strontium soil ion exchange

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strontium soil ion exchange
ÉUR 2287
EUROPAISCHE ATOMGEMEINSCHAFT
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EU ATOM
C.E.A.
COMMISSARIAT A L'ENER GIE ATOMIQUE
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UNTERSUCHUNG
ÜBER DIE RADIOAK TIVE K ONTAMINATION DER
VON TIEREN STAMMENDEN LEBENSMITTEL
»as vorliegende iJoK ument ist im Rahmen des Forschungsprogramms der K om­
mission der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) ausgearbeitet worden.
Es wird darauf hingewiesen, daß die Euratomkommission,
und alle in deren Namen handelnden Personen:
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ihre
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ale Bezug iet anzugeben: „EUR2287.d ­ UNTERSUCHUNG
ÜBER D IE RAD IOAKTIVE KONTAMINATION D ER VON
TIEREN STAMMEND EN LEBENSMITTEL".
Gedruckt von Snoeck­D ucaju & Zoon . Brüssel­Gent,
Brüssel, D ezember 1965.
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m
EUR 2287 A
UNTERSUCHUNG ÜBER DIE RADIOAK TIVE K ONTAMINATION
VON TEEREN STAMMENDEN LEBENSMITTEL von L. LEISTNER
DER
Assoziation: Europäische Atomgemeinschaft ­ EURATOM.
Commissariat à l'Energie Atomique ­ C.E.A.
Direktion Gesundheitsschutz.
Assoziation Nr. 003­61­10 PSAF.
Brüssel, Dezember jl 965 ■ 60 Seiten.
Der Autor fasst alle zur Zeit vorliegenden Angaben über den Transfer der
wichtigsten Radionuklide durch die Nahrungsmittel tierischen Ursprünge in den
menschlichen Organismus zusammen. Da diese nicht direkt auf die Verhältnisse
in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft angewandt werden können,
schlägt er zusätzliche Untersuchungen vor, um den jeweiligen ökologischen
Bedingungen Rechnung tragen zu können.
EUR2287.d
INVESTIGATION ON RADIOACTDTE CONTAMINATION OF FOODSTUFFS
STEMMING FROM ANIMALS by L. LEISTNER.
Association: European Atomic Energy Community ­ EURATOM
Commissariat à l'Energie Atomique ­ CEA
Directorate for Health and Safety.
Association No. 003­61­10 PSAF.
Brussels, December 1965 ­ 60 pages.
The author assembles in a very complete way all the actually available data
relating to the transfer of the most important radionuclides from the environ­
ment through animal products to man. As these are not directly utilizable for
the countries of the European Community, he proposes to go further into the
question in order to be able to take into account the changing ecological
conditions.
EUR 2287.d
INVESTIGATION O N RADIOACTIVE CONTAMINATION OF FOODSTUFFS
STEMMING FROM ANIMALS by L LEISTNER
Association: European Atomic Energy Community ­ EURATOM.
Commissariat à l'Energie Atomique ­ CEA
Directorate for Health and Safety.
Association No. 003­61­10 PSAF.
Brussels, December 1965 ■ 60 pages.
The author assembles in a very complete way all the actually available data
relating to the transfer of the most important radionuclides from the environ­
ment through animal products to man. As these are not directly utilizable for
the countries of the European Community, he proposes to go further into the
question in order to be able to take into account the changing ecological
conditions.
EUR2287.d
INVESTIGATION O N RADIOACTIVE CONTAMINATION OF FOODSTUFFS
STEMMING FROM ANIMALS by L LEISTNER
Association: European Atomic Energy Community ­ EURATOM.
Commissariat à l'Energie Atomique ­ CEA
Directorate for Health and Safety.
Association No. 003­61­10 PSAF.
Brussels, December 1965 ­ 60 pages.
The author assembles in a very complete way all the actually available data
relating to the transfer of the most important radionuclides from the environ­
ment through animal products to man. As these are not directly utilizable for
the countries of the European Community, he proposes to go further into the
question in order to be able to take into account the changing ecological
conditions.
EUR 2287.d
ASSOZIATION
EUROPÄISCHE ATOMGEMEINSCHAFT - EURATOM
COMMISSARIAT A L'ÉNERGIE ATOMIQUE - CE.A.
UNTERSUCHUNG
ÜBER DIE RADIOAKTIVE KONTAMINATION DER
VON TIEREN STAMMENDEN LEBENSMITTEL
von
L LEISTNER
1965
Direktion Gesundheitsschutz
Assoziation Nr. 003-61-10 PSAF
I — EINLEITUNG
Anfangs wurde vermutet, daß radioaktive Substanzen vorwiegend durch Einatmen
oder Aufnahme mit dem Wasser in den menschlichen Organismus gelangen, und daher
begnügte man sich damit „Maximum Permissible Concentrations" [133] für Luft und
Wasser festzusetzen. Es stellte sich jedoch heraus, daß z.B. die bei Kernwaffenexplosionen
erzeugten und danach im Fallout enthaltenen wichtigen Spaltprodukte Sr-90 und Cs-137
fast ausschließlich mit den Nahrungsmitteln m den menschlichen Körper aufgenommen
werden. Nur in Gebieten, in denen Regenwasser für den direkten Gebrauch in Zisternen
gesammelt wird, kann die Aufnahme dieser Radionuklide mit dem Trinkwasser eine
größere Bedeutung haben [1, 35, 51]. Weiterhin war in der Umgebung von Kernreaktoren
nicht, wie man zunächst annahm, der Gehalt der Atemluft an J-131 der ausschlaggebende
Faktor für die Kontamination der Menschen, sondern infolge der schnellen Ablagerung
von J-131 auf der Vegetation war es der Gehalt an J-131 im Gemüse und im Futtergras
bzw. in der aus dem Futtergras erzeugten Milch [2]. Auch bei dem Reaktorunfall in
Windscale (England, 1957) war der Gehalt von J-131 in der Atemluft unbedeutend im
Vergleich zu der Gefahr der möglichen Inkorporierung dieses Radionuklids in den menschlichen Körper durch die Aufnahme der Milch von Weidekühen [3]. Selbst dort, wo Flußwasser im einmaligen Durchlauf als Kühlwasser für Kernreaktoren benutzt wird, ist dessen spätere Verwendung zur laufenden Wasserversorgung von Städten weniger bedenklich, als der gelegentliche Verzehr von Fischen aus diesem Fluß, da Fische und Krustentiere einige Radionuklide (z.B. P-32, Fe-59, Sr-90) außerordentlich hoch anreichern
können [4]. Aus diesen Literaturhinweisen läßt sich folgern, daß für die radioaktive
Kontamination des Menschen im allgemeinen die Nahrungsmittel wichtiger sind, als das
Trinkwasser und die Atemluft, und zwar gilt dies anscheinend sowohl für den weltweiten
Fallout als auch für die Gefährdung durch Reaktoranlagen oder Reaktorunfälle.
Die Bedeutung eines Nahrungsmittels, im Hinblick auf die Inkorporierung von
Radionukliden in den menschlichen Organismus, ergibt sich aus dem durchschnittlichen
Konsum und der durchschnittlichen Kontamination dieses Nahrungsmittels, d.h. aus dem
Produkt von Konsum und Kontamination resultiert die Belastung (tägliche Aufnahme)
des Standardmenschen an Radioaktivität durch ein Nahrungsmittel. In verschiedenen
Ländern (U.S.A., Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland, Kanada, Österreich,
Dänemark) sind die prozentualen Anteile der einzelnen Lebensmittel an der täglichen
Aufnahme der wichtigsten Radionuklide aus dem Konsum und der Kontamination der
betreffenden Lebensmittel in diesen Ländern berechnet worden. In Tabelle 1 haben wir
die im Schrifttum gefundenen Angaben zusammengefaßt. Diese Tabelle kann zwar keinen
Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben, da sich bereits die Angaben der verschiedenen
Länder beträchtlich unterscheiden, sie vermittelt aber dennoch einen weitgehend zutreffenden Eindruck des prozentualen Anteils der wichtigsten Lebensmittel an der täglichen
Manuskript erhalten am 4. Januar 1965.
Aufnahme des Standardmenschen an Radioaktivität. Aus diesem prozentualen Anteil
ergibt sich die Bedeutung der einzelnen Lebensmittel in der Lebensmittel-Kette und
damit die Priorität der Bearbeitung. Von der Tabelle 1 läßt sich die folgende Reihenfolge der Bedeutung bzw. Priorität ablesen: 1. Milch, 2. Pflanzen, 3. Fleisch, 4. Milchprodukte, 5. Eier, 6. Fische. Flüssige Nahrungsmittel (Getränke) sind in der Tabelle 1
nicht berücksichtigt; der prozentuale Anteil der Getränke (wichtig sind Bier und Tee)
an der täglichen Aufnahme von Sr-90 macht 5 bis 10 % und von Cs-137 nur 1 bis 3 % aus.
Folglich ist unter den gegenwärtig gegebenen Bedingungen der Kontamination, vor
allem unter Berücksichtigung des Strontium- und Cäsiumgehaltes des Bodens, die Milch
von größter Bedeutung für die tägliche Aufnahme der wichtigen Radionuklide. Dabei ist
besonders zu beachten, daß die Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit (J-131, Ba-140
und Sr-89) fast ausschließlich mit der Milch aufgenommen werden; nur frisches Blattgemüse und vielleicht frische Eier kommen für diese Radionuklide noch in Betracht. Die
Milch erscheint auch deshalb besonders wichtig, da sie das Hauptnahrungsmittel der
Kinder darstellt, die im Vergleich zu ihrem Körpergewicht eine sehr große Menge Milch
täglich aufnehmen. Von großer Bedeutung sind weiterhin die pflanzlichen
Nahrungsmittel, und zwar vor allem Getreide und Getreideprodukte (wichtig für Strontium), gefolgt
von Gemüse (wichtig die direkte Kontamination) und den Früchten. Wesentliche Bedeutung hat auch das Fleisch für die tägliche Aufnahme an Cäsium, dagegen findet sich das
Strontium vor allem in den Knochen, die nur in beschränktem Maße gegessen werden.
Ebenfalls von wesentlicher Bedeutung sind die Milchprodukte, deren Gehalt an Radionukliden aufgrund der Verarbeitung und Lagerung geringer sein kann als bei der Milch.
Dies trifft sicherlich zu für die Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit, während bei
Strontium und Cäsium die Konzentration pro Gewichtseinheit (pCi/kg) bei den Milchprodukten um den Faktor 10 bzw. 20 höher liegen kann.[35] als bei der Milch. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß der Konsum an Milchprodukten im Durchschnitt längst
nicht den Konsum an Milch erreicht, und daher wird mit der Milch auch im allgemeinen
mehr Strontium und Cäsium aufgenommen als mit den Milchprodukten. Die Eier und
Fische haben gegenwärtig nur eine geringe Bedeutung für die tägliche Aufnahme an
Radionukliden. Dabei sind die Eier noch etwas wichtiger als die Fische, und zwar vor
allem aufgrund des durchschnittlich höheren Konsums. Unter den Fischen sind die Süßwasserfische oft stärker kontaminiert als die Salzwasserfische (Sr-90 Gehalt der Süßwasserfische liegt höher), andererseits werden im Durchschnitt etwa 10 mal mehr Salzwasserfische verzehrt als Süßwasserfische [35]. Bei den Fischen könnte eingewendet
werden, daß in der Tabelle 1 mehrere der für Fische wichtigen Radionuklide (siehe
V.l.l und V.2.1) nicht aufgeführt sind und sich daher ein unvollständiges Bild über die
tägliche Aufnahme an Radioaktivität mit den Fischen ergibt. In diesem Zusammenhang
sei auf eine Untersuchung in Japan [119] verwiesen. In Japan wird von der Stadtbevölkerung die ungewöhnlich hohe Menge von 100 g Seeprodukten pro Person und Tag verzehrt. Mit diesen 100 g Seeprodukten werden etwa 0,03 pCi Sr-90/Person/Tag aufgenommen, während die Gesamtdiät dieser Bevölkerung 6 bis 10 pCi Sr-90/Person/Tag
enthält.. Außerdem werden mit den 100 g Seeprodukten 2 pCi Cs-137, 1 pCi Zn-65 und
10 pCi Fe-55 pro Person und Tag aufgenommen. Da jedoch die M.P.C. Werte des Trinkwassers für Cs-137, Zn-65 und Fe-55 um die Faktoren 20C, 1000 bzw. 8000 höher liegen
als für Sr-90 kann gefolgert werden, daß auch für die Fische Sr-90 ein sehr wichtiges,
wenn nicht sogar das wichtigste Radionuklid ist. Somit erscheint es gerechtfertigt, aus
der sehr geringen täglichen Aufnahme an Sr-90 mit den Fischen zu schließen, daß den
Fischen für die tägliche Aufnahme des Menschen an wichtigen und potentiell gefährlichen Radionukliden nur eine geringe Bedeutung zukommt.
Die in Tabelle 1 mitgeteilten Werte gründen sich auf einen durchschnittlichen
Konsum und auf eine durchschnittliche Kontamination der betreffenden Lebensmittel.
Bei einem überdurchschnittlich
hohen Konsum
bestimmter Nahrungsmittel durch
bestimmte Bevölkerungs- oder Altersgruppen sowie bei einer überdurchschnittlich
hohen
Kontamination gewisser Nahrungsmittel in kritischen Regionen kann sich die Reihenfolge
der Bedeutung bzw. Priorität der einzelnen Nahrungsmittel für die tägliche Aufnahme
der wichtigen Radionuklide durch den Menschen wesentlich verschieben.
Tabelle
1
PROZENTUALER ANTEIL DER EINZELNEN LEBENSMITTEL
AN DER TÄGLICHEN AUFNAHME DER WICHTIGSTEN RADIONUKLIDE **
(1960/1961)
J-131
Ba-140
Sr-89
Sr-90
Cs-137
Priorität
10
10
15
50 (34-74) ***
30 (11-79)
2
Milch
90
90
80
36 (22-55)
46 (10-55)
1
Milchprodukte
*
*
5
9
3 (1-5)
4
Fleisch
*
*
*
3 (1,5-5)
21 (10-25)
3
0,5
0,5
0,5
1,5 (0,1-2,5)
0,1
5
Salzwasserfische
*
*
*
0,2 (0,1-0,4)
0,05
6
Süßwasserfische
*
*
*
0,1
0,01
7
3,51,52,
124,125
52,124
52,124
Lebensmittel
Zerealien
Gemüse
Früchte
|
\ Pflanzen
J
Eier
Bibliographische Quellen
1,35,40,44,50,
1,35,52,113,
114,119,121,
51,52,68,118,
119,120,121,124, 124,131,132
125,126,127,128,
129,130
* Zu vernachlässigende Mengen.
** Untersuchte Länder: U.S.A., Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland, Kanada, Österreich, Dänemark
*** In Klammern stehen die Unterschiede in den untersuchten Ländern.
Im Zusammenhang mit einem überdurchschnittlichen
Konsum ist z.B. anzunehmen,
daß in Italien die Pflanzen auf den ersten Platz der Priorität rücken, da der Verzehr an
Zerealien und Früchten erheblich höher und der Konsum an Milch wesentlich niedriger
liegt, als dem Durchschnitt der in der Tabelle 1 berücksichtigten Länder entspricht.
Andererseits kann man davon ausgehen, daß z.B. bei Kindern bis zum Alter von einem
Jahr die Priorität der Milch für die tägliche Aufnahme an Radionukliden noch viel
stärker ausgeprägt ist, als in der Tabelle 1 zum Ausdruck kommt. Im Hinblick auf eine
überdurchschnittlich
hohe Kontamination spielen die ökologischen Bedingungen der Produktion oder die Nähe von Reaktoren etc. eine besondere Rolle. In diesem Zusammenhang
ist der Verzehr von Renntierfleisch durch die allgemeine Bevölkerung in Schweden [44]
zu erwähnen. Da das Renntierfleisch wesentlich mehr Cs-137 enthält (etwa 30 000 pCi/
kg [79]), als normales Rindfleisch in anderen Ländern (etwa 150 pCi/kg [52]), könnte
in Schweden die Bedeutung des Fleisches für die tägliche Aufnahme an Radioaktivität
durch den Menschen größer sein, als dem in der Tabelle 1 angegebenen Durchschnittswert entspricht. Ein anderes Beispiel sind die Fische und insbesondere die Krustentiere,
die im Columbia River gefangen werden, der ständig durch die Hanford Werke, U.S.A.,
radioaktiv kontaminiert wird [1,41]. Für Bevölkerungsgruppen, die diese Fluß tiere verzehren, ist die Bedeutung der Süßwasserfische sicherlich größer als dem Durchschnittswert in der Tabelle 1 entspricht. Schließlich ist noch eine Situation denkbar, in der
sowohl der Konsum als auch die Kontamination eines Lebensmittels weit über dem Durchschnitt liegen. Beispiele dafür sind die Lappländer, die vorwiegend Renntierfleisch verzehren und bei denen die Menge des inkorporierten Cs-137 auf das 20-fache des Bevölkerungsdurchschnitts geschätzt wird [44]. Ein anderes Beispiel sind die Fischer und ihre
Familien, die Fische in einem Seegebiet fangen, in dem in England die radioaktiven
Abfallprodukte von Reaktoren ins Meer geschüttet werden [118], da diese Fischer wahrscheinlich mehr Fische als die allgemeine Bevölkerung verzehren und der Kontaminationsgrad dieser Fische über dem Durchschnitt liegt. Die Bedeutung eines Lebensmittels (und
die dafür gültigen M.P.C.-Werte) könnte daher eigentlich nur jeweils für bestimmte
Bevölkerungsgruppen und lokal gegebene Bedingungen definiert werden [118,125], wobei sowohl der Konsum als auch die Kontamination des betreffenden Lebensmittels zu
berücksichtigen sind [125].
Von großem Wert für unsere Aufgabenstellung würde sein, für die Länder der
Europäischen Gemeinschaft nicht nur den Konsum der wichtigsten Lebensmittel, sondern
durch ein Survey-Programm auch deren Kontamination zu ermitteln. Dabei interessieren
sowohl vom Konsum als auch von der Kontamination die Durchschnittswerte, aber auch
die Maximalwerte. Aus dem Produkt von Konsum und Kontamination ergibt sich die
durch Lebensmittel verursachte Belastung (tägliche Aufnahme an Radioaktivität) des
Standardmenschen der Europäischen Gemeinschaft sowie die Belastung der kritischen
Bevölkerungsgruppen,
die einer überdurchschnittlichen Belastung ausgesetzt sind, entweder infolge überdurchschnittlich hohen Konsums oder überdurchschnittlich hoher Kontamination der Lebensmittel oder infolge beider Ursachen.
Im Rahmen unserer Aufgabenstellung interessiert jedoch nicht nur die gegenwärtige Strahlenbelastung der Menschen in der Europäischen Gemeinschaft, so auch deren
Ursache, d.h. die Parameter, die von einer gegebenen radioaktiven Kontamination der
Luft, unter Einschaltung der Lebensmittel-Kette, zu einer bestimmten Strahlenbelastung
des menschlichen Körpers führen. Aus der Kenntnis und quantitativen Definition dieser
Parameter könnte die zukünftige bzw. mögliche Strahlenbelastung des Menschen durch
Reaktoranlagen bzw. Reaktorunfälle abgeschätzt werden. Die künftige bzw. mögliche
Strahlenbelastung des menschlichen Körpers läßt sich dann in Beziehung setzen zu der
von der I.C.R.P. definierten „Permissible Dose for Internal Radiation" [133] der kritischen Organe. Die Parameter sollten für jedes Hauptnahrungsmittel und für alle wichtigen Radionuklide bekannt sein, wobei sowohl die Durchschnittswerte als auch die
8
Extremwerte (Maximum und Minimum) interessieren, um sie unter den jeweils gegebenen
Verhältnissen berücksichtigen zu können. Die Durchschnittswerte der Parameter ergeben
sich aus der allgemeinen Physiologie der Nutztiere und der fundamentalen Technologie
der Verarbeitung der Produkte, für die Extremwerte sind vor allem die unterschiedlichen
ökologischen Bedingungen in den verschiedenen Ländern der Europäischen Gemeinschaft
maßgebend.
Unter Auswertung der verfügbaren Literatur werden in den Teilen H bis VI dieses
Berichtes die Parameter der radioaktiven Kontamination der von Tieren stammenden
Lebensmittel behandelt. Berücksichtigt werden dabei: Milch, Fleisch, Eier und Fische,
wobei es zweckmäßig ist, bei den Fischen zwischen Salz- und Süßwasserfischen zu unterscheiden. Der Bericht erstreckt sich sowohl auf die Physiologie, d.h. die Aufnahme und
Resorption der Radionuklide durch das Tier und deren Sekretion oder Inkorporation in
die tierischen Produkte, als auch auf die Technologie, d.h. die Veränderungen der radioaktiven Kontamination im Verlauf der industriellen Verarbeitung der tierischen Produkte.
Für jedes der genannten Lebensmittel sollen die wichtigsten Radionuklide und die in
diesem Lebensmittel bisher beobachteten Konzentrationen dieser Radionuklide, insbesondere die Maximalkonzentration,
aufgeführt werden. In den Schlußfolgerungen werden für
jedes behandelte Lebensmittel die wichtigsten Parameter herausgestellt und es wird
darauf hingewiesen, über welche Probleme in der Literatur unzureichende Informationen
vorliegen und daher die weitere Erforschung notwendig erscheint.
Aufgrund des recht weit gesteckten Rahmens dieses Berichtes können naturgemäß
die einzelnen Lebensmittel und Parameter nur in sehr allgemeiner Form abgehandelt
werden.
II — MILCH
ILI — Wichtige Radionuklide
Von den bei nuklearen Reaktionen entstehenden, weitgehend auch im Fallout enthaltenen, nahezu 200 radioaktiven Elementen werden nur einige mit den von Tieren
stammenden Lebensmitteln auf den Menschen übertragen. Unter diesen erfüllen die wichtigen Radionuklide die folgenden Voraussetzungen [38, 40, 43, 44, 50, 52, 69] :
1) Sie werden bei den nuklearen Reaktionen in großer Menge
2) Ihre Halbwertszeit
gebildet;
ist lang genug, um über das Tier zum Menschen zu gelangen;
3) Sie werden im Gastrointestinal-Traktus des Tieres in erheblicher
biert und in das tierische Produkt
inkorporiert;
Menge resor-
4) Sie werden im Gastrointestinal-Traktus des Menschen resorbiert und einige Zeit
in den menschlichen Körper
inkorporiert.
Die folgenden Spaltprodukte
(aufgeführt in der Reihenfolge ihrer Bedeutung)
erfüllen diese Kriterien: J-131, Sr-90, Cs-137, Sr-89, Ba-140, Te-132. Im frischen Fallout
sind J-131 und Ba-140 sowie in geringerem Umfange Sr-89 und Te-132 vorherrschend.
Unmittelbar nach Bombentesten (sowohl Atom- als auch Wasserstoffbomben) und auch
nach Reaktorunfällen wird im allgemeinen J-131 von größter Bedeutung sein. Nach dem
Zerfall der Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit (Te-132, J-131, Ba-140 und Sr-89)
treten Cs-137 und Sr-90 immer mehr in den Vordergrund. Da Cs-137 zwar gut vom tierischen
Organismus resorbiert, aber auch relativ schnell wieder ausgeschieden wird (kurze biologische Halbwertszeit), hat auf längere Sicht Sr-90 die größte Auswirkung [40,43, 50, 51,
52,69,124,139].
Die spaltbaren Elemente (Uranium, Plutonium, etc.) und die seltenen Erden werden nur in geringer Menge vom Gastrointestinaltraktus der Tiere und des Menschen
resorbiert und haben daher für die Lebensmittel-Kette keine wesentliche Bedeutung [43].
Induzierte Radionuklide,
die sekundär durch Neutronenreaktionen entstehen
(z.B. Zn-65, Co-60, Fe-55, Fe-59, etc.), sind für die auf der Erde lebenden Nutztiere ebenfalls nicht von wesentlicher Bedeutung, dagegen können sie für die im Wasser lebenden
Tiere (siehe V.l.l und V.2.1) wichtig sein. Von den induzierten Radionukliden verdient
jedoch C-14 (Halbwertszeit etwa 5600 Jahre) allgemein eine gewisse Beachtung, da er als
Dauerwirkung genetische Schädigungen verursachen könnte. Es muß ein nicht unerheblicher Anstieg des Gehaltes an C-14 in der Nahrung und im menschlichen Körper erwartet
werden, da die zahlreichen Detonationen von nuklearen Waffen im Megatonnenbereich
mit ihrem hohen Ausstoß von Neutronen ganz besonders zur Bildung von zusätzlichem
10
C-14 aus dem Stickstoff der Luft beitragen. Im Hinblick auf die Lebensmittel-Kette wird
angenommen, daß die spezifische Aktivität des Kohlenstoffs, d.h. das Verhältnis von C-14
zum Gesamtkohlenstoff, in den Lebensmitteln etwa nach einem Jahr die spezifische
Aktivität des von den Pflanzen bei der Photosynthese aufgenommenen Kohlenstoffs
erreicht. Anscheinend kommt es später in der Lebensmittel-Kette kaum zu einer Akkumulation oder Diskriminierung von C-14 gegenüber stabilem Kohlenstoff [43,44].
Nach den Angaben im Schrifttum [3, 26, 27, 40, 42, 52,134,135,139] kommen für
Milch und Milchprodukte
die folgenden Radionuklide, aufgeführt in der Reihenfolge
ihrer mutmaßlichen Bedeutung, als wichtig in Betracht:
Milch: Jod-131, Strontium-90, Strontium-89, Cäsium-137, Barium-140, Tellur-132.
