wolke. Und ,herbe‘? Was soll das sein? Eine ungeliebte Frau? Eine Frau, die man mit Geschenken überhäuft, weil sie so herbe ist? Weil man sie lieben muss? Weil man ihr einen Antrag macht, damit man für immer mit ihr leben darf? Und wie ist das mit der Ehe in Zeiten des Popfeminismus? Knut und die herbe Frau? Wie schaut es aus? So lange, bis der Tod euch scheidet? Oder seid ihr nur ein Projekt – der widerwärtigste Begriff des Postpopföderalismus jenseits aller Digitalisierungsfragen – neben (klar) ‚dem/der PraktikantIn‘. (Maurice Summen, Die Türen) http://knutunddieherbefrau.de/ 40 Fehlfarben (Deutschland) „Ihr habt die Uhr, wir die Zeit“ In den 80er Jahren treten Künstler ins Rampenlicht, die ganz bewusst in ihrer Heimatsprache singen. Diese Entwicklung geht jedoch nicht von späteren NDWSpaßbands wie Frl. Menke oder Markus aus, sondern vor allem schon bereits Ende der 70er Jahre von einer Szene in Düsseldorf. Die Fehlfarben-Geburtsstunde lässt sich auf das Jahr 1979 zurückdatieren: Bands wie Mittagspause, DAF, Der Plan und SYPH spielen eine Rolle in der Geschichte, und mit Peter Hein, Thomas Schwebel, Frank Fenstermacher, Michael Kemner, Uwe Bauer und Markus Oehlen entsteht eine „regionale Supergruppe“. Bald folgt ein Vertrag mit der „ausbeuterischen, schrecklich monopolistischen Riesenfirma“ EMI, wie die Band sie scherzhaft bezeichnet. Ende 1980 erscheint das legendäre Debüt „Monarchie und Alltag“, eine der wichtigsten (und erfolgreichsten) Platten des deutschen (Post-)Punk, zweifelsohne ein unverzichtbarer Bestandteil im Kanon deutscher Pop-Historie. Peter Hein war und ist als Texter und Sänger eine tragende Säule dieser Band, vielleicht der legitime Nachfolger eines Rio Reiser („Ton Steine Scherben“) und eine ähnlich einflussreiche Position einnehmend. Nicht wenige, die heutzutage auf Deutsch singen, haben von Peter Hein gelernt, ob sie wollen oder nicht. Herr Hein hat nämlich Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info schon immer derart über alles Wichtige gesungen, dass es jeder verstehen konnte, und zwischen den Zeilen war das nicht Gesagte trotzdem da. Und das alles ohne Reime. In den Nullerjahren hat die Band ein Comeback in bestechender Form mit der starken Scheibe „Knietief im Dispo“. Dank Jürgen Teipels erfolgreichem Doku-Roman „Verschwende deine Jugend“, der die deutschen New Wave/Punk-Anfänge nachzeichnet, sind die Vorreiter und Gallionsfiguren dieser Bewegung wieder gefragter denn je. Ende Februar 2006 melden sich Hein und Co. zunächst mit „26 1/2“ zurück, das ausdrücklich „kein Tribut und kein neues Fehlfarben-Album“ darstellt. Mit illustren Namen, darunter Helge Schneider, Herbert Grönemeyer, Sven Regner, Campino, Jochen Distelmeyer, Gudrun Gut, Bernd Begemann, Harry Rag, Francoise Cactus, Frank Spielker u. a. feiert die legendäre deutsche Band mit 18 Songs ihr 25-jähriges Bandjubiläum, das eigentlich schon 2004 fällig war. Die Lieder der neuen Platte „Glücksmaschinen“ sind wahrhaftig gut, wahnsinnig knackig, druckvoll (die Betonung des Grooves auf der Höhe der Zeit), total entschlackt und voller Haken und Ösen, an denen man noch nach dem hundertsten Hören hängen bleibt. Daran ist z. T. sicher auch der Berliner Produzent Moses Schneider (Tocotronic, Kante, Beatsteaks) nicht ganz unschuldig. So viel Kraft und Klarheit, wie sie Fehlfarben im Jahr 2010 haben, wünscht man jeder jungen Band. Und dass die Düsseldorfer dreißig Jahre nach „Monarchie und Alltag“ mit „Glücksmaschinen“ so ein frisches und tanzbares Meisterwerk aus dem Ärmel schütteln, ist eine schöne Überraschung. Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: hofmann keicher ring architekten, Würzburg „Ein Album, mit dem es sich auf den Ruinen des gewesenen Katastrophenjahrzehnts überraschend bequem stehen (tanzen) lässt, den kommenden Desastern gewappnet entgegenblickend. Widersportige Glücksmusik.“ (TBA) „Musikalisch ist die Band ebenso am Punkt, wie mit den Texten. Keine Atempause!“ (The Gap) „Der gewichtigste Literat der deutschen Popgeschichte!“ (kabeleins.de) „Sie sind schon sehr lange da, bleiben eine Ausnahmeerscheinung und stehen irgendwo über den Dingen. So zeitlos, dass mancher glaubt, er höre die Zukunft, auch wenn man sich nicht an die Zeit hält.“ (Ox) „Kraftvoll, kantig und kompakt“ (Südkurier) „Es geht tatsächlich voran! Für ihr neues Album ,Glücksmaschinen‘ werden die Punkveteranen Fehlfarben gefeiert wie zu ihren besten Zeiten.“ (Spiegel Online) „Es ist das zweitbeste Album der Bandgeschichte. Mindestens, denn vielleicht findet man ,Monarchie & Alltag‘ ja nur so außergewöhnlich, weil es jeder in den Kanon der wichtigsten deutschen Platten einsortiert.“ (Visions) www.fehlfarben.com Peter Hein: Stimme; Michael Kemner: Bass; Frank Fenstermacher: Keyboards; Gitarre, Perkussion; Uwe Jahnke: Gitarre; Saskia von Klitzing: Schlagzeug; Pyrolator: Synthesizer, Klavier, Laptop. 41 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Doppel-Konzert: „The future sound of jazz“ Sonntag, 8. August, 20:00 Uhr Andromeda Mega Express Orchestra (Deutschland, Frankreich, Schweiz, Kanada, Norwegen, Japan, Thailand, Tschechien, Südkorea) „Alien Orchestra in shuffle mode“ AMEO sind 20 junge Musiker unterschiedlichster musikalischer und kultureller Herkunft, die nicht zuletzt durch die enge Verbindung mit Notwist selbst im PopUmfeld mit Staunen wahrgenommen werden. AMEO haben die Musik von Notwist sowohl auf Platte wie auch live veredelt – gemeinsame Konzerte wie z. B. in Amsterdam, Hamburg, München, Brüssel, Berlin, London wurden frenetisch bejubelt –, und die Debüt-Veröffentlichung erschien folgerichtig auf dem Label Alien Transistor der Notwist-Macher. Hier spielt ein 20-köpfiges Orchester, das unter der Leitung eines 25-jährigen Berliner Komponisten ein Feuerwerk an Energie, Musikalität und Einfallsreichtum abfackelt. Daniel Glatzel, Kopf und Herz dieser Naturgewalt, jongliert in Schwindel erregender Manier mit Genres, Stilistiken und Verweisen aus der umfassenden Musik-Historie. Unvoreingenommene Offenheit ist die treibende Kraft von Glatzels Musikverständnis. Als prägende musikalische Einflüsse benennt er Computerspiele, die zweite Wiener 42 Schule, Cartoons, die Polyphonie der Renaissance, schäbige Dauerwerbesendungen und Fahrstühle in teuren Hotels. In einem irrsinnigen Tempo werden hier en passant musikalische Register gezogen, die den unterschiedlichsten kulturellen Hemisphären und Zeiten entstammen. Mit einer Lässigkeit werden, ans Unverschämte grenzend, harmonische Wagnisse und rhythmischer Wahnsinn zelebriert. Das AMEO versetzte bereits koreanische Konzertsäle wie Rockbühnen bayerischer Provinznester in Staunen. Vielleicht auch in Angst. „Da wächst eine neue Generation von Musikern heran, die sich nicht snobistisch um Grenzziehungen kümmert, sondern selbstbewusst und voller Humor die verschiedensten Bereiche von U und E versöhnt. Nicht umsonst ist das von Daniel Glatzel angeführte Ensemble auch auf der aktuellen CD der deutschen Vorzeige-Popband ,The Notwist‘ zu hören.“ (Berliner Morgenpost) „Das zwanzigköpfige Ensemble gehört unter strengste Beobachtung gestellt.“ (FAZ) „Einige Gäste hören Strawinski heraus, andere Mahlers Trauermärsche, Sun Ra oder Van Dyke Parks. (...) sieht man bei „Radioactive People“ Menschen zu einem Soundtrack aus US-Krimi-Serien vor zu Strahlenkanonen mutierten Handys flüchten, immer auf der Stelle tretend, bis der Akku leer ist; (...) schließlich schwebt der Andromeda-Express im Weltraumschneckentempo durch ein Asteroiden-Stakkato von Geigen und Harfe, durch mysteriöse Interferenzen aus fünf Harmonikas, begleitet von einem querflötenden Weltraumspatz, verfolgt von einer trudelnden Posaunen-Patrouille. Ihre Sterne stehen bestens.“ (Süddeutsche Zeitung) www.andromedameo.com/ Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info [em] – Wollny/Kruse/Schaefer (Deutschland) Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Engel-Apotheke, Würzburg „Intensität zwischen Empathie und Telepathie“ Die Zeit erklärt [em] zum „aufregendsten Pianotrio der Welt“, und der britische Observer ist überzeugt: „This is the future sound of jazz.“ Das Trio [em] mit Pianist Michael Wollny, Bassistin Eva Kruse und Schlagzeuger Eric Schaefer steht für eine der komplexesten Klangmeldungen der gegenwärtigen Musik, weitab vom Regelwerk des Jazz, in Form eines feinmotorischen Pianotrios, das sich nicht mit routinierten Standards und technischer Virtuosität begnügt. Eigenkompositionen und Improvisationen lassen locker Raum für andere Quellen als ausschließlich die der afroamerikanischen Jazz-Tradition: von zeitgenössischer Musik über Spätromantik zur freien Improvisation bis hin zu den Klangkosmen heutiger Techno- und Dub-Sounds. Gemeinsamer musikalischer Austausch auf gleicher Augenhöhe – das ist das Prinzip des mutigen und kreativen Trios. Hier wächst zusammen, was aufhorchen lässt: Bayern, Brunsbek und Berlin. Michael Wollny, in Schweinfurt geboren, in Würzburg Studium und Diplom absolviert und seit 2005 in Berlin lebend, gehört als Künstler ohne Zweifel zu den international bemerkenswertesten Pianisten und Shooting Stars des Genres: „Jung genug, um den Jazzgeschichtsballast nicht herumschleppen zu müssen, und wach genug, um jeden Tag etwas Altes neu zu entdecken“, schrieb Konrad Heidkamp in Die Zeit. „Für mich war so mit sieben, acht Jahren Klavier spielen im- mer beides – Improvisation und Bach spielen, Mozart spielen“, erzählt Wollny. Bereits als Sechzehnjähriger pilgerte Wollny nach Würzburg, um dort als Gasthörer an den Jazzkursen teilzunehmen. Dort traf Wollny auf Chris Beier, Hochschullehrer und Jazzpianist, der den Studenten von 1997 bis zum künstlerischen Diplom 2002 dazu aufforderte, lieber eigene Konzepte zu entwickeln, anstatt akademisch ein Standard-Repertoire aus zweiter Hand zu lernen. Nordlicht Kruse studierte in der Hauptstadt und pendelt zwischen expressiven Experimenten im Arne Jansen Trio und den elektrisierenden Jazzfloor-Beats des Weilheimer Tied & Tickled Trio. Eric Schaefer gilt als einer der bundesweit interessantesten Schlagwerker und bewegt sich sowohl beim Improvisieren als auch beim Komponieren zwischen Jazz, Neuer Musik und Post-Rock. „[em] funktioniert wie ein einziger Organismus. Gefühlstiefe und Ideendichte.“ (Stuttgarter Nachrichten) „Ein atmender Organismus, in dem in jedem Moment die Verflochtenheit aller musikalischer Ebenen zu spüren ist. [em] rockt die Fabrik!“ (Die Welt) „Junge Post-Avantgarde mit viel Energie und Stileigenheit zukünftige Klassiker“ (Stereoplay) „Musik, die das hat, was großen Jazz seit jeher auszeichnet: Forschergeist, Identität und Kraft!“ (Financial Times) www.em-trio.de 43 44 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info 8 Frauen (Regie: François Ozon, Deutschland 2002, 108 Min., FSK: ab 12) Kino: „Mit den Waffen einer Frau, nein, mit denen von acht.“ Montag, 9. August, 21:30 Uhr Der in vieler Hinsicht außergewöhnliche (wie auch erfolgreiche) Film von französischen Regisseur und Autor François Ozon glänzt mit der Spitzenriege französischer Diven, angeführt von Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant und nicht zuletzt Virginie Ledoyen, Ludivine Sagnier, Danielle Darrieux und Firmine Richard. Frankreich in den 50ern: In einer verschneiten Villa trifft sich eine Großfamilie, um die Weihnachtstage miteinander zu verbringen. Doch anstatt der trauten Bescherung findet man das Familienoberhaupt ermordet unter dem Weihnachtsbaum. Die Mörderin kann sich nur unter den acht Frauen befinden, die dem Mann am nächsten standen … Acht Frauen, jede ist verdächtig, jede hat ein Motiv, jede birgt ein Geheimnis. Sie sind schön, temperamentvoll, intelligent, sinnlich und gefährlich. Eine von ihnen ist schuldig, aber welche ist es? Nach dem Theaterstück von Robert Thomas inszeniert François Ozon eine dramatische Komödie um die gegenseitigen Verdächtigungen und Schuldzuweisungen. Schönheitsideal verkörpern, das das Publikum zum Träumen bringt, aber dadurch den Schrecken und die Grausamkeit noch geheimnisvoller und unheimlicher wirken lässt. Indem die Handlung in die fünfziger Jahre verlegt wurde, konnte sowohl der ungewöhnlichen Situation dieser acht „eingeschlossenen“ Frauen als auch den raschen Sprüngen und Drehungen der Geschichte und den künstlichen Effekten des Films größere Plausibilität gegeben werden. Die Chansons (grandioser Soundtrack!), die die Schauspielerinnen vortragen, haben alle Arrangements im Stil der fünfziger Jahre, was noch zusätzlich dazu beiträgt, das Geschehen authentisch darzustellen. ,,Das ist keine Besetzung mehr, sondern eine Hitliste mit geballter Starpower. Kritiker und Publikum der Berlinale waren begeistert.