Hoch hinaus im Unterengadin
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Hoch hinaus im Unterengadin
Neuö Zürcör Zäitung SONDERBEILAGE REISEN UND FREIZEIT 7. Mai 2010 Hoch hinaus im Unterengadin .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... GAËTAN BALLY / KEYSTONE Am Eingang zum Unterengadin gelegen, ist er der Stolz einer ganzen Region: der Schweizerische Nationalpark. Er gilt als bestens geschützte Heimat einer reichen Fauna und Flora, in welcher sich der Mensch der Natur anzupassen und strikte Regeln zu beachten hat. Wer lieber ohne solche Einschränkungen unterwegs ist, findet in der angrenzenden «Engiadina bassa», dem Unterengadin, ein reichhaltiges Angebot, das von Wanderungen und Biketouren durch eine prächtige Natur bis hin zu kulinarischen und kulturellen Genüssen reicht. CH-8021 Zürich U Telefon 044 258 11 11 U www.nzz.ch Für Wissenshungrige und Neugierige. 85 Natur- und Kulturerlebnisse. Gianna, Gretta Ursina, Samira und Carla auf San Jon © Andrea Badrutt, Chur Ferientipps Sommer 2010 WWF-Exkursionen • Wildbeobachtungen • selber Käsen • Schlossführungen • Blick in die Engadiner Esskultur • Vogelexkursionen • Sgraffito-Herstellung • Sternenbeobachtungen • Stallbesuche • Dorfführungen Engadin Scuol Tourismus, CH-7550 Scuol info@scuol.ch www.scuol.ch/ferientipps Tel. +41 (0)81 861 22 22 Nationalpark Bike-Tour: Erkunden Sie gepäcklos die Strecke des Nationalpark Bike-Marathons. <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0sLAwNwQA0IuuIw8AAAA=</wm> <wm>10CEXKsQ2AMAwEwIli_ZuYGFySpIoQAsT-oyDRUFx3Y4QJPlvb73YGgWyJcC8M1yzuGtRMsWIMGLKCWGk2T0pd4v9pq-kCOvCActT-Ajm1wLNfAAAA</wm> Nationalpark Wander-Tour: Entdecken Sie die Nationalparkregion gepäcklos zu Fuss – in sechs wunderschönen Etappen. Vor der Alp Champatsch, Abfahrt ins Val Müstair. Auf der Nationalpark Wander-Tour, Val S-charl im Herbst. Die Nationalpark Bike-Tour ist ein Pauschalangebot für vier Tage Bike-Erlebnis auf der Strecke des Nationalpark Bike-Marathons. 138 km, 4010 Höhenmeter, 3 verschiedene Hotelkategorien, Gepäcktransport von Ort zu Ort. Die Nationalpark Wander-Tour ist ein Pauschalangebot für sieben Tage WanderErlebnis. Entdecken auch Sie die Naturlandschaft des einzigen Schweizerischen Nationalparks und wandern Sie auf einer erlebnisreichen Tour in sechs Etappen von Zernez durch das Val Müstair nach Scuol und weiter nach Samnaun. Preise pro Person. Kategorie Budget Kategorie Mittelklasse Kategorie Top Class Preise pro Person. Basis Preis GA Basis Halbtax Normalpreis 11.6. – 2.7. / 16.8. – 3.10. CHF 375.– CHF 465.– CHF 578.– 3.7. – 15.8. CHF 421.– CHF 515.– CHF 653.– Buchen bei: Engadin Scuol Tourismus, CH-7550 Scuol, Tel. +41 (0)81 861 22 22 info@scuol.ch, www.scuol.ch/biketour CHF 627.– CHF 645.– CHF 662.– Buchen bei: Samnaun Tourismus, CH-7563 Samnaun Dorf, Tel. +41 (0)81 868 58 58 info@samnaun.ch, www.samnaun.ch Steinböcke im Nationalpark (© Andrea Badrutt, Chur) Neuö Zürcör Zäitung Sonderbeilage U 7. Mai 2010 REISEN UND FREIZEIT 3 Alles andere als ein alpines Disneyland Der Schweizerische Nationalpark im Engadin und im Münstertal ist ein Experiment über die Jahrhunderte In vier Jahren feiert der einzige Nationalpark in der Schweiz sein 100-Jahr-Jubiläum. Dannzumal soll eine Zwischenbilanz eines einzigartigen Experiments gezogen werden, an dem auch der Tourismus in gesetzlich beschränkten Bahnen teilhat. Herbert Bruderer Der Betonbau von Valerio Olgiati steht unausweichlich in der Landschaft. Darin untergebracht ist das neue Besucherzentrum des Schweizerischen Nationalparks (SNP) in Zernez, des einzigen in unserem Land. Ein architektonisches Meisterwerk. Modern, streng und klar in seiner Aussage. Was im ersten Augenblick als Widerspruch zum SNP gesehen werden kann, erscheint auf den zweiten Blick schon viel eher übereinstimmend mit den gesetzlich vorgegebenen Eigenheiten des Nationalparks. In vier Jahren steht sein 100-Jahr-Jubiläum an, und wie bis anhin lautet die Maxime, der Natur ungehinderten Lauf zu lassen. Denn der Park, dessen Landfläche den fünf Gemeinden S-chanf, Zernez, Lavin, Münstertal und Schuls gehört, wurde nicht unter dem Aspekt einer Sehenswürdigkeit, sondern einzig als «Stück gewöhnliche Alpennatur eingerichtet», wie der Direktor des SNP, Heinrich Haller, sagt. Kein gewöhnlicher Bau Der Mensch als Beobachter auf vorgegebenen Pfaden: Besucher im Schweizerischen Nationalpark. hen – und die Tiere, die allein schon mit dem Schnee zu kämpfen haben, keinen zusätzlichen Stressfaktoren ausgesetzt werden sollen. Zudem wäre es den Besuchern nicht möglich, sich auf den markierten Wegen fortzubewegen, da diese im Winter nicht auszumachen sind. Haller, der vor seiner Zeit als Direktor des Schweizerischen Nationalparks das Naturmuseum in St. Gallen leitete, ist kein Tourismuspromotor, wie er sagt. Er hat einen anderen, gesetzlich verordneten Auftrag zu erfüllen, nämlich diese Schutzzone als Experiment in der freien Natur weiterzuentwickeln, mehr als nur die 100 Jahre, die es 2014 zu feiern gilt. Das heisse aber nicht, dass er nicht touristisch denke, im Gegenteil, wie er sagt. «Wir schaffen bedeutsame touristische Angebote, nur ist es nicht unsere Sache, diese zu vermarkten.» Dass die Betten im Engadin gefüllt werden, sei Aufgabe der Tourismusorganisationen. Diese nehmen sich der Herausforderungen verstärkt an; denn sie haben realisiert, dass der SNP – der drittkleinste, doch der am strengsten geschützte von 14 Nationalpärken im Alpenraum – alles andere als ein alpines Disneyland ist. Zwar gibt es Diskussionen zwischen Parkverwaltung und Tourismusförderung, doch es sei ein Weg «gegenseitigen Respekts», sagt Haller, dessen Jahreshaushalt 5 Millionen Franken umfasst, zwei Drittel davon kommen vom Bund, für die übrigen Gelder muss der Nationalpark selber aufkommen. Grosse touristische Bedeutung Dass der Tourismus durchaus am Nationalpark teilhat, zeigen Befragungen, die regelmässig seit 1991 durchgeführt werden. Demnach sind es vor allem Besucher mittleren Alters, die den Park aufsuchen und zum Beispiel im Val Mingèr oder im Val Trupchun anzutreffen sind. Drei Viertel sehen die Hauptmotivation für den Besuch des Nationalparks in der Beobachtung von Wildtieren – und das Gros der Besucher übernachtet einmal oder gar mehrmals in den Hotels im Engadin und im Münstertal. Eine Untersuchung zeigt im Weiteren, dass 40 Prozent der im Sommer generierten Logiernächte in der Region auf das Konto von Nationalpark-Touristen gehen. Was nicht heisst, dass die Besucher nicht auch anderer Attraktionen wegen in den südlichen Teil Graubündens gereist sind, die Mehrheit mit Privatfahrzeugen. Die Studie, die im Rahmen des Forschungsauftrags, den der SNP als einen von drei Hauptaufträgen hat, publiziert wurde, weist eine Wertschöpfung von total 17 Millionen Franken aus. Damit trage der Nationalpark zur geschätzten Wertschöpfung im Sommer- Das Unterengadin und der Nationalpark ÖSTERREICH Rh Lan ein Strenge Regeln im Park In Samnaun dqu art Vinadi n ÖSTERREICH Tschlin Chur ss Il Fuorn gia n I n TrupVal c Stampa Unterengadin Nationalpark hu 10 Kilometer n Vulpera ITALIEN Mi Val ng èr L wa Tarasp MacunSeenplatte GRAUBÜNDEN Munt Baselgia Zernez Susch Scuol Ftan a ula d an Lavin in Alb er na U d' Arosa Ve rei l Va Davos Gel Sich im Nationalpark an gewisse Regeln zu halten, sei unwiderruflich mit der Möglichkeit verbunden, einen Blick in die Wildnis zu erlangen, sagt Heinrich Haller. Und die wenigen Übertretungen belegen, dass die Besucher, die in erster Linie aus der Schweiz, Deutschland und Italien stammen, mit den streng gehandhabten Regeln zurechtkommen. Geöffnet ist der Schweizerische Nationalpark zudem nur in den Sommermonaten, da im langen Winterhalbjahr Lawinen dro- Wandern zum Edelweiss Wenigstens einmal im Leben ein Edelweiss in der Natur betrachten, das ist der Traum vieler Wanderer. Doch wo ist die Königin der Alpenblumen zu finden? Im Nationalpark auf dem Panoramaweg von Buffalora nach Il Fuorn – Kletterei überflüssig. Jan Mühlethaler Gewöhnlich ist der Betonbau des Bündner Architekten, 1958 in Chur geboren, zwar nicht. Doch es ist die «Spannung» zwischen dem Beton und der Natur, die Haller fasziniert, ja auch inspiriert. Einerseits sieht er sich dem Auftrag verpflichtet, die Natur ungestört von Menschen sich weiterentwickeln zu lassen, anderseits will er sensibilisieren. Und zwar dahingehend, dass solche Experimente, wie auch der Schweizerische Nationalpark eines ist, Hunderte von Jahren dauern können. Diese Sensibilisierung ist mit einem Informationsauftrag verbunden, und dieser lässt sich eben besser umsetzen, wenn auch das Besucherzentrum, seit 2008 in Betrieb, eine eigenständige Sprache spricht. Der Direktor sieht weitere Parallelen, «etwa punkto Qualität», wie er sagt. Diese Qualität stösst in der Bevölkerung auf reges Interesse. Im Eröffnungsjahr verzeichnete die Ausstellung 40 000 zahlende Besucher – der Betonbau und der geschützte Park als Touristenattraktion, Merchandising inklusive. Das war längst nicht immer so. 1914 von Visionären gegründet, wurde der Nationalpark erst in den fünfziger Jahren von einer breiteren Öffentlichkeit aufgesucht. Seither legen die Besucherzahlen Jahr für Jahr zu – bis auf eine Zahl, die mit 150 000 jährlich beziffert wird. Genaueres dazu weiss die Direktion erst, seit sie überall im Park – für den Besucher nicht sichtbar – Matten verlegt hat. Darauf treten die Wanderer zwangsläufig, wenn sie im 170 Quadratkilometer umfassenden Gelände unterwegs sind. Denn es ist verboten, links und rechts der markierten Wege, die sich über 80 Kilometer erstrecken, zu marschieren. Auch Hunde oder Mountainbikes sind innerhalb der Parkgrenzen untersagt. Die Wanderer – von Schuls, Zernez oder S-chanf aufbrechend – halten sich überraschend genau an die Vorschriften. Im Jahr 2008 mussten von den Parkwächtern nur 16 Übertretungen zur Weiterbehandlung überwiesen werden. Die Königin der Alpenblumen S-Charl Buffalora Munt la Schera Ofenpass Valchava Müstair Müns tertal ITALIEN NZZ-INFOGRAFIK / cke. EMANUEL AMMON / AURA tourismus einen Viertel bei, schreiben die Autoren. Dieser aufwärts zeigende Trend dürfte sich in den nächsten Jahren verstärken, da auch die Nachfrage nach naturbewussten Angeboten im Steigen begriffen ist. Laut einer Erhebung der Hochschule für Technik Rapperswil des Jahres 2002 belaufen sich die Ausgaben naturnaher Touristen in der Schweiz auf 2,3 Milliarden Franken pro Jahr. Doch der Trend, der urbanen Hektik zu entfliehen, könnte irgendwann zur Hypothek werden, gerade für den Nationalpark. Zutrittsbeschränkungen gibt es – im Gegensatz zu anderen Nationalpärken – keine, und auch einen Eintritt haben die Wanderer nicht zu entrichten. Dagegen würde er sich wehren, sagt der Direktor, selber Naturwissenschafter. Bis anhin keine Ausweitung Es müssten halt noch weitere Nationalpärke und Naturschutzzonen entstehen; aber auch an eine Ausweitung des bestehenden Nationalparks denkt Haller. Versucht hatte er dies schon vor Jahren, doch die Zeit war damals noch nicht reif. Immerhin gelang es, die ausserhalb der SNP-Grenzen gelegene Seenplatte von Macun zu integrieren – die erste Parkerweiterung seit nahezu 40 Jahren. Zudem verlagerte Haller die Kräfte darauf, von der Unesco auch gemäss revidierten Bestimmungen als Biosphärenreservat akkreditiert zu werden, zusammen mit dem Münstertal. In diesem Reservat stellt der Nationalpark die Kernzone, der nicht zum SNP gehörende Teil des Münstertals umfasst den für die Anerkennung als Biosphärenreservat erforderlichen Pflege- und Entwicklungsbereich. Der Entscheid wird Anfang Juni erwartet. Bei aller Anerkennung, die er der Pionierleistung der Initianten des Nationalparks zuspricht, stellt Haller kritisch fest, dass die Natur nicht nur im Engadin und im Münstertal zu erhalten sei. Aber immerhin: «Ein Besuch im Nationalpark kann unterstützend wirken, um auch im Unterland eine Bresche für die Natur zu schlagen», sagt er, der sich selber viel in der Natur bewegt. Schliesslich gehe es ja nicht nur um den Schweizerischen Nationalpark, sondern um die Lebensqualität jedes Einzelnen. Das Edelweiss gilt als die Königin der Alpenblumen. Nur: Auch wer häufig in den Bergen wandert, bekommt diese prächtige Pflanze höchst selten zu Gesicht. Denn die Blume macht sich rar, ist unscheinbar und damit leicht zu übersehen. Im Unterschied zur farbkräftigeren Konkurrenz wie der Alpenrose, dem stengellosen Enzian oder der Trollblume fällt das blasse Edelweiss nicht auf. Zudem kommt es meist nur in geringen Stückzahlen vor. Und ist manchenorts sogar vom Aussterben bedroht oder gar schon ausgerottet. Deshalb ist das Edelweiss auch streng geschützt. Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass diese kostbare Alpenblume nur an ausgesetzten Felswänden anzutreffen sei; für Normalsterbliche also unerreichbar. Doch dem ist nicht so. Der Traum, einmal im Leben in der Natur ein Edelweiss zu sehen, lässt sich ohne Kletterei erfüllen, sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und zwar im Nationalpark. Dort findet man diese seltene Pflanze an sonnigen Kalkhängen gleich an drei Orten – und erst noch in grösseren Beständen: zwischen Stabelchod Dadaint und Margunet, im Val dal Botsch bis zur Fuorcla Val dal Botsch und am Munt la Schera. Ausdauer notwendig Wir wählen den abwechslungs- und aussichtsreichen Wanderweg von Buffalora nach Il Fuorn. Ausgangs- und Endpunkt sind gut an den öffentlichen Verkehr angebunden, nämlich an die Buslinie Zernez–Müstair–Mals. An beiden Orten gibt es eine Gaststätte. Die knapp fünfstündige Wanderung ist einfach, setzt aber Ausdauer voraus. Von Buffalora (1968 m) geht es über die Alp Buffalora (2038 m), Fop da Buffalora (2300 m) zum Eingang des Nationalparks. Beim Punkt 2370 m beginnt der Aufstieg zum Munt la Schera (2586 m). Das ist übrigens der einzige Berg im Nationalpark, dessen Besteigung erlaubt und zugleich einfach ist. Der Gipfel bietet eine prächtige Aussicht zum vergletscherten Ortler (3905 m), Südtirols höchstem Berg, sowie in Richtung des Zollausschlussgebiets von Livigno. Die Edelweissmatten befinden sich am Weg, am Abhang des Munt la Schera. Doch aufgepasst: Der Nationalpark ist wahrscheinlich das am strengsten geschützte Reservat Mitteleuropas. Die Wege dürfen nicht verlassen werden. Die Mitnahme von Hunden und Fahrrädern ist verboten. Attraktive Fauna Nach dem Abstieg bis zum Punkt 2338 m wandern wir weiter auf dem Nationalpark-Panoramaweg. Über die Alp la Schera (2095 m) gelangen wir nach Il Fuorn (1794 m), wo das einzige Hotel des Nationalparks steht. Die Wanderung empfiehlt sich auch in der Gegenrichtung. Mit etwas Glück lassen sich Murmeltiere, Hirsche und Gemsen sowie Steinadler und Bartgeier sehen. Deutlich kürzer ist die dreistündige Wanderroute von der Ofenpassstrasse (1906 m) über Stabelchod (1958 m) und Margunet (2328 m) durch die Val dal Botsch nach Il Fuorn. Beim Aufstieg nach Margunet stösst man auch hier auf grosse Flächen voller Edelweiss. Diese blühen normalerweise in den Monaten Juli und August. Wanderkarte 1:50 000, Nationalpark, Hrsg. Nationalpark; Wanderkarte 1:50 000, Blatt 259 T, Ofenpass, Swisstop-Wanderführer durch den Schweizerischen Nationalpark von Klaus Robin, Schweizerischer Nationalpark, Zernez. Wellness-Inklusive. Via Engiadina: Bei uns in der Nationalparkregion ist der Spa inklusive. Wandern ohne Gepäck im Unterengadin. 10 : Neu im 20 Rundfahrt 3-Länderost Auto. mit dem P Jedem Übernachtungsgast schenken wir täglich den Eintritt in die Bäder- und Saunalandschaft des Engadin Bad Scuol. Die Benützung der Gondelbahn Scuol-Motta Naluns, der RhB Scuol-TaraspHotel Belvédère****S Boutiquehotel GuardaVal**** Badehotel Belvair*** Hotel Astras*** Hotel Filli*** Hotel Crusch Alba** Wohlfühlhotel Curuna ab CHF 115.– ab CHF 105.– ab CHF 125.– ab CHF 115.– ab CHF 110.– ab CHF 90.– ab CHF 100.– Zernez in 2. Klasse und der PostAutos auf dem gesamten Netz des Unterengadins, des Val Müstair und Livigno sind ebenfalls inbegriffen. Mehr zum Angebot auf wellness-inklusive.ch Tel. +41 (0)81 861 06 06 Tel. +41 (0)81 861 09 09 Tel. +41 (0)81 861 25 00 Tel. +41 (0)81 864 11 25 Tel. +41 (0)81 864 99 27 Tel. +41 (0)81 864 11 55 Tel. +41 (0)81 864 14 51 Ohne Gepäck in fünf Etappen auf dem Unterengadiner Panoramaweg wandern. Die Höhenwanderung auf der Sonnenseite des Unterengadins führt durch ursprüngliche Engadiner Dörfer wie Guarda, Ardez, Sent und Tschlin. Sie belvedere-scuol.ch guardaval-scuol.ch belvair.ch astras.ch filli-scuol.ch crusch-alba.ch curuna.ch bietet abwechslungsreiche Tageswanderungen, Rundblicke auf die Unterengadiner Dolomiten und dies nur mit dem Lunchrucksack. 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E N G l.c h Ft te 1 o 5 h 5 s e C H -7 808 radi a 1 p 6 . 