Siena - Enit

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Siena - Enit
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www.terresiena.it
COP CHIANTI D
PROVINCIA DI SIENA
COMUNI DI
CASTELLINA IN CHIANTI
CASTELNUOVO BERARDENGA
GAIOLE IN CHIANTI
RADDA IN CHIANTI
APT SIENA
Via dei Termini 6 – 53100 Siena
tel. +39 0577 42209 - fax +39 0577 281041
aptsiena@terresiena.it
www.terresiena.it
chianti
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Terre di Siena
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chianti
DIE PROVINZ SIENA
DIE GEMEINDEN VON
CASTELLINA IN CHIANTI
CASTELNUOVO BERARDENGA
GAIOLE IN CHIANTI
RADDA IN CHIANTI
DER VERKEHRSVEREIN SIENA
HEISSEN SIE IM SIENESER LAND
HERZLICH WILLKOMMEN
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Chianti
Terre di Siena
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Chianti, Land der Harmonie
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Seltene Essenzen zwischen den Hügeln / Der Garten des Chianti
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Das Brot von heute und der Wein vom letzten Jahr
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Von den Etruskern bis zum “Eisernen Baron”/ Der Chianti, der ewige Wein
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“Heilige” Olivenbäume und wertvolles Öl / Der Garten Gethsemane und seine Smaragde
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Das Schwein der “Guten Regierung” / Cinta, der Geschmack der Zeit
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Route: von der antiken Liga bis ins Land der Berardenga
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Der Halbpächter als Architekt / Das Haus zwischen den Feldern
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Mit dem Fahrrad über Schotterstraßen / Eine Lobrede auf die Langsamkeit
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Das Land des Schönen / Zeitgenössische Kunst
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Veranstaltungen im Chianti-Gebiet
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Um noch mehr zu erfahren
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firenze
siena
toscanaitalia
Terre di Siena
Chianti
castellina in chianti
castelnuovo berardenga
gaiole in chianti
radda in chianti
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Radda in Chianti
San Gimignano
Poggibonsi
Castellina in Chianti
Gaiole in Chianti
Colle di Val d’Elsa
Monteriggioni
Casole d’Elsa
Castelnuovo Berardenga
Sovicille
Radicondoli
Siena
Rapolano Terme
Monteroni d’Arbia
Asciano
Sinalunga
Chiusdino
Monticiano
Murlo
Trequanda
San Giovanni d’Asso
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Torrita di Siena
Buonconvento
Montepulciano
Pienza
Montalcino
Chianciano Terme
San Quirico d’Orcia
Sarteano
Castiglione d’Orcia
Chiusi
Cetona
Radicofani
Abbadia San Salvatore
Piancastagnaio
San Casciano dei Bagni
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Chianti, Land der Harmonie
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EINE REISE IN GESCHICHTE, IN MENSCHLICHE BEGEBENHEITEN
UND ZAUBERHAFTE LANDSCHAFTEN
Wir erzählen hier von Orten, die es nicht gibt. Überrascht? Nur Geduld,
wir werden eine Erklärung geben, warum wir Sie zu einer Reise in die
Welt der Phantasie einladen. Alles hier ist Suggestion menschlicher
Begebenheiten, ist Wahrnehmung, als erstes
durch den Geist und dann erst durch die Sinne. Was wäre der sieneser
Chianti ohne seine Menschen? Vielleicht der finstere Wald, in dem
Dante sich verirrte? Denn die Chianti-Berge runzeln im Herzen der
Toskana die Stirn und schenken plötzlich steile Abhänge und mit sanften
Hügeln süße Liebkosungen, bestehen aber hauptsächlich aus
unendlichen Wäldern mit Steineichen, Kastanien und Eichen, sie stiften
mit ihren Dornbüschen Verwirrung, sie verschlimmern die Landschaft
mit kleinen Schluchten, so als ob die Hand eines himmlischen Riesen in
den Qualen der Erschaffung die Erde aufgekratzt hätte. Der sieneser
Chianti wäre ohne menschliche Besiedlung ein wildes und ödes
Universum. Nur die immanente Präsenz des Homo faber macht aus ihm
einen blühenden Garten Eden, wo das Paradies nicht nur Wonne,
sondern vor allem Wissen ist. Man diskutiert, und nicht erst seit heute,
über die Identität des Chianti. Es wäre wirklich zu viel, wenn man
herausfinden wollte, warum eine Diskussion überhaupt nötig ist, da ja
nun schon gut 1000 Jahre seit der ersten Liga des Chianti verstrichen
sind, wenn man einen gemeinsamen Nenner für dieses Land finden
wollte. Es genügt zu sagen, daß der Chianti nicht immer dieser
friedvolle Schrein der Vollkommenheit war, den wir Zeitgenossen heute
“entweihen” dürfen, um absoluten Genuß zu erhalten.
DIE BEGEGNUNG ZWISCHEN MENSCH UND NATUR
DIE ERBAUER DER LANDSCHAFT
Es war ein Land härtester Konflikte: mit Waffen ausgetragen, aber
auch gegen Not und Elend, denn hier stritten sich der Mensch und
die Schöpfung um die Existenzberechtigung. Und es war im Bereich
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der längst vergangenen Republik, daß die erste Ansiedlung im
Chianti während des frühen Mittelalters ihre Gesetze erhielt. Dann
die ewige Auseinandersetzung mit Florenz, welche die Grenzen
aufriß, und die zu Beginn der Renaissance zu Veränderungen in
allen Bereichen führte: bei den Menschen, den Bauten und Häusern
und der Landschaft. Es war seit Anbeginn der Ort der Begegnung
zwischen dem Land und der Aristokratie: mit Blut, Steuern und
klerikalen Rechten. Der sieneser Chianti hat die Eigenart einer
durchlässigen Demarkationslinie zwischen zwei Welten: die Welt
der, die auf der Erde schwitzten, und die der, die die Früchte
genossen. Diesem offensichtlichen Konflikt verdanken wir jedoch
seine bis heute andauernde Beschaffenheit: es ist zur gleichen Zeit
tiefes Land und städtischer Appendix. Mit einer Mischung aus
Stilrichtungen, Interessen und Begabungen, die ihresgleichen in
anderen Teilen Italiens sucht. Heute erscheint uns der sieneser
Chianti als ein gastliches Land; und mehr noch: er erscheint uns als
das Relais unserer Gedanken, ein Scheideweg zwischen Träumen,
Bedürfnissen, der Sehnsucht nach einem inneren Gleichgewicht und
der Suche nach authentischem Vergnügen für Körper und Geist. Es
ist das Land des guten Seins (der Akzent fällt auf die ontologische
Bedeutung der menschlichen Existenz) und der Harmonie. Es ist
aber auch ein konstruiertes Land, wo Kultivieren nicht nur
landwirtschaftliche Aktivität bedeutet, sondern Nahrung für den
Genius loci, um den Orten einen Geist zu geben.
DER ZAUBER DER ENTDECKUNG DIE NYMPHE DES CHIANTI
Es ist alles in allem die glückliche Verbindung zwischen „fusis“ und
“sofos“, zwischen Natur und Geist. Aus ihrer “Liebe” wurde
eine Art Göttin geboren: die Nymphe des Chianti, die Seele dieses
Landes. Ihre Haare sind aus Dornen und Weinlaub, ihr Atem ist
der Wind, ihre Augen sind die Bächlein, ihr Blut ist der Wein, ihr
Geist ist die bäuerliche Bodenständigkeit und mystische Askese, sie
ist tausende Jahre alt, jedoch von jugendlicher Eleganz.
Museo del Paesaggio
Landschaftsmuseum
Via del Chianti
Castelnuovo Berardenga
Tel. 0577 355500
www.comune.castelnuovoberardenga.si.it
Durch einen wissenschaftlichen
Lehr-Rundgang mit Photos,
Zeichnungen und Kurzfilmen
soll zum Nachdenken über den
Begriff “Landschaft” angeregt
und gleichzeitig eine
Einladung, das sieneser
Territorium kennenzulernen,
ausgesprochen werden.
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Museo Archeologico del Chianti Senese
Archäologisches Museum
Piazza del Comune 17-18
Castellina in Chianti
Tel. 0577 742090
www.museisenesi.org
Fundstücke aus allen
Gemeinden des sieneser
Chiantigebietes. Die
Ausstellung verdeutlicht die
geschichtliche, schöpferische
und landschaftliche
Entwicklung ab der Bronzezeit.
Sie vollbringt bizarre Zaubereien: wenn sie sich zeigt, erstaunt sie;
wenn man von ihr erzählt, verzaubert sie; wenn sie gastfreundlich
ist, dann mit offenen Armen; wenn man sie ersehnt, dann lodern
die Flammen und rätselhafterweise zeigt sie sich in ihrer vollen
Schönheit nur dem, der Geduld und die Fähigkeit hat, bis auf den
Ursprung vorzudringen. Und der Ursprung ist die Begegnung von
Geist und Natur. Jetzt verstehen Sie, warum wir im Land der
Phantasie wandeln, denn dort wo die Nymphe des Chianti wohnt,
wäre nichts so wie es ist, wenn die Menschen es nicht so
festgelegt hätten und wenn die Menschen heute nicht in der Lage
wären, es zu verstehen und fortzuführen. Die Identität des Chianti
findet sich vor allem in der Kultur des Schaffens, um zwischen den
Kräften der Natur und dem menschlichen Intellekt Harmonie zu
erzeugen. Sie im Laufe der Generationen aufspüren zu wollen, wäre
ein schlafendes DNA suchen. Der Chianti war zuerst ein Land mit
vorbäuerlichen Siedlungen, und hier sind wir an den Anfängen
seiner Zivilisation, dann Ort für Eremiten und Feudal-Konflikte, Land
großer Reichtümer während der Renaissance und nach seinem
Niedergang, ein Land absoluter Armut, denn dem Wald abzuringen,
was der Mensch zum Leben braucht, geht bis an die Grenzen
menschlicher Kraft. Schließlich, und hier sind wir in unseren Tagen,
sind Siedlungen mit hochherrschaftlicher Landwirtschaft
zurückgekehrt. Im Laufe der Jahrtausende sind jedoch auch viele
Menschen abgewandert und heute kommt es uns wie eine
riesengroße Farm vor, wo die Modernisierung der Kulturen sich mit
der uralten bäuerlichen Essenz vermischt. Es wurde oft gesagt, daß
die Ankunft der Fremden im Chianti - während der vergangenen
vierzig Jahre -, die in Weinberg und Olivenhain investierten, die
Merkmale dieser Orte verändert hat. Es handelt sich aber um einen
falschen Eindruck, denn der Garten Chianti ist in seiner Substanz
erhalten geblieben und hat neue Kraft durch diese Investitionen
erhalten. Andererseits ist es aber auch wahr, daß sich die Seele des
Chianti ein bißchen unter dem bequemen, eleganten Mantel des
Gartens schlechthin, dem Weinberg, versteckt hat. Um sie zu
suchen, muß man heute ungewöhnlichere Wege einschlagen. Es
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sind diejenigen, die wir hier aufzeigen werden, ohne jedoch die
kleinen Hauptstädte des sieneser Chianti zu vergessen: Castellina,
Radda, Gaiole und schließlich Castelnuovo Berardenga, das gen
Siena schaut, auf die Piazza del Campo, wo der Zeigefinger in den
Himmel deutet, der natürlich der Rathausturm ist, so als ob
er den Anspruch der menschlichen Sehnsucht nach Transzendenz
geltend machen wollte.
ZWISCHEN LAND UND STADT DER KULTIVIERTE ADEL
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Der erste Gedanke wäre zu sagen, daß die Identität des Chianti in
seinem Wein zu suchen ist, das wäre jedoch zu einfach.
