1. Pressespiegel
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1. Pressespiegel
Pressespiegel und Pressemitteilungen der Hochschule für Musik und Theater Hamburg August 2009 ____________________________________________ 1. Pressespiegel (Hamburger Abendblatt, 21. August) Preise für Popkurs-Absolventen Peter Fox und Judith Holofernes Er gilt als Talentschmiede für deutsche Musiker: der Popkurs der Hamburger Musikhochschule. Foto: Peter Fox auf einem Festival in Berlin (dpa) Zwei Absolventen sind nun zusammen ausgezeichnet worden: Judith Holofernes, Frontfrau der Band Wir sind Helden, und der Hip-Hop-Musiker Peter Fox gewannen den Deutschen Musikautorenpreis der Gema, der in Berlin verliehen wurde. Zu den ehemaligen Absolventen des Popkurs gehören auch Revolverheld und Künstler wie Ute Lemper und Heinz Strunk. 1 Unterrichtet werden die Studenten unter anderen von Jane Comerford (Texas Lightning). Wer die Stars von morgen schon heute erleben will, kann das Popkurs-Konzert 2009 am 27. August um 20 Uhr in der Markthalle besuchen. Eintritt: 7 Euro.(ccj) (Die Welt, 12. August) Deutsche Orchester und ihr Rassismus-Problem Von Lucas Wiegelmann Mancher spricht sogar von "nationalem Chauvinismus": Japaner, Koreaner und Chinesen haben es deutlich schwerer als ihre europäischen Kollegen, in ein deutsches Orchester zu kommen. Gelegentlich werden asiatische Bewerber schon ausgeladen, ohne einen einzigen Ton gespielt zu haben. Nach dreißig Sekunden war alles vorbei. Wieder einmal. Das Probespiel um eine Bratschenstelle bei einem renommierten sächsischen Konzertorchester endete für die junge Japanerin mit einer neuen Enttäuschung. Seit sie ein Kind war, hat sie sich auf diese Sekunden vorbereitet, die über ihr ganzes Leben entscheiden können. Auf jede einzelne dieser Sekunden kommen Stunden des Tonleiternspielens, Tage des Intonationstrainings, Monate des Übens. Am Ende hieß es nach den ersten dreißig Sekunden von Hoffmeisters Bratschenkonzert „Danke“, und sie konnte ihren Bratschenkoffer packen. Die Stelle bekam ein anderer. Das hat sie jetzt schon zehn Mal erlebt, bei Orchestern in ganz Deutschland. Die 30-jährige Japanerin möchte in einer Branche arbeiten, die keinen Fachkräftemangel kennt, sondern nur einen Fachkräfteüberschuss. In der deutschen Klassikszene gibt es viel mehr ausgebildete Musiker als freie Stellen. Fast jeder Instrumentalist macht deshalb die bittere Erfahrung, beim Probespiel abgelehnt zu werden, in aller Regel mehrfach. Aber die Bratscherin glaubt, dass es noch einen anderen Grund für ihr Scheitern gibt. Sie glaubt, dass sie es schwerer hat als ihre Konkurrenten. Weil sie Asiatin ist. „Ich habe mit einem Deutschen gemeinsam studiert, bei demselben Professor. Wir bewerben uns immer um die gleichen Stellen. Aber er bekommt mehr als doppelt so viele Einladungen als ich.“ 2 Auf den ersten Blick scheint der Gedanke abwegig zu sein. Musik kennt keine Grenzen, sagt man. Ihre Sprache ist international, sie verbindet die Völker. Wer schon einmal eine Musikhochschule von innen gesehen hat, wird das bestätigen. Vor allem Koreaner bevölkern dort die Übezellen. Viele deutsche Musiker haben Schwierigkeiten, einen Studienplatz an einer Hochschule zu bekommen. Die weltweite Konkurrenz ist groß. Das Studium in Deutschland ist für Asiaten, aber auch für Russen oder Amerikaner attraktiv. Viele möchten gern im Land Bachs, Beethovens und Wagners ihren letzten musikalischen Schliff bekommen. Und in Deutschland ist das