Das Linde Annual 2008.

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Das Linde Annual 2008.
Kurs halten.
Das Linde Annual 2008.
Die Linde Welt
Die Regional Business Units der Gases Division: Die Gases Division gliedert sich innerhalb der vier operativen Segmente Westeuropa, Amerika, Asien & Ost­europa sowie Südpazifik & Afrika in neun Regional Business Units (RBUs). Darüber hinaus umfasst
die Gases Division die beiden Global Business Units (GBUs) Healthcare (Medizinische Gase) und Tonnage (On-site) sowie die
zwei Business Areas (BAs) Merchant & Packaged Gases (Flüssig- und Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase).
Nordamerika
Südamerika
Großbritannien & Irland
Kontinental- & Nordeuropa
Osteuropa & Naher Osten
Afrika
Süd- & Ostasien
Greater China
Südpazifik
Unternehmensprofil
The Linde Group
The Linde Group ist ein weltweit führendes Gase- und EngineeringUnternehmen, das mit annähernd 52.000 Mitarbeitern in rund 100 Ländern vertreten ist und im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von
12,663 Mrd. EUR erzielt hat. Die Strategie der Linde Group ist auf ertrags­
orientiertes und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet. Der gezielte
Ausbau des internationalen Geschäfts mit zukunftsweisenden Produkten und Dienstleistungen steht dabei im Mittelpunkt. Linde handelt
verantwortlich gegenüber Aktionären, Geschäftspartnern, Mitarbeitern, der Gesellschaft und der Umwelt – weltweit, in jedem Geschäftsbereich, jeder Region und an jedem Standort. Linde entwickelt
Techno­logien und Produkte, die Kundennutzen mit einem Beitrag zur
nachhaltigen Entwicklung verbinden.
Organisation
Das Unternehmen ist in drei Divisionen aufgeteilt: Gases und Engineering (Kerndivisionen) sowie Gist (Logistikdienstleistungen). Die
größte Division Gases gliedert sich innerhalb der vier operativen
Segmente Westeuropa, Amerika, Asien & Osteuropa sowie Südpazifik & Afrika in neun Regional Business Units (RBUs). Darüber hinaus
umfasst die Gases Division die beiden Global Business Units (GBUs)
Healthcare (Medizinische Gase) und Tonnage (On-site) sowie die
zwei Business Areas (BAs) Merchant & Packaged Gases (Flüssigund Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase).
Gases Division
Die Linde Group nimmt im internationalen Gasemarkt eine weltweit
führende Position ein. Wir bieten eine breite Palette an Druck- und
Flüssiggasen sowie Chemikalien und sind damit ein wichtiger und
verlässlicher Partner für unterschiedlichste Industrien. Unsere Gase
werden beispielsweise im Energiesektor, in der Stahlproduktion,
der Chemieverarbeitung, dem Umweltschutz, dem Schweißen sowie
in der Lebensmittelverarbeitung, der Glasproduktion und der Elektronik eingesetzt. Darüber hinaus bauen wir die wachstumsstarke
Sparte Healthcare, also das Geschäft mit medizinischen Gasen, konsequent aus und sind zudem in der Weiterentwicklung der umweltfreundlichen Wasserstofftechnologie weltweit führend.
Engineering Division
Unsere Engineering Division ist mit der Fokussierung auf die
zukunftsträchtigen Marktbereiche Olefin-Anlagen, Erdgas-Anlagen,
Luftzerlegungs-Anlagen sowie Wasserstoff- und Synthesegas-Anlagen weltweit erfolgreich. Im Unterschied zu fast allen Wettbewerbern können wir bei der Planung, der Projektierung und dem Bau
von schlüsselfertigen Industrie-Anlagen auf eigenes, umfassendes
verfahrenstechnisches Know-how zurückgreifen. Linde Anlagen
werden für Projekte in den verschiedensten Bereichen eingesetzt:
in der Petrochemie und der chemischen Industrie, bei Raffinerien und Düngemittelfabriken, für die Gewinnung von Luftgasen,
zur Erzeugung von Wasserstoff und Synthesegasen, zur Erdgas­
behandlung sowie für die pharmazeutische Industrie.