Wir sind hier, und das ist eine absolute Tatsache, in einem der
wichtigsten, zauberhaftesten und berühmtesten Terroir der Welt. Das
Chianti jedoch nur auf den Chianti zu beschränkten (das Wortspiel ist
gewollt), würde seiner Komplexität nicht Rechnung tragen, weil der
gemeinsame Nenner dieses Landes eher in der großen Bedeutung der
bäuerlichen Kultur liegt. Eine Kultur, welche die ganze bäuerliche Welt
umfaßt, an die Geschichte und deshalb auch an die vorhandene
Architektur gebunden ist, in eine vom Menschen entscheidend
geformte Landschaft eingebettet, durch die Tradition aufrecht erhalten,
die wiederum den gesamten Bereich der Lebensstile umschließt. Es
handelt sich jedoch um eine aristokratische “Ländlichkeit”. Nicht etwa
weil es im Territorium Landhäuser mit hochklingenden Namen oder
Ritterburgen aus der Feudalzeit gibt, oder weil sich hier ein Teil des
modernen Adels ein Stelldichein gibt oder sogar ganzjährig wohnt
(Angehörige des Show-Business, aus der Welt der Wirtschaft oder die
Intelligentia), sondern es ist die hervorragende Qualtität der Produkte,
die für diese Exklusivität verantwortlich zeichnet. Im Grunde
genommen ist der Wein das Ergebnis des Chianti und nicht umgekehrt.
Neben dem Wein hat die ländliche Weisheit den Olivenbaum zuerst
erhalten und dann neu auf den Markt gebracht, das Öl und die
sogenannte “Wirschaft des Waldes”, hat die Cinta senese-Schweine
vor dem Aussterben bewahrt, deren Fleisch heute ein Muß im
Schloß Brolio
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gastronomischen Angebot in diesem Land ist. Sogar eine
maßvolle Weidewirtschaft, die einen ausgezeichneten Schafskäse
hervorbringt, und eine begrenzte Rinderzucht haben zur
Rückgewinnung des gesamten landwirtschaftlichen
Produktionszyklus beigetragen. Und auch hier muß man auf der
Hut sein. Der Chianti ist kein Ort, wo man gut essen kann,
nur weil die Speisen gut sind und die Zutaten von exzellenter
Qualität, der Chianti hat auf seine Küche ein gutes Stück seiner
Identität übertragen. Jede Speise ist das Ergebnis einer Kultur, die
einmal auf Grund und Boden verweist und auf die Bindung,
die der Mensch mit seiner Umwelt einging, hier mehr als anderswo
erhalten, weil hier hautnaher erlebt.
DER AGRITOURISMUS UND DIE RELAIS EIN TRAUM AUF DEN FELDERN
Man könnte sagen, daß der sieneser Chianti, so wie wir ihn heute
genießen können, das LAND DER HARMONIE ist. Wir sollten jedoch
nochmals unsere Aufmerksamkeit der Beziehung Mensch-Natur
zuwenden. Es gibt einen Grund warum es so viele kleine Dörfer
hier gibt (wie könnte man Vertine oder San Gusmè auslassen,
Juwelen aus Stein und Ziegeln, wo die Zeit als Zement fungiert), so
viele Pfarrkirchen (es genügt Badia a Coltibuono um zu begreifen,
welche Macht und welche Askese hier beheimatet war), und
so viele Bauernhäuser, auf die heute unsere Begierde nach einem
unverfälschten Landleben fällt. Und in eben diesen Bauernhäusern
sind die Ferienwohnungen untergebracht, die an erster Stelle
der europäischen Gastlichkeit auf dem Lande stehen. Aber Vorsicht:
manchmal heißt es, daß diese Häuser viel zu “verfälscht” sind,
d.h. den Anforderungen des Tourismus angepaßt. Falsch! Sie sind
heute genauso behaglich, nur mit Hinsicht auf unseren Lebensstil,
wie sie vor Jahrhunderten waren, als man sie baute. Es stimmt
schon, daß dieses Land mit enormen und schlecht bezahlten Mühen
entstand, es stimmt aber auch, daß man vom Chianti seit Beginn
des 15. Jh. von einem Land mit aristokratischer Landwirtschaft
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erzählt. Und es entgeht auch uns Zeitgenossen nicht, daß schon zu
Beginn des 18. Jh. (um genau zu sein, das Dekret wurde 1716
erlassen) Cosimo III, Großherzog der Toskana, in einer Art
Produktions-Vorschrift ante litteram, die Produktions-Gebiet für den
Wein genau festlegte und dem Namen Chianti das Monopol verlieh.
Durch ein Land zu reisen, bedeutet in erster Linie seine Wurzeln
zu suchen. Und wenn man im Chianti das Warum für den
Wein sucht, so sollten wir vielleicht zusammen die Terzine des 17.
Jh. aus dem Bacco in Toscana des großen Gelehrten Francesco
Redi lesen: “Del buon Chianti il vin decrepito/ maestoso,
imperioso/ mi passeggia dentro il core/ e ne scaccia senza
strepito/ ogni affanno e ogni dolore ...” (Guter Chianti, alter Wein,
würdevoll und gebieterisch; du dringst ein in mein Herz, und
vertreibst ohne Lärm, alle Sorgen und allen Schmerz). Vielleicht ist
die Ausdrucksweise ein bißchen manieristisch, sehr aktuell ist
jedoch, was man darunter versteht: dieser Wein erzeugt Harmonie.
Eben diese Harmonie, die wir in den alten Bauernhäusern suchen
und finden, den Wiegen unserer Wünsche, die Häuser der
Halbpächter, oder in jenen Pfarrkirchen, die der Mittelpunkt einer
Gesellschaft waren, deren sozialer Credo der Glaube war, oder auch
in jenen Burgen, den Resten einer schwierigen Verwaltung eines
noch schwierigeren Territoriums. So hat die Gliederung des
sozialen Gefüges das Chianti-Gebiet geprägt und sein heutiges
Profil definiert.
DIE LANDWIRTSCHAFT ALS ZIVILISATION LÄNDLICHE ANZIEHUNGSKRAFT
Schicken wir uns also an, diese Straßen des Schönen und des Guten
zu durchstreifen. Vor allem drei Straßen führen hierher: die
Chiantigiana (die Staatsstraße 222), die Staatsstraße 408 und die
Querstraße des Chianti, die alle drei von einem Hin und Her an
Nebenstraßen und hier allen voran die Schotterstraßen, durchkreuzt
sind, dem wichtigen Straßennetz des Chianti, die Wege, durch die
ein Ausbreiten der Siedlungen erst möglich wurde. Diese Wege
Seltene Essenzen zwischen den Hügeln Der Carten des Chianti
Ein Eintauchen in die grüne Landschaft
des sieneser Chianti bedeutet, sich
selbst auf einer exklusiven und
ursprünglichen Straße, umarmt von
edlen Weinbergen und heiligen
Olivenhainen auf sanften Hügeln,
wiederzufinden. Hügel, die durch die
Präsenz des Menschen geformt
wurden und die in noch intakter
Harmonie eins werden mit der
gewollten Einfachheit der Pfarrkirchen,
mit den imposanten Burgen, mit den
lose aufgeschichteten Grenzmauern,
mit den antiken Steinen der kleinen
Kirchen und vor allem mit den kleinen
mittelalterlichen Dörfern.
Die Hügel, die uns aber auch einen
eindrucksvollen Spaziergang in einem
spontan gewachsenen botanischen
Garten ermöglichen.
Das wahre Bühnenbild des Chianti ist
der mediterrane Buschwald,
unterbrochen von Kastanien,
Steineichen, Weißbuchen, Eichen,
Pinien, Zypressen und den vom Rot der
Flaumeichen eingerahmten
Ginsterbüschen.
Farben, die sich im Lauf der
Jahreszeiten bei den Kornfeldern und
der dichteren Vegetation abwechseln
und verändern und die zusammen mit
einem Unterholz aus Ackerklette,
Mäusedorn, wildem Spargel,
Stechpalmen, Farnen und Feuerdorn
eine der mannigfaltigsten und zugleich
lebendigsten Landschaften bilden.
Die Erklärung für dieses Gefühl für
intensive Schönheit und Spiritualität ist
ein notwendiger, solider,
tausendjähriger Arbeitsprozeß.
Wenn man dann im Frühjahr durch
Zufall das Panorama um Radda mit
kleinen Seen und Weinbergen
bewundert oder die Felder vor dem
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scheinen die Landschaft zu umarmen, führen über noch dicht
bewaldete Höhenzüge und durch das Meer der Weinberge, das wie
eine smaragdgründe Welle zwischen dem Auf und Ab der Hügel
hin und her wogt und wo die Häuser uns als Leuchttürme und
sichere Häfen für die ländliche Schifffahrt erscheinen, vorbei an den
Olivenhainen, zu Füßen der Zypressen, die senkrecht am Horizont
aufragen und die mit dunkelgrünen Pinselstrichen den Himmel
zu kitzeln scheinen. Und jetzt fahren wir los!
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tonhaltigen Boden des Parks
Sant'Agnese erspäht, so könnte man
dem leisen Wispern der Veilchen, des
Ginsters, der Primeln, des Holunders,
der Schneebällchen, der gelben
Hornsträucher, des Weißdorns, der
Anämonen, der duftenden
Alpenveilchen und des Heidekrautes
zuhören. An den Flüssen entzückt uns
das silberen Wiegen der schwarzen
Pappeln. Im Chianti hat man den
Zauber dieser Landschaft nicht nur
respektiert, sondern auch verstanden
und aufgewertet: in Castelnuovo
Berardenga wurde das LandschaftsMuseum geschaffen. Und im
nahegelegenen Gebiet der
Montagnola, die die bäuerliche Ebene
des sieneser Hinterlandes mit dem
eigentlichen Bergland, dessen
grundlegende Wesensart als eine Welt
der Wälder zu Ende geht und das
heute auf der Jagd nach einem
naturverbundenen Tourismus ist, und
der Maremma-Küste verbindet, wurde
das Waldmuseum (in Sovicille =
Suffichillum von fico = Feige) ) ins
Leben gerufen. Bei einem langsamen
Durchstreifen dieses Territoriums zu
Fuß, mit dem Fahrrad, zu Pferd oder in
einem Warmluftballon enthüllt der
sieneser Chianti seinen historischen
Landschafts-Charakter und erweckt in
uns den Wunsch, nach dem eigenen
Ich zu suchen, nach den eigenen
Wurzeln mit dem sicheren
Gefühl, daß diese tiefgreifende und
magische Harmonie Herz und
Geist öffnen.
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Das Brot von heute und der Wein vom letzten Jahr
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Die Küche des sieneser Chianti ist in diesem alten Sprichwort zusammengefaßt. Es ist eine Küche, die sich auf die Saison-Produkte des
Territoriums stützt, die noch vom Halbpacht-System beeinflußt ist, das seine Produkte, Zutaten und Rezepte in die Stadt exportierte.
Den Wein brachten die Etrusker. Der Chianti war und bleibt der italienische Wein schlechthin. Außer ins Glas kommt er in der Küche des
Chianti fast überall hinein. Zum Beispiel in die Soßen, oder in das Risotto mit Pilzen, dessen Rezept Signor Stiaccini eifersüchtig
hütet, oder auch in den Schmorbraten Chianti-Art.
Das Brot des Chianti wird im Holzofen gebacken. Es hält eine ganze Woche und ist am letzten Tag noch so gut wie am ersten. Wenn etwas
übrigbleibt, so wird das - je nach Saison - zur Panzanella (kalter Brotsalat mit Gemüsen), zur Ribollita (Fleischeintopf auf Brot), Pappa
col Pomodoro (Brotbrei mit Tomaten) und manchmal zu jener Pappa col Papavero (Brotbrei mit Mohn), mit dem man früher die Epileptiker
der Familie beruhigte. Angeröstet dient es als Basis für die Fettunta (Bruschetta) oder für den schwarzen Kohl auf Brot. Dafür braucht
es jedoch auch das Öl aus der Ölpresse, das wertvolle flüssige Gold, auch ein Geschenk der Etrusker, der Haupt-Geschmacksträger der
gesamten Küche und manchmal - wenn nötig - drastisches Medikament oder Basis für Liebes-Tränke.