Studium in der Regel billiger. An der Universität der Künste (UdK) Berlin studierten im vergangenen Wintersemester 1045 junge Menschen Musik. Davon kamen 155 Studenten aus Asien, also rund 15 Prozent. In München beträgt der Anteil der Asiaten zehn, in Köln 26 Prozent. Hierbei sind nicht nur Instrumentalisten, sondern auch andere Studiengänge wie Musikwissenschaft oder Musiklehrer mitgerechnet. Also solche Studiengänge, die fast nur Deutsche belegen. Der Anteil der Asiaten in den Orchestermusiker-Studiengängen ist deshalb noch deutlich höher, er liegt in manchen Professorenklassen bei bis zu fünfzig Prozent. Die Besetzungslisten deutscher Profi-Orchester zeigen dagegen ein ganz anderes Bild. Zum Beispiel in Berlin: Die Berliner Philharmoniker haben 128 Mitglieder, drei von ihnen stammen aus Asien (Japan). Das sind 2,3 Prozent. Im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO) sind es 2,9 Prozent. Bei der sächsischen Staatskapelle Dresden ist der Anteil mit 1,4 Prozent besonders niedrig. Natürlich weiß niemand, wie viele asiatische Absolventen gar nicht in Deutschland bleiben wollen, sondern in ihre Heimat zurückkehren. Darüber gibt es keine Studien. Die Diskrepanz der Quoten ist trotzdem auffällig. Asiatische Bewerber können sich offenbar nur selten bei Orchester-Probespielen durchsetzen. Das legen die Zahlen nahe. Und das bestätigen Insider. Der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker, Wenzel Fuchs, sagt: „Es stimmt, wir haben relativ wenige Asiaten im Orchester. Ich weiß nicht, warum das so ist. Teilweise gibt es sicher auch Vorurteile im Orchester. Bei mir allerdings nicht, ich bin mit einer Japanerin verheiratet.“ 3 Die Philharmoniker haben vor kurzem einen neuen Konzertmeister gekürt, einen Japaner. Aber sonst kommen nur selten Asiaten in die letzten Runden der Probespiele, sagt Wenzel Fuchs: „Der Asiate ist erfahrungsgemäß sehr fleißig. Die Jugend in Europa nimmt das Geschäft nicht so bitter ernst. Diese Lockerheit ist dann vielleicht manchmal ausschlaggebend.“ In deutschen Orchestern entscheiden alle Mitglieder gemeinsam, wer neu aufgenommen wird. Egal, ob gerade ein Cellist, Oboist oder Solo-Pauker gesucht wird. Im Schnitt konkurrieren 60 bis 80 Bewerber um einen Platz. Die jeweilige Instrumentengruppe trifft anhand der Lebensläufe eine Vorauswahl. Im Durchschnitt werden dann zehn bis vierzig Musiker zum Probespiel eingeladen. Die Aspiranten spielen einzeln vor dem versammelten, manchmal mehr als hundert Mann starken Orchester. Das Ganze geht über mehrere Runden, jedes Mal scheiden Kandidaten aus. Kolja Blacher von der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin ist einer der angesehensten Violinprofessoren Deutschlands. Als Solist tritt er mit den großen Orchestern der Welt auf. Blacher war selbst einmal Orchestergeiger. Er kennt den Betrieb von beiden Seiten, als Ausbilder und als Mitspieler. Er sagt: „Wenn im Orchester die Unterlagen der Bewerber herumgehen, werden natürlich zuerst die Deutschen eingeladen. Das habe ich selbst erlebt. Das ist auch immer noch so.“ Wenn zum Probespiel dann zwei gleich gute Bewerber kämen, nehme das Orchester lieber den Deutschen. Das Phänomen gebe es auch in anderen Ländern. „Einen gewissen nationalen Chauvinismus hat jedes Land.“ In Deutschland leiden darunter vor allem die Asiaten. Ein weit verbreitetes Vorurteil in Musikerkreisen besagt, dass sie fleißige, technisch korrekte Instrumentalisten seien. Dass es ihnen aber an Herz und Seele, an interpretatorischer Tiefe fehle. Vor allem das Repertoire der Wiener Klassik falle ihnen schwer. Kolja Blacher: „Es gibt den typischen Spruch: ,Da fehlt einfach noch was.