ethologische bewertung der intravenösen allgemeinanästhesie bei
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ethologische bewertung der intravenösen allgemeinanästhesie bei
Dieses PDF/A-Dokument wurde maschinell aus der approbierten Originalversion erzeugt. Die Originalversion finden Sie an der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität, Wien Aus dem Department „Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin" (Sprecher: Univ. Prof. Dr. M. Hess) der Veterinärmedizinischen Universität Wien Fachgebiet Tierhaltung und Tierschutz (Leiter: O. Univ. Prof Dr. Josef Troxier) „ETHOLOGISCHE BEWERTUNG DER INTRAVENÖSEN ALLGEMEINANÄSTHESIE BEI DER FERKELKASTRATION" DIPLOMARBEIT vorgelegt von Barbara Czech November 2008 Betreuer: Ass. Prof. Dr. med. vet. Johannes Baumgartner Dr. med. vet. Christine Leeb Gutachter: o. Univ. Prof. Dr. med. vet. Josef Troxier Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sipos, Dipl. ECPHM Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS 1 2 EINLEITUNG LITERATURÜBERSICHT 2.1 Ebergeruch 2.2 Chirurgische Kastration 2.2.1 Ohne Schmerzausschaltung 2.2.2 Mit Loicalanästhesie 2.2.3 Unter Aligemeinanästhesie 2.2.3.1 Intramuskulär 2.2.3.2 Inhalation 2.3 Alternativen zur chirurgischen Kastration 2.3.1 Immunkastration 2.3.2 Ebermast 2.3.3 Spermasexing 2.4 Schmerz 2.4.1 Schmerzäußerungen beim Ferkel 2.5 Narkosemedikation 2.5.1 Eigenschaften 2.5.1.1 Azaperon 2.5.1.2 Ketamin 2.6 Überprüfung des Narkosesitzes 3 TIERE, MATERIAL UND METHODE 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 1 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 4 5 6 6 6 6 6 6 7 8 Stall Tiere Kastration, Narkose Datenerhebung Statistische Analyse 8 9 10 14 18 ERGEBNISSE 19 4.1 4.2 4.3 4.4 Narkoseapplikation Dosierung und Narkosesitz Schmerzausschaltung während der Kastration Aufwachphase 19 20 22 23 DISKUSSION 30 5.1 5.2 Ergebnisse Methode 30 32 SCHLUSSFOLGERUNGEN ZUSAMMENFASSUNG.... SUMMARY LITERATURVERZEICHNIS ANHANG 34 35 36 37 42 4 5 6 7 8 9 10 10.1 Erhebungsprotokolle 42 Abbildungsverzeichnis ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Abb Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung Idung 1: Kastenstand 8 2: FAT- Bucht 9 3: Operationsbereich 9 4: Aufwachboxen 10 5: Gittenwagen 11 6: Narkoseapplikation 12 7: Narkotisierte Ferkel in der Aufwachbox ante castrationem 12 8: Kastration mittels Emaskulator 13 9: Ferkel in der Aufwachbox post castrationem 14 10: Zeitstreifen des Arbeitsablaufes 18 11: Vokalisation bei Fixierung ohne weitere Manipulation (n=91) 19 12: Reaktionen bei der Narkoseapplikation (n=91) 20 13: Kieferspannung (n=91) 21 14: Reaktionen der Ferkel (n=91) während der Kastration 22 15: Verhalten in der Aufwachbox, Hauptparameter 24 16: Verhalten in der Aufwachbox, Nebenparameter 25 17: Verhalten in der Bucht, Liegen 26 18: Verhalten in der Bucht, Aufenthalt am Gesäuge 27 19: Verhalten in der Bucht; Aufenthalt im Ferkelnest 28 20: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen kastrierter Ferkel 29 21: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen nicht kastrierter Ferkel 29 Tabeilenverzeichnis TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Zusammenfassung der Stärken und Schwächen der chirurgischen Kastration und ihrer Alternativen im Bezug auf das Ferkelbefinden (BORELL et al.,2008) 5 Tabelle 2: Anzahl der verwendeten Tiere pro Beurteilungskategorie 15 Tabelle 3: Zusammenhang zwischen Dosierung und Schmerzreaktionen während der Kastration (n=61) 21 Kapitel 1 1 Einleitung EINLEITUNG in Österreich und vielen anderen Ländern werden männliche Ferkel ohne Betäubung chirurgisch kastriert. Hauptgrund dafür ist der Ebergeruch des Fleisches, der beim Verzehr als unangenehm und abstoßend empfunden wird. Weltweit werden aus diesem Grund über 600 Millionen Ferkel jährlich kastriert, allein in Europa sind es 100 Millionen jährlich (PROVIEH, 2008). Das Bundesgesetz über den Schutz der Tiere § 7 Absatz 3 besagt, dass „Eingriffe, bei denen ein Tier erhebliche Schmerzen erleiden wird oder erleiden könnte, dürfen, ..., nur von einem Tierarzt und nach wirksamer Betäubung und postoperativer Schmerzbehandlung durchgeführt werden. Eingriffe bei denen keine Betäubung erforderlich ist, können auch von einer sonstigen sachkundigen Person vorgenommen werden." Nach der Richtlinie des Rates 91/630/EWG Anhang Kapitel 1 gilt folgendes: „Alle Eingriffe, die Identifizierung nicht therapeutischen der Schweine in oder diagnostischen Übereinstimmung mit Zielen oder der den geltenden Rechtsvorschriften dienen und die zu Beschädigung oder dem Verlust eines empfindlichen Teils des Körpers oder einer Veränderung der Knochenstruktur führen sind verboten. Es gelten folgende Ausnahmen: ...Eine Kastration männlicher Schweine mittels eines anderen Verfahrens als dem Herausreißen von Gewebe; ...Die genannten Eingriffe dürfen nur durch den Tierarzt oder eine andere ... qualifizierte Person mit Erfahrung bei der Durchführung des jeweiligen Eingriffs mit geeigneten Mitteln und unter hygienischen Bedingungen vorgenommen werden. Eine Kastration ... nach dem siebten Lebenstag darf nur durch einen Tierarzt unter Anästhesie und anschließender Verwendung schmerzstillender Mittel durchgeführt werden." Die Richtlinie 2001/93/EG Absatz 4 besagt: „Kastration führt häufig zu anhaltenden Schmerzen, die sich durch Einreißen des Gewebes noch verschlimmern. Diese Praktiken schaden daher, vor allem wenn sie von inkompetenten bzw. unerfahrenen Personen durchgeführt werden, dem Wohlergehen der Schweine. Damit geeignete Verfahren angewendet werden, sollten entsprechende Vorschriften erlassen werden." Da die Kastration ohne Betäubung erhebliche Schmerzen für die Tiere verursacht, ist sie aus Tierschutzgründen höchst bedenklich. Auch die Altersgrenze mit sieben Tagen ist aus Tierschutzgründen nicht gerechtfertigt, da Ferkel in den ersten Kapitel 1 Einleitung Lebenstagen den Schmerz ebenso empfinden, wie ältere Tiere (TAYLOR et al., 2001). In einigen Ländern hat hier bereits ein Umdenken begonnen. So dürfen in Norwegen Ferkel seit 2002 auch vor dem siebten Lebenstag nur noch unter Schmerzausschaltung kasthert werden. Ab 2009 soll in Non/vegen ein komplettes Kastrationsverbot in Kraft treten. In den Niederlanden wird die Kastration ohne Schmerzausschaltung ab 1.1.2009 verboten, in der Schweiz ab 2010 (KUPPER, 2007; KUPPER, 2008). Diese Entwicklung lässt die Vermutung zu, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Kastration ohne Anästhesie EU-weit verboten wird. Bis dahin sollte eine, aus Tierschutzsicht sinnvolle und für den Ferkelproduzenten praktikable Alternative gefunden sein. In den letzten Jahren häufen sich internationale Publikationen über Alternativverfahren zur chirurgischen Kastration ohne Schmerzausschaltung. Es gibt jedoch noch keine Studien über die intravenöse Allgemeinanästhesie bei der Ferkelkastration. Die vorliegende Studie hat sich zum Ziel gesetzt, die intravenöse Allgemeinanästhesie anhand von, am Verhalten gemessenen, Schmerzäußerungen, ethologisch zu bewerten. Eine parallele Studie beurteilte die Praktikabilität dieser Methode (GÖSSLER, 2008). Folgende Hypothesen wurden in der vorliegenden Studie aufgestellt: • Schmerzäußerungen bei der Narkoseapplikation treten nur in geringem Ausmaß auf • Es besteht eine gute Schmerzausschaltung während der Kastration • Die Belastung in der Aufwachphase hat ein geringes Ausmaß. Kapitel 2 Literaturübersicht 2 LITERATURÜBERSICHT 2.1 Ebergeruch Unter Ebergeruch sind Geruchs- und Geschmacksabweichungen bei Schweinefleisch zu verstehen, die besonders bei nicht kastrierten männlichen Tieren auftreten. Das Hormon Androstenon und Skatol werden dafür verantwortlich gemacht. Androstenon wird im Hoden synthetisiert und stellt das bedeutenste Pheromon des Ebers dar. Die Synthese wird durch das Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) und das Luteinisierende Hormon (LH) gesteuert. Androstenon ist lipophil und lagert sich, nachdem es über die V. testicularis in den Blutkreislauf gelangt ist, im Fettgewebe ein. Skatol entsteht durch den bakteriellen Tryptophanabbau im Darm. Es reichert sich in der Leber, in den Nieren und im Fettgewebe an (BAUMGARTNER et al., 2004). 