Zeugnisse für die Gemeinde Band 4 - kornelius

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Zeugnisse für die Gemeinde Band 4 - kornelius
Zeugnisse für die Gemeinde
Band 4
Vorwort
Z4.10.1 Absatz: 1/11
Die Zeugnisse in diesem Band erschienen erstmals im Druck wie folgt: Nummer 26 und 27
(1876) in Oakland, Kalifornien; Nummer 28 (1879); Nummer 29 (1880) und Nummer 30
(1881) in Battle Creek, Michigan – USA.
Z4.10.2 Absatz: 2/11
Ältester J. White und seine Frau waren viel unterwegs und arbeiteten unermüdlich, da sich
das Werk mit seinen verschiedenen Zweigen rasch ausdehnte.
Z4.10.3 Absatz: 3/11
Die Mission in Europa machte gute Fortschritte, und verschiedene Brüder wurden 1876
entsandt, um den Ältesten Andrews in seiner Arbeit zu unterstützen. In einem Gesicht am
3. Januar 1875 war Schwester White Gottes Plan für die weltweite Ausdehnung des
Werkes vor Augen geführt worden, wie es in der ersten Hälfte dieses Bandes zum
Ausdruck kommt.
Z4.10.4 Absatz: 4/11
Als 1875 die Druckerei in Oakland an der Küste des Stillen Ozeans gegründet wurde,
wuchs sie bald zur größten und modernsten Einrichtung dieser Art an der ganzen Küste
heran. Kurz zuvor (1874) war eine neue Zeitschrift, Signs of the Times, ins Leben gerufen
worden, die neben dem Review and Herald allen Haushalten empfohlen wurde.
Z4.10.5 Absatz: 5/11
Im Jahr 1878 wurde in der Nähe von St. Helena, Nordkalifornien, das zweite Sanatorium
der Gemeinschaft errichtet.
Z4.10.6 Absatz: 6/11
In der Zeitperiode von Band 4 gab es bereits zahlreiche Bücher und Schriften, die sich mit
geistlichen Themen, Gesundheitslehre, Mäßigkeit und anderen wichtigen Gegenständen
befassten. So hatte Uriah Smith das Buch "Gedanken über Daniel und die Offenbarung"
herausgebracht und J.N. Andrews "Die Geschichte des Sabbats". Neue Pläne betreffs
Literaturverbreitung von Haus zu Haus wurden gelegt, und neben dem Kolportagewerk
wurde eine Missionsgesellschaft unter der Leitung von S.N. Haskell gegründet.
Z4.10.7 Absatz: 7/11
Seit 1868 war es zur Gewohnheit geworden, während der ganzen Sommerzeit
Lagerversammlungen von 8tägiger Dauer in allen Staaten der USA, wo es SiebentenTags-Adventisten gab, abzuhalten. Diese Zusammenkünfte erfreuten sich großer
Beliebtheit, und neben einigen Hundert Gemeindegliedern fanden sich an Sonntagen bis
zu 20.000 Außenstehende als Besucher ein, wenn die Lagerversammlung in der Nähe
größerer Städte stattfand. Dem erweckten Interesse wurde nachgegangen, so dass infolge
dieser Versammlungen überall neue Gemeinden entstanden.
Z4.11.1 Absatz: 8/11
Um die Zeit von Zeugnisse Band 4 entstanden an vielen Plätzen Mäßigkeitsvereine, um
dem Alkoholmissbrauch entgegenzuwirken. Oft wurde E.G. White eingeladen, an den
Versammlungen teilzunehmen und Vorträge zu halten, wobei sie die Mäßigkeitsfrage
immer in Verbindung mit der Evangeliumsbotschaft brachte.
Z4.11.2 Absatz: 9/11
Um neue Arbeiter für das Predigtamt und andere Zweige des Werkes heranzubilden, war
in Battle Creek ein College (Missionsschule) eröffnet worden, die für das Jahr 1881 bereits
ca. 500 Anmeldungen hatte. Dies war eine überwältigende Aufgabe, die große
Verantwortung einschloss, und der Herr ließ es nicht an Ratschlägen und Warnungen
durch den Geist der Weissagung fehlen.
Z4.11.3 Absatz: 10/11
Am Sabbat, den 6. August 1881, wurde Battle Creek durch die Nachricht von Bruder J.
White’s Tod erschüttert. Nach Rückkehr von einer ausgedehnten Missionsreise an der
Nordwestküste der USA wurde er durch eine fieberhafte Erkrankung im Alter von 60
Jahren zur Ruhe gelegt. Er war einer der ersten Pioniere, der maßgeblich am Aufbau des
Werkes unter der dritten Engelsbotschaft beteiligt gewesen war. Nun war sein an Arbeit
und Selbstaufopferung reiches Leben beendet. Es blieb seiner Frau, E.G. White,
überlassen, ihre schwere Aufgabe als Botin des Herrn ohne seine Unterstützung zu tun.
Z4.11.4 Absatz: 11/11
Ihr Werk ging weiter. Die Gemeinde musste rein erhalten, der Maßstab hoch angesetzt
werden, und Zeugnis um Zeugnis kam aus ihrer unermüdlichen Feder. Thema für Thema
wurde angesprochen, Reformen waren auf vielen Gebieten erforderlich. Seelen waren in
Gefahr und mussten persönlich angesprochen werden. Und heute hat die Gemeinde
Gottes nicht mit weniger Problemen und Schwierigkeiten zu kämpfen wie in früheren
Zeiten. Deshalb gelten alle Ratschläge, Ermahnungen, Warnungen, aber ebenso
Ermutigungen, auch uns. Wie dankbar sollten wir für dieses Licht sein, das der Herr durch
die Zeugnisse seines Geistes auf uns scheinen lässt, damit wir, die wir in den letzten
Stunden der Weltgeschichte leben, das Ziel nicht verfehlen. Lasst sie uns lesen und
wieder lesen und nicht in unserem Mut nachlassen, bis wir die Christusähnlichkeit erreicht
haben und auf sein Kommen vorbereitet sind. Allen Lesern der "Zeugnisse für die
Gemeinde", Band 4, wünschen wir beim Studium Gottes reichsten Segen.
Die Herausgeber
Nummer 26
Kapitel 1: Biblische Lebensbeschreibungen
Z4.13.1 (4T.9.1) Absatz: 1/21
Die Lebensbeschreibungen der Bibel sind glaubwürdige Berichte von Personen, die
wirklich gelebt haben. Von Adam an bis zu den Zeiten der Apostel besitzen wir durch alle
Generationen hindurch einen klaren, ungeschminkten Bericht von dem, was sich wirklich
ereignet hat, und von der echten Erfahrung wirklicher Personen. Viele wundern sich
darüber, dass in den vom Geist Gottes eingegebenen Berichten Tatsachen aus dem
Leben achtbarer Menschen erzählt werden, die ihren sittlichen Charakter trüben.
Ungläubige verweisen mit großer Befriedigung auf diese Sünden und spotten über jene,
die fielen. Die vom Geist Gottes geleiteten Schreiber bezeugten keine Unwahrheiten, nur
um die Seiten der biblischen Geschichte davor zu bewahren, von den Berichten
menschlicher Schwächen und Fehler verdunkelt zu werden. Die heiligen Menschen Gottes
schrieben, was der Heilige Geist diktierte; auf den Inhalt selbst hatten sie keinen Einfluss.
Sie schrieben die buchstäbliche Wahrheit nieder. Gräuliche und anstößige Tatsachen sind
aus Gründen offenbart worden, die unser beschränkter Verstand nicht völlig zu erfassen
vermag.
Z4.13.2 (4T.9.2) Absatz: 2/21
Es ist einer der stärksten Beweise für die Glaubwürdigkeit der heiligen Schrift, dass weder
die Wahrheit bemäntelt noch die Sünden der Hauptgestalten verschwiegen werden. Viele
werden einwenden, dass es nicht schwer ist zu berichten, was sich in einem gewöhnlichen
Leben zugetragen hat. Aber es ist eine erwiesene Tatsache, dass es einfach nicht
menschenmöglich ist, eine allen Seiten gerecht werdende Darstellung eines Zeitgenossen
zu geben. Und es ist nahezu ebenso schwierig, ohne von der genauen Wahrheit
abzuweichen, den Lebenslauf irgendeines Einzelnen oder eines Volkes zu erzählen, deren
Entwicklung uns bekannt ist. Der menschliche Geist ist so anfällig für Vorurteile, dass es
ihm fast unmöglich ist, den Gegenstand unparteiisch zu behandeln. Entweder werden die
Mängel eines Menschen in der Lebensbeschreibung aufs schärfste herausgestellt, oder
seine Tugenden erstrahlen in hellstem Glanz, je nachdem der Schreiber für oder gegen
ihn eingenommen ist. Wie sehr der Historiker auch vorhaben mag, unparteiisch zu
urteilen, so werden doch alle Kritiker darin übereinstimmen, dass es sehr schwer ist,
wirklich gerecht zu sein.
Z4.14.1 (4T.10.1) Absatz: 3/21
Aber göttliche Salbung, über die Schwächen der Menschheit erhaben, spricht die reine,
nackte Wahrheit. Wie viele Lebensbeschreibungen sind über fehlerfreie Christen
geschrieben worden, die sich in ihrem häuslichen und Gemeindeleben als Beispiele
unbefleckter Frömmigkeit hervortaten! Kein Makel entstellt die Schönheit ihrer Heiligkeit,
kein Fehler wird uns berichtet, um uns nicht daran zu erinnern, dass sie gewöhnliche
Sünder waren und damit den alltäglichen Versuchungen der Menschheit unterworfen. Wie
andersartig erschienen sie aber, wenn die Feder göttlicher Eingebung ihre
Lebensgeschichte geschrieben hätte. Menschliche Schwächen wären offenbar geworden;
der Kampf gegen Selbstsucht, Scheinheiligkeit und Hochmut, vielleicht gegen verborgene
Sünden; und der ständige Widerstreit zwischen Geist und Fleisch. Selbst der Öffentlichkeit
nicht zugängliche Tagebücher offenbaren auf ihren Seiten nicht die sündhaften Taten des
Schreibers. Manchmal wird von Kämpfen mit dem Bösen erzählt, aber gewöhnlich nur,
wenn das Gute den Sieg davongetragen hat. Sie mögen aber durchaus ein ehrlicher
Bericht lobenswerter Taten und edlen Strebens sein, besonders, wenn der Schreiber
ehrlich bemüht war, ein gewissenhaftes Tagebuch über sein Leben zu führen. Der Mensch
bringt es aber kaum fertig, seine Fehler einer möglichen Kenntnisnahme durch seine
Freunde preiszugeben.
Z4.14.2 (4T.10.2) Absatz: 4/21
Wenn Menschen ohne göttliche Eingebung unsere herrliche Bibel geschrieben hätten,
zeigte sie ein völlig anderes Bild. Das Bibelstudium wäre dann geradezu entmutigend für
irrende Sterbliche, die mit natürlichen Schwächen und den Versuchungen des schlauen
Feindes zu kämpfen haben. Aber so, wie die Bibel ist, gibt sie uns einen genauen Bericht
der religiösen Erfahrungen hervorragender Charaktere der biblischen Geschichte. Männer,
die von Gott begünstigt waren und denen er große Verantwortung übertragen hatte,
wurden manchmal von den Versuchungen Satans überwunden und versündigten sich
ebenso, wie wir heute streben, schwanken und häufig in Irrtum fallen. Doch für unsere
verzagten Herzen ist es ermutigend zu wissen, dass sie durch Gottes Gnade frischen Mut
schöpfen konnten, sich aufs neue über ihre böse Natur zu erheben. Wenn wir uns dies
vergegenwärtigen, werden auch wir bereit sein, unsererseits den Kampf erneut
aufzunehmen.
Z4.15.1 (4T.11.1) Absatz: 5/21
Sowohl das Murren der Israeliten vor alters und ihre rebellische Unzufriedenheit als auch
die mächtigen Wunder, die um ihretwillen geschahen, sowie die Bestrafung ihrer
Abgötterei und ihres Undanks sind zu unserem Nutzen berichtet. Das Beispiel des alten
Israel ist dem Volk Gottes zur Warnung gegeben, damit es Unglauben meide und dem
Zorn Gottes entfliehe. Hätte man die Missetaten der Hebräer nicht in die heiligen Berichte
aufgenommen, sondern nur ihre Tugenden erwähnt, diente uns ihre Geschichte nicht zur
Lehre, wie es aber tatsächlich der Fall ist.
Z4.15.2 (4T.11.2) Absatz: 6/21
Ungläubige und solche, die mit der Sünde liebäugeln, entschuldigen ihre Freveltaten,
indem sie die Verfehlungen der Menschen anführen, denen Gott in alter Zeit Autorität
verliehen hatte. Sie folgern, dass es doch durchaus nicht verwunderlich sei, wenn auch sie
sich der Sünde schuldig machen, wenn selbst die heiligen Männer Gottes den
Versuchungen erlegen sind und Unrecht begangen haben. Da sie ja solche erlauchten
Vorbilder der Missetat vor sich haben, geben sie zu verstehen, dass sie schließlich gar
nicht so schlecht seien, wie es den Anschein habe.
Z4.15.3 (4T.11.3) Absatz: 7/21
Die Grundsätze der Gerechtigkeit erforderten eine gewissenhafte Wiedergabe der
Tatsachen zum Nutzen aller, die jemals die Heilige Schrift lesen würden. Hierin liegt ein
klarer Beweis göttlicher Weisheit. Von uns wird gefordert, dass wir dem Gesetz Gottes
gehorchen. Wir werden nicht nur über die Strafe unterrichtet, die Ungehorsam nach sich
zieht, sondern die Geschichte Adams und Evas im Paradies und die traurigen Folgen ihres
Ungehorsams gegenüber Gottes Geboten wurden uns zur Lehre und zur Warnung
berichtet. Dieser Bericht ist klar und bestimmt. In Verbindung mit dem Gesetz, das dem
Menschen in Eden gegeben wurde, wird auch auf die Strafe aufmerksam gemacht, die
den Menschen im Falle des Ungehorsams treffen sollte. Dann folgt der Bericht von der
Versuchung, vom Fall und von der Strafe, die unseren irrenden Eltern auferlegt wurde. Ihr
Beispiel ist uns zur Warnung gegen den Ungehorsam gegeben, damit wir gewiss sind,
dass der Tod der Sünde Sold ist und dass Gottes vergeltende Gerechtigkeit niemals
fehlgeht. Gott fordert von seinen Geschöpfen strenge Beachtung seiner Gebote. Wie
genau beschrieben war die dem Gesetz beigefügte Strafandrohung, wie sicher folgte die
Strafe der Übertretung des Gesetzes, nachdem das Gesetz auf Sinai verkündet worden
war! Wie klar zeugen die berichteten Beispiele für diese Tatsache!
Z4.16.1 (4T.12.1) Absatz: 8/21
Die Feder göttlicher Inspiration berichtet, getreu ihrer Aufgabe, von den Sünden, die Noah,
Lot, Mose, Abraham, David und Salomo überkamen, ja dass selbst Elias starke innere
Haltung unter der Anfechtung zusammenbrach, die er während seiner furchtbaren
Prüfungen erlebte. Jonas Ungehorsam und Israels Abgötterei werden getreulich berichtet.
Die Verleugnung Christi durch Petrus, die scharfe Auseinandersetzung zwischen Paulus
und Barnabas, die Fehler und menschlichen Schwächen der Propheten und Apostel, alles
legte der Heilige Geist bloß, der den Schleier vom menschlichen Herzen hinwegnimmt. Da
liegt das Leben der Gläubigen vor uns mit allen ihren Fehlern und Torheiten, die allen
folgenden Geschlechtern zur Lehre bestimmt sind. Hätten sie keine Schwächen gehabt,
sie wären eine Art Übermenschen gewesen. Wir müssten verzagen vor der Frage, ob
unser sündhaftes Wesen jemals eine derartige Höhe erreichen könnte. Wenn wir aber
sehen, wie sie kämpften und fielen, sich wiederum ein Herz fassten und schließlich durch
Gottes Gnade siegten, dann schöpfen wir neuen Mut. Wir werden dazu geführt, uns der
Hindernisse zu entledigen, die uns eine entartete Natur in den Weg legt.
Z4.16.2 (4T.12.2) Absatz: 9/21
Gott strafte immer gewissenhaft alle Übeltaten. Er sandte seine Propheten, um die
Schuldigen zu warnen, ihre Sünden zu strafen und das Urteil über sie zu fällen. Alle, die
danach fragen, warum das Wort Gottes die Sünden seines Volkes in so deutlicher Form
ans Licht bringt, dass Spötter darüber lachen und Fromme darüber weinen, sollten
überlegen, dass alles zu ihrer Lehre geschrieben ist, um die erwähnten Übel zu meiden
und nur die Gerechtigkeit der Menschen nachzuahmen, die dem Herrn dienten.
Z4.17.1 (4T.12.3) Absatz: 10/21
Gerade solche Lehren brauchen wir, wie sie die Bibel uns gibt, denn mit der Enthüllung
der Sünde wird auch die ihr folgende Vergeltung berichtet. Die Reue und Buße des
Schuldigen sowie die Wehklagen der sündenkranken Seele dringen aus der
Vergangenheit herüber und sagen uns, dass der Mensch damals wie heute der
vergebenden Barmherzigkeit Gottes bedarf. Die Bibel lehrt uns, dass Gott die Frevler
bestraft, des reumütigen Sünders sich jedoch erbarmt und ihm vergibt.
Z4.17.2 (4T.12.4) Absatz: 11/21
In seiner Vorsehung hielt es der Herr für angebracht, sein Volk auf verschiedene Weise zu
lehren und zu warnen. Durch unmittelbaren Befehl, durch die Heilige Schrift und durch den
Geist der Weissagung hat er ihm seinen Willen kundgetan. Meine Aufgabe besteht darin,
die Fehler und Sünden des Volkes Gottes beim Namen zu nennen. Das Ans-Licht-Bringen
der Sünden gewisser Personen bedeutet nicht, dass sie in den Augen Gottes schlechter
angesehen sind als viele andere, über deren Fehler nicht berichtet wird. Aber mir wurde
gezeigt, dass ich mir meine Aufgabe nicht auswählen kann, sondern demütig dem Willen
Gottes zu gehorchen habe. Die Fehler und Übeltaten bekenntlicher Christen sind zur
Belehrung derer aufgezeichnet, die den gleichen Versuchungen erliegen könnten. Die
Erfahrung Einzelner soll anderen als Leuchtfeuer zur Warnung vor den gefährlichen
Klippen dienen.
Z4.17.3 (4T.13.1) Absatz: 12/21
Auf diese Weise werden die Fallstricke und Schliche Satans ebenso enthüllt wie die
Bedeutung der Vervollkommnung eines christlichen Charakters und die Mittel, durch die
man dieses Ziel erreichen kann. Hiermit zeigt uns Gott, was nötig ist, um seinen Segen zu
erlangen. Viele neigen dazu, sich rebellischen Gefühlen hinzugeben, sobald ihre
speziellen Sünden gerügt werden. "Prediget uns aber sanft." Jesaja 30,10. Dies ist der
Geist der heutigen Generation. Aber der Geist der Weissagung spricht einzig allein die
Wahrheit. Die Ungerechtigkeit nimmt überhand und die Liebe vieler erkaltet, die angeblich
Nachfolger Christi sind. Sie sind blind gegenüber der Bosheit ihres Herzens und
empfinden nicht ihren schwachen und hilflosen Zustand. In seiner Barmherzigkeit lüftet
Gott den Schleier und zeigt ihnen, dass hinter allem Sichtbaren ein Auge wacht, das nicht
nur ihre verborgene Schuld erkennt, sondern auch die Beweggründe ihres Tuns.
Z4.18.1 (4T.13.2) Absatz: 13/21
Die Sünden der großen Volkskirchen werden übertüncht. Viele ihrer Glieder frönen den
gröbsten Lastern und sind in Ruchlosigkeit versunken. Babylon ist gefallen und ein
Behältnis aller unreinen und verhassten Vögel geworden! Die entsetzlichsten Sünden
unserer Zeit finden ein Obdach unter dem Deckmantel des Christentums. Viele verkünden,
dass das Gesetz Gottes aufgehoben sei. Gewiss entspricht ihr Leben auch ihrem
Glauben. Wo es kein Gesetz gibt, da gibt es keine Übertretung und deshalb auch keine
Sünde; denn die Sünde ist Übertretung des Gesetzes.
Z4.18.2 (4T.13.3) Absatz: 14/21
"Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott" (Römer 8,7) und bedeutet,
seinem Willen zu widerstreben. Wenn der fleischliche Sinn einmal das Joch des
Gehorsams abwirft, gleitet er nichtsahnend in die Gesetzlosigkeit der Sünde. Die
Ungerechtigkeit nimmt unter denen überhand, die von echter und vollkommener religiöser
Freiheit so großartig zu reden wissen. Der Herr verabscheut ihre Lebensführung. Sie sind
Mitarbeiter des Seelenfeindes. Das Licht offenbarter Wahrheit ist ihren Blicken entzogen,
und die Schönheiten der Heiligkeit erscheinen ihnen wie Trugbilder.
Z4.18.3 (4T.14.1) Absatz: 15/21
Es ist erstaunlich zu sehen, auf welch lockeren Grund sehr viele Menschen ihre
Hoffnungen auf das Himmelreich bauen! Sie schmähen das Gesetz des Allmächtigen, als
wollten sie ihn herausfordern und sein Wort für null und nichtig erklären. Selbst Satan, der
das göttliche Gesetz genauestens kennt, würde es nicht wagen, die Reden zu führen, die
manche Prediger, die das Gesetz verabscheuen, vom Rednerpult aus halten. Dennoch
frohlockt er über ihre Gotteslästerung.
Z4.18.4 (4T.14.2) Absatz: 16/21
Ich sah, wie es um den Menschen steht, der vom Willen Gottes nichts weiß. Freveltaten
und Ungerechtigkeiten bestimmen seinen Lebensinhalt. Doch welche Veränderung geht in
seinem Herzen vor sich, wenn ihm der Geist Gottes den vollen Sinn des Gesetzes
offenbart! Gleichwie Belsazer liest auch er die Handschrift des Allmächtigen, und
Überzeugung ergreift seine Seele. Die Donnerschläge des Wortes Gottes schrecken ihn
aus seiner Trägheit, und im Namen Jesu ruft er um Gnade. Auf dieses demütige Ansuchen
hört Gott stets mit willigem Ohr. Er weist einen reuigen Sünder niemals ungetröstet von
sich.
Z4.19.1 (4T.14.3) Absatz: 17/21
Der Herr hat es für gut angesehen, mir in einem Gesicht die Bedürfnisse und Irrtümer
seines Volkes zu offenbaren. So schmerzlich es für mich auch war, so habe ich doch den
Missetätern ihre Fehler und die Möglichkeiten, sie abzulegen, gewissenhaft vor Augen
geführt, wie sie mir der Geist Gottes diktierte. In vielen Fällen trafen mich Verleumdungen.
Gerade diejenigen waren gegen mich aufgebracht, für die ich gewirkt und gelitten hatte.
Ich habe mich jedoch nicht von meinem Weg abbringen lassen. Gott hat mir meinen
Auftrag gegeben. Mit seinem Beistand konnte ich die mühevollen Pflichten erfüllen, die er
mir aufgetragen hatte. So hat der Geist Gottes Warnungen und Urteile ausgesprochen,
ohne aber seine barmherzigen Gnadenverheißungen zurückzuhalten.
Z4.19.2 (4T.14.4) Absatz: 18/21
Wenn die Kinder Gottes die Lehren ihres Herrn annehmen und seine Handlungsweise
erkennen würden, fänden sie für ihre Füße einen geraden Weg und ein Licht, das sie
durch Dunkelheit und Entmutigung leitet. David lernte aus Gottes Handeln ihm gegenüber
Weisheit, und er beugte sich demütig der Züchtigung des Allerhöchsten. Die genaue
Schilderung seines Zustandes durch den Propheten Nathan machte David mit seinen
Sünden bekannt und half ihm, sie abzutun. Er nahm den Rat in Sanftmut an und demütigte
sich vor Gott. "Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele", so sprach er.
Psalm 19,8.
Z4.19.3 (4T.15.1) Absatz: 19/21
Reumütige Sünder haben keine Ursache zu verzagen, weil sie an ihre Übertretungen
erinnert und auf Gefahren aufmerksam gemacht werden. Gerade diese Bemühungen um
ihretwillen zeigen, wie sehr Gott sie liebt und wie sehnlichst er sie retten will. Sie brauchen
nur seinem Rat zu folgen und seinen Willen zu tun, um das ewige Leben zu ererben. Gott
hält seinem irrenden Volk alle Sünden vor Augen, damit es diese in ihrer ganzen
Abscheulichkeit im Licht göttlicher Wahrheit erkenne. Dann ist es aber auch die Pflicht der
Kinder Gottes, sich für immer von diesen Sünden loszusagen.
Z4.20.1 (4T.15.2) Absatz: 20/21
Gott ist heute noch genauso mächtig, von Sünden zu erretten, wie zu den Zeiten der
Patriarchen, Davids, der Propheten und Apostel. Die große Zahl der in der biblischen
Geschichte aufgezeichneten Fälle, in denen Gott seine Kinder von ihren Sünden befreit
hat, sollte die Christen unserer Tage begierig machen, göttliche Unterweisungen zu
empfangen. Sie sollten sich darum bemühen, einen Charakter zu entfalten, der der
genauen Gerichtsuntersuchung standzuhalten vermag.
Z4.20.2 (4T.15.3) Absatz: 21/21
Die biblische Geschichte stützt das verzagte Herz mit der Hoffnung auf Gottes
Barmherzigkeit. Wir brauchen nicht zu verzagen, wenn wir sehen, wie sich andere durch
Schwierigkeiten gekämpft haben, die den unsrigen gleichen; wie sie in Versuchung
gefallen sind wie wir, jedoch wieder Boden gewonnen haben und von Gott gesegnet
worden sind. Die Worte göttlicher Eingebung trösten und erfreuen die irrende Seele.
Obgleich die Patriarchen und Apostel für menschliche Schwächen anfällig waren,
erlangten sie doch durch den Glauben einen guten Ruf, fochten ihre Kämpfe aus in der
Kraft des Herrn und blieben siegreich. So mögen wir der Wirksamkeit des Sühnopfers
vertrauen und im Namen Jesu zu Überwindern werden. Die Menschheit ist von Adams
Zeiten bis auf unser gegenwärtiges Geschlecht die gleiche geblieben, und die Liebe
Gottes ist durch alle Zeiten hindurch ohne Beispiel.
Kapitel 2: Einigkeit in der Gemeinde
Z4.21.1 (4T.16.1) Absatz: 1/16
Liebe Geschwister, ebenso wie die verschiedenen Glieder des menschlichen Organismus
gemeinsam den ganzen Leib bilden und jedes Glied seine Funktion dem über dem
Ganzen stehenden Denken unterordnet, so sollen die Glieder der Gemeinde Christi
harmonisch zu einem Leib verbunden und dem über allem stehenden heiligen Haupt
untertan sein.
Z4.21.2 (4T.16.2) Absatz: 2/16
Das Wachstum der Gemeinde wird durch das falsche Verhalten ihrer Gläubigen verzögert.
Der Anschluss an die Gemeinde ist ein wichtiger und notwendiger Schritt. Dadurch wird
jedoch noch niemand zum Christen, noch verbürgt er die Erlösung. Wir können durch die
Aufnahme unseres Namens ins Gemeindebuch keinen Anspruch auf das himmlische Erbe
erheben, während unser Herz Christo entfremdet ist. Wir sollen auf Erden seine getreuen
Vertreter sein und in Übereinstimmung mit ihm wirken. "Meine Lieben, wir sind nun Gottes
Kinder." 1. Johannes 3,2. Es ziemt uns, dass wir uns diese heilige Verwandtschaft
vergegenwärtigen und nichts unternehmen, was dem Werk unseres Vaters Schande
bereitet.
Z4.21.3 (4T.16.3) Absatz: 3/16
Wir besitzen ein erhabenes Bekenntnis. Als sabbathaltende Adventisten bekennen wir,
allen Geboten Gottes zu gehorchen und der Wiederkunft unseres Erlösers
entgegenzusehen. Den wenigen Getreuen Gottes wurde eine sehr ernste
Warnungsbotschaft anvertraut. Durch unsere Worte und Werke gilt es zu zeigen, dass wir
die uns auferlegte große Verantwortung anerkennen. Unser Licht sollte so hell scheinen,
dass andere sehen können, wir verherrlichen in unserem täglichen Leben den
himmlischen Vater; wir fühlen uns nicht nur mit dem Himmel verbunden, sondern als
Miterben Christi; und wir glauben, dass wir ihm gleich sein werden, wenn er in Kraft und
großer Herrlichkeit erscheinen wird.
Z4.21.4 (4T.16.4) Absatz: 4/16
Als Glieder der sichtbaren Gemeinde und als Arbeiter im Weinberg des Herrn müssen wir
alle unsere persönliche Verantwortung erkennen. Keineswegs ist es richtig, auf unsere
Brüder zu warten, die genauso schwach sind wie wir, damit sie uns voranhelfen; nein,
unser herrlicher Erlöser hat uns eingeladen, uns persönlich mit ihm zu verbinden und
unsere Schwachheit mit seiner Stärke, unsere Unwissenheit mit seiner Weisheit und
unsere Unwürdigkeit mit seinen Verdiensten zu verbinden. Niemand von uns kann eine
neutrale Stellung einnehmen. Unser Einfluss wird dafür oder dagegen sprechen. Wir sind
entweder aktive Mitarbeiter Christi oder des Feindes. Entweder wir sammeln mit Jesu,
oder wir zerstreuen. Eine wirkliche Bekehrung bringt eine völlige Umgestaltung mit sich.
Die eigentlichen Neigungen von Herz und Sinn sollen gewandelt werden. Es gilt, das
Leben in Christo zu erneuern.
Z4.22.1 (4T.17.1) Absatz: 5/16
Gott sammelt ein Volk, das in vollendeter Einheit auf dem Boden ewiger Wahrheit steht.
Christus gab sich selbst der Welt "und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das
fleißig wäre zu guten Werken". Titus 2,14. Dieser Läuterungsprozess ist dazu bestimmt,
die Gemeinde von aller Ungerechtigkeit und vom Geist der Zwietracht und des Zankes zu
reinigen. Die Gläubigen sollen aufbauen und nicht niederreißen; sie sollen ihre Kräfte auf
die große Aufgabe konzentrieren, die vor ihnen liegt. Gott will, dass sein ganzes Volk zur
Einheit des Glaubens komme. Unmittelbar vor seiner Kreuzigung betete Christus für seine
Jünger, "auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch
sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt". Johannes 17,21.
Dies ergreifendste und wunderbarste Gebet gilt für alle Zeiten bis auf den heutigen Tag.
"Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben
werden." Johannes 17,20.
Z4.22.2 (4T.17.2) Absatz: 6/16
Wie ernsthaft sollten sich die sogenannten Nachfolger Christi bemühen, dieses Gebet in
ihrem Leben zu verwirklichen. Viele erkennen nicht die Heiligkeit der Zugehörigkeit zur
Gemeinde und sind nicht bereit, sich Beschränkungen und Zucht zu unterwerfen. Ihre
Handlungsweise zeigt, dass sie die eigene Meinung über das Urteil der Gesamtgemeinde
stellen und nicht sorgfältig darauf bedacht sind, jeglichen Widerspruch von der Gemeinde
fernzuhalten. Wer in der Gemeinde eine verantwortungsvolle Stellung einnimmt, mag
manche Fehler mit anderen Menschen gemeinsam haben und in seinen Entscheidungen
irren. Dennoch hat ihm die Gemeinde Christi auf Erden eine Vollmacht gegeben, die nicht
unterschätzt werden darf. Christus verlieh seiner Gemeinde nach seiner Auferstehung
große Macht, wenn er sagte: "Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen;
und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." Johannes 20,23
Z4.23.1 (4T.17.3) Absatz: 7/16
Die Verbindung zur Gemeinde sollte nicht leichtfertig aufgehoben werden. Doch wenn die
Absicht mancher sogenannter Nachfolger Christi durchkreuzt wird oder ihre Stimme nicht
den beherrschenden Einfluss gewinnt, den sie nach ihrer Meinung verdient, dann drohen
sie, aus der Gemeinde auszutreten. Allerdings hätten sie durch das Verlassen der
Gemeinde am meisten zu leiden; denn indem sie sich dem Einflussbereich der Gemeinde
entziehen, setzen sie sich selbst sämtlichen Versuchungen dieser Welt aus.
Z4.23.2 (4T.18.1) Absatz: 8/16
Jeder Gläubige sollte seiner Gemeinde von ganzem Herzen verbunden sein. Ihr Gedeihen
muss ihm in erster Linie am Herzen liegen. Wenn er nicht die heilige Verpflichtung fühlt,
seine Verbindung zur Gemeinde vorrangig zu ihrem Wohle zu gestalten, kann sie viel
besser ohne ihn fertig werden. Es steht in jedes Einzelnen Macht, eine Aufgabe für das
Werk Gottes zu erfüllen. Es gibt Menschen, die beträchtliche Summen für unnötige
Luxusgegenstände verschwenden; sie befriedigen ihre Esslust, empfinden es aber als
große Belastung, Mittel zur Förderung der Gemeinde beizusteuern. Sie ziehen gern den
Nutzen aus ihren Vorrechten, ziehen es aber vor, anderen das Bezahlen der Rechnungen
zu überlassen. Wem wirklich der Fortschritt des Werkes am Herzen liegt, wird nicht
zögern, das Werk in finanzieller Hinsicht zu unterstützen, ganz gleich, wann und wo diese
Mittel benötigt werden. Wir haben die feierliche Verpflichtung, die Lehren Christi in
unserem Charakter zu veranschaulichen, miteinander in Frieden auszukommen und uns in
vollkommener Harmonie als ein unzerteiltes Ganzes zu bewegen. Wir sollten unsere
persönliche Meinung dem Urteil der Gemeinde unterordnen. Viele leben nur für sich
selbst. Sie schauen außerordentlich wohlgefällig auf ihr Leben und schmeicheln sich
selbst, unsträflich zu sein, während sie in Wirklichkeit nichts für Gott tun und in direktem
Widerspruch zu seinem ausdrücklichen Wort leben. Die Beachtung äußerer Formen kann
niemals dem Bedürfnis der menschlichen Seele nachkommen. Ein Lippenbekenntnis zu
Christo genügt nicht, damit ein Mensch am Tage des Gerichts die Prüfung bestehen kann.
Vollkommenes Vertrauen in Gott, kindliches Vertrauen auf seine Verheißungen und
gänzliche Hingabe an seinen Willen müssen uns leiten.
Z4.24.1 (4T.18.2) Absatz: 9/16
Gott hat sein Volk immer im "Ofen des Elends" geprüft, damit es sich treu und fest erweise
und sich von aller Untugend reinige. Nachdem Abraham und sein Sohn die schwerste
Prüfung überstanden hatten, die ihnen auferlegt werden konnte, sprach Gott durch seinen
Engel zu Abraham: "Nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen
Sohnes nicht verschont um meinetwillen." 1.Mose 22,12. Diese außergewöhnliche
Glaubenstat lässt Abrahams Charakter mit ganz besonderem Glanz hervorleuchten. Sie
veranschaulicht überzeugend, wie restlos er dem Herrn vertraute, dem er nichts
vorenthielt, nicht einmal seinen Sohn der Verheißung.
Z4.24.2 (4T.19.1) Absatz: 10/16
Es gibt nichts, das zu wertvoll wäre, um es Jesu geben zu können. Wenn wir ihm die
Pfunde wiedergeben, die er uns zu verwalten anvertraut hat, wird er mehr in unsere
Hände legen. Jede Mühe, die wir für Christum auf uns nehmen, wird er entgelten. Jede
Pflicht, die wir in seinem Namen erfüllen, dient unserer eigenen Glückseligkeit. Gott setzte
seinen eingeborenen Sohn den Kreuzesqualen aus, auf dass alle, die an ihn glauben, im
Namen Jesu eins würden. Wenn Christus ein so großes Opfer brachte, um Menschen zu
erlösen und sie in Gemeinschaft miteinander zu bringen, gleichwie er mit dem Vater eins
ist, gibt es dann ein Opfer, das für seine Nachfolger zu groß wäre, um diese Gemeinschaft
zu bewahren?
Z4.24.3 (4T.19.2) Absatz: 11/16
Wenn die Welt erkennt, dass in der Gemeinde Gottes vollendete Harmonie besteht, wird
das für sie ein machtvoller Beweis zugunsten der christlichen Religion sein. Uneinigkeit,
unglückselige Streitigkeiten und kleinlicher Richtgeist in der Gemeinde verunehren
unseren Erlöser. All diese Meinungsverschiedenheiten können vermieden werden, wenn
wir unser Ich dem Herrn übergeben und als Nachfolger Christi der Stimme der Gemeinde
gehorchen. Unglaube redet uns ein, dass persönliche Unabhängigkeit uns größere
Geltung verschaffte und dass es eine Schwäche sei, unsre eigenen Gedanken von dem,
was recht und angebracht ist, dem Urteil der Gemeinde zu unterstellen. Sich derartigen
Empfindungen und Anschauungen hinzugeben, ist gefährlich. Sie verwirren und verderben
uns. Christus erkannte, dass Zusammenhalten und christliche Eintracht für Gottes Werk
notwendig sind. Deshalb schärfte er diese Forderung seinen Jüngern ein. Die Geschichte
des Christentums bis auf den heutigen Tag beweist überzeugend, dass Stärke nur in
völliger Einigkeit zu finden ist. Unterstellt euer persönliches Urteil der Autorität der
Gemeinde!
Z4.25.1 (4T.19.3) Absatz: 12/16
Die Apostel empfanden die Notwendigkeit unbedingter Einigkeit und arbeiteten ernsthaft
auf dieses Ziel hin. Paulus ermahnte seine Brüder mit folgenden Worten: "Ich ermahne
euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unsers Herrn Jesu Christi, dass ihr allzumal
einerlei Rede führet und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest
aneinander in einem Sinne und in einerlei Meinung." 1.Korinther 1,10.
Z4.25.2 (4T.20.1) Absatz: 13/16
Er schrieb auch an seine Brüder zu Philippi: "Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, ist
Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so
erfüllet meine Freude, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und
einhellig seid. Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den
andern höher denn sich selbst, und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch
auf das, was des andern ist. Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war."
Philipper 2,1-5.
Z4.25.3 (4T.20.2) Absatz: 14/16
Im Brief an die Römer schrieb er: "Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch,
dass ihr einerlei gesinnt seid untereinander nach Jesu Christo, auf dass ihr einmütig mit
einem Munde lobet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch
untereinander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe." Römer
15,5-7. "Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern
haltet euch herunter zu den Niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug." Römer 12,16.17.
Z4.26.1 (4T.20.3) Absatz: 15/16
Petrus schrieb den verstreuten Gemeinden: "Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt,
mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder
Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet, und wisset, dass ihr dazu berufen
seid, dass ihr den Segen erbet." 1.Petrus 3,8.9.
Z4.26.2 (4T.20.4) Absatz: 16/16
Und Paulus schrieb in seinem Brief an die Korinther: "Zuletzt, liebe Brüder, freuet euch,
seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam! so wird der Gott der Liebe
und des Friedens mit euch sein." 2.Korinther 13,11.
Kapitel 3: Geht voran!
Z4.26.3 (4T.20.5) Absatz: 1/28
Das große Heer der Israeliten verließ Ägypten, den Schauplatz ihrer langen und
grausamen Knechtschaft mit freudigem Triumph. Die Ägypter waren nicht bereit, sie
ziehen zu lassen, bis Gottes Gerichte sie deutlich warnten. Der Würgeengel hatte jedes
Haus der Ägypter besucht und den Erstgeborenen jeder Familie getötet. Niemand war
entronnen, weder der Erbe Pharaos noch der Erstgeborene des Gefangenen in seinem
Kerker. Nach des Herrn Gebot wurden selbst die Erstgeburten des Viehs erschlagen. Aber
der Todesengel ging an den Häusern der Kinder Israel vorüber.
Z4.26.4 (4T.21.1) Absatz: 2/28
Pharao, von Entsetzen über die Plagen erfüllt, die sein Volk heimgesucht hatten, rief Mose
und Aaron in der Nacht und bat sie, von Ägypten auszuziehen. Es lag ihm viel daran, dass
sie ohne Zögern gingen; denn er und sein Volk fürchteten, dass ihr Land zu einer riesigen
Begräbnisstätte werden könnte, wenn Gottes Fluch sich nicht von ihnen abwenden würde.
Z4.26.5 (4T.21.2) Absatz: 3/28
Die Kinder Israel hörten mit großer Freude die Kunde von ihrer Befreiung und beeilten
sich, den Schauplatz ihrer Knechtschaft zu verlassen. Aber der Weg war mühsam, und
schließlich verloren sie den Mut. Ihre Reise führte über kahle Hügel und wüste Ebenen. In
der dritten Nacht fanden sie sich rechts und links von Bergketten eingeschlossen, und vor
ihnen war das Rote Meer. Sie waren bestürzt und beklagten sehr die Umstände, in denen
sie sich befanden. Sie beschuldigten Mose, sie an diesen Ort geführt zu haben, denn sie
glaubten, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben. Sie sagten: "Dies ist bestimmt
nicht der Weg zur Wüste Sinai nah zum Land Kanaan, das unseren Vätern verheißen
wurde. Wir können nicht weitergehen. Wir müssen entweder ins Wasser des Roten
Meeres hineingehen oder zurück nach Ägypten."
Z4.27.1 (4T.21.3) Absatz: 4/28
Dann, um ihr Missgeschick voll zu machen, sehen sie sich auch noch von den Ägyptern
verfolgt. Pharao selbst, der bereits bereut hat, die Hebräer freigelassen zu haben, führt die
imponierende Armee an. Er befürchtet, dass er sie weggeschickt hat, um zu einer großen
Nation zu werden, die sich ihm feindlich entgegenstellt. Welch eine Nacht der Verlegenheit
und Bedrängnis für Israel! Welch ein Gegensatz zu jenem glorreichen Morgen, als sie die
Knechtschaft Ägyptens verließen und freudigen Herzens in die Wüste zogen! Wie
schwach fühlten sie sich gegenüber jenem mächtigen Feind! Das Jammern der
verängstigten Frauen und Kinder, vermischt mit dem Brüllen des erschreckten Viehs und
dem Blöken der Schafe, vermehrte nur die schreckliche Verwirrung.
Z4.27.2 (4T.22.1) Absatz: 5/28
Aber hatte Gott alle Fürsorge für sein Volk vergessen? Würde er sie der Vernichtung
überlassen? Würde er sie nicht vor ihrer Gefahr warnen und sie von ihren Feinden
befreien? Gott hatte kein Wohlgefallen an dem Missgeschick seines Volkes. Er selbst
hatte Mose angewiesen, sich am Roten Meer zu lagern, und hatte ihn informiert: "Pharao
wird sagen von den Kindern Israel: Sie sind verirrt im Lande; die Wüste hat sie
eingeschlossen. Und ich will sein Herz verstocken, dass er ihnen nachjage, und will an
Pharao und aller seiner Macht Ehre einlegen, und die Ägypter sollen innewerden, dass ich
der Herr bin." 2.Mose 14,3.4.
Z4.27.3 (4T.22.2) Absatz: 6/28
Jesus ging der großen Armee voraus. Die Wolkensäule bei Tage und die Feuersäule bei
Nacht stellte ihren göttlichen Führer dar. Aber die Hebräer ertrugen die Prüfung des Herrn
nicht in Geduld. Sie erhoben ihre Stimmen in Vorwürfen und Anklagen gegen Mose, ihren
sichtbaren Leiter, und beschuldigten ihn, sie in diese große Gefahr gebracht zu haben. Sie
vertrauten weder der beschützenden Macht Gottes noch erkannten sie seine Hand,
welche die sie umgebenden Schwierigkeiten steuerte. In ihrem wahnsinnigen Schrecken
hatten sie den Stab vergessen, mit welchem Mose das Wasser des Nils in Blut verwandelt
hatte, und die Plagen, womit Gott die Ägypter wegen ihrer Verfolgung seines auserwählten
Volkes heimgesucht hatte. Sie hatten alle Wunder vergessen, die Gott zu ihren Gunsten
gewirkt hatte.
Z4.28.1 (4T.22.3) Absatz: 7/28
Sie riefen: "Ach, wie viel besser wären wir doch in der Knechtschaft geblieben! Es wäre
doch besser, als Sklaven zu leben, als in der Wüste Hungers zu sterben oder im Krieg von
unseren Feinden erschlagen zu werden." Sie überschütteten Mose mit bitterem Tadel, sie
nicht dort gelassen zu haben, wo sie waren, anstatt sie auszuführen, um in der Wüste zu
sterben.
Z4.28.2 (4T.22.4) Absatz: 8/28
Mose war sehr betrübt über den mangelnden Glauben des Volkes, besonders da sie doch
wiederholt die Offenbarungen der Macht Gottes zu ihren Gunsten gesehen hatten. Er
fühlte sich verletzt, dass sie ihm die Schuld für die Gefahren und Schwierigkeiten ihrer
Situation anlasteten, wo er doch nur dem ausdrücklichen Gebot Gottes gefolgt war. Aber
sein Glaube war stark, dass der Herr sie in Sicherheit bringen würde; und er begegnete
den Anklagen seines Volkes gefasst und stillte ihre Furcht schon, bevor er selbst den Plan
für ihre Befreiung entdecken konnte.
Z4.28.3 (4T.23.1) Absatz: 9/28
Ja, sie befanden sich an einem Ort, von wo es kein Entrinnen gab, wenn nicht Gott selbst
zu ihrer Rettung einschritt. Aber waren sie nicht in diesen Engpass geraten, indem sie den
göttlichen Anweisungen gehorchten? Mose fürchtete sich nicht vor den Folgen. Er sprach
zum Volk: "Fürchtet euch nicht, steht nur fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute
an euch tun wird. Denn diese Ägypter, die ihr heute sehet, werdet ihr nimmermehr sehen
ewiglich. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein." 2.Mose 14,13.14.
Z4.28.4 (4T.23.2) Absatz: 10/28
Es war nicht leicht, die Heere Israels zu einer wartenden Stellung vor dem Herrn zu
veranlassen. Sie waren erregt und voller Schrecken. Sie besaßen keine Disziplin noch
Selbstbeherrschung. Beeinflusst von ihrer scheinbar aussichtslosen Lage, wurden sie
gewalttätig und unvernünftig. Sie erwarteten, jeden Augenblick in die Hände ihrer
Unterdrücker zu fallen, und ihr Wehgeschrei und ihre Anschuldigungen waren laut und tief.
Die wunderbare Wolkensäule hatte sie auf ihrer Wanderung begleitet und sie vor den
sengenden Sonnenstrahlen beschützt. Den ganzen Tag über war sie vor ihnen
hergezogen, unbeeinflusst von Sonnenschein und Sturm; und des Nachts war sie zur
Feuersäule geworden und hatte ihren Weg erhellt. Sie waren ihr gefolgt als ein Zeichen
von Gott voranzugehen. Doch jetzt fragten sie sich, ob sie nicht eine Vorschattung eines
schrecklichen Unglücks sein könnte, das über sie hereinbrechen sollte, denn hatte die
Wolkensäule sie nicht an die falsche Seite des Berges in einen unpassierbaren Weg
geführt? Der Engel Gottes erschien ihren verwirrten Sinnen als Vorbote großen Unheils.
Z4.29.1 (4T.23.3) Absatz: 11/28
Doch plötzlich, als das ägyptische Heer sie fast erreicht hat in der Erwartung, sie zu einer
leichten Beute zu machen, erhebt sich die majestätische Wolke zum Himmel empor, gleitet
über die Israeliten hinweg und lässt sich dann zwischen ihnen und den Ägyptern nieder.
Eine Mauer dichter Finsternis trennt die Verfolgten von ihren Verfolgern. Die Ägypter
können das Lager der Hebräer nicht mehr sehen und sind gezwungen anzuhalten. Aber
während die Finsternis der Nacht sich verdichtet, wird die Wolkenmauer für die Hebräer
zum strahlenden Licht, welches das ganze Lager mit Tageshelle erleuchtet.
Z4.29.2 (4T.24.1) Absatz: 12/28
Dann erfüllte die Hoffnung auf Befreiung die Herzen der Israeliten. Und Mose erhob seine
Stimme zum Herrn. "Der Herr sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Kindern
Israel, dass sie ziehen. Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand aus über das
Meer und teile es voneinander, dass die Kinder Israel hineingehen, mitten hindurch auf
dem Trockenen." 2.Mose 14,15.16.
Z4.29.3 (4T.24.2) Absatz: 13/28
Dann streckte Mose, dem göttlichen Gebot gehorsam, seinen Stab aus, die Wasser teilten
sich, bildeten an jeder Seite eine Mauer und ließen einen breiten Weg frei für den
Durchzug der Kinder Israel. Das Licht der Feuersäule beleuchtete die Schaumkronen der
zurückgehaltenen Meereswellen und erhellte den Pfad, der gleich einer mächtigen Furche
das Rote Meer durchzog, bis er sich in der Dunkelheit des jenseitigen Ufers verlor.
Z4.30.1 (4T.24.3) Absatz: 14/28
Während der ganzen Nacht waren die Schritte der Scharen Israels zu hören, die das Rote
Meer durchquerten; aber die Wolke verbarg sie vor den Blicken ihrer Feinde. Die Ägypter,
müde von ihrem eiligen Marsch, hatten sich für die Nacht in der Nähe des Ufers
niedergelassen. Sie hatten die Hebräer nur in kurzer Entfernung vor sich gesehen, und da
sie keinen Weg des Entrinnens für sie sahen, gedachten sie, während der Nacht zu rasten
und sie am Morgen leicht überwältigen zu können. Die Nacht war besonders finster; die
Wolken schienen sie gleich einer undurchdringlichen Masse einzuschließen. Tiefer Schlaf
fiel auf das Lager; selbst die Wachen schliefen auf ihrem Posten.
Z4.30.2 (4T.24.4) Absatz: 15/28
Plötzlich wird die Armee von einem lauten Trompetenstoß geweckt. Die Wolke bewegt sich
voran! Die Hebräer marschieren! Stimmen und das Geräusch des Marschierens ertönen
vom Meer her. Es ist immer noch so dunkel, dass sie das entrinnende Volk nicht
ausmachen können; aber der Befehl zur Verfolgung wird erteilt. Waffengeklirr, das Rollen
von Wagen, Befehle von Offizieren und das Wiehern von Streitrossen kann man
vernehmen. Schließlich hat sich das Heer formiert und drängt ins Ungewisse, in Richtung
der fliehenden Volksmenge.
Z4.30.3 (4T.24.5) Absatz: 16/28
In der Finsternis und Verwirrung nehmen sie die Verfolgung auf und merken nicht, dass sie
sich auf Meeresgrund befinden und rechts und links von den wogenden Wasserwällen
umgeben sind. Sie wünschen, dass sich der Nebel und die Finsternis lichten möchten,
dass sie die Hebräer sehen können und erkennen möchten, wo sie selbst sich befinden.
Die Räder ihrer Wagen versinken tief im weichen Sand und die Pferde werden nervös und
unruhig. Die Verwirrung nimmt zu; aber sie drängen vorwärts, ihres Sieges gewiss.
Z4.30.4 (4T.25.1) Absatz: 17/28
Auf einmal verwandelt sich die geheimnisvolle Wolke vor ihren erstaunten Blicken in eine
Feuersäule. Der Donner grollt, Blitze zucken, Wellen jagen auf sie zu, und Furcht ergreift
ihre Herzen. Inmitten von Schrecken und Bestürzung offenbart das blendende Licht den
erstaunten Ägyptern, dass sich zur Rechten und zur Linken gewaltige Wassermassen
aufgetürmt haben. Sie sehen die breite Furt, die der Herr für sein Volk quer durch den
schimmernden Sand des Meeres geebnet hat, und am anderen Ufer erblicken sie das
siegreiche Israel in völliger Sicherheit.
Z4.31.1 (4T.25.2) Absatz: 18/28
Sie sind erschrocken und verwirrt. Inmitten des Zorns der Elemente vernehmen sie die
Stimme eines zornigen Gottes, und sie entschließen sich, zum diesseitigen Ufer
zurückzufliehen, das sie vor kurzem verließen. Aber Mose streckt seinen Stab aus, und die
aufgehäuften Wassermassen, hungrig nach Beute, schlagen brüllend und wütend über
dem ägyptischen Heer zusammen. Der stolze Pharao und seine Legionen, seine
vergoldeten Wagen und glänzenden Rüstungen, Pferde und Reiter, finden ihr Grab im
stürmenden Meer. Der mächtige Gott Israels hat sein Volk befreit, und ihr Lobgesang
steigt zu Gott im Himmel empor, dass er so wunderbar für sie gewirkt hat.
Z4.31.2 (4T.25.3) Absatz: 19/28
Die Geschichte der Kinder Israel ist zur Belehrung und Ermahnung aller Christen
geschrieben. Als die Israeliten von Gefahren und Schwierigkeiten überrascht wurden und
ihr Weg versperrt schien, ließen sie ihren Glauben fahren und murrten gegen den Führer,
den Gott für sie bestimmt hatte. Sie warfen ihm vor, sie in Gefahr gebracht zu haben.
Dabei war er nur der Stimme Gottes gehorsam gewesen.
Z4.31.3 (4T.25.4) Absatz: 20/28
Der göttliche Befehl lautete: "Geht voran!" Sie sollten nicht warten, bis der Weg frei wäre
und sie den Plan ihrer Befreiung in allen Einzelheiten verstehen konnten. Gottes Werk
schreitet voran, und Gott bahnt seinem Volk einen Weg. Zögern und Murren bedeuten
Misstrauen gegenüber dem Heiligen Israels. In seiner Vorsehung führte Gott die Hebräer
in die Sicherheit der Berge – vor ihnen das Rote Meer –, um sie zu befreien und sie für
immer von ihren Feinden zu erretten. Er hätte sie auf irgendeine andere Art befreien
können, aber er hatte diese Methode gewählt, um ihren Glauben zu prüfen und ihr
Vertrauen in ihn zu stärken.
Z4.31.4 (4T.26.1) Absatz: 21/28
Wir können Mose nicht vorwerfen, dass er sich geirrt habe, nur weil das Volk gegen seine
Maßnahmen gemurrt hat. Es war das empörerische, unbezwungene Herz der Kinder
Israel, das sie den Mann verurteilen hieß, den Gott mit der Führung seines Volkes
beauftragt hatte. Während Mose in der Furcht des Herrn wandelte und dessen
Anweisungen befolgte – er glaubte bedingungslos den Verheißungen Gottes –, wurden
diejenigen, die ihn hätten stützen sollen, mutlos und sahen vor sich nichts weiter als
Unheil, Niederlage und Tod.
Z4.32.1 (4T.26.2) Absatz: 22/28
Der Herr beschäftigt sich jetzt mit seinem Volk, das sich zur gegenwärtigen Wahrheit
bekennt. Er will bedeutungsvolle Erfolge erzielen. Während er in seiner Vorsehung auf
dieses Ziel hinwirkt, spricht er zu seinem Volk: "Geht voran!" Gewiss, der Weg ist noch
nicht frei, aber wenn sein Volk in der Kraft des Glaubens beherzt vorangeht, wird Gott den
Weg vor den Augen seiner Kinder ebnen. Es wird immer Menschen geben, die sich – wie
die alten Israeliten – beklagen werden und die Verantwortung für die Schwierigkeiten ihrer
Lage denen aufbürden wollen, die Gott besonders dafür erweckt hat, sein Werk
voranzubringen. Sie versäumen zu erkennen, dass Gott sie prüft, indem er sie in
Schwierigkeiten bringt, aus denen es keine Rettung gibt, es sei denn durch seine Hand.
Z4.32.2 (4T.26.3) Absatz: 23/28
Es gibt Zeiten, in denen das christliche Leben von Gefahren umgeben scheint und die
Pflichten scheinbar schwer zu erfüllen sind. Die Einbildung sieht vor sich drohenden
Untergang und Tod und Knechtschaft hinter sich. Und doch ertönt die Stimme Gottes
deutlich vernehmbar trotz aller Entmutigungen: "Geht voran!" Wir sollten diesem Gebot
gehorchen, ganz gleich, was die Folgen sein mögen. Selbst dann sollten wir ihr
nachkommen, wenn unsere Augen die Finsternis nicht durchdringen können und unsere
Füße die kalten Wellen um sich spüren.
Z4.32.3 (4T.26.4) Absatz: 24/28
Die Hebräer waren müde und erschreckt; doch wären sie zurückgeblieben und hätten sie
sich geweigert, in Richtung des Roten Meeres zu ziehen, als ihnen Mose dieses geboten
hatte, hätte Gott ihnen niemals den Weg geebnet. Indem sie geradewegs zum Wasser
hinabmarschierten, zeigten sie, dass sie dem durch Mose verkündeten Wort Gottes
Glauben schenkten. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, und dann erfüllte der
Gewaltige in Israel sein Teil und trennte die Wasser, um ihnen einen Pfad zu schaffen.
Z4.32.4 (4T.27.1) Absatz: 25/28
Wolken, die sich über unserem Wege türmen, werden niemals vor einem zögernden,
zweifelnden Geist verschwinden. Der Unglaube spricht: "Wir können diese Hindernisse
niemals überwinden. Lasst uns warten, bis sie beseitigt sind und wir unseren Weg klar
erkennen können." Der Glaube hingegen drängt mutig voran, alles hoffend, alles
glaubend. Gehorsam zu Gott bringt unfehlbar den Sieg. Nur durch den Glauben können
wir den Himmel erlangen.
Z4.33.1 (4T.27.2) Absatz: 26/28
Zwischen der Geschichte der Adventbewegung und der Geschichte der Kinder Israel
besteht große Ähnlichkeit. Gott führte sein Volk aus Ägypten in die Wüste. Dort konnten
sie sein Gesetz halten und seiner Stimme gehorchen. Die Ägypter, die keine Achtung vor
dem Herrn besaßen, hatten ihr Lager ganz in ihrer Nähe aufgeschlagen. Doch was den
Israeliten als eine ungeheure Lichtfülle erschien, die das gesamte Lager erleuchtete und
den vor ihnen befindlichen Weg erhellte, war für die Heere Pharaos eine Wolkenwand, die
die Dunkelheit der Nacht noch verstärkte.
Z4.33.2 (4T.27.3) Absatz: 27/28
Ebenso gibt es in unserer Zeit ein Volk, das Gott zu Bewahrern seines Gesetzes bestellt
hat. Die Gebote Gottes sind für die Menschen, die ihnen Gehorsam leisten, wie eine
Feuersäule, die den Weg zur ewigen Seligkeit erleuchtet und ihn bahnt. Für den aber, der
die göttlichen Gebote missachtet, sind sie wie nächtliches Gewölk. "Die Furcht des Herrn
ist der Weisheit Anfang." Psalm 111,10. Besser als alles andere Wissen ist: das Wort
Gottes verstehen. Im Halten der Gebote Gottes liegt eine große Belohnung. Kein irdischer
Anlass sollte dazu führen, dass der Christ auch nur für einen Augenblick in seiner Treue
schwankt. Reichtum, Ehre und weltliches Gepränge gleichen der Schlacke, die vor dem
Feuer des Zorns Gottes vergehen wird.
Z4.33.3 (4T.27.4) Absatz: 28/28
Die Stimme des Herrn, die seinen Getreuen gebietet "Geht voran", prüft ihren Glauben
des öfteren bis zum äußersten. Wenn sie aber so lange zögerten, gehorsam zu sein, bis
jeder Schatten von Ungewissheit für ihr Verständnis weggeräumt wäre und das Wagnis
des Misslingens oder der Niederlage nicht mehr bestände, sie gingen niemals voran. Wer
der Auffassung ist, dass es für ihn unmöglich sei, sich dem Willen Gottes zu unterwerfen
und seinen Verheißungen Glauben zu schenken, bevor nicht alles, was vor ihm liegt,
klargelegt und geebnet wurde, wird sich nie Gott ausliefern. Glaube ist nicht die
Gewissheit des Wissens; der Glaube ist "eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und
ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht". Hebräer 11,1. Der einzige Weg, Gottes
Wohlgefallen zu erlangen, führt über das Befolgen seiner Gebote. "Geht voran" sollte das
Losungswort des Christen sein.
Kapitel 4: Befriedigung des Appetits
Z4.34.1 (4T.28.1) Absatz: 1/50
Liebe Geschwister, es wurden mir einige Dinge bezüglich der Gemeinde in ... offenbart. Es
wurden mir spezielle Fälle vorgeführt, die in gewisser Hinsicht den Fällen vieler anderer
ähnlich sind. Unter ihnen befanden sich Schwester A und ihr Ehemann. Der Herr
überzeugte ihn von der Wahrheit. Er erfreute sich der Harmonie und des Geistes der
Wahrheit und empfing Segen, als er sie bezeugte. Aber Satan überfiel ihn mit
Versuchungen bezüglich der Esslust.
Z4.34.2 (4T.28.2) Absatz: 2/50
Bruder A hatte für lange Zeit seiner Sucht nach Reizmitteln nachgegeben, die seine Sinne
umwölkt, seinen Verstand geschwächt und seine moralische Kraft vermindert hatten.
Vernunft und Urteilskraft fielen einem verderbten, unnatürlichen Appetit zum Opfer, und
sein Geburtsrecht, seine ihm von Gott verliehene Manneswürde, wurde Gewohnheiten der
Unmäßigkeit geopfert. Hätte Bruder A Gottes Wort studiert und zu seinem Führer
gemacht, hätte er Gott vertraut und um Kraft zum Überwinden gebeten, wäre ihm durch
Jesum Kraft zuteil geworden, dem Versucher entgegenzutreten.
Z4.34.3 (4T.28.3) Absatz: 3/50
Aber Bruder A fühlte niemals die hohen Ansprüche, die Gott an ihn stellte. Seine
moralischen Fähigkeiten waren durch sein verkehrtes Essen und Trinken und sein
ausschweifendes Leben geschwächt. Als er die Wahrheit annahm, hatte er die Aufgabe,
einen Charakter für den Himmel heranzubilden. Gott würde ihn prüfen und erproben. Er
hatte ein Werk für sich selbst zu tun, das niemand anders für ihn übernehmen konnte.
Durch seinen Lebensstil hatte er viele Jahre kostbarer Prüfungszeit vergeudet, während
welcher er eine religiöse Erfahrung und eine Erkenntnis des Lebens Christi und des
unendlichen Opfers zugunsten des Menschen hätte erlangen können. Er wäre aus Satans
Ketten befreit und befähigt worden, Gottes Namen zu verherrlichen.
Z4.35.1 (4T.29.1) Absatz: 4/50
Christus zahlte einen hohen Preis für die Erlösung des Menschen. In der Wüste der
Versuchung erduldete er die schlimmste Hungerpein. Und als er durch Fasten erschöpft
war, bestürmte Satan den Sohn Gottes mit seinen mannigfachen Versuchungen, um
Vorteil aus seiner Schwäche zu ziehen, ihn zu überwinden und dadurch den
Erlösungsplan zu vereiteln. Aber Christus war standhaft. Er überwand um der Menschheit
willen, damit er sie aus der Erniedrigung des Falles retten konnte. Christi Erfahrung dient
zu unserem Nutzen. Sein Beispiel im Überwinden der Esslust zeigt jenen den Weg, die
seine Nachfolger sein und schließlich mit ihm auf seinem Thron sitzen wollen.
Z4.35.2 (4T.29.2) Absatz: 5/50
Christus erduldete im wahrsten Sinne des Wortes Hunger. Im allgemeinen hat die
Menschheit alles, was nötig ist, um das Leben zu erhalten. Und doch gelüstet es sie gleich
unseren ersten Eltern nach dem, was ihnen Gott zu ihrem Besten vorenthalten möchte.
Christus litt Hunger wegen Mangel an notwendiger Nahrung und widerstand der
Versuchung Satans auf dem Gebiet der Esslust. Wenn der gefallene Mensch der
Unmäßigkeit nachgibt, weckt sie in ihm einen unnatürlichen Wunsch nach Dingen, die
schließlich zu seinem Untergang führen.
Z4.35.3 (4T.29.3) Absatz: 6/50
Als der Mensch aus Gottes Hand hervorging, war jede Fähigkeit des Geistes und Körpers
vollkommen entwickelt; er erfreute sich völliger Gesundheit. Es nahm über zweitausend
Jahre des Frönens der Esslust und der Leidenschaften in Anspruch, im menschlichen
Organismus die Lebenskraft zu schwächen. Innerhalb der folgenden Generationen schritt
der Verfall schneller voran. Frönen der Esslust, verbunden mit Ausschweifung auf
sittlichem Gebiet, führten zu Unmäßigkeit und Gewalt. Schwelgerei und widerwärtige
Gräuel jeder Art schwächten die Kräfte und brachten vielerlei Krankheiten über die Rasse,
bis die Vitalität und Schönheit der ersten Generationen völlig geschwunden waren. Bereits
in der dritten Generation nach Adam machten sich Zeichen des Verfalls bemerkbar. Die
Generationen nach der Sintflut verfielen rascher.
Z4.36.1 (4T.30.1) Absatz: 7/50
All dies Weh und die angehäuften Leiden können aufs Frönen der Esslust und der
Leidenschaften zurückgeführt werden. Üppiges Leben und der Genuss von Wein vergiften
das Blut, entflammen die Leidenschaften und rufen Krankheiten jeder Art hervor. Aber das
Übel endet nicht hier. Eltern übertragen die Krankheiten auf ihre Kinder. In der Regel ist es
so, dass jeder unmäßige Mann, der Kinder zeugt, seine Neigungen und üblen
Gewohnheiten auf seine Nachkommen überträgt. Durch sein erhitztes und verdorbenes
Blut überträgt er Krankheiten auf sie. Von Generation zu Generation werden
Ausschweifung, Krankheit und Schwachsinn vom Vater auf den Sohn übertragen, wodurch
die Welt mit Schmerzen und Leiden angefüllt wird, was nichts weniger als eine
Wiederholung des Sündenfalls des Menschen darstellt.
Z4.36.2 (4T.30.2) Absatz: 8/50
Eine fortwährende Übertretung der Naturgesetze ist eine fortwährende Übertretung des
Gesetzes Gottes. Die gegenwärtigen Leiden und Nöte, die uns überall begegnen, die
gegenwärtige Entartung, Krankheit und der Schwachsinn, welche heute die Welt
durchfluten, machen sie, verglichen mit dem, was Gott mit ihr beabsichtigte, zu einem
großen Krankenhaus. Die heutige Generation ist schwach an geistiger, moralischer und
körperlicher Kraft. All dies Elend hat sich von Generation zu Generation angehäuft, weil
der gefallene Mensch Gottes Gesetz übertreten will. Indem er einem verderbten Appetit
nachgibt, macht er sich Sünden mit schwerwiegendsten Folgen schuldig.
Z4.36.3 (4T.30.3) Absatz: 9/50
Der Geschmack am widerwärtigen, schmutzigen Gift, dem Tabak, führt zum Wunsch nach
stärkeren Reizmitteln, wie Alkohol, den man unter diesem oder jenem Vorwand, für eine
eingebildete Unpässlichkeit oder als Vorbeugung gegen eine mögliche Krankheit zu sich
nimmt. So wird eine unnatürliche Sucht nach diesen schädlichen und erregenden
Reizmitteln herangebildet; und diese Sucht ist erstarkt, bis die Zunahme der Unmäßigkeit
in dieser Generation alarmierende Ausmaße erreicht hat. Überall begegnet man
Menschen, die dem Alkohol verfallen sind. Ihr Verstand ist geschwächt, ihre moralischen
Kräfte liegen danieder, ihr Wahrnehmungsvermögen ist umwölkt, und die Ansprüche
Gottes und des Himmels finden keine Beachtung; ewige Belange werden nicht gewürdigt.
Die Bibel erklärt, dass kein Trunkenbold in den Himmel kommt.
Z4.37.1 (4T.30.4) Absatz: 10/50
Tabak und Alkohol betäuben und beflecken den, der sich ihrer bedient. Aber das Übel
endet nicht hier. Er gibt sein reizbares Temperament, sein verdorbenes Blut, seinen
geschwächten Verstand und seine krankhafte Moral an seine Kinder weiter und ladet die
Verantwortung für alle üblen Folgen auf sich, die seine verkehrte und liederliche Lebensart
auf seine Familie und die Gesellschaft bringt. Die Menschheit stöhnt unter der Last des
angehäuften Elends, welches die Sünden früherer Generationen heraufbeschworen
haben. Und doch verschwenden die Männer und Frauen der heutigen Generation nicht
einen Gedanken daran. Sie frönen der Unmäßigkeit in Übersättigung und Trunkenheit und
vererben der nächsten Generation Krankheit, ein geschwächtes Gehirn und verdorbene
Moral.
Z4.37.2 (4T.31.1) Absatz: 11/50
Unmäßigkeit in jeder Form ist die schlimmste Art von Selbstsucht. Jene, die wahrhaft Gott
fürchten und seine Gebote halten, betrachten diese Dinge im Lichte der Vernunft und
Religion. Wie kann ein Mann oder eine Frau Gottes Gesetz halten, das vom Menschen
fordert, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, und dabei der Unmäßigkeit nachgeben,
die das Gehirn benebelt, den Verstand schwächt und den Körper krank macht?
Unmäßigkeit entflammt die Leidenschaften und lässt der Sinneslust freien Lauf. Und
Vernunft und Gewissen fallen den tierischen Neigungen zum Opfer.
Z4.37.3 (4T.31.2) Absatz: 12/50
Wir fragen: Was wird der Mann von Schwester A tun? Wird er, gleich Esau, sein
Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufen? Wird er seine göttliche Mannesehre
verkaufen, um einem verderbten Geschmack zu dienen, der nur Unglückseligkeit und
Erniedrigung bringt? "...denn der Tod ist der Sünde Sold." Römer 6,23. Hat dieser Bruder
keine moralische Kraft, den Appetit zu verleugnen? Seine Gewohnheiten waren nicht in
Übereinstimmung mit der Wahrheit und mit den Zeugnissen des Tadels, die Gott seinem
Volk gesandt hat. Sein Gewissen war nicht völlig erstorben. Er war sich dessen bewusst,
dass er nicht Gott dienen und gleichzeitig seinem Appetit nachgeben konnte. Deshalb gab
er Satans Versuchungen nach, die ihm zu stark waren und denen er in eigener Kraft nicht
begegnen konnte. Er wurde überwunden. Er führte seinen Mangel an Interesse für die
Wahrheit auf andere Ursachen zurück anstatt auf die wahre Ursache, um seine schwache
Absicht und den Grund seines Abfalls von Gott – nämlich seine unbeherrschte Esslust –
zu verbergen.
Z4.38.1 (4T.31.3) Absatz: 13/50
In dieser Sache straucheln viele; sie schwanken zwischen Verleugnung der Esslust und
Nachgiebigkeit, und schließlich werden sie vom Feind überwunden und geben die
Wahrheit auf. Viele, die von der Wahrheit abweichen, geben als Grund an, dass sie nicht
an die Zeugnisse glauben. Eine Untersuchung offenbart die Tatsache, dass sie irgendeiner
sündigen Gewohnheit anhingen, die Gott durch die Zeugnisse verdammte. Jetzt erhebt
sich die Frage: Wollen sie ihren Götzen aufgeben, den Gott verurteilt, oder wollen sie ihren
verkehrten Weg weiter verfolgen und das Licht verwerfen, das Gott gegeben hat, durch
welches er gerade das tadelt, woran sie sich ergötzen? Sie haben für sich selbst die Frage
zu klären: Werde ich mich selbst verleugnen und die Zeugnisse als von Gott kommend
annehmen, die meine Sünde tadeln, oder werde ich die Zeugnisse verwerfen, weil sie
meine Sünden rügen?
Z4.38.2 (4T.32.1) Absatz: 14/50
In vielen Fällen werden die Zeugnisse völlig angenommen. Mit der Sünde wird gebrochen,
und in Übereinstimmung mit dem von Gott erteilten Licht beginnt sofort eine Reformation.
In anderen Fällen wird mit den sündigen Gewohnheiten fortgefahren, man verwirft die
Zeugnisse und äußert anderen gegenüber unwahre Entschuldigungen, warum man sich
weigert, dieselben anzunehmen. Der wahre Grund wird verschwiegen. Es ist ein Mangel
an moralischem Mut, ein Mangel an dem Willen – gestärkt und beherrscht durch Gottes
Geist – den schädlichen Gewohnheiten zu entsagen.
Z4.38.3 (4T.32.2) Absatz: 15/50
Es ist nicht leicht, einen durch Gewöhnung gebildeten Geschmack an Betäubungs- und
Reizmitteln zu überwinden. Nur im Namen Christi kann dieser große Sieg errungen
werden. Im fast sechswöchigen Fasten in der Wüste überwand er um des Menschen
willen. Er hat Mitleid mit den Schwächen des Menschen. Seine Liebe zum gefallenen
Menschen war so groß, dass er ein unendliches Opfer brachte, um ihn in seiner
Erniedrigung zu erreichen und ihn durch seine göttliche Macht schließlich zu seinem Thron
zu erhöhen. Aber es liegt am Menschen, ob Christus das für ihn bewirken kann, wozu er
völlig imstande ist.
Z4.39.1 (4T.32.3) Absatz: 16/50
Will der Mensch die göttliche Macht ergreifen und entschlossen und mit Ausdauer Satan
widerstehen, wie Christus ihm in seinem Kampf mit Satan in der Wüste ein Beispiel gab?
Gott kann den Menschen nicht gegen seinen Willen vor der Macht satanischer Kunstgriffe
retten. Der Mensch muss seine menschliche Kraft einsetzen, verbunden mit der göttlichen
Macht Christi, um zu widerstehen und zu überwinden, koste es, was es wolle. Kurz
gesagt: Der Mensch muss überwinden, wie Christus überwand. Und dann kann er durch
den Sieg, den er im allgewaltigen Namen Christi erringen darf, ein Erbe Gottes und
Miterbe Christi werden. Dies könnte nicht geschehen, wenn allein Christus alles
Überwinden vollziehen würde. Der Mensch muss sein Teil dazu beitragen; er selbst muss
Sieger werden durch die Kraft und Gnade, die Christus ihm verleiht. Der Mensch muss im
Werk des Überwindens Christi Mitarbeiter werden, dann wird er auch teilhaben an Christi
Herrlichkeit.
Z4.39.2 (4T.33.1) Absatz: 17/50
Wir sind mit einem heiligen Werk betraut. Der Apostel Paulus ermahnt seine Brüder:
"Dieweil wir nun solche Verheißungen haben, meine Liebsten, so lasset uns von aller
Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in
der Furcht Gottes." 2.Korinther 7,1. Es ist heilige Pflicht Gott gegenüber, dass wir den
Geist als einen Tempel für den Heiligen Geist rein erhalten. Wenn Herz und Gemüt dem
Dienste Gottes geweiht sind, wenn wir all seinen Geboten gehorchen, ihn "von ganzem
Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen ... Kräften" (Markus 12,30)
lieben und unseren Nächsten wie uns selbst, werden wir den Anforderungen des Himmels
gegenüber als treu und gehorsam erfunden werden.
Z4.40.1 (4T.33.2) Absatz: 18/50
Wieder spricht der Apostel: "So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen
Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten." Römer 6,12. Mit folgenden Worten
drängt er seine Brüder zu ernsthaftem Fleiß und steter Ausdauer in ihrem Bemühen um
Reinheit und Heiligkeit des Lebens: "Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles
Dinges; jene also, dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine
unvergängliche." 1.Korinther 9,25.
Der Kampf des Christen
Z4.40.2 (4T.33.3) Absatz: 19/50
Paulus führt uns den geistlichen Kampf und seinen Lohn vor Augen im Vergleich zu den
verschiedenen Wettkämpfen, die von den Heiden zu Ehren ihrer Götter veranstaltet
wurden. Junge Männer, die sich auf diese Spiele vorbereiteten, befleißigten sich striktester
Selbstverleugnung und härtester Disziplin. Jede Befriedigung, welche die körperliche Kraft
schwächen würde, war verboten. Jenen, die sich dem Training unterwarfen, waren Wein
und üppige Speisen nicht gestattet, denn diese hätten die persönliche Energie, gesunde
Aktivität, Mut und Ausdauer nur vermindert, anstatt gestärkt. Bei diesen Festen waren
viele Zeugen, Könige und Edelleute, anwesend. Es wurde als höchste Ehre betrachtet,
einen einfachen Lorbeerkranz zu erringen, der doch in wenigen Stunden verwelkte. Aber
nachdem die Bewerber dieser verwelklichen Krone sich strengster Enthaltsamkeit und
härtester Disziplin unterworfen hatten, um Kraft zu bekommen und Sieger zu werden,
waren sie keinesfalls des Preises sicher. Nur ein einziger konnte den Preis erringen.
Einige hatten so hart gearbeitet wie andere und sich bis zum Äußersten verausgabt, um
die Ehrenkrone zu erlangen. Aber als sie die Hand ausstreckten, um sich den Preis zu
sichern, griff bereits ein anderer nach dem ersehnten Kleinod, der eine Sekunde früher
das Ziel erreichte.
Z4.40.3 (4T.34.1) Absatz: 20/50
So ist es nicht im Kampf des Christen. Alle können in den Schranken laufen und des
Sieges und unvergänglicher Ehre sicher sein, wenn sie sich den Bedingungen
unterwerfen. Paulus sagt: "Laufet nun also, dass ihr es ergreifet!" 1.Korinther 9,24. Dann
spricht er von den Bedingungen, die zum Erfolg notwendig sind: "Ein jeglicher aber, der da
kämpft, enthält sich alles Dinges." 1.Korinther 9,25.
Z4.41.1 (4T.34.2) Absatz: 21/50
Wenn heidnische Männer, die nicht von einem erleuchteten Gewissen beherrscht und
nicht von Gottesfurcht geleitet wurden, sich Entbehrungen und Disziplin unterwarfen, sich
aller schwächenden Befriedigungen enthielten, nur um etwas Vergängliches und den
Applaus der Volksmenge zu erhaschen – wie viel mehr sollten alle, die sich am
christlichen Wettlauf in der Hoffnung auf Unsterblichkeit und Billigung des höchsten
Himmels beteiligen, willig sein, sich ungesunder Reizmittel und Befriedigungen zu
enthalten, welche die Moral erniedrigen, den Verstand schwächen und die höheren Kräfte
unter die Knechtschaft tierischer Esslust und Leidenschaft bringen.
Z4.41.2 (4T.34.3) Absatz: 22/50
Viele Menschen in der Welt sind Zeugen dieses Wettkampfes des Lebens, vom Kampf des
Christen. Und nicht nur das. Der Herrscher des Universums und die unzähligen Engel des
Himmels beobachten diesen Wettlauf. Sie achten besorgt darauf, wer ein erfolgreicher
Überwinder sein und die unvergängliche Krone der Unsterblichkeit erlangen wird. Mit
innigstem Interesse wachen Gott und heilige Engel über die Selbstverleugnung, die
Opferbereitschaft und die schmerzlichen Bemühungen derer, die am christlichen Wettlauf
teilnehmen. Der Lohn, den jeder erhält, richtet sich nach dem anhaltenden Krafteinsatz
und der treuen Ernsthaftigkeit, mit welchen er seinen Teil in dem großen Wettstreit
beiträgt.
Z4.41.3 (4T.35.1) Absatz: 23/50
In den erwähnten Kampfspielen war nur einer des Preises sicher. Vom christlichen
Wettlauf sagt der Apostel: "Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse." 1.Korinther 9,26.
Wir werden am Ende des Kampfes nicht enttäuscht. Für alle, die sich nach den
Bedingungen des Wortes Gottes richten und sich ihrer Verantwortung bewusst sind, ihre
körperlichen Kräfte und die Beweglichkeit ihres Körpers zu erhalten, damit sie einen
gesunden Verstand und ein hohes Moralgefühl haben möchten, ist der Ausgang des
Wettlaufs nicht ungewiss. Sie alle können den Preis gewinnen und die Krone unsterblicher
Herrlichkeit tragen, die niemals verwelkt.
Z4.42.1 (4T.35.2) Absatz: 24/50
Der Apostel Paulus sagt uns: "... wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den
Engeln und den Menschen." 1.Korinther 4,9. Eine Wolke von Zeugen beobachtet unseren
christlichen Wandel. "Darum wir auch, dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns
haben, lasset uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebt und träge macht, und lasset
uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum,
den Anfänger und Vollender des Glaubens; welcher, da er wohl hätte mögen Freude
haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur
Rechten auf den Stuhl Gottes." Hebräer 12,1.2.
Z4.42.2 (4T.35.3) Absatz: 25/50
Die Welt sollte kein Maßstab für uns sein. Es ist üblich, dem Appetit nach luxuriösen
Speisen und unnatürlichen Reizmitteln nachzugeben, wodurch die niederen
Leidenschaften gestärkt und das Wachstum und die Entwicklung moralischer Fähigkeiten
gehemmt werden. Niemand der Söhne und Töchter Adams kann den christlichen Kampf
gewinnen, ohne sich für strikte Mäßigkeit in allen Dingen zu entscheiden. Tun sie dies,
werden sie nicht wie jemand sein, "der in die Luft streicht." 1.Korinther 9,26.
Z4.42.3 (4T.35.4) Absatz: 26/50
Wenn Christen ihren Leib unterwerfen, ihren Appetit und ihre Leidenschaften der Kontrolle
eines erleuchteten Gewissens überlassen, wenn sie es als Pflicht ansehen, die sie Gott
und ihren Nächsten schulden, den Gesetzen zu gehorchen, denen Gesundheit und Leben
unterworfen sind – dann werden sie sich des Segens körperlicher und geistiger Kraft
erfreuen. Sie werden moralische Stärke besitzen, gegen Satan anzukämpfen, und im
Namen dessen, der um ihretwillen die Esslust überwand, werden auch sie mehr als Sieger
sein.
Z4.42.4 (4T.36.1) Absatz: 27/50
Mir wurde der Fall von Bruder B vorgeführt, und ich sah ihn von einer finsteren Wolke
umgeben. Seine Wohnung wird nicht vom Licht des Himmels erhellt. Obwohl er sich zur
Wahrheit bekennt, offenbart er in seinem täglichen Leben nicht ihren heiligenden Einfluss
auf Herz und Gemüt. Er nimmt nicht von Natur aus eine wohltätige, freundliche, liebevolle
und höfliche Haltung ein. Sein Temperament wirkt sich nachteilig auf ihn selbst, seine
Familie und die Gemeinde aus, wo sein Einfluss empfunden wird. Er hat eine Arbeit zu
verrichten, die ihm niemand abnehmen kann. Er benötigt den umgestaltenden Einfluss des
Geistes Gottes. Durch unser Bekenntnis, Nachfolger Christi zu sein, sind wir verpflichtet,
unsere Wege und Handlungen mit dem Vorbild unseres Erlösers zu vergleichen. Unser
Geist und unser Verhalten muss mit dem Beispiel übereinstimmen, das unser Heiland uns
hinterlassen hat.
Z4.43.1 (4T.36.2) Absatz: 28/50
Bruder B’s Betragen dient nicht dazu, Sonnenschein in seiner Familie zu verbreiten. Hier
ist der rechte Platz für ihn, mit seinem Werk zu beginnen. Er gleicht eher einer Wolke als
einem Lichtstrahl. Er ist zu ichbezogen, um seiner Familie Worte des Lobes zu gönnen,
besonders seiner Frau, der er vor allen anderen Liebe und zartfühlende Achtung schuldig
ist. Er ist mürrisch, rechthaberisch und herrschsüchtig. Seine Worte sind oftmals
verletzend und hinterlassen Wunden, die er nicht durch einen besänftigten Geist zu heilen
sucht, indem er seine Fehler anerkennt und sein verkehrtes Verhalten bekennt. Er macht
keinerlei Anstrengung, ans Licht zu gelangen. Er weiß nichts von einem Erforschen des
Herzens, der Beweggründe, des Wesens, der Worte und des Verhaltens, um zu sehen, ob
alles dem großen Vorbild entspricht. Er wendet Gottes Gesetz nicht als Richtschnur seines
Lebens und Charakters an. Der Herr wünscht ein Volk, das ehrlich und aufrichtig vor ihm
wandelt.
Z4.43.2 (4T.36.3) Absatz: 29/50
Schwester B hat viele Prüfungen und mit der Schwäche ihrer Natur zu kämpfen. Ihr Los
sollte nicht härter gemacht werden, als irgend notwendig. Bruder B muss sanfter werden
und Bildung und Höflichkeit entwickeln. Er sollte seine Frau, die ihm in jeder Hinsicht
ebenbürtig ist, sehr zartfühlend und freundlich behandeln. Er sollte kein Wort äußern, das
einen Schatten auf ihr Gemüt wirft. Er muss das Reformationswerk in seinem Heim
beginnen. Er sollte Zuneigung pflegen und die rauen, harten, gefühllosen und
unfreundlichen Charakterzüge überwinden, die ihm anhaften. Wenn wir armen Sterblichen
den Himmel erreichen wollen, müssen wir überwinden, wie Christus überwand. Wir
müssen in sein Ebenbild umgestaltet werden. Unser Charakter muss fleckenlos sein.
Z4.43.3 (4T.37.1) Absatz: 30/50
Es wurde mir gezeigt, dass Bruder B keinen rechten Begriff von der Vollkommenheit des
Charakters hat, der einen Christen auszeichnen sollte. Er versteht nicht die Pflicht, die er
gegenüber seinen Mitmenschen hat. Er steht in Gefahr, nur an seine eigenen Interessen
zu denken, wo sich eine Gelegenheit bietet, ohne Rücksicht auf seines Nächsten Vorteil
oder Verlust. Er betrachtet sein eigenes Wohlergehen als äußerst wichtig, ist aber nicht
am Glück oder Unglück des Nächsten interessiert, wie es ein Nachfolger Christi sein
sollte. Für einen winzigen Vorteil kann Satan ihn von seiner Ehrlichkeit weglocken. Dies
verfinstert seine eigene Seele und bringt Dunkelheit über die Gemeinde. Satan sagt: "Dies
alles soll dir gehören, wenn du die strikte Redlichkeit aufgibst. All dies will ich dir geben,
wenn du mir nur in diesem oder jenem gefällig bist oder das tust oder sagst." Und zu oft
wurde Bruder B zu seinem eigenen Schaden und zum Schaden anderer, auf deren Gemüt
ein dunkler Schatten fiel, vom Widersacher betrogen.
Z4.44.1 (4T.37.2) Absatz: 31/50
Es gibt noch andere in der Gemeinde, denen es not tut, die Dinge von einer höheren
Warte aus zu betrachten, bevor sie geistlich gesinnt sein und sich in einer Stellung
befinden können, wo sie Gottes Gedanken und Willen erkennen und Licht anstatt Schatten
verbreiten können. Bruder B benötigt Augensalbe, damit er geistliche Dinge und Satans
Ränke klar unterscheiden kann. Der christliche Maßstab ist hoch und erhaben angesetzt.
Aber wie traurig, die bekenntlichen Nachfolger Christi ziehen ihn in den Staub!
Z4.44.2 (4T.37.3) Absatz: 32/50
Bruder B, du solltest fortwährend auf der Hut sein, um nicht von Satans Versuchungen,
dem Ich zu leben, eifersüchtig und neidisch, argwöhnisch und fehlerfinderisch zu sein,
überwunden zu werden. Wenn du murrend einhergehst, wirst du nicht einen Schritt voran
tun können auf dem Weg zum Himmel. Hältst du nur einen Moment inne im ernsten
Bemühen und andächtigen Bestreben, dein eigenes Ich zu besänftigen und zu
beherrschen, dann stehst du in Gefahr, von irgendeiner starken Anfechtung überwunden
zu werden. Du magst unkluge Schritte unternehmen. Du magst einen unchristlichen Geist
offenbaren, der deiner eigenen Seele Bitterkeit bringt und andere traurig macht. Du magst
sie in Verwirrung und Traurigkeit versetzen, wodurch ihr Seelenheil in Gefahr gerät, und du
wirst für diesen verderblichen Einfluss verantwortlich sein. Bruder B, wenn du dem
befleckenden Einfluss der Welt entgehen willst, musst du in allen Dingen dem christlichen
Bekenntnis zur Ehre gereichen.
Z4.45.1 (4T.38.1) Absatz: 33/50
Du wirst sagen: Das ist mir zu schwer; der Weg ist zu schmal, ich kann ihn nicht gehen. Ist
der in diesem Brief bezeichnete Weg schmaler, als du ihn im Worte Gottes angegeben
findest? Der Himmel ist lebenslanges, ausdauerndes, unermüdliches Bemühen wert.
Wenn du dich jetzt zurückziehst und entmutigt wirst, kannst du den Himmel nicht
gewinnen – du wirst das ewige Leben und die unvergängliche Krone der Herrlichkeit
verlieren. Nur solche, die überwunden haben, wie er überwand, werden mit dem Heiland
auf seinem Thron sitzen. Liebe zur reinen, heiligenden Wahrheit und Liebe zu unserem
teuren Erlöser wird das Werk des Überwindens erleichtern. Seine Kraft wird freudig allen
gewährt werden, die wirklich danach verlangen. Er wird jede ausdauernde Anstrengung,
die in seinem Namen unternommen wird, mit Gnade und Frieden segnen.
Z4.45.2 (4T.38.2) Absatz: 34/50
Wenn du täglich darüber nachdenkst, wie du Gott verherrlichen und das eigene Ich
unterwerfen kannst, wird seine Kraft in deiner Schwachheit mächtig werden, und du wirst
imstande sein, so zu leben, dass dein Gewissen dich nicht verdammt. Du magst einen
guten Ruf bei denen erlangen, "die draußen sind". Ein vorsichtiger Lebenswandel wird
nicht nur dir selbst großen Nutzen bringen, sondern wird auch helles Licht auf den Pfad
anderer werfen und ihnen den Weg zum Himmel zeigen.
Z4.45.3 (4T.38.3) Absatz: 35/50
Bruder B, wie hast du dein Temperament beherrscht? Hast du versucht, dein hitziges
Wesen zu überwinden? Mit deinem jetzigen Verhalten und deinen Gefühlen, die dich
beherrschen, wirst du den Himmel, so sicher wie es einen Himmel gibt, niemals erlangen.
Um deiner eigenen Seele und um Christi willen, der dir unmissverständliche Beweise
seiner Liebe gegeben hat, solltest du dich in seine Nähe begeben, damit du mit seinem
Geist erfüllt werden kannst. Pflege einen Geist der Wachsamkeit und des Gebets, dass du
den heiligen Glauben, zu dem du dich als Nachfolger des teuren Erlösers bekennst,
seinem Vorbild gemäß in rechter Weise darstellen kannst. Ahme unseren Heiland nach.
Lerne von Christo. Erdulde Härte als ein guter Streiter Christi, überwinde Satans
Versuchungen, wie er überwand, und werde Sieger über all deine Charakterfehler.
Z4.46.1 (4T.39.1) Absatz: 36/50
Christus war ein vollkommener Überwinder. Auch wir müssen völlig und gänzlich
überwinden. Es darf uns an nichts fehlen; wir müssen ohne Flecken und Runzeln sein.
Christus bewirkte die Erlösung des Menschen durch ein unendlich schweres Opfer. Der
Sieg, den wir über unser eigenes böses Herz und über Satans Versuchungen erlangen,
wird uns ernsthaftes Bemühen, ständige Wachsamkeit und anhaltendes Gebet kosten.
Doch wir werden dadurch als Belohnung nicht nur die Gabe des ewigen Lebens erlangen,
sondern werden durch das Bewusstsein, unsere Pflicht getan zu haben, schon auf Erden
unser Glück vermehren und größere Achtung und Liebe von unseren Mitmenschen
empfangen.
Z4.46.2 (4T.39.2) Absatz: 37/50
Es wurde mir gezeigt, dass in der Gemeinde allgemein ein Mangel an Weihe und
aufrichtigem, ernsthaftem Bemühen vorherrscht. Viele benötigen Bekehrung. Bruder C
dient der Gemeinde nicht als Säule und zur Stärkung. Er macht keine Fortschritte im
göttlichen Leben. Er bekennt sich seit vielen Jahren zur Wahrheit; aber er ist sehr langsam
darin, ihre Grundsätze zu lernen und auszuleben. Deshalb ist er nicht durch die Wahrheit
geheiligt. Er befindet sich in einer Stellung, wo Satan ihn versuchen kann. Er ist noch ein
Kind, was seine Erfahrung anbelangt. Er wacht über andere und bemerkt ihr
Zukurzkommen, wo er doch besser mit Fleiß sein eigenes Herz erforschen sollte. Diese
Bereitschaft, Dinge in Frage zu stellen, bei seinen Brüdern Fehler zu entdecken und mit
anderen darüber zu sprechen, hat Christus bei jemand getadelt, der sich, wie er sah, mehr
für seine Brüder interessierte, als eifrig zu wachen und zu beten, dass er selbst nicht in
Versuchung falle und von Satan überwunden werde. Christus sagte zu diesem Jünger:
"Was geht es dich an? Folge du mir nach!" Johannes 21,22.
Z4.46.3 (4T.39.3) Absatz: 38/50
Alles, was Bruder C in der Schwäche seiner Natur tun kann, ist, seine eigene Seele zu
überwachen und jeden Zugang zu versperren, durch den Satan hereinkommen kann, um
ihm Zweifel betreffs anderer einzuflüstern. Er ist in großer Gefahr, seine Seele zu
verlieren, indem er versäumt, während der Gnadenzeit einen christlichen Charakter zu
entwickeln. Er tut sich in der Nachfolge Christi schwer. Seine Sinne scheinen umwölkt und
nahezu gelähmt zu sein, so dass er heiligen Dingen nicht die gebührende Achtung zollt.
Würde er in der Kraft Gottes ans Werk gehen, könnte er selbst jetzt noch seine Irrtümer
korrigieren und seine Fehler überwinden.
Z4.47.1 (4T.40.1) Absatz: 39/50
Es gibt einige Seelen in der Gemeinde ..., deren Namen ich nicht nennen kann, die ihren
Appetit zügeln und ihre Leidenschaften überwinden sollten. Einige reden zu viel. Durch
ihre Haltung sagen sie: "Berichte ... und wir werden es weitererzählen." Solch eine
Stellung ist in der Tat jämmerlich. Würden all diese Klatschbasen daran denken, dass
Engel zugegen sind und ihre Worte niederschreiben, würde es weniger Reden und mehr
Beten geben.
Z4.47.2 (4T.40.2) Absatz: 40/50
Es gibt Kinder von Sabbathaltern, die von Kindesbeinen an gelehrt wurden, den Sabbat zu
beobachten. Einige von ihnen sind wirklich gute Kinder, die in weltlichen Angelegenheiten
treu ihre Pflicht erfüllen; aber sie sind nicht von der Sünde überzeugt und davon, dass sie
diese bereuen müssen. Sie befinden sich in einer gefährlichen Lage. Sie beobachten das
Verhalten und die Bemühungen vorgeblicher Christen. Sie sehen einige, die ein hohes
Bekenntnis ablegen, aber keine gewissenhaften Christen sind, und sie vergleichen ihre
Ansichten und Handlungen mit diesen Steinen des Anstoßes. Und weil sie sich keiner
öffentlichen Sünden schuldig machen, schmeicheln sie sich, dass alles mit ihnen in
Ordnung ist.
Z4.47.3 (4T.40.3) Absatz: 41/50
Diesen Jugendlichen soll ich sagen: Tut Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden
ausgetilgt werden. Ihr dürft keine Zeit vergeuden. Der Himmel und das ewige Leben sind
wertvolle Schätze, die nicht ohne Anstrengungen eurerseits erlangt werden können. Ganz
gleich, wie fehlerlos euer Leben gewesen sein mag, als Sünder müsst ihr Schritte
unternehmen. Es wird von euch gefordert, dass ihr bereut, glaubt und getauft werdet.
Christus war vollkommen gerecht; aber er, der Heiland der Welt, setzte den Menschen ein
Beispiel, indem er Schritte unternahm, die er von Sündern fordert, damit sie Gottes Kinder
und Himmelserben werden können.
Z4.48.1 (4T.40.4) Absatz: 42/50
Wenn Christus, der fleckenlose und reine Erlöser des Menschen, sich herabließ, die
notwendigen Schritte eines Sünders zur Bekehrung zu unternehmen, wie könnte jemand
angesichts des Lichtes der Wahrheit, das auf seinen Pfad scheint, zögern, sein Herz Gott
zu übergeben, demütig zu bekennen, dass er ein Sünder ist und durch Wort und Tat
Glauben an Christi Versöhnungsopfer zu zeigen und sich seinen Nachfolgern
gleichzustellen? Es wird immer einige geben, die nicht ihres Bekenntnisses gemäß leben.
Aber sollte dies ein genügender Grund sein, dass jemand sich weigert, durch die Taufe, im
Glauben an seinen Tod und seine Auferstehung, Christum anzuziehen?
Z4.48.2 (4T.41.1) Absatz: 43/50
Selbst als Christus persönlich auf Erden war, mit seinen Jüngern wandelte und sie
belehrte, befand sich unter den Zwölfen ein Teufel. Judas verriet seinen Herrn. Christus
kannte sein Leben genau. Er wusste von der Habsucht, welche Judas nicht überwand.
Und in seinen Predigten für andere erteilte er ihm diesbezüglich viele Lehren. Indem er
diesen Wesenszug hegte, gestattete Judas, dass er wuchs und so tiefe Wurzeln fasste,
dass er den guten Samen der Wahrheit aus seinem Herzen verbannte. Das Böse gewann
die Oberhand, bis er aus Liebe zum Geld seinen Herrn für ein paar Silberlinge verkaufen
konnte.
Z4.48.3 (4T.41.2) Absatz: 44/50
Die Tatsache, dass Judas nicht rechten Herzens war, dass Selbstsucht und Liebe zum
Geld ihn so verdorben hatten, dass er ein großes Verbrechen auf sich lud, ist kein Beweis
dafür, dass es nicht auch echte Christen gab, wahre Jünger Christi, die ihren Heiland
liebten und bemüht waren, sein Leben und sein Beispiel nachzuahmen und seinen Lehren
zu gehorchen.
Z4.48.4 (4T.41.3) Absatz: 45/50
Mir wurde gezeigt, dass die Tatsache, dass Judas zu den Zwölfen gezählt wurde, trotz all
seiner Fehler und Charakterschwächen, ein Anschauungsunterricht ist, aus dessen
Studium Christen Nutzen ziehen können. Als Judas von unserem Herrn erwählt wurde,
war sein Fall nicht hoffnungslos. Er besaß einige gute Befähigungen. In seiner Verbindung
mit Christo in seinem Werk und im Anhören seiner Predigten hatte er eine günstige
Gelegenheit, seine Verkehrtheiten zu erkennen und mit seinen Charakterfehlern bekannt
zu werden, wenn er wirklich wünschte, ein wahrer Jünger zu sein. Unser Herr gab ihm
sogar eine Stellung, wo er entweder erwählen konnte, seine habsüchtige Neigung zu
entwickeln oder sie zu erkennen und zu korrigieren. Er verwaltete die wenigen Mittel, die
für die Armen und die notwendigen Ausgaben Christi und seiner Jünger im Predigtdienst
eingegangen waren.
Z4.49.1 (4T.42.1) Absatz: 46/50
Dieses wenige Geld war für Judas eine ständige Versuchung, und von Zeit zu Zeit, wenn
er ein wenig für Christum tat und ein bisschen Zeit religiösen Zwecken widmete, bediente
er sich der mageren Kasse, die dem Fortschritt des Evangeliums dienen sollte. Zuletzt
wurde er so geizig, dass er die teure Narde bitter beklagte, womit Jesu Haupt gesalbt
wurde. Er dachte immerzu darüber nach und berechnete das Geld, das in seine Hand
gelangt wäre, wenn man die Narde verkauft hätte. Seine Selbstsucht wuchs, bis er es
wirklich als großen Verlust empfand, dass die Kasse nicht den Wert der Narde in Geld
erhielt. Schließlich brachte er offen seinen Unwillen zum Ausdruck. Unser Heiland tadelte
seinen Geiz. Dies nagte am Herzen des Judas, bis er sich entschloss, seinen Herrn für
eine kleine Summe zu verraten. Es wird solche Sabbathalter geben, die nicht treueren
Herzens sind als Judas, aber die Fälle solcher sollten nicht als Entschuldigung gelten,
andere von der Nachfolge Christi abzuhalten.
Z4.49.2 (4T.42.2) Absatz: 47/50
Gott liebt die Kinder von Bruder D, aber sie sind in großer Gefahr, sich gesund zu fühlen
und keines Arztes zu bedürfen. Das Vertrauen in ihre eigene Gerechtigkeit wird sie
niemals retten. Sie müssen fühlen, dass sie einen Heiland brauchen. Christus kam, um
Sünder zu retten. Er sagte: "Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen, und nicht
die Gerechten." Matthäus 9,13. Die Pharisäer, die sich gerecht dünkten, fühlten nicht das
Bedürfnis nach einem Erlöser; sie vertrauten auf ihre guten Werke. Sie fühlten sich gut
genug ohne Christum.
Z4.49.3 (4T.42.3) Absatz: 48/50
Die lieben Kinder von Bruder D sollten Jesum bitten, ihnen ihre Sündhaftigkeit zu
offenbaren, und ihn dann anflehen, sich ihnen als Sünden vergebender Heiland zu
erzeigen. Diese kostbaren Kinder brauchen nicht selbstbetrogen zu sein und verloren zu
gehen. Ohne Bekehrung können sie nicht ins Himmelreich eingehen. Sie müssen ihre
Kleider im Blute des Lammes waschen. Jesus ladet sie ein, jene Schritte zu unternehmen,
die Sünder tun müssen, um seine Kinder zu werden. Er hat ihnen in seinem Leben ein
Beispiel gegeben, sich der Einrichtung der Taufe zu unterwerfen. Er ist in allen Dingen
unser Vorbild.
Z4.50.1 (4T.43.1) Absatz: 49/50
Gott fordert, dass diese Kinder ihm die beste und heiligste Zuneigung schenken. Er hat sie
mit seinem eigenen Blut erkauft. Er beansprucht ihren Dienst. Sie gehören nicht sich
selbst. Christus brachte ein unendliches Opfer für sie. Ein mitleidsvoller, liebender Heiland
wird sie annehmen, wenn sie zu ihm kommen, geradeso wie sie sind, und sich auf seine
Gerechtigkeit anstatt auf eigene Verdienste verlassen.
Z4.50.2 (4T.43.2) Absatz: 50/50
Gott hat Mitleid mit der Jugend von ... und liebt sie. Er wünscht, dass sie in ihm glücklich
werden. Er starb zu ihrer Erlösung. Er möchte sie segnen, wenn sie in Sanftmut und
Aufrichtigkeit zu ihm kommen. Er wird sich von ihnen finden lassen, wenn sie ihn von
ganzem Herzen suchen.
Kapitel 5: Irdische Schätze erwählen
Z4.50.3 (4T.43.3) Absatz: 1/33
Mir wurde der Zustand des Volkes Gottes vor Augen geführt. Der Geist der Welt hat ihre
Sinne abgestumpft. Sie verleugnen ihren Glauben durch ihre Werke. Ich wurde
zurückverwiesen auf das alte Israel. Sie hatten großes Licht und hohe Vorrechte. Aber sie
lebten das Licht nicht aus, noch würdigten sie ihre Vorrechte, und das Licht in ihnen wurde
zu Finsternis. Sie wandelten in ihrem eigenen Licht, anstatt Gottes Führung zu folgen. Die
Geschichte der Kinder Israel wurde zum Nutzen derer niedergeschrieben, die in den
letzten Tagen leben, damit sie es vermeiden, dem Beispiel ihres Unglaubens zu folgen.
Z4.50.4 (4T.43.4) Absatz: 2/33
Bruder E, ich sah, dass du völlig von Finsternis umgeben bist. Du wirst völlig von Liebe zur
Welt beherrscht. Deine besten Jahre sind vorüber. Deine Vitalität und dein
Durchhaltevermögen bei körperlicher Arbeit sind geschwächt. Jetzt, wo du auf ein Leben
edler Bemühungen, andere zu segnen und Gott zu verherrlichen, zurückblicken solltest,
kannst du es nur mit Bedauern tun und einen Mangel an Glück und Frieden feststellen.
Dein Leben kann Gott nicht wohlgefallen. Geistliche und ewige Interessen stehen bei dir
an zweiter Stelle. Gehirn, Knochen und Muskeln waren im höchsten Einsatz. Warum diese
Verausgabung der Kraft? Warum musste deine Familie diese Anhäufung von Sorgen und
Lasten tragen? Was ist dein Lohn? Nur um der Befriedigung willen, einen Schatz auf
Erden erworben zu haben, was Christus verboten hat, und was sich als Fallstrick für deine
Seele erweisen wird.
Z4.51.1 (4T.44.1) Absatz: 3/33
In der Bergpredigt sagt Christus: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie
die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch
aber Schätze im Himmel." Matthäus 6,19.20. Wenn du einen Schatz im Himmel anlegst,
tust du es zu deinem eigenen Nutzen und im eigenen Interesse. Dein Schatz, mein lieber
Bruder, ist auf Erden angelegt, und dein Interesse und deine Zuneigung sind auf diesen
Schatz gerichtet. Du hast eine Liebe zum Geld, für Häuser und Ländereien gehegt, bis sie
alle Kräfte deines Verstandes und Wesens aufgezehrt hat. Und deine Liebe zu weltlichen
Besitztümern war größer als die Liebe zu deinem Schöpfer und für die Seelen, für die er
starb. Der Gott dieser Welt hat deine Sinne verblendet, dass du die ewigen Dinge nicht
würdigst.
Z4.51.2 (4T.44.2) Absatz: 4/33
Als Christus in der Wüste versucht wurde, begegnete er gerade den Versuchungen, womit
Menschen angefochten werden. Dort begegnete er allein dem listigen, verschlagenen
Feind und überwand ihn. Die erste große Versuchung betraf den Appetit; die zweite hatte
mit Anmaßung zu tun; und die dritte befasste sich mit der Liebe zur Welt. Satan hat
Millionen überwunden, indem er sie verführte, dem Appetit zu huldigen. Durch
Befriedigung der Esslust wird das Nervensystem erregt, und die Verstandeskräfte werden
geschwächt, so dass es unmöglich wird, ruhig und vernünftig zu denken. Das Gemüt gerät
aus dem Gleichgewicht. Seine erhabenen, edlen Fähigkeiten werden herabgewürdigt, der
tierischen Lust zu dienen, und heilige, ewige Interessen finden keine Beachtung. Wenn
Satan sein Ziel erreicht hat, kann er seine beiden weiteren Versuchungen folgen lassen,
die dann bereitwillige Annahme finden. Seine vielfältigen Versuchungen sind auf diese drei
Hauptpunkte gegründet.
Z4.52.1 (4T.44.3) Absatz: 5/33
Anmaßung ist eine allgemeine Versuchung, und wenn Satan die Menschen damit anficht,
ist er in neun von zehn Fällen erfolgreich. Jene, die sich Christi Nachfolger nennen und
vorgeben, durch den Glauben gegen alle Übel in ihrer Natur anzukämpfen, begeben sich
oft gedankenlos in Versuchungen, und es müsste schon ein Wunder geschehen, wenn sie
unbefleckt daraus hervorgingen. Weihe und Gebet würden sie bewahrt und veranlasst
haben, die kritische, gefährliche Situation zu meiden, in welche sie sich begaben, als sie
Satan einen Vorteil einräumten. Wir können Gottes Verheißungen nicht beanspruchen,
während wir uns unbekümmert in Gefahr begeben, die Naturgesetze zu übertreten und
Vorsicht und Urteilsfähigkeit außer acht zu lassen, mit denen Gott uns ausgerüstet hat.
Dies ist abscheulichste Anmaßung.
Z4.52.2 (4T.45.1) Absatz: 6/33
Christus wurden Throne und Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit versprochen, wenn er
sich nur vor Satan beugen würde. Der Mensch wird niemals so machtvollen Versuchungen
begegnen, wie Christus sie erdulden musste. Satan kam mit weltlicher Ehre, Reichtum,
den Vergnügungen des Lebens und führte diese im anziehendsten Lichte vor, um zu
verlocken und zu betrügen. "Das alles", sagte er zu Christus, "will ich dir geben, so du
niederfällst und mich anbetest." Matthäus 4,9. Christus wies den listigen Feind zurück und
ging als Sieger aus der Versuchung hervor.
Z4.52.3 (4T.45.2) Absatz: 7/33
Satan hat größeren Erfolg, wenn er sich dem Menschen naht. All dies Geld, diesen
Gewinn, dieses Land, diese Macht, diese Ehre und diesen Reichtum will ich dir geben –
für was? Seine Bedingungen sind im allgemeinen diese: Gib deine Redlichkeit auf,
stumpfe dein Gewissen ab, huldige der Selbstsucht. Durch Hingabe an weltliche
Interessen empfängt Satan alle Ehre, nach der es ihn gelüstet. Die Tür ist ihm geöffnet,
und er kann nach Belieben mit seinem üblen Gefolge – Ungeduld, Selbstliebe, Stolz,
Übervorteilung, Geiz – und seiner ganzen Liste böser Geister eintreten. Der Mensch ist
bezaubert und wird heimtückisch seinem Untergang entgegengeführt. Wenn wir Herz und
Leben von Weltlichkeit beherrschen lassen, ist Satan vollauf zufrieden.
Z4.53.1 (4T.45.3) Absatz: 8/33
Wir haben Christi Beispiel vor Augen. Er überwand Satan und hat uns gezeigt, wie auch
wir überwinden können. Christus widerstand Satan mit der Schrift. Er hätte zu seiner
göttlichen Macht Zuflucht nehmen und seine eigenen Worte gebrauchen können, aber er
sagte: "Es steht geschrieben: ‚Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem
jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.<" Zur zweiten Versuchung sagte er:
"Wiederum steht auch geschrieben: ‚Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.<"
Matthäus 4,4.7. Christus ist unser Vorbild. Wenn die Heilige Schrift studiert und befolgt
würde, wären die Christen stark, dem verschlagenen Feind zu begegnen; aber Gottes
Wort wird vernachlässigt, und Unglück und Niederlage folgen.
Z4.53.2 (4T.46.1) Absatz: 9/33
Lieber Bruder, du hast versäumt, die Zeugnisse der Warnung zu beachten, die dir vor
Jahren gegeben wurden, die dir zeigten, dass der Feind auf deiner Spur war, um dir die
Reize dieser Welt anzubieten und dich zu drängen, die irdischen Schätze zu suchen und
den himmlischen Lohn aufzugeben. Bruder E, du kannst es dir nicht leisten, dies zu tun.
Es steht zu viel auf dem Spiel. "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt
gewönne und nähme Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit
er seine Seele wieder löse?" Matthäus 16,26. Du verschleuderst deine Seele um einen
billigen Preis. Wie kannst du ein solch großes Opfer bringen? Gott hat dich mit Talenten
betraut. Es sind deine Mittel und dein Einfluss. Er will dich prüfen und erproben. Du hättest
keine Zeit verlieren, sondern sofort beginnen sollen, deines Meisters Vorrat zu vermehren.
Hättest du so gehandelt, so wäre dein Erfolg deinem Fleiß, deiner Ausdauer und deinem
Eifer in der Anwendung des dir anvertrauten Kapitals angemessen gewesen – die Mittel,
die du hättest einsetzen können, würden dazu gedient haben, viele Seelen vom Irrtum zur
Wahrheit und Gerechtigkeit zu bekehren. Diese Seelen würden wieder für andere
gearbeitet haben, und Einfluss und Mittel wären ständig gewachsen und im Werke des
Meisters vervielfältigt worden. Und für den treuen Einsatz deiner Talente hättest du die
köstlichsten Worte vernommen, die je an menschliche Ohren gelangen können: "Ei, du
frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über
viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21.
Z4.54.1 (4T.46.2) Absatz: 10/33
Bruder E, hättest du deine Verstandeskräfte in die rechten Bahnen gelenkt und deinem
himmlischen Vater gedient, wärest du stärker in der Wahrheit, im Geist und in der Kraft
geworden und wärest jetzt eine Säule in der Gemeinde ... . Du könntest durch dein
Beispiel und Wiedergabe deines Glaubens anhand der Schrift ein erfolgreicher Lehrer der
Wahrheit sein. Hättest du die Verstandeskräfte, die du benutzt hast, um Eigentum zu
erwerben, eingesetzt, um Seelen von der Finsternis ans Licht zu führen, hättest du Gottes
Wohlgefallen gefunden und wärest sehr erfolgreich gewesen.
Z4.54.2 (4T.47.1) Absatz: 11/33
Wer nur geringe Gaben empfangen hat, die aber durch die Liebe zu Gott geheiligt sind,
kann ein Werk für den Meister tun. Jene aber, die eine rasche Unterscheidungsgabe
besitzen, mögen diese in seinem erhabenen Werk mit großem Erfolg einsetzen. Diese von
Gott verliehenen Talente aber in ein Tuch einzuschlagen und sie in der Erde zu vergraben,
wodurch ihre Zunahme verhindert wird, ist ein großes Unrecht. Wir befinden uns in dieser
Welt auf Probe. Der Meister wird kommen und unseren Fall untersuchen. Er wird sich
erkundigen, welchen Gebrauch wir von den uns verliehenen Talenten gemacht haben.
Z4.54.3 (4T.47.2) Absatz: 12/33
Bruder E, was hast du mit Gottes Gaben gemacht, die er deiner Obhut anvertraut hat?
Hast du getan, was in deinen Kräften stand, um Menschen betreffs der Wahrheit zu
erleuchten? Oder haben deine geschäftlichen Sorgen und Verlegenheiten dich so in
Anspruch genommen, dass dir keine Zeit für diese Arbeit übrig blieb? Es ist ein
Verbrechen, Gottes Segnungen so zu verwenden, wie du es getan hast, deine körperliche
Kraft zu vergeuden und Gott deine Zuneigung zu entziehen. "Ihr könnt nicht Gott dienen
und dem Mammon." Matthäus 6,24. Du kannst nicht diese Welt und gleichzeitig Gottes
Wahrheit lieben. "... wisset ihr nicht, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist?
Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein." Jakobus 4,4. "Habt nicht lieb
die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe
des Vaters." 1. Johannes 2,15. Du bist nicht glücklich. Ihr seid keine glückliche Familie.
Die Engel Gottes verweilen nicht bei euch. Wenn Christi Religion im Herzen wohnt,
herrscht Friede und Glück, weil das Gewissen das Verhalten billigt. Man mag von
Verwirrung und Schwierigkeiten umgeben sein; aber in der Seele ist es licht.
Z4.55.1 (4T.47.3) Absatz: 13/33
Unterwerfung, Liebe und Dankbarkeit Gott gegenüber erhalten Sonnenschein im Herzen,
sei der Tag auch noch so trübe. Vor dir stehen Selbstverleugnung und das Kreuz Christi.
Willst du das Kreuz aufnehmen? Deine Kinder haben durch das Gebet der Mutter Segen
empfangen. Sie haben eine Liebe zur Religion gehegt. Sie haben versucht, den Anreizen
zur Sünde Widerstand zu leisten und ein Gebetsleben zu führen. Manchmal haben sie
schwer gekämpft, aber dein Beispiel der Liebe und Hinneigung zur Welt, deine enge
Bindung an das Geschäftsleben hat ihre Gemüter von geistlichen Dingen abgelenkt und
sie wiederum der Welt zugewandt. Satan war ihnen auf den Fersen, damit sie die Welt und
alles, was darin ist, lieb gewinnen möchten. Sie haben nach und nach ihr Vertrauen in Gott
verloren, das stille Gebet und religiöse Pflichten vernachlässigt und heiligen Dingen ihr
Interesse entzogen.
Z4.55.2 (4T.48.1) Absatz: 14/33
Lieber Bruder E, du hast sehr gefehlt, indem du ehrgeizig nach den Dingen dieser Welt
strebst. Du bist streng und oftmals ungeduldig, und manchmal verlangst du zu viel von
deinem Sohn. Er ist entmutigt. Bei dir zu Hause heißt es vom frühen Morgen bis zum
späten Abend nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Deine große Farm hat deinen Haushalt mit
Extrasorgen und Bürden belastet. Du hast immer vom Geschäft gesprochen; denn nur das
beschäftigt deine Sinne, und "wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." Matthäus
12,34. Wurde Christus und sein Erlösungswerk durch dein Beispiel in der Familie über
deine Interessen an der Farm und deinen Wunsch nach Gewinn erhöht? Wenn deine
Kinder das ewige Leben verlieren, wird das Blut ihrer Seelen bestimmt an den Kleidern
des Vaters kleben.
Z4.56.1 (4T.48.2) Absatz: 15/33
Die Mutter hat ihre Pflicht treu erfüllt. Wenn sie am Auferstehungsmorgen aus ihrem Grab
hervorgeht, wird sie die Worte vernehmen: "Du hast wohlgetan." Ihre erste Frage wird
nach ihren Kindern sein, die sie während der letzten Zeit ihres Lebens auf betendem
Herzen trug. Kannst du sie mit einem lieblichen Charakter vorstellen, der sie für die
Gesellschaft heiliger Engel tauglich macht, oder werden sie durch die Befleckung mit der
Welt beschmutzt und verdorben sein? Werden sie als Teilhaber der göttlichen Natur
erfunden werden, als solche die dem Verderben der Welt durch Lust entronnen sind?
Werden sie wie Säulen sein, die einen Palast schmücken, oder werden sie die Welt lieben,
behaftet mit Geiz und Habsucht, während all ihre glänzenden und edlen Neigungen
begraben sind? Deine Handlungsweise trägt viel zur Bestimmung ihres zukünftigen
Schicksals bei. Wenn du fortfährst, deine ganze Verstandeskraft in weltlichen Sorgen und
Plänen einzusetzen, wirst du weiterhin ein Stein des Anstoßes für deine Kinder sein. Sie
erkennen, dass du keine geistlichen Fortschritte machst, sondern geistlich-moralisch
verkümmert bist, obgleich du dich zum Christentum bekennst. Das ist die Wahrheit. Deine
Gedanken sind auf irdische Dinge konzentriert, und als Resultat hast du in dieser Richtung
große Stärke entwickelt. Du bist ganz entschieden ein weltlicher Geschäftsmann; aber
Gott hat bestimmt, dass du deine Fähigkeiten und deinen Einfluss für höhere Ziele, eine
höhere Berufung einsetzen solltest.
Z4.56.2 (4T.49.1) Absatz: 16/33
Du bist vom Gott dieser Welt verblendet. Welch ein schrecklicher Wahnsinn steht dir
bevor! Du magst irdische Schätze aufhäufen; aber der große Brand wird sie verzehren.
Wenn du jetzt zum Herrn zurückkehrst, deine Zentner an Mitteln und Einfluss zu seiner
Verherrlichung benutzt und deinen Schatz im Himmel anlegst, wirst du vor einem totalen
Verlust bewahrt bleiben.
Z4.56.3 (4T.49.2) Absatz: 17/33
Durch die großen Brände und Unglücke zu Wasser und zu Lande, die unser Land
heimgesucht haben, machte sich die besondere Vorsehung Gottes bemerkbar. Es ist eine
Warnung vor dem, was bald über die Welt hereinbrechen wird. Gott wollte dem Menschen
zeigen, dass er unter seinen Götzen ein Feuer entfachen kann, das kein Wasser löschen
kann. Der große allgemeine Brand, durch den all diese vergeudete Lebensarbeit in einer
Nacht und einem Tag verzehrt werden wird, steht uns kurz bevor. Nur Schätze, die im
Himmel angelegt wurden, sind sicher. Dort kann kein Dieb sie stehlen, noch können
Motten sie fressen.
Z4.57.1 (4T.49.3) Absatz: 18/33
Ein junger Mann kam zu Christo und sagte: "Guter Meister, was soll ich Gutes tun, dass
ich das ewige Leben möge haben?" Matthäus 19,16. Jesus gebot ihm, die Gebote zu
halten. Er antwortete: Herr, "das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt
mir noch?" Matthäus 19,20. Jesus sah mit Liebe auf den jungen Mann, und getreulich wies
er ihn auf sein Zukurzkommen im Halten der Gebote hin. Er liebte seinen Nächsten nicht
wie sich selbst. Christus zeigte ihm seinen wahren Charakter. Seine eigensüchtige Liebe
zum Reichtum war ein Fehler, der ihm, falls nicht überwunden, den Zugang zum Himmel
versperren würde. "Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und
gib‘s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir
nach!" Matthäus 19,21. Christus wollte ihm verständlich machen, dass er von ihm nicht
mehr forderte, als was seine eigene Erfahrung war. Alles, was er forderte, war, seinem
Beispiel zu folgen.
Z4.57.2 (4T.49.4) Absatz: 19/33
Christus verließ seine Reichtümer und seine Herrlichkeit und wurde arm, damit der
Mensch durch seine Armut reich werden konnte. Er fordert jetzt von ihm, dass er um
dieser Reichtümer willen die irdischen Dinge aufgibt, um den Himmel zu gewinnen.
Christus wusste, dass Gott die Zuneigung entzogen wird, wenn die Vorliebe weltlichen
Schätzen gilt; deshalb sagte er zu dem Rechtsgelehrten: "Verkaufe, was du hast, und gib‘s
den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!"
Wie nahm er die Worte Christi auf? Freute er sich über die Aussicht, den himmlischen
Schatz erlangen zu können? Im Gegenteil, er war sehr traurig, denn er hatte viele
Besitztümer. Für ihn bedeutete der Reichtum Ehre und Macht. Die große Menge seiner
Schätze ließ ihm eine Aufgabe derselben als unmöglich erscheinen.
Z4.58.1 (4T.50.1) Absatz: 20/33
Hierin liegt für einen Geizigen die Gefahr des Reichtums. Je mehr er hat, desto schwerer
fällt ihm die Freigebigkeit. Seinen Reichtum zu schmälern, bedeutet für ihn, vom Leben
Abschied nehmen. Lieber wendet er sich vom unvergänglichen Lohn des Himmels ab, um
seinen irdischen Besitz zu behalten und zu vermehren. Er sammelt und hortet. Hätte er die
Gebote gehalten, wären seine irdischen Besitztümer nicht so groß. Wie konnte er,
während er für das eigene Ich plante und strebte, Gott von ganzem Herzen, von ganzer
Seele, von ganzem Gemüte und von allen Kräften lieben, und seinen Nächsten wie sich
selbst? Hätte er geteilt, um den Bedürfnissen der Armen abzuhelfen und seine
Mitmenschen mit einem Teil seiner Mittel unterstützt, wie es ihr Mangel erforderte, wäre er
viel glücklicher gewesen. Er hätte einen größeren Schatz im Himmel gehabt und weniger
Reichtum auf Erden, um sein Herz daran zu hängen.
Z4.58.2 (4T.50.2) Absatz: 21/33
Christus versicherte dem jungen Mann, der zu ihm kam, dass er einen Schatz im Himmel
haben würde, wenn er seinen Anforderungen gehorchte. Dieser Jüngling, der die Welt
liebte, war sehr traurig. Er wünschte sich den Himmel, wünschte aber, seinen Reichtum zu
behalten. Er verzichtete zugunsten der Liebe zu Geld und Macht auf das ewige Leben.
Was für ein erbärmlicher Tausch! Aber viele tun das gleiche, obwohl sie vorgeben, alle
Gebote Gottes zu halten. Auch du, lieber Bruder, bist in Gefahr, so zu handeln, und
nimmst es nicht wahr. Sei nicht beleidigt, weil ich dir die Sache so deutlich vorlege. Gott
liebt dich. Wie dürftig hast du seine Liebe erwidert!
Z4.58.3 (4T.50.3) Absatz: 22/33
Es wurde mir gezeigt, dass dein Herz in der ersten Liebe von der Wahrheit mit Glut erfüllt
war. Deine Gedanken waren gänzlich auf das Studium der Heiligen Schrift gerichtet. Du
entdecktest in jeder Zeile neue Schönheit. Dann ging der gute Same, in dein Herz gesät,
auf und brachte Frucht zu Gottes Verherrlichung. Aber nach einer Zeit erstickten die
Sorgen dieses Lebens und der Betrug des Reichtums den guten Samen des Wortes
Gottes in deinem Herzen, und du versäumtest, Frucht zu bringen. Die Wahrheit kämpfte
um die Vorherrschaft in deinem Gemüt; aber die Sorgen dieses Lebens und die Liebe zu
anderen Dingen erlangten den Sieg. Satan versuchte, dich durch die Reize der Welt zu
umgarnen und deine moralischen Kräfte zu lähmen, so dass du Gottes Anforderung an
dich nicht wahrnehmen solltest, und er war nahezu erfolgreich.
Z4.59.1 (4T.51.1) Absatz: 23/33
Nun, lieber Bruder, musst du ernsteste, ausdauernde Anstrengungen machen, den Feind
zu vertreiben und deine Freiheit zu behaupten, denn er hat dich zum Sklaven dieser Welt
gemacht, bis deine Liebe zum Gewinn zu einer beherrschenden Leidenschaft geworden
ist. Du hast anderen ein schlechtes Beispiel gegeben. Selbstsüchtige Interessen waren
vorherrschend. Deinem Bekenntnis nach sagtest du der Welt: "Meine Bürgerschaft ist
nicht hier, sondern droben", während deine Werke entschieden davon zeugten, dass du
ein Erdenbewohner bist. Der Tag des Gerichts wird wie ein Fallstrick über alle kommen,
die auf Erden wohnen. Dein Bekenntnis ist anderen Seelen nur ein Hindernis. Du hast
keine entsprechenden Werke. "Ich weiß deine Werke" (nicht dein Bekenntnis), spricht der
Treue Zeuge. Gott sichtet jetzt sein Volk und prüft ihre Absichten und Beweggründe. Viele
werden sich als wertlose Spreu erweisen – nicht als Weizen.
Z4.59.2 (4T.51.2) Absatz: 24/33
Gott hat dir Zentner in Form von Mitteln und Einfluss anvertraut, und er hat zu dir gesagt:
"Handle damit, bis ich komme." Wenn nun der Meister kommt, um mit seinen Knechten
abzurechnen, und wenn nun alle aufgefordert werden, genaue Rechenschaft darüber zu
geben, wie sie die ihnen anvertrauten Zentner benutzt haben – wie wirst du, mein lieber
Bruder, in dieser Untersuchung abschneiden? Wirst du vorbereitet sein, dem Meister seine
Zentner verdoppelt zurückzuerstatten, ihm sowohl das Kapital als auch die Zinsen
vorzulegen und zu zeigen, dass du ein kluger, treuer und beharrlicher Arbeiter in seinem
Dienst gewesen bist? Bruder E, wenn du weiterhin dem Kurs folgst, den du seit Jahren
eingeschlagen hast, wird dein Fall genau dem des Knechtes gleichen, der seinen Zentner
in ein Schweißtuch wickelte und ihn in der Erde verbarg, d.h. er legte ihn in der Welt an.
Jene, denen Zentner anvertraut worden waren, empfingen Lohn für ihre Arbeit, der Treue,
der Ausdauer und des ernsten Bemühens angemessen, die sie im Handel mit ihres Herrn
Gütern angewandt hatten.
Z4.60.1 (4T.52.1) Absatz: 25/33
Gott betrachtet dich als sein Schuldner und auch als Schuldner deiner Mitmenschen, die
nicht das Licht und die Wahrheit besitzen. Gott hat dir Licht gegeben, nicht, damit du es
unter einen Scheffel stellst, sondern auf einen Leuchter, damit alle im Haus Nutzen davon
haben. Dein Licht sollte zu anderen hinausleuchten, um Seelen zu helfen, für die Christus
starb. Würde Gottes Gnade in deinem Herzen herrschen und deinen Verstand und deine
Gedanken Jesum untertänig machen, könntest du ein machtvolles Werkzeug auf Seiten
Christi und der Wahrheit sein.
Z4.60.2 (4T.52.2) Absatz: 26/33
Paulus sagte: "Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Ungriechen, der Weisen und
der Unweisen." Römer 1,14. Gott hatte Paulus seine Wahrheit offenbart. Dadurch machte
er ihn zum Schuldner derer, die sich in Finsternis befanden, sie zu erleuchten. Du hast
kein rechtes Gefühl für deine Verantwortlichkeit Gott gegenüber gehabt. Du handelst mit
den Gütern deines Herrn. Du besitzt Verstandeskräfte, die dich – richtig angewandt – zu
einem Mitarbeiter Christi und der Engel machen würden. Hättest du deine Sinne darauf
gerichtet, Gutes zu tun und anderen die Wahrheit vorzuführen, wärest du jetzt vorbereitet,
ein erfolgreicher Arbeiter für Gott zu werden, und als Lohn würdest du viele Seelen
gerettet sehen, die als Sterne in der Krone deiner Freude leuchteten.
Z4.60.3 (4T.52.3) Absatz: 27/33
Wie kann der Wert deiner Häuser und Ländereien mit jenen kostbaren Seelen, für die
Christus starb, einen Vergleich aushalten? Durch deine Mitarbeit könnten diese Seelen
gerettet werden, um mit dir am Reich der Herrlichkeit teilzuhaben; aber von deinen
irdischen Schätzen kannst du nicht das Geringste mitnehmen. Erwerbe, was dir möglich
ist; behüte es mit allem Fleiß und aller dir möglichen Sorgfalt; und doch mag ein Befehl
vom Herrn ausgehen, und in ein paar Stunden kann ein Feuer, das keine Geschicklichkeit
zu löschen vermag, das, was du in deinem ganzen Leben aufgehäuft hast, in Schutt und
Asche legen. Dies geschah mit Chicago. Gottes Wort war ausgegangen, jene Stadt zu
vernichten. Dies ist nicht die einzige Stadt, die sichtbare Zeichen von Gottes Missfallen
wird wahrnehmen müssen. Er hat einen Anfang gemacht; aber es ist nicht das Ende. Das
Schwert seines Zorns ist über das Volk ausgestreckt, das durch seinen Stolz und seine
Gottlosigkeit das Missfallen eines gerechten Gottes erregt hat. Stürme, Erdbeben, Orkane,
Feuersbrünste und das Schwert werden überall Verwüstung anrichten, bis die Herzen der
Menschen verschmachten vor Furcht und Erwarten der Dinge, die auf Erden kommen
werden. Du weißt nicht, wie klein der Abstand zwischen dir und der Ewigkeit ist. Du weißt
nicht, wie bald deine Prüfungszeit enden mag.
Z4.61.1 (4T.53.1) Absatz: 28/33
Bereite dich vor, mein Bruder, denn der Herr wird die Zentner von dir fordern, und zwar
beides, Kapital und Zinsen. Seelen zu retten, sollte der Lebenszweck eines jeden sein, der
sich zu Christo bekennt. Wir sind Schuldner der Welt für die Gnade, die Gott uns erwiesen
hat, für das Licht, das uns schien, und für die entdeckte Schönheit und Macht der
Wahrheit. Du magst deine ganze Existenz darauf richten, Schätze auf Erden anzulegen;
aber welchen Nutzen hast du davon, wenn dein Leben hier endet oder Christus erscheint?
Keinen Cent kannst du mitnehmen. Und je mehr deine weltlichen Ehren und Reichtümer,
die du durch Vernachlässigung deines geistlichen Lebens erworben hast, dich hier erhöht
haben, desto tiefer wirst du in moralischem Wert vor dem großen Tribunal des göttlichen
Gerichtes sinken.
Z4.61.2 (4T.53.2) Absatz: 29/33
Wie wird dieser Reichtum, gegen den du deine Seele eingetauscht hast, verwandt werden,
wenn deine Prüfungszeit plötzlich enden sollte, wenn du nicht länger die Kontrolle darüber
hast? "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden
an seiner Seele?" Matthäus 16,26. Deine Mittel sind nicht mehr wert als Sand, es sei
denn, sie sorgen für die Bedürfnisse des täglichen Lebens, sind ein Segen für andere und
unterstützen den Fortschritt des Werkes Gottes. Gott hat dir Zeugnisse der Warnung und
Ermutigung gesandt; aber du hast dich von ihnen abgewandt. Du hast die Zeugnisse
angezweifelt. Wenn du dich zurückwendest, die Lichtstrahlen sammelst und die Stellung
einnimmst, dass die Zeugnisse von Gott sind, wirst du in deinem Glauben gefestigt und
brauchst nicht in Finsternis und Schwäche hin und her zu wanken.
Z4.62.1 (4T.53.3) Absatz: 30/33
Du kannst für die Gemeinde in ... ein Segen sein. Du kannst selbst jetzt noch ein Pfeiler
werden, wenn du ans Licht kommst und darin wandelst. Gott ruft dich noch einmal. Er
versucht, dich zu erreichen, so sehr du auch von Selbstsucht umfangen und von den
Sorgen dieses Lebens erfüllt bist. Er ladet dich ein, der Welt deine Zuneigung zu
entziehen und sie auf himmlische Dinge zu richten. Um Gottes Willen zu erkennen, musst
du ihn studieren, anstatt deinen eigenen Eingebungen und den natürlichen Trieben des
Herzens zu folgen. "Was ist dein Wille? Was soll ich tun?" sollte die ernste, besorgte
Frage deines Herzens sein.
Z4.62.2 (4T.54.1) Absatz: 31/33
Das ganze Gewicht des göttlichen Zorns wird auf jene fallen, die ihre Zeit vergeudet und
dem Mammon anstatt ihrem Schöpfer gedient haben. Wenn du für Gott und den Himmel
lebst, anderen den Weg zum Himmel zeigst, wirst du dich vorwärts und aufwärts zu
höheren und heiligeren Freuden emporschwingen. Du wirst mit einem "Ei, du frommer und
getreuer Knecht ... gehe ein zu deines Herrn Freude" belohnt werden. Christi Freude
besteht darin, Seelen erlöst und gerettet in seinem herrlichen Reich zu sehen. "Um der
Freude willen, die ihm vor Augen stand, erduldete er das Kreuz und achtete der Schande
nicht und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Stuhl Gottes." Hebräer 12,2, (engl. Bibel)
Z4.62.3 (4T.54.2) Absatz: 32/33
Die Schätze dieser Welt zu gewinnen und sie zu benutzen, die Neigungen von Gott
abzuziehen, wie du es getan hast, wird sich für dich am Ende als ein schrecklicher Fluch
erweisen. Du nimmst dir keine Zeit zum Studieren, zu tiefem Nachdenken und zum Gebet;
und du hast keine Zeit darauf verwendet, deine Kinder zu unterweisen und ihnen die
höchsten Interessen vor Augen zu stellen. Gott hat deine Kinder lieb. Aber sie haben
wenig Ermutigung bekommen, ein religiöses Leben zu führen. Wenn du in ihnen den
Glauben an die Zeugnisse zerstörst, kannst du sie nicht erreichen. Die Gemüter armer,
irrender Sterblicher müssen erzogen und in geistlichen Dingen unterrichtet werden. Wenn
die ganze Erziehung auf die Welt und auf den Erwerb von Eigentum ausgerichtet ist, wie
kann es dann zu geistlichem Wachstum kommen? Es ist ganz unmöglich. Du, mein
Bruder, und deine Familie, ihr hättet zum vollkommenen Mannesalter in Christo Jesu
heranwachsen können, wenn ihr nur das halbe Interesse aufgewendet hättet, um einen
christlichen Charakter zu entwickeln und dem Herrn zu dienen, wie ihr bestrebt wart, der
Welt zu dienen.
Z4.63.1 (4T.54.3) Absatz: 33/33
Es missfällt Gott, wenn seine Diener betreffs seines Willens unwissend bleiben und
Zwerge in geistlichem Verständnis sind, aber klug in weltlicher Weisheit und Erkenntnis.
Eure irdischen Interessen können keinen Vergleich mit eurem ewigen Wohlergehen
aushalten. Gott hat ein erhabeneres Werk für euch als die Erlangung von Eigentum. Du,
lieber Bruder, benötigst eine tiefgreifende, gründliche Umgestaltung. Deine ganze Familie
benötigt sie. Möge Gott euch helfen, zur Vollkommenheit eines christlichen Charakters zu
gelangen. Deine Kinder können und sollen ein Segen für die Jugend in eurer Umgebung
sein. Durch ihr Beispiel, ihre Worte und ihr Verhalten können sie ihren Vater im Himmel
verherrlichen und der Religion Ehre bereiten.
Kapitel 6: Wahre Wohltätigkeit
Z4.63.2 (4T.55.1) Absatz: 1/36
Lieber Bruder, liebe Schwester F, ich will jetzt versuchen zu schreiben, was mir euch
betreffend vorgeführt wurde; denn ich fühle, dass es an der Zeit ist, dass die Herzen der
Glieder dieser Gemeinde in Ordnung gebracht werden und sich mit Eifer der Ewigkeit
zuwenden. Ihr beide habt die Wahrheit lieb und wollt ihr gehorchen. Aber ihr habt wenig
Erfahrung. Es wurde mir gezeigt, dass ihr durch die Umstände geprüft und erprobt werden
müsst. Dann werden sich bei euch Charakterzüge offenbaren, die euch bisher verborgen
geblieben sind, von denen ihr keine Ahnung hattet.
Z4.63.3 (4T.55.2) Absatz: 2/36
Viele, die niemals in prüfende Situationen geraten sind, scheinen hervorragende Christen
zu sein, die ein fehlerloses Leben führen. Aber Gott sieht, dass sie Charakterzüge
besitzen, die ihnen bewusst werden müssen, ehe sie dieselben korrigieren können. Unter
Inspiration des Heiligen Geistes prophezeite Simeon betreffs Jesu, indem er sich an Maria
wandte: "Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu
einem Zeichen, dem widersprochen wird (und es wird ein Schwert durch deine Seele
dringen), auf dass vieler Herzen Gedanken offenbar werden." Lukas 2,34.35. Durch
Gottes Vorsehung werden wir in bestimmte Situationen gebracht, um Wesenszüge zu
betätigen, die den Charakter unter vielerlei Umständen entwickeln. "Denn so jemand das
ganze Gesetz hält und sündigt an einem, der ist‘s ganz schuldig." Jakobus 2,10.
Bekenntliche Christen mögen, rein äußerlich gesehen, ein untadeliges Leben führen;
geraten sie aber in Umstände, die sie völlig veränderten Situationen aussetzen, machen
sich starke Wesenszüge bemerkbar, die unbemerkt geblieben wären, wenn ihre
Umgebung sich nicht verändert hätte.
Z4.64.1 (4T.56.1) Absatz: 3/36
Mir wurde gezeigt, dass du selbstsüchtige Charakterzüge aufweist, gegen die du
ankämpfen musst. Du bist in Gefahr, dein eigenes Wohlergehen und deine Bequemlichkeit
durchzusetzen, ohne Rücksicht auf das Wohlergehen anderer. Du besitzt nicht den Geist
der Selbstverleugnung, den unser großes Vorbild an den Tag legte. Du solltest
Wohltätigkeit üben, die dich in bessere Übereinstimmung mit dem Geist Christi in seinem
selbstlosen Dienst bringen würde. Du benötigst mehr menschliches Mitgefühl. Dies ist ein
Wesenszug, den Gott in uns hineingelegt hat, damit wir nachsichtig und freundlich mit
unseren Mitmenschen umgehen und ihnen Gutes tun. Wir finden ihn in Männern und
Frauen, deren Herzen nicht im Einklang mit Jesu sind, und es ist in der Tat beklagenswert,
wenn seine bekenntlichen Nachfolger dieses so notwendigen Wesenszuges des
Christentums ermangeln. Sie eifern dem Vorbild nicht nach, und es ist ihnen unmöglich,
Jesu Bild in ihrem Leben und ihrem Verhalten widerzuspiegeln.
Z4.64.2 (4T.56.2) Absatz: 4/36
Wenn menschliches Mitgefühl mit Liebe und Wohltätigkeit verbunden und durch den Geist
Christi geheiligt ist, dann ist es ein Element, das viel Gutes bewirken kann. Jene, die
Wohltätigkeit üben, verrichten nicht nur ein gutes Werk für andere, die Empfänger dieser
guten Tat sind, sondern haben auch selbst persönlichen Nutzen davon, indem sie ihre
Herzen dem heilsamen Einfluss wahrer Wohltätigkeit öffnen. Jeder Lichtstrahl, den wir
anderen mitteilen, wird einen Widerschein in unseren eigenen Herzen erwecken. Jedes
freundliche und mitfühlende Wort, das wir zu anderen Betrübten sprechen, jede Tat, die
den Unterdrückten hilft, jede Gabe, die den Bedürfnissen unserer Mitmenschen dient,
wobei wir Gottes Verherrlichung im Auge haben, werden dem Geber Segen bringen. Die in
dieser Weise tätig sind, gehorchen dem Gesetz des Himmels und werden Gottes
Wohlgefallen haben. Das Vergnügen, anderen Gutes getan zu haben, erweckt frohe
Gefühle, welche die Nerven und den Blutkreislauf beleben und geistige und körperliche
Gesundheit vermitteln.
Z4.65.1 (4T.56.3) Absatz: 5/36
Jesus kannte den Einfluss der Wohltätigkeit auf Herz und Leben dessen, der sie ausübt,
und er versuchte, seinen Jüngern den Nutzen einzuprägen, der von der Ausübung dieser
Tugend ausgeht. Er sagt: "Geben ist seliger denn Nehmen." Er illustriert den Geist
freudiger Wohltätigkeit, der Freunden, Nachbarn und Fremden entgegengebracht werden
sollte, durch das Gleichnis von dem Mann, der von Jerusalem nach Jericho reiste und
unter die Räuber fiel, "die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen
ihn halbtot liegen." Lukas 10,30. Obgleich der Priester und der Levit ein hohes Bekenntnis
der Frömmigkeit ablegten, wurden ihre Herzen nicht von mitleidiger Zärtlichkeit für den
Leidenden bewegt. Ein Samariter, der keine hohen Ansprüche auf Gerechtigkeit erhob,
ging vorüber, und als er des Fremden Not sah, betrachtete er ihn nicht mit Neugier. Er sah
ein menschliches Wesen in Not, und sein Mitleid wurde erregt. Sofort eilte er "zu ihm,
verband ihm seine Wunden und goss darein Öl und Wein und hob ihn auf sein Tier und
führte ihn in die Herberge und pflegte sein." Lukas 10,33.34. Am Morgen ließ er ihn unter
der Obhut des Wirts mit der Zusicherung, dass er alle Unkosten auf seiner Rückreise
ersetzen würde. Christus fragte: "Welcher dünkt dich, der unter diesen Dreien der Nächste
sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit
an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und tue desgleichen!" Lukas 10,36.37.
Z4.66.1 (4T.57.1) Absatz: 6/36
Hier wollte Jesus seinen Jüngern zeigen, welche moralische Verpflichtung Menschen an
ihre Mitmenschen bindet. Wer immer es versäumt, die Grundsätze dieser Lektion
auszuführen, hält die Gebote nicht. Gleich dem Leviten bricht er Gottes Gesetz, das er zu
ehren vorgibt. Es gibt Menschen wie den Samariter, die nicht vorgeben, fromm zu sein, die
aber ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Mitmenschen haben und weit mehr
Nächstenliebe und Freundlichkeit besitzen als einige, die große Liebe zu Gott bekennen,
aber seinen Geschöpfen nichts Gutes erweisen.
Z4.66.2 (4T.57.2) Absatz: 7/36
Wer seine Verantwortlichkeit erkennt und die Ansprüche der leidenden Menschheit an ihn
wahrnimmt, der liebt den Nächsten wie sich selbst und führt die Grundsätze des Gesetzes
Gottes in seinem täglichen Leben aus. "Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf,
versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?
Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie liesest du?" Lukas
10,25.26. "Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem
Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen
Nächsten wie dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so
wirst du leben." Lukas 10,27.28. Hier zeigt Christus dem Schriftgelehrten, dass die Liebe
zu Gott von ganzem Herzen und die Liebe zum Nächsten die Frucht wahrer Frömmigkeit
ist. "Tue das", sagt er, meine nicht nur, du tätest es, "so wirst du leben." Nicht der
bekenntliche Glaube an die bindenden Ansprüche des Gesetzes Gottes macht einen
Christen aus, sondern die wirkliche Ausführung desselben.
Z4.66.3 (4T.58.1) Absatz: 8/36
Im Gleichnis stellt Christus den Samariter über den Priester und den Leviten, die sehr
großen Wert auf den Buchstaben des Gesetzes der Zehn Gebote legten. Der erste
gehorchte dem Geist dieser Gebote, während die beiden anderen damit zufrieden waren,
einen erhabenen Glauben an die Gebote zu bekennen. Aber was ist der Glaube ohne
entsprechende Werke? Wenn die Verteidiger des Gesetzes Gottes sich fest an seine
Prinzipien halten und zeigen, dass sie ihnen nicht nur dem Namen nach, sondern von
ganzem Herzen gehorchen; wenn ihr tägliches Leben bezeugt, dass sie im Geist der
göttlichen Gebote wandeln und den Menschen wahre Wohltätigkeit erweisen, dann
werden sie moralische Kraft besitzen, die Welt zu bewegen. Es ist für solche, die sich zur
Treue gegenüber Gottes Gesetz bekennen, unmöglich, die Grundsätze jenes heiligen
Dekalogs richtig darzustellen, während sie den ausdrücklichen Befehl, ihren Nächsten wie
sich selbst zu lieben, missachten.
Z4.67.1 (4T.58.2) Absatz: 9/36
Die beste Predigt, die über die Zehn Gebote gehalten werden kann, besteht darin, sie
auszuleben. Gehorsam sollte als persönliche Pflicht betrachtet werden. Das Versäumnis,
sie zu erfüllen, ist eine abscheuliche Sünde. Gott hat uns die Verpflichtung auferlegt, den
Himmel nicht nur uns selbst zu sichern, sondern es auch als eine bindende Pflicht zu
betrachten, anderen den Weg dorthin zu zeigen. Durch unsere Fürsorge und selbstlose
Liebe sollen wir alle zu Christo führen, die in unseren Einflussbereich gelangen. Die
sonderbare Abwesenheit von Grundsätzen im Leben so mancher bekenntlicher Christen
ist alarmierend. Ihre Missachtung des göttlichen Gesetzes entmutigt jene, die seine
heiligen Ansprüche anerkennen, und wendet solche von der Wahrheit ab, die sie
anderenfalls angenommen hätten.
Z4.67.2 (4T.58.3) Absatz: 10/36
Um eine genaue Erkenntnis über uns selbst zu erlangen, ist es notwendig, in den Spiegel
zu schauen. Darin werden wir unsere eigenen Fehler erkennen und innewerden, dass wir
des Blutes Christi bedürfen, des Borns, der für Sünde und Unreinigkeit geöffnet wurde,
worin wir die Gewänder unseres Charakters waschen und alle Flecken der Sünde reinigen
können. Aber viele weigern sich, ihre Fehler einzusehen und sie abzulegen. Sie wollen
sich gar nicht selbst erkennen.
Z4.67.3 (4T.59.1) Absatz: 11/36
Wenn wir einen hohen moralischen und geistlichen Stand erreichen wollen, müssen wir
etwas dafür tun. Wir sind der Gesellschaft gegenüber dazu verpflichtet, damit wir
fortwährend einen Einfluss zugunsten des Gesetzes Gottes ausüben können. Wir sollten
unser Licht so leuchten lassen, dass alle erkennen können, dass das heilige Gesetz
Einfluss auf Herz und Leben hat, so dass wir seinen Geboten gehorchen und keinen
seiner Grundsätze übertreten. Wir sind der Welt in großem Maße für die Seelen in unserer
Umgebung verantwortlich. Unsere Worte und Handlungen sprechen ständig für oder
gegen Christum und jenes Gesetz, das er während seines Erdenlebens verteidigte. Lasst
die Welt sehen, dass wir uns nicht selbstsüchtig nur um eigene Interessen kümmern und
uns der Religion erfreuen, sondern dass wir freigebig sind und unsere Segnungen und
Vorrechte durch die Heiligung in der Wahrheit gern mit ihnen teilen wollen. Lasst sie
sehen, dass die Religion, zu der wir uns bekennen, die Zugänge zur Seele nicht
verschließt, noch gefrieren lässt und uns nicht mitleidslos und streng macht. Lasst alle, die
vorgeben, Christum gefunden zu haben, dem Nutzen der Menschheit dienen, wie er es tat,
und einen Geist weiser Wohltätigkeit offenbaren. Dann werden wir erfahren, dass viele
Seelen dem Licht folgen, das aus unseren Worten und unserem Beispiel scheint.
Z4.68.1 (4T.59.2) Absatz: 12/36
Wir sollten uns alle einer liebenswürdigen Haltung befleißigen und sorgfältig unser
Gewissen bewachen. Der Geist der Wahrheit macht alle zu besseren Männern und
Frauen, die ihn in ihren Herzen aufnehmen. Er wirkt wie der Sauerteig, bis das ganze
Wesen mit seinen Prinzipien übereinstimmt. Er öffnet das Herz, das durch Habsucht
versteinert war; er öffnet die Hand, die immer vor menschlichem Leiden verschlossen war,
und Wohltätigkeit und Freundlichkeit erscheinen als Früchte.
Z4.68.2 (4T.59.3) Absatz: 13/36
Gott fordert von uns allen, selbstverleugnende Arbeiter zu sein. Jeder Teil der Wahrheit hat
eine praktische Anwendung auf unser tägliches Leben. Gesegnet sind, die das Wort des
Herrn hören und halten. Hören ist nicht genug; wir müssen handeln, wir müssen tun. Das
Halten der Gebote bringt großen Lohn. Wer durch seine Sympathie und sein mitfühlendes
Handeln gegenüber den Armen, Leidenden und Unglücklichen einen praktischen
Anschauungsunterricht von seiner Wohltätigkeit gibt, hilft nicht nur den Leidenden,
sondern trägt auch sehr viel zu seinem eigenen Frohsinn und zur Gesundheit von Seele
und Leib bei. Jesaja hat deutlich dargelegt, welches Werk Gott annehmen und segnen
wird: "Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden
hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last;
brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen
nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch. Alsdann wird dein
Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen, und
deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird dich zu sich
nehmen. Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird
er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst noch mit Fingern
zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende
Seele sättigen: so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein
wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der
Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie
eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt." Jesaja 58,6-11.
Z4.69.1 (4T.60.2) Absatz: 14/36
Es besteht eine enge Verbindung zwischen Gemüt und Körper. Wenn das eine angegriffen
wird, empfindet das andere mit. Der Gemütszustand hat sehr viel mit der Gesundheit des
Körpers zu tun. Ist der Geist unter dem Bewusstsein von Recht tun und der Gewissheit,
anderen Freude bereitet zu haben, frei und glücklich, dann wird er das ganze Wesen
günstig beeinflussen, die Blutzirkulation fördern und den ganzen Körper neu beleben. Der
Segen Gottes besitzt heilende Kraft, und alle, die anderen helfen, werden jenen
wunderbaren Segen in ihren eigenen Herzen und ihrem Leben verspüren.
Z4.69.2 (4T.61.1) Absatz: 15/36
Richteten sich eure Gedanken, lieber Bruder und liebe Schwester, mehr darauf, ein Kanal
des Segens für andere zu sein, so würdet ihr größeren Segen empfangen. Ihr beide habt
zu wenig menschliches Mitgefühl. Ihr kümmert euch nicht um die Bedürfnisse anderer. Ihr
seid hart und gefühllos. Ihr seid streng, genau und anmaßend geworden. Ihr seid in
Gefahr, euch zum Gewissen für andere zu machen. Ihr habt eure eigenen Ansichten über
christliche Pflichten und Anstand. Ihr wollt anderen mit diesen euren Ideen einen Maßstab
setzen. Dies ist außerhalb der Grenzen von Recht und Gerechtigkeit.
Z4.70.1 (4T.61.2) Absatz: 16/36
Andere Menschen haben auch ihre Meinung und auffallende Wesenszüge, die sich nicht
mit euren speziellen Ansichten vertragen. Ihr habt ebenso Mängel und Fehler wie eure
Geschwister; dies sollte bedacht werden, wenn sich Schwierigkeiten erheben. Euer
unrechtes Handeln ist für sie genauso kränkend wie das Ihre für euch, und ihr solltet sie
mit der Milde behandeln, die ihr euch gegenüber von ihnen erwartet. Ihr beide benötigt
größere Liebe und Sympathie für andere – eine Liebe und ein Mitgefühl, wie Jesus sie
offenbarte. In eurem eigenen Heim solltet ihr Freundlichkeit walten lassen, liebevoll zu
eurem Kind sprechen, es mit Zartgefühl behandeln und es nicht für jeden kleinen Irrtum
tadeln, damit es nicht durch ständiges Fehlerfinden verhärtet wird.
Z4.70.2 (4T.61.3) Absatz: 17/36
Ihr solltet euch in der Liebe und Langmut Christi üben. Indem ihr über die Beweggründe
und das Verhalten anderer argwöhnisch wacht, wirkt ihr oftmals dem Guten entgegen, das
ihr getan habt. Ihr hegt Gefühle, die einen frostigen Einfluss hinterlassen, die
zurückweisen anstatt anzuziehen und zu gewinnen. Ihr müsst willig sein, anderen
gegenüber eine so nachgiebige und geduldige Haltung einzunehmen, wie ihr es von ihnen
euch gegenüber wünscht. Selbstsüchtige Liebe zu euren eigenen Meinungen und Wegen
wird in großem Maße eure Macht, das gewünschte Gute zu vollbringen, zerstören.