‘ Da ist viel Rassismus bei den Orchestern, teilweise auch bei den Hochschulen.“ Rassismus in der deutschen Klassik-Szene – das Phänomen gab es schon einmal so ähnlich auf der Opernbühne. Regisseure zögerten, ihren Don Giovanni oder ihren Siegfried mit Asiaten zu besetzen. Zu klein, zu schlecht verständlich, hieß es oft. Aber die Situation hat sich geändert. 4 Auf den Besetzungslisten der Musiktheater stehen immer häufiger asiatische Sänger, auch an den großen Häusern. In vielen Orchestern scheint man noch nicht so weit zu sein. Aber darüber redet niemand gern. Betroffene Bewerber schon gar nicht. Sie wollen sich die nächsten Probespiele nicht verbauen. Die Deutsch-Koreanerin Hwa-Won Pyun braucht keine Probespiele mehr zu machen. Die 26-Jährige hat seit zwei Jahren eine unbefristete Stelle als Geigerin im SWR-Sinfonieorchester Freiburg. Aber bis sie die Stelle hatte, musste auch sie gegen Vorurteile kämpfen. Dabei ist sie in Deutschland geboren, kann gar kein Koreanisch. Aber sie sieht asiatisch aus, beide Eltern kommen aus Südkorea. Hwa-Won sagt: „Wenn manche Leute mich sehen, stecken die mich auch in den Topf: ,Technisch sehr gut, aber musikalisch nichts drauf.‘ Dabei war es bei mir eher anders herum.“ Auch der Violinprofessor Ulf Klausenitzer von der Musikhochschule in Nürnberg, der im Moment bei den Bayreuther Festspielen im Orchestergraben sitzt, sagt: „Es gibt irrationale Vorbehalte gegenüber Asiaten. Aber darüber wird nicht geredet.“ Anders seien die niedrigen Asiatenzahlen in den deutschen Orchestern nicht zu erklären. An mangelnder Qualität liege es sicher nicht, sagt Klausenitzer. Asiaten seien hervorragend ausgebildet, schon von klein auf. Die Vernetzung von Musikschulen und Hochschulen sei in Asien sehr gut. „Die jungen hochbegabten deutschen Musiker haben deutlich schlechtere Ausbildungsbedingungen.“ Umso überraschender ist es, dass Asiaten die Probespiele so selten gewinnen. Dabei ist der Trend eindeutig: Deutsche Orchester werden immer internationaler. Der Arbeitsmarkt der Instrumentalisten ist schon länger globalisiert als andere Branchen. Vor allem bei den Streichern schaffen es immer mehr Ausländer aus der ganzen Welt ins Orchester. Bei den Bläsern steht diese Entwicklung noch am Anfang. Warum haben ausgerechnet asiatische Bewerber immer noch Nachteile? Klausenitzer: „Im Unterschied zu Amerikanern oder Russen unterscheidet sich das Aussehen der Asiaten deutlich von dem der Europäer. Das könnte ein Grund sein, dass sie es schwerer haben.“ Dieser Verdacht ist einer jungen Chinesin auch schon gekommen. Ihr Name soll nicht bekannt werden. Die 25-Jährige hat vor wenigen Tagen ihr Bratschendiplom gemacht. Note 1 mit Auszeichnung. Sie hat einen Praktikumsplatz bei einem berühmten deutschen Opernorchester und bemüht sich nebenher um eine feste Stelle. Bisher vergeblich. Sie spielt bei 5 Probespielen in der ersten Runde das Hoffmeister-Konzert. Beim letzten Mal durfte sie sieben Minuten lang spielen. Dann wurde sie nach Hause geschickt. In Deutschland eine Stelle zu bekommen, ist für alle schwer, sagt sie. Aber für Asiaten besonders. „Es ist wahr. Ich glaube, es liegt an meinem Aussehen. Aber das würde nie jemand sagen.