Der Käse ist entweder “Marzolino” oder “Pecorino” (beides Schafkäse) und war zum größten Teil das Ergebnis des Tauschhandels
während des Schafumtriebs, der zweimal im Jahr durch das Chianti-Gebiet führte. Der Chianti hatte aber auch seine “Gewürzhandlung der
Armen”: Knoblauch und Zwiebeln, Salbei und Lorbeer, Thymian und Rosmarin, Zichorie und bittere Kräuter, Bergmelisse und wilder Salbei,
Wacholderbeeren und Akazienblüten. Feld- und Gartenprodukte, die “Odori” gaben Gekochtem und Rohem bäuerliche Raffinesse.
Die Fleischsorten gehören zu den besten der Welt: Rinder, Kälber und Jungochsen; Schweine, Cinta Senese und Wildschweine; freilaufende
Hähnchen, Perlhühner und Fasane; Enten und Bläßhühner; Kaninchen und Hasen; Tauben und Ringeltauben.
Und zu Ostern ein Lamm. Auch in diesem kulinarischen Lexikon sind viele Haus- und Wildtiere enthalten, aber auch viele
Zwischenstationen. Um es noch einmal zu bekräftigen: eben dieses und jenes.
Das Obst ist an seine Jahreszeiten gebunden. Von den Khaki und Winteräpfeln, Trockenfrüchten und Trockenfeigen im Winter geht es in
den sommerlichen Überfluß (“das Manna der Armen”): Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Feigen und Trauben, Walderdbeeren und
Brombeeren. Die Kuchen schmecken nach Korn, nach frischen Eiern, nach Honig und Marmellade: Crostate (mit Marmellade), Pinolate
(mit Creme und Pinienkernen), Ciambelloni (gefüllte oder trockene Kranzkuchen).
Vorsicht vor dem Vinsanto des Chianti: er ist weder süß noch trocken, eben Vinsanto. Falls Sie Glück haben sollten, ihn zu entdecken, dann
ja keine Brühe mit den Cantuccini (Mandelplätzchen) machen. Das wäre eine Sünde, und nicht mal eine, die man verzeihen kann.
Alessandro Falassi
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Von den Etruskern bis zum “Eisernen Baron” Der Chianti, der ewige Wein
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Den Zauber des Chianti spürt man nicht nur bei einem Spaziergang in den Wäldern, in den Olivenhainen, oder beim Auskundschaften eines Burgturmes, oder beim
Eintauchen in eine Thermalquelle, er sprudelt auch verführerisch aus den Flaschen jenes Weines, um den uns die ganze Welt beneidet. Er ist - und hier sei uns
ein literarischer Vergleich gestattet - wie die “purpurfarbene Brause” von Gaardner, eine Art Zaubertrank, mit dem die Schichtungen der Landschaft, die Düfte des
bäuerlichen Landes, die Weisheit der Menschen heraufbeschworen werden.
Das uralte Band, das dieses Land an den Weinstock knüpft, wurde durch den erst kürzlich erfolgten Fund einiger Samen der “Vitis Vinifera” von vor 2300 Jahren
in einem archäologischen Ausgrabungsort im Chianti-Gebiet bestätigt. Vom Spätmittelalter an, werden dann die Weinstöcke zu den Hauptakteuren der Landwirtschaft
und der Ökonomie.
Seitdem wurde der Wein, in seiner Eigenschaft als “antike Mühe und letzter Reichtum”, immer bekannter und damit auch sein Herkunftsgebiet, das heute noch mit
den verschiedenen Weintypen das Prestige der italienischen Önologie auf den internationalen Märkten hochhält. Es ist deshalb kein Zufall, daß der große Physiker
Enrico Fermi nach dem erfolgreichen Abschluß seiner Experimente zur Kernspaltung eine Flasche Chianti öffnete und auf dessen Etikett seine diversen Mitarbeiter
unterschreiben ließ. Eine Art Gotha der Welt-Physik unter dem Zeichen des “Gallo Nero”. Diese Strohflasche wird in Chicago wie eine Reliquie des menschlichen Geistes
verehrt, hat aber auch dazu beigetragen, daß das Stichwort “Chianti” zu den bekanntesten im anglo-amerikanischen Raum gehört.
Die Herkunft des Wortes Chianti, nach einem Dokument von 790 in der Abtei San Bartolomeo a Ripoli ist schwer festzustellen: wahrscheinlich kommt es vom
lateinischen Clangor, d.h. Lärm, Geschrei oder Schall, Klang, typisch für die dichten Wälder mit den Trompetenstößen der herrschaftlichen Jagdgesellschaften und dem
Geschrei der Tiere. Unter den Sprachforschern gibt es aber auch diejenigen, die auf einen etruskischen Ursprung des Wortes verweisen und diejenigen, die es für
eine spätgermanische Wortbildung zu Zeiten der Langobarden-Herrschaft halten. Sicher ist, daß man offiziell von einem Chianti um das 7. Jh. spricht.
Ein Land großer Weine, dank der Mönche, die damit anfingen, das Land um die Klöster urbarzumachen und Weinstöcke anzupflanzen, dank aber auch der Bauern,
die mit der Kultivierung fortfuhren.
Die moderne Geschichte des “Chianti Classico” beginnt im 19. Jh. mit einer Persönlichkeit, die als der “Vater” der heutigen Önologie im Chianti angesehen wird und
die die Produktions-Vorschriften angeregt hat: Bettino Ricasoli. Im Jahre 1874 hat er den “Governo del Vino” (das traditionelle System der Weinherstellung in der
Toskana) niedergeschrieben und die Proportionen bei der Herstellung des Chianti festgelegt, indem er einen Prozentsatz jedem der hauptsächlich benutzten Rebsorten
gab: “der Wein erhält vom Sangioveto seine Hauptdosis an Duft und eine gewisse Gefühlsstärke; vom Cannaiulo die Lieblichkeit, die die Härte des ersteren abschwächt
ohne ihm seinen Duft zu nehmen, da er selbst auch aromareich ist; die Malvasia, auf die man bei zur Lagerung bestimmten Weinen auch verzichten könnte, verdünnt
eher das Produkt aus den ersten beiden Rebsorten, reichert aber den Geschmack an, macht den Wein leichter und eher als täglichen Tafelwein geeignet”.
Damals herrschte ein Chianti als Tafelwein mit mittlerem Körper, geeignet für alle Gelegenheiten und zu allen Speisen vor. Deshalb war es notwendig, den Sangiovese
mit hohem Gerbsäure-Gehalt etwas abzuschwächen und man gab einen gewissen Prozentsatz weißer Trauben (Trebbiano und Malvasia) sowie andere rote,
aber weichere Trauben (Cannaiolo und Colorino) hinzu, die dem etwas “bleichen” Sangioveto Farbe verliehen.
In einem Glas mit diesem rubinroten, im Alter zu granat neigenden Wein, der nach Veilchen, Gewürzen und kleinen Waldfrüchten duftet, mit gut strukturiertem
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Es gibt einen Chianti und einen Chianti
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Der Chianti wird in einem großen
Gebiet der Zentral-Toskana angebaut,
bekam die Bezeichnung DOC
(kontrollierte Herkunftsbezeichnung)
1967 und DOCG (kontrollierte,
garantierte Herkunftsbezeichnung)
1984 und umfaßt die folgenden
Unterbezeichnungen: Colli Aretini, Colli
Fiorentini, Colli Senesi, Colline Pisane,
Montalbano, Montespertoli und Rùfina.
Der Chianti Classico, der bis 1996 zu
den Unterbezeichnungen des Chianti
gehörte, ist heute ein autonomer
DOCG-Wein mit eigenen ProduktionsVorschriften.
Das Produktionsgebiet umfaßt das
traditionelle in den Territorien der
Gemeinden der Provinz Siena Castelnuovo Berardenga, Castellina,
Radda, Gaiole in Chianti und Poggibonsi
- und der Provinz Florenz - Greve in
Chianti, Barberino Val d'Elsa, San
Casciano und Tavarnelle Val di Pesa.
Eine Herkunftsbezeichnung bestätigt
jedoch nicht nur die Herkunft aus
einem gewissen Anbaugebiet, sondern
auch die Einhaltung aller Regeln, die
in den Produktions-Vorschriften
niedergelegt sind.
Der gemeinsame Nenner beim größten
Teil der toskanischen Rotweine ist
die Sangiovese-Traube, d.h. eine beim
Anbau schwierige Rebensorte, die
sich durch einen hohen Säuregehalt,
einen entschiedenen Anteil an
Gerbsäure und eine rubin-rote Farbe
auszeichnet.
Der Mindestprozentsatz an SangioveseTrauben, so wie es in den Vorschriften
für den Chianti vorgesehen ist,
beträgt 75 %, während er beim Chianti
Classico bei 80 % liegt, um so die
dominierende Rolle dieser Rebsorte
hervorzuheben. Der Sangiovese kann
auch unter beiden Vorschriften
ausschließlich (zu 100 %) verarbeitet
werden und wird somit zum
unbestrittenen Hauptdarsteller.
Heute können beim Chianti Classico
zusammen mit der Basis-Sorte auch
andere rote Rebsorten zusätzlich
verwendet werden, wie die
einheimischen Trauben Canaiolo und
Colorino oder andere, sog.
“internationale” wie der Cabernet
Sauvignon und der Merlot höchstens
aber bis 20 %, während die weißen
Sorten wie Trebbiano und Malvasia ab
der Lese von 2006 nicht mehr
benutzt werden dürfen.
Beim Chianti sind dagegen ab 2003
außer den 10 % des schwarzen
Canaiolo und den 15 % an anderen
roten Traubensorten mit einem Limit
von 10 % für die einzelne Rebart, auch
10 % an Trebbiano und Malvasia
erlaubt.
Schließlich: die 90 Doppelzentner
Produktion pro Hektar beim Chianti
reduzieren sich auf 80 bei den
Unterbezeichnungen und auf 75 beim
Chianti Classico; die ersten beiden
Weine können bereits nach dem 1 März
des auf die Lese folgenden Jahres auf
den Markt gebracht werden; der Chianti
Classico nach dem 1 Oktober, während
bei der Riserva mindestens 24 Monate
Lagerung vorgeschrieben sind.
Die oben angeführten Unterschiede
und andere genaue chemischphysikalische Parameter dieser DOCG-
Weine machen aus dem Chianti
Classico einen Wein mit mittlerer
Weiche und Struktur, eher für eine
mittlere und lange Lagerung geeignet,
hauptsächlich aber in der Kategorie
Riserva. Der Chianti kann vor allem als
junger, frischer, gaumenfreundlicher
Wein konsumiert werden, mit
Ausnahme einiger Riserva-Weine, die
einen entschiedeneren Charakter
aufweisen.
Interessant ist auch die
Wiedereinführung der Typologie
“Superiore” beim Chianti, bei der man
die Produktion auf 75 Doppelzentner
pro Hektar verringert, die Einhaltung
restriktiver chemisch-physikalischer
Charakteristiken fordert und die
Mindest-Lagerungszeit bis auf den 1
September des auf die Lese folgenden
Jahres verlängert und so einen Chianti
mit einem höheren Niveau auf den
Markt bringen kann.
Filippo Bartolotta
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Geschmack, harmonisch, elegant, süffig, leicht tanninhaltig, der mit der Zeit weich und samtig wird, finden wir den ganzen Stolz dieses Fleckchen Erdes wieder, das
reich an Geschichte, aber auch an Legenden ist. Die bekannteste, eng mit dem Wein verbunden, ist die des Schwarzen Hahnes, der seit eh und je als Emblem auf den
Flaschen des Chianti Classico erscheint. Er war das Emblem der von den Florentinern gewollten Liga des Chianti, um die kriegerischen Sienesen zu “kontrollieren”.