Z4.70.3 (4T.61.4) Absatz: 18/36
Schwester F, dein größter Wunsch ist darauf gerichtet, zu herrschen. Du bist sehr
empfindlich. Wird dein Wille durchkreuzt, fühlst du dich ungerecht behandelt. Dein eigenes
Ich gerät in Harnisch, denn du besitzt keinen sanftmütigen und gelehrigen Geist. Du
solltest dich in diesem Punkt überwachen. Du musst dich gründlich bekehren, ehe dein
Einfluss so ist, wie er sein sollte. Der Geist, den du offenbarst, wird dich unglücklich
machen, wenn du dich nicht änderst. Du wirst die Fehler der anderen sehen und so eifrig
sein, diese zu korrigieren, dass du deine eigenen Fehler übersiehst. Es wird dir eine
schwere Aufgabe sein, den Splitter aus deines Bruders Auge zu entfernen, während ein
Balken in deinem Auge die klare Sicht behindert. Gottes Wille ist es nicht, dass du dein
eigenes Gewissen zum Maßstab für andere machst. Du hast die Pflicht, eine heitere
Gemütsverfassung und Selbstlosigkeit zu entwickeln, bis es dir zum größten Vergnügen
wird, alle in deiner Umgebung glücklich zu machen.
Z4.71.1 (4T.62.1) Absatz: 19/36
Für euch beide ist es notwendig, dass eure Herzen besänftigt und mit dem Geiste Christi
erfüllt werden, damit ihr in einer Atmosphäre des Frohsinns und der Wohltätigkeit lebt,
allen in eurem Einflussbereich zu helfen, sowohl gesund als auch glücklich zu sein. Ihr
habt geglaubt, dass Frohsinn sich nicht mit der Religion Christi vereinbaren ließe. Dies ist
ein Fehler. Wir können echte christliche Würde besitzen und trotzdem freudig und
angenehm in unserem Verhalten sein. Frohsinn ohne Leichtfertigkeit ist eine christliche
Charaktereigenschaft. Hütet euch davor, engstirnige Ansichten über Religion zu nähren,
oder ihr werdet euren Einfluss einbüßen und zu untreuen Haushaltern Gottes werden.
Z4.71.2 (4T.62.2) Absatz: 20/36
Unterlasst Verweise und Tadel. Ihr seid nicht dazu geeignet, Tadel auszuteilen. Eure Worte
verwunden und betrüben nur, anstatt zu heilen und zu reformieren. Überwindet die
Gewohnheit, nach kleinen Fehlern Ausschau zu halten, die ihr eines Verweises wert
erachtet. Seid weitherzig, großzügig und nachsichtig in eurem Urteil über Menschen und
Dinge. Öffnet eure Herzen dem Licht. Denkt daran, dass Pflicht eine Zwillingsschwester
hat – die Liebe. Diese beiden gemeinsam können beinahe alles zuwege bringen, während
das eine ohne das andere kaum Gutes stiften kann.
Z4.71.3 (4T.62.3) Absatz: 21/36
Es ist richtig, dass ihr beide Redlichkeit üben und eurem Empfinden von Recht folgen sollt.
Der gerade Pfad der Pflicht sei eure Wahl. Die Liebe zu Besitz, Vergnügen und
Freundschaft sollte euch nie beeinflussen, auch nur einen rechten Grundsatz zu opfern.
Seid fest im Befolgen des Diktats eines erleuchteten Gewissens und eurer Überzeugung
von Pflicht; aber hütet euch vor Blindgläubigkeit und Vorurteil. Enthaltet euch eines
pharisäischen Geistes.
Z4.71.4 (4T.63.1) Absatz: 22/36
Ihr streut jetzt Samen aus im großen Acker des Lebens, und was ihr heute sät, werdet ihr
eines Tages ernten. Jeder Gedanke, den ihr hegt, jede Gefühlsregung und alles, was ihr
tut, ist ein Same, der entweder gute oder böse Frucht hervorbringen wird. Die Erntezeit ist
nicht weit entfernt. All unsere Werke wird Gott in Betracht ziehen. All unsere Handlungen
und ihre Beweggründe liegen offen vor den Engeln und vor Gott.
Z4.72.1 (4T.63.2) Absatz: 23/36
Ihr solltet so weit wie möglich mit euren Geschwistern in Übereinstimmung kommen.
Unterwerft euch Gott und hört auf damit, Strenge und Fehlerfinden zu offenbaren. Gebt
euren eigenen Sinn auf und setzt an seine Stelle die Gesinnung des teuren Heilandes!
Blickt empor und ergreift seine Hand, damit die Berührung euch entflamme und mit den
lieblichen Eigenschaften seines unvergleichlichen Wesens erfülle! Öffnet eure Herzen
seiner Liebe. Lasst euch durch seine Kraft verändern. Lasst seine Gnade euch zur Stärke
dienen. Dann werdet ihr einen Einfluss zum Guten ausüben können. Eure sittliche Kraft
wird der feurigsten Prüfung standhalten. Eure Rechtschaffenheit wird geläutert und
geheiligt sein. Alsdann wird euer Licht hervorbrechen wie die Morgenröte.
Z4.72.2 (4T.63.3) Absatz: 24/36
Ihr beide müsst euch enger an andere anschließen. Christus ist unser Vorbild. Er stellt sich
der leidenden Menschheit gleich. Er macht die Bedürfnisse anderer zu seinen eigenen.
Wenn seine Brüder litten, dann litt auch er. Jede Geringschätzung oder Vernachlässigung
seiner Jünger betrachtete er als ihm persönlich angetan. Deshalb sagt er: "Ich bin hungrig
gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich
nicht getränkt." Matthäus 25,42.
Z4.72.3 (4T.63.4) Absatz: 25/36
Lieber Bruder, liebe Schwester, ihr solltet euch um einen ausgeglicheneren Charakter
bemühen. Das Fehlen eines notwendigen Wesenszuges mag alle anderen nutzlos
machen. Das Prinzip, zu dem ihr euch bekennt, sollte jeden Gedanken, jedes Wort und
jede Tat beeinflussen. Kreuzigt euer eigenes Ich und unterwerft es dem Herrn.
Z4.72.4 (4T.63.5) Absatz: 26/36
Der Gemeinde mangelt es sehr an Liebe und Menschlichkeit. Einige nehmen eine kalte,
frostige Haltung ein, offenbaren eine eiserne Würde, die alle abschreckt, mit denen sie in
Kontakt kommen. Dieser Geist wirkt ansteckend und schafft eine Atmosphäre, die alle
guten Impulse und Vorsätze erstickt. Er bringt den natürlichen Strom menschlichen
Mitgefühls, der Zärtlichkeit und Liebe zum Stillstand. Unter diesem Einfluss geraten die
Menschen in eine Zwangslage, und ihre geselligen und großherzigen Wesenszüge
verkümmern durch Mangel an Übung. Darunter leidet nicht nur die seelische Gesundheit,
sondern auch der Körper leidet durch diese unnatürliche Zurückhaltung. Das Angesicht
zeugt von Trübsinn und Kälte dieser gesellschaftswidrigen Atmosphäre. Die Gesichter
derer, die sich wohlwollend und mitfühlend verhalten, werden durch den Glanz wahrer
Güte erhellt; während solche, die keine freundlichen Gedanken und selbstlosen Gefühle
hegen, in ihren Angesichtern die Empfindungen zum Ausdruck bringen, die sie in ihren
Herzen hegen.
Z4.73.1 (4T.64.1) Absatz: 27/36
Schwester F, deine Gefühle gegenüber deiner Schwester sind nicht so, wie Gott es
wünscht. Sie brauchte deine schwesterliche Zuneigung und weniger Diktatur und
Fehlerfinderei. Deine Handlungsweise ihr gegenüber hat Depression und Angst in ihrem
Gemüt hervorgerufen, was ihre Gesundheit beeinträchtigt hat. Gib acht, dass du nicht
deine eigene Schwester unterdrückst und entmutigst. Du erträgst nicht alles von ihr. Wenn
sie etwas sagt, was irgendwie deinem Willen entgegen ist, fühlst du dich beleidigt.
Z4.73.2 (4T.64.2) Absatz: 28/36
Deine Schwester ist etwas eigensinnig und muss dagegen ankämpfen. Sie sollte
nachgiebiger sein. Aber du kannst nicht erwarten, einen nutzbringenden Einfluss auf sie
auszuüben, während du hart und lieblos mit ihr umgehst, die doch als Schwester eine
nahe Verwandte von dir ist und dazu noch deine Glaubensschwester. Ihr beide habt geirrt.
Ihr beide habt dem Feind Raum gegeben. Euer eigenes Ich beeinflusst eure Gefühle und
Handlungen, die ihr gegeneinander an den Tag legt.
Z4.73.3 (4T.64.3) Absatz: 29/36
Schwester F, du neigst dazu, deinen Mann, deine Schwester und alle in deiner Umgebung
zu beherrschen. Das Gemüt deiner Schwester hat sehr darunter gelitten. Wenn sie sich
Gott unterworfen und ihm vertraut hätte, würde sie es ertragen haben; aber Gott missfällt
dein Verhalten ihr gegenüber. Es ist widernatürlich und entschieden verkehrt. Sie ist nicht
unnachgiebiger, als du es bist. Wenn zwei solch eigensinnige Naturen aufeinanderstoßen,
ist das sehr schlecht für beide. Ihr beide müsst euch bekehren und in das göttliche
Ebenbild umgestaltet werden. Wenn ihr schon irrt, dann auf Seiten von Barmherzigkeit
und Nachsicht, aber nicht in Unduldsamkeit.
Z4.74.1 (4T.65.1) Absatz: 30/36
Milde Maßnahmen, sanfte Antworten und angenehme Worte sind viel besser geeignet, zu
reformieren und zu retten, als Strenge und Härte. Ein bisschen zu viel Unfreundlichkeit
mag Personen dahin bringen, wo du sie nie mehr erreichen kannst, während ein
versöhnlicher Geist sie dir näher bringt und du sie vielleicht auf den rechten Weg bringen
kannst. Befleißige dich auch eines vergebenden Geistes und zeige, dass du jede gute
Absicht und Tat anderer anerkennst. Bedenke deinen Mann, dein Kind, deine Schwester
und alle, mit denen du Umgang pflegst, mit einem Wort des Lobes. Fortwährender Tadel
vergiftet und verdunkelt das Leben eines jeden.
Z4.74.2 (4T.65.2) Absatz: 31/36
Bringe durch Eifersucht und Unduldsamkeit gegen andere keine Schande über die
christliche Religion. Dies wird keine Empfehlung für deinen Glauben sein. Durch Tadel und
Anklagen wurde noch niemand von einer verkehrten Stellung abgebracht, ganz im
Gegenteil, viele wurden dadurch von der Wahrheit weggetrieben und haben ihre Herzen
gegen die Überzeugung gestählt. Ein zartfühlender Geist, ein freundliches, gewinnendes
Wesen mag den Irrenden retten und eine Menge Sünden bedecken. Gott fordert von uns,
jene Liebe zu offenbaren, die "langmütig und freundlich" ist.
Z4.74.3 (4T.65.3) Absatz: 32/36
Die Religion Christi verlangt von uns nicht die Aufgabe unserer charakterlichen Eigenart.
Wir sollten uns nur in gewissem Maße dem Empfinden und der Denkweise anderer
Menschen anpassen. Viele Menschen, deren Auffassungen, Gewohnheiten und
Geschmack in weltlichen Dingen unterschiedlich sind, mögen in religiösem Glauben
zusammengeführt werden. Aber wenn die Liebe Christi in ihrem Herzen brennt und sie
nach demselben Himmel als ihrer ewigen Heimat Ausschau halten, können sie in
angenehmster, verständnisvollster Gemeinschaft und schöner Eintracht miteinander leben.
Es gibt kaum zwei Menschen, deren Erfahrungen in jeder Einzelheit übereinstimmen. Die
Prüfungen des einen bereiten dem anderen keine Schwierigkeit. Unser Herz sollte
hilfsbereitem Mitgefühl stets offen sein. Alle sollten die gleiche Liebe hegen, die Jesus
allen seinen Brüdern entgegenbrachte.
Z4.75.1 (4T.66.1) Absatz: 33/36
Überwinde die Neigung, mit deinem Sohn streng zu sein, sonst könnte es geschehen,
dass zu häufiges Tadeln ihm deine Gegenwart unerträglich macht und deine Ratschläge
verhasst. Binde ihn an dein Herz – nicht mit törichtem Verwöhnen, sondern mit dem
silbernen Band der Liebe. Du kannst fest und dennoch freundlich sein. Christus muss dir
dabei helfen. Liebe wird das Mittel sein, die Herzen anderer mit deinem zu verbinden, und
dein Einfluss mag sie auf dem guten und rechten Weg festigen.
Z4.75.2 (4T.66.2) Absatz: 34/36
Ich habe dich vor einem tadelsüchtigen Geist gewarnt, und möchte dich nochmals vor
diesem Fehler warnen. Manchmal tadelte Christus mit Strenge, und in einigen Fällen mag
es auch für uns notwendig sein, so zu handeln. Aber wir sollten bedenken, dass Christus
genau den Zustand derer kannte, die er zurechtwies, und wusste, wie viel Tadel er ihnen
zumuten konnte und was nötig war, um ihren verkehrten Kurs zu korrigieren. Aber er
wusste auch, die Irrenden zu bemitleiden, die Unglücklichen zu trösten und die
Schwachen zu ermutigen. Er wusste genau, wie man Seelen vor Verzagtheit bewahren
und sie mit Hoffnung erfüllen kann, weil er mit den wahren Beweggründen und
besonderen Schwierigkeiten jeden Gemüts vertraut war. Er konnte keinen Fehler machen.
Z4.75.3 (4T.66.3) Absatz: 35/36
Wir aber mögen Beweggründe falsch auslegen; wir mögen durch den Anschein betrogen
werden. Wir mögen glauben, im Recht zu sein, das Verkehrte zu tadeln, und dann zu weit
gehen, zu streng urteilen und verwunden, wo wir heilen wollten. Andererseits mögen wir
auch unkluger Weise Sympathie zum Ausdruck bringen und in unserer Unwissenheit
verdientem und zeitgemäßem Tadel entgegenwirken. Wir mögen in unserem Urteil
verkehrt sein; aber Jesus war zu weise, um zu irren. Er tadelte in Mitleid und liebte jene,
die er verwies, mit göttlicher Liebe.
Z4.75.4 (4T.66.4) Absatz: 36/36
Der Herr fordert, dass wir uns seinem Willen unterwerfen; besänftigt durch seinen Geist
und seinem Dienst geweiht. Die Selbstsucht müssen wir aufgeben und jeden
Charakterfehler überwinden, wie er überwand. Um dieses tun zu können, müssen wir
täglich dem eigenen Ich absterben. Paulus sagte: "Ich sterbe täglich." Er durchlebte jeden
Tag eine neue Bekehrung. Schritt für Schritt kam er dem Himmel näher. Nur dann können
wir Gottes Wohlgefallen haben, wenn wir täglich neue Siege im göttlichen Leben erringen.
Der Herr ist voller Gnade, voll zärtlichen Mitleids und sehr barmherzig. Er kennt unsere
Bedürfnisse und Schwächen und wird uns helfen, wenn wir ihm vertrauen und glauben,
dass er uns segnen und große Dinge für uns tun wird.
Kapitel 7: Christi Mitarbeiter
Z4.76.1 (4T.67.1) Absatz: 1/53
Es war eine bedeutungsvolle Zeit für ... während und nach der Lagerversammlung im
Jahre 1874. Hätte sich dort eine angenehme und brauchbare Stätte der Anbetung
befunden, würden mehr als die doppelte Anzahl der tatsächlich Gewonnenen ihren Stand
für die Wahrheit eingenommen haben. Gott arbeitet mit unseren Bemühungen zusammen.
Durch Vernachlässigung und Selbstsucht können wir Sündern den Weg versperren. Man
hätte größere Sorgfalt walten lassen müssen, um die Menschen zu retten, die wohl an der
Wahrheit interessiert sind, jedoch noch Irrtümern anhängen. Im Dienst Christi ist die
geschickte Führung genauso nötig wie die Feldherrnkunst bei der Führung einer Armee,
die das Leben und die Freiheit des Volkes schützt. Es ist nicht jedermanns Sache,
verständnisvoll für die Rettung von Seelen zu arbeiten. Viele Überlegungen müssen dabei
angestellt werden. Wir dürfen nicht aufs Geratewohl in das Werk des Herrn eintreten und
dann Erfolg erwarten. Der Herr braucht Menschen mit Herz und scharfsinnigem Verstand.
Jesus verlangt nach Mitarbeitern, nicht nach Stümpern! Es fehlt Gott an rechtlich
denkenden und verständigen Männern, die das bedeutende Werk vollenden, das zur
Rettung von Seelen notwendig ist.
Z4.76.2 (4T.67.2) Absatz: 2/53
Handwerker, Rechtsanwälte, Kaufleute, Männer jeglichen Gewerbes und Standes bilden
sich weiter, um Meister ihres Faches zu werden. Sollten Christi Nachfolger weniger
einsichtsvoll sein? Sollten sie, während sie doch bekenntlich in seinem Dienst stehen, die
anzuwendenden Mittel und Wege nicht kennen? Unser Vorhaben, das ewige Leben zu
erlangen, steht über jeder irdischen Erwägung. Um Menschen zu Jesus führen zu können,
muss man die menschliche Natur kennen und das Trachten des menschlichen Herzens
erforschen. Wir müssen sorgfältig nachdenken und inbrünstig beten, um zu erfahren, wie
man sich Männern und Frauen mit dem großen Gegenstand der Wahrheit nähern soll.
Z4.77.1 (4T.68.1) Absatz: 3/53
Manche unbesonnenen, impulsiven aber dennoch aufrichtigen Menschen gehen,
nachdem sie sehr eindringlich gesprochen haben, zu einem kurz angebundenen Ton über,
der den Außenstehenden die Wahrheit, die sie annehmen sollen, abstoßend erscheinen
lässt. "Die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht."
Lukas 16,8. Geschäftsleute und Politiker befleißigen sich der Höflichkeit. Es ist ihr
Grundsatz, sich so liebenswürdig wie nur möglich zu verhalten. Sie bemühen sich, recht
geschickt anzuknüpfen, und erlernen Umgangsformen, die dazu dienen sollen, ihnen den
größtmöglichsten Einfluss auf die Herzen ihrer Umgebung zu verschaffen. Sie wenden ihr
Wissen und ihre Fähigkeiten so geschickt wie nur irgend möglich an, um dieses Ziel zu
erreichen.
Z4.77.2 (4T.68.2) Absatz: 4/53
Viele Christusgläubige bringen eine Unmenge überflüssiger Dinge vor, die den Zugang
zum Kreuz versperren. Dennoch gibt es manche, die so tief überzeugt sind, dass sie jede
Schwierigkeit und jedes Hindernis überwinden werden, um die Wahrheit zu erlangen.
Hätten die Gläubigen ihren Sinn durch unbedingten Gehorsam geläutert und die
Bedeutung des Wissens und einer feineren Lebensart im Werke Christi erfasst, wären
ganz gewiss zwanzig Seelen gerettet worden, wo nur eine gerettet worden ist.
Z4.77.3 (4T.68.3) Absatz: 5/53
Dann ist es notwendig, sich um die Seelen zu kümmern, die sich der Wahrheit zugewandt
haben. Der Eifer vieler Prediger scheint nachzulassen, sobald ihre Anstrengungen von
gewissen Erfolgen begleitet werden. Sie erkennen nicht, dass diese Neubekehrten
aufmerksamer Pflege, wachsame Aufmerksamkeit, Hilfe und Ermutigung bedürfen. Sie
sollten sich nicht selbst überlassen bleiben, eine Beute für Satans außerordentlich
gewaltige Versuchungen. Sie müssen auf ihre besonderen Pflichten vorbereitet werden,
brauchen freundliche Behandlung und Führung. Mitgläubige müssen sie aufsuchen und
mit ihnen beten. Diese Seelen brauchen die Nahrung, die für jeden Menschen zur rechten
Zeit angemessen ist.
Z4.78.1 (4T.68.4) Absatz: 6/53
Kein Wunder, dass einige entmutigt sind, unschlüssig am Wege stehen und den Wölfen
zum Opfer fallen. Satan ist allen auf der Spur. Er schickt seine Helfershelfer hinaus, um
die Menschen, die er verloren hat, in seine Reihen zurückzuholen. Es müsste mehr Väter
und Mütter geben, die diesen "jungen Kindern in Christo" ihr Herz öffnen, sie ermutigen
und für sie beten, damit ihr Glaube nicht verwirrt werde.
Z4.78.2 (4T.69.1) Absatz: 7/53
Predigen ist ein geringer Teil der Arbeit, die zur Rettung von Seelen getan werden muss.
Der Geist Gottes überzeugt Sünder von der Wahrheit und legt sie in die Arme der
Gemeinde. Die Prediger mögen ihr Teil vollbringen, aber niemals können sie die Arbeit
verrichten, die die Gemeinde zu leisten hat. Gott erwartet von den Gemeindegliedern,
dass sie sich der an Glauben und Erfahrung "jungen Kinder in Christo" annehmen, sie
aufsuchen, nicht um mit ihnen zu klatschen, sondern um zu beten und zu ihnen Worte zu
sprechen, die "wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen" (Sprüche 25,11) sind.
Z4.78.3 (4T.69.2) Absatz: 8/53
Wir alle müssen uns mit den menschlichen Charakteren und Verhaltensweisen
beschäftigen, damit wir lernen, wie man mit verschieden veranlagten Gemütern richtig
umgeht. Es gilt, sich eifrig darum zu bemühen, ihnen zu einem fehlerfreien Verständnis
des Wortes Gottes und zu einem wahren Christenleben zu verhelfen. Lesen wir die Bibel
mit ihnen, und wenden wir ihre Sinne von zeitlichen Dingen auf ihr ewiges Heil! Es ist die
Pflicht der Kinder Gottes, für den himmlischen Vater missionarisch zu wirken und mit den
Hilfsbedürftigen bekannt zu werden. Wenn jemand unter den Anfechtungen Satans ins
Schwanken gerät, nehme man sich seiner sorgfältig an und behandle ihn mit allem
Verständnis; denn seine ewigen Interessen stehen auf dem Spiel, und die Worte und
Taten derer, die für ihn arbeiten, können ein Geruch des Lebens zum Leben oder aber ein
Geruch des Todes zum Tode sein.
Z4.79.1 (4T.69.3) Absatz: 9/53
Manchmal ergibt sich ein Fall, der ernstliche Beachtung unter Gebet bedarf. Dem
Betreffenden muss sein wahrer Charakter gezeigt werden. Er muss die Eigentümlichkeiten
seiner Veranlagung und seines Temperamentes verstehen lernen und seine
Unzulänglichkeiten erkennen. Ihn verständnisvoll zu behandeln, ist hier erste Forderung.
Wenn wir Zugang zu ihm finden können und sein Herz von unseren erfahrenen und
geduldigen Bemühungen berührt wird, kann er Christo mit festen Banden verbunden
werden, ja er wird lernen, Gott zu vertrauen. Ist es uns gelungen, das zu erreichen, blickt
die ganze himmlische Familie auf uns herab und freut sich, weil eine kostbare Seele
Satans Schlinge entrissen und vom Tode errettet worden ist! Ob es sich nicht lohnt,
verständnisvoll für die Rettung von Seelen zu wirken? Christus bezahlte den Preis seines
Lebens für sie. Sollen seine Nachfolger fragen: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?"
1.Mose 4,9. Sollen wir nicht im Einklang mit dem Meister wirken? Wissen wir nicht den
Wert von Menschen zu würdigen, für die unser Heiland auf Golgatha gestorben ist?
Z4.79.2 (4T.69.4) Absatz: 10/53
Um Kinder für das Werk Gottes zu interessieren, sind verschiedene Anstrengungen
gemacht worden, die jedoch nicht genügen. Ein Weg wäre, unsere Sabbatschulen
anziehender zu gestalten. Die öffentlichen Schulen haben ihre Unterrichtsmethoden in den
letzten Jahren wesentlich verbessert. Anschauungsmaterial, Bilder und Wandtafeln
werden benutzt, um dem jugendlichen Verstand schwierige Texte zu verdeutlichen. In
gleicher Weise kann auch die gegenwärtige Wahrheit für die geistig aufgeschlossenen
Kinder vereinfacht und überaus interessant dargestellt werden.
Z4.79.3 (4T.70.1) Absatz: 11/53
Eltern, denen man auf keine andere Weise nahe kommen kann, werden häufig durch ihre
Kinder erreicht. Sabbatschulhelfer können die Kinder in der Wahrheit unterweisen, die nun
ihrerseits die Botschaft Gottes in den Familienkreis tragen. Doch nur wenige Lehrer
scheinen die Bedeutung dieser Abteilung des Werkes zu verstehen. Die mit so großem
Erfolg in den öffentlichen Schulen angewandte Unterrichtsmethodik könnte mit ähnlichen
Ergebnissen in den Sabbatschulen angewandt werden und dazu dienen, die Kinder zu
Jesu zu führen und sie in der biblischen Wahrheit zu erziehen. Dies wird bei weitem mehr
nützen als der fromme "Rausch" einer rührseligen Geschichte, der ebenso schnell
vergeht, wie er gekommen ist.
Z4.80.1 (4T.70.2) Absatz: 12/53
Die Liebe Christi sollte untereinander gepflegt werden. In dem Werk, von dem wir glauben,
dass es vor dem Kommen Christi getan werden muss, ist stärkerer Glaube vonnöten. Es
gilt, uneigennütziger, selbstaufopfernder und aufrichtiger zu arbeiten. Man sollte
aufmerksam und unter Gebet überlegen, wie am erfolgversprechendsten gearbeitet
werden kann. Bringt sorgfältige Pläne zur Reife! Es gibt Köpfe unter uns, die erfinderisch
sind und diese Pläne ausführen könnten, wenn man ihnen nur die Möglichkeit gäbe. Gut
geleitete Bemühungen, die auf Erfahrung beruhen, würden bedeutende Ergebnisse
erzielen.
Z4.80.2 (4T.70.3) Absatz: 13/53
Gebetsversammlungen sollten die fesselndsten Zusammenkünfte sein, die wir abhalten.
Häufig werden sie jedoch kümmerlich durchgeführt. Viele hören wohl die Predigt, doch die
Gebetsversammlung vernachlässigen sie. Auch hier ist Nachdenken erforderlich. Wir
sollten Gott um Weisheit bitten und den Ablauf der Versammlungen so ausarbeiten, dass
sie wirklich abwechslungsreich und anziehend sein können. Gottes Kinder hungern nach
dem Brot des Lebens. Wenn sie es in der Gebetsversammlung finden, werden sie auch
hingehen, um es zu empfangen.
Z4.80.3 (4T.70.4) Absatz: 14/53
Lange, weitschweifige Reden und Gebete sind nirgends angebracht, besonders nicht in
der Gebetsversammlung. Den vorlauten und immer zum Reden bereiten Gläubigen wird
gestattet, das Zeugnis der Schüchternen und Zurückhaltenden beiseite zu schieben. Die
Oberflächlichsten unter ihnen reden dabei im allgemeinen am meisten. Sie beten
weitschweifig und ohne Überlegung und ermüden Engel und Menschen, die ihnen zuhören
müssen. Unsere Gebete seien kurz und treffend! Wenn jemand lange, ermüdende Bitten
darzubringen hat, soll er sie zu Hause im stillen Kämmerlein vorbringen. Öffnet dem Geist
Gottes eure Herzen, und er wird alle trockene Förmlichkeit auslöschen.
Z4.81.1 (4T.71.1) Absatz: 15/53
Musik kann einen mächtigen Einfluss zum Guten ausüben; doch machen wir nicht
genügend Gebrauch von dieser Art der Anbetung. Im allgemeinen wird aus einer
plötzlichen Eingebung heraus gesungen oder um besonderen Anlässen zu genügen.
Andererseits sind die Darbietungen so fehlerhaft, dass sie bei den Hörern keinen guten
und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Musik sollte schön und gewaltig sein und unser
Inneres anrühren. Lasst die Stimmen sich in Lob- und Weiheliedern erheben. Wo
angängig, nehmt Instrumentalmusik zu Hilfe, und lasst reine Harmonien als angenehmes
Opfer zu Gott emporsteigen.
Z4.81.2 (4T.71.2) Absatz: 16/53
Aber es ist manchmal schwieriger, die Sänger an Zucht und Ordnung zu gewöhnen, als
die Gewohnheiten beim Beten und der Ansprache zu vervollkommnen. Viele wollen alles
nach ihrem eigenen Stil ausführen. Sie stellen sich gegen Beratungen und können nicht
ertragen, geführt zu werden. Wohlausgereifte Pläne müssen dem Gottesdienst sein
Gepräge geben. Es ist etwas Treffliches um den gesunden Menschenverstand bei der
Anbetung des Herrn. Die Verstandeskräfte sollten Christo geweiht werden. Eine schöne
Aufgabe liegt darin, Mittel und Wege zu ersinnen, wie ihm am besten gedient werden
kann. Die Gemeinde Gottes, die sich um eine nützliche Anwendung ihres Daseins bemüht,
indem sie die Wahrheit auslebt und Menschen zu retten versucht, kann in der Welt eine
Macht darstellen, wenn sie vom Geist des Herrn geleitet wird. Sie darf nicht annehmen,
dass sie ohne Überlegung für die Ewigkeit wirken kann.
Z4.81.3 (4T.71.3) Absatz: 17/53
Durch mangelndes Mitgefühl und mangelnde Geselligkeit untereinander verlieren wir als
Volk sehr viel. Wer von Unabhängigkeit spricht und sich selbst abschließt, füllt die ihm von
Gott zugewiesene Aufgabe nicht aus. Wir sind Kinder Gottes und in Glück und Freude
voneinander abhängig. Die Forderungen Gottes und der Menschheit richten sich auf uns.
Wir alle müssen in diesem Leben unseren Platz ausfüllen. Die besondere Pflege unserer
naturgegebenen Fähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen anzuknüpfen, macht uns
unseren Brüdern angenehm und bereitet uns Freude in unserem Bemühen, andere
Menschen glücklich zu machen. Die himmlische Glückseligkeit wird in der reinen
Gemeinschaft mit heiligen Wesen bestehen, im harmonischen Umgang mit seligen Engeln
und den Erlösten, die ihre Kleider gewaschen und im Blut des Lammes hell gemacht
haben. Wir können nicht glücklich sein, während wir völlig in eigenen Interessen aufgehen.
Wir sollten in dieser Welt leben, um Menschen für den Heiland zu gewinnen. Wenn wir
anderen Unrecht zufügen, schädigen wir uns selbst; wenn wir andere glücklich machen,
bereiten wir uns selbst Freude, denn der Einfluss einer jeden guten Tat strahlt in das
eigene Herz zurück.
Z4.82.1 (4T.72.1) Absatz: 18/53
Wir sind verpflichtet, einander zu helfen. Nicht immer kommen wir mit umgänglichen,
liebenswürdigen und freundlichen Christen in Berührung. Viele haben keine richtige
Erziehung erhalten. Ihre charakterliche Entwicklung ist in falsche Bahnen gelenkt worden;
sie sind verhärtet und rau und scheinen in jeder Hinsicht verkehrt zu sein. Während wir
diesen Menschen helfen, ihre Mängel zu erkennen und zu berichtigen, müssen wir darauf
achten, durch die Fehler unserer Mitmenschen nicht ungeduldig und reizbar zu werden. Es
gibt unangenehme Menschen, die Christus bekennen; aber die Herrlichkeit der christlichen
Gnade wird sie umgestalten, wenn sie sich fleißig darum bemühen, so demütig und
sanftmütig zu werden wie Christus, dem sie nachfolgen, und wenn sie sich vor Augen
halten, dass "unser keiner lebt sich selber" Römer 14,7. Welch eine auserwählte Stellung,
Mitarbeiter Christi zu sein! Wo sind die selbstaufopfernden Zeugen Jesu in unseren
großen Städten zu finden? Der Herr braucht Arbeiter in seinem Weinberg. Gott nicht der
Zeit zu berauben, die er von uns beansprucht, darum sollten wir besorgt sein. Keinesfalls
sollten wir sie untätig oder mit Ausschmückung unseres Körpers dahingehen lassen,
indem wir die kostbaren Stunden für eitle Torheiten verwenden. Gottes Wille ist es, dass
wir diese Stunden dem Gebet widmen und sie dazu dienen lassen, mit unseren Bibeln
vertraut zu werden und zum Wohl unserer Mitmenschen zu wirken. Auf diese Weise
werden wir und sie für die große Aufgabe zubereitet, die uns übertragen ist.
Z4.82.2 (4T.72.2) Absatz: 19/53
Mütter wenden unnötige Mühe an Kleidungsstücke, mit denen sie ihre Kinder und sich
selbst zieren wollen. Eine unserer Aufgaben besteht darin, uns selbst schlicht zu kleiden
und unsere Kinder ordentlich anzuziehen, ohne unnützen Zierrat, ohne Stickereien oder
irgendwelchen Aufwand. Wir müssen darauf achten, dass wir in ihnen keinen Hang zur
Putzsucht großziehen, die sich zu ihrem Verderben auswirken wird; bemühen wir uns
lieber, die christlichen Tugenden zu pflegen. Niemand von uns kann von seiner
Verantwortung entbunden werden. Wir können keinesfalls mit reinem Gewissen vor Gottes
Thron stehen, es sei denn, wir erfüllen die Aufgabe, die uns der Meister übertragen hat.
Z4.83.1 (4T.73.1) Absatz: 20/53
Gott braucht Missionare, gewissenhafte Männer und Frauen, die keiner Verantwortung
ausweichen. Besonnenes Wirken wird gute Ergebnisse zeitigen. Es muss tatsächlich
etwas geschehen. Die Wahrheit sollte in bedachtsamer Weise dem Volk von solchen
nahegebracht werden, die Demut mit Weisheit verbinden. Wir dürfen uns von unseren
Mitmenschen nicht fernhalten, sondern müssen mit ihnen vertraut werden; denn ihre
Seelen sind genauso wertvoll wie die unsrigen. Wir können das Licht in ihr Heim bringen,
können mit ihnen in besänftigender und ergebener Weise reden, damit sie sich der ihnen
dargebotenen Gnadengabe nähern. Wir können, wenn es angebracht erscheint, mit ihnen
beten, wir können ihnen zeigen, dass es für sie erstrebenswertere Ziele zu erreichen gibt,
und dann werden wir behutsam von den heiligen Wahrheiten für diese letzten Tage zu
ihnen sprechen.
Z4.83.2 (4T.73.2) Absatz: 21/53
Wir kommen als Volk mehr zum Singen als zum Beten zusammen. Aber selbst diese
Singstunden können in so ehrfurchtsvoller und doch munterer Weise durchgeführt werden,
dass von ihnen ein guter Einfluss ausgeht. Gleichwohl, es wird zuviel gescherzt, zuviel
geschwätzt und geklatscht, um diese Stunden segensreich gestalten zu können. Unsere
Gedanken werden nicht geläutert und unser Benehmen wird nicht verfeinert.
Aufsehenerregende Erweckungsversammlungen
Z4.84.1 (4T.73.3) Absatz: 22/53
In ... war das Interesse viel zu sehr geteilt. Wenn sich eine neue religiöse Strömung zeigt,
gibt es manche, die ihren Einfluss auf der falschen Seite geltend machen. Jeder Mann und
jede Frau sollte auf der Hut sein, da es weit und breit Täuschungen gibt, die darauf
abzielen, von der Wahrheit wegzuführen. Es gibt Menschen, die immer bereit sind, neue
und ungewöhnliche Dinge mit anzusehen und mit anzuhören. Der Feind der Seelen besitzt
in diesen großen Städten genügend Mittel, um die Neugier zu erwecken und den Geist
von den bedeutenden, heiligenden Wahrheiten für diese letzten Tage abzuwenden.
Z4.84.2 (4T.73.4) Absatz: 23/53
Wenn jede auf- und abwallende religiöse Erweckungsbewegung einige dahin bringt, der
kleinen Schar derer, die sich zu einer wenig beliebten Wahrheit bekennen, ihre
Anwesenheit und ihren Einfluss, und damit ihre volle Unterstützung zu entziehen, wird es
in der Gemeinde viel Schwäche geben, wo Stärke zutage treten sollte. Satan benutzt
verschiedene Mittel und Wege, um seine Absichten auszuführen. Und wenn er unter dem
Deckmantel volkstümlicher Religion Wankelmütige und Arglose vom Pfad der Wahrheit
wegführen kann, hat er mit der Teilung der Kraft des Volkes Gottes viel erreicht. Diese
unbeständige Erweckungsbegeisterung, die wie die Gezeiten kommt und geht, trägt ein
trügerisches Äußere zur Schau, das viele redliche Menschen verführt zu glauben, sie
hätten es mit dem wahren Geist Gottes zu tun. Auf diese Weise wächst die Zahl der
Bekehrten. Erregbare Naturen, Schwache und Nachgiebige strömen zu ihrer Fahne, doch
wenn die Woge zurückgeht, findet man sie am Ufer gestrandet! Lasst euch weder von
falschen Lehrern täuschen noch von trügerischen Worten leiten! Der Feind der Seelen ist
sich gewiss, genügend befriedigende Gerichte zur Verfügung zu haben, um allen
Geschmacksrichtungen dienen zu können.
Z4.84.3 (4T.74.1) Absatz: 24/53
Es wird immer plötzlich aufleuchtende Meteore geben, die sichtbar werden; aber der
Lichtschweif, den sie hinterlassen, erlischt sofort in der Dunkelheit, die dann noch
undurchdringlicher scheint als zuvor. Diese aufsehenerregenden religiösen Erweckungen,
die durch Anekdoten und durch die Darstellung von Überspanntheiten und
Wunderlichkeiten sichtbar werden, sind nichts anderes als nur ein oberflächliches
Strohfeuer. Wer unseres Glaubens ist und sich durch dieses Blendwerk fesseln und
betören lässt, wird niemals Gottes Werk aufbauen. Er ist fähig, seinen Einfluss beim
geringsten Anlass zurückzuziehen und andere zu verleiten, jenen Versammlungen
beizuwohnen, in denen sie das hören, was die Seele schwächt und den Geist verwirrt.
Gerade dieses Zurückziehen vom Werk lässt die Sache Gottes ins Stocken geraten. Wir
müssen im Glauben standhaft und beharrlich sein. Unsere Aufgabe liegt vor uns. Sie
besteht darin, dass andere Gemüter durch das im Gesetz Gottes offenbarte Licht der
Wahrheit von innen erleuchtet und aus der Finsternis geführt werden. Diese Aufgabe
verlangt entschiedene, beharrliche Willenskraft und den bestimmten Vorsatz, zum Erfolg
zu kommen.
Z4.85.1 (4T.74.2) Absatz: 25/53
Es gibt etliche in der Gemeinde, die es nötig haben, sich an die Säulen unseres Glaubens
zu klammern, zur Ruhe zu kommen und einen festen Grund zu finden, statt in
oberflächlichen Erregungen dahinzutreiben und aus plötzlichen Einfällen heraus zu
handeln. Es gibt in der Gemeinde Menschen, die geistlich krank sind. Sie haben ihre
Kränklichkeit selbst verschuldet. Ihre geistliche Schwäche ist das Ergebnis ihrer
wankelmütigen Haltung. Sie werden von den wechselnden Winden der Lehre hin und her
geworfen, sind oft verwirrt und in Zweifel versetzt, weil sie gänzlich gefühlsmäßig handeln.
Sie sind sogenannte Sensations-Christen; sie verlangen immer nach etwas Neuem und
ganz Besonderem. Befremdliche Lehren verwirren ihren Glauben. Für die Sache der
Wahrheit sind sie wertlos.
Z4.85.2 (4T.75.1) Absatz: 26/53
Gott ruft nach standhaften Männern und Frauen, die genau wissen, was sie wollen, auf die
man sich in Zeiten der Gefahr und Anfechtung verlassen kann, die in der Wahrheit so fest
gewurzelt und gegründet sind wie die ewigen Hügel; Männer und Frauen, die weder nach
rechts noch nach links schwanken, sondern sich unbeirrbar vorwärts bewegen und stets
auf der rechten Seite gefunden werden. Es gibt manche, die in Zeiten religiöser Gefahr
fast immer in den Reihen des Feindes gesucht werden können. Wenn sie überhaupt
irgendwelchen Einfluss ausüben, dann bestimmt in der falschen Richtung. Sie fühlen sich
nicht moralisch verpflichtet, ihre ganze Kraft für die Wahrheit einzusetzen, zu der sie sich
bekennen. Der Lohn solcher Menschen wird einst ihren Werken entsprechen.
Z4.86.1 (4T.75.2) Absatz: 27/53
Wer nur wenig tut, um Seelen für den Heiland, für die Ewigkeit zu gewinnen und vor Gott
recht zu stehen, der wird auch selbst nur geringe geistliche Stärke gewinnen. Wir müssen
die Kraft, die wir besitzen, unaufhörlich anwenden, damit sie zunehmen und sich entfalten
kann. Wie Krankheit die Folge der Verletzung der Naturgesetze ist, so ist geistlicher
Niedergang das Ergebnis andauernder Übertretung des Gesetzes Gottes. Doch gerade
diese Übertreter behaupten, alle Gebote Gottes zu halten.
Z4.86.2 (4T.75.3) Absatz: 28/53
Wir müssen näher zu Gott kommen, uns selbst in ein engeres Verhältnis zum Himmel
bringen und die Grundsätze des göttlichen Gesetzes auch in den unbedeutendsten
Handlungen unseres täglichen Lebens anwenden, um geistlich gesund zu sein. Gott hat
seinen Dienern Fähigkeiten und Gaben verliehen, dass sie seiner Verherrlichung dienen
sollen und nicht brachliegen oder vergeudet werden. Er hat ihnen Licht und die Erkenntnis
seines Willens gegeben, damit sie anderen mitgeteilt werde. Handeln wir in dieser Weise,
werden wir zu lebendigen Lichtträgern. Wenn wir unsere geistliche Kraft nicht anwenden,
werden wir ebenso schwach, wie die Glieder des Körpers kraftlos werden, sobald der
Kranke dazu verurteilt ist, längere Zeit untätig zu verharren. Nur die Betätigung verleiht
Stärke.
Z4.86.3 (4T.75.4) Absatz: 29/53
Nichts gibt uns größere geistliche Kraft und lässt unseren Eifer und unsere Gefühlstiefe
mehr zunehmen, als Kranke und Verzagte zu besuchen, ihnen zu dienen und behilflich zu
sein, das Licht zu schauen und ihren Glauben auf Jesum zu setzen. Darunter gibt es auch
unangenehme Pflichten, die jemand erfüllen muss, wenn Menschen nicht dem Verderben
anheimfallen sollen. In der Erfüllung dieser Aufgaben werden wir den Segen Gottes
spüren, ganz gleich, wie unerfreulich sie auch sein mögen. Christus nahm die
unangenehme Aufgabe auf sich, die Stätte der Reinheit und unübertroffenen Herrlichkeit
zu verlassen, um als Mensch unter Menschen in einer von Frevel, Gewalttat und Bosheit
gebrandmarkten und verfinsterten Welt zu wohnen. All das nahm er auf sich, um Seelen
zu retten. Sollen die Menschen, denen diese erstaunliche Liebe und beispiellose
Herablassung gilt, ihr Leben selbstsüchtiger Bequemlichkeit entschuldigen? Sollen sie ihr
Vergnügen vorziehen, ihren Neigungen folgen und Menschen dem Untergang in der
Finsternis überlassen, nur weil sie bei ihrer seelengewinnenden Arbeit mit Fehlschlägen
und Widerständen werden zu rechnen haben? Christus zahlte einen unermesslich hohen
Preis für die Erlösung der Menschheit. Soll er sprechen: "Mein Vater, ich will nicht in
deinem Weinberg arbeiten; ich bitte dich, entschuldige mich?"
Z4.87.1 (4T.76.1) Absatz: 30/53
Gott ruft nach denen in Zion, die gemächlich dahinleben, dass sie sich aufmachen und
arbeiten. Werden sie des Meisters Stimme hören? Gott braucht dem Gebet ergebene,
gewissenhafte Mitarbeiter, die an allen Wassern säen. Wer so wirkt, wird
überraschenderweise feststellen, dass Schwierigkeiten, die im Namen und in der Kraft
Jesu entschlossen ertragen werden, den Glauben festigen und den Mut erneuern. Der
Weg demütigen Gehorsams bedeutet Sicherheit und Stärke, Trost und Hoffnung. Wer
jedoch nichts für Jesum tut, wird schließlich den Lohn verlieren. Kraftlose Hände sind nicht
fähig, sich an den Allmächtigen zu klammern. Matte Knie werden an dem Tag der Trübsal
des Beistandes ermangeln. Die aber die Bibel studiert haben und auch die christlichen
Missionsarbeiter werden den herrlichen Lohn empfangen und die Worte hören: "Ei, du
frommer und getreuer Knecht, ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21.
Mittel vorenthalten
Z4.87.2 (4T.76.2) Absatz: 31/53
Der Segen Gottes wird auf denen in ... ruhen, die die Sache Christi tief im Herzen tragen.
Die im Glauben und aus Liebe zu unserem gekreuzigten Erlöser dargebrachten freiwilligen
Opfer unserer Brüder und Schwestern werden in Form von Segnungen auf sie
zurückkommen; denn Gott verzeichnet und bewahrt jede großherzige Tat seiner Heiligen.
Zum Bau eines Gotteshauses gehören große Glaubensübung und Vertrauen zu Gott. Wer
in geschäftlichen Angelegenheiten nichts wagt, wird nur geringe Fortschritte machen.
Weshalb sollten wir nicht auch einem Unternehmen für Gott Glauben entgegenbringen
und in seinem Werk Mittel anlegen?
Z4.88.1 (4T.77.1) Absatz: 32/53
Manche sind freigebig mit dem Wenigen, was sie besitzen, solange sie in Armut leben;
sobald sie jedoch zu Wohlstand kommen, werden sie geizig. Ihr Glaube ist deshalb so
klein, weil ihre Wohltaten mit ihrem Wohlstand nicht Schritt halten und sie dem Werk
Gottes nichts geben, was für sie ein wirkliches Opfer bedeutet.
Z4.88.2 (4T.77.2) Absatz: 33/53
Nach dem israelitischen System wurde verlangt, dass zuerst dem Herrn Wohltätigkeit
erwiesen werden sollte. Bei der Ernte und Weinlese waren die Erstlinge der Früchte des
Feldes – Getreide, Wein und Öl – dem Herrn als Opfer zu weihen. Die Nachlese und die
Enden der Felder sollten den Armen überlassen werden. Unser liebreicher himmlischer
Vater übersah die Bedürfnisse der Armen nicht. Die erste Wolle nach dem Scheren der
Schafe und die ersten Körner nach dem Dreschen des Weizens waren dem Herrn
darzubringen. Den Juden war ausdrücklich geboten, die Armen, Witwen, Waisen und
Fremdlinge zu ihren Festen einzuladen. Am Ende jedes Jahres mussten alle unter
feierlichem Eid aussagen, ob sie nach Gottes Gebot gehandelt hatten oder nicht.
Z4.88.3 (4T.77.3) Absatz: 34/53
Diese Anordnung wurde von Gott getroffen, um dem Volk einzuprägen, dass er in allen
Dingen die erste Stelle einnehmen muss. Durch diese Art der Wohltätigkeit sollte ihrem
Gedächtnis eingeschärft werden, ihr gnädiger Meister sei nicht nur der eigentliche
Eigentümer ihrer Felder und ihrer Schaf- und Rinderherden, sondern der Gott des
Himmels sei es auch, der ihnen Sonnenschein und Regen für die Zeit der Saat und der
Ernte schickt. Alles, was sie besaßen, war von ihm geschaffen. Alles gehörte dem Herrn,
und er hatte sie zu Haushaltern seiner Güter eingesetzt.
Z4.88.4 (4T.77.4) Absatz: 35/53
Die Freigebigkeit der Israeliten bei der Errichtung der Stiftshütte und beim Bau des
Tempels wirft ein helles Licht auf ihren mildtätigen Geist, der bei den Christen irgendeines
späteren Zeitpunktes seinesgleichen suchte. Sie waren eben von ihrer langen
Knechtschaft in Ägypten befreit worden und wanderten in der Wüste umher; kaum hatten
sie die Heere der Ägypter, die ihnen auf ihrer eiligen Reise nachgesetzt waren, hinter sich
gelassen, als das Wort des Herrn zu Mose kam: "Sage den Kindern Israel, dass sie mir ein
Hebopfer geben und nehmt dasselbe von jedermann, der es willig gibt." 2.Mose 25,2.
Z4.89.1 (4T.78.1) Absatz: 36/53
Sein Volk hatte wenig Besitztümer und keine schmeichelhaften Aussichten, sie zu
vermehren. Sie hatten aber ein Ziel vor sich – Gott ein Heiligtum zu errichten. Der Herr
hatte gesprochen, und sie mussten seiner Stimme gehorchen. Nichts behielten sie zurück!
Alle gaben mit willigen Händen nicht etwa eine bestimmte Summe ihres Einkommens,
sondern einen großen Teil ihres gesamten Besitzes. Freudig und von ganzem Herzen
opferten sie diesen Teil dem Herrn und gewannen dadurch sein Wohlgefallen. War nicht
alles sein Eigentum? Hatte nicht er ihnen alles gegeben, was sie besaßen? War es nicht
ihre Pflicht, dem Geber sein Eigentum zurückzugeben, wenn er danach verlangte?
Z4.89.2 (4T.78.2) Absatz: 37/53
Kein Drängen war nötig. Das Volk brachte sogar mehr, als man verlangt hatte. Ihm wurde
gesagt, seiner Gebefreudigkeit Einhalt zu gebieten, denn es war bereits mehr vorhanden,
als überhaupt verwendet werden konnte. Beim Bau des Tempels begegnete der Aufruf
nach Hilfsmitteln abermals aufrichtiger Erwiderung. Das Volk opferte nicht unwillig. Sie
freuten sich auf das Gebäude, das zur Anbetung Gottes errichtet werden sollte, und
stifteten für diesen Zweck mehr als genug. David lobte den Herrn vor der ganzen
Gemeinde und sprach: "Denn was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir sollten vermögen,
freiwillig so viel zu geben? Denn von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben
wir dir‘s gegeben." 1.Chronik 29,14. Noch einmal dankte David in seinem Gebet mit
diesen Worten: "Herr, unser Gott, aller dieser Haufe, den wir zugerichtet haben, dir ein
Haus zu bauen, deinem heiligen Namen, ist von deiner Hand gekommen, und ist alles
dein." 1.Chronik 29,16.
Z4.89.3 (4T.78.3) Absatz: 38/53
David erkannte sehr wohl, von wem all diese Gaben herrührten. Wenn doch die heute
lebenden Menschen, die sich der Liebe des Heilandes erfreuen, erkennen würden, dass
ihr Silber und Gold dem Herrn gehört und zur Vermehrung seiner Herrlichkeit verwendet
und nicht widerwillig zurückgehalten werden sollte, um sich selbst zu bereichern und zu
befriedigen. Gott hat ein unbestreitbares Recht auf alles, was er seinen Geschöpfen
verliehen hat. Alles, was sie besitzen, gehört ihm.
Z4.90.1 (4T.78.4) Absatz: 39/53
Es gibt große und heilige Ziele, die erhebliche Mittel erfordern. Geld, das auf diese Weise
angelegt ist, wird dem Spender größere und bleibendere Freude bereiten, als wenn er es
für sein persönliches Vergnügen ausgäbe oder aus Gewinnsucht zusammenscharrte.
Verlangt Gott von uns einen Schatz, ganz gleich in welcher Höhe, so macht die
bereitwillige Erfüllung des göttlichen Verlangens diese Gabe zu einem geheiligten Opfer
für ihn. Dadurch sammelt sich für den Geber ein Schatz im Himmel an, den weder die
Motten fressen noch das Feuer verzehren noch Diebe nachgraben und stehlen können.
Diese Kapitalanlage ist sicher. Das Geld kommt in Beutel, die keine Löcher haben; es ist
sicher verwahrt.
Z4.90.2 (4T.79.1) Absatz: 40/53
Können Christen, die sich helleren Lichtes rühmen, als es die Hebräer besaßen, weniger
geben als diese? Können Christen, die nahe dem Ende der Zeit leben, mit ihren Gaben
zufrieden sein, wenn diese nicht halb so großzügig sind wie die der Israeliten? Deren
Freigebigkeit betraf das Wohl der eigenen Nation. Das Werk Gottes erstreckt sich in
diesen letzten Tagen über die ganze Welt. Die Botschaft der Wahrheit soll alle Nationen,
Sprachen und Völker erreichen; die in den verschiedensten Sprachen herausgegebenen
Veröffentlichungen sollen wie die Herbstblätter weit umher ausgestreut werden.
Z4.90.3 (4T.79.2) Absatz: 41/53
Es steht geschrieben: "Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch
auch mit demselben Sinn." 1.Petrus 4,1. Und wiederum steht geschrieben: "Wer da sagt,
dass er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat." 1. Johannes 2,6.
Lasst uns einmal fragen, was unser Heiland getan hätte, wenn er in unseren Verhältnissen
gewesen wäre. Welche Mühen hätte er zur Rettung von Seelen auf sich genommen?
Diese Frage wird durch das Beispiel Christi beantwortet. Er gab seine Königswürde auf,
legte seine himmlische Herrlichkeit ab, opferte seine Reichtümer und bekleidete seine
Göttlichkeit mit menschlicher Natur, um die Menschen dort zu erreichen, wo sie lebten.
Sein Beispiel zeigt, dass er sein Leben für die Sünder dahingab.
Z4.91.1 (4T.79.3) Absatz: 42/53
Satan sagte Eva, dass durch die Befriedigung unerlaubter Esslust ein außerordentlich
glückseliger Zustand erreicht werden könnte. Doch die dem Menschen gegebene
Verheißung Gottes erfüllt sich durch die Selbstverleugnung. Als Christus am
schmachvollen Kreuz für die Erlösung der Menschheit Todesqualen litt, wurde die
menschliche Natur erhöht. Nur durch das Kreuz kann das Menschengeschlecht erhöht
werden, um sich mit dem Himmel zu verbinden. Selbstverleugnung und das Kreuz
begegnen uns auf unserer Reise gen Himmel auf Schritt und Tritt.
Z4.91.2 (4T.79.4) Absatz: 43/53
Ein freigebiger Geist entspricht der Gesinnung des Himmels. Ein selbstsüchtiger Geist ist
satanischen Ursprungs. Die selbstaufopfernde Liebe Christi ist am Kreuz sichtbar
geworden. Er gab alles, was er besaß, und dann gab er sich selbst, damit der Mensch
erlöst werden konnte. Das Kreuz Christi wendet sich an das mildtätige Herz eines jeden
Nachfolgers des gelobten Heilandes. Der dort veranschaulichte Grundsatz lautet: Geben,
geben und nochmals geben! Das ist die wahre Frucht eines Christenlebens, die sich in
wirklicher Wohltätigkeit und in guten Werken äußert. Der Grundsatz weltlich gesinnter
Menschen heißt: Nehmen und abermal nehmen! Auf diese Weise glauben sie sich der
Glückseligkeit versichern zu können; doch führen sie diesen Gedanken in seiner ganzen
Tragweite durch, so werden Not und Tod die Früchte sein.
Z4.91.3 (4T.80.1) Absatz: 44/53
Allen Bewohnern dieser Erde die Botschaft Gottes zu bringen und sie aus ihrer Schuld und
Gleichgültigkeit zu lösen, das ist die Mission der Nachfolger Christi. Menschen müssen die
Wahrheit empfangen, um durch sie geheiligt zu werden. Wir sind die Träger des göttlichen
Lichtes. Unsere Fähigkeiten, Mittel und Erkenntnisse sind uns nicht nur zu unserem
eigenen Vorteil gegeben; sie müssen für die Seelengewinnung eingesetzt werden; sie
müssen dazu dienen, den Menschen aus seinem Sündenleben emporzuheben und ihn
durch Christum zu Gott zu führen.
Z4.92.1 (4T.80.2) Absatz: 45/53
Wir sollten in diesem Werk mit besonderem Eifer wirken und uns bemühen, reumütige und
gläubige Sünder dem göttlichen Erlöser zuzuführen, und ihnen ein tieferes Verständnis für
Gottes Liebe zu uns Menschen vermitteln. "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern
das ewige Leben haben." Johannes 3,16. Welch eine unvergleichliche Liebe! Unsere
tiefsten Gedanken sollten wir dieser Liebe widmen, der bewunderungswürdigen Liebe
Gottes für eine Welt, die ihn nicht liebte! Diese Tatsache übt eine geradezu überwältigende
Macht auf die menschliche Seele aus. Sie beugt die Vernunft unter den Willen Gottes.
Menschen, die gierig danach trachten, Wohlstand zu erlangen, und die in ihrem weltlichen
Streben enttäuscht wurden und nun unglücklich sind, brauchen die Erkenntnis dieser
Wahrheit, um den ruhelosen Hunger und Durst ihrer Seele zu stillen.
Z4.92.2 (4T.80.3) Absatz: 46/53
In eurer großen Stadt fehlt es an Missionaren, die denen das Licht Gottes bringen, die im
Schatten des Todes leben. Erfahrene Hände in Verbindung mit der sanftmütigen Weisheit
und der Kraft des Glaubens sind nötig, um müde Seelen an das Herz des barmherzigen
Erlösers zu heben. Oh, welch ein Fluch ist die Selbstsucht! Sie hindert uns nicht nur, in
den Dienst Gottes zu treten, sondern auch daran, die Ansprüche der Pflicht
wahrzunehmen, die unser Herz mit inbrünstigem Eifer in Begeisterung versetzen sollten.
Es gilt, unsere ganzen Kräfte dem Gehorsam Christi zuzuwenden. Am gleichen Strang mit
den Rädelsführern des Irrtums zu ziehen, bedeutet, der falschen Seite zu helfen und
unseren Feinden Vorteile einzuräumen. Die Wahrheit Gottes kennt kein Zugeständnis an
die Sünde, keine Verbindung mit der Arglist und keine Gemeinschaft mit der Übertretung.
Es fehlt an Streitern, die beim Namensaufruf stets antworten und zu sofortigem Einsatz
bereit sind, und nicht an solchen, die im Bedarfsfall auf der Seite des Feindes zu finden
sind.
Z4.92.3 (4T.81.1) Absatz: 47/53
Uns ist eine große Aufgabe zugewiesen. Dennoch gibt es viele, die vorgeben, diesen
heiligen Wahrheiten zu glauben, aber durch Satans Trügereien gelähmt sind. Sie tun
nichts für das Werk Gottes, sondern hemmen es eher. Wann werden sie so handeln wie
Gläubige, die auf den Herrn warten? Wann werden sie einen solchen Eifer zeigen, dass er
mit ihrem Glauben übereinstimmt? Viele Menschen halten ihre Mittel eigennützig zurück
und beschwichtigen ihr Gewissen mit dem Vorhaben, für Gottes Werk nach ihrem Tode
etwas Großes zu tun. Sie machen ein Testament, in dem sie der Gemeinde und ihren
verschiedensten Belangen einen erheblichen Betrag vermachen. Dann setzen sie sich mit
dem Gefühl zur Ruhe, alles getan zu haben, was von ihnen erwartet werden konnte. Worin
besteht bei diesem Schritt ihre Selbstverleugnung? Sie haben sich im Gegenteil wahrhaft
selbstsüchtig gezeigt. Wenn ihr Geld nicht mehr länger zu ihrem Nutzen dient, dann erst
wollen sie es Gott zur Verfügung stellen. Sie halten es aber zurück, solange es ihnen nur
möglich ist, bis sie durch einen Boten, den sie nicht abweisen können, genötigt werden,
darauf zu verzichten.
Z4.93.1 (4T.81.2) Absatz: 48/53
Solch ein Vermächtnis ist oftmals das Zeugnis unverfälschten Geizes. Gott hat uns alle zu
seinen Haushaltern gemacht. In keinem Fall hat er uns ermächtigt, unsere Pflicht zu
vernachlässigen oder sie anderen zu überlassen. Niemals wurden dringender Mittel zur
Förderung der Wahrheit Gottes benötigt als jetzt. Unser Geld wird niemals mehr Gutes
verrichten als in der gegenwärtigen Zeit. Seine richtige Verwendung auch nur einen Tag
aufzuschieben, heißt die Zeit zu beschränken, in der es in der Seelengewinnung Gutes zu
verrichten vermag. Wenn wir anderen Menschen überlassen, was Gott uns aufgetragen
hat, schädigen wir nicht nur uns selbst, sondern auch den, der uns das alles gab, was wir
besitzen. Wie können andere unser Werk der Wohltätigkeit besser ausführen als wir
selbst? Gottes Willen entspricht es, dass jeder Mensch während seiner Lebenszeit auf
diesem Gebiet seinen eigenen Willen vollstrecken soll. Missgeschicke, Unglück oder
Intrigen können auf immer geplante Liebestaten zum Scheitern bringen, wenn der Besitzer
des angehäuften Vermögens nicht mehr da ist, um es zu schützen. Es ist traurig, dass so
viele Menschen die gegenwärtige treffliche Gelegenheit vernachlässigen, Gutes zu tun,
und lieber darauf warten, aus ihrer Haushalterschaft verstoßen zu werden, bevor sie dem
Herrn die Mittel zurückgeben, die er ihnen verliehen hat, damit sie seiner Verherrlichung
dienen.
Z4.94.1 (4T.82.1) Absatz: 49/53
Ein auffallendes Merkmal in den Lehren Christi ist die Häufigkeit und der Ernst, mit denen
er den Geiz tadelte und auf die Gefahr weltlicher Erwerbungen und maßloser Gewinnsucht
hinwies. In den Wohnungen der Reichen, im Tempel und auf den Straßen warnte er alle,
die nach Erlösung verlangten: "Sehet zu und hütet euch vor dem Geiz." Lukas 12,15. "Ihr
könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,24; Lukas 16,13.
Z4.94.2 (4T.82.2) Absatz: 50/53
Die zunehmende Hingabe an Gelderwerb und Selbstsucht, die ja das Verlangen nach
Gewinn erst hervorbringt, ist die Ursache, dass sich Gottes Gunst von der Gemeinde
abwendet und dass deren geistliche Gesinnung abstumpft. Wer sich mit seinen Geistesund Körperkräften ständig müht, Reichtümer anzusammeln, wird die Forderungen Gottes
und der Menschlichkeit vergessen. Wenn Gott uns mit Wohlergehen gesegnet hat, so ist
das keine Aufforderung, unsere Zeit und Aufmerksamkeit von ihm abzuwenden, um sie auf
die uns verliehenen Gaben hinzulenken. Der Geber ist größer als die Gabe. Wir sind nicht
unser selbst; wir sind teuer erkauft. Haben wir jenen unermesslichen Preis vergessen, der
für unsere Erlösung bezahlt worden ist? Ist die Dankbarkeit im Herzen erstorben?
Beschämt nicht das Kreuz Christi ein eigennützig behagliches und genusssüchtiges
Leben?
Z4.94.3 (4T.82.3) Absatz: 51/53
Was wäre geschehen, wenn Christus, der Undankbarkeit und Schmähungen überdrüssig,
die ihm von allen Seiten begegneten, sein Werk aufgegeben hätte? Was wäre geschehen,
wenn er niemals den Augenblick erreicht hätte, an dem er sagen konnte: "Es ist
vollbracht"? Was wäre geschehen, wenn er, entmutigt von dem ihm zuteil gewordenen
Empfang, wieder gen Himmel aufgefahren wäre? Was endlich wäre geschehen, wenn er
niemals im Garten Gethsemane durch jene seelischen Todesqualen, die aus seinen Poren
den Schweiß trieben, gleichwie große Blutstropfen, hätte hindurchzugehen brauchen.
Z4.94.4 (4T.82.4) Absatz: 52/53
Christus wurde in seinem Dienst für die Erlösung der Menschheit von einer beispiellosen
Liebe getrieben und einer ebensolchen Hingabe an den Willen des Vaters. Er mühte sich
zum Besten der Menschen bis in die Stunde seiner Erniedrigung hinein. Er verbrachte sein
Leben in Armut und Selbstverleugnung für den entarteten Sünder. In einer Welt, deren
Herr und Schöpfer er war, hatte er keinen Platz, um sein müdes Haupt hinzulegen. Wir
ernten nun die Früchte dieser unsagbaren Selbstaufopferung; und doch, wenn es zu
arbeiten gilt und unser Geld benötigt wird, um das Werk des Erlösers in der
Seelengewinnung zu fördern, entziehen wir uns unserer Verpflichtung und bitten um
Entschuldigung. Unwürdige Trägheit, sorglose Gleichgültigkeit und gottlose Selbstsucht
verschließen unsere Sinne den Ansprüchen Gottes.
Z4.95.1 (4T.83.1) Absatz: 53/53
Musste Christus, die Majestät des Himmels, der König der Herrlichkeit, das schwere Kreuz
und die Dornenkrone tragen und den bitteren Kelch trinken, während wir uns gemächlich
zurücklehnen, uns selbst verherrlichen und der Seelen vergessen, für die er gestorben ist,
um sie mit seinem kostbaren Blut zu erkaufen? O nein! Lasst uns geben, solange wir über
etwas verfügen! Lasst uns so handeln, solange wir dazu imstande sind! Lasst uns wirken,
solange es Tag ist! Lasst uns unsere Zeit und unsere Mittel dem Dienst Gottes weihen,
damit wir seine Billigung und seinen Lohn empfangen können.
Kapitel 8: Der Läuterungsprozess
Z4.95.2 (4T.83.2) Absatz: 1/29
Lieber Bruder G, es liegt mir sehr am Herzen, dass du das Licht annehmen und aus der
Finsternis herauskommen möchtest. Satan hat dich sehr versucht. Er hat dich als Mittel
zum Zweck benutzt, Gottes Werk zu behindern. Er hatte bisher Erfolg bei dir. Aber das
heißt nicht, dass du auf dem Pfad des Irrtums bleiben musst. Ich zittere um dich; ich weiß,
dass Gott dir großes Licht gegeben hat. Deine Krankheit letzten Herbst sollte dich
veranlassen, Frucht zu seiner Ehre zu bringen.
Z4.95.3 (4T.83.3) Absatz: 2/29
Unglaube nahm Besitz von deiner Seele. Der Herr sandte dir Anfechtung, damit du eine
notwendige Erfahrung sammeln solltest. Er segnete uns, während wir für dich beteten, und
segnete dich in Beantwortung unserer Gebete. Der Herr wünschte unsere Herzen in Liebe
und Vertrauen miteinander zu verbinden. Der Heilige Geist bezeugte sich deinem Geist. In
Antwort auf das Gebet kam Gottes Kraft über dich. Aber Satan nahte sich dir mit
Versuchungen. Du hast ihm nicht die Tür verschlossen. Er trat ein und war sehr
geschäftig. Sein Plan besteht darin, zuerst auf ein Gemüt einzuwirken, und durch dieses
dann auf die Gemüter anderer. Auf diese Weise hat er versucht, unseren Weg zu
versperren und unsere Arbeit genau dort zu verhindern, wo ein starker Einfluss zum
Fortschritt des Werkes Gottes ausgeübt werden sollte.
Z4.96.1 (4T.84.1) Absatz: 3/29
Der Herr brachte dich in Verbindung mit seinem Werk in ... zu einem bestimmten Zweck.
Er beabsichtigte, dass du deine Charakterfehler entdecken und sie überwinden solltest.
Du weißt, wie schnell du erregt wirst, wenn nicht alles nach deinem Willen geht. Dass du
doch erkennen möchtest, dass all diese Ungeduld und Reizbarkeit überwunden werden
muss, oder dein Leben wird sich als völliger Fehlschlag erweisen. Du wirst den Himmel
verlieren, und es wäre besser für dich, nie geboren worden zu sein.
Z4.96.2 (4T.84.2) Absatz: 4/29
Im himmlischen Gerichtshof ist unser Fall in der Schwebe. Wir müssen dort Tag für Tag
über unseren Wandel Rechenschaft ablegen. Jedermann wird entsprechend seinen
Werken entlohnt. Gott hatte in alter Zeit keine Lust an Opfern und Brandopfern, es sei
denn, die Gabe wurde in aufrichtiger Gesinnung dargebracht. Samuel sagte: "Meinst du,
dass der Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer gleich wie am Gehorsam gegen die
Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn
das Fett von Widdern." 1.Samuel 15,22. Durch alles Geld auf Erden können wir uns weder
den Segen Gottes erkaufen noch uns eines einzigen Sieges versichern.
Z4.96.3 (4T.84.3) Absatz: 5/29
Viele würden alles und jedes Opfer bringen, doch gerade das Opfer, das sie bringen
sollten, fordert: sich selbst ergeben und ihren Willen dem Willen Gottes unterwerfen.
Christus sagte zu seinen Jüngern: "Es sei denn, dass ihr euch umkehret und werdet wie
die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Matthäus 18,3. Demütig sein –
dieses Beispiel zeigt uns dazu den Weg! Wir alle müssen so demütig bescheiden werden
wie kleine Kinder, um das Himmelreich zu ererben.
Z4.97.1 (4T.84.4) Absatz: 6/29
Unser himmlischer Vater sieht die Herzen der Menschen und kennt ihren Charakter besser
als sie selbst. Er weiß von manchen, dass sie aufnahmefähig und begabt sind und dass
diese Anlagen, in die richtige Bahn gelenkt, zu seiner Ehre und zum Wachstum seines
Werkes dienen könnten. Er stellt diese Menschen auf die Probe und versetzt sie nach
seiner weisen Vorsehung in die verschiedenartigsten Umstände und Situationen. Er prüft
sie, damit sie entdecken möchten, was in ihrem Herzen ist. Ihre charakterlichen
Schwächen, die sie selbst nicht erkannt haben, sollen ihnen angezeigt werden. Er gibt
ihnen Gelegenheiten, diese Mängel zu berichtigen, die scharfen Kanten ihres Wesens zu
glätten und sich für seinen Dienst vorzubereiten, damit sie fertig seien, wenn er sie zur Tat
ruft. Dann können die Engel des Himmels ihr Wirken mit menschlichem Bemühen in dem
Werk vereinen, das auf Erden ausgeführt werden muss. In seiner Barmherzigkeit enthüllt
Gott die verborgenen Fehler der Menschen, die er in verantwortungsvolle Stellungen
berufen will. Sie sollen nach innen schauen und die verwickelten Gefühlsregungen und
Bewegungen des eigenen Herzens genau prüfen, das Verkehrte ausfindig machen und
auf diese Weise ihre herrschenden Neigungen ändern und ihre Gewohnheiten verfeinern.
In seiner Vorsehung führt der Herr die Menschen in Situationen, in denen er ihre sittliche
Stärke prüfen und die Beweggründe ihres Handelns aufdecken kann. Dann können sie
ihre wertvollen Eigenschaften vervollkommnen und das Unrechte abtun. Gott will, dass
seine Diener mit der sittlichen Natur ihres Herzens vertraut werden. Um dieses Ziel zu
erreichen, lässt er des öfteren das Feuer der Trübsal über sie kommen, damit sie dadurch
gereinigt würden. "Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erleiden können, und wer wird
bestehen, wenn er wird erscheinen? Denn er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und
wie die Seife der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird
die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn
Speisopfer bringen in Gerechtigkeit." Maleachi 3,2.3.
Z4.98.1 (4T.85.1) Absatz: 7/29
Die Läuterung des Volkes Gottes kann ohne Leiden nicht vollendet werden. Gott gestattet
dem Feuer der Trübsal, die Schlacke zu verzehren und das Wertlose vom Wertvollen zu
trennen, damit das reine Metall hervorleuchte. Er lässt uns von einem Feuer ins andere
geraten, um unseren wahren Wert zu prüfen. Wenn wir schon diese Prüfungen nicht
ertragen können, was werden wir dann erst in der Zeit der Trübsal tun? Wenn schon Glück
oder Unglück die Falschheit, den Hochmut oder Egoismus in unserem Herzen aufdecken,
was soll dann geschehen, wenn Gott jedes Menschen Werk im Feuer prüft und die
Geheimnisse aller Herzen enthüllt?
Z4.98.2 (4T.85.2) Absatz: 8/29
Wahre Tugend ist bereit, sich prüfen zu lassen. Wenn wir abgeneigt sind, unsere Herzen
von Gott erforschen zu lassen, ist unser Zustand in der Tat ernst. Gott reinigt und läutert
die menschliche Seele. In der Hitze des Schmelzofens wird die Schlacke für immer von
dem echten Silber und Gold des christlichen Charakters getrennt. Jesus überwacht diesen
Läuterungsprozess. Er weiß, was notwendig ist, um das edle Metall so zu läutern, dass es
den Glanz seiner gnadenreichen göttlichen Liebe widerstrahlt.
Z4.98.3 (4T.86.1) Absatz: 9/29
Gott zieht seine Kinder zu sich heran, indem er sie durch strenge, läuternde Anfechtungen
hindurchführt, ihnen zeigt, wie schwach und unfähig sie sind, und sie lehrt, sich auf ihn als
ihren alleinigen Helfer und Beschützer zu verlassen. Dann ist sein Ziel erreicht. Seine
Kinder sind vorbereitet, in jedem Notfall sich nützlich zu machen, wichtige
Vertrauensstellungen zu bekleiden und die großartigen Absichten auszuführen, für die
ihnen ihre Kräfte verliehen wurden. Gott nimmt die Menschen auf Probe an; er prüft sie in
jeder Weise, und so werden sie erzogen, belehrt und zubereitet. Jesus, unser Erlöser, der
Stellvertreter und das Haupt des Menschen, ertrug diesen Läuterungsvorgang. Er litt mehr,
als uns zu leiden jemals auferlegt werden kann. Er nahm unsere menschlichen
Schwächen auf sich und wurde in allen Dingen versucht gleichwie wir. Nicht um
seinetwillen, sondern um unserer Sünden willen litt er all dieses. Wir aber können nun,
gestützt auf die Verdienste unseres Heilandes, in seinem Namen überwinden.
Z4.99.1 (4T.86.2) Absatz: 10/29
Das Reinigungs- und Läuterungswerk Gottes muss so lange fortgesetzt werden, bis seine
Diener so gedemütigt und dem Ich abgestorben sind, dass sie nur die Ehre Gottes im
Auge haben, wenn sie zu tätigem Dienst berufen werden. Ihre Bemühungen werden dann
auch die göttliche Zustimmung finden. Sie werden nicht übereilt, aus unvermitteltem
Antrieb heraus, handeln und drauflos arbeiten und das Werk Gottes gefährden, indem sie
den Verlockungen und Leidenschaften unterliegen und willenlos ihrem eigenen, von Satan
entflammten, fleischlichen Sinne folgen. Ach, wie schrecklich wird Gottes Werk durch
menschlichen Eigensinn und zügelloses Temperament entstellt! Wie viel Leid bringt der
Mensch über sich selbst, indem er seinen halsstarrigen Neigungen folgt! Gott nimmt sich
die Menschen immer wieder vor. Er verstärkt ihre Belastung, bis vollkommene Demut und
die Umwandlung ihres Charakters sie in Einklang mit Christo und dem Geist des Himmels
bringen und sie sich selbst überwinden,
Z4.99.2 (4T.86.3) Absatz: 11/29
Gott hat Menschen aus verschiedenen Ständen berufen. Er hat sie versucht und geprüft,
um zu sehen, welche Charaktere sie entwickeln würden und zu wissen, ob er ihnen die
Obhut des Werkes in ... anvertrauen kann. Gleichfalls wollte sich Gott überzeugen, ob sie
den Mängeln der bereits dort wirkenden Männer abhelfen könnten oder nicht. Weiterhin
war es Gott um die Gewissheit zu tun, ob sie angesichts der Fehlschläge, die jene
Menschen erlitten haben, deren Beispiel meiden würden, das für die Tätigkeit in dem
allerheiligsten Werk Gottes ungeeignet ist. Ständig warnte er die Männer in ..., rügte sie
und riet ihnen. Gott hat über die dort wirkenden Diener seines Werkes großes Licht
ausgeschüttet, damit der vor ihnen liegende Weg klar sei. Aber wenn diese es vorziehen,
ihrer eigenen Weisheit zu folgen und, wie Saul, das Licht zu verachten, werden sie
sicherlich vom Ziel abirren und das Werk Gottes in Schwierigkeiten verwickeln. Licht und
Finsternis sind ihnen vorgelegt worden, doch sie haben sich zu oft für die Finsternis
entschieden.
Z4.99.3 (4T.87.1) Absatz: 12/29
Die Botschaft an Laodizea wendet sich an das Volk Gottes, das sich zur gegenwärtigen
Wahrheit bekennt. Zum größeren Teil sind es laue Gläubige; sie haben wohl einen Namen,
aber zeigen keinen Eifer. Gott gab zu verstehen, dass er in der Zentrale seines Werkes
Männer wünscht, die die dort herrschenden Zustände verbessern und wie treue Wächter
auf dem Posten ihrer Pflicht stehen. Er gab ihnen über jeden Punkt Licht, um sie der
Sachlage entsprechend zu belehren, zu ermutigen und zu stärken. Aber ungeachtet all
dessen helfen diese Männer dem Feind, die zum Aufbau des Werkes berufenen
Gläubigen zu schwächen und zu entmutigen. Dabei sollten gerade sie gewissenhaft und
treu sein, einen inbrünstigen christlichen Eifer zeigen, ein freundliches Wesen an den Tag
legen und ernsthaft in der Liebe und Erkenntnis Jesu Christi wandeln. Die Bezeichnung
"lau" trifft auf diese Menschen zu. Sie geben vor, die Wahrheit zu lieben, ermangeln aber
christlicher Inbrunst und Hingabe. Sie wagen zwar nicht, ihren Glauben aufzugeben und
sich der Gefahr des Ungläubigen auszusetzen. Dennoch sind sie nicht bereit, dem Ich
abzusterben und die Grundsätze ihres Glaubens durchzusetzen.
Z4.100.1 (4T.87.2) Absatz: 13/29
Die einzige Hoffnung für die zu Laodizea besteht darin, ihren Zustand vor Gott klar zu
erkennen und die Natur ihrer Krankheit zu erfassen. Sie sind weder kalt noch warm,
verhalten sich neutral und schmeicheln sich zu gleicher Zeit, dass sie nichts bedürfen. Der
treue Zeuge hasst diese Lauheit. Er verabscheut die Gleichgültigkeit dieser Menschen:
"Ach, dass du kalt oder warm wärest!" Offenbarung 3,15. Sie sind seinem Geschmack so
widrig wie lauwarmes Wasser. Sie sind weder ganz gleichgültig noch ganz entschieden
selbstsüchtig. Sie nehmen nicht sorgfältig genug und von Herzen Anteil am Werke Gottes,
indem sie dessen Belange zu ihren eigenen machen. Sie halten sich abseits und sind
bereit, ihre Posten zu verlassen, wenn es ihre weltlichen persönlichen Interessen
erfordern. Ihrem Herzen fehlt die innere Wirkung der Gnade. Von diesen Menschen heißt
es: "Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, dass
du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß." Offenbarung 3,17.
Z4.100.2 (4T.88.1) Absatz: 14/29
Glaube und Liebe sind die wahren Reichtümer, das reine Gold, das der treue Zeuge den
Lauen zu kaufen empfiehlt. Wie reich wir auch an irdischen Schätzen sein mögen, unser
gesamtes Geld und Gut wird nicht ausreichen, die köstlichen Heilmittel zu kaufen, damit
die Krankheit der Seele, die Lauheit, geheilt werde. Verstand und irdischer Reichtum
waren machtlos, um die Mängel der Gemeinde zu Laodizea zu beheben oder ihren
beklagenswerten Zustand zu steuern. Sie waren blind, glaubten jedoch, sehend zu sein.
Weder ließen sie ihren Verstand vom Geist Gottes erleuchten noch empfanden sie ihre
Sündhaftigkeit. Aus diesem Grunde wurden sie sich auch nicht bewusst, wie notwendig
Hilfe war.
Z4.101.1 (4T.88.2) Absatz: 15/29
Es ist wirklich traurig, ohne die Gnadengabe des Geistes Gottes leben zu müssen. Aber
ein schrecklicherer Zustand wäre es, von Christo und einer geistlichen Gesinnung entblößt
zu sein und dennoch zu versuchen, sich zu rechtfertigen, indem wir denen mitteilen, die
um unsertwillen beunruhigt sind, dass wir ihre Besorgnis und ihr Mitleid nicht nötig haben.
Geradezu verheerend ist die Macht des Selbstbetrugs auf den menschlichen Geist. Welch
eine Blindheit ist es, Licht an die Stelle der Finsternis und Finsternis an die Stelle des
Lichts zu setzen! Der treue Zeuge rät uns, mit Feuer durchläutertes Gold, weiße Kleider
und Augensalbe von ihm zu kaufen. Das hier empfohlene, mit Feuer durchläuterte Gold
bedeutet Glaube und Liebe. Es macht das Herz reich; denn es wurde so lange geläutert,
bis es rein war. Je mehr es geprüft wird, desto glänzender wird sein Schein. Das weiße
Kleid bedeutet Reinheit des Charakters, die Gerechtigkeit Christi, die dem Sünder zuteil
wird. Dies ist in der Tat ein himmlisches Gewand, das nur durch ein Leben willigen
Gehorsams von Christo erworben werden kann. Die Augensalbe ist jene Weisheit und
Gnade, die uns befähigt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und die Sünde hinter
jeder Maske zu erkennen. Gott hat seiner Gemeinde Augen gegeben, die mit Weisheit
gesalbt werden sollen, damit sie klar sehen mögen. Doch rissen viele, sofern sie es
könnten, der Gemeinde die Augen aus; denn sie wollen nicht, dass ihre Werke ans Licht
kommen und gerügt werden. Die göttliche Augensalbe wird den Verständigen Klarheit
geben. Unser Heiland Jesus Christus ist der Wahrer aller Gnadengaben. Er spricht:
"Kaufet von mir!"
Z4.102.1 (4T.89.1) Absatz: 16/29
Manche werden sagen, dass wir unsere Verdienste hervorheben, wenn wir wegen unserer
guten Werke Gottes besondere Gnade erwarten. In der Tat können wir mit unseren guten
Werken nicht einen einzigen Sieg erkaufen. Andererseits können wir ohne sie niemals
siegreich sein. Der Kauf, den Christus uns empfiehlt, entspricht nur den Bedingungen, die
er uns gegeben hat. Echte Tugend kann nur durch Glauben und demütigen, inständigen
Gehorsam erlangt werden. Sie ist von unschätzbarem Wert und versetzt uns in die Lage,
die Prüfungen mit ihren Anfechtungen und Widerwärtigkeiten zu ertragen. Tugenden, die
Trübsal und Verfolgung ertragen und sich als gesund und echt erweisen, sind das im
Feuer geläuterte und echt erfundene Gold. Christus bietet diesen kostbaren Schatz dem
Menschen zum Kauf an: "... dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist."
Offenbarung 3,18. Kalte, herzlose Pflichterfüllung macht uns nicht zu Christen. Wir
müssen aus diesem lauen Zustand herausfinden und uns wirklich bekehren, oder wir
werden das Himmelreich verfehlen.
Z4.102.2 (4T.89.2) Absatz: 17/29
Ich wurde auf Gottes Vorsehung unter seinem Volk hingewiesen und er zeigte mir, dass
aus jeder Prüfung, die durch einen Reinigungs- und Läuterungsprozess über die
bekenntlichen Christen ergeht, manche als Schlacke hervorgehen werden. Das Feingold
wird nicht immer sichtbar. In jeder Glaubenskrise erliegen etliche der Versuchung. Die
göttliche Sichtung fegt eine große Anzahl wie trockene Blätter hinweg. Wohlergehen
vergrößert die Menge der Bekenner. Trübsal scheidet sie aus der Gemeinde aus. Sie sind
Menschen, deren Herz nicht unerschütterlich mit Gott verbunden ist. Sie gehen von uns,
weil sie nicht unseres Geistes sind; denn wenn sich um des Wortes willen Heimsuchung
und Verfolgung erheben, sind viele darüber erzürnt.
Z4.102.3 (4T.89.3) Absatz: 18/29
Lasst diese Menschen einige Monate zurück auf die Zeit schauen, als sie über manche
andere zu Gericht saßen, die sich damals in einer ähnlichen Situation befanden wie sie
jetzt. Sie sollten sich sorgfältig ins Gedächtnis zurückrufen, was sie seinerzeit über diese
in Versuchung Geratenen dachten. Hätte ihnen irgend jemand erzählt, dass sie sich trotz
ihres Eifers und ihrer Missionsarbeit an anderen Menschen bald in einer ähnlich
verblendeten Lage befinden würden, sie hätten gesprochen wie einst Hasael zum
Propheten: "Was ist dein Knecht, der Hund, dass er solch großes Ding tun sollte?"
2.Könige 8,13.
Z4.103.1 (4T.90.1) Absatz: 19/29
Sie täuschen sich selbst. Was für eine Beständigkeit legen sie an den Tag, wenn Stille
herrscht! Was für mutige Seeleute geben sie ab! Wenn aber die heftigen Stürme der
Prüfungen und Versuchungen aufkommen, siehe, dann erleiden ihre Seelen Schiffbruch!
Die Menschen mögen ausgezeichnete Gaben, besondere Fähigkeiten und glänzende
Eigenschaften besitzen. Aber ein einziges Gebrechen, eine einzige gehegte geheime
Sünde bedeutet für den Charakter das gleiche wie die wurmstichige Planke für das Schiff
– Unglück und vollständiges Verderben!
Z4.103.2 (4T.90.2) Absatz: 20/29
Lieber Bruder, in seiner Vorsehung führte Gott dich weg von deiner Farm in ..., um geprüft
und erprobt zu werden, was dort, wo du dich befandest, nicht möglich war. Er sandte dir
einige zurechtweisende Zeugnisse, die du angeblich beherzigt hast. Aber du warst
fortwährend über den Tadel erzürnt. Du gleichst jenen, die hinfort nicht mehr mit Christo
wandelten, nachdem er prüfende, praktische Wahrheiten vorgeführt hatte. Du hast nicht
am Glauben festgehalten, um die dir vorgeführten Charakterfehler zu korrigieren. Du hast
deinen stolzen Geist nicht vor Gott gedemütigt. Du standest im Kampf mit Gottes Geist,
der dich rügte. Dein fleischliches, ungebändigtes Herz beugt sich keiner Kontrolle. Du hast
dich nicht selbst erzogen. Wieder und wieder hat dein unkontrolliertes Temperament, dein
widersetzlicher Geist den Sieg davongetragen. Wie könnte ein solch impulsives,
unbeherrschtes Wesen unter den reinen Engeln leben? Es kann nicht in den Himmel
eingehen. Das weißt du selbst. Wenn es so ist, dann darfst du keine Zeit verlieren, deine
üble Natur zu überwinden. Bekehre dich und werde wie ein kleines Kind.
Z4.103.3 (4T.90.3) Absatz: 21/29
Bruder, du bist stolz und schätzt dich selbst viel zu hoch ein. All dies musst du ablegen.
Deine Angehörigen haben gelernt, sich vor deinen zornigen Ausbrüchen zu fürchten.
Deine zartfühlende, gottesfürchtige Mutter tat ihr Bestes, dich zu besänftigen und zu
verwöhnen. Sie versuchte, jede Ursache zu entfernen, damit diese unkontrollierbaren,
unbeherrschten Wesenszüge in ihrem Sohn nicht zum Ausbruch kamen. Aber
Schmeicheln, Bitten und Besänftigen haben dich zur Überzeugung gebracht, dass du
dieses impulsive Temperament nicht überwinden kannst und dass es die Pflicht deiner
Freunde ist, es zu ertragen. All dies Verhätscheln und Entschuldigen hat das Böse nicht
beseitigt, sondern ihm eher Berechtigung verschafft.
Z4.104.1 (4T.91.1) Absatz: 22/29
Du hast gegen diesen bösen Geist weder angekämpft noch ihn überwunden. Wenn dein
Wille durchkreuzt wurde, hast du dich genügend herausgefordert gefühlt, deine
Manneswürde zu vergessen, und dass du zum Bilde Gottes geschaffen wurdest und ihm
ähnlich sein solltest. Du hast jenes Bild sehr entstellt und verdorben. Du besaßest weder
Selbstbeherrschung noch Macht über deinen Willen. Du warst eigensinnig und hast dich
Satans Macht unterworfen. Jedesmal, wenn du dich der Leidenschaft und Zügellosigkeit
hingegeben hast und deine Urteilskraft mit deinen Gefühlen dahinschwand, die dich
übermannten, wurde dieser unbeugsame, unkontrollierte Wille gestärkt. Der Herr sah,
dass du dich nicht selbst kanntest und du mit Sicherheit verfehlen würdest, an der Seite
des Schmerzensmannes von Golgatha zu sitzen, wenn du dich und die Sündhaftigkeit
deines Wandels nicht im wahren Licht erkennen und wenn du nicht sehen würdest, wie
anstößig diese Temperamentsausbrüche in Gottes Augen sind.
Z4.104.2 (4T.91.2) Absatz: 23/29
Bruder G, Gott ruft dich zur Buße und Bekehrung auf. Werde wie ein kleines Kind. Es sei
denn, dass die Wahrheit einen heiligenden Einfluss auf dein Leben hat und deinen
Charakter umgestaltet, anderenfalls wirst du das Reich Gottes nicht ererben können. Der
Herr in seiner Vorsehung erwählte dich, in engere Verbindung mit seinem Werk zu treten.
Er nahm dich, einem unausgebildeten Soldaten gleich, neu im Heer, und brachte dich
unter Regeln, Verordnungen und Verantwortlichkeiten, die deiner Ausbildung dienen
sollten. Zu Anfang hieltest du dich prächtig und versuchtest, treu auf deinem Posten zu
stehen. Du ertrugst Prüfungen besser als je zuvor in deinem Leben. Aber Satan kam mit
seinen trügerischen Versuchungen, und du fielst ihnen zum Opfer. Der Herr hatte Mitleid
mit dir. Er legte seine Hand auf dich, um dich zu retten. Er gab dir eine reiche Erfahrung,
die dir aber nicht von großem Nutzen war. Gleich den Kindern Israel hast du schnell
Gottes Fürsorge und Gnadenbeweise vergessen. Bruder G, in Beantwortung der Gebete
wurdest du geheilt. Gott schenkte dir eine neue Lebensspanne. Aber du hast Eifersucht
und Hass gestattet, in deiner Seele Eingang zu finden, und du hast Gott sehr missfallen.
Er beabsichtigte, dich auf einen Platz zu stellen, wo du deinen Charakter entwickeln und
deine Fehler entdecken und korrigieren konntest.
Z4.105.1 (4T.92.1) Absatz: 24/29
In deiner Kindheit und Jugend wurdest du ganz verkehrt erzogen. Du hast keine rechte
Disziplin gelernt. Jetzt musst du die große Lektion der Selbstbeherrschung lernen, die du
schon in früheren Jahren hättest meistern sollen. Gott brachte dich in eine andere
Umgebung, wo du eine Erziehung durch seinen Heiligen Geist erlangen konntest, um
moralische Kraft und Selbstbeherrschung zu entwickeln, die dir Siege ermöglicht hätten.
Es erfordert größte Anstrengungen, ausdauernde und unbeugsame Entschlusskraft, das
eigene Ich zu beherrschen. Tadel hat dich stets erzürnt, und deine Leidenschaft hat
gewütet wie ein gefangener Löwe, wenn dein Wille durchkreuzt wurde. Die Erziehung, die
du von deinen Eltern hättest empfangen sollen, muss jetzt von dir selbst nachgeholt
werden. Wenn das Bäumchen jung und klein ist, kann es leicht zurechtgebogen werden.
Ist der Baum aber erst knorrig und krumm gewachsen, wie schwer ist dann die Aufgabe!
Deine Eltern ließen diese Missgestaltung zu. Jetzt kannst du nur durch Gottes Gnade,
verbunden mit deinen eigenen unermüdlichen Bemühungen, deinen Willen unterwerfen.
Durch die Verdienste Christi kannst du das aufgeben, was die Seele verwundet und
entstellt und einen missgestalteten Charakter entwickelt. Du musst dem alten Menschen
mit seinen Irrtümern absterben und den neuen Menschen anziehen, Jesum Christum.
Nimm ihn in dein Leben auf, erwähle ihn als deinen Führer, dann können deine Talente
und Geistesgaben dem Dienste Gottes geweiht werden.
Z4.105.2 (4T.92.2) Absatz: 25/29
O, dass Mütter doch mit Weisheit, Besonnenheit und Entschlossenheit ans Werk gingen,
die fleischlichen Neigungen ihrer Kinder zu unterdrücken und sie richtig zu erziehen;
welche Menge von Sünden würden im Keime erstickt, und wie viel Schwierigkeiten blieben
der Gemeinde dann erspart! Wie viele unglückliche Familien könnten glücklich sein! Viele
Seelen werden ewig verloren gehen, weil die Eltern versäumten, ihre Kinder in der Jugend
Unterwerfung unter Autorität zu lehren. Fehler zu entschuldigen und Ausbrüche zu
besänftigen, heißt nicht, die Axt an die Wurzel des Übels legen, sondern erweist sich für
Tausende Seelen als Ruin. Wie wollen Eltern angesichts dieser schrecklichen
Vernachlässigung ihrer Pflicht vor Gott bestehen?
Z4.106.1 (4T.92.3) Absatz: 26/29
Bruder G, du bist bereit, eine Spitzenstellung einzunehmen und anderen zu diktieren; aber
du willst nicht dir selbst diktieren. Dein Stolz ist im Nu entfesselt. Eigenliebe und ein
hochmütiger Geist sind ungestüme Elemente in deinem Wesen und behindern dein
geistliches Wachstum. Die mit einem solchen Temperament behaftet sind, müssen sich mit
Eifer an die Arbeit machen und dem eigenen Ich absterben, sonst werden sie den Himmel
verlieren. Gott schließt keinen Kompromiss mit einem solchen Element, wie es vernarrte,
irrende Eltern tun.
Z4.106.2 (4T.93.1) Absatz: 27/29
In meinem letzten Gesicht wurde mir gezeigt, dass Gott keine weitere Verwendung in
seinem heiligen Werk für dich haben wird, wenn du dich weigerst, Tadel und Korrektur
anzunehmen, und wenn du erwählst, eigene Wege zu wählen, anstatt dich erziehen zu
lassen. Wenn du in dem Werk, deine eigene Seele mit dem Herrn in Einklang zu bringen,
fortgefahren wärest, hättest du erkannt, welch eine große Aufgabe für deine eigene
Person vor dir liegt, dass du keine Zeit gehabt hättest, hinter seinem Rücken über die
vermuteten Fehler von Bruder H zu sprechen. Das Werk der letzten dreißig Jahre sollte
alle mit Vertrauen in die Redlichkeit von Bruder H erfüllen. "Ehre, dem Ehre gebührt."
Römer 13,7.
Z4.106.3 (4T.93.2) Absatz: 28/29
Menschen, die verantwortungsvolle Stellungen bekleiden, sollten sich ständig
vervollkommnen. Sie sollten nicht an veralteten Erfahrungen hängen und glauben, dass es
unnötig sei, systematisch zu arbeiten. Obgleich der Mensch, wenn er zur Welt kommt, das
hilfloseste der Geschöpfe Gottes ist und, seiner Natur nach, auch das böseste, so ist er
nichtsdestoweniger imstande, sich fortwährend weiterzuentwickeln. Er kann durch Wissen
erleuchtet, durch Tugend geadelt werden und an geistiger und sittlicher Würde zunehmen,
bis er eine Vollkommenheit an Intelligenz und einen lauteren Charakter erreicht hat, die
nur wenig geringer sind als die Vollkommenheit und Reinheit der Engel. Mit dem Licht der
Wahrheit, das dem Menschengeist leuchtet, und der Liebe Gottes, die in die
Menschenherzen ausgeschüttet ist, können wir weder ermessen, was aus ihnen werden
kann, noch welch große Aufgaben sie zu meistern imstande sein mögen.
Z4.107.1 (4T.93.3) Absatz: 29/29
Ich weiß, dass sich das menschliche Herz seinem wahren Zustand gegenüber blind
verhält, aber ich kann meine Bemühungen, dir zu helfen, nicht aufgeben. Wir lieben dich
und möchten gern sehen, wie du danach strebst, zu überwinden. Jesus liebt dich. Er starb
für dich und will, dass du gerettet wirst. Wir haben keine Weisung, dass du in ... bleiben
sollst, aber wir verlangen von dir, dass du eine gediegene Arbeit leistest und mit
ungeteiltem Herzen dabei bist. Bringe alles geschehene Unrecht in Ordnung und scheue
keine Mühe, dich selbst zu meistern, damit du nicht den Himmel verfehlst! Aus eigenen
Kräften kannst du das nicht erreichen. Widerstehe dem Teufel um Christi willen, so wird er
von dir fliehen.
Kapitel 9: Arbeit fördert die Gesundheit
Z4.107.2 (4T.94.1) Absatz: 1/29
Lieber Bruder und Schwester I, es wurde mir gezeigt, dass ihr in der Erziehung eurer
Kinder Fehler gemacht habt. In ... habt ihr von Dr. J Gedanken aufgegriffen, die ihr vor den
Patienten und euren Kindern wiederholt habt. Diese Ansichten haben keinen wirklichen
Wert, wenn man sie befolgt. Vom Standpunkt des Dr. J aus betrachtet, mag nichts
dagegen einzuwenden sein. Vom christlichen Standpunkt aus gesehen, bergen sie eine
Gefahr. Die Unterweisung, die Dr. J. erteilt, dass körperliche Arbeit vermieden werden
muss, hat sich bei vielen zum großen Schaden ausgewirkt. Nichtstun ist gefährlich. Die
Notwendigkeit, sich an Vergnügungen zu beteiligen, die er befürwortet und seinen
Patienten verordnet, ist ein Trugschluss. Um die Zeit auszufüllen und die Gedanken zu
beschäftigen, werden sie zu einem Ersatz für nützliche, gesunde Bewegung und
körperliche Arbeit gemacht. Vergnügungen, wie Dr. J. sie empfiehlt, erregen die Nerven
des Gehirns mehr als nützliche Beschäftigung.
Z4.108.1 (4T.94.2) Absatz: 2/29
Körperliche Bewegung, verbunden mit Arbeit, hat einen guten Einfluss auf das Gemüt,
stärkt die Muskeln, fördert den Kreislauf und verleiht dem Patienten im Bewusstsein seiner
Ausdauer Zufriedenheit. Ist er aber von gesunder Bewegung und körperlicher Arbeit
ausgeschlossen, dann lenkt er seine Aufmerksamkeit auf sich selbst. Er ist fortwährend in
Gefahr, seinen Zustand für schlimmer zu halten, als er wirklich ist. Er entwickelt eine
krankhafte Einbildung, die ihn immer fürchten lässt, er überanstrenge seine Kräfte. Als
allgemeine Regel gilt: Würde er sich mit angemessener Arbeit beschäftigen, seine Kräfte
einsetzen, anstatt sie zu missbrauchen, könnte er herausfinden, dass körperlicher Einsatz
seiner Wiederherstellung weit nützlicher wäre als selbst die Wasserbehandlungen, die er
empfängt.
Z4.108.2 (4T.95.1) Absatz: 3/29
Die Untätigkeit der geistigen und körperlichen Kräfte, was nutzbringende Arbeit anbelangt,
ist es gerade, die viele Kranke in einem schwachen Zustand erhält, den sie nicht
überwinden können. Dies gibt ihnen mehr Gelegenheit, sich unreinen Vorstellungen
hinzugeben – die viele von ihnen gerade in diesen Zustand der Schwäche gebracht
haben. Man sagt ihnen, sie hätten zuviel ihrer Vitalität in harter Arbeit vergeudet, wobei die
Arbeit in neun von zehn Fällen gerade das einzige Heilmittel in ihrem Leben war, sie vor
gänzlichem Ruin zu bewahren. Während ihre Gedanken damit beschäftigt waren, hatten
sie nicht so viel Gelegenheit, ihren Körper zu erniedrigen und das Werk der
Selbstvernichtung fortzuführen. Solche Personen von aller geistigen und körperlichen
Arbeit zu befreien, bedeutet, ihnen reichlich Muße einzuräumen, von Satans
Versuchungen gefangen zu werden.
Z4.108.3 (4T.95.2) Absatz: 4/29
Dr. J hat empfohlen, Männer und Frauen in näheren Kontakt zu bringen. Er lehrt, dass
körperliche und geistige Gesundheit eine engere Verbindung miteinander erforderlich
mache. Solche Lehre hat bei unerfahrenen Jugendlichen und Kindern großes Unheil
angerichtet und tut es noch. Sie findet volle Zustimmung von Männern und Frauen
fragwürdigen Charakters, die ihre Leidenschaften nie beherrschten und die aus diesem
Grund unter vielerlei schwächenden gesundheitlichen Störungen zu leiden haben. Diese
Personen werden unterwiesen, dass sie sich ihrer Gesundheit wegen viel in Gesellschaft
des anderen Geschlechts aufhalten sollten. So wird ihnen eine Tür der Versuchung
geöffnet, die Leidenschaft erwacht in ihren Herzen gleich einem Löwen, jede Vernunft wird
ausgeschaltet, und alles Edle und Erhabene wird der Lust geopfert. Wir leben in einem
Zeitalter, wo es in der Welt von Verdorbenheit wimmelt. Befinden sich Gemüter und Leiber
von Männern und Frauen in einem gesunden Zustand, wären die niederen Leidenschaften
den höheren Verstandeskräften unterworfen, möchte es noch verhältnismäßig sicher sein
zu lehren, dass Jungen und Mädchen, die Jugendlichen und auch die älteren
Generationen aus ihrem Umgang miteinander Nutzen ziehen können.
Z4.109.1 (4T.95.3) Absatz: 5/29
Wären die Gemüter der Jugendlichen dieses Zeitalters rein und unverdorben, könnten die
Mädchen einen besänftigenden Einfluss auf die Gemüter und das Verhalten der Jungen
ausüben, und die Jungen mit ihrer stärkeren, festeren Natur könnten dazu neigen, den
Charakter der Mädchen zu veredeln und zu festigen. Aber es ist eine traurige Tatsache,
dass es unter hundert Mädchen kaum eines mit reinem Gemüt gibt, und unter hundert
Jungen nicht einen, der nicht moralisch verdorben wäre. Viele, die älter sind, haben
bereits ein so ausschweifendes Leben geführt, dass sie an Seele und Leib verdorben sind.
Verdorbenheit hat von vielen Männern und Frauen Besitz ergriffen, die als höfliche
Ehrenmänner und gesittete Damen gelten. Es ist jetzt nicht die Zeit, es als der Gesundheit
förderlich zu befürworten, dass beide Geschlechter so viel wie möglich miteinander
Umgang pflegen. Der Fluch dieses verdorbenen Zeitalters ist der Mangel an wahrer
Tugend und Sittsamkeit.
Z4.109.2 (4T.96.1) Absatz: 6/29
Dr. J, du hast diese Ansichten im privaten Bereich vertreten. Die jungen Leute haben dich
gehört. Deine Bemerkungen haben großen Einfluss auf deine eigenen Kinder und auf
andere ausgeübt. Es wäre besser gewesen, diese Ideen dort zu lassen, wo sie
herkommen. Schwere, anstrengende Arbeit ist dem wachsenden Organismus
Jugendlicher schädlich: aber wo Hunderte ihre Konstitution allein durch Überarbeitung
untergraben, hat Untätigkeit, Überessen und Müßiggang die Saat von Krankheit in den
Organismus Tausender ausgestreut, die raschem und sicherem Verfall entgegeneilen.
Z4.110.1 (4T.96.2) Absatz: 7/29
Der Grund, warum Jugendliche so wenig Geistes- und Muskelkraft besitzen, ist der
Mangel an nützlicher Arbeit. "Siehe, das war deiner Schwester Sodom Missetat: Hoffart
und alles vollauf und guter Friede, den sie und ihre Töchter hatten; aber den Armen und
Dürftigen halfen sie nicht, sondern waren stolz und taten Gräuel vor mir; darum ich sie
auch weggetan habe, da ich begann dareinzusehen." Hesekiel 16,49.50.
Z4.110.2 (4T.96.3) Absatz: 8/29
Es gibt nur wenige Jugendliche in diesem entarteten Zeitalter, die dem Studium auch nur
der notwendigsten Wissensfächer gewachsen sind. Weshalb ist das so? Warum klagen
Kinder über Schwindel, Kopfschmerzen, Nasenbluten, Herzklopfen, Mattigkeit und
allgemeine Schwäche? Ist das wirklich nur auf ihr angestrengtes Lernen zurückzuführen?
Nachsichtige, vernarrte Eltern bemitleiden ihre Kinder, weil sie sich einbilden, ihr Studium
überfordere sie und ruiniere ihre Gesundheit. Es ist wahr, es ist nicht ratsam, den Verstand
der Kinder mit zu vielen und zu schwierigen Unterrichtsfächern zu strapazieren. Eltern,
seid ihr dieser Sache niemals auf den Grund gegangen, sondern habt das unbedenklich
akzeptiert, was eure Kinder euch vorgejammert haben? Habt ihr nicht zu bereitwillig den
scheinbaren Grund für ihre Unpässlichkeiten geglaubt? Es ist Pflicht der Eltern und derer,
denen die Obhut von Kindern anvertraut ist, nach der wahren Ursache dieses Übels zu
suchen.
Z4.110.3 (4T.97.1) Absatz: 9/29
In neunundneunzig von hundert Fällen würde eine genaue Untersuchung zu Tage fördern,
dass die Anstrengung des Studiums allein euren Kindern nicht diesen Schaden zufügte,
sondern dass es ihre verkehrten Gewohnheiten waren, die ihr Gehirn und den ganzen
Körper der Lebenskraft beraubten. Ihr Nervensystem wurde durch zu häufige Erregung
zerrüttet, und so wurde der Grund zu vorzeitigem und sicherem Verfall gelegt. Die Sünde
der Selbstbefleckung tötet Tausende und Zehntausende.
Z4.111.1 (4T.97.2) Absatz: 10/29
Kinder brauchen Beschäftigung, womit sie die Zeit verbringen. Angemessene geistige
Anstrengung und körperliche Arbeit im Freien wird der Konstitution eurer Jungen keinen
Schaden zufügen. Nützliche Arbeit und eine Kenntnis der Pflichten des Haushalts wird
euren Mädchen zum Segen sein, und auch bestimmte Arbeiten außer Haus sind für ihre
Körperverfassung und Gesundheit notwendig. Kinder sollten zur Arbeit angehalten
werden. Fleiß ist eine der größten Segnungen für Männer, Frauen und Kinder.
Z4.111.2 (4T.97.3) Absatz: 11/29
Du hast in der Erziehung deiner Kinder geirrt. Du hast sie zu sehr verwöhnt. Du hast sie
geschont und sie von der Arbeit entschuldigt, bis einigen von ihnen alle Arbeit verhasst ist.
Untätigkeit und ein Mangel an geregelter Beschäftigung hat sich sehr zu ihrem Nachteil
ausgewirkt. Versuchungen gibt es von allen Seiten, darauf ausgerichtet, die Jugend für
diese und die zukünftige Welt zu ruinieren. Einzig auf dem Pfade des Gehorsams besteht
Sicherheit.
Z4.111.3 (4T.97.4) Absatz: 12/29
Du bist blind gegen die Macht, die Satan über deine Kinder ausübt. Häusliche Arbeit –
selbst wenn sie müde macht – hätte sie nicht den fünfzigsten Teil von dem geschädigt,
was Gewohnheiten der Trägheit aus ihnen gemacht haben. Sie hätten vielen Gefahren
ausweichen können, wenn sie bereits in früheren Jahren angewiesen worden wären, ihre
Zeit mit nützlicher Arbeit auszufüllen. Sie wären nicht so rastlos und nur von dem einen
Wunsch erfüllt, Abwechslung zu haben und in Gesellschaft zu sein. Sie wären vielen
Versuchungen zur Eitelkeit, zur Teilnahme an unnützen Vergnügungen, seichtem
Lesestoff, dummem Geschwätz und Albernheit entronnen. Ohne so große Versuchungen,
die Gesellschaft des anderen Geschlechts zu suchen und ihr schlechtes Betragen zu
entschuldigen, hätte die Verwendung ihrer Zeit ihnen mehr Zufriedenheit eingebracht.
Eitelkeit, Affektiertheit, Unbrauchbarkeit und Sünde sind das Resultat dieser Faulheit. Die
Eltern und besonders du, der Vater, habt ihnen zu ihrem Schaden geschmeichelt und sie
verwöhnt.
Selbstbetrug und Egoismus
Z4.112.1 (4T.98.1) Absatz: 13/29
Lieber Bruder, du hast einen traurigen Fehler begangen, indem du dich vor die Patienten
hinstelltest, um dich selbst und deine Frau zu erhöhen, wie es häufig geschehen ist. Deine
eigenen Kinder haben aus diesen Bemerkungen Lehren gezogen, die ihren Charakter
prägen. Es wird jetzt keine leichte Aufgabe sein, die gemachten Eindrücke zu korrigieren.
Sie sind stolz und selbstbezogen. Sie haben sich eingebildet, dass sie als deine Kinder
allen anderen überlegen sind. Du hast eifrig darüber gewacht, dass die Leute dir die Ehre
geben, die deiner Stellung als Arzt der Gesundheitsanstalt entspricht. Dies ist ein
Schwachpunkt, der dich an geistlichem Fortschritt gehindert hat. Dies hat dich auf andere
eifersüchtig gemacht, fürchtend, dass sie dich verdrängen oder deine Stellung und deinen
Wert nicht schätzen würden. Du hast auch deine Frau gelobt und sie den Patienten als
eine Art Übermensch dargestellt. Du hast wie ein Blinder gehandelt. Du hast Fähigkeiten
an ihr gepriesen, die sie gar nicht besitzt.
Z4.112.2 (4T.98.2) Absatz: 14/29
Du solltest daran gedacht haben, dass dein moralischer Wert nach deinen Worten, deinem
Verhalten und deinen Taten eingeschätzt wird. Diese können nie verborgen bleiben,
sondern werden dir den rechten Platz vor den Patienten einräumen. Wenn du an ihnen
Interesse zeigst, wenn du für sie arbeitest, werden sie es zu schätzen wissen und dir
vertrauen und dich lieben. Aber leere Worte werden sie niemals glauben machen, dass
deine aufopfernde Arbeit für sie deine Lebenskraft erschöpft und dich angestrengt habe,
während sie wissen, dass ihnen doch nicht deine besondere Aufmerksamkeit und
Fürsorge galt. Die Patienten werden Vertrauen und Liebe zu denen haben, die besonderes
Interesse für sie zeigen und sich um ihre Wiederherstellung sorgen. Wenn du dieses Werk
verrichtest, das getan werden muss – denn dafür bezahlen die Patienten ihr Geld – dann
hast du es nicht nötig, ihre Wertschätzung und Hochachtung durch Reden zu erwerben.
Wenn du deine Pflicht tust, wirst du dies mit Sicherheit haben.
Z4.112.3 (4T.99.1) Absatz: 15/29
Du warst nicht frei von Selbstsucht. Deshalb konntest du nicht den Segen haben, den Gott
für die selbstlosen Arbeiter bereithält. Deine Interessen waren geteilt. Du hast dich so sehr
um dich selbst und die Deinen gesorgt, dass der Herr keine Veranlassung hatte, in
besonderer Weise für dich zu wirken und zu sorgen. Dein Handeln in dieser Hinsicht hat
dich für deine Position untauglich gemacht. Vor einem Jahr wurde mir gezeigt, dass du
dich befähigt fühltest, allein die Verwaltung der Anstalt zu übernehmen. Gehörte die
Anstalt dir, und wärest du derjenige, der durch Gewinn begünstigt und durch Verlust
geschädigt werden würde, dann würdest du es als deine Pflicht betrachten, besondere
Sorgfalt walten zu lassen, dass es nicht zu Verlusten kommt, und dass Patienten, die
nichts bezahlen, die Anstalt nicht aller Mittel berauben. Du würdest die Fälle untersuchen
und nicht zulassen, dass sie eine Woche länger als dringend notwendig dort blieben. Du
würdest Mittel und Wege ersinnen, wie die Ausgaben verringert und das Vermögen der
Anstalt erhalten bleiben kann. Aber du bist nur angestellt, und der Eifer, das Interesse und
die Fähigkeiten, die du zu haben glaubst, treten nicht in Erscheinung. Die Patienten
erhalten nicht die Aufmerksamkeit, wofür sie bezahlt haben, und die sie zu Recht
erwarten.
Z4.113.1 (4T.99.2) Absatz: 16/29
Es wurde mir gezeigt, dass du dich oftmals von Kranken abwendest, die deines Rats und
deiner Hilfe bedürfen. Du wurdest mir vorgeführt, wie du offensichtlich gleichgültig und
eher ungeduldig auf das reagiertest, was sie sagten und was ihnen sehr wichtig war. Du
hörtest kaum zu. Du schienst in großer Eile zu sein und hast sie auf einen anderen
Zeitpunkt vertröstet, wenn ein paar angemessene Worte des Mitgefühls und der
Ermutigung tausend Befürchtungen gestillt und ihnen Frieden und Zuversicht anstelle von
Unruhe und Niedergeschlagenheit vermittelt hätten. Es schien so, als scheutest du vor
Gesprächen mit den Patienten zurück. Du fühltest nicht mit ihnen, sondern bliebst
reserviert, wenn du mehr Vertrautheit hättest bekunden sollen. Du verhieltest dich zu
distanziert und unnahbar. Sie schauten zu dir auf wie ein Kind zu seinem Vater. Sie haben
das Recht, Aufmerksamkeit von dir zu erwarten, die ihnen aber nicht zuteil wird. "Ich und
die Meinen" drängt sich zwischen dich und die Arbeit, die deine Stellung von dir fordert.
Patienten und Helfer bedürfen oft deines Rats. Aber sie gehen nur widerwillig zu dir und
fühlen sich nicht frei, mit dir zu reden.
Z4.114.1 (4T.100.1) Absatz: 17/29
Du bist bestrebt, eine unangemessene Würde aufrechtzuerhalten. In Wirklichkeit hast du
dieses Ziel nicht erreicht, sondern das Vertrauen und die Liebe verloren, die dir zuteil
geworden wären, wenn du dich bescheiden, sanftmütig und demütig verhalten hättest.
Wahre Weihe und Frömmigkeit Gott gegenüber ließe im Herzen aller einen Platz für dich
finden und würde dich mit einer Würde ausstatten, die nicht angemaßt, sondern echt ist.
Das Lob, das du empfangen hast, hat dich stolz gemacht. Christi Leben muss dir zum
Vorbild dienen und dich lehren, dass du überall Gutes tun sollst, wo du hingestellt wirst.
Während du für andere sorgst, wird Gott für dich sorgen. Die Majestät des Himmels
scheute nicht vor Ermüdung zurück. Er wanderte zu Fuß von Ort zu Ort, um den
Leidenden und Bedürftigen zu dienen. Obgleich du Kenntnisse besitzen magst; obgleich
du etwas vom menschlichen Körper verstehst und Krankheiten auf ihre Ursachen
zurückführen kannst – obgleich du mit Menschenzungen und Engelzungen reden magst –
sind noch andere Befähigungen notwendig, ohne welche all deine Gaben keinen
besonderen Wert haben. Du benötigst Kraft von Gott, die nur in jenen verwirklicht werden
kann, die ihn zu ihrem Vertrauten machen und sich dem Werke weihen, das er ihnen
aufgetragen hat. Christus muss mit deinem Wissen verwoben werden. Seine Weisheit
anstatt deiner eigenen muss in Betracht gezogen werden. Dann wirst du ein Licht im
Krankenzimmer sein. Dir fehlt Freiheit des Geistes, Kraft und Glaube. Dein Glaube ist
schwach, weil du dich nicht darin geübt hast; er kann nicht lebendig und gesund sein.
Deine Bemühungen um diejenigen, die an Seele und Leib krank sind, werden nicht so
erfolgreich sein, wie sie sein könnten. Die Patienten werden nicht an körperlicher und
geistiger Stärke zunehmen, wie sie könnten – es sei denn, du nimmst bei deinen Visiten
Jesum mit. Seine Worte und Werke müssen dich begleiten. Dann wirst du das Empfinden
haben, dass deine Gebete und Worte des Mitgefühls, die ihnen zum Segen gereichten,
auch dir zum Segen sind.
Z4.115.1 (4T.101.1) Absatz: 18/29
Du hast dich nicht völlig von Gott abhängig gefühlt, noch warst du dir deiner
Unzulänglichkeit und Schwäche ohne seine besondere Weisheit und Gnade bewusst. Du
sorgst dich ab, hegst Furcht und Zweifel, weil du dich zuviel auf deine eigene Kraft
verlassen hast. In Gott kannst du gedeihen. In Demut und Heiligkeit des Geistes wirst du
großen Frieden und Stärke finden. Jene, die sich am meisten ihrer eigenen Schwachheit
und Finsternis bewusst sind, erstrahlen am hellsten, denn sie machen Christum zu ihrer
Gerechtigkeit. Deine Kraft sollte von einer Verbindung mit ihm kommen. Werde nicht müde
im Gutestun.
Z4.115.2 (4T.101.2) Absatz: 19/29
Die Majestät des Himmels hat die Müden eingeladen: "Kommet her zu mir alle, die ihr
mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und
lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden
für eure Seelen." Matthäus 11,28.29. Der Grund, warum die Last manchmal so schwer und
das Joch so bitter erscheint, liegt darin, dass du dich über die Sanftmut und Demut
erhoben hast, die unser göttlicher Herr besaß. Höre auf damit, dir selbst zum Gefallen zu
leben und dich zu erhöhen. Lass dein Ich in Jesu verborgen sein. Lerne von ihm, der dich
eingeladen und dir Ruhe verheißen hat.
Z4.115.3 (4T.101.3) Absatz: 20/29
Ich sah, dass die Gesundheitsanstalt niemals gedeihen kann, während jene, die
verantwortliche Stellungen darin bekleiden, mehr an sich selbst denken als an die Anstalt.
Gott wünscht selbstlose Männer und Frauen als Arbeiter in seinem Werk. Diejenigen,
denen die Obhut über die Gesundheitseinrichtung anvertraut ist, sollten jede Abteilung
beaufsichtigen, Sparsamkeit üben, auf Kleinigkeiten achten und sich vor Verlusten hüten.
Kurz gesagt, sie sollen so achtsam und verständig in ihrer Verwaltung vorgehen, als wären
sie die Eigentümer.
Z4.115.4 (4T.101.4) Absatz: 21/29
Du hast das Gefühl gehegt, dass dies oder jenes nicht deine Angelegenheit sei. Alles, was
mit der Anstalt zusammenhängt, ist deine Angelegenheit. Wenn du irgend etwas bemerkst,
das nicht in Ordnung ist, das du selbst aber nicht in die Hand nehmen kannst, weil es ein
anderes Gebiet betrifft, dann rufe jemand zu Hilfe, der dieser Sache sofortige
Aufmerksamkeit schenkt. Ist diese Arbeit zu schwierig für dich, dann überlasse sie jemand
anderem, der alle Pflichten gründlich erfüllen kann, die dem obliegen, der eine so
verantwortliche Stellung bekleidet wie du.
Z4.116.1 (4T.102.1) Absatz: 22/29
In deinen Gesprächen im Krankenzimmer hast du oftmals die Patienten und Pfleger
beschuldigt, sie würden unnötige Lasten und Sorgen über dich häufen, während du zu
gleicher Zeit nicht die Hälfte der Pflichten erledigtest, die dir als Arzt zukamen. Du hast
den Kranken unter deiner Obhut nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Die
Patienten sind nicht blind. Sie empfinden die Vernachlässigung. Sie sind von zu Hause
fort. Sie bezahlen dafür, Fürsorge und Behandlung zu erhalten, die daheim nicht möglich
sind. All dies Schelten in den Krankenzimmern schadet der Einrichtung und missfällt Gott.
Z4.116.2 (4T.102.2) Absatz: 23/29
Es ist wahr, dass du schwere Lasten zu tragen hattest. Aber in vielen Fällen, wo du dich
über die Patienten und Pfleger beklagt hast, war die Schwierigkeit in deiner eigenen
Familie zu finden. Sie fordern fortwährend deine Hilfe, helfen dir aber nicht. Es gibt
niemand in deinem Heim, der deine Hände stützt oder dich ermutigt. Hättest du keine
Bürden von außerhalb zu tragen, könntest du weit besser deiner Verantwortung in der
Anstalt nachkommen und würdest nicht so viel Kraft und Seelenstärke verlieren. Es ist
sicher deine Pflicht, für deine Familie zu sorgen; aber es ist wirklich nicht notwendig, dass
sie so hilflos sind, wie sie sich geben, und dich so sehr belasten. Sie könnten dich
unterstützen, wenn sie wollten.
Z4.116.3 (4T.102.3) Absatz: 24/29
Es ist ebenfalls deine Pflicht, auf deine Gesundheit zu achten. Wenn die Sorge um deine
Familie so groß ist, dass die Arbeit in der Gesundheitsanstalt dich überlastet und du nicht
imstande bist, den Patienten und der Anstalt die ihnen gebührende Zeit und
Aufmerksamkeit zu schenken, dann solltest du deine Stellung aufgeben und einen Platz
suchen, wo du deiner Familie, dir selbst und den übernommenen Verantwortlichkeiten
gerecht werden kannst. Die Stellung, die du heute bekleidest, ist sehr wichtig. Sie erfordert
einen klaren Verstand und Nerven- und Muskelkraft. Ernste Hingabe an die Arbeit ist nötig,
wenn die Anstalt gedeihen soll. Nichts weniger als dies wird ihr Erfolg verleihen. Soll sie
lebendig sein, dann muss sie mit Leben erfüllt sein und uneigennützige Arbeiter haben, die
sie verwalten.
Z4.117.1 (4T.103.1) Absatz: 25/29
Schwester I, du bist deinem Mann nicht die Hilfe gewesen, die du ihm hättest sein sollen.
Deine Aufmerksamkeit war mehr auf dich selbst gerichtet. Du hast nicht erkannt, wie
notwendig es ist, deine brachliegende Energie zu wecken und deinen Mann bei seiner
Arbeit zu unterstützen oder deine Kinder mit dem rechten Einfluss zu umgeben. Hättest du
fleißig die dir von Gott aufgetragenen Pflichten erfüllt, hättest du geholfen, die Lasten
deines Ehemannes zu tragen und mit ihm gemeinsam eure Kinder richtig zu erziehen,
dann hätte eine Veränderung in eurer Familie stattgefunden.
Z4.117.2 (4T.103.2) Absatz: 26/29
Du hast trübsinnigen und traurigen Gefühlen nachgegeben. Dies hat euer häusliches
Leben verdunkelt anstatt es mit Sonnenschein zu erfüllen. Du hast keineswegs Hoffnung
und Frohsinn ermutigt. Dein Einfluss hat jene niedergedrückt, die du durch freundliche
Worte und Taten unterstützt haben solltest. Alles dies ist die Folge von Ichsucht. Du hast
Aufmerksamkeit und Mitgefühl von deinem Mann und den Kindern gefordert, hast es aber
nicht als deine Pflicht empfunden, dich selbst aus den Augen zu verlieren und für ihr Glück
und Wohlergehen zu sorgen. Du warst ungeduldig und hast deine Kinder streng getadelt.
Dies hat sie nur im Bösen bestärkt und die Bande der Zuneigung geschwächt, welche die
Herzen von Eltern und Kindern miteinander verbinden sollten.
Z4.117.3 (4T.103.3) Absatz: 27/29
Dir hat es an Selbstbeherrschung gefehlt. Du hast deinen Mann in Gegenwart der Kinder
getadelt. Das hat seine und deine Autorität untergraben. Du bist schwach gewesen. Haben
sich deine Kinder über andere beklagt, dann hast du sofort ihre Partei ergriffen und
unklugerweise jene gerügt und getadelt, über die sie sich beklagten. Das hat deine Kinder
dazu veranlasst, gegen solche zu murren, die ihnen nicht die Ehrerbietung
entgegenbringen, die ihnen ihrer Meinung nach gebührt. Du hast diesen Geist indirekt
gefördert, anstatt ihn zu unterdrücken. Du bist mit deinen Kindern nicht so fest und gerecht
umgegangen, wie es recht gewesen wäre.
Z4.118.1 (4T.104.1) Absatz: 28/29
Du hast Prüfungen gehabt. Dein Geist war niedergedrückt. Du warst entmutigt, aber die
Schuld dafür hast du ungerechterweise auf andere geschoben. Die Hauptursache liegt in
dir selbst. Du hast versäumt, dein Heim so zu gestalten, wie du es hättest tun sollen. Du
hast noch Gelegenheit, diese Fehler zu korrigieren. Gib diese kalte und starre
Reserviertheit auf. Schenke mehr Liebe, anstatt sie zu fordern. Fördere den Frohsinn, lass
den Sonnenschein in dein Herz, und er wird auf alle in deiner Umgebung ausstrahlen. Sei
geselliger. Suche das Vertrauen deiner Kinder zu gewinnen, damit sie sich Rat und Hilfe
bei dir holen können. Ermutige in ihnen Demut und Selbstlosigkeit. Sei ihnen ein rechtes
Vorbild.
Z4.118.2 (4T.104.2) Absatz: 29/29
Erwacht, mein lieber Bruder und meine Schwester, um die Bedürfnisse eurer Familie zu
erkennen. Lasst euch nicht verblenden. Packt die Aufgabe gemeinsam an, ruhig, unter
Gebet und Glauben. Bringt euer Haus in Ordnung, und Gott wird eure Anstrengungen
segnen.
Kapitel 10: Der Einfluss des gesellschaftlichen Umfeldes
Z4.118.3 (4T.104.3) Absatz: 1/45
Am 10. Dezember 1872 wurde mir der Zustand von Bruder K’s Familie vorgeführt. Er war
ein treuer Gläubiger, der die Wahrheit liebte; aber er hat den Geist der Welt in sich
aufgenommen. Christus sagte: "Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz." Matthäus
6,21. Bruder K, dein irdischer Schatz beansprucht dein Interesse und deine
Aufmerksamkeit in solchem Maße, dass du dir keine Zeit nimmst, Gott zu dienen. Und
dann ist deine Frau noch unzufrieden wegen des Wenigen, das du ihm gibst. Eine
weltliche Besessenheit hat von ihrem Herzen Besitz ergriffen. Keiner von euch beiden
nimmt sich genügend Zeit zum Nachdenken und zum Gebet. Gott wird eures täglichen
Dienstes beraubt. Ihr selbst erleidet einen größeren Verlust als den von irdischen
Schätzen.
Z4.118.4 (4T.104.4) Absatz: 2/45
Schwester K, du bist noch weiter von Gott entfernt als dein Mann. Deine Anpassung an die
Welt hat den Heiland aus deinem Herzen verbannt. Er hat keinen Platz in deinen
Zuneigungen. Du hast nur wenig Lust zum Beten und dein eigenes Herz zu erforschen,
neigst aber dazu, dem Fürsten der Mächte der Finsternis zu gehorchen. "Wisset ihr nicht:
welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr
gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?"
Römer 6,16.
Z4.119.1 (4T.105.1) Absatz: 3/45
Schwester K, du weißt nicht, was du tust. Du erkennst nicht, dass du gegen Christum
kämpfst, indem du deinen Mann von der Wahrheit abwendig machst. Deine
Aufmerksamkeit ist auf die Vorteile gerichtet, welche die Welt bietet. Du hast keine Liebe
zur Hingabe an Gott entwickelt. Dir sagt die eifrige Geschäftigkeit, Reichtum zu erwerben,
mehr zu. Du verzehrst dich in dem Wunsch, der Welt gleich zu sein, damit du die
Glückseligkeit erlangst, welche die Welt vermittelt. Dein weltlicher Ehrgeiz und irdisches
Interesse sind größer als dein Wunsch nach Gerechtigkeit und einem Anteil am Reiche
Gottes.
Z4.119.2 (4T.105.2) Absatz: 4/45
Du verwendest deine kostbare Prüfungszeit damit, für dein irdisches Wohlergehen zu
sorgen – für Kleider, Essen und Trinken wie die Welt. Wie unbefriedigend, wie ärmlich ist
die erlangte Belohnung! Mit deinen weltlichen Wünschen und Bestrebungen trägst du eine
schwerere Last, als der Heiland dir je auferlegen wollte. Dein Erlöser ladet dich ein:
"Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen
demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine
Last ist leicht." Matthäus 11,28-30. Meine Schwester, Christus möchte, dass du deine
schwere Last zu seinen Füßen niederlegst und deinen stolzen Nacken unter sein Joch
beugst.
Z4.119.3 (4T.105.3) Absatz: 5/45
Was wäre mit dir, wenn heute deine Gnadenzeit zu Ende ginge? Wie würdest du der
Untersuchung des Meisters standhalten? Wie hast du die Zentner an Mitteln und Einfluss
verwendet, die dir von Gott verliehen wurden, um sie zu seiner Ehre zu gebrauchen? Gott
hat dich mit dem Leben und seinen Segnungen ausgestattet, nicht um sie nur zu deinem
eigenen Vergnügen und selbstsüchtiger Befriedigung zu verwenden, sondern zum Nutzen
anderer und zum Gutestun. Der Meister hat dir Zentner anvertraut, damit du sie zu den
Wechslern bringst und er das Seine mit Zinsen zurückfordern kann. Dein Einfluss und
deine Mittel wurden dir übergeben, um dich zu prüfen, um zu offenbaren, was in deinem
Herzen ist. Du solltest sie benutzen, um Seelen für Christum zu gewinnen und das Werk
deines Erlösers zu fördern. Versäumst du, dies zu tun, begehst du einen schrecklichen
Fehler. Jeden Tag, den du benutzt, um dir selbst zu dienen und deinen Freunden zu
gefallen, indem du ihrem Einfluss nachgibst, die Welt zu lieben und deinen besten Freund
zu vernachlässigen, der starb, um dir das Leben zu ermöglichen, verlierst du viel.
Z4.120.1 (4T.106.2) Absatz: 6/45
Schwester K, du dachtest, es sei nicht gut, dich von den Leuten in deiner Umgebung zu
unterscheiden. Du wohnst unter einer Gesellschaft, die durch die Wahrheit geprüft wurde,
sie aber verworfen hat. Du hast dich mit ihren Interessen und Neigungen verbunden, bis
du deiner Gesinnung nach zu ihnen gehörst. Du liebst ihre Gesellschaft. Doch bist du nicht
glücklich, obgleich du es dir selbst einredest. Du hast in deinem Herzen gesagt: "Es ist
umsonst, dass man Gott dient; und was nützt es, dass wir sein Gebot halten und ein
hartes Leben vor dem Herrn Zebaoth führen?" Maleachi 3,14.
Z4.120.2 (4T.106.3) Absatz: 7/45
Es ist für eine Familie keine geringe Sache, in einer ungläubigen Umgebung als Christi
Stellvertreter dazustehen und Gottes Gesetz zu halten. Von uns wird gefordert, ein
lebendiger Brief zu sein, der von allen Menschen gelesen wird. Diese Stellung schließt
eine furchtbare Verantwortung ein. Um im Licht zu leben, müsst ihr euch dort befinden, wo
das Licht scheint. Bruder K sollte sich feierlich verpflichtet fühlen, mit seiner Familie
wenigstens die jährlichen Versammlungen derer zu besuchen, die die Wahrheit lieben,
koste es, was es wolle. Dies würde ihn und sie stärken und sie für Prüfungen und
Pflichterfüllung stählen. Es ist nicht gut, wenn sie das Vorrecht versäumen, sich mit
Glaubensgeschwistern zu verbinden. Die Wahrheit verliert in ihren Gedanken an
Wichtigkeit, ihre Herzen werden durch ihren heiligenden Einfluss nicht mehr erleuchtet,
und sie verlieren ihre geistliche Gesinnung. Sie empfangen keine Stärkung durch die
Worte des lebendigen Predigers. Weltliche Gedanken und weltliche Unternehmungen
nehmen ihre Sinne fortwährend gefangen, während geistliche Gegenstände keine
Beachtung finden.
Z4.121.1 (4T.106.4) Absatz: 8/45
Der Glaube der meisten Christen wird ins Wanken geraten, wenn sie es ständig
versäumen, sich zu Konferenzen und zum Gebet zu versammeln. Wäre es ihnen
unmöglich, sich solch religiöser Vorrechte zu erfreuen, würde Gott durch seine Engel
direkt Licht vom Himmel senden, um sein zerstreutes Volk zu beleben, zu trösten und zu
segnen. Aber es ist nicht seine Absicht, ein Wunder zu wirken, um den Glauben seiner
Heiligen zu stärken. Es wird von ihnen gefordert, die Wahrheit genügend zu lieben, um
sich zu bemühen, die Vorrechte und Segnungen in Anspruch zu nehmen, die Gott ihnen
gewährt. Das Wenigste, was sie tun können, ist, sich ein paar Tage im Jahr gemeinsam zu
bemühen, Christi Sache zu fördern und freundlichen Rat und Mitgefühl auszutauschen.
Z4.121.2 (4T.107.1) Absatz: 9/45
Viele verbringen nahezu ihre ganze Zeit damit, ihren zeitlichen Interessen und
Vergnügungen nachzugehen, und murren wegen der paar Tage und der Auslagen, die es
erfordert, wenn sie ihr Heim verlassen und irgendwo hinfahren müssen, um sich mit einer
Gruppe zu treffen, die sich im Namen des Herrn versammelt. Das Wort Gottes nennt Geiz
Götzendienst. Wieviel Götzenanbeter gibt es dann unter denen, die sich Christi Nachfolger
nennen?
Z4.121.3 (4T.107.2) Absatz: 10/45
Es wird von uns gefordert, dass wir zusammenkommen und Zeugnis für die Wahrheit
ablegen. Der Engel Gottes sagte: "Aber die Gottesfürchtigen trösten sich untereinander
also: Der Herr merkt und hört es, und vor ihm ist ein Denkzettel geschrieben für die, so
den Herrn fürchten und an seinen Namen gedenken. Sie sollen, spricht der Herr Zebaoth,
des Tages, den ich machen will, mein Eigentum sein; und ich will ihrer schonen, wie ein
Mann seines Sohnes schont, der ihm dient. Und ihr sollt dagegen wiederum den
Unterschied sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und dem
Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient." Maleachi
3,16-18.
Z4.122.1 (4T.107.3) Absatz: 11/45
Es wird sich für uns auszahlen, wenn wir die Vorrechte in unserer Reichweite nutzen,
selbst wenn es uns ein Opfer kostet, uns mit denen zu versammeln, die Gott fürchten und
ihn verherrlichen. Er wird dargestellt als jemand, der diesen Zeugnissen lauscht, während
Engel sie in ein Buch schreiben. Gott wird derer gedenken, die zusammengekommen sind
und seines Namens gedacht haben. Er wird sie vor dem großen Brand bewahren. Sie
werden in seinen Augen wie köstliche Perlen sein. Aber sein Zorn wird auf das schutzlose
Haupt der Sünder fallen. Es ist nicht umsonst, Gott zu dienen. Die ihr Leben seinem
Dienst weihen, empfangen einen herrlichen Lohn. Lieber Bruder, liebe Schwester, ihr habt
euch schrittweise in die Finsternis begeben, bis sie euch beinahe unmerklich eingehüllt hat
und ihr sie als Licht empfindet. Gelegentlich durchdringt ein schwacher Schimmer die
Dunkelheit und erweckt das Gewissen. Doch die euch umgebenden Einflüsse ersticken
den Lichtstrahl, und die Finsternis ist dichter als zuvor.
Z4.122.2 (4T.108.1) Absatz: 12/45
Es wäre für euer geistliches Wohlergehen besser gewesen, wenn ihr euren Wohnplatz
schon vor Jahren gewechselt hättet. Das Licht der Wahrheit hat die Menschen geprüft,
unter denen ihr lebt. Ein paar von ihnen nahmen die Botschaft der Gnade und Warnung
an, während viele sie verwarfen. Eine weitere Klasse nahm sie nicht an, weil sie ein Kreuz
einschloss. Sie nahmen eine neutrale Stellung ein und dachten, wenn sie nicht gegen die
Wahrheit ankämpften, sei es schon recht. Doch das Licht, das sie versäumten
anzunehmen und zu hegen, wurde zu Finsternis. Sie beruhigten ihr Gewissen, indem sie
zum Geist Gottes sagten: "Gehe hin auf diesmal; wenn ich gelegene Zeit habe, will ich
dich herrufen lassen." Apostelgeschichte 24,25. Jene gelegene Zeit ist niemals
gekommen. Sie versäumten die goldene Gelegenheit, die nie zu ihnen zurückkehrte, weil
die Welt das Licht auslöschte, dem sie sich verweigerten. Die Angelegenheiten dieses
Lebens und die Anziehungskraft aufregender Vergnügungen beschäftigen ihre Sinne und
Gedanken, während ihr bester Freund, der segensreiche Heiland, verworfen und
vergessen wird.
Z4.122.3 (4T.108.2) Absatz: 13/45
Schwester K, die hervorragende natürliche Gaben besitzt, wird durch ihre ungläubigen
Freunde und Verwandten, die weder die Wahrheit lieben noch das Opfer und die
Selbstverleugnung schätzen, die um der Wahrheit willen gefordert werden, von Gott
abgewendet. Schwester K hat nicht eingesehen, wie wichtig eine Trennung von der Welt
ist, wie Gott sie fordert. Was ihre Augen sehen und ihre Ohren hören, hat ihr Herz
verdorben.
Z4.123.1 (4T.108.3) Absatz: 14/45
Johannes der Täufer war ein Mann, der von Geburt an mit dem Heiligen Geist erfüllt war.
Wenn es je einen Menschen gab, der von den verderblichen Einflüssen der Zeit, in der er
lebte, unbefleckt bleiben konnte, so war er es. Aber er wagte nicht, seiner Kraft zu
vertrauen. Er trennte sich von seinen Freunden und Verwandten, dass seine natürlichen
Neigungen ihm nicht zur Schlinge werden könnten. Er wollte sich nicht unnötigerweise der
Versuchung aussetzen, noch dem Luxus oder selbst den Annehmlichkeiten des Lebens,
um nicht in Gefahr zu geraten, der Bequemlichkeit zu dienen und seine Esslust zu
befriedigen und dadurch seine körperliche und geistige Kraft zu schwächen. Hätte er einen
solchen Kurs eingeschlagen, wäre die wichtige Mission fehlgeschlagen, um derentwillen er
gekommen war.
Z4.123.2 (4T.109.1) Absatz: 15/45
Er unterwarf sich der Entbehrung und der Einsamkeit eines Lebens in der Wüste. Hier
konnte er das heilige Empfinden der Majestät Gottes bewahren. Hier studierte er das
große Buch der Natur und wurde mit Gottes Charakter bekannt, wie er sich in seinen
wunderbaren Werken offenbarte. Hier war eine Atmosphäre, die der moralischen
Erziehung diente und ihm fortwährend die Gottesfurcht vor Augen hielt. Johannes, der
Vorläufer Christi, setzte sich nicht verdorbener Unterhaltung und den verderblichen
Einflüssen der Welt aus. Er fürchtete den Einfluss auf sein Gewissen, so dass ihm die
Sünde nicht mehr als überaus sündhaft vorkommen könnte. Lieber erwählte er die Wüste
zu seiner Wohnstätte, wo seine Sinne nicht durch seine Umgebung verdorben werden
konnten. Sollten wir nicht etwas von diesem Vorbild lernen, von ihm, den Christus ehrte
und von dem er sagte: "Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufgekommen,
der größer sei denn Johannes der Täufer" (Matthäus 11,11)?
Z4.124.1 (4T.109.2) Absatz: 16/45
Die ersten dreißig Jahre verbrachte Christus in Zurückgezogenheit. Dienstbare Engel
wachten über den Herrn des Lebens, während er Seite an Seite mit den Bürgern und
Arbeitern inmitten der Hügel von Nazareth wandelte, unerkannt und ungeehrt. Diese edlen
Beispiele sollten uns lehren, böse Einflüsse zu meiden und die Gesellschaft derer zu
scheuen, die kein rechtes Leben führen. Wir dürfen uns nicht schmeicheln, zu stark zu
sein, um von solchen Einflüssen beeindruckt zu werden. Vielmehr sollten wir uns demütig
vor der Gefahr hüten.
Z4.124.2 (4T.109.3) Absatz: 17/45
Das alte Volk Israel wurde ausdrücklich von Gott angewiesen, ein von allen Nationen
getrenntes Volk zu sein und zu bleiben. Sie sollten nicht Zeugen des Götzendienstes der
sie umgebenden Völker sein, damit ihre Herzen nicht etwa verdorben würden und
Vertrautheit mit gottlosen Handlungen diese weniger sündhaft erscheinen ließe. Nur
wenige erkennen ihre eigene Schwäche und dass die natürliche Sündhaftigkeit des
menschlichen Herzens zu oft ihre edelsten Bestrebungen lähmt.
Z4.124.3 (4T.109.4) Absatz: 18/45
Der verderbliche Einfluss der Sünde vergiftet das Leben der Seele. Unsere einzige
Sicherheit besteht darin, uns von denen zu trennen, die in ihrer Finsternis leben. Der Herr
hat uns geboten, von ihnen auszugehen und von ihnen getrennt zu sein und nichts
Unreines anzurühren. Dann will er unser Vater und wir sollen seine Söhne und Töchter
sein. Wenn wir in Gottes Familie aufgenommen, wenn wir Kinder des himmlischen Königs
werden wollen, dann müssen wir seinen Bedingungen nachkommen. Wir müssen von der
Welt ausgehen, als besonderes Volk vor Gott dastehen, seinen Vorschriften gehorchen
und ihm dienen.
Z4.124.4 (4T.110.1) Absatz: 19/45
Lot erwählte Sodom als Wohnort, weil er sah, dass er dort – von weltlichem Standpunkt
aus gesehen – Vorteile erlangen konnte. Nachdem er sich aber dort niedergelassen hatte
und reich geworden war, kam er zu der Überzeugung, dass er einen Fehler gemacht hatte,
indem er den moralischen Zustand der Gesellschaft außer acht ließ, unter der er sein
Heim gründete.
Z4.124.5 (4T.110.2) Absatz: 20/45
Die Bewohner Sodoms waren verdorben. Täglich war er Zeuge von gemeinen Reden, und
seine gerechte Seele wurde von Gewalt und Verbrechen gequält, die er nicht verhindern
konnte. Seine Kinder wurden diesen verdorbenen Leuten gleich, denn der Umgang mit
ihnen hatte ihre Moral untergraben. Während er all dies in Betracht zog, erschien ihm der
weltliche Reichtum, den er erworben hatte, gering und den Preis nicht wert, den er bezahlt
hatte. Seine familiären Verbindungen waren umfangreich, da seine Kinder Sodomiter
geheiratet hatten.
Z4.125.1 (4T.110.3) Absatz: 21/45
Der Zorn des Herrn richtete sich schließlich gegen die gottlosen Bewohner der Stadt.
Engel Gottes besuchten Sodom, um Lot hinauszuführen, damit er nicht mit der Stadt
untergehen sollte. Sie hießen Lot, seine Familie – seine Frau, seine Söhne und Töchter,
die im gottlosen Sodom geheiratet hatten – zusammenzuholen und von dem Ort zu
fliehen. "Denn wir werden diese Stätte", sagten sie, "verderben, darum dass ihr Geschrei
groß ist vor dem Herrn; der hat uns gesandt, sie zu verderben." 1.Mose 19,13.
Z4.125.2 (4T.110.4) Absatz: 22/45
Lot ging hin und redete auf seine Kinder ein. Er wiederholte die Worte der Engel: "Macht
euch auf und geht aus diesem Ort; denn der Herr wird diese Stadt verderben." 1.Mose
19,14. Aber seinen Schwiegersöhnen erschienen seine Worte unsinnig. Sie hatten so
lange in Sodom gelebt, dass sie Teilhaber der Sünden seiner Bewohner geworden waren.
Und die Töchter wurden von ihren Männern beeinflusst zu glauben, ihr Vater sei von
Sinnen. Es ging ihnen sehr gut, wo sie waren. Sie waren reich und hatten große
Besitztümer. Sie konnten nicht an die Möglichkeit glauben, dass das schöne Sodom, ein
so reiches und fruchtbares Land, vom Zorn eines Sünden vergeltenden Gottes vernichtet
werden würde.
Z4.125.3 (4T.111.1) Absatz: 23/45
Lot kehrte traurig zu den Engeln zurück und berichtete von seinem Misserfolg. Dann
geboten ihm die Engel, sich aufzumachen, seine Frau und die beiden unverheirateten
Töchter zu nehmen und die Stadt zu verlassen. Aber Lot war traurig. Der Gedanke, seine
Kinder und seine Frau, die sich weigerte mitzugehen, zu verlassen, brach ihm beinahe das
Herz. Sie wären alle im schrecklichen Untergang Sodoms umgekommen, hätte der Herr in
seiner großen Barmherzigkeit nicht seine Engel gesandt, sie zu retten.
Z4.126.1 (4T.111.2) Absatz: 24/45
Lot war wie gelähmt durch das große Unglück, das unmittelbar bevorstand. Er war von
Kummer betäubt bei dem Gedanken, alle zu verlassen, die ihm auf Erden so teuer waren.
Als er zögerte, ergriffen die Engel Gottes seine, seiner Frau und seiner Töchter Hände und
führten sie aus der Stadt. Sie ermahnten sie, eilends zu fliehen, nicht zurückzuschauen
und auf der Ebene nicht stehen zu bleiben, sondern in die Berge zu flüchten.
Z4.126.2 (4T.111.3) Absatz: 25/45
Wie sehr zögerte Lot, dem Engel zu gehorchen und so weit wie nur möglich von dem
verderbten Sodom, das dem Untergang geweiht war, zu fliehen! Er misstraute Gott und
bat darum, bleiben zu dürfen. Das Wohnen in der gottlosen Stadt hatte seinen Glauben
und sein Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit geschwächt. Er bat darum, nicht tun zu
müssen, was ihm befohlen war, da ihn vielleicht ein Unglück überfallen könnte und er
sterben müsse. Engel waren mit einer besonderen Mission ausgesandt worden, um das
Leben von Lot und seiner Familie zu retten. Doch Lot war so lange von verderblichen
Einflüssen umgeben gewesen, dass sein Empfindungsvermögen abgestumpft war. Er
konnte Gottes Werke und seine Absichten nicht erkennen. Er war nicht imstande, sich
seinen Händen anzuvertrauen und seinen Befehlen zu gehorchen. Er bat immer nur für
sich selbst, und dieser Unglaube kostete seiner Frau das Leben. Sie schaute zurück nach
Sodom und wurde in eine Salzsäule verwandelt, als eine Warnung für alle, die des
Himmels besondere Gnadenbeweise und Vorsehungen missachten. Nach dieser
schrecklichen Vergeltung wagte Lot nicht länger zu zögern, sondern floh entsprechend
den Anweisungen der Engel in die Berge. Das sündige Verhalten seiner Töchter, nachdem
sie Sodom verlassen hatten, war die Folge ihres dortigen Umganges. Ihr Begriff von
Richtig und Falsch war verwirrt, und die Sünde erschien ihnen nicht sündhaft.
Z4.126.3 (4T.112.1) Absatz: 26/45
Die Geschichte Lots sollte für alle, die ein gottesfürchtiges Leben führen möchten, eine
Warnung sein, sich von allen Einflüssen zu trennen, die sie von Gott trennen würden. Lot
blieb so lange unter den Gottlosen wohnen, dass er nur noch sich selbst und zwei Töchter
retten konnte, und selbst diese waren durch ihren Aufenthalt dort moralisch verdorben.
Z4.127.1 (4T.112.2) Absatz: 27/45
Gott meint, was er sagt, und lässt seiner nicht spotten. Ach, wie viele kurzsichtige und
sündige Wesen bitten Gott, sich ihren Bedingungen zu fügen, während er ihre Seligkeit
schaffen und köstliche Siege verleihen würde, wenn sie sich rückhaltlos seinen Händen
anvertrauen.
Z4.127.2 (4T.112.3) Absatz: 28/45
Schwester K, du bist in Gefahr, Entscheidungen zu treffen, die sich sehr nachteilig für dich
auswirken würden. Gott hat ein Werk für dich zu tun, das kein anderer für dich tun kann.
Nimmst du es nicht in Angriff, kannst du nicht gerettet werden. Gott liebt dich und möchte
nicht, dass du in dem allgemeinen Untergang mit umkommst. Gott ladet dich ein, jene
Dinge aufzugeben, die deinen geistlichen Fortschritt hindern, und in ihm jene Kraft und
jenen Trost zu finden, welche du benötigst. Du hast Sorgen und Lasten in deiner Familie
zu tragen, die dich oft ermüden. Wenn du nur die Dinge tust, die zum zeitlichen
Wohlergehen und Glück beitragen, wirst du Zeit genug haben, deine Bibel mit
andachtsvollem Interesse zu lesen und einen christlichen Charakter zu vervollkommnen.
Z4.127.3 (4T.112.4) Absatz: 29/45
Bruder K, du warst oft entmutigt. Du solltest ernsthaft, fest und entschlossen sein, deiner
Familie gegenüber deine Pflicht zu tun und sie – wenn möglich – mitzuziehen. Du solltest
keine Mühe scheuen, sie zu veranlassen, dich auf deiner Reise himmelwärts zu begleiten.
Wenn aber Mutter und Kinder sich entscheiden, dich nicht zu begleiten, sondern im
Gegenteil versuchen, dich von deinen Pflichten und religiösen Vorrechten abzuhalten,
dann musst du vorangehen, selbst wenn du allein gehen musst. Du musst in der Furcht
Gottes leben. Du musst die Gelegenheiten nutzen, den Versammlungen beizuwohnen und
alle geistliche Kraft zu erlangen, die möglich ist, denn du wirst sie in zukünftigen Tagen
brauchen. Lots Vermögen wurde vernichtet. Wenn du Verlust erleiden musst, sollte dich
dies nicht entmutigen. Wenn du auch nur einen Teil deiner Familie dadurch retten kannst,
ist es immer noch besser, als sie alle zu verlieren.
Z4.127.4 (4T.113.1) Absatz: 30/45
Lieber Bruder, liebe Schwester, als Eltern seid ihr in großem Maße für die Seelen eurer
Kinder verantwortlich. Ihr habt sie in die Welt gebracht, und durch Wort und Beispiel solltet
ihr sie zum Herrn und den Himmelshöfen führen. Ihr solltet ihnen den Gedanken
nahelegen, dass ihre zeitlichen Interessen, verglichen mit ihrem ewigen Wohlergehen, von
geringem Belang sind.
Z4.128.1 (4T.113.2) Absatz: 31/45
Diese lieben Kinder leben unter Weltmenschen. Sie nehmen eine Liebe zu den
Nichtigkeiten des Lebens in sich auf. Euer Sohn L ist ein gutherziger Junge von edler
Gesinnung; aber er braucht die wachsame Sorge einer Mutter, deren tägliche Erfahrung
im christlichen Leben sie befähigt, zu raten und zu unterweisen. Er befindet sich gerade in
einem zarten Alter, wo eine verständige Mutter ihn durch ihren Einfluss formen kann. Doch
muss ich befürchten, Schwester K, dass du deine Kinder eher nach der Art und Weise
dieser Welt gestaltest, anstatt sie zu lehren, dass es eine wichtige Lebensaufgabe ist,
Charaktere für die Unsterblichkeit zu bilden.
Z4.128.2 (4T.113.3) Absatz: 32/45
Wenn L versäumt, mit religiösen Themen und praktischem Christentum bekannt zu
werden, wird sein Leben ein Fehlschlag sein. Er sollte einsehen, dass er eine Erziehung in
geistlichen Dingen braucht, um seine Fähigkeiten völlig für Gott einsetzen zu können. Der
Herr fordert junge Männer auf, in seinem Weinberg zu arbeiten. Sie sollten die
wesentlichen Zweige der Ausbildung nicht vernachlässigen. Wenden sie jedoch ihre ganze
Aufmerksamkeit weltlichen Fächern zu, und versäumen sie, mit dem großen Gegenstand
der Religion bekannt zu werden und eine christliche Erfahrung zu erlangen, werden sie für
Gottes Werk unfähig sein. Wie günstig die erzieherischen Vorteile auch sein mögen, es ist
etwas mehr als Buchwissen nötig, um die Seele zu retten und andere zur Buße zu führen.
Eine Anzahl von Jahren aufzuwenden, um wissenschaftliche Kenntnisse zu erlangen,
genügt nicht, um ein brauchbarer Arbeiter im Dienste Gottes zu sein.
Z4.128.3 (4T.114.1) Absatz: 33/45
Junge Männer sollen dem Studium viel Zeit widmen. Aber mit ihren geistigen
Anstrengungen soll körperliche Arbeit verbunden werden. Die gewonnene Erkenntnis
muss in die Praxis umgesetzt werden, so dass sich durch nützliche Übung sowohl alle
Fähigkeiten des Geistes, als auch die Körperkräfte gleichmäßig entwickeln können. Sie
sollten jene Dinge nicht vernachlässigen, die zur Erlösung wichtig sind, noch sie als
zweitrangig in diesem Leben betrachten.