Milchprodukte:
Strontium-90, Cäsium-137, Strontium-89.
Neben diesen Radionukliden und ihren Töchtern findet sich nur noch Kalium-40
in größerer Menge in der Milch. Andere Radionuklide, die von den Kühen aufgenommen werden, passieren die Stoffwechselschranken schlecht und erreichen daher die Milch
nicht in signifikanter Menge. Bei frischem Fallout oder kurze Zeit nach einem Reaktorunfall ist vor allem J-131 in der Milch zu erwarten, während später Cs-137 und Sr-90 in
den Vordergrund treten. Unter normalen Verzehrsbedingungen ist die frische Milch das
einzige von Tieren stammende Nahrungsmittel, das J-131 in wesentlicher Menge in die
menschliche Ernährung einführt (vgl. I — Einleitung, Tabelle 1). Aufgrund einer relativ
kurzen physikalischen Halbwertszeit von 3,2, 8 und 12,8 Tagen kommen Te-132, J-131
und Ba-140 für die meisten Milchprodukte nicht in Betracht und infolge einer physikalischen Halbwertszeit von 50,5 Tagen wird Sr-89 ebenfalls nicht in allen Milchprodukten
gefunden.
II.2 — Inkorporierung der wichtigen Radionuklide vom Futter in die Milch
Bei der Inkorporierung der Radionuklide vom Futter in die Milch handelt es sich
um physiologische Vorgänge, die die Aufnahme des kontaminierten Futters durch das
Tier (Kuh, Ziege, Schaf), die Resorption der mit dem Futter aufgenommenen Radionuklide im Gastrointestinal-Traktus sowie schließlich deren Sekretion mit der Milch
umfassen.
Eine Aufnahme von Radionukliden durch das Tier kann mit dem Futter, der Luft
oder dem Trinkwasser erfolgen. Auf welchem Wege die stärkste Aufnahme erfolgt, richtet
sich nach dem jeweiligen Kontaminationsgrad der verschiedenen Medien; meist wird das
Futter am wichtigsten sein [27].
Welche Quantität an Radionukliden mit dem Futter aufgenommen wird, ist abhängig vom Kontaminationsgrad des Futters und von der konsumierten Futtermenge. Für
den Kontaminations grad des Futters sind verschiedene Faktoren maßgebend: Grünes
Futter (Gras, Klee, Rübenblätter, etc.) ist im allgemeinen stärker kontaminiert als Knollenfutter (Rüben, Kartoffeln, etc.), denn das grüne Futter wird sowohl durch den Boden
(indirekt) als auch direkt durch den Fallout kontaminiert. Wird das Futter konserviert
und gelagert (Heu, Stroh, Silage, etc.), dann ist mit einer Abnahme der Radioaktivität
zu rechnen, da die Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit stark abnehmen. Für eine
weitgehende Beseitigung von J-131 reicht z.B. eine etwa 60-tägige Lagerung aus. Eine
Behandlung des Futters während der Lagerung (z.B. Silage [139]) kann auch zu einer
Verminderung der Radionuklide mit längerer Halbwertszeit führen; denn die Oberflächen11
kontamination von Gras, Rübenblättern, etc. mit Sr-90 oder Cs-137 könnte, durch den
Zusatz von Wasser oder verdünnten Säuren zu Silage, teilweise abgewaschen werden. Sind
dagegen diese Radionuklide im pflanzlichen Gewebe inkorporiert, dann dürfte eine
Dekontamination durch den Silage-Prozeß wesentlich schwieriger sein [139]. Da im Winter den Tieren konserviertes Futter gereicht wird und im Sommer vorwiegend frisches
Futter, ist im allgemeinen im Winter ein geringerer Kontaminationsgrad des Futters und
damit auch der Milch zu erwarten. Die Stallfütterung oder Weidefütterung der Tiere
wird den Kontaminationsgrad der Milch nur dann beeinflussen, wenn die Tiere im Stall
ein anderes Futter (z.B. mehr Stroh) erhalten als auf der Weide. Weiterhin können der
Ursprung und die Beschaffenheit des Futters die Aufnahme der Radionuklide beeinflussen. So ist z.B. das Gras von üppigen Weiden bzw. Wiesen möglicherweise weniger kontaminiert als das Gras von kargen Weiden, da die gleiche Futtermenge im letzteren Fall
von einer größeren Bodenoberfläche stammt und daher der Kontamination stärker ausgesetzt sein wird. Wenn dies zutrifft, dann könnte man die Aufnahme der Radionuklide
durch das Weiden der Kühe auf der geringstmöglichen Fläche herabsetzen. Es ist bereits
beobachtet worden, daß die Milch von Farmen mit fruchtbaren Böden und guten Weiden, sowie guten Zucht- und Haltungsbedingungen der Kühe, weniger J-131 und Sr-90
enthielt, als die Milch von Kühen, die auf kargen Weiden und schlecht bewirtschafteten
Farmen gehalten wurden [50]. In diesem Zusammenhang verdient auch ein unterschiedlicher Kontaminationsgrad der verschiedenen Pflanzenteile (Blätter, Blüten, Stengel)
Beachtung; denn die Tiere werden bei geringer Futtermenge oder begrenztem Auslauf
auch die Bodennahen Pflanzenteile aufnehmen. Bei dem Reaktorunfall in Windscale ist
allerdings beobachtet worden, daß die Unterschiede im Gehalt an radioaktivem Strontium
zwischen Spitze, Mitte und Basis der Pflanzen nicht signifikant waren [3]. Weitere
Untersuchungen über diese Frage erscheinen zweckmäßig. Natürlich könnte auch das
Weidesystem (permanent oder rotierend) die Aufnahme von Radionukliden durch die
Weidetiere beeinflussen. Es sei weiterhin an das unterschiedliche Verhalten der verschiedenen Tierarten erinnert: Schafe nehmen mit einer kargen Weide vorlieb, von der sie
auch die Pflanzenbasis und die Stengel abgrasen, während Kühe und vor allem Ziegen
viel wählerischer sind und daher bevorzugt die Blätter und Blüten der Pflanzen verzehren. Von großer Bedeutung für den Kontaminationsgrad des Futters und damit auch
der Milch ist zweifellos die Regenmenge. Eine enge Beziehung zwischen der Regenmenge
und dem durchschnittlichen Sr-90 Gehalt der Milch konnte bereits nachgewiesen werden [50,123]. Da die Regenmenge in den verschiedenen Jahreszeiten unterschiedlich ist,
könnte darin eine der Ursachen für die Schwankungen des Kontaminationsgrades der
Milch mit der Jahreszeit gesehen werden. Allerdings könnte ein leichter Regen oder Tau
zu einer stärkeren Kontamination der Pflanzen führen als ein starker Regen, da der
letztere nicht nur die Radionuklide auf die Pflanzenoberfläche bringt, sondern davon
auch wieder abwaschen kann [40,52]. Eine Verminderung der Kontamination einer Weide
ist zu erwarten, nachdem die direkt kontaminierten Pflanzenteile abgemäht [40] oder
von den Tieren abgefressen [27,40] worden sind, während erneuter Regen wieder zu
einem Ansteigen der Kontamination führen kann. Natürlich spielt bei den Radionukliden mit kurzer Halbwertszeit schon allein der Zeitfaktor für die Verminderung des
Kontaminationsgrades einer Weide eine ausschlaggebende Rolle [27]. Neben dem Regen
trägt auch der Staub zur direkten Kontamination der Pflanzen bei, für die indirekte
Kontamination ist die Beschaffenheit des Bodens und die daraus resultierende Zusammensetzung der Pflanzen (z.B. der Strontiumgehalt) maßgebend.
Oben wurde gesagt, daß sich die Aufnahme der Radionuklide mit dem Futter
sowohl nach dem Kontaminationsgrad des Futters als auch nach der Menge des Konsums
12
richtet. In England wird davon ausgegangen, daß unter ungünstigen Weidebedingungen
eine Kuh täglich eine Oberfläche von 160 m 2 abweidet, allerdings soll dieser Wert etwas
zu hoch geschätzt sein f 139]. In den Niederlanden geht man von 100 m 2 pro Kuh und
Tag aus, aber auch dieser Wert ist unsicher [139]. In den U.S.A. wird mit einem acre
(4047 m 2 ) Weidefläche für 17 Kühe täglich gerechnet, das entspricht etwa 240 m 2 pro Kuh
und Tag [40]. Ähnlich unsichere Vorstellungen bestehen über die Grasmenge, die pro
Kuh und Tag konsumiert wird : in England wird mit 9-14 kg, in den Niederlanden mit
15 kg und in Frankreich mit 13-15 kg Trockensubstanz pro Tag gerechnet [139]. In den
U.S.A. geht man von 37 kg feuchtes Gras pro Kuh und Tag aus [27]. Iin Hinblick auf
die aufgenommene Futtermenge sind erhebliche Unterschiede zu erwarten zwischen den
Regionen mit reichen oder kargen Weiden, im letzteren Falle wird eine größere Weidefläche abgegrast, wobei die aufgenommene Futtermenge allerdings sogar geringer sein
kann als bei den üppigen Weiden [139]. Wesentlich erscheinen im Zusammenhang mit
dem Konsum auch die Unterschiede zwischen den Tierarten: Grundsätzlich nehmen Ziegen und Schafe pro Liter erzeugter Milch weniger Futter auf als Kühe. Schließlich sei
noch daran erinnert, daß Innerhalb der Tierarten die Rasse die Futtermenge pro Liter
erzeugter Milch beeinflussen kann. Es ist auch beobachtet worden, daß eine Erhöhung
der Futtermenge mit dem Ziel, die Milch produktion der Tiere zu vergrößern, zu einer
Verminderung des Gehaltes der Milch an radioaktivem Jod geführt hat [50].
Ein wichtiger Parameter ist die Resorption
der Radionuklide im Gastrointestinal-Traktus (GIT) der Milch tiere. Dabei sei zuerst erwähnt, daß sich im Stoffwechsel der Tiere die Radionuklide genau wie die entsprechenden Elemente verhalten
(radioaktives Jod verhält sich z.B. wie stabiles Jod) und daß zwischen den verschiedenen
Radionukliden eines Elementes (z.B. Sr-89 und Sr-90) im Hinblick auf den Stoffwechsel
ebenfalls keine Unterschiede bestehen; allerdings kann die Halbwertszeit die Verweildauer der verschiedenen Radionuklide des gleichen Elementes im kritischen Organ beeinflussen [40,43]. Die Resorption der wichtigen Radionuklide soll nacheinander besprochen
werden.
J-131: Mit dem Futter aufgenommenes Jod wird schnell und weitgehend im GIT
resorbiert, wobei die Resorption teilweise bereits im Pansen einsetzt [51,62]. Gespeichert
wird das resorbierte Jod vor allem in der Schilddrüse. Die Konzentration von J-131 in
der Schilddrüse von Weidetieren kann sehr beträchtlich sein, und zwar liegt sie im allgemeinen wesentlich höher als beim Menschen [40]. Die Menge des radioaktiven Jods in
der Schilddrüse von Kühen, Ziegen und Schafen verändert sich mit der Jahreszeit und
ist umgekehrt proportional zum Gehalt an stabilem Jod im Futter der Tiere [29,52,56].
In der Schilddrüse von Kühen finden sich maximal etwa 10 % einer Einzeldosis von J-131,
und zwar etwa 3 bis 5 Tage nach der Verabreichung. Von einer Dauerdosis (Verabreichung von J-131 über 7 Tage oder länger) werden 50 bis 80 % der täglichen Aufnahme in der Schilddrüse von Milchkühen gefunden [31,57]. Die Schilddrüse von Ziegen
kann von einer Dauerdosis 30 bis 5 0 0 % der täglichen Aufnahme speichern [52]. Der
Jod-Stoffwechsel der Schafe ähnelt dem Stoffwechsel der Ziegen [61].
Sr-90 und Sr-89: Strontium wird im GIT zwar in etwas geringerem Maße als Jod,
aber dennoch relativ gut resorbiert [43,51]. Ein kleiner Teil des resorbierten Strontiums
wird mit der Milch ausgeschieden, ein kleiner Teil wandert in die Muskulatur und der
größte Teil wird in den mineralischen Bezirken der Knochen abgelagert, in denen Sr-90
eine Anzahl von Jahren verbleibt [40]. Die Menge des im Organismus inkorporierten
Sr-90 eteigt jedoch nicht direkt proportional zur Menge des aufgenommenen Sr-90 an [40].
13
Überraschender Weise sind relativ geringe Unterschiede in der Resorption von S t r o n t i u m
beobachtet worden, wenn das E l e m e n t d e m Tier in einer unlöslichen F o r m oder in einer
löslichen V e r b i n d u n g v e r a r b r e i c h t w u r d e . Dieses P h ä n o m e n sollte n ä h e r u n t e r s u c h t werde, i n d e m S t r o n t i u m in gewisse Pflanzen i n k o r p o r i e r t wird, in denen es in n a h e z u unlöslicher V e r b i n d u n g vorliegt (z.B. als Oxalat, Sulfat, etc.), u n d diese Pflanzen d a n n an die
Tiere verfüttert w e r d e n [139]. S t r o n t i u m v e r h ä l t sich in der E r d e , den Pflanzen u n d den
Tieren sehr ä h n l i c h d e m K a l z i u m . E i n e E r h ö h u n g des Kalziumgehaltes des F u t t e r s k a n n
d a h e r die Menge des vom G I T resorbierten u n d in die Milch sezernierten Strontiums herabsetzen [ 5 0 , 5 2 , 7 0 , 1 3 9 ] . Dies veranschaulicht die folgende T a b e l l e :
Tabelle
1
DER EINFLUSS DES KALZIUMGEHALTES DES FUTTERS
AUF DIE SEKRETION VON Ca-45 UND Sr-85 MIT DER MILCH
Ca stabil
0,25
0.50
1,3
Milch
Fäzes
Urin
Ca-45
Sr-85
% Tagesdosis/Liter
Ca-45
Sr-85
% Tagesdosis/Tag
Ca-45
Sr-85
% Tagesdosis/Tag
1.2
0.8
0,4
0,14
0,08
0,04
69
73
90
93
96
97
0,51
1,2
1,7
1,4
1,3
1,2
Literaturstellen: 70, 52
Wie die Tabelle 1 ausweist, wird d u r c h stabiles Kalzium im F u t t e r sowohl die
Sekretion von radioaktivem K a l z i u m als a u c h von r a d i o a k t i v e m S t r o n t i u m in die Milch
beeinflußt. Die Ursache der W i r k u n g eines Zusatzes von stabilem K a l z i u m zum F u t t e r
k a n n d a h e r in einer V e r d ü n n u n g des E r d a l k a l i g e h a l t e s des F u t t e r s u n d einer d a d u r c h
verursachten herabgesetzten Resorption des r a d i o a k t i v e n Strontiums gesehen w e r d e n [ 5 2 ] .
Versuche m i t Milchziegen führten zu ä h n l i c h e n Ergebnissen wie m i t M i l c h k ü h e n [ 5 2 ] .
Der Austausch eines Teiles des Kalziums i m F u t t e r von K ü h e n gegen stabiles S t r o n t i u m
h a t t e keinen E i n f l u ß auf die Resorption u n d Sekretion des radioaktiven Strontiums [ 7 0 ] .
Von m e h r e r e n U n t e r s u c h e r n wird jedoch bezweifelt, d a ß es für den Resorptionsmechanismus gleichgültig ist, ob K a l z i u m oder S t r o n t i u m zur Resorption angeboten werden,
und d a ß eine V e r d ü n n u n g des Strontiums m i t K a l z i u m zu einer p r o p o r t i o n a l e n A b n a h m e
der Resorption des Strontiums führen k a n n [139]. Es besteht zwar Ü b e r e i n s t i m m u n g darüber, d a ß die R e d u k t i o n der Strontium-Resorption d u r c h Kalziumzusatz z u m F u t t e r
nahezu linear verläuft, solange die D i ä t wenig oder u n z u r e i c h e n d K a l z i u m e n t h ä l t ; die
Meinungen gehen jedoch d a r ü b e r auseinander, ob diese lineare B e z i e h u n g auch d a n n
besteht, wenn der K a l z i u m g e h a l t d e r D i ä t n o r m a l oder sogar e r h ö h t ist [139]. So wird
bei einem F u t t e r zusammengesetzt aus Gras, H e u oder Mais, aufgrund des niedrigen
Kalziumgehaltes dieser Diät, ein wesentlicher E i n f l u ß des Zusatzes von m i n e r a l i s c h e m
Kalzium auf die Strontium-Resorption erwartet, w ä h r e n d m a n bei einem F u t t e r bestehend
aus Leguminosen, Klee, Lespedeza oder Alfaalfa, das viel K a l z i u m e n t h ä l t , diesen Einfluß bezweifelt [ 5 0 ] . Die n o r m a l e K a l z i u m a u f n a h m e der M i l c h k ü h e b e t r ä g t 70 g täglich,
m e h r als 200 bis 300 g Kalzium täglich sollen d e m Tier schaden [ 5 0 , 1 3 9 ] . Dieser schädliche E i n f l u ß h o h e r K a l z i u m m e n g e n k ö n n t e möglicherweise v e r m i n d e r t oder ausgeglichen
werden, i n d e m m a n den K ü h e n gleichzeitig P h o s p h o r verfüttert, da d a n n das C a / P Verhältnis konstant bleibt [139]. Weitere Untersuchungen ü b e r diese Frage erscheinen
14
intereesant [139]. Es ist auch n o c h ungeklärt, wie lange der Kalziumzusatz z u m F u t t e r
erfolgen m u ß , bevor eine Beeinflussung des Strontiumgehaltes d e r Milch erwartet werden
k a n n [50, 7 0 , 1 3 9 ] .
Bereits seit 1941 ist b e k a n n t , d a ß sich K a l z i u m u n d S t r o n t i u m i m Stoffwechsel
sehr ä h n l i c h v e r h a l t e n [104]. Z a h l r e i c h e U n t e r s u c h u n g e n sind seitdem ü b e r diese Frage
angestellt worden, die die Ä h n l i c h k e i t a b e r a u c h die Unterschiede i m V e r h a l t e n der beiden
E l e m e n t e weitgehend aufgeklärt h a b e n . Es zeigte sich, d a ß in praktisch allen Stufen der
Lebensprozesse — von der Pflanze bis z u m menschlichen K n o c h e n — das K a l z i u m dem
S t r o n t i u m etwas vorgezogen wird, d e n n das S t r o n t i u m bewegt sich etwas langsamer
i m Stoffwechsel u n d .bei der Passage d u r c h die M e m b r a n e n der T i e r e u n d des Menschen. Die G r ö ß e n o r d n u n g dieser Diskriminierung
des Strontiums gegenüber d e m Kalzium m a g in j e d e m d e r aufeinanderfolgenden Stoffwechselprozesse k l e i n sein, in der
S u m m e resultiert j e d o c h ein b e t r ä c h t l i c h e r Diskriminierungs-Effekt. Das unterschiedliche
V e r h a l t e n von S t r o n t i u m u n d K a l z i u m ist d u r c h das S t r o n t i u m / K a l z i u m / V e r h ä l t n i s
(Observed
Ratio = O.R. [105]) ausgedrückt u n d wie folgt definiert w o r d e n :
O.R. ( P r o b e - Vorläufer) =
S r / C a der P r o b e
S r / C a des Vorläufers
Das O.R. l ä ß t sich d e m n a c h e r m i t t e l n , i n d e m das S r / C a / V e r h ä l t n i s experimentell
in der P r o b e (z.B. der Milch) u n d i m Vorläufer (z.B. d e m F u t t e r ) b e s t i m m t u n d zueina n d e r ins V e r h ä l t n i s gesetzt wird. Auf diese Weise k a n n von j e d e m Sekret, E x k r e t oder
Gewebe das O.R. definiert w e r d e n u n d d a m i t l ä ß t sich die D i s k r i m i n i e r u n g des Stront i u m s (oder B a r i u m s ) gegenüber d e m K a l z i u m in j e d e r Stufe des Stoffwechselprozesses
ausdrücken. Zwischen P r o b e u n d Vorläufer k ö n n e n eine A n z a h l von diskriminierenden
Stoffwechselprozessen liegen u n d d a h e r ist das O.R. das P r o d u k t der verschiedenen Selektionsstufen vom Vorläufer bis zur P r o b e . M e h r e r e F o r m e l n [52, 71, 7 2 , 1 0 5 , 1 0 5 ] sind für
die B e r e c h n u n g des O.R. u n d des D.F. (Diskriminationsfaktor)
aufgestellt
worden.
W i c h t i g e A n g a b e n ü b e r die O.R.'s von M i l c h k ü h e n u n d Milchziegen w e r d e n für die P a a r e
B a / C a u n d S r / C a in der folgenden T a b e l l e aufgeführt:
Tabelle
2
OBSERVED RATIOS FÜR BARIUM/KALZIUM UND STRONTIUM/KALZIUM
FÜR MILCHKÜHE UND MILCHZIEGEN
Kuh
O.R.
O.R.
O.R.
O.R.
(Plasma-Futter)
(Urin-Futter)
(Fäzes-Futter)
(Milch-Futter)
Ziege
Ba/Ca
Sr/Ca
Sr/Ca
2.8
1,4
0,05
0,18
1,6
1,3
0,11
0,29
1,5
1,2
0,12
Literaturstellen: 52, 70, 71.
F ü r unsere Fragestellung ist von besonderem Interesse das O.R. (Milch-Futter).
Es beträgt für S r / C a bei der K u h 0,11 u n d b e i der Ziege 0,12, d.h. bei beiden T i e r a r t e n
k o m m t es praktisch zu der gleichen D i s k r i m i n i e r u n g des Strontiums gegenüber d e m Kalzium in der Milch. Dagegen unterscheidet sich die D i s k r i m i n i e r u n g des B a r i u m s wesent15
lieh vom Strontium; denn das O.R. (Milch-Futter) für Ba/Ca beträgt bei der Kuh 0,05.
Die stärkere Diskriminierung des Bariums im Vergleich zum Strontium wird vor allem
darauf zurückzuführen sein, daß das Barium im GIT schlechter resorbiert wird als das
Strontium. Hingewiesen sei noch auf das O.R. (Körper-Futter) für Sr/Ca, es liegt bei
Kuh, Ziege, Schaf und Schwein nahe 0,2, während wachsende Hähnchen mit 0,6 einen
geringeren Grad der Diskriminierung des Strontiums als andere Nutztiere zeigten [70,
72,103,107].
Die Diskriminierung des Strontiums gegenüber dem Kalzium im Laktationsprozeß
ist von großer, praktischer Bedeutung, denn darauf ist est zurückzuführen, daß die Milch
als die am geringsten kontaminierte natürliche Kalziumquelle angesehen werden kann.
Wenn die Diskriminierung nicht existieren würde, dann wäre der Sr-90-Gehalt des Körpers der Menschen in den U.S.A. etwa fünffach höher, als dies gegenwärtig der Fall
ist [43]. Während Milch und Milchprodukte etwa 70 bis 80 % der Kalziumaufnahme der
Menschen in den U.S.A. bedingen, verursachen sie, aufgrund der Diskriminierung, nur
etwa 40 bis 50 % der Aufnahme an Sr-90. Von den pflanzlichen Nahrungsmitteln stammen etwa 15 % des Kalziums, sie liefern aber, da sie direkt vom Menschen verzehrt
werden, über 50 % des aus dem Boden stammenden Sr-90. In einigen Jahren, nachdem
das Strontium-Gleichgewicht im Boden erreicht sein wird, kann sich diese Beziehung
noch etwas mehr zugunsten der Milch verschieben [40, 43, 50].
Ba-140: Der Stoffwechsel des Bariums ähnelt dem Stoffwechsel des Strontiums und
Kalziums, denn auch das Barium wird vor allem im Skelett abgelagert. Im Unterschied
zum Kalzium und Strontium werden jedoch nur etwa 5 % des aufgenommenen Bariums
von der Kuh resorbiert. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit und der vergleichsweise
schlechten Resorption ist die Strahlenbelastung von Tier und Mensch durch Ba-140, verglichen mit anderen Radionukliden, nur gering [43].
Cs-137: Cäsium wird gut vom GIT resorbiert, in der Muskulatur und anderen
weichen Geweben abgelagert und schnell wieder aus dem Körper ausgeschieden [43, 51,
52]. Die biologische Halbwertszeit des Cäsiums beträgt für den Menschen 110 bis 140
Tage, für die Kuh 20 Tage und für die Ziege nur 2 bis 3 Tage [43,52,109,112]. Das
Cäsium verhält sich im Stoffwechsel ähnlich dem Kalium, allerdings wird es vom KaliumStoffwechsel nicht in dem gleichen Maße beherrscht, wie dies beim Strontium durch das
Kalzium der Fall ist [43]. Das O.R. (Milch-Futter) für Cs/K beträgt bei der Kuh 1,6
und bei der Ziege 1,3, d.h. das Cäsium wird dem Kalium bei der Milchproduktion vorgezogen. Die Diskriminierung des Kaliums gegenüber dem Cäsium ist anscheinend nicht
auf die Milchdrüse zurückzuführen; denn das O.R. (Blutplasma-Futter) gleicht dem
O.R. (Milch-Futter) nahezu [52]. Der Zusatz von 10 g stabilem Cäsium zum Futter pro
Tag hatte keinen Einfluß auf die Prozentwerte von Cs-137 in der Milch, dem Urin und
den Fäzes [52].