Organisationsstruktur
The Linde Group
Gases Division
Engineering Division
Sonstige Aktivitäten
Westeuropa
Gist
Amerika
Cleaning Enterprises
(FRED BUTLER®)
Asien & Osteuropa
Südpazifik & Afrika
Linde in Zahlen
in Mio. €
Januar bis
Dezember
2008
2007
Veränderung
(in Prozent)
– 33,8
Aktie
Schlusskurs
€
59,85
90,45
Höchstkurs
€
97,90
91,75
6,7
Tiefstkurs
€
46,51
75,26
– 38,2
10.084
15.046
– 33,0
Marktkapitalisierung (zum Jahresschlusskurs)
Angepasstes Ergebnis je Aktie 1
€
5,46
5,02
8,8
Ergebnis je Aktie
€
4,27
5,87
– 27,2
168.492
166.347
1,3
12.663
12.306
2,9
Operatives Ergebnis 2
2.555
2.424
5,4
EBIT vor Abschreibung auf aufgedeckte stille Reserven und Sondereinflüsse
1.703
1.591
7,0
Ergebnis nach Steuern
776
1.013
– 23,4
Anzahl der Mitarbeiter
51.908
50.485
2,8
Umsatz
9.515
9.209
3,3
Operatives Ergebnis
2.417
2.314
4,5
3.016
2.750
9,7
267
240
11,3
Anzahl ausstehender Aktien (in Tsd. Stück)
Umsatz
Gases Division
Engineering Division
Umsatz
Operatives Ergebnis
1
Bereinigt um die Einflüsse der Kaufpreisallokation und Sondereinflüsse.
2
EBITDA vor Sondereinflüssen inklusive des anteiligen Ergebnisses aus assoziierten Unternehmen und Joint Ventures.
Kurs halten.
Wir haben ein stabiles Fundament gelegt, um auch in konjunkturell schwierigen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben ein solides Geschäftsmodell, sind global aufgestellt und insbesondere in
den aufstrebenden Märkten sehr gut positioniert. Zugleich profitieren wir von den vielfältigen Synergien zwischen unseren beiden Säulen Gase und Engineering und von den globalen Megatrends Energie und Gesundheit.
Wir machen uns zusätzlich wetterfest und entwickeln Linde Schritt für Schritt zu einer High Performance Organisation (HPO). Dabei werden wir unsere Abläufe und Prozesse stetig weiter verbessern
und unsere innere Effizienz nachhaltig stärken.
Kurzum: Wir haben alle Voraussetzungen, auch weiterhin Kurs zu halten.
Umschlag Innenseite:
Die Linde Welt und Unternehmensprofil.
02
Linde Annual 2008 Inhalt
08 – 23 Megatrends Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft
24 – 37 innovationen Starker Partner der Solarindustrie
38 – 51 wachstumsmärkte Kundennähe rund um den Globus
52 – 65 kundenvielfalt Gase für viele Branchen
66 – 79 synergien Gemeinsam neue Märkte erschließen
03
Inhalt
U 1
U 1
U 1
05
06
07
Linde in Zahlen
Die Linde Welt
Unternehmensprofil
80
Impressum
U 2
U 2
Jahresrückblick
Glossar
Vorwort
Der Vorstand
Der Aufsichtsrat
08 – 23 Megatrends
16
Erdgasverflüssigung bei Hammerfest
21
Interview
22
Megatrend Energie
23Unser Beitrag zur Versorgungssicherheit
24 – 37 Innovationen
30 35
36
37
T-Solar: Gase für die Solarzellenproduktion
Interview
Unbegrenzte Möglichkeiten
Ein Team von Erfindern
38 – 51 Wachstumsmärkte
44
49
50
51
Stark in aufstrebenden Regionen: Linde in China
Interview
In allen Märkten präsent
Potenzial in den Schwellenländern
52 – 65 Kundenvielfalt
58
63
64
65
Adelholzener: Gase für die Getränkeindustrie
Interview
Stabile Kundensegmente
Linde als starker Partner zahlreicher Branchen
66 – 79 Synergien
72
77
78
79
1 Umschlagseiten,
2 Umschlagseiten,
vorne.
hinten.
Gute Zusammenarbeit: Linde in Abu Dhabi
Interview
Synergien zum Vorteil unserer Kunden
Lukrative Projekte: Linde auf der Arabischen Halbinsel
Der Vorstand (von links nach rechts): Dr.-Ing. Aldo Belloni, Georg Denoke, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle, J. Kent Masters.
05
Vorwort
Kennzahlen sind ein wichtiger Gradmesser, um die wirtschaftliche
Entwicklung eines Unternehmens darzustellen. Mindestens ebenso
wichtig ist es jedoch, das zu beschreiben, was hinter den Zahlen
steckt: die Werte und Stärken eines Unternehmens und die Menschen, die einen nachhaltig erfolgreichen Geschäftsverlauf erst
ermöglichen. Diese Faktoren sind es, die Vertrauen schaffen und uns
wetterfest machen für die stürmischen Zeiten, die das Jahr 2009 bringen wird und die möglicherweise noch länger andauern werden.
