Bericht der bke-Onlineberatung 2014
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Bericht der bke-Onlineberatung 2014
bke-beratung.de 14 Erziehungs- und Familienberatung im Internet Bericht 2014 besser beraten Dank Inhalt Dank 2 Der Bericht 2014 im Überblick 3 Ein Blick auf 10 Jahre bke-Onlineberatung in Zahlen 6 Beratung im Neuland 10 Jahre bke-Onlineberatung 14 Zehn gute Gründe Für eine Beteiligung an der bke-Onlineberatung 19 »Beziehungsaufbau und Vertrauensbildung gelingen sehr viel einfacher.« 21 Fachkräfte über ihre Erfahrungen in der bke-Onlineberatung Die Jungfrau und das Kind Selbsterfahrung und Selbstreflexion eines Skeptikers in der bke-Onlineberatung 22 »Wenn mal was ist.« 25 Gedanken zu einem beraterischen Umgang mit Bildschirmmedien Neue Wege gehen. Wie weiter nach sexuellem Missbrauch? 29 Interview mit den ThemenchatModeratorinnen bke-Ronja und bke-Suska Vielfältige Präsentationen und Kooperationen Die Öffentlichkeitsarbeit der bke-Onlineberatung Pressearbeit zum 10-jährigen Jubiläum der bke-Onlineberatung Pressekonferenz und Pressemitteilung 32 36 Der Beirat der bke- Onlineberatung 37 Beteiligte Beratungsstellen 38 A n erster Stelle gilt auch 2014 allen mitwirkenden Fachkräften der örtlichen Beratungsstellen ein besonderer Dank: Die Beraterinnen und Berater haben mit unermüdlichem Engagement die unterschiedlichsten Beratungsanfragen von Jugendlichen und Eltern beantwortet. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen vor Ort haben sie auf das Angebot aufmerksam gemacht und damit Zielgruppen erreicht, die die örtlichen Beratungseinrichtungen (noch) nicht nutzen. So konnte das konzeptionelle Ziel der virtuellen Beratungsstelle auch 2014 erfolgreich umgesetzt werden. Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung dankt ebenso den 16 Bundesländern, die die erforderlichen Finanzmittel für die gemeinsame Beratungseinrichtung auch im Jahr 2014 bereitgestellt haben. Sie haben damit die Voraussetzung geschaffen, dass Jugendliche und Eltern qualifizierte Beratungsleistung der Jugendhilfe via Internet in Anspruch nehmen konnten und die beteiligten Fachkräfte die nötige fachliche und technische Unterstützung für die Ausübung ihres Beratungsauftrages erhielten. Die bke dankt darüber hinaus den Vertreterinnen und Vertretern der Länder, die auch im Jahr 2014 in den verschiedenen Gremien über das virtuelle Beratungsangebot der bke informiert und weitere Träger und Einrichtungen motiviert haben, an der bke-Onlineberatung mitzuwirken. Ein besonderer Dank geht auch an die Firma 24YOU e.SOLUTIONS GmbH in Höhr-Grenzhausen, die seit über 10 Jahren gewährleistet, dass die technische Voraussetzung für die digitale Kommunikation über die Software Virtuelle Beratungsstelle 3.0 einwandfrei funktioniert und den sich ständig ändernden Bedingungen im World Wide Web angepasst wird. Impressum Herausgeber: Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke) Herrnstr. 53 90763 Fürth Telefon (0911) 97 71 40 Fax (0911) 74 54 97 E-Mail: bke@bke.de Internet: www.bke.de Redaktion: Maria Große Perdekamp, Christine Sutara Gestaltung: Armin Stingl, Irma Stolz Druck: Print Com e.K., Erlangen Gefördert von den 16 Bundesländern Der Bericht 2014 im Überblick L iebe Leserin, lieber Leser, seit mehr als 10 Jahren finden Eltern und Jugendliche unter www.bke-beratung.de Unterstützung rund um das Thema Erziehung und Probleme im Jugendalter. Das vielfältige Beratungsangebot von Mailberatung, Gruppen- und Einzelchats, sowie ein Forum bieten Eltern und Jugendlichen unterschiedliche Möglichkeiten des Die bke-Onlineberatung hat ihren 10-jährigen Geburtstag gefeiert. Dies ist ein Anlass, die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre mit ihren Entwicklungen aufzugreifen. Deshalb blicken wir in diesem Bericht häufig zurück oder spannen einen Bogen über mehrjährige Entwicklungen. Darüber hinaus wurde in diesem Jahr Heinz Thiery als Leiter der bke-On- Veränderungen haben das letzte Jahr geprägt. Austausches und der fachlichen Beratung. Auf einer jeweils eigenen Seite für Eltern und Jugendliche wird das Angebot durch kompetente und erfahrene Beraterinnen und Berater aus der örtlichen Erziehungsberatung erbracht. Die Kooperation zwischen den Trägern der Erziehungsberatung mit der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) als Träger dieses bundesweiten und anonymen Onlineberatungsangebotes geht zurück auf einen Beschluss der Jugendministerkonferenz im Jahr 2003. Im zurückliegenden Jahr kooperierten 83 Erziehungsberatungsstellen aus dem gesamten Bundesgebiet mit der bke-Onlineberatung. Sie haben unseren Jahresbericht 2014 aufgeschlagen, und wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Arbeit. Das zurückliegende Jahr war durch zwei Ereignisse bestimmt, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen. lineberatung nach 10-jähriger Tätigkeit verabschiedet. Seit April 2014 habe ich, Maria Große Perdekamp, als DiplomHeilpädagogin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin die Leitung der bke-Onlineberatung übernommen. Dieser personelle Wechsel trägt zu einer Standortbestimmung der bkeOnlineberatung und auch zu Veränderungen bei, die das letzte Jahr geprägt haben. Damit möchte ich Sie nun durch unseren Jahresbericht navigieren und Ihnen aufzeigen, welche Themen wir in diesem Jahr aufgreifen werden: Im ersten Beitrag stellen wir anhand ausgewählter Daten dar, wie das Angebot im letzten Jahr von Eltern und Jugendlichen in Anspruch genommen wurde und welche interessanten Entwicklungen sich im Vergleich mit zurückliegenden Jahren abzeichnen. Die bke-Onlineberatung Registrierungen Unser Blick auf das Jahr 2014 zeigt die anhaltend starke Nachfrage von Eltern und Jugendlichen in der Onlineberatung. Knapp 6.000 Eltern und Jugendliche haben sich auf dem Beratungsportal registriert und die Beratung genutzt. Damit hält sich die Nutzung des Angebotes auf einem hohen Niveau. Trotz der Zunahme von Beratungsangeboten im Internet vertrauen anhaltend viele Ratsuchende der Fachlichkeit der bke-Onlineberatung. Besonders die Zielgruppe der Jugendlichen findet via Internet einen Zugang zu Beratung. Seit dem Start des Angebotes im Jahr 2004 werden Jugendliche erreicht, die sich durch bestehende Angebote vor Ort nicht angesprochen fühlen. Mit der Onlineberatung gelingt oft eine erste positive Beratungserfahrung, die zu weitergehenden Hilfen ermutigt. Zunahme jugendlicher Nutzer Durch die Zunahme jugendlicher Nutzer zeigen die Zahlen 2014 erstmals eine stärkere Nutzung des Angebotes von Jugendlichen im Vergleich zu den Eltern. So lag der Anteil von Anmeldungen durch Jugendliche auf dem Portal insgesamt bei 55%. Auch bei der Nutzung der verschiedenen Beratungsmöglichkeiten (Mailberatung, Gruppenchat, Forum oder offene Sprechstunde) zeichnet sich bei den Jugendlichen eine intensivere Inanspruchnahme ab. Kontinuierliche Beteiligung der örtlichen Beratungsstellen Diese Zahlen stellen wir in Zusammenhang mit Daten der letzten Jahre. Dabei wird der Fokus auf die Kooperation mit der örtlichen Erziehungsberatung gerichtet. Mehr als 60% der Einrichtungen verlängern den ersten Koope3 rationsvertrag über die vereinbarten 2 Jahre hinaus. Diese Entwicklung zeigt, dass sich eine zunehmende Anzahl von Erziehungsberatungsstellen für eine dauerhafte Mitwirkung bei der bke-Onlineberatung entscheiden. Diese kontinuierliche Kooperation (16 Ein- tungsform. Mit dem Beitrag »Beratung im Neuland – 10 Jahre Onlineberatung« wird diese Pionierarbeit nachvollzogen. Eindrücklich wird aufgezeigt, wie die Onlineberatung sich ohne »Geländer« auf den Weg machte und ihre Konzepte durch Selbstreflexion erarbeitet hat. Ein Erinnern an die Anfänge der Arbeit lohnt sich. richtungen sind seit Beginn beteiligt) bereichert die Fachlichkeit der Beratungsarbeit. Am Ende dieses ersten Beitrags wird die Beteiligung der 16 Bundesländer aufgegriffen, die unterschiedlich umgesetzt wird. Bei der Verteilung der Kooperationspartner im Bundesgebiet zeichnet sich kein homogenes Bild ab. Im Sinne des Länderbeschlusses von 2003 wurde die Beteiligung aller Bundesländer anteilig ihrer Bevölkerung (Königsteiner Schlüssel) in der Konzeption der bke-Onlineberatung verankert. In diesem Sinne ist die Beteiligung in einigen Bundesländern (Baden-Württemberg, Brandenburg) noch deutlich ausbaufähig. In zwei Bundesländern (Bremen, Berlin) besteht leider aktuell keine Mitwirkung, obgleich Ratsuchende auch aus diesen Regionen das Angebot nutzen. Erfreulich sind die kontinuierlichen Kooperationen mit den Bundesländern Bayern, Hamburg und dem Saarland, die Beratungskontigente anteilig ihrer jeweiligen Bevölkerungsanzahl einbringen. Eine zuträgliche Unterstützung für die Kooperation hat sich durch zusätzliche Förderung in einigen Ländern (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) entwickelt. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 6. Fachliche Entwicklung Beratung im Neuland Die Entwicklung zeigt, wie das Angebot sich fachlich etabliert hat. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums lohnt sich ein Erinnern an die Anfänge der Arbeit. Um die Jahrtausendwende initiierte die bke ein Projekt »Sorgenchat« und stellte sich als einer der ersten Träger der Herausforderung der neuen Bera4 Schritt für Schritt differenzierte sich das Angebot in fachlicher Qualität und Quantität. Der Schritt der Erziehungsberatung ins Netz wurde von Eltern und Jugendlichen stürmisch angenommen. Parallel wuchs die Offenheit der Einrichtungen vor Ort, sich dem innovativen Angebot anzuschließen. Beginnend mit 12 Fachkräften (2004) expandierte die bke-Onlineberatung in den Jahren 2010 auf über 100 Beraterinnen und Berater. Diese Entwicklung ellen Beratung haben sich aufgelöst und münden in eine fundierte Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen der Onlineberatung, die der folgende Beitrag aufgreift. »10 gute Gründe für eine Kooperation mit der bke-Onlineberatung« thematisiert die Chancen und Möglichkeiten, die sich für die Erziehungsberatung bei einer Beteiligung ergeben. Dabei steht die Erweiterung des Angebotes für die Klienten um differenzierte und zeitlich unbegrenzt erreichbare Beratung und Austausch mit anderen Betroffenen an erster Stelle. Online- und Offline-Beratung verstehen sich nicht als konkurrierende Angebote, sondern bieten Eltern und Jugendlichen individuell angepasste Unterstützung. Die Spezifika der Onlineberatung – Anonymität und eine Vielfalt an thematischen Schwerpunkten – kann Beratungsprozesse vor Ort empfehlen, unterstützen, flankieren oder in Krisen entlasten. Darüber hinaus schätzen beteiligte Fachkräfte die Mitarbeit, die einen Zugewinn an Austausch, Medien kompetenz und Erfahrung bietet. Beraterinnen und Berater bestätigen durchgängig ihre Überzeugung und den Gewinn aus der Onlinearbeit. Sie erwerben Kompetenzen und Fachlich- Schritt für Schritt differenzierte sich das Angebot in fachlicher Qualität und Quantität. fordert ein hohes Maß an Koordination und fachlicher Begleitung, der im zurückliegenden Jahr durch personelle Umstrukturierungen Rechnung getragen wurde. Aktuell wird die bke-Onlineberatung mit einem schlanken Personalstamm von 2,75 Stellen und 92 kooperierenden Fachkräften (im Jahre 2014) aus der örtlichen Erziehungsberatung gewährleistet. Die Zahlen zeigen die zentrale Bedeutung der Kooperation mit der örtlichen Erziehungsberatung, der im folgenden Beitrag Raum gegeben wird. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 14. 10 Chancen und Möglichkeiten für eine Beteiligung Die anfänglichen Diskussion über generelle Vorbehalte gegenüber der virtu- keit, die in das Team vor Ort zurückwirken. Diesen positiven Rückmeldungen möchten wir in unserem diesjährigen Bericht einen Raum geben. Vielleicht springt damit auch die Überzeugung und die Begeisterung für diese Form der Beratung über. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 19. Die Jungfrau und das Kind Wenig Begeisterung, sondern viel mehr Skepsis ist der Ausgangspunkt des sich anschließenden Beitrags von Thomas Tacke, der als Berater im Forum der bke-Onlineberatung tätig ist. Mit seinem sehr persönlichen Beitrag schildert er seine individuelle Auseinandersetzung mit dem Medium und den Möglichkeiten in der Beratung. Der Titel »Die Jungfrau und das Kind« lassen ahnen, dass dieser Prozess eine spannende Entwicklung nahm. Von der anfänglichen Skepsis bis zur Überzeugung für die virtuelle Beratung entfaltet sich ein Beitrag, der die allgemeine Diskussion auf eine persönliche Auseinandersetzung herunterbricht und eine interessante Entwicklung nachzeichnet. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 22. »Wenn mal was ist.« Auch der folgende Text widmet sich einem aktuellen Thema aus Sicht eines erfahrenen Erziehungsberaters. Ulric Ritzer-Sachs greift die zunehmende und selbstverständliche Mediennutzung und die daraus resultierende Auseinandersetzung in der Erziehung auf. »Wenn mal etwas ist« beschreibt, wie das Thema Mediennutzung in der Beratung vor Ort und in der Onlineberatung auftaucht und wie beraten wird. Weniger die Jugendlichen, als vor allem die Eltern problematisieren den medialen Umgang ihrer Kinder, der bei angenehmen Vorteilen schleichende Probleme birgt. Der erfahrene Erziehungsberater gibt keine pauschalen Antworten. Aus seiner Sicht sind Eltern selbst gefordert, ihre Kompetenzen zu erweitern um ihre Kinder medienmündig zu erziehen. Für einen Teil der Eltern bietet dabei gerade die virtuelle Beratung eine Möglichkeit, sich niedrigschwellige Unterstützung (auch durch andere Betroffene) zu holen. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 25. Interview mit zwei Themenchat moderatorinnen Dieser Austausch unter gleichermaßen Betroffenen ist ein Herzstück der Arbeit der bke-Onlineberatung, der gezielt über das Forum und über Gruppenchats für Eltern und Jugendliche angeregt wird. Der sich anschließende Artikel richtet deshalb ein Augenmerk auf ein Angebot aus dem Bereich der themenzentrierten Gruppenchats für Jugendliche. Dana Urban interviewt bke-Ronja und bke-Suska zu ihrer Arbeit. Die beiden Beraterinnen bieten regelmäßig den Themenchat »Wie weiter nach sexueller Gewalt?« an, der sich auf Wunsch der Jugendlichen zum regelmäßigen Angebot etabliert hat. Mit einem Klick können Betroffene an einer Runde von 6 Jugendlichen teilnehmen, die sich gemeinsam mit zwei Beraterinnen austauschen. Der anonyme und geschützte Beratungsraum ermöglicht, sich Schritt für Schritt zu öffnen, Fragen zu stellen und vor allem Ermutigung und Unterstützung zu erhalten. Auf Wunsch der männlichen Teilnehmer hat sich das Angebot aktuell in »Only for Girls« bzw. »Only for Boys« aufgeteilt und lässt sich damit auf neue fachliche Erfahrungen ein. Stellvertretend für die Vielfalt der Themenchats zeigt dieses Angebot die Chancen für die Ratsuchenden, die über den regionalen Rahmen hinaus den Austausch auch zu speziellen Themen finden können. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 29. Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen Im folgenden Teil des Berichtes wird das Thema Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation der bke-Onlineberatung mit anderen Einrichtungen und Gremien ausgeführt. Im Beitrag »Vielfältige Präsentationen und Öffentlichkeitsarbeit« erfahren Sie mehr über die regen Aktivitäten der bke-Onlineberatung, das Angebot für die Zielgruppe der Jugendlichen und Eltern bekannt zu machen. Neben der Bewerbung über Postkarten, Themenchatplakate etc. erhalten Sie einen Eindruck von der Präsentation in den Social Media bei Facebook. Auch das 10-jährige Jubiläum der bke-Onlineberatung gab Anlass für eine überregionale Öffentlichkeitsarbeit. In Zusammenarbeit mit der Journalistenakademie München wurde eine Pressekonferenz abgehalten, die ein gutes Echo fand. Darüber hinaus berichten wir von Kooperationen, die den fachlichen Austausch und inhaltliche Vernetzungen verfolgen. So wurde die Kooperation mit der Ohm-Hochschule Nürnberg als Mitveranstalter des Online-Forums weitergeführt. Die Unterstützung in der Ausbildung von Studierenden ist ein Anliegen, das in der Begleitung von Praktika und Bachelorarbeiten im zurückliegenden Jahr verfolgt wurde. Ein anderer Aspekt beleuchtet die Kooperation mit dem Zentrum für Kinderschutz im Internet (I-Kiz), das bundesweit die fachliche Diskussion anregt. Die bke hat sich als Mitglied einer Fachkommission beteiligt. In dem Rahmen wurde das Beratungsportal jugend.support begleitet, das Kinder und Jugendliche mit ihren Fragen an bestehende Angebote vermitteln soll. Die fachlichen Erfahrungen der bke-Onlineberatung fließen auch in Tagungen und Gremien ein. So wurde im zurückliegenden Jahr ein Workshop bei einer Tagung der Kinderschutzzentren durchgeführt. Auch innerhalb des eigenen Fachverbandes wurde das Angebot mit einem Informationsstand präsentiert. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 32. Wie üblich finden Sie am Ende unseres Berichtes alle beteiligten Kooperationspartner der Erziehungsberatung, geordnet nach den Bundesländern. Wir danken allen mitwirkenden Einrichtungen, mit deren Unterstützung auch im zurückliegenden Jahr 2014 ein kompetentes und vielfältiges Beratungsangebot für viele Eltern und Jugendliche angeboten werden konnte. Maria Große Perdekamp Leiterin der bke-Onlineberatung 5 Ein Blick auf 10 Jahre bke-Onlineberatung in Zahlen D er Blick auf die statistischen Daten des letzten Kalenderjahres wird in diesem Bericht erweitert. Anlässlich der 10-jährigen Erfahrung der bke-Onlineberatung wird die aktuelle Statistik in einen Zusammenhang mit den Ergebnissen der zurückliegenden Zeit gestellt. Dabei ergeben sich eindrückliche Resultate und interessante Entwicklungen des Nutzungsverhaltens von Eltern und Jugendlichen in der bke-Onlineberatung. Es folgt ein Bericht über die Zusammenarbeit mit den beteiligten Kooperationspartnern der bke-Onlineberatung vor Ort. Neben aktuellen Daten wird der Bogen zu den Anfängen der bke-Onlineberatung gespannt und eine Gesamtentwicklung aufgezeigt. Registrierungen Im Berichtszeitraum des Kalenderjahres 2014 haben sich anhaltend viele Ratsuchende an die bke-Onlineberatung gewandt. 2.539 Eltern und 3.099 Jugendliche und junge Erwachsene haben sich für eine Registrierung entschieden (gesamt: 5.638), um eines der Beratungsangebote zu nutzen. Zum Vergleich erfolgten im Jahr 2011 insgesamt 5.447 Registrierungen, die sich im folgenden Jahr 2012 auf 5.764 Registrierungen steigern konnten. Im Vorjahr 2013 wurde mit 5.699 eine fast identische Zahl an Registrierungen gezählt. Damit hält sich die Summe der Registrierungen insgesamt konstant auf hohem Niveau. Ein besonderes Highlight war die 70.000. Registrierung, die im Oktober 2014 erreicht wurde. Seit Beginn des Angebotes haben sich bis zum Ende des Jahres 71.550 Ratsuchende, davon 29.089 Eltern und 32.461 Jugendliche angemeldet, um Rat und Unterstützung zu nutzen. 