Regenwald Und MenschenRechte - Klima

Transcription

Regenwald Und MenschenRechte - Klima
Regenwald UND
Menschenrechte
Energielandschaften in Ecuador
Regenwald
und Menschenrechte
2., aktualisierte Auflage, Oktober 2010
INHALT:
Amazonien, 3
Ecuador, 4
In der Chacra, 5
Der Ölboom im Oriente, 6
Öl vergiftet, 7
Die Landrechte der Indigenen, 8
Der ChevronTexaco-Prozess, 9
Die Schule der Dorfsprecher, 10
Das Klima-Bündnis und Ecuador, 11
Die energetische Situation Ecuadors, 12
IIRSA und die COICA, 13
Lasst das Öl im Boden! Der Yasuni-ITT-Angebot Ecuadors, 14
Globales Denken – Aktive Solidarität, 16
Herausgeber:
Action Solidarité Tiers Monde (ASTM)
55, avenue de la Liberté
L-1931 Luxembourg
Tel. 400 427, Fax 400 427-27
www.astm.lu
klima@astm.lu
Text:
Dietmar Mirkes
Fotos:
von Mitgliedern der Klimabündnis-Studienreise
nach Ecuador 2009 und der Kampagne
YasuniGreenGold
Gefördert aus Mitteln der Europäischen Union.
Für den Inhalt dieser Veröffentlichung ist allein die
ASTM verantwortlich. Der Inhalt kann in keiner Weise als
Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.
Energielandschaften in Ecuador
> Amazonien
U
nter „Amazonien“ versteht man das
Einzugsgebiet des Amazonas, des
wasserreichsten Stroms der Welt. Mit
einer Fläche von gut 7 Millionen qkm
ist das Amazonasbecken größer als
Europa ohne Russland und beherbergt
in seinem Zentrum das größte
zusammenhängende Regenwaldgebiet
der Erde mit rund 4 Millionen qkm.
Hier leben über 40 % aller Tier- und
Pflanzenarten der Erde. Seine Biomasse
ist ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher
- ein durchschnittlicher Hektar
Regenwald bindet jährlich rund 22 Tonnen
Kohlenstoff und speichert rund 250
Tonnen. Die immense Verdunstung
seiner Regenmassen wirkt wie ein
globaler Kühler. Der weitaus größte
Teil Amazoniens gehört zu Brasilien ;
weitere Anliegerstaaten sind Bolivien,
Peru, Ecuador, Kolumbien, Venezuela
und die drei Guayanas. Für sie alle ist
ihr amazonischer Landesteil Hinterland,
weit weg von ihren Bevölkerungs-,
Wirtschaftund Machtzentren.
Doch Amazonien ist kein „Urwald“,
sondern wurde seit Jahrtausenden
von Indigenen bewohnt. Sie nutzten
den Regenwald, ohne ihn zu zerstören
und trugen mit ihrer nachhaltigen
Waldwirtschaft zur Artenvielfalt und
ihrem Erhalt bei. Heute leben dort etwa
1,5 – 2 Millionen Indigene in über 400
verschiedenen Völkern. Die Ausbeutung
von Naturressourcen wie Holz, Gold,
Bauxit und Erdöl zerstört jedoch ihre
Existenzgrundlage. Zusätzlich gefährden
staatliche Entwicklungsprogramme,
der Zuzug landloser Bauern und die
Ansiedlung landwirtschaftlicher
Großbetriebe für den Anbau von Soja,
Agrotreibstoffen u.a. ihre traditionelle
Lebensweise. Daher haben sich die
indigenen Völker politisch organisiert und
zusammengeschlossen.
Die COICA
Im Jahre 1984 gründeten nationale
Indigenenverbände in Lima die COICA
(Coodinadora de las Organizaciones
Indígenas de la Cuenca Amazónica) als
Dachverband der indigenen Organisationen
des Amazonasbeckens; Sitz der COICA ist
heute Quito. Mitglieder sind die jeweiligen
Nationalorganisationen der indigenen
Völker der neun Amazonasländer. Der
Dachverband bündelt und artikuliert
ihre Forderungen und Interessen.
Ein gemeinsamer Aktionsplan ist die
„Indigene Agenda für Amazonien (AIA)“;
AIDESEP
PERU
APA
GUYANA
CONFENIAE
ECUADOR
CIDOB
BOLIVIA
COIAB
BRASIL
FOAG
GUYANA
FRANCESA
ihre Schwerpunkte sind die nachhaltige
menschliche Entwicklung, Landrechte
und natürliche Ressourcen, die Forderung
nach eigenen Rechtssystemen und
Bildung sowie die Stärkung eigener
Strukturen und Organisationen.
Die Partnerschaft
zwischen Klima-Bündnis
und COICA
1990 verabschiedeten Delegierte von
indigenen Organisationen aus Amazonien
und VertreterInnen von Städten aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz
in Frankfurt am Main das „Manifest
europäischer Städte zum Bündnis mit
den Indianervölkern Amazoniens“. Damit
wurde die Partnerschaft europäischer
Städte mit den indigenen Völkern der
Regenwälder neben dem kommunalen
Klimaschutz ein Grundpfeiler der Arbeit
des Klima-Bündnis. Sie gründet auf der
gemeinsamen Verantwortung für den
Erhalt der Erdatmosphäre und dem damit
verbundenen Schutz der Regenwälder
als aktiver globaler Klimaschutz. 1995
gründeten fünf Gemeinden und die
beiden NROs Mouvement Ecologique und
Action Solidarité Tiers Monde (ASTM) das
Klimabündnis Lëtzeburg, das bis heute auf
35 Gemeinden angewachsen ist, in dem
zwei Drittel der Bevölkerung Luxemburgs
leben.
n
Amazonien
OIS
SURINAM
CONIVE
VENEZUELA
OPIAC
COLOMBIA
www.coica.org.ec
www.klimabuendnis.org
www.klimabuendnis.lu
SEITE 3
REGENWALD UND MENSCHENRECHTE
> Ecuador
D
as südamerikanische Land am Äquator
– daher sein Name - besteht aus vier
Teilregionen: dem Küstentiefland am Pazifik im Westen, den zentralen Vulkanketten
der Anden, der Tieflandregion im Osten,
die zum Amazonasbecken gehört, und den
Galapagos-Inseln. Auf seiner Fläche von
283.561 qkm leben gut 14 Mio Menschen;
etwa die Hälfte sind Mestizen, gut ein
Drittel Indios und ein knappes Zehntel
jeweils Weiße und Afroecuadorianer. Mit
seinen sehr verschiedenen Landesteilen
gehört Ecuador zu den tropischen, megadiversen Ländern.
Wirtschaft und
Lebensstandard
Ecuadors Bruttosozialprodukt liegt bei
rund 17 Mrd $; sein Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf liegt mit 4500 $ nach Kaufkraftparität zwar über dem Schnitt der
Entwicklungsländer, aber bei nur bei etwa
einem Achtel des mitteleuropäischen
Wertes. Beim Index der menschlichen
Entwicklung liegt es um Rang 90, also in
der Mitte aller Länder der Welt.
Ecuador ist ein
agrarisches Erdölförderland; ein Drittel
bis die Hälfte der
Exporteinnahmen stammen
vom Rohöl, rund
ein Fünftel von Bananen.
Seine Auslandsschulden sind
so hoch wie das Bruttosozialprodukt,
so daß der Schuldendienst die Hälfte der
Staatseinnahmen frißt. Das Land steckt
in der Schuldenfalle und muß immer
mehr exportieren – auch Schnittblumen,
Shrimps, Kakao und Kaffee.
Die Schere zwischen Arm und
Reich ist viel größer als bei uns
und weitet sich; der Lebensstandard sinkt; über ein Drittel
lebt unterhalb der Armutsgrenze,
und viele Ecuadorianer wandern aus,
vor allem in die USA und nach Spanien.
Mit 2,2 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf
(2004) bewegt es sich im Mittelfeld
der Entwicklungsländer (und just an der
Obergrenze der Nachhaltigkeit), aber nur
bei der Hälfte des globalen Durchschnitts
(4,5 t) und bei weniger als einem Fünftel
der Pro Kopf-Emissionen der Industrieländer (11,5 t).