“ (Der Spiegel) „(…) setzen ihn fort, den unaufhaltsamen Siegeszug der französischen Kinos nach ,Die Welt der Amélie‘. Und wie: Mit List und Tücke, mit Charme und Eleganz, mit Messern und Revolvern, kurz, mit den Waffen einer Frau, nein, mit denen von acht.“ (SZ) „Hitchcock hätte seine Freude gehabt. ‚8 Frauen‘ ist ein Krimi, Screwball-Comedy; Musical und Melodrama in einem.“ (TAZ) „Mitreißende Melange aus trivialem Krimi, Drama, Musical, Satire und Porträtstudie, zugeschnitten auf acht faszinierende Darstellerinnen, die virtuos mit ihrer jeweiligen Ausstrahlung spielen. Subtil und stilsicher inszeniertes Spiel voller kluger Anspielungen auf die Filmgeschichte“ (H. P. Koll, Filmdienst) www.de.wikipedia.org/wiki/8_Frauen „8 Frauen“ ist ein anti-naturalistischer Film, der Stilisierung und Künstlichkeit nutzt, um weibliche Schönheit und Glamour zu vermitteln. Jede Schauspielerin sollte ein 45 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Doppel-Konzert: „The Real World of contemporary post-everything“ Dienstag, 10. August, 20:00 Uhr Portico Quartet (England) „Steve Reichs Mathematik, Radioheads Scheu, trockene Grooves afrikanischer Wüsten und ECMs nordische Melancholie “ Diese junge Band ist eine der angesagtesten neuen Bands Londons, die sich von den Begrenzungen der Genres und Kategorien befreit. Wie ihre Fans und Anhänger sind auch sie wie selbstverständlich mit Sounds einer globalen Jukebox aufgewachsen, die jedem Menschen mit Neugier zur Verfügung steht. Was sie spielen, kann nicht einfach nur als World, Jazz, Pop, Rock, Roots oder zeitgenössische Musik abgestempelt werden; die Band zieht ihre Stärke und Inspiration aus den Grundelementen von Rhythmus, Harmonie, Melodie und Timbre. Das Debüt der Band zog die Aufmerksamkeit von DJs, Bloggern und Kritikern aller Couleur auf sich und wurde 2008 für den Mercury Music Prize nominiert (und damit zu den zwölf besten britischen Alben des Jahrgangs 2007/08 gezählt). Und das in derselben Kategorie wie z. B. Rachel Unthank, Radiohead und Elbow. Damit die Schubladen nicht so leicht zugehen, charakterisieren sich die vier Musiker um den Saxophonisten Jack Wylie kurzerhand als Indie-Band, die Post-Jazz spielt. Gut gebrüllt, denn das Portico Quartet ist mit Saxophon, 46 Bass und Schlagzeug eigentlich recht konventionell besetzt, wäre da nicht Nick Mulvey, der das scheinbar archaische Schweizer Perkussionsinstrument Hang spielt. Dadurch schleicht sich ein afrikanischer und/oder karibischer Sound ein, der Hang-Sound erinnert an die Mbira und die Steel Pan. Die vier Hauptstimmen – Saxophon, Bass, Schlagzeug und Hang – kommunizieren mit der Intensität eines Streichquartetts, der Ungezwungenheit einer Jazzsession und der jugendlichen Lockerheit einer Popgruppe. Das aktuelle Album „Isla“, mit einer klaren und stimmungsvollen Sammlung von neun Stücken, die Produzent John Leckie (Muse, Papa Wemba) im legendären Studio an der Abbey Road aufnahm, weckt bei der dortigen Presse Erinnerungen an Radiohead und verleitete zu Vergleichen mit ECM-Produktionen. In Wirklichkeit aber wurde „Isla“ auf Peter Gabriels Real-World-Label veröffentlicht. „Als wenn Acoustic Ladyland in einer Chillout-Zone spielte. Atmosphärisch dicht.“ (Jazzwise) „Echt innovativ. Es gibt keine Band, die im Entferntesten so klingt wie sie.“ (Observer Music Monthly) „Musik des 21. Jahrhunderts“ - (DerWesten.de) „Sind die vier Jungs des Portico Quartett die Beatles eines neues Zeitalters, die die alten Formen ablösen und zu einem neuen Genre verschmelzen?“ (CD-Kritik.de) „Jan Garbarek auf Speed? Nein, vier Jungs aus London, die ihr eigenes Ding basteln.“ (Kulturnews) www.porticoquartet.com Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Manu Katché (Frankreich) Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: barcatta GmbH, Würzburg „Der Katché-Groove – universelle Gelassenheit und souveräne Freiheit“ Der vielfach ausgezeichnete Drummer, Komponist, Sänger und Produzent gehört seit gut zwanzig Jahren zu den renommiertesten zeitgenössischen Schlagzeugern. Zudem hat Manu Katché gerade mit der Sendung „One Shot Not“ auf Arte eine bemerkenswerte und erfolgreiche Live-Musik-Show installiert. Der unverwechselbare Katché-Sound ist begehrt bei Musikern aus den unterschiedlichsten Genres, in den großen Studios und auf internationalen Bühnen. In den Anfängen seiner Karriere spielte Peter Gabriel eine entscheidende Rolle (der ihn für sein Album „So“ entdeckt hat). Zudem kam es zu Kooperationen mit Joni Mitchell, Sting, Pink Floyd, Jan Garbarek, Youssou N’Dour, Simple Minds u. v. a. Der Katché-Groove und die stupende Technik, die Leichtigkeit trotz komplexer Rhythmen und die geradezu universelle Vielfältigkeit als Drummer sind sein Markenzeichen geworden. Emmanuel „Manu“ Katché wird 1958 als Sohn von Einwanderern von der Elfenbeinküste nahe Paris geboren. Vom fünften Lebensjahr an erhält er Klavierunterricht, mit vierzehn wechselt er zum Schlagzeug. Katché hat danach am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris eine Perkussionsausbildung genossen. Statt einer klassischen Karriere wendet sich Katché dem Jazz und dann dem Pop und Rock zu. „Wenn ich Jazz spiele, werde ich als ‚Rock-Drummer‘ bezeichnet. Wenn ich aber bei Rock-Projekten mitmache, nennen mich die Kritiker den ‚Jazz-Schlagzeuger‘ “, sagt der Franzose amüsiert. „Dabei bin ich einfach nur ich selbst und versuche innovativ zu sein – ganz gleich, welche Art von Musik ich mache.“ Manu Katché ist einer der Großen seines Fachs. Dennoch hat er sich lange Zeit als Leader zurückgehalten. Diese Fähigkeiten stellt er in den letzten Jahren nun auch mit eigener Band und Veröffentlichungen bei ECM unter Beweis (neues Album „Third Round“). Mit den Qualitäten seines Spiels inspiriert Katché sein Ensemble, die gewohnten Bahnen zu verlassen. Er spielt instinktiv, in liebevollem Dialog mit seiner Umgebung und flirtet dabei mit seiner Snare Drum, mit dem Song und mit den anderen Instrumenten – einfach großartig. „Some themes have an In a Silent Way-era Miles feel, while Clubbing has an insistent heartbeat contrasting with a leisurely, almost standard melody.“ ( The Guardian) „Katché am Schlagzeug ist der diskrete Magier des raffinierten Aufschäumens der so einfach wirkenden und doch mit raffinierter Akzentverschiebung hintergründig funkigen Grooves.“ (Thomas Fitterling, Rondo) „Manu Katché beweist durch die Dramaturgie auf ‚Third Round‘ einmal mehr, dass er – wie kaum ein anderer Schlagzeuger – das formale Hirn eines klassisch geschulten Künstlers, das Herz eines Jazzers, das pulsierende Blut eines Popmusikers und die Seele schwarzafrikanischer Klänge in sich vereint.“ (Franz X.A. Zipperer, Jazzthetik) www.manu-katche.com 47 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Doppel-Konzert: „Quiet is the new loud“ Mittwoch, 11. August, 19:30 Uhr plus Supporting Act: Laura Jansen (NL, USA) www.myspace.com/laurajansenmusic Helgi Jonsson (Island) „Icelandic Pop & melancholic Songwriting“ Helgi Hrafn Jonsson wird 1979 in Reykjavik, Island, geboren. Mit sieben Jahren beginnt er Posaune zu spielen, zwischen seinem 13. und 18. Lebensjahr ist er Mitglied in einer Jazzband, mit der er in Europa und in den USA auf Tour geht. Nach seinem Abschluss am Reykjavik College of Music beginnt er 1999 in Graz zu studieren. Nach dem Studium zieht er nach Wien, insgesamt lebt er sechs Jahre in Österreich und spielt währenddessen mit verschiedenen Bands (u. a. mit jbbg!), wobei er auch mit internationalen Künstlern wie Björk und Arvo Pärt zusammenarbeitet. Nach der Zeit in Österreich entwickelt sich der Multiinstrumentalist (neben Posaune spielt er auch Gitarre und Klavier) immer mehr zum singenden und schreibenden Pop-Künstler. Unverwechselbar ist die außergewöhnliche, zerbrechlich und androgyn anmutende Stimme, mit der der selbstbewusste, manchmal aber auch schüchterne Künstler seiner Musik eine magische Aura verleiht. Jonsson will Kontrapunkte setzen, will ein Geflecht feiner Beziehungen zwischen Song, Sound und Text spinnen, ohne den Weg zu 48 gehen, den der Pop normalerweise nimmt: „Da denkt ja keiner mehr linear, man dient sich eher der Maschinerie an.“ 2005 erscheint sein erstes Album „Gloandi“. Als er beginnt, mit Sigur Rós auf Tour zugehen, ist er erst Teil der Band, später tritt er allein als deren Supporting Act auf. Im Oktober 2009 folgt sein zweites Album „For the Rest of My Childhood“, das er mit Valgeir Sigurdsson (Produzent und Toningenieur für Künstler wie Björk, Bonnie Prince Billy, Camille, Cocorosie) in Reykjavik produziert und aufgenommen hat. „For the Rest of My Childhood“ wurde vom Kraumur Music Fond als eines der sechs außergewöhnlichsten Alben des Jahres 2009 ausgezeichnet (eine der fünf anderen prämierten Bands war übrigens Hjaltalin – siehe Hafensommer 2009!). Und irgendwie klingt das Werk wie eine Vertonung des Lebens an und für sich. Geheimnisvoll, echt, tragisch und grandios zugleich. „Musik, die einerseits von äußerster Fragilität und zum anderen Teil von innerer Stärke und Souveränität zeugt. Ein Diamant, bei dessen herzerwärmenden Songs es einem eiskalt den Rücken hinunterläuft.“ (zoolamar.com) „Helgi Jonsson hat aus dem Dunst der isländischen Geysire ein magisches Funkeln hervorgezaubert. Die Intensität dieser Platte treibt einem Tränen der Rührung in die Augen.“ (Visions) „Die überwältigenden Klangarrangements kombiniert mit der oft zerbrechlichen Stimme des jungen Isländers ergeben eine weite Gefühlslandschaft - von Unsicherheit und Traurigkeit über Hoffnung und Zuversicht bis hin zu Aufbruch und völliger Losgelöstheit.“ (Juliane Sondermeyer) www.myspace.com/helgijonsson Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Carolin No (Deutschland) „Hinreißend, kraftvoll und doch zart“ Carolin No – das sind die Sängerin Caro Obieglo und der Pianist Andreas Obieglo. Nach der Veröffentlichung zweier Coveralben debütierte das junge Songwriter-Duo im Jahr 2007 unter dem Namen „Carolin No“ mit einem ausschließlich aus eigenen Songs bestehenden Album. Dazu inszenierten die beiden ein Konzertprogramm voller emotional geprägter Harmonie im Zusammenspiel von Gesang, Klavier, dezenten elektronischen Elementen und feinfühlig eingespielten Videoeffekten. Im Vordergrund stehen dabei stets der unter die Haut gehende, ausdrucksstarke Gesang von Caro und das einfühlsame Spiel von Andreas. Der musikalischen Ausrichtung von Carolin No sind keine festen Grenzen gesetzt. Wenn auch Elemente der Singer/Songwriter-Tradition und des Chansons sowie Anleihen aus Klassik und Pop erkennbar sind, haben sie doch einen völlig eigenen und von anderen Genres der Musik unabhängigen Stil entwickelt. Stille, intime Popsongs – manchmal folkig, manchmal sphärisch, selten laut und irritierend. Es geht in ihrer von minimalistischer Ästhetik geprägten Musik immer auch um die Töne, die sie nicht spielen, und in den Texten um die Dinge, die sie nicht sagen. „Uns ist klar geworden, dass unsere Musik nicht viel mehr braucht als Stimme und Klavier.