2.2 Chirurgische Kastration Bei der chirurgischen Kastration wird die Haut am Scrotum durchschnitten, der Hoden aus dem Hodensack herausgezogen und der Samenstrang durchtrennt. 2.2.1 Ohne Schmerzausschaltung Diese Methode kann am Ferkel bis zum siebten Lebenstag von einer sachkundigen Person ohne Anästhesie durchgeführt werden. TAYLOR et al. (2001) zeigten, dass kein Unterschied in den Schmerzäußerungen zwischen Tieren, die jünger als sieben Tage sind, und älteren besteht. Die chirurgische Kastration ohne Schmerzausschaltung verursacht erheblichen Schmerz, sowohl während der Kastration als auch danach in der Heilungsphase. 2.2.2 Mit Lokalanästhesie Vor Beginn der Kastration wird ein Lokalanästhetikum, wie zum Beispiel Lidocain verabreicht. Die Wirkung tritt nach frühestens drei Minuten ein und hält bis zu zwei Stunden an. Es sollte sowohl der Samenstrang, als auch die Haut betäubt werden. Dazu wird das Lokalanästhetikum subcutan am Scrotum und intratestikulär oder intrafunikulär verabreicht. Durch diese Methode kann der Kastrationsschmerz deutlich verringert, jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden (JÄGGIN, 2008). Kapitel 2 2.2.3 2.2.3.1 Literaturübersicht Unter Allgemeinanästhesie Intramuskulär Hier wird ein Anästhetikum intramuskulär verabreicht. LAHRMANN (2006) und LAHRMANN et al. (2006) verwendeten eine Mischung aus 2 mg/kg Azaperon und 25 mg/kg Ketamin. Eine chirurgische Toleranz wird nach fünf Minuten erreicht und hält 20 Minuten an. Man erreicht eine ausreichende Analgesie mit akzeptabler Nachschlafdauer (WALDMANN et al., 1994). 2.2.3.2 Inhalation Als Narkosegas stehen Halothan, Isofluran und die Kombination aus CO2/O2 zur Verfügung. Alle drei Gase zeigen eine gute analgetische Wirkung während der Kastration. Halothan und Isofluran sind apparativ aufwendig und es besteht die Gefahr des Malignen Hyperthermie Syndroms (HEINRITZI et al., 2006). Nach WENGER et al. (2002) ist die Halothannarkose eine einfach anzuwendende Methode. Die Ferkel sind einige Minuten nach dem Eingriff wieder völlig gehfähig. Bei der Kombination von CO2/O2 kommt es zur Hyperventilation und Schnappatmung (LAUER et al., 1994). 2.3 Alternativen zur chirurgischen Kastration 2.3.1 Immunkastration Bei dieser Methode wird ein synthetisches Analogen zum GnRH zweimal im Abstand von vier Wochen appliziert, wobei die zweite Applikation spätestens vier Wochen vor dem Schlachttermin durchgeführt werden muss. Durch dieses synthetische Hormon kommt es zur Neutralisation des GnRH und damit zur Unterbrechung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse. Dies führt zu einer Einstellung der Sexualsteroidhormonproduktion und damit auch der Produktion von Skatol und Androstenon, die für den Ebergeruch verantwortlich sind (BAUMGARTNER et al., 2004). 2.3.2 Ebermast Diese Methode wird vor allem im Vereinigten Königreich, Irland, Spanien und Portugal angewandt (BONNEAU, 1998). Die Tiere werden jünger und damit mit geringerem Gewicht (ca. 70 kg) geschlachtet. Der Skatol- und Androstenongehalt variiert auch zwischen den einzelnen Rassen sehr stark Kapitel 2 Literaturübersicht (BABOL et al., 2004; XUE et al., 1996). Außerdem ist die Zusammensetzung der Mastgruppen von Bedeutung. Der Kontakt zu weiblichen Schweinen führt zu geringeren Skatolwerten (ANDERSSON et al., 1997), der Kontakt zu östrischen Sauen steigert jedoch den Androstenongehalt (GIERSING et al., 2000). Weiters spielen Lichtregimes (CLAUS et al., 1994) und Fütterung (ANDERSSON et al., 1998) eine Rolle. Bei der Ebermast wird jedoch eine zusätzliche Kontrolle nach der Schlachtung nötig, weil der Ebergeruch nicht sicher verhindert werden kann (BAUMGARTNER et al., 2004). 2.3.3 Spermasexing Hier werden die Samenzellen nach ihrem unterschiedlichen DNA- Gehalt photometrisch in männliche und weibliche getrennt (JOHNSON, 1996). Verwendet werden dann nur die weiblichen, wodurch die Kastration entfällt. Diese Methode wird beim Schwein allerdings nur bei der in- vitro Fertilisation angewandt (STEENBLOCK, 2002). Tabelle 1: Zusammenfassung der Stärken und Schwächen der chirurgischen Kastration und ihrer Alternativen Im Bezug auf das Ferkelbefinden (BORELL etal., 2008) Aspekt Chirurgische Chirurgische Kastration ohne Kastration mit Anästhesie Immuno- Ebermast Spermasexing kastration Anästhesie A: Allgemein B; Lokal A:- Handlingstress +/-- +/- +++ ++ +++ +++ ++ +++ +++ +/- +/- +++ B:Schmerzen bei A: ++ der Kastration B: + Schmerzen A:-? nach der B:-? Kastration Verhalten +++ A: +++ B: +++ während der Mast Gesundheit + A:- 4+/6- A: 5+/3- +++ +/- B:Gesamt B: 4+/3+ = positiver Effekt auf cJas FerkelbefincJen - = negativer Effekt auf das FerkelbefincJen ? = unsicherer oder gemischter Effekt auf das Ferkelbefinden 7+/4- 8+/5- 12+ Kapitel 2 Literaturübersicht 2.4 Schmerz Nacli einer Definition der „international Association for the Study of Pain" (1979) ist "Schmerz eine unangenehme sensorische und gefühlsmäßige Erfahrung, die mit akuter oder potentieller Gewebeschädigung einhergeht oder in Form solcher Schädigungen beschrieben wird' (SAMBRAUS,1997). 2.4.1 Schmerzäußerungen beim Ferkel Die Kastration verursacht akuten Schmerz, der fünf Tage persistiert (HAY et al., 2003). Während der Kastration zeigen Ferl<el Schmerz durch Vokalisation und Abwehrbewegungen. Es wurden drei Typen der Vokalisation festgestellt, nämlich grunzen, kreischen und schreien (MARX et al., 2003). Die Frequenz der Vokalisation steigt mit dem Schmerz (WHITE et al., 1995). Die Ferkel sind nach der Kastration am Gesäuge inaktiver, das heißt sie massieren und saugen weniger. Außerdem zeigen sie Schmerzen nach der Kastration, indem sie mit dem Schwanz wedeln, sich zusammenkauern, auf der Hinterhand rutschen und zittern. Sie sind häufiger isoliert und desynchronisiert in ihrem Verhalten (HAY et al., 2003). 2.5 Narkosemedikation 2.5.1 2.5.1.1 Eigenschaften Azaperon Azaperon ist ein Neuroleptikum, das als Sedativum für Schweine im Handel ist. Die Wirkung hält ca. ein bis drei Stunden an. Die Halbwertszeit beträgt beim Schwein 2,5 Stunden. Nach Applikation besteht eine Wartezeit von 5 Tagen auf essbares Gewebe (LÖSCHER, 2006 b). 