Kinderschutz geht alle an
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Kinderschutz geht alle an
01 | 2008 Kinderschutz geht alle an PARITÄTISCHE Träger engagieren sich Zu diesem Heft INHALT Zu diesem Heft 2 Vorwort Kinderschutz – im PARITÄTISCHEN großgeschrieben Konrad Koschek/ Evelyn Selinger 3 Zahlen zum Kinderschutz Elfi Witten 4 Ich hatte eine Chance Eine Betroffene erzählt 5 Fachtagung zum Kinderschutz (K)ein Platz für freie Träger? Fachtagung Netzwerk Kinderschutz Rita Schmid 6 Fortbildung Kinderschutz Wissen macht stark – auch in der Kinderschutzarbeit! Sabine Bresche/ DKSB LV Berlin e.V. 10 Vom (fragwürdigen) Nutzen der Indikatorenbögen für den Kinderschutz Georg Kohaupt/ Kinderschutz-Zentrum e.V. 12 PARITÄTISCHE Träger engagieren sich im Kinderschutz Präventiver Kinderschutz beginnt in der Schwangerschaft Claudia Brückner/Albatros-Lebensnetz gGmbH 14 Hilfe für Schreibabys und ihre Eltern Renate Wilkening/ NUSZ ufa-fabrik 15 Stark im Babyjahr Astrid Kleinke/ Weg der Mitte e.V. 16 Kinderschutz und Elternbriefe Dr. Heidemarie Arnhold/ ANE e.V. 18 Modellprojekt: Aufsuchende Elternhilfe Inge Gehrig/ VAMV e.V. 18 Wenn Eltern süchtig sind, leiden die Kinder Henning Mielke/ NACOA e.V. 19 Nicht wegschauen Porträt von Ramona Müller, Bürgerhaus e.V. Rita Schmid Bilderbuch gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen Strohhalm e.V. 20 20 Angebote unter PARITÄTISCHEM Dach Adressen von Angeboten zum Kinderschutz unter PARITÄTISCHEM Dach 2 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 21 Kinderschutz geht alle an. Ein Netzwerk Kinderschutz kann nur sinnvoll sein, wenn alle am Netzwerk beteiligt sind, die tagtäglich mit Kindern und Familien arbeiten, die in schwierigen Situationen leben. Dazu zählen an vorderer Stelle die freien Träger der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Bisher ist das Konzept Netzwerk Kinderschutz, das die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Februar 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt hat, nur mit geringer Teilnahme der freien Träger konzipiert. Das muss sich ändern. Der PARITÄTISCHE Berlin hat mit seinen Trägern langjährige Erfahrung und Wissen zum Thema Kinderschutz beizusteuern. Das dokumentiert auch eine 12teilige Serie mit dem Titel „Der große Erziehungsratgeber“ im Berliner Kurier im Oktober 2007. In täglich erscheinenden ganz- und doppelseitigen Reportagen stellt der Autor Sascha Langenbach Gefährdungssituationen von Kindern vor, verknüpft mit den passenden Hilfeangeboten aus dem Kreis PARITÄTISCHER Mitgliedsorganisationen. Als preisgünstige Boulevardzeitung erreicht der Berliner Kurier vor allem auch Leser aus sogenannten „bildungsfernen Familien“, die auf diese Angebote besonders angewiesen sind. Das vorliegende Schwerpunktheft zeigt Schritte auf, die der PARITÄTISCHE Berlin bisher unternommen hat, stärker am Netzwerk Kinderschutz teilzuhaben. Zum einen beschreibt es den Austausch zwischen Senatsverwaltung, Bezirken, Fraktionen und freien Trägern auf der Fachtagung „Netzwerk Kinderschutz - (K)ein Platz für freie Träger?“. Der PARITÄTISCHE Berlin veranstaltete sie im September 2007. Was hinter der Forderung der Quali- fizierung von Fachkräften verborgen ist, vermittelt der Beitrag des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Berlin. Das Kinderschutz-Zentrum Berlin kommentiert einige Maßnahmen des Netzwerkes Kinderschutz mit kritischem Unterton und unterstreicht, wie wichtig die Qualifizierung im Bereich Kinderschutz sei. Neben der Beratung in Krisenfällen sind PARITÄTISCHE Träger besonders im präventiven Bereich stark. Die Devise ist, „das Kind nicht erst in den Brunnen fallen zu lassen“. Das Heft stellt einen Ausschnitt von Modellprojekten und längerfristigen Projekte unter PARITÄTISCHEM Dach vor, die sich im präventiven Kinderschutz engagieren. Dabei geht es um präventiven Kinderschutz ab Nabelschnur, um Unterstützung in der ersten Zeit nach der Geburt, um Schreibabys, aber auch um die Arbeit mit Kindern von drogen- und alkoholabhängigen Eltern. Der umfangreiche Adressteil am Schluss gibt einen Überblick über die zahlreichen PARITÄTISCHEN Mitglieder, deren Arbeit mit dem Thema Kinderschutz eng in Verbindung steht. Rita Schmid Redaktion Der PARITÄTISCHE Landesseiten Berlin Vorwort Kinderschutz im PARITÄTISCHEN groß geschrieben Beinahe täglich erfahren wir aus den Medien von Fällen von Kindesmissbrauch, Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder. Der PARITÄTISCHE Berlin weist Ende 2005 öffentlich darauf hin, dass sich durch die Kürzungen im Berliner Jugendhilfeetat von mehr als 120 Millionen Euro die teils verheerenden Zustände in Berliner Problemfamilien und deren Kindern verschärfen. PARITÄTISCHE Mitglieder mit großem Potential im Kinderschutz Im Januar 2006 initiiert der PARITÄTISCHE einen Arbeitskreis Kinderschutz. Es zeigt sich das große Potential der PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen, die in diesen Handlungsfeldern tätig sind: Sie arbeiten im Kinder- und Jugendschutz, in präventiven Handlungsfeldern im vor- und nachgeburtlichen Bereich, in der Familienund Elternbildung, in Kindertagesstätten, in Schulen, mit Frauen und Kindern, die Gewalt erfahren haben, in Angeboten für Alleinerziehende und Migrantinnen, in Familien mit Alkohol und- Drogensüchtigen sowie mit psychisch Kranken in verschiedenen aufsuchenden Hilfen. LIGA-Papier zum Kinderschutz im März 2006 Zwanzig Mitgliedsorganisationen aus Jugend,- Familien- und Suchthilfe. analysieren aus ihrer langjährigen Praxis heraus Defizite des Kinderschutzes und suchen Lösungsansätze zu seiner Verbesserung und zur Stärkung der Prävention. Ergebnis ist ein elfseitiges Papier, das die LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege der Senatsverwaltung für Jugend im März 2006 übermittelt. In diesem Papier fordert die LIGA, ein Netzwerk aus allen Akteuren, sozialraum- und einzelfallorientiert, zu gründen, ein Frühwarnsystem zu entwickeln mit obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen sowie präventive Angebote für Kinder und Jugendliche zu fördern und auszubauen. Senatsinitiative Netzwerk Kinderschutz Unter Druck geraten durch die öffentliche und politische Diskussion über den Kinderschutz initiiert der Senat in der Gesundheits- und in der Jugendverwaltung eigene Arbeitskreise. Im März 2007 stellt er der Öffentlichkeit sein Konzept Netzwerk Kinderschutz vor. Es zielt darauf ab, das Handeln innerhalb der Verwaltungen in Fällen von Kindeswohlgefährdung zu koordinieren und zu optimieren. Der PARITÄTISCHE begrüßt das Netzwerk-Konzept. Es verspricht öffentlichen Trägern und Organisationen, die im Bereich von SGB (Sozialgesetzbuch) VIII tätig sind, eine verbesserte Koordination und Kooperation mit den einzelnen Verwaltungen. Prävention und Unterstützung an Stelle von Repression Kritisch schätzt der PARITÄTISCHE ein, dass die freien Träger nicht ausreichend bei der Entwicklung des Netzwerkkonzeptes beteiligt wurden. Es besteht die Sorge, dass im Kinderschutz das Jugendamt statt seiner Beratungspflicht nachzukommen, in erster Linie seine Kontrollaufgabe ausübt und polizeiliche Maßnahmen einleitet, wenn primäre und/oder sekundäre Präventionen notwendig wären. Kinderschutz ist nicht nur Repression, sondern in erster Linie Hilfe und Unterstützung für Eltern und ihre Kinder. Freie Träger stärker ins Netzwerk einbeziehen Im September 2007 veranstaltet der Verband eine Fachtagung „(K)ein Platz für freie Träger“. Dazu lädt er Vertreter von Senat, Bezirk, Fraktionen sowie PARITÄTISCHE Träger ein. Hintergrund der Tagung ist, sich auszutauschen und gemeinsam auf den Weg zu machen hin zu einem effektiven Netzwerk Kinderschutz. Schritte hin zum gemeinsamen Handeln Bisher beteiligen sich zwei Vertreterinnen der freien Träger an der Projektgruppe des Netzwerkes Kinderschutz des Senats. Mit der sich gründenden Landesarbeitsgemeinschaft Kinderschutz ist ein weiterer Schritte in die richtige Richtung getan. Sie wird sich zusammensetzen aus zwölf Vertretern des Kinderschutzes aus den Bezirken, einer wissenschaftlichen Begleitung, den landesweit tätigen Beratungsstellen des Deutschen Kinderschutzbundes, Kind im Zentrum und dem Kinderschutzzentrum, Vertretern der freien Träger aus den Bereichen Kindertagesstätten, Familienbildung und Erzieherische Hilfen, dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und dem Sozialmedizinischen Dienst. Eine weitere wichtige Forderung ist, freie Träger an der Erarbeitung von fachlichen Standards des Kinderschutzes zu beteiligen. Dabei ist darauf zu achten, die Interessen von Eltern und ihren Kindern ausreichend zu berücksichtigen. Aktionsprogramm Kinderschutz erforderlich Der PARITÄTISCHE fordert ein Aktionsprogramm Kinderschutz. Es soll www.der-paritaetische.de 1 | 2008 3 gewährleisten, dass für die wichtige Aufgabe des Kinderschutzes auch in Zukunft die notwendigen Mittel bereitgestellt werden können. Laut Schätzung des PARITÄTISCHEN handelt es sich dabei um eine Summe von rund vier Millionen Euro. Sie wird gebraucht für die Qualifizierung von Fachkräften bei den freien Trägern der Jugendhilfe, die Finanzierung von präventiven Modellprojekten in allen Bezirken sowie die notwendige Auswertung von bishe- rigen Kinderschutzfällen nach Fehlerquellen. Kinderschutz zum Nulltarif nicht möglich werden. Kinderschutz erfordert die Unterstützung des Gemeinwesens und seiner Bürger, die fachliche Akzeptanz auf Seiten der Mitarbeiter und fachlich qualitative Standards, die es nicht zum Nulltarif gibt. Ohne eine ausreichende Stellenausstattung bei den freien Trägern und den bezirklichen Jugendämtern können der notwendige Kinderschutz und die hierfür infrage kommenden Hilfeangebote nicht in die Praxis umgesetzt Evelyn Selinger Referentin für Familie, Frauen, Mädchen Konrad Koschek Referent Jugendhilfe Zahlen zum Kinderschutz in Berlin ;!UTIUPMGLI 7IYEPWIUJELUXRK MR HIU ;MRHLIMW GE% (' ?US[IRW1 \,'%''' ;MRHIU !++&2T A VVLY)3&3T :YH\LV !=PN.7AEOGEJEAJ 2APON?DA 4ANAGGN?D=BO ;KSE=GL @E=OMEA PJ@ 5PCAJ@IA@ESEJ" !)(H 7AEOB=@AJ ;AJ4AN" <MRHIUN LUMKI <"WWIU ORETT *'' !*((,';O=O&50 *((-" BDJO^LYL R#YXLYSPJOL APZZOHVKS\VNLV ]WY HSSLU ILP D \NSPVNLV \VK ?SLPVRPVKLYVB !=PN. 7AEOGEJEAJ N&G& " < \MPNRLP[ DJO$[[LS[YH\UH5 AWUEJWEWIR ;MRHIVQMVVLERHPXRK +33.4,,* ,**.4 -32 ++(1 : SSL)+**(*** 9PV^( 7LYSPV!*." +&. : SSL)+**(*** 9PV^( <HUI\YN !76/ )*-" 5XROIPJIPH ;MRHIVQMVVLERHPXRK 2 ;MRHIU TVZGLMVGL VGLYIU OUEROIU 6PWIUR \))%''' !3RLAMOAJN?D OSPJC /8;:1 A&<&" 9YZ[NLI\Y[LV) 9YZ[NLI YLVKL XYW >HOY 5 <PSMLHVS ZZL 9Y`PLO\VNZILYH[\VNZZ[LSSLV =IRRXRKIR ;MRHIVQMVVLERHPXRK1 +33-4 ))- 4IUPMR)<HUI\YN4,1 ,**-4 ,') 4IUPMR)<HUI\YN4.1 !0PJ@AN%5PCAJ@DEGBANO=OENOEF *((," (,-%''' 3PPIMR 6U[MILIRHI QMW )()%''' ;MRHIUR XRH :XKIRHPMGLIR \V[LY +2 >HOYLV !*((,';O=O& 5=DM>P?D *((-" BIIREKIU$<"WWIU \(%''' !*((,';O=O&50 *((-" AGLYERKIUI&<"WWIU QMW VGLYIUIR 3POSLSP& 5USKIRTUSFPIQIR& TVZGL%6UOUEROXRKIR 2 4IUPMRIU ;MRHIU XRH :XKIRHPMGLI XRWIU (/ :ELUIR 4IUPMRIU =IXKIFSUIRI TUS :ELU ,(0%/+, !