KONZEPT für SANIERUNG der Gemeindefinanzen: KUNST und

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KONZEPT für SANIERUNG der Gemeindefinanzen: KUNST und
KONZEPT für SANIERUNG der Gemeindefinanzen: KUNST und KULTUR (MIR)
Da die Ausgaben für eine jährliche Ausstellung im Schloss Reichenau das Gemeindebudget
bzw. die Finanzen der Bader Waissnix Stiftung nachhaltig belasten, könnte ich mir vorstellen,
dass langfristig folgendes Konzept angedacht wird:
Reichenau war in jüngster Vergangenheit immer wieder ein Ort, der Künstler angesprochen
und zur Entfaltung auf künstlerischem Gebiet angeregt hat.
Da die Gemeinde die Zeit um die Jahrhundertwende für ihr Renommé in Anspruch nimmt
und auf bedeutende Persönlichkeiten wie Schnitzler, Hoffmannsthal, Altenberg, Herzl, etc
verweist......aber eine Vielzahl z.Teil noch lebender oder erst kürzlich verstorbener
Kunstschaffender ,die erst nach 1945 in Reichenau gewirkt haben noch außer Acht läßt,
möchte ich folgendes Konzept als Ansatz für zukunftsweisende Kulturpolitik vorstellen:
Errichtung einer stehenden Sammlung von Werken, geschaffen von Künstlern ( bildende
Kunst, Musik) die im Zeitraum nach 1945 bis heute in Reichenau wirkten und wirken.
Angedacht ist das Errichten eines Werkefundus, der sich, vielleicht auch von Mäzenen und
Kunstliebhabern gefördert, tw. im Privatbesitz befindet und /oder von der Gemeinde
Reichenau angekauft wird, und der als stehende Sammlung mit thematischem Schwerpunkt
einen immer größer werdenden Teil der Schlossräumlichkeiten einnehmen soll. Durch diesen
Fundus könnte, je nach Zuwachs und Leihgabentätigkeit, langfristig gesehen eine
Kostenreduktion für die jährlich wechselnden Aufwände entstehen und auch eine Leih- und
Tauschtätigkeit mit anderen Museen bzw. Galerien angedacht werden.
Bedenkt man z.B. die Aktivitäten eines Ernst Fuchs in Reichenau und auch den Bilderfundus,
der sich tw. in Gasthäusern Reichenaus, aber auch in der Hand zeitgenössischer Maler
befindet, könnten diese Schätze durchaus einer breiteren Öffentlichkeit in geeignetem
Rahmen zugänglich gemacht werden.
Es wäre zudem wünschenswert, sich der weit reichenden Bedeutung der beiden, in den 60 er
Jahren vielfach skeptisch beäugten Künstler Othmar Zechyr (1938-1996) und Claus Barabbas
(1943 - 2009) bewusst zu werden, die beide Reichenau geliebt haben und hier einige Jahre
gemeinsam mit ihren Familien gelebt , gezeichnet und gemalt haben (im Haus der
Zahnarztpraxis Dr. Loitzl).
Othmar Zechyr verbrachte, neben vielen Besuchen, die Jahre 1967 - 70 in Reichenau, war in
dieser Gegend immer auf der Suche nach seinem für ihn unverwechselbaren Strich. Die
Ergebnisse sind in einem längst vergriffenen Band: "Höllental" zusammengefasst, daneben
existieren hunderte Druckgrafiken und viele Zeichnungen.
Tage der Naturstudien in der Eng und an der Schwarza gingen bahnbrechenden Werken
voran. Zechyr gilt heute, neben Kubin als einer der größten österreichischen Zeichner. Er
fühlte sich in diesem entscheidenden Lebensabschnitt Reichenau sehr verbunden und er
wollte auch, dass seine Tochter Semirah hier aufwächst. Einer seiner Drucker war Rudi
Hörschläger, ( ich durfte bei ihm lernen) ein bedeutender Förderer mit großem Bestand war
Gernot Heiss ( ein Lehrer in meinem Geschichtsstudium). Diese persönlichen Zufälle könnten
dahingehend genützt werden, sich ernsthaft Gedanken über eine OTHMAR ZECHYR
AUSSTELLUNG zu machen und die Rolle Reichenaus mit sämtlichen näheren Umständen
darin näher zu beleuchten!
Durch Zufall tauchte bei der Antiquitätenmesse in Wien ein Brief auf, den Zechyr am
24. Dez 1966 an seinen Freund Claus Barabbas Mayrhofer, dessen Eltern Eigner der Villa
Ecke Schulgasse / Hans Wallner Straße waren, schrieb.