“ (Hamburger Abendblatt, 11. August) Vielsaitig durch die Saison - mit Xavier de Maistre Von Verena Fischer-Zernin Xavier de Maistre mag Flugzeuge. Das ist ein Glück, denn er bringt einen beachtlichen Teil seines Lebens in ihnen zu. Je gefragter ein Musiker ist, desto aberwitziger spreizen sich seine Reiserouten. De Maistre kommt gerade aus Osaka von einer dreiwöchigen Japantournee. In Frankfurt hat er eine Stunde Zeit, seine Harfe hat er gleich nach Wien durchgecheckt. Wie ein Sportler tritt er aus dem Gate, sehnig, in Jeans und Sweatshirt. Ein wenig blasser als auf den CD-Covers sieht er nach dem Flug schon aus, aber seine braunen Augen funkeln. Im Gespräch gibt er jeden Ball sofort zurück, in fließendem Deutsch. Nur einige charmante Satzdreher verraten den Franzosen. "Im Flugzeug ist meine einzige Zeit ohne Telefon und E-Mail. Da kann ich in Ruhe lesen und nachdenken", sagt er. Xavier de Maistre hat eine für sein Instrument beispiellose Karriere gemacht: Mit 25 Jahren wurde er Soloharfenist bei den Wiener Philharmonikern. Er gibt Soloabende in den besten Konzertsälen der Welt. Seine CD-Aufnahmen werden bejubelt; für die Debussys "Nuit d'étoiles" mit der Sopranistin Diana Damrau bekommt er im Oktober den Echo-Klassik als Instrumentalist des Jahres. Am 15. September geben die beiden in der Laeiszhalle einen Liederabend mit Werken von Schumann, Strauss, Fauré und Debussy. Es wird die glanzvolle Eröffnung von de Maistres Saison als Artist in residence bei den Hamburger Symphonikern. Intendant Daniel Kühnel hatte das schon vor dem Echo eingefädelt. Mit den Symphonikern hat de Maistre noch nie gespielt. Insgesamt wird er sechs Konzerte geben. "Ich freue mich sehr, mein Instrument in seinen vielen Facetten vorstellen zu kön- 6 nen." Klassikliebhaber haben selten konkrete Vorstellungen von der Harfe - allenfalls denken sie an Engelsklänge und zarte Arpeggi, wenn's romantisch sein soll. Das will de Maistre ändern; seine Programme zeigen es: Das Harfenkonzert des klassisch modernen Komponisten Alberto Ginastera ist dabei. Ansonsten bedient er sich jenseits des recht begrenzten Harfenrepertoires gerne beim Klavier, etwa für den Liederabend mit Diana Damrau. Auch zwei Klavierkonzerte von Joseph Haydn spielt er. Die Stücke müssen natürlich spieltechnisch für Harfe passen. De Maistre verlangt sich harte Arbeit ab, um sich in Tongebung und Artikulation gegen das zähe Vorurteil von der Harfen-Klangwolke abzuheben. Das Ergebnis aber wirkt mühelos virtuos; de Maistres Spiel ist durchhörbar, farbig und kraftvoll. Dass de Maistre Berufsmusiker würde oder gar Weltstar, hat ihm an der Wiege keiner gezupft. 1973 geboren und in Toulon aufgewachsen, lernte er wie alle Kinder an französischen Musikschulen erst einmal Solfège, das ist Musiktheorie auf Gesangsbasis. Und verguckte sich, neunjährig, in die Lehrerin. Die unterrichtete zufällig auch Harfe. Obwohl sich seine Hochbegabung sehr bald zeigte, studierte er nach der Schule nicht Musik, sondern Politikwissenschaft. Seine Familie wollte es so. Harfenunterricht nahm er privat - und gewann 1998 den berühmtesten Harfenwettbewerb der Welt in Bloomington (USA). Seit 2001 ist er Professor an der Hamburger Musikhochschule. Meist fliegt er morgens früh her, unterrichtet den ganzen Tag und nimmt abends die letzte Maschine zurück nach Hause zu seiner Frau, ebenfalls reisende Musikerin, und seiner kleinen Tochter. Das wird er auch weiterhin so halten. "Hinterher bin ich zwar immer völlig fertig", sagt er und lacht. "Aber ich mache das gerne so." Beim Abschied schultert er seine Umhängetasche mit einer