6 Bei dieser großen Anzahl von Ratsuchenden verdient der Anteil der jugendlichen Nutzer einen Augenmerk. Bei insgesamt gleichbleibend hoher Nutzung des Portals in den letzten Jahren hat sich die Nutzung auf der Jugendseite leicht und beständig erhöht. So nutzten 2010 anteilig 46,6% Jugendliche das Portal. Dieser Anteil stieg 2011 auf 47,6% und hielt sich 2012 auf ungefähr gleichem Niveau (48,7%). Im darauf folgenden Jahr 2013 wurde die 50-Prozent-Marke überschritten (53,3%), um im aktuellen Berichtszeitraum 2014 erstmalig einen Höchststand von 55% der Registrierungen zu erreichen. Das Durchschnittsalter der Rat suchenden Jugendlichen lag bei knapp 17 Jahren. Die Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen hat den höchsten Anteil unter den jugendlichen Nutzern (2014). Erwähnenswert ist die unterschiedliche Nutzung durch Jungen und Mädchen im Jugendalter: Im Berichtsjahr haben sich mit einer Zunahme von 3,6% insgesamt 15 Prozent Jungen registriert. Es ist erfreulich, dass sich auch männliche Jugendliche für das Beratungsangebot öffnen. Die Zahlen belegen, dass die Hilfe bei Jugendlichen ankommt. Die Zielgruppe wird von der bke-Onlineberatung gut und zunehmend erreicht. Dieses Ergebnis unterstützt die bkeOnlineberatung, das Angebot für Jugendliche weiter »am Puls der Zeit« zu gestalten und aktuellen Themen und Entwicklungen Raum zu geben. Zum 10-jährigen Jubiläum der bkeOnlineberatung ist ein Blick auf die insgesamt rasante Entwicklung des gesamten Angebotes gestattet. Seit Beginn hat sich die Inanspruchnahme bei Eltern und Jugendlichen extrem gesteigert. Vergleicht man die Registrierungen beider Zielgruppen in den Jahren 2004 und 2014 zeigt sich eine Steigerungsrate von 325% bei den Jugendlichen und von 51% bei den Eltern. Das Angebot Die bke-Onlineberatung bietet ein bundesweites und anonymes Angebot für Eltern und Jugendliche. In Umsetzung der Entscheidung aller Bundesländer aus dem Jahr 2003 wurde das Registrierungen – Steigerungsrate 700% 600% 500% 400% 300% 200% 100% 0% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Registrierungen – Steigerungsrate Foren – Anzahl der Beiträge (absolut) 400000 350000 300000 250000 200000 150000 100000 50000 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 AngebotForen in enger Verknüpfung mit (absolut) und Einzelchat »Offene Sprechstun– Anzahl der Beiträge den örtlichen Erziehungsberatungsde« sowie Gruppen- und Themenchat stellen konzipiert. Die teilnehmenden vorgestellt. Erziehungsberatungsstellen delegieren jeweils eine Fachkraft mit einem festDas Forum gelegten Stundenkontingent für die Das Forum wird durchgängig fachlich Mitarbeit bei der bke-Onlineberatung. Die fachliche und organisatorische Ko- betreut und hat sich als öffentlich zuordination des Portals wird von einem gänglicher Ort bewährt. Eltern tauschen Team aus 4 Fachkräften (2,75 Planstel- sich im Forum der Elternberatung über Entwicklungs- und Erziehungsfragen len) geleistet. aus. Angesichts des breiten Spektrums Das Onlineberatungsangebot ist an Erziehungsthemen bietet eine in unterschiedliche Beratungsbereiche thematische Gliederung eine schnelle aufgefächert. Auf einer jeweils eigeOrientierung. Die Aufteilung nach dem nen Webseite können sich Eltern bzw. Jugendliche im Forum austauschen und Entwicklungsalter (Kinder von 0 bis 6, Kinder von 6 bis 12, Pubertät und die Möglichkeiten der Mailberatung danach) wird um zentrale thematische sowie des Einzelchats »Offene SprechSchwerpunkte ergänzt (z. B. Trennung stunde« nutzen. In moderierten Grupund Scheidung oder neue Familienpenchats tauschen sich Ratsuchende formen). über Erziehung oder jugendspezifische Das Forum der Jugendberatung difThemen aus. Ein ausgewähltes Reper ferenziert sich in altersgemäße Themen toire an Themenchats bietet einen wie z. B. Freundschaft und Beziehung, vertieften Austausch. Liebe und Sexualität oder Eltern und Das Beratungsportal ist 7 Tage die Geschwister. Jugendspezifische Themen Woche rund um die Uhr verfügbar. finden ihren besonderen Ausdruck in Bereits ohne Registrierung bietet das der »Medienecke« oder bei »Xpress öffentlich lesbare Forum die Mögyourself«. lichkeit, sich zu Erziehungs- oder Beide Foren bieten einen ersten Jugendthemen zu informieren. Mit Einblick in die Kommunikation und die einer Registrierung haben RatsuchenFachlichkeit der bke-Onlineberatung. de die Möglichkeit, auch alle anderen Mit einer Vielfalt an Postings bilden die Angebote zu nutzen. Dabei wählen Foren der bke-Onlineberatung einen Ratsuchende einen Nick, mit dem sie frei zugänglichen und immer erreichanonym ihre persönlichen Themen baren Pool an Fragen und Antworten. einbringen können. Die Beratung Über alle vergangenen Jahre hat erfolgt ausschließlich innerhalb des sich nun die Anzahl der Forenbeiträge Beratungsportales, das mit einer SSLauf insgesamt 345.190 Postings sumVerschlüsselung dem aktuellen Stand miert. des Datenschutzes entspricht. Das Im Jahr 2014 wurden in beiden Portal bietet bewusst unterschiedliche Beratungsmöglichkeiten, die nach indi- Diskussionsforen 19.788 Beiträge (Vorjahr 22.790) veröffentlicht. Davon viduellem Bedarf kombiniert werden wurden 17.508 Beiträge oder 88,5% können. Im Folgenden werden die Bevon Jugendlichen verfasst. Diese Zahlen ratungsangebote Forum, Mailberatung belegen, dass die Community des Summe Eltern Jugendliche Forums gerade Jugendliche anspricht. 2011 2012 2013 2014 Sie tauschen sich kontinuierlich über ihre Sorgen und Nöte aus und profitieren von gegenseitigem Verständnis und der Ermutigung, Veränderungen anzugehen. Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren ist ein Rückgang der Postings in beiden Foren zu verzeichnen. In der Jugendberatung sank die Anzahl der Beiträge um 11 %. Ein Grund könnte die Umsetzung einer Veränderung in den Nutzungsbedingungen sein. Im Jugendforum wurde auf die Einhaltung der Altersgrenze von 21 Jahren hingewirkt, die nach vorbereitenden Schritten zum 31. Dezember 2014 umgesetzt wurde. Folglich hat sich ein Teil der erfahrenen und aktiven Nutzer/innen mit dem Abschied und einer Loslösung aus der Community der bke-Jugendberatung beschäftigt. Damit erfolgt aktuell ein Generationswechsel, der sich im Rückgang der Beiträge niederschlägt. Die fachliche Moderation ist gefordert, diesen Generationswechsel der Community zu unterstützen, indem sie »nachwachsende« User in aktiver Beteiligung fördert. Gleichzeitig ist geplant, mit interessanten aktuellen Themen und einem veränderten äußeren Erscheinungsbild der Angebotsseite das Interesse der Jugendlichen zu steigern. Im Elternforum zeigte sich 2014 ein starker Rückgang der Postings um 26,9%. Diese Entwicklung deutete sich bereits im Vorjahr an. Das Moderations team des Elternforums wird sich im Jahr 2015 mit Veränderungen beschäftigen, die neue inhaltliche Impulse in der Elternberatung geben können. Auf der Suche nach einer Interpretation dieser Entwicklung stößt man auf verschiedene mögliche Gründe. Das Forum bietet bereits einen großen Pool an Information und Anregung, wodurch sich eigene Fragen und Antworten er7 Mailberatung – Gründe 45 40 35 30 25 20 15 10 5 übrigen Mailberatung könnten. Eine -andere GründeMöglichkeit des zögerlichen Verhaltens könnte die Wirkung der kritischen Diskussion der letzten Jahre um das Veröffentlichen persönlicher Angaben im Internet sein. Es ist denkbar, dass Eltern trotz der Anonymität des Angebotes ihre persönlichen Themen zurückhaltender einbringen. Dafür spricht auch der Vergleich der Inanspruchnahme der unterschiedlichen Beratungsformen der bke-Onlineberatung. In den folgenden Jahren wird sich zeigen, ob interne Veränderungen die Aktivität im Forum beleben können, oder der Bedarf von Ratsuchenden sich grundlegend in eine andere Richtung entwickeln wird. Sonstiges Kindeswohl Förderung/Betreuung Unversorgtheit schulische/berufliche Probleme Entwicklung/seelische Probleme Sozialverhalten familiäre Konflikte Probleme der Eltern Erziehungskompetenz 0 Die Mailberatung ratungsform eine sehr unterschiedliche Nutzung ab. Bei Eltern kam es durchschnittlich zu 2 Beratungskontakten, während Jugendliche ihre Mailberatung im Schnitt 7 Male nutzten. Die jugendlichen Nutzer zeigen einen deutlich höheren Bedarf an einem kontinuierlichen Austausch über ihre Sorgen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Anfragen jugendlicher Ratsuchender in der Mailberatung um 4,2%. Damit setzt sich insgesamt die steigende Inanspruchnahme der Mailberatung fort. In den zurückliegenden 10 Jahren summiert sich die beeindruckende Anzahl von 37.657 Mailberatungen – davon allein 18.220 Anfragen von Jugendlichen, die jede für sich mit individueller Beratung beantwortet wurde. Im Vergleich zur Beratungsform Forum bietet eine Mailberatung einen vertraulicheren Rahmen zwischen Fachkraft und Ratsuchendem. Sie ist ebenfalls rund um die Uhr verfügbar. Über ein Textfeld kann der Ratsuchende seine Probleme mitteilen. Die Mailberatung eignet sich besonders für Themen, die hoher Vertraulichkeit bedürfen. Innerhalb von 48 Stunden erhalten Eltern und Jugendliche eine erste Antwort von einer Fachkraft, die auch in eine längere Korrespondenz über das individuelle Beratungsanliegen münden kann. Die Mailberatung wurde im zurückliegenden Jahr von 3.979 Ratsuchenden genutzt. 1.558 Eltern und 2.421 Jugendliche stellten eine erste Anfrage. Mit 1.644 Folgeanfragen bei den Eltern und 14.063 Folgekontakten von Jugendlichen bildet sich in dieser Be- Alter und Geschlecht in der Elternberatung Bei der Beratung der Eltern im Bereich Mailberatung ergibt sich ein interessanter Aspekt durch die Altersangabe der Kinder. Im Berichtszeitraum 2014 betrafen die Fragen der Eltern zu 46% weibliche Kinder und Jugendliche. Nach den Angaben zum Alter des Kindes (nur in der Mailberatung) betreffen 39% der Mailberatungen Kinder von 0 bis 6 Jahren. Damit erreicht die bke-Onlineberatung zu einem hohen Anteil Eltern in der frühen Phase der Erziehung. Mit 18% hat auch die turbulente Phase der Pubertät (Alter 12 bis 15 Jahre) einen hohen Anteil in der Mailberatung. Anfragen von Vätern liegen ähnlich wie in den Vorjahren bei 15 Prozent. Damit schreibt sich die überwiegende Nutzung des Beratungs angebotes durch Mütter fort. 8 Geschlechterverteilung in der Jugendberatung Bei der Nutzung der Mailberatung auf der Jugendseite ist eine ähnliche Verteilung von männlichen und weiblichen Ratsuchenden festzustellen. Mit 321 Beratungsanfragen lag der Anteil von männlichen Jugendlichen bei 13 % der gesamten Anfragen (2014). Im Vergleich zu den Vorjahren bleibt auch bei den Jugendlichen die Geschlechterverteilung ungefähr konstant (2011: 15%, 2012: 13%, 2013: 14% Mailberatungen männlicher Jugendlicher). Damit bestätigt sich die Erfahrung, das Onlineberatung wie auch die Beratungsangebote vor Ort verstärkt von weiblichen Personen angenommen wird. Gründe für eine Mailberatung In der Statistik der Mailberatung wird erfasst, mit welchen Gründen Eltern und Jugendliche Rat suchen. Diese Beratungsanlässe werden von der jeweiligen Fachkraft nach der ersten Anfrage erfasst. Dabei sind die Items Erziehungskompetenz, Probleme der Eltern, familiäre Konflikte, Sozial verhalten, Entwicklung/seelische Probleme, Unversorgtheit und Förderung/Betreuung (u.a.) wählbar. Es können bis zu drei Gründe angegeben werden. Die Erhebungen des letzten Jahres (Mehrfachauswahl berücksichtigt) dokumentieren ein breites Spektrum von Fragen der Ratsuchenden. Bei Eltern dominieren vor allem Fragen zur Erziehungskompetenz (39,7%) und zu familiären Konflikten (26,1%). Jugendliche suchen Beratung bei familiären Konflikten (17,4%) oder zu Fragen des Sozialverhaltens (10,4%). Auffallend ist ein hoher Anteil von Anfragen zu seelischen Problemen (37,5%). Dieses Ergebnis macht eine hohe Belastung von Jugendlichen deutlich, die häufig eine Empfehlung zu weiterführenden Hilfen erforderlich macht. Die ersten positiven Erfahrungen in der bke-Onlineberatung unterstützen diese Zielgruppe, übliche Vorbehalte zu überdenken und Schwellen zu überwinden. Einzelchat Offene Sprechstunde Neben der Mailberatung wird auf beiden Beratungsseiten eine offene Sprechstunde angeboten. Während festgelegter Zeiten stehen Beraterinnen Eltern Jugendliche und Berater für eine Beratung via Einzelchat zur Verfügung. Auch hier bietet ein vertraulicher Rahmen »unter vier Augen« die Möglichkeit, mit einer Beraterin oder einem Berater in Kontakt zu treten. Anders als in der Mailberatung erfolgt die Kommunikation synchron. Dadurch erfolgt die Beratung von Beginn an im engen Dialog des Chats. Nachfragen, erste Zusammenfassungen und lösungsorientierte Interventionen sind in einem Einzelchat innerhalb kurzer Zeit möglich. Zum Ausgleich fehlender nonverbaler Äußerungen helfen Emoticons (Smileys) den Beteiligten, ihre Aussagen emotional deutlicher zu kommunizieren. Ein Chat in dieser Konstellation dauerte im Berichtsjahr statistisch gesehen durchschnittlich 30 Minuten. Die Ergebnisse des Jahres 2014 belegen eine hohe Inanspruchnahme dieser Unterstützung. So wurden 642 Eltern und Jugendliche in insgesamt 2.630 Einzelchats beraten. Die Beratungsanliegen zeigen, dass die Offene Sprechstunde gern für eine erste Orientierung im Angebot genutzt wird. Ratsuchende schätzen diesen Einzelchat auch als Hilfe in krisenhaften Situationen. Ein hoher Anteil der Ratsuchenden nutzt das Angebot einmalig zur Beratung begrenzter Fragestellungen. Jugendliche chatten mehr und häufiger Wegen der hohen Nachfrage in der Jugendberatung wurden die verfügbaren Zeiten dort mit den personellen Ressourcen bestmöglich gehalten. Im Vergleich zu 2013 reduzierten sich die angebotenen Stunden pro Woche um eine Stunde auf 9 Stunden in der Woche. Es gelang erfreulicherweise, das Angebot über 51 Wochen des Jahres vorzuhalten. Damit waren auch Ferienzeiten sehr gut abgedeckt. Mit einer faktischen Nutzung von 2.336 Einzelchats stieg die Nutzung um 6,3%. Bezogen auf die Gesamtzahl an Einzelchats in der Jugend- und Elternberatung im Berichtszeitraum stellen die Chats mit Jugendlichen den Löwenanteil mit 71,9% dar. Das Angebot wurde von 225 jugendlichen Ratsuchenden (35% der Chats) einmalig genutzt. Darüber hinaus wurde der Einzelchat von 187 Jugendlichen (40% der Chats) 2 bis 10 Mal angeklickt und 50 Jugendliche (7,7%) nutzten das Angebot über 10 Kontakte hinaus. Im Vergleich zeigte sich auf der Elternseite eine etwas andere Nutzung der Offenen Sprechstunde, die von 181 Eltern aufgesucht wurde. Von diesen Eltern besuchten lediglich 3 Elternteile die Offene Sprechstunde häufiger als 10 Mal. Die Mehrheit von Müttern und Vätern (147 Eltern) entschieden sich für eine einmalige Nutzung des Angebotes. Im Vergleich zu den Jugendlichen ließ sich ein wesentlich geringerer Anteil von 31 Eltern zwischen 2 und 10 Mal beraten. Damit zeigt sich eine analoge Inanspruchnahme zum Bereich der Mailberatung, die eine zahlreichere und häufigere Frequentierung durch Jugendliche aufweist. Beide Zielgruppen nutzten das Angebot intensiv – ein geringerer Anteil benötigte dauerhafte Begleitung per Einzelchat für das Beratungsanliegen. Weiterführende Überlegungen Diese Fakten geben den Fachkräften der Offenen Sprechstunde einen Impuls, über das Konzept nachzudenken. Die ursprünglich einmalige Nutzung hat sich bei einem Anteil der Ratsuchenden verändert. Besonders in der Sprechstunde – Nutzung 2005 bis 2014 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 2005 2006 2007 2008 2009 Sprechstunde – Nutzung 2005–2014 2010 2011 2012 2013 2014 Jugendberatung gibt es einen Bedarf an kontinuierlicher Beratung im Einzelchat. Die Software ermöglicht dies derzeit nur bei wechselnden Beraterinnen und Beratern. Deshalb muss überdacht werden, wie der Einzelchat in der Offenen Sprechstunde dem gestiegenen Bedarf an kontinuierlicher Weiterberatung fachlich und auch technisch besser entsprechen kann. Mit Blick auf die zurückliegenden 10 Jahre hat sich das Angebot nach einem zunächst zögerlichen Start im Anfangsjahr 2005 stabil etabliert. Mit leichtem Anstieg in den Jahren 2011 und 2012 hat sich die Nutzung wieder auf den Stand der Vorjahre nivelliert. Der Gruppenchat Für den Austausch mit anderen Betroffenen stehen bei der bke-Onlineberatung »offene« Gruppenchats zur Verfügung. Unter fachlicher Moderation wird der Austausch mit 8 bis zu 12 Teilnehmer/innen ermöglicht. Ein Gruppenchat läuft über eine bis zu 2 Stunden. Während dieser Zeit können Teilnehmer den Chat verlassen und neue Teilnehmer in den Chatroom eintreten. Die fachliche Moderation begrüßt die Teilnehmer/innen, und nach einem Warming-up werden Beratungsanliegen gesammelt und der Reihe nach besprochen. Die fachliche Moderation hilft Ratsuchenden ihre Fragen zu fokussieren, fördert den Austausch, bringt Beratungsimpulse ein und zentriert Ergebnisse. Mit einem achtsamen Blick für den Ratsuchenden wird das Anliegen des Ratsuchenden im Beratungsprozess lösungsorientiert verfolgt. Durchgängig ist wichtig, die Kommunikationsregeln im Gruppenchat, die sogenannte »Chatiquette« einzuhalten. Denn eine respektvolle und unterstützende Kommunikationskultur ist die Basis für die Beratung in diesem Medium. Der Schutz durch Anonymität und das herzliche Wohlwollen im Gruppenchat ermöglichen dem Ratsuchenden, sich leichter über Sorgen und Probleme zu öffnen und auch schwere Inhalte mitzuteilen. Gleichzeitig erzeugen die Vielfalt an temporeichen Beiträgen aus der Gruppe und eingefügte Emoticons (Smileys, die unterschiedliche Gefühle ausdrücken) Lebendigkeit und Lockerheit. So schafft die typische Chatatmosphäre in Verbindung mit Beratungskompetenz eine intensive Beratungssituation. Viele Ratsuchen9 kontinuierliche Teilnahme an manchen regelmäßig angebotenen Themenchats haben sich Gruppen gefunden, die sich, ähnlich wie Selbsthilfegruppen, auf ihrem Weg unterstützen. Einige Themenchats haben sich zu »Klassikern« etabliert, während andere das Angebot einmalig oder in größeren Zeitabständen bereichern. Themenchats 2005 bis 2014 250 200 150 100 50 0 2005 2006 2007 2008 2009 Themenchats 2005–2014 de schätzen gerade den Gruppenchat mit seinem Wechselspiel zwischen Tiefgang und humorvoller Leichtigkeit. Für Jugendliche und Eltern bietet der moderierte Gruppenchat einen guten Rahmen für den Austausch mit anderen Eltern oder Jugendlichen. Durch regelmäßige Teilnahme werden sie Teil der Community, in der sie sich zunehmend vertraut öffnen können. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 401 offene Gruppenchats bei der bke-Onlineberatung angeboten. Damit standen 185 Gruppenchats (2013: 196) in der Elternberatung und 216 (2013: 285) in der Jugendberatung zur Verfügung. Mit einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 12,6 Teilnehmern bei den Jugendlichen und 8,1 Ratsuchenden in jedem Gruppenchat auf der Elternseite ist das Angebot sehr gut ausgelastet. Insbesondere das Angebot in den Abendstunden (ab 20 Uhr) und am Wochenende erfreut sich hoher Beliebtheit. Es zeigt sich deutlich, dass der Bedarf an Gruppenchats hoch ist und bislang mehr durch die Ressourcen auf der Beraterseite als durch eine rückläufige Nachfrage begrenzt wurde. Dies zeigt sich in der Statistik der Vergleiche der Nutzung der unterschiedlichen Beratungsangebote auf den Seiten der bke-Onlineberatung. So ist der Anteil der jugendlichen Ratsuchenden, die an einem Gruppenchat teilnehmen, sogar leicht gestiegen Die Nutzung des Gruppenchats bestätigt die Akzeptanz für dieses Angebot. Im Vergleich mit den Angeboten Mailberatung, Offene Sprechstunde und dem Forum liegt der Anteil des Angebots GruppenEltern 10 Jugendliche 2010 2011 2012 2013 2014 chat durchgängig bei über 20 % der Nutzung des gesamten Angebotes. Dieser Anteil hielt sich in den zurückliegenden Jahren stabil zwischen 20,9 % im Jahr 2012 und 23,3 % im zurückliegenden Kalenderjahr. In Folge personeller Wechsel musste das Gruppenchatangebot etwas reduziert werden, erreicht aber Jugendliche weiterhin sehr gut. Der Themenchat Das Themenchatangebot reagiert sensibel auf den Bedarf der Ratsuchenden und bietet die Möglichkeit, sich zu einem speziellen Thema intensiver auszutauschen. Abhängig vom Thema wird die Teilnehmerzahl in diesen Chats reduziert, um bei hoch belastenden Themen mehr Schutz und Ruhe im Austausch zu gewährleisten. In der Regel werden diese Chats von zwei Fachkräften begleitet. Eine Person übernimmt die Moderation mit Strukturierung der Fragen, Einhaltung der Gesprächsregeln und Achtsamkeit für das Befinden der einzelnen Ratsuchenden. Die zweite Fachkraft konzentriert sich (als Experte/in) schwerpunktmäßig auf die inhaltliche Beratung. Diese fachliche Doppelbesetzung bietet eine intensive Begleitung, die bei sensiblen Themen wie z. B. sexuelle Gewalt (Jugendberatung) oder bei der Thematik jugendlicher Mütter-Chat (für Eltern und Jugendliche) fachlich geboten ist. In diesem Segment der bke-Onlineberatung ist es üblich, auch externe Fachleute punktuell auf das Portal einzubinden. So kann eine Vielfalt von Themen bedient werden. Dabei werden die Wünsche der Ratsuchenden bestmöglich berücksichtigt. Über die Hier eine Übersicht über einige dieser Themen in der Elternberatung: •Leben am Limit •AD(H)S •Trennung/Scheidung •jugendliche Mütter •Erziehung und Glaube •Alleinerziehend •Schulwahl und Zeugnisse •Förderung der Medienkompetenz •Psychische Probleme in der Familie u.a. Für Jugendliche fanden regelmäßig folgende Themenchats statt: •ONLY FOR GIRLS: Wie weiter nach sexuellem Missbrauch? •ONLY FOR BOYS: Wie weiter nach sexuellem Missbrauch? •Suchtbelastung der Eltern, eigener Drogenkonsum •Trennung/Scheidung der Eltern •Liebe, Lust und Leidenschaft •Essstörungen •Selbstverletzendes Verhalten •Schule und Leistungserwartung/druck •Stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie •Sonstige (z.B. Zeugnisse, Rechte/ Pflichten, Ausbildung/Studium, usw.) Gewichtung des Angebotes Diese Angebote wurden auf der Jugendseite 2014 mit gleichbleibend hoher Kapazität angeboten. Wie 2013 wurden 123 Themenchats angeboten, 78 davon für Jugendliche (2013: 73). Dieses Angebot wird in der Regel von zwei Berater/innen durchgeführt und erfordert damit doppelte zeitliche und fachliche Ressourcen. Vor diesem Hintergrund ist erfreulich, dass das Angebot mit den insgesamt reduzierten personellen Ressourcen im Bereich Gruppenchat in vollem Umfang aufrecht erhalten wurde. Im Berichtsjahr musste die Anzahl der offenen Gruppenchats allerdings etwas reduziert werden, um das fachlich aufwendigere Angebot der Themenchats in gleichbleibender Qualität und Quantität weiterzuführen. Die bke-Onlineberatung vertritt gerade mit diesem Angebot eine außerordentliche Vielfalt und fachliche Qualität, die sich zum geschätzten Alleinstellungsmerkmal des Portals entwickelt hat. Die Nutzung der unterschiedlichen Beratungsformen Die Angebote der bke-Onlineberatung sind bewusst unterschiedlich und breit gefächert. Das Forum ist »das Schaufenster« des Beratungsportals, das sehr öffentlich ist. Hier können Ratsuchende bereits ohne eine Registrierung nur lesend von den vielzähligen Fragen rund um Erziehung bzw. dem Austausch anderer Jugendlicher profitieren. Ein Schritt weniger öffentlich ist der Gruppenchat, der einen Austausch mit gleichermaßen Betroffenen innerhalb des Portals möglich macht. Im Vergleich zu diesen Beratungsformen setzen die Offene Sprechstunde und die Mailberatung auf den Dialog zwischen Ratsuchender/m und Fachkraft, der vertraulich im Zweierkontakt geführt wird. Diese unterschiedlichen Formen der Beratung orientieren sich am Bedarf von Eltern und Jugendlichen. Bei der Inanspruchnahme der jeweiligen Beratungsform wirken unterschiedliche Bedürfnisse und Zielvorstellungen mit. Wahlmöglichkeiten Für Jugendliche und Eltern steht die Frage im Vordergrund, wo sie sich mit ihrem Anliegen am besten aufgehoben fühlen. 61,3% der Jugendlichen und 55,1% (jeweils 2014) entscheiden sich für das Angebot der Einzelberatung. 