ethologische bewertung der intravenösen allgemeinanästhesie bei

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ethologische bewertung der intravenösen allgemeinanästhesie bei
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Veterinärmedizinischen Universität, Wien
Aus dem Department
„Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin"
(Sprecher: Univ. Prof. Dr. M. Hess)
der Veterinärmedizinischen Universität Wien
Fachgebiet Tierhaltung und Tierschutz
(Leiter: O. Univ. Prof Dr. Josef Troxier)
„ETHOLOGISCHE BEWERTUNG DER
INTRAVENÖSEN ALLGEMEINANÄSTHESIE
BEI DER FERKELKASTRATION"
DIPLOMARBEIT
vorgelegt von
Barbara Czech
November 2008
Betreuer:
Ass. Prof. Dr. med. vet. Johannes Baumgartner
Dr. med. vet. Christine Leeb
Gutachter:
o. Univ. Prof. Dr. med. vet. Josef Troxier
Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sipos, Dipl. ECPHM
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
1
2
EINLEITUNG
LITERATURÜBERSICHT
2.1 Ebergeruch
2.2 Chirurgische Kastration
2.2.1
Ohne Schmerzausschaltung
2.2.2
Mit Loicalanästhesie
2.2.3
Unter Aligemeinanästhesie
2.2.3.1
Intramuskulär
2.2.3.2
Inhalation
2.3 Alternativen zur chirurgischen Kastration
2.3.1
Immunkastration
2.3.2
Ebermast
2.3.3
Spermasexing
2.4 Schmerz
2.4.1
Schmerzäußerungen beim Ferkel
2.5 Narkosemedikation
2.5.1
Eigenschaften
2.5.1.1
Azaperon
2.5.1.2
Ketamin
2.6 Überprüfung des Narkosesitzes
3
TIERE, MATERIAL UND METHODE
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
1
3
3
3
3
3
4
4
4
4
4
4
5
6
6
6
6
6
6
7
8
Stall
Tiere
Kastration, Narkose
Datenerhebung
Statistische Analyse
8
9
10
14
18
ERGEBNISSE
19
4.1
4.2
4.3
4.4
Narkoseapplikation
Dosierung und Narkosesitz
Schmerzausschaltung während der Kastration
Aufwachphase
19
20
22
23
DISKUSSION
30
5.1
5.2
Ergebnisse
Methode
30
32
SCHLUSSFOLGERUNGEN
ZUSAMMENFASSUNG....
SUMMARY
LITERATURVERZEICHNIS
ANHANG
34
35
36
37
42
4
5
6
7
8
9
10
10.1
Erhebungsprotokolle
42
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Abb
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
Idung
1: Kastenstand
8
2: FAT- Bucht
9
3: Operationsbereich
9
4: Aufwachboxen
10
5: Gittenwagen
11
6: Narkoseapplikation
12
7: Narkotisierte Ferkel in der Aufwachbox ante castrationem
12
8: Kastration mittels Emaskulator
13
9: Ferkel in der Aufwachbox post castrationem
14
10: Zeitstreifen des Arbeitsablaufes
18
11: Vokalisation bei Fixierung ohne weitere Manipulation (n=91)
19
12: Reaktionen bei der Narkoseapplikation (n=91)
20
13: Kieferspannung (n=91)
21
14: Reaktionen der Ferkel (n=91) während der Kastration
22
15: Verhalten in der Aufwachbox, Hauptparameter
24
16: Verhalten in der Aufwachbox, Nebenparameter
25
17: Verhalten in der Bucht, Liegen
26
18: Verhalten in der Bucht, Aufenthalt am Gesäuge
27
19: Verhalten in der Bucht; Aufenthalt im Ferkelnest
28
20: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen kastrierter Ferkel
29
21: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen nicht kastrierter Ferkel
29
Tabeilenverzeichnis
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Zusammenfassung der Stärken und Schwächen der chirurgischen
Kastration und ihrer Alternativen im Bezug auf das Ferkelbefinden (BORELL et
al.,2008)
5
Tabelle 2: Anzahl der verwendeten Tiere pro Beurteilungskategorie
15
Tabelle 3: Zusammenhang zwischen Dosierung und Schmerzreaktionen während der
Kastration (n=61)
21
Kapitel 1
1
Einleitung
EINLEITUNG
in Österreich und vielen anderen Ländern werden männliche Ferkel ohne Betäubung
chirurgisch kastriert. Hauptgrund dafür ist der Ebergeruch des Fleisches, der beim
Verzehr als unangenehm und abstoßend empfunden wird. Weltweit werden aus
diesem Grund über 600 Millionen Ferkel jährlich kastriert, allein in Europa sind es
100 Millionen jährlich (PROVIEH, 2008).
Das Bundesgesetz über den Schutz der Tiere § 7 Absatz 3 besagt, dass „Eingriffe,
bei denen ein Tier erhebliche Schmerzen erleiden wird oder erleiden könnte, dürfen,
..., nur von einem Tierarzt und nach wirksamer Betäubung und postoperativer
Schmerzbehandlung durchgeführt werden. Eingriffe bei denen keine Betäubung
erforderlich
ist,
können
auch
von
einer sonstigen
sachkundigen
Person
vorgenommen werden."
Nach der Richtlinie des Rates 91/630/EWG Anhang Kapitel 1 gilt folgendes: „Alle
Eingriffe,
die
Identifizierung
nicht therapeutischen
der
Schweine
in
oder diagnostischen
Übereinstimmung
mit
Zielen
oder der
den
geltenden
Rechtsvorschriften dienen und die zu Beschädigung oder dem Verlust eines
empfindlichen Teils des Körpers oder einer Veränderung der Knochenstruktur führen
sind verboten. Es gelten folgende Ausnahmen: ...Eine Kastration männlicher
Schweine mittels eines anderen Verfahrens als dem Herausreißen von Gewebe;
...Die genannten Eingriffe dürfen nur durch den Tierarzt oder eine andere ...
qualifizierte Person mit Erfahrung bei der Durchführung des jeweiligen Eingriffs mit
geeigneten Mitteln und unter hygienischen Bedingungen vorgenommen werden. Eine
Kastration ... nach dem siebten Lebenstag darf nur durch einen Tierarzt unter
Anästhesie und anschließender Verwendung schmerzstillender Mittel durchgeführt
werden."
Die Richtlinie 2001/93/EG Absatz 4 besagt: „Kastration führt häufig zu anhaltenden
Schmerzen, die sich durch Einreißen des Gewebes noch verschlimmern. Diese
Praktiken schaden daher, vor allem wenn sie von inkompetenten bzw. unerfahrenen
Personen durchgeführt werden, dem Wohlergehen der Schweine. Damit geeignete
Verfahren angewendet werden,
sollten
entsprechende
Vorschriften erlassen
werden."
Da die Kastration ohne Betäubung erhebliche Schmerzen für die Tiere verursacht, ist
sie aus Tierschutzgründen höchst bedenklich. Auch die Altersgrenze mit sieben
Tagen ist aus Tierschutzgründen nicht gerechtfertigt, da Ferkel in den ersten
Kapitel 1
Einleitung
Lebenstagen den Schmerz ebenso empfinden, wie ältere Tiere (TAYLOR et al.,
2001). In einigen Ländern hat hier bereits ein Umdenken begonnen. So dürfen in
Norwegen Ferkel seit 2002 auch vor dem siebten Lebenstag nur noch unter
Schmerzausschaltung kasthert werden. Ab 2009 soll in Non/vegen ein komplettes
Kastrationsverbot in Kraft treten. In den Niederlanden wird die Kastration ohne
Schmerzausschaltung ab 1.1.2009 verboten, in der Schweiz ab 2010 (KUPPER,
2007; KUPPER, 2008).
Diese Entwicklung lässt die Vermutung zu, dass in nicht allzu ferner Zukunft die
Kastration ohne Anästhesie EU-weit verboten wird. Bis dahin sollte eine, aus
Tierschutzsicht sinnvolle und für den Ferkelproduzenten praktikable Alternative
gefunden sein.
In
den
letzten
Jahren
häufen
sich
internationale
Publikationen
über
Alternativverfahren zur chirurgischen Kastration ohne Schmerzausschaltung. Es gibt
jedoch noch keine Studien über die intravenöse Allgemeinanästhesie bei der
Ferkelkastration.
Die
vorliegende
Studie
hat
sich
zum
Ziel
gesetzt,
die
intravenöse
Allgemeinanästhesie anhand von, am Verhalten gemessenen, Schmerzäußerungen,
ethologisch zu bewerten. Eine parallele Studie beurteilte die Praktikabilität dieser
Methode (GÖSSLER, 2008).
