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Mit einem Fotografen auf entdeckungstour durch ein Land voller Kontraste
text: tobias hauser und Janine böhm
Fotos: tobias hauser
Das asiatische Inselreich ist voller Gegensätze: traumstrände, Vulkane, artenreiche regenwälder und alte Kulturstätten. Keine der 7107 Inseln gleicht der anderen, und alle haben sie ihren ganz eigenen reiz. Viele Filipinos bekommen die schönheiten ihres Landes jedoch nie zu Gesicht. sie sind ihr Leben lang damit beschäftigt, elementarste existenzbedürfnisse zu sichern. Der Fotojournalist tobias hauser bereiste für seine neue Live-reportage die Philippinen über mehrere Jahre immer wieder und hat ein packendes Porträt des Landes entworfen. 8 GLOBETROTTER-MAGAZIN herbst 2011
südostasien
Traumhafte Kulisse. Strandlandschaft auf der Insel Palawan.
9
D
ie 12-jährige Rosana, ein
hübsches Mädchen mit
glänzend schwarzen Haaren und einem fröhlichen
Lachen, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf,
auch wenn ihr Wohnbezirk das nicht vermuten lässt. Sie lebt in Makati,
dem Finanzzentrum der Philippinen. Die Stadt
ist seit 1975 Teil der Metropole Manila. Makati
trägt postmoderne, futuristische Züge und ist
Vorreiter in Sachen Trend und Lifestyle. Prachtvolle Boulevards, riesige Shoppingmalls und
Wolkenkratzer, die den Erfolg der ansässigen
Geschäfts- und Finanzwelt symbolisieren, erinnern an eine amerikanische Grossstadt.
Während Manager in himmelhohen Bürotürmen grosse Firmen leiten, arbeitet Rosanas Familie ganz nah an der Erde – sie bewacht die
Gräber der Toten.
Leben auf dem Friedhof. Mich verschlägt es
bei der Suche nach Motiven und spannenden
Geschichten oft in Seitenstrassen und Hinterhöfe. Auf meiner letzten Reise kam ich bei einem meiner Streifzüge durch die Stadt an einem Friedhof vorbei, auf dem ich Rosanas Fa-
10 GLOBETROTTER-MAGAZIN herbst 2011
milie kennenlernte. Ich sah einen alten Mann
auf einem Grabstein schlafen, daneben spielten Kinder und eine Frau kochte über einem
Lagerfeuer Reis. Ich sprach die Frau an und
erfuhr nach und nach die Geschichte der Familie. Rosanas Vater Emilio Petroina kam mit
seinen Eltern im Alter von drei Jahren nach
Makati. Früher hatte er einen guten Job auf einer Baustelle, doch als die Wirtschaftskrise
die Philippinen erreichte, wurde er entlassen.
Seitdem schlägt er sich mit wechselnden Tätigkeiten durch und bewacht nachts den
Friedhof, um zu verhindern, dass Menschen
hier schlafen oder sich in einer der Gruften
häuslich einrichten.
Rosana ist ein sehr ehrgeiziges und intelligentes Mädchen. Das vergangene Schuljahr hat
sie als Drittbeste abgeschlossen und wurde dafür ausgezeichnet. Und könnten ihre Eltern
auch das College bezahlen, hätte sie später vielleicht die Chance auf einen guten Arbeitsplatz.
Während Rosana im Unterricht sitzt, begleiten
ihre drei kleinen Geschwister die Eltern und
den 82-jährigen Grossvater auf den Friedhof
und pflegen dort für ein paar Pesos Gräber.
Etwa drei Franken bekommen sie im Monat
pro Grab von den Hinterbliebenen und verdie-
nen damit gerade so viel Geld, dass sie einigermassen über die Runden kommen.
Die Familie war sehr aufgeschlossen und
lud mich ein, sie am Abend nach Hause zu begleiten. Zuhause, das ist ein fensterloser, wenige Quadratmeter grosser Verschlag aus Blech
in der Nähe des Friedhofs, den sie für knapp
1500 Peso gemietet hat. Es gibt einen Ventilator,
einen alten Fernseher und eine Kühlbox. Das
WC teilen sie sich mit den Nachbarn. Während
wir uns in Europa über den richtigen Härtegrad
der Matratze Gedanken machen, stapelt sich
die Familie jede Nacht auf dem blanken Boden:
Rosana und ihre Eltern unten, die drei Kleinen
quer darüber.
Als ich sie diesmal wieder besuche, scheint
zunächst alles beim Alten, bis auf den Fakt,
dass die Kinder grösser geworden sind und das
kleine Zimmer dadurch noch enger. Es gibt jedoch zwei bedeutende Neuerungen. Rosanas
Vater Emilio hat vor Kurzem von der Stadt eine
Festanstellung als Friedhofspfleger bekommen
und verdient nun monatlich 5090 Peso, umgerechnet etwa 100 Franken. Die schlechte Nachricht ist, dass der Besitzer ihres kleinen «Appartements» verlauten liess, dass er es für seine
Hunde nutzen will. Ein Rauswurf aus dem
südostasien
fen in Manila landen, reisen entweder direkt
weiter zu ihren Strandresorts oder fahren in
eines der besseren Hotels am Roxas Boulevard
an der Manila Bay. Nur wer mit dem Bus die
Stadt quert und sie zu Fuss erkundet, wird die
Widersprüche und Gegensätze sehen.