Nunmehr sollen die Parameter der Sekretion
der wichtigen Radionuklide mit
der Milch dargelegt und diskutiert werden. Untersuchungen über die Sekretion von Radionukliden mit der Milch sind entweder mit einer Einzeldosis oder mit Dauerdosen durchgeführt worden. Die Einzeldosis ist repräsentativ für die Situation zu Beginn eines Reaktorunfalls, während die Dauerdosen einer Situation entsprechen, in der den Tieren über
längere Zeit ausschließlich kontaminiertes Futter verabreicht werden muß.
J-131: Untersuchungen haben ergeben, daß von einer Einzeldosis die Milchkühe
etwa 8% innerhalb von 7 Tagen mit der Milch sezernieren, wobei die Prozentwerte von
4 bis 2 0 % schwanken [53, 31, 54, 32, 55, 30, 29]. In der Schilddrüse finden sich maximal
16
10 %, etwa 3 bis 5 Tage nach der Verabreichung der Dosis [29, 56]. Innerhalb von 7 Tagen
werden etwa 50 % (Bereich 30 bis 75 %) des J-131 mit dem Urin und etwa 20% (Bereich
13 bis 30 %) mit den Fäzes ausgeschieden [53, 31, 55, 56]. Wenn über längere Zeit den
Milchkühen täglich J-131 verabreicht wird (Dauerdosen), dann nimmt die Menge des
J-131 in Milch, Urin und Fäzes sowie in der Schilddrüse schnell zu, erreicht jedoch nach
etwa 5 bis 10 Tagen ein Plateau [31,57]. Dieses Plateau ergibt sich allerdings nur, wenn
die Ergebnisse im Hinblick auf die physikalische Halbwertszeit von J-131 korrigiert werden. Drückt man die mit Dauerdosen erhaltenen Ergebnisse in „Prozent der täglichen
Dosis" aus, dann entspricht der Gehalt von J-131 in der Milch, dem Urbi und den Fäzes
weitgehend der Summe des J-131, die in diesen Substanzen innerhalb der ersten 7 Tage
nach der Aufnahme einer Einzeldosis gefunden wird [31, 30, 29].
Wenn Milchziegen eine Einzeldosis von J-131 erhalten, dann finden sich innerhalb
von 7 Tagen etwa 40 % (Bereich 6 bis 54 %) ba der Milch, weitere 35 % (Bereich 8 bis
52 %) im Urin und etwa 1 5 % (Bereich 2 bis 2 0 % ) in den Fäzes [58,59,60]. Nach der
Verabreichung von Dauerdosen an Milchziegen werden etwa 40 % der täglichen Dosis
(Bereich 1 bis 80 %) jeden Tag in der Milch gefunden und je 20 % (Bereich 10 bis 30 %)
im Urin und in den Fäzes [60]. Ergebnisse mit Milchschafen ähnelten weitgehend den
Ergebnissen mit den Milchziegen [61].
Nach der oralen Verabreichung einer Einzeldosis findet sich J-131 bereits nach
30 Minuten in der Milch von Kühen und in 3 bis 4 Stunden wird die Maximalkonzentration erreicht [62]. Danach nimmt die J-131-Konzentration der Milch mit einer Halbwertszeit von anfangs einem Tag und später etwa zwei Tagen ab [28, 29, 30, 31, 32]. Nach
einer Dauerdosis von J-131 wird die höchste Konzentration in der Milch" von Kühen nach
2 bis 4 Tagen beobachtet, gefolgt von einer exponentiellen Abnahme mit einer Halbwertszeit von 8 Tagen [28,31,33]. Nachdem Milchkühe für 5 bis 7 Tage ein Futter erhalten
haben, das kein J-131 enthält, lassen sich nur noch geringfügige Mengen von J-131 in der
Milch nachweisen [50].
Von der täglichen Aufnahme an J-131 werden pro Liter Kuhmilch 0,5 bis 2,7 %,
durchschnittlich etwa 1 % ausgeschieden [31,60]. Diese Schwankungsbreite der Sekretion
von J-131 mit der Milch ist wesentlich größer, als bei radioaktivem Strontium oder
Cäsium beobachtet wird. Beeinflußt wird der Prozentwert des J-131 pro Liter Milch
durch das Laktationsstadium des Tieres und durch die Jahreszeit. Die jahreszeitlichen
Schwankungen [31, 29, 52,139] sind beträchtlich und bisher noch unzureichend erforscht
worden. Eine maximale Konzentrationsfähigkeit der Milchdrüse für J-131 ist von März
bis Juli [31, 52] oder von Oktober bis März [29,139] beobachtet worden. Von der täglichen Aufnahme an J-131 werden pro Liter Ziegenmilch 22 bis 150 %, durchschnittlich
etwa 65 % ausgeschieden [52]. Über die jahreszeitlichen Schwankungen des Konzentrationsvermögens der Milchdrüse von Ziegen ist bisher wenig bekannt. Allgemein wird von
der Ziege in der Milch Jod aus dem Blutplasma um den Faktor 10 konzentriert und dies
ist ein wesentlich höheres Konzentrationsvermögen als bei der Kuh beobachtet wird [60,
63]. Sowohl bei der Kuh als auch bei der Ziege läßt sich der Konzentrationsmechanismus
des Euters für Jod durch einige Chemikalen (NaJ, NaSCN, KCL0 4 ) inaktivieren [60,
29, 52,139) und damit der J-131-Gehalt der Milch vermindern. Allerdmgs kann der Gehalt der Milch an J-131 durch diese Chemikalien höchstens um den Faktor 4 herabgesetzt werden während mit Ionenaustauschern eine Verminderung um den Faktor 10
möglich ist [52].
Sr-89 und Sr-90: Von einer Einzeldosis von Sr-89 oder Sr-90 scheiden Kühe mit
den Fäzes 95 %, mit dem Urin 1,5 % und mit der Milch 0,9 % aus, während Ziegen davon
17
mit den Fäzes 93 %, mit dem Urin 2,4 % und mit der Milch nur 0,6 % ausscheiden [69,
70,71,72]. Nach der Aufnahme einer Einzeldosis steigt die Strontium-Konzentration in
der Milch ständig an, bis nach etwa 30 Stunden die Maximalkonzentration erreicht ist,
anschließend fällt, zumindest in den nächsten 5 Tagen, die Konzentration wieder ab, und
zwar mit einer Halbwertszeit von etwa 30 bis 40 Stunden [30,73]. Wird über eine längere
Zeitspanne den Milchkühen täglich radioaktives Strontium verabreicht
(Dauerdosen),
dann wird, im Zustand des Gleichgewichts mit dem Futter, täglich der gleiche Prozentsatz der Tagesdosis ausgeschieden wie insgesamt innerhalb von 7 Tagen nach einer Einzeldosis [74, 75, 72]. Nach 6 Tagen erreichen die Strontiumwerte in der Milch ein Plateau
da sich das Tier nun nahezu im Gleich gewicht mit dem Futter befindet [74]. Wenn
später dieses Plateau abfällt, dann entspricht die Abnahme des Gehaltes an radioaktivem
Strontium in der Milch weitgehend der Halbwertszeit des betreffenden Radionuklids [52].
Die Menge an radioaktivem Strontium, die von der Kuh in die Milch sezerniert
wird, schwankt von 0,5 bis 2 % der täglichen Aufnahme. Diese Schwankung ist jedoch
nur ein Ausdruck der Schwankungen in der Milchmenge ; denn der Gehalt an radioaktivem
Strontium pro Liter Milch beträgt ziemlich konstant 0,1 % der täglichen Aufnahme [30,
70, 74, 75]. Von den Ziegen wird 1,6 % der täglichen Aufnahme an radioaktivem Strontium pro Liter Milch ausgeschieden, d.h. etwa 10 mal mehr als von den Kühen. Letzteres
ist darauf zurückzuführen, daß die Ziege einen viel größeren Anteil des Strontium- und
Kalziumgehaltes des Futters in jeden Liter Milch inkorporiert, als dies bei der Kuh der
Fall ist [52]. Das Milchschaf unterscheidet sich im Strontium-Stoffwechsel anscheinend
wesentlich von der Milchziege, denn vom Schaf werden etwa 4 % der täglichen Aufnahme
an radioaktivem Strontium pro Liter Milch ausgeschieden [73].
Ba-140: Von einer Einzeldosis scheiden Kühe mit den Fäzes 98 %, mit dem Urin
1 % und mit der Milch 0,08 bis 0 , 6 % aus [69,70,71,72]. Damit ähnelt die Sekretion
des Bariums dem Strontium, allerdings wird mit der Milch etwas mehr Strontium als
Barium ausgeschieden. Dennoch kann nach der Aufnahme von frischem Fallout der Gehalt
der Milch an.Ba-140 höher sein als an Strontium, da in einem Gemisch von frischen
Spaltprodukten im allgemeinen mehr Ba-140 als Sr-89 und erst recht Sr-90 enthalten
ist [69]. Nach einer Einzeldosis von radioaktivem Barium steigt die Milchkonzentration
stetig an bis ein Maximum nach etwa 30 Stunden erreicht wird; zumindest in den nächsten
5 Tagen fällt die Konzentration wieder ab, und zwar mit einer Halbwertszeit von 53
Stunden, wenn der Zerfall korrigiert wird oder von 45 Stunden ohne Korrektur [71].
Cs-137: Die Inkorporierung von Cs-137 in die Milch ist weniger gut untersucht
worden, als die Inkorporierung von Jod und Strontium, obgleich die Milch als eine
wesentliche Quelle von radioaktivem Cäsium in der Diät des Menschen angesehen werden kann [52]. Bekannt ist, daß etwa 1 0 % einer Einzeldosis von Cs-137 innerhalb von
7 Tagen in der Milch von Kühen gefunden werden, während der Urin und die Fäzes etwa
je 3 0 % enthalten [109,110,111]. Wenn Cs-137 über eine lange Zeit verabreicht wird
{Dauerdosen), dann scheiden die Kühe von der täglichen Dosis mit den Fäzes 55 %,
dem Urin 30 % und der Milch 13 % aus; während Ziegen von der Tagesdosis mit den
Fäzes 40 %, dem Urin 40 % und der Milch 7 % ausscheiden [60,112, 52].
Von der täglichen Aufnahme an Cs-137 werden pro Liter Kuhmilch 1,4 % und pro
Liter Ziegenmilch 9,4 % sezerniert [60,112], Folglich wird sowohl von radioaktivem Jod
und Strontium, als auch von Cäsium pro Liter Ziegenmilch ein höherer Prozentsatz der
täglichen Aufnahme der Radionuklide gefunden, als pro Liter Kuhmilch. Die praktische
Bedeutung dieser Tatsache wird jedoch dadurch eingeschränkt, daß die Radionuklide von
18
den Ziegen — in Abhängigkeit von der Futtermenge — in einer geringeren Menge auf­
genommen werden als von den Kühen [52·].
Aus dem Vergleich der Prozentwerte der täglichen Aufnahme pro Liter Milch für
Strontium (Kuh = 0,1 %, Ziege = 1,6%) und Cäsium (Kuh = 1,4 %, Ziege = 9,4 %) geht
auch hervor, daß von dem radioaktiven Cäsium etwa die 10­fache Menge der täglichen
Aufnahme mit der Milch ausgeschieden wird. D ies ist sicherlich auf die bessere Resorption
des Cäsiums im GIT zurückzuführen [52]. Strontium wird jedoch wesentlich längere Zeit
mit der Milch sezierniert als Cäsium, denn die biologische Halbwertszeit des Strontiums
ist bedeutend höher als die des Cäsiums [109,112].
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die Sekretion der Radionuklide mit
der Milch weitgehend unabhängig davon ist, ob das Radionuklid allein oder in Mischung
mit anderen dem Tier verabreicht wird, zumindest konnte dies bisher bereits für radio­
aktives Jod, Strontium und Barium beobachtet werden [30,69,52].
II.3 — K onzentrationsbereiche der Radioaktivität in der Milch
In diesem Abschnitt wird diskutiert, welche Konzentration an Radioaktivität in
Milch und Milchprodukten, aufgrund des Gehaltes an Radionukliden, bisher beobachtet
worden ist, und zwar sollen die Durchschnittswerte,
die Minimal­ und Maximalwerte
sowie die Extremwerte
(bei Reaktorunfällen), soweit sie in der Literatur gefunden wur­
den, aufgeführt werden. D ie bisher vorgeschlagenen Grenzkonzentrationen
(action level),
bei denen Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind, werden ebenfalls erwähnt.
J­131 : D ie J­131­Konzentration in der Milch zeigt beträchtliche
Schwankungen.
Kurze Zeit nach der Freisetzung von Radionukliden durch Bombenexplosionen oder Re­
aktorunfälle ist die J­131­Konzentration der Milch im allgemeinen hoch, und zwar be­
sonders in der näheren Umgebung des Geschehens; infolge der relativ kurzen Halbwerts­
zeit von J­131 fällt jedoch die Konzentration ziemlich schnell wieder ab [50,52,123].
Dabei kann das Wetter (Regen, Wind) die Zu­ oder Abnahme mitbestimmen [3,50]. Mit
einem schnellen Abfall der J­131­Konzentration in der Milch ist auch dann zu rechnen,
wenn die Kühe von der Weide in den Stall gebracht werden, vorausgesetzt, daß im Stall
verabreichte Futter weist einen geringeren Kontaminationsgrad auf [123]. Zum Beispiel
lag der J­131­Gehalt der Milch von Stallkühen, die mit sehr gering kontaminierten Futter
und Wasser versorgt wurden, bei oder unter 20 pCi/Liter, während bei Weidekühen zur
gleichen Zeit 270 pCi/Liter Milch festgestellt worden sind [27]. Es finden sich jedoch
auch beträchtliche individuelle Schwankungen unter den Kühen einer Herde. Bei dem
Reaktorunfall in Windscale, England, wurden z.B. bei den Kühen einer Herde als Mini­
mum 28 000 pCi/Liter und als Maximum 113 000 pCi/Liter Milch gemessen, während der
Durchschnitt dieser Herde bei '67 000 pCi/Liter lag; in einer anderen Herde hat das Mini­
mum 27 000 pCi/Liter, das Maximum 99 000 pCi/Liter und der D urchschnitt 60 000 ρ Ci/
Liter Milch betragen [3]. D iese individuellen Schwankungen erschweren es, eme allge­
meine Beziehung zwischen der Gamma­Aktivität des Bodens und der Konzentration von
J­131 in der Milch aufzustellen. Während des Reaktorunfalls in Windscale wurde bei
einer Milch­Aktivität von durchschnittlich 100 000 pCi/Liter einer Herde eine Boden­
aktivität von 0,035 milliroentgen pro Stunde gemessen; bei einer Bodenaktivität (1 m
über dem Boden) von 0,05 milliroentgen/Stunde (normal 0,007 mr/Std.) war die J­131­
Konzentration der Milch höher als 100 000 pCi/Liter. Aufgrund der unterschiedlichen
Halbwertszeit von J­131 in der Milch und auf der Erde verändern sich diese Korrela­
tionen jedoch mit der Zeit [3].
19
Da die Schwankungen der J­131­Konzentration in der Milch so erheblich sind, läßt
sich auch nur schwerlich ein Durchschnittswert
angeben. Allerdings kann man davon
ausgehen, daß bei dem in der Vergangenheit allgemein beobachteten, weltweiten Fallout
eine J­131­Konzentration von etwa 60 pCi/Liter Milch weder als hoch noch als niedrig
anzusehen ist. D er Minimalwert richtet sich nach der Empfindlichkeitsgrenze der Nach­
weismethode, die bei etwa 10 pCi/Liter Milch liegt; eine J­131­Konzentration von weniger
als 10 pCi/Liter Milch kann als sehr niedrig bezeichnet werden. J­131­Werte über 100 pCi/
Liter Milch sind bereits überdurchschnittlich hoch. Verursacht durch den weltweiten
Fallout sind jedoch bereits mehrfach Konzentrationen von 100 bis 600 pCi/Liter in Europa
beobachtet worden. In den U.S.A. wurden 1957 nahe dem Gebiet der Atombombenteste
1000 pCi von J­131 pro Liter Milch gefunden [68]. Somit kann man wohl 1000 pCi/Liter
Milch für J­131 als einen Maximalwert ansehen. Bei Reaktorunfällen muß jedoch noch
mit wesentlich höheren Konzentrationen gerechnet werden. D ie bisher bekannt gewor­
denen, höchsten J­131­Werte sind bei dem Reaktorunfall von Windscale, England,
beobachtet worden. Als Extremwert von J­131 wurden 1 400 000 pCi/Liter Milch gemes­
sen, und zwar 3 Tage nach dem Unfall und 16 km vom Reaktor entfernt [3]. Anläßlich
des Reaktorunfalls von Windscale wurde Milch freigegeben, die a) eine J­131­Aktivität
von weniger als 100 000 pCi/Liter aufwies und b) eine Abnahme der Aktivität in den
folgenden Proben mit einer Halbwertszeit von weniger als 8 Tagen zeigte.
Diese Grenzkonzentration
für J­131 von 100 000 pCi/Liter Milch wurde aus der
tolerierbaren Strahlenbelastung der Schilddrüse von Kindern berechnet [3]. D abei gilt
jedoch die Grenzkonzentration von 100 000 pCi/Liter nur für eine kurzfristige Aufnahme
von J­131 mit der Milch. D as Medical Research Council von Großbritannien hat, im
Hinblick auf eine langfristige Aufnahme von J­131 mit der Milch, die folgende Erklärung
abgegeben: D ie akzeptable Strahlendosis für Kinder unter einem Jahr (empfindlichste
Gruppe der Bevölkerung) wird überschritten, wenn die D urchschnittskonzentration von
J­131 in der Milch während eines Jahres über 130 pCi/Liter liegt oder wenn höhere
Konzentrationen während eines entsprechend kürzeren Zeitraums erreicht werden [42].
Sr­89 und Sr­90: Im allgemeinen liegen die Werte für Sr­89 in der Milch um den
Faktor 5 bis 10 höher als die Sr­90­Werte. Es kann sich jedoch auch ein wesentlich an­
deres Verhältnis von Sr­89 zu Sr­90 ergeben, denn im frischen Fallout (und dann auch in
der Milch) findet sich bedeutend mehr Sr­89 als Sr­90, während, aufgrund der Unter­
schiede in der Halbwertszeit, im alten Fallout (und dann auch in der Milch) Sr­90 vor­
herrschend sein kann. Auf diese Unterschiede ist es auch zurückzuführen, daß die Werte
für Sr­89 in der Milch beträchtlichen Schwankungen unterliegen, während die Sr­90­Κοη­
zentrationen über längere Zeit weitgehend konstant bleiben. Im Schrifttum werden die
Strontium­Werte entweder in pCi/Liter Milch oder in pCi/g Kalzium angegeben. D a die
Milch etwa 1,1 Gramm Kalzium pro Liter enthält, besteht die Beziehung: pCi/g Ca
x 1,1 = pCi/Liter Milch. Zum besseren Vergleich werden nachfolgend alle Strontium­
Werte in pCi/Liter Milch ausgedrükt.
Als Durchschnittswerte können für Sr­89 etwa 50 pCi/Liter und für Sr­90 etwa
10 pCi/Liter Milch gelten. D ie Minimalwerte sind wiederum abhängig von der Empfind­
lichkeit der Nachweismethode, wobei der Strontiumgehalt der Milch mitunder niedriger
als diese Grenze liegt; als sehr gering sind jedoch für Sr­89 etwa 5 pCi/Liter und für
Sr­90 etwa 0,5 pCi/Liter Milch anzusehen. Nach größeren Bombentestserien sind als Maxi­
malwerte für Sr­89 etwa 500 pCi/Liter und für Sr­90 etwa 75 pCi/Liter Milch beobachtet
worden. Über Extremwerte, die nach Reaktorunfällen auftreten können, wurden im
Schrifttum keine Angaben gefunden. Auch über die Grenzkonzentrationen
liegen bisher
20
nur wenige Hinweise vor : Es sind für Sr-89 etwa 2750 pCi/Liter und für Sr-90 etwa
275 pCi/Liter Milch vorgeschlagen worden [3], Nach der von der I.C.R.P. definierten
„Permissible Dose for Internal Radiation" kann als maximal zulässig für Sr-90 etwa 66 pCi/
Tag errechnet werden [35], das entspricht, bei einem Konsum von 0,7 Liter Milch pro
Kind und Tag, einer Grenzkonzentration von etwa 94 pCi Sr-90 pro Liter Milch.
Cs-137: Der Cs-137-Gehalt der Milch in den U.S.A. lag im allgemeinen 2 bis 10 mal
höher als der Gehalt an Sr-90 [52]. Es konnte auch eine gewisse Beziehung zwischen dem
Gehalt an Cs-137 und Sr-90 festgestellt werden; denn wenn viel Cs-137 in der Milch
enthalten war, ließ sich oft auch reichlich Sr-90 nachweisen, allerdings gab es auch
häufig Abweichungen von dieser allgemeinen Regel [52,122]. Als ein Durchschnittswert
für Cs-137 in der Milch kann 50 pCi/Liter angesehen werden. Der Minimalwert richtet
sich auch beim Cs-137 nach der Empfindlichkeit der Nachweismethode, die bei etwa
5 pCi/Liter liegt, wobei dieser Wert sicherlich sehr gering ist. Als Folge größerer Bombentestserien ist in der Milch als Maximalwert bisher etwa 150 pCi/Liter beobachtet
worden. Angaben über Extremwerte, die bei Reaktorunfällen auftreten können, wurden
im Schrifttum nicht gefunden. Im Hinblick auf die Grenzkonzentrationen
findet sich der
Hinweis, daß nach der von dem I.C.R.P. definierten „Permissible Dose for Internal Radiation" als maximal zulässig für Cs-137 etwa 4400 pCi/Tag errechnet werden können [35].
Bal40: Der Gehalt an Ba-140 in der Milch unterliegt, infolge der relativ kurzen
Halbwertszeit dieses Radionuklides, großen Schwankungen. Kurze Zeit nach Bombentesten
(oder Reaktorunfällen) kann die Konzentration des Ba-140 in der Milch schnell und hoch
ansteigen, denn der Gehalt von Ba-140 im frischen Fallout ist im allgemeinen sehr hoch.
Die Konzentration des Ba-140 in der Milch fällt jedoch bald wieder unter die Empfindlichkeitsgrenze der Nachweismethode ab, die bei etwa 10 pCi/Liter Milch liegt. Die Angaben im Schrifttum über die bisher beobachteten Konzentrationen von Ba-140 in der
Milch sind nicht umfangreich. Nach einer großen Bombentestserie wurden z.B. 1957 in
den U.S.A. bis zu 500 pCi/Liter Milch ermittelt und dieser Wert kann wohl als ein Maximalwert angesehen werden [68].
Zum Abschluß des Abschnittes über die Konzentrationsbereiche der Radioaktivität
in Milch und Milchprodukten werden in Tabelle 3 noch einmal die bisher beobachteten
Konzentrationen der wichtigen Radionuklide in der Milch zusammen gefaßt dargestellt,
und zwar soweit sie den weltweiten Fallout betreffen (Durchschnitts-, Minimal- und Maximalwerte) oder auf Reaktorunfälle (Extremwerte) zurückzuführen waren. Die GrenzkonTabelle
3
BISHER BEOBACHTETE KONZENTRATIONEN SOWIE VORGESCHLAGENE
GRENZKONZENTRATIONEN (ACTION LEVEL) DER WICHTIGEN
RADIONUKLIDE IN DER MILCH.
TABELLENWERTE IN PCI/LITER MILCH
Durchschnittswerte
Minimalwerte
Maximalwerte
Extremwerte
kurzfristig
Grenzkonzentrationen
langfristig
J-131
Sr-90
Sr-89
60
10
1000
1400000
100 000
10
0,5
75
50
5
500
275
130
66
—
—
2 750
Literaturstellen: 1, 3, 27, 39, 40, 42, 44, 52, 68.
21
Cs-137
50
5
150
—
—
4 400
Ba-140
—
500
—
—
zentrationen (action level), bei denen Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen, sind
ebenfalls aufgeführt, und zwar getrennt nach kurzfristiger Belastung (Aufnahme dieser
Konzentrationen mit der Milch über kurze Zeit) und langfristige Belastung (tägliche
Aufnahme dieser Konzentrationen mit der Milch). Die Grenzkonzentrationen gelten nur
unter der Voraussetzung, daß die Gesamtbelastung nur durch ein Radionuklid und ein
Nahrungsmittel bedingt ist. Sind mehrere Radionuklide zugleich in der Milch (oder den
anderen Nahrungsmitteln) enthalten, dann sind die zulässigen Anteile nach der Mischungsregel zu berechnen.
II.4 —
Schlußfolgerung
In den Schlußfolgerungen dieses zweiten Teiles der Untersuchung über die radioaktive Kontamination der von Tieren stammenden Lebensmittel soll darauf hingewiesen
werden, welche Parameter für die Inkorporierung der Radionuklide vom Futter in die
Milch sowie für die Überführung der Radionuklide von der Milch in die Milchprodukte
besondere Beachtung verdienen. Gleichzeitig wird herausgestellt, über welche Parameter
in der Literatur noch unzureichende Informationen vorliegen und daher weitere Forschung
notwendig erscheint.