Folgende Hypothesen wurden in der vorliegenden Studie aufgestellt:
•
Schmerzäußerungen bei der Narkoseapplikation treten nur in geringem
Ausmaß auf
•
Es besteht eine gute Schmerzausschaltung während der Kastration
•
Die Belastung in der Aufwachphase hat ein geringes Ausmaß.
Kapitel 2
Literaturübersicht
2 LITERATURÜBERSICHT
2.1
Ebergeruch
Unter
Ebergeruch
sind
Geruchs-
und
Geschmacksabweichungen
bei
Schweinefleisch zu verstehen, die besonders bei nicht kastrierten männlichen
Tieren auftreten.
Das Hormon Androstenon und Skatol werden dafür verantwortlich gemacht.
Androstenon wird im Hoden synthetisiert und stellt das bedeutenste Pheromon
des Ebers dar. Die Synthese wird durch das Gonadotropin Releasing Hormon
(GnRH) und das Luteinisierende Hormon (LH) gesteuert. Androstenon ist lipophil
und lagert sich, nachdem es über die V. testicularis in den Blutkreislauf gelangt
ist, im Fettgewebe ein.
Skatol entsteht durch den bakteriellen Tryptophanabbau im Darm. Es reichert
sich in der Leber, in den Nieren und im Fettgewebe an (BAUMGARTNER et al.,
2004).
2.2
Chirurgische Kastration
Bei der chirurgischen Kastration wird die Haut am Scrotum durchschnitten, der
Hoden aus dem Hodensack herausgezogen und der Samenstrang durchtrennt.
2.2.1
Ohne Schmerzausschaltung
Diese Methode kann am Ferkel bis zum siebten Lebenstag von einer
sachkundigen Person ohne Anästhesie durchgeführt werden. TAYLOR et al.
(2001) zeigten, dass kein Unterschied in den Schmerzäußerungen zwischen
Tieren, die jünger als sieben Tage sind, und älteren besteht. Die chirurgische
Kastration ohne Schmerzausschaltung verursacht erheblichen Schmerz, sowohl
während der Kastration als auch danach in der Heilungsphase.
2.2.2
Mit Lokalanästhesie
Vor Beginn der Kastration wird ein Lokalanästhetikum, wie zum Beispiel Lidocain
verabreicht. Die Wirkung tritt nach frühestens drei Minuten ein und hält bis zu
zwei Stunden an. Es sollte sowohl der Samenstrang, als auch die Haut betäubt
werden.
Dazu wird
das
Lokalanästhetikum subcutan am Scrotum
und
intratestikulär oder intrafunikulär verabreicht.
Durch diese Methode kann der Kastrationsschmerz deutlich verringert, jedoch
nicht ganz ausgeschlossen werden (JÄGGIN, 2008).
Kapitel 2
2.2.3
2.2.3.1
Literaturübersicht
Unter Allgemeinanästhesie
Intramuskulär
Hier wird ein Anästhetikum intramuskulär verabreicht. LAHRMANN (2006) und
LAHRMANN et al. (2006) verwendeten eine Mischung aus 2 mg/kg Azaperon und
25 mg/kg Ketamin.
Eine chirurgische Toleranz wird nach fünf Minuten erreicht und hält 20 Minuten
an. Man erreicht eine ausreichende Analgesie mit akzeptabler Nachschlafdauer
(WALDMANN et al., 1994).
2.2.3.2
Inhalation
Als Narkosegas stehen Halothan, Isofluran und die Kombination aus CO2/O2 zur
Verfügung.
Alle drei Gase zeigen eine gute analgetische Wirkung während der Kastration.
Halothan und Isofluran sind apparativ aufwendig und es besteht die Gefahr des
Malignen Hyperthermie Syndroms (HEINRITZI et al., 2006).
Nach WENGER et al. (2002) ist die Halothannarkose eine einfach anzuwendende
Methode. Die Ferkel sind einige Minuten nach dem Eingriff wieder völlig gehfähig.
Bei
der Kombination von CO2/O2
kommt es zur Hyperventilation
und
Schnappatmung (LAUER et al., 1994).
2.3 Alternativen zur chirurgischen Kastration
2.3.1
Immunkastration
Bei dieser Methode wird ein synthetisches Analogen zum GnRH zweimal im
Abstand von vier Wochen appliziert, wobei die zweite Applikation spätestens
vier Wochen vor dem Schlachttermin durchgeführt werden muss. Durch
dieses synthetische Hormon kommt es zur Neutralisation des GnRH und
damit zur Unterbrechung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse.
Dies führt zu einer Einstellung der Sexualsteroidhormonproduktion und damit
auch der Produktion von Skatol und Androstenon, die für den Ebergeruch
verantwortlich sind (BAUMGARTNER et al., 2004).
2.3.2
Ebermast
Diese Methode wird vor allem im Vereinigten Königreich, Irland, Spanien und
Portugal angewandt (BONNEAU, 1998). Die Tiere werden jünger und damit
mit geringerem Gewicht (ca.
70 kg) geschlachtet.
Der Skatol- und
Androstenongehalt variiert auch zwischen den einzelnen Rassen sehr stark
Kapitel 2
Literaturübersicht
(BABOL et al., 2004; XUE et al., 1996). Außerdem ist die Zusammensetzung
der Mastgruppen von Bedeutung. Der Kontakt zu weiblichen Schweinen führt
zu geringeren Skatolwerten (ANDERSSON et al., 1997), der Kontakt zu
östrischen Sauen steigert jedoch den Androstenongehalt (GIERSING et al.,
2000).
Weiters
spielen
Lichtregimes
(CLAUS
et
al.,
1994)
und
Fütterung
(ANDERSSON et al., 1998) eine Rolle.
Bei der Ebermast wird jedoch eine zusätzliche Kontrolle nach der Schlachtung
nötig,
weil
der
Ebergeruch
nicht
sicher
verhindert
werden
kann
(BAUMGARTNER et al., 2004).
2.3.3
Spermasexing
Hier werden die Samenzellen nach ihrem unterschiedlichen DNA- Gehalt
photometrisch in männliche und weibliche getrennt (JOHNSON,
1996).
Verwendet werden dann nur die weiblichen, wodurch die Kastration entfällt.
Diese Methode wird beim Schwein allerdings nur bei der in- vitro Fertilisation
angewandt (STEENBLOCK, 2002).
Tabelle 1: Zusammenfassung der Stärken und Schwächen der chirurgischen Kastration
und ihrer Alternativen Im Bezug auf das Ferkelbefinden (BORELL etal., 2008)
Aspekt
Chirurgische
Chirurgische
Kastration ohne Kastration mit
Anästhesie
Immuno-
Ebermast
Spermasexing
kastration
Anästhesie
A: Allgemein
B; Lokal
A:-
Handlingstress
+/--
+/-
+++
++
+++
+++
++
+++
+++
+/-
+/-
+++
B:Schmerzen bei
A: ++
der Kastration
B: +
Schmerzen
A:-?
nach der
B:-?
Kastration
Verhalten
+++
A: +++
B: +++
während der
Mast
Gesundheit
+
A:-
4+/6-
A: 5+/3-
+++
+/-
B:Gesamt
B: 4+/3+ = positiver Effekt auf cJas FerkelbefincJen
- = negativer Effekt auf das FerkelbefincJen
? = unsicherer oder gemischter Effekt auf das Ferkelbefinden
7+/4-
8+/5-
12+
Kapitel 2
Literaturübersicht
2.4 Schmerz
Nacli einer Definition der „international Association for the Study of Pain" (1979)
ist "Schmerz eine unangenehme sensorische und gefühlsmäßige Erfahrung, die
mit akuter oder potentieller Gewebeschädigung einhergeht oder in Form solcher
Schädigungen beschrieben wird' (SAMBRAUS,1997).
2.4.1
Schmerzäußerungen beim Ferkel
Die Kastration verursacht akuten Schmerz, der fünf Tage persistiert (HAY et
al., 2003). Während der Kastration zeigen Ferl<el Schmerz durch Vokalisation
und Abwehrbewegungen. Es wurden drei Typen der Vokalisation festgestellt,
nämlich grunzen, kreischen und schreien (MARX et al., 2003). Die Frequenz
der Vokalisation steigt mit dem Schmerz (WHITE et al., 1995).
Die Ferkel sind nach der Kastration am Gesäuge inaktiver, das heißt sie
massieren und saugen weniger. Außerdem zeigen sie Schmerzen nach der
Kastration, indem sie mit dem Schwanz wedeln, sich zusammenkauern, auf
der Hinterhand
rutschen und zittern.
