Setra S 315 HD - BUS

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Setra S 315 HD - BUS
TEST Setra S 315 HD
Der Setra S 315 HD
zählt zu den begehrten
Reisebus-Modellen auf dem
Gebrauchtwagenmarkt.
Auch der Fahrer hat gut
lachen: Er sitzt auf ordentlichem Recaro-Gestühl.
Hochwertig auch
im zweiten Leben
Der Hochdecker aus der 300er-Serie ist auch gebraucht
noch ein begehrtes Fahrzeug. Seine besonderen Stärken
liegen in anerkannt guten Fahreigenschaften, einer guten
Verarbeitung und einem hohen Wiederverkaufswert.
V
or nicht allzu fernen Zeiten galt er
als Perle unter den Reisebussen,
ein Schmuckstück für jeden Fuhrpark. Zurückhaltend elegant, wie es nun
mal die Art des Ulmer Hauses ist, stahl
der S 315 HD den Typen von Mercedes,
MAN und Neoplan die Schau. Von Anfang
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an konnte der Ulmer Reisebus Auszeichnungen wie den Award Coach of the Year
im Jahr 1993 anhäufen – als besonders innovativ galten die neuen Integralspiegel,
die sich heute bei jedem Reisebus finden.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, die 300er und da vor allem die Hoch-
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decker verkauften sich über viele Jahre in
Europa sehr gut. Setra erklomm in
Deutschland, der Erfolgsbaureihe sei
Dank, sogar ungefährdet den Spitzenrang
des Marktführers unter den Reisebussen.
Verständlich, denn mit der Optik traf man
den Durchschnittsgeschmack der Unter-
(links) Beim Kofferraum knausert der S 315 HD nicht, ein Blick in die Ecken lohnt sich für den Gebrauchtbus-Interessenten. (rechts) Zu den Schwachstellen
zählt die Heckpartie früher Jahrgänge. Von Interesse ist, ob sie bereits saniert ist.
nehmer und deren Reisegäste. In technischen Dingen setzten die Ulmer Maßstäbe: Mit Druckluft-Scheibenbremsen vorn,
ABS und ASR serienmäßig, einem sicheren Fahrwerk und einem hochwertigen
Klimatisierungssystem. Zum Bus-FahrtTest tritt, stellvertretend für die Baureihe
300, ein ganz gewöhnlicher Hochdecker
mit 3,42 m Höhe und 44 Vier-Sterne-Sitzen an. Das Volumen-Modell also, von
dem immerhin 3.064 Einheiten von den
Fertigungsbändern in Neu-Ulm zu den
stolzen Besitzern rollten. Zwei Vorbesitzer stehen im Fahrzeugbrief des acht Jahre alten Setra, der Tacho zeigt die für das
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TEST Setra S 315 HD
(von oben links nach unten rechts)
Heute noch kein ernsthafter Mangel, sollte aber
Beachtung finden: beginnende Korrosion links
hinten im Heck an einer Strebe der Rahmenkonstruktion
Die Achsschenkel-Bolzen der Vorderachse sollten,
wie bei unserem Probanden, kein Spiel haben.
Weisen auf eine aufmerksame Werkstatt hin:
Neue Lager für den hinteren Querstabilisator
Gut in Form präsentiert sich der Antrieb mit dem
großen V8.
Ein Eintrag als Mangel – die schadhafte Hitzeabdeckung hinter den Auspuff-Krümmern
Der V8 zeigt nicht nur beim Beschleunigen seine Muskeln: Autobahnsteigungen
werden lässig genommen.
Alter eher geringe Laufleistung von
441.850 km. Auf den ersten Blick präsentiert er sich gepflegt – die Lackierung
wurde aufpoliert, der ordentlich gereinigte Innenraum wirkt noch nicht abgewohnt. Gewiss erfuhr der Hochdecker eine ordentliche Pflege, denn bis auf ein ab-
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gegriffenes Lenkrad weisen nur wenige
Details auf das Alter hin.
Doch nicht nur unser 315er besitzt einen soliden und gut verarbeiteten Innenraum, wissen die Experten. Selten klappern Sitze oder Einbauten. Undichtheiten
oder blinde Doppelscheiben zählen nicht
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zu den Problemfeldern. Wenig Ärger gibt
es mit Heizung und Lüftung, zu achten ist
nur auf die Sauberkeit der Ansaugfilter.
Begehrt bei den Käufern sind vor allem
die Exklusiv-Systeme für Heizung, Lüftung und Klimaanlage, die über die zugfreie und sehr leise Querstrombelüftung
Gebrauchte Omnibusse
in der Bus-Fahrt
Gebündelte Kompetenz für den Gebrauchtwagen-Test der Bus-Fahrt: FahrzeugTester Wolfgang Tschakert (rechts),
Gebrauchtwagen-Experte Rex Knorr von
Knorr Omnibus in Sonnewalde und die
Sachverständigen-Organisation Dekra
So mancher Omnibus-Unternehmer kalkuliert mit spitzer Feder – nicht jede Auftragslage rechtfertigt
den Kauf eines Neufahrzeugs. So entscheidet man sich hier und da für einen Gebrauchten. Doch
welcher Typ ist empfehlenswert, wo liegen die Pferdefüße der Second-Hand-Fahrzeuge? Licht ins
Dunkel bringt der Bus-Fahrt-Gebrauchtwagentest – künftig werden nicht nur neue Modelle unter die
Lupe genommen, sondern auch die wichtigsten Typen des Marktes. Beantwortet wird, ob der Bus
noch den heute geforderten Standards entspricht, welche Typen, Ausstattungen und Baujahre besonders empfehlenswert sind und auf welche Schwachstellen zu achten ist. Mit von der Partie sind
KFZ-Sachverständige der Dekra, die jeden Prüfling sorgfältig begutachten – am Ende jeder Untersuchung fällt die Entscheidung, ob die begehrte HU-Plakette verliehen wird. Mit Rex Knorr aus Sonnewalde steht der Bus-Fahrt auch ein erfahrener Gebrauchtwagen-Profi beratend zur Seite, der
nicht zuletzt über das aktuelle Preisniveau Auskunft gibt.
und eine leistungsstarke Split-Klimaanlage verfügen. Wie in vielen Neufahrzeugen
muss nur die Temperatur eingestellt werden, den Rest erledigt die Elektronik.
Doch keine Angst: Hier und bei der gesamten Elektrik gibt sich der gebrauchte
300er-Setra keine Blöße. Wie beim Gebrauchtwagenkauf auch ist unsere aus-
führliche Probefahrt obligatorisch. Nur
sie verrät wesentliche Informationen
über den Fahrzeugzustand. Wie steht es
beispielsweise um Fahrwerk und Lenkung? Gibt es Lastwechselschläge, die auf
ein verschlissenes Differenzial hinweisen? Wie steht es um die Bremsen? Unser
acht Jahre alter Test-Setra vermittelt auf
der Straße ein völlig unspektakuläres
Bild. Das Fahrzeug spurt sauber geradeaus und zeigt sich mit einem Lenkeinschlagwinkel von 56 Grad sehr wendig. In
Kurven fällt die geringe Seitenneigung
auf, das Fahrzeug ist straff gedämpft und
rollt bei langsamer Fahrt etwas steifbeinig über Querrinnen oder Kanaldeckel.
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TEST Setra S 315 HD
Gebrauchtbusse von Setra
Der Hersteller vertreibt nicht nur seine
Neufahrzeuge, sondern auch verkauft in Eigenregie etwa 400 Gebrauchte. Der Interessent findet
bei Setra vor allem Hochwertiges, die Internetseite
des Gebrauchtwagenvertriebs enthält eine große
Fülle Reise- oder Überlandbusse, zum größten Teil
sind es Produkte des Hauses. Grundsätzlich kann
der Vertrieb etwa
40 bis 60 Fahrzeuge anbieten, die
mehr oder weniger
aus Rücknahmen
bei Neuwagen-Geschäften stammen.
Die Ulmer arbeiten
auch mit den Evobus-Konzernkollegen in Europas
größtem Verbund
für gebrauchte
Busse zusammen.
Wer bei Setra kauft,
Kann grundsätzlich rund 40
kommt
mit hohen
bis 60 Fahrzeuge anbieten:
Erwartungen.
Jedes
H. Weinstock, Leiter des
Gebrauchtwagenvertriebs
Fahrzeug aus Sein Ulm
tra-Hand erfährt einen technischen
Check und verfügt
über eine aktuelle HU-Plakette. Je nach Wunsch
kann das Fahrzeug aufbereitet werden, der angeschlossene Werkstatt-Betrieb übernimmt selbst
die Lackierung in Hausfarben oder eine Beschriftung. Allerdings gewährt der Hersteller keine Gebrauchtwagen-Garantie, gekauft wird wie besichtigt und probegefahren. Probleme sind dennoch
nicht zu befürchten. „Wenn ein verdeckter Mangel
vorliegt, helfen wir schon mit Kulanzleistungen“,
versichert H. Weinstock, der Leiter des
Gebrauchtwagenvertriebs in Ulm.
(links) Gegenstand der Untersuchung: die Festigkeit der Einbauten und Sitze, lose Teile werden beanstandet, ebenso klemmende Dachklappen. (rechts) Nicht zuletzt das Fahrlicht wird geprüft.
Doch bei großer Fahrt und Sitzbelegung
kann sich der Federungskomfort heute
noch sehen lassen. Im Vorderwagen genießt der Fahrgast auch bei Tempo 100
guten Reisebus-Komfort, im Heck wird es
etwas lauter, hier singen Achse und Getriebe, und der Motor brummt kräftig.
Dafür zeigt der große V8 nicht nur beim
Beschleunigen seine Muskeln, mit 381 PS
nimmt er lässig jede Autobahnsteigung
ohne viel Schaltarbeit. Die Bremsen verlangen mehr Feingefühl als heutige EBSAnlagen, anfangs stellt sich nur eine ge-
Bei der Klimatisierung sowie der gesamten Elektrik gibt sich
der gebrauchte 300er-Setra keine Blöße.
Der Experte urteilt
✪ Grundsätzlich erfreuen sich die letzten Modelle der 315er-Serie sehr großer Beliebtheit
im In- und Ausland. Sie gelten als unkompliziert,
ausgereift und zuverlässig, sind solide verarbeitet und glänzen mit guten Fahr- und Alltagseigenschaften. Typische Kunden sind kleinere und
mittelständische Betriebe. Im Hinblick auf den
Wiederverkaufwert ist eine Vollausstattung mit
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ringe Wirkung ein, mit mehr Pedalweg
verzögern die Stopper umso vehementer.
Sind die Radbremsen bei guter Kondition,
ist prinzipiell nichts gegen sie einzuwenden.
Experten empfehlen, auf Baujahre ab
1995 zurückzugreifen. Zum einen sollte
der solidere (und stärkere) Achtzylinder
gewählt werden. Der Mercedes-V6 mit
340 PS, der als Standardausstattung angeboten wurde, genießt den zweifelhaften
Ruf eines rappeligen Gesellen. Ein wesentliches Problem der frühen Jahrgänge
3-Sterne-Bestuhlung und das Exklusiv-Klimasystem zu bevorzugen. Der S 315 HD zählt zu den
wertstabilsten Fahrzeugen auf dem Gebrauchtbusmarkt. Für die ersten Modelle aus dem Jahr
1992 liegt der Preis bei etwa 60.000 Euro und
steigt entsprechend mit den Baujahren. Die
letzten Fahrzeuge vor dem Modellwechsel 2001
kosten heute etwa 195.000 Euro. REX KNORR
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war die Korrosion, die vor allem im Heck
zuschlug. Gravierend sind die Schraubverbindungen, wo Aluminium und Zink
in Verbindung kommen. Experte Rex
Knorr rät hier zu einem besonderen Augenmerk, verräterische Rostspuren im
Bereich der Heckscheibe weisen auf einen wesentlichen Mangel hin.
Wesentlicher Bestandteil des BusFahrt-Tests ist die Hauptuntersuchung
bei der Dekra, schließlich weisen laut Statistik 13,9 Prozent der untersuchten Bus-
Die 300er-Reisebusse
– Eine Modellgeschichte –
Juli 1991 Vorstellung der neuen
Baureihe mit den Typen S 315 HD und HDH
mit den Saugmotoren OM 442 mit 296 PS
und den Turbomotoren OM 442 A mit 366
PS; etwas später folgen die Modelle S 309
HD und S 312 HD mit Mercedes-V6.
Oktober 1993 Erweiterung der
Modellpalette mit dem Doppeldecker S 328
DT, für die Modelle S 315 HD und HDH gibt
es eine preisgünstigere „Compact“-Klimaanlage.
Herbst 1995 Neue Euro-2-Motoren; umfangreiche Änderungen an Motoren
und Kühlsystem
1997 Einführung des S 316 HDS mit
Unterflur-Cockpit; Vorstellung des dreiachsigen S 317 HDH mit 13,7 m Länge
1998 Einführung des dreiachsigen
S 315 HDH (12 m Länge)
März 1999 Umstellung auf neue
Sitzgeneration mit integrierten Sicherheitsgurten
2000 Auf Sonderwunsch für die Dreiachser in Verbindung mit V8-Motoren: automatisiertes AS-Tronic-Getriebe von ZF mit
12 Gängen, Serienausstattung der GO
190/210-Getriebe von Mercedes mit VoithRetarder VR 115E/VR 120
se erhebliche Mängel auf. Auf den Prüfständen und auf der Grube der Dekra-Niederlassung München-Nord schlägt die
Stunde der Wahrheit. Doch davor werden
Innenraum samt Einbauten auf Festigkeit
überprüft, die Scheiben auf Schäden und
die Qualität der Reifen inspiziert. Der
Prüfling zeigt hier keine Schwachstelle.
Beide Türen schließen gut und öffnen
prompt. Wenig kritisch auch der Luftverlust der pneumatischen Anlage, das Zweikreissystem der Bremse ist untadelig wie
am ersten Tag. Einzig beginnende Korrosion an tragenden Teilen notiert der Sachverständige linksseitig am Heck. Auch die
Hitzeschutz-Verkleidung hinter den Auspuffkrümmern ist weitgehend verschlissen und sollte umgehend erneuert werden.
Die Inspektion von unten zeigt ein
überholtes Fahrwerk mit neuen Stabilisatorlagern an der Hinterachse, neue
Bremsbeläge vorn und geringes Spiel in
Ein Fahrzeug von 1996 mit
450.000 km auf dem Buckel
ist einem 99er-Modell mit
710.000 km vorzuziehen.
allen Lagern. Motor, Getriebe und Achsen
präsentieren sich sauber und trocken, die
Stoßdämpfer sitzen trocken und ohne erkennbares Spiel in der Aufhängung.
Nachdem auch die korrekt eingestellten
H4-Scheinwerfer keine Schäden aufweisen, erhält der Setra abschließend die begehrte HU-Plakette mit geringen Mängeln.
Nach Expertenmeinung greift man
besser zu einem S 315 HD mit dem Baujahr 1996 und etwa 450.000 km auf dem
Buckel als zu einem 99er-Setra mit
710.000 km auf der Uhr. Auf den aktuellen Pflegezustand kommt es an, der – unabhängig vom Baujahr – stark auseinander driften kann und eine ganze Menge
über Leiden und Leben des Gebrauchten
erzählt. Unser voll reisefähiger Testkandidat, der neu für umgerechnet 293.000
Euro von einen brandenburgischen Unternehmer erworben wurde, geht jetzt für
126.000 Euro aus dem Bestand des Setra-
(oben) Der Dekra-Sachverständige Klaus Trapp
prüft und schaltet alle sicherheitsrelevanten
Funktionen im 300er-Cockpit, untersucht die
Spiegel und vor allem die Windschutzscheibe
auf Schäden.
(unten) Nach Abschluss der Hauptuntersuchung
klebt der Dekra-Sachverständige die neue Plakette aufs Nummernschild.
Gebrauchtwagen-Vertriebs in die Hand
des nächsten Kunden. Er wird ganz bestimmt noch gute Dienste leisten, große
Einschränkungen im Einsatz sind bei diesem Probanden nicht zu befürchten. Seinen Wert wird der Setra S 315 HD im
Gleichschritt mit der steuerlichen Abschreibung nur langsam verzehren.
WOLFGANG TSCHAKERT
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