8 0 w w w e: +41 81 Phon Blick östlich von Sent auf Schloss Tarasp und die Unterengadiner Dolomiten (© Andrea Badrutt, Chur) Neuö Zürcör Zäitung Sonderbeilage U 7. Mai 2010 REISEN UND FREIZEIT 5 Sagenumwobene Seenplatte von Macun Kristalline Gesteine, seltene Pflanzenarten sowie Steinböcke und Gemsen belohnen für einen langen Aufstieg Das Seenplateau von Macun, auf 2600 Metern über Meer inmitten des Schweizerischen Nationalparks gelegen, umfasst über 20 Gewässer. Diese lohnende Landschaft ist nur über einen mehrstündigen Aufstieg zu erreichen. Kornelia Stinn Eigentlich ist sie ein Nachzügler: Die 3,6 Quadratkilometer grosse Seenplatte von Macun gehört nämlich erst seit gut zehn Jahren zum 1914 gegründeten Schweizer Nationalpark. Ein Nachzügler also und eine Enklave dazu, denn das Gebiet von Macun liegt eingebettet in einer sagenumwobenen Berglandschaft zwischen Munt Baselgia (2945 m), Piz Nuna (3124 m), Piz Macun (2889 m), Piz Sursassa (2968 m) und Piz d’Arpiglias (3037 m). Es kann nur über einen recht beschwerlichen, mehrstündigen Aufstieg erreicht werden. Fels und Wasser Trotzdem lohnt sich der Einsatz. Bei einer Wanderung hinauf zum Seenplateau von Macun taucht man ein in eine ungewöhnliche Welt mitten im rauen Felsencharme der Unterengadiner Berge. Ausgangspunkt dieser Tour ist Zernez, das Tor zum Schweizer Nationalpark am Fuss des Ofenpasses. Von diesem auf rund 1500 Metern gelegenen Ort führt eine recht steile Route – das Kernstück der ganzen Wanderung – zuerst auf den Munt Baselgia, den «Kirchenhügel», wie der Name übersetzt heisst. Wer den Aufstieg verkürzen möchte, kann sich mit einem Privatfahrzeug (Taxi Schorta, Tel. 081 856 11 25) bis zur Waldgrenze auf 2268 Metern chauffieren lassen. Dann aber heisst es: marschieren. Auf dem Gipfel wartet ein Buch – unter einen Fels geklemmt – auf den Eintrag der Gipfelstürmer. Von hier oben geniesst man nun den Blick auf die 23 kristallinen Seen, die wie tiefblaue Augen aus dem felsigen Meer des Kessels von Macun heraufblinzeln. Kleine Tümpel sind darunter und verwunschen anmutende Seen. Die Passage vom Gipfel des Munt Baselgia über lockeres Geröll hinunter zur Fuorcletta da Barcli und zur Seenplatte von Macun erfordert Trittsicherheit. Es sind 320 Meter Höhenunterschied steil bergab zu überwinden. Wunderschön ist der Blick auf die Seenplatte und die Gipfel von Piz Fiorna, Piz Buin und der Dreiländerspitze. Hinter dem grösseren Lai d’Immez bauen sich der Piz Mezdi, Piz Linard und das Verstanclahorn auf. Die urtümliche Seenplatte von Macun gehört erst seit gut zehn Jahren zum Schweizerischen Nationalpark. Die Eiszeit hat hier nachdrückliche Spuren hinterlassen. Zur Zeit der grössten Vergletscherung vor 20 000 Jahren sollen nur die höchsten Berge aus dem Eis herausgeragt sein, während etwa Zernez unter einer 1400 Meter mächtigen Eisschicht lag. Kein Wunder, dass diese urtümliche Landschaft zu ungewöhnlichen Phantasien anregt. Ihr reicher Sagenschatz zeugt davon. Der Drache von Macun In einem der vorderen Seen, dem Lai Grond, so erzählt man sich, hauste einst ein fürchterlicher Drache. Der soll gelegentlich aufgetaucht sein, um Rinder zu fangen und in den See hinunterzureissen. Menschen sollen bei seinem Anblick vor Schreck geflüchtet sein. Der Drache von Macun wurde bereits im 16. Jahrhundert von Ulrich Campell aus Susch, dem Vater der rätischen Geschichte, beschrieben. Ausserdem sollen in der Drachenhöhle beim Lai Grond Zwerge gelebt haben. Diese sammelten des Abends im Tal goldene Blätter, um daraus im Winter Sterne zu schmieden. Zwerge und Menschen verstanden sich damals sehr gut. Doch nicht für lange. Als Letztere in der Welt umherzureisen begannen, veränderten sie sich. Sie verlernten es nicht nur, mit Tieren und Pflanzen zu sprechen. Auch eine seltsame Macht sei plötzlich von ihren Augen ausgegangen. Seither seien sie in der Lage, mit einem einzigen Blick einen Zwerg in ein Murmeltier zu verwandeln. Mit der Folge: Wenn einer der verwandelten Zwerge nun einen Menschen erspähe, mache er Männchen und warne mit einem kräftigen Pfiff seine Sippe. Einzelheiten dieser Sage lassen sich in «Die Geschichte von Janaiverin» von Maria Ritz nachlesen. Die eigene Phantasie schickt man auch gern auf Reisen, wenn man sich an den Seen von Macun einen gemütlichen Platz gesucht hat und unzählige Wolkenformationen über die Spiegelbilder der Berge im glasklaren Wasser hinweghuschen. Wahrlich ein einladender Ort für eine Rast mit Picknick. Man sollte genügend Verpflegung mitnehmen, denn unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeit. BALZARINI/KEYSTONE Früher oder später wird man den Blick von diesem Urmeer aus Wasser und Stein wieder lösen müssen, um den Abstieg nach Lavin unter die Füsse zu nehmen. Dort wird dann eine lange, anspruchsvolle Wanderung ausklingen, bei der ungewöhnliche Ausblicke für die erlebte Anstrengung entschädigen. Höchstwahrscheinlich hat man neben seltenen Pflanzen auch ein paar Gemsen und Steinböcke gesehen. Schliesslich bedeutet das rätoromanische Macun ja Steinbock. ................................................................................. GUT ZU WISSEN Streckenverlauf: Zernez (1471 m) bis Munt Baselgia (2945 m), über Fourcla da Barcli (2850 m) nach Macun (2624 m), weiter nach Lavin (1412 m) und zurück mit der Rhätischen Bahn nach Zernez. Wanderzeit: Ohne Taxi 8 Stunden, mit Taxi gut 6 Stunden. Karten: Landeskarten der Schweiz 1:25 000, Blätter 1198 «Silvretta» und 1218 «Zernez». Informationen: www.nationalpark.ch. Von wild und romantisch bis zu steil und karg Zeitzeugen der schwarzen Kunst Im Buchdruckmuseum in Stampa cha. U «Mehr als das Gold hat das Blei in der Welt verändert. Und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten», so ist auf einer Karte im Museum Stamparia in Strada zu lesen. Der auf einer historischen Handdruckpresse gedruckte Spruch könnte durch die Bemerkung ergänzt werden, dass der zu Tschlin zählende Weiler im untersten Zipfel des Engadins massgeblich vom «SetzkastenBlei» geprägt wurde. Denn dort, wo heute das Museum untergebracht ist, wurden während zweier Jahrhunderte Bücher, Bibeln, Schriften, Gesangswerke, Kalender und Zeitungen gedruckt. 1680 hatte ein gewisser Nuot Cla Janett, der aktiv am Druck der Sacra Bibla in der Offizin Scuol beteiligt gewesen war, eine eigene Druckerei in Tschlin eröffnet und diese Jahre später samt Setzerei und Buchbinderei in das Bauernhaus in Strada verlegt, wo er fortan mit seiner Familie wohnte. Seine «Stamparia Janett», die später von den Nachkommen geführt wurde, brachte eine grosse Zahl kulturhistorisch bedeutender Werke in romanischer Sprache heraus und erwarb sich bis weit über die Region hinaus grosses Ansehen. Wie dem Museumsbüchlein zu entnehmen ist, war die Druckerei in Strada unter verschiedenen Besitzern bis 1880 in Betrieb. Dann wurde sie nach Schuls verlegt. Die hölzerne Originalpresse ging 40 Jahre später für ein Linsengericht ans Rätische Museum in Chur. In Strada steht nun eine nachgebaute Handdruckpresse, die jeweils zu Demonstrationszwecken in Betrieb genommen wird. Sie ist die grösste, aber keineswegs die einzige Attraktion des 1998 eröffneten Museums. Im selben Raum werden eine Kniehebelpresse, Handtiegelpressen, maschinelle Tiegelautomaten sowie eine StoppzylinderSchnellpresse gezeigt. Andere Räume sind der Geschichte der schwarzen Kunst und deren Druckerzeugnissen gewidmet. Die Besucher können eigene Texte auf einer ZeilenSetz- und -Giessmaschine komponieren und anschliessend an Ort drucken lassen. Und sie können eine Vielzahl prächtig gebundener alter Bücher bewundern, unter anderem drei Originaldrucke der «Sacra Bibla», datiert von 1679 und 1743. Weitere Museumsbereiche veranschaulichen die in der romanischen Sprache tief verwurzelte Volksmusik sowie die Wohnkultur um 1880. Bei der Renovation des Museumsgebäudes war darauf geachtet worden, dass sowohl aussen wie innen die ursprüngliche Form und Gestaltung erhalten blieb. Ein Rundgang durch die bis zum kleinsten Detail eingerichteten Stuben und Kammern ist deshalb wie ein Besuch bei der letzten Druckerfamilie. Öffnungszeiten im Mai, Juni, September und Oktober: jeden Samstag von 15 bis 17 Uhr. Im Juli und August: Donnerstag und Samstag von 15 bis 17 Uhr. Spezialund Gruppenführungen nach Vereinbarung. Telefon 081 866 32 24. www.stamparia.ch. Eine Tagestour durch die Uinaschlucht und über den Sesvennapass nach S-charl Das Val d’Uina ist ein wildromantisches Seitental des Unterengadins. Herzstück bildet ein in den Fels gesprengter Pfad, der schmal und stotzig hinauf zu den Alpböden von Sursaas führt. Von dort gelangt man über den Sesvennapass nach S-charl. Friedemann Bartu «Portar o stumplar il bike» heisst es warnend auf einer Tafel am Wegrand. Wer hier mit seinem Mountainbike unterwegs ist, sollte also schleunigst absteigen und seinen Stahl- oder Aluminiumesel tragen oder schieben. Eigentlich erübrigte sich diese Warnung, denn die Strecke ist ab hier für kurze Zeit so steil und holprig und der Boden so feuchtweich, dass sowieso nicht mehr ans Biken zu denken ist. Und auch auf den nächsten paar hundert Metern lässt sich – vor allem bergauf – nicht mehr mit gutem Gewissen auf dem Bike fahren. Zu schmal, zu holprig und zu steil ist dieser nur wenig gesicherte Pfad, der sogar normale Wanderer zum Schwitzen bringt und Herzklopfen haben lässt. Die Route folgt dem Steilhang. Sie wurde mitten in den Hang hinein gesprengt. Man glaubt sich auf einer Axenstrasse en miniature: Auf der einen Seite steigen die steilen Felswände in Richtung Himmel auf, auf der anderen geht es Hunderte von Metern in die Schlucht hinab. Ein Fehltritt kann fatale Folgen haben. Und wer hier mit dem Bike wegrutscht, stürzt hoffnungslos in die felsige Schlucht hinab, durch welche sich der Wildbach tosend seinen Weg bahnt und einen nasskühlen Wind aufsteigen lässt. Bedrohliche Kulisse Es ist eine wilde und bedrohlich wirkende