Sie sind
häufiger isoliert und
desynchronisiert in ihrem Verhalten (HAY et al., 2003).
2.5 Narkosemedikation
2.5.1
2.5.1.1
Eigenschaften
Azaperon
Azaperon ist ein Neuroleptikum, das als Sedativum für Schweine im
Handel ist.
Die Wirkung hält ca. ein bis drei Stunden an. Die Halbwertszeit beträgt
beim Schwein 2,5 Stunden.
Nach Applikation besteht eine Wartezeit von 5 Tagen auf essbares
Gewebe (LÖSCHER, 2006 b).
2.5.1.2
Ketamin
Ketamin erzeugt eine dissoziative Anästhesie, das heißt Hypnose,
Empfindungslosigkeit und Analgesie. Außerdem führt es zur Katalepsie,
das heißt, es kommt zu einem Zustand motorischer Antriebslosigkeit, bei
gleichzeitig erhöhtem Muskeltonus. Auch eine hohe Dosierung führt zu
keiner Muskelrelaxation. Das bedeutet, dass Husten-, Schluck- und
Lidreflex voll erhalten bleiben. Bei Unterdosierung kann es vorkommen.
Kapitel 2
Literaturübersicht
7
dass sich der Patient im Zustand der Katalepsie befindet, aber noch voll
schmerzempfindlich ist.
Die Wirkung beruht auf einer Hemmung von Glutamat- Rezeptoren vom
NIVIDA- Typ im Gehirn.
Ketamin kann intramuskulär oder intravenös verabreicht werden.
Je nach Dosis tritt die Wirkung bei intramuskulärer Applikation nach 3-10
Minuten ein und hält 15-45 Minuten an. Nach der Anästhesie erholen sich
die Tiere nur langsam. Innerhalb von zwei Stunden stehen die meisten
Tiere wieder.
Eine Wartezeit von 3 Tagen auf essbares Gewebe muss eingehalten
werden.
Beim
Schwein
hat sich die
Kombination
mit Azaperon
bewährt.
(LÖSCHER, 2006 a)
2.6 Überprüfung des Narkosesitzes
Die Narkosetiefe kann über eine ganze Reihe von Parametern festgestellt
werden. Dazu zählen Reflexe, Muskelrelaxation, Herz- und Atemfrequenz,
Pupillengröße und Rotation des Auges. Es gibt jedoch einige Anästhetika, wie
zum Beispiel Ketamin, die die Evaluierung der Narkosetiefe erschweren.
An Reflexen können folgende herangezogen werden: Lidreflex, Schluckreflex,
Zwischenzehenreflex, Ohrabwehr, Cornealreflex und Laryngealreflex.
Zur Überprüfung des Zwischenzehenreflexes wird mit einer Pinzette in die Haut
zwischen den Zehen gezwickt, woraufhin das Tier den Fuß bei unzureichender
Narkosetiefe zurückzieht Der Zwischenzehenreflex ist ein guter Indikator bei
Allgemeinanästhesie mit Pentobarbital (McKELVEY, 2003).
Die Kieferspannung wird durch den Versuch das Maul zu öffnen überprüft und
lässt mit zunehmender Narkosetiefe nach. Es ist zu beachten, dass Medikamente
wie Diazepam den Muskeltonus senken und solche wie Ketamin diesen steigern.
(McKELVEY, 2003)
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
8
3 TIERE, MATERIAL UND METHODE
3.1 Stall
Die vorliegende Studie fand am Schweinezuchtbetrieb „Medau" des Lehr- und
Forschungsgutes der Veterinärmedizinischen Universität Wien statt.
Im Abferkelstall befinden sich Abferkelbuchten mit Kastenstand für acht
Muttersauen, FAT- Abferkelbuchten für ebenfalls acht Muttersauen und Buchten
für Absetzferkel mit flexiblen Abteilen, Ruhekisten, Aktivitäts- und Kotbereich und
Teilspaltenboden.
Die Abferkelbuchten mit Kastenstand (Abbildung 1) sind mit Teilspaltenboden
ausgestattet. Seitlich im Eck, am Kopfende des Kastenstandes befindet sich das
Ferkelnest. Dieses wird bei Bedarf durch eine Rotlichtlampe erwärmt. Die
seitliche Begrenzung des Ferkelnests bilden durchsichtige Plastiklaschen, die bis
zum Boden hängen, um die Wärme im Ferkelnest zu halten. Die Bucht ist mit
etwas Stroh eingestreut.
Abbildung 1: Kastenstand
Die FAT- Buchten (Abbildung 2) sind ebenfalls mit Teilspaltenboden ausgestattet.
Die Abtrennung zwischen den einzelnen Buchten besteht aus Holzplatten. Im
Kotgang stellen Gittertüren die Abgrenzung zwischen den Buchten dar. Diese
können so geöffnet werden, dass sie die Buchten vom Kotgang trennen.
Auch die FAT- Buchten sind mit je einem Ferkelnest ausgestattet. Dieses steht
mit zwei Seiten an der Buchtbegrenzung an und ist auf einer Seite mit einer
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
Holzplatte bis ca. 25 cm über dem Boden verkleidet. Auch hier sind die
Ferkelnester mit je einer Rotlichtlampe ausgestattet.
} Wf^X
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Abbildung 2: FAT- Bucht
Der Operationsbereich befindet sich außerhalb des Abferkelstalls in einem
offenen Raum (Abbildung 3).
Abbildung 3: Operationsbereich
3.2 Tiere
Der Betrieb „Medau" besitzt 45 bis 50 Zuchtsauen der Rasse Deutsches
Edelschwein und deren Nachzucht. Es befinden sich 60 bis 70 Aufzuchtferkel, 15
Jungsauen und ein Eber im Bestand.
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
10
Pro Jahr finden ungefähr 100 Geburten statt, mit im Schnitt neun abgesetzten
Ferkeln pro Wurf. Die Abferkelung geschieht in Gruppen im drei- WochenRhythmus, abwechselnd im Kastenstand und in der FAT- Bucht.
In der gegenständlichen Studie wurden insgesamt 149 Ferkel aus 20 Würfen
untersucht.
Die Versuchsgruppe bestand aus 91 männlichen zu kastrierenden Ferkeln,
zwischen 6 und 18 Tagen. 14 Tage war das durchschnittliche Alter der Tiere. Das
Durchschnittsgewicht lag bei 4,2 kg, wobei das kleinste Ferkel 2,2 kg, das größte
6,73 kg wog.
Die Kontrollgruppe, die für die Beurteilung der Aufwachphase in der Bucht zum
Vergleich herangezogen wurde, bestand aus insgesamt 58 Tieren. Es handelte
sich um 54 weibliche und zwei männliche Ferkel, deren Körpergewicht weniger
als zwei Kilogramm betrug, sowie ein Bruchferkel und einen Kryptorchiden, die
alle nicht narkotisiert wurden.
Eine Tierversuchsgenehmigung war nicht notwendig, da es sich um eine
Routinetätigkeit im Betrieb handelte, die auch ohne Studie so stattgefunden hätte.
3.3 Kastration, Narkose
Der Operationsbereich war ein offener Raum direkt vor den Türen zu den
Abferkelställen. Er beinhaltete einen Operationstisch und drei Aufwachboxen.
Diese waren aus Plastik und 1 x 0,5 x 0,5 m groß. Sie wurden mit Karton
ausgelegt und mit Stroh eingestreut. Über den Boxen waren Rotlichtlampen
befestigt, um einer Hypothermie durch die Narkose vorzubeugen (Abbildung 4).
Abbildung 4: Aufwachboxen
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
11
Weiters wurde eine Waage, Operationsbesteck, welches einen Emaskulator, ein
Skalpell und Pinzetten beinhaltete, Tupfer, Handschuhe und Jodlösung benötigt.
Der Tisch wurde mit Jodlösung desinfiziert und das Operationsbesteck in eine
Schale mit Jodlösung gelegt.
Anschließend
wurde
das
Narkotikum
vorbereitet.
Verwendet
wurde
die
Injektionsnarkose nach Lahrmann. Diese bestand aus 25 mg/kg KG Ketamin und
2 mg/kg KG Azaperon in der Mischspritze. Das Narkotikum wurde gleich zu
Beginn für alle an diesem Tag zu kastrierenden Ferkel gemischt, wobei für die
Mengenberechnung des Narkotikums ein durchschnittliches Ferkelgewicht von 5
kg
angenommen
wurde.
