Auslandsfamulatur in Soweto_Eberl_Reisinger

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Auslandsfamulatur in Soweto_Eberl_Reisinger
Auslandsfamulatur in
Soweto, Johannesburg, Südafrika (2013/14)
Namen:
Studium:
Studienkennzahl:
Praktikumsort:
Email:
Eberl Anna-Sophie
Reisinger Alexander Christian
Humanmedizin, Medizinische Universität Graz
O202
Chris Hani Baragwanath Academic Hospital – Trauma Unit, Soweto,
Johannesburg, Südafrika
anna.eberl@stud.medunigraz.at // anna.eberl@hotmail.com
alexander.reisinger@stud.medunigraz.at // alexander.reisinger@live.at
Teil I – Reisinger:
DIE IDEE:
Während des Studiums hatten wir den Wunsch, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Das
praktische sechste Studienjahr erschien uns dafür äußerst geeignet und der afrikanische
Kontinent am interessantesten. Wir entschieden uns schlussendlich für Soweto nahe
Johannesburg in Südafrika. Das Chris Hani Baragwanath Academic Hospital ist das größte
Krankenhaus der südlichen Hemisphäre und das zweitgrößte der Welt mit über 3000 Betten.
PLANUNG:
Unsere Vorbereitungen für das Praktikum begannen bereits über ein Jahr im Voraus. Diese
Vorlaufzeit ist notwendig, da die Praktikumsplätze im Chris Hani Baragwanath Academic
Hospital, vor allem auf der Trauma Unit sehr begehrt sind. Die Organisation läuft über die
University of the Witwatersrand („Wits“) in Johannesburg. Kontaktperson vor Ort ist Dawn
Francis, eine sehr hilfsbereite freundliche Person (E-Mail: dawn.francis@wits.ac.za). Nach
etwas Bürokratie und einiger Wartezeit auf Antwort-E-Mails war dann alles organisiert.
Zusätzlich reservierten wir noch eine sehr saubere Unterkunft über die Universität mit kleiner
Kochnische, Kühlschrank und Bad im Zimmer sowie Internet und Waschmaschinen am
bewachten Gelände (~17 €/Nacht). Die Flüge inklusive einem Inlandflug in Südafrika
buchten wir etwa 1 Monat vor Abreise (~850 €). Außerdem informierten wir uns über
notwendige Reiseimpfungen (Typhus, Hepatitis A/B, DTP, Meningokokken ACWY,
Tollwut). Malaria ist in Südafrika grundsätzlich kein Problem, allerdings sind der Kruger
Nationalpark und Swasiland Endemiegebiete.
ORGANISATORISCHES:
Wir kamen etwa 4 Tage vor Beginn unseres Praktikums in Südafrika an und benötigten etwa
2 Werktage, um alle organisatorischen Belange zu erledigen. Wir registrieren uns im Office
von Dawn Francis, bezahlten die Praktikumsgebühr für 6 Wochen (~660€) und organisierten
die Wits University Student Card, welche man u.a. für die Unterkunft benötigt. Man bekommt
1 Paar Scrubs zur Verfügung gestellt und kann weitere käuflich erwerben (~10 €). Prinzipiell
ist es möglich, während der Woche mit einem Bus vom Campus zum Krankenhaus zu fahren,
allerdings braucht man für alle anderen Wege (Einkaufen, Sightseeing, ...) und am
Wochenende ohnehin ein Fahrzeug. Daher mieteten wir ein Auto für die 6
Praktikumswochen. Wir verglichen verschiedene Anbieter und entschieden uns für die
deutlich billigste Variante von „Rent a Wreck“. Das Auto zeigte 390000 km gefahrene
Kilometer an, fuhr sich aber problemlos und bei Schwierigkeiten (leere Batterie etc) war die
Firma zu jeder Zeit erreichbar und der Support ausgezeichnet. Dieses Fahrzeug ist für die
Strecke nach Soweto auf jeden Fall ausreichend, für den anschließenden Urlaub nahmen wir
uns aber ein besseres Auto.