Z4.129.1 (4T.114.2) Absatz: 34/45
Lieber Bruder, liebe Schwester, Gott liebt eure Familie. Er möchte seinen Segen über euch
ausschütten, damit ihr zu Werkzeugen der Gerechtigkeit werden und andere zum Himmel
führen könnt. Würde Bruder K sich völlig Gott weihen, könnte er viel Gutes in seiner
Umgebung bewirken. Sein Rat und Einfluss würde besser angenommen und geschätzt
werden. Wir hoffen sehr, dass ihr beide das Verkehrte in eurem Leben abstellen, euren
Glauben und Gehorsam Gott gegenüber neu beleben und neue Kraft von dem empfangen
werdet, der allen Hilfe verheißen hat, die in seinem Namen darum bitten.
Z4.129.2 (4T.114.3) Absatz: 35/45
Junger Bruder L, du hast in deinem Leben einen Fehler gemacht. Indem du dich
ausschließlich dem Studium gewidmet hast, hast du die Entwicklung all deiner Kräfte
vernachlässigt. Das moralische Wachstum sollte niemals hinter dem Bemühen
zurückstehen, eine Erziehung zu erlangen. Es soll in weit größerem Maße gefördert
werden, als es für gewöhnlich geschieht und für notwendig erachtet wird. Mein lieber
junger Bruder, du bist eifrig bemüht gewesen, Kenntnisse zu erlangen. Dieses Bestreben
ist lobenswert. Aber um es zu befriedigen, hast du deine ewigen Interessen vernachlässigt
und ihnen den zweiten Platz nach deinem Studium eingeräumt. Gott und der Himmel
haben in deinen Zuneigungen eine untergeordnete Stellung eingenommen. In deinem
täglichen Leben wurden die Forderungen des heiligen Gesetzes Gottes nicht ernsthaft
befolgt. Du hast den Sabbat entheiligt, indem du die heilige Zeit, die dir nicht gehörte, für
deine eigenen Zwecke, zu deinem Studium, benutzt. Gott hat gesagt: "Da sollst du kein
Werk tun."
Z4.129.3 (4T.114.4) Absatz: 36/45
"So du deinen Fuß von dem Sabbat kehrst, dass du nicht tust, was dir gefällt an meinem
heiligen Tage, und den Sabbat eine Lust heißest und den Tag, der dem Herrn heilig ist,
ehrest, so du ihn also ehrest, dass du nicht tust deine Wege, noch darin erfunden werde,
was dir gefällt, oder leeres Geschwätz: alsdann wirst du Lust haben am Herrn, und ich will
dich über die Höhen auf Erden schweben lassen und will dich speisen mit dem Erbe
deines Vaters Jakob; denn des Herrn Mund sagt‘s." Jesaja 58,13.14. Du hast lieber deiner
Neigung als der Pflicht gehorcht und dein Studium dem ausdrücklichen Gebot des
Allerhöchsten vorgezogen.
Z4.130.1 (4T.115.1) Absatz: 37/45
Unsere Lagerversammlungen werden unter großen Ausgaben abgehalten. Gottes
Prediger, die unvolkstümliche Wahrheiten vertreten, verausgaben ihre Kräfte bei diesen
großen Versammlungen, um armen, gefallenen Sündern die Gnadenbotschaft von einem
gekreuzigten Heiland zu verkündigen. Diese Botschaften zu versäumen oder sie
gleichgültig zu behandeln, bedeutet, die Barmherzigkeit Gottes und seine Stimme der
Warnung und Einladung zu missachten. Deine Abwesenheit von diesen
Zusammenkünften ist deinem geistlichen Wohlergehen sehr abträglich gewesen. Du hast
die Kraft entbehrt, die du durch Lauschen auf Gottes Wort und durch Umgang mit den
Gläubigen erlangt haben würdest. Dein Gemüt ist betreffs des Wohlergehens deiner Seele
in eine verhängnisvolle Gleichgültigkeit eingelullt worden. Du hast dein weltliches Studium
über die Erkenntnis gestellt, die du nur in Christi Schule erlangen kannst. Erfahrung in
einem wahrhaft religiösen Leben ist notwendig, um einen Gott wohlgefälligen Charakter zu
formen und reine Tugenden heranzubilden, die dem Licht des Himmels standhalten.
Z4.130.2 (4T.115.2) Absatz: 38/45
Welchen Eifer hast du an den Tag gelegt, um deinen Geist durch Studium zu schulen und
mit deinen Lehrbüchern bekannt zu werden, damit du der Prüfung vor Lehrern, Freunden
und interessierten Zuschauern gerecht werden kannst! Welchen Ehrgeiz hast du
bewiesen, um zu zeigen, dass du ein fleißiger Student warst, der treu seine Zeit dazu
benutzte, in seinem Gehirn nutzbringendes Wissen zu speichern! Du warst ebenso eifrig in
deinen Studien, wie du bemüht warst, das Wohlwollen deiner Freunde sowie deiner Lehrer
zu erlangen. Dass du für deinen Fleiß geehrt wurdest, ist nur gerecht. Aber welchen
Einfluss hat Religion auf deinen Geist ausgeübt? Hast du nicht das Reich Gottes und
seine Gerechtigkeit gedankenlos deinem Fortschritt in den Wissenschaften geopfert? Es
ist wahr, einige der menschlichen Gaben wurden speziell gegeben, um sie in zeitlichen
Unternehmungen einzusetzen. Aber die höheren Kräfte der Seele sollten völlig Gott
geweiht werden. Diese beherrschen den Menschen. Sie formen sein Leben und seinen
Charakter. Während du dein weltliches Studium nicht vernachlässigen solltest, hast du
nicht das Recht, ihm deine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Die moralischen und
geistlichen Forderungen deines himmlischen Vaters haben absolut Vorrang.
Z4.131.1 (4T.116.1) Absatz: 39/45
Wie wenig hast du dich bemüht, die religiösen Vorrechte in deiner Reichweite zu nutzen,
um eine gründlichere Erkenntnis der Gesetze Gottes zu erlangen und den Entschluss zu
fassen, darin zu beharren! Du hast wenig Anstrengungen gemacht, ein gehorsamer und
verständiger Christ zu werden. Wie willst du auf die große Untersuchung vorbereitet sein,
wo all deine Taten und Worte, die geheimsten Gedanken des Herzens vor dem großen
Richter und den versammelten Heiligen und Engeln offen dargelegt werden? Du hast
wenig Ehrgeiz bewiesen, geistliche Befähigung zu erlangen, um dieser genauen
Untersuchung in Gegenwart jener erhabenen Schar standzuhalten. Wie wird der
Urteilsspruch über deine moralische und religiöse Eignung lauten, jener endgültige
Beschluss, gegen den keine Berufung eingelegt werden kann? Welche Ehren werden dir
für deine Treue in Wahrung der geforderten Harmonie zwischen Religion und Studium der
Wissenschaften verliehen werden? Wirst du als jemand erscheinen, der unwandelbaren
religiösen Mut besitzt, in dem sich hervorragende menschliche Weisheit mit heiligem Eifer
für Gott und Gehorsam gegenüber seinem Gesetz paaren?
Z4.131.2 (4T.116.2) Absatz: 40/45
Mein Bruder, du solltest Gottes Weisheit als das Allerbeste betrachten. Die Religion muss
mit der Wissenschaft Hand in Hand gehen. Nur dann kann deine Ausbildung dazu dienen,
Gutes zu tun und andere zur Wahrheit zu führen. Je mehr wir in der Schule Christi lernen,
desto eifriger sollten wir jener Erkenntnis nachstreben. Alles Erlernte ist von wenig Wert,
wenn der Charakter nicht durch Religion veredelt ist. Gott hat einem jeden persönliche
Pflichten auferlegt. Über einen jeden Fall wird nach der Treue entschieden, mit welcher
diese Pflichten erfüllt wurden.
Z4.131.3 (4T.116.3) Absatz: 41/45
Der Herr bringt uns oftmals in schwierige Lagen, um uns zu größeren Anstrengungen zu
veranlassen. In seiner Vorsehung lässt er manchmal Ärgernisse zu, um unsere Geduld
und unseren Glauben zu prüfen. Gott lehrt uns Lektionen des Vertrauens. Er will uns
lehren, wo wir in Zeiten der Not nach Hilfe und Kraft Ausschau halten sollen. So erlangen
wir eine praktische Erkenntnis seines göttlichen Willens, die wir so sehr in unserer
Lebenserfahrung benötigen. Der Glaube erstarkt im ernstlichen Kampf gegen Zweifel und
Furcht. Bruder, du kannst den Sieg erringen, wenn du sorgfältig über dein Verhalten
wachst. Du solltest dein junges Leben dem Werke Gottes weihen und um Erfolg beten.
Verschließe deine Augen nicht vor der Gefahr, sondern bereite dich entschlossen auf jede
Schwierigkeit vor, die sich deinem christlichen Fortschritt entgegenstellt. Nimm dir Zeit
zum Nachdenken und zu demütigem, ernstem Gebet. Du verfügst über bemerkenswerte
Talente und blickst hoffnungsvoll auf zukünftigen Erfolg. Erkennst du aber nicht die
Schwäche deines natürlichen Herzens, dann wirst du enttäuscht werden.
Z4.132.1 (4T.117.1) Absatz: 42/45
Dein Start ins Leben hat gerade begonnen. Du hast ein Alter erreicht, wo du selbst die
Verantwortung übernehmen kannst. Dies ist ein kritischer Zeitabschnitt in deinem Leben.
Jetzt, in deiner Jugendzeit, streust du den Samen aufs Feld. Was du säst, wirst du ernten.
Wie die Saat war, so wird auch die Ernte sein. Wenn du betreffs ewiger Dinge nachlässig
und gleichgültig bist, wirst du selbst einen großen Verlust erleiden, und durch deinen
Einfluss wirst du andere veranlassen, ihre Pflichten Gott gegenüber nicht zu erfüllen.
Z4.132.2 (4T.117.2) Absatz: 43/45
Beide Welten liegen vor dir. Welche wirst du wählen? Sei weise und erwähle das ewige
Leben. Weiche nicht von deiner Redlichkeit ab, wie unwillkommen deine Pflichten dir auch
in gegenwärtiger Lage erscheinen mögen. Es mag dir scheinen, dass du ein großes Opfer
bringen musst, um die Reinheit deiner Seele zu bewahren; aber zögere nicht. Geh in der
Furcht Gottes voran, und er wird dein Bemühen segnen und dir tausendfach vergelten.
Gib deine religiösen Ansprüche und Vorrechte nicht auf, um den Wünschen deiner
ungeheiligten Freunde und Verwandten nachzukommen. Du bist berufen, deine Stellung
für die Wahrheit einzunehmen, selbst wenn du dadurch in direkten Widerspruch zu denen
gerätst, die eng mit dir verbunden sind. Möge Gott dich vor diesem Letzteren bewahren,
wenn es darum geht, deine Treue gegenüber dem Rechten zu prüfen.
Z4.133.1 (4T.117.3) Absatz: 44/45
Gründe deinen christlichen Charakter auf den ewigen Felsen des Heils. Der Bau sei fest
und solide.
Z4.133.2 (4T.117.4) Absatz: 45/45
Wir hoffen, dass deine Mutter dich und deine Geschwister in eurem Bemühen, gute
Charaktere nach dem Vorbild Christi zu bilden, unterstützen wird, damit ihr moralisch auf
die Gesellschaft heiliger Engel im Reiche der Herrlichkeit vorbereitet seid.
Kapitel 11: Geteiltes Interesse
Z4.133.3 (4T.118.1) Absatz: 1/24
Liebe Brüder M, in meinem Gesicht im vergangenen Januar wurde mir einiges bezüglich
euch beiden vorgeführt. Ich sah, dass ihr nicht an geistlicher Gesinnung zunehmt, wie es
eure Pflicht und euer Vorrecht wäre. Die Größe des Werkes und Gottes Vorsehung,
welche die Wege öffnet, sollte eure Herzen rühren. Christi Absicht ist, dass seine
gläubigen Kinder das Licht der Welt und das Salz der Erde sein sollen. Das heilige Leben,
das christliche Beispiel eines guten Menschen in der Gesellschaft verbreitet Licht, das auf
andere widerstrahlt. Wie groß würde dann der Einfluss einer Gruppe von Menschen sein,
die in Gottes Geboten wandeln! Das Predigen des Wortes ist von Gott angeordnet, um
Sünder aufzuwecken und zu überzeugen. Wenn der lebendige Prediger in seinem eigenen
Leben Christi Selbstverleugnung und Aufopferung darstellt, wenn seine Worte und Taten in
Übereinstimmung mit dem göttlichen Vorbild sind, dann wird er einen machtvollen Einfluss
auf seine Zuhörer ausüben. Doch nicht alle können vom Pult aus predigen. Die Pflichten
der verschiedenen Personen sind unterschiedlich. Es gibt Arbeit für alle. Alle können das
Werk unterstützen, indem sie selbstlos von ihren Mitteln geben, um den verschiedenen
Zweigen des Werkes zu helfen, und indem sie Geld für die Veröffentlichung von Traktaten
und Zeitschriften spenden, die unter den Leuten verteilt werden und die Wahrheit
verbreiten. Sie sind Christi Mitarbeiter, denn Gott betraute Menschen mit Geldmitteln, um
für heilige und weise Zwecke verwandt zu werden. Sie sind das Werkzeug, das der
Himmel angeordnet hat, Gutes zu tun, und die Menschen sollen sie den Wechslern
aushändigen.
Z4.134.1 (4T.118.3) Absatz: 2/24
Liebe Brüder, denkt immer daran, dass ihr Gottes Haushalter seid und dass er euch für die
irdischen Güter verantwortlich macht, die er euch zu weisem Gebrauch zu seiner Ehre
anvertraut hat. Möchtet ihr nicht eure eigenen Herzen erforschen und die Gründe
untersuchen, die euch zum Handeln treiben? Es wurde mir gezeigt, dass eure Gefahr in
eurer Liebe zu Besitztümern besteht. Eure Ohren sind nicht schnell bereit, des Meisters
Aufruf in Gestalt seiner Heiligen und den Bedürfnissen seines Werkes zu hören. Ihr
investiert eure Schätze nicht freudig im christlichen Unternehmen. Wenn ihr einen Schatz
im Himmel haben wollt, dann müsst ihr ihn euch sichern, solange ihr die Gelegenheit dazu
habt. Wenn ihr euch sicher fühlt, eure Mittel im Erwerb irdischer Reichtümer anzulegen
und sie nur spärlich im Werke Gottes zu investieren, dann müsst ihr auch zufrieden sein,
die Schätze des Himmels gemäß eurer Anlage in der himmlischen Bank zu empfangen.
Z4.134.2 (4T.119.1) Absatz: 3/24
Ihr wünscht, dass Gottes Werk vorangeht, macht aber selbst zu diesem Zweck wenig
persönliche Anstrengungen. Würdet ihr und andere, die sich zu unserem heiligen Glauben
bekennen, eure wahre Stellung erkennen und eure Verantwortlichkeit Gott gegenüber,
dann wäret ihr ernstlichere Mitarbeiter Christi. "Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb
haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen." 5.Mose 6,5. Da ist
kein Raum für ein geteiltes Interesse, denn das ganze Herz, die ganze Seele und alles
Vermögen umfassen den ganzen Menschen.
Z4.134.3 (4T.119.2) Absatz: 4/24
Der Apostel sagt: "Ihr seid nicht euer selbst. Denn ihr seid teuer erkauft." 1.Korinther
6,19.20. Als der arme, verurteilte Sünder unter dem Fluch von des Vaters Gesetz
schmachtete, liebte ihn Jesus so, dass er sich selbst für den Übertreter dahingab. Er
erlöste ihn durch sein Blut. Wir können das kostbare Opfer, das gebracht wurde, um den
gefallenen Menschen zu erlösen, nicht recht einschätzen. Des Herzens beste und heiligste
Zuneigungen sollten aus Dankbarkeit für diese wundervolle Liebe dargebracht werden.
Die zeitlichen Gaben, deren ihr euch erfreut, sind euch nur geliehen, um damit Gottes
Reich zu fördern.
Z4.135.1 (4T.119.3) Absatz: 5/24
Ich spreche über das Zehntensystem. Wie mager erscheint es mir! Wie gering ist diese
Gabe! Umsonst ist das Bemühen, eine maßlose Liebe, ein unberechenbares Opfer nach
mathematischen Regeln, Zeit und Geld bemessen zu wollen. Zehnten für Christum! Welch
armseliges Bisschen, welch beschämender Ersatz für etwas, das so viel gekostet hat!
Vom Kreuz auf Golgatha fordert Christus bedingungslose Übergabe. Er verhieß dem
reichen Jüngling, einen Schatz im Himmel zu haben, wenn er alles, was er besaß, den
Armen gäbe, sein Kreuz auf sich nähme und ihm nachfolgen würde. Alles, was wir haben,
sollte Gott geweiht sein. Die Majestät des Himmels kam in diese Welt, um als Opfer für die
Sünden der Welt zu sterben. Wie kalt und egoistisch ist doch das menschliche Herz, das
eine so unbegreifliche Liebe abweisen und sich an die eitlen Dinge dieser Welt hängen
kann.
Z4.135.2 (4T.120.1) Absatz: 6/24
Wenn die Selbstsucht den Sieg über euch gewinnen will, dann denkt an den Einen, der die
herrlichen Himmelshöfe verließ, seine königlichen Gewänder um unsertwillen ablegte und
arm wurde, damit wir durch seine Armut reich werden können. Wollt ihr diese große Liebe
und grenzenlose Barmherzigkeit missachten und euch weigern, etwas Ungemach zu
tragen und euch selbst um seines teuren Werkes willen zu verleugnen? Wollt ihr an den
Schätzen dieses Lebens hängen und versäumen, zum Fortschritt des erhabenen Werkes
der Wahrheit beizutragen?
Z4.135.3 (4T.120.2) Absatz: 7/24
Den Kindern Israel war ehedem geboten worden, ein Opfer für das ganze Volk zu bringen,
um es von kultischer Verunreinigung zu reinigen. Dieses Opfer bestand in einer rötlichen
Kuh und stellte das vollkommene Opfer dar, das die Befleckung durch die Sünde
hinwegnehmen sollte. Es war ein gelegentliches Opfer zur Reinigung all derer, die
notwendigerweise oder zufällig einen Toten berührt hatten. Alle, die in irgendeiner Weise
mit dem Tod in Berührung gekommen waren, wurden, dem Gesetz zufolge, als unrein
betrachtet. Dies sollte den Israeliten wirksam die Tatsache einprägen, dass der Tod als
Folge der Sünde kam und deshalb eine Darstellung der Sünde ist. Die eine Kuh, die eine
Lade, die eine eherne Schlange weisen eindrucksvoll auf das eine große Opfer, das Opfer
Christi hin.
Z4.136.1 (4T.120.3) Absatz: 8/24
Diese Kuh sollte rötlich sein; denn diese Farbe versinnbildete das Blut. Sie musste ohne
Gebrechen und ohne Fehl sein, eine Kuh, auf die noch nie ein Joch gekommen war. Dies
deutete wiederum auf Christum hin. Der Sohn Gottes kam freiwillig, um das Werk der
Versöhnung auszuführen. Auf ihm ruhte kein bindendes Joch, denn er war unabhängig
und stand über allem Gesetz. Die Engel befanden sich als Gottes Boten unter dem Joch
der Verpflichtung. Kein persönliches Opfer ihrerseits konnte die Schuld des gefallenen
Menschen sühnen. Nur Christus war frei von den Ansprüchen des Gesetzes, um die
Erlösung der sündigen Menschheit durchführen zu können. Er besaß die Macht, sein
Leben hinzugeben und es wieder zu nehmen. "Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt
war, hielt er‘s nicht für einen Raub, Gott gleich sein." Philipper 2,6.
Z4.136.2 (4T.121.1) Absatz: 9/24
Dennoch liebte dieses herrliche Wesen den elenden Sünder und nahm Knechtsgestalt an,
um für die Menschheit zu leiden und zu sterben. Jesus hätte zur Rechten seines Vaters
bleiben und seine Königskrone und seine königlichen Gewänder weiter tragen können.
Doch er erwählte es, alle Reichtümer, alle Ehre und Herrlichkeit des Himmels gegen die
Armut des Menschengeschlechts einzutauschen. Er zog die Schrecken Gethsemanes, die
Erniedrigung und den Todeskampf auf Golgatha seiner Befehlsgewalt vor. Er nahm
Schmerzen und Krankheit auf sich, um durch seine Leidens- und Blutstaufe eine
schuldbeladene Welt zu reinigen und zu erlösen. Seine freudige Zustimmung lautete:
"Siehe, ich komme; ... Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern." Psalm 40,8.9.
Z4.136.3 (4T.121.2) Absatz: 10/24
Die zum Opfer bestimmte Kuh wurde vor das Lager geführt und in eindrucksvollster Weise
geschlachtet. So litt Christus vor den Toren Jerusalems, denn Golgatha liegt außerhalb der
Stadtmauern. Das sollte zeigen, dass Christus nicht nur für die Israeliten, sondern für die
ganze Menschheit starb. Er verkündigte einer gefallenen Welt, dass er als ihr Heiland
gekommen sei und bat sie nachdrücklich, die Erlösung anzunehmen, die er ihnen anbot.
Nachdem die Kuh in einer feierlichen Handlung geschlachtet worden war, nahm der
Priester, der reine, weiße Kleider trug, das aus dem Körper des Opfers strömende Blut in
seine Hände und sprengte es siebenmal gegen die Hütte des Stifts. "Und haben einen
Hohenpriester über das Haus Gottes; so lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen
in völligem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und
gewaschen am Leibe mit reinem Wasser." Hebräer 10,21.22.
Z4.137.1 (4T.121.3) Absatz: 11/24
Die Kuh selbst wurde zu Asche verbrannt, was ein völliges und umfassendes Opfer
bedeutete. Eine Person, die sich nicht durch Berührung eines Toten verunreinigt hatte,
füllte dann die Asche in ein Gefäß, das Wasser aus einem fließenden Gewässer enthielt.
Danach nahm diese saubere, reine Person ein Zedernholz, scharlachrote Wolle und ein
Büschel Ysop und sprengte den Inhalt des Gefäßes auf die Hütte und auf das
versammelte Volk. Diese Zeremonie wurde mehrmals wiederholt, um besonders gründlich
vorzugehen. Sie diente der Reinigung von der Sünde.
Z4.137.2 (4T.122.1) Absatz: 12/24
So geht Christus, nachdem er sein kostbares Blut vergossen hat, in seiner makellosen
Gerechtigkeit in das Heilige ein, um das Heiligtum zu reinigen. Und dort tritt der rote Strom
in den Dienst der Versöhnung Gottes mit den Menschen. Manche mögen das Schlachten
der Kuh als sinnlosen Ritus betrachten, aber es geschah auf Gottes Geheiß und besitzt
eine tiefe Bedeutung, die bis heute nicht geringer geworden ist.
Z4.137.3 (4T.122.2) Absatz: 13/24
Der Priester benutzte Zedernholz und Ysop, tauchte diese in das reinigende Wasser und
besprengte die Unreinen. Diese Handlung deutete auf das Blut Christi hin, das vergossen
werden sollte, um uns von unserer sittlichen Befleckung zu reinigen. Das wiederholte
Besprengen veranschaulicht die Gründlichkeit des Werkes, das für den reumütigen
Sünder geschehen muss. Alles, was ihm gehört, muss geheiligt werden. Nicht nur sein
Herz soll ganz rein gewaschen sein, sondern er soll sich auch bemühen, seine Familie,
seine häuslichen Einrichtungen und sein ganzes Besitztum Gott zu weihen.
Z4.138.1 (4T.122.3) Absatz: 14/24
Nachdem das Zelt mit Ysopwasser besprengt worden war, schrieb man über die Tür der
Gereinigten: Ich bin nicht mein eigen; Herr, ich bin dein! So sollte es bei denen geschehen,
die vorgeben, durch das Blut Christi gereinigt zu sein. Gott nimmt es heute nicht weniger
genau als in früheren Zeiten. Der Psalmist bezieht sich in seinem Gebet auf diese
sinnbildliche Zeremonie, wenn er spricht: "Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde;
wasche mich, dass ich schneeweiß werde... Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib
mir einen neuen, gewissen Geist... Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem
freudigen Geist rüste mich aus." Psalm 51,9.12.14.
Z4.138.2 (4T.122.4) Absatz: 15/24
Das Blut Christi ist allgenügend, aber es muss immer wieder beansprucht werden. Gott
verlangt von seinen Dienern nicht nur, dass sie die Mittel, die er ihnen anvertraut hat, zu
seiner Ehre anwenden, sondern dass sie sich selbst seinem Werke weihen. Wenn ihr,
meine Brüder, selbstsüchtig geworden seid und dem Herrn das versagt, was ihr freudig zu
seinem Dienst beitragen solltet, dann braucht ihr diese gründliche Besprengung mit
seinem Blut, um euch und all euren Besitz Gott zu weihen.
Z4.138.3 (4T.123.1) Absatz: 16/24
Meine verehrten Brüder, ihr besitzt nicht jene ernste und selbstlose Hingabe an Gottes
Werk, die er von euch fordert. Eure Aufmerksamkeit gilt weltlichen Dingen. Ihr habt euch
im Geschäftssinn geübt, wie ihr daraus Nutzen ziehen könnt. Gott ruft euch auf, in engere
Beziehung zu ihm zu treten, damit er euch umgestalten und für sein Werk heranbilden
kann. Dem alten Volk Israel wurde feierlich erklärt, dass derjenige, der unrein blieb und
sich weigerte, sich selbst zu reinigen, vom Volk ausgerottet werden sollte. Dies ist von
besonderer Bedeutung für uns. Wenn es in alten Zeiten für den Unreinen notwendig war,
durch das Blut der Besprengung gereinigt zu werden, wie wichtig ist es dann für jene, die
inmitten der Gefahren der letzten Tage leben und den Versuchungen Satans ausgesetzt
sind, dass sie täglich Christi Blut auf ihre Herzen anwenden. "Denn so der Ochsen und der
Böcke Blut und die Asche von der Kuh, gesprengt, heiligt die Unreinen zu der leiblichen
Reinigkeit, wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Fehl durch den
ewigen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen
dem lebendigen Gott!" Hebräer 9,13.14.
Z4.139.1 (4T.123.2) Absatz: 17/24
Ihr beide solltet viel mehr tun, als es bisher geschehen ist, die Lasten des Werkes des
Herrn zu tragen. Ich beschwöre euch, aus eurer Schlafsucht zu erwachen, den eitlen
Götzendienst weltlicher Dinge aufzugeben und euch ernstlich zu bemühen, ein Anrecht auf
das ewige Erbteil zu erwerben. Arbeitet, solange es Tag ist. Gefährdet nicht eure Seelen,
indem ihr gegenwärtige Gelegenheiten versäumt. Räumt euren ewigen Interessen nicht
den zweiten Platz ein. Zieht nicht die Welt der Religion vor und müht euch nicht Tag für
Tag ab, Reichtum zu erlangen, während euch die Gefahr ewigen Schiffbruchs droht. Jeder
Tag bringt euch der Endabrechnung näher. Seid vorbereitet, die euch verliehenen Zentner
mit dem durch weisen Gebrauch erarbeiteten Gewinn zurückzuerstatten.
Z4.139.2 (4T.123.3) Absatz: 18/24
Ihr könnt es euch nicht leisten, den Himmel zu opfern oder eure Sicherheit aufs Spiel zu
setzen. Lasst euch nicht durch den Betrug des Reichtums verleiten, den ewigen Schatz zu
vernachlässigen. Satan ist ein verschlagener Feind. Er ist euch fortwährend auf der Spur
und bemüht, euch in sein Netz zu verstricken und euren Untergang herbeizuführen. Wir
befinden uns in der Wartezeit. Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen,
indem ihr des Herrn wartet, wenn er von der Hochzeit zurückkehrt, dass ihr ihm alsbald
auftun könnt, wenn er anklopft.
Z4.139.3 (4T.124.1) Absatz: 19/24
Brüder, gebt acht auf das erste Flackern eures Lichtes, die erste Vernachlässigung des
Gebets und das erste Symptom geistlichen Schlafes. "Wer aber beharret bis ans Ende,
der wird selig." Matthäus 24,13. Durch fortwährende Ausübung des Glaubens und der
Liebe werden Gläubige zum Licht der Welt. Wenn ihr dem Mammon dient, während ihr
vorgebt, Gott zu dienen, trefft ihr keine Vorbereitung für das Kommen des Herrn. Wenn er
erscheint, müsst ihr ihm den Zentner zurückerstatten, den ihr in der Erde vergraben habt –
die vernachlässigten, missbrauchten, falsch angewendeten Gaben – eine geteilte Liebe.
Z4.140.1 (4T.124.2) Absatz: 20/24
Ihr beide habt euch als Diener Christi bezeichnet. Wie notwendig ist es dann, dass ihr
eures Meisters Anweisungen befolgt und treu eure Pflicht erfüllt. "Sehet, welch eine Liebe
hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen!" 1. Johannes 3,1. Diese
Liebe ist ohne eine Parallele. Sie schenkt den Menschen das Verwandtschaftsverhältnis
als Kinder Gottes. Deshalb erwartet der Vater Gehorsam von seinen Kindern. Er fordert
eine gute Verwaltung des Eigentums, das er ihren Händen anvertraut hat. Es gehört nicht
ihnen, um es zu ihrer persönlichen Befriedigung zu benutzen. Es ist das Kapital ihres
Herrn, für das sie ihm verantwortlich sind.
Z4.140.2 (4T.124.3) Absatz: 21/24
Kinder des Herrn sein zu dürfen, wie köstlich ist diese Verheißung! Wie völlig ist die
Versöhnung des Heilandes für unsere Schuld! Der Erlöser bietet mit einem Herzen voll
unveränderlicher Liebe noch immer sein heiliges Blut zu Gunsten des Sünders dar. Die
verwundeten Hände, die durchbohrte Seite und die zerstochenen Füße bitten beredt für
den gefallenen Menschen, dessen Erlösung mit so unendlichem Preis erkauft wurde.
Welch unvergleichliche Herablassung! Weder Zeit noch Ereignisse können die
Wirksamkeit des versöhnenden Opfers vermindern. Wie die Weihrauchwolke als süßer
Geruch zum Himmel emporstieg und Aaron das Blut auf den Gnadenstuhl sprengte, um
das alte Volk Israel von seiner Schuld zu reinigen, so werden heute die Verdienste des
geschlachteten Lammes als Reinigung von der Befleckung der Sünde von Gott
angenommen.
Z4.140.3 (4T.124.4) Absatz: 22/24
"Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet!" Matthäus 26,41. Ein harter Kampf
steht euch bevor. Legt die ganze Waffenrüstung der Gerechtigkeit an und erweist euch in
des Erlösers Dienst als stark und treu. Gott wünscht keine Müßiggänger in seinem Feld,
sondern Mitarbeiter Christi, treue Wächter auf ihren Posten, tapfere Kämpfer des Kreuzes,
die bereit sind, für das Werk, mit dem sie verbunden sind, alles zu tun und zu wagen.
Z4.140.4 (4T.125.1) Absatz: 23/24
Glück kann nicht durch Reichtum oder Verstand erlangt werden. Wahrer moralischer Wert
und das Gefühl, seine Pflicht erfüllt zu haben, machen glücklich. Ihr könnt den Lohn des
Überwinders erlangen und einst vor Christi Thron stehen und ihm am Tage, wo er seine
Heiligen versammelt, Lob darbringen. Aber eure Kleider müssen im Blute des Lammes
gewaschen sein. Liebe muss euch wie ein Gewand umhüllen, und ihr müsst ohne Flecken
und Runzeln erfunden werden.
Z4.141.1 (4T.125.2) Absatz: 24/24
Johannes sagt: "Darnach sah ich, und siehe, eine große Schar, welche niemand zählen
konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen, vor dem Stuhl stehend und vor dem
Lamm, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen, schrieen mit großer
Stimme und sprachen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, unserm Gott, und dem
Lamm!" "Diese sind‘s, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider
gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor
dem Stuhl Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Stuhl
sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch
nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze; denn das Lamm mitten im Stuhl wird
sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen, und Gott wird abwischen alle
Tränen von ihren Augen." Offenbarung 7,9.10.14-17.
Kapitel 12: Selbsterhöhung
Z4.141.2 (4T.125.3) Absatz: 1/29
Lieber Bruder N, in meinem letzten Gesicht wurde mir dein Fall vorgeführt. Es wurde mir
gezeigt, dass es Fehler in deinem christlichen Charakter gibt, die überwunden werden
müssen, ehe du deine Heiligkeit in der Furcht des Herrn vervollkommnen kannst. Du liebst
die Wahrheit; aber du musst durch dieselbe geheiligt werden. Du bist weder egoistisch
noch geizig, was Gastfreundschaft und die Unterstützung des Werkes anbetrifft. Und doch
besteht eine bestimmte Art von Selbstsucht in deinem Herzen. Du hältst fest an deiner
eigenen Meinung und setzt dein Urteil über das Urteil der anderen. Du bist in Gefahr, dich
über deine Brüder zu erhöhen. Du bist streng und geneigt, deinen Kopf durchzusetzen,
unabhängig von deinen Brüdern, weil du deine eigene Intelligenz und Erfahrung höher
einschätzt als die ihre. Darin versäumst du, des Apostels ausdrücklichem Befehl zu
befolgen: "Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den
andern höher denn sich selbst." Philipper 2,3. Du hast deine Vorstellungen, deine
Absichten und Pläne, und du bildest dir ein, dass sie niemals verkehrt sein können.
Z4.142.1 (4T.126.1) Absatz: 2/29
In deinem Haushalt hast du zu viel das Zepter geschwungen. Wenn deine Meinungen
oder Pläne durchkreuzt wurden, fühltest du dich verärgert und verletzt, anstatt
nachzugeben und zu einem Kompromiss gegenüber denjenigen bereit zu sein, die dir
widersprachen und ebenfalls ein Recht auf unabhängiges Urteil hatten. Du konntest es
nicht ertragen, dass deine Familie deine Pläne in Frage stellte oder Vorschläge machte,
die nicht deiner Ansicht entsprachen. Um dieser unangenehmen Situation aus dem Weg
zu gehen, hat deine Familie gewöhnlich ihre Wünsche den deinigen untergeordnet und dir
gestattet, deinen Willen zu haben, um den Frieden im Heim zu bewahren. Deine Familie
ist sehr langmütig gewesen und hat sich geduldig deinen Launen gefügt. Du denkst, dies
seien sie deiner verbürgten Autorität schuldig, und dein Verhalten sei rechtens.
Z4.142.2 (4T.126.2) Absatz: 3/29
Wann immer deine Entschlossenheit, unter allen Umständen dein eigenes Urteil
durchzusetzen, deine Freunde in das entgegengesetzte Extrem trieb und sie dir wegen
deines despotischen Geistes Verachtung entgegenbrachten, hast du empfunden und zu
verstehen gegeben, dass all dieser Widerstand auf die Versuchungen des Feindes
zurückzuführen sei. Dies hat dich nur noch beharrlicher gemacht, deine eigenen Ideen
durchzusetzen, ungeachtet der Wünsche anderer.
Z4.142.3 (4T.126.3) Absatz: 4/29
Du wirst Schwierigkeiten haben, weil du nicht bereit bist, anderen in deiner Umgebung die
Freiheit zuzugestehen, eigenes Urteil und eine eigene Meinung zu haben. Du solltest
daran denken, dass anderen ihre Pläne und Ansichten genauso teuer sind, wie dir die
deinigen. Wir neigen sehr dazu, diese Tatsache aus den Augen zu verlieren, wenn wir
andere dafür tadeln, dass sie nicht mit uns übereinstimmen. Du beherrschst deine Familie
mit zu großer Strenge. Du bist sehr gewissenhaft, ihnen Vorschrift um Vorschrift zu
erteilen, und wenn sie wagen, anderer Meinung zu sein, bist du nur um so entschlossener,
deinen Willen durchzudrücken und zu zeigen, dass du der Chef in deinem Hause bist und
dass man dir nicht in die Quere kommen darf.
Z4.143.1 (4T.127.1) Absatz: 5/29
Du scheinst anzunehmen, dass es genügen müsse, wenn du sagst, dass etwas getan
werden soll, und zwar genau in der Art und Weise, wie du es befohlen hast. In dieser
herrschsüchtigen Weise stellst du deine Meinung und dein Urteil oftmals über das
vernünftige Urteil deiner Familienangehörigen, die auch wissen, was in bestimmten Fällen
am besten getan werden soll und wie. Du hast den traurigen Fehler gemacht, den Willen
deiner Frau zu brechen, ihr Urteil dem deinigen unterzuordnen und von ihr zu fordern, sich
fraglos deiner überlegenen Weisheit zu fügen, oder es gäbe Streit im Hause.
Z4.143.2 (4T.127.2) Absatz: 6/29
Du solltest nicht bemüht sein, die Handlungen deiner Frau zu beherrschen oder sie wie
eine Sklavin zu behandeln. Fühle dich nicht über sie erhaben und entschuldige dich nicht
damit: "Sie ist unerfahren und mir unterlegen." Versuche niemals, unvernünftig ihren
Willen dem deinigen zu unterwerfen, denn sie hat eine eigene Persönlichkeit, die nicht in
deiner aufgehen darf. Ich habe gesehen, wie viele Familien wegen der übermäßig
diktatorischen Haltung des Familienoberhauptes Schiffbruch erlitten haben, wo es durch
Beratung und Übereinstimmung harmonisch und in gutem Einvernehmen hätte zugehen
können.
Z4.143.3 (4T.127.3) Absatz: 7/29
Mein Bruder, du hegst Eigendünkel. Du überschreitest deine Kompetenz, um deine
Autorität hervorzukehren. Du glaubst, du würdest am besten wissen, wie in der Küche zu
arbeiten sei. Du hast deine besonderen Ansichten, wie die Arbeit vonstatten gehen soll. Du
erwartest, dass sich alle diesen Ideen fügen müssen wie Maschinen und genau die
Ordnung befolgen müssen, wie sie dir vorschwebt.
Z4.143.4 (4T.127.4) Absatz: 8/29
Diese Bemühungen, deine Freunde in eine Haltung zu zwingen, wo sie sich sanftmütig
jedem deiner Wünsche und Neigungen beugen, sind eitel und ohne Wirkung. Es sind nicht
alle Charaktere gleich, und das ist gut so, denn wenn sie völlig gleich wären, dann gäbe es
weniger Übereinstimmung und natürliche Anpassungsfähigkeit des einen an den anderen,
als es heute der Fall ist. Wir alle werden als Glieder eines Leibes dargestellt, vereinigt in
Christo. An diesem Körper gibt es verschiedene Glieder, und ein Glied kann nicht genau
die gleiche Aufgabe erfüllen wie ein anderes. Die Augen sind da, um zu sehen. Keinesfalls
können sie die Aufgabe der Ohren übernehmen, noch können die Ohren den Mund
ersetzen, noch der Mund die Nase. All diese Organe sind zu einem vollkommenen Ganzen
notwendig und wirken harmonisch miteinander. Die Hände haben ihre Aufgabe wie auch
die Füße. Eines kann nicht zum anderen sagen: "Du bist mir unterlegen." Die Hände
können nicht zu den Füßen sagen: "Wir brauchen euch nicht." Aber alle sind zu einem
Körper vereint, ihre spezielle Aufgabe zu erfüllen. Alle sollen gleich geachtet werden, da
sie zum Wohlergehen und zur Brauchbarkeit des vollkommenen Ganzen beitragen.
Z4.144.1 (4T.128.1) Absatz: 9/29
Wir können nicht alle die gleichen Gedanken oder die gleichen Ideen haben. Einer soll
dem anderen zum Nutzen und zum Segen sein. Worin es dem einen mangelt, mag sein
Nächster ihm aushelfen können. Du hast bestimmte Charakterfehler und natürliche
Neigungen, für die es nützlich ist, mit anderen in Kontakt zu kommen, die anders geartet
sind. So kann dein Wesen ausgeglichener werden. Anstatt so starr die Oberaufsicht führen
zu wollen, solltest du dich mit deiner Frau beraten und Entscheidungen mit ihr gemeinsam
treffen. Du ermutigst in deiner Familie nicht, unabhängige Entscheidungen zu treffen;
werden aber deine speziellen Anordnungen nicht aufs genaueste ausgeführt, weißt du
immer bei den Schuldigen Fehler zu finden.
Z4.144.2 (4T.128.2) Absatz: 10/29
Besäßen deine Frau und andere Familienglieder keinen Verstand und keine
Geschicklichkeit, wärest du zu entschuldigen, indem du die Zügel fest in deine Hand
nimmst. Weil dies aber nicht der Fall ist, ist dein Verhalten wirklich unverantwortlich.
Nachdem du sie betreffs deiner Ansichten über Kochen und Haushaltsangelegenheiten,
und was deine Wünsche diesbezüglich sind, freundlich informiert hast, gehe nicht weiter,
sondern überlasse es ihnen, ob sie deine Anregungen befolgen oder nicht. Sie werden viel
bereitwilliger sein, alles dir zu Gefallen auszuführen, als wenn du entschiedene
Maßnahmen ergreifst. Selbst wenn sie sich nicht deinen Ansichten anschließen, solltest du
nicht darauf bestehen, alles zu beherrschen und zu verlangen, dass alles genau gemäß
deines Willens geschieht. Denke daran, dass die naturgegebene Unabhängigkeit anderer
gewahrt werden muss. Wenn deine Frau ihre Arbeit versieht, wie es für sie am
bequemsten ist, hast du nicht das Recht, dich einzumischen und sie mit deinen vielen
Vorschlägen und deinem Tadel bezüglich ihrer Arbeitsweise zu belasten.
Z4.145.1 (4T.129.1) Absatz: 11/29
Du hast viele gute und großmütige Wesenszüge. Außerhalb deiner eigenen Familie bist du
ein höflicher, leutseliger Mann. Dies ist vielleicht in gewissem Maße der Tatsache
zuzuschreiben, dass du nicht wagst, deiner natürlichen Neigung nachzugeben, außer
denen gegenüber, von denen du annimmst, sie seien dir weit unterlegen. Wenn deine
Überlegenheit in der Gesellschaft schon nicht genügend anerkannt wird, dann bist du
entschlossen, dies daheim durchzusetzen, wo du glaubst, dass niemand es wagen wird,
deine Ansprüche in Frage zu stellen.
Z4.145.2 (4T.129.2) Absatz: 12/29
Du solltest fleißig ans Werk gehen, eine Veränderung in dir vorzunehmen. Wenn du bereit
bist, deinen Egoismus, deine despotische Haltung, deine Lieblingsvorstellungen und Ideen
aufzugeben, kannst du ein friedliches, glückliches Heim haben, wo Engel mit Freuden
verweilen. Ist es dir lieber, deinen Willen zu haben, als in deinem Haushalt angemessene
Freiheit im Handeln und Denken zu sehen? Dein Heim ist nicht immer das, was es sein
sollte. Aber du bist die Hauptursache dafür. Du sollst Christi Stellvertreter auf Erden sein,
und ich bitte dich, stelle deinen segensreichen Erlöser, der sanftmütig, freundlich, höflich
und bereit war zu vergeben, nicht falsch dar!
Z4.145.3 (4T.129.3) Absatz: 13/29
Es ist eine Tatsache, die du wohl überdenken solltest, dass es für Leute, die selbst
vernünftige Gedanken und Ideen haben, schwierig ist, genau nach der Schablone zu
arbeiten, die ein anderer für sie entworfen haben mag. Deshalb hast du kein moralisches
Recht, deine Frau und deine Familie mit deinen Launen und deinen eigenwilligen
Vorstellungen von ihrer Beschäftigung zu belasten. Es wird dir schwer fallen, dein
Verhalten auf einmal zu ändern. Aber fasse den festen Entschluss, dass du deine Küche
nicht betreten wirst, es sei denn, die Bemühungen zu ermutigen, und mit einem Lob für
diejenigen, die dort arbeiten.
Z4.146.1 (4T.130.1) Absatz: 14/29
Entwickle Charakterzüge, die genau das Gegenteil von denen sind, die hier beschrieben
wurden. Strebe danach, Güte, Geduld, Liebe und alle Gaben zu pflegen, die einen
umgestaltenden Einfluss in deinem Heim ausüben und das Leben deiner Familie und
deiner Freunde erhellen. Bekenne, dass du verkehrt gehandelt hast. Dann mache eine
völlige Kehrtwendung und trachte, gerecht und richtig zu handeln. Bemühe dich nicht,
deine Frau zu deiner Sklavin zu machen. Durch Freundlichkeit und den selbstlosen
Wunsch, ihr Trost und Frohsinn zu vermitteln, ziehe sie nahe zu dir. Gib ihr Gelegenheit,
ihre Fähigkeiten anzuwenden. Versuche nicht, ihr Gemüt nachteilig zu verändern und ihre
Urteilskraft umzugestalten, bis sie ihre geistige Identität verliert.
Z4.146.2 (4T.130.2) Absatz: 15/29
Sie ist ein Kind Gottes, eine Frau mit feinen Fähigkeiten und gutem Geschmack, jemand,
der eine geringe Meinung von sich selber hat. Du hast ihr so lange diktiert und ihre
unabhängigen Gedanken entmutigt, dass sie sich abgekapselt und versäumt hat, jene
edle Frauenwürde zu entwickeln, die ihr rechtens zusteht. Wenn du mit deiner Frau über
Dinge sprichst, die ihre Interessen ebenso betreffen wie die deinigen, weißt du sehr wohl,
welche Gefühle des Gekränktseins in dir aufsteigen, falls sie nicht deiner Meinung ist. Das
eigene Ich nimmt Besitz von dir und unterdrückt die Rücksichtnahme, die du ganz
natürlich deiner Lebensgefährtin erweisen solltest.
Z4.146.3 (4T.130.3) Absatz: 16/29
Genau der gleiche Geist, den du zu Hause offenbarst, wird sich mehr oder weniger auch
in deiner Beziehung zur Gemeinde kundtun. Dein entschlossener Wille, deine starren
Ansichten werden anderen aufgedrängt und soweit wie möglich zu einer beherrschenden
Macht erhoben. Das kann nicht gut gehen. Du musst einsehen, dass du gelegentlich dein
Urteil demjenigen der anderen unterwerfen musst. Du darfst nicht auf deinem eigenen
Willen bestehen, so dass es an Halsstarrigkeit grenzt. Wenn du täglich den Segen Gottes
haben möchtest, musst du deine gefährliche Haltung aufgeben und sie dem göttlichen
Vorbild anpassen.
Z4.146.4 (4T.130.4) Absatz: 17/29
Oft betrübst du deine Frau unwissentlich, weil du nicht auf deine Worte und Handlungen
achtest, die von Zartgefühl geprägt sein sollten. Dadurch verminderst du ihre Liebe zu dir
und begünstigst eine Kälte, die sich heimlich in dein Heim einschleicht.
Z4.147.1 (4T.131.1) Absatz: 18/29
Wenn du weniger an dich selbst und mehr an die kostbaren Edelsteine in deinem Haushalt
denken, den Gliedern deiner Familie die ihnen gebührende Beachtung schenken und
ihnen die Anwendung individuellen Urteils gestatten wolltest, würdest du einen Segen über
dich selbst und auch über sie bringen. Sie würden dich dann mehr respektieren.
Z4.147.2 (4T.131.2) Absatz: 19/29
Du bist geneigt, deine fehlerhaften Brüder mit gewisser Verachtung zu betrachten, die es
wegen ihres natürlichen Temperaments schwer finden, die anhaftenden Übel zu
überwinden. Jesus hat Mitleid mit ihnen. Er liebt sie und trägt ihre Schwächen, wie er es
mit den deinigen tut. Du handelst verkehrt, indem du dich über jene erhebst, die nicht so
stark sind wie du. Du handelst verkehrt, indem du dich in selbstgerechtem Geist
absonderst und Gott dankst, dass du nicht bist wie andere Menschen, dass dein Glaube
und Eifer den dieser armen, schwachen Menschen, die in Entmutigung und Finsternis
danach streben, recht zu handeln, bei weitem überragt.
Z4.147.3 (4T.131.3) Absatz: 20/29
Engel von einem reinen und heiligen Himmel kommen in diese verdorbene Welt, um den
Schwächsten, Hilflosesten und Bedürftigsten zu helfen, während Christus selbst von
seinem Thron hernieder stieg, um gerade solche wie sie zu retten. Du hast nicht das
Recht, dich von diesen Strauchelnden zurückzuziehen, noch deine Gewalt über sie
auszuüben. Komme in engere Verbindung mit Christo, habe Mitleid mit den Irrenden.
Stärke die müden Hände und die strauchelnden Knie. Sage den verzagten Herzen, dass
sie Mut fassen sollen. Sei barmherzig mit ihnen und hilf ihnen, wie Christus auch dir
barmherzig ist.
Z4.147.4 (4T.131.4) Absatz: 21/29
Du hast gewünscht, ein Werk für den Meister zu tun. Hier ist Arbeit für dich, die ihm gefällt
– genau das Werk, das Engel verrichten. Du kannst ihr Mitarbeiter sein. Du wirst nie dazu
berufen werden, dem Volk das Wort zu verkündigen. Du magst, allgemein betrachtet, eine
genaue Kenntnis unseres Glaubens besitzen. Doch die Fähigkeiten als Lehrer gehen dir
ab. Du bist nicht in der Lage, dich den Bedürfnissen und Nöten anderer anzupassen.
Deine Stimme ist nicht genug entwickelt. Selbst in Konferenzen sprichst du so tief, dass
die Versammlung dich nicht versteht. Mein lieber Bruder, du bist auch oft in Gefahr, zu
weitschweifig zu sein. Selbst in kleinen Versammlungen sind deine Bemerkungen zu
langatmig und langweilig. Jedes Wort, das du sprichst, mag der Wahrheit entsprechen.
Damit es aber den Weg zur Seele findet, muss es von Feuer und geistlicher Macht
begleitet sein. Was wir sagen, muss genau zum Thema passen und nicht so lang sein,
dass es die Zuhörer ermüdet, andernfalls wird es nicht in ihren Herzen haften bleiben.
Z4.148.1 (4T.132.1) Absatz: 22/29
Es gibt viel zu tun für alle. Du, mein lieber Bruder, kannst einen guten Dienst für den Herrn
tun, indem du denen hilfst, die der Unterstützung bedürfen. Du magst empfinden, dass
deine Arbeit in dieser Richtung nicht recht gewürdigt wird. Denke aber daran, dass
unseres Heilandes Werk ebenfalls nicht von jenen geschätzt wurde, denen er half. Er kam,
die Verlorenen zu retten; doch sie weigerten sich, seine Hilfe anzunehmen und töteten ihn
schließlich.
Z4.148.2 (4T.132.2) Absatz: 23/29
Wenn du in neunundneunzig von hundert Fällen einen Fehlschlag erleidest und nur eine
Seele vom Untergang errettest, dann hast du eine edle Tat im Werke des Meisters
vollbracht. Willst du aber ein Mitarbeiter Christi sein, dann musst du viel Geduld für jene
aufbringen, für die du wirkst, und nicht die Einfachheit des Werkes verschmähen, sondern
auf die segensreichen Resultate blicken. Wenn jene, für die du arbeitest, nicht genau
deinen Vorstellungen entsprechen, sagst du oft in deinem Herzen: "Lass sie gehen; sie
sind es nicht wert, gerettet zu werden." Was wäre gewesen, wenn Christus arme
Ausgestoßene so behandelt hätte? Er starb, um miserable Sünder zu retten. Wirkst du im
gleichen Geist und in der gleichen Weise dem du nachfolgst, wie er ein Beispiel
hinterlassen hat, und überlässt die Folgen Gott, dann kannst du in diesem Leben nie das
Gute ermessen, das du bewirkt hast.
Z4.148.3 (4T.132.3) Absatz: 24/29
Du bist geneigt, nach einem höherem Werk Ausschau zu halten als nach dem, das sich dir
von Natur aus anbietet. Du würdest nur die Gebildeten und Geehrten unter den Menschen
ansprechen wollen. Doch diese Klasse wird deine Erwartungen nur enttäuschen. Während
sie lange Zeit in Übertretung gelebt haben, fühlen sie nur selten ihren verlorenen und
hoffnungslosen Zustand. Du solltest, wie Christus, in aller Herzensdemut wirken, und du
wirst deinen Lohn nicht verlieren. Es ist ebenso ehrenhaft, unter den Einfachen und
Niedrigen zu arbeiten und sie zum Heiland zu führen, wie unter den Reichen und Großen.
Vor allem übernimm keine Verantwortungen, die du nicht zu tragen imstande bist.
Z4.149.1 (4T.132.4) Absatz: 25/29
Es sollte alles getan werden, was möglich ist, die Versammlungen unseres Volkes
interessant zu gestalten. Du kannst in dieser Hinsicht eine große Hilfe sein, wenn du den
rechten Kurs einschlägst. Besonders unsere Gebetsversammlungen sollten sorgfältig
geleitet werden. Ein paar treffende Worte über deinen Fortschritt im göttlichen Leben, in
klarer, verständlicher Stimme ernsthaft und zwanglos vorgebracht, wären für andere
erbauend und ein Segen für dich selbst.
Z4.149.2 (4T.133.1) Absatz: 26/29
Du benötigst den besänftigenden, unterwerfenden Einfluss des Geistes Gottes in deinem
Herzen. Niemand sollte den Gedanken hegen, dass allein eine korrekte Kenntnis der
Wahrheit den Anforderungen Gottes genügt. Wenn Liebe und guter Wille nur dann zum
Ausdruck kommen, wenn unser Wille bei unseren Freunden guten Anklang findet, so hat
das wenig Wert, denn dies ist dem unerneuerten Herzen natürlich. Wer sich als Gotteskind
ausgibt und vorgibt, im Lichte zu wandeln, sollte nicht gekränkt oder ärgerlich sein, wenn
sein Weg durchkreuzt wird.
Z4.149.3 (4T.133.2) Absatz: 27/29
Du liebst die Wahrheit und bist auf ihren Fortschritt bedacht. Du wirst in verschiedene
Lagen gebracht werden, um dich zu prüfen und zu erproben. Du kannst einen echten
christlichen Charakter entwickeln, wenn du dich der Zucht unterwirfst. Deine ewigen
Interessen stehen auf dem Spiel. Wahre Heiligkeit und ein Geist der Opferbereitschaft ist
dein größtes Bedürfnis. Wir mögen eine Kenntnis der Wahrheit erlangen und uns mit
verborgensten Geheimnissen vertraut machen; wir mögen uns selbst um der Wahrheit
willen dem Feuertod übergeben, fehlt es uns aber an der wahren Liebe, so sind wir nur
wie ein tönend Erz und eine klingende Schelle.
Z4.150.1 (4T.133.3) Absatz: 28/29
Versuche, andere höher zu schätzen als dich selbst. Sei weniger selbstgenügsam und
selbstvertrauend. Hege Geduld, Nachsicht und brüderliche Liebe. Sei bereit, den Irrenden
beizustehen, und sei den Schwachen gegenüber mitfühlend. Du brauchst deine Arbeit
nicht aufzugeben, um den Herrn zu verherrlichen. Während du deinem gewöhnlichen
Beruf nachgehst, kannst du ihn, dem du dienst, von Tag zu Tag in Wort und Tat
verherrlichen und dadurch jene beeinflussen, mit denen du in Kontakt kommst.
Z4.150.2 (4T.133.4) Absatz: 29/29
Sei anderen gegenüber höflich, zartfühlend und vergebungsbereit. Lass das eigene Ich in
Jesu Liebe versinken, damit du deinen Erlöser ehren und das dir von ihm aufgetragene
Werk verrichten kannst. Wie wenig weißt du von den schweren Kämpfen armer Seelen,
die mit Ketten der Finsternis gebunden sind und die der Entschlusskraft und moralischer
Stärke ermangeln. Versuche, die Schwäche anderer zu verstehen. Hilf den Bedürftigen,
kreuzige das eigene Ich. Lass Jesum von deiner Seele Besitz ergreifen, damit du im
täglichen Leben die Grundsätze der Wahrheit in die Tat umsetzen kannst. Dann wirst du
wie nie zuvor ein Segen für die Gemeinde sein und für alle, mit denen du Umgang pflegst.
Kapitel 13: Missionare im häuslichen Kreis
Z4.150.3 (4T.134.1) Absatz: 1/30
Liebe Schwester, es wurde mir gezeigt, dass du gewisse Fehler an dir hast, die der
Korrektur bedürfen, ehe du dich des göttlichen Segens erfreuen kannst. Viele der
Prüfungen hast du dir selber zuzuschreiben, weil du deine Zunge nicht im Zaum hältst. Du
nennst es Offenheit. Aber es ist reine Unhöflichkeit, die den Kampfgeist derer erweckt, mit
denen du in Verbindung kommst. Würden andere dich ebenso behandeln, wärest du nicht
bereit, es hinzunehmen. Solche, welche die Angewohnheit haben, deutlich und streng mit
anderen zu sprechen, sind am wenigsten bereit, die gleiche Behandlung von anderen zu
erfahren.
Z4.150.4 (4T.134.2) Absatz: 2/30
Du hättest dir viele Kümmernisse ersparen können, wenn du einen sanften und stillen
Geist offenbaren würdest. Du rufst Streit hervor; denn wenn dein Wille durchkreuzt wird,
erwacht dein Kampfgeist. Deine Neigung, herrschen zu wollen, ist eine ständige Quelle
der Schwierigkeit, die du über dich selbst heraufbeschwörst. Du bist eifersüchtig und
misstrauisch geworden. Du bist anmaßend und erweckst durch dein Fehlerfinden und
schnelles Verurteilen Streit. Du hast so lange einen Geist der Wiedervergeltung gehegt,
dass du fortwährend Gottes Gnade benötigst, deine Natur zu besänftigen und zu
unterwerfen. Unser Heiland hat gesagt: "Segnet, die euch fluchen." "Bittet für die, so euch
beleidigen und verfolgen." Matthäus 5,44.
Z4.151.1 (4T.135.1) Absatz: 3/30
Liebe Schwester, ich sah, dass du deine eigene Seele in Finsternis hüllst, indem du bei
den Fehlern und Unvollkommenheiten anderer verweilst. Du wirst für ihre Sünden nie zur
Rechenschaft gezogen werden. Du hast für deine eigene Seele und deine eigene Familie
ein Werk zu tun, das kein anderer für dich tun kann. Du musst das eigene Ich kreuzigen
und die Neigung, die Fehler anderer zu übertreiben und unüberlegt zu reden, überwinden.
Es gibt Gegenstände, die du mit den besten Resultaten zu deinem Gesprächsthema
machen kannst. Es ist immer sicher, über Jesum, die Hoffnung des Christen und die
Schönheit unseres Glaubens zu sprechen. Lass deine Zunge durch Gott geheiligt werden,
damit deine Worte stets mit Gnade gewürzt sind. "Weiter, liebe Brüder, was wahrhaftig ist,
was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend,
ist etwa ein Lob, dem denket nach!" Philipper 4,8.
Z4.151.2 (4T.135.2) Absatz: 4/30
Die Ermahnung des Apostels sollte strikt befolgt werden. Oft werden wir versucht, über
Dinge zu sprechen, die weder dem Sprecher noch dem Hörer Nutzen bringen, aber beiden
schaden. Unsere Prüfungszeit ist zu kurz, um bei dem Zukurzkommen anderer zu
verweilen. Wir haben eine Aufgabe vor uns, die größten Fleiß und strengste Wachsamkeit
erfordert, vereint mit unaufhörlichem Gebet, oder wir werden nicht imstande sein, unsere
Charakterfehler zu überwinden und das göttliche Vorbild nachzuahmen. Wir müssen alle
bestrebt sein, Christi Leben nachzuvollziehen. Dann werden wir einen heiligenden Einfluss
auf andere ausüben können. Es ist wunderbar, ein Christ zu sein, wahrhaft Christo
ähnlich, friedfertig, rein und unbefleckt. Liebe Schwester, Gott muss mit all unserem
Bemühen verbunden werden, oder wir werden nichts vollbringen. Unsere guten Werke
werden in Selbstgerechtigkeit enden.
Z4.152.1 (4T.135.3) Absatz: 5/30
In deiner eigenen Familie ist vieles korrekturbedürftig. Du hast versäumt, deinen Kindern
die Aufmerksamkeit und Ermutigung zu geben, die sie brauchen. Du hast sie nicht mit
Banden zärtlichster Liebe an dein Herz gebunden. Dein Beruf nimmt viel Zeit und Kraft in
Anspruch und ist die Ursache, dass du deine häuslichen Pflichten vernachlässigst. Doch
du hast dich so an diese Last gewöhnt, dass es dir ein zu großes Opfer wäre, sie
niederzulegen. Könntest du dich dazu entschließen, dann käme dies sehr deinen
geistlichen Interessen und dem Glück und der Moral deiner Kinder zugute. Es wäre gut für
dich, deine verwirrenden Sorgen abzuwerfen und ein Heim auf dem Lande zu suchen, wo
die Kinder keinem so verderblichen Einfluss ausgesetzt sind.
Z4.152.2 (4T.136.1) Absatz: 6/30
Es ist wahr, auch ein Wohnen auf dem Lande ist nicht frei von Störungen und Sorgen.
Aber du könntest vielen Übeln ausweichen und die Tür vor einer Flut von Versuchungen
schließen, welche die Gemüter deiner Kinder bedroht und überwindet. Sie brauchen
Beschäftigung und Abwechslung. Die Langeweile in ihrem Heim macht sie unbehaglich
und ruhelos. Es ist ihnen zur Gewohnheit geworden, mit den lasterhaften Burschen der
Stadt Umgang zu pflegen, und so bekommen sie nun eine Straßenerziehung.
Z4.152.3 (4T.136.2) Absatz: 7/30
Du hast so viel Zeit verwandt, um Missionsarbeit zu verrichten, die nicht in Verbindung mit
unserem Glauben steht. Du bist so von Sorgen und Verantwortlichkeiten niedergedrückt,
dass du mit Gottes Werk für diese Zeit nicht Schritt gehalten hast, noch warst du bemüht,
deinen Kindern den engen häuslichen Kreis anziehend zu machen. Du hast dich weder mit
ihren Bedürfnissen vertraut gemacht noch ihre aktiven, sich entfaltenden Gemüter
verstanden. Deshalb hast du ihnen harmlose Freuden versagt. Es hätte dich nur wenig
Anstrengung gekostet, deinen Kindern mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und für sie
wäre es von größtem Wert gewesen.
Z4.153.1 (4T.136.3) Absatz: 8/30
Auf dem Lande zu leben, würde sehr nutzbringend für sie sein. Ein aktives Leben draußen
wäre der Gesundheit von Geist und Körper nur dienlich. Sie sollten einen Garten
bearbeiten, wo sie ihr Vergnügen und nützliche Beschäftigung finden können. Das
Heranziehen von Pflanzen und Blumen weckt Geschmack und Urteilsvermögen. Das
Bekanntwerden mit Gottes nützlichen und schönen Schöpfungswundern hat einen
reinigenden und veredelnden Einfluss auf das Gemüt und verweist es auf den Schöpfer
und Meister aller Dinge.
Z4.153.2 (4T.136.4) Absatz: 9/30
Der Vater deiner Kinder war barsch, unbarmherzig, gefühllos, kalt und streng im Umgang
mit ihnen, hart im Strafen und unvernünftig in seinen Forderungen. Er besaß ein
eigentümliches Temperament, war egozentrisch, dachte nur an sein eigenes Vergnügen
und beanspruchte alles Geld, um sich selbst zu befriedigen und sich die Hochachtung
Fremder zu sichern. Seine Trägheit und seine Verschwendungssucht, verbunden mit
einem Mangel an Mitgefühl und Liebe gegenüber dir und seinen Kindern, hat schon
frühzeitig deine Zuneigung zu ihm erkalten lassen. Dein Leben war angefüllt mit harten
und außergewöhnlichen Prüfungen, während er deinen Sorgen und Lasten völlig
gleichgültig gegenüberstand.
Z4.153.3 (4T.137.1) Absatz: 10/30
Diese Dinge haben ihre Eindrücke bei dir und deinen Kindern hinterlassen. Sie haben
deinem Charakter eine verkehrte Prägung gegeben. Du hast fast unmerklich einen
unabhängigen Geist entwickelt. Als du herausfandest, dass auf deinen Mann kein Verlass
war, hast du alles nach deinem Gutdünken in die eigene Hand genommen, ohne ihn ins
Vertrauen zu ziehen. Als deine besten Bemühungen keine Würdigung fanden, hast du dich
geistig gestählt, deinem besten Urteil zu folgen, ohne Rücksicht auf Tadel oder
Anerkennung. Dir dessen bewusst, dass dein Mann dir Unrecht tut und dich falsch
beurteilt, hast du bittere Gefühle gegen ihn gehegt, und wenn du getadelt wurdest, hast du
denen, die deine Handlungsweise in Frage stellten, im gleichen Geist geantwortet.
Z4.153.4 (4T.137.2) Absatz: 11/30
Während du dir völlig der Fehler deines Mannes bewusst warst, hast du versäumt, deine
eigenen zu erkennen. Du hast darin geirrt, mit anderen über seine Fehler zu sprechen und
damit den Hang zu pflegen, bei unangenehmen Dingen zu verweilen und immer nur an
deine Enttäuschungen und Schwierigkeiten zu denken. Dadurch bist du in die Gewohnheit
verfallen, deine Sorgen und Schwierigkeiten aufzubauschen, die du dir selbst geschaffen
hast, indem du sie weit übertrieben und an andere weitererzählt hast.
Z4.154.1 (4T.137.3) Absatz: 12/30
Wenn du deine Aufmerksamkeit von Störungen, die von außen kommen, abwenden und
sie deiner Familie zuwenden würdest, dann wärest du glücklicher und könntest ein
Werkzeug sein, anderen Gutes zu tun. Gerade die Tatsache, dass deine Kinder guten Rat
und das Vorbild eines Vaters vermisst haben, verpflichtet dich um so mehr, eine zärtliche,
opferbereite Mutter zu sein. Dein Heim und deine Familie ist deine Hauptaufgabe. Hier ist
wirkliche missionarische Arbeit zu leisten. Diese Verantwortung kann auf keinen anderen
abgewälzt werden. Das ist dein von Gott verordnetes Lebenswerk.
Z4.154.2 (4T.137.4) Absatz: 13/30
Indem du so völlig in deinem Beruf aufgehst, beraubst du dich der Zeit für Weihe und
Gebet und deine Kinder der geduldigen Fürsorge und Aufmerksamkeit, die sie rechtmäßig
von ihrer Mutter fordern können. Du findest es leichter, alle Arbeiten selbst zu erledigen,
als deine Kinder geduldig zu lehren, sie für dich zu tun. Es wäre viel besser, ihnen
bestimmte Verantwortungen aufzuerlegen und sie zu einem nützlichen Leben anzuhalten.
Dies würde sie ermutigen und beschäftigen und dich teilweise entlasten.
Z4.154.3 (4T.138.1) Absatz: 14/30
Du wendest beachtliche Zeit für jene auf, die keine besonderen Ansprüche an dich haben,
und indem du das tust, versäumst du die heiligen Pflichten einer Mutter. Viele der
Pflichten, die du übernommen hast, sind dir nicht von Gott auferlegt. Du hast solche
besucht und ihnen Hilfe geleistet, die deiner Zeit und Fürsorge weniger bedurften als deine
eigenen Kinder, die jetzt Charaktere entweder für den Himmel oder für den Untergang
bilden. Gott wird deinen Dienst für so viele, die wegen ihres ausschweifenden Lebens
unter Gottes Fluch leiden, nicht unterstützen.
Z4.154.4 (4T.138.2) Absatz: 15/30
Die erste große Lebensaufgabe für dich besteht darin, daheim eine Missionarin zu sein.
Bekleide dich mit Demut und Geduld, Nachsicht und Liebe und unternimm das Werk, das
dir von Gott aufgetragen ist und das kein anderer für dich tun kann. Dies ist ein Werk, für
das du dich am Tage der Vergeltung verantworten musst. Gottes Segen kann auf keinem
schlecht verwalteten Haushalt ruhen. Freundlichkeit und Geduld müssen in einem Heim
walten, in dem das Glück wohnen soll.
Z4.155.1 (4T.138.3) Absatz: 16/30
Vom weltlichen Standpunkt aus gesehen, bedeutet Geld Macht. Aber aus christlicher Sicht
ist die Liebe Macht. Verstandes- und geistliche Macht sind in diesem Grundsatz
eingeschlossen. Reine Liebe ist besonders wirksam im Gutestun. Sie kann nichts anderes,
als Gutes tun. Sie verbannt Uneinigkeit und Elend und bringt wahren Frohsinn. Reichtum
ist oftmals ein Einfluss, der verdirbt und vernichtet; Gewalt ist stark zu verletzen; aber
Wahrheit und Güte sind Bestandteile reiner Liebe.
Z4.155.2 (4T.138.4) Absatz: 17/30
Meine Schwester, wenn du dich so sehen könntest, wie Gott dich sieht, würde dir klar sein,
dass du ohne gründliche Bekehrung niemals ins Reich Gottes eingehen kannst. Würdest
du daran denken, dass, mit welchem Maß du andere misst, man auch dich messen wird,
dann wärest du in deinen Worten vorsichtiger und in deinem Verhalten milder und
vergebungsbereiter. Christus kam in die Welt, um allen Widerstand und alle Autorität sich
selbst untertänig zu machen. Aber er forderte keinen Gehorsam an Hand von Argumenten
oder mit gebietender Stimme. Er ging umher und tat Gutes und lehrte seine Nachfolger
Dinge, die zu ihrem Frieden dienten. Er forderte keinen Streit heraus. Er nahm persönliche
Kränkungen nicht übel. Er begegnete Beleidigungen, falschen Anklagen und den
grausamen Geißelungen derer, die ihn hassten und zum Tode verurteilten, mit sanfter
Unterwürfigkeit. Christus ist unser Vorbild. Sein Leben ist eine praktische Illustration seiner
göttlichen Lehren. Sein Charakter ist eine lebendige Darstellung, wie man Gutes tun und
das Böse überwinden kann.
Z4.155.3 (4T.139.1) Absatz: 18/30
Du hast deinen Groll gegen deinen Mann und andere, die dich verletzt haben, genährt und
dabei vergessen, wo du selbst geirrt und die Lage durch dein eigenes verkehrtes
Verhalten verschlimmert hast. Du hast einen bitteren Geist gegen diejenigen gehegt, die
dir Unrecht getan haben, und deine Gefühle haben in Anklagen und Tadel Ausdruck
gefunden. Dies hat deinem belasteten Herzen augenblicklich Erleichterung verschafft, hat
aber an deiner Seele bleibende Narben hinterlassen. Die Zunge ist ein kleines Glied. Du
hast sie zu falschem Gebrauch herangebildet, bis sie ein verzehrendes Feuer geworden
ist.
Z4.156.1 (4T.139.2) Absatz: 19/30
All dies war ein Hindernis zu deinem geistlichen Fortschritt. Gott sieht, wie schwer es dir
fällt, Geduld zu üben und zu vergeben. Er weiß, Mitleid mit dir zu haben und dir zu helfen.
Er fordert von dir, dein Leben zu reformieren und deine Fehler zu korrigieren. Er wünscht,
dass dein starrer, unnachgiebiger Geist durch seine Gnade besänftigt wird. Du solltest
Gott um Hilfe bitten, denn du benötigst Frieden und Ruhe anstelle von Sturm und Streit.
Christi Religion legt dir die Pflicht auf, dich nicht von Gefühlen leiten zu lassen, sondern
von geheiligtem Verstand und ruhigem Urteil.
Z4.156.2 (4T.139.3) Absatz: 20/30
Du lässt dich zu sehr von deiner Umgebung beeinflussen. Mache tägliche Wachsamkeit
und Gebet zu deinem Schutzwall. Dann wirst du von heiligen Engeln umgeben sein. Sie
werden deine Seele mit hellem, köstlichem Licht erfüllen und dich mit himmlischer Kraft
ausrüsten. Dein Einfluss auf deine Kinder und dein Verhalten ihnen gegenüber sollte so
sein, dass diese heiligen Besucher sich in deinem Hause wohl fühlen, damit sie dir in
deinem Bemühen, deine Familie und dein Heim so zu gestalten, wie Gott es wünscht,
behilflich sein können. Wenn du versuchst, dir unabhängig deinen Weg zu erkämpfen,
stößt du die heiligen Engel zurück. Sie verlassen traurig deine Gegenwart, und du musst
deinen Kampf allein ausfechten.
Z4.156.3 (4T.140.1) Absatz: 21/30
Deine Kinder haben genau den Charakter entwickelt, der ihnen von ihren Eltern vermittelt
wurde. Wie sorgfältig solltest du deshalb im Umgang mit ihnen sein und wie zartfühlend
ihre Fehler tadeln und korrigieren! Du bist zu streng und zu genau. Du hast sie oftmals
gescholten, wenn du erregt und ärgerlich warst. Dies hat beinahe das zärtliche Band der
Liebe zerstört, das ihre Herzen mit dem deinigen verbinden sollte. Du solltest deinen
Kindern immer zeigen, dass du sie liebst, dass du ihr Bestes willst, dass du sie glücklich
sehen möchtest und dass deine Absicht nur darin besteht, das Beste für sie zu tun.
Z4.157.1 (4T.140.2) Absatz: 22/30
Du solltest ihre kleinen Bedürfnisse befriedigen, wenn sie sich in vernünftigem Rahmen
bewegen. Euer jetziger Wohnsitz bietet nur wenig Abwechslung oder Vergnügen für ihre
jungen, rastlosen Gemüter. Mit jedem Jahr nimmt die Schwierigkeit zu. Zu allererst musst
du an deine Kinder denken; das bist du Gott schuldig. Als christliche Mutter hast du ihnen
gegenüber Verpflichtungen, die weder leicht noch gering sind. Um ihnen gerecht werden
zu können, solltest du einige der anderen Bürden niederlegen und deine Zeit und Kraft
deiner eigentlichen Aufgabe widmen. Das Heim sollte für deine Kinder der
wünschenswerteste und glücklichste Platz auf Erden sein und die Anwesenheit der Mutter
der größte Anziehungspunkt.
Z4.157.2 (4T.140.3) Absatz: 23/30
Satans Macht über die heutige Jugend ist furchtbar. Wenn ihre Gemüter nicht durch
religiöse Prinzipien gefestigt sind, wird diese Moral durch die sittenlosen Kinder verdorben
werden, mit denen sie in Kontakt kommen. Du glaubst, du verstehst diese Dinge. Du
kennst aber nicht die betörende Macht des Bösen über jugendliche Gemüter. Ihre größte
Gefahr ist ein Mangel an rechter Erziehung und Disziplin. Nachsichtige Eltern lehren ihre
Kinder keine Selbstverleugnung. Die Speisen, die sie ihren Kindern vorsetzen, reizen die
zarten Magenschleimhäute. Durch die Nerven wird diese Erregung ans Gehirn
weitergeleitet. Die Folge davon ist, dass die niederen Leidenschaften geweckt werden und
die moralischen Kräfte beherrschen. Die Vernunft wird den tierischen Neigungen
unterworfen. Alles, was in den Magen gelangt und in Blut umgewandelt wird, das wird zu
einem Bestandteil des Wesens. Kindern sollte nicht gestattet werden, aufreizende Kost,
wie Schweinefleisch, Wurst, Gewürze, schweres Gebäck, Torten und Pasteten, zu essen,
sonst wird ihr Blut erhitzt, das Nervensystem unnatürlich erregt, und die Moral gerät in
Gefahr. Jeder, der im Essen unmäßig ist, kann unmöglich ein großes Maß an Geduld
aufbringen. Unser himmlischer Vater hat das Licht der Gesundheitsreform gesandt, um
uns vor den Übeln zu bewahren, die eine Folge erniedrigender Esslust sind, damit alle, die
Reinheit und Heiligkeit lieben, die guten Dinge, die er für uns vorgesehen hat, vernünftig
gebrauchen und durch Ausübung von Mäßigkeit im täglichen Leben durch die Wahrheit
geheiligt sein können.
Z4.158.1 (4T.141.1) Absatz: 24/30
Du behandelst deine Kinder nicht immer gleich. Einmal verwöhnst du sie zu ihrem
Schaden, ein andermal verweigerst du ihnen ein harmloses Vergnügen, das sie glücklich
machen würde. Du wendest dich ungeduldig von ihnen ab und verachtest ihre kindlichen
Bitten und vergisst dabei, dass sie sich an Vergnügen erfreuen können, die dir töricht und
kindisch erscheinen. Du verlierst nichts von deiner Würde und Stellung, wenn du für die
Wünsche deiner Kinder Verständnis aufbringst und sie erfüllst. Darin versäumst du,
Christum nachzuahmen. Er stellte sich den Niedrigen, den Bedürftigen und den
Angefochtenen gleich. Er nahm kleine Kinder in seine Arme und ließ sich auf ihre Ebene
herab. Sein großes Herz der Liebe konnte ihre Prüfungen und Bedürfnisse verstehen. Er
nahm an ihren Freuden teil. Sein Geist, ermüdet von der Geschäftigkeit und Verwirrung
der belebten Stadt, von dem Umgang mit verschlagenen, heuchlerischen Menschen, fand
Ruhe und Frieden in der Gesellschaft unschuldiger Kinder. Seine Gegenwart stieß sie
niemals ab. Die Majestät des Himmels ließ sich herab, ihre Fragen zu beantworten und
seine wichtigen Lehren zu vereinfachen, damit sie ihrem kindlichen Verständnis angepasst
waren. Er pflanzte ihren jungen, sich entwickelnden Gemütern Samen der Wahrheit ein,
der in ihren reiferen Jahren aufgehen und reiche Ernte hervorbringen würde.
Z4.158.2 (4T.142.1) Absatz: 25/30
In diesen Kindern, die zu ihm gebracht wurden, damit er sie segne, sah er Männer und
Frauen, die in Zukunft Erben seiner Gnade und Untertanen seines Reiches werden
würden. Einige von ihnen würden um seines Namens willen als Märtyrer sterben. Gewisse
gefühllose Jünger geboten, die Kinder zu entfernen, damit sie den Meister nicht
belästigten. Als sie jedoch traurig davonschlichen, tadelte Christus seine Nachfolger mit
den Worten: "Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist
das Reich Gottes." Markus 10,14.
Z4.158.3 (4T.142.2) Absatz: 26/30
Er wusste, dass diese Kinder seinen Rat beachten und ihn als ihren Erlöser annehmen
würden, während die weltlich Klugen und Hartherzigen weniger geneigt wären, ihm
nachzufolgen und sich einen Platz im Reiche Gottes zu sichern. Diesen Kleinen, die zu
Christo kamen, seinen Rat und seinen Segen empfingen, waren sein Bild und seine
gnadenvollen Worte ins empfängliche Gemüt geprägt worden, um nie mehr entfernt zu
werden. Wir sollten eine Lehre aus dieser Handlung Jesu ziehen, dass die Herzen der
Jugendlichen sehr empfänglich für die Lehren des Christentums sind. Sie können leicht für
Frömmigkeit und Tugend gewonnen werden und die empfangenen Eindrücke bewahren.
Diesen zarten, jugendlichen Menschen sollte man mit Freundlichkeit begegnen und sie mit
Liebe und Geduld unterweisen.
Z4.159.1 (4T.142.3) Absatz: 27/30
Meine Schwester, verbinde deine Kinder durch Zuneigung mit deinem Herzen. Wende
ihnen in allem angemessene Fürsorge und Aufmerksamkeit zu. Kleide sie vorteilhaft,
damit sie sich ihrer Erscheinung nicht zu schämen brauchen, denn dies würde ihrer
Selbstachtung schaden. Du hast gesehen, dass die Welt der Mode und der Kleidung
ergeben ist. Charakter und Moral werden vernachlässigt, um den Leib zu schmücken. Um
diesem Übel auszuweichen, bist du ins entgegengesetzte Extrem verfallen. Du schenkst
deiner eigenen Kleidung und der deiner Kinder zu wenig Aufmerksamkeit. Es ist immer
richtig, ordentlich und dem Alter und der gesellschaftlichen Stellung gemäß gekleidet zu
sein.
Z4.159.2 (4T.142.4) Absatz: 28/30
Ordnung und Reinlichkeit ist das Gesetz des Himmels. Um mit den Anordnungen des
Himmels in Übereinstimmung zu kommen, ist es unsere Pflicht, nett und geschmackvoll
gekleidet zu sein. Deine Ansichten diesbezüglich sind verkehrt. Während du die
Verschwendung und Eitelkeit der Welt verdammst, bist du dem Irrtum unterlegen, Geiz mit
Sparsamkeit zu verwechseln. Du versagst dir das, was du rechtmäßig haben solltest und
wofür Gott dich mit Mitteln ausgestattet hat. Du kleidest weder dich noch deine Kinder in
der rechten Art und Weise. Dein äußerliches Erscheinungsbild sollte den nicht entehren,
dem du vorgibst nachzufolgen, sondern sollte seinem Werk zur Ehre gereichen.
Z4.159.3 (4T.143.1) Absatz: 29/30
Der Apostel sagt: "Den Reichen von dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch
nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns
dargibt reichlich, allerlei zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken,
gern geben, behilflich seien." 1.Timotheus 6,17.18. Deine Mittel sind dir übergeben, um sie
anzuwenden, wo es nötig ist, sie aber nicht zu horten, um im großen Brand vernichtet zu
werden. Dir ist geboten, dich der guten Gaben des Herrn zu erfreuen. Du sollst sie zu
deinem eigenen Wohlergehen, für mildtätige Zwecke und zu guten Werken benutzen, die
Gottes Reich fördern und dir einen Schatz im Himmel sichern.
Z4.160.1 (4T.143.2) Absatz: 30/30
Viele deiner Anfechtungen sind dir begegnet, um dich dem Thron der Gnade näher zu
bringen. Gott in seiner Weisheit besänftigt und unterwirft deine Kinder durch Sorgen und
Prüfungen. Diese Welt ist seine Werkstatt, wo er uns für die Himmelshöfe zubereitet. Er
setzt den Hobel an, um das bebende Herz zu bearbeiten, bis alle Rauheiten und
Unregelmäßigkeiten entfernt und wir für unseren Platz im himmlischen Bauwerk zubereitet
sind. Durch Trübsal und Not wird der Christ geläutert und gestärkt und entwickelt einen
Charakter nach dem Vorbild, das Christus gegeben hat. Der Einfluss eines wahrhaft
göttlichen Lebens kann nicht ermessen werden. Er reicht weiter als der unmittelbare Kreis
des Heims und der Freunde und verbreitet Licht, das Seelen für Jesum gewinnt.
Nummer 27
Kapitel 14: Williger Gehorsam
Z4.161.1 (4T.144.1) Absatz: 1/15
Abraham war ein alter Mann, als er von Gott den erschreckenden Befehl empfing, seinen
Sohn Isaak zum Brandopfer darzubringen. Selbst von seinen Zeitgenossen wurde er als
ein alter Mann angesehen. Das Feuer seiner Jugend war erloschen, und für ihn war es
nicht mehr so einfach, Schwierigkeiten zu ertragen und Gefahren zu begegnen. In
jugendlicher Tatkraft mag der Mensch im stolzen Bewusstsein seiner Kraft dem Sturm die
Stirn bieten und sich über entmutigende Schwierigkeiten erheben. In vorgerücktem Alter
jedoch, wenn seine Schritte dem Grabe zuwanken, lassen diese Schwierigkeiten sein
Herz matt werden.
Z4.161.2 (4T.144.2) Absatz: 2/15
In seiner Vorsehung aber stellte Gott seine letzte, schwierigste Prüfung für Abraham
zurück, bis die Bürde der Jahre schwer auf ihm lastete und ihn nach Ruhe von Sorgen und
Mühen verlangte. Der Herr sprach zu ihm: "Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du
lieb hast... und opfere ihn... zum Brandopfer." 1.Mose 22,2. Das Herz des alten Mannes
stand vor Entsetzen still. Der Verlust eines solchen Sohnes durch Krankheit wäre für den
liebenden Vater schon herzzerreißend gewesen und hätte sein ergrautes Haupt vor
Kummer niedergebeugt. Und nun wurde ihm gar geboten, das kostbare Blut jenes Sohnes
mit eigener Hand zu vergießen. Das schien ihm eine schreckliche Unmöglichkeit zu sein!
Z4.161.3 (4T.144.3) Absatz: 3/15
Gleichwohl, Gott hatte gesprochen, und sein Wort musste befolgt werden. Abraham war
wohl hochbetagt, allein diese Tatsache entband ihn nicht des Gehorsams. Er ergriff den
Stab des Glaubens und nahm in stummem Schmerz sein Kind – prächtig anzuschauen in
der blühenden Gesundheit seiner Jugend – bei der Hand und zog aus, um dem Wort
Gottes zu gehorchen. Der ehrwürdige alte Patriarch war ein Mensch; seine Erregungen
und Neigungen glichen den unsrigen; er liebte seinen Sohn, der der Trost seines hohen
Alters war und dem die Verheißung des Herrn galt.
Z4.162.1 (4T.145.1) Absatz: 4/15
Abraham hielt jedoch nicht inne, um zu fragen, wie Gottes Verheißungen denn erfüllt
werden können, wenn Isaak geschlachtet würde. Er blieb nicht stehen, um mit seinem
schmerzenden Herzen zu rechten, sondern er führte den göttlichen Befehl buchstäblich
aus, bis der Engel Gottes rief, gerade als sich das Messer in den zuckenden Leib des
Kindes senken wollte: "Lege deine Hand nicht an den Knaben... denn nun weiß ich, dass
du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen."
1.Mose 22,12.
Z4.162.2 (4T.145.2) Absatz: 5/15
Diese gewaltige Glaubenstat ist in der biblischen Geschichte verzeichnet, um der Welt bis
ans Ende der Zeit als anschauliches Beispiel zu leuchten. Abraham gab nicht sein hohes
Alter als Entschuldigungsgrund an, um dem Gehorsam zu entgehen. Er sprach nicht:
"Meine Haare sind ergraut, meine Manneskraft ist geschwunden. Wer wird mein
dahinwelkendes Leben behaglich gestalten, wenn Isaak nicht mehr ist? Wie kann ein
betagter Vater das Blut seines einzigen Sohnes vergießen?" Nein, Gott hatte gesprochen,
und der Mensch musste gehorchen, ohne zu fragen, ohne zu murren und ohne dabei
schwach zu werden.
Z4.162.3 (4T.145.3) Absatz: 6/15
Wir brauchen den Glauben Abrahams in unseren heutigen Gemeinden, damit die sich um
sie her sammelnde Finsternis, die das freundliche Sonnenlicht göttlicher Liebe ausschließt
und geistliches Wachstum hindert, erhellt werde. Alter kann uns niemals vom Gehorsam
gegenüber Gott entbinden. Unser Glaube sollte fruchtbar an guten Werken sein, denn ein
Glaube ohne Werke ist tot. Jede Pflicht, die wir erfüllen, jedes Opfer, das wir im Namen
Jesu bringen, trägt einen großen Lohn in sich. Gott spricht, während wir gehorsam seinen
Weisungen folgen, und gibt seinen Segen. Er fordert aber von uns eine völlige
Unterwerfung aller Fähigkeiten. Herz und Verstand, den ganzen Menschen müssen wir
ihm darbringen, oder wir erreichen nicht das Ziel, echte Christen zu werden.
Z4.162.4 (4T.145.4) Absatz: 7/15
Gott hat dem Menschen nichts vorenthalten, was ihm die ewigen Reichtümer sicherstellen
könnte. Er hat die Erde mit Schönheit bekleidet und für die menschliche Nutznießung
während seines vergänglichen Lebens ausgestattet. Er hat seinen Sohn für die Erlösung
einer Welt in den Tod gegeben, die durch Sünde und Torheit gefallen war. Solch
unvergleichliche Liebe und unermessliches Opfer fordern unseren strengsten Gehorsam,
unsere heiligste Liebe und unseren uneingeschränkten Glauben. Dennoch stehen alle
diese Tugenden, selbst wenn wir völlig mit ihnen verschmelzen, in keinem Verhältnis zu
dem großen Opfer, das Christus für uns dargebracht hat.
Z4.163.1 (4T.146.1) Absatz: 8/15
Gott erwartet unverzügliche und bedingungslose Befolgung seines Gesetzes. Die
Menschen sind jedoch durch die Täuschungsmanöver Satans eingeschläfert und gelähmt.
Er veranlasst sie zu Entschuldigungen und Ausflüchten und überwindet ihre Bedenken,
indem er ebenso zu ihnen spricht wie zu Eva im Garten Eden: "Ihr werdet mitnichten des
Todes sterben." 1.Mose 3,4. Ungehorsam verhärtet nicht nur das Herz und das Gewissen
des Schuldigen, sondern er zielt dahin, den Glauben anderer Menschen zu verderben.
Was ihnen anfänglich völlig falsch erschien, verliert dieses Vorzeichen nach und nach,
wenn es ihnen ständig vor Augen steht, bis sie schließlich fragen, ob es wirklich Sünde
sei. So fallen sie unbewusst in den gleichen Irrtum.
Z4.163.2 (4T.146.2) Absatz: 9/15
Gott befahl Saul durch seinen Propheten Samuel, hinzuziehen und die Amalekiter zu
schlagen und sie mit all ihrem Besitz völlig zu vernichten. Aber Saul gehorchte dem Befehl
nur teilweise. Er tötete, was an Vieh schnöde und untüchtig war, und verschonte das
beste. Auch den gottlosen König Agag ließ er am Leben. Am nächsten Tag begegnete er
dem Propheten Samuel mit schmeichlerischen Worten, sich selbst beglückwünschend:
"Gesegnet seist du dem Herrn! Ich habe des Herrn Wort erfüllt." Aber der Prophet
antwortete sofort: "Was ist denn das für ein Blöken der Schafe in meinen Ohren und ein
Brüllen der Rinder, die ich höre?" 1.Samuel 15,13.14.
Z4.163.3 (4T.146.3) Absatz: 10/15
Saul war verwirrt und versuchte, sich mit folgenden Worten der Verantwortung zu
entziehen: "Von den Amalekitern haben sie sie gebracht; denn das Volk verschonte die
besten Schafe und Rinder um des Opfers willen des Herrn, deines Gottes; das andere
haben wir verbannt." 1.Samuel 15,15. Samuel tadelte daraufhin den König und erinnerte
ihn an den ausdrücklichen Befehl Gottes, der ihn anwies, alle Besitztümer der Amalekiter
zu vernichten. Er wies ihn auf seine Übertretung hin und erklärte, dass er dem Herrn nicht
gehorcht hätte. Saul aber wollte nicht anerkennen, dass er unrecht gehandelt hatte, und
entschuldigte seine Sünde, indem er erneut erklärte, dass er das beste Vieh
zurückbehalten habe, um es dem Herrn zu opfern.
Z4.164.1 (4T.146.4) Absatz: 11/15
Samuel war von Herzen betrübt über die Hartnäckigkeit, mit der der König sich weigerte,
seine Sünde einzusehen und zu bekennen. Bekümmert fragte er: "Meinst du, dass der
Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer gleich wie am Gehorsam gegen die Stimme des
Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn das Fett von
Widdern; denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und
Götzendienst. Weil du nun des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen,
dass du nicht König seist." 1.Samuel 15,22.23.
Z4.164.2 (4T.147.1) Absatz: 12/15
Wir sollten der Pflicht nicht ins Angesicht schauen und dann zögern, ihren Forderungen
nachzukommen. Solch Zögern lässt Zeit für Zweifel; Unglaube schleicht sich ein, die
Urteilskraft wird beeinträchtigt, der Verstand verfinstert. Zuletzt erreichen die Verweise des
Geistes Gottes das Herz des betrogenen Menschen nicht mehr; er ist geblendet worden
und denkt, dass diese Tadel doch unmöglich ihn oder seinen Fall betreffen können.
Z4.164.3 (4T.147.2) Absatz: 13/15
Die wertvolle Zeit der Prüfung geht vorüber, und nur wenige erkennen, dass sie ihnen
gegeben ist, um sich für die Ewigkeit vorzubereiten. Die kostbaren Stunden werden in
weltlichem Streben, in Vergnügen und unumschränkter Sünde verbracht. Gottes Gesetz
wird geringschätzig behandelt und vergessen; nichtsdestoweniger ist jedes Gebot
verbindlich. Jeder Übertretung folgt die entsprechende Strafe. Liebe zu irdischem Gewinn
führt zur Entheiligung des Sabbats. Die Ansprüche dieses heiligen Tages sind jedoch
weder aufgehoben noch geschmälert. Gottes Gebot in dieser Hinsicht ist klar und
unmissverständlich. Gott hat uns nachdrücklichst untersagt, am siebenten Tag zu arbeiten.
Er hat ihn als einen ihm selbst geheiligten Tag abgesondert.
Z4.165.1 (4T.147.3) Absatz: 14/15
Es gibt viele Hindernisse auf dem Weg der Menschen, die sonst im Gehorsam der Gebote
Gottes wandeln würden. Es gibt starke und heimtückische Einflüsse, die sie an die Sitten
der Welt binden, aber die Macht des Herrn kann diese Fesseln zerbrechen. Wenn sie
ernstlich seine Hilfe erflehen, wird er seinen Getreuen jedes Hindernis aus dem Weg
räumen oder ihnen zum Überwinden jeder Schwierigkeit Kraft und Mut verleihen. Vor dem
ernsthaften Verlangen und beharrlichen Bemühen, Gottes Willen zu tun, sei es unter
persönlichem Nachteil, ja selbst unter Hingabe des eigenen Lebens, werden alle
Hindernisse schwinden. Himmlisches Licht wird die Finsternis der Gläubigen erhellen, die
in Anfechtung und Unruhe vorwärts schreiten und dabei auf Jesum blicken, den Anfänger
und Vollender ihres Glaubens.
Z4.165.2 (4T.147.4) Absatz: 15/15
In alter Zeit sprach Gott zu den Menschen durch den Mund der Propheten und Apostel. In
diesen Tagen spricht er zu ihnen durch die Zeugnisse seines Geistes. Nie hat es eine Zeit
gegeben, in der Gott seine Kinder hinsichtlich seines Willens und der von ihnen zu
befolgenden Lebensführung ernsthafter unterwiesen hätte als jetzt. Werden sie jedoch aus
seinen Lehren Nutzen ziehen? Werden sie seine Ermahnungen annehmen und seine in
Gnaden erteilten Warnungen beachten? Gott wird nur ungeteilten Gehorsam annehmen
und dem Ich keine Zugeständnisse machen.
Kapitel 15: Die zwölf Kundschafter
Z4.165.3 (4T.148.1) Absatz: 1/25
Der Herr gebot Mose, Männer auszusenden, um das Land Kanaan zu erkunden, das er
den Kindern Israel geben wollte. Zu diesem Zweck sollte von jedem Stamm ein Mann
gewählt werden. Sie gingen hin. Nach vierzig Tagen kehrten sie von ihrer Reise zurück.
Sie traten vor Mose und Aaron und das ganze Israel und zeigten die Früchte des Landes.
Alle stimmten darin überein, dass es ein gutes Land sei, und sie stellten die reichen
Früchte zur Schau, die sie als Beweis mitgebracht hatten. Eine Traube war so groß, dass
zwei Männer sie an einem Stab zwischen sich tragen mussten. Sie brachten auch Feigen
und Granatäpfel mit, die dort in Fülle wuchsen. Nachdem sie von der Fruchtbarkeit des
Landes gesprochen hatten, redeten alle, außer zwei Männern, in entmutigenden Worten,
dass sie das Land unmöglich in ihren Besitz bringen könnten. Sie sagten, dass die
Bewohner des Landes sehr stark und die Städte mit großen, hohen Mauern umgeben
seien. Und über all dem sahen sie die Kinder des Riesen Enak dort. Dann beschrieben
sie, wie das Volk rings um Kanaan wohnte. Sie brachten die Befürchtung zum Ausdruck,
dass es ihnen für immer unmöglich sein würde, das Land zu besitzen.
Z4.166.1 (4T.148.2) Absatz: 2/25
Als das Volk diesem Bericht lauschte, äußerten sie ihre Enttäuschung in bitteren Anklagen
und Gejammer. Sie hielten nicht inne, um darüber nachzudenken, dass der Gott, der sie
bis hierher gebracht hatte, auch imstande sein würde, ihnen das Land zu geben. Sie
verloren Gott aus den Augen. Sie betrugen sich so, als ob sie bei der Einnahme der Stadt
Jericho, dem Schlüssel zum Lande Kanaan, völlig auf Waffengewalt angewiesen wären.
Gott hatte ihnen das Land verheißen, und sie hätten fest darauf vertrauen sollen, dass er
sein Wort erfüllen würde. Aber ihre halsstarrigen Herzen waren nicht in Übereinstimmung
mit seinen Plänen. Sie dachten nicht daran, wie wunderbar er für sie gewirkt hatte, indem
er sie aus der Knechtschaft Ägyptens befreite, ihnen einen Weg durchs Schilfmeer ebnete
und das Heer Pharaos vernichtete, das ihnen nachjagte. In ihrem Unglauben ließen sie
Gottes Wirken gering erscheinen und misstrauten der Hand, die sie bisher sicher geleitet
hatte. Bei dieser Gelegenheit wiederholten sie ihren früheren Fehler, gegen Mose und
Aaron zu murren. "Das ist also das Ende all unserer hohen Erwartungen", sagten sie.
"Dies ist das Land, um dessentwillen wir den weiten Weg von Ägypten hergezogen sind,
um es in Besitz zu nehmen." Sie klagten ihre Leiter an, Unglück über Israel zu bringen,
das Volk betrogen und es in die Irre geführt zu haben.
Z4.166.2 (4T.149.1) Absatz: 3/25
Mose und Aaron lagen ausgestreckt vor Gott, ihre Angesichter im Staube. Kaleb und
Josua, die beiden, die als einzige von allen zwölf Männern dem Wort Gottes glaubten,
zerrissen vor Kummer ihre Kleider, als sie erkannten, dass diese ungünstigen Berichte das
ganze Lager entmutigt hatten. Sie waren entschlossen, mit ihnen vernünftig zu reden.
Doch die Versammlung war mit Zorn und Enttäuschung erfüllt. Sie weigerten sich, auf
diese beiden Männer zu hören. Schließlich bahnte Kaleb sich seinen Weg nach vorne, und
seine klare, deutliche Stimme durchdrang das Klagegeschrei der Menge. Er widersprach
den feigen Ansichten seiner Mitkundschafter, die den Glauben und den Mut des ganzen
Israels geschwächt hatten. Er forderte die Aufmerksamkeit des Volkes, und sie schwiegen
für einen Augenblick, um ihm zuzuhören. Er sprach über das Land, das sie erkundet
hatten. Er sagte: "Lasst uns hinaufziehen und das Land einnehmen; denn wir können es
überwältigen." 4.Mose 13,30. Aber als er sprach, wurde er von den untreuen
Kundschaftern unterbrochen: "Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen das Volk; denn
sie sind uns zu stark." 4.Mose 13,31.
Z4.167.1 (4T.149.2) Absatz: 4/25
Diese Männer, die einmal einen falschen Weg eingeschlagen hatten, stählten ihre Herzen
gegen Gott, gegen Mose und Aaron und gegen Kaleb und Josua. Jeder Schritt, den sie in
der verkehrten Richtung weitergingen, machte sie entschlossener in ihrer Absicht, jeden
Versuch, das Land Kanaan in Besitz zu nehmen, zu entmutigen. Sie verdrehten die
Wahrheit, um ihre verderbliche Absicht durchzuführen. Sie sagten, das Klima sei
unerträglich, und alle Leute seien Riesen. "Wir sahen auch Riesen daselbst, Enaks Kinder
von den Riesen; und wir waren vor unsern Augen wie Heuschrecken, und also waren wir
auch vor ihren Augen." 4.Mose 13,33.
Z4.167.2 (4T.150.1) Absatz: 5/25
Dies war nicht nur ein böser, sondern auch ein verlogener Bericht. Er stand im
Widerspruch mit sich selbst; denn wenn das Land ungesund war und seine Einwohner
gefressen hatte, wie konnten sie dann zu einer solchen Größe gelangen? Wenn Männer in
verantwortlichen Stellungen ihre Herzen dem Unglauben öffnen, gibt es nichts, was sie
zurückhalten könnte, auf ihrem verkehrten Weg voranzuschreiten. Nur wenige wissen,
wohin Satan sie führen wird, wenn sie einmal einen falschen Kurs eingeschlagen haben.
Z4.168.1 (4T.150.2) Absatz: 6/25
Der schlechte Bericht hatte eine schreckliche Auswirkung auf das Volk. Sie äußerten
bittere Anklagen gegen Mose und Aaron. Einige jammerten und klagten: "Ach, dass wir in
Ägyptenland gestorben wären oder noch stürben in dieser Wüste!" 4.Mose 14,2. Dann
erhoben sich ihre Gefühle gegen den Herrn, und sie weinten und jammerten: "Warum führt
uns der Herr in dies Land, dass wir durchs Schwert fallen und unsere Weiber und unsere
Kinder ein Raub werden? Ist‘s nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten?" 4.Mose
14,3.
Z4.168.2 (4T.150.3) Absatz: 7/25
Mit diesen Worten offenbarten sie ihre Unehrerbietigkeit gegenüber Gott und den von ihm
erwählten Leitern. Sie fragten den Herrn nicht, was sie tun sollten, sondern sprachen:
"Lasst uns einen Hauptmann aufwerfen und wieder nach Ägypten ziehen." 4.Mose 14,4.
Sie nahmen die Sache in ihre eigenen Hände und fühlten sich kompetent, ihre
Angelegenheiten ohne göttliche Hilfe zu regeln. Sie klagten nicht nur Mose des Betrugs
an, sondern auch Gott, indem er ihnen ein Land verhieß, das sie nicht einnehmen
konnten. Sie gingen in der Tat so weit, einen Hauptmann aus ihren Reihen zu wählen, der
sie ins Land ihrer Leiden und ihrer Knechtschaft zurückführen sollte, aus dem Gott sie mit
seinem starken Arm befreit hatte.
Z4.168.3 (4T.151.1) Absatz: 8/25
Mose und Aaron blieben noch liegen vor Gott vor den Augen der ganzen Versammlung
und flehten still um Gnade für das empörerische Israel. Ihre Qual war zu groß für Worte.
Wieder drängen sich Kaleb und Josua nach vorn; wieder ertönt Kalebs Stimme und erhebt
sich in sorgenvollem Ernst über den Tumult des Volkes: "Das Land, das wir durchwandelt
haben, es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns in das
Land bringen und es uns geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallet nur nicht ab
vom Herrn und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht; denn wir wollen sie wie
Brot fressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen; der Herr aber ist mit uns. Fürchtet
euch nicht vor ihnen." 4.Mose 14,7-9.
Z4.168.4 (4T.151.2) Absatz: 9/25
Die Bewohner Kanaans hatten das Maß ihrer Bosheit vollgemacht. Der Herr wollte sie
nicht länger ertragen. Weil sein Schutz von ihnen gewichen war, wären sie eine leichte
Beute für die Hebräer. Sie waren auf keinen Kampf vorbereitet, denn sie fühlten sich so
stark, dass sie sich mit dem Gedanken betrogen, keine Armee sei schrecklich genug, sie
besiegen zu können.
Z4.169.1 (4T.151.3) Absatz: 10/25
Kaleb erinnerte das Volk daran, dass Gott den Israeliten das Land mit einem Eid
verheißen hatte; aber ihre Herzen waren mit Wahnsinn erfüllt, und sie wollten nichts mehr
hören. Hätten nur zwei der Männer einen bösen Bericht gebracht, und hätten alle zehn sie
ermutigt, das Land im Namen der Herrn in Besitz zu nehmen, dann hätten sie um ihres
bösen Unglaubens willen dem Rat der zwei den Vorzug gegeben. Doch es waren nur
zwei, die das Rechte verteidigten, während zehn sich in offener Rebellion gegen ihre
Leiter und gegen Gott befanden.
Z4.169.2 (4T.151.4) Absatz: 11/25
Das Volk ist nun in höchster Erregung. Ihre schlimmsten Leidenschaften sind geweckt. Sie
weigern sich, auf die Vernunft zu hören. Die zehn untreuen Kundschafter stimmen in ihre
Anklagen gegen Kaleb und Josua mit ein. Der Ruf ertönt, sie zu steinigen. Der
wahnsinnige Pöbelhaufen versieht sich mit Wurfgeschossen, um diese treuen Männer zu
erschlagen. Mit lautem Geschrei preschen sie vorwärts – aber siehe – die Steine entfallen
ihren Händen, der Lärm erstirbt und Schrecken ergreift sie. Gott ist dazwischengetreten,
um ihre vorschnelle Absicht zu verhindern. Die Herrlichkeit seiner Gegenwart erleuchtet
mit flammendem Schein das Heiligtum, und die ganze Versammlung ist Zeuge von dem
außerordentlichen Zeichen des Herrn. Ein Mächtigerer als sie selbst hat sich offenbart,
und nicht einer fährt in seinem Widerstand fort. Jeder Murrende muss schweigen, und die
Kundschafter, die den bösen Bericht gebracht haben, ducken sich schreckensbleich mit
angehaltenem Atem.
Z4.169.3 (4T.152.1) Absatz: 12/25
Mose erhebt sich aus seiner demutsvollen Stellung und betritt das Heiligtum, um mit Gott
zu sprechen. Der Herr schlägt vor, das rebellische Volk unmittelbar zu vernichten. Er
möchte von Mose eine größere Nation machen als Israel. Aber der sanftmütige Leiter
seines Volkes will diesem Vorschlag nicht zustimmen. "Mose aber sprach zu dem Herrn:
So werden‘s die Ägypter hören; denn du hast dies Volk mit deiner Kraft mitten aus ihnen
geführt. Und man wird es sagen zu den Einwohnern dieses Landes, die da gehört haben,
dass du, Herr, unter diesem Volk seiest, dass du von Angesicht gesehen werdest und
deine Wolke stehe über ihnen und du, Herr, gehest vor ihnen her in der Wolkensäule des
Tages und Feuersäule des Nachts. Würdest du nun dies Volk töten wie einen Mann, so
würden die Heiden sagen, die solch Gerücht von dir hörten, und sprechen: Der Herr
konnte mitnichten dies Volk in das Land bringen, das er ihnen geschworen hatte; darum
hat er sie geschlachtet in der Wüste." 4.Mose 14,13-16.
Z4.170.1 (4T.152.2) Absatz: 13/25
Wieder weigert sich Mose, dass Israel vernichtet und er selbst zu einer größeren Nation
als sie gemacht werden soll. Dieser begünstigte Diener Gottes offenbart seine Liebe zu
Israel und zeigt seinen Eifer für die Herrlichkeit seines Meisters und die Ehre seines
Volkes. Du hast diesem Volk von Ägypten an bis hierher vergeben. Du warst gegenüber
dieser undankbaren Nation langmütig und geduldig. Wie unwürdig sie auch sein mögen –
deine Barmherzigkeit ist immer noch die gleiche. So bittet er: Willst du sie nicht auch
dieses Mal verschonen und ihnen Barmherzigkeit erweisen, wie du es schon so oft getan
hast?
Z4.170.2 (4T.152.3) Absatz: 14/25
Mose hatte Erfolg bei Gott, das Volk zu verschonen. Aber wegen ihrer Anmaßung und
ihrem Unglauben konnte der Herr nicht mit ihnen gehen und auf wunderbare Weise für sie
wirken. Deshalb gebot er ihnen in seiner göttlichen Barmherzigkeit, den sichersten Kurs
einzuschlagen und in die Wüste zurückzukehren, dem Roten Meer entgegen. Er
verordnete ebenfalls, dass alle Erwachsenen, die Ägypten verließen, als Strafe für ihre
Empörung für immer von Kanaan ausgeschlossen bleiben sollten, mit Ausnahme von
Kaleb und Josua. Sie hatten völlig versagt, ihr Versprechen des Gehorsams Gott
gegenüber zu erfüllen, und dies entband ihn von dem Bund, den sie so häufig gebrochen
hatten. Er versprach, dass ihre Kinder das gute Land besitzen würden, aber ihre eigenen
Leiber sollten in der Wüste begraben werden. Und die zehn untreuen Kundschafter, deren
böser Bericht Israel zu murren und zu rebellieren verleitet hatte, wurden vor den Augen
des Volkes durch Gottes Macht vernichtet.
Z4.170.3 (4T.153.1) Absatz: 15/25
Als Mose den Israeliten Gottes Willen für sie kundtat, schienen sie aufrichtig ihr
sündhaftes Verhalten zu bereuen. Der Herr wusste jedoch, dass sie nur die Folgen ihrer
bösen Tat betrauerten. Sie hegten kein tiefes Empfinden für ihre Undankbarkeit und ihren
Ungehorsam. Ihre Reue kam zu spät. Der gerechte Zorn Gottes war erwacht und ihr
Schicksal beschlossen, von dem es kein Entrinnen gab. Als sie herausfanden, dass der
Herr seinen Ratschluss nicht zurückzog, erhob sich ihr Eigenwille erneut, und sie
erklärten, dass sie nicht in die Wüste zurückgehen würden.
Z4.171.1 (4T.153.2) Absatz: 16/25
Indem Gott gebot, sich vom Land ihrer Feinde abzuwenden, prüfte er ihre
augenscheinliche Unterwerfung und fand heraus, dass sie nicht echt war. Sie wussten,
dass sie sich sehr versündigt hatten, indem sie sich von ihren Gefühlen beherrschen
ließen und die Kundschafter steinigen wollten, die sie drängten, Gott zu gehorchen. Jetzt
waren sie nur erschrocken herauszufinden, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht
hatten, dessen Folgen sich bitter auf sie auswirken würden. Ihre Herzen waren
unverändert. Sie brauchten nur einen Anlass, und ihr Ausbruch würde sich wiederholen.
Dies offenbarte sich, als Mose ihnen in Gottes Autorität gebot, in die Wüste
zurückzukehren.
Z4.171.2 (4T.153.3) Absatz: 17/25
Sie hatten sich gegen Gottes Gebote empört, als er ihnen gebot, das verheißene Land
einzunehmen, und jetzt, als er sie anwies, davon Abstand zu nehmen, waren sie ebenso
widerspenstig und erklärten, sie würden hingehen und mit ihren Feinden kämpfen. Sie
kleideten sich in Kriegsgewänder und Rüstungen und präsentierten sich so vor Mose in
der Einbildung, sie seien für den Kampf wohl vorbereitet, aber sehr unzulänglich in Gottes
und seines sorgenvollen Dieners Augen. Sie weigerten sich, auf die feierlichen Warnungen
ihrer Leiter zu hören, dass Unheil und Tod die Folge ihrer Dreistigkeit sein würden.
Z4.171.3 (4T.154.1) Absatz: 18/25
Als Gott sie anwies, Jericho einzunehmen, verhieß er ihnen, dass seine Gegenwart sie
begleiten würde. Die Bundeslade, die sein Gesetz enthielt, war ein Symbol seiner selbst.
Mose und Aaron, Gottes erwählte Leiter, sollten unter seiner wachsamen Führung das
Unternehmen in die Hand nehmen. Unter solcher Oberaufsicht konnte ihnen kein Übel
begegnen. Doch jetzt – entgegen Gottes Gebot und dem ernsten Verbot ihrer Leiter, ohne
Bundeslade und ohne Mose – marschierten sie los, um dem Heer der Feinde zu
begegnen.
Z4.172.1 (4T.154.2) Absatz: 19/25
Während der Zeit, welche die Israeliten mit ihrer gottlosen Aufsässigkeit vergeudeten,
hatten sich die Amalekiter und Kanaaniter zum Kampf gerüstet. Die Israeliten forderten
vermessen den Feind heraus, der nicht gewagt hatte, sie anzugreifen. Als sie sich aber
direkt auf Feindesgebiet begaben, begegneten ihnen die Amalekiter und Kanaaniter
gewappnet, griffen sie heftig an und trieben sie unter großen Verlusten zurück. Das
Schlachtfeld war rot von ihrem Blut, und ihre Leichname bedeckten den Grund. Sie
wurden gänzlich geschlagen und besiegt. Vernichtung und Tod waren das Resultat ihres
empörerischen Experiments. Der Glaube Kalebs und Josuas hingegen wurde reichlich
belohnt. Gemäß seinem Wort brachte Gott diese getreuen Diener ins verheißene Land.
Die Feiglinge und Empörer starben in der Wüste. Die gerechten Kundschafter aßen von
den Trauben Eskols.
Z4.172.2 (4T.154.3) Absatz: 20/25
Die Geschichte vom Bericht der zwölf Kundschafter hat eine Anwendung auf uns als Volk.
Die Szenen des feigen Klagens und der Verweigerung zu handeln, wenn es etwas zu
riskieren gibt, wiederholen sich heute unter uns. Die gleiche Unwilligkeit, auf gute Berichte
und rechten Rat zu hören, offenbart sich heute wie in den Tagen Kalebs und Josuas. Die
Diener Gottes, welche die Last des Werkes tragen, strikte Selbstverleugnung üben und
Entbehrungen erdulden, um seinem Volk zu helfen, werden heute selten besser geschätzt
als damals.
Z4.172.3 (4T.155.1) Absatz: 21/25
Das alte Israel wurde wiederholt geprüft und zu leicht erfunden. Nur wenige beachten die
getreulichen Warnungen, die Gott ihnen sendet. Finsternis und Unglauben nehmen nicht
ab, während wir uns dem zweiten Kommen Christi nähern. Die Wahrheit wird den
fleischlich Gesinnten immer weniger angenehm. Ihre Herzen sind nur langsam bereit zu
glauben und zögerlich zu bereuen. Die Diener Gottes könnten sehr wohl entmutigt
werden, hätten sie nicht fortwährend Beweise, die ihr Meister ihnen betreffs seiner
Weisheit und Unterstützung liefert. Der Herr hat lange Geduld mit seinem Volk. Er hat
ihnen ihr Abweichen vergeben und darauf gewartet, dass sie ihm Raum in ihren Herzen
einräumen. Aber verkehrte Ideen, Eifersucht und Misstrauen haben ihn ausgeschlossen.
Z4.173.1 (4T.155.2) Absatz: 22/25
Nur wenige vom bekenntlichen Israel, deren Gemüter von den Offenbarungen göttlicher
Weisheit erleuchtet sind, wagen es, kühn aufzutreten wie Kaleb und fest für Gott und das
Rechte einzustehen. Weil diejenigen, die der Herr als Verwalter seines Werkes berufen
hat, sich nicht von ihrer Redlichkeit abwenden wollen, um die Selbstsüchtigen und
Ungeheiligten zufrieden zu stellen, werden sie zur Zielscheibe für Hass und boshafte
Falschheit. Satan ist hellwach und in diesen letzten Tagen unermüdlich tätig. Gott ruft nach
Männern mit geistlicher Gesinnung und Widerstandsfähigkeit, seiner List
entgegenzutreten.
Z4.173.2 (4T.155.3) Absatz: 23/25
Unter denen, die sich zur Wahrheit bekennen, ist gründliche Bekehrung notwendig, damit
sie Jesu nachfolgen und Gottes Willen gehorchen können – nicht eine durch die
Umstände bedingte Unterwerfung, wie es bei den erschrockenen Israeliten der Fall war,
als sich ihnen die Macht des Unendlichen offenbarte, sondern tief empfundene Reue und
Aufgabe der Sünde. Halbbekehrte sind wie ein Baum, dessen Zweige sich auf die Seite
der Wahrheit neigen, dessen Wurzeln aber, fest in der Erde verankert, sich von der
unfruchtbaren Krume der Welt ernähren. Jesus sucht umsonst Früchte an seinen
Zweigen. Er findet nichts als Blätter.
Z4.173.3 (4T.155.4) Absatz: 24/25
Tausende würden die Wahrheit annehmen, wenn es keine Selbstverleugnung erforderte.
Diese Klasse würde nie Gottes Werk aufbauen. Sie würden niemals tapfer dem Feind
entgegengehen – der Welt, der Liebe zum eigenen Ich und den Lüsten des Fleisches –,
darauf vertrauend, dass ihr göttlicher Leiter ihnen zum Sieg verhilft. Die Gemeinde braucht
treue Männer wie Kaleb und Josua, die bereitwillig das ewige Leben unter Gottes
einfacher Bedingung willigen Gehorsams annehmen. Unsere Gemeinden leiden unter
Arbeitermangel. Die Welt ist unser Arbeitsfeld. In Städten und Dörfern werden Missionare
benötigt, denn sie sind mehr an den Götzendienst gebunden als die Heiden in den
östlichen Ländern, denen nie das Licht der Wahrheit schien. Der wahre Missionsgeist hat
die Gemeinden verlassen, die ein so hohes Bekenntnis ablegen. Die Herzen der
Gläubigen erglühen nicht länger in der Liebe zu Seelen und einem Wunsch, sie der Herde
Christi zuzuführen. Wir brauchen ernste Arbeiter. Gibt es niemand, der den dringenden
Ruf beachtet, der aus allen Richtungen zu uns gelangt: "Komm herüber ... und hilf uns!"
(Apostelgeschichte 16,9)?
Z4.174.1 (4T.156.1) Absatz: 25/25
Können jene, die sich Bewahrer des Gesetzes Gottes nennen, die auf das baldige
Kommen Jesu in den Wolken des Himmels warten, vom Blut der Seelen frei sein, wenn
sie für die Bedürfnisse des Volkes, das im Schatten der Finsternis wandelt, ein taubes Ohr
haben? Es müssen Bücher geschrieben und verbreitet, Lektionen erteilt und
selbstverleugnende Pflichten erfüllt werden. Wer will zur Befreiung antreten? Wer will um
Christi willen das eigene Ich verleugnen und jenen das Licht bringen, die in der Finsternis
sind?
Kapitel 16: Die einnahme Jerichos
Z4.174.2 (4T.156.2) Absatz: 1/26
Nach Moses Tod war Josua der erwählte Leiter Israels, um sie in das verheißene Land zu
bringen. Er besaß alle Fähigkeiten für dieses wichtige Amt. Während des größeren Teils
der Zeit der Wanderung der Israeliten durch die Wüste war er Ministerpräsident unter
Mose gewesen. Er hatte die wunderbaren Werke gesehen, die Gott durch Mose wirkte,
und wusste um den Charakter des Volkes. Er war einer der zwölf Kundschafter, die das
verheißene Land erkundeten und einer von den zweien, der einen treuen Bericht von
seinem Reichtum gab und das Volk ermutigte, hinaufzuziehen und es mit Gottes Kraft in
Besitz zu nehmen.
Z4.174.3 (4T.156.3) Absatz: 2/26
Der Herr versprach Josua, dass er mit ihm sein würde, wie er mit Mose gewesen war. Er
würde Kanaan mit Leichtigkeit erobern, vorausgesetzt, dass er treu all seine Gebote
befolgte. Josua hatte sich vor der Aufgabe, das Volk ins Land Kanaan zu führen,
gefürchtet; aber diese Zusicherung zerstreute seine Ängste. Er gebot den Israeliten, sich
für eine dreitägige Reise zu rüsten, und allen Kriegsmännern, sich auf den Kampf
vorzubereiten. "Und sie antworteten Josua und sprachen: Alles, was du uns geboten hast,
das wollen wir tun; und wo du uns hin sendest, da wollen wir hin gehen. Wie wir Mose
gehorsam sind gewesen, so wollen wir dir auch gehorsam sein; allein, dass der Herr, dein
Gott, nur mit dir sei, wie er mit Mose war. Wer deinem Mund ungehorsam ist und nicht
gehorcht deinen Worten in allem, was du uns gebietest, der soll sterben. Sei nur getrost
und unverzagt!" Josua 1,16-18.
Z4.175.1 (4T.157.1) Absatz: 3/26
Es war Gottes Absicht, den Übergang der Israeliten über den Jordan zu einem Wunder zu
machen. Josua gebot dem Volk, sich zu heiligen, denn am folgenden Tag würde der Herr
Wunder unter ihnen tun. Zur vorgegebenen Zeit wies er die Priester an, die Bundeslade,
die Gottes Gesetz enthielt, aufzunehmen und sie vor dem Volk herzutragen. "Und der Herr
sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor dem ganzen Israel,
dass sie wissen, wie ich mit Mose gewesen bin, also sei ich auch mit dir." Josua 3,7.
Z4.175.2 (4T.157.2) Absatz: 4/26
Die Priester befolgten das Gebot ihres Leiters und setzten sich mit der Bundeslade an die
Spitze des Volkes. Das Heer der Hebräer folgte in Marschlinie diesem Symbol göttlicher
Gegenwart. Die breite Kolonne begab sich ans Ufer des Jordans, und als die Füße der
Priester das Wasser berührten, "da stand das Wasser, das von oben herniederkam,
aufgerichtet auf einem Haufen, sehr ferne ...; aber das Wasser das zum Meer hinunterlief,
zum Salzmeer, das nahm ab und verfloss" (Josua 3,16) und ließ das Flussbett trocken
zurück. Die Priester mit der Bundeslade bewegten sich vorwärts und Israel folgte nach. Als
sie den Jordan halb durchschritten hatten, wurde den Priestern geboten stillzustehen, bis
das ganze Heer der Hebräer das gegenüberliegende Ufer erreicht hatte. Dies sollte ihren
Gemütern nachhaltig die Tatsache einprägen, dass die Macht, die das Wasser des
Jordans zurückhielt, die gleiche war, welche vor vierzig Jahren ihre Väter befähigt hatte,
das Rote Meer zu durchqueren.
Z4.175.3 (4T.158.1) Absatz: 5/26
Viele, die als Kinder durch das Rote Meer gingen, überquerten als Kriegsmänner, zum
Kampf gewappnet, durch ein gleiches Wunder den Jordan. Nachdem das ganze Heer der
Israeliten hinübergegangen war, gebot Josua den Priestern, das Flussbett zu verlassen.
Als sie mit der Bundeslade sicher am jenseitigen Ufer angelangt waren, entfernte Gott
seine machtvolle Hand, und das aufgehäufte Wasser ergoss sich wie ein gewaltiger
Wasserfall ins natürliche Strombett. Der Jordan strömte dahin, eine unwiderstehliche
Wassermasse, seine Ufer überflutend.
Z4.176.1 (4T.158.2) Absatz: 6/26
Doch bevor die Priester das Flussbett verließen, gebot der Herr Josua, aus jedem Stamm
Männer von Bedeutung zu wählen, die von der Stelle mitten im Jordan, wo die Priester
gestanden hatten, Steine aufheben und sie auf ihren Schultern nach Gilgal tragen sollten.
Das Denkmal, das von diesen Steinen dort errichtet wurde, sollte an die Tatsache
erinnern, dass Israel auf trockenem Land den Jordan überquert hatte. Es würde ihnen
ständig das Wunder ins Gedächtnis rufen, das der Herr für sie gewirkt hatte, und dies
sollten sie nie vergessen. Während die Jahre dahingingen, würden ihre Kinder sie
bezüglich des Denkmals fragen, und stets aufs neue würden sie die wunderbare
Geschichte wiederholen, bis sie sich unauslöschlich bis zur letzten Generation allen
Gemütern eingeprägt hatte.
Z4.176.2 (4T.158.3) Absatz: 7/26
Als die Könige der Amoriter und die Könige der Kanaaniter die Kunde vernahmen, dass
der Herr das Wasser des Jordans vor den Kindern Israel zurückgehalten hatte,
zerschmolzen ihre Herzen vor Furcht. Die Israeliten hatten zwei Könige der Moabiter
geschlagen, und die wunderbare Überquerung des angeschwollenen, ungestümen
Jordans erfüllte das Volk mit großem Schrecken. Dann beschnitt Josua alles Volk, das in
der Wüste geboren worden war. Nach dieser Zeremonie hielten sie in der Ebene Jerichos
das Passahfest. "Und der Herr sprach zu Josua: Heute habe ich die Schande Ägyptens
von euch gewendet." Josua 5,9.
Z4.176.3 (4T.158.4) Absatz: 8/26
Heidnische Nationen hatten den Herrn und sein Volk gelästert, weil die Hebräer nicht in
den Besitz Kanaans gelangt waren, wie sie es kurz nach ihrem Auszug aus Ägypten
erwartet hatten. Ihre Feinde hatten triumphiert, dass Israel so lange in der Wüste
umhergewandert war. Sie erhoben sich stolz gegen Gott und erklärten, dass er nicht
imstande sei, sie ins Land Kanaan zu bringen. Jetzt aber hatte der Herr sichtbar seine
Macht und Gunst kundgetan, indem er sein Volk auf trockenem Land durch den Jordan
führte. Ihre Feinde konnten sie nicht länger verlästern. Das Manna, das bis zu dieser Zeit
gefallen war, hörte nun auf. Da die Israeliten jetzt Kanaan in Besitz nehmen und von den
Früchten des guten Landes essen sollten, wurde es nicht mehr benötigt.
Z4.177.1 (4T.159.1) Absatz: 9/26
Als Josua sich von den Heeren Israels entfernte, um Gott in Weihe und Gebet um seine
besondere Gegenwart zu bitten, sah er einen Mann von erhabener Gestalt, bekleidet mit
einer Rüstung und ein gezogenes Schwert in seiner Hand. Josua erkannte in ihm keinen
der Kämpfer Israels, und doch sah er nicht wie einer der Feinde aus. In seinem Eifer
redete er ihn mit den Worten an: "Gehörst du uns an oder unsern Feinden? Er sprach:
Nein, sondern ich bin ein Fürst über das Heer des Herrn und bin jetzt gekommen. Da fiel
Josua auf sein Angesicht zur Erde und betete an und sprach zu ihm: Was sagt mein Herr
seinem Knecht? Und der Fürst über das Heer des Herrn sprach zu Josua: Zieh deine
Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig. Und Josua tat
also." Josua 5,13-15.
Z4.177.2 (4T.159.2) Absatz: 10/26
Die Herrlichkeit Gottes weihte das Heiligtum, und aus diesem Grund betraten die Priester
den Ort niemals mit Schuhen an ihren Füßen. Staubpartikel könnten an ihnen haften und
den heiligen Ort entweihen. Deshalb war den Priestern geboten, ihre Schuhe im Vorhof
zurückzulassen, bevor sie das Heiligtum betraten. Im Vorhof neben der Tür zum Heiligtum
stand ein ehernes Waschbecken, worin die Priester ihre Hände und Füße wuschen, bevor
sie ins Heiligtum gingen, damit alle Unreinigkeit entfernt war. Von allen, die im Heiligtum
dienten, forderte Gott, besondere Vorbereitungen zu treffen, bevor sie den Ort betraten,
wo sich seine Herrlichkeit offenbarte.
Z4.177.3 (4T.159.3) Absatz: 11/26
Es war der Sohn Gottes, der als gewappneter Krieger vor dem Leiter Israels stand. Es war
Derjenige, der die Hebräer durch die Wüste geleitet hatte, verborgen in der Wolkensäule
bei Tage und in einer Feuersäule bei Nacht. Um Josuas Gemüt die Tatsache einzuprägen,
dass er kein Geringerer als Christus, der Erhabene, sei, sagte er: "Zieh deine Schuhe aus
von deinen Füßen." Josua 5,15. Dann unterwies er Josua, was bezüglich der Einnahme
Jerichos unternommen werden sollte. Allen Kriegsleuten sollte er gebieten, sechs Tage
lang die Stadt einmal zu umrunden, und am siebenten Tag sollten sie siebenmal um die
Stadt marschieren.
Z4.178.1 (4T.160.1) Absatz: 12/26
Josua gab die Befehle des Herrn an die Priester und das Volk weiter. Er ließ die Heere
Israels in vollkommener Ordnung antreten. Zuerst kam eine ausgewählte Schar gerüsteter
Krieger, nicht um ihre Waffenkunst anzuwenden, sondern nur um zu glauben und den
ihnen gegebenen Anweisungen zu gehorchen. Als nächste folgten sieben Priester mit
Posaunen. Dann kam Gottes Bundeslade, strahlend von Gold und von einem Schein der
Herrlichkeit umgeben, getragen von Priestern in ihren reichen, speziellen Gewändern, die
ihr heiliges Amt betonten. Das große Heer Israels folgte in vollkommener Ordnung, jeder
Stamm unter seinem besonderen Banner. So umrundeten sie die Stadt mit der
Bundeslade. Nicht ein Laut war zu hören, als nur das Marschieren der gewaltigen
Heerschar und der feierliche Klang der Posaunen, der von den Hügeln widerhallte und die
Straßen Jerichos erfüllte.
Z4.178.2 (4T.160.2) Absatz: 13/26
Verwundert und alarmiert beobachteten die Wächter der verurteilten Stadt die
Bewegungen und berichteten sie der Obrigkeit. Sie konnten sich nicht vorstellen, was
diese Vorkommnisse bedeuten sollten. Jericho hatte die Heere Israels und den Gott des
Himmels verspottet. Als sie jedoch sahen, wie das gewaltige Heer einmal jeden Tag in
aller Machtentfaltung und Kriegsordnung die Stadt umrundete, begleitet vom Glanz der
heiligen Bundeslade und den Priestern, erfüllte das eindrucksvolle Geheimnis der Szene
die Herzen der Fürsten und des Volkes mit Schrecken. Wieder überprüften sie ihre starken
Verteidigungsmöglichkeiten und waren sich sicher, dass sie auch dem stärksten Angriff
standhalten konnten. Viele spotteten über den Gedanken, dass ihnen durch diese
sonderbaren Demonstrationen vonseiten ihrer Feinde irgendein Schaden entstehen
könnte. Andere wiederum waren von Ehrfurcht erfüllt, als sie die Majestät und Pracht
sahen, die von der Prozession ausging, die sich jeden Tag um ihre Stadt wand. Sie
erinnerten sich daran, dass sich vor vierzig Jahren das Rote Meer vor ihnen geteilt hatte
und dass gerade jetzt ein Weg durch den Jordan für sie gebahnt worden war. Sie wussten
nicht, welche weiteren Wunder Gott für sie wirken mochte. Deshalb hielten sie ihre Tore
sorgfältig geschlossen und besetzten sie mit starken Kriegern.
Z4.179.1 (4T.161.1) Absatz: 14/26
Sechs Tage lang setzten die Israeliten ihre Stadtumrundung fort. Der siebente Tag kam,
und beim ersten Morgengrauen ordnete Josua die Heere des Herrn. Jetzt waren sie
angewiesen, siebenmal um Jericho zu marschieren und beim machtvollen Blasen der
Posaunen ein lautes Geschrei zu erheben, denn Gott hatte ihnen jetzt die Stadt gegeben.
Die imponierende Armee marschierte feierlich um die todgeweihten Mauern. Die prächtige
göttliche Bundeslade erhellte die frühe Morgendämmerung. Die Priester mit ihrem
glitzernden Brustschild und den mit Edelsteinen besetzten Kennzeichen ihrer Würde und
die Krieger in ihrer leuchtenden Rüstung boten einen herrlichen Prachtaufzug. Es
herrschte Totenstille, außer dem Tritt vieler Füße und dem gelegentlichen Blasen der
Posaunen, das die Stille des frühen Morgens unterbrach. Die massiven Mauern aus
solidem Stein wirkten einschüchternd, der Einnahme durch Menschen Trotz bietend.
Z4.179.2 (4T.161.2) Absatz: 15/26
Plötzlich kommt das gewaltige Heer zum Stillstand. Die Posaunen erheben ihre Stimme,
dass die Erde erzittert. Die vereinten Stimmen des ganzen Israel erfüllen die Luft mit
einem mächtigen Geschrei. Die Mauern aus solidem Stein mit ihren festen Türmen und
Zinnen wanken, erheben sich aus ihren Fundamenten und fallen mit einem Krach wie
tausend Donnerschläge als formlose Ruinen zur Erde. Die Stadtbewohner und die Armee
des Feindes bieten, gelähmt von Schrecken und Verblüffung, keinen Widerstand. Israel
marschiert hinein und nimmt die mächtige Stadt Jericho ein.
Z4.179.3 (4T.161.3) Absatz: 16/26
Wie leicht war es für die Heere des Himmels, die furchteinflößenden Mauern
niederzureißen, die den treulosen Kundschaftern so uneinnehmbar schienen! Gottes Wort
war die einzige angewandte Waffe. Der Mächtige Israels hatte gesagt: "Siehe da, ich habe
Jericho ... in deine Hand gegeben." Josua 6,2. Wenn nur ein einziger Krieger seine Kraft
benutzt hätte, um die Mauern zu Fall zu bringen, wäre Gottes Herrlichkeit vermindert und
sein Wille vereitelt worden. Das Werk wurde völlig dem Allmächtigen überlassen. Wären
die Fundamente der Zinnen auch im Zentrum der Erde gelegt gewesen, hätten ihre
Spitzen auch den Himmelsbogen erreicht, so wäre das Resultat doch das gleiche
gewesen, wenn der Fürst über das Heer seiner Legionen von Engeln den Angriff leitet.
Z4.180.1 (4T.162.1) Absatz: 17/26
Lange zuvor hatte der Herr beabsichtigt, seinem begünstigten Volk die Stadt Jericho zu
übergeben und seinen Namen vor den Nationen der Erde zu verherrlichen. Vor vierzig
Jahren, als er Israel aus der Knechtschaft befreite, hegte er den Wunsch, ihnen das Land
Kanaan zu geben. Doch durch ihr gottloses Murren und ihre Eifersucht hatten sie seinen
Zorn herausgefordert, und er veranlasste, dass sie viele Jahre in der Wüste
umherwandern mussten, bis alle, die ihn durch ihren Unglauben beleidigt hatten,
gestorben waren. Durch die Einnahme Jerichos lehrte Gott die Hebräer, dass ihre Väter
die Stadt bereits vor vierzig Jahren hätten in Besitz nehmen können, wenn sie ihm vertraut
hätten wie ihre Kinder.
Z4.180.2 (4T.162.2) Absatz: 18/26
Die Geschichte des alten Israels wurde zu unserem Nutzen niedergeschrieben. Paulus
sagt: "Aber an ihrer vielen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden
niedergeschlagen in der Wüste. Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen, dass wir nicht
uns gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat ... Solches alles widerfuhr
jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der
Welt gekommen ist. Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er
nicht falle." 1.Korinther 10,5.6.11.12.
Z4.180.3 (4T.162.3) Absatz: 19/26
Viele, die vorgeben, Gottes Gebote zu halten, haben ein ungläubiges Herz, gleich dem
alten Israel, während sie nach außen hin Gottes Statuten beobachten. Obgleich mit
großem Licht und kostbaren Vorrechten ausgestattet, werden sie doch das himmlische
Kanaan verlieren, ebenso wie das empörerische Israel verfehlte, in das irdische Kanaan
einzugehen, das Gott ihnen als Lohn ihres Gehorsams verheißen hatte.
Z4.180.4 (4T.162.4) Absatz: 20/26
Wir als Volk ermangeln des Glaubens. Heute würden nur wenige den Anweisungen Gottes
durch seine erwählten Diener ebenso bereitwillig folgen wie die Heere Israels bei der
Einnahme Jerichos. Der Fürst über das Heer des Herrn offenbarte sich nicht der ganzen
Versammlung. Er sprach nur mit Josua, der die Geschichte seiner Unterredung an die
Hebräer weitergab. Es lag bei ihnen, Josuas Worten zu glauben oder sie anzuzweifeln,
den Geboten zu folgen, die er ihnen im Namen des Fürsten über das Heer des Herrn
übermittelte, oder gegen seine Anweisungen zu rebellieren und seine Autorität
abzuleugnen. Sie konnten das himmlische Heer der Engel, angeführt vom Sohne Gottes,
der die Vorhut leitete, nicht sehen. Sie hätten denken können: "Was sind das für unsinnige
Unternehmen. Wie lächerlich, täglich um die Mauern der Stadt zu marschieren und mit
Posaunen aus Bockshörnern zu blasen. Dies alles kann doch keine Auswirkung auf diese
starken Befestigungen haben."
Z4.181.1 (4T.163.1) Absatz: 21/26
Aber gerade dieser Plan, die Zeremonie so lange Zeit fortzuführen, ehe die Mauern
schließlich fielen, war der Anlass, Israels Glauben zu stärken.
Z4.181.2 (4T.163.2) Absatz: 22/26
Sie mussten völlig von dem Gedanken durchdrungen werden, dass ihre Kraft nicht in
menschlicher Weisheit bestand, noch in seiner Macht, sondern einzig und allein in dem
Gott ihres Heils. Sie sollten daran gewöhnt werden, sich selbst ganz aus dem Spiel zu
lassen und sich vollkommen auf ihren göttlichen Leiter zu verlassen.
Z4.181.3 (4T.163.3) Absatz: 23/26
Würde das heutige Volk Gottes unter ähnlichen Umständen sich dementsprechend
verhalten? Ohne Zweifel würden viele es vorziehen, ihren eigenen Plänen zu folgen. Sie
würden andere Wege und Mittel vorschlagen, das gewünschte Ziel zu erreichen. Sie
wären nur langsam bereit, sich einer so einfachen Anweisung zu unterwerfen, die so
wenig zu ihrer eigenen Ehre beitragen würde, außer des Verdienstes des Gehorsams. Sie
würden auch die Möglichkeit in Frage stellen, dass die Stadt auf diese Weise erobert
werden könnte. Aber das Gesetz der Pflicht ist bestimmend. Es muss über menschliche
Schlussfolgerungen erhaben sein. Der Glaube ist eine lebendige Kraft, die jede Schranke
durchbricht, alle Hindernisse überwindet und ihr Banner inmitten des Heerlagers der
Feinde aufpflanzt.
Z4.181.4 (4T.163.4) Absatz: 24/26
Gott will wunderbare Dinge für jene tun, die ihm vertrauen. Weil sein bekenntliches Volk so
sehr der eigenen Weisheit vertraut und dem Herrn keine Gelegenheit gibt, seine Macht zu
ihren Gunsten zu entfalten, haben sie nicht mehr Kraft. Er wird seinen gläubigen Kindern
in jeder Not beistehen, wenn sie ihm ihr volles Vertrauen schenken und ihm blind
gehorchen.
Z4.182.1 (4T.163.5) Absatz: 25/26
In Gottes Wort gibt es tiefe Geheimnisse. Unergründlich und geheimnisvoll sind die
Fügungen seiner Vorsehung. Auch im Erlösungsplan sind Geheimnisse enthalten, die der
Mensch nicht entschlüsseln kann. Aber das sterbliche Gemüt, stark in seinem Wunsch,
seine Neugier zu befriedigen und die Probleme des Unendlichen zu lösen, versäumt es,
dem deutlichen Weg zu folgen, der vom offenbarten Willen Gottes vorgeschrieben ist, und
versucht, in die Geheimnisse einzudringen, die von Grundlegung der Erde an
verschwiegen sind. Der Mensch baut Theorien auf, verliert die Einfachheit echten
Glaubens, nimmt sich selbst zu wichtig, um den Erklärungen des Herrn zu glauben, und
hüllt sich in seine Einbildungen.
Z4.182.2 (4T.164.1) Absatz: 26/26
Viele, die sich zu unserem Glauben bekennen, befinden sich in einer solchen
Geisteshaltung. Sie sind schwach und kraftlos, weil sie ihrer eigenen Kraft vertrauen. Gott
wirkt machtvoll für Gläubige, die seinem Wort fraglos und ohne Zweifel gehorchen. Die
Majestät des Himmels, mit einem Heer von Engeln, warf die Mauern Jerichos ohne
menschliche Hilfe in den Staub. Die gewappneten Krieger Israels hatten keine Ursache,
sich ihrer Heldentat zu rühmen. Alles geschah durch die Macht Gottes. Lasst das Volk das
eigene Ich aufgeben und den Wunsch, nach eigenen Plänen zu wirken, sich demütig dem
Willen Gottes beugen, und er wird ihre Kraft erneuern und seinen Kindern Freiheit und
Sieg verleihen.
Kapitel 17: Jeremia tadelt Israel
Z4.182.3 (4T.164.2) Absatz: 1/66
Der Herr gab Jeremia eine Botschaft des Tadels für sein Volk. Er beschuldigte sie,
fortwährend Gottes Rat zu verwerfen: "Ich aber habe stets euch predigen lassen; doch
gehorchtet ihr mir nicht. So habe ich auch stets zu euch gesandt alle meine Knechte, die
Propheten, und lassen sagen: Bekehret euch ein jeglicher von seinem bösen Wesen, und
bessert euren Wandel und folget nicht andern Göttern nach, ihnen zu dienen, so sollt ihr in
dem Lande bleiben, welches ich euch und euren Vätern gegeben habe." Jeremia
35,14.15.
Z4.183.1 (4T.164.3) Absatz: 2/66
Gott appellierte an sie, ihn doch nicht durch die Werke ihrer Hände und Herzen
herauszufordern; aber sie "gehorchten nicht". Dann sagte Jeremia die Gefangenschaft der
Juden als Strafe dafür voraus, dass sie dem Wort des Herrn nicht gehorchten. Die
Chaldäer sollten als Werkzeuge benutzt werden, um sein ungehorsames Volk zu
züchtigen. Ihre Strafe war dem Maß ihres Verständnisses und der verachteten Warnungen
angepasst. Gott hatte seine Gerichte lange hinausgezögert, da er nicht willens war, sein
erwähltes Volk zu demütigen. Jetzt wollte er sie als letztes Bemühen, sie in ihrem bösen
Weg aufzuhalten, sein Missfallen spüren lassen.
Z4.183.2 (4T.165.1) Absatz: 3/66
Heute hat der Herr keinen neuen Plan, um die Reinheit seines Volkes zu bewahren. Wie
vor alters ladet er die Irrenden, die seinen Namen bekennen, ein, zu bereuen und sich
vom bösen Wege abzuwenden. Heute wie damals sagt er durch den Mund seiner
erwählten Diener die drohenden Gefahren voraus. Er warnt und tadelt die Sünde ebenso
getreulich wie in den Tagen Jeremias. Aber das heutige Israel ist der gleichen Versuchung
unterworfen, Tadel zu verschmähen und Rat zu hassen, wie das alte Israel. Zu oft haben
sie ein taubes Ohr für die Worte, die Gott seinen Dienern zum Nutzen derer in den Mund
legt, die sich zur Wahrheit bekennen. Obgleich der Herr in Barmherzigkeit eine Zeitlang
die Strafe für ihre Sünde zurückhält – ebenso wie in Jeremias Tagen –, wird er nicht immer
Geduld haben, sondern die Ungerechtigkeit mit gerechtem Urteil heimsuchen.
Z4.183.3 (4T.165.2) Absatz: 4/66
Der Herr gebot Jeremia, am Eingang zum Hause des Herrn zu stehen und zu allen vom
Volke Juda, die zur Anbetung erschienen, jene Worte zu reden, die er ihm eingeben
würde. Nicht ein Wort durfte abgeschwächt werden, damit sie doch hören und sich vom
bösen Wege abwenden möchten. Dann würde Gott von der Strafe absehen, die er ihnen
um ihrer Sünden willen auferlegen wollte.
Z4.184.1 (4T.165.3) Absatz: 5/66
Hier wird die Unwilligkeit des Herrn, sein irrendes Volk zu züchtigen, lebendig geschildert.
Er hält seine Strafgerichte zurück. Er bittet sie inständig, zu ihrer Untertanentreue
zurückzukehren. Er hatte sie aus der Knechtschaft befreit, dass sie ihm, dem einzig
wahren und lebendigen Gott, treu dienen konnten. Sie aber hatten sich dem Götzendienst
zugewandt. Sie hatten die Warnungen verachtet, die er ihnen durch seine Propheten
sandte. Und doch hält er seine Strafe zurück, um ihnen noch eine weitere Gelegenheit zur
Buße zu geben und der Strafe für ihre Sünde zu entrinnen. Durch seinen erwählten
Propheten sendet er ihnen eine klare und deutliche Warnung. Er legt ihnen die einzige
Möglichkeit vor, wie sie noch der verdienten Züchtigung entgehen können. Es ist völlige
Reue über ihre Sünde und Abkehr von derselben.
Z4.184.2 (4T.166.1) Absatz: 6/66
Der Herr gebot Jeremia, dem Volk zu sagen: "So spricht der Herr: Werdet ihr mir nicht
gehorchen, dass ihr in meinem Gesetz wandelt, das ich euch vorgelegt habe, dass ihr hört
auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, welche ich stets zu euch gesandt habe, und
ihr doch nicht hören wolltet: so will ich‘s mit diesem Hause machen wie mit Silo und diese
Stadt zum Fluch allen Heiden auf Erden machen." Jeremia 26,4-6. Sie verstanden die
Bezugnahme auf Silo und die Zeit, als die Philister Israel besiegten und die Bundeslade
raubten.
Z4.184.3 (4T.166.2) Absatz: 7/66
Die Sünde Elis bestand darin, leicht über die Sünde seiner Söhne hinwegzusehen, die
heilige Ämter bekleideten. Die Nachlässigkeit des Vaters, seine Söhne zu tadeln und in
Schranken zu weisen, brachte schreckliches Unglück über Israel. Die Söhne Elis wurden
erschlagen, Eli selbst verlor sein Leben, die Bundeslade wurde Israel weggenommen und
dreißigtausend des Volkes fielen im Krieg. All dies geschah, weil die Sünde
leichtgenommen und ihr gestattet wurde, im Volke zu bleiben. Welch eine Lehre ist dies für
Männer, die in Gottes Gemeinde verantwortliche Stellungen einnehmen! Wie ernsthaft
sollten sie bemüht sein, Verkehrtheiten zu entfernen, die das Werk der Wahrheit entehren!
Z4.184.4 (4T.166.3) Absatz: 8/66
In den Tagen Samuels dachten die Israeliten, dass die Anwesenheit der Bundeslade,
welche Gottes Gebote enthielt, ihnen den Sieg über die Philister geben würde, ob sie ihre
bösen Werke bereuten oder nicht. So glaubten die Juden auch in Jeremias Tagen, dass
eine strikte Beobachtung der göttlich verordneten Gottesdienste im Tempel sie vor der
gerechten Strafe wegen ihrer Übertretungen retten würde.
Z4.185.1 (4T.166.4) Absatz: 9/66
Die gleiche Gefahr besteht heute für das Volk, das vorgibt, Bewahrer des göttlichen
Gesetzes zu sein. Sie sind zu leicht geneigt, sich selbst zu schmeicheln, sie würden vor
der Macht der göttlichen Gerechtigkeit bewahrt, nur weil sie die Gebote schätzen. Sie
weigern sich, für Böses gerügt zu werden, und beschuldigen Gottes Diener, im Entfernen
der Sünde aus dem Lager zu eifrig zu sein. Ein Gott, der die Sünde hasst, fordert von
allen, die vorgeben, seine Gebote zu halten, von aller Ungerechtigkeit abzulassen.
Vernachlässigung von Buße und Gehorsam gegenüber seinem Wort wird heute ebenso
ernste Folgen für Gottes Volk haben wie beim alten Israel. Es gibt eine Grenze; ist sie
überschritten, dann wird er seine Gerichte nicht länger zurückhalten. Die Zerstörung
Jerusalems steht als feierliche Warnung vor den Augen des heutigen Israel. Sie zeigt,
dass die Verweise, durch Gottes erwählte Werkzeuge gegeben, nicht ungestraft
missachtet werden können.
Z4.185.2 (4T.167.2) Absatz: 10/66
Als die Priester und das Volk die Botschaft hörten, die Jeremia ihnen im Namen des Herrn
verkündigte, waren sie sehr zornig und erklärten, dass er sterben müsse. "Warum
weissagst du im Namen des Herrn und sagst: Es wird diesem Hause gehen wie Silo und
diese Stadt soll so wüst werden, dass niemand mehr darin wohne? Und das ganze Volk
sammelte sich im Hause des Herrn wider Jeremia." Jeremia 26,9. So wurde Gottes
Botschaft zurückgewiesen und der Diener, dem er sie anvertraut hatte, mit dem Tode
bedroht. Die Priester, die falschen Propheten und alles Volk wandten sich im Zorn gegen
den, der ihnen nicht sanfte Reden hielt und Täuschung prophezeite.
Z4.185.3 (4T.167.3) Absatz: 11/66
Die standfesten Diener Gottes erlitten gewöhnlich die bitterste Verfolgung von falschen
Religionslehrern. Aber die wahren Propheten werden lieber Schmach und selbst den Tod
erdulden, als sich gegenüber Gott untreu erweisen. Das Auge des Unendlichen ruht auf
den Überbringern göttlichen Tadels. Sie tragen eine schwere Verantwortung. Gott
betrachtet das Unrecht, das ihnen durch Verdrehung der Tatsachen, Falschheit oder
Misshandlung geschieht, als ihm selbst angetan. Dementsprechend wird die Strafe sein.
Z4.186.1 (4T.167.4) Absatz: 12/66
Die Fürsten Judas hatten von den Worten Jeremias gehört. Sie kamen vom Hause des
Königs und setzten sich an den Eingang zum Haus des Herrn. "Und die Priester und
Propheten sprachen vor den Fürsten und allem Volk: Dieser ist des Todes schuldig; denn
er hat geweissagt wider diese Stadt, wie ihr mit euren Ohren gehört habt." Jeremia 26,11.
Aber Jeremia stand unerschrocken vor den Fürsten und dem Volk und erklärte: "Der Herr
hat mich gesandt, dass ich solches alles, was ihr gehört habt, sollte weissagen wider dies
Haus und wider diese Stadt. So bessert nun euer Wesen und Wandel und gehorcht der
Stimme des Herrn, eures Gottes, so wird den Herrn auch gereuen das Übel, das er wider
euch geredet hat. Siehe, ich bin in euren Händen; ihr mögt es machen mit mir, wie es euch
recht und gut dünkt. Doch sollt ihr wissen: wo ihr mich tötet, so werdet ihr unschuldig Blut
laden auf euch selbst, auf diese Stadt und ihre Einwohner. Denn wahrlich, der Herr hat
mich zu euch gesandt, dass ich solches alles vor euren Ohren reden soll." Jeremia 26,1215.
Z4.186.2 (4T.168.1) Absatz: 13/66
Hätte der Prophet sich von den Drohungen der Männer in hoher Position und dem
Geschrei des Pöbels einschüchtern lassen, wäre seine Botschaft wirkungslos gewesen,
und er würde sein Leben eingebüßt haben. Doch der Mut, mit dem er seiner
schmerzlichen Aufgabe nachkam, gebot dem Volk Respekt und beeinflusste die Fürsten
zu seinen Gunsten. So erweckte Gott für seinen Diener Verteidiger. Sie redeten mit den
Priestern und falschen Propheten und zeigten ihnen, wie unklug doch die Maßnahmen
seien, die sie vorschlugen.
Z4.186.3 (4T.168.2) Absatz: 14/66
Der Einfluss dieser hohen Persönlichkeiten hinterließ Eindrücke beim Volk. Die Ältesten
vereinigten sich im Protest gegen den Beschluss der Priester, Jeremias Los betreffend.
Sie führten den Fall von Micha an, der Strafgerichte über Jerusalem voraussagte: "Zion
wird wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zum Steinhaufen werden und der
Berg des Tempels zu einer wilden Höhe." Dann sprachen sie: "Doch ließ ihn Hiskia, der
König Juda‘s und das ganze Juda darum nicht töten; ja sie fürchteten vielmehr den Herrn
und beteten vor dem Herrn. Da reute auch den Herrn das Übel, das er wider sie geredet
hatte. Darum täten wir sehr übel wider unsre Seelen." Jeremia 26,18.19.
Z4.187.1 (4T.168.3) Absatz: 15/66
Durch die Fürsprache Ahikams und anderer wurde des Propheten Jeremia Leben
verschont; obgleich es vielen der Priester und falschen Propheten gefallen hätte, ihn
wegen Aufruhrs zu töten, wie sie behaupteten, denn sie konnten die Wahrheit nicht
ertragen, die ihre Gottlosigkeit bloßstellte.
Z4.187.2 (4T.168.4) Absatz: 16/66
Leider blieb Israel unbußfertig. Der Herr sah, dass sie um ihrer Sünde willen bestraft
werden mussten. So unterwies er Jeremia, ein Joch zu machen und es an seinen Hals zu
hängen. Auch den Königen zu Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon sollte er je ein Joch
senden und den Boten gebieten zu sagen, dass Gott all diese Länder Nebukadnezar, dem
König in Babylon, gegeben hat und dass all diese Nationen ihm und seinen Nachkommen
eine bestimmte Zeit dienen sollten, bis Gott sie befreite. Sie sollten sagen, dass, wenn
diese Nationen sich weigerten, dem König von Babylon zu dienen, sie mit Hunger,
Schwert und Pestilenz gezüchtigt werden würden, bis sie aufgerieben wären. "Darum",
sagte der Herr, "so gehorchet nicht euren Propheten, Weissagern, Traumdeutern,
Tagewählern und Zauberern, die euch sagen: Ihr werdet nicht dienen müssen dem König
zu Babel. Denn sie weissagen euch falsch, auf dass sie euch fern aus eurem Lande
bringen und ich euch ausstoße und ihr umkommt. Denn welches Volk seinen Hals ergibt
unter das Joch des Königs zu Babel und dient ihm, das will ich in seinem Lande lassen,
dass es dasselbe baue und bewohne, spricht der Herr." Jeremia 27,9-11.
Z4.187.3 (4T.169.1) Absatz: 17/66
Jeremia erklärte, dass sie das Knechtschaftsjoch siebzig Jahre lang tragen müssten, und
dass die Gefangenen, die sich schon in den Händen des Königs von Babylon befanden,
und die Gefäße aus dem Hause des Herrn, die er mitgenommen hatte, auch in Babylon
verbleiben sollten, bis die Zeit verstrichen war. Am Ende der siebzig Jahre hingegen würde
Gott sie aus ihrer Knechtschaft befreien, ihre Unterdrücker bestrafen und den stolzen
König Babylons unterwerfen.