2.5.1.2 Ketamin Ketamin erzeugt eine dissoziative Anästhesie, das heißt Hypnose, Empfindungslosigkeit und Analgesie. Außerdem führt es zur Katalepsie, das heißt, es kommt zu einem Zustand motorischer Antriebslosigkeit, bei gleichzeitig erhöhtem Muskeltonus. Auch eine hohe Dosierung führt zu keiner Muskelrelaxation. Das bedeutet, dass Husten-, Schluck- und Lidreflex voll erhalten bleiben. Bei Unterdosierung kann es vorkommen. Kapitel 2 Literaturübersicht 7 dass sich der Patient im Zustand der Katalepsie befindet, aber noch voll schmerzempfindlich ist. Die Wirkung beruht auf einer Hemmung von Glutamat- Rezeptoren vom NIVIDA- Typ im Gehirn. Ketamin kann intramuskulär oder intravenös verabreicht werden. Je nach Dosis tritt die Wirkung bei intramuskulärer Applikation nach 3-10 Minuten ein und hält 15-45 Minuten an. Nach der Anästhesie erholen sich die Tiere nur langsam. Innerhalb von zwei Stunden stehen die meisten Tiere wieder. Eine Wartezeit von 3 Tagen auf essbares Gewebe muss eingehalten werden. Beim Schwein hat sich die Kombination mit Azaperon bewährt. (LÖSCHER, 2006 a) 2.6 Überprüfung des Narkosesitzes Die Narkosetiefe kann über eine ganze Reihe von Parametern festgestellt werden. Dazu zählen Reflexe, Muskelrelaxation, Herz- und Atemfrequenz, Pupillengröße und Rotation des Auges. Es gibt jedoch einige Anästhetika, wie zum Beispiel Ketamin, die die Evaluierung der Narkosetiefe erschweren. An Reflexen können folgende herangezogen werden: Lidreflex, Schluckreflex, Zwischenzehenreflex, Ohrabwehr, Cornealreflex und Laryngealreflex. Zur Überprüfung des Zwischenzehenreflexes wird mit einer Pinzette in die Haut zwischen den Zehen gezwickt, woraufhin das Tier den Fuß bei unzureichender Narkosetiefe zurückzieht Der Zwischenzehenreflex ist ein guter Indikator bei Allgemeinanästhesie mit Pentobarbital (McKELVEY, 2003). Die Kieferspannung wird durch den Versuch das Maul zu öffnen überprüft und lässt mit zunehmender Narkosetiefe nach. Es ist zu beachten, dass Medikamente wie Diazepam den Muskeltonus senken und solche wie Ketamin diesen steigern. (McKELVEY, 2003) Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 8 3 TIERE, MATERIAL UND METHODE 3.1 Stall Die vorliegende Studie fand am Schweinezuchtbetrieb „Medau" des Lehr- und Forschungsgutes der Veterinärmedizinischen Universität Wien statt. Im Abferkelstall befinden sich Abferkelbuchten mit Kastenstand für acht Muttersauen, FAT- Abferkelbuchten für ebenfalls acht Muttersauen und Buchten für Absetzferkel mit flexiblen Abteilen, Ruhekisten, Aktivitäts- und Kotbereich und Teilspaltenboden. Die Abferkelbuchten mit Kastenstand (Abbildung 1) sind mit Teilspaltenboden ausgestattet. Seitlich im Eck, am Kopfende des Kastenstandes befindet sich das Ferkelnest. Dieses wird bei Bedarf durch eine Rotlichtlampe erwärmt. Die seitliche Begrenzung des Ferkelnests bilden durchsichtige Plastiklaschen, die bis zum Boden hängen, um die Wärme im Ferkelnest zu halten. Die Bucht ist mit etwas Stroh eingestreut. Abbildung 1: Kastenstand Die FAT- Buchten (Abbildung 2) sind ebenfalls mit Teilspaltenboden ausgestattet. Die Abtrennung zwischen den einzelnen Buchten besteht aus Holzplatten. Im Kotgang stellen Gittertüren die Abgrenzung zwischen den Buchten dar. Diese können so geöffnet werden, dass sie die Buchten vom Kotgang trennen. Auch die FAT- Buchten sind mit je einem Ferkelnest ausgestattet. Dieses steht mit zwei Seiten an der Buchtbegrenzung an und ist auf einer Seite mit einer Kapitel 3 Tiere, Material und Methode Holzplatte bis ca. 25 cm über dem Boden verkleidet. Auch hier sind die Ferkelnester mit je einer Rotlichtlampe ausgestattet. } Wf^X :i Abbildung 2: FAT- Bucht Der Operationsbereich befindet sich außerhalb des Abferkelstalls in einem offenen Raum (Abbildung 3). Abbildung 3: Operationsbereich 3.2 Tiere Der Betrieb „Medau" besitzt 45 bis 50 Zuchtsauen der Rasse Deutsches Edelschwein und deren Nachzucht. Es befinden sich 60 bis 70 Aufzuchtferkel, 15 Jungsauen und ein Eber im Bestand. Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 10 Pro Jahr finden ungefähr 100 Geburten statt, mit im Schnitt neun abgesetzten Ferkeln pro Wurf. Die Abferkelung geschieht in Gruppen im drei- WochenRhythmus, abwechselnd im Kastenstand und in der FAT- Bucht. In der gegenständlichen Studie wurden insgesamt 149 Ferkel aus 20 Würfen untersucht. Die Versuchsgruppe bestand aus 91 männlichen zu kastrierenden Ferkeln, zwischen 6 und 18 Tagen. 14 Tage war das durchschnittliche Alter der Tiere. Das Durchschnittsgewicht lag bei 4,2 kg, wobei das kleinste Ferkel 2,2 kg, das größte 6,73 kg wog. Die Kontrollgruppe, die für die Beurteilung der Aufwachphase in der Bucht zum Vergleich herangezogen wurde, bestand aus insgesamt 58 Tieren. Es handelte sich um 54 weibliche und zwei männliche Ferkel, deren Körpergewicht weniger als zwei Kilogramm betrug, sowie ein Bruchferkel und einen Kryptorchiden, die alle nicht narkotisiert wurden. Eine Tierversuchsgenehmigung war nicht notwendig, da es sich um eine Routinetätigkeit im Betrieb handelte, die auch ohne Studie so stattgefunden hätte. 3.3 Kastration, Narkose Der Operationsbereich war ein offener Raum direkt vor den Türen zu den Abferkelställen. Er beinhaltete einen Operationstisch und drei Aufwachboxen. Diese waren aus Plastik und 1 x 0,5 x 0,5 m groß. Sie wurden mit Karton ausgelegt und mit Stroh eingestreut. Über den Boxen waren Rotlichtlampen befestigt, um einer Hypothermie durch die Narkose vorzubeugen (Abbildung 4). Abbildung 4: Aufwachboxen Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 11 Weiters wurde eine Waage, Operationsbesteck, welches einen Emaskulator, ein Skalpell und Pinzetten beinhaltete, Tupfer, Handschuhe und Jodlösung benötigt. Der Tisch wurde mit Jodlösung desinfiziert und das Operationsbesteck in eine Schale mit Jodlösung gelegt. Anschließend wurde das Narkotikum vorbereitet. Verwendet wurde die Injektionsnarkose nach Lahrmann. Diese bestand aus 25 mg/kg KG Ketamin und 2 mg/kg KG Azaperon in der Mischspritze. Das Narkotikum wurde gleich zu Beginn für alle an diesem Tag zu kastrierenden Ferkel gemischt, wobei für die Mengenberechnung des Narkotikums ein durchschnittliches Ferkelgewicht von 5 kg angenommen wurde. Am Ende des Tages wurde übriggebliebenes Narkotikumgemisch venA/orfen. Die männlichen Ferkel aus einem Wurf wurden gefangen und in einem fahrbaren Gitterwagen (Abbildung 5) zum Operationsbereich transportiert. Die weiblichen Tiere des Wurfes blieben in der Bucht bei der Muttersau, ebenso Bruchferkel und Kryptorchiden. Abbildung 5: Gitterwagen Aus jedem Wurf wurde ein Ferkel gewogen, das nach subjektivem Empfinden den Wurf am besten repräsentierte. Dieses Gewicht wurde anschließend für die Berechnung der Dosierung des Narkosemittels für den gesamten Wurf verwendet. Zur Kontrolle wurden auch alle anderen Ferkel gewogen, um bei schlechtem Sitz der Narkose Rückschlüsse ziehen zu können. Ferkel, bei denen beim Abwiegen ein geringeres Körpergewicht als zwei Kilogramm festgestellt Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 12 wurde, wurden in die Bucht zurückgebracht. Diese wurden in der Studie zur Kontrollgruppe gezählt und erst zu einem späteren Zeitpunkt kastriert. Die Narkoseapplikation erfolgte intravenös über die Ohrvene durch eine geübte Tierärztin (Abbildung 6). Abbildung 6: Narkoseapplikation Bis zu zehn Tiere wurden gleichzeitig in Narkose gelegt. Die Zeit bis zur tatsächlichen Kastration verbrachten