Das politische System
Ecuador ist eine Demokratie, in der der
Präsident als Staatsoberhaupt und Regierungschef sehr viel politische Macht auf
sich konzentriert (seit Januar 2007 Rafael
Correa). Correa wurde von einer Bürgerbewegung gegen das traditionelle Establishment ins Amt getragen, die sogleich eine
neue Verfassung erarbeitete, welche im
Sept. 2008 mit großer Mehrheit vom Volk
angenommen wurde. Darin ist Ecuador als
multinationaler Staat definiert, in der ein
gutes gleichberechtigtes Zusammenleben
aller Ethnien und die Rechte der Natur
verankert sind.
Ecuadors
Amazonasregion:
der „Oriente“
Wie bei allen anderen Anrainerstaaten
Amazoniens ist auch in Ecuador die
Amazonasregion klassisches Hinterland.
Die Ecuadorianer nennen diese Region den
„Oriente“, den „(wilden) Osten“. Hier leben
auf fast Hälfte der Staatsfläche nur gut
eine halbe Million Menschen; ein Drittel
davon sind Indigene.
n
SEITE 4
Energielandschaften in Ecuador
> In der Chakra
Indigene Regenwaldkultur
D
ie Indigenen des amazonischen Regenwaldes siedeln in kleinen Dörfern längs
der Flüsse. Basis ihrer traditionellen Waldwirtschaft ist die Chakra, ihr Waldgarten.
Zunächst schlagen die Männer mit Axt und
Machete eine Lichtung von Bäumen und
Unterholz frei, dann wird ein Feuer gelegt
und der Rest brandgerodet. In den aschebedeckten Boden setzen die Frauen mithilfe
eines Grabstockes Setzlinge von Maniok,
Yamswurzeln, Süßkartoffeln, Buschbohnen, Ananas, Kürbissen, Erdnüssen u.v.a.
- alles scheinbar kreuz und quer durcheinander. Zuletzt die Bäume: Bananen, Chontapalmen, Avocados, Papayas, Guaven,
Kakao usw. Hinter der „Unordnung“ steckt
System: Licht-, Nährstoff- und Wasserbedarf der verschiedenen Arten, ihre Wuchsund Fruchtzeiten sind in der Chakra zu
einem optimalen Gleichgewicht und Ertrag
geführt. Die ungeheure Pflanzenkenntnis
dieser Waldbäuerinnen ist das Ergebnis der
„biodynamischen Hochkultur“ der Völker
der tropischen Regenwälder, die sich über
Jahrtausende entwickelt hat, ohne dabei
den Regenwald zu schädigen. Ihre Arbeit
verbinden die Waldindianerinnen mit Anrufungen der verschiedenen Naturgeister, die
sie vor allem um Fruchtbarkeit bitten. Die
Frauen (und auch die Männer) empfinden
sich selbst als einen Teil des Waldkosmos,
in dem sie arbeiten und leben. Wenn nach
einigen Jahren der nährstoffarme Regenwaldboden eines Waldgartens erschöpft
ist, roden die Männer anderernorts eine
neue Chakra und lassen die alte zuwuchern. Dieses System trägt nur eine dünne
Besiedlung von etwa einem Einwohner pro
Quadratkilometer; es erhält aber nicht nur
den Wald, sondern erhöht auch noch seine
Biodiversität. Im Naturreservat Cuyabeno,
im Nordosten Ecuadors an der Grenze zu
Kolumbien, wo seit Jahrhunderten Indigene
von den Völkern der Sionas, Secoyas und
Kichuas siedeln, wurde die größte Diversität von Bäumen weltweit gezählt. Im Rio
Tiputini, einem Zufluß des Rio Napo im
Nationalpark Yasuni, wurde die größte
Artenvielfalt von Süßwasserfischen der
Welt in vergleichbar großen Flußbecken
gezählt, obwohl die Indigenen diesen Fluß
seit Jahrhunderten befischen. Gleichzeitig
sind die Indigenen Jäger und Sammler, so
dass ihre Nahrungspalette sehr breitgefächert ist.
In diese traditionelle Wirtschafts- und
Kulturform mischen sich seit den 70er
Jahre – je nach Volk, Gegend und Dorf
in unterschiedlichem Maße – Elemente
unser Waren- und Konsumwelt. Teilweise
züchten sie Vieh oder bauen bestimmte
Früchte für die städtische Nachfrage
an; einige Männer arbeiten gelegentlich,
saisonal oder länger als Arbeiter für
Firmen; manche Familien wandern ganz
in die Städte ab und landen dort oft als
Bettler auf der Straße. In vielen Dörfern
sind Handys, Motorboote, Radios und
Fernseher die neuen Statussymbole; man
kann heute Indigene treffen, die gleichgut
mit Blasrohr und Internet umzugehen
wissen. Gleichzeitig verringert sich ihr
Lebensraum beständig durch vordringende Firmen auf der Suche nach Rohstoffen
und mestizische Siedler auf der Suche
nach eigenem Land.
n
SEITE 5
REGENWALD UND MENSCHENRECHTE
> Der Ölboom im Oriente
V
or 40 Jahren begann der Ölboom im
Osten Ecuadors, dem sog. „Oriente“.
Die Firma Texaco erhielt eine Konzession
über 1 Mio Hektar im Regenwaldgebiet des
Amazonasbeckens, in dem damals fast
nur Indigene lebten (rund 75.000). Beim
Ort Lago Agrio sprudelte 1967 die erste
Quelle, von hier wurden eine Pipeline, die
SOTE, über die beiden Andenkämme zum
Pazifikhafen Esmeraldas gebaut und
parallel dazu die erste befestigte Straße,
die Interamazonica, bis Quito.
Im Laufe von gut zwanzig Jahren förderte
Texaco im Oriente rd.220 Mrd. Liter Erdöl
und legte 339 Bohrlöcher, 22 Stationen
und 15 Öllager an. Von den Brunnen
führten Pipelines zu den Stationen und
Lagern, längs der Pipelines bauten die
Ölfirmen Straßen; so entstand ein Netz
von Ölstraßen. Auf der Suche nach dem
Glück strömten die Armen Ecuadors von
der Küste und den Kordilleren auf der
Interamazonica hinunter in den „wilden
Osten“. Bei den größeren Ölfeldern und
an den Knotenpunkten der Ölstraßen
entstanden neue Städte wie Coca,
Sushufindi oder Sacha. Innerhalb einer
Generation versechsfachte sich die
Bevölkerung des Oriente auf eine halbe
Million und wächst jedes Jahr um über 5
% weiter.
Die indigene Urbevölkerung ist mit
150.000 zur 30%-Minderheit geworden.
Im Jahre 1990 übernahm eine staatliche
Ölfirma die Anlagen von Texaco. Später
vergab Ecuador Konzessionen an
andere multinationale Ölkonzerne.
Heute halten auf rund einem Drittel der
Fläche des Oriente an die 20 Ölkonzerne
Konzessionen. Die Einnahmen aus dem
Ölexport stellen in den letzten Jahren mit
knapp 4 Mrd $ zwischen 35 und 45 % des
Staatshaushalts. Durch seine Ölreserven
war Ecuador kreditwürdig geworden,
verschuldete sich immer mehr, und heute
werden sämtliche Öleinnahmen allein für
den Schuldendienst benötigt - das Land
ist mittlerweile völlig abhängig von den
Öleinnahmen geworden.
Zwar stammen 98 % der Öldevisen des
Landes aus dem Oriente, aber nur 2
% davon fließen in die Region zurück.