17,9% der Jugendlichen und 18,3 % der Eltern nutzen das Forum mit seiner höheren Öffentlichkeit. Gerade bei den Eltern zeichnet sich eine veränderte Nutzung im Bereich Forum und Gruppenchat ab. Während das Forum im Zeitraum von 2009 bis 2014 um 7,7% weniger genutzt wurde, verzeichnet der Chat in dem selben Zeitraum Nutzung der Beratungsformen – Eltern 2004 bis 2014 60 50 40 30 20 10 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Nutzung Beratungsformen – Eltern Nutzung der der Beratungsformen – Jugend 20042004–2014 bis 2014 70 60 50 40 30 20 10 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 einen Gewinn von 8,6%. Nun ist nicht erfasst, welche internen Wege Nutzer innerhalb des Portals bevorzugen oder in welchen Kombinationen die Beratungsformen genutzt werden. Es fällt aber auf, dass parallel zur reduzierten Nutzung des Forums die Nutzung des Gruppenchats zu einem ähnlichen Anteil steigt. Als Interpretation bietet sich an, dass insbesondere Eltern den Austausch auf einer weniger öffentlichen Ebene bevorzugen. Es ist auch denkbar, dass besonders jüngere Eltern selbstverständlicher mit dem Medium Gruppenchat umgehen. Die Nutzung der Angebote im Vergleich Die Mailberatung, die Offene Sprechstunde, der Gruppenchat und das Forum werden von den Ratsuchenden unterschiedlich intensiv genutzt. Besonders beliebt ist die vertrauliche Einzelberatung, die in der Mailberatung und in der Offenen Sprechstunde möglich ist. Die Nutzung der Mailberatung ist auch beim Blick auf die zurückliegenden Jahre anhaltend hoch. So nutzen 51% der Jugendlichen 2009 eine Mailberatung. In den Folgejahren stieg dieser Anteil auf 64,6 % im Jahr 2012. Dieser Stand konnte im letzten Jahr bei 61,3 % gehalten werden. Im gleichen Bemessungszeitraum (2009 – 2014) schrieben 23% bis aktuell 18% der Jugendlichen im Forum oder tauschten sich rege mit Gleichaltrigen in einem Gruppenchat aus. Im Gruppenchat entwickelte sich die Nutzung von 26% (2009) mit leichter Steigerung auf 29,5% (2011), die in den letzten Jahren wieder auf den Stand von 20,8% zurückging. Die Nutzung hängt eng mit der Bereitstellung der Angebote zusammen. Die gesunkene Nutzung der Chatangebote steht in direktem Zusammenhang mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Gruppenchats. Insgesamt wurden die Angebote Forum, Gruppenchat, Mailberatung und Offene Sprechstunde bei den Jugendlichen im Berichtsjahr 9.095 Male genutzt. Die Nutzung ist mit einem Unterschied von nur 1 Prozent zum Vorjahr gleich geblieben. bke-Onlineberatung kommt an Mit diesen Angaben bestätigt sich die Akzeptanz des Angebotes der bke-Onlineberatung. In den zurückliegenden Jahren ist es gelungen, ein qualifiChat Nutzung der Beratungsformen – Jugend 2004–2014 Forum Einzelberatung 11 ziertes und hochfrequentiertes Onlineberatungsangebot zu etablieren. Die enge Kooperation mit den örtlichen Erziehungsberatungsstellen gewährleistet eine hohe Fachkompetenz und das selbstverständliche Wissen um Angebote und Zugänge der Hilfen in der Jugendhilfe und im Gesundheitssystem. Feste Kooperationspartner Diese Entwicklung spricht für eine hohe Bereitschaft der Erziehungsberatung, die Onlineberatung fachlich zu integrieren. Die Mitwirkung bei der bkeOnlineberatung wird vertraglich für 24 Monate festgelegt und kann verlängert werden. Die vergangenen Jahre zeigen, dass sich über 80% der Beratungsstellen über die ersten zwei Jahre hinaus Stichtag 31.12.2014 beendeten 11 Fachkräfte ihre Mitwirkung. Parallel wurden 8 neue Fachkräfte ausgebildet und zwei weitere Fachkräfte werden zu Beginn 2015 erneut aktiv werden. Bereits zum Jahresende gibt es einen Bedarf für eine Fortbildung neuer Fachkräfte, die im März 2015 stattfinden wird. Stellt man diese Zahlen in Vergleich zu den Daten seit Beginn der Kooperationen Das Konzept der bke-Onlineberatung basiert auf der Kooperation mit der Erziehungsberatung vor Ort. Es wird vertraglich festgelegt, dass eine Fachkraft aus dem örtlichen Team mit einem Kontingent von 5 bis 10 Stunden pro Woche für die Mitarbeit in der bkeOnlineberatung delegiert wird. Beteiligung von Fachkräften Mit dem Beginn der bke-Onlineberatung im Jahr 2004 haben sich erstmals 12 örtliche Erziehungsberatungsstellen an dieser neuen Beratungsarbeit beteiligt. In den folgenden Jahren wurden weitere Beraterinnen und Berater zur Mitarbeit qualifiziert. Ein Höchststand der Beteiligung wurde zum Jahreswechsel 2010 mit einem Stand von 102 beteiligten Fachkräften erreicht. Zu diesem Zeitpunkt stand dem Beratungsportal insgesamt ein Stundenkontingent von 612 Stunden pro Woche für die Beratung von Eltern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Verfügung. Dieser Höchststand der Jahre nivellierte sich in den folgenden Jahren. 2011 beteiligten sich 89 Fachkräfte und 2012 waren 86 Das Konzept der bkeOnlineberatung basiert auf der Kooperation mit der Erziehungsberatung vor Ort. beteiligen. 11 Beratungsstellen sind bereits seit 10 Jahren kontinuierlich beteiligt. Diese Entwicklung spricht für fachliche Überzeugung. Im Laufe der zurückliegenden Zeit beendeten 65 Einrichtungen vor Ort die Kooperation. Als Gründe wurden personelle Wechsel und Vakanzen im örtlichen Beratungsteam oder notwendige Übernahme neuer Aufgaben vor Ort benannt. Einige Fachkräfte verließen die bke-Onlineberatung, um beim eigenen Träger beim Aufbau eines eigenen Onlineberatungsangebotes mitzuwirken. Für einige Einrichtungen war von Beginn der Kooperation an eine zweijährige Kooperation festgelegt (Rotationsprinzip). Lediglich eine Beratungsstelle begründete den Ausstieg mit inhaltlichen Gründen, die im Bereich der Onlineberatung lagen. Erfreulicherweise gelang es mancher Einrichtung, zu einem späteren Zeitpunkt die Zusammenarbeit zu reaktivieren und erneut eine Fachkraft zu delegieren. Die Beteiligung der Bundesländer Alle Ratsuchenden aus dem Bundesgebiet haben einen Anspruch auf Nutzung des Beratungsportales www.bke-beratung.de In dem Beschluss aller Bundesländer (2003) wurde die Finanzierung des Haushaltes der bke-Onlineberatung entschieden. Dabei sieht das Konzept die Mitwirkung der örtlichen Erziehungsberatung vor. Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung soll sich jedes Bundesland mit einer Fachkraft (10 Std./Woche) pro 1 Mio Einwohner des jeweiligen Landes in der direkten Mitarbeit beteiligen (Königsteiner Schlüssel). Bundesweit ergeben sich damit knapp 820 Gesamtstunden. Dieses Ziel der Beteiligung wurde im zurückliegenden Jahr 2014 zu 68% erfüllt. Die Erziehungs- und Familienberatung im Internet in Trägerschaft der bke wurde im Jahr 2014 von 83 Beratungsstellen aus 14 Bundesländern erbracht. Aktuelle Wechsel Wie in den Vorjahren hat es personelle Veränderungen bei der Mitwirkung der bke-Onlineberatung gegeben. Zum 10 Jahre Beteiligung in den Ländern Rückblickend auf die letzten 10 Jahre schwankt die Zahl der beteiligten Kooperationspartner in den Bundesländern. Alle Ratsuchenden aus dem Bundesgebiet haben einen Anspruch auf Nutzung des Beratungsportals. Beraterinnen und Berater tätig. Dieser Stand entspricht in etwa der Beteiligung in den Jahren 2006 bis 2008, in denen kontinuierlich 85 Fachkräfte mitwirkten. Die Erhebung dieser Angabe erfolgt zum 31.12. des jeweiligen Jahres. Im aktuellen Berichtsjahr 2014 lag die Anzahl der Mitwirkenden an diesem Stichtag bei 82 Fachkräften. Bei der Zählung der Beteiligung über das gesamte Jahr ergibt sich allerdings eine Anzahl von 92 beteiligten Beraterinnen und Beratern. 12 bke-Onlineberatung bestätigt sich eine recht gleichbleibende Zahl an Kooperationspartnern. Im Jahr 2014 waren 83 Beratungsstellen vertraglich mit der bke-Onlineberatung verbunden. Damit ist es der bke-Onlineberatung gelungen, ein qualifizierter und verlässlicher Kooperationspartner für die örtliche Erziehungsberatung zu sein. Das Konzept des bundesweiten und anonymen Angebotes in Kooperation mit der örtlichen Erziehungsberatung wurde in den zurückliegenden Jahren erfolgreich umgesetzt. Zurückliegend haben sich die Länder Bayern, Hamburg, Sachsen-Anhalt und das Saarland mit einem Erfüllungsgrad von 100% der erforderlichen Beteiligung eingebracht. Eine Erfüllung der Mitwirkung zwischen 20 und 50% liegen die Länder Baden-Württemberg, Brandenburg und Niedersachsen. Mit einem Wert von 53% beteiligt sich Schleswig-Holstein fast gleichbleibend. In einigen Jahren gelang in diesem Bundesland eine punktuelle Beteiligung von 133% im Startjahr, sowie 70% in den Jahren 2006 und 2008. Die Bundesländer Hessen und Sachsen haben die zunächst verhaltende Beteiligung in den letzten Jahren mit nahezu 100% durchgängiger Beteiligung umgesetzt. Eine umgekehrte Entwicklung nahmen Nordrhein-Westfalen und RheinlandPfalz. Beginnend mit einer überragenden Beteiligung von 128% (NRW) und 125% (RLP) sank die Beteiligung auf aktuell 62% und 63% in diesen Ländern. Thüringen zeigt eine schwankende Beteiligung von 150% in einigen Jahren, die durch geringere Beteiligung in anderen Jahren (50%) ausgeglichen wird. Nach einem etwas späteren Einstieg ist Mecklenburg-Vorpommern in der bke-Onlineberatung in den letzten Jahren mit kontinuierlich 75% Grad an der Erfüllung vertreten, während Bremen nach einer 2-jährigen Kooperation keine Fachkraft mehr entsenden kann. Auch in Berlin fehlt seit den letzten 2 Jahren ein Kooperationspartner. Dieses kleine und bevölkerungsreiche Bundesland war im gesamten Zeitraum der letzten 10 Jahre zwischenzeitlich mit einer 100% Beteiligung vertreten. Auch für Niedersachsen, Baden-Württemberg und Brandenburg sind noch Kapazitäten für neue Kooperationen vorhanden. Ratsuchende im Bundesgebiet Der Blick auf die lokale Verteilung der Ratsuchenden der bke-Onlineberatung ist sinnvoll, da auch in den noch nicht kooperierenden Bundesländern Ratsuchende das Angebot nutzen. Bei der Registrierung auf dem Portal werden keine Sozialdaten abgefragt. Allerdings kann die Angabe des Wohnortes freiwillig erfolgen. Aus den Angaben kann man ableiten, dass die bkeOnlineberatung bundesweit in allen Ländern genutzt wird. Die Nutzung der bke-Onlineberatung entspricht dem Anteil an der Bevölkerung in dem jeweiligen Bundesland. Damit zeigt sich, dass Onlineberatung in allen Regionen Deutschlands nachgefragt ist. Sowohl in eher ländlichen Regionen als auch in Ballungsräumen nutzen Ratsuchende die Beratungsmöglichkeiten im Internet und suchen damit eine Ergänzung oder Alternative zu den örtlichen Angeboten. Es ist wünschenswert, dass diese Nachfrage mit einem angemessen ausgebauten Angebot bedient werden kann. Mit Rückblick auf 10 Jahre bke-Onlineberatung sind wir bereits auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen! Bandbreite der Beteiligung Zusammengefasst zeigt sich ein breites und unterschiedliches Bild der Kooperationen. Die Bundesländer Hessen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Thüringen unterstützen die beteiligten Erziehungsberatungsstellen mit einer zusätzlichen Förderung. Dies hat in den vergangenen Jahren sicherlich zur Stärkung der Beteiligung beigetragen. Seit 2004 haben sich alle Bundesländer an der bke-Onlineberatung beteiligt. Es ist erfreulich, dass ein Teil der Länder dem abgestimmten Erfüllungsgrad der Beteiligung nachkommen kann. In einem Teil der Länder könnten die Kooperationen noch ausgebaut werden. Insbesondere in den Ländern Berlin und Bremen wäre eine Wiederaufnahme der Beteiligung in der direkten Mitwirkung gewünscht. 13 Beratung im Neuland 10 Jahre bke-Onlineberatung Von Maria Große Perdekamp D as Jahr 2014 steht für das erste Jubiäum der bke-Onlineberatung, die ihren 10. Geburtstag feiern konnte. Das ist Anlass für einen Rückblick auf eine Entwicklung, die mit vielen Innovationen ein neues Feld der Beratung eröffnet und etabliert hat. Die Reise führt zurück zur Jahrtausendwende die Zeit des zunehmenden Einflusses von Internet und neuen Medien. Die Nutzer/innen dieser neuen Kommunikationsformen sind besonders Jugendliche, die als schwer erreichbare Zielgruppe für die Erziehungsberatung gelten. Auch noch ohne die späteren Entwicklungen vom Smartphone, LTE oder Facebook sind schon Veränderungen spürbar, die einen direkten und gravierenden Einfluss auf die Lebenswelt von Familien nehmen werden. In diesem Klima entsteht das erste Modellprojekt der bke in Kooperation mit einem Internetcafé in Roth bei Nürnberg. Unter bke-sorgenchat.de wird unter fachlicher Betreuung der bke erstmals ein Beratungsangebot im Internet initiiert. Auf getrennten Seiten gibt es für Jugendliche und Eltern die Angebote Mailberatung und Gruppenchat, die besonders von Jugendlichen intensiv genutzt wurden. Erinnerungen einer Beraterin der ersten Stunde: »Das Gründungstreffen fand im September 2000 statt. Dem war ein kurzer Aufruf in den Informationen für Erziehungsberatungsstellen vorausgegangen, in dem kurz mitgeteilt wurde, dass die bke plant, ein Angebot per Mail oder per Telefon zu initiieren. Interessierte konnten sich melden, was ich dann tat und eine Einladung für ein Vorabtreffen in Schwabach erhielt. Dies begann an einem Freitag um 19 Uhr. Es fand in einem Keller eines Hotels statt. Am nächsten Morgen war ein aktiver Teil in einem Internetcafé – chatten an echten PCs – vorgesehen. Dann gab es einen 14 Schluck Sekt und wir fuhren wieder nach Hause. Es hatte begonnen und mir wurde klar, dass es kein Auswahlverfahren gewesen war, sondern, dass wir jetzt alle sofort ran mussten.« Erste Gehversuche Für die Beratung per digitaler Übertragung gab es keine Vorerfahrungen oder Konzepte. Zudem verfügten Berater/ innen selbst über geringe Medienkompetenz. Die Klientel (besonders die Jugendlichen) war mindestens einen Schritt voraus. Das bedeutete für alle Beteiligten einen Schritt ins Neuland. In der Mailberatung suchte man die Entsprechung zu Bekanntem. Was kann man aus der persönlichen Beratung übernehmen? Was wirkt, wenn man sich nicht sieht? Welche Folge hat die Anonymität in der Beratungsbeziehung und wie kann erfolgreich mit der Erziehungsberatung vor Ort und anderen Hilfen kooperiert werden? Neuland Gruppenchat Für den Gruppenchat war vieles neu: Die Bedingungen des gleichzeitigen Schreibens unterschiedlicher Teilnehmer/innen mit der Option ständigen Kommens und Gehens, die Schnelligkeit des Mediums und die spürbare Aufhebung sozialer Regeln des Umgangs. Gerade auf der Jugendseite waren Beraterinnen gefordert, sich mit den sehr direkten, provokativen oder aber mit eindrücklicher Intensität in der Kommunikation auseinanderzusetzen, die schnell zu humorvoller Leichtigkeit wechselt. Eine Chatmoderatorin erinnert sich an diese erste Zeit: Die Planung beinhaltete drei Jugendchats pro Woche à drei Stunden und ein bis zwei Elternchats in der Woche. Während auf der Elternseite kaum ein Ratsuchender das Angebot nutzte, hatten wir im Sorgenchat die Bude voll. Da wir keine Teilnehmerbegrenzung hatten, rannten uns die Jugendlichen die Tür ein. Unerfahren und unbedarft wie wir waren, hatten wir beschlossen, uns gegenseitig zu unterstützen und mit einem Jugendnick am Chat teilzunehmen und die Chatmoderatorin oder den Moderator zu unterstützen. Drei Stunden lang waren wir bemüht, das Chaos zu beherrschen. Manchmal hatten wir 30 Ratsuchende im Chat. Wir hatten kein Mentorat, keine Anleitung, kein Konzept – wir haben einfach losgeschrieben und versucht, eine Kultur im Chat zu entwickeln. Beschreibungen von selbstverletzendem Verhalten, »während ich das schreibe, läuft das Blut über die Tastatur«, Unmut zum Chatablauf und Kritik an uns als Chatmods, »bringt doch hier alles nichts«, »ihr habt ja eh eure Lieblinge«, »wie wäre es mal mit einer Technikschulung«, waren an der Tagesordnung und haben uns viel lernen lassen. Deshalb wurden dann Strukturen entwickelt. Diese Erinnerung belegt eindrücklich, wie die Onlineberatung von Beginn an mit hohem Tempo gefordert war, erste Strukturen zu entwerfen und Konzepte zu erproben. Meilensteine Die Jugendministerkonferenz der Länder traf 2003 die Entscheidung über die Fortführung des Modellprojektes. Das Folgejahr 2004 ist als offizielles Geburtsjahr der bke-Onlineberatung festzuhalten: Das neue Team geht mit einer Leitungsstelle, einer technischen Koordinatorin und 4 Fachkoordinatoren (aus dem Modellprojekt) an den Start. Die enge Kooperation mit den Erziehungsberatungsstellen wird weitergeführt. Eine steigende Anzahl von Erziehungs- und Familienberatungsstellen entscheidet sich für dieses bundesweit organisierte anonyme Beratungsportal und entsendet erfahrene Fachkräfte, die in einem festgelegten Stundenkontingent zwischen 5 und 10 Stunden mitarbeiten. Die bke-Onlineberatung ging 2004 mit 12 Fachkräften an den Start. In den folgenden 10 Jahren wurden insgesamt 197 Berater/innen tätig. Im Verlauf des Jahres 2014 waren 92 Fachkräfte aus 78 Erziehungs- und Familienberatungsstellen zusammen 559 Stunden pro Woche aktiv. Die Zahlen belegen die Expansion des neuen Beratungsangebotes. Der Grundgedanke der Aufteilung in zwei getrennte Beratungsseiten hat sich bewährt. Den Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht unter bke-jugendberatung.de ein eigener Raum zur Verfügung, in dem alle altersspezifischen Themen unabhängig von Eltern eingebracht werden können. Auf bke-elternberatung.de werden Anliegen der Eltern beraten. Von Beginn an fächert sich das Angebot auf beiden Seiten in die Beratungsformen Forum, Mailberatung und Gruppenchat aus. Im Jahr 2006 wurde das Angebot um den Einzelchat »Offene Sprechstunde« erweitert. Der Bedarf in allen Formen der virtuellen Beratung steigt in den folgenden Jahren stetig an; zunächst besonders auf der Jugendseite – die Elternseite zieht wenig später nach. Erfreulicherweise war es möglich, diesem Bedarf durch die steigende Beteiligung von Beratungsstellen und Entsendung von Berater/innen nachzukommen. Das Forum Aushängeschild der bke-Onlineberatung mit jährlich vielen Tausend Postings, die auch ohne eine Registrierung gelesen werden können, ist das Forum. Es gibt einen ersten Eindruck vom Beratungsangebot. Das Forum ist thematisch untergliedert und jederzeit rund um die Uhr les- und beschreibbar. Auf der Elternseite heißt ein »Café« neue Nutzer willkommen, die sich in den Bereichen Kinder 0 bis 6 Jahre, Kinder 6 bis 12 Jahre, Pubertät und danach, Thema Alleinerziehen, Trennung/ Scheidung und neue Familienformen sowie in einem Unterforum Psychisch belastete Eltern lesen können. Mit einer Registrierung über einen Nick ist eine aktive Teilnahme möglich. Eltern können Fragen und Themen einbringen und die Community (Gemeinschaft der User) nutzen. Vielfach erleben Mütter und Väter gerade in schwierigen familiären Situationen hohe Solidarität und Unterstützung oder werden ermutigt, Hilfen vor Ort aufzusuchen. Jugendliche schreiben und diskutieren über Selbsthilfe, Stress mit mir selbst, Freundschaft und Beziehung, Liebe und Sex, Eltern und Geschwister Schule/Ausbildung/Beruf und tauschen sich in der Medienecke oder über Gewalt in der Welt aus. Hier ist Platz für entwicklungsbedingte Krisen. Das Forum ist damit ein Raum zum Austausch und besonders geeignet zur trifft dieses Angebot auf das Bedürfnis lockeren Austauschs wechselnd mit tiefgehender Auseinandersetzung über die jeweiligen Beratungsanliegen. Belastete Jugendliche erleben, dass sie mit Problemen nicht allein sind, und wagen, sich zu öffnen. Später erleben sie, anderen mit ihren eigenen Erfahrungen weiterhelfen zu können. Die unterstützende Kommunikation der Gleichaltrigen wird gerahmt durch die Fachkraft, die für ein wohlwollendes Klima im Chat sorgt und besonders bei belastenden oder überfordernden Themen (z. B. Suizid, Gewalt.) oder Konflikten in der Gruppe Orientierung gibt. Auf der Elternseite wurden Chatangebote in den Anfangsjahren vergleichsweise zögerlich angenommen. In der Zwischenzeit haben die Eltern Die bke-Onlineberatung ging 2004 mit 12 Fachkräften an den Start. präventiven Beratung. Nicht selten bietet die bke-Onlineberatung für sozial isolierte oder ausgegrenzte Jugendliche ein Erfahrungsfeld für erste( virtuelle) Freundschaft. Das Forum ist seit den Anfängen der bke-Onlineberatung der Ort gemeinsamen, öffentlichen Austausches, der durch Fachkräfte inhaltlich begleitet und moderiert wird. In 10 Jahren hat sich eine Sammlung von 345190 Postings (31.12.14) auf beiden Beratungsseiten ergeben, die auch aktuell für alle Besucher/innen der Seiten ohne Registrierung lesbar sind. Damit stellt das Forum als präventives Angebot einen Pool an Beiträgen zu den Themen von Eltern und Jugendlichen zur Verfügung. Der Gruppenchat Die offenen Gruppenchats mit bis zu 12 Teilnehmern werden unter Moderation einer Beraterin täglich für eineinhalb bis zwei Stunden angeboten (auch am Wochenende). In diesem Beratungsangebot hat sich ein strukturierter Ablauf etabliert, bei dem hoher Wert auf einen respektvollen und unterstützenden Umgang miteinander (»Chatiquette«) gelegt wird. Besonders bei Jugendlichen jedoch nachgeholt und profitieren auch von dieser Form gegenseitigen Austausches. Dabei liegen die Mütter deutlich vorn. Sie haben insgesamt einen Anteil von 85% (im Jahr 2014) an Registrierungen auf der Seite. 