Im Hindblick auf unsere Aufgabenstellung hat die quantitative Definition der Parameter für die Aufnahme, Resorption und Sekretion der Radionuklide große Bedeutung;
dagegen liegt eine Aufklärung der den Parametern zugrundeliegenden Stoffwechselmechanismen wahrscheinlich nicht im Zentrum unserer Fragestellung, das gleiche gilt für die
Dekontamination. Von erheblichem Interesse ist jedoch die Variabilität der wichtigen
Parameter, aufgrund der in den verschiedenen Ländern, der Europäischen Gemeinschaft
gegebenen ökologischen Bedingungen. Für jeden Parameter sollte der Durchschnittswert,
aber auch der Minimal- und Maximalwert bekannt sein, um sie unter den jeweils herrschenden Bedingungen berücksichtigen zu können. Sicherlich wird die Variabilität der
Parameter auch wesentlich von der Tierart mitbestimmt. Wenigstens sollte zwischen die
Kuh und den kleinen Wiederkäuern (Ziege und Schaf) unterschieden werden. Inwieweit
Ziege und Schaf sowie die verschiedenen Rassen innerhalb der Tierarten ebenfalls eine
getrennte Bearbeitung erfordern, läßt sich noch nicht entscheiden.
Grundlegende Parameter für die Aufnahme
der Radionuklide mit dem Futter
sind die täglich begraste Weidefläche und die dabei von den Milchtieren aufgenommene
Futtermenge. Als Weidefläche werden in der Literatur (vgl. Seite 13, 100 bis 240 m 2 pro
Kuh und Tag angegeben, als Futtermenge wird 9 bis 15 kg Trockensubstanz pro Kuh und
Tag angenommen. Da diese Angaben recht unsicher erscheinen und für die kleinen Wiederkäuer bisher überhaupt keine Werte gefunden werden konnten, sollten diese Parameter
der Aufnahme weiter experimentell, z.B. in vier repräsentativen Regionen der
Europäischen Gemeinschaft, untersucht werden. Dabei könnte, dem Vorschlag des Experten-Berichtes folgend, Zr-95 als Tracer Verwendung finden [139]. Für die Kalkulation
des Kontaminationsgrades der Milch, nach Aufnahme einer bestimmten Futtermenge
durch das Tier, ist neben dem frischen Fütter (Gras, Klee, Rübenblätter etc.) jedoch
auch das konservierte Futter von Interesse, da in den Wintermonaten oder als Beifutter
den Milchtieren Heu, Stroh, Silage, etc. verabreicht wird. Durch experimentelle Untersuchungen sollte geklärt werden, wieviel von der im frischen Futter (Gras, Klee, Rübenblätter etc.) enthaltenen Radioaktivität sich noch im Heu, Stroh, Silage etc., nach der
allgemein üblichen Zubereitung und Lagerung, findet.
22
Von den Parametern der Resorption erscheinen für unsere Fragestellung diejenigen
bedeutungsvoll, die mit der Beeinflussung der Resorption der Radionuklide durch die
Zusammensetzung des Futters in Zusammenhang stehen. Dabei interessiert vor allem die
natürliche Zusammensetzung des Futters und weniger der Zusatz von Chemikalien (z.B.
Natriumjodid oder Mineralkalk) mit dem Ziel der Dekontamination; denn est ist anzunehmen, daß ein Zusatz von Chemikalien zum Futter kaum in allen Ländern der Europäischen Gemeinschaft bald und allgemein Anwendung finden würde. Im Hinblick auf
radioaktives Jod und Cäsium ist eine Beeinflussung der Resorption durch die natürliche
Zusammensetzung des Futters wohl nicht zu erwarten, dagegen könnte der Kalziumgehalt der Pflanzen die Resorption des radioaktiven Strontiums und Bariums signifikant
beeinflussen. Eme Verminderung der Strontiumresorption durch einen unterschiedlichen
Kalziumzusatz zum Futter ist bereits nachgewiesen worden (vgl. Seite 15). Durch Literaturstudien und experimentelle Nachprüfung wäre jedoch zu untersuchen, inwieweit das
Futter der Milchtiere in den verschiedenen Ländern der Europäischen Gemeinschaft,
infolge eines unterschiedlichen, natürlichen Kalziumgehaltes, die Resorption des radioaktiven Strontiums und Bariums beeinflussen kann. Von Interesse sind auch weitere
Informationen über den Einfluß verschiedener Strontiumverbindungen
auf die Resorption
des Strontiums. Nach dem Vorschlag des Experten-Berichtes [139] sollte weiter experimentell untersucht werden, ob die Resorption des Strontiums unterschiedlich verläuft,
wenn es in den Pflanzen in löslicher Form oder in einer unlöslichen Verbindung (z.B. als
Sulfat oder Oxalat) enthalten ist. Auch bei dieser Frage erscheint für uns der natürliche
Strontiumgehalt der Pflanzen wichtiger als der Zusatz von mineralischen Verbindungen
(z.B. Sulfaten oder Oxalaten) zur Dekontammation des Futters.
Welcher Prozentsatz von den mit dem Futter aufgenommenen Radionukliden mit
der Milch sezerniert wird, definieren die Parameter der Sekretion. Über die für unsere
Aufgabe wichtigen Parameter der Sekretion der Radionuklide mit der Milch liegen bereits
zahlreiche Angaben im anglo-amerikanischen Schrifttum vor. Da die Parameter der
Sekretion — im Unterschied zu den Parametern der Aufnahme — weniger von den ökologischen Bedingungen, sondern mehr von der allgemeinen Physiologie der Milchtiere
abhängig sind, können die anglo-amerikanischen Ergebnisse weitgehend ohne Vorbehalt
übernommen werden.
Bei der Sekretion der aufgenommenen und resorbierten Radionuklide mit der
Milch ist grundsätzlich zwischen einer Einzeldosis und den Dauerdosen zu unterscheiden.
Die Einzeldosis entspricht der Situation zu Beginn eines Reaktorunfalls oder dem erneuten
Auftreten von Radionukliden mit kurzer Halbwertszeit nach längerem Aussetzen der Bombenteste. Die Dauerdosen repräsentieren eine Situation, in der sich das Tier im Gleichgewicht mit der Kontamination des Futters befindet und das ist nach der Aufnahme eines
gleichmäßig kontaminierten Futters über etwa 7 Tage oder länger der Fall. Dauerdosen
gewisser Radionuklide sind in der unmittelbaren Umgebung von Reaktoranlagen zu erwarten und allgemein könnte mit ihnen — vorausgesetzt der Fallout tritt kontinuierlich
in der bisheringen Größenordnung auf — in etwa 30 bis 40 Jahren zu rechnen sein, da
sich dann der Boden z.B. im Strontiumgleichgewicht befinden wird. Die physiologische
Reaktion der Milchtiere auf eine Einzeldosis und auf Dauerdosen ähnelt sich insoweit,
als innerhalb von sieben Tagen nach der Aufnahme einer Einzeldosis etwa der gleiche
Prozentsatz dieser Dosis mit der Milch ausgeschieden wird, wie sich von einer täglichen
Dauerdosis jeden Tag in der Milch findet. Für die Ausscheidung einer Einzeldosis innerhalb von 7 Tagen mit der Milch und für die tägliche Ausscheidung einer Dauerdosis mit der
Milch sind die folgenden durchschnittlichen
Prozentwerte (vgl. Seite 16-19) ermittelt
worden :
23
Radionuklid
J-131
Sr-89, Sr-90
Cs-137
Ba-140
Kuh
Ziege
8
0,9
13
0,08-0,6
und
Schaf
40
0,6
7
—
Die Sekretion n a c h der A u f n a h m e einer Einzeldosis ist schwieriger vorauszuberechnen als n a c h der A u f n a h m e von Dauerdosen, da die P r o z e n t w e r t e der Ausscheidung der
Einzeldosis m i t der Milch zuerst stark ansteigen u n d d a n n m e h r oder weniger schnell
wieder abfallen. Von der Einzeldosis sollte b e k a n n t sein, in welcher Zeit n a c h der Aufn a h m e durch das Tier die R a d i o n u k l i d e zuerst in der Milch auftreten (z.B. bei J-131 n a c h
30 M i n u t e n ) ) , w a n n die maximale
K o n z e n t r a t i o n zu erwarten ist (z.B. b e i J-131 n a c h
3-4 Stunden, bei Sr-89, Sr-90 u n d Ba-140 n a c h etwa 30 Stunden) u n d schließlich wie lange
m i t einer Sekretion in signifikanter Menge gerechnet w e r d e n m u ß . Letzteres ist abhängig
von der Halbwertszeit
der Ausscheidung des R a d i o n u k l i d e s m i t der Milch, die für J-131
anfangs einen u n d später zwei Tage, für Sr-89 u n d Sr-90 etwa 30 bis 40 S t u n d e n u n d für
Ba-140 etwa 45 Stunden beträgt. Die S e k r e t i o n von Cs-137 m i t der Milch ist bisher weniger
gut u n t e r s u c h t worden u n d weitere F o r s c h u n g erscheint notwendig.
Jedoch auch die Sekretion der Dauerdosen
m i t der Milch unterliegt gewissen
Schwankungen. Dabei ist zuerst an die V a r i a t i o n m i t d e m Laktationsstadium
der Milchtiere zu denken, die j e d o c h für uns n i c h t wesentlich ist, da wir an d e m Durchschnittswert
einer H e r d e (in der sich i m m e r T i e r e in u n t e r s c h i e d l i c h e m L a k t a t i o n s s t a d i u m befinden
werden) interessiert sind. Die Variation in A b h ä n g i g k e i t vom L a k t a t i o n s s t a d i u m wird
weitgehend ausgeschaltet, wenn m a n die Sekretion einer Dauerdosis in Prozent der täglichen Aufnahme
pro Liter Milch a u s d r ü c k t (vgl. Seite 16-19) :
Radionuklid
J-131
Sr-89, Sr-90
Cs-137
Kuh
1
0,1
1,4
Ziege
und
Schaf
65
1,6 (Schaf 4,0)
9,4
Folglich sezernieren die kleinen W i e d e r k ä u e r (Ziege u n d Schaf) p r o Liter Milch
einen wesentlich h ö h e r e n Prozentsatz der täglichen Aufnahme der wichtigen Radion u k l i d e als die K ü h e . Die p r a k t i s c h e B e d e u t u n g dieses Verhaltens k a n n j e d o c h erst beurteilt werden, n a c h d e m e r m i t t e l t worden ist, welche F u t t e r m e n g e von den kleinen Wiederk ä u e r n i m Vergleich zu den K ü h e n täglich a u f g e n o m m e n wird.
Die P r o z e n t w e r t e der täglichen A u f n a h m e einer Dauerdosis pro Liter Milch sind
r e c h t konstant für radioaktives S t r o n t i u m u n d Cäsium, dagegen finden sich b e t r ä c h t l i c h e
Schwankungen b e i m radioaktiven J o d (vgl. Seite 17). Letzteres k a n n vor allem m i t den
jahreszeitlichen
Schwankungen
der Sekretion von J-131 in Z u s a m m e n h a n g stehen, die
bisher u n z u r e i c h e n d erforscht worden sind, insbesondere i m H i n b l i c k auf die k l e i n e n
Wiederkäuer. O b w o h l sich diese S c h w a n k u n g e n m i t der Jahreszeit i m D u r c h s c h n i t t eines
Jahres ausgleichen, k ö n n t e n sie für unsere Fragestellung von B e d e u t u n g sein, da sie u n t e r
bestimmten Voraussetzungen (z.B. Reaktorunfall in einer b e s t i m m t e n Jahreszeit) zu
berücksichtigen sind.
24
III — FLEISCH
ULI — Wichtige Radionuklide
Die wichtigen Radionuklide (J-131, Sr-90, Cs-137, Sr-89, Ba-140, Te-132) für die
von Tieren stammenden Lebensmittel werden selektiv in der Schilddrüse (J-131), den
Knochen (Sr-90, Sr-89, Ba-140) und im Fleisch (Cs-137) der Nutztiere gespeichert. Da
die Schilddrüse keinesfalls und die Knochen nur in sehr beschränktem Maße der menschlichen Ernährung dienen, ist für die vom Menschen verzehrten Teile (Muskulatur,
Organe, Bindegewebe) der Nutztiere als das mit weitem Abstand wichtigste Radionuklid
Cs-137 anzusehen [52]. Allerdmgs f bidet sich auch in der Muskulatur und den Organen
ein gewisser Prozentsatz des aufgenommenen, radioaktiven Jods und Strontiums [61,64,
40], dieser Prozentsatz ist jedoch im Vergleich zum Jod- bzw. Strontiumgehalt der
Schilddrüse bzw. der Knochen und andererseits im Vergleich zum Gs-137-Gehalt der
Muskulatur und Organe sehr gering. Für die Fleischprodukte wird ebenfalls Cs-137 das
weitaus wichtigste Radionuklid sem, da in den Fleischprodukten radioaktives Strontium
wiederum nur in sehr geringer Menge und J-131 (infolge der kurzen Halbwertszeit) praktisch nicht mehr zu erwarten ist. Soweit man jedoch Fleisch- und Knochenmehl, das aus
Fleischabfällen und vor allem Knochen hergestellt wird und in der Tierernährung als
Ergänzungs- bzw. Kraftfutter eine bedeutende Rolle spielt, zu den "Fleischprodukten"
zählt, verdient dessen Gehalt an Sr-90 sicherlich Beachtung. Dagegen werden J-131, Ba-140
und Sr-89, aufgrund ihrer relativ kurzen Halbwertszeit, im Fleisch- und Knochenmehl
wahrscheinlich nicht in erheblicher Menge enthalten sein. Als wichtige Radionuklide sind
demnach anzusehen für
Fleisch: Cäsium-137 (ferner Strontium-90, Strontium-89, Jod-131);
Fleischprodukte:
Cäsium-137 (für Fleisch- und Knochenmehl: Strontium-90).
III.2 — Inkorporierung der wichtigen Radionuklide in den Tierkörper
Es wird die Auffassung vertreten, daß selbst das Fleisch von Tieren, die kurz
vorher sehr starkem Fallout ausgesetzt waren, im Notfall gegessen werden kann [117, 40,
45] ; nur die Haut, der Gastrointestinal-Traktus und der Respirations-Traktus sollen
unschädlich beseitigt werden [40]. Als Faustregel wird empfohlen, daß solange ein
strahlengeschädigtes Tier zur Schlachtung geführt oder getrieben werden kann, sem
Fleisch im Notfall als gefahrlos für die menschliche Ernährung anzusehen ist [45]. Für
unsere Fragestellung interessiert jedoch weniger die Verwertung der Tiere im Katastrophenfall, sondern mehr die Verteilung, Speicherung und Ausscheidung der Radio25
n u k l i d e nach k u r z e r oder lang d a u e r n d e r A u f n a h m e u n d der dabei erreichte K o n t a m i nationsgrad des Fleisches u n d der F l e i s c h p r o d u k t e , der zu einer b e s t i m m t e n radioaktiven
Belastung des Menschen führen k a n n . I n diesem Abschnitt soll die I n k o r p o r i e r u n g der
wichtigen R a d i o n u k l i d e in den T i e r k ö r p e r n ä h e r beschrieben u n d diskutiert werden.
J-131: Die Resorption von J-131 k a n n d u r c h den Respirations-Traktus
oder den
Gastrointestinal-Traktus
erfolgen. Dabei ist d i e Resorptionsgeschwindigkeit aus Aerosolen
e r s t a u n l i c h ; d e n n bereits 10 M i n u t e n n a c h d e r A u f n a h m e von J-131 m i t der Luft l ä ß t sich
eine m e ß b a r e R a d i o a k t i v i t ä t ü b e r der Schilddrüse nachweisen, die früher erscheint als
n a c h oraler A p p l i k a t i o n [ 4 1 ] . T r o t z d e m h a t die A u f n a h m e von J-131 d u r c h den Gastrointestinal-Traktus, d.h. m i t d e m F u t t e r , i m allgemeinen die größere B e d e u t u n g . Die Verteilung des resorbierten J-131 i m T i e r k ö r p e r l ä ß t sich der folgenden T a b e l l e e n t n e h m e n .
Tabelle
1
VERTEILUNG DES J-131 IN VERSCHIEDENEN ORGANEN UND GEWEBEN
VON KUH SCHAF UND HENNE, NACH EINER EINZELDOSIS ODER NACH DAUERDOSEN
Dauerdosen
% der täglichen Dosis/kg
Einzeldosis
% der Dosis/kg
Schilddrüse
Muskulatur
Herz
Leber
Niere
Lunge
Blut
Kuh
Schaf
Henne
450.
.02
—
.03
.05
.05
.07
30,000
—
2
8
6
4
3
0,4
—
1,0
1,9
—
—
Literaturstellen: 64, 61, 65, 52
I n der Tabelle 1 ist von Organen u n d Geweben der J-131-Gehalt aufgeführt, u n d
zwar von einer K u h die eine Einzeldosis
v o n J-131 e r h a l t e n h a t u n d sieben Tage später
geschlachtet worden ist [ 6 4 ] , von einem Milchschaf d e m Dauerdosen
von 5 000 000 pCi
täglich verabreicht worden sind [61] sowie von H e n n e n , die ebenfalls Dauerdosen von
J-131 e r h a l t e n h a b e n [ 6 5 ] . Sowohl bei der K u h als auch bei d e m Schaf u n d wahrscheinlich auch bei den H e n n e n ergibt sich ein erstaunlicher Unterschied zwischen d e m J-131Gehalt der Schilddrüse
u n d d e m der a n d e r e n Gewebe u n d O r g a n e : W ä h r e n d die Schilddrüse J-131 sehr stark speichert finden sich in der M u s k u l a t u r u n d den Organen n a c h
einer Einzeldosis n u r S p u r e n u n d n a c h D a u e r d o s e n n u r re^iv
geringe Mengen von J-131.
Absolut k a n n n a c h Dauerdosen das Gewebe a u ß e r h a l b der Schilddrüse eine ziemlich
e r h e b l i c h e Menge von J-131 e n t h a l t e n ; bei d e m Milchschaf waren es z.B. 400 000 p C i / k g
Leber (vgl. T a b e l l e 1). Es sei auch darauf hingewiesen, d a ß das Alter der T i e r e u n d wohl
auch die Jahreszeit
die A u f n a h m e u n d Speicherung von J-131 in der Schilddrüse beeinflußt [ 2 6 ] . Da sich der Jod-Stoffwechsel bei den W i e d e r k ä u e r n weitgehend ähnelt, sind
die Unterschiede zwischen K u h u n d Schaf i n der Tabelle 1 wahrscheinlich n i c h t d u r c h
die T i e r a r t bedingt, sondern repräsentieren d e n unterschiedlichen J-131-Gehalt der Organe
u n d Gewebe n a c h einer Einzeldosis bzw. n a c h Dauerdosen [ 5 2 ] . Anscheinend ist der
J-131-Gehalt der M u s k u l a t u r i m allgemeinen etwas geringer als in den Organen. Bei
den H e n n e n war n a c h Dauerdosen der J-131-Gehalt sowohl in der M u s k u l a t u r als auch
in den Organen wahrscheinlich etwas geringer als b e i m Schaf. E i n e ü b e r d u r c h s c h n i t t l i c h e
J-131-Speicherung k a n n bei den H e n n e n j e d o c h n i c h t n u r in der Schilddrüse, sondern
26
auch m gewissem Maße in den Eierstöcken und den reifenden Follikeln der Eierstöcke
erfolgen [65,52].
Sr-89 und Sr-90: Im Stoffwechsel verhalten sich Sr-89 und Sr-90 identisch, d.h.
sie haben die gleiche biologische Halbwertszeit. Da die beiden Radionuklide jedoch eine
sehr unterschiedliche physikalische Halbwertszeit aufweisen, ergibt sich ein großer Unterschied in der Verweildauer im Organismus, d.h. in der effektiven Halbwertszeit. Für
den Menschen werden die in Tabelle 2 aufgeführten Werte angegeben [133]. Obwohl
Sr-89 oft in wesentlich größerer Menge in den Organismus aufgenommen wird, z.B. bei
frischem Fallout, ist die potentielle Gefährdung, aufgrund der sehr langen effektiven
Halbwertszeit, durch Sr-90 wesentlich ernster zu nehmen. Von dem resorbierten, radioaktiven Strontium wird der weitaus größte Teil in den Knochen gespeichert und nur ein
sehr kleiner Anteil wandert in die Muskulatur [40].
Tabelle 2
HALBWERTSZEIT VON Sr-89 UND Sr-90 IN TAGEN
physikalische
biologische
effektive
Halbwertszeit
Gesamter Körper :
Sr-89
Sr-90
50,5
10 000
13 000
13 000
50,3
5 700
Tage
Tage
Knochen :
Sr-89
Sr-90
50,5
10 000
18 000
18 000
50,4
6 400
Tage
Tage
Literaturstelle: 133
Strontium und Kalzium verhalten sich im Stoffwechsel sehr ähnlich, Kalzium
wird jedoch in praktisch allen Stoffwechselstufen dem Strontium etwas vorgezogen. Die
Größenordnung dieser Diskriminierung
(vgl. IL Milch, Seiten 14-15) des Strontiums gegenüber dem Kalzium mag in jedem der aufeinander folgenden StoffWechselprozesse klem
sein, in der Summe resultiert jedoch ein beträchtlicher Diskriminierungs-Effekt.
Die
Observed Ratio (vgl. II. Milch, Seite 15) beträgt sowohl in der Muskulatur als auch in
den Knochen, bezogen auf das Futter, etwa 0,2 [70,72,103,107]. Die Menge des aufgenommenen Strontiums und das Verhältnis von Strontium zu Kalzium im Tierkörper
unterscheidet sich jedoch etwas bei den verschiedenen Tierarten: Wachsende Schweine
nahmen aus dem Futter 48 % des darin enthaltenen Kalziums und 8,6 % des Sr-90 auf,
während die entsprechenden Prozentwerte für Schafe bei 3 0 % und 6 , 3 % lagen [103].
Eine andere Untersuchung hat gelehrt, daß das Alter von großem Einfluß auf die Aufnahme von Sr-90 aus dem Futter ist; denn Kälber im Alter von 2 Monaten nahmen 70 %
des im Futter enthaltenen Strontiums auf, während es bei 10 Monate alten Kälbern nur
4 % waren [78]. Die Ablagerung des resorbierten Strontiums in den Knochen erfolgt
teilweise im Zusammenhang mit dem ständigen Austausch von Kalziumionen an der
Oberfläche der Mineralkristalle und teilweise durch das Knochenwachstum. Daher ist
die Konzentration des Strontiums, im Verhältnis zum Kalzium, im Knochengewebe nur
dann gleichmäßig, wenn das Sr/Ca-Verhältnis des Futters während der gesamten Wachstumsphase des Skelettes ziemlich konstant bleibt. Die Ablagerung des kürzlich aufgenommenen Strontiums erfolgt überwiegend an den Stellen des Knochenwachstums oder der
Erneuerung des Knochengewebes [43].
27
Ba-140: Ähnlich d e m K a l z i u m u n d S t r o n t i u m wird auch das B a r i u m vor allem i m
Skelett abgelagert. Die biologische Halbwertszeit des Ba-140 unterscheidet sich stark von
Gewebe zu Gewebe, z.B. b e t r ä g t sie b e i m Menschen für die M u s k u l a t u r 2 000 Tage u n d
für die K n o c h e n n u r 65 Tage. Aufgrund der relativ k u r z e n physikalischen Halbwertszeit
(12,8 Tage) resultiert j e d o c h für alle Gewebe u n d Organe eine r e c h t k u r z e effektive
Halbwertszeit, die für die M u s k u l a t u r des Menschen m i t 12,7 u n d für die K n o c h e n mit
10,7 Tagen angegeben wird [133]. D a h e r ist die Strahlenbelastung d u r c h Ba-140 i m
allgemeinen relativ gering.
Cs-137: Cäsium wird gut i m Gastrointestinal-Traktus resorbiert, vorzugsweise in
der M u s k u l a t u r u n d a n d e r e n weichen Geweben abgelagert u n d v e r l ä ß t relativ schnell
wieder den Organismus [ 4 0 , 4 3 , 5 1 , 5 2 ] . Cs-137 h a t eine lange physikalische Halbwertszeit
(11 000 T a g e ) , aber die biologische Halbwertszeit ist relativ k u r z u n d daraus resultiert
wiederum eine relativ k u r z e effektive Halbwertszeit, die b e i m Menschen 140, bei der
K u h 20 u n d bei der Ziege 2 Tage b e t r ä g t [ 4 3 ] .
U n t e r s u c h u n g e n [109] m i t einer Einzeldosis
von Cs-137 h a b e n gelehrt, d a ß sich
sieben Tage n a c h der V e r a b r e i c h u n g der Dosis der höchste Gehalt an Cs-137 in der Musk u l a t u r u n d in den Organen findet, w ä h r e n d das B l u t u n d das Knochengewebe wesentlich gerbigere P r o z e n t w e r t e der Dosis e n t h a l t e n . Der Gehalt u n d die Verteilung einer
Einzeldosis von Cs-137, in den verschiedenen Geweben u n d Organen, s t i m m t bei K u h ,
Schaf, Schwein weitgehend überein, n u r die H e n n e n k o n z e n t r i e r e n anscheinend Cs-137
in etwas geringerem M a ß e . Das Alter der T i e r e beeinflußte die Ergebnisse n i c h t [ 1 0 9 , 5 2 ] .
Da Cs-137 eine lange physikalische Halbwertszeit aufweist, sind u n t e r den heutzutage gegebenen Bedingungen, Dauerdosen
als die ü b l i c h e F o r m der A u f n a h m e dieses
Radionuklids anzusehen. I n der T a b e l l e 3 ist die Verteilung von Cs-137 in den Geweben
und Organen eines Schafes aufgeführt, n a c h d e m 25 Tage lang eine orale Dosis von Cs-137
verabreicht worden war.