Kulisse, durch die wir hier wandern. Das Pièce de Résistance der ganzen Route. Fast wie ein Bühnenbild zu Carl von Webers Oper «Der Freischütz». Der Vergleich ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Das zeigt eine Gedenktafel an einem der Tunnels am Berg: Sie erinnert an den einheimischen Wildhüter Möstle, der hier zu Beginn des letzten Jahrhunderts, also kurz nach Eröffnung dieses Pfades, bei seiner Arbeit von «ausländischen» Wilderern erschossen wurde. Das waren bestimmt Südtiroler, heisst es bei den Einheimischen noch heute; denn die Grenze zu Italien ist nicht weit. Im Gegenteil: Nachdem wir die heikle, aber eindrückliche Felsenpassage hinter uns gebracht haben, öffnet sich das Tal, und vor uns tut sich plötzlich eine weitflächige Alpweide von Sursaas auf. Wir durchqueren sie leichten Fusses und gelangen nach einer knappen halben Stunde auf italienischen Boden, den Vinschgau. Unweit hinter der Landesgrenze liegt die adrette Sesvennahütte. Perfekt ausgerüstet, wird sie von einem jungen, gastfreundlichen Team aus Italien geführt. Sie kann sie bis zu 70 Personen Nachtlager bieten. Viele, die hier übernachten, sind Biker, unterwegs auf ihrer Zweitagestour von Sur En durch die Uinaschlucht über den Schlinigpass hinab nach Schlinig im Obervinschgau. Wer ihren schwärmerischen Gesprächen lauscht, kommt rasch zum Schluss, dass es sich bei dieser Route um eine anspruchsvolle und zugleich ausgefallen schöne Strecke handeln muss. Kräftezehrende Route Wir aber sind ohne Bike unterwegs. Unser Weg führt uns über die 2863 Meter hohe Fuorcla da Sesvenna und über einen steilen Abhang durch das Musega-Gebiet. Von dort geht es dann vergleichsweise flach bis nach S-charl. Insgesamt handelt es sich hier ebenfalls um eine lange und mitunter kräftezehrende Strecke, für die idealerweise zwei Tage eingeplant werden sollten. Wir schaffen es an einem Tag, weil wir uns mit dem Auto von Sur En nach Uina Dadaint bringen liessen. Auf diese Weise konnten wir uns mehrere Stunden Anmarsch durch den unteren und ebenfalls wildromantischen Teil der Uinaschlucht ersparen. Auch so waren wir noch mehr als sechs Stunden am Marschieren, und wir überwanden insgesamt über 2000 Höhenmeter: 1200 beim Aufstieg und 800 beim Abstieg. Schulterschluss Ja zum Destinations-Marketing «Engadin Scuol Samnaun» fb. U Was lange währt, wird endlich gut: Ende April dieses Jahres hat der Lenkungsausschuss der Tourismusorganisationen im Val Müstair, Unterengadin und in Samnaun die Gründungsvereinbarung der künftigen Destinations-Management-Organisation (DMO) «Engadin Scuol Samnaun» gutgeheissen. Das heikle Thema bildete seither auch Gegenstand lokaler Beratungen und Abstimmungen in den jeweiligen Talschaften. Dabei siegte der wirtschaftliche Verstand, so dass das Vorhaben schliesslich auf eine breite Zustimmung stiess. Die neue DMO wird in Form einer Aktiengesellschaft per 1. Januar 2011 gegründet und von einem neunköpfigen Verwaltungsrat geleitet werden. Schuls beteiligt sich mit 49 Prozent am Aktionariat, Samnaun mit 41 Prozent, und die restlichen 10 Prozent entfallen auf die Region Val Müstair. 6 REISEN UND FREIZEIT Neuö Zürcör Zäitung Sonderbeilage U 7. Mai 2010 Neuö Zürcör Zäitung Sonderbeilage U 7. Mai 2010 REISEN UND FREIZEIT 7 Das klingende Schloss Ein echtes Sgraffito aus eigener Hand Chastè Tarasp besticht durch ein überraschend reiches Interieur In Susch führt ein Maler interessierte Besucher in ein altes Engadiner Handwerk ein Eine Führung durch das Schloss Tarasp ist weit mehr als eine Schlechtwetter-Variante. Es ist eine Begegnung mit einer äusserst lebendigen Historie. Friedemann Bartu «Chastè Tarasp ist hinter Château Chillon das am zweitmeisten besuchte Schloss der Schweiz», erklärt der lokale Guide, der die Touristengruppe durch die wuchtige Anlage führt. Exakt 100 Räume habe er im Schloss gezählt, fährt er fort und gibt uns damit zu verstehen, dass wir auf diesem Rundgang nur einen Bruchteil des Schlosses sehen werden. Seine Begeisterung wirkt ansteckend. Zumal die wenigsten Besucher damit gerechnet hatten, in dem auf das 11. Jahrhundert zurückgehenden Gebäude eine dermassen umfassende und gut erhaltene Innenausstattung vorzufinden: von feinsten Gobelins aus Flandern über Schnitzereien aus der Riemenschneider-Schule des 16. Jahrhunderts bis hin zu wertvollen Schweizer Wappen- und Standesscheiben. Unter habsburgischem Schutz Die Erklärung für diesen Reichtum trägt einen Namen: Karl August Lingner. Der Deutsche, der sich in der zwei- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Bern zum Hygiene-Doktor hatte ausbilden lassen, später in Dresden eine pharmazeutische Firma betrieb und danach mit der Lancierung des Odol-Mundwassers steinreich wurde, dieser Mann kam 1900 zu einem Kuraufenthalt nach Tarasp. Als er das Schloss in der Abendsonne sah, verfiel er dieser Ruine. Er erwarb sie für 20 000 Franken und versprach, sie «zur Zierde der Gegend» zu machen. Und er hielt Wort. Das zeigt schon der gute äussere Zustand der Anlage, zu der hinauf sich ein steiler Weg windet. Oben angekommen, erreicht man das Eingangstor, über dem ein grosser habsburgischer Doppeladler wacht. Neben der Jahreszahl 1624 heisst es unmissverständlich: «Hie Estereih», was als Warnung an alle Ankommenden zu verstehen war. Denn das katholische Tarasp war die Ortschaft des nach der Reformation mehrheitlich protestantischen Unterengadins, die am längsten in österreichischem Besitze verblieben war. Deshalb waren auf dem Schloss ständig österreichische Soldaten stationiert. Diese sollten die strategisch wichtige Enklave gegen Handstreichversuche der Einheimischen verteidigen. Letztlich war es aber Karl August Lingner, der das Schloss Tarasp, oder was davon im Jahre 1900 noch übrig war, vor dem Untergang rettete. Er beauftragte den Dresdner Architekten Walter Türcke, die Ruine zu renovieren, wobei Ein Kennzeichen alter Engadinerhäuser sind Verzierungen, die nicht gemalt, sondern in die Fassaden eingekratzt wurden. Ein Unterengadiner Maler erteilt Einblick in diese Technik. Wandgetäfer und Mobiliar meist aus Tirol und Graubünden hergeschafft und stilgerecht eingebaut wurden. Lingner, für den nur das Beste gut genug war, liess Holzdecken und Wände aus einem Patrizierhaus aus Poschiavo kommen, handgemalte Kacheln aus Delft sowie das Zimmer der Priorin des Frauenklosters Cazis bei Chur. Der älteste «Gast» im Schloss, in das Lingner auch zehn Gästezimmer einbaute, ist eine 700-jährige Statue des heiligen Antonius. Robin Schwarzenbach «Man wird nicht dreckig – aber manche Leute kommen halt mit lackierten Fingernägeln oder in Anzug und Krawatte.» Josin Neuhäusler kann sich ein schelmisches Lachen nicht verkneifen und bietet den beiden Besuchern seiner Werkstatt in Susch eine Plastic-Schürze an. Dann gilt es Ernst. Wir bekommen eine lange Schraube in die Hand. Damit sollen wir auf den quadratischen Unterlagen, die vor uns auf einem Tisch liegen, die Konturen anbringen, aus denen am Ende ein Sgraffito werden soll. Vorlagen auf Papier gibt es zwar. Doch nun, auf einer feuchten Schicht aus Kalkmilch, müssen die Ritze sitzen. Korrekturen sind auf diesem Material kaum mehr möglich. Gewaltige Orgel 2 Millionen deutsche Goldmark – rund 50 Millionen Franken – verschlang die Renovation. Lingner erlebte deren Ende nicht mehr. Er starb 1916 an Krebs, nur wenige Monate vor Abschluss der Sanierungsarbeiten. Sein exquisitestes Erbstück ist wohl die gewaltige Orgel im Konzertsaal. Lingner, der selbst ein Musikstudium begonnen, aber nicht abgeschlossen hatte, verband eine tiefe Liebe zu diesem Instrument. Mit 3000 im Bau versteckten Pfeifen ist die Orgel vom Schloss Tarasp von einer Grösse, wie man sie sonst nur in Kathedralen antrifft. Wenn sie gespielt wird, erzittert die Burg bis in ihre Fundamente. Und die Voxhumana-Funktionen lassen menschliche Klänge erschallen – wobei der Guide behauptet, diese stammten in Wirklichkeit vom Schlossgeist. Locker und natürlich «Ein echtes Sgraffito folgt keinen exakten Vorgaben», betont Neuhäusler. «Im Gegenteil: Es lebt von der Unregelmässigkeit; von einer natürlich und locker geführten Hand.» Nur so gelange man zu den Effekten, welche die Fassaden der alten Engadinerhäuser so unverwechselbar machten. Apropos Fassade: Ehe man zum praktischen Teil übergeht, steht jeweils ein Tour d’Horizon über Theorie, Geschichte und Praxis der Sgraffito-Technik auf dem Programm. Neuhäusler erzählt aus Erfahrung. Er nehme nicht jeden Auftrag an. Die Verzierungen müssten zum architektonischen Stil des www.schloss-tarasp.ch Drei Hotels, ein Gymnasium und zehn Bauern Ftan profitiert von der Nähe zu Schuls – und doch sucht das Dorf seinen eigenen Weg Auf einer Sonnenterrasse auf 1650 Metern gelegen, thront Ftan zumindest höhenmässig über Schuls. Das Dorf mit 500 Einwohnern lebt vom Tourismus, vom Hochalpinen Institut und von der Landwirtschaft. Jan Mühlethaler Ftan