die Ferkel in den Aufwachboxen (Abbildung 7). Die Ferkel wurden in gleicher Reihenfolge kastriert, wie sie in Narkose gelegt wurden. Zur Überprüfung der Narkosetiefe wurden der Zwischenzehenreflex und die Kieferspannung herangezogen. Abbildung 7: Narkotisierte Ferkel in der Aufwachbox ante castrationem Tiere, Material und Methode Kapitel 3 13 Für die Operation wurde das Ferkel am Rücken liegend von einer Person gehalten, während eine weitere Person die Kastration durchführte. Hierfür wurde der Operationsbereich mit Jodlösung desinfiziert und anschließend zwei Hautschnitte, parallel zur Raphe scroti, mit dem Skalpell angelegt. Die Hoden wurden aus dem Hodensack gedrückt und unter leichtem Zug einmal um die Längsachse gedreht. Dann wurde der Samenstrang mit dem Emaskulator (Abbildung 8) 10 Sekunden gequetscht und anschließend der Hoden abgetrennt. Zur Infektionsprophylaxe wurde antibiotikumhältiger Blauspray auf die Wunden gesprüht. . * Abbildung 8: Kastration mittels Emaskulator Nach der erfolgten Operation kamen die Ferkel zurück in die Aufwachboxen, wo sie eine Stunde lang blieben (Abbildung 9). Bevor sie in die Bucht zurückgebracht wurden, wurden sie noch mit einem Fettstift markiert. Tiere der Kontrollgruppe wurden andersfarbig markiert, um die Gruppen bei der Beobachtung der Aufwachphase leichter unterscheiden zu können. Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 14 Abbildung 9: Ferkel in der Aufwachbox post castrationem 3.4 Datenerhebung Die Studie erstreckte sich über fünf Kastrationstermine von Juli bis Oktober 2008. Zuvor wurde ein Erhebungsprotokoll für den Kastrationsverlauf, sowie für die Aufwachphase erarbeitet. Diese wurden dann, an den ersten beiden Kastrationsterminen auf ausreichenden Inhalt, sowie leichte und schnelle Anwendbarkeit geprüft und gegebenenfalls nachgebessert. Das Datenblatt zur Kastrationsevaluierung war schon beim ersten Termin ausreichend ausgereift, was uns erlaubte, die Daten aller 91 kastrierten männlichen Ferkel in die Auswertung einzubeziehen. Im Gegensatz dazu musste das Erhebungsprotokoll zur Auswertung der Aufwachphase mehrmals verbessert werden, da sie zu Beginn zu ungenau und die Nachbeobachtungsphase zu kurz angelegt war. Das führte dazu, dass die Daten der ersten beiden Kastrationstermine nicht in der Auswertung der Aufwachphase in der Bucht berücksichtigt werden konnten. Zur Beurteilung der Aufwachphase in der Box konnten alle Tiere berücksichtigt werden (Tabelle 2). Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 15 Tabelle 2: Anzahl der verwendeten Tiere pro Beurteilungskategorie Versuchstiere Kontrollgruppe Gesamt Narkosedosierung 61 0 61 Narkoseapplikation 91 0 91 Narkosesitz 91 0 91 Schmerzausschaltung 91 0 91 Aufwachphase Box 91 0 91 Aufwachphase Bucht 33 58 91 während der Kastration Die Datenerhebung erfolgte mittels selbsterstellten Erhebungsprotokollen, durch direkte Beobachtung, beginnend bei der Narkoseapplikation bis zum Aufwachen (Anhang 10.1). Das erste Blatt besteht aus allgemeinen Informationen über den Wurf, wie Geburtsdatum der Ferkel, Anzahl der männlichen Ferkel, Datum und Kastrationsbeginn. Außerdem wurden das durchschnittliche Ferkelgewicht, die Narkosedosis und Besonderheiten zu den Tieren hier verzeichnet. Unter Besonderheiten fielen zum Beispiel Durchfall, Gelenksentzündungen und Körpergewicht. Das zweite Blatt beschäftigt sich mit der Beurteilung der Narkoseapplikation, des Narkosesitzes und der Schmerzäußerungen während der Operation. Zusätzlich wurde auch das Vokalisationsverhalten beim Hochheben ohne sonstige Manipulation festgehalten, um es zum Verhalten bei Manipulation in Beziehung setzen zu können. Der Narkosesitz wurde durch Zwischenzehenreflex und Kieferspannung überprüft. Der Zwischenzehenreflex konnte erhalten, oder nicht erhalten, also positiv oder negativ sein. Er wurde durch Zwicken mit einer chirurgischen Pinzette in die Haut des Zwischenklauenspaltes überprüft. Als erhalten beziehungsweise positiv galt, wenn das Ferkel die Extremität zurückzieht. Die Kieferspannung konnte erhalten, vermindert oder aufgehoben sein. „Erhalten" war so definiert, dass sich das Maul mit der Hand nur sehr schwer bis gar nicht öffnen ließ und „Aufgehoben", dass es sich ohne Widerstand öffnen ließ. „Vermindert" wurde indirekt definiert, also ein Kieferspannung weder erhalten, noch aufgehoben war. Mittelmaß, wenn die Kapitel 3 Tiere, Material und Methode Bei der Operation selbst wurden Real<tionen auf Waschen, Hautschnitt, Zug am Samenstrang, Quetschung bzw. Durchschneiden des Samenstrangs und auf das Besprühen mit Blauspray festgehalten. Erfasst wurden Vokalisation und Abwehrbewegungen. Die Vokalisation wurde in keine, leise und laut unterteilt. „Leise" war als geringgradige Lautäußerung definiert, die nur schwach hörbar war, wie zum Beispiel grunzen oder leises Jammern. „Laut" wurde im Fall der Narkoseapplikation als Schrei festgelegt, im Narkosestadium während der Kastration jedoch als deutlich hörbares Jammern. Zuckungen wurden unterteilt in keine, leichte, starke und Schwanzbewegungen. „Leichte" wurde als schwache Bewegung einzelner Muskelgruppen definiert, „Starke" als deutlich sichtbare Kontraktionen mehrerer Muskelgruppen und deutliche Abwehrbewegungen, wie mit den Füßen zucken oder zusammenziehen des Rumpfes. Unter Schwanzbewegungen war jede Art der Bewegung des Schwanzes zu verstehen. Das dritte und letzte Blatt beschäftigt sich mit der Aufwachphase. Die kastrierten Ferkel kamen in Gruppen von maximal sechs Tieren in eine kleine Aufwachbox, wobei in eine Box immer nur Ferkel aus dem gleichen Wurf kamen. Dort blieben sie für eine Stunde, ab dem Zeitpunkt, an dem die Kastration des letzten Ferkel des Wurfes abgeschlossen war. In dieser Zeit wurde ihr Verhalten im Abstand von 15 Minuten erfasst. Beurteilt wurde ihre Position, also wie viele Tiere sich zum Kontrollzeitpunkt in Seitenlage, Brust- Bauchlage befanden, wie viele saßen und standen. Des weiteren wurde die Anzahl derjenigen erfasst, die Ruderbewegungen in Seitenlage zeigten, die den Kopf in die Höhe hoben und die unkoordinierte Aufstehversuche starteten. Unkoordinierte Aufstehversuche wurden zu den stehenden Tieren, Kopfheben zu denen in Brust- Bauchlage gerechnet. Unter unkoordinierten Aufstehversuche war zu verstehen, dass die Tiere versuchten aufzustehen, aber sofort wieder umfielen. Sie torkelten und standen maximal wenige Sekunden. Zusätzlich wurden noch Lautäußerungen festgehalten. Nach einer Stunde kamen die Ferkel zurück in die Bucht zu ihrer Mutter und ihren nicht kastrierten Geschwistern, ohne Berücksichtigung ihres Wachheitszustandes. Die kastrierten Ferkel wurden in das Ferkelnest gelegt, um sie vor Erdrücken durch die Sau zu schützen. Kapitel 3 Tiere, Material und Methode 17 In der Bucht gab es drei große Beurteilungskategorien, nämlich den Ort innerhalb der Bucht an dem sich die Tiere aufhielten, die Position in der sie sich befanden und die Schwanzbewegungen der Ferkel. Der Ort innerhalb der Bucht wurde unterteilt in Gesäuge, Ferkelnest und Buchtrest. „Gesäuge" wurde als saugen oder auch nur mit der Zitze im Maul an der Sau liegen definiert. Als „Ferkelnest" war der Aufenthalt in dem, für die Ferkel abgegrenzten Bereich, definiert. „Buchtrest" beschrieb alle