Zeitreise v. Michael Möser, Golf Journal 09/12

Transcription

Zeitreise v. Michael Möser, Golf Journal 09/12
t r av e l
Toskana
Damals und heute: Eleganter
Auftritt der ersten Golfer in
Italien und das alte Borgo
Castelfalfi, das behutsam in ein
Luxus-Resort umgewandelt wird
T
Michael Möser
Florenz, San Gimignano und Siena sind zeitlose,
fast magische Ziele. Muss man gesehen haben!
Auch die nahe liegenden Golfplätze: den ältesten Club
Italiens, Parcours von namhaften Designern und
zwei neue Spitzenkurse mit großer Zukunft
114
Golf Journal
September 2012
September 2012
Golf Journal
115
t r av e l
Toskana
Bilderbuch-Toskana: Die Hügel der Crete Senesi bei Siena,
ein Blick hinter die alten Mauern von San Gimignano und
ein Golfplatz wie ein Gemälde – der Mountain Course von
Castelfalfi ist bezaubernd schön, aber manchmal zickig
116
Golf Journal
September 2012
September 2012
Golf Journal
117
t r av e l
Toskana
Wundervolle Architektur: Ein bildschön modelliertes Grün
des noch jungen Platzes Royal Golf La Bagnaia, entworfen
von Robert Trent II und San Gimignano, das »Manhattan
des Mittelalters«, mit den Geschlechtertürmen der reichen
Adelsfamilien, erbaut im 12. und 13. Jahrhundert
118
Golf Journal
September 2012
September 2012
Golf Journal
119
t r av e l
Toskana
schen den zwanziger und dreißiger Jahren entstand der Plan,
einen neuen Golfplatz zu bauen. Die Idee eines eigenen 18-Löcher-Kurses fand damals auch bei den Fremdenverkehrsbehörden großen Anklang und so entstand mit deren Hilfe 1933/34
der neue Platz in Ugolino. Die Designerwahl fiel auf das englische Architektengespann Blandford und Gannon. Die beiden
hatten 1928 den hoch gelobten Platz des GC Milano in Monza
entworfen.
Alsbald wurde der äußerst hügelige Par-69-Parcours im
Südosten von Florenz als zu schwierig erachtet und in den sechziger Jahren von Piero Mancinelli auf Par 72 gestreckt. Der Ugolino Golf Club war ab diesem Zeitpunkt landesweit geschätzt
und Schauplatz vieler nationaler und internationaler Events.
Bernhard Langer gewann dort 1983 die Italian Open in einem
spannenden Play-Off gegen Severiano Ballesteros und Ken
Reise durch die Epochen: Der Dom von Siena ist ein
Meisterwerk der Gotik, Platz und Pool von Ugolino bei
Florenz entstanden vor 80 Jahren und die beiden Plätze von
Castelfalfi wurden erst 2010 bzw. 2011 eröffnet
N
ormalerweise beginnen Berichte über die
Toskana ja gerne mit dem bunten Treiben auf
der Piazza de la Signoria in Florenz, dem
Hexenkessel beim Palio in Siena oder der
Atmosphäre auf dem Campo von San Gimignano. Oder auch mit der Beschreibung der
im milchigen Abendlicht verschwimmenden Konturen der Hügelketten. Oder mit einer blumigen Ausschmückung der unnachahmlichen Geschmackswolke eines Schlucks Chianti.
Diese Geschichte beginnt im Jahr 1889. Es ist die Geschichte von Golf in der Toskana. Dazu reisen wir in die zweite Hälfte
des 19. Jahrhunderts zurück. Damals bestand ein Drittel der Bevölkerung von Florenz aus Ausländern. Die Stadt war Kult. Für
kreative und/oder reiche Deutsche, Franzosen, vor allem aber
für Engländer. Zum Lifestyle der Anglo-Florentiner, dieser kultivierten, britischen Gemeinschaft, zählte auch das Spiel mit
dem kleinen, weißen Ball.