“ Wer die beiden bereits auf einem Konzert erlebt hat, wird dies nur bestätigen. Es ist erstaunlich, wie viel wenig sein kann. Bestechend dabei die Ruhe, Konzentration und Gelassenheit, mit der die beiden auf der Bühne agieren. Unterstützt wird das Duo beim Würzburger Hafensommer von dem Gitarristen Haiko Heinz und dem Schlagzeuger Uwe Breunig. Das eingespielte Team tourte weltweit unter anderem mit Mellow Mark und Culcha Candela. Carolin No sind ganz aktuell Preisträger des Nachwuchsförderpreises für junge Songpoeten 2010 der Hanns-Seidel-Stiftung, der im Rahmen des Liedermacherfestivals Songs an einem Sommerabend bei Kloster Banz (Bad Staffelstein) verliehen wird. Caro Obieglo: Gesang, Klavier, Akkordeon Andreas Obieglo: Klavier, Gitarre, Gesang, Ableton Live „Filigran-minimalistisch oder dramatisch-zupackend.“ (Tagblatt, Schweinfurt) „Hinreißend, kraftvoll und doch zart!“ (Rhön- und Saalepost, Bad Neustadt) „Die beiden besitzen definitiv Star-Potential.“ (Mainpost, Würzburg) „Momente völliger Sprachlosigkeit, in denen eine Gänsehaut die nächste jagt und man mit leicht offenem Mund da sitzt, still vor sich hin lächelt und einfach genießt.“ (Fränkische Landeszeitung, Ansbach) „Der Sound von Carolin No mag speziell sein, aber genau das macht ihn aus. Er dringt in Nischen – und dort verklingt er nicht.“ (Mainpost, Würzburg) „Überzeugend natürlich und trotz der oft melancholischen Songs ganz einfach sympathisch und sehr verbindlich.“ (Mittelbayerische Zeitung, Cham) www.carolin.no 49 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Doppel-Konzert: „Gefühl, Magie und Temperament“ Donnerstag, 12. August, 20:00 Uhr CALLmeKAT (Dänemark) „Magic Scandinavian sound: urban dream-pop“ Nachdem uns Gustav alias Eva Jantschitsch schon vor zwei Jahren als postmoderne Alleinunterhalterin an Stimme und Maschinen auf der Hafenbühne begeistert, um nicht zu sagen: schlicht umgeworfen hat, wird in diesem Jahr eine weitere Entdeckung in Form einer One-Woman-Show allein mit ihrer hauchzarten Stimme und der knappen Instrumentierung die Besucher verzaubern: Katrine Ottosen alias CallmeKat aus Kopenhagen. Magisch traumhafte, verspielt melancholische, intensiv trippige Klangminiaturen und Soundscapes, die auch laut und wuchtig werden können und bisweilen mehr nach Portishead und Bjørk als nach Indie-LoFi-Singer/Songwriter klingen – die Zusammenarbeit mit Valgeir Sigurdsson (Bjørk, Mum, Sigur Rós etc.) bei ihren bisherigen Veröffentlichungen hat sicherlich einen Anteil daran. Schon als junges Mädchen nimmt Katrine Klavierunterricht und beginnt Stücke zu komponieren. Nach der Schule folgt ein Studium an der Royal Music Akademie in Kopenhagen, u. a. mit den Schwerpunkten Gesang und Musikgeschichte. Da ihr Herz aber mehr an der Entwicklung eigener Musik denn an Theorie hängt, widmet sie sich mehr oder weniger dem Fernstudium und finanziert 50 sich mit Hilfe von Stipendien einen Trip nach New York. 2005 wechselt sie zur Academy of Music in Kopenhagen. Seitdem konzentriert sie sich hauptsächlich auf die Entwicklung ihrer eigenen musikalischen Identität – und das mit Erfolg. Die Hörer und Kritiker in Dänemark und Skandinavien zeigen sich begeistert von dieser Stimme und der fesselnden Performance aus elektronischen und akustischen Liedern. Zwischenzeitlich war sie u. a. mit Nouvelle Vague, Mugison, Sebastien Tellier und Au Revoir Simone auf Tour, lieferte einen Soundtrack für den brasilianischen Modedesigner Huis Clos und wurde 2009 in ihrer Heimat zum Best Alternative Act gewählt. Nach dem Auftritt beim berühmten SXSW Music Festival in Austin betitelte das große Branchenmagazin Billboard CALLmeKAT als „Scandinavian Electronic Pop Sensation“. „(...) erinnert entfernt an Produktionen von Bugge Wesseltoft mit Sidsel Endresen. Sie könnte sich auch an einen Flügel setzen und als ,klassische‘ Singer/ Songwriterin eine gute Figur machen. Doch CALLmeKAT denkt musikalisch weiter, futuristischer. Kein Ausdruck wird überstrapaziert, selbst melancholische Momente kippen nie ins Pathetisch-Dramatische.“ (FAZ) „The Skandinavian melancholy flows like a newly sprung spring stream through the woods, all while it resembles a French black and white movie from the 1960’s. The material is organic, highly aesthetic and somewhat universal.“ (Soundvenue) „Definitely among the debut albums of the year!“ (Belingske Tidende) www.myspace.com/thisiscallmekat Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Taiga8 (Deutschland, Russland) Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Cafe wunschlos glücklich, Würzburg „Speed-Folk und Vodka-Groove in der Werkstatt der Kulturen“ Dobre djen und willkommen zur neuen Russischkeit! Die Idee einer lobalen Russlandliebe inspirierte zwei Produzenten und Musiker aus Köln, Stefan SchneiderReuter und Andreas Hirschmann, zu diesem Projekt mit den russischen Musikern Tatjana Borisova (Domra) und Andrej Borisov (Balalaika), nachdem sie in ihrer Heimatstadt Köln das Konzert eines klassischen Balalaika-Quartetts aus St. Petersburg erlebt hatten. Sie sind erst überrascht, dann neugierig, schließlich begeistert. Im Rahmen einer Werkstatt der Kulturen experimentieren die Musiker folglich mit Elementen russischer Folklore und Einflüssen der Electro- und Club-Kultur. Gotan Project und Tango Crash (wir erinnern uns an den großartigen Aufritt 2009 auf der Hafenbühne!) haben den Tango in den letzten Jahren in die Jetzt-Zeit transformiert. Taiga8 führen dieses Experiment auf der Basis russischer Melodien und Traditionen fort. Dabei entstehen spannende und mitreißende Soundgebilde, in denen sich die sehnsüchtigen Melodien der beiden russischen Domra- und Balalaika-Virtuosen mit treibenden Beats zu einem energetischen Elektro-Folk vermischen. Das elektronisierte Balalaika-Quartett zwischen SpeedFolk und Vodka-Groove, das als Einflüsse z. B. Morricone, Schostakovitsch, Pink Floyd, Thomas Dolby, Horace Silver, Gotan Project, Fatboy Slim, Soul Coughing und Theodo- rakis benennt, befördert sibirische Seele und Sankt-Petersburgische Sentimentalität sicher und sinnlich in eine nahe liegende musikalische Zukunft. Sehnsüchtige Melodien eines alten Analog-Synthesizers und orchestrale Harmonien lassen Bilder endloser Taiga entstehen. Aus rudimentärsten Instrumentalteilchen entstehen eigene Kompositionen: neurussisch, leidenschaftlich, mutig und ganz bestimmt mit Temperament und Gefühl ... und Vibrationen bis in die großen Zehen. Das Live-Set wird durch Projektionen von Stefan Schmidt auch zu einem Erlebnis für das Auge. Eindrucksvoll visualisiert er die bildreiche Musik von Taiga8. Die Welt liegt vor der Haustür. Wir müssen sie nur hereinbitten. „Kaum jemand kann ihnen mit dieser Originalität das Wasser reichen.“ (Spex) „Das Projekt Taiga8 könnte zum Renner auf den Tanzflächen werden.“ (Kölner Stadtanzeiger) „taiga8 ist, als sei die russische Seele ins All geflogen und habe sich dort auf eine Affäre mit Captain Kirk eingelassen.“ (Das Magazin) www.taiga8.de ➔ open end (ab 24 Uhr): Hafensommerclub im „boot“ (Eintritt frei für alle Konzertbesucher!) 51 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Die Lange Kino-Nacht: „Wim Wenders und Dennis Hopper im Wandel von 30 Jahren“ Freitag, 13. August, 20:30 Uhr Einen alten und einen recht jungen Klassiker schuf Regisseur Wim Wenders zusammen mit dem Schauspieler Dennis Hopper: „Der amerikanische Freund“ und „Palermo Shooting“ erinnern an an einen großen Star. Der Schauspieler, Regisseur, Fotograf und Maler Dennis Hopper, im Grunde eher eine Nonkonformist und Rebell, erlag am 29. Mai 2010 in Los Angeles mit 74 Jahren einem Krebsleiden. Der amerikanische Freund (Regie: Wim Wenders, Deutschland / Frankreich 1976, 126 Min., FSK: ab 16) Diese Adaption des Romans „Ripley‘s Game“ von Patricia Highsmith ist einer der besten Filme des Neuen Deutschen Kinos der 70er Jahre. Der um seine Existenz kämpfender Hamburger Bilderrahmenmacher Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz) begeht gegen hohe Bezahlung zwei Morde, nachdem er erfahren hat, dass er tödlich erkrankt ist. Wenders präzise Beschreibung der subjektiven Erfahrung von Realität kann als eine seiner besten filmischen Leistungen gewertet werden. Sie ebnete ihm den Weg nach Hollywood. Für 250.000 Mark soll er nach Paris reisen, um dort einen Mafiakiller zu töten. Steckt hinter diesem Auftrag Jonathans neuer Bekannter, der enigmatische Tom Ripley (Dennis Hopper)? Doch kaum hat er den Auftragsmord erfolgreich durchgeführt – den er nur überlebt, weil Minots Partner Ripley ihm hilft – verlangt Minot einen zweiten. Minots Syndikat hält Ripley für einen Verräter, Jonathans Freundschaft mit Ripley verwandelt sich somit in einen tödlichen Pakt. Ganz und Hopper stellen die zwei differenzierten Charaktere mehr als eindrucksvoll dar. Anekdotisches am Rande: Wenders besetzte einige Nebenrollen mit Regie-Kollegen („die einzigen Gauner, die ich kenne“): Z. B. Samuel Fuller, Nicholas Ray, Daniel Schmid, Peter Lilienthal u. a. Er selbst wirkte als Komparse mit. ,,Mit dem ‚Amerikanischen Freund‘ ist Wenders eine Synthese gelungen, die das neue deutsche Kino dringender braucht als irgend etwas sonst: die Verbindung einer zwingenden persönlichen Vision mit einem kinematographischen Vokabular, das nicht nur ein kleines Publikum von Spezialisten erreicht. Die große Faszination dieses Films hat direkt mit seiner Vielschichtigkeit zu tun. Man kann ihn als pessimistischen Kommentar zur nachrevolutionären Bewusstseinskrise der späten siebziger Jahre verstehen, aber auch als brillanten Kriminalfilm, man kann ihn als urbanen Alptraum von der Zerstörung der Städte bewundern, aber man kann ihn auch als poetische Ballade einer Freundschaft lieben. Sein Reichtum erlaubt bei jedem Sehen neue Abenteuer, neue Entdeckungen.“ (H. C. Blumenberg, Die Zeit 1977) www.de.wikipedia.org/wiki/Der_amerikanische_Freund Der Handwerker lebt mit seiner Familie in Hamburg. Zimmermann lässt sich auf ein obskures Angebot ein: 52 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Palermo Shooting (Regie: Wim Wenders, Deutschland / Italien 2008, 108 Min., FSK: ab 12) Promi-Fotograf Finn (Campino) lebt in einer hektischen wie hippen Welt, in der Stars und Sternchen ihm alle Türen öffnen. Als er nur knapp einem lebensgefährlichen Unfall entgeht, fängt er an, sein Leben zu überdenken. Und begibt sich als ausgebrannter und erfolgreicher Szene-Fotograf auf die Suche nach sich selbst: Kurzentschlossen reist er ins sizilianische Palermo, ins Reich der Träume und Alpträume, um einen Neuanfang zu wagen. Er trifft auf den legendären Dennis Hopper als „müder Tod“, der ihn noch einmal laufen lässt, und die geheimnisvoll-hinreißende Flavia (Giovanna Mezzogiorno), die in ihm neue Lebensgeister weckt. Ein romantischer Thriller von Wim Wenders (gewidmet Ingmar Bergman und Michelangelo Antonioni, die Wenders als Vorbilder betrachtet), der nach zwölf Jahren erstmals wieder in Deutschland drehte, in dem Tote-Hosen-Sänger Campino sein Schauspieldebüt gibt und Dennis Hopper nach „Der amerikanische Freund“ wieder für Wenders auftritt. Musik spielt eine große Rolle in diesem Aussteigerdrama eines Fremden in einem fremden Land, da sich nach Wenders Auffassung die populäre Musik wesentlich mutiger und tiefergehender mit der Sinnsuche befasst, als es der Spielfilm in den letzten Jahrzehnten getan hat. Laut Wim Wenders „lag die Musik von Anfang an allen Überlegungen zugrunde, sie war schon da, bevor es überhaupt ein Drehbuch gab. Sie war letztlich der Grund, weshalb ich diese Figur des Fotografen Finn und diese Geschichte überhaupt erfinden wollte.“ So sind Tracks von der Würzburger Band Monta, Portishead, Irmin Schmidt (Can), Calexico, Get Well Soon, The Velvet Underground, Beth Gibbons u. a. ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Die Orte der Handlung sind Düsseldorf, Palermo und schließlich die Provinzstadt Gangi. Wenders, in Düsseldorf aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat zum ersten Mal einen Spielfilm zu einem großen Teil an Originalschauplätzen in Düsseldorf aufgenommen (z. B. Zollverein-Kubus in Essen, Zeche Zollverein). Die Kneipenszene mit Lou Reed entstand im Neusser „Em Schwatte Päd“, dem ältesten Gasthaus am Niederrhein. Auf Sizilien wurde außer in der Altstadt von Palermo in der tausend Meter hoch gelegenen Ortschaft Gangi gedreht. „Ein reißender Strom auf die Mühlen all derer, die Wenders seit Jahr und Tag ankreiden, er könne keine Geschichten erzählen und seine verkanteten und bedeutungsschwangeren Bilder nur dann mit Leben füllen, wenn er einen ordentlichen Song auf dem Soundtrack habe, der den Rhythmus vorgibt“ (Musikexpress) „Die Begegnung mit dem Tod, die die typische Wenders-Bewegung in Gang setzt: weg von den Oberflächenbildern, hin zu den Bildern, die berühren und ein ‚Dahinter‘ suchen. ‚Palermo Shooting‘ ist eine wunderbare Erkundung von Campinos Gesicht. Bislang hat sich kein Wenders-Film derart auf ein Gesicht konzentriert. Zuerst zeigt es die manisch-depressiven Stimmungswechsel, wobei die misstrauisch hochgezogenen Augenbrauen dominieren. In Palermo dann treten die weicheren Züge hervor: das jungenhafte Lächeln, der gelassene und staunende Blick.“ (SZ) www.de.wikipedia.org/wiki/Palermo_Shooting 53 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Eivind Aarset: Sonic Codex (Norwegen) Präsentiert mit freundlicher Unterstützung: Posthalle Würzburg Konzert: „Soundscapes an der Grenze der Fantasie“ Samstag, 14. August, 20:30 Uhr Eivind Aarset ist wahrhaftig einer der aufregendsten und innovativsten Gitarristen und Klangtüftler in Europa. Aarsets Musik basiert auf den Fundamenten von Rock, Jazz, Elektronik, Psychedelic und steht in der Tradition des großen Terje Rypdal (insbesondere dessen elektrische, rockige Phase), aber auch eines David Gilmour zu seiner besten Zeit. Bisherige musikalische Kooperationen – in über einhundertfünfzig Alben – erfolgten z. B. mit Musikern wie Bill Laswell, Jon Hassell, Jan Garbarek, Ray Charles, Dee Dee Bridgewater, Ute Lemper, Ketil Bjørnstad, Marilyn Mazur und Talvin Singh. Eivind Aarset ist auch als festes und prägendes Mitglied in Nils Petter Molværs Band bekannt. Eivind Aarsets musikalisches Schlüsselerlebnis war es, als Zwölfjähriger erstmals Hendrix wahrzunehmen. Er begann seine musikalische Laufbahn als Gitarrist einer Metal-Band. „Eine fantastische Erfahrung, bis ich die Nase davon voll hatte, jeden Abend den Wütenden zu markieren!“ Fast unvermeidlich in Oslo, lernten sich Aarset und der Keyboarder/Produzent und norwegische Szene-Guru Bugge Wesseltoft kennen und schätzen, auf dessen Label Jazzland Records das Debütalbum „Électronique Noire“ erschien. Aarset gilt als einer der individuellsten und kreativsten Repräsentanten der norwegischen Musik-Szene. Die Musik des Kollektivs Sonic Codex ist eine Momentaufnahme der aktuellsten und aufregendsten Sounds in Rock und Jazz in Verbindung mit kühnen psychedelischen Improvisationen und elektronischen Updates der kreativen Club-Kultur. Mit packenden, nordisch klaren Soundscapes hat sich der Aarset-Sound dabei eine eigene Nische in den inflationär überlaufenen Klangstrukturen der Marke elektronischer Jazz mit Rock und Elektro-Einflüssen geschaffen (nicht umsonst schätzt und hört Aarset auch am liebsten die unverwechselbaren Klänge von Kollegen wie Jon Hassel, Tortoise, Aphex Twin, Bjørk, Brian Eno und Tricky). Musik ohne Grenzen und Regeln. Einzige Begrenzung bleibt die Grenze der Fantasie. „A guitarist with a unique musical vision that absorbs and reflects all manner of music while retaining an individualism and craftsmanship that can span from quiet intimacy to searing intensity.“ (Dave Mulligan) „Viele der neuen Kompositionen von ,Sonic Codex‘ besitzen geradezu kinematographische Qualitäten und dürften im Kopf des Hörers unterschiedlichste Szenarien entstehen lassen von unter südlicher Sonne flirrenden kargen Weiten oder von hektischen Großstadtdschungeln, in denen man allerdings stets auch überraschende Oasen der Ruhe findet. Durch dieses ständige Spiel mit Kontrasten bleibt Eivind Aarsets Musik unberechenbar und zugleich ungeheuer fesselnd.“ (Jazzecho) www.myspace.com/eivindaarset 55 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info Hafensommer – Finale Sonntag, 15. August 2010 ab 15:00 Uhr Tag der offenen Tür im Heizkraftwerk 15:00 Uhr – 18:00 Uhr Wo nimmt Würzburg seine Power her? Erleben Sie einen Tag voller Energie im Heizkraftwerk an der Friedensbrücke. Freuen Sie sich auf unterhaltsame technische Highlights und besichtigen Sie die neue Gas- und Dampfturbinen-Anlage (GuD II). Sparda-Bank präsentiert: 2. Sparda Talentschmiede 15:00 Uhr – 18:00 Uhr Nach dem erfolgreichen Start der ersten Sparda Talentschmiede beim vergangenen Hafensommer 2009 präsentiert die Sparda-Bank in diesem Jahr wiederum Höhepunkte der Festivals Umsonst & Draussen (U&D) und Internationales Straßenmusikfestival Würzburg. Mit eigenen Texten und eigener Musik stellen sich junge Künstlerinnen und Künstler des U&D 2010 im Wechsel mit Akrobatik, Zauberei, Jonglage und vielen anderen Beiträgen des Straßenmusikfestivals vor. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an Familien. WVV on Fire: Kiril und Flames of Water ab 20:00 Uhr Mit zwei Höhepunkten aus Musik und Wassershow verabschiedet sich mit „WVV on Fire“ der vierte Würzburger Hafensommer von seinen Gästen. Kiril & Sedzuk Orchestra (Mazedonien) Konzert: „Macedonian chants and traditional instruments cooked up into a groovy stew – A new world music‘“ Sonntag, 15. August, 20:00 Uhr Der Komponist und Produzent Kiril Dzajkovski verbindet traditionelle makedonische Musik mit zeitgenössischen elektronischen Klängen. Das einstige Mitglied der legendären makedonischen Band Leb I Sol und der Mitbegründer der Band Bastion ist ein Pionier des Balkan-Elektro und gilt heute als erfolgreichster und angesehenster Künstler in diesem Bereich. Seine Arbeit, die bis in die 90er Jahre zurückdatiert, hat weltweit begeisterte Kritiken hervorgerufen. Die zehnköpfige Band trat in den letzten drei Jahren als Headliner auf einigen der größten Festivals der Balkan-Region auf: Exit, InMusic Festival, Greenfest, Urbanfest u. v. a. Die Band wird beim Hafensommer mit dem britischen MC Ras Tweed (Kruder & Dorfmeister) auftreten. Das neue Album von Kiril ist gerade fertiggestellt worden und besteht wieder aus einem eklektischen und an- 56 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info spruchsvollen Mix von Dance-Grooves und traditioneller Melodik und Instrumentierung des Balkans. Eine Reihe von illustren Gästen lieh ihre Stimme dieser außergewöhnlichen Produktion: Ras Tweed, Esma Redzepova, Nicolette Love (Massive Attack), Patrick De Santos (Thievery Corporation) u. a. Neben den Solo-Alben schreibt, arrangiert und produziert Kiril Musik für Film, Fernsehen und Theater. Unter anderem für die Filme „Dust“ (Regie M. Manchevski), „The Great Water“ (Regie I. Trajkov – Preis für den besten Soundtrack beim Film Festival Valencia 2005) und „Balcancan“ (Regie N. Manchevski). Für die Arbeit an der Theaterproduktion „Proud Flesh“ (A. Popvski) gewann er den Preis für die beste Musik beim Voydan Chernodrinski Theater Festival 2001 und für seine Komposition zum Ballet „La Capinera“ (M. Merola) den Sonderpreis Musik beim Purgatorije Mediterranean Theatre Festival 2007 ,„Kiril mixes drum’n’bass and break-beat schemes with exotic melodies from the Balkans and cooks this up into a groovy stew with chunks of acid jazz, funk, ambient and dub. The sound of Macedonian chants and the traditional instruments introduce a unique new „world music.”(Tokyo Journal Magazine) „Exotic and brilliant, Kiril does things with music that just shouldn’t be possible. Kiril is, without any doubt, a musical genius and a true alchemist of sound. (...) a masterpiece of sonic artistry and perfection.“ (Electroage Canada) „Sounds like a soundclash between Dead Can Dance and Breakbeat Era via Ennio Morricone and Lalo Schifrin. Fantastic.“ (Surf 107.2 Radio) „The score for Balkancan is a beautiful mixture of contemporary sounds and Middle Eastern-laced aesthetics and influences. It is consistently impressive. Kiril‘s genius as both composer and arranger is in full evidence, and this recording is clearly one of his best efforts to date.“ (allaboutjazz.com) www.myspace.com/kirildzajkovski Flames of Water Sonntag, 15. August, ca. 22:00 Uhr Eine einzigartige Show aus Wasser, Licht und Musik bildet das Finale des vierten Hafensommers! Mit zahlreichen Licht- und Wassereffekten wird das Hafenbecken selbst zur Inszenierung und das Wasser tanzt im Takt zur Musik. Dafür sorgen Hunderte von Wasserdüsen, die das Wasser mit fünf bis zehn bar Druck in die Höhe katapultieren und zusätzlich in waagerechte und senkrechte Drehbewegungen bringen. Drei unterschiedlichen Lichtanlagen mit 120 Spezialscheinwerfern werden die Wasserfontänen angestrahlt und tauchen sie in eine farbenfrohe, stimmungsvolle Atmosphäre. Dieses Spektakel, hebt den Gegensatz zwischen den Elementen Wasser und Feuer einfach auf und lässt beide miteinander verschmelzen. Flames of Water ist ein Hochgenuss für die Sinne, eine fantastische Inszenierung und eine emotionale Komposition aus Wasser- und Lichteffekten im Verhältnis zur Musik. 57 Jazz flows in all directions. Jazz thing: die vielen Seiten des Jazz. Info, Abo und kostenloses Probeheft: Fon 02225/ 70 85–328, Fax –399 Postfach 1331 / 53335 Meckenheim probeheft@jazzthing.de / www.jazzthing.de Je tz t am Ki os k [magazin] Tony Allen Parisian Side Talk F ür den großartigsten Schlagzeuger aller Zeiten hält ihn Brian Eno, Britpopper Damon Albarn schwärmt genauso von ihm wie Jimi Tenor oder die französische Elektroszene. Und dass Fela ohne ihn ganz schön aufgeschmissen gewesen wäre, steht ohnehin außer Zweifel. Tony Allens Ruf ist geradezu mythisch, seine Persönlichkeit jedoch genau das Gegenteil. Stefan Franzen traf einen liebenswerten Afrobeat-Erfinder in der langjährigen Wahlheimat Paris. Auf einem Trottoir unterhalb des Montmartre, nahe der Porte de Clignancourt, steht ein Mann mit ledrigen, aber sanftmütigen Gesichtszügen, schwarzer Jacke und Puma-Mütze. Er nestelt einen GlimmStengel aus der Packung, gibt die Schachtel schließlich dem Boss seiner Plattenfirma Comet Records und jammert: „Ich habe nach was zum Rauchen gefragt und meine Pressefrau bringt mir doch tatsächlich Zigaretten an. Bin ich ein Student, oder was?“ Tony Allens Klage ist etwas gespielt, denn gleich darauf umspielt der Schalk seine Mundwinkel. Wir betreten eine kleine arabische Imbissstube, die ➔ zum Konzert auf Seite 34 Theke biegt sich vor Konfekt, und ausgerüstet mit Naschkram und sehr süßem Minztee geht es in den „Salon Sous-Sol“, der für das Interview zur Verfügung gestellt wurde. Plüschige Sofas und gusseiserne Tischchen bilden ein behagliches Interieur, das Licht ist mehr als schummrig. Der Protagonist soll sich wohl fühlen, denn Interviews und Fotosessions sind seine Sache nicht. Trotzdem ist er aus La Défense herübergekommen, um über sein neues Werk „Secret Agent“ zu erzählen, ein astreines AfrobeatOpus im Jahre 41 nach der Begründung des Genres. Da sitzt einem ein halbes Jahrhundert nigerianische Popmusikgeschichte gegenüber, und vielleicht sollte man ein wenig vor Ehrfurcht erstarren. Doch das geht nicht. Denn Tony Allen ist ein so warmherziger und ehrlicher Mensch, dass allürenbedingte Distanz erst gar nicht aufkommen kann. „Der ‚Secret Agent’, so wie ich ihn im Titelstück porträtiere, ist ein negativer Mensch“, beginnt er mit seiner nasal schnarrenden Stimme, die auch seinen Gesangsstil prägt. „Er gibt sich als vertrauenswürdiger Freund aus, jemand, dem du dein Innerstes öffnen kannst. Heimlich aber enthüllt er deine intimen Bekenntnisse und bringt dich damit in Gefahr. Wie jemand, der dir ein Messer in den Rücken rammt, ohne dass du auch nur die Chance hast, dich zu verteidigen.