Es wird erzählt, daß der Streit um die Grenzen zwischen den beiden Städten, die “vexata quaestio” aus der Welt geschafft werden sollte. Deshalb einigte man sich
darauf, vom florentiner und vom sieneser Stadttor jeweils beim ersten Hahnschrei einen Reiter loszuschicken. Die listigen Florentiner wählten einen mageren, kleinen,
schwarzen Hahn, den sie auch noch hungern ließen. Kaum war er wieder in Freiheit, schrie er natürlich sehr viel früher als sein Kollege aus Siena und so erritt der
florentiner Reiter für die Stadt der Lilie wesentlich mehr Land und begegnete dem verspäteten sieneser Reiter weit hinter den natürlichen Grenzen. Heutzutage
ist die Sache etwas ausgeglichener: die Differenz bei den mit Wein bebauten Flächen zwischen dem florentiner Chianti und dem sieneser Chianti beträgt weniger als
1000 Hektar. Der Schwarze Hahn als Markenzeichen für die Weinflaschen wurde zum ersten Mal von der Genossenschaft Marchio Storico Chianti Classico, gegründet
1924 von dreiunddreißig Produzenten in Radda, benutzt. Auf das Jahr 1967 geht die Verleihung der DOC-Qualität (Kontrollierte Herkunftsbezeichnung) zurück und
1984 kam das DOCG-Gütesiegel (Kontrollierte und Garantierte Herkunftsbezeichnung).
Um die Erneuerung der Haupt-Rebsorte des Chianti, den Sangiovese, zu sichern und die Verbesserung der Weinqualität in den letzten Jahren voranzutreiben, wurden
im Bereich des “Projektes Chianti Classico 2000” viele Weinberge mit neuen Klonen neu bepflanzt. Einen entscheidenden Impuls dieser Evolution im Weinberg
gab der weltweite Erfolg des “Supertuscan”. Es handelt sich um Weine aus dem Chianti-Gebiet, die jedoch nicht unter die herrschenden DOCG-Vorschriften fallen, da
sie generell aus einer Mischung von Sangiovese mit einem gewissen Prozentsatz an Cabernet und Merlot gekeltert wurden, des öfteren wurde sogar dieses Verfahren
als eine Art korrektes Bordeaux-Rezept bezeichnet. Auch die Einführung fremdartiger Weinstöcke (aus Chardonnay keltert man hervorragende Weißweine)
beweisen den önologischen Wert dieses “terroir”.
Eine der wenigen, die zusammen mit der Borgogne, Bordeaux, Napa und Sonoma sowie der Region von Kapstadt offiziell als “Weinland” anerkannt wurden, mit
unendlichen Weinbergen, mit der höchsten Konzentration an Weinkellern, Önotheken und Weinbars, in dem der Chianti zum wirklichen Lebensstil wird.
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“Heilige” Olivenbäume und wertvolles Öl Der Garten Gethsemane und seine Smaragde
Das Land von Siena, Land großer Weine
und künstlerischer Schönheit, aber auch
Heimat eines ausgezeichneten,
prestigereichen Extra Vergine Olivenöls.
Schließlich sind die Olivenhaine eine
der “Ureinwohner” der Toskana und im
besonderen des Chianti.
Dieses Produkt hat sich im sieneser
Chianti auf eigenartige Weise
durchgesetzt: im Mittelalter gibt es
einen ersten markanten Anstieg der
Ölbaum-Kulturen, aufgrund der
Einführung von Normen und Statuten
seitens der Grundbesitzer zum Schutz
und zur Aufwertung der eigenen
Besitztümer und um Produkte für den
Handel und den Eigenbedarf zu
erhalten. Die Produktion wächst jedoch
noch mehr im 15. Jh., als die
Landschaft - wie heute - eine hohe
Präsenz an Olivenhainen und
Weinbergen aufwies.
Deshalb sind einige Olivenbäume auf
den Hügeln um Radda oder Castellina
Jahrhunderte alt geworden, fast zu den
eigentlichen Symbolen der sieneser
Landschaft. Der Ölbaum folgt stumm
und beieinflußt gleichzeitig die
Veränderungen, die Geschichte und die
Präsenz des Menschen. Unter allen
Pflanzen ist er derjenige, der am
meisten gepflegt werden muß, um
produktiv zu werden, da er sich nicht
von alleine vermehrt und Früchte trägt,
sondern nur durch den Eingriff des
Menschen, der wiederum tief in seiner
Schuld steht, hängt doch sein eigenes
Überleben von ihm ab. Der Ölbaum
ist der heilige Baum des MittelmeerRaumes: er gibt Energie, Nahrung
und Heilmittel. Die gesamte bäuerliche
Kultur dreht sich deshalb um diese
Pflanze. Und der Chianti ist eines der
Gebiete, wo die bäuerliche Zivilsation
am meisten verbreitet ist. Schon immer
sind die wichtigsten Ölbaum-Arten der
“Frantoio”, der ein wertvolles, feines,
wohlschmeckendes Öl gibt, der am
weitesten verbreitete “Leccino”, der
ein sehr aromatisches Öl gibt, und der
“Moraiolo” mit seinem kräftigen,
geschmackvollen und duftendem Öl.
Der Wert dieses Produktes wurde
erstmals durch die Anerkennung des
Extra Vergine Olivenöl “Toscano” (Reg.
CE Nr. 644 vom 20.03.1998) bewiesen
und erst kürzlich erhielt das Extra
Vergine Olivenöl “Chianti Classico” und
“Terre di Siena” von der Europäischen
Union das D.O.P.-Zertificat (geschützte
Herkunftsbezeichnung). Ein Öl, das
sich durch einen geringen Säuregehalt,
sowie einem guten Anteil an
natürlichen Antioxydantien und
Ölsäuren auszeichnet; die Farbe geht
von intensivem Grün bis Gelb;
fruchtiger Geruch und bitterer oder
süßer Geschmack, scharf, manchmal
auch pikant-würzig.
Durch die Produktionsvorschriften hat
man die Garantie der Herkunft, der
Echtheit und der Qualität des Produktes
zum Schutz der Charakteristiken des
Olivenöls, das nicht nur eine der besten
Kochzutaten ist, sondern auch ein
“Schluck Gesundheit” durch seine
Antioxydans-Eigenschaften, seinen
Vitamin-Gehalt und die gute
Verträglichkeit. Das Extra Vergine
Olivenöl verhindert die Aufnahme von
Cholesterin (dank seiner Polyphenole,
Tocopherole und Sterine). Das Menü
des Chianti verdankt seine Gesundheit
eben diesem Speiseplan mit reichlich
Olivenöl, bei der als Vorspeise,
Vesper oder als Vorfahr des fast food
die FETTUNTA glänzt (eine Scheibe
geröstetes Hausbrot mit Olivenöl), bei
der als frisches Sommergericht der
PINZIMONIO vorherrscht (rohe
Gemüsestücke, die in gesalzenes
Olivenöl getaucht werden) und als
Krönung des typischen Geschmacks die
RIBOLLITA (Fleisch-Eintopf), die kurz vor
dem Servieren mit einem Schuß rohen
“flüssigen Goldes” veredelt wird.
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Das Schwein der “Guten Regierung” Cinta, der Geschmack der Zeit
Das Cinta Senese-Schwein stammt
aus dem sieneser Hinterland und ist
allen als das Schwein mit dem Kragen
bekannt. Ein Streifen weißer Borsten
zieht sich von den Schultern bis zu
den Vorderbeinen und sticht von
seinem schwarzen Körper ab, so als
ob es ein Markenzeichen wäre.
Tatsache ist, daß weiß und schwarz
die Farben Sienas sind. Es handelt
sich um eine der ältesten,
eingeborenen Schweinerassen Italiens
und wer ins Rathaus von Siena
hineinschaut, der findet sein Portrait
in dem bewundernswerten Fresko der
“Allegorie der Guten Regierung”
von Lorenzetti.
Es war bis zu Beginn des 20. Jh. das
einzige Schwein des Chianti, dann ist
es jedoch aufgrund der hohen
Produktionskosten fast ausgestorben.
Es wurde hier wie in ganz Italien
durch die “large white”-Rassen
ersetzt, die schneller wachsen und
im Stall bleiben. Die Cinta dagegen
wächst halb-wild auf und deshalb
waren seine Zucht-Zeiten doppelt so
lange, wie die von Schweinerassen
mit kurzen Borsten. Es hat überlebt,
weil einige Bauern der sieneser
Montagnola weiterhin einige
Exemplare aufzogen. Dank des
Engagements einiger Züchter ist es
jedoch in den letzten zwanzig Jahren
gelungen, die Rasse wieder zu
selektieren und den Bestand zu
erhöhen, auch wenn eine strenge
Kontrolle der Schlachtung notwendig
war. Heute gibt es über achtzig
Zuchtbetriebe und die Cinta ist wieder
auf dem Vormarsch.
Das Tier lebt in großen Wäldern und
frißt Eicheln, Wurzeln, Knollen und
Trüffel. Es findet sie mit seinem
feinen Geruchssinn und stülpt die
Ohren nach vorne, um die Augen vor
Gestrüpp und Büschen zu schützen.
Die Sauen gebären bis zu 12 Ferkel
im Jahr. Sie wachsen sehr langsam
und können mit zirka achtzehn
Monaten geschlachtet werden (130
bis 150 kg).
Die große “Revanche” der Cinta
Senese verdankt es dem höheren
Gehalt (57 %) an Ölsäure-Fetten oder
“guten” Fetten, die das Fleisch
schmackhafter und gesünder machen,
mit einer schönen dunkelroten Farbe,
verglichen mit dem anderer
Schweine (50 % Ölsäure-Fette).
Nationalen Ruhm haben sich
inzwischen die Fleischstücke der Cinta
erworben: vom Filet bis zum
Rippenstück, vom Rückenstück bis
zum Genick und der Schulter.
Von sprichwörtlichem Wohlgeschmack
sind jedoch die Wurstwaren: die
teuren Schinken, der durchwachsene
Speck, die Würstchen und der fette
Speck mit Gewürzen. Zum Schutz und
zur Promotion der Rasse wurden die
“Compagnia della Cinta”
(gemeinnütziger Verein), die HandelsGenossenschaft “Consorzio della
Compagnia della Cinta” und
(in Siena) das Consorzio di Tutela
(Schutzgenossenschaft), die für die
Produkte der Cinta die DOPAnerkennung (geschützte
Herkunftsbezeichnung) gefordert
hat, gegründet. Die Cinta-Schweine
sind einmalig und tief mit der Kultur
des Territoriums verbunden.
Sie erzählen nicht nur von
gastronomischen Gedichten, sondern
auch von der Geschichte und Tradition
einer tausendjährigen, sorgfältigen
Arbeit des Menschen, von einer
bäuerlichen, über Generationen
weitergegebenen Weisheit, die
überlebt hat. Und das bis heute, bis
zur neuen Bestleistung in Sachen
Geschmack.
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DIE FESTUNG UND DER LIEBREIZ DER ZAUBER VON CASTELLINA
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Castellina in Chianti ist unsere Eingangstüre. Die zinnengekrönte
Burg Pietrafitta kündigt die antike Hauptstadt der Region an.