Z4.188.1 (4T.169.2) Absatz: 18/66
Botschafter aus den genannten Nationen kamen zum König von Juda, um über einen
Krieg mit dem babylonischen König zu beraten. Aber der Prophet Gottes, der die Symbole
der Unterwerfung trug, richtete diesen Nationen die Botschaft des Herrn aus und gebot
ihnen, diese an die verschiedenen Könige weiterzugeben. Dies war die leichteste Strafe,
die ein barmherziger Gott über ein so empörerisches Volk verhängen konnte. Würden sie
sich gegen diese Verordnung der Knechtschaft auflehnen, dann sollten sie die ganze
Strenge seiner Züchtigung zu spüren bekommen. Sie wurden getreulich gewarnt, nicht auf
die falschen Lehrer zu hören, die ihnen Lügen prophezeiten.
Z4.188.2 (4T.170.1) Absatz: 19/66
Das Erstaunen des versammelten Rates der Nationen kannte keine Grenzen, als Jeremia,
das Joch der Unterwerfung an seinem Hals, den Willen Gottes kundtat. Aber Hananja,
einer der falschen Propheten, vor denen Gott sein Volk gewarnt hatte, erhob seine Stimme
in Widerspruch zu der gegebenen Prophezeiung. Um die Gunst des Königs und seines
Hofes zu erlangen, behauptete er, Gott habe ihm Worte der Ermutigung für die Juden
gegeben. Er sagte: "Ehe zwei Jahre um sind, will ich alle Gefäße des Hauses des Herrn,
welche Nebukadnezar, der König zu Babel, hat von diesem Ort weggenommen und gen
Babel geführt, wiederum an diesen Ort bringen; dazu Jechonja, den Sohn Jojakims, den
König Juda‘s samt allen Gefangenen aus Juda, die gen Babel geführt sind, will ich auch
wieder an diesen Ort bringen, spricht der Herr; denn ich will das Joch des Königs zu Babel
zerbrechen." Jeremia 28,3.4.
Z4.188.3 (4T.170.2) Absatz: 20/66
Jeremia erklärte in Gegenwart aller Priester und des Volkes, dass es sein ernster
Herzenswunsch wäre, Gott möchte sein Volk so begünstigen, dass die Gefäße vom Hause
des Herrn und die Gefangenen von Babylon zurückkehren möchten. Doch dies könnte nur
unter der Bedingung geschehen, dass das Volk bereute, sich vom bösen Wege abwandte
und Gottes Gesetz gehorchte. Jeremia liebte sein Land und wünschte innig, dass die
geweissagte Zerstörung durch Demütigung vonseiten des Volkes verhindert würde.
Andererseits wusste er, dass dieser Wunsch umsonst war. Er hoffte, dass die Bestrafung
Israels so leicht wie möglich sein möchte. Darum bat er sie aufs ernstlichste, sich dem
König von Babylon für die vorbestimmte Zeit zu unterwerfen.
Z4.189.1 (4T.170.3) Absatz: 21/66
Er bat sie inständig, auf die Worte zu hören, die er sprach. Er zitierte ihnen die
Prophezeiungen von Hosea, Habakuk, Zephanja und anderer, deren Botschaften des
Tadels und der Warnung den seinen ähnlich waren. Er verwies sie auf Ereignisse, die in
ihrer Vergangenheit als Erfüllung von Prophetien der Vergeltung für unbereute Sünden
geschehen waren. Manchmal hatten sich, wie in diesem Fall, Männer im Widerspruch zu
Gottes Botschaft erhoben und hatten Frieden und Wohlergehen geweissagt, um die Furcht
des Volkes zu beschwichtigen und die Gunst der Obrigkeit zu erlangen. Aber in jedem
früheren Fall kamen Gottes Gerichte über Israel, wie die wahren Propheten vorausgesagt
hatten. Er sagte: "Wenn aber ein Prophet von Frieden weissagt, den wird man kennen, ob
ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wenn sein Wort erfüllt wird." Jeremia 28,9. Wenn
Israel es riskieren wollte, würden die zukünftigen Entwicklungen wirksam entscheiden, wer
der falsche Prophet war. Hananja, wütend über diese Worte, nahm das Joch von Jeremias
Hals und zerbrach es. "Und Hananja sprach in Gegenwart des ganzen Volks: So spricht
der Herr: Ebenso will ich zerbrechen das Joch Nebukadnezars, des Königs zu Babel, ehe
zwei Jahre um kommen, vom Halse aller Völker. Und der Prophet Jeremia ging seines
Weges." Jeremia 28,11. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Er hatte das Volk vor der Gefahr
gewarnt. Er hatte den einzigen Weg gewiesen, auf dem sie Gottes Gunst wiedererlangen
konnten. Obgleich sein einziges Verbrechen darin bestand, dass er treu Gottes Botschaft
an ein ungläubiges Volk weitergegeben hatte, waren seine Worte verspottet worden.
Männer in verantwortlichen Stellungen hatten ihn verklagt und versucht, das Volk
anzustacheln, ihn zu töten.
Z4.189.2 (4T.171.2) Absatz: 22/66
Aber Jeremia wurde eine weitere Botschaft gegeben: "Geh hin und sage Hananja: So
spricht der Herr: Du hast das hölzerne Joch zerbrochen und hast nun ein eisernes Joch an
jenes Statt gemacht. Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Ein eisernes Joch
habe ich allen diesen Völkern an den Hals gehängt, damit sie dienen sollen
Nebukadnezar, dem König zu Babel, und müssen ihm dienen; denn ich habe ihm auch die
wilden Tiere gegeben. Und der Prophet Jeremia sprach zum Propheten Hananja: Höre
doch, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, und du hast gemacht, dass dies Volk auf
Lügen sich verlässt. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will dich vom Erdboden
nehmen; dies Jahr sollst du sterben; denn du hast sie mit deiner Rede vom Herrn
abgewendet. Also starb der Prophet Hananja desselben Jahres im siebenten Monat."
Jeremia 28,13-17.
Z4.190.1 (4T.171.3) Absatz: 23/66
Dieser falsche Prophet hatte den Unglauben des Volkes bezüglich Jeremias und seiner
Botschaft ermutigt. Er hatte fälschlich erklärt, des Herrn Bote zu sein, und erlitt den Tod für
sein furchtbares Verbrechen. Im fünften Monat sagte Jeremia Hananjas Tod voraus, und
im siebenten Monat bewies sein Tod, dass die Worte des Propheten der Wahrheit
entsprachen.
Z4.190.2 (4T.172.1) Absatz: 24/66
Gott hatte gesagt, dass sein Volk bewahrt bleiben und das auferlegte Joch leicht sein
würde, wenn sie sich klaglos seinem Plan unterwerfen würden. Ihre Dienstbarkeit wurde
durch ein hölzernes Joch dargestellt, das leicht zu tragen war. Widerstand würde jedoch
mit entsprechender Härte begegnet werden, dargestellt durch ein eisernes Joch. Gott
beabsichtigte, den König von Babylon in Schranken zu halten, so dass es keinen Verlust
an Menschenleben oder schwere Unterdrückung geben würde. Aber durch die Verachtung
seiner Warnung und seiner Gebote brachten sie die Knechtschaft in ihrer ganzen
Grausamkeit über sich. Es war dem Volk viel angenehmer, auf die Botschaft des falschen
Propheten zu hören, der ihnen Wohlergehen predigte; deshalb wurde sie angenommen.
Es verwundete ihren Stolz, dass ihnen ständig ihre Sünden vor Augen gehalten wurden.
Sie wollten sie am liebsten nicht mehr sehen. Wie viel besser wäre es, sie totzuschweigen!
Sie befanden sich in solcher moralischen Finsternis, dass sie die Schwere ihrer Schuld
weder erkannten noch die Botschaften des Tadels und der Warnung würdigten, die Gott
ihnen sandte. Wäre ihnen ihr Ungehorsam recht zum Bewusstsein gekommen, so würden
sie Gottes gerechtes Handeln anerkannt und die Autorität seines Propheten respektiert
haben. Gott ersuchte sie, Buße zu tun, damit er ihnen die Demütigung ersparen konnte. Er
wollte nicht, dass ein Volk, das seinen Namen trug, einer heidnischen Nation tributpflichtig
wurde. Aber sie verspotteten seinen Rat und folgten falschen Propheten.
Z4.191.1 (4T.172.2) Absatz: 25/66
Der Herr gebot Jeremia dann, Briefe an die Fürsten, Ältesten, Priester, Propheten und alle
vom Volk zu schreiben, die sich als Gefangene in Babylon befanden, dass sie sich nicht
durch den Glauben an eine nahe Befreiung verführen lassen sollten, sondern sich still
ihren Unterwerfern beugen, ihrer Beschäftigung nachgehen und sich ein friedliches Heim
bei ihren Eroberern schaffen sollten. Der Herr gebot ihnen, ihren Propheten oder
Wahrsagern nicht zu gestatten, sie durch falsche Erwartungen zu betrügen. Er versicherte
ihnen hingegen durch Jeremia, dass sie nach siebzigjähriger Gefangenschaft wieder nach
Jerusalem zurückkehren dürften. Er würde auf ihre Gebete hören und ihnen seine Gunst
zuwenden, wenn sie sich ihm von ganzem Herzen zuwandten. "So will ich mich von euch
finden lassen, spricht der Herr, und will euer Gefängnis wenden und euch sammeln aus
allen Völkern und von allen Orten, dahin ich euch verstoßen habe, spricht der Herr, und
will euch wiederum an diesen Ort bringen, von dem ich euch habe lassen wegführen."
Jeremia 29,14.
Z4.191.2 (4T.173.1) Absatz: 26/66
Mit welch zärtlichem Mitgefühl informierte Gott sein gefangenes Volk betreffs seiner Pläne
für Israel! Er wusste, welche Leiden und welches Unglück sie erleiden würden, wenn sie
zu der Annahme verführt werden könnten, dass sie bald der Bande ledig sein und nach
Jerusalem zurückkehren könnten, wie die falschen Propheten behaupteten. Er wusste,
dass dieser Glaube ihre Lage sehr erschweren würde. Der geringste Anschein von
Aufstand ihrerseits hätte die Wachsamkeit und Strenge des Königs erweckt, und ihre
Freiheit wäre sehr eingeschränkt worden. Gott wollte, dass sie sich still in ihr Schicksal
ergaben und dass sich ihre Knechtschaft so leicht wie möglich gestaltete.
Z4.191.3 (4T.173.2) Absatz: 27/66
Es gab noch zwei weitere falsche Propheten, Ahab und Zedekia, die im Namen des Herrn
Lügen prophezeiten. Diese Männer gaben sich als heilige Lehrer aus, aber ihr Leben war
verdorben, und sie waren Sklaven der Sünde. Der Prophet Gottes hatte ihren bösen
Wandel verurteilt und sie vor ihrer Gefahr gewarnt. Anstatt aber Buße zu tun und sich zu
ändern, waren sie zornig auf den, der ihre Sünden gestraft hatte, und suchten nun, sein
Werk zu hintertreiben, indem sie das Volk veranlassten, seinen Worten nicht zu glauben
und sich – entgegen dem göttlichen Rat – dem König von Babylon nicht zu unterwerfen.
Der Herr bezeugte durch Jeremia, dass diese falschen Propheten den Händen des Königs
von Babylon überliefert und vor seinen Augen erschlagen werden würden. Diese
Voraussage erfüllte sich genau.
Z4.192.1 (4T.173.3) Absatz: 28/66
Andere falsche Propheten erhoben sich und säten Verwirrung unter dem Volk. Sie
veranlassten es, den göttlichen Befehlen durch Jeremia keine Beachtung zu schenken. Als
Folge ihrer furchtbaren Sünde, das Volk zur Empörung gegen Gott anzustacheln, wurden
seine Gerichte über sie angekündigt.
Z4.192.2 (4T.173.4) Absatz: 29/66
Gerade solche Männer erheben sich in diesen Tagen, um Verwirrung und Empörung unter
dem Volk zu verbreiten, das sich zum Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz bekennt. Aber
genauso gewiss, wie das göttliche Gericht jene falschen Propheten heimsuchte, werden
auch diese bösen Arbeiter vom vollen Maß der Vergeltung getroffen werden, denn der
Herr hat sich nicht geändert. Solche, die Lügen predigen, ermutigen die Menschen, die
Sünde leicht zu nehmen. Wenn die schrecklichen Folgen ihrer Sünden offenbar werden,
dann versuchen sie, wenn möglich, den für ihre Schwierigkeiten verantwortlich zu machen,
der sie zuvor getreulich warnte, gleichwie die Juden Jeremia wegen ihres üblen Schicksals
verklagten.
Z4.192.3 (4T.174.1) Absatz: 30/66
Die den Kurs der Rebellion gegen den Herrn einschlagen, können immer falsche
Propheten finden, die ihr Handeln rechtfertigen und ihnen zu ihrem Untergang
schmeicheln. Lügenhafte Worte schaffen oftmals Freunde, wie im Falle von Ahab und
Zedekia. Diese falschen Propheten in ihrem vorgeblichen Eifer für Gott fanden viel mehr,
die ihnen glaubten und nachfolgten, als der wahre Prophet, der die schlichte Botschaft des
Herrn übermittelte.
Eine Lehre von den Rechabitern
Z4.193.1 (4T.174.2) Absatz: 31/66
Gott gebot Jeremia, die Rechabiter im Haus des Herrn in einer Kammer zu versammeln
und ihnen Wein zum Trinken vorzusetzen. Jeremia tat, wie ihm der Herr befohlen hatte.
"Sie aber antworteten: Wir trinken nicht Wein; denn unser Vater Jonadab, der Sohn
Rechabs, hat uns geboten und gesagt: Ihr und eure Kinder sollt nimmermehr Wein
trinken." Jeremia 35,6.
Z4.193.2 (4T.174.3) Absatz: 32/66
"Da geschah des Herrn Wort zu Jeremia und sprach: So spricht der Herr Zebaoth, der
Gott Israels; gehe hin und sprich zu denen in Juda und zu den Bürgern zu Jerusalem:
Wollt ihr euch denn nicht bessern, dass ihr meinen Worten gehorchet? spricht der Herr.
Die Worte Jonadabs, des Sohnes Rechabs, die er seinen Kindern geboten hat, dass sie
nicht sollen Wein trinken, werden gehalten, und sie trinken keinen Wein bis auf diesen
Tag, darum dass sie ihres Vaters Gebot gehorchen." Jeremia 35,12-14.
Z4.193.3 (4T.174.4) Absatz: 33/66
Hier stellt Gott den Gehorsam der Rechabiter dem Ungehorsam und der Empörung seines
Volkes gegenüber, das seine Tadel und Warnungen nicht annehmen wollte. Die
Rechabiter gehorchten dem Gebot ihres Vaters und weigerten sich, zur Übertretung seiner
Forderungen verführt zu werden. Israel hingegen wollte nicht auf den Herrn hören. Er
sprach: "Ich aber habe stets euch predigen lassen; doch gehorchtet ihr mir nicht. So habe
ich auch stets zu euch gesandt alle meine Knechte, die Propheten, und lassen sagen:
Bekehret euch ein jeglicher von seinem bösen Wesen, und bessert euren Wandel und
folgt nicht andern Göttern nach, ihnen zu dienen, so sollt ihr in dem Lande bleiben,
welches ich euch und euren Vätern gegeben habe. Aber ihr wolltet eure Ohren nicht
neigen noch mir gehorchen, so doch die Kinder Jonadabs, des Sohnes Rechabs, haben
ihres Vaters Gebot, das er ihnen geboten hat, gehalten. Aber dies Volk gehorchte mir
nicht. Darum so spricht der Herr, der Gott Zebaoth und der Gott Israels: Siehe, ich will
über Juda und über alle Bürger zu Jerusalem kommen lassen all das Unglück, das ich
wider sie geredet habe, darum dass ich zu ihnen geredet habe und sie nicht wollen hören,
dass ich gerufen habe und sie mir nicht wollen antworten. Und zum Hause der Rechabiter
sprach Jeremia: So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Darum dass ihr dem Gebot
eures Vaters Jonadab habt gehorcht und alle seine Gebote gehalten und alles getan, was
er euch geboten hat, darum spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, also: Es soll dem
Jonadab, dem Sohne Rechabs, nimmer fehlen, es soll jemand von den Seinen allezeit vor
mir stehen." Jeremia 35,14-19.
Z4.194.1 (4T.175.2) Absatz: 34/66
Die Rechabiter wurden für ihren bereitwilligen Gehorsam gelobt, während Gottes Volk sich
weigerte, von seinen Propheten gerügt zu werden. Weil er zu ihnen geredet hatte, doch
sie wollten nicht hören; weil er gerufen hatte, doch sie wollten nicht antworten – deshalb
sprach Gott das Urteil über sie aus. Jeremia wiederholte die Worte des Lobes des Herrn
vor den Rechabitern und sprach in seinem Namen einen Segen über sie aus. So lehrte
Gott sein Volk, dass Treue und Gehorsam gegenüber seinen Forderungen ihnen Segen
bringen würden, ebenso wie die Rechabiter wegen ihres Gehorsams des Gebotes ihres
Vaters gegenüber gesegnet wurden.
Z4.194.2 (4T.175.3) Absatz: 35/66
Wenn die Anweisungen eines guten und weisen Vaters, der das beste und wirksamste
Mittel benutzte, um seine Nachkommen vor dem Übel der Unmäßigkeit zu bewahren, so
genau befolgt werden sollten, so sollte Gottes Autorität doch um soviel höher geachtet
werden, als seine Heiligkeit erhabener ist als die eines Menschen. Er ist unser Schöpfer
und Gebieter, unendlich an Macht und schrecklich im Gericht. In seiner Barmherzigkeit
wendet er verschiedene Mittel an, um die Menschen dahin zu bringen, dass sie ihre
Sünden erkennen und bereuen. Wenn sie fortfahren, seine Ermahnungen zu verachten
und gegen seinen ausdrücklichen Willen zu handeln, wird Untergang die Folge sein.
Gottes Volk kann sich nur durch seine Gnade, durch die Fürsorge seiner himmlischen
Boten, des Gedeihens erfreuen. Er wird kein Volk erhalten und beschützen, das seinen
Rat verachtet und seine Ermahnungen verwirft.
Gottes Warnungen zurückgewiesen
Z4.195.1 (4T.176.1) Absatz: 36/66
Jeremia war bereits seiner Freiheit beraubt worden, weil er Gott gehorchen und dem
König und anderen, die verantwortliche Stellungen in Israel bekleideten, die aus Gottes
Mund empfangenen Warnungen nicht vorenthalten wollte. Die Israeliten wollten diese
Ermahnungen nicht annehmen, noch gestatten, dass ihr Verhalten in Frage gestellt wurde.
Sie hatten großen Zorn und Verachtung offenbart bei den Worten des Tadels und der
Androhung von Gerichten, falls sie in ihrer Rebellion gegen den Herrn fortfuhren. Obgleich
Israel nicht auf göttlichen Rat hören wollte, machte dies das Wort nicht weniger
wirkungsvoll, noch hörte Gott auf, Ermahnungen zu erteilen, mit seinem Missfallen zu
drohen und denen seine Gerichte anzukündigen, die seine Forderungen missachteten.
Z4.195.2 (4T.176.2) Absatz: 37/66
Der Herr wies Jeremia an: "Nimm ein Buch und schreibe darein alle Reden, die ich zu dir
geredet habe über Israel, über Juda und alle Völker von der Zeit an, da ich zu dir geredet
habe, nämlich von der Zeit Josias an bis auf diesen Tag; ob vielleicht die vom Hause Juda,
wo sie hören all das Unglück, das ich ihnen gedenke zu tun, sich bekehren wollten, ein
jeglicher von seinem bösen Wesen, damit ich ihnen ihre Missetat und Sünde vergeben
könnte." Jeremia 36,2.3.
Z4.195.3 (4T.176.3) Absatz: 38/66
Hier kommt zum Ausdruck, wie lange der Herr zögert, sein sündigendes Volk aufzugeben.
Selbst wenn die Israeliten bisher seine Ermahnungen und Warnungen vernachlässigt und
sie aus ihrem Gedächtnis gelöscht hatten, zögert er seine Gerichte hinaus und erinnert sie
an ihren Ungehorsam und ihre angehäuften Sünden von Josias Tagen an bis in ihre Zeit
und an die angekündigten Gerichte wegen ihrer Übertretungen. So schenkte er ihnen eine
weitere Gelegenheit, ihre Ungerechtigkeit zu erkennen und zu bereuen. Daraus ersehen
wir, dass Gott kein Gefallen daran hat, sein Volk zu plagen. Mit einer Sorge, die jene eines
mitleidigen Vaters für sein irrendes Kind übertrifft, lädt er sein eigensinniges Volk ein, zu
seiner Treue zurückzukehren.
Z4.196.1 (4T.177.1) Absatz: 39/66
Der Prophet Jeremia gehorchte dem Gebot Gottes und diktierte seinem Schreiber Baruch
die Worte des Herrn, der sie in ein Buch schrieb. Siehe Jeremia 36,4. Diese Botschaft war
ein Tadel der vielen Sünden Israels und eine Warnung vor den Folgen, wenn sie auf ihrem
bösen Weg fortfahren würden. Sie war ein ernster Aufruf, ihre Sünden aufzugeben.
Nachdem alles niedergeschrieben war, sandte Jeremia, der ein Gefangener war, seinen
Schreiber, um den Inhalt des Buches vor allen zu lesen, "die sich im Hause des Herrn
versammelt hatten am Festtage." Der Prophet sagte: "Ob sie vielleicht sich mit Beten vor
dem Herrn demütigen wollten und sich bekehren, ein jeglicher von seinem bösen Wesen;
denn der Zorn und Grimm ist groß, davon der Herr wider dies Volk geredet hat." Jeremia
36,7.
Z4.196.2 (4T.177.2) Absatz: 40/66
Der Schreiber gehorchte dem Propheten, und das Buch wurde vor dem ganzen Volk Juda
gelesen. Das war aber nicht alles; er hatte den Auftrag, es auch vor den Fürsten zu lesen.
Sie hörten mit großem Interesse zu. Furcht zeichnete sich auf ihren Angesichtern ab, und
sie befragten Baruch bezüglich des geheimnisvollen Schreibens. Sie versprachen, dem
König alles zu berichten, was sie über ihn und sein Volk vernommen hatten. Dem
Schreiber gaben sie den Rat, sich zu verbergen, da sie fürchteten, der König werde sich
dem Zeugnis Gottes widersetzen, das er durch Jeremia gegeben hatte, und werde danach
trachten, nicht nur den Propheten, sondern auch seinen Schreiber zu töten.
Z4.196.3 (4T.177.3) Absatz: 41/66
Als der König von den Fürsten erfuhr, was Baruch vorgelesen hatte, gab er sofort den
Befehl, das Buch zu bringen und es vor ihm zu lesen. Doch anstatt die Warnungen zu
beachten und vor der Gefahr zu erzittern, in der er und das Volk schwebte, warf er
wutentbrannt das Buch ins Feuer, obgleich einige, in die er Vertrauen setzte, ihn gebeten
hatten, es nicht zu verbrennen. Dann erhob sich der Zorn des gottlosen Monarchen gegen
Jeremia und seinen Schreiber, und er gebot, beide herzubringen. "Aber der Herr hatte sie
verborgen." Jeremia 36,26. Nachdem der König das heilige Buch verbrannt hatte, kam des
Herrn Wort zu Jeremia mit der Aufforderung: "Nimm dir wiederum ein anderes Buch und
schreib alle vorigen Reden darein, die im ersten Buche standen, welches Jojakim, der
König Juda‘s, verbrannt hat, und sage von Jojakim, dem König Juda‘s: So spricht der Herr:
Du hast dies Buch verbrannt und gesagt: Warum hast du darein geschrieben, dass der
König von Babel werde kommen und dies Land verderben und machen, dass weder Leute
noch Vieh darin mehr sein werden?" Jeremia 36,28.29.
Z4.197.1 (4T.178.1) Absatz: 42/66
Ein barmherziger Gott hatte das Volk gnädiglich zu ihrem Besten gewarnt. Der mitleidige
Schöpfer sagte: "Wenn das Haus Juda alles Übel hört, das ich ihnen tun will, so möchte
doch sein, dass sich ein jeder von seiner Sünde abwendet, so dass ich ihnen ihre
Übertretungen und Sünden vergeben könnte." Jeremia 36,3. Gott hat Mitleid mit der
Blindheit und Verkehrtheit des Menschen. Er sendet Licht, um ihr verfinstertes Verständnis
durch Ermahnungen und Strafandrohungen zu erleuchten, dass auch die Erhabensten
ihre Unwissenheit erkennen und ihre Verirrungen bereuen. Er möchte, dass die
Selbstzufriedenen aufhören, sich mit ihren Errungenschaften zu brüsten und durch engere
Verbindung mit dem Himmel größere Segnungen empfangen können.
Z4.197.2 (4T.178.2) Absatz: 43/66
Gottes Plan besteht nicht darin, Boten zu senden, die den Sündern zum Munde reden und
ihnen schmeicheln. Er sendet dem Volk keine Botschaft, die die Ungeheiligten in
fleischliche Sicherheit wiegt. Er legt dem Gewissen des Übeltäters eine schwere Bürde auf
und verletzt seine Seele mit scharfen Pfeilen der Überzeugung. Die dienstbaren Engel
führen ihm die furchtbaren Gottesgerichte vor Augen, um das Empfinden seines großen
Bedürfnisses zu vertiefen und den schmerzlichen Schrei zu veranlassen: "Was muss ich
tun, um gerettet zu werden?" Dieselbe Hand, die in den Staub erniedrigt, Sünde rügt und
Stolz und Ehrsucht zuschanden macht, hebt den Bußfertigen, tief Betroffenen auf und
fragt in mitleidigstem Ton: "Was willst du, dass ich dir tun soll?"
Z4.197.3 (4T.178.3) Absatz: 44/66
Wenn der Mensch gegen einen heiligen, barmherzigen Gott gesündigt hat, kann er nichts
Besseres tun, als aufrichtig zu bereuen und sein Vergehen mit Tränen und Bitterkeit der
Seele zu bekennen. Dies fordert Gott von ihm. Er wird nur ein zerbrochenes Herz und
einen zerschlagenen Geist annehmen. Aber der König und seine gewaltigen Herren
verweigerten in ihrer Anmaßung und ihrem Stolz die Einladung zur Rückkehr. Sie wollten
seine Warnung nicht beachten, noch Buße tun. Diese gnadenvolle Gelegenheit war ihre
letzte. Gott hatte erklärt, dass er eine furchtbare Vergeltung über sie verhängen würde,
falls sie sich weigerten, seiner Stimme zu gehorchen. Sie weigerten sich, und er sprach
sein Urteil über Israel aus. Sein Zorn traf speziell den Mann, der sich stolz gegen den
Allmächtigen erhoben hatte.
Z4.198.1 (4T.179.1) Absatz: 45/66
"Darum spricht der Herr von Jojakim, dem König Juda‘s: Es soll keiner von den Seinen
auf dem Stuhl Davids sitzen, und sein Leichnam soll hingeworfen des Tages in der Hitze
und des Nachts im Frost liegen; und ich will ihn und seinen Samen und seine Knechte
heimsuchen um ihrer Missetat willen; und ich will über sie und über die Bürger zu
Jerusalem und über die in Juda kommen lassen all das Unglück, davon ich ihnen geredet
habe, und sie gehorchten doch nicht." Jeremia 36,30.31.
Z4.198.2 (4T.179.2) Absatz: 46/66
Das Verbrennen des Buches war nicht das Ende der Angelegenheit. Das geschriebene
Wort konnte leichter vernichtet werden als der Verweis und die Warnung, die es enthielt,
und die rasche Strafe, die Gott über das rebellische Israel ausgesprochen hatte. Aber
sogar das geschriebene Buch wurde auf Gottes Befehl hin erneuert. Die Worte des
Unendlichen konnten nicht ausgelöscht werden. "Da nahm Jeremia ein anderes Buch und
gab‘s Baruch, dem Sohn Nerias, dem Schreiber. Der schrieb darein aus dem Munde
Jeremia‘s alle die Reden, so in dem Buch standen, das Jojakim, der König Juda‘s, hatte
mit Feuer verbrennen lassen; und zu denselben wurden dergleichen Reden noch viele
hinzugetan." Jeremia 36,32.
Z4.198.3 (4T.179.3) Absatz: 47/66
Gott sendet keine Gerichte über sein Volk, ohne es vorher zur Buße aufzurufen. Er benutzt
jedes Mittel, sie zum Gehorsam zurückzubringen. Er sucht ihre Ungerechtigkeit nicht mit
Strafgerichten heim, bis er ihnen genügend Gelegenheit zur Umkehr gegeben hat. Der
Zorn des Menschen versuchte, die Arbeit des Propheten Gottes zu verhindern, indem er
ihn seiner Freiheit beraubte. Aber Gott kann auch durch Gefängnismauern zu den
Menschen sprechen und die Brauchbarkeit seiner Knechte gerade durch die Mittel
vermehren, durch die ihre Verfolger ihren Einfluss einschränken wollen.
Z4.199.1 (4T.180.1) Absatz: 48/66
Heute verachten viele die treue Ermahnung, die Gott durch die Zeugnisse gibt. Es wurde
mir gezeigt, dass einige in diesen letzten Tagen so weit gegangen sind, die geschriebenen
Worte des Tadels und der Warnung zu verbrennen, wie es der gottlose König Israels tat.
Doch wird Widerstand gegen Gottes Strafandrohungen deren Ausführung nicht
verhindern. Den Worten des Herrn zu trotzen, die er durch seine erwählten Werkzeuge
gesprochen hat, wird nur seinen Zorn erregen und den Schuldigen schließlich in den
Untergang führen. Oftmals erhebt sich im Herzen des Sünders Unwillen gegen das
Werkzeug, das Gott erwählte, um seinen Verweis auszusprechen. So ist es immer
gewesen. Der gleiche Geist, der Jeremia verfolgte und ins Gefängnis überantwortete, weil
er dem Wort des Herrn gehorchte, existiert noch heute.
Z4.199.2 (4T.180.2) Absatz: 49/66
Während die Menschen wiederholte Warnungen nicht beachten, lauschen sie gerne
falschen Lehrern, die ihrer Eitelkeit schmeicheln und sie in ihrer Bosheit bestärken, ihnen
aber am Tage der Trübsal nicht helfen werden. Gottes erwählte Diener sollten alle
Schwierigkeiten und Leiden, die durch Vorwürfe, Vernachlässigung oder falsche
Darstellung über sie hereinbrechen, nur weil sie treu die ihnen von Gott aufgetragene
Pflicht erfüllten, mit Mut und Geduld ertragen. Sie sollten daran denken, dass die
Propheten vor alters und der Heiland der Welt ebenfalls Misshandlung und Verfolgung um
des Wortes willen ertrugen. Sie müssen genau solchen Widerstand erwarten, wie er sich
im Verbrennen des Buches offenbarte, das nach dem Diktat Gottes geschrieben worden
war.
Z4.199.3 (4T.180.3) Absatz: 50/66
Der Herr bereitet ein Volk vor, das für den Himmel geschickt ist. Die Charakterfehler, der
Eigenwille, die egoistische Abgötterei, das Hegen von Fehlerfinderei, Hass und Uneinigkeit
erwecken Gottes Zorn und müssen von dem Volk, das Gottes Gebote hält, hinweggetan
werden. Diejenigen, die in diesen Sünden leben, sind betrogen und von Satans
Verlockungen verführt. Sie glauben, sich im Licht zu befinden, tappen aber im Finstern. Es
gibt heute Murrende unter uns, wie es Murrende im alten Israel gab. Die durch unkluges
Mitgefühl Menschen in ihrer Empörung ermutigen, während ihre Eigenliebe unter
verdientem Tadel stöhnt, sind nicht Gottes, des großen Ermahners, Freunde. Gott wird
seinem Volk Tadel und Warnungen senden, solange sie sich auf Erden befinden.
Z4.200.1 (4T.181.1) Absatz: 51/66
Jene, die tapfer ihre Stellung auf der rechten Seite einnehmen, die Unterwerfung unter
Gottes offenbarten Willen ermutigen und andere stärken in ihrem Bemühen, ihre Sünden
abzulegen, sind die wahren Freunde des Herrn, der in Liebe die Fehler seines Volkes zu
korrigieren sucht, damit er sie von jeder Befleckung waschen und reinigen und für sein
heiliges Reich vorbereiten kann.
Z4.200.2 (4T.181.2) Absatz: 52/66
Zedekia löste Jojakim in der Regierung in Jerusalem ab. Doch weder der neue König noch
sein Hof noch das Volk des Landes gehorchten den Worten des Herrn, die er durch
Jeremia gesprochen hatte. Die Chaldäer begannen die Belagerung Jerusalems, wurden
aber für eine Zeitlang gezwungen, sich von der Stadt abzuwenden, weil sie in einen Krieg
mit Ägypten verwickelt wurden. Zedekia sandte einen Boten zu Jeremia mit der Bitte, sich
beim Gott Israels für sie zu verwenden. Die furchtbare Antwort des Propheten lautete,
dass das chaldäische Heer zurückkehren und die Stadt vernichten würde. Damit zeigte
der Herr, wie unmöglich es dem Menschen ist, dem göttlichen Gericht zu entrinnen.
"Darum spricht der Herr also: Betrüget eure Seelen nicht, dass ihr denkt, die Chaldäer
werden von uns abziehen; sie werden nicht abziehen. Und wenn ihr schon schlüget das
ganze Heer der Chaldäer, so wider euch streiten, und blieben ihrer etliche verwundet
übrig, so würden sie doch, ein jeglicher in seinem Gezelt, sich aufmachen und diese Stadt
mit Feuer verbrennen." Jeremia 37,9.10.
Z4.200.3 (4T.181.3) Absatz: 53/66
Jeremia betrachtete sein Werk als abgeschlossen und versuchte, die Stadt zu verlassen.
Aber er wurde durch den Sohn eines der falschen Propheten daran gehindert, der den
Bericht verbreitete, er wolle sich mit dem Feind verbünden. Jeremia widerlegte die falsche
Anklage, wurde aber trotzdem zurückgebracht. Die Fürsten glaubten dem Sohn des
falschen Propheten, weil sie Jeremia hassten. Sie schienen zu denken, dass er das
Unglück über sie gebracht habe, das er vorausgesagt hatte. In ihrem Zorn schlugen sie
ihn und warfen ihn ins Gefängnis.
Z4.201.1 (4T.181.4) Absatz: 54/66
Nachdem er viele Tage im Gefängnis zugebracht hatte, sandte der König Zedekia nach
ihm und befragte ihn heimlich, ob er ein Wort vom Herrn hätte. Jeremia wiederholte seine
Warnung, dass die Nation den Händen des Königs von Babylon ausgeliefert werden
würde.
Z4.201.2 (4T.182.1) Absatz: 55/66
"Und Jeremia sprach zum König Zedekia: Was habe ich wider dich, wider deine Knechte
und wider dein Volk gesündigt, dass sie mich in den Kerker geworfen haben? Wo sind nun
eure Propheten, die euch weissagten und sprachen: Der König zu Babel wird nicht über
euch noch über dies Land kommen? Und nun, mein Herr König, höre mich und lass meine
Bitte vor dir gelten und lass mich nicht wieder in Jonathans, des Schreibers, Haus bringen,
dass ich nicht sterbe daselbst. Da befahl der König Zedekia, dass man Jeremia im Vorhof
des Gefängnisses behalten sollte, und ließ ihm des Tages ein Laiblein Brot geben aus der
Bäckergasse, bis dass alles Brot in der Stadt aufgezehrt war. Also blieb Jeremia im Vorhof
des Gefängnisses." Jeremia 37,18-21.
Z4.201.3 (4T.182.2) Absatz: 56/66
Der gottlose König wagte nicht, öffentlich irgendein Vertrauen gegenüber Jeremia zu
zeigen. Seine Furcht trieb ihn jedoch dazu, nach Information zu fragen. Doch er war zu
schwach, sich das Missfallen seiner Edlen und des Volkes zuzuziehen, indem er sich dem
durch den Propheten offenbarten Willen Gottes unterwarf. Schließlich gingen Männer von
hohem Ansehen, die zornig waren, weil Jeremia dauernd Böses prophezeite, zum König
und sprachen zu ihm, dass der Prophet nie aufhören würde, Unglück vorauszusagen,
solange er am Leben blieb. Sie beschuldigten ihn, ein Feind der Nation zu sein, dass
seine Worte die Hände des Volkes geschwächt und Unglück über sie gebracht hätten, und
sie forderten seinen Tod.
Z4.201.4 (4T.182.3) Absatz: 57/66
Der feige König wusste, dass diese Anklagen falsch waren. Um aber die Männer, die hohe
und verantwortliche Stellungen in der Nation bekleideten, günstig zu stimmen, heuchelte
er Glauben an ihre Beschuldigungen und übergab Jeremia ihren Händen, um mit ihm nach
ihrem Gutdünken zu verfahren. "Da nahmen sie Jeremia und warfen ihn in die Grube
Malchias, des Königssohns, die am Vorhof des Gefängnisses war, und ließen ihn an
Seilen hinab in die Grube, da nicht Wasser, sondern Schlamm war; und Jeremia sank in
den Schlamm." Jeremia 38,6. Gott erweckte jedoch Freunde, die sich beim König für ihn
verwendeten, und Jeremia blieb im Vorhof des Gefängnisses.
Z4.202.1 (4T.182.4) Absatz: 58/66
Wieder sandte der König heimlich nach Jeremia und gebot ihm, getreulich zu berichten,
was Gott mit Jerusalem vorhabe. "Jeremia sprach zu Zedekia: Sage ich dir etwas, so
tötest du mich doch; gebe ich dir aber einen Rat, so gehorchst du mir nicht. Da schwur der
König Zedekia dem Jeremia heimlich und sprach: So wahr der Herr lebt, der uns dieses
Leben gegeben hat, so will ich dich nicht töten noch den Männern in die Hände geben, die
dir nach dem Leben stehen." Jeremia 38,15.16. Wieder ertönte des Herrn Warnungsruf
durch Jeremia in den Ohren des Königs: "Und Jeremia sprach zu Zedekia: So spricht der
Herr, der Gott Zebaoth, der Gott Israels: Wirst du hinausgehen zu den Fürsten des Königs
zu Babel, so sollst du leben bleiben, und diese Stadt soll nicht verbrannt werden, sondern
du und dein Haus sollen am Leben bleiben; wirst du aber nicht hinausgehen zu den
Fürsten des Königs zu Babel, so wird diese Stadt den Chaldäern in die Hände gegeben,
und sie werden sie mit Feuer verbrennen, und du wirst auch nicht ihren Händen entrinnen.
Der König Zedekia sprach zu Jeremia: Ich sorge mich aber, dass ich den Juden, so zu den
Chaldäern gefallen sind, möchte übergeben werden, dass sie mein spotten. Jeremia
sprach: Man wird dich nicht übergeben. Gehorche doch der Stimme des Herrn, die ich dir
sage, so wird dir‘s wohl gehen, und du wirst lebend bleiben." Jeremia 38,17-20.
Z4.202.2 (4T.183.1) Absatz: 59/66
Hier offenbarte sich Gottes langmütige Barmherzigkeit. Selbst zu dieser späten Stunde
wäre das Leben des Volkes und die Stadt vor der Zerstörung bewahrt geblieben, wenn
man sich Gottes Forderungen unterworfen hätte. Der König hingegen glaubte, zu weit
gegangen zu sein, um einen Rückzieher zu machen. Er fürchtete sich vor den Juden,
wollte sich nicht lächerlich machen und sein Leben nicht riskieren. Es war zu demütigend
für ihn, an jenem Tage zum Volke zu sagen: "Ich nehme das Wort des Herrn an, das er
durch Jeremia gesprochen hat. Ich wage nicht, mich angesichts all dieser Warnungen in
einen Krieg mit dem Feind einzulassen."
Z4.203.1 (4T.183.2) Absatz: 60/66
Mit Tränen bat Jeremia den König, sich und sein Volk zu retten. In Seelenpein versicherte
er ihm, dass er sein Leben nicht werde retten können, und dass sein ganzer Besitz dem
König von Babylon anheimfallen werde. Er könnte die Stadt retten, wenn er wollte. Aber er
hatte einmal den falschen Kurs eingeschlagen und wollte nicht umkehren. Er war
entschlossen, dem Rat der falschen Propheten und der Männer zu folgen, die er in
Wirklichkeit wegen ihrer Charakterschwäche verachtete und die ihn verspotteten, weil er
so bereitwillig ihren Wünschen nachkam. Er opferte die edle Freiheit seiner Manneswürde
auf, um ein unterwürfiger Sklave der öffentlichen Meinung zu werden. Während er keine
bösen Absichten hegte, war er auch nicht entschlossen, kühn für das Rechte einzustehen.
Obgleich er von der Wahrheit, die Jeremia äußerte, überzeugt war, besaß er nicht das
moralische Rückgrat, seinem Rat zu gehorchen, sondern ging immer weiter in der
falschen Richtung.
Z4.203.2 (4T.184.1) Absatz: 61/66
Er war selbst zu schwach, um seine Hofbeamten und das Volk wissen zu lassen, dass er
eine Unterredung mit dem Propheten hatte. Das ging so weit, dass Menschenfurcht von
seiner Seele Besitz ergriffen hatte. Wenn dieser feige Herrscher vor dem Volk eine kühne
Stellung bezogen und erklärt hätte, dass er den Worten des Propheten glaubte, die sich
schon halb erfüllt hatten, – welche Verwüstung hätte dann vermieden werden können! Er
hätte sagen sollen: "Ich will des Herrn Wort gehorchen und die Stadt vor dem völligen
Untergang bewahren. Ich wage es nicht, aus Menschenfurcht oder wegen Menschengunst
Gottes Befehle zu missachten. Ich liebe die Wahrheit, ich hasse die Sünde und will den
Rat des Allmächtigen Israels befolgen." Dann würde das Volk seinen mutigen Geist
bewundert haben. Jene, die zwischen Glauben und Unglauben schwankten, hätten dann
einen Stand für das Rechte eingenommen. Gerade die Furchtlosigkeit und Gerechtigkeit
seines Handelns hätte seine Untertanen mit Bewunderung und Untertanentreue erfüllt. Er
hätte genügend Unterstützung gefunden, und Israel wäre unsägliches Leid, Feuer, Blutbad
und Hungersnot erspart geblieben.
Z4.203.3 (4T.184.2) Absatz: 62/66
Die Schwäche Zedekias war ein Vergehen, für das er bitter büßen musste. Der Feind
stürmte herein wie eine unwiderstehliche Lawine und zerstörte die Stadt. Die hebräischen
Heere wurden in Unordnung zurückgeschlagen. Die Nation war besiegt. Zedekia wurde
gefangengenommen und seine Söhne vor seinen Augen erschlagen. Dann wurde er als
Gefangener aus Jerusalem weggeführt, während die Schreie seines unglücklichen Volkes
und das Tosen der Feuersbrünste, die ihre Häuser vernichteten, in seinen Ohren gellten.
Seine Augen wurden ausgestochen. Als er in Babylon angekommen war, nahm er ein
schreckliches Ende. Das war die Strafe für den Unglauben und die Befolgung ungöttlichen
Rates.
Z4.204.1 (4T.185.1) Absatz: 63/66
Es gibt auch heute viele falsche Propheten, denen die Sünde nicht besonders widerwärtig
erscheint. Sie beklagen sich, dass der Friede des Volkes unnötig durch die Ermahnungen
und Warnungen von Gottes Boten gestört wird. Durch ihre sanften und betrügerischen
Lehren lullen sie die Seelen der Sünder in verhängnisvolle Sicherheit. Dem alten Israel
gefielen auch die schmeichelhaften Botschaften der verdorbenen Priester. Ihre
Voraussage von Wohlergehen war gefälliger als die Botschaft des treuen Propheten, der
zu Reue und Unterwerfung riet.
Z4.204.2 (4T.185.2) Absatz: 64/66
Die Diener Gottes sollten einen zärtlichen, mitleidigen Geist offenbaren und allen zeigen,
dass sie in ihrem Umgang mit dem Volk nicht von persönlichen Gefühlen geleitet wurden
und dass es ihnen keine Freude macht, im Namen des Herrn Botschaften des Zorns zu
verkündigen. Aber sie dürfen niemals davor zurückschrecken, die Sünden beim Namen zu
nennen, die das bekenntliche Volk Gottes verderben. Sie dürfen nie aufhören, ihren
Einfluss dahingehend auszuüben, dass es seine Irrtümer aufgibt und dem Herrn gehorcht.
Z4.204.3 (4T.185.3) Absatz: 65/66
Wer die Sünde bemäntelt und sie in den Augen des Übertreters weniger schlimm
erscheinen lässt, verrichtet das Werk der falschen Propheten und muss erwarten, dass
Gottes vergeltender Zorn ihn trifft. Der Herr wird sich niemals den Wünschen verdorbener
Menschen anpassen. Der falsche Prophet klagte Jeremia an, das Volk mit seinen strengen
Rügen zu quälen. Er wollte sie trösten, indem er ihnen Wohlergehen versprach; das arme
Volk sollte doch nicht fortwährend an seine Sünden erinnert und mit Strafe bedroht
werden. Diese Vorgehensweise bestärkte das Volk in seinem Widerstand gegen den Rat
des wahren Propheten und in ihrer Feindschaft gegen ihn.
Z4.205.1 (4T.185.4) Absatz: 66/66
Gott hat keine Sympathie mit dem Übeltäter. Er gibt niemand die Freiheit, die Sünden
seines Volkes zu ummänteln, noch "Friede, Friede" zu rufen, wenn er erklärt hat, dass es
keinen Frieden für den Bösen gibt. Wer Empörung gegen die Diener anzettelt, die Gott mit
einer Botschaft sendet, empört sich gegen das Wort des Herrn.
Kapitel 18: Getreuliches Ermahnen notwendig
Z4.205.2 (4T.186.1) Absatz: 1/85
Das folgende Zeugnis, das mir in meinem letzten Gesicht am 5. Januar 1875 gegeben
wurde, schrieb ich zwischen den Gottesdiensten der Vermont-Lagerversammlung im
August 1875 in meinem Zelt. Es behandelt den Zustand, der im Januar 1875 in ...
herrschte. Wie sich die Dinge während des folgenden Sommers entwickelten, rechtfertigt
völlig die scheinbare Strenge des Zeugnisses. Im September las ich Teile des Zeugnisses
vor jener Gemeinde. Unter unserer Arbeit begann ein großes Werk. Zum Nutzen der
betreffenden Gemeinde und anderer gebe ich das Zeugnis hier wieder.
Z4.205.3 (4T.186.2) Absatz: 2/85
Wo ausschließlich Gottes Geist herrschen sollte, übernimmt Finsternis die Kontrolle. Nur
wenige, die ins Werk eintreten, empfinden die Notwendigkeit persönlicher Bemühungen
und persönlicher Verantwortung, ganz gleich, in welchem Zweig sie arbeiten. Nur wenige
fühlen die Heiligkeit des Werkes, womit sie sich befassen. Sie betrachten es, als stünde es
auf gleicher Ebene mit gewöhnlichen Geschäften.
Z4.205.4 (4T.186.3) Absatz: 3/85
Egoismus ist bei vielen vorherrschend, die wissen sollten, dass ein Leben der
Selbstaufopferung Frieden und Freiheit bedeutet. Wer in Selbstbefriedigung das Glück
sucht und nur seine eigenen Interessen wahrnimmt, befindet sich auf dem falschen Weg.
Selbst hier auf Erden kann er auf diese Weise kein wahres Glück finden. Wer in den
kleinsten Pflichten untreu ist, wird es auch in den größeren sein. Wenn er versäumt, die
kleinen Aufgaben, die ihm obliegen, treu zu erfüllen, dann erweist er sich als unfähig,
größere Verantwortungen zu übernehmen. Er beweist, dass er nicht mit ganzem Herzen
bei der Sache ist und dass er nicht Gottes Verherrlichung im Auge hat.
Z4.206.1 (4T.186.4) Absatz: 4/85
Einige sind bereit, die Pflichten anderer genau zu bestimmen und die volle Bedeutung von
deren Verantwortlichkeiten zu kennen, während sie verfehlen, ihre eigenen
wahrzunehmen. Persönliche Treue und Verantwortungsgefühl werden besonders im
Sanatorium, im Kontor, in der Gemeinde und in der Schule benötigt. Wenn alle, die in
diesen Einrichtungen beschäftigt sind, eifrig darauf achten würden, welche Anweisungen
Jesus ihnen persönlich gibt, anstatt zu fragen, was dieser oder jener tun soll, würden wir
Zeugen einer großen Veränderung in allen Abteilungen des Werkes sein. Wenn die
Sprache eines jeden Herzens lautete: "Ich muss auf Christi Lehren hören und ihnen
gehorchen. Niemand anders kann meine Arbeit verrichten. Die Aufmerksamkeit anderer
kann niemals meine Nachlässigkeit aufwiegen" – dann könnten wir Gottes Werk
vorangehen sehen wie nie zuvor.
Z4.206.2 (4T.187.1) Absatz: 5/85
Geistliche Schwäche rührt daher, dass man sich zurückhält und auf andere wartet, die die
Arbeit tun sollen. Seine Kräfte zu schonen, ist ein sicherer Weg, sie zu vermindern. Jesus
fordert von allen seinen Dienern genauen Gehorsam und willige Unterwerfung. Im Dienste
Christi darf es keine Zurückhaltung und Nachgiebigkeit gegenüber dem eigenen Ich
geben. Es besteht keine Übereinstimmung zwischen Christo und Belial. Welch ein Mangel
an Weihe gegenüber dem Werke Gottes, welcher Mangel an Sorgfalt ist in ... zu finden!
Z4.206.3 (4T.187.2) Absatz: 6/85
A hat sein Herz nicht Gott geweiht. Er besitzt Fähigkeiten und Talente, für die er dem
großen Geber aller Gaben Rechenschaft geben muss. Sein Herz ist ungeheiligt und seine
Lebensführung seines Bekenntnisses unwürdig; und doch war er mehr als zwanzig Jahre
mit Gottes heiligem Werk verbunden. Wie viel Licht, wie viel Vorrechte hat er gehabt! Er
hatte die allerbeste Gelegenheit, einen soliden christlichen Charakter zu entwickeln.
Christi Worte, als er über Jerusalem weinte, sind auf ihn anwendbar: "Wenn doch auch du
erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen
Augen verborgen." Lukas 19,42. Ach, Gottes Vergeltung hängt über dir, "darum, dass du
nicht erkannt hast die Zeit, darin du heimgesucht bist." Lukas 19,44.
Z4.207.1 (4T.187.3) Absatz: 7/85
B ist gleichen Sinnes, doch nicht so durch und durch egoistisch. Beide lieben das
Vergnügen mehr als Gott. Ihr Wandel verträgt sich nicht mit einem christlichen Leben. Sie
ermangeln der Festigkeit, Besonnenheit und Weihe an Gott. Bei B ist das Gnadenwerk viel
zu oberflächlich. Er möchte gern ein Christ sein, strebt aber nicht danach, den Sieg über
das eigene Ich zu erringen und gemäß seiner Überzeugung von Recht und Unrecht zu
handeln. Taten – nicht eitle Worte und leere Absichten – sind für Gott annehmbar.
Z4.207.2 (4T.187.4) Absatz: 8/85
A, du hast Gottes Stimme in Ermahnungen, Ratschlägen und Warnungen vernommen,
ebenso wie in liebevollen Einladungen. Hören jedoch ist nicht genug. "Seid Täter des
Worts und nicht Hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget." Jakobus 1,22. Es ist
einfach, mit dem Strom zu schwimmen und mit der Menge Hosianna zu rufen. In der Stille
des täglichen Lebens, wenn keine besondere Erregung oder Verzückung vorhanden ist,
erfolgt die Prüfung wahrer Jüngerschaft. Dann wird dein Herz kalt, dein Eifer erlahmt, und
die Ausübung der Religion wird dir lästig.
Z4.207.3 (4T.188.1) Absatz: 9/85
Du versäumst es, den Willen Gottes zu tun. Christus sagt: "Ihr seid meine Freunde, so ihr
tut, was ich euch gebiete." Johannes 15,14. Das ist die Bedingung. Das ist der Prüfstein,
der über des Menschen Charakter entscheidet. Gefühle sind oft trügerisch, sind kein
sicherer Führer, weil sie veränderlich und äußeren Umständen angepasst sind. Viele
werden durch sensationelle Eindrücke betrogen. Die prüfende Frage lautet: Was tust du
für Christum? Welche Opfer bringst du? Welche Siege hast du errungen? Einen
selbstsüchtigen Geist überwunden zu haben; einer Versuchung, die Pflicht zu versäumen,
widerstanden zu haben; eine Leidenschaft besiegt zu haben; williger, freudiger Gehorsam
gegenüber Christi Willen – das sind weit größere Beweise deiner Gotteskindschaft als
krampfhafte Frömmigkeit und Gefühlsreligion.
Z4.208.1 (4T.188.2) Absatz: 10/85
Ihr beide hegt Abneigung gegen Tadel. Er hat in euren Herzen Unzufriedenheit und Murren
gegen euren besten Freund geweckt, der nur euer Bestes wollte und den ihr respektieren
solltet. Ihr habt euch von ihm getrennt und den Geist Gottes betrübt, indem ihr euch gegen
die Worte empört habt, die er seinen Dienern für euch in den Mund legte. Ihr habt auf
diese Ratschläge nicht gehört und damit den Geist Gottes zurückgewiesen und ihn aus
eurem Herzen vertrieben. Ihr seid in eurem Betragen sorglos und gleichgültig geworden.
Z4.208.2 (4T.188.3) Absatz: 11/85
Bruder A, du hättest während der vielen Jahre, die du mit großem Licht gesegnet warst,
das Gott auf deinen Weg scheinen ließ, eine wertvolle Erfahrung sammeln sollen. Ich
hörte eine Stimme dich betreffend sagen: "Er ist ein unfruchtbarer Baum. Warum sollen
seine fruchtlosen Äste den Raum beschatten, wo ein fruchttragender Baum stehen
könnte? Haue ihn ab; was hindert er das Land?" Dann hörte ich den bittenden Ton der
süßen Stimme der Gnade: "Verschone ihn noch. Ich will um seine Wurzeln graben. Ich will
ihn beschneiden. Gib ihm noch eine Gelegenheit. Wenn er auch dann noch keine Früchte
bringt, dann haue ihn ab." So ist denn dem unfruchtbaren Baum noch ein wenig
Gnadenzeit gewährt, eine kleine Zeit, wo das unnütze Leben blühen und Frucht ansetzen
kann. Wird die Gelegenheit benutzt werden? Werden die Warnungen des Geistes Gottes
Beachtung finden? Die Worte Jesu, die an Jerusalem gerichtet sind, als es die Rettung
durch seinen Erlöser verworfen hatte, gelten dem Inhalt nach auch dir: "Jerusalem,
Jerusalem, ... wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne
versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!" Matthäus 23,37.
Christus bat, er lud ein; doch seine Liebe wurde von dem Volk, das er zu retten kam, nicht
erwidert. Du hast in deinen Tagen nicht besser gehandelt als die armen, selbstbetrogenen
und verblendeten Juden in ihren. Du hättest die gesegneten Vorrechte und Gelegenheiten
auskaufen und einen christlichen Charakter entwickeln können. Dein Herz ist aber
rebellisch. Du willst dich nicht demütigen, von Herzen bekehren und in Gehorsam gegen
Gottes Forderungen leben.
Z4.209.1 (4T.189.1) Absatz: 12/85
Die unversöhnlichen Gefühle und das Murren, welches einige zum Ausdruck brachten,
haben auch deine Seele durchsäuert, obgleich du nicht wagtest, sie offen auszusprechen.
Es wäre für das Büro und alle, die damit verbunden waren, besser gewesen, wenn du
schon vor Jahren davon getrennt worden wärest. Je mehr Licht du hattest, je größerer
Vorrechte du dich erfreutest, desto weniger Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit hast du
offenbart. Dein Herz war fleischlich, und du hast das zum Ausdruck gebrachte Wort Gottes
vernachlässigt. Obgleich du von Warnungen und Ratschlägen umzäunt warst, obschon du
die stärksten Beweise hattest, dass Gott in diesem Werk war und dass seine Stimme zu
dir redete, hast du die feierlichen Ermahnungen missachtet und verworfen und bist deinem
Eigenwillen gefolgt.
Z4.209.2 (4T.189.2) Absatz: 13/85
Manchmal wurde deine Furcht geweckt. Deinen erbärmlichen geistlichen Zustand und
deine akute Gefahr hast du trotzdem nicht erkannt. Du bist wiederholt in den gleichen
Zustand von Gleichgültigkeit und Selbstsucht zurückgefallen. Deine Reue ging nie tief
genug, um eine gründliche Reformation zubewirken. Du hast eine oberflächliche Arbeit
verrichtet, aber nicht jene gänzliche Umwandlung erfahren, die notwendig ist, um von Gott
angenommen zu werden. "Wer mir nachfolgt," sagt Christus, "der wird nicht wandeln in der
Finsternis." Johannes 8,12. Während des größeren Teils deines bekenntlich christlichen
Lebens befandest du dich in Finsternis, weil du versäumt hast, dich mit dem Himmel zu
verbinden und das reine Licht des Geistes Gottes zu empfangen.
Z4.209.3 (4T.190.1) Absatz: 14/85
Wenn du in täglicher Verbindung mit dem Herrn wärest und Liebe zu Seelen hegtest,
würdest du der Ichsucht entwachsen und ein ernster Arbeiter im Weinberg des Herrn
werden. Du würdest erkennen, wie treue Pflichterfüllung dich vor Selbstliebe und
Befriedigung deines Ichs schützen kann. Du warst nicht fleißig bemüht, jeden Tag eine
fortschrittliche Erfahrung zu erlangen. Heute solltest du ein vertrauenswürdiger Mann in
irgendeiner verantwortungsvollen Position sein, aber leider war alles, was du in die Hand
nahmst, von Selbstsucht geprägt. In deinen eigenen Augen bist du dir weise
vorgekommen, aber du hast keine Weisheit aus der Erfahrung vieler Jahre erlangt.
Z4.210.1 (4T.190.2) Absatz: 15/85
B war eitel. Er hätte ständig Fortschritte machen und in der Gnade wachsen können. Auf
das äußere Erscheinungsbild hat er jedoch größeren Wert gelegt als auf den inwendigen
Schmuck eines sanften und stillen Geistes, dem Gott großen Wert beimisst. Ungläubige,
die im Büro angestellt waren, und die das Licht der gegenwärtigen Wahrheit nicht besaßen
wie ihr beide, die ich hier anspreche, sind bei weitem treuer und gewissenhafter gewesen.
Hättet ihr eifrig mit Christo gesammelt, wären einige von ihnen jetzt mit uns in der
Wahrheit. Aber euer Leben war ihnen ein Stein des Anstoßes. Gott betrachtet diese
Ungläubigen mit größerem Mitleid und mehr Gunst als solche, die an die Wahrheit
glauben, ihn aber durch ihre Werke verleugnen. Jener Glaube, der bei Bedarf abgelegt
und an- und ausgezogen wird wie ein Kleid, ist nicht identisch mit der Religion Christi,
sondern ist ein unechter Artikel, der nicht einmal die Prüfung durch die Welt besteht.
Z4.210.2 (4T.190.3) Absatz: 16/85
Wahre Religion macht sich deutlich in unseren Worten, unserem Verhalten und in jeder
Handlung unseres Lebens bemerkbar. Die Nachfolger Christi sollten Religion und
Geschäft niemals voneinander trennen. Beides muss Hand in Hand gehen. In allen
weltlichen Angelegenheiten müssen Gottes Gebote strikt beachtet werden. Die Erkenntnis,
dass wir Gottes Kinder sind, sollte selbst die Pflichten des täglichen Lebens prägen und
uns helfen, nicht träge in dem zu sein, was wir zu tun haben, sondern "brünstig im Geiste".
Römer 12,11. Solche Religion hält auch der genauen Prüfung einer kritischen Welt stand,
da sie von einer großen gewissenhaften Redlichkeit zeugt.
Z4.210.3 (4T.191.1) Absatz: 17/85
Jeder Arbeiter im Kontor sollte sich als Gottes Haushalter betrachten und seine Arbeit mit
Genauigkeit und treuem Fleiß verrichten. Er sollte sich fortwährend fragen: "Ist dies in
Übereinstimmung mit Gottes Willen? Wird dies meinen Erlöser ehren?" Die Religion der
Bibel veredelt die Vernunft, bis Christus mit allen Gedanken verflochten ist. Jede
Handlung, jedes Wort und jeder Augenblick unseres Lebens sollte ein Ausdruck unseres
heiligen Glaubens sein. Das Ende aller Dinge steht vor der Tür. Uns bleibt keine Zeit für
Eitelkeit oder Vergnügen, die Gottes Absicht entgegenstehen.
Z4.211.1 (4T.191.2) Absatz: 18/85
Der Herr lässt seiner nicht spotten. Die seine Gnadenbeweise und Segnungen heute am
Tage der Gelegenheiten versäumen, werden undurchdringliche Finsternis über sich selbst
bringen und Anwärter des Zornes Gottes sein. Sodom und Gomorra wurden um ihrer
Sünden willen vom Fluch des Allmächtigen getroffen. Es gibt heutzutage Menschen, die
Gottes Gnade auf die gleiche Weise missbraucht und seine Warnungen verachtet haben.
Es wird Sodom und Gomorra erträglicher ergehen als jenen, die Christi Namen tragen, ihn
aber durch ihr ungeheiligtes Leben entehren. Diese Klasse häuft für sich selbst eine
furchtbare Vergeltung an, wenn Gott sie in seinem Zorn mit seinen Gerichten heimsuchen
wird.
Z4.211.2 (4T.191.3) Absatz: 19/85
Sünder, die nicht das Licht und die Vorrechte hatten, deren sich Siebenten-TagsAdventisten erfreuen, werden sich in ihrer Unwissenheit in einer günstigeren Stellung vor
Gott befinden als diejenigen, die untreu waren, während sie mit seinem Werk verbunden
waren und vorgaben, ihn zu lieben und ihm zu dienen. Christi Tränen auf dem Berg
entsprangen einem gequälten, brechenden Herzen wegen der unerwiderten Liebe und der
Undankbarkeit seines erwählten Volkes. Er hatte unermüdlich gearbeitet, um sie vor dem
Schicksal zu bewahren, das sie scheinbar fest entschlossen über sich heraufbeschwören
wollten. Doch sie verweigerten seine Gnade und erkannten nicht die Zeit ihrer
Heimsuchung. Der Tag ihrer Vorrechte neigte sich seinem Ende zu. Die Sünde hatte sie so
verblendet, dass sie es nicht bemerkten.
Z4.211.3 (4T.192.1) Absatz: 20/85
Jesus überblickte die Jahrhunderte bis zum Abschluss der Zeit und die Fälle aller, die
seine Liebe und seine Ermahnungen mit Selbstsucht und Vernachlässigung bezahlten. An
sie waren seine feierlichen Worte gerichtet, dass sie die Zeit ihrer Heimsuchung nicht
erkannten. Die Juden sammelten die finsteren Wolken der Vergeltung um sich her. Viele
häufen heutzutage auf die gleiche Weise Gottes Zorn an, weil sie die Gelegenheiten nicht
auskaufen, Jesu Rat und Liebe verachten und seine Diener der ausgesprochenen
Wahrheit wegen verschmähen und hassen.
Z4.211.4 (4T.192.2) Absatz: 21/85
Es gibt keinen Ort auf Erden, wo so großes Licht gewährt wurde, wie in ... . Selbst das alte
Jerusalem wurde nicht mit helleren Lichtstrahlen begünstigt, worin das Volk wandeln
sollte. Aber die Geschwister haben versäumt, durch treuen Gehorsam im vollen
Lichtschein zu wandeln und Gott Tag und Nacht zu dienen. Eine krankhafte,
unterentwickelte Religion ist das Resultat, weil man versäumte, dem Licht zu folgen, das
durch des Herrn Geist offenbart wurde. Energie und Liebe gedeihen durch Übung.
Christliche Gnadengaben können nur durch sorgfältige Pflege entwickelt werden.
Disziplin in der Familie unerlässlich
Z4.212.1 (4T.192.3) Absatz: 22/85
Der Zustand vieler in ... ist wirklich alarmierend. Besonders ist dies bei der Mehrzahl der
Jugendlichen der Fall. Familien sind an den Ort gezogen mit der Absicht, eine Hilfe anstatt
eine Last für die Gemeinde zu sein. Bei einer beachtlichen Zahl ist genau das Gegenteil
eingetroffen. Die Nachlässigkeit der Eltern, ihre Kinder recht zu erziehen, ist in vielen
Familien eine Quelle des Übels. Die Jugendlichen wurden nicht in Schranken gehalten,
wie es sich gehörte. Die Eltern haben versäumt, den diesbezüglichen Anweisungen des
Wortes Gottes zu folgen. So haben die Kinder die Zügel in die Hand genommen. Im
allgemeinen hatten sie Erfolg, ihre Eltern zu beherrschen, anstatt sich deren Autorität zu
unterwerfen.
Z4.212.2 (4T.193.1) Absatz: 23/85
Die Eltern sind dem wahren Zustand ihrer Kinder gegenüber blind, die erfolgreich darin
waren, sie völlig hinters Licht zu führen. Aber jenen, welche die Herrschaft über ihre Kinder
verloren haben, gefällt es ganz und gar nicht, wenn andere versuchen, sie einzuschränken
oder ihre Fehler anzusprechen mit der Absicht, sie zu korrigieren. Gottes Werk in ... wurde
zurückgehalten, weil Eltern ihre unruhigen, unerzogenen Kinder mit in diese große
Gemeinde brachten. Viele versäumen ständig ihre Pflicht, die Kinder in "der Zucht und
Vermahnung zum Herrn" (Epheser 6,4) aufzuziehen. Und gerade diese sind es, die das
meiste über die Bosheit der Jugend in ... zu sagen haben, wo es doch das schlechte
Beispiel und der böse Einfluss ihrer eigenen Kinder ist, der die jungen Leute, mit denen sie
verkehrten, verdorben hat.
Z4.213.1 (4T.193.2) Absatz: 24/85
Solche Familien haben der Gemeinde schwerste Lasten aufgebürdet. Sie kommen mit
falschen Vorstellungen. Sie scheinen zu erwarten, dass die Gemeinde ohne Fehler ist und
dass sie ihre Kinder, die sie als Eltern unfähig waren, in Unterwerfung und Schranken zu
halten, zu Christen machen wird. Sie drängen sich der Gemeinde auf und sind eine
schreckliche, niederdrückende Bürde. Sie könnten eine Hilfe sein, wenn sie ihren
Egoismus aufgäben und nach Gottes Verherrlichung trachten und die Fehler korrigieren
würden, die sie im Leben machten. Doch gerade das tun sie nicht. Sie halten sich im
Hintergrund und sind bereit, den Mangel an geistlicher Gesinnung in der Gemeinde zu
kritisieren, deren größtes Unglück darin besteht, dass sie zu viele von der gleichen Art wie
sie zu ihren Gliedern zählt – toter Ballast, Personen, deren Herzen und Leben ungeheiligt
sind und die einen verkehrten Weg gehen. Die Anstalten, die sich in ... befinden, haben zu
viele kranke, leblose Körper zu lange mitschleppen müssen, was sich auf ihr Gedeihen
und ihr geistliches Leben nachteilig ausgewirkt hat.
Kritik an den Bürdenträgern
Z4.213.2 (4T.193.3) Absatz: 25/85
Die Gemeinde leidet unter einem Mangel von selbstlosen christlichen Arbeitern. Wenn alle
jene von ... fernblieben, die in der Regel unfähig sind, einer Versuchung zu widerstehen,
und zu schwach, um sich allein zu behaupten, gäbe es dort eine viel reinere geistliche
Atmosphäre. Wer von den Fehlern und Unzulänglichkeiten anderer lebt und die giftigen
Krankheitsstoffe der Versäumnisse und des Zukurzkommens seiner Nachbarn auf sich
zieht und sich zum Kehrichtfeger der Gemeinde macht, ist für die Gesellschaft, zu der er
gehört, ohne Nutzen. Er bildet eine wirkliche Belastung für die Gemeinschaft, der er sich
aufdrängt.
Z4.213.3 (4T.194.1) Absatz: 26/85
Die Gemeinde braucht keine Belastungen, sondern ernsthafte Mitarbeiter und keine
Kritiker, sondern Baumeister in Zion. Im großen Herzen des Werkes werden wirklich
Missionare benötigt, Männer, die die Festung halten und hart wie Stahl sind, wenn es
darum geht, die Ehre der Männer zu schützen, die Gott an die Spitze seines Werkes
gestellt hat und die ihr Äußerstes tun, um das Werk in allen seinen Abteilungen zu stützen,
selbst unter Opferung ihrer eigenen Belange und, wenn nötig, ihres Lebens. Mir wurde
aber gezeigt, dass es nur wenige gibt, deren Herzen mit der Wahrheit verwachsen sind
und die Gottes erforschende Prüfung bestehen können. Es gibt viele, die wohl die
Wahrheit ergriffen haben, jedoch hat die Wahrheit nicht sie ergriffen, um ihre Herzen
umzuwandeln und sie von aller Selbstsucht zu reinigen. Da sind sowohl die Personen, die
nach ... kommen, um dem Werk zu helfen, als auch viele der alten Gemeindeglieder, die
Gott gegenüber eine schreckliche Verantwortung tragen, weil sie das Werk durch ihre
Eigenliebe und ihr ungeheiligtes Leben behindert haben.
Z4.214.1 (4T.194.2) Absatz: 27/85
Die Religion besitzt keine rettende Kraft, wenn die Charaktere der Gläubigen mit ihrem
Bekenntnis nicht übereinstimmen. Gott hat in seiner Gnade seinem Volk in ... großes Licht
zuteil werden lassen, aber Satan will sein Werk ausführen, und er wendet seine Macht am
stärksten in der großen Zentrale des Werkes an. Er bemächtigt sich selbstsüchtiger,
ungeheiligter Männer und Frauen und bestellt sie zu Wächtern über die treuen Diener
Gottes, um ihre Worte, Taten und Motive anzuzweifeln, Fehler zu finden und über ihre
Tadel und Warnungen zu murren. Durch diese Menschen ruft Satan Argwohn und
Eifersucht hervor, sucht den Mut der Gläubigen zu schwächen, den Ungeheiligten zu
gefallen und die Anstrengungen der Diener Gottes zunichte zu machen.
Z4.214.2 (4T.194.3) Absatz: 28/85
Satan gewinnt durch ihre unerzogenen Kinder großen Einfluss auf die Eltern. Die
Vernachlässigung elterlicher Pflichten ist für viele sabbathaltende Eltern bezeichnend. Der
Geist des Klatsches und der Verleumdungen sind Satans besondere Mittel, um Zank und
Zwietracht zu säen, Freunde zu trennen und den Glauben vieler Menschen in die
Wahrhaftigkeit unserer Lehren zu untergraben. Brüder und Schwestern sind zu leicht
bereit, von Fehlern und Irrtümern zu sprechen, die sie bei anderen vermuten, vor allem bei
denen, die die Mahn- und Warnbotschaften unerschrocken weitergegeben haben, die
ihnen Gott aufgetragen hat.
Z4.215.1 (4T.195.1) Absatz: 29/85
Die Kinder dieser Nörgler lauschen mit offenen Ohren und empfangen das Gift der
Unzufriedenheit. Auf diese Weise verschließen Eltern blindlings die Zugänge, auf denen
das Herz der Kinder erreicht werden könnte. Wie viele Familien würzen ihre täglichen
Mahlzeiten mit Zweifeln und Beschuldigungen. Sie zerlegen den Charakter ihrer Freunde
und servieren das Ergebnis als delikaten Nachtisch. Ein köstlicher Bissen Klatsch wird um
die Tafel gereicht und nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern besprochen.
Dadurch wird Gott entehrt. Jesus sagte: "Was ihr getan habt einem unter diesen meinen
geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Matthäus 25,40. Darum beschimpft und
schmäht auch Christus selbst derjenige, wer seine Diener verleumdet.
Z4.215.2 (4T.195.2) Absatz: 30/85
Die Namen der von Gott erwählten Diener werden von gewissen Personen geringschätzig
behandelt und in manchen Fällen völlig verachtet, deren Pflicht es wäre, diese Namen
hochzuhalten. Die Kinder haben nicht versäumt, auf die verächtlichen Bemerkungen ihrer
Eltern über die ernsten Tadel und Warnungen der Diener Gottes zu achten. Sie haben die
ironischen Scherze und herabsetzenden Reden verstanden, die von Zeit zu Zeit ihre
Ohren trafen. Dies hatte zur Folge, dass im Gemüt der Kinder die heiligen und ewigen
Dinge mit dem Alltäglichen der Welt auf eine Stufe gestellt wurden. Was für ein Werk
verrichten diese Eltern, indem sie aus ihren Kindern bereits in ihrer Kindheit Ungläubige
machen! Auf diese Weise werden die Kinder gelehrt, unehrerbietig zu sein und sich gegen
den Himmel aufzulehnen, wenn er die Sünde tadelt. Wo es solche Übel gibt, kann nur
geistlicher Verfall herrschen. Gerade diese vom Feind verblendeten Väter und Mütter
wundern sich, warum ihre Kinder dazu neigen, die biblische Wahrheit anzuzweifeln und ihr
nicht zu glauben. Sie sind überrascht, dass es so schwierig ist, sie durch sittliche und
religiöse Einflüsse zu erreichen. Wenn diese Eltern geistliches Unterscheidungsvermögen
besäßen, würden sie sehr bald entdecken, dass dieser beklagenswerte Zustand die Folge
ihres eigenen häuslichen Einflusses ist, das Ergebnis ihrer Eifersucht und ihres
Misstrauens. Dadurch werden im Familienkreis bekenntlicher Christen viele zu
Ungläubigen erzogen.
Z4.216.1 (4T.196.1) Absatz: 31/85
Es gibt viele, die mit besonderem Genuss dabei verweilen, die wirklichen oder auch nur
vermuteten Fehler derer zu erörtern, die schwere Verantwortung für die einzelnen
Abteilungen des Werkes Gottes tragen. Sie übersehen nicht nur das Gute, das erreicht
worden ist, sondern auch den Nutzen, der durch mühsame Arbeit und unerschrockene
Hingabe an die Sache Gottes erzielt werden konnte. Sie heften ihre Aufmerksamkeit auf
irgendeinen vermeintlichen Fehler oder ein besonderes Ereignis und bilden sich ein,
nachdem sie geschehen und die Folgen eingetreten sind, dass man auf bessere Weise
mit günstigeren Ergebnissen hätte handeln können. Die Wahrheit sieht allerdings so aus:
Wäre ihnen diese Aufgabe übertragen worden, hätten sie sich unter den gegebenen
Schwierigkeiten entweder geweigert, irgendwelche Schritte zu unternehmen, oder sie
hätten diese Angelegenheit unüberlegter gehandhabt als die Männer, die sie regelten,
indem sie dem Licht göttlicher Vorsehung folgten.
Z4.216.2 (4T.196.2) Absatz: 32/85
Aber diese aufrührerischen Schwätzer klammern sich mehr an die unerfreulichen Seiten
des Werkes als selbst die Flechte an die raue Oberfläche des Felsens. Diese Personen
sind geistlich verkümmert, weil sie sich andauernd mit den Schwächen und Fehlern
anderer Menschen befassen. Sie sind moralisch unfähig, gute und großmütige Taten,
uneigennützige Bemühungen, wahren Heldenmut und echte Selbstaufopferung zu
entdecken. Sie werden in ihrem Leben und in ihren Hoffnungen nicht edler und reiner; ihre
Gedanken und Pläne werden nicht kühner und großzügiger. Sie pflegen nicht jene Liebe,
die das Leben des Christen kennzeichnen sollte. Ihre Entartung nimmt täglich zu. Ihre
Vorurteile und Ansichten werden immer engstirniger. Kleinlichkeit ist ihr Lebenselement,
und die Atmosphäre, die sie umgibt, ist Gift für Frieden und Glück.
Z4.216.3 (4T.196.3) Absatz: 33/85
Die große Sünde von ... ist die Vernachlässigung des Lichtes, das Gott ihnen durch seine
Diener gesandt hat. Christus sagte zu seinen Aposteln: "Wahrlich, wahrlich ich sage euch:
Wer aufnimmt, so ich jemand senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt,
der nimmt den auf, der mich gesandt hat." Johannes 13,20. Hieraus wird deutlich, dass
diejenigen, die die Botschaften von Gottes Dienern verwerfen, nicht nur den Sohn
verwerfen, sondern auch den Vater.
Z4.217.1 (4T.197.1) Absatz: 34/85
Wiederum sagt er: "Wo ihr aber in eine Stadt kommt, da sie euch nicht aufnehmen, da
geht heraus auf ihre Gassen und sprecht: Auch den Staub, der sich an uns gehängt hat
von eurer Stadt, schlagen wir ab auf euch; doch sollt ihr wissen, dass euch das Reich
Gottes nahe gewesen ist. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher gehen an jenem
Tage denn solcher Stadt. Weh dir, Chorazin! Weh dir, Bethsaida! Denn wären solche Taten
zu Tyrus oder Sidon geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten vorzeiten im
Sack und in der Asche gesessen und Buße getan. Doch es wird Tyrus und Sidon
erträglicher gehen im Gericht als euch. Und du, Kapernaum, die du bis an den Himmel
erhoben bist, du wirst in die Hölle hinuntergestoßen werden. Wer euch hört, der hört mich;
und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den,
der mich gesandt hat." Lukas 10,10-16.
Z4.217.2 (4T.197.2) Absatz: 35/85
Wie schrecklich feierlich sind diese Worte! Wie wichtig ist es, dass wir nicht als solche
erfunden werden, die Gottes Warnungen und Ermahnungen verwerfen, die er durch seine
demütigen Werkzeuge vermittelt; denn wenn wir das Licht geringschätzig behandeln, das
uns seine Boten bringen, tun wir dies dem Erlöser der Welt, dem König der Herrlichkeit an.
Viele wagen, so zu handeln, und bringen so Gottes Verdammnis über sich. Der
Allmächtige lässt seiner nicht spotten, noch lässt er die Missachtung seiner Stimme
ungestraft.
Die Übel lässiger Erziehung
Z4.217.3 (4T.197.3) Absatz: 36/85
Die Brüder C und D brachten dem Werk in ... keine Entlastung, wie es hätte sein sollen.
Hätten sie demütig und in der Furcht Gottes Fuß gefasst und in der Gemeinde und im
Kontor Ausdauer im Gutestun bewiesen, wären sie dem Werke Gottes zum großen Segen
geworden. Hätten sie sich Gott für die Erziehung und Zucht ihrer Kinder verantwortlich
gefühlt, dann wären sie anderen ein würdiges Beispiel gewesen. Diese Kinder benötigten
nicht nur schulische Ausbildung, sondern auch häusliche Erziehung, damit sich ihre
geistigen und moralischen Kräfte gleichmäßig entwickeln und durch die erforderliche
Übung gestärkt werden konnten. Um einen ausgewogenen Charakter entwickeln zu
können, müssen die körperlichen, geistigen und sittlichen Fähigkeiten herangebildet
werden.
Z4.218.1 (4T.198.1) Absatz: 37/85
Um dies erreichen zu können, müssen Kinder überwacht, geleitet und in Zucht gehalten
werden. Es erfordert Geschick und geduldiges Bemühen, die Kinder richtig zu formen.
Bestimmte üble Neigungen müssen sorgsam gezügelt und zartfühlend getadelt werden.
Das Gemüt muss für das Recht eingestimmt werden. Das Kind sollte ermutigt werden,
sich selbst zu beherrschen. All dies muss verständnisvoll geschehen, andernfalls wird der
gewünschte Zweck vereitelt.
Z4.218.2 (4T.198.2) Absatz: 38/85
Eltern möchten wohl fragen: "Wer ist hierzu tüchtig?" Gott allein ist es, der ihnen
Befähigung verleihen kann. Lassen sie ihn außer acht, und suchen sie nicht seine Hilfe
und seinen Rat, so ist ihr Unterfangen in der Tat hoffnungslos. Durch Gebet, Studium der
Bibel und ernsten Eifer ihrerseits mögen sie diese wichtige Pflicht in vortrefflicher Weise
erfüllen und hundertfach für alle Zeitaufwendung und Mühe belohnt werden. Aber
Geschwätz und Sorge über das äußere Erscheinungsbild haben die kostbare Zeit in
Anspruch genommen, die dem Gebet um Weisheit und Kraft von Gott, um ihre heiligste
Pflicht erfüllen zu können, hätte geweiht sein sollen. Eltern, die auf die Rettung ihrer
Kinder bedacht sind, werden ihre Umgebung so wählen, wie sie für die Bildung eines
guten Charakters am günstigsten ist. Meistens steht dies in ihrer Gewalt. Die Quelle der
Weisheit steht offen, aus der sie alle diesbezügliche Erkenntnis schöpfen können.
Z4.218.3 (4T.198.3) Absatz: 39/85
Die Bibel, ein an Unterweisung reiches Buch, sollte ihr Unterrichtsbuch sein. Wenn sie ihre
Kinder gemäß ihrer Vorschriften erziehen, setzen sie deren Füße nicht nur auf den rechten
Weg, sondern werden auch selbst für ihre heiligsten Pflichten herangebildet. Eindrücke,
die auf die Gemüter der Kinder gemacht werden, sind schwer auszulöschen. Wie wichtig
ist es dann, dass diese Eindrücke rechter Art sind und die biegsamen Fähigkeiten der
Jugend in die richtige Bahn lenken.
Z4.219.1 (4T.198.4) Absatz: 40/85
Bestimmte Eltern sind nach ... gekommen, haben ihre Kinder in die Gemeinde gebracht
und verhalten sich jetzt so, als wären sie nun aller Verantwortung für ihre moralische und
religiöse Erziehung ledig. Geschwister C und Geschwister D haben total versagt, was ihre
Kinder und auch sie selbst anbetrifft. Ihre Kinder waren völlig frei zu tun, was sie wollten.
Sie wurden vor häuslichen Pflichten verschont und duldeten keine Einschränkung. Ein
Leben der Brauchbarkeit ist ihnen wie Knechtschaftsjoch erschienen. Die lockere Führung
daheim hat sie für jede Stellung unbrauchbar gemacht. Als natürliche Folge haben sie sich
gegen die Schuldisziplin aufgelehnt. Die Eltern haben ihre Klagen entgegengenommen
und gutgeheißen. Indem sie die Kinder in ihren eingebildeten Schwierigkeiten
unterstützten, haben sie sie zum Bösen ermutigt. Diese Eltern haben bei vielen
Gelegenheiten Unwahrheiten geglaubt, die ihnen von ihren betrügerischen Kindern
aufgetischt wurden. Ein paar solch unbändiger, heuchlerischer Kinder genügen, um die
Autorität der Schule zu untergraben und die jungen Leute in unserer Gemeinde zu
verderben.
Z4.219.2 (4T.199.1) Absatz: 41/85
Im Himmel herrscht vollkommene Ordnung, völlige Einigkeit und Harmonie. Wenn es
Eltern hier versäumen, ihre Kinder angemessener Autorität zu unterwerfen, wie können
dann sie hoffen, dass sie je für würdig erachtet werden können, in einer Welt des Friedens
und der Ordnung Gefährten heiliger Engel zu werden? Nachgiebige Eltern, die ihre Kinder
in ihren Übeltaten rechtfertigen, schaffen damit ein Element, das Unordnung in die
Gesellschaft bringt und in der Schule und in der Gemeinde die Autorität untergräbt.
Z4.219.3 (4T.199.2) Absatz: 42/85
Kinder brauchen wachsame Fürsorge und Leitung wie nie zuvor, denn Satan strebt
danach, die Herrschaft über ihre Sinne und Herzen zu gewinnen und den Geist Gottes zu
vertreiben. Der erschreckende Zustand der Jugend in diesen Tagen ist eines der
deutlichsten Zeichen, dass wir in der letzten Zeit leben. Doch der Untergang vieler kann
direkt auf das verkehrte Verhalten der Eltern zurückgeführt werden. Der Geist der
Auflehnung gegen Tadel ist tief verwurzelt und bringt als Frucht Aufsässigkeit. Während
die Eltern nicht mit dem Charakter zufrieden sind, den ihre Kinder entwickeln, versäumen
sie, die Irrtümer wahrzunehmen, die sie zu dem gemacht haben, was sie sind.
Z4.220.1 (4T.199.3) Absatz: 43/85
Eli machte seinen Söhnen Vorhaltungen, aber er wies sie nicht prompt in die Schranken.
Der bequemlichkeitsliebende, nachsichtige Vater wurde von Gott gewarnt, dass seiner
Vernachlässigung Vergeltung folgen würde. Selbst dann fühlte er nicht, wie wichtig es war,
Israel sofort von dem widerwärtigen Übel zu befreien. Er hätte sofort selbst Maßnahmen
ergreifen sollen. Stattdessen sagte er mit bemerkenswerter Unterwürfigkeit: "Es ist der
Herr; er tue, was ihm wohl gefällt." 1.Samuel 3,18. Hätte er die volle Schuld seiner
Vernachlässigung erkannt, wäre Israel vor der demütigenden Niederlage bewahrt
geblieben, und die Bundeslade Gottes wäre dem Feind nicht in die Hände gefallen.
Z4.220.2 (4T.200.1) Absatz: 44/85
Gott verurteilt die Nachlässigkeit, die mit Sünde und Verbrechen tändelt, und auch die
Gleichgültigkeit, ihre verderbliche Anwesenheit in der Familie bekenntlicher Christen zu
entdecken. Er hält Eltern in großem Maße für die Fehler und Torheiten ihrer Sprößlinge
verantwortlich. Gottes Fluch fiel nicht nur auf die Söhne von Eli, sondern auch auf ihn
selbst. Dieses furchtbare Beispiel sollte eine Warnung für die heutigen Eltern sein.
Z4.220.3 (4T.200.2) Absatz: 45/85
Als ich auf den gefahrvollen Zustand unserer Jugend blickte und mir gezeigt wurde, wie
gleichgültig die Eltern ihrem Wohl gegenüberstehen, versank mein Herz in Schmerz und
Trauer. Die Engel waren betrübt und weinten vor Kummer. Die Jugendlichen gleiten in die
Welt ab und fallen in Satans Hände. Sie werden immer weniger für die wohltuenden
Einflüsse der Gnade Gottes empfänglich. Sie werden immer kühner und herausfordernder
und offenbaren gegenüber ewigen Interessen wachsende Missachtung. Ich sah, wie Satan
sein Banner in den Haushalten derer aufpflanzte, die sich Gottes Auserwählte nennen.
Jene jedoch, die im Lichte wandeln, sollten imstande sein, den Unterschied zwischen dem
schwarzen Banner des Widersachers und der blutbefleckten Standarte Christi zu
erkennen.
Z4.220.4 (4T.200.3) Absatz: 46/85
Kinder müssen durch Vorschriften und Beispiel unterwiesen werden. Eltern sollten mit
Furcht und Zittern an ihre schwerwiegenden Verantwortlichkeiten herangehen. Es ist
notwendig, dass sie innige Gebete um göttliche Kraft und Führung in dieser Aufgabe zum
Gnadenthron emporsenden. In vielen Familien werden beinahe schon von frühester
Kindheit an Samen der Eitelkeit und Selbstsucht in die Herzen der Kinder gesät. Ihre
spaßigen Worte und Handlungen werden in ihrer Gegenwart besprochen, gelobt und
übertrieben an andere weitergegeben. Die Kleinen bemerken es und kommen sich wichtig
vor. Sie wagen es, Unterhaltungen zu unterbrechen und werden vorlaut und frech.
Schmeichelei und Nachsicht nähren ihre Eitelkeit und ihren Eigenwillen, bis das Jüngste
nicht selten die ganze Familie dirigiert, Vater und Mutter eingeschlossen.
Z4.221.1 (4T.201.1) Absatz: 47/85
Die Haltung, die diese Art der Erziehung hervorbringt, kann nicht beiseite gelegt werden,
wenn das Kind zu reiferem Urteil heranwächst. Sie nimmt mit seinem Wachstum zu, und
was im Babyalter drollig aussah, wird beim Mann und bei der Frau verächtlich und boshaft
wirken. Sie wollen ihre Gefährten beherrschen. Wenn jemand wagt, ihren Wünschen
entgegenzutreten, fühlen sie sich angegriffen und beleidigt. Die Ursache liegt darin, dass
sie in jungen Jahren zu ihrem Schaden verwöhnt wurden, anstatt sie zu lehren, dass
Selbstverleugnung notwendig ist, um die Härten und Mühen des Lebens zu tragen.
Z4.221.2 (4T.201.2) Absatz: 48/85
Oftmals verhätscheln Eltern ihren jungen Kinder und geben ihnen nach, weil es einfacher
scheint, sie auf diese Weise zu lenken. Es ist leichter, ihnen ihren Willen zu lassen, als die
ungebärdigen Neigungen einzudämmen, die so stark nach Ausdruck verlangen. Das ist
jedoch Feigheit. Es ist unverantwortlich, auf diese Weise die Pflicht zu versäumen; denn
die Zeit wird kommen, wenn diese Kinder mit ihren zügellosen Neigungen, die sich zu
wirklichen Lastern entwickelt haben, Schande und Schmach über sich selbst und ihre
Familie bringen. Sie treten für Versuchungen unvorbereitet ins Berufsleben ein, nicht stark
genug, Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten zu ertragen. Leidenschaftlich,
herrschsüchtig und ohne Disziplin suchen sie, anderen ihren Willen aufzuzwingen. Haben
sie darin keinen Erfolg, betrachten sie sich als von der Welt schlecht behandelt und
wenden sich gegen sie.
Z4.222.1 (4T.201.3) Absatz: 49/85
Die Lehren der Kindheit, ob gut oder schlecht, sind nicht umsonst gelernt worden. In der
Jugend wird der Charakter zum Guten oder Bösen entwickelt. Daheim mag es Lob und
falsche Schmeichelei geben. In der Welt kommt es auf den wahren Wert des Einzelnen
an. Die Verwöhnten, denen sich daheim alle unterwarfen, sind in der Welt täglich
Demütigungen ausgesetzt, weil sie gezwungen sind, sich anderen unterzuordnen. Viele
lernen dann durch diese Lektionen ihre wahre Stellung. Durch Abweisung,
Enttäuschungen und deutliche Sprache derer, die über ihnen stehen, finden sie oftmals zu
ihrer wahren Stellung, werden gedemütigt und akzeptieren den ihnen zustehenden Platz.
Aber dies ist eine harte und unnötige Schule, die ihnen durch rechte Erziehung in der
Jugend hätte erspart bleiben können.
Z4.222.2 (4T.202.1) Absatz: 50/85
Die Mehrzahl dieser falsch Erzogenen gehen in Widerspruch mit der ganzen Welt durchs
Leben und erleiden Fehlschläge, wo sie Erfolg haben könnten. Sie hegen das
zunehmende Gefühl, dass die Welt ihnen übel gesinnt sei, weil sie ihnen nicht schmeichelt
und sie liebkost, und sie rächen sich, indem sie ihr grollen und Trotz bieten. Die Umstände
gebieten ihnen manchmal, eine Demut vorzutäuschen, die sie nicht fühlen. Sie verleiht
ihnen keine natürliche Würde, und früher oder später macht sich ihr wahrer Charakter
bemerkbar.
Z4.222.3 (4T.202.2) Absatz: 51/85
Wenn solche Personen eine eigene Familie haben, werden sie zu despotischen
Herrschern und entfalten ihr egoistisches, unvernünftiges Wesen, das sie
gezwungenermaßen nach außen hin zum Teil verbergen, im eigenen Heim. Diejenigen,
die von ihnen abhängig sind, bekommen die Fehler ihrer frühen Erziehung aufs stärkste zu
spüren. Warum wollen Eltern ihre Kinder so erziehen, dass sie mit allen in Streit sind, die
mit Ihnen in Kontakt kommen?
Z4.222.4 (4T.202.3) Absatz: 52/85
Ihre religiöse Erfahrung ist von ihrer in der Kindheit empfangenen Erziehung geprägt. Die
traurigen Schwierigkeiten, die für das Gedeihen der Gemeinde so gefährlich sind, und die
Ungläubige straucheln und sich mit Zweifel und Unzufriedenheit von ihr abwenden lassen,
gehen gewöhnlich von einem ungedämpften und rebellischen Geist aus, dem Sprößling
elterlichen Verwöhnens in den ersten Kindheitsjahren. Wie viele Menschen erleiden
Schiffbruch, wie viele Verbrechen werden unter dem Einfluss von Jähzorn begangen, der
in der Kindheit nicht unterdrückt wurde, als das Gemüt noch für Eindrücke und das Herz
für Einflüsse zum Guten zugänglich und dem Willen einer guten Mutter untertan war.
Unzureichende Erziehung der Kinder ist die Quelle beinahe allen moralischen Elendes.
Z4.223.1 (4T.202.4) Absatz: 53/85
Die Kinder, denen erlaubt wird, ihren Willen durchzusetzen, sind nicht glücklich. Das
eigenwillige Herz vermittelt keine Ruhe und Zufriedenheit. Gemüt und Herz müssen in
Zucht gehalten und angemessener Einschränkung unterworfen werden,damit der
Charakter mit den weisen Gesetzen übereinstimmt, denen wir unterstellt sind.
Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit sind die Früchte von Nachsicht mit dem eigenen Ich
und Selbstsucht. Der Ackerboden des Herzens, wie der eines Gartens, wirdUnkraut und
Disteln hervorbringen, wenn nicht wertvolle Blumen angepflanzt und sorgfältig gehegt und
gepflegt werden. Wie es in der sichtbaren Natur ist, so ist es auch mit der menschlichen
Seele.
Z4.223.2 (4T.203.1) Absatz: 54/85
Die Jugendlichen in ... befinden sich in einem erschreckenden Zustand. Während einige in
der Gemeinde eine Last betreffs derer trugen, die verantwortliche Stellungen bekleiden,
indem sie Fehler suchten, gegen Ermahnungen murrten, ihre Zweifel äußerten und über
die Angelegenheiten anderer klatschten, waren ihre eigenen Seelen in Finsternis gehüllt,
und ihre Kinder wurden vom Geist der Eltern durchsäuert. Diese Haltung führt dahin, alle
Einschränkung und Autorität niederzureißen. Gott hält diese Eltern für die Bosheit und
Rebellion der Jugendlichen unter ihrer Fürsorge verantwortlich.
Z4.223.3 (4T.203.2) Absatz: 55/85
Satan hat in seinen Plänen wunderbaren Erfolg zu verzeichnen. Männer von Erfahrung,
Familienväter, die halsstarrigen Trotz offenbaren, wenn ihr Wille durchkreuzt wird, zeigen
deutlich, dass sie sich nicht beherrschen können. Wie können sie dann Kontrolle über ihre
Kinder haben, die ihren Fußtapfen folgen und gegen ihre Autorität und jede andere
Einschränkung rebellieren, ebenso wie sie sich gegen die Autorität der Gemeinde und der
Anstalten auflehnen, mit denen sie verbunden sind? Einige dieser bekenntlichen Christen
haben sich in Satans Hände begeben und sind seine Werkzeuge geworden. Sie
beeinflussen Seelen gegen die Wahrheit, indem sie ihre Aufsässigkeit und Unzufriedenheit
zur Schau stellen. Während sie vorgeben, der Gerechtigkeit zu dienen, speien sie dem
Allmächtigen ins Angesicht, und bevor sie sich der Ungeheuerlichkeit ihrer Sünde bewusst
werden, haben sie die Absicht des Widersachers erfüllt. Der Eindruck wurde gemacht, der
Schatten geworfen, die Pfeile Satans haben ihr Ziel getroffen. Wirklich, ein wenig
Sauerteig hat den ganzen Teig durchsäuert. Unglaube schleicht sich ein, gewinnt Halt über
Gemüter, welche die Wahrheit sonst völlig angenommen hätten.
Z4.224.1 (4T.203.3) Absatz: 56/85
Unterdessen schauen diese zeitweiligen Helfershelfer Satans unschuldig auf jene, die in
Zweifel geraten sind und die von Ermahnung oder Bitten unberührt bleiben. Während die
Personen, die sie in dieser Weise beeinflusst haben, im Unglauben weiter gegangen sind,
als sie es selbst gewagt haben würden, schmeicheln sie sich, dass sie im Vergleich zu
ihnen doch tugendhaft und gerecht seien. Sie begreifen nicht, dass diese traurigen Fälle
das Resultat ihrer ungezügelten Zungen und ihrer böswilligen Empörung sind und dass die
Versuchten ein Opfer ihres üblen Einflusses wurden. Sie verursachten die
Schwierigkeiten. Sie säten den Samen der Gesetzlosigkeit und des Unglaubens.
Z4.224.2 (4T.204.1) Absatz: 57/85
Keine Familie hat das Recht, Kinder nach ... zu bringen, die nicht unter der Kontrolle ihrer
Eltern stehen. Wenn ihre Eltern Gottes Wort betreffs der Unterweisung und Erziehung
ihrer Kinder missachteten, ist ... nicht der rechte Ort für sie. Sie werden nur ein Werkzeug
sein, die jungen Leute jenes Ortes zu verderben und Zwietracht hereinzubringen, wo
Frieden und Gedeihen herrschen sollten. Lasst solche Eltern ihr versäumtes Werk in
Angriff nehmen und ihre Kinder in Zucht nehmen und in rechter Weise erziehen, bevor sie
wagen, sie der Gemeinde in ... aufzubürden.
Z4.224.3 (4T.204.2) Absatz: 58/85
Viele sind der Vernachlässigung ihrer Kinder ebenso schuldig wie Eli, und Gottes Strafe
wird sie in gleicher Weise heimsuchen. Der Fall des Bruders E war bemerkenswert. Gottes
Hand war in Zorn wider ihn erhoben, nicht nur über seine Kinder, sondern auch über ihn
selbst. Gottes Wort war deutlich; aber seine Ermahnungen wurden mit Füßen getreten.
Ihm wurden Warnungen und Verweise erteilt. Sie alle blieben unbeachtet, und ihn traf der
Fluch. Es ist schrecklich, die Erziehung von Kindern zu vernachlässigen. Als Folge gehen
nicht nur die Kinder verloren, sondern auch die Eltern, die sich so weit von Gott entfernt
haben, dass sie jedes Gefühl für ihre heilige Verantwortung verloren haben. Sie befinden
sich in einer sehr gefährlichen Lage betreffs des ewigen Lebens.
Z4.225.1 (4T.204.3) Absatz: 59/85
Vernarrte, nachsichtige Eltern, zu eurer Unterweisung möchte ich die Anordnungen der
Bibel anführen, wie mit einem empörerischen Sohn gehandelt werden musste: "Wenn
jemand einen eigenwilligen und ungehorsamen Sohn hat, der seines Vaters und seiner
Mutter Stimme nicht gehorcht und, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so
sollen ihn Vater und Mutter greifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor
des Orts, und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist eigenwillig und
ungehorsam und gehorcht unsrer Stimme nicht und ist ein Schlemmer und ein
Trunkenbold. So sollen ihn steinigen alle Leute der Stadt, dass er sterbe, und sollst also
das Böse von dir tun, dass es ganz Israel höre und sich fürchte." 5.Mose 21,18-21.
Z4.225.2 (4T.205.1) Absatz: 60/85
Über Junge und Alte, die mit dem Kontor verbunden sind, muss sorgfältig gewacht
werden, damit ihr Einfluss nicht solcherart ist, dem Zweck der Einrichtung
entgegenzuwirken. Wenn irgend jemand dort angestellt ist, dessen Einfluss dazu neigt,
von Gott und der Wahrheit wegzuführen, bedarf die Regelung seines Falles keiner Frage.
Er soll sofort entlassen werden, denn er zerstreut von Christo, anstatt mit ihm zu sammeln.
Er ist ein Diener Satans.
Z4.225.3 (4T.205.2) Absatz: 61/85
Wenn junge Leute, die mit dem Kontor verbunden sind, die Autorität ihrer Eltern nicht
respektieren, daheim nicht zu lenken sind, Rat und Einschränkung missachten, wird
Gottes Fluch sie treffen. Er wird aber nicht nur sie treffen, sondern auch die Anstalt, die sie
behält und ihnen Gelegenheit gibt, die Jugendlichen zu verderben, mit denen sie in
Kontakt kommen. Die verantwortlichen Leiter der Anstalt werden für den vorherrschenden
Einfluss zur Verantwortung gezogen, und wenn sie betreffs des Verhaltens der
Widerspenstigen und Unbußfertigen, die sie angestellt haben, gleichgültig sind, werden sie
zu Teilhabern ihrer Sünde.
Z4.226.1 (4T.205.3) Absatz: 62/85
In ... wurde Bosheit zugedeckt. Gott fordert eine Veränderung. Die Jugendlichen, die mit
Gottes Werk verbunden sind, sollten dadurch auserwählt, gefördert, geläutert und veredelt
werden. Treue Männer, jederzeit zum Dienst bereit, werden auf jedem Posten der Pflicht
benötigt, besonders im großen Zentrum des Werkes. Gleich achtsamen Wächtern sollten
alle, die sich zur Wahrheit bekennen, über die Interessen des Werkes in der Zentrale
wachen. Sie sollten sich selbst und einander vor geistlicher Verunreinigung bewahren.
Z4.226.2 (4T.205.4) Absatz: 63/85
Solche, die vom Geist der Unabhängigkeit angesteckt sind und als Studenten unserer
Schule in ... denken, sie könnten in allen Dingen tun, wie es ihnen passt, sollten sehr bald
eines Besseren belehrt und der Zucht unterworfen werden. Besonders aber müssen die
Jugendlichen, die in ... wohnen, den strengsten Regeln unterworfen werden, damit ihre
Redlichkeit und Moral gewahrt bleiben. Wenn sie sich weigern, sich diesen Anordnungen
zu beugen, soll man sie von der Schule verweisen und sie von denen entfernen, die sie
durch ihr verkehrtes Beispiel verderben.
Z4.226.3 (4T.206.1) Absatz: 64/85
Eltern, die weiter entfernt wohnen, senden ihre Kinder nach ..., dass sie dort unterrichtet
werden. Sie haben volles Vertrauen, dass sie dort die rechte Erziehung und moralische
Unterstützung erhalten und keinen verkehrten Einflüssen ausgesetzt sind. Es ist die Pflicht
der Vorsteher dieser Schule, die moralische Atmosphäre dort zu reinigen. Unter einer
bestimmten Klasse von jungen Männern und Frauen in ... hat sich ein Mangel an Anstand
und strenger Tugendhaftigkeit entwickelt. Einige von ihnen nehmen einen niedrigen
moralischen Stand ein und beeinflussen die jungen Studenten, die von außerhalb kommen
und nicht die Vorteile des elterlichen Rates und Schutzes genießen. Diese Angelegenheit
bedarf sofortiger Aufmerksamkeit, denn sie ist außerordentlich wichtig.
Z4.227.1 (4T.206.2) Absatz: 65/85
Der Einfluss einiger Jugendlicher in ... ist demoralisierend. Scheinbar denken sie, es sei
lobenswert, unabhängig zu erscheinen und die Autorität ihrer Eltern zu missachten. Paulus
gibt eine genaue Beschreibung dieser Klasse von Jugendlichen, wenn er sagt: "Das sollst
du aber wissen, dass in den letzten Tagen werden gräuliche Zeiten kommen. Denn es
werden Menschen sein, die viel von sich halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den
Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unkeusch,
wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott."
2.Timotheus 3,1-4.
Z4.227.2 (4T.206.3) Absatz: 66/85
Das Verhalten dieser Klasse übt einen schlechten Einfluss auf die Jugend in ... aus und tut
großen Schaden. Ihre Unterhaltung und ihr Beispiel bewegen sich auf verächtlich niedriger
Ebene. Junge Leute mit gefestigter Moral und erhabenem Charakter würden keinen
Gefallen an ihrer Gesellschaft finden und befänden sich außerhalb ihres Einflusses. Doch
gibt es junge Männer und Frauen, denen der Umgang mit gerade solchen Personen
gefällt. Satan hat bemerkenswerten Erfolg, das geistliche Empfindungsvermögen gewisser
Leute zu benebeln, die an die Wahrheit geglaubt haben. Er verblendet ihre Sinne mit
falschen Ideen, bis sie unfähig sind, das Rechte vom Unrechten zu unterscheiden. Dann
werden Andeutungen gemacht, ihr Vertrauen in die erwählten Diener Gottes zu
untergraben, und sie werden zu völligem Unglauben verleitet.
Z4.227.3 (4T.207.1) Absatz: 67/85
Würden die jungen Leute die Gesellschaft derer suchen, deren Leben ihr Bekenntnis ehrt,
könnten sie vielen ernsten Gefahren entgehen. Satan trachtet fortwährend nach dem
Untergang solcher, die betreffs seiner Täuschungen unwissend sind, aber kein
besonderes Bedürfnis nach Gebet und dem Rat erfahrener, gottesfürchtiger Freunde
empfinden. Viele der Jugendlichen, die mit guten Absichten, ein christliches Leben zu
führen, nach ... kommen, fallen in die Hände von jungen Leuten, die sie bei der Hand
nehmen und sie unter dem Vorwand der Freundschaft direkt in Satans Schlingen führen.
Der Feind kommt nicht immer wie ein brüllender Löwe. Er erscheint oft als Engel des
Lichts, heuchelt Freundlichkeit und bietet besondere Verführungen an, denen die
Unerfahrenen nicht widerstehen können. Manchmal erreicht er sein Ziel, die Unachtsamen
zu verführen, indem er ihr Mitleid und ihre Sympathie erweckt und sich vor ihnen als ein
gerechtes Wesen ausgibt, das ohne Ursache verfolgt worden ist.
Z4.228.1 (4T.207.2) Absatz: 68/85
Satan findet willige Werkzeuge, seine Arbeit zu verrichten. Er offenbart Geschick darin,
das durch Jahre der Erfahrung geübt ist. Er benutzt die angesammelte Erkenntnis von
Zeitaltern, seine boshaften Anschläge auszuführen. Unwissende Jugendliche begeben
sich in Satans Hände, damit er sie als Werkzeuge benutzen kann, Seelen dem Ruin
entgegenzuführen. Solche, die sich Satans Macht unterwerfen, sind nicht glücklich. Sie
sind niemals zufrieden oder in Ruhe. Sie sind unzufrieden, verdrossen, erregt, undankbar
und rebellisch. So ergeht es dem jungen Mann, der hier zur Debatte steht. Gott wird ihm
barmherzig sein, wenn er aufrichtig bereut und sich bekehrt. Seine Sünden können durch
Christi Versöhnungsblut weggewaschen werden.
Z4.228.2 (4T.207.3) Absatz: 69/85
Der Heiland der Welt bietet dem Irrenden die Gabe des ewigen Lebens an. Er wartet auf
eine Beantwortung seiner Anerbietung der Liebe und Vergebung. Sein Herz ist voll
zärtlicheren Mitgefühls als das irdischer Eltern für einen eigensinnigen, bußfertigen,
leidenden Sohn, stets zur Vergebung bereit. Er ruft dem Wanderer nach: "Kehre um zu
mir, so will ich mich wieder zu dir wenden." Wird der Sünder sich immer noch weigern, der
Gnadenstimme zu folgen, die sich mit zärtlicher, mitleidiger Liebe an ihn wendet, wird
seine Seele in Finsternis gelassen. Versäumt er, die ihm geschenkte Gelegenheit zu
nutzen, und fährt er in seinem bösen Wandel fort, so wird Gottes Zorn in einem
unerwarteten Augenblick über ihn hereinbrechen. "Darum wird ihm plötzlich sein
Verderben kommen, und er wird schnell zerbrochen werden, dass keine Hilfe dasein wird."
Sprüche 6,15. Dieser junge Mann hat seines Vaters Autorität missachtet und seine Zucht
verschmäht. "Des Herrn Furcht ist Anfang der Erkenntnis." Sprüche 1,7. Sie ist das
Fundament wahrer Erziehung. Solche, die eine günstige Gelegenheit hatten und doch
versäumten, diese erste wichtige Lektion zu lernen, sind nicht nur unfähig für einen Dienst
im Werke Gottes, sondern erweisen sich als Schaden für die Gesellschaft, in der sie
leben.
Z4.229.1 (4T.208.1) Absatz: 70/85
Salomo ermahnt die Jugend: "Mein Kind, gehorche der Zucht deines Vaters und verlass
nicht das Gebot deiner Mutter. Denn solches ist ein schöner Schmuck deinem Haupt und
eine Kette an deinem Hals. Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge
nicht. ... Die Weisheit klagt draußen und lässt sich hören auf den Gassen; sie ruft in dem
Eingang des Tores, vorn unter dem Volk; sie redet ihre Worte in der Stadt: Wie lange wollt
ihr Unverständigen unverständig sein und die Spötter Lust zu Spötterei und die Ruchlosen
die Lehre hassen? Kehret euch zu meiner Strafe. Siehe, ich will euch heraussagen
meinen Geist und euch meine Worte kundtun." Sprüche 1,8-10.20-23.
Z4.229.2 (4T.208.2) Absatz: 71/85
"Weil ich denn rufe, und ihr weigert euch, ich recke meine Hand aus, und niemand achtet
darauf, und lasst fahren allen meinen Rat und wollt meine Strafe nicht: so will ich auch
lachen in eurem Unglück und eurer spotten, wenn da kommt, was ihr fürchtet, wenn über
euch kommt wie ein Sturm, was ihr fürchtet, und euer Unglück als ein Wetter, wenn über
euch Angst und Not kommt. Dann werden sie nach mir rufen, aber ich werde nicht
antworten; sie werden mich suchen, und nicht finden. Darum, dass sie hassten die Lehre
und wollten des Herrn Furcht nicht haben, wollten meinen Rat nicht und lästerten alle
meine Strafe: so sollen sie essen von den Früchten ihres Wesens und ihres Rats satt
werden. Was die Unverständigen gelüstet, tötet sie, und der Ruchlosen Glück bringt sie
um. Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück
fürchten." Sprüche 1,24-33.
Z4.229.3 (4T.209.1) Absatz: 72/85
In unseren verschiedenen Einrichtungen in ... muss Ordnung gehalten werden.
Aufsässigkeit sollte nicht geduldet werden. Niemand darf in der Zentrale behalten werden,
der von Sabbat haltenden Eltern unterwiesen wurde und das Vorrecht hatte, die Wahrheit
zu hören, und sich doch gegen ihre Lehren empört. Niemand darf mit dem heiligen Werk
Gottes verbunden werden, der leichtfertig von der Wahrheit spricht oder unseren heiligen
Glauben unehrerbietig behandelt. Jene, die für eine Zeitlang in unserer Zentrale angestellt
waren und ausreichend Gelegenheit hatten, mit unserem Glauben bekannt zu werden und
doch im Widerstand gegen die Wahrheit verharren, sollten nicht länger in der Zentrale
behalten werden. Ihr Einfluss richtet sich gegen die Wahrheit, wenn sie fortfahren, das
Licht zu vernachlässigen und das Seelenheil gering zu schätzen. Diese Gleichgültigkeit
übt einen äußerst schädlichen Einfluss auf den Glauben anderer aus und zieht sie von
Gott weg. Diese Unbußfertigen, Unbeeinflussbaren sollten keine Stellung bekleiden, die
von anderen Personen ausgefüllt werden könnte, die – da sie so eng mit diesem heiligen
Werk verbunden sind – die Wahrheit respektieren und dem Einfluss des Geistes Gottes
nachgeben.
Z4.230.1 (4T.209.2) Absatz: 73/85
Der Einfluss unserer jungen Leute in unserer Zentrale ist nicht das, was er sein sollte. A
und B haben in Wirklichkeit gegen das Werk gearbeitet. Der Einfluss ihrer Unterhaltung
und ihres Betragens hat Ungläubige angewidert und sie veranlasst, sich von unserem
Glauben und von Christo abzuwenden. Die Jugendlichen, welche die Warnungen des
Wortes Gottes nicht beachten und die Zeugnisse seines Geistes geringschätzig
behandeln, sind ein Fluch für die Zentrale und sollten von ihr entfernt werden.
Z4.230.2 (4T.209.3) Absatz: 74/85
Jugendliche, deren Einfluss demoralisierend wirkt, sollten in unserer Schule nicht geduldet
werden. Diejenigen, die sich von liebeskranken Gefühlen leiten lassen und ihren
Aufenthalt in der Schule dazu benutzen, um Liebesverhältnisse anzuknüpfen und
unangemessene Aufmerksamkeiten zu verschenken, müssen striktester Einschränkung
unterworfen werden. Die Autorität muss gewahrt bleiben. Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit sind Zwillingsschwestern, die Seite an Seite stehen.
Z4.230.3 (4T.210.1) Absatz: 75/85
Wenn keine Anstrengungen gemacht werden, den Zustand in ... zu ändern, wird es bald
eine Stätte für Unmoral und Ausschweifung sein. Wollen Eltern und die Hüter unserer
Einrichtungen schlummern, während Satan von den Gemütern der Kinder Besitz ergreift?
Gott verabscheut die Sünden, die von der Gemeinde begünstigt und versteckt, in der
Zentrale gehegt und unter dem väterlichen Dach begangen werden. Lasst Eltern und
Autoritätspersonen das Werk in Angriff nehmen und dieses Übel hinwegtun.
Z4.231.1 (4T.210.2) Absatz: 76/85
Wir leben in den letzten Tagen. Johannes erklärt: "Weh denen, die auf Erden wohnen und
auf dem Meer! denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß,
dass er wenig Zeit hat." Offenbarung 12,12. Christus ist die einzige Zuflucht in diesen
gefahrvollen Zeiten. Satan wirkt im Geheimen und im Dunkeln. Verschlagen wendet er
Christi Nachfolger vom Kreuz ab und verleitet sie zur Befriedigung des Ichs und zur
Bosheit.
Z4.231.2 (4T.210.3) Absatz: 77/85
Lebenswichtige Interessen sind in ... konzentriert. Satan stellt sich gegen alles, das Christi
Sache stärken und seine Macht einschränken würde. Er legt eifrig Pläne, um Gottes Werk
zu untergraben. Er ruht nicht einen Augenblick, wenn er sieht, dass das Rechte die
Oberhand gewinnt. Er sendet Legionen böser Engel an den Ort, wo Licht vom Himmel
aufs Volk scheint. Hier stellt er seine Feldwache auf, um jeden unbedachten Mann, jede
Frau und jedes Kind in seinen Dienst zu zwingen.
Z4.231.3 (4T.210.4) Absatz: 78/85
Das große Herz des Werkes ist in ...; und wie das menschliche Herz seinen lebendigen
Blutstrom in alle Teile des Körpers sendet, so beeinflusst die Verwaltung an diesem Ort,
der Zentrale unseres Werkes, die ganze Körperschaft der Gläubigen. Wenn das
körperliche Herz gesund ist, so ist auch das Blut gesund, das den Organismus
durchströmt. Ist aber die Quelle unrein, wird das ganze System durch das Gift krank, das
im Blut zirkuliert. So ist es mit uns. Wenn das Herz des Werkes verdorben ist, dann wird
die ganze Gemeinde in ihren verschiedenen Abteilungen und Interessen über das
Angesicht der Erde zerstreut und leidet unter den Folgen.
Z4.231.4 (4T.210.5) Absatz: 79/85
Satans Hauptangriff richtet sich auf die Zentrale unseres Glaubens. Er scheut keine Mühe,
die Männer in verantwortlichen Stellungen zu verderben und sie dahin zu bringen, das
ihnen Anvertraute zu verraten. Er flüstert den Gemütern derer, deren Aufgabe es ist,
Gottes Werk treu zu verwalten, seinen Argwohn und seine Eifersucht ein. Während Gott
diese Helfer prüft und erprobt und sie für ihr Amt zu befähigen trachtet, tut Satan sein
Äußerstes, um sie zu betrügen und zu verstricken, damit sie nicht nur selbst zerstört
werden, sondern auch noch andere beeinflussen, verkehrt zu handeln und dem großen
Werk Schaden zuzufügen. Er versucht durch alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel das
Vertrauen von Gottes Volk in die Stimme der Warnung und des Tadels zu erschüttern,
durch die Gott seine Gemeinde reinigen und sein Werk fördern will.
Z4.232.1 (4T.211.1) Absatz: 80/85
Es ist Satans Plan, den Glauben des Volkes Gottes an die Zeugnisse zu schwächen. Als
nächstes folgt der Zweifel an den lebenswichtigen Punkten unseres Glaubens, an den
Säulen unserer Stellung, dann der Zweifel an der Heiligen Schrift und dann der abwärts
führende Marsch ins Verderben. Wenn die Zeugnisse, die einst geglaubt wurden,
angezweifelt und aufgegeben werden, weiß Satan, dass die Betrogenen hierbei nicht Halt
machen. Er verdoppelt seine Anstrengungen, bis er sie in offene Rebellion geführt hat, die
unheilbar ist und im Untergang endet.
Z4.232.2 (4T.211.2) Absatz: 81/85
Satan hat in ... bemerkenswerten Erfolg gehabt, weil Gottes Volk die Außenposten nicht
bewacht hat. Gerade die Männer, deren Arbeit Gott akzeptieren wollte, wenn sie sich ihm
völlig weihten, waren so getäuscht, dass sie ihre Pflichten vernachlässigten und sich als
eine schreckliche Last und Entmutigung erwiesen, anstatt eine Hilfe und ein Segen zu
sein. Diese Männer, denen der Schutz der Festung anvertraut war, haben sie nahezu in
die Hände des Feindes verraten. Sie haben dem listigen Feind die Tore geöffnet, der sie
zu vernichten drohte.
Z4.232.3 (4T.211.3) Absatz: 82/85
Männer von Erfahrung haben gesehen, wie verstohlene Hände die Riegel zurückschoben,
damit Satan eintreten konnte. Aber sie haben mit scheinbarer Gleichgültigkeit gegenüber
den Folgen geschwiegen. Einige freuten sich darüber, weil dieses Verhalten ihre eigene
frühere Vernachlässigung zu beschönigen schien, die es notwendig machte, andere mit
den Verantwortlichkeiten zu betreuen, die sie entehrt oder vernachlässigt hatten. Dieser
Mangel an Wachsamkeit vonseiten der neueren Amtsträger schien die früheren für ihre
Unachtsamkeit zu entschuldigen, da sich zeigte, dass andere ebenso pflichtvergessen
waren. Diese Personen erkennen nicht, dass Gott sie für jeden Vorteil verantwortlich hält,
den sie Satan bieten, in die Festung einzudringen. Die daraus folgende Verwüstung und
Zerstörung ist den untreuen Wächtern zuzuschreiben, die durch ihr Versäumnis Agenten
des Widersachers werden, Seelen ins Verderben zu führen. Männer in verantwortlichen
Stellungen, sollten Weisheit und Leitung von Gott erbitten und sich nicht auf ihr eigenes
Urteil und eigenes Wissen verlassen. Gleich Salomo sollten sie ernstlich um Glauben und
Licht bitten, und Gott wird ihnen ein reichliches Maß zuteilen.
Z4.233.1 (4T.212.1) Absatz: 83/85
Gott möchte, dass sein Werk verständig ausgeführt wird, nicht auf willkürliche Art. Es
muss im Glauben und mit sorgfältiger Genauigkeit getan werden, damit er ihm das Siegel
seines Wohlgefallens aufdrücken kann. Die ihn lieben und in Ehrfurcht und Demut vor ihm
wandeln, wird er segnen, leiten und mit dem Himmel verbinden. Wenn die Arbeiter sich auf
ihn verlassen, wird er ihnen Weisheit verleihen und ihre Unzulänglichkeiten korrigieren, so
dass sie das Werk ihres Herrn in vollkommener Weise verrichten können.
Z4.233.2 (4T.212.2) Absatz: 84/85
Wir müssen die Rüstung anlegen und vorbereitet sein, den Angriffen Satans erfolgreich zu
widerstehen. Seine Bosheit und grausame Macht wird nicht genügend berechnet. Wenn er
sich in einem Punkt geschlagen sieht, benutzt er neue Taktiken, versucht es wieder, indem
er Wunder wirkt, um die Menschen zu betrügen und zu vernichten. Die Jugend sollte
sorgfältig vor seiner Macht gewarnt und geduldig und unter Gebet unterwiesen werden,
wie sie in den Prüfungen standhalten kann, denen sie in diesem Leben mit Sicherheit
ausgesetzt sein wird. Sie sollte angeleitet werden, sich an Gottes Wort zu halten und Rat
anzunehmen.
Z4.233.3 (4T.212.3) Absatz: 85/85
Lebendiger Glaube an die Verdienste eines gekreuzigten Erlösers wird sie durch den
Feuerofen der Leiden und Prüfung geleiten. Die Gestalt des Vierten wird in der Hitze des
Feuerofens bei ihnen sein, so dass nicht einmal Brandgeruch an ihren Kleidern bleibt. Die
Kinder sollten ermutigt werden, die Bibel zu studieren und feste religiöse Grundsätze zu
entwickeln, welche die Prüfung durch die Gefahren, denen alle, die während der letzten
Tage dieser Weltgeschichte leben, mit Sicherheit gegenübergestellt werden, bestehen
können.
Kapitel 19: Völlige Weihe
Z4.234.1 (4T.213.1) Absatz: 1/21
Das folgende Zeugnis wurde im Januar 1875 geschrieben, und seine Wahrheit wurde von
Bruder C anerkannt, der sagte, dass ihm das Zeugnis Licht und Hoffnung vermittelt hatte.
Z4.234.2 (4T.213.2) Absatz: 2/21
Bruder C, du bist von Gott abgewichen. Deine Ansichten über Gottes Forderungen waren
nie sehr genau und ausgeprägt. Du kannst deine Nachlässigkeit in der Erfüllung deiner
Pflicht und in der Wachsamkeit nicht damit entschuldigen, weil so viele bekenntliche
Christen verkehrt handeln. Du hast dich nicht Gott übergeben. Du hast dich nicht von ihm
abhängig gefühlt, dass er dich bewahre. Deshalb wurdest du überwunden und bist in die
Knechtschaft des Zweifels geraten. Die Bande des Unglaubens haben deine Seele in
Ketten gelegt. Du verherrlichst Gott nicht in deinem Leben. Unser Glaube erscheint dir
oftmals recht fragwürdig. Der Grund liegt in dir selbst. In der Welt ist Wahrheit und
Falschheit so miteinander vermischt, dass das eine vom anderen nicht immer klar
unterschieden werden kann. Aber warum hat jemand, der sich zur Wahrheit bekennt, so
wenig Kraft? Weil er seine eigene Unwissenheit und Schwäche nicht erkennt. Würde er
sich dessen bewusst sein, würde er sich selbst misstrauen, dann würde er fühlen, wie
nötig er göttliche Hilfe braucht, um vor den Anschlägen des Feindes bewahrt zu bleiben.
Wir müssen tätige, aktive Christen sein, selbstlos im Herzen und im Leben, und stets
Gottes Verherrlichung im Auge haben. Ach, welchen Wracks begegnen wir überall,
welchen schweigenden Lippen und fruchtlosen Leben! "Dies ist so", sagte der Engel, "weil
die Menschen in der Versuchung fallen. Nichts zerstört den Seelenfrieden mehr als
sündiger Unglaube."
Z4.234.3 (4T.213.3) Absatz: 3/21
Du darfst nicht in Verzweiflung aufgeben und denken, dass du in der Knechtschaft von
Zweifel und Unglauben leben und sterben musst. Im Herrn haben wir Gerechtigkeit und
Stärke. Stütze dich auf ihn. Durch seine Kraft kannst du alle feurigen Pfeile des
Widersachers auslöschen und mehr als Sieger sein. Du kannst noch durch die Wahrheit
geheiligt werden. Doch du kannst auch, wenn du es erwählst, in Finsternis und Unglauben
wandeln und den Himmel und alles verlieren. Wandelst du hingegen im Licht und tust
Gottes Willen, dann kannst du deine egoistische Natur überwinden.
Z4.235.1 (4T.214.1) Absatz: 4/21
Du warst bereit, von deinem Geld zu geben, hast aber dich selbst zurückgehalten. Du hast
dich nicht berufen gefühlt, Opfer zu bringen, die Sorgfalt erfordern. Du warst nicht willig,
irgendein Werk für Christum zu tun, wäre es auch noch so gering gewesen. Der Herr wird
dich wieder und wieder in die gleiche Situation bringen, bis du mit gedemütigtem Herzen
und unterworfenem Geist die Prüfung durchstehst, die er dir auferlegt, und du dich völlig
seinem Dienst und Werk weihst. Dann kannst du das ewige Leben gewinnen. Du kannst
zur vollen Größe in Christo Jesu heranwachsen oder auf geistigem Gebiet ein Zwerg
bleiben, der keine Siege erringt. Mein Bruder, welche Wahl wirst du treffen? Willst du ein
Leben der Selbstverleugnung und Selbstaufopferung führen, deine Arbeit willig und freudig
verrichten, einen christlichen Charakter entwickeln und einem unvergänglichen Lohn
nachjagen? Oder willst du dem eigenen Ich leben und den Himmel verlieren? Gott lässt
nicht mit sich spielen. Christus nimmt keinen geteilten Dienst an. Er fordert alles. Es bringt
nichts, ihm etwas vorzuenthalten. Er hat dich mit einem unendlichen Preis erkauft. Er
verlangt, dass du ihm alles, was du hast, zum willigen Opfer darbringst. Wenn du ihm willig
Herz und Leben weihst, wird Glauben die Stelle von Zweifel einnehmen und Vertrauen die
Stelle von Misstrauen und Unglauben.
Z4.235.2 (4T.214.2) Absatz: 5/21
Mein Bruder, du befindest dich in Gefahr, weil du versäumst, die Gesundheitsreform
strenger in deinem eigenen Leben und in deiner Familie auszuleben. Du hast unreines
Blut und verdirbst und erhitzt es weiterhin durch Befriedigung der Esslust. Lass dich nicht
durch den Gebrauch von Reizmitteln betrügen, denn sie werden nicht nur deine
körperliche Kraft beeinträchtigen und schwächen, sondern auch den Verstand lähmen.
Streng mäßige Gewohnheiten im Essen und Trinken, verbunden mit festem Gottvertrauen,
werden deine körperliche, geistige und moralische Gesundheit fördern. Du bist leicht
erregt. Du besitzt nur wenig Selbstbeherrschung. Wenn du aufgeregt bist, sagst du Dinge,
die dir hinterher leid tun. Du solltest einen entschlossenen Willen im Kampf gegen deine
Neigungen und Anlagen zu Hilfe rufen. Öffne die Zugänge zu deiner Seele, um Licht und
Wahrheit zu empfangen. Aber wenn dir etwas begegnet, das dich prüfen oder erproben
soll, erwacht sofort dein Vorurteil, und du erhebst dich gleich gegen das, was du als
Einschränkung deiner Freiheit oder Einmischung in deine Rechte betrachtest.
Z4.236.1 (4T.215.1) Absatz: 6/21
Das Wort Gottes zeigt uns deutlich, dass unsere körperliche oder fleischliche Natur in
Streit mit der geistlichen Natur geraten wird. Der Apostel ermahnt uns, von den
fleischlichen Lüsten Abstand zu nehmen, die wider die Seele streiten. Jeder verkehrte
Appetit wird zu einer widerstreitenden Lust. Gehegte Esslust, welche die körperliche Kraft
schwächt, verursacht die Krankheit der Seele. Die Lust, von welcher der Apostel spricht,
beschränkt sich nicht auf die Übertretung des siebten Gebotes, sondern betrifft ebenfalls
jedes Frönen der Esslust, durch welche die körperliche Kraft geschwächt wird. Der Apostel
erklärt, dass jeder, der besondere Siege erringen und höhere Ziele in Gerechtigkeit
erreichen will, "in allen Dingen mäßig" sein muss. Mäßigkeit im Essen und Trinken an
unserem Tisch und Mäßigkeit in allen anderen Bereichen ist notwendig, wenn wir
überwinden wollen, wie Christus überwunden hat. Gott hat uns Licht gegeben, das wir
nicht gleichgültig behandeln sollen, sondern das uns als Führer und Hilfe verliehen wurde.
Z4.236.2 (4T.215.2) Absatz: 7/21
Du benötigst Selbstbeherrschung. Die Lektion, die du in deiner Jugend hättest lernen
sollen, musst du jetzt nachholen. Erziehe dich dazu, dem eigenen Ich abzusterben und
deinen Willen dem Willen Christi zu unterwerfen. Eine tiefe, gründliche Bekehrung ist
notwendig oder du, mein lieber Bruder, wirst das ewige Leben verlieren. Dein Dienst im
Werke Gottes muss mehr von Herzen kommen, muss völliger und gründlicher sein. Du
kannst im Dienste Gottes keinen vollkommenen Charakter entwickeln, wenn du nach Lust
und Laune handelst. In deinem Leben muss eine völlige Veränderung stattfinden. Du
benötigst eine ganz andere Erfahrung als bisher, oder Gott wird deinen Dienst nicht
annehmen.
Z4.236.3 (4T.215.3) Absatz: 8/21
Unser himmlischer Vater ist dir sehr gnädig gewesen. Er ist zartfühlend mit dir
umgegangen. Krankheit und Siechtum bedrohten dich, als du nicht vorbereitet warst zu
sterben, denn du hattest keinen christlichen Charakter entwickelt und warst nicht auf den
Himmel vorbereitet. Satan stand an deiner Seite, um dich zu plagen und zu vernichten,
damit du zu den Übertretern gezählt werden möchtest. Innige und wirksame Gebete
wurden für dich dargebracht und behielten die Oberhand. Engel wurden gesandt, um dir
zu helfen und über dich zu wachen, um dich vor Satans Macht zu schützen und dein
Leben zu erhalten. Gott in seiner unendlichen Liebe gewährte dir eine weitere Probezeit.
Dies geschah nicht wegen irgendeiner Güte oder Tugend in dir; sondern wegen seiner
Barmherzigkeit hat er die Gebete des Glaubens erhört. Deine Gnadenzeit wurde
verlängert, um dir Gelegenheit zu geben, die Vergangenheit gutzumachen, deine
Charakterfehler zu überwinden und in deinem Leben jene Hingabe zu zeigen, die Gott von
dir fordert. Du hegtest Gefühle der Dankbarkeit. Doch hast du nicht jene von Herzen
kommende Dankbarkeit und Demut empfunden, die seine unübertreffliche Liebe in dir
entzünden sollte.
Z4.237.1 (4T.216.1) Absatz: 9/21
Du hast nicht tief genug dafür deine Verpflichtung gegenüber Gott empfunden, dass er
dein Leben verschont hat. Aus eigensüchtigen Gründen hast du dich immer wieder von
religiösen Pflichten entschuldigt, denen wir zu allen Zeiten und unter allen Umständen
nachkommen sollen. Gefühle der Entmutigung sind keine Entschuldigung vor Gott, auch
nur eine einzige Pflicht zu versäumen. Du gehörst nicht dir selbst. Du bist durch das Blut
Christi erkauft. Er beansprucht alles, was du zu tun imstande bist. Deine Zeit und deine
Kraft sind nicht dein eigen.
Z4.237.2 (4T.216.2) Absatz: 10/21
Gott zeigte an, dass du herangebildet werden solltest, um in seinem Werk zu arbeiten.
Aber es war notwendig, deinen Geist so zu erziehen und in die Zucht zu nehmen, dass du
bereit warst, in Übereinstimmung mit Gottes Plan zu wirken. Hättest du gewollt, wäre es
dir möglich gewesen, die geforderte Erfahrung zu erlangen. Du hattest das Vorrecht, deine
Neigungen überwinden zu können, wie dein Heiland dir in seinem Leben ein Beispiel gab.
Aber du warst nicht bereit, alles zu lernen, was du konntest und was notwendig war, um
dich als guter Arbeiter im Werke Gottes zu erweisen. Einiges in deinem Leben war zu
reformieren, ehe der Herr dich mit Erfolg als sein Werkzeug benutzen konnte.
Z4.238.1 (4T.216.3) Absatz: 11/21
Bruder C, es war ein Opfer für dich, deine Farm zu verlassen, denn du liebtest das
Landleben. Du kamst nicht freiwillig nach .... Du hattest keine Kenntnis von der Arbeit in
Verbindung mit der Verlagsanstalt. Aber du warst entschlossen, dein Bestes zu tun, und in
vielerlei Hinsicht ist es dir gelungen. Doch haben sich dir Schwierigkeiten in den Weg
gestellt. Die Handlungsweise von Bruder F war in vielen Dingen verkehrt; deine Weihe an
Gott ließ nach, und du nahmst an seinem Geist Anteil und warst nicht frei. Du zogst dir in
manchen Dingen Gottes Missfallen zu und trenntest dich von ihm. Satan erlangte große
Macht über dich. Deine Füße sind beinahe ausgeglitten, und du gabst dich fast dem
Unglauben hin, als Krankheit deinem Kurs Halt gebot. In seiner großen Barmherzigkeit
verschonte dich Gott und gewährte dir eine neue Lebenschance. Aber du hast dich ihm
nicht völlig übergeben. Dein Eigenwille ist nicht unterdrückt und gebrochen worden. Du
musst aufs neue bekehrt werden. Wie schnell wirst du ärgerlich und verdrießlich. Du bist
entschlossen, dich allem zu widersetzen, von dem du denkst, es sei gegen dich gerichtet.
Wenn etwas deinen Stolz berührt, sind deine Gefühle blitzartig erregt. Das alles ist
verkehrt, mein lieber Bruder. Du musst es überwinden, oder der Feind wird den Sieg über
dich gewinnen.
Z4.238.2 (4T.217.1) Absatz: 12/21
Du warst traurig darüber, dass du die Arbeit in ... nicht liebtest. Du blicktest nach ... zurück,
denn dein Herz ist dort, und du solltest dort sein, wo dein Herz ist. Gott hat dich geprüft
und erprobt. Wie hast du die Prüfung bestanden? Es war für dich notwendig, behauen und
poliert zu werden, um die rauen und zackigen Stellen deines Charakters zu entfernen und
für das Himmelreich geschickt zu werden. Wie schwer fällt es der menschlichen Natur, die
natürlichen Neigungen aufzugeben. Wie hart erscheint es den Menschen,
schmeichlerischen, weltlichen Antrieben zu entsagen und aus Liebe zum Heiland und zu
ihren Mitmenschen das eigene Vergnügen zu verleugnen, um sich völliger dem Dienste
Gottes zu weihen.
Z4.239.1 (4T.217.2) Absatz: 13/21
Bruder C, du bist nicht mit ganzem Herzen und ganzer Seele bei der Arbeit. Du hast sie
nie zu deinem persönlichen Anliegen gemacht noch erscheint sie dir angenehm. Wärest
du dazu entschlossen gewesen, hättest du dich dazu erziehen können, das Werk besser
zu verstehen. Aber du hast dich in gewissem Maße zurückgehalten; du hast dich nicht eng
damit verbunden und versucht, mit den verschiedenen Zweigen dieses Werkes besser
bekannt zu werden.
Z4.239.2 (4T.218.1) Absatz: 14/21
Du bist nicht so gesellig und höflich, wie du sein solltest, und deine kalte, unnahbare
Haltung missfällt Gott. Du bist zu rasch erregt. Niemand kann im Werke Gottes eine
Stellung annehmbar bekleiden, der sich von Gefühlen beherrschen und von Antrieben
leiten lässt. Du musst in engere Verbindung mit Gott kommen. Deine Sympathie und dein
Interesse müssen mehr deinen Mitarbeitern zugewandt werden, oder du wirst dem Werk in
... von keinem Nutzen sein. Du verhältst dich zu unabhängig und schließt dich zu sehr ab.
Du musst in deiner Haltung nachgiebiger werden und dich mehr den Gemütern und
Gefühlen anderer anpassen. Als Geschäftsmann und Christ kannst du im Werke Gottes
wertvollen Dienst verrichten, wenn du bereit bist, deinen Willen und deine Wege dem
Herrn zu unterwerfen. Du musst durch die Wahrheit geheiligt werden und deinen Geist
über jede persönliche Ansicht und alle selbstsüchtigen Interessen erheben.
Z4.239.3 (4T.218.2) Absatz: 15/21
Ich möchte deine Aufmerksamkeit auf Christi Leben als ein vollkommenes Vorbild lenken.
Sein Leben war von selbstloser Wohltätigkeit gekennzeichnet. Teurer Heiland! Welch ein
Opfer hat er für uns gebracht, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben
haben! Der Himmel ist billig genug, wenn wir alle egoistischen Interessen aufgeben, um
ihn zu erlangen. Können wir es uns leisten, eigene Wege zu gehen und uns aus den
Händen Gottes zu reißen, weil es dem natürlichen Herzen besser gefällt? Gott fordert
völlige Unterwerfung und völligen Gehorsam. Das ewige Leben hat den höchsten Wert für
uns. Du kannst in enge Verbindung mit Gott kommen, wenn du nur darum ringst, zur
engen Pforte einzugehen.
Z4.240.1 (4T.218.3) Absatz: 16/21
Du hättest deine Fehler nie erkennen können, wärest du nicht dorthin gekommen, wo sie
sich durch die Umstände entwickeln konnten. Seit du nach ... gekommen bist, hast du
nicht empfunden, wie es deine Pflicht gewesen wäre. Du hast dich nicht mit ganzem
Herzen dem Werk hingegeben und es zu deinem Hauptanliegen gemacht. Du hast dir eine
Unabhängigkeit bewahrt, die du bei rechter Erkenntnis deiner wahren Stellung hättest
aufgeben müssen, nämlich dass du ein Lehrling bist, der lernen muss, wie man am besten
für das Gedeihen des Werkes Gottes arbeiten kann, und dass du ein Schüler bist, der eine
Kenntnis dessen erlangen muss, was ihm unbekannt ist. Du hättest weit größere
Fortschritte machen können, wenn du ernstlich danach getrachtet hättest, Gott als ein
befähigter Arbeiter zu dienen.
Z4.240.2 (4T.219.1) Absatz: 17/21
Du bist zu reserviert gewesen. Du bist nicht in engeren Kontakt mit den Leuten
gekommen, die in den verschiedenen Abteilungen des Werkes beschäftigt sind. Du hast
dich nicht vertraulich mit ihnen beraten, um im Einvernehmen mit ihnen zu handeln.
Hättest du dies getan, dann wärest du ein leistungsfähigerer Helfer gewesen. Du bist zu
oft deinem eigenen Urteil gefolgt und hast deine eigenen Ideen und Pläne durchgeführt.
Es hat ein Mangel an harmonischer Verbindung zwischen den Arbeitern bestanden. Die dir
hätten behilflich sein können, haben gezögert, dir ihre Kenntnisse mitzuteilen. Dies ist auf
deinen Mangel an Vertraulichkeit zurückzuführen, und weil du aus Impuls und Gefühl
heraus handelst, haben sie sich gefürchtet, dir näher zu treten.
Z4.240.3 (4T.219.2) Absatz: 18/21
Der Heiland der Welt empfing die Anbetung der Engel. Er war der Fürst der königlichen
Himmelshöfe. Doch legte er seine Herrlichkeit ab und bekleidete seine Gottheit mit der
menschlichen Gestalt. Er wurde der sanftmütige und demütige Jesus. Er verließ seinen
Reichtum und seine Herrlichkeit im Himmel und wurde arm, damit wir durch seine Armut
reich werden können. Drei Jahre lang ging er von Ort zu Ort, ein heimatloser Wanderer.
Aber egoistische Menschen klagen und murren, wenn sie berufen werden, ihren geringen
irdischen Schatz um Christi willen aufzugeben oder im Werk der Seelengewinnung zu
arbeiten, um derentwillen er sein kostbares Leben dahingab. O, welch eine Undankbarkeit!
Niemand kann die Segnungen der Erlösung würdigen, ehe er nicht das Gefühl hat, alles
und jedes gegen Christi Liebe eintauschen zu können. Jedes Opfer, das um Christi willen
gebracht wird, bereichert den Geber, und jedes Leid und jede Entbehrung um seines
teuren Werkes willen erhöht des Überwinders schließliche Freude im Himmel.
Z4.241.1 (4T.219.3) Absatz: 19/21
Du kennst nur wenig wirkliche Aufopferung und echte Selbstverleugnung. Du hast kaum
Erfahrung in Härten und Ausschöpfung deiner Kräfte. Deine Last war leicht, während
andere unter schwierigen Verantwortlichkeiten fast zusammenbrachen. Dem Jüngling, der
Jesum fragte, was er tun müsse, um das ewige Leben zu haben, wurde geantwortet:
"Halte die Gebote." Zuversichtlich und stolz erwiderte er: "Das habe ich alles gehalten von
meiner Jugend auf; was fehlt mir noch?" Matthäus 19,17.20. Jesus sah ihn mitleidig an. Er
liebte ihn, und er wusste, dass die Worte, die er nun zu ihm sprechen würde, ihn für immer
von ihm trennen würden. Trotzdem berührte Jesus den wunden Punkt in seiner Seele. Er
sprach zu ihm: "... gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib‘s den Armen, so wirst du einen
Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!" Matthäus 19,21. Der junge
Mann wünschte sich den Himmel, aber nicht genug, um seine Zuneigung von seinem
irdischen Schatz abzuwenden. Er weigerte sich, den von Christo genannten Bedingungen
nachzukommen, um das ewige Leben erlangen zu können. Er war sehr traurig, denn er
hatte große Besitztümer, die er für zu kostbar ansah, um sie gegen ewigen Reichtum
einzutauschen. Er hatte gefragt, was er tun müsse, um gerettet zu werden. Die Antwort
hatte er erhalten, aber sein weltliches Herz konnte den Reichtum nicht opfern, um ein
Jünger Jesu zu werden. Er entschloss sich, den Himmel aufzugeben und an seinem
irdischen Schatz festzuhalten. Wie viele treffen heute die gleiche Wahl, welche das
Schicksal dieses jungen Mannes besiegelte!
Z4.241.2 (4T.220.1) Absatz: 20/21
Wenn jemand von uns die Gelegenheit geboten wird, etwas für Christum zu tun, wie eifrig
sollten wir sie ergreifen und mit vollem Ernst alles tun, um seine Mitarbeiter zu sein.
Gerade die Schwierigkeiten, die unseren Glauben am härtesten auf die Probe stellen, die
uns denken lassen, Gott habe uns verlassen, sind dazu bestimmt, uns enger mit Christo
zu verbinden, damit wir all unsere Lasten zu seinen Füßen niederlegen und den Frieden
erlangen können, den er uns als Gegengabe verleihen will. Du brauchst eine neue
Bekehrung. Du musst durch die Wahrheit geheiligt und im Geiste einem kleinen Kind
gleich werden, sanft und demütig, völlig Christo, deinem Erlöser, vertrauend. Dein Stolz
und deine Unabhängigkeit verschließen dein Herz dem segensreichen Einfluss des
Geistes Gottes und machen es so unempfänglich wie eine geteerte Landstraße. Du hast
noch die große Lektion des Glaubens zu lernen. Wenn du dich gänzlich Gott übergibst,
wenn du völlig zerbrochen auf Jesum fällst, dann wirst du mit einer Freude belohnt
werden, die du nie zuvor erfahren hast. Wenn du mit klarem Blick die Vergangenheit
überschaust, wirst du erkennen, dass Jesus dir gerade dann sehr nahe war und dich zum
Licht führen wollte, wenn dir das Leben verworren und als eine Last erschien. Dein Vater
stand dir zur Seite und beugte sich mit unaussprechlicher Liebe über dich. Er ließ dich
leiden zu deinem Besten, gleichwie der Goldschmied das kostbare Erz reinigt. Wenn du
dich verlassen fühltest, war er in deiner Nähe, um dich zu trösten und zu erhalten. Wir
betrachten Jesum selten, wie er wirklich ist, und nie sind wir bereit, seine Hilfe so
anzunehmen, wie er sie uns anbietet.
Z4.242.1 (4T.221.1) Absatz: 21/21
Welchen Sieg wirst du erringen, wenn du lernst, mit dankbarem Herzen und dem festen
Entschluss, zu Gottes Ehre zu leben, sei es in Krankheit oder Gesundheit, in Fülle oder
Armut, stets der Vorsehung Gottes zu folgen, wohin er auch führen mag. Das eigene Ich
ist lebendig und erzittert bei jeder Berührung. Aber es muss gekreuzigt werden, ehe du in
Jesu Namen überwinden und den Lohn der Gerechten erlangen kannst.
Kapitel 20: Einigkeit ist notwendig
Z4.243.1 (4T.221.2) Absatz: 1/21
Der Geist Gottes wird da nicht bleiben, wo Uneinigkeit und Streit unter den Gläubigen
herrscht. Selbst wenn diese Gefühle nicht zum Ausdruck gebracht werden, nehmen sie
doch Besitz vom Herzen und vertreiben Frieden und Liebe, die die christliche Gemeinde
kennzeichnen sollten. Sie sind die Folge von Selbstsucht in der krassesten Form. Dieses
Übel mag die Gestalt von zügellosem Eigendünkel oder einem ungebührlichen Verlangen
nach Beifall von anderen annehmen, selbst wenn jener Beifall unverdient erlangt wird.
Diejenigen, die bekennen, Gott zu lieben und seine Gebote zu halten, müssen
Selbsterhöhung aufgeben, anderenfalls können sie nicht erwarten, mit seiner göttlichen
Gunst gesegnet zu werden.
Z4.243.2 (4T.221.3) Absatz: 2/21
Der sittliche und religiöse Einfluss in der Gesundheitsanstalt muss ein höheres Niveau
erreichen, sonst wird sie sich nicht des Himmels Wohlgefallen erfreuen können.
Selbstsucht wird mit Sicherheit den Geist Gottes von dem Ort vertreiben. Ärzte, Leiter und
Helfer müssen harmonisch im Geiste Christi miteinander arbeiten und jeder den anderen
höher achten als sich selbst.
Z4.243.3 (4T.221.4) Absatz: 3/21
Der Apostel Judas sagt: "Haltet diesen Unterschied, dass ihr euch etlicher erbarmet."
Matthäus 19,22. Dieser Unterschied soll nicht in einem Geist von Günstlingswirtschaft
gemacht werden. Niemand sollte zu verstehen geben: "Erweist du mir Gunst, werde ich
dich auch begünstigen." Dies ist unheilige, weltliche Politik, welche Gott missfällt. Gunst
und Bewunderung wird erwiesen, um dadurch Gewinn zu erzielen. Parteilichkeit
gegenüber gewissen Personen erwartet, Vorteile durch sie zu erlangen. Wir versuchen, ihr
Wohlwollen zu erlangen, indem wir ihnen entgegenkommen, damit sie uns höher
einschätzen sollen als andere, die ebenso würdig sind wie wir. Es ist schwer, die eigenen
Fehler zu erkennen; doch jeder sollte einsehen, wie grausam der Geist des Neides, der
Rivalität, des Misstrauens, Fehlerfindens und der Uneinigkeit ist.
Z4.243.4 (4T.222.1) Absatz: 4/21
Wir nennen Gott unseren Vater. Wir behaupten, Kinder einer Familie zu sein. Wenn die
Neigung besteht, die Ehre und den Einfluss des anderen zu schmälern, um uns selbst in
den Vordergrund zu drängen, dienen wir dem Feind und betrüben ihn, dem wir bekennen
nachzufolgen. Das Zartgefühl und die Barmherzigkeit, die Jesus in seinem kostbaren
Leben offenbarte, soll uns ein Beispiel sein, wie wir unsere Mitmenschen und besonders
unsere Brüder in Christo behandeln sollten.
Z4.244.1 (4T.222.2) Absatz: 5/21
Gott erweist uns fortwährend Wohltaten, aber wir behandeln seine Gunstbeweise zu
gleichgültig. Wir wurden mit unendlicher Zärtlichkeit geliebt; und doch haben viele von uns
nur wenig Liebe füreinander! Wir sind zu streng mit denen, die wir im Irrtum wähnen. Wird
aber unser eigenes Verhalten in Frage gestellt oder getadelt, reagieren wir sehr
empfindlich.
Z4.244.2 (4T.222.3) Absatz: 6/21
Schläge werden ausgeteilt und scharfe Kritik gegenseitig geäußert; doch gerade
diejenigen, die diese Schläge und Kritik üben, sind blind gegenüber ihrem eigenen
Zukurzkommen. Andere können ihre Fehler sehen; aber sie selbst erkennen sie nicht. Wir
sind täglich Empfänger der Segnungen des Himmels. Sie sollten liebevolle Dankbarkeit zu
Gott in unseren Herzen erwecken und Mitgefühl mit unseren Nächsten, so dass wir ihre
Belange zu unseren eigenen machen. Gedanken und Nachsinnen über Gottes Güte
würde die Zugänge der Seele vor Satans Einflüsterungen verschließen.
Z4.244.3 (4T.222.4) Absatz: 7/21
Gottes Liebe zu uns wird täglich unter Beweis gestellt. Aber wie gedankenlos sind wir
gegenüber seinen Segnungen und wie gleichgültig gegen seine Einladungen. Er möchte
uns mit seinem Geist der Zärtlichkeit, seiner Liebe und Nachsicht beseelen; aber wir
beachten kaum die Zeichen seiner Freundlichkeit und die Lektionen der Liebe, die er uns
lehren möchte. Einige vergessen, gleich Haman, alle göttlichen Gunstbeweise, weil
Mardochai ihnen vor Augen ist und nicht gedemütigt wird, weil ihre Herzen mit Feindschaft
und Hass erfüllt sind anstatt mit Liebe, dem Geist unseres teuren Erlösers, der sein
kostbares Leben für seine Feinde dahingab. Wir bekennen, denselben Vater zu haben,
dieselbe unvergängliche Heimat, uns desselben feierlichen Glaubens und derselben
prüfenden Botschaft zu erfreuen; und doch streiten viele miteinander wie zänkische
Kinder. Einige, die in derselben Abteilung des Werkes beschäftigt sind, sind untereinander
uneins und deshalb nicht in Übereinstimmung mit dem Geiste Christi.
Z4.245.1 (4T.223.1) Absatz: 8/21
Die Liebe zum Lob hat viele Seelen verdorben. Die im Gesundheitsinstitut beschäftigt
sind, haben zeitweise die Pläne kritisiert, die durchgeführt werden sollten; und Satan ließ
sie Einfluss auf andere Gemüter gewinnen, die diese Personen als tadellos betrachteten,
während gegen unschuldige Personen Anklage erhoben wurde. Es ist wahrlich ein
bösartiger Stolz, der sich auf eigene Werke etwas einbildet, sich seiner eigenen
vorzüglichen Fähigkeiten rühmt und andere herabwürdigt, um sich selbst zu erhöhen und
mehr Verherrlichung zu beanspruchen, als das kalte Herz willig ist, Gott zu geben. Die
Jünger Christi werden des Meisters Unterweisung beachten. Er hat uns geboten, einander
so zu lieben, wie er uns geliebt hat. Die Religion gründet sich auf die Liebe zu Gott, die
uns dahin bringt, auch einander zu lieben. Sie ist voller Dankbarkeit, Demut und Langmut.
Sie ist opferbereit, nachsichtig, barmherzig und bereit zu vergeben. Sie heiligt das ganze
Leben und weitet ihren Einfluss auf andere aus.
Z4.245.2 (4T.223.2) Absatz: 9/21
Die Gott lieben, können keinen Hass und keinen Neid hegen. Füllt der himmlische
Grundsatz ewiger Liebe das Herz, wird sie auf andere überfließen, nicht etwa weil man
von ihnen eine Gunst empfangen hat, sondern weil die Liebe der Grundsatz des Handelns
ist, den Charakter formt, die Impulse beherrscht, die Leidenschaften unterwirft,
Feindschaft unterdrückt und die Neigungen erhebt und veredelt. Diese Liebe beschränkt
sich nicht auf "mich und die Meinen", sondern ist so weit wie die Welt, so hoch wie der
Himmel und und in Harmonie mit den Engeln. Wird diese Liebe in der Seele gehegt,
versüßt sie das ganze Leben und verbreitet überall einen veredelnden Einfluss. Besitzen
wir sie, sind wir glücklich, ob uns das Schicksal zulächelt oder die Stirn runzelt. Wenn wir
Gott von ganzem Herzen lieben, müssen wir auch seine Kinder lieben. Diese Liebe ist der
Geist von Gott. Sie ist der himmlische Schmuck, welcher der Seele wahren Adel und echte
Würde verleiht und unser Leben nach dem des Meisters umgestaltet. Ganz gleich, wie viel
gute Eigenschaften wir besitzen, als wie ehrenhaft und veredelt wir uns selbst betrachten
mögen, wenn die Seele nicht mit der himmlischen Gnadengabe der Liebe zu Gott und zum
Nächsten getauft ist, ermangeln wir wahrer Güte und sind nicht geschickt für den Himmel,
wo Liebe und Einigkeit herrscht.
Z4.246.1 (4T.224.1) Absatz: 10/21
Einige, die früher Gott liebten und sich täglich seiner Gunst erfreuten, leben heute in
ständiger Unruhe. Sie wandeln im Finstern und verzweifeltem Trübsinn, weil sie das
eigene Ich hegen und pflegen. Sie sind so darauf bedacht, alles Gute für sich selbst zu
beanspruchen, dass jede andere Überlegung von diesem Wunsch verdrängt wird. Es ist in
Gottes Vorsehung bestimmt, dass niemand glücklich sein kann, der nur für sich selbst lebt.