Er heißt : VIVA Reichenau, Othmar Zechyr sendet ihn aus Sevilla, um seinen Freund darin
zu bitten, ihn im schönen Reichenau mit seiner Frau Anja Doris de Haan und seinem , danach
im Februar geborenen Kind aufzunehmen, da er diese Umgebung als das Beste für seine
Familie befände. Die folgenden Jahre waren Jahre der Entbehrung. Besagter Claus Barabbas
Mayrhofer und Othmar Zechyr lebten mehr recht als schlecht ( sie wurde als "die
Schnittlauchfresser" ) bezeichnet, in dieser Villa, hatten im Keller eine Druckwerkstätte
eingerichtet und stellten ihre Werke in Wien - Landstraßer Hauptstr 74, in der "Galerie zum
roten Apfel" aus. Geplant war eine Reichenauer Künstlerkolonie mit Richard Pechoc, Walter
Malli, Fritz Kotrba, und anderen, die aber so nicht zustande kam.
Claus Barabbas Mayrhofer war zudem in den 60 er und 70 er Jahren eine der wegweisenden
Erscheinungen des neuen Free Jazz, und Mitglied der "Masters of Unorthodox Jazz" die
damals die Wiener Jazzszene aufmischte. Dazu werden zwar bereits aufarbeitende Seminare
in Moskau! angeboten, in Reichenau sind die Personen aber weitgehend unbekannt. Auch
dahingehend könnte man an musikalische Neuansätze in Reichenau denken.
Ich habe diesen Brief ( 8.500 € . verhandelbar ) reservieren lassen. Ich kann ihn nicht
privat erwerben, glaube aber, dass gerade er ein einzigartiger Grundstein für diese
angedachte Sammlung sein könnte, die in weiterer Folge Zechyr- und BarabbasZeichnungen und Bilder, aber auch Werke weiterer Künstler beinhalten könnte.
Die Galerie Gans in Wien - Kirchberggasse, verkauft bereits Barabbas Zeichnungen aus dem
Fundus seiner Frau Rosemarie Sebek und wird ihm, der 2009 in Australien starb, im Herbst
eine Einzelschau widmen.
Othmar Zechyr ist Kunstkennern längst ein Begriff, seine Blätter befinden sich auch in der
Albertina, und in vielen anderen österr. Museen.
Sowohl Ernst Fuchs als auch Wolfgang Männer, als dessen Vertreter, haben in Reichenau
Seminare abgehalten (Thalhof, Schloss Wartholz). Zahlreiche Israeli, die heute bereits in
Amerika anerkannt sind, haben dabei, hier in Reichenau, den Grundstein für ihr künstlerisches
Schaffen gelegt, wie zb. Zvi Malnovitzer, Zeev ben Dor, Uri Gil und viel andere. Sie alle sind
den Reichenauern leider weitestgehend unbekannt, obwohl die Aktivitäten eng mit dem
Schaffen und der Ausnahmeerscheinung Wolfgang Männers zusammenhängen, der bis heute
seinen Stadel Kunstschaffenden öffnet und ihnen selbstlos aber effizient darin eine geistige
und schöpferische Heimat gibt. Diesen Stadel und seine Geschichte zu erhalten muss weiteres
Anliegen der Gemeinde Reichenau sein, wenn sie - den Genius loci betonend zeitgenössischem Wirken gegenüber ebenso aufgeschlossen sein will wie der
Sommerfrischentradition.
Die Bedeutung der Kunst erkannt hat wohl, als ein besonderer Förderer, der Wirt Alfred
Flackl, der zu den bedeutendsten Kunstsammlern Reichenaus gehört und einen beachtlichen
Bestand an Werken sein Eigentum nennt.
Wolfgang Männer öffnet im Sommer einer Gruppe von Malern regelmäßig seinen Stadel.
Viele Vertreter des phantastischen Realismus haben in Reichenau wertvolle Impulse erfahren,
Michael Fuchs - mit Phil Jacobson führen fast jährlich Workshops für altmeisterliche
Techniken im Marienhof durch.
Mein Anliegen wäre nun die Begründung des Ankaufsprojekts, sei es durch die Bader
Waissnix Stiftung bzw durch eventuell eine , von der Gemeinde Reichenau unterstützten
Bausteinaktion für Kunstförderer. Die Zeit eilt! Ein Werk wie den oben genannten Brief zu
erwerben hätte für Reichenau besondere Bedeutung. Ich selbst würde mit 1000 € Spende
beitragen.
Ich hoffe auf Unterstützer dieser Idee und kunstsinnige Menschen, die über Parteigrenzen
hinaus an der langfristigen Errichtung eines ortsgebundenen REICHENAUER
KUNSTERBES mitwirken möchten. ( Tel : 0676 53 88 407 --- margit.zonsics@chello.at)