*((,';O=O& 5=DM>P?D *((-" )0%-'' !*((,';O=O&50 *((-" >LRI CSUVSUKIXRWIUVXGLXRK E+'E34+',*T * IPZ +>HOY4+'/T4a+(/** +'/(@LILVZQHOY4+*',*T a 0(*** ?PVKLY !;O=O&;AJ4AN;KS<$ *((," ;MRHIU EXV 3POSLSPMOIU$& D\JO[JEQMPMIR \ ./%,'' !9/1:/ A&<&$ )-$)H " 0AMGEJAM 2MKCAJ>AME?DO *((+. *-(&((( N?DQAMA /GFKDKGEFAM" \))%,'' ;MWEOMRHIU EXV 3POSLSPMOIU&AXGLWJEQMPMIR (9)4808)80:, $03,47054,4 6MRIPWIURJEQMPMIR QMW AS[MEPLMPJI ).%-0* !*((,';O=O& 5=DM>P?D *((-" ()(%''' ;MRHIU XRWIU (, :ELUIR MR 83@BD 9C$8EXVLEPWIR !:FOK>AM *((-$ ;O=G=" YK( +.3(*** ?P[HRPVKLY PVZNLZHU[ !*((,';O=O&50 *((-" \ ))%,'' 7UXRHVGL"PIU EXV 3POSLSPMOIU&AXGLWJEQMPMIR YK(+.3(*** ;Y\VKZJO$SLY PVZNLZHU[ !*((,';O=O&50 *((-" _ 7YLVVX\VR[RP[HZ 9(GP[[LV& +3(+( ,**0 8CG 7LYSPV 4 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 ,(+*, ?P[HZ !*((,';O=O&50 *((-" ..1 ;Y\VKZJO\SLV !*((,';O=O&50 *((-" +9948; 4=A8474;34 . ;;4= :8? /<A81978954 $"&') 6MRIPWIURJEQMPMIR QMW AS[MEPLMPJI XRH * ;MRHIUR XRH QILU *%-0( !*((,';O=O&50 *((-" <"WWIU1*%,.. 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Geburtstag wurde mir klar, dass ich von Zuhause weg muss, weil ich in meiner Familie vielleicht nicht einmal einer Institution in die nächste gereicht wurde. Dies führte dazu, dass ich nach und nach immer suizidaler, autoaggressiver, verschlossener und depressiver wurde. Auch zur Schule konnte ich dann nicht mehr gehen. Das schlimmste in dieser Zeit waren die zwei Monate, in denen ich noch einmal nach Hause geschickt wurde, weil mir ein (billiger, unterbetreuter) Heimplatz ja nicht zu helfen schien. Als 14 ½ -jährige zog ich schließlich, nach langen Umwegen, in ein kleines, Arbeitsgruppen und in der Schülervertretung zu engagieren. Mit der Zeit gewann ich Freunde. Dennoch ging es mir psychisch sehr schlecht. Lediglich die Unterstützung meiner Betreuer gab mir die Kraft, mich weiter um schulischen Erfolg und ein soziales Netz zu bemühen. Bis ich „18“ wurde, hätte ich mein Leben unmöglich alleine führen können. Ich brauchte jemanden, an den ich mich - wie in einer Familie - zu jeder Zeit wenden konnte. In meinem neuen Zuhause (Heim) gab es genug solcher Menschen. Als junge Volljährige zog ich von dort in meine erste eigene Wohnung und trat in die gymnasiale Oberstufe ein. Meine Familie versuchte weiterhin Druck auf mich auszuüben, und auch die bürokratischen Hürden einer volljährigen Schülerin ohne finanzielle Absicherung und mit Unterstützungsbedarf machten mir schwer zu schaffen. Durch eine umfangreiche ambulante Betreuung konnte ich die gesamten äußerlichen Schwierigkeiten und viele innere Krisen überstehen. Im Frühjahr 2005 habe ich mein Abitur mit überdurchschnittlichem Erfolg bestanden und direkt einen Studienplatz der Humanmedizin erhalten. volljährig geworden wäre. Zu dem Zeitpunkt konnte ich meine Probleme und die brutalen Übergriffe gegen mich aber noch nicht in Worte fassen, so dass ich auf das Feingefühl professionell Helfender angewiesen war. Die sahen zumindest, dass es einen guten Grund geben musste, aus dem ich auf keinen Fall zurück nach Hause wollte. Auch damals wurde schon gespart, so dass ich zunächst für 16 Monate von fast familiäres Heim (ich wurde nicht früher dort aufgenommen, weil das Jugendamt zunächst aus Kostengründen zögerte). Dort gab es nicht nur Einzelzimmer, sondern auch gut ausgebildete, verständnisvolle Betreuer, die Zeit für persönliche Gespräche und Förderung hatten. Nach einiger Zeit konnte ich wieder eingeschult werden und hatte bald gute Noten. Ich fing an, mich in Als zukünftige Ärztin werde ich mit meinen Steuern alles in mich investierte Geld sicherlich zurückzahlen können. Ich hatte eine Chance! Sorgen Sie dafür, dass auch weiterhin Kinder und Jugendliche eine solche Möglichkeit bekommen und nicht dem Sparschwein zum Opfer fallen! Viele werden sie - ebenso wie ich - nutzen! www.der-paritaetische.de 1 | 2008 5 Fachtagung Netzwerk Kinderschutz (K)ein Platz für Freie Träger? Der PARITÄTISCHE lädt am 4.September 2007 zum Fachtag „Netzwerk Kinderschutz – (k)ein Platz für freie Träger?“ ins Monbijouzentrum in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte ein. Rund 120 Teilnehmer/innen aus PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen, anderen LIGA-Verbänden, der Polizei, dem Quartiersmanagement, Fraktions-Abgeordnete von CDU, FDP und SPD und Vertreter aus den bezirklichen Jugendämtern sind erschienen. Zum einen wollen sie sich über das Konzept „Netzwerk Kinderschutz“ informieren, zum anderen können sie hier ihre Vorstellungen einbringen zur Beteiligung freier Träger am Netzwerk. Moderator der Tagung ist Peter Hutz, Gruppenanalytiker und langjähriger Mitarbeiter des Kinderschutz-Zentrums. Vermeiden, dass das Kind in den Brunnen fällt Die Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Berlin, Prof. Barbara John, begrüßt die Gäste. In einer kurzen Rückschau beschreibt sie die Hintergründe zu dieser Fachtagung: Der PARITÄTISCHE hatte zusammen mit der LIGA der Wohlfahrtsverbände im Rahmen der Kampagne gegen Kürzungen im Bereich Hilfen zur Erziehung bereits Anfang 2006 dafür plädiert, ein Netzwerk Kinderschutz zu gründen und neue Präventionsmodelle im Kinderschutz zu erproben. Inzwischen habe die Politik reagiert. Ende Februar 2007 wurde ein Papier des Senats veröffentlicht und das staatliche Netzwerk Kinderschutz vorgestellt, sowie die Berliner Hotline Kinderschutz eingerichtet. Jetzt heisse es für den PARITÄTISCHEN dieses Netzwerk stärker zu machen durch eine umfassende Zusammenarbeit von öffentlicher Jugendhilfe mit freien 6 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 Podiumsgespräch bei der Fachtagung „(K)ein Platz für freie Träger“ v.r.n.l.: E. Nowotny, I. Hölling, P. Hutz, E. Selinger, Fr. Range-Schmedes, J. Schreiner Foto: Schmid Trägern. Wichtig sei zu erreichen, dass „das Kind gar nicht erst in den Brunnen falle“. Viele PARITÄTISCHE Träger wie die Erziehungsberatungsstellen, Familienhilfeprojekte und Schwangerenkonfliktberatungen, hätten jahrzehntelange Erfahrungen, die sie einbringen können. Mit folgenden Worten richtet sie sich am Ende ihrer Einführung direkt an die Jugendverwaltung im Senat: „Wir haben viel anzubieten auf diesem Gebiet. Und das wollen wir heute mit Ihnen sachlich und offen, aber auch deutlich werbend diskutieren.“ Kinderschutz aus Sicht der Ministerialverwaltung Als erster Redner spricht Prof. Wiesner vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über den Schutzauftrag freier Träger laut § 8a des SGB (Sozialgesetzbuch) VIII und weist auf rechtliche Aspekte zur Kooperation freier Träger und Jugendamt hin. Bei aller Prävention könne keine totale Überwachung junger Eltern oder Familien gewünscht sein. Kinderschutz läge zuerst in der elterlichen Erziehungsverantwortung. Der Staat habe die Aufgabe, die Eltern dabei zu unterstützen. Gefürchtetes Jugendamt Er weist auf die problematische Rolle des Jugendamtes hin, auf dessen Pflicht, bei akuter Gefährdung zu intervenieren und auf den traditionellen Ruf, dass beim Jugendamt das Wegnehmen des Kindes im Vordergrund stehe. Es sei ein Teil der Aufgabe freier Träger deutlich zu machen, dass es primär um Kinderschutz mit den Eltern gehe. Nur in unabweisbaren Situationen sei der Staat in Gestalt des Jugendamtes verpflichtet, das Kind auch vor seinen Eltern zu schützen. Das Gesundheitssystem, Ärzte und Hebammen bezeichnet Prof. Wiesner als „Türöffner“ im Zugang zu Eltern, gerade im präventivem Bereich. Weiter spricht er über den Handlungsspielraum freier Träger innerhalb ihres Schutzauftrages. Er differenziert dabei zwischen öffentlich rechtlicher, zivil- und strafrechtlicher Sichtweise. Fehler analysieren und daraus lernen Am Ende seines Vortrag betont er, wie wichtig die ordentliche Dokumentation der Verfahrensschritte durch die Bearbeiter im Jugendamt sei. Das A und O wäre die Fehleranalyse, siehe den Fall Kevin in Bremen. Aus Fehlern könne und müsse man lernen und versuchen, auch dadurch die Gefährdungsrisiken zu minimieren. Die Vereinbarungen nach Paragraph 8a SGB VIII seien weiter zu entwickeln und mit Leben zu füllen. Aufgabe der freien Träger sei unter anderem, entsprechende Fachkräfte weiterzubilden oder Kontrakte zu schließen mit den spezialisierten Trägern wie Kinderschutzzentren, um die notwendigen Fachkräfte im Bedarfsfall heranziehen zu können. Frühwarnsystem Frühförderung Wolfgang Penkert vom Jugendamt Berlin in der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung stellt das Berliner Netzwerk Kinderschutz vor. Dazu zählt auch die neu eingerichtete Hotline Kinderschutz. Von Anfang Mai bis September 2007 seien rund 500 Anrufe dort eingegangen. Eltern häufig überfordert Er zählt Ursachen für die Vernachlässigung bis Misshandlung von Kindern auf und unterlegt sie mit aufrüttelnden Zahlen. Häufig fühlten sich Eltern überfordert durch Beziehungsprobleme. Ein erheblicher Anteil von Berliner Familien mit Kindern unter 18 Jahren lebt unter erschwerten Bedingungen: 46 % sind alleinerziehend, 22,4 % mit erwerbslosem Haushaltsvorstand, 37,4 % fallen unter die Armutsgrenze. Der Senat habe Leitlinien für einen verbesserten Kinderschutz aufgestellt. Darin gehe es darum, mit Hilfe eines Frühwarnsystems und Frühförderung Kindesmisshandlung vorzubeugen. Das Netzwerk Kinderschutz habe beschlossen, folgende Instrumente zur Frühwarnung einzuführen: Zum einen den Mutter-Pass-Einlagebogen, der von Arzt und Krankenhaus auszufüllen sei. Die Frau müsse dazu ihre Zustimmung geben. Zum anderen den Ja-Bitte-Bogen. Dabei handle es sich um eine Selbsteinschätzung der Frau, ob sie Hilfe brauche. Eltern seien verstärkt aufzufordern, an den Untersuchungen teilzunehmen. Die Vorsorgeuntersuchungen ab dem dritten Kindesjahr nutzten nur noch 70 Prozent der Eltern. In jedem Jugendamt werde eine Stelle zur Koordination des Kinderschutzes eingerichtet mit Telefondienst von 9 bis 18 Uhr. Zugangsprobleme im Kinderschutz Georg Kohaupt vom KinderschutzZentrum spricht über Zugangsprobleme im Kinderschutz. In seinem Vortrag wird deutlich, dass es nicht einfach ist, Zugang zu finden bei Kindeswohlgefährdung. Und das seitens der Familie sowie der Helfer. Er zählt mögliche Zugangswege auf: - Melder, die die Sorge um eine Familie mitteilen, - niedrigschwellige, gut angepasste Hilfen für risikobelastete Familien und - unbürokratische und vertrauliche Angebote für alle, die sich um eine Familie kümmern. Wichtig sei die Vernetzung im sozialen Raum. Dazu könnten bezirksbezogene Publikationen über die Angebote beitragen. Fakt ist, dass öffentliche Jugendhilfe erst dann agiere, wenn es nicht mehr anders geht. Im freien Trägerbereich gäbe es dagegen viele präventive Angebote und eine anonyme und vertrauliche Beratung. Allerdings mangle es bisher an Ressourcen für ein funktionierendes Netzwerk Kinderschutz. Kooperation erschwert Nach der Mittagspause spricht Sabine Bresche über bisherige Kooperationen zwischen freiem Träger und Jugendamt. Sie erzählt von den Stolpersteinen, auf