Die Freude unseres Herrn bestand in mühevoller Arbeit und im Erdulden von Schmach um
anderer willen, damit sie Nutzen davon hätten. Auch wir können glücklich sein, wenn wir
seinem Beispiel folgen und zum Segen unserer Mitmenschen leben.
Z4.246.2 (4T.224.2) Absatz: 11/21
Der Herr hat uns eingeladen, sein Joch aufzunehmen und seine Last zu tragen. Indem wir
das tun, können wir glücklich sein. Wenn wir unser selbst auferlegtes Joch und unsere
eigenen Lasten tragen, finden wir keine Ruhe. Nur im Tragen von Christi Joch findet die
Seele Ruhe. Wer wünscht, ein großes Werk für den Meister zu tun, kann es da finden, wo
er ist, indem er Gutes tut, sich selbst vergisst, sich aufopfert, anderer gedenkt und
Sonnenschein verbreitet, wohin er auch geht.
Z4.246.3 (4T.224.3) Absatz: 12/21
Es ist so notwendig, dass zu jeder Zeit und an allen Orten Christi mitfühlende Zärtlichkeit
in Erscheinung tritt – nicht jene blinde Liebe, die großzügig über die Sünde hinwegsieht
und zulässt, dass Gottes Sache durch böses Tun verlästert wird – sondern jene Liebe, die
ein beherrschender Grundsatz im Leben ist, die ganz natürlich in guten Werken auf
andere überfließt, stets dessen eingedenk, dass Christus gesagt hat: "Was ihr getan habt
einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Matthäus 25,40.
Z4.246.4 (4T.225.1) Absatz: 13/21
Diejenigen, die in der Gesundheitsanstalt beschäftigt sind, haben ein großes Werk zu tun.
Während Christi Erdenleben waren die Kranken und Angefochtenen Gegenstand seiner
besonderen Fürsorge. Als er seine Jünger aussandte, gebot er ihnen, sowohl die Kranken
zu heilen als auch das Evangelium zu predigen. Als er die Siebzig aussandte, befahl er
auch ihnen, zunächst die Kranken zu heilen und ihnen dann zu verkündigen, dass das
Reich Gottes nahe zu ihnen gekommen sei. Zuerst musste für ihre körperliche Gesundheit
gesorgt werden, damit der Weg bereitet würde, dass ihre Gemüter von der Wahrheit
erreicht werden konnten, die die Apostel predigten.
Z4.247.1 (4T.225.2) Absatz: 14/21
Der Heiland der Welt verwandte mehr Zeit und Arbeit auf das Heilen der Kranken von
ihren Leiden als aufs Predigen. Seine letzte Anweisung an die Apostel, seine Stellvertreter
auf Erden, lautete, dass sie den Kranken ihre Hände auflegen und sie gesund machen
sollten. Wenn der Meister erscheint, wird er jene loben, die die Kranken besucht und den
Bedürfnissen der Angefochtenen abgeholfen haben.
Z4.247.2 (4T.225.3) Absatz: 15/21
Wir lernen nur langsam den machtvollen Einfluss von Kleinigkeiten und was sie mit der
Rettung von Seelen zu tun haben. Wer in der Gesundheitsanstalt ein Missionar sein
möchte, findet dort ein weites Feld zur Arbeit. Gottes Absicht ist es nicht, dass irgend
jemand von uns sich ein paar Bevorzugte aussucht, um die er sich dann besonders
bemüht, während andere vernachlässigt werden. Jesus war die Majestät des Himmels;
und doch hielt er inne, um dem Niedrigsten zu dienen, ohne Ansehen der Person und
gesellschaftlicher Stellung.
Z4.247.3 (4T.225.4) Absatz: 16/21
Wer mit ganzem Herzen bei der Arbeit ist, wird in der Gesundheitsanstalt genug für den
Meister zu tun finden, indem er den Leidenden dient, die seiner Fürsorge anvertraut sind.
Nachdem unser Herr den erniedrigendsten Dienst für seine Jünger verrichtet hatte, gebot
er ihnen, seinem Beispiel zu folgen. Dies sollte ihnen fortwährend vor Augen halten, dass
sie sich nie über den geringsten Heiligen erhaben fühlen sollten.
Z4.247.4 (4T.225.5) Absatz: 17/21
Diejenigen, die sich zu unserem erhabenen Glauben bekennen, die Gottes Gebote halten
und das baldige Kommen unseres Herrn erwarten, müssen von der sie umgebenden Welt
abgesondert und getrennt sein, ein besonderes Volk, eifrig zu guten Werken. Eine
Besonderheit, die Gottes Volk in diesen letzten Tagen von der Welt unterscheiden sollte,
ist ihre Demut und Sanftmut. "Lernet von mir," sagt Christus, "denn ich bin sanftmütig und
von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen." Matthäus 11,29. Hier
wird von der Ruhe gesprochen, nach der so viele verlangen und wofür sie Zeit und Geld
opfern, ohne sie zu erlangen. Anstatt so ehrgeizig zu sein, einem anderen an Ehre und
Stellung zu gleichen oder ihn gar zu übertreffen, lasst uns lieber danach trachten,
demütige, treue Diener Christi zu sein. Dieser Geist der Selbsterhöhung schuf Streit unter
den Aposteln, selbst in Christi Gegenwart. Sie stritten darüber, wer unter ihnen der Größte
sein sollte. Jesus setzte sich nieder, rief die Zwölf zu sich und sagte: "Welcher will groß
werden unter euch, der soll euer Diener sein; und welcher unter euch will der Vornehmste
werden, der soll aller Knecht sein." Markus 10,43.44.
Z4.248.1 (4T.226.1) Absatz: 18/21
Als die Mutter von zwei Söhnen die Bitte äußerte, ihre Söhne besonders zu begünstigen
und in seinem Reich den einen zur Rechten und den anderen zur Linken sitzen zu lassen,
erklärte Jesus ihnen mit Nachdruck, dass die Ehre und Herrlichkeit seines Reiches genau
das Gegenteil von der Ehre und Herrlichkeit dieser Welt war. Wer groß und Oberhaupt
sein wollte, musste anderen ein demütiger Diener sein, wie auch der Sohn Gottes den
Menschen diente.
Z4.248.2 (4T.226.2) Absatz: 19/21
Wiederum lehrte unser Heiland seine Jünger, dass sie nicht eifrig bemüht sein sollten,
Positionen zu bekleiden und sich einen Namen zu machen. "Ihr sollt euch nicht Rabbi
nennen lassen ... noch Meister nennen ... Der Größte unter euch soll euer Diener sein.
Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt." Matthäus 23,8-12. Jesus wies den
Schriftgelehrten auf das heilige Gesetz vom Sinai hin: "Du sollst lieben Gott, deinen Herrn,
von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte... und deinen Nächsten
lieben als dich selbst." Matthäus 22,37.39. Er sagte ihm, dass er zum Leben eingehen
würde, wenn er dies befolgte.
Z4.248.3 (4T.226.3) Absatz: 20/21
"Deinen Nächsten als dich selbst." Die Frage erhebt sich: "Wer ist mein Nächster?" Seine
Antwort darauf ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das uns lehrt, dass jedes
menschliche Wesen, das unser Mitgefühl und unseren freundlichen Dienst benötigt, unser
Nächster ist. Die Leidenden und Bedürftigen aller Menschenklassen sind unsere
Nächsten, und wenn ihre Bedürfnisse zu unserer Kenntnis kommen, ist es unsere Pflicht,
ihnen so weit wie möglich zu helfen. In diesem Gleichnis wird ein Grundsatz zum Ausdruck
gebracht, den wir uns als Nachfolger Christi aneignen sollten. Helft zuerst den zeitlichen
Bedürfnissen der Armen ab und lindert ihre körperlichen Leiden. Dann werdet ihr einen
Weg zu ihren Herzen finden, in die ihr den guten Samen der Tugend und Religion
ausstreuen könnt.
Z4.249.1 (4T.227.1) Absatz: 21/21
Um glücklich sein zu können, müssen wir danach streben, jenen Charakter zu erlangen,
den Christus uns vorlebte. Eine Besonderheit an Christo war seine Selbstverleugnung und
Wohltätigkeit. Er kam nicht, um das Seine zu suchen. Er ging umher und tat Gutes, dies
war ihm Speise und Trank. Wir können mit ihm in heiliger Verbindung stehen, indem wir
dem Beispiel des Heilandes folgen. Wenn wir täglich danach streben, seinen Charakter
nachzuahmen und seinem Vorbild zu folgen, werden wir der Welt zum Segen sein und uns
hier Zufriedenheit und ewigen Lohn danach sichern.
Kapitel 21: Widerstand gegen getreuliche Warnungen
Z4.249.2 (4T.227.2) Absatz: 1/42
Am 3. Januar 1875 wurde mir gezeigt, dass für jene, die sich in Kalifornien zur Wahrheit
bekennen, ein großes Werk getan werden muss, ehe Gott für sie wirken kann. Viele
schmeicheln sich selbst, dass sie recht vor Gott stehen, während die Grundsätze der
Wahrheit nicht in ihren Herzen wohnen. Diese Klasse kann nur in Ordnung gebracht
werden, wenn sie mit Fleiß und anhaltendem Ernst den Rat des treuen Zeugen beachtet.
Sie befinden sich in einem kalten, förmlichen, rückfälligen Zustand. Diese werden vom
treuen Zeugen angesprochen: "Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist.
Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm,
werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt
und bedarf nichts! und weißt nicht, dass du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß.
Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich
werdest, und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande
deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest. Welche ich
lieb habe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße!" Offenbarung 3,1519.
Z4.250.1 (4T.228.1) Absatz: 2/42
Bruder G, Gott stellt Ansprüche an dich, denen du nicht nachkommst. Deine geistliche
Kraft und dein Wachstum in der Gnade wird im Verhältnis zu der Arbeit der Liebe und den
guten Werken stehen, die du freudig für deinen Erlöser verrichtest, der nichts
zurückgehalten hat, um dich zu retten, nicht einmal sein eigenes Leben. Du kennst den
ausdrücklichen Befehl des Apostels: "Einer trage des andern Last, so werdet ihr das
Gesetz Christi erfüllen." Galater 6,2. Es genügt nicht, sich nur zum Glauben an die zehn
Gebote Gottes zu bekennen. Du musst auch die Werke tun. Du bist ein Übertreter seines
Gesetzes. Du liebst Gott nicht von ganzem Herzen, ganzer Seele, allen Kräften und
ganzem Gemüt, noch gehorchst du den letzten sechs Geboten, deinen Nächsten zu lieben
wie dich selbst. Du liebst dich selbst mehr als Gott oder deinen Nächsten. Das Halten der
Gebote Gottes erfordert mehr von uns, als du zu tun gewillt bist. Gott fordert von dir gute
Werke, Selbstverleugnung, Aufopferung und Hingabe, anderen Gutes zu tun, damit durch
deine Vermittlung Seelen zur Wahrheit gebracht werden können.
Z4.250.2 (4T.228.2) Absatz: 3/42
Unsere guten Werke allein werden niemand von uns retten, und doch können wir auch
nicht gerettet werden ohne sie. Nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht
liegt, im Namen und in der Kraft Christi, sollen wir sagen: "Wir sind unnütze Knechte."
Lukas 17,10. Wir sollen nicht denken, dass wir ein großes Opfer gebracht haben und
einen großen Lohn für unseren schwachen Dienst empfangen sollten.
Z4.250.3 (4T.228.3) Absatz: 4/42
Selbstgerechtigkeit und fleischliche Sicherheit umgeben dich wie mit eisernen Banden. Du
solltest eifrig sein und Buße tun. Es war dein Unglück, dass du mit den Unzufriedenen
sympathisiertest, die sich dem Werk entgegenstellten, das seine Diener an dieser Küste
verrichteten. Diese falschen Männer fanden deine Unterstützung. Weil dein Herz nicht
recht vor Gott stand, nahmst du das Licht nicht an, das er dir sandte. Dein widerspenstiger
Wille erhob sich gegen den Tadel, den Gott dir in seiner Liebe gab. Du wusstest, dass
diese Dinge der Wahrheit entsprachen, aber du wolltest deine Augen vor deinem wahren
Zustand verschließen. Ob du der Stimme des Tadels und der Warnung, die Gott dir
sandte, gehorchst oder nicht; ob du dich reformierst oder bei deinen Charakterfehlern
bleibst – der Tag wird kommen, an dem du erkennen wirst, was du verloren hast, indem du
eine kämpferische Stellung einnahmst und im Geiste gegen Gottes Diener strittest. Deine
Bitterkeit gegenüber Bruder H ist erstaunlich. Er hat sich in der Arbeit an dieser Küste für
Gottes Werk aufgeopfert, er hat gelitten und sich abgemüht. Doch in deiner Blindheit,
ungeheiligt an Herz und Leben, hast du es in Verbindung mit I und J gewagt, den Diener
Gottes grausam zu behandeln. "Tastet meine Gesalbten nicht an", sagt Gott, "und tut
meinen Propheten kein Leid." Psalm 105,15. Es ist keine Kleinigkeit, dass du dich wider
Männer erhoben hast, die Gott mit Licht und Wahrheit für sein Volk gesandt hat. Hüte dich,
dass dein Einfluss nicht Seelen von der Wahrheit abwendet, die seine Diener in Gottes
Auftrag verkündigen müssen, sonst ruht ein schweres Wehe auf dir.
Z4.251.1 (4T.229.1) Absatz: 5/42
Satan hat dich als Werkzeug benutzt, Zweifel einzuflüstern und Andeutungen und
Verdrehungen zu wiederholen, die ihren Ursprung in einem ungeheiligten Herzen haben,
das Gott gerne von seiner Befleckung reinigen wollte. Aber du hast dich geweigert,
unterwiesen zu werden, hast Korrektur und Verweis abgelehnt und bist deinem eigenen
Willen, deinem eigenen Weg gefolgt. Seelen sind durch diese Wurzel der Bitterkeit
befleckt und durch diese Zweifelnden, Murrenden dahin gebracht worden, wo die
tadelnden Zeugnisse, die Gott sendet, sie nicht erreichen können. Das Blut dieser Seelen
wird von dir und den Geistern, mit denen du übereinstimmst, gefordert werden.
Z4.251.2 (4T.229.2) Absatz: 6/42
Gott hat uns, seinen Dienern, unser Werk aufgetragen. Er hat uns eine Botschaft für sein
Volk gegeben. Seit dreißig Jahren haben wir Gottes Worte empfangen und sie seinem
Volk vermittelt. Wir haben vor der Verantwortung gezittert, die wir unter viel Gebet und
Weihe auf uns genommen haben. Wir haben als Gottes Botschafter gedient und an Christi
Statt Seelen aufgefordert, sich mit Gott zu versöhnen. Wir haben vor Gefahren gewarnt,
die Gottes Volk bedrohen, wie es uns vor Augen geführt wurde. Unser Werk ist uns von
Gott aufgetragen. Was wird nun mit denen sein, die sich weigern, die Worte anzuhören,
die Gott ihnen gesandt hat, weil sie ihren Weg durchkreuzen oder ihre Verkehrtheiten
tadeln? Wenn du vollkommen überzeugt bist, dass Gott nicht durch uns gesprochen hat,
warum handelst du nicht nach deinem Glauben und hast nichts mehr mit einem Volk zu
tun, das sich unter einer so großen Täuschung befindet wie dieses Volk? Wenn du nach
dem Diktat des Geistes Gottes handelst, dann bist du richtig, und wir sind verkehrt.
Entweder Gott unterweist sein Volk, tadelt seine Verkehrtheiten und stärkt seinen Glauben,
oder er tut es nicht. Entweder ist dies Werk von Gott oder nicht. Gott tut nichts in
Partnerschaft mit Satan. Mein Werk während der vergangenen dreißig Jahre trägt
entweder Gottes Stempel oder den des Feindes. Es gibt keine Halbheit in dieser Sache.
Die Zeugnisse stammen entweder vom Geist Gottes oder von Satan. Wenn du dich Gottes
Dienern widersetzt, verrichtest du entweder ein Werk für Gott oder für den Teufel. "An
ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,16. Welchen Stempel trägt euer Werk?
Es wird sich auszahlen, die Resultate eurer Handlungsweise kritisch zu betrachten.
Z4.252.1 (4T.230.1) Absatz: 7/42
Es ist nichts Neues, dass ein Mensch vom Erzbetrüger verführt wird und sich gegen Gott
stellt. Betrachte deinen Kurs kritisch, ehe du es wagst, den beschrittenen Weg weiter zu
verfolgen. Die Juden betrogen sich selbst. Sie verwarfen Christi Lehren, weil er die
Geheimnisse ihrer Herzen offenbarte und ihre Sünden rügte. Sie wollten nicht ans Licht
kommen, weil sie fürchteten, dass ihre Sünden getadelt werden könnten. Sie zogen die
Finsternis dem Lichte vor. "Das ist aber das Gericht," sagte Christus "dass das Licht in die
Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre
Werke waren böse." Johannes 3,19. Die Juden folgten ihrem Kurs der Verwerfung Christi,
bis sie in ihrem selbstbetrogenen, getäuschten Zustand wirklich glaubten, sie würden mit
seiner Kreuzigung Gott einen Dienst erweisen. Dies war das Resultat, weil sie sich dem
Licht verweigerten. Du stehst in Gefahr, dem gleichen Betrug anheim zu fallen. Es würde
nützlich für dich sein, Bruder G, darauf zu achten, wo der von dir beschrittene Pfad enden
wird. Gott wird ohne dich fertig, aber du kannst nicht ohne Gott fertig werden. Er zwingt
niemand zu glauben. Er stellt den Menschen Licht vor Augen, und Satan präsentiert seine
Finsternis. Während der Betrüger ständig ruft: "Hier ist Licht! Hier ist Wahrheit!" spricht
Jesus: "Ich bin die Wahrheit. Ich habe Worte des ewigen Lebens. Wer mir nachfolgt, der
wird nicht wandeln in der Finsternis." Gott gibt jedem von uns genügend Beweise, dass wir
unseren Glauben auf Seiten der Wahrheit ausrichten können. Wenn wir uns Gott
unterwerfen, werden wir das Licht erwählen und die Finsternis verwerfen. Wenn wir
wünschen, in der Unabhängigkeit des natürlichen Herzens zu beharren, wenn wir Gottes
Korrektur verwerfen, unsere Absichten hartnäckig durchdrücken und trotz klarster Beweise
an unseren Ideen festhalten, werden wir in gleicher Gefahr wie die Juden sein, wie sie
betrogen zu werden. In unserer Verblendung mögen wir ebenso weit gehen wie sie und
uns noch schmeicheln, ein Werk für Gott zu tun.
Z4.253.1 (4T.231.1) Absatz: 8/42
Bruder G, du wirst nicht mehr lange dort sein, wo du jetzt bist. Der Pfad, den du
beschritten hast, zweigt vom rechten Weg ab und trennt dich von dem Volk, das Gott prüft,
um es für den letzten Sieg zu reinigen. Du wirst entweder in Übereinstimmung mit diesem
Körper kommen und ernstlich darauf hinwirken, Christi Gebet zu beantworten, oder du
wirst immer ungläubiger werden. Du wirst einen Punkt des Glaubens der Körperschaft
nach dem anderen in Zweifel ziehen, immer eigenwilliger in deinen Ansichten werden und
das Werk Gottes für diese Zeit immer weniger erkennen, bis du das Licht mit der
Finsternis und die Finsternis mit dem Licht verwechselst.
Z4.253.2 (4T.231.2) Absatz: 9/42
Satan hat große Macht, Seelen zu verstricken, indem er die Gemüter derer verwirrt, die
das Licht und die Vorrechte, die ihnen die Vorsehung sendet, nicht hegen. Gemüter, die
sich Satans Herrschaft überlassen, werden ständig vom Licht der Wahrheit abgewandt
und in Irrtum und Finsternis gehüllt. Wenn du Satan den geringsten Vorteil einräumst, wird
er mehr beanspruchen und die Außenposten bewachen, um aus allen Umständen das
meiste zum Vorteil seiner Sache und zum Untergang deiner Seele herauszuholen.
Z4.254.1 (4T.231.3) Absatz: 10/42
Bruder und Schwester G, keiner von euch beiden befindet sich in einer sicheren Position.
Ihr verachtet den Tadel. Wären schmeichlerische anstatt tadelnde Worte zu euch
gesprochen worden, wäret ihr gelobt worden, dann hättet ihr heute eine völlig andere
Stellung zu den Zeugnissen eingenommen. Es gibt mehr in diesen letzten Tagen, die rufen
werden: "Predigt uns aber sanft, schauet uns Täuscherei." Jesaja 30,10. Aber das ist nicht
meine Aufgabe. Gott hat mich als Ermahner zu seinem Volk gesandt. Und ebenso sicher,
wie er mir eine schwere Last auferlegt hat, wird er diejenigen, denen diese Botschaft gilt,
für die Art und Weise, wie sie aufgenommen wird, verantwortlich machen. Gott lässt seiner
nicht spotten. Die sein Werk verachten, werden nach ihren Taten belohnt. Ich habe mir
diese unangenehme Arbeit nicht selbst erwählt. Es ist keine Aufgabe, die mir
Menschengunst und –ehre einbringen wird. Es ist eine Arbeit, die nur wenige schätzen.
Jene jedoch, die meine Arbeit durch ihre falschen Darstellungen, ihren eifersüchtigen
Argwohn und Unglauben doppelt schwer machen und damit in anderen Gemütern
Vorurteil gegen die Zeugnisse wecken, werden die Sache mit Gott regeln müssen. Ich
aber werde vorangehen, wie die Vorsehung und meine Brüder mir den Weg bereiten. Im
Namen und in der Kraft meines Erlösers werde ich tun, was ich kann. Ich werde warnen,
beraten, tadeln und ermutigen, wie der Geist Gottes diktiert, ob die Menschen hören oder
nicht. Meine Pflicht ist es nicht, mir selbst zu gefallen, sondern den Willen meines
himmlischen Vaters zu tun, der mir mein Werk aufgetragen hat.
Z4.254.2 (4T.232.1) Absatz: 11/42
Christus warnte seine Jünger: "Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in
Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder
Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler
Baum bringt arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler
Baum kann nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt,
wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."
Matthäus 7,15-20. Hier ist ein Prüfstein gegeben, und du kannst ihn anwenden, Bruder G.
Du brauchst nicht in Ungewissheit und Zweifel zu verharren. Satan steht bereit, vielerlei
Zweifel einzuflößen; aber wenn du im Glauben deine Augen öffnen willst, wirst du genug
Beweise für den Glauben finden. Gott wird für niemand alle Ursachen für Zweifel aus dem
Weg räumen. Jene, die es vorziehen, in einer Atmosphäre des Zweifels und des
Infragestellens zu verharren, werden das wenig beneidenswerte Vorrecht haben. Gott gibt
dem aufrichtigen Gemüt genügend Beweise zu glauben. Wer sich aber von den Beweisen
abwendet, weil es da ein paar Dinge gibt, die sein endlicher Verstand nicht begreifen kann,
werden in der kalten, frostigen Atmosphäre des Unglaubens und Zweifels zurückgelassen
und Schiffbruch im Glauben erleiden. Du scheinst es als eine Tugend zu betrachten, dich
auf Seiten des Zweifels anstatt des Glaubens zu befinden. Jesus hat Unglauben niemals
gelobt und auch nicht den Zweifel. Er gab seiner Nation durch die von ihm gewirkten
Wunder Beweise, dass er der Messias war. Es gab aber solche, die es als Tugend
betrachteten, Zweifel zu hegen, diese Beweise in Frage zu stellen und in jedem guten
Werk etwas zum Tadeln zu finden.
Z4.255.1 (4T.233.1) Absatz: 12/42
Der Hauptmann, der von Christo wünschte, dass er käme und seinen Knecht heilte, fühlte
sich zu unwürdig, dass er Jesum bäte, unter sein Dach zu kommen. Sein Glaube an die
Macht Christi war so stark, dass er ihn nur bat, ein Wort zu sprechen, und schon würde
das Werk vollbracht. "Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die
ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht
gefunden! Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und
mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen; aber die Kinder des Reiches
werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen. Und
Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein
Knecht ward gesund zu derselben Stunde." Matthäus 8,10-13.
Z4.256.1 (4T.233.2) Absatz: 13/42
Hier betonte Jesus den Unterschied zwischen Glauben und Zweifel. Er zeigte, dass die
Kinder Israel um ihres Unglaubens willen strauchelten, der sie veranlassen würde, großes
Licht zu verwerfen und in Verdammnis und Untergang enden würde. Thomas erklärte, er
würde nicht glauben, ehe er nicht seinen Finger in die Nägelmale und seine Hand in die
Seite seines Herrn gelegt habe. Christus gab ihm den gewünschten Beweis, aber dann
tadelte er seinen Unglauben: "Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubest du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." Johannes 20,29.
Z4.256.2 (4T.233.3) Absatz: 14/42
In diesem Zeitalter der Finsternis und des Irrtums scheinen vorgebliche Nachfolger Christi
zu denken, dass sie die Freiheit besitzen, die Diener des Herrn anzunehmen oder zu
verwerfen nach Lust und Laune, und dass sie deswegen nicht zur Verantwortung gezogen
werden. Unglaube und Finsternis veranlassen sie zu diesem Tun. Ihr
Empfindungsvermögen ist durch Unglaube geschwächt. Sie verletzen ihr Gewissen,
werden ihrer Überzeugung untreu und schwächen ihre moralische Kraft. Sie betrachten
andere im gleichen Licht wie sich selbst.
Z4.256.3 (4T.234.1) Absatz: 15/42
Als Christus die Zwölf aussandte, gebot er ihnen: "Wo ihr aber in eine Stadt oder einen
Markt geht, da erkundigt euch, ob jemand darin sei, der es wert ist; und bei demselben
bleibet, bis ihr von dannen zieht. Wo ihr aber in ein Haus geht, so grüßt es; und so es das
Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer
Friede wieder zu euch wenden. Und wo euch jemand nicht annehmen wird noch eure
Rede hören, so geht heraus von demselben Haus oder der Stadt und schüttelt den Staub
von euren Füßen. Wahrlich ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird
es erträglicher gehen am Jüngsten Gericht denn solcher Stadt." Matthäus 10,11-15. Er
warnte sie, sich vor den Menschen zu hüten, "denn sie werden euch überantworten vor
ihre Rathäuser und werden euch geißeln in ihren Schulen." Matthäus 10,17.
Z4.256.4 (4T.234.2) Absatz: 16/42
Die Herzen der Menschen sind heute nicht weicher als in Christi Tagen. Sie werden alles
tun, was in ihrer Macht steht, um dem großen Widersacher darin behilflich zu sein, es den
Dienern Christi so schwer wie möglich zu machen, gerade so, wie die Menschen es mit
Christo machten, als er auf Erden weilte. Sie werden sie mit ihren verleumderischen und
lügenhaften Zungen geißeln. Sie werden kritisieren und sich gegen Gottes Diener wenden,
wie Satan sie anleitet. Durch ihren bösen Argwohn werden sie Betrug und Unehrlichkeit
sehen, wo alles in rechter Ordnung ist und vollkommene Redlichkeit herrscht. Sie legen
Gottes Dienern egoistische Motive zur Last, wo er sie doch selbst leitet und sie bereit
wären, sogar ihr Leben zu opfern, wenn Gott es forderte, wenn dadurch nur sein Werk
gefördert würde. Die selbst am wenigsten getan und das wenigste im Werk der Wahrheit
investiert haben, sind die ersten, an der Redlichkeit der Diener Gottes zu zweifeln, die
finanzielle Verantwortung im großen Werk tragen. Diejenigen, die Vertrauen in Gottes
Werk setzen, sind willig, etwas für seinen Fortgang zu wagen. Ihr geistliches Gedeihen
wird ihren Glaubenswerken angemessen sein. Gottes Wort ist unser Maßstab. Aber wie
wenige richten sich danach! Unsere Religion wird für unsere Mitmenschen von wenig Wert
sein, wenn sie nur theoretischer und nicht praktischer Art ist. Viele, die vorgeben, der Bibel
zu folgen, sind durch die Welt und Selbstsucht beeinflusst. Sie gleichen einer Wolke,
welche die Atmosphäre erstarren lässt, in der sich andere bewegen.
Halsstarrigkeit ist keine Unabhängigkeit
Z4.257.1 (4T.235.1) Absatz: 17/42
Bruder G, es wird dir nicht leicht fallen, reine, selbstlose Liebe und uneigennützige
Wohltätigkeit zu üben. Du hast wenig Erfahrung in der Unterordnung deiner Meinungen
und Ideen, manchmal dein eigenes Urteil aufzugeben und dich vom Rat anderer leiten zu
lassen. Bruder und Schwester G, ihr beide braucht weniger vom eigenen Ich und mehr
von der Gnade Gottes. Ihr beide solltet eine Gewohnheit der Selbstbeherrschung
entwickeln, damit eure Gedanken dem Geiste Christi unterworfen werden können. Ihr
benötigt Gottes Gnade. Nur so könnt ihr eure Gedanken erziehen, in rechten Kanälen zu
fließen, damit die von euch geäußerten Worte rechter Art sind und dass eure
Leidenschaften und eure Esslust von der Vernunft beherrscht werden und die Zunge
gegen Leichtfertigkeit, unheilige Kritik und Fehlerfinden gezähmt werde. "Wer aber auch in
keinem Wort fehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im
Zaum halten." Jakobus 3,2. Der größte Triumph, den wir durch die Religion Christi
erringen können, ist die Herrschaft über uns selbst. Unsere natürlichen Neigungen
müssen beherrscht werden, oder wir können niemals überwinden, wie Christus
überwunden hat.
Z4.258.1 (4T.235.2) Absatz: 18/42
Es gibt unter den Nachfolgern Christi solche, die geistlich "magenschwach" sind. Sie
haben sich selbst dienstuntauglich gemacht. Ihre geistliche Schwäche ist eine direkte
Folge ihres eigenen Zukurzkommens. Sie gehorchen weder Gottes Gesetzen, noch
bringen sie die Grundsätze seiner Gebote zur Ausführung. Sie sind in seinem Werk träge
und tun selbst nichts. Glauben sie aber, etwas gefunden zu haben, was sie rügen können,
dann sind sie aktiv und eifrig. Ein Christ, der nicht arbeitet, kann nicht gesund sein.
Geistliche Krankheit ist das Resultat vernachlässigter Pflicht. Damit der Glaube eines
Menschen stark sein kann, muss er oft im stillen Gebet mit Gott verbunden sein. Wie kann
die Wohltätigkeit eines Menschen ihm zum Segen sein, wenn er sie niemals ausübt? Wie
können wir Gott bitten, bei der Bekehrung von Seelen zu helfen, wenn wir nicht alles tun,
um sie zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen? Ihr habt euch selbst in einen Zustand der
Schwäche versetzt, der euch gegenüber euch selbst und gegenüber der Gemeinde
nutzlos macht. Das einzige Heilmittel ist Reue, Bekenntnis und Reformation. Ihr benötigt
moralische Kraft und die rechte Speise der Gnade Gottes. Nichts wird eurer Frömmigkeit
mehr Kraft vermitteln, als für den Fortschritt des Werkes zu wirken, das ihr zu lieben
vorgebt, anstatt es zu binden. Für geistige Trägheit gibt es nur ein Heilmittel – Arbeit, und
zwar Arbeit für Seelen, die der Hilfe bedürfen. Anstatt Seelen zu stärken, habt ihr die
Herzen und Hände derer, die den Fortschritt des Werkes fördern wollten, entmutigt und
geschwächt.
Z4.259.1 (4T.236.1) Absatz: 19/42
Gott hat euch Fähigkeiten verliehen, die ihr zum Guten anwenden oder zu eurem eigenen
Schaden und zum Schaden anderer missbrauchen könnt. Ihr habt nicht die Anforderungen
wahrgenommen, die Gott an euch hat. Wir sollten nie vergessen, dass wir in dieser Welt
leben, um Charaktere für die nächste Welt zu bilden. All unsere Verbindungen mit unseren
Mitteilhabern an der Sterblichkeit sollen so beschaffen sein, dass sie ihren und unseren
ewigen Interessen dienen. Dient unser Zusammentreffen mit ihnen aber nur dem
Vergnügen und eigensüchtiger Befriedigung, verhalten wir uns leichtfertig und begehen
sündige Taten, dann sind wir nicht Gottes Mitarbeiter, sondern wirken entschieden gegen
ihn. Das kostbare Leben, das uns Gott geschenkt hat, soll nicht durch ungläubige
Verwandte geformt werden, wie es dem fleischlichen Sinn behagt, sondern so gestaltet
werden, dass es Gott gefällt.
Z4.259.2 (4T.236.2) Absatz: 20/42
Wenn Bruder J sich der Liebe Gottes erfreute, könnte er ein Vermittler des Lichtes sein. Er
besitzt wenig moralische Kraft und neigt sehr zum Unglauben. Heilige Engel bemitleiden
ihn, denn er ist von Finsternis umgeben. Er ist beinahe fortwährend Worten des
Unglaubens und der Finsternis ausgesetzt. Immer werden Zweifel und Streitfragen vor ihm
ausgebreitet. Die Zunge ist "eine Welt voll Ungerechtigkeit". "Die Zunge kann kein Mensch
zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes." Jakobus 3,8. Würde Bruder J sich fester
an Gott klammern und fühlen, dass er seine Redlichkeit vor Gott bewahren muss, selbst
wenn es ihn sein Leben kostet, dann könnte er Kraft von oben empfangen. Gestattet er,
dass sein Glaube durch die ihn umgebende Finsternis und den Unglauben beeinflusst wird
– die Zweifel, das Infragestellen und viel Geschwätz –, dann wird er selbst bald Finsternis,
Zweifel und Unglaube sein und kein Licht oder Kraft in der Wahrheit besitzen.
Z4.259.3 (4T.237.1) Absatz: 21/42
Er soll nicht denken, dass er es leichter hat, wenn er Kompromisse mit seinen Freunden
schließt, die gegen unseren Glauben verbittert sind. Ist er aber fest entschlossen, Gott
unter allen Umständen zu gehorchen, wird er Hilfe und Kraft bekommen. Gott liebt und
bemitleidet Bruder J. Er kennt jede Verlegenheit, jede Entmutigung und alle bitteren Worte.
Er sieht alles. Wenn der Bruder seinen Unglauben aufgibt und unbeweglich zu Gott steht,
wird sein Glaube durch Übung erstarken. "Der Gerechte aber wird des Glaubens leben.
Wer aber weichen wird, an dem wird meine Seele kein Gefallen haben." Hebräer 10,38.
Z4.260.1 (4T.237.2) Absatz: 22/42
Ich sah, dass die Brüder J und G sich in besonderer Gefahr befinden, das ewige Leben zu
verlieren. Sie haben nicht erkannt, dass sie dem Fortschritt des Werkes in ... direkt im
Wege stehen. Als zum erstenmal eine Zeltversammlung an dieser Küste abgehalten
wurde, waren Hunderte von der Wahrheit überzeugt. Doch Gott kannte das Material, aus
dem sich jene Gemeinde zusammensetzte. Wenn Seelen die Wahrheit annehmen würden,
wäre niemand da, sie zu nähren und zu pflegen und sie zu einem erhabeneren Leben zu
führen. Bruder I war neidisch, fehlerfinderisch und eifersüchtig. Durfte er nicht der Erste
sein, würde er nichts unternehmen. Er schätzte sich selbst weit höher ein, als Gott es tat.
Ein Mann von seiner Sinnesart wird nicht lange mit irgend jemand in Übereinstimmung
sein; denn es ist seine Natur, zu streiten und sich allem zu widersetzen, was nicht mit
seinen Ansichten übereinstimmt. Der Herr hat ihn sich selbst überlassen, um zu
offenbaren, wes Geistes Kind er ist. Er brachte den gleichen Geist, den er in seiner
Familie offenbarte, mit in die Gemeinde und versuchte ihn auch da auszuführen. Seine
Bitterkeit und seine grausamen Reden gegen die Diener Gottes sind im Himmelsbuch
verzeichnet. Er wird ihnen wieder begegnen müssen. Er ging von uns aus, weil er nicht
von uns war. In keinem Fall sollte die Gemeinde ihn ermutigen, sich wiederum mit ihr zu
verbinden; denn mit dem Geist, den er jetzt besitzt, würde er selbst mit den Engeln Gottes
Streit anfangen. Er würde herrschen und die Arbeit der Engel diktieren wollen. Kein
solcher Geist kann in den Himmel eingehen. I und J, auf denen Gottes Missfallen ruht,
haben es gewagt, den Dienern Gottes zu widerstehen, sie zu verleumden und ihnen böse
Beweggründe unterzuschieben. Sie haben versucht, das Vertrauen der Geschwister in
diese Arbeiter als auch in die Zeugnisse zu zerstören. Aber wenn das Werk von Gott ist,
können sie es nicht überwinden. Ihre Bemühungen werden umsonst sein. Bruder G, du
befandest dich in solcher Finsternis, dass du glaubtest, diese Männer wären im Recht. Du
hast ihre Worte wiederholt und von einer "Ein-Mann-Herrschaft" gesprochen. Ach, wie
wenig hast du verstanden, wovon du sprachst!
Z4.261.1 (4T.238.1) Absatz: 23/42
Einige waren bereit, alles zu sagen und jede Anklage gegen Gottes Diener
entgegenzunehmen und eifersüchtig und fehlerfinderisch zu sein. Und wenn sie
irgendeinen Anlass entdecken können, wo sie meinen, Prediger hätten in ihrem Eifer um
Gottes Sache zu entschieden und vielleicht zu streng gesprochen, sind sie willig gewesen,
das meiste aus ihren Worten zu machen. Sie haben sich berechtigt gefühlt, bitterste und
böseste Gefühle zu hegen und des Herrn Diener verkehrte Beweggründe zu unterstellen.
Lasst diese Fehlerfinder sich fragen, was sie unter ähnlichen Umständen getan hätten,
wenn auf ihnen gleiche Bürden lasten würden. Lasst sie ihre eigene verkehrte,
anmaßende Handlungsweise in Betracht ziehen und verdammen, an ihre eigene
Ungeduld und Launenhaftigkeit denken, und wenn sie selbst ohne Sünde sind, mögen sie
den ersten Stein der Anklage gegen ihre Brüder schleudern, die versucht haben, sie in
Ordnung zu bringen. Ein heiliger Gott wird keine Seelen in die Wahrheit bringen, damit sie
dem Einfluss ausgesetzt werden, wie er in der Gemeinde herrscht. Unser himmlischer
Vater ist zu weise, um Seelen zur Wahrheit zu bringen, um sie dem Einfluss dieser Männer
auszusetzen, die an Herz und Leben ungeheiligt sind. Diese Männer stimmen nicht mit der
Wahrheit überein. Sie sind nicht eins mit dem Körper, sondern zerstreuen von der
Gemeinde. Sie wirken den Absichten derer entgegen, die Gott benutzt, um Seelen zur
Wahrheit zu bringen.
Z4.261.2 (4T.238.2) Absatz: 24/42
Wer würde diejenigen speisen, die ihren Stand auf Seiten aller Gebote Gottes einnehmen
sollen? Wer würde denen, die der Hilfe und Stärkung bedürfen, fürsorgliche Väter und
Mütter sein? Wissen diese Brüder, was sie tun? Sie stehen den Sündern direkt im Wege.
Sie blockieren den Weg durch ihr verkehrtes Handeln. Werden sie nicht bereuen und sich
völlig ändern, wird das Blut von Seelen an ihren Kleidern kleben. Denken diese
Unzufriedenen, dass sie im Recht seien und dass die Körperschaft der Sabbathalter
betrogen ist?. "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,20. Wen segnet Gott?
Wen leitet er? Wer wirkt für ihn? Wer verrichtet ein gutes Werk, indem er anderen die
Wahrheit vorführt? Glauben diese Männer, dass die Körperschaft zu ihnen kommen, ihre
Erfahrung und ihre Ansichten aufgeben wird, um dem Urteil dieser Ungeheiligten zu
folgen, oder wollen sie in Übereinstimmung mit dem Körper kommen?
Z4.262.1 (4T.239.1) Absatz: 25/42
Bruder G rühmt sich seiner Unabhängigkeit des Geistes und des Urteils, während er durch
sein ungeheiligtes Leben und seinen Widerstand gegen das Werk in blindem Kampf
gegen Christum in der Person seiner Diener den Weg von Sündern blockiert. Aber er ist
betreffs der Natur wahrer Unabhängigkeit betrogen. Unabhängigkeit ist nicht
Halsstarrigkeit, obgleich diese oftmals mit der Unabhängigkeit verwechselt wird. Wenn
Bruder G sich eine Meinung gebildet hat und sie mit beachtlichem Vertrauen innerhalb
seiner Familie oder in der Gemeinde oder selbst öffentlich vertreten hat, dann ist er
geneigt, durch jedes Argument, das er benutzen kann, zu beweisen, dass er recht hat. Er
ist in Gefahr – in großer Gefahr – seine Augen zu schließen und sein Gewissen durch
seine Hartnäckigkeit zu verletzen; denn Satan setzt ihm mit seinen Versuchungen zu. Er
kann seinen Meinungsstolz nur schwer überwinden, selbst angesichts von Licht und
genügend Beweisen, die ihn überzeugen müssten, wenn er gewillt wäre, sich überzeugen
zu lassen. Er denkt, dass es einen Schatten auf sein Urteil und sein
Wahrnehmungsvermögen werfen würde, wenn er zugäbe, sich geirrt zu haben.
Z4.262.2 (4T.239.2) Absatz: 26/42
Bruder G, du stehst in großer Gefahr, deine Seele zu verlieren. Du willst immer den
Vorrang haben. Manchmal fühlst du dich gekränkt, wenn du denkst, man hätte dich
übergangen. Du bist nicht glücklich. Du wirst auch nicht glücklich sein, wenn du Gottes
Volk verlässt und dich über deutliche Worte und Tatsachen ärgerst, wie viele von Christi
Nachfolgern es taten, weil die Wahrheit zu deutlich ausgesprochen wurde. Du wirst nicht
glücklich sein, weil du dich selbst ja überall mitnimmst. Du stehst nicht recht. Du machst
dir selbst Schwierigkeiten. Dein Temperament ist dein Feind. Wohin du auch gehst, wirst
du dich mit deiner unseligen Glücklosigkeit mitnehmen. Es ist eine Ehre, Unrecht
einzugestehen, sobald man es entdeckt hat.
Z4.263.1 (4T.240.1) Absatz: 27/42
Es gibt mancherlei Dinge in Verbindung mit dem Werk Gottes, worin du Fehler entdecken
wirst, weil dies ganz natürlich für dich ist. Und seit du dein Angesicht dem Licht
entgegengestellt hast, das Gott dir betreffs deiner selbst offenbart hat, verlierst du rasch
dein Unterscheidungsvermögen und bist mehr als je zuvor bereit, bei allem Fehler zu
finden. Du verteidigst deine Meinung mit diktatorischer Dreistigkeit und wenn andere sie in
Frage stellen, fasst du es als persönliche Beleidigung auf. Wahre, veredelte
Unabhängigkeit weigert sich nie, Rat von Erfahrenen und Weisen anzunehmen, und
behandelt den Rat anderer mit Respekt.
Religion in der Familie
Z4.263.2 (4T.240.2) Absatz: 28/42
Bruder G, du musst dich bekehren, oder du wirst das ewige Leben verlieren. Du kannst
nicht glücklich werden, solange du nicht die Sanftmut der Weisheit besitzt. Du und deine
Frau, ihr habt zu lange im Widerstand beharrt. Ihr müsst diese Fehlerfinderei, diesen
Argwohn, diese Eifersucht, dieses unselige Gezänk aufgeben. Der Geist, der sich in eurer
Familie entwickelt hat, färbt auf eure religiöse Erfahrung ab. Gebt acht, nicht in der
Gegenwart eurer Kinder über die Fehler des anderen zu sprechen. Achtet auf den Geist,
der euch beherrscht. Ihr seht nur das Schlechte und Ungute in eurem ältesten Sohn,
erwähnt aber nicht seine guten Eigenschaften, die ihr plötzlich gewahr werden würdet,
wenn er euch durch den Tod genommen werden sollte. Keiner von euch nimmt eine rechte
Stellung zu ihm ein. In Gegenwart anderer sprecht ihr über seine Fehler und offenbart,
dass ihr kein Vertrauen in seine guten Wesenszüge habt.
Z4.263.3 (4T.240.3) Absatz: 29/42
Jeder von euch neigt dazu, Fehler im anderen und in allen zu sehen. Aber ihr seid beide
gegenüber euren eigenen Fehlern und den mancherlei Irrtümern blind. Ihr beide seid
nervös und leicht erregt. Ihr benötigt die Sanftmut der Weisheit. Ihr klammert euch
beharrlich an eure Schwächen, Leidenschaften und Vorurteile, als ob ihr in diesem Leben
nie mehr glücklich werden könntet, wenn ihr sie aufgeben würdet. Dabei sind diese Dinge
nur stechende, verletzende Dornen. Jesus ladet euch ein, das Joch niederzulegen, das ihr
getragen habt und das eurem Nacken schwer ist, und dafür sein Joch, seine Last
aufzunehmen, die bequem und leicht ist. Wie ermüdend ist die Bürde der Eigenliebe, des
Neides, des Stolzes, der Leidenschaft, der Eifersucht und übler Nachrede. Doch wie
klammern die Menschen sich an diese fluchwürdigen Dinge, und wie wenig sind sie
geneigt, sie aufzugeben. Er ladet die schwerbeladenen und müden Seelen ein, zu ihm zu
kommen und im Austausch für die Lasten, die sie sich selbst aufgebürdet haben, seine
Last aufzunehmen, die leicht ist. Er sagt: "Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. Denn
mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." Matthäus 11,29.30. Die Forderungen
unseres Heilandes sind vernünftig und harmonisch. Werden sie freudig erfüllt, so bringen
sie der Seele Frieden und Ruhe.
Z4.264.1 (4T.241.1) Absatz: 30/42
Hat Bruder G einmal seine Stellung auf der falschen Seite eingenommen, ist es nicht leicht
für ihn zu bekennen, dass er sich geirrt hat. Wenn er aber seine Verkehrtheit aus seinem
Gedächtnis verdrängen und aus dem Gedächtnis anderer löschen und ohne öffentliches
Bekenntnis eine Veränderung vornehmen kann, dann wird er es tun. Doch all diese
Verirrungen und unbekannten Sünden sind im Himmel verzeichnet und werden nicht
ausgelöscht werden, bis alle Anweisungen des Wortes Gottes befolgt wurden: "Bekenne
einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet." Jakobus
5,16. Wenn Bruder G neben diesem vom Herrn vorgeschriebenen Weg einen anderen
Plan gefunden hat, ist dies kein sicherer Weg. Er wird zuletzt zu seinem Untergang führen.
Dieser andere Weg ist für die Gemeinde verderblich, ebenso verderblich für das
Wohlergehen und das Glück seiner Familie. Er muss sein Herz besänftigen und
Zartgefühl, Demut und Liebe Eingang in seiner Seele gewähren. Er muss selbstlose
Wesenszüge entwickeln. Bruder und Schwester G, ihr müsst einen Gemütszustand
entwickeln, der euch rein, selbstvergessen und für das Schicksal anderer mehr interessiert
macht. Ihr neigt zu Eigenliebe und zur Sorge um das eigene Ich, was nicht zu eurem
Glück beiträgt, sondern euch nur Kümmernis und Leid einträgt. Ihr habt mit euch selbst
einen Kampf auszufechten, den euch niemand abnehmen kann. Ihr beide solltet über eure
Zunge wachen und vieles unausgesprochen lassen, was nach Äußerung drängt. Das erste
Übel ist, verkehrte Gedanken zu hegen. Dem folgen verkehrte Worte. Aber ihr habt das
Werk, Liebe, Ehrerbietung und Achtung für andere zu hegen, außer acht gelassen. Einer
soll die Gefühle des anderen in Freundlichkeit respektieren und sein Glück wahren. Dies
könnt ihr aber nur in der Kraft und im Namen Jesu.
Z4.265.1 (4T.242.1) Absatz: 31/42
Schwester G hat sich sehr bemüht, Siege zu erringen, hat aber wenig Ermutigung von
ihrem Mann empfangen. Anstatt in ernstem Gebet um Kraft zu bitten, ihre Charakterfehler
zu überwinden, haben sich beide gegenseitig beobachtet und sich geschwächt, indem sie
beim anderen Fehler suchten und fanden. Der Herzensgarten wurde nicht gepflegt.
Z4.265.2 (4T.242.2) Absatz: 32/42
Wenn Bruder G das Licht angenommen hätte, das der Herr ihm vor Monaten sandte, und
mit seiner Frau Rücksprache gehalten hätte, wenn beider Herzen vor dem Herrn
zerbrochen wären, wie anders wäre dann ihr heutiger Zustand! Sie missachteten beide die
Worte des Tadels und der Einladung des Geistes Gottes und versäumten es, ihr Leben zu
reformieren. Doch das Verschließen ihrer Augen vor dem von Gott gesandten Licht hat
nicht eine ihrer Verfehlungen in Gottes Augen weniger anstößig gemacht, noch ihre
Verantwortung vermindert. Sie haben den Tadel gehasst, den Gott ihnen in mitleidsvoller
Zärtlichkeit gab. Bruder G besitzt von Natur aus ein freundliches, zartfühlendes Herz, aber
es ist von Eigenliebe, Stolz und bösem Argwohn überkrustet. Sein Herz ist nicht
unempfindlich. Ihm mangelt es nur an moralischer Kraft. Er ist ein Feigling, wenn es um
Selbstverleugnung und Selbstaufopferung geht; denn er liebt das eigene Ich. Das Ich zu
beherrschen, über seine Worte zu wachen und anzuerkennen, dass er verkehrt gehandelt
oder gesprochen hat, ist für ihn ein Kreuz, das ihm zu schwer und zu demütigend dünkt.
Will er aber je gerettet werden, dann muss er dieses Kreuz auf sich nehmen.
Z4.265.3 (4T.242.3) Absatz: 33/42
Bruder und Schwester G, ihr müsst beide über eure Worte wachen. Setzt ihr keinen
Wächter über eure Gedanken und Handlungen, dann werdet ihr einander entmutigen, und
es ist sicher, dass keines von euch gerettet wird. Ihr beide müsst euch vor einem
unbeherrschten Geist hüten, der unüberlegte Worte und Handlungen hervorrufen wird. Die
Empfindlichkeit, die ihr hegt, weil ihr meint, man hätte euch missbraucht, ist Satans Geist
und führt zu großem moralischem Übel. Wenn ihr euch von einem unbeherrschten Geist
leiten lasst, dann beraubt ihr euch augenblicklich der Fähigkeit, eure Worte und euer
Verhalten zu regeln, und ihr macht euch für alle bösen Folgen verantwortlich. Was in
Übereilung und Ärger geschieht, ist unentschuldbar. Es ist eine böse Handlung. Durch ein
einziges Wort, das ihr hastig und in Leidenschaft äußert, mögt ihr einen Stachel im Herzen
von Freunden zurücklassen, der nie vergessen wird. Übt ihr keine Selbstbeherrschung,
dann werdet ihr ein sehr unglückliches Paar sein. Jeder von euch schreibt sein
Unglücklichsein den Fehlern des anderen zu. Tut das nie wieder. Macht es euch zur
Regel, niemals den anderen zu tadeln, sondern anerkennt und lobt, wo immer es
angebracht ist.
Z4.266.1 (4T.243.1) Absatz: 34/42
Einige betrachten es als eine Tugend und lobenswert, sich keine Schranken aufzuerlegen
und freimütig alle unangenehmen Dinge auszusprechen, die sie im Herzen hegen. Sie
machen ihrem Ärger Luft in einem Sturzbach von Vorwürfen und Krittelei. Je mehr sie
reden, desto erregter werden sie, und Satan eilt ihnen in diesem Werk zu Hilfe, denn es
behagt ihm. Die Worte irritieren den, zu dem sie gesprochen werden, und derjenige gibt
Gleiches zurück, was noch härtere Worte herausfordert, bis eine geringfügige Sache zu
einem großen Feuer ausartet. Ihr empfindet beide, dass ihr so viele Prüfungen habt, wie
ein Mensch nur ertragen kann, und dass euer Leben höchst unglücklich ist. Beginnt
resolut damit, eure Gedanken, eure Worte und eure Handlungen unter Kontrolle zu halten.
Wenn einer von euch fühlt, dass Groll in ihm aufsteigt, dann macht es euch zur Regel, in
demutsvollem Gebet zu Gott zu fliehen, der auf ein Gebet hören wird, das nicht von
heuchlerischen Lippen kommt.
Z4.266.2 (4T.243.2) Absatz: 35/42
Jede Leidenschaft muss der Herrschaft eines erleuchteten Gewissens unterworfen
werden. "So ziehet nun an, als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten,
herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und vertrage einer den
andern und vergebet euch untereinander, so jemand Klage hat wider den andern;
gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr. Über alles aber ziehet an die Liebe,
die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen,
zu welchem ihr auch berufen seid in einem Leibe; und seid dankbar!" Kolosser 3,12-15.
Z4.267.1 (4T.244.1) Absatz: 36/42
Wenn ihr eine Tugend der anderen hinzufügt, wird Gott seine Gnade vervielfältigen. Ihr
fügt hinzu, Gott vervielfältigt. Denkt ihr gewohnheitsgemäß daran, dass Gott alles sieht
und hört, was ihr tut und sagt, und dass ihr dem allen wieder begegnen müsst, dann
werdet ihr danach trachten, in allem dem Diktat eines erleuchteten und erweckten
Gewissens zu folgen. Ihr werdet eure Zunge zur Verherrlichung Gottes benutzen und
werdet für euch und andere eine Quelle des Segens sein. Trennt ihr euch aber von Gott,
wie ihr es bereits getan habt, dann gebt acht, dass eure Zunge nicht "eine Welt voll
Ungerechtigkeit" wird und furchtbare Verdammnis über euch bringt, weil Seelen durch
euch verloren gehen.
Die Pflicht der Selbstbeherrschung
Z4.267.2 (4T.244.2) Absatz: 37/42
Die Lüste eurer niederen Natur sollten in strikter Unterwerfung gehalten werden. Der
Appetit wurde uns für einen wichtigen Zweck verliehen. Er soll uns zum Besten dienen und
nicht zum Tode beitragen, indem er verdorben und zu einer fleischlichen Lust wird, die
wider die Seele streitet. Das Verlangen nach Tabak, das du, Bruder G, durch
Nachgiebigkeit gestärkt hast, ist zu einer fleischlichen Lust geworden, die wider deine
Seele streitet. Ein unmäßiger Mensch kann nicht geduldig sein. Ein beinahe unbemerktes
der Esslust Nachgeben wird den Appetit auf stärkere Reizmittel wecken. Wenn Gedanken,
Leidenschaften und Esslust in Unterwerfung gehalten werden, dann kann die Zunge
beherrscht werden. Nimm moralische Kraft zu Hilfe und gib den Tabak für immer auf. Du
hast vor anderen verbergen wollen, dass du Tabak benutzt; doch vor Gott kannst du es
nicht verstecken. "Reiniget die Hände, ihr Sünder, und macht eure Herzen keusch, ihr
Wankelmütigen. Seid elend und traget Leid und weinet; euer Lachen verkehre sich in
Weinen und eure Freude in Traurigkeit." Jakobus 4,8.9. Im Namen Jesu, der mir meinen
Auftrag gegeben hat, richte ich diese Worte an dich. Verwirf sie nicht.
Z4.268.1 (4T.245.1) Absatz: 38/42
Du würdest die Zeugnisse niemals verworfen haben, wären nicht deine Verkehrtheiten
gerügt worden. Du dachtest, es sei einfacher, die Zeugnisse zu opfern und deine Augen
dem Licht zu verschließen, das Gott dir sandte, als deinen Tabak aufzugeben und dein
leichtfertiges Leben und dein Spaßen mit Ungläubigen zu beenden. Der
Reinigungsprozess erfordert Selbstverleugnung und Einschränkung, wozu dir die
moralische Kraft fehlt. So ziehst du es vor, deine Sünden durch Unglauben an das von
Gott gesandte Licht zu entschuldigen. Denke daran, du musst all diesen Dingen wieder
begegnen, denn sie sind mit allen Warnungen und Zurechtweisungen, die Gott dir durch
mich vermitteln ließ, im Buche verzeichnet.
Z4.268.2 (4T.245.2) Absatz: 39/42
Bruder J ist zu bemitleiden, denn er ist von Natur aus mit Fehlern behaftet. Seine Hoffnung
ist gering. Sein Unglaube und seine Zweifel beherrschen sein Urteil. Es ist für ihn ganz
natürlich, sich auf die Seite des Zweifels zu schlagen und alles in Frage zu stellen. Der
einzige Weg, dieses große Übel abzustellen, ist, entgegengesetzte Charakterzüge zu
entwickeln. Er muss den Zweifel zurückdrängen, anstatt ihn zu hegen und zu pflegen. Er
sollte seine Zweifel nicht zum Ausdruck bringen. Er hat nicht das Recht, andere mit seinen
Charakterfehlern zu behelligen und ihnen dadurch Traurigkeit und Entmutigung zu
bringen. Wenn er schon selbst mit diesem traurigen Übel geplagt ist, dann sollte er nicht
noch das Glück anderer zerstören, indem er seinen Unglauben mitteilt und den Glauben
seiner Brüder abkühlt. Er neigt dazu, über alles hinwegzugehen, was ihn in einer Predigt
oder Ermahnung trösten und ermutigen könnte, während er sich bemüht, irgendetwas
darin zu finden, das ihm als Entschuldigung für seine Zweifelsucht und seine Kritik dienen
könnte. Die Zugänge zu seiner Seele sind unbewacht und stehen für Satan weit offen, der
hereinkommt und sein Gemüt für seine Zwecke gestaltet.
Z4.269.1 (4T.245.3) Absatz: 40/42
Es wurde mir gezeigt, dass eure Versammlungen an Interesse verlieren, weil Gottes Geist
ihnen nicht beiwohnt. Wegen dieser beiden Männer befinden sich die Geschwister in
völliger Knechtschaft. Sie wagen nicht, ihre Freiheit zu behaupten und in der Einfachheit
ihrer Seelen ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen; denn hier ist Bruder J mit seinem
kalten, strengen, kritischen Auge immer wachsam und bereit, irgendein Wort aufzufangen,
das ihm Gelegenheit bietet, die Fähigkeit seines ungläubigen Gemüts unter Beweis zu
stellen. Durch diese beiden Männer wird Gottes Geist von den Versammlungen vertrieben.
Wenn Brüder den Geist des Drachen offenbaren, jene zu bekämpfen, die glauben, dass
Gott ihnen durch die Zeugnisse Licht und Trost vermittelt, dann ist es an der Zeit, dass die
Geschwister Gewissensfreiheit ausüben. Gott hat ihnen Licht gegeben, und es ist ihr
Vorrecht, das Licht zu pflegen und darüber zu sprechen, um einander zu stärken und zu
ermutigen. Bruder J möchte die Gemüter verwirren, indem er es so darstellt, dass das
Licht, welches Gott durch die Zeugnisse gibt, ein Zusatz zum Worte Gottes sei. Aber
dadurch stellt er die Sache in ein falsches Licht. Gott hat es für gut befunden, auf diese Art
und Weise sein Volk auf sein Wort hinzuweisen und ihm ein klareres Verständnis
desselben zu vermitteln.
Z4.269.2 (4T.246.1) Absatz: 41/42
Die Gemeinde in ... wird wegen des Einflusses, der dort ausgeübt wird, immer schwächer.
Dieser Einfluss ist nicht dazu angetan, die Räder fortzubewegen, sondern sie zu
blockieren. Es ist das Vorrecht von Bruder J, seinen Unglauben abzulegen und mit dem
Licht voranzugehen, wenn er will. Weigert er sich jedoch, dies zu tun, dann wird Gottes
Werk ohne seine Hilfe vorangehen. Doch es ist Gottes Wille, dass eine Veränderung in der
Gemeinde in ... stattfindet. Sie wird entweder Fortschritte machen oder zurückgehen. Gott
kann mehr mit sechs Seelen anfangen, die einig und gleicher Gesinnung und gleichen
Urteils sind, als mit zwanzig Männern wie Bruder J und Bruder G. Sie haben keine Engel
des Lichtes mit in die Versammlung gebracht, sondern Engel der Finsternis. Die
Versammlungen haben keinen Nutzen gebracht, sondern in manchen Fällen wirklichen
Schaden angerichtet. Gott fordert diese Männer auf, sich auf die Seite des Herrn zu stellen
und sich mit dem Körper zu vereinigen oder damit aufzuhören, diejenigen zu hindern, die
völlig für den Herrn sein möchten.
Z4.270.1 (4T.246.2) Absatz: 42/42
Der Hauptgrund, warum so viele bekenntliche Jünger Christi in schreckliche Versuchung
fallen und Ursache für Reue schaffen, besteht darin, dass sie sich nicht selbst erkennen.
Hierdurch wurde Petrus vom Satan überwunden. Hier erleiden Tausende im Glauben
Schiffbruch. Ihr nehmt euch eure Verkehrtheiten und Verirrungen nicht zu Herzen und seid
nicht darüber betrübt. Ich bitte euch, reinigt eure Seelen durch Gehorsam zur Wahrheit.
Verbindet euch mit dem Himmel. Möge der Herr euch vor Selbstbetrug bewahren.
Kapitel 22: Die Heiligkeit der Gebote Gottes
Z4.270.2 (4T.247.1) Absatz: 1/25
Sehr geehrter Br. K, im Januar 1875 sah ich, dass das geistliche Gedeihen der Gemeinde
behindert wird. Der Geist Gottes ist betrübt, weil viele im Herzen und in ihrem
Lebenswandel nicht recht vor ihm stehen. Der Glaube, den sie bekennen, stimmt nicht mit
ihren Werken überein. Der heilige Ruhetag Jehovas wird nicht beachtet, wie er beachtet
werden sollte. Jede Woche wird Gott durch mancherlei Übertretung seiner heiligen Zeit
beraubt, und in den Stunden, die dem Gebet und der Andacht geweiht sollten, werden
weltliche Geschäfte abgeschlossen.
Z4.270.3 (4T.247.2) Absatz: 2/25
Gott hat uns seine Gebote nicht nur gegeben, dass wir an sie glauben, sondern dass wir
ihnen gehorchen. Als der große Jehova den Grund der Erde gelegt hatte, bekleidete er die
ganze Welt mit dem Gewand der Schönheit und stattete sie für den Menschen mit
nützlichen Dingen aus. Nachdem er all die Wunder des Landes und des Meeres
geschaffen hatte, setzte er den Sabbat ein und heiligte ihn. Gott segnete und heiligte den
siebenten Tag, weil er an diesem Tag von all seinen wunderbaren Schöpfungswerken
geruht hatte. Der Sabbat wurde um des Menschen willen gemacht, und Gott wünschte,
dass der Mensch seine Arbeit am siebenten Tag ebenso beiseite legt, wie er selbst nach
sechs Tagen seines Schöpfungswerkes geruht hatte.
Z4.271.1 (4T.247.3) Absatz: 3/25
Wer die Gebote Jehovas achtet, wird, nachdem er Licht über das vierte Gebot des
Dekalogs empfangen hat, diesem Gebot gehorchen, ohne erst zu fragen, ob dieser
Gehorsam möglich oder bequem durchzuführen wäre. Gott schuf den Menschen sich zum
Bilde und gab dann ein Beispiel in der Beobachtung des siebenten Tages, den er segnete
und heiligte. Er bestimmte, dass der Mensch ihn an diesem Tage anbeten sollte und dass
alle weltlichen Beschäftigungen zu unterbleiben hätten. Keiner von denen, die das vierte
Gebot missachten, wird in Gottes Augen schuldlos dastehen, wenn ihm die Forderungen
des Sabbats bekannt gewesen sind.
Z4.271.2 (4T.247.4) Absatz: 4/25
Br. K, du anerkennst die Forderung Gottes, den Sabbat zu halten, aber deine Werke
stimmen nicht mit deinem Glaubensbekenntnis überein. Dein Einfluss bestärkt die
Ungläubigen, sobald du das Gesetz Gottes übertrittst. Wenn deine weltlichen
Angelegenheiten deine Aufmerksamkeit zu fordern scheinen, verletzt du ohne
Gewissensbisse das vierte Gebot. Du machst das Halten des Gesetzes Gottes von den
Umständen abhängig. Du gehorchst oder gehorchst nicht, je nachdem wie es dein
Geschäft oder deine Neigung erfordert. Damit ehrst du den Sabbat nicht als eine heilige
Einrichtung. Indem du diesen gleichgültigen Lebenswandel führst, betrübst du den Geist
Gottes und entehrst deinen Erlöser.
Z4.271.3 (4T.248.1) Absatz: 5/25
Eine teilweise Befolgung des Sabbatgebotes wird vom Herrn nicht angenommen und übt
auf das Gemüt von Sündern eine schlimmere Wirkung aus, als wenn du dich überhaupt
nicht als Sabbathalter bekannt hättest. Sie merken, dass deine Lebensführung deinem
religiösen Bekenntnis zuwiderläuft und verlieren den Glauben an das Christentum. Was
der Herr sagt, meint er mit allem Ernst, und der Mensch kann seine Gebote nicht
ungestraft beiseite setzen. Das Beispiel Adams und Evas im Garten Eden sollte uns eine
ausreichende Warnung vor jedwedem Ungehorsam gegen das göttliche Gesetz sein. Die
Sünde unserer ersten Eltern brachte Schuld und Leid über die Welt. Weil sie den
betörenden Versuchungen des Feindes gelauscht hatten, herrschte fortan die Übertretung
und veranlasste den Sohn Gottes, die königlichen Höfe des Himmels zu verlassen und
einen bescheidenen Platz auf Erden einzunehmen. Ausgerechnet von den Menschen, die
er selig machen wollte, wurde er verspottet, abgewiesen und gekreuzigt. Welch unendlich
großen Preis forderte der Ungehorsam im Garten Eden! Die himmlische Majestät wurde
geopfert, um den Menschen von diesen Folgen seiner Schuld zu retten.
Z4.272.1 (4T.248.2) Absatz: 6/25
Gott wird heute irgendeine Übertretung seines Gesetzes nicht leichter übergehen als an
dem Tage, da er Adam den Urteilsspruch verkündete. Der Heiland der Welt erhebt seine
Stimme gegen alle, die die göttlichen Gebote nachlässig und gleichgültig behandeln. Er
spricht: "Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute also, der
wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen
im Himmelreich." Matthäus 5,19. Das Beispiel unseres Lebens zeugt entweder gänzlich für
oder gänzlich gegen die Wahrheit. Wenn deine Werke die Übertretungen andrer
gutzuheißen scheinen, wenn dein Einfluss dazu führt, dass das Übertreten der Gebote
Gottes leichtgenommen wird, bist du nicht nur selbst schuldig, sondern bis zu einem
gewissen Grade auch für die Fehler anderer verantwortlich.
Z4.272.2 (4T.249.1) Absatz: 7/25
Gleich zu Beginn des vierten Gebotes sagte Gott: "Gedenke", weil er wusste, dass der
Mensch bei seinen vielfältigen Sorgen und Schwierigkeiten versuchen würde, sich zu
entschuldigen, weil er den vollen Erwartungen des Gesetzes nicht entspreche oder dass
er unter dem Druck weltlicher Geschäfte dessen heilige Bedeutung vergäße. "Sechs Tage
sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken" (2.Mose 20,9), die üblichen
Alltäglichkeiten des Lebens zu irdischem Nutzen und eigener Freude. Diese Worte sind
sehr deutlich, da kann es kein Missverständnis geben. Br. K, wie kannst du wagen, ein so
ernstes und bedeutsames Gebot zu übertreten? Hat der Herr etwa eine Ausnahme
gemacht und dich von den Verpflichtungen des Gesetzes entbunden, das er der Welt
gegeben hat? Sind deine Übertretungen in den himmlischen Büchern ausgelöscht? Wird
Gott deinen Ungehorsam entschuldigen, wenn die Völker vor ihm erscheinen werden, um
ihren Urteilsspruch zu empfangen? Nicht einen Augenblick darfst du dich selbst täuschen
und denken, dass deine Sünde nicht ihre verdiente Strafe nach sich ziehen wird. Deine
Übertretungen werden von der Zuchtrute heimgesucht werden, weil du die Erkenntnis
hattest, ihr aber völlig zuwiderhandeltest. "Der Knecht aber, der seines Herrn Willen weiß,
und hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Willen getan, der wird viel Streiche
leiden müssen." Lukas 12,47.
Z4.273.1 (4T.249.2) Absatz: 8/25
Gott hat dem Menschen sechs Tage gegeben, an denen er seiner Arbeit nachgehen und
die üblichen Angelegenheiten erledigen soll. Einen Tag aber hat Gott für sich beansprucht;
er sonderte ihn ab und heiligte ihn. Diesen Tag hat er dem Menschen gegeben, damit er
von seiner Arbeit ausruhen und sich der Anbetung sowie seinem eigenen geistlichen
Wachstum widmen kann. Was ist das für ein abscheulicher Frevel des Menschen, den
einen geheiligten Tag des Herrn zu stehlen und ihn seinen selbstsüchtigen Zielen
dienstbar zu machen!
Z4.273.2 (4T.249.3) Absatz: 9/25
Es ist für einen sterblichen Menschen außerordentlich vermessen, sich auf einen
Kompromiss mit dem Allmächtigen einlassen zu wollen, um seine eigenen
unbedeutenden, vergänglichen Interessen sicherzustellen. Am Sabbat gelegentlich
weltliche Geschäfte abzuschließen, ist eine ebenso ruchlose Verletzung des Gesetzes wie
seine völlige Verwerfung; denn damit machen wir aus den Geboten Gottes eine
Angelegenheit persönlichen Ermessens. "Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott", so
donnerte es vom Sinai. Dieser Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern
bis in das dritte und vierte Glied, die ihn hassen, und tut Barmherzigkeit an vielen
Tausenden, die ihn lieb haben und seine Gebote halten, dieser Gott nimmt nur ungeteilten
Gehorsam und ungeteilte Hingabe an. Es ist keine geringe Sache, einen Nachbarn zu
berauben. Wer eine solche Tat begeht, wird großen Schimpf ernten. Und doch beraubt
derjenige, der es verschmäht, seinen Mitmenschen zu betrügen, ohne sich zu schämen,
seinen himmlischen Vater der Zeit, die dieser gesegnet und für einen besonderen Zweck
abgesondert hat.
Z4.274.1 (4T.250.1) Absatz: 10/25
Mein lieber Bruder, dein Handeln steht im Widerspruch zu deinem Glaubensbekenntnis,
und deine einzige Entschuldigung ist die armselige Ausrede von persönlichen
Annehmlichkeiten. Die Diener Gottes in vergangenen Zeiten wurden aufgerufen, ihr Leben
für die Verteidigung ihres Glaubens hinzugeben. Deine Lebensführung stimmt wenig mit
der christlicher Märtyrer überein, die eher Hunger und Durst, Folter und Tod ertrugen, als
dass sie ihre Religion verleugneten oder die Grundsätze der Wahrheit aufgaben.
Z4.274.2 (4T.250.2) Absatz: 11/25
Es steht geschrieben: "Was hilft‘s, liebe Brüder, so jemand sagt, er habe den Glauben,
und hat doch die Werke nicht? Kann auch der Glaube ihn selig machen?" Jakobus 2,14.
Jedesmal, wenn du am Sabbat arbeitest, verleugnest du im Grunde genommen deinen
Glauben. Die Heilige Schrift lehrt uns, dass der Glaube ohne Werke tot ist an sich selber
und dass das Leben eines Menschen vor der Welt davon zeugt, ob er dem Glauben, zu
dem er sich bekennt, treu ist oder nicht. Dein Verhalten setzt das Gesetz Gottes in der
Achtung deiner weltlichen Freunde herab. Es spricht zu ihnen: "Ihr mögt den Geboten
gehorchen oder nicht. Ich glaube, dass das Gesetz Gottes in gewisser Weise verbindlich
ist. Aber schließlich nimmt es der Herr mit einer strengen Befolgung seiner Vorschriften
nicht so genau und eine gelegentliche Übertretung wird er gewiss nicht so streng ahnden."
Z4.274.3 (4T.250.3) Absatz: 12/25
Viele entschuldigen ihre Verletzung des Sabbats, indem sie sich auf dein Beispiel berufen.
Sie folgern: Wenn ein so tüchtiger Mann, der den siebenten Tag als Sabbat bekennt, an
diesem Tag weltlichen Geschäften nachgehen kann, da es anscheinend die Umstände
erforderlich machen, dann können wir sicherlich das gleiche tun, ohne verdammt zu
werden. Viele Seelen werden dir im Gericht gegenüberstehen und deinen Einfluss als
Entschuldigung für ihren Ungehorsam gegen Gottes Gesetz geltend machen. Obwohl dies
ihre Sünde nicht rechtfertigen kann, wird es doch schrecklich gegen dich sprechen.
Z4.274.4 (4T.250.4) Absatz: 13/25
Gott hat gesprochen, und er will, dass der Mensch gehorchen soll. Er fragt nicht danach,
ob es dem Menschen angenehm ist, so zu handeln. Der Herr des Lebens und der
Herrlichkeit hatte nicht seine Annehmlichkeit und sein Vergnügen im Auge, als er seine
hohe Herrscherstellung verließ. Die Menschen von den Folgen ihres Ungehorsams zu
erlösen, darum wurde er Mensch; er lernte Schmerzen und Kummer kennen und nahm
Schmach und Tod auf sich. Jesus starb; nicht, um den Menschen in seinen Sünden,
sondern von seinen Sünden zu erretten. Der Mensch soll seinen an Irrtümern reichen Weg
aufgeben, dem Beispiel Christi nacheifern, sein Kreuz auf sich nehmen und ihm
nachfolgen, sich selbst verleugnen und Gott unter allen Umständen gehorsam sein.
Z4.275.1 (4T.251.1) Absatz: 14/25
Jesus sagte: "Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und
den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt
nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,24. Wenn wir wahre Diener Gottes sein
wollen, dann dürfen wir in unserem Herzen nicht fragen, ob es besser sei, seinen Geboten
zu gehorchen oder unsere eigenen vergänglichen Interessen wahrzunehmen. Wenn den
Bekennern der Wahrheit ihr Glaube in diesen relativ friedlichen Tagen keine Stütze ist, was
wird sie dann aufrechterhalten, wenn die große Prüfung kommt und der Erlass gegen alle
ergeht, die weder das Tier und sein Bild anbeten noch sein Malzeichen an ihre Stirn oder
ihre Hand nehmen wollen? Diese ernste Zeit ist nicht mehr fern. Statt sich schwach und
unschlüssig zu verhalten, sollte das Volk Gottes für die Zeit der Trübsal Kraft und Mut
sammeln.
Z4.275.2 (4T.251.2) Absatz: 15/25
Jesus, unser großes Vorbild, lehrte uns durch das Beispiel seines Lebens und seines
Todes unbedingten Gehorsam. Er starb, der Gerechte für den Ungerechten, der
Unschuldige für den Schuldigen, damit die Ehre des Gesetzes Gottes gewahrt bleibe und
der Mensch dennoch nicht völlig verdürbe. Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Die
Sünde Adams brachte solch unaussprechliches Elend hervor, dass es nur durch das Opfer
des Sohnes Gottes getilgt werden konnte. Wie schwer werden die Menschen bestraft
werden, die die Erkenntnis der Wahrheit besitzen, aber das vierte Gebot des Herrn
missachten?
Z4.275.3 (4T.251.3) Absatz: 16/25
Besondere Umstände werden niemanden rechtfertigen, wenn er am Sabbat arbeitet, um
finanzielle Vorteile zu erlangen. Wenn Gott einen Menschen entschuldigt, kann er alle
entschuldigen. Warum darf Bruder L, der sehr arm ist, nicht am Sabbat arbeiten, um
seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn er dadurch seine Familie besser unterhalten
kann? Warum dürfen nicht andere Brüder oder wir alle den Sabbat nur halten, wenn es
uns angebracht erscheint? Die Stimme vom Sinai gibt die Antwort: "Sechs Tage sollst du
arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des
Herrn, deines Gottes." 2.Mose 20,9.10.
Z4.276.1 (4T.252.1) Absatz: 17/25
Unrecht, das von den Bekennern der Wahrheit begangen wird, bringt große Schwäche
über die Gemeinde. Sie werden zum Stein des Anstoßes auf dem Weg der Sünder und
vereiteln, dass sie zur Erkenntnis kommen. Bruder, Gott ruft dich auf, dich ganz und
ungeteilt auf seine Seite zu stellen. Zeige durch dein Handeln, dass du seine
Verordnungen achtest und den Sabbat nicht entweihst. Er gebietet dir, deine Pflicht zu
erkennen und gewissenhaft zu den Verantwortungen zu stehen, die dir übertragen
wurden. Folgende ernste Worte sind an dich gerichtet: "So du deinen Fuß von dem Sabbat
kehrst, dass du nicht tust, was dir gefällt an meinem heiligen Tage, und den Sabbat eine
Lust heißest und den Tag, der dem Herrn heilig ist, ehrest, so du ihn also ehrest, dass du
nicht tust deine Wege, noch darin erfunden werde, was dir gefällt, oder leeres Geschwätz:
alsdann wirst du Lust haben am Herrn, und ich will dich über die Höhen auf Erden
schweben lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des Herrn
Mund sagt‘s." Jesaja 58,13.14.
Z4.276.2 (4T.252.2) Absatz: 18/25
Wie viele unserer Geschwister, wirst auch du von den Übertretern des göttlichen Gesetzes
umgarnt. Du betrachtest die Dinge von ihrem Gesichtspunkt aus und begehst die gleichen
Irrtümer wie sie. Gott wird die Menschen mit seinen Gerichten heimsuchen, die angeblich
ihm, in Wirklichkeit aber dem Mammon dienen. Wer Gottes ausdrückliche Vorschrift um
persönlicher Vorteile willen missachtet, häuft künftiges Weh auf sich. Die Gemeinde in ...
sollte genau nachforschen, ob sie nicht wie die Juden den Tempel Gottes zum Kaufhaus
gemacht hat. Christus sprach: "Es steht geschrieben: ‚Mein Haus soll ein Bethaus heißen‘;
ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht." Matthäus 21,13.
Z4.277.1 (4T.252.3) Absatz: 19/25
Verfallen nicht viele unseres Volkes der Sünde, ihre Religion irdischem Gewinn zu opfern?
Sie bewahren eine heuchlerische Frömmigkeit, ihr Herz aber schenken sie vergänglichem
Streben. Gottes Gesetz muss zuallererst beachtet und nach Geist und Buchstaben befolgt
werden. Wenn das Wort Gottes, das er in majestätischer Feierlichkeit vom heiligen Berge
herab gesprochen hat, geringschätzig angesehen wird, wie werden wohl dann die
Zeugnisse seines Geistes aufgenommen werden? Wessen Verstand so verfinstert ist,
dass er die Autorität der dem Menschen unmittelbar gegebenen Gebote Gottes nicht
anerkennt, wird wenig Nutzen von einem schwachen Werkzeug empfangen können, das
Gott erwählt hat, um sein Volk zu unterweisen.
Z4.277.2 (4T.253.1) Absatz: 20/25
Dein Alter entbindet dich nicht der Verpflichtung, den göttlichen Geboten zu gehorchen.
Abraham wurde auf seine alten Tage hart geprüft. Des Herrn Worte schienen dem schwer
getroffenen alten Mann schrecklich und ungerechtfertigt zu sein. Dennoch zweifelte er
niemals an ihrer Gerechtigkeit oder zögerte in seinem Gehorsam. Er hätte einwenden
können, dass er alt und schwach sei und den Sohn, seines Lebens Freude, nicht opfern
könne. Er hätte den Herrn daran erinnern können, dass dieser Befehl mit den
Verheißungen im Widerspruch stand, die er selbst hinsichtlich dieses Sohnes gegeben
hatte. Doch Abraham gehorchte ohne Murren oder Vorwurf. Sein Vertrauen zu Gott war
grenzenlos.
Z4.277.3 (4T.253.2) Absatz: 21/25
Der Glaube Abrahams sollte für uns beispielhaft sein. Wie wenige ertragen jedoch
geduldig eine einfache Prüfung durch einen Tadel für ihre Sünden, die ihr ewiges Heil
gefährden. Wie wenige nehmen einen Verweis demütig an und ziehen Nutzen daraus.
Dem Anspruch Gottes auf unseren Glauben, unseren Gehorsam und unsere Liebe sollten
wir freudig nachkommen. Wir schulden unserem Herrn unendlich viel und sollten uns ohne
zu zögern seinen geringsten Forderungen fügen. Um ein Gesetzesbrecher zu sein, ist es
nicht erforderlich, das gesamte Sittengesetz mit Füßen zu treten. Schon wenn ein Gebot
missachtet wird, übertreten wir das heilige Gesetz. Wenn wir aber das Gesetz in Wahrheit
beachten wollen, müssen wir jede Forderung gewissenhaft erfüllen, die Gott uns auferlegt.
Z4.278.1 (4T.253.3) Absatz: 22/25
Gott ließ zu, dass sein eigener Sohn getötet wurde, damit er die Strafe für die
Gesetzesübertretung auf sich nehme. Wie wird er dann mit denen verfahren, die
angesichts all dieser Tatsachen den Mut haben, sich auf den Weg des Ungehorsams zu
wagen, nachdem sie das Licht der Wahrheit empfangen haben? Hier hat der Mensch kein
Recht, auf seiner Bequemlichkeit oder seinen Bedürfnissen zu bestehen. Gott wird
Vorsorge treffen; er, der Elia mit dem Wasser des Baches tränkte und einen Raben zu
seinem Boten machte, wird nicht zulassen, dass es einem seiner Getreuen an Nahrung
mangelt.
Z4.278.2 (4T.254.1) Absatz: 23/25
Der Heiland fragte seine mit irdischen Gütern nicht gerade gesegneten Jünger, warum sie
sich um Essen und Kleidung sorgten und bekümmerten. Er sprach: "Sehet die Vögel unter
dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und
euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?" Matthäus
6,26. Er wies auf die von göttlicher Hand geformten farbenprächtigen, lieblichen Blumen
und sagte: "Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie
sie wachsen, sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo
in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott
das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen
geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen?" Matthäus
6,28-30.
Z4.278.3 (4T.254.2) Absatz: 24/25
Wo ist der Glaube des Volkes Gottes? Warum ist es Gott gegenüber, der für seine
Bedürfnisse sorgt und es durch seine Kraft erhält, so ungläubig und voller Misstrauen? Der
Herr wird den Glauben seiner Kinder prüfen; er wird Tadel schicken, gefolgt von Trübsalen,
wenn diese Warnungen nicht beachtet werden. Er wird keine Mühe scheuen, das tödliche
Abgestumpftsein gegen die Sünde bei jenen zu brechen, die ihm untreu wurden. Er wird
ihr Pflichtgefühl erwecken.
Z4.278.4 (4T.254.3) Absatz: 25/25
Mein Bruder, dein Innerstes muss wieder aufleben. Dein Glaube muss tiefer werden. Du
hast selbst so lange deinen Ungehorsam mit diesem und jenem Vorwand entschuldigt,
dass dein Gewissen eingeschläfert wurde und aufhörte, dich an deine Fehler zu erinnern.
In der Befolgung des Sabbats bist du so lange deiner Bequemlichkeit gefolgt, dass du dein
ungehorsames Verhalten selbst nicht mehr empfindest. Nichtsdestoweniger bist du aber
dafür verantwortlich; denn du hast dich selbst in diese Lage gebracht. Fange sofort an,
den göttlichen Geboten zu gehorchen und vertraue auf Gott! Fordere seinen Zorn nicht
heraus, damit er dich nicht mit schrecklicher Strafe heimsuche! Kehre dich zu ihm, bevor
es zu spät ist, und suche Vergebung für deine Übertretungen. Seine Barmherzigkeit ist
groß und reich; er wird dir Wohlgefallen und seinen Frieden schenken, wenn du dich ihm
in demütigem Glauben nahst.
Kapitel 23: Egoismus in der Gemeinde und der Familie
Z4.279.1 (4T.255.1) Absatz: 1/13
Lieber Bruder M, es wurde mir in einem Gesicht gezeigt, dass du Charakterfehler hast, die
überwunden werden müssen. Du bist betreffs deiner Ansichten und Gefühle gegenüber
deiner Frau nicht im Recht. Du schätzt sie nicht. Sie hat von dir nicht jene Worte der
Sympathie und Liebe gehört, die du für sie haben solltest. Es würde deiner Würde als
Mann keinen Abbruch tun, wenn du sie für ihre Sorge und für die Lasten, die sie für die
Familie trägt, loben würdest.
Z4.279.2 (4T.255.2) Absatz: 2/13
Du bist egoistisch und streng. Du achtest auf jede Kleinigkeit und sprichst über
geringfügige Fehler, die deiner Frau oder deinen Kindern unterlaufen. Kurz gesagt, du
versuchst, ihr Gewissen nach dem deinigen auszurichten; du willst Gewissen für sie sein.
Deine Frau hat eine eigene Persönlichkeit, die nicht in der ihres Mannes aufgehen soll. Sie
muss ihre Persönlichkeit bewahren, denn sie ist vor Gott für sich selbst verantwortlich. Du,
Bruder M, kannst vor Gott nicht für den Charakter verantwortlich sein, den sie bildet. Sie
allein trägt diese Verantwortung. Gott ist ebenso bereit, das Gewissen deiner
gottesfürchtigen Frau zu beeinflussen wie dein Gewissen für sie.
Z4.279.3 (4T.255.3) Absatz: 3/13
Du erwartest zuviel von deiner Frau und den Kindern. Du tadelst zuviel. Würdest du selbst
ein freundliches, glückliches Verhalten üben und liebevoll und zartfühlend zu ihnen
sprechen, könntest du Sonnenschein anstatt Wolken, Traurigkeit und unglückliche Gefühle
in dein Heim bringen. Du hältst zuviel von deiner eigenen Meinung. Du hast extreme
Stellungen eingenommen und nicht zugelassen, dass das Urteil deiner Frau in der Familie
etwas gilt. Du hast deine Frau weder selbst respektiert noch deine Kinder erzogen, ihr
Urteil zu achten. Du hast sie nicht als dir ebenbürtig betrachtet, sondern die Zügel der
Verwaltung und Herrschaft in deine Hand genommen und sie in festem Griff behalten.
Dein Verhalten ist nicht herzlich und mitfühlend. Diese Wesenszüge müssen herangebildet
werden, wenn du ein Überwinder sein möchtest und Gottes Segen für deine Familie
wünschst.
Z4.280.1 (4T.256.1) Absatz: 4/13
Du stehst fest und unnachgiebig zu deiner Ansicht, was es für deine Familie sehr schwer
macht. Dein Herzt muss durch Gottes Gnade besänftigt werden. Du benötigst die Liebe,
die Christi Werke kennzeichnete. Liebe hat ihren Ursprung in Gott. Sie ist eine himmlische
Pflanze, die im natürlichen Herzen nicht gedeihen kann. Wo sie existiert, ist Wahrheit,
Leben und Macht. Aber sie kann nicht ohne Ausübung leben. Wo sie aber tätig wird, da
wächst sie und nimmt zu. Sie wird kleine Fehler und Irrtümer übersehen und nicht schnell
dabei sein, solche zu entdecken. Sie wird gewinnen, wo Argumente und viele Worte sich
als umsonst und nutzlos erweisen. Die beste Art und Weise, den Charakter zu reformieren
und das Verhalten deiner Familie zu regulieren, ist das Ausführen des Grundsatzes der
Liebe. Er stellt in der Tat eine Macht dar, der das bewirken wird, was weder Geld noch
Gewalt jemals zu tun vermögen.
Z4.280.2 (4T.256.2) Absatz: 5/13
Mein Bruder, deine strengen, gefühllosen Worte schneiden und verwunden. Es fällt dir so
leicht, zu rügen und Fehler zu finden. Aber das verursacht nur unglückliche Gefühle. Du
würdest rasch die Worte übel nehmen, die du an andere richtest, würde man sie zu dir
sprechen. Du hast es als Schwäche betrachtet, freundlich, zärtlich und mitfühlend zu sein.
Du hast geglaubt, es sei unter deiner Würde, zartfühlend, freundlich und liebevoll zu
deiner Frau zu sprechen. Du hast verkannt, worin wahre Männlichkeit und Würde besteht.
Die Neigung, Taten der Freundlichkeit zu unterlassen, offenbart Schwäche und Fehler in
deinem Charakter. Das, was du als Schwäche betrachtest, sieht Gott als wahre christliche
Höflichkeit an, die jeden Christen auszeichnen sollte; denn diesen Geist offenbarte
Christus.
Z4.281.1 (4T.256.3) Absatz: 6/13
Du bist sehr egoistisch und hast eine hohe Meinung von dir selbst. Oftmals hast du sehr
eigentümliche und phantastische Ansichten, was die Heilige Schrift anbelangt. Du hängst
an ihnen mit solchem Eifer, wie die Juden an ihren Überlieferungen hingen. Da du keinen
gelehrigen Geist besitzt, wirst du in ständiger Gefahr sein, in der Gemeinde
Schwierigkeiten zu machen, es sei denn, du korrigierst diese Verkehrtheiten durch die
Kraft des allmächtigen Überwinders. Was deinen Fall so schwierig macht, ist, dass du
glaubst, alles besser zu wissen als deine Brüder, und es ist sehr schwer, dir
näherzukommen. Du hast einen selbstgerechten, pharisäischen Geist, der sagen möchte:
"Rühre mich nicht an; denn ich bin für dich heilig." Jesaja 65,5.
Z4.281.2 (4T.257.1) Absatz: 7/13
Du hast nicht die Verdorbenheit deines eigenen Herzens erkannt noch bist du dir bewusst,
dass dein Leben beinahe ein Fehlschlag ist. Deine Meinungen können und dürfen nicht in
Gottes Gemeinde herrschen. Es ist für dich eine Notwendigkeit, alle christlichen Tugenden
zu pflegen, besonders die Liebe, die langmütig und freundlich ist, nicht eifert, keinen
Mutwillen treibt und von der es weiter heißt: "sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet
nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich
nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit; sie verträgt alles, sie glaubet
alles, sie hoffet alles, sie duldet alles." 1.Korinther 13,5-7. "So ziehet nun an, als die
Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit,
Demut, Sanftmut, Geduld; und vertrage einer den andern und vergebet euch
untereinander, so jemand Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch vergeben
hat, also auch ihr. Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der
Vollkommenheit. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch
berufen seid in einem Leibe; und seid dankbar!" Kolosser 3,12-15.
Z4.282.1 (4T.257.2) Absatz: 8/13
Du bemerkst jede kleine Abweichung von dem, was dich recht dünkt, und dann versuchst
du, sie mit Strenge zu korrigieren. Während du anmaßend und diktatorisch rasch eines
Bru-ders Fehler entdeckst, erforschst du nicht dein eigenes Herz, um die Übel zu
entdecken, die in deinem Leben existieren. Du zeigst große moralische Schwäche im
Frönen der Esslust und der Leidenschaften. Die Sucht nach Tabak hat solche Herrschaft
über dich, dass du nicht imstande bist, sie zu überwinden, obwohl du es dir wieder und
wieder vorgenommen hast. Diese verkehrte Gewohnheit hat deine Sinne verderbt. Mein
Bruder, wo bleibt deine Selbstverleugnung? Wo bleibt deine moralische Kraft zum
Überwinden? Christus brach in der Wüste der Versuchung deinetwegen die Macht der
Esslust. Er hat es dir möglich gemacht zu überwinden. Jetzt gehört der Kampf dir. Im
Namen des Überwinders hast du Gelegenheit, deinen Appetit zu verleugnen und den Sieg
zu erringen. Du verlangst viel von anderen. Was bist du bereit zu tun, um über eine
widerwärtige, gesundheitszerstörende, seelenbefleckende Lust den Sieg zu erlangen? Der
Kampf gehört dir. Niemand anders kann ihn für dich ausfechten. Andere können für dich
beten; aber du selbst musst die Arbeit tun.
Z4.282.2 (4T.258.1) Absatz: 9/13
Gott ruft dich auf, nicht länger mit dem Versucher zu tändeln, sondern dich von aller
Befleckung des Fleisches und des Geistes zu reinigen und in seiner Furcht in der
Heiligung fortzufahren. Du musst ernsthaft ans Werk gehen, um deine Charakterfehler zu
entfernen. Du befindest dich in Gottes Werkstatt. Wenn du zulässt, dass du behauen,
geschliffen und poliert wirst, dass die rauen Ecken entfernt werden und die unebene
Oberfläche durch Gottes Hobel geglättet wird – dann wirst du durch seine Gnade für das
himmlische Bauwerk geschickt gemacht werden. Wenn du aber an deinem Ich festhältst,
wenn du nicht bereit bist, den Reinigungsprozess über dich ergehen zu lassen und für das
himmlische Gebäude vorbereitet zu werden, kannst du keinen Platz in jener Struktur
einnehmen, die ohne den Laut einer Axt oder eines Hammerschlages zusammengefügt
wird. Wenn deine Natur nicht verändert wird, wenn du nicht durch die heiligende Wahrheit
für diese letzten Tage geläutert und veredelt wirst, dann wird man dich eines Platzes unter
reinen und heiligen Engeln für unwürdig erachten.
Z4.283.1 (4T.258.2) Absatz: 10/13
Kannst du es dir leisten, an deinen befleckenden Gewohnheiten festzuhalten und zuletzt
unter den Ungläubigen und Unheiligen gefunden zu werden? Kannst du es dir leisten, in
dieser Sache ein Risiko einzugehen? Es steht für dich zuviel auf dem Spiel, als dass du in
deiner Selbstbefriedigung fortfahren kannst. Du warst eifrig, Ungläubigen die Wahrheit in
sehr bestimmter, unangenehmer Art und Weise vorzuführen, was einen denkbar
schlechten Eindruck auf sie gemacht hat. Wenn es einen inkonsequenten Befürworter der
Wahrheit gibt, wird Satan ihn zu seinem Vorteil benutzen, um diejenigen mit Widerwillen zu
erfüllen, die unter gutem Einfluss günstig gestimmt worden wären. Du musst deine
Manieren ändern, und wenn du die Wahrheit vorführst, dann tue es mit einem
sanftmütigen Geist.
Z4.283.2 (4T.258.3) Absatz: 11/13
"Seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in
euch ist, und das mit Sanftmütigkeit und Furcht." 1.Petrus 3,15.16. Die Furcht, von der hier
die Rede ist, meint nicht Misstrauen oder Unentschiedenheit, sondern angemessene
Vorsicht, jeden Punkt beachtend, damit kein unkluges Wort gesprochen wird oder ein
Gefühlsausbruch die Oberhand gewinnt, wodurch ungünstige Eindrücke auf Gemüter
gemacht und sie in die falsche Richtung gewiesen werden. Gottesfurcht, Demut und
Sanftmut werden von allen sehr benötigt, damit sie die göttliche Wahrheit in rechter Weise
verkündigen können.
Z4.283.3 (4T.259.1) Absatz: 12/13
Eine deiner größten Gefahren ist ein Geist des Selbstvertrauens und des Stolzes. Dass ihr
in eurer Familie so unglücklich seid, rührt unmittelbar von der Ausübung deines Stolzes
her. Die Brauchbarkeit eines Mannes, der diesen Stolz besitzt, ist sehr eingeschränkt,
denn sein Hochmut und seine Eigenliebe halten ihn auf einer niedrigen Ebene. Er besitzt
keinen Großmut. Seine Bemühungen bewirken keine Ausdehnung, sondern eher eine
Beschränkung. In seiner Unterhaltung und seinem Betragen wird dieser innewohnende
Stolz zum Vorschein kommen.
Z4.284.1 (4T.259.2) Absatz: 13/13
Lieber Bruder, der Einfluss, unter dem dein Charakter gebildet wurde, hat dir einen
hochmütigen, anmaßenden Geist vermittelt. Diesen Geist offenbarst du im Umgang mit
deiner Familie, in deiner Nachbarschaft und unter allen, mit denen du verkehrst. Um diese
verkehrten Gewohnheiten zu überwinden, musst du unter Gebet wachen. Du solltest
dieses Werk mit allem Ernst in Angriff nehmen, denn dir steht nur noch wenig Zeit zur
Verfügung. Glaube nicht, dass deine eigene Kraft genügt. Nur im Namen des allmächtigen
Siegers kannst du überwinden. Wenn du mit anderen sprichst, verweile bei der Gnade,
Güte und Liebe Gottes, anstatt bei seinen strengen Gerichten und seiner Gerechtigkeit.
Klammere dich fest an seine Verheißungen. Du vermagst nichts in eigener Kraft; aber in
Jesu Kraft kannst du alle Dinge tun. Wenn du in Christo bist und er in dir, wirst du
umgewandelt, erneuert und geheiligt. "So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch
bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren." Johannes 15,7.
Schaffe dir Gewissheit, dass Christus in dir wohnt, dass dein Herz zerbrochen, unterwürfig
und demütig ist. Gott wird nur die Demütigen und Zerschlagenen annehmen. Der Himmel
ist lebenslanges, ausdauerndes Bemühen wert; ja, er ist alles wert. Gott wird dir in deinen
Anstrengungen helfen, wenn du in ihm den Kampf führst. Es ist ein Werk in deiner Familie
zu tun, wobei du Gottes Hilfe haben kannst, wenn du es in rechter Weise durchführst. Ich
flehe dich an, bringe dein Herz in Ordnung, dann trachte geduldig danach, deine Familie
zu retten, damit die Engel Gottes in dein Heim kommen und dort bleiben können.
Kapitel 24: Ein Aufruf an Prediger
Z4.284.2 (4T.260.1) Absatz: 1/36
Wir leben in einer höchst feierlichen Zeit. Alle haben ein Werk zu tun, welches Fleiß
erfordert. Dies bezieht sich vor allem auf den Prediger, der für die Herde Gottes sorgen
und sie weiden soll. Wer die besondere Aufgabe hat, das Volk auf den Weg der Wahrheit
zu leiten, der muss ein fähiger Ausleger des Wortes sein und seine Lehren den
Bedürfnissen des Volkes anzupassen verstehen. Er muss so eng mit dem Himmel
verbunden sein, dass er zu einem lebendigen Vermittler des Lichtes, zu einem Sprachrohr
Gottes wird.
Z4.285.1 (4T.260.2) Absatz: 2/36
Prediger sollten ein richtiges Verständnis des Wortes, aber auch des menschlichen
Charakters besitzen. Unser Glaube ist nicht volkstümlich. Die Menschen wollen sich nicht
überzeugen lassen, dass sie so tief im Irrtum stecken; es muss ein großes Werk getan
werden, und bis jetzt sind nur wenige dazu bereit. Gewöhnlich tut ein Mann die Arbeit, in
die zwei sich teilen sollten; denn das Werk eines Evangelisten ist notwendigerweise mit
dem eines Seelenhirten verbunden und legt dem Arbeiter im Feld eine doppelte Last auf.
Z4.285.2 (4T.260.3) Absatz: 3/36
Der Diener Christi muss die Bibel durchforschen, damit sein Gedächtnis eine reiche
Schatzkammer voll biblischer Beweise werden möge; denn ein Prediger ist nur stark,
wenn er mit der Schriftwahrheit gewappnet ist. Eine längere Beweisführung ist gut, wo sie
am Platze ist, aber viel mehr kann durch eine einfache Erklärung des Wortes Gottes
erreicht werden. Christus veranschaulichte seine Lehren so klar, dass die Beschränktesten
und Einfältigsten sie leicht erfassen konnten. Er gebrauchte in seinen Reden keine langen
und schwierigen Worte, sondern benutzte eine einfache, dem Verständnis der
gewöhnlichen Leute angepasste Sprache. Er ging nie tiefer auf den Gegenstand ein, den
er erklärte, als sie imstande waren, ihm zu folgen.
Z4.285.3 (4T.260.4) Absatz: 4/36
Es gibt viele schriftgewandte Männer mit gutem Verstand, deren Nützlichkeit aber durch
die mangelhafte Art ihrer Arbeit sehr beschränkt wird. Einige Prediger, die für die Rettung
von Seelen tätig sind, erzielen deshalb nicht die besten Erfolge, weil sie das Werk, das sie
mit so viel Begeisterung anfingen, nicht mit Gründlichkeit durchführen. Andere leisten nicht
viel, weil sie hartnäckig an vorgefassten Meinungen hängen, die sie zur Geltung bringen
und dabei versäumen, ihre Lehren nach den wirklichen Bedürfnissen des Volkes zu
richten. Viele haben keinen Begriff von der Notwendigkeit, sich den Umständen
anzupassen und den Leuten da entgegenzukommen, wo sie sind. Sie stellen sich denen
nicht gleich, denen sie zu helfen und die sie zu dem wahren biblischen Standpunkt des
Christentums zu erheben wünschen.
Z4.286.1 (4T.261.1) Absatz: 5/36
Um ein wirklich erfolgreicher Prediger zu sein, muss man sich gänzlich dem Werke der
Seelenrettung weihen, eng mit Christo verbunden sein, beständig seinen Rat suchen und
sich auf seine Hilfe verlassen. Manche haben keinen Erfolg, weil sie sich auf die Stärke
der Beweisgründe allein verlassen und Gott nicht ernstlich bitten, dass seine Weisheit sie
leiten und seine Gnade ihre Bemühungen heiligen möge. Lange Reden und ermüdende
Gebete sind dem religiösen Interesse durchaus nachteilig und werden das Gewissen der
Menschen nicht überzeugen. Die Neigung, Reden zu halten, dämpft häufig ein religiöses
Interesse, welches große Erfolge hätte erzielen können.
Z4.286.2 (4T.261.2) Absatz: 6/36
Der wahre Botschafter Christi befindet sich in vollkommener Übereinstimmung mit ihm,
den er vertritt, und sein Hauptzweck ist die Rettung von Seelen. Die Schätze der Erde
versinken zur Unbedeutsamkeit im Vergleich zu dem Wert einer einzigen Seele, für die
unser Herr und Meister starb. Für ihn, der die Berge mit einem Gewicht und die Hügel mit
einer Waage wäget, ist eine Menschenseele von unendlichem Wert.
Z4.286.3 (4T.261.3) Absatz: 7/36
Im Predigtamt gibt es Kämpfe auszufechten und Siege zu gewinnen. "Ihr sollt nicht
wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde," sagte Christus, "ich bin
nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert." Matthäus 10,34. Das erste
Wirken der Christengemeinde war mit Schwierigkeiten und großem Kummer verbunden,
und die Nachfolger der ersten Apostel finden, dass sie ähnlichen Prüfungen ausgesetzt
sind. Entbehrung, Verleumdung und Widerstand aller Art treten ihnen in ihrer Arbeit
entgegen. Sie müssen standhafte Männer von moralischem Mut und geistiger Muskelkraft
sein.
Z4.286.4 (4T.262.1) Absatz: 8/36
Es herrscht große sittliche Finsternis, und nur die Macht der Wahrheit kann die Schatten
von einem aufrichtigen Gemüt vertreiben. Wir haben mit gewaltigen Irrtümern und den
stärksten Vorurteilen zu kämpfen, und ohne Gottes besondere Hilfe werden wir weder
Seelen bekehren noch unsere eigene moralische Natur veredeln können. Menschliche
Geschicklichkeit und die besten natürlichen Fähigkeiten und Errungenschaften sind
machtlos, die Seele zu erwecken, um die Ungeheuerlichkeit der Sünde zu erkennen und
sie aus ihrem Herzen zu vertreiben.
Z4.287.1 (4T.262.2) Absatz: 9/36
Die Prediger müssen vorsichtig sein, nicht zuviel von Personen zu erwarten, die noch in
der Finsternis des Irrtums befangen sind. Haben sie ihr Werk nach bestem Vermögen
ausgerichtet, dann müssen sie sich auf Gott verlassen, den forschenden Seelen den
geheimnisvoll belebenden Einfluss des Heiligen Geistes mitzuteilen, wissend, dass ohne
dies ihre Arbeit keinen Erfolg haben kann. Sie müssen im Umgang mit anderen geduldig
und weise handeln und bedenken, wie mannigfaltig die Umstände sind, welche die
verschiedenen Charakterzüge in den einzelnen Persönlichkeiten entwickelt haben. Sie
müssen auch sich selbst behüten, damit das eigene Ich nicht die Oberherrschaft erlangt
und Jesus unbeachtet bleibt.
Z4.287.2 (4T.262.3) Absatz: 10/36
Einige Prediger haben keinen Erfolg, weil sie dem Werk nicht ihr ungeteiltes Interesse
widmen, wenn gerade viel von einer ausdauernden, wohlüberlegten Arbeit abhängt. Viele
sind keine rechten Arbeiter; sie gehen außerhalb des Sprechpultes ihrem Beruf nicht nach.
Sie umgehen ihre Pflicht, von Haus zu Haus zu gehen und auf kluge Weise im
Familienkreis zu arbeiten. Ihnen tut jene seltene christliche Höflichkeit not, die sie
freundlich und rücksichtsvoll gegen die ihnen anvertrauten Seelen machen würde, um
ernstlich und im Glauben für sie zu arbeiten und sie den Weg des Lebens zu lehren.
Z4.287.3 (4T.262.4) Absatz: 11/36
Die Prediger können viel dazu beitragen, den Charakter derjenigen umzugestalten, mit
denen sie in Verbindung stehen. Sind sie scharf, kritisch und streng, dann werden sie
sicher auch diese schlechten Eigenschaften in den Personen antreffen, auf die ihr Einfluss
am stärksten ist. Und wenn auch die Folgen vielleicht nicht nach ihrem Wunsche
ausfallen, so sind sie doch nichtsdestoweniger die Wirkung ihres eigenen Beispiels.
Z4.287.4 (4T.262.5) Absatz: 12/36
Man kann nicht erwarten, dass Leute sich des Friedens und Einklangs erfreuen, wenn ihre
Religionslehrer, deren Fußtapfen sie folgen, dieselben nicht besitzen und in ihrem Leben
offenbaren. Auf dem Prediger Christi liegt eine große Verantwortlichkeit, wenn er dem Volk
ein Vorbild und genauer Ausleger der Lehren seines Meisters sein will. Die Reinheit und
Würde unseres Heilandes erfüllte die Menschen mit Ehrfurcht, während seine selbstlose
Liebe und Leutseligkeit ihre Herzen gewann. Er war die verkörperte Vollkommenheit.
Wollen seine Stellvertreter Früchte ihrer Arbeit sehen, ähnlich denen, die das Lehramt
Christi krönten, so müssen sie ernstlich danach streben, seinen Tugenden nachzueifern
und solche Charakterzüge zu entwickeln, die sie ihm ähnlich machen.
Z4.288.1 (4T.263.1) Absatz: 13/36
Es erfordert viel Vorbedacht und Weisheit von Gott, erfolgreich für die Errettung von
Sündern zu wirken. Wenn der Arbeiter mit der Gnade Christi erfüllt ist, so werden seine
Lehren die Hörer nicht erregen, sondern den Weg zu ihren Herzen finden und sie für die
Aufnahme der Wahrheit öffnen.
Z4.288.2 (4T.263.2) Absatz: 14/36
Die Arbeiter im Feld sollten sich nicht entmutigen lassen, sondern in jeder Lage Hoffnung
und Glauben bewahren. Des Predigers Werk hat erst begonnen, wenn er die Wahrheit von
dem Sprechpult aus vorgeführt hat. Dann muss er mit seinen Zuhörern bekannt werden.
Viele fehlen darin, dass sie keinen innigen Anteil an denen nehmen, die ihrer Hilfe so sehr
bedürfen. Mit der Bibel in der Hand sollten sie in freundlicher Weise versuchen, die
Einwände kennen zu lernen, die in denen aufsteigen, die anfangen zu fragen: "Was ist
Wahrheit?" Johannes 18,38.
Z4.288.3 (4T.263.3) Absatz: 15/36
Solche Seelen müssen vorsichtig und sorgfältig geleitet und unterwiesen werden wie
Schüler in der Schule. Viele müssen Theorien verlernen, die sich ihrem Leben eingeprägt
hatten. Wenn sie davon überzeugt werden, dass sie betreffs biblischer Dinge im Irrtum
waren, so geraten sie in Verwirrung und Zweifel und bedürfen dann der zartesten
Teilnahme und verständigen Hilfe. Sie müssen sorgfältig belehrt werden; man sollte für sie
und mit ihnen beten, sie mit der liebreichsten Besorgnis bewachen und behüten. Auch die,
welche der Versuchung erlegen und von Gott abgewichen sind, haben Hilfe nötig. Diese
Klasse wird in den Lehren Christi durch das verlorene Schaf dargestellt. Der Hirte ließ die
neunundneunzig in der Wüste und suchte nach dem einen verlorenen, bis er es fand, und
kehrte dann, dasselbe auf seiner Schulter tragend, mit Freuden zurück. Ebenso
veranschaulicht dies die Frau, die den verlorenen Groschen suchte, bis sie ihn fand, und
dann ihre Nachbarn zusammenrief, damit sie sich mit ihr freuen möchten, dass das
Verlorene gefunden war. Hier wird uns klar vor Augen geführt, wie himmlische Engel mit
dem Christen zusammenwirken. Es herrscht mehr Freude vor den Engeln im Himmel über
einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht
bedürfen. Lukas 15,7. Es herrscht Freude bei dem Vater und bei Christo. Der ganze
Himmel nimmt an der Errettung des Menschen Anteil. Wer als Werkzeug zur Rettung einer
Seele dient, der darf sich freuen, denn die Engel Gottes nehmen mit großem Interesse
seine Bemühungen wahr und freuen sich mit ihm seines Erfolges.
Z4.289.1 (4T.264.1) Absatz: 16/36
Wie gründlich sollte demnach die Arbeit und wie tief die Teilnahme des Menschen für
seine Mitmenschen sein! Es ist ein großes Vorrecht, ein Mitarbeiter Jesu Christi in der
Errettung von Seelen zu sein. Der Heiland versuchte durch geduldige, selbstlose
Bemühungen, den Menschen in seinem gefallenen Zustand zu erreichen und ihn von den
Folgen der Sünde zu erretten; deshalb sollten seine Jünger, die Lehrer seines Wortes
sind, danach trachten, ihrem großen Vorbild ähnlich zu werden.
Z4.289.2 (4T.264.2) Absatz: 17/36
Um aber dieser großen und schweren Aufgabe nachzukommen, müssen die Prediger
Christi körperliche Gesundheit besitzen, und um diese zu erlangen, müssen sie in ihren
Gewohnheiten regelmäßig sein und eine gesunde Lebensweise annehmen. Viele klagen
beständig und leiden an verschiedenen Unpässlichkeiten. Dies kommt fast immer daher,
weil sie weder weise arbeiten noch die Gesundheitsgesetze beobachten. Sie halten sich
zuviel im Haus auf und verweilen in überhitzten Zimmern mit unreiner Luft. Hier widmen
sie sich eifrig dem Studium oder schriftlichen Arbeiten, machen sich nur wenig Bewegung
und haben wenig Abwechslung in ihrer Beschäftigung. Infolgedessen wird das Blut träge,
und die Verstandeskräfte werden geschwächt.
Z4.289.3 (4T.264.3) Absatz: 18/36
Das ganze System bedarf des belebenden Einflusses der Bewegung in freier Luft. Einige
Stunden körperlicher Arbeit jeden Tag würden dazu beitragen, die Körperkraft zu erneuern
sowie den Geist zu erfrischen und zu beleben. Dadurch würde die allgemeine Gesundheit
gefördert, und mehr Hirtenarbeit könnte getan werden. Das unaufhörliche Lesen und
Schreiben vieler Prediger macht sie für seelsorgerische Arbeit untüchtig. Sie verwenden
wertvolle Zeit mit Nachsinnen und Forschen, die sie hätten auskaufen sollen, um den
Bedürftigen im rechten Augenblick zu helfen.
Z4.290.1 (4T.265.1) Absatz: 19/36
Einige Prediger haben sich gerade zu der Zeit, da ein besonderes Interesse für die
Wahrheit geweckt war, mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt, und es kam häufig vor, dass
ihre Schriften in keiner besonderen Verbindung mit dem Werk standen, das vor ihnen lag.
Dies ist ein großer Fehler; denn zu solchen Zeiten ist es die Pflicht des Predigers, seine
ganze Kraft einzusetzen, um Gottes Reichssache zu fördern. Sein Verstand sollte klar und
auf den einen Gegenstand gerichtet sein, Seelen zu retten. Sind aber seine Gedanken mit
anderen Dingen beschäftigt, so können viele Seelen verloren gehen, die durch rechtzeitige
Belehrung hätten gerettet werden können. Manche Prediger lassen sich leicht von ihrer
Arbeit ablenken. Sie werden entmutigt oder widmen sich zu viel ihrem Heim, und ein
wachsendes Interesse erstirbt aus Mangel an Aufmerksamkeit. Der Schaden, der dadurch
dem Werk entsteht, kann kaum ermessen werden. Wenn eine Anstrengung gemacht wird,
die Wahrheit öffentlich zu verkündigen, so sollte der betreffende Prediger die
Verantwortlichkeit fühlen, die Sache erfolgreich durchzuführen. Scheint seine Arbeit
erfolglos zu sein, so sollte er im ernsten Gebet zu entdecken suchen, ob sie das ist, was
sie sein sollte. Er muss seine Seele in Selbstprüfung vor Gott demütigen, sich im Glauben
an die göttlichen Verheißungen klammern und demütig seine Bemühungen fortsetzen, bis
er die Gewissheit hat, dass er treulich seiner Pflicht nachgekommen ist und alles getan
hat, was in seiner Macht stand, um den erwünschten Erfolg zu erzielen.
Z4.290.2 (4T.265.2) Absatz: 20/36
Prediger berichten häufig, dass sie an einem Ort ein großes Interesse hinterließen, als sie
ein neues Feld in Angriff nahmen. Dies ist verkehrt; sie hätten das angefangene Werk
vollenden sollen, denn indem sie es unvollendet lassen, verderben sie das Feld für den
nächsten Arbeiter und richten daher mehr Schaden als Nutzen an. Kein Feld verspricht so
wenig wie jenes, welches gerade genug bearbeitet wurde, um dem Unkraut ein üppigeres
Wachstum zu verleihen.
Z4.291.1 (4T.266.1) Absatz: 21/36
Neue Felder bedürfen vieler Gebete und sorgfältiger Arbeit. Gottesmänner sind notwendig;
nicht nur Männer, die reden können, sondern Männer, die das Geheimnis der Gottseligkeit
aus Erfahrung kennen und dem dringenden Bedürfnis des Volkes abhelfen können;
Männer, welche die Wichtigkeit ihrer Stellung als Diener Jesu erkennen und freudig das
Kreuz auf sich nehmen, das er sie tragen heißt.
Z4.291.2 (4T.266.2) Absatz: 22/36
Wenn die Versuchung kommt, sich abzusondern und sich mit Lesen und Schreiben zu
beschäftigen zu einer Zeit, da andere Pflichten die ganze Aufmerksamkeit beanspruchen,
dann sollten Christi Diener stark genug sein, sich selbst zu verleugnen und sich dem
Werke hinzugeben, das gerade vor ihnen liegt. Dies ist zweifellos eine der stärksten
Prüfungen, welcher ein forschender Geist unterworfen werden kann.
Z4.291.3 (4T.266.3) Absatz: 23/36
Die Hirtenpflichten eines Predigers werden oft schmählich vernachlässigt, weil ihm die
Kraft fehlt, seine persönliche Neigung für Zurückgezogenheit und Studium zu überwinden.
Der Prediger sollte unter seiner Herde von Haus zu Haus Besuche machen, jede Familie
belehren, sich mit ihr unterhalten, mit ihr beten und auf das Wohl ihrer Seelen bedacht
sein. Solche, die das Verlangen bekunden, mit den Grundsätzen unseres Glaubens
bekannt zu werden, sollten nicht vernachlässigt, sondern gründlich in der Wahrheit
unterrichtet werden. Keine Gelegenheit, Gutes zu tun, sollte von dem wachsamen und
eifrigen Diener Gottes versäumt werden.
Z4.291.4 (4T.266.4) Absatz: 24/36
Einige Prediger, die von Familien eingeladen wurden, haben die wenigen Stunden ihres
Besuches dort damit zugebracht, in einem unbenutzten Zimmer der Neigung zum Lesen
und Schreiben nachzugeben und die Familie, welche sie bewirtete, hatte keinen Nutzen
von dem Besuch. Die Prediger nahmen die Gastfreundschaft an, ohne einen Ersatz dafür
durch Belehrung zu geben, die dort so sehr notwendig war.
Z4.291.5 (4T.266.5) Absatz: 25/36
Leute werden leicht in geselligem Kreise erreicht, aber viele Prediger scheuen die Mühe
des Besuches; sie haben die geselligen Fähigkeiten nicht gepflegt und jenen fröhlichen
Geist, der den Weg zu den Herzen der Menschen findet, nicht erworben. Es ist höchst
wichtig, dass ein Seelenhirte viel mit seinen Leuten verkehrt, damit er mit den
verschiedenen Erscheinungsformen der menschlichen Natur bekannt werde, den
Gedankengang leicht verstehe, seine Lehren der Fassungskraft seiner Zuhörer anpasse
und jene wahre Liebe lerne, die nur diejenigen besitzen, welche genau die Natur und die
Bedürfnisse der Menschen beobachten.
Z4.292.1 (4T.267.1) Absatz: 26/36
Wer sich von den Menschen zurückzieht, ist nicht in der Verfassung, ihnen zu helfen. Ein
geschickter Arzt muss die Natur der verschiedenen Krankheiten verstehen und eine
gründliche Kenntnis des menschlichen Körperbaues besitzen. Er muss seine Patienten
pünktlich besuchen; er weiß, dass Verzug gefährlich ist. Wenn er seine erfahrene Hand
auf den Puls des Leidenden legt und sorgfältig die besonderen Merkmale der Krankheit
beobachtet, so befähigen ihn seine früher gesammelten Kenntnisse, die Natur der
Krankheit zu erkennen und die nötige Behandlung zu bestimmen, um deren Fortschritt zu
hemmen. Wie der Arzt die körperliche Krankheit, so behandelt der Seelenhirte die
sündenkranke Seele, und sein Werk ist so viel wichtiger als das des ersteren, wie ewiges
Leben wertvoller ist als das zeitliche Dasein. Der Seelsorger trifft eine endlose
Verschiedenheit von Temperamenten an, und es ist seine Pflicht, mit den Familiengliedern,
welche seinen Lehren lauschen, bekannt zu werden, um festzustellen, auf welche Weise
sie am besten in rechter Richtung beeinflusst werden können.
Z4.292.2 (4T.267.2) Absatz: 27/36
Angesichts dieser ernsten Verantwortlichkeit mag sich die Frage erheben: "Wer ist hierzu
tüchtig?" 2.Korinther 2,16. Das Herz des Arbeiters wird fast mutlos, wenn er die vielen
schweren Pflichten betrachtet, die ihm zufallen; aber die Worte Christi stärken die Seele
mit der trostreichen Verheißung: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."
Matthäus 28,20. Die Schwierigkeiten und Gefahren, welche die Sicherheit derjenigen
bedrohen, die er liebt, sollten ihn vorsichtig und behutsam in seiner Handlungsweise mit
ihnen und wachsam über sie machen, wie einer, der Rechenschaft ablegen muss. Er sollte
seinen Einfluss in kluger Weise anwenden, um Seelen für Christum zu gewinnen und
forschenden Gemütern die Wahrheit einzuprägen. Er sollte Sorge tragen, damit die Welt
sie nicht durch ihre trügerische Anziehung von Gott entferne und ihre Herzen gegen den
Einfluss seiner Gnade verhärte.
Z4.293.1 (4T.267.3) Absatz: 28/36
Der Prediger soll nicht gebieterisch über die ihm anvertraute Herde herrschen, sondern er
soll ihr Vorbild sein und ihr den Weg zum Himmel zeigen. Dem Beispiel Christi folgend,
muss er für sie Fürbitte bei Gott einlegen, bis er sieht, dass seine Gebete erhört werden.
Jesus bewies den Menschen menschliche und göttliche Teilnahme. Er ist in allen Dingen
unser Vorbild. Gott ist unser Vater und Herrscher, und der christliche Prediger vertritt
seinen Sohn auf Erden. Die Grundsätze, welche im Himmel gelten, sollten auch auf Erden
walten: Dieselbe Liebe, welche die Engel beseelt, dieselbe Reinheit und Heiligkeit, welche
im Himmel herrschen, sollten so weit wie möglich auf Erden dargestellt werden. Gott hält
den Prediger für die von ihm ausgeübte Macht verantwortlich, aber er rechtfertigt ihn nicht,
wenn er diese Macht in Herrschsucht über die seiner Sorgfalt anvertrauten Herde ausarten
lässt.
Z4.293.2 (4T.268.1) Absatz: 29/36
Gott hat seinen Dienern eine köstliche Erkenntnis seiner Wahrheit gegeben, und er
wünscht, dass sie sich eng mit Jesu verbinden, durch Teilnahme sich ihren Brüdern
nähern und ihnen alles Gute tun, das in ihrer Macht steht. Der Erlöser der Welt war nicht
auf sein eigenes Wohlergehen bedacht, sondern ging umher und tat Gutes. Er verband
sich eng mit dem Vater, damit die vereinte Kraft auf die Seelen der Menschen wirken
könne, um sie vom ewigen Verderben zu erretten. In gleicher Weise müssen seine Diener
das geistliche Leben pflegen, wenn sie in ihrer Arbeit Erfolg sehen wollen.
Z4.293.3 (4T.268.2) Absatz: 30/36
Jesus bemitleidete die armen Sünder so sehr, dass er den Himmel verließ, seine
königlichen Gewänder ablegte und sich selbst als Mensch erniedrigte, damit er mit den
Bedürfnissen der Menschen bekannt würde und ihnen helfen könne, sich über die
Verderbnis des Falles zu erheben. Wenn er den Menschen solche unwiderlegbaren
Beweise seiner Liebe und zärtlichsten Teilnahme gegeben hat, wie wichtig ist es dann,
dass seine Stellvertreter seinem Beispiel folgen, in enge Beziehung zu ihren Mitmenschen
treten und ihnen helfen, einen wahren christlichen Charakter zu entwickeln. Aber etliche
sind zu bereit gewesen, sich mit Gemeindeschwierigkeiten zu befassen und ein scharfes
und mitleidsloses Zeugnis gegen die Irrenden abzulegen. Dadurch haben sie einer
natürlichen Neigung nachgegeben, welche mit fester Hand hätte unterdrückt werden
sollen. Dies ist nicht die ruhige Ausübung christlicher Gerechtigkeit, sondern das scharfe
Kritisieren eines schnellen Temperamentes.
Z4.294.1 (4T.269.1) Absatz: 31/36
Die Gemeinden bedürfen mehr der Erziehung als der Rüge. Anstatt sie streng wegen ihres
Mangels an geistigem Leben und der Vernachlässigung ihrer Pflicht zu tadeln, sollte der
Prediger sie durch Vorschrift und Beispiel belehren, wie sie in der Gnade und Erkenntnis
der Wahrheit wachsen können. "Welcher ich ein Diener geworden bin, nach dem
göttlichen Predigtamt, das mir gegeben ist unter euch, dass ich das Wort Gottes reichlich
predigen soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von der Welt her und
von den Zeiten her, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott gewollt hat
kundtun, welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden,
welches ist Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir,
und vermahnen alle Menschen, und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass wir
darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu; daran ich auch arbeite
und ringe, nach der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt." Kolosser 1,25-29.
Z4.294.2 (4T.269.2) Absatz: 32/36
Unsere Prediger sollten nicht meinen, wenn sie das Alter von vierzig oder fünfzig Jahren
erreicht haben, nun weniger leisten zu können als früher; sind doch besonders die
bejahrten und erfahrenen Männer fähig, gut geplante und erfolgreiche Anstrengungen zu
machen. Sie sind gerade zu dieser Zeit notwendig; die Gemeinden können ihre Arbeit
nicht entbehren. Sie dürfen deshalb auch nicht von körperlicher oder geistiger Schwäche
reden oder denken, dass die Tage ihrer Brauchbarkeit vorüber sind.
Z4.295.1 (4T.269.3) Absatz: 33/36
Viele von ihnen haben unter schwerer geistiger Anstrengung gelitten, ohne diese durch
körperliche Arbeit zu erleichtern: Die Folge ist eine Abnahme der Kräfte und die Neigung,
Verantwortlichkeiten abzuschütteln. Was ihnen not tut, ist mehr körperliche Arbeit. Dies gilt
nicht nur denen, deren Haupt von dem Schnee der Zeit schon weiß ist, sondern auch
Männer noch jung an Jahren sind schon in einen solchen Zustand verfallen und an
Verstandeskraft schwach geworden. Sie haben eine Liste mit festgelegten Predigten;
sobald sie aber über die Grenzen derselben hinausgehen, fehlt ihnen der Kompass.
Z4.295.2 (4T.269.4) Absatz: 34/36
Der altmodische Seelsorger, welcher zu Pferd reiste und viel Zeit auf das Besuchen seiner
Herde verwenden musste, erfreute sich einer viel besseren Gesundheit trotz der
Beschwerlichkeiten und der Witterungseinflüsse, denen er ausgesetzt war, als die
Prediger heutigen Tages, welche so weit wie möglich alle körperlichen Anstrengungen
vermeiden und sich auf ihre Bücher beschränken.
Z4.295.3 (4T.270.1) Absatz: 35/36
Ältere und erfahrene Prediger sollten es als Knechte Gottes für ihre Pflicht ansehen
voranzugehen, jeden Tag Fortschritte zu machen, beständig tüchtiger in ihrer Arbeit zu
werden und stets frischen Stoff für das Volk zu sammeln. Jede Bemühung, das
Evangelium vorzuführen, sollte besser sein als die vorhergehende. Jedes Jahr sollten sie
eine tiefere Frömmigkeit, einen sanfteren Geist, ein reicheres geistliches Leben und eine
gründlichere Erkenntnis der biblischen Wahrheiten entwickeln. Je höher ihr Alter, je reicher
ihre Erfahrung, desto mehr sollten sie imstande sein, den Herzen der Menschen
nahezukommen, da sie doch dieselben besser kennen.
Z4.295.4 (4T.270.2) Absatz: 36/36
Es sind heute Männer nötig, welche sich nicht fürchten, ihre Stimme für das Recht zu
erheben, wer ihnen auch entgegentreten mag. Sie sollten standhafte Rechtschaffenheit
und einen erprobten Mut besitzen. Die Gemeinde verlangt nach ihnen, und Gott will mit
ihren Bemühungen sein, um alle Zweige des Evangeliumswerkes aufrechtzuerhalten.
Nummer 28
Kapitel 25: Erfahrung und Arbeiten
Z4.296.1 (4T.271.1) Absatz: 1/109
Mein Beweggrund, warum ich ein weiteres Zeugnis zu dieser Zeit an meine lieben
Geschwister richte, besteht darin, dass der Herr sich mir gnädig offenbart und wieder
Dinge von großer Wichtigkeit für diejenigen gezeigt hat, die vorgeben, Gottes Gebote zu
halten und auf das Kommen des Menschensohnes zu warten. Über drei Jahre sind seit
dem Gesicht vom 3. Januar 1875 und der kürzlichen Offenbarung der Liebe und Macht
Gottes vergangen. Doch bevor ich auf die Dinge eingehe, die mir vor kurzem gezeigt
wurden, möchte ich einen kurzen Überblick über meine Erfahrungen während der letzten
ein bis zwei Jahre geben.
Z4.296.2 (4T.271.2) Absatz: 2/109
Am 11. Mai 1877 verließen wir Oakland, Kalifornien, um nach Battle Creek, Michigan, zu
gehen. Seit einigen Monaten schon hatte ich Herzprobleme, und auf meiner Reise durch
die Prärie litt ich oft unter Atembeschwerden. Die Schwierigkeiten endeten nicht, als wir
Michigan erreichten. Andere bewohnten unser Heim in Battle Creek. Wir hatten dort keine
Verwandten, die für uns sorgen konnten, da unsere Kinder in Kalifornien waren. Aber gute
Freunde taten alles für mich, was sie konnten. Doch fühlte ich mich nicht frei, sie zu
belasten, da sie genug Arbeit mit ihren eigenen Familien hatten.
Z4.296.3 (4T.271.3) Absatz: 3/109
Mein Mann hatte ein Telegramm erhalten, das seine Gegenwart in Battle Creek forderte,
weil wichtige Belange des Werkes zu regeln waren, und besonders die Oberaufsicht im
Planen des großen Sanatoriums zu führen. In Beantwortung dieser Aufforderung
übernahm er Pflichten wie Predigen, Schreiben und Abhalten von Ausschusssitzungen im
Review-Büro, in der Missionsschule und im Sanatorium. Beinahe ständig arbeitete er bis
in die Nacht hinein. Er empfand die Bedeutung dieser Einrichtungen, besonders aber, was
den Bau des Sanatoriums betraf, worin über 50.000 Dollars investiert werden sollten.
Seine fortwährende geistige Anspannung bereitete den Weg für einen plötzlichen
Zusammenbruch. Wir beide erkannten unsere Gefahr und beschlossen, nach Colorado zu
gehen, um dort Erholung und Ruhe zu finden. Während wir die Reise planten, schien eine
Stimme zu mir zu sagen: "Zieh die Rüstung an. Ich habe Arbeit für dich in Battle Creek."
Die Stimme war so deutlich, dass ich mich unwillkürlich umdrehte, um zu sehen, wer
sprach. Ich sah niemand, und im Gefühl der Gegenwart Gottes zerbrach mein Herz in
Zärtlichkeit zu ihm. Als mein Mann den Raum betrat, erzählte ich ihm meine Erfahrung.
Wir weinten und beteten zusammen. Alles war vorbereitet, die Reise in drei Tagen
anzutreten; doch nun änderten sich unsere Pläne.
Z4.297.1 (4T.272.1) Absatz: 4/109
Am 30. Mai war für die Patienten und die Belegschaft des Sanatoriums ein Ausflug zu
einem schönen Gehölz, zwei Meilen von Battle Creek entfernt, geplant. Ich wurde
gedrängt mitzukommen und zu den Patienten zu sprechen. Wäre es nach meinen
Gefühlen gegangen, so hätte ich gezögert. Aber ich dachte, vielleicht ist dies ein Teil des
Werkes, das ich in Battle Creek zu tun habe. Zur gewohnten Zeit wurden die Tische mit
gesunden Speisen versehen, die mit gutem Appetit verzehrt wurden. Um 3 Uhr wurde der
Gottesdienst mit Gebet und Gesang eröffnet. Ich hatte große Freiheit beim Sprechen zu
den Leuten. Alle lauschten mit tiefstem Interesse. Nachdem ich meine Ansprache beendet
hatte, erhob sich der Richter Graham aus Wisconsin, einer der Patienten des
Sanatoriums, und schlug vor, die Ansprache zu drucken und sie unter den Patienten und
anderen zu ihrem geistigen und körperlichen Nutzen zu verbreiten, damit die an jenem Tag
gesprochenen Worte nicht vergessen würden oder unbeachtet bleiben sollten. Durch
einstimmige Abstimmung wurde dieser Vorschlag angenommen, und die Ansprache wurde
in einem kleinen Flugblatt mit dem Titel "Die Patienten am Gognac See" veröffentlicht.
Z4.297.2 (4T.272.2) Absatz: 5/109
Der Abschluss des Schuljahres in der Battle Creek Missionsschule war nun gekommen.
Ich hatte großes Interesse für die Studenten gehegt, von denen viele entweder unbekehrt
oder von Gott abgewichen waren. Ich hatte gewünscht, mit ihnen zu sprechen und mich
um ihre Errettung zu bemühen, ehe sie sich nach Hause begaben. Doch ich war zu
schwach gewesen, für sie zu arbeiten. Nach der Erfahrung, über die ich berichtete, war ich
überzeugt, dass ich Gott um Beistand bitten konnte für die Rettung der Studenten.
Z4.298.1 (4T.273.1) Absatz: 6/109
In unserem Versammlungshaus waren Versammlungen zum Nutzen der Studenten
anberaumt. Eine Woche lang wirkte ich für sie. Jeden Abend sowie sabbats und sonntags
fanden Versammlungen statt. Mein Herz war bewegt, als ich sah, dass fast alle Plätze von
den Studenten unserer Schule besetzt waren. Ich versuchte, ihnen klarzumachen, dass
ein Leben der Reinheit und des Gebets kein Hindernis für sie sein würde, sich eine
gründliche Kenntnis der Wissenschaften anzueignen, dass es im Gegenteil viele
Hindernisse zum Fortschritt in der Erkenntnis entfernen würde. Indem sie sich mit dem
Heiland verbinden, befinden sie sich in der Schule Christi. Sind sie fleißige Schüler in
dieser Schule, würden Laster und Unmoral aus ihrer Mitte verbannt werden. Wenn diese
Übel entfernt sind, kann nur zunehmende Erkenntnis das Resultat sein. Alle, die Lernende
in der Schule Christi sind, werden sich, was die Qualität und das Ausmaß ihrer Erziehung
anbetrifft, auszeichnen. Ich stellte ihnen Christum als großen Lehrer, als Quelle aller
Weisheit und als den größten Erzieher, den die Welt jemals kannte, vor Augen.
Z4.298.2 (4T.273.2) Absatz: 7/109
"Des Herrn Furcht ist Anfang der Erkenntnis." Sprüche 1,7. Eine Erkenntnis Gottes und
seiner Forderungen wird dem Studenten das Verständnis öffnen, seine Verantwortung
gegenüber Gott und der Welt zu begreifen. Er wird dann fühlen, dass seine Talente so
entwickelt werden müssen, dass beste Resultate erzielt werden können. Dies kann jedoch
nicht geschehen, wenn nicht alle Vorschriften und Prinzipien der Religion mit der
Erziehung in dieser Schule verbunden werden. In keinem Fall darf der Student Gott von
seinen Studien trennen. In dem Bemühen um Erkenntnis sucht er nach Wahrheit; und alle
Wahrheit kommt von Gott, der Quelle der Wahrheit. Tugendhafte Studenten, die vom
Geiste Christi erfüllt sind, werden mit Einsatz all ihrer Kräfte Erkenntnis zu erlangen
suchen.
Z4.298.3 (4T.274.1) Absatz: 8/109
Die Missionsschule in Battle Creek wurde zu dem Zweck gegründet, die Wissenschaften
zu lehren und gleichzeitig die Studenten zum Heiland zu führen, der alle wahre Erkenntnis
vermittelt. Eine Erziehung ohne Bibelreligion ist ihrer Leuchtkraft und Herrlichkeit beraubt.
Ich versuchte den Studenten die Tatsache nahezubringen, dass unsere Schule einen
höheren Stand einnehmen muss als jede andere Lehranstalt, indem den jungen
Menschen edlere Ansichten, Vorsätze und Lebensziele vor Augen gestellt werden und
ihnen eine korrekte Erkenntnis menschlicher Verpflichtung und ewiger Interessen
vermittelt wird. Das große Ziel bei der Errichtung unserer Missionsschule war das
Vermitteln einer richtigen Denkweise, zu zeigen, dass Wissenschaft und Bibelreligion in
Übereinstimmung miteinander sind.
Z4.299.1 (4T.274.2) Absatz: 9/109
Der Herr stärkte mich und segnete unsere Bemühungen. Eine große Anzahl kam nach
vorne, um für sich beten zu lassen. Einige davon hatten durch Mangel an Wachsamkeit
und Gebet ihren Glauben und das Bewusstsein ihrer Verbindung mit Gott verloren. Viele
bezeugten, dass sie durch diesen Schritt Gottes Segen empfangen hatten. Als Resultat
dieser Versammlungen meldeten sich viele für die Taufe.
Z4.299.2 (4T.274.3) Absatz: 10/109
Da der Abschluss des Schuljahres am Gognac-See stattfand, wurde beschlossen, dass
dort die Taufe durchgeführt werden sollte. Der Gottesdienst anlässlich der Taufe war für
die große Versammlung von tiefstem Interesse und wurde mit gebührender Feierlichkeit
abgehalten und mit dieser ernsten Handlung beendet. Ich sprach am Beginn und am
Abschluss des Gottesdienstes. Mein Mann führte vierzehn dieser kostbaren jungen Leute
ins Wasser des schönen Sees und tauchte sie mit ihrem Herrn ins Wassergrab der Taufe.
Einige von denen, die sich für die Taufe gemeldet hatten, wollten diese Handlung in ihrer
Heimatgemeinde vollziehen. So fand dieses denkwürdige Schuljahr unserer geliebten
Missionsschule seinen Abschluss.
Mäßigkeitsversammlungen
Z4.299.3 (4T.274.4) Absatz: 11/109
Doch mein Werk in Battle Creek war noch nicht beendet. Sofort nach unserer Rückkehr
vom See wurden wir ernstlich ersucht, an einer öffentlichen Mäßigkeitsversammlung
teilzunehmen, ein sehr lobenswertes Bemühen, das gerade unter der besseren
Bevölkerungsschicht in Battle Creek im Gange war. Diese Bewegung umfasste den "Battle
Creek Reformklub" mit 600 Mitgliedern und die "Christliche Mäßigkeitsunion der Frauen"
mit 260 Mitgliedern. Gott, Christus und der Heilige Geist wie auch die Bibel waren diesen
ernsten Arbeitern bekannte Worte. Viel Gutes war bereits gewirkt worden, und die Aktivität
der Arbeiter, das System, nach dem sie arbeiteten und der Geist der Versammlungen
verhießen auch für die Zukunft gute Resultate.
Z4.300.1 (4T.275.1) Absatz: 12/109
Anlässlich des Besuches der "Barum’s großer Tierschau" in dieser Stadt am 28. Juni trug
die "Christliche Mäßigkeitsunion der Frauen" einen bemerkenswerten Sieg für die
Mäßigkeit und Reform davon, indem sie ein riesengroßes Mäßigkeitsrestaurant
organisierte, wo die Volksmassen, die vom Land in die Stadt strömten, um die Tierschau
zu besuchen, verpflegt werden und sie auf diese Weise von den Wirtschaften und
Schnapsbuden ferngehalten werden konnten, wo sie der Versuchung ausgesetzt gewesen
wären. Das große Zelt, das fünftausend Leute fasste und von der Michigan-Vereinigung
für Zeltversammlungen benutzt wurde, war für diesen Zweck eingerichtet worden.
Innerhalb dieses Zeltes standen fünfzehn oder zwanzig Tische für die Bedienung von
Gästen bereit.
Z4.300.2 (4T.275.2) Absatz: 13/109
Inmitten des großen Pavillons hatte auf Einladung das Sanatorium einen großen Tisch mit
köstlichen Früchten, Getreideerzeugnissen und Gemüse bereitgestellt. Dieser Tisch
bildete die Hauptattraktion und wurde mehr besucht als alle anderen. Obgleich dieser
Tisch über 9 Meter lang war, wurde er so umlagert, dass es notwendig war, einen
weiteren, fast ebenso langen Tisch aufzustellen, der ebenfalls besten Zuspruch fand.
Z4.300.3 (4T.275.3) Absatz: 14/109
Nach Einladung des Komitees durch Major Austin, W.H. Skinner, Kassenverwalter der
First National Bank, und C.C. Peavey, sprach ich am Sonntagabend, 1. Juli, im großen
Zelt über christliche Mäßigkeit. Gott half mir an jenem Abend, und obgleich ich neunzig
Minuten lang sprach, lauschte die Menge von 5.000 Zuhörern in beinahe atemloser Stille.
Besuch in Indiana
Z4.301.1 (4T.276.1) Absatz: 15/109
Vom 9. bis 14. August besuchte ich die Zeltversammlung in Indiana, begleitet von meiner
Tochter Mary K. White. Mein Mann fand es unmöglich, Battle Creek zu verlassen. In dieser
Versammlung gab mir der Herr die Kraft, sehr ernstlich zu arbeiten. Er verlieh mir Klarheit
und Macht, das Volk aufzurufen. Als ich auf die Männer und Frauen schaute, die hier
versammelt waren, edel in Erscheinung und einflussreich, und sie mit der kleinen Gruppe
verglich, die sich vor sechs Jahren hier versammelt hatte, die aus armen und ungebildeten
Menschen bestand, konnte ich nur sagen: "Wie hat der Herr doch gewirkt!"
Z4.301.2 (4T.276.2) Absatz: 16/109
Am Montag machte meine Lunge mir sehr zu schaffen; ich war erkältet. Aber ich bat den
Herrn, mich zu stärken, dass ich eine weitere Anstrengung zur Rettung von Seelen
machen konnte. Ich konnte mich über meine Schwäche hinwegsetzen und wurde mit
großer Freiheit und Macht gesegnet. Ich rief die Menschen auf, ihre Herzen Gott zu
weihen. Ungefähr fünfzig kamen nach vorne, um für sich beten zu lassen. Es offenbarte
sich das tiefste Interesse. Als Resultat der Versammlung wurden fünfzehn Seelen getauft.
Z4.301.3 (4T.276.3) Absatz: 17/109
Wir hatten eigentlich geplant, die Ohio- und östliche Zeltversammlung zu besuchen; weil
meine Freunde aber befürchteten, dass es bei meinem augenblicklichen
Gesundheitszustand eine Anmaßung wäre, beschlossen wir, in Battle Creek zu bleiben.
Ich hatte heftige Hals- und Lungenbeschwerden und auch mein Herz war angegriffen. Die
meiste Zeit hatte ich große Schmerzen, und ich begab mich ins Sanatorium zur
Behandlung.
Folgen der Überarbeitung
Z4.301.4 (4T.276.4) Absatz: 18/109
Mein Mann arbeitete unaufhörlich, um das Werk Gottes in den verschiedenen Abteilungen,
die sich in Battle Creek konzentrierten, zu fördern. Seine Freunde wunderten sich über die
Menge der Arbeit, die er bewältigte. Am Sabbatmorgen, den 18. August, sprach er im
Versammlungshaus. Am Nachmittag waren seine Gedanken für vier Stunden sehr
eingespannt, während er konzentriert und kritisch dem Lesen des Manuskripts für "Spirit of
Prophecy", Band 3, lauschte. Das Material war äußerst interessant und dazu angetan, die
Seele zutiefst zu erschüttern, da es sich um das Verhör, die Kreuzigung, die Auferstehung
und die Himmelfahrt Christi handelte. Bevor wir es bemerkten, war er sehr ermüdet. Am
Sonntag arbeitete er von fünf Uhr in der Frühe bis nachts um zwölf Uhr in einem durch.
Z4.302.1 (4T.277.1) Absatz: 19/109
Am nächsten Morgen, gegen halb sieben Uhr, erfasste ihn Schwindel, und er war von
einem Schlaganfall bedroht. Vor dieser furchtbaren Krankheit fürchteten wir uns sehr, doch
der Herr ersparte uns diese Betrübnis. Doch dieser Anfall wurde von großen körperlichem
und geistigem Zusammenbruch begleitet. Nun schien es tatsächlich so, dass es unmöglich
für uns war, der Östlichen Zeltversammlung beizuwohnen, noch würde ich allein dorthin
gehen können, um meinen Mann, niedergeschlagen im Geist und mit schwacher
Gesundheit, zurückzulassen.
Z4.302.2 (4T.277.2) Absatz: 20/109
Als mein Mann so niedergestreckt wurde, sagte ich: "Das ist das Werk des Feindes. Wir
dürfen uns nicht seiner Macht unterwerfen. Gott wird für uns wirken." Am Mittwoch fanden
wir uns zu einem Gebetskreis zusammen, dass Gottes Segen auf ihm ruhen und ihn
gesund machen möchte. Wir baten auch um Weisheit, unsere Pflicht zu erkennen betreffs
unseres Besuchs der Zeltversammlungen. Der Herr hatte schon oftmals unsern Glauben
gestärkt, unter Entmutigungen und Schwachheit sein Werk fortzuführen. Während solcher
Zeiten hatte er uns wunderbar bewahrt und aufrechterhalten. Aber unsere Freunde flehten
uns an, uns auszuruhen und sagten, es sei doch unvereinbar und unvernünftig, eine
solche Reise anzutreten und die Strapazen des Lagerlebens auf uns zu nehmen. Wir
selbst versuchten zu glauben, dass Gottes Werk vorangehen würde, ganz gleich, auch
wenn wir auf die Seite gestellt und keinen Anteil daran haben würden. Gott würde andere
erwecken, sein Werk zu tun.
Z4.302.3 (4T.277.3) Absatz: 21/109
Trotzdem konnte ich weder Ruhe finden noch mich frei fühlen bei dem Gedanken, dem
Arbeitsfeld fernzubleiben. Es schien mir, als ob Satan bestrebt war, meinen Weg zu
versperren, damit ich mein Zeugnis nicht vortragen und das mir aufgetragene Werk nicht
verrichten könnte. Ich war bereits entschlossen, allein zu gehen und mein Teil zu tun, auf
Gott vertrauend, dass er mir die nötige Kraft schenken würde, als wir einen Brief von
Bruder Haskell erhielten, in dem er Gott dafür dankte, dass Bruder und Schwester White
die New England-Zeltversammlung besuchen würden. Ältester Canright hatte
geschrieben, er würde nicht anwesend sein, da er das begonnene Werk in Danvers nicht
verlassen könne und dass auch sonst niemand von der Gruppe im Zelt entbehrt werden
könnte. Ältester Haskell schrieb in seinem Brief, dass alle Vorbereitungen für eine große
Versammlung in Groveland getroffen seien. Er war entschlossen, die Versammlung
abzuhalten, selbst wenn er gezwungen wäre, es allein zu tun.
Z4.303.1 (4T.278.1) Absatz: 22/109
Wieder brachten wir dem Herrn die Sache im Gebet vor. Wir wussten, dass der machtvolle
Heiler sowohl meinem Mann als auch mir die Gesundheit zurückerstatten konnte, wenn es
ihm zur Ehre gereichte. Es schien schwer, die Reise anzutreten, schwach, krank und
entmutigt. Aber manchmal fühlte ich, dass Gott die Reise zu einem Segen für uns beide
machen konnte, wenn wir ihm vertrauten. Oft kam mir der Gedanke: "Wo ist dein Glaube?
Gott hat verheißen: ‚Wie deine Tage, so deine Kraft.<"
Z4.303.2 (4T.278.2) Absatz: 23/109
Ich versuchte meinen Mann zu ermutigen. Er dachte, wenn ich mich imstande fühlte, den
Strapazen und der Arbeit der Zeltversammlung standzuhalten, solle ich gehen. Aber er
konnte den Gedanken nicht ertragen, mich in seinem Zustand der Schwäche, unfähig zur
Arbeit, sein Gemüt von Verzagtheit umwölkt, zu begleiten, nur um von seinen Brüdern
bemitleidet zu werden. Seit dem plötzlichen Anfall konnte er nur für kurze Zeit aufsitzen,
und er schien sich nicht zu erholen. Wir suchten den Herrn immer wieder, auf einen
Lichtstrahl durch die Wolke hoffend; doch kein spezielles Licht erschien. Während der
Wagen, der uns zur Bahnstation bringen sollte, wartete, beugten wir uns wieder im Gebet
zum Herrn und baten ihn, uns auf der Reise beizustehen. Wir waren beide entschlossen,
im Glauben voranzugehen und alles zu wagen angesichts der göttlichen Verheißungen.
Dieser Entschluss unsrerseits erforderte beachtlichen Glauben. Nachdem wir unsere
Plätze im Zug eingenommen hatten, fühlten wir, dass wir uns auf dem Pfad der Pflicht
befanden. Wir ruhten während der Fahrt und schliefen gut in der Nacht.
Zeltversammlungen
Z4.304.1 (4T.278.3) Absatz: 24/109
Gegen acht Uhr am Freitagabend erreichten wir Boston. Am nächsten Morgen nahmen wir
den ersten Zug nach Groveland. Als wir den Lagerplatz erreichten, goss es in Strömen.
Ältester Haskell hatte bis zu diesem Zeitpunkt fortwährend gearbeitet, und es konnte von
hervorragenden Versammlungen berichtet werden. Es waren siebenundvierzig Zelte auf
dem Lagerplatz, neben drei großen Zelten, eines davon für die Versammlung, 34,5 x 38
Meter groß. Die Sabbatversammlungen waren äußerst interessant. Die Gemeinde wurde
neubelebt und gestärkt, während Sünder und Rückfällige zu einem Gefühl ihrer Gefahr
erweckt wurden.
Z4.304.2 (4T.279.1) Absatz: 25/109
Sonntagmorgen war das Wetter noch immer trübe; aber bevor das Volk sich versammelte,
brach die Sonne durch. Boote und Züge entluden ihre lebende Fracht zu Tausenden auf
den Lagergrund. Ältester Smith sprach am Morgen über die Ostfrage. Der Gegenstand
war von besonderem Interesse, und die Leute lauschten mit ernster Aufmerksamkeit. Am
Nachmittag konnte ich kaum zum Sprechpult gelangen durch die stehende Volksmenge.
Als ich es erreicht hatte, sah ich ein Meer von Köpfen vor mir. Das Riesenzelt war voll, und
Tausende Menschen standen außerhalb und bildeten eine lebendige Mauer von einigen
Metern Tiefe. Meine Lunge und mein Hals schmerzten mich sehr, doch ich glaubte, dass
Gott mir bei dieser wichtigen Gelegenheit helfen würde. Während ich sprach, vergaß ich
meine Schwäche und meine Schmerzen, als ich sah, dass ich zu Menschen sprach, die
meine Worte nicht als eitle Märchen abtaten. Meine Ansprache dauerte mehr als eine
Stunde, doch ihr wurde beste Aufmerksamkeit geschenkt. Nach dem Schlusslied
ersuchten mich die Leiter des "Mäßigkeits-Reform-Clubs" von Haverhill, wie im vorigen
Jahr, vor ihrer Versammlung am Montagabend zu sprechen. Da ich aber verabredet war,
in Danvers zu reden, musste ich die Einladung ablehnen.
Z4.305.1 (4T.279.2) Absatz: 26/109
Montagmorgen hatten wir eine Gebetszeit in unserem Zelt für meinen Mann. Wir brachten
seinen Fall vor den großen Arzt. Es war eine kostbare Zeit. Der Frieden des Himmels
ruhte auf uns. Mir drängten sich die Worte auf: "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt
überwunden hat." 1. Johannes 5,4. Wir alle fühlten, dass Gottes Segen auf uns ruhte.
Dann versammelten wir uns im großen Zelt. Mein Mann begegnete uns und sprach eine
kurze Zeit. Er äußerte kostbare Worte von einem Herzen, besänftigt und glühend von
einem tiefen Empfinden der Barmherzigkeit und Güte Gottes. Er versuchte den Gläubigen
an die Wahrheit die Tatsache nahezubringen, dass es ihr Vorrecht ist, in ihren Herzen die
Zusicherung der Gnade Gottes zu empfangen, und dass die großen Wahrheiten, an die
wir glauben, unser Leben heiligen, unsern Charakter veredeln und einen rettenden
Einfluss auf die Welt ausüben sollen. Die Tränen in den Augen der Zuhörer bezeugten,
dass ihre Herzen durch diese Worte berührt und geschmolzen waren.
Z4.305.2 (4T.280.1) Absatz: 27/109
Wir nahmen dann die Arbeit erneut auf, die wir am Sabbat begonnen hatten. Die
Morgenstunden waren der Arbeit für Sünder und solche, die rückfällig geworden waren,
geweiht, von denen zweihundert nach vorne kamen, um für sich beten zu lassen. Darunter
waren zehnjährige Kinder bis zu grauhaarigen Männern und Frauen. Mehr als zwanzig
von ihnen setzten ihre Füße zum erstenmal auf den Weg des Lebens. Am Nachmittag
wurden achtunddreißig Personen getauft, und eine größere Anzahl wollte sich in der
Heimatgemeinde taufen lassen.
Z4.305.3 (4T.280.2) Absatz: 28/109
Montagabend nahm ich in Begleitung von Ältestem Canright und verschiedenen anderen
den Zug nach Danvers. Mein Mann war nicht fähig, mich zu begleiten. Als ich von den
Anstrengungen der Lagerversammlung befreit war, merkte ich erst, wie krank und
schwach ich war; doch der Zug näherte sich rasch Danvers, wo ich die nächste
Verabredung hatte. Hier musste ich vor völlig Fremden stehen, deren Gemüter durch
falsche Berichte und boshafte Verleumdung voreingenommen waren. Ich dachte: Hätte ich
nur kräftige Lungen, eine klare Stimme und keine Herzbeschwerden, wäre ich Gott sehr
dankbar. Diese Gedanken und Gefühle behielt ich für mich, und in großer Bedrängnis
flehte ich still Gott an. Ich war zu erschöpft, um meine Gedanken in zusammenhängende
Worte zu kleiden. Ich fühlte, wie notwendig ich Hilfe brauchte und bat aus ganzem Herzen
darum. Ich brauchte körperliche und geistige Hilfe, um an jenem Abend sprechen zu
können. Wieder und wieder sagte ich in meinem stillen Gebet: "Ich hänge meine hilflose
Seele an dich, o Gott, meinen Erlöser. Verlass mich nicht in dieser Stunde meiner Not."