Teil II Eberl:
KRANKENHAUS UND ARBEITSALLTAG:
Die Trauma Unit im Krankenhaus besteht aus einer traumatologisch-chirurgischenorthopädischen Notaufnahme, welche über 16 Beatmungsbetten im Schockraum
(Resuscitation Room), sowie 14 Kleineingreifsräume verfügt. Die Main-Ward besteht aus
prinzipiell 55 Betten (oft auch mehr) und 4 Beatmungsbetten plus in etwa 40 traumalogische
Patienten, welche aus Platzgründen auf andere Stationen verteilt wurden. Auf der
Intensivstation sind außerdem noch zahlreiche kritische, beatmete Patienten.
Der Dienst begann jeden Tag um 07 Uhr, ausgenommen donnerstags um 0630. In der Früh
findet ein Handover statt, in dessen Rahmen der neuen Dienstmannschaft alle ResuscitationPatienten und alle im Notaufnahmebereich liegenden Patienten präsentiert wurden und über
weitere Behandlungsmaßnahmen diskutiert wurde. Danach folgte die ICU, wo man als
Student und Intern (Turnusarzt) leider nicht teilnehmen darf. Nach einem Morgenmeeting im
Seminarraum beginnt die eigentliche Visite auf der Station.
Gemeinsam mit einem consultant (Oberarzt) oder senior registrar (fortgeschrittener
Assistenzarzt) werden alle Patienten visitiert. Als Student hilft man bei der klinischen
Untersuchung, handschriftlichen Dokumentation, Anforderungen von Untersuchungen und
medizinischen Maßnahmen wie Blutabnahme, Blutkulturen, Harnkatheter, Entfernung von
ZVKs, Thoraxdrainagen, Mediastinaldrainagen etc., sowie Nähen von Wunden oder Anlage
eines ZVKs oder einer Thoraxdrainage. Auch das Verfassen von Entlassungsbriefen gehört
(in geringem Maße) zur Tätigkeit als Student.
Nach Abschluss der Stationsarbeit geht man ins „surgical Pit“ (die Notaufnahme). Die
Notaufnahme wird großteils von den interns (Turnusärzten) und Studenten gemanagt. Der
Resuscitation room wird meistens von einem registrar geleitet, die einzelnen Patienten von
interns oder students versorgt. Ein senior registrar ist meistens im OP tätig, wo man
gelegentlich als Student als erste Assistenz benötigt wird. Der diensthabende consultant ist
ebenfalls meist im OP oder telefonisch erreichbar.
Die Tätigkeiten als Student umfassen Erstuntersuchungen von Patienten in der Notaufnahme
nach dem ATLS-Schema, Einschätzung und Triage, Planung der Diagnostik und weiterer
Behandlung, Befundung von Röntgenbildern, Nähen von diversen Wunden (Einzelknopfnaht,
schichtweise Naht, Tabaksbeutelnaht, Rückstichnähte, ...) inklusive kosmetischer Areale wie
zum Beispiel an der Lippe oder in Augennähe.
Nach Sichtung eines Patienten müssen diese einem intern oder registrar präsentiert werden.
Weitere Tätigkeiten sind (zu Beginn unter Supervision) Thoraxdrainagen, ZVKs,
endotracheale Intubationen und die E-FAST Untersuchung, außerdem zahlreiche großlumige
Venenverweilkanülen, Blutabnahmen, arterielle Blutgasanalysen und Harnkatheter. Die
Resuscitation-Patienten versorgt man oft gemeinsam mit einem intern, bei vollem
Schockraum kann es jedoch auch vorkommen, dass man einen Patienten alleine versorgen
muss. Man ist zwar Student und muss natürlich jeden Patienten einem intern/registrar
vorstellen; aber es kommt gelegentlich vor, dass man selbstständig zumindest die ersten
Schritte alleine leiten muss.
