Der Fundamentalsatz der Algebra
Transcription
Der Fundamentalsatz der Algebra
Der Fundamentalsatz der Algebra Proseminar: Buch der Beweise, Catherine Lorenz 27.Juni 2015 1 Satz Jedes nicht konstante, komplexe Polynom p der Form p(z) = n X ck z k = c0 + c1 z 1 + c2 z 2 + ... + cn z n mit ck ∈ C ∀k ∈ 0, ..., n und cn 6= 0 k=0 besitzt in eine komplexe Nullstelle z0 ∈ C mit p(z0 ) = 0. 2 historischer Kontext und Bedeutung des Satzes • Babylonier 2000 v.Chr. Nullstellen von Polynomen in 2 Dimensionen als Schnittstelle eines Graphen mit der x-Achse • 16.Jh: heutige Lösungsformeln für quadratische Gleichungen • Rafael Bombelli (1526-1572): erste Regeln für Wurzeln negativer Zahlen • Durch Erweiterung von R durch den Körper C unendliche viele Nullstellen? • Peter Roth (1608): Polynom vom Grad n maximal n Nullstelen • Albert Girard (1595-1632): Vermutung (unbewiesen!): Jede algebraische Gleichung besitzt genausoviele Nullstellen wie ihr Grad • Leonard Euler(1749) und Jean d'Alembert (1746): erste Beweisansätze mit logischen Fehlern, dienten als Baustein für andere Mathematiker • Durchbruch: Carl Friedrich Gauÿ gelang 1795 der erste schlüssige und komplette Beweis, später noch 3 weitere. erst durch Beweis des Satzes vollständige Anerkennung der komplexen Zahlen als Erweiterung der reellen Zahlen Lösung von Gleichungen wie x2 + 1 = 0 • Mittlerweile existieren ca. 200 anerkannte Beweise Der Vorgetragene Beweis entstand nach der Idee von Alembert, und wurde dann 1806 von Jean-Robert Argand vervollständigt. 3 Beweisskizze 3.1 Argrandsche Ungleichung Ist p(a) 6= 0, so enthält jede Scheibe D um a im Inneren einen Punkt b mit |p(b)|<|p(a)|. Beweis o.B.d.A: a=0 und p(a)=1, d.h p(z) = 1 + c1 z + ... + cn z n Schreibe: p(z) = 1 + cm z m + z m+1 (cm+1 + ... + cn z n−m−1 ) = 1 + cm z m + r(z) 1 • 1. Schritt: ∀ρ mit 0 < ρ <min{ρ1 , ρ2 , 1} gilt: |r(z)| < |cm z m | < 1 falls 0 < |z| ≤ ρ (*) ρ 1 := • |cm | |cm+1 |+...+|cn | ; ρ2 := |cm |−1/m 2. Schritt: m ρ erfülle (*) und ρ < Radius(D), und sei ζ m-te Wurzel von −c |cm | Dann ist b:= ρζ genau der gesuchte Punkt in D, mit: |p(b)| < 1 = |p(a)| 3.2 Folgern auf Nullstelle p(z)z −n → cn wenn |z| → ∞ ⇒ |p(z)| → ∞ wenn |z| → ∞ ⇒ ∃R1 > 0 sodass |p(z)| > |p(0)|∀z mit |z| = R1 Die Funktion |p(z)| nimmt im Inneren von D1 = {z : |z| ≤ R1 } ihr Minimum z0 an. Agrandsche Ungleichung ⇒ dieser Minimumswert |p(z0 )| muss 0 sein! 4 grasche Veranschaulichung Zur Verbildlichung kann man das komplexe Polynom als Funktion f: C −→ C im Zweidimensionalen darstellen, indem man jeder Zahl der Komplexen Ebene eine Farbe zuordnet. Zur Abbildung des Bildes unter f erhällt dann jeder Punkt x der Komplexen Ebene die Farbe, welche dem Bild f(x) zugeordnet ist. 5 Folgen: Jedes Polynom p(z) = nk=0 ck z k lässt sich eindeutig in n normierte Linearfaktoren zerlegen : p(z) = cn (z − λ1 )...(z − λn ), mit λi die (nicht notwendigerweise verschiedenen) Nullstellen von p. P Beweis (nicht im Vortrag) 1. (x − a) teilt p(x) = c0 + c1 x + ... + cn xn ohne Rest falls a Nullstelle ist. Sei h Automorphismus x 7→ x + a und g:= p ◦ h, d.h g(x) = c0 + c1 (x + a) + ... + cn (x + a)n . Oensichtlich ist 0 eine Nullstelle von g. ⇒ konstanter Koezient von g muss null sein ⇒ x teilt g(x) ⇔ g(x) = x ∗ m(x) mit deg(m)= n-1. ⇒ p(x) = g ◦ h−1 (x) = g(x − a) = (x − a) ∗ m(x − a) = (x − a) ∗ r1 (x) 2. Laut Fundamentalsatz der Algebra hat das Polynom r1 (x) vom Grad n-1 aber auch eine Nullstelle. Wiederhole das Verfahren mit den ri 's n mal, bis rn den Grad 0 hat. 6 Literatur - K. Reiss und G. Schmieder, Basiswissen Zahlentheorie, Berlin/Heidelberg/New York:Springer-Verlag 2. Auage, 2007. - H.-W. Alten, A. Djafari Naini, M. Folkerts, H. Schlosser, K.-H. Schlote und H. Wuÿing, 4000 Jahre Algebra - Geschichte, Kulturen, Menschen, Berlin: Springer-Verlag, 2003. - Elisabeth Meidinger, Der Fundamentalsatz der Algebra, Beweise, Geschichte und Bedeutung, Schyren-Gymnasium Pfaenhofen, 2013 - Daniel J. Velleman, The Fundamental Theorem of Algebra: A Visual Approach, Department of Mathematics and Computer Science, Amherst Collage, MA 01002 - Martin Aigner, Günther M. Ziegler Das BUCH der Beweise, Dritte Auage, Berlin Heidelberg : Springer Verlag, 2010 2