“ Eine so durchtriebene Type zum Hauptcharakter der CD zu machen, scheint übertrieben sinister. Doch Allen lässt durchblicken, 59 [magazin] dass er einige dieser „Agenten“ kennen gelernt hat, und unter ihnen waren auch Journalisten. Oft seien ihm Worte in den Mund gelegt worden, die er nie gesagt hat. Tagelang brauche er, um über so was hinwegzukommen, sagt er. Diese Empfindsamkeit überrascht alle, die die Ruppigkeit seiner Afrobeat-Mitstreiter, der Kutis, kennen. Sensibilität ist auch der Grund, warum sich sein neues Album von „Lagos No Shaking“, der vorangegangenen Scheibe, auf der er zum puren Afrobeat zurückgefunden hat, unterscheidet. „Ich habe damals alles in Lagos aufgenommen, alle Musiker waren Nigerianer außer mir. Ich wollte den rauen und nackten Afrobeat von dort. Doch meine Musiker hier aus Paris gingen mit mir auf Tour, um das Album zu promoten, obwohl sie nicht drauf gespielt haben. Das war unfair.“ Dieses Mal also hat er „halbe halbe“ gemacht. Wiederum ging es nach Lagos, denn mit der Stadt, so sagt er, sei er noch lange nicht fertig: „Da gibt es so viele gute junge Sänger, das glaubst du nicht. Aber sie haben keine Chance, im Ausland promotet zu werden. Durch mich können sie ins internationale Rampenlicht kommen.“ Es sind Stimmen, die den Brückenschlag unternehmen von traditionellem Yoruba-Chant zum Afrobeat und weiter zum modernen R&B, wie die ganz erstaunliche Orobiyi Adunni, die sich Ayo nennt (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Afrodeutschen) oder eine Dame namens Switch. Auffällig viele Ladies, mit denen er die traditionelle Chorrolle des Genres aushebelt. „Im Funk standen Frauen von jeher genau wie die Kerle am Mikro, auch im Reggae ist das schon immer so gewesen“, sagt Allen. „Es wird Zeit, im Afrobeat diese Monotonie zu überwinden vom Sänger, der sich seines Rebellentums brüstet. Auch Frauen können militant sein!“ Die Mischung zwischen Afrika und Europa macht mir Spaß, aber kein Junk Food, sondern „Homecooking“ muss es sein. Die instrumentalen Zutaten dagegen wurden in Paris angerichtet, mit Allens langjähriger, multinationaler Band, in der Franzosen, ein Martinikaner und ein Kameruner spielen und in der der Keyboarder Fixi sich als genialer Arrangeur erweist. Live wird Oghene Kologbo dazukommen, einst Gitarrist bei Africa 70. „Ich will einerseits wieder meine Wurzeln berühren, aber nicht zu rootsy werden. Die Mischung zwischen Afrika und Europa macht mir Spaß. Ich kann ja auch nicht jeden Tag das Gleiche essen, dann wird’s mir langweilig.“ Aber kein Junk Food, sondern „Homecooking“ muss es sein, könnte man hinzufügen, um einen früheren Albumtitel aus seiner Pariser Wiederentdeckungsphase zu zitieren. Die Freude am Experiment hat er vor allem in der Seine-Metropole offenbart, „die einzige Stadt“, lehnt er sich weit aus dem Fenster, „in der es wirklich professionelle Musiker gibt, die nicht ständig einem zusätzlichen Job hinterher jagen“. Seit 1986 lebt Tony Allen hier, doch sein richtiges Comeback erfuhr er erst gegen Ende der 1990er, als hippe Leute aus der Electro-Szene wie Doctor L mit ihm gemeinsame Sache machten. Dub, Psychedelisches und eine verblüffendes Amalgam namens Afrohop schuf er da, macht heute gemeinsame Rock-Sache mit seinem Bewunderer Damon Albarn, spielt bei Jimi Tenor mit und beim Hypnotic Brass Ensemble. Alle wollen sie teilhaben an der Aura des Afrobeat-Begründers. „Warum die Nachfrage nach Sessions mit mir so groß ist? Keine Ahnung. Ich sitze zuhause auf meinem Arsch und das Telefon klingelt. Meistens sage ich ja.“ Der Allen-Mythos gründet sich nicht so sehr auf die militante Haltung eines Fela, er sieht im Afrobeat kein aufbegehrendes Biest. Er würde niemals Ross und Reiter nennen wie sein verstorbener Bandleader es tat, auch wenn zwei politisch bewusste Tracks auf „Secret Agent“ zu finden sind. Noch mehr, er entkoppelt das Genre gar von seiner Funktion als Waffe: „Wenn die Botschaft gut ist, dann kann eine militante Haltung in jedweder Musik transportiert werden. Umgekehrt kann der Afrobeat genauso dazu dienen, schöne Lovesongs zu singen.“ Um Allens Bedeutung zu entschlüsseln, muss man vielmehr am „Beat“ per se ansetzen. Sein Drumming wurde immer wieder „majestätisch“ genannt, dabei es ist doch eher untergründig, webt die Polyrhythmik wie ein Spinnennetz und wirkt vor allem unglaublich relaxed. „Wer spielt, als wäre er am Kämpfen, der ist selbst schuld, der ballert nur seine Energie raus. Es geht darum, dass man eine Dramaturgie aufbaut und die Trommeln sprechen lässt.“ Schon in den frühen Sechzigern hatte Allen das Ziel, der beste Drummer Nigerias zu werden, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Bis ihm eines Tages eine Ausgabe von Downbeat in die Hände fiel, mit einem Workshop-Artikel von Max Roach persönlich, der über die besondere Bedeutung des Hi-Hat referierte. Allen kombinierte Roachs Anweisungen mit seiner eigenen Schule des 61 62 Es kommt drauf an, was am Ende rauskommt... Preisgekröntes Direktmarketing vom Land. ... www.iconomic.de [magazin] Highlife. „Plötzlich hob ich mich von allen Drummern des Landes ab. Ich spielte direkt vor ihren Augen, aber niemand war in der Lage, das nachzuahmen. Sie fragten mich: ‚Was machst du da, wo hast du das her? Bist du gereist?‘ Einer der fragte, war der gerade von seinen Londoner Studienjahren zurückgekehrte Fela Kuti, der den jungen Drummer unbedingt haben wollte. Ein Jahr spielten sie in einem Quintett reinen Jazz, gingen zur Zwischenstufe Highlife Jazz mit den Koola Lobitos über, und ab 1968 schälte sich eine funky aufgeladene Weiterentwicklung heraus, die schließlich als „Afrobeat“ deklariert wurde – der Rest ist Geschichte. Bis heute ungeklärt allerdings ist, wer denn nun die Henne und wer das Ei war: Funk oder Afrobeat? Tony Allen ist das egal, für ihn ist „fonk“ – und er sagt das mit einem geradezu dreckigen Schnalzlaut – amerikanische Musik, Afrobeat ein Nachfahre des Highlife. In der Musik beeinflusse sowieso jeder jeden, nicht Note für Note oder Beat für Beat, aber unterschwellig. Immerhin bestätigt er: Ja, James Brown und seine gesamte Entourage weilten in der entscheidenden Phase in Lagos, und der Godfather persönlich postierte seinen Arrangeur neben den Drums, mit der Aufgabe, eifrig zu notieren. „Damals dachte ich mir: Okay, ich schaue mir jetzt mal ganz entspannt an, ob ich eines Tages meine Patterns irgendwo entdecke, ob sie irgendjemand nachspielen kann“, erinnert sich Tony ganz ohne Häme. „Bis heute warte ich da drauf. Doch selbst wenn es irgendeinem tatsächlich mal gelingen sollte, dann rege ich mich nicht auf, dann ist das für mich nur noch mehr Ansporn, mich weiterzuentwickeln.“ Doch da ist wohl keine Gefahr im Verzug. Wer sollte auch diese raffinierten Doppelschläge auf Bass Drum, Snare, Tom und Hi-Hat, diese geradezu unheimlich verschleppten Rolls, diese polyrhythmischen Wechsel kopieren können? James Brown weilte in der entscheidenden Phase in Lagos, und der Godfather persönlich postierte seinen Arrangeur neben den Drums Als Tony Africa 70 verließ, stellte Fela zur Kompensation vier Drummer ein. Und der letzte, der versucht hat, „allenesque“ zu spielen, war Chris Vatalaro von der multiethnischen Afrobeat-Truppe Antibalas aus Brooklyn. Schließlich cancelte er das Zusammenspiel mit der Legende und überließ Allen allein das Feld. Kollaborationen wie mit Antibalas nimmt Allen auch ohne Vorbehalte an. Die Vertreter des Afrobeat-Revivals in Übersee spielen zwar nicht „sein Ding”, doch er akzeptiert sie als einen Zweig eines mächtigen Baumes, den er einst gepflanzt hat. Anders als ein Femi Kuti, der die Gewächse aus Lagos über alles stellt. Stichwort Femi – wie hält er es mit Felas Söhnen? „Ach, das sind doch meine Kids, ich habe sie aufwachsen sehen! Seun hat mich für seine Tour gebucht, und auch mit Femi habe ich in seinem neuen Shrine kürzlich erstmals gejammt. Da gibt es keinerlei Animositäten.“ Doch er lässt auch durchblicken, dass es ihn schon etwas schmerze, dass der Kuti-Offspring ganz im Gegensatz zum Daddy Allens Rolle als Afrobeat-Begründer klein halten will. Wird er jemals in Rente gehen? „Das Wort nehme ich nicht in den Mund“, sagt er sofort. „Nimm mir die Musik weg und ich bin tot.“ Und wie um zu zeigen, dass er sich ständig aus sich selbst erneuern kann, hat er als letzten Track auf „Secret Agent“ eine Klammer zu seiner allerersten Komposition untergebracht. „Elewon Po“ hieß einst „Jealousy“ und war auf seinem ersten Album von 1975 zu finden. Dass sein neue Scheibe auf World Circuit erscheint, einerseits sehr smooth produziert wurde, andererseits aber auch einen breitwandigeren Sound hat, stört ihn nicht, im Gegenteil: „Normalerweise entdecke ich nach der Aufnahme eines Albums immer etwas, was mich wurmt. Das hier ist jedoch das erste Album, bei dem ich mir vorstellen kann, es auch zu Hause anzuhören. Und es gibt bis zum Schluss Überraschungen. Ich mag das, wenn nicht gleich zu Anfang klar ist, wie der Hase läuft, sondern wenn der Geist von Track zu Track weiterreisen kann.“ Aktuelle CD: „Secret Agent“ (World Circuit/Indigo) Stefan Franzen, 1968 geboren in Offenburg, Studium der Musikwissenschaft und Germanistik, anschließend im Fachhandel für Weltmusik- und Jazz-Tonträger tätig, parallel dazu Konzertveranstalter. Seit Mitte der 1990er freie journalistische Tätigkeit im Bereich Weltmusik und Artverwandtes für Tageszeitungen (Badische Zeitung, Nürnberger Nachrichten, Frankfurter Rundschau), Musikzeitschriften (Jazz thing, Rolling Stone) und verschiedene öffentlich-rechtliche Rundfunk-Anstalten (WDR Funkhaus Europa, MDR, SWR) sowie das Internet-Radio ByteFM. (mit freundlicher Genehmigung des Autors und Jazz thing & Blue Rhythm, Verlag Axel Stinshof) 63 [magazin] Metronom am Meeresgrund ➔ zum Konzert auf Seite 36 Ein Interview mit Robert Wyatt zu seinem Meisterwerk „Comicopera“ R obert Wyatt, Sänger und Multiinstrumentalist, ist bekannt geworden durch die Underground-Band „Soft Machine“. Seit einem Fenstersturz im Juni 1973 führt er ein Leben im Rollstuhl. Er schuf im Jahr danach mit „Rock Bottom“ einen Klassiker der Musikgeschichte. Auf seinen Arbeiten mischen sich seither surreale Songund Soundlandschaften mit skurrilem englischem Humor und politischen Liedern, denen alles Agitatorische fremd ist. In Zusammenarbeit mit seiner Partnerin Alfreda Benge entstanden brillante Werke wie „Old Rottenhat“ (1986), „Dondestan“ (1991) oder „Cuckooland“ (2003), unter deren sanft gewobenen Melancholien sich immer wieder Abgründe öffnen. ME: Robert Wyatt, Sie haben zwar nie die MachoKappe auf, aber Ihr neues Album „Comicopera“ enthält einige Parallelen zu Bob Dylans „Modern Times“: Die Figuren der Lieder sichten letzte Spuren von Liebe, streunen durch die Schlachtfelder der Gegenwart und träumen schlussendlich alten Utopien hinterher. Robert Wyatt: Das Album kenne ich nicht, aber vor kurzem hörte ich mir einige Male Dylans „Blood on the Tracks“ an, ein spukiges Werk! Der Jazz prägte mich aber viel mehr als die Rockmusik der Sechziger und Siebziger Jahre. Denke ich an den „Summer Of Love“ zurück, sehe ich erst mal nur den letzten Zug nach West Dulwich und einen leeren Kühlschrank vor mir. 65 MUSEUM IM KULTURSPEICHER WÜRZBURG AUSSTELLUNGEN IM JULI /AUGUST FARBWELTEN VON MONET BIS YVES KLEIN 29. MAI BIS 1. AUGUST 2010 WERKE DER KLASSISCHEN MODERNE AUS DEN KUNSTMUSEEN KREFELD DREHSCHEIBE II NACHTSEITEN DER NATUR 22. APRIL BIS 28. NOVEMBER 2010 Museum im Kulturspeicher Würzburg Sammlung Peter C. Ruppert Konkrete Kunst in Europa nach 1945 Städtische Sammlung des 19., 20. und 21. Jahrhunderts mit Nachlass Emy Roeder Veitshöchheimer Str. 5 97080 Würzburg Tel. 0931- 3 22 25-0 www.kulturspeicher.de Öffnungszeiten Dienstag 13-18 Uhr Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag 11-18 Uhr Donnerstag 11-19 Uhr [magazin] ME: „Lost In Noise“ heißt der erste Akt Ihrer gar nicht nach Oper klingenden „Comicopera“. Der Rausch der Liebe ist oft nurmehr ein Rauschen: In dem Song „A.W.O.L.