die sie in einem Bezirk traf und auf das kooperative, unbürokratische Umgehen mit dem selben Fall nach einem Umzug in einen anderen Bezirk. Mit diesem Beispiel aus der Praxis veranschaulicht sie, wie unterschiedlich in den einzelnen Bezirken mit demselben Fall umgegangen wird, wozu es führen kann, dass so viele– hier zwölf Personen - an einem Fall beteiligt sind und die Zuständigkeiten nicht klar geregelt wurden. Sie erhoffe sich, dass mit der Veranstaltung ein Grundstein gelegt werde für eine gemeinsame Arbeit von öffentlicher und freier Jugendhilfe. Bisher würden freie Träger vom Jugendamt nicht auf gleicher Augenhöhe wahrgenommen werden. Auf dem Podium: Freie Träger, Senatsverwaltung, Jugendamt und PARITÄTISCHER Gelegenheit zum Podiumsgespräch, an dem sich auch das Publikum beteiligen konnte, gab es vormittags und nachmittags. Auf den beiden Podium nahmen in verschiedener Konstellation folgende Personen teil: ■ Als Vertreter/innen der freien ■ ■ ■ Träger Sabine Walther, Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Berlin e.V., Georg Kohaupt, Kinderschutz-Zentrum, und Elke Nowotny, Vorsitzende des Kinderschutz-Zentrums Berlin e.V., Iris Hölling, Geschäftsführerin von Wildwasser e.V. Frau Range-Schmedes, Referatsleiterin für Jugendarbeit, Kinderschutz, Prävention bei der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Herr Schreiner vom Jugendamt Neukölln sowie Evelyn Selinger, Referentin für Familie, Frauen und Mädchen und www.der-paritaetische.de 1 | 2008 7 Berliner Hotline zum Kinderschutz Konrad Koschek, Referent für Jugendhilfe beim PARITÄTISCHEN Berlin. Im Gespräch am Nachmittag wurde bekräftigt, was bereits am Vormittag geäußert wurde, da an der Nachmittagsrunde Frau Range-Schmedes beteiligt war. Freie Träger und die Vertreter/innen des PARITÄTISCHEN fassten für sie ihre Wünsche, Kritikpunkte und Forderungen nochmals zusammen: Einfluss nehmen über Prävention Sabine Walther sitzt als Beraterin in der Arbeitsgruppe Netzwerk der Senatsverwaltung. Sie hebt nochmals hervor, wie wichtig es sei, im Vorfeld zu agieren. In diesem präventivem Bereich haben freie Träger sehr viel Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, zum Beispiel im Gespräch mit den Eltern in der Kita oder im Ganztagsschulbereich. Aber das erfordere Zeit und zusätzliche Ressourcen. Fachkräfte für Kinderschutz qualifizieren Konrad Koschek hält fest, dass das Netzwerk Kinderschutz nicht DER Kinderschutz sei. „Es stellt einen Rahmen zur Verfügung, einen Aufgaben- 8 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 katalog, damit die Gewährleist ungsverpflichtung des öffentlichen Trägers von Amts wegen realisiert werden kann.“ Wichtig sei ihm, die Fehler der bisherigen Kinderschutzfälle nach Fehlerquellen zu analysieren und Fachkräfte zum Thema Kinderschutz zu qualifizieren. Zu letzterem biete der PARITÄTISCHE eine Fortbildungsveranstaltung über die PARITÄTISCHE Akademie an. Der PARITÄTISCHE fordere die Senatsverwaltung für Jugend auf, finanzielle Mittel dafür zu vergeben. Außerdem stelle er sich ein Aktionsprogramm Kinderschutz mit Projekten zur Prävention vor, finanziert durch den Senat. Auf bezirklicher Ebene wünsche er sich Runde Tische zum Kinderschutz. Evelyn Selinger hebt hervor, dass die Erfahrungen der im präventiven Bereich arbeitenden Träger im Netzwerk stärker einbezogen werden sollten. Durch das Vertrauensverhältnis vom Klientel zum Träger besteht eine gute Chance, dass Hilfeangebote angenommen werden. Frau Selinger regt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von öffentlicher und freier Trägerschaft bei Fortbildungen zu Kinderschutz an, um sich in den Denkweisen anzunähern. Regionale ckeln Netzwerke entwi- Herr Schreiner vom Jugendamt Neukölln vermisst „die Harmonisierung und Verzahnung der Bereiche Gesundheit, Schule, Jugendamt und freie Träger“. Das Netzwerk stehe zwar, aber es müsse sich jetzt mit den regionalen Akteuren vor Ort praktisch entwickeln. Das heisse auch, die freien Träger mit einzubeziehen. Er spricht sich für eine gemeinsame Qualifizierung von öffentlicher und freier Jugendhilfe aus. In diesem Rahmen müsse auch eine gründliche Schwachstellen-Analyse erfolgen. Was ist in Fällen aus der Vergangenheit schief gelaufen und aus welchen Gründen? Bedarfsgerechte Angebote, die weiter zu entwickeln sind, müssten durch die freien Träger vorgehalten werden Es sollte gemeinsame Grundsätze im Umgang mit Eltern und Kindern geben – eine gemeinsame Ethik. Der Dienstleistungsgedanke bei den Jugendämtern sei noch auszubauen und mehr in die Praxis umzusetzen. Das Allerwichtigste sei jedoch, dass die lokalen Bündnisse vor Ort funktionierten. Evaluation mit freien Trägern erwünscht Elke Nowotny, Vorsitzende des Kinderschutz-Zentrums, spricht sich dafür aus, das Meldeverfahren sowie die Checklisten des Berliner KinderschutzBogens zu überprüfen und an dieser Evaluation freie Träger zu beteiligen. Sie wünsche sich klare Aufträge und Vorgaben für freie Träger. Wird das, was sie entwickeln, überhaupt gewünscht? Auch sie unterstreicht, dass das Netzwerk weitere personelle Ressourcen brauche: „Die erwartete Offenheit und Fachlichkeit für die Klienten können wir bald nicht mehr bieten, wenn wir finanziell immer mehr ausbluten.“ Spezielle Verfahren bei sexuellem Missbrauch nötig Iris Hölling von Wildwasser bemängelt, dass das Thema sexueller Missbrauch beim Netzwerk Kinderschutz zu kurz komme. Sexueller Missbrauch sei nicht auf die Weise zu erkennen wie die Auswirkungen von Misshandlungen. Die Abklärung eines Verdachtes brauche sehr viel Zeit. Die regelhafte Einbeziehung der Eltern bei sexuellem Missbrauch sei eventuell das Falscheste, was man tun könne. Einheitliche Verfahrensweisen seien zu die- sem Thema noch nicht definiert. Sie warnt vor Fehlern mit weitreichenden Folgen, die dadurch geschehen könnten. Gemeinsames Vorgehen berlinweit als erster Schritt Frau Range-Schmedes räumt ein, dass es sich beim Netzwerk Kinderschutz um einen bürokratischen Schritt handle. „Wir haben zwölf Bezirke in Berlin und alle arbeiten anders. Für uns war beim Netzwerk Kinderschutz das Adjektiv „berlineinheitlich“ ganz wichtig.“ Das Netzwerk Kinderschutz hat als Zielgruppe die öffentliche Jugendhilfe. Es soll erst in der zweiten Stufe ausgeweitet werden. Controlling und Evaluation seien erst sinnvoll, wenn die bisher beschlossenen Maßnahmen überall angekommen seien. Ein Fallzuständiger genügt In der bisherigen Praxis sind laut Frau Range-Schmedes am einzelnen Kind mindesten 14 fallzuständige Fachkräfte beteiligt, zu viele. „Über den Weg der Sozialraumorientierung und über Ausführungsvorschriften zur Organisation des Jugendamtes streben wir an, dass es möglichst nur noch eine fallzuständige Fachkraft im Jugendamt gibt, die das Hilfeplanverfahren macht mit allen Beteiligten, sowie eine fallzuständige Fachkraft beim freien Träger, also einen Schwerpunkt-Träger.“ Sie habe mit dem Leiter des Landeskriminalamtes angesprochen, einen regelmäßigen Jour-fix für schwierige Einzelfälle einzurichten. In einer kleinen Gruppe könnten Fehler und auch Namen von Verantwortlichen benannt werden. In dieser Runde könnte sie sich auch einen freien Träger vorstellen. viele Hilfesuchende, vor allem sich selbst meldende Jugendliche, sich zuerst an einen freien Träger und nicht an das Jugendamt wenden, weil letzteres Ängste wachrufe. Schule als Akteur einbeziehen Frau Range-Schmedes berichtet auch, dass das Netzwerk versuche, Kontakt mit Schule herzustellen. Es gäbe ein Rundschreiben an Schule und Jugend, das bisher im Schulbereich nur wenig zu Kenntnis genommen wurde. Derzeit werde an einer Handreichung für Lehrer gearbeitet, an wen diese sich im Problemfall wenden könnten. Bei den Fortbildungen stelle sie gute Entwicklungen fest. Neuerdings nähmen Mitarbeiter des Jugendamtes gemeinsam mit Familienrichtern oder auch Jugendrichtern daran teil, das sei ein wichtiger Schritt. Diese Ressourcen müssten ausgeweitet werden. Frau Ranke-Schmedes sei hier bei dieser Tagung, um Forderungen und Vorschläge mitzunehmen. Lernen, sich als KinderschutzEinrichtungen zu verstehen Moderator Hutz hält ein kurzes Resümée zu seinen Eindrücken am Ende der Tagung: Der Platz der freien Träger im Netzwerk sei nicht sicher. Trotz dem vielen Know How scheinen freie Träger Legitimationsprobleme zu haben. Viele Einrichtungen, die am Aufwachsen von Kindern beteiligt sind, verstünden sich (noch) nicht als Kinderschutz-Einrichtungen. Aber sie seien es. Er sieht einen Bedarf an unterschiedlichen Netzwerken: a) wo alle zusammenkommen, die beteiligt sind b) regionale Netzwerke c) milieubezogen und fallbezogene Netzwerke. Und schließlich: Es wäre ein Fehler gewesen, das Netzwerk erstmal ohne freie Träger ins Leben gerufen zu haben. Dies erzeuge zu viele negative Nebeneffekte. Kämpfen für einen Platz im Netzwerk Für Konrad Koschek zeigte sich im Verlauf der Tagung, „dass wir weiterhin um einen Platz im Netzwerk kämpfen müssen.“ Viele lokale Netzwerke seien nötig und Geld, um die notwendigen Fortbildungen durchzuführen. Der PARITÄTISCHE werde sich weiterhin für ein effektives Netzwerk Kinderschutz zusammen mit den freien Trägern einsetzen. Rita Schmid Redaktion Der PARITÄTISCHE Die Redebeiträge von Prof. Wiesner, Georg Kohaupt und Sabine Bresche können Sie sich von folgender Internetseite herunterladen : www.paritaet-berlin.de Freie Träger als Brücke zum Jugendamt Fachtagung „(K)ein Platz für freie Träger“ im September 2007 Foto: Schmid Freie Träger als Mediator zu nutzen, als Brücke zum Jugendamt, könne sie sich gut vorstellen. Iris Hölling von Wildwasser bekräftigt noch mal, dass www.der-paritaetische.de 1 | 2008 9 Fortbildung Kinderschutz Wissen macht stark - auch in der Kinderschutzarbeit! Mit der Einführung des § 8 a im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) im Oktober 2005 werden Handlungsweise und Personenkreis beim Umgang mit dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung präzisiert. Darin finden wir einen Leitfaden, der unser professionelles Handeln bestimmt. Große Unsicherheit im Umgang mit Kindeswohlgefährdung Allerdings stellen wir immer wieder fest, dass im Umgang mit Kindeswohlgefährdung eine große Unsicherheit herrscht. Die Ursachen sind unterschiedlich: Zum einen hängt die Unsicherheit bei diesem Thema mit dem fehlenden Wissen über Kindeswohlgefährdungen zusammen. Hinzu kommt die Hilflosigkeit, mit komplexen Familiendynamiken umzugehen. Andererseits stehen wir mit unseren eigenen Gefühlen und Zweifeln einer Situation gegenüber, von der wir hoffen, dass sich „jemand“ kümmert. Eine dritte Ebene ergibt sich aus der jeweiligen Arbeitsphilosophie und der Frage, inwieweit dem Thema Kindeswohlgefährdung innerhalb der Institution ein Schwerpunkt eingeräumt wird. Daraus ergibt sich deutlich die Forderung nach mehr Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Arbeitsbereich mit Familien. Reaktionen von Hilflosigkeit über Panik bis zum Unglauben Bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung reichen die Reaktionen von Hilflosigkeit und Panik bis zu dem Unglauben, dass so etwas tatsächlich passiert sein kann bzw. bis zu der Überzeugung, das Kind habe sich alles nur ausgedacht. Dabei ist es wich- 10 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 tig, dass die eigenen Reaktionen und Gefühle die Ausgangsbasis für unser weiteres Handeln sind. In Fortbildungen stellen wir immer wieder fest, dass ein Schwerpunkt darin liegt, sich für das Entstehen des Verdachtes Zeit zu nehmen, um zu reflektieren, wie es dazu gekommen ist. Um mögliche eigene blinde Flecken dabei bearbeiten zu können, ist eine kollegiale Fallbesprechung der richtige Rahmen.Stellt sich dabei heraus, dass sich der Verdacht erhärtet, geht es um die Fragen: Was macht die Situation mit mir persönlich? Was kann mir dabei helfen, die nächsten Arbeitsschritte zu planen - und vor allem, diese auch auszuführen? Wer ist der Ansprechpartner für das Kind? Wer sollte ein Elterngespräch durchführen? Schwierig ist die Haltung den Eltern gegenüber In der Regel ist es einfach, sich dem Kind gegenüber parteilich zu zeigen. Die Schwierigkeit liegt meist in der Haltung den Eltern gegenüber. Diese Haltung ist für ein Elterngespräch jedoch enorm wichtig. Jeder von uns will, wenn er auf ein Problem angesprochen wird, mit Respekt und Wertschätzung behandelt werden. Dies gilt genauso für Eltern. Was aber kann mir dabei helfen, eine klare Haltung zu erarbeiten? Was sehe ich in den Eltern? „Monster, denen man die Kinder am besten wegnehmen sollte“ oder Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen überfordert und blind für die Bedürfnisse ihrer Kinder sind? Wie soll ich darauf reagieren, wenn sie wütend werden und mir drohen oder mich damit konfrontieren, wie konfliktreich ihre eigene Kindheit verlaufen ist und dass sie einfach nicht anders können? Was mache ich, wenn sie aufgrund der Angst, dass man ihnen die Kinder wegnimmt, beispielsweise das Kind von der Kita oder Schule abmelden und sich einfach „aus dem Staub machen wollen“? Diese Befürchtungen sind berechtigt und müssen unbedingt bearbeitet werden, damit ein Elterngespräch souverän und erfolgreich durchgeführt werden kann. Es ist das Recht der Eltern, so zu reagieren, wenn sie mit einem Verdacht konfrontiert werden. Und dieser Reaktion muss auch Raum gegeben werden, selbst, wenn wir es uns anders wünschen. Deshalb zeichnet sich professionelles Handeln durch die Fähigkeit aus, solche Konflikte auszuhalten und damit wertschätzend und respektvoll umgehen zu können. Behindernd für solche Gespräche können frühere Erfahrungen sein, die einen an einem Erfolg zweifeln lassen. Diese sind individuell verschieden. Und genau hier wird deutlich, wo auch für erfahrene Fachkräfte „Stolpersteine“ liegen können. Wie jede/r einzelne sich dieser Stolpersteine bewusst werden kann, um damit entsprechend umgehen zu können, ist ein wichtiges Ziel von Fort- und Weiterbildungen zum Thema Kinderschutz. Denn allein durch das Lesen entsprechender Literatur sind diese Reflektionsprozesse kaum zu bewältigen. Erst ein gegenseitiger Austausch kann helfen, sie erfolgreich voran zu bringen. Kooperieren ist wichtig Die Arbeit bei Fragen zum Thema Kinderschutz spielt sich auch immer „Flagge zeigen gegen Kinderarmut“ – Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes LV Berlin zum Weltkindertag im September 2006 Foto: Di Moro in der Kooperation mit anderen Institutionen ab. Daher ist es wichtig, zu wissen, welche Möglichkeiten die Jugendhilfe Familien bieten kann und an wen man sich hierfür wenden muss. Wie kann die Familie zu einer bestimmten Hilfe kommen und wie viel Unterstützung braucht sie dabei? Wie kann eine gut laufende Kooperation vereinbart werden, so dass sie für alle transparent und nachvollziehbar ist? Auch in diesem Fall kommt es auf alle Beteiligten selbst an. Zu wissen, wer welche Aufgabe hat, zeichnet sich als Basiswissen aus. So wie wir als Helfersystem miteinander umgehen, tragen wir viel zum Gelingen einer erfolgreichen Intervention bei. In diesem Bewusstsein sind wir darauf vorbereitet, dass sich eine Familiendynamik auf ein Helfersystem übertragen kann und zum Misserfolg führen kann. In der Regel sind so genannte Kinderschutzfälle dadurch gekennzeichnet, dass viele Personen bereits mit der Familie in der einen oder anderen Weise arbeiten. Ergebnisse sammeln und auswerten Bewusstsein für das Thema Gewalt wecken Alle Beteiligten haben dabei unterschiedliche Arbeitsansätze und Sichtweisen auf die Situation der Familie und kommen so auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Diese zusammen zu tragen und auszuwerten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb muss klar sein, wer diese Aufgabe innehat. In der Regel ist dies das Jugendamt mit seinem Allgemeinen Sozialdienst (ASD). Von hier aus werden auch die weiteren Hilfen bewilligt, organisiert und ausgewertet. Welche rechtlichen Bestimmungen jeder in seinem Arbeitsbereich zu beachten hat - wie beispielsweise den Datenschutz - darf dabei nicht fehlen. Anhand dieser Beispiele wird deutlich, welchen Umfang und vor allem welche Bedeutung die Fort- und Weiterbildung im Umgang mit dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung hat. Ein Ziel sollte sein, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Arbeit mit Familien das Thema Gewalt gegen Kinder bewusst zu machen. Nur wenn wir uns darüber im Klaren sind, können wir Kinder möglichst frühzeitig vor Gewalt schützen und Eltern darin unterstützen, sich ihr Recht auf „Hilfe zur Erziehung“, wie es im § 27 KJHG ausgeführt ist, bewusst zu machen. Gesellschaftlich gesehen besteht immer noch das (Vor-) Urteil: Elternsein muss man nicht lernen, das kann man und wenn man sich Unterstützung holt, gilt dies als ein Zeichen von Schwäche. Daher könnte es auch ein Ziel unserer Arbeit sein, dass wir dafür werben, es als ein Zeichen von Stärke anzusehen, wenn man sich Hilfe sucht. Sabine Bresche Deutscher Kinderschutzbund Berlin Hinweis Der Deutsche Kinderschutzbund Berlin bietet ab April 2008 in Kooperation mit der Paritätischen Akademie einen berufsbegleitenden Zertifikatskurs „Kinderschutzfachkraft nach § 8 a SGB VIII“ an. www.der-paritaetische.de 1 | 2008 11 Kommentar von Georg Kohaupt, Kinderschutz-Zentrum Berlin Vom (frag-würdigen) Nutzen der Indikatorenbögen für den Kinderschutz Ende Februar 2007 stellt der Senat das Konzept zum Berliner Netzwerk Kinderschutz vor. Zu den darin enthaltenen Maßnahmen zur Früherkennung zählt, allen Fachkräften der Jugendhilfe, aber auch den Kinderärzten, den Lehrern, der Polizei, etc. ein Arbeitsmittel zur Seite zu stellen: Berlineinheitliche Indikatoren/ Risikofaktoren zur Erkennung und Einschätzung von Gefährdungssituationen. Der rechte Gebrauch ist entscheidend Der Indikationsbogen ist hilfreich, wenn man den rechten Gebrauch von ihm macht. Dieser Gebrauch will gelernt und erarbeitet sein. Ansonsten kann der Bogen erhebliche Verwirrung stiften, denn: Allgemeine soziale Faktoren, wie „familiäre Armut“ oder „alleinerziehend“, die das statistische Gefährdungsrisiko von Kindern erhöhen, sind darin vermischt mit direktem schädigenden Verhalten wie Schlagen oder Würgen. soll, die Frage: Wie nehme ich innerlich „Risikofaktoren“ wahr? Was bedeuten sie für mich? Die nächste Unsicherheit lautet: Was soll passieren, wenn ich eine Risikobelastung wahrnehme oder vermute? Gratwanderung zwischen Datenschutz und Meldung als Risikofamilie Lange wurde in der Arbeitsgruppe der Senatsverwaltung für Gesundheit zum Netzwerk Kinderschutz darum gerungen, wie man, vereinbart mit dem Datenschutz, die Identifikation der Familie als risikobelastete an den nächsten Helfer weitermelden kann. Herausgekommen ist dabei das Einlegeblatt in den Mutterpass, das sich im Netzwerk Kinderschutz wiederfindet und beispielsweise im Übergang von der Geburtsklinik zum Kinderarzt deutlich machen soll, „Achtung Risikofamilie“. Indikationsbogen und Mutterpass sind Instrumente, die Warnsignale freisetzen. Diese Signale der Beunruhigung von Helfern versucht man einerseits hinter dem Rücken der Familie, andererseits möglichst im Einklang mit dem Datenschutz an den nächsten Helfer weiterzugeben. Das Gespräch mit den Eltern suchen Ist es nicht eine Diskriminierung von armen Familien, sie als risikobelastet zu identifizieren und im selben Atemzug zu nennen wie Eltern mit eindeutigem Gewaltverhalten? Es stellt sich demjenigen, der den Bogen ausfüllen 12 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 Niemand kam in der Arbeitsgruppe der Senatsverwaltung Gesundheit und Soziales auf die Idee, dass man mit armen Familien oder alleinerziehenden Müttern über ihre Situation sprechen kann: Hat die Mutter Unterstützung? Hilft die Großmut- ter? Kennt sie andere junge Mütter? Hat sie ausreichend Wohnraum? Mit wem kann sie über Probleme mit ihrem Kind und über schöne Erfahrungen sprechen? Oder am Beispiel eines anderen Indikators - Einnässen: Eine schwere Belastung für das Kind, für die Eltern, aber auch für eine Kita und ein wunderbarer Anknüpfungspunkt, um über das Kind und die Erziehung zu sprechen und für Hilfe zu werben. Kurz gesagt: Die Indikatoren sind mehr oder oft auch weniger deutliche Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung. In den meisten Fällen sind sie aber nicht Anlass für das Ausfüllen des Berliner Kinderschutzbogens, sondern für ein hilfreiches Gespräch mit den Eltern. Und in diesem Gespräch lernt man zudem Neues über die Belastung der Familie und ihre Sicht der Dinge. Eine verlässliche Hilfebeziehung knüpfen Das Hauptproblem im Kinderschutz ist nicht die präzise diagnostische Einschätzung der Kindeswohlgefährdung, sondern das Herstellen und Halten des Kontaktes zu den Eltern (und den Kindern) und das Knüpfen einer verlässlichen Hilfebeziehung. Nachdem länger in der Arbeitsgruppe Gesundheit über die „risikobelasteten Familien“ gesprochen worden war, meinte ein aufmerksam zuhörender Kinderarzt: „Jetzt habe ich verstanden: Es geht um die Familien, bei denen ich froh bin, wenn die endlich wieder draußen sind, weil die schon Ärger im Wartezimmer machen und im Kontakt so schwierig sind.