hat eine besondere Stellung. Das Dorf mit 500 Einwohnern – so viele waren es schon 1860 – liegt auf einer Sonnenterrasse, oberhalb von Schuls, erreichbar über kurvige Strassen, entweder von Schuls oder von Ardez her. Die Aussicht in die gegenüberliegenden Berge, hinauf zum markanten, 3105 Meter hohen Piz Lischana, ist aussergewöhnlich. Kein Wunder, hat der Besucher auf rund 1650 Metern den Eindruck, über allen anderen Gemeinden zu schweben. Das «Paradies» als Glücksfall Dass in Ftan mit dem schmucken Hotel Paradies auch eine der besten Adressen im Unterengadin auszumachen ist, kann also kein Zufall sein. Im vergangenen Jahr abermals renoviert, zählt das dem Hamburger Horst Rahe gehörende Haus vor allem auch kulinarisch zu den heissen Tipps in der Region. Seit einem Jahr ist Martin Göschel, der im Jahr 2002 von Gault Millau als «Aufsteiger des Jahres» ausgezeichnet wurde, Chef de Cuisine im Gourmetrestaurant La Bellezza, das mit 17 Gault-Millau-Punkten bewertet ist. Auch die 23 Zimmer und Suiten im Hotel Paradies, von Meike Bambach umsichtig geführt, haben einen besonderen Charme. Dass einem von den mit Arvenholz und edlen Stoffen ausgestatteten Zimmern der Piz Lischana erneut ins Auge sticht, hat System. Der Gemeindepräsident Reto Pedotti ist sich der Ausstrahlung des Hotels Paradies durchaus bewusst. Gleichwohl dürfe das Spitzenhotel wirtschaftlich und touristisch nicht überschätzt werden, sagt er. Es führe sowieso ein «ziemliches Eigenleben», was wohl nicht allein mit den Gästen zusammenhängt, die im «Paradies» absteigen. Das Hotel liegt ausgangs Dorf in Richtung Ardez, mehr als nur ein paar Meter vom übrigen Dorfleben entfernt. Dieses ist weiterhin auch von Landwirtschaft geprägt. Doch laut dem Ge- meindepräsidenten, übrigens der erste im Engadin, der der SP angehört, sind es nur noch 10 Betriebe, die zu 100 Prozent von der Landwirtschaft leben. «Vor 100 Jahren waren es noch 100», sagt Pedotti, der selber auch noch im Stall steht, womit er rund 20 Prozent des Haushalteinkommens generiere. Auffallen tut er jedoch auch mit seiner kleinen landwirtschaftlichen Tätigkeit. Gäste berichten, dass der Gemeindepräsident das Heu wenn möglich mit Ross und Wagen einfahre, häufig mit freiem, braungebranntem Oberkörper. Wenn nicht, dann werde ein Fiat Punto mit Anhänger eingesetzt, derweil die «Konkurrenz» mit modernsten Zugwagen ausfahre. Reto Pedotti, der noch bis und mit 2012 als Gemeindepräsident gewählt ist, hat denn auch einen interessanten Lebenslauf. In Ftan geboren, zog es ihn irgendwann nach Basel, wo er sich zum Sozialarbeiter ausbilden liess. Zehn Jahre lang arbeitete der Bauernsohn mit straffälligen Jugendlichen, dann zog es ihn wieder nach Ftan, wo er zusammen mit seiner Frau den Hof der Eltern im Nebenerwerb übernahm. Zwar hat der ehemalige Sozialarbeiter in «seinem» Dorf keine straffälligen Jugendlichen mehr zu coachen. Jugendliche gibt es aber noch immer genügend, was primär auf das Hochalpine Institut zurückzuführen ist. Die Mittelschule gehört zusammen mit Landwirtschaft und Tourismus zu den drei wichtigsten Wirtschaftszweigen von Ftan – und sie trägt den Dorfnamen seit zwei Jahrhunderten in die weite Welt hinaus. Der Ursprung erzieherischen Wirkens auf der Sonnenterrasse geht aufs Jahr 1793 zurück. Damals legte der aus Paris in seine Heimat zurückgekehrte Andreas Rosius à Porta den Grundstein für den Schulbetrieb in Ftan, der längst nicht mehr nur Privatschule ist. Hier erlangen die Mittelschüler aus der Region ebenso die Maturität wie die Handelsschüler ihr eidgenössisches Diplom. Seit 1996 ist das Hochalpine Institut auch ein vom Schweizerischen Skiverband Swiss Ski anerkannter Stützpunkt für talentierten Nachwuchs, der es teilweise sogar bis an die Olympischen Spiele geschafft hat. Der Gemeindepräsident wirft noch kritisch ein, dass primär die Schüler internationaler Herkunft und aus begüterten Verhältnissen auch negativ auffallen können, zum Beispiel wenn sie mit einem protzigen Auto in der Pause vor der Bäckerei vorfahren. Touristisch gesehen gibt es – ausser dem schon genannten Hotel Paradies – zwei weitere Hotels im Dorf, zwei Garnis und weitere Privatzimmer. Schuls ist ja lediglich zehn Fahrminuten (etwa mit dem Postauto) entfernt – und davon profitiert auch Ftan. Jüngstes Beispiel dieser Nähe zu Schuls ist die Übernahme der früheren Poststelle durch die Engadin Scuol Tourismus AG, die erst zwei Wochen zurückliegt. Damit konnte zum einen das Angebot an Postdienstleistungen in Ftan erhalten werden, zum anderen ist es möglich, die Gäste aus der gleichen Hand mit touristischen Informationen und Dienstleistungen zu bedienen. «Ein Glücksfall», sagt der Gemeindepräsident – im Wissen, dass es keinerlei Alternative gegeben hätte. Schuls hat auch anderweitig eine Ausstrahlung auf Ftan; allein, weil der touristische Aufschwung im Unterengadin nirgendswo ähnlich gut spürbar ist wie in Schuls – mit allen negativen Begleiterscheinungen. Von Schuls profitieren Dieser Aufschwung ist immer auch eng mit dem Namen Kurt Baumgartner verbunden, der in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Player im Unterengadin geworden ist. Mittlerweile besitzt er drei Hotels, alle mit einem eigenständigen Erscheinungsbild und gegenseitige Synergien nutzend. Und kaum ist der eine Bau eingeweiht, präsentiert er die nächste Idee, was immer auch Neider und kritische Stimmen auf den Plan ruft. So hat er jetzt vor, zwischen seinen zwei Hotels Belvédère und Guarda Val zwei Kuben mit Baubeginn 2011 zu errichten, gebaut vom Bündner Architekten Renato Maurizio. Im einen sind bis zu zwölf Luxusresidenzen geplant, die die Projektfinanzierung sichern sollen. Im anderen Kubus sind Hotelsuiten und weitere Geschäftsräumlichkeiten vorgesehen. Das Investitionsvolumen für den gesamten Bau beläuft sich auf 20 bis 25 Millionen Franken, sagt Baumgartner. Derartige Grossinvestitionen stehen in Ftan derzeit nicht an. Der Gemeindepräsident macht sich hingegen Gedanken, wie der historische Dorfkern, der mehrheitlich von älteren Menschen bewohnt wird, für die nächste Generation erhalten werden kann. Eine Idee besteht etwa darin, dass die Gemeinde bei einem allfälligen Hausverkauf als Käufer auftritt, die Wohnungen stilgerecht saniert und zu «vernünftigen Konditionen» an Ansässige vermietet. Hauses passen. Eingelassene Fenster seien ebenso Pflicht wie hervorstehende Dachpartien. Zudem dürfe die betreffende Immobilie von den Nachbarbauten nicht erdrückt werden. Sgraffiti neben einem modernen Haus aus Beton – das ist für Neuhäusler eine schmerzhafte Vorstellung. Im Übrigen, so betont der 45-Jährige, gebe es drei, vier weitere Kollegen im Engadin, deren Erfahrungsschatz den seinen bei weitem übersteige. Daher komme er meist erst dann zum Zug, nachdem die anderen erfolglos kontaktiert worden seien. Also gibt es im Engadin auch in Sachen Sgraffiti eine Hierarchie. Forciertes Konkurrenzdenken herrscht aber nicht. Es würde sich auch kaum lohnen. Für Neuhäusler bedeuten Sgraffiti-Arbeiten lediglich einen Nebenverdienst. Dieser ist allerdings mit sehr viel Aufwand verbunden. Allein die Vorbereitungen können sich über Monate hinziehen. «Kompliziert wird es, wenn sich die Hauseigentümer nicht auf die Motive einigen können – Ehepaare tun sich oft besonders schwer», berichtet der Maler aus Susch. Für Engadinerhäuser gelten etwa Quader-Ornamente an den Häuserecken, durchgängige Doppelwellen unter Giebeln oder Rundbögen – sogenannte Laufende Hunde – oder Rosetten in verschiedenen Varianten. Persönlich kennen wir diese Elemente schon lange. Die Illustrationen von Alois Carigiet zum «Schellen-Ursli» sind uns in bester Erinnerung. «Laufende Hunde» gab es bereits in der Antike. Und überhaupt: «Die Leute denken, Sgraffiti seien eine Engadiner Erfindung; das stimmt natürlich nicht», sagt Neuhäusler und verweist auf jene Künstler, die ab dem 16. Jahrhundert aus Italien kommend durchs Engadin zogen und ihre Dienste anboten. Der Ursprung der Technik geht auf die italienische Renaissance zurück. Auch der Begriff Sgraffito hat italienische Wurzeln. Er leitet sich vom Verb «sgraffiare», kratzen, ab. Bei einer Arbeit setzt Neuhäusler bewusst nicht auf ein Fertigprodukt vom Baumarkt, sondern ganz klassisch auf eine Mischung aus Kalk, Sand sowie erlesenen Pigmenten aus Siena. Denn: «Risse nach wenigen Jahren sind ein schlechtes Zeugnis.» Das Material sei denn auch ein weiterer Grund, weshalb er ausschliesslich mit Maurerbetrieben zusammenarbeite, die er schon lange kenne. So könne er sicher sein, dass der richtige Verputz verwendet werde. Zufriedener Lehrmeister Die beiden Besucher aus dem Unterland fassen sich ein Herz und setzen endlich die ersten Ritze. Er möchte eine einfache Rosette anfertigen; sie, die studierte Kunsthistorikerin, eine Kombination aus runden und eckigen Formen. Beide gehen ohne geometrische Hilfsmittel vor, also ohne Zirkel. Dies