“ sendet ein altes Metronom letzte Zeitzeichen … Robert Wyatt: … und es funktioniert kaum noch richtig, pumpt wie ein altes Herz. Der Titel bezieht sich auf das Verbrechen desertierender Soldaten: „absent without leave“. Alfie und ich kennen mittlerweile einige Witwen, die nach dem Verlust ihrer Partner ihr Leben neu konstruieren. Die freundlichen Geister um sie herum wirken gleichzeitig desorientierend und beruhigend. ME: Auch der Jazz geistert durch ihre Songs auf eine seltsame Weise. Sie docken dabei an keiner bestimmten Ära an. Nur wenige Musiker der Popgeschichte sind so eigenwillig mit dem Jazz umgegangen, mir fallen da noch die späten Talk Talk und Joni Mitchell ein – da gab es nicht diese aalglatten gefühlsechten Imitate. Robert Wyatt: Imitation ist langweilig. Joni Mitchell wählte einen sehr persönlichen Zugang zum Jazz für ihr Album „Mingus“. Selbst als sie den Evergreen des schwarzen Bassisten sang, „Goodbye Pork Pie Hat“, folgte sie ihrer eigenen Stimme und entfernte sich ein Stück von dem Original. Trotz meiner Liebe zum Jazz kommt mir die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts oft so fremd vor wie die Musik von Aliens. Bei der „rhyhtm section“ im Jazz mochte ich immer den Puls und die vieldeutigen Basslinien. Die rhythmische Basis wurde oft nur angedeutet, wie das Rauschen von Blättern im Wind. Ich suche gerne nach neuen perkussiven Farben für einfache melodische Linien. ME: Das Saxofon von Gilad Atzmon und die Posaune von Annie Whitehead klingen rau und intim. Da ist bei aller Songfinesse nichts Veredeltes im Spiel. Das gilt auch für Ihr Trompetenspiel. Robert Wyatt: Ich bin letztlich nur ein altmodischer Popmusiker. Die Trompete habe ich anfangs zu alten Platten von Cole Porter gespielt, und dann, um ein Stück weit die Höhen zurück zu erobern, die meiner Stimme abhanden gekommen sind. Jetzt sind meine Helden tot, Don Cherry, Miles, Mongezi Feza, sie können nicht mehr beleidigt sein. Im Übrigen hat das Spiel dieser Meister meine Art zu singen mehr beeinflusst als irgendeine andere Stimme. ME: Die hinreißende Ohrwurm-Melodie „Just as You Are“, die Sie mit Monica Vasconcelos vor- tragen, klingt wie ein verlorener Song von Burt Bacharach … Robert Wyatt: Wenn es da eine Anspielung gibt, ist es wohl die früheste amerikanische Folkmusik. Man könnte Spuren von Gospel und Country ausfindig machen. Während der Aufnahmen in Phil Manzaneras Studio entdeckte ich Duette von Bob Dylan und Johnny Cash, die mich sehr berührten – der jüdische Intellektuelle und der Südstaatenrocker mit dem guten Herzen ... ME: Nachdem Sie in den Songs „A Beautiful War“ und „Out of the Blue“ abwechselnd in die Haut von Attentätern und Opfern geschlüpft sind, hört man Sie im dritten Akt der „Comicopera“ nur noch spanische und italienische Texte singen. Robert Wyatt: Für mich sind diese letzten Stücke und Songs ein Bündel von möglichen „Exit“-Strategien in einer unerträglich brutalen Welt. Da bin ich offen für Sinnsuche, für Bedeutungsreste, für jeden Lichtblick. Ich mochte die ergreifende Melodie von „Del Mundo“; der Song basiert aber auf der mystischen, geradezu feministisch anmutenden Weltsicht eines katholischen Komponisten. Da spukte wohl in jungen Jahren in seinem Kopf die Idee rum, dass wir es mit einer Erdenmutter besser haben würden als mit einem männlichen Gott. ME: Wenn Sie „Hasta Siempre“ von Carlos Puebla interpretieren, klingt die alte Utopie revolutionärer Ideale an. Und wo ist der Ausgang bei Lorcas „Cancion De Julietta“, einem seltsam dunklen Text voller Weltferne? Robert Wyatt: Diese dunklen Träume sind nicht immer nur alptraumhaft, sie öffnen auch eine neue Landschaft aus verstörenden Bildern. Und das macht Lorca oft. Oft sind seine Motive gleichsam unter Wasser angesiedelt, in einem Leben unter der der Oberfläche des Ozeans. Tief unten. Das spricht mich sehr an, denn diese Zonen stelle ich mir oft vor, seit der Zeit, in der mein Album „Rock Bottom“ entstand. Mit meinem Geist scheine ich einmal dort gewesen zu sein, auf eine Weise, die ich nicht weiter erklären kann. Aktuelle Tonträger: „Comicopera“ (Domino/Indigo) CD/Double LP „His Greatest Misses“ (Domino/Indigo) CD Michael Engelbrecht, geb. 1955, Dipl.-Psychologe; Autor und Moderator von Radiosendungen im Deutschlandfunk (Klanghorizonte, Jazz Facts etc.) 67 [magazin] Françoiz Breut ➔ zum Konzert auf Seite 39 Troubadesse auf Abwegen D as goldene Zeitalter des Chansons liegt lange zurück. So scheint es zumindest aus deutscher Perspektive. Denn nach Edith Piaf, Serge Gainsbourg und Jacques Brel will nichts Adäquates mehr über den Rhein kommen. Doch der deutsche Blickwinkel trügt. Wie Deutschland, so ist auch Frankreich eine Gesellschaft im Wandel. Seit gut 20 Jahren jagt eine Nouvelle Vague die andere, um die alte Chimäre der Pariser Clubs den Launen des Popmarkts gefügig zu machen. Benjamin Biolay, M und Raphael stehen für diesen Trend ebenso wie Keren Ann und Emily Loizeau. Das gute alte Chanson muss sich zwischen allen nur denkbaren Idiomen von Techno, Hip Hop über afrikanische Musik bis Rock behaupten. Längst weiß niemand mehr, was Chanson genau bedeutet. Am wenigsten die Franzosen selbst. Doch selbst dieses Phänomen ist nicht wirklich neu. Wie der deutsche Schlager- markt in den Sechzigern von dänischen und schwedischen Schönheiten dominiert wurde, so gaben auch in Frankreich seit jeher Ausländer den Ton an. Der Russe Serge Gainsbourg, der Karibier Henri Salvador, der Italiener Yves Montand, der italienische Monegasse Léo Ferré, der Grieche Georges Moustaki, der Schweizer Stefan Eicher und die Belgier Jacques Brel, Arno und Adamo sind nur einige Beispiele für eine über die Jahrzehnte äußerst migrationsfreudige Popszene in einem Land, dass viel strenger über seine nationalen Werte wacht als Deutschland. Zu den angehenden Diven des französischen Liedes gehört Francoiz Breut. Sie wurde zwar in Frankreich geboren, lebt aber in Brüssel, und darauf legt sie Wert. „Belgien ist ein kleines Land mit unterschiedlichen Ethnien und Kulturen. Bei uns wirken immer bestimmte Kräfte gegen-, aber auch miteinander. Wir sind auf unsere Weltof- 69 [magazin] fenheit angewiesen. Brüssel ist nicht nur die belgische Hauptstadt, es ist auch das Zentrum Europas. Von all diesen Faktoren kann ich profitieren. Ich bin nicht darauf angewiesen, mich an die Spielregeln des französischen Marktes zu halten.“ Auf ihrer neuen CD „A l‘aveuglette“ bekennt sie sich zu amerikanischen Sounds. Englische Texte sind zwar längst nicht mehr so ein Tabu für eine frankophone Sängerin wie in früheren Zeiten, aber sie findet einen ganz speziellen Zugang zum amerikanischen Rock, der sich nicht nur über die Sprache vermittelt. So ist das Timbre ihrer Stimme und die Wahl ihrer musikalischen Mittel doch wesentlich von Bands wie den Walkabouts oder Calexico geprägt. Gerade ihre Zusammenarbeit mit den Letztgenannten machte sie 2002 über die Grenzen des französischen Sprachraumes hinaus bekannt. Selbst wenn sie sich ihrer Muttersprache bedient, schwingt stets ein Hauch von amerikanischer Weite und musikalischem Pioniergeist in ihrer Stimme mit. „Ich stand schon immer unter dem Einfluss des Rock“, bekennt die kleine Chanteuse. „Anfangs sang ich sogar in einer Punk-Band. Diese Energie kam auf CD nie richtig zum Ausdruck. Deshalb wurde ich stets in die Chanson-Ecke verbannt. Im Konzert habe ich jedoch schon immer mehr das Rockelement betont. Im Rock nimmt die Stimme eine ganz andere Funktion ein als im Chanson. Im Chanson dreht sich alles um das gesungene Wort, im Rock geht es viel mehr um die Musik. Für mich bilden Worte und Musik eine untrennbare Einheit.“ So gibt es keinerlei Reibungsverlust, wenn sich Francoiz Breut mit französischen Texten vor ein deutsches Publikum stellt. So klein ihre Gestalt ist, so raumgreifend ist doch ihr Charisma. Es kommt nicht auf die Nuancen ihrer Texte an, sondern auf die unverstellte Emotionalität ihrer Performance, die unablässig von einer profunden Klangsuche und Konfrontation mit dem Ungewohnten zeugt. Sie hat einen untrüglichen Sinn für Melodien, die schon beim ersten Kontakt die tiefsten Abgründe der Seele ausfüllen, und verschmilzt mit ihrer Band zu einer kompromisslosen Guerilla des Schönen, die das Alltägliche auf den Olymp der Sinnlichkeit hebt. Ihre kleinteiligen Soundgefüge setzen sich neben Gitarre, Bass und Schlagzeug aus einer Vielfalt von Spielzeugen, Perkussionsinstrumenten und skurrilen Klangerzeugern sowie einem altertümlichen Reiseplattenspieler zusammen. Und wenn Gitarrist Boris Gronemberger zu dem Jahrhundertsong „Over All“ zum Banjo greift, dann gefriert selbst dem härtesten Ignoranten das Blut in den Adern. Aktuelle CD: Françoiz Breut „À l’aveuglette“ (LE POP/Groove Attack) Wolf Kampmann (Erstveröffentlichung) 71 [magazin] Wer von Michael Wollny etwas ganz Bestimmtes erwartet, der sollte seine Gunst lieber einem anderen Pianisten schenken. Denn der nationale Tasten-Hoffnungsträger folgt längst seinem Instinkt. Der führt ihn mitunter dorthin, wo die Luft dünn wird und nichts mehr so ist, wie es einmal war. In seiner persönlichen „Wunderkammer“ geraten Begrifflichkeiten wie Jazz, Pop, Klassik zur Nebensache. Was bei Wollnys neuer und bislang radikalster CD zählt, ist allein die Wahrheit. Selbst wenn ihr die Fantasie mitunter gehörig auf die Sprünge hilft. Michael Wollny Wunder hören G eisterstunde zur Vormittagszeit. Gymnasialprofessor Eduard Hauck – Gott hab ihn selig – entführte uns Pennäler im Jahr der Mondlandung 1969 zum ersten Mal in die Galaxie der kulturellen Wunder. Als sich die Eltern noch pikiert über die „langhaarigen Gammler“ oder die „Negermusik“ echauffierten, da brach er mit sämtlichen Kleinstadt-Konventionen. Im Kunstunterricht der Unterstufe lief „In-A-Gadda-Da-Vida“, das düstere One-Hit-Wonder einer LSD-geschwängerten ➔ zum Konzert auf Seite 43 Rockband namens Iron Butterfly, während die lieben Kleinen dazu Friedhöfe, Totentänze, Hexenritte, Spukschlösser und andere düstere Fantasien illustrieren durften. Der Pädagoge (wenn einer diese Bezeichnung verdiente, dann er!), der mit seinem schwarzen Rollkragenpullover und der eleganten Pfeife zwischen den Mundwinkeln wie einer dieser Intellektuellen aus dem Montmartre-Viertel aussah, ließ Bildbände mit surrealer Kunst von Salvator Dalí, Joan Miró, Man Ray, André Breton und Max 73 [magazin] Ernst herumgehen, rückte die Fabelwelt des René Margritte in greifbare Nähe, zeigte Versteinerungen und skurrile Plastiken namenloser Künstler oder lieh sich bei der Kreisbildstelle Filme wie „L’Age d’Or“ von Luis Buñuel, um unseren Hirngespinsten die Sporen zu geben. Als inspirierende Garnitur der ganzheitlichen Exkurse in den künstlerischen Underground dienten vorgelesene Geschichten, entweder aus Gruselbüchern oder im fortgeschrittenen Stadium von E. T. A. Hoffmann oder Edgar Allan Poe („Die Abenteuer des Gordon Pym“, wahlweise auch „Der Doppelmord in der Rue Morgue“). „Ihr betretet jetzt unsere Wunderkammer“, pflegte Herr Hauck manchmal vor seinem mit Devotionalien vollgestopften Zeichensaal geheimnisvoll anzukündigen, auf dass sich nur ja jeder der Bedeutung der nachfolgenden Stunde bewusst wurde. „Wer keine Lust hat, der kann draußen bleiben.“ Es gab niemanden, der dies Angebot jemals wahrnahm. Niemanden. Fast genau 40 Jahre später in Berlin Mitte in einem relativ unhippen Straßencafé: „Kanntest du den Begriff ‚Wunderkammer‘ eigentlich schon vorher? Ich habe ein paar Leute getroffen, die nichts damit anfangen konnten.