Z4.306.1 (4T.280.3) Absatz: 29/109
Als die Zeit der Versammlung kam, rang mein Geist in ernstestem Gebet um Kraft und
Macht von Gott. Als das letzte Lied gesungen war, ging ich zum Rednerpult. Dort stand ich
in großer Schwäche, wohl wissend, dass, wenn irgendein Maß an Erfolg meiner Arbeit
beschieden sein würde, es nur auf die Kraft des Allmächtigen zurückzuführen wäre. Der
Geist des Herrn ruhte auf mir, als ich versuchte zu sprechen. Wie mit einem Elektroschock
wurde mein Herz berührt, und alle Schmerzen waren mit einemmal verschwunden. Ich war
von unangenehmen Nervenschmerzen gepeinigt worden, die sich auf das Gehirn
konzentrierten. Auch diese Beschwerden waren weg. Mein gereizter Kehlkopf und meine
angegriffenen Lungen machten mir keine Schmerzen mehr. Mein linker Arm und meine
linke Hand waren beinahe nutzlos gewesen infolge meiner Herzschmerzen; aber jetzt war
das normale Gefühl wiederhergestellt. Mein Geist war klar. Meine Seele war voll des
Lichtes und der Liebe Gottes. Engel Gottes schienen mich gleich einer Wand von Feuer
von allen Seiten zu umgeben.
Z4.306.2 (4T.281.1) Absatz: 30/109
Das Zelt war voll, und etwa zweihundert Leute standen noch draußen, die innerhalb des
Zeltes keinen Platz mehr gefunden hatten. Ich sprach über die Worte Christi in
Beantwortung der Frage des Schriftgelehrten, was das größte Gebot im Gesetz sei: "Du
sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem
Gemüte." Matthäus 22,37. Gottes Segen ruhte auf mir, und meine Schmerzen und meine
Schwäche verließen mich. Vor mir saßen Leute, denen ich vielleicht bis zum Gericht nie
mehr begegnen würde. Mein Wunsch, sie gerettet zu sehen, veranlasste mich, ernst und
in der Furcht Gottes zu ihnen zu sprechen, damit ich frei von ihrem Blut sein möchte.
Meine Bemühungen waren von großer Freiheit begleitet. Ich sprach eine Stunde und zehn
Minuten. Jesus war mein Helfer. Seinem Namen sei alle Ehre und Verherrlichung. Die
Zuhörer waren sehr aufmerksam.
Z4.307.1 (4T.281.2) Absatz: 31/109
Am Dienstag kehrten wir nach Groveland zurück, wo die Zelte abgebrochen wurden und
die Brüder sich verabschiedeten, um ihre Heimreise per Zug anzutreten. Dies war eine der
besten Zeltversammlungen, denen ich je beigewohnt hatte. Bevor wir den Lagergrund
verließen, suchten die Ältesten Canright und Haskell, mein Mann, Schwester Ings und ich
ein stilles Plätzchen, wo wir vereint im Gebet Gott um den Segen der Gesundheit und
seiner Gnade in reicherem Maße für meinen Mann baten. Wir alle empfanden tief, wie
nötig wir die Hilfe meines Mannes brauchten, da so viele dringende Aufrufe zum Predigen
aus allen Richtungen kamen. Diese Zeit des Gebets war sehr köstlich, und der süße
Frieden und die Freude, die uns erfüllten, war uns eine Zusicherung, dass Gott unsere
Gebete erhörte. Am Nachmittag bestiegen wir Bruder Haskells Wagen und begaben uns
nach South Lancaster, wo wir in seinem Heim eine Zeitlang ausruhen wollten. Wir hatten
diesen Plan gefasst, weil wir dachten, es würde unserer Gesundheit dienen.
Z4.307.2 (4T.282.1) Absatz: 32/109
Wir hatten täglich Kämpfe mit den Mächten der Finsternis auszufechten; aber wir gaben
unseren Glauben nicht auf und ließen uns in keiner Weise entmutigen. Wegen seiner
Krankheit war mein Mann niedergeschlagen, und Satans Versuchungen schienen ihn sehr
zu beunruhigen. Wir wollten uns jedoch nicht vom Feind überwinden lassen. Nicht weniger
als dreimal des Tages legten wir seinen Fall dem großen Arzt vor, der Seele und Leib
heilen kann. Jede Zeit des Gebets war uns sehr kostbar. Jedesmal empfingen wir
spezielle Offenbarungen des Lichts und der Liebe Gottes. Während wir an einem Abend in
Bruder Haskells Haus für meinen Mann beteten, schien der Herr in der Tat unter uns zu
sein. Diese Erfahrung würden wir nie vergessen. Der Raum schien durch die Gegenwart
von Engeln erleuchtet zu sein. Wir priesen den Herrn in unsern Herzen und mit unseren
Stimmen. Eine blinde Schwester, die unter uns war, sagte: "Ist dies ein Gesicht? Ist dies
der Himmel?" Unsere Herzen befanden sich in so enger Verbindung mit Gott, dass wir die
Stunden als zu heilig befanden, um sie im Schlaf zu verbringen. Wir begaben uns zur
Ruhe; doch nahezu die ganze Nacht verbrachten wir im Sprechen und Nachdenken über
die Güte und Liebe Gottes und im Verherrlichen seines Namens mit Frohlocken.
Z4.308.1 (4T.282.2) Absatz: 33/109
Wir entschlossen uns, mit einer Privatkutsche einen Teil des Weges zur Zeltversammlung
in Vermont zurückzulegen, weil wir dachten, dies würde meinem Mann nützen. Zur
Mittagszeit wollten wir am Straßenrand anhalten, ein Feuer machen, unser Essen
zubereiten und eine Zeit dem Gebet widmen. Diese kostbaren Stunden, die wir in
Begleitung von Bruder und Schwester Haskell, Schwester Ings und Schwester Huntley
verbrachten, werden wir nie vergessen. Während des ganzen Weges von South Lancester
bis Vermont stiegen unsere Gebete zu Gott empor. Nachdem wir drei Tage so gereist
waren, nahmen wir den Zug und beendeten unsere Reise.
Z4.308.2 (4T.282.3) Absatz: 34/109
Diese Versammlung war dem Werk in Vermont von besonderem Nutzen. Der Herr gab mir
die Kraft, jeden Tag einmal zu sprechen. Nachfolgend zitiere ich aus Bruder Uriah Smith’s
Bericht über die Versammlung, wie er im "Review and Herald" veröffentlicht wurde:
Z4.308.3 (4T.283.1) Absatz: 35/109
"Zur großen Freude der Geschwister nahmen Bruder und Schwester White sowie Bruder
Haskell an dieser Versammlung teil. Sabbat, der 8. September, der als Fasttag für Bruder
Whites Gesundheitszustand ausersehen war, wurde auf dem Lagergrund verbracht. Es
war ein guter Tag. Es bestand Freiheit im Gebet und gab gute Anzeichen, dass diese
Gebete nicht umsonst waren. Des Herrn Segen ruhte in reichem Maße auf seinem Volk.
Am Sabbatnachmittag sprach Schwester White freimütig und wirkungsvoll. Zirka hundert
Personen kamen nach vorne, um für sich beten zu lassen, tiefes Empfinden und die ernste
Absicht, den Herrn zu suchen, offenbarend."
Z4.308.4 (4T.283.2) Absatz: 36/109
Von Vermont aus begaben wir uns direkt zur Lagerversammlung in New York. Der Herr
gab mir große Freiheit, das Volk anzusprechen. Aber einige waren nicht vorbereitet, von
der Versammlung Nutzen zu empfangen. Sie verfehlten, ihren Zustand zu erkennen,
suchten den Herrn nicht ernstlich, bekannten nicht ihr Abweichen noch gaben sie ihre
Sünden auf. Einer der Hauptzwecke, Lagerversammlungen abzuhalten, besteht darin,
dass unsere Geschwister ihre Gefahr erkennen möchten, von den Sorgen dieses Lebens
überwältigt zu werden. Werden diese Vorrechte nicht genutzt, erleiden die Seelen einen
großen Verlust.
Z4.309.1 (4T.283.3) Absatz: 37/109
Wir kehrten nach Michigan zurück und gingen einige Tage später nach Lansing, um dort
der Lagerversammlung beizuwohnen, die zwei Wochen dauerte. Hier wirkte ich sehr
ernstlich und wurde vom Geist des Herrn unterstützt. Ich wurde sehr gesegnet im
Sprechen zu den Studenten und im Wirken für ihre Seligkeit. Es war eine bemerkenswerte
Versammlung. Von Anfang bis zum Ende war Gottes Geist gegenwärtig. Als Resultat der
Versammlung wurden hundertdreißig Seelen getauft. Ein Großteil davon waren Studenten
unserer Schule. Wir waren erfreut, das Heil Gottes in dieser Versammlung zu sehen.
Nachdem wir ein paar Wochen in Battle Creek zugebracht hatten, entschlossen wir uns,
die Ebene nach Kalifornien zu durchkreuzen.
Arbeiten in Kalifornien
Z4.309.2 (4T.283.4) Absatz: 38/109
Mein Mann arbeitete nur wenig in Kalifornien. Seine Wiederherstellung schien sich zu
verzögern. Unsere Gebete für ihn stiegen immer dreimal, manchmal fünfmal am Tag zum
Himmel empor. Oftmals ruhte Gottes Frieden auf uns. Ich war nicht im geringsten
entmutigt. Viele Nächte fand ich nicht viel Schlaf. Viel Zeit wurde im Gebet und dankbaren
Worten für Gottes Gnadenbeweise verbracht. Ich fühlte fortwährend Gottes Frieden in
meinem Herzen. Ich konnte wirklich sagen, dass mein Friede wie ein Wasserstrom war.
Mir begegneten unvorhergesehene und unerwartete Prüfungen, die mich zusätzlich zur
Krankheit meines Mannes nahezu überwältigten. Aber mein Vertrauen in Gott war
unerschütterlich. Er war wirklich eine gegenwärtige Hilfe in jeder Notzeit.
Z4.310.1 (4T.284.1) Absatz: 39/109
Wir besuchten Healdsburg, St. Helena, Vacaville und Pacheco. Mein Mann begleitete
mich, wenn das Wetter günstig war. Der Winter war wirklich eine Prüfung für uns. Als es
meinem Mann gesundheitlich besser ging und das Wetter in Michigan mild geworden war,
kehrte er dorthin zurück, um sich im Sanatorium behandeln zu lassen. Hier empfing er
große Hilfe und schrieb wieder mit gewöhnlicher Klarheit und Kraft Artikel für unsere
Schriften.
Z4.310.2 (4T.284.2) Absatz: 40/109
Ich wagte nicht, meinen Mann auf der weiten Reise durch die Prärie zu begleiten; denn
fortwährende Sorge, Ängste und Schlaflosigkeit hatten mir alarmierende
Herzbeschwerden verschafft. Es fiel uns schwer, voneinander Abschied zu nehmen. Wir
konnten unsere Tränen nicht zurückhalten, da wir nicht wussten, ob wir uns in dieser Welt
noch einmal wiedersehen würden. Mein Mann kehrte nach Michigan zurück, und wir
hatten beschlossen, dass es für mich ratsam wäre, Oregon zu besuchen und mein
Zeugnis jenen zu bringen, die mich noch nie gehört hatten.
Z4.310.3 (4T.284.3) Absatz: 41/109
Am 7. Juni verließ ich Healdsburg, um die Gemeinden von Oakland und San Francisco im
großen Zelt in San Francisco zu treffen, wo Bruder Healey gearbeitet hatte. Ich fühlte eine
Last, Zeugnis abzulegen, und empfand das große Bedürfnis anhaltenden persönlichen
Bemühens von Seiten dieser Gemeinden, andern die Erkenntnis der Wahrheit mitzuteilen.
Es war mir gezeigt worden, dass San Francisco und Oakland Missionsgebiete waren und
immer bleiben würden. Der Zuwachs an Gliedern würde nur gering sein. Wenn es jedoch
in all diesen Gemeinden lebendige Glieder gäbe, die alles in ihrer Macht liegende tun
würden, andern das Licht zu bringen, dann könnten viel mehr Seelen der Gemeinde
hinzugefügt werden und der Wahrheit gehorchen. Die gegenwärtigen Gläubigen, die sich
zur Wahrheit bekannten, waren nicht so interessiert an der Rettung anderer, wie sie es
hätten sein sollen. Untätigkeit und Trägheit im Werke Gottes würden zu persönlichem
Abfall von Gott führen, und ihr Beispiel würde andere daran hindern, voranzugehen.
Selbstlose, ausdauernde, aktive Tätigkeit würde zu besten Resultaten führen. Ich
versuchte ihnen einzuprägen, was der Herr mir gezeigt hatte, dass er durch ernste, aktive
Arbeiter andern die Wahrheit vorzuführen wünschte, nicht von solchen, die nur vorgäben,
an sie zu glauben. Sie sollten die Wahrheit nicht nur in Worten verkündigen, sondern
durch einen vorsichtigen Lebenswandel, indem sie lebendige Vertreter der Wahrheit
wären.
Z4.311.1 (4T.285.1) Absatz: 42/109
Es wurde mir gezeigt, dass jene, die diese Gemeinden bildeten, ihre Bibel studieren, ja
Gottes Willen ernstlich erforschen sollten, damit sie lernen möchten, Arbeiter in Gottes
Werk zu werden. Wo immer sie sich befanden, sollten sie den Samen der Wahrheit
ausstreuen, daheim, in der Werkstatt, auf dem Markt, ebenso wie im Versammlungshaus.
Um mit der Bibel bekannt und vertraut zu werden, sollten sie dieselbe sorgfältig und
andächtig lesen. Um sich und ihre Lasten Christo anzuvertrauen, müssten sie sofort
beginnen, den Wert des Kreuzes Christi wahrzunehmen, zu würdigen und zu lernen, es zu
tragen. Wollten sie ein heiliges Leben führen, dann müssten sie jetzt die Furcht Gottes vor
Augen haben.
Z4.311.2 (4T.285.2) Absatz: 43/109
In Prüfungen erkennen wir, wer wir sind. Es ist die Zeit der Anfechtung, die einen Einblick
in den wahren Charakter eines Menschen erlaubt und die zeigt, wie notwendig es ist, gute
Wesenszüge zu pflegen. Vertraut der Christ dem Segen Gottes, ist er überall sicher. In der
Stadt wird er nicht verdorben werden. Im Kontor wird er sich durch strikte Redlichkeit
auszeichnen. In der Werkstatt des Mechanikers wird alles, was er macht und herstellt, von
Gewissenhaftigkeit zeugen. Er wird immer Gottes Verherrlichung im Auge behalten. Wenn
dieser Kurs von allen einzelnen Gliedern eingeschlagen wird, kann eine Gemeinde nur
erfolgreich sein. Niemals aber wird Gedeihen diese Gemeinden begleiten, bis die
einzelnen Glieder sich eng mit Gott verbinden und selbstloses Interesse an der Rettung
ihrer Mitmenschen offenbaren. Prediger mögen gefällige und kräftige Ansprachen halten,
und viel Arbeit mag aufgewendet werden, um eine Gemeinde gedeihlich zu gestalten; tun
die einzelnen Glieder aber nicht ihren Teil als Diener Jesu Christi, dann wird die Gemeinde
sich immer im Dunkeln befinden und kraftlos sein. So verhärtet und finster die Welt auch
ist, der Einfluss eines wirklich konsequenten Beispiels wird eine Macht zum Guten sein.
Z4.312.1 (4T.286.1) Absatz: 44/109
Jemand könnte ebenso eine Ernte erwarten, wo er nie gesät hat oder Erkenntnis, wo er
nicht danach getrachtet hat, als zu glauben, er könnte in Trägheit gerettet werden. Ein
Müßiggänger und ein Faulenzer wird nie darin Erfolg haben, den Stolz aufzugeben und die
Macht der Versuchung, sündigen Neigungen nachzugeben, die ihn von seinem Erlöser
trennen, zu überwinden. Das Licht der Wahrheit, welche das Leben heiligt, wird den
Empfänger die sündigen Leidenschaften seines Herzens erkennen lassen, die nach der
Oberherrschaft streben. Es wird es für ihn notwendig machen, jeden Nerv und all seine
Kräfte einzuspannen, um Satan zu widerstehen und durch Christi Verdienste zu
überwinden. Wenn von Einflüssen umgeben, die ihn von Gott abwenden wollen, muss er
Jesum unermüdlich um Hilfe und Kraft anflehen, damit er den Kunstgriffen Satans
entrinnen kann.
Z4.312.2 (4T.286.2) Absatz: 45/109
Einige in diesen Gemeinden befinden sich ständig in Gefahr, weil die Sorgen dieses
Lebens und weltliche Gedanken ihre Sinne so gefangen nehmen, dass sie weder an Gott
noch an den Himmel noch an die Bedürfnisse ihrer eigenen Seele denken. Dann und
wann erwachen sie aus ihrer Erstarrung. Doch dann fallen sie in noch tieferen Schlummer.
Werden sie sich nicht völlig aus ihrem Schlaf erheben, wird Gott das Licht und die
Segnungen, die er ihnen verliehen hat, von ihnen nehmen. Er wird in seinem Zorn den
Leuchter von seiner Stätte stoßen. Er hat diese Gemeinden zu Bewahrern seines
Gesetzes gemacht. Wenn sie sich der Sünde verweigern und durch aktive, ernste
Frömmigkeit Festigkeit und Unterwerfung gegenüber den Anforderungen des Wortes
Gottes zeigen; wenn sie treu in der Ausübung religiöser Pflichten sind, werden sie dazu
beitragen, den Leuchter auf seinem Platz zu erhalten. Sie werden den Beweis haben,
dass der Herr der Heerscharen mit ihnen und der Gott Jakobs ihre Zuflucht ist.
Besuch in Oregon
Z4.313.1 (4T.286.3) Absatz: 46/109
Sonntag, den 10. Juni, an dem wir unsere Reise nach Oregon antreten wollten, wurde ich
durch eine Herzattacke niedergeworfen. Meine Freunde dachten, es grenze an
Vermessenheit, wenn ich den Dampfer nehme. Ich aber dachte, ich könnte an Bord des
Schiffes ruhen. Ich traf Vorsorge, dass ich während der Reise eine Menge schriftlicher
Arbeiten tun konnte.
Z4.313.2 (4T.287.1) Absatz: 47/109
In Begleitung einer Freundin und Bruder J.N. Loughborough verließ ich am Nachmittag
San Francisco auf dem Dampfer "Oregon". Kapitän Conner, unter dessen Obhut dieses
vorzügliche Schiff stand, war seinen Passagieren gegenüber sehr aufmerksam. Als wir
durch den "Golden Gate" ins offene Meer hinausfuhren, war es sehr rau. Der Wind war
gegen uns. Das Schiff schwankte fürchterlich, während der Ozean vom Wind gepeitscht
wurde. Ich beobachtete den bewölkten Himmel und die turmhohen Wellen, deren Gischt
die Farben des Regenbogens widerspiegelten. Der Anblick war furchteinflößend grandios,
und ich wurde von Ehrfurcht erfüllt, als ich die Geheimnisse der Tiefe betrachtete. Sie ist
schrecklich in ihrem Zorn. Es liegt eine schreckliche Schönheit darin, wie sie mit Getöse
ihre stolzen Wellen empor wirft und dann wieder mit einem traurigen Seufzer in sich
zusammenfällt. In den Bewegungen der ruhelosen Wasser, stöhnend unter der Tätigkeit
unbarmherziger Winde, welche die Wellen hochwarfen, wie von Qual gepeinigt, erkannte
ich die Ausübung göttlicher Macht.
Z4.313.3 (4T.287.2) Absatz: 48/109
Wir befanden uns in einem schönen Schiff, das der Unbarmherzigkeit ruheloser Wellen
ausgesetzt war. Doch sie wurden von einer unsichtbaren Macht in Schranken gehalten.
Gott allein hat die Macht, das Wasser in den ihm zugewiesenen Grenzen zu halten. Er
kann es halten wie in seiner hohlen Hand. Die Tiefe wird der Stimme ihres Schöpfers
gehorchen: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine
stolzen Wellen." Hiob 38,11.
Z4.313.4 (4T.287.3) Absatz: 49/109
Welch ein Gegenstand des Nachdenkens war dieser unendliche Stille Ozean! In seiner
Erscheinung war er alles andere als still; er gebärdete sich wahnsinnig und wütend. Als wir
die Oberfläche des Wassers betrachteten, schien nichts so völlig unkontrollierbar, so ohne
Gesetz oder Ordnung wie die gewaltige Tiefe. Aber der Ozean gehorcht Gottes Gesetz. Er
hält das Wasser im Gleichgewicht und hat sein Bett festgelegt. Als ich den Himmel über
mir und das Wasser unter mir betrachtete, stellte ich mir die Frage: "Wo bin ich? Wohin
gehe ich? Um mich ist nichts als endloses Wasser. Wie viele haben sich dem Wasser
anvertraut und nie mehr die grünen Felder und ihr glückliches Heim gesehen! Sie
versanken im Wasser wie ein Körnchen Sand, und so endete ihr Leben."
Z4.314.1 (4T.288.1) Absatz: 50/109
Während ich auf die weiß schäumenden, wütenden Wellen schaute, wurde ich an die
Szene im Leben Christi erinnert, nachdem die Jünger auf Befehl ihres Meisters ihre Boote
bestiegen, um ans jenseitige Ufer zu gelangen. Ein schrecklicher Sturm brach über sie
herein. Ihre Schiffe wollten nicht ihrem Willen gehorchen. Sie wurden hin und her
getrieben, bis sie verzweifelt ihre Ruder zur Seite legten. Sie erwarteten, dort zu
verderben. Aber während der Sturm und die Wellen Tod verkündeten, erschien ihnen
Christus, den sie an der anderen Seite zurückgelassen hatten, ruhig auf den ungestümen,
schaumgekrönten Wellen wandelnd. Durch die Nutzlosigkeit ihrer Anstrengungen und die
scheinbare Hoffnungslosigkeit ihres Falles waren sie verwirrt worden und hatten sich
verloren gegeben. Als sie Jesum vor sich auf dem Wasser sahen, hatte das nur ihre Furcht
vermehrt. Sie legten diese Erscheinung als sicheren Vorboten ihres bevorstehenden
Todes aus. Sie schrien vor Furcht. Doch anstatt dass sein Erscheinen die Gegenwart des
Todes verkündete, kam er als ein Bote des Lebens. Seine Stimme erhob sich über den
Aufruhr der Elemente: "Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht!" Markus 6,50. Wie rasch
verändert sich in der Gegenwart des geliebten Meisters nun die Szene von der Furcht der
Verzweiflung zur Freude des Glaubens und der Hoffnung. Jetzt empfanden die Jünger
keine Todesfurcht mehr, denn Christus war bei ihnen.
Z4.314.2 (4T.288.2) Absatz: 51/109
Wollen wir uns weigern, der Quelle aller Macht zu gehorchen, dessen Gesetz selbst das
Meer und die Wellen Gehorsam zollen? Darf ich mich fürchten, mich dem Schutz dessen
anzuvertrauen, der gesagt hat, dass kein Sperling zur Erde fällt, ohne dass unser
himmlischer Vater es bemerkt?
Z4.315.1 (4T.288.3) Absatz: 52/109
Nachdem alle ihre Kabinen aufgesucht hatten, blieb ich noch an Deck. Der Kapitän hatte
mich mit einem Liegestuhl und Decken ausgerüstet zum Schutz gegen die Kälte. Ich
wusste, dass ich in der Kabine krank werden würde. Die Nacht brach herein, Dunkelheit
bedeckte das Meer, und die Sturzwellen warfen das Schiff schrecklich hin und her. Dieses
große Schiff war auf dem unbarmherzigen Wasser wie eine Nussschale. Aber himmlische
Engel hielten es bei Kurs, von Gott beauftragt, seinem Befehl zu folgen. Wäre dies nicht
der Fall gewesen, hätten wir in der Zeit von einem Augenblick verschlungen werden
können, und es wäre keine Spur von diesem hervorragenden Schiff zurückgeblieben.
Doch Gott, der den Raben Speise gibt und die Haare auf unserm Haupt gezählt hat,
vergisst uns nicht.
Z4.315.2 (4T.289.1) Absatz: 53/109
Der Kapitän dachte, es wäre zu kalt für mich, wenn ich an Deck bliebe. Ich sagte ihm,
dass ich, was meine Sicherheit anbetraf, lieber die ganze Nacht auf Deck verbringen
würde als in meine Kabine zu gehen, wo zwei Frauen seekrank zu Bett lagen und wo ich
der frischen Luft beraubt wäre. Er antwortete: "Es wird nicht von Ihnen verlangt, in Ihre
Kabine zu gehen. Ich werde für einen guten Platz sorgen, wo Sie schlafen können." Eine
Stewardess führte mich in einen Salon, wo eine Haarmatratze auf den Boden gelegt
wurde. Obgleich alles so rasch wie möglich hergerichtet wurde, war ich inzwischen sehr
krank geworden. Ich legte mich auf mein Bett und konnte es nicht mehr verlassen bis zum
nächsten Donnerstagmorgen. Während der ganzen Zeit aß ich nur einmal, ein paar Löffel
Bouillon und Zwieback.
Z4.315.3 (4T.289.2) Absatz: 54/109
Während der vier Reisetage wagte sich der eine oder andere gelegentlich auf Deck,
bleich, schwach und auf wackeligen Beinen. Jedes Angesicht war von Elend
gekennzeichnet. Das Leben schien nicht mehr wünschenswert. Wir alle verlangten nach
Ruhe, die wir nicht fanden. Wir sehnten uns nach etwas, das stillstand. Niemand kam sich
mehr so wichtig vor. Hier können wir eine Lektion von des Menschen Nichtigkeit lernen.
Z4.316.1 (4T.289.3) Absatz: 55/109
Unsere Reise verlief weiterhin recht stürmisch, bis wir uns der Hafeneinfahrt näherten und
unser Schiff seine Fahrt auf dem Columbia River fortsetzte, der so glatt wie Glas dalag.
Man half mir aufs Deck. Es war ein wunderschöner Morgen, und die Passagiere strömten
gleich einem Bienenschwarm an Deck. Zuerst schauten alle recht sorgenvoll drein; aber
die belebende frische Luft und der frohe Sonnenschein, nach Wind und Sturm, erweckten
bald Freude und Fröhlichkeit.
Z4.316.2 (4T.289.4) Absatz: 56/109
Während der letzten Nacht, die wir auf dem Schiff verbrachten, empfand ich große
Dankbarkeit gegenüber meinem himmlischen Vater. Ich lernte dort eine Lektion, die ich nie
vergessen werde. Gott hatte im Sturm, inmitten der Wellen, und in der nachfolgenden
Stille zu mir gesprochen. Sollten wir ihm nicht Anbetung zollen? Darf der Mensch seinen
Willen dem Willen Gottes entgegenstellen? Dürfen wir den Geboten eines so mächtigen
Herrschers ungehorsam sein? Dürfen wir es wagen, mit dem Allerhöchsten, der die Quelle
aller Kraft ist, zu hadern, dessen Herz von unendlicher Liebe und von Segen für die
Geschöpfe unter seiner Fürsorge überfließt?
Z4.316.3 (4T.290.1) Absatz: 57/109
Mein Besuch in Oregon war von besonderem Interesse. Nach einer vierjährigen Trennung
begegnete ich hier meinen lieben Freunden, Bruder und Schwester Van Horn, die wir als
unsere Kinder betrachteten. Bruder Van Horn hatte über seine Arbeit nicht so umfassend
und günstig berichtet, wie er es von Rechts wegen hätte tun dürfen. So war ich etwas
erstaunt, aber sehr erfreut, das Werk Gottes in Oregon in einem so gedeihlichen Zustand
vorzufinden. Durch die unermüdlichen Bemühungen dieser treuen Missionare war eine
Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten ins Leben gerufen worden, und verschiedene
Prediger wirkten in dem großen Feld.
Z4.316.4 (4T.290.2) Absatz: 58/109
Am Dienstagabend, den 18. Juni, traf ich mit einer guten Anzahl von Sabbathaltern in
diesem Staat zusammen. Mein Herz wurde durch Gottes Geist besänftigt. Ich legte mein
Zeugnis für Jesum ab und brachte meine Dankbarkeit für das große Vorrecht zum
Ausdruck, dass wir seiner Liebe vertrauen und seine Macht beanspruchen dürfen, damit
sie sich mit unsern Bemühungen, Sünder vom Verderben zu retten, vereine. Wenn wir
sehen wollen, dass Gottes Werk gedeiht, muss Christus in uns wohnen. Wir müssen
Christi Werke tun. Wohin wir auch schauen mögen, sehen wir reifende Felder; aber der
Arbeiter sind so wenige. Mein Herz war vom Frieden Gottes und von Liebe zu seinem
teuren Volk erfüllt, als ich zum ersten Mal mit diesen Geschwistern in der Anbetung vereint
war.
Z4.317.1 (4T.290.3) Absatz: 59/109
Am Sonntag, den 23. Juni, sprach ich in der Methodistenkirche zu Salem über die
Mäßigkeit. Der Besuch war ungewöhnlich zahlreich, und ich konnte frei über mein
Lieblingsthema sprechen. Ich wurde gebeten, am Sonntag nach der Lagerversammlung
am gleichen Ort noch einmal zu sprechen. Ich wurde jedoch durch Heiserkeit daran
gehindert. Am nächsten Dienstagabend sprach ich in der gleichen Kirche. Ich erhielt viele
Einladungen, in verschiedenen Städten und Orten in Oregon über Mäßigkeit zu sprechen.
Mein Gesundheitszustand erlaubte aber nicht, diesen Bitten Folge zu leisten. Durch
fortwährendes Sprechen und Klimawechsel hatte ich mir eine zeitweilige, aber hartnäckige
Heiserkeit zugezogen.
Z4.317.2 (4T.291.1) Absatz: 60/109
Mit Gefühlen tiefsten Interesses gingen wir zur Lagerversammlung. Der Herr verlieh mir
Kraft und Gnade, als ich vor der Versammlung stand. Als ich auf die verständige
Zuhörerschaft schaute, brach mir das Herz vor Gott. Dies war die erste
Lagerversammlung, die unsere Geschwister in diesem Staat abhielten. Ich versuchte zu
sprechen, konnte es aber nicht, weil ich weinen musste. Wie sehr war ich in Sorge
gewesen wegen des schlechten Gesundheitszustandes meines Mannes. Während ich
sprach, sah ich lebendig eine Versammlung in der Kirche von Battle Creek vor meinem
geistigen Auge. Mein Mann befand sich in ihrer Mitte. Ein sanftes Licht vom Herrn ruhte
auf ihm und umgab ihn. Sein Angesicht trug die Zeichen von Gesundheit, und er war
augenscheinlich sehr glücklich.
Z4.317.3 (4T.291.2) Absatz: 61/109
Ich versuchte, den Anwesenden die Dankbarkeit vor Augen zu führen, die wir für das
zärtliche Mitleid und die große Liebe Gottes empfinden sollten. Seine Güte und
Herrlichkeit beeindruckten mein Gemüt auf bemerkenswerte Weise. Ich wurde überwältigt
von einem Gefühl seiner beispiellosen Barmherzigkeit und für das Werk, das er
verrichtete, nicht allein in Oregon, Kalifornien und Michigan, wo unsere wichtigen
Einrichtungen stationiert sind, sondern auch in fernen Ländern. Ich kann anderen niemals
das Bild darstellen, das sich bei jener Gelegenheit so lebendig meinem Gemüt einprägte.
Einen Augenblick lang stand mir die Ausdehnung des Werkes vor Augen. Meine
Umgebung, die Veranstaltung und die Zuhörerschaft entschwanden meinen Sinnen. Licht,
kostbares Licht vom Himmel, schien in hellem Glanz auf diese Einrichtungen, die mit dem
feierlichen und erhabenen Werk befasst sind, die Lichtstrahlen widerzuspiegeln, die der
Himmel ihnen sandte.
Z4.318.1 (4T.291.3) Absatz: 62/109
Während dieser ganzen Lagerversammlung schien der Herr mir sehr nahe zu sein. Als sie
zum Abschluss kam, war ich sehr erschöpft, aber frei im Herrn. Es war eine Zeit
nutzbringender Arbeit und stärkte die Gemeinde, im Kampf für die Wahrheit
voranzugehen. Unmittelbar vor Eröffnung der Lagerversammlung wurden mir viele Dinge
des Nachts im Gesicht offenbart. Doch musste ich zunächst Stillschweigen bewahren und
durfte die Sache gegenüber niemand erwähnen. Nach der Versammlung erfuhr ich
während der Nacht eine weitere bemerkenswerte Offenbarung der Macht Gottes.
Z4.318.2 (4T.292.1) Absatz: 63/109
Am Sonntag nach der Lagerversammlung sprach ich am Nachmittag an einem öffentlichen
Platz. Gottes Liebe erfüllte mein Herz, und ich verweilte bei der Einfachheit der
Evangeliumsreligion. Mein eigenes Herz war besänftigt und floss von Jesu Liebe über. Ich
wünschte ihn so darzustellen, dass alle von der Lieblichkeit seines Charakters entzückt
sein möchten.
Z4.318.3 (4T.292.2) Absatz: 64/109
Während meines Aufenthaltes in Oregon besuchte ich in Begleitung von Bruder und
Schwester Carter und Schwester Jordan das Gefängnis in Salem. Als die Zeit für den
Gottesdienst gekommen war, wurden wir in die Kapelle geführt, die durch gute
Beleuchtung und von reiner, frischer Luft erfüllt, angenehm wirkte. Beim Glockenton
öffneten zwei Männer das große eiserne Tor, und die Gefangenen strömten herein. Hinter
ihnen wurden die Türen wieder sorgfältig abgeschlossen; und ich befand mich zum ersten
Mal in meinem Leben hinter Kerkermauern.
Z4.319.1 (4T.292.3) Absatz: 65/109
Ich hatte erwartet, einer Schar widerwillig dreinblickender Männer zu begegnen. Darin
wurde ich enttäuscht. Viele von ihnen schienen intelligent, einige schienen Männer von
Fähigkeit zu sein. Sie waren mit der rauen, aber sauberen Anstaltsuniform bekleidet, ihre
Haare ordentlich gekämmt und ihre Schuhe geputzt. Während ich die verschiedenen
Gesichter vor mir betrachtete, dachte ich: "Einem jeden dieser Männer wurden besondere
Gaben oder Talente verliehen, um sie zur Verherrlichung Gottes und zum Nutzen der Welt
zu benutzen; aber sie haben diese Gaben des Himmels verschmäht, missbraucht und
falsch angewandt." Als ich auf die jungen Männer von 18 bis 20 oder 30 Jahre blickte,
musste ich an ihre unglücklichen Mütter denken und an den Kummer und die Bitterkeit, die
deren Los war. Die Herzen vieler dieser Mütter waren durch das gottlose Verhalten ihrer
Kinder zerbrochen. Aber hatten sie ihre Pflicht an ihren Kindern erfüllt? Hatten sie ihnen
nicht ihren Willen gelassen und versäumt, sie Gottes Gebote und seine Anforderungen an
sie zu lehren?
Z4.319.2 (4T.292.4) Absatz: 66/109
Nachdem alle Platz genommen hatten, verlas Bruder Carter ein Lied. Alle hatten
Gesangbücher und beteiligten sich von Herzen am Gesang. Einer von ihnen war ein
ausgebildeter Musiker und spielte die Orgel. Dann eröffnete ich die Versammlung mit
Gebet, und wieder sangen alle. Ich sprach über die Worte im Johannesbrief: "Sehet, welch
eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen! Darum kennt
euch die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder;
und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es
erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist."
1. Johannes 3,1.2.
Z4.319.3 (4T.293.1) Absatz: 67/109
Ich erhöhte vor ihnen das unendliche Opfer, dass der Vater in der Dahingabe seines
geliebten Sohnes für den gefallenen Menschen gebracht hatte, damit sie durch Gehorsam
umgestaltet und anerkannte Söhne Gottes werden können. Die Gemeinde und die Welt
sind aufgerufen, eine Liebe, die das menschliche Begriffsvermögen weit übersteigt und
selbst die Engel des Himmels in Erstaunen versetzt, anzuschauen und zu bewundern.
Diese Liebe ist so tief, so breit und so hoch, dass der inspirierte Apostel, weil er keine
Worte finden kann, sie zu beschreiben, die Gemeinde und die Welt aufruft, sie zu
betrachten ? sie zum Gegenstand des Nachsinnens und der Bewunderung zu machen.
Z4.320.1 (4T.293.2) Absatz: 68/109
Ich führte meinen Zuhörern die Sünde Adams in der Übertretung des ausdrücklichen
Gebotes des Vaters vor Augen. Gott erschuf den Menschen aufrichtig, vollkommen heilig
und glücklich. Aber er verlor die göttliche Gunst und vernichtete sein eigenes Glück durch
Ungehorsam gegenüber des Vaters Gesetz. Die Sünde Adams stürzte die menschliche
Rasse in hoffnungsloses Elend und Verzweiflung. Doch Gott in seiner wunderbaren,
mitleidsvollen Liebe ließ die Menschen nicht in ihrem hoffnungslosen, gefallenen Zustand
untergehen. Er gab seinen geliebten Sohn zu ihrer Errettung dahin. Christus kam in diese
Welt. Er umkleidete seine Göttlichkeit mit der menschlichen Gestalt. Er betrat das
Kampffeld, wo Adam gefallen war. Er bestand die Prüfung, in der Adam versagt hatte. Er
überwand jede Versuchung Satans und büßte damit Adams schmähliches Versagen und
dessen Fall.
Z4.320.2 (4T.293.3) Absatz: 69/109
Dann verwies ich auf Christi langes Fasten in der Wüste. Die Sünde der Nachgiebigkeit
gegenüber der Esslust und ihre Macht über die menschliche Natur kann nie richtig erkannt
werden, ehe nicht das lange Fasten Christi, als er auf sich allein gestellt mit dem Fürsten
der Mächte der Finsternis rang, studiert und verstanden wird. Des Menschen Erlösung
hing in der Schwebe. Würde Satan oder der Erlöser der Welt den Sieg davontragen? Wir
können nicht ermessen, mit welch tiefem Interesse die Engel Gottes die Prüfung ihres
geliebten Gebieters überwachten.
Z4.320.3 (4T.294.1) Absatz: 70/109
Jesus wurde allenthalben versucht gleichwie wir, damit er jenen beistehen kann, die
versucht werden. Sein Leben ist unser Vorbild. Er zeigte durch seinen willigen Gehorsam,
dass der Mensch Gottes Gesetz halten kann und dass Übertretung des Gesetzes ihn in
Knechtschaft bringt, nicht aber der Gehorsam. Der Heiland war voller Mitleid und Liebe. Er
verstieß niemals den wahrhaft Reumütigen, wie groß seine Schuld auch war. Doch
verurteilte er streng jede Art von Heuchelei. Er ist bekannt mit den Sünden der Menschen.
Er weiß all ihre Handlungen und liest ihre geheimsten Beweggründe, und dennoch wendet
er sich nicht von ihnen ab wegen ihrer Ungerechtigkeit. Er bittet den Sünder, rechtet mit
ihm, und in gewissem Sinne stellt er sich mit ihm auf die gleiche Stufe ? indem er die
Schwachheit der Menschen auf sich genommen hat. "So kommt denn und lasst uns
miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch
schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle
werden." Jesaja 1,18.
Z4.321.1 (4T.294.2) Absatz: 71/109
Der Mensch, der durch ein verdorbenes Leben Gottes Ebenbild aus seiner Seele gelöscht
hat, kann nicht aus eigenem Bemühen eine radikale Änderung in seinem Leben bewirken.
Er muss die Vorkehrungen des Evangeliums akzeptieren. Er muss durch Gehorsam
gegenüber Gottes Gesetz und durch Glauben an Jesum Christum mit Gott versöhnt
werden. Sein Leben muss fortan von neuen Grundsätzen beherrscht werden. Durch Reue,
Glauben und gute Werke kann er einen gerechten Charakter entwickeln und durch die
Verdienste Christi die Vorrechte der Kinder Gottes beanspruchen. Die Prinzipien göttlicher
Wahrheit, von Herzen angenommen und gehegt, werden uns zu einer Höhe moralischer
Vorzüglichkeit führen, die wir nicht für möglich gehalten hätten. "Meine Lieben, wir sind
nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen
aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn
sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich,
gleichwie er auch rein ist." 1. Johannes 3,2.3.
Z4.321.2 (4T.294.3) Absatz: 72/109
Hier ist ein Werk, das der Mensch zu tun hat. Er muss in den Spiegel schauen, Gottes
Gesetz, um die Fehler in seinem sittlichen Charakter zu entdecken. Dann muss er seine
Sünden aufgeben und seinen Charakter im Blute des Lammes waschen. Neid, Stolz,
Bosheit, Falschheit, Streit und Verbrechen ? alles wird aus dem Herzen fortgewaschen,
das Christi Liebe empfängt und die Hoffnung hegt, ihm gleich zu werden, wenn wir ihn
sehen werden, wie er ist. Die Religion Christi läutert und veredelt ihren Besitzer, in
welchen Lebensverhältnissen er sich auch befinden mag. Menschen, die erleuchtete
Christen werden, erheben sich über das Niveau ihres früheren Charakters und entwickeln
größere geistige und moralische Kraft. Menschen, wie tief sie auch in Sünden und
Verbrechen gefallen sein mögen, können durch die Verdienste des Heilandes zu einer
Stellung gelangen, die nur wenig niedriger ist als die der Engel.
Z4.322.1 (4T.295.1) Absatz: 73/109
Die Hoffnung des Evangeliums wird den Sünder jedoch nie zu dem Gedanken
veranlassen, die Erlösung Christi als freie Gnadengabe zu betrachten, während er in
einem Leben der Übertretung des Gesetzes Gottes fortfährt. Wenn das Licht der Wahrheit
seinen Sinn erhellt, wenn er die Anforderungen Gottes völlig versteht und das Ausmaß
seiner Übertretungen erkennt, wird er sein Verhalten reformieren und durch die von
seinem Erlöser erlangte Kraft Gott gehorsam sein und ein neues und reineres Leben
führen.
Z4.322.2 (4T.295.2) Absatz: 74/109
Während meines Aufenthaltes in Salem machte ich die Bekanntschaft mit Bruder und
Schwester Donaldson, die den Wunsch äußersten, dass ihre Tochter mit uns nach Battle
Creek zurückkehren und dort die Schule besuchen sollte. Sie war von schwacher
Gesundheit, und es kostete die Eltern viel Überwindung, sich von ihrer einzigen Tochter zu
trennen. Doch die geistlichen Vorteile, die sie dort genießen könnte, ließen sie dieses
Opfer bringen. Wir sind glücklich, hier berichten zu können, dass dieses liebe Kind
während der kürzlichen Lagerversammlung in Battle Creek getauft wurde. Das ist ein
weiterer Beweis, wie wichtig es ist, dass Siebenten-Tags-Adventisten ihre Kinder zu
unserer Schule schicken, wo sie direkt unter einen rettenden Einfluss gebracht werden.
Z4.322.3 (4T.295.3) Absatz: 75/109
Unsere Reise von Oregon verlief ebenfalls stürmisch, aber ich war nicht so krank wie auf
der Hinfahrt. Unser Schiff, die "Idaho", stampfte nicht, sondern schlingerte. Wir wurden auf
dem Schiff sehr freundlich behandelt. Wir machten manch angenehme Bekanntschaft und
verteilten an einige Leute unsere Literatur, was zu nützlicher Unterhaltung führte. Als wir in
Oakland ankamen, sahen wir, dass das Zelt aufgerichtet war und dass eine Anzahl von
Leuten die Wahrheit durch die Arbeit von Bruder Healey bereits angenommen hatte. Wir
sprachen einige Male im Zelt. Am Sabbat und am ersten Wochentag versammelten sich
die Gemeinden von San Francisco und Oakland gemeinsam, und wir hatten interessante
und nutzbringende Versammlungen.
Z4.323.1 (4T.296.1) Absatz: 76/109
Zu gerne hätte ich der Lagerversammlung in Kalifornien beigewohnt. Aber ich war
dringend ersucht worden, die östlichen Lagerversammlungen zu besuchen. Da der
Zustand im Osten mir vorgeführt worden war, wusste ich, dass mein Zeugnis für unsere
Geschwister in der Neu-England Vereinigung notwendig war, so fühlte ich mich nicht frei,
länger in Kalifornien zu bleiben.
Die Reise nach Osten
Z4.323.2 (4T.296.2) Absatz: 77/109
Am 28. Juli verließen wir, zusammen mit unserer Tochter Emma White und Edith
Donaldson, Oakland, und wandten uns nach Osten. Am gleichen Tag kamen wir in
Sacramento an und trafen dort mit Geschwister Wilkonsin zusammen, die uns herzlich
willkommen hießen und uns in ihrem Heim während unseres dortigen Aufenthalts
aufnahmen. Gemäß einer Vereinbarung sprach ich dort am Sonntag. Das Haus war gut
besetzt mit einer aufmerksamen Zuhörerschaft. Der Herr gab mir Freiheit in der
Verkündigung seines Wortes. Am Montag nahmen wir den Zug und unterbrachen die
Reise in Reno, Nevada, wo wir am Dienstagabend im Zelt sprechen sollten. Ältester
Loughborough hielt dort z.Zt. eine Reihe von Vorträgen. Ich sprach vor zirka vierhundert
aufmerksamen Zuhörern über die Worte von Johannes: "Sehet, welch eine Liebe hat uns
der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen!" 1. Johannes 3,1.
Z4.323.3 (4T.296.3) Absatz: 78/109
Als wir die ausgedehnte amerikanische Wüste in der Hitze und im Salzstaub
durchquerten, wurden wir der dürren Einöde bald müde, obwohl wir mit jeder
Bequemlichkeit ausgestattet waren und schnell und sanft über die Schienen glitten,
gezogen von unserm eisernen Ross. Ich wurde an die alten Israeliten erinnert, die vierzig
Jahre lang über Felsen und trockene Wüste pilgerten. Die Hitze, der Staub und die
Rauheit des Weges rief bei vielen, die diesen mühsamen Pfad wanderten, Klagen und
Zeichen von Erschöpfung hervor. Dann dachte ich, wären wir gezwungen, die trockene
Wüste zu Fuß zu durchqueren, würden sicherlich sehr viele von uns mehr murren als es
damals die Israeliten taten.
Z4.324.1 (4T.296.4) Absatz: 79/109
Die sonderbaren Gebirgsformationen auf der nördlichen Route sind oftmals gezeichnet
und gemalt worden. Alle, die ein Gefühl für die Großartigkeit und Schönheit der Natur
haben, müssen vor Freude erschauern, wenn sie diese gewaltigen, alten Berge, die
wunderbaren Hügel und die wilden felsigen Cañons betrachten. Dies trifft besonders auf
den Christen zu. Er sieht in diesen Granitfelsen und plätschernden Strömen Gottes
allgewaltige Hand. Ihn verlangt danach, diese hohen Hügel zu erklimmen, denn es scheint
ihm, als wäre er dort dem Himmel näher, obgleich er weiß, dass Gott die Gebete seiner
Kinder ebenso im niedrigen Tal vernimmt wie auf dem Bergesgipfel.
Colorado
Z4.324.2 (4T.297.1) Absatz: 80/109
Auf unserem Weg von Denver nach Walling’s Mills, einem Erholungsheim in den Bergen,
wo mein Mann die Sommermonate verbrachte, unterbrachen wir die Reise in Boulder City
und sahen mit Freuden unser Versammlungszelt, wo Ältester Cornwell eine Serie von
Vorträgen hielt. Wir fanden Quartier im gemütlichen Heim von Schwester Dartt. Das Zelt
war ausgeliehen worden, um Vorträge über Mäßigkeit darin zu halten. Man lud mich ein,
eine Ansprache zu halten, und das Zelt war angefüllt mit aufmerksamen Zuhörern.
Obgleich müde von der Reise, half mir der Herr, dass ich den Leuten erfolgreich die
Notwendigkeit strikter Mäßigkeit in allen Dingen vor Augen führen konnte.
Z4.324.3 (4T.297.2) Absatz: 81/109
Am Montag, den 8. August, traf ich mit meinem Mann zusammen und fand ihn in einem
viel besseren Gesundheitszustand vor, freudig und aktiv, wofür ich Gott dankte. Ältester
Canright, der eine Zeitlang mit meinem Mann in den Bergen verbracht hatte, wurde zu
dieser Zeit nach Hause gerufen, weil seine Frau erkrankt war. Am Sonntag begleiteten
mein Mann und ich ihn zur Bahnstation. Am Abend sprach ich im Zelt, und am nächsten
Morgen kehrten wir zu unserem augenblicklichen Heim in Walling’s Mills zurück. Am
folgenden Sabbat sprach ich wieder zu den im Zelt Versammelten. Nach meiner
Ansprache hatten wir eine Konferenzversammlung. Einige hervorragende Zeugnisse
wurden abgelegt. Einige hielten ihren ersten Sabbat. Ich sprach nach Sabbatschluss zu
den Leuten und ebenfalls Sonntagabend.
Z4.325.1 (4T.297.3) Absatz: 82/109
Außer unserem Sohn Edson befand sich unsere ganze Familie in den Bergen. Mein Mann
und meine Kinder dachten, dass ich sehr erschöpft sei, da ich seit der Lagerversammlung
in Oregon ständig an der Arbeit gewesen war und dass es nur recht sei, wenn ich etwas
ausruhe. Aber mein Gemüt war bewegt, den Lagerversammlungen im Osten
beizuwohnen, speziell in Massachusetts. Ich bat den Herrn, wenn es sein Wille wäre, dass
ich diese Versammlungen besuchte, möge er meinen Mann bewegen, seine Zustimmung
zu geben.
Z4.325.2 (4T.298.1) Absatz: 83/109
Als wir von Boulder City zurückkehrten, fand ich einen Brief von Bruder Haskell vor, worin
er meinen Mann und mich dringend ersuchte, der Lagerversammlung beizuwohnen. Sollte
es meinem Mann nicht möglich sein, dann sollte ich allein kommen. Ich las den Brief
meinem Mann vor und wartete, wie er reagieren würde. Nach einem Augenblick des
Schweigens sagte er: "Ellen, du musst zur Lagerversammlung in Neu-England gehen." Am
nächsten Tag waren die Koffer gepackt. Um zwei Uhr morgens machten wir uns bei
Mondenschein auf den Weg zur Bahnstation. Um halb sieben Uhr bestiegen wir den Zug.
Die Fahrt war wegen der Hitze alles andere als angenehm, und ich war sehr erschöpft.
Versammlungen im Osten
Z4.325.3 (4T.298.2) Absatz: 84/109
Nachdem wir in Battle Creek angekommen waren, erfuhr ich, dass ich am Sonntagabend
im großen Zelt, das auf dem Schulgelände stand, sprechen sollte. Das Zelt war brechend
voll, und ich ließ ernste Aufrufe an das Volk ergehen.
Z4.326.1 (4T.298.3) Absatz: 85/109
Nur für eine kurze Zeit verweilte ich daheim. Begleitet von Schwester Mary Smith Abbey
und Bruder Farnsworth befand ich mich wieder auf dem Weg nach Osten. Als wir Boston
erreichten, war ich sehr erschöpft. Die Brüder Wood und Haskell holten uns am Bahnhof
ab und begleiteten uns nach Ballard Vale, wo die Versammlung anberaumt war. Wir
wurden mit solcher Herzlichkeit von unseren alten Freunden willkommen geheißen, was
mich vorübergehend zur Ruhe brachte. Das Wetter war außergewöhnlich warm, und der
Wechsel vom kühlen Klima Colorados zur brennenden Hitze in Massachusetts war
beinahe unerträglich. Trotz meiner großen Müdigkeit versuchte ich zu den Leuten zu
sprechen, und ich wurde gestärkt, mein Zeugnis vorzutragen. Die Worte schienen die
Herzen zu erreichen. Diese Versammlung machte viel Arbeit erforderlich. Seit unserer
letzten Lagerversammlung waren neue Gemeinden entstanden. Kostbare Seelen hatten
die Wahrheit angenommen. Diese benötigten eine tiefere und gründlichere Erkenntnis
praktischer Religion. Der Herr verlieh mir Freiheit, mein Zeugnis vorzutragen.
Z4.326.2 (4T.299.1) Absatz: 86/109
Anlässlich dieser Versammlung sprach ich über die Notwendigkeit von Sparsamkeit, was
Kleidung und sonstige Ausgaben anbelangt. Es besteht die Gefahr, im Gebrauch von des
Herrn Geld sorglos und unbekümmert zu werden. Junge Männer, die sich mit der
Zeltarbeit befassen, sollten sorgfältig darauf achten, keine unnötigen Ausgaben zu
machen. Wenn die Zeltarbeit in neuen Feldern begonnen wird und das Missionswerk sich
ausweitet, werden viele Mittel benötigt, und strengste Sparsamkeit ist notwendig, die
allerdings nicht in Geiz ausarten sollte. Es ist leichter, in Schulden zu geraten, als sie zu
tilgen. Es gibt viele Dinge, die zwar nützlich und bequem wären, die aber nicht notwendig
sind und die man gut entbehren kann, ohne wirklich zu leiden. Es ist sehr leicht,
Hotelrechnungen und Kosten für Bahnfahrten hochzutreiben, Ausgaben, die gänzlich
vermieden oder wenigstens sehr eingeschränkt werden könnten. Wir sind zwölfmal die
Strecke nach Kalifornien und zurück gereist und haben nicht einen Dollar für Mahlzeiten in
Restaurants oder im Speisewagen des Zuges ausgegeben. Wir aßen, was wir im Esskorb
dabei hatten. Nach drei Reisetagen wird die Speise alt und schal, aber ein bisschen Milch
oder warmer Getreidebrei behebt unseren Mangel.
Z4.327.1 (4T.299.2) Absatz: 87/109
Bei einer anderen Gelegenheit sprach ich über wahre Heiligung, die nichts weniger
bedeutet als ein tägliches Absterben des eigenen Ichs und tägliche Unterwerfung unter
den Willen Gottes. Während ich in Oregon war, wurde mir gezeigt, dass einige der jungen
Gemeinden in Neu-England in Gefahr standen, von dem Einfluss sogenannter Heiligung
vergiftet zu werden. Einige würden durch diese Lehre betrogen werden, während andere,
die ihren betrüglichen Einfluss kannten, ihre Gefahr erkennen und sich davon abwenden
würden. Des Apostels Paulus Heiligung war ein fortgesetzter Kampf mit dem eigenen Ich.
Er sagte: "Ich sterbe täglich." Sein Wille und seine Wünsche standen täglich in Widerstreit
mit den Pflichten und dem Willen Gottes. Anstatt den Neigungen zu folgen, tat er Gottes
Willen, ganz gleich, wie unangenehm und peinigend es für seine Natur war.
Z4.327.2 (4T.300.1) Absatz: 88/109
Wir riefen jene, die getauft werden wollten, und alle, die zum erstenmal den Sabbat
hielten, auf, nach vorne zu kommen. Fünfundzwanzig folgten der Aufforderung. Sie legten
hervorragende Zeugnisse ab, und bevor die Lagerversammlung zum Abschluss kam,
empfingen zweiundzwanzig die Taufe.
Z4.327.3 (4T.300.2) Absatz: 89/109
Es freute uns, hier unsere alten Freunde des Werkes zu treffen, deren Bekanntschaft wir
vor dreißig Jahren gemacht hatten. Unser geschätzter Bruder Hastings ist genau noch so
tief an der Wahrheit interessiert wie damals. Es freute uns, Schwester Temple, Schwester
Collins von Dartmouth, Massachusetts, und Geschwister Wilkinson zu treffen, in deren
Haus wir vor über dreißig Jahren Gäste waren. Die Pilgerschaft von einigen unter ihnen
mag bald zu Ende sein. Bleiben sie bis dahin treu, werden sie die Krone des Lebens
empfangen.
Z4.327.4 (4T.300.3) Absatz: 90/109
Uns interessierte Bruder Kimbal, der taubstumm und ein Missionar unter Taubstummen ist.
Durch seine ausdauernde Arbeit hat eine kleine Gruppe die Wahrheit angenommen. Wir
begegneten diesem treuen Bruder auf unseren jährlichen Lagerversammlungen, umgeben
von einigen seiner Bekehrten. Jemand, der hören kann, schreibt so viel wie möglich von
der Predigt auf, und er wiederholt sie in der Zeichensprache. Er hat seine Geldmittel
freigebig eingesetzt, um das Missionswerk zu fördern und dadurch Gott geehrt mit seinem
Gut.
Z4.328.1 (4T.300.4) Absatz: 91/109
Am Dienstagmorgen, den 3. September, verließen wir Ballard Vale, um bei der
Lagerversammlung in Maine anwesend zu sein. In der Nähe von Portland verbrachten wir
einige ruhige Tag im Heim des jungen Bruder Morton. Er und seine gute Frau machten uns
den Aufenthalt bei ihnen sehr angenehm. Bevor der Sabbat anfing, fanden wir uns auf
dem Lagerplatz in Maine ein. Wir freuten uns, hier einige verdiente Freunde des Werkes
zu treffen. Da gibt es einige, die immer auf ihrem Pflichtposten anzutreffen sind, sei es bei
Sonnenschein oder bei Sturm. Da gibt es andrerseits auch Sonnenscheinchristen. Wenn
alles glatt vonstatten und nach ihren Wünschen geht, sind sie feurig und eifrig. Gilt es
aber, Wolken und unangenehmen Dingen zu begegnen, haben sie nichts zu sagen oder
zu tun. Gottes Segen ruht auf den aktiven Arbeitern, während jene, die nichts taten, nicht
den Nutzen von den Versammlungen haben, den sie hätten empfangen können. Der Herr
war mit seinen Dienern, die getreulich Lehrpunkte als auch praktische Gegenstände
behandelten. Unser inniger Wunsch war es, dass auch jene Nutzen von der Versammlung
haben möchten, die keinen Beweis lieferten, dass Gott sie gesegnet hatte. Wie sehr
wünsche ich, dass diese lieben Menschen ihre hohen Vorrechte würdigen möchten!
Z4.328.2 (4T.301.1) Absatz: 92/109
Wir verließen den Lagerplatz am Montag und fühlten uns sehr erschöpft. Wir
beabsichtigten, die Lagerversammlungen in Iowa und Kansas zu besuchen. Mein Mann
hatte mir geschrieben, dass er mich in Iowa treffen wollte. Da wir nicht auf der
Versammlung in Vermont sein konnten, reisten wir direkt von Maine nach South Lancaster.
Ich konnte nur unter Schwierigkeiten Luft bekommen und litt fortwährend unter
Herzschmerzen. Ich ruhte im stillen Heim von Schwester Harris, und sie tat alles, was sie
konnte, mir zu helfen. Donnerstagabend wagten wir unsere Reise nach Battle Creek
fortzusetzen. Wegen meines schlechten Gesundheitszustandes konnte ich mich nicht
lange im Zug aufhalten. So unterbrachen wir die Fahrt in Rome, New York, und am Sabbat
sprach ich zu den Geschwistern. Es war eine gute Anzahl anwesend.
Z4.329.1 (4T.301.2) Absatz: 93/109
Montagmorgen besuchte ich Bruder und Schwester Ira Abbey in Brookfield. Wir hatten
eine gute Unterredung mit dieser Familie. Uns lag sehr daran, dass sie schließlich im
christlichen Kampf siegreich und das ewige Leben erlangen möchten. Wie sehr wünschten
wir, dass Bruder Abbey seine Entmutigung überwinden, sich völlig auf die Verdienste
Christi verlassen, im Überwinden siegreich sein und zuletzt die Krone des Überwinders
tragen möge!
Z4.329.2 (4T.301.3) Absatz: 94/109
Am Dienstag fuhren wir weiter Richtung Battle Creek. Am nächsten Tag erreichten wir
unser Heim, und ich war froh, einmal zur Ruhe zu kommen und mich im Sanatorium
behandeln zu lassen. Ich betrachtete es wirklich als Gunst, die Vorteile dieser Einrichtung
nutzen zu können. Die Helfer waren freundlich und aufmerksam und zu jeder Tages- und
Nachtzeit bereit, ihr Äußerstes zu tun, um meine Beschwerden zu lindern.
In Battle Creek
Z4.329.3 (4T.301.4) Absatz: 95/109
Die Haupt-Lagerversammlung wurde vom 2. bis 14. Oktober in Battle Creek abgehalten.
Dies war die größte Versammlung, die je von Siebenten-Tags-Adventisten anberaumt
wurde. Über vierzig Prediger waren anwesend. Wir freuten uns alle, dass wir hier die
Ältesten Andrews und Bourdeau von Europa und Ältester Loughborough von Kalifornien
begrüßen konnten. Auf dieser Versammlung waren Europa, Kalifornien, Texas, Alabama,
Virginia, Dakota, Colorado und alle Nordstaaten von Maine bis Nebraska vertreten.
Z4.329.4 (4T.302.1) Absatz: 96/109
Ich war froh, mich hier mit meinem Mann in der Arbeit zu vereinen. Obgleich ich so
erschöpft war und unter Herzbeschwerden zu leiden hatte, gab der Herr mir die Kraft,
beinahe jeden Tag zu den Geschwistern zu sprechen, manchmal sogar zweimal. Mein
Mann arbeitete hart. Er nahm an beinahe allen Geschäftsversammlungen teil und predigte
fast jeden Tag in seinem klaren, bestimmten Stil. Ich hatte geglaubt, höchstens zwei- oder
dreimal während der ganzen Versammlung sprechen zu können; doch im Verlauf der
Versammlung nahm meine Kraft zu. Bei einigen Anlässen stand ich stundenlang und lud
die Leute ein, zum Gebet nach vorne zu kommen. Nie hatte ich die besondere Hilfe Gottes
deutlicher empfunden als während dieser Versammlung. Trotz dieser Arbeit nahm meine
Kraft zu. Und zu Gottes Ehre möchte ich hier berichten, dass ich am Ende jener
Versammlung bei besserer Gesundheit war als in den letzten sechs Monaten.
Z4.330.1 (4T.302.2) Absatz: 97/109
Am Mittwoch der zweiten Woche der Versammlung vereinten sich einige von uns im Gebet
für eine Schwester, die von Verzagtheit angefochten wurde. Während des Gebets empfing
ich großen Segen. Der Herr schien sehr nahe zu sein. In einem Gesicht wurde ich zu
Gottes Herrlichkeit entrückt, und es wurden mir viele Dinge gezeigt. Dann ging ich zur
Versammlung, und mit einem feierlichen Empfinden des Zustandes von unserem Volk
sprach ich kurz darüber, was ich gesehen hatte. Seither habe ich einige dieser Zeugnisse
niedergeschrieben, die Einzelpersonen und Aufrufe an Prediger betrafen. Auch in diesem
Band befinden sich verschiedene Artikel darüber.
Z4.330.2 (4T.302.3) Absatz: 98/109
Auf diesen Versammlungen offenbarte sich eine feierliche Macht und tiefstes Interesse.
Einige, die in unserem Verlag angestellt sind, wurden überzeugt und zur Wahrheit bekehrt
und legten klare, verständige Zeugnisse ab. Ungläubige wurden überzeugt und nahmen
ihren Stand unter dem Banner des Prinzen Immanuel ein. Diese Versammlung erwies sich
als ein entschiedener Sieg. Vor ihrem Abschluss wurden einhundertzwölf Seelen getauft.
Z4.330.3 (4T.302.4) Absatz: 99/109
Die der Lagerversammlung folgende Woche war, was meine Arbeit in Gesprächen,
Fürbitte und dem Schreiben von Zeugnissen anbetraf, anstrengender als während der
Versammlung. Jeden Tag wurden zwei oder drei Versammlungen für unsere Prediger
abgehalten. Diese waren äußerst interessant und von großer Wichtigkeit. Jene, die der
Welt diese Botschaft verkündigen, sollten eine tägliche Erfahrung in göttlichen Dingen
besitzen. Sie müssen in jeder Hinsicht bekehrt sein, geheiligt durch die Wahrheit, die sie
andern vorführen, und in ihrem Leben Christum darstellen. Nur dann können sie in ihrer
Arbeit Erfolg haben. Es wurden ernsteste Anstrengungen unternommen, durch Bekennen,
Demütigung und Gebet Gott näherzukommen. Viele sagten, dass sie wie nie zuvor die
Wichtigkeit ihres Werkes als Diener Christi erkennen würden. Einige empfanden tief die
Wichtigkeit des Werkes und ihre Verantwortung vor Gott, und doch verlangten wir danach,
eine größere Offenbarung des Geistes Gottes zu sehen. Ich wusste, dass der Geist Gottes
sich wie zu Pfingsten bekunden würde, wenn alle Hindernisse aus dem Weg geräumt
würden. Aber es gab so viele, die so fern von Gott lebten, dass sie nicht zu wissen
schienen, wie sie Glauben üben sollten.
Z4.331.1 (4T.303.1) Absatz: 100/109
Die Aufrufe an Prediger, die sich anderswo in diesem Zeugnisband befinden, bringen
völliger zum Ausdruck, was Gott mir über ihren traurigen Zustand und ihre hohen
Vorrechte gezeigt hat.
Lagerversammlungen in Kansas
Z4.331.2 (4T.303.2) Absatz: 101/109
Am 23. Oktober verließ ich, begleitet von meiner Tochter Emma, Battle Creek, um der
Lagerversammlung in Kansas beizuwohnen. In Topeka, Kansas, verließen wir den Zug
und fuhren mit einem Privatfahrzeug die zwölf Meilen nach Richland, dem
Versammlungsort. In einem Gehölz fanden wir eine Anzahl von Zelten vor. Da es
eigentlich schon zu spät im Jahr war, um noch eine Lagerversammlung im Freien
abzuhalten, hatte man jede mögliche Vorsorge für kaltes Wetter getroffen. Auf dem
Lagerplatz befanden sich siebzehn Zelte neben einem großen Zelt, das verschiedene
Familien beherbergte. Jedes Zelt hatte einen Ofen.
Z4.331.3 (4T.303.3) Absatz: 102/109
Am Sabbatmorgen begann es zu schneien; doch nicht eine Versammlung wurde
ausgelassen. Ungefähr drei Zentimeter Schnee fielen. Die Luft war schneidend kalt.
Frauen mit kleinen Kindern drängten sich um die Öfen. Es war rührend, zu sehen, wie sich
hundertfünfzig Leute unter diesen Umständen versammelten. Einige waren zweihundert
Meilen in ihren Pferdewagen gereist. Alle schienen nach dem Brot des Lebens zu hungern
und nach dem Wasser des Heils zu dürsten.
Z4.332.1 (4T.304.1) Absatz: 103/109
Ältester Haskell sprach Freitagnachmittag und am Abend. Am Sabbatmorgen fühlte ich
mich berufen, ermutigende Worte zu denen zu sprechen, die so große Anstrengungen
unternommen hatten, zur Versammlung zu kommen. Sonntagnachmittag erschienen eine
große Anzahl Besucher, wobei man in Betracht ziehen muss, wie weit abgelegen der Ort
der Versammlung war.
Z4.332.2 (4T.304.2) Absatz: 104/109
Montagmorgen sprach ich zu den Geschwistern über das dritte Kapitel von Maleachi.
Dann riefen wir solche nach vorne, die Christen sein wollten, aber keinen Beweis ihrer
Annahme von Gott hatten. Ungefähr dreißig folgten dem Aufruf. Einige suchten den Herrn
zum erstenmal. Andere gehörten anderen Kirchen an und nahmen Stellung für den
Sabbat. Wir gaben allen Gelegenheit zu sprechen. Der freie Geist des Herrn war unter
uns. Nachdem für diejenigen, die nach vorne gekommen waren, gebetet worden war, fand
die Taufprüfung statt. Sechs wurden getauft.
Z4.332.3 (4T.304.3) Absatz: 105/109
Ich freute mich, dass Bruder Haskell den Geschwistern die Notwendigkeit vor Augen
stellte, Familien mit Lesematerial zu versorgen. Dies betrifft besonders die drei Bände von
Spirit of Prophecy und die vier Bände der Zeugnisse. An den langen Winterabenden
könnte ein Familienglied sie laut vorlesen, so dass die ganze Familie unterrichtet würde.
Dann sprach ich darüber, wie wichtig es ist, dass Eltern ihre Kinder richtig erziehen und in
Zucht halten. Der größte Beweis, der vor der Welt für die Kraft des Christentums abgelegt
werden kann, ist eine wohlgeordnete, richtig erzogene Familie. Dies wird die Wahrheit
empfehlen, wie nichts anderes es zu tun vermag, denn es beweist ihre erneuernde Kraft
auf das Herz.
Z4.332.4 (4T.304.4) Absatz: 106/109
Dienstagmorgen fand die Versammlung ihren Abschluß. Mit meiner Tochter Emma, Bruder
Haskell und Bruder Stover gingen wir nach Topeka, wo wir den Zug nach Sherman,
Kansas, nahmen, wo eine andere Lagerversammlung anberaumt war. Diese Versammlung
war interessant und nutzbringend. Sie schien klein im Vergleich zu unseren
Lagerversammlungen in anderen Staaten zu sein, denn es waren nur zirka einhundert
Geschwister anwesend. Sie sollte eine allgemeine Versammlung für zerstreut wohnende
Geschwister sein. Einige kamen von Südkansas, Arkansas, Kentucky, Missouri, Nebraska
und Tennessee. Bei dieser Versammlung traf ich mit meinem Mann zusammen. Von hier
aus reisten wir mit Bruder Haskell und unserer Tochter nach Dallas, Texas.
Besuch in Texas
Z4.333.1 (4T.305.1) Absatz: 107/109
Am Donnerstag besuchten wir das Heim von Bruder McDearman in Grand Prairie. Hier
traf unsere Tochter mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Schwester zusammen, die dem
Tode sehr nahe gewesen waren wegen einer Fiebererkrankung, die während der
vergangenen Monate im Staat gewütet hatte. Es bereitete uns große Freude, dieser
angefochtenen Familie beizustehen, die uns in früheren Jahren freigebig in unseren
Schwierigkeiten geholfen hatte.
Z4.333.2 (4T.305.2) Absatz: 108/109
Als wir sie verließen, hatten sie sich etwas erholt. Wir besuchten die Lagerversammlung in
Plano, die vom 12. bis 19. November dauerte. Bei der Eröffnung war das Wetter
angenehm. Doch bald begann es zu regnen, und dies, verbunden mit starkem Wind,
verhinderte eine allgemeine Teilnahme aus der weiteren Umgebung. Hier trafen wir unsere
alten Freunde, Ältester. R.M. Kilgore und seine Frau. Wir waren hocherfreut, eine gute
Anzahl von Geschwistern vorzufinden. Welche Vorurteile auch gegen die Leute aus dem
Norden geherrscht haben mögen ? nichts davon machte sich bei diesen Geschwistern
bemerkbar.
Z4.333.3 (4T.305.3) Absatz: 109/109
Mein Zeugnis wurde nirgendwo bereitwilliger und herzlicher angenommen als von diesen
Seelen. Ich wurde sehr an der Arbeit in dem großen Staat Texas interessiert. Es war
immer Satans Absicht, jedes wichtige Feld vorher in Besitz zu nehmen. Und nie war er
scheinbar mehr beschäftigt, dem Eingang der Wahrheit in irgendeinem Staat
entgegenzuwirken, wie hier in Texas. Dies ist mir der beste Beweis, dass hier ein großes
Werk getan werden muss.
Kapitel 26: Vorbereitung auf das Kommen Christi
Z4.334.1 (4T.306.1) Absatz: 1/21
In meinem letzten Gesicht während unserer allgemeinen Lagerversammlung in Battle
Creek sah ich, dass wir als Volk in der Gefahr stehen, eher der Welt als dem Bilde Christi
ähnlich zu werden. Wir stehen jetzt unmittelbar an den Grenzen der ewigen Welt. Die
Absicht Satans besteht aber darin, uns so zu führen, dass wir das Ende der Zeit in weite
Ferne gerückt wähnen. Der Feind der Seelen wird auf jede nur denkbare Art alle
angreifen, die sich zu dem Volk bekennen, das Gottes Gebote hält und das zweite
Kommen unseres Heilandes "in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und
Herrlichkeit" erwartet. Er wird so viele wie möglich dazu verleiten, den unheilvollen Tag
hinwegzudenken, im Geist der Welt ähnlich zu werden und ihre Gewohnheiten
nachzuahmen. Ich war bestürzt, als ich sah, dass weltliche Gesinnung die Herzen und
Sinne vieler Menschen beherrscht, die sich in besonderer Weise zur Wahrheit bekennen.
Sie hegen Eigennutz und Nachsicht mit sich selbst, aber aufrichtige Frömmigkeit und
echte Redlichkeit werden vernachlässigt.
Z4.334.2 (4T.306.2) Absatz: 2/21
Der Engel Gottes wies auf jene, die sich zur Wahrheit bekennen, und wiederholte mit
ernster Stimme diese Worte: "Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden
mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über
euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid
nun wach allezeit und betet, dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem,
das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn." Lukas 21,34-36.
Z4.334.3 (4T.306.3) Absatz: 3/21
Angesichts der Kürze der Zeit sollten wir als ein Volk wachen und beten und in keinem Fall
das feierliche Werk vernachlässigen, uns auf das vor uns liegende große Ereignis
vorzubereiten. Weil die Frist offenbar verlängert worden ist, wurden viele in ihren Worten
und Taten sorglos und gleichgültig. Sie sind sich der Gefahr nicht bewusst, in der sie sich
befinden. Sie sehen und erkennen in der Verlängerung ihrer Prüfungszeit nicht die Gnade
Gottes, der ihnen Zeit gibt, gute Charaktere für das künftige, unsterbliche Leben zu
formen. Jeder Augenblick ist von höchstem Wert. Zeit wird ihnen nicht gewährt, damit sie
nach ihrem eigenen Wohlbehagen trachten und auf Erden sesshaft werden können,
sondern damit sie sich bemühen, jeden Charakterfehler zu überwinden. Während dieser
Zeit sollten sie anderen durch ihr Beispiel und ihr persönliches Bemühen helfen, die
Schönheit der Heiligkeit zu schauen. Gott hat auf dieser Erde ein Volk, dessen Glieder die
Schriften der sich schnell erfüllenden Prophezeiungen gläubig und in heiliger Hoffnung
erforschen und danach trachten, ihre Seelen im Gehorsam der Wahrheit zu läutern, damit
man sie nicht ohne hochzeitlich Kleid antreffe, wenn Christus erscheinen wird.
Z4.335.1 (4T.307.1) Absatz: 4/21
Viele, die sich selbst Adventisten nannten, haben eine bestimmte Zeit festgesetzt. Immer
wieder ist der Zeitpunkt für das Kommen Christi vorhergesagt worden. Die Folge davon
waren wiederholte Fehlschläge. Uns wird erklärt, dass die genaue Zeit der Wiederkunft
unseres Herrn außerhalb des Erkenntnisvermögens Sterblicher liegt. Selbst die Engel, die
dienstbaren Geister der zukünftigen Erben des Heils, wissen weder Tag noch Stunde.
"Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel,
sondern allein mein Vater." Matthäus 24,36. Weil die wiederholt festgesetzten Zeitpunkte
ereignislos vorübergingen, hat die Welt viel entschiedener als zuvor den Glauben an das
nahe Kommen Christi verloren. Angewidert blicken die Menschen auf die Fehlschläge
jener Zeitbestimmer. Sie wenden sich von der im Worte Gottes bekräftigten Wahrheit ab,
dass das Ende aller Dinge nahe sei, weil sie so getäuscht worden sind.
Z4.335.2 (4T.307.2) Absatz: 5/21
Alle, die vermessen einen bestimmten Zeitpunkt predigen, befriedigen dadurch den Feind
der Seelen, denn sie fördern eher den Unglauben als das Christentum. Sie führen
Schrifttexte an und lehren mit Hilfe falscher Auslegungen eine Beweiskette, die ihre
Stellung scheinbar bestätigt. Das Fehlschlagen ihrer Prophezeiungen zeigt jedoch, dass
sie falsche Propheten sind und die Worte göttlicher Eingebung nicht richtig gedeutet
haben. Gottes Wort ist wahr und wirklich, aber Menschen haben seinen Sinn verfälscht.
Diese Irrtümer haben die für diese letzten Tage gegebene Wahrheit Gottes in Misskredit
gebracht. Adventisten werden von Predigern aller Gemeinschaften verhöhnt. Dennoch
dürfen Gottes Diener nicht schweigen. Die im prophetischen Wort vorausgesagten
Zeichen erfüllen sich schnell ringsumher. Diese Tatsache sollte jeden wahren Nachfolger
Christi zu eifrigem Handeln anspornen.
Z4.336.1 (4T.308.1) Absatz: 6/21
Wer da glaubt, er müsse einen bestimmten Zeitpunkt verkündigen, um auf die Menschen
Eindruck zu machen, der geht von einem völlig falschen Standpunkt aus. Es mag sein,
dass bei manchen Menschen Gefühle erregt und Ängste hervorgerufen werden. Sie
handeln aber nicht aus grundsätzlichen Erwägungen. Eine Erregung macht sich
bemerkbar. Wenn die Zeit aber vorübergeht, wie es wiederholt geschehen ist, werden die
durch diese Zeitangabe erregten Menschen gleichgültig und fallen in Finsternis und Sünde
zurück, und es ist fast unmöglich, ihr Gewissen ohne irgendeinen großen Antrieb wieder
zu wecken.
Z4.336.2 (4T.308.2) Absatz: 7/21
In den Tagen Noahs verlachten die Bewohner der Alten Welt die, wie sie es nannten,
übertriebenen Befürchtungen und Voraussagen des Predigers der Gerechtigkeit. Er wurde
angeklagt, ein Phantast, Fanatiker und Bangemacher zu sein. "Und wie es geschah zu
den Zeiten Noahs, so wird‘s auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes." Lukas
17,26. Die Menschen werden die ernste Warnungsbotschaft in unseren Tagen ebenso
zurückweisen, wie sie diese Botschaft zur Zeit Noahs zurückwiesen. Sie werden auf jene
falschen Lehrer verweisen, die das Ereignis vorhergesagt und die genaue Zeit festgesetzt
haben, und sagen, dass sie unserer Warnung nicht mehr Glauben schenken können als
deren Auffassungen. So verhält sich die Welt heute. Der Unglaube ist weit verbreitet, und
die Verkündigung des Kommens Christi wird verlacht und verspottet. Um so nötiger ist es,
dass alle, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, ihren Glauben durch ihre Werke
kundtun. Sie sollten durch die Wahrheit, die sie zu glauben bekennen, geheiligt werden,
denn sie sind für andere ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode.
Z4.336.3 (4T.308.3) Absatz: 8/21
Noah predigte den Menschen seiner Zeit, Gott würde ihnen hundertzwanzig Jahre geben,
in denen sie ihre Sünden bereuen und in der Arche Zuflucht finden könnten. Sie aber
verwarfen die gnädige Einladung. Ihnen wurde reichlich Zeit gegeben, sich von ihren
Sünden abzukehren, ihre schlechten Gewohnheiten abzulegen und rechtschaffene
Charaktere zu entwickeln. Aber die Neigung zu sündigen, wenngleich bei vielen anfänglich
schwach entwickelt, erstarkte durch Wiederholung und trieb jene Menschen in nicht
wiedergutzumachendes Verderben. Mit Hohngelächter, Gespött und Verachtung wiesen
sie die gnädige Warnung Gottes zurück. So wurden sie der Finsternis überlassen, und sie
folgten dem Weg, den ihr sündhaftes Herz gewählt hatte. Aber ihr Unglaube hielt die
vorhergesagte Katastrophe nicht auf. Sie trat ein, und gewaltig war der Zorn Gottes, den
man an dem allgemeinen Untergang erkennen konnte.
Z4.337.1 (4T.309.1) Absatz: 9/21
Die folgenden Worte Christi sollten in die Herzen aller Menschen dringen, die sich zur
gegenwärtigen Wahrheit bekennen: "Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert
werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag
schnell über euch." Lukas 21,34. Die Gefahr, in der wir schweben, wird uns von Christo
selbst vor Augen geführt, denn er kannte die Gefahren, denen wir in diesen letzten Tagen
ausgesetzt sind, und möchte uns auf sie vorbereiten. "Und wie es geschah zu den Zeiten
Noahs, so wird‘s auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes." Lukas 17,26. Sie
aßen und tranken, pflanzten und bauten, freiten und ließen sich freien und achteten‘s
nicht, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging und die Flut kam und sie alle
dahinnahm. Der Tag Gottes wird die Menschen in einem ähnlichen Zustand vorfinden,
ganz in Anspruch genommen von weltlichen Geschäften und Vergnügungen, Festgelagen
und Völlerei. Sie geben sich ganz der befleckenden Gewohnheit hin, alkoholischen
Getränken und narkotischem Tabak zu frönen. Darin spiegelt sich bereits der Zustand
unserer Welt. Diese Schwächen finden sich sogar unter den bekenntlichen Kindern
Gottes, von denen einige die Gewohnheiten der Welt nachahmen und an deren Sünden
teilnehmen. Rechtsanwälte, Handwerker, Landwirte, Kaufleute und selbst Prediger
brechen in jene verhängnisvollen Worte aus: "Es ist Friede, es hat keine Gefahr"; dabei
wird sie das Verderben schnell überfallen.
Z4.338.1 (4T.309.2) Absatz: 10/21
Der Glaube an das baldige Kommen des Menschensohnes in den Wolken des Himmels
wird den wahren Christen nicht veranlassen, seine alltäglichen Lebensaufgaben
nachlässig und achtlos zu erfüllen. Wer Christus erwartet und nach seinem baldigen
Erscheinen ausschaut, wird nicht untätig sein, sondern seinen geschäftlichen
Angelegenheiten fleißig nachgehen. Er wird seine Arbeit nicht unachtsam und unredlich,
sondern gewissenhaft, schnell und gründlich ausführen. Wer sich selbst schmeichelt, dass
die unbekümmerte Nichtachtung weltlicher Dinge ein Beweis seiner geistlichen Einstellung
und seiner Loslösung von der Welt sei, täuscht sich gewaltig. Seine Wahrhaftigkeit, Treue
und Rechtschaffenheit werden an weltlich-vergänglichen Dingen geprüft und erprobt. Wer
im Geringsten treu ist, wird auch im Großen treu sein.
Z4.338.2 (4T.309.3) Absatz: 11/21
Es wurde mir gezeigt, dass darin viele die Prüfung nicht bestehen werden. In der
Handhabung ihrer weltlichen Interessen enthüllen sie ihren wahren Charakter. Im Umgang
mit ihren Mitmenschen verhalten sie sich betrügerisch, unehrlich und ränkevoll. Sie
bedenken weder, dass ihr zukünftiges, ewiges Heil davon abhängt, wie sie ihre
Lebensinteressen wahrnehmen, noch dass peinlichste Lauterkeit für die Bildung eines
rechtschaffenen Charakters unerlässlich ist. Überall in unseren Reihen kommt
Unredlichkeit vor. Dies ist die Ursache des lauen Verhaltens bei vielen, die angeblich an
die Wahrheit glauben. Sie sind nicht mit Christo verbunden und betrügen sich selbst. Mich
betrübt die Feststellung, dass selbst unter Sabbathaltern eine beunruhigende
Unaufrichtigkeit herrscht.
Z4.338.3 (4T.310.1) Absatz: 12/21
Ich wurde auf Christi Bergpredigt hingewiesen. Die Anweisung des großen Lehrers lautet:
"Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist
das Gesetz und die Propheten." Matthäus 7,12. Dieses Gebot Christi ist außerordentlich
wichtig und sollte genauestens befolgt werden. Es gleicht goldenen Äpfeln auf silbernen
Schalen. Wie viele führen in ihrem Leben die hier von Christo eingeschärften Grundsätze
aus und behandeln andere Menschen so, wie sie selbst unter ähnlichen Umständen
behandelt werden möchten? Bitte, Freunde, gebt Antwort!
Z4.339.1 (4T.310.2) Absatz: 13/21
Wer unbeugsame Redlichkeit an den Tag legt, ist, gemessen an dem Maßstab Christi, ein
rechtschaffener Mensch. Falsches Gewicht und fehlerhafte Waagen, mit denen viele ihren
weltlichen Gewinn zu verbessern suchen, sind in Gottes Augen ein Gräuel. Dennoch
gehen viele von denen, die angeblich die Gebote Gottes halten, mit falschen Gewichten
und Waagen um. Wenn ein Mensch wirklich mit Gott verbunden ist und gewissenhaft sein
Gesetz hält, wird sein Leben diese Tatsache offenbaren; denn all sein Handeln wird mit
den Lehren Christi übereinstimmen. Er wird seine Ehre nicht um des Gewinns willen
verkaufen. Seine Grundsätze stehen auf einem festen Fundament, und sein Verhalten in
weltlichen Dingen ist das getreue Abbild dieser Grundsätze. Unerschütterliche
Rechtschaffenheit leuchtet inmitten des Abfalls und Unrats der Welt wie Gold hervor.
Falschheit und Untreue können bemäntelt und vor den Augen der Menschen verborgen
werden, aber nicht vor den Augen Gottes. Die Engel Gottes, die die Charakterentwicklung
aufmerksam beobachten und die sittlichen Werte abwägen, vermerken diese
geringfügigen, den Charakter enthüllenden Verrichtungen in den Büchern des Himmels. Ist
ein Arbeiter in seinen täglichen Lebensaufgaben unzuverlässig und in seiner Arbeit
oberflächlich, so urteilt die Welt nicht ungerecht, wenn sie seine Glaubenshaltung
dementsprechend einschätzt.
Z4.339.2 (4T.311.1) Absatz: 14/21
"Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht
ist, der ist auch im Großen unrecht." Lukas 16,10. Nicht durch ihre Größe wird eine Sache
recht oder unrecht. Wie ein Mensch mit seinen Mitmenschen verfährt, so verfährt er auch
mit Gott. Wer mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig ist, wird niemals mit den
wahren Schätzen betraut werden. Die Kinder Gottes sollten stets daran denken, dass sie
in all ihren geschäftlichen Verhandlungen geprüft und auf den Waagen des Heiligtums
gewogen werden.
Z4.339.3 (4T.311.2) Absatz: 15/21
Christus sprach: "Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum
kann nicht gute Früchte bringen... Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."
Matthäus 7,18.20. Die Taten im Leben eines Menschen sind die Früchte, die er trägt.
Wenn der Mensch in weltlichen Dingen unzuverlässig und unehrlich ist, bringt er Dornen
und Disteln hervor; er ist im religiösen Leben untreu und täuscht Gott an Zehnten und
Gaben.
Z4.340.1 (4T.311.3) Absatz: 16/21
Die Bibel verurteilt alle Lügenhaftigkeit, betrügerische Handlungsweise und Unehrlichkeit
in schärfsten Ausdrücken. Recht und Unrecht sind deutlich bezeichnet. Ich habe jedoch
gesehen, dass sich Gottes Kinder auf das Gebiet des Feindes begeben haben. Sie haben
sich seinen Versuchungen ergeben und folgen seinen Listen, bis ihr
Empfindungsvermögen schrecklich abgestumpft ist. Eine geringe Abweichung von der
Wahrheit und von den Forderungen Gottes wird schließlich als nicht mehr so sündhaft
empfunden, wenn finanzielle Gewinne oder Verluste damit verbunden sind. Sünde bleibt
jedoch Sünde, ganz gleich, ob sie von einem Millionär oder von dem Bettler auf der Straße
begangen wird. Wer durch falsche Vorspiegelungen Besitztum erwirbt, spricht sich selbst
das Verdammungsurteil. Alles, was durch List und Betrug hinzukommt, wird für den
Empfänger zum Fluch werden.
Z4.340.2 (4T.311.4) Absatz: 17/21
Adam und Eva erfuhren die schrecklichen Folgen ihres Ungehorsams gegenüber dem
ausdrücklichen Gebot Gottes. Sie mögen überlegt haben: Dies ist nur ein sehr
geringfügiges Vergehen, das niemals angerechnet werden wird. Aber Gott behandelte
diesen Fall als ein furchtbares Übel, und das Unheil ihrer Übertretung wird alle Zeiten
hindurch fühlbar sein. In der gegenwärtigen Zeit werden von den bekenntlichen Kindern
Gottes oftmals weitaus größere Sünden begangen. Sie lügen und betrügen in
Geschäftsangelegenheiten, so dass sie Schande über das Werk Gottes bringen und sich
den Zorn des Allmächtigen zuziehen. Die geringste Abkehr von Wahrheit und Redlichkeit
ist eine Übertretung des Gesetzes Gottes. Ständige Nachsicht gegenüber der Sünde lässt
dem Menschen die Missetat zur Gewohnheit werden, mildert aber nicht den
verschlimmerten Charakter der Sünde. Gott hat unwandelbare Grundsätze aufgestellt, die
er, ohne sein ganzes Wesen abzuwandeln, nicht ändern kann. Wenn alle, die angeblich
der Wahrheit glauben, Gottes Wort gewissenhaft durchforschten, wären sie in geistlichen
Dingen nicht so verkümmert. Wer Gottes Forderungen in diesem Leben missachtet, wird
seine Autorität auch im Himmel nicht anerkennen.
Z4.341.1 (4T.312.1) Absatz: 18/21
Im Wort Gottes wird uns jede Art von Unsittlichkeit deutlich geschildert; ihre Folgen werden
vor uns ausgebreitet. Die Befriedigung niederer Leidenschaften wird uns in ihrem
abstoßendsten Charakter gezeigt. Niemand braucht fehlzugehen, wie verfinstert sein
Verständnis auch immer sein mag. Ich habe aber gesehen, dass viele Menschen, die
angeblich allen Geboten Gottes folgen, diese Sünde nähren und pflegen. Gott wird jeden
Menschen durch sein Wort richten.
Z4.341.2 (4T.312.2) Absatz: 19/21
Christus sagte: "Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin;
und sie ist‘s, die von mir zeuget." Johannes 5,39. Die Bibel ist ein unfehlbarer Führer. Sie
verlangt vollkommene Reinheit in Worten, Gedanken und Taten. Nur tugendhaften und
makellosen Charakteren wird es gestattet sein, in die Gegenwart des reinen und heiligen
Gottes zu treten. Würde das Wort Gottes durchforscht und befolgt, es führte die
Menschenkinder, so wie die Israeliten des Nachts von einer Feuersäule und am Tage von
einer Wolkensäule geführt wurden. Die Heilige Schrift enthält den Willen Gottes für die
Menschen. Sie ist die einzig vollkommene Richtschnur für den Charakter und gibt die
Pflicht des Menschen in allen Lebenslagen an. Wir haben in diesem Leben viele
verantwortungsvolle Aufgaben zu erfüllen. Vernachlässigen wir sie, werden wir nicht nur
über uns selbst Leid bringen, sondern dadurch auch über andere.
Z4.341.3 (4T.313.1) Absatz: 20/21
Männer und Frauen, die angeblich die Heilige Schrift verehren und ihren Lehren folgen,
verfehlen in mancherlei Hinsicht, deren Ansprüche zu erfüllen. Ihre Kinder erziehen sie
lieber nach ihrer eigenen verderbten Art als nach dem offenbarten Willen Gottes. Dieses
Pflichtversäumnis verschuldet den Verlust tausender Seelen. Die Bibel enthält Regeln für
die richtige Erziehung der Kinder. Wenn alle Eltern diese Forderungen Gottes beachtet
hätten, sähen wir heute eine ganz anders geartete Klasse von Jugendlichen auf den
Schauplatz des Lebens treten. Doch Eltern, die behaupten, die Heilige Schrift zu lesen
und zu befolgen, widersprechen geradezu in ihrem Verhalten deren Lehren. Wir
vernehmen den sorgen- und kummervollen Aufschrei der Väter und Mütter, die das
Betragen ihrer Kinder beklagen, sich aber kaum bewusst werden, dass sie für diese Sorge
und Qual selbst verantwortlich sind. Sie richten ihre Kinder durch ihre falsch angewandte
Liebe zugrunde. Sie vergegenwärtigen sich nicht ihre ihnen von Gott aufgetragene
Verantwortung, ihre Kinder von klein auf in rechten Gewohnheiten zu erziehen.
Z4.342.1 (4T.313.2) Absatz: 21/21
Liebe Eltern, ihr seid in hohem Maße für die Seelen eurer Kinder verantwortlich! Viele
versäumen in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder diese Aufgabe. Sie meinen, wenn sie
älter werden, dann wollten sie schon sehr sorgfältig allen falschen Einflüssen Einhalt
gebieten und ihre Kinder recht erziehen. Doch die Eltern haben mit dieser Aufgabe schon
dann zu beginnen, wenn die Kinder noch als Säuglinge in ihren Armen liegen. Außerdem
ist es für Eltern nicht angebracht, ihre Kinder zu verhätscheln und ihren Launen
nachzugeben. Ebenso wenig ist es ihr Recht, die Kinder zu misshandeln. Eine feste,
entschlossene geradlinige Handlungsweise wird die besten Ergebnisse zeitigen.
Kapitel 27: Eine Botschaft für Prediger
Z4.342.2 (4T.313.3) Absatz: 1/21
Uns wurde eine erhabene und feierliche Wahrheit anvertraut, für die wir verantwortlich
sind. Zu oft wird diese Wahrheit als kalte Theorie vorgeführt. Predigt um Predigt über
Lehrpunkte wird Leuten gehalten, die kommen und gehen. Einige von ihnen werden nie
wieder eine günstige Gelegenheit haben, überzeugt und zu Christo bekehrt zu werden.
Goldene Gelegenheiten gehen verloren, indem sorgfältig ausgearbeitete Ansprachen
gehalten werden, die das Ich zur Schau stellen, aber Christum nicht verherrlichen. Eine
bloße Theorie der Wahrheit ohne lebendige Gottseligkeit kann nicht die moralische
Finsternis durchdringen, wovon die Seele umgeben ist.
Z4.343.1 (4T.314.1) Absatz: 2/21
Kostbarste Schätze der Wahrheit werden oftmals durch die klugen Worte, in denen man
sie vorführt, kraftlos gemacht, während es an der Macht des Geistes Gottes mangelt.
Christus führte die Wahrheit in ihrer Einfachheit vor. Er erreichte nicht nur die
Erhabensten, sondern auch die Niedrigsten auf Erden. Der Prediger, der Gottes
Gesandter und Christi Stellvertreter auf Erden ist, der sich selbst erniedrigt, damit Gott
erhöht werden kann, wird die wahre Beredsamkeit besitzen. Echte Frömmigkeit, eine enge
Verbindung mit Gott und eine tägliche, lebendige Erfahrung in der Erkenntnis Christi wird
selbst die stammelnde Zunge redegewandt machen.
Z4.343.2 (4T.314.2) Absatz: 3/21
Wenn ich den Mangel in jungen Gemeinden sehe, wenn ich ihr großes Bedürfnis
lebendiger Gottseligkeit und ihren Mangel an wahrer religiöser Erfahrung wahrnehme, bin
ich traurig. Ich weiß, dass jene, die ihnen die Botschaft der Wahrheit bringen, sie nicht
richtig in allen Punkten unterweisen, die zur Vervollkommnung eines ebenmäßigen
Charakters in Jesu Christo notwendig sind. Diese Dinge können von den Lehrern der
Wahrheit zu lange vernachlässigt werden. Vom Evangelium sprechend, sagt Paulus:
"Deren Diener ich geworden bin nach dem göttlichen Predigtamt, das mir gegeben ist
unter euch, dass ich das Wort Gottes reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis, das
verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her, nun aber ist es offenbart
seinen Heiligen, denen Gott gewollt hat kundtun, welcher da sei der herrliche Reichtum
dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, der da ist die
Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen und lehren
alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass wir darstellen einen jeglichen Menschen
vollkommen in Christo Jesu; daran ich auch arbeite und ringe, nach der Wirkung des, der
in mir kräftig wirkt." Kolosser 1,25-29.
Z4.343.3 (4T.314.3) Absatz: 4/21
Hier ist die Aufgabe der Diener Christi, ihre Qualifikation und die Macht der Gnade Gottes,
die in ihnen wirkt, deutlich beschrieben. Gott hat es gefallen, mir kürzlich die große
Unzulänglichkeit vieler zu zeigen, die sich Christi Stellvertreter nennen. Kurz gesagt, wenn
es ihnen an Glauben und an einer Erkenntnis lebendiger Gottseligkeit mangelt, betrügen
sie sich nicht nur selbst, sondern fehlen auch darin, jeden Menschen vollkommen in
Christo darzustellen. Vielen, die sie zur Wahrheit bringen, fehlt die wahre Frömmigkeit, sie
mögen eine Theorie der Wahrheit besitzen, sind aber nicht gründlich bekehrt. Ihre Herzen
sind fleischlich. Sie bleiben nicht in Christo noch wohnt er in ihnen. Es ist die Pflicht der
Prediger, die Theorie der Wahrheit vorzuführen. Aber sie dürfen sich nicht damit zufrieden
geben. Sie sollten sich die Worte von Paulus zu eigen machen: "Daran ich auch arbeite
und ringe, nach der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt." Kolosser 1,29.
Z4.344.1 (4T.315.1) Absatz: 5/21
Eine lebendige Verbindung mit dem Oberhirten wird den Unterhirten zu einem lebendigen
Stellvertreter Christi, wirklich zum Licht der Welt machen. Ein Verständnis all unserer
Glaubenslehren ist tatsächlich notwendig. Aber von größerer Wichtigkeit ist, dass der
Prediger durch die Wahrheit, die er zur Erleuchtung des Gewissens seiner Zuhörer
vorführt, geheiligt ist. In einer Serie von Vorträgen sollte nicht eine Ansprache nur aus
Theorie bestehen noch sollte ein einziges langatmiges, ermüdendes Gebet gesprochen
werden. Solche Gebete erhört Gott nicht. Ich habe zu vielen prosaischen Gebeten, die
einer Predigt glichen, gelauscht, die völlig fehl am Platz waren. Ein Gebet von halb so
vielen Worten, innig und glaubensvoll dargebracht, hätte die Herzen der Zuhörer
besänftigt. Statt dessen bemerkte ich, wie sie ungeduldig darauf warteten, dass jedes
Wort das letzte sein möchte. Hätte der Prediger im Kämmerlein mit Gott gerungen, bis er
im Glauben die ewige Verheißung: "Bittet, so werdet ihr empfangen", ergreifen konnte,
dann wäre er direkt zum Thema gekommen und hätte ernst und gläubig nur um das
gebeten, was er brauchte.
Z4.344.2 (4T.315.2) Absatz: 6/21
Wir brauchen bekehrte Prediger. Andernfalls werden die durch ihre Arbeit gegründeten
Gemeinden weder eingewurzelt noch imstande sein, allein zu stehen. Der treue Diener
Christi wird Seelenlast fühlen. Er wird nicht nach Popularität trachten. Der christliche
Prediger sollte nie das Podium betreten, ehe er nicht Gott im Kämmerlein gesucht und in
enge Verbindung mit ihm getreten ist. In Demut kann er seine durstige Seele zu Gott
erheben und mit dem Tau der Gnade erquickt werden, ehe er zum Volk spricht. Angetan
mit der Salbung des Heiligen Geistes, die ihm Seelenlast auferlegt, wird er die
Versammelten nicht entlassen, ohne ihnen Jesum Christum als des Sünders einzige
Zuflucht vorgeführt und durch ernste Aufrufe ihre Herzen erreicht zu haben. Er sollte
empfinden, dass er diesen Zuhörern vielleicht nie wieder begegnen mag bis zum großen
Tag des Herrn.
Z4.345.1 (4T.316.1) Absatz: 7/21
Der Meister, der ihn erwählt hat, der die Herzen aller Menschen kennt, wird ihm helfen,
Worte zur rechten Zeit und mit Macht zu sprechen. Und jene, die wahrhaft von der Sünde
überzeugt und vom Weg der Wahrheit und dem Leben angezogen werden, haben
genügend anderes zu tun, als den Prediger zu erhöhen und zu loben. Christus und seine
Liebe werden über jedes menschliche Werkzeug erhöht werden. Der Mensch wird aus den
Augen verloren, weil Christus verherrlicht wird und die Gedanken beansprucht. Viele sind
zum Prediger bekehrt, ohne wahrhaft zu Christo bekehrt zu sein. Wir wundern uns über
den Stumpfsinn, der die geistigen Sinne lähmt. Es mangelt an geistlicher Stärke. Leblose
Gebete werden dargebracht, und die vorgetragenen Zeugnisse verfehlen, die Hörer zu
erbauen und zu stärken. Jeder Diener Christi sollte sich fragen, was die Ursache ist.
Z4.345.2 (4T.316.2) Absatz: 8/21
Paulus schreibt an die Kolosser: "Wie ihr denn gelernt habt von Epaphrus, unserem lieben
Mitdiener, welcher ist ein treuer Diener Christi für euch, der uns auch eröffnet hat eure
Liebe im Geist," (nicht eine ungeheiligte Liebe der Verstandesschärfe, der Fähigkeit oder
der Redegewandtheit des Predigers, sondern einer Liebe, vom Geiste Gottes geboren, die
sein Diener in Wort und Charakter darstellte) "derhalben auch wir von dem Tage an, da
wir’s gehört haben, hören wir nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllet
werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verständnis, dass
ihr wandelt würdig dem Herrn zu allem Gefallen und fruchtbar seid in allen guten Werken
und wachset in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft nach seiner
herrlichen Macht zu aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden, und danksaget dem
Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht." Kolosser 1,7-12.
Z4.346.1 (4T.317.1) Absatz: 9/21
Prediger, die in Orten und Städten die Wahrheit verkündigen, sollten sich nicht zufrieden
geben noch ihre Arbeit als beendet betrachten, als bis jene, welche die Theorie der
Wahrheit angenommen haben, in ihrem Verhalten die heiligende Kraft derselben beweisen
und zeigen, dass sie wahrhaft zu Gott bekehrt sind. Es würde Gott mehr gefallen, sechs
wahrhaft Bekehrte zur Wahrheit als Resultat ihrer Arbeit zu sehen als sechzig, die nur ein
Lippenbekenntnis ablegen, ohne gründlich bekehrt zu sein. Diese Prediger sollten weniger
Zeit aufs Predigen verwenden und einen Teil ihrer Kraft reservieren, um die Interessierten
zu besuchen, mit ihnen zu beten und ihnen göttliche Unterweisung mit dem Ziel zu
erteilen, "einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu" (Kolosser 1,28)
darzustellen.
Z4.346.2 (4T.317.2) Absatz: 10/21
Gottes Liebe muss im Herzen des Lehrers der Wahrheit lebendig sein. Sein eigenes Herz
muss mit jener tiefen und innigen Liebe erfüllt sein, die Christus besaß. Dann kann sie auf
andere überfließen. Prediger sollten lehren, dass alle, welche die Wahrheit annehmen,
Frucht zur Ehre Gottes bringen müssen. Sie sollten lehren, dass täglich Selbstaufopferung
praktiziert werden muss; dass viele Dinge, die gehegt wurden, aufgegeben werden und
dass viele Pflichten, wie unangenehm sie scheinen mögen, erfüllt werden müssen.
Geschäftsinteressen, soziale Zuneigungen, Bequemlichkeit, Ehre, Ansehen ? alles muss
gegenüber den höheren und größeren Ansprüchen Christi zurückstehen. Prediger, die
keine lebendige Frömmigkeit besitzen, die ein Interesse bei den Leuten erwecken und
dann die Arbeit unvollendet zurücklassen, machen es ihren Nachfolgern im Feld äußerst
schwer, das Werk zu vollenden, das sie versäumten, zu beenden. Diese Männer werden
einer Prüfung unterzogen, und wenn sie ihr Werk nicht treuer verrichten, werden sie nach
einer nochmaligen Erprobung beiseitegesetzt als Bäume, die das Land hindern, als
untreue Wächter.
Z4.346.3 (4T.317.3) Absatz: 11/21
Gott möchte nicht, dass Männer als Lehrer hinausgehen, die nicht ernsthaft ihre Lektionen
gelernt haben und die nicht fortfahren zu studieren, damit sie jeden Punkt der
gegenwärtigen Wahrheit verständlich und annehmbar vorführen können. Mit einer
Erkenntnis der Theorie sollen sie fortwährend eine gründlichere Erkenntnis Jesu Christi
verbinden. Regeln und Studium sind notwendig; aber der Prediger sollte ernstes Gebet
damit verbinden. Ist er nicht treu, wird er Holz, Heu und Stoppeln zum Fundament bringen,
welche durch das Feuer des letzten Tages verzehrt werden. Gebet und Studium müssen
Hand in Hand gehen. Der Umstand, dass der Prediger Applaus erhält und gelobt wird, ist
kein Beweis, dass er unter Einfluss des Heiligen Geistes gesprochen hat.
Z4.347.1 (4T.318.1) Absatz: 12/21
Es ist zu oft der Fall, dass junge Bekehrte, wenn sie nicht überwacht werden, ihre
Zuneigung mehr ihrem Prediger als ihrem Erlöser zuwenden. Sie erwägen, dass sie aus
den Bemühungen ihres Predigers großen Nutzen gezogen haben. Sie denken, dass er die
hervorragendsten Taten und Gnadengaben besitzt und dass kein anderer sich mit ihm
messen kann. Deshalb messen sie dem Mann und seinen Arbeiten ungebührliche
Wichtigkeit bei. Dies ist ein Vertrauen, das sie dahin bringt, den Mann zu vergöttern und
mehr auf ihn zu schauen als auf Gott. Damit gefallen sie weder Gott noch wachsen sie in
der Gnade. Sie fügen dem Prediger großen Schaden zu, besonders, wenn er jung ist und
sich zu einem versprechenden Evangeliumsarbeiter entwickelt.
Z4.347.2 (4T.318.2) Absatz: 13/21
Diese Lehrer, wenn sie wirkliche Gottesmänner sind, empfangen ihre Worte von Gott. Ihr
Verhalten und ihre Ansprache mögen fehlerhaft sein und große Vervollkommnung
benötigen. Wenn Gott sie aber inspiriert, sind ihre Worte nicht von Menschen, sondern von
Gott. Der Geber sollte alle Verherrlichung und des Herzens Zuneigung empfangen,
während der Prediger geachtet, geliebt und um seiner Arbeit willen respektiert werden soll,
weil er Gottes Diener ist, um dem Sünder die Gnadenbotschaft zu vermitteln. Der Sohn
Gottes wird oftmals von dem Mann, der zwischen ihm und dem Volk steht, verdunkelt. Der
Mann wird gepriesen, verwöhnt und erhöht, und das Volk empfängt kaum einen Schimmer
von Jesu, der durch die kostbaren Lichtstrahlen, die von ihm ausgehen, alles andere in
den Schatten stellen sollte.
Z4.347.3 (4T.318.3) Absatz: 14/21
Christi Diener, der mit dem Geist und der Liebe seines Meisters erfüllt ist, wird so arbeiten,
dass der Charakter Gottes und seines teuren Sohnes voll und klar in Erscheinung tritt. Er
wird danach trachten, dass seine Zuhörer einen deutlichen Begriff von Gottes Charakter
bekommen, dass seine Herrlichkeit auf Erden anerkannt werde. Ein Mann ist nicht eher
bekehrt, als bis in seinem Herzen der Wunsch erwacht, anderen kundzutun, welchen
kostbaren Freund er in Jesu gefunden hat. Die rettende und heiligende Wahrheit kann
nicht in seinem Herzen verschlossen bleiben. Der Geist Christi, der die Seele erleuchtet,
wird als Licht dargestellt, das die Finsternis vertreibt. Auch wird er wegen seiner
erhaltenden Eigenschaften mit dem Salz verglichen, wie auch mit dem Sauerteig, der im
Geheimen seine umgestaltende Kraft entfaltet.
Z4.348.1 (4T.319.1) Absatz: 15/21
Jene, die Christus mit sich verbunden hat, werden, soweit es in ihrer Kraft steht, fleißig
und ausdauernd arbeiten, wie er gearbeitet hat, um Seelen, die in ihrer Umgebung
verloren gehen, zu retten. Sie werden die Menschen durch ernstes, inbrünstiges Gebet
und persönliche Bemühungen erreichen. Es ist solchen, die gründlich zu Gott bekehrt sind
und mit ihm Umgang pflegen, unmöglich, gleichgültig an dem Schicksal derer
vorüberzugehen, die ohne Christum verloren sind.
Z4.348.2 (4T.319.2) Absatz: 16/21
Der Prediger sollte nicht alle Arbeit allein tun, sondern sich mit denen verbinden, die die
Wahrheit angenommen haben. Dadurch wird er andere lehren, die Arbeit anzugreifen,
wenn er geht. Eine arbeitende Gemeinde wird immer eine wachsende Gemeinde sein.
Indem sie versucht, andern zu helfen, wird es für sie ein Ansporn sein, mehr zu arbeiten,
wodurch sie wiederum gestärkt und ermutigt wird.
Z4.348.3 (4T.319.3) Absatz: 17/21
Ich las von einem Mann, der, während er sich an einem Wintertag durch tiefe
Schneeverwehungen quälte, durch die Kälte benommen wurde, die seine Lebenskräfte
beinahe unmerklich aufzehrte. Als er dem Tode nahe war und den Kampf ums Leben
schon aufgeben wollte, hörte er das Stöhnen eines anderen Wanderers, der ebenfalls der
Kälte bald zum Opfer fallen würde. Sein menschliches Gefühl, ihn zu retten, wurde
geweckt. Er rieb die eisigen Gliedmaßen des unglücklichen Mannes und stellte ihn nach
beträchtlicher Anstrengung auf seine Füße, und da er nicht stehen konnte, trug er ihn auf
seinen Armen durch die Schneewehen, von denen er geglaubt hatte, sie allein nicht
überwinden zu können. Als er seinen Wandergenossen an einen sicheren Ort getragen
hatte, kam ihm die Erleuchtung, dass er durch die Rettung seines Nächsten sich selbst
gerettet hatte. Seine ernsthaften Anstrengungen, einen anderen zu retten, belebten das
Blut in seinen erstarrten Adern und schufen eine gesunde Wärme in den Gliedmaßen des
Körpers.
Z4.349.1 (4T.320.1) Absatz: 18/21
Diese Lektion muss jungen Gläubigen fortwährend eingeschärft werden, nicht nur mit
Worten, sondern durch Beispiel, damit sie in ihrer christlichen Erfahrung ähnliche
Resultate erzielen können. Lasst die Verzagten, die versucht sind zu denken, der Weg
zum Leben sei sehr anstrengend und schwierig, an die Arbeit gehen und versuchen,
andern zu helfen. Bei solchen Bemühungen, verbunden mit Gebet um göttliches Licht,
werden ihre eigenen Herzen durch den Einfluss der Gnade Gottes erquickt, und ihr
ganzes christliches Leben wird realistischer, ernster und andachtsvoller sein.
Z4.349.2 (4T.320.2) Absatz: 19/21
Der Prediger Christi sollte ein Mann des Gebets, der Frömmigkeit sein; fröhlich, aber
niemals grob und ungeschliffen, spaßig oder leichtfertig. Späße machen mag sich mit dem
Beruf von Clowns und Theaterspielern vereinbaren; aber es ist absolut unter der Würde
eines Mannes, der erwählt wurde, um zwischen den Toten und Lebenden zu stehen, ein
Sprachrohr Gottes zu sein.
Z4.349.3 (4T.320.3) Absatz: 20/21
Die Arbeit eines jeden Tages ist sorgfältig in Gottes Büchern verzeichnet. Als Männer, die
den Anspruch erheben, geistlich erleuchtet zu sein, werdet ihr Einfluss auf den Charakter
aller haben, mit denen ihr Umgang pflegt. Als wahre Diener des Evangeliums solltet ihr
alle Geisteskräfte und alle Gelegenheiten eures Lebens dazu benutzen, eure Arbeit
erfolgreich zu machen und jeden Menschen vollkommen in Christo darzustellen. Um das
tun zu können, müsst ihr ernsthaft beten. Diener des Evangeliums müssen jene Macht
besitzen, die solche Wunder für die Fischer in Galiläa vollbrachte.
Z4.349.4 (4T.320.4) Absatz: 21/21
Moral und Geisteskräfte werden benötigt, treu die wichtigen Pflichten zu erfüllen, die auf
euch ruhen. Jemand mag sie besitzen, und dennoch sehr der Frömmigkeit ermangeln. Die
Salbung mit dem Heiligen Geist ist unentbehrlich, wenn wir in unserem großen Werk
Erfolg haben wollen. Christus sagte: "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Johannes 15,5.
Wenn Christus euch stärkt, vermögt ihr alles zu tun.
Kapitel 28: Mitgefühl für die Irrenden
Z4.350.1 (4T.321.1) Absatz: 1/26
Lieber Bruder A, ich bin früh aufgestanden, um dir zu schreiben. Vor kurzem erhielt ich
zusätzliches Licht, für das ich verantwortlich bin. Zweimal während meines Aufenthaltes in
diesem Staat hat der Herr sich mir offenbart. Als ich in der Nacht im Gebet vor ihm
verharrte, wurden mir im Gesicht viele Dinge in Verbindung mit dem Werke Gottes gezeigt.
Der Zustand der Gemeinde, der Schule, des Sanatoriums, der Verlagshäuser in Battle
Creek und des Werkes Gottes in Europa, England, in Oregon und Texas sowie in andern
neuen Feldern wurde mir vorgeführt. Es ist überaus notwendig, dass das Werk in neuen
Gebieten in rechter Weise begonnen wird, damit es den Stempel des Göttlichen tragen
kann. Viele in diesen neuen Feldern stehen in Gefahr, die Wahrheit anzunehmen oder ihr
zuzustimmen, ohne eine echte Bekehrung des Herzens erfahren zu haben. Werden sie
durch Sturm und Unwetter geprüft, wird sich offenbaren, dass sie ihr Haus nicht auf einen
Felsen, sondern auf Sand gebaut haben. Der Prediger benötigt praktische Frömmigkeit,
entwickelt in seinem täglichen Leben und in seinem Wesen. Seine Predigten dürfen nicht
rein theoretisch sein.
Z4.350.2 (4T.321.2) Absatz: 2/26
Einige Dinge wurden mir gezeigt, die dem Fortschritt der Sache der Wahrheit in Texas
hinderlich im Wege stehen. Die Brüder B und ihre Familien haben sich bisher nirgends als
Segen oder Hilfe für die Gemeinde erwiesen. Bereits früher wurde mir gezeigt, dass ihr
Einfluss kein Geruch des Lebens zum Leben gewesen ist. Sie können Gottes Werk nicht
aufbauen, weil ihnen die Elemente fehlen, die sie befähigen würden, einen gesunden
Einfluss auf Seiten Gottes und der Wahrheit auszuüben. Hättest du Gottes Sinn gehabt,
hätte es dir nicht an Unterscheidungsgabe gemangelt, besonders, da du getreulich von
jenen gewarnt wurdest, denen du vertrauen solltest. Schöne Worte und liebliche Reden
haben dich betrogen. Diese Brüder sind nicht alle gleich, aber alle haben fehlerhafte
Charaktere. Durch fortwährende Wachsamkeit über sich selbst und durch ernstes Gebet
zu Gott im Glauben könnten sie sich zu rechtem Verhalten durchringen. Durch Jesum
Christum können ihre Charaktere umgestaltet werden und sie können jenen moralischen
Zustand erreichen, der sie befähigt, dem Herrn zu begegnen, wenn er kommt. Gott wird
ihnen jedoch keine wichtige Verantwortung übertragen, weil Seelen dadurch gefährdet
würden. Diese Männer sind unfähig, Gottes Herde zu leiten. Gerade dann, wenn ihre
Worte wenige, auserwählt, schicklich und bescheiden sein sollten, werden ihre natürlichen
Wesenszüge mit allem, was sie tun und sagen, verwoben, und das Werk Gottes wird
herabgewürdigt.
Z4.351.1 (4T.322.1) Absatz: 3/26
Du und Bruder C habt kein rechtes Unterscheidungsvermögen offenbart. Ihr hattet zu
großes Vertrauen in die Fähigkeit dieser Männer. Ein Schiff mag in jeder anderen Hinsicht
vollkommen sein, ist aber ein einziger Fehler vorhanden ? eine Planke morsch und
wurmstichig ? ist das Leben aller an Bord in Gefahr. Nahezu alle Glieder einer Kette
mögen einwandfrei sein; aber ein zerbrochenes Glied macht die Kette wertlos. Personen,
die hervorragende Qualitäten aufweisen, mögen einige hervorstechende Wesenszüge
haben, die sie unfähig machen, mit dem feierlichen, heiligen Werk Gottes betraut zu
werden. Diese Männer aber ermangeln beinahe allem, was zu einem christlichen
Charakter gehört. Ihr Beispiel ist der Nachahmung nicht wert.
Z4.351.2 (4T.322.2) Absatz: 4/26
Es muss viel für dich getan werden, mein Bruder, ehe deine Arbeit das ist, was sie sein
könnte und sein muss. Dein Verständnis ist verfinstert. Sympathie und Verbindung mit
jenen Charakteren, die nicht in rechter Weise geprägt wurden, werden dich weder erhöhen
noch veredeln, sondern werden deinen Geist einrosten lassen und zerfressen. Sie werden
deine Brauchbarkeit vernichten und dich von Gott trennen. Du besitzt eine impulsive Natur.
Die Lasten des Lebens und des Werkes ruhen nicht schwer auf dir. Wenn du nicht
dauernd unter dem veredelnden Einfluss des Geistes Gottes stehst, bist du in Gefahr, raue
Umgangsformen anzunehmen. Damit du Christi Charakter richtig darstellen kannst, musst
du geistlich gesinnt und in engere Verbindung mit Gott in dem großen Werk mit dem du
dich befasst, gebracht werden. Deine Gedanken müssen erhaben, dein Herz muss
geheiligt werden, damit du Christi Mitarbeiter sein kannst. "Reinigt euch, die ihr des Herrn
Geräte tragt." Jesaja 52,11.
Z4.352.1 (4T.322.3) Absatz: 5/26
Das Werk in Texas würde heute einen höheren Stand einnehmen, wenn die Brüder B nicht
damit verbunden wären. Ich könnte mehr spezielle Gründe anführen, warum das so ist,
will es aber jetzt nicht tun. Es genügt zu sagen, dass diese Männer nicht recht vor Gott
stehen. Während sie sich selbst als kompetent für beinahe jede Aufgabe einschätzen,
haben sie keine Anstrengung gemacht, jene unangenehmen ererbten Charakterzüge zu
korrigieren, die aber durch Erziehung, Kultur und Übung überwunden werden könnten. Sie
haben einige Fortschritte darin gemacht, würden sie aber in der Waage gewogen, würden
sie trotzdem als zu leicht erfunden werden.
Z4.352.2 (4T.323.1) Absatz: 6/26
Im Worte Gottes sind reichlich allgemeine Grundsätze zur Bildung korrekter
Lebensgewohnheiten enthalten. Allgemeine und persönliche Zeugnisse haben ihre
Aufmerksamkeit speziell auf diese Prinzipien gelenkt. Aber sie machten auf ihre Herzen
und Gemüter nicht genügend Eindruck, die Notwendigkeit einer entschiedenen Reform zu
erkennen. Hätten sie sich selbst, im Vergleich zu dem vollkommenen Vorbild, im wahren
Licht gesehen, würden sie jenen Glauben gehegt haben, der durch die Liebe tätig ist und
die Seele reinigt. Diese Brüder, AB ausgenommen, sind von Natur aus eigenwillig,
herrschsüchtig und selbstgenügsam. Sie sind nicht geneigt, andere höher zu achten als
sich selbst. Sie betrachten jedes Gemeindeglied, von dem sie vermuten, es werde höher
angesehen als sie selbst, mit Neid und Eifersucht. Sie sagen, sie seien gewissenhaft. Aber
in ihrem Umgang mit ihren Brüdern "seihen sie Mücken und verschlucken sie Kamele"
(Matthäus 23,24), die, wie sie befürchten, als ihnen überlegen betrachtet werden könnten.
Sie greifen geringfügige Dinge auf, beschäftigen sich mit Besonderheiten und geben
Worten und Handlungen ihre eigene Prägung. Dies betrifft besonders zwei dieser Brüder.
Z4.353.1 (4T.323.2) Absatz: 7/26
Diese Männer, speziell AB, sind gewandte Redner. Ihre angenehme Art, Dinge zu
berichten, hat einen solchen Anschein von Aufrichtigkeit und echtem Interesse für Gottes
Werk, dass die Gemüter derer, die ihnen zuhören, betrogen und umwölkt werden.
Während ich schreibe, bin ich so mit Traurigkeit erfüllt, weil ich weiß, welchen Einfluss
diese Familie überall, wohin dieser Einfluss reicht, ausübt. Eigentlich hatte ich nicht die
Absicht, nochmals über diese Personen zu sprechen. Weil mir aber diese Angelegenheit in
so feierlicher Weise eröffnet wurde, fühle ich mich gezwungen, nochmals darüber zu
schreiben. Wenn Prediger des Wortes, die bekennen, mit Gott verbunden zu sein, den
Einfluss solcher Männer nicht unterscheiden können, dann sind sie unfähig, die Wahrheit
Gottes zu lehren. Würden diese Personen ihre wahre Stellung einnehmen und niemals
versuchen zu lehren oder zu leiten, würde ich stille schweigen. Wenn ich aber sehe, dass
Gottes Werk in Gefahr ist zu leiden, kann ich nicht länger schweigen.
Z4.353.2 (4T.324.1) Absatz: 8/26
Diesen Brüdern sollte nicht gestattet werden, sich an einem Ort niederzulassen und in der
Gemeinde das beherrschende Element zu bilden. Sie ermangeln natürlicher Zuneigung.
Sie offenbaren kein Mitgefühl, keine Liebe und keine edle Zuneigung für einander. Unter
sich selbst hegen sie Neid, Eifersucht, Zank und Streit. Sie haben kein zartes Gewissen.
Christi Liebe, Freundlichkeit und Sanftmut gehören nicht zu ihrer Erfahrung. Gott verhüte,
dass ein solches Element in der Gemeinde existiert. Wenn diese Personen sich nicht
bekehren, können sie nicht ins Reich Gottes eingehen. Für ihre Gefühle ist es viel
angenehmer, niederzureißen, Geringfügigkeiten aufzugreifen und Fehler und Flecken bei
andern zu suchen, als die Gewänder ihres eigenen Charakters von aller Befleckung zu
reinigen und sie im Blute des Lammes zu waschen.
Z4.353.3 (4T.324.2) Absatz: 9/26
Jetzt will ich zum schmerzlichsten Teil der Geschichte kommen, zum Fall von Bruder D.
Der Herr zeigte mir eine Untersuchung, an der du und Bruder C maßgeblich beteiligt
gewesen seid. Gott war betrübt über euch beide. Ich sah und hörte Dinge, die mir
Schmerz und Pein verursachten. In dieser Untersuchung wurde eine so unvernünftige,
gottlose Handlungsweise an den Tag gelegt, wie man sie eher von den Brüdern B hätte
erwarten können. Aber dass solche Brüder wie du und Bruder C an dieser schandbaren
einseitigen Untersuchung aktiv teilgenommen habt, hat mich höchst erstaunt und
bekümmert.
Z4.354.1 (4T.324.3) Absatz: 10/26
Zu Bruder C, der als Ankläger diente, um Fragen zu stellen und jede Einzelheit im
stärksten Licht erscheinen zu lassen, möchte ich sagen: Nicht für alle Schätze der Welt
würde ich wünschen, dass mir ein solches Werk zur Last gelegt würde. Du warst von
einem fremden Geist betrogen und verführt, der nichts von Gnade und kein Körnchen von
Respekt enthielt. Neid, Eifersucht, üble Nachrede und zweifelhafter Meinungsstreit
beherrschten jene Zusammenkunft.
Z4.354.2 (4T.325.1) Absatz: 11/26
Ihr mögt denken, ich urteile zu hart. Aber ich kann nicht strenger sein, als die Sache
verdient. Glaubtet ihr alle, die ihr den Unschuldigen verdammtet, dass Gott so einer sei
wie ihr? Der spätere Zustand von Bruder D war die Folge der Stellung, die ihr bei jener
Untersuchung einnahmt. Hättet Ihr Redlichkeit und Mitgefühl offenbart, würde er sich
heute dort befinden, wo sein Einfluss mit der Macht, die ein sanfter und stiller Geist
ausübt, zugunsten der Wahrheit zählt. Bruder D war kein guter Sprecher, und die schönen
Worte und sanften Reden des AB, scheinbar vernünftig und unparteiisch, übten Einfluss
aus. Der arme blinde Mann hätte mit Zartgefühl und Mitleid behandelt werden sollen. Statt
dessen wurde er im schlechtesten Licht dargestellt. Gott sah es, und keiner von euch, der
an dieser ungerechten Untersuchung teilnahm, wird ohne Schuld sein. Bruder A, dann
wird es dir nicht so spaßig vorkommen wie damals, als du über einen blinden Bruder zu
Gericht saßest. Du solltest aus dieser Erfahrung etwas lernen, nämlich, deine Ohren vor
jenen zu verschließen, die bei dir Vorurteil erwecken wollen gegenüber solchen, die du
nach Gottes Willen unterstützen, bemitleiden und stärken solltest.
Z4.355.1 (4T.325.2) Absatz: 12/26
Bruder C und du, ihr konntet bei den Brüdern B keine Fehler entdecken, noch konntet ihr
die guten Charaktereigenschaften bei Bruder D sehen. Aber sein Einfluss, geheiligt durch
den Geist Gottes, würde im Werke Gottes zehnfach stärker sein als derjenige der Brüder
B. Ihr habt Bruder D großen Schaden zugefügt. Ich rate euch, dies ebenso von Herzen zu
bereuen, wie ihr bereit wart, das Unrecht zu begehen. Im Namen des Meisters ersuche ich
euch, euch von menschlichen Einflüssen frei zu machen und eure Ohren vor üblem
Geschwätz zu verschließen. Seid kein Sprachrohr für andere. Lasst euch von Gott eine
Last für sein Werk auferlegen, aber nicht von Männern, die daheim und in der
Öffentlichkeit ein unheiliges Leben führen.
Z4.355.2 (4T.325.3) Absatz: 13/26
Bruder C bedarf des besänftigenden, veredelnden Geistes Gottes. Diesen sollte er in
seinem Heim pflegen. "Die Liebe sei nicht falsch." Römer 12,9. Er sollte den despotischen,
diktatorischen, tadelsüchtigen Geist aus seinem Heim verbannen, mitsamt allem Groll. Der
gleiche herrschsüchtige, richtende Geist macht sich bei ihm in der Gemeinde bemerkbar.
Wenn seine Gefühle zeitweise besänftigt sind, verhält er sich etwas freundlicher; sind sie
aber entgegengesetzter Art, handelt er demgemäß. Er hat sich nicht in
Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin geübt. Wo Bruder D einen Fehler hat, haben seine
Richter und jene, die ihn verurteilten, zehn.
Z4.355.3 (4T.326.1) Absatz: 14/26
Bruder A, warum stelltest du dich nicht voll auf die Seite des Unterdrückten? Warum
sorgtest du nicht für einen Vergleich? Warum erhobst du nicht deine Stimme, wie unser
Heiland und sagtest: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"
(Johannes 8,7)? Du hast einen furchtbaren Fehler gemacht, der den Verlust von mehr als
einer Seele nach sich ziehen wird, obgleich du in Unwissenheit handeltest. Wenn du ein
Wort zarten, echten Mitgefühl geäußert hättest, wäre es im Himmel zu deinen Gunsten
verzeichnet worden. Aber du hattest nicht mehr Empfinden für das Werk, das du für Zeit
und Ewigkeit tatest als jene, die Christum verurteilten. Du hast den Heiland in Gestalt
seines Heiligen gerichtet und verdammt. "Was ihr getan habt einem unter diesen meinen
geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Matthäus 25,40. Heuchelei wurde von Jesu
immer aufs schärfste getadelt, während der größte Sünder, der in aufrichtiger Reue zu ihm
kam, angenommen, begnadigt und getröstet wurde.
Z4.356.1 (4T.326.2) Absatz: 15/26
Dachtest du, Bruder D könnte zu der Annahme, falsch sei richtig und richtig sei verkehrt,
überzeugt werden, weil seine Brüder dies von ihm forderten? Er war krank und nervös.
Alles schien ihm dunkel und ungewiss. Sein Vertrauen in dich und Bruder C war
erschüttert, und an wen sollte er sich wenden? Bald wurde er für das eine, dann für das
andere getadelt, bis er verwirrt, zerstreut und verzweifelt war. Die ihn in diesen Zustand
brachten, haben die größere Sünde begangen.
Z4.356.2 (4T.326.3) Absatz: 16/26
Wo blieb das Mitgefühl, das allgemein ein Mensch dem andern schuldet? Im allgemeinen
wären selbst Weltmenschen nicht so achtlos, so ohne Barmherzigkeit und Höflichkeit
gewesen. Sie hätten mehr Mitleid mit einem Blinden gehabt und empfunden, dass er zu
der zärtlichsten Beachtung und nachbarlicher Liebe berechtigt war. Aber hier war ein
Blinder, ein Bruder in Christo, und einige seiner Brüder saßen zu Gericht über ihn.
Z4.356.3 (4T.327.1) Absatz: 17/26
Mehr als einmal, während die Untersuchung im Gange war, wo ein Bruder gleich einem
Kaninchen zu Tode gehetzt wurde, brachst du in schallendes Gelächter aus. Da saß
Bruder C, der von Natur so freundlich und mitfühlend war, dass er seine Brüder für ihre
Grausamkeit tadelte, wenn sie auf Vögel schossen, um sie zu essen. Hier jedoch war ein
armer blinder Mensch, von so viel höherem Wert als Vögel, zum Bilde Gottes erschaffen.
"Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt (Matthäus 23,24),
hätte das Urteil dessen gelautet, der gesprochen hat, wie zuvor nie ein Mensch, wenn
seine Stimme in eurer Versammlung vernommen worden wäre.
Z4.356.4 (4T.327.2) Absatz: 18/26
Der so viel Mitleid mit den Vögeln hatte, hätte dieses lobenswerte Mitempfinden und seine
Liebe zu Christo in der Person seines angefochtenen Heiligen offenbaren sollen. Aber ihr
verhieltet euch wie Männer mit verbundenen Augen. Bruder B legte Beredsamkeit an den
Tag. Bruder D konnte nicht so gut sprechen. Er konnte seine Gedanken nicht so gut zum
Ausdruck bringen, wie es der Fall erforderte, und er war zu sehr erstaunt, um das Beste
aus der Situation zu machen. Seine scharfzüngigen, kritisierenden Brüder warfen sich zu
Richtern auf und drängten den blinden Mann in eine sehr ungünstige Stellung. Gott sah
und hatte acht auf die Geschäfte an jenem Tag. Diese Männer, geschickt im Verbreiten
von Nebel und einen Fall durchzuziehen, errangen scheinbar einen Triumph, während der
blinde Bruder, missbraucht und misshandelt, den Grund unter den Füßen verlor. Sein
Vertrauen in jene, die er als Christi Stellvertreter betrachtet hatte, war schrecklich
erschüttert. Der moralische Schock, den er erlitt, hat nahezu seinen geistigen und
körperlichen Ruin verursacht. Jeder, der an diesem Werk beteiligt war, sollte tiefste Reue
und Buße vor Gott fühlen.
Z4.357.1 (4T.327.3) Absatz: 19/26
Bruder D hat einen Fehler gemacht, indem er unter dieser Last der Anklagen und
unverdienter Kritik zusammenbrach, die auf die Häupter anderer hätte fallen sollen, anstatt
auf ihn. Er hat das Werk Gottes von ganzem Herzen geliebt. Gott hat seine Fürsorge für
den Blinden unter Beweis gestellt, indem er ihm Gedeihen gab. Aber selbst dies wurde
von seinen neidischen Brüdern zu seinem Nachteil ausgelegt. Gott bewegte die Herzen
von Ungläubigen, ihm wegen seiner Blindheit Freundlichkeit und Mitgefühl
entgegenzubringen. Bruder D war ein christlicher Ehrenmann, und selbst seine weltlichen
Feinde schlossen Frieden mit ihm. Gott war ihm ein zärtlicher Vater und ebnete seinen
Weg. Er hätte seiner Überzeugung von der Wahrheit treu bleiben und Gott in Einfachheit
des Herzens weiterhin dienen sollen, trotz allen Tadels, allen Neides und aller falschen
Beschuldigungen. Deine Stellung, Bruder A, war es, die Bruder D den endgültigen Schlag
versetzte. Aber er hätte seinen Halt an Gott nicht aufgeben sollen, selbst wenn Prediger
und Gemeinde eine Handlungsweise offenbarten, in der er keine Gerechtigkeit erkennen
konnte. Gegründet auf den ewigen Felsen, hätte er fest zum Grundsatz stehen und seinen
Glauben an die Wahrheit trotz aller Risiken ausüben sollen. Wie notwendig wäre es für
Bruder D gewesen, sich fester an den Arm zu klammern, der mächtig ist zu retten!
Z4.357.2 (4T.328.1) Absatz: 20/26
Aller Wert und alle Größe in diesem Leben sind abhängig von einer Verbindung mit dem
Himmel und dem zukünftigen, ewigen Leben. Gottes ewiger Arm umfängt die Seele, die
sich an ihn um Hilfe wendet, wie schwach sie auch sei. Die kostbaren Dinge der Berge
werden vergehen; aber die Seele, die für Gott lebt, unbewegt durch Tadel, unverdorben
durch Applaus, wird mit ihm ewiglich bleiben. Die Stadt Gottes wird ihre goldenen Tore
öffnen, um den zu empfangen, der auf Erden lernte, sich um Führung und Weisheit, Trost
und Hoffnung inmitten von Verlust und Anfechtung auf Gott zu stützen. Der Gesang der
Engel wird ihn dort willkommen heißen. Der Baum des Lebens hält für ihn seine Früchte
bereit.
Z4.358.1 (4T.328.2) Absatz: 21/26
Bruder D hat versäumt, dort zu überwinden, wo er hätte siegen sollen. Aber Gottes
mitleidsvolles Auge ruht auf ihm. Obgleich das Mitgefühl der Menschen versagen mag, ist
Gottes Liebe und Mitleid beständig und seine helfende Hand ausgestreckt. Wenn der
Bruder sanftmütig und von Herzen demütig ist, wird der Herr sein Haupt erheben und
seine Füße fest auf den Felsen aller Zeitalter gründen. "Denn es sollen wohl Berge
weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund
meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer." Jesaja 54,10.
Z4.358.2 (4T.328.3) Absatz: 22/26
Nicht einer von uns hat eine Entschuldigung, wenn er unter irgendeiner Art von Prüfung
seinen Halt an Gott fahren lässt. Er ist unsere Kraftquelle, unsere Festung in jeder Not.
Wenn wir zu ihm um Hilfe rufen, wird er seine Hand ausstrecken, um uns machtvoll zu
retten. Bruder D hätte fühlen sollen, dass er Hoffnung haben und frohlocken kann, weil
Gott sein Vater ist, wenn ihn auch jeder menschliche Freund verlässt. Ich bitte ihn, Gott
nicht seines Dienstes zu berauben, weil fehlerhafte Menschen ihn falsch beurteilt haben.
Er möge sich beeilen, sich völlig Gott zu weihen und ihm mit allen Kräften seines Wesens
zu dienen. Gott liebt ihn, und er liebt Gott. Seine Werke müssen mit seinem Glauben
übereinstimmen, wie Menschen ihn auch behandeln mögen. Seine Feinde mögen auf
seinen jetzigen Zustand hinweisen als Beweis, wie richtig ihr Urteil über ihn war. Bruder D
hat übereilt und ohne Nachdenken gehandelt. Er ist angewidert und glaubt, zu tief
verwundet worden zu sein, als dass er sich je davon erholen könnte. Die ihn so
unbarmherzig verfolgt haben, waren, was ihr Leben und ihren Charakter anbetraf, alles
andere als unschuldig. Hätte Gott sie ihrer krummen Wege und ihres unvollkommenen
Wesens wegen so behandelt, wie sie mit Bruder D verfuhren, wären sie schon lange
umgekommen. Doch ein mitleidiger Gott hat sie getragen und nicht mit ihnen gehandelt
nach ihren Sünden.
Z4.359.1 (4T.329.1) Absatz: 23/26
Gott hat sich gegenüber Bruder D als treu erwiesen, und er hätte sich dankbar für sein
gnadenvolles Verfahren erweisen sollen, selbst wenn ihm Menschen so wenig Zartgefühl
und menschliches Mitleid entgegenbrachten. Es ist Bruder D’s Vorrecht, sich in Christo vor
dem Zungenstreit zu verbergen. Er sollte empfinden, dass ihm nie versiegende Quellen
der Dankbarkeit, der Zufriedenheit und des Friedens jeden Augenblick zur Verfügung
stehen. Besäße er auch irdische Schätze ohne Zahl, wäre er nicht so reich, wie er jetzt
sein könnte, wenn er sich des Vorrechts bediente, auf Seiten des Rechts zu stehen und
reichlich von den Strömen des Heils zu trinken.
Z4.359.2 (4T.329.2) Absatz: 24/26
Hätte Gott mehr für Bruder D tun können, als er in der Dahingabe seines Sohnes, um für
ihn zu sterben, getan hat? Wird er ihm in Christo nicht alles schenken? Warum sollte er
Gott untreu werden, weil Menschen sich ihm gegenüber als untreu erwiesen haben? Wie
viel stärker als der Tod ist die Liebe, die das Herz einer Mutter an ihr leidendes Kind
bindet? Doch Gott erklärt, dass selbst wenn eine Mutter ihr Kind vergessen würde, "so will
ich doch dein nicht vergessen" (Jesaja 49,15). Nein, nicht eine einzige Seele, die ihm
vertraut, wird vergessen. Gott denkt mit größter Fürsorge an seine Kinder und führt ein
Gedächtnisbuch, damit er nie die Kinder seiner Fürsorge vergisst.
Z4.359.3 (4T.329.2) Absatz: 25/26
Jede menschliche Bindung mag versagen, Freund dem Freund untreu werden, Mütter
mögen die Ihren vergessen; Himmel und Erde vergehen zuletzt; Aber Jehovas Liebe
vergeht nimmermehr!
Z4.360.1 (4T.330.1) Absatz: 26/26
Bruder und Schwester D hätten der Gemeinde eine kostbare Hilfe sein können, um ihr zu
einem besseren Verständnis ihrer Stellung zu verhelfen, wenn die Gemeinde ihre
Bemühungen akzeptiert hätte. Aber Neid, üble Nachrede und Eifersucht haben sie aus der
Gemeinde vertrieben. Es wäre besser für sie gewesen, den Ort ihrer Prüfungen eher zu
verlassen.Salem, Oregon, 8. Juli 1878
Kapitel 29: Das Werk in Texas
Z4.360.2 (4T.330.2) Absatz: 1/30
Der Herr hat mir vieles betreffs des Wirkens Satans in Texas und des unchristlichen
Verhaltens einiger, die von Michigan dorthin gezogen sind, gezeigt. Ich sah, dass die
Brüder B das Zeugnis, das ihnen gegeben wurde, nicht beherzigt haben. Sie setzen
größeres Vertrauen in sich selbst als in den Geist der Weissagung. Sie empfanden, dass
das erteilte Licht nicht vom Himmel stammte, sondern durch Berichte, die mir über sie zu
Ohren kamen, hervorgerufen wurde. Das entspricht nicht der Wahrheit. Doch lasst mich
die Frage stellen: Gab es keine Ursache für Berichte? Verurteilt ihre Lebensgeschichte
nicht ihr Verhalten?
Z4.360.3 (4T.330.3) Absatz: 2/30
Nicht einer von dieser Familie besitzt eine religiöse Erfahrung, die ihn befähigen würde,
irgendeine leitende Stellung einzunehmen, andere in der Wahrheit zu unterweisen.
"Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt", lauteten die Worte des Engels Gottes. "Ihr
seid keine von Gott erwählten Gefäße, um teil an Gottes heiligstem Werk zu haben. Ihr
verderbt und zerstört, aber ihr dient nicht zur Reinigung und zum Segen." Ihr, Brüder B,
habt immer einen niedrigen Stand des Christentums eingenommen. Eine Zeitlang, solange
man euch nicht richtig kennt, habt ihr Einfluss. Habt ihr ihn erlangt, werdet ihr sorgloser
und offenbart die natürlichen Neigungen des Herzens, bis diejenigen, welche die Wahrheit
lieben, erkennen, dass ihr dem Fortschritt des Werkes sehr hinderlich im Wege steht. Das
ist keine üble Nachrede, sondern entspricht genau den Tatsachen.
Z4.361.1 (4T.331.1) Absatz: 3/30
Würdet ihr immer Freundlichkeit, Respekt, edle Liebe und Freigebigkeit offenbaren, selbst
gegenüber bösen Menschen, könntet ihr annehmbaren Dienst für Christum leisten.
Wohnte Christi Geist in euch, würdet ihr ihn in euren Worten, euren Handlungen und
selbst in eurem Gesichtsausdruck darstellen. Eure Unterhaltung würde Sanftmut, nicht
aber Stolz und Aufgeblasenheit bezeugen. Ihr würdet nicht danach trachten, das eigene
Ich zu erhöhen und zu verherrlichen. Demut ist eine christliche Tugend, die ihr nicht
besitzt. Ihr habt nach Oberherrschaft gedürstet und versucht, eure Macht und
Überlegenheit zum Ausdruck zu bringen, indem ihr andere beherrscht und ihnen diktiert.
Besonders ist dies bei AB der Fall. Er und seine Frau können den moralischen und
geistigen Stand des Werkes Gottes durch ihren Einfluss nicht anheben. Je kleiner ihr
Einflussbereich im Werke Gottes ist, desto besser. Ihre Worte und Handlungen im
Umgang mit andern sind nicht zuverlässig. Dies verhält sich so bei AB und seinen Brüdern
allgemein. Die Welt und die Gemeinde haben ein Recht, zu sagen, dass ihre Religion
vergeblich ist. Sie sind weltlich und ränkevoll und warten nur auf eine Gelegenheit, ein
günstiges Geschäft abzuschließen. Sie gehen mit jenen, die mit ihnen verbunden sind,
hart und streng um. Sie sind neidisch, eifersüchtig und aufgeblasen.
Z4.361.2 (4T.331.2) Absatz: 4/30
Wer in dieser Weise die Wahrheit repräsentiert, richtet eine starke Schranke gegen die
Errettung anderer auf. Es sei denn, solche bekehren sich, oder es wäre weit besser, sie
hätten niemals die Wahrheit angenommen. Ihre Sinne werden eher von Satan als vom
Geiste Gottes beherrscht. Bruder AB’s Frau ist von Natur aus freundlich, aber sie ist von
ihrem Mann umgeprägt worden. Sie ist eine sorglose Schwätzerin. Oft ist ihre Zunge von
höllischem Feuer entzündet; sie ist unbezähmbar. "Wo viel Worte sind," sagt Salomo,
"geht’s ohne Sünde nicht ab." Sprüche 10,19. Dies ist in ihrem Fall wahr. Sie übertreibt
und legt falsches Zeugnis ab und übertritt so ständig Gottes Gebot, während sie bekennt,
die Gebote zu halten. Sie denkt nicht, dass sie verkehrt handelt; ihr Herz ist nicht durch die
Wahrheit geheiligt.
Z4.362.1 (4T.332.1) Absatz: 5/30
Während ihr, Brüder B, euch hervortatet, mit andern über unsere Glaubenspunkte zu
streiten, seid ihr ohne Ausnahme gleichgültig gegenüber dem, was zum Christentum
gehört. Nicht im Traum fällt es euch ein, in welch gefährlicher Lage ihr euch befindet.
Diese Teilnahmslosigkeit erstreckt sich über die Gemeinde und über jeden, der sich zu
Christo bekennt, wie ihr es getan habt, ihn aber durch seine Werke verleugnet. Ihr führt
andere den gleichen Weg der Unbekümmertheit, den ihr selbst beschritten habt. Gottes
Wort erklärt, dass ihn ohne Heiligung niemand sehen wird. Jesus starb, um uns von aller
Ungerechtigkeit zu erlösen und sich ein abgesondertes Volk zu reinigen, "das fleißig wäre
zu guten Werken". Titus 2,14.
Z4.362.2 (4T.332.2) Absatz: 6/30
"Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und züchtigt uns,
dass wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig,
gerecht und gottselig leben in dieser Welt." Titus 2,11.12. Christus sagt: "Darum sollt ihr
vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Matthäus 5,48. Was
bedeuten eure Gebete, wenn ihr Unrecht im Herzen hegt? Wenn ihr euch nicht gründlich
verändert, werdet ihr bald, wie die Kinder Israel, des Tadels überdrüssig werden, und
gleich ihnen werdet ihr von Gott abfallen. Einige von euch anerkennen in Worten den
Tadel; aber ihr nehmt ihn nicht zu Herzen. Ihr geht weiter wie bisher, nur dass ihr für die
Eindrücke des Heiligen Geistes weniger empfänglich seid. Eure Verblendung nimmt zu, ihr
habt weniger Weisheit, weniger Selbstbeherrschung, weniger moralische Kraft und
weniger Eifer und Geschmack an religiösen Übungen. Wenn ihr euch nicht bekehrt,
werdet ihr schließlich euren Halt an Gott völlig aufgeben. Ihr habt in eurem Leben keine
entschiedene Änderung vorgenommen, weil ihr eure Charakterfehler nie erkannt und den
großen Unterschied, der zwischen Christi und eurem Leben besteht, nicht wahrgenommen
habt. Es war euer Bestreben, eine solche Stellung einzunehmen, dass ihr das Vertrauen
eurer Brüder nicht völlig verliert.
Z4.362.3 (4T.332.3) Absatz: 7/30
Es wurde mir gezeigt, dass die Gemeinde in ... sich in einem beklagenswerten Zustand
befindet. Dein Einfluss, Bruder AB, und der deiner Frau, hat zu Unreinigkeit und Streit
geführt, wie ihr alle sehen könnt, und bedeutet für die Gemeinde völligen Untergang, es
sei denn, ihr wechselt euren Wohnort oder bekehrt euch. Ihr verderbt alle, die mit euch
verbunden sind. Ihr habt Sympathisanten, weil nicht alle sehen, wie Gott sieht. Ihr
Begriffsvermögen ist durch eure vielen Worte und angenehmen Reden verfinstert worden.
Das ist eine traurige, entmutigende Tatsache.
Z4.363.1 (4T.333.1) Absatz: 8/30
Es wurde mir gezeigt, dass AB befähigt wäre, die Versammlungen zu leiten, was die
Redegabe anbelangt. Zieht man aber moralische Tauglichkeit in Betracht, so wird er als zu
leicht erfunden. Sein Herz steht nicht recht vor Gott. Wenn andere eine leitende Stellung
übernehmen, müssen sie seinem und seiner Frau Widerstand begegnen. Dieser
ungeheiligte Geist wirkt nicht öffentlich, sondern im Geheimen, um jene, die ihr Bestes tun
wollen, zu hindern, zu verwirren und zu entmutigen. Gott sieht das alles, und er wird zur
angemessenen Zeit seinen Lohn empfangen. Die Politik dieses Bruders besteht darin,
entweder zu herrschen oder zu ruinieren, und seine Frau nimmt jetzt auch keine bessere
Stellung ein. Ihre Sinne sind verdorben. Sie steht nicht recht vor Gott.
Z4.363.2 (4T.333.2) Absatz: 9/30
Bruder AB, im Himmel wird über deine traurige Geschichte Buch geführt. Im Herzen
kämpfst du wider die tadelnden Zeugnisse. Die Familie E war und ist betreffs deiner
Person betrogen. Andere sind mehr oder weniger verwirrt, da du gut über die
gegenwärtige Wahrheit sprechen kannst. In der Gemeinde in ... herrscht keine Harmonie
und Einigkeit. Du hast das dir geschenkte Licht weder angenommen noch befolgt. Hättest
du den Rat Salomos beachtet, würdest du dich heute nicht auf einem so schlüpfrigen Pfad
befinden. Er sagt: "Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht
auf deinen Verstand." Sprüche 3,5. Völlige Unterwerfung unter Gottes Willen und Wege,
verbunden mit tiefem Misstrauen gegenüber deiner eigenen Weisheit, würde dich auf
einen sicheren Pfad geführt haben.
Z4.363.3 (4T.333.3) Absatz: 10/30
Du besitzt sehr großes Selbstvertrauen. Wurde jemand aufgetragen, die Versammlungen
zu leiten oder eine Vertrauensstellung einzunehmen, ohne Berücksichtigung deiner
Person, dann hast du beschlossen, dass er zu keinem Erfolg kommen soll, soweit du es
verhindern kannst, und mit der ganzen Kraft deines verkehrten Willens hast du dich ihm
entgegengestellt.
Z4.364.1 (4T.333.4) Absatz: 11/30
Dein Betragen gegenüber Bruder D war schimpflich. Er hegte tiefe Sympathie für dich. Er
war dein Freund gewesen. Aber dass er sich von dir trennte, genügte, in dir einen Geist
der Eifersucht zu wecken, der grausamer war als das Grab, und dieser Geist offenbarte
sich gegenüber einem Blinden, der freundlichste Fürsorge und tiefstes Mitgefühl von euch
allen benötigte. Es war dein verdorbener und betrüglicher Geist, der andere verleitete, dir
anstatt ihm beizustehen. Als er sah, dass es keine Möglichkeit gab, seinen Fall im wahren
Licht vor den Brüdern darzustellen, war er völlig überzeugt, dass das Unrecht über Recht
und Gerechtigkeit triumphierte, und sein Geist war so verwundet, dass er verzweifelte.
Dann gab er seinen Halt an Gott auf. Ein teilweiser Schlaganfall warf ihn nieder. Er wurde
geistig und körperlich fast ruiniert. In den Gemeindeversammlungen wurde über
Geringfügigkeiten gesprochen, diskutiert und so viel wie möglich aus ihnen gemacht, und
falsche, absolut falsche Eindrücke wurden den Anwesenden vermittelt.
Z4.364.2 (4T.334.1) Absatz: 12/30
Einem Mann, der im Vollbesitz aller seiner Sinne ist, solchen Schaden zuzufügen, ist eine
schwere Sünde. Aber eine solche Handlungsweise gegenüber einem Blinden, der in einer
Weise behandelt werden sollte, dass er den Verlust seines Augenlichtes so wenig wie
möglich spürt, ist eine Sünde von weit größerer Tragweite. Wärest du ein Mann mit
Feingefühl oder einfach ein Christ, als welchen du dich ausgibst, gewesen, hättest du ihn
niemals so misshandelt. Bruder D hat einen Freund im Himmel, der seine Sache vertritt,
und er hat ihn gestärkt, Gottes Verheißungen aufs neue zu ergreifen. Als Bruder D vor
Kummer über die Behandlung beinahe verzweifelte, handelte er wie ein Unsinniger. Dies
wurde gegen ihn verwandt als Beweis, dass er einen verkehrten Geist hatte. Aber der
allsehende Richter wägt die Beweggründe, und er belohnt jeden nach seinen Werken.
Z4.364.3 (4T.334.2) Absatz: 13/30
Du, Bruder AB, bist aufgeblasen in deinem nichtigen Eigendünkel und hast geglaubt, du
wärest für jede Aufgabe geeignet. Du hast die Zeugnisse des Geistes Gottes verworfen.
Könntest du handeln, wie du wolltest, würdest du alle bestehende Ordnung umwerfen und
neu gestalten. Wie schwer ist es für dich, alles im rechten Licht zu sehen, wenn die Pflicht
in die eine Richtung weist und deine Neigung in eine andere. Deine Ansichten über Christi
Charakter und die Vorbereitung fürs zukünftige Leben sind beschränkt und verkehrt.
Z4.365.1 (4T.335.1) Absatz: 14/30
Es wurde mir gezeigt, dass die Brüder B und ihre Familien eine fortschreitend schlechtere
Haltung einnehmen. "Sie sind Wolken ohne Wasser, von dem Winde umgetrieben, kahle,
unfruchtbare Bäume, zweimal erstorben und ausgewurzelt." Judas 12. Fahren sie so fort
wie bisher, wird sich dieser Vers an ihnen erfüllen. Weil sie sich auf ihren eigenen
Verstand verlassen, haben sie den Punkt erreicht, wo es ihnen an praktischer Frömmigkeit
fehlt; sie haben keinen Himmel und keinen Gott.
Z4.365.2 (4T.335.2) Absatz: 15/30
Wenn alle Gemeindeglieder mit Gott verbunden wären, würden sie die beschränkten
Fähigkeiten dieser Männer, ihr Vorurteil, ihren Neid, ihre Eifersucht und ihr Selbstvertrauen
erkennen. Die Einwände, die ihre bösen Herzen gegen die Zeugnisse des Geistes Gottes
erheben mögen, wird Gott in seiner Vorsehung nicht entfernen. Sie werden über ihre
eigenen Zweifel stolpern und fallen. Aber die Geschwister sollten erkennen, dass ihre
stolzen Herzen sich nie gedemütigt haben, ihr Hochmut niemals aufgegeben wurde. Die
Bibel spricht deutlich über alles, was zu des Christen Pflicht gehört. Alle, die Gottes Willen
tun wollen, werden mit der Lehre bekannt sein. Aber diese Personen suchen nach Licht
von ihren eigenen Kerzen und nicht von der Sonne der Gerechtigkeit.