sehr zur Freude des Meisters. Sobald die Konturen stehen, werden die betreffenden Flächen mit einem Griffel ausgekratzt. Ein beherzter Einsatz an bestimmten Stellen sorgt für die gewünschten Kontraste. Das zeigt sich vor allem auf dem Vorplatz aus ein paar Metern Distanz. Plötzlich tritt die Sonne hervor. Ihre Strahlen lassen Licht und Schatten auf den Rosetten wunderbar zur Geltung kommen. Wir sind zufrieden, und unser Lehrmeister Neuhäusler ist es ebenfalls. Wie jeder Kursteilnehmer dürfen auch wir das selbst erstellte Sgraffito mit heim nehmen. Einführungen in die Sgraffito-Technik gibt es für Besuchergruppen von 10 bis 20 Personen; kleinere Gruppen auf Anfrage. Das Angebot besteht das ganze Jahr über, von Montag bis Freitag, um jeweils 14 Uhr. Der Preis beträgt 30 Franken pro Person; Kinder unter 12 Jahren zahlen 20 Franken. Anmeldung: Bei Josin Neuhäusler, Surpunt 91, 7542 Susch. Telefon 081 862 28 88 oder 079 221 34 78. Kleiner Bahnhof, grosser Platz In Lavin ist sanfter Tourismus kein Programm, sondern Realität Zwei Attraktionen des Gebiets von Tarasp-Vulpera: der Gebirgsgolfplatz von Vulpera und das markante Schloss Tarasp. BILDER AURA / RDB Wo Gourmets und Golfer sich treffen Im Gebiet von Tarasp-Vulpera kann man auf etliche Trouvaillen stossen Das Schloss Tarasp, der Gebirgsgolfplatz von Vulpera sowie etliche ausgezeichnete Restaurants machen das Nachbargebiet von Schuls zu einer attraktiven und erkundenswerten Region. Christa Arnet Von Schuls nach Tarasp in einem offenen Cabriolet zu fahren, ist nicht unbedingt zu empfehlen. Es könnte sein, dass in einer der engen Kurven plötzlich ein harter weisser Ball geflogen kommt. Der 9-Loch-Golfplatz von Vulpera wird von der Strasse an zwei Stellen durchschnitten, so dass jedes Mal über die Fahrbahn gespielt werden muss. 1923, als die Anlage für die damals zahlreichen Kurgäste erstellt wurde, waren Friktionen mit dem Strassenverkehr kein Thema. Und dass sie aufgrund des stark coupierten Geländes auf eine Länge von 3777 Metern beschränkt werden musste, schien ebenfalls keine Rolle zu spielen. Idyll mit Überraschungen Als Folge davon sind die heutigen Golfer mit Überraschungen und Herausforderungen konfrontiert, die sie auf keinem modernen Platz finden. Der «Golfer’s Guide» der «Südostschweiz» spricht denn auch von «einem der schönsten Gebirgsgolfplätze Europas», den man einmal im Golferleben besucht haben müsse. Tatsächlich vermitteln die in einem Arvenwald liegenden Talsenken, Kuppen, Hügel, Matten und grünen Rondellen den Eindruck eines romantischen Parks. Künstliche Effekte und gestalterische Spielereien, wie Bäche und Seen, gibt es keine. Dafür trifft man auf Blumenwiesen und Beerensträucher, begegnet allerlei Tieren und kann auf dem Weg zum 3. Abschlag Pilze fürs Abendessen sammeln. Und auf jeder Lichtung, jeder Anhöhe und natürlich auch auf der Terrasse des öffentlichen Klubhaus-Restaurants bietet sich ein herrlicher Blick auf benachbarte Dörfer und umliegende Berge. Höchste Präzision Laut Klubmanager Markus Vesti spielen manche hier auf Anhieb über ihrem Handicap, während andere trotz mittlerem Rating einfach nicht zurechtkommen. Das grösste Problem besteht darin, das wellige Gelände richtig einzuschätzen. Loch 8 etwa ist 175 Meter lang, spielt sich aber wie 130 Meter, bei Loch 3 muss auf die in der Ferne sichtbare Kirche von Ftan gezielt werden, und bei Loch 7 sind nicht nur 100 Meter Länge und 25 Meter Höhendifferenz, sondern auch der Verkehr auf der Strasse einzukalkulieren. Andere knifflige Aufgaben stellen sich beim Dogleg mit seinem handtuchschmalen Grün. Bei Loch 9 ist der dortige Wanderweg im Auge zu behalten. Vesti fügt an, dass überall höchste Präzision erforderlich sei. Sonst lande der Ball am falschen Ort: zum Beispiel im Kotflügel eines vorbeifahrenden Autos oder im hohen Maschenzaun, welcher die Fassade des Hotels Villa Engiadina in Vulpera vor allzu dynamischen Schlägen schützt. Manchmal fliegt ein Golfball sogar in den Garten des Hotels Villa Maria, das in einer Haarnadelkurve oberhalb des Greens steht. Erich Jaeger, der mit seiner Frau Geraldine das gepflegte Dreisternehaus samt Gourmetrestaurant seit 40 Jahren führt, lacht darüber. Er ist selber leidenschaftlicher Golfer und nutzt jede freie Minute zum Spielen. Das Winter-Golfen ist unter seiner Ägide zustande gekommen. Seinen Gästen bietet er sogar im eigenen Garten ein Putting-Green. Mit gleicher Begeisterung steht Jaeger auch am Herd, was sich in immer wieder neuen Kompositionen aus einheimischem Fleisch und saisonalen Produkten aus dem eigenen Garten niederschlägt. Das mit Engeln und Putten üppig dekorierte Lokal wurde denn auch von «Gault-Millau» mit 13 Punkten ausgezeichnet. Kulinarische Kompositionen Fährt man nun die Strasse weiter hinauf bis unterhalb des Schlosses Tarasp, erreicht man ein zweites Feinschmeckerziel: das mit 15 «Gault-Millau»-Punkten dekorierte Restaurant des Schlosshotels Chastè. Dort warten kulinarische Köstlichkeiten und erlesene Weine aus nah und fern. Interessante Variationen regionaler Spezialitäten sind Hirschkote- letts mit Baumnuss-Früchte-Kruste oder Kastanien-Birnen-Süppchen mit Cervino-Salsiz. Das Ambiente der gemütlichen Arvenstuben trägt zur guten Stimmung bei. Uneingeweihte würden nicht vermuten, dass das schöne Relais-&-Châteaux-Hotel einmal ein einfaches Bauernhaus war und erst im 20. Jahrhundert durch unzählige Erweiterungsbauten zu dem wurde, was es heute ist. Das Gebäude befindet sich zudem schon seit 500 Jahren und 21 Generationen im Besitz der Familie Pazeller. Heute wird der Betrieb von Daniela und Rudolf Pazeller und ihrem Sohn Roberto als designiertem Nachfolger geleitet. Immer präsent zu sein, überall selber Hand anzulegen und die Gäste sowohl im Haus als auch auf Ausflügen persönlich zu betreuen, hat hier Tradition. Auch haben Pazellers ihre Tätigkeit auf Schloss Tarasp ausgeweitet. Bei Veranstaltungen wie Geburtstagen, Hochzeiten oder Candlelight-Dinners für zwei übernehmen sie das Catering und die Dekoration. Seit fünf Jahren organisieren sie jeweils im Oktober ein grosses Erntedankfest, an dem auch viele Einheimische teilnehmen. Das Gourmetmenu aus der «Chastè»-Küche wird in den Schlossmauern von musikalischen, literarischen oder historischen Darbietungen umrahmt. Dieser Anlass ist jeweils lange im Voraus ausgebucht. www.vulperagolf.ch; www.villa-engiadina.ch; www.villamaria.ch; www.schlosshoteltarasp.ch. Lavin lassen die meisten Touristen links liegen. Zu Unrecht: Im 40 Meter über dem Inn thronenden Dorf liegen nämlich die guten Dinge nahe beieinander – und zum weitläufigen Gemeindegebiet gehören auch grosse Naturschönheiten. Tobias Hoffmann Halt auf Verlangen? Zwar ist das Unterengadiner Dorf Lavin seit der Eröffnung des Vereinatunnels von Zürich aus das am schnellsten zu erreichende Engadiner Dorf überhaupt. Doch noch heute liest man da und dort, es sei abgelegen. Lavin, das rund 200 Einwohner zählt, wurde 1869 bei einem grossen Brand weitgehend zerstört. Es kann weder ein Bilderbuch-Dorfbild wie das benachbarte Guarda noch eine nennenswerte Sport- oder Wellness-Infrastruktur vorweisen. So ist es nie zur touristischen Marke geworden. Pittoreske Seiten hat es aber durchaus. Die sind jedoch von Umfahrungsstrasse und Bahnlinie aus kaum zu erkennen. Lokal verankert Also aufgepasst: Kaum hat der Zug Sagliains am Tunnelende verlassen, heisst es: «Lavin, fermada sün dumonda», Halt auf Verlangen. Vom Bahnhof aus erreicht man in wenigen Schritten das Dorfzentrum, die leicht ansteigende Plazza Gronda mit Brunnen, deren untypische Grosszügigkeit dem Dorfbrand geschuldet ist. Sein besonderes Gepräge erhält der Platz durch mehrere ummauerte Gärten und durch das auffälligste Gebäude des Ortes, das Hotel Piz Linard mit rosaroter Fassade. Dass es so keck auf sich aufmerksam macht, ist berechtigt, denn eine tote Zeit gibt es in diesem Haus nicht, anders als fast überall sonst im Engadin. Hans und Gaby Schmid, Quereinsteiger aus dem Unterland, halten es das ganze Jahr offen, sieben Tage die Woche – als Ort für Stadtmüde, Naturliebhaber und Kulturfreunde, für Retraiten, Seminare und Feiern. Im Unterschied zu den meisten anderen Engadiner Hotels verstehen sie ihr Haus auch als Begegnungsort und verlässliche Anlaufstelle für die Einheimischen. Bei diesen findet die Dorfgaststube (Ustaria) mit modernem Design Anklang. Auch beim reichen Kulturprogramm mit Konzerten, Ausstellungen und hauseigenem Kino binden die Schmids die lokale Bevölkerung ein, als Besucher wie auch bei der Realisierung der Projekte. Im derzeitigen Angebot von 15 Zimmern fällt die sogenannte Palazzo-Kategorie auf: vier auf den Platz hinausgehende, grosszügige, helle Räume, die von verschiedenen Künstlern gestaltet wurden und durch antiquarische Einzelstücke und Kunstinstallationen sehr persönlich wirken. Abends treffen sich die Hotelgäste im eindrücklichen, mit