Kein Wunder also, dass es die Briten waren, die 1889 den
ersten Golfclub Italiens gründeten. Im Cascine-Viertel der
Stadt, wo heute die Pferderennbahn steht. Der Florence Golf
Club war es dann auch, der 1905 die ersten »italienischen« Golfmeisterschaften austrug. Nach dem Ersten Weltkrieg zog der
Club nach Osmannoro um, wo nun der Flughafen von Florenz
zu finden ist. Die Mitglieder wurden mehr und mehr, und zwi-
120
Golf Journal
September 2012
September 2012
Golf Journal
121
t r av e l
L
A
GO
Golf Journal
JOUR
N
1
2
Neues Leben in einem verlassenen Dorf
122
5
LF
Brown. Und immer noch gilt der Heimatclub von EuropeanTour-Spieler Lorenzo Gagli als einer der schönsten ParklandKurse Italiens.
Diese Perle liegt übrigens – zusätzlicher Anreiz für Genießer
– direkt an der Via Chiantigiana. Die fast schon legendäre
Landstaße führt mitten durch das Herz des Chianti, von Florenz
nach Siena, und ist eine der schönsten Spazierfahrstrecken Italiens. Natürlich liegt das ein oder andere besuchenswerte Weingut am Wegesrand (siehe Top 5). Wer noch länger bleiben möchte, dem sei die Villa la Massa unweit von Ugolino empfohlen.
Das edle Kleinod am Arno-Ufer ist in einem märchenhaften
Medici-Schloss untergebracht. Man schläft hinter meterdicken
Mauern im Himmelbett, die Küche ist ein Erlebnis, und im Keller warten erlesene Chianti und 300 andere Weine.
Inzwischen, nach über 100 Jahren, wurde in der Toskana ein
neues Kapitel Golfgeschichte begonnen. Und diesmal sind die
Drahtzieher die Deutschen. Es dreht sich um ein Borgo bei San
Gimignano, ein kleines, verlassenes Dorf mit Kastell, das auf
einer Hügelspitze über dem weitläufigen Areal Tenuta di Castelfalfi thront. Die alten Gemäuer und circa 1200 Hektar feinste
toskanische Scholle erwarb vor einigen Jahren die TUI. Der
Reise-Riese aus Hannover begann unter strengen Auflagen,
behutsam aus den verlassenen Gemäuern ein Urlauber-Resort
der exklusiven Art zu schaffen. Aus einer alten Tabakfabrik entsteht ein Boutique-Hotel, aus einer halbverfallenen Ruine ein
feines Restaurant, dazu moderne Appartements mit Traumblick bis nach Volterra. Bald sollen zwei Hotels folgen, und circa
20 verfallene Bauernhöfe will man in Luxusvillen verwandeln.
Europas größter Touristikkonzern steckt eine viertel Milliarde
Euro in das Gebiet, das fast sechs Mal so groß wie Monaco ist
und mindestens ebenso wertvoll – für Golfer.
Der Platz von Castelfalfi existiert seit Anfang der neunziger
Jahre, wurde aber 2009 von den renommierten Architekten Rainer Preißmann und Wilfried Moroder umgestaltet. Und: Der vor
knapp zwei Jahren eröffnete Mountain Course ist eine Diva geworden. Bezaubernd schön, aber schwierig. Ein Golfplatz für
Ästheten und für echte Sportler. Wem nach der Runde die
Scorekarte die Laune verhagelt, der sollte sich nicht lange grämen, sondern einfach genießen. Die Landschaft gleicht einem
Gemälde und die von der UNESCO geschützte Altstadt von
San Gimignano ist nur 22 Kilometer entfernt. Wer übrigens
noch keine Schlagsicherheit hat, ist auf jeden Fall auf dem zweiten Resort-Platz, dem Lake Course nebenan gut aufgehoben.
Das Design der neun Löcher verzichtet auf brutale Schwierigkeiten, der Zustand und die traumschöne Kulisse sind aber adäquat zum großen Bruder.
Dem Zufall ist es schließlich zu verdanken, dass es nun sogar noch einen neuen Spitzenplatz in der Toskana gibt. Denn
nur ein paar Kilometer südlich von Siena war es diesmal ein
Amerikaner, der den Ausschlag gab. Robert Trent Jones II war
Gast bei einer Hochzeit im Privat-Borgo La Bagnaia. Der bekannte Platzdesigner soll beim Blick von der Terrasse des inzwi-
Toskana
TOP
Zum Niederknien: Die beiden Dome von Florenz und Siena sind Architektur-Schätze und schlicht ein Muss.