Aus Sicht der politischen Elite der
Machtzentren Quito und Guayaquil
ist der Oriente nur Hinterland und
Devisenlieferant. Die Hoffnungen der
meisten Zuwanderer auf Jobs in der
Ölindustrie zerschlugen sich - sie stellt
im Oriente nur rd. 10 % der Arbeitsplätze
Sie erhielten vom Staat links und rechts
der Ölstraßen eine handtuchförmige
Lago Agrio
Parahuacu
Atacapi
Rio
Aquarico Dureno
Aguarico
Guanta
shushufindi
Sacha
Concession
boundary
COCA
Rio
Napo
Yulebra
Yuca
Culebra
Auca
Sur
Yuca sur
Concession
boundary
Taxaco’s Ecuador
Concession
boundary
Oil fields
Rumyacu
Cononaco
0
5
Scale Miles
10
Parzelle Urwald zugeteilt, die sie rodeten,
um Kaffee anzubauen oder Vieh zu
halten. Eine staatliche Siedlungsplanung
existiert bis heute nicht. Vom einst
flächendeckenden Regenwald, der nur von
Indigenen längs der Flüsse besiedelt war,
wurde innerhalb einer Generation fast ein
Drittel gefällt. Die zentrale Förderregion
um Sushufindi und Sacha ist heute eine
mit 50 Ew./qkm dicht besiedelte Art
„Industriesavanne“ mit ausgedehnten
Viehweiden und trocken-heissem
Tropenklima. Der Oriente gehört heute zu
den ärmsten Regionen von Ecuador.
Mit einer jährlichen Entwaldungsrate von
–1,4 % gehört es zu den Ländern mit der
schnellsten Entwaldung. Diese verursacht
zwei Drittel von Ecuadors Emissionen. Für
den Klimaschutz ist also der Schutz seiner
Wälder am wichtigsten.
n
SEITE 6
Energielandschaften in Ecuador
> Öl vergiftet Fauna, Flora & Menschen
I
n ihren Konzessionen zünden die
Ölfirmen Sprengladungen im Boden,
um durch die Schallwellen die höffigsten
Bohrstellen zu finden. Sie roden den
Wald für Landeplätze, Straßen, Öl- und
Stromleitungen. Die Förderung selbst
belastet Mensch und Umwelt schwer
durch austretendes Formationswasser,
Methan und Ölunfälle.
Formationswasser
Bei der Förderung tritt ein salziges
Gemisch aus Wasser, Öl und Schlamm
mit aus, das Zyankali u.a. Salze
sowie Schwermetalle wie Blei, Arsen,
Quecksilber, Vanadium und radioaktive
Elemente wie Strontium 90 und Radium
226 enthält. Texaco schied es vom Rohöl
ab und liess es einfach in über 600
sogenannte „piscinas“ einlaufen - aus
der Erde ausgehobene Becken, die nach
unten nicht isoliert waren. Seit über 30
Jahren versickert dieser Brei langsam
und verseucht Boden und Grundwasser.
Wenn es stark regnet, laufen die Becken
einfach über in den nächsten Bach
dahinter. Nahbei und bachabwärts wohnen
Leute, die aus ihrem Brunnen verseuchtes
Grundwasser trinken. Die Indigenen waren
es gewohnt, das Wasser der Flüsse zu
trinken, darin zu baden und ihre Kleider
zu waschen; ihre Kinder plantschen und
spielen darin. Die Gifte lagern sich in
Algen, Fischen und trinkenden Wildtieren
ab und gelangen damit in die menschliche
Nahrungskette; sie verursachen
Erbrechen, Haut- und Lungenkrebs und
Krebskrankenrisiko in Quito
und San Carlos
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
QUITO
SAN Carlos
Fehlgeburten
Krebsleiden
Krebstote
Fuente: Informe Yana Curi: impacto de la actividad
petrolera en la salud de las poblaciones rurales de
la Amazzonía ecuatoriana, CICAME-Medicus Mundi,
Cuenca, 2000
Missbildungen. Texaco hat so rund
64 Millionen Liter Öl und 76 Milliarden
Liter giftiges Förderwasser in Flüsse
und Seen „entsorgt“. Es ist das größte
Umweltdesaster, das je ein Ölkonzern in
Lateinamerika angerichtet hat.
Methan
Mit dem Öl strömen Methan,
Schwefelwasserstoff, Schwefeldioxid,
Stickoxide sowie Kohlenmono- und –
dioxid aus dem Boden. Diese können zu
Kopfschmerzen, Erbrechen, Reizungen
Lungenkrebs, körperlichen Mißbildungen,
Ohnmacht, Lähmungen und Herz- und
Hirnschäden führen; die Sterblichkeit bei
Neugeborenen erhöht sich. Die Ölfirmen
fackeln das Methan in sogenannten
„mecheros“ ab. Viele Anwohner der
„mecheros“ kennen saure Regen, die
wie Asche Haus und Hof einschwärzen
können.
Ölunfälle
Die Pipelines rosten in den feuchtheißen
Klima schnell . Jede Woche ereignet
sich irgendwo im Oriente ein Rohrbruch.
Dann schiesst das Öl in Kaskaden in
die Umgebung; oft entzündet es sich
dabei. Das Öl enthält krebserregende
aromatische und polyzyklische
Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und
radioaktive Elemente, sein Schwefeldioxid
kann Lungen- und Kehlkopfkrebs und
Mißbildungen bewirken.
Mehrere Studien über die
Gesundheitsrisiken der Bevölkerung im
Oriente haben ergeben, dass dort das
Risiko, an Krebs zu sterben dreieinhalbmal
höher als in Quito ist und die Rate der
Fehlgeburten zweieinhalbmal so hoch. n
www.texacotoxico.org
SEITE 7
REGENWALD UND MENSCHENRECHTE
>Die Landrechte der Indigenen
U
m der Zerstörung ihrer traditionellen
Existenzgrundlagen und ihrer
Lebensform nicht weiter ohnmächtig
zuzuschauen, haben sich die Indigenen zu
Verbänden zusammengeschlossen. Ihre
wichtigste Forderung ist die Anerkennung
ihrer kollektiven Landrechte. Sie müssen
dazu ihre traditionellen Territorien auf
eigene Kosten vermessen und in die
staatlichen Grundbücher eintragen.
Erst dann werden sie als Eigentümer
anerkannt und können „Nein“ sagen oder
zumindest das Schlimmste verhindern.
Die Action Solidarité Tiers Monde hat von
2001 bis 2005 verschiedenen regionalen
Indigenenorganisationen in Ecuador
und Peru mit finanzieller Unterstützung
der Klimabündnis-Gemeinden und des
Kooperationsministeriums geholfen, ihre
Ländereien zu legalisieren:
notariellen Akte und das Erstellen eines
Nutzungsplanes.
Das Landrechteprojekt
mit der ORAI in Peru
Es folgte im Jahr 2005 eine Projekt
mit der ORAI, der Organisation der
Achuar, Kichwa und Ticunas in den
Ölfördergebieten in der benachbarten
peruanischen Grenzregion, in dessen
Verlauf 86.000 ha legalisiert wurden.
Dies stärkt die Rechtspositon derer,
die das größte Interesse am Erhalt des
Regenwaldes haben, und bremst die
Zerstörung des Regenwaldes.
n
Insgesamt unterstützte Klimabündnis
Lëtzebuerg im Laufe dieser fünf Jahre
mit knapp 200.000 $ die Legalisierung
von rund 257.000 ha indigenen Landes
– so viel wie die Fläche Luxemburgs.
c184
9 920.000 N
9 925.000 N
c182
c190
in.pantano
San Carlos
Das Landrechteprojekt
mit der CONFENIAE
COMUNA
VICENTE SALAZAR
c191
ter.pantano
AREA= 3 413.37 Hectareas
NM
211
c181
El Quinche
7 635.11 ML.
215
Vicente Salazar
COMUNA PANDOCHICTA
AREA= 5 026.41 Hectareas
c180
CENTRO POBLADO
VICENTE SALAZAR
c160
c159
PICA AL ZANCUDO
130
c158
c192
mojon
2116.33m.
c157
ACCESO
VICENTE SALAZAR
849.0m.
c156
211
AREA MILITAR
COMUNA
AREA = 660 Has.
RIO
COCAYA
STA.ROSA DE ARMENIA
c101
c93
c92
18 443.000 E
PISTA DE ATERRIZAJE
c48
c47
c45
c46
AEREOMASTER
24
9 924.000 N
c148
estero pindoyacu
c42
ROSA MARINA BERREZUETA SARI
AREA = 187.75 Hectareas
PERIMETRO= 5 800,17 ML.
m81
L82
c102
255.56m.
AREA
MILITAR
Area = 19.20 Has.
c34
414.21m.