Auf der Chiantigiana stoßen wir auf verschiedene Abzweigungen,
die zu den Dörfern führen, unser Ziel ist jedoch der Hügel, der
als Wasserscheide dreier Flüsse, die Geschichte und Leben dieses
Landes beieinflußten, dient: die Arbia, die sich nach Montaperti
rot mit dem Blut der Florentiner färbte, die Pesa, die die
nordwestliche Grenze des Chianti zeichnet und die Elsa, die durch
ihren Verlauf die Meerluft heranholt, welche das Mikroklima des
Chianti entscheidend mitbestimmt. Castellina scheint sich mehr
auf seinem Hügel, der ihr als Lager dient, auszuruhen, als
ihn zu verteidigen. Es erscheint nicht finster unfreundlich, sondern
kraftvoll. Trotzdem war es in ferner Vergangenheit, durch seine
Position am Kreuzweg dreier lebenswichtiger Straßen, von hohem
militärischen Verteidigungswert. Wer nun den Wurzeln dieser
aristokratischen Ländlichkeit nachspüren will, der sollte in
Richtung Montecalvario abbiegen (die Hinweisschilder sind am
Anfang des Ortes), wo es vier etruskische Grabhügel gibt. Und
etwas weiter nach Süden, in der Nähe von Fonterutoli (auf das
wir später zurückkommen) liegt die Nekropolis von Poggino, die
uns heute von einer wichtigen etruskischen Kolonial-Siedlung
bereits im 3. Jh. v.Chr. erzählt (die Funde sind im Antiquarium in
der Burg von Castellina zu besichtigen). Nachdem wir uns von
den antiken Ursprüngen des Ortes überzeugt haben, können wir
uns nun näher mit Castellina befassen. Im Ort erwartet uns
eine Reihe von Patrizier-Palästen als das Ergebnis von
Umstrukturierungen militärischer Anlagen, die zuerst von den
Gefährten der Grafen Guidi, die sich von der Garfagnana - ihrem
Herkunftsort - bis in das Herz der Toskana vorwagten und
versuchten, es auf diplomatischem oder direkt militärischem Weg
zu kontrollieren, und später von den Florentinern - immer auf der
Hut vor den Sienesen - erbaut wurden. Das Herz des Ortes ist
Route: von der antiken Liga
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a bis ins Land der Berardenga
Castellina in Chianti
die antike Burg aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. nach einem
Projekt des großen Architekten Giuliano da Sangallo, dem Vasari in
seinen Vite de' più eccellenti pittori, scultori e architettori ein
Loblied singt, und der von Lorenzo dem Prächtigen auch den
Auftrag erhielt, Castellina mit einer befestigten Stadtmauer mit
Wehrtürmen zu versehen, die heute teilweise in die Häuser
einbezogen ist. Die im 20. Jh. restauriert Burg besteht aus zwei
quadratischen Gebäuden, die mit einem hohen Turm in der Form
eines Bergfrieds miteinander verbunden sind. Das VerteidigungsSystem des Sangallo sah nur zwei Stadttore vor: “Tor nach Siena”
und “Tor nach Florenz”, die auch heute noch die Kardinal-Punkte
Castellinas sind. Als Beweis für ihre militärische Funktion
(Castellina war zuerst Hauptstadt einer der drei Drittel der Liga
des Chianti und später Hauptsitz der Liga) gilt Via delle Volte. Es
handelt sich um einen suggestiven Tunnel unter den Palästen des
15. - 16. Jh., die auf die Hauptstraße des Ortes, Via Ferruccio,
einer Parallel-Straße zur Via delle Volte, blicken. Den gesamten
Laufgraben entlang finden wir auf der Talseite Schießscharten,
durch die man das Chianti-Land bewundern kann, und auf
der Bergseite die Eingänge zu Kellern und Verliesen. In der Via
Ferruccio dagegen spürt man die reiche Vergangenheit Castellinas.
Und genau am Ende dieser Straße, an der Abzweigung, die zur
Burg führt, steht die Kirche San Salvatore im neu-romanischen Stil,
die nach ihrer Zerstörung im letzten Weltkrieg wieder aufgebaut
wurde. Im Innern befindet sich eine Muttergottes mit Kind, Fresko
von Lorenzo di Bicci (wahrscheinlich Ende 14. Jh.). Während eines
Aufenthaltes in Castellina kann natürlich eine Weinprobe in
einer der zahlreichen Weinhandlungen eingeplant, aber auch ein
Annäherungsversuch an die große Kunst der Fleischverarbeitung
des Chianti gewagt werden, die in der Lage ist, prestigereiche
Wurstwaren von unvergeßlichem Geschmack anzubieten.
Am Ausgang von Castellina stehen wir an einer Straßengabelung.
Man kann jetzt auf der Chiantigiana weiterfahren und kommt
zu wenigstens zwei emblematischen Orten des Chianti (Fonterutoli
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und die Pfarrkirche San Leonino) oder aber auf die Staatsstraße
429 einbiegen und in Richtung Radda fahren, das man nach
einigen Kilometern mit reizvollen Serpentinen über die mit
Steineichen und Eichen bewachsenen Hügel erreicht. Wir raten
nach Fonterutoli zu fahren, denn man kann einen Abschnitt der
grundlegenden Geschichte des Chianti nicht einfach außer Acht
lassen. Von der antiken Burg existiert nichts mehr. Was man
vorfindet ist die Patrizier-Villa der Familie Mazzei, die Herren des
Dorfes seit 1435, und die Siedlung mit den Bauernhäusern aus
Stein, die das Hinterland der Burg bildeten. Auf dem Weg nach
Fonterutoli begegnen wir der Abzweigung nach Castellina Scalo.
Auch in diese Richtung finden wir zahlreiche Weingüter mit
Prestige. In Fonterutoli sollte man vor allem die Gedenktafeln
lesen, die daran erinnern, daß hier im Jahre 998 der Kaiser des
Hl.Römischen Reiches Otto III versuchte, dem Chianti eine
Ordnung zu geben, und die Privilegien über dieses Land der
Diözese von Arezzo zuschlug. Später wurden in Fonterutoli, in der
Kirche San Miniato am 29. März 1202 und am 6. Oktober 1208
zwei Friedensverträge zwischen Siena und Florenz unterschrieben,
in denen die Grenzen der Besitztümer im Chianti beider Städte
festgelegt wurden. Sie hielten jedoch nicht lange: nach Montaperti
und der folgenden Revanche der Florentiner wurde alles wieder in
Frage gestellt, bis zur endgültigen Bestätigung der Oberherrschaft
der Lilie über diese Ortschaften. Die Geschichte hat ihren eigenen
Zauber und sich von ihr in Fonterutoli anstecken zu lassen hat
einen besonderen Reiz. Wir sollten auf unserem Ausflug noch
einige Kilometer weiterfahren bis San Leonino in Conio, um die
Pfarrkirche mit der noch ursprünglichen Apsis zu besichtigen, und
evtl. sogar noch bis Quercegrossa (in der den Heiligen
Giacomo und Niccolò geweihten Kirche des Ortes befindet sich
eine wunderschöne, buntbemalte Pietà aus Terrakotta, die
dem Sienesen Francesco di Giorgio Martini zugeschrieben ist, der
sie gegen Mitte des 15. Jh. schuf), wenn auch nur um einem
Genie zu huldigen: Jacopo di Pietro d'Agnolo. Er war der Künstler,
Der Halbpächter als Architekt Das Haus zwischen den Feldern
Wenn man es genau betrachtet, so ist
die Architektur des Chianti ein
feingesponnenes Netz an Bauten
zusammen mit auf den Menschen
zugeschnittenen Lebensräumen, das im
Laufe der Jahrhunderte durch
die sozialen Gegebenheiten entstand.
Außerhalb der Mauern der Dörfer sind
noch die Zeichen des Heiligen und
des Profanen zu erkennen: Türme und
Burgen einerseits, Pfarrkirchen und
Klöster andererseits. Auf dem Land, in
der freien Natur finden wir eher die
seltenen Villen, die vielen Herrenhäuser,
das rustikale Gegenstück der StadtPaläste und die großen Güter.
Das Bauernhaus, das mit dem
Halbpachtsystem entstand, ist der
entscheidende Zentralpunkt dieses
Systems.
Auf den ersten Blick verrät es seine
großen architektonischen Vorbilder.
Die des Brunelleschi, bestehend aus
Rustika-Quadern, Pietra Serena und
verputzten Mauern, die aus Florenz
kommt und strenge, rechteckige, fest
mit dem Boden verbundene Gebäude
hervorgebracht hat, “Türme zur
Verteidigung der Kultur”, mächtiger und
strenger Triumph des Homo faber. Das
andere Modell kommt aus dem Siena
des Baldassarre Peruzzi; es besteht eher
aus Ziegeln und Backsteinen in Mustern
verlegt, ist kleiner, leichter und luftiger
und scheint dagegen aus dem Land
der Etrusker zu kommen, um hier auf
dem Lande in der Farbe Terra di
Siena neu aufzublühen.
Ein drittes Modell der Bauernhäuser ist
eher wesentlich, einheitlich. Diese
Häuser wuchsen zusammen mit den
Halbpacht-Familien. Ab und zu kam ein
neues Zimmer dazu, in der Reihe, eins
an das andere gebaut, eine Scheune,
ein Stall, ein Schweinestall, ein
überdachter Abstellplatz. Im Erdgeschoß
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wohnten die Haustiere, im ersten Stock
die Menschen und darüber die zahmen
Vögel. Eine Außentreppe war die
Verbindung zum Boden, der Kamin zum
Dach und dem offenen Himmel. Um das
Haus ging es dann langsam und
schrittweise, ohne Einschnitte, von dem
bebauten Land in die freie Natur über,
obwohl diese Abstufung heute fast
ausgelöscht ist. Das heißt, es gab den
internen Raum (das Haus) und den
externen (den Wald), aber dazwischen
gab es auch den Raum um das Haus:
die mit Ziegelsteinen gepflasterte Tenne,
den Nußbaum und den Brunnen, einen
kleinen Gemüsegarten. Die wertvollsten
Kulturen, die Weinberge, lagen um das
Haus, etwas weiter weg die Olivenhaine
und die Äcker, in immer weniger
intensiv bebauten Ringen mit auch
immer weniger “Kultur” und mit immer
größerer Präsenz unbebauten Landes
und Wald. Bevor der Wald richtig
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begann, stieß man auf die ohne
Mörtel gebauten kleinen Grenzmauern
aus Steinen, die der Acker ausgepuckt
hatte, die von den Menschen gerademal
so aufgeschichtet wurden.
Zum Schluß kamen die sog. “Sodi”,
ungenutzte Weiden oder manches Feld,
das verlassen wurde und das der
Wald zurückeroberte.
Ob sie sich nun dessen bewußt sind
oder nicht: die immer weniger
werdenden Einwohner und die immer
zahlreicheren Touristen sind alle auf der
Suche nach dem genius loci des Chianti,
hin und her gerissen zwischen “der
Kraft der Natur und dem menschlichen
Intellekt”, so wie wir es in dieser
Publikation lesen, im Gleichgewicht
zwischen Natur, Landwirtschaft und
Kultur. Das ist die versteckte Harmonie
des Chianti.
Alessandro Falassi
der die Brücke von der Gotik in die Renaissance schlug, ihm
verdanken wir den Brunnen Fonte Gaia, der Piazza del Campo in
Siena verschönert, und der uns unter dem Namen Jacopo della
Quercia bekannt ist.
Mit dieser Abzweigung sind wir fast bis an die Tore der Stadt des
Palio gekommen. Um jetzt nach Radda, der anderen Hauptstadt
des sieneser Chianti zu gelangen, fahren wir nicht die 222, die
berühmte Chiantigiana, zurück, sondern verlängern bis zur
Abzweigung nach Corsignano. Von hier aus geht es zirka zwanzig
Kilometer durch den südlichen Teil der Liga des Chianti. Bevor wir
nach Corsignano kommen, sollten wir aber nach rechts in
Richtung Certosa di Pontignano abbiegen. Es handelt sich um
eines der wichtigsten Klosteranlagen des Chianti, gegründet 1343
durch den sieneser Kaufmann Bindo di Falcone Petroni; im 16. Jh.
umgebaut und erweitert, ist es heute das Kongreß-Zentrum der
Universität Siena. Im Refektorium ist ein Letztes Abendmahl des
florentiner Malers Bernardino Poccetti. Sehr schön sind auch die
beiden Kreuzgänge: ein großer aus dem 16. Jh. und der andere
aus Ziegelsteinen aus dem 15. Jh. Nach Pontignano geht es weiter
nach Corsignano mit auf dem Weg andere Villen und andere
Dörfer, wie Vagliagli, und andere Pfarrkirchen, wie San Giusto in
Salcio.