Zum Anschauen: 270 Museen gibt es in der Toskana,
Pflicht sind die Uffizien in Florenz oder, wer nicht ganz so
lange anstehen will, das Leonardo-Museum in Vinci
(leonardo.net) oder die Kunstgärten von Daniel Spoerri bei
Siena (danielspoerri.org).
Zum Mitfiebern: Der Palio, das berühmte Pferderennen auf der Piazza del Campo in Siena, findet jedes Jahr im Juli und im August statt.
Zum Verkosten: Besuch bei Weinbauern im Chianti
Classico, z.B. bei der berühmten Tenuta Tignanello der
Familie Antinori (antinori.it) oder im Chianti Colli Senesi
bei den Vagnoni-Brüdern nahe San Gimignano (fratellivagno-ni.com). Weitere Tipps auf chianti.com.
Zum Abschlecken: Über den Campo von San Gimignano
schlendern und dabei ein Eis vom Eismacher-Weltmeister
auf der Zunge zergehen lassen (kann man nicht verfehlen).
3
4
5
Lifestyle gestern und heute: Das alte Landgut Borgo La Bagnaia bei Siena wurde
im Laufe der Zeit in ein schickes Golf-Resort verwandelt, mit einem klasse
18-Löcher-Platz, zwei exklusiven Hotels, Spa, Reitstall, Parkanlage und
großzügigem Clubhaus. Andrea Quagliarella, Chefkoch in der Medici-Villa La
Massa bei Florenz, zeigt Gästen wie man perfekte Pasta zubereitet
schen zum Hotel umgebauten Anwesens über die hügeligen
Felder und Wiesen zur Gastgeberin Marisa Monti Riffeser fast
beiläufig gesagt haben, dass das Gelände wie für einen Golfplatz geschaffen wäre. Die vermögende Zeitungserbin, so erzählt man sich, dachte eine Weile über die Idee nach und erteilte »RTJ II« tatsächlich den Auftrag für die Gestaltung der 18
Löcher. Es muss ihm sichtlich Vergnügen bereitet haben, auf
dem wunderschönen, 130 Hektar großen Hügelgelände einen
Parcours zu kreieren, der mit einem Schatz vergleichbar ist.
Denn der etwa zehn Millionen Euro teuere Royal Golf La Bag-
September 2012
September 2012
Golf Journal
123
t r av e l
naia ist ein Schmuckstück geworden und noch so jung, dass er
selbst von italienischen Golfern bislang kaum bemerkt wurde.
Bagnaia ist inzwischen ein Resort, das immer noch aussieht wie
ein vornehmes Landgut, trotz des Golfplatzes, der zwei Hotels,
drei Restaurants, dem eigenen Reitstall und einem riesigen
Wellness-Tempel mit dem treffenden Namen Buddha-Spa.Vom
noblen Clubhaus, das erhaben auf einem Hügelrücken thront,
sieht man bis zur berühmten Domkuppel von Siena hinüber.
Ein Anblick wie gemalt.
Wer noch Zeit hat, kann entweder weiter in den Süden, in
die Maremma fahren (und die beiden Plätze an der Küste, Argentario und Punta Ala, spielen) oder auf der Heimfahrt noch
einmal einen Stopp in Florenz einlegen. Die Kulturhauptstadt
der Toskana ist immer den Besuch wert und zudem wartet im
Nordwesten der Arno-Metropole ein Geheimtipp, den man
dort nicht vermutet. Le Pavoniere liegt im 60 Hektar großen
Park einer ehemaligen Medici-Villa und ist wirklich nicht leicht
zu finden, selbst wenn man sich per Navi durch das unschöne
Gewerbegebiet von Prato steuern lässt. Der 1995 eröffnete Club
Toskana
versteckt sich hinter einer hohen Mauer. Einlass durch das ferngesteuerte Eisentor bekommt allerdings jeder, der ein freundliches »Buongiorno« in den Lautsprecher vor dem Tor hineinruft.
Dahinter eröffnet sich ein gepflegter Parkland-Platz mit Biotopen und Zypressen, der von keinem Geringeren als Arnold Palmer entworfen wurde und über dessen feine Fairways in aller
Seelenruhe Fasane stolzieren.