163.11m.
c139
m79
c189
m74
c188
23
9 924.000 N
c1885
206
22
9 922.000 N
210
c183
9 922.000 N
210
c185
10 649.72 ML.
COMUNA
RIO
COCAYA
215
215
PUERTO EL QUINCHE
210
c184
9 920.000 N
20
c182
c190
in.pantano
9 920.000 N
142.37m.
m78
18 451.000 E
18 437.000 E
c144
84.15m.
RIO
COCAYA
c187
6 739.95 ML.
c145
c41
Boca
18 449.000 E
c146
c147
10 772.95 ML.
220
37
Boca del Tiputini
9 910.000 N
209
41 COMUNA
VICENTE SALAZAR
39
215
9 918.000 N
43
45
c191
ter.pantano
49
47
51
211
c181
AREA= 3 413.37 Hectareas
205
214
9 918.000 N
18
9 923.000 N
c94
7 635.11 ML.
204
215
c96
c95
210
CENTRO POBLADO
PANDOCHICTA
c16
COMUNA PANDOCHICTA
c23
CENTRO POBLADO
VICENTE SALAZAR
Victor
San Diego
rio pumayacu
c111
c110
Urbina
c113
Marcos
San Diego
c106
c180
AREA= 5 026.41 Hectareas
c160
c159
Jaime
127
PICA AL ZANCUDO
211
r.pumayacu
cal.1
207
c158
c192
mojon
209
265
c107
Salazar
c55
c108
9 916.000 N
2116.33m.
c157
849.0m.
dato plano anterior
16
c156
2116.33m.
206
9 916.000 N
c54
c53
c131
c172
c155
ACCESO
VICENTE SALAZAR
c52
204
205
c174
Ignacio
Noa
211
AREA = 660 Has.
.
1240.66m
c171
214
BATALLON Nº 57
TIPUTINI
c173
Pandochicta
c50
c170
c49
c93
PISTA DE ATERRIZAJE
c101
205
c92
c169
c44
2547.02m.
c47
c168
AEREOMASTER
210
c154
199
14
9 914.000 N
9 914.000 N
c167
191
c105
Puerto Miranda
Rio Tiputini
PARROQUIA
TIPUTINI
c166
207
c165
c163
c153
c43
c150
11279,47m.
c149
204
c146
c147
c42
c161
c162
200
COMUNA
c148
estero pindoyacu
c145
c41
995.87m.
c144
ALBERTO LITUMA
PERIMETRO= 5 796.17 ML.
AREA= 187.18 Hectareas
c40
v19
c143
c39
212
210
m81
c137
L83
255.56m.
12
c35
MILITAR
84.15m.
c104
Area = 19,189 M2
Area
163.11m. = 19.20 Has.
c34
255.56m.
9 912.000 N
Carlos
Andy
m80
Carlos
c103
414.21m.
c33
c164
c138
1131.25m.
c139
rn85
c14
c32
c141
STA.ROSA DE ARMENIA
9 912.000 N
c140
18 437.000 E
18 451.000 E
m77
577.48m.
Siquihua
rn3
Puerto Alfaro
m78
m74
414.21m.
195
196
101.87m.
m73
m72
c31
205
c13
rn86
c71
c30
Santos
Adres
Vargas
c29
c12
Fernando
Cristina
Salazar
Grefa
Maclobia
Grefa
c28
c27
Jesus
Papa
c11
Benito
Grefa
Alejandro
Papa
c10
199
195
c.9
c25
CENTRO POBLADO
PANDOCHICTA
c26
206
c15
c.8
c23
c.7
rn87
Jose
Grefa
c.6
rn90
c22
Benjamin
Papa
10
c.5
Gonzalo
Grefa
Felipe
Alvarado
c20
c19
Pedro
Coquinche
.
18 439.000 E
rn89
c151
18 449.000 E
rn.1
3799.27m
rn88
9 910.000 N
c.4
Benjamin
Papa
bocana rio tiputini
Manuel
Noteno
c17
c18
Manuel
Grefa
198
ar3ar4
l.2
l.1
rn.2 Ramiro
Siquihua
843.11m.
197
bocana rio pindoyacu
18 441.000 E
c152
RIO NAPO
18 445.000 E
18 443.000 E
ar.1
196
9 908.000 N
18 447.000 E
ar.2
190
9 910.000 N
l.3
rn91
198
08
Nueva Armenia
200
U.GEOGRAFICA DE LA COMUNA PANDOCHICTA
ESCALA:
1: 100.000
Santa Teresita
18 460.000 E
18 450.000 E
18 440.000 E
9 900.000 N
RIO NAPO
9 920.000 N
El Placer
Florencia
210
c184
TOPOGRAFIA DE LA COMUNA PANDOCHICTA
ESCALA:
1: 25.000
c182
c190
in.pantano
10 772.95 ML.
220
RIO
COCAYA
209
c191
ter.pantano
211
c181
205
214
9 918.000 N
9 918.000 N
c94
COMUNA
VICENTE SALAZAR
7 635.11 ML.
204
215
c96
c95
210
AREA= 3 413.37 Hectareas
Victor
San Diego
CENTRO POBLADO
VICENTE SALAZAR
rio pumayacu
c111
c110
c113
COMUNA PANDOCHICTA
AREA= 5 026.41 Hectareas
c180
c160
c159
115
117
Marcos
San Diego
118
Jaime
Cevallos
119
122
126
121
PICA AL ZANCUDO
127
128
c56
129
120
130
207
c158
c192
mojon
r.pumayacu
209
265
c55
2116.33m.
c157
849.0m.
c156
2116.33m.
206
c54
c53
c131
ACCESO
VICENTE SALAZAR
c172
c155
9 915.500 N
c52
9 915.500 N
204
205
c174
214
c173
211
c171
.66
40
12
AREA MILITAR
Ignacio
Noa
COMUNA
AREA = 660 Has.
m.
So wurden das Grundstück, auf dem
ihr Hauptsitz steht (33,5 ha), und das
Territorium der Sionas im Grenzgebiet
zu Kolumbien mit einer Fläche von rund
138.000 ha kartiert.
204
18 441.000 E
c150
c149
CENTRO POBLADO
TIPUTINI
18 430.000 E
Das erste Projekt lief 2001 bis 2002
mit der CONFENIAE, der Konföderation
der neun indigenen Völker des
ecuadorianischen Oriente. Sie erfaßte
zunächst den aktuellen Status Quo
der Legalisierung bei den einzelnen
Völkern und organisierte ihren Konsens
für eine Prioritätenliste der noch zu
legalisierenden Gebiete. Dann stellte sie
ein Projektteam mit einem Topographen
und einem GPS-Gerät zusammen, das die
Grenzlinien im Regenwald abging, dabei
„Grenzschneisen“ schlug, Grenzschilder
setzte (siehe Foto), die ganze Strecke
vermaß, die wichtigsten topografischen
Daten in ein Koordinatensystem
einspeiste und Pläne davon zeichnete.
18439.000E
Tiputini
c163
c162
18 447.000 E
c154
18 445.000 E
Bellavista
c50
c170
c49
c101
c93
205
c92
c169
PISTA DE ATERRIZAJE
c48
c44
c46
c47
c45
STA.ROSA DE ARMENIA
2547.02m.
c168
AEREOMASTER
210
199
c154
Bellavista
c167
191
c105
Das Landrechteprojekt
mit der FCUNAE
c166
c163
c153
c43
204
c146
c148
estero pindoyacu
c147
c162
11279,47m.
c150
c149
CENTRO POBLADO
TIPUTINI
c161
c42
c145
995.87m.
c41
c144
ROSA MARINA BERREZUETA SARI
c40
v19
c143
AREA = 187.75 Hectareas
PERIMETRO= 5 800,17 ML.
c39
212
L82
c38
m81
c37
c137
c102
c36
L83
MILITAR
c104
Area = 19.20 Has.
Carlos
Siquihua
c34
163.1
1m.
m80
c103
414.21m.
OJO
497.13
Carlos
Andy
c138
1131.25m.
c139
rn85
c14
c32
c141
Alicia
Siquihua
m77
c140
m75
m76
142.37m.
m78
m79
.