DIE KLEINE HAUPTSTADT RADDA, FREUNDLICH UND LIEBENSWÜRDIG
Jetzt in Sichtweite von Radda “fallen” wie über das Städtchen
“her”. Es ist der Ort der Weinberge schlechthin. Der Ausblick vom
Hügel, auf dem im Mittelalter, zwischen den Flüssen Arbia und
Pesa, Radda erbaut wurde, geht über 360 Grad über Weinberge,
einer neben dem anderen. In Radda beginnt der “Bezirk der
Bauernhöfe mit Ferienwohnungen”, der durch eine “Reihe von
Besonderheiten” ergänzt wird, zu denen manches Stelldichein mit
der Gastronomie, Trekking zu Pferd und mit dem Fahrrad,
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Kunstausstellungen (nicht zu vergessen Pievasciata, das zur
Gemeinde Castelnuovo Berardenga gehört mit seinem Parco
Sculture del Chianti) und Antiquitäten-Messen gehören.
Das eigentliche Zentrum des Ortes, der hoch oben von den Resten
der alten Burg überragt wird, während die vielen Wehrtürme
entlang der Stadtmauern im Laufe der Jahrhunderte zu
Wohnungen wurden, ist die Piazza Ferrucci. Sie ist nach dem
florentiner Feldherren genannt, der die Republik der Lilie während
der Belagerung durch Karl V verteidigte, und der Bürgermeister
von Radda war. Um den unregelmäßig geformten Platz stehen der
Palazzo Pretorio (Rathaus), auf dem noch die Wappen der
Bürgermeister zu erkennen sind, und die Kirche San Niccolò, bei
der man noch - trotz der weitläufigen Umbauten des letzten
Jahrhunderts - den romanischen Ursprung erkennen kann. Absolut
sehenswert sind auch die engen Gassen des historischen
Stadtkerns. (Radda war nicht nur die Hauptstadt einer der Drittel,
sondern ab 1384 Hauptstadt der Liga, als Florenz den Ort mit
einer Reihe von Befestigungsanlagen ausstattete, was
man immer noch in Teilen der Stadtmauern, aber vor allem an
der ellipsenähnlichen Form des mittelalterlichen Kerns gut
erkennen kann.)
Die mit Steinmäuerchen umfriedeten Gärten liefern jedoch die
Essenz des Chianti: Landwirtschaft in der Form einer
Landschaftszeichnung in der natürlichen Ordnung von Menschen
und Dingen. Auch konnte nur Radda der Sitz der Fondazione per
la tutela del territorio del Chianti Classico (Stiftung zum Schutz des
Territoriums des Chianti Classico) sein, das im Kloster Santa Maria
a Prato kurz außerhalb der Mauern des Ortes untergebracht wird.
Aus der Klosterkirche stammt ein wertvolles Polyptichon von
Neri di Bicci (der gesamte, für religiöse Handlungen geschlossene
Klosterkomplex wird im Moment restauriert). Radda hält jedoch
noch andere Überraschungen bereit: einen Abschnitt der
überdachten Straße, die an der südlichen Grenze des Ortes
entlangführt, dann die Ghiacciaia del Granduca (der Eisschrank des
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Großherzogs), ein eigenartiges Gebäude, das sich an die
nördlichen Mauern anlehnt, und in dem das für die Konservierung
der reichen landwirtschaftlichen Produkte, jeher Mittelpunkt der
Wirtschaft des Ortes, notwendige Eis produziert wurde. Ein Ort, in
dem man ohne Schwierigkeiten Unterkunftsmöglichkeiten und
echte gastronomische Verlockungen finden kann. Radda ist auch
der Ausgangspunkt für drei kurze, jedoch zauberhafte Ausflüge.
Einer führt in Richtung Nord-West, einer nach Nord-Ost und einer
nach Süden, alle drei reich an Emotionen zwischen Geschichte
und Natur. Der erste Weg geht in Richtung des befestigten Dorfes
und der Burg Volpaia. Bevor wir jedoch dort ankommen, sollten
wir ein paar Kilometer nach Radda links abbiegen und die
Pfarrkirche Santa Maria Novella besichtigen. Sie wurde schon um
das Jahr tausend erwähnt, ist eingebettet in einen blühenden
Garten und bewahrt einen “Schatz” bestehend aus Gegenständen
der mittelalterlichen Goldschmiede-Kunst und eine Kollektion mit
Radicofani
glasierten Terrakotta-Arbeiten des 16. Jh. aus der Werkstatt
des
Santi Buglioli. Danach kehren wir auf die Straße zurück und
erreichen Volpaia. Von der antiken Burg blieb nur der Bergfried
stehen, genau vor der klitzekleinen Piazza, und der Ort selbst
gleicht einer mittelalterlichen Bonbonniere. Wenn man will, kann
man links des Bergfrieds in eine Schotterstraße einbiegen, die
durch einen Steineichenwald bis ins florentiner Gebiet nach
Panzano führt (wertvolles mittelalterliches Dorf) von wo aus man
in Richtung Siena fahrend auf den kleinen, aber sehenswerten Ort
Lucarelli stößt. Der zweite Ausflug von Radda führt nach Pian
d'Albola. Der gesamte Weg führt durch Weinberge und mit einem
so plötzlichen wie harmonischen Anstieg erreicht man das
Renaissance-Dorf Albola, das früher im Besitz der mächtigen
Familie Acciaioli war und das, auf wunderbare Weise restauriert,
heute wieder im Glanz des 15. Jh. erstrahlt. Von hier aus erreicht
man über eine Schotterstraße (3 km) die eigentliche Burg Albola.
Der dritte Ausflug führt uns über die Chianti-Querstraße zur Burg
Ama, einst ein wichtiger militärischer Vorposten, dann in eine
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Patrizier-Villa umgewandelt, und zum kleinen Ort Lecchi, einer der
vielen Kleinode der Architektur und Urbanistik des Spätmittelalters.
Obligatorisch ist ein Abstecher zur Pfarrkirche San Polo in Rosso. Sie
ist im Privatbesitz und kann leider nicht immer besichtigt werden.
Der imposante, befestigte Bau (die Pfarrkirche ist von Mauern
umgeben) schmückt sich im Kirchenschiff mit Malereien aus dem 14.
Jh. der sieneser Schule, die Episoden aus dem Leben Christi
erzählen. An der Querstraße stoßen wir auf die Straßenkapelle San
Michele a Casanova, in deren Innern ein bemerkenswerter
Freskenzyklus des 15. Jh. zu sehen ist, sowie auf die mittelalterliche
Ansiedlung Adine, die ebenfalls im Privatbesitz ist. Jetzt wird es aber
Zeit, daß wir noch eine andere petite capitale entdecken: Gaiole.
Um dort hinzukommen nimmt man von Radda aus die Straße,
die nach Badia a Coltibuono in Richtung Osten führt. Es geht sechs
Kilometer leicht bergauf: zuerst für zwei Kilometer auf der
Staatsstraße 429 und dann nach rechts über einen Zubringer zur
Staatsstraße 408.
Zuerst stoßen wir auf die monumentale Villa Vistarenni, die zur Mitte
des 16. Jh. von einer anderen mächtigen florentiner Familie gebaut
wurde, den Strozzi. Die heutige Stuckfassade verdanken wir den
Sidney Sonnino, die sie zu Beginn des 20. Jh. umbauen ließen. Von
Vistarenni aus geht es weiter in Richtung Badia a Coltibuono. Die
Abtei, deren Name “gute Ernte” bedeutet,
war ein Kloster des Vallombrosianer-Ordens, deren Regel den
Mönchen auferlegte, die Erde zu bebauen, und wurde auf Initiative
des Ordensgründers, dem Hl. Giovanni Gualberto, kurz nach der
ersten Jahrtausendwende erbaut.
Der Kreuzgang wurde in Privatwohnungen umgewandelt. Vom
ehemaligen Kloster ist nur noch die schöne Kirche San Lorenzo zu
besichtigen. Vom Hochplateau der Abtei hat man ein Panorama, das
seinesgleichen auf der Welt sucht, mit Hinblick auf die Harmonie der
Landschaft und die Geometrie der bebauten Felder.
Gaiole in Chianti
Badia a Coltibuono
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DER MARKT DER PFARRKIRCHEN LIEBLICHES GAIOLE
Über die Serpentinen der Staatsstraße 408 bergab, mitten durch
einen jahrhundertealten Wald, erreichen wir nach weniger als
5 Km nach Coltibuono Gaiole in Chianti. Im Gegensatz zu den
anderen beiden Hauptstädten der Drittel der Chianti-Liga, war
Gaiole, das zwischen dem 13. und 14. Jh. gegründet wurde,
nicht militärischen Ursprungs, sondern ein Handelszentrum.
Zu Beginn war es ein Marktflecken für die vielen, in der Nähe
liegenden Burgen. (Die Erntesammel- und Verkaufszentren waren
vom sozial-wirtschaftlichen und architektonisch-urbanistischen
Standpunkt aus betrachtet für das Chianti-Gebiet von
grundlegender Bedeutung.) Das Herz von Gaiole (dem heutigen
Produktionszentrum der Cinta senese-Schweine) ist deshalb eine
Straße und ein Platz: Via Ricasoli, wo sich früher und auch heute
noch der Markt und das öffentliche Leben des Ortes abspielen.
Dem Besucher entgeht sicherlich nicht die große Majolika-Tafel zu
Beginn der Via Ricasoli, auf der die wichtigsten Burgen und
Pfarrkirchen der Umgebung mit den jeweiligen Anfahrtsrouten
dargestellt sind. Gaiole bietet gute Einkaufsmöglichkeiten auf dem
Gebiet der Öno-Gastronomie und einige gute Hotels, abgesehen
von dem Zauber der alten Häuser, des Flußufers und der
urbanistischen Ausstattung, die an die Zeit der mittelalterlichen
Marktaktivitäten erinnern. Eben weil Gaiole Marktflecken war,
befindet es sich im Zentrum einiger wichtiger Reiserouten.
Der eindrucksvollste ist der, der zur befestigten, romanischen
Pfarrkirche Santa Maria di Spaltenna führt. Sie geht auf das
12. Jh. zurück und hat einen Kirchturm, der eher wie ein Bergfried
aussieht. Der ehemalige Kreuzgang ist heute ein Hotel. Der
Ortsname weist auf unzweifelhaft etruskischen Ursprung hin. In
Santa Maria di Spaltenna biegt man links ab und fährt bergauf bis
zum Ort Vertine, den man nicht versäumen sollte. Es handelt sich
um ein befestigtes Dorf, das bereits gegen Mitte des 10. Jh.
erwähnt wird, spiralförmig um den Bergfried gebaut. Heutzutage
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wird es grundlegend restauriert, seine Grundstruktur ist jedoch
seit zwölf Jahrhunderten dieselbe geblieben. In den Ort kommt
man durch ein massives Stadttor gen Norden und folgt den
ellipsenförmigen Gäßchen bis zur Kirche San Bartolomeo, die,
obwohl stark verändert, noch ihre Strukturen des 14. Jh. aufweist:
an den Wänden sich noch Reste der Fresken des 15. Jh. zu
erkennen mit Episoden aus dem Evangelium. Von Vertine aus geht
es wieder bergab in Richtung Gaiole, wo man erneut auf die
Staatsstraße 408 stößt, die uns auf die Entdeckungsfahrt
des letzten Viertel des sieneser Chianti schickt.
Wir fahren am Flußbett des Mastellone entlang, der auch Gaiole
durchquert, und erreichen die Abzweigung zur Burg Meleto. Sie
macht einen imposanten Eindruck mit den beiden walzenförmigen
Wehrtürmen gen Westen und dem unregelmäßigen Viereck seiner
Mauern. Sie war ein florentiner Vorposten im Herzen des sieneser
Landes zur Verteidigung des Drittels von Gaiole und wurde zur
Mitte des 13. Jh. gegründet. Sie gehört zu den Besitzungen der
Ricasoli und ist von einem dichten Wald umgeben. Wie ein
Wachsoldat steht sie auf einer Anhöhe über der Straße, die nach
San Martino führt. Auf die Staatsstraße 408 zurückgekehrt, fahren
wir für zirka drei Kilometer in Richtung Süden und kommen dann
zur Abzweigung nach Brolio. Der Besuch der Burg ist ein Muß,
auch wenn sie nur von außen besichtigt werden kann. Wenn man
jedoch über die Serpentinen zu den Bollwerken, die aus dem
jahrhundertealten Park mit seltenen Bäumen herausragen,
hinaufsteigt, so muß man einfach bei der Kapelle San Jacopo aus
dem 14. Jh. anhalten. Es ist das Mausoleum der Familie Ricasoli.