Und wenn immer noch Zeit bleibt, darf man auf der Rückfahrt circa 25 Kilometer nördlich von Florenz einen Platz nicht
versäumen: Poggio dei Medici liegt unweit der Rennstrecke von
Mugello und war von 1999 bis 2003 Schauplatz der Italian Ladies Open. Der Abschlag der 15. Spielbahn ist der höchste Punkt
des Golf-Resorts.Von dort hat man ein wunderbares 360-GradPanorama auf ein komplett umschließendes Hügelband, dessen
Konturen in der Ferne im milchigen Herbstlicht verschwimmen. Dahinter liegt Florenz, die magische Medici-Metropole
mit der berühmten Piazza de la Signoria, der PonteVecchio, dem
Dom und den Uffizien. Dies alles und vieles mehr gehört in
eine Geschichte über die Toskana, normalerweise.
Die Golfplätze
Im Chianti-Gebiet begegnet man großen Namen und Projekten – und damit ist ausnahmsweise mal nicht der Wein gemeint
64
1 | Poggio dei Medici
Der Weg vom Hotel zum ersten Tee ist kürzer
als so manche Strecke zwischen Grün und
folgendem Abschlag. Dennoch ist der recht
hügelige Resort-Platz mit einer Länge von
6.049 Metern (Gelb) zu Fuß machbar – zumal
man für ein Cart 45 Euro pro Runde berappen
muss. Der Start ist anspruchsvoll: Vier Par-4Bahnen gefolgt von einem Par 5 machen den
Einstieg knackig, zumal sich darunter drei
Doglegs befinden. Erschwerend kommt hinzu,
dass man von den ersten sieben Abschlägen
sechs Mal das Grün nicht sieht. Wer Platzkenntnis hat, zückt daher mutig den Driver,
Neulinge sollten einen Blick ins Birdie-Book
werfen. Die beiden Signature-Holes sind die
12, ein 147 Meter langes Par 3, das steil bergab
fällt (Achtung bei Wind!), und die 15, ein
Dogleg mit 327 Meter Länge und einem
herrlichen Blick vom Tee auf die Hügel von
Florenz. Doch allzu sehr sollte man sich nicht
ablenken lassen, denn neben dem schönsten
Grün der Anlage an der 15 lauert ein Froschteich. Bäume kommen allenfalls als Orientierungshilfe in Betracht. Die Fairways sind wellig
und teilweise stark hängend.
124
Golf Journal
September 2012
2 | Le Pavoniere
66
In dem typischen Mitglieder-Club im Nordwesten von Florenz ist am Wochenende nicht immer eine Wunsch-Startzeit zu kriegen (siehe GJ-Tipp S. 128), dennoch
sind Greenfee-Spieler herzlich willkommen. Der Arnold-Palmer-Platz ist der
komplette Gegensatz zum hügeligen Ugolino auf der anderen Stadtseite. Der
brettebene Parcours wurde von der amerikanischen Golflegende mit reichlich
Wassergräben, Seen und Bunkern versehen. Am Ende der ondulierten Fairways
warten gepflegte, zumeist treue Grüns, die nur ab und an unter Pitchmarks zu
leiden haben. Das sattgrüne, fein rasierte Rough ist eine Augenweide. Überhaupt
spiegelt die von feiner Gärtnerhand angelegte Blumen- und Pflanzenpracht viel
Geschmack wider. Mit 6.131 Meter hat der Parkland-Platz von Gelb eine
sportliche, aber durchaus machbare Länge. Hier fand 2007 die Toscana Open
statt, ein Turnier der European Challenge Tour.