Tabelle
3
VERTEILUNG VON Cs-137 IN DEN GEWEBEN UND ORGANEN EINES SCHAFES,
NACH DER VERABREICHUNG VON DAUERDOSEN
Muskulatur
Niere
Leber
Lunge
Gehirn
Milchdrüse
Blut
Milch
Cs-137
Cs/K
% der täglichen Dosis/kg
O.R. (Gewebe-Futter)
4,6
17,0
8,4
7,3
0,5
7,1
0,5
5,6
0,6
3,7
1,4
1,1
0,3
1,4
0,6
1,3
Literaturstellen: 112, 52
Die Tabelle weist aus, d a ß sich die P r o z e n t w e r t e der täglichen Dosis p r o kg in den
verschiedenen Geweben u n d Organen ähnelten, bei der Niere lag der P r o z e n t w e r t jedoch
überdurchschnittlich hoch, w ä h r e n d er i m G e h i r n auffallend niedrig war. Die weitgehende Ü b e r e i n s t i m m u n g der Ergebnisse der Einzeldosis-Experimente legt die V e r m u t u n g
28
nahe, daß auch nach Dauer dosen eine ähnliche Verteilung des Cs-137 in den Organen
und Geweben verschiedener Tierarten zu erwarten ist und daher die Werte der Tabelle 3
als repräsentativ angesehen werden können.
Da sich das Cäsium im Stoffwechsel weitgehend ähnlich dem Kalium verhält, obgleich es vom Kalium-Stoffwechsel nicht in dem gleichen Maße beherrscht wird wie das
Strontium vom Kalzium, sind die gleichen Berechnungen des Observed Ratio (O.R.) und
des Diskriminationsfaktors
(D.F.) für das Paar Cäsium-Kalium wie für das Paar Strontium-Kalzium angestellt worden (vgl. II. Milch, Seite 14 und 15). Tabelle 3 zeigt das
O.R. (Gewebe-Futter) für Cäsium und Kalium in den verschiedenen Geweben und Organen eines Milchschafes. Ein O.R. von größer als eins bedeutet, daß sich in dem betreffenden Material, im Vergleich zum Futter, das Verhältnis Cs/K mehr zugunsten des
Cäsiums verschoben hat, während andererseits ein O.R. von kleiner als eins anzeigt, daß
das Cäsium gegenüber dem Kalium diskriminiert worden ist. Demnach haben Niere,
Leber, Lunge und Milchdrüse vorzugsweise Cäsium zurückgehalten und auch in der
Milchproduktion ist vom Schaf relativ mehr Cäsium als Kalium verwendet worden. Das
O.R. (Urin-Futter) für Cs/K beträgt 0,6 für die Ziege und 0,5 für die Kuh, dagegen
ist als O.R. (Fäzes-Futter) bei der Ziege 5,2 ermittelt worden, d.h. mit dem Urin wird
mehr Kalium und mit den Fäzes mehr Cäsium ausgeschieden, als dem Cs/K-Verhältnis
im Futter entspricht. Im Blut zeigt sich eine Diskriminierung des Cäsiums gegenüber dem
Kalium, aber der Übergang vom Blut in die Muskulatur bringt kerne weitere Diskriminierung mit sich; denn in der Muskulatur findet sich das gleiche O.R. wie im Blut. Dagegen diskriminiert das Gehirn das Cäsium noch weiter als das Blut, da im Gehirn das
O.R. nur 0,3 beträgt. Demnach folgt das Cäsium dem Kalium im Stoffwechsel nur bedingt
und folglich kann das Cs/K-Verhältnis nur mit Vorsicht angewandt werden [52].
Durch eine Erhöhung des Kaliumgehaltes im Futter läßt sich die Ausscheidung
von radioaktivem Kalium und Cäsium erheblich vergrößern [115,116, 52]. Diese Beobachtung ist sowohl für die Dekontamination als auch für den Einfluß des natürlichen
Kaliumgehaltes des Futters auf die Cäsium-Retention und -Ausscheidung wichtig.
III.3 — Konzentrationsbereiche der Radioaktivität im Fleisch
In diesem Abschnitt interessiert die bisher beobachtete Radioaktivität von Fleisch
und Fleischprodukten, die durch Cs-137 oder Sr-90 verursacht wurde. Über diese Frage
konnten jedoch bisher in der Literatur nur spärliche Angaben gefunden werden.
Cs-137: Für dieses Radionuklid kann als ein Maximalwert etwa 160 pCi/kg Fleisch
gelten; denn dieser Wert ist 1958 in den U.S.A., nach einer größeren Bombentestserie,
erreicht worden [52]. Dieser Maximalwert liegt in der gleichen Größenordnung wie bei
der Milch (vgl. IL Milch, Seite 21). In kritischen Regionen (vgl. I. Einführung, Seite 8)
ist jedoch noch mit wesentlich höheren Cs-137-Werten im Fleisch zu rechnen. Beim
Renntierfleisch wurde z.B. 30 000 pCi/kg gemessen [79], wobei dieser Wert für Cs-137
bereits als ein Extremwert anzusehen ist. Der Dauergenuß von stark Cs-137-haltigen
Renntierfleisch in Schweden erhöhte bei der betroffenen Bevölkerungsgruppe die Menge
des inkorporierten Cs-137 auf das 20-fache des Bevölkerungsmittels [44].
Sr-90: Als Durchschnittswert für Sr-90 kann 1 pCi/kg Fleisch und 1,7 pCi/kg Geflügelfleisch angesehen werden; diese Werte wurden 1960 in den U.S.A. ermittelt [68,52].
Die Sr-90-Werte für Fleisch liegen damit wesentlich unter den Sr-90-Werten der Milch
(vgl. II. Milch, Seite 21).
29
III.4 —
Schlußfolgerung
Von der täglichen Aufnahme des Menschen an wichtigen Radionukliden stammen
21 % (Bereich 10 bis 25 %) des Cs-137 und 3 % (Bereich 1,5 bis 5 %) des Sr-90 vom
Fleisch und den Fleischprodukten (vgl. I. Einleitung, Seite 7). Im ersten Teil dieser
Untersuchung wurde dargelegt, daß Fleisch und Fleischprodukte damit hinter der Milch
und den Pflanzen in der Priorität stehen und folglich den dritten Platz in der Bedeutung für unsere Aufgabenstellung einnehmen. Im Hinblick auf diese Bedeutung und
verglichen mit den zahlreichen Angaben über die Radioaktivität der Milch, ist es etwas
überraschend, daß die Literatur nur relativ wenige Angaben über die radioaktive Kontamination von Fleisch und Fleischprodukten enthält. Weitere Forschung auf diesem Sektor
ist demnach angezeigt. Dabei sollten sich die Untersuchungen vor allem auf Cs-137
erstrecken und von Dauerdosen ausgehen, da Cs-137 mit weitem Abstand das wichtigste
Radionuklid für das Fleisch ist und die Dauerdosen der Situation entsprechen, in der
wir jetzt und künftig leben. Allerdings könnte nach Dauerdosen auch der Gehalt des
Fleisches an J-131 und Sr-89 signifikante Werte erreichen. Vor allem interessieren jedoch
weitere Informationen über die Aufnahme, Resorption und Verteilung des Cs-137 bei den
zur Fleischgewinnung dienenden Tieren, d.h. vor allem über Schwein und Rind. Für die
Aufnahme ist der Gehalt der verschiedenen Futtermittel an radioaktivem Cäsium wichtig: beim Schwein verdienen dabei insbesondere die Kartoffeln Beachtung, beim Rind
ist es vor allem das Gras und das Heu. Im Zusammenhang mit der Resorption sollte der
Einfluß eines unterschiedlichen Kaliumgehaltes des Futters auf die Resorption von Cs-137
weiter untersucht werden, und zwar interessiert besonders der natürliche Kaliumgehalt
der verschiedenen Futtermittel und weniger ein Zusatz von Kalium zum Futter in der
Absicht einer Dekontamination. Die Kenntnis über die Verteilung von Dauerdosen in
den verschiedenen Geweben und Organen der für die -Fleischgewinnung wichtigen Tierarten ist ebenfalls noch recht lückenhaft; von besonderer Bedeutung ist dabei der Cs-137Gehalt der Muskulatur und in den vom Menschen verzehrten Organen der Nutztiere.
Die Speicherung von Cs-137 in den Nieren verdient Beachtung.
30
IV — EIER
IV. 1 — Wichtige Radionuklide
In frischen Eiern können sowohl Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit (J-131,
Ba-140, Sr-89) als auch solche mit langer Halbwertszeit (Sr-90, Cs-137) enthalten sem [52].
Gelagerte Eier oder Eiprodukte (Eipulver, Teigwaren, Backwaren) werden dagegen Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit nicht oder nur in sehr geringer Menge enthalten. Folglich kommen die folgenden Radionuklide, aufgeführt in der Reihenfolge ihrer mutmaßlichen Bedeutung, als wichtig in Betracht:
Eier: Strontium-90, Strontium-89, Cäsium-137, Jod-131, Barium-140;
Eiprodukte:
Strontium-90, Cäsium-137.
Unter besonderen Umständen könnten für die Eier neben diesen Spaltprodukten
auch induzierte Radionuklide wichtig sein; denn es ist beobachtet worden, daß sich z.B.
P-32 im Dotter von Eiern, die von Wassergeflügel stammten, das sich am Ufer von kontaminiertem Wasser ernährte, im Vergleich zum Wasser um den Faktor 1 : 1 500 000 angereichert hat.
IV.2 — Inkorporierung der wichtigen Radionuklide vom Futter in die Eier
Inkorporierung der wichtigen Radionuklide soll für jedes Radionuklid getrennt
besprochen werden:
J-131 : Vom Geflügel aufgenommenes radioaktives Jod wird schnell vom Gastrointestinal-Traktus resorbiert, in der Schilddrüse, den Eierstöcken und den reifenden
Follikeln an den Eierstöcken gespeichert und wird teilweise mit den Eiern ausgeschieden [43, 52, 65]. Experimentell ist die Inkorporierung von J-131 in den Tierkörper und
in die Eier entweder durch die Verabreichung einer Einzeldosis oder durch die Verabreichung von Dauerdosen untersucht worden. Repräsentative Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in der Tabelle 1 aufgeführt.
Die unter der Einzeldosis angegebenen Werte sind die Summe des innerhalb von
sieben Tagen nach der Verabreichung des Radionuklids in dem untersuchten Material
ermittelten J-131. Beachtlich ist, daß innerhalb dieser sieben Tage das verabreichte
radioaktive Jod praktisch wieder vollkommen ausgeschieden wurde. Interessant war, daß
der J-131-Gehalt der Eier den Maximalwert nach sechs Tagen erreichte. Auch von
Roche et al. [66] ist der Maximalwert von J-131 in den Eiern sechs Tage nach der Verabreichung dieses Radionuklids beobachtet worden. Der Maximalwert ist fast ausschließ31
lieh auf den J-131-Gehalt des Eidotters zurückzuführen, d e n n i m E i w e i ß u n d in der
Eischale war der höchste J-131-Gehalt bereits einen T a g n a c h der V e r a b r e i c h u n g festzustellen u n d d a n a c h zeigten diese W e r t e eine schnelle A b n a h m e . I n der T a b e l l e angegeben sind die entsprechend der physikalischen Halbwertszeit des J-131 k o r r i g i e r t e n
Werte. Auch wenn die J-131-Werte n i c h t k o r r i g i e r t werden, ergibt sich ein Maximalgehalt a n J-131 in den E i e r n n a c h sechs Tagen, allerdings liegt der W e r t d a n n u m etwa
60 % niedriger.
Tabelle
1
DER J-131-GEHALT BEI LEGENDEN HENNEN
NACH VERABREICHUNG EINER EINZELDOSIS ODER VON DAUERDOSEN
Untersuchtes
Material
Einzeldosis
% der Dosis
Gesamtkörper
Fäzes
Gesamt-Ei
Eigelb
Eiweiß
Eischale
4
92
5,6
Dauerdosen
% der täglichen Dosis
70
90
8
7
0.3
1
Literaturstellen : 52, 65
W e n n an legende H e n n e n Dauerdosen
von J-131 v e r a b r e i c h t w u r d e n , d a n n enthielten die E i e r ab sechsten T a g n a c h B e g i n n der V e r a b r e i c h u n g etwa 8 % der täglichen
Dosis. Allerdings ist der J-131-Gehalt d e r E i e r vom G e h a l t des F u t t e r s an stabilem Jod
abhängig. Bei dem Versuch m i t Dauerdosen, in dem die in T a b e l l e 1 aufgeführten W e r t e
e r h a l t e n w u r d e n , waren 2,54 m g stabiles J o d in 100 g F u t t e r e n t h a l t e n . I n einer a n d e r e n
Versuchsreihe [67] ist b e o b a c h t e t worden, d a ß ein h o h e r G e h a l t an stabilem J o d im
F u t t e r die Ü b e r t r a g u n g von r a d i o a k t i v e m J o d vom F u t t e r in die E i e r wesentlich h e r a b setzt. F ü r das Gesamt-Ei ergeben sich auch n u r d a n n 8 % der täglichen Dosis von J-131,
wenn die W e r t e e n t s p r e c h e n d der physikalischen Halbwertszeit von J-131 k o r r i g i e r t werden. Unkorrigiert wird die höchste J-131-Konzentration i m Gesamt-Ei zwar ebenfalls
6 Tage n a c h d e m Beginn der V e r a b r e i c h u n g von Dauerdosen erreicht, a b e r der W e r t
liegt u m etwa 40 % niedriger u n d n i m m t m i t einer Halbwertszeit von 8 T a g e n ab. Das
im Gesamt-Ei gefundene J-131 w a r z u m g r ö ß t e n Teil i m Eigelb e n t h a l t e n , n u r ein
geringer Prozentsatz fand sich in der Eischale u n d eine sehr geringe Menge i m E i w e i ß .
Dabei zeigten das E i w e i ß u n d die Eischale die höchste J-131-Konzentration bereits einen
Tag n a c h B e g i n n der V e r a b r e i c h u n g von Dauerdosen u n d dieser W e r t blieb weitgehend
konstant. U n t e r den Versuchsbedingungen der Tabelle 1 erreichte der J-131-Gehalt des
Gesamtkörpers 70 % der täglichen Dosis, vorausgesetzt die W e r t e w e r d e n entsprechend
d e m Zerfall des r a d i o a k t i v e n Jods korrigiert. E i n P l a t e a u w u r d e i n n e r h a l b von 20 Versuchstagen n i c h t erreicht. Bleiben die W e r t e unkorrigiert, d a n n ergibt sich der m a x i m a l e
G e h a l t des Gesamtkörpers an J-131 n a c h etwa 8 Tagen, u n d d a n a c h zeigte sich e m e langsame A b n a h m e . Der weitaus größte Teil des J-131-Gehaltes des Gesamtkörpers w a r anscheinend in der Schilddrüse, den Eierstöcken u n d den reifenden Follikeln a n den
Eierstöcken lokalisiert; d e n n es w u r d e n i n der M u s k u l a t u r n u r 0,4 % , in der Leber n u r
1,0 % u n d in der Niere n u r 1,9 % der täglichen Dosis pro kg Gewebe gefunden.
Sr-90 und Sr-89: Diese R a d i o n u k l i d e des Strontiums verhalten sich i m Stoffwechsel
gleich, obwohl Unterschiede in der I n k o r p o r i e r u n g in die Eier, n a c h der V e r a b r e i c h u n g
32
von Einzel- oder Dauerdosen an legende Hennen, sich aus der unterschiedlichen Halbwertszeit der beiden Radionuklide ergeben können. Die Verteilung des Strontiums im
Hühnerei ähnelt der Verteilung des Kalziums [52]. Der Kalziumgehalt der Schale des
Hühnereis ist zwar in hohem Maße vom Kalziumgehalt des Futters abhängig [87], er
liegt jedoch immer wesentlich höher als der Kalziumgehalt von Dotter und Eiweiß [87,
88,89]. Auch das Strontium wird vor allem in der Eischale abgelagert, die sich damit
analog dem Knochengewebe verhält, gerbiger ist der Strontiumgehalt im Eigelb und
am geringsten liegt er im Eiweiß [83,84,85,82,78,52]. Bereits seit 1941 ist bekannt, daß
sich Kalzium und Strontium im Stoffwechsel sehr ähnlich verhalten [104], wenn auch in
praktisch allen Stufen der Lebensprozesse — von der Pflanze bis zum menschlichen
Knochen — das Kalzium dem Strontium etwas vorgezogen wird. Das unterschiedliche
Verhalten von Strontium und Kalzium ist durch das Strontium/Kalzium/Verhältnis
(Observed Ratio = O.R. [105]) ausgedrückt worden (vgl. II. Milch, Seite 15). Ein O.R.
von weniger als 1 besagt, daß in der Probe (z.B. Ei) im Vergleich zum Vorläufer
(z.B. Futter) weniger Strontium, bezogen auf das Kalzium, gefunden wird, während ein
O.R. von größer als 1 zum Ausdruck bringt, daß in der Probe das Strontium/Kalzium/
Verhältnis sich mehr zugunsten des Strontiums verschoben hat. Sowohl das O.R. (Milch Futter) als auch das O.R. (Ei - Futter) betragen etwa 0,1 bis 0,15, d.h. in der Milch und
den Eiern ist bezogen auf das Kalzium weniger Strontium enthalten als im Futter [40, 43].
Sowohl beim Aufbau der Eischale als auch bei der Bildung des Eigelbs wird das Kalzium
dem Strontium vorgezogen, dagegen wurde das O.R. (Eiweiß - Futter) mit 1,6 ermittelt [43,52], d.h. im Eiweiß (Albumin des Eies) findet sich mehr Strontium, bezogen auf
das Kalzium, als im Futter. Diese Beobachtung hat jedoch nur geringe praktische Bedeutung, da der Gehalt an Strontium (und Kalzium) im Albumin des Eies, wie oben ausgeführt, sowieso nur sehr gering ist. In anderen Untersuchungen [86] wurde jedoch auch
ein O.R. (Eigelb - Futter) von etwas größer als 1 ermittelt. Hinweise über die Schnelligkeit, mit welcher Kalzium und Strontium im Ei abgelagert werden, ergeben sich aus
den folgenden Untersuchungen: Bei der Verabreichung von Ca-45 in den Kropf einer
nüchternen Henne waren bereits 15 Minuten später 0,07 % der Dosis in der Schale eines
Eies nachweisbar, nach 24 Stunden enthielt die Schale ein Drittel der Dosis und in den
folgenden 19 Tagen (die Untersuchung erstreckte sich auf 20 Tage und 14 Eier) fiel die
Konzentration auf 0,5 % der Dosis ab [90]. In anderen Untersuchungen wurden nach einmaliger, oraler Verabreichung von Ca-45 in der Schale des ersten von 11 untersuchten
Eiern Spuren von Ca-45 gefunden, in der Schale des zweiten Eies war die meiste Aktivität
nachweisbar, später trat ein rascher Abfall ein [91]. Bei der Verabreichung von stabilem
Strontium konnte das Strontium bereits in der Schale von Eiern nachgewiesen werden, die
am ersten Tag der oralen Strontium-Verabreich ung gelegt worden war;-die Einlagerung
von Strontium in die Schale erreichte nach 57 Tagen Dauerfütterung mit etwa 5 % der
Asche den höchsten Wert [87]. Somit wird Strontium anscheinend ebenso schnell wie Kalzium in der Eischale abgelagert. Vier Tage nach oralen Dauerdosen von stabilem Strontium konnte das Strontium auch im Dotter nachgewiesen werden, die höchste StrontiumKonzentration wurde hier nach 2 bis 3 Wochen beobachtet, die im weiteren Verlauf der
Dauerfütterung weitgehend konstant blieb, d.h. es hatte sich anscheinend ein Gleichgewichtszustand eingestellt [86]. Bei der Fütterung von stabilem Strontium betrug im
Zustand des Strontium-Gleichgewichtes der Strontium-Gehalt der Eischalen 2,65 ± 0,79 %
der Asche [87]. In der gleichen Untersuchung lag der durchschnittliche Kalziumgehalt
der Eischalen, die vor Beginn der Strontium-Fütterung gelegt worden waren, bei 73,0
± 1,2 % der Asche, während nach Einstellung des Strontium-Gleichgewichtes der Kalziumgehalt auf 68,1 ± 2,7 % absank. Es wird angenommen, daß das Kalzium im Gleich33
gewichtszustand vom Strontium verdrängt worden ist [87], wie dies von anderen Untersuchern auch beim Knochengewebe beobachtet worden konnte. Noch 186 Tage nach der
Beendigung der Fütterung von stabilem Strontium an Hühner konnte das Strontium in
der Dotterasche nachgewiesen werden [86]. Der Strontium-Gehalt der Eischalen fiel nach
der Beendigung der Strontium-Fütterung immer weiter ab, es war jedoch noch 200 Tage
nach der Beendigung der Aufnahme von Strontium dieses Element mit Sicherheit in den
Schalen nachweisbar [87]. Da nach dem Absetzen der Fütterung von stabilem Strontium
der Strontium-Gehalt des Knochengewebes nur langsam abgefallen ist, wird das lang anhaltende Auftreten von Strontium in der Eischale und im Eidotter mit einer Abgabe des
im Skelett gespeicherten Strontiums an das Ei erklärt [86, 87].
Ba-140: Über die Inkorporierung von Barium-140 vom Futter in die Eier konnten
keine Angaben in der Literatur gefunden werden.
Cs-137: Die Verteilung des Cäsiums gleicht insoweit dem Strontium, als auch das
Cäsium vor allem in der Eischale abgelagert wird [122], andererseits unterscheidet sich
das Cäsium vom Strontium darin, daß die Konzentration im Eiweiß höher liegt als im
Eigelb [52]. Nach der Verabreichung von Cs-137 an legende Hennen zeigte das Eiweiß
ein Plateau von etwa 0,2 % der Dosis 2 bis 3 Tage nach dem Beginn der Verabreichung
von Dauerdosen, die Cäsium-Konzentration im Eigelb hat nur 1/12 der Konzentration im
Eiweiß betragen [70],
IV.3 — Konzentrationsbereiche der Radioaktivität in Eiern
Auch über diese Frage konnten nur wenige Angaben in der verfügbaren Literatur
gefunden werden. Im Jahre 1958 wurden in den U.S.A. in der Eisubstanz durchschnittlich 3,8pCi/kg von Sr-90 und 2,0 pCi/kg von Cs-137 gefunden [68, 52]. Im Jahre 1963
wurden in den U.S.A. weitere Angaben veröffentlicht, nach denen in der Eisubstanz durchschnittlich 1,5 pCi/kg (Bereich 0,7-2,4, drei Proben) von Sr-90 und 19 pCi/kg (Bereich
3-27, drei Proben) von Cs-137 enthalten waren [122]. Damit liegt die Konzentration sowohl von Sr-90 als auch von Cs-137 in der Eisubstanz wesentlich unter der Konzentration
dieser Radionuklide in der Milch (vgl. IL Milch, Seite 21). In der Eischale wurden jedoch
viel höhere Konzentrationen von Sr-90 (390 pCi/kg) und Cs-137 (1170 pCi/kg) als in der
Eisubstanz beobachtet [122], und diese Konzentrationen liegen auch viel höher als die
Maximalwerte dieser Radionuklide in der Milch.
IV.4 —
Schlußfolgerungen
Neben der Frischmilch sind die frischen Eier anscheinend das einzige von Tieren
stammende Lebensmittel mit dem nicht nur Radionuklide mit langer Halbwertszeit
(Sr-90, Cs-137), sondern auch solche mit kurzer Halbwertszeit (Sr-89, Ba-140, J-131) in
nennenswerter Menge auf den Menschen übertragen werden können. Dennoch ist die
tägliche Aufnahme an Radioaktivität durch den Verzehr von Eiern bei den Menschen in
Europa im Durchschnitt sicherlich bedeutend geringer als die tägliche Aufnahme an
Radioaktivität durch den Verzehr von Milch oder Fleisch oder Milchprodukte, d.h. den
Eiern kommt anscheinend nur eine relativ geringe Bedeutung für die radioaktive Belastung des Menschen zu. Dies ist vor allem auf den durchschnittlich geringeren Konsum
an Eiern im Vergleich zu Milch oder Fleisch zurückzuführen. Weiterhin liegen auch die
34
bisher beobachteten Konzentrationen von Sr-90 und Cs-137 in der Eisubstanz wesentlich
unter der durchschnittlichen Konzentration dieser Radionuklide in der Milch. Es ist allerdings zu berücksichtigen, daß in Europa anscheinend noch wenig Untersuchungen über
die Radioaktivität von Eiern durchgeführt worden sind und die ebenfalls spärlichen
Angaben aus den U.S.A. nicht ohne Vorbehalt auf die europäischen Verhältnisse übertragen werden können; denn die Haltung und Fütterung der Hühner in Europa wird sich
oft noch wesentlich von den Bedingungen in den U.S.A. unterscheiden. Es erscheint daher gerechtfertigt, einen begrenzten Survey, in sorgfältig ausgewählten, repräsentativen
Regionen, auch über die Radioaktivität der Eier anzuregen, die in den Ländern der
Europäischen Gemeinschaft produziert werden, wenn auch dieses Survey-Programm in der
Priorität sicherlich nach der Milch, dem Fleisch und den Milchprodukten einzuordnen
¡Sti
35
V — FISCHE
Der Tabelle 1 des ersten Teiles (Einleitung) unserer Untersuchung über die radioaktive Kontamination der von Tieren "stammenden Lebensmittel ist zu entnehmen, daß
den Fischen — im Vergleich zur Milch, dem Gemüse, dem Fleisch, den Milchprodukten
und den Eiern — nur eine geringe Bedeutung für die tägliche Aufnahme des Menschen
an Radioaktivität zukommt. Diese relativ geringe Bedeutung der Fische für unsere Fragestellung ist nicht nur auf einen durchschnittlich geringen Verzehr an Fischen und Krustentieren pro Kopf der Bevölkerung in Europa zurückzuführen, sondern vor allem auch
auf die im allgemeinen relativ geringe radioaktive Kontamination dieser Nahrungsquelle
des Menschen.
Verglichen mit den anderen von Tieren stammenden Lebensmitteln nehmen die
Fische und Krustentiere in verschiedener Hinsicht eine Sonderstellung ein. Insbesondere
unterscheidet sich die radioaktive Kontamination der im Wasser lebenden Nutztiere von
den Landtieren dadurch, daß nicht nur Spaltprodukte, sondern auch induzierte Radionuklide, die sekundär durch Neutronenreaktionen entstehen, von wesentlicher Bedeutung
sind. Induzierte Radionuklide treten im Wasser sowohl nach Bombentesten als auch beim
Betrieb von bestimmten Reaktoranlagen auf, und somit finden sie sich sowohl im Salzwasser als auch im Süßwasser. Nach den Testversuchen von Wasserstoffbomben im Frühjahr 1954 bei den Marschallinseln wurde in den folgenden Jahren beobachtet, daß
einige durch Neutronenstrahlung im Meerwasser dieses Gebietes induzierte Radionuklide
(z.B. Zn-65, Co-60, Co-57, Co-58, Fe-55, Fe-59, Mn-54) in Fischen und Muscheln stark
angereichert wurden und im allgemeinen 80 bis 95 % der Gesamtaktivität dieser Meerestiere ausmachten [1,6,7,8,9,12,13,14,15]. Ein klassisches Beispiel für das Auftreten
von induzierten Radionukliden im Süßwasser ist der Columbia River, dessen Wasser
zur Kühlung der Reaktoren in Hanford, Washington, U.S.A. verwendet wird. Dabei werden durch den hohen Neutronenfluß in den Reaktoren Spurenelemente des Kühlwassers
aktiviert, so daß induzierte Radionuklide in das Flußwasser gelangen und hier von den
Fischen und Krustentieren aufgenommen und angereichert werden [1,17, 41, 80].
Die Anreicherung der im Wasser enthaltenen Spaltprodukte oder induzierten
Radionuklide in den Wassertieren wird qualitativ und quantitativ beeinflußt durch die
natürliche Konzentration der Elemente der betreffenden Radionuklide im Wasser. Sogenannte Bioelemente, die natürlicherweise nur in geringer Konzentration im Wasser vorkommen, werden von den Fischen und Krustentieren hoch angereichert, andererseits
erfahren die im Überfluß im Wasser enthaltenen Elemente keine Anreicherung oder
sogar eine negative Selektion. Folglich ist auch nur von Radionukliden, die zu den Bioelementen gehören oder ihnen verwandt sind, eine Anreicherung in den Fischen und
Krustentieren zu erwarten, während die Radionuklide der übrigen Elemente kaum in den
tierischen Organismus gelangen. Da sich die natürliche Konzentration der verschiedenen
36
Elemente im Süßwasser sehr vom Salzwasser unterscheidet, unterscheiden sich in diesen
beiden Medien auch die Bioelemente und damit die Radionuklide die für die Salzwasserfische oder Süßwasserfische von Bedeutung sind. Abs diesem Grunde sollen die Salzwasserfische getrennt von den Süßwasserfischen besprochen werden, wobei in jeder
Gruppe auch die dazugehörigen Krustentiere Erwähnung finden.
V.l —
Salzwasserfische
V.l.l — Wichtige
Radionuklide
Während über die für wichtig geltenden Radionuklide bei der Milch, dem Fleisch
und den Eiern zahlreiche Literaturstellen vorliegen, konnten über die für Fische und
Krustentiere wichtigen Radionuklide nur wenig konkrete Angaben im Schrifttum gefunden werden, und daher wird diese Frage hier viel ausführlicher behandelt als bei den
von anderen Tieraen stammenden Lebensmitteln.
Inwieweit ein Radionuklid für die radioaktive Kontamination der Fische und Krustentiere wichtig ist, läßt sich grundsätzlich aus den nachfolgend aufgeführten Kriterien
ableiten [1, 118]:
1 — Konzentration des Radionuklids im Wasser,
2 — Konzentration von Elementen die seine Aufnahme beeinflussen,
3 — Anreicherungsvermögen des Radionuklids im tierischen Organismus,
4 — Organe oder Gewebe der Speicherung des Radionuklids,
5 — Stoffwechseldynamik des Elementes bzw. Radionuklids,
6 — Physikalische Halbwertszeit des Radionuklids,
7 — „Permissible Dose for Internal Radiation" des kritischen Organs des
Menschen für das betreffende Radionuklid.
Welche Radionuklide in das Wasser gelangen oder darin induziert werden ist stark
von den lokalen Gegebenheiten abhängig, d.h. von der Art der Bombenexplosionen, von
den jeweiligen Spurenelementen im Kühlwasser der Reaktoranlagen, von dem Ausmaß
der Korrosionen in Reaktoranlagen, die mit Flußwasser gekühlt werden, von der Zusammensetzung der Brennelemente bei deren Aufbereitung im Wasser gelöste Abfallprodukte
entstehen etc:, etc.
Diese mannigfachen Möglichkeiten einer Kontamination des Wassers erschweren
jede Verallgemeinerung. Von den Windscale-Reaktoren in England, in denen die Trennung
von in Brennelementen enthaltenem Uranium und Plutonium von Spaltprodukten vorgenommen wird, werden z.B. jeden Monat 25.000 Ci von radioaktiven, in Wasser gelösten
Abfallprodukten ins Meer eingeleitet. Untersuchungen ergaben, daß bei diesem Verfahren
das Spaltprodukt Ru-106 das wichtigste Radionuklid darstellt, da es etwa die Hälfte der
ins Meer geleiteten Aktivität ausmacht und sich in eßbarem Tang dieses Seegebietes anreichert [42]. Ein anderes Beispiel sind die Hanford Reaktoren in den U.S.A. die, wie oben
erwähnt wurde, induzierte Radionuklide in den Columbia River gelangen lassen, die folglich vor allem die radioaktive Kontamination des Meeres im Mündungsgebiet dieses
Flusses ausmachen.
Die Aufnahme der Elemente bzw. Radionuklide durch pflanzliche und tierische
Organismen aus dem sie umgebenden Wasser ist nicht völlig unabhängig voneinander;
denn Elemente mit ähnlichem chemischen oder metabolischen Verhalten werden nahezu
37
in d e m gleichen Verhältnis z u e i n a n d e r von d e n Organismen aufgenommen in d e m sie in
dem u m g e b e n d e n Wasser e n t h a l t e n sind. M i t u n t e r h e m m t ein E l e m e n t die A u f n a h m e
eines a n d e r e n oder es k o m m t zu einem synergistischen Effekt, d.h. ein E l e m e n t begünstigt
die A u f n a h m e eines a n d e r e n [118]. D iese A b h ä n g i g k e i t ist von großer p r a k t i s c h e r Bedeu­
t u n g ; d e n n b e i m Salzwasser w e r d e n z.B. die S p a l t p r o d u k t e Sr­90, Sr­89 u n d Cs­137,
aufgrund der im Meerwasser reichlich v o r h a n d e n e n u n d d e m S t r o n t i u m u n d Cäsium n a h e
verwandten E l e m e n t e K a l z i u m u n d K a l i u m , n u r in geringem Umfang a u f g e n o m m e n u n d
angereichert. I m Süßwasser dagegen e r f a h r e n Sr­90, Sr­89 u n d Cs­137 in den tierischen
Organismen eine b e t r ä c h t l i c h e A n r e i c h e r u n g , da das Süßwasser K a l z i u m u n d K a l i u m n u r
in geringer K o n z e n t r a t i o n enthält. Es ist vor allem auf diese Unterschiede i m Salzgehalt
zurückzuführen, d a ß i m Salzwasser in erster Linie die d u r c h N e u t r o n e n s t r a h l e n induzier­
ten R a d i o n u k l i d e von B e d e u t u n g sind, w ä h r e n d von den S p a l t p r o d u k t e n n u r das Jod eine
h ö h e r e A n r e i c h e r u n g (in der Schilddrüse d e r W i r b e l t i e r e ) erfährt. I m Süßwasser k ö n n e n
dagegen sowohl die i n d u z i e r t e n R a d i o n u k l i d e als auch die S p a l t p r o d u k t e B e d e u t u n g er­
langen (Tabelle 1).
Tabelle
1
UNGEFÄHRE BIOLOGISCHE ANREICHERUNGSFAKTOREN
FÜR VERSCHIED ENE ELEMENTE D ES MEERES
BIOLOGISCHE
Ele­
ment
Na
K
Cs
Ca
Sr
Zn
Cu
Fe
Mo
V
Ρ
S
J
Form im
Meerwasser
ional
ional
ional
ional
ional
ional
ional
kolloidal
ional
?
ional
ional
ional
Gehalt im
Meerwasser
(/tg/liter)
10 Millionen
380.000
0,5
400.000
7.000
10
3
10
10
1
70
900.000
50
ANREICHERUNGSFAKTOREN*
Wirbeltiere
Wirbellose
Algen
(ohne Kalk­
skelett)
Weichteile
1
25
1
10
20
100
100
20.000
10
1.000
10.000
10
10.000
0,5
10
10
10
10
5.000
5.000
10.000
100
100
10.000
5
100
Skelett
0
0
—
1.000
1.000
1.000
5.000
100.000
—
—
10.000
1
50
Weichteile
0,07
5
10
1
1
1.000
1.000
1.000
20
20
40.000
2
­
10
Skelett
1
20
—
200
200
30.000
1.000
5.000
—
—
2 Millionen
—
—
* D ie Anreicherungsfaktoren sind das Verhältnis der Konzentration des Elementes im Organismus
(Frischgewicht) zur Konzentration im Meerwasser.
Literaturstellen: 5, 1.
Von den i m Meerwasser gelösten Substanzen verdienen vor allem die R a d i o n u k l i d e
von denjenigen E l e m e n t e n B e a c h t u n g , die i m Organismus der Fische u n d Krustentiere
hoch angereichert werden, das sind die oben e r w ä h n t e n Bioelemente, zu denen P h o s p h o r ,
Stickstoff, Silicium, Eisen, Mangan, Kupfer, Zink u n d K o b a l t gehören. D ie i m Meer leben­
den Pflanzen u n d T i e r e k ö n n e n diese Bioelemente n a h e z u vollständig aus d e m Meerwasser
entfernen.
Dabei sind einige der angereicherten E l e m e n t e für die Stoffwechselprozesse dieser
Organismen notwendig, w ä h r e n d andere, die ebenfalls in h o h e m M a ß e angereichert
werden, anscheinend keine B e d e u t u n g für d e n Stoffwechsel h a b e n u n d schließlich wieder
andere E l e m e n t e n u r an der Oberfläche der Organismen absorbiert werden. Aus dem
38
Gehalt eines Bioelementes im Organismus und im Meer läßt sich der biologische Anreicherungsfaktor berechnen, der das Verhältnis der Konzentration im Organismus zur Konzentration im Meerwasser darstellt (als Bezugsbasis dient ein Gramm Frischgewicht bzw.
ein Gramm Wasser). Dieser Anreicherungsfaktor für ein Bioelement entspricht gleichzeitig der maximal möglichen Anreicherung eines Radionuklids des gleichen Elementes.
Für einige Elemente des Meerwassers sind die biologischen Anreicherungsfaktoren in der
Tabelle 1 aufgeführt.
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß Elemente die das Meerwasser in hoher Konzentration enthält nur wenig angereichert werden (Kalium und Schwefel) oder sogar eme
negative Selektion erfahren (Natrium). In den im Meer lebenden Pflanzen und Tieren
stark angereichert werden dagegen die in geringer Konzentration im Salzwasser enthaltenen
Bioelemente Phosphor, Eisen, Kupfer und Zink. Dadurch wird wiederum die große
Bedeutung der induzierten Radionuklide und die relativ geringe Bedeutung der Spaltprodukte für die im Salzwasser lebenden Pflanzen und Tiere veranschaulicht [1, 118].
Auch der Ort der Ablagerung bzw. Speicherung eines Radionuklids in den Fischen
oder Krustentieren erleichtert die Entscheidung welche Radionuklide für diese Nahrungsquelle wichtig sind. Jod wird in hoher Konzentration in der Schilddrüse der Wirbeltiere
angereichert und für die Radionuklide der seltenen Erden ist eine Anreicherung, die die
Folge einer Oberflächenabsorption ist, in den Kiemen von Fischen beobachtet worden
[1,11]. Eine hohe Anreicherung von Kalzium und Strontium findet sich nur im Skelett
der Fische (Gräten) und Krustentiere (Schalen) ; Zink wird vornehmlich in der Leber
der Meerestiere abgelagert [118]. Da demnach eine Anreicherung von Spaltprodukten vorzugsweise in Organen und Geweben erfolgt, die kaum der menschlichen Ernährung dienen
(Muschelschalen, Gräten, Kiemen, Schilddrüsen), wird auch dadurch die Bedeutung der
induzierten Radionuklide für die Nutztiere des Meeres unterstrichen.
Weiterhin sei auf die Unterschiede in der Stoffwechseldynamik der verschiedenen
Elemente bzw. Radionuklide hingewiesen. Bei metabolisch dynamischen Elementen, wie
z.B. dem Phosphor, dürfte est oft nur wenige Tage dauern, bis die spezifische Aktivität
im tierischen Organismus der des umgebenden Meerwassers entspricht, und damit würde
die maximal mögliche Anreicherung des Radionuklids erreicht sein. Bei anderen Elementen, wie z.B. dem Kalzium und Strontium, die eine sehr lange Verweilzeit im tierischen
Organismus haben, kann es Jahre dauern, bis das Gleichgewicht erreicht ist, so daß bei
einmaliger Kontamination des Meeres nur ein Bruchteil der maximal möglichen Anreicherung zu erwarten ist [1]. Ein schneller Einbau in den tierischen Organismus wird
somit die Bedeutung eines Radionuklids im allgemeinen erhöhen.
Auch auf den Einfluß der Halbwertszeit sei hingewiesen. Bei kurzer Halbwertszeit
zeigen Radionuklide (z.B. Cu-64, J-131) bereits im Verlauf der Nahrungskette (PlanktonFisch) eine schnelle Abnahme der Aktivität oder nach dem Einbau in den tierischen
Organismus kommt es in relativ kurzer Zeit zur Autodekontamination, während bei Radionukliden mit langer Halbwertszeit (z.B. Co-60, Fe-55), selbst wenn sie nur in geringer
Konzentration im Meer enthalten sind, genügend Zeit zur Aufnahme und Anreicherung
zur Verfügung steht [1]. Die träge Stoffwechseldynamik des Sr-90 wird teilweise wieder
durch die lange Halbwertszeit dieses Radionuklids kompensiert.
Schließlich darf man die von der I.C.R.P. definierte „Permissible Dose for Internal
Radiation" der kritischen Organe des Menschen bei der Bewertung der Radionuklide, 'die
durch Fische und Krustentiere in die menschliche Ernährung eingeführt werden, nicht
außer acht lassen; denn Radionuklide mit einer relativ hohen Toleranz für den Menschen
39
(z.B. Cs-137) sind demzufolge viel weniger bedeutungsvoll als Radionuklide mit nur geringer Toleranz (z.B. Sr-90).
Aus den diskutierten sieben Punkten läßt sich schlußfolgern, da für die Fische
und Krustentiere besonders solche Radionuklide als wichtig anzusehen sind, die in hoher
Konzentration ins Wasser gelangen, deren Aufnahme nicht durch andere Elemente verlangsamt oder gehemmt wird, die im tierischen Organismus in hohem Maße angereichert
werden, und zwar in den vom Menschen verzehrten Geweben und Organen, die schnelle
und lange in den tierischen Organismus eingebaut werden und darin aufgrund einer langen
Halbwertszeit längere Zeit verweilen und denen schließlich nur eine geringe maximal zulässige Belastung in den kritischen Organen des Menschen zukommt.
Für Fischprodukte (z.B. zu Konserven verarbeiteten Fischen und Krustentieren)
werden Radionuklide mit relativ kurzer Halbwertszeit an Bedeutung verlieren, da ihre
Aktivität während der üblichen Aufbewahrung dieser Produkte signifikant abnimmt (siehe
( c) Veränderung der radioaktiven Kontamination der Fische und Krustentiere während
der technologischen Bearbeitung).
Aus unseren Ausführungen läßt sich folgern, daß wahrscheinlich die folgenden
Radionuklide für die Salzwasserfische (d.h. Fische und Krustentiere des Meeres) als potentiell wichtig anzusehen sind; sie werden in der Reihenfolge ihrer mutmaßlichen Bedeutung aufgeführt:
Salzwasserfische :
Kobalt-60, Eisen-55, Zink-65, Strontium-90, Kobalt-57,
Kobalt-58, Eisen-59, Mangan-54, Phosphor-32, Jod-131.
Produkte :
Kobalt-60, Eisen-55, Zink-65, Strontium-90, Kobalt-57,
Mangan-54.
V.l.2 — Inkorporierung
Meeres
der wichtigen Radionuklide
in die Fische und Krustentiere
des
In der vorangegangenen Diskussion über die für Salzwasserfische wichtigen Radionuklide ist schon manches von der nunmehr zu besprechenden Physiologie der Inkorporierung der Radionuklide in die im Meere lebenden Nutztiere vorgegriffen worden, und
daher kann sich dieser Abschnitt auf einige allgemeine Ausführungen beschränken.
Die Aufgabe, mit Hilfe der Energie des Lichtes aus den Salzen des Meeres und
dem gelösten Kohlendioxyd organische Verbindungen aufzubauen, von denen das übrige
Leben im Meere abhängt, kommt winzigen frei schwimmenden Pflanzen zu, die das Phytoplankton bilden. Im allgemeinen ernähren sich die vom Menschen verzehrten Großfische
nicht direkt vom Phytoplankton, sondern es sind kleinere Meerestiere dazwischengeschaltet, und es kommt somit zur Ausbildung einer Nahrungskette mit mehreren Zwischengliedern zunehmender Größe [1]. Außer der Aufnahme mit der Nahrung, also durch den
Intestinaltraktus, können die im Wasser lebenden Tiere Radionuklide auch direkt aus dem
Wasser, d.h. oral, durch die Kiemen oder die Körperoberfläche, aufnehmen [1,118] ; im
allgemeinen kommt jedoch der Aufnahme mit der Nahrung die größere Bedeutung zu.
Für beide Wege der Aufnahme der Radionuklide durch die Salzwasserfische ist
wesentlich, in welcher Form die Elemente bzw. Radionuklide im Meerwasser vorliegen.
40
Von den interessierenden Radionukliden der Spaltprodukte sind nur Strontium, Cäsium
und Jod in ionaler Form im Meerwasser gelöst. Die Radionuklide der seltenen Erden, des
Zirkonium, Niobium und Ruthenium sind an Schwebestoffe gebunden [10,1]. Der Tabelle 1 ist zu entnehmen, daß die wichtigen induzierten Radionuklide meist ional oder
kolloidal im Meerwasser gelöst sind. Eine Inkorporierung in die Pflanzen und Tiere des
Meeres ist vor allem von den in Lösung befindlichen Radionukliden zu erwarten. Allerdings können die an Schwebestoffe gebundenen Radionuklide an Oberflächen absorbiert
werden, so z.B. an der Oberfläche des Planktons oder an den Kiemen der Fische.
Indem das Plankton, zu dem auch die Meeresalgen gehören, gewisse Elemente durch
seme Oberfläche aufnimmt oder daran absorbiert, kann es diese Elemente bzw. Radionuklide mehr oder weniger stark anreichern. Wie die Tabelle 1 ausweist, findet sich beim
Plankton eine sehr hohe Anreicherung von Eisen, Phosphor und Jod; aber auch Zink und
Kupfer werden beträchtlich angereichert. Experimentelle Untersuchungen haben ergeben,
daß zum Meereswasser zugesetztes Zn-65 von Algen (Nitzschia) innerhalb von 10 Stunden
zu über 98 % aus der Nährlösung entfernt wurde [16]. Unter praktischen Verhältnissen
ist eine beträchtliche Anreicherung von Zn-65 im Makroplankton in dem Seegebiet des
Pazifischen Ozeans beobachtet worden, in das sich der Columbia River ergießt [80, 81].
Für die Radionuklide der seltenen Erden wurde, ebenfalls unter praktischen Bedingungen,
eme Anreicherung (etwa um den Faktor 100) im Plankton nachgewiesen, die wahrscheinlich vor allem auf Oberflächenabsorption zurückzuführen war [11]. Eine Anreicherung
von Ru-106 im eßbaren Tang wird in dem Seegebiet gefunden, in das radioaktive Abfallprodukte von den Windscale Reaktoren in England eingeleitet werden [42]. Nach den
Wasserstoffbombentesten bei den Marshallinseln im Frühjahr 1954 waren im Plankton
dieses Gebietes 29 % der Aktivität auf Spaltprodukte (Zr-95, Nb-95, Ce-144, Pr-144) und
71 % auf induzierte Radionuklide der Elemente Zink, Kobalt, Eisen und Mangan zurückzuführen [14]. Bei Untersuchungen, die 13 Monate nach diesem Kernwaffentest durchgeführt wurden, machten Ce-144 und dessen Tochter Pr-144 im Plankton etwa 80 % der
Gesamtaktivität aus [15].
Die Kontamination des Planktons ist die Hauptursache für die radioaktive Kontamination der vom Menschen verzehrten Fische und Krustentiere. Dabei nimmt jedoch im
allgemeinen die Radioaktivität im Verlauf der Nahrungskette ab; denn einerseits ergibt
sich bei kurzlebigen Radionukliden bereits ein Aktivitätsabfall, bevor sie noch in den
Organismus der Großfische und Krustentiere eingebaut werden, und andererseits ist die
Selektivität der tierischen Membranen im allgemeinen höher als die der Pflanzen, und
daher nimmt die Zahl der Radionuklide in den späteren Gliedern der Nahrungskette
ab [1]. Allerdings werden einige Radionuklide von den Tieren des Meeres höher angereichert als von den Pflanzen (vgl. Tabelle 1). Unter praktischen Bedingungen wurde in
den Teilen des Pazifischen Ozeans, die im Bereich von Wasserstoffbombenexplosionen
lagen, eine wesentlich höhere Radioaktivität bei Fischen beobachtet, die sich von Plankton
ernährten, als bei Fischen, deren Nahrung aus tierischen Lebewesen bestand [41].
An Radionukliden wurden, nach den Wasserstoff bombentesten im Frühjahr 1954
bei den Marshallinseln, im gleichen Jahr Zn-65 und 1956 Fe-59 zum ersten Mal in Fischen
nachgewiesen [6,7]. Nachfolgende Untersucher fanden 1957 in Muscheln Co-60 und stellten fest, daß bis zu 80 % der Gesamtaktivität der Muscheln von diesem Radionuklid verursacht wurden [8]. Weitere Untersuchungen im gleichen Gebiet ergaben 1958, daß in
Muscheln und Fischen im allgemeinen die Radioaktivität der Spaltprodukte nur einen
geringen Bruchteil der Gesamtaktivität ausmachte; denn in den Fischen war Zn-65 und in
den Weichteilen von Muscheln waren Co-60, Co-57, Co-58 und Mn-54 in abnehmender
41
Reihenfolge die wichtigsten Radionuklide [9]. Von anderen Untersuchern wurden diese
Ergebnisse bestätigt, sie fanden 1958 in Fischen vorwiegend Zn­65 ( 4 0 % ) ; Co­60, Co­57,
Co­58 (28 %) und Fe­55 (26 % ) , die restlichen 6 % der Gesamtaktivität waren auf Mn­54
und Spaltprodukte zurückzuführen [12]. Experimentelle Untersuchungen ergaben, daß von
verschiedenen Muschelarten Zn­65 sehr schnell und zu einer hohen Konzentration ange­
reichert werden kann [16].
Bei andauerndem Zustrom von Radionukliden zum Meer würde voraussichtlich die
Radioaktivität besonders auf dem Meeresgrund ansteigen, da die absinkenden Reste von
abgestorbenen Tieren (z.B. Muschelschalen) zu einer Akkumulation von Radionukliden
mit langer Halbwertszeit im Schlamm und Sand des Meeresbodens führen können.
V.l.3 — K onzentrationsbereiche
der Radioaktivität
in
Salzwasserfischen
Die von uns gefundenen Angaben über die Konzentrationsbereiche der Radioakti­
vität in den Fischen und Krustentieren des Meeres sind spärlich und erlauben daher nur
eine sehr vorsichtige Interpretation. Es hat jedoch den Anschein, als ob die induzierten
Radionuklide unter Umständen erstaunlich hohe Konzentrationen verursachen können. Im
Pazifischen Ozeanen wurde z.B. drei Jahre nach Wasserstoffbombentesten in der Niere
einer Muschel eine Fe­55­Aktivität von 500.000 pCi pro Gramm Frischgewicht ermittelt
[13].
Anderseits ist die durch Spaltprodukte verursachte Radioaktivität in den Salzwas­
serfischen wahrscheinlich im allgemeinen sehr gering. In Fischen aus dem Oberflächen­
wasser des Pazifischen Ozeans wurden etwa 0,3 pCi Sr­90 pro Gramm Kalzium nach­
gewiesen [119]. Fische, die im Englischen Kanal gefangen wurden — in dem der Sr­90
Gehalt des Meerwassers etwa 0,15 ­ 0,2 pCi/Liter beträgt —.enthielten 0,1 pCi Sr­90 pro
Gram Kalzium [118]. Wenn man davon ausgeht, daß von den Menschen in England täg­
lich etwa 14 mg Kalzium durch den Verzehr von Fischen aufgenommen werden [119],
dann ergibt sich daraus eine tägliche Aufnahme von 0,0014 pCi Sr­90 durch den Verzehr
von Salzwasserfischen [118]. D ie tägliche Aufnahme an Radioaktivität durch Cs­137 in
Salzwasserfischen wird in England auf 0,02 ρ Ci Cs­137 geschätzt [118]. Wenn man sich
daran erinnert, daß in einem Liter Milch durchsnittlich 10 pCi Sr­90 und 50 pCi Cs­137
enthalten sind (vergleiche Konzentrationsbereiche der Radioaktivität in Milch und Milch­
produkten), dann wird damit veranschaulicht, wie gering die Radioaktivität dieser Spalt­
produkte im allgemeinen in den Salzwasserfischen ist.
V.2 —
Süßwasserfische
V.2.1 — Wichtige
Radionuklide
Im Prinzip sind für die Beurteilung der Radionuklide im Süßwasser die gleichen
sieben Punkte maßgebend, die bei den Salzwasserfischen ausführlich diskutiert worden sind
(vergleiche V.l Salzwasserfische, V.2.1 Wichtige Radionuklide). Auch beim Süßwasser sind
es vor allem die örtlichen Verhältnisse, die darüber entscheiden, welche Radionuklide in
das Wasser gelangen, und grundsätzlich sind im Süßwasser die gleichen Radionuklide zu
erwarten wie im Salzwasser. D ie Aufnahme der Elemente bzw. Radionuklide durch die
Pflanzen und Tiere verläuft jedoch im Süßwasser ganz anders als im Salzwasser, da die
42
Salzkonzentration in den Seen, Flüssen und Teichen viel geringer ist als im Meer. Im
Gegensatz zum Meerwasser treten im Süßwasser außerdem große Schwankungen in der
Art und Menge der gelösten Stoffe auf, und daher unterscheiden sich die für das Süßwasser
wichtigen Radionuklide nicht nur wesentlich vom Salzwasser, sondern auch im Süßwasser
verschiedenen Ursprungs kann sich die Bedeutung der einzelnen Radionuklide etwas verschieben. Die maximal mögliche Anreicherung eines Radionuklids in den Pflanzen und
Tieren des Süßwassers läßt sich, wie im Meer, durch den Vergleich der Konzentration des
stabilen Elementes im pflanzlichen bzw. tierischen Organismus und im Wasser voraussagen. Mit einer besonders hohen Anreicherung eines Radionuklide ist dann zu rechnen,
wenn der Gehalt des betreffenden Elementes in den Pflanzen und Tieren relativ hoch und
im umgebenden Wasser sehr niedrig liegt; es handelt sich dann um ein sog. Bioelement.
Mit den Bioelementen werden im Süßwasser jedoch nicht nur die dazugehörigen Radionuklide angereichert, sondern auch Sr-90, Sr-89 und Cs-137, da diese Radionuklide mit den
Bioelementen Kalzium bzw. Kalium chemisch und metabolisch nahe verwandt sind. Infolge der geringen Konzentration von Kalzium und Kalium im Süßwasser hat man daher hier
— im Gegensatz zum Meer — für Strontium und Cäsium hohe biologische Anreicherungen
gefunden [1,22,23]. Für Cs-137 wurden z.B. bei Algen Anreicherungsfaktoren von 1.500
bis 4.000 beobachtet, und im Fleisch von Fischen erreichte die biologische Anreicherung
den Wert 10.000 [24]. Im Meerwasser sind dagegen für neun verschiedene Algenarten Anreicherungen, die nur um das 1,3- bis 3,1-fache über dem Gehalt von Cs-137 im Meerwasser lagen, ermittelt worden [1,16].
Umfangreiche Untersuchungen über das Verhalten von Radionukliden in der
Lebensgemeinschaft eines Flusses wurden am Columbia River, Washington, U.S.A., durchgeführt [17,18,19, 20], der, wie bereits mehrfach erwähnt, als Kühlwasser für die HanfordReaktoren benutzt wird. Während des Durchlaufens wird das Flußwasser im Reaktor
radioaktiv kontaminiert, und zwar entstehen durch Neutronenstrahlen aus den Spurenelementen des Wassers induzierte Radionuklide, weitere Radionuklide stammen von Korrosionen an den Behältern der Brennelemente und anderen Reaktorteilen und schließlich
können Radionuklide, die zu den Spaltprodukten gehören, durch Undichtigkeiten von den
Brennelementen in das Kühlwasser gelangen. Nach dem Durchlauf wird das Kühlwasser,
in dem sich vor allem Zn-65 und As-76 finden, wieder in den Columbia River eingeleitet
[42]. Untersuchungen über das Verhalten der Radionuklide in einem See liegen vom White
Oak Lake vor, der sich in -.-der Nähe des amerikanischen Atomforschungszentrums Oak
Ridge befindet [21], Eine Zusammenstellung der bei diesen Untersuchungen gefundenen
biologischen Anreicherungsfaktoren einiger Radionuklide wird in Tabelle 3 wiedergegeben.
Beim Vergleich der Tabellen 1 und 3 ist zu berücksichtigen, daß es sich in Tabelle 1 nur
um die theoretisch möglichen Anreicherungsfaktoren handelt, während in der Tabelle 3
die tatsächlich beobachteten Anreicherungsfaktoren wichtiger Radionuklide aufgeführt
sind. Dennoch lehrt der Vergleich der beiden Tabellen, daß in den Süßwasserfischen
bedeutend mehr Strontium, Natrium und Eisen als in den Fischen des Meeres angereichert
werden kann. Die Anreicherung von Phosphor in den Weichteilen der Fische ist im Süßund Salzwasser ähnlich, während sich Kupfer in den Salzwasserfischen vielleicht etwas
höher anreichert als in den Fischen des Süßwassers.
Da bei den Süßwasserfischen eine technologische Bearbeitung nur in gerbigem Ausmaß in Betracht kommt, werden sich die Radionuklide in den frischen Fischen und in den
Produkten kaum unterscheiden.
Aus diesen Ausführungen läßt sich folgern, daß wahrscheinlich die nachstehend aufgeführten Radionuklide für die Süßwasserfische (gemeint sind Fische und Krustentiere)
43
Tabelle
3
UNGEFÄHRE BIOLOGISCHE ANREICHERUNGSFAKTOREN *
EINIGER RADIONUKLIDE IM SÜßWASSER
Ort
PhytopL·nkton
Fadenalgen
Insektenlarven
Fische
Columbia River
Columbia River
Columbia River
Columbia River
Columbia River
White Oak Lake
White Oak Lake
500
2 000
1000
200 000
200 000
75 000
150 000
500
500
500
100 000
100 000
500 000
850 000
100
500
200
10O000
100 000
100 000
100000
100
50
100
10 000
100000
25 000
50 000
Radionuklid
Na-24
Cu-64
Seltene Erden
Fe-59
P-32
Sr-90
P-32
* Die Anreicherungsfaktoren sind das Verhältnis der Konzentration des Radionuklids im Organismus (Frischgewicht) zur Konzentration im Wasser.
Literaturstellen: 1, 25.
als potentiell wichtig anzusehen s i n d ; sie w e r d e n in der Reihenfolge i h r e r m u t m a ß l i c h e n
B e d e u t u n g aufgeführt:
Süßwasserfische
:
Strontium-90, Cäsium-137, Strontium-89, Eisen-55, Eisen-59, Phosphor-32.
Produkte:
Strontium-90, Cäsium-137, Strontium-89, Eisen-55, Eisen-59, Phosphor-32.
V.2.2 — Inkorporierung
Süßwassers
der ivichtigen
Radionuklide
in die Fische
und
Krustentiere
des
Als Folge der geringen Salzkonzentration tritt i m Süßwasser die wenig spezifische
Oberflächenadsorption der Ionen an Schwebestoffe s t ä r k e r h e r v o r als i m Meer. A u c h bei
der A u f n a h m e der R a d i o n u k l i d e d u r c h die Pflanzen in Teichen, Seen u n d Flüssen spielt
die Oberflächenabsorption eine b e d e u t e n d e R o l l e ; d e n n oft ist eine h o h e A n r e i c h e r u n g
i m P l a n k t o n u n d auch in S c h w ä m m e n b e o b a c h t e t worden, die auf e m e A b s o r p t i o n der
betreffenden R a d i o n u k l i d e an der ausgedehnten Oberfläche dieser Pflanzen u n d T i e r e
zurückzuführen war. I m allgemeinen e n t h a l t e n die Pflanzen des Süßwassers, die das Anfangsglied der N a h r u n g s k e t t e für die vom Menschen verzehrten Fische u n d K r u s t e n t i e r e
bilden, die größte Zahl von R a d i o n u k l i d e n . Die Selektivität der tierischen M e m b r a n e n ist
meist h ö h e r als die von Pflanzen, u n d d a h e r n i m m t die A n z a h l der R a d i o n u k l i d e in den
späteren Gliedern der N a h r u n g s k e t t e ab. Bei R a d i o n u k l i d e n m i t k u r z e r Halbwertszeit k a n n
a u ß e r d e m der schnelle Aktivitätsabfall v e r h i n d e r n , d a ß sie in den E n d g l i e d e r n d e r Nahrungskette noch in h ö h e r e n K o n z e n t r a t i o n e n e n t h a l t e n sind, das gilt z.B. für Cu-64 m i t
einer Halbwertszeit von 13 S t u n d e n (vgl. T a b e l l e 3). A u c h bei d e n Fischen des Süßwassers erfolgt die A u f n a h m e der R a d i o n u k l i d e entweder d i r e k t aus d e m Wasser, ü b e r die
K i e m e n u n d die H a u t , oder die R a d i o n u k l i d e w e r d e n m i t der N a h r u n g aufgenommen.
E x p e r i m e n t e l l e U n t e r s u c h u n g e n h a b e n gelehrt, d a ß die A u f n a h m e der R a d i o n u k l i d e in
überwiegendem M a ß e m i t der N a h r u n g erfolgt, in der sie bereits angereichert sind. Der
Stoffwechsel der Tiere wird stark d u r c h die W a s s e r t e m p e r a t u r beeinflußt, u n d d a h e r ist
die I n k o r p o r i e r u n g bzw. Anreicherung der R a d i o n u k l i d e i m Sommer a m höchsten u n d im
Winter am niedrigsten [ 1 , 1 1 8 ] .
44
Als Beispel der Verteilung der Radioaktivität in den Süßwasserfischen wird nachstehend eine Tabelle wiedergegeben, die die Verteilung der Radioaktivität in den verschiedenen Körperteilen von Fischen aufzeigt, die im Columbia River gefangen wurden.
Tabelle 4
VERTEILUNG DER RADIOAKTIVITÄT IN DEN VERSCHIEDENEN KÖRPERTEILEN
VON SÜßWASSERFISCHEN AUS DEM COLUMBIA RIVER IN DEN U.S.A.
Relative
Körperteil
Radioaktivität
180
110
100
90
90
85
60
60
40
40
Schuppen
Gräten
Leber
Nieren
Haut
Milz
Verdauungsorgane
Blut
Muskulatur
Fett
Literaturstellen: 1, 41.
Der Tabelle 4 ist zu entnehmenden, daß die nicht der menschlichen Ernährung
dienenden Körperteile (Schuppen, Gräten, Verdauungsorgane etc.) eme höhere relative
Radioaktivität aufweisen als das Fett und die Muskulatur der Fische.
Nach dem Absterben der Pflanzen und Tiere gelangen deren Überreste auf den
Grund der Gewässer und daher findet man die höchste Radioaktivität im Schlamm von
stehenden Gewässern, von Flüssen und vor allem auch von Kläranlagen. Dies gilt insbesondere für Sr-90, das bevorzugt in den Gräten und Schalen angereichert wird, die nach
dem Absterben der Fische bzw. Krustentiere auf den Grund der Gewässer absinken. In
bewegtem Wasser kann Sr-90 auch von der Erde oder von Sandpartikeln absorbiert werden
und es findet sich dann angereichert im Bereich der Ablagerung dieser Partikel [26,40].
Durch Landtiere und Vögel wird ein Teil der Radioaktivität aus kontaminierten
Flüssen und Seen herausgetragen. Wildenten z.B., ' die ihre Nahrung ausschließlich dem
Columbia River in den U.S.A. entnahmen, reicherten P-32 im Fleisch zu noch höheren
Werten an als die Fische dieses Flusses. Eine Inkorporierung von Radionukliden des Süßwassers in Landtiere ist durch Trinkwasser möglich und auch durch die Verwendung von
radioaktiv kontaminiertem Wasser von Flüssen zur Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen oder von Wiesen und Weiden [1,17].
V.2.3 — Konzentrationsbereiche
der Radioaktivität
in
Süßwasserfischen
Über die Konzentrationsbereiche der Radioaktivität in den Fischen und Krustentieren aus Flüssen, Teichen und Seen konnten keine konkreten Angaben im verfügbaren
Schrifttum gefunden werden. Der Tabelle 3 ist jedoch zu entnehmen, daß einige Radionuklide (Spaltprodukte oder auch induzierte Radionuklide) in den Süßwasserfischen hoch
angereichert werden können, und daher muß unter besonderen Umständen, z.B. in der
Nähe von bestimmten Reaktoranlagen, mit einer erheblichen Radioaktivität in diesen
Fischen und Krustentieren gerechnet werden. Im allgemeinen jedoch dürfte die durch45
schnittliche Kontamination der Süßwasserfische recht gering sein, wenn sie auch wahrscheinlich etwas höher liegt als bei den Salzwasserfischen (vgl. Konzentrationsbereiche
der Radioaktivität in Salzwasserfischen).
V.2.4 — Schlußfolgerungen
fische
über die radioaktive Kontamination
der Salz- und Süßwasser-
Der vorliegende Bericht über die radioaktive Kontamination der Fische und Krustentiere ist ein Versuch, dieses Problem in allgemeiner Form zu umreißen. Eine weitere,
eingehende Studie über diese Frage erscheint notwendig, wobei insbesondere die bisher in
Salz- und Süßwasserfischen beobachteten Konzentrationsbereiche der Radioaktivität sowie
deren Veränderung während der technologischen Bearbeitung der Fische und Krustentiere
einer speziellen Untersuchung bedürfen. Über die Veränderung der Radioaktivität während
der technologischen Bearbeitung könnten auch eigene Untersuchungen ins Auge gefaßt
werden, da vor allem die nur grob geschätzte Konzentrationsveränderung der Radioaktivität während der Pökelung der Fische einer Überprüfung bedarf.
Allerdings ist die tägliche Aufnahme des Menschen an Radioaktivität durch den
Verzehr von Fischen und Krustentieren im allgemeinen relativ gering, und zwar sowohl
aufgrund eines durchschnittlich geringen Konsums von Fischen und Krustentieren pro
Kopf der Bevölkerung, als auch vor allem infolge der im Durchschnitt geringen radioaktiven Kontamination dieser Nahrungsquelle des Menschen. Daher steht die Bearbeitung
der Fische und Krustentiere, wie einleitend ausgeführt wurde, in der Priorität hinter der
Milch, den Pflanzen, dem Fleisch, den Milchprodukten und den Eiern. Dabei stehen die
Salzwasserfische in der Priorität der Bearbeitung vor den Süßwasserfischen, ohwohl die
radioaktive Kontamination der letzteren im allgemeinen etwas höher liegt; der Konsum
an Salzwasserfischen pro Kopf der Bevölkerung übersteigt jedoch im Durchschnitt beträchtlich den Konsum von Süßwasserfischen.
Nun muß aber noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß bei der
täglichen Aufnahme des Menschen an Radioaktivität mit Fischen und Krustentieren erhebliche Abweichungen von diesen nur im allgemeinen zutreffenden Verhältnissen gegeben
sein können. Der weltweite Fallout wird in Flüssen, Seen und Ozeanen mit großen Wassermengen vermischt und wird daher von den Pflanzen und Tieren des Wassers nur in sehr
verdünnter Konzentration aufgenommen. Dagegen wird auf dem Lande der weltweite Fallout in der Oberflächenschicht der Erdkruste konzentriert, in der sich auch die meisten
Wurzeln der Landpflanzen befinden. Daher spielt der weltweite Fallout für die Kontamination des Wassers und der darin lebenden Pflanzen und Tiere nur eine vergleichsweise
geringe Rolle. Ein ernst zu nehmender Grad der Kontamination des Wassers und der
Lebewesen in diesem Milieu wird jedoch unter besonderen, lokalen Bedingungen erreicht,
und zwar wenn im unmittelbaren Einflußbereich von Bombentesten oder Reaktoranlagen
Radionuklide der Spaltprodukte in hoher Konzentration ins Wasser gelangen oder durch
Neutronenstrahlen in großer Menge darin induziert werden.
46
VI — VERÄNDERUNG DER RADIOAKTIVEN KONTAMINATION
DER ROHPRODUKTE WÄHREND DER VERARBEITUNG (TECHNOLOGIE)
In diesem Kapitel soll die Behandlung, Verarbeitung und Lagerung der von Tieren
stammenden Lebensmittel diskutiert werden.
VI.l — Milch
Durch die Behandlung der Milch mit Ionenaustauschern lässt sich der Gehalt an
Radionukliden stark vermindern. Auch die Verarbeitung der Milch zu Milchprodukten
sowie die damit einhergehende Lageruung können zu einer erheblichen Verminderung der
Radionuklide führen. Letzteres ist sicherlich zutreffend für die Radionuklide mit kurzer
Halbwertszeit (Te-132, J-131, Ba-140 und auch Sr-89). Dagegen kann die Konzentration
von Cs-137 und Sr-90 in den Milchprodukten (z.B. Käse [35]) pro Gewichtseinheit (pCi/
kg), infolge des Wasserentzuges, sogar höher liegen als bei der Milch. Allerdings ist zu
berücksichtigen, daß der Konsum an Milchprodukten im Durchschnitt der Bevölkerung
längst nicht den Konsum an Milch erreicht, und daher wird auch von Cs-137 und Sr-90 mit
der Milch mehr aufgenommen als mit den Milchprodukten. Folglich sind die Milchprodukte für unsere Aufgabenstellung von geringerer Bedeutung als die Frischmilch (vgl.
I. Einleitung).
Die Behandlung
der Milch mit Ionenaustauschern wird zur Dekontamination
von Frischmilch angewandt. Dieses Verfahren wurde durch die Laboratoriumsergebnisse
von Migicovsky [100, 77] in Kanada sowie durch deren Bestätigung durch Wissenschaftler
in England und den U.S.A. angeregt und wird nunmehr vor allem in den U.S.A. für eine
Anwendung in der Praxis ausgebaut. Die Entwicklungsarbeit in den U.S.A. wird gegenwärtig im Agriculture Center in Beltsville, Maryland, und im Public Health Engineering
Center in Cincinnati, Ohio, durchgeführt und zielt darauf ab, ein industrielles Verfahren
zu entwickeln, daß in der Praxis im Katastrophenfall zur Verfügung steht [40, 50]. Für die
Leistung von Ionenaustauschern (exchange resins) ist ausschlaggebend, in welcher Form
bzw. Verbindung die Radionuklide in der Milch vorkommen. J-131 liegt in einer in vivo
kontaminierten Milch von Kühen und Ziegen zu über 90 % als Jodid vor, nur ein geringer
Prozentsatz ist an Eiweißstoffe gebunden, und daher kann J-131 mit Ionenaustauschern
der Milch leicht entzogen werden [31, 32, 49, 52, 59, 63, 93,136]. Das radioaktive Strontium
in der in vivo kontaminierten Milch von Ziegen ist zu über 80 % mit dem Kasein verbunden,
nur ein kleiner Prozentsatz des verbleibenden radioaktiven Strontiums ist an andere
Eiweißkörper gebunden [76, 52] ; das mit dem Kasein verbundene Strontium ist austauschbar [77,137,138]. Über die Verbindung des Bariums und Cäsiums in der Milch ist wenig
bekannt [52,77]. Der erzielte Dekontaminationsgrad der Milch ist weiterhin abhängig von
der Art und Menge des Ionenaustauschers sowie von der Durchlaufgeschwindigkeit und
dem pH-Wert der Milch. Die verwendeten Ionenaustauscher sollen für Jod, Strontium oder
Cäsium eine besondere Affinität aufweisen, leicht regenerierbar sein, große Austauschen
kapazität besitzen, keine wesentliche Beeinträchtigung der Milch bedingen und schließlich
wirtschaftlich tragbar sein [92]. Von J-131 läßt sich mit einem stark basischen Anionenaustauscher (Deacidite FF) in der Chloridform 96 bis 98 % aus der Milch entfernen [93].
Für Strontium wird in der Literatur ein etwas unterschiedlicher Dekontaminationseffekt
angegeben.
Von einem gemischten Ionenaustauscher wurden 85 bis 90 % des radioaktiven
Strontiums der Milch entzogen [77]. Mit dem Kationenaustauscher Dowex-50-X-12 in der
Na-Form konnten 90 % [97], bei Verwendung der Ca-Form 94 % [98, 99] des radioaktiven
Strontiums aus der Milch entfernt werden, und mit Deacidite FF in der Ca-Form wurden
sogar bis zu 98 % [93] des Radiostrontiums eliminiert. Bis zu 99,7 % des radioaktiven
Strontiums wurden der Milch entzogen, durch einen dreimaligen Durchlauf, von jeweils
20 Minuten, durch 55 bis 60 g Kationenaustauscher pro Liter Milch [48]. Bei den in den
U.S.A. durchgeführten Großversuchen ließ sich die Eliminierung des Strontiums von 60
auf über 9 0 % erhöhen, indem der pH-Wert der Milch von 6,6 auf 5,4 gesenkt wurde;
nach dem Durchlaufen des Ionenaustauschers wird die Milch wieder auf den normalen
pH-Wert von 6,6 eingestellt [50]. Schließlich sei noch erwähnt, daß auch mit dem Ionenaustauscher Zeocarb-225 radioaktives Strontium der Milch entzogen werden kann [2,101].
Von Cs-137 wurden mit Kationenaustauschern 76 % [97] oder mehr als 90 % [77] aus der
Milch entfernt. Die Untersuchungen mit Ionenaustauschern sind sowohl mit in vivo als
auch mit in vitro kontaminierter Milch durchgeführt worden. Vom Strontium konnte aus
einer in vivo kontaminierten Milch ein geringerer Prozentsatz [99], nach anderen Autoren
[93,100] der gleiche Prozentsatz, wie aus einer in vitro kontaminierten Milch entzogen
werden. Die Behandlung der Milch mit Ionenaustauschern kann zu einer Veränderung des
Ionengleichgewichtes [97] und vielleicht zu Vitaminverlusten [48] führen. Bei einer
zweckmäßigen Durchführung des Ionenaustausch-Prozesses sollen jedoch weder die chemische Zusammensetzung noch der Geschmack der Milch wesentlich verändert werden [50,
100].
Der Einfluß einer Verarbeitung der Milch zu Milchprodukten auf die radioaktive
Kontamination ist bisher unzureichend erforscht worden. Dies gilt vor allem für die in
Europa hergestellten Milchprodukte und insbesondere für die verschiedenen Käsesorten.
Werden Milchprodukte aus einer mit J-131 kontaminierten Milch hergestellt, dann
wird darin nur ein geringer Prozentsatz des radioaktiven Jods gefunden. Der durch Zentrifugieren von der Milch abgeschiedene Rahm enthält bereits weniger als 5 % des in der
Milch enthaltenen J-131 und in der aus diesem Rahm hergestellten Butter wurden, nach
wiederholtem Waschen, nur noch 0,9% des J-131 der Milch nachgewiesen [31,52]. In
Milchkäse waren zu Beginn des Reifungsprozesses noch etwa 12 % des J-131 der Milch
enthalten [31, 52]. In einer anderen Untersuchung wurden von dem von Kühen aufgenommenen J-131 etwa 0,01 % in der Butter und 0,26 % in der Buttermilch gefunden [43].
Vom Sr-89 und Sr-90 der Milch gehen nur 2 % in den Rahm über [102]. In der
Butter liegt der Prozentsatz noch viel niedriger, denn praktisch alles Strontium (und
Kalzium) ist in der Buttermilch enthalten [139]. Auch bei der Käseherstellung kann davon
ausgegangen werden, daß das Strontium weitgehend dem Kalzium folgt und kaum eine
Veränderung des Sr-Ca-Verhältnisses während der Verarbeitung zu erwarten ist [139]. In
Käsesorten, in denen die Molke während der Säuerung ablaufen kann (Cottage-Käse-Typen)
wird der Strontiumgehalt sehr gering sein, denn das Kalzium und Strontium werden
während des Säuerungsprozesses dem Kaseinkomplex durch die Säuren entzogen [139]. In
48
anderen Käsesorten ( Cheddar­Käse­Typen und Holländischer Käse) bleibt ein bedeutend
höherer Prozentsatz des Kalziums und daher auch des Strontiums zurück [139]. Es ist
vorgeschlagen worden, zur Entfernung des Strontiums die Milch so weit wie möglich zu
entkalken und danach mit Mineralkalk zu versetzen [96] oder in einem späteren Stadium
der Käseherstellung Mineralkalk zuzusetzen, un damit das Sr­Ca­Verhältnis zu verändern
[139­].
Über das Schicksal des Cs­137 bei der Verarbeitung der Milch zu Milchprodukten
ist sehr wenig bekannt. Es ist anzunehmen, daß das Cäsium dem Kalzium nicht so unbe­
dingt folgt wie das Strontium. D as Cäsium soll jedoch auch zu einem hohen Prozentsatz
in die Molke übergehen [92]. Es wird angenommen, daß im Käse nur 10'% des Cs­137 der
Milch enthalten sind [139].
Eine Lagerung
der Milch bzw. Milchprodukte wird ebenfalls zur Dekontami­
nation empfohlen. Vor der Lagerung soll die Milch gekühlt [50], gefroren [50], konden­
siert [40, 50, 51], getrocknet [40, 50, 51, 94] oder zu Milchprodukten verarbeitet [40, 50]
werden. Allerdings ist eine D ekontamination durch Lagerung nur zu erwarten bei den
Radionukliden mit kurzer Halbwertszeit: Te­132 (3,2 Tage), J­131 (8 Tage), Ba­140 (12,8
Tage) und unter Umständen auch bei Sr­89 (50,5 Tage). D ie meisten Berechnungen sind
bisher über J­131 angestellt worden. Wenn die Kontamination der Milch mit J­131 nur
gering ist, kann eine Lagerung über β Tage bereits ausreichen, da sich in dieser Zeit die
Radioaktivität um 50 % vermindert. Pasteurisierte und homogenisierte Milch soll unter
Kühlung ihre Qualität für 8 Tage bewahren [50]. In den U.S.A. rechnet man normaler­
weise mit 3 bis 4 Tagen, bevor die Milch zum Verbraucher kommt [50]. Enthält die Milch
20 juCi von J­131 vor der Lagerung, dann wird darbt nach 35 Tagen nur noch 1 ju.Ci gefun­
den [40]. D ie Lagerung von 14 bis 21 Tagen einer mit J­131 kontaminierten Milch ver­
mindert die Radioaktivität um 70 bis 85 %, eine Lagerung von 60 Tagen führt zu einer
Verminderung von mehr als 99 % [50]. Bis die Kondensmilch in den U.S.A. den Konsu­
menten erreicht, vergehen etwa 2 Monate und diese Zeit würde folglich ausreichend sebi,
um das Produkt nahezu von J­131 zu befreien [50]. Auch bei der Trockenmilch ist ein
weitgehender Zerfall des J­131 anzunehmen, bevor das Produkt zum Verbrauch kommt
[50]. Nach einer starken Kontamination der Milch mit J­131, z.B. nach einer nuklearen
Explosion, muß die Milch mindestens für 60 bis 90 Tage gelagert werden, bis sie von
Kindern verzehrt werden, kann [40]. D a bei den meisten Milchprodukten die Verarbei­
tung zu einer starken Verminderung der Radionuklide, sowohl mit kurzer als auch mit
langer Halbwertszeit, führt und die übliche Lagerung der Milchprodukte noch eme weitere
Abnahme der Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit herbeiführen wird, ist die Verar­
beitung der Milch zu Milchprodukten (bisbesondere Butter) als eme, sehr wirksame
Methode der D ekontamination anzusehen.
Über den Strontiumsgehalt von Milchprodukten konnten nur wenige Angaben ge­
funden werden. Im kanadischen Milchpulver wurden z.B. durchschnittlich für Sr­89 etwa
100 pCi/kg und für Sr^O etwa 25 pCi/kg ermittelt [123].
Desgleichen konnte über den Cs­137­Gehalt nur gefunden werden, daß in den U.S.A.
in den Milchprodukten 1958 etwa 20 pCi Cs­137 pro Kilogramm ermittelt wurden, während
zur gleichen Zeit in der Milch 50 bis 150 pCi/Liter enthalten waren [52],
Schlußfolgerungen
Die radioaktive Kontamination der Milchprodukte ist von gerbigerer Bedeutung als
die Kontamination der Frischmilch (vgl. Seite 19). Für unsere Aufgabenstellung erscheint
49
es dennoch wichtig zu wissen, welcher Prozentsatz der Radioaktivität der Milch in den
daraus hergestellten Milchprodukten zur Zeit des Verzehrs enthalten ist. Über Sahne und
Butter liegen im Schrifttum bereits einige brauchbare Angaben vor, dagegen ist die Kenntnis des Gehaltes an Radioaktivität bei den kontinental-europäischen Käsesorten noch sehr
dürftig. Für experimentelle Untersuchungen sollten drei repräsentative Käsesorten, mit
einem unterschiedlichen Demineralisationsgrad, ausgewählt werden, die aus einer Milch
mit bekannter Kontamination herzustellen sind und deren Radioaktivität nach der Herstellung und Reifung gemessen wird. Da Ziegen- und Schafsmilch für zahlreiche europäische Käsesorten Verwendung findet, sollten diese Untersuchungen nicht nur mit Kuhlmilch durchgeführt werden. Von den Radionukliden interessieren für die Käseherstellung
vor allem Sr-90, Sr-89 und Cs-137.
Bevor mit experimentellen Untersuchungen über die Veränderungen der Radioaktivität der Milch während der Verarbeitung zu Milchprodukten begonnen wird, sollte zuerst
die methodisch wichtige Frage geklärt werden, ob eine Kontamination der Milch mit
Radioelementen bereits im tierischen Organismus (in vivo) vorgenommen werden muß,
oder ob die nachträgliche Kontamination einer Sammelmilchprobe (in vitro) die gleiche
Bindung der Radioelemente an das Milcheiweiß und damit die gleiche Überführung in die
Milchprodukte zur Folge hat.
Sollte letzteres zutreffen, würde die in vitro Kontamination möglich sein und dies
würde die Methodik von Untersuchungen über Veränderungen der Radioaktivität der
Milch während der Verarbeitung zu Milchprodukten wesentlich vereinfachen. Vergleichende Untersuchungen über den Einfluß der Kontaminationsmethode sollten sowohl mit
Sr-90 als auch mit Cs-137 durchgeführt werden. In den Experimenten sollte die in vivo
oder in vitro kontaminierte Milch das Radioelement möglichst in gleicher Konzentration
enthalten. Für die in vitro Kontamination könnte die Zeit vom Zusatz des Radioelements
bis zur Verarbeitung der Milch von Bedeutung sein und diese Frage verdient deshalb
besondere Beachtung. Bei der Verarbeitung sollte sowohl die Labgerinnung als auch die
Säuregerinnung berücksichtigt werden. Eine in vitro Kontamination der Milch ist einer
in vivo Kontamination gleichzusetzen, wenn sich das Radioelement unabhängig von
der Kontaminationsmethode im gleichen Prozentsatz im Laktoserum wiederfindet.
VI.2 — Fleisch
Die klassischen Verfahren der technologischen Bearbeitung des Fleisches umfassen
das Kühlen, Gefrieren, Erhitzen, Trocknen, Räuchern und Pökeln. Durch diese Bearbeitung wird eine Konservierung erreicht, d.h. das Fleisch bzw. die Fleischprodukte werden
lagerfähig. Eine wesentliche Abnahme der Radioaktivität während der Lagerung ist jedoch
hei Fleisch und Fleischprodukten nicht zu erwarten, da die wichtigsten Radionuklide
(Cs-137, ferner Sr-90) eine sehr lange physikalische Halbwertszeit aufweisen. Wenn die
Bearbeitung bzw. Konservierung des Fleisches mit einem Wasserentzug einhergeht (z.B.
Rohwurst), dann ist im Fertigprodukt pro kg sogar eine höhere Radioaktivität zu erwarten als im Ausgangsfleisch. Allerdings wird bei derartigen Fleischprodukten der Konsum im Durchschnitt niedriger liegen als der Konsum von Frischfleisch und daher
erfordern diese Produkte weniger Beachtung. Eine wesentliche Verminderung der Radioaktivität während der Bearbeitung des Fleisches könnte nur beim Pökelprozeß, infolge
Ionenaustausches, auftreten. Es ist bereits vorgeschlagen worden, durch einen besonders
gesteuerten Pökelprozeß eine Dekontaminierung des Fleisches zu versuchen [92]. Dabei
50
soll das Fleisch in n i c h t ü b e r 10 cm dicken Stücken in Lake eingelegt werden. Jeweils
n a c h einem Z e i t r a u m , der den E i n t r i t t des Gleichgewichtszustandes e r w a r t e n l ä ß t , sollte
die L a k e e r n e u e r t werden, u n d zwar so oft, bis m i t den fleischeigenen Mineralsalzen
a u c h das wasserlösliche Cs-137 p r a k t i s c h entzogen w o r d e n ist, u n d stattrehsssen die m i t der
P ö k e l l a k e angebotenen Salze i n das Fleisch eingedrungen sind [ 9 2 ] .
Schlußfolgerungen
Wesentliche P a r a m e t e r der technologischen
Verarbeitung
des Fleisches zu Fleischp r o d u k t e n sind die Lagerung, K o n z e n t r i e r u n g u n d der l o n e n a u s t a u s c h .
Aufgrund der langen physikalischen Halbwertszeit ist b e i Cs-137 w ä h r e n d der
Lagerung
der F l e i s c h p r o d u k t e (z.B. Konserven, Gefrierfleisch) k a u m eine wesentliche
A b n a h m e der R a d i o a k t i v i t ä t zu erwarten. E i n e d u r c h Wasserentzug verursachte Konzentrierung des Fleisches w ä h r e n d der V e r a r b e i t u n g (z.B. Rohwurst, Trockenfleisch) k a n n
zu einer E r h ö h u n g der R a d i o a k t i v i t ä t p r o Gewichtseinheit führen. U m f a n g r e i c h e Untersuchungen ü b e r diese F r a g e erscheinen j e d o c h n i c h t notwendig, da sich der Effekt weitgehend v o r a u s b e r e c h n e n läßt. Die F r a g e des Ionenaustausches
ist dagegen von g r ö ß e r e m
e x p e r i m e n t e l l e n I n t e r e s s e ; d e n n w ä h r e n d des Pökelprozesses
k ö n n t e es zu einem erheblichen Ionenaustausch u n d d a m i t zu einer signifikanten A b n a h m e des Cs-137-Gehaltes des
Fleisches k o m m e n .
Schließlich sei i m Z u s a m m e n h a n g m i t den „ F l e i s c h p r o d u k t e n " n o c h einmal das
Fleisch- und Knochenmehl
e r w ä h n t , das in der T i e r e r n ä h r u n g als Bei- oder Kraftfutter
eine wesentliche Rolle spielt u n d das, aufgrund seines h o h e n Knochenanteils, ein ernst
zu n e h m e n d e r F a k t o r i m Kreislauf von Sr-90 sein k a n n . D e r G e h a l t an r a d i o a k t i v e m
S t r o n t i u m i m Fleisch- u n d K n o c h e n m e h l sollte n ä h e r u n t e r s u c h t werden. Da zu Fleischu n d K n o c h e n m e h l alle Fleischabfälle u n d d a h e r auch die Schilddrüsen d e r Schlachttiere
verarbeitet werden, w ä r e auch zu prüfen, wieviel J-131 in diesem F u t t e r m i t t e l zur Zeit
der V e r a b r e i c h u n g an die N u t z t i e r e n o c h e n t h a l t e n ist.
VI.3 —
Eier
I n der verfügbaren L i t e r a t u r w a r e n k e i n e A n g a b e n ü b e r die V e r ä n d e r u n g der radioaktiven K o n t a m i n a t i o n der E i e r b e i der V e r a r b e i t u n g zu E i p r o d u k t e n (Eipulver, Gefrierei, Teigwaren, B a c k w a r e n etc.) aufzufinden. Allgemein ist j e d o c h zu erwarten, d a ß die
R a d i o a k t i v i t ä t der E i e r bei der V e r a r b e i t u n g b e e i n f l u ß t w i r d d u r c h 1) die Trennung
des
Eies in seine Bestandteile (Schale, E i w e i ß [ A l b u m i n ] u n d Eigelb [ D o t t e r ] ) u n d 2) die
m i t der V e r a r b e i t u n g e i n h e r g e h e n d e Lagerung der E i e r bzw. d e r Eiprodttkte.
I m A b s c h n i t t (b) w u r d e bereits ausgeführt, d a ß i n den verschiedenen Bestandteilen
des Eies etwa m i t den folgenden K o n z e n t r a t i o n e n ( + + + = sehr stark, + + = stark,
+ = mäßig, ( + ) = gerbig) der wichtigen R a d i o n u k l i d e zu r e c h n e n ist:
Tabelle 2
KONZENTRATION DER WICHTIGEN RADIONUKLIDE
IN DEN VERSCHIEDENEN BESTANDTEILEN DES HÜHNEREIES
Radionuklid
Eischale
Eigelb
Eiweiß
J-131
Sr-90
Cs-137
+
++ +
+++
++ +
+
(+)
(+)
(+)
+
51
Im Abschnitt (a) wurde bereits darauf hingewiesen, daß in den Eiprodukten, infolge der Lagerung, die Radionuklide mit kurzer Halbwertszeit nicht oder nur in sehr
geringer Menge zu erwarten sind. Unter den für die von Tieren stammenden Lebensmittel wichtigen Radionukliden (vgl. II. Milch, Seite 11-19) haben eine relativ kurze Halbwertszeit: Te-132 (3,2 Tage), J-131 (8 Tage), Ba-140 (12,8 Tage) und auch im weiteren
Sinne Sr-89 (50,5 Tage). Folglich sind von den wichtigen Radionukliden in den Eiprodukten vor allem Sr-90 und Cs-137 zu erwarten. Aus der Tabelle 2 ist zu entnehmen, daß
diese beiden Radionuklide bevorzugt in der Schale abgelagert werden, die nicht der
menschlichen Ernährung dient. Diese Überlegungen führen zu der Schlußfolgerung, daß
durch die Eiprodukte wahrscheinlich Radionuklide nicht in wesentlicher Menge auf den
Menschen übertragen werden. Allerdings ist in Eiprodukten die Eiweiß (Albumin)
enthalten Cs-137 in mäßiger und Sr-90 in geringer Menge zu erwarten, während andererseits in Eiprodukten, die aus Eigelb (Dotter) hergestellt wurden, Sr-90 in mäßiger Menge
und Cs-137 in geringer Menge nachweisbar sein wird (vgl. Tabelle 2).
Eischalen verdienen einiges Interesse in Zusammenhang mit der Tierernährung;
denn nicht selten werden zerkleinerte Schalen wieder an Hühner als Kalziumquelle verfüttert. Dieses Verfahren erscheint jedoch bedenklich, da die Eischalen sowohl Sr-90 als
auch Cs-137 in hoher Konzentration enthalten können (vgl. Tabelle 2) und durch die
Verfütterung dem Kreislauf dieser beiden Radionuklide Vorschub leisten. Die Zufütterung
von Mineralkalk wird der Verfütterung von Eischalen vorzuziehen sein. Ähnlich liegen
die Verhältnisse bei der Verfütterung von Knochenmehl (vgl. III. Fleisch, Seite 25-30), da
auch das Knochenmehl den Kreislauf von Sr-90 fördert.
VI.4 — Fische
VI.4.1
Fische und Krustentiere
des Meeres
Literaturangaben über die in diesem Abschnitt interessierende Frage konnten nicht
gefunden werden. Es ist jedoch zu erwarten, daß für die Veränderung der Radioaktivität
während der industriellen Bearbeitung der Salzwasserfische vor allem zwei Faktoren maßgebend sind :
1) Aufbewahrungszeit,
2) Konzentrationsveränderungen.
Ad 1) Geitteint ist die Aufbewahrungszeit, die vom
der Fertigprodukte vergeht. Diese Aufbewahrungszeit
technologischen Verfahren, sie kann kurz (z.B. Kühlen
zur Anlandung) oder relativ lang (z.B. Aufbewahrung
sein und wird wie folgt geschätzt:
Tabelle
3
Technologisches Verfahren
Beispiel für die praktische
Anwendung
Kühlen
Räuchern
Gefrieren
Pökeln
Trocknen
Erhitzen
Fang bis Anlandung
Bückling
Filet
Hering
Fischmehl
Konserven
52
Fang der Fische bis zum Verzehr
ist abhängig vom angewandten
der Fische nach dem Fang bis
der Fische in Konservendosen)
Ungefähre, mittlere
Aufbewahrungszeit
15
20
30-180
150
200
250
Tage
Tage
Tage
Tage
Tage
Tage
R a d i o n u k l i d e , deren Halbwertszeit mindestens d r e i m a l geringer als diese Aufbe­
wahrungszeiten ist, w e r d e n d u r c h das betreffende technologische V e r f a h r e n wesentlich
in i h r e r B e d e u t u n g v e r m i n d e r t , da n u r n o c h 12,5 % i h r e r Anfangsaktivität z u m Zeit­
p u n k t des Verzehrs der P r o d u k t e a n z u n e h m e n sind. W e n n z.B. in der M u s k u l a t u r eines
Fisches zur Zeit des Fangs eine d u r c h P­32 (Halbwertszeit 14 Tage) verursachte Radio­
aktivität von 10 000 pCi e n t h a l t e n ist, d a n n wird diese M u s k u l a t u r n a c h einer Aufbe­
wahrungszeit von 42 Tagen (z.B. als Gefrierfisch) n u r n o c h eine d u r c h P­32 verursachte
R a d i o a k t i v i t ä t von 1 250 pCi (12,5 % der Anfangsaktivität) aufweisen. D ie T a b e l l e 4 soll
diese Beziehung für die für Salzwasserfische wichtigen R a d i o n u k l i d e veranschaulichen.
Tabelle
4
BEEINFLUSSUNG D ER FÜR SALZWASSERFISCHE WICHTIGEN RAD IONUKLID E
DURCH D IE MIT D EN ÜBLICHEN TECHNOLOGISCHEN BEARBEITUNGSVERFAHREN
EINHERGEHENDEN AUFBEWAHRUNGSZEITEN
Radionuklid und
Halbwertszeit in Tagen:
J­131
8
P­32
14
Fe­59
45
Technologisches Verfahren
und Aufbewahrungszeit
in Tagen :
Kühlen
Räuchern
Gefrieren
Pökeln
Trocknen
Erhitzen
15
20
30­180
150
200
250
Co­58
72
Sr­90
104
Zn­65
245
Co­57 Mn­54 Fe­55
270
300
1100
Co­60
1900
Einfluß auf das Radionuklid
X
X
O
o
o
o
χ
χ
χ
0
0
0
χ
χ
χ
χ
χ
0
χ
χ
χ
0
0
0
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
χ
Χ = Keine wesentliche Beeinflussung des Radionuklids;
O = Signifikante Beeinflussung des Radionuklids.
Ad 2) G e m e i n t sind K o n z e n t r a t i o n s v e r ä n d e r u n g e n der R a d i o n u k l i d e , bezogen auf
ein G r a m m Frischgewicht der Fische u n d K r u s t e n t i e r e des Meeres, die bei der Anwen­
dung der verschiedenen technologischen V e r f a h r e n eintreten k ö n n e n . D a b e i ist entweder
an eine K o n z e n t r a t i o n der R a d i o n u k l i d e (z.B. bei der Herstellung von F i s c h m e h l durch
T r o c k n u n g ) oder an deren V e r d ü n n u n g (z.B. b e i m Ionenaustausch w ä h r e n d der P ö k e l u n g )
zu denken. Beim K ü h l e n , Gefrieren, R ä u c h e r n u n d E r h i t z e n w e r d e n wahrscheinlich n u r
geringe K o n z e n t r a t i o n s v e r ä n d e r u n g e n eintreten, dagegen k ö n n t e bei den Salzwasserfischen
das P ö k e l n infolge Ionenaustausches eine auf etwa 40 % geschätzte V e r d ü n n u n g gewisser
R a d i o n u k l i d e verursachen, w ä h r e n d b e i m T r o c k n e n m i t einer bis zu 70 %igen Konzen­
tration sämtlicher R a d i o n u k l i d e zu rechnen ist. D iese K o n z e n t r a t i o n s v e r ä n d e r u n g e n kön­
nen somit den E i n f l u ß der Aufbewahrungszeit auf ein R a d i o n u k l i d b e i m P ö k e l n um
40 % e r h ö h e n u n d b e i m T r o c k n e n u m 70 c/c v e r m i n d e r n .
Unter Berücksichtigung sowohl der Aufbewahrungszeit als auch der Konzentrations­
veränderungen k a n n geschlußfolgert werden, d a ß für die verarbeiteten P r o d u k t e der
Fische u n d Krustentiere des Meeres die folgenden R a d i o n u k l i d e wichtig s i n d :
Co­60 n i c h t beeinträchtigt d u r c h die üblichen technologischen Verfahren
Fe­55 nicht b e e i n t r ä c h t i g t d u r c h die üblichen technologischen Verfahren
Mn­54 n i c h t beeinträchtigt durch die üblichen technologischen Verfahren
53
Co-57
Zn-65
Sr-90
Co-58
Fe-59
P-32
J-131
n i c h t beeinträchtigt d u r c h die ü b l i c h e n technologischen Verfahren
n i c h t beeinträchtigt d u r c h die üblichen technologischen Verfahren
n i c h t b e e i n t r ä c h t i g t d u r c h die üblichen technologischen V e r f a h r e n
signifikant v e r m i n d e r t d u r c h P ö k e l n u n d E r h i t z e n (Konserven)
signifikant v e r m i n d e r t d u r c h P ö k e l n u n d E r h i t z e n
signifikant v e r m i n d e r t d u r c h P ö k e l n , T r o c k n e n u n d E r h i t z e n
signifikant v e r m i n d e r t d u r c h P ö k e l n , T r o c k n e n u n d E r h i t z e n
Dabei ist m i t signifikant eine V e r m i n d e r u n g der Anfangsaktivität (zum Z e i t p u n k t
des Fangs der Fische u n d Krustentiere) u m 87,5 % gemeint, d.h. das P r o d u k t e n t h ä l t
zum Z e i t p u n k t des Verzehrs weniger als 12,5 % der Anfangsaktivität.
VI.4.2 — Fische
und Krustentiere
des
Süßwassers
I m Gegensatz zu den Salzwasserfischen ist bei den Fischen u n d K r u s t e n t i e r e n des
Süßwassers die technologische B e a r b e i t u n g sehr b e g r e n z t ; denn eine V e r a r b e i t u n g zu
Konserven u n d Fischmehl oder eine P ö k e l u n g u n d R ä u c h e r u n g k o m m e n bei den Süßwasserfischen k a u m in B e t r a c h t . Folglich ist bei Süßwasserfischen n i c h t m i t den bei den
Salzwasserfischen diskutierten langen Aufbewahrungszeiten (Konserven) oder Konzentrationsveränderungen (Trocknen, P ö k e l n ) zu r e c h n e n . N u r gelegentlich wird das Gefrieren
(z.B. Forellen) angewandt, w o b e i "die u n g e f ä h r e , d u r c h s c h n i t t l i c h e Aufbewahrungszeit
iler gefrorenen P r o d u k t e jedoch n i c h t m e h r als 20 Tage betragen wird. Süßwasserfische
werden häufig gekühlt aufbewahrt, aber die d a d u r c h ermöglichte Aufbewahrungszeit
(vom Schlachten bis zum Verzehr der Fische) wird i m allgemeinen 2 Tage n i c h t überschreiten. Bei der Diskussion der V e r ä n d e r u n g der radioaktiven K o n t a m i n a t i o n der Salzwasserfische w ä h r e n d der technologischen B e a r b e i t u n g sind wir von der Voraussetzung
ausgegangen, d a ß n u r R a d i o n u k l i d e , deren Halbwertszeit mindestens d r e i m a l geringer als
die üblichen Aufbewahrungszeiten ist, d u r c h das betreffenden technologische Verfahren
wesentlicht in i h r e r B e d e u t u n g v e r m i n d e r t w e r d e n . D e n n wenn die Aufbewahrungszeit d e r
F i s c h p r o d u k t e dreimal h ö h e r als die Halbwertszeit des R a d i o n u k l i d s ist, d a n n sind z u m
Z e i t p u n k t des Verzehrs des P r o d u k t e s n u r n o c h 12,5 % der R a d i o a k t i v i t ä t — i m Vergleich
zur Radioaktivität der Fische zum Z e i t p u n k t des Fangs — v o r h a n d e n . Die T a b e l l e 5
soll diese Beziehung veranschaulichen (vergleiche auch Tabelle 4 ) .
Tabelle
5
BEEINFLUSSUNG DER FÜR SÜSSWASSERFISCHE WICHTIGEN RADIONUKLIDE
DURCH DIE MIT DEN ÜBLICHEN TECHNOLOGISCHEN BEARBEITUNGSVERFAHREN
EINHERGEHENDEN AUFBEWAHRUNGSZEITEN
Radionuklid und
Halbwertszeit in Tagen:
P-32
14
Fe-59
45
Technologisches Verfahren
und Aufbewahrungszeit
in Tagen:
Kühlen
Gefrieren
2
20
Sr-89
50,5
Sr-90
104
Fe-55
1100
Cs-137
11000
X
X
X
X
Einfluß auf das Radionuklid
X
X
X
X
X
X
X
X
X — Keine wesentliche Beeinflussung des Radionuklids durch die Aufbewahrungszeit.
54
Es läßt sich somit schlußfolgern, daß bei den Fischen und Krustentieren des
Süßwassers die üblichen technologischen Verfahren keine Konzentrationsveränderung zur
Folge haben und aufgrund der nur relativ kurzfristigen Aufbewahrungszeiten die radioaktive Kontamination der Süßwasserfische nicht signifikant verändern. Daher sind für die
Fischprodukte dieselben Radionuklide bedeutungsvoll, die bei den frischen Süßwasserfischen als wichtig aufgeführt worden sind.
55
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