Wir haben in den vergangenen Jahren ein stabiles Fundament
gelegt, um auch in konjunkturell schwierigen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben. Für dieses Selbstbewusstsein haben wir gute Argumente – die wichtigsten stellen wir Ihnen in diesem „Linde Annual“
anhand ausgewählter Beispiele vor:
Da wären zunächst die Synergien zwischen unserer Gases Division und unserer Engineering Division: Unsere Technologieführerschaft im internationalen Anlagenbau ist ein echter Wettbewerbsvorteil, den wir konsequent nutzen. In zahlreichen Märkten,
insbesondere in den Schwellenländern, hat die Engineering Division
in vielen Jahren Vertrauen aufgebaut und Beziehungen geknüpft.
Auf dieser Basis erschließen wir nun auch zunehmend neues Gasegeschäft.
Wir bleiben auch deshalb zuversichtlich, weil wir weiterhin von
globalen Megatrends profitieren werden, wie etwa von dem steigenden Bedarf an einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung.
Wir liefern die Produkte und Prozesse, die erneuerbare Energien
wirtschaftlich nutzbar machen und den Verbrauch fossiler Rohstoffe
senken.
Stabilität verleiht uns zudem unsere hervorragende Position
in attraktiven Wachstumsmärkten. Welches Potenzial Wirtschaftsräume wie China bieten, zeigt folgender Vergleich: Während die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Industriegase in Westeuropa 38 USD
betragen, geben die Chinesen erst 2 USD aus. Hinzu kommt: Seit
der Akquisition von BOC sind wir ein echter Global Player. Wir sind
in rund 100 Ländern der Erde tätig und verfügen in diesen Staaten
auch jeweils über eine starke Marktstellung.
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle
Vorsitzender des Vorstands der Linde AG
Wir werden Kurs halten können, weil wir durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung stetig neue Gaseanwendungen zur Marktreife
bringen: Das Spektrum reicht von Applikationen für den Gesundheitsbereich bis zur Photovoltaikindustrie. Unsere F & E-Experten entwickeln
ganz gezielt innovative Ideen – denn die Einsatzmöglichkeiten von
Industriegasen sind noch lange nicht ausgeschöpft.
Schließlich ist es das umfangreiche Produktportfolio für Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen, das uns konjunkturelle Schwankungen abfedern lässt. Natürlich leiden auch wir darunter, wenn etwa die Automobilindustrie weniger Schweißgase
ordert. Aber es gibt eben auch Sektoren, in denen unsere Gase auf
einem stabil hohen Niveau gefragt bleiben, wie zum Beispiel in der
Getränkeindustrie oder in der Medizin.
Wir laden Sie dazu ein, tiefer in die Linde Welt einzutauchen – weil
es ganz einfach spannend ist. Aber natürlich auch deshalb, weil es
Ihr gutes Recht ist, sich ein Bild davon zu machen, wie wir uns für die
vielleicht größte Wirtschaftskrise seit vielen Jahrzehnten gewappnet
haben. Dabei dürfen wir nie vergessen: Strategien und Geschäftsmodelle, auch die besten, verbleiben im Reich der grauen Theorie,
wenn sie nicht von engagierten, zu Höchstleistungen bereiten Mitarbeitern Tag für Tag umgesetzt werden.
Unser Ziel ist klar abgesteckt: Wir wollen uns zu einer absoluten Hochleistungsorganisation (High Performance Organisation,
HPO) entwickeln. Zu einem Unternehmen, in dem jeder das Beste
gibt, sich kontinuierlich verbessert, Prozesse hinterfragt und entsprechend optimiert. Auf diese Weise werden wir unsere Effizienz und Produktivität in den kommenden Jahren deutlich steigern und unsere Wettbewerbsfähigkeit insgesamt noch weiter
erhöhen. Wir können Ihnen in diesem „Annual“ natürlich nur
einige der Menschen vorstellen, deren Herz laut und leidenschaftlich für Linde schlägt. Aber seien Sie versichert: Wir sind ein
Team von annähernd 52.000, die genauso denken und handeln.
06
Linde Annual 2008 Vorstand und Aufsichtsrat
Der Vorstand
Professor Dr. Wolfgang Reitzle
geboren 1949
Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.),
Diplom-Wirtschaftsingenieur
Vorsitzender des Vorstands
Verantwortlich für Gist, die Global- und Zentralfunktionen Innovationsmanagement, Kommunikation & Investor Relations, Organisation & Informatik, Personal, Recht, Revision, SHEQ (Safety, Health,
Environment, Quality), Six Sigma, Unternehmensentwicklung
Mitglied des Vorstands seit 2002
Dr. Aldo Belloni
geboren 1950
Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.)