“ Risikofaktoren sollten nicht nur Anlass für hoffentlich sorgende und sorgsame Einschätzung sein, sondern vor allem für eine freundliche aufmerksa- Berlineinheitliche Praxis von oben diktiert, funktioniert nicht me Haltung gegenüber der Familie und dem Suchen nach hilfreichem Kontakt. Das erkannte Angst Risiko macht In obigen Beispielen ist das In-Kontakt-Kommen vergleichsweise unkompliziert, auch wenn man beim Sprechen über Geld eine Familie auch beschämen kann. Schwieriger ist es, über Schläge, Lieblosigkeit, mangelnde Gesundheitsvorsorge oder gar über Vernachlässigung und sexuelle Gewalt zu sprechen. Das erkannte oder vermutete Risiko macht Angst, Angst um das Kind und Angst, etwas falsch zu machen. Hier lässt das Netzwerk Kinderschutz die Fachkräfte allein. Das Wissen um risikobelastete Kinder ohne eine Qualifizierung des Kontaktes zu den Eltern, kann zweierlei Folgen haben: Gescheiterte Versuche, mit den Eltern in Kontakt zu kommen oder das vorschnelle, der Intention des Schutzauftrages nicht entsprechende „Einschalten des Jugendamtes“. Der problematische Begriff des Einschaltens fantasiert das Jugendamt als Eingriffsbehörde und verschleiert, dass es um eine Kooperation mit dem Jugendamt in einem Konflikt mit den Eltern geht. Fachkräfte brauchen Unterstützung Der gesetzliche Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung ermuntert aus- Plakataktion des Kinderschutzzentrums drücklich zu einer Risikoeinschätzung im Dialog mit den Eltern (und den Kindern), und zur gemeinsamen Suche nach angemessenen Hilfen. Indikatorenbögen helfen, die Aufmerksamkeit zu schärfen und das Interesse für die Probleme der Familie zu wecken und mit ihr zu besprechen. Das Netzwerk Kinderschutz verkürzt aber die Arbeit der Fachkräfte bei Kindeswohlgefährdung auf ein Einschätzungsproblem. Dadurch werden zwei zentrale Probleme des Kinderschutzes ausgeklammert: Fachkräfte brauchen nicht nur ein Wissen über Risikofaktoren, sondern eine Qualifizierung des Kontaktes zu diesen schwierigen Familien und des Redens über Kindeswohlgefährdung. Und sie brauchen - wie im Gesetz gefordert - verlässliche „hinzuziehende“ Fachkräfte, die sie vertraulich beraten können. Diese sollten in der Beratung von Helfern und in Konflikten um das Kindeswohl erfahren sein. Mit ihnen können die Fachkräfte den Kontakt zur Familie vorbereiten und in ihrer Einschätzung sicherer werden. Zeichnung von Seyfried für das Kinderschutzzentrum Fazit: Die „berlin-einheitlichen Indikatoren“ sind nur hilfreich, wenn sie in Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit „risikobelasteten Familien“ eingebettet sind. Konzepte, wie diese Kenntnisse und Erfahrungen in Kindertagesstätten, im Gesundheitswesen und in der Schule angeeignet werden können, hat das Netzwerk Kinderschutz (bisher) nicht entwickelt. Schon gar nicht kann der Indikatorenbogen eine berlin-einheitliche Praxis bei Kindeswohlgefährdung stiften. Dazu braucht es Kommunikation und Vernetzung unter allen Beteiligten, vor allem auch zwischen der Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen. Qualifizierung, Vernetzung und ein System fachlicher Beratung im Kinderschutz brauchen Ressourcen. Darüber schweigt das Netzwerk Kinderschutz gänzlich. info Georg Kohaupt war als Vertreter des Kinderschutz-Zentrums in der Arbeitsgruppe zum Kinderschutz der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales zu mehreren Treffen eingeladen. In Zusammenarbeit mit dem PARITÄTISCHEN Berlin bildet das Kinderschutz-Zentrum Fachkräfte der Kindertagesstätten im Umgang mit Kindeswohlgefährdung fort und bietet einen achttägigen Weiterbildungskurs zur beratenden Fachkraft bei Kindeswohlgefährdung an. Eine Beratung von Fachkräften bei vermuteter Kindeswohlgefährdung wird in beiden Beratungsstellen des Kinderschutz-Zentrums angeboten. www.kinderschutz-zentrumberlin.de www.der-paritaetische.de 1 | 2008 13 PARITÄTISCHE Träger engagieren sich im Kinderschutz Präventiver Kinderschutz beginnt in der Schwangerschaft Schwanger – was nun? Das fragen sich viele Frauen/ Paare, die ungeplant schwanger werden, aber auch Frauen, die in der Schwangerschaft auf unvorhersehbar belastende Schwierigkeiten stoßen. Simone, 26 Jahre, Studentin, ledig, kommt in die Beratungsstelle. Sie ist ungeplant schwanger und befindet sich in der neunten Schwangerschaftswoche. Sie ist völlig überrascht von der Schwangerschaft und weiß nicht was sie machen soll, wie sie sich entscheiden soll. Sie wird noch mindestens ein Jahr studieren, muss neben dem Studium arbeiten gehen. Der Kindesvater will nichts von der Schwangerschaft wissen. Egal wie sich Simone entscheidet, auf den Partner kann sie sich nicht mehr verlassen. Ein Kind passt nicht in den Lebensplan von Simone, nicht jetzt. Sie kann sich aber nicht für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Das wird ihr immer klarer. Sie wird das allein schaffen müssen mit dem Kind. Was das konkret bedeutet, lässt sich nicht vorwegnehmen. Dass es schwer und manchmal sehr schwer wird, ist ihr bewusst. Wird es ihr gelingen, bereits in der Schwangerschaft das Kind als willkommen und nicht latent als Ursache ihrer Erschöpfung, ihrer Ratlosigkeit zu empfinden? Verschlechterung der schwangerer Frauen zu beobachten Lage Die Schwangeren- und Familienberatung von Albatros-Lebensnetz gGmbH berät seit 15 Jahren Frauen, Paare und Familien sowohl in Schwangerschaftskonflikten als auch in der Schwangerschaft und Elternschaft. Immer häufiger entscheiden sich Frauen trotz wid- 14 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 riger Umstände für dass Kind. Sie entscheiden sich somit auch für eine überwältigende Veränderung in ihrem Leben in rasant kurzer Zeit- nämlich ab sofort. Nach den Beobachtungen in der Beratungsstelle findet eine schleichende Verschlechterung der Lage schwangerer Frauen/ Paare – besonders derer, die partnerschaftlich, familiär und finanziell nicht ausreichend abgesichert sind, statt. Das betrifft vor allem auch Frauen, die ungeplant schwanger geworden sind und entsprechend keine für sie optimalen Bedingungen für ein Kind im Vorfeld der Schwangerschaft schaffen konnten. Besonders die Frauen, die sich gegen Widerstände für eine ungeplante Schwangerschaft entschieden haben, sehen sich häufig misslichen UmstänDas ausgesetzt, trifft auch für Frauen den die schwangere im Sinne eines krimit psychischen Erkrankungen wie tischen Lebensereignisses zu einer Borderline, Essstörungen und führen hohen anhaltenden Überforderung Suchtpotentialen zu. Je nach Vorgekönnen. schichte, persönlicher Vulnerabilität Gefahr vonund chronischer und LebensUmfeldbedingungen Überlastung besteht bei diesen Frauen die Gefahr, dass sie in chronische Überlastungssituationen geraten. Verstärkt wird diese Situation allzu häufig durch verweigerte oder zu spät geleistete staatliche Hilfen und teilweise enorme Belastungen aus dem sozialen Umfeld. Die Situation ist dann überlagert von Sorgen und Erschöpfung. Umfassende Ängste, eine lang anhaltende Überforderung können das innere Einlassen auf die Schwangerschaft und später auf das Kind erschweren. Überforderung und Hilflosigkeit können zu Kindeswohlgefährdung führen Beraterinnen wissen, dass es aus anhaltender Überforderung und/oder Hilflosigkeit heraus zu Gefährdungs- Albatros – Lebensnetz gGmbH momenten in der Schwangerschaft und zu das Kindeswohl gefährdenden Handlungen oder Unterlassungen nach der Geburt kommen kann. Es muss bereits in der Schwangerschaft reagiert werden. Ernsthafte Folgen von Überforderung können beispielsweise sein: Gesundheitliche Störungen bei der Schwangeren/ der Kindesmutter, problematische Schwangerschaftsverläufe, Frühgeburten, verringerte Fähigkeit zur Etablierung einer stabilen frühen Mutter- Kind- Bindung, Regulationsstörungen des Babys, Vernachlässigung/ körperliche Gewalt gegen das Kind, sozial bedingte Entwicklungsstörungen des Kindes. Präventiver Kinderschutz in der Schwangerschaft bedeutet deshalb ganz besonders Schutz der werdenden Eltern vor Überforderung. Fachgespräch zum Kinderschutz in der Schwangerenberatung Die Beratungsstelle hat aus dem Bedürfnis der stärkeren Vernetzung und Bündelung von Kompetenzen heraus zu einem Fachgespräch eingeladen unter dem Thema: Wie wird Kinderschutz in der Schwangerenberatung gestaltet? Zu dem Gespräch waren Beraterinnen aus Schwangerenberatungsstellen freier Träger und des öffentlichen Gesundheitsdienstes, ein Frauenarzt, Mitarbeiterinnen der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz eingeladen. Es fand ein intensiver Austausch über vielfältige Aspekte des Themas statt. Das Berliner Konzept zur Umsetzung des § 8a SGB VIII wurde ebenso besprochen wie Überlegungen zur frühen Erfassung von Hilfebedarfen Schwangerer. Themen für die Zukunft Diese erste Gesprächsrunde war die Impulsveranstaltung für einen fortlaufenden Austausch. Weitere Treffen könnten die Beschreibung von Handlungsoptionen in der Schwangerenberatung unter dem Aspekt früher Kin- derschutz, die Erarbeitung von trägerübergreifenden Strategien im Umgang mit anhaltenden Gefährdungen des Schwangerschaftsverlaufs, Gefährdungen der Kindesentwicklung in der Schwangerschaft und des Kindeswohls nach Geburt sowie eine über die Beratungsstellen hinausreichende Sensibi- lisierung für die Thematik und bestenfalls Einflussnahme auf vorhandene Strukturen beinhalten. Claudia Brückner Schwangeren- und Familienberatung in Berlin- Friedrichshain Albatros-Lebensnetz gGmbH Hilfe für SchreiBabys und ihre Eltern Die SchreiBabyAmbulanz des Nachbarschaftszentrums ufa-fabrik Dass ein Baby in den ersten Lebensmonaten schreit ist normal. Ist das doch die einzige Möglichkeit für das Baby sich zu äußern. Schreit ein Baby jedoch viele Stunden hintereinander, wird getröstet, geschaukelt, herumgetragen, ist es gesund und satt und schreit weiter und weiter, geraten die Eltern häufig an den Rand der Verzweiflung. So erging es den Eltern von Felix. Felix, damals sechs Monate alt, ist ein Wunschkind. Seine Eltern arbeiten beide in sozialen Berufen. Er schrie manchmal 15 Stunden am Tag und ließ sich durch nichts beruhigen: nach dem Füttern und Wickeln trugen ihn Mutter oder Vater stundenlang durch die Wohnung, sangen ihm etwas vor, ließen leise entspannende Musik laufen, nichts davon half. Eine Freundin, die mit ihrem Baby vor zwei Jahren ähnliche Probleme hatte, gab der Mutter den Tipp, in die SchreiBabyAmbulanz zu gehen. In der ersten Stunde geht es zunächst einmal darum, über die Familiensituation zu sprechen, zu erfahren, wie die Schwangerschaft verlaufen ist, ob es Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt gab oder die Familie andere traumatische Erlebnisse hatte. Denn hier können Ursachen für das Schreien liegen. Babys fühlen und reagieren wie ein sensibler Seismograph wenn etwas nicht stimmt. In der Regel waren die Eltern mit ihren Babys schon bei Kinderärzten und haben medizinische Ursachen des Schreiens ausschließen lassen. Neben der Erforschung der Ursachen erhalten Eltern konkrete Hilfestellung, wie sie ihr Baby entspannt in den Arm nehmen können, wie sie es massieren können und Tipps, wie sie sich selbst entspannen und zur Ruhe kommen können. Denn oft ist es ein Teufelskreis, der sich bildet: das Baby schreit und schreit, die Eltern kommen nicht mehr zur Ruhe und übertragen die eigene Nervosität und Panik auf das Kind, das Kind reagiert mit erneutem Schreien. Wird dieser Teufelskreis nicht unterbrochen kann es durch die immense seelische und körperliche Belastung der Eltern zu einer schweren Krise kommen, die schlimmstenfalls auch zur Gewalt gegen das Baby führen kann. Dem Teufelskreis entfliehen Um dies zu verhindern, bietet die SchreiBabyAmbulanz ihre Hilfe und Unterstützung inzwischen in fünf Nachbarschaftszentren in Tempelhof/ Schöneberg, Wedding, Kreuzberg, Weißensee und Steglitz-Zehlendorf an an. Die Mitarbeiterinnen der Ambulanz sind langjährig erfahrene Psychologinnen und Sozialpädagoginnen mit einer körper-therapeutischen Zusatzausbildung zur Krisenbegleiterin für Babys, Kleinkinder und Eltern. Teure Therapiestunden können sich nur wenige leisten Aufgebaut wurde die SchreiBabyAmbulanz vom Nachbarschafts-und Selbsthilfezentrum in der ufafabrik e.V. 1993, gefördert durch den Berliner Schreibabyambulanz im NUSZ Foto: NUSZ in der ufa-fabrik Senat. 