übrigen Bereiche der Bucht, die nicht „Gesäuge" oder „Ferkelnest" waren. Die Position teilte sich in Liegen, Sitzen und Stehen bzw. Gehen und bei den Schwanzbewegungen wurden Schwanzwedeln, hängender und eingeringelter Schwanz unterschieden. In der Bucht wurde in allen drei Kategorien die Versuchsgruppe der Kontrollgruppe gegenübergestellt, indem im Abstand von 15 Minuten die Anzahl der Ferkel mit einem bestimmten Verhalten erfasst wurden. Die Anzahl der Ferkel in Prozent für Liegen, Sitzen und Stehen musste in Summe 100 % ergeben, ebenso für Ferkelnest, Gesäuge und Buchtrest. Schwanzbewegungen wurden nur bei den stehenden Tieren beurteilt, also musste die Summe der Tiere mit Schwanzbewegungen die Anzahl der stehenden Tiere ergeben. Außerdem wurde bei Schwanzwedeln nicht unterschieden, ob dies bei hängenden oder eingeringelten Schwanz stattfand. Zusätzlich wurden noch Hinterhandrutschen und Narkoserausch erfasst, wobei als Narkoserausch schnelles, unkoordiniertes herumlaufen definiert wurde. Die Beobachtung der Ferkel in der Aufwachphase betrug 10 Stunden, die sich auf ein mal acht und ein mal zwei Stunden aufteilten (Abbildung 10). Das Beobachtungsintervall betrug während der gesamten Aufwachphase 15 Minuten. Tiere, Material und Methode Kapitel 3 Narkoseapplikation Aufwachphase Beobachtung alle 15 Minuten V Aufwachbox -15 min Kastration Beobachtung alle 15 Mi Bucht Aufwachbox 60 min -3 min 20 Abbildung 10: Zeitstreifen des Arbeitsablaufes 3.5 Statistische Analyse Die Daten wurden mittels deskriptiver Statistik in den Programmen Excel 2000 und SPSS 14.0 ausgewertet. Die handschriftlichen Daten aus den Erhebungsprotokollen wurden in ExcelTabellen übertragen. Um die Auswertung zu vereinfachen wurden einige Parameter zusammengefasst. So wurden die Reaktionen beim Zug und Durchschneiden des Samenstrangs von einseitig/beidseitig auf Reaktion ja/nein gekürzt. In den Parametern Vokalisation und Abwehrbewegungen wurde ebenfalls auf ja/nein Antworten zusammengefasst. Die Ergebnisse der einzelnen Parameter, sowohl der eigentlichen Kastration, als auch der Aufwachphase, wurden relativ, also als prozentueller Anteil der Ferkel mit einem Verhalten, dargestellt. Bei der Auswertung der Parameter in der Aufwachphase wurden Stundenmittelwerte gebildet (0-8 Stunden und 20-22 Stunden post castrationem). Die Darstellung der Ergebnisse erfolgte verbal, graphisch und in Tabellen. Um mögliche Zusammenhänge im Auftreten von verschiedenen Schmerzäußerungen mit den durchgeführten Maßnahmen zu erkennen, wurde eine Korrelations- und Faktorenanalyse in SPSS 14.0 durchgeführt. 22 Kapitel 4 Ergebnisse 19 4 ERGEBNISSE Im Laufe der Studie gab es keine Todesfälle der Ferkel während und nach der Kastration aufgrund von Narkosekomplikationen und Nachwirkungen. Im folgenden werden die Ergebnisse in Narkoseapplikation, Dosierung und Narkosesitz, Schmerzausschaltung während der Kastration und Aufwachphase untergliedert. 4.1 Narkoseapplikation Bei der schmerzfreien Operationsvorbereitung haben 63 % der Ferkel (n=91) Vokalisationen gezeigt (Abbildung 11). 60 % der Vokalisationen waren laut. I ruhig gVokalisation 37% 63% Abbildung 11: Vokalisation bei Fixierung ohne weitere Manipulation (n=91) Die Narkosemischung wurde in die Ohrvene injiziert. Obwohl dies durch eine erfahrene Tierärztin durchgeführt wurde, wurde das Mittel in 48 % der Fälle zuerst paravenös appliziert. Beim Großteil der Tiere, die die Anästhetika zuerst paravenös appliziert bekamen, zeigte das Medikament trotzdem schnell Wirkung, indem die Tiere ruhiger wurden. Der Rest, der zur vollen Dosis komplikationslos intravenös verabreicht werden. noch fehlte, konnte danach Ergebnisse Kapitel 4 20 Während der Applikation zeigten nur 16 % der Ferkel keine Vokalisation und nur 19 % keine Abwehrbewegungen (Abbildung 12). Die Korrelationsanalyse zeigte, dass Ferkel, die bei der Narkosemittelapplikation laut schreien, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch hochgradige Abwehrbewegungen zeigen (p<0,005). Es konnten keine Korrelationen zwischen der Vokalisation bei der Fixierung ohne Manipulation und Abwehrreaktionen bei den folgenden Manipulationen festgestellt werden. Abbildung 12: Reaktionen bei der Narkoseapplilcation (n=91) 4.2 Dosierung und Narkosesitz Zur Überprüfung der Narkosetiefe wurden der Zwischenzehenreflex und die Kieferspannung herangezogen. Annähernd die Hälfte der anästhesierten Tiere (49 %) zeigte einen erhaltenen Zwischenzehenreflex. Im Bezug auf die Kieferspannung zeigten sich ähnliche Ergebnisse, mit 58 % der Tiere, bei denen diese aufgehoben war (Abbildung 13). Ergebnisse Kapitel 4 21 IKS erhalten H KS vermindert D KS aufgehoben 1% 41% 58% Abbildung 13: Kieferspannung (n=91) Die Korrelationsanalyse zeigte, dass ein erhaltener Zwischenzehenreflex positiv mit hochgradigen Abwehrbewegungen beim Hautschnitt, beim Durchschneiden des Samenstrangs, beim Besprühen der Wunde mit Blauspray, sowie mit Schwanzbewegungen beim Hautschnitt korreliert (p < 0,005). Die Narkosedosierung wurde nicht individuell berechnet, sondern das Gewicht eines Durchschnittferkels des Wurfes für die Dosierung herangezogen. Deshalb wurde auch der Zusammenhang, zwischen der Dosierung und den Reaktionen der Ferkel, während der Kastration berücksichtigt (Tabelle 3). Als Über- bzw. Unterdosierung sind Abweichungen vom Durchschnittsgewicht von mehr als 20% des Körpergewichts zu verstehen. Tabelle 3: Zusammenhang zwischen Dosierung und Schmerzreaktionen während der Kastration (n=61) Anzahl der Tiere Reaktion Keine Reaktion SUMME Genaue Dosierung 35 8 43 Überdosierung 12 2 14 Unterdosierung 4 0 4 SUMME 51 10 61 Kapitel 4 22 Ergebnisse Es wurden 23 % der Ferkel für ihr Körpergewicht zu hoch dosiert, 7 % zu gering und 70 % genau. Die höchste Überdosierung lag bei der fast doppelten Normaldosierung. Ein Ferkel mit 2,85 kg bekam die Dosierung für ein 5,3 kg schweres Tier. Das Ferkel mit der höchsten Unterdosierung hatte 6,73 kg und wurde für 4,8 kg dosiert. 81 % der genau dosierten Tiere, also die, deren Gewicht weniger als 20 % des Körpergewichts vom Durchschnittsgewicht abweicht, zeigten Reaktionen während der Kastration. Von den überdosierten Ferkel zeigten immer noch 86 % Reaktionen während der Kastration. 4.3 Schmerzausschaltung während der Kastration Bei 74 % der Ferkel waren Schmerzäußerungen während der Kastration vorhanden. 30 % zeigten in ein oder mehreren Beurteilungskriterien der Kastration Vokalisationen und 69 % Abwehrbewegungen. Die meisten Reaktionen fanden beim Durchschneiden des Samenstrangs statt, die wenigsten bei der Desinfektion der Haut (Abbildung 14). jVokalisation BAbwehrbewegungen (U •o •B ^ .ü CD c 03 D c o 3 05 X E 2 =3 (D N E ns W ro (U 0) c ü (0 -o c c .c ^ Q. ro (U <u E Q Abbildung 14: Reaktionen der Ferkel (n=91) während der Kastration DQ Kapitel 4 Ergebnisse 23 Die Korrelationsanalyse zeigte, dass Ferkel die schon beim Desinfizieren der Haut Abwehrbewegungen oder Vokalisation zeigten, dieses Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch beim Hautschnitt zeigten (p<0,005). Vokalisationen beim Zug am Samenstrang korrelierten positiv mit Vokalisation, sowie Abwehrbewegungen beim Durchschneiden des Samenstrangs (p<0,005). Schwanzbewegungen beim Schwanzbewegungen beim Desinfizieren der Haut korrelierten Hautschnitt und Zug am Samenstrang, mit sowie Vokalisation beim Hautschnitt und Abwehrbewegungen beim Auftragen des Blausprays (p<0,005). Bei den, beim Durchschneiden des Samenstrangs, festgestellten Schwanzbewegungen konnten keine Korrelationen festgestellt werden. Schwanzbewegungen beim Auftragen des Blausprays korrelierten nur mit Schwanzbewegungen beim Hautschnitt und beim Zug am Samenstrang (p<0,005). 