GC POGGIO DEI MEDICI
GC LE PAVIONIERE
CIRCOLO DEL
GOLF DELL‘UGOLINO
CASTELFALFI
FLORENZ
LIVORNO
BORGO
LA BAGNAIA
SIENA
3 | Golf Ugolino
Wenn ein Toskana-Platz das Prädikat klassischer Parkland-Kurs verdient, dann Ugolino. Die Basis der Spielbahnen ist fast 80 Jahre alt, daher werden zahlreiche
Fairways von bis zu 20 Meter hohen Baumriesen eingerahmt, vor allem bis zum zwölften Loch. Die ein oder
andere Pinie und Zypresse greift sogar ins Spiel ein. Danach zeigt sich der mit 5.672 Meter (Gelb) nicht allzu lange Parcours offener und vor allem flacher und gerader. Das heißt, bis
Grün 12 hat man es ständig mit hügeligen und hängenden Bahnen zu tun. Als besänftigender »Ausgleich« wurde gänzlich auf
Wasserhindernisse verzichtet, und auch Bunker wurden nur
spärlich gesetzt. Die Grüns sind manchmal klein, etwa an der 2
oder an der 5 – einem 400 Meter langen Par 4, auf dem ein Bogey
wahrlich keine Schande ist. Allein schon der Drive carry über
einen großen Graben lässt semigute Spieler schlucken. Wer unter der Woche eine Nachmittagsrunde einlegt, wird nur wenige
Spieler auf dem Platz antreffen. Das Clubhaus ist ein unprätentiöser Flachbau aus den dreißiger Jahren, der damals einen Architekturpreis bekam.
63
September 2012
Golf Journal
125
t r av e l
Toskana
5 | GC Toscana
Resort Castelfalfi
(Mountain Course)
76
Der von Rainer Preißmann und Wilfried
Moroder umgebaute Platz ist ein Juwel. Das
Terrain ist weitläufig, nur selten verlaufen
Spielbahnen parallel, kein Loch gleicht dem
anderen. Diese Großzügigkeit, dazu das
fordernde, moderne Layout sowie der gute
Pflegezustand machen den Mountain
Course zu einem spannenden Spitzenplatz.
Der Schlüssel zur gelungenen Runde liegt
darin, die Länge, die Hanglagen und die
ondulierten Grüns in den Griff zu kriegen.
Das ist nicht leicht, die hohen CR-Werte
aber sind etwas irreführend. Ein unspielbares
Monster ist dieser Platz nicht! Charakteristisch sind das ständige bergauf, bergab, die vielen Schräglagen, die welligen Fairways sowie
die kleinen, kreisrunden und relativ flachen Bunker. Und: Grämen Sie sich nicht an der
vierten Bahn über ein Bogey oder Doppel-Bogey. Die 567 Meter lange Bahn zieht sich
ständig bergauf und wer mit dem dritten Schlag in Grünnähe kommt, darf sich ein Bier
gönnen. Halten Sie sich an die Tee-Tafeln – die weißen Striche zeigen, wie man das Loch
»vernünftig« spielen soll. Etwa an der 5 oder an der 12, wo man zunächst auf ebenem Boden
bleiben sollte und sich dann den steilen Berg hinauf »quälen« muss.
Der GOLF JOURNAL-Platztest
Alle Platzdaten – Länge, Course-Rating- und Slope- bzw. SSS-Werte – beziehen sich immer auf
die Abschläge Gelb und Rot (oder auf die entsprechen­den Tees bei anderer Farbgebung, wie etwa in den USA). Der Maximalwert für GJ-Score beträgt
100 Punkte, die Höchstwerte für die einzelnen Kriterien stehen rechts in der Tabelle. Mit GJ-Index wird das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgedrückt: 1,0
be­deutet angemessen; je höher dieser Wert über dieser Marke liegt, desto mehr bekommt der Golfer für sein Geld.
1 | GC Poggio dei Medici
64
GJ-Score
GJ-INDEX
5 | Royal Golf La Bagnaia
Eine rundum gelungene Anlage mit Design
von Robert Trent Jones II. Obwohl der ResortPlatz mit 5.606 Metern relativ kurz ist, ist er
nicht zu unterschätzen. Auf dem sehr offenen,
nahezu baumfreien Gelände spielt gegebenenfalls der Wind eine Rolle. Zudem sorgen
große, strategisch platzierte Fairway-Bunker,
die guten Drives durchaus schaden können,
und diverse Teiche und Bachläufe für Schwierigkeiten. Insgesamt ist La Bagnaia aber ein
sehr fairer Platz, der sich in einem Top-Zustand präsentierte und eine schöne Runde für
alle Spielstärken garantiert. Die erste Halbrunde ist so gestaltet, das man gut ins Spiel
hineinfindet. Trent Jones II hat wunderbar mit
dem Gelände gespielt und das hügelige Terrain
großzügig genutzt. Das Land ist in Privatbesitz
und der Par-71-Platz so weitläufig, dass für die
fast 13 Kilometer lange Gesamtstrecke
(inklusive Laufwege), ein Cart empfehlenswert, aber kein Muss ist. Zum Finale wartet ein
fast 500 Meter langes, stets ansteigendes
Dogleg. Fazit: Ein erstklassiges Gesamtpaket
für Golfurlauber, die sich an der herrlichen
Kulisse und dem Spitzendesign erfreuen.