2006 erhielt die SchreiBabyAmbulanz Spenden aus dem Tagesspiegelspendenprojekt und von der Charlotte-Steppuhn-Stiftung. Nur mit dieser Förderung ist es möglich, auch Familien mit geringem Einkommen zu ermöglichen, die Hilfe in Anspruch zu nehmen. Teure Therapiestunden können sich nur wenige leisten. Renate Wilkening Geschäftsführerin Nachbarschaftszentrum ufafabrik www.der-paritaetische.de 1 | 2008 15 Ich bin stark im Babyjahr Ein Projekt der aufsuchenden Elternhilfe Frau S. hat sich das alles ganz anders vorgestellt Lange haben sie und ihr Mann sich ein Kind gewünscht. Dass es jetzt gleich zwei geworden sind, kam unerwartet. Die Freude war groß. Jetzt, vier Wochen nach der Geburt, kennt sie sich nicht wieder. Alles ist ihr zuviel, sie ist gereizt, und jede Kleinigkeit bringt sie auf. Morgens muss sie sich zwingen aufzustehen. Die Wäsche bleibt liegen, der Haushalt wächst ihr über den Kopf und die Freude ist einer depressiven Stimmung gewichen. Sie weiß nicht, wie sie die nächste Zeit überstehen soll. Ihr Mann bemüht sich und unterstützt sie so gut er kann, ist aber die meiste Zeit außer Haus. Die Sozialarbeiterin vom Kinder und Jugend Gesundheitsdienst macht sie auf das Projekt „Ich bin stark im Babyjahr“ aufmerksam. Sie entschließt sich, dort anzurufen. Die Lage entspannt sich deutlich Jetzt kommt seit etwa vier Wochen Frau Pantani zu ihr. Die Situation von Frau S. hat sich schon deutlich entspannt. Einmal die Woche nimmt Frau Pantani Frau S. beide Kinder für zwei bis drei Stunden ab, und Frau S. kann diese Zeit für sich nutzen. Einen zweiten Termin in der Woche widmet sich Frau Pantani ganz der Mutter. Frau S. bespricht mit der Mitarbeiterin die letzte Woche mit den Kindern, und beide schauen gemeinsam, wie die alltäglichen Aufgaben besser bewältigt werden können. Wie kann sich Frau S. entlasten und im Alltag auch kleine notwendige Ruhepausen einlegen. Das mit dem Stillen klappt auch nicht so recht. Frau Pantani steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. „Die Gespräche helfen mir und geben mir Kraft. Jetzt habe ich wieder die Hoffnung, dass ich es doch schaffen kann.“ Als Modellprojekt drei Jahre gefördert Das Projekt wurde 2004 vom Weg der Mitte, einem gemeinnützigen Verein für Gesundheit, Bildung und Soziales ins Leben gerufen. Die „Aktion Mensch“ hat es für drei Jahre geför- dert. Seit 2004 wurden bereits 130 Familien kompetent beraten und begleitet. Das Projekt wendet sich an sehr junge Mütter, hochbelastete Familien, Familien mit Migrationshintergrund und/oder alleinerziehende Eltern. Die Mitarbeiterinnen, ausgebildete Familienpfleger/-innen, eine Sozialpädagogin und mehrere ehrenamtliche Kräfte besuchen die Familien zu Hause, sie beraten, begleiten und entlasten. Manchmal ist die Spirale der Erschöpfung schon weit fortgeschritten und hat Auswirkungen auf die Bindung zwischen Mutter und Kind. Die Mutter kann dann auch nicht mehr normal auf positive Äußerungen des Babies reagieren. Hier können die Helferinnen behutsam wirken, indem sie der Mutter Hinweise geben und sie ermutigen, die Signale des Kindes wahrzunehmen, so dass sie sich dem Kind liebevoll zuwenden kann. In den Familienpflegedienst eingebettet Ein großer Vorteil dieses Projektes ist die Einbettung in den Familienpflegedienst des Trägers WEG DER MITTE. Durch den kurzfristigen Einsatz der Familienpfleger/-innen in Notsituationen oder bei Krankheit können in den Familien schwierige Situationen überbrückt werden, die gegebenenfalls einen umfangreicheren Einsatz von mehreren Stunden täglich erfordern. Diese Leistung wird finanziert über die Krankenkassen oder über das Ju- 16 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 gendamt. Die Mitarbeiter/-innen beraten ausführlich. Ein weiteres Beispiel aus der Praxis Frau F. ist Türkin. Frau F. spricht wenig deutsch, hat sich vor einem halben Jahr von ihrem Mann, dem Vater ihres nunmehr acht Monate alten Kindes getrennt. Sie ist isoliert, die Verwandtschaft hat sich nach der Trennung von ihr abgewendet. Sie traut sich kaum aus dem Haus. Zu ihrem Kind hat Frau F. so gut wie keinen emotionalen Kon- Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen. Frau F. möchte gerne einen Deutschkurs besuchen. Die Familienpflegerin hilft bei der Suche nach einem geeigneten Kurs und betreut die kleine Tochter während der Abwesenheit der Mutter. Nach etwa einem halben Jahr verringern sich die Besuche, Frau F. hat Kontakt gefunden zu einer Türkin mit einem Kind in ähnlichem Alter. Nach neun Monaten gibt es nur noch in regelmäßigen Abständen einen Telefonkontakt zur Familienpflegerin. Frau F. hat die schwerste Zeit der Trennung nun hin- chende Elternhilfe“ abgelehnt. Damit ist die Weiterführung des Projektes akut gefährdet. Durch Engagement des Trägers erhalten einige Familien weiterhin Unterstützung durch die Mitarbeiter/-innen. Der Bedarf ist groß. Eltern zu stützen fördert die Entwicklung von Kindern, ermöglicht ein gesundes und gutes Aufwachsen und erhöht die Lebensqualität von Familien. Luxus? Nein! Auch in den Zeiten leerer Kassen sollte uns die Prävention sehr am Herzen liegen. Kinderschutz setzt im Alltag der Familien an Das Fazit aus über drei Jahren Arbeit in diesem Projekt: ■ Alles was wir in der frühen Kind■ ■ ■ Modellprojekt Stark im Babyjahr Foto: Weg der Mitte takt. Die Schwangerschaft war geprägt durch Gewalt von ihrem Ehemann. Die Familienpflegerin kommt seit drei Monaten regelmäßig zu ihr nach Hause. Behutsam fördert die Familienpflegerin den Kontakt zwischen Mutter und Kind, spricht mit Frau F. über ihre Zukunft, sie berät über eine kindgerechte Ernährung. Sie gehen gemeinsam spazieren und erkunden die neue Umgebung. Frau F. gewinnt immer mehr an Selbstvertrauen Zu ihrer Tochter entwickelt sich ein inniger Kontakt. Sie freut sich über jeden kleinen Fortschritt, den ihre Tochter macht, und lernt immer besser die ter sich, hat viele Pläne für die Zukunft, die kleine Tochter hat ab dem Sommer einen Platz bei einer Tagesmutter. Weiterführung akut gefährdet des Projektes Beide Beispiele stehen für den erfolgreichen Verlauf eines niedrigschwelligen Angebotes für Familien. Das Projekt ist evaluiert vom Deutschen Jugendinstitut. Unter http://www.dji.de/bibs/612_Abschlussbericht_Kurzevaluation_Fruehe_Hilfen.pdf kann die gesamte Evaluation heruntergeladen werden. Trotz dieser positiven Erfahrungen wurde eine Übernahme des Projektes in die Berliner Modellförderung „Aufsu- heit fördern, kommt den Kindern ein Leben lang zu Gute. Frühe Hilfen wirken nachhaltig. Prävention zahlt sich überproportional aus. Kinderschutz ist praktisch und konkret und setzt im Alltag der Familien an. Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Gesundheitspflege und freien Trägern erhöht die Chancen auf Akzeptanz von frühen Hilfen. Wir wertschätzen alle Maßnahmen, die im Rahmen des Netzwerkes Kinderschutz getroffen werden. Darüber hinaus ist es jedoch unerlässlich konkrete Entlastungs- und Unterstützungsangebote durch freie Träger der Jugendhilfe bereitzustellen und die bestehenden Angebote finanziell zu sichern. Erst darin drückt sich ein wirklich ernst zu nehmender politischer Wille aus, aktiv Kinderschutz zu betreiben und die Situation von Familien nachhaltig zu verbessern. Die Erfassung von Risikofaktoren und die Erstellung von Verwaltungsrichtlinien allein ist kein Kinderschutz, allenfalls eine von vielen Voraussetzungen dafür. Astrid Kleinke Weg der Mitte gem. e.V. Soziale Dienste www.der-paritaetische.de 1 | 2008 17 Kinderschutz und Elternbriefe Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung Seit 2000 haben Kinder in Deutschland laut § 1631 Abs. 2 BGB ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Nicht nur soll Gewalt verhindert, sondern eine, die Persönlichkeit des Kindes respektierende Erziehung gefördert werden, in der Kindern endlich ein Subjektstatus mit eigener Würde und eigenen Rechten eingeräumt wird. Die Haltung gegenüber Kindern und das Erziehungsklima insgesamt sollen sich nachhaltig verändern. Kinder und Eltern stärken Eine demokratische Kultur des Aufwachsens ist der rote Faden in allen Elternbriefen des ANE: Kinder und Eltern stärken und Kinder – soweit als möglich – beteiligen. Seit den 60iger Jahren werden Elternbriefe von der Berliner Senatsverwaltung und von Jugendämtern im Bun- desgebiet verteilt, mit wachsendem Erfolg. Zur Zeit sind es jährlich rund vier Millionen Briefe, Tendenz steigend. Die Erfahrung von Jugendämtern und die Rückmeldungen von Eltern – zum Teil die dritte Generation von „Elternbriefbeziehern“ in einer Familie – zeigt: Der beste Schutz der Kinder ist die Befähigung der Eltern zu einer gewaltfreien Erziehung. Extrabrief: Mit Respekt geht’s besser In einem Extrabrief „Mit Respekts geht’s besser“ erhalten Eltern darüber hinaus konkrete Anregungen zum positiven Umgang mit Alltagskonflikten, sowie konkrete Tipps und Hilfestellungen ohne erhobenen Zeigefinger rund um folgende Themen: ■ Ausstieg aus Alltagsfallen durch ■ ■ mehr Struktur im Alltag, Vermeidung unnötiger Konflikte Verständnis schaffen und über alterstypische Verhaltensweisen von Kindern aufklären: Eltern verstehen die Perspektive ihrer Kinder, Verständnislosigkeit schlägt weniger in Ärger und Aggression um Vorbeugung und Selbstkontrolle. Eltern sollen sich selbst beobachten, wo sind meine neuralgischen Punkte, wann „raste ich aus“? Selbstkontrolle ist erlernbar Selbstkontrolle ist erlernbar, zum Beispiel durch Elternkurse „Starke Eltern – starke Kinder“. Dr. Heidemarie Arnhold Vorsitzende Arbeitskreis Neue Erziehung e. V. Modellprojekt: Aufsuchende Elternhilfe Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter ist neben drei weiteren Trägern für das Modellprojekt „Aufsuchende Elternhilfe“ im Rahmen des präventiven Kinderschutzes von der Senatsverwaltung Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgewählt worden. Die aufsuchende Elternhilfe richtet sich insbesondere an werdende Eltern, die aus Mangel an Erfahrungen, Kenntnissen oder Motivation und Überforderung nicht in der Lage sind, sich die notwendige Unterstützung zu organisieren. Selbsthilfepotential der Eltern stärken Der Schwerpunkt der Hilfe liegt insbesondere auf der Koordinierung der Hilfesysteme und sozialen Netze sowie auf der Stärkung der Selbsthilfepo- 18 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 tentiale der Mütter/Eltern. Die „Aufsuchende Elternhilfe“ beginnt möglichst schon während der Schwangerschaft und erstreckt sich über die Geburt und die ersten Lebensmonate des Kindes. Das Angebot verfolgt den aufsuchenden Ansatz. Die Ausgestaltung des Angebotes orientiert sich am individuellen Bedarf der Schwangeren bzw. Mütter/ Väter. Zweijährige Modellphase In der zweijährigen Modellphase soll diese Hilfeform erprobt und differenzierte Kenntnisse über die Zielgruppe und den Umfang des Hilfebedarfes ermittelt werden. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter hat im beschriebenen Projekt eine als Sozialpädagogin und Kinderkrankenschwester qualifizierte Foto: VAMV Mitarbeiterin eingestellt. Mit dieser kann relativ kurzfristig und unbürokratisch ein Erstbesuch vereinbart werden, der entweder direkt mit der Mutter/Eltern oder auch vermittelt über einen anderen Träger/das Jugendamt zustande kommt. Inge Gehrig Verband alleinerziehender Mütter und Väter e. V. Wenn Eltern süchtig sind, leiden die Kinder NACOA Deutschland unterstützt Menschen, die mit Kindern Suchtkranker arbeiten „Wenn ich an meine Eltern denke, habe ich ganz gemischte Gefühle“, sagt die 16jährige Marina. “An manchen Tagen habe ich sie lieb, an manchen Tagen will ich nichts mehr von ihnen wissen. Denn man vergisst seine Kindheit nicht. Das, was passiert ist, bleibt für immer in einem drin.“ Marinas Eltern sind alkoholkrank – beide. „Wenn mein Vater zur Arbeit ging und er nichts für meine Mutter dagelassen hat, dann hat sie mir einen Zettel geschrieben und hat mir Geld gegeben. Ich bin dann zum Zeitungsladen oder zur Tankstelle gegangen und hab dort den Alkohol geholt.“ Jedes sechste Kind kommt aus einer Suchtfamilie Was Marina erfahren hat, teilt sie mit vielen Kindern. 2,65 Millionen Kinder unter 18 Jahren leben derzeit in Deutschland mit alkoholkranken oder von anderen Suchtmitteln abhängigen Eltern zusammen. In jeder Schulklasse oder Kindergartengruppe kommt im Durchschnitt jedes sechste Kind aus einer Suchtfamilie. Die Kinder leiden unter der Familiensituation, denn wo Sucht im Spiel ist, fehlen emotionale Zuwendung, Vertrauen und Zuverlässigkeit. Die Kinder lernen, das Familiengeheimnis Sucht vor der Außenwelt zu verheimlichen, und sie tragen schwer an dieser Bürde. Die Folgen sind gravierend Kinder aus Suchtfamilien sind die größte bekannte Risikogruppe für eine spätere Suchterkrankung. Etwa ein Drittel der Kinder werden im Erwachsenenleben selber abhängig. Ein weiteres Drittel wählt einen suchtkranken Partner und lebt so die Muster weiter, die in der Herkunftsfamilie erlernt wurden. Die Kinder sind oft Teil eines von Generation zu Generation sich fortsetzenden Kreislaufes. Doch dieser Kreislauf kann durchbrochen werden. Sucht verliert ihre Macht, wenn sie in Familie und Gesellschaft angesprochen und als Problem benannt wird. NACOA engagiert sich für Kinder aus Suchtfamilien Einen Beitrag hierzu leistet NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V. NACOA Deutschland lehnt sich an die U.S.-amerikanische National Association for Children of Alcoholics (NACoA) an, die sich seit 1983 für Kinder aus Suchtfamilien engagiert. Der Verein setzt sich zum Ziel, das Bewusstsein für deren Problematik in der deutschen Öffentlichkeit zu schärfen. Dazu hat NACOA ein Informationsangebot auf seiner Internetseite www. nacoa.de bereitgestellt. Es stehen zielgruppenorientierte Infobereiche für Kinder, Eltern, Lehrer/innen und Erzieher/innen sowie für Mitarbeiter/innen des Jugendamtes zur Verfügung. Ein deutschlandweites Verzeichnis von Hilfsangeboten, ein Literaturverzeichnis und eine Nachrichtenseite vervollständigen das Angebot. Suchtfamilien schotten sich gegenüber Hilfeangeboten ab Suchtfamilien verleugnen in der Regel das Suchtproblem und schotten sich gegenüber Hilfeangeboten ab. So ha- ben die Kinder meist keine Chance auf Hilfe. Sie sind Geiseln der Sucht. NACOA Deutschland will diese Kinder erreichen. Deshalb spricht NACOA Menschen an, die beruflich mit Kindern arbeiten. Am wichtigsten ist dabei der Bereich Schule und Kindergarten. Mit der Informationsbroschüre „Kinder aus suchtbelasteten Familien – Hilfen zur Unterstützung in Kindertagesstätte und Grundschule“ hat NACOA eine informative Handreichung für Lehrer/innen und Erzieher/innen veröffentlicht. Das Heft kann über die NACOA-Website bestellt werden. Strategiekonferenz im Januar 2008 Noch immer rutschen die meisten Kinder aus Suchtfamilien durch die Maschen der Hilfesysteme Jugendhilfe und Suchthilfe hindurch. Um diese bedrückende Situation zu verändern, veranstaltet NACOA Deutschland vom 18.-20. Januar 2008 die Strategiekonferenz „Kinder in suchtbelasteten Familien – Wege aus dem Schatten ins Licht“. Ziel der Veranstaltung ist es, Wege zur Verbesserung der Situation von Kindern aus suchtbelasteten Familien zu entwickeln sowie einen überregionalen und, professionsübergreifenden Austausch anzustoßen. Die Konferenz richtet sich an betroffene Familien, Kinder, Ärzt/innen, Psycholog/innen, Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen, Mitglieder von Selbsthilfegruppen aus dem Suchtbereich und alle Berufsgruppen, die täglich mit Kindern zu tun haben. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft der Schauspielerin Katrin Saß und wird unter anderem vom PARITÄTISCHEN Berlin, der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin und der BARMER Ersatzkasse gefördert. Henning Mielke freier Journalist und Vorsitzender von NACOA Deutschland. www.nacoa.de, info@nacoa.de www.der-paritaetische.de 1 | 2008 19 Porträt von Ramona Müller, Bürgerhaus e.V. Nicht wegschauen Ramona Müller zählt zu den 100 geladenen Ehrenamtlichen beim PARITÄTISCHEN Dankeschönbrunch am 6.Oktober 2007 im Hotel Sylter Hof. Sie engagiert sich ehrenamtlich für Kinderschutz im Bürgerhaus e.V. Schlüsselerlebnis mit Folgen Ramona Müller arbeitete 30 Jahre als Kitaleiterin, seit 2004 in einer Kita des Bürgerhaus e.V. Inzwischen ist sie in Rente. Sie beschäftigt sich bereits seit 1995 mit dem Thema Kinderschutz. Schlüsselerlebnis war für sie damals folgendes: Zu Besuch bei einer Freundin hörte sie dort im Haus weinende Kinder. Die Freundin meinte, das höre sie sehr häufig. Ramona Müller ging daraufhin zur Wohnung, aus der das Weinen kam und traf dort auf völlig verwahrloste Zustände. Die Kinder waren halb verhungert, im eigenen Kot liegend und die Mutter völlig überfordert mit den vier Kindern und alleinerziehend. Frau Müller meldete den Fall dem Jugendamt. Sie lernte für sich daraus: Man darf nicht wegschauen und muss Mut haben, auf die Eltern zuzugehen und einzugreifen. Kinderschutz über die Arbeitszeit hinaus Nach diesem Erlebnis hat sie begonnen, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und brachte es in ihren Arbeitsalltag als Kitaleiterin ein. Die Arbeitszeit reichte nicht aus und sie widmete viele Stunden, Abende und Wochenenden dem Kinderschutz. Sie ist Mitglied der Arbeitsgruppe Kinderschutz des Bezirkes Pankow. Entscheidende Fragen waren für sie: An wen kann ich mich wenden? Wann fängt Kindesgefährdung an? Wie kann ich helfen? Info Bilderbuch von Strohhalm gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen Die Kinderbroschüre „Ein ganz besonderes Kind“ gehört zu dem Präventionsprogramm gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, das STROHHALM an Grundschulen in Berlin durchführt. Alle Kinder, die daran teilnehmen, bekommen dieses Heft, um entweder in der Schule oder zu Hause noch einmal individuell an den Themen, die im Workshop vermittelt wurden, arbeiten zu können. Es dient zur Verteifung und zur Erinnerung. Das Heft setzt den Präventionsansatz von Strohhalm e.V. für Kinder, der die Arbeit mit erwachsenen Bezugspersonen als Voraussetzung hat, bildlich und emotional um. Die Themen sind auf eine unaufdringliche Weise interkulturell behandelt (zum Beispiel das Schlagen). Das Heft ist in einer Auflage von 5000 Stück gedruckt worden. 20 www.der-paritaetische.de 1 | 2008 Ramona Müller beim Dankeschönbrunch 2007 Foto: Khalilov Wichtig ist, schon aktiv zu werden, bevor das Kind in den Brunnen fällt. Material zum Kinderschutz verteilt Sie hat viel Material gesammelt, das sie den Kitaleiterinnen der acht Kitas des Bürgerhaus e.V. zur Verfügung stellt, sie einweist und achtsam macht gegenüber der Problematik. Als Kitaleiterin setzte sie sich außerdem für Kinder aus sozial schwachen Familien ein, damit diese die Kita besuchen können und nicht wegen der Kitagebühren zu Hause bleiben müssen. Sie unterstützte viele Basare zusammen mit Kindern, um mit dem Erlös armen Kindern die Teilnahme an Gruppenreisen mit der Kita finanzieren zu können. Sie führte Leiterinnenberatungen zum Kinderschutz durch: „Ich möchte weitergeben, warum ich denke, dass Kinderschutz wichtig ist“. Mit dem Geschäftsführer des Bürgerhaus e.V. und der pädagogischen Koordinatorin hat sie gute Partner gefunden, die sie in ihrem Anliegen voll unterstützen. Das Gespräch führte Rita Schmid Angebote unter PARITÄTISCHEM Dach Mitgliedsorganisationen im PARITÄTISCHEN mit Angeboten im Kinderschutz/ Unterstützung von Familien Ausgewiesene Träger im Kinder- und Jugendschutz Kriseneinrichtungen/Beratung in Krisen ■ Aktion 70 - Jugendhilfe im Verbund e.V. Hermannstr. 57, 12049 Berlin Tel. 215 1048 E-mail: aktion70@t-online.de Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, Bewältigung von akuten Krisen. ■ Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Berlin e.V. Malplaquetstr. 38, 13347 Berlin Tel. 4580 2931 E-Mail: info@ kinderschutzbund-berlin.de Beratung und Krisenintervention in Familienkonflikten, in Fällen von Gewalt gegen Kinder und zur Prävention von Gewalt gegen Kinder. ■ FINK (Familie in Krise) e.V. Brandenburgische Str. 22, 10707 Berlin E-mail: info@familien-in-krise.de Sechswöchiger Familiennotdienst für Familien, die sich in einer akuten Krise oder Überforderungssituation befinden ■ Independent Living – Jugendnetzwerk Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg gGmbH Immanuelkirchstr. 20, 10405 Berlin Tel. 443 5290 / 4435 2930 E-Mail: info.berlin @independentliving.de Perspektivklärung für Familien und Schutz des Kindeswohls. Angebote: ein ambulantes Kriseninterventionsprojekt für Jugendliche ab 15 bis 18 Jahre, ein stationäres Kriseninterventionsprojekt für kurzzeitige Unterbringung befristet auf drei Monate, mit Teilzeitbetreuung in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg. ■ Kinder-u.Jugendhilfe-Verbund gGmbH Siegfriedstr. 204 c, 10365 Berlin Tel. 613 9070 E-Mail: kjhv@kjhv.de KiC – Krisenintervention und Clearing ■ Kinderschutz-Zentrum Berlin e.V. Juliusstraße 41, 12051 Berlin Tel. 683 9110 E-mail: post@kinderschutzzentrum-berlin.de Therapeutische Krisenintervention für das Kind/Begleitung des Kindes/Eröffnung neuer Möglichkeiten für das Kind im Kontakt mit der Familie/Unterstützung der Eltern in der aktuellen Krise, Unterbringungsmöglichkeiten in einer Kinderwohngruppe mit Möglichkeiten des Elternbesuchs. ■ Neues Wohnen im Kiez GmbH Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Kopernikusstraße 23, 10245 Berlin Tel. 422 4856 E-mail: msadowski@nwik.de Wohngruppen zur kurzzeitigen Unterbringung von Kindern und Jugend- lichen, die sich in Notsituationen befinden. ■ Pfefferwerk – Stadtkultur gGmbH gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Stadtkultur Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin Tel. 443 830 E-mail: info@pfefferwerk.de BUK – Beratung und Krisenunterkunft mit Notübernachtung für Jugendliche im Bezirk Pankow ■ Wildwasser Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen e.V. Wriezenerstr. 