4.4 Aufwachphase Direkt nach der Kastration wurden die Ferkel in die Aufwachboxen gegeben. Dort befanden sich nahezu alle Ferkel in Seitenlage, nur ein paar wenige konnten sich schon in Brust- Bauchlage halten. Mit zunehmender Zeitdauer stieg der Anteil an aktiven Positionen (Stehen/Gehen und Sitzen). Schon nach 15 Minuten versuchten die ersten Ferkel aufzustehen, wobei es in den gesamten 60 Minuten in den Aufwachboxen bei unkoordinierten Aufstehversuchen blieb (Abbildung 15). Am Ende der 60 Minuten befanden sich rund 50 % in aktiven Positionen. Ergebnisse Kapitel 4 24 I Seitenlage D Brust-Bauchlage Hl Sitzen II Stehen/Gehen 15 30 45 60 Minuten post OP Abbildung 15: Verhalten in der Aufwachbox, Hauptparameter Lautäußerungen stiegen zuerst an, sanken jedoch am Ende der 60 Minuten wieder. Sie bewegten sich während der gesamten Aufwachphase in der Aufwachbox auf sehr niedrigem Niveau. Ruderbewegungen, Kopf heben und unkoordinierte Aufstehversuche zeigten vermehrte Aktivität an und stiegen mit der Zeit des Aufwachens (Abbildung 16). Nach Ablauf der 60 Minuten in der Aufwachbox standen nur 40 %, wobei es aber bei 37 % nur unkoordinierte Aufstehversuche waren. Nahezu 20 % der Tiere befanden sich noch in Seitenlage. Kapitel 4 Ergebnisse 25 jUnkoordinierte Aufetehversuche Q Kopf heben H Ruderbewegungen g Laute 100 90 80 70 60 •3 50 15 30 45 60 Minuten postOP Abbildung 16: Verhalten in der Aufwachbox, Nebenparameter Nach 60 Minuten in der Aufwachbox wurden die Ferkel, unabhängig von ihrem Wachheitszustand, zurück Verhaltensunterschiede, zu in die ihren Bucht nicht gebracht. kastrierten Die meisten Wurfgeschwistern (Kontrollgruppe), konnten in den ersten fünf Stunden festgestellt werden. Die kastrierten Ferkel lagen in den ersten fünf Stunden weniger und standen beziehungsweise gingen mehr als Tiere der Kontrollgruppe (Abbildung 17). Kapitel 4 Ergebnisse 26 -•— Kastrierte Tiere - - -p- - - Nicht kastrierte Tiere Abbildung 17: Verhalten in der Bucht, Liegen Sitzen wurde in dieser Studie nur sehr vereinzelt beobachtet. Auch beim Aufenthalt am Gesäuge zeigten sich Unterschiede zwischen den Gruppen, die bis zur sechsten Stunde eindeutig erkennbar waren. Ab diesem Zeitpunkt, zeigte sich kein Unterschied mehr. Bis zur dritten Stunde saugten weniger kastrierte Tiere, als Tiere der Kontrollgruppe. Von da an, bis zur sechsten Stunde, befanden sich mehr kastrierte Tiere am Gesäuge (Abbildung 18). Ergebnisse Kapitel 4 27 -•—Kastrierte Tiere ---D--- Nicht kastrierte Tiere 0) LL 2h 3h 4h 5h 6h 7h 8h 21h 22h stunden post OP Abbildung 18: Verhalten in der Bucht, Aufenthalt am Gesäuge In den ersten fünf Stunden nach der Operation befanden sich weniger kastrierte Tiere im Ferkelnest, als Tiere der Kontrollgruppe. Nach der sechsten Stunde der Aufwachphase zogen sie sich vermehrt dorthin zurück (Abbildung 19). Kapitel 4 Ergebnisse 28 -•— Kastrierte Tiere .. -D- - • Nicht kastrierte Tiere 5h 6h 7h stunden post OP Abbildung 19: Verhalten in der Bucht; Aufenthalt im Ferkelnest Die Schwanzbewegungen zeigten, dass kastrierte Ferkel bis sechs Stunden nach der Operation vermehrt mit dem Schwanz wedelten, mit einem Peak nach vier Stunden, wo 20 % mehr kastrierte Tiere dieses Verhalten zeigten als nicht kastrierte Wurfgeschwister. Auch ließen die kastrierten Tiere bis zur achten Stunde den Schwanz vermehrt hängen (Abbildung 20 und Abbildung 21). Neben den quantifizierten Ergebnissen ist zu erwähnen, dass einzelne Ferkel aus eingeklemmten Positionen befreit werden mussten, bevor es gefährlich werden konnte. Ergebnisse Kapitel 4 29 I Schwanzwedeln S Schwanz hängt Q Schwanzeingeringelt 100% 80% 60% 0) 40% rrrnr11 I 20% - 0% «•* 2h 3h 4h 5h 6h 7h 8h 21h 22h Stunden post OP Abbildung 20: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen kastrierter Ferkel I Schwanzwedeln H Schwanz hängt • Schwanz eingeringelt 100% 80% 60% "ÖJ u. 40% 20% - Abbildung 21: Verhalten in der Bucht; Schwanzbewegungen nicht kastrierter Ferkel Kapitel 5 5 Diskussion 30 DISKUSSION 5.1 Ergebnisse Die Ergebnisse werden im folgenden in der Reihenfolge des Arbeitsablaufes inhaltlich diskutiert. Die intravenöse Applikation des Narkosemittels in die Ohrvene stellte sich als relativ schwierig heraus, auch für eine routinierte Tierärztin. Allein die Fixierung bedeutete eine Belastung für die Ferkel, die mit dementsprechenden Abwehrreaktionen reagierten. Die Applikation des Narkotikums verursachte Schmerz für die Ferkel, was zu weiteren Abwehrbewegungen führte. Einen guten Indikator für eine ausreichende Narkosetiefe stellte, laut der Korrelationsanalyse, der Zwischenzehenreflex dar. Wenn dieser nach Applikation des Narkosemittels noch auslösbar ist, sollte nachdosiert werden, auf jeden Fall jedoch, wenn das Tier bereits beim Desinfizieren der Haut Abwehrreaktionen zeigt. Die Kieferspannung ist ein weniger guten geeigneter Indikator. Da das Narkotikum Ketamin enthielt, war der Muskeltonus auch bei ausreichender Narkosetiefe nicht aufgehoben, was die Aussagekraft der Kieferspannung auf die Narkosetiefe deutlich reduzierte. Hinsichtlich der Qualität der Narkosetiefe musste festgestellt werden, dass diese in vielen Fällen unzureichend war. Zu viele Ferkel (74 %) zeigten noch Reaktionen während der Kastration. Das lässt darauf schließen, dass die Dosierung des Narkosemittels für diese Methode zu gering angesetzt wurde. LAHRMANN (2006) und LAHRMANN et al. (2006) verwendete die gleiche Dosierung intramuskulär und bei diesen Studien wurde die Narkosetiefe als ausreichend befunden. Möglicherweise wird der Wirkstoffspiegel bei der intravenösen Applikation schneller abgebaut, was, bei gleicher Dosierung, keine ausreichende chirurgische Toleranz für die Kastration mehr zulässt. Trotz der teilweise doppelten Überdosierung gab es keine Narkosezwischenfälle. Zusammenhänge zwischen Verhaltensweisen während der Kastration wurden mittels einer Korrelationsanalyse festgestellt. Korrelationen zwischen Reaktionen beim Desinfizieren der Haut und beim Hautschnitt sind auf die noch erhaltene Hautsensibilität zurückzuführen. Die Zusammenhänge zwischen Vokalisation beim Zug am Samenstrang und Abwehrreaktionen beim Durchschneiden des Kapitels Diskussion Samenstrangs hängen mit dem erhaltenen 31 Eingeweideschmerzempfinden zusammen. Bei der Beurteilung der Aufwachphase In der Bucht wurde festgestellt, dass ungefähr fünf Stunden nötig waren, bis sich die kastrierten Ferkel im Verhalten nur noch geringgradig von den nicht kastrierten Tieren unterschieden und sich der Wurf weitgehend synchron verhielt. Zu Beginn der Aufwachphase in der Bucht waren die kastrierten Ferkel noch sehr unbeholfen und teilweise auch erdrückungsgefährdet, da sie im Narkoserausch nicht adäquat reagieren konnten. Einzelne Ferkel mussten aus eingeklemmten Positionen befreit werden, bevor es gefährlich wurde. Auch