“ Michael Wollny wundert sich, welch glückseliges Lächeln er mit dieser Frage auf das Gesicht seines Gegenübers zaubert. Ganz 74 abgesehen vom individuellen Erinnerungsspeicher: Im Internet wimmelt es nur so vor Begrifferklärungen (allein Google fördert 177.000 Einträge zutage), wobei das Gros von den sagenhaften Wunder- oder Kunstkammern der Spätrenaissance und des Barock handelt, jenen geheimnisvollen Räumen in Schlössern und Klöstern, in denen Fürsten und Bischöfe ihre Schätze aufbewahrten. In ihrer Gesamtheit galten die Wunderkammern als Spiegelbild des Kosmos. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden sie von Museen oder Naturkundesammlungen abgelöst, der Terminus technicus erlangte jedoch wegen seiner vielseitigen Interpretationsmöglichkeiten eine bis in diese Tage anhaltende Popularität. Mittlerweile gibt es virtuelle Wunderkammern im Netz, Labyrinthe, Verlage und Geschäfte mit diesem Namen, Fotobände, Märchen oder Lieder, die sich allesamt um Wunderkammern drehen. Lothar Günther Buchheims legendäre Sammlung von Kunstgegenständen gilt beispielsweise als Wunderkammer, andere zogen nach. Denn im Prinzip kann eine Wunderkammer alles sein. Ein Hort der Fantasie, ein Sammelsurium von Wunderlichem, Befremdlichem, Merkwürdigkeiten, von Nützlichem, Verwertbarem, Sinnreichem, offen für fast jede Art der Interpretation. In ihr werden Phänomene sichtbar, fühlbar, greifbar, an denen man normalerweise achtlos vorübergeht. Und mittlerweile auch hörbar. Michael Wollny sei Dank. „Normalerweise hätte ich es überhaupt nicht machen dürfen“, sagt der Mann, der sich mit diesem Satz als Hasardeur entlarvt. Seine entspannten Gesichtszüge stehen für das Ende eines mächtigen Hindernislaufes, der normalerweise nur im Abgrund enden konnte, und für die tiefe Genugtuung, es allen Warnungen zum Trotz doch getan zu haben. Es war ein wahnwitziges Abenteuer, schlechterdings unverkaufbar, weder Jazz noch Pop noch Klassik noch sonst irgendwas. Denn für musikalische Wunderkammern gab es noch nie einen Platz, in Zeiten wie diesen, da der Tonträgermarkt sich in seine Einzelteile auflöst, schon gleich gar nicht. Doch Wollny, dieser hoffnungsvollste aller deutschen Jazzpianisten, dieser geniale Forscher nach neuen Klängen, dieses blitzgescheite Jahrhunderttalent ohne Allüren, hoch dekoriert (erst im Frühjahr gewann er mit dem Trio [em] den BMW-Jazz-Award in München) und frei von jedem Verdacht, die Tradition zu recyclen oder zu seinen Gunsten zu missbrauchen, überzeugte alle Zweifler. [magazin] „Irgendwann gab es einen Punkt, an dem ich den Eindruck hatte, dass alles schon mal da war, sowohl solo wie auch im Duo mit Heinz (Sauer; d. Autor) oder anderen Formationen, sowohl live wie auch auf meinen Platten. Das ist ein seltsames Gefühl, etwas das mich mächtig fuchst und umtreibt.“ Vor allem, wenn eine Solo-CD ansteht. Eines war Michael Wollny klar: Einen „Hexentanz 2“ würde es auf keinen Fall geben. „Da kamen mir zwei lang gehegte Wünsche in den Sinn: Ich wollte unbedingt mal was mit einem Cembalo machen. Sein Sound faszinierte mich schon immer, sein Anschlag erlaubt keine Dynamik, sondern nur kalte, exekutierte Noten. Das barocke Schlagzeug sozusagen. Und außerdem hatte ich gerade jetzt Lust auf eine Studioproduktion mit all den Möglichkeiten, die dort vorhanden sind.“ Damit meint er nicht etwa die klassischen Jazz-Sessions, bei denen sich die Musiker sowieso nur wieder – first oder second take – live aufnehmen lassen und der Tontechniker das Publikum ersetzt. Wollny, inzwischen 31, stand der Sinn nach Tüfteln. Nach Experimentieren mit verschiedenen Akustik- und Tastenvarianten, sich selbst quasi über mehrere Spuren zu vervielfältigen, die gleiche Notenfolge mal mit einem leisen, dann wieder mit einem hochgepushten Klavier anzuschlagen, darüber den himmlischen Klang einer Celesta legen, aufgebrochen vom flirrenden Metallzungen-Groove eines Fender-Rhodes, eingebettet in die warme, sakrale Klangluft eines Harmoniums und aufgefangen durch die klirrende Federkiel-Aura des Cembalos. Das Studio als Wunderkammer. Ein Schlaraffenland tastbarer Möglichkeiten. Mannigfaltige musikalische Sphären. Ein fesselndes Abbild heutiger und vergangener Klangwelten. Irgendwie weit entfernt von dem, was die gängigen Verkaufsschablonen zu fassen vermögen. Genau das wollte er. Ganz bewusst sollte dabei ein künstlicher Raum entstehen, etwas, das so nur im Studio funktionieren kann. Das Gegenstück zur organisch entstehenden Musik, möglicherweise sogar zur eingefleischten Grundhaltung des Jazz. Michael trug eine Vielzahl von akustischen Exponaten zusammen, die sich erst während der Arbeit ergaben, und der Produzent Guy Sternberg (2RaumWohnung, Sido, Jimi Tenor, Ofrin) half ihm, diese zu ordnen und empfahl Wollny als Partnerin die israelische Weltklasse-Cembalistin Tamar Halperin, die er vom Studium her kannte und die vor kurzem frisch dekoriert mit dem Doktortitel der New Yorker Juillard School nach Basel gezogen war. Michael Wollny schürft nach der eigenen Wahrheit und orientiert sich dabei an einer Philosophie des Regisseurs Werner Herzog. Dieser poliert in seinen Dokumentarfilmen regelmäßig die Realität wie Aladins Wunderlampe, bringt Elemente in Stellung, um damit bezaubernde Geschichten zu gewinnen. Deren Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen, hieße sie missverstehen. Herzog inszeniert seine Sicht der Dinge und nennt dies „Ekstase der Wahrheit“. Daraus entstehen Legenden, Szenen von verwunschener Schönheit, genährt durch den Glauben, aber auch durch Schwindel. „Die Perspektive ist das Entscheidende“, sagt Wollny. „Meine Elemente waren dieses Studio, die Instrumente, meine Stücke, Guy und Tamar, die ich in Stellung gebracht habe. Damit versuche ich Geschichten zu erzählen. Geschichten, wie die Musik noch sein könnte.“ Er habe schon seinen ganzen Mut zusammennehmen müssen, um so etwas durchzuziehen, gesteht Michael. Wenn er nicht Heinz Sauer getroffen hätte, wäre ihm Derartiges wohl nie in den Sinn gekommen: „Gewissermaßen ist Heinz zu 100 Prozent verantwortlich dafür.“ Dass der Doge des nonkonformistischen deutschen Jazz, der sein Ding stets bedingungslos durchzog, weil er sich sonst selbst verleugnet hätte, und letztlich durch die Duos mit Wollny späte Beachtung und Erfolg erfuhr, allerdings die „Wunderkammer“ mag, hält dessen Partner für nahezu ausgeschlossen: „Das ist ihm bestimmt zu wenig organisch.“ Gymnasialprofessor Hauck dagegen hätte garantiert seinen Spaß damit gehabt. Denn der wusste genau, was Menschen fasziniert. Aktuelle CDs: Michael Wollny „Wunderkammer“ (ACT/edelkultur) [em] Wollny / Kruse / Schaefer “[em] 3“ (ACT/edelkultur) Reinhard Köchl, geboren 1958, Musikjournalist und Mitarbeiter im Hörfunk bei Magazinen und Tageszeitungen. Lebt in Neuburg/Donau. Jurymitglied im Preis der Deutschen Schallplattenkritik, Jazz Modern, und Referent für Ausbildungsfragen im Journalismus, journalistische Ethik, Kulturberichterstattung, Schülerzeitungen. Studium der Psychologie und Pädagogik. Seit 1988 Autor von Jazzartikeln und -kritiken u. a. für Jazz thing, Jazzthetik. Bis 2006 hauptamtlich bei Donaukurier, Süddeutscher Zeitung, Münchner Merkur, Nürnberger Nachrichten, zuletzt als leitender Redakteur. Autor mehrerer Biographien über Jazzmusiker, Drehbuchautor („Das kleine Fernsehspiel“, ZDF), Mitarbeit an Film- und Fernsehprojekten („Blue Note – A Story Of Modern Jazz“, „Play Your Own Thing“). (Textauszug mit freundlicher Genehmigung des Autors und Jazz thing & Blue Rhythm, Verlag Axel Stinshof) 75 [magazin] Manu Katché ➔ zum Konzert auf Seite 47 Von Innen nach Außen G ong, Ring frei zur dritten Runde. Mit „Neighbourhood“ und „Playground“ hat der französische Drummer Manu Katché eindrucksvoll die Drehung vom Rock zum Jazz vollzogen. Mit seinem dritten Album „Third Round“ wendet er sich nun wieder seiner musikalischen Heimat zu. Der Titel „Third Round“ lässt auf eine Fortsetzung der Intentionen schließen, die Manu Katché auf seinen ersten beiden ECM-Alben verfolgte. Da umgab sich der umtriebige Schlagzeuger mit einer klassischen Hardbop-Besetzung von Trompete, Saxofon, Piano und Bass. Doch Opus 3 mutet schon vom Personal her eher wie ein Reset denn eine Fortsetzung an. Statt der Trompete (erst Tomasz Stanko, dann Mathias Eick) steht Jacob Young an der Gitarre, das Saxofon (vormals Jan Garbarek und Trygve Seim) gibt Tore Brunborg, am elektrischen Bass ist Pino Palladino, und Jason Rebello spielt Klavier und Fender Rhodes. Abgerundet wird die Truppe durch Tupfer der Gastsängerin und Trompeterin Kami Lyle. Dahinter verbirgt sich mehr als ein einfacher 76 Kaderwechsel. Der Opener „Swing Piece“ schließt tatsächlich noch an das letzte Album an, doch schon das zweite Stück „Keep On Trippin’“ führt auf ein ganz anderes Terrain, das aus Grooves und einer Vielzahl von Sounds besteht. „Für mich ist das kein Neuanfang, sondern harmonisch, strukturell und melodisch eine Fortsetzung der ersten beiden Alben“, meint Katché, räumt aber sofort ein, der wesentliche Unterschied sei die Instrumentierung. „Ich habe keinen Trompeter mehr. Das Saxofon hat die Hauptstimme übernommen. Dazu kommen elektrischer Bass, akustisches Piano sowie ein wenig Fender Rhodes und Gitarre. Vom Schreiben her setzt die Musik die beiden ersten Alben fort, aber in spielerischer Hinsicht ist sie komplett anders.“ Beim Hören steht jedoch nicht der Komponist Manu Katché im Vordergrund, sondern die komplette Band, mit der er die CD eingespielt hat. Die Unterschiede gehen indes noch weiter. Auf den ersten beiden ECM-Platten offenbarte er jeweils eine bestimmte Seite seiner selbst. Die Alben waren aus einem Guss. Das ist diesmal ganz anders. Jedes Stück beschreibt seine eigene, in sich stimmige Welt. [magazin] Katché selbst zeigt in jedem Track ein neues Gesicht. Manche Songs sind ganz intim, andere eher expressiv, die einen vergeistigt, andere zielen auf Bauch und Füße ab. „Die elektrischen Instrumente erlauben mir natürlich eine größere Vielfalt von Sounds“, bestätigt der Franzose. „So konnte ich die Drums etwas anders einsetzen. Beim Schreiben der Musik setzte ich mir das Ziel, ein wenig mehr um den Klang herum zu spielen. Im Rock lernte ich, gemeinsam mit dem Bassisten den Sound zu umspielen. Deshalb wollte ich auch hier einen elektrischen Bass einsetzen. Das beeinflusst den Höreindruck meines neuen Albums nachhaltig.“ Der Spartenhörer gehört der Vergangenheit an. Es ist längst kein Widerspruch mehr, John Coltrane und Nirvana gleichzeitig zu mögen Nun schien es auf Katchés ersten beiden Runden, als wäre er ein Rockmusiker, der voller Neugier, Lust und Abenteuerdrang den Jazz erforscht. Gerade seine ehrliche Unbefangenheit, mit der er in einer Band die Strippen zog, deren Konstellation entfernt an die Jazz Messengers erinnerte, war gewinnbringend. Auf „Third Round“ mutet der Quereinsteiger eher wie ein Jazz-Routinier an, der in den Pop zurück kehrt. Die Musik klingt zwar immer noch nach Jazz, aber unter der Oberfläche erinnert sie an eine sorgfältig strukturierte Pop-Platte im Jazzgewand. Ein raffinierter Zug des Drummers, der sich in beiden Welten bestens auskennt. „Auf den ersten beiden Platten hatte ich das Bedürfnis, mein enges Verhältnis zum Jazz auszudrücken, das ich zuvor niemals richtig ausleben konnte. Plötzlich hatte ich die Möglichkeit, ‚Neighbourhood’ und ‚Playground’ zu produzieren. Auf der dritten CD sagte ich mir, ich könne jetzt Musiker aus anderen Welten hinzuziehen. Die Art des Schreibens war gar nicht so wichtig, aber die der Zugang dieser Musiker würde die Stücke in eine andere Richtung tragen. Die Herausforderung bestand diesmal vor allem in der Demonstration meiner Fähigkeit, einen bestimmten Sound zu formen. Ich spüre keine Grenzen zwischen dem Rockmusiker und dem Jazzdrummer in mir. Ich bin Schlagzeuger, und wenn ich Musik schreibe, Pianist. Mehr nicht.