Am
Ende
des
Tages
wurde
übriggebliebenes
Narkotikumgemisch venA/orfen.
Die männlichen Ferkel aus einem Wurf wurden gefangen und in einem fahrbaren
Gitterwagen (Abbildung 5) zum Operationsbereich transportiert. Die weiblichen
Tiere des Wurfes blieben in der Bucht bei der Muttersau, ebenso Bruchferkel und
Kryptorchiden.
Abbildung 5: Gitterwagen
Aus jedem Wurf wurde ein Ferkel gewogen, das nach subjektivem Empfinden den
Wurf am besten repräsentierte. Dieses Gewicht wurde anschließend für die
Berechnung
der
Dosierung
des
Narkosemittels
für
den
gesamten
Wurf
verwendet. Zur Kontrolle wurden auch alle anderen Ferkel gewogen, um bei
schlechtem Sitz der Narkose Rückschlüsse ziehen zu können. Ferkel, bei denen
beim Abwiegen ein geringeres Körpergewicht als zwei Kilogramm festgestellt
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
12
wurde, wurden in die Bucht zurückgebracht. Diese wurden in der Studie zur
Kontrollgruppe gezählt und erst zu einem späteren Zeitpunkt kastriert.
Die Narkoseapplikation erfolgte intravenös über die Ohrvene durch eine geübte
Tierärztin (Abbildung 6).
Abbildung 6: Narkoseapplikation
Bis zu zehn Tiere wurden gleichzeitig in Narkose gelegt. Die Zeit bis zur
tatsächlichen Kastration verbrachten die Ferkel in den Aufwachboxen (Abbildung
7). Die Ferkel wurden in gleicher Reihenfolge kastriert, wie sie in Narkose gelegt
wurden. Zur Überprüfung der Narkosetiefe wurden der Zwischenzehenreflex und
die Kieferspannung herangezogen.
Abbildung 7: Narkotisierte Ferkel in der Aufwachbox ante castrationem
Tiere, Material und Methode
Kapitel 3
13
Für die Operation wurde das Ferkel am Rücken liegend von einer Person
gehalten, während eine weitere Person die Kastration durchführte. Hierfür wurde
der Operationsbereich
mit
Jodlösung
desinfiziert
und
anschließend
zwei
Hautschnitte, parallel zur Raphe scroti, mit dem Skalpell angelegt. Die Hoden
wurden aus dem Hodensack gedrückt und unter leichtem Zug einmal um die
Längsachse gedreht. Dann wurde der Samenstrang mit dem Emaskulator
(Abbildung 8) 10 Sekunden gequetscht und anschließend der Hoden abgetrennt.
Zur Infektionsprophylaxe wurde antibiotikumhältiger Blauspray auf die Wunden
gesprüht. .
*
Abbildung 8: Kastration mittels Emaskulator
Nach der erfolgten Operation kamen die Ferkel zurück in die Aufwachboxen, wo
sie eine Stunde lang blieben (Abbildung 9). Bevor sie in die Bucht zurückgebracht
wurden, wurden sie noch mit einem Fettstift markiert. Tiere der Kontrollgruppe
wurden andersfarbig markiert, um die Gruppen bei der Beobachtung der
Aufwachphase leichter unterscheiden zu können.
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
14
Abbildung 9: Ferkel in der Aufwachbox post castrationem
3.4 Datenerhebung
Die Studie erstreckte sich über fünf Kastrationstermine von Juli bis Oktober 2008.
Zuvor wurde ein Erhebungsprotokoll für den Kastrationsverlauf, sowie für die
Aufwachphase
erarbeitet.
Diese
wurden
dann,
an
den
ersten
beiden
Kastrationsterminen auf ausreichenden Inhalt, sowie leichte und schnelle
Anwendbarkeit geprüft und gegebenenfalls nachgebessert.
Das Datenblatt zur Kastrationsevaluierung war schon beim ersten Termin
ausreichend ausgereift, was uns erlaubte, die Daten aller 91 kastrierten
männlichen Ferkel in die Auswertung einzubeziehen. Im Gegensatz dazu musste
das Erhebungsprotokoll zur Auswertung der Aufwachphase mehrmals verbessert
werden, da sie zu Beginn zu ungenau und die Nachbeobachtungsphase zu kurz
angelegt
war.
Das
führte
dazu,
dass
die
Daten
der
ersten
beiden
Kastrationstermine nicht in der Auswertung der Aufwachphase in der Bucht
berücksichtigt werden konnten. Zur Beurteilung der Aufwachphase in der Box
konnten alle Tiere berücksichtigt werden (Tabelle 2).
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
15
Tabelle 2: Anzahl der verwendeten Tiere pro Beurteilungskategorie
Versuchstiere
Kontrollgruppe
Gesamt
Narkosedosierung
61
0
61
Narkoseapplikation
91
0
91
Narkosesitz
91
0
91
Schmerzausschaltung
91
0
91
Aufwachphase Box
91
0
91
Aufwachphase Bucht
33
58
91
während der Kastration
Die Datenerhebung erfolgte mittels selbsterstellten Erhebungsprotokollen, durch
direkte Beobachtung, beginnend bei der Narkoseapplikation bis zum Aufwachen
(Anhang 10.1).
Das erste Blatt besteht aus allgemeinen Informationen über den Wurf, wie
Geburtsdatum
der
Ferkel,
Anzahl
der
männlichen
Ferkel,
Datum
und
Kastrationsbeginn. Außerdem wurden das durchschnittliche Ferkelgewicht, die
Narkosedosis und Besonderheiten zu den Tieren hier verzeichnet. Unter
Besonderheiten fielen zum
Beispiel
Durchfall,
Gelenksentzündungen und
Körpergewicht.
Das zweite Blatt beschäftigt sich mit der Beurteilung der Narkoseapplikation, des
Narkosesitzes und der Schmerzäußerungen während der Operation. Zusätzlich
wurde auch das Vokalisationsverhalten
beim
Hochheben ohne sonstige
Manipulation festgehalten, um es zum Verhalten bei Manipulation in Beziehung
setzen zu können.
Der
Narkosesitz wurde
durch
Zwischenzehenreflex
und
Kieferspannung
überprüft. Der Zwischenzehenreflex konnte erhalten, oder nicht erhalten, also
positiv oder negativ sein. Er wurde durch Zwicken mit einer chirurgischen Pinzette
in die Haut des Zwischenklauenspaltes überprüft. Als erhalten beziehungsweise
positiv galt, wenn das Ferkel die Extremität zurückzieht.
Die Kieferspannung konnte erhalten, vermindert oder aufgehoben sein. „Erhalten"
war so definiert, dass sich das Maul mit der Hand nur sehr schwer bis gar nicht
öffnen ließ und „Aufgehoben", dass es sich ohne Widerstand öffnen ließ.
„Vermindert"
wurde
indirekt
definiert,
also
ein
Kieferspannung weder erhalten, noch aufgehoben war.
Mittelmaß,
wenn
die
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
Bei der Operation selbst wurden Real<tionen auf Waschen, Hautschnitt, Zug am
Samenstrang, Quetschung bzw. Durchschneiden des Samenstrangs und auf das
Besprühen mit Blauspray festgehalten.
Erfasst wurden Vokalisation und
Abwehrbewegungen.
Die Vokalisation wurde in keine, leise und laut unterteilt. „Leise" war als
geringgradige Lautäußerung definiert, die nur schwach hörbar war, wie zum
Beispiel
grunzen
oder
leises
Jammern.
„Laut"
wurde
im
Fall
der
Narkoseapplikation als Schrei festgelegt, im Narkosestadium während der
Kastration jedoch als deutlich hörbares Jammern.
Zuckungen wurden unterteilt in keine, leichte, starke und Schwanzbewegungen.
„Leichte" wurde als schwache Bewegung einzelner Muskelgruppen definiert,
„Starke" als deutlich sichtbare Kontraktionen mehrerer Muskelgruppen und
deutliche Abwehrbewegungen, wie mit den Füßen zucken oder zusammenziehen
des Rumpfes. Unter Schwanzbewegungen war jede Art der Bewegung des
Schwanzes zu verstehen.
Das dritte und letzte Blatt beschäftigt sich mit der Aufwachphase. Die kastrierten
Ferkel kamen in Gruppen von maximal sechs Tieren in eine kleine Aufwachbox,
wobei in eine Box immer nur Ferkel aus dem gleichen Wurf kamen. Dort blieben
sie für eine Stunde, ab dem Zeitpunkt, an dem die Kastration des letzten Ferkel
des Wurfes abgeschlossen war. In dieser Zeit wurde ihr Verhalten im Abstand
von 15 Minuten erfasst. Beurteilt wurde ihre Position, also wie viele Tiere sich
zum Kontrollzeitpunkt in Seitenlage, Brust- Bauchlage befanden, wie viele saßen
und
standen.