.48m
577
rn3
m74
349.56
196
m72
m73
101.87m.
c31
205
c13
rn86
c30
c71
Santos
Siquihua
Adres
Vargas
c12
c29
Fernando
Salazar
Cristina
Grefa
Maclobia
Grefa
c11
LINDEROS COMUNA PANDOCHICTA:
c28
c27
c25
Jesus
Papa
Benito
Grefa
c26
Alejandro
Papa
c10
9 910.500 N
CENTRO POBLADO
PANDOCHICTA
c70
c24
c57
c60
c58
c16
199
c69
c68
c62
c65
c64
195
206
c61
c.9
rn87
c63
c15
c.8
Jose
Grefa
c23
c.7
c.6
Felipe
Alvarado
c20
c19
Pedro
Coquinche
.
rn89
c151
rn90
Benjamin
Papa
bocana rio tiputini
c22
Benjamin
Papa
c.5
Gonzalo
Grefa
7m
9.2
rn.1
379
rn88
c.4
Manuel
Noteno
c17
c18
190
Manuel
Grefa
rn91
l.3
198
rn.2
ar4
ar3
l.2
l.1
Ramiro
Siquihua
198
843.11m.
ar.2
ar.1
197
bocana rio pindoyacu
ACCION SOLIDARIA PARA EL TERCER MUNDO..ASTM.
CONVENIO DE COOPERACION:ASTM--FCUNAE
PROYECTO: LEGALIZACION TERRITORIAL DE LA COMUNA PANDOCHICTA
SR.Inocencio Macanilla
SR. Ivan Tanguila
PRESIDENTE FCUNAE
DIR.TIERRAS FCUNAE
LUGAR Y FECHA:
El Coca,Septiembre/ 2003
SR. Rafael Alvarado
1:
SR.Byron Panchana B.
COORDINADOR A.S.T.M.
ESCALA:
LAMINA:
25.000
UNICA
TOPOGRAFO : A.S.T.M.
1
18 451.000 E
18 448.500 E
RIO NAPO
AL NORTE:
Con el Rio COCAYA,siguiendo su curso normal.
En 10 772.95 metros. Con distintos Rumbos.
AL SUR:
Con el Batallon Nº 57 Tiputini.Bloque de 660 has.
En 2547.02 metros,con Rumbo N 22 W grados.
Con la Sra. Rosa Berrezueta Sari.
En 995.87 metros,con Rumbo N 06 W grados.
Con el Batallon Nº 57 Tiputini.Bloque de 19.26 has.
En 497.13 metros.Rumbo N 05 W grados.
En 142.37 metros Rumbo N 76 E grados
En 349.56 metros. Rumbo S 05 E.grados
En 101.87 metros ,Rumbo N 76 W grados
En 577.48 metros, Rumbo N 33 W grados
En 163.11 metros , Rumbo N 55 W grados.
En 84.15 metros ,Rumbo S 87 W grados.
Con el Rio Napo,Siguiendo su curso normal
En 3799,27 metros,Rumbos distintos.
AL ESTE:
Con la Comuna Santa Rosa de Armenia
En 843.11 metros. Rumbo N 38 E grados.
En 11279,47 metros, Rumbo N 43 E grados.
AL OESTE:
Con la Comuna Vicente Salazar
En 7635.11 metros. Rumbo N 35 E
Con la Sra. Rosa Berrezueta Sari
En 1131.25 metros , Rumbo N 70 E grados.
En 414.21 metros. Rumbo S 55 E grados
En 255.56 metros, Rumbo S 50 E grados
AREA COMUNA PANDOCHICTA= 5 026.41 Hectareas
18 446.000 E
c152
196
18 443.500 E
9 908.000 N
18 441.000 E
18 438.500 E
SEITE 8
84.15m.
c33
c164
210
255.56m.
AREA
c35
L84
Der nächste Projektpartner war in 2003
und 2004 die FCUNAE, die Föderation
der Kichuas der Provinz Orellana. Hier
wurden vier Gemeindeterritorien mit
insgesamt 32.585 ha legalisiert. Die
Karte im Maßstab 1:25.000 zeigt das
Gebiet der Gemeinde Pando Chicta an der
Mündung des Rio Tiputini in den unteren
Rio Napo mit 12.585 ha , siehe Plan). Es
folgten nach der Kartierung jeweils die
SELLOS DEL INDA.
207
c165
9 913.000 N
Energielandschaften in Ecuador
>Der ChevronTexaco-Prozess
Die Frente de Defensa de la Amazonia
V
on Sept.
1992 – April
93 untersuchten
Ärzte und
Wissenschaftler
der HarvardUniverität die
Umweltschäden im Oriente, organisiert
vom Centro de Derechos Economicos
y Sociales in Quito. Im Gefolge der
alarmierenden Resultate reichte am
3.11.1993 15 Siedler und Indigene eine
Klage gegen Texaco in New York ein wegen
der Umwelt- und Gesundheitsschäden, für
die sie wegen unangepaßter Technologie
verantwortlich ist.
30.000 Menschen schlossen sich der
Klage an. Da diese Klage im Interesse
der gesamten Region war, konstitutierte
sich im Laufe der folgenden Monate in
intensiven Diskussionen aus Bauern-,
Frauen-, Menschenrechts-, Jugend- und
Stadtviertels-Organisationen, dem Fondo
Ecuadoriano Populorum Progressio sowie
indigenen Verbänden der Siona, Cofan,
Secoya, Huaorani und Kichwa die Frente
de Defensa de la Amazonia, die am 16.5.94
als formelle Struktur der Kläger gegründet
wurde. Präsident wurde Luis Yanza von
der Coordinadora Popular del Nororiente.
Die Frente führt die Entscheidungen
der „Vollversammlung der von TEXACO
Betroffenen“, der „Asamblea de Delegados
de los Afectados pro Texaco“, aus und
organisiert Demonstrationen, Aktionen
und Öffentlichkeitsarbeit, um politischen
Druck aufzubauen. Sie ist eine der wenigen
Organisationen Ecuadors, in denen
Indigene und Mestizen sich gemeinsam
engagieren, da sie sich sonst wegen
Landkonflikten, sozialen Unterschieden
und ethnischen Vorurteilen häufig
ablehnend gegenüberstehen.
Im Mai 2001 entschied der US-DistriktRichter, die Klage nach Ecuador zu
verlegen, wo im Mai 2003 der Prozeß gegen
ChevronTexaco am Obersten Gericht der
Provinz Sucumbios in Lago Agrio eröffnet
wurde (im Oktober 2001 hatte Chevron die
Texaco „geschluckt“). Die Frente deckte
immer neue versteckte „piscinas“ auf und
organisierte Boden- und Wasserproben.
Anfang April 2008 kam ein Gutachten im
Auftrag des Obersten Gerichtshofs von
Lago Agrio zum Ergebnis, dass die Höhe
der Schäden durch die Ölförderung eine
Größenordnung bis 16 Mrd. Dollar erreichen.
Am 15. April 2008 wurde zwei Vertretern
der Frente, dem Anwalt Pablo Fajardo und
dem Mitbegründer Luis Yanza, in den USA
der international renommierte Goldman
Prize verliehen.
Der Texaco-Prozess ist der weltweit
größte Prozeß im Süden der Welt gegen
einen Ölkonzern; er wird eine Präzedenz
schaffen, wie weit Ölkonzerne künftig
die Umweltrechte ihrer Gastländer
respektieren werden. n
Sarayaku – Symbol
des Widerstandes
Ein anderes Beispiel für den Widerstand gegen die Erdölfirmen ist die
Kichwa-Gemeinde Sarayaku in der
Provinz Pastaza südöstlich von Puyo.
Die etwa 2.000 Einwohner haben sich
bisher erfolgreich einer Erdölförderung
auf ihrem Gebiet widersetzt, gut
eingebunden in die regionalen
Indigenen-Organisationen der Provinz
Pastaza und weltweit vernetzt und
unterstützt.
www.texacotoxico.org
www.sarayaku.com
SEITE 9
REGENWALD UND MENSCHENRECHTE
> Die Schule der Dorfsprecher
D
as Holzhaus steht auf Stelzen;
darunter liegen Bohnen zum
Trocknen aus. Hühner laufen herum, ein
bunter Papagei sitzt auf der Drehkurbel
des Brunnens. Neugierig gucken vier
Kinderaugen oben aus dem Fenster. Die
Farm liegt alleine wie ein Aussiedlerhof,
ringsherum umgeben von Feldern mit
Kakao, Kaffee und Platano – ein kleines
Paradies aus dem Füllhorn der Natur.