10-11, 13359 Berlin Tel. 4862 8232 / 6953 3731 E-mail: geschaeftsfuehrung@ wildwasser-berlin.de Für Mädchen und Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben: Mädchennotdienst mit Wohnplätzen für Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 bis 18 Jahren. Zwei Mädchenberatungsstellen in Berlin-Wedding und Berlin-Mitte. ■ Notdienst für Suchtmittelgefährdete und –abhängige in Berlin e.V. Ansbacher Str. 11, 10787 Berlin Tel.: 219 16010 E-mail: mbh@drogennotdienst.org Zufluchtswohnungen für Frauen und ihre Kinder ■ Frauenschmiede e.V. Richardplatz 8, 12055 Berlin Tel. 687 6081 E-mail: Frauenschmiede-berlin @web.de www.der-paritaetische.de 1 | 2008 21 ■ Frauenzimmer e.V. Tel. 568 9100 E-mail: fz-berlin@sos-kinderdorf. de Ebersstraße 32, 10827 Berlin Tel. 787 5015 E-mail: frauenzimmerzuflucht@web.de ■ Matilde e.V. Carola-Neher-Str. 69-71, 12619 Berlin Tel. 5640 0229 E-mail: matilde-ev@versanet.de ■ offensiv 91 e.V. ■ ZUFF e.V. Zufluchtswohnungen für Frauen Kottbusser Damm 79, 10967 Berlin Tel. 694 6067 E-mail: zuffev@gmx.de Erziehungs- und Familienberatungsstellen: gelten als hinzuzuziehende Fachkräfte im Sinne des § 8 a SGB VIII ■ Arbeitskreis Neue Erziehung e.V. für Familien, Schule und Gesundheit Boppstraße 10, 10967 Berlin Tel. 259 0060 E-mail: ane@ane.de ■ Fröbel e.V. Erziehungs- und Familienberatungsstelle Con-Rat Heinrich-Roller-Str. 15, 10405 Berlin Tel. 2123 5103 E-mail: bringer@froebel-gruppe.de ■ Pestalozzi-Fröbel-Haus Stiftung des öffentlichen Rechts Nachbarschafts- und Familienzentrum Kiezoase Karl-Schrader-Str. 7-8, 10781 Berlin Tel. 2173 0226 E-mail: sekretariat@pfh-berlin.de ■ SOS-Familienzentrum Berlin Alte Hellersdorfer Str. 77, 12629 Berlin www.der-paritaetische.de Schwangerschaftskonfliktberatung und besondere Angebote rund um die Geburt ■ Albatros-Lebensnetz gGmbH Hasselwerder Straße 38-40, 12439 Berlin Tel. 631 6063 E-mail: offensiv91@aol.com 22 Kinderschutz (ab Nabelschnur) Möglichkeiten der Früherkennung von Kindeswohlgefährdung 1 | 2008 Schwangerschafts- und Konfliktberatungsstelle Anna-Ebermann-Str. 26, 13053 Berlin Tel. 9869 6208 E-mail: skb@albatroslebensnetz.de ■ Albatros-Lebensnetz gGmbH Schwangeren-Familienberatung Petersburger Platz 3, 10249 Berlin Tel. 449 6382 E-mail: sfb@albatroslebensnetz.de ■ BALANCE Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle Frau und Familie e.V. Mauritiuskirchstr. 3, 10365 Berlin Tel. 553 6792 E-mail: info@ schwangerschaftsberatungbalance.de ■ Humanistischer Verband Deutschlands - Schwangerschaftskonfliktberatungs-Stelle Behmstr. 73, 10439 Berlin Tel. 441 7992 (AB) E-mail: info@ schwangerschaftsberatungbalance.de ■ PRO FAMILIA Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. LV Berlin Kalckreuthstr. 4, 10777 Berlin Tel. 213 9020, Servicetel. 3984 9898 E-mail: berlin@profamilia.de ■ Geburt und Familie e.V. Klausener Platz 19, 14059 Berlin Tel. 3010 9782 E-mail: geburt-und-familie@ t-online.de ■ mannege, information und beratung für männer e.V. Marienburger Str. 28, 10405 Berlin Tel. 2838 9861 E-mail: info@mannege.de ■ Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der UFA-Fabrik e.V. Viktoriastr. 1018, 12105 Berlin Tel. 755 030 E-mail: info@nusz.de ■ WigWam Connect - Casemanage- ment für Kinder und Familien mit Suchtproblemen Neukölln Warthestraße 5, 12051 Berlin Tel. 62733590 E-mail: wigwamconnect@vistaberlin.de Familienpflege ■ Domino e.V. Gesundheit und soziale Dienste, Center Siemensstadt Wernerwerkdamm 26, 13629 Berlin Tel. 3824020 E-mail: center-siemensstadt @domino-world.de ■ Fördererverein Heerstraße Nord e.V. Sozialstation Staaken Dorf Stieglakeweg 11, 13591 Berlin Tel. 36710736 ■ Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin e.V. Sozialstation „Die Brücke“ Wallstr. 65, 10179 Berlin Tel. 61390490 E-mail: Sozialstation.hvdberlin@humanismus.de ■ Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. Holsteinische Str. 30, 12161 Berlin Tel. 8599 5112 E-mail: georg.zinner@nachbarschaftsheim -schoeneberg.de ■ Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der UFA-Fabrik e.V. Viktoriastr. 10-18, 12105 Berlin Tel. 755 030 E-mail: info@nusz.de ■ NUSZ e.V. - Haus- und Familienpflegedienst Viktoriastr. 10-18, 12105 Berlin Tel. 751 6706 ■ Freie Sozialstation Kreuzberg e.V. Wrangelstr. 5, 10997 Berlin Tel. 618 5081 / 691 5101 E-mail: freie-sozialstationkreuzberg@t-online.de ■ Geburt und Familie e.V. Klausener Platz 19, 14059 Berlin Tel. 3010 9782 E-mail: geburt-und-familie@ t-online.de ■ Verein für ambulante Versorgung Hohenschönhausen e.V. Am Berl 8-10, 13051 Berlin Tel. 962 7710 E-mail: VaV.Hhausen@t-online.de ■ WEG DER MITTE gemeinnütziger Verein für ganzheitliche Gesundheit, Bildung und Soziales e.V. Ahornstr. 18, 14163 Berlin Tel. 813 1040 E-mail: berlin@wegdermitte.de Soziale Beratung für Migrantinnen ■ AL NADI Moselstr. 3, 12159 Berlin Tel. 852 0602 E-mail: alnadi@nachbarschaftshei m-schoeneberg.de ■ AKARSU – Bildung, Qualifizie- rung, Beschäftigung und Gesundheit e.V. Oranienstr. 25, 10999 Berlin Tel. 6167 6930 E-mail: info@akarsu-ev.de ■ BOX 66 Interkulturelles Frauenprojekt Sonntagstr. 9, 10245 Berlin Tel. 292 0144 E-mail: box66@ beschaeftigungswerk.de ■ Elisi Evi – Interkulturelle Bera- tung- und Bildungsangebote für Mädchen und Frauen e.V. Skalitzer Str. 51, 10997 Berlin Tel. 618 7383 E-mail: elisi-evi@gmx.de ■ Frauenladen und Sprachschule Sophie-Charlottenstr. 113, 14059 Berlin Tel. 322 2033 E-mail: frauenladen-undsprachschule@abw-berlin.de ■ IAF e.V. – Verbund binationaler Familien und Partnerschaften Oranienstr. 34, 10999 Berlin Tel. 615 3499 E-mail: iaf-berlin@t-online.de ■ KIDÖB Treffpunkt, Beratung und Kurse für Frauen aus der Türkei Holsteinische Str. 30, 12161 Berlin Tel. 859 95160 E-mail: kidoeb@nachbarschaftshei m-schoeneberg.de ■ TIO – Treff- und Informationsort für Frauen aus der Türkei e.V. Reuterstr. 78, 12053 Berlin Tel. 624 1011 E-mail: tio-qualifizierungsprojekt @t-online.de ■ Türkischer Frauenverein Berlin e.V. Jahnstr. 3, 10967 Berlin Tel. 692 3956 E-mail: tuerkischer. frauenverein@gmx.net Beratung und Rehabilitation Suchtarbeit – Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien ■ Therapieladen e. V. Potsdamer Str. 131, 10783 Berlin Tel. 2360 779-21 E-mail: a.gantner@therapieladen. de ■ NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V. Dirckhardtstr. 4, 12159 Berlin Tel. 852 5780 E-mail: info@nacoa.de ■ VISTA gGmbH Alte Jakobstr. 85-86, 10179 Berlin Tel. 2008 9933 E-mail: buchweitz@vistaberlin.de ■ EKBB e.V. - Elternkreise drogenabhängiger Jugendlicher, Landesverband Berlin-Brandenburg Ansbacher Str. 11, 10787 Berlin Tel. 2575 9729 E-mail: info@ekbb.de ■ pad e.V. – Eltern und Jugendliche gegen Drogenmissbrauch Kastanienallee 55, 12627 Berlin Tel. 9355 4040 E-mail: info@padev.de ■ Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. Meierottostr. 8-9, 10719 Berlin Tel. 8649460 E-mail: zentrale@tannenhof.de Psychosoziale Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen ■ allgemeine jugendberatung e.V. Kottbusser Damm 79 A, 10967 Berlin Tel. 695 9700 E-mail info@ajb-berlin.de ■ DER STEG gGmbH – Gesellschaft zur Förderung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Teichstraße 65, 13407 Berlin Tel. 4985 7690 E-mail: info@dersteg.de ■ Sozialtherapeutisches Hilfswerk e.V. Bremer Straße 75, 10551 Berlin Tel. 395 1059 E-mail: sozialthera2000@aol.com Psychosoziale Rehabilitation junger Mütter mit ihren Kindern ■ PRENZL KOMM Soziale Dienstleistungen gGmbH Schönhauser Allee 161 A, 10435 Berlin www.der-paritaetische.de 1 | 2008 23 Tel. 4402 3840 E-mail: info@prenzlkomm.de ■ Projekt Wohnen (PROWO) e.V. Kottbusser Damm 79 A, 10967 Berlin Tel. 695 9770 E-mail: info@prowo-berlin.de Sonstige präventive Angebote Landesverband Berlin e.V. Genter Straße 53, 13353 Berlin Tel. 453 0010 E-mail: dfv.berlin@web.de ■ Nachbarschaftszentren Verband für sozialkulturelle Arbeit Landesgruppe Berlin e.V. Tucholskystr. 11, 10117 Berlin Tel. 861 0191 E-mail: scherer@sozkult.de ■ Geschäftsstelle Bezirke des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsver bandes Landesverband Berlin e.V. Dr. Löhnert Kollwitzstr. 94-96, 10435 Berlin Tel. 5567 0511 E-mail: loehnert@paritaet-berlin. de ■ Strohhalm e.V. Fachstelle für Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen Luckauer Straße 2, 10969 Berlin Tel. 614 1829 E-mail: info@strohhalm-ev.de ■ VAMV - Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. Seelingstr. 13, 14059 Berlin Tel. 851 5120 E-mail: vamv-berlin@t-online.de Kindertagesstätten Unter PARITÄTISCHEM Dach befinden sich 103 Kita -Träger mit 421 Kindertagesstätten und insgesamt 34.900 Plätzen. Die dort tätigen Erzieher/-innen haben einen gesetzlichen Auftrag für Kinderschutz. www.der-paritaetische.de In rund 50 Nachbarschaftseinrichtungen, die Mitglied im PARITÄTISCHEN sind, wird sowohl Beratung und Unterstützung für Familien und Frauen angeboten als auch Kinder- und Jugendarbeit geleistet. Träger der freien Jugendhilfe Zusätzlich zu den unter Kriseneinrichtungen genannten Trägern, gibt es bei einer Vielzahl von PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen im Bereich der Jugendhilfe Unterstützungsangebote für Familien. impressum ■ Deutscher Familienverband 24 Nachbarschaftseinrichtungen 1 | 2008 Der PARITÄTISCHE Berliner Landesseiten Schwerpunktheft: Kinderschutz geht alle an PARITÄTISCHE Träger engagieren sich Foto Titelseite: „Flagge zeigen gegen Kinderarmut“ – Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes LV Berlin zum Weltkindertag im September 2006 Foto: Di Moro Herausgeber: PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin e.V. Brandenburgische Str. 80 10713 Berlin Telefon: 030 - 86001-0 Fax: 030 - 86001-110 e-mail: info@paritaet-berlin.de www.paritaet-berlin.de Vorsitzende: Prof. Barbara John Geschäftsführer: Oswald Menninger Textredaktion: Rita Schmid Bildredaktion: Petra Engel, Rita Schmid Verantwortlich: Rita Schmid, Öffentlichkeitsarbeit Die Landesseiten Berlin von Der PARITÄTISCHE erscheinen als eingehefteter Mittelteil in der Bundeszeitschrift Der PARITÄTISCHE. Zusätzlich werden sie als Sonderhefte gedruckt. Es handelt sich um Schwerpunkthefte zu aktuellen Verbandsthemen. Diese Sonderausgaben sind kostenlos zu bestellen über das Formular Bestellfax im PARITÄTISCHEN Rundbrief sowie über das Internet (auch als Download) unter: http://www.paritaet-berlin.de/mediencenter/broschure. php?thema=0001100009 Berlin, Januar 2008