Des weiteren wurde
die Anzahl
derjenigen
erfasst,
die
Ruderbewegungen in Seitenlage zeigten, die den Kopf in die Höhe hoben und die
unkoordinierte
Aufstehversuche
starteten.
Unkoordinierte
Aufstehversuche
wurden zu den stehenden Tieren, Kopfheben zu denen in Brust- Bauchlage
gerechnet. Unter unkoordinierten Aufstehversuche war zu verstehen, dass die
Tiere versuchten aufzustehen, aber sofort wieder umfielen. Sie torkelten und
standen maximal wenige Sekunden. Zusätzlich wurden noch Lautäußerungen
festgehalten.
Nach einer Stunde kamen die Ferkel zurück in die Bucht zu ihrer Mutter und ihren
nicht kastrierten Geschwistern, ohne Berücksichtigung ihres Wachheitszustandes.
Die kastrierten Ferkel wurden in das Ferkelnest gelegt, um sie vor Erdrücken
durch die Sau zu schützen.
Kapitel 3
Tiere, Material und Methode
17
In der Bucht gab es drei große Beurteilungskategorien, nämlich den Ort innerhalb
der Bucht an dem sich die Tiere aufhielten, die Position in der sie sich befanden
und die Schwanzbewegungen der Ferkel.
Der Ort innerhalb der Bucht wurde unterteilt in Gesäuge, Ferkelnest und
Buchtrest. „Gesäuge" wurde als saugen oder auch nur mit der Zitze im Maul an
der Sau liegen definiert. Als „Ferkelnest" war der Aufenthalt in dem, für die Ferkel
abgegrenzten Bereich, definiert. „Buchtrest" beschrieb alle übrigen Bereiche der
Bucht, die nicht „Gesäuge" oder „Ferkelnest" waren.
Die Position teilte sich in Liegen, Sitzen und Stehen bzw. Gehen und bei den
Schwanzbewegungen wurden Schwanzwedeln, hängender und eingeringelter
Schwanz unterschieden.
In der Bucht wurde in allen drei
Kategorien die Versuchsgruppe der
Kontrollgruppe gegenübergestellt, indem im Abstand von 15 Minuten die Anzahl
der Ferkel mit einem bestimmten Verhalten erfasst wurden. Die Anzahl der Ferkel
in Prozent für Liegen, Sitzen und Stehen musste in Summe 100 % ergeben,
ebenso für Ferkelnest, Gesäuge und Buchtrest.
Schwanzbewegungen wurden nur bei den stehenden Tieren beurteilt, also
musste die Summe der Tiere mit Schwanzbewegungen die Anzahl der stehenden
Tiere ergeben. Außerdem wurde bei Schwanzwedeln nicht unterschieden, ob dies
bei hängenden oder eingeringelten Schwanz stattfand.
Zusätzlich wurden noch Hinterhandrutschen und Narkoserausch erfasst, wobei
als Narkoserausch schnelles, unkoordiniertes herumlaufen definiert wurde.
Die Beobachtung der Ferkel in der Aufwachphase betrug 10 Stunden, die sich auf
ein mal acht und ein mal zwei Stunden aufteilten (Abbildung 10).
Das Beobachtungsintervall betrug während der gesamten Aufwachphase 15
Minuten.
Tiere, Material und Methode
Kapitel 3
Narkoseapplikation
Aufwachphase
Beobachtung alle 15 Minuten
V
Aufwachbox
-15
min
Kastration
Beobachtung alle 15 Mi
Bucht
Aufwachbox
60
min
-3
min
20
Abbildung 10: Zeitstreifen des Arbeitsablaufes
3.5 Statistische Analyse
Die Daten wurden mittels deskriptiver Statistik in den Programmen Excel 2000
und SPSS 14.0 ausgewertet.
Die handschriftlichen Daten aus den Erhebungsprotokollen wurden in ExcelTabellen übertragen.
Um die Auswertung zu vereinfachen wurden einige Parameter zusammengefasst.
So wurden die Reaktionen beim Zug und Durchschneiden des Samenstrangs von
einseitig/beidseitig auf Reaktion ja/nein gekürzt. In den Parametern Vokalisation
und
Abwehrbewegungen
wurde
ebenfalls
auf
ja/nein
Antworten
zusammengefasst.
Die Ergebnisse der einzelnen Parameter, sowohl der eigentlichen Kastration, als
auch der Aufwachphase, wurden relativ, also als prozentueller Anteil der Ferkel
mit einem Verhalten, dargestellt.
Bei
der
Auswertung
der
Parameter
in
der
Aufwachphase
wurden
Stundenmittelwerte gebildet (0-8 Stunden und 20-22 Stunden post castrationem).
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgte verbal, graphisch und in Tabellen.
Um
mögliche
Zusammenhänge
im
Auftreten
von
verschiedenen
Schmerzäußerungen mit den durchgeführten Maßnahmen zu erkennen, wurde
eine Korrelations- und Faktorenanalyse in SPSS 14.0 durchgeführt.
22
Kapitel 4
Ergebnisse
19
4 ERGEBNISSE
Im Laufe der Studie gab es keine Todesfälle der Ferkel während und nach der
Kastration aufgrund von Narkosekomplikationen und Nachwirkungen.
Im folgenden werden die Ergebnisse in Narkoseapplikation,
Dosierung und
Narkosesitz, Schmerzausschaltung während der Kastration und Aufwachphase
untergliedert.
4.1 Narkoseapplikation
Bei der schmerzfreien Operationsvorbereitung haben 63 % der Ferkel (n=91)
Vokalisationen gezeigt (Abbildung 11). 60 % der Vokalisationen waren laut.
I ruhig gVokalisation
37%
63%
Abbildung 11: Vokalisation bei Fixierung ohne weitere Manipulation (n=91)
Die Narkosemischung wurde in die Ohrvene injiziert. Obwohl dies durch eine
erfahrene Tierärztin durchgeführt wurde, wurde das Mittel
in 48 % der Fälle
zuerst paravenös appliziert.
Beim Großteil der Tiere, die die Anästhetika zuerst paravenös appliziert bekamen,
zeigte das Medikament trotzdem schnell Wirkung, indem die Tiere ruhiger
wurden.
Der Rest,
der zur vollen
Dosis
komplikationslos intravenös verabreicht werden.
noch fehlte,
konnte danach
Ergebnisse
Kapitel 4
20
Während der Applikation zeigten nur 16 % der Ferkel keine Vokalisation und nur
19 % keine Abwehrbewegungen (Abbildung 12).
Die Korrelationsanalyse zeigte, dass Ferkel, die bei der Narkosemittelapplikation
laut
schreien,
mit
hoher
Wahrscheinlichkeit
auch
hochgradige
Abwehrbewegungen zeigen (p<0,005). Es konnten keine Korrelationen zwischen
der Vokalisation bei der Fixierung ohne Manipulation und Abwehrreaktionen bei
den folgenden Manipulationen festgestellt werden.
Abbildung 12: Reaktionen bei der Narkoseapplilcation (n=91)
4.2 Dosierung und Narkosesitz
Zur Überprüfung der Narkosetiefe wurden der Zwischenzehenreflex und die
Kieferspannung herangezogen.
Annähernd die Hälfte der anästhesierten Tiere (49 %) zeigte einen erhaltenen
Zwischenzehenreflex.
Im Bezug auf die Kieferspannung zeigten sich ähnliche Ergebnisse, mit 58 % der
Tiere, bei denen diese aufgehoben war (Abbildung 13).
Ergebnisse
Kapitel 4
21
IKS erhalten H KS vermindert D KS aufgehoben
1%
41%
58%
Abbildung 13: Kieferspannung (n=91)
Die Korrelationsanalyse zeigte, dass ein erhaltener Zwischenzehenreflex positiv
mit hochgradigen Abwehrbewegungen beim Hautschnitt, beim Durchschneiden
des Samenstrangs, beim Besprühen der Wunde mit Blauspray, sowie mit
Schwanzbewegungen beim Hautschnitt korreliert (p < 0,005).
Die Narkosedosierung wurde nicht individuell berechnet, sondern das Gewicht
eines Durchschnittferkels des Wurfes für die Dosierung herangezogen. Deshalb
wurde auch der Zusammenhang, zwischen der Dosierung und den Reaktionen
der Ferkel, während der Kastration berücksichtigt (Tabelle 3). Als Über- bzw.