In dieser Burg diktierte der “Eiserne Baron” Bettino Ricasoli die
Regeln für die Produktion des modernen Chianti (ein guter Teil
seines “Rezeptes” wurde in die Produktions-Vorschriften für den
DOC-Wein aufgenommen; später jedoch verändert). Brolio ist
eine Institution im Chianti-Gebiet. Es besteht kein Zweifel, daß die
Schriften des Ricasoli (teilweise sind sie im Staatsarchiv und
teilweise in der Accademia dei Georgofili in Florenz aufbewahrt)
Montalto
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Kartause Pontignano
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ein Meilenstein in der modernen Agrar-Wissenschaft sind.
Fährt man am Park von Schloß Brolio entlang, erreicht man über
die Staatsstraße 484 Castelnuovo Berardenga, die vierte
Hauptstadt des sieneser Chianti. Wenn man ungefähr zur Hälfte
der Straße nach links abbiegt, kommt man jedoch zuerst zum Dorf
San Gusmè inmitten eines wunderbaren Amphitheaters aus
Weinbergen. Es ist eine wirkliche Entdeckung. Seit 800 Jahren
völlig unverändert, beherbergt es eine wunderschöne
Patrizier-Villa mit einem jahrhundertealten Park. In seinen mit
Ziegelsteinen gepflasterten Gassen atmet man eine längst
vergessene Atmosphäre und die Düfte des umliegenden Landes
machen uns leicht schwindeln, aufgrund der Wiederentdeckung
unserer tiefsten Wurzeln, nämlich unserer bäuerlichen Herkunft.
Und das ist eine andere Zauberei des sieneser Chianti. Nach San
Gusmè führt die Straße weiter durch die Weinberge, ab und zu
sieht man eine Votiv-Nische zwischen Zypressen, Olivenbäume,
spärliche Dörfer aus Stein und Ziegeln und andere Burgen wie die
von Bossi oder Patrizier-Villen wie die von Arceno. Das ist es,
warum man hier das Gefühl hat, in einem großen “Terroir” des
Weines zu sein: man begreift, daß all das in jener wunderbaren
Synthese von Kultur und Natur eingeschlossen ist, die man
Weinflasche nennt. Jetzt beginnt jedoch der Horizont seine Farben
zu verändern. Nach dem dunklen Grün des Chianti beginnt man
die perlfarbenen Reflexe der Crete wahrzunehmen.
... UND DANN KOMMT SIENA DER JAHRMARKT BERARDENGA
Diese Veränderungen des Panorama kündigen Castelnuovo
Berardenga an. Wir sind hier an der Grenze des Chianti Classico
jedoch im Herzen des Chianti senese. Castelnuovo war der
Augenzeuge der Schlacht von Montaperti, einem Zentralpunkt in
der Geschichte Sienas: hier wurde 1260 das florentiner Heer
von der Republik des Palio vernichtend geschlagen.
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Aber noch vor der Rivalität der beiden Städte, war Castelnuovo
seit dem Ende des 9. Jh. der Hauptort der Besitzungen der
Berardinga, ein Feudalgebiet von strategischer Wichtigkeit,
das von dem fränkischen Edelmann Beherard gegründet wurde.
Nach Montaperti entschloß sich die Republik Siena diesen
Vorposten mit neuen Befestigungsmauern auszustatten (deshalb
der Name Castelnuovo = neue Burg), die jedoch nie zu Ende
geführt wurden.
Offensichtlich war dieser Teil des Chianti-Gebietes eher zu Frieden
und zur Bereicherung von Geist und Seele bestimmt als zur
militärischen Verteidigung.
Wie wir gesehen haben, sind die antropischen Schichtungen
im Chianti wichtig. In Fonterutoli begegneten uns langobardischer
Adel, in Gaiole etruskische Vortrefflichkeit, in Castellina
römische Steuern und hier im Süden fränkisches Rittertum.
Fast so als ob die verschiedenen Schichten mehrerer Zivilisationen
die Physiognomie dieser Region bestimmt hätten und das nicht
etwa in einem antiken Schmelztigel, sondern in einer
Verschmelzung von Bräuchen und Sitten, die das einzigartige Profil
dieses Landes und seiner Bewohner hervorgebracht hat.
Bei einer Besichtigung von Castelnuovo Berardenga darf Villa
Chigi Saracini nicht fehlen. Außerordentliche architektonische
Eleganz (besonders zu beachten die angrenzende Kapelle), ein
kleiner italienischer Garten und vor allem ein Park des 19.
Jahrhunderts von beachtenswerter botanischer Bedeutung
zeichnen sie aus. Graf Guido Chigi Saracini war es dann, der in
der Neuzeit, zirka Mitte des 20. Jh., daran dachte, den “Wohnsitz”
etwas zu bereichern. Musikbesessen und Musikbegeistert,
(er war der Gründer der Musikakademie Chigiana von Siena, eine
der wichtigsten Musik-Institutionen in Italien) beauftragte er
Vico Consorti mit der Realisierung von Büsten der berühmtesten
Musiker.
Castelnuovo Berardenga bietet seine wohlgeordneten Gäßchen,
einen wertvollen Brunnen auf dem Hauptplatz, einige Gasthäuser,
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wo ein Pflegen des Appetites einer guten Übung für Körper
und Geist gleichkommt.
Dieses kleine Städtchen zeichnet eine Grenze, denn es zeigt
die letzte Version des Chianti, sein freundliches und stilles Gesicht
kultureller Harmonie.
Einer Harmonie, der man bei Sonnenuntergang zuhören sollte,
wenn der Westwind, der von der Küste der Etrusker herüberweht,
die silbernen Baumkronen der Olivenbäume zerzaust, wenn der
letzte Sonnenstrahl das Meer der Weinberge rot färbt,
kurz bevor er mit einem rubinroten Schimmer das Glas Chianti
aufleuchten läßt, das man zum Dank hoch erhoben hatte,
während unsere Augen den Zauber des Horizontes erforschen.
Und dann kommt Siena.
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Eine Lobrede auf die Langsamkeit
Mit dem Fahrrad über Schotterstraßen
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Wälder und Weinberge, einsame
Dörfer und Straßen, die der lustigen
Morphologie eines zurückhaltenden
und zugleich auf sein blaues Blut
stolzen Landes folgen: so erscheint der
Chianti dem Radfahrer, der sich in
diese Welt vorwagt, getrieben von der
Lust der Entdeckung auf herrlichen
Straßen, denen der Lärm der Motoren
fremd ist. Der Radfahrer, oder besser
der Radtourist, ist ein antiker und
diskreter Pionier, der sich von
den Kurven eines Landes wiegen läßt,
welches die Erfahrung schenkt, in
einer Atmosphäre totaler Entspannung
zu radeln. Es geht bergauf und bergab.
Wer aber ohne Hast fährt und nicht
mit der Anziehungskraft hadert, der
entdeckt eine Ecke im sieneser Land,
wo ein Urlaub mit dem Fahrrad im
Einklang mit den Rhythmen eines
guten Lebens steht. Im Chianti fährt
man Rad, man genießt aber auch
lange, angenehme Pausen bei einem
guten Glas Wein. Der Radpionier
hat nämlich den Vorteil, unmittelbar
seine Umwelt zu erfassen, ohne
irgendwelchen Etiketten
hinterherlaufen zu müssen, sondern
die echten Produkte des Territoriums
zu entdecken.
Und dann hat das Chianti-Gebiet auch
noch die Macht, den Radsport in
eine kulturelle Veranstaltung zu
verwandeln. Wir sprechen hier von der
“Eroica”, die mittlerweile zu einem
Kult-Ereignis für das Chianti-Land
wurde. Die Eroica ist ein Wettbewerb,
der von der Associazione Parco
Ciclistico del Chianti (Förderverein für
den Fahrrad-Naturpark des Chianti) ins
Leben gerufen wurde und bei dem
die Rangliste gar nicht oder nur wenig
zählt, im Gegensatz zum Inhalt und
zum Geist der Veranstaltung.
Für einen Tag macht Gaiole einen
Schritt in die Vergangenheit.
Auf der Piazza sehen wir die
Handwerker vom Schmied bis zum
Schuster; “Pippo”, ein stattliches
Schwein der Cinta Senese-Rasse mit
drei Doppelzentnern spaziert zwischen
den Leuten. Mit der Eroica kehrt man
zu den Anfängen des Radsports
zurück, als er noch ein Synonym für
Staub, Schlamm, Mühe und
Abenteuerlust war und nichts mit dem
heutigen Radsport mit Chemie und
Technologie zu tun hatte.
Am Tag der Eroica feiert man die
wirkliche Sport-Kultur im Rahmen
einer einmaligen KostümVeranstaltung, die immer mehr
Freunde gewinnt. Wie durch Magie
erwacht jener Radsport wieder zum
Leben, der damals ganz Italien
in zwei Lager teilte - die eine Hälfte
für Coppi und die andere für Bartali
und es kehren auch die wirklichen
Radsportler wieder zurück mit
Oldtimer-Fahrrädern, Stricktrikots und
über der Schulter hängenden
Schläuchen. Die Helden von heute
haben aber keine berühmten Namen.
Sie heißen Luciano Berruti, Ermes
Leonardi, David Maddalena und sind
Radsport-Begeisterte und Sammler.
Sie radeln im 3. Jahrtausend, haben
aber ein starkes Herz, das für alte
Zeiten schlägt. Die Schotterstraßen des
Chianti sind die Hauptdarsteller, ein
Symbol für ein auf den Menschen
zugeschnittenes Wegenetz und für ein
für Rad-Liebhaber wirklich geeignetes
Land. Bei der Eroica sind drei Routen
vorgesehen, zwei davon ziemlich
schwierig (200 und 145 km) für
trainierte Radsportler, während es für
die weniger trainierten eine Route von
zirka 70 km gibt. Die Teilnehmer
dürfen keine Mountain-Bikes oder
“zeitgenössische” Straßenräder
benutzen, da es sich hier um eine
Veranstaltung mit “antiken” Rädern
handelt, bei der die Radler sich auch
in der Bekleidung an den Geist des
Wettbewerbs halten.
In der Gefolgschaft der “Helden” fährt
eine Schlange mit Oldtimer-Autos
und – Motorrädern. Im allgemeinen
findet die Tour am letzten SeptemberWochenende statt in Übereinstimmung
mit den traditionellen WeinleseFesten. Das Ereignis wird von einer
Reihe ergänzender Veranstaltungen
begleitet, wie einer Ausstellung von
über 50 Jahre alten Fahrrädern
und Photographien zum Thema eines
noch heldenhaften Radsports, die das
Ganze wesentlich bereichern und
die Piazza von Gaiole in einen
einladenden Treffpunkt verwandeln.
Außerdem wurde in Zusammenarbeit
mit der Associazione nazionale Città
del Vino erst kürzlich die Idee einer
Zwei-Tage-Veranstaltung, ganz im
Zeichen des Radsports, sowie des
Weines und allem, was an Typischem
zur Erhaltung der an dieses Land
gebundenen Traditionen zählt.
Selbst bei der Eroica mitradeln oder
nur zuschauen ist eine einmalige
Gelegenheit.
Informationen: Parco Ciclistico del
Chianti, c/o Ufficio Turistico, Via
Casabianca, 53013 Gaiole in Chianti;
Tel. 0577 749411
Enrico Caracciolo
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Pieve di Santa Maria Novella
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Das Land des Schönen
Parco Sculture del Chianti
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Radda in Chianti
ZEITGENÖSSISCHE KUNST
Das Chianti-Gebiet, berühmt für seine geordneten Weinberge an den Hängen der Hügel, seine lose aufgeschichteten Grenzmauern, seine Olivenhaine
und Zypressen wurde schon vor Jahren von großen Künstlern zur Heimat erkoren, wie dem amerikanischen Maler George d'Almeida, Leo Lionni,
Maro Gorky - der Tochter des großen armenisch-amerikanischen Malers Arshile Gorky - und Matthew Spender, der –wie Bernardo Bertolucci erzählte“am Morgen das Land seines Hofes im Chianti bearbeitete und am Nachmittag sich in sein Scheunen-Studio zum Malen einschloß”.
Künstler schon, aber nicht nur, auch wackere Verteidiger einer erdverbundenen Kultur, in der Lage “für die Qualität eines Weines, so rot und herb wie
das während des Unabhängigkeitskrieges und in der Schlacht von Montaperti vergossene Blut” oder für den Schutz der Landschaft gegen bauliche
Verunstaltungen zu kämpfen.
Die Verbindung zwischen Kunst und Leben fasziniert und zieht andere illustre Gäste wie Sir Harold Acton an, der in seinen Erinnerungen an einen
Sommer gesteht, daß er die Liebe zum Schönen entdeckt hat, “das Gesetz des Lebens, das das ganze Universum umspannt”, und zwar auf einer Fahrt
auf der Staatstraße Nr. 408 von Siena nach Gaiole.
Der schon etwas angestaubte Mythos des Chiantishire nimmt mit dem Roman des englischen Schriftstellers John Mortimer Summer's Lease, der zu einer
von der BBC ausgestrahlten Krimi-Serie wurde, konkrete Formen an und nicht zuletzt auch durch den Film Io Ballo da sola von Bernardo Bertolucci, in
dem das Leben eines berühmten Künstlerpaares erzählt wird, nur Kunst, Natur und Tafelfreuden, wo es an mondänen Festen in den prestige-reichsten
Villen nicht fehlt, mit Teilnehmern wie Sir Alister, Markgraf von Londonderry, Tony Blair, Harold Acton und John Pope-Hennessy, dem ehemaligen
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San Polo im Rosso
Direktor des British Museum. Die Beziehung des Chianti-Gebietes zur zeitgenössischen Kunst geht zurück auf das Jahr 1959, als Graf Guido Chigi Saracini,
der Begründer der Chigiana Musik-Akademie, Vico Consorti mit den Skulpturen für den Park der Villa in Castelnuovo Berardenga betraute.
In dem von Agostino Fantastici zu Beginn des 19. Jh. entworfenen Park wollte der Graf eine autobiographische Erzählung realisieren, die seine Beziehung
zur Musik von Chopin bis Boito widerspiegeln sollte. Auf diesem fruchtbaren Kulturboden gab es im Laufe der Jahre öffentliche und private Initiativen,
bei denen viele Künstler beim Ausprobieren neuer kultureller Wege in diesem Territorium miteinander wetteiferten.
Das ehrgeizigste Projekt, auch weil es die beiden geographischen Zonen des Chianti, nämlich die florentiner und die sieneser Seite vereint, ist die Rassegna
Biennale di Arte Contemporanea Tusciaelecta (Ausstellung zeitgenössischer Kunst), die dieses Jahr zum vierten Mal stattfindet. An der Ausstellung sind
mehrere Gemeinden beteiligt und sie steht unter dem Motto, “mögliche Modelle einer Neu-Definierung von Landschaft und Siedlungen durch das
Aufstellen von Arbeiten zeitgenössischer Kunst im gesamten Gebiet zu finden”. Die von einem Verantwortlichen ausgewählten Künstler werden angehalten,
das Land auszukundschaften, um “site specific”-Projekte auszuarbeiten, die dem Kontext und den Modalitäten des Genusses seitens eines eterogenen
Publikums, bestehend aus Einwohnern, Touristen und Fachleuten Rechnung tragen müssen. Nicht nur Kunst und Natur, sondern vor allem Kunst für
alle, Kunst die Denkanstöße geben soll, die zum Nachdenken über unmittelbar von einem durch den Menschen geformtes Territorium aufgeworfene
Themen anregen soll - oder die den Großen wie den Kleinen Gelegenheit zum geselligen Beisammensein auf den gemeinsamen, von den Künstlern neu
gestalteten Plätzen verschaffen soll. Seite an Seite mit der öffentlichen Hand arbeiten Privatpersonen, die voller Begeisterung in einem bereits mit
Monumenten der Vergangenheit reich bestückten Land, wertvolle Gelegenheiten zum Entdecken der zeitgenössischen Kunst durch den ästhetischen Genuß
der Kunstwerke und der Plätze bieten. Der Parco Sculture del Chianti (Bildhauerarbeiten), der auf Wunsch von Dott. Piero Giadrossi (Direktor) entstanden
ist, besteht aus dreiundzwanzig Werken, die auf 13 Hektar Wald vor der alten Ziegelbrennerei von Pievasciata verteilt sind.
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Die dreiundzwanzig Künstler wurden eingeladen, das Ausstellungsgelände zu inspizieren und “site specific”-Werke zu schaffen, um so eine direkte
Beziehung zwischen dem Kunstwerk und dem Umland zu erzeugen.
Auf einem Rundgang durch die typische Wald-Vegetation des sieneser Chianti begegnen uns oder versuchen sich vor uns zu verstecken, Einrichtungen
und Skulpturen aus den verschiedensten Materialien: Eisen, Holz, Glas, Stein, Marmor, Stahl, Fiberglas etc. ...
Unter anderem möchten wir auf “The Blue Bridge” der dänischen Künstlerin Ursula Reuter Christiansen, auf die große Skulptur aus Glas “Energy”
des Griechen Costa Varotsos, oder “Rainbow Crash” von Federica Marangoni neben vielen anderen Werken von Künstlern aus der ganzen Welt hinweisen.
Der Wunsch neue Möglichkeiten zu schaffen, um in den Genuß eines Landschafts-Kontextes zu gelangen und eine starke territoriale Wechselbeziehung
herzustellen, sind die Grundlagen der ehrgeizigen, den Park betreffenden Projekte, der mit einem Besucher-Zentrum und einem Amphitheater für
kulturelle Veranstaltungen im Freien und für zeitlich begrenzte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit italienischen und ausländischen Museen und Zentren
für moderne Kunst ausgestatten werden soll.
Reines Mäzenatentum bieten die Eigentümer des Castello di Ama: unter der künstlerischen Leitung der Galleria Continua in San Gimignano, wird jedes Jahr,
seit 2000, ein wichtiger Künstler von internationalem Ruf (in chronologischer Reihenfolge Pistoletto, Buren, Paolini) eingeladen, um in direktem Kontakt
mit der Weinkultur ein permanentes Werk zu schaffen, welches den bereits nicht unerheblichen kunsthistorischen Schatz des Weingutes bereichern soll.
Leonardo Scelfo
Parco Sculture del Chianti
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Veranstaltungen im
Chianti-Gebiet
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Die bäuerliche Gesellschaft, die sich von den Säften des Chianti-Landes
nährte mit an erster Stelle dem Wein, der immer zum Feiern einlud,
fand ihren Rhythmus im Ablauf der für die Landwirtschaft entscheidenden
Jahreszeiten und in den stets wiederkehrenden religiösen Festen.
So folgten auf Zeiten der Arbeit immer Zeiten der Ruhe und der
Festlichkeiten. Jedes Dorf hatte seine Momente zur fröhlichen Geselligkeit
und nicht nur mit Jahrmärkten und Kirchweihfesten, sondern auch mit
Prozessionen, Gesängen, dem Hofieren der Mädchen und volkstümlichen
Erzählungen. Auch heute noch bedeutet einer Prozession folgen, eine
Musikkapelle begleiten, einen “Bruscello” (Rundgesang) singen oder im
Freien sich an den guten Produkten der Erde ergötzen, das
Zustandekommen von Volksfesten im gesamten Gebiet: Jahrmärkte,
Feste, religiöse Feiern, an denen die Einwohner und auch viele
ausländische, vom lokalen Enthusiasmus angesteckte Gäste teilnehmen.
Neben den traditionellen Festen gibt es das Chianti Festival: ProsaTheater, Tanz, Musik, Figuren-Theater und musikalische Komödien. Das ist
das Festival, das für zehn Tage Plätze und historische Zentren der Orte im
sieneser Chianti mit nicht alltäglichen Produktionen überflutet, das
Resultat eines Zusammentreffens internationaler Künstler mit lokalen
künstlerischen Gegebenheiten. Auf diese Weise kommt es, daß
das Chianti-Gebiet mit all seinen Tradition und seiner Identität vor allem
auch durch jene Veranstaltungen das ganze Jahr über lebendig ist.
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Chianti Festival
Juli
www.chiantifestival.com
Chianti d’Autunno
November
www.chiantidautunno.it
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CASTELLINA IN CHIANTI
Pfingsten
Pfingssamstag und –sonntag
Wassermelonen-Fest
24. August
CASTELNUOVO BERARDENGA
Bruscello di Castelnuovo
Berardenga
(Rundgesang)
Juni
Passato e Presente
(Vergangenheit und
Gegenwart)
Casetta
Ende August - Anfang
September
Fest des Luca Cava
San Gusmè
Mitte September
La Rana d’Oro
San Sano
September
Traubenfest
Vagliagli
September
L’Eroica
September
Olivenöl-Fest
Pianella
November
GAIOLE IN CHIANTI
Mittelalterliches Fest
Vertine
September
Fest in Barbischio
September
Bruschetta-Fest
Monti
September
RADDA IN CHIANTI
Radda nel Bicchiere
Juni
San Lorenzo-Fest
Volpaia
10. August
Festa del Perdono
Letztes Wochenende im
August
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Um noch mehr zu erfahren
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Kontakte und Adressen der “richtigen Türen”, an die man klopfen sollte,
um nützliche Ideen und Hinweise vor der Abfahrt
und während der Reise im Herzen des Chianti zu erfahren.
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Informazioni Turistiche
APT Siena
Piazza del Campo 56
Tel. 0577 280551
Fax 0577 281041
www.terresiena.it
infoaptsiena@terresiena.it
CASTELLINA IN CHIANTI
Centro Servizi Turistici
In Chianti
Via Ferruccio 40
Tel. e Fax 0577 741392
info@essenceoftuscany.it
CASTELNUOVO BERARDENGA
Ufficio Turistico Comunale
Via del Chianti 61
Tel. e Fax 0577 355500
castelnuovo@vacanzesenesi.it
Ufficio di accoglienza
e informazionie turistica
Loc. Acqua Borra
Tel. 0577 365800
Fax 0577 364940
GAIOLE IN CHIANTI
Informazioni Turistiche
Via G. Galilei 11
Tel. e Fax 0577 749411
prolocogaiole@libero.it
RADDA IN CHIANTI
Ufficio Informazioni Pro Loco
Piazza Castello
Tel. e Fax 0577 738494
proradda@chiantinet.it
Dorf Vertine
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Eine Initiative des
APT Siena
und der Gemeinden von
Castellina in Chianti
Castelnuovo Berardenga
Gaiole in Chianti
Radda in Chianti
Verlagsentwurf
APT SIiena
Verlagskoordinierung
Luigina Benci
Terre di Siena
Texte
Carlo Cambi
Petra Carsetti
Besonderer Dankt gilt
Filippo Bartolotta
Enrico Caracciolo
Alessandro Falassi
Leonardo Scelfo
Übersetzung
Monika Buchstaller-Brogi
Photo
Enrico Caracciolo, Bruno Bruchi,
Archiv Rabatti e Domingie,
Archiv Parco Sculture del Chianti
Titelphoto
Bruno Bruchi
Druck
Nidiaci Grafiche, San Gimignano
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Pagina 46
80.000/2007
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Pagina 1
www.terresiena.it
COP CHIANTI D
PROVINCIA DI SIENA
COMUNI DI
CASTELLINA IN CHIANTI
CASTELNUOVO BERARDENGA
GAIOLE IN CHIANTI
RADDA IN CHIANTI
APT SIENA
Via dei Termini 6 – 53100 Siena
tel. +39 0577 42209 - fax +39 0577 281041
aptsiena@terresiena.it
www.terresiena.it
chianti