LAHRMANN (2006) sieht die ersten fünf Stunden nach der Kastration als kritische Phase an und empfiehlt eine Separation der kastrierten Ferkel für diese Zeit. Kastrierte Tiere standen bis zur fünften Stunde mehr und lagen weniger als Tiere der Kontrollgruppe. In der Studie von TAYLOR u. WEARY (2000) zeigte die Ferkel innerhalb der ersten zwei Stunden ein ähnliches Verhalten. Dieses Ergebnis könnte so erklärt werden, dass die Ferkel sich noch nicht orientieren können und zu unsicher sind um sich hinzulegen. Weiters könnte das Liegen auf der Kastrationswunde den Wundschmerz verstärken. Anders als in der Studie von HAY et al. (2003) konnte in der gegenständlichen Studie Hinterhandrutschen kaum beobachtet werden. Das kann einerseits am Beobachtungsintervall liegen, andererseits daran, dass es erst später im Verlauf der Wundheilung beginnt und bis zweiundzwanzig Stunden post castrationem noch nicht so oft zu beobachten ist. Das gleiche gilt wahrscheinlich auch für das Sitzen. Zusammenfassend kann aus den Ergebnissen der Aufwachphase darauf geschlossen werden, dass die Aufwachphase eine Belastung für die Ferkel darstellt. Jedoch ist es nicht leicht aus den Ergebnissen der Aufwachphase zu schließen, ob die Reaktionen auf den Schmerz oder die Nachwirkungen der Narkose zurückzuführen sind. Beispielsweise könnte ein hängender Schwanz sowohl als Schmerzreaktion, als auch als Nachwirkung der Narkose gedeutet werden. Schwanzwedeln ist als Schmerzreaktion zu deuten. Dieses Verhalten wird auch in der Studie von HAY et al. (2003) als Schmerzausdruck bei kastrierten Ferkeln beschrieben. Kapitel 5 Diskussion 32 Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Dauer der schmerzlindernden Wirkung der Anästhesie zu beurteilen. Laut LÖSCHER (2006 b) hält die sedative Wirkung von Stresnil (=Azaperon) ein bis drei Stunden. Das würde bedeuten, dass ab dem Zeitpunkt vermehrt Schmerzreaktionen zu beobachten sind. Der Peak des Schwanzwedeins in der vierten Stunde könnte damit erklärt werden. Schwanzwedeln wurde nach der vierten Stunde post castrationem wieder weniger. Das könnte auf einen gewissen Gewöhnungseffekt an den Schmerz hindeuten. Die intravenöse Allgemeinanästhesie kann bei adäquater Narkosetiefe den akuten Schmerz während der Kastration verhindern. Eigentlich sollten aus Tierschutzsicht nach Ende der Narkosewirkung keine Schmerzreaktionen feststellbar sein. Da die Ferkel in der vorliegenden Studie noch Reaktionen zeigten, ist die Notwendigkeit einer postoperativen Analgesie gegeben. 5.2 Methode Diese Studie dient ausschließlich der Beurteilung der Kastrationsmethode wie sie routinemäßig am Lehr- und Forschungsgut der Veterinärmedizinischen Universität Wien, im Rahmen der studentischen Ausbildung, durchgeführt wird. Im Gegensatz zu vielen experimentellen Studien gab es keine Vergleichs- und Kontrollgruppen. Eine Verhaltensbeurteilung ist sehr komplex. Dadurch kommt es leicht zu Interpretationsschwierigkeiten der Ergebnisse, besonders im Bezug auf Schmerz. Es sind trotzdem Schlüsse auf das Wohlbefinden der Ferkel während und nach der Kastration möglich. Da das Beobachtungsintervall wahrscheinlich einige mit Ergebnisse 15 etwas Minuten angesetzt war, ungenau. Länger wurden andauernde Verhaltensweisen konnten mit diesem Inten/all relativ gut erfasst werden. Kurz andauernde Schmerzäußerungen, wie zum Beispiel das Hinterhandrutschen, werden bei Intervallen von 15 Minuten leicht übersehen. Kürzere Intervalle (maximal fünf Minuten) oder kontinuierliche Beobachtung wären unter Umständen nötig gewesen. Teilweise war es schwer zum Beobachtungszeitpunkt überhaupt alle Tiere in der Bucht zu finden, da der Kotgang der FAT- Buchten nur zum Teil einsichtig war. Wenn sich Tiere im nicht von außen einsehbaren Bereich befanden und die Kapitel 5 Diskussion 33 Nachbarboxen nicht frei waren, musste man in eine Bucht hineingehen und von dort aus beurteilen. Das kann jedoch das Verhalten der Ferkel beeinflussen. Es wäre von Nutzen gewesen dort Spiegel anzubringen, um von außen einsehen zu können. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, die Bucht während der Aufwachphase zu filmen und anschließend das Video auszuwerten. Das hätte auch eine kontinuierliche Beobachtung ermöglicht, jedoch muss der gesteigerte Zeitaufwand bedacht werden. Die Nachbeobachtungszeit betrug 22 Stunden, Schmerzreaktionen können aber bis zu einer Woche anhalten (HAY et al. 2003). Die Dauer der Schmerzreaktionen nach der Kastration, konnte in dieser Studie deswegen nicht erfasst werden. Kapitel 6 Schlussfolgerungen 34 6 SCHLUSSFOLGERUNGEN Als Schlussfolgerungen können wir auf Grund der vorliegenden Untersuchung die eingangs aufgestellten Hypothesen folgendermaßen beantworten: • Dass die Schmerzäußerungen bei der Narkoseapplikation nur in geringem Ausmaß auftreten, konnte nicht bestätigt werden. Mögliche Gründe dafür sind der Schmerzstimulus durch die einstechende Nadel, die Reizung durch paravenöse Injektion, oder auch nur die Fixierung des Ferkels. • Dass eine gute Schmerzausschaltung während der Kastration besteht, hat sich ebenfalls nicht bewahrheitet. Narkosedosierung. Diese wurde Das liegt zum Großteil an der nicht für jedes Tier individuell vorgenommen und auch nicht an die Narkosetiefe angepasst. Bei individueller Nachdosierung, wenn der Zwischenzehenreflex noch auslösbar ist, könnte die Schmerzausschaltung während der Kastration bewerkstelligt werden. • Die dritte Hypothese, dass die Belastung in der Aufwachphase nur ein geringes Ausmaß hat, muss auch verworfen werden, da die Aufwachphase lange dauert und die Ferkel post operative Schmerzreaktionen zeigen. Aus diesem Grund wäre es sinnvoll zusätzlich ein Schmerzmittel zu verabreichen. Die Arbeit zeigte aber, dass Schmerzäußerungen gut über Schmerzverhalten der Ferkel festgestellt werden können. Die lange Aufwachphase bedeutet aber, dass die Methode für die Praxis wenig geeignet ist. Kapitel 7 Zusammenfassung 35 7 ZUSAMMENFASSUNG Die chirurgische Kastration männlicher Ferkel ohne Schmerzausschaltung ist in Europa eine verbreitete Methode, um den Ebergeruch des Schweinefleisches zu vermeiden. Zur Zeit sind verschiedene Methoden der Schmerzausschaltung in Diskussion. In der vorliegenden Allgemeinanästhesie, Studie eine wird Methode die die am Kastration unter Lehr- Forschungsgut und intravenöser der Veterinärmedizinischen Universität Wien angewandt wird, anhand des Verhaltens der Ferkel während und nach der Kastration beurteilt. Die Anästhesie bestand aus Azaperon (2mg/kg KG) und Ketamin (25mg/kg KG) in der Mischspritze und wurde in die Ohrvene appliziert. Insgesamt wurden 149 Ferkel untersucht, wobei 91 männliche Ferkel (6-18 Tage alt, mehr als 2 kg KG) kastriert wurden. 