10 Jahre Erfahrung haben den Umgang mit den Spezifika des Chats, seiner Gleichzeitigkeit, Schnelligkeit, der speziellen Kommunikationsform und deren Wirkung in der Beratungsarbeit erprobt und nutzbar gemacht. Das Gruppenchatangebot war auch 2014 sehr nachgefragt. Insgesamt fanden 401 Gruppenchats statt – die Mehrzahl (216) auf der Jugendseite. Mit einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 8 Teilnehmern bei den Eltern und 16 Jugendlichen pro Chat ergibt sich die eindrückliche Zahl von 5.046 Teilnahmen an fachlich geleitetem Austausch. Die Themenchats In den Chats signalisierten die Nutzer und Nutzerinnen den Wunsch, sich innerhalb eines Chats über bestimmte Themen intensiver auszutauschen. Deshalb haben sich Themenchats etabliert. Zu Anfang waren es vor allem die »Zeugnischats«, die Krisen bei Eltern und Jugendlichen im Um15 gang mit Schulproblemen auffangen konnten. Die Themen haben sich im Laufe der Zeit verändert und greifen Aktuelles auf. So reagierte 2009 eine Themenchatwoche auf den Amoklauf in Winnenden. Heute wird eine Vielfalt an Themen angeboten, die in der Regel mit 2 Fachkräften durchgeführt werden. Eine Fachkraft moderiert den Rahmen, während die andere Fachkraft als Experte zum Thema intensiv auf die inhaltlichen Fragen eingeht. Zu einigen Chats werden Mitarbeiter/innen aus externen Einrichtungen (z. B stationäre Jugendpsychiatrie) hinzugezogen. Auf der Elternseite sind der Umgang mit Medien, ADHS, psychische Belastungen oder Familienstress bewährt – während die Jugendlichen über Selbstverletzungen, sexuelle Gewalt, Essstörungen, Sucht oder über stationäre Hilfen chatten. Die Themen orientieren sich am Bedarf und gehen bestmöglich auf den Bedarf der Eltern ein. So entstand das Angebot »Only for Boys – Umgang mit sexueller Gewalt« auf der Jugendseite und der »Junge Mütter-Chat« und »Am Limit«, die auf Wunsch von Jugendlichen und Eltern regelmäßig stattfinden. Auch das Thema Umgang mit Medien nimmt Einzug in diese Angebotspalette. Im Rahmen aller Chats können Betroffene mitlesend profitieren und sich im Verlauf erstmals über eigene Probleme mitteilen. Bei den regelmäßigen Themen entsteht über regelmäßige Teilnahme eine Verbindlichkeit und gegenseitige Unterstützung, die ähnlich der Selbsthilfe wirkt. Im Jahr 2014 fanden 123 Themenchats statt – davon 78 für Jugendliche. Bei der bke-Elternberatung wurde dieses Angebot wie schon in 2013 verstärkt wahrgenommen. Die hohe Inanspruchnahme belegt, dass der Gruppenchat eine gewünschte Form des Austausches der Zielgruppe ist. Die Mailberatung Die Mailberatung ist eine Möglichkeit, im schriftlichen Austausch Probleme zu thematisieren. Innerhalb von 48 Stunden auf die erste Anfrage erfolgt eine individuelle, fachliche Antwort durch eine/n qualifizierte/n Berater/in. Eltern nutzen diese Möglichkeit zum Austausch über Fragen der Entwicklung und Erziehung zu Schulproblemen oder zur Klärung familiärer Belastungen. Bei Jugendlichen stehen Themen der eigenen Identität, der sexuellen Entwicklung und Partnerschaft, Umgang 16 mit Gleichaltrigen, Ablösung von den Eltern und berufliche Entwicklung im Vordergrund. In Vergleich zur Elternberatung haben Jugendliche verstärkter den Wunsch nach Beziehung und Kontinuität in der Beratung. Sie thematisieren Probleme direkter als in der persönlichen Beratung und erleben (wie auch Eltern) die Anonymität als hohen Schutz, auch sehr belastende oder schambesetzte Themen wie sexuellen Missbrauch, Gewalt oder Sucht anzusprechen. Häufig ist es für diese Zielgruppe eine hohe Hürde, diese Themen in bereits laufenden Hilfen anzusprechen. Die Mailberatung ermutigt, wie übrigens auch der Chat und das Forum, sich zu öffnen und die Unterstützung vor Ort zu nutzen. Damit entsteht eine unsichtbare unterstützende Kooperation mit Hilfen vor Ort. Die Beratungsform Mailberatung wird von allen Nutzern am häufigsten genutzt. Im zurückliegenden Berichtsjahr 2014 wurden 3.997 Mailanfragen gestellt, in denen individuelle Probleme beschreiben wurden. 1.558 Mailberatungen auf der Elternseite standen 2.421 Anfragen von Jugendlichen gegenüber. Während Eltern durchschnittlich 2 Folgekontakte zur Beratung nutzten, bleibt der Bedarf von Jugendlichen sich länger und intensiver in der Mailberatung auszutauschen. Die Offene Sprechstunde Die Offene Sprechstunde wurde Ende 2006 eröffnet. Anfangs gedacht als ein Pendant zur kontinuierlichen Einzelberatung, konnten Termine für einen Einzelchat vereinbart werden. Die Nutzung stellte sich jedoch als ineffizient heraus, da viele Termine zwar reserviert aber nicht wahrgenommen wurden. Deshalb wurde das Konzept verändert. Heute präsentiert sich die Sprechstunde mit regelmäßigen Zeiten auf der Eltern- und Jugendseite als offenes Angebot. Hier können Nutzer sich im Einzelchat mit einer Fachkraft spontan beraten lassen. Dieses Chatangebot ist als einmaliger virtueller Beratungstermin konzipiert, der sich besonders zur Begleitung aktueller Krisen eignet. Es wird rege in Anspruch genommen. Mit der späteren technischen Einführung eines »Sprechstundebuttons« im Frühjahr 2011 auf der Startseite reagierten die Nutzer der bke-Onlineberatung mit einer vermehrten Inanspruchnahme der Offenen Sprechstunde um 18%. Die Entwicklung zeigt insgesamt, dass sowohl Eltern als auch Jugendliche die Form der Einzelberatung per Mail oder Chat als häufigste Beratungsform wählen. Allein im letzten Kalenderjahr wurden 2.630 Beratungschats durchgeführt, die vor allem auf der Jugendseite hohe Beliebtheit haben. Dort wurde in 2.336 Einzelchats jeweils individuell auf die Probleme der Jugendlichen eingegangen. Neue Entwicklungen Längst ist das Internet zum integrierten Bestandteil des Alltags geworden. Offline- und Online-Präsenz haben sich verändert. Mit sozialen Netzwerken wie Facebook und mit Smartphones zeigt sich eine deutliche Veränderung der Mediennutzung. Das Internet ist nicht mehr nur vom Rechner zu Hause, sondern von allen Orten des Lebensalltags aus zugänglich. In schnellem Tempo war die bkeOnlineberatung gefordert, sich mit den Veränderungen und ihrer Wirkung auf die virtuelle Beratung auseinanderzusetzen. Im Jahr 2012 gelingen zwei Erweiterungen: Unter bke-beratung wird ein Facebook-Profil eröffnet. Die Präsenz ermöglicht Kontakt zu anderen Multiplikatoren und wirbt für besondere Veranstaltungen. Mit Unterstützung des Landes Hessen wird die bke-App umgesetzt, die Nutzern die Kommunikation vom Smartphone aus ermöglicht. In Folge wird die bke-Onlineberatung auch zwischendurch in Pausen – an der Bushaltestelle, in der Bahn oder im Café genutzt. Diese Möglichkeiten wurden intern heiß diskutiert. Es gilt Risiken und Chancen abzuwägen – um sich auch als Beratungsangebot medienkompetent zu entscheiden. Die technische Entwicklung der bkeOnlineberatung basiert seit 2004 auf der kompetenten Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister 24you e-Solutions. In dieser kontinuierlichen Kooperation wurde erstmals ein komplexes Beratungsportal für Erziehungsfragen programmiert, das neben den Beratungsfunktionen viele Optionen zur Kommunikation unter Fachkräften vorhält. Unter Gesichtspunkten des Datenschutzes wurde ein anonymer, geschützter Beratungsraum geschaffen, der für die sensiblen persönlichen Angaben der Nutzerinnen und Nutzer geeignet ist. Die konzeptionelle Entwicklung Die virtuelle Beratung war und ist extrem gefordert, eigene Erfahrungen zu reflektieren und aus eigenen Ressourcen zu schöpfen. Dazu wurde die Möglichkeit der hohen Transparenz der schriftgestützten Beratung für den gegenseitigen Austausch genutzt. In der Virtuellen Beratungsstelle entwickelten sich mit Zuwachs der Berater Teamstrukturen der kollegialen Intervision, in denen Beratungsprozesse im gemeinsamen Chat reflektiert werden. Diese kollegiale Ebene wird durch ein Supervisionsangebot ergänzt. Diese Unterstützungsmöglichkeit in der virtuellen Beratungstätigkeit wurde aktuell erweitert und intensiver auf den Arbeitsalltag der Fachkräfte ausgerichtet. Konnte bislang die Supervision in einem Einzelkontakt via Chat, Mail oder Telefon stattfinden ist nun auch Supervision in der Gruppe möglich. Im kommenden Jahr kann das Angebot von Supervision in einem gemeinsamen Gruppenchat in der bekannten Intervisionsgruppe durchgeführt werden. Eine Erweiterung sind auch themenzentrierte Supervisionschats, die bedarfsorientiert erprobt werden. Dazu wurde der Pool an externen online-erfahrenen Fachleuten erweitert. Parallel setzt auch die interne Fortbildung auf geübte Kommunikationsform des Chats. So wird der Wunsch der Fachkräfte in allen Themen rund um die »neuen Medien« aktuell informiert zu sein in einer Fortbildungsreihe aufgegriffen. Mit Themenchats und Webinaren erhalten Fachkräfte mehr Kompetenzen, die der Qualität ihrer Beratung zu Gute kommt. Mit diesen Veränderungen geht die bke-Online- beratung einen innovativen Weg die Kommunikationsformen der Onlineberatung für die fachliche Unterstützung der Fachkräfte zu nutzen. In guter Tradition der zurückliegenden Jahre beweist sich das jährliche Treffen aller Fachkräfte im Rahmen einer zweitägigen Tagung ein Herzstück des Austausches und der konzeptionellen Entwicklung. In dieser Tagung fließen die Möglichkeiten intensiver Auseinandersetzung mit Entwicklungen in der Beratungsarbeit und informeller Austausch zusammen. Neben den neuen Impulsen für die Arbeit profitieren alle Beteiligten von der Erfahrung trotz räumlicher Distanz fachlich nah zusammenzustehen. Die besonderen Team-Identität eines sehr großen und räumlich verteilten Beratungsteams mit einem innovativen Arbeitsauftrag trägt über das Jahr und hilft über manche Hürde der anspruchsvollen Arbeit hinweg. Neue Strukturen Im Verlauf der Entwicklung hat sich die bke-Onlineberatung mit ihrer schlanken Personalbesetzung auf der Leitungsebene und den entsandten Beraterinnen und Beratern aus der örtlichen Erziehungsberatungsstellen bewährt. Der »Overhead« war mit der Leitung, einer technischen Koordiantorin und den 4 nebenberuflichen Honorarkräften stark gefordert, den wachsenden Bedarf an Anfragen und folgende fachlichen Koordination mit den jeweiligen Zeitkapazitäten zu begleiten. Dieser Entwicklung hat die bke im Sommer 2014 Rechnung getragen. Anlässlich des Abschiedes von zwei Honorarkräften wurde eine Umstrukturierung überdacht. In Abstimmung mit dem Träger und dem bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration wurden die vorhandenen Honorarkapazitäten in eine Planstelle für eine Diplom-Sozialpädagogin mit therapeutischer Qualifikation umgewandelt. So konnte Dana Urban (Dipl.-Soz. Päd/30 Std.) als neue Mitarbeiterin für das Team der bke-Onlineberatung gewonnen werden. Ulric Ritzer-Sachs (Dipl.-Soz.Päd/10Std) bleibt als erfahrene Kraft erhalten. Mit diesen Veränderungen erhöht sich die zeitliche Flexibilität, Fachkräfte zu begleiten und den fachlichen Austausch auf allen Ebenen zu verbessern. Gleichzeitig wurde für das Thema Qualitätssicherung ein neuer fester Platz in der Struktur der Virtuellen Beratungsstelle geschaffen. Für diesen Bereich steht nun Sabine Buckel mit einem kleinen Stundenkontingent zur Verfügung. Gemeinsam mit der technischen Koordinatorin Christine Sutara und der Leiterin Maria Große Perdekamp geht dieses »neue« Team der bke-Onlineberatung ab Februar 2015 gemeinsam mit 90 Beraterinnen und Beraterinnen aus den örtlichen Erziehungsberatungsstellen ins Netz. Fortbildung Ein wichtiger Faktor anhaltender Beratungsqualität ist die Integration neuer Fachkräfte in die Virtuelle Beratungsstelle: Neu hinzukommende Fachkräfte aus den Erziehungs- und Familienberatungsstellen werden in einem einwöchigem Seminar über die Besonderheiten der virtuellen Beratung fortgebildet. Anschließend werden sie in einem Mentorat in ihrer ersten Tätigkeitsphase bis zu 6 Monaten begleitet und in die technische und inhaltliche Arbeit, sowie strukturelle Organisation des Beratungsportals eingeführt. Darüber hat sich eine besondere Beraterkultur entwickelt. Neben der Bereitschaft zur Transparenz und Auseinandersetzung über die Beratungsarbeit zeigt sich eine hohe Identifikation mit dem Angebot und eine ausgesprochene Motivation, trotz räumlicher Ferne intensiv zusammenzuarbeiten. Die Jubiläumsfeier Der Erfahrungsaustausch 2014 in Berlin war ein besonderer Anlass, dieses Engagement aller Beteiligten zu würdigen. Das große virtuelle Beratungsteam feierte das 10-jährige Jubiläum, zu dem Silke Naudiet als neue Geschäftsführerin der bke empfangen wurde. Heinz Jubilarinnen und Jubilare: Seit fünf bzw. 10 Jahren bei der bke-Onlineberatung 17 Thiery wurde als Leiter der bke-Onlineberatung verabschiedet. In seiner 10-jährigen Tätigkeit hatte er maßgeblich den Aufbau und die Etablierung der Einrichtung verantwortet. Zum 1. April dieses Jahres wurde die Leitung von Maria Große Perdekamp übernommen, die erstmals den Erfahrungsaustausch leitete. In feierlichem Rahmen wurden 14 Fachkräfte geehrt, die bemerkenswert seit 10 Jahren mitwirken. Dies wurde durch die überzeugte und zum Teil sehr kontinuierliche Kooperation mit den entsendenden Erziehungsberatungsstellen und ihrer Träger ermöglicht. In den zurückliegenden 10 Jahren wirkten 197 Berater mit. Besonders zu erwähnen sind 16 Beratungsstellen, die seit Anfang mit der bkeOnlineberatung verbunden sind. Durch die Kooperation mit Beratungsstellen sind aktuell 84 Fachkräfte beteiligt. Dabei zeigt sich eine veränderte Entwicklung in Bezug auf die Dauer der Mitarbeit. Das anfängliche Konzept einer eineinhalb- und später zweijährigen Mitarbeit (Rotationsprinzip) ist der Entscheidung zu einer kontinuierlichen Beteiligung vieler Einrichtungen gewichen. Die Entwicklung zeigt, dass Kontinuität ein wichtiger Qualitätsfaktor ist. Viele Teams in den Erziehungsberatungsstellen profitieren gerade bei längerer Kooperation von den Beratungserfahrungen der Kolleginnen und Kollegen, deren verstärkte Sicherheit in der Jugendberatung und erhöhte Medienkompetenz ins Team zurückwirkt. Längst begonnen hat die Diskussion, wie die anonyme bke-Onlineberatung als ergänzende Maßnahme Beratungsprozesse vor Ort entlasten und unterstützen kann (z. B. bei Trennungskonflikten oder sozialer Isolation). 10 Jahre bke-Onlineberatung zeigen eine rasante Entwicklung. Die anfänglich stürmische und atemberaubende Zunahme von Anfragen hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Die bke hat sich mit ihrem Onlineberatungsportal der Herausforderung der neuen Medien gestellt und das Angebot für den Bedarf von Familien genutzt. In den zurück liegenden 10 Jahren haben sich Eltern und Jugendliche 37.657 Mal vertraulich per Mail beraten lassen. Es wurden 5.868 Gruppenchats durchgeführt mit insgesamt 58.860 Teilnehmer/innen. Den Einzelchat Offene Sprechstunde nutzten 17.921 registrierte Nutzer und Nutzerinnen. Im Forum besteht ein Pool aus 325.402 Postings (Stand Juli 2014). Damit ist die bke18 Onlineberatung im deutschsprachigen Raum die größte professionelle Beratungseinrichtung in der Jugend- und Familienhilfe. Keine andere psychosoziale Beratungseinrichtung im Netz verfügt über ein so großes und professionelles multidisziplinäres Team. Beteiligung der Bundesländer Diese Größenordnung ist nur aufgrund der konzeptionellen Struktur möglich: Alle Bundesländer wurden per Beschluss der Jugendministerkonferenz aufgefordert, sich mit einer der Einwohnerzahl angemessenen Anzahl an Fachleistungsstunden am gemeinsamen Beratungsportal zu beteiligen. Im letzten Jahr kooperierten 84 Beratungsstellen aus 14 Bundesländern und delegierten über das gesamte Jahr gerechnet 92 Beraterinnen und Berater für die Mitarbeit bei der bke-Onlineberatung. Fazit für die Zukunft Die Erziehungsberatung hat sich mit der bke-Onlineberatung der Herausforderung der neuen Medien gestellt und das Angebot auf den veränderten Lebensalltag von Familien angepasst. Berufstätige Eltern oder Alleinerziehende können sich außerhalb der üblichen Öffnungszeiten dann austauschen, wenn sie akut Bedarf oder Ruhe und Zeit haben. Jugendliche werden in dem Medium abgeholt, mit dem sie maßgeblich kommunizieren Die bke-Onlineberatung wird von dieser Zielgruppe intensiv und anhaltend genutzt. Die virtuelle Beratung erreicht Menschen, die sonst (noch) nicht auf Hilfen zugegangen wären. Für einen Teil der Nutzer ist sie Zugang zu weiteren Hilfen vor Ort – für andere ist sie eine eigenständige und oft in sich ausreichende Unterstützung. Mit der Ergänzung der Erziehungsberatung um das Angebot der Onlineberatung ist damit gelungen, Eltern und Heranwachsenden in ihren ihrem individuellen Wunsch und Bedarf an Unterstützung zu erreichen und Wahlmöglichkeiten vorzuhalten. Das Konzept eines Beratungsangebotes mit hoch qualifizierten Fachkräfte und deren Einbindung in das gut ausgebaute Netz der Erziehungsberatungsstellen hat sich bewährt. Nun gilt es, die Kooperationen mit der örtlichen Erziehungsberatung fortzuführen und das Zusammenspiel von On- und Offlineberatung zu diskutieren. Neben der Integration weiterer technischer Entwicklungen wird der Datenschutz als Aspekt der Qualität von Onlineberatung zentral im Blick bleiben. In diesem Sinne ist die bke-Onlineberatung bereit, sich qualifiziert auch weiteren neuen Entwicklungen zu stellen. Die noch jungen Erfahrungen der ersten 10 Jahre bestätigen diesen Weg und machen Mut für die Zukunft. Beteiligte Beratungsstellen seit 2004 Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises Goslar in Bad Harzburg Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend-, Ehe- und Lebensfragen des Ev. Kirchenkreises Bonn in Bonn Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des DPWV in Dortmund Psych. Beratungszentrum Jugend- und Familieberatung der Ev. Gemeinde zu Düren in Düren Jugendpsychologisches Institut der Stadt Essen Ev. Zentrum für Beratung und Therapie am Weißen Stein – Familienberatung der Ev. Kirche in Frankfurt am Main Erziehungsberatungsstelle der AWO Erziehungshilfe Halle gGmbH in Halle Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Hamburg Ev. Beratungsstellen für Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen der Diakonie Krefeld&Viersen Erziehungsberatungsstellen der Stadt Köln Ökumenische Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend- und Elternfragen des Diakonischen Werkes Landshut e.V. in Landshut Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der AWO Vogtland Bereich Reichenbach e.V. in Reichenbach Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg in Regensburg Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen des Diakonischen Werkes an der Saar in Saarbrücken Erziehungsberatungsstelle Therapeutisches Zentrum Fleestedt des Förderkreises der Lebensberatungsstelle Tostedt e.V. in Seevetal Ev. Familienberatungsstelle der Stadtmission Zwickau e.V. in Zwickau Zehn gute Gründe Für eine Beteiligung an der bke-Onlineberatung Von Maria Große Perdekamp D as Konzept der bke-Onlineberatung basiert auf der Kooperation mit den örtlichen Erziehungsberatungsstellen. Aktuell folgen 78 Einrichtungen der Entscheidung der Landesjugendminister aus dem Jahr 2003, eine erfahrene Fachkraft für ein festgelegtes Stundenkontingent (zwischen 5 und 10 Stunden pro Woche) in die bke-Onlineberatung zu delegieren. Zunehmend mehr Erziehungsberatungsstellen entscheiden sich für eine kontinuierliche Kooperation mit der bke-Onlineberatung. Ein Anteil von über 80% der Stellen hat sich über die zunächst vereinbarte Mindestvertragsdauer von 24 Monaten hinaus für die Weiterführung der Kooperation entschieden. Diese Entwicklung bestätigt, dass die Kooperation für beide Seiten sinnvoll und gewinnbringend ist. Die Erfahrungen zeigen viele positive Effekte für die örtlichen Beratungsstellen und die mitwirkenden Fachkräfte. 1. Sie sind da, wo Jugendliche und Eltern sind. Ihre Erziehungsberatungsstelle zeigt mit einer Beteiligung an der bke-Onlineberatung, dass sie auf veränderte Lebensbedingungen von Eltern und Jugendlichen eingeht. Sie finden neue Wege, Eltern und Jugendliche anzusprechen. Die Onlineberatung erreicht gerade die Jugendlichen, die in der Regel nicht freiwillig in die Erziehungsberatung kommen. 2. Sie beteiligen sich an einem flexiblen und zeitgemäßen Angebot, das in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. In der Öffentlichkeit präsentiert sich Ihre Einrichtung mit dem Kooperationspartner bke als innovative und zeitgemäße Hilfe. Mit der bke-Onlineberatung erweitern Sie Ihre Erreichbarkeit weit über die üblichen Öffnungszeiten hinaus. Die bke-Onlineberatung bietet Hilfe rund um die Uhr. Zur Bekanntmachung stehen Ihnen Werbematerialien der bke zur Verfügung. der Onlineberatung können Sie Ihren Klienten sowohl für Abendzeiten oder Wochenende (z. B. bei konfliktreichen Besuchskontakten) eine unterstützende Hilfe empfehlen. Die Beratungsstelle kann dieses Angebot gezielt einsetzen, um unvermeidbare Wartezeiten vor einem Erstgespräch oder Zeiten zwischen Terminen zu überbrücken. 3. Ihr Beratungsangebot wird durch den professionell begleiteten Austausch unter Eltern und Jugendlichen bereichert. 5. Die Mitwirkung an dem anonymen und überregionalen Beratungsangebot bietet einen niedrigschwelligen Zugang für Ihre Ratsuchenden. Die bke-Onlineberatung bietet Ihren Ratsuchenden ein Angebot, das laufende Beratungsprozesse vor Ort flankierend unterstützt. Eltern können den Austausch mit anderen Eltern nutzen. Jugendliche treffen auf Jugendliche mit ähnlichen Sorgen. Eine soziale Isolation kann aufgebrochen werden und Betroffene finden entlastende und anregende Unterstützung. Der fachlich moderierte Austausch mit anderen Betroffenen ermutigt, stützt Veränderungen oder gibt Impulse, die in den Beratungsprozess vor Ort zurückwirken. 4. Ihre Beratung erhält eine zusätzliche Möglichkeit der Krisenintervention. Ihre Klienten gewinnen eine zusätzliche Möglichkeit, in Krisen begleitet zu werden. Neben Ihrer Beratung finden Eltern und Jugendliche einen zusätzlichen Beratungsort, der rund um die Uhr erreichbar ist. Hier können krisenhafte Situationen durch entlastendes Schreiben einer Mailberatung oder durch spontan möglichen Austausch im Chat aufgefangen werden. Mit dem Angebot Die Onlineberatung hat als überregionales großes Beratungsportal keinen örtlichen Bezug. Eltern mit öffentlichen Positionen (Geschäftsleute, Lehrer, Ärzte etc.) nutzen das Angebot, das sie vor Ort nicht in Anspruch nehmen würden. Jugendliche sind sicher, »nicht gesehen« zu werden. Denn sie möchten nicht auf Bekannte treffen. Durch die Kooperation mit der bke-Onlineberatung bietet Ihre Einrichtung ein qualifiziertes Angebot für Ratsuchende im Einzugsgebiet, die anonym bleiben wollen und (noch) keinen Übergang in eine persönliche Beratung wünschen. 