Wie viele Tausende andere Bewohner
der Erdölregion ist Homero Hurtado vor
13 Jahren aus der Provinz Bolivar in den
Oriente gezogen, um sich eine Existenz
aufzubauen. Gemeinsam mit seiner Frau
und den vier Kindern betreibt er nun in der
Comunidad Ponderosa im Kanton Sacha
seinen kleinen Bauernhof mit 15 Hektar
Land. Ihr Trinkwasser ziehen sie per Hand
aus ihrem Brunnen herauf. Doch ob dieses
Wasser in Ordnung ist, wissen sie nicht:
ihre Farm liegt mitten im Erdölgebiet von
La Joya de las Sachas...
Homero Hurtado ist einer der Schüler
der „Escuela de Lideres“, der Schule der
Dorfsprecher, die die Frente de Defensa
de la Amazonia mit Hilfe der ASTM und der
Luxemburger Klimabündnis-Gemeinden
aufgebaut hat. Ziel der Schule ist es, die
von der Erdölförderung betroffenenen
Dorfgemeinschaften zu befähigen, ihre
Umwelt- und Menschenrechte besser
zu verteidigen. Dazu werden von den
Gemeinschaften ausgewählte fähige
Personen weitergebildet, damit sie
imstande sind, sich für die Rechte ihrer
Dörfer einzusetzen.
Die Ausbildung dauert drei Jahre; während
SEITE 10
dieser Zeit erhalten die Schüler an
sechs Wochenenden an je acht Stunden
samstags und sonntags Unterricht; am
letzten Wochende ist Prüfung. Die Fächer
sind u.a. Umweltmonitoring, Umwelt- und
Menschenrechte, Führung von Gruppen und
Selbsteinschätzung, Radiokommunikation,
alternative Methoden der Konfliktlösung,
gute Regierungsführung. Sie werden
in drei Niveaus aufeinanderaufbauend
unterrichtet. Jedes Jahr fängt ein neuer
Jahrgang an. Es gibt vier parallele
Unterrichtsorte: Lago Agrio, Shushufindi,
Sacha und Coca, die vier Hauptorte der
Ölregion.
2007 nahmen 88 SchülerInnen bis zur
Prüfung teil, 2008 waren es 113, d.h.
„alte“ SchülerInnen von 2007, die jetzt
im zweiten Jahrgang weitermachten,
und neu anfangende SchülerInnen. Im
Jahr 2009 schlossen von den „alten“
SchülerInnen am Sitz Lago Agrio 12 den
dritten Jahrgang erfolgreich ab, 5 am
Sitz Shushufindi und 13 in Coca (darunter
Homero Hurtado), also zusammen dreißig.
Gleichzeitig starteten weitere neue
Jahrgänge mit 15 SchülerInnen in Lago
Agrio, 21 in Shushufindi und 26 in Coca.
In dem laufenden Drei-Jahres-Projekt, das
die ASTM und Klimabündnis Lëtzebuerg
von 2010 bis 2012 weiter unterstützen,
sollen weitere 30 SchülerInnen
ihre dreijährige Fortbildung in 2010
abgeschlossen haben, 60 SchülerInnen in
2011 und weitere 60 in 2012.
Auch die 18 Lehrer selbst werden
jährlich in drei Workshops in Methoden
Energielandschaften in Ecuador
partizipativer Erwachsenenbildung
geschult durch METIS, eine ecuado­
rianische Unternehmensberatung, die
sich auf die Evaluierung, institutionelle
Unterstützung und Fortbildung von
Nichtregierungs-Organisationen
spezialisiert hat. Die Lehrer sind
Rechtsanwälte, Sozialarbeiter,
Journalisten und andere Fachleute aus
der Praxis. Projektleiter ist Ermel Chavez,
der Präsident der Frente.
Durch die Absolventen der „Escuela
de Lideres“ steigen die Umwelt- und
Rechtskenntnisse in den von der
Erdölförderung betroffenen Gemeinden
und ihre Fähigkeit, ihre Rechte zu
verteidigen. Auch die Perspektiven und
Strategien für die Region nach der Ölzeit
sind Thema der Ausbildung.
Hierzu muss man wissen, dass die
Erdölregion mittlerweile die ärmste des
Landes ist. Während im Landesschnitt
die Hälfte der Bevölkerung unter der
Armutsschwelle lebt, sind es hier 80
%. Dazu kommt die Verseuchung von
Grundwasser und Böden, die zu doppelt
und dreifach hohen Raten bei Krebs,
Missbildungen und Fehlgeburten führt.
Und es sind vor allem arme und wenig
gebildete Menschen aus den anderen
Regionen, die weiter in die Region
zuwandern, so dass deren Bevölkerung
jährlich um 5 % wächst.
„Wir lernen hier, was ‚contaminacion‘
(Vergiftung) überhaupt ist, vieles wußten
wir vorher nicht.“ so Homero Hurtado: „Wir
lernen hier, unsere Rechte zu verteidigen.
Die Gesetze unseres Landes werden
nicht respektiert. Es muß viel mehr
Kontrolle geben.“
n
www.fda.org.ec
www.texacotoxico.org
> Das Klima-Bündnis und Ecuador
D
ie besondere Beziehung von KlimaBündnis Lëtzebuerg zu Ecuador
drückt sich aus durch die kontinuierlichen
Projekte mit den diversen regionalen
Organisationen der Indigenen, mit der
Frente de Defensa de la Amazonia und
der COICA und durch viele gegenseitige
Besuche:
Im Rahmen des EU-Projektes
„Schwarzes Gold aus grünen Wäldern“
führte eine erste Studienreise mit
Gemeindevertretern aus Deutschland,
Österreich und Luxemburg im November
2005 nach Ecuador. Eine zweite
Studienreise folgte im Rahmen des
EU-Folgeprojektes „EnergyBridges“ im
September 2009 mit Teilnehmern aus
Deutschland, Österreich, Tschechien,
Ungarn und Luxemburg.
Der Luxemburger Filmemacher Frank
Rosch drehte zwei Filme über die
Situation in der Ölförderregion: „Am
anderen Ende der Pipeline“ I und II.
Auf Vortragsreisen vermittelten uns
Vertreter von Sarayaku im Januar 2004,
Vertreter der CONFENIAE und Victor
Lopez im Herbst 2006, Anita Rivas, die
Bürgermeisterin von Coca, im Oktober
2008 und Ermel Chavez, der Präsident der
Frente, und Victor Lopez, im Oktober 2010
wertvolle Fakten und Eindrücke. Diese
Erfahrungen münden in der gemeinsamen
Unterstützung für das Yasuni-Angebot
Ecuadors mit dem Internationalen und
dem österreichischen Klimabündnis.
n
www.energybridges.eu
SEITE 11
REGENWALD UND MENSCHENRECHTE
> Die energetische
Situation Ecuadors
E
cuador ist ein an Naturschätzen
gesegnetes Land: tropische Artenvielfalt, äquatoriale Sonne, immense Niederschläge, gewaltige Höhenunterschiede,
starke Küstenwinde, vulkanische Wärme
- und Erdöl.
die in der Regel einfach vor vollendete
Tatsachen gestellt werden.
Die anderen erneuerbaren Energien
Erdöl
Erdöl stellte 2006 knapp die Hälfte der
Primärenergie ; das Land hat 4,5 Mrd.
Barrel gesicherte Reserven (ein Fünftel davon im Ölfeld ITT), exportiert 70
% seines Öl (als Rohöl) und muß Diesel
und Benzin importieren. Das mit dem Öl
ausströmende Gas fackeln die Ölfirmen
ungenutzt ab.