Lässigkeit, als wäre er auf dem Weg zur Bushaltestelle. Im nächsten Moment ist er schon im Gewimmel der Fluggäste verschwunden 7 (Die Welt, 8. August) "Popularität ist eine Blase, die ganz leicht platzen kann" Das Gespräch führte Martina Goy TV-Casting-Shows sind die Hoffnung auf schnellen Ruhm. Dozentin Jane Comerford von der Hamburger Musikhochschule saß in einigen Jurys und beobachtete den Nachwuchs TV-Casting-Shows sind die Hoffnung auf schnellen Ruhm. Dozentin Jane Comerford von der Hamburger Musikhochschule saß in einigen Jurys und beobachtete den Nachwuchs In ihrem Popkurs gründeten sich Bands wie Wir sind Helden und Seeed mit dem aktuell als Solist erfolgreichen Peter Fox. Beim vergangenen Grand-Prix coachte die Australierin Jane Comerford, 50, das deutsche Duo Alex swings Oscar sings. Mit der Country-Band Texas Lightning feierte die studierte Musikerin eigene Erfolge. Ein Gespräch über Illusionen, Möchtegern-Stars und die Fallen der Marketing-Maschinerie Welt am Sonntag: Frau Comerford, wie wird man ein Star? Jane Comerford: Ist das eine Frage über mich persönlich, oder wollen Sie eine Expertenmeinung? Beides? Sind Sie denn ein Star? Comerford: Nicht im internationalen Sinn. Aber damals, zu Zeiten unseres Nummer-1-Hits "No No Never" war der Rummel hier in Deutschland ziemlich groß. Eigentlich wollten wir nur zum Spaß Musik machen. Aber dann kam plötzlich der Erfolg, die Marketing-Maschinerie war angeworfen, und ich befand mich im großen Medien-Spiel, welches ich bis dahin so nah noch nicht kannte. Derzeit feiert die Schottin Amy McDonald mit NeoCountrysongs weltweit Erfolge. Sind Sie neidisch? Comerford: Nein. Das liegt an meiner Herkunft. Mein Vater ist ein ViehAuktionator. Bei uns zu Hause gilt bei Geschäften noch der Handschlag. Wobei ich kürzlich in Hamburg beim Kauf eines Kamins dem Verkäufer den Handschlag kurz verweigert habe. Was ist mit der Haftung, schoss mir durch den Kopf. Wenn ich jetzt einschlage, habe ich womöglich ein Problem. Der 8 arme Kerl wusste gar nicht, wie ihm geschah. Jetzt habe ich allerdings den Faden verloren ... Wir waren beim Stichwort Neid ... Comerford: Genau. Meine Jugend und Werte. In der Welt, in der ich aufgewachsen bin, wird man sehr bodenständig erwachsen. Ich habe über die vergangenen 30 Jahre ein sehr aufregendes, vielseitiges und recht erfolgreiches Berufsleben genossen, mit allen möglichen Höhen und Tiefen. Dieser Wink des Schicksals, den ein Nummer-1-Hit in den Pop-Charts bedeutet, ist mir sehr, sehr bewusst. Also habe ich ihn genossen. Mehr aber auch nicht. Popularität ist eine Blase, die ganz leicht platzen kann. Verraten Sie das auch den Nachwuchs-Musikern in den Popkursen? Comerford: Bei diesen tollen, jungen Menschen sind Illusionen nicht das Problem. Sie sind beseelt von ihrer Musik, wollen sich mitteilen, etwas miteinander schaffen. Sie ringen um ein eigenes Profil. Berühmt zu werden, steht bei den meisten noch nicht an erster Stelle. Wissen Sie, wie einige für die Dauer eines Kurses unterkommen? Wenn sie keine privaten Kontakte haben, zelten sie an der Alster. Erfahrungen wie diese gehören in der realen Welt dazu. Dann reden wir mal über die irreale Welt. Stichwort CastingShows. Was erleben die Teenager dort? Comerford: Diese jungen Leute kommen zum Drehort, erfahren den ganzen Rummel um ihre Person, den perfekt gesteuerten Ablauf, bei dem sie sich um nichts kümmern müssen und denken, es ist ganz einfach, ein Star zu werden. Dass die Chancen für so eine