Arvenholz getäferten Speisesaal aus dem Jahre 1926. Die Halbpension ist fester Bestandteil der Gastkultur im Hause. Gepflegt wird keine Möchtegern-Spitzengastronomie, sondern eine feine, eher leichte und etwas gehobene Küche. Wer hierhergefunden hat, sucht das Unverfälschte und Unaufgeregte. Gut speisen lässt sich auch im Hotelrestaurant Crusch Alba im vom Feuer verschonten Dorfteil Surpunt jenseits ................................................................................. GUT ZU WISSEN Wanderung an die Macun-Seen: Ab diesem Sommer kann man sich per Taxi bis zur Alp Zeznina Dadaint chauffieren lassen, um die Wanderzeit von rund 7 Stunden (hin und zurück) zu verkürzen. Übernachten, Essen: www.pizlinard.ch, www.cruschalba-lavin.ch, www.giacometti-lavin.ch. Informationen: www.lavin.ch. des Dorfbaches Lavinuoz. In den Heustall des 330 Jahre alten Engadinerhauses hat man vor rund zwanzig Jahren einen Speisesaal und zusätzliche Zimmer eingebaut. Die Spezialität des Küchenchefs Riet Egler sind leichte Versionen der regionalen bäuerlichen Küche. Er stellt sie zu 6-Gang-Menus zusammen, die den Gästen kaum auf dem Magen liegen. Der Gastro-Guide «Graubünden geht aus!» führt übrigens beide Laviner Hotelrestaurants in der Kategorie «Genuss pur in den Dörfern». Legendäre Nusstorte Mit ihren 46 Quadratkilometern Fläche reicht die Gemeinde im Nordwesten bis zum Piz Linard (3411 Meter), dem höchsten Gipfel der Silvretta-Gruppe, im Süden bis zu den zum Nationalpark zählenden Lais da Macun, einer der schönsten Seenplatten der Schweiz. So gibt es im Sommer doch einen recht lebhaften Tourismus hier. Zu den Wanderern und Bergsteigern gesellen sich die Biker, die dem Ufer des Inn folgen. Wer von ihnen sich vom Aufstieg nicht schrecken und ins Dorfzentrum locken lässt, kann sich im Café der Pastizaria Giacometti mit ihrer Terrasse 30 Meter über dem glitzernden Fluss mit der legendären Nusstorte stärken, die vielen als die beste überhaupt gilt. Dann sollte er aber auch, bevor er den Halt-auf-Verlangen-Knopf drückt, um sich von der Rhätischen Bahn nach Schuls, ins Oberengadin oder ins Prättigau zurückbringen zu lassen, einen Blick in die Dorfkirche nahe beim Bahnhof werfen. Dort gibt es erstaunlich gut erhaltene Fresken aus dem frühen 16. Jahrhundert zu entdecken, die 2001 bis 2005 restauriert wurden und unter Bundesschutz stehen. Vielleicht ist das der grösste Zauber dieses Orts: In Lavin hat man keine Qual der Wahl. Aber alles, was sich einem bietet, ist gut. Und manchmal sogar ein bisschen spektakulär. Gutschein Engadin Bad Scuol Die Wellnessoase www.engadinbadscuol.ch Lösen Sie diesen vom 7. - 31. Mai 2010 an der Kasse des Bogn Engiadina Scuol ein. 10 % Rabatt Sie erhalten auf den Einzeleintritt in die Bäder- und Saunalandschaft und das Römisch-Irische Bad. Wir wünschen Ihnen viel Entspannung in der Wellnessoase Bogn Engiadina Scuol. Faszination Hotel ENGIADINA – sich wohl fühlen und geniessen! Engadin Scuol Mobil. Freie Fahrt in der Nationalparkregion. Inklusive 7550 Scuol, Tel. 081 864 14 21, info@hotel-engiadina.ch Jedem Übernachtungsgast schenken wir täglich die Benützung der Gondelbahn Scuol-Motta Naluns, der RhB Scuol-Tarasp-Zernez in 2. 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Mehr zum Angebot auf engadinscuol-mobil.ch Tel. +41 (0)81 861 11 11 Tel. +41 (0)81 864 14 81 Tel. +41 (0)81 864 04 34 Tel. +41 (0)81 861 00 33 Tel. +41 (0)81 864 01 33 <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0sLAwNwMAcx7KvQ8AAAA=</wm> 10km Trottinettplausch <wm>10CEXKsQ2AMAwEwIli_ZuYGFySpIoQAsT-oyDRUFx3Y4QJPlvb73YGgWyJcC9zuGZx16BmihVjwGAKYsWSyTK5x__TVtMFdOCBylH7C3fGa19fAAAA</wm> altana.ch bellaval-scuol.ch engiadina-ftan.ch hotelmuntanella.ch bellavista-ftan.ch Engadin Scuol Tourismus, CH-7550 Scuol info@scuol.ch www.scuol.ch Tel. +41 (0)81 861 22 22 Engadin Adventure, Tel. +41 (0)81 861 14 19, www.engadin-adventure.ch Dependance Chasa Vulpi Maria-Louise + Werner Meier CH-7545 Guarda Tel. 081 862 24 70 / Fax 081 862 24 07 E-Mail: contact@pensionvaltuoi.ch www.pensionvaltuoi.ch Ihr familiäres Nichtraucherhotel im schönsten Dorf des Engadins. Doppelzimmer mit oder ohne Balkon, Studiowohnung mit grossem Balkon, Appartements in der Chasa Vulpi, Familienzimmer, alle Zimmer mit DU oder Bad/WC, TV. Wir freuen uns, Sie bei uns in dieser herrlichen Bergwelt begrüssen und verwöhnen zu dürfen. Neu mit Wellnessbereich (Sauna, Dampfbad, Whirlpool) GAST HAUS Die Zeit zu geniessen. Die Kunst zu verwöhnen. Wir finden uns! Am Dorfplatz von Lavin. Aus Freude und das ganze Jahr! Wir schicken Ihnen gerne unseren Prospekt ! www.pizlinard.ch www.pizlinard.ch || 081 081 862 862 26 26 26 26 Engadinerhäuser im Val S-charl (© Andrea Badrutt, Chur) Neuö Zürcör Zäitung Sonderbeilage U 7. Mai 2010 REISEN UND FREIZEIT 9 Der Wald spricht Die herbstliche Hirschbrunft im Gebiet des Nationalparks ist ein ganz besonderes Naturspektakel Im Herbst spielt sich in den Wäldern des Schweizerischen Nationalparks ein einzigartiges Naturschauspiel ab: die Hirschbrunft. Diese lässt sich im Val Mingèr sehr gut erleben. Der Beobachtungspunkt ist nach 90 Minuten Fussmarsch erreicht. tirol. Zwischen Ende Mai und Anfang Juni des folgenden Jahres setzen die weiblichen Tiere dann ihre Kälber. Beim Abstieg zurück ins S-charl-Tal überqueren wir eine Wiese, die so perfekt gemäht ist wie der Golfrasen von Samaden. Auch dies waren die Hirsche, weiss Steck zu berichten. Gräser zählen zu ihrer Leibspeise, doch wählerisch sind sie nicht; zur Not, wenn bereits Schnee liegt, fressen sie auch Baumrinden, Flechten oder Moose. Im Garten des Landgasthofs Crusch Alba in S-charl delektieren wir uns an einem wunderbar zarten Hirschschnitzel mit Quarkspätzli und Blaukraut. Es ist warm, T-Shirt-Wetter, die Mountainbiker und Wanderer ziehen in Scharen vorbei. Vom nahen Betriebsschluss Mitte Oktober ist noch gar nichts zu spüren. Bis vor wenigen Jahren, erzählt Gastgeberin Ladina Sutter, habe man die Hirsche auch in S-charl selbst noch laut genug röhren gehört. Seit im Tavrü-Tal wieder gejagt wird, verziehen sich die Tiere in andere Brunftreviere, etwa ins anliegende Val Mingèr. Mit dem ersten Schnee wird es deshalb schlagartig ruhig in den weiten Alpen rund um S-charl. Philipp Metzler Es ist Anfang Oktober, die Lärchen leuchten glühend gelb, und der Altweibersommer zeigt sich von seiner schönsten Seite im Val Mingèr, einem abgelegenen Seitental des Nationalparks nahe bei Schuls. Die herbstliche Farbenpracht bildet die Kulisse eines zweiten Naturspektakels, der Brunft des Rotwildes. Beim Punt Mingèr haben wir das S-charl-Tal verlassen und steigen seit einer halben Stunde den urtümlich-wilden Wanderweg zur Alp Mingèr hoch, als es plötzlich dumpf und durchdringend faucht aus dem Gehölz. Wir erschrecken, und zwar heftig. Ob es doch wieder einen Bären gibt im Unterengadin? Unsinnige Bedenken eines Unterländers, gewiss, aber das Geräusch war nah, schwer zuzuordnen und von bedrohlicher Lautstärke. ................................................................................. GUT ZU WISSEN Nicht weniger als 150 Hirsche, so schätzen einheimische Jäger, tummeln sich im Herbst im geschützten Val Mingèr. KPA / KEYSTONE Ein Röhren und Rasseln Später wiederholt sich das Gebrüll im Holz vielstimmig von der linken und der rechten Talseite, man gewöhnt sich daran, beginnt Nuancen zu unterscheiden und stellt fest: Der Wald spricht nicht; er seufzt und stöhnt, er röhrt und rasselt, bald stakkatohaft kurz, bald lang und länger bis zur hörbaren physischen Erschöpfung. Nicht weniger als 150 Hirsche, schätzt der einheimische Jäger Hermann Steck, tummeln sich im Herbst im Val Mingèr. Das einsame Tal ist ein beliebtes Einstandsgebiet für das Rotwild, weil hier im Nationalpark nicht gejagt werden darf. Einige Dutzend Hirsche, die grossen Stiere ab dem sechsten oder siebten Altersjahr, kämpfen während der Brunftzeit um die Hirschkühe und die besten Plätze. Die Männchen ernähren sich in dieser Phase des hormonellen Ausnahmezustands nicht mehr, sie sind besessen von der Verteidigung ihres Reviers und der Annäherung an die Weibchen. Der Zusammenprall der Hirsche ist brutal, bisweilen tödlich. «Forkeln» nennt der Weidmann das Aufspiessen des Gegners mit dem Geweih. Doppelbödige Gespräche Aufgrund der südlichen Lage liegt die Waldgrenze im Val Mingèr zwischen 2100 und 2200 Metern über Meer, also sehr hoch. Dort erreichen wir einen Beobachtungsposten mit Tisch und Bank. Nachdem wir die Hirsche lange nur gehört haben, erblicken wir sie nun am Südhang des Piz Mingèr endlich auch in natura. Ein Feldstecher ist unabdingbar. Noch besser wäre ein richtiges Fernrohr, um die stolzen Tiere bei ihrem Auftritt in der «Fortpflanzungs-Arena» zu verfolgen. Eine Hirschkuh nähert sich langsam dem Geröllfeld, wo sich einige Böcke versammelt haben. Welcher wohl das Rennen macht? Wer behauptet sich als Platzhirsch? Es darf