“ In dieser Hinsicht unterschiedet sich Katché gar nicht so sehr von seinem Publikum. Der Spartenhörer gehört ohnehin der Vergangenheit an. Es ist längst kein Widerspruch mehr, John Coltrane und Nirvana gleichzeitig zu mögen. Andererseits sind bei aller Integration gegensätzlicher Stilistiken auch nicht alle Tage gleich. Mal gibt man sich mehr der einen, mal der anderen Stimmung hin, was sich bei Musikern wie Hörern jeweils auf die Wahl der Klang -umgebung auswirken mag. Von derartigen Stimmungsschwankungen dürfte auch Manu Katché nicht frei sein. Trotzdem hat er nicht ganz unrecht, wenn er behauptet: „All die Kommentare zu meinem Spiel beruhen ja darauf, dass man meine Vergangenheit kennt. Wäre dem nicht so, käme sicher niemand auf die Idee, mich mit meinen ersten beiden CDs in die Nähe des Rock zu rücken. Die Musik stünde einfach für sich selbst. Dasselbe würde für die dritte Platte gelten. Wenn ich Musik schreibe, spielen all diese Fragen überhaupt keine Rolle. Dann bin ich ganz Komponist, der umsetzen will, was er in seinem Kopf hört, und die Situation vor Augen hat, in der diese Stücke eingespielt werden. Vor der Produktion unterhielt ich mich mit Manfred Eicher darüber, dass wir andere Instrumente brauchen, weil der Sound für mich Priorität hat. Heutzutage kann man jeden nur denkbaren Klang aus dem Internet runterladen. Darauf wollte ich reagieren. Ich verbinde elektrische und organische Instrumente mit einem Bindemittel aus Menschlichkeit.“ Der Name Manfred Eicher ruft natürlich sofort all die filigranen Produktionen in Erinnerung, die der Münchner Impresario im Dreiländereck von Jazz, Kammermusik und imaginärer Folkore produziert hat. In Vergessenheit gerät dabei leicht, dass er auch fluffigen Jazzrock mit der Pat Metheny Group und herzhafte Fusion mit der Everyman Band produzierte, aus der immerhin David Torn hervorging. In der Tat erscheint der entspannte Groove-Jazz auf „Third Round“ wie ein etwas ungewohnter Farbtupfer auf der aktuellen ECM-Leinwand, doch ein Fremdkörper ist es sicher nicht. Eicher greift auf hohem Niveau auf einen Sound zurück, den er schon immer kultiviert hat. „Nach den ersten beiden Platten sagte Manfred, ich wäre gut auf diesem Gebiet, aber er sei sich sicher, dass ich auch in eine andere Richtung gehen könne“, erinnert sich Katché. „Er kennt mich lange genug, um meine Gefühle zu verstehen. Insofern war er darauf vorbereitet, dass diese Produktion in eine etwas andere Richtung gehen könne als manch andere ECM-Platte. Vielleicht hatte er ja auch ein gewisses Interesse an dieser Ausrichtung der Musik und meinte, ich 77 www.b log.prin tzipia.d e Umwel Blog t Umweltbewusst drucken. Verantwortung übernehmen. Online sein. Printzipia® eine Marke der bonitasprint gmbh Max-von-Laue-Straße 31 . 97080 Würzburg Telefon (09 31) 3 54 38 70 . info@printzipia.de 78 [magazin] sei der Richtige dafür. Auf jeden Fall bestand ein großes Vertrauen zwischen uns. Ich konnte seinen Kommentar gar nicht abwarten, aber er mochte die Musik wirklich sehr. Er ist zwar der Manager und Produzent, aber gleichzeitig auch ein Künstler mit einem ganz feinen Gehör und Gespür für das Machbare. Er hat die Freiheit und das Talent, eingeschlagene Pfade zu verlassen.“ Obwohl Katché unzweifelhaft der Leader der Band ist, wollte er keine Vorgaben machen, sondern allen Musikern Gelegenheit geben, sich selbst mit ihrer Inspiration einzugeben. Es kostete Zeit, aus den Ideen eines Einzelnen eine Gruppenleistung zu machen. Diese Herangehensweise, so Katché, unterschied sich von seinen bisherigen ECM-Produktionen. Manfred Eicher hat vor allem auch ein gutes Händchen für menschliche Konstellationen. Gerade auf „Third Round“ kommen Musiker zusammen, die in einem ganz unterschiedlichen Verhältnis zu ihrem Bandleader stehen. Jason Rebello und Pino Palladino kennt Katché seit Jahrzehnten von unzähligen Projekten. Jacob Young und Tore Brunberg hingegen gehören eher zur jüngeren Garde der norwegischen Jazz-Elite. Doch für Katché machte das keinen Unterschied. „Wenn ein Musiker gut ist, dann ist er gut, egal aus welcher musikalischen Welt, welchem Land oder welcher Generation er kommt. Eine Gruppe talentierter Musiker am selben Ort sollte normalerweise funktionieren. Es sei denn, Egos kommen ins Spiel. Aber ich kannte alle beteiligten Musiker lange genug. Aus der Ego-Perspektive war es einfach, mit ihnen zu spielen und Zeit zu verbringen. Als wir uns am ersten Tag trafen, war es, als wären wir schon seit Jahren eng befreundet. Es ist so angenehm, sich auf eine solche Situation einstellen und sich dieser Stimmung hingeben zu können.“ Katché legt Wert darauf, seine Musik nicht Jazz zu nennen. Er bevorzugt den Begriff instrumentale Musik, der im Gegensatz zum gesungenen Song stilistisch offen ist und sich nicht auf Aussagen festlegt. Allerdings hat er zu lange mit Sängern wie Sting, Peter Gabriel oder Youssou N’Dour gearbeitet, um diesen Aspekt seiner Sozialisation zu vernachlässigen. Nicht selten drängt sich der Eindruck auf, man höre den Schatten einer menschlichen Stimme in seinen Liedern. „Ich habe lange genug Rock gespielt, um mich mit der Form und Funktion von Songs wirklich auszukennen. Das hilft mir heute als Jazzmusiker. Ich habe entdeckt, dass man die Strukturen eines gesungenen Liedes auch auf improvisierte Musik übertragen kann. Vielleicht kann man mir vorwerfen, dass ich nicht die klassischen Jazzstrukturen beachte, aber das ist eine bewusste Entscheidung. Ich höre diese Musik gern, möchte sie aber nicht spielen.“ Mit „Third Round“ ist Katché auf bestem Wege, sich von allen begrifflichen Klammern zu befreien. Vielleicht ist diese Platte ein Übergangsalbum, aber das war „In a Silent Way“ von Miles Davis auch. Letztlich geht es Katché darum, sein Inneres in Einklang mit seinen Äußerungen zu bringen. Er macht ernst, wenn er mit seinem Publikum in echten Austausch treten will, denn er setzt sich nicht über die Erwartungen seiner Hörer hinweg und hat auch seinerseits Erwartungen an ein offenes Publikum. Sicher ist Manu Katchés aktueller Schritt nicht jedermanns Sache, und vielleicht ist auch noch nicht jeder Gedanke, der auf dem Album angedacht wird, vollendet. In jedem Fall darf man ihm aber glauben, wenn er postuliert: „Instrumentale Musik ist eine großartige Plattform, um Hirn, Seele und Gefühl zu verbinden.“ Aktuelle CD: „Third Round“ (ECM/Universal) Wolf Kampmann, Jahrgang 1962, ist freier Autor für zahlreiche Tageszeitungen, Musikmagazine und Rundfunkanstalten. Er ist Herausgeber und Autor des Rowohlt Rock Lexikon und des Reclam Jazz Lexikon, hat zahlreiche Beiträge für die Brockhaus Enzyklopädie geschrieben, mehrere CDs produziert und arbeitet als Dozent am Jazzinstitut Berlin und an der Berliner Hochschule der populären Künste. (mit freundlicher Genehmigung des Autors und Jazz thing & Blue Rhythm, Verlag Axel Stinshof) 79 [magazin] Eivind Aarset Der Vordenker E r trug seinen Teil zur Musik von Bugge Wesseltoft bei, und auch Nils Petter Molvaer hatte den Klangräumen, die der norwegische Blondschopf auf seiner Gitarre generiert, viel zu verdanken. Mit seinem eigenen Projekt Electronic Noir wiederum baute Eivind Aarset auf Molvaers Fundament auf. Komplexe Rhythmusgeflechte und Klangkartografien, über denen der Gitarrist gigantische Imaginationsräume türmte. Welten entstanden, aus denen sich unmöglich einzelne instrumentale Koordinaten filtern ließen. Dieses pulsierendes Spiel einander spiralförmig umkreisender Mikround Makrokosmen trägt der Gitarrist auch in sein aktuelles Projekt „Sonic Codex”. Jazz ist für Aarset gleichermaßen kontrollierte wie ungehinderte Bewegungsfreiheit in einem definierten Kontext 80 mit variablen Limits. Der Norweger lädt dazu ein, sich in den unendlichen Weiten seiner Imagination treiben zu lassen und zugleich dem Rausch eines künstlerischen Hochgenusses hinzugeben. „Meine Wurzeln stecken in der Gitarrenwelt“, bekennt Aarset. „Ich komme von Jimi Hendrix, begebe mich aber in einen Kosmos, die noch keine Tradition hat. Es gibt keine Regeln, an die ich mich halten müsste. Die Herausforderung besteht in der Schaffung einer neuen Sprache, ohne meine Vergangenheit zu leugnen.“ Für den Meister der Klangfarben bedeutet das nicht, seinem Spiel etwas hinzuzufügen, sondern eher vieles, was bisher zu seinem Idiom gehörte, wegzulassen. „Für mich hat Musik eine starke visuelle Qualität. Ich habe zuerst ein Bild im Kopf, bevor ich mich an die technischen Dinge wie Akkorde und die Aufeinanderfolge bestimmter Töne mache. In dieser Hinsicht habe ich Terje Rypdal und den anderen ECM-Vordenkern viel zu verdanken. Sie haben zwar kein Ambient gespielt, aber den Boden für diese Philosophie geebnet.“ Aus Sounds ergeben sich Bewegungen, die im Compu- [magazin] ➔ zum Konzert auf Seite 55 ter wiederum andere Formen annehmen. Aarset generiert bewusst kausale Ketten. „Die Gitarre ist eine Erweiterung meiner selbst, während die Electronics eine Erweiterung meiner Gitarre sind.“ Während er im Konzert einfach mit seiner Band losjammt, behandelt er seine Musik im Studio wie ein Bildhauer, der genau weiß, welche Skulptur er schaffen will, und hart arbeitet, bis er Vollkommenheit erreicht. Wenn seine Kreatur schließlich auf eigenen Füßen steht, kommuniziert sie mit ihrem Schöpfer genauso wie mit dem Publikum. Eivind Aarset ist ein Musiker, der aus sich selbst heraustreten kann. Insofern ist bei ihm keine Aussage oder Haltung endgültig, denn neben seiner Musik arbeitet er auch an der Kunstfigur Eivind Aarset. Das tut er freilich in aller Bescheidenheit und Demut. Alles Aufgeregte oder Aufgesetzte ist ihm fremd. Der Stoiker mit den schmalen, aber stets bewegten Augen ist ein wacher Beobachter, den der Zeitgeist nicht anficht, der aber umso sensibler auf die Nuancen des Zeitlaufs reagiert. So verbrachte er die ersten Jahre seiner JazzSozialisation damit, seine Rockwurzeln wenn auch nicht abzulegen, so doch mit anderen Mitteln zu überspielen. Er fand eine genuine Sprache der elektronisch modulierten Improvisation. Auf diesen Errungenschaften baut heute die große Hoffnung der norwegischen Jazzgitarre und sein Nachfolger in der Band Nils Petter Molvaers, Stian Westerhus auf. Doch Aarset selbst bewegte sich weiter. Als er den Klimax der Abstraktion erreicht hatte, verlangte ihn wieder nach Handfesterem. „Ich wollte mit meiner Gitarre nicht mehr die anderen Instrumente mitdenken, sondern einfach nur noch spielen. Plötzlich kam mir wieder zugute, was mich vor 20 Jahren umgetrieben hat.“ Spätestens mit seinem Album „Sonic Codex“ und wenig später mit dem grandiosen Doppeltrio „Sonic Codex Orchestra“ fand er seinen Weg in den improvisierten Rock zurück. Manchmal wirken seine opulenten Klangarchitekturen wie kathedralenhafte Brücken zwischen Ornette Coleman und Pink Floyd. Welten, in denen man sich verlieren kann, ohne viel Abenteuersinn an den Tag legen zu müssen. In der aktuellen norwegischen Musiklandschaft zwischen Supersilent und Kaizers Orchestra findet er für diese Haltung den geeigneten Nährboden. Musik, die einfach sein kann, ohne sich erklären zu müssen. Eivind Aarset ist ein Vordenker, dessen Größe gerade darin besteht, dass er auch mal ganz weit zurückschreiten kann. Aktuelle CD: Eivind Aarset & The Sonic Codex Orchestra “Live Extracts“ (Jazzland/Universal) Wolf Kampmann 81 Vorwort | Überblick | Kino | Musik | Konzert | Theater | Kabarett | Kunst | Service & Info W ir danken allen genannten Partnern und Förderern und allen, die uns zusätzlich unterstützen und diese kulturelle Veranstaltungsreihe ermöglichen. Veranstalter: Kulturreferat der Stadt Würzburg Sponsoren und Medienpartner: Partner & Förderer: 82 Ein großes Frisches aus einem kleinen Dorf.