Lebensplanung ungefähr so groß sind wie beim Lottospielen, ist den meisten nicht bewusst. Wie sieht die Wirklichkeit aus? Comerford: Viele der vermeintlichen Stars, die man im Fernsehen sieht, schaffen es zwar in die Räder der Vermarktungs-Maschinerie, aber bis sie nennenswert mitverdienen und vielleicht auch mitbestimmen, muss viel passieren. Um es ganz deutlich zu sagen: Der alleinige Herrscher in dieser Branche ist die Marktwirtschaft. Es macht mich manchmal ganz traurig, wenn 9 ich das Funkeln in den Augen dieser Möchtegern-Stars sehe, denen der Blick für die Realität fehlt. Gefragt sind auch Nehmerqualitäten. Die Juroren urteilen hart Comerford: Casting-Shows sind eine gigantische Bühne der Selbstdarstellung. Wenn man sich dort produziert, schadet es nicht, wenn man etwas gut kann. Aber es muss auch nicht sein. Man wird ja nur untereinander verglichen. Es ist eine eigene, eine künstliche, vor allem aber eine abgeschottete Welt. Mit verkorksten Charakteren? Comerford: Nicht unbedingt. Ich habe kürzlich eine junge Frau wieder getroffen, die ich bei der Sendung ,Fame Academy' kennengelernt hatte. Die war total glücklich, hatte viele gute Aufträge als Moderatorin. Die habe sie nur bekommen, weil sie damals so viel in der Castingshow gelernt habe, erzählte sie mir. Interviewtraining, Styling, Coaching, all das sind während einer Staffel Selbstverständlichkeiten für die Teilnehmer. Davon kann man profitieren, wenn man schlau genug ist. Und wenn nicht? Comerford: 2008 hatte eine junge Frau ihr Gesangsvideo bei YouTube eingestellt. Sie bekam Millionen Klicks auf ihren Titel, war bekannt in einer gewissen Szene. Irgendwann wurde ihr Video immer weniger angesehen. Das Problem: In der realen Welt hatte sie keine Chance, ihre Musik zu Geld zu machen. Was muss man denn haben, um tatsächlich ein Star zu werden? Comerford: Das hat viel mit Zeitgeist zu tun, aber auch mit dem richtigen Look, der richtigen Attitüde. Man muss etwas Kantiges haben, etwas, das auffällt. Beispielsweise Bill Kaulitz. Der hat eine tolle Stimme und Ausstrahlung. Er sticht heraus aus der Menge. Zu Recht feiert er heute mit Tokio Hotel überall auf der Welt Erfolge. Aber man darf nicht vergessen, er hatte auch das Glück, zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Produzenten mit dem passenden Konzept zu treffen. Dann sind originäre künstlerische Fähigkeiten wie Musikalität und Kreativität nicht wirklich wichtig? Comerford: 10 Doch, natürlich sind sie wichtig. Es kommt aber darauf an, in welcher Sparte der Popmusik man sich bewegt. Bei einem Castingshow-Act zählen andere Kriterien als bei einer Band, die ihre eigenen Songs und Arrangements schreibt. Ich glaube, es gibt für einen künstlerischen Weg nicht richtig oder falsch. Es gibt auch nicht die Regeln eins bis zehn, und wenn man die beherrscht, ist man ein erfolgreicher Sänger oder Musiker. Diese Welt ist bunt und unberechenbar, und das ist gut so. 2. Pressemitteilungen Meisterkurse für Streicher und Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Vom 1. bis 14. September 2009 findet zum dritten Mal die "International Mendelssohn Summer School" an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg statt. Hochqualifizierte Musikstudierende aus der ganzen Welt werden zwei Wochen lang in Hamburg zusammen kommen, um in zahlreichen Meisterkursen Ihre musikalischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und unter professioneller Anleitung Ihr Spiel weiter zu veredeln. Ein hochkarätig besetztes Dozententeam international renommierter Professoren aus Europa und den USA wird die Studierenden während dieser Zeit begleiten. Als Professoren konnten in diesem Jahr u. a. gewonnen werden: Donald Weilerstein, Andreas Röhn und Christoph Schickedanz (Violine) Nobuko Imai, Thomas Selditz und Marius Nichiteanu (Viola) Arto Noras und Bernhard Gmelin (Violoncello) Valentin Erben, Eberhard Feltz, Nobuko Imai, Joseph Kalichstein, Arnold Steinhardt, Niklas Schmidt (Klaviertrio und Streichquartett). Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren die Meisterschüler in zahlreichen Konzerten. Die international auch als Solisten anerkannten Professoren runden das Angebot mit eigenen Konzerten ab. Begleitet werden ausgewählte Studierende im 11 Abschlusskonzert und in den dafür vorgesehenen Proben vom Staatlichen Kammerorchester Weißrussland unter der Leitung von Hochschulpräsident Elmar Lampson. Interessierte Musikliebhaber haben die Möglichkeit, einen Hör(s)pass für die 3. International Mendelssohn Summer School Hamburg zu erwerben. Er kostet einmalig 80 Euro (für Schüler und Studierende 40 Euro) und ermöglicht den Eintritt zum Eröffnungsabend, zu allen Meisterkursveranstaltungen, zu den Konzerten der Meisterschüler und Ihrer Dozenten in der Hochschule für Musik und Theater und zum großen Abschlusskonzert der besten Teilnehmer mit dem Minsker Kammerorchester im Forum der Musikhochschule. Ticket-Hotline: 040 - 688 766 315 HÖR(S)PASS - (alle Tage, alle Konzerte) 80 Euro, ermäßigt: 40 Euro TAGES-HÖR(S)PASS - (ein Tag inkl. Konzerte) 24 Euro, ermäßigt: 12 Euro KONZERT-HÖR(S)PASS - (alle Konzerte und Veranstaltungen eines Abends) 12 Euro, ermäßigt: 6 Euro _________________________________ 1. Internationaler Kammermusikwettbewerb Hamburg Vom 18. bis zum 27. September 2009 findet zum ersten Mal der Internationale Kammermusikwettbewerb Hamburg für Streichquartett und Klaviertrio statt. Als Stadt der großen Komponisten der Kammermusik und Geburtsort von Felix Mendelssohn und Johannes Brahms, wird sich Hamburg damit seiner alten Traditionen wieder bewusst und ruft pünktlich zum 200. Geburtstag von Mendelssohn und dem 200. Todesjahr von Joseph Haydn einen hochdotierten Kammermusikwettbewerb ins Leben, der von nun an alle drei Jahre ausgetragen werden wird. Initiator und Direktor Prof. Niklas Schmidt, Professor für Kammermsusik und Cello an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater Hamburg, zu dem Wettbewerb: "Es ist auf jeden Fall so, dass es auf dem Niveau, auf dem der Wettbewerb stattfindet, nur sehr wenige weltweit gibt. Ich dachte, 12 dass es eigentlich ganz schön wäre, wenn man für die beiden Königsklassen Streichquartett und Klaviertrio mal einen Wettbewerb ins Leben ruft, der auch, allein schon was die Jury anbelangt, einfach Weltklasse ist." Zu den Juroren zählen z. B. Menahem Pressler vom Beaux Arts Trio und Valentin Erben vom Alban Berg Quartett, um nur zwei zu nennen. Der Wettbewerb findet an drei Veranstaltungsorten statt: Die ersten beiden Runden Streichquartett sind im Mozart-Saal im Logenhaus und die ersten beiden Runden Klaviertrio in der Musikhochschule, die Finalrunde dann im Rolf-LiebermannStudio im NDR. Termine 18.09.2009 - 19.00 Uhr Eröffnungsabend Forum 19. - 21.09.2009 1. Runde Forum, Mozartsaal 22. + 23.09.2009 2. Runde Forum, Mozartsaal 24.09.2009 Rahmenprogramm 25. + 26.09.2009 Finalrunde Rolf-Liebermann-Studio 27.09.2009 - 19.30 Uhr Konzert der Preisträger Rolf-Liebermann-Studio Veranstaltungsorte Rolf-Liebermann-Studio (NDR) des Norddeutschen Rundfunks Forum der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Mozartsaal im Logenhaus Hamburg _______________________________________ 13 KLANG!