Unterdosierung sind Abweichungen vom Durchschnittsgewicht von mehr als 20%
des Körpergewichts zu verstehen.
Tabelle 3: Zusammenhang zwischen Dosierung und Schmerzreaktionen während der
Kastration (n=61)
Anzahl der Tiere
Reaktion
Keine Reaktion
SUMME
Genaue Dosierung
35
8
43
Überdosierung
12
2
14
Unterdosierung
4
0
4
SUMME
51
10
61
Kapitel 4
22
Ergebnisse
Es wurden 23 % der Ferkel für ihr Körpergewicht zu hoch dosiert, 7 % zu gering
und 70 % genau.
Die höchste Überdosierung lag bei der fast doppelten Normaldosierung. Ein
Ferkel mit 2,85 kg bekam die Dosierung für ein 5,3 kg schweres Tier. Das Ferkel
mit der höchsten Unterdosierung hatte 6,73 kg und wurde für 4,8 kg dosiert.
81 % der genau dosierten Tiere, also die, deren Gewicht weniger als 20 % des
Körpergewichts vom Durchschnittsgewicht abweicht, zeigten Reaktionen während
der Kastration. Von den überdosierten Ferkel zeigten immer noch 86 %
Reaktionen während der Kastration.
4.3 Schmerzausschaltung während der Kastration
Bei 74 % der Ferkel waren Schmerzäußerungen während der Kastration
vorhanden. 30 % zeigten in ein oder mehreren Beurteilungskriterien der
Kastration Vokalisationen und 69 % Abwehrbewegungen.
Die meisten Reaktionen fanden beim Durchschneiden des Samenstrangs statt,
die wenigsten bei der Desinfektion der Haut (Abbildung 14).
jVokalisation BAbwehrbewegungen
(U
•o
•B
^
.ü CD
c
03
D
c
o
3
05
X
E 2
=3
(D
N E
ns
W
ro
(U
0)
c
ü
(0
-o c
c
.c
^
Q.
ro
(U
<u
E
Q
Abbildung 14: Reaktionen der Ferkel (n=91) während der Kastration
DQ
Kapitel 4
Ergebnisse
23
Die Korrelationsanalyse zeigte, dass Ferkel die schon beim Desinfizieren der
Haut Abwehrbewegungen oder Vokalisation zeigten, dieses Verhalten mit hoher
Wahrscheinlichkeit auch beim Hautschnitt zeigten (p<0,005).
Vokalisationen beim Zug am Samenstrang korrelierten positiv mit Vokalisation,
sowie Abwehrbewegungen beim Durchschneiden des Samenstrangs (p<0,005).
Schwanzbewegungen
beim
Schwanzbewegungen beim
Desinfizieren
der
Haut
korrelierten
Hautschnitt und Zug am Samenstrang,
mit
sowie
Vokalisation beim Hautschnitt und Abwehrbewegungen beim Auftragen des
Blausprays (p<0,005).
Bei
den,
beim
Durchschneiden
des
Samenstrangs,
festgestellten
Schwanzbewegungen konnten keine Korrelationen festgestellt werden.
Schwanzbewegungen beim Auftragen des Blausprays korrelierten nur mit
Schwanzbewegungen
beim
Hautschnitt
und
beim
Zug
am
Samenstrang
(p<0,005).
4.4 Aufwachphase
Direkt nach der Kastration wurden die Ferkel in die Aufwachboxen gegeben. Dort
befanden sich nahezu alle Ferkel in Seitenlage, nur ein paar wenige konnten sich
schon in Brust- Bauchlage halten. Mit zunehmender Zeitdauer stieg der Anteil an
aktiven
Positionen
(Stehen/Gehen
und
Sitzen).
Schon
nach
15
Minuten
versuchten die ersten Ferkel aufzustehen, wobei es in den gesamten 60 Minuten
in den Aufwachboxen bei unkoordinierten Aufstehversuchen blieb (Abbildung 15).
Am Ende der 60 Minuten befanden sich rund 50 % in aktiven Positionen.
Ergebnisse
Kapitel 4
24
I Seitenlage D Brust-Bauchlage Hl Sitzen II Stehen/Gehen
15
30
45
60
Minuten post OP
Abbildung 15: Verhalten in der Aufwachbox, Hauptparameter
Lautäußerungen stiegen zuerst an, sanken jedoch am Ende der 60 Minuten
wieder. Sie bewegten sich während der gesamten Aufwachphase in der
Aufwachbox auf sehr niedrigem Niveau. Ruderbewegungen, Kopf heben und
unkoordinierte Aufstehversuche zeigten vermehrte Aktivität an und stiegen mit der
Zeit des Aufwachens (Abbildung 16).
Nach Ablauf der 60 Minuten in der Aufwachbox standen nur 40 %, wobei es aber
bei 37 % nur unkoordinierte Aufstehversuche waren. Nahezu 20 % der Tiere
befanden sich noch in Seitenlage.
Kapitel 4
Ergebnisse
25
jUnkoordinierte Aufetehversuche Q Kopf heben H Ruderbewegungen g Laute
100
90
80
70
60
•3
50
15
30
45
60
Minuten postOP
Abbildung 16: Verhalten in der Aufwachbox, Nebenparameter
Nach 60 Minuten in der Aufwachbox wurden die Ferkel, unabhängig von ihrem
Wachheitszustand,
zurück
Verhaltensunterschiede,
zu
in
die
ihren
Bucht
nicht
gebracht.
kastrierten
Die
meisten
Wurfgeschwistern
(Kontrollgruppe), konnten in den ersten fünf Stunden festgestellt werden.
Die kastrierten Ferkel lagen in den ersten fünf Stunden weniger und standen
beziehungsweise gingen mehr als Tiere der Kontrollgruppe (Abbildung 17).
Kapitel 4
Ergebnisse
26
-•— Kastrierte Tiere - - -p- - - Nicht kastrierte Tiere
Abbildung 17: Verhalten in der Bucht, Liegen
Sitzen wurde in dieser Studie nur sehr vereinzelt beobachtet.
Auch beim Aufenthalt am Gesäuge zeigten sich Unterschiede zwischen den
Gruppen, die bis zur sechsten Stunde eindeutig erkennbar waren. Ab diesem
Zeitpunkt, zeigte sich kein Unterschied mehr. Bis zur dritten Stunde saugten
weniger kastrierte Tiere, als Tiere der Kontrollgruppe. Von da an, bis zur sechsten
Stunde, befanden sich mehr kastrierte Tiere am Gesäuge (Abbildung 18).
Ergebnisse
Kapitel 4
27
-•—Kastrierte Tiere ---D--- Nicht kastrierte Tiere
0)
LL
2h
3h
4h
5h
6h
7h
8h
21h
22h
stunden post OP
Abbildung 18: Verhalten in der Bucht, Aufenthalt am Gesäuge
In den ersten fünf Stunden nach der Operation befanden sich weniger kastrierte
Tiere im Ferkelnest, als Tiere der Kontrollgruppe.
Nach der sechsten Stunde der Aufwachphase zogen sie sich vermehrt dorthin
zurück (Abbildung 19).
Kapitel 4
Ergebnisse
28
-•— Kastrierte Tiere .. -D- - • Nicht kastrierte Tiere
5h
6h
7h
stunden post OP
Abbildung 19: Verhalten in der Bucht; Aufenthalt im Ferkelnest
Die Schwanzbewegungen zeigten, dass kastrierte Ferkel bis sechs Stunden nach
der Operation vermehrt mit dem Schwanz wedelten, mit einem Peak nach vier
Stunden, wo 20 % mehr kastrierte Tiere dieses Verhalten zeigten als nicht
kastrierte Wurfgeschwister. Auch ließen die kastrierten Tiere bis zur achten
Stunde den Schwanz vermehrt hängen (Abbildung 20 und Abbildung 21).
Neben den quantifizierten Ergebnissen ist zu erwähnen, dass einzelne Ferkel aus
eingeklemmten Positionen befreit werden mussten, bevor es gefährlich werden
konnte.
Ergebnisse
Kapitel 4
29
I Schwanzwedeln S Schwanz hängt Q Schwanzeingeringelt
100%
80%
60%
0)
40%
rrrnr11
I
20% -
0%
«•*
2h
3h
4h
5h
6h
7h
8h
21h
22h
Stunden post OP
Abbildung 20: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen kastrierter Ferkel
I Schwanzwedeln H Schwanz hängt • Schwanz eingeringelt
100%
80%
60%
"ÖJ
u.