6. Über die Beteiligung an dem breit gefächerten Onlineberatungsangebot bieten Sie eine Vielfalt an speziellen Themen und Angeboten. Die bke-Onlineberatung bietet Ratsuchenden Ihres Zuständigkeitsgebietes ein breites Angebot an Möglichkeiten 19 und speziellen Themen. Eltern und Jugendliche können wählen, ob Forum, Mailberatung, Einzel- und Gruppenchats ihren Anliegen entsprechen. Die themenorientierten Gruppenchatangebote (Essstörungen, ambulante Hilfen, Sucht, sexuelle Gewalt etc.) bieten einen Austausch für Betroffene, der vor Ort nicht in dieser Weise angeboten werden kann. 7. Sie bieten verbesserte Hilfe für hoch belastete Ratsuchende. Für hoch belastete Ratsuchende kann das anonyme Angebot via Mailberatung oder Chat die Öffnung über schambesetzte/tabuisierte Themen unterstützen und damit erste Schritte der Hilfe ermöglichen. In der Vielzahl der Ratsuchenden finden Ratsuchende gleichermaßen Betroffene. Die bkeOnlineberatung informiert über Erziehungsberatung und schafft Zugänge für Menschen, die sonst (noch) keine Hilfe vor Ort gesucht/gewagt hätten. 8. Sie schließen sich einem technisch und datenschutzrechtlich kompetenten Partner an. 10. Delegierte Beraterinnen und Berater gewinnen Kompetenzen, die in Ihr Beratungsteam zurückwirken. Das Beratungsportal der bke wurde individuell für die Bedürfnisse und Anforderungen der Beratung entwickelt und programmiert. Es ermöglicht viele differenzierte Anwendungen auf der Beraterseite und zeichnet sich durch angenehme Benutzerfreundlichkeit aus. Die Ausstattung mit einer ausgereiften Software und bestmöglichem Datenschutz entlastet die Einrichtung vor Ort. Mit dieser Ausstattung bietet die bke auch im Vergleich zu anderen Anbietern ein sehr gutes Arbeitsmittel, das bei einer Mitarbeit kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die delegierte Fachkraft profitiert von den Beratungserfahrungen der Onlineberatung und gewinnt mehr Sicherheit in der Jugendberatung. Das Wissen über Themen, Probleme und aktuellen Entwicklungen der Zielgruppe bereichern die Fallbesprechung vor Ort. Über eine Mitarbeit im Gruppenchat erweitern sich Moderationsfähigkeiten – und im Forum die Fähigkeit, »öffentlich« zu beraten. Die Verschriftlichung in der Mailberatung zentriert Beraterinnen und Berater auf klare, zielorientierte Aussagen in der Beratung und reflektiert den Umgang mit Sprache. Die fachlichen Erfahrungen der Onlineberatung inspirieren die konzeptionelle Arbeit vor Ort (z. B. Schülersprechstunde, Elterngesprächsangebote). Durch die Tätigkeit im Beratungsportal erweitert sich die Kompetenz der Beraterinnen und Berater im Umgang mit dem Medium Internet. Der Zugang zu Themen und Fragen rund um die »neuen Medien« wird erschlossen und kommt sowohl den Ratsuchenden vor Ort als auch dem eigenen Team zu Gute. 9. Ihr/e Mitarbeiter/in wird fortgebildet und erhält durchgängig fachspezifische Unterstützung. Ihre Einrichtung ist von der Organisation entlastet. Die bke-Onlineberatung bietet für Ihre beteiligte Fachkraft zu Beginn der Mitarbeit eine qualifizierte einwöchige Fortbildung. Anschließend erfolgt die Einarbeitung in das neue Arbeitsfeld mit intensiver Begleitung. Die internen Strukturen der virtuellen Beratungsstelle bieten mit Angeboten zur Intervision und Supervision eine hervorragende Unterstützung der Online-Beratungsfachkräfte. Im großen virtuellen Beraterteam kann das abgestimmte Stundenkontingent der Fachkraft flexibel eingesetzt werden. Vertretungsregelungen im Urlaub oder wegen Krankheit werden innerhalb des Beratungsportals geregelt. 20 »Beziehungsaufbau und Vertrauensbildung gelingen sehr viel einfacher.« Fachkräfte über ihre Erfahrungen in der bke-Onlineberatung I n der Onlineberatung melden sich viele Jugendliche, die den Weg nur selten in die Beratungsstelle vor Ort finden.« Berater aus Münster »Wir sind ein innovatives, an neuesten Entwicklungen interessiertes Team und haben uns gerne dieser Herausforderung gestellt und mit der virtuellen Beratungsform angenommen.« Beraterin aus Freising »Zusätzlich sensibilisiert die Onlineberatung für den Umgang mit Sprache. Als besonders positiv empfinde ich auch das nette Team und den damit verbundenen fachlichen Austausch.« Beraterin aus Ludwigsburg »Hilfreich ist auch zu wissen, dass Jugendliche in häuslichen Krisensituationen z.B über das Wochenende, Unterstützung über das Internet bekommen können. Als Team gewinnen wir über die bke-Onlineberatung einen sehr viel umfassenderen Eindruck über die Bedürfnisse, Probleme und Sorgen der Jugendlichen als in der Real-EB, da Jugendliche die verbindliche Beratung vor Ort weniger in Anspruch nehmen. Wir lernen den Mediengebrauch der Jugendlichen, Ihre Sprache, ihre Intensität, aber auch den nicht zu übersehenden Sog, den das Internet für viele mit sich bringt. Gleichzeitig können wir auch in der realen Elternberatung bezüglich des Medienverhaltens der Jugendlichen bzw. auch über die Bedeutung und Wichtigkeit des virtuellen Austausches Auskunft geben.« Beraterin aus Reichenbach »Die Idee für eine Jugend-Eltern-Gruppe hatte ich schon lange mit mir herumgetragen. In der Beratungsstelle vor Ort wäre sie schwer zu realisieren. In der bke-Onlineberatung ist es uns dank des Mediums in Form des JugendEltern-Chats gelungen.« Beraterin aus Darmstadt »Speziell beim Online-Kontakt mit Jugendlichen aber auch mit Eltern habe ich die Erfahrung gemacht, dass in der Anonymität des Schreibens sehr viel unmittelbarer über intimste Gedanken, Gefühle, traumatische Erlebnisse und vor allem schambesetzte Themen geschrieben wird, als dies in der realen Begegnung möglich ist. Solche in der Vertraulichkeit der Onlineberatung mögliche Schilderungen helfen mir, die Gefühls- und Lebenswelt der Jugendlichen zu verstehen, ein Gespür für die Themen der Jugendlichen zu bekommen. Damit kann ich meine Erfahrung in der bke-Onlineberatung systematisch für den realen Beratungsprozess nutzen, Beziehungsaufbau, Vertrauensbildung und der Zugang insgesamt gelingen sehr viel einfacher. Ganz nebenbei habe ich persönlich Sicherheit und Klarheit im Umgang mit Sprache gewonnen.« Beraterin aus Roth »Durch die Mitarbeit in der bkeOnlineberatung habe ich schätzen gelernt, dass ich mir, im Gegensatz zur Realberatung, aus einem physischen und zeitlichen Abstand heraus ein Bild von der Komplexität eines »Falles« machen und intervenieren kann. Erst mal ziemlich gewöhnungsbedürftig war die Transparenz von Beratungs- inhalten wie sie in der bke-Onlineberatung natürlich Fundament ist: jeder Beratungsinhalt ist konserviert, Intervision und Supervision anhand von Texten sind eins zu eins eine Abbildung des Verlaufs einer Mailberatung. Im Laufe der Zeit empfinde ich genau diesen Aspekt aber als enorme Lernerfahrung.« Berater aus Solingen »In der täglichen Arbeit in der Erziehungsberatungsstelle hat die OnlineBeratung den Stellenwert, dass wir als Beraterinnen gerne die Anregung für Mailberatung und Chat weitergeben an Eltern und Jugendliche, wo wir eine Möglichkeit sehen, dass diese davon profitieren könnten.« Beraterin aus Ludwigshafen »In der Offenen Sprechstunde ist man häufig gefordert, mit Krisen umzugehen und dafür nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung zu haben. Diese Erfahrungen helfen sehr, wenn krisenhafte Klienten in der Real-EB vor der Tür stehen oder sich im Prozess Krisengespräche ergeben. Auch bei den in der anonymen schriftlichen Beratung sehr häufigen Themen wie Missbrauch und Suizidalität hat sich ein deutlicher Erfahrungsund Kompetenzzuwachs, eingestellt. Speziell zu diesen Bereichen habe ich dadurch auch verstärkt an Fortbildungen teilgenommen. Mit viel mehr Ruhe bespreche ich solche Themen nun in der Real-EB.« Beraterin aus Zwickau 21 Die Jungfrau und das Kind Selbsterfahrung und Selbstreflexion eines Skeptikers in der bke-Onlineberatung Von Thomas Tacke V ater und Sohn im frühlingshaften Wald – im frei flottierenden Gespräch über Gott und die Welt. Sonne bricht durch die frischbegrünten Zweige, Vögel erfüllen die maikrautfrische Luft mit fröhlich-eloquenten Lauten. Das Ganze wirkt wie ein riesiger Dom; lichtdurchflutet. Der Vater, Familientherapeut, ergriffen von diesem Ambiente, will seinen Sohn, Informatiker, teilhaben lassen an seiner Bewegtheit. So bricht es aus ihm heraus: »Boah – wie in 3D!!!« Das Gesicht des Sohnes verfinstert sich leicht; er erlebt die »spaßige« Bemerkung seines Erzeugers provokant in Erinnerung daran, dass er seit Jahren sich anhören muss, der Computer sei bereits angeknipst. Wo doch mittlerweile jeder IT-ferne Dino weiß, dass es heißen muss »hochgefahren« … Die hohe Ambivalenz, mit welcher jener Vater, der Verfasser dieser Zeilen, zu einem passionierten bke-Online-Arbeiter wurde, scheint im Rückblick vergleichbar damit: Der kam wie die Jungfrau zum Kind. Selfie Etwa in der Mitte des letzten Jahrhunderts geboren, gehörte es zum Selbstverständnis des Pädagogik-Studenten, mit dem Hintergrund eines neuen Gesellschaftsentwurfes eine Evolution der Pädagogik mit in Gang zu setzen, welche die Ideen von Sigmund Freud, Karl Marx und Jesus Christus integriert. Kein leichtes Unterfangen. Blieb auch manches davon in vagen Ansätzen stecken, so verfestigte sich doch ein tief sitzender Vorbehalt gegen Technologien, welche die Entfremdung des Menschen von sich selbst, seine Vereinsamung und die totale Kontrolle über ihn ermöglichen sollten. Etwa 1981, damals noch auf einer Schreibmaschine, goss er seine Digital-Kritik in folgende analoge Lyrik: 22 Worte gegen die Angst Der der hinter der Säurespritze sein Wundherz bewacht Jener der im Frühlingsstrauß das Messer hält Sie die Bassmutter mit dem heißen Hunger denn ihr kleines Kind weint im Frost Sie sagen Worte: schiefe, warme, trotzige, verlegene Worte gegen die Angst In tiefes Wasser sind sie ihm gefallen. Auf der Spitze des Telegraphenmastes sitzend funkt er die Frohe Botschaft in alle Welt: BASIC PASCAL COBOL FORTRAN Es kann keine Missverständnisse mehr geben. Kann man Misstrauen gegen Informationstechnologien deutlicher zum Ausdruck bringen? Vom Einst ins Jetzt Auf dem »Marsch durch die Institutionen« neigte sich nicht nur der Vorrat an Idealen dem Ende zu. Auch die Freude am ergebnisorientierten tiefenpsychologischen Deuten wich gelegentlicher, zeitweilig zunehmender Problemtrance. Erst die Einflüsse des KJHG auf die Arbeit und neue beraterisch-therapeutische Parameter durch systemisches Arbeiten brachten Beweglichkeit, Schwung und sichtbare Ergebnisse. Das gelegentliche Versinken im »Hier und Jetzt der Problemtrance« gehörte der Vergangenheit an. Leistungsverträge des Anstellungsträgers erhöhten die Schlagzahl von Beratungssitzungen und -fällen. Der PC wurde unentbehrlich zur Dokumentation, die anfangs »stationär«, dann online erfolgte. Wir befinden uns in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends. Neben den Anfragen besorgter Eltern bedrohlich-aggressiver Kinder und Jugendlicher (vgl. Winterhoff 2008) häuften sich elterliche Problembeschreibungen ihres Nachwuchses, der sich vor dem PC isoliere und für elterliche Ansprache und schulische Anforderungen unzugänglich würde. Dies war dazu angetan, die IT-skeptische Haltung des Beraters zu festigen, zumal er etliche Jahre zuvor selber kuriert war von exzessivem Gebrauch des Gameboy, den er zuvor seinem Sohn entwunden hatte. Mittlerweile schrieb man das Jahr 2008. Bei zunehmender Beratung, bei neuen Aufgabenstellungen wie Hochkonfliktberatung und bei immer differenzierterer Dokumentation stellte sich die unausgesprochene Frage, welchen Sinn offensive Öffentlichkeitsarbeit nun machen sollte. Gleichwohl war es an der Zeit, eine informative, attraktive Website der Beratungsstelle ins Netz zu stellen. Dann kam über die Stellenleitung die Frage: »Könntest du dir vorstellen, mal eine Schulung in Online-Beratung zu machen?« Dies sei ein interessanter präventiver Zugang zur Klientel, eine zeitgemäße Form, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, und möglicherweise eine neue Form beraterisch-therapeutischer Arbeit. »Willst du’s mal probieren? … ist ja noch keine Festlegung; erst mal schaun …« Bei aller Skepsis, die der Berater nicht hinterm Berg hielt, war ihm doch daran gelegen, nicht als fortschritts- und technologiefeindlich zu gelten. So sagte er erstmal zu. Im Gepäck zur Schulung nach Speyer ein Riesenberg an unsortierten Fragen: •Wenn doch die »InternetAbhängigkeit« vieler Jugendlicher ein massives Problem darstellt: Wie will man dem mit Online-Arbeit begegnen? •Wenn die Wirksamkeit beraterischer und therapeutischer Arbeit sich maßgeblich über »Beziehungsarbeit« entfaltet, wie kann dies über ein derart anonymes, unpersönliches Medium funktionieren? •Wie sollen Selbstfindung und die Aufhebung von Einsamkeit durch virtuelle Arbeitsformen möglich sein, wenn doch nachweislich – das war die Überzeugung – medial-virtuelle Technologien in Isolation und Entfremdung und Befindlichkeiten von Nicht-Realitäten hineinführen? •Wie kann ohne die Begleitreize des »Face-to-Face-Nahkampfes«, ohne Blickkontakt, ohne die Wahrnehmung von Mimik, Gestik, Kleidung, sinnlich-haptische Reize überhaupt so etwas wie Begegnung entstehen, aus der sich dann sowas wie »Beziehungsarbeit«entwickelt? •Wohin soll überhaupt die Entwicklung gehen: statt leibhaftiger Kontakte nur noch medial-virtuelle – und damit Einsamkeit und Entfremdung zu verstärken? Und dann: »Bin ich überhaupt geeignet für so was – bei meinen Vorbehalten?!« Allem Anfang wohnt ein Zauber inne? Die Online-Schulung der bke machte verhalten-neugierig; überzeugend der Einstieg: »Wir holen die Jugendlichen da ab, wo sie sind: vor dem PC.« Hmmm. Zunächst erfolgte die »Einschulung« in neue Begrifflichkeiten und mediale Formen: Das Lesen von Chatlogs und Threads, die Bedeutung von Begrifflichkeiten wie »Emoticons« und »Signatur« usw. Hier (im Forum) wurde auch nicht geschrieben, sondern gepostet. Und regelwidrige Posts wurden nicht zensiert, sondern editiert. Interessant war die Feststellung, dass die Lehrenden nicht bleiche, blutleere Nerds waren, sondern konturierte Persönlichkeiten mit sinnlichen Erfahrungshorizonten und Leidenschaften – wie Weinbau und Rockmusik. Somit waren erste Vorurteile vom Tisch, und die Einarbeitung ins System erfolgte mit zwei sehr erfahrenen Administratoren in einer interessanten Mischung aus Strenge und gelassener Fachlichkeit. Zwei Hürden galt es nun für den Neuling zu nehmen: Zum einen war da die enorme den, richtig schnell. Nicht ganz so wie seine Schwester, die »Die Nebel von Avalon« und den »Medikus« in jeweils 2 Nächten verschlungen hatte. Aber immerhin … Im Element Im Entdecken, dass durchaus ein eigener Stil die Arbeit prägen kann und soll, bekam der dialogische Bezug in der Arbeit mit Jugendlichen immer mehr Gewicht. Die Feststellung, dass Angst, Beklemmung, Unsicherheiten und Gefangenheit in Kontroll- und Denkzwän- Die ersten Dienst-Wochen im Forum waren eine echte Herausforderung. Aufgeregtheit vor dem ersten FachkraftChat – es sollte für ihn der erste Chat überhaupt sein. Wer nun als ZweifingerTipper dann noch einem hohen Perfektionsdrang folgt, hat es da besonders schwer. Dann war da eine Eigenart, die ihm sein Studienleben lang Lektüre an sich zur Qual machte: Das gründliche Laaangsaam-Lesen. Jeder Satz, jeder Absatz musste bis in seine letzten Tiefen verstanden und analysiert werden und mit anderen Quellen abgeglichen werden. Die ersten Dienst-Wochen im Forum waren da eine echte Herausforderung: Der Blick auf eine Seite, auf der User/innen sich ohne Anrede und oftmals ohne sofort erkennbare Bezugnahmen austauschten; die Sicht auf seitenlange »Tagebücher«; das Gewahrwerden von endlosen Spams, Fakes und Fake-Alarmen; und das zunächst schwierige Erkennen der Forums-Struktur: All dies machte dem *gründlich verstehen will*-Langsam-Leser über Wochen einen verspannten Nacken, Kopfschmerzen und eine unlustvolle Erwartungsspannung vor jedem Foren-Dienst. All dies sollte sich erst nach Monaten ändern, nach Monaten der Gewöhnung und der kollegial-kameradschaftlichen Begleitung durch die Forumsleiterin und das Team. Erst als die Foren-Dienste mit gelassener Freude, mit Neugierde über gewisse Entwicklungen von Usern angegangen wurden: Erst jetzt bemerkte der Novize, dass das Lesen sich enorm gewandelt hatte. Er war schnell gewor- gen den Forenmoderator in der einen oder anderen Art berührten, öffneten mehr und mehr Möglichkeiten, dies im empathischen Austausch »lebendig« zu machen. Die Vorstellung, sich in einem virtuellen Jugendzentrum zu bewegen, das grenzenlos (24 Stunden) geöffnet ist und dennoch Regeln und Grenzen braucht, die auch durch die Präsenz von Moderatoren verkörpert wird, hatte etwas sehr Reizvolles. Zunehmend wurde für den einstigen Novizen spürbar, in welch großem Maße auch im virtuellen Raum Gestaltung möglich ist. In welchem Ausmaß Zuneigung und Antipathie, Betroffenheit und Teilnahmslosigkeit einen Beziehungsraum prägen – und das ohne ein sichtbares und hörbares Gegenüber. Dass auch richtig intensive beraterische Beziehungen im virtuellen Raum sich entwickeln können, war eine sehr tiefgreifende Erfahrung in der Forumsbegleitung einer schwerkranken Userin, an der auch weite Teile der Forumsgemeinschaft Teil hatte. Open wide – ungeahnte Einblicke Die Eigenart vieler User/innen, bisweilen naiv alles Mögliche über sich preiszugeben, muss in Formaten wie einem Online-Forum ggf. gebremst und mit dem Hinweis auf Risiken und Nebenwirkungen versehen werden. Gemeint sind hier beispielsweise tagebuchähnliche Threads, bei denen auch 23 unter Berücksichtigung der Vermutung, dass manches blühender Phantasie entspringen kann, bisweilen ein Selbstschutzhinweis dringend angebracht ist. Gleichwohl bietet die Mitteilungsart mancher User, die oftmals kaum eine Antwort erwarten, Einblicke in psychische Nöte von Jugendlichen, die andernorts sonst kaum kommuniziert Chancen der Moderation Anders als im Live-Kontakt ist es in der Online-Begegnung leichter möglich, einen Gedanken zu Ende zu führen; Hinweise in die eine und in die andere Richtung zu geben, z.B. in der unleidigen Frage, was man/frau denn wirklich will. Was, wenn man ehrlich Das Wort als Träger von Botschaften hat eine vertiefte Bedeutung erlangt. werden können. Häufige Themen sind hier die Offenlegung innerfamiliärer/ traumatischer Gewalt, sexuellen Missbrauchs und extremer liebloser Ablehnung. Ebenso die Beschreibung intrapsychischer Spannungszustände, die bisweilen ins Unerträgliche gehen und zu schwersten Erschöpfungszuständen führen: das Leiden an zwanghaftem Denken, die mühsame Impulskontrolle bei selbstverletzendem Verhalten, die Angst davor, im wirklichen Leben sich anzuvertrauen, ob nun dem Vertrauenslehrer, der Therapeutin, der Mutter oder der Beraterin. Auch eher »feinstoffliche« Fragen können gestellt und kommuniziert werden: Wie gehe ich damit um, dass ich zwischen den Schulstunden unsicher bin, ob ich diesen oder jenen ansehen soll, aus Angst, erneut provoziert zu werden? Was kann ich tun, wenn ich spüre, dass wieder dieses unerträgliche Gefühl innerer Leere in mir aufkommt? Wie kann ich die Angst vor dem ersten Beratungsgespräch in den Griff kriegen? Was erwartet mich in der Psychiatrie, vor der ich schreckliche Angst habe? Wie komme ich damit klar, dass ich mich in meinen Klassenlehrer verliebt habe? Was hat das zu bedeuten, wenn ich mich intensiv zu gleichen Geschlecht hingezogen fühle? Ich bin offensichtlich nichts wert; nicht liebenswert. Was spricht dagegen, meinem Leben ein Ende zu setzen? Die Fragen und Leidenszustände, die hier gestellt und offenbart werden, findet man im Live-Kontakt in Beratungsstellen selten. Die schützende Möglichkeit, sich sofort wieder entziehen zu können, ist digital leichter gegeben; aber eben auch die Möglichkeit, sich ziemlich weit »nach vorn« zu wagen. 24 ist, der richtige Weg, die richtige Entscheidung sei. Hierbei bietet sich die einzigartige Chance, der Ambivalenz das Wort zu sprechen; die menschliche Zwiespältigkeit als etwas Naturgegebenes, nicht von vornherein als etwas Krankhaftes anzusehen. Hiermit kann ein kleiner Keim gesetzt werden dafür, durchaus problematische Leidenszustände integrativ in die Nähe »normalmenschlichen« Konfliktverhaltens zu rücken. Und die Frage »Wer bin ich?« in eine gelassene Verbindung zu bringen mit der Fragestellung von Richard David Precht (2007): Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Im gedanklichen Probehandeln, welcher Entscheidungsweg gangbarer sei, oder in der Sprache des Magens: verdaulicher, kann bisweilen ein schwerer Schritt realisiert werden. Der Transfer Im Vertrautwerden mit der medienvermittelten Innenwelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein interessanter Synergie-Effekt zunächst unbemerkt, dann jedoch wahrnehmbar geworden: Die Arbeit mit jungen Menschen in der Beratungsstelle geht »geschmeidiger«, spontaner, irgendwie leichter von der Hand. Die Vertrautheit mit der Furcht vieler Jugendlicher, überhaupt mit einer Beratungsstelle Kontakt aufzunehmen, macht die beraterische Begegnung entkrampfter und angenehmer. Gelegentliche Schweigepausen können bei Bedarf »gefüllt« werden mit Mutmaßungen des Beraters, der geduldig auf Bestätigung oder Ablehnung wartet, und in aufmerksamer Besonnenheit zwischen »Problem-talking« und »Small-talk« pendelt. Auch die vom Klient weitgehend selbstbestimmte Setting-Frage hat mehr Gewicht bekommen. Jugendliche in ein langfristiges ambulantes Therapiegebilde einzubinden, scheint in vielen Fällen eher kontraindiziert und bisweilen auch nicht notwendig (abgesehen von schwereren Störungen, die z.B. eine Dialektisch-Behaviorale Therapie mit ggf. stationären Hintergrund notwendig machen können). Vielmehr können bedarfsgesteuerte Settings die Angst vor zu großer Nähe (in dem beraterisch-therapeutischen Setting) aushaltbar machen, und für eine Vielzahl von Jugendlichen nützlich und für den Berater durchführbar sein. Inwieweit das Engagement von Online-Beratern, die Schwelle von RealLive-Beratungen niedriger zu machen, die Zahl von Jugendlichen in der Beratung vor Ort erhöht hat, kann hier nicht beurteilt werden. Was geworden ist: Unmittelbare und medial-digitale Beratung haben sich aus Sicht des Verfassers zu einer optimalen Ergänzung entwickelt. Das Wort als Träger von Botschaften hat eine vertiefte Bedeutung erlangt. Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein. Literatur: Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (Hrsg.) (2011): Generation digital. Neue Medien in der Erziehungsberatung. Fürth: bke. Precht, Richard David (2007): Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise. München: Goldmann. Winterhoff, Michael (2008): Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. »Wenn mal was ist.« Gedanken zu einem beraterischen Umgang mit Bildschirmmedien Von Ulric Ritzer-Sachs A ngeregt durch zahlreiche Untersuchungen1, Veröffentlichungen in Printmedien, Fernsehen und Rundfunk über Medienkonsum, habe ich mich damit beschäftigt, was Eltern beraterisch brauchen, um einen hilfreichen, familiären Umgang mit Bildschirmmedien zu pflegen. Alle Veröffentlichungen haben gemeinsam: Bildschirmmedien sind im Kommen. Die Verbreitung ist flächendeckend. Es gibt so gut wie keine Kinder und Jugendlichen mehr in Deutschland, die keinen Zugang zu Bildschirmmedien haben und diese nicht regelmäßig nutzen. Die Angaben, welche Geräte von wem wie lange genutzt werden, unterscheiden sich ein wenig, darauf kommt es jedoch nicht an. Klar ist: Handys, Tablets, PCs, Spielkonsolen und Co sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Statistisch gesehen taucht »problematischer Umgang mit Bildschirmmedien« als Beratungsanliegen weder in der Onlineberatung, noch in der Beratung vor Ort auf (was daran liegt, dass die üblichen Statistiken dieses Thema nicht erfassen). Tatsächlich drehen sich viele Beratungen jedoch immer wieder um die Folgen des Bildschirmkonsums. Und auch in vielen Studien und Berichten2 wird das Thema als sehr wichtig und drängend von Eltern eingeschätzt. Diese Einschätzung hat mich dazu gebracht, in Beratungen bei der Anamnese auch regelmäßig über Bildschirmmedien zu sprechen. Einige typische Fallvignetten möchte ich im Folgenden darstellen. Fallvignetten aus der bkeOnlineberatung Eine Ratsuchende beschreibt Probleme mit ihrem 3-jährigen Sohn, der seit 1 z.B. JIM Studie 2013 2 z.B. 14. Kinder- und Jugendbericht kurzem den Kindergarten besucht. Er hat eine kleine Schwester bekommen. In vielen Situationen reagiert der Sohn trotzig und eifersüchtig. Dieses Beratungsanliegen taucht online und vor Ort regelmäßig auf. Damit kann in der Regel gut gearbeitet werden. In meiner ersten Antwort frage ich, auch wenn es gar nicht mein Auftrag ist, vorsichtig nach dem Bildschirmkonsum. Mit Sätzen wie: »Sicher wissen Sie das …« Oder: »Vermutlich setzen Sie das schon um, aber ich frage dennoch mal nach ….« Es zeigt sich, dass, damit die Eltern das Gefühl haben, mal durchatmen zu können, der Fernseher immer häufiger auch als Babysitter und Beruhiger eingesetzt wird. In der Beratung entsteht ein konstruktiver Austausch über den Konsum von Bildschirmmedien, und die Eltern beschließen gemeinsam, den Fernsehkonsum wieder stark einzuschränken. Sendungen werden gemeinsam mit dem Sohn angeschaut, aber eher selten. Die Ratsuchende bedankt sich sehr für die Beratung und lobt die Onlineberatung sehr. Ob jetzt der reduzierte Fernsehkonsum, oder die Umsetzung der anderen Beratungsergebnisse, oder die Tatsache, dass die Eltern wieder das Heft des Handelns in die eigenen Hände genommen haben: Was nun geholfen hat, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest hat der bewusste Umgang mit dem Fernsehverhalten nicht geschadet. Natürlich gibt es auch Ratsuchende, die von sich aus den Umgang mit Bildschirmmedien als Beratungsanliegen beschreiben. Ich zitiere hier aus einem Posting einer Userin, die sich Sorgen um ihren 11-jährigen Sohn macht: »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich glaube, er hat einen richtigen Hass auf diese Welt und kann sich an nichts erfreuen ausser Zocken (er bezeichnet sich auch als »Gamer« einziger Berufswunsch bis jetzt, »Youtuber« werden). Dies hat sich schon früh gezeigt, mit fünf wußte er wie man einen PC bedient und Spiele durchspielt, habe versucht dies einzuschränken was aber nicht möglich war/ist, da ich viel arbeiten gehe und meine Eltern, die neben uns wohnen, ihn einfach schon immer durchgehend vor den Gerät sitzen ließen.« Die Userin beschreibt, dass der Sohn früher so pflegeleicht gewesen und es deshalb nie zu klaren Absprachen gekommen sei. Sie bekommt, sowohl von der Moderatorin des Forums, als auch von anderen Müttern gute Tipps, einfühlendes Verstehen und Anregungen. Die Nutzerin schreibt, dass sie das Medienthema wohl angehen müsse. Im Jugendforum ist in einem Beitrag eine erstaunliche, aber auch berührende Geschichte zu lesen, die knapp aber anschaulich den Weg in eine Bildschirmsucht beschreibt. Der User schreibt: Wie auch immer, jedenfalls meine Sucht, die Computer sucht, begann im Alter von 6 Jahren. Meine Eltern haben mir eine Playstation gekauft. Ich habe gespielt, gespielt, gespielt. Anfangs haben meine Eltern mich noch kontrolliert, natürlich haben sie versucht, mich davor zu bewahren mit beschränkter Spielzeit, Spielverboten, keine Playstation vor den Hausaufgaben etc, nützte natürlich nicht viel … Ich spielte weiter … 10 Jahre alt, mein eigener PC. Die Sucht war schon deutlich merkbar, habe viel PC und Gameboy gespielt. Tag ein Tag aus, mit Freunden vor allen Dingen. 16 Jahre alt, mein alten Freunde zocken alle schon kein PC mehr, kurz 25 darauf zieht mein bester Zocker Kumpel weg, ich zocke weiter. (Derzeit besuche ich die Hauptschule – Meine Leistungen sind durchschnittlich, ich lerne so gut wie nie.) 17 Jahre alt, kaum noch soziale Kontakte. Eltern wissen längst, dass ich abhängig bin. Habe versucht, mich selbst zu therapieren. Habe längst eingesehen, das ich abhängig bin, falle durch die 10. Klasse, muss wiederholen – Weil ich den PC des lernens für die Abschlussprüfungen vorgezogen habe. 18 Jahre alt, 10. Klasse bestanden. Versuche mein Abitur nachzuholen auf der FOS – scheitere kläglich durch meine PC Sucht. 19 jahre alt, nach dem ich keine Ausbildung gefunden habe – Keine Zeit wegen PC spielens. Habe ich meinen Zivildienst angetreten. Hatte viel mit Kindern aus sozial schwachen Familien zu tun, die Arbeit hat mir Spaß gemacht und die Kinder taten mir teils leid. Falle 2x durch die praktische Führerscheinprüfung, habe panische Angst vor versagen … – Bestehe am ende die Führerscheinprüfung – 20 jahre alt – Fliege ein 2. mal bei dem Versuch mein Abi zu machen von der Schule – zu schlechte Noten. Aktuelle Daten: 20 Jahre, kaum noch Freunde, sehr einsam – PC-Sucht nicht besiegt jobbe gerade ein bisschen … War 6 Monate arbeitslos Zuhause – Meiste Zeit PC gespielt. Gerade das letzte Beispiel, aber auch die Erfahrungen bei Beratungen in Kitateams, bei Elternabenden, in der Erziehungsberatung machen deutlich: Das Kindergarten- und Grundschulalter ist entscheidend, um einen guten erzieherischen Umgang mit Bildschirmmedien zu finden. Und noch eine Anregung möchte ich gerne geben: Meines Erachtens ist gerade die Onlineberatung besonders dafür geeignet, Wissen um die Bildschirmnutzung weiterzugeben, Psychoedukation zu betreiben, besonders hier dieses Thema aufzugreifen, weil gerade Bildschirm affine Menschen 26 sich in der Onlineberatung tummeln, und »unsere« Eltern hier immer jünger werden. Fallvignetten aus der Beratung vor Ort Alleine in meiner Beratung vor Ort hatte ich in jüngster Vergangenheit zwei drastische Beispiele, die zeigen, wo übermäßiger Bildschirmkonsum hinführen kann: So kam der verzweifelte Ehemann einer jungen Mutter in unsere Beratungsstelle. Die Familie hatte eine klassische Arbeitsaufteilung: Der Vater war überwiegend zuständig für die Erwerbsarbeit, die Mutter kümmerte sich überwiegend um die Familienarbeit. Allerdings war die Situation verfahren: Die Eltern hatten Zwillinge im Alter von 2 Jahren. Die Kinder waren nur noch notdürftig versorgt, die Wohnung drohte zu verwahrlosen. Die Mutter schien in der virtuellen Welt gefangen zu sein. Sie bewegte sich innerhalb der Wohnung nur noch mit Headset, Routers zog, ist der Sohn handgreiflich geworden. Hier wurde versäumt, erste Zeichen zu erkennen, dass eine Entwicklung in die falsche Richtung geht. Die Wohnung der jungen Eltern war ja nicht auf einen Schlag verwahrlost, die Kinder nicht gleich zu Beginn unterversorgt. Der junge Mann mit der Playstation bekam ein Spielzeug geschenkt, für das er offensichtlich, trotz seines schon reifen jugendlichen Alters, nicht reif genug war. Es gab keinerlei Absprachen, Grenzen, Regeln. Meiner Meinung nach kann der Umgang mit Bildschirmmedien nicht früh genug beachtet werden. Prävention ist sehr entscheidend. Spielkonsolen, Smartphones, Tablets haben uns überrannt. Die Pädagogen und Eltern rennen hinterher. Ist ein Umgang gefunden, ist das nächste soziale Netzwerk schon geknüpft, die nächste App designt, das nächste Smartphone mit bisher nicht für möglich gehaltenen Funktion auf dem Markt. Deshalb braucht es zunächst keinen tech- Die Onlineberatung ist besonders dafür geeignet, Wissen um die Bildschirm nutzung weiterzugeben. das Laptop war immer angeschaltet. Die junge Frau war regelrecht in einem Onlinespiel eingeschlossen, zusammen mit Gleichgesinnten. Die virtuelle Welt schien realer geworden zu sein, als die so genannte Real-World. Ein anderes Beispiel handelt von einem inzwischen 18-jährigen jungen Erwachsenen. Die Familie kannte ich schon längere Zeit. Sie war mehrfach gemeinsam bei mir in Beratung gewesen. Es gab keine Bildschirmspiele oder Konsolen in der Zeit der Beratung. Seit etwa zwei Jahren war die Beratung beendet, als sich die Mutter wieder meldete. Die Eltern hatten irgendwann dem Wunsch des Sohnes nachgegeben und eine Spielkonsole erlaubt. Die Konsole wurde mit dem Internet verbunden. Innerhalb von 2 Jahren hatte der Sohn seinen Sport aufgegeben, die Schule ohne Abschluss verlassen, alle Freunde vor Ort verloren und sich komplett isoliert. Sein Tor in die Welt war die Playstation. Als die überforderte Mutter irgendwann den Stecker des nischen Support sondern Haltungen. Sie sind (überlebens-) wichtig. Hier möchte ich kurz einwerfen: Ich bin alles andere als ein Bildschirmhasser. Ich kenne fast ausnahmslos alle Fernsehserien bis spät in die neunziger Jahre, zappe sehr gerne zwischen Dokus und Krimis hin und her, ich nutze PC, Tablet, Laptop und Co. Wie ein Leben ohne Internet aussehen kann, ist auch für mich kaum noch vorstellbar. Medien machen Spaß. Es ist prima, sie zu genießen. Aber wie alle Genussmittel – nicht unentwegt. Jetzt zurück zu den Haltungen. Ich fühle mich inzwischen reif genug, einen Bildschirm auch auszuschalten. Die Funktion »Ausschalten« wird vermutlich irgendwann bei neueren Bildschirmgeräten entfallen, noch ist sie da und ich kann sie nutzen. Aber wie ist das bei Kindern und Jugendlichen? Ab welchem Alter sind Kinder reif genug, um sich in sozialen Netzwerken zu bewegen? Wann sind sie alt genug, um pornografischen und anderen Seiten mit sexuellen Inhalten zu widerstehen? Wann sind sie erfahren genug, um auf extremistische Inhalte nicht hereinzufallen? Es lohnt sich, in Gesprächen mit Eltern nachzufragen, allen Sinnen ein. Unruhige Kinder können für die Dauer des Bildschirmkonsums wunderbar ruhig gestellt werden, sind danach aber besonders unruhig. Der Unterschied von Werbe- und Es kann schwierig werden, erst bei 16-Jährigen den Umgang mit Bildschirmkonsum zu überdenken. die Gretchenfrage zu stellen, frei nach Goethes Faust: »Nun sag, wie hältst du’s mit den Bildschirmen?« Und diese Frage stelle ich sehr gerne Eltern von Kindergartenkindern. Denn spätestens hier fängt die Prävention an. Eigentlich schon vorher. Wenn Bildschirmkonsum bisher kein Thema in der Familie war, jetzt wird es Thema in den Familien. Freundinnen und Freunde werden besucht, Familien gehen unterschiedlich damit um, sind unterschiedlich ausgestattet. Begehrlichkeiten werden geweckt. Einige erste Ideen, um eine gute Haltung für den Umgang mit Bildschirmen in verschieden Entwicklungsstufen zu gewinnen, möchte ich jetzt anbieten (vgl. Mößle, Bleckmann): Bildschirmkonsum in welchem Alter? Ich biete jetzt einige Schubladen an. Die dürfen lichtdurchlässig sein, dürfen geöffnet und umgeräumt werden, aber Eltern sollten die Fähigkeit haben, den Inhalt der Schubladen zu kontrollieren und sie bei Bedarf zu schließen. Mit Absicht ist nur das Alter 0 bis 9 angesprochen. Es geht um Prävention und Erziehung. Wie oben beschrieben kann es sehr schwierig werden, erst bei 16-Jährigen zu beginnen, den Umgang mit Bildschirmkonsum zu überdenken. Schublade 0 bis 3 Hier möchte ich mich am kürzesten fassen: Kinder in dem Alter brauchen vor allem Versorgung, Liebe, Zärtlichkeit, Präsenz und keine Bildschirme. Auch nicht passiv. Schublade 4 bis 6 Bildschirme und Bücher konkurrieren in diesem Alter besonders miteinander. Der Bildschirmkonsum ist eindimensional. Er schränkt das Wahrnehmen mit Bildschirmgeschichten kann nicht wahrgenommen werden. Hörmedien, Geschichten, Musik passen in diesem Altern besser. Wenn ein Kindergartenkind Bildschirmmedien konsumieren darf, dann nicht alleine. Fernsehen immer zusammen mit einem Erwachsenen, Tablet und Spielkonsole nicht im Kinderzimmer. Und es braucht eine klare, verlässliche, feste Zeitabsprache. Schublade 7 bis 9 Die meisten Kinder haben den Übergang von der Kita zur Schule gut bewältigt. Freundschaften und Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen gewinnen an Bedeutung. Vergleiche, Rangeleien, erste heftigere Autonomiebestrebungen sind an der Tagesordnung. Und das ist auch richtig so. Spielkonsolen, TV und oft auch schon Handys gehören zur Lebenswelt. Das ist auch – mit guten Regeln, in Ordnung: Nach wie vor sollten Kinder nicht alleine fernsehen. Gerade bei Nachrichtensendungen wie Logo (KiKa) sind Begleitung und Austausch sehr wichtig. Das gilt selbstverständlich auch für Spielfilme und Serien. FSK und USK sollten mindestens beachtet werden, auch wenn es hier nicht um eine pädagogische Einschätzung geht. Nicht altersgeeignete Gewaltdarstellungen können aber vermieden werden. Kinder sind unterschiedlich. Niedliche Tierfilme mit Animationen können für manche Kinder ein Genuss sein. Andere brechen in Tränen aus wenn Lars der Eisbär auf eine Eisscholle alleine in den Süden treibt, ohne Eltern. Oder wenn Bambis Mama stirbt. Deshalb helfen FSK und USK nur bedingt. »Die Eltern-Selbst-Kontrolle (ESK) ist immer noch am besten« (Bleckmann, S. 218). Es braucht eine klare Regelung, wie viel Bildschirmkonsum täglich erlaubt ist. Bildschirmgeräte gehören nicht in die Kinderzimmer. Die technischen Besonderheiten und Möglichkeiten der medialen Welt, die tatsächlich großartig sind und vielseitig genutzt werden können, sind für erzieherische Haltungen zunächst zweitrangig. Es geht noch gar nicht darum, diese Möglichkeiten zu erkennen und zu verstehen. Das ist auch wichtig. Die Haltungen und Erziehungsideen können vielleicht noch besser entwickelt werden, wenn auch die Funktionsweisen der Apps und Geräte bekannt sind. Die erzieherischen Ideen sollten meiner Meinung nach im Vordergrund stehen. Die Leserin und der Leser fragen sich wahrscheinlich inzwischen: Wieso hat dieser Beitrag so einen seltsamen Titel: »Wenn mal was ist«? Dazu möchte ich jetzt kommen: Wenn mal was ist, oder: »Mama, kann ich Handy?« Wenn ich mit Eltern spreche, gleich ob im Beruf oder privat und das Thema Kinder und Handy kommt auf, frage ich oft: Was waren die Beweggründe, dem Kind ein Handy zu geben? Fast immer ist die Antwort: »Wenn mal was ist.« Diese Aussage muss natürlich in das jeweilige regionale Idiom übersetzt werden, dann mutet sie allgemeingültig an. Zugegeben: Diese Überlegungen entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und auch die Stichprobengröße ist nicht angemessen. Allerdings bin ich mir fast sicher: Mit meinen Beobachtungen bin ich nicht alleine. Im beruflichen Kontext frage ich genauer nach – online wie offline. Oft stellt sich heraus, einer der Gründe für das Handy ist die Sorge der Eltern, die Kinder könnten ohne das Mobiltelefon benachteiligt sein. Sie werden gehänselt, bekommen Infos nicht mit, sind nicht in, werden ausgegrenzt. Und noch eine letzte von vielen Beobachtungen: Das Handyeintrittsalter wird immer kleiner. Vor noch nicht allzu langer Zeit bekamen Kinder das erste Handy frühestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule (eben weil: Wenn mal was ist). Aber doch regelmäßig erst ab der 7. Klasse, wenn die Pubertät so richtig brodelt. Inzwischen ist es nicht selten, dass Kinder in der Grundschule schon eigene Telefone ha27 ben. Sogar im Kindergartenalter ist das zu beobachten. Oft sind es auch nicht einfache Handys sondern Smartphones. Und immer öfter ausgestattet mit einer Internet-Flatrate. Ich habe bis jetzt nur Beobachtungen beschrieben. Mich interessiert: Ab wann sind Kinder reif genug, um mit einem eigenen Handy umzugehen? Es geht ja nicht um das Telefonieren. Die Funktion »Telefonieren« ist sicher die unwichtigste für viele Kinder und Jugendliche. WhatsApp, Spiele, E-Mails, Youtube, Instagram, Facebook, das sind einige der Apps und Features, die das Handy wirklich begehrenswert erscheinen lassen. Verbindung in die Welt, ohne Kontrolle der Eltern. Das ist der wirkliche Reiz. Und der ist auch sehr nachvollziehbar. Wann können die Kinder mit diesen Flügeln fliegen? Der Kontakt über das Internet kann bereichern. Jugendliche knüpfen einen Freundeskreis, der trotz, vielleicht gerne auch in einer WhatsApp-Gruppe: Ab wann geben wir unseren Kindern Smartphones? Wie könnten sie sich ohne Mobiltelefone austauschen? Der Gedanke der Ausgrenzung könnte so verringert werden. Der Zeitpunkt des eigenen Smartphones nach hinten geschoben werden, bis Kinder etwas reifer sind. Und hier noch ein paar Ideen, diesmal wieder einem Alter zugeordnet: ein ruhiges beschäftigtes Kind ist ein gutes Kind. Für andere Bildschirme, Konsolen, Tablets, TV gilt: Klare Regeln sind wichtig. Und viel wichtiger ist in diesem Alter: Klettern, Rumtoben, Singen, Freunde finden, Ausprobieren, WarumFragen stellen, kreativ sein. Babys, Kleinkinder Es gibt vermehrt Eltern, die den Kinderwagen schieben, und dabei permanent mit dem Handy beschäftigt sind. Für Babys ist die Kommunikation mit den engen Bezugspersonen unendlich wichtig. Das Lachen in den Kinderwagen, das Nachahmen der Babylaute, das beruhigende Murmeln und Singen, das zugewandte Gesicht von Mama und Papa, dafür gibt es keine App. Das ist durch nichts zu ersetzen. Die Onlineberatung ist meines Erachtens prädestiniert dafür, über Bildschirmmedien zu sprechen, Eltern zu beraten und sich mit Jugendlichen über Bildschirmnutzung auszutauschen, ihnen eine Orientierung zu geben. Zu Recht darf davon ausgegangen werden, dass gerade Berater und Beraterinnen in einer Onlineberatungsstelle Bildschirm affin sind, sich mit den Medien auskennen und die Ängste und Sorgen von Eltern besonders gut verstehen und auch einen Zugang zu Jugendlichen und ihrer Welt haben. Hier liegt auch eine große Chance für die Beratung vor Ort. Durch den Kontakt zu sehr vielen Jugendlichen, bedeutend mehr, als üblicherweise in den Beratungsstellen vor Ort, erfahren die Fachkräfte viel von der Welt, in der Jugendliche leben. Diese Erfahrungen können hervorragend auch für die Beratung in den Erziehungsberatungsstellen genutzt werden. Mit meinen Zeilen möchte ich insbesondere dazu anregen, in der Beratung den Fokus gerade auf Eltern mit kleinen Kindern zu richten. Also auf »Anfängereltern«. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch klare Regeln, Ansprachen, Gelassenheit und gute Nerven braucht, wenn Bildschirmmedien und ältere Kinder, bzw. Jugendliche aufeinander treffen. Aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich bei anderer Gelegenheit sehr gerne meine Ideen anbiete. Für das Nachahmen der Babylaute gibt es keine App. auch wegen der virtuellen Verbindung erstaunlich fest und tiefgehend sein kann. Kreative Ideen können anschaulich umgesetzt, Hausaufgaben und Lerninhalte blitzschnell weitergegeben werden. Es ist ganz sicher vieles gut an der virtuellen Welt, die Chancen und Möglichkeiten sind riesig. Wieder biete ich wie oben Haltungen an, keine Wahrheiten; Haltungen, die beraterisch eingesetzt werden können, in der Onlineberatung und auch vor Ort: Beim weiterem Nachfragen ergibt sich auch regelmäßig dieses Bild: Wenn mal was ist, ist der Akku leer, der Ton ausgestellt, die Prepaidkarte aufgebraucht (bei den zahlreichen Flatrates verschwindet dieser Einwand zusehends). Oder die Sprösslinge haben schlichtweg kein Interesse, nach Hause gerufen zu werden. In der Gegenrichtung funktioniert allerdings das Bestellen des Elterntaxis nahezu fehlerlos. Was wäre, wenn Eltern sich zusammenschließen würden. Wenn die Eltern der Clique besprechen würden, 28 Auf dem Spielplatz Der Zweijährige Paul ruft: »Schau mal Mama, was ich kann.