Wasserkraft
Durch die Regenmengen an den Hängen
der Kordilleren besitzt Ecuador ein gewaltiges Potential für Wasserkraft. Sie ist mit
43 % (2006) die zweitwichtigste Primärenergie des Landes. Das größte Projekt ist
der Staudamm Coca Codo
Sinclair am Rio Coca mit einer Kapazität
von 1.500 MW. Die Regierung plant, die
Stromerzeugung aus Wasserkraft um das
Siebenfache zu erhöhen, da sie viel billiger
als die von Diesel ist.
Obwohl positiv für das Klima, sind Wasserkraftwerke oft mit schweren ökologischen und sozialen Folgen verbunden,
insbesondere für die örtliche Bevölkerung,
SEITE 12
leicht unter dem Schnitt der Entwicklungsländer, aber bei nur einem Achtel der
Industrieländer.
Stromnetz, Strompreis
und künftige
Stromversorgung
Ein zusammenhängendes Netz gibt es nur
im dichtbesiedelten Andenhochtal sowie
um die Hafenstadt Guayaquil. Im dünnbesiedelten Oriente erzeugen die meisten Dörfer
ihren Strom selbst mithilfe von Dieselgeneratoren oder bereits mit Solarzellen.
Es gibt einige Windprojekte an der Küste
und auf den Galapagos-Inseln.
Im „Land am Äquator“ spielt Solarenergie bisher lediglich eine Rolle in einigen
abgelegenen Gemeinden, oft initiiert durch
Entwicklungsprojekte des Ministeriums
für Erneuerbare Energien, Stiftungen und
ausländische Entwicklungsdienste (zB
das Programm „EUROSOLAR“ der EU).
Trotz der beiden vulkanischen AndenKetten beschränkt sich die Nutzung von
Erdwärme auf Thermalbäder.
Im Küstenland werden Zuckerrohr und
Ölpalmen angebaut; im gesamten Land ist
Holz für weite Teile der ärmeren Bevölkerung ein wichtiger Brennstoff.
Insgesamt liegt Ecuador im Stromverbrauch mit rund 1000 KWh pro Kopf
Die Ölfirmen produzieren und verteilen ihren
Strom im Oriente selbst mit einem internen
Netz. Verglichen mit der Kaufkraft ist der
Strom in Ecuador immer noch um ein Vielfaches teurer als bei uns in Mitteleuropa –
das gleiche gilt auch für Benzin und Diesel.
Die flächendeckende Stromversorgung Ecuadors durch ein landesweites Stromnetz ist
schwierig. Realistischer sind für abgelegene Regionen kommunale oder regionale
Netze.
n
(Quelle : Dieser Artikel ist ein Resumé aus: Victor
Lopez: Diagnostico de Energias Sostenibles en
Ecuador, Quito 2009)
www.energybridges.eu
www.accionecologica.org
www.ecociencia.org
Energielandschaften in Ecuador
> Das IIRSA-Projekt der COICA
I
m Jahr 2000 gründeten die Präsidenten
der südamerikanischen Staaten die
„Iniciativa para la Integración de la
Infrastructura Regional Suramericana“
(Initiative für die Integration der
Infrastruktur der Region Süd-Amerika,
kurz IIRSA). Die Initiative umschließt
Infrastruktur- Programme zur regionalen
Integration in den Bereichen Transport,
Logistik, Energie und Telekommunikation.
Hauptgeldgeber und Koordinatoren sind
die beteiligten Regierungen und große
südamerkanische Banken. Ziel ist die
bessere innerregionale und globale
Verflechtung Südamerikas.
IIRSA unfasst 506 Projekte, geographisch
verteilt auf acht überregionale
Entwicklungsachsen („ejes“), mit einem
Gesamtvolumen von 68,27 Milliarden
Dollar (Stand 2007). In Ecuador kreuzen
sich zwei dieser Achsen: die „AndenAchse“ mit einem Investitionsvolumen von
ca. 6,1 Mrd. $ und die „Amazonas-Achse“
mit rd. 3,2 Mrd. $.
IIRSA-Projekte in und
um Ecuador:
In Ecuador sind 44 IIRSA-Projekte
geplant, davon 22 in der Anden-Achse
und weitere 22 in der Amazonas-Achse:
In der Anden-Achse geht es vor allem
um die energetische Integration mit
Kolumbien und Peru durch den Ausbau
von Stromnetzen und von Öl- und
Gaspipelines.
Die Amazonas-Achse:
Die Amazonas-Achse stärkt die
verkehrliche Anbindung des
Amazonasbeckens über die Kordilleren
zur Pazifikküste. Dies beinhaltet den
(Aus-)Bau von Häfen am Amazonas und
seinen Nebenflüssen und am Pazifik,
die Schiffbarmachung von Flüssen und
den Bau von Straßen dazwischen. Die
Verbindung vom brasilianischen Manaos
zum ecuadorianischen Pazifik-Hafen
Manta geht über den Rio Napo durch den
Oriente; seine Schiffbarkeit soll bis Coca
für 30 Mio $ verbessert werden, der Hafen
von Coca soll für 105 Mio $ ausgebaut
werden, Nueva Rocafuerte (wo der Napo
nach Peru hineinfließt) soll für 40 Mio $
einen Flughafen erhalten.
Kritik an IIRSA:
Die öffentliche Kritik an IIRSA richtet sich
vor allem sich auf drei Bereiche:
1) Die riesigen Investitionssummen
erhöhen die Staatsverschuldung.
2) Die Infrastrukturen fördern eine
massive Ausbeutung der Ressourcen und
Biodiversität Amazoniens und zerstören
damit indigene Lebensräume.
3) Es mangelt an demokratischer
Transparenz der Planungen, an Monitoring,
Rechenschaftspflicht und Beteiligung der
lokalen Bevölkerung.
Das IIRSA-Projekt der
COICA
Die Indigenen Amazoniens sind vor allem
von der Amazonas-Achse betroffen; ihre
internationale Koordination, die COICA,
sieht darin besonders die (Unter-)Achse
Manta – Manaos sehr kritisch. Die ASTM
unterstützt die COICA seit dem 1.6.10 im
Projekt „Fortbildung und Stärkung der
ecuadorianischen Mitglieder der COICA zur
IIRSA-Achse Manta – Manaos“. Ziel ist es,
15 gewählte Führer der ecuadorianischen
Indigenen-Organisation CONFENIAE
fortzubilden, wie IIRSA ihre Völker betrifft,
und zu einer Handlungsstrategie im
Einzugsgebiet des Rio Napo zu befähigen.
n
Websites zu IIRSA:
www.iirsa.org
www.biceca.org
SEITE 13
REGENWALD UND MENSCHENRECHTE
> Lasst das Öl im Boden!
Das Yasuni–ITT-Angebot Ecuadors
U
nter dem Nationalpark Yasuní
im Osten des Amazonasgebiets
von Ecuador liegt das Ölfeld mit den
größten Erdölreserven (rund 900
Millionen Barrel) des Landes: IshpingoTambococha-Tiputini, kurz ITT genannt.
Die Regierung von Ecuador hat der
internationalen Staatengemeinschaft
angeboten, dieses Erdöl im Boden
zu lassen, wenn die Hälfte der zu
erwartenden Einnahmen durch die
internationale Staatengemeinschaft
getragen wird. Es ist das erste Mal, dass
ein Erdölförderland bereit ist, das Öl für
immer im Boden zu lassen.
Der YasuniNationapark
Der Yasuní-Nationalpark, der sich südlich
des Rio Napo von der Grenze zu Peru
her nach Westen erstreckt wie eine
Hand, die das Territorium der Huaroanis
umgreift, beherbergt ein Gebiet mit der
höchsten biologischen Vielfalt der Erde;
es wurde 1989 von der UNESCO zum
Biosphärenreservat erklärt: Auf seinen
982 000 Hektar befinden sich über 2.270
Baum- und Buscharten, 593 Vogel-, 80
Fledermaus-, 150 Amphibien-, und 121
Reptilienarten. Das Gebiet ist zudem das
Rückzugsgebiet zweier indigener Völker,
der Tagaeri und der Taromenane, die den
Kontakt mit unserer Zivilisation ablehnen
und in freiwilliger Isolation leben. Die
Erdölförderung würde ihren Lebensraum
und damit ihre Überlebenschancen
zerstören.