58 Tiere bildeten die Kontrollgruppe für die Aufwachphase in der Bucht. Während der Kastration wurden Vokalisationen und Abwehrbewegungen beurteilt. In der Aufwachphase wurde das Verhalten der kastrierten Tiere im 15 Minuten Intervall beobachtet und mit dem der Kontrollgruppe verglichen (0-8 und 20-22 Stunden post castrationem). Die Datenerhebung erfolgte durch direkte Beobachtung. Die Daten wurden mittels descriptiver Statistik in Excel 2000 und SPSS 14.0 ausgewertet. Die Applikation des Narkotikums ist schwierig und zu viele Ferkel (74 %) zeigen noch Schmerzreaktionen während der Kastration. In der Aufwachphase sind die Ferkel in ihrem Verhalten bis fünf Stunden post castrationem stark beeinträchtigt. Die Schmerzreaktionen halten noch länger an. Diese Methode löst, wenn die Narkosetiefe stimmt, nur das Problem des akuten Schmerzes während der Kastration und nicht das Problem des post operativen Schmerzes. Der zusätzliche Einsatz eines Analgetikums sollte aus Tierschutzgründen in Erwägung gezogen werden. Es scheint, dass die Kastration unter intravenöser Allgemeinanästhesie, aus ethologischer Sicht, keine adäquate Lösung darstellt, um sie in der Ferkelproduktion einzusetzen Kapitel 8 Summary 36 8 SUMMARY Castration of male pigs without anaesthesia is the most common procedure across Europe to prevent boar taint in pork. Many possibilities to eliminate pain in castration are discussed. The aim of the study was to evaluate the impact of intravenous general anaesthesia on the behaviour of pigs at surgical castration. A total of 149 piglets from 20 litters were included. 91 male pigs (6-18 d) were treated by general intravenous anaesthesia and surgical castration, 58 animals built the control group. General anaesthesia was achieved by intravenous injection of a mixture of Azaperon (2 mg/kg) and Ketamin (25 mg/kg) into the ear vein. During castration vocalisation and defensive movenments were observed directly. Behaviour during the wake up period was recorded by scan sampling with intervals of 15 minutes and compared to behaviour of non castrated litter mates (0-8 and 20-22 h post castrationem). Data were analysed with descriptive statistics and correlation analysis (Excel 2000; SPSS 14.0) Injection of anaesthesia into the ear vein was very difficult and there were too many pigs showing pain reactions (74 %) during castration. Piglets were strongly influenced in behaviour during first five hours post castration. Pain reactions lasted even longer. General intravenous anaesthesia just solves the problem of acute pain during castration, if depth of anaesthesia is sufficient. The post operative pain still exists. When using this method, it should be thought about using analgetics. Intravenous general anaesthesia seems to be no adequate method for pig husbandry to improve animal welfare of male pigs at castration. Kapitel 9 9 Literaturverzeichnis 37 LITERATURVERZEICHNIS ANDERSSON, K., SCHAUB, A., ANDERSSON, K., LUNDSTRÖM, K., THOMKE, S., HANSSON, I. (1997) The effect of feeding system, lysine level and gilt contact on performance, skatole levels and economy of entire male pigs. 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November 1991 über die Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen (91/630/EWG) Richtlinie 2001/93/EG der Kommission vom 9. November 2001 zur Änderung der Richtlinie 91/630/EWG über die Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen. Kapitel 10 10 ANHANG 10.1 Erhebungsprotokolle Anhang 42 Anhang Kapitel 10 Erhebunqsblatt Datum: Protokollführerin:.... Raumtemperatur:... Uhrzeit: Operateurin: Mondphase: Saunummer: Geburtsdatum: Ursprüngliche Wurfgröße: Ursprünglich (^: Ferkelalter: Verbliebene Ferkel:. Verbliebene 3: Entnahmezeitpunkt aus Bucht: Dauer Ferkelfangen: min OP Start: Dauer OP: min sec Durchschnittl. Ferkelgewicht: Besondereiten: Rückgabezeitpunkt in Bucht: Start Narkoseapplikation: Dauer Narkoseapplikation: min OP Ende: Durchschnittl. OP Dauer pro Ferkel: sec. • kg. Narkosedosis: ml. sec min sec. Anhang Kapitel 10 Ferkel ID Veralten aufheben Applikaten ruhig leiser Schrei lauter Schrei oB paravenös Schrei keiner leise mittet taut Abwehrbewegung keine 99r mgr hgr Harnabsatz Narkosesitz ZZ-reflex Kieferspannung Reaktion Waschen Vokalisation Zuckungen Reaktion Hautschnitt Vokalisation Zuckungen Reaktion auf Zua am Vokalisa tJon Samenstranq Zuckungen Reaktion Samenstranaschnitt Vokalisation Zuckungen Reaktion Blausprav Vokalisation Zuckungen erhalten vermindert aufgehoben keine leise 44 D o a a D o G D D a Q 0 0 D D G D G G G O D G G 0 D D a Ü G D G D Ü a • Ü Q O D 0 . Q • G • G-- D . G , G D G G • G D 0 0 G G G a D 0 D G G G D D G D G G G Q D G G G D G D 0 G D D O G 0 D O 0 D D n a D D G D P G G D D D D • O D a G G G • n a • G ...• G G G n n • • •D G D D D G n G D G G D a a a a a u n o n a D D G G D G G G G G D G o • n D O G G G G G a Q a D G • D D G G Ü D D 0 D pos/neg pos/neg pos/neg pos/neg pos/neg pos/neg pos/nefi pos/neg pos/neg pos/neg pos/neg pos/neg G G G G G D G G D G G G O G - D D 0 G G a a n n D G pos/neg o a D D G O G G G G G G G G D D a G G G O G 0 • O G G ' a n 0 n n n G D D G G O G laut keine leicht stark Schwanzbew. a a D 0 D G G G D D G G G D D 0 . G Q- • G a G G 0 O 0 D D D G o G o G G G G D G O a a 0 D 0 G G G G G G G G G G Ü G G G G G a G G G 0 keine leise laut keine leicht D G 0 • Q D 0 G • a a f:i D G D O a a n a n stark Schwanzbew. a G 0 G D 0 G G G G G • D D D a D n G a G G a i: r: keine leise laut keine leicht stark Schwanzbew. elns/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids einsftjeids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins^eids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids elns/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids keine leise laut keine leicht stark Schwanzbew. keine leise laut keine leicht stark Schwanzbew. eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids G G D D G D G G G G D G • O D D D O D G G r: G G D a a Q G G • G G G O G D D G G G n G D G eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids D Q D D D Q D G a o a a D Q • G • G a a n a a a G • eins/beids i eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids elns/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids eins/beids •• G G o Q G o Q o o D 0 D D n 0 G G D G Ü • D Ü • G G G G D G a a D D i:i O O a O G G O G 1] 0 D G O D G G G Q G D D O D G G a a O n o G D Anhang Kapitel 10 Saunummer: Aufwachboxen Zeit post OP 45 Stehen/Gehen unkoordinierte Kopf heben Ruderbewegungen Laute Aufstehversuche Seitenlage Brust-Bauchlage Sitzen sonstiges 0 15 30 45 01:00 01:15 01:30 01:45 02:00 unkoordinierte Aufstehversuche =>Stehen/Gehen ' 100% Bucht Zeit post OP Uhrzeit 01:00 01:15 01:30 01:45 02:00 02:15 02:30 02:45 03:00 03:15 03:30 03:45 04:00 04:15 04:30 04:45 05:00 05:15 05:30 05:45 06:00 06:15 06:30 06:45 07:00 07:15 07:30 07:45 08:00 Ferkelnest o s 3 3 3 0 3 3 3 3 3 100% 100% 100% • 0 2 0 2 2 g 2 2 g 2 0 0 2 3 3 o 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 ä 0 g 0 g Q 0 2 0 0 0 0 0 Q 0 ? 9 9 Gesäuge* Buchtrest" 3 9 rf 9 3 9 3 9 (? 9 3 9 3 9 cJ 9 3 5 3 9 c? 9 3 9 3 9 3 9 3 9 c? 9 3 9 cJ 9 3 9 3 9 c? 9 3 9 3 9 3 9 3 ? c? 9 3 9 (? 9 3 9 3 9 3 9 c? 9 3 9 3 9 3 9 c? 9 3 9 (? 9 3 9 3 9 <? 9 3 9 3 9 3 9 d9 <? 9 c? 9 3 9 <^ 9 3 9 J 2 c? 9 3 9 3 9 J 9 <? 9 3 ? 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Gesäuge' Buchtresf o 9 ü 9 d 9 o^ 9 d 2 d 9 .^ 9 d9 d 9 d 9 ö" 9 0^ 9 d 9 c? 9 c? 9 o 9 c? 9 cJ 9 Liegen" d d d d d s d s s 9 0 9 2 9 9 9 0 0 Sitzen" c^ 9 d 9 d 9 d 9 d 9 d 9 d 9 0 9 d 9 Stehen/Gehen" ä 9 d 9 3 9 d 9 c? 2 c? 9 d 9 cJ 9 d 9 46 HH-Rutschen Schwaz hängt"* Schwanzwedeln"" Schwanz eingeringelt"* Ketaminrausch sonstiges .^ 2 o' 9 <? 9 2 d 9 o d 9 9 cJ 9 ü' 9 3 d 9 d 9 d 2 0 c? 2 d o' 9 c? 2 d 2 d 9 0 S cJ 9 9 c? 9 2 o c? 9 cJ 2 d 2 c? 9