« Die Mama blickt kurz von Telefon auf und ruft: »Gaaaanz toll mein Schatz.« Wenn das mal vorkommt: Kein Problem. Wenn das regelmäßig vorkommt, lernt das Kind: Die Mama schaut nicht richtig zu. Das Handy ist wichtiger als ich. Im Kindergarten Ich beschreibe eine Szene, die täglich in vielen Kitas zu beobachten ist: Beim Abholen reden viele Eltern gerne noch ein wenig miteinander. Die Kinder werden unruhig. Damit das Gespräch, der nette Tratsch, noch ein wenig fortgeführt werden kann (sozusagen: »Och Jan-Philipp, gleich, nur noch ein Level«) sitzen die Kinder auf den Bänken und daddeln mit dem elterlichen Handy. Wenn ein Kind bemerkt, dass ein Elternteil mal vergessen haben sollte, dass das Kind gerade keine Beschäftigung hat, ruft es: »Mama, kann ich Handy?« Kinder lernen: Langeweile muss nicht ausgehalten werden. Elternbedürfnisse sind nicht wichtig. Nur Schlussbemerkungen Literaturverzeichnis Bleckmann Paula (2012): Medienmündig: Wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen. Stuttgart. Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2013): 14. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin. JIM Studie 2013 (2013): Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, Landesanstalt für Kommunikation (LFK), Stuttgart. Mößle, Thomas; Bleckmann, Paula: Medienratgeber für Eltern. Zu beziehen bei paula.bleckmann@kfn.de oder thomas.moessle@kfn.de Neue Wege gehen. Wie weiter nach sexuellem Missbrauch? Interview mit den Themenchat-Moderatorinnen bke-Ronja und bke-Suska Von Dana Urban S eit Ende 2009 gibt es im Angebot der bke-Onlineberatung den Themenchat Neue Wege zum Umgang mit erlebter sexueller Gewalt. Seit dem Jahr 2014 wird der Chat von bke-Suska und bke-Ronja im Co-Team circa alle 6 Wochen durchgeführt. Mittlerweile werden für Jungs und Mädchen getrennte Chats angeboten. Wie es zu dem Angebot kam und noch vieles mehr, erfahre ich im Chat-Interview von den beiden Moderatorinnen. Seit wann bietet ihr die Themenchats zum Umgang mit sexueller Gewalt an? bke-Suska Morgenstern: Bestimmt schon seit 2010. bke-Ronja Seidel: Also ich bin erst seit März 2014 mit an Bord. bke-Suska: Ich habe gerade mal nachgeschaut. Ich glaube, am 29. 10. 2009 war der allererste Neue-Wege-Chat. Mailberatung darauf hin, dass es das Themenchatangebot gibt. Wie entstand denn überhaupt die Idee zu eurem Themenchat-Angebot? bke-Suska: Die Idee entstand bei einem Erfahrungsaustausch gemeinsam mit bke-Ella Gold, einfach aus der Situation heraus, dass es viele Betroffene auf unserer bke-Onlineberatungs-Seite gibt. Im offenen Gruppenchat haben viele Hemmungen, große Scheu und auch Angst, so ein Thema anzusprechen. In einer Gruppe nur mit Betroffenen fällt dies leichter, und es ist eine gute Erfahrung, sich mit anderen austauschen zu können. Bestehen dabei feste Gruppen oder sind die Gruppen offen angelegt? bke-Ronja: Der Chat ist offen angelegt. Jeder kann teilnehmen. Moderiert ihr dabei immer zu zweit? bke-Ronja: Im Normalfall zu zweit, aber bei Urlaub oder Krankheit auch mal eine allein. bke-Suska: Zu zweit, mit der Idee, dass eine sich wirklich auf das Fachliche konzentrieren kann und die andere auf die Moderation. Gerade bei diesem Thema gibt es auch mal krisenhafte Entwicklungen im Chat, wenn man gleichzeitig moderieren muss, ist das als Mod (Moderatorin) ziemlich schwierig, allein zu händeln. bke-Ronja: Ja, da stimme ich bke-Suska absolut zu. Es ist super, wenn man in solchen Situationen zu zweit ist und besser reagieren kann. Wie finden die Jugendlichen zu euch in den speziellen Themenchat? Ladet ihr sie direkt dazu ein? bke-Suska: Nein, nicht so ganz. Betroffene kommen einfach. Also einladen könnten wir sie schon, aber eher als Vorschlag, den wir ihnen in der Beratung unterbreiten oder indem wir sie motivieren oder neugierig machen, mal reinzuschnuppern … bke-Ronja: Ich weise manchmal in der Wie sind bisher eure Erfahrungen, wie wird der Themenchat von den Jugendlichen angenommen? bke-Ronja: Es hat schon etwas Verbindendes, wenn man weiß: Die anderen haben ähnliche Erfahrungen gemacht, die wissen wovon ich hier schreibe. Die Trennung von Jungen und Mädchen hat hier auch eine Menge verändert. bke-Suska: Mit bke-Ronjas Beginn vor ca. einem Jahr haben wir die Chats getrennt. Wie oft bietet ihr den Themenchat an? bke-Ronja: Im Moment chatten wir alle 6 Wochen abwechselnd nur mit Girls oder nur mit Boys. bke-Suska: Ja, früher liefen sie regelmäßig alle 8 Wochen, jetzt alle 6 Wochen. bke-Ronja: Entstanden auch aus dem Wunsch der Jungen nach einem eigenen Chat. Ich persönlich fand das auch besser, muss ich sagen. Für Jungen ist es nicht leicht, über sexuelle Gewalt in einer gemischten Runde zu sprechen. bke-Suska: Die Jungen haben moniert, dass sie sich manchmal im MädchenChat nicht sehr wohl fühlen, weil sie sich alleine aufgrund ihres Geschlechts angegriffen gefühlt haben. Das war aus meiner Sicht nicht wirklich so, aber Bemerkungen in Richtung »Männer sind Schweine« gab es natürlich hier und da schon mal. Das war für die Jungen manches Mal schwer, sich davon innerlich abzugrenzen. bke-Ronja: Es kann auch für die Mädchen angenehmer sein, bei diesem Thema unter sich zu sein. Wie haben denn die Mädchen auf die Trennung in den Chats reagiert? bke-Suska: Im Nachhinein haben sie gesagt, dass es doch schön ist, unter sich zu sein. Es ist aber von Mädchenseite vorher nie der Wunsch nach Trennung gekommen. Vielleicht auch deshalb, weil die Jungs in der Minderzahl und immer überwiegend die gleichen User waren. Ach so, was uns bei den Mädchen noch auffällt: viele Userinnen sind recht regelmäßig dabei, aber es kommen auch immer wieder neue dazu. Hier gibt es aus meiner Sicht eine gute Mischung, weil sie sich so auch in unterschiedlichen Stadien des Verarbeitungsprozesses befinden. Im Vergleich dazu sind bei den Jungs eben nur wenige da. Einerseits sicher wegen der Hemmschwelle und andererseits ist es da auch so, dass die Jungs oft die Sorge haben, es könnte jemand nur als Voyeur kommen. Da werden neue User lange nicht so freundlich aufgenommen wie bei den Mädchen. 29 Wenn ihr alle 6 Wochen chattet, wie gut sind die Chats genutzt? bke-Suska: Der Mädchenchat ist immer voll. Es gibt allerdings nur 8 Plätze. bke-Ronja: Bei den Mädchen gibt es mehr neue Gesichter, nicht immer nur die gleichen User. bke-Suska: Beim Jungenchat sind es auch 8 Plätze. Der ist aber von der Teilnahme (noch) nicht ausgebucht. Hier stellen wir im Vergleich doch erhebliche Anlaufprobleme fest. bke-Ronja: Was die Begrenzung der Teilnehmer betrifft, glauben wir, dass mehr wohl auch nicht dem Thema gerecht würde. Wir müssen schon sehr aufpassen, wie sich der Chatdialog entwickelt. bke-Suska: Ja, wir hatten am Anfang 10, wie auch in anderen Gruppenund Themenchats. Es gab dann den Wunsch der User/innen nach etwas kleineren Runden. mensrunde und Themensammlung. bke-Suska: Vielleicht beschreiben wir das am Mädchenchat. Also, wir machen einerseits Chats, wo jede ihr Anliegen zum Thema einbringen kann. Das läuft dann wie bei anderen Gruppen- und Themenchats auch. Und es gibt die Variante, dass wir ein Thema vorgeben (meist auf Userwunsch) und wir dann offen zum Thema diskutieren. Zum Beispiel: »Wie gehe ich mit Alpträumen oder Flashbacks um« Oder: »Wie sage ich es meinem Partner!?« Wie geht ihr eigentlich methodisch heran? Gebt ihr Impulse rein? bke-Ronja: Vom Prinzip wie bei anderen Themenchats: Smalltalk, Ankom- Darf ein User, eine Userin auch einfach nur mitlesen? Ich könnte mir vorstellen, da ist am Anfang Neugier aber auch große Angst mit dabei? bke-Suska: Ja, viele brauchen einige Anläufe, um sich zu trauen. bke-Ronja: Ja, viele sagen das auch, dass sie noch etwas Anlaufzeit brauchen. Auch Mitlesen gibt bereits erste Anregungen und Impulse, die weiterhelfen und Mut machen für einen nächsten Schritt. Dann benennt ihr die Chats im Vorfeld auch so? bke-Suska: Titel und Ankündigung sind immer gleich. bke-Ronja: »Neue Wege gehen – wie weiter nach sexuellem Missbrauch.« bke-Suska: Gegebenenfalls gibt es noch einen Untertitel, wenn ein eingegrenztes Thema festgelegt wird. Wie geht ihr dann damit um? bke-Suska: Da flüstern wir auch mal an, machen Mut oder sagen auch, dass sie gut für sich sorgen. Es kann z.B. auch sinnvoll sein, für den Tag aus dem Chat zu gehen, wenn es zu viel wird. bke-Ronja: Wichtig ist auch, dass wir Details und genaue Beschreibungen der Vorfälle gar nicht wollen, nicht brauchen und nicht dulden. Es soll ja nicht zu tief reingehen, denn nach 2 Stunden ist der Chat aus. Und was dann? bke-Suska: Genau, wie der Titel schon sagt, geht es eher um den Blick nach vorn. bke-Ronja: Ja genau. Im Hier und Jetzt schauen, was eventuell helfen kann. bke-Suska: Wir achten gut darauf, wie es unseren Usern geht und dass sie sich selbst nicht überfordern. Was bekommt ihr denn an Rückmeldungen von den Usern? bke-Suska: Sie sind sehr froh und dankbar, dass es diesen Chat gibt. Und hätten ihn gern noch öfter. 30 Themenchat-Ankündigungen auf Facebook bke-Ronja: Ja. Und bei den Mädels hört man eigentlich meist Gutes. bke-Suska: Und bei den Jungs haben einige ziemliche Angst, dass ihnen das Angebot wieder »weggenommen wird«, weil der Chat noch nicht so gut besucht ist, wie bei den Mädchen. Was war den euer beider Motivation zu sagen, »ja, da mach ich mit«, oder, »ja, dass zieh ich mit auf«? bke-Ronja: Meine Motivation? Ich kannte den Chat sozusagen von außen. Als bke-Suska ihn mit bke-Ella gemacht hat. Ich bin ausgebildete Trauma-Beraterin und habe im Realleben viel mit dem Thema zu tun. Also hat es mich online auch gereizt, das neue Medium zu dem bekannten Thema auszuprobieren. Es ist erstaunlich, welche Offenheit das Medium Chat bietet. Die Themen sind deckungsgleich mit den Anliegen in der örtlichen Beratung. Jugendliche wollen ihre Symptome verstehen und bewältigen. Sie suchen Orientierung in der Wahrnehmung und nicht selten Schutz vor der Gewalt. Es zeigen sich viele Überschneidungen. Ich finde es trotz allem immer noch schwierig, auch mit unserer Erfahrung bleibt die Herausforderung das Thema online zu bearbeiten. Ich kann mir nicht so sicher sein, in welcher Verfassung jemand chattet und wie sie oder er nach dem Chat wieder aus dem Thema rauskommt. Da ist gerade eine Zweier-Moderation günstig, um Betroffenen mit viel Achtsamkeit zu begegnen. Habt ihr dafür noch Zeit, am Ende des Chats um zu erfragen, wie die User/ innen ihn verlassen? bke-Suska: Ja, ich habe immer die Moderationsposition, auch wenn ich natürlich durchaus inhaltlich was sage. Manchmal ja, manchmal nein. Im Idealfall sollte es aber immer so sein. bke-Ronja: Wir wünschen es uns eigentlich, dass diese Zeit bleibt, aber Themen können auch ausufern. Wie war deine Motivation, bke-Suska? bke-Suska: Hm, ich bin hier die Themenchatterin ;) oder war es schon immer. Inzwischen gibt es ja Gott sei dank noch ein paar weitere Kolleg/ innen, die Themenchats anbieten. Aber ich habe von Anfang an solche gemacht, auch mit Experten und hatte auch thematisch »heiße Eisen«. Und da passte es, als bke-Ella und ich das CHAT ONLY FOR GIRLS Neue Wege gehen. CHAT ONLY FOR BOYS Neue Wege gehen. jugend.bke-beratung.de jugend.bke-beratung.de Dieser Chat soll betroffenen Mädchen/jungen Frauen die Möglichkeit geben, sich darüber auszutauschen, wie man mit solch einem schwierigen Erlebnis umgehen kann. Unsere Beraterin chattet mit Euch – sie hat sehr viel Erfahrung in diesem Bereich. Dieser Chat soll betroffenen Jungs / jungen Männern die Möglichkeit geben, sich darüber auszutauschen, wie man mit solch einem schwierigen Erlebnis umgehen kann. Du kannst am Chat teilnehmen, wenn du mindestens 14 Jahre und nicht älter als 21 Jahre alt bist. Du kannst am Chat teilnehmen, wenn du mindestens 14 Jahre und nicht älter als 21 Jahre alt bist. Registriert Euch mindestens eine Stunde vorher mit einem Nicknamen und einem Passwort unter jugend.bke-beratung.de Registriere Dich mindestens eine Stunde vorher mit einem Nicknamen und einem Passwort unter jugend.bke-beratung.de anonym anonym Wie weiter nach sexuellem Missbrauch? 11. November 2014 von 20.00 – 22.00 Uhr kostenlos professionell Die bke-Onlineberatung ist ein Angebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. in Kooperation mit allen Bundesländern und kommunalen und freien Trägern der Jugendhilfe. Mehr Informationen unter www.bke-beratung.de Wie weiter nach sexuellem Missbrauch? 21. Oktober 2014 von 20.00 – 22.00 Uhr kostenlos Ihr meint, das Thema ist da, aber eben nicht ganz so nah am ureigenen Thema dran!? bke-Suska: Ja und ich glaube, eine der wichtigsten Erkenntnisse in den Chats ist: Ich stehe mit meinem Problem nicht alleine da. Anderen Betroffenen geht es ganz ähnlich … bke-Ronja: … und kann doch persönlich viel mitnehmen. bke-Suska: Ja, genau. Ich sehe wir verstehen uns. Vielen Dank für die interessanten Einblicke! professionell Die bke-Onlineberatung ist ein Angebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. in Kooperation mit allen Bundesländern und kommunalen und freien Trägern der Jugendhilfe. Mehr Informationen unter www.bke-beratung.de Themenchatplakate für Jugendliche beim Erfahrungsaustausch (Bemerkung: Das ist die jährliche Tagung der Onlineberatung) mal überlegt haben … Zwei letzte Fragen hätte ich dann noch: Wo seht ihr Perspektiven? Wohin wollt ihr vielleicht mal? Oder wohin soll es gehen? Und die letzte Frage für heute: Welche Themen sind für die Jugendlichen wichtig? Anmerkung der Redaktion: bke-Suska und bke-Ronja tippen gleichzeitig. bke-Suska: Ich hätte gern, dass der Chat für Jungs und Mädchen gut läuft. bke-Ronja: Perspektive? Gar nicht so leicht. Ich hätte gern, dass beide Angebote von Jungen und Mädchen gut angenommen würden. … Ui, bke-Suska *Daumen hoch* Da seid ihr euch ja schon mal einig! bke-Suska: Und ich finde die Richtung mit der offenen Diskussion zu eingegrenzten Themen ziemlich gut, da sich hier alle besser beteiligen können und es aktuell und trotzdem nicht zu dicht für sie ist. (Versteht ihr, was ich meine?) bke-Ronja: Die Themen sind ähnlich: »Bin ich normal, wenn ich Traumasymptome zeige oder werde ich gerade verrückt? Geht es nur mir so oder auch anderen? Was kann mir Hilfe bringen, was kann stabilisieren?« Ja, bke-Suska, ich kann dir folgen. Das sollten wir auch wieder öfters machen. So ist es weniger persönlich und »ich muss in mein eigenes Träumen nicht zu tief einsteigen«. 31 Vielfältige Präsentationen und Kooperationen Die Öffentlichkeitsarbeit der bke-Onlineberatung D ie Öffentlichkeitsarbeit der bkeOnlineberatung zeigt sich auch im Jahr 2014 sehr vielfältig. Vom Einsatz klassischer Werbematerialien und -medien bis hin zu netzspezifischen Möglichkeiten der Verlinkung und Präsentation auf Social-NetworkSeiten reichen die Varianten der öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen. Daneben spricht die bke-Onlineberatung vor allem Multiplikatoren aus dem Bereich der Jugendhilfe und angrenzender Fachbereiche durch Kooperationen an, um das Angebot der virtuellen Jugend- und Elternberatung auch dort nachhaltig zu verankern. Werbematerialien Die bke-Onlineberatung profitiert nach wie vor von einer Werbekampagne, die bereits im Jahr 2004 von der Aktion Mensch finanziell unterstützt wurde. Damals wurden unter anderem Postkarten für Jugendliche und Flyer für Eltern produziert. Diese Werbematerialien wurden in hoher Auflage gedruckt und dienen in Wartezimmern, Schulen, Kindergärten und anderen Orten zur Bekanntmachung der Onlineberatung. Im Jahr 2014 wurden spezielle Flyer für Multiplikatoren neu erstellt und gedruckt. Lehrer/innen, Ärzte, Erzieher/ innen und andere Personen, die mit Eltern und Jugendlichen im Rahmen ihrer psychosozialen Profession Kontakt haben, werden mit diesen Flyern über die qualifizierte Beratungsleistung der bke-Onlineberatung und deren spezielle institutionelle Struktur informiert. Nachdem im Jahr zuvor Schülerkalender im Scheckkartenformat sich großer Beliebtheit erfreut hatten, wurde auch diese Werbemaßnahme im Berichtsjahr erneut durchgeführt. Für 8 Bundesländer gab es ein zweiseitig bedrucktes Kärtchen mit den Ferienterminen des jeweiligen Bundeslandes und dem Motiv der bke-Jugendberatung. Über einen implementierten QR-Code gelangen die jungen Ratsuchenden per Smartphone direkt auf die Seiten der bke-Jugendberatung. Seit Jahren bewährt haben sich Plakate, die auf Themenchats für Jugendliche und Eltern hinweisen. Mit diesen DIN-A4-Plakaten wird in kooperierenden Einrichtungen für einzelne Themenchats oder Themenchat-Reihen geworben. Durch die seit Jahren unveränderte Darstellung ist der Wiedererkennungswert hoch und so können immer wieder Stamm-»Gäste« in den Chats begrüßt werden. Dieser Effekt verdeutlicht auch, wie hoch das Angebot bei vielen Eltern und Jugendlichen geschätzt wird. Die Fachkräfte ihrerseits erfahren, ob sich die Anliegen der Ratsuchenden in den zurückliegenden Wochen positiv verändert haben oder ob es noch weiteren Unterstützungsbedarf zu bestimmten Themen gibt. Die Materialien werden an alle Interessenten kostenlos abgegeben. Sie weisen unter anderem auch darauf hin, dass alle Bundesländer die bundesweite Beratungseinrichtung finanzieren. Verlinkungen Die bke-Onlineberatung ist über verschiedene Adressen im Internet direkt erreichbar: www.bke-beratung.de www.bke-jugendberatung.de jugend.bke-beratung.de www.bke-elternberatung.de eltern.bke-beratung.de Auch über den Webauftritt des Fachverbandes und Trägers der bke-Onlineberatung, die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, können Eltern und Jugendliche die Beratungsangebote direkt per Mausklick erreichen: www.bke.de Die Abfrage des Suchbegriffs »Jugendberatung« mit der gängigen Suchmaschine Google plaziert die 32 Schülerkalender diese Ankündigung gelesen. (Abbildung unten) Internetauftritt der KKH ke-Jugendberatung an erster Stelle. b Dies ist mit Blick auf die Vielzahl an weiteren institutionellen und freien Beratungsangeboten für Jugendliche besonders bemerkenswert. Auch bei der Abfrage des Begriffs »Elternberatung« rangiert die bke-Elternberatung auf Platz 1. Ermöglicht wird diese Rangfolge durch die mittlerweile zahlreichen Verlinkungen, die auf die bke-Onlineberatung hinweisen. https://www.kkh.de/versicherte/a-z/ bke-elternberatung Der Klick auf den Textlink Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. unter »Weiterführenden Informationen« bringt den Leser/die Leserin direkt zum Angebot der bke-Elternberatung. Viele Einrichtungen, wie Schulen, Horte, Jugendzentren, Kindertagesstätten, örtliche Beratungsstellen, aber auch Kinderärzte, Rechtsanwälte für Familienrecht und familienfreundliche Unternehmen weisen per Textlink oder per Banner auf die Angebote der bkeJugend- und Elternberatung hin. http://www.bruehl.de/micro/familienservicecenter/beratung_gesundheit (Abbildung S. 34) Die Bitte um Verlinkung oder Nennung auf kommerziellen Webseiten führt in der Regel zu der Gegenforderung einer Verlinkung auf den Beratungsseiten. Da die bke-Onlineberatung aus konzeptionellen Gründen weder über eine Linkliste noch über die Einbindung kommerzieller oder auch nicht kommerzieller Werbeflächen verfügt, ist die Bereitschaft einer einseitigen Verlinkung niedrig. Es ist deshalb wichtig, dass alle beteiligten Beratungsstellen und Städte auf ihren Websites die Kooperation mit der bke-Onlineberatung durch einen Link oder Banner kund tun. bke-Onlineberatung auf Facebook Die bke-Onlineberatung ist über den Namen bke-beratung auch auf der Social Network-Plattform Facebook erreichbar. Nach der Devise, »wir wollen die Jugendlichen dort abholen, wo sie sind«, hat sich die bke-Onlineberatung zu diesem Schritt entschieden. Der Auftritt bei Facebook ist eine eingeschränkte »One-Way-Präsentation« und dient der Bekanntgabe der Themenchattermine. Eine Interaktion wie zum Beispiel Kommentieren oder Liken (zur Freundeliste hinzufügen) ist mit Blick auf den Schutz der Anonymität der Ratsuchenden nicht möglich. Als Eyecatcher werden lizenzfreie und zu den Themen passende Fotos verwendet. Hier ein Beispiel, wie Nutzer der Social Network Plattform 2014 auf einen Chat zum Thema »Welcher Beruf passt zu mir?