-CONTAINER IN ÖVELGÖNNE Den Sommer verbringen die daheim gebliebenen Hamburger gerne am Elbstrand in Övelgönne, wo sich in Anbetracht des breiter werdenden Flusses schnell ein Urlaubsgefühl einstellt. Genau dort hat seit dem 4.8. auch Hamburgs KLANG!Container sein neues Quartier bezogen. Hinter dem Museumshafen am Beginn des Elbstrandes hat er künftig von Freitag bis Sonntag geöffnet und lockt wie gewohnt mit freiem Eintritt zum Schnuppern und Vertiefen des "Erlebnis Neue Musik". Nach den Stationen Uni-Campus und HafenCity endet die Saison des KLANG!-Containers im Oktober mit seinem Gastspiel in Övelgönne. Der kleine mobile Konzertsaal lockte in den letzten Monaten viele Passanten zu einem Besuch und verschaffte dadurch etlichen einen ersten Kontakt mit zeitgenössischer Musik, ganz im Sinne des Vermittlungsansatzes des durch die Kulturstiftung des Bundes initiierten Projektes Netzwerk Neue Musik, in dessen Rahmen die KLANG!Veranstaltungen stattfinden. Die NORDMETALL-Stiftung fördert das künstlerische Programm des KLANG!-Containers. Die Henri-Benthack-Stiftung KLANG!-Containers. ermöglichte den Bau des Termine im Überblick: Övelgönne (Höhe Övelgönner Mühlenweg, neben Elbtunnellüfter) 7. August bis 11. Oktober Öffnungszeiten: Fr 16.00? 19.00 / Sa +So 14.00?19.00 Impressionen: Neue Musik in Hamburg - eine Ausstellung in Bildern und Klängen 9., 14., 15., 21., 22. + 23. August - jeweils um 16.00 und 17.00 Uhr Lautsprecherkonzert "Hafenprojekt 1995" (s.o.) 16. August - 16 Uhr 14 Solorecital - Carola Schaal (Klarinette) spielt Werke von u.a. Karlheinz Stockhausen und Edison Denissow 22. August - 20.30 Uhr Solokonzert im Doppel - Hainer Wörmann (Gitarre) mit über 20 Jahren Improvisations-Erfahrung trifft Chad Popple (Percussion), der sehr kreativ immer neue Wege und Ausdrucksmöglichkeiten auf all seinen Instrumenten findet. 28. August - 5. September "Onmaked Nega" und "A Set of Dots" zwei interaktive Multimedia-Installationen von Sergio Vasquez und Alexander Schubert 30. August - 16 Uhr Solorecital - Martin von Frantzius spielt sein eigenes Werk "Spectral-Scapes" für Solovioline und Elektronik 6. September - 16.00 - 19.00 Uhr Marathonkonzert des Ensemble L?ART POUR L?ART 12. + 13. September - 16.00 Uhr Kalimba! Kontained - Jennifer Hymer spielt Werke für Kalimba Solo von Annie Gosfield, Anthony De Ritis, David Lang, Sascha Lino Lemke und Karlheinz Essl 19. September - 20.30 Uhr Solokonzert ? Wu Wei (Sheng-Meister aus China), absoluter Ausnahmemusiker und Top-Interpret zeitgenössischer und traditioneller chinesischer Musik. 20. September - 16.00 Uhr Harfe Spezial - Gesine Dreyer (Harfe), spielt Heinz Holliger, Jörn Arnecke, Manfred Stahnke und eine Uraufführung von Leopold Hurt 15 24. September - 18 Uhr Eröffnung der Klanginstallation "über den Hörwert XII" mit Live-Konzert Helmut Lemke 25. September - 10. Oktober Klanginstallation "über den Hörwert XII" von Helmut Lemke Sammeln von Klängen aus der näheren Umgebung des KLANG!-Containers: Helmut Lemke dokumentiert, was er hört, über Zeichnungen, Fotos, Texte und Klangaufnahmen 10. 10. - 20.00 Uhr End of Season - Glühlampenmusik von und mit Michael Vorfeld aus Berlin Danach: DJ Sebastian Reier aka Booty Carrell legt auf, zwischen HipHop und Avantgarde 16