40%
20% -
Abbildung 21: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen nicht kastrierter Ferkel
Kapitel 5
5
Diskussion
30
DISKUSSION
5.1 Ergebnisse
Die Ergebnisse werden im folgenden in der Reihenfolge des Arbeitsablaufes
inhaltlich diskutiert.
Die intravenöse Applikation des Narkosemittels in die Ohrvene stellte sich als
relativ schwierig heraus, auch für eine routinierte Tierärztin. Allein die Fixierung
bedeutete
eine
Belastung
für die
Ferkel,
die
mit
dementsprechenden
Abwehrreaktionen reagierten. Die Applikation des Narkotikums verursachte
Schmerz für die Ferkel, was zu weiteren Abwehrbewegungen führte.
Einen guten Indikator für eine ausreichende Narkosetiefe stellte, laut der
Korrelationsanalyse, der Zwischenzehenreflex dar. Wenn dieser nach Applikation
des Narkosemittels noch auslösbar ist, sollte nachdosiert werden, auf jeden Fall
jedoch, wenn das Tier bereits beim Desinfizieren der Haut Abwehrreaktionen
zeigt. Die Kieferspannung ist ein weniger guten geeigneter Indikator. Da das
Narkotikum Ketamin enthielt, war der Muskeltonus auch bei ausreichender
Narkosetiefe nicht aufgehoben, was die Aussagekraft der Kieferspannung auf die
Narkosetiefe deutlich reduzierte.
Hinsichtlich der Qualität der Narkosetiefe musste festgestellt werden, dass diese
in vielen Fällen unzureichend war. Zu viele Ferkel (74 %) zeigten noch
Reaktionen während der Kastration. Das lässt darauf schließen, dass die
Dosierung des Narkosemittels für diese Methode zu gering angesetzt wurde.
LAHRMANN (2006) und LAHRMANN et al. (2006) verwendete die gleiche
Dosierung intramuskulär und bei diesen Studien wurde die Narkosetiefe als
ausreichend befunden.
Möglicherweise wird der Wirkstoffspiegel bei der
intravenösen Applikation schneller abgebaut, was, bei gleicher Dosierung, keine
ausreichende chirurgische Toleranz für die Kastration mehr zulässt. Trotz der
teilweise doppelten Überdosierung gab es keine Narkosezwischenfälle.
Zusammenhänge zwischen Verhaltensweisen während der Kastration wurden
mittels einer Korrelationsanalyse festgestellt. Korrelationen zwischen Reaktionen
beim Desinfizieren der Haut und beim Hautschnitt sind auf die noch erhaltene
Hautsensibilität zurückzuführen. Die Zusammenhänge zwischen Vokalisation
beim Zug am Samenstrang und Abwehrreaktionen beim Durchschneiden des
Kapitels
Diskussion
Samenstrangs
hängen
mit
dem
erhaltenen
31
Eingeweideschmerzempfinden
zusammen.
Bei der Beurteilung der Aufwachphase In der Bucht wurde festgestellt, dass
ungefähr fünf Stunden nötig waren, bis sich die kastrierten Ferkel im Verhalten
nur noch geringgradig von den nicht kastrierten Tieren unterschieden und sich der
Wurf weitgehend synchron verhielt. Zu Beginn der Aufwachphase in der Bucht
waren
die
kastrierten
Ferkel
noch
sehr unbeholfen
und
teilweise
auch
erdrückungsgefährdet, da sie im Narkoserausch nicht adäquat reagieren konnten.
Einzelne Ferkel mussten aus eingeklemmten Positionen befreit werden, bevor es
gefährlich wurde. Auch LAHRMANN (2006) sieht die ersten fünf Stunden nach
der Kastration als kritische Phase an und empfiehlt eine Separation der
kastrierten Ferkel für diese Zeit.
Kastrierte Tiere standen bis zur fünften Stunde mehr und lagen weniger als Tiere
der Kontrollgruppe. In der Studie von TAYLOR u. WEARY (2000) zeigte die
Ferkel innerhalb der ersten zwei Stunden ein ähnliches Verhalten. Dieses
Ergebnis könnte so erklärt werden, dass die Ferkel sich noch nicht orientieren
können und zu unsicher sind um sich hinzulegen. Weiters könnte das Liegen auf
der Kastrationswunde den Wundschmerz verstärken.
Anders als in der Studie von HAY et al. (2003) konnte in der gegenständlichen
Studie Hinterhandrutschen kaum beobachtet werden. Das kann einerseits am
Beobachtungsintervall liegen, andererseits daran, dass es erst später im Verlauf
der Wundheilung beginnt und bis zweiundzwanzig Stunden post castrationem
noch nicht so oft zu beobachten ist. Das gleiche gilt wahrscheinlich auch für das
Sitzen.
Zusammenfassend
kann aus den
Ergebnissen der Aufwachphase darauf
geschlossen werden, dass die Aufwachphase eine Belastung für die Ferkel
darstellt.
Jedoch ist es nicht leicht aus den Ergebnissen der Aufwachphase zu schließen,
ob die Reaktionen auf den Schmerz oder die Nachwirkungen der Narkose
zurückzuführen sind. Beispielsweise könnte ein hängender Schwanz sowohl als
Schmerzreaktion, als auch als Nachwirkung der Narkose gedeutet werden.
Schwanzwedeln ist als Schmerzreaktion zu deuten. Dieses Verhalten wird auch in
der Studie von HAY et al. (2003) als Schmerzausdruck bei kastrierten Ferkeln
beschrieben.
Kapitel 5
Diskussion
32
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Dauer der schmerzlindernden
Wirkung der Anästhesie zu beurteilen.
Laut LÖSCHER (2006 b) hält die sedative Wirkung von Stresnil (=Azaperon) ein
bis drei Stunden. Das würde bedeuten, dass ab dem Zeitpunkt vermehrt
Schmerzreaktionen zu beobachten sind. Der Peak des Schwanzwedeins in der
vierten Stunde könnte damit erklärt werden. Schwanzwedeln wurde nach der
vierten Stunde post castrationem wieder weniger. Das könnte auf einen gewissen
Gewöhnungseffekt an den Schmerz hindeuten.
Die intravenöse Allgemeinanästhesie kann bei adäquater Narkosetiefe den
akuten Schmerz während der Kastration verhindern. Eigentlich sollten aus
Tierschutzsicht nach
Ende der Narkosewirkung keine Schmerzreaktionen
feststellbar sein. Da die Ferkel in der vorliegenden Studie noch Reaktionen
zeigten, ist die Notwendigkeit einer postoperativen Analgesie gegeben.
5.2 Methode
Diese Studie dient ausschließlich der Beurteilung der Kastrationsmethode wie sie
routinemäßig
am
Lehr-
und
Forschungsgut
der
Veterinärmedizinischen
Universität Wien, im Rahmen der studentischen Ausbildung, durchgeführt wird. Im
Gegensatz zu vielen experimentellen Studien gab es keine Vergleichs- und
Kontrollgruppen.
Eine Verhaltensbeurteilung ist sehr komplex. Dadurch kommt es leicht zu
Interpretationsschwierigkeiten der Ergebnisse, besonders im Bezug auf Schmerz.
Es sind trotzdem Schlüsse auf das Wohlbefinden der Ferkel während und nach
der Kastration möglich.
Da
das
Beobachtungsintervall
wahrscheinlich
einige
mit
Ergebnisse
15
etwas
Minuten
angesetzt war,
ungenau.
Länger
wurden
andauernde
Verhaltensweisen konnten mit diesem Inten/all relativ gut erfasst werden. Kurz
andauernde Schmerzäußerungen, wie zum Beispiel das Hinterhandrutschen,
werden bei Intervallen von 15 Minuten leicht übersehen. Kürzere Intervalle
(maximal fünf Minuten) oder kontinuierliche Beobachtung wären unter Umständen
nötig gewesen.
Teilweise war es schwer zum Beobachtungszeitpunkt überhaupt alle Tiere in der
Bucht zu finden, da der Kotgang der FAT- Buchten nur zum Teil einsichtig war.
Wenn sich Tiere im nicht von außen einsehbaren Bereich befanden und die
Kapitel 5
Diskussion
33
Nachbarboxen nicht frei waren, musste man in eine Bucht hineingehen und von
dort aus beurteilen. Das kann jedoch das Verhalten der Ferkel beeinflussen. Es
wäre von Nutzen gewesen dort Spiegel anzubringen, um von außen einsehen zu
können. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, die Bucht während der
Aufwachphase zu filmen und anschließend das Video auszuwerten. Das hätte
auch eine kontinuierliche Beobachtung ermöglicht, jedoch muss der gesteigerte
Zeitaufwand bedacht werden.