126
Golf Journal
0,90 (1,21)
72
Anspruch
Zustand
Design Kulisse
Service
Bonus
16
7
21
15
3
2
I 24
I 12
I 24
I 20
I 15
I 5
14
9
20
15
6
2
I 24
I 12
I 24
I 20
I 15
I 5
11
9
21
15
3
4
I 24
I 12
I 24
I 20
I 15
I 5
Via San Gavino, 27-50038 Scarperia (Fi.),
Tel. 055/8 43 55 62, golfpoggiodeimedici.com
18 Löcher, 6.049/5.339 Meter (H/D),
Par 72, CR 72,7/74,6, Slope 131/131
Greenfee: 80 Euro (Hotelgast 60 Euro)
2 | G&CC Le Pavoniere
66
GJ-Score
GJ-INDEX
0,99 (1,42)
Anspruch
Zustand
Design Kulisse
Service
Bonus
Via Trav. Il Crocifisso, 59100 Prato,
Tel. 0574/62 08 55, golfclublepavoniere.com
18 Löcher, 6.131/5.392 Meter (H/D),
Par 72, CR 72,4/73,6, Slope 137/131
Greenfee: 73 Euro (3 Std. vor
Sonnenuntergang: 51 Euro)
3 | Circolo Golf Ugolino
63
GJ-Score
GJ-INDEX
0,89 (1,19)
Anspruch
Zustand
Design Kulisse
Service
Bonus
Via Chiantigiana per Strada 3, 50023 Impruneta
(Fi.), Tel. 055/2 30 10 09, golfugolino.it
18 Löcher, 5.672/4.994 Meter (H/D),
Par 72, CR 70,9/72,4, Slope 133/126
Greenfee: 80 Euro (Twilight 60 Euro)
4 | Toscana Resort Castelfalfi (Mountain Course)
76
GJ-Score
GJ-INDEX
1,46 (--)
Anspruch
Zustand
Design Kulisse
Service
Bonus
19
10
21
15
11
0
I 24
I 12
I 24
I 20
I 15
I 5
12
10
21
15
14
0
I 24
I 12
I 24
I 20
I 15
I 5
Loc. Castelfalfi, 50050 Montaione (Fi.), Tel.
0571/89 01 70, castelfalfi.it
18 Löcher, 6.194/5.140 Meter (H/D),
Par 72, CR 75,1/76,4, Slope 150/141
Greenfee: 70 Euro (Nov.-März 60 Euro)
5 | Royal Golf La Bagnaia
72
GJ-Score
GJ-INDEX
1,09 (--)
September 2012
Anspruch
Zustand
Design Kulisse
Service
Bonus
Strada Statale 223, Siena Grosseto km 56, Siena,
Tel. 0577/81 30 00, labagnaiaresort.com
18 Löcher, 5.606/4.794 Meter (H/D),
Par 71, CR 69,1/70,8, Slope 131/125
Greenfee: 90 Euro
Golf Journal
127
t r av e l
GJ-REISEFÜHRER: Toskana
128
Golf Journal
Aus alt macht neu: In der Villa La Massa wohnt
man in einem alten Medici-Palast (o.) und die 31
Zimmer im Luxus-B&B von Castelfalfi sind in
einer ehemaligen Tabakfabrik untergebracht
mit hervorragenden hausgemachten Nudeln zu
empfehlen. Momentan ist es in Castelfalfi die erste
Adresse, da das Hauptrestaurant im alten Borgo und das Clubhaus
neben den Plätzen voraussichtlich erst 2013 fertig werden.