Z4.365.3 (4T.335.3) Absatz: 16/30
Niemand, der nicht das ausspricht, was er wirklich denkt, kann als vertrauenswürdig
betrachtet werden. Falschheit besteht in der Absicht zu betrügen. Dies kann durch einen
Blick oder ein Wort zum Ausdruck kommen. Selbst Tatsachen können so hingedreht und
dargestellt werden, dass Falschheit herauskommt. Einige sind darin geübt, und sie werden
sich wegen ihres Abweichens von der genauen Wahrheit rechtfertigen. Dann gibt es
solche, die aus purer Bosheit Lügen erfinden, um den Ruf eines andern zu schädigen oder
zu ruinieren. Um selbstsüchtigen Gewinnes willen werden im Kaufen und Verkaufen von
Waren, von Vieh oder sonstigen Gütern Lügen geäußert. Menschen, die mehr scheinen
wollen als was sie sind, werden aus Eitelkeit lügen. Keine Geschichte, die ihnen zu Ohren
kommt, wird weitergegeben ohne Ausschmückung ihrerseits. Ach, wie viel geschieht in
dieser Welt, wovon die Täter eines Tages wünschen werden, es nie getan zu haben! Aber
der Bericht in den Himmelsbüchern wird die traurige Geschichte von Falschheit in Worten
und Handlungen offenbaren.
Z4.366.1 (4T.336.1) Absatz: 17/30
Falschheit und Betrug jeder Art ist Sünde gegen den Gott der Wahrheit und der
Wahrhaftigkeit. Gottes Wort spricht klar darüber. "Lüget nicht untereinander." Kolosser 3,9.
"...und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt;
das ist der andere Tod." Offenbarung 21,8. Gott ist ein Gott der Aufrichtigkeit und
Wahrheit. Gottes Wort ist die Wahrheit. Jesus ist ein treuer und wahrhaftiger Zeuge. Die
Gemeinde ist ein Zeuge und ein Grundpfeiler der Wahrheit. Alle Gebote des Allerhöchsten
sind wahrhaft und gerecht. Wie müssen dann Ausflüchte und jede Übertreibung oder
Betrug in seinen Augen erscheinen? Für die Falschheit, die Elisas Diener äußerte, weil er
die Geschenke erlangen wollte, die der Prophet verweigert hatte, wurde er mit Aussatz
behaftet, der zum Tode führte.
Z4.366.2 (4T.336.2) Absatz: 18/30
Selbst das Leben sollte nicht mit dem Preis einer Lüge erkauft werden. Durch ein Wort
oder Kopfnicken hätten die Märtyrer die Wahrheit verleugnen und ihr Leben retten können.
Wenn sie nur einen Krümel Weihrauch auf den Götzenaltar gestreut hätten, wären sie vor
dem Scheiterhaufen, dem Schafott oder dem Kreuz bewahrt geblieben. Aber sie weigerten
sich, durch Wort oder Tat eine Falschheit zu begehen, obgleich sie ihr Leben dadurch
hätten retten können. Sie zogen Einkerkerung, Qualen und Tod der Verletzung ihres
Gewissens vor. Sie wollten ihre Freiheit nicht durch Betrug, Falschheit und Abfall erkaufen.
Durch Treue und Glauben an Christum erlangten sie ein fleckenloses Kleid und mit
Edelsteinen geschmückte Kronen. In Gottes Augen war ihr Leben geadelt und erhaben,
weil sie unter schwierigsten Umständen treu für die Wahrheit einstanden.
Z4.367.1 (4T.336.3) Absatz: 19/30
Menschen sind sterbliche Wesen. Sie mögen aufrichtig fromm sein und doch vieles falsch
verstehen und mancherlei Charakterfehler haben. Sie können nicht Christi Nachfolger sein
und sich gleichzeitig mit denen verbünden, "die da lieb haben und tun die Lüge".
Offenbarung 22,15. Solch ein Leben ist ein Betrug, eine fortgesetzte Lüge, eine
schreckliche Täuschung. Es erfordert den ganzen Mut von Männern und Frauen, zur
Erkenntnis ihrer Sünden zu gelangen und sie freimütig zu bekennen. Zu sagen: "Dieser
Irrtum geht auf meine Rechnung", fordert einen starken inneren Grundsatz, den die Welt
nur in ganz geringem Maße aufweist. Wer aber den Mut besitzt, dies aufrichtig zu
bekennen, hat einen entschiedenen Sieg über sich selbst davongetragen und dem Feind
wirksam die Tür verschlossen.
Z4.367.2 (4T.337.1) Absatz: 20/30
Ein Festhalten an den striktesten Prinzipien der Wahrheit mag augenblickliche
Unannehmlichkeiten und selbst zeitlichen Verlust mit sich bringen; aber es wird den Lohn
im zukünftigen Leben vermehren. Religion besteht nicht nur in einem System von leblosen
Lehren, sondern vielmehr in praktisch angewandtem Glauben, der das Leben heiligt und
das Verhalten im Familienkreis und in der Gemeinde korrigiert. Viele mögen Minze, Dill
und Kümmel verzehnten, aber das Schwerste im Gesetz, Barmherzigkeit und die Liebe
Gottes, vernachlässigen. Demütig vor Gott zu wandeln ist notwendig zur
Vervollkommnung des christlichen Charakters. Gott fordert unwandelbaren Grundsatz in
den unbedeutendsten Einzelheiten in den Verrichtungen des Lebens. Christus sagte: "Wer
im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu." Lukas 16,10.
Z4.367.3 (4T.337.2) Absatz: 21/30
Weder die Bedeutung noch die scheinbare Unwichtigkeit eines Geschäftsvorganges
macht ihn reell oder unreell, ehrlich oder unehrlich. Beim geringsten Abweichen von der
Redlichkeit begeben wir uns auf des Feindes Grund und Boden, und wir mögen uns
Schritt um Schritt in immer tiefere Ungerechtigkeit verstricken. Ein Großteil der christlichen
Welt trennt Religion von ihren Geschäften. Tausende von kleinen Tricks und kleinen
Unehrlichkeiten werden im Umgang mit ihren Mitmenschen praktiziert, die den wahren
Herzenszustand offenbaren und seine Verderbtheit zeigen.
Z4.368.1 (4T.337.3) Absatz: 22/30
Du, Bruder AB, bereitest der Wahrheit keine Ehre. Die Quelle muss gereinigt werden,
damit der Strom rein sein kann. Deine Frau ist viel zu sehr damit beschäftigt, Flecken und
Fehler im Charakter ihrer Geschwister festzustellen. Während sie den Garten ihrer
Nachbarn vom Unkraut befreien will, vernachlässigt sie ihren eigenen. Sie muss sich
ernstlich anstrengen, einen fleckenlosen Charakter zu entwickeln. Es besteht große
Gefahr, dass sie dieses versäumt. Verliert sie den Himmel, hat sie alles verloren. Ihr beide
müsst den Seelentempel reinigen, der sehr befleckt ist. Eure Gemüter sind sehr
verdorben. "Des Herrn Furcht ist Anfang der Erkenntnis." Sprüche 1,7. Wacht eifersüchtig
über euch selbst, misstraut euch; niemals aber benutzt eure Zunge, Eifersucht gegenüber
andern zu äußern. Ihr beide habt eine große Aufgabe vor euch. Demütigt euch so vor Gott,
dass er eure Reue annehmen kann. Bisher wart ihr nur Hörer, aber keine ausdauernden
Täter des Wortes. Ihr habt oftmals zugegeben, dass ihr verkehrt gewesen seid; aber der
fleischliche Sinn blieb unverändert. Unter dem Einfluss von Gefühlen habt ihr kleine
Veränderungen vorgenommen. Doch hat keine Reform in den Grundsätzen stattgefunden.
Ich sah, dass die Zeit jetzt gekommen ist, dass man euren Fall behandeln muss, wenn ihr
in eurem Leben keine entschiedene Änderung vornehmt. Die Gemeinde Gottes darf
keinen Vergleich mit eurem verkehrten Betragen und eurem niedrigen Stand im
christlichen Leben eingehen.
Z4.368.2 (4T.338.1) Absatz: 23/30
Einer von euch Brüdern genügt vollkommen an einem Platz. Fortwährend streitet und
kämpft ihr untereinander. Ihr hasst euch gegenseitig. Obgleich ihr bei Weltmenschen, mit
denen ihr verkehrt, bereits zu einem Sprichwort geworden seid, befindet ihr euch so weit
von Gott entfernt, dass ihr euch einbildet, recht zu stehen. Jeder von euch benötigt eine
bessere Erkenntnis des Charakters Christi, damit ihr begreifen könnt, was es heißt, ihm
gleich zu sein. Wenn ihr nicht alle euer Verhalten ändert und nicht euer hochtrabendes,
diktatorisches und unhöfliches Betragen ablegt, werdet ihr dem Werk immer Schande
bereiten, ganz gleich, wo ihr seid. Es wäre dann besser für euch, niemals geboren worden
zu sein. Die Zeit ist für euch gekommen, euch für rechts oder für links zu entscheiden. "Ist
der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach." 1.Könige 18,21.
Der entstellte Charakter, den ihr entwickelt habt, ist eine Schande für den christlichen
Namen. Unter eurer Herrschaft oder Leitung wird keine Gemeinde gedeihen, denn ihr seid
nicht mit Gott verbunden. Ihr seid prahlerisch, stolz und eingebildet und würdet andere
nach eurem Ebenbild umgestalten.
Z4.369.1 (4T.338.2) Absatz: 24/30
Gottes Gemeinde wurde lange durch eure unchristlichen Taten und euer unchristliches
Betragen belastet. Gott möge euch helfen, zu sehen und zu fühlen, dass eure ewigen
Interessen eine völlige Umgestaltung erfordern. Durch euer Beispiel werden andere vom
reinen, erhabenen Pfad der Heiligkeit abwendig gemacht. Wahrhaft große Männer sind
unverändert bescheiden. Sie sind mit Demut bekleidet wie mit einem Gewand. Jene, die
ihr Gedächtnis mit nützlicher Erkenntnis angefüllt haben, die echte Fertigkeiten und
Bildung besitzen, sind am bereitwilligsten, die Schwäche ihrer eigenen Weisheit
anzuerkennen. Sie sind weder selbstvertrauend noch prahlsüchtig. Angesichts dessen,
was sie an Verstandesgröße erreichen können, scheint es ihnen, als befänden sie sich
noch ganz am Anfang. Es ist der oberflächliche Denker, dessen Kenntnisse noch äußerst
gering sind, der sich weise dünkt und sich ekelhaft wichtig vorkommt.
Z4.369.2 (4T.339.1) Absatz: 25/30
Ihr hättet heute ehrenwerte und vertrauenswürdige Männer sein können. Ihr seid aber so
selbstzufrieden gewesen, dass ihr das Licht und die Vorrechte, die euch gnädig gewährt
wurden, nicht genützt habt. Eure Verstandeskräfte haben durch die christlichen
Eigenschaften nicht zugenommen noch wurden eure Neigungen durch Umgang mit dem
Lebensspender geheiligt. Da besteht eine solche Kleinlichkeit, eine solch irdische
Gesinnung, die das äußere Wesen kennzeichnet und die ohne Zweifel die Tatsache
bezeugen, dass ihr eigene Wege gegangen, eigenen Ansichten gefolgt und mit eigenen
Plänen erfüllt seid.
Z4.369.3 (4T.339.2) Absatz: 26/30
Wenn der Mensch mit Gott verbunden ist und aufrichtig sein Wohlgefallen sucht, wird er
verfeinert, veredelt und geheiligt. Das Werk der Veredelung muss der Mensch mit Christi
Hilfe selbst durchführen. Der Himmel mag ihm jeden Vorteil bieten, was zeitliche und
geistliche Dinge anbelangt; es wird aber alles umsonst sein, wenn er nicht willens ist,
diese Segnungen anzuwenden und sich selbst zu helfen. Seine eigenen Kräfte müssen
betätigt werden, oder er wird schließlich in der Waage gewogen und zu leicht erfunden
werden. Sein Leben hier auf Erden wird ein Fehlschlag sein, und das zukünftige Leben
wird er ebenfalls verlieren.
Z4.370.1 (4T.339.3) Absatz: 27/30
Alle, die sich entschlossen bemühen wollen, Hilfe von oben zu empfangen und das eigene
Ich zu unterwerfen und zu kreuzigen, können in dieser Welt erfolgreich sein und das
zukünftige, ewige Leben erlangen. Diese Welt ist des Menschen Arbeitsfeld. Seine
Vorbereitung auf die zukünftige Welt ist davon abhängig, auf welche Weise er seine
Pflichten in dieser Welt erfüllt. Ihm ist von Gott bestimmt, ein Segen für die Gesellschaft zu
sein. Selbst wenn er es wollte, könnte er nicht allein für sich leben und sterben. Gott hat
uns zu Gliedern einer Familie miteinander verbunden, und dieses
Verwandtschaftsverhältnis ist jeder verpflichtet zu pflegen. Wir haben Dienstleistungen für
andere zu erbringen, die wir nicht ignorieren können, wenn wir Gottes Geboten
nachkommen wollen. Wünschen wir nur für uns selbst zu leben, zu denken und zu
handeln, dann können wir niemals Gottes Diener werden. Hochklingende Titel und
hervorragende Talente sind nicht notwendig, um gute Bürger oder beispielhafte Christen
zu sein.
Z4.370.2 (4T.340.1) Absatz: 28/30
Wir haben in unseren Reihen zu viele, die ruhelos, geschwätzig und voller Eigenlob sind.
Sie nehmen sich die Freiheit, sich in den Vordergrund zu drängen, und haben keine
Ehrfurcht vor Alter, Erfahrung oder Amt. Die Gemeinde leidet heute unter Mangel an
Männern mit entgegengesetzten Charakterzügen – an bescheidenen, ruhigen,
gottesfürchtigen Männern, die bereit sind, unbequeme Lasten zu tragen, nicht um einen
Namen zu haben, sondern um dem Meister zu dienen, der für sie starb. Personen dieses
Charakters finden es nicht unter ihrer Würde, vor den Alten aufzustehen und graue Haare
mit Respekt zu behandeln. Unsere Gemeinden benötigen des Ausjätens. Unter ihren
Gliedern herrscht zu viel Selbsterhöhung und Selbstgenügsamkeit.
Z4.371.1 (4T.340.2) Absatz: 29/30
Gott wird Freude daran haben, solche zu ehren, die ihn fürchten und ehren. Der Mensch
kann zu solcher Größe gelangen, dass er ein Bindeglied zwischen Himmel und Erde
darstellt. Er ging mit völlig ausgeglichenem Charakter aus der Hand des Schöpfers hervor,
mit solchen Fähigkeiten zur Weiterbildung ausgestattet, dass er, verbunden mit göttlichem
Einfluss, beinahe die Sphäre der Engel erreichen kann. Hat er jedoch diese Höhe erreicht,
wird er sich seiner Güte und Größe unbewusst sein.
Z4.371.2 (4T.340.3) Absatz: 30/30
Gott hat den Menschen mit Verstandeskräften ausgerüstet, die höchster Entwicklung fähig
sind. Hätten die Brüder B ihre natürliche Grobheit und Ungeschliffenheit ihres Wesens
erkannt und mit emsiger Sorgfalt ihren Verstand kultiviert und erzogen, die schwachen
Charakterzüge gestärkt und die offenkundigen Fehler korrigiert, wären einige von ihnen
als Christi Botschafter angenommen worden. So wie sie aber jetzt sind, kann Gott nicht
einen von ihnen als seinen Stellvertreter akzeptieren. Sie haben die Notwendigkeit der
Entwicklung nicht so erkannt, dass sie danach trachten würden. Ihr Verstand wurde nicht
durch Studium, Beobachtung, Nachsinnen und fortwährendes Bemühen dahingehend
erzogen, für die Pflichten des Lebens geschickt zu werden. Die Mittel zur
Vervollkommnung stehen allen zur Verfügung. Niemand ist so arm oder so beschäftigt,
dass er nicht mit Jesu Hilfe Fortschritte im Leben und im Charakter machen könnte.
Kapitel 30: Selbstunterhaltende Prediger
Z4.371.3 (4T.341.1) Absatz: 1/22
Bruder und Schwester F, mir wurde die große Barmherzigkeit und unendliche Liebe Gottes
gezeigt, indem er euch eine weitere Probezeit gewährte. Es ist notwendig, dass ihr euch
um körperliche und geistliche Kraft an den mächtigen Heiler klammert. Ihr seid nicht
gesund; doch es besteht die Gefahr, dass ihr euch für kränker haltet als ihr wirklich seid.
Ihr hattet kein Durchhaltevermögen, weil ihr keinen geduldigen, hoffnungsvollen,
beherzten Geist gehegt habt. Ihr gebt euch eurer Schwäche hin, anstatt dagegen
anzukämpfen. Zur Rechten und zur Linken werdet ihr von Versuchungen umgeben sein.
Fahrt ihr jedoch im Wohltun fort, könnt ihr eure Charakterfehler überwinden. Ihr wart dem
Verderben tatsächlich recht nahe; aber Gott hat keinen von euch beiden völlig verlassen.
Seine unendliche Barmherzigkeit, indem er euch eine weitere Gelegenheit einräumt, eure
Treue zu ihm zu beweisen, ist ein Aufruf an euch, sehr demütig vor ihm zu wandeln und
über euch zu wachen. Ihr seid so nachsichtig gegenüber eurem eigenen Ich gewesen und
habt es so gepflegt, dass ihr eine völlige Kehrtwendung machen müsst.
Z4.372.1 (4T.341.2) Absatz: 2/22
Du, Bruder F, bist sehr selbstsüchtig gewesen, und dies war verächtlich in Gottes Augen.
Du und auch deine Frau seid ständig von diesem Übel angefochten. Durch Genusssucht
und Nachgiebigkeit gegen euch selbst sind eure Kräfte sehr geschwächt. Keinem von
euch beiden mangelt es an natürlicher Vernunft und Unterscheidungsvermögen. Aber ihr
seid lieber eurer Neigung anstatt der Pflicht gefolgt. Ihr habt versäumt, die verkehrten
Charakterzüge zu unterdrücken und die moralische Kraft zu stärken.
Z4.372.2 (4T.341.3) Absatz: 3/22
Bruder F, daheim bist du von Natur aus ungeduldig, missmutig und streng. Sobald du dich
in einer neuen Umgebung heimisch fühlst, offenbaren sich die gleichen Charakterzüge.
Deine Worte sind oft ungeduldig und anmaßend. Darüber solltest du Buße tun. Du kannst
jetzt neu beginnen, Gott hat dir in seiner großen Gnade eine neue Gelegenheit geschenkt.
Deine Frau hat vieles in ihrem Charakter, wogegen sie ankämpfen muss. Du solltest
achtgeben, sie nicht den Versuchungen Satans auszusetzen. Ärger, Krittelei und falsche
Behauptungen müssen aufgegeben werden. Welchen Termin hast du dir gesetzt, bis wann
du deinen verkehrten Willen und deine Charakterfehler überwunden haben willst? Bei dem
Fortschritt, den du bisher gemacht hast, mag deine Prüfungszeit abschließen, ehe du
entschlossen ans Werk gegangen bist, um den Sieg über dich selbst davonzutragen.
Gottes Vorsehung wird dich in Lagen bringen, wo deine Eigenheiten, wenn sie existieren,
herausgefordert und offenbart werden. Du siehst und erkennst nicht die Auswirkung deiner
gedankenlosen, ungeduldigen, klagenden und jammervollen Worte.
Z4.373.1 (4T.342.1) Absatz: 4/22
Du und deine Frau, ihr habt eine weitere goldene Gelegenheit, um Christi willen zu leiden.
Wenn ihr darüber jammert, werdet ihr keinen Lohn empfangen. Seid ihr aber willig und
freudig und offenbart den gleichen Geist wie Petrus nach seinem Fall, könnt ihr Sieger
sein. Während seines ganzen Lebens war er traurig, dass er Christum so feige verleugnet
hatte. Als er um seines Glaubens willen den Märtyrertod erleiden sollte, stand ihm diese
demütigende Tatsache immer noch vor Augen, und er bat darum, nicht auf die gleiche Art
und Weise gekreuzigt zu werden wie sein Herr. Er fürchtete, dass dies nach seinem Fall
zu ehrenhaft für ihn sein würde. Seine Bitte war, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu
werden. Welch ein Empfinden hatte Petrus von seiner Sünde, indem er seinen Herrn
verleugnete! Welche Bekehrung machte er durch! Hinfort führte er ein Leben der Reue
und Demütigung.
Z4.373.2 (4T.342.2) Absatz: 5/22
Ihr habt alle Ursache, zu erzittern, wenn ihr Gott durch sein Gesetz betrachtet. Als Mose
Gottes Majestät sah, erklärte er: "Ich bin erschrocken und zitterte." Hebräer 12,21. Das
Gesetz verkündigte den Tod für den Übertreter. Dann wurde Mose das versöhnende Blut
vorgeführt. Das reinigende Blut Christi, das den Sünder reinwäscht, wurde ihm offenbart,
und seine Furcht wurde hinweggefegt, wie der Nebel vor den Strahlen der aufgehenden
Sonne weicht. So kann es mit dem Sünder sein. Durch Reue Gott gegenüber und durch
Glauben an unsern Herrn Jesum Christum wird Vergebung vermerkt, und die Sonne der
Gerechtigkeit umhüllt ihn mit hellen, heilenden Strahlen und zerstreut den Zweifel und die
Furcht, die seine Seele in Nebel hüllte. Mose kam vom Berg, wo er mit Gott geredet hatte,
und sein Angesicht glänzte vom himmlischen Licht, das auf die Kinder Israel widerstrahlte.
Er erschien ihnen wie ein Engel, der direkt aus der Herrlichkeit kam. Dieser göttliche Glanz
war jenen Sündern schmerzlich. Sie flohen vor Mose und baten ihn, diese strahlende
Herrlichkeit zu verdecken, damit sie nicht davon verzehrt würden, wenn sie sich ihr
näherten.
Z4.374.1 (4T.343.1) Absatz: 6/22
Mose war ein Student gewesen. Er war in allen Wissenschaften der Ägypter wohl
unterrichtet. Doch dies waren nicht die einzigen Fähigkeiten, die er benötigte, um ihn für
seine Aufgabe vorzubereiten. In Gottes Vorsehung sollte er Geduld und Zügelung seiner
Leidenschaften lernen. In der Schule der Selbstverleugnung und des harten Lebens sollte
er eine Erziehung erlangen, die für ihn von größter Wichtigkeit war. Diese Schwierigkeiten
würden ihn vorbereiten, väterliche Fürsorge allen angedeihen zu lassen, die seiner Hilfe
bedurften. Keine Erkenntnis, kein Studium, keine Redekunst konnte diese Erfahrung in
Schwierigkeiten ersetzen, die jemand benötigt, der über Seelen wachen und Rechenschaft
darüber ablegen soll. Im Verrichten der Arbeit eines demütigen Hirten, in
Selbstvergessenheit und Fürsorge für die Herde, über die er wachte, sollte er auf das
erhabenste Werk, das Sterblichen je anvertraut wurde – ein Hirte der Herde des Herrn zu
sein – vorbereitet werden. Diejenigen, die Gott in der Welt fürchten, müssen mit ihm
verbunden sein. Christus ist der beste Erzieher, den die Welt je kannte. Von ihm Weisheit
und Erkenntnis zu erlangen war für Mose wertvoller als alle Weisheit der Ägypter.
Z4.374.2 (4T.343.2) Absatz: 7/22
Bruder und Schwester F, ich bitte euch, macht Ernst und kommt zu Gott durch Jesum
Christum. "Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das
wird er ernten." Galater 6,7. Wer seine Talente und Mittel fürs eigene Ich zur Befriedigung
der niederen Leidenschaften vergeudet, wird Verderben ernten. Seine Ernte ist gewiss.
Sein Verstand wird seine Aufnahmefähigkeit und Kraft verlieren. Sein Geist wird zerrüttet
und sein Leben verkürzt. Gott fordert von euch, gründlichere Anstrengungen zu machen,
das eigene Ich zu unterwerfen und zu beherrschen. Es wurde mir gezeigt, dass Gott und
die Engel bereit sind und darauf warten, euch in dieser wichtigen Aufgabe zu helfen. Wenn
ihr sie aufschiebt, ja, wenn ihr nur zögert, mag es zu spät sein. Eure Prüfungszeit ist
verlängert worden, jetzt formt ihr euren Charakter, und bald, mein lieber Bruder und meine
Schwester, wird er für immer festgelegt sein. Halbherziges Werk wird euch den Himmel
nicht einen Schritt näher bringen. Unentschlossenheit artet bald in Entschlossenheit für die
falsche Richtung aus. Viele entscheiden sich, dem eigenen Ich und Satan zu dienen,
indem sie keine entschiedene Anstrengungen machen, ihre Charakterfehler zu
überwinden. Während viele ihre sündigen Neigungen hegen und erwarten, sie irgendwann
einmal zu überwinden, entscheiden sie sich fürs Verderben. Bruder und Schwester F, im
Namen Jesu Christi könnt ihr jetzt, zu "dieser eurer Zeit" den Sieg erlangen. Plant und
studiert nicht, wie ihr euch selbst dienen könnt. Ihr könnt nicht völlig dem Herrn
angehören, während ihr auch nur in geringster Weise Selbstsucht ermutigt. Eine solch
große Liebe, wie sie der Erlöser euch erwiesen hat, sollte nur mit großer Demut und
fortwährender Dankbarkeit angenommen werden. Um glücklich sein zu können, müsst ihr
eure Gedanken und Worte unter Kontrolle halten. Es wird euch eine große Anstrengung
kosten. Aber es muss sein, wenn ihr als Gottes Kinder anerkannt werden wollt. Lasst nicht
nach in euren Anstrengungen. Satan kämpft um eure Seelen, und er muss enttäuscht
werden.
Z4.375.1 (4T.344.1) Absatz: 8/22
Wenn du, Bruder F, an einem Ort mit der Arbeit beginnst, gewinnst du im allgemeinen das
Vertrauen der Leute. Werden sie aber näher mit dir bekannt, treten deine Charakterfehler
so offensichtlich hervor, dass viele ihr Vertrauen in deine Frömmigkeit verlieren. Damit
wirfst du einen Schatten auf alle Prediger der Gemeinschaft. Ein kurzer Aufenthalt an
einem Ort würde deinem Ruf keinen Schaden zufügen. Wenn du ernstlich beschäftigt und
von widrigen Einflüssen umgeben bist, ist dein Geist so von der Arbeit beansprucht, dass
du weder Zeit noch Gelegenheit hast, so viel an dich selbst zu denken. Wenn dann die
Arbeit getan ist und du anfängst, dich mit der eigenen Person zu beschäftigen – und das
zu tun ist für dich natürlich – verwöhnst du dich, benimmst dich kindisch, dein
Temperament macht sich durch Empfindlichkeit und Verdrießlichkeit bemerkbar, und du
fügst dem Werke Gottes großen Schaden zu. Den gleichen Geist offenbarst du in der
Gemeinde. Dadurch wird dein Einfluss in der Öffentlichkeit sehr geschwächt, in einigen
Fällen unwiderruflich. Oftmals hast du ein kindisches Verhalten an den Tag gelegt, selbst
in deiner Arbeit, Seelen zur Wahrheit zu bringen. Die Eindrücke, die die Zeugen davon
erhielten, sind furchtbar. Zwischen zwei Dingen musst du dich jetzt entscheiden: Entweder
musst du ein geheiligter Mann im Heim, in der Familie und in der Gemeinde sein, stets
freundlich und geduldig, oder du darfst dich nicht in einer Gemeinde niederlassen; denn
deine Fehler werden offen zutage treten, und der Erlöser, den du bekennst zu lieben und
dem zu dienen du vorgibst, wird entehrt.
Z4.376.1 (4T.345.1) Absatz: 9/22
Der Glaube Moses brachte ihn dahin, nach unsichtbaren, ewigen Dingen Ausschau zu
halten. Er verließ die glänzenden Attraktionen des Hoflebens, weil dort die Sünde lauerte.
Er gab Zeitliches, anscheinend Gutes, auf, das jedoch darauf abzielte, Untergang und
Vernichtung herbeizuführen. Die wirklichen, ewigen Attraktionen waren ihm wertvoll. Die
Opfer, die Mose brachte, waren in Wirklichkeit keine Opfer. Er vertauschte ein
gegenwärtiges, nur scheinbares Gut gegen ein sicheres, erhabenes, ewiges Gut.
Z4.376.2 (4T.345.2) Absatz: 10/22
Mose erduldete die Schmach Christi, und diese hielt er für größeren Reichtum als alle
Schätze Ägyptens. Er glaubte den Worten Gottes und konnte durch nichts in der Welt
beeinflusst werden, von seiner Redlichkeit abzulassen. Er wandelte auf der Erde als freier
Gottesmann. Christi Liebe wohnte in seiner Seele. Diese verlieh ihm nicht nur Würde,
sondern fügte der Würde auch den Glanz wahrer christlicher Tugenden hinzu. Mose
wandelte einen rauen, gefährlichen Pfad; aber er schaute auf das Unsichtbare und
zauderte nicht. Die verheißene Belohnung zog ihn an. So kann es auch mit uns sein. Er
war mit Gott vertraut.
Z4.376.3 (4T.345.3) Absatz: 11/22
Vor dir liegt die Aufgabe, den Rest deines Lebens mit Reformieren und Verbesserung des
Charakters auszukaufen. Ein neues Leben beginnt mit der Erneuerung der Seele. Christus
ist der innewohnende Erlöser. Das, was scheinbar schwer aufzugeben ist, muss
preisgegeben werden. Das herrschsüchtige, diktatorische Wort muss unausgesprochen
bleiben. Dann wird ein köstlicher Sieg errungen. Wahres Glück wird das Resultat jeder
Selbstverleugnung, jeder Kreuzigung des eigenen Ichs sein. Ein errungener Sieg macht
den nächsten leichter. Hätte Mose die ihm von Gott gewährten Gelegenheiten und
Vorrechte versäumt, würde er damit das Licht vom Himmel verworfen haben und wäre ein
enttäuschter, elender Mensch gewesen. Die Sünde stammt aus dem Abgrund. Wird sie
gehegt, nimmt Satan Besitz von der Seele, um dort die höllischen Feuer zu entzünden.
Gott hat sein Gesetz nicht gegeben, um die Rettung von Seelen zu verhindern. Er wünscht
vielmehr, dass alle gerettet werden. Der Mensch hat Licht und Gelegenheiten. Wenn er sie
nutzt, kann er überwinden. Durch Überwindung kann dein Leben von der Macht der
göttlichen Gnade zeugen. Satan möchte im Seelentempel seinen Thron aufrichten. Regiert
er dort, macht er sich durch ärgerliche und bittere Worte und Leidenschaften, die
bekümmern und verwunden, bemerkbar. Da Licht nicht mit Finsternis und Christus nicht
mit Belial übereinstimmen, muss der Mensch sich entweder für die eine oder andere Seite
entscheiden. Wenn er der Selbstbefriedigung, der Habsucht, dem Betrug, der Täuschung
oder anderen Sünden nachgibt, ermutigt er die Prinzipien Satans in seiner Seele und
verschließt sich selbst die Himmelstür. Wegen der Sünde wurde Satan aus dem Himmel
geworfen; und kein Mensch, der in die Sünde einwilligt und sie hegt, kann in den Himmel
eingehen, denn in diesem Fall würde Satan dort wieder Fuß fassen.
Z4.377.1 (4T.346.1) Absatz: 12/22
Wenn ein Mensch ernsthaft Tag und Nacht damit beschäftigt ist, seine Charakterfehler zu
überwinden, pflegt er Christum in seinem Seelentempel. Christi Licht wohnt in ihm. Unter
den hellen Strahlen des Lichtes von Christi Angesicht wird sein ganzes Wesen verfeinert
und veredelt. Der Frieden des Himmels wohnt in seiner Seele. Viele geben der
Leidenschaft, dem Betrug, der Selbstsucht und der Falschheit nach, und dann
entschuldigen sie sich jedesmal mit den Umständen, die sie in Versuchung führten. Das
entspricht deinem Fall. Gott ließ es zu, dass die Umstände in deiner Umgebung so waren,
dass sie zur Entwicklung des Charakters beitrugen. Aber du hattest es in der Hand, deine
Umgebung zu gestalten; denn wenn die Versuchung erduldet und ihr widerstanden wird,
können die Umstände im Namen Christi durch die Macht des Willens beherrscht werden.
Das heißt zu überwinden, wie Christus überwand. "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt
überwunden hat." 1. Johannes 5,4.
Z4.378.1 (4T.346.2) Absatz: 13/22
Bruder F, Gott ist dir gnädig. Dein Leben ist ein Fehlschlag gewesen, nicht wie es hätte
sein können und sein sollen. Du besitzt keine wahre Männlichkeit, keine erhabene
Reinheit der Gefühle. Du hegtest keine angemessene Selbstachtung, und deshalb hattest
du auch keinen wahren Respekt für andere. Du hast nicht Christum und die Macht seiner
Gnade verherrlicht. Während deines ganzen Lebens warst du auf jemand angewiesen, der
dich überwachte. Die gleiche Leichtfertigkeit und Wankelmütigkeit, die gleiche
Rücksichtslosigkeit und der Mangel an Selbstbeherrschung, die gleiche Eigensucht und
Ungeduld, die während deinen jüngeren Lebensjahren zum Ausdruck kamen, haben sich
jetzt in deinem Alter entwickelt und verschärft. Das müsste nicht so sein, wenn du alle
kindischen Gefühle und Ausbrüche abgelegt und dir Mannhaftigkeit angeeignet hättest. Du
hast dich zu deinem eigenen Schaden begünstigt. Deine Schmerzen und Schwächen hast
du so groß wie möglich dargestellt. Du schaust auf sie und beklagst dich darüber, aber du
wendest deinen Blick nicht von ihnen ab, um auf Jesum zu schauen. Denke doch, wie
wenig du im Vergleich zu den Leiden Christi zu leiden und zu erdulden hast. Er war
sündlos und litt als Gerechter für die Ungerechten.
Z4.378.2 (4T.347.1) Absatz: 14/22
Ein guter Baum wird keine verdorbene Frucht hervorbringen. Gute Unterhaltung wird ein
gutes Gewissen zur Folge haben, geradeso, wie gute Frucht von einem guten Baum
hervorgebracht wird. Wenn ein Mann unfreundlich und grob in seiner Familie und zu allen,
mit denen er in Verbindung steht, ist, braucht sich niemand zu fragen, wie er die
Gemeinde verwalten wird. Er wird die gleiche launische, herrschsüchtige Haltung
einnehmen, wie er sie daheim offenbart. Niemand kann Christi Sinn und Geist besitzen,
ohne in allen Verbindungen und Pflichten des Lebens eine bessere Stellung einzunehmen.
Murren, Klagen und ärgerliche Leidenschaft sind keine Früchte von guten Grundsätzen.
Du bedarfst des anhaltenden Gebets, weil du die hohen, edlen und moralischen
Charakterzüge nicht gestärkt hast. Dies ist, was du jetzt zu tun hast. Dieses Werk ist
schwierig, aber äußerst notwendig.
Z4.379.1 (4T.347.2) Absatz: 15/22
Während deines Aufenthaltes in Texas warst du ohne Hoffnung und fühltest dich von Gott
und Menschen verlassen. Jetzt, wo du einen neuen Anfang machst, lass das Werk der
Reformation gründlich und deine Reue solcherart sein, wie sie "niemand gereut". Deine
besten Tage, was Gesundheit und Kraft anbelangt, liegen in der Vergangenheit. Doch
durch rechte Gewohnheiten, einen fröhlichen Geist und ein reines Gewissen betreffs
deines gegenwärtigen Verhaltens kannst du dein Versagen noch in einen Sieg
verwandeln. Du hast keine Zeit zu verlieren. Deine Frau kann dir bei deiner Arbeit im
Erntefeld behilflich sein. Wenn sie durch die Wahrheit geheiligt ist, kann sie ein Segen für
dich und für Gottes Werk sein, indem sie mit andern spricht und geselligen Umgang pflegt.
Z4.379.2 (4T.348.1) Absatz: 16/22
Viele straucheln und fallen, weil sie einem verkehrten Temperament nachgeben.
Alexander und Cäsar fanden es sehr viel leichter, Königreiche zu überwinden als sich
selbst zu beherrschen. Nachdem sie Nationen besiegt hatten, fielen diese von der Welt
"groß" genannten Männer, der eine durch unbeherrschte Esslust als Opfer der
Unmäßigkeit, der andere durch Anmaßung und wahnsinnigen Ehrgeiz.
Z4.379.3 (4T.348.2) Absatz: 17/22
Der Herr ruft dich auf, Stolz und Starrsinn aufzugeben und seinem Frieden Raum in
deinem Herzen zu schaffen. Hege einen sanften und stillen Geist. Nimm Christi Sanftmut
mit in deine Arbeit. Ein aufgeregtes Temperament und schneidender Tadel werden die
Leute nicht beeindrucken noch Sympathie erwecken. Wenn wir die Wahrheit haben,
können wir es uns leisten, uns ruhig und ohne Aufregung zu verhalten. Unsere Sprache
sollte bescheiden und erhaben sein. Der Geist, den du im Innern gepflegt hast, hat
Eindrücke auf deinem Gesicht hinterlassen. Wenn Christus im Seelentempel wohnt, wird
er jenen ärgerlichen, verdrießlichen, unglücklichen Blick verbannen. Und wenn die Wolke
von Zeugen auf einen Menschen blickt, der Christi Ebenbild widerstrahlt, wird sie
feststellen, dass er von einer angenehmen Atmosphäre umgeben ist. Die Welt wird sehen,
dass er inmitten der Stürme von Misshandlung unbewegt dasteht, gleich einer stolzen
Zeder. Dieser Mann ist einer von Gottes Helden. Er hat sich selbst besiegt.
Z4.380.1 (4T.348.3) Absatz: 18/22
Der größte Teil der Widrigkeiten des Lebens, der täglichen verdrießlichen Sorgen, seines
Herzenskummers, seiner Verbitterung ist die Folge eines unbeherrschten Temperamentes.
Die Harmonie des häuslichen Kreises wird oft durch ein hastiges Wort und ärgerliches
Verhalten zerstört. Wie viel besser wäre es, dies zu unterlassen. Ein freundliches Lächeln,
ein friedliches, anerkennendes Wort, im Geist der Sanftmut gesprochen, würde eine Macht
sein, zu beruhigen, zu trösten und zu segnen. Selbstbeherrschung ist die beste
Herrschaft, die jemand in der Welt ausüben kann. Durch Anlegen des Schmuckes eines
sanften und stillen Geistes würden neunundneunzig von hundert Schwierigkeiten, die das
Leben so verbittern, vermieden. Viele entschuldigen ihre übereilten Worte und ihr
leidenschaftliches Temperament mit den Worten: "Ich bin empfindsam. Ich habe ein
hastiges Temperament." Dies wird niemals die Wunden heilen, die übereilte,
leidenschaftliche Worte verursacht haben. Einige sind tatsächlich von Natur aus
leidenschaftlicher veranlagt als andere; aber dieser Geist wird niemals mit Gottes Geist
harmonieren. Der natürliche Mensch muss sterben, und der neue Mensch, Jesus Christus,
muss von der Seele Besitz ergreifen, so dass der Nachfolger Jesu wahrheitsgemäß
bekennen kann: "Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." Galater
2,20.
Z4.380.2 (4T.349.1) Absatz: 19/22
Das eigene Ich ist schwer zu überwinden. Menschliche Verdorbenheit in jeder Form kann
nicht leicht Christi Geist unterworfen werden. Aber allen muss die Tatsache nahegebracht
werden, dass es keine Hoffnung für sie gibt, es sei denn, dass sie durch Christum den
Sieg erringen. Der Sieg kann erlangt werden. Bei Gott ist nichts unmöglich. Durch seine
unterstützende Gnade kann jede üble Leidenschaft, alle menschliche Verdorbenheit
überwunden werden. Jeder Christ muss von Christo lernen, der "nicht widerschalt, da er
gescholten ward." 1.Petrus 2,23.
Z4.380.3 (4T.349.2) Absatz: 20/22
Das Werk vor dir ist keine leichte Aufgabe, kein Kinderspiel. Du hast versäumt, zur
Vollkommenheit zu schreiten. Beginne aufs neue. Du kannst durch dein Leben bezeugen,
was die Macht und Gnade Gottes in Umgestaltung des natürlichen Menschen in einen
neuen Menschen in Christo Jesu zu tun vermag. Ihr beide könnt Überwinder werden,
wenn ihr im Namen Christi entschlossen das Werk in Angriff nehmt.
Z4.381.1 (4T.349.3) Absatz: 21/22
Eine feierliche Tatsache möchte ich eurem Herzen einprägen: Wenn Personen Satans
Täuschungen nachgegeben und sich damit auf Satans Grund und Boden begeben haben
und sich dann durch Gottes Gnade aus seinen Schlingen befreien wollen, müssen sie in
enge Verbindung mit Gott treten. Sie müssen das eigene Ich kreuzigen und völlig
umgewandelt werden, um den Sieg und das ewige Leben erringen zu können. Ihr beide
habt euch sehr weit von Gott entfernt. Ihr habt große Schande über sein Werk gebracht.
Ihr müsst jetzt sehr eifrig und ernsthaft an die Arbeit gehen, um jeden eurer
Charakterfehler zu überwinden und ein Leben der Demut, des Vertrauens und inständigen
Gebets zu führen. Im Glauben bittet Gott, um Christi willen die Vergangenheit
auszulöschen, so dass der böse Same, den ihr ausgestreut habt, sich nicht vermehrt und
aufbewahrt wird, um euch am Tage des Zorns zu verklagen.
Z4.381.2 (4T.349.4) Absatz: 22/22
Wenn ihr so weitermacht wie bisher, in reizbarem Geist, dem Ich dienend, indem ihr
kindisch von euren Gebrechen sprecht, euch weitläufig über eure Gefühle auslasst und
alles negativ seht, wird euch dies schwach und verzagt machen. Gerade durch diese
Dinge seid ihr den Täuschungen Satans zum Opfer gefallen. Schlagt ihr aufs neue den
gleichen Kurs ein wie zuvor, als eure Füße begannen zu straucheln, wird euer Fall
hoffnungslos sein. Wenn ihr in Reue mit euren Sünden brecht und die furchtbaren Folgen
vermeidet, indem ihr Zuflucht in eines Heilandes Vermittlung sucht und ernstlich um seinen
Geist bittet, damit ihr geleitet, belehrt und erquickt werdet, könnt ihr das ewige Leben
ernten. Versäumt nicht, vereint und demutsvoll, hilflos wie ihr seid, im Glauben die
Verdienste Christi in Anspruch zu nehmen.
Kapitel 31: Aufrichtigkeit im geschäftlichen Umgang
Z4.382.1 (4T.350.1) Absatz: 1/27
Bruder G, im letzten Gesicht wurde mir dein Fall vorgeführt. Ich sah, dass du die Wahrheit,
zu der du dich bekennst, liebst. Aber du bist nicht durch sie geheiligt. Deine Zuneigung ist
geteilt, du versuchst Gott und dem Mammon zu dienen. Diese geteilte Zuneigung hindert
dich daran, ein Missionar für Gott zu sein. Während du angeblich dem Werke Gottes
dienst, hat Eigeninteresse dein Werk verdorben und deinem Einfluss beträchtlich
geschadet. Gott konnte nicht mit dir zusammenarbeiten, weil dein Herz nicht vor ihm in
Ordnung war.
Z4.382.2 (4T.350.2) Absatz: 2/27
Was deine Worte anbetrifft, bist du sehr an der Wahrheit interessiert. Kommt es jedoch
darauf an, deinen Glauben durch Werke zu bekunden, besteht ein großer Mangel. Du hast
deinen Glauben nicht in rechter Weise dargestellt. Du hast dem Werke Gottes durch deine
Gewinnsucht Schaden zugefügt. Deine Liebe für Handel und Gezänk diente weder zu
deinem Besten noch zur geistlichen Gesundheit derer, mit denen du in Kontakt gekommen
bist. Du bist scharfsinnig im Handel, und oft übervorteilst du. Du hast eine besondere
Gabe, ein gutes Geschäft zu wittern und dies zu deinem Vorteil und zum Nachteil für
andere zu nutzen. Würde jemand sich selbst betrügen, so würdest du ihn dabei lassen,
sofern es dir Gewinn bringt. Dies hat nichts mit dem Befolgen der goldenen Regel zu tun,
die besagt: "Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihr ihnen auch."
Matthäus 7,12.
Z4.382.3 (4T.350.3) Absatz: 3/27
Während du Missionsarbeit verrichtetest, hast du gleichzeitig eine ränkevolle Neigung zu
kaufen und zu verkaufen offenbart. Das ist eine armselige Kombination. Du solltest
entweder das eine oder das andere tun. "Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist’s aber
Baal, so wandelt ihm nach."1.Könige 18,21. "Erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt."
Josua 24,15. Gott wird deine Arbeit im Kolportage- und Missionswerk nicht annehmen,
während du versuchst, dir Vorteile zu verschaffen. Du bist in Gefahr, Gewinn als
Gottseligkeit zu betrachten. Der Versucher wird dir schmeichelhafte Anreize bieten, um
dich zu betören und zu ködern, Ränke zu schmieden, die deine geistliche Gesinnung
abtöten werden.
Z4.383.1 (4T.351.1) Absatz: 4/27
Die Welt, Engel und Menschen betrachten dich als Gauner, als einen Mann, der nur
eigene Interessen vertritt und sich Vorteile sichert, ohne gewissenhaft und sorgfältig auch
die Interessen anderer, mit denen er zu tun hat, in Betracht zu ziehen. In deinem
geschäftlichen Umgang tritt eine Neigung zu Unehrlichkeit zutage, welche die Seele
befleckt, die religiöse Erfahrung und das Wachstum in der Gnade verkümmern lässt. Mit
scharfem Geschäftssinn wachst du darüber, wo du einen vorteilhaften Handel abschließen
kannst. Diese betrügerische Neigung ist dir zur zweiten Natur geworden, und du siehst
und erkennst nicht, wie böse es ist, diese Neigung zu pflegen.
Z4.383.2 (4T.351.2) Absatz: 5/27
Ein Geschäft, redlich und ehrlich durchgeführt, wobei auch der Partner einen Vorteil
erlangt, wäre schon recht, was die Ehrenhaftigkeit anbelangt. Doch hätte der Herr deinen
Dienst angenommen und deine Kräfte und deine scharfe Wahrnehmungsgabe lieber
benutzt, um Seelen zu retten, wenn du durch die Wahrheit geheiligt wärest. Der Augen
Lust in der Liebe zum Gewinn war im Widerstreit gegen den Geist. Die Gewohnheiten und
die Erziehung von Jahren haben ihren entstellenden Eindruck auf deinem Charakter
hinterlassen, und du hast dich für Gottes Werk disqualifiziert. Fortwährend denkst du nur
an den Handel. Wäre dieses Verlangen dem Dienste Gottes geweiht, könntest du ein
ernster, ausdauernder Arbeiter für den Meister sein. Missbraucht, wie es ist, hat es deine
eigene Seele gefährdet und auch andere sind in Gefahr, durch deinen Einfluss verloren zu
gehen.
Z4.383.3 (4T.351.3) Absatz: 6/27
Zu Zeiten wirst du durch Vernunft und Gewissen ermahnt, und du fühlst dich wegen deines
Verhaltens getadelt. Deine Seele verlangt nach Heiligkeit und nach der Gewissheit des
Himmels. Der Wirrwarr der Welt erscheint dir abstoßend und du legst ihn beiseite und
hegst den Geist von Gott. Dann überkommt dich wieder deine weltliche Neigung und
überwindet alles andere. Mit Sicherheit wirst du den Angriffen Satans zu begegnen haben,
und du solltest dich darauf vorbereiten, indem du deinen eigenen Neigungen entschieden
widerstehst.
Z4.384.1 (4T.352.1) Absatz: 7/27
Während der Apostel Paulus von Kerkermauern eingeschlossen war, dampfend von
Feuchtigkeit, und unter Gebrechen litt, wünschte er sehr, Timotheus, seinen Sohn im
Evangelium, zu sehen und ihm sein Vermächtnis zu hinterlassen. Er hatte keine Hoffnung,
noch einmal vor seinem Tode von seinen Banden befreit zu werden. Das böse Herz Neros
war völlig satanisch, und nur ein Wort oder ein Nicken von ihm würde Paulus’ Tod
bedeuten. Paulus drängte auf das sofortige Kommen von Timotheus, um ihm sein letztes
Zeugnis zu übermitteln; und doch fürchtete er, dass er zu spät kommen könnte. Deshalb
teilte er einem seiner Mitarbeiter, dem gestattet war, an seinen Banden teilzuhaben, jene
Worte mit, die er zu Timotheus sprechen wollte. Dieser treue Gehilfe schrieb die letzten
Abschiedsworte von Paulus nieder, wovon wir einen kleinen Teil hier zitieren möchten:
Z4.384.2 (4T.352.2) Absatz: 8/27
"Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viel törichte
und schädliche Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis.
Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels; das hat etliche gelüstet und sind vom Glauben
irregegangen und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du, Gottesmensch, fliehe
solches! Jage aber nach – der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe,
der Geduld, der Sanftmut; kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige
Leben, dazu du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes Bekenntnis vor vielen
Zeugen... Den Reichen von dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht
hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dargibt
reichlich, allerlei zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern
geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige,
dass sie ergreifen das wahre Leben." 1.Timotheus 6,9-12.17-19. "Und was du von mir
gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch
andere zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Jesu Christi. Kein Kriegsmann flicht sich
in Händel der Nahrung, auf dass er gefalle dem, der ihn angenommen hat. Und so jemand
auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht." 2.Timotheus 2,2-5. Ein
Mann mag habsüchtig sein und sich dennoch damit entschuldigen, dass er im Dienste des
Werkes Gottes steht. Aber er empfängt keine Belohnung, weil Gott kein Geld haben will,
das durch Übervorteilung oder irgendeinen Anschein von Unehrlichkeit erworben wurde.
Z4.385.1 (4T.353.1) Absatz: 9/27
Paulus drängt dann Timotheus: "Befleißige dich, dass du bald zu mir kommst. Denn
Demas hat mich verlassen und diese Welt liebgewonnen und ist gen Thessalonich
gezogen." 2.Timotheus 4,9.10. Diese Worte diktierte Paulus unmittelbar vor seinem Tod
und wurden von Lukas zu unserem Nutzen und zur Warnung niedergeschrieben.
Z4.385.2 (4T.353.2) Absatz: 10/27
Christus lehrte seine Jünger und sprach: "Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater
der Weingärtner. Eine jegliche Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen;
und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen [beschneiden], dass sie mehr
Frucht bringe." Johannes 15,1.2. Wer mit Christus verbunden ist und an dem Saft und der
Nahrung des Weinstocks teilhat, wird die Werke Christi wirken. Die Liebe Christi muss in
ihm wohnen, sonst kann er nicht mit dem Weinstock verbunden sein. Gott über alles zu
lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, das ist das Fundament wahrer Religion.
Z4.385.3 (4T.353.3) Absatz: 11/27
Christus fragt jeden, der seinen Namen bekennt: "Liebst du mich?" Wenn ihr Jesus liebt,
werdet ihr auch die Seelen lieben, für die er gestorben ist. Ein Mensch mag nicht das
angenehmste Äußere besitzen; er mag in vieler Hinsicht unzulänglich sein; aber er
gewinnt das Vertrauen anderer, wenn er den Ruf aufrichtiger Rechtschaffenheit genießt.
Die Liebe zur Wahrheit, Zuverlässigkeit und das Vertrauen, das die Menschen in ihn
setzen, werden seine fehlerhaften Charakterzüge beseitigen oder zurückdrängen.
Zuverlässigkeit in Stellung und Beruf sowie die Bereitschaft, sich selbst zu verleugnen, um
andere Menschen zu beglücken, werden ihm innere Ruhe und Gottes Wohlgefallen
verschaffen.
Z4.385.4 (4T.354.1) Absatz: 12/27
Wer genau in den Fußspuren seines opferbereiten und selbstverleugnenden Erlösers
wandelt, wird die Gesinnung Christi in seinem Herzen widerspiegeln. Reinheit und Christi
Liebe werden aus seinem täglichen Leben und aus seinem Charakter hervorleuchten,
während ihn Demut und Wahrheit des Weges führen. Jede fruchttragende Rebe wird
beschnitten, damit sie mehr Frucht hervorbringe. Selbst fruchttragende Reben können
zuviel Laubwerk haben und als etwas erscheinen, was sie in Wirklichkeit gar nicht sind.
Die Nachfolger Christi mögen für den Meister manche Arbeit leisten und doch nicht die
Hälfte von dem tun, was sie tun könnten. Dann beschneidet er sie, weil sie nicht nur
weltlich gesinnt sind, sondern auch stolz und nachsichtig gegen sich selbst. Weingärtner
schneiden die überzähligen Ranken aus, die sich an den Schutt des Erdbodens klammern,
damit die Reben auf diese Weise fruchtbarer werden. Diese hemmenden Ursachen
müssen beseitigt und schädliche Auswüchse weggeschnitten werden, um den milden
Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit Zugang zu verschaffen.
Z4.386.1 (4T.354.2) Absatz: 13/27
Gott beabsichtigte durch Christum, dem gefallenen Menschen eine weitere
Bewährungsprobe zu gewähren. Viele missverstehen den Sinn ihrer Erschaffung, der
darin besteht, die menschliche Gemeinschaft glücklich zu machen und Gott zu
verherrlichen und nicht sich selbst. Gott beschneidet ständig sein Volk. Er entfernt
überreiche, sich ausbreitende Zweige, damit es zu seiner Ehre Frucht trage und nicht nur
Blätter hervorbringe. Gott beschneidet uns mit Trübsal, Enttäuschungen und
Widerwärtigkeiten, um die Auswüchse starker, eigensinniger Charakterzüge zu
unterbinden und den besseren Eigenschaften eine Möglichkeit zur Entfaltung zu geben.
Götzen müssen wir aufgeben. Unser Gewissen muss empfindsamer werden, und das
Sinnen des Herzens sollte auf geistliche Dinge gerichtet sein, ja der ganze Charakter
sollte ein ausgeglichenes Wesen an den Tag legen. Wer wirklich Gott verherrlichen will,
wird für die Aufdeckung jedes Götzen und jeder Sünde dankbar sein. Wir sollen diese Übel
erkennen und sie abtun. Das geteilte Herz behandelt diese Übel eher zu nachsichtig, als
dass es ihnen gänzlich absagte.
Z4.386.2 (4T.354.3) Absatz: 14/27
Jede offensichtlich trockene Rebe wird ein Teil des lebendigen Weinstocks, wenn man sie
mit ihm verbindet. Faser auf Faser und Ader auf Ader heftet sie sich an den Weinstock, bis
sie Leben und Nahrung vom Mutterstamm erhält. Das eingepfropfte Reis sprosst, blüht
und bringt Frucht. Das Herz, durch Übertretungen und Sünden abgestorben, muss einen
ähnlichen Prozess durchmachen, um mit Gott versöhnt zu sein und des Lebens und Heils
in Christo teilhaftig zu werden. Wie die Rebe Leben empfängt, sobald sie mit dem
Weinstock vereint ist, so wird der Sünder der göttlichen Natur teilhaftig, sobald er mit
Christo verbunden ist. Der vergängliche Mensch ist mit dem ewigen Gott vereint.
Nachdem wir so vereint sind, bleiben die Worte Christi in uns, und wir werden nicht von
sprunghaften Gefühlen angetrieben, sondern von lebendigen, unwandelbaren
Grundsätzen. Wir müssen über Christi Worte nachdenken, sie hegen und ins Herz
schließen. Sie sollten aber nicht gedankenlos wiederholt werden; denn sie bleiben dann
doch nicht im Gedächtnis haften und gewinnen keinen Einfluss auf Herz und Leben.
Z4.387.1 (4T.355.1) Absatz: 15/27
So wie die Rebe am Weinstock bleiben muss, um den lebensnotwendigen Saft zu
bekommen, der sie zur Blüte treibt, so müssen alle, die Gott lieben und alle seine Worte
halten, in seiner Liebe bleiben. Ohne Christum können wir nicht eine einzige Sünde
bezwingen oder die geringste Verlockung überwinden. Viele brauchen den Geist Christi
und seine Kraft zur Erleuchtung ihres Verstandes ebenso nötig, wie der blinde Bartimäus
sein natürliches Augenlicht brauchte. "Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von
ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir."
Johannes 15,4. Alle Menschen, die wirklich in der Liebe Christi leben, werden den Segen
dieser Verbindung verspüren. Der Vater nimmt sie um des geliebten Sohnes willen an. Er
umhegt und umsorgt sie mit seiner zärtlichen, liebevollen Fürsorge. Diese Verbindung mit
Christo läutert das Herz und führt zu einem wachsamen Leben und einwandfreien
Charakter. Die Frucht, die der Baum des Christen trägt, ist "Liebe, Freude, Friede, Geduld,
Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit". Galater 5,22.
Z4.387.2 (4T.355.2) Absatz: 16/27
Mein Bruder, du benötigst eine enge Verbindung mit Gott. Du hast Wesenszüge, für die du
verantwortlich bist. Du hast deine Kräfte verkehrt angewandt. Gott kann dein Verhalten
nicht billigen. Deine Maßstab ist der eines Weltmenschen, nicht jener, den Christus uns
vorgelebt hat. Du betrachtest die Dinge, wie die Welt es tut, und richtest dich nach ihrem
ungeheiligten Urteil. Deine Seele muss von dem befleckenden Einfluss der Welt gereinigt
werden. Du hast dich wiederholt von strikter Redlichkeit abgewandt um Gewinnes willen.
In Wirklichkeit war es Verlust. Jede Übervorteilung im Geschäft wird deine Belohnung im
Himmel schmälern, solltest du wirklich dorthin gelangen. Jeder Mensch wird nach seinen
Werken belohnt.
Z4.388.1 (4T.356.1) Absatz: 17/27
Du darfst keine Zeit verlieren. Sei eifrig bemüht, jene Wesenszüge zu überwinden, die dir,
wenn du sie hegst, die Pforten der Herrlichkeit verschließen würden. Du kannst es dir nicht
leisten, den Himmel zu verlieren. Du musst in deinen Worten und Werken eine
entschiedene Änderung vornehmen, damit du deinen betrügerischen Geist überwinden
kannst und deine Gedanken sich der heiligenden Wahrheit zuwenden. Mit wenigen
Worten: Du musst umgestaltet werden. Dann kann Gott deine Arbeit in seinem Werk
annehmen. Du solltest so unwandelbar wahrhaftig sein, dass die Gewinnsucht dich nicht
anficht und du von keiner Versuchung überwunden wirst. Der Herr fordert von allen, die
seinen Namen bekennen, striktes Festhalten an der Wahrheit. Dies wird wie Salz sein, das
seine Würzkraft nicht verloren hat, wie ein Licht inmitten der moralischen Finsternis und
des Betruges der Welt.
Z4.388.2 (4T.356.2) Absatz: 18/27
"Ihr seid das Licht der Welt" (Matthäus 5,14) sagt Christus. Die wirklich mit Gott
verbunden sind, indem sie das Licht des Himmels widerstrahlen, werden eine rettende
Kraft in der Gemeinde sowie in der Welt darstellen. Der Wohlgeruch guter Taten und
ehrlicher Handlungen wird ihnen einen guten Ruf verschaffen, selbst unter denen, die
nicht unseres Glaubens sind. Die Gottesfürchtigen werden einen solchen Charakter
respektieren und ehren, und selbst die Feinde unseres Glaubens werden Gott, die Quelle
ihrer Kraft und Ehre, verherrlichen, wenn sie sehen, wie Christi Geist und Leben sich
durch ihre täglichen Werke offenbart.
Z4.388.3 (4T.356.3) Absatz: 19/27
Mein Bruder, schon vor Jahren hättest du dich wahrhaft zur Wahrheit bekehren und dich
völlig dem Werke Gottes weihen sollen. Kostbare Jahre, in welchen du eine reiche
Erfahrung in göttlichen Dingen und in praktischer Arbeit in seinem Werk hättest erlangen
können, gingen verloren. Worin du jetzt imstande sein solltest, andere zu belehren, hast
du versäumt, selbst zur völligen Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Du solltest jetzt
eine erfahrungsgemäße Erkenntnis der Wahrheit besitzen und befähigt sein, der Welt die
Warnungsbotschaft zu bringen. Dein Dienst ging dem Werke Gottes beinahe verloren, weil
dein Gemüt geteilt war. Du hast geplant und Ränke geschmiedet, gekauft und verkauft und
dich mit geringfügigen Dingen abgegeben.
Z4.389.1 (4T.357.1) Absatz: 20/27
Der Mehltau der Welt hat dein Auffassungsvermögen und deinen Verstand verdorben, so
dass deine schwachen Bemühungen keine annehmbaren Opfer vor Gott dargestellt
haben. Hättest du dich von deinen berechnenden Neigungen abgewandt und die
entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, wärest du jetzt reich an göttlicher Erkenntnis
und hättest in geistlicher Hinsicht viel gewonnen. Jetzt aber hast du die geistliche Kraft
verloren und deine religiöse Erfahrung geschwächt.
Z4.389.2 (4T.357.2) Absatz: 21/27
Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesu Christo zu haben, bedeutet,
veredelt und erhöht und Teilhaber unaussprechlicher Freuden und voller Herrlichkeit zu
werden. Nahrung, Kleidung, Geschäft und Reichtum haben ihren angemessenen Wert.
Doch eine Verbindung mit Gott und Teilhaber seiner göttlichen Natur zu sein, übersteigt
alles andere bei weitem an Wert. Unser Leben sollte durch Christum in Gott geborgen
sein. Wir lesen: "Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht
erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm
gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist." 1. Johannes 3,2. Die fürstliche
Würde des christlichen Charakters wird hevorleuchten wie die Sonne, und die Strahlen
des Lichts von Christi Angesicht wird auf jene widerstrahlen, die sich selbst gereinigt
haben, gleichwie er rein ist. Das Vorrecht, Gottes Kinder zu werden, ist billig genug
erkauft, selbst wenn es die Aufgabe all unseres Besitztums, ja selbst das Leben erfordert.
Z4.390.1 (4T.357.3) Absatz: 22/27
Mein lieber Bruder, du solltest dir fest vornehmen, ein Mann nach dem Herzen Gottes zu
werden. Was andere wagen zu tun oder zu sagen, sollte, wenn es nicht in genauer
Übereinstimmung mit dem christlichen Standard ist, keine Entschuldigung für dich sein.
Wenn du einst vor dem Weltenrichter stehst, musst du dich nicht für andere verantworten,
sondern für dich selbst. Wir tragen eine persönliche Verantwortung, und keines Menschen
Charakterfehler werden unsere Schuld auch nur im geringsten entschuldigen. Christus hat
uns in seinem Wesen ein vollkommenes Vorbild, ein fehlerloses Leben vor Augen gestellt.
Z4.390.2 (4T.357.4) Absatz: 23/27
Der Seelenfeind richtet seinen Hauptangriff auf die Wahrheit, zu der wir uns bekennen,
und jedes Abweichen vom Recht verunehrt dieselbe. Unsere größte Gefahr besteht darin,
unsere Gedanken von Christo abzuwenden. Der Name Jesu hat Macht, die Versuchungen
Satans zurückzuweisen und ein Panier gegen ihn aufzurichten. Solange die Seele in
unerschütterlichem Vertrauen auf die Verdienste und Macht der Versöhnung beharrt, wird
sie fest wie ein Fels zu den Grundsätzen stehen, und alle Macht Satans und seiner Engel
kann sie nicht von ihrer Redlichkeit abwendig machen. Die Wahrheit, wie sie in Jesu ist,
gleicht einer feurigen Mauer rund um die Seele, die sich an ihn klammert. Versuchungen
werden uns umgeben, denn durch sie werden wir während unserer Probezeit auf Erden
geprüft. Es ist eine Prüfung von Gott, eine Offenbarung dessen, was in unseren Herzen
ist. Versuchung ist keine Sünde. Die Sünde erscheint erst dann, wenn der Versuchung
nachgegeben wird.
Z4.390.3 (4T.358.1) Absatz: 24/27
Wenn du deine Geschicklichkeit und Gewandtheit, die du beim Erzielen von Gewinnen
und beim Vermehren deiner irdischen Besitztümer angewandt hast, zur Rettung von
Seelen und zur Verbreitung der Wahrheit benutzt hättest, könntest du viele Sterne in
deiner Krone im Reich der Herrlichkeit haben. Es gibt nur wenige, die im Dienste Gottes
ebenso treu sind wie im Nachgehen ihrer eigenen irdischen Belange. Eine entschlossene
Absicht führt zum gewünschten Ziel. Viele empfinden nicht, dass es notwendig ist, im
Werke Gottes ebenso scharfsinnig, geschickt und beschlagen vorzugehen wie in ihrem
eigenen Geschäft. Die Sinne und Herzen derer, die vorgeben, der Wahrheit zu glauben,
sollten erhaben, geläutert, veredelt und geistlich gerichtet sein. Die Erziehung des
Verstandes für diese große und wichtige Angelegenheit wird sträflich vernachlässigt. Die
Arbeit für Gott wird nachlässig, träge und sehr stümperhaft getan, weil sie sich oft nach
einem launenhaften Gefühl richtet anstatt nach geheiligtem Grundsatz und heiliger
Absicht.
Z4.391.1 (4T.358.2) Absatz: 25/27
Es ist äußerst notwendig, dass Männer und Frauen, die eine Erkenntnis des Willens
Gottes besitzen, lernen, wie sie erfolgreiche Arbeiter in seinem Werk werden können. Sie
sollten gebildet und verständig sein, ohne den betrüglichen äußeren Schein und der
einfältigen Affektiertheit der Weltmenschen. Sie sollten jene Veredelung und wahre
Höflichkeit besitzen, die vom Himmel stammt und die jeder Christ besitzt, der ein Teilhaber
der göttlichen Natur ist. Der Mangel an wahrer Würde und christlicher Bildung in den
Reihen der Sabbathalter spricht gegen uns als Volk und macht die Wahrheit, zu der wir
uns bekennen, wirkungslos. Das Werk der Heranbildung von Verstand und
Umgangsformen kann bis zur Vollkommenheit durchgeführt werden. Wenn jene, die sich
zur Wahrheit bekennen, ihre Vorrechte und Gelegenheiten, zum vollkommenen
Mannesalter in Christo Jesu heranzuwachsen, jetzt nicht nutzen, werden sie weder eine
Ehre für Gottes Werk noch für Christum sein.
Z4.391.2 (4T.359.1) Absatz: 26/27
Wenn du, mein Bruder, die Heilige Schrift ebenso eifrig studiert hättest wie du nach
Gewinn getrachtet hast, wärest du jetzt im Worte Gottes bewandert und imstande, andere
zu belehren. Es ist dein eigener Fehler, dass du untauglich bist, andere in der Wahrheit zu
unterrichten. Du hast nicht jene Fähigkeiten geübt, die dich zu einem verständigen,
erfolgreichen und geistlich gesinnten Arbeiter für deinen Meister gemacht haben würden.
Solche Wesenszüge wie Erwerbstüchtigkeit und Scharfsinn im weltlichen Handel wurden
in solchem Maße entwickelt, dass deine Sinne sich nur dahin verschärft haben, zu kaufen
und zu verkaufen und den besten Gewinn zu erzielen. Anstatt dir das Vertrauen der
Geschwister und Freunde als ein Mann, der wahren Charakteradel besitzt, zu erwerben,
als ein Mann, der über jeder Gemeinheit und Habgier steht, fürchten sie sich vor dir. Dein
religiöses Glaubensbekenntnis hast du benutzt, um das Vertrauen deiner Geschwister zu
gewinnen, damit du sie um so leichter betrügen und Gewinn einstecken kannst. Dies hast
du so oft getan, dass es dir zur zweiten Natur geworden ist. Du bist dir nicht bewusst, wie
dein Verhalten auf andere wirkt. Wahre Frömmigkeit muss dein ganzes zukünftiges Leben
und deine Handlungsweise kennzeichnen, wenn du dem Einfluss entgegenwirken willst,
den du ausgeübt hast und der dazu diente, von Christo und der Wahrheit abwendig zu
machen.
Z4.392.1 (4T.359.2) Absatz: 27/27
Dein Verhältnis zu Gott und deinen Mitmenschen erfordert eine Veränderung in deinem
Leben. In der Bergpredigt lautete der ausdrückliche Befehl des Welterlösers: "Alles nun,
was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz
und die Propheten." Matthäus 7,12. Diese Worte sind für uns von höchstem Wert, eine
goldene Regel, an der unser Verhalten gemessen wird. Dies ist die wahre Regel der
Aufrichtigkeit. Diese Worte umschließen viel. Es wird hier von uns gefordert, unseren
Nächsten so zu behandeln, wie wir gerne behandelt werden möchten, wenn wir uns in
gleichen Umständen befänden.Plano, Texas, 24. November 1878.
Kapitel 32: Religion im täglichen Leben
Z4.392.2 (4T.360.1) Absatz: 1/29
Bruder H, es wurde mir gezeigt, dass du die Wahrheit wirklich lieb hast, doch bist du nicht
durch sie geheiligt. Vor dir liegt eine große Aufgabe. "Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat
zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist." 1. Johannes 3,3. Du hast dieses Werk
zu tun und hast keine Zeit zu verlieren. Mir wurde gezeigt, wie stürmisch dein Leben
verlaufen ist. Du selbst hast nicht recht gestanden; aber man hat dir großes Unrecht
getan. Deine Beweggründe wurden falsch ausgelegt. Diese Enttäuschungen und
finanziellen Verluste dienten in Gottes Vorsehung trotzdem zu deinem Besten.
Z4.392.3 (4T.360.2) Absatz: 2/29
Es war dir schwer, in deinem himmlischen Vater noch deinen freundlichen Wohltäter zu
sehen. Deine Trübsal und deine Schwierigkeiten haben dich entmutigt, und du hattest das
Gefühl, dass der Tod dem Leben vorzuziehen sei. Wären dir die Augen geöffnet worden,
hättest du wahrgenommen, wie die Engel Gottes zu einer bestimmten Zeit versuchten,
dich vor dir selbst zu retten. Die Engel Gottes führten dich dorthin, wo du die Wahrheit
annehmen und deine Füße auf einem Fundament gründen konntest, das stabiler ist als die
ewigen Berge. Hier sahst du Licht und nahmst es an. Neuer Glaube, neues Leben
erwachte auf deinem Pilgerpfad. Gott in seiner Vorsehung verband dich mit seinem Werk
in der Pacific-Druckerei. Er hat für dich gewirkt, und du solltest seine leitende Hand
erkennen. Sorgen sind dein Teil gewesen. Viele davon hast du dir selbst bereitet, weil es
dir an Selbstbeherrschung mangelte. Manchmal warst du sehr heftig. Du hast ein hitziges
Temperament, das überwunden werden muss. In deinem Leben warst du in Gefahr,
entweder Selbstvertrauen zu hegen oder andrerseits dich aufzugeben und in Verzagtheit
zu versinken. Eine fortwährende Abhängigkeit vom Worte und der Vorsehung Gottes wird
dich befähigen, deine Kräfte völlig für deinen Erlöser einzusetzen, der gesagt hat: "Folge
mir nach!" Du solltest dich völlig Gottes Willen unterwerfen, ernst und demütig seinen
Willen zu erkennen trachten und der Führung seines Geistes folgen. Du darfst dich nicht
auf deinen Verstand verlassen. Du solltest deiner eigenen Weisheit und vermeintlichen
Klugheit wirklich misstrauen. Dein Zustand erfordert diese Vorsicht. Es ist für einen
Menschen nicht sicher, seinem eigenen Urteil zu vertrauen. Er hat nur beschränkte
Fähigkeiten, viele haben beides, starke und schwache Wesenszüge geerbt, die in
Wirklichkeit Fehler sind. Diese Besonderheiten färben auf das ganze Leben ab.
Z4.393.1 (4T.361.1) Absatz: 3/29
Die Weisheit, die Gott verleiht, führt die Menschen zur Selbstprüfung. Die Wahrheit wird
sie von ihren Irrtümern und bestehenden Verkehrtheiten überzeugen. Das Herz muss
offen sein, diese Fehler zu sehen, wahrzunehmen und anzuerkennen. Dann muss jeder
mit Jesu Hilfe danach trachten, sie zu überwinden. Die Erkenntnis, die von den Weisen
dieser Welt erlangt werden kann, wie eifrig man sich auch bemüht, sie zu erfassen, ist
trotz allem beschränkt und vergleichsweise minderwertig. Nur wenige begreifen Gottes
Wege und Werke in den Geheimnissen seiner Vorsehung. Sie gehen ein paar Schritte,
und dann sind sie unfähig, Grund oder Ufer zu erreichen. Nur der oberflächliche Denker
dünkt sich weise zu sein. Männer von solidem Wert und hoher Bildung sind am ehesten
bereit, die Schwäche ihres eigenen Verstandes zuzugeben. Gott wünscht von jedem, der
sich sein Jünger nennt, mehr Lernender als Lehrer zu sein.
Z4.394.1 (4T.361.2) Absatz: 4/29
Wie viele Menschen in diesem Zeitalter der Welt versäumen es, tief genug zu graben! Sie
bleiben an der Oberfläche. Sie wollen nicht tiefer nachdenken, um Schwierigkeiten zu
erkennen und sie zu überwinden. Sie wollen nicht jeden wichtigen Gegenstand, mit dem
sie in Berührung kommen, sorgfältig, andächtig und mit angemessener Vorsicht und mit
Interesse untersuchen, um den strittigen Punkt zu erfassen, auf den es ankommt. Sie
reden von Dingen, die sie nicht völlig und sorgfältig erwogen haben. Oftmals vertreten
Personen von Verstand und Offenheit eigene Meinungen, denen entschieden
widersprochen werden muss, weil dadurch Menschen mit weniger Verstandeskraft leicht
verführt werden könnten. Aufgrund der menschlichen Tendenz werden Gewohnheiten
gebildet, und Gebräuche, Gefühle und Wünsche üben mehr oder weniger Einfluss aus.
Manchmal wird ein gewisses Verhalten jeden Tag fortgesetzt und darin beharrt, nur weil es
zur Gewohnheit geworden ist, nicht weil es die Vernunft billigt. In diesem Fall gewinnt nicht
die Pflicht die Oberhand, sondern das Gefühl.
Z4.394.2 (4T.362.1) Absatz: 5/29
Wenn wir unsere eigene Schwäche erkennen und die schlechten Wesenszüge, die
unterdrückt werden müssen, sehen würden, dann würde uns aufgehen, wie viel wir noch
an uns arbeiten müssen, und wir würden uns unter die gewaltige Hand Gottes demütigen.
Während wir uns hilflos an Christum klammern, können wir unsere Unwissenheit gegen
seine Weisheit, unsere Schwachheit gegen seine Stärke, unsere Fehlerhaftigkeit gegen
seine bleibende Macht eintauschen, und verbunden mit Gott werden wir in der Tat Lichter
in der Welt sein.
Z4.394.3 (4T.362.2) Absatz: 6/29
Lieber Bruder, Gott liebt dich. Trotz deiner vielen Irrtümer und Fehler ist er sehr geduldig
mit dir. Solltest du, angesichts der zärtlichen, mitleidsvollen Liebe, die Gott dir erzeigt,
nicht freundlicher, geduldiger und versöhnlicher gegenüber deinen Kindern sein? Deine
Härte und Strenge entfremdet ihre Herzen von dir. Du kannst sie nicht in Geduld,
Nachsicht, Langmut und Freundlichkeit unterweisen, wenn du herrisch und
leidenschaftlich mit ihnen umgehst. Ihr Charakter wird von ihren Eltern geprägt, und wenn
du sie beraten, ihnen die Richtung weisen und sie vom falschen Weg abhalten willst, wirst
du das Ziel nicht durch Strenge erreichen, die sie als Tyrannei betrachten. Wenn du sie
aber in der Furcht Gottes mit aller Besorgtheit und zärtlichen Liebe unterweist, die ein
Vater gegenüber seinem irrenden Kind offenbaren sollte, dann hast du ihnen vorgeführt,
dass in der Wahrheit Kraft ist, den Empfänger umzugestalten. Wenn deine Kinder nicht
das tun, was deinen Ansichten entspricht, wirst du wütend und verfolgst einen Kurs, der
ihnen nicht gut tut, der nur dazu angetan ist, ihre Zuneigung von dir abzuwenden, und der
sie schließlich von dir trennen wird. Statt dessen solltest du zeigen, dass ihre
Verkehrtheiten dir Sorge bereiten. Du solltest ernsthaft mit ihnen sprechen und für sie
beten.
Z4.395.1 (4T.362.3) Absatz: 7/29
Dein jüngster Sohn ist eigensinnig. Er handelt nicht recht. Sein Herz befindet sich in
Empörung gegen Gott und die Wahrheit. Er ist Einflüssen ausgesetzt, die ihn nur grob,
ungestüm und unfreundlich machen. Er stellt eine Prüfung für dich dar. Wenn er sich nicht
bekehrt, wird er deine Geduld sehr auf die Probe stellen. Aber Härte und unterdrückende
Strenge werden ihn nicht reformieren. Du musst versuchen, alles zu tun, was dir möglich
ist, aber nicht in deinem eigenen Geist und unter dem Einfluss von Leidenschaft, sondern
im Geiste Christi. Im Umgang mit deinen Kindern musst du dich selbst beherrschen. Du
musst daran denken, dass Gerechtigkeit eine Zwillingsschwester hat, nämlich
Barmherzigkeit. Wenn du Gerechtigkeit üben willst, dann zeige Barmherzigkeit, Zartgefühl
und Liebe, und du wirst dich nicht umsonst bemühen.
Z4.395.2 (4T.363.1) Absatz: 8/29
Dein Sohn ist eigenwillig. Er benötigt die verständnisvollste Disziplin. Beachte, welcher
Umgebung deine Kinder ausgesetzt waren, und wie ungünstig diese zur Bildung eines
guten Charakters gewesen ist. Sie brauchen Mitgefühl und Liebe. Der Jüngste befindet
sich in einem sehr kritischen Lebensalter. Sein Verstand entwickelt sich jetzt und seine
Neigungen werden geprägt. Die Zukunft dieses jungen Mannes hängt davon ab, welchen
Weg er jetzt einschlägt. Er betritt entweder den Pfad der Tugend oder des Lasters. Ich rufe
den jungen Mann auf, seine Sinne auf Bilder der Wahrheit und Reinheit zu richten. In die
Sünde einzuwilligen wird ihm keinen Vorteil bringen. Er mag sich schmeicheln, dass es
sehr angenehm ist zu sündigen und seinem eigenen Willen zu folgen; aber dies ist ein
sehr gefährlicher Weg. Wenn er die Gesellschaft derer liebt, die die Sünde lieben und
gerne Böses tun, werden seine Gedanken sich auf niedriger Ebene bewegen, und
Reinheit und Heiligkeit werden ihn nicht anziehen. Könnte er aber das Ende des
Übertreters sehen und erkennen, dass der Tod der Sünde Sold ist, würde er alarmiert sein
und ausrufen: "O mein Vater, sei du der Führer meiner Jugend."
Z4.396.1 (4T.363.2) Absatz: 9/29
Sein Erfolg in diesem Leben hängt viel von dem Lauf ab, den er jetzt einschlägt. Er wird
die Verantwortlichkeiten des Lebens tragen müssen. Er ist kein versprechender
Jugendlicher gewesen. Er war ungeduldig, und es hat ihm an Selbstbeherrschung gefehlt.
Das ist der Same, den sein Vater gesät hat, der eine Ernte hervorbringen wird, die der
Sämann einheimsen muss. "Was der Mensch sät, wird er ernten." Wie sorgfältig sollten wir
im Ausstreuen des Samens sein, wo wir doch wissen, dass wir das ernten werden, was wir
gesät haben. Jesus liebt diesen jungen Mann immer noch. Er starb für ihn und lädt ihn ein,
in seine Arme zu kommen und in ihm Frieden und Glück, Stille und Ruhe zu finden. Dieser
Jugendliche stellt Verbindungen her, die sein ganzes Leben gestalten werden. Er sollte
sich mit Gott verbinden und ihm ohne Zögern und rückhaltlos seine Neigungen schenken.
Er sollte nicht zaudern. Satan wird ihn mit feurigsten Angriffen bestürmen. Doch muss er
nicht von der Versuchung überwunden werden.
Z4.396.2 (4T.364.1) Absatz: 10/29
Mir wurde die Gefahr der Jugend gezeigt. Ihre Herzen sind voll hoher Erwartungen, und
sie sehen, dass der abwärts führende Weg mit einladenden, verlockenden Vergnügungen
angefüllt ist. Aber er führt zum Tode. Der schmale Weg des Lebens mag ihnen wenig
anziehend erscheinen, ein Pfad der Dornen und Disteln; aber er ist es nicht. Es ist ein
Weg, der Aufgabe sündiger Vergnügungen fordert. Es ist der schmale Pfad, der für die
Erlösten des Herrn bereitet ist, dass sie darauf wandeln sollen. Niemand kann diesen Weg
gehen und doch die Lasten von Stolz, Eigenwille, Betrug, Falschheit, Unehrlichkeit,
Leidenschaft und fleischlichen Lüsten mit sich führen. Der Weg ist so schmal, dass diese
Dinge von denen, die ihn gehen, zurückgelassen werden müssen. Der breite Weg ist breit
genug für Sünder, so dass sie ihn mit all ihren sündigen Neigungen beschreiten können.
Z4.397.1 (4T.364.2) Absatz: 11/29
Junger Mann, wenn du Satan mit all seinen Versuchungen ablehnst, kannst du in den
Fußtapfen deines Erlösers wandeln und den Frieden des Himmels und die Freuden Christi
besitzen. Du kannst im Nachgaben der Sünde kein Glück finden. Du magst denken, du
seiest glücklich; aber du weißt nichts von wahrem Glücklichsein. Durch Sünde wird der
Charakter entstellt. Auf jedem Schritt abwärts lauert Gefahr. Und jene, die der Jugend
helfen könnten, sehen und merken es nicht. Das freundliche und zärtliche Interesse, das
man der Jugend entgegenbringen sollte, fehlt. Viele könnten von sündigen Einflüssen
zurückgehalten werden, wenn sie von guter Gesellschaft umgeben wären und wenn
freundliche und liebevolle Worte zu ihnen gesprochen würden.
Z4.397.2 (4T.364.3) Absatz: 12/29
Mein lieber Bruder, ich hoffe, du wirst nicht entmutigt, wenn deine Gefühle oft die
Oberhand gewinnen, wenn dein Wille durchkreuzt wird. Verzweifle nicht. Fliehe zur
Festung. Wache und bete und versuche es stets aufs neue. "Widerstehet dem Teufel, so
flieht er von euch; nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch." Jakobus 4,7.8.
Z4.397.3 (4T.364.4) Absatz: 13/29
Einen weiteren Punkt solltest du beachten. Du bist nicht immer vorsichtig, allen bösen
Schein zu meiden, wie es sein sollte. Du bist in Gefahr, zu vertraulich mit den Schwestern
umzugehen, indem du dich leichtfertiger und törichter Worte bedienst. Dies wird deinem
Einfluss schaden. Wache sorgfältig über die ersten Annäherungsversuche des Feindes.
Du bist sehr nervös und reizbar. Tee neigt dazu, die Nerven zu erregen, und Kaffee lähmt
das Gehirn. Beides ist sehr schädlich. Du solltest auf deine Ernährungsweise achten. Iß
die gesündeste und nahrhafteste Speise. Bewahre einen ruhigen Gemütszustand, damit
du nicht so leicht erregt und leidenschaftlich wirst.
Z4.398.1 (4T.365.1) Absatz: 14/29
Du kannst gute Arbeit im Verlag leisten und dort eine wichtige Stelle einnehmen, wenn du
umgewandelt wirst. So wie du jetzt bist, wird dies nicht der Fall sein. Es wurde mir gezeigt,
dass du groben, ungeschliffenen Gemüts bist. Es muss besänftigt, geläutert und veredelt
werden. In deinem ganzen Verhalten musst du dich zu Gewohnheiten der
Selbstbeherrschung erziehen. Mit dem Geist, den du heute besitzt, kannst du nie in den
Himmel eingehen.
Z4.398.2 (4T.365.2) Absatz: 15/29
"Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder." 1. Johannes 3,2. Kann menschliche Würde
sich je damit messen? Welch höhere Stellung könnten wir einnehmen, als Kinder des
unendlichen Gottes genannt zu werden? Du wärest bereit, ein großes Werk für den
Meister zu tun; aber das, was ihm am meisten gefallen würde, tust du nicht. Möchtest du
nicht bemüht sein, das eigene Ich zu überwinden, damit du Christi Frieden und einen
innewohnenden Heiland haben kannst?
Z4.398.3 (4T.365.3) Absatz: 16/29
Dein angefochtener Sohn benötigt eine ruhige und zartfühlende Behandlung. Er braucht
dein Mitleid. Er sollte nicht deinem unsinnigen Temperament und deinen unvernünftigen
Forderungen ausgesetzt werden. Du musst dich betreffs des Geistes, den du offenbarst,
reformieren. Unbeherrschte Leidenschaft kann nicht in einem Augenblick überwunden
werden. Dein Lebenswerk besteht darin, den Herzensgarten von dem giftigen Unkraut der
Ungeduld, der Krittelei und der herrschsüchtigen Haltung zu befreien. "Die Frucht aber des
Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut,
Keuschheit." Galater 5,22. Die Christo angehören, haben das Fleisch mit seinen Lüsten
und Begierden gekreuzigt. Bei dir jedoch übernimmt der unvernünftige Teil deiner Natur
die Zügel und beherrscht den Geist. Das ist das Entgegengesetzte von dem, wie es nach
Gottes Ordnung sein sollte.
Z4.399.1 (4T.366.1) Absatz: 17/29
Deine Treue in der Arbeit ist lobenswert. Andere im Verlag täten gut daran, dein Beispiel
der Genauigkeit, des Fleißes und der Gründlichkeit nachzuahmen. Aber dir mangeln die
Gnadengaben des Geistes Gottes. Du bist ein intelligenter Mann. Doch deine Kräfte
wurden missbraucht. Jesus bietet dir seine Gnade, Geduld und Liebe an. Willst du die
Gabe annehmen? Gib auf deine Worte und Handlungen acht. Jeder Gedanke, jedes
geäußerte Wort und jede vollführte Handlung ist Same, der in die Erde ausgestreut und
aufgehen und Frucht tragen wird, entweder zum ewigen Leben oder zum Elend und
Verderben. Denke daran, mein Bruder, wie die Engel Gottes deinen traurigen Zustand
betrachten, wenn du dich von Leidenschaft beherrschen lässt. Alles wird in die
Himmelsbücher eingetragen. Wie der gesäte Same, so wird die Ernte sein. Du musst
ernten, was du gesät hast.
Z4.399.2 (4T.366.2) Absatz: 18/29
Du solltest die Esslust beherrschen und in Jesu Namen in diesem Punkt überwinden.
Deine Gesundheit wird sich durch rechte Gewohnheiten bessern. Dein Nervensystem ist
sehr zerrüttet. Der große Arzt kann dich an Leib und Seele heilen. Verlass dich auf seine
Macht. Seine Gnade sei deine Kraft, und deine körperlichen, moralischen und geistlichen
Kräfte werden sehr zunehmen. Du hast mehr zu überwinden als einige andere. Deshalb
wirst du mehr Kämpfe haben, aber Jesus wird deine ernsten Bemühungen beachten. Er
weiß, wie sehr du dich anstrengen musst, das eigene Ich seinem Geist zu unterwerfen.
Leg deine Hände in Jesu Hand. Selbsterziehung muss deine Aufgabe sein, mit dem Ziel
vor Augen, deinen Kindern und allen, mit denen du Umgang pflegst, zum Segen zu sein.
Der Himmel wird mit Freuden jeden Sieg beachten, den du in der Selbstüberwindung
davonträgst. Wenn du Zorn und Leidenschaft ablegst und auf Jesum, den Anfänger und
Vollender deines Glaubens, blickst, kannst du durch seine Verdienste einen christlichen
Charakter entwickeln. Nimm eine entschiedene Veränderung vor und sei entschlossen,
eine Rolle zu spielen, dem Verstand würdig, womit Gott dich ausgestattet hat.
Z4.399.3 (4T.366.3) Absatz: 19/29
Als mir der gegenwärtige Zustand des Menschen in körperlicher, geistiger und moralischer
Kraft vorgeführt wurde und was er durch Christi Verdienste werden könnte, staunte ich
darüber, wieso er sich mit einem so niedrigen Niveau zufrieden gibt. Der Mensch kann in
Christo, dem lebendigen Haupt, heranwachsen. Dies geschieht nicht in einem Augenblick,
es ist ein lebenslanges Werk. Indem er täglich im göttlichen Leben wächst, kann er doch
nicht eher das vollkommene Mannesalter in Christo erreichen, als bis seine Prüfungszeit
endet. Das Wachstum ist ein fortschreitendes Werk. Ein Mensch mit hitzigen
Leidenschaften muss fortwährend mit dem eigenen Ich ringen. Doch je härter der Kampf
ist, desto herrlicher wird der Sieg und die ewige Belohnung sein.
Z4.400.1 (4T.367.1) Absatz: 20/29
Du stehst in Verbindung mit dem Verlag. In dieser Position werden sich deine besonderen
Wesenszüge entwickeln. Pflege die kleinen Gefälligkeiten des Lebens. Ein angenehmes,
liebenswürdiges Verhalten, verbunden mit einem festen Grundsatz der Gerechtigkeit und
Aufrichtigkeit, wird dich zu einem einflussreichen Mann machen. Jetzt ist die Zeit,
Tauglichkeit für den Himmel zu erwerben. Die Gemeinde, zu der du gehörst, bedarf der
veredelnden, erhebenden Gnade Christi. Gott fordert von seinen Nachfolgern, dass sie
einen guten Ruf haben, dass sie sowohl rein und edel als auch ehrlich, freundlich und treu
sind. Es ist notwendig, treu im Großen zu sein. Aber dies ist keine Entschuldigung, Dinge
von scheinbar geringerer Bedeutung zu vernachlässigen. Die Grundsätze von Gottes
Gesetz müssen im Leben und Charakter entwickelt werden. Liebenswürdigkeit, verbunden
mit fester Redlichkeit und Ehrlichkeit, wird eine moralische Befähigung zu jeder Stellung
darstellen. Der Apostel Petrus ermahnt uns: "Seid freundlich." 1.Petrus 3,8.
Z4.400.2 (4T.367.2) Absatz: 21/29
Wir müssen in Christi Schule lernen. Wir können sein Vorbild nicht nachahmen, wenn wir
nicht angenehm von Gemüt und leutselig im Verhalten sind. Wahre christliche Höflichkeit
sollte gepflegt werden. Nichts kann unseren Einfluss mehr schädigen als unbeherrschtes
Temperament. Ein von Natur aus launischer Mensch weiß nichts von Glück und ist selten
zufrieden. Er hofft immer auf günstigere Verhältnisse oder seine Umgebung zu ändern,
damit er zu Seelenfrieden und Ruhe kommt. Sein Leben scheint mit einem schweren
Kreuz und Prüfungen belastet zu sein, während er viele dieser Widerwärtigkeiten hätte
vermeiden können, hätte er nur sein Temperament und seine Zunge beherrscht. Es ist "die
linde Antwort", die "den Zorn stillt". Sprüche 15,1. Rache hat niemals einen Feind
überwunden. Ein gezügeltes Temperament übt immer auf alle einen guten Einfluss aus;
aber "ein Mann, der seinen Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne
Mauern". Sprüche 25,28.
Z4.401.1 (4T.368.1) Absatz: 22/29
Betrachte das Leben von Mose. Sanftmut inmitten von Murren, Anklagen und
Herausforderungen stellte seine hervorragendsten Wesenszüge dar. Daniel war
demütigen Geistes. Obgleich er von Misstrauen und Argwohn umgeben war und seine
Feinde ihm eine Falle stellten, um ihn um sein Leben zu bringen, wich er nicht vom
Grundsatz ab. Er bewahrte ein ruhiges und freudiges Vertrauen in Gott. Vor allem aber
ziehe eine Lehre aus dem Leben Christi. Als er beschimpft wurde, schalt er nicht zurück.
Als er litt, drohte er nicht. Diese Lektion musst du lernen, oder du wirst niemals zum
Himmel eingehen können. Du musst Christum zu deiner Stärke machen. In seinem
Namen kannst du mehr als Sieger sein. Keine Zauberei gegen Jakob und keine
Wahrsagerei gegen Israel wird Erfolg haben. Wenn deine Seele fest mit dem ewigen
Felsen verbunden ist, bist du sicher. Kommt Freude oder Leid, nichts kann dich vom
Rechten trennen.
Z4.401.2 (4T.368.2) Absatz: 23/29
In der Welt hast du ein unstetes Leben geführt; aber die ewige Wahrheit wird sich dir als
ein sicherer Anker erweisen. Du musst auf deinen Glauben Acht geben. Handle nicht aus
Gefühlen heraus und unterhalte keine unsteten Theorien. Erfahrungsgemäßer Glaube an
Christum und Unterwerfung unter Gottes Gesetz sind für dich von höchster Bedeutung.
Sei bereit, Rat von solchen anzunehmen, die Erfahrung haben. Zögere das Werk des
Überwindens nicht hinaus. Sei treu gegen dich selbst, deine Kinder und Gott. Dein
angefochtener Sohn bedarf zartfühlender Behandlung. Als Vater solltest du wissen, dass
die Nerven von Glücksgefühl erbeben können, genauso aber auch von tiefstem Schmerz.
Der Herr stellt sich der leidenden Menschheit gleich.
Z4.402.1 (4T.368.3) Absatz: 24/29
Viele Eltern vergessen ihre Verantwortlichkeit Gott gegenüber, ihre Kinder zu
Brauchbarkeit und Pflichttreue zu erziehen, so dass sie sich selbst und andern zum Segen
gereichen. Kinder werden oft vom jüngsten Alter an verwöhnt. Verkehrte Gewohnheiten
festigen sich. Die Eltern haben dem jungen Baum seine Form gegeben. Durch ihr
Erziehungssystem entwickelt sich der Charakter, entweder wird er entstellt oder
symmetrisch und gut. Während manche auf Seiten des Verwöhnens irren, gehen andere
ins entgegengesetzte Extrem und beherrschen ihre Kinder mit einer eisernen Rute. Keine
von diesen folgen den Anweisungen der Bibel. Sie verrichten ein schreckliches Werk. Sie
formen die Gemüter ihrer Kinder und müssen am Tage Gottes Rechenschaft über die Art
und Weise ablegen, wie sie dieser Aufgabe nachkamen. Die Ewigkeit wird die Resultate
des Werkes, das in diesem Leben getan wurde, offenbaren. "Das Bäumchen biegt sich,
der Baum nicht mehr."
Z4.402.2 (4T.369.1) Absatz: 25/29
Die von dir ausgeübte Herrschaft ist absolut verkehrt. Du bist kein zärtlicher, mitleidsvoller
Vater. Welch ein Beispiel gibst du deinen Kindern, wenn du deinem unbeherrschten,
leidenschaftlichen Temperament nachgibst! Wie willst du dich vor Gott wegen deiner
launenhaften Zucht verantworten? Wenn du von deinen Kindern Liebe und Achtung haben
willst, musst du ihnen Zuneigung schenken. Leidenschaftliche Ausbrüche sind nicht zu
entschuldigen, sie sind immer blind und verkehrt.
Z4.402.3 (4T.369.2) Absatz: 26/29
Gott fordert eine Veränderung deines Verhaltens. Du kannst im Verlag ein brauchbarer
und tüchtiger Arbeiter sein, wenn du entschiedene Anstrengungen machst, zu überwinden.
Mache deine Ansichten nicht zu einem Maßstab. Der Herr verband dich mit seinem Volk,
damit du ein Schüler in Christi Schule sein möchtest. Du hegst verkehrte Ansichten. Du
solltest dich jetzt nicht auf deinen Verstand verlassen. Du kannst nicht gerettet werden,
wenn dein Geist sich nicht ändert. Trotz der Tatsache, dass Mose der sanftmütigste
Mensch war, der je auf Erden lebte, zog er sich doch bei einer Gelegenheit Gottes
Missfallen zu. Er war des Murrens der Kinder Israel wegen Wasser müde geworden. Die
unverdienten Anklagen des Volkes gegen ihn ließen ihn für einen Moment vergessen,
dass ihr Murren sich nicht gegen ihn, sondern gegen Gott richtete. Anstatt darüber betrübt
zu sein, dass der Geist Gottes geschmäht wurde, fühlte er sich gereizt und beleidigt, und
eigenwillig und ungeduldig schlug er den Felsen zweimal und sagte: "Höret, ihr
Ungehorsamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels?" 4.Mose 20,10.
Mose und Aaron maßten sich Gottes Stellung an, als hätten sie das Wunder getan. Sie
erhöhten nicht Gott, sondern sich selbst vor dem Volk. Viele werden schließlich des
ewigen Lebens verlustig gehen, weil sie sich ebenso verhalten.
Z4.403.1 (4T.369.3) Absatz: 27/29
Mose bewies große Schwäche vor dem Volk. Er offenbarte einen bemerkenswerten
Mangel an Selbstbeherrschung, den gleichen Geist wie die Murrenden. Er hätte vor der
Menge eine nachsichtige und geduldige Haltung einnehmen sollen, die nur zu bereitwillig
war, sich um seines Ausbruchs willen wegen ihres Versagens, ihrer Unzufriedenheit und
ihres unvernünftigen Murrens zu entschuldigen. Die größte Sünde war, Gottes Platz
einzunehmen. Die Vertrauensstellung, die Mose bis jetzt bekleidet hatte, verminderte
seine Schuld nicht, im Gegenteil, sie wurde dadurch größer. Er war bisher ein tadelloser
Mann gewesen, jetzt aber gefallen. Viele in ähnlichen Umständen würden glauben, dass
ihre Sünde übersehen würde, weil sie ein Leben unwandelbarer Treue führten. Aber nein!
Für einen Mann, den Gott hoch geehrt hatte, war es schlimmer, solche
Charakterschwäche zu zeigen, indem er seiner Leidenschaft nachgab, als wenn er eine
weniger wichtige Stellung bekleidet hätte. Mose war Christi Stellvertreter. Doch wie wurde
dieses Bild verzerrt! Mose hatte gesündigt, und seine frühere Treue konnte nicht für seine
gegenwärtige Sünde sühnen. Das gesamte Heer Israel machte Geschichte für zukünftige
Generationen. Die unfehlbare Feder der Inspiration musste diese Geschichte getreulich
niederschreiben. Die Menschen aller zukünftigen Zeiten mussten sehen, dass Gott ein
unwandelbarer Herrscher ist, der in keinem Fall die Sünde rechtfertigt. Mose und Aaron
mussten sterben, ohne Kanaan zu betreten. Sie mussten sich der gleichen Strafe
unterziehen, die auch jene in niedrigeren Stellungen traf. Sie unterwarfen sich diesem
Urteil, wenn auch mit unaussprechlicher Seelenpein. Aber ihre Liebe und ihr Vertrauen zu
Gott wankten nicht. Ihr Beispiel ist eine Lektion, die viele übersehen, ohne das daraus zu
lernen, was sie lernen sollten. Die Sünde erscheint nicht sündhaft. Selbsterhöhung
betrachten sie nicht als so schlimm.
Z4.404.1 (4T.370.1) Absatz: 28/29
Nur wenige erkennen das Verwerfliche der Sünde. Sie schmeicheln sich, dass Gott zu gut
ist, um den Übertreter zu strafen. Die Fälle von Mose, Aaron, David und vieler anderer
zeigen, dass es nicht sicher ist, in Wort oder Tat zu sündigen. Gott ist ein Wesen von
unendlicher Liebe und Mitleid. In seiner Abschiedsrede an Israel sagte Mose: "Der Herr,
dein Gott, ist ein verzehrend Feuer und ein eifriger Gott." 5.Mose 4,24. Die bewegende
Bitte Moses, dass er doch das Vorrecht haben möge, in Kanaan einzugehen, wurde
standhaft verweigert. Die Übertretung zu Kades war offensichtlich und kennzeichnend. Je
höher die Stellung des Übertreters, je geehrter der Mann war, desto unbeweglicher war
der Erlass und desto gewisser die Strafe.
Z4.404.2 (4T.371.1) Absatz: 29/29
Lieber Bruder, lass dich warnen. Folge dem Licht, das auf deinen Weg scheint. Paulus
sagte: "Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht andern predige und selbst
verwerflich werde." 1.Korinther 9,27.
Kapitel 33: Geheiligte Prediger
Z4.404.3 (4T.371.2) Absatz: 1/30
Vor drei Jahren zeigte der Herr mir Dinge, die in der Vergangenheit lagen, die gegenwärtig
und zukünftig sind. Ich sah junge Männer die Wahrheit predigen, von denen einige sie zu
der Zeit selbst noch nicht angenommen hatten. Seitdem haben sie die Wahrheit erfasst
und versuchen, sie andern nahezubringen. Dein Fall, Bruder I, wurde mir vorgeführt. Dein
vergangenes Leben war nicht so, dass es dich veranlasst hätte, dein eigenes Ich
aufzugeben. Von Natur aus bist du ichbezogen und selbstgenügsam. Du vertraust völlig
auf deine eigene Kraft. Dies wird dich daran hindern, die Erfahrung zu erlangen, die
notwendig ist, um aus dir einen demütigen, leistungsfähigen Prediger Christi zu machen.
Z4.405.1 (4T.371.3) Absatz: 2/30
Es sind viele im Feld, die sich in ähnlichem Zustand befinden. Sie können die Theorie der
Wahrheit vorführen, ermangeln aber wahrer Gottseligkeit. Wenn die Prediger, die jetzt im
Evangeliumsfeld tätig sind, du mit eingeschlossen, die Notwendigkeit fühlten, sich täglich
selbst zu prüfen und Umgang mit Gott zu pflegen, dann könnten sie sich in einer Stellung
befinden, wo sie Worte von Gott empfangen und an das Volk weitergeben könnten. Deine
Worte und dein tägliches Leben werden entweder ein Geruch des Lebens zum Leben sein
oder ein Geruch des Todes zum Tode.
Z4.405.2 (4T.371.4) Absatz: 3/30
Du magst einen verständigen Glauben an die Wahrheit besitzen. Doch noch liegt die
Aufgabe vor dir, jede Handlung deines Lebens und jede Herzensregung in
Übereinstimmung mit deinem Glauben zu bringen. Christi Gebet für seine Jünger
unmittelbar vor seiner Kreuzigung lautete: "Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die
Wahrheit." Johannes 17,17. Der Einfluss der Wahrheit sollte nicht nur der Verstand
ergreifen, sondern auch Herz und Leben. Echte, praktische Religion wird ihren Besitzer
dahin führen, seine Neigungen zu beherrschen. Sein äußeres Verhalten sollte durch die
Wahrheit geheiligt sein. Ich versichere dir vor Gott, dass du sehr praktischer Frömmigkeit
ermangelst. Prediger sollten nicht die Verantwortung eines Lehrers fürs Volk, in
Nachahmung Christi, des großen Vorbildes, auf sich nehmen, ehe sie nicht für die große
Aufgabe geheiligt sind und Vorbilder für Gottes Herde sein können. Ein ungeheiligter
Prediger kann unermesslichen Schaden anrichten. Da er vorgibt, ein Botschafter Christi zu
sein, wird sein Beispiel von andern nachgeahmt. Wenn ihm die wahren Wesenszüge eines
Christen fehlen, werden sich seine Fehler und seine Mängel bei ihnen wiederholen.
Z4.405.3 (4T.372.1) Absatz: 4/30
Männer mögen imstande sein, beredt die großen Wahrheiten, die gründlich und
vollkommen in unserer Literatur zum Ausdruck kommen, zu wiederholen. Sie mögen eifrig
und verständlich die Abnahme der Religion in den Kirchen beklagen. Sie mögen die
Richtlinien des Evangeliums sehr geschickt vor dem Volk erhöhen. Und doch mögen die
täglichen Pflichten des Christenlebens, welche Handeln und Gefühl erfordern, von ihnen
nicht so wichtig genommen werden. Darin bestand deine Gefahr. Praktische Religion
fordert sowohl Herz und Gemüt als auch das praktische Leben. Unser heiliger Glaube
besteht nicht in Gefühlen oder in Taten; beide müssen sich im christlichen Leben
ergänzen. Praktische Religion besteht nicht unabhängig vom Wirken des Heiligen Geistes.
Du benötigst diese Kraft, mein Bruder. Und so ist es mit allen, die versuchen, die
Übertreter von ihrem verlorenen Zustand zu überzeugen. Diese Wirksamkeit des Geistes
Gottes enthebt uns nicht der Notwendigkeit, unsere Fähigkeiten und Talente zu üben,
sondern lehrt uns, wie wir jede Kraft zur Verherrlichung Gottes anwenden können. Wenn
die menschlichen Begabungen unter der besonderen Leitung der Gnade Gottes stehen,
können sie zum besten Zweck sowohl auf Erden als auch im zukünftigen, ewigen Leben
benutzt werden.
Z4.406.1 (4T.372.2) Absatz: 5/30
Mein Bruder, es wurde mir gezeigt, dass du ein sehr erfolgreicher Lehrer werden kannst,
wenn du dich völlig dem Werk weihen würdest, dass du aber, wenn ungeheiligt, ein sehr
armseliger Arbeiter sein wirst. Du bist nicht bereit, wie der Welterlöser, die Stellung eines
Dieners einzunehmen und den anstrengenden Teil der Pflicht eines Predigers des
Evangeliums zu verrichten. Darin kommen, neben dir, viele andere zu kurz. Sie nehmen
ihr Gehalt entgegen, mit kaum einem Gedanken daran, ob sie mehr sich selbst als dem
Werk gedient, ob sie ihre Zeit und ihre Talente völlig dem Werke Gottes zur Verfügung
gestellt haben, oder ob sie nur vom Pult gepredigt und die übrige Zeit ihren eigenen
Interessen, Neigungen und Vergnügungen gewidmet haben.
Z4.406.2 (4T.373.1) Absatz: 6/30
Christus, die Majestät des Himmels, legte seine könig-lichen Gewänder ab und kam in
diese vom Fluch versengte und verdorbene Welt, um Menschen zu lehren, wie sie ein
Leben der Selbstverleugnung und Hingabe führen und wie sie täglich lebendige Religion
praktizieren können. Er kam, um einem Diener des Evangeliums ein korrektes Beispiel zu
geben. Immer hatte er nur ein Ziel vor Augen: die Rettung der Menschen. All seine Kräfte,
jede Tat seines Lebens galt diesem Zweck. Er ging zu Fuß. Unterwegs belehrte er seine
Nachfolger. Seine Kleider waren staubig, von der Reise beschmutzt. Seine Erscheinung
war wenig einladend. Aber die einfachen, bestimmten Wahrheiten, die von seinen
göttlichen Lippen kamen, ließen seine Zuhörer sein Aussehen vergessen. Sie waren nicht
vom Menschen entzückt, sondern von der Lehre, die er verkündigte. Nachdem er den
ganzen Tag lang gelehrt hatte, verbrachte er oftmals die Nacht im Gebet. Er brachte seine
Bitten mit "starkem Geschrei und Tränen" vor Gott. Er betete, nicht für sich selbst, sondern
für diejenigen, die er retten wollte.
Z4.407.1 (4T.373.2) Absatz: 7/30
Nur wenige Prediger beten die ganzen Nacht wie unser Heiland oder widmen am Tage
Stunden dem Gebet, damit sie fähige Diener des Evangeliums sein mögen, die Menschen
mit Erfolg dahin bringen können, die Schönheit der Wahrheit zu erkennen und durch
Christi Verdienste gerettet zu werden. Daniel betete dreimal am Tag, aber viele, die das
höchste Bekenntnis ablegen, demütigen ihre Seele nicht einmal des Tages vor Gott.
Z4.407.2 (4T.373.2) Absatz: 8/30
Jesus, unser teurer Heiland, hat allen Menschen deutlich vorgelebt, wie man Demut übt.
Besonders gelten diese Lehren den Dienern des Evangeliums. In seiner Erniedrigung, als
seine irdische Aufgabe nahezu vollendet war und er im Begriff stand, zu dem Thron seines
Vaters zurückzukehren, von dem er mit all der Macht in seinen Händen und all dem Glanz
auf seinem Haupt gekommen war, galt eine der letzten Lehren an seine Jünger der
Bedeutung der Demut. Während sich seine Jünger stritten, wer der Größte im
verheißenen Gottesreich sein würde, umgürtete er sich und wusch denen die Füße, die
ihn Herr und Meister nannten.
Z4.407.3 (4T.374.1) Absatz: 9/30
Sein Dienst war fast vollendet; er hatte nur noch einige wenige Lektionen mitzuteilen.
Damit seine Jünger niemals die demütige Haltung des reinen und fleckenlosen
Gotteslammes vergessen sollten, erniedrigte sich Jesus, der als großes, wirksames
Opferlamm für den Menschen bestimmt war, so weit, ihnen die Füße zu waschen. Es wird
für dich und überhaupt für unsere Prediger gut sein, die letzten Begebenheiten im Leben
unseres Erlösers des öfteren zu überschauen. So bedrängt Jesus auch von Anfechtungen
war, hier können wir alle Lehren von ihm annehmen, die für uns von äußerster Wichtigkeit
sind. Wir täten gut daran, jeden Tag für eine besinnliche Stunde das Leben Christi von der
Krippe an bis zum Kreuz auf Golgatha im Geist an uns vorüberziehen zu lassen. Dabei
sollten wir schrittweise vorgehen und jedes Geschehnis, vor allem die Schlussereignisse
seines Erdenlebens, lebendig in uns aufnehmen. Durch solch eine Betrachtungsweise
seiner Lehren, Leiden und seines unermesslichen Opfers, das er für die Erlösung der
Menschheit dargebracht hat, können wir unseren Glauben stärken, unsere Liebe beleben
und tiefer von dem Geist durchdrungen werden, der unseren Heiland aufrecht erhielt. Um
zuletzt gerettet zu werden, müssen wir alle zu Füßen des Kreuzes Buße und Glauben
lernen. Christus erlitt Demütigungen, um uns von ewiger Schmach zu erretten. Er nahm
Spott, Hohn und Schmähungen auf sich, um uns zu schirmen. Unsere Übertretung war
schuld daran, dass sich der Schleier der Finsternis um seine göttliche Seele legte und er
aufschrie, wie ein von Gott Geschlagener und Verlassener. Er trug unsere Schmerzen; um
unserer Sünden willen wurde er von Gram gequält. Er gab sein Leben zum Schuldopfer,
damit wir durch ihn vor Gott gerechtfertigt würden. Alles Edle und Erhabene im Menschen
wird sich regen, wenn wir das Bild Christi am Kreuz an unserem inneren Auge
vorüberziehen lassen.
Z4.408.1 (4T.372.2) Absatz: 10/30
Mich verlangt danach, unsere Prediger mehr bei dem Kreuz Christi verweilen zu sehen,
damit ihre Herzen währenddessen durch die unermessliche Liebe des Heilandes, die
dieses grenzenlose Opfer veranlasste, besänftigt und überwältigt würden. Wenn unsere
Prediger in Verbindung mit der Theorie der Wahrheit mehr bei praktischem Christentum
verweilten und aus einem mit dem Geist der Wahrheit erfüllten Herzen sprächen, scharten
sich viel mehr Seelen um das Banner der Wahrheit. Ihre Herzen würden von dem Kreuz
Christi, von seiner unendlichen Hochherzigkeit und seinem Erbarmen in dem Leiden für
den Menschen berührt werden. Diese wesentlichen Gegenstände in Verbindung mit
unseren Glaubenspunkten würden unter den Menschen viel Gutes wirken. Das Herz des
Lehrers muss jedoch von der erfahrungsgemäßen Erkenntnis der Liebe Christi erfüllt sein.
Z4.409.1 (4T.375.1) Absatz: 11/30
Das gewaltige Argument des Kreuzes wird von Sünden überzeugen. Die göttliche Liebe
für die Sünder, die in der Dahingabe seines Sohnes, der Schmach und Tod erlitt, zum
Ausdruck gekommen ist, damit sie geadelt werden und das ewige Leben empfangen
können, umfasst ein ganzes Lebensstudium. Ich fordere dich auf, erneut das Kreuz Christi
zu erforschen. Wenn alle Stolzen und Ruhmredigen, deren Herz nach menschlichem
Beifall lechzt und nach Bevorzugung vor ihren Kameraden, den Wert höchsten irdischen
Glanzes im Verhältnis zu der Bedeutung des Sohnes Gottes, der von denen, die er
erretten wollte, verworfen, verachtet und angespieen wurde, richtig einschätzen würden,
wie unbedeutend erschiene ihnen dann alle Ehre, die der sterbliche Mensch zu verleihen
hat.
Z4.409.2 (4T.375.2) Absatz: 12/30
Lieber Bruder, du glaubst, mit deiner unvollkommenen Bildung für beinahe jede Stellung
befähigt zu sein. Aber bis jetzt warst du nicht fähig, dich selbst zu beherrschen. Du fühlst
dich geeignet, Männern von Erfahrung zu diktieren, wo du doch bereit sein solltest, geführt
zu werden und die Stellung eines Schülers einzunehmen. Je weniger du über Christum
und seine unendliche Liebe nachsinnst und je weniger du sein Ebenbild ausstrahlst, desto
besser erscheinst du in deinen eigenen Augen und desto mehr Selbstvertrauen und
Eigendünkel wirst du besitzen. Eine wahre Erkenntnis Christi, ein fortwährender Blick auf
den Anfänger und Vollender unseres Glaubens wird dir solche Anschauung vom Charakter
eines echten Christen vermitteln, dass du nicht verfehlen wirst, dein eigenes Leben und
Wesen in Gegenüberstellung mit jenen des großen Vorbildes richtig einzuschätzen. Du
wirst dann deine eigene Schwäche, deine Unwissenheit, deine Liebe zur Bequemlichkeit
und deine Unwilligkeit, das eigene Ich zu verleugnen, erkennen.
Z4.409.3 (4T.376.1) Absatz: 13/30
Du hast eben erst begonnen, Gottes heiliges Wort zu studieren. Du hast einige Schätze
der Wahrheit aufgelesen, die von andern unter viel Mühe und Gebet zu Tage gefördert
wurden. Die Bibel ist voll davon. Mache jenes Buch zu deinem Studium und zu deiner
Lebensregel. Deine Gefahr wird immer darin bestehen, Rat zu verachten und dich selbst
höher einzuschätzen als Gott es tut. Es gibt viele, die nur allzu bereit sind, einen Prediger,
der reden kann, zu loben und ihm zu schmeicheln. Ein junger Prediger steht immer in
Gefahr, zu seinem eigenen Schaden verwöhnt und gepriesen zu werden, während er zu
gleicher Zeit unzulänglich in solchen Qualitäten ist, die Gott von allen verlangt, die ein
Sprachrohr für ihn sein sollen. Du bist gerade erst in Christi Schule eingetreten. Die
Erlangung der Befähigung für deine Arbeit ist eine Lebensaufgabe, ein täglicher,
schwieriger Nahkampf mit erstarkten Gewohnheiten, Neigungen und ererbten Vorlieben.
Es erfordert fortwährende, ernstliche und wachsame Anstrengungen, das eigene Ich zu
überwachen und zu überwinden, Christo den ersten Platz einzuräumen und das Ich aus
den Augen zu verlieren.
Z4.410.1 (4T.376.2) Absatz: 14/30
Es ist wichtig für dich, deine Charakterschwächen zu überwachen, die verkehrten
Neigungen zu unterdrücken und die edlen Fähigkeiten, die nicht gebührend geübt wurden,
zu stärken und zu entwickeln. Die Welt wird niemals von dem Werk Kenntnis haben, das
zwischen Gott und der Seele vor sich geht. Sie weiß nichts von der Bitterkeit des Geistes,
der Selbstverachtung und dem fortwährenden Bemühen, das Ich zu besiegen. Aber viele
in der Welt werden die Resultate dieser Bemühungen würdigen. Sie werden Christum in
deinem täglichen Leben erkennen. Du wirst ein lebendiger Brief sein, erkannt und gelesen
von allen Menschen, und wirst einen ebenmäßigen, edel entwickelten Charakter besitzen.
Z4.410.2 (4T.376.3) Absatz: 15/30
Christus hat gesagt: "Lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so
werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen." Matthäus 11,29. Die ihn um Erkenntnis bitten,
wird er unterweisen. Es gibt eine Unmenge falscher Lehrer in dieser Welt. Der Apostel
erklärt, dass die Menschen in den letzten Tagen "sich selbst Lehrer aufladen, nach dem
ihnen die Ohren jücken" (2.Timotheus 4,3), weil sie gerne sanfte Reden hören möchten.
Christus hat uns vor ihnen gewarnt: "Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in
Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,15.16. Die hier beschriebenen Lehrer
bekennen, Christen zu sein. Sie haben den Schein der Gottseligkeit und scheinen für das
Heil von Seelen zu wirken, während sie von Herzen habgierig, egoistisch,
bequemlichkeitsliebend sind und den Eingebungen ihrer ungeheiligten Herzen folgen. Sie
stehen in Widerstreit mit Christo und seinen Lehren und ermangeln seines sanftmütigen
und demütigen Geistes.
Z4.411.1 (4T.377.1) Absatz: 16/30
Der Prediger, der die heilige Wahrheit für diese letzten Tage verkündigt, muss
entgegengesetzte Eigenschaften offenbaren. Durch sein Leben praktischer Frömmigkeit
muss er deutlich den Unterschied zeigen, der zwischen dem falschen und dem wahren
Hirten besteht. Jesus, der gute Hirte, kam, um das Verlorene zu suchen und zu retten. In
seinen Werken kam seine Liebe zu den Schafen zum Ausdruck. Alle Hirten, die unter
seiner Leitung stehen, werden seine Charaktereigenschaften besitzen. Sie werden
sanftmütig und von Herzen demütig sein. Kindlicher Glaube bringt der Seele Ruhe. Er ist
durch die Liebe tätig und hat immer Interesse an andern. Wenn Christi Geist in ihnen
wohnt, werden sie Christo ähnlich sein und seine Werke tun. Viele, die sich Diener Christi
nennen, haben ihren Meister missverstanden. Sie erheben den Anspruch, Christo zu
dienen und bemerken nicht, dass sie sich unter Satans Banner eingereiht haben. Sie
mögen weltlich weise und eifrig im Kämpfen und aufgeblasen sein und den Anschein
erwecken, als verrichteten sie ein großes Werk. Aber Gott kann sie nicht gebrauchen. Die
Beweggründe entscheiden über den Charakter des Werkes. Obgleich Menschen die
Unzulänglichkeit nicht bemerken mögen – Gott sieht sie.
Z4.411.2 (4T.377.2) Absatz: 17/30
Der Buchstabe der Wahrheit mag einige Seelen überzeugen; sie mögen die Wahrheit
annehmen und zuletzt gerettet werden. Doch der selbstsüchtige Lehrer, der ihnen die
Wahrheit vorführte, wird vor Gott keinen Verdienst für ihre Bekehrung haben. Er wird um
seiner Untreue willen gerichtet werden, da er vorgab, ein Wächter auf den Mauern Zions
zu sein. Stolz des Herzens ist ein furchtbarer Charakterzug. "Hochmut kommt vor dem
Fall." Sprüche 16,18. Dies betrifft die Familie, die Gemeinde und die Nation. So, wie der
Heiland der Welt es tat, als er auf Erden war, so erwählt er auch heute einfache,
ungelehrte Männer und unterweist sie, seine Wahrheit, schön in ihrer Einfachheit, der Welt
mitzuteilen, besonders den Armen. Der Oberhirte möchte die Unterhirten fest mit sich
verbinden. Es entspricht nicht seiner Absicht, dass diese ungelehrten Männer in ihrer
Unwissenheit beharren sollen, während sie ihre Arbeit verrichten. Sie sollen vielmehr
Erkenntnis von ihm, der Quelle aller Weisheit, allen Lichtes und aller Macht, empfangen.
Z4.412.1 (4T.378.1) Absatz: 18/30
Es ist auf die Abwesenheit des Heiligen Geistes und der Gnade Gottes zurückzuführen,
dass der Evangeliumsdienst so kraftlos ist, zu überzeugen und zu bekehren. Nach der
Himmelfahrt Christi lauschten Doktoren, Rechtsgelehrte, Priester, Herrscher,
Schriftgelehrte und Theologen mit Erstaunen den Worten der Weisheit und Kraft, die von
den Lippen der ungelehrten und einfachen Jünger kamen. Schließlich schrieben sie es zu
ihrer Zufriedenheit dem Umstand zu, dass sie mit Jesu gewesen waren und von ihm
gelernt hatten. Ihr Charakter und die Einfachheit ihrer Lehrweise waren dem Charakter
und der Lehrweise Christi ähnlich. Der Apostel beschreibt dies mit folgenden Worten:
"...was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisen zu Schanden
mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zu Schanden
mache, was stark ist; und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt
und das da nichts ist, dass er zunichte mache, was etwas ist, auf dass sich vor ihm kein
Fleisch rühme." 1.Korinther 1,27-29.
Z4.412.2 (4T.378.2) Absatz: 19/30
Diejenigen, die heute unvolkstümliche Wahrheiten lehren, müssen mit ihren Lehren Kraft
von oben verbinden, oder ihre Bemühungen werden nur wenig Erfolg haben. Leider fehlt
im Predigtdienst der Gemeinde die köstliche Gnadengabe der Demut. Männer, die die
Wahrheit verkündigen, schätzen ihre eigenen Fähigkeiten zu hoch ein. Wahre Demut wird
einen Menschen veranlassen, Christum und die Wahrheit zu erhöhen und seine völlige
Abhängigkeit vom Gott der Wahrheit zu erkennen. Es ist schmerzlich, Lektionen der
Demut zu lernen, und doch ist zuletzt nichts nützlicher als gerade das. Der Schmerz, der
das Lernen von Demut begleitet, ist darauf zurückzuführen, dass wir durch falsche
Selbsteinschätzung stolz geworden und unfähig sind, unser großes Bedürfnis einzusehen.
Die Herzen der Menschen sind mit Eitelkeit und Stolz erfüllt. Nur Gottes Gnade kann eine
Reformation bewirken.
Z4.413.1 (4T.378.3) Absatz: 20/30
Es ist deine Aufgabe, mein Bruder, dich selbst zu demütigen, anstatt darauf zu warten,
dass Gott es tut. Gottes Hand ruht oftmals schwer auf Menschen, um sie zu demütigen
und sie in eine angemessene Stellung vor ihm zu bringen. Wie viel besser ist es doch, das
Herz täglich demütig vor Gott zu erhalten! Wir können uns selbst erniedrigen, oder wir
können uns in Stolz erheben und warten, dass Gott uns erniedrigt. Heute leiden die
Prediger des Evangeliums wenig um der Wahrheit willen. Würden sie verfolgt wie Christi
Apostel und heilige Männer Gottes in früheren Zeiten, dann würden sie sich näher zu
Christo halten, und diese engere Verbindung mit dem Heiland würde ihre Worte zu einer
Macht im Lande machen. Christus war ein Mann der Sorgen und mit dem Kummer
bekannt. Er erduldete die Verfolgung und den Widerspruch der Sünder. Er war arm und litt
unter Hunger und Müdigkeit. Er wurde vom Teufel versucht. Seine Werke und Lehren
riefen bitteren Hass hervor. Wo verleugnen wir uns um Christi willen? Wo ist unsere
Hingabe an die Wahrheit? Wir scheuen das, was uns nicht gefällt, und drücken uns vor
Sorgen und Verantwortung. Können wir erwarten, dass die Macht Gottes unsere
Bemühungen begleitet, wenn wir so wenig Hingabe ans Werk offenbaren?
Z4.413.2 (4T.379.1) Absatz: 21/30
Mein Bruder, es wurde mir gezeigt, dass deine Frömmigkeit einen niederen Stand
einnimmt. Du benötigst ein tieferes Empfinden deiner Verantwortlichkeit Gott und der
Gesellschaft gegenüber. Du wirst keine Zufriedenheit empfinden noch entschuldigt sein,
wenn du auf die Fehler anderer verweist. Du besitzt keine so gründliche Erkenntnis der
Wahrheit, dass du in deinem Bemühen, dich fürs Lehramt zu qualifizieren, nachlassen
könntest. Du benötigst eine neue Bekehrung, damit du ein fähiger, geweihter Prediger des
Evangeliums, ein frommer und heiliger Mann, werden kannst. Wenn du all deine Kräfte
dem Werke Gottes weihen würdest, gäbst du nicht zu viel. Immer wird es nur ein lahmes
Opfer sein, das jeder von uns bringen kann. Wenn du dich fortwährend mit Gott
beschäftigst und nach tieferer Weihe trachtest, wirst du neue Erkenntnis durch
persönliches Schriftstudium erlangen.
Z4.414.1 (4T.379.2) Absatz: 22/30
Um die Wahrheit verstehen zu können, musst du deinen Verstand erziehen und schulen
und danach trachten, die Gnadengaben wahrer Frömmigkeit zu erlangen. Bis jetzt weißt
du sehr wenig davon. Wenn Christus in dir wohnt, wirst du mehr als nur eine Theorie der
Wahrheit besitzen. Du wirst nicht nur Christi Lehren während seines Erdenlebens
wiederholen, sondern wirst andere durch dein Leben der Selbstverleugnung und Hingabe
an Gottes Werk erziehen. Dein Leben wird eine lebendige Predigt sein und größere Macht
besitzen als jede Predigt, die vom Rednerpult gehalten wird.
Z4.414.2 (4T.380.1) Absatz: 23/30
Du solltest jenen selbstlosen Geist, jene selbstverleugnende Gnadengabe und reine
Hingabe pflegen, von welchen du wünscht, dass andere sie in ihrem Leben offenbaren.
Um fortwährend in geistlichem Verständnis zu wachsen und immer brauchbarer zu
werden, musst du Gewohnheiten der Nützlichkeit in den kleinen Pflichten hegen, die am
Wege liegen. Du darfst nicht auf Gelegenheiten warten, ein großes Werk zu tun. Nimm die
erste Gelegenheit wahr, dich treu in kleinen Dingen zu erweisen. Dann magst du von Stufe
zu Stufe höher steigen, von einem Vertrauensposten zum andern. Du bist geneigt zu
denken, dass es dir nicht an Erkenntnis fehlt. Du bist geneigt, das stille Gebet,
Wachsamkeit und das Schriftstudium zu vernachlässigen. Das Resultat wird sein, dass du
vom Feind überwunden wirst. In deinen Augen mögen dir deine eigenen Wege recht
erscheinen, während du in Wirklichkeit sehr fehlerhaft bist. Du hast keine Zeit, mit dem
Seelenfeind zu unterhandeln. Jetzt ist die Zeit, deine Stellung zu beziehen und den Feind
zu enttäuschen. Du solltest dich selbst genauer und eifersüchtiger Kritik unterziehen. Du
bist geneigt, deine Meinung als Maßstab aufzustellen, ohne Rücksicht auf die Meinung
und das Urteil erfahrener Männer, die Gott benutzt hat, sein Werk voranzutreiben. Junge
Männer im Predigtamt wissen wenig von Härten. Viele werden verfehlen, so brauchbar zu
werden, wie es ihnen möglich wäre, weil alles zu leicht für sie gemacht wird.
Z4.415.1 (4T.380.2) Absatz: 24/30
Du trägst Verantwortlichkeiten in deiner Familie, die du zu verstehen glaubst. Aber in
Wirklichkeit weißt du sehr wenig darüber. Du hast viele Dinge zu verlernen, deren
Kenntnis du dich rühmtest. Es wurde mir gezeigt, dass du Ideen für wirklich und
wahrheitsgemäß hältst, die der Bibel direkt widersprechen. Paulus musste diesen Dingen
in seinen Tagen begegnen, in seinem Kampf mit jungen Predigern. Du bist zu eifrig
gewesen, die Worte und Standpunkte von Menschen als Licht anzunehmen. Sei
vorsichtig, deine Ideen als Bibelwahrheit vorzuführen. Bewache deine Schritte. Ich hatte
gehofft, dass solche Reformation in deinem Leben stattgefunden hätte, dass ich niemals
berufen worden wäre, dir diese Worte zu schreiben.
Z4.415.2 (4T.381.1) Absatz: 25/30
Du hast daheim eine Aufgabe zu erfüllen, die du nicht versäumen darfst, ohne deinem
Gott und der dir zugewiesenen Pflicht untreu zu werden. Was ich jetzt erwähne, ist mir in
deinem Fall nicht direkt gezeigt worden, jedoch in Hunderten anderer ähnlicher Fälle.
Wenn ich nun sehe, dass du den gleichen Irrtum begehst wie viele Eltern in diesem
Zeitalter der Welt, kann ich dein Pflichtversäumnis nicht entschuldigen. Du hast ein Kind,
eine Seele, die dir anvertraut ist. Wenn du schon solche Schwäche und solchen Mangel
an Weisheit in der Erziehung dieses einen Kindes offenbarst, während du lieber deinen
eigenen Ideen als der biblischen Regel folgst, wie kann Vertrauen in dich gesetzt werden
zu lehren und Angelegenheiten zu regeln, wo das ewige Interesse von vielen auf dem
Spiel steht?
Z4.415.3 (4T.381.2) Absatz: 26/30
Ich wende mich an dich persönlich und an deine Frau. Meine Stellung im Werke Gottes
macht erforderlich, dass ich mich in Erziehungsfragen klar äußere. Dein Beispiel im
häuslichen Leben wird dem Werke Gottes großen Schaden zufügen. Die Welt ist ein
Missionsfeld. Du möchtest dieses Feld mit Evangeliumssamen besäen und erwartest von
Gott, dass er den Samen bewässert, damit er Frucht bringt. Ein kleines Stück Land ist dir
anvertraut worden. Aber in deinem eigenen Garten wachsen Dornen und Disteln, während
du bemüht bist, andere Gärten zu jäten. Dies ist keine geringe Aufgabe, sondern ein Werk
mit großen Folgen. Du predigst andern das Evangelium. Lebe es zuerst bei dir daheim
aus. Du gibst den Wünschen und Leidenschaften eines verwöhnten Kindes nach. Auf
diese Weise trägst du zur Entwicklung von Wesenszügen bei, die Gott hasst und die das
Kind unglücklich machen. Satan zieht Vorteil aus deiner Vernachlässigung und beherrscht
das Gemüt. Du musst etwas unternehmen und zeigen, dass du die Pflichten verstehst, die
ein christlicher Vater hat, die darin bestehen, in deinem Kind einen Charakter nach
göttlichem Ebenbild zu entwickeln. Hättest du damit in früheren Jahren begonnen, wäre es
jetzt einfacher für dich, und das Kind wäre viel glücklicher. Aber unter deiner Zucht wurden
der Wille und die Verkehrtheiten des Kindes ständig weiter entwickelt. Jetzt wird es mehr
Strenge und fortwährendes, anhaltendes Bemühen kosten, das zu ändern, was bisher
verkehrt gelaufen ist. Wenn du mit einem kleinen Kind nicht fertig werden kannst, das du
verpflichtet bist, in Schranken zu halten, dann wird es dir gewiss an Weisheit mangeln, die
geistlichen Interessen der Gemeinde Christi zu wahren.
Z4.416.1 (4T.382.1) Absatz: 27/30
Irrtümer haben sich in deine Erfahrung eingeschlichen, die ausgerottet werden müssen.
Du musst ein Schüler in der Schule Christi werden. Öffne deine Augen, damit du siehst,
wo die Schwierigkeiten liegen. Dann beeile dich, diese Dinge zu bereuen und beginne,
nach richtigen Grundsätzen zu handeln. Arbeite nicht nach eigenem Gutdünken, sondern
richte dich nach Gott. Lege Stolz, Selbsterhöhung und Eitelkeit ab und lerne von Christo
die süßen Lehren des Kreuzes. Du musst dich rückhaltlos dem Werk hingeben. Sei ein
lebendiges Opfer auf Gottes Altar.
Z4.416.2 (4T.382.2) Absatz: 28/30
Wenn das Kind eines Predigers leidenschaftliches Verhalten an den Tag legt, wenn ihm
beinahe jeder Wunsch erfüllt wird, übt das einen Einfluss aus, der den Zeugnissen, die
Gott mir für Eltern betreffs der rechten Erziehung ihrer Kinder gegeben hat, direkt zuwider
handelt. Du stehst in Widerspruch zu dem Licht, das Gott gegeben hat. Du folgst einer
Theorie, die du irgendwo aufgeschnappt hast. Aber dieses Experiment, das den
Anweisungen des Wortes Gottes direkt widerspricht, sollte nicht zum Schaden derer
durchgeführt werden, die wir nach Gottes Willen betreffs der Erziehung ihrer Kinder
unterweisen sollen.
Z4.417.1 (4T.382.3) Absatz: 29/30
Dein Interesse sollte nicht völlig in deiner eigenen Familie aufgehen, unter Ausschluss
aller andern. Wenn du die Gastfreundschaft der Geschwister in Anspruch nimmst, ist es
nur vernünftig, dass sie auch etwas von dir erwarten. Habe ein Interesse an andern Eltern
und Kindern und versuche zu unterweisen und ihnen zum Segen zu sein. Weihe dich dem
Werke Gottes und sei denen zum Nutzen, die dir Gastfreundschaft gewähren. Unterhalte
dich mit den Eltern, und übersieh auf keinen Fall die Kinder. Denke nicht, dein Kind sei in
Gottes Augen wertvoller als andere Kinder. Du neigst dazu, andere zu vernachlässigen,
während du dein Kind verwöhnst und ihm in allem nachgibst. Und dieses Kind ist ein
Beweis für deine fehlerhafte Erziehung. Es ist ungehorsam und leidenschaftlich, sobald
sein Wille durchkreuzt wird. Welch einen Einfluss übt dies auf Familien aus, die Gott gerne
unterweisen möchte und von denen er wünscht, dass sie ihre lockeren
Erziehungsmethoden ändern!
Z4.417.2 (4T.383.1) Absatz: 30/30
In eurer blinden und törichten Zärtlichkeit habt ihr euch beide eurem Kind unterworfen. Ihr
habt gestattet, dass es die Zügel in seinen zarten Händen hält, und es hat euch beide
beherrscht, bevor es zu Gehen imstande war. Was kann angesichts der Vergangenheit für
die Zukunft erwartet werden? Lasst das Beispiel dieses verwöhnten und verzogenen
Kindes nicht gegen euch zeugen, wenn im Gericht offenbar wird, wie viel Kinder dadurch
verloren gegangen sind. Wenn Männer und Frauen dich als göttlichen Lehrer betrachten,
werden sie nicht auch geneigt sein, deinem verderblichen Beispiel im Verwöhnen ihrer
Kinder zu folgen? Wird nicht Elis Sünde eure Sünde sein? Und wird die Strafe, die ihn
befiel, nicht auch über euch kommen? Mit seinen gegenwärtigen Gewohnheiten und
seinem jetzigen Verhalten wird euer Kind niemals das Reich Gottes sehen. Und ihr Eltern
seid es, die ihm die Himmelstür verschlossen haben. Wie wird es dann mit eurer eigenen
Errettung beschaffen sein? Denkt daran, ihr werdet ernten, was ihr gesät habt.
Nummer 29
Kapitel 34: Das Gericht
Z4.418.1 (4T.384.1) Absatz: 1/12
Am Morgen des 23. Oktobers 1879, ungefähr um zwei Uhr, ruhte der Geist des Herrn auf
mir, und ich sah Szenen des künftigen Gerichts. Um die Dinge, die an mir vorüberzogen,
die Wirkung, die sie auf mein Gemüt ausübten, angemessen zu beschreiben, fehlen mir
die Worte.
Z4.418.2 (4T.384.2) Absatz: 2/12
Der große Tag des Gerichtes schien gekommen zu sein. Zehntausendmal zehntausend
waren vor einem großen Thron versammelt, auf dem eine majestätische Erscheinung saß.
Vor ihr lagen verschiedene Bücher. Auf dem Deckel eines jeden Buches stand in
Goldbuchstaben, die flammendem Feuer glichen, "Hauptbuch des Himmels". Dann wurde
eins dieser Bücher geöffnet, das die Namen derer enthielt, die den Anspruch erhoben, an
die Wahrheit zu glauben. Ganz unvermittelt verlor ich die zahllosen Millionen um den
Thron aus den Augen. Nun richtete sich mein Augenmerk allein auf die bekenntlichen
Kinder des Lichts und der Wahrheit. Als diese Menschen, einer nach dem anderen,
aufgerufen und ihre guten Taten erwähnt wurden, erstrahlte ihr Angesicht in heiliger
Freude, die sich nach allen Seiten widerspiegelte. Aber diese Tatsache schien mich nicht
besonders nachhaltig zu beeindrucken.
Z4.418.3 (4T.384.3) Absatz: 3/12
Ein anderes Buch wurde geöffnet, in dem die Sünden derer eingetragen waren, die sich
zur Wahrheit bekennen. Selbstsucht lautete die Gesamtüberschrift. Auch jede einzelne
Spalte trug eine Überschrift und darunter, jedem Namen gegenüber, waren in ihren
entsprechenden Spalten die geringeren Sünden verzeichnet.
Z4.418.4 (4T.385.1) Absatz: 4/12
Unter Habsucht waren Unehrlichkeit, Diebstahl, Raub, Betrug und Geiz angeführt; unter
Ehrgeiz waren Hochmut und Überheblichkeit zu lesen; Eifersucht stand an der Spitze von
Bosheit, Neid und Hass. Unmäßigkeit führte eine lange Liste schrecklicher Vergehen an,
z.B. Lüsternheit, Ehebruch, Befriedigung niederer Leidenschaften u.a.m. Als ich so
schaute, wurde ich mit unsagbarer Angst erfüllt und rief aus: "Wer kann da errettet
werden? Wer wird vor Gott gerechtfertigt sein? Wessen Kleider sind ohne Makel? Wer ist
in den Augen eines reinen und heiligen Gottes ohne Fehler?"
Z4.419.1 (4T.385.2) Absatz: 5/12
Als der Heilige auf dem Thron die Blätter des Hauptbuches langsam umwendete und
seine Augen für einen Augenblick auf Einzelnen hafteten, schien sein Blick tief in ihre
Seelen zu brennen. Im gleichen Augenblick zog jedes Wort und jede Tat ihres Lebens vor
ihrem Gedächtnis so deutlich vorüber, als wären sie ihrem inneren Auge mit feurigen
Buchstaben eingeprägt. Zittern erfasste sie, und ihre Angesichter erbleichten. Als sie sich
um den Thron versammelt hatten, schienen sie unbekümmerte Gleichgültigkeit
auszustrahlen. Aber wie veränderte sich jetzt ihr Aussehen! Das Gefühl der Sicherheit war
dahin. An seine Stelle trat namenloser Schrecken. Grauen lastete auf jeder Seele aus
Furcht, unter denen zu sein, die zu leicht befunden werden. Aller Augen richteten sich auf
das Angesicht des Einen auf dem Thron. Als sein ernstes, forschendes Auge über diese
Gruppe schweifte, bebte das Herz; denn diese hatten sich selbst verurteilt, ohne dass ein
Wort gesprochen worden war. In panischer Seelenangst bekannte jeder seine Schuld und
sah mit furchtbarer Deutlichkeit, dass er die kostbare Gabe des ewigen Lebens durch sein
sündiges Verhalten von sich geworfen hatte.
Z4.419.2 (4T.385.3) Absatz: 6/12
Zu einer Gruppe gehörten Menschen, als solche eingetragen, die das Land hinderten. Als
das Auge des Richters mit durchdringendem Blick auf diesen Menschen ruhte, traten ihre
Versäumnissünden klar zutage. Mit bleichen, bebenden Lippen bekannten sie, Verräter
des heilig Anvertrauten gewesen zu sein. Sie hatten Warnungen und Vorrechte
empfangen, diese jedoch weder beachtet noch verwertet. Nun konnten sie erkennen, dass
sie sich vermessen auf Gottes Barmherzigkeit verlassen hatten. Gewiss, sie hatten nicht
solche Bekenntnisse abzulegen wie die der gemeinen und niederträchtigen Verdorbenen;
sie wurden aber gleich dem Feigenbaum im Gleichnis verflucht, weil sie keine Frucht
getragen und mit den ihnen anvertrauten Zentnern nicht gewuchert hatten.
Z4.420.1 (4T.386.1) Absatz: 7/12
Die zu dieser Gruppe gehörten, hatten das Ich an die erste Stelle gerückt und nur für ihre
eigenen Interessen gearbeitet. Sie waren nicht reich in Gott und sind auf seine
Forderungen, die er ihnen stellte, nicht eingegangen. Obgleich sie vorgaben, Christi
Diener zu sein, brachten sie ihm keine Seelen. Wäre das Werk Gottes von ihren
Bemühungen abhängig gewesen, es wäre ins Stocken geraten; denn sie hielten nicht nur
die Mittel zurück, die Gott ihnen verliehen hatte, sondern sie versagten sich selbst dem
Dienst Gottes. Diese konnten jetzt erkennen und fühlen, dass sie sich selbst auf die linke
Seite begeben hatten, indem sie sich zu Gottes Werk unverantwortlich verhielten.
Gelegenheiten hatte es für sie genug gegeben. Aber sie wollten die Aufgabe nicht erfüllen,
die sie erfüllt haben könnten und sollten.
Z4.420.2 (4T.386.2) Absatz: 8/12
Die Namen aller wurden genannt, die sich zur Wahrheit bekannt hatten. Etliche wurden
wegen ihres Unglaubens getadelt, andere, weil sie träge Knechte gewesen waren. Sie
hatten andere die Arbeit im Weinberg des Meisters tun und die schwersten
Verantwortungen tragen lassen, während sie selbstsüchtig ihren eigenen vergänglichen
Interessen gedient hatten. Hätten sie die Fähigkeiten gefördert, die ihnen von Gott
verliehen worden waren, wären sie zuverlässige Lastenträger gewesen und würden zum
Nutzen des Meisters gearbeitet haben. Der Richter sagte: "Alle werden durch ihren
Glauben gerechtfertigt und durch ihre Werke gerichtet." Wie grell trat dann ihr Versäumnis
zutage, und wie weise erwies sich die Einrichtung Gottes, jedermann eine Aufgabe zu
übertragen, um Gottes Sache zu fördern und seine Mitmenschen zu retten. Von jedem war
erwartet worden, dass er in seiner Familie und Nachbarschaft einen lebendigen Glauben
offenbare, den Armen freundlich begegne, den Betrübten Mitgefühl zeige, sich an der
Missionsarbeit beteilige und mit seinen Mitteln Gottes Werk unterstütze. Aber wie auf
Meros ruhte der Fluch Gottes auf ihnen für das, was sie zu tun unterlassen hatten. Sie
waren der Arbeit nachgegangen, die ihnen in diesem Leben den größten Gewinn
abgeworfen hatte. In dem himmlischen Verzeichnis der guten Werke aber befand sich
neben ihrem Namen eine beklagenswerte Leere.
Z4.421.1 (4T.386.3) Absatz: 9/12
Die zu dieser Gruppe gesprochenen Worte waren sehr feierlich: "Ihr seid auf der Waage
gewogen und zu leicht befunden. Wegen eurer geschäftigen Tätigkeit in weltlichen Dingen
habt ihr die geistliche Verantwortung vernachlässigt, während es gerade eure
Vertrauensstellung bedingt hätte, über menschliche Weisheit und irdische Urteilskraft
hinauszuragen. Diese brauchtet ihr schon, um eure Routinearbeit auszuführen. Als ihr
jedoch Gott und Gottes Verherrlichung bei euren Angelegenheiten außer acht ließet, da
habt ihr euch auch von seinem Segen abgekehrt."
Z4.421.2 (4T.387.1) Absatz: 10/12
Dann wurde die Frage gestellt: "Warum habt ihr das Kleid eures Charakters nicht
gewaschen und hell gemacht in dem Blut des Lammes? Der Vater hat den Sohn nicht in
die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde.
Meine Liebe zu euch war noch selbstverleugnender als die Liebe einer Mutter. Ich liebte
euch, um die verhängnisvolle Eintragung eurer Missetaten zu löschen und den Kelch der
Erlösung an eure Lippen zu setzen. Ich liebte euch, deshalb erlitt ich den Kreuzestod und
nahm die Last und den Fluch eurer Schuld auf mich. Ich ertrug die Qualen des Todes und
die Schrecken des Grabes, um den zu besiegen, der die Macht über den Tod hatte, das
Gefängnis zu entriegeln und die Tore des Lebens für euch zu öffnen. Ich überließ mich
Schmach und Todesqual, weil ich euch unsagbar liebte und meine eigensinnigen, verirrten
Schafe zum Paradies Gottes und zum Baum des Lebens zurückbringen wollte. Dieses
Leben der Seligkeit, das ich für euch zu solch einem Preis erkaufte, habt ihr missachtet.
Der Schmach, Schmähung und Schande, die der Meister für euch ertrug, seid ihr
ausgewichen. Die Vorrechte, für die er starb, damit ihr euch ihrer erfreuen solltet, habt ihr
nicht geschätzt. Ihr wolltet an seinen Leiden nicht teilhaben und seid jetzt von seiner
Herrlichkeit ausgeschlossen." Dann wurden folgende feierliche Worte geäußert: "Wer böse
ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist,
der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig." Offenbarung 22,11.
Z4.422.1 (4T.387.1) Absatz: 11/12
Das Buch wurde geschlossen, und der Mantel fiel von dem Wesen auf dem Thron und
enthüllte die Furcht einflößende Herrlichkeit des Sohnes Gottes.
Z4.422.2 (4T.387.2) Absatz: 12/12
Die Szene veränderte sich, und ich fand mich noch auf der Erde und war unaussprechlich
dankbar, dass der Tag Gottes noch nicht gekommen war und noch eine wertvolle
Prüfungszeit gewährt wird, damit wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten können.
Kapitel 35: Unsere Literatur
Z4.422.3 (4T.388.1) Absatz: 1/15
Einige Dinge von äußerster Wichtigkeit haben in unseren Verlagsanstalten nicht die
gebührende Aufmerksamkeit gefunden. Männer in verantwortlichen Stellungen hätten
Pläne ausarbeiten sollen, wie unsere Bücher bessere Verbreitung finden können. Sie
liegen in den Regalen, totes Material. Unser Volk hinkt hinter der Zeit zurück und folgt
nicht Gottes Vorsehung, die Türen öffnet.
Z4.422.4 (4T.388.2) Absatz: 2/15
Vieles von unserer Literatur wurde zu niedrigem Preis verschleudert, dass der Gewinn
nicht ausreicht, den Verlag zu unterhalten und einen guten Fond für zukünftigen Gebrauch
zu sichern. Und unsere Geschwister, die keine Last für die verschiedenen Zweige des
Werkes in Battle Creek und Oakland fühlen, werden nicht betreffs der Bedürfnisse des
Werkes und des Kapitals, das benötigt wird, um das Geschäft in Gang zu halten,
informiert. Sie verstehen nicht, wie leicht Verluste eintreten können und wie viel es täglich
kostet, solche Einrichtungen zu unterhalten. Sie scheinen zu denken, dass alles
vonstatten geht ohne Ausgaben und Mühe. Deshalb drängen sie auf niedrigste Preise
unserer Literatur, so dass keine Gewinnspanne bleibt. Und nachdem die Preise so
herabgesetzt wurden, dass beinahe nichts an Gewinn übrig bleibt, zeigen sie kaum
Interesse, diese Bücher, deren Preis sie so drückten, nun auch zu verkaufen. Nachdem
sie ihr Ziel erreicht haben, fühlen sie keine weitere Last mehr. Jetzt sollten sie ernstlich
daran interessiert sein, auf den Verkauf der Literatur zu drängen, damit der Same der
Wahrheit ausgestreut wird und der Verlag Mittel erhält, die in weiterer Literatur investiert
werden kann.
Z4.423.1 (4T.388.3) Absatz: 3/15
Unsere Prediger haben sträflich versäumt, die Gemeinden in ihrem Arbeitsgebiet an dieser
Sache zu interessieren. Wenn die Preise der Bücher erst herabgesetzt sind, ist es sehr
schwer, sie wieder anzuheben und auf eine gesunde Grundlage zu stellen. Engstirnige
Gemüter werden schreien: Wucherpreise!, nicht bedenkend, dass kein Mensch Nutzen
daraus zieht, und dass Gottes Einrichtungen nicht aus Mangel an Kapital dahinsiechen
dürfen. Bücher die weite Verbreitung finden sollten, liegen nutzlos in unseren
Verlagshäusern herum, weil nicht genügend Interesse vorhanden ist, sie zu verbreiten.
Z4.423.2 (4T.389.1) Absatz: 4/15
Die Presse stellt eine Macht dar. Wenn ihre Produkte aber still daliegen aus Mangel an
Männern, die Pläne zu ihrer Verbreitung legen, geht diese Macht verloren. Während
genügend Voraussicht vorhanden war, Mittel zu investieren, um Bücher und Schriften zu
drucken, hat es an Plänen gemangelt, das investierte Geld wieder hereinzubringen, damit
weitere Literatur hergestellt werden kann. Die Macht der Presse, mit all ihren Vorteilen, ist
in ihren Händen. Sie können sie nutzen oder schlafen und durch Untätigkeit die Vorteile
verlieren. Durch kluge Kalkulation können sie das Licht durch Verkauf von Büchern und
Schriften vermehren. Sie können sie Familien zugänglich machen, die sich jetzt in der
Finsternis des Irrtums befinden.
Z4.423.3 (4T.389.2) Absatz: 5/15
Andere Verlage haben bestimmte Systeme, Bücher von geringem Wert auf den Markt zu
bringen. "Die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes." Lukas 16,8. Gute
Gelegenheiten gibt es täglich, wo die stummen Boten der Wahrheit Familien und
Einzelnen zugänglich gemacht werden könnten. Aber die Trägen und Gedankenlosen
nehmen die Gelegenheiten nicht wahr. Lebendige Prediger gibt es wenige. Es gibt nur
einen, wo hundert an der Arbeit sein sollten. Viele machen einen großen Fehler, dass sie
ihre Talente nicht benutzen, um die Seelen ihrer Mitmenschen zu retten. Hunderte von
Männern sollten eingesetzt werden, das Licht in unseren Städten und Dörfern zu
verbreiten. Die öffentliche Meinung muss angeregt werden. Gott sagt: Sendet Licht in alle
Teile des Feldes. Nach seiner Absicht sollen Menschen Vermittler des Lichtes sein und es
denen bringen, die sich in Finsternis befinden.
Z4.424.1 (4T.389.3) Absatz: 6/15
Überall werden Missionare benötigt. In allen Gebieten des Feldes sollten Kolporteure
ausgewählt werden, nicht aus der niedrigsten Schicht der Gesellschaft, nicht aus Männern
und Frauen, die zu nichts anderem taugen und nirgendwo mit Erfolg tätig waren. Es
müssen solche gewählt werden, die Gewandtheit, Taktgefühl, gute Voraussicht und
Fähigkeit besitzen. Sie werden als Kolporteure, Buchevangelisten und Vertreter erfolgreich
sein. Männer, die zu diesem Werk geschickt sind, unternehmen es. Aber einige unkluge
Prediger schmeicheln ihnen, dass sie ihre Begabung besser am Predigtpult einsetzen
sollten, anstatt in der einfachen Arbeit als Kolporteur. Auf diese Weise wird dieses Werk
herabgesetzt. Sie werden beeinflusst, eine Lizenz als Prediger zu erwerben. So werden
solche, die als gute Missionare herangebildet werden könnten, Familien in ihrem Heim zu
besuchen, mit ihnen zu sprechen und zu beten, veranlasst, diese Arbeit aufzugeben und
schlechte, unfähige Prediger zu werden. Das Gebiet, wo so viel Arbeit benötigt wird und
wo so viel Gutes für das Werk hätte bewirkt werden können, wird vernachlässigt. Der
tüchtige Kolporteur sollte für seinen Dienst, wenn er seine Arbeit treu verrichtet, eine
ebenso angemessene Bezahlung erhalten wie der Prediger.
Z4.424.2 (4T.390.1) Absatz: 7/15
Wenn eine Arbeit wichtiger ist als alles andere, dann ist es die Verbreitung unserer
Literatur in der Öffentlichkeit, damit die Menschen angeregt werden, in der Schrift zu
forschen. Missionsarbeit – unsere Schriften den Familien zugänglich machen, mit ihnen
sprechen und beten – ist ein gutes Werk und wird Männer und Frauen auf die
Seelenarbeit vorbereiten.
Z4.424.3 (4T.390.2) Absatz: 8/15
Nicht jeder ist für diese Arbeit geeignet. Jene mit Talenten und Fähigkeiten, die verständig
und systematisch arbeiten und das Werk mit ausdauernder Energie betreiben – diese
sollte man erwählen. Es wird ein gründlich durchorganisierter Plan benötigt, der dann auch
getreulich befolgt werden sollte. Die Gemeinden in allen Gebieten sollten ernsthaft an dem
Schrifttum- und Missionswerk interessiert sein.