« am 04.11.2014 hingewiesen wurden. Über 100 Besucher haben Printmedien und Hörfunk Im Jahr 2014 wurden anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der bke-Onlineberatung eine Pressemitteilung herausgegeben, die von lokalen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. Eine zusätzliche Pressekonferenz in Zusammenarbeit mit der Journalistenakademie München weckte weitere Aufmerksamkeit über die lokalen Grenzen hinaus. Das Hamburger Abendblatt, die Fürther Nachrichten, die Allgemeine Zeitung in Alzey oder auch das Main Echo berichteten von dem Jubiläum. (Abbildung S. 35) Die Evangelische Funkagentur und der Bayerische Rundfunk führten Interviews mit der Leitung und Fachkräften der bke-Onlineberatung durch. Interessant war zu erfahren, wie sich lautmalerisch ein Chat anhört und vor allem, wie die Wirkung dieser Darstellung auf den Zuhörer ist: Der Radio-Redakteur hat seinen Beitrag mit Tastaturgeklapper und dem Vorlesen der Chatbeiträge untermalt, so dass die Hörer/innen sich die Situation des webbasierten Austausches zwischen Fachkraft und Ratsuchenden sehr gut vorstellen konnten. Aufgrund des Radiobeitrages der Evangelischen Funkagentur haben neue Chatteilnehmer den Weg zu den Themenchats rund um »Glaube und Erziehung« gefunden. Der Radiobeitrag kann auf der Homepage der bkeElternberatung unter dem Menüpunkt »Wichtige Infos/Downloads« nachgehört werden. Öffentlichkeitsarbeit der beteiligten Beratungsstellen Die mitwirkenden Beratungsstellen beteiligen sich ebenfalls an Maßnahmen zur Bekanntmachung des Onlineberatungsportals. Für die Einrich- Themenchat Berufswahl 33 nicht zuletzt der fachlichen Unterstützung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung bundesweit etabliert. Auch der Blick in das benachbarte Ausland durch entsprechenden ReferentInnen gewährt Einblicke in die dortige Entwicklung der Onlineberatung. Die bke-Onlineberatung beteiligte sich außerdem mit einem Workshop an dem Fachkongress »Zwischen Beziehung und Konflikt« der KinderschutzZentren, der im November 2014 in Stuttgart stattfand. In dem Workshop wurde thematisiert, wie Onlineberatung Jugendliche in riskanten oder gefährdeten Lebenssituationen unterstützen kann. App bke-beratung, Startseite App bke-beratung, Login tungen vor Ort ist es ein zusätzlicher öffentlichkeitswirksamer Bonus, auf das niedrigschwellige Angebot im Internet hinweisen zu können, an dem sie selbst mitwirken. So haben viele Fachkräfte in den Jugendhilfeausschüssen ihrer Stadt/ihres Kreises, in Sozialraumteams, in Arbeitsgruppen oder bei Elternabenden über die bke-Onlineberatung berichtet. Mit Vorträgen, Powerpoint-Präsentationen und der Weitergabe von Materialien haben sie das Angebot publik gemacht. Das Land Hessen, das die bkeOnlineberatung im Familienatlas des Landes als Anlaufstelle für Rat suchende Eltern listet, ist als vorbildliches Beispiel zu erwähnen. Im Rahmen einer weiteren Maßnahme lädt das Land Hessen die mitwirkenden Fachkräfte einmal jährlich zu einem Austausch ein, um unter anderem gemeinsam zu überlegen und zu planen, wie die Onlineberatung für Jugendliche und Eltern in Hessen noch bekannter gemacht werden kann. Aus dieser kreativen Runde ist im Jahr 2012 die Idee der finanziellen Beteiligung Hessens an der App bke-beratung entstanden. ersten Mal auch auf der Wissenschaftlichen Jahrestagung der bke in Leipzig genutzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wissenschaftlichen Jahrestagung aus den Bereichen der Erziehungs- und Familienberatung konnten sich bei den Vertreterinnen des Koordinationsteams und der Leitung der bke-Onlineberatung über das virtuelle Beratungssetting und die Bedingungen einer Kooperation informieren. Mit bestehenden Beratungspartnern konnten vertiefende Gespräche geführt werden. Im Rahmen des OnlineForums der Ohm-Hochschule Nürnberg stellte sich im September 2014 die bke-Onlineberatung den Fragen von Student/ innen aus dem Bereich Soziale Arbeit und Interessierten vieler unterschiedlicher Trägercouleur aus der gesamten Bundesrepublik. Der Austausch findet seit mehr als 5 Jahren statt und ist aufgrund der Kooperation mit der Deutschsprachigen Gesellschaft für psychosoziale Onlineberatung (DGSO) und Präsentation der bke-Onlineberatung auf Veranstaltungen Die bke-Onlineberatung verfügt seit Jahren über einen mobilen Messestand, der aufgrund seiner leichten Handhabung für Fachtagungen, Tage der Offenen Tür oder auf Fachtagungen von Kooperationspartnern eingesetzt werden kann. Im Berichtsjahr wurde diese Präsentationsmöglichkeit zum 34 Internetauftritt der Stadt Brühl Kooperationen Nicht zuletzt auch deshalb ist die bke-Onlineberatung zur Expertenkommission des Zentrum für Kinderschutz (www.i-kiz.de) im Internet geladen. Als ein erfahrener Träger wurde die bke in der Fachkommission 3 (Prävention, Aufklärung und Meldemöglichkeiten) hinzugezogen. In diesem Gremium gilt es den fachlichen Austausch um zentrale Fragestellungen in Prävention und Beratung zu behandeln und eine Vernetzung der vorhandenen Beratungsangebote zu fördern. Im zurückliegenden Jahr lag der Schwerpunkt des beratenden Gremiums in der Konzeption des Onlineberatungsportales »jugend. support«. Dieses neue Portal hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche über relevante Themen des Schutzes im Internet zu informieren. Bei Bedarf sollen Kinder und Jugendliche zu den bundesweit bestehenden Angeboten vermittelt werden. Die fachlichen Inputs, die aufgrund der jahrelangen Erfahrungen im Bereich der Onlineberatung gefragt sind, werden durch die Leitung der bke-Onlineberatung gegeben. Im vergangenen Jahr konnte ein Kontakt zur Firma IBM in ein gemeinsames Projekt gewandelt werden: Im Die Onlineberatung in der Fürther Stadtzeitung Bereich Social Volunteering entsendet IBM eigene Mitarbeiter in ausgesuchte Schulen, um dort über das Thema Medienkompetenz zu referieren. Die Firma IBM unterstützt ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin, ehrenamtlich tätig zu werden und gewährt innerbetriebliche Wertschätzung für dieses Engagement. Die Unterrichtseinheit ist in enger Zusammenarbeit mit einer Medienpädagogin und der bke-Onlineberatung konzipiert worden und wird den Mitarbeiter/innen von IBM im Rahmen eines Fortbildungsseminars übermittelt. Die Konzeption des Projektes und erste Pilote (versuchsweise Durchführung) in Klassen sind umgesetzt. Mit guten Erfolgen ist das Projekt »Agieren im Netz« nun bereit für die konkrete Umsetzung in Schulen. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler auf den Umgang mit den eigenen Daten zu sensibilisieren, aber auch Phänomene wie Cybermobbing und dessen Auswirkungen deutlich zu machen. Die bke-Onlineberatung wird hier als erste Anlaufstelle bei Anliegen zu diesen Themen benannt. Eine weitere enge Kooperation besteht auch im Jahr 2014 mit der Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg: Die bke-Onlineberatung unterstützt die Ausbildung von Studierenden Sozialer Arbeit durch intensive Praxisbegleitung. Erfahrene Fachkräfte der bke-Onlineberatung mentorieren die Studentinnen und Studenten im Bereich Onlineberatung und gewähren erste praxisnahe Eindrücke in die noch relativ neue Beratungsform. Bachelor- und Masterarbeiten Immer häufiger kontaktieren Studentinnen und Studenten des Bereiches Soziale Arbeit oder Psychologie auch direkt die bke-Onlineberatung. Mit verschiedensten Fragestellungen zum Thema virtuelle Beratungsangebote erbitten sie Unterstützung für Bachelor- und Masterarbeiten. Besonders im Fokus steht dabei die Beratung von Jugendlichen per Gruppenchat. Aufgrund der Anonymität des Beratungsangebotes und der zusätzlichen Anonymisierung der Chatgespräche (Unkenntlichmachung der Nicknamen) können den Anfragenden Sequenzen aus tatsächlich stattgefundenen Gruppenchats zur Verfügung gestellt werden. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Studien sind auch für die bke-Onlineberatung ein Gewinn. Mit diesem Zusammenwirken von Praxis und Theorie beteiligt sich die bkeOnlineberatung am wissenschaftlichen Diskurs und steht für Studierende als Name für Onlineberatung. 35 Pressearbeit zum 10-jährigen Jubiläum der bke-Onlineberatung Pressekonferenz und Pressemitteilung A nlässlich des 10-jährigen Jubiläums veranstaltete die bke-Online beratung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker GmbH & Co. KG aus München eine Pressekonferenz. Auf dem Podium diskutierten im Presseclub München: •Maria Große Perdekamp, Leiterin der bke-Onlineberatung, •Silke Naudiet, Geschäftsführerin der bke, •Gabriela Lerch-Wolfrum, Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, •Jürgen Wolf, Berater der bkeOnlineberatung und •Christine Sutara, Koordinatorin der bke-Onlineberatung. Die Pressekonferenz bewirkte zahlreiche Veröffentlichungen auf Presseportalen und in Printmedien. Neue Leiterin der Onlineberatung Maria Große Perdekamp baut individuelle Angebote aus München, 18. Juli 2014. Wer verzweifelt ist, braucht Hilfe – schnell, anonym und professionell. Diese Hilfe finden 36 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren und Eltern auf der Website der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke): Unter www.bke-beratung.de stehen erfahrene Fachkräfte mit therapeutischem Hintergrund Ratsuchenden zur Seite. Der große Vorteil: Die Beratung bleibt anonym und ist rund um die Uhr erreichbar. Knapp 70.000 Jugendliche und Eltern haben sich seit 2004 registriert, um das kostenfreie Angebot für ihre Fragen zu nutzen. Es gibt viele Anlässe, um bei der bke Rat zu suchen, etwa wenn die Eltern kurz vor einer Trennung oder Scheidung stehen. Nicht selten fliegen im Wohnzimmer noch die Fetzen, während die Jugendlichen im Internet jemanden suchen, der sie anhört. »Oft fühlen sie sich dafür verantwortlich, die Beziehung der Eltern zu retten. Wir nehmen die Sorgen der Jugendlichen ernst und unterstützen sie dabei, einen Weg für sich zu finden«, berichtet Maria Große Perdekamp von der bke. »Doch auch Eltern in Trennung fragen uns häufig um Rat. Sie sind plötzlich alleine mit ihren Sorgen um die Kinder und das Alltagsma- Pressekonferenz im Presseclub München nagement, weil sie keinen Gesprächspartner haben.« Auch wenn es um Liebe und Freundschaft geht, suchen Jugendliche oft Rat auf www.bke-beratung.de, sei es im Themenforum, in dem andere Jugendliche mitreden, oder in Einzelmails mit ausgebildeten Beratern und Beraterinnen. Dinge, die man sonst niemandem anvertrauen würde, kommen zur Sprache: Liebe, Schulprobleme, sexuelle Übergriffe oder ganz einfach Schüchternheit und die Angst vor Nähe. »Wir wirken hier als Begleitende, die informieren, mitdenken und das Selbstbewusstsein stärken«, erläutert Maria Große Perdekamp. »Viele Jugendliche wirken nach außen cool, sind aber oft sehr einsam.« Die Diplom-Heilpädagogin und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Große Perdekamp leitet die Online-Beratung seit April 2014. Die leichte Zugänglichkeit und Anonymität von www.bke-beratung.de sieht sie als besondere Qualität der bke-Onlineberatung. »Online-Kommunikation wird gerade zum selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft«, meint sie. »Wir werden unser Netzangebot deshalb weiter vertiefen. Zudem wäre mehr Zusammenspiel zwischen On- und OfflineBeratung wünschenswert. So können wir noch individueller und wirkungsvoller helfen.« Bereits jetzt bietet die bke gut besuchte Foren für Eltern und Jugendliche. In themenbezogenen Gruppenchats können sich Betroffene mit Experten über ihre Themen austauschen, wie ADHS, Teenager-Mütter oder Schulzeugnisse. Die beliebtesten Angebote der bke sind auch 2014 nach wie vor die Mailberatung und der Einzelchat. Die App »bke-beratung« ist kostenlos im Apple App-Store und im Google PlayStore erhältlich. Der Beirat der bkeOnlineberatung D ie bke-Onlineberatung bezieht die föderalen Finanzgeber und die entsendenden kommunalen und freien Trägerinstitutionen über einen fachlichen Beirat in die Entwicklungen und Pläne des bundesweiten Beratungsangebotes mit ein. Vertreter/innen der Trägerverbände sowie Vertreter/innen der Jugendministerien der Länder sind berufene Mitglieder des Beirats und werden einmal jährlich in einer Sitzung umfassend über das gemeinsame Angebot informiert. Die Mitglieder des Beirates der bkeOnlineberatung sind •das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend •das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration •die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Hamburg •das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen •das Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz •das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz •das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit •der Deutsche Städtetag •der Deutsche Städte- und Gemeindebund •der Deutsche Landkreistag •das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland •der Deutsche Caritasverband e.V. •der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e.V. •der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e.V. Die begleitenden Vertreterinnen der Länderministerien stehen stellvertretend für alle 16 Bundesländer, die das Beratungsportal anteilig nach dem Königsteiner Schlüssel finanzieren. Die Sitzung des Beirates im Jahr 2014 bot die Möglichkeit, die neue Geschäftsführerin der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung sowie die neue Leiterin der bke-Onlineberatung kennenzulernen. Diese berichtete über die Entwicklung der bke-Onlineberatung in den ersten zehn Jahren und gewährte Einblick in die vielfältigen fachlichen und strukturellen Entwicklungen der gemeinsamen virtuellen Beratungseinrichtung der Länder. Das Treffen der Vertreterinnen und Vertreter bietet auch die Möglichkeit des Rückblicks auf die Beteiligung der einzelnen Bundesländer sowie die öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen. 37 Beteiligte Beratungsstellen Folgende Beratungsstellen waren im Jahr 2014 für die bke-Onlineberatung tätig Baden-Württemberg Psychologische Beratungsstelle für Familie und Jugend des Landkreises Esslingen in Esslingen Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Stadt Konstanz in Konstanz Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene des Landkreises Ludwigsburg in Ludwigsburg Psychologische Beratungsstelle Eltern-, Jugend-, Ehe- und Lebensberatung des Evangelischen Kirchenkreises Stuttgart in Stuttgart Jugend- und Familienberatungsstelle des Landkreises Tübingen in Tübingen Bayern Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle des Caritasverbandes für die Diözese Passau e.V. in Altötting Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Caritasverbandes Stadt und Landkreis Aschaffenburg e.V. in Aschaffenburg Ökumenische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonischen Werkes Weilheim-Bad Tölz e.V. in Bad Tölz Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle des Diakonischen Werkes Coburg e.V. in Coburg Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung des Caritasverbandes für den Landkreis Forchheim e.V. in Forchheim Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising e.V. in Freising 38 Psychologische Beratungsstelle am Schellenberg im »Treffpunkt Familie« der Diakonie Hochfranken Jugendund Familienhilfe Marienberg Psychologische Beratung gGmbH in Hof Psychologische Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. in Illertissen Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. in Kelheim Psychologische Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. in Kempten Erziehungs-, Jugend und Familienberatungsstelle des Diakonischen Werkes Landshut e.V. in Landshut Beratung für Eltern, Kinder, Jugendliche und Familien des Evangelischen Beratungszentrums München e.V. in München Eltern- und Jugendberatungsstelle des Landkreises München in München Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt München in München Psychologische Beratungsstelle der Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München u. Freising e.V. in München Erziehungs- und Lebensberatungsstelle des Diakonisches Werkes der Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirke Bad Windsheim, Markt Einersheim, Neustadt/Aisch und Uffenheim e.V. in Neustadt/Aisch Beratung und Behandlung für Kinder, Jugendliche und Eltern des Caritasverbandes Nürnberg e.V. in Nürnberg Erziehungs- und Familienberatung der Stadt Nürnberg in Nürnberg Erziehungs-, Paar- und Lebensberatungsstelle der Stadtmission Nürnberg e.V. in Nürnberg Psychologische Beratungsstelle, Erziehungs- und Familienberatung für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonischen Werkes Regensburg e.V. in Regensburg Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. in Regensburg Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien- und Lebensfragen des Diakonischen Werkes des Dekanatsbezirks Schwabach e.V. und dem Caritasverband für die Diözese Eichstätt e.V. in Roth Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e. V. in Taufkirchen Evangelisches Beratungszentrum des Diakonischen Werkes Würzburg e.V. in Würzburg Brandenburg SOS-Beratungszentrum, Erziehungsund Familienberatung des SOSKinderdorf e.V. in Cottbus Hamburg Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern der Stadt Hamburg Hessen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises Waldeck-Frankenberg in Frankenberg Evangelisches Zentrum für Beratung und Therapie, Familienberatung, am Weißen Stein im Evangelischen Regionalverband in Frankfurt am Main Evangelisches Zentrum für Beratung in Höchst Familien-, Erziehungs- und Jugendberatung im Evangelischen Regionalverband in Frankfurt am Main Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Vereins für Psychotherapie, Beratung und Heilpädagogik e.V. in Frankfurt am Main Ärztlich-psychologische Beratungsstelle des Vereins für Jugendfürsorge und Jugendpflege e.V. in Gießen Erziehungsberatungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises Darmstadt-Dieburg in Ober-Ramstadt Beratungsstelle für Familien-, Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen e.V. in Wetzlar Mecklenburg-Vorpommern Beratungsstelle der JAM GmbH in Ribnitz-Damgarten Niedersachsen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises Goslar in Bad Harzburg Jugendberatung bib der Beratung für Familien, Erziehende und junge Menschen e.V. in Braunschweig Jugend-, Familien- und Erziehungsberatungsstellen der Stadt Hannover Erziehungsberatungsstelle Therapiezentrum Fleestedt des Förderkreises der Lebensberatungsstelle Tostedt e.V. in Seevetal Nordrhein-Westfalen Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend- Ehe- und Lebensfragen des Evangelischen Kirchenkreises Bonn in Bonn Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder des Kreises Wesel in Dinslaken Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen der Vereinigten Kirchenkreise Dortmund und Lünen in Dortmund Erziehungsberatungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene von Scharnhorst e.V. in Dortmund Erziehungs- und Familienberatung Psychologisches Beratungszentrum der Evangelischen Gemeinde zu Düren in Düren Arbeiterwohlfahrt Familienglobus gGmbH Jugendberatung in Düsseldorf Jugendpsychologisches Institut Altenessen der Stadt Essen in Essen Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen des Mädchenzentrum e.V. in Gelsenkirchen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Kreises Herford in Herford Familienberatungsstellen der Stadt Köln in Köln Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen der Diakonie Krefeld & Viersen in Krefeld Psychologische Beratungsstelle für Erziehungs-, Partnerschafts- und Lebensfragen der Evangelischen Beratungsdienste gGmbH Diakonisches Werk Münster in Münster Psychologische Beratungsstelle der Stadt Oberhausen in Oberhausen SOS-Beratungszentrum Schieder des SOS-Kinderdorf e.V. in SchiederSchwalenberg Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Stadt Siegen der Ev. Jugendhilfe Friedenshort GmbH in Siegen Jugend- und Drogenberatungsstelle von anonym e.V. in Solingen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Kreises Aachen in Stolberg Rheinland-Pfalz Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonischen Werkes Worms-Alzey in Alzey Beratungsstelle für Kinder, Eltern und Jugendliche des Diakonischen Werkes Pfalz in Bad Dürkheim Caritas-Zentrum Erziehungs-, Eheund Lebensberatung des CaritasKinderschutzdienstes Speyer/RheinPfalz-Kreis in Ludwigshafen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonischen Werkes Pfalz in Pirmasens Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der AWO Vogtland Bereich Reichenbach e.V. in Reichenbach Evangelische Familienberatungsstelle der Stadtmission Zwickau e.V. in Zwickau Sachsen-Anhalt Erziehungsberatungsstelle der AWO Erziehungshilfe Halle gGmbH in Halle (Saale) Schleswig-Holstein Beratungsstelle für Erziehungsfragen im Kinderhaus Blauer Elefant des Deutschen Kinderschutzbundes, Kreisverband Stormarn e.V. in Bargteheide Evangelische Erziehungs-, Lebens- und Eheberatungsstelle des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Niendorf in Norderstedt Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit e.V. in Reinbek Thüringen Integrative Beratungsstelle Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung der DO Diakonie Ostthüringen gGmbH in Gera Psychologische Erziehungsberatung, Ehe-, Familien-, Lebensberatung, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung des Diakonievereins Carolinenfeld e.V. in Greiz Erziehungs- und Familienberatung des Diakonievereins Orlatal e.V. in Pößneck Saarland Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen des Diakonischen Werkes an der Saar in Saarbrücken Sachsen Familienberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Auerbach Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien der AWO Kreisverband Chemnitz und Umgebung e.V. in Chemnitz 39 Zeit Bindung Wissenschaftliche Jahrestagung Hannover 24.–26. Sept. 2015 In Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung Niedersachsen e.V. 40 Eine gute Bindung gilt als Voraussetzung für die Entwicklung von Resilienz – für das »gute Leben überhaupt. Gute Bindung soll immunisieren gegen die Zumutungen der Zeit. Sie soll Kinder und Familien stark machen gegen Leistungsdruck und das Diktat der Wirtschaftlichkeit. Zeit ist heute ein begehrtes Gut. Es geht nicht mehr nur darum, Aufgaben möglichst schnell zu erledigen. Zur Beschleunigung kommt die Verdichtung. Immer mehr Ereignisse werden in immer kürzere Zeitspannen gepresst. Familien stehen unter dem Druck, ihre mit unzähligen Möglichkeiten aufgeladene Zeit in Qualitätszeit für Beziehungen umzusetzen. Was aus psychologischer Sicht für gute Bindung notwendig erscheint, ist längst nicht mehr selbstverständlich gegeben, manchmal auch nicht mehr erwünscht. Wie gelingt Bindung in atemlosen Zeiten? Was kann Beratung dazu beitragen? Wie viel Zeit braucht Beratung, um Veränderungen von Dauer herbeizuführen? besser beraten