GJ-TIPP: Der Veranstalter Toscana Golf & More, mit Sitz im malerischen Lucca, bietet Komplettservice. Das heißt, er organisiert auf
Wunsch die ganze Golfreise in der Toskana (und übrigens auch im
restlichen Italien). Die erfahrenen Reise-Profis kümmern sich um die
gewünschten Startzeiten und um Hotelzimmer – natürlich so nah wie
möglich bei den Plätzen. Wer bucht, bekommt für 40 Euro die »Toscana Golf & More Card«, die für über 70 Golfplätze (inkl. aller hier
erwähnten) in Italien Greenfee-Ermäßigungen bis zu 51 Prozent bietet,
z.B. kommt das Greenfee für Le Pavoniere statt 73 Euro auf 57 Euro
unter der Woche. Die Agentur mit deutschsprachigen Mitarbeitern
hat zahlreiche attraktive Package-Angebote im Repertoire und Themenwochen wie etwa eine Golftour mit Oldtimern oder die Trüffelwochen im Herbst (29.9.-6.10., 6.-13.10. und 13.-20.10.2012), Tel. 0584/99
86 11, toscanagolfmore.com.
INFOS: Die Telefonvorwahl ist 0039 (die 0 der Ortsvorwahl immer
mitwählen). Nützliche Websites für die Reiseplanung:
• toscana.com
• toskana.net
• toskana.de
September 2012
Fotos: Getty (1); TUI (1); Shutterstock (5); Castelfalfi/von Stengel (4)
HOTELS: Die Villa La Massa (villalamassa.it) ist ein umgebautes Medici-Schloss im Südosten von Florenz. Ein wahrlich herrschaftliches
Anwesen, direkt am Arno-Ufer, mit einer hohen Halle im Ritterburgstil. Das Mitglied der Small Luxury Hotels of the World gehört dem
Besitzer der berühmten Villa d’Este am Comer See und liegt nur ein
paar Minuten vom Golfplatz Ugolino entfernt, und ins historische
Zentrum von Florenz sind es auch nur acht Kilometer. In der Küche
zaubert der sympathische Andrea Quagliarella allerfeinste toskanische Gerichte – die bringt er auf Wunsch in einem Kochkurs auch
Gästen bei. Spezialangebot in der Nebensaison (August, Oktober): 1
Ü/F ab 300 Euro pro DZ inklusive Shuttle in die Stadt. »Pacchetto
Golf« umfasst 2 Ü/F, ein 3-Gänge-Dinner und je ein Greenfee für Ugolino, Le Pavoniere und Poggio dei Medici für 470 Euro p. P. im DZ,
gültig bis Ende August und von 1. Oktober bis 3. November.
Zum Luxus-Resort La Bagnaia (la bagnaiaresort.com) gehören ein 5und ein 4-Sterne-Hotel, wobei das Niveau fast gleich ist und nur die
Preise unterschiedlich sind. Paketpreis (5 Sterne) bis 31. Oktober für 3
Ü/F mit unbegrenztem Golfspiel auf Royal La Bagnaia: 685 Euro p. P.
im DZ, inkl. Benutzung des Spa und einem 3-Gänge-Abendmenü.
In Castelfalfi öffnet im Oktober das neue Resort-Hotel La Tabaccaia,
das in einer ehemaligen Tabakfabrik von 1920 untergebracht wurde.
Infos über das 3-Sterne-B&B auf castelfalfi.de/hotel.
Direkt beim Platz Poggio dei Medici liegt das Una Hotel (unahotels.it),
ein 4-Sterne-Haus mit einem Kern aus dem 16. Jahrhundert, 70 großen
Zimmern, Pool und Fitnessraum. 1 Ü/F ab 147 Euro, 3 Ü/F und Golf
unlimited über Toscana Golf & More (siehe GJ-Tipp) ab 299 Euro (bis
399 Euro je nach Saison).
RESTAURANTS: Unbedingt zu empfehlen sind die Hotelrestaurants
von Bagnaia und der Villa La Massa. Wer nicht im Hotel speisen
möchte, hat in der Toskana eine fast übergroße Auswahl an Einkehrmöglichkeiten. Hier Tipps zu geben, würde den Rahmen sprengen,
aber ein Blick in den renommierten Führer »Gambero Rosso« lohnt in
jedem Fall. Direkt neben dem neuen Boutique-Hotel in Castelfalfi, das
nur ein kleines Bistro haben wird, ist die kleine Trattoria Il Rosmarino