In Manila sind die Kontraste nicht nur zwischen Armut und Reichtum sehr stark. Auch
Orient und Okzident sowie Geschichte und
Moderne prallen hier aufeinander und machen
Erkundungstouren durch die Stadt sehr reizvoll. Im alten Kern der Hauptstadt, in Manila
City, findet man weltberühmte historische Stät-
Hartes Grossstadtleben:
In Manila leben
40 Prozent
der Familien
in einem
einzigen Raum.
Ungewöhnlicher Lebensraum. Auf dem
Friedhof inmitten von Wolkenkratzern verbringt
Rosanas Familie die Tage (oben).
Vortritt dem Spanferkel. Jeepneys heissen
die populären Sammeltaxis (rechts oben).
Ungewöhnlicher Sitzplatz. Vater und Grossvater
von Rosana sitzen auf einem Grab (rechts Mitte).
Enge Verhältnisse. In diesem fensterlosen
Verschlag aus Wellblech schläft die ganze Familie
(rechts unten).
Zimmer stellt die Familie vor ein riesiges Problem: Wohin? Der anhaltende Zustrom vom
Land hat zu einem erheblichen Mangel an
Wohnraum in Manila geführt. Schon heute leben aus Platzmangel und Geldnot 40 Prozent
der durchschnittlich fünfköpfigen Familien in
einem einzigen Raum. Auf dem Friedhof selbst
darf die Familie nicht schlafen, und in der Umgebung gibt es keine für sie erschwingliche
Wohnung.
So wie diese Familie leben viele Menschen
in Manila. Mindestens 30 Prozent der Bewohner sind von Armut betroffen, haben zum Teil
kein festes Dach über dem Kopf, keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser, keinen Strom,
keine sanitären Einrichtungen. Die meisten
Touristen, die auf dem Internationalen Flugha-
des 20. Jahrhunderts. Der Pinatubo explodierte
derart heftig, dass seine ganze Kuppe weggesprengt wurde. Dann spuckte er Regen aus kochendem Schlamm und glühenden Steinen auf
die Erde und streute eine 40 Zentimeter dicke
Ascheschicht über die Kokoswälder. Trotz
frühzeitiger Evakuierung kamen gegen 1000
Menschen ums Leben, ganze Landschaften und
Dörfer wurden verwüstet.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Jimmy Boyt
als Kampfjetpilot der American Air Force in
der Nähe des Mount Pinatubo. Heute ist er
pensioniert und fliegt Touristen zu erschwinglichen Preisen zum Vulkan. Für mich ist das
natürlich eine ideale Möglichkeit, um einige
Bilder aus der Luft zu machen. In seiner kleinen Propellermaschine fliegen wir über das
ten und monumentale Bauten mit europäischer
Prägung. Eine der bedeutendsten ist die Festungsstadt Intramuros, die 1571 vom spanischen Konquistador Legaspi errichtet wurde.
Wer gerne über asiatische Märkte schlendert
und es geniesst, von exotischen Düften und
leuchtenden Farben verzaubert zu werden,
kommt ebenfalls auf seine Kosten.
Sinnbild des reichen Manila sind die
riesigen Shoppingmalls von Makati.
Diese Einkaufszentren sind Schaubühnen für Luxusgüter, Wellnessprodukte
und Designermode und versprechen
grenzenloses Einkaufsvergnügen. Sie
bieten aber auch Anschauungsunterricht
für das riesige soziale Gefälle in dieser
Stadt.
Das Auge des Vulkans. Nach einiger
Zeit in der Grossstadt zieht es mich wieder hinaus in die Natur. Luzon, die
grösste Insel des philippinischen Archipels, an deren Westküste Manila liegt,
ist eine der abwechslungsreichsten Inseln des
Landes. Fruchtbare Täler, Binnenseen, hohe
Gebirgsketten und Vulkane prägen die Landschaft. Letztere haben schon immer eine grosse Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Deshalb entschliesse ich mich, mit dem Bus nach
Angeles City zu fahren, um einen Ausflug
zum Mount Pinatubo zu unternehmen.
Der 1486 Meter hohe aktive Vulkan liegt
90 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Bis zum
Jahr 1991 galt er als erloschen, ruhte er doch
600 Jahre lang in einem tiefen Dornröschenschlaf. Am Morgen des 15. Juni 1991 begann
es jedoch in dem Berg so laut zu grollen, dass
sich Angst und Schrecken breit machten. Es
folgte einer der gewaltigsten Vulkanausbrüche
11
gewaltige Vulkanmassiv. In dessen Mitte klafft
ein gewaltiger Krater, in welchem sich ein mit
Säure und Regenwasser gefüllter See befindet,
der wie das Auge eines Riesen erschrocken zum
Himmel blickt.
Ich will mir die Region aber nicht nur aus
der Luft ansehen, sondern auch zu Fuss erkunden. Am nächsten Tag fahren mein Guide Antonio und ich zunächst mit dem Jeep Richtung
Vulkan. Je näher wir dem Feuerberg kommen,
desto spannender wird die Strecke. Es geht auf
staubigen Pisten durch einen ausgetrockneten
Flusslauf. Die Einheimischen sind mit ihren
Klimaanlage im Bus:
Wir reisen
wie verderbliche
Ware in einem
Kühltransporter
durch die Nacht.
Wasserbüffeln unterwegs. Es sind Aetas, ein
indigenes Volk, das sich nach der Eroberung
durch die Spanier 1565 hier in den Bergen versteckte. Ihr Lebensstil ist bescheiden, sie gehen
sogar noch mit Pfeil und Bogen auf die Jagd.
Unser Weg wird immer abenteuerlicher, das
Flussbett schmaler und steiniger, bis es schliesslich in eine tiefe Schlucht mündet. Hier beginnt
unsere Wanderung. Wir laufen eine Vulkanflanke hinauf, durch beeindruckende Laharlandschaften, die durch Schlammströme entstanden sind, und durch enge, von meterhohen
Aschewänden gesäumte Schluchten. Es geht
über glatte Steine und kantige Felsbrocken, wir
queren schmale Bäche und kämpfen uns rissige
Steilhänge empor. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir den Kratersee. Malerisch liegt er in
der Landschaft und schimmert in den schönsten Türkistönen.
Über uns braut sich derweil ein Unwetter
zusammen. Nur noch wenige Sonnenstrahlen
durchstossen wie Schwerter den dunklen Himmel und lassen den See stellenweise aufleuchten.
12
Wir müssen uns schleunigst auf den Rückweg
machen. Die schmalen Rinnsale in den engen
Tälern verwandeln sich bei einem Gewitter binnen kurzer Zeit in reissende Flussläufe und machen den Rückweg unmöglich. Wir haben
Glück und erreichen rechtzeitig den Jeep.
Vulkanlandschaften vermitteln eine gute
Vorstellung von der titanischen Gestaltungskraft der Natur. Dass auch Menschen gewaltige
Landschaftsumgestaltungen vornehmen können, kann man in den Zentralkordilleren im
Norden von Luzon bestaunen. Die Region um
den kleinen Ort Banaue ist bekannt
für ihre Reisterrassen, eine uralte
Kulturlandschaft, die von der
UNESCO 1995 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die «Stufen
zum Himmel», wie sie von den Erbauern genannt werden, sind mein
nächstes Reiseziel.
Zurück in Manila buche ich ein
Ticket für den Nachtbus nach Banaue. Der Bus ist verhältnismässig
teuer und deshalb nicht überfüllt.
Ich habe sogar einen reservierten
Sitzplatz. Dennoch wird die Busfahrt kein entspanntes Vergnügen,
sondern eine klimatische Heraus-
südostasien
Stufen zum Himmel. Die geschäftige Klein-
forderung. Es gilt, zwei extreme Temperaturzonen auszuhalten: draussen tropische Hitze und
drinnen polare Kälte. Das ist nicht nur in den
Bussen so, sondern überall dort, wo man sich
Klimaanlagen leisten kann. Kälte ist gewissermassen ein Luxusgut und soll von der Kundschaft deutlich wahrgenommen
werden. Fröstelnd sitze ich am
Abend, in eine extra gekaufte Decke
gehüllt, im Bus. Um mich herum andere Reisende, die versuchen, ihre
bemützten Köpfe zwischen den
Schultern zu vergraben. Erste Passagiere, mit an Wärme gewöhnten
Lungen, beginnen nach kurzer Zeit
protestierend zu husten. Vergeblich.
Der Busfahrer hat den Regler der
Klimaanlage auf gefühlte minus 10
Grad eingestellt, und da bleibt er
auch. Wir reisen wie leicht verderbliche Ware in einem Kühltransporter
durch die Nacht.
Mount Pinatubo. Wo heute ein See in der Sonne
glänzt, explodierte vor 20 Jahren der Vulkan (oben).
Vulkanlandschaft. Zu Fuss vorbei an meterhohen Aschewänden (links unten).
Praktisches Gefährt. Eine Familie unterwegs mit
dem «Wasserbüffeltaxi» (Mitte unten).
Keine Ladehemmung. Überfüllter Jeepney (u.)
stadt Banaue liegt auf einer Höhe von etwa
1200 Metern. Neben Wohnhäusern, einfachen
Unterkünften und Restaurants stehen ein Museum sowie zahlreiche Souvenirläden am zentralen Marktplatz. Die Reisterrassen um den
Ort zählen zu den spektakulärsten der Welt.
Sie ragen hier ebenso majestätisch in das
blaue Firmament wie die von Pinienwäldern
und üppigen Nebelwäldern bedeckten Berge.
Vor 3000 Jahren wurden sie von den wagemutigen Ifuago, einem vermutlich aus Indonesien stammendem Bergvolk, gestaltet. Als ich
sie zum ersten Mal sehe, bin ich sprachlos. Sie
scheinen einem Traum entsprungen zu sein.
Ganz bodenständig hingegen sind die Bewohner der Region. Die Igorot, ein indigenes
Bergvolk, zu denen auch die Ifuago zählen, bewirtschaften mit gebeugtem Rücken und flinken Händen die Reisterrassen. Die Arbeit ist
mühsam und anstrengend. Der einheimische
Reis ist nicht so ertragreich wie andere Reissorten, die ihn konkurrenzieren. Umstände, die
in den letzten Jahren zu einem gravierenden
Problem geführt haben: Die junge Generation
wandert ab und sucht bessere Verdienstmöglichkeiten im Tourismusgewerbe. Immer mehr
Felder bleiben unbestellt und sind damit vom
Verfall bedroht.
Am nächsten Tag mache ich eine Wanderung zu den Reisterrassen von Batad, die etwa
zwölf Kilometer von Banaue entfernt liegen.
Der Ausflug beginnt auf dem Dach eines Jeepneys, eine Art öffentliches Sammeltaxi mit fester Route. Die Aussicht unterwegs ist fantastisch, bis die Fahrt bei einem Pass endet, wo
der Fussweg beginnt. Zunächst führt der Pfad
durch Wald, schlängelt sich jedoch bald über
die ersten Reisterrassen. Auch Helikonien und
viel andere tropische Pflanzen wie Kaffee und
Kakao säumen den Weg. Nach etwa zwei Stunden erreiche ich meine Herberge bei einer Familie, die vier einfache Zimmer an Besucher
vermietet. Den ersten Tag verbringe ich mit
Fotografieren. Die Szenerie ist gigantisch. Die
Reisterrassen erinnern an die Sitzreihen eines
riesigen Amphitheaters und reichen Hunderte
von Metern die Berghänge hinauf.
Am nächsten Tag will ich zum fast dreissig
Meter hohen Tappiya-Wasserfall laufen. In der
Herberge spricht mich Danny an,
und fragt, ob ich nicht einen Guide
bräuchte. Er kenne sich gut aus in
der Gegend und könne mir vieles
über die Arbeit auf den Feldern erzählen. Das klingt vielversprechend,
also ziehen wir am nächsten Tag gemeinsam los. Wir laufen durch wunderschöne Terrassenlandschaften
und später durch eine Schlucht, die
hinunter zum Wasserfall führt. In
dem kleinen türkisfarbenen See, der
sich dort gebildet hat, kann man baden – ein wohlverdientes Vergnügen
nach dem Marsch. Auf dem Rückweg erklärt mir Danny, wieso man
herbst 2011 GLOBETROTTER-MAGAZIN 13
für den Reisanbau diese enorme Landschaftsumgestaltung vorgenommen hat: «Unser Reis
wächst nicht überall. Die Pflanzen brauchen
ebene, mit Wasser überschwemmte Felder. Und
da das Klima für den Reisanbau hier perfekt ist,
hat man sich dazu entschlossen, statt wie üblich
die Pflanze nach dem Gelände auszuwählen, einfach das Gelände der
Pflanze anzupassen. Unsere Felder bewässern wir noch wie vor 3000 Jahren.
Wir leiten Quellwasser aus den Bergen
durch ein ausgeklügeltes System von
Bambusrohren, Kanälen und kleinen
Gräben, von den obersten Feldstufen
bis hinunter auf die tiefer gelegenen
Terrassen.» Diese ungewöhnliche
Form der Landwirtschaft hat den Reisbauern eine weitere Nahrungsquelle
beschert: Auf den überschwemmten
14 GLOBETROTTER-MAGAZIN herbst 2011
UNESCO-Weltkulturerbe. Reisterrassen
von Banaue im Norden des Landes (oben).
Kochen wie vor 100 Jahren. Igorot-Frau in
ihrer Hütte inmitten der Reisterrassen (unten).
Trauminsel Boracay. Früher ein Travellertreff
für Insiders, heute eine Touristeninsel für Sonnenhungrige (rechts oben).
Terrassen lassen sich problemlos Fische züchten! Eine Kombination, die, wie ich noch am
gleichen Abend feststellen kann, auch auf dem
Teller fabelhaft zusammenpasst.
Vom Geheimtipp zur Partyinsel. Erstklassi-
ge Fischgerichte bekommt man auch auf der
Insel Boracay. Doch statt auf grüne Berghänge
blickt man hier beim Essen auf den Ozean.
Ich will sehen, ob es auf Boracay tatsächlich
so paradiesisch aussieht wie die perfekten
Strandaufnahmen suggerieren. Deshalb fahre
ich zurück nach Manila, von wo aus man mit
dem Flugzeug in einer Stunde auf Panay ist,
Boracays Nachbarinsel mit dem nächstgelegenen Flughafen.
Ein kleines Auslegerboot bringt mich hinüber. Schon von Weitem sehe ich den strahlend
weissen Sand des White Beach leuchten. Am
südostasien
autor Ende der 70er von der ausserordentlichen Schönheit der Insel berichtete – so heisst
es zumindest. Jedenfalls strömten bald aus allen Himmelsrichtungen sonnenhungrige
Strandurlauber nach Boracay und machten aus
einem Geheimtipp für Rucksackreisende einen
Touristenmagnet mit etlichen Hotels aller Kategorien.
Die Königin unter den Stränden ist zweifellos der vier Kilometer lange White Beach an
der Westküste, der einen Platz auf der Liste der
zehn schönsten Strände der Welt hat. Er fällt
sehr flach ab, sodass auch Kinder ihren Spass
haben. Neben den meisten Hotels haben sich
Gigantische Szenerie:
Nachmittag erkunde ich die Insel. Die Strände
sind tatsächlich einfach zu schön, um unbehelligt zu bleiben. Der Sand, wie fein gemahlene Süsswasserperlen, lässt sich von den sanften Wellen des blau und türkis schimmernden,
glasklaren Meeres kraulen. Palmen neigen ihre
grünen Köpfe dem Ozean entgegen. Eine Trauminsel mit Bilderbuchstränden. Insgesamt
30 Strände und Buchten säumen die Insel, und
alle haben ihren ganz besonderen Reiz.
Boracay ist gerade einmal zehn Quadratkilometer gross und liegt in der Visayas-Region,
im Zentrum der Philippinen. Die Insel hat in
den letzten 30 Jahren eine erhebliche Wandlung erfahren. In den 1970er-Jahren lebten die
wenigen Einwohner vom Fischfang und dem
Verkauf von Kokosnüssen, nur selten verirrte
sich ein Individualtourist hierher. Das änderte
sich schlagartig, als ein deutscher Reisebuch-
Die Reisterrassen
erinnern an
die Sitzreihen
eines riesigen
Amphitheaters.
hier auch viele Restaurants und Bars etabliert.
Bis etwa 16 Uhr hat man den Strand fast für
sich alleine, doch danach wird es lebendiger.
Von überall her strömen Menschen an die Bars,
bestellen den ersten Cocktail und warten auf
den Event des Tages, den Sonnenuntergang, für
den es auch mal Standing Ovations gibt. Wer
wie ich dem Trubel ein bisschen entgehen will,
mietet sich ein Segelboot und schippert, während sich das Meer orange färbt, die Küste entlang.
Kaum ist die Sonne verschwunden, beginnt
die Luft über den Baumkronen zu vibrieren.
Hunderte Goldkronen-Flughunde fliegen träge
umher. Mit einem Gewicht von über einem
Kilo und einer Flügelspannweite von fast zwei
Metern gehören sie zu den grössten Fledertieren der Welt.
Boracay ist ein idealer Ort, um ein bisschen
abzuhängen und sich zu amüsieren. Es gibt
nette Cafés und einige Discotheken. Auch für
Taucher lohnt sich ein Abstecher auf die Insel.
Vor der Küste erstreckt sich ein farbenprächtiger Korallengarten, dessen Ausläufer mit dem
Schnorchel sogar vom Strand aus bewundert
werden können. Als Fotograf hat mich die Insel vor die Herausforderung gestellt, neben Bildern von Wassersportlern und dem quirligen
Nachtleben auch die ursprüngliche Schönheit
einzufangen.
Kobolde und Schokoladenhügel. Betreibt
man Inselhopping und hüpft in südöstlicher
Richtung von Boracay zurück nach Panay und
weiter über Negros und Cebu, erreicht man
die Insel Bohol – mein nächstes Ziel. In der
Provinzhauptstadt Tagbilaran treffe ich David
Hettich, einen guten Freund, Fotograf und
Filmemacher, mit dem ich zusammen an einigen Reportagen für den neuen Vortrag arbeite. Wir wollen zu den Chocolate Hills, eine geheimnisvolle Hügellandschaft auf einem
500 Meter hohen Plateau im Inselinnern, die
Bohol in der ganzen Welt berühmt gemacht
hat. Zunächst sind wir jedoch mit Carlito Pizarras verabredet – er ist Tierschützer. Wir
fahren mit einem gemieteten Jeep ins «Philippine Tarsier and Wildlife Sanctuary» bei
Corella, das nur wenige Kilometer hinter Tagbilaran liegt. Das 167 Hektar grosse umzäunte
Waldgebiet mit Aufzuchtstation in den Bergen bietet einer Kleinaffenart, dem Philippinen-Koboldmaki, auch Tarsier genannt, einen
sicheren Lebensraum. Carlito Pizarras ist ein
grauhaariger, sympathisch lächelnder Mann.
Er führt uns durch die Anlage, erzählt Wissenswertes über die drolligen Tiere und wie er
dazu kam, sich für deren Schutz einzusetzen.
15
Koboldmakis sind etwa 120 Gramm schwere
und nur 12 Zentimeter grosse Primaten – den
Schwanz nicht eingerechnet. Dieser ist doppelt bis dreimal so lang wie der Körper. Ihren
Kopf, der Ähnlichkeit mit dem einer Eule hat,
können sie um 180 Grad drehen. Das Gesicht
ist flach und ihre Augen sind im Verhältnis zu
ihrem Körper etwa 150-mal grösser als die
des Menschen. Das ermöglicht ihnen eine extrem gute Sicht im Dunkeln, denn die Winzlinge sind nachtaktiv. Als reine Fleischfresser
fangen sie nach Sonnenuntergang Insekten,
16 GLOBETROTTER-MAGAZIN herbst 2011
Amphibien, kleine Vögel und Reptilien. Sie
können ausgezeichnet klettern und weit
springen.
«In meiner Kindheit gab es auf Bohol so
viele Koboldmakis, dass man sie nachts einfach
von den Bäumen pflücken konnte», erinnert
sich Carlito. «Und da die niedlichen Tiere das
perfekte Spielzeug für kleine Kinder zu sein
schienen und sich auch ausgestopft als Souvenir prima verkaufen liessen, haben wir ihnen
eifrig nachgestellt.» Später wollte er mehr über
die Tiere herausfinden. Wie leben und was fres-
Schokoladenhügel. Über 1200 sollen es sein –
gemäss Legende versteinerte Tränen eines Riesen
(oben).
Tierschützer. Carlito Pizarras setzt sich für die
Koboldmakis ein (links unten).
Koboldmaki. Kleiner Affe mit grossen Augen
(unten Mitte).
Wertvoll. Goldene Perle in der Auster (rechts u.).
sen sie? Mit 15 schaffte er es, eine Gruppe Koboldmakis in Gefangenschaft am Leben zu halten. Mit 20 Jahren begann er, sich für deren
Schutz einzusetzen. In Zeiten, in denen die Bezeichnung Tierschützer auf den Philippinen
noch vollkommen unbekannt war, versuchte
Carlito auch Nachbarn und Freunde für die
bedrohten Tiere zu sensibilisieren.
Heute, 35 Jahre später, ist Carlito Pizarras
ein gefragter Tarsier-Spezialist. Seit 1996 wird
er von der «Philippine Tarsier Foundation» unterstützt, einer Stiftung, die verhindern will,
dass dieses einzigartige Wesen ausstirbt. Auch
die Regierung wurde aktiv und verbot den
Handel und die Haltung als Haustiere.
Auf dem Weg zu den Chocolate Hills sehen
wir, dass noch nicht genug getan wird, um dieses Verbot durchzusetzen. Zahlreiche Privatzoos entlang der Route halten Koboldmakis
in kleinen Gehegen. Nicht wissend, welche
Qualen sie den Äffchen bereiten, werden diese
täglich von zahllosen Touristen angefasst, auf
den Arm genommen und mit Blitzlicht fotografiert. Unter diesen stressigen Bedingungen
südostasien
Infos zu den Philippinen
und dem permanenten Schlafentzug sterben
sie nach wenigen Monaten. Sie hören auf zu
fressen und fallen vor Erschöpfung irgendwann einfach von den Bäumen.
Wir setzen unsere Reise zu den Chocolate
Hills fort. Nach etwa anderthalb Stunden kommen wir kurz vor Carmen an eine Abzweigung,
die zum Chocolate-Hills-Komplex führt, einer
grossen Anlage mit Restaurant, Hotel und mehreren Aussichtsplattformen, zu denen 214 Stufen
führen. In schweisstreibender Hitze kämpfen
wir uns die Stufen hinauf und werden, oben
angekommen, mit einer grandiosen Aussicht
Gefährdete Winzlinge:
Koboldmakis
sind nur
120 Gramm
schwer und
nachts unterwegs.
belohnt. Vor uns breitet sich eine Landschaft
aus, deren Anblick mit nichts auf der Welt zu
vergleichen ist. Wie überdimensionale Maulwurfhügel erstrecken sich Hunderte symmetrischer Kegelberge bis zum Horizont. Braunes
Gras bedeckt die 30 bis 50 Meter hohen «Scho-
Grösse: 299 764 km² und damit
etwa siebenmal so gross wie die
Schweiz.
Einwohner: 90 Millionen
Sprache: Filipino ist die NationalLUZO N
und Amtssprache. Englisch ist zweite
PHILIPPINEN
Bontoc
Amtssprache und wird an vielen
Orten verstanden und gesprochen.
Baguio
Städte: Manila (Quezon City)
2,7 Mio. Einwohner, Metro Manila
Mt.
Pinatubo
(Ganze Agglomeration) 11,6 Mio.,
Davao City 1,4 Mio., Cebu City
Manila
0,8 Mio., Bacolod 0,5 Mio.
Religion: 90% Christen, 5%
M I N D OR O
Muslime (leben vor allem ganz im
Süden), andere 5%
Boracay
Einreise: Bis 21 Tage Aufenthalt
PA N AY
El Nido
kein Visum nötig, mit Visum 59 Tage
Iloilo
Aufenthalt möglich.
BOHOL
Cebu
Bacolod
PA L AWA N
Verkehrsmittel: Gute BusverbinPuerto Princesa
dungen für längere Strecken. Im
NE G R O S
Tagbilaran Chocolate
Hills
Nahbereich fahren überall Jeepneys
(öffentliche, offene Sammeltaxis).
Bugsuk Island
Von Manila aus werden viele Inseln
M I N DA N AO
mit Inlandflügen bedient. Zwischen
Davao
den Inseln gibt es gute Schiffsverbindungen.
Gesundheit: Keine Impfungen
MA L AYS I A
vorgeschrieben. Empfehlenswert sind
die üblichen Vorsorgeimpfungen für
die Tropen (Typhus und Hepatitis A).
In den bekannten Touristenzentren ist
das Malariarisiko gering. Nur in abgelegeneren Gebieten wie Ost-Mindanao, Sulu-Archipel
und Palawan besteht ein erhöhtes Malariarisiko. Die Mitnahme eines Notfallmedikaments
ist hier sinnvoll.
Beste Reisezeit: Winterhalbjahr zwischen Dezember und März.
Reiseliteratur: «Philippinen» Reisehandbuch von Jens Peters; ISBN 978-3-923821-33-4
«Philippinen» Naturreiseführer von Maren Gaulke; ISBN 978-3-931587-39-0
koladenhügel» in der Trockenzeit, was ihnen
den Namen gab. Genau 1268 sollen es sein. Zu
ihrer Entstehung gibt es verschiedene Theorien.
Die wahrscheinlichste besagt, dass ihr Ursprung im Meer liegt. Das erodierte Kalkgestein in Konusform, aus dem sie bestehen,
wurde demnach vor Tausenden von Jahren von
Korallen und Kalkalgen gebildet. Die Legende
erzählt freilich eine andere Geschichte.
Danach sind die Hügel nichts anderes als
versteinerte Tränen des Riesen Argo, die
er vergoss, als seine Angebetete, die schöne
Aloya, starb.
schönsten Inseln der Philippinen. Sie ist ein
Naturparadies, auf dem noch grosse Gebiete
tropischen Tiefland- und Bergregenwaldes erhalten sind. Der Dschungel bedeckt eine majestätische Gebirgskette, die sich über die gesamte Hauptinsel erstreckt. Im Urwald sind
seltene Tiere, wie das wundersame malayische Schuppentier, zu Hause. Weisse, puder-
Goldene Perlen. Auch unser nächstes
Reiseziel geizt nicht mit Naturschönheiten. Ganz im Gegenteil. Wir wollen nach
Palawan, eine 40 Kilometer breite und
425 Kilometer lange Insel im Südwesten
der Philippinen. Auf Palawan Island und
den 1768 weiteren Inseln der Region leben 740 000 Menschen, die Angehörige
von 81 verschiedenen ethnischen Gruppen sind. Palawan ist für mich eine der
17
feine Strände, steile Kalksteinklippen
und Mangrovenwälder prägen die Küsten. Einmalige Unterwassergärten, wie
die Tubbataha Reefs und das El Nido Marine Reserve, machen die Region zu einem der populärsten und reizvollsten
Tauchgebiete der Welt. Sogar die faszinierenden Seekühe leben in den küstennah-
en Gewässern. Besonders erstaunt hat
mich das unglaublich klare Meereswasser.
Fische und Korallen sind hier nicht im
Indigoblau des Ozeans verborgen, sondern selbst in tiefem Wasser noch mühelos von der Oberfläche aus zu sehen.
Wir sind jedoch nicht hierher geflogen,
um Palawans Natur zu bewundern. Diesmal sind wir am Luxus interessiert – wir
wollen die Wiege der seltenen goldfarbenen Palawan-Südseeperlen kennenlernen.
Dazu fahren wir nach Bugsuk, einer kleinen Insel vor der Südspitze Palawans. Hier
besuchen wir eine der technisch und wissenschaftlich am weitesten entwickelten
Perlenfarmen der Welt. Sie gehört dem Unternehmen Jewelmer, dessen Chef und
Gründer der Franzose Jacques Branellec ist.
Ich hätte nie gedacht, dass die Perlenzucht
ein so komplexer und aufwendiger Prozess ist.
Wie genau der aussieht, erfahren wir vom Chef
persönlich. Jacques Branellec begann 1979 mit
der Perlenzucht und besitzt mittlerweile sechs
Farmen auf den Philippinen. Seine Perlen zählen zu den schönsten und teuersten der Welt.
Zehn Jahre hat er zusammen mit seinen Mitarbeitern an einem erfolgreichen Zuchtprogramm gefeilt. Bis heute wird geforscht und
weiterentwickelt, mit dem Ziel, so viele perfekte Perlen wie möglich ernten zu können.
Mehrere Tausend Schweizer Franken ist eine
goldene Südseeperle wert, vorausgesetzt sie ist
gross genug, vollkommen rund und hat
eine makellose, irisierende Oberfläche.