gelacht werden. Die Gespräche der Brunftwanderer beim Aussichtspunkt bekommen unmerklich einen doppelten Boden. Als wir noch einige Schritte weiter bergan steigen Richtung Sur il Foss, überrascht uns von hinten eine Dreiergruppe von Hirschkühen. Der Boden bebt spürbar, als sie mit donnernden Hufen durch das Gebüsch preschen. Dass sich diese scheuen Tiere mitten am Tag so unbekümmert in die Nähe von Menschen begeben, sei höchst aussergewöhnlich, erklärt Jäger Steck. Ausserhalb des Nationalparks würden die mit einem hervorragenden Gehör und Geruchssinn ausgestatteten Tiere einen grossen Bogen um Menschen machen. Von Hirschen gemäht Die Hirschbrunft dauert einige Wochen, in den Alpen meist von September bis Mitte Oktober. Wenn es zu schneien beginnt, verlassen die Tiere das Hochtal und begeben sich in ihre Wintereinstandsgebiete in den tiefer gelegenen Wäldern des Inn-Tals; einige von ihnen wandern gar bis nach Süd- Anreise: Der Einstieg ins Val Mingèr ist von Schuls aus mit dem Postauto zu empfehlen. Für den gut 500 Höhenmeter umfassenden Aufstieg vom Punt Mingèr bis zum Beobachtungspunkt auf rund 2100 Metern benötigt der Durchschnittswanderer rund 90 Minuten. Rückweg: Statt ins S-charl-Tal zurückzukehren, kann man die Wanderung über Sur il Foss durchs wilde Plavna-Tal hinunter nach Tarasp und durch die Clemgia-Schlucht bis Schuls fortsetzen. Dauer der Wanderung: rund 5 bis 6 Stunden. Verpflegung: Lokale Wildspezialitäten gibt es im Landgasthof Crusch Alba oder im Gasthaus Mayor in S-charl. Hirschbrunft-Wanderungen: Werden von Ende August bis Ende September ab Schuls von einheimischen Jägern organisiert, Telefon 081 861 22 22. Alternativ gibt es auch geführte Hirschbeobachtungen im Val Trupchun bei S-chanf. Geschichte zum Anfassen und Miterleben «Bun Tschlin» Die Burg Altfinstermünz als neues Ausflugsziel im Dreiländereck Schweiz - Österreich - Italien Die Ortschaft Tschlin setzt ganz auf heimische Produkte Die imposante Klausenanlage in der Innschlucht unterhalb von Vinadi wird gegenwärtig in aufwendiger Sanierungs- und Umbauarbeit zur mittelalterlichen Erlebnisburg für Jung und Alt umfunktioniert. Christa Arnet Steil führt der Fussweg von der Engadinerstrasse zum Inn hinunter. Die Schlucht ist eng und düster, der Fluss tobt um die Felsen. Kurz oberhalb des Ufers verläuft die Grenze zu Österreich. Und unmittelbar dahinter beginnt das Mittelalter. Denn hier erhebt sich die mächtige Burg Altfinstermünz, die einst den Grenzübergang zwischen Tirol und dem Engadin verbarrikadierte. Die gedeckte Brücke und der Wachtturm mitten im Fluss, der fünfgeschossige Torturm hart am Wasser, der gedrungene Batterieturm in der Felswand, der Ausguck, die Sperrmauer und die zahlreichen Reste massiger Vorbauten lassen ahnen, dass hier in alten Zeiten kein leichtes Durchkommen war. Die an der ehemaligen Römerstrasse Via Claudia Augusta gelegene Schlucht wurde angeblich schon 1078 von Herzog Heinrich von Bayern für eine Befestigungsanlage genutzt. Und im Mittelalter war das 1263 erstmals urkundlich erwähnte «castrum Luech in der Vinsterminze» fast 500 Jahre lang eine Zollstätte. Die meisten der heute noch erhaltenen Gebäude entstanden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als Herzog Sigmund der Münzreiche die Anlage zum Bollwerk ausbaute. Der Turm kam jedoch erst Anfang des 16. Jahrhunderts, im Zuge eines weiteren Ausbaus, hinzu. Vom Bollwerk zum Wirtshaus Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verlor Altfinstermünz aufgrund der Zollreform an Bedeutung. Das Zollamt kam nach Martinsbruck, und die Burg wurde an den letzten Zöllner verkauft. Zunächst beherbergte sie ein Gasthaus samt Bierbrauerei; später, nach der Umleitung des Verkehrs auf die neue Reschenstrasse, diente sie als Landwirtschaftsbetrieb. Die Brücke mit dem als Sigmundseck bekannten Wehrturm im Fels kam in den Besitz des Landes Tirol, der Torturm und weitere Bauten blieben in privaten Händen und waren nach dem Zweiten Weltkrieg mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. Seit einigen Jahren sind nun umfassende Renovierungsarbeiten im Gang. Der 2001 gegründete Verein Altfinstermünz, dem auch die Gemeinden Tschlin und Samnaun sowie ihre Tourismusorganisationen angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, eine mittelalterliche Erlebniswelt für Jung und Alt und damit ein attraktives Ausflugsziel im Dreiländereck Schweiz - Österreich - Italien einzurichten. Mit einem Kostenaufwand von 4,5 Millionen Euro werden die historischen Gebäudeteile fachgerecht renoviert, für die Besucher zugänglich gemacht und mit multimedialen Ausstellungen bestückt. – Nicht zuletzt dank freiwilliger Arbeit sind verschiedene Teile der Burg bereits so weit instand gestellt, dass sie unter Führung besichtigt oder sogar für Veranstaltungen gebucht werden können. So finden in der etwas abseitsstehenden Kapelle Mariae Himmelfahrt wieder Taufen und Hochzeiten statt. Niemand würde vermuten, dass das hübsche kleine Gotteshaus mit dem wertvollen Fresko aus dem 17. Jahrhundert lange Zeit das triste Dasein eines Schafstalls fristete. Auch die Fassade des Torturms, der noch bis im Frühling 2009 bewohnt war, präsentiert sich wieder im ursprünglichen Zustand. Sein Inneres wird nun sorgfältig restauriert, von stilfremden Elementen befreit und wo nötig rekonstruiert. Thomas Veser U An seinen ersten Besuch in Tschlin erinnert sich Peter Mair mit gemischten Gefühlen. Damals vierzehn Jahre alt und selbst in einem Dorf bei Schuls aufgewachsen, hielt ihn nichts in dem über 1550 Meter hoch gelegenen Ort. «Da gab es nur alte Leute, dort wollte ich auf keinen Fall wohnen», erinnert sich der heute 42 Jahre alte Käsermeister. Doch alles kam anders: In Tschlin sollte Mair seine spätere Frau Chatrina kennenlernen, dort liess sich das Paar nieder und pachtete eine ehemalige Käserei. Eine unrentable Käserei nach der anderen hatte zuvor die Arbeit eingestellt. Ehrgeizige Zukunftspläne «Da haben viele Leute mitleidig den Kopf geschüttelt. Andere hingegen empfanden es als positiv, dass jemand das Gewerbe aufleben lässt», berichtet Mair und blickt auf seine Erzeugnisse aus Kuh- und Ziegenmilch, die inzwischen auch in der gehobenen Gastronomie begehrt sind. Sie tragen das BioLabel und werden ebenfalls im Dorfladen um die Ecke angeboten. Sie tragen ein zusätzliches Markenzeichen, das aus den Buchstaben BT besteht und den Absatz steigern soll: «Bun Tschlin», «Gutes aus Tschlin». Auch Fleisch und Wurstwaren, Bier, Likör, Konfitüre, Gebäck und sogar handwerkliche Erzeugnisse lokaler Herkunft, darunter Möbel, dürfen damit ausgezeichnet werden – vorausgesetzt, die Rohstoffe stammen aus der Tschliner Gegend, in der die Waren auch hergestellt werden müssen. In Holzkisten So soll hier künftig die Tiroler Zollgeschichte veranschaulicht werden, während im Brückenturm der Alltag der Burgbewohner und auf Sigmundseck das Leben und Wirken des Herzogs gezeigt wird. Der Zugang zum Felsenturm führt durch einen abenteuerlichen, 35 Meter langen unterirdischen Gang mit einer Naturhöhle, in der eine Multivisionsshow die Historie der Burg zeigt. Zudem sind Veranstaltungen geplant, welche die Kulturen der drei Länder spiegeln. In einer zweiten Bauetappe sind ein Restaurant und ein Aufzug zum hoch über der Schlucht liegenden Parkplatz von Hochfinstermünz vorgesehen. Altfinstermünz liegt direkt an der Schweizer Grenze auf Tiroler Boden. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, Sonntag 13–17 Uhr oder nach Vereinbarung. www.altfinstermuenz.com. Aller Anfang ist schwer abgepackt, erfreuen sich die Nischenprodukte heute auch im Grossraum Zürich grosser Beliebtheit. «Bun Tschlin» ist ein Verbund lokaler Kleinstbetriebe, «eine Werbeplattform für die Qualität unserer Waren», wie sich Schreinermeister Curdin Müller ausdrückt. Etwa 20 Mitglieder zählt der Verein, der eine Zeitschrift herausgibt und von der Gemeinde für diese Arbeit Geld bekommt. Aufbruchstimmung Die Geschichte begann, als Kleinaktionäre ihr Geld zusammenlegten und in Tschlin eine Mikro-Brauerei gründeten. «Das hat die wirtschaftlich schlechte Stimmung verbessert», erinnert sich Braumeister Florian Geyer. Curdin Müller spricht sogar von Aufbruchstimmung. Und die habe man dringend benötigt, «hatten sich die Menschen doch damals schon damit abgefunden, dass wohl auch noch der letzte Betrieb schliesst und man einfach nichts machen kann». Heute stehen die Buchstaben BT auch für touristische Dienstleistungen. Brauereibesuche zählen dazu und die Einkehr bei Käser Mair, der Gäste mit seiner Arbeit vertraut macht und sie mit Tschliner Fondue und – in Abwesenheit von lokalem Wein – mit Bier von nebenan bewirtet. Ob dank BT künftig neben der neuen Braumeisterstelle weitere Arbeitsplätze entstehen, bleibt abzuwarten. Immerhin sei der Pessimismus von gestern, so Curdin Müller, «einem Gefühl der Zuversicht gewichen». www.buntschlin.ch