Beschlusstext der Mitgliederversammlung des KlimaBündnis am 15. April 2010 in
Perugia / Italien:
Das Klima-Bündnis unterstützt
die „Yasuní-ITT-Initiative“ der
Regierung Ecuadors. Das KlimaBündnis fordert die Europäische
Union und ihre Mitgliedsstaaten
auf, die Yasuní-Initiative finanziell so zu unterstützen, dass
sie den europäischen Anteil
innerhalb der Industrieländer
aufbringen.
SEITE 14
Die Argumente für den
Vorschlag
Der Yasuní-ITT-Vorschlag gibt eine
Antwort auf grundlegende Fragen unserer
in Staaten organisierten Zivilisation im
Umgang mit globalen Allgemeingütern
und respektiert die Rechte von Menschen,
die nach ihren eigenen kulturellen
Vorstellungen leben wollen. Er verbindet
in bislang einzigartiger Weise den
Schutz des Klimas mit dem Schutz der
Regenwälder und seiner BewohnerInnen.
Durch die Förderung und Verbrennung
der 900 Millionen Barrel schweres Erdöl
würden 400 Millionen Tonnen CO2 in die
Atmosphäre gelangen; dies entspricht
dem weltweiten Erdölbedarf von 11 Tagen
bzw. den Emissionen Luxemburgs von
30 Jahren. Zudem würden weite Flächen
entwaldet; Gewässer, Grundwasser und
Böden würden ölverseucht.
Finanzielles Volumen
und Struktur des
Vorschlags
Die Devisen aus dem Export des
Erdöls decken jährlich 30 – 40 % des
Staatshaushalts von Ecuador. Den
entgangenen Gewinn aus dem ITT-Feld
beziffert die Regierung Ecuadors auf
rund 7 Milliarden Dollar innerhalb von 13
Förderjahren, d.h. es erwartet mindestens
270 Millionen Dollar pro Jahr über die
Dauer von 13 Jahren als Gegenleistung.
Energielandschaften in Ecuador
Die Geldgeber erhalten vom Staat Ecuador
„Yasuní-Garantie-Zertifikate“, die den
unbegrenzten Verbleib des Erdöls unter
der Erde garantieren. Ecuador behält sich
vor, diese Zertifikate auch, wenn sie in
Emissionsmärkten anerkannt werden, als
Emissionsrechte zu verkaufen (vor allem
in den USA).
Das Klima-Bündnis
unterstützt den
Vorschlag
Der Vorschlag, das Öl im Yasuni im
Boden zu lassen, stammt von Umweltund indigenen Organisationen und hat
aufgrund der negativen Erfahrungen
mit der Ölförderung im Oriente eine
breite Mehrheit in der Bevölkerung der
Region, in der angrenzenden Stadt Coca
und in Ecuador. Er ist keine Bitte um
Entwicklungshilfe – die Ölförderung
C O L O M B I A
Coca Riv
er
Die Mittel fliessen in einen Treuhandfonds,
den Yasuni-ITT Trust Fund, dessen Struktur und Funktionsweise der Staat Ecuador
und das UN-Entwicklungsprogramm am
3.8.10 gemeinsam vereinbarten und in
dessen Lenkungsgremium der Staat Ecuador drei Stimmen hat und den Vorsitzenden stellt, die Geberländer zwei und die
Zivilgesellschaft eine. Er wird vom MultiDonor Trust Fund Office (MDTF Office)
des Entwicklungsprogramm der Vereinten
Nationen verwaltet. Sie sollen nicht nur
unmittelbar in der Yasuní-Region verwendet werden, sondern – abgestimmt mit
dem Nationalen Entwicklungsplan - auch
zur Energiewende des Erdölförderlandes
Ecuador hin zu erneuerbaren Energien,
zum Schutz der Artenvielfalt und Wiederaufforstung, zur Förderung von BioForschung und zur sozialen Entwicklung
lokaler und indigener Gemeinschaften in
der Projektregion eingesetzt werden.
Quito
E
Q
U
A
D
O
Francisco de
Orellana/’Coca’
Na
p o Ri
ve
r
R
P E R U
KEY
Wacrand Reserve
Yasuni National Park
Buffer Zone
stellt eine sicherere Einnahmequelle
dar –, sondern ein zielführendes und
faires Angebot an Partner auf gleicher
Augenhöhe, einen Beitrag zum Schutz
globaler Allgemeingüter zu leisten,
nämlich des Klimas und des Regenwaldes.
Weitere Informationen
Dies sind die Gründe, warum sich zunächst
das Klima-Bündnis Luxemburg (im Nov.
2008) und dann auch das Internationale
Klima-Bündnis (im April 2010) auf ihren
Generalversammlungen in Resolutionen
für die Yasuni-Initiative Ecuadors
ausgesprochen haben. n
* Die website des Ecuador Yasuni ITT
Trust Fund beim UNDP :
http://mdtf.undp.org/yasuni
Offizielle Seiten der ecuadorianischen
Regierung:
www.yasuni-itt.gov.ec
www.ministeriopatrimonio.gov.ec
* Zwei Seiten der ecuadorianischen
Zivilgesellschaft:
www.yasunigreengold.org
www.amazoniaporlavida.org
SEITE 15
> GLOBALES DENKEN
AKTIVE SOLIDARITÄT
W
ir – die Action Solidarité
Tiers Monde (ASTM) –
stärken basisdemokratische
Nichtregierungsorganisationen
im Süden der Welt, die sich für
soziale Veränderungen hin zu
einer nachhaltigeren Entwicklung
einsetzen. Unsere Partner sind
Bauernverbände, Landlosenbewegungen,
Bildungsorganisationen,
Dorfentwicklungsinitiativen und
Organisationen von Indigenen und anderen
marginalisierten Teilen der Bevölkerung.
Wir schicken keine Entwicklungshelfer
in den Süden, denn über 40 Jahre
Projekterfahrung haben uns zwei Dinge
gelehrt: Erstens wissen unsere Partner
selbst am besten, was sie brauchen, und
zweitens sind diejenigen Projekte am
wirksamsten, bei denen die Beteiligten
ein Eigeninteresse mitbringen, das über
die Dauer von deren Laufzeit hinausreicht.
Was sie von uns brauchen, ist schlicht und
einfach eine finanzielle Unterstützung,
professionelle Projektbegleitung und
Kontrolle der Mittelverwendung und Tips
und gute Beispiele aus anderen Projekten.
Durch die intensive Auseinandersetzung
mit den Problemen unserer Partner,
regelmäßige Projektbesuche, die
Bündelung unserer Kräfte auf bestimmte
Zielregionen und unterschiedliche,
voneinander unabhängige
Informationsquellen haben wir unsere
Finger am Puls der sozioökonomischen
und politischen Realität im Süden.
Da viele Probleme dort ihre Ursachen in
den ungerechten Spielregeln zwischen
Industrie- und Entwicklungsländern
haben, betreiben wir hier in
Luxemburg Bildungsarbeit zu globalen
Entwicklungsthemen. In den Gemeinden
des Klima-Bündnis Lëtzebuerg – wir
koordinieren die Nord-Süd-Aktivitäten
des Klimabündnis - bauen wir weite Teile
der Bildung um ausgewählte Projekte
unserer Partner mit einem Bezug zum
Klima herum auf; die Gemeinden ihrerseits
unterstützen diese Projekte finanziell.
Diese Koppelung von Bildungsarbeit und
Projektunterstützung haben wir auf
die Formel „Globales Denken – aktive
Solidarität“ gebracht. n
Auch Sie, werter Leser, können
uns - als Privatperson, Verein oder
Firma - mit Spenden für unsere
Partner und unsere Bildungsarbeit
helfen. Ihre Spenden sind steuerlich
absetzbar und werden durch Mittel des
Kooperationsministeriums vergrößert.
Konten: CCP IBAN LU76 1111 0099
9096 0000 und BCEE IBAN LU02 0019
2312 6707 1000.
Mehr Informationen über uns finden
Sie unter www.astm.lu - oder schauen
Sie doch einfach mal bei uns und
unserer 3.Welt-Bibliothek vorbei:
ASTM, 55 avenue de la Liberté, L-1931
Luxembourg, Tel. 400 427, e-mail
klima@astm.lu.