Die Perlenzucht beginnt eigentlich
mit der Zucht der goldlippigen Auster
«Pinctada maxima». Biologen in weissen
Kitteln selektieren jene mit den besten
genetischen Eigenschaften, vermehren
sie künstlich im Labor und überlassen
Wir fahren mit einem der Reinigungsboote hinaus aufs Meer und machen auf
dem Hinweg einen kleinen Abstecher zu
einer schwimmenden Station – ein kleines
Haus mit Steg –, auf der Werkzeug und
Material gelagert werden. Man wolle uns
etwas zeigen, so die Arbeiter. Als wir anlegen, traue ich meinen Augen kaum. Es
wimmelt nur so von Schlangen! Zahllose
damit von Anfang an so wenig wie mögExemplare von gestreiften Seeschlangen räkeln
lich dem Zufall. Ihre Zöglinge gedeihen in
sich zwischen Stapeln von Klemmgittern, auf
Glasbehältern und Zuchtbecken. Nach
den Luftkanistern und unter den Holzdielen
etwa zwei bis drei Jahren sind die meisten
des Steges. Das Gift dieser Nattern, ein Neurotoxin, ist eines der stärksten der Welt und führt
von ihnen so gut entwickelt, dass die Opebei ausreichender Menge zum Atemstillstand.
ration – der schwierigste Arbeitsschritt –
stattfinden kann. Dabei pflanzen hochGlücklicherweise sind sie ausgesprochen bissqualifizierte Fachleute der Perlauster einen
faul und flüchten lieber. Dennoch kommt es
gedrechselten runden Kern aus der Schale
immer wieder zu tödlichen Unfällen, meist
einer amerikanischen Süsswassermuschel
wenn Fischer versuchen, die Tiere zu fangen.
ein. Dies alleine würde jedoch nicht ausNicht nur die Schlangen sind hier eine Gefahr für die Arbeiter, sondern auch Leistenreichen, um die Auster zur Perlenbildung
anzuregen. Neben dem Kern muss ihr
krokodile, die grössten Krokodile der Erde, die
auch ein Stück jenes Gewebes transplansowohl im Süss- als auch im Salzwasser leben.
tiert werden, das sonst in der Muschel für
Unsere Fahrt geht weiter zu den Leinen. Wir
sehen zu, wie nach und nach die Gitter aus dem
die Bildung der Schale zuständig ist. Nur
Wasser gezogen und dann in
eine Art Spülmaschine geschoben werden, in der die Austernschale mit Wasserdruck
von Algen befreit wird.
Nach so langer Zeit der
Pflege und Fürsorge ist die
Ernte der Perlen ein magischer
Moment. Die Austern können
ihrem Operateur zugeordnet
werden, und so erntet normalerweise jener die Perle, der
den Kern eingesetzt hat. Die
Ausbeute an makellos schönen,
in warmen Goldtönen schimmernden Perlen ist trotz aller
Anstrengungen relativ klein.
10 000 Austern bringen nur
Perlenkette. Viel Arbeit bis das teure Schmuckstück vollendet ist (ganz oben).
50 Perlen der höchsten Qualitätsstufe hervor.
Präzisionsarbeit. Operation an der offenen
Das reicht gerade für eine Perlenkette – entAuster (Mitte).
sprechend hoch ist ihr Preis.
Seeschlangen. Sehr giftig aber bissfaul (unten).
Am Ende dieser Reise habe ich den Fuss in
eine Welt gesetzt, die von den Armensiedlundieses spezielle Mantelgewebe, das einer dafür
gen Manilas nicht weiter entfernt sein könnte.
geopferten Spendermuschel der gleichen Art
Nicht immer sind die Kontraste so stark wie in
diesem Fall. Einmal mehr waren es aber vor
entnommen wurde, verfügt über die Fähigkeit
zur Perlenbildung. Nach der Operation werden
allem die Menschen, die diese Phlippinenreise
die Austern in Gitter geklemmt und an Leinen
so interessant und reizvoll machten. Ihre grosse Gastfreundschaft und Herzlichkeit, ihre tiefe
gesichert für drei Jahre dem Meer übergeben.
Dort überlässt man sie jedoch nicht einfach
Verbundenheit mit alten Riten, ihre gelebte Resich selbst, sondern holt sie bis zur Ernte für
ligiosität und ihre Lebensfreude haben mich
eine gründliche Aussenreinigung an die
erneut beeindruckt. Es bleibt zu wünschen,
200 Mal aus dem Wasser.
dass es den Filipinos gelingt, einen sanften,
ökologisch verträglichen Tourismus zu
fördern, der den Artenreichtum schützt,
die Bevölkerung integriert und auf dem
Voranzeige
Land eine nachhaltige Entwicklung erTobias Hauser wird seine Live-Reportage
möglicht. So, dass alle etwas davon haben.
«Philippinen – 7107 Inseln voller Kontraste»
zwischen dem 8. und 21. Februar 2012
in 9 Deutschschweizer Städten zeigen.
Mehr Infos unter www.explora.ch
18 GLOBETROTTER-MAGAZIN herbst 2011
www.tobias-hauser.de
ja.boehm@gmx.de
© Globetrotter Club, Bern
südostasien
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