Die Notaufnahme ist mit 16 Beatmungsgeräten sowie Monitoringeinheiten, CT Scannern usw.
sehr gut ausgestattet. Leider wurden aber viele der Geräte ohne Wartungsvertrag angeschafft,
sodass nicht funktionierende Geräte zum täglichen Alltag gehören und oft einige Zeit vergeht,
bis beispielsweise ein funktionierender Blutdruckcuff von der Pflege aufgetrieben wird.
Am frühen Nachmittag findet noch einmal eine Visite statt und sobald die Arbeit erledigt ist
und man nicht im Dienst ist, kann man um circa 15 Uhr das Krankenhaus verlassen.
CALLS:
Ungefähr 2- bis 3-mal pro Woche ist man „On call“, das heißt, man beginnt um 07 Uhr früh
und darf nach dem Handover am nächsten Tag nach Hause gehen, das sind dann meist 26
Stunden pro Dienst. Die Dienste, vor allem am Wochenende, sind sehr stressig, da vor allem
nachts zahlreiche schwerverletzte Patienten ins Krankenhaus kommen. Möglichkeiten zur
Pause gibt es nur sehr wenige - nicht auf Trinken vergessen!
VERLETZUNGSMUSTER:
Häufige Verletzungsmuster sind Stichverletzungen in den verschiedensten Regionen (vor
allem Brustkorb, Hals und Abdomen), Schusswunden, Crush-Syndrome aufgrund von
Gewaltverbrechen, schwere Verkehrsunfälle mit oft zahlreichen gleichzeitig eintreffenden
Patienten (die Minibustaxis sind oft mit >15 nicht angegurteten Personen besetzt), schwere
SHTs, schwere Verbrennungen etc.
Teil III – Reisinger, Eberl
ZUSAMMENFASSUNG:
Insgesamt war es eine sehr lehrreiche Zeit und wir konnten viele Erfahrungen sammeln.
Dabei war nicht nur der medizinische Teil eine Bereicherung, sondern wir konnten viele
softskills erlernen und auch einiges über uns selbst und unsere Belastungsgrenzen
herausfinden.
Schön ist, dass man als vollwertige Arbeitskraft gesehen wird und in alle Arbeiten und
Entscheidungen mit einbezogen wird. Fragen werden, auch in stressigen Situationen, gerne
beantwortet und auch häufig gestellt, um das eigene Wissen zu prüfen.
Die consultants nahmen sich viel Zeit, um in Seminaren ihr Wissen weiterzugeben und je
nach Verfügbarkeit ist auch die Teilnahme an einem ATLS-Kurs möglich.
Die Kolleginnen und Kollegen war alle sehr nett und das Klima innerhalb des ärztlichen
Teams trotz der stressigen Dienste sehr angenehm und lustig.
Wir konnten viele Freundschaften in die verschiedensten Länder der Erde schließen und
können auch Südafrika als Reiseziel uneingeschränkt empfehlen.
TIPPS:
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Kreditkarten werden in Johannesburg generell akzeptiert; in ländlichen Gegenden
sollte man jedoch etwas Bargeld mitführen.
Eine lokale SIM-Karte kann in der Stadt deutlich günstiger als am Flughafen erworben
werden (ungefährt 50 Cent)
Büchertipps:
o Lonely Planet Südafrika
o Oxford Handbook of Emergencies in Trauma
unbedingt checken, ob im gemieteten Auto ein Reservereifen vorhanden ist (!)
Tankstellen sind am Land oft weit voneinander entfernt – Tank im Auge behalten
Auto von innen zusperren, an Kreuzungen auch Fenster hinaufkurbeln, wenn Bettler
kommen (von Locals empfohlen) – wir selbst hatten nie Stress
Keine Scrubs aus Österreich mitnehmen, sondern vor Ort kaufen– Head of
Department möchte, dass man ausschließlich die lokalen Scrubs trägt
Mitzubringen: Schutzbrille!! (HIV-Durchseuchung sehr hoch, im Falle des Falles ist
eine HIV-PEP aber sofort verfügbar), evtl. Fingerpulsoxy, kleine Stirnlampe (oft
Nähen unter schlechten Lichtbedingungen), kleine Taschenlampe oder Augenlampe
BILDER: