Bankvertrieb der Zukunft
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Bankvertrieb der Zukunft
ISSN 1612-7757 7,50 € Banken+Partner Z E I T S C H R I F T F Ü R S T R AT E G I E U N D M A N A G E M E N T Spezial April 2007 SPEZIAL Bankvertrieb der Zukunft Filiale der zukunft: Profitable Retailbanken durch Emotion Banking Der vertriebsarbeitsplatz der zukunft: Erfolg durch Integration und Personalisierung Frontend: Moderne Frontends stärken den Vertrieb Web 2.0: Relevanz und Chancen von Web 2.0 im Bankvertrieb Sonderheft in Zusammenarbeit mit IBM Deutschland GmbH Financial Services Sector www.bankenundpartner.de Dieser Finanzchef vermeidet Umwege und Engpässe. Und steuert geradewegs auf höhere Ertragskraft zu. Wie das möglich ist? IBM Berater bieten CFOs die ideale Verbindung von fundiertem Finanzwissen und der Expertise für Prozesse. So räumen wir Komplexität aus dem Weg und minimieren die täglichen Prozessdetails. Sie können sich also voll und ganz darauf konzentrieren, Risiken zu managen, Ihre Ergebnisse nachhaltig zu verbessern und Wachstum zu generieren. Zum Beispiel haben wir CFOs geholfen, die Anzahl der Finanzreports um bis zu 70 % zu reduzieren. Interessiert an Innovation für mehr Leistung? Sprechen Sie mit jemandem, der Innovative auf Ideen bringt. Unsere CFO Studie – eine weltweite Untersuchung unter 900 Finanzführungskräften – und mehr Infos darüber, was IBM für Sie tun kann, gibt’s unter ibm.com/special/de/finance Was macht Sie so besonders? IBM, das IBM Logo und „Was macht Sie so besonders?“ sind Marken oder eingetragene Marken der International Business Machines Corporation in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. Andere Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken oder eingetragene Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2006 IBM Corporation. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM GS 11/07 Stimmige Konzepte Ein neuer Teppichboden, helle Stehpulte mit Computern, ein kleiner Briefkasten für Überweisungen, die SB-Zone im Eingangsbereicht – möglichst einfach durch eine Glaswand für den 24-Stunden-Betrieb abzutrennen –, Lamellenvorhänge an den Schaufenstern und irgendwo hinter der Grünpflanze ein Schreibtisch für die Mitarbeiter: fertig ist die neue Bankfiliale. So sah viele Jahre das Standardkonzept für den stationären Vertrieb aus. Bankfilialen waren austauschbar, stereotyp und wenig einladend. Das hat sich inzwischen zum Glück geändert. Neue und erfolgreiche Filialkonzepte zeigen deutlich, dass es auch anders geht. Einladend, freundlich und anregend, so sollen die Geschäftsstellen der Zukunft aussehen. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aber eine neue Innenausstattung reicht nicht aus, um die Kunden wieder in die Filiale zu locken. Denn der schöne Rahmen muss mit Leben gefüllt werden, um auf Dauer Sympathie zu erzeugen – und den Kunden tatsächlich an das Institut zu binden. Natürlich nehmen die Mitarbeiter in diesem Zusammenhang eine Schlüsselposition ein. Sie sind die Repräsentanten des Kreditinstituts und werden von den Kunden auch so wahrgenommen. Treten sie unsicher, unfreundlich, und uninteressiert auf, hat das verheerende Folgen für den Erfolg der Bank oder Sparkasse. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Es reicht allerdings nicht aus, Service- und Vertriebsorientierung von den Mitarbeitern zu verlangen. An diesem Punkt sind in erster Linie die Führungskräfte in den Banken und Sparkassen gefragt. Ihre Aufgabe ist es, die geeigneten Vertriebsmitarbeiter auszuwählen, zu schulen, ihnen die passenden Produkte sowie das notwendige technische Umfeld zur Verfügung und zu stellen. Nur wenn sich die Mitarbeiter in ihrer Rolle als Servicekraft und Verkäufer wohlfühlen, können sie sich den Kunden gegenüber souverän verhalten. Wer damit beschäftigt ist, sich in komplizierten Computerprogrammen zurechtzufinden und unübersichtliche Masken auszufüllen, wer sich durch das Kleingedruckte in 20-seitigen Produktbeschreibungen quält und sich schwertut, aus täglich neuen Angeboten das richtige herauszufinden, der kann dem Kunden nicht entspannt gegenübertreten. Um beim stationären Vertrieb erfolgreich zu sein, müssen also mehrere Faktoren im Einklang sein. Nur wenn Design, Mitarbeiter, Produkte und Technik eine Einheit bilden, wird der Kunde auf Dauer zufrieden sein. Margaretha Hamm Chefredakteurin Banken+Partner z INHALT Sonderheft in Zusammenarbeit mit IBM Deutschland GmbH Financial Services Sector Filiale M u l t ikanalvertrieb Bankvertrieb der Zukunft Filiale der Zukunft Profitable Retailbanken durch Emotion Banking 6 Erlebniswelt Vom Multi-Kanal-Vertrieb zum Multi Sales Store 10 Der Vertriebsarbeitsplatz der Zukunft Erfolg durch Integration und Personalisierung 12 Frontend Moderne Frontends stärken den Vertrieb 14 König Kunde im Retail Banking IT-Aufrüstung meistern – Chancen im Vertrieb nutzen 17 Customer-Self-Service-Anwendungen Optimierte Kommunikation mit Bankkunden 20 Fotos Titel und Inhalt: StockXchange, Pixelquelle, ibm Deutschland z Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Filiale der Zukunft Q110 Erlebbar anders Q110 – das Banking von morgen 22 Interview Erfolgsfaktor Bankberater: Kundenorientierung pur! 24 Behavioral Finance Psychologie und Emotionen im Kundengespräch 27 Customer Lifetime Value CELM – die etwas andere Sicht auf den Kundenwert 29 Mehr Zeit für die Kunden Papierprozesse schnell und sicher digitalisieren 31 Web 2.0 Relevanz und Chancen von Web 2.0 im Bankvertrieb 32 Strategie Wachstum Banking 2015: Innovation verspricht Wachstum 34 Rubriken Editorial Vorwort Impressum 1 4 36 Filialgestaltung Kundenorientierung Kundenberatung Vertrieb Spezial l Bankvertrieb der Zukunft z VORWORT Die Filiale der Zukunft gestalten Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Bankenwelt hat sie wiederentdeckt: die Filiale als Zentrum des Vertriebs und der direkten Kundenansprache. Hier soll das Herz der Kreditinstitute künftig wieder laut und vernehmbar schlagen – endlich! Viel zu lange haben Banken und Sparkassen in ihren Filialen nur Kostenblöcke gesehen, die sie über eine zunehmende Automatisierung der Bankgeschäfte in SB-Zonen und den vorrangigen Ausbau anderer Vertriebskanäle wie dem Online-Banking reduzieren wollten. Die Entwicklung der letzten Jahre hat jedoch klar gezeigt, dass es Ertragswachstum ohne stationären und kundenfokussierten Vertrieb in der Kreditwirtschaft nicht geben kann. Das Privatkundengeschäft, das Retail Banking und die Filialen erleben institutsübergreifend eine ungeahnte Renaissance. Die wiederentdeckte Attraktivität des Retail Banking beruht auf der hohen Stabilität, der relativen Unab- z hängigkeit von Kapitalmarktgeschäften und der ausgeprägten Risikostreuung. Ziel der deutschen Kreditinstitute ist es, künftig einen deutlichen und nachhaltigen Ertragssprung durch eine Steigerung der Vertriebsleistung zu erreichen. Gemäß der aktuellen Studie „Bank & Zukunft“ des IAO Fraunhofer gehört daher die Vertriebsintensivierung durch Cross- und Up-Selling zu den Top-Prioritäten der deutschen Banker. 87,2 Prozent der Befragten wollen den Umsatz mit ihren Bestandskunden auf diese Weise steigern. z Neue Vertriebsstrukturen und Prozesse Allerdings erfordert dies auch eine Reorganisation des Vertriebs – 38,9 Prozent der Banker wollen Prozesse und Strukturen auf den Prüfstand stellen und optimieren. Der Ausbau einer durchgängigen IT-Unterstützung der Prozesse gehört für 36,7 Prozent der Befragten unabdingbar dazu. Auch rein optisch wird die Filialwelt nicht mehr wie früher aussehen. Die Anforderungen an eine zeitgemäße „Bank vor Ort“, die den veränderten Präferenzen der Kunden und den Anforderungen an die Bankberater Rechnung trägt, erfordert weitreichende strategische, organisatorische Spezial l Bankvertrieb der Zukunft und technologische Anpassungen. Eine Modernisierung der Filialen für den (neuen) Finanzvertrieb planen im laufenden Jahr 40,1 der Interviewten, so die aktuelle Bankenstudie. z Innovative Geschäftsmodelle sichern nachhaltiges Wachstum Gesucht werden ferner neue Geschäfts- und Vertriebsmodelle, da die historischen und gegenwärtigen Ansätze für den Vertrieb im Privatkundengeschäft hinter den Ertragserwartungen und -möglichkeiten zurückgeblieben sind. In ihrer Wirkung auf das Ertragswachstum übertreffen Innovationen des Geschäftsmodells nach Untersuchungen des IAO Fraunhofer deutlich Produkt- und Betriebsablaufinnovationen. In seiner Rolle als Partner der Kreditinstitute hat IBM hat in den letzten zwei Jahren Projektergebnisse und Erfahrungen gebündelt und miteinander unter dem Titel „Branch of the Future“ zu einem integrierten Ansatz kombiniert. Hieraus sind Module entwickelt worden, um die „Branch of the Future“ für jeden Beratungskunden individualisieren zu können. Unser Kernziel war die Entwicklung eines vertriebsfokussierten und kundenorientierten, flexiblen aber hoch Spezial l Bankvertrieb der Zukunft standardisierten Geschäftsmodells, bei gleichzeitiger Ausnutzung von Economies of Scale. Das Modell zeichnet sich aus durch eine höchstmögliche „gefühlte“ Individualisierung der Kundenbeziehung, einer maximalen Vertriebsorientierung und der gleichzeitigen Standardisierung von Produkten und Prozessen sowie einer sinnvollen Unterstützung durch Technologie. z „Branch of the Future“ Wie sieht sie also aus, die Filiale der Zukunft? Eines ist sicher: Es gibt sie nicht „von der Stange“, die „Branch of the Future“. Es gilt, individuelle Lösungen zu entwickeln, die für das jeweilige Kreditinstitut, sein Geschäftsmodell und seine Kunden maßgeschneidert sind. Gleichwohl gibt es Aspekte, die alle Filialkonzepte beinhalten sollten. Das IBM „Branch of the Future“-Konzept fußt auf folgenden Grundlagen: u Flexible Filialnetzwerke und neu gestaltete Geschäftsstellen steigern die Attraktivität des stationären Vertriebs. Das Innendesign der Filialen der Zukunft ist offen, lichtdurchflutet und freundlich. Einblickmöglichkeiten von außen laden Bankkunden und Interessenten zum Betreten der Filiale ein. u Filialmitarbeiter sind die wesentliche Erfolgskomponente des Filialvertriebs. Der Fokus bei der Personalauswahl für Filialen muss sich von tiefem ProduktKnow-how zu ausgeprägter Verkaufsund Serviceorientierung wandeln. u Straffung und Standardisierung von Produkten und Services als Stellgröße der Vertriebseffizienz. Konzentration auf wenige gut und schnell zu verkaufende Produkte. Beratungsintensive Produkte sollten nicht durch den Berater einer Standardfiliale verkauft werden. u Prozess und Systeme. Prozessoptimierung nach industriellen Designkriterien (Standardisierung, Fokussierung und Automatisierung), um Freiraum für Vertriebsaktivitäten zu realisieren. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass bei konsequenter Umsetzung die Frage im Retail Banking heute nicht mehr heißt: „Filialvertrieb – ja oder nein?“ sondern vielmehr „Wie gestalte ich den Filialvertrieb erfolgreich?“ Mit dieser Sonderausgabe von Banken+Partner zur Filialgestaltung geben wir Ihnen unsere Erfahrungen und unsere Expertise weiter. Bei der Umsetzung Ihres individuellen Filialkonzeptes sind Ihnen unsere Berater gerne behilflich. Ihr Klaus Lintelmann Partner/Sector Leader GBS Banking, Financial Markets IMT Germany z Filiale Filiale der Zukunft Profitable Retailbanken durch Emotion Banking Der Blick in der Presse zeigt das wiedererwachte Interesse der Bankwirtschaft am Filialgeschäft. Innovative Filialkonzepte werden in regelmäßigen Beilagen zur Tagespresse dem Publikum vorgestellt, die Eröffnung neuer Filialen angekündigt und Bekenntnisse zum Retail Banking in Deutschland abgegeben. Die Veränderung der Filiallandschaft in den neunziger Jahren war massiv: Nahezu 20 Prozent der Filialstandorte in Deutschland wurden geschlossen und Investitionen in das Filialnetz auf das Nötigste zurückgefahren. Der persönliche Kontakt zum Kunden wurde systematisch durch den zielgerichteten Einsatz von SB-Technologien und teilweise durch den Einsatz selektiver Preismodelle abgebrochen. Teilweise trat neben die bewusste Veränderung der etablierten Kundenbeziehungen und -betreuungskonzepte die billigende Inkaufnahme der Erosion des Kontaktes insbesondere zu Zielkundensegmenten aufgrund der obenbeschriebenen Veränderungen. z Strategische Neuausrichtung in den Neunzigern versäumt Die Ursachen lagen in hohem Kostendruck verbunden mit vermeintlich zu hoher Geschäftsstellendichte, der hohen Attraktivität des boomenden Investmentbankings und dem Aufkommen elektronischer Vertriebswege, in denen allein – oft kritiklos – die Zukunft gesehen wurde. Eine der wesentlichen Ursachen, das überkommene Konzept der Filiale als Abbild einer Bank im Kleinen, blieb unerkannt. Eine zielgerichtete strategische Neuausrichtung z der Filiale als Vertriebsstandort unterblieb. z Das neue Interesse am Filialgeschäft Unter dem Eindruck der Turbulenzen an den Börsen setzte eine Gegenbewegung ein. Die Vermögensverluste vieler Anleger führten in Folge zu einem Vertrauensverlust bei vielen Bankkunden, die sich von ihren Hausbanken alleingelassen und getäuscht fühlten – negative Presseschlagzeilen über Fehlberatungen im Anlagegeschäft taten ein Übriges. Als Ausweg aus einer Situation sinkender Erträge wurden vielerorts weitere Kostensenkungsprogramme aufgesetzt, die häufig bis zum Substanzabbau reichten; eine weitere Optimierung von Schlüsselkennzahlen wie der Cost-Income-Ratio waren ohne nicht reversiblen Substanzabbau nicht mehr möglich. In dieser Situation erkannten einige Institute, dass die Stärkung der Ertragskomponente durch eine stingente Vertriebsorientierung ein sinnvoller Ausweg aus dem wahrgenommenen Teufelskreis sein konnte. Diese Vorreiter-Banken bekundeten um 2003 ein neuerwachtes Interesse am Geschäft mit dem Mengenkunden und – korrespondierend – am stationären Vertrieb. Die Gründe hierfür sind vielschichtig; die Absicherung beziehungsweise Erschließung von Ertragspotenzialen, die im Vergleich zum Großkundengeschäft einem geringeren Margendruck ausgesetzt beziehungsweise gegenüber dem Investmentbanking eher konstant und risikoarm sind, ist sicher im Vordergrund zu sehen. Zumindest für Großbanken ist – vor dem Hintergrund der anhaltenden Globalisierungs- und Standortdebatte – die Etablierung einer starken Präsenz im Heimatmarkt ebenfalls ein wichtiger Beweggrund. Von besonderem Stellenwert ist aber wohl die Bedeutung des Filialvertriebs bei der Positionierung der Marke eines Instituts. Keine Kampagne vermag ein Institut so überzeugend zu repräsentieren wie das Institutslogo auf einer Vielzahl von Filialen in Verbindung mit dem persönlichen Kontakt zwischen Kunde und Mitarbeiter. z Strategisches Umfeld des Filialgeschäftes in Deutschland Universalbanken mit Flächenpräsenz aller drei Sektoren sehen sich immer stärker im Wettbewerb mit Direktbanken, ausländischen Instituten, die primär als Produktspezialisten in den Markt eintreten (Mitte 2006 waren rund 90 Auslandsbanken Mitglied im Bundesverband Deutscher Banken), und verstärkt auch Nichtbanken, die Finanzdienstleistungen über ihr Vertriebsnetz anbieten. Als Beispiele sind hier Bekleidungshäuser zu nennen, die Ratenkredite vermitteln, oder Unternehmen aus dem Bereich des Food-Retailings, deren Produktpalette durch Kartengeschäft oder Vorsorgeprodukte ergänzt wurde. Eine im Jahre 2005 durchgeführte Studie zeigt gleichwohl, dass rund 90 Prozent aller Bankkunden derzeit keinen Wechsel der Bankverbindung beabsichtigen. Dies steht in einem interessanten Widerspruch zu der Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Filiale häufig unter Vertriebsmitarbeitern vorherrschenden Wahrnehmung abnehmender Kundenloyalität. Eine Studie der psychonomics AG aus dem Jahr 2006 bestätigt dies. Unter den lediglich zehn Prozent Wechselwilligen sticht als Begründung der Punkt „günstigere Konditionen/Zinsen“ mit fast 50 Prozent der Nennungen heraus. Dies führt zu einer Situation, in der einerseits ohne Not ein Konditionenwettbewerb geführt wird, andererseits bereits das Werben eines „Drittelkunden“ mit einer Ein-ProduktBeziehung abseits der Hauptbankverbindung als Erfolg berichtet wird. Ironisch mag anmuten, dass Filialbanken durch Direktbanken und ausländische Institute vor allem über die Preispolitik angegriffen werden, dies jedoch mit einer Gegenoffensive auf gleichem Terrain beantworten. Aufgrund ihrer strukturell schlechteren Ausgangslage hinsichtlich der Höhe und unzureichenden Flexibilität der Fixkostenkomponenten in der Kalkulation scheint dies jedoch ein Weg zu sein, der nicht nachhaltig zum Erfolg führen kann. Weitere Hauptdimensionen des Wettbewerbs sind stetige Produkterneuerung mit teilweise zweifelhaftem Innovationscharakter und eine Vielzahl von Sonderaktionen, verbunden mit kurzfristiger Absatzorientierung. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass den Kunden kaum negative Erfahrungen erspart bleiben; Öffnungszeiten, die erst jüngst von einigen Instituten an die Lebensrealität vieler Berufstätiger angepasst werden, ein Filialerlebnis, welches von Vernachlässigung der Standorte zeugt, und intransparente Produkte, denen kundenseitig, zum Beispiel auf Basis von Erfahrungen im Mobilfunkbereich, sofort ein gewisses Misstrauen insbesondere hinsichtlich der Gebührengestaltung entgegengebracht wird. Die unterschiedlichen Institutsgruppen – Großbanken, Sparkassen und der genossenschaftliche Sektor – besitzen jeweils deutlich voneinander abweichende Ausgangslagen hinsicht- Spezial l Bankvertrieb der Zukunft lich einer Neuausrichtung des Filialgeschäftes. Wesentliche Determinante ist das Ausmaß des erfolgten Rückzugs aus der Fläche und damit einhergehend, das Verhältnis von tatsächlicher zu wahrgenommener Kundennähe. z Der Weg zum erfolgreichen Filialgeschäft Ausschlaggebend für jedes erfolgreiche Filialkonzept ist ein integrierter Ansatz, der jeden Aspekt des Filialgeschäftes umfasst – nur dieser Weg wird einen Erfolg mit sich bringen, der den aggregierten Erfolg von Einzelmaßnahmen systematisch übersteigt. Die Orchestrierung der Einzelmaßnahmen hingegen muss der spezifischen Ausgangssituation des einzelnen Instituts und vor allem den gewünschten Zielkundensegmenten angepasst werden. Ein bloßes Kopieren von Konzepten wird aber ebenso erfolglos bleiben wie isolierte Maßnahmen. Konzepte zur Revitalisierung des Filialnetzes sollten primär bei unmittelbar für den Kunden erlebbaren Maßnahmen ansetzen. Mehr Zeit für den Kunden, eine strikte Service- und Qualitätsoffensive verbunden mit einem Bekenntnis zur Intensivierung der Kundenbeziehung (RelationsshipBuilding) sind geeignet, bei Kunden wieder ein positives Filialerlebnis hervorzurufen. Hinzu kommen ferner die Gestaltung der Filialen und des Filialnetzes. Den Mitarbeitern kommt ebenfalls eine besondere Bedeutung zu; um den deutlich gestiegenen Anforderungen gewachsen zu sein, müssen sie durch entsprechende Technologien und Bildungsmaßnahmen unterstützt werden. Unterstützt werden müssen diese unmittelbar kundenrelevanten Maßnahmen durch eine Industrialisierung der Prozesse inklusive der Optimierung der Schnittstellen zwischen der Filiale und nachgelagerten Bearbeitungsstellen innerhalb der Wertschöpfungskette. z Betreuungsstrategien In der Vergangenheit waren Betreuungsstrategien oft durch den Versuch Differenzierte Filialtypen als Grundlage für signifikante Effektivitätssteigerungen des Filialnetzes Filialtypen Automatenfiliale Transaktions-Center Standardfiliale Kundenforum � Einkaufszentren/ Stor-in-Store � Convenience-Fokus � rein SB � Cost Center � Verkehrsknoten/ Stadtzentren � Transaktionsfokus � eingeschränkte Produktpalette � Integrated Center � Stadt-/Geschäftszentren � Vertriebsfokus (Cross-sell/up-sell) � Standardproduktangebot � Profit-Center � High-ProfileStandorte � Relationsship Fokus � Erweitertes Produktangebot � Profit-Center Herausforderung Herausforderung Herausforderung Herausforderung � Managen der Kundenschnittstelle � Kostenmanagement � Kundenbeziehung entwickeln � Kundenbeziehung vertiefen Transaktionsvolumen Abschlussvolumen/Produktkomplexität Quelle: IBM z Filiale gekennzeichnet, Kunden mit vermeintlich niedrigerem Ertragspotenzial in den abgetrennten SB-Bereichen der Filialen zu halten und den eigentlichen Filialraum nur für Potenzialkunden zu öffnen. Symptom für das Versagen dieser Strategie ist die niedrige Kundenfrequenz in den Filialen verbunden mit hohen Besucherdichten in den SBBereichen insbesondere außerhalb der Öffnungszeiten. Als Konsequenz entgeht den Instituten die Möglichkeit, mit Kunden in jegliche Form der Kommunikation einzutreten, sei es als Erstgeschäft oder systematisiertes Cross-Selling. Die Überwindung der Kommunikationsbarriere, die eigentliche Ansprache, wird dem Kunden überlassen; ebenso wie die Überwindung der physischen Barrieren, das Betreten von dunklen und labyrinthartigen Räumlichkeiten. Angestammte Zonenkonzepte bei der Filialgestaltung sind hierzu nur bedingt geeignet; vom Kunden gefühlte Barrieren zwischen SB-Zone und Kundenraum bleiben bestehen. Mobile SBInseln oder Zentralinselkonzepte mit Glaswänden außerhalb der Öffnungszeiten sind erste Ansätze. Unmittelbares Ziel muss es also sein, die Kundenfrequenz in den Filialen deutlich zu steigern und den Kunden zum Dialog wieder in die Filiale zurückzuholen und dort auch, im Sinne einer Verlängerung der Verweildauer, zu halten. Ein selektives Vorgehen, jedoch ohne Zwang, ist hier auf der Basis der Auswertung von Kundendaten einzusetzen. Nur so kann gewährleistet werden, dass primär Zielkunden in die Betreuung gezogen werden. In Verbindung mit Erkenntnissen aus Customer-Insight-Werkzeugen und der Nutzung der Next-Best-OfferTechnologien kann oftmals die Profitabilität von Kundenverbindungen deutlich gesteigert werden. Bei der konkreten Gestaltung der Filiale werden sinnvollerweise Erfahrungen aus dem „non-financial retailing“ genutzt. Nichtphysische Finanzdienstleistungen können „anfassbar“ z Standardstrategien zur Prozesseffizienzsteigerung in der Filiale Vertriebskanäle Fokussierung Externe Kunden Fokussierung Filiale Interne Kunden Standardisierung Fokussierung/ Standardisierung Informationstechnologie Automatisierung Quelle: IBM gemacht werden, optische Reize laden zum Verweilen in den Räumlichkeiten ein, um die Aufenthaltsdauer zu steigern, was durch Lounge Areas und Spielzonen für Kinder erleichtert werden kann. Ferner werden Kunden auf der Basis von Kundenstromanalysen in Kontakt- und Betreuungszonen geleitet, wo sie dann von Mitarbeitern persönlich angesprochen werden können. In der Summe sind diese Maßnahmen dazu geeignet, eine Emotionalisierung der Beziehung Kunde–Bank zu erreichen, die in Folge zur Ausbildung von Präferenzmustern für die Bank als Partner in Finanzfragen führt. Diese Gestaltungsparameter im Filialdesign führen auf der Ebene des Filialnetzes zu einer Ergänzung bisher üblicher Strukturen. Neben der Analyse von Kundenpotenzialen und Verkehrswegen sowie einer Optimierung der flächenmäßigen Abdeckung muss zukünftig das demographische und soziale Umfeld von Standorten bei der Gestaltungsentscheidung stärker berücksichtigt werden. Ist ein Filialstandort bestätigt beziehungsweise neu definiert, muss neben der Entscheidung, welche Schwerpunktaufgaben zu erfüllen sind (zum Beispiel Transaktion, Beratung, Image- beziehungsweise Kundenpotenzialaufbau), die Entscheidung getroffen werden, welches Interaktionsszenario umgesetzt werden soll. Hierzu zählen zum Beispiel Marktplatz- und Communitykonzepte ebenso wie Conveniencekonzepte als Extremausprägungen. Marktplatzkonzepte wirken verweildauererhöhend, sprechen ein jüngeres, urbanes Publikum an und sind besonders zum Aufbau beziehungsweise zur Intensivierung von Kundenbeziehungen geeignet; Conveniencekonzepte hingegen sind eher für den schnellen „Einkauf“ von Standardprodukten geeignet, wobei der Fokus auf Effizienz und Bequemlichkeit für den Kunden liegt. Bei der Umsetzung dieser Szenarien gilt es, auf eine hohe Flexibilität der Filiale zu achten. Eine teilweise Neugestaltung der Produktpalette, zum Beispiel standortspezifischer Verzicht auf Schließfächer oder Bargeldhandling, bedeutet breitere Standortwahl und eine höhere Mobilität der Filiale bei niedrigeren Rückbau- beziehungsweise Remanenzkosten. In diesem Zusammenhang sind auch Konzepte wie die Kleinfiliale oder der Filialbus, als mobile Filiale klassischer Prägung, zu nennen. z Industrialisierung von Filialprozessen Ist die Kundenfrequenz nachhaltig gesteigert, müssen Zeitfenster für die Mitarbeiter geschaffen werden, um den Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Filiale aktiven Vertrieb voranzutreiben. Neben der deutlichen Reduktion besonders zeitintensiver Tätigkeiten, wie zum Beispiel dem Bargeldhandling, ist die Implementierung von Strategien der Prozessindustrialisierung in den Bereichen Standardisierung, Fokussierung und Automatisierung hierzu geeignet. Die Standardstrategien wiederum lassen sich zur Unterstützung der Implementierung in eindeutig trennbare Stellhebel aufspalten. Bei der Industrialisierung der Prozesse ist die Optimierung der Schnittstelle zwischen der Filiale und nachgelagerten Bearbeitungszentren von hoher Bedeutung. Dies ist der Hintergrund, warum die seit fast 20 Jahren durchgeführten Prozessoptimierungsprojekte oft nicht die erwünschten Ergebnisse erbrachten. Analysen und Optimierungen mit eher isolierter Betrachtungsweise können bestenfalls nicht die mögliche Aufwandsreduktion erbringen, im Negativfall konterkarrieren sich Ergebnisse sogar. Ganzheitliche Ansätze, die Konzepte für Dokumentenhandling, das automatische Erkennen und Indexieren von Geschäftsvorfällen und die Zuordnung auf die korrekten Bearbeitungsstellen umfassen, sind in der Versicherungswirtschaft bereits erfolgreich implementiert und finden den Eingang in die Filialprozesskette. Auch hier steht eine hohe – für den Kunden spürbare – Qualität im Vordergrund. Dies bedeutet im Einzelnen eine möglichst rasche und fallabschließende Bearbeitung mit einem nachvollziehbaren, dokumentierten Ergebnis. In der Summe bedeutet dies eine Abkehr von der in deutschen Banken vorhandenen Prozesskultur mit überoptimierten, jedoch hochkomplexen Einzelprozessen ohne ganzheitliche Optimierung der Prozesslandschaft. z Anforderungen an Mitarbeiter Als Voraussetzung einer stärkeren Vertriebsorientierung der Filialen muss Spezial l Bankvertrieb der Zukunft von den Mitarbeitern die Bereitschaft zu intensiver Kommunikation mit dem Kunden und zu einem proaktiven Zugehen auf die Kundschaft, vielfach auch als „kalter Kontakt“ in einer barrierefrei gestalteten Filiallandschaft, erwartet werden. Gleiches gilt für die Arbeit in einer offenen und barrierefrei gestalteten Filiale mit reduzierten Rückzugszonen. Dass das Personal hierzu durchaus bereit ist, zeigt eine nichtrepräsentative Befragung des Autors. Hervorgehoben wurde hierbei oft die Bedeutung der proaktiven Kundenansprache zur Erfüllung der gesetzten Vertriebsziele. Wichtig ist jedoch, dass Mitarbeiter nicht nur, wie bisher, durch intensive Verkaufsschulungen, sondern auch durch Kommunikationstrainings auf ihre Rolle vorbereitet werden. Den Mitarbeitern muss zusätzlich die Möglichkeit gegeben werden, sich durch eine bedarfsorientierte, transparente und faire Kundenberatung abseits von Produktkampagnen das Kundenvertrauen erneut zu erarbeiten. Eine Messung der Mitarbeiterperformance sollte sich eher an einer Betrachtung des Gesamtportfolios orientieren als an dem Erfolg in Produktkampagnen. Dies führt zu einem unternehmerischen Selbstverständnis auf Mitarbeiterseite, welches durch entsprechende Anreizsysteme und Karrieremodelle gestärkt und gefördert werden muss. Fazit: Bereits diese kurze Darstellung einiger wesentlicher Aspekte eines „Filialgeschäftes der Zukunft“ zeigt, dass es keinen Königsweg zum Erfolg geben kann. Von hoher Bedeutung im Rahmen der Neugestaltung des Filialgeschäftes sind verhaltensorientierte Ansätze, sowohl auf Kunden- als auch auf Mitarbeiterseite. Unterfüttert werden müssen diese Ansätze durch organisatorisch-technische Maßnahmen in einem konsistenten Gesamtmodell. Welchen Stellenwert das Ertragspotenzial im Filialgeschäft hat, zeigt eine aktuelle Untersuchung: 80 Prozent der Bankkunden bevorzugen den Weg zum Filialberater gegenüber anderen Wegen der Informationsbeschaffung beziehungsweise des Geschäftsabschlusses. Ferner sind ebenfalls 80 Prozent der Kunden bereit, sich für eine gute Beratung auch in eine weiter entfernte Geschäftsstelle zu bewegen. Dass die Institute bereit sind, den Kundenwünschen Rechnung zu tragen, zeigt eine weitere Studie des IAO Fraunhofer: „Betrachtet man die Investitionsschwerpunkte auf der Ebene der einzelnen Vertriebskanäle, so wird dem Vertriebsweg Filiale von knapp zwei Drittel der Befragten eine herausragende Rolle beziehungsweise Leitfunktion bei der Weiterentwicklung der Vertriebskonzepte beigemessen.“ In der Summe bleibt festzuhalten, dass das Filialgeschäft in Deutschland – richtig betrieben – eine sehr gute Perspektive hat, erneut zu einem attraktiven Geschäftsfeld zu werden. Ulrich M. Podrazil ist Senior Managing Consultant der IBM im Bereich Banking & Financial Markets CRM und befasst sich seit über zehn Jahren mit dem Filialgeschäft der deutschen Kreditinstitute. Stellhebel zur Effizienzsteigerung durch Industrialisierung Standardisierung Fokussierung Automatisierung � einheitliche stringente Prozesse � definierte Bearbeitungsqualität � Kommunikation � Prozesscontrolling � Service-Level Vertrieb/ Transaction Bank � Eliminierung von Aktivitäten � Kumulierung von Aktivitäten � Verlagerung an nachgelagerte Bereiche � definierte Datenqualität � elektronische Akte � IT-Anpassungen (insbes. Konditionensysteme) � integrierter IT-Workflow Change Management Quelle: IBM z Filiale Erlebniswelt Vom Multi-Kanal-Vertrieb zum Multi Sales Store Die deutschen Kreditinstitute können und wollen nicht länger nurmehr reine Dienstleister rund ums Thema Geld sein. Mit neuem Design, Partnern aus dem Handel und viel Engagement rüsten sie sich auf zum Multi Sales Store der Zukunft. z 10 bedarf bei ihren Call Centern sehen. Alle Banken sind jedoch der Meinung, dass der Preiswettbewerb bei Standardprodukten das zentrale Thema ist, umso mehr weil sich die Kunden an gute Preise und Produkte eben gewöhnt haben, geprägt durch die eigene Branche oder durch andere Branchen. z Alte Geschäftsmodelle haben ausgedient Vor diesem Hintergrund vollzieht sich demnach der Strukturwandel bei den Banken und Sparkassen aufgrund eines veränderten Kundenverhaltens. Da dieses Kundenverhalten sehr heterogen ist, haben gängige Geschäfts- oder Segmentierungsmodelle keine Gültigkeit mehr. „Wissen, was der Kunde will“, möglichst schon bevor der Kunde in die Bank oder Sparkasse kommt, ist das Gebot der Stunde. Es gilt aber auch zu schauen, was andere Branchen tun und wie diese ihre Konzepte umsetzen. Aus „Geiz ist geil“ wurde „Geiz bleibt geil“; dies bedeutet, dass eben der Preis für Saturn und seine Kunden eine sehr zentrale Bedeutung hat. Banken und Sparkassen sind hierauf jedoch nicht eingestellt und überwiegend der Meinung, dass eine Qualitätsstrategie immer noch erfolgversprechender ist als eine Markt-Doppel-Strategie. Genauso ist es ein Trugschluss zu glauben, der Kunde erledige alle seine Foto: Pixelquelle Es gab Zeiten, da waren Kunden mit dem zufrieden, was eine Bank oder Sparkasse getan hat. „Ich muss zur Bank“ zeigte aber auch, welche Distanz zwischen Bank und Kunde da war – und immer noch ist. Ein verändertes KunMarkus Wunder, denverhalten, eine bessere Bankkaufmann und Informationsbeschaffung Dipl.-Ökonom, und bedeutend mehr Wettzur Zeit für „Bank und bewerber am Bankenmarkt Zukunft“ tätig. bedeuten für die Finanzbranche ein Umdenken und eine klare Fokussierung auf das Kundengeschäft, um Marktanteile zu gewinnen und zu halten. Allerdings hat es die Finanzbranche in den vergangenen Jahren versäumt, sich auf den Kunden und seine Bedürfnisse zu konzentrieren. Stattdessen standen Kosten- und Risikokalküle im Fokus, die jedoch notwendige „Investitionen in den Vertrieb“ sowohl be- wie auch verhinderten. Die aktuelle Trendstudie des IAO Fraunhofer Instituts aus dem Projekt „Bank und Zukunft“ zeigt auf, welche Investitionsschwerpunkte die Bankmanager für den Vertrieb sehen. Dabei sind neben Investitionen im Kundengeschäft insbesondere die Investitionen in den Vertrieb gefordert (Filialen, Internet und Telefon). Der Investitionsbedarf wird jedoch nicht von allen Banken identisch gesehen. So sehen die Großbanken mehr Bedarf bei Produktinnovationen, während die Sparkassen einen Optimierungs- Mit Partnern aus dem Handel, neuem Design und viel Engagement entwickeln mutige Banken den Multi Sales Store der Zukunft. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Filiale Focus: Investitionen in die Filialen … 2,9 8,7 10,1 78,3 Neubau von Filialen 21,2 27,2 27,6 24,0 Umbau von Filialen mit neuen Filialkonzepten 1,9 9,5 25,6 63,0 z Banken sind mehr als nur Filialschließungen Gelddienstleister 0 Priorität hoch Damit ist der BANCOmarket vor allem mit dem Auto erreichbar (ausreichende Parkplätze) und fällt einfach auf durch ein eindeutiges Branding und attraktive sowie frequenzbringende Kooperationspartner. Weitere Beispiele sind: „Was wäre, wenn eine Bank wie ein APPLE Store aussähe oder eine Bank wie ein THEATER konzipiert wäre?“ 20 Priorität mittel 40 60 Priorität gering 80 100% keine Priorität Quelle: Spath (Hrsg.)/Engstler/Praeg/Vocke: Trendstudie „Bank & Zukunft 2006“ Stuttgart: Fraunhofer IRB (ISBN 3-8167-7027-4) Bankgeschäfte von zu Hause aus. Kunden suchen vielmehr den Kontakt zur Bank, wollen jedoch eine Atmosphäre, die sie vom Einkaufen her kennen und in der sie sich wohlfühlen. Ein Musterbeispiel dafür ist Tchibo. Darum ist es entscheidend, die Kunden nicht durch Beton, Glas und Marmor davon abzuschrecken, zur Bank zu gehen. „Ich muss zur Bank“, wer hat dies nicht schon so oder ähnlich formuliert …? Besser wäre doch: „Hey, lass uns zur Bank gehen, da gibt es schon wieder was Neues.“ z Die Bank als Supermarkt auf der grünen Wiese? Neues ist das Stichwort, aber wer hat denn den Mut, tatsächlich etwas Neues zu tun? In Berlin stehen „neue“ Filialen der Berliner Volksbank, der Deutschen Bank und der Sparkasse. Allesamt mit neuem Interieur und einem „Mehrwert“ für die Kunden. Doch nicht nur in Berlin: Die Sparkassen in Forchheim, Hanau, Kornwestheim oder Siegen zeigen ebenfalls, wie die „Sparkasse der Zukunft“ aussehen kann. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft So hat die Sparkasse in Forchheim ein Reisebüro und einen T-Punkt in die ehemalige SB-Zone integriert, Geld gibt es auch am „Autoschalter“. In Hanau sind ADAC und Tchibo zwei wichtige Kooperationspartner für die Sparkasse. Ebenso in Kornwestheim, wo neben Tchibo auch Toto/Lotto in der Sparkasse gespielt werden kann. All dies sind aus der Sicht der Kunden „gewohnte“ Dienstleistungen, die es ihnen somit sehr bequem machen, eben mal zur Bank zu gehen und noch kurz den Kaffee mitzunehmen oder den Lottoschein abzugeben. Doch damit nicht genug. Diese „community“ ist nur ein Teil einer Bank der Zukunft. Die Bank der Zukunft wird ein „Multi Sales Store“ sein, der ähnlich wie ein Kaufhaus oder ein Supermarkt eine Vielzahl von Bank- und Nichtbank-Produkten anbieten und verkaufen wird. Was wäre also, wenn eine Bank wie ein Supermarkt gestaltet wäre? Ein solcher BANCOmarket hätte eine große Verkaufsfläche und führt die Bank fast zwangsweise von der Innenstadt auf die grüne Wiese, dort wo auch andere große Retailer sind (IKEA, OBI, real u. a.). Diese Konzepte machen deutlich, dass die Bank weit mehr sein kann als ein reiner Geld-Dienstleister. Wichtig ist, die Kunden zu verstehen und eine „gewohnte“ Umgebung zu bieten, die eine „Wohlfühlatmosphäre“ schafft. Wie kann ein solches Konzept für eine Bank entwickelt werden? Solch ein Konzept ist das Ergebnis der Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner. Zum einen muss der Vorstand ein klares Bild von der Zukunft seiner Bank oder Sparkasse haben. Dies geht einher mit dem Bekenntnis zur Filiale, sodass diese Konzepte für Direktbanken nicht in Frage kommen. Zum anderen haben Bau- und Marketingabteilung die Aufgabe, ihre Interessen so aufeinander abzustimmen, dass weder ein architektonisches Meisterwerk entsteht noch eine Plattform, die nur aus Plakaten und Prospekten besteht. Die Einbindung eines externen Partners, der diese Interessenslagen ab- und ausgleicht, entspricht den Erfahrungen des Verfassers; auch deswegen, weil damit ein „Blick über den Tellerrand“ sichergestellt ist, der bei vielen Filialumgestaltungen fehlt. Bau, Marketing und Vorstand sind der innere Zirkel für die Zukunft einer Bank im Filialgeschäft, der sinnvollerweise um einen vierten, externen Partner ergänzt werden sollte. Dann besteht die Chance, die Bank für die Zukunft so „fit“ zu machen, dass aus dem „Mult-Kanal-Vertrieb“ auch ein echter „Multi Sales Store“ wird. 11 z Multikanalvertrieb Der Vertriebsarbeitsplatz der Zukunft Erfolg durch Integration und Personalisierung Zur Verbesserung der Profitabilität im Privatkundengeschäft setzen Finanzinstitute verstärkt auf Strategien, die eine nachhaltige Steigerung von Vertriebsleistung bei gleichzeitiger Kosteneffizienz bewirken. Der Vertrieb von Finanzdienstleistungen an Privatkunden wird jedoch zunehmend zu einer Herausforderung. Für viele Institute besteht daher akuter Handlungsbedarf im Hinblick auf Qualität, Effektivität und Effizienz von Beratung und Vertrieb. Die Studie „The Paradox of Banking 2015“ des IBM Institute for Business Value bestätigt: Vielfalt und Komplexität der Produkte nehmen zu, der Wettbewerbsdruck steigt. Das Wissen der Kunden in Finanzangelegenheiten wächst, die Erwartungshaltung an die Rainer Welsch, Bank ebenso. Traditionelle IBM Financial Beratungs- und VertriebsanServices Sector, Leader Multi Channel sätze greifen nicht mehr, Transformation Kunden sind zunehmend unzufrieden mit ihrer Bank. Mehrwert werden Banken daher ihren Kunden zukünftig nur über individuelle Problemlösungskompetenz und eine hohe Servicequalität bieten. Viele Finanzinstitute sind diesen veränderten Anforderungen kaum mehr gewachsen. Sie kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden nicht oder reflektieren diese nur unzureichend in ihrem Leistungsangebot. Siloartige Organisationsstrukturen verhindern das Denken in Prozessen, die Arbeitsteilung zwischen Front- und Back-Office ist oftmals suboptimal. Standardisierung und Automatisierung der Vertriebs- und Beratungsprozesse lassen zu wünschen übrig. Effektivität und Effizienz des Vertriebs werden darüber hinaus oftmals durch eine unzureichende IT-Unter- z 12 stützung beeinträchtigt. Monolithische Anwendungen existieren siloartig nebeneinander statt zu interagieren. Kundenberater müssen häufig auch bei Standardgeschäftsvorfällen, wie zum Beispiel einer Kontoeröffnung, gleichzeitig in verschiedenen Systemen arbeiten. Letztere decken die funktionalen Anforderungen der Vertriebs- und Beratungsprozesse häufig nicht ab. Ebenso stehen Kunden- und Produktdaten nicht integriert und aktuell zur Verfügung. Eine Vielzahl manueller und redundanter Aktivitäten sowie unzählige Medien- und Systembrüche sind die Folge. Dem Kundenberater fehlt somit wertvolle Zeit für Akquise und Beratung. Ein innovativer Lösungsansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist das sogenannte „Smart Workplace“Konzept. Im Mittelpunkt dieses rollenbasierten Gestaltungsansatzes steht die wirksame Unterstützung der Vertriebsund Serviceaktivitäten der Mitarbeiter durch intelligenten (smarten) Einsatz modernster Informations- und Kommunikationstechnologien am Arbeitsplatz (Workplace). Ziel ist dabei die Erhöhung von Kundenzufriedenheit, Vertriebserfolg und Effizienz. z „Smart Advisory Workplace“: der rollenbasierte Arbeitsplatz Der „Smart Workplace“ ist ein integrierter, rollenbasierter Arbeitsplatz. Dem Mitarbeiter werden hierbei ausschließlich die für seine Rolle (zum Beispiel Kundenberater, Filialleiter) bzw. sein spezifisches Aufgabenprofil relevanten Informationen und Funktionalitäten am Arbeitsplatz bereitgestellt. Die rollenbasierte Bereitstellung von Informationen und Funktionalitäten in einer übersichtlichen Benutzeroberfläche, einem sogenannten Portal, erleichtert die Bedienung. Die Integration in- und externer Systeme erlaubt eine durchgängige Systemunterstützung der Geschäftsprozesse über verschiedene Systeme, Bereiche, Personen, Vertriebskanäle und Unter- Funktionsweise des Smart Advisory Workplace Integrierter, rollenbasierter Arbeitsplatz Präsentation Integration von Funktionen & Information Prozesse Anwendungen & Systeme BeratungsApplikation CRMApplikation BusinessApplikation eMail VideoConferencing Business Intelligence ERP HOSTApplikation Instant Messaging Kalender E-Learning Quelle: IBM Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Multikanalvertrieb nehmen hinweg („End-to-end Processing“). Medienbrüche und Doppeleingaben sind somit obsolet. Alle im Rahmen des jeweiligen Prozesses interagierenden Personen besitzen rollenspezifischen Zugriff auf Informationen und Funktionen. Kundenberater, Filialleiter, Produktspezialist, Call-Center- und Back-Office-Mitarbeiter wie auch der Kunde im Internet, am SBTerminal oder am PDA greifen auf identische Informationen und Funktionen zu, bekommen diese aber in einer unterschiedlichen, rollenspezifischen Aufmachung dargeboten. Die rollen- und prozessorientierte Bereitstellung von Funktionen und Informationen geht regelmäßig mit einer Steigerung von Prozessqualität sowie einer deutlichen Erhöhung von Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit einher. Ebenso lässt sich hiermit erfahrungsgemäß eine signifikante Reduktion der Prozessdurchlaufzeiten von 25 bis 75 Prozent erzielen. Im Retail Banking ist der Smart Advisory Workplace ein personalisiertes Beraterportal, das dem Mitarbeiter eine umfassende Sicht auf den Kunden, aktuelle Produktinformationen sowie leistungsfähige Tools zur gezielten Unterstützung der Vertriebs- und Servicetätigkeiten zur Verfügung stellt. Mittels einer „dynamischen Aufgabenliste“ wird der Berater zu effektivem Zeitmanagement und proaktivem Vertriebsverhalten angehalten. Die „Befüllung“ der Liste erfolgt im Unterschied zu traditionellen „To-do-Listen“ nicht ausschließlich durch den Berater, sondern zusätzlich durch systeminitiierte Hinweise (etwa aus CRM-Systemen), durch berechtigte Kollegen (wie beispielsweise der Vorgesetzte) oder durch den Kunden selbst (zum Beispiel über das Internet). State-of-the-art-Beratungsfunktionalitäten unterstützen bei der Ermittlung des Kundenbedarfes, generieren auf die Bedürfnisse von Kunde und Bank abgestimmte individuelle Empfehlungen und liefern automatisiert Cross- oder Up-Selling-Hinweise. Eine proaktive, zielgenaue und kundenindividuelle Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Der Nutzen des Smart Advisory Workplace � End-to-end Systemunterstützung der Vertriebs- und Beratungsprozesse � unterstützt proaktive Beratung � höhere Service- und Beratungsqualität � höheres Cross- und Up-Selling � umfassende Sicht auf den Kunden � höhere Kundenzufriedenheit und -bindung � Reduktion der administrativen und manuellen Tätigkeiten � höhere Mitarbeiterproduktivität und -zufriedenheit � mehr Zeit für Kundenakquise und -betreuung � höhere Prozesseffizienz in Beratung und Vertrieb � ermöglicht unternehmensinterne und übergreifende Zusammenarbeit � höhere Profitabilität Quelle: IBM Beratung wird hierdurch möglich, Kundenzufriedenheit, -bindung und -profitabilität werden gesteigert. Der Smart Advisory Workplace integriert modernste Informations- und Kommunikationstechnologien am Arbeitsplatz. Experten können somit während des Kundengespräches ad hoc per Videokonferenz oder „Instant Messaging“ zugeschaltet werden. Kundenaufträge werden nicht länger beleghaft, sondern elektronisch auf einem „Tablet PC“ oder einem „Signature Pad“ unterschrieben. Medienbrüche und Prozessunterbrechungen werden somit vermieden, das Papieraufkommen reduziert. Die Unterschriftenprüfung in den drei Dimensionen Layout, Geschwindigkeit und Druck stellt unter Sicherheitsaspekten einen erheblichen Fortschritt dar. Die systemseitige Integration von Front-, Middle- und Back-Office ermöglicht die automatisierte Übergabe von Daten während des gesamten Beratungsprozesses (zum Beispiel Ergebnisse aus dem Beratungstool in das Transaktionsaktions-, Reporting- und CRM-System). Es erlaubt ebenso die Erstellung eines personalisierten, integrierten Reportings, das die wesentlichen Inhalte der Beratung – zum Beispiel Gesprächsthema, Finanzstatus, Analyse, Empfehlungen, Abschluss, geplante Folgeaktivitäten – sorgfältig dokumentiert. Die Steuerung und Überwachung der Vertriebsaktivitäten erfolgt zeitnah mittels geeigneter Messgrößen („Key Performance Indikatoren“). Jeder vertriebsrelevante Abschluss fließt in ein sogenanntes „Performance Dashboard“ ein. Transparenz über den Zielerreichungsgrad im Vertrieb ist somit – bei Bedarf auch für die Führungskraft – gegeben. z Technologische Basis Der Smart Advisory Workplace basiert auf leistungsfähiger Middleware, Workflow- und Portaltechnologie. Monolithische Eigen- oder Herstelleranwendungen werden komponentenweise auf Basis einer offenen, Service-orientierten Architektur (SOA) in kleinere Softwarefunktionsmodule zerlegt. Letztere werden wiederum flexibel miteinander kombiniert und zu sogenannten „Services“ zusammengefasst. Services stehen unternehmensweit zur Unterstützung der Geschäftsprozesse zur Verfügung. Fazit: Viele Finanzinstitute haben die Vorteile dieses innovativen Ansatzes erkannt. Sie arbeiten bereits intensiv an dessen Planung oder Umsetzung und legen damit das Fundament für ihren Geschäftserfolg in der Zukunft. 13 z Multikanalvertrieb Frontend Moderne Frontends stärken den Vertrieb Die steigende Erwartungshaltung der Kunden an Berater, die zunehmende Zahl komplexer Produkte sowie die immer größere Transparenz zu den Angeboten des Wettbewerbs definieren neue Anforderungen an den Aufbau und die Benutzerfreundlichkeit der Frontends in Filiale und Call Center. Bei der Stärkung des Vertriebs für den Wettbewerb werden moderne Frontend-Lösungen zunehmend zur zentralen Komponente. Marc André Klawa Manager Business Development Chordiant Software International Die allerorten gewünschte und geforderte Renaissance der Filiale ist kein Selbstläufer. Nachdem die Kunden über Jahre hinweg an Selbstbedienungs-automaten und Online-Banking herangeführt wurden, ist die Zeit, die der durchschnittliche Kunde pro Jahr in der Filiale seiner Bank verbringt, deutlich zurückgegangen. z Der persönliche Kundenkontakt ist auf Minimum reduziert Laut Erhebung unterschiedlicher Kreditinstitutsgruppen haben Bankkunden im Durchschnitt zwei bis fünf Stunden pro Jahr Kontakt mit ihrer Bank oder Sparkasse – das sind lediglich zehn bis 25 Minuten pro Monat. Dies schließt alle Besuche in der Filiale, alle Anrufe im Call-Center und sämtliche weitere Interaktionen mit der Bank ein. Diese knapp bemessene Zeit müssen Berater und die Call-Center Agents möglichst effizient nutzen. Viele Kreditinstitute haben in den vergangenen Jahren ihre Frontends für Filialen und Call-Center überarbeitet beziehungsweise sogar neue Systeme implementiert. Die Berater haben damit z 14 moderne Werkzeuge an der Hand, mit denen sie einen Überblick über die Gesamtsituation des Kunden haben. Dafür haben die Institute je nach Ausgangssituation und Strategie des Unternehmens eigenständige Software entwickelt oder Standardsoftware für Customer Relationship Management (CRM) gekauft. Im Idealfall hat so der Berater eine Übersicht der wichtigsten Kundendaten und Produkte im Kundenportfolio. Doch die 360-Grad-Kundengesamtsicht sagt nicht alles. Insbesondere ist sie in ihrer Aussagekraft über Produktpräferenzen des Kunden limitiert. Und ein Berater, der sich in Gegenwart des Kunden in dessen Kundengesamtsicht vertieft wie ein Arzt in die Röntgenbilder seines Patienten, verschenkt wertvolle Zeit. z Von der Kundengesamtsicht zum „Next Best Action Marketing“ Die neue Wunderformel bei den Kreditinstituten heißt „Next Best ActionMarketing“. Sie beschreibt die Präsentation des optimalen Angebots für den individuellen Kunden im Frontend des Beraters auf Knopfdruck. Das System unterstützt den Berater dabei in Sekundenschnelle mit einer Vielzahl von Entscheidungen, für die er sonst Minuten wertvoller Zeit im Kontakt mit dem Kunden benötigt. Welches Angebot der Bank verspricht bei diesem oder jenem individuellen Kunden am meisten Erfolg? Die Antwort auf diese Frage liefert bisher das Marketing auf der Basis vorab definierter Regeln. Diese Regeln musste der Berater anschließend in Vertriebstrainings verinnerlichen. Mit „Next Best Action Marketing“ bekommt er ad hoc das Ergebnis im Frontend präsentiert und kann sich in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit ganz auf die Kommunikation mit dem Kunden konzentrieren. Das System durchsucht zunächst das Angebotsportfolio der Bank nach geeigneten Angeboten für die individuellen Wünsche des Kunden. Dabei werden das Investitionsverhalten des Kunden, seine Produktpräferenzen und aktuelle Lebenssituation, seine Risikobereitschaft sowie andere Faktoren analysiert. In einem nächsten Schritt erfolgt die Prognose über die Kaufbereitschaft des Kunden gegenüber den ermittelten Angeboten. Das System liefert hierbei eine personalisierte Nutzenaussage für den individuellen Kunden. So kann der Berater dem Kunden die Relevanz des Angebots für seine persönliche Situation unmittelbar demonstrieren. Parallel dazu findet auch eine Risikoabschätzung statt. Abschließend kalkuliert das System, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich der Kunde hier und jetzt für dieses Produkt entscheidet. Liegt die Wahrscheinlichkeit höher als 75 Prozent, kann der Berater das Angebot erfolgreich anbieten. Im Frontend erscheint das beste Angebot für den Kunden, das transparent und solide auf ihn wirkt. Natürlich stellt die Kundengesamtsicht nicht alle für die Entscheidungen notwendigen Informationen bereit. Und selbst, wenn die notwendigen Informationen in verschiedenen Bestandsführungssystemen der Bank verteilt liegen, wäre der Aufwand zu hoch, diese Daten zu konsolidieren und in einem Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Anzeige WINCOR 15 z Multikanalvertrieb Next Best Action Marketing Alle Informationen zum individuellen Angebot für den Kunden auf einen Blick: Grund für das Angebot, individueller Nutzen und Kundenwert Dadurch bleibt die Organisation flexibel entsprechend der Regel: Der richtige Mitarbeiter erhält den richtigen Auftrag zum richtigen Zeitpunkt. Ein wichtiger Schritt zur Prozessindustrialisierung in der Filiale, im Call-Center und im Backoffice. z Technologie des integrierten Vertriebs- und Serviced Frontends System zusammenzuführen. Deshalb nutzt die Software Prognose-Modelle und adaptive, selbstlernende Techniken, um trotz lückenhafter Informationen eine relevante Entscheidungshilfe für den Berater sein zu können. z Paradigmenwechsel: Prozesse statt Datensicht Indem die Service-Anliegen der Kunden mit dem Next Best ActionMarketing verzahnt werden, kann die Cross-Selling-Rate signifikant erhöht werden. Daher muss ein Frontend dem Anwender in der Filiale oder im CallCenter nicht nur relevante Angebote für den individuellen Kunden anzeigen, sondern auch die Bearbeitung leicht und effizient gestalten. Dazu leiten die neuen Frontends den Mitarbeiter mit „geführten Prozessen“ durch die Bearbeitung der Anliegen. Er wird Schritt für Schritt – entsprechend seinen Kenntnissen und Fähigkeiten – durch die Vorgangsbearbeitung geführt. Dazu muss der Mitarbeiter nicht selbst navigieren, die Anwendung führt ihn. Die Abfolge der Masken enthält Hilfetexte, Prompts und Ansprachehinweise. Es ist kein Log-In z 16 in weitere Bestandsführungssysteme notwendig. Als Folge dieser „geführten Prozesse“ reduziert sich die Bearbeitungszeit der Vorgänge. Alle Mitarbeiter bieten dem Kunden ein gleich hohes Serviceniveau. Sie können sich auf die Kommunikation mit dem Kunden konzentrieren, die Zahl der Bearbeitungsfehler sinkt und die Trainingszeiten für die Mitarbeiter werden verkürzt. Die ganze Serviceorganisation arbeitet nach vordefinierten „Best Practices“. Dadurch steigt bereits kurzfristig durch Prozessoptimierung die Effizienz. Diese Prozesssteuerung ermöglicht auch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Kanäle. Prozesse, die im Call-Center oder auf den Webseiten der Bank gestartet wurden – wie zum Beispiel die Antragstellung für eine Baufinanzierung oder Kreditkarte –, können in der Filiale weiterbearbeitet werden. Umgekehrt kann die Abstimmung eines Beratungstermins für die Filiale oder den mobilen Vertrieb durch das Call-Center erfolgen. Die regelbasierte Zuweisung von Arbeitsaufträgen zu Rollen, Teams und Kanälen erfolgt dynamisch und in Abhängigkeit der Auslastung und der verfügbaren Skills der Mitarbeiter. Im Zeitalter von Web 2.0 basiert ein modernes Frontend für den Mitarbeiter in der Filiale oder den Agent im Call-Center auf der AJAX-Technologie. Damit hat der Anwender das Lookand-Feel und den Benutzerkomfort einer Windows-Anwendung. Integrierte „Softphones“ ermöglichen das Telefonieren aus der Software heraus mittels Hyperlink: Ein Klick auf die Telefonnummer des Kunden und schon baut das Telefon auf dem Schreibtisch die Verbindung zum Kunden auf. Basierend auf IBMs Service-Orientierter Architektur (SOA) sind die neuen Frontend-Lösungen extrem skalierbar und bieten eine Performance, die den Anwender voll zufriedenstellt. Diese Frontends lassen sich im Filial- oder Call-Center-Kanal innerhalb von sechs Monaten implementieren. Betritt ein Kunde die Filiale seiner Hausbank oder ruft im Call-Center an, basiert seine Erwartungshaltung meist auf den Marketing-Kampagnen des Wettbewerbs. Nicht selten handelt es sich dabei um Lockangebote, die nur für bestimmte Zielgruppen, Investitionsvolumen oder limitierte Zeiträume gelten. Der Kunde möchte jedoch von seiner Hausbank ähnlich gute Konditionen erhalten. Ein Frontend, das dem Berater hilft, die eigenen Produkte erfolgreich zu positionieren und die Serviceanliegen professionell und schnell zu bearbeiten, hält den Kunden von der Abwanderung zum Wettbewerber ab, öffnet ihn für Cross-Selling und steigert die Umsätze in der Filiale. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Multikanalvertrieb König Kunde im Retail Banking der Kundenberatung nutzt. Die Folge sind ein hervorragendes Renommee und eine größtmögliche Rechtssicherheit, denn sowohl MiFID als auch die EUVermittlerrichtlinie bergen nicht allein das Risiko der Abmahnung bei Zuwiderhandlung, sie öffnen auch Tür und Tor für Rückabwicklungen. Letztere können Individuelle Kundenberatung ist mit innovativer Beratungssoftware die Wirtschaftlichkeit eines Finanzinstituts empfindlich berühren. Immerhin auch im Massengeschäft möglich. Aixigo ermöglicht eine Finanzwird es zukünftig deutlich einfacher, bei planung, die sowohl die Beraterperformance als auch die KundenVerstößen gegen die Verbraucherschutzzufriedenheit steigert. richtlinien ganze Geschäfte rückgängig zu machen – vorausgesetzt, das Finanzdienstleistungsinstitut ist Der Kunde ist König: Dies gilt im vate Banking um ein Masden definierten AnforRetail Banking ebenso wie im Private sengeschäft handelt, ist es derungen nicht nachgeBanking. Doch spricht die Realität häuschwierig, Individualität kommen. fig eine andere Sprache: Der „normale“ zu erreichen. Außerdem Um also den neuKunde wird nicht selten unterdurchmangelt es aufgrund alten Anforderungen im schnittlich behandelt. Vielen Banken hergebrachter, häufig auf Retail Banking gerecht mangelt es an der passenden InfrastrukPapier basierender Berazu werden, sind Innovatur respektive Vorbereitung, um die tungsprozesse an exakten tionen in zwei Bereichen stetig steigenden Ansprüche im Retail Berechnungen, die ganzerforderlich: Zum einen Banking zu erfüllen. Zwar prognostiheitlich sind und wiederwird althergebrachte, Christian Friedrich zieren Branchenkenner seit Jahren eine um die Grundlage für ein auf Standardformularen ist Mitglied des massive Aufrüstung in diesem Bereich, hohes Beratungsniveau basierende Beratung in IT Vorstands der aixigo um, wie es heißt, bisher „unentdeckte und eine vertrauensvolle „gegossen“, maßgeblich AG. Er zeichnet dort Schätze“ zu heben, doch werden wohl Kundenbeziehung darin wesentlichen Punkten für die Bereiche Produktentwicklung und erst jetzt die MiFID sowie die EU-Verstellen. Komplexe und erweitert und in Form Business Consulting mittlerrichtlinie den entscheidenden genaue Kalkulationen eines Beratungstools verantwortlich. Anstoß in diese Richtung geben. sind im Retail Banking Finanzdienstleistern an daher selten. Das Gleiche die Hand gegeben. Eine gilt für eine Produktauswahl, die zum einfache, zur Autodidaktik geeignete z Geld ist Vertrauenssache Kunden wirklich passt. Fehlerhafte BeraBenutzerführung erspart dabei auftungen wirken sich auf die finanzielle wendige Schulungsmaßnahmen. Zum Cross- und Upsellings sind das Ziel Situation eines typischen Retailkunden anderen kommt die Bank dem höheren der Retail Bank. Der Weg dorthin setzt stärker aus als im wohlhabenden PriAnspruch der mittlerweile gründlich einiges voraus. Da Geld nun mal Vervate-Banking-Segment. informierten, vergleichenden Kunden trauenssache ist und Vertrauen auf fachentgegen, indem sie Anlagevorschläge licher und sozialer Kompetenz eines nicht nur gut aufbaut, sondern dies dem jeden Beraters beruht, liegt hier des Puz Neue Qualitätsstandards Anleger gegenüber auch hervorragend dels Kern. Tatsache ist: Das Beratungsübertrumpfen dokumentiert: „Tue Gutes und rede niveau einiger Retail Banken ist immer darüber“ in Form von aussagekräftinoch relativ schlecht. Durch ihre Verbraucherschutzrichtligen, anschaulichen und für den Kunden nien, wie zum Beispiel in der MiFID nienachvollziehbaren Reportings. dergelegt, versucht die Europäische Uniz Problem von Individualität on, den Kunden zu schützen. Die Bank und Ganzheitlichkeit kann dies im Sinne eines effektiven Marz Financial Planning „light“ ketings noch übertrumpfen, indem sie Warum das so ist, lässt sich an zwei die neuen Qualitätsstandards nicht nur Die Funktion, die eine BeratungssoftGründen festmachen: Da es sich im erfüllt, sondern als Grundlage für darware im Retail Banking künftig erfüllen Retail Banking im Gegensatz zum Priüber hinausgehende Verbesserungen in muss, ist Financial Planning „light“. War IT-Aufrüstung meistern – Chancen im Vertrieb nutzen Spezial l Bankvertrieb der Zukunft 17 z Multikanalvertrieb klassisches Financial Planning bisher dem Private Banking vorbehalten, ist eine reduzierte Form jetzt auch im Retail Banking möglich. Das Zauberwort heißt „Modularität“. So zeichnet sich die finanzielle Situation eines typischen Retailkunden durch eine vergleichsweise geringe Komplexität und nur wenige Interdependenzen aus. Dies ermöglicht es, die einzelnen Bedarfsfelder des Anlegers jeweils separat zu planen. Hierdurch ergeben sich vor allem aus vertriebspsychologischer Sicht mehrere entscheidende Vorteile: Wie Erkenntnisse der Behavioral Finance zeigen, denken Menschen gerade in Finanzangelegenheiten in sogenannten mentalen Konten. Um Ordnung in ihre Finanzen zu bekommen, wird das Vermögen im Kopf auf unterschiedlichen Konten verbucht und verwaltet. Die Interdependenzen werden gerne ausgeblendet. Mit einem modularen Planungsansatz, der jeweils für ein bestimmtes abgegrenztes Thema eine Lösung sucht, kommt die Bank diesem Ordnungswunsch der Kunden entgegen. Diese Vorgehensweise hat zugleich den weiteren entscheidenden Vorteil, dass die Beratungsergebnisse sowohl für den Berater als auch den Kunden leichter nachvollziehbar sind. Wie die Forschungen zur „Ambiguitätsaversion“ zeigen, ist diese Nachvollziehbarkeit ein entscheidendes Kriterium für die Akzeptanz der Empfehlung beim Kunden und damit entscheidend für den Vertriebserfolg. Aber nicht nur für den Anleger ist diese leichte Nachvollziehbarkeit wichtig, sondern auch für die Akzeptanz eines Beratungstools bei den Beratern – eine Fülle von schlecht oder nicht genutzten Tools spricht Bände. durch eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Beratungsbausteine, die zu einer individuellen Gesamtheit für das Finanzdienstleistungsunternehmen kombiniert werden können. Getreu dem Motto „Jeder Vertrieb ist einzigartig“ trägt eine derart zusammengesetzte Software der ureigenen Positionierung einer Bank Rechnung. Die Module decken zum Beispiel folgende Bereiche ab: u Vermögensanlage u Vermögensaufbau u Vermögensoptimierung u Altersvorsorge u Berufsunfähigkeitsschutz u Vermögenswirksame Leistungen u Generationenmanagement (Verwaltung von Erbschaften) u Liquiditätsmanagement in Form kurzfristiger Vermögensanlagen Ist Financial Planning für sehr wohlhabende Kunden oft von großen Komplexitäten geprägt, ist die Vorgehensweise im Financial Planning „light“ Schritt für Schritt und voneinander unabhängig. z Das KISS-Prinzip als Gestaltungsmerkmal Financial Planning „light“ heißt jedoch noch mehr, als nur Bausteine für bestimmte Geldanlagen anzubieten. Wichtiger Aspekt bei der individuellen Finanzberatung ist, dass der Berater seine Kunden, deren Vermögensverhältnisse, sozialen Gegebenheiten, Wünsche und nicht zuletzt ihre Risikobereitschaft, genau kennt. Dies ist keine leichte Aufgabe, da ein Kundenberater im Retail Banking durchschnittlich 500 bis 600 Anleger betreut. Er braucht demnach ein geeignetes Tool, das alle erforderlichen Stamm-, Vermögens- und Versicherungsdaten auf Tastendruck zur Verfügung stellt. Neben dieser komfortablen Anbindung aller erforderlichen Daten muss eine Software zur Beratungsunterstützung aber vor allem eines sein: einfach! Einfach in der Bedienerführung, einfach und möglichst bildlich in der Aufbereitung der Empfehlungen, einfach in der Verständlichkeit der Dokumentation – kurzum, die Software muss dem altbekannten Motto „Keep it smart and simple (KISS)“ genügen. Trotz aller Komplexität in den Berechnungsalgorithmen wird sie so für die Berater zu einem komfortablen Werkzeug. z Traumhafte Abschlussquoten Die im Financial Planning „light“ eng abgegrenzten Themen- bzw. Anla- Head ??????????????????????????????? z Bausteine einer persönlichen Finanzplanung Financial-Planning-„light“-Systeme, wie sie die aixigo AG, Aachen, anbietet, haben den modularen Ansatz verinnerlicht. Die Lösungen sind gekennzeichnet z 18 Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Multikanalvertrieb Head ????????????????????????? den können, um die Geeignetheit und Angemessenheit einer Anlageempfehlung zu untermauern. z Vielversprechende KostenNutzen-Betrachtung gebereiche sind nicht nur für den Berater simpler zu handhaben, sie stellen auch eine besondere Chance im Vertrieb dar. Da in der Regel ein Modul relativ schnell und einfach mit Hilfe geeigneter Software geplant und für den Kunden anschaulich dargestellt werden kann, ist ein Vertragsabschluss nicht selten schon im ersten Kundengespräch nach zum Beispiel nur einer Stunde möglich. Dies lässt sich auf jedes weitere Gespräch mit dem Anleger übertragen, sodass in der Regel pro Kontakt ein Abschluss zustande kommt: Eine Quote, von der der Private Banker nur träumen kann. z MiFID und EU-Vermittlerrichtlinie im Griff Mit Hilfe geeigneter Beratungs- und Betreuungslösungen auf Softwarebasis erreichen Berater-Performance und Kundenzufriedenheit exzellente Werte. Neben aller vertrieblichen Orientierung und der Berücksichtigung von psychologischen Aspekten jedoch kommt vor allem auch der juristischen Sicherheit eine wachsende Bedeutung zu. So muss Spezial l Bankvertrieb der Zukunft sich der Berater darauf verlassen können, dass die Software sämtliche rechtlichen Anforderungen erfüllt und das Beratungsergebnis der MiFID und EUVermittlerrichtlinie entspricht. aixigo greift dabei neueste Erkenntnisse der Behavioral Finance, der Anlegerpsychologie, auf. Start einer jeden softwaregestützten Beratung insbesondere für Erstkunden ist das Risikoprofiling. Hier kann der Finanzberater sehr schnell eruieren, mit welchem Anlagetyp er es zu tun hat, sei er risikoaffin oder -avers. Zusätzlich zur Risikoeinstellung prüft das System notwendigerweise auch die Risikotragfähigkeit, denn nur in dieser Verbindung sind seriöse und zudem MiFID-konforme Anlageempfehlungen möglich. Nicht selten ist ein relativ vermögender Anleger mit geringen persönlichen, zum Beispiel familiären Verpflichtungen trotzdem sicherheitsbewusst, wenn es um die Geldanlage geht. Umgekehrt sind risikofreudige Anleger nicht automatisch in der Lage, schwer kalkulierbare Wagnisse einzugehen. Eine Softwarelösung im Retailbanking muss diese Aspekte zuverlässig abbil- Die Kosten-Nutzen-Betrachtung beim Einsatz innovativer IT-Tools in der Beratung von Retailkunden ist nicht einfach, aber vielversprechend. Erfahrungen der aixigo AG zeigen, dass die Abschlussquoten dank Softwareunterstützung um den Faktor Drei bis mehr steigen können. Cross-Selling wird zur Selbstverständlichkeit. Da die Frontends übersichtlich und leicht zu bedienen sind, entfallen aufwendige und damit kostenträchtige Schulungsmaßnahmen. Gerade im großen Retailsegment ist dies ein nicht zu unterschät-zender Faktor. Alle aixigo-Lösungen sind MiFIDund WpHG-konform und generieren entsprechende Anlageempfehlungen. Kosten als Folge rechtlicher Klagen oder der Gefahr von Rückabwicklungen ist der Nährboden entzogen. Die Software wird nach bestem Wissen und Gewissen geplant und aufgebaut und ist juristisch einwandfrei. Eine im Retailbanking längst überfällige Investition in eine hervorragende IT-Infrastruktur sollte sich demnach schnell amortisieren können. aixigo AG: Die aixigo AG mit Sitz in Aachen ist spezialisiert auf hochwertige Vertriebslösungen für Finanzdienstleister. Aus der Verbindung von Beratungs- und IT-Know-how entstehen individuell zugeschnittene Softwareanwendungen. aixigo-Lösungen verfügen über ein klares Produktdesign und Stabilität; sie sind WpHG- und MiFID-konform. Im Zentrum der Entwicklungen stehen die Menschen im Beratungsgespräch: Käufer und Verkäufer. 19 z Multikanalvertrieb Customer-Self-Service-Anwendungen Optimierte Kommunikation mit Bankkunden Callcenter und Filialen sind für die Transaktionsabwicklung weiterhin unverzichtbar, weil sie die persönlichste Schnittstelle zum Kunden sind. Wenn es um Informationsaufbereitung geht, stoßen sie jedoch bei Kapazität und Kosten an ihre Grenzen. Abhilfe verspricht die Einführung von Customer-Self-Service (CSS)-Anwendungen, mit denen sich Kunden benötigte Informationen selbst zusammenzustellen. In der Beratung privater und geschäftlicher Kunden geht am persönlichen Gespräch und der schnellen Kontaktaufnahme über ein Callcenter kein Weg vorbei. Das hat die Finanzbranche eingesehen und treibt die Renaissance des FilialgeMathilde Reckert schäfts mit Nachdruck vorSales Operations an. Damit die Rentabilität Deutschland, gewahrt bleibt, kommt es Actuate aber darauf an, die Kundenanfragen rechtzeitig in die richtigen Bahnen zu lenken. Während der persönliche Berater im Anlageberatungsgespräch wertschöpfend tätig ist, ist seine Zeit verschwendet, wenn er für den Kunden Depotberichte oder Reports über Kontostände zusammenstellt und ausdruckt. Ähnliches gilt für die Prozesskosten beim E-Mail- und Telefonkontakt. So haben Analysten von Gartner errechnet, dass Kundenkontakte per EMail oder Telefon einen Finanz-dienstleister neunmal soviel kosten wie Webbasierte Kundenanfragen. Zu den Kosten für Bankmitarbeiter kommen noch operative Ausgaben wie Druck- und Portokosten für Kontoauszüge und andere REPORTS FEATURES Die Zukunft von Online-Technologien für Reporting und Analyse z 20 Aktuelle Funktionen � Versand/Bereitstellung von Konteninformationen � Drill-Down � Statischer Export Erweiterter Funktionsumfang � einheitliche Sicht � individuelle Sicht auf Daten Funktionen der nächsten Generation � Online Analyse � Personalisierung � Angaben zu Bilanzen und Transaktionen � aktuelle und ältere Tagesberichte � Historische Reports � Reporting in verschiedenen Währungen � Unterstützung von BAI und SWIFT-Formaten � Druck-, Fax- und Email-Optionen � Batch- und Echtzeit-Berichte � Dashboards mit einheitlicher Sicht der Daten � parametrisierte Berichte � Ad-hoc Berichte � Kontenzusammenführung � � � � � Live Excel Was-wäre-wenn-Analysen Grafiken und Diagramme Slicing & Dicing von Informationen kundenspezifische Layouts Berichte. Eine Verlagerung dieser kundenorientierten Prozesse der Informationsbereitstellung auf Portale steigert die Effizienz der Kommunikation enorm. z Customer Self Service senkt Prozesskosten Nach einer Forrester Research-Studie im Auftrag von Actuate können Banken mit dynamischen und flexiblen Customer-Self-Service-Applikationen Investitionen bereits nach 15 Monaten armortisieren und nach drei Jahren einen Return on Investment von bis zu 92 Prozent umsetzen. Die passenden CSSAnwendungen können also essenziell dazu beitragen, wichtige Ressourcen einzusparen. Damit sie dies realisieren, besteht die Herausforderung vor allem darin, Customer-Self-Service-Anwendungen so zu gestalten, dass sie einfach und intuitiv zu nutzen sind, Informationen konsistent und hochwertig präsentiert aufbereiten und den individuellen Kundenanforderungen entsprechen. z Erfolgsfaktoren: Einfach, individuell, sicher Customer-Self-Service-(CSS)Anwendungen drehen die Richtung der Informations- und Transaktionsabwicklung um und nehmen den Kunden mit in die Pflicht. Damit das klappt, sollten folgende Kriterien erfüllt sein: 1.Konsistente Präsentation: Durchgängige Darstellung in allen Ausgabematerialien, 2.einfache, intuitive und interaktive Bedienung, 3.hochwertiges Erscheinungsbild in Portalen und im Druck, 4.richtige Informationsmenge, individuell auf den Kunden zugeschnitten, 5.Zuverlässigkeit – sicher, hochverfügbar, skalierbar. Bereits die konsistente Darstellung ist eine Frage der passenden Anwendungen. Schließlich gilt es, IT-basiert, Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Multikanalvertrieb meist mit Hilfe von Enterprise-Reporting-Lösungen, umfangreiche Datenbestände zu integrieren und auf einem Web-Portal nutzbar zu machen. Die Reporting-Lösung sollte gewährleisten, dass die gleiche Information für unterschiedliche Nutzer im gleichen Format, grafischen Stil und Layout präsentiert wird – über verschiedene Ausgabekanäle wie Web, E-Mail, Druck und PDF. Das erleichtert das Auffinden der gesuchten Information und erhöht die Nutzerakzeptanz erheblich. Die einfache, intuitive Bedienung ist die womöglich komplexeste Anforderung, denn Web-Self-Service-Angebote müssen so selbsterklärend sein, dass sie von Kunden beliebigen Kenntnisstandes beherrscht werden. Besonders wenn es in die Details von Analysefunktionen beim KontoReporting oder bei Depotinformationen geht, kommt es auf die Leistungsfähigkeit und Interaktivität der zugrundeliegenden Lösung an. Gleiches gilt für das Erscheinungsbild, denn der wahrgenommene Mehrwert eines Informationsangebots steht und fällt mit einem perfekten „Look and Feel“. Die richtige Informationsmenge hingegen ist eine Frage der individuellen Bedürfnisse. Der Schlüssel hierzu ist die individuelle Datenaufbereitung und Darstellung im Portal. Das Reporting-System muss also jeden Anwender identifizieren, die nötige Sicherheit gewährleisten und so hoch skalierbar sein, dass es zehntausende Nutzer und mehr gleichzeitig bedienen kann. Neue Möglichkeiten zur individuellen Anpassung von Web-Berichten bietet die AJAX-Technologie, die in der Actuate-Reporting-Plattform zum Einsatz kommt. Mit ihrer Hilfe können Nutzer Webseiten per „Drag and Drop“ beliebig neu ordnen. Dass CSS-Anwendungen auch die Kundenzufriedenheit und -bindung erhöhen können, beweist das Beispiel Citibank. Das auf Basis der Actuate Enterprise-Reporting-Plattform entwickelte Self-Service-System versorgt inzwischen mehr als eine Million Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Anwender mit aktuellen und individuell einstellbaren Kontoauszügen, Transaktionsübersichten, Detailanalysen und Funktionen für das Liquiditätsmanagement. Die 60 eingesetzten Applikationen sind in 22 Sprachen lokalisiert und so leistungsfähig, dass 5.000 Nutzer pro Stunde auf das System zugreifen können, ohne dass es zu Performanceproblemen kommt. Ähnliche Lösungen nutzen auch HSBC, UBS und JP Morgan für ihr Privatkunden-Reporting. Viele Banken verfügen zwar über technisch ausgefeilte Möglichkeiten, um Kundendaten in anspruchsvollen Grafiken und Berichten darzustellen. Allerdings fehlt häufig noch der letzte Schritt hin zu einer wirklich kundenorientierten Anwendung, die Usern interaktive und intuitiv nutzbare Funktionen bietet. Im Zuge einer neuen Generation von Internetanwendungen, die dynamischer und interaktiver sind als zuvor, steigen auch die Erwartungen der Kunden an die Websites ihrer Banken. Dem müssen auch die BI-Lösungen technisch Rechnung tragen. Actuate ist hier ein Vorreiter und bietet eine komplette Suite von SOAbasierten Reporting-Applikationen für die anspruchsvolle Aufbereitung von Informationen. Bei der Technologie-Auswahl für CSS-Anwendungen sollten sich Banken an den Kriterien Datenintegrationsfähigkeit, Layout-Funktionen für Webund Printberichte, einfache Bedienbarkeit und Skalierbarkeit der fertigen Web-Anwendungen orientieren. Darüber hinaus sollte die ReportErstellung einfach in neue Serviceorientierte Architekturen integrierbar sein, damit die Anwendungen nicht im Service-Portfolio von Banken isoliert werden. Derart gestaltete CustomerSelf-Service-Anwendungen sind eine Grundvoraussetzung, damit Banken nicht den Anschluss an die technologische Entwicklung und die Kommunikations-Anforderungen ihrer Kunden verlieren und Effizienzpotenziale wirklich realisieren. Kollaborative Reporting-Architektur u Berichtsformate, die auf die spezifischen Nutzeranforderungen zugeschnitten sind. u SOA-basierte, offene Architektur: Eclipse, Java, Portlets, XML, AJAX. u Einheitliches Design für interaktive Web-Berichte zwischen IT, Powerusern und Endanwendern Customer-Self-ServiceReporting-Anwendungen Kontoübersichten: u Branchenübergreifende Reports, mit denen Kunden Konto- und Transaktionsinformationen überprüfen können. u Berichte über Bank-, Kredit- und Darlehenskonten, mit grafischen Übersichten und der Möglichkeit, durch Anklicken weitere Details abzurufen. u Transaktionsübersichten für Kreditkartenkonten. Portfolioberichte: u Web-basierter Zugang zu Investmentinformationen u Berichte über das Investmentportfolio, die das Guthaben, Transaktionen, einzelne Posten und Investment-Trends wiedergeben und einen Rückblick geordnet nach Monat, Quartal, Jahr oder anderen Zeitabschnitten bieten. u Reports über Rentenfonds: Jeweils jährlich veränderbare Trends, die festgelegte Leistung und aktuelle Kontostände sind nachvollziehbar. u Finanzmanagement-Reports zeigen die Veränderung von Barreserven, Wechselkursen, ausländischen Kontoständen und Status von Transaktionen. Weitere Informationen unter: www.actuate.de 21 z Filialgestaltung Filiale der Zukunft Q110 Erlebbar anders: Q110 – das Banking von morgen Mit ihrer im September 2005 eröffneten Filiale der Zukunft Q110 in Berlin präsentiert die Deutsche Bank schon heute das Banking von morgen. Produkte und Beratung sind hier erlebbar und inspirierend anders. Das Feedback von Kunden und Besuchern ist hervorragend. Es zeigt, dass die Deutsche Bank mit ihren innovativen Finanzprodukten, neuen Technologien und einem zukunftsweisendem Design den Nerv der Zeit getroffen hat. Noch vor wenigen Jahren schien die Filiale als Vertriebsort für so manchen Bankstrategen ein Auslaufmodell zu sein. Online-Banking und SB-Banking schien die Zukunft zu gehören. Doch so wichtig diese modernen Vertriebskanäle auch sind Thomas Klee, Projektverantwort– als zentraler Kontaktlicher Q110, Deutsche punkt zum Kunden, als Bank Privat- und Ort der physischen BegegGeschäftskunden AG nung zwischen Kunde und Berater hat die Filiale trotz aller technischen Innovationen nichts von ihrer Bedeutung verloren. z Zeitgemäßes Design, moderne Technik, neue Beratungsansätze Was nicht heißt, dass man mit herkömmlichen Konzepten weitermachen könnte wie bisher. Vielmehr sind zeitgemäßes Design und moderne Technik, neue Beratungsansätze, eine neue Darbietungsform der Angebote und auch neue Produktgestaltungen gefragt. Das Problem dabei: Kaum eine Branche ist gegenüber ihren Kunden so komplex und so distanziert wie die Finanzdienstleistungsindustrie. Ihre schwer fassbaren, abstrakten Produkte lassen z 22 sich einfach nicht so hübsch einpacken wie etwa eine Pralinenschachtel. Oder vielleicht doch? In ihrer „Filiale der Zukunft“ Q110 versucht die Deutsche Bank genau das – und hat damit großen Erfolg. In Q110 wird Banking zum Erlebnis, der Filialbesuch zu einer emotionalen Erfahrung. Das fängt schon beim Eintritt an: Wenn Kunden die Filiale betreten, kommen sie in einen großzügigen und offenen Raum – das sogenannte Forum –, der als Ort für Austausch und Begegnung dient. Hier können Kunden und Berater in lockerer Atmosphäre, ohne Barrieren, zwanglos und unverbindlich ins Gespräch kommen. Die spezifische Architektur in Q110 ermöglicht eine Beratung auf Augenhöhe und einen partnerschaftlichen Umgang miteinander. In der Praxis zeigt sich, dass Kunden deutlich länger für eine Beratung bleiben als in anderen Filialen. Neue Wege geht Q 110 auch bei der Präsentation der Produkte. Finanzprodukte, wie zum Beispiel ein Girokonto, werden in den Produktboxen erstmals physisch greifbar. Der Kunde kann wie im Supermarkt durch die Regale schlendern, die Ware studieren und einzelne Produkte auswählen. „Bezahlt“ wird ganz einfach an der Kasse: Eine Unterschrift genügt, und schon ist der Abschluss getätigt. Die „Deutsche Bank der Zukunft“ im Überblick Adresse: Berlin, Friedrichstraße 181, im historischen Stadtquartier „Q110“ Fakten: u Eröffnete am 8. September 2005 u 1.260 Quadratmeter Grundfläche u Investment & FinanzCenter mit Lounge, Forum, KidsCorner, TrendShop und „Galerie der Wünsche“ u Rund 30 Mitarbeiter u Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 20 Uhr (Mittwoch bis 18 Uhr) z „Bankprodukte zum Anfassen“ Von den Kunden werden diese Produktboxen sehr gut angenommen. Mit „Bankprodukte zum Anfassen“ hat die Deutsche Bank offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Sie sind freilich nur ein Beispiel, mit denen das Banking von morgen in Q 110 schon heute erlebbar wird. Zahlreiche weitere Innovationen werden in Q110 getestet – und bei Erfolg auch sukzessive in andere Filialen der Deutschen Bank übernommen. Natürlich geht es in Q110 wie in jeder Bankfiliale auch letztlich darum, Kunden zu beraten und Produkte zu vertreiben. Doch die Filiale der Zukunft will mehr sein. Kunden sollen gerne hierherkommen und auch einfach nur einen Kaffee trinken können. Deshalb gibt es eine Lounge zum Verweilen und einen KidsCorner, in dem Eltern ihre Kinder in die Obhut professioneller Betreuer geben können – während sie sich zum Beispiel im TrendShop Schönes und Nützliches für zu Hause und für das Büro einkaufen können. Darüber hinaus werden in einer „Galerie der Wünsche“ Träume zum Leben erweckt. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Filialgestaltung z Shoppen in der „Galerie der Wünsche“ All das kommt bei den Besuchern hervorragend an: So bewerten in einer aktuellen Umfrage über 90 Prozent der Besucher Q110 als „gut“ oder „sehr gut“, Mitarbeiter beobachten sogar häufig, wie Kunden hereinkommen, um Bankgeschäfte zu tätigen, und dann in der Lounge die Zeit vergessen. Dass sich eine Filiale der Zukunft auch an gesellschaftlichen Trends und den neuesten Technologien orientieren muss, spiegelt sich in einem zeitgemäßen Design wider. So gibt es in Q110 keine herkömmlichen Plakate, sondern Flachbildschirme, auf die die jeweilige Werbung oder Produktinformationen via Datenleitung gespielt werden. Das lässt sich nicht nur günstiger produzieren, sondern sieht auch besser aus. Q110 zeigt darüber hinaus exemplarisch, wie wichtig auch technische Innovationen für den Bankvertrieb sind. Ein Beispiel ist die neue Filialanwendung „db Contact IFC“: Eine einheitliche Bedienungsoberfläche bündelt alle Funktionalitäten für den Bankberater. Dadurch können die Mitarbeiter ihre Kunden schneller und bedarfsgerechter beraten. Kundenaufträge und -unterschrift werden elektronisch erfasst. Das reduziert papiergebundene Prozesse erheblich, zugleich entfällt die Postlaufzeit – und das erhöht letztlich die Qualität der Auftragsbearbeitung. Ein weiteres Beispiel aus der Innovationsschmiede Q110 ist der drahtlose Tablet-PC. Dieser wird in der Beratung als modernes Präsentationsmedium eingesetzt und baut Barrieren zwischen Berater und Kunde ab. Der Berater schreibt hierbei mit einem Spezialstift auf den Monitor, und alle Eingaben werden sofort zentral erfasst. Das spart nicht nur Papier, sondern beschleunigt auch die Auftragsabwicklung und erhöht die Mobilität. Gleiches gilt für den sogenannten Digital Pen, ein Schreibgerät, das im Unterschied zu einem herkömmlichen Stift über eine Infrarotkamera mit Drucksensor Spezial l Bankvertrieb der Zukunft verfügt. Er erfasst biometrische Kennzeichen wie Schreibgeschwindigkeit und Linienführung, zum Beispiel beim Ausfüllen eines Formulars, und übermittelt die so erfassten Daten an die bearbeitende Stelle. Eine erneute Erfassung der Daten und Postlaufzeiten gehören so der Vergangenheit an. Bei speziellen Beratungsthemen können in Q110 Experten, die an einem anderen Ort sitzen, per Videokonferenz in das Kundengespräch zugeschaltet werden. So erleben Kunden kompetente Beratung mit Hilfe neuer Technologien. Neu ist außerdem die Möglichkeit der Videotelefonie im Selbstbedienungsbereich. Anstelle des Servicetelefons befindet sich im Selbstbedienungsbereich ein Telefon mit Bildschirm. So können Kunden Mitarbeiter des telefonischen Kundenservice nicht nur hören, sondern auch sehen – und erleben so einen persönlicheren Service. Die Bilanz nach etwas mehr als eineinhalb Jahren Q110 zeigt, dass die Deutsche Bank mit ihrem Filialkonzept der Zukunft Kunden und Besucher begeistern und überzeugen kann. So konnte das primäre Vertriebsziel, nämlich mit den Kunden in Q110 deutlich stärker ins Gespräch zu kommen als in anderen Filialen, mehr als erreicht werden – wohl nicht zuletzt dank der offenen Atmosphäre, die in Q110 herrscht. Doch Q110 ist nicht nur Vertriebsund Akquisitionsstelle, sondern zu gleichen Teilen auch Trendlabor und Showroom. Als „Labor“ testet Q110 innovative Finanzprodukte sowie neue Akquisitionsansätze und Beratungsprozesse, die bei Erfolg in andere Filialen übernommen werden, als „Showroom“ mit zahlreichen Kundenveranstaltungen wirkt Q110 positiv auf die Wahrnehmung der Deutschen Bank in der Öffentlichkeit, bei Kunden und potenziellen Neukunden. In allen drei Dimensionen – Vertrieb, Trendlabor und Showroom – hat Q110 bislang erfolgreich gezeigt, wohin die Reise im modernen Filialvertrieb geht. Q110 in den Medien „Der Ausspruch: ‚Ich muss noch zu meiner Bank’ ist aus dem Sprachschatz der Kunden von Q110 gestrichen. [Die] Deutsche Bank [hat] das Erlebnis-Banking erfunden.“ Handel & Industrie 05/06 „In Q110 geht man nicht nur, um Geld zu holen oder gewinnbringend zu investieren, sondern auch, um es auszugeben: Q110 ist Bank, Shop, Café und Treffpunkt in einem.“ handelsjournal März 2006 „Noch weiter geht Q110, eine Modellfiliale der Deutschen Bank, die [...] in Berlin eröffnet wurde. In loungiger Atmosphäre können die Kunden hier frei wählen, ob sie überhaupt ein Beratungsgespräch führen oder einfach nur einen Kaffee schlürfen wollen. Erfolgreiche Bausteine des Q110-Konzepts sollen sukzessive auch in anderen Filialen eingeführt werden.“ Horizont 47/2005 „Doch ist es nicht damit getan, Zweigstellen aufzuhübschen. Ebenso wichtig sei es, […] Angebote zu vereinfachen. […] Die Q110-Filiale der Deutschen Bank verpackt zum Beispiel Antragsformulare in länglichen Metalldosen. Wie in einem Teeladen steht Dose an Dose in den Regalen: das Girokonto, der Kredit, die Lebensversicherung – insgesamt 30 verschiedene Produkte. [Filialleiterin Ira] Holl: ‚Das ist ein Gefühl wie im Supermarkt.’“ Süddeutsche Zeitung 29.12.2005 „Mehr als 200.000 Menschen haben Q110 bisher besucht – auch wegen der Wanderausstellungen der Kultkaufhäuser Harrod's oder Muji und weil die Filiale längst als Touristenattraktion gilt.“ Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 26.11.2006 „Am anderen Ende steht die Deutsche Bank mit ihrer ,Filiale der Zukunft‘ Q110 in Berlin. Hier werden neue Ideen und Konzepte auf ihre Tauglichkeit hin überprüft und neue Technologien auf die Probe gestellt. Die Mitarbeiter sind mit mobilen PCs ausgestattet und beraten die Kunden in lockerer Atmosphäre in der Lounge oder am Tresen. Auf großen Flachbildschirmen können Videofilme zu den einzelnen Produkten abgerufen werden. In diesem Umfeld werden Bankdienstleistungen und Beratungen eher als Erlebnis vermittelt und rechtfertigen damit einen höheren Personal- und Sachkostenaufwand, der sich natürlich auch auf die Preise und Konditionen auswirkt.“FAZ, 4.4.2007 23 z Kundenorientierung Interview Erfolgsfaktor Bankberater: Kundenorientierung pur! Die Filiale lebt – von der Kundenfrequenz, gekonntem Beziehungsmanagement und der Beratungsqualität. Über Chancen und Anforderungen an das Privatkundengeschäft der Zukunft sprach Banken+Partner mit Thorsten Adam, Associate Partner, Leiter Customer Relationship Management im Sector Banking & Financial Markets der IBM Unternehmensberatung. ? „Der Kunde steht bei uns im Mittelpunkt!“ – So oder ähnlich werben derzeit die meisten Banken für ihr Privatkundengeschäft. Ist das ein glaubwürdiger Sinneswandel, nachdem jahrelang wenig unversucht gelassen wurde, um sich aus dem vermeintlich unprofitablen Retailgeschäft zurückzuziehen? Adam: Das Privatkundengeschäft galt in Deutschland lange Zeit als nicht sehr attraktiv und – nicht zuletzt durch die Struktur der Geschäftsstellennetze – als zu kostenintensiv. So haben die Kreditinstitute das Retail Banking tendenziell eher stiefmütterlich behandelt, wenig investiert und auch keine Innovationen verfolgt. Nachdem die Ära der Filialschließungen nun im Wesentlichen hinter der Finanzdienstleistungsbranche liegt und wirtschaftlich keine signifikanten Effekte aus weiteren Kostenoptimierungen resultieren, müssen Banken und Sparkassen neue Erträge generieren – und das in einem immer enger werdenden Wettbewerbsumfeld und bei immer ähnlicheren und austauschbareren Produkten. Die Rückbesinnung auf das Asset „Kunde“ ist insofern die logische Konsequenz. ? Auch dann, wenn sich nun wieder alle Institutsgruppen zeitgleich auf Privatkunden fokussieren? Adam: Ich denke, ja! Oftmals basieren zu hohe Ertragserwartungen auf der Neukundengewinnung. Dabei wird verkannt, z 24 dass ein gewisser Kundenteil gleichermaßen abwandert und heutige Neukunden in naher Zukunft auch zu den Bestandskunden zählen. Als positives Beispiel dienen hier Direktbanken, die es den klassischen Kreditinstituten vorgemacht haben: Im Retailsegment sind sehr gute Erträge zu generieren – selbst bei attraktiven Konditionen. Ein guter Indikator hierfür sind die deutlich höheren Cross-Selling-Quoten, als bei den traditionellen Wettbewerbern. Hier liegen demnach große Ertragspotenziale, die es zu heben gilt. z Moderne Filialkonzepte und Vertriebsstrategien ? Fakt ist, dass die meisten Institute ihre Kunden seit Jahren zu großer Selbstständigkeit erzogen haben: SB-Zonen, Online-Banking – alles Vertriebskanäle, die den Kundenkontakt systematisch abgebaut haben. Wo und wie sollen Kunden künftig angesprochen werden? Adam: Deutsche Kreditinstitute stellen daher vermehrt ihre Geschäftsmodelle im Retailsegment auf den Prüfstand und gehen neue und teilweise innovative Wege, um die Attraktivität des Banking für den Kunden spürbar zu erhöhen. Hierbei spielen die Optimierung der Vertriebsstrategien und moderne Filialkonzepte eine zentrale Rolle. Durch eine deutliche Ausweitung der Zeit für den Kunden, gelebte Kundenorientierung, eine verbesserte Beratungsqualität, Emotionalisierung des Banking, neue helle und offene Filialinterieurs und neue Services rund um den Kunden soll eine signifikante Steigerung der Kundenzufriedenheit erreicht werden. Dies – gepaart mit einer konsequenteren Vertriebsausrichtung – soll die Ertragspotenziale heben. Die neuen Geschäftsmodelle basieren dabei auf einer ganzheitlichen Betrachtung; punktuelle Optimierungmaßnahmen werden nicht die angestrebten Erwartungen treffen. SB, Online-Banking und Call-Center sind heute bereits etablierte und akzeptierte Vertriebskanäle und im Retail Banking als ein Commodity zu betrachten. Nicht erst die jüngsten Studien zeigen europaweit die dominierende Bedeutung der Filiale bei Produktabschlüssen. Daher haben die Banken erkannt, dass das Filialgeschäft nach wie vor einer der wichtigsten Vertriebswege ist. ? Wie beurteilen Sie die Chance, dass die Kunden auch tatsächlich wieder in die Filialen kommen? Adam: Die Chancen sind nach wie vor gut, aber die Attraktivität und der Mehrwert muss für den Kunden wieder spürbar werden. Nach wie vor werden in Deutschland bis zu 80 Prozent der Produktverträge in den Filialen abgeschlossen und über 50 Prozent der Kunden in Europa besuchen die Filiale mindestens monatlich. Dies lässt ein deutliches Interesse der Kunden an der Filiale erkennen. ? Bislang laden Filialen ja rein äußerlich schon nicht zum Besuch ein. Außer Lamellenrollos und Heizkörpern sowie ein, zwei Plakaten ist nichts Einladendes zu finden. Der Kunde muss aber erst einmal vor Ort sein, um die neue Kundenorientierung zu erleben. Adam: Durch den Investitionsstau der letzten Jahre ist dies auch nachvollziehbar. Neue Filialkonzepte nehmen dies bewusst auf. Unsere Kunden, die wir bisher – teilweise von der Idee bis zur Pilotierung – begleiten durften, gehen hier bereits neue Wege und bilden ein Novum im deutschen Bankenmarkt. Vereinzelt kann man Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Kundenorientierung das Banking der Zukunft bereits sehen und anfassen – und dies beeindruckt Kunden nachhaltig. z „Banking soll einfach und bequem sein!“ Banking soll und kann einfach und bequem sein; Kunden sollen sich gut beraten wissen und einfach wohlfühlen. Der Filialbesuch und die neue Dimension der Kundenberatung wird somit ein positives Erlebnis für Kunden und nicht länger als ein notwendiges Übel empfunden. Die institutsspezifische Filiale der Zukunft wird künftig der differenzierende Faktor sein, um sich am Markt abzusetzen und Ertragspotenziale zu heben. Die neuen Modelle haben bereits zu einem gewissen Erwachen innerhalb der Branche geführt – aber damit ist man sicherlich nicht am Ende der Entwicklung angelangt. Weitere Innovationen – zum Beispiel der Ausbau des Filialnetzes durch Kleinstfilialen oder Banking für die nächste, noch mobilere Kundengeneration – befinden sich noch in der Validierung, werden das Retail Banking aber sicherlich kurzfristig weiter verändern. Und wie in vielen Bereichen werden die Innovationszyklen für das Retail Banking immer kürzer werden. z „Beratungsqualität und Marktauftritt sind entscheidend!“ ? Und wie sieht es mit Produktinnovationen aus, um sich von der Masse der Angebote abzuheben? Adam: Traditionelle Kreditinstitute im deutschen Retailmarkt differenzieren sich aktuell nicht über ihre Produkte in diesem Kundensegment. Produktinnovationen wie Mehrwert-Services/-Produkte oder Produkt Bundeling lagen vom Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück. Durch die Komplexität dürfte die Attraktivität für Retailkunden auch eher begrenzt sein – der Trend geht in diesem Segment eher zu einem schlanken Produktportfolio mit geringen Varianten. Sicherlich ist noch einiges Optimierungspotenzial in der Pro- Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Thorsten Adam: „Der Filialmitarbeiter ist die wesentliche Erfolgskomponente des Filialvertriebs. Über seine Kundenkenntnis, die Qualität seiner Beratung sowie kundenindividuelle Lösungsangebote differenziert sich ein Kreditinstitut am Markt.“ duktdarreichung und im -Marketing. Eine Differenzierung am Markt kann jedoch meines Erachtens nur über die Beratungsqualität und den Marktauftritt für das jeweilige Zielkundensegment erfolgen. ? Banken und Sparkassen wollen ihre Vertriebsleistung deutlich steigern. Was macht aus Ihrer Sicht einen erfolgreichen Vertrieb im Retail Banking aus? Adam: In den letzten drei Jahren hat IBM sehr viele Erfahrungen in diesem Bereich gewinnen können. Diese wurden durch Projektergebnisse, Marktanalysen und Experteneinschätzungen validiert und zu einem gesamtheitlichen Lösungsangebot unter dem Titel „Branch of the Future“ kombiniert, das einer kontinuierlichen Weiterentwickelung unterliegt. Aus diesen Erfahrungen heraus ist das Kernziel im Retail Banking die Entwicklung eines vertriebsfokussierten und kundenorientierten, flexiblen, aber hochstandardisierten Geschäftsmodells, bei gleichzeitiger Ausnutzung von Economies of Scale. Denn letztendlich ist die eigentliche Herausforderung im Privatkundengeschäft die Orchestrierung der bestehenden Ansätze im strategischen, organisatorischen und technischen Bereich. ? Was bedeutet das konkret? Wie sieht so eine „Branch of the Future“ aus? Adam: Der Standort spielt eine wesentliche Rolle. Ursprünglich getroffene Standortentscheidungen wurden lange Zeit zu wenig in Frage gestellt und Initiativen zur Filialnetzoptimierung sahen oftmals nur die Schließung bestehender Filialen vor. Eine fundierte Analyse, ob die Standorte in Bezug auf die Zielkunden und das prognostizierte Ertragspotenzial richtig gewählt und dimensioniert war, findet man in der Praxis leider selten. Ein erfolgreicher stationärer Vertrieb muss dagegen mindestens alle zwei Jahre hinsichtlich der optimalen Lage analysiert und optimiert werden. Das Erscheinungsbild der „Branch of the Future“ ist geprägt durch die modifizierte Funktion der Filiale: Der Fokus liegt auf dem Relationship Management und dem standardisierten Produktverkauf. Sicherlich wird es unterschiedliche Filialtypen geben, die jedoch funktional modular aufgebaut sind. Bargeld-Handling (Kasse, Nachttresor und GAA Bestückung) und Schließfachanlagen werden ebenso der Vergangenheit angehören wie der traditionelle Schalter. Das Innendesign ist offen, lichtdurchflutet und freundlich. Einblickmöglichkeiten von außen laden Kunden zum Betreten der Filiale ein. Klassische Werbeplakate und „Flipchart“-Marketing weichen dem Einsatz von Multi-mediatechnik. Dies ist nur ein kleiner Ausblick auf viele neue Möglichkeiten für ein ansprechendes Filialdesign. ? Es wird also auch weiter die bekannten SB-Bereiche geben? Adam: Sie werden nach wie vor ein fundamentaler Bestandteil der Filialen sein. Sie werden aber viel stärker in die eigentlichen Filialräumlichkeiten integriert werden, als dies bisher der Fall war. Dies bedeutet die nahezu übergangsfreie bauliche Integration in die Geschäftsräume und verbannt den Kunden während der Öffnungszeiten nicht mehr in einen separaten Vorraum der Filiale. Da hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Die stärkere Integration positiviert die Wahrnehmung beim Kunden und bietet dem Kundenberater die Möglichkeit, den 25 z Kundenorientierung Filialbesuch des Kunden zu realisieren und aktiv auf den Kunden zugehen. Die klassischen Geldausgabeautomaten und Kontoauszugsdrucker werden jedoch neuen Multifunktionsterminals mit einer deutlich höheren Funktionalität (Basis-Services, Informationen, Transaktionen bis hin zu Produktofferten) weichen, die im „Look & Feel“ des Online-Banking-Angebotes des jeweiligen Institutes gestaltet werden. ? Der Kunde kennt den Bankberater eher als abwartend, reagierend – ein Verhalten, das heute nicht mehr reicht. Wie unterstützt das „Branch of the Future“-Konzept den Bankberater? Adam: Dies wird einerseits durch eine signifikante Ausweitung der Vertriebszeit erreicht – die Benchmark liegt hier bei etwa 80 Prozent der Nettoarbeitszeit des Kundenberaters. Der Branchendurchschnitt bewegt sich aus unserer Erfahrung heraus bis 23 Prozent. Hierin liegt erhebliches Potenzial. Das Stichwort lautet Industrialisierung der Vertriebs- und Abwicklungsprozesse. Andererseits kann der Kundenbetreuer durch den Einsatz moderner Technologie erheblich unterstützt werden. Beispielsweise durch integrierte rollenbasierte Frontends, intelligente Datenanalysen bis hin zum „Next Best Action Marketing“ über alle Vertriebswege usw. Systemtechnische Hinweise informieren freie Kundenberater über den Besuch den Besuch des Kunden im SB-Bereich und weisen auf mögliche Cross-Selling-Ansätze hin. Der Kundenbetreuer kann systemgestützt die Produktberatung bis zum zielorientierten Abschluss auf einem definierte Qualitätsniveau erledigen und im Anschluss gleich Cross-Selling-Potenziale aktiv verfolgen. Standard-Service-Transaktionen sind hochautomatisiert. Der Kunde kann jederzeit die Eingaben und Daten am Bildschirm mitverfolgen. Am Ende der Beratung erhält der Kunde strukturierte Beratungsinformationen anhand, in denen die Gesprächsinhalte, die getätigten Transaktionen und Produktabschlüsse überschaubar zusammengefasst wurden. Kleine Beratungsräume vervollständigen die Standardfiliale. Hier können Betreuer ihren Kunden z 26 beratungsintensivere Produkte anbieten. Alternativ besteht die Möglichkeit, Vertriebsspezialisten für komplexere Produkte via Videokonferenz in TV-Qualität in das Verkaufsgespräch einzubinden. Unternehmenszielen stehen. Letztendlich bedeutet dies auch neue Modelle für die Personalentwicklung und -Förderung für den Filialbereich. ? Längere Öffnungszeiten gehören heute zu einem guten Kundenservice dazu. Auch in der Filiale der Zukunft? Adam: Definitiv ja, dies ist unerlässlich für den Bankvertrieb der Zukunft. Es bedarf auch einer Flexibilisierung der Öffnungszeiten in Banken, da die heute verbreiteten Öffnungszeiten komplett an den Kundenanforderungen vorbeigehen. Bei der Diskussion darf auch die Beratung am Abend oder an Wochenenden nicht tabuisiert werden. Hierbei muss mehr auf die zeitliche Verfügbarkeit der Kunden eingegangen werden, denn nicht jeder Kunde möchte sich zur Lösung seiner finanziellen Belange unbedingt Urlaub nehmen müssen. z „Ein straffes Produktportfolio ist eine Stellgröße der Effizienz.“ z „Mitarbeiter sind künftig ver- kaufsaffine Relationship Manager.“ ? Welche Anforderungen stellt das Konzept an die Mitarbeiter? Adam: Der persönliche Kontakt ist für die Kundenbindung und das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Bank unerlässlich. Somit kommt dem Mitarbeiter in der Filiale eine noch höhere Bedeutung als bislang zu. Der Tätigkeitsschwerpunkt muss jedoch eindeutig auf der Vertiefung der Kundenbeziehung und dem Verkauf von finanziellen Lösungen (Produkten und Services-Kombinationen auf Basis der Kundenlebensphase) liegen. Mitarbeiter müssen künftig eine hohe Vertriebsaffinität aufweisen. Das bedeutet, dass sich der Fokus bei der Personalauswahl vom tiefem Produkt-Know-how hin zu einer ausgeprägten Verkaufs- und Relationship-Orientierung wandeln muss – die entsprechend honoriert wird. „Branch of the Future“ sieht ein nach „Customer Lifetime Value“-Gesichtspunkten agierendes Bewertungs- und Entlohnungssystem vor, da produktbezogene Mess- und Anreizsysteme oft ihr Ziel verfehlen oder in Zielkonkurrenz mit anderen ? Was bedeutet das für die Preis- und Produktpolitik? Adam: Retailbanken halten heute eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte in unzähligen Varianten vor, die Kunden und Berater gleichermaßen verwirren. „Branch of the Future“ sieht eine Straffung und Standardisierung des Produktportfolios vor. Die Zeit für die Erläuterung eines Standardproduktes sollte deutlich kleiner als zehn Minuten sein, die Administration des Produktes nicht länger als fünf Minuten dauern. Durch die weitere Industrialisierung der Prozesse und den Einsatz moderner IT wird sich die Nettovertriebszeit der Kundenberater weiter signifikant erhöhen. Begleitet durch die integrierte Einbindung moderner Beratungstools wird die Beratungsqualität weiter erhöht. Das alles wird zu der gewünschten Steigerung der Beratungsqualität und Kundenloyalität führen. ? Gibt es dann nur noch einen Grundtypus der Bankfiliale der Zukunft? Adam: Ein ganz klares Nein! Die Anforderungen der bestehenden Kunden können je Kundensegment, je Institutsgruppe und beispielsweise regional sehr unterschiedlich sein. Allein die Fokussierung auf die eigenen Zielkunden wird die Kundenzufriedenheit erhöhen und den Vertriebserfolg ausweiten. Vor diesem Hintergrund wird auch das Nachahmen von bestehenden Konzepten oder ein partieller Ansatz suboptimal sein und nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen. Durch „Copy & Paste“ kann sich sicherlich keine Bank oder Sparkasse am Markt differenzieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass jedes Institut individuell die Validierung des Geschäftsmodells im Retailbanking und dessen Operationalisierung (Markt und Marktfolge) vornehmen muss. Dabei unterstützen wir als IBM selbstredend gerne. Ursula Pelzl Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Kundenberatung z Subjektive Wahrnehmung Behavioral Finance Psychologie und Emotionen im Kundengespräch Die deutschen Banken suchen intensiv nach Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Ertragssituation. Alle Überlegungen kreisen um die Fragen, wie neue Kunden geködert, Bestandskunden noch besser gebunden und zusätzliche Geschäftsvolumen generiert werden können. Die Behavioral Finance gibt wertvolle Ansatzpunkte zur Gestaltung eines erfolgreichen Beratungsansatzes. Die deutschen Kreditinstitute wollen mit einer deutlich verbesserten Beratungsqualität im Privatkundengeschäft neue Marktanteile sichern und bestehende KundenbeUniv.-Prof. Dr. Rüdiger ziehungen ausbauvon Nitzsch en. Das belegen Lehrstuhl für zahlreiche aktuelle Allgemeine BWL an Studien. Probleder RWTH Aachen – Forschungsinstitut für matisch an einer Asset Management konsequenten Verfolgung dieser Strategie ist jedoch die Beobachtung, dass der Kunde nicht unbedingt die Qualität der Beratung bewerten kann und dementsprechend seine Wahlentscheidung zwischen den einzelnen Bankinstituten auch nicht direkt an die Beratungsqualität koppelt. z Beratungsqualität für Kunden schwer zu beurteilen Dies verhält sich bei den meisten Gütern und Dienstleistungen, die von Verbrauchern erworben werden, anders. Ob ein Kleidungsstück eine hohe oder geringe Qualität besitzt, sieht man recht schnell an Material und Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Verarbeitung. Ob der Friseur die Haare gut geschnitten hat, erkennt man auch schnell mit einem Blick in den Spiegel. Ob jedoch die Qualität der Beratung gut ist oder nicht, kann von dem Kunden nur sehr schwer im zeitlich nahen Umfeld des Kaufs wirklich erfasst werden. Häufig stellt sich erst spät heraus, ob die erworbenen Finanzprodukte wirklich gut sind und auf den Kunden passen oder nicht. Beispielsweise lässt sich allein aus der Beobachtung der Wertentwicklung bei einem Fondsprodukt zum Vermögensaufbau noch nicht ablesen, ob man gut beraten wurde. So muss eine zunächst hohe Wertentwicklung nicht zwingend damit einhergehen, dass eine gute nach Risiko- und Renditegesichtspunkten optimierte und mit geringen Kosten umgesetzte Fondsanlagestrategie empfohlen wurde, sondern vielleicht eine sehr riskante, die nur zufällig eine Zeitlang eine hohe Rendite abwirft. Wenn diese dann kurz vor dem Erreichen des Anlageziels aufgrund fehlender Risikoabsicherung im Fonds zu extremen Wertverlusten führt, die den Kunden ruinieren, merkt er zu spät, dass es sich um ein schlechtes Produkt gehandelt hat. Der Schlüssel für eine Ertragssteigerung im Privatkundengeschäft kann also nicht in erster Linie in einer Steigerung der Beratungsqualität liegen. der Qualität spielt große Rolle Vielmehr liegt er in der Beeinflussung der subjektiven Wahrnehmung des Kunden hinsichtlich der Beratungsqualität. Mit anderen Worten: Es genügt, wenn der Kunde denkt, dass er eine hohe oder zumindest für seine Belange ausreichend gute Beratungsqualität erhält. Dabei kann das wahrgenommene Niveau der Beratungsqualität durchaus signifikant von dem objektiven Niveau abweichen. Wenn heute die Bank-institute durch eine Verbesserung der Beratungsqualität ihre Erträge steigern wollen, müssen sie sich also parallel intensiv mit Fragen beschäftigen, ob diese Qualität auch so wahrgenommen wird und welche Emotionen sowie psychologischen und kognitiven Denkmuster den Kunden in finanziellen Entscheidungsfragen bewegen. z Störeinflüsse im magischen Dreieck minimieren Einige Forschungsergebnisse im Bereich der Behavioral Finance geben diesbezüglich wertvolle Ansatzpunkte zur Gestaltung eines entsprechend erfolgreichen Beratungsansatzes, die sich anhand des magischen Dreiecks Berater/Kunde/Computer verdeutlichen lassen. Die explizite Berücksichtigung des Computers in diesem Dreieck geschieht unter der Annahme, dass erstens eine qualifizierte Beratung des Kunden zumindest im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes der Finanzplanung wohl kaum ohne Unterstützung durch Informationstechnologie möglich ist, und zweitens die Art und Weise des Umgangs mit dem Computer im Beratungsgespräch Wirkungen auf die Emotionen und Psyche zeigt, die nicht selten unterschätzt werden. Für ein erfolgreiches Beratungskonzept muss gewährleistet sein, dass in keiner der drei Verknüpfungen des 27 z Kundenberatung Magisches Dreieck Ansatzpunkte für das Beratungsgespräch Computer Behavioral Finance Berater Kunde Dreiecks emotionale oder psychologisch kognitive Störeinflüsse entstehen. Dies gilt nicht nur für die Verbindung Kunde/Berater und Kunde/Computer, sondern auch für die Verbindung Berater/Computer, weil diese Effekte schnell zum Kunden durchschlagen. Zentrale Störeinflüsse im Dreieck ergeben sich zweifelsfrei im direkten Verhältnis zwischen Kunde und Berater, wenn beide auf einer sozio-emotionalen Ebene nicht harmonieren, oder der Kunde den Berater nicht mag oder ihm kein Vertrauen schenkt. Hier muss die Bank durch Selektion und entsprechendes Training der Berater lenkend eingreifen. Weitere Störeinflüsse lassen sich auf der Basis bekannter Phänomene der Behavioral Finance ableiten, zum Beispiel der Ambiguitätsaversion. Ambiguitätsaversion: Aus einer Vielzahl von empirischen Untersuchungen ist bekannt, dass sich Menschen in Entscheidungssituationen mit einer hohen wahrgenommenen Ambiguität, das heißt in Situationen, in denen sie bezüglich der wichtigen Einflussfaktoren nur eine geringe Kenntnis haben oder zu haben glauben, sehr zurückhaltend verhalten. Liegt hingegen keine Ambiguität vor, so ist der Kunde in der Lage, sich für einen Weg zu entscheiden. Für die Beziehung Kunde/Berater bzw. Kunde/Computer hat dies zwei Konsequenzen. Zum einen muss der Berater vorhandene Ambiguitäten beim Kunden abbauen, das heißt, die für den Kunden offen Fragen klären. Zum anderen sollten keine zusätz- z 28 lichen Einflussgrößen durch ihn oder den Computer in das Spiel gebracht werden, die beim Kunden wieder eine neue Unsicherheit generieren. Leicht passieren kann dies bei zu komplex aufgestellten Beratungsansätzen, die die „ganzheitliche“ Erfassung der Kundensituation übertreiben. Der Kunde ist verunsichert, wenn er Detailfragen nicht beantworten kann. Noch schlimmer als beim Kunden wirkt eine zu hohe Komplexität der Beratungssoftware beim Berater. Kennt der Berater nicht alle Wirkungszusammenhänge, hält er sich in der Anwendung zurück und überträgt seine Unsicherheit auf den Kunden, was für den Erfolg des Beratungsgespräches tödlich sein kann. Das Bedürfnis nach Kontrolle: Menschen haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Kontrolle. Fühlen sie Kontrolle in einer Situation, sind sie entscheidungsfreudig, fühlen sie sich hingegen ausgeliefert, halten sie sich mit Entscheidungen zurück. Ein Kontrollgefühl wird im Beratungsprozess zum Beispiel dann verhindert, wenn über die Beratungssoftware oder auch vom Berater zu umfangreiche Informationen gegeben werden und es zu einem „information overflow“ kommt. Ähnliches gilt, wenn der Berater oder der Computer den Kunden mit einer Fülle von Alternativen konfrontiert. Es kommt zu dem bekannten Effekt des „choice overload“, das heißt, der Kunde entscheidet sich nicht, da er die Gefahr besonders hoch wahrnimmt, bei seiner Entscheidung aufgrund der vielen möglichen Optionen nicht die richtige zu wählen. Ein maximales Gefühl der Kontrolle vermittelt die Empfehlung von wenigen Möglichkeiten, bei denen der Kunde selbst die Unterschiede zwischen den Alternativen bewerten kann – beispielsweise auch mit Unterstützung der Beratungssoftware. Um ein gutes Verhältnis des Beraters zur Software zu unterstützen, ist es darüber hinaus wichtig, die Software so zu konzipie- ren, dass auch der Berater selbst ein Gefühl der Kontrolle verspürt, indem beispielsweise einige Stellparameter in der Software vorhanden sind, mit denen der Berater die Empfehlungen beeinflussen kann. Wahrnehmung von Kompetenz: Der Kunde wird sich nur dann für eine Empfehlung entscheiden können, wenn er die Empfehlung auch in irgendeiner Form mit Kompetenz assozieren kann. Diese Kompetenz kann auf der einen Seite über die Person des Beraters entstehen. Mit zunehmender Ganzheitlichkeit des Ansatzes und höherer Komplexität in der Angebotspalette des Instituts reicht aber häufig das Qualifikationsniveau des Beraters nicht mehr aus, um diese Kompetenz hinreichend zu suggerieren. Dementsprechend ist es dann erforderlich, dass der Kunde auch in der Anwendung der Beratungssoftware die für ihn wichtige Kompetenz verspürt. Möglich ist dies, wenn es sich um ein renommiertes Bankinstitut mit entsprechender Marke handelt und die Software mit dieser Marke verknüpft wird oder wenn die Software durch andere Kompetenzträger, z.B. durch wissenschaftliche fachbezogenen Einrichtungen, gelabelt wird, die ebenfalls für entsprechende Kompetenz stehen. Mental accounting: Menschen neigen dazu, jede Entscheidung in einem eigenen mentalen Konto zu überdenken und hierbei Abhängigkeiten zu anderen Entscheidungen zu vernachlässigen. Dieses sogenannte „mental accounting“ muss im Beratungsansatz als psychologische Grundvoraussetzung akzeptiert und zur Steigerung des Vertriebserfolgs berücksichtigt werden. Eine Nötigung des Kunden, im Sinne einer ganzheitlichen Finanzplanung vernetzt zu denken, entfernt den Kunden nur von einer Entscheidung. Daher sollten mit Hilfe einer modular aufgebauten Beratungssoftware nur jeweils einzelne Module beraten werden. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Vertrieb Customer Lifetime Value herangezogen werden und sollten auch als Ausgangspunkt für Strategien zur Neukundengewinnung dienen. Customer Equity and Lifetime Management (CELM) ist ein Verfahren, das im IBM Research Lab in Zürich entwickelt wurde, um den Customer Lifetime Value mittels Vorhersage von Kundendynamik und Kundenverhalten zu steigern. Neue werthaltige Kunden finden, den Wertbeitrag der BestandskunCELM betrachtet den Kundenwert den optimieren – das gilt als die Herausforderung im Vertrieb der aus zwei Perspektiven. Einmal den Kundeutschen Kreditinstitute. Das von IBM entwickelte Verfahren Custo- denwert über einen definierten Zeithorimer Equity and Lifetime Management (CELM) unterstützt Banken auf zont in der Zukunft, der aus den getätigten Geschäften mit der Bank entsteht, vielfältige und innovative Weise. und zum anderen das Risikoprofil, das aus diesen Geschäften Die Bankenbranche hat in den veraber oft dem Preiskampf erwachsen kann. Unter gangenen Jahren große Anstrengungen ausgeliefert, um einen Risiko werden hier unternommen, um mehr Informationen neuen Kunden für ein die möglichen Abweiüber ihre Kunden zu gewinnen und erstes Produkt gewinchungen des im Modell diese Informationen nutzbringend im nen zu können. Vielermittelten KundenVerkaufsprozess wieder zu verwerten. versprechender ist der werts verstanden. Damit Insbesondere in hartumkämpften RetailAnsatz, die Kunden zu wird letztlich versucht, banking-Märkten wie dem deutschen identifizieren, die der das Verhältnis von KunMarkt ist die Gewinnung neuer Kunden Bank einen positiven denwert und Risiko zu ein schwieriges Unterfangen. Deckungsbeitrag vermaximieren. Frank Uwe Burkhardt, Es empfiehlt sich daher, sich auf die schaffen, und zu verDas Verfahren IBM Partner Business bestehende Kundenbasis zu konzentriestehen, wie dieser Wert modelliert die KundenSolutions Banking ren und den Wertbeitrag der vorhandeentstanden ist – und beziehung als „Reise“ nen Kunden zu steigern. Natürlich kann wie er noch gesteidurch verschiedene, die Gewinnung neuer Kunden nicht vergert werden kann. Die aus der Analyse kritische Zustände im Kunden-Lebensnachlässigt werden, um die Fluktuation gewonnenen Profile der werthaltigen zyklus und schlägt Aktionen und Budauszugleichen und das KundenportfoKunden können für Maßnahmen zur gets für jeden Zustand vor, um den Kunlio zu erneuern. Hier sind die Banken Entwicklung der weiteren Kundenbasis denwert zu maximieren und das Risiko CELM – die etwas andere Sicht auf den Kundenwert Kundenwertbetrachtung Das Customer Equity and Lifetime Management (CELM) ermöglicht es Banken, das Verhältnis von Kundenwert und Risiko zu maximieren. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft 29 z Vertrieb zu minimieren. Verschiedene Einflussfaktoren wie der Zeithorizont, das verfügbare Budget und die Risikoneigung der Marketingverantwortlichen können berücksichtigt werden. z Kampagnenmanagement für alle Produkte und Zeitspannen Heute werden Marketing-Kampagnen meist einzeln durchgeführt, zum Beispiel für ein bestimmtes Produkt oder eine Produktlinie. Mit CELM können dagegen alle Kampagnen über einen definierten Zeitraum und in verschiedenen Produktbereichen analysiert werden. CELM hilft den Banken, folgende Fragen zu beantworten: u Welche Synergien ergeben sich aus verschiedenen Kampagnen? u Welche Kampagne verstärkt vorausgegangene Kampagnen? u Wie werden verschiedene Kampagnen aufeinander zeitlich und inhaltlich abgestimmt? u Wie sollten Budgets und Ressourcen den Kampagnen zugeteilt werden, um den Return on Invest (ROI) zu maximieren? Beispiel: Dem Bankkunden wird aufgrund seines Kundensegments (zum Beispiel Aufteilung in die Segmente Platin, Gold, Silber in Abhängigkeit von der Produktnutzung und des verfügbaren Einkommens) und von neu zu definierenden Wertsegmenten (zum Beispiel Wert der Transaktionen, Kundenloyalität, Nutzungshäufigkeit, Stadium im Lebenszyklus) ein bestimmter Ausgangsstatus zugeordnet. Das Modell untersucht die Kundendatensätze nach Kundenbewegungen, wie sich Kunden in verschiedene Wertsegmente bewegt haben, und versucht, typische Verhaltensmuster und Aktivitäten für spezifische Kundenprofile zu erkennen (zum Beispiel Kunde mit Kundenprofil 1 kauft Produkt X nach Produkt Y, wenn Marketingkampagne A durchgeführt wurde). Aus diesen Erkenntnissen wird eine Marketingstrategie ermittelt, die aus einer Folge von aufeinander abgestimmten Marketingaktivitäten besteht. Die Marketingfolge erzeugt Verstärker für das Auslösen eines gewünschten Kaufverhaltens und optimiert dadurch den Kundenwert für die Bank. Die Marketingbudgets werden auf diejenigen Kampagnen verteilt, welche den höchsten Zuwachs an Kundenwert versprechen. Das kann auch zur Folge haben, dass gewisse Kundenprofile komplett aus Kampagnen herausfallen, da weitere Maßnahmen zu keiner signifikanten Steigerung des Wertbeitrages mehr führen würden. CELM ersetzt nicht die bekannten Customer-Relationship-Management(CRM)-Systeme von Siebel, Chordiant oder SAS, sondern ist eine ergänzende Technologie, um die in diesen Systemen geplanten Kampagnen noch effektiver durchführen zu können. z Kundenloyalität steigern Ein weiteres erprobtes Einsatzgebiet von CELM ist die Optimierung von Kundenbindungsprogrammen (Loyalty Programs). Hier geht es um die Frage, inwieweit die Kunden mit der aktuell höchsten Nutzung der Programme auch tatsächlich die Kunden sind, die den höchsten Kundenwert in der Zukunft erbringen werden. Zusammenfassend kann mit CELM eine moderne Vertriebssteuerung erreicht werden durch u eine Kundensegmentierung, die nicht nur auf demographischen Daten, sondern auch auf dem projizierten Kaufverhalten beruht, u eine Schätzung der Kundendynamik und des Kundenwertes, der ausgelöst wird durch eine Folge aufeinander abgestimmter Marketingaktionen sowie u die Optimierung der Marketingbudgets. Kundendatensätze und Kampagnenmanagement Die Marketingfolge erzeugt Verstärker für das Auslösen eines gewünschten Kaufverhaltens und optimiert so den Kundenwert für die Bank. z 30 Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Unternehmen Mehr Zeit für die Kunden Papierformulare sind eine vielbeklagte Effizienz- und Produktivitätslücke und der Medienbruch kostet Unternehmen mehrere hundert Milliarden Euro im Jahr. Jetzt ist es möglich, Papierformulare schnell und nahtlos in digitale Geschäftsprozesse zu integrieren und zu steuern. Die Vorteile sind eine maximale Datensicherheit und eine minimale Nachbearbeitung. Der Kunde kann sich entspannt zurücklehnen, wenn er unterschrieben hat – der Berater des Kreditinstitutes oder der Versicherung jedoch kann das nicht. Sein Erfolg setzt einen Mammutprozess in Gang, der nicht nur wertvolle Zeit und Ressourcen bindet, sondern auch teuer ist. Mit Inkrafttreten der EU-Vermittlerrichtlinie am 22. Mai wird sich der Verwaltungsaufwand noch einmal deutlich erhöhen, vor allem aufgrund der neuen Dokumentationspflicht. Künftig ist der Finanzberater mit noch mehr Formularen unterwegs, was zur Folge hat, dass der ohnehin komplexe Prozess weiter ausufert. Der zentrale „Knackpunkt“ dabei ist der Medienbruch. Papierformulare sind unverzichtbar, aber die teuerste Lücke in allen Prozessen. Könnten die Daten direkt in das IT-System der Zentrale einfließen, ließe sich der Workflow wesentlich verkürzen – und das bei geringeren Kosten. Formulare werden im Laufe ihres Lebens von vielen Händen angefasst und die Durchlaufzeiten behindern den Unternehmenserfolg. Die von SRS entwickelte Lösung, die Forms Processing Solution (FPS), schafft den Medienbruch ab – und das, obwohl alle Beteiligten nach wie vor mit Stift und Papier arbeiten. Die Daten der Formulare werden blitzschnell über die Datenleitung in die Zentrale übermittelt. Die Formulare können dezentral in Spezial l Bankvertrieb der Zukunft der Filiale nach Bedarf kostengünstig gedruckt werden und die Daten stehen sofort nach dem Ausfüllen automatisch zur Verfügung. z Aufwand für Bearbeitung um 80 Prozent reduziert Die SRS-Lösung FPS wird im Rahmen des IBM-Programms Software as a Service (SaS) angeboten. Die Software wird als „on demand“-Applikation vertrieben. Die Sicherheit und Skalierbarkeit des IBM e-Business-Hosting-Rechenzentrums erfüllt optimal die Kundenanforderungen. IBM und SRS kooperieren im Bereich der Global Business Services. Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen haben ihre Prozesse mit Hilfe von FPS optimieren können. Um welche Prozesse es bei den Kunden konkret auch immer ging: Der Aufwand für die Bearbeitung jedes handgeschriebenen Formulars sank um bis zu 80 Prozent! Allen, die mit Papierformularen arbeiten, eröffnet die FPS völlig neue Chancen. Die Lösung bringt vielen Unternehmen erstmals die durchgängige digitale Bearbeitung ihrer Geschäftsprozesse rund um Formulare – und sorgt auf diese Weise für klare Wettbewerbsvorteile. Auch der Finanzsektor wird davon profitieren. Das gilt Foto: SRS-Management GmbH Papierprozesse schnell und sicher digitalisieren Mobil beim Kunden mit Papier und Stift: FPS erlaubt die schnelle digitale Verarbeitung. für den Erstkontakt genauso wie für den Kreditantrag oder die Schadensregulierung bei Versicherungen. Bei der Schadensregulierung konnten die Vorteile bereits unter Beweis gestellt werden: Statt fünf bis sieben Tage dauerte die Bearbeitung der Gutachterberichte weniger als einen Tag. SRS Forms Processing Solution (FPS) Vorteile für Unternehmen: u Formulare sofort verarbeiten u zuverlässige Nachvollziehbarkeit u automatisierte Auswertung u schneller Informationszugriff u maximale Datensicherheit und minimale Nachbearbeitung u zufriedene Kunden durch schnelle Bearbeitung u kurzer ROI u Vorteile für Anwender: u gewohnte Papierformulare statt digitaler Endgeräte u kein Lernaufwand u keine Bootzeit. Der Stift ist sofort betriebsbereit u mobiler Einsatz in jeder Umgebung www.srs-management.de Tel: +49 (0) 6251/85424-0 31 z Vertrieb Web 2.0 Relevanz und Chancen von Web 2.0 im Bankvertrieb Die Experten sind sich einig: Web 2.0 und die dazugehörenden Technologien werden den Umgang mit dem Internet verändern. Ob das Web 2.0 mit seinen neuen technischen Möglichkeiten Chancen oder Risiken für den Vertriebskanal Internet birgt, wird momentan in Bankenkreisen derzeit sehr kontrovers diskutiert. Jüngste Umfragen belegen, dass es einen breiten aber vorsichtigen Trend zur Nutzung der neuen Technologien rund um Web 2.0 gibt. Dies wird nicht zuletzt durch den mittlerweile unumstrittenen Erfolg der Investitionen in Internettechnologie zusätzlich motiviert. Norbert Schädler, IBM FSS Über die Hälfte aller Executive IT Architekt befragten Entscheider äußerten sich in einer McKinsey-Umfrage hochzufrieden in Bezug auf ihre Investitionen in die Internettechnologie über die letzten fünf Jahre. Nahezu 75 Prozent sagen, dass sie die Investitionen in Web 2.0 beibehalten oder erhöhen wollen. Interessant ist dabei auch, dass die Unternehmen, die früh in die neuen Technologien investiert Georg-Martin Wasner, haben, über einen höheren IBM FSS Zufriedenheitsgrad berichSenior IT Architekt ten als Unternehmen, die später auf den Zug aufgesprungen sind. Unter denen, die sich bereits mit Web-2.0-Technologien auseinandergesetzt haben, investieren über 75 Prozent bereits in eine oder mehrere dieser Technologien. Diese Trends gelten für alle Branchen, also nicht nur, aber eben auch für das Banking. z 32 z Web 2.0 im Bankvertrieb Als Haupteinsatzgebiete werden einheitlich die Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern sowie die interne Zusammenarbeit genannt. Folgende Kategorien spielen dabei mit Blick auf den Bankvertrieb eine wichtige Rolle: u Blogs, Wikis und Podcasts Zu dieser Kategorie von Web-2.0Anwendungen zählen Weblogs für persönliche Websites, kurz Blogs genannt, sowie Wikis anstelle von ContentManagement-Systemen zur Internetbearbeitung von Inhalten in der Benutzergemeinschaft (zum Beispiel Wikipedia. org). Spezielle Formen sind Bild- (zum Beispiel Flickr.com) und Video-Portale (zum Beispiel YouTube.com) zum Austausch von Multimedia-Inhalten. Weitere Beispiele auch aus anderen Unternehmensbereichen sind Service-, Kampagnen-, Projekt- und Krisen-Blogs etc. Podcasts (Wortzusammensetzung aus Apples iPod und Broadcasting) sind internetbasierte Radio- und Fernsehsendungen, die jedoch nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt angehört bzw. angeschaut werden müssen. Audio Podcasts sind vergleichbar mit einem Hörbuch. Die von einem Sprecher vorgelesenen Inhalte werden zum Download im Internet bereitgestellt und können später vom Empfänger zum Beispiel während der Autofahrt oder beim Joggen wieder abgehört werden. Über Abonnementdienste wie RSS können Webinhalte auf andere Webseiten und interessierte Benutzer (Abonnenten) verteilt werden. Auch Podcasts sind so abonnierbar. Ein Beispiel für die Nutzung von Podcasts und RSS sind UBS und Dresdner Kleinwort Wasserstein DrKW, die den Kunden ihre Researchergebnisse auf diesem Weg zur Verfügung stellen. Blogs wurden im Bankenumfeld zunächst hauptsächlich zusammen mit Marketingkampagnen eingeführt, um so Kundenfeedback möglichst einfach und schnell einsammeln zu können. Beispiele dafür sind Rabobank oder Wells Fargo. Andere Beispiele für die Nutzung von Blogs sind KBC mit einem Analysten-Blog und DEXIA, Fortis und ING DiBa mit ähnlichen Ansätzen in ihren Internetportalen. Erste Erfahrungen zeigen, dass diese Art von Kommunikation vor allem gerne von jüngeren Kunden genutzt wird. u Content Tagging (öffentliche Lesezeichen und Kommentare) Durch gemeinschaftliches Indizieren (englisch: Social Tagging, zum Beispiel del.icio.us) werden Webinhalte wie Webseiten, Blogs, einzelne Bilder usw. von einzelnen Benutzern mit Schlagwörtern versehen. Zu wissen, was andere von bestimmten Dingen halten oder was andere lesen, findet zunehmend Interesse bei den Internetnutzern. Auf Basis einer dadurch entstehenden Folksonomy (zusammengesetzt aus den englischen Wörtern folk and taxonomy) können andere Benutzer Inhalte im Web (wieder-)finden. Man kann dieses öffentliche Indizieren durchaus mit Mundpropaganda vergleichen, die auf der aktiven Teilnahme der Interessierten basiert. u Social Networks Über Social Networks tauschen Mitglieder gegenseitig Informationen über sich aus und unterstützen so eine Kontaktaufnahme zur anschließenden Verfolgung gemeinsamer Interessen (zum Beispiel Xing.com). Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Vertrieb In den vielen virtuellen Welten mit einer immens wachsenden Mitgliederzahl sind inzwischen auch durchaus ernstzunehmende Engagements von Banken oder Interessengruppen mit einem Bezug zu Banken zu registrieren. Beispiele hierfür sind ABN AMRO oder Rabobank mit eigenen Communities oder das Engagement von Wells Fargo in der virtuellen, dreidimensionalen Internetcommunity Second Life. Ein anderes Beispiel – nicht gerade positiv – ist das schnelle Entstehen einer virtuellen Protestgruppe gegen Wells Fargo in der weltweit größten Community MySpace.com. Nach unserer Einschätzung wird die Bedeutung dieser sozialen Netzwerke über die nächsten Jahre zunehmen, da viele Menschen sich an den Umgang mit ihnen gewöhnen und nicht zuletzt die Anzahl derer rapide steigt, die in diesen virtuellen Welten über Online-Spiele Zerstreuung sucht. Das Potenzial in den Bereichen Werbung, Beratung und Transaktionen sollte auch von Banken nicht unterschätzt werden. Wurden in der Vergangenheit in erster Linie Meinungen und Erfahrungen im Freundes- und Bekanntenkreis über Bankprodukte ausgetauscht, so werden zukünftig verstärkt Blogs, Content Tagging und Social Networks zur Bewertung von Bankprodukten in der Community genutzt. Sich dieser Herausforderung im Bankvertrieb zu stellen, wird unvermeidbar. Interessengemeinschaften im negativen wie im positiven Sinne sind viel schneller gegründet und haben eine deutliche größere und breitere Wirkung wie bisher. Exzellente Qualität im Beratungsprozess spielt somit eine noch wichtigere Rolle als bisher. u Mash-ups Über offene, standardisierte Schnittstellen (WebServices oder APIs) ist es möglich, Inhalte und Funktion verschiedener Internetquellen zu einem neuen Service, den sogenannten Mash-ups, zu verbinden (englisch: „to mash“ für vermischen). Das heißt, für ein spezielles Problem wird ein Satz von Funktionen Spezial l Bankvertrieb der Zukunft (Services) zu einer Art Werkzeugkiste zusammengestellt und benutzt. Beispiel dafür sind Services von Google (GoogleMaps) oder DHL (Sendungsverfolgung), die leicht in eigene Anwendungskontexte integrierbar sind. Viele private Nutzer gestalten sich heute bereits ihre eigenen Webseiten über die Möglichkeiten der traditionellen Anbieter wie AOL oder T-Mobile hinaus. Will eine Bank an dieser Entwicklung teilhaben, so genügt es nicht mehr, Kunden ein Internetportal anzubieten, sondern es müssen leicht integrierbare Funktionsbausteine (Produktrechner, Portfolioanalyse, Zahlungsverkehr, usw.) zur Verfügung gestellt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung von Google’s Maps zur Kartendarstellung der Bankfilialen am Ort. Die Verfügbarkeit von solchen Services wird für diese Kunden zukünftig ein entscheidendes Argument für die Selektion der Bank und die nachhaltige Bindung an eine Bank sein. z Resümee Ohne Frage stellt die Fortschreibung des Internets durch Web-2.0-Finanzinstitute vor neue Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit, Informationsmanagement und Angebotsgestaltung. Trotzdem müssen die neuen Möglichkeiten durch Web 2.0 einer ernsthaften Erwägung bezüglich eines Einsatzes unterworfen werden. Denn laut SPIEGEL ONLINE schreitet die Digitalisierung der Welt mit atemberaubendem Tempo voran: Drei Viertel aller Amerikaner sind nach aktuellen Studien bereits online, fast 70 Prozent haben eine E-MailAdresse. Hunderte Millionen Menschen treffen sich täglich in virtuellen Welten, tauschen dort Nachrichten aus, schließen Freundschaften und tätigen reale Geschäfte. Für immer mehr Internetnutzer sind die Webgemeinden genauso wichtig wie reale Geschäftsbeziehungen, Bekannten- und Freundeskreise. Diese zunehmende, weltweite Entwicklung kann von den Finanzinstituten nicht ignoriert werden. Besonders die mit dem Internet großgewordene Generation wird über diesen Kanal erreicht. Dabei gelten in der auf elektronischer Information basierenden Wissensgesellschaft neue Regeln: Information muss sofort, zu jeder Zeit, an jedem Ort und nach Möglichkeit von einer großen Gemeinschaft Gleichgesinnter bewertet zur Verfügung stehen. Eine entscheidende Rolle spielt in zunehmendem Maße die Art der Präsentation (schick, modern, cool). Wem es gelingt, Bankprodukten diese Prädikate zu geben, der wird das Rennen um das Geschäft mit der „Web-2.0-Generation“ gewinnen. Definition: Web 2.0 Mit dem durch den Verleger Tim O’Reilly geprägten Begriff Web 2.0 wird allgemein die evolutionäre Weiterentwicklung des Internets plakativ zusammengefasst. Er wird mittlerweile synonym verwendet sowohl für u verschiedene Technologien, u neue interaktive Konzepte, u eine neue Generation von damit realisierten Anwendungen, u für Firmen und u deren neue Geschäftsmodelle (Enterprise 2.0). Im Web 2.0 erstellen und bearbeiten die Benutzer die Inhalte von Webseiten im zunehmenden Maße selbst. Ein Wesensmerkmal von Web 2.0 ist die weiterentwickelte Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeit im Internet. Technologien wie AJAX (Asynchronous JavaScript and XML), neue graphische Möglichkeiten (zum Beispiel Flash von Macromedia, SVG), WebServices, Peer-to-Peer-Netze (P2P), RSS usw. tragen in Kombination wesentlich zum neuen Erscheinungsbild von Web-2.0-Anwendungen mit meist gesteigertem Komfort bei. 33 z Strategie Wachstum Banking 2015: Innovation verspricht Wachstum Mehr denn je müssen Banken und Sparkassen schon heute einen Blick in die Zukunft werfen. Denn nur wer heute die Welt von morgen antizipiert, kann die Weichen für nachhaltiges Wachstum und Erträge richtig und rechtzeitig stellen. IBM hat Megatrends und Innovationsstrategien für das Banking 2015 zusammengestellt. Das Bankgeschäft war in den letzten Jahren signifikanten Veränderungen ausgesetzt. So sah man sich im Kontext der Weltkonjunktur hohen Kreditausfällen ausgesetzt; mit teilweise existenzbedrohenden Ausmaßen. Dies führte insbesondere im FirmenkundenAndré Tintrop, segment zu einer restrikSenior Consultant tiven Kreditvergabepolitik Customer Relationship der Institute. Management Nicht zuletzt aufBanking & Financial Markets Deutschland grund der hohen AbschreiIBM Global Business bungen folgten europaweit Services zahlreiche regulatorische Bestimmungen, die es umzusetzen galt. Begriffe wie Rating, Mindestanforderungen, Basel II bis hin zu selbstauferlegten Corporate-Governance-Regelungen bestimmten vielerorts den Alltag in Banken. Des weiteren sah man sich neuen Kundenanforderungen (beispielsweise Internet) und der Nachahmung von Ideen aus der Industrie (zum Beispiel Call Center) ausgesetzt, und binnen kurzer Zeit wurden neue Vertriebskanäle und Produktportfolien monolithisch aufgebaut. Den beachtlichen Investitionen folgte ein massives Kostenproblem. Darüber konnte auch der Boom der sogenannten „Volksaktien“ nicht hinwegtäuschen. Die Kunden wurden informierter und die Kundenloyalität sank. Des weiteren z 34 sah man sich dem zunehmenden Wettbewerb durch Non- und Near-Banks ausgesetzt. Der Einstieg war gelungen, denn die Finanzdienstleistungssparten der Automobilkonzerne sind inzwischen häufig zum profitabelsten Geschäftsbereich geworden und haben den Banken spürbare Marktanteile genommen. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt: Gerade Retailbanken legen gute Ergebnisse oder sogar Rekordzahlen vor. Man hat begriffen, dass der Kunde tatsächlich in den Mittelpunkt des geschäftlichen Wirkens rücken muss. Auch in die lange Zeit vernachlässigten Bereiche des Wealth Management oder in das Firmenkundengeschäft wird wieder investiert. Teile der erzielten Gewinne werden – wenn auch noch zu zaghaft – in die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle, der Optimierung von Geschäftsprozessen und die erfolgskritische IT-Unterstützung investiert. Nunmehr ist es entscheidend, welchen Herausforderungen sich Kreditinstitute in der Zukunft stellen müssen. Der Ausblick für den Bankensektor bis ins Jahr 2015 wirft zunächst fünf Kernfragen auf: u Welche fundamentalen Trends prägen die Zukunft des Bankenmarktes? u Welche Veränderungen müssen in einem immer intensiveren Wettbewerbsumfeld erreicht werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben? u Welche nachhaltigen Ansätze zur Differenzierung innerhalb des Marktes werden die Banken entwickeln? Was werden Sie unternehmen, um im Markt zu wachsen? u Welche strategischen Herausforderungen werden die Agenden der Vorstände bestimmen? u Welche entscheidenden Schritte müssen Banken in Bezug auf Geschäftsprozesse, Organisation und Infrastruktur gehen? IBM hat sich bereits seit Jahren als kompetenter Partner der Bankenbranche in allen fachlichen und technischen Fragen – von der Strategieentwicklung bis hin zur Realisierung der Konzepte – etablieren können. Diese weltweite Branchenerfahrung und unsere eigenen Forschungen (zum Beispiel durch das IBM Institute for Business Value) haben uns veranlasst, einen Blick in die Zukunft der Finandienstleister zu wagen. Dabei flossen unsere globalen Projekterfahrungen, Marktanalysen und Interviews mit dem Top-Executives der Banken aus aller Welt in unsere Betrachtungen mit ein. z Fünf Megatrends bestimmen die Strategie Bis zum Jahre 2015 sehen wir derzeit fünf Megatrends die dazu führen werden, dass sich das Bankenumfeld zu einem hochspezialisierten Markt mit enormer Komplexität an Kundenbedürfnissen entwickeln wird: 1. Kunden: Der Kunde definiert neue Spielregeln Erhebliche Veränderungen bezüglich der Demographie (zum Beispiel Alter, Ethnizität, Kulturen) und veränderte unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensweisen (zum Beispiel Lebenszyklen, Zusammensetzung der Haushalte, Wertesysteme), gepaart mit ständig verfügbaren Informationsquellen sowie zahlreichen alternativen Marktteilnehmern verhelfen den Kunden zu einer wachsenden Käufermacht. Während Banken heute auch Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Strategie Produkte/Prozesse Neu Möglichkeiten für innovatives Wachstum Produkt-/Service-Innovation Diversifikation � Eintritt in neue Produktkategorien � produktorientierte Serviceentwicklung � schnellere/bessere Innovation � gleichzeitiger Ausbau von neuen Produkten und Märkten Kundenintimität und Marktpenetration Neue Absatzmärkte und -kanäle � � � � � � Erhöhung der Kundenloyalität Verbesserung der Preiserzielung Erhöhung des Anteil am Kundenvolumen Gewinnung neuer Kunden Optimierung von Produkten/Services Erhöhung der regionalen Durchdringung Traditionell � Einstieg in neue Kundensegmente � Eintritt in neue regionale/globale Märkte � Eintritt in neue Absatzkanäle Absatzmarkt/Absatzkanal Neu Quelle: The Growth Triathlon IBM Institute for Business Value Kunden haben, die sich in Ermangelung subjektiv wahrgenommener besserer Alternativen für diese Bank entschieden haben, werden die Kunden in Zukunft soviel Transparenz und Wissen besitzen, dass sie gerade bei Bankgeschäften stärker auf ihren persönlichen Nutzen fokussiert sein werden. Der Markt wird sich vom Verkäufer- zum Käufermarkt wandeln. Das Relationship Management wird erheblich an Bedeutung gewinnen. Aber nur wenn es institutionalisiert effizient in die Geschäftsprozesse der Banken integriert wird, wird es für den Kunden bei jedem Kontakt erlebbar werden. Dieses Erleben des Eingehens auf seine persönliche Situation wird es ihn zufriedenstellen und dauerhaft binden. 2. Wettbewerb: Gute Aussichten für Universalbanken und stark fokussierte Nischenanbieter Der Markt wird sich trotz oder gerade aufgrund der aktuell hohen Gewinne weiter konsolidieren. Zudem werden Wettbewerber wie zum Beispiel die Automobilbanken sowie Spezialbanken versuchen, die eher tradi- Spezial l Bankvertrieb der Zukunft tionellen Banken dazu zu zwingen, sich zu spezialisieren und auch wieder attraktive Lösungen außerhalb des Retailsegmentes zu fördern. 3. Humankapital: Neue Umstände erfordern neue Personalinstrumente Die Struktur der Belegschaften wird älter, zunehmend mobiler und – bedingt durch die generationsspezifischen Ausbildungs- und Entwicklungswege – in sich inhomogener. Die Möglichkeiten und die Bereitschaft, den Arbeitgeber in für sich persönlich sinnvollen Zyklen zu wechseln, werden wachsen. Dies erfordert innovative und flexiblere Methoden für die Bereiche Compensation und Performance Management, um die Leistung der Mitarbeiter marktgerecht vergüten zu können. Insbesondere die Entwicklungsmöglichkeiten im stationären Vertrieb sind heute noch als sehr eingeschränkt zu betrachten. 4. Regularien: Regulatorische Auflagen nehmen zu Die bereits in den letzten Jahren gestellten Anforderungen bezüg- lich Datenschutz, Sicherheit sowie Betriebs- und Beteiligungsrisiken werden weiter ausgeweitet werden und Banken dazu veranlassen, unternehmensweite Ansätze zur Erfüllung aller Vorschriften zu entwickeln. Projekte zur Optimierung oder erstmaligen Integration entsprechender Lösungen, zum Beispiel für die Themen Basel II, SOX, SEPA oder MiFID, müssen und werden auch weiterhin in der Wahrnehmung der Vorstände stehen. Diese sollten bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens integriert, jedoch dem eigentlichen Geschäft nicht in allem übergeordnet werden. 5. Technologie: Technologie wird sich unaufhaltsam weiterentwickeln und verbessern Fortschritte in weltweiter Konnektivität, Verarbeitungsleistung, serviceorientierten Architekturen und Datenanalyse werden zu einem völlig neuen Maß an Funktionsweise und -vielfalt führen. Neben diesen technischen Entwicklungen wird die sinnvolle Nutzung dieser Technologien zum Erfolgsfaktor werden. Daher wird das klassische CRM weiter an Bedeutung gewinnen, weil der Kunde Produkte und Services fordert, die exakt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sind. Da zielführende und homogene Prozesse zur mittel-/ langfristigen Kostensenkung auch weiter verstärkt durch IT unterstützt werden, werden die Investitionen in die IT zunächst spürbar steigen müssen. z Gefragt: Integrierte Innovationsstrategien Um in diesem entstehenden Umfeld nachhaltige Wettbewerbsvorteile für ein zukünftiges Wachstum zu erreichen, wird eine integrierte Innovationsstrategie von besonderer Bedeutung sein. IBM sieht hier vier Möglichkeiten für innovatives Wachstum: Um die individuell beste Vorgehensweise für eine erfolgreiche Zukunft zu identifizieren, werden sich die Banken 35 z Strategie den Herausforderungen des Marktes stellen und ihre strategische Ausrichtung konsequent hieran orientieren müssen: u Spezialisierung: Fokussierung auf die wesentlichen Stärken und Nutzung schlagkräftiger Partnerschaften für alle anderen Bereiche Strategisch wichtige Geschäftsbereiche müssen ausgeweitet werden, während die Marktdifferenzierung weiterentwickelt und das Unternehmen reaktionsfähiger gegenüber den Marktgegebenheiten gemacht wird (unter anderem Optimierung von Geschäftsprozessen – „Time to Market“). Dabei steht vor allem die Optimierung von internen sowie in Partnerschaften extern liegenden Prozessen im Fokus. Nur in wirklich strategisch wichtige und fokussierte Bereiche, von denen die Erreichung von Wettbewerbsvorteilen erwartet wird, sollte investiert werden. Die Innovationskraft in Bezug auf Geschäftsmodelle, Prozesse, Systeme, Partnerschaften, Arbeitsweisen und Lern- bzw. Entwicklungsmethoden muss dabei verstetigt und institutionalisiert werden. u Kunden: Ausschöpfung des Potenzials jeder einzelnen Kundenbeziehung Den sich ändernden Bedürfnissen und dem sich ändernden Kaufverhalten der Kunden muss mit einem leistungsfähigen Angebot an kundenorientierten Produkten und Dienstleistungen begegnet werden. Als Basis hierfür muss eine kundenbezogene Unternehmenskultur und -struktur geschaffen werden. Neben einer entsprechenden Entwicklung von Produkten und Services muss das Customer Relationship Management aber auch durch diszipliniertes Zuhören, Analysieren von Kundeninformationen und das Ableiten von realistischen kundenbezogenen Zielen verstärkt werden. Bei dem gesamten Thema CRM reicht eine prozessuale und technische Optimierung jedoch nicht aus. Die Mitarbeiter müssen hierfür sensibilisiert werden, die Veränderung in den Köpfen muss konsequent begleitet und validiert werden. z 36 u Mitarbeiter: Ausschöpfung des gesamten Mitarbeiterpotenzials durch marktgerechte Kompensationsmethoden und effektives Performance Management Die Effektivität der bereits existierenden Mitarbeiter muss verbessert und neue Rekrutierungsquellen müssen geschaffen werden, um entstehende Qualifikationslücken zu schließen. Dabei müssen die vor allem demographisch bedingt entstehenden Veränderungen innerhalb der Belegschaft erkannt und aktiv berücksichtigt werden. Die Zusammenarbeit und Interaktion der Mitarbeiter muss gefördert werden, um die Innovationskraft für die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen zu erhöhen. Organisatorische Strukturen müssen moderner gestaltet werden, um die Produktivität und die Motivation der Mitarbeiter signifikant auszuweiten. u Wahrnehmung der IT als entscheidenden Erfolgsfaktor der Zukunft IT-Investitionen müssen optimiert werden, um interne und externe Zusammenarbeit zu fördern und um organisatorische Reaktionsfähigkeit, geschäftliche Belastbarkeit und operative Produktivität weiterzuentwickeln. Dabei sollten vor allem leistungsfähige und ausgereifte Technologien zum Einsatz kommen, die eine Spezialisierung und die Zusammenarbeit mit externen Partnern ermöglichen. Um die Innovationsgeschwindigkeit erhöhen zu können, sollte gesteigerter Wert auf offene Standardarchitekturen, sehr gute Performance sowie auf eine hohe Datenqualität und leistungsfähige Analysemethoden gelegt werden. Neben der internen Optimierung und Standardisierung von Geschäftsprozessen sollten auch die Möglichkeiten der Industrialisierung (insbesondere von Back-OfficeProzessen) betrachtet werden. Fazit: Banken, die wesentliche Trends rechtzeitig erkennen, sich auf kürzere Veränderungszyklen einlassen und ihre strategische Ausrichtung konsequent verfolgen und regelmäßig validieren, werden auch 2015 sehr erfolgreich im Markt sein. HEFT 3 · 2007 erscheint am 25.6.2007 IMPRESSUM Banken+Partner ISSN 1612-7757 Sonderausgabe „Bankvertrieb der Zukunft“ 4. Jahrgang CO.IN. MEDIEN Verlagsgesellschaft mbH Otto-von-Guericke-Ring 3d 65205 Wiesbaden Zentrale: (06122) 7054-50 Fax: (06122) 7054-70 E-Mail: info@coin-online.de Internet: www.coin-online.de www.bankenundpartner.de Geschäftsführer: Margaretha Hamm, Lutz Pelzl Redaktion: Margaretha Hamm (mh), Chefredakteurin (v.i.S.d.P.) Telefon: (06122) 7054-51 E-Mail: hamm@bankenundpartner.de Eva Gonzalez, Assistenz Telefon: (06122) 7054-62 E-Mail: gonzalez@bankenundpartner.de Autoren dieser Ausgabe: Thorsten Adam, Frank Uwe Burkhardt, Christian Friedrich, Marc-André Klawa, Klaus Lintelmann, Prof. Dr. Rüdiger von Nitzsch, Mathilde Reckert, Ulrich M. Podrazil, Norbert Schädler, André Tintrop, Georg-Martin Wasner, Rainer Welsch, Markus Wunder. Projektleitung: Rebecca Weinel, Ursula Pelzl Leserservice: Stefanie Gröger Telefon: (06122) 7054-53 E-Mail: groeger@bankenundpartner.de Sonderdrucke: Günther Daugalies Telefon: (06122) 7054-63 E-Mail: daugalies@bankenundpartner.de Anzeigen: Horst Holler Telefon: (06122) 7054-54 E-Mail: holler@bankenundpartner.de Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. November 2006. Banken+Partner, Zeitschrift für Strategie und Management, ist IVW-geprüft (I/06). Layout und Produktion: Dorota Wojcicki-Wehnert, Stefanie Abele Telefon: (06122) 7054-65 E-Mail: abele@bankenundpartner.de Druck: RMD Rhein-Main-Distribution GmbH, Mainaschaff Erscheinungsweise und Abonnementpreis: Banken+Partner, Zeitschrift für Strategie und Management, ist ein zweimonatlich erscheinendes Fachmagazin der CO.IN. MEDIEN Verlagsgesellschaft mbH. Einzelpreis: 7,50 Euro Abonnement: 45,00 Euro (sechs Ausgaben) Copyright: CO.IN. MEDIEN Verlagsgesellschaft mbH Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck in jeglicher Form, auch Fotokopien, nur mit Genehmigung des Verlages. Für die Richtigkeit des Inhalts übernimmt der Verlag keine Haftung. Spezial l Bankvertrieb der Zukunft Diese Steckdose hat viel zu sagen. Sie meldet dem Energieunternehmen, wie viel Strom gerade verbraucht wird. Sie hilft sogar, die Konten der Kunden immer auf dem aktuellen Stand zu halten, und ermöglicht so eine automatisierte Abrechnung in Echtzeit. Mit anderen Worten: Die gute alte Steckdose hat viel dazugelernt. Enel, der größte Energieversorger in Italien, nutzt dieses automatisierte System in 30 Millionen Haushalten. Damit hat Enel jederzeit das gesamte Netz im Blick und kann effizienter abrechnen. IBM hilft jetzt Versorgern in aller Welt, diese bahnbrechende Innovation ebenfalls zu übernehmen. Interessiert an Innovation für Effizienz? Sprechen Sie mit jemandem, der Innovative auf Ideen bringt: mit IBM. Mehr dazu unter ibm.com/special/de Was macht Sie so besonders? IBM, das IBM Logo und „Was macht Sie so besonders?“ sind Marken oder eingetr. Marken der International Business Machines Corp. in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. Andere Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken oder eingetr. Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2007 IBM Corp. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM BR 10/07 Einige CEOs, die mit uns gesprochen haben, möchten anonym bleiben. Wenn Sie unsere Studie lesen, wissen Sie, warum. 765 CEOs aus 20 Branchen in 11 Regionen zwischen der Zusammenarbeit, die sie sich weltweit haben sich so unverblümt geäußert, wie wünschen, und der Zusammenarbeit, die sie es sonst nur hinter den verschlossenen Türen von praktizieren, eine deutliche Lücke klafft: „Das ist Vorstandssitzungen üblich ist. Über Pläne, wie im Anfängerkurs“, sagte ein CEO. „Wir patzen Motivationen – manchmal sogar über ihre viel und müssen noch viel üben.“ Schwächen. „Wenn wir überleben wollen, müssen wir das ganze Unternehmen verändern“, sagte einer von ihnen. „70 Andere Resultate waren nicht weniger überraschend: Auf Seite 21 der Studie Prozent unseres Geschäftes beruhen lesen Sie zum Beispiel, welche Abteilung auf Dienstleistungen, die es in dieser bei der Suche nach neuen Ideen Form bald nicht mehr geben wird.“ auffallend schlecht abschneidet. Und Sie erfahren, dass die meisten CEOs Kein Wunder, dass bei solcher Offenheit mancher seinen Namen nicht preisgeben mochte. Umso nur eine Vertrauensperson damit beauftragen, ihre Innovationspläne in die Tat umzusetzen. Wer das ist, verrät spannender ist, was gesagt wurde. die Studie auf Seite 29. So wird von Seite Die Teilnehmer sprachen offen über die zu Seite klarer: CEOs legen größten Wert kommenden zwei Jahre, für die sich auf Innovation. Sie sehen darin ihren 65 Prozent von ihnen gravierende Vorsprung. Also das, was sie zu etwas Be- Veränderungen ihres Unternehmens sonderem macht. vorgenommen haben. Oder darüber, dass sie einen großen Teil ihrer Inno- IBM hat schon vielen Unternehmen vationsanstrengungen der Reform jeder Größe geholfen, dieses Ziel durch des „unantastbaren“ Geschäftsmo- Innovation zu erreichen. Was wir für Sie tun können – und welche Überraschungen dells widmen. sonst noch auf Sie warten – „Wir sind an dem kritischen Punkt, erfahren Sie, wenn Sie sich die wo wir das Geschäftsmodell selbst Global CEO Study 2006 verändern müssen“, gestand ein von IBM herunterladen: CEO. Und andere gaben zu, dass ibm.com/special/de/ceo Was macht Sie so besonders? IBM, das IBM Logo und „Was macht Sie so besonders?“ sind Marken oder eingetragene Marken der International Business Machines Corporation in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. Andere Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken oder eingetragene Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2006 IBM Corporation. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM GS 10/07