Die Nachbeobachtungszeit betrug 22 Stunden, Schmerzreaktionen können aber
bis zu einer Woche anhalten (HAY et al. 2003). Die Dauer der Schmerzreaktionen
nach der Kastration, konnte in dieser Studie deswegen nicht erfasst werden.
Kapitel 6
Schlussfolgerungen
34
6 SCHLUSSFOLGERUNGEN
Als Schlussfolgerungen können wir auf Grund der vorliegenden Untersuchung die
eingangs aufgestellten Hypothesen folgendermaßen beantworten:
•
Dass die Schmerzäußerungen bei der Narkoseapplikation nur in geringem
Ausmaß auftreten, konnte nicht bestätigt werden. Mögliche Gründe dafür
sind der Schmerzstimulus durch die einstechende Nadel, die Reizung
durch paravenöse Injektion, oder auch nur die Fixierung des Ferkels.
•
Dass eine gute Schmerzausschaltung während der Kastration besteht, hat
sich ebenfalls nicht bewahrheitet.
Narkosedosierung.
Diese
wurde
Das liegt zum Großteil an der
nicht
für jedes
Tier
individuell
vorgenommen und auch nicht an die Narkosetiefe angepasst. Bei
individueller
Nachdosierung,
wenn
der
Zwischenzehenreflex
noch
auslösbar ist, könnte die Schmerzausschaltung während der Kastration
bewerkstelligt werden.
•
Die dritte Hypothese, dass die Belastung in der Aufwachphase nur ein
geringes Ausmaß hat, muss auch verworfen werden, da die Aufwachphase
lange dauert und die Ferkel post operative Schmerzreaktionen zeigen. Aus
diesem
Grund wäre es sinnvoll
zusätzlich ein
Schmerzmittel zu
verabreichen.
Die Arbeit zeigte aber, dass Schmerzäußerungen gut über Schmerzverhalten der
Ferkel festgestellt werden können. Die lange Aufwachphase bedeutet aber, dass die
Methode für die Praxis wenig geeignet ist.
Kapitel 7
Zusammenfassung
35
7 ZUSAMMENFASSUNG
Die chirurgische Kastration männlicher Ferkel ohne Schmerzausschaltung ist in
Europa eine verbreitete Methode, um den Ebergeruch des Schweinefleisches zu
vermeiden. Zur Zeit sind verschiedene Methoden der Schmerzausschaltung in
Diskussion.
In
der
vorliegenden
Allgemeinanästhesie,
Studie
eine
wird
Methode
die
die
am
Kastration
unter
Lehr-
Forschungsgut
und
intravenöser
der
Veterinärmedizinischen Universität Wien angewandt wird, anhand des Verhaltens der
Ferkel während und nach der Kastration beurteilt.
Die Anästhesie bestand aus Azaperon (2mg/kg KG) und Ketamin (25mg/kg KG) in
der Mischspritze und wurde in die Ohrvene appliziert.
Insgesamt wurden 149 Ferkel untersucht, wobei 91 männliche Ferkel (6-18 Tage alt,
mehr als 2 kg KG) kastriert wurden. 58 Tiere bildeten die Kontrollgruppe für die
Aufwachphase in der Bucht.
Während der Kastration wurden Vokalisationen und Abwehrbewegungen beurteilt. In
der Aufwachphase wurde das Verhalten der kastrierten Tiere im 15 Minuten Intervall
beobachtet und mit dem der Kontrollgruppe verglichen (0-8 und 20-22 Stunden post
castrationem).
Die Datenerhebung erfolgte durch direkte Beobachtung. Die Daten wurden mittels
descriptiver Statistik in Excel 2000 und SPSS 14.0 ausgewertet.
Die Applikation des Narkotikums ist schwierig und zu viele Ferkel (74 %) zeigen noch
Schmerzreaktionen während der Kastration.
In der Aufwachphase sind die Ferkel in ihrem Verhalten bis fünf Stunden post
castrationem stark beeinträchtigt. Die Schmerzreaktionen halten noch länger an.
Diese Methode löst, wenn die Narkosetiefe stimmt, nur das Problem des akuten
Schmerzes während der Kastration und nicht das Problem des post operativen
Schmerzes.
Der
zusätzliche
Einsatz
eines
Analgetikums
sollte
aus
Tierschutzgründen in Erwägung gezogen werden.
Es scheint, dass die Kastration unter intravenöser Allgemeinanästhesie,
aus
ethologischer Sicht, keine adäquate Lösung darstellt, um sie in der Ferkelproduktion
einzusetzen
Kapitel 8
Summary
36
8 SUMMARY
Castration of male pigs without anaesthesia is the most common procedure across
Europe to prevent boar taint in pork. Many possibilities to eliminate pain in castration
are discussed.
The aim of the study was to evaluate the impact of intravenous general anaesthesia
on the behaviour of pigs at surgical castration.
A total of 149 piglets from 20 litters were included. 91 male pigs (6-18 d) were treated
by general intravenous anaesthesia and surgical castration, 58 animals built the
control group.
General anaesthesia was achieved by intravenous injection of a mixture of Azaperon
(2 mg/kg) and Ketamin (25 mg/kg) into the ear vein.
During castration vocalisation and defensive movenments were observed directly.
Behaviour during the wake up period was recorded by scan sampling with intervals of
15 minutes and compared to behaviour of non castrated litter mates (0-8 and 20-22 h
post castrationem).
Data were analysed with descriptive statistics and correlation analysis (Excel 2000;
SPSS 14.0)
Injection of anaesthesia into the ear vein was very difficult and there were too many
pigs showing pain reactions (74 %) during castration.
Piglets were strongly influenced in behaviour during first five hours post castration.
Pain reactions lasted even longer.
General intravenous anaesthesia just solves the problem of acute pain during
castration, if depth of anaesthesia is sufficient. The post operative pain still exists.
When using this method, it should be thought about using analgetics.
Intravenous general anaesthesia seems to be no adequate method for pig husbandry
to improve animal welfare of male pigs at castration.
Kapitel 9
9
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Nr 35/2008)
Richtlinie des Rates vom 19. November 1991 über die Mindestanforderungen für
den Schutz von Schweinen (91/630/EWG)
Richtlinie 2001/93/EG der Kommission vom 9. November 2001 zur Änderung der
Richtlinie 91/630/EWG über die Mindestanforderungen für den Schutz von
Schweinen.
Kapitel 10
10 ANHANG
10.1 Erhebungsprotokolle
Anhang
42
Anhang
Kapitel 10
Erhebunqsblatt
Datum:
Protokollführerin:....
Raumtemperatur:...
Uhrzeit:
Operateurin:
Mondphase:
Saunummer:
Geburtsdatum:
Ursprüngliche Wurfgröße:
Ursprünglich (^:
Ferkelalter:
Verbliebene Ferkel:.
Verbliebene 3:
Entnahmezeitpunkt aus Bucht:
Dauer Ferkelfangen:
min
OP Start:
Dauer OP:
min
sec
Durchschnittl. Ferkelgewicht:
Besondereiten:
Rückgabezeitpunkt in Bucht:
Start Narkoseapplikation:
Dauer Narkoseapplikation:
min
OP Ende:
Durchschnittl. OP Dauer pro Ferkel:
sec.
• kg.
Narkosedosis:
ml.
sec
min
sec.
Anhang
Kapitel 10
Ferkel ID
Veralten aufheben
Applikaten
ruhig
leiser Schrei
lauter Schrei
oB
paravenös
Schrei
keiner
leise
mittet
taut
Abwehrbewegung keine
99r
mgr
hgr
Harnabsatz
Narkosesitz
ZZ-reflex
Kieferspannung
Reaktion Waschen
Vokalisation
Zuckungen
Reaktion Hautschnitt
Vokalisation
Zuckungen
Reaktion auf Zua am
Vokalisa tJon
Samenstranq
Zuckungen
Reaktion
Samenstranaschnitt
Vokalisation
Zuckungen
Reaktion Blausprav
Vokalisation
Zuckungen
erhalten
vermindert
aufgehoben
keine
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44
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Anhang
Kapitel 10
Saunummer:
Aufwachboxen
Zeit post OP
45
Stehen/Gehen unkoordinierte
Kopf heben Ruderbewegungen Laute
Aufstehversuche
Seitenlage Brust-Bauchlage Sitzen
sonstiges
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45
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02:00
unkoordinierte Aufstehversuche =>Stehen/Gehen
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Anhang
Kapitel 10
Saunummer:
Zeit post OP
Uhrzeit
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