Z4.425.1 (4T.390.3) Absatz: 9/15
Die Bände von Spirit of Prophecy und auch die Zeugnisse sollten in jeder Familie der
Sabbathalter zu finden sein. Die Geschwister sollten ihren Wert erkennen und gedrängt
werden, sie zu lesen. Es war nicht der weiseste Plan, diese Bücher zu verkaufen und nur
einen Satz in jeder Gemeinde zu haben. Sie müssen in der Bibliothek jeder Familie
vorhanden sein und immer wieder gelesen werden. Stellt sie an einen Platz, wo viele sie
lesen können, selbst die Nachbarn, auch wenn sie dadurch verschlissen werden,
Z4.425.2 (4T.390.4) Absatz: 10/15
Im Winter können Leseabende eingerichtet werden, wo einer allen Versammelten laut
vorliest. Es ist viel zu wenig Interesse vorhanden, das meiste aus dem von Gott
verliehenen Licht zu machen. Es steht viel über die Pflichten der Familie in diesen
Büchern geschrieben, und über beinahe jeden Fall und alle Lebensumstände wurde
Unterweisung erteilt. Geld wird ausgegeben für Tee, Kaffee, Spitzen, Krausen und Zierrat,
und viel Zeit wird mit Nähen von Kleidern verbracht, während das Werk am eigenen
Herzen vernachlässigt wird. Gott hat in unserer Literatur kostbares Licht zum Ausdruck
gebracht, und jede Familie sollte sie besitzen und lesen. Eltern, eure Kinder sind in
Gefahr, dem gegebenen Licht zuwider zu handeln, und ihr solltet diese Bücher kaufen und
lesen, denn sie werden euch und eurer Familie zum Segen gereichen. Ihr solltet die
Bücher Spirit of Prophecy euren Nachbarn ausleihen und sie veranlassen, sie zu kaufen.
Gottes Missionare sind ernste, aktive, tatkräftige Arbeiter.
Z4.425.3 (4T.391.1) Absatz: 11/15
Viele handeln direkt dem Licht entgegen, das Gott seinem Volk gegeben hat, weil sie die
Bücher nicht lesen, welche das Licht und die Erkenntnis und Ratschläge, Tadel und
Warnungen enthalten. Die Sorgen der Welt, die Liebe zu Mode und der Mangel an
Religion haben die Aufmerksamkeit vom Licht, das Gott gnädiglich gegeben hat,
abgewandt, während Bücher und Zeitschriften, die Irrtümer enthalten, überall im Land
verbreitet werden. Zweifel und Unglauben nehmen überhand. Das kostbare Licht, das von
Gottes Thron kommt, wird unter einem Scheffel verborgen. Gott wird sein Volk für diese
Vernachlässigung verantwortlich machen. Für den Lichtstrahl, den er auf unsern Weg hat
scheinen lassen, müssen wir Rechenschaft ablegen, ob wir ihn zu unserm Fortschritt in
geistlicher Hinsicht benutzt oder ihn verworfen haben, weil es angenehmer war, eigenen
Neigungen zu folgen.
Z4.426.1 (4T.391.2) Absatz: 12/15
Wir haben jetzt gute Erleichterungen, die Wahrheit zu verbreiten. Doch unser Volk benutzt
die ihm gebotenen Vorteile nicht. Die Geschwister in allen Gemeinden sehen und fühlen
nicht die Notwendigkeit, ihre Fähigkeiten in der Seelenrettung einzusetzen. Sie erkennen
nicht ihre Pflicht, Abonnenten für unsere Zeitschriften einschließlich unsers
Gesundheitsjournals zu gewinnen und unsere Bücher und Broschüren anzupreisen.
Männer sollten die Arbeit aufnehmen, die willig sind, über die beste Art und Weise belehrt
zu werden, wie man Einzelpersonen und Familien ansprechen kann. Ihre Kleidung sollte
geschmackvoll, aber nicht geckenhaft und ihr Betragen so sein, dass es keinen Anstoß
erweckt. Unter uns als Gemeinde besteht ein großer Mangel an wahrer Höflichkeit. Diese
Tugend muss unbedingt von allen gehegt werden, die ins Missionswerk eintreten.
Z4.426.2 (4T.392.1) Absatz: 13/15
Unsere Verlagshäuser sollten von bemerkenswertem Gedeihen gekennzeichnet sein.
Unsere Geschwister können sie unterstützen, wenn sie entschiedenes Interesse an der
Verbreitung unserer Literatur zeigen. Sollte sich aber im kommenden Jahr ein ebenso
geringes Interesse bekunden wie im letzten Jahr, dann wird nur ein geringer Gewinn
vorhanden sein. Je weiter unsere Literatur verbreitet wird, desto größer wird die Forderung
nach Büchern sein, welche die Bibel und ihre Wahrheiten erklären. Viele verabscheuen die
Ungereimtheiten, die Irrtümer und den Abfall der Kirchen mit ihren Festen, Basaren,
Lotterien und zahllosen Erfindungen, um Geld für kirchliche Zwecke aufzubringen. Es gibt
viele, die nach Licht in der Finsternis verlangen. Wenn unsere Schriften, Traktate und
Bücher, welche die Wahrheit in der Sprache der Bibel erklären, weite Verbreitung finden,
würden viele herausfinden, dass dies gerade das ist, was sie wünschen. Viele unserer
Brüder handeln, als ob die Leute zu ihnen kommen oder an unsere Verlage schreiben
müssten, um Literatur zu erhalten, während Tausende gar nicht wissen, dass es sie gibt.
Z4.427.1 (4T.392.2) Absatz: 14/15
Gott ruft die Gemeindeglieder auf, wie lebendige Menschen zu handeln und nicht träge,
lässig und gleichgültig zu sein. Wir müssen den Leuten die Schriften bringen und sie
nötigen, sie anzunehmen und ihnen sagen, dass sie viel mehr erlangen als den Wert ihres
Geldes. Betont den Wert der Bücher, die ihr verkauft. Ihr könnt sie nicht hoch genug
einschätzen.
Z4.427.2 (4T.392.3) Absatz: 15/15
Ich war schmerzerfüllt, als ich die Gleichgültigkeit unseres Volkes sah, das ein so hohes
Bekenntnis ablegt. Ich sah, dass das Blut von Seelen an den Kleidern von vielen kleben
wird, die es sich bequem gemacht haben und keine Verantwortung für Seelen fühlen, die
in ihrer Umgebung aus Mangel an Licht und Erkenntnis zugrunde gehen. Sie hatten
Kontakt mit ihnen, haben sie aber nicht gewarnt, nie mit ihnen und für sie gebetet und
niemals ernste Anstrengungen gemacht, ihnen die Wahrheit vorzuführen. Es wurde mir
gezeigt, dass in diesem Punkt eine schreckliche Nachlässigkeit besteht. Prediger tun nicht
die Hälfte von dem, was sie tun könnten, um die Gemeinden, unter denen sie wirken, in
allen Punkten der Wahrheit und der Pflicht zu unterweisen. Als Folge davon sind diese
geistlos und untätig. Der Scheiterhaufen und das Schafott sind heutzutage nicht dazu
bestimmt, Gottes Volk zu prüfen. Aus diesem Grund ist die Liebe in vielen erkaltet. Wenn
sich Schwierigkeiten erheben, wächst die Gnade in gleichem Maße. Wir müssen uns, ein
jeder persönlich, heiligen, an dem Platz, wo Gott uns hingestellt hat.
Kapitel 36: Botschafter Christi
Z4.427.3 (4T.393.1) Absatz: 1/41
Die Botschafter Christi haben ein feierliches und wichtiges Werk, welches etliche gar zu
leicht nehmen. Während Christus im himmlischen Heiligtum dient, ist er zu gleicher Zeit
durch seine Sendboten der Diener seiner Gemeinde auf Erden. Durch auserwählte
Männer redet er zu den Menschen und fördert sein Werk durch sie, als ob er wie in den
Tagen seiner Niedrigkeit sichtbar auf Erden umher wandelte. Obgleich Jahrhunderte
verflossen sind, ist seine Verheißung, die er seinen Jüngern beim Abschied gab, heute
noch dieselbe: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende." Matthäus 28,20.
Von Christi Himmelfahrt bis auf den heutigen Tag sind von Gott erkorene und von ihm mit
Macht ausgerüstete Männer Lehrer des Glaubens geworden. Christus, der wahre Hirte,
leitet sein Werk durch seine Unterhirten. Darum ist auch die Stellung derer, die mit Wort
und Lehre dienen, von so großer Wichtigkeit. An Christi Statt bitten sie die Menschen, sich
mit Gott versöhnen zu lassen.
Z4.428.1 (4T.393.2) Absatz: 2/41
Die Leute sollten ihre Prediger nicht nur als öffentliche Redner, sondern als Christi
Botschafter ansehen, die ihre Weisheit und Kraft von dem großen Haupt der Gemeinde
empfangen. Das Wort zu verachten und gering zu schätzen, welches von Christi
Stellvertreter geredet wird, heißt nicht nur den Mann, sondern den Meister, der ihn gesandt
hat, verachten. Er steht an Christi Statt, und die Stimme des Heilandes sollte in seinem
Stellvertreter vernommen werden. Viele unserer Prediger haben einen großen Fehler
begangen, indem sie Predigten hielten, die gänzlich beweisführender Art waren. Es gibt
Seelen, welche auf die Theorie der Wahrheit lauschen, auf welche die vorgeführten
Beweise einen tiefen Eindruck machen; würde ihnen nun in einem Teil des Vortrags
Christus als der Heiland der Welt vorgeführt, so möchte der ausgestreute Samen
aufgehen und zur Ehre Gottes Früchte tragen. In vielen Vorträgen wird jedoch das Kreuz
Christi den Menschen gar nicht vor Augen geführt. Für etliche mag dies die letzte Predigt
sein, welche sie je hören; andere mögen nie wieder eine Gelegenheit haben, dass die
ganze Wahrheit mit der praktischen Anwendung auf ihre Herzen einwirken kann. Diese
versäumte köstliche Gelegenheit ist auf immer verloren. Wäre aber Christus und seine
erlösende Liebe in Verbindung mit der Theorie der Wahrheit verkündigt worden, so hätten
sie sich vielleicht auf Christi Seite gestellt.
Z4.428.2 (4T.394.1) Absatz: 3/41
Viel mehr Seelen als wir vielleicht denken, sehnen sich danach zu wissen, wie sie zu Jesu
kommen können. Viele lauschen den allgemein üblichen Predigten von der Kanzel, ohne
nachher zu wissen, wie sie Jesu finden oder die ersehnte Ruhe und den Frieden ihrer
Seelen erlangen können. Prediger, die der Welt die letzte Gnadenbotschaft bringen,
sollten stets bedenken, dass Christus als die Zuflucht des Sünders erhöht werden muss.
Viele glauben, es sei nicht notwendig, mit einem von der Liebe Gottes gebeugten Herzen
Buße und Glauben zu predigen. Sie nehmen es als selbstverständlich an, dass ihre
Zuhörer mit dem Evangelium völlig vertraut sind und meinen, dass ihnen andere
Gegenstände vorgeführt werden müssen, um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, und wenn
ihre Zuhörer Interesse zeigen, so betrachten sie dies als Beweis des Erfolgs. Aber die
Menschen sind mit dem Heilsplan sehr wenig bekannt und bedürfen über diesen so
wichtigen Gegenstand mehr Belehrung als über irgend einen anderen Punkt.
Z4.429.1 (4T.394.2) Absatz: 4/41
Versammeln sich Seelen, um die Wahrheit zu hören, so sollten sie auch erwarten, einen
Nutzen daraus zu ziehen, wie einst Kornelius und seine Freunde: "Nun sind wir alle hier
gegenwärtig vor Gott, zu hören alles, was dir von Gott befohlen ist." Apostelgeschichte
10,33.
Z4.429.2 (4T.394.3) Absatz: 5/41
Theoretische Vorträge sind wohl notwendig, damit alle mit der Art der Lehre bekannt
werden und sehen, wie sich die Kette der Wahrheit Glied für Glied zu einem
vollkommenen Ganzen aneinander reiht. Aber jede Predigt sollte Christum, den
Gekreuzigten, zur Grundlage des Evangeliums haben, sollte eine praktische Anwendung
der verkündigten Wahrheiten machen und den Zuhörern zeigen, dass Christi Lehre nicht
Ja und nein, sondern Ja und Amen in ihm sind.
Z4.429.3 (4T.395.1) Absatz: 6/41
Nachdem die Theorie der Wahrheit vorgeführt worden ist, folgt der schwierigere Teil der
Arbeit. Die Leute dürfen nicht ohne Anweisungen über die praktischen Wahrheiten, die
sich auf ihr tägliches Leben beziehen, gelassen werden. Sie müssen einsehen und
empfinden, dass sie Sünder sind und zu Gott bekehrt werden müssen. Was Christus
sagte, wie er handelte und was er lehrte, sollte ihnen auf die eindringlichste Art und Weise
vorgeführt werden.
Z4.429.4 (4T.395.2) Absatz: 7/41
Das Werk des Predigers hat erst angefangen, wenn er dem Verständnis der Menschen die
Wahrheit klar gemacht hat. Christus ist unser Mittler und unser Hoherpriester vor dem
Angesichte Gottes. Er wurde Johannes als ein Lamm gezeigt, das erwürgt wurde und sein
Blut zu Gunsten des Sünders vergoss. Wenn dem Sünder das Gesetz Gottes vor Augen
geführt ist, welches ihm die Tiefe seiner Sünden zeigt, dann sollte man ihn auf das Lamm
Gottes, welches der Welt Sünde trägt, hinweisen, sollte ihm die Buße vor Gott und den
Glauben an den Herrn Jesum Christum verkündigen. Auf diese Weise wird das Wirken des
Vertreters Christi in Übereinstimmung mit dem Werk des Heilandes im himmlischen
Heiligtum sein.
Z4.430.1 (4T.395.3) Absatz: 8/41
Die Prediger würden in mehr Herzen Eingang finden, wenn sie mehr von der praktischen
Gottseligkeit redeten. Wenn die Wahrheit in neuen Feldern eingeführt wird, so wird die
Arbeit fast ganz theoretisch betrieben. Die Leute geraten ins Wanken; sie sehen die
überzeugende Kraft der Wahrheit und verlangen nach einem sicheren Grund unter ihren
Füßen. Wenn das Herz bewegt worden ist, bietet sich die beste Gelegenheit, die Religion
Jesu Christi ihrem Gewissen einzuprägen. Doch nur zu oft wird eine Reihe von Vorträgen
beendet, ohne dass für die Leute das für sie so nötige Werk getan wurde. Das ganze
Bemühen ist demjenigen Kains ähnlich, dem das Opferblut fehlte, um es vor Gott
angenehm zu machen. Es war recht, dass Kain opferte, aber er beachtete nicht das, was
dem Opfer seinen Wert gab, das Blut der Versöhnung.
Z4.430.2 (4T.395.4) Absatz: 9/41
Es ist eine traurige Tatsache, dass manche so viel Zeit auf die Vorführung der Lehrpunkte
verwenden und so wenig von praktischer Gottseligkeit reden, weil Christus nicht in ihrem
Herzen wohnt. Sie haben keine lebendige Verbindung mit Gott. Viele Seelen stellen sich
infolge der überwältigenden Beweise auf die Seite der Wahrheit, ohne wahrhaft bekehrt zu
sein. Wäre das Praktische mit der Theorie verbunden worden, dann hätten die Zuhörer
durch das Beschauen der herrlichen Kette von Wahrheiten Liebe zu deren Urheber
empfunden und wären durch Gehorsam geheiligt worden. Der Prediger hat sein Werk
nicht eher vollendet, bis er seinen Zuhörern die Notwendigkeit einer Umwandlung des
Charakters in Übereinstimmung mit den reinen Grundsätzen der Wahrheit, die sie erkannt
haben, vorgestellt hat.
Z4.430.3 (4T.396.1) Absatz: 10/41
Eine Formreligion ist etwas Abschreckendes, denn sie hat keinen Heiland. Christus hat
klare, einfache, packende und praktische Unterweisungen erteilt, und seine Botschafter
sollten seinem Beispiel in jedem Vortrag folgen. Christus und der Vater waren eins. Allen
Forderungen des Vaters kam der Heiland freudig nach. Er hatte die Gesinnung Gottes.
Der Erlöser war das vollkommene Vorbild und Jehova wurde durch ihn offenbart. Der
Himmel war in Menschengestalt gehüllt und die Menschheit ruhte in dem Schoß der
unendlichen Liebe. Wenn die Prediger demütig zu den Füßen Jesu sitzen, werden sie bald
einen richtigen Begriff von dem Charakter Gottes bekommen und imstande sein, andere
zu belehren. Einige treten ins Predigtamt ein ohne wahre Liebe zu Gott und zu ihren
Mitmenschen. In ihrem Leben wird sich Selbstsucht und Selbstbefriedigung bekunden,
und während diese ungeheiligten, ungetreuen Wächter für sich selbst leben, anstatt die
Herde zu weiden und ihren Hirtenpflichten nachzukommen, geht das Volk aus Mangel an
richtiger Belehrung zugrunde.
Z4.431.1 (4T.396.2) Absatz: 11/41
In jeder Predigt sollten die Leute ernstlich ermahnt werden, von ihren Sünden zu lassen
und sich zu dem Heiland zu bekehren. Die volkstümlichen Sünden und zeitlichen
Befriedigungen sollten verurteilt und besonderer Nachdruck auf praktische Gottseligkeit
gelegt werden. Der Prediger muss selbst von diesem Ernst durchdrungen sein, seine
Worte müssen von Herzen kommen, und die Besorgnis um Seelen – Männer und Frauen,
für die Jesus starb – muss ihn überwältigen. Von unserem Heiland heißt es: "Der Eifer um
dein Haus hat mich gefressen." Johannes 2,17. Dieselbe Inbrunst müssen seine
Stellvertreter fühlen.
Z4.431.2 (4T.396.3) Absatz: 12/41
Ein unendlich großes Opfer ist für die Menschen dargebracht worden, aber es ist
vergeblich für jede Seele, die das Heil nicht annehmen will. Wie wichtig ist es daher, dass
derjenige, der die Wahrheit verkündigt, sein Werk in vollem Bewusstsein der
Verantwortung, die auf ihm ruht, ausführt. Wie zartfühlend, mitleidsvoll, freundlich und
herzlich wird sein Benehmen im Umgang mit Seelen sein, wenn der Erlöser der Welt ihm
gezeigt hat, wie wert sie ihm sind. Christus fragt: "Welcher aber ist ein treuer und kluger
Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde?" Matthäus 24,45. Jesus fragt:
"Welcher?" Jeder Prediger des Evangeliums sollte sich in seinem Herzen selbst diese
Frage stellen. Indem er die ernsten Wahrheiten überblickt und das Bild betrachtet, das den
treuen und klugen Haushalter darstellt, sollte sein Inneres aufs tiefste bewegt werden.
Z4.432.1 (4T.397.1) Absatz: 13/41
Einem jedem ist seine Arbeit zugeteilt; keiner kann sich entschuldigen. Jeder hat je nach
seiner Fähigkeit etwas zu tun. Derjenige, der die Wahrheit verkündigt, hat die Pflicht,
sorgfältig und unter Gebet die Gaben aller derer kennen zu lernen, welche die Wahrheit
annehmen. Dann muss er sie belehren und Schritt für Schritt weiterführen, damit sie die
Verantwortlichkeit erkennen, die auf ihnen ruht, das Werk zu tun, welches der Herr für sie
hat. Es muss ihnen wiederholt gesagt werden, dass niemand der Versuchung
widerstehen, der Absicht Gottes entsprechen und ein christliches Leben führen kann,
wenn er nicht sein Werk, sei es groß oder klein, aufnimmt und dasselbe treulich und
gewissenhaft ausführt. Es gibt für eine jede Seele mehr zu tun als nur dem Gottesdienste
beizuwohnen und das Wort Gottes zu hören. Sie muss die verkündigte Wahrheit praktisch
ausleben, indem sie sich täglich nach deren Grundsätzen richtet. Sie muss beständig
etwas für den Heiland tun, nicht aus selbstsüchtigen Beweggründen, sondern indem sie
die Ehre dessen im Auge hat, dem kein Opfer zu groß war, um sie von dem Verderben zu
erretten.
Z4.432.2 (4T.397.2) Absatz: 14/41
Die Prediger sollten es den Seelen, welche die Wahrheit annehmen, einprägen, dass sie
Christum in ihrem Heim haben müssen, dass sie seiner Gnade und Weisheit in der
Kindererziehung bedürfen. Es ist ein Teil des Werkes, das Gott ihnen aufgetragen hat, die
Kinder zu erziehen und in Zucht zu halten, damit sie untertan seien. Güte und
Freundlichkeit sollte der Prediger besonders gegen die Kinder bekunden und stets
bedenken, dass diese die jüngeren Glieder der Gottesfamilie sind. Sie sind dem Herrn
sehr teuer und wert und können, wenn sie richtig belehrt werden, schon in ihrer Jugend
dem Herrn dienen. Jedes harte, unfreundliche, unüberlegte Wort, das zu Kindern
gesprochen wird, betrübt den Heiland. Man beachtet nicht immer ihre Rechte und
behandelt sie nur zu häufig, als ob sie keinen persönlichen Charakter hätten, der richtig
entwickelt werden muss, damit er nicht verdorben und Gottes Absicht mit ihnen vereitelt
wird.
Z4.433.1 (4T.398.1) Absatz: 15/41
Timotheus kannte von Kindheit an die Heilige Schrift; und diese Kenntnis bot ihm einen
sicheren Schutz gegen die ihn umgebenden bösen Einflüsse und gegen die Versuchung,
Vergnügungen und Selbstbefriedigung der Pflicht vorzuziehen. Eines solchen
Schutzmittels bedürfen alle unsere Kinder, und die Eltern sowie die Botschafter Christi
sollten es sich zur Pflicht machen, die Kinder im Worte Gottes zu unterrichten.
Z4.433.2 (4T.398.2) Absatz: 16/41
Will der Prediger die Billigung seines Herrn haben, so muss er mit Fleiß daran gehen, eine
jede Seele vollkommen in Christo darzustellen. Er darf in der Art und Weise seines
Wirkens nicht den Eindruck erwecken, als ob es nichts ausmache, ob die Menschen die
Wahrheit annehmen und wahre Gottseligkeit üben oder nicht. Die Treue und
Selbstaufopferung, die sich in seinem Wandel bekunden, sollten vielmehr derart sein, dass
sie den Sünder überzeugen, dass das ewige Leben auf dem Spiel und seine Seele in
Gefahr steht, wenn er sich dem ernstem Werk, das für ihn geschieht, widersetzt. Mit
denen, die von dem Irrtum und der Finsternis zur Wahrheit und zum Licht gebracht worden
sind, muss eine große Veränderung vor sich gehen. Wird ihrem Gewissen nicht die
Notwendigkeit einer gründlichen Reform nahegebracht, werden sie dem Manne gleich
sein, der sich in dem Spiegel, dem Gesetze Gottes, besah, die Mängel in seinem
moralischen Charakter entdeckte, sich aber abwandte und seinen Zustand bald vergaß.
Sie müssen sich beständig der Verantwortlichkeit bewusst sein, sonst werden sie in eine
noch schlimmere Gleichgültigkeit verfallen, als vor ihrer Erweckung.
Z4.433.3 (4T.398.3) Absatz: 17/41
Das Werk der Botschafter Christi ist weit größer und verantwortlicher als manche denken
mögen. Sie sollten nicht eher mit ihrem Erfolg zufrieden sein, bis sie durch ihren Fleiß und
Gottes Segen ihm zum Dienst bereite Christen darstellen können, welche die große
Verantwortung, die auf ihnen ruht, erkennen und das ihnen zugeteilte Werk ausführen
wollen. Richtige Arbeit und Belehrung werden Männer und Frauen zum tätigen Handeln
bewegen, deren Charakter so stark und deren Überzeugung so fest ist, dass kein
selbstsüchtiger Gedanke ihr Werk hindern, ihren Glauben schwächen oder sie von ihrer
Pflicht abhalten kann. Hat ein Prediger seine Gemeinde gründlich unterrichtet, ehe er sie
verlässt, um ein neues Feld in Angriff zu nehmen, so wird das angefangene Werk sich
nicht auflösen, denn es ist so fest gegründet, dass es sicher steht. Wenn aber die, welche
die Wahrheit annehmen, nicht gründlich bekehrt sind, wenn sich in ihrem Leben und
Charakter kein sichtlicher Unterschied bemerkbar macht, so ist die Seele nicht auf den
ewigen Felsen gegründet, und wenn der Prediger seine Arbeit einstellt und die Neuheit der
Sache geschwunden ist, wird der Eindruck bald vergessen, die Wahrheit verliert ihre
Anziehungskraft, kein heiligender Einfluss geht von ihnen aus und das bloße Bekenntnis
der Wahrheit macht sie nicht besser.
Z4.434.1 (4T.399.1) Absatz: 18/41
Es wundert mich, dass wir trotz der vielen Beispiele vor Augen, was der Mensch sein und
tun kann, nicht mehr angespornt werden, den guten Werken der Gerechten
nachzukommen. Nicht alle können eine hervorragende Stellung einnehmen, aber alle
können nützlich sein und durch stete Treue weit mehr Gutes erzielen als sie selbst
glauben, tun zu können. Wer die Wahrheit annimmt, muss ein klares Verständnis der
Heiligen Schrift und die persönliche Erfahrung von einem lebendigen Heiland haben. Der
Verstand muss ausgebildet, das Gedächtnis gestärkt werden. Alle geistige Trägheit ist
Sünde; die geistige Schläfrigkeit ist Tod.
Z4.434.2 (4T.399.2) Absatz: 19/41
O, dass ich Worte von genügender Kraft finden könnte, um den gewünschten Eindruck auf
meine Mitarbeiter im Evangelium zu machen. Meine Brüder, ihr geht mit dem Wort des
Lebens um; ihr habt mit Seelen zu tun, welche die höchste Entwicklung erlangen können,
wenn sie richtig geleitet werden. Die Vorträge aber enthalten zu viel vom eigenen Ich. Der
Prediger des Evangeliums sollte von dem gekreuzigten, zum Himmel aufgefahrenen, bald
wiederkehrenden Christus so durchdrungen und sein Herz so bewegt und erfreut sein,
dass er in Liebe und tiefem Ernst dem Volk diese herrlichen Wahrheiten vorführt. Dann
wird der Prediger aus den Augen verloren und Christus verherrlicht werden, und die
Zuhörer werden von diesen alles in Anspruch nehmenden Gegenständen so bewegt sein,
dass sie darüber sprechen und sie preisen, anstatt den Prediger, der nur ein Werkzeug ist.
Wenn aber die Zuhörer den Prediger loben und nur wenig Interesse für das gepredigte
Wort bekunden, dann kann Gottes Diener wissen, dass die Wahrheit ihn selbst noch nicht
geheiligt hat und dass er zu seinen Zuhörern nicht in der Weise redet, dass Jesus geehrt
und seine Liebe verherrlicht wird.
Z4.435.1 (4T.400.1) Absatz: 20/41
Christus sagte: "Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke
sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16. Lasst euer Licht so leuchten,
dass Gott dadurch verherrlicht wird und nicht ihr selbst. Werdet ihr gelobt, dann habt ihr
Ursache zu zittern und euch zu schämen, denn der große Zweck ist verfehlt; nicht Gott,
sondern der Diener wird verherrlicht. Lasst euer Licht leuchten, aber seid vorsichtig,
Diener Christi, wie euer Licht leuchtet. Sendet es seine Strahlen himmelwärts und
offenbart die Herrlichkeit Christi, dann leuchtet es recht. Bestrahlt es aber euch, so dass
das Volk euch bewundert, dann wäre es besser, ihr würdet schweigen; denn euer Licht
leuchtet in einer verkehrten Richtung.
Z4.435.2 (4T.400.2) Absatz: 21/41
Diener Christi, ihr könnt mit Gott verbunden sein, wenn ihr wacht und betet. Lasst eure
Worte mit Salz gewürzt sein und christliche Zuvorkommenheit und wahre Würde euer
Benehmen durchdringen. Wenn der Frieden Gottes eure Herzen regiert, wird seine Kraft
euch nicht nur stärken, sondern auch eure Herzen erweichen, und ihr werdet lebendige
Botschafter an Christi Statt sein. Das Volk, das sich zur Wahrheit bekennt, wendet sich
vom Herrn ab. Jesus wird bald kommen, und sie sind nicht bereit. Der Prediger muss
selbst eine höhere Stufe einnehmen, einen festeren Glauben gewinnen, eine lebendige
Erfahrung haben, die nicht stumpfsinnig und gewöhnlich ist wie die der Namenschristen.
Das Wort Gottes setzt euch ein hohes Ziel vor Augen. Wollt ihr durch Fasten und
andachtsvolles Bemühen die Vollkommenheit eines festen, christlichen Charakters
erlangen? Ihr müsst gewisse Tritte mit euren Füßen tun, damit der Lahme nicht ausgleite.
Eine enge Verbindung mit Gott wird euch in eurem Wirken jene Lebenskraft bringen, die
das Gewissen erweckt und den Sünder von der Sünde überzeugt, so dass er ausruft:
"Was soll ich tun, dass ich selig werde?"
Z4.436.1 (4T.401.1) Absatz: 22/41
Der Auftrag, den Christus seinen Jüngern unmittelbar vor seiner Himmelfahrt gab, lautet:
"Gehet hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und
siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,19.20. "Ich bitte aber
nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden."
Johannes 17,20. Der Auftrag erstreckt sich auf alle, die durch seine Jünger an sein Wort
glauben werden. Und alle, die von Gott berufen sind, seine Botschafter zu sein, sollten die
von Jesu in seinem Wort gegebenen Lehren betreffs praktischer Gottseligkeit beherzigen
und sie dem Volke vorlegen.
Z4.436.2 (4T.401.2) Absatz: 23/41
Christus eröffnete seinen Jüngern die Heilige Schrift, indem er mit Mose und den
Propheten anfing; er unterwies sie in allen Dingen betreffs seiner eigenen Person und
legte ihnen die Prophezeiungen aus. Die Apostel gingen in ihren Predigten auf Adams
Tage zurück, führten ihre Zuhörer durch die Prophezeiungen und schlossen mit dem
gekreuzigten Christo, indem sie die Sünder zur Buße und zur Umkehr von ihren Sünden
zu Gott aufforderten. Heute sollen die Stellvertreter Jesu ihrem Beispiel folgen und in jeder
Predigt Christum als den Erhabenen, als den, der alles in allem ist, verherrlichen.
Z4.436.3 (4T.401.3) Absatz: 24/41
Das Formenwesen findet sich nicht nur in den Namenskirchen, sondern nimmt auch auf
erschreckende Weise unter denen überhand, die vorgeben, Gottes Gebote zu halten und
auf die baldige Wiederkunft Christi in den Wolken des Himmels zu warten. Wir dürfen in
unseren Ansichten nicht beschränkt sein und unsere Fähigkeiten, Gutes zu tun, nicht
begrenzen, müssen aber, während wir unseren Einfluss ausdehnen und unsere Pläne
erweitern, je nachdem die Vorsehung den Weg bahnt, eifriger als je sein, den
Götzendienst der Welt zu meiden. Im Einklang mit den größeren Anstrengungen, die wir
machen, um brauchbarer zu werden, müssen wir uns auch bemühen, Weisheit von Gott
zu erhalten, um alle Zweige des Werkes zu fördern nach der Anordnung Gottes und nicht
von einem weltlichen Standpunkte aus. Wir dürfen uns kein Vorbild an den Gebräuchen
der Welt nehmen, sondern die uns vom Herrn verliehenen Gaben so viel wie möglich dazu
benutzen, unsern Mitmenschen die Wahrheit zu bringen.
Z4.437.1 (4T.402.1) Absatz: 25/41
Wenn die Werke unseres Volkes mehr mit unserem Glaubensbekenntnis übereinstimmten,
dann würde viel mehr ausgeführt werden als jetzt geschieht. Wenn wir solche Gott
ergebenen Männer wie Elia unter uns haben, dann wird Gott sich uns wie den heiligen
Männern vor alters offenbaren. Wenn wir Männer haben, die, während sie ihre Mängel und
Gebrechen bekennen, mit Gott im Glauben ringen wie Jakob, dann werden wir auch
dieselben Früchte sehen. Die Kraft Gottes wird in Erhörung des im Glauben
dargebrachten Gebets auf die Menschen herabkommen. Es gibt nur wenig Glauben in der
Welt. Nur wenige leben in einer engen Verbindung mit Gott. Wie können wir aber mehr
Kraft erwarten und glauben, dass der Herr sich den Menschenkindern offenbaren wird,
wenn sein Wort so nachlässig behandelt wird und die Herzen nicht durch die Wahrheit
geheiligt sind? Männer, die noch nicht halb bekehrt, die selbstvertrauend und mit sich
selbst zufrieden sind, predigen andern die Wahrheit. Aber Gott wirkt nicht mit ihnen, denn
sie führen kein geheiligtes Leben. Sie wandeln nicht demütig vor ihrem Gott. Wir bedürfen
wahrhaft bekehrter Prediger, alsdann werden wir das Licht Gottes sehen, und seine Kraft
wird unsere Bemühungen unterstützen.
Z4.437.2 (4T.402.2) Absatz: 26/41
Die zu früheren Zeiten auf die Mauern Jerusalems und anderer Städte gestellten Wächter
bekleideten einen sehr verantwortlichen Posten. Von ihrer Treue hing die Sicherheit aller
Einwohner jener Städte ab. Wenn Gefahr drohte, durften sie Tag und Nacht nicht
schweigen. Alle paar Minuten mussten sie einander zurufen, damit alle wach blieben und
sie wussten, dass keinem irgendein Unglück zugestoßen sei. Auf einigen Anhöhen, von
wo aus die wichtigsten Orte, die bewacht werden mussten, zu sehen waren, standen
Wachen und ließen, wenn notwendig, Warnungs- und Freudenrufe erschallen, die dann
von einem dem andern zugerufen wurden, bis sie die ganze Stadt umkreist hatten.
Z4.438.1 (4T.402.3) Absatz: 27/41
Diese Wächter versinnbilden die Prediger, von deren Treue das Heil von Menschenseelen
abhängt. Die Verwalter der Geheimnisse Gottes sollten wie Wächter auf den Mauern
Jerusalems stehen und, sobald sie das Schwert erblicken, einen Warnungsruf ergehen
lassen. Sind diese Wächter aber schläfrig und ihre geistigen Empfindungen so
abgestumpft, dass sie keine Gefahr sehen noch erkennen, so wird Gott das Blut von ihren
Händen fordern.
Z4.438.2 (4T.403.1) Absatz: 28/41
"Und nun du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel; du
sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen." Hesekiel
3,17. Die Wächter müssen in enger Verbindung mit Gott leben, um seine Stimme zu hören
und von seinem Geist geleitet zu werden, so dass das Volk sich nicht vergebens an sie
wendet. "Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser musst des Todes sterben,
und du sagst ihm solches nicht, dass sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen,
so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will
ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, dass er
sich bekehre, und er sich nicht will von seinem Wesen bekehren, so wird er um seiner
Sünde willen sterben, und du hast deine Seele errettet." Hesekiel 33,8.9. Botschafter
Christi sollten auf der Hut sein, damit durch ihre Untreue nicht ihre eigenen Seelen und die
Seelen ihrer Zuhörer verloren gehen.
Z4.438.3 (4T.403.2) Absatz: 29/41
Mir wurden Gemeinden in den verschiedenen Staaten gezeigt, welche vorgeben, die
Gebote Gottes zu halten und auf die Wiederkunft Christi zu warten. Unter ihnen herrschen
ungeheure Gleichgültigkeit, Stolz, Weltliebe und kalte Formalität. Diese Leute werden dem
alten Israel immer ähnlicher, soweit es den Mangel an Frömmigkeit betrifft. Viele rühmen
sich ihrer Gottseligkeit, besitzen aber gar keine Selbstbeherrschung. Genusssucht und
Leidenschaft nehmen überhand; das eigene Ich nimmt die erste Stelle ein. Viele sind
launisch, gebieterisch, stolz, prahlerisch und unheilig. Und dennoch sind einige von ihnen
Prediger, die heilige Wahrheiten verkünden. Wenn sie nicht Buße tun, wird der Herr
kommen und ihren Leuchter wegstoßen von seiner Stätte. Der Fluch des Heilandes über
den unfruchtbaren Feigenbaum ist eine Predigt für alle prahlerischen Heuchler und
Scheinheiligen, die vor der Welt mit ihren Blättern prangen, aber jeder Frucht ermangeln.
Welch ein Vorwurf für diejenigen, welche den Schein eines gottseligen Wesens haben und
doch in ihrem christlichen Leben die Kraft desselben verleugnen! Er, der den größten
Sünder mit Liebe behandelte, der niemals wahre Demut und Reue verschmähte, wie groß
die Schuld auch sein mochte, gebrauchte die härtesten Aussprüche gegen die, welche
den Schein eines gottseligen Wesens hatten, aber seine Kraft verleugneten.
Die Art zu reden
Z4.439.1 (4T.404.1) Absatz: 30/41
Einige unserer sehr begabten Prediger fügen sich selbst durch ihre verkehrte Art zu reden
großen Schaden zu. Während sie das Volk über seine Pflicht belehren, dem Moralgesetz
Gottes zu gehorchen, sollten sie nicht als solche erfunden werden, die Gottes
Naturgesetze übertreten. Der Redner sollte aufrecht stehen, langsam, ruhig und deutlich
sprechen, nach jedem Satz tief einatmen und die Bauchmuskeln bei jedem Wort
betätigen. Wenn sie diese einfache Regeln und auch in anderer Hinsicht die Naturgesetze
beachten, können Prediger ihr Leben und ihre Brauchbarkeit viel länger bewahren als
Männer in anderen Berufen.
Z4.439.2 (4T.404.2) Absatz: 31/41
Der Brustkorb wird sich erweitern, und bei Übung der Stimme wird der Redner nur selten
heiser werden, selbst bei ständigem Sprechen. Anstatt dass unsere Prediger durchs
Sprechen lungenkrank werden, können sie durch Sorgfalt alle Neigung dazu überwinden.
Ich möchte meinen Brüdern im Predigtamt sagen: Wenn ihr euch nicht dazu erzieht,
gemäß der Naturgesetze zu sprechen, werdet ihr euer Leben in Gefahr bringen, und viele
werden euch als "Märtyrer um der Wahrheit willen" bejammern. In Wirklichkeit habt ihr
euch selbst und der Wahrheit, die ihr vertretet, durch Hegen falscher Gewohnheiten
geschadet. Ihr habt Gott und die Welt des Dienstes beraubt, den ihr hättet verrichten
können. Gott wollte, dass ihr lebt, aber ihr habt langsamen Selbstmord begangen.
Z4.440.1 (4T.404.3) Absatz: 32/41
Die Art und Weise, wie die Wahrheit vorgeführt wird, hat oftmals darüber entschieden, ob
sie angenommen oder verworfen wurde. Alle, die im großen Reformationswerk angestellt
sind, sollten sich bemühen, leistungsfähige Arbeiter zu werden, die beste Resultate
erzielen und nicht die Kraft der Wahrheit durch ihre eigenen Unvollkommenheiten
abschwächen.
Z4.440.2 (4T.405.1) Absatz: 33/41
Prediger und Lehrer müssen sich dazu erziehen, klar und deutlich jedes einzelne Wort
auszusprechen. Wer schnell spricht, von der Kehle aus, die Worte durcheinander bringt
und die Stimme zu unnatürlicher Höhe hochschraubt, wird bald heiser, und die Worte
verlieren die Hälfte ihrer Kraft, die sie haben würden, wenn langsam, deutlich und nicht so
laut gesprochen würde. Die Hörer empfinden Mitleid mit dem Sprecher, denn sie wissen,
dass er sich Gewalt antut und fürchten, dass er jeden Augenblick zusammenbricht. Wenn
jemand sich selbst in Erregung und Gesten hineinsteigert, ist das noch lange kein Beweis,
dass er Eifer für Gott besitzt. "Die leibliche Übung ist wenig nütz" (1.Timotheus 4,8)
schreibt der Apostel.
Z4.440.3 (4T.405.2) Absatz: 34/41
Der Heiland der Welt möchte, dass seine Mitarbeiter ihn darstellen. Je enger ein Mensch
mit Gott verbunden ist, desto fehlerloser werden seine Sprechweise, sein Betragen, seine
Haltung und seine Gesten sein. Unser Vorbild, Jesus Christus, hat sich nie plump und
sonderbar verhalten. Er war ein Stellvertreter des Himmels. Seine Nachfolger sollten ihm
gleich sein.
Z4.440.4 (4T.405.3) Absatz: 35/41
Einige sind der Auffassung, dass der Herr durch seinen Geist einen Mann befähigen
werde, wie er reden soll. Der Herr jedoch beabsichtigt nicht das Werk zu tun, das er dem
Menschen auferlegt hat. Er hat uns mit Verstandeskräften ausgerüstet und Gelegenheit
gegeben, Verstand und Verhalten heranzubilden. Nachdem wir alles getan haben, wozu
wir selbst imstande sind, können wir in ernstem Gebet zu Gott aufblicken, dass er das
durch seinen Geist tue, was wir selbst nicht tun können. In unserm Heiland finden wir Kraft
und Tauglichkeit.
Befähigung zum Predigtamt
Z4.441.1 (4T.405.4) Absatz: 36/41
Jungen Männern wird oft Schaden zugefügt, indem man ihnen gestattet, zu predigen., ehe
sie genügend Schriftkenntnis besitzen, um unseren Glauben verständig vertreten zu
können. Einige, die das Feld betreten, sind Neulinge in der Schrift. Auch in anderer
Hinsicht sind sie untüchtig und unzulänglich. Sie können die Schrift nicht ohne Stottern
lesen, sprechen Worte verkehrt aus und mengen sie in solcher Weise durcheinander, dass
Gottes Wort entehrt wird. Die nicht befähigt sind, die Wahrheit in korrekter Weise
vorzuführen, sollten keinen Zweifel betreffs ihrer Pflicht hegen. Ihr Platz ist der eines
Schülers, nicht eines Lehrers. Junge Männer, die sich auf das Predigtamt vorbereiten
wollen, können sehr gefördert werden, wenn sie unsere Missionsschule besuchen. Doch
werden noch weitere Möglichkeiten benötigt, durch welche sie zu annehmbaren Rednern
befähigt werden. Ein Lehrer sollte angestellt werden, der die Jugendlichen in der rechten
Sprechweise, ohne die Stimme zu ruinieren, unterweist. Auch die Verhaltensweise muss
Beachtung finden.
Z4.441.2 (4T.406.1) Absatz: 37/41
Einige junge Männer, die das Feld betreten, haben keinen Erfolg in der Verkündigung der
Wahrheit, weil sie selbst nicht richtig unterwiesen wurden. Die nicht richtig lesen können,
müssen es lernen und sich erst als tauglich zu lehren erweisen, ehe sie es wagen, vor der
Öffentlichkeit zu stehen. Die Lehrer in unseren Schulen haben die Pflicht, sich einem
gründlichen Studium zu unterziehen, damit sie andere unterrichten können. Diese Lehrer
sollen nicht eher angestellt werden, als bis sie von befähigten Richtern einer strengen
Prüfung betreffs ihrer Befähigung zu lehren unterzogen wurden. Nicht weniger Vorsicht
sollte man walten lassen in der Prüfung von Predigern. Die ins heilige Werk eines
Verkündigers der Bibelwahrheit eintreten wollen, sollten von treuen, erfahrenen Personen
geprüft werden.
Z4.441.3 (4T.406.2) Absatz: 38/41
Nachdem sie an Erfahrung zugenommen haben, muss noch ein anderes Werk für sie
getan werden. Sie müssen unter ernsthaftem Gebet dem Herrn vorgestellt werden, damit
er durch seinen Heiligen Geist bekunden möchte, ob sie ihm annehmbar sind. Der Apostel
sagt: "Die Hände lege niemand zu bald auf." 1.Timotheus 5,22. In den Tagen der Apostel
wagten Gottes Diener nicht, sich in der Wahl und Annahme von Männern, welche das
heilige Amt, Gottes Sprachrohr zu sein, bekleiden sollten, auf ihr eigenes Urteil zu
verlassen. Sie wählten Männer, die sie nach ihrem Urteil für fähig hielten und dann stellten
sie diese vor den Herrn, zu sehen, ob er sie als seine Stellvertreter annehmen würde.
Nichts weniger sollte heute getan werden.
Z4.442.1 (4T.406.3) Absatz: 39/41
An vielen Orten begegnen wir Männern, bei denen man es sehr eilig hatte, sie in
verantwortliche Ämter als Älteste der Gemeinde einzusetzen, ohne dass sie dazu geeignet
sind. Sie besitzen keine Selbstbeherrschung. Ihr Einfluss ist nicht gut. Als Folge des
fehlerhaften Charakters ihres Leiters gibt es in der Gemeinde immer Schwierigkeiten.
Diesen Männern wurden zu schnell die Hände aufgelegt.
Z4.442.2 (4T.407.1) Absatz: 40/41
Gottes Diener sollten einen guten Ruf haben. Wenn Interesse geweckt wurde, sollten sie
diesem verständig nachgehen. Wir benötigen dringend kompetente Männer, die dem
Werk, das sie vertreten, Ehre anstatt Unehre bereiten. Prediger sollten besonders
daraufhin geprüft werden, ob sie ein gutes Verständnis der gegenwärtigen Wahrheit
besitzen, so dass sie imstande sind, eine zusammenhängende Predigt über die
Prophezeiungen oder praktische Gegenstände zu halten. Wenn sie biblische Themen
nicht klar vorführen können, sollten sie zunächst einmal Hörer und Schüler sein. Sie
sollten die Bibel ernstlich und unter Gebet studieren und mit ihr vertraut werden, um sie
andere lehren zu können. All dies muss sorgfältig und andächtig in Betracht gezogen
werden, ehe Männer übereilt ins Arbeitsfeld geschickt werden.
Z4.442.3 (4T.407.2) Absatz: 41/41
Der befürwortete Plan, Bruder Smith mit dem Abhalten eines Bibelseminars in
verschiedenen Saaten zu beauftragen, wird von Gott gut geheißen. Diese Seminare
haben viel Gutes bewirkt. Doch wurde nicht die gesamte Zeit diesem Werk gewidmet, das
für unsere jungen Prediger und für Gottes Werk von so großem Nutzen ist. Die Frucht
dieser Bemühungen, die bereits gemacht wurden, wird in diesem Leben nicht völlig
wahrgenommen werden. Man wird sie erst in der Ewigkeit erkennen.
Kapitel 37: Diener des Evangeliums
Z4.443.1 (4T.407.3) Absatz: 1/24
Bruder A, es wurde mir gezeigt, dass du nicht vorbereitet bist, erfolgreich im Predigtamt zu
dienen. Für eine Zeit hattest du ein wenig Erfolg in deinem Bemühen. Während dich dies
zu größerem Ernst und Eifer hätte anspornen sollen, hatte es die entgegengesetzte
Wirkung. Ein Empfinden der Güte Gottes hätte dich veranlassen sollen, deine Arbeit in
Demut fortzusetzen und dem eigenen Ich zu misstrauen. Besonders nach deiner
Einsegnung hast du angefangen, dich als einen voll entwickelten Prediger zu betrachten,
fähig, die Wahrheit an wichtigen Plätzen vorzuführen. Du bist träge geworden und fühlst
keine Seelenlast. Seit der Zeit ist deine Arbeit für Gottes Werk von wenig Wert gewesen.
Du erkennst nicht, dass du für die Benutzung deiner Körperkraft ebenso verantwortlich bist
wie der Besitzer von Reichtum für die Verwendung des Geldes. Du hegst keine Vorliebe
für körperliche Arbeit. Aber deine Konstitution verlangt schwere körperliche Anstrengung
zur Wahrung von Gesundheit sowohl als auch für die Belebung der Geisteskräfte. Was die
Gesundheit anbetrifft, wäre für all unsere Prediger körperliche Arbeit von größtem Wert.
Wann immer sie nicht in aktivem Dienst im Predigtamt eingespannt sind, sollten sie sich
verpflichtet fühlen, ihre Familien durch körperliche Arbeit zu unterstützen.
Z4.443.2 (4T.408.1) Absatz: 2/24
Bruder A, du hast Zeit mit Schlafen vergeudet, was deiner Gesundheit mehr geschadet als
genützt hat. Die kostbaren verlorenen Stunden, wo du weder dir selbst noch irgend
jemand anders Nutzen gebracht hast, zeugen in den Himmelsbüchern gegen dich. Hinter
deinem Namen stand geschrieben: "Ein fauler Knecht". Dein Werk wird der Prüfung des
Gerichts nicht standhalten. Du hast so viel kostbare Zeit mit Schlafen verbracht, dass all
deine Kräfte gelähmt sind. Durch rechte Lebensgewohnheiten kann die Gesundheit
erlangt werden und Zinsen und Zinseszinsen tragen. Aber dieses Kapital, wertvoller als
jede Geldanlage, kann durch Unmäßigkeit im Essen und Trinken oder durch
Nichtbetätigung der Organe aufgeopfert werden. Lieblingsgenüsse müssen aufgegeben,
Trägheit muss überwunden werden.
Z4.444.1 (4T.408.2) Absatz: 3/24
Der Grund, weshalb viele unserer Prediger über Gesundheitsprobleme klagen, liegt darin,
dass sie sich nicht genügend Bewegung verschaffen und zu viel essen. Sie erkennen
nicht, dass ein solches Verhalten die stärkste Konstitution untergräbt. Viele unserer
Prediger schaufeln ihr Grab mit ihren eigenen Zähnen. Der Organismus, der mit der Last,
die den Verdauungsorganen aufgebürdet wird, fertig werden muss, leidet, und dem Gehirn
wird eine Menge Energie entzogen. Für jeden Verstoß gegen das Naturgesetz muss der
Übertreter die Strafe am eigenen Leib verspüren.
Z4.444.2 (4T.409.1) Absatz: 4/24
Wenn der Apostel Paulus nicht mit Predigen beschäftigt war, arbeitete er in seinem Beruf
als Zeltmacher. Dazu war er gezwungen, weil er eine unvolkstümliche Wahrheit
angenommen hatte. Bevor er das Christentum annahm, hatte er eine hohe Stellung inne
und war für seinen Unterhalt nicht von Arbeit abhängig. Unter den Juden war es Brauch,
die Kinder irgendein Handwerk lernen zu lassen, ganz gleich, zu welch hoher Position sie
berufen werden möchten. So kamen sie bei widrigen Umständen niemals in Verlegenheit,
selbst für ihren Unterhalt zu sorgen. In Übereinstimmung mit dieser Sitte war Paulus
Zeltmacher. Wenn seine Mittel ausgegeben waren, Christi Sache zu unterstützen oder zu
seinem eigenen Unterhalt, nahm er Zuflucht zu seinem Beruf und konnte so für seine
Lebensbedürfnisse sorgen.
Z4.444.3 (4T.409.2) Absatz: 5/24
Es hat nie einen ernsteren, fleißigeren und opferbereiteren Jünger Christi gegeben als
Paulus. Er war einer der größten Lehrer der Welt. Er überquerte Meere und wanderte nah
und fern umher, bis ein großer Teil der Welt von seinen Lippen die Geschichte von Christi
Kreuz vernommen hatte. Er besaß ein brennendes Verlangen, den dem Untergang
geweihten Menschen eine Erkenntnis der Wahrheit durch eines Heilandes Liebe zu
vermitteln. Seine Seele war aufs engste mit dem Predigtdienst verknüpft, und nur mit
schmerzlichen Gefühlen zog er sich von seinem Werk zurück, um für seine eigenen
körperlichen Bedürfnisse zu arbeiten. Doch setzte er sich der Plackerei eines Handwerks
aus, um nicht den Gemeinden zur Last zu fallen, die von Armut niedergedrückt wurden.
Obgleich er viele Gemeinden gegründet hatte, weigerte er sich, von ihnen unterhalten zu
werden, aus Furcht, seine Brauchbarkeit und sein Erfolg als Diener des Evangeliums
möchten durch Argwohn gegenüber seinen Beweggründen darunter leiden. Er wollte
seinen Feinden alle Gelegenheiten, ihn falsch darzustellen und seiner Botschaft die Kraft
zu rauben, nehmen.
Z4.445.1 (4T.409.3) Absatz: 6/24
Paulus verweist seine Brüder in Korinth darauf, dass er als Diener des Evangeliums
Anspruch auf finanzielle Unterstützung hätte, anstatt sich selbst zu unterhalten. Dieses
Recht war er bereit, nicht zu beanspruchen, da er befürchtete, dass seine Brauchbarkeit
eingeschränkt werden könnte, falls er Geld für seinen Unterhalt annähme. Obgleich sein
Gesundheitszustand nicht der beste war, arbeitete er tagsüber im Dienste Christi und
mühte sich während der Stunden der Nacht, manchmal die ganze Nacht hindurch, damit
ab, für seine und anderer Lebensbedürfnisse zu sorgen. Der Apostel wünschte auch,
seinen Brüdern ein Beispiel zu geben, indem er die Würde und Ehrenhaftigkeit des
Fleißes herausstellte. Wenn unsere Prediger glauben, sie hätten Härten und
Entbehrungen zu erdulden, dann lasst sie in Gedanken die Werkstatt des Apostels Paulus
aufsuchen. Während dieser erwählte Gottesmann Zelte herstellt, arbeitet er um Brot, das
er rechtmäßig für seine Arbeit als Apostel Jesu Christi verdient hätte. Beim Ruf der Pflicht
würde dieser große Apostel sein Geschäft beiseite legen, um den bittersten Gegnern
entgegen zu treten, ihr stolzes Prahlen zum Schweigen zu bringen, und sich dann wieder
seiner bescheidenen Beschäftigung hinzugeben. Sein religiöser Fleiß ist ein Vorwurf für
die Trägheit einiger unserer Prediger. Wenn sie Gelegenheit haben, zu arbeiten, um etwas
zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen, dann sollten sie dies gerne tun.
Z4.445.2 (4T.410.1) Absatz: 7/24
Gott hat niemals beabsichtigt, dass der Mensch in Untätigkeit dahinleben soll. Für Adam
im Garten Eden war Beschäftigung vorgesehen. Obgleich der Wettlauf nicht immer von
den Schnellen noch der Krieg von den Starken gewonnen wird, ist es doch eine Tatsache,
dass der Faule Mangel leiden wird. Die fleißig in ihrem Beruf sind, werden nicht immer zu
Wohlstand gelangen. Aber Schläfrigkeit und Faulheit betrüben den Heiligen Geist und
zerstören wahre Gottseligkeit. Ein stehendes Gewässer verbreitet Gestank, ein reiner
lebendiger Bach hingegen verbreitet Gesundheit und Frohsinn, wohin er fließt. Ein
ausdauernd fleißiger Mensch ist überall ein Segen. Die Übung der körperlichen und
geistigen Kräfte des Menschen sind zu seiner völligen und richtigen Entwicklung
notwendig.
Z4.446.1 (4T.410.2) Absatz: 8/24
Junge Prediger sollten sich überall, wo sie hinkommen, nützlich machen. Wenn sie zu
einem Besuch bei Familien eingeladen werden, sollten sie nicht träge herumsitzen, ohne
denen zu helfen, deren Gastfreundschaft sie genießen. Verpflichtungen sind gegenseitig.
Genießt der Prediger die Gastfreundschaft seiner Freunde, ist es seine Pflicht, ihre
Freundlichkeit zu vergelten, indem er sich rücksichtsvoll und umsichtig verhält. Der
Hausherr mag Sorgen haben und schwer arbeiten müssen. Wenn der Prediger nicht nur
darauf wartet, bedient zu werden, sondern willig mit anpackt, mag er Zugang zum Herzen
finden und den Weg für die Annahme der Wahrheit bereiten.
Z4.446.2 (4T.411.1) Absatz: 9/24
Gott hat in seinem Werk keinen Platz für träge Menschen. Er wünscht rücksichtsvolle,
freundliche, liebevolle und ernste Arbeiter. Aktive Beschäftigung wird unseren Predigern
gut tun. Trägheit ist ein Beweis von Verdorbenheit. Jede Fähigkeit des Verstandes, jeder
Knochen des Körpers, jeder Muskel der Gliedmaßen zeigt, dass Gott beabsichtigt hat,
dass diese Fähigkeiten benutzt werden sollen und nicht untätig bleiben dürfen. Bruder A ist
zu träge, diese Kräfte anzustrengen und beharrlich zu arbeiten. Menschen, die unnötig die
kostbaren Stunden des Tages schlafend verbringen, habe keine Vorstellung vom Wert der
köstlichen, goldenen Momente. Solche Menschen werden sich als Fluch für Gottes Werk
erweisen. Bruder A ist ein aufgeblasener Mann. Er ist kein ernster Bibelforscher. Er ist
nicht, was er sein sollte noch was er sein könnte, wenn er sich ernsthaft bemühte.
Manchmal rafft er sich auf, etwas zu tun. Doch seine Trägheit, sein natürlicher Hang zur
Bequemlichkeit, lässt ihn wieder in seine alte Gewohnheit zurückfallen. Personen, die sich
nicht in Gewohnheiten gewissenhaften Fleißes und der Zeitersparnis geübt haben, sollten
feste Regeln vorgeschrieben werden, die sie zu Pünktlichkeit und Schnelligkeit zwingen.
Z4.447.1 (4T.411.2) Absatz: 10/24
Washington, der Präsident der USA, konnte eine Menge Arbeit bewältigen, weil er strikte
Ordnung und Pünktlichkeit einhielt. Jedes Dokument hatte sein Datum und seinen Platz.
Keine Zeit ging mit Suchen nach Verlegtem verloren. Männer Gottes müssen fleißig im
Studium, ernsthaft im Erlangen von Kenntnissen sein und keine Stunde vergeuden. Durch
ausdauernde Anstrengung mögen sie zur höchsten Ebene des Christentums
heranwachsen und Männer von Macht und Einfluss werden. Aber viele werden niemals
einen hervorragenden Rang am Predigtpult oder im Beruf einnehmen können wegen ihrer
Unbeständigkeit in der Absicht und ihrer lässigen Gewohnheiten, die sie in der Jugend
gebildet haben. Bei allem, was sie tun, tritt ihre sorglose Unaufmerksamkeit zutage. Ein
plötzlicher Impuls dann und wann genügt nicht, die Bequemlichkeitsliebenden und Trägen
zu reformieren. Es ist ein Werk, das geduldige Ausdauer im Wohltun erfordert.
Geschäftsleute können nur wahrhaft erfolgreich sein, wenn sie genaue Zeiteinteilung fürs
Aufstehen, für die Andacht, für ihre Mahlzeiten und fürs Zubettgehen haben. Wenn
Ordnung und Pünktlichkeit im weltlichen Geschäft notwendig sind, um wie viel mehr dann
im Werke Gottes!
Z4.447.2 (4T.412.1) Absatz: 11/24
Viele vergeuden die hellen Morgenstunden im Bett. Diese kostbaren Stunden, einmal
verloren, können nie mehr zurückgeholt werden. Sie sind für Zeit und Ewigkeit verloren.
Wenn täglich nur eine Stunde verloren geht, welch ein Zeitverlust im ganzen Jahr! Lasst
den Schläfer daran denken und innehalten und in Betracht ziehen, wie er für die
verlorenen Gelegenheiten vor Gott Rechenschaft ablegen will.
Z4.447.3 (4T.412.2) Absatz: 12/24
Prediger sollten sich Zeit zum Lesen, zum Studium, zur Weihe und zum Gebet nehmen.
Sie müssen ihre Gedankenwelt mit nützlicher Erkenntnis bereichern, ihrem Gedächtnis
Teile der Schrift einprägen, die Erfüllung der Prophezeiungen betrachten und die
Lektionen lernen, die Christus seinen Jüngern vermittelte. Nehmt ein Buch mit euch, um
es im Zug oder wenn ihr auf dem Bahnhof warten müsst, zu lesen. Benutzt jeden freien
Augenblick, etwas zu tun. Auf diese Weise wird die Tür gegen tausend Versuchungen
geschlossen. Wäre König David mit etwas Nützlichem beschäftigt gewesen, hätte er sich
niemals des Mordes an Uria schuldig gemacht. Satan ist immer bereit, den zu
beschäftigen, der sich nicht selbst beschäftigt. Das Gemüt, das fortwährend danach strebt,
geistige Größe zu erlangen, wird keine Zeit für seichte, törichte Gedanken finden, welche
die Eltern böser Handlungen sind. Es gibt begabte Männer unter uns, die durch
angemessene Heranbildung zu hervorragender Brauchbarkeit befähigt sind. Aber sie
mögen sich nicht anstrengen. Weil sie nicht sehen, wie sündhaft es ist, ihre vom Schöpfer
geschenkten guten Anlagen zu vernachlässigen, begeben sie sich zur Ruhe und sind mit
einem unterentwickelten Verstand zufrieden. Nur sehr wenige folgen Gottes Willen. Gott
wird diese trägen Knechte fragen: "Was hast du mit den Talenten gemacht, die ich dir
anvertraute?" Viele werden an jenem Tag als solche erfunden werden, die ihren Zentner in
der Erde vergraben haben. Diese unnützen Knechte werden in die Finsternis
hinausgeworfen werden, während jene, die ihre Zentner zu den Wechslern brachten und
sie verdoppelten, das Lob empfangen: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über
wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!"
Matthäus 25,21.
Z4.448.1 (4T.413.1) Absatz: 13/24
Wenn jemand Verantwortlichkeiten übertragen werden sollen, fragt man nicht, ob er beredt
oder wohlhabend, sondern ob er ehrlich, gewissenhaft und fleißig ist. Worin auch seine
Kenntnisse bestehen mögen, wenn er dieser Wesenszüge ermangelt, ist er völlig
ungeeignet für jeden Vertrauensposten. Viele, die ihr Leben mit guten Aussichten
begonnen haben, können wegen ihres Mangels an Fleiß niemals erfolgreich sein. Junge
Männer, die sich gewohnheitsmäßig in kleinen Gruppen in Geschäften oder auf der Straße
zusammenscharen, immer mit Diskussionen oder Geschwätz beschäftigt, werden niemals
das Niveau von Männern mit Verstand erreichen. Fortwährende Anwendung ihrer Gaben
wird für Menschen ausrichten, was nichts anderes zu tun vermag. Jene, die nie zufrieden
sind, ehe sie nicht die Gewissheit haben, dass sie jeden Tag Fortschritte machen, werden
im Leben Erfolg haben.
Z4.449.1 (4T.413.2) Absatz: 14/24
Viele haben ganz offensichtlich einen Fehlschlag erlitten, wo sie erfolgreich hätten sein
können. Sie haben nicht die Last des Werkes empfunden. Sie haben alles leicht
genommen, als ständen ihnen tausend Jahre zur Verfügung, zur Rettung von Seelen zu
wirken. Wegen ihres Mangels an Ernsthaftigkeit und Eifer hatten nur wenig Leute den
Eindruck, dass sie wirklich meinen, was sie sagen. Das Werk Gottes benötigt nicht so sehr
Prediger, sondern vielmehr ernste, ausdauernde Arbeiter für den Meister. Gott allein kann
die Macht des menschlichen Verstandes ermessen. Es war nicht seine Absicht, dass der
Mensch sich mit den Niederungen der Unwissenheit begnügen soll. Er sollte sich vielmehr
alle Vorzüge eines erleuchteten, herangebildeten Verstandes sichern. Jeder Mann und
jede Frau hat die Pflicht, die Höhe der Verstandesgröße zu erreichen. Während sich
niemand mit der erlangten Kenntnis brüsten soll, ist es das Vorrecht aller, zu wissen, dass
sie durch jeden Fortschritt fähiger werden, Gott zu ehren und zu verherrlichen. Sie dürfen
die unerschöpfliche Quelle in Anspruch nehmen, den Brunnen aller Weisheit und
Erkenntnis.
Z4.449.2 (4T.413.3) Absatz: 15/24
Befindet sich der Schüler in der Schule Christi, so kann er in der Erkenntnis fortschreiten,
ohne dass ihm von der Höhe, die er erklimmt, schwindelig wird. Wenn er von Wahrheit zu
Wahrheit vordringt, eine immer klarere und hellere Sicht von den wunderbaren Gesetzen
der Wissenschaft und der Natur erlangt, wird er entzückt von den erstaunlichen
Offenbarungen der Liebe Gottes zum Menschen. Er erblickt mit verständnisvollen Augen
die Vollkommenheit, die Erkenntnis und Weisheit Gottes, die sich im Unendlichen
verlieren. Während sein Verstand zunimmt und sich erweitert, strömt Licht in seine Seele.
Je mehr er aus der Quelle der Erkenntnis trinkt, desto reiner und glücklicher ist sein
Verständnis der Unendlichkeit Gottes und desto größer sein Verlangen nach Weisheit, um
die Tiefen der göttlichen Dinge verstehen zu können.
Z4.449.3 (4T.414.1) Absatz: 16/24
Verstandesbildung ist das, was wir als Volk benötigen. Wir brauchen sie, um den
Anforderungen der Zeit zu genügen. Armut, niedrige Herkunft und ungünstige Verhältnisse
müssen die Bildung des Geistes nicht verhindern. Die geistigen Fähigkeiten müssen der
Herrschaft des Willens unterstellt werden. Dem Gehirn soll nicht gestattet werden, sich mit
zu vielen Gegenständen auf einmal zu beschäftigen, wobei nicht einer von ihnen gründlich
erfasst wird. Schwierigkeiten entstehen bei jedem Studium. Lasst euch durch Entmutigung
nicht verleiten aufzugeben. Forscht, studiert und betet. Stellt euch jeder Schwierigkeit
mannhaft und mit Energie entgegen. Nehmt die Macht des Willens und die Gnadengabe
der Geduld zu Hilfe. Dann grabt tiefer, bis der Schatz der Wahrheit vor euch liegt – klar
und wunderschön und umso köstlicher, weil es so schwierig war, ihn zu finden. Verweilt
dann nicht zu lange bei diesem einen Punkt. Konzentriert nicht alle Geisteskräfte darauf,
fortwährend bemüht, ihn der Aufmerksamkeit anderer aufzudrängen. Fasst einen anderen
Gegenstand ins Auge und untersucht ihn sorgfältig. Auf diese Weise wird sich eurem
Verständnis ein Geheimnis nach dem andern entfalten. Durch dies Verhalten werden zwei
wertvolle Siege errungen. Ihr habt nicht nur nützliche Erkenntnis erlangt, sondern durch
Anwendung des Verstandes hat sich seine Kraft und Schärfe vermehrt. Der Schlüssel, der
ein Geheimnis erschloss, mag auch andere Schätze der Erkenntnis zu Tage fördern, die
bisher nicht entdeckt wurden.
Z4.450.1 (4T.414.2) Absatz: 17/24
Viele unserer Prediger können den Gemeinden nur mit einigen wenigen Predigten über
Lehrpunkte dienen. Die gleiche Anstrengung und Anwendung, die sie mit diesen Punkten
vertraut machten, werden ihnen auch helfen, andere Lehrpunkte zu verstehen. Die
Prophezeiungen und andere Gegenstände der Lehre sollten von allen gründlich
verstanden werden. Aber einige, die schon seit Jahren im Predigtamt stehen sind
zufrieden, sich auf wenige Gegenstände zu beschränken. Sie sind zu träge, fleißig und
unter Gebet in der Schrift zu forschen, wodurch sie Riesen im Verständnis der biblischen
Lehren und der praktischen Lektionen Christi werden könnten. Die Gemüter aller sollten
mit einer Erkenntnis der Wahrheiten des Wortes Gottes gespeichert sein, damit sie
vorbereitet sind, jederzeit, wenn erforderlich, Neues und Altes aus dem Vorratshaus
hervorzubringen. Verstandeskräfte sind aus Mangel an Eifer und ernsthafter, harter
Inanspruchnahme verkrüppelt und verkümmert. Die Zeit ist gekommen, wo Gott sagt:
"Geht voran. Benutzt und übt die Fähigkeiten, die ich euch verliehen habe."
Z4.451.1 (4T.415.1) Absatz: 18/24
Die Welt wimmelt von Irrtümern und Fabeln. Romane mit sensationellen Dramen nehmen
die Sinne gefangen. Absurde Theorien nehmen überhand, die die Moral verderben und
geistiges Wachstum verhindern. Das Werk Gottes benötigt Männer mit Verstand und
Voraussicht; Männer, die gut in der Schrift bewandert sind, um den Strom des
Widerstandes zu begegnen. Wir dürfen keine Arroganz, keine Engstirnigkeit und keine
Ungereimtheiten dulden, selbst wenn sie mit dem Mantel vorgeblicher Frömmigkeit umhüllt
sind. Deren Herzen mit der heiligenden Macht der Wahrheit bekleidet sind, werden einen
überzeugenden Einfluss ausüben. Da sie wissen, dass die Verteidiger des Irrtums die
Wahrheit weder erzeugen noch vernichten können, können sie es sich leisten, ruhig und
besonnen zu bleiben.
Z4.451.2 (4T.415.2) Absatz: 19/24
Es ist für unsere Prediger nicht genug, eine oberflächliche Kenntnis der Wahrheit zu
besitzen. Gegenstände, von Männern zur Sprache gebracht, die ihre von Gott verliehenen
Kräfte missbrauchten, um die Wahrheit niederzuringen, beanspruchen fortwährend
Untersuchung. Blindgläubigkeit muss abgelegt werden. Den satanischen Verführungen
des heutigen Zeitalters muss deutlich und verständig mit dem Schwert des Geistes, dem
Worte Gottes, begegnet werden. Die gleiche unsichtbare Hand, welche die Planeten in
ihrer Bahn erhält und durch ihre Macht die Welten trägt, hat Vorsorge für den nach seinem
Bilde geschaffenen Menschen getroffen, dass er in der Verrichtung seiner Pflichten auf
Erden nur wenig niedriger ist als die Engel Gottes. Gottes Absicht ist von Männern, die mit
den feierlichsten je den Menschen übergebenen Wahrheiten betraut sind, nicht erfüllt
worden. Er wünscht, dass wir uns immer höher entwickeln, bis wir den Zustand der
Vollkommenheit erreicht haben. Bei jedem Schritt sollen wir die Macht und Herrlichkeit
Gottes sehen und erkennen. Der Mensch kennt sich selbst nicht. Unsere Verantwortung
richtet sich genau nach unserem Licht, unseren Gelegenheiten und Vorrechten. Wir sind
verantwortlich für das Gute, das wir hätten tun können, aber nicht taten, weil wir zu träge
waren, die Mittel zu unserer Vervollkommnung anzuwenden, die in unserer Reichweite
waren.
Z4.452.1 (4T.416.1) Absatz: 20/24
Das kostbare Buch Gottes enthält Lebensregeln für Menschen jeder Klasse und jeden
Berufs. Hier werden Beispiele gefunden, die jeder studieren und nachahmen sollte. "Des
Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene."
Matthäus 20,28. Die wahre Ehre und Herrlichkeit des Dieners Christi besteht nicht in der
Anzahl der gehaltenen Predigten, noch in der Menge seiner schriftlichen Produkte,
sondern in dem Werk treuen Dienens, um den Bedürfnissen des Volkes abzuhelfen. Wenn
er diesen Teil seiner Arbeit vernachlässigt, hat er kein Recht, sich Gottes Diener zu
nennen.
Z4.452.2 (4T.416.2) Absatz: 21/24
Heute werden Männer benötigt, welche die Bedürfnisse des Volkes verstehen und ihnen
abhelfen können. Der treue Diener Christi wacht über jeden Vorposten, um seine
Mitmenschen zu warnen, zu tadeln, zu beraten, einzuladen und zu ermutigen. Er wirkt mit
dem Geiste Gottes zusammen, der machtvoll an ihm arbeitet, so dass er jeden Gläubigen
vollkommen in Christo darstellen kann. Ein solcher Mann wird im Himmel als Diener
anerkannt, der in den Fußstapfen seines großen Vorbildes wandelt.
Z4.452.3 (4T.416.3) Absatz: 22/24
Unsere Prediger sind nicht genau genug in ihren Essgewohnheiten. Sie essen zu viel und
zu vielerlei Speisen zu einer Mahlzeit. Einige sind nur dem Namen nach Reformer. Sie
haben keine Regeln, nach denen sie sich in ihrer Ernährung richten. Sie essen Früchte
oder Nüsse zwischen den Mahlzeiten, wodurch ihre Verdauungsorgane sehr belastet
werden. Einige nehmen drei Mahlzeiten zu sich, wenn zwei ihrer körperlichen und
geistlichen Gesundheit zuträglicher wären. Wenn Gottes Naturgesetze übertreten werden,
wird unweigerlich die Strafe folgen.
Z4.452.4 (4T.417.1) Absatz: 23/24
Wegen unklugen Verhaltens im Essen scheinen die Sinne einiger halb gelähmt zu sein,
und sie sind träge und schläfrig. Diese bleichgesichtigen Prediger erleiden die Folgen der
Unmäßigkeit und sind keine Empfehlung für die Gesundheitsreform. Wenn sie unter
Überarbeitung leiden, wäre es besser, dann und wann eine Mahlzeit auszulassen, damit
sich die Natur erholen kann. Unsere Arbeiter könnten durch ihr Beispiel mehr zur
Förderung der Gesundheitsreform beitragen als über sie zu predigen. Wenn
wohlmeinende Freunde sich viel Mühe bei der Zubereitung der Mahlzeit machen, sind sie
stark versucht, Grundsätze zu missachten. Weigern sie sich dann, Leckereien, die stark
gewürzten Speisen zu essen oder den Tee und Kaffee zu trinken, können sie sich als
wahre Gesundheitsreformer erweisen. Einige leiden jetzt unter den Folgen der
Übertretung der Naturgesetze, wodurch die Gesundheitsreform in schlechten Ruf gerät.
Z4.453.1 (4T.417.2) Absatz: 24/24
Unmäßigkeit im Essen, Trinken, Schlafen oder Augenlust zu befriedigen, ist Sünde. Das
harmonische Zusammenspiel aller Kräfte des Körpers und des Geistes vermittelt ein
Glücksgefühl. Je erhabener und veredelter die Kräfte sind, desto reiner und ungetrübter ist
das Glück. Ein zielloses Leben bedeutet Tod bei lebendigem Leib. Die Verstandeskräfte
sollten sich mit Themen befassen, die unsere ewigen Interessen betreffen. Dies wird die
körperliche und geistige Gesundheit fördern. Es gibt viele, selbst unter unseren Predigern,
die es in der Welt zu etwas bringen möchten, ohne sich anzustrengen. Ihr Ehrgeiz strebt
danach, irgendein großes nützliches Werk zu tun, während sie die kleinen Pflichten des
täglichen Lebens vernachlässigen, die sie zu hilfsbereiten Menschen und zu Predigern
nach Christi Ordnung machen würden. Sie möchten das Werk tun, das andere verrichten,
finden aber keinen Geschmack an der Disziplin, die notwendig wäre, sie zu dieser Arbeit
zu befähigen. Dieses sehnsuchtsvolle Verlangen von Männern und Frauen, etwas zu tun,
was weit ihre augenblicklichen Fähigkeiten übersteigt, veranlasst sie, bereits beim Beginn
einen entschiedenen Fehlschlag zu erleiden. Sie weigern sich entrüstet, die Leiter zu
erklimmen, wünschen aber ohne mühsamen Arbeitseinsatz erhöht zu werden.
Kapitel 38: Unsere Missionsschule
Z4.453.2 (4T.418.1) Absatz: 1/28
Die Erziehung und Heranbildung der Jugend ist ein wichtiges und feierliches Werk. Das
große Ziel sollte eine richtige Entwicklung des Charakters sein, damit der Einzelne für die
Verrichtung der Pflichten des gegenwärtigen Lebens befähigt werde und zuletzt das
zukünftige ewige Leben erlangen kann. Die Ewigkeit wird offenbaren, wie dieser Aufgabe
nachgekommen wurde. Wenn Prediger und Lehrer ihre Verantwortung völlig verstehen
würden, stände es heute anders mit der Welt. Aber sie sind zu beschränkt in ihren
Ansichten und Zielen. Sie erkennen nicht die Bedeutung ihrer Aufgabe oder ihrer
Resultate.
Z4.454.1 (4T.418.2) Absatz: 2/28
Gott hätte nicht mehr für den Menschen tun können, als er in der Dahingabe seines
geliebten Sohnes getan hat, noch hätte er weniger tun und doch die Erlösung des
Menschen sicherstellen und die Würde des Gesetzes aufrecht erhalten können. Um
unsertwillen opferte er den unermesslichen Schatz des Himmels. Indem er seinen Sohn
gab, öffnete er uns die goldene Himmelspforte und verlieh denjenigen eine unendliche
Gabe, die das Opfer annehmen und zu ihrer Untertanentreue zu Gott zurückkehren
würden. Christus kam mit einer Liebe in seinem Herzen in unsere Welt, die so
umfangreich ist wie die Ewigkeit, mit dem Angebot, den Menschen zum Erben all seines
Reichtums und seiner Herrlichkeit zu machen. Dadurch offenbarte er dem Menschen das
Wesen seines Vaters und zeigte jedem menschlichen Wesen, dass Gott gerecht sein und
doch jeden rechtfertigen kann, der an Jesum glaubt.
Z4.454.2 (4T.418.3) Absatz: 3/28
Die Majestät des Himmels hatte nicht Gefallen an sich selbst. Was immer er tat, diente zur
Erlösung des Menschen. In seiner Gegenwart konnte die Selbstsucht mit all ihren Formen
nicht bestehen. Er nahm unsere Natur auf sich, um an unserer Statt zu leiden und sich als
Sündopfer darzubringen. Er wurde von Gott geschlagen und gemartert, um uns vor dem
Schlag zu verschonen, den wir um der Übertretung des Gesetzes Gottes willen verdient
hatten. Durch das Licht, das vom Kreuz schien, beabsichtigte Christus alle Menschen zu
sich zu ziehen. Sein menschliches Herz war mit Schmerz über die menschliche Rasse
erfüllt. Seine Arme waren ausgebreitet, sie anzunehmen. Er lud alle ein, zu ihm zu
kommen. Sein Erdenleben war ein fortwährender Akt der Selbstverleugnung und
Herablassung.
Z4.454.3 (4T.419.1) Absatz: 4/28
Wie achtsam sollten Prediger, Lehrer und Eltern mit den Seelen unter ihrer Fürsorge
umgehen, wenn der Mensch dem Himmel so viel gekostet hat – den Preis des teuren
Gottessohnes! Es ist eine heikle Aufgabe, mit Gemütern umzugehen, und alle sollten mit
Furcht und Zittern darangehen. Die Erzieher von Jugendlichen benötigen vollständige
Selbstbeherrschung. Durch Ungeduld den Einfluss über eine menschliche Seele zu
verlieren, oder um unangemessene Würde und Obergewalt zu behalten, ist ein
schrecklicher Fehler, der den Verlust jener Seele zur Folge haben kann. Die Gemüter
Jugendlicher können durch unverständige Behandlung so entstellt werden, dass der
Schaden nie wieder völlig ausgeglichen werden kann. Die Religion Christi sollte
beherrschenden Einfluss auf die Erziehung und Heranbildung der Jugend ausüben. Des
Heilandes Beispiel der Selbstverleugnung, allgemeiner Freundlichkeit und geduldiger
Liebe ist ein Tadel für ungeduldige Prediger und Lehrer. Er richtet folgende Frage an diese
unbeherrschten Unterweiser: "Ist das die Art und Weise, wie ihr Seelen behandelt, für die
ich mein Leben dahingab? Schätzt ihr so den unendlichen Preis, den ich für ihre Erlösung
bezahlt habe?"
Z4.455.1 (4T.419.2) Absatz: 5/28
Alle, die mit unserer Missionsschule in Verbindung stehen, sollen Männer und Frauen
sein, die Gottesfurcht vor Augen und seine Liebe in ihren Herzen haben. Sie sollen ihre
Religion der Jugend, die in ihren Einflussbereich gerät, schmackhaft machen. Die
Professoren und Lehrer sollten fortwährend ihre Abhängigkeit von Gott empfinden. Ihre
Arbeit ist hier auf Erden; aber die Quelle aller Weisheit und Erkenntnis, von der sie ziehen
sollen, ist droben. Das eigene Ich darf nicht die Oberherrschaft haben. Der Geist Gottes
muss die Kontrolle haben. Sie müssen demütig vor Gott wandeln und ihre Verantwortung
fühlen, die nicht weniger umfasst als die des Predigers. Der Einfluss, den Professoren und
Lehrer in unserer Schule auf die Jugendlichen ausüben, wird überall mitgenommen
werden, wohin diese jungen Leute gehen. Von jener Schule sollte ein heiliger Einfluss
ausgehen, um überall der moralischen Finsternis begegnen zu können. Als mir vom Engel
Gottes gezeigt wurde, dass eine Einrichtung zur Heranbildung unserer Jugend gegründet
werden sollte, sah ich, dass sie eines der wichtigsten Werkzeuge in Gottes Hand zur
Rettung von Seelen sein würde.
Z4.456.1 (4T.420.1) Absatz: 6/28
Wer in der Erziehung der jungen Leute Erfolg haben will, muss sie nehmen wie sie sind,
nicht wie sie sein sollten oder wie sie nach ihrer Heranbildung sein werden. Schwerfällige
Schüler werden sie auf die Probe stellen. Doch sollen sie ihre Unwissenheit mit Geduld
ertragen. Mit empfindsamen, nervösen Schülern müssen sie zartfühlend und sehr
freundlich umgehen, immer dessen eingedenk, dass sie ihren Schülern einst vor Christi
Richterstuhl begegnen müssen. Ein Gefühl ihrer eigenen Unvollkommenheit sollte die
Erzieher stets veranlassen, Gefühle zärtlichen Mitleids und der Nachsicht denen
gegenüber zu hegen, die mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Sie können
ihren Schülern helfen, nicht indem sie ihre Fehler übersehen, sondern durch
gewissenhafte Korrektur des Verkehrten und das in einer Art und Weise, die den
Getadelten noch enger mit dem Herzen des Lehrers verbindet.
Z4.456.2 (4T.420.2) Absatz: 7/28
Gott hat Alt und Jung durch das Gesetz gegenseitiger Abhängigkeit mit einander
verbunden. Die Erzieher der Jugend sollten ein selbstloses Interesse für die Lämmer der
Herde fühlen, wie Christus ihnen in seinem Leben ein Beispiel gab. Es herrscht zu wenig
mitfühlende Zärtlichkeit und zu viel unbeugsame Würde des strengen Richters. Genaue
und unparteiliche Gerechtigkeit soll allen zuteil werden, denn Christi Religion erfordert
dies. Doch darf nie vergessen werden, dass Festigkeit und Gerechtigkeit eine Schwester
hat – nämlich Barmherzigkeit. Sich von den Schülern fern zu halten, sie gleichgültig zu
behandeln, unnahbar, hart und tadelsüchtig zu sein, widerspricht dem Geiste Christi.
Z4.456.3 (4T.420.3) Absatz: 8/28
Jeder von uns sollte sein Herz der Liebe Gottes öffnen, Selbstsucht und Härte überwinden
und Jesum Besitz von der Seele ergreifen lassen. Der Erzieher der Jugend tut gut daran,
sich zu erinnern, dass er trotz aller Vorzüge von Alter, Ausbildung und Erfahrung noch
immer nicht völlig überwunden hat. Er selbst irrt und macht viele Fehler. Wie Christus ihn
behandelt, so sollte er sich bemühen, auch die Jugend unter seiner Fürsorge zu
behandeln, die weniger Vorteile hatten und in ungünstigeren Verhältnissen lebten wie er
selbst. Christus hat den Irrenden trotz seiner Verkehrtheit und Empörung getragen. Seine
Liebe zum Sünder erkaltet nicht, er gibt sein Bemühen nicht auf, und er überlässt ihn nicht
Satans Schlägen. Er steht mit offenen Armen da, den Irrenden aufs neue willkommen zu
heißen, den Empörerischen und selbst den Abgefallenen. Durch Wort und Beispiel sollten
Lehrer in der Erziehung und Heranbildung der Jugend Christum darstellen. Wenn sie sich
so verhalten, werden sie am Tage des Gerichts nicht zuschanden werden, wenn sie ihren
Schülern und ihrer Handlungsweise mit ihnen begegnen müssen.
Z4.457.1 (4T.421.1) Absatz: 9/28
Wieder und wieder hat der Erzieher der Jugend den Schatten, der auf seiner Seele ruhte,
mit ins Klassenzimmer genommen. Er war überarbeitet und nervös, oder
Verdauungsstörungen hüllten alles in dunkle Farben. Er betritt den Schulraum mit
bebenden Nerven und gereiztem Magen. Mit nichts, was getan wird, ist er zufrieden. Er
glaubt seine Schüler respektieren ihn nicht. So teilt er scharfe Kritik und Tadel nach allen
Seiten aus.
Z4.457.2 (4T.421.2) Absatz: 10/28
Vielleicht begeht einer oder mehrere Fehler oder sind widerspenstig. Der Fall erscheint in
seinen Augen größer als er ist. Er wird ungerecht, streng und schneidend im Tadel oder
verspottet gar den Schüler, der sich seiner Ansicht nach verfehlt hat. Diese
Ungerechtigkeit hält ihn später davon ab, zuzugeben, dass er sich nicht recht verhalten
hat. Um die Würde seiner Stellung zu bewahren, hat er eine kostbare goldene
Gelegenheit, Christi Geist zu offenbaren, versäumt, vielleicht sogar, eine Seele für den
Himmel zu gewinnen.
Z4.457.3 (4T.421.3) Absatz: 11/28
Männer und Frauen von Erfahrung sollten verstehen, dass dies eine besonders
gefahrvolle Zeit für junge Menschen ist. Sie sind von allen Seiten mit Versuchungen
umgeben. Während es leicht ist, mit dem Strom zu schwimmen, sind größte
Anstrengungen nötig, sich dem Strom des Bösen entgegenzustemmen. Satan ist sehr
darum bemüht, die Jugend in Sünden zu verstricken, denn dann ist er ihrer sicher. Der
Seelenfeind ist mit furchtbarem Hass gegen jedes Bemühen, die Jugendlichen in rechter
Weise zu beeinflussen, erfüllt. Er hasst alles, was Gott und den Heiland ins rechte Licht
stellt. Seine Anstrengungen sind besonders gegen alle gerichtet, die sich in der günstigen
Lage befinden, Licht vom Himmel zu empfangen. Er weiß, dass jeder Versuch ihrerseits,
mit Gott in Verbindung zu treten, ihnen Macht verleiht, seinen Verführungen zu
widerstehen. Jene, die gegenüber ihren Sünden gleichgültig sind, befinden sich unter
seinem Banner. Sobald aber Anstrengungen gemacht werden, seine Macht zu brechen,
wird sein Zorn erweckt, und sofort begibt er sich an die Arbeit, Gottes Absicht, wenn
möglich, zu vereiteln.
Z4.458.1 (4T.422.1) Absatz: 12/28
Wenn in unserer Schule ein rechter Einfluss herrscht, werden die Schüler dort imstande
sein, Gott in allen seinen Werken zu erkennen und zu verherrlichen. Während ihre von
Gott verliehenen Fähigkeiten herangebildet werden, bereiten sie sich vor, ihm besser
dienen zu können. Der geheiligte Verstand wird die Schätze im Worte Gottes erschließen
und seine kostbaren Perlen sammeln, um sie andern Gemütern nahe zu bringen und sie
zu veranlassen, ebenfalls die göttlichen Geheimnisse zu erforschen. Eine Erkenntnis der
Reichtümer seiner Gnade wird die menschliche Seele erheben und veredeln. Durch
Verbindung mit Christo wird sie ein Teilhaber der göttlichen Natur und die Kraft erhalten,
den Annäherungen Satans zu widerstehen.
Z4.458.2 (4T.422.2) Absatz: 13/28
Schülern muss die Tatsache eingeprägt werden, dass Wissen allein, in den Händen des
Feindes alles Guten, eine zerstörerische Macht zu ihrer Vernichtung ist. Er war ein sehr
intelligentes Wesen, jemand, der eine hohe Stellung unter der Engelschar einnahm, der
schließlich zum Empörer wurde. Und so mancher Geist von überragenden geistigen
Errungenschaften wird jetzt durch seine Macht gefangengeführt. Die geheiligte Erkenntnis,
die Gott mitteilt, ist rechter Art und dient zu seiner Verherrlichung.
Z4.458.3 (4T.422.3) Absatz: 14/28
Die Arbeit der Lehrer in unserer Schule wird anstrengend sein. Unter denen, die unsere
Schule besuchen, wird es einige geben, die nichts weniger als Satans Helfershelfer sind.
Sie haben keine Achtung vor den Regeln der Schule, und sie demoralisieren alle, die mit
ihnen in Kontakt kommen. Nachdem die Lehrer alles getan haben, diese Klasse zu
reformieren, nachdem sie durch persönliches Bemühen, durch Ermahnungen und Gebet
versucht haben, sie zu erreichen, und sie dennoch alle Bemühungen zurückweisen und in
ihrem sündigen Wandel fortfahren, wird es notwendig sein, sie von der Schule zu
entfernen, damit andere nicht durch ihren bösen Einfluss angesteckt werden.
Z4.459.1 (4T.422.4) Absatz: 15/28
Um angemessene Zucht aufrecht zu erhalten und trotzdem mitleidige Liebe und Zartgefühl
für die ihnen anvertrauten Seelen bekunden zu können, brauchen die Lehrer eine
fortwährende Mitteilung göttlicher Weisheit und Gnade. Die Ordnung muss gewährleistet
sein. Aber diejenigen, die Seelen als das bluterkaufte Eigentum Christi lieben, sollten alles
daransetzen, die Irrenden zu retten. Diese armen sündigen Seelen werden zu oft der
Finsternis und dem Betrug überlassen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Die ihnen helfen
sollten, überlassen sie ihrem Schicksal, das ins Verderben führt. Viele entschuldigen ihre
Vernachlässigung gegenüber dieser sorglosen, eigensinnigen Klasse, indem sie sich auf
die religiösen Vorteile in Battle Creek beziehen. Sie sagen, wenn diese nicht imstande
sind, sie zur Buße zu führen, sie nichts anderes zu tun vermögen. Die Gelegenheit, der
Sabbatschule und der Predigt beizuwohnen, ist in der Tat ein köstliches Vorrecht. Doch
dies alles mag unbeachtet bleiben. Ist aber jemand da, der sich liebevoll dieser Seelen
annimmt, mag er sie erreichen. Es wurde mir gezeigt, dass verständnisvoller persönlicher
Einsatz Einfluss auf diese scheinbar hoffnungslosen Fälle nehmen kann. Nicht alle mögen
von Herzen so verhärtet sein, wie es den Anschein erweckt. Unsere Geschwister in Battle
Creek sollten sehr an den Jugendlichen interessiert sein, die Gottes Vorsehung unter ihren
Einfluss gebracht hat. Wir haben gesehen, dass ein gutes Werk in der Errettung mancher
getan wurde, die unsere Missionsschule besuchten. Doch kann durch persönliche
Anstrengungen noch viel mehr getan werden.
Z4.459.2 (4T.423.1) Absatz: 16/28
Die egoistische Liebe zur eigenen Person und zu den Angehörigen hält viele davon ab,
andern gegenüber ihre Pflicht zu tun. Glauben sie, dass ihr Werk nur darin besteht, für
sich und ihre eigenen Kinder zu sorgen? Christus hat gesagt: "Wahrlich, ich sage euch:
Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht
getan." Matthäus 25,45. Sind eure eigenen Kinder in Gottes Augen wertvoller als die
Kinder eures Nachbarn? Gott sieht nicht die Person an. Wir müssen alles daran setzen,
um Seelen zu retten. Man soll an niemand vorübergehen, weil er nicht die Kultur und
religiöse Erziehung hat, die Kinder in günstigeren Verhältnissen zuteil wurde. Hätten diese
irrenden, vernachlässigten Jugendlichen die gleichen häuslichen Vorteile gehabt, hätten
sie vielleicht mehr Seelenadel und größeres Talent für Brauchbarkeit gezeigt als viele,
über die Tag und Nacht mit großer Fürsorge und überfließender Liebe gewacht wurde.
Engel bemitleiden diese verirrten Lämmer. Engel weinen, wo menschliche Augen trocken
bleiben und menschliche Herzen gegen sie verschlossen sind. Hätte Gott mir nicht eine
andere Aufgabe zugeteilt, würde ich es zu meinem Lebenswerk gemacht haben, für jene
zu sorgen, um deren Rettung andere sich nicht bemühen. Am Tage Gottes wird irgend
jemand für den Verlust dieser teuren Seelen zur Verantwortung gezogen werden.
Z4.460.1 (4T.424.2) Absatz: 17/28
Eltern, die ihrer ihnen von Gott übertragenen Verantwortung nicht nachgekommen sind,
müssen diesem Versäumnis im Gericht begegnen. Dann wird der Herr fragen: "Wo sind
die Kinder, die ihr für mich erziehen solltet? Warum stehen sie nicht zu meiner Rechten?"
Viele Eltern werden dann erkennen, dass unkluge Liebe ihre Augen vor den Fehlern ihrer
Kinder verblendet hat, so dass sie verunstaltete Charaktere entwickelten, die nicht für den
Himmel geeignet sind. Andere werden sehen, dass sie ihren Kindern keine Zeit und
Aufmerksamkeit, keine Liebe und Zärtlichkeit schenkten. Ihr eigenes Pflichtversäumnis hat
sie zu dem gemacht, was sie sind. Lehrer werden sehen, wo sie für den Meister hätten
wirken können, jene zu retten, die scheinbar unerziehbar waren und die sie, jung an
Jahren, wie sie waren, abstießen. Die Gemeindeglieder werden sehen, dass sie einen
guten Dienst für den Meister hätten tun können, indem sie denen halfen, die am meisten
ihrer Hilfe bedurften. Während ihr ganzes Interesse und all ihre Liebe ihrer eigenen
Familie galten, gab es viele unerfahrene Jugendliche, denen sie ihre Herzen und Heime
hätten öffnen und deren kostbare Seelen sie durch Interesse und freundliche Fürsorge
hätten retten können.
Z4.461.1 (4T.424.3) Absatz: 18/28
Erzieher sollten wissen, wie sie die Gesundheit ihrer Schüler überwachen können. Sie
sollten ihre Verstandeskräfte nicht mit zu viel Studium überlasten. Wenn sie die Schule mit
wissenschaftlicher Erkenntnis, aber mit zerrütteter Konstitution verlassen, wäre es besser
für sie gewesen, die Schule nie aufgesucht zu haben. Einige Eltern meinen, dass sie ihre
Kinder im Studium vorantreiben müssten, da es sie doch eine beträchtliche Summe kostet.
Die Schüler sind bemüht, viele Fächer zu belegen, um ihre Ausbildung in möglichst kurzer
Zeit zu vollenden. Die Professoren haben einigen gestattet, zu rasch voran zu gehen.
Während einige gedrängt werden müssen, muss man andere zurückhalten. Schüler
sollten immer fleißig sein, und doch sollten sie ihrem Gehirn nicht zuviel zumuten, so dass
ihr Geist erkrankt. Sie dürfen nicht so mit Studium überlastet werden, dass sich dies
nachteilig auf ihr soziales Verhalten auswirkt. Vor allem darf nichts mit der Zeit der Andacht
und des Gebets in Konflikt geraten, die sie in Verbindung mit Christo, dem besten Lehrer,
den die Welt je gekannt hat, bringt. Auf keinen Fall sollten sie sich religiöser Vorteile
berauben. Viele Schüler haben ihrem Studium den ersten Platz eingeräumt, haben das
Gebet vernachlässigt, sich von der Sabbatschule und der Gebetsversammlung
zurückgezogen, und durch ihre Vernachlässigung religiöser Pflichten sind sie als von Gott
Abgefallene in ihren häuslichen Kreis zurückgekehrt. Ein sehr wichtiger Teil ihrer
Ausbildung wurde versäumt. Das, was aller wahren Erkenntnis zugrunde liegt, darf nicht
hintan gestellt werden. "Des Herrn Furcht ist Anfang der Erkenntnis." Sprüche 1,7.
"Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit." Matthäus
6,33. Dies darf nicht den letzten Platz, sondern muss den ersten einnehmen. Der Schüler
muss Gelegenheit haben, mit seiner Bibel vertraut zu werden. Dazu braucht er Zeit. Ein
Schüler, der Gott zu seiner Stärke macht, der eine Erkenntnis Gottes erlangt, wie er in
seinem Wort offenbart wird, legt das Fundament zu einer gründlichen Erziehung.
Z4.461.2 (4T.425.1) Absatz: 19/28
Gott wünscht, dass die Schule in Battle Creek einen höheren Stand der intellektuellen und
moralischen Kultur aufweist, als alle anderen Einrichtungen dieser Art in unserem Land.
Die Jugendlichen sollten darauf hingewiesen werden, wie wichtig es ist, ihre körperlichen,
geistigen und moralischen Kräfte zu schulen, damit sie nicht nur auf wissenschaftlichem
Gebiet das Höchste erreichen, sondern durch eine Erkenntnis Gottes dazu erzogen
werden, ihn zu verherrlichen. Sie werden dann befähigt sein, ausgeglichene Charaktere zu
entwickeln und völlig zur Brauchbarkeit in dieser Welt vorbereitet sein und moralische
Tauglichkeit für das unsterbliche Leben zu erlangen.
Z4.462.1 (4T.425.2) Absatz: 20/28
Könnte ich nur die rechten Worte finden, die Bedeutung unserer Missionsschule klar zum
Ausdruck zu bringen. Alle sollten empfinden, dass sie eines von Gottes Werkzeugen ist,
sich selbst dem Menschen bekannt zu machen. Die Lehrer können ein größeres Werk
verrichten, als sie sich bis jetzt vorgestellt haben. Durch persönliche Anteilnahme geleitete
Experimente sollen Gemüter geformt und der Charakter entwickelt werden. In der Furcht
Gottes sollte jedes Bemühen, die höheren Fähigkeiten zu entwickeln, seien sie auch noch
so unvollkommen, ermutigt und gestärkt werden. Viele der Jugendlichen sind reich an
Talenten, die nicht genutzt werden, weil es an Gelegenheit fehlte, sie zu entwickeln. Ihre
körperlichen Kräfte wurden durch Übung geschult; aber die geistigen Fähigkeiten liegen
verborgen, weil die Unterscheidungsgabe und das von Gott verliehene Feingefühl der
Erzieher nicht zur Anwendung kam, um diese Geisteskräfte zu wecken. Die Jugend
braucht Hilfsmittel zur Selbstentwicklung. Sie müssen aus der Reserve gelockt, angeregt,
ermutigt und zur Tat gedrängt werden.
Z4.462.2 (4T.426.1) Absatz: 21/28
Überall in der Welt werden Arbeiter benötigt. Die Wahrheit muss in ferne Länder getragen
werden, damit Seelen, die sich in Finsternis befinden, erleuchtet werden. Gott fordert,
dass in dieser Hinsicht ein sehr viel größerer Eifer bekundet wird, als es bis jetzt der Fall
war. Wir als Volk sind nahezu gelähmt. Wir verrichten nicht den zwanzigsten Teil dessen,
was wir an Gutestun aufweisen sollten, weil so viel Egoismus unter uns herrscht. Jetzt
wird Geistesschulung im Werke Gottes benötigt. Anfänger können kein annehmbares
Werk verrichten. Gott hat unsere Missionsschule als Werkzeug zur Heranbildung von
Arbeitern ausersehen, deren er sich nicht zu schämen braucht. Die Höhe, zu der ein
Mensch durch angemessene Ausbildung gelangen kann, wurde bisher nicht erreicht. Wir
haben unter uns überdurchschnittlich viele befähigte Männer. Wenn ihre Talente zur
Anwendung kämen, hätten wir zwanzig Prediger, wo heute nur einer ist.
Z4.463.1 (4T.426.2) Absatz: 22/28
Lehrer sollten nicht denken, dass ihre Pflicht beendet ist, wenn sie ihre Schüler in
wissenschaftlichen Fächern unterrichtet haben. Sie sollten erkennen, dass sie sich auf
dem wichtigsten Missionsfeld in der Welt betätigen. Wenn die Fähigkeiten aller, die als
Unterweiser dienen, voll zur Anwendung kämen wie Gott es wünscht, würden sie die
erfolgreichsten Missionare sein. Man muss daran denken, dass die jungen Menschen
Gewohnheiten bilden, die in neun von zehn Fällen ihre Zukunft bestimmen. Der Einfluss
der Gruppe, zu der sie gehören, die Verbindungen, die sie unterhalten, und die
Grundsätze, die sie annehmen, werden sie durchs ganze Leben begleiten.
Z4.463.2 (4T.426.3) Absatz: 23/28
Es ist eine schreckliche Tatsache, die Elternherzen veranlassen sollte zu zittern, dass die
Schulen, welche die jungen Leute unserer Tage besuchen, um ihren Geist zu bilden, ihre
Moral gefährden. Ebenso wie unschuldige Jugendliche, wenn sie mit verhärteten
Verbrechern in Kontakt kommen, Lektionen des Verbrechens lernen, von denen sie nie
geträumt hätten, so verlieren auch rein gesinnte junge Leute, wenn sie mit verdorbenen
Gefährten Umgang pflegen ihre Charakterreinheit und werden lasterhaft und schlecht.
Eltern sollten zu ihrer Verantwortung erwachen und verstehen, was sie tun, wenn sie ihre
Kinder von zu Hause weg auf Hochschulen schicken, wo sie nichts anderes zu erwarten
haben, als verdorben zu werden. Die Schule in Battle Creek sollte eine höhere Stufe der
Moral einnehmen als jede andere im Land, damit die Sicherheit der ihr anvertrauten
Kinder nicht in Gefahr gerät. Wenn Lehrer ihrer Aufgabe in der Furcht des Herrn
nachkommen und im Geiste Christi fürs Seelenheil ihrer Schüler wirken, wird Gott ihre
Anstrengungen mit Erfolg krönen. Gottesfürchtige Eltern werden mehr Wert auf die
Charaktere, die ihre Kinder von der Schule mit nach Hause bringen, legen, als auf ihre
Erfolge und Fortschritte im Studium.
Z4.464.1 (4T.427.1) Absatz: 24/28
Es wurde mir gezeigt, dass Gottes Absicht mit unserer Schule im großen Werk der
Seelenrettung besteht. Nur wenn die Talente des Einzelnen völlig der Kontrolle des
Geistes Gottes unterstellt werden, kann seine Brauchbarkeit zur vollen Entfaltung
kommen. Die Vorschriften und Prinzipien der Religion sind die ersten Schritte im Erlangen
von Erkenntnis. Sie sind das Fundament jeder wahren Erziehung. Erkenntnis und
Wissenschaft müssen durch den Geist Gottes belebt werden, um edelsten Zwecken
dienen zu können. Allein der Christ kann rechten Gebrauch von seinem Wissen machen.
Soll die Wissenschaft in rechter Weise gewürdigt werden, muss sie vom religiösen
Standpunkt aus betrachtet werden. Das durch Gottes Gnade veredelte Herz kann am
besten den wahren Wert der Erziehung verstehen. Gottes Eigenschaften, wie sie in seinen
erschaffenen Werken zum Ausdruck kommen, können nur geschätzt werden, wenn wir
eine Erkenntnis des Schöpfers haben. Um die Jugend zur Quelle der Wahrheit, zu Gottes
Lamm, welches der Welt Sünde trägt, führen zu können, müssen die Lehrer nicht nur mit
der Theorie der Wahrheit bekannt sein, sondern sie brauchen auch eine
erfahrungsgemäße Erkenntnis des Weges der Heiligkeit. Erkenntnis ist Macht, wenn sie
mit wahrer Frömmigkeit verbunden ist.
Pflichten der Eltern gegenüber der Missionsschule
Z4.464.2 (4T.428.1) Absatz: 25/28
Unsere Brüder und Schwestern weit und breit sollten es als ihre Pflicht ansehen, diese von
Gott ins Leben gerufene Anstalt zu unterstützen. Manche der Schüler kehren murrend und
klagend nach Hause zurück, und Eltern und Gemeindeglieder leihen ihren übertriebenen,
einseitigen Berichten ein aufmerksames Ohr. Sie täten gut daran zu berücksichtigen, dass
die Angelegenheit zwei Seiten hat. Statt dessen gestatten sie, dass diese entstellten
Berichte zwischen ihnen und der Schule eine Schranke aufrichten. Sie beginnen dann,
Befürchtungen, Zweifel und Verdächtigungen gegenüber der Art und Weise, wie die
Schule geleitet wird, zum Ausdruck zu bringen. Solch ein Einfluss richtet großen Schaden
an. Diese unzufriedenen Äußerungen breiten sich wie eine ansteckende Krankheit aus,
und der bei vielen Menschen entstandene Eindruck ist schwer auszulöschen. Das Gerede
greift mit jeder Wiederholung um sich, bis es riesige Ausmaße annimmt. Dabei würde eine
Untersuchung die Tatsache zutage fördern, dass weder Lehrer noch Professoren Schuld
hatten. Sie taten nur ihre Pflicht, indem sie die in der Schule geltenden Regeln
durchsetzten. Die Schulordnung muss durchgeführt werden, sonst wird die Zucht
untergraben.
Z4.465.1 (4T.428.2) Absatz: 26/28
Eltern handeln nicht immer klug. Viele sind sehr streng und wollen anderen ihre
Meinungen aufdrängen. Gelingt ihnen das nicht, werden sie unwillig und anmaßend. Wenn
aber von ihren eigenen Kindern verlangt wird, dass sie den Regeln und Anordnungen in
der Schule gehorchen sollen, diese Kinder sich jedoch über die notwendigen
Einschränkungen ärgern, nehmen die Eltern, die angeblich Gott lieben und fürchten, zu oft
die Partei ihrer Kinder, statt sie zu rügen und ihre Fehler zu berichtigen. Eine solche
Handlungsweise erweist sich oftmals als Wendepunkt in der charakterlichen Entwicklung
ihrer Kinder. Regeln und Ordnung werden niedergerissen, und die Disziplin wird mit Füßen
getreten. Die Kinder verabscheuen Beschränkungen. Man lässt sie verächtlich über die
Anstalten in Battle Creek sprechen. Dächten die Eltern nur etwas darüber nach, würden
sie die üblen Folgen erkennen, die der von ihnen eingeschlagene Weg nach sich zieht. Es
wäre wirklich höchst erfreulich, wenn in einer Schule mit vierhundert Schülern, die von
Männern und Frauen geleitet wird, die natürlicherweise menschlichen Schwächen
unterworfen sind, jede Maßnahme über alle Kritik erhaben wäre.
Z4.465.2 (4T.429.1) Absatz: 27/28
Versetzten sich die Eltern selbst einmal in die Lage der Lehrer und sähen sie, wie
schwierig es notwendigerweise sein muss, in einer Schule mit Hunderten von Schülern der
verschiedensten Veranlagungen Zucht und Ordnung zu halten, betrachteten sie bei einiger
Überlegung die Dinge ganz anders. Sie sollten bedenken, dass manche Kinder im
Elternhaus nie eine Erziehung erhalten haben. Sie wurden stets verwöhnt und niemals zu
Gehorsam angehalten. Für diese wäre es sehr vorteilhaft, wenn man sie dem Einfluss
ihrer unverständigen Eltern entzöge und unter so strenge Vorschriften stellte, wie es beim
Militär der Fall ist. Wenn für diese Kinder nichts getan wird, die in so trauriger Weise von
ihren pflichtvergessenen Eltern vernachlässigt worden sind, werden sie niemals von Jesu
angenommen werden. Sie werden in diesem Leben wertlos sein und am zukünftigen
keinen Anteil haben, wenn auf sie nicht eine beherrschende Kraft einwirken kann.
Z4.466.1 (4T.429.2) Absatz: 28/28
Im Himmel herrscht vollendete Ordnung, vollkommener Gehorsam, völliger Friede und
Harmonie. Wer im irdischen Leben keine Rücksicht auf Ordnung und Disziplin genommen
hat, wird die im Himmel herrschende Ordnung nicht achten können. Er wird niemals
Einlass in den Himmel erhalten, denn alle des Eintritts Würdigen lieben und schätzen
Zucht und Ordnung. Der Charakter, der in diesem Leben entwickelt wird, entscheidet über
das zukünftige Schicksal. Wenn Christus kommt, wird er nicht den Charakter irgendeiner
Persönlichkeit ändern. Uns ist kostbare Prüfungszeit gegeben, die Kleider unseres
Charakters zu waschen und sie hell zu machen im Blut des Lammes. Um die Flecken der
Sünde zu beseitigen, benötigen wir ein ganzes Leben. Jeden Tag müssen wir uns erneut
bemühen, das Ich zu verleugnen und ihm zu entsagen. Jeden Tag sind neue Kämpfe
auszufechten und Siege zu erringen. Jeden Tag sollte die Seele ernstlich mit Gott um die
Siege des Kreuzes ringen. Die Eltern dürfen keine ihrer elterlichen Aufgaben
vernachlässigen, um ihren Kindern zu nützen. Ihre Aufgabe ist es, die Kinder so zu
erziehen, dass sie der menschlichen Gesellschaft zum Segen werden und danach den
Lohn des ewigen Lebens ernten können.
Kapitel 39: Das Werk in Iowa
Z4.466.2 (4T.430.1) Absatz: 1/41
Es wurde mir gezeigt, dass das Werk in Iowa sich in einem beklagenswerten Zustand
befindet. Junge Männer wurden in den verschiedenen Zweigen des Werkes eingesetzt,
die sich nicht in einer solch geistlichen Verfassung befanden, dass sie den Geschwistern
von Nutzen sein konnten. Eine ganze Anzahl von unerfahrenen, untüchtigen Männern
haben im Werk gearbeitet, die selbst eines großen Werkes beduften.
Studenten der Missionsschule
Z4.467.1 (4T.430.2) Absatz: 2/41
Der Einfluss von Bruder B ist ganz und gar nicht so gewesen, wie er hätte sein sollen.
Während er die Schule in Battle Creek besuchte, war er in mancherlei Hinsicht ein
vorbildlicher junger Mann. Aber er mit anderen jungen Männern und Mädchen machten
heimlich einen Ausflug nach .... Dies war nicht edel, offen und recht. Sie alle wussten,
dass dies gegen die Hausordnung verstieß. Aber sie wagten es, diese Regeln zu
übertreten. Diese jungen Menschen haben durch diese Handlung und ihre bisherige
Haltung gegenüber ihrem verkehrten Tun ein sehr schlechtes Licht auf die Schule
geworfen.
Z4.467.2 (4T.430.3) Absatz: 3/41
Als die Brüder in Iowa die Arbeit von Bruder B unter diesen gegebenen Umständen
akzeptierten, haben sie verkehrt gehandelt. Wenn sie in anderen Fällen genauso handeln,
wird dies Gott sehr missfallen. Die Tatsache, dass er sich durch gutes Betragen
ausgezeichnet hatte, verlieh ihm größeren Einfluss über andere. Sein Beispiel, sich den
Regeln und der Autorität zu widersetzen, welche die Schule unterstützen und
beherrschen, beeinflusste andere, das gleiche zu tun wie er. Gesetze und Regeln zur
Verwaltung der Schule werden keine Kraft besitzen, wenn solche Dinge allgemein von
unseren Brüdern geduldet werden. Sehr leicht kann sich ein demoralisierender Einfluss in
eine Schule einschleichen. Viele werden bereitwillig den Geist der Rebellion und des
Widerstandes aufgreifen, wenn man sich nicht unverzüglich, wachsam und ausdauernd
bemüht, den hohen Stand der Schule durch genaue Regeln betreffs des Verhaltens der
Schüler aufrechtzuerhalten.
Z4.467.3 (4T.430.4) Absatz: 4/41
Gott wird die Arbeit von Bruder B nicht annehmen, ehe er nicht sein Unrecht, die Regeln
der Schule übertreten zu haben, einsieht und anerkennt und sich entschließt, dem Einfluss
entgegenzuwirken, durch welchen er dem Ruf der Schule geschadet hat. Von Iowa wären
viel mehr Schüler gekommen, wenn sich diese unglücklichen Umstände nicht ergeben
hätten. Könntest du, Bruder B, den Einfluss dieses einen verkehrten Schrittes und die
Gefühle von Leidenschaft, Eifersucht und selbst Hass, die dein Herz wegen des Tadels
von Professor Brownsberger erfüllten, im rechten Licht sehen und erkennen, dann würdest
du über dich selbst erschüttert sein. Du würdest bei dem Triumph derer erzittern, die keine
Einschränkung ertragen können und gegen alle Regeln und Vorschriften ankämpfen, die
sie davon abhalten, ihrem eigenen Kurs zu folgen. Da du vorgibst, ein Jünger des
sanftmütigen und demütigen Jesu zu sein, nimmt dein Einfluss und deine
Verantwortlichkeit entsprechend zu.
Z4.468.1 (4T.431.1) Absatz: 5/41
Bruder B, ich hoffe, dass du zum Nachdenken kommst und sorgfältig deine erste
Versuchung, von den Regeln der Schule abzuweichen, in Betracht ziehst. Studiere kritisch
den Charakter der Verwaltung unserer Schule. Die Regeln, die eingeschärft werden, sind
nicht zu streng. Aber Ärger wurde gehegt. Die Vernunft war eine Zeitlang ausgeschaltet,
und das Herz fiel unbeherrschbarer Leidenschaft zum Opfer. Bevor du es gewahr wurdest,
hattest du einen Schritt getan, den du einige Stunden früher nicht unternommen hättest,
ganz gleich, wie stark die Versuchung gewesen wäre. Gefühle hatten die Vernunft
überwunden, und du konntest dir nicht ins Gedächtnis zurückrufen, welchen Schaden du
dir selbst und der Einrichtung Gottes zugefügt hattest. Unsere einzige Sicherheit unter
allen Umständen besteht darin, in der Kraft Christi, unseres Erlösers, uns selbst zu
beherrschen.
Z4.468.2 (4T.431.2) Absatz: 6/41
Unsere Missionsschule besitzt nicht den Einfluss volkstümlicher Meinung, um die Art ihrer
Verwaltung zu unterstützen und ihre Regeln einzuschärfen, wie dies bei andern
Lehranstalten der Fall ist. In gewisser Hinsicht ist sie eine konfessionelle Schule. Wenn
aber nicht darüber gewacht wird, wird sie einen weltlichen Charakter und Einfluss erhalten.
Sabbathaltende Schüler müssen mehr moralischen Mut wie bisher beweisen, um den
moralischen und religiösen Einfluss der Schule zu bewahren, andernfalls wird sie sich nur
dem Namen nach von den Schulen anderer Glaubensgemeinschaften unterscheiden. Gott
plante und gründete diese Schule mit der Absicht, dass sie nach hohen religiösen
Grundsätzen gestaltet werden sollte, damit Jahr für Jahr unbekehrte Schüler, die nach
Battle Creek geschickt wurden, als Soldaten des Kreuzes Christi nach Hause
zurückkehren können.
Z4.469.1 (4T.432.1) Absatz: 7/41
Professoren und Lehrer sollten über die besten Methoden nachsinnen, wie der besondere
Charakter unserer Missionsschule aufrecht erhalten werden kann. Alle sollten das
Vorrecht, eine solche Schule zu haben, hoch einschätzen. Wie sorgfältig sollten sie
dieselbe unterhalten und vor jeder Schande bewahren! Selbstsucht mag die Energie der
Schüler schwächen, und das weltliche Element kann beherrschenden Einfluss über die
ganze Schule ausüben. Dies würde Gottes Missfallen über die ganze Einrichtung bringen.
Z4.469.2 (4T.432.2) Absatz: 8/41
Schüler, die angeblich Gott lieben und der Wahrheit gehorchen, sollten in
Glaubensgrundsätzen jenen Grad von Selbstbeherrschung und Stärke besitzen, der sie
befähigt, inmitten von Versuchungen fest zu bleiben und in der Schule, in ihrer Pension
und wo sie sich auch immer befinden mögen, für Jesum einzutreten. Religion soll nicht nur
wie ein Kleid im Hause Gottes angelegt werden, sondern das ganze Leben muss von
unseren religiösen Grundsätzen zeugen. Wer vom Lebensquell trinkt, wird nicht wie der
Weltmensch sehnsüchtig nach Abwechslung und Vergnügen verlangen. In seinem
Verhalten und Charakter werden die Ruhe, der Friede und das Glück zu erkennen sein,
die er in Jesu gefunden hat, indem er ihm seine Schwierigkeiten und Sorgen täglich zu
seinen Füßen legte. Er wird beweisen, dass man auf dem Pfad des Gehorsams und der
Pflicht Zufriedenheit und sogar Freude finden kann. Wer in dieser Weise handelt, wird
seine Mitschüler so beeinflussen, dass sich das auf die ganze Schule auswirkt. Wer zu
dieser getreuen Schar gehört, belebt und stärkt Lehrer und Erzieher in ihren Bemühungen,
wenn sie jegliche Art von Pflichtvergessenheit, Zwietracht und Nachlässigkeit, sich den
schulischen Regeln und Anordnungen zu fügen, unmöglich machen. Sein Einfluss wird
heilsam sein, und seine Werke werden an Gottes großem Tag nicht vergehen, sondern
ihm in die zukünftige Welt nachfolgen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit wird der Einfluss seines
irdischen Lebens spürbar sein. Ein einziger ernster, gewissenhafter, gläubiger junger
Mann auf der Schule ist von unschätzbarem Wert. Engel des Himmels schauen liebevoll
auf ihn herab. Sein teurer Heiland liebt ihn, und im Hauptbuch des Himmels wird jedes
Werk der Gerechtigkeit, jede abgewehrte Versuchung und jede überwundene Sünde
verzeichnet. Auf diese Weise legt er sich selbst einen guten Grund für die kommende Zeit,
damit er das ewige Leben ergreife.
Z4.470.1 (4T.433.1) Absatz: 9/41
Die Handlungsweise von Bruder C auf der Missionsschule, die Gesellschaft junger
Mädchen zu suchen, war verkehrt. Das war nicht der Grund, weshalb er nach Battle Creek
gesandt wurde. Schüler werden nicht dorthin geschickt, um Verbindungen herzustellen, zu
flirten oder Liebschaften zu hegen, sondern um eine Ausbildung zu erhalten. Würde ihnen
gestattet, in dieser Sache ihren eigenen Neigungen zu folgen, würde die Schule bald
demoralisiert. Einige haben ihre kostbaren Tage in der Schule mit heimlichem Flirten und
Hofmacherei vergeudet, trotz der Wachsamkeit von Professoren und Lehrern. Wenn ein
Lehrer in irgendeinem Fach Vorteile aus seiner Stellung zieht, um die Zuneigung seiner
Schüler zu gewinnen, indem er Heiraten ermutigt, verdient er den strengsten Tadel.
Z4.470.2 (4T.433.2) Absatz: 10/41
Der Einfluss der Söhne von Bruder D und verschiedener anderer in Iowa und ebenso von
Herrn E in Illinois war unserer Schule nicht von Nutzen. Die Verwandten und Freunde
dieser Schüler haben sie unterstützt, einen Schatten auf die Schule zu werfen. Die Söhne
von Bruder D haben Fähigkeiten und Begabung, was für die Eltern eine Quelle der
Zufriedenheit ist. Wenn jedoch die Befähigung dieser jungen Männer dazu benutzt wird,
die Regeln und Anordnungen der Schule niederzureißen, dann sollte dies niemand freuen.
Das Schriftstück, welches jene scharfsinnige und harte Kritik an einem der Lehrer in der
Schule enthält, wird an jenem Tage, wo die Taten eines jeden Menschen von Gott
untersucht werden, nicht mit solcher Befriedigung gelesen werden. Bruder und Schwester
D werden dann dem Bericht des Werkes, das sie verrichteten, indem sie ihrem Sohn in
dieser Sache schlecht verhüllte Rechtfertigung zuteil werden ließen, begegnen müssen.
Sie müssen sich dann für den Einfluss verantworten, den sie gegen die Schule, eines der
Werkzeuge Gottes, ausübten, auch dafür, dass sie durch ihre entstellenden Darlegungen
andere Jugendliche davon abhielten, die Schule zu besuchen, wo ihnen die Wahrheit
hätte nahegebracht werden können. Wegen dieses verkehrten Einflusses werden einige
Seelen verloren gehen. Der große Gerichtstag Gottes wird den Einfluss der gesprochenen
Worte und der eingenommen Haltung offenbaren. Bruder und Schwester D haben
häusliche Pflichten vernachlässigt. Sie waren trunken von den Sorgen dieses Lebens.
Arbeit, Hast und Stress sind an der Tagesordnung, und ihre völlig weltliche Gesinnung hat
ihren prägenden Einfluss auf ihre Kinder, auf die Gemeinde und die Welt ausgeübt. Es ist
das Beispiel derer, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten, durch welches die
Welt verdammt wird.
Z4.471.1 (4T.434.1) Absatz: 11/41
Von der christlichen Jugend hängt in hohem Maße die Erhaltung und das Bestehen der
Einrichtungen ab, die Gott zur Förderung seines Werkes bestimmt hat. Diese schwere
Verantwortung ruht auf der heutigen Jugend, die nun an der Reihe ist, den Schauplatz des
Handelns zu betreten. Nie hat es eine Zeit gegeben, in der einer Generation so
bedeutsame Entscheidungen auferlegt waren. Wie wichtig ist es deshalb, dass junge
Menschen die Fähigkeiten für das große Werk erwerben, damit Gott sie als seine
Werkzeuge benutzen kann. Ihr Schöpfer hat Ansprüche an sie, die allen anderen
vorgehen.
Z4.471.2 (4T.434.2) Absatz: 12/41
Gott hat ihnen das Leben gegeben und alle leiblichen und geistigen Gaben verliehen, die
sie besitzen. Er hat sie mit Fähigkeiten ausgestattet, die vernünftig ausgebildet werden
sollen, damit ihnen ein Werk anvertraut werden kann, das so beständig sein wird wie die
Ewigkeit. Als Gegenleistung für seine großen Gaben erwartet Gott, dass sie ihre geistigen
und sittlichen Kräfte gebührend pflegen und betätigen; denn er hat ihnen diese
Fähigkeiten nicht nur zu ihrem Vergnügen geschenkt. Auch nicht dafür, dass sie diese
Kräfte missbrauchen, indem sie Gottes Willen und Vorsehung entgegenarbeiten. Sie
sollen sie anwenden, um in der Welt die Erkenntnis von Wahrheit und Heiligkeit zu fördern.
Gott fordert, dass sie ihm für seine unendliche Güte und Gnade dankbar seien, ihn
fürchten und lieben. Mit Recht verlangt er Gehorsam gegenüber seinen Gesetzen und
allen weisen Regeln, deren Ziel es ist, die Jugend im Zaum zu halten, vor Satans
Anschlägen zu bewahren und sie auf Wegen des Friedens zu führen. Wenn die Jugend zu
der Einsicht kommen könnte, dass sie, indem sie sich den Verhaltengsmaßregeln und
Vorschriften unserer Anstalten fügt, nur das tut, was ihr Ansehen in der Gesellschaft
erhöht, ihr Wesen und ihren Geist adelt und ihre Freude steigert, sie würde sich weder
gegen die gerechten Regeln und heilsamen Forderungen empören noch sich damit
abgeben, Argwohn und Vorurteil gegen diese Anstalten hervorzurufen. Unsere Jugend
sollte von Willenskraft und Pflichttreue beseelt sein, um den Anforderungen genügen zu
können, die an sie gestellt werden; dann wäre der Erfolg gewährleistet. Das ungestüme,
rücksichtslose Wesen vieler Jugendlicher unserer Zeit betrübt das Herz. Viel Schuld haben
die Eltern auf sich geladen. Ohne Gottesfurcht kann niemand wahrhaft glücklich sein.
Z4.472.1 (4T.435.1) Absatz: 13/41
Jene Schüler, die sich der Autorität widersetzen und nach Hause zurückkehrten, um
Schande auf die Schule zu häufen, müssen zuerst ihre Sünde anerkennen und den
ausgeübten Einfluss rückgängig machen, ehe sie Gottes Wohlgefallen haben können. Die
Gläubigen in Iowa haben Gottes Missfallen erregt, weil sie die ihnen überbrachten
Berichte so bereitwillig annahmen. Sie sollten immer Stellung auf Seiten von Zucht und
Ordnung einnehmen, anstatt lässige Verwaltung zu ermutigen.
Z4.472.2 (4T.435.2) Absatz: 14/41
Ein junger Mann wird von einem fernen Land gesandt, um aus der Schule in Battle Creek
Nutzen zu ziehen. Er verlässt sein Heim mit dem Segen seiner Eltern. Täglich hat er die
ernsten Gebete vernommen, die vom Familienaltar emporstiegen. Augenscheinlich hat er
ein Leben mit edlen Entschlüssen und Reinheit eingeschlagen. Seine Überzeugung und
seine Absichten sind rechter Art, wenn er sein Heim verlässt. In Battle Creek kommt er mit
Gefährten aller Gesellschaftsklassen in Berührung. Er wird mit einigen bekannt, deren
Beispiel ein Segen für alle ist, die in ihren Einflussbereich kommen. Wiederum begegnet
er solchen, die scheinbar freundlich und interessant sind. Ihre Intelligenz zieht ihn an. Aber
sie befinden sich in moralischem Tiefstand und ermangeln religiösen Glaubens. Eine
Zeitlang widersteht er der Versuchung. Da er aber beobachtet, dass jene, die vorgeben
Christen zu sein, sich scheinbar der Gesellschaft dieser Ungläubigen erfreuen, beginnen
seine Absichten und hohen Entschlüsse zu wanken. Er hat Freude an den witzigen
Einfällen und dem fröhlichen Geist dieser Jugendlichen, und beinahe unbemerkt wird er
mehr und mehr in ihre Gesellschaft hineingezogen. Seine Festung scheint nachzugeben,
sein bisher tapferes Herz wird schwach. Er wird von ihnen zu einem Spaziergang
eingeladen, und sie führen ihn in ein Lokal. Austern oder andere Erfrischungen werden
bestellt. Er schämt sich, jetzt das Lokal zu verlassen und die Einladung abzulehnen. Ein
Glas Bier kann doch nicht schaden. Er akzeptiert es. Doch sein Gewissen protestiert. Er
nimmt nicht offen seine Stellung auf Seiten Gottes und der Wahrheit und Gerechtigkeit.
Die Gesellschaft der verschlagenen, betrügerischen Klasse behagt ihm, und er wird einen
Schritt weiter geführt. Seine Verführer dringen auf ihn ein, dass es doch harmlos sei, am
Kartenspiel teilzunehmen oder in einer Spielhalle zuzuschauen. Einige Male gibt er der
Versuchung nach.
Z4.473.1 (4T.436.1) Absatz: 15/41
Junge Männer besuchen unsere Schule, die, während Eltern und Erzieher arglos sind,
sich in Lokalen aufhalten, Bier trinken und Karten und Billard spielen. Diese Dinge
versuchen die Schüler zu verheimlichen. Professoren und Lehrer werden über das vor
sich gehende satanische Werk in Unwissenheit gehalten. Wenn dieser junge Mann sich an
Dingen beteiligt, die geheim gehalten werden müssen, schlägt sein Gewissen. Aber die
Neigung triumphiert. Er betrachtete sich als einen Christen, als er nach Battle Creek kam.
Jetzt geht es ständig und gewiss bergab. Böse Gefährten und Verführer unter der Jugend
von Sabbathaltern, von denen einige in Battle Creek wohnen, finden heraus, dass er leicht
zu verführen ist. Heimlich frohlocken sie über ihre Macht und die Tatsache, dass er
schwach ist und so bereitwillig ihrem verführerischen Einfluss nachgibt. Sie finden, dass er
durch jene, die Licht hatten und ihr Herz in Sünde verhärtet haben, beschämt und verwirrt
werden kann. Gerade solche Einflüsse wie diese gibt es überall, wo Jugendliche
zusammenkommen.
Z4.474.1 (4T.436.2) Absatz: 16/41
Die Zeit wird kommen, wo jener junge Mann, der seines Vaters Haus rein und unbefleckt
und mit edlen Vorsätzen verlies, ruiniert wird. Er hat gelernt, das Böse zu lieben und das
Gute zu verwerfen. Er erkannte nicht seine Gefahr, noch war er durch Wachsamkeit und
Gebet gewappnet. Er stellte sich nicht sogleich unter die schützende Fürsorge der
Gemeinde. Man machte ihn glauben, dass Unabhängigkeit ein Beweis von Männlichkeit
sei, dass er nicht zulassen solle, dass seine Freiheit eingeschränkt wird. Er wurde belehrt,
dass Ignorierung von Regeln und Gesetzen Trotz zu bieten, bedeute, sich wahrer Freiheit
zu erfreuen, dass es Sklaventum sei, sich immerfort zu fürchten und zu zittern, etwas
Verbotenes zu tun. Er gab dem Einfluss gottloser Personen nach, die, während sie nach
außen hin korrekt schienen, Betrug, Verdorbenheit und Bosheit übten, und er wurde
verachtet und verspottet, weil er leichtgläubig war. Er wandte sich dorthin, wo er nicht
erwarten konnte, das Reine und Gute zu finden. Er lernte eine Lebensweise und
Sprachgewohnheiten, die nicht erhaben und veredelnd waren. Viele sind in Gefahr,
unbemerkt abwärts geführt zu werden, bis sie sich entwürdigt wiederfinden. Um die
Anerkennung der Herzlosen und Gottlosen zu erlangen, sind sie in Gefahr, die Reinheit
und den Adel der Männlichkeit preiszugeben und Sklaven Satans zu werden.
Junge Prediger
Z4.474.2 (4T.437.1) Absatz: 17/41
Es wurde mir gezeigt, dass Iowa weit hinter anderen Staaten zurückbleiben wird, was den
Stand reiner Frömmigkeit betrifft, wenn es jungen Männern gestattet wird, Einfluss in ihrer
Vereinigung zu haben, während der Beweis auf der Hand liegt, dass sie keine Verbindung
mit Gott unterhalten. Ich fühle es als eine feierliche Pflicht, zu sagen, dass Iowa sich heute
in einem besseren Zustand befinden würde, wenn die Brüder F und G schweigsam
gewesen wären. Da sie keine erfahrungsgemäße Gottseligkeit besitzen, wie können sie
das Volk zu jener Quelle führen, mit der sie selbst unbekannt sind?
Z4.475.1 (4T.437.2) Absatz: 18/41
Ein vorherrschender Zweifel betreffs der Zeugnisse des Geistes Gottes nimmt ständig zu.
Diese jungen Männer ermutigen Infragestellung und Zweifel, anstatt sie zu beseitigen, weil
sie bezüglich des Geistes, der Macht und der Bedeutung der Zeugnisse unwissend sind.
Wegen ihrer ungeheiligten Herzen bringt ihre Arbeit den Geschwistern keinen Nutzen. Sie
mögen scheinbar die Leute überzeugen, dass wir die Wahrheit haben. Aber wo ist der
Geist und die Kraft Gottes, das Herz zu beeindrucken und das Gewissen zu erwecken und
von der Sünde zu überzeugen? Wo ist die Kraft, welche die Überzeugten voran zu einer
erfahrungsgemäßen Erkenntnis und zu lebendiger Gottseligkeit führt? Sie kennen dieses
selbst nicht. Wie können sie dann Christi Religion repräsentieren? Entmutigt junge Männer
in keiner Weise, die das Feld betreten möchten, lasst sie aber zuvor das Geschäft lernen.
Z4.475.2 (4T.437.3) Absatz: 19/41
Bruder G hätte seine Bemühungen mit jenen der Ärzte im Sanatorium vereinen können.
Leider konnte er nicht mit ihnen übereinstimmen. Er war zu selbstgenügsam, um ein
Lernender zu sein. Er war aufgeblasen und selbstgefällig. Er hatte ebenso gute Aussichten
wie andere junge Männer. Während sie bereit waren, Unterweisung zu empfangen und
jede Stellung anzunehmen, wo sie am besten dienen konnten, war er nicht willig, sich der
Situation anzupassen. Er glaubte, zu viel zu wissen, um eine untergeordnete Stellung
anzunehmen. Er war nicht imstande, sich das Vertrauen der Patienten zu erwerben. Er
war so herrschsüchtig und diktatorisch, dass sein Einfluss im Sanatorium nicht geduldet
werden konnte. Es mangelte ihm nicht an Befähigung. Wäre er willig gewesen, hätte er
eine praktische Erkenntnis der Aufgabe eines Arztes erlangen können. Hätte er einen
sanftmütigen und demütigen Geist besessen, hätte er bestimmt Erfolg haben können.
Doch natürliche Charakterfehler wurden weder erkannt noch überwunden. Er war geneigt,
zu betrügen und Ausflüchte zu machen. Diese Wesenszüge werden die Brauchbarkeit
eines jeden zerstören, ganz gleich, in welchem Beruf; und ganz sicher werden sie die Tür
zum Predigtamt verschließen. Strikteste Wahrhaftigkeit muss gehegt und aller Betrug
gemieden werden, wie man vor dem Aussatz zurückschrecken würde. Er fühlte sich
verlegen wegen seiner kleinen Gestalt. Daran kann er nichts ändern; aber es liegt in
seinem Vermögen, seinen fehlerhaften Charakter zu ändern, wenn er will. Gemüt und
Charakter können, wenn man sich bemüht, nach dem göttlichen Ebenbild umgestaltet
werden.
Z4.476.1 (4T.438.1) Absatz: 20/41
Nicht ein zur Zurschaustellen von Überlegenheit zeichnet einen Mann aus, sondern wahre
Geistesgröße. Angemessene Bildung der Verstandeskräfte macht den Mann zu dem, was
er ist. Diese veredelnden Kräfte sind ihm zur Formung eines Charakters für das
zukünftige, ewige Leben verliehen. Der Mensch wurde zu einer höheren, heiligeren
Freude erschaffen als diese Welt zu bieten hat. Er wurde für erhabenere und edlere
Zwecke nach Gottes Ebenbild geschaffen, welche die Aufmerksamkeit der Engel
beanspruchen.
Z4.476.2 (4T.438.2) Absatz: 21/41
Die Jugendlichen von heute denken im allgemeinen nicht tief noch handeln sie weislich.
Wären sie sich der Gefahren bewusst, die sie bei jedem Schritt umlauern, wären sie
vorsichtiger und würden vielen Fallstricken entgehen, die Satan für ihre Füße ausgelegt
hat. Gib acht, mein Bruder, dass du nicht mehr scheinen willst als was du bist. Glitzernde
Imitation wird sich sehr bald von echtem und reinem Metall unterscheiden. Prüfe nicht nur
dich selbst mit der größten Sorgfalt, sondern auch die Positionen, die von einem jeden
Glied deiner Familie eingenommen werden. Betrachte die Geschichte eines jeden, und
denke tief über die Resultate des von ihnen verfolgten Kurses nach. Bedenke, warum
einige Personen von den wahrhaft Guten geliebt und geachtet, andere jedoch verachtet
und gemieden werden. Betrachte diese Dinge im Lichte der Ewigkeit, und wenn du
entdeckst, worin andere einen Fehlschlag erlitten, dann meide sorgfältig den Weg, den sie
einschlugen. Man tut gut daran, zu bedenken, dass gewisse Wesenszüge sich von den
Eltern auf die Kinder übertragen. Denke tief über diese Dinge nach, und lege in der Furcht
Gottes die Waffenrüstung für einen lebenslangen Kampf mit ererbten Neigungen an. Ahme
nur das göttliche Vorbild nach. Du musst ausdauernd, anhaltend und mit Eifer ans Werk
gehen, wenn du Erfolg haben willst. Du wirst dein eigenes Ich überwinden müssen, und
das ist der härteste Kampf von allen. Entschlossener Widerstand gegen deine eigenen
Wege und falschen Gewohnheiten wird dir köstliche und immerwährende Siege sichern.
Weil du aber die starken Charakterzüge nährst und lieber führen als nachfolgen willst,
wirst du erfolglos bleiben. Du gibst dich rasch den Gefühlen hin. Wenn du nicht aufpasst,
gerätst du in Erregtheit. Den Jugendlichen müssen Verantwortlichkeiten und wichtige
Pflichten auferlegt werden. Erwirbst du dir die notwendigen Fähigkeiten, deinen Teil in der
Furcht Gottes beizutragen?
Z4.477.1 (4T.439.1) Absatz: 22/41
Bruder F ist für seine Arbeit nicht geeignet. Er hat noch nahezu alles zu lernen. Er besitzt
einen fehlerhaften Charakter. Von Kindheit an wurde er nicht unterwiesen, Pflichten zu
übernehmen, zu arbeiten und Lasten zu tragen. Er hat nicht erkannt und gefühlt, dass er
ein Werk für sich selbst zu tun hat. Folglich ist er nicht vorbereitet, das Werk zu würdigen,
das für andere getan werden muss. Er ist selbstgenügsam. Er gibt vor, mehr zu wissen,
als es der Wirklichkeit entspricht. Wenn er durch den Geist Gottes völlig geheiligt wird und
die Feierlichkeit und Verantwortlichkeit der Arbeit eines Predigers erfasst, wird er sich
selbst als gänzlich unfähig für diese Aufgabe betrachten. Ihm mangelt es an vielen
Stücken. Seine Fehlerhaftigkeit wird sich bei andern wiederholen und wird der Welt ein
falsches Bild vom Charakter unseres Werkes und der Prediger, die dort angestellt sind,
vermitteln. Er muss mit den Lasten und Pflichten des praktischen Lebens bekannt werden,
ehe er zu dem verantwortungsvollsten Werk, das je Sterblichen anvertraut wurde,
geschickt ist. Alle jungen Prediger müssen zuerst Schüler sein, bevor sie Lehrer werden
können. Während ich junge Männer ermutige, ins Predigtamt einzutreten, möchte ich
sagen, dass ich von Gott bevollmächtigt bin, auf gründliche Vorbereitung für dieses Werk
zu drängen.
Z4.477.2 (4T.440.1) Absatz: 23/41
Die Brüder F sind nicht geneigt, Pflichten auf sich zu nehmen und Lasten zu tragen.
Sorglosigkeit und Unvollkommenheit kennzeichnet alles, was sie tun. Sie sind unachtsam
im Sprechen und im Betragen. Der feierliche, erhebende und veredelnde Einfluss, der
jeden Prediger des Evangeliums auszeichnen sollte, kann in ihrem Leben nicht zum
Ausdruck kommen, bis sie nach dem göttlichen Vorbild umgestaltet und geformt sind.
Beide sind mehr oder weniger von Egoismus geprägt, viel mehr als andere. Diese jungen
Männer hegen einen Geist der Selbstgenügsamkeit und Selbstüberhebung, der sie
untauglich für Gottes Werk macht. Sie benötigen strenge Selbstdisziplin, ehe sie von Gott
als Arbeiter in seinem Werk angenommen werden können. Sie sind von Natur aus träge,
was sie überwinden müssen. Sie bedürfen sorgfältiger Anleitung in den allgemeinen
Pflichten des täglichen Lebens. Sie müssen lernen. Wenn sie dann bemerkenswerte
Erfolge in geringen Verantwortlichkeiten aufweisen können, sind sie vorbereitet, mit
größeren betraut zu werden. Die verschiedenen Vereinigungen wären ohne solche
unfähigen Arbeiter besser daran. Die Bürde für Seelen kann Männern wie diesen in ihrem
ungeheiligten Zustand ebenso wenig auferlegt werden, wie kleinen Kindern. Sie wissen
nichts von lebendiger Frömmigkeit, und ehe sie auch nur Christen sein können, benötigen
sie eine gründliche Bekehrung.
Z4.478.1 (4T.440.2) Absatz: 24/41
Bruder A F benötigt eine gründliche Erziehung in unserer Missionsschule. Seine
Ausdrucksweise ist fehlerhaft. Er ist in seinem Verhalten grob und ungeschliffen. Trotzdem
ist er selbstzufrieden und bezüglich seiner Fähigkeit gänzlich betrogen. Er glaubt nicht
wirklich an die Zeugnisse des Geistes Gottes. Er hat sie weder sorgfältig studiert noch in
die Tat umgesetzt. Weil er so wenig geistliche Gesinnung besitzt, wird er weder den Wert
der Zeugnisse noch ihre wahre Bedeutung erfassen. Diese jungen Männer lesen zwar in
der Bibel, aber sie haben wenig Übung in andächtigem, ernsten und demütigen
Erforschen der Schrift, damit sie zu allem guten Werk geschickt werden können.
Z4.478.2 (4T.441.1) Absatz: 25/41
Es besteht große Gefahr, eine Klasse von Männern zum Eintritt in die Evangeliumsarbeit
zu ermutigen, die keine echte Seelenlast fühlen. Sie mögen imstande sein, das Interesse
der Leute zu wecken und Streitgespräche zu führen, während sie keinesfalls Männer des
Nachdenkens sind, die ihre Fähigkeiten erweitern und ihre Leistungsfähigkeit steigern
wollen. Wir haben einen unterentwickelten und fehlerhaften Predigerstand. Wohnt Christus
nicht in den Männern, welche die Wahrheit verkündigen, dann werden sie den moralischen
und religiösen Maßstab herabwürdigen, wo immer sie geduldet werden. Ihnen ist nur ein
Vorbild vor Augen gestellt – Christus.
Z4.479.1 (4T.441.1) Absatz: 26/41
"Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung,
zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem
guten Werk geschickt." 2.Timotheus 3,16.17. In der Bibel finden wir den untrüglichen Rat
Gottes. Ihre Lehren in die Praxis umgesetzt, wird Menschen für jede Pflicht befähigen. Es
ist Gottes Stimme, die täglich zur Seele spricht. Wie sorgfältig sollten die jungen Leute
Gottes Wort studieren und seinen Inhalt in ihrem Herzen horten, damit seine Vorschriften
das ganze Verhalten beherrschen. Unsere jungen Prediger und jene, die eine Zeitlang
predigten, weisen einen großen Mangel am Verständnis der Schrift auf. Das Werk des
Heiligen Geistes muss das verfinsterte Verständnis erleuchten, das selbstsüchtige,
steinerne Herz erweichen, um den empörerischen Übertreter zu unterwerfen und ihn vor
dem verderblichen Einfluss der Welt zu bewahren. Christi Gebet für seine Jünger lautete:
"Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit." Johannes 17,17. Das Schwert
des Geistes, das Wort Gottes, verletzt das Herz des Sünders und zerreißt es. Wird die
Theorie der Wahrheit wiederholt, ohne dass ihr heiliger Einfluss vom Herzen des
Sprechers empfunden wird, macht sie keinen Eindruck auf die Hörer, sondern wird als
Irrtum verworfen, während der Sprecher selbst sich für den Verlust von Seelen
verantwortlich macht. Wir müssen sicher sein, dass unsere Prediger bekehrte, demütige,
sanftmütige und von Herzen bescheidene Männer sind.
Z4.479.2 (4T.442.1) Absatz: 27/41
Im Predigerstand muss eine entschiedene Veränderung stattfinden. Die Befähigungen
eines Predigers müssen viel kritischer in Betracht gezogen werden. Mose wurde von Gott
angewiesen, eine Erfahrung in Fürsorge, Rücksichtsnahme und Zartgefühl für seine Herde
zu sammeln, damit er als treuer Hirte bereit war, wenn Gott ihn berufen würde, die
Betreuung seines Volkes zu übernehmen. Eine ähnliche Erfahrung benötigen alle, die die
große Aufgabe, die Wahrheit zu verkündigen, in Angriff nehmen. Um Seelen zur
lebenspendenden Quelle führen zu können, muss der Prediger zuerst davon trinken. Er
muss das unendliche Opfer betrachten, das Gottes Sohn für die Erlösung des gefallenen
Menschen brachte, und seine eigene Seele muss mit dem Geist unsterblicher Liebe erfüllt
werden. Wenn Gott uns schwere Arbeit zuweist, müssen wir sie ohne Murren tun. Wenn
der Weg gefahrvoll und schwierig ist, möchte Gott, dass wir ihn sanftmütig gehen und ihn
um Hilfe anrufen. Man kann eine Lehre aus der Erfahrung einiger unserer Prediger ziehen,
die vergleichsweise nichts von Schwierigkeiten und Prüfungen wissen, sich aber immer als
Märtyrer betrachten. Sie müssen noch lernen, dankbar den Weg anzunehmen, den Gott
für sie wählt, und zu dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens aufzuschauen. Die
Arbeit des Predigers sollte mit größerem Ernst und Eifer, mit größerer Energie
durchgeführt werden als jedes andere Geschäft, da sie heiliger ist und die Resultate von
größerer Tragweite sind. Über der Arbeit eines jeden Tages sollte in den ewigen Berichten
ein "wohl getan" verzeichnet stehen, so dass, falls kein weiterer Tag zur Arbeit gewährt
würde, diese als gründlich getan gilt. Unsere Prediger, besonders die jungen Männer,
sollten eine gute Vorbereitung auf ihr feierliches Werk und die Gesellschaft der heiligen
Engel für dringend notwendig erachten. Damit wir uns im Himmel daheim fühlen können,
müssen wir schon hier den Himmel in unseren Herzen haben. Wenn dies mit uns nicht der
Fall ist, wäre es besser, wir hätten kein Teil am Werke Gottes.
Z4.480.1 (4T.442.2) Absatz: 28/41
Der Predigerstand ist durch ungeheiligte Prediger verdorben. Wird der Maßstab für
Prediger nicht bedeutend höher angesetzt, was geistige Gesinnung anbetrifft, wird die
Wahrheit des Evangeliums immer kraftloser werden. Das menschliche Gemüt wird einem
Garten mit gutem Boden verglichen. Wird er nicht gründlich bearbeitet, wachsen bald
Unkraut und Dornen der Unwissenheit darin. Geist und Herz benötigen täglich Pflege.
Vernachlässigung wird Böses hervorbringen. Je mehr Fähigkeiten Gott jemand verliehen
hat, desto größere Nutzanwendung derselben wird von ihm gefordert, und desto größer ist
seine Verantwortung, seine Zeit und seine Talente zur Verherrlichung Gottes zu benutzen.
Der Verstand darf nicht unbeansprucht bleiben. Wenn er nicht zur Erlangung von
Kenntnissen benutzt wird, wird er mit Sicherheit in Unwissenheit, Aberglauben und
Einbildung versinken. Werden die Verstandeskräfte nicht zur Verherrlichung Gottes
erzogen, werden sie starke und machtvolle Gehilfen zum Untergang.
Z4.481.1 (4T.443.1) Absatz: 29/41
Während junge Männer sich davor hüten müssen, prahlerisch und unabhängig zu sein,
sollten sie sich ständig vervollkommnen. Sie sollten jede Gelegenheit nutzen, die edleren,
hochherzigen Charakterzüge zu entwickeln. Fühlten junge Männer jeden Augenblick ihre
Abhängigkeit von Gott und hegten sie einen Geist des Gebets, wäre ihre Seele zu allen
Zeiten und an allen Orten eng mit Gott verbunden, könnten sie Gottes Willen besser
verstehen. Es wurde mir gezeigt, dass die Brüder F und G beinahe nichts vom Wirken des
Geistes Gottes wissen. Sie haben in eigener Kraft gearbeitet und waren so ichbezogen,
dass sie ihren großen Mangel weder sahen noch wahrgenommen haben. Sie sprechen
respektlos über die Zeugnisse, die Gott zum Nutzen seines Volkes gegeben hat, sitzen
darüber zu Gericht, sagen ihre Meinung und kritisieren dies und das, wo sie besser ihre
Hände vor den Mund halten und ihre Angesichter in den Staub niederbeugen sollten. Sie
wissen vom Geist der Zeugnisse ebenso wenig wie vom Geiste Gottes.
Z4.481.2 (4T.443.2) Absatz: 30/41
Sie sind Neulinge in der Wahrheit und Zwerge in religiöser Erfahrung. Die größten Siege
für das Werk werden nicht durch ausgearbeitete Argumente, große Beredsamkeit,
ausgedehnten Einfluss und eine Menge Geld errungen. Es sind jene Siege, die im
Kämmerlein erlangt werden, wo ernster, ringender Glaube sich an den starken Arm der
Allmacht klammert. Als Jakob sich vollkommen ohnmächtig und hilflos fühlte, rang er in
höchster Seelenpein und Ernsthaftigkeit mit Gott. Der Engel Gottes bat, ihn frei zu geben;
aber Jakob wollte ihn nicht loslassen. Dieser geschlagene Mann, voller körperlicher
Schmerzen, brachte seine Bitte mit einer Kühnheit vor, die nur lebendiger Glaube
vermitteln kann. "Ich lasse dich nicht", sagte er, "du segnest mich denn". 1.Mose 32,27.
Z4.481.3 (4T.444.1) Absatz: 31/41
Im Worte Gottes sind tiefe Geheimnisse enthalten, die von Gemütern, die nicht durch
Gottes Geist geleitet sind, niemals ergründet werden können. Es gibt auch unergründliche
Geheimnisse im Erlösungsplan, die Sterbliche nie verstehen werden. Unerfahrene
Jugendliche sollten ihren Verstand und ihre Fähigkeiten besser dazu einsetzen, jene
Dinge zu erfassen, die offenbart sind. Wenn sie keine größere geistliche Erleuchtung
empfangen als sie jetzt besitzen, würde es eine ganze Lebenszeit in Anspruch nehmen,
den offenbarten Willen Gottes zu erkennen. Werden sie das bereits empfangene Licht
hegen und praktisch anwenden, werden sie imstande sein, einen Schritt voran zu
kommen. Gottes Vorsehung ist eine fortdauernde Schule, in welcher er die Menschen
lehrt, die wahren Lebensziele zu erkennen. Niemand ist zu jung oder zu alt, in dieser
Schule zu lernen, indem er mit Fleiß die Lektionen beachtet, die der göttliche Unterweiser
lehrt. Er ist der wahre Hirte. Er ruft seine Schafe beim Namen. Die in der Irre gehen, hören
seine Stimme: "Dies ist der Weg; den gehet, sonst weder zur Rechten noch zur Linken!"
Jesaja 30,21.
Z4.482.1 (4T.444.2) Absatz: 32/41
Junge Männer, die in den zeitlichen Pflichten des Lebens nie erfolgreich waren, sind völlig
unvorbereitet, höhere Pflichten zu übernehmen. Eine religiöse Erfahrung kann nur durch
Kampf, Enttäuschung, strenge Selbstdisziplin und ernstes Gebet erlangt werden.
Lebendiger Glaube muss die Verheißungen unerschütterlich ergreifen. Dann mögen viele
mit leuchtendem Angesicht aus dem engen Umgang mit Gott hervorkommen und sagen,
wie Jakob: "Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen." 1.Mose
32,31.
Z4.482.2 (4T.444.3) Absatz: 33/41
Die Schritte himmelwärts müssen einzeln genommen werden; jeder Schritt voran verleiht
Kraft für den nächsten. Nur wenige verstehen die umgestaltende Macht der Gnade Gottes
am menschlichen Herzen, weil sie zu träge sind, die notwendigen Anstrengungen zu
machen. Die Lektionen, die junge Prediger lernen, indem sie herumreisen und bedient
werden, wenn sie noch gar nicht für das Werk geschickt sind, haben einen
demoralisierenden Einfluss auf sie. Sie erkennen ihre wahre Stellung nicht noch können
sie dieselbe halten. Sie sind nicht durch feste Grundsätze ausgeglichen. Sie reden von
Dingen, von denen sie nichts wissen, als wüssten sie es. Deshalb werden jene, die sie als
Lehrer akzeptieren, verführt. Eine solche Person wird mehr Zweifel in Gemüter säen, als
mehrere imstande sind, diese wieder zu entfernen, so sehr sie sich auch anstrengen
mögen. Männer mit geringem Verstand lieben es, Haarspalterei zu betreiben, zu kritisieren
und nach etwas zu suchen, was sie in Frage stellen können. Sie glauben, dies sei ein
Zeichen von Scharfsinn; aber ganz im Gegenteil, es zeugt nur von einem Gemüt, dem es
an Bildung und Adel mangelt. Wie viel besser wäre es doch, nach Selbsterziehung zu
trachten und den Verstand zu veredeln! Wie sich eine Blume der Sonne zuwendet, damit
ihre hellen Strahlen zur Vervollkommnung ihrer Schönheit und Ebenmäßigkeit beitragen
sollen, so müssen sich die Jugendlichen der Sonne der Gerechtigkeit zuwenden, damit
das himmlische Licht auf sie scheinen, ihre Charaktere vervollkommnen und ihnen eine
tiefe und bleibende Erfahrung in göttlichen Dingen vermitteln kann. Dann können sie
Strahlen göttlichen Lichts auf andere scheinen lassen. Jene, die Zweifel, Unglauben und
Skepsis hegen, werden kein Wachstum in der Gnade oder geistlichen Gesinnung
aufweisen. Sie sind nicht für die feierliche Verantwortung geeignet, andern die Wahrheit zu
bringen.
Z4.483.1 (4T.445.1) Absatz: 34/41
Die Welt muss vor ihrem kommenden Schicksal gewarnt werden. Der Schlummer derer,
die in Sünden und Irrtum dahinleben, ist so tief und todesgleich, dass die Stimme Gottes
durch einen hellwachen Prediger benötigt wird, um sie aufzuwecken. Sind die Prediger
unbekehrt, wird auch das Volk nicht bekehrt sein. Der tote Formendienst, der jetzt unter
uns vorherrscht, muss der lebendigen Kraft erfahrungsgemäßer Frömmigkeit Platz
machen. Die Theorie der Wahrheit ist fehlerfrei, sie ist völlig klar und harmonisch. Aber
junge Prediger mögen fließend über sie sprechen können, ohne die wahre Bedeutung der
Worte, die sie äußern, zu begreifen. Sie schätzen nicht den Wert der Wahrheit, die sie
vorbringen. Sie wissen nicht, was es jene gekostet hat, die unter Gebet und Tränen,
Prüfungen und Widerstand nach der Wahrheit wie nach verborgenen Schätzen forschten.
Jedes neue Glied in der Kette der Wahrheit war ihnen so kostbar wie geläutertes Gold.
Diese Kettenglieder sind jetzt als ein vollkommenes Ganzes aneinander gereiht.
Wahrheiten wurden aus dem Schutt des Aberglaubens und des Irrtums ausgegraben. Dies
geschah u