Verantwortlich für die Engineering Division, die operativen Segmente
Westeuropa und Asien & Osteuropa, die Global Business Unit Tonnage
(On-site) sowie die Business Area Electronics (Elektronikgase)
Mitglied des Vorstands seit 2000
J. Kent Masters
geboren 1960
BS Chemical Engineering, MBA Finance
Verantwortlich für die operativen Segmente Amerika und Südpazifik &
Afrika, die Global Business Unit Healthcare sowie die Business Area
Merchant & Packaged Gases (Flüssig- und Flaschengase)
Mitglied des Vorstands seit 2006
Georg Denoke
geboren 1965
Diplom-Informationswissenschaftler, Diplom-Betriebswirt (BA)
Verantwortlich für die Global- und Zentralfunktionen Beschaffung,
Bilanzen, Controlling, Finanzen, Investitionen, Mergers & Acquisitions,
Growth & Performance, Risikomanagement, Steuern
Arbeitsdirektor
Mitglied des Vorstands seit 2006
07
Der Aufsichtsrat (Stand 31. Dezember 2008)
Mitglieder des Aufsichtsrats
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
Vorsitzender
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Bayer AG
Katte 1
Hans-Dieter
stellv. Vorsitzender
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Pullach
der Engineering Division
der Linde AG
Michael Diekmann
weiterer stellv. Vorsitzender
Vorsitzender des Vorstands
der Allianz SE
Dr. rer. pol. Clemens Börsig
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Deutsche Bank AG
Klaus-Peter Müller
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Commerzbank AG
Gernot Hahl 1
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Worms der Gases Division
der Linde AG
Jens Riedel 1
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Leuna der Gases Division
der Linde AG
Dipl.-Soziologe Thilo Kämmerer 1
Gewerkschaftssekretär beim
Vorstand der IG Metall Frankfurt
Xaver Schmidt 1
(seit 8. September 2008)
Vorstandssekretär der IG Bergbau,
Chemie, Energie, Hannover
Matthew F. C. Miau
(seit 3. Juni 2008)
Vorsitzender der MiTAC-SYNNEX-Group,
Taiwan
Dr. jur. Gerhard Beiten
Rechtsanwalt
Dipl.-Kfm. Josef Schregle1
Leiter Finanzen und Controlling
der Engineering Division
der Linde AG
Ausschüsse des Aufsichtsrats (Mitglieder zum 31. Dezember 2008)
Vermittlungsausschuss gemäß
§ 27 Abs. 3 MitbestG
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
(Vorsitzender)
Katte1
Hans-Dieter
Michael Diekmann
Gernot Hahl1
Ständiger Ausschuss
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
(Vorsitzender)
Prüfungsausschuss
Dr. rer. pol. Clemens Börsig
(Vorsitzender)
Hans-Dieter Katte 1
Michael Diekmann
Gernot Hahl1
Klaus-Peter Müller
Gernot Hahl1
Hans-Dieter Katte1
Klaus-Peter Müller
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
Nominierungsausschuss
Dr. rer. pol. Manfred Schneider
(Vorsitzender)
Michael Diekmann
Klaus-Peter Müller
Im Geschäftsjahr 2008 ausgeschiedene Mitglieder des Aufsichtsrats
Dr. rer. oec. Karl-Hermann Baumann
(bis 3. Juni 2008)
ehemaliger Vorsitzender
des Aufsichtsrats der Siemens AG
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Gerhard Full
(bis 3. Juni 2008)
ehemaliger Vorsitzender des
Vorstands der Linde AG
Prof. Dr. jur. Jürgen Strube
(bis 3. Juni 2008)
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der BASF SE
Dipl.-Ing. Siegried Friebel 1
(bis 3. Juni 2008)
Vorsitzende des Betriebsrats
der Linde-KCA-Dresden GmbH
Josef Schuhbeck 1
(bis 3. Juni 2008)
Vorsitzender des Betriebsrats
des Betriebs Schalchen
der Engineering Division der Linde AG
Wilfried Woller 1
(bis 31. August 2008)
Mitglied des geschäftsführenden
Hauptvorstands, Vorstandsbereich 5
der IG Bergbau, Chemie, Energie2
1 Als
2 Bis
Vertreter der Arbeitnehmer.
31. Juli 2008.
Megatrends
Eine sichere Energieversorgung ist die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Vor allem in den
sich rasch entwickelnden Ländern wie China, Indien oder Brasilien steigt der Energiebedarf enorm an.
Gleichzeitig tragen so genannte Treibhausgase wie Kohlendioxid aus der Nutzung fossiler Brennstoffe
zur Erderwärmung bei. Die steigende Energienachfrage zu decken und gleichzeitig den Ausstoß von
klimaschädlichen Gasen deutlich zu verringern, ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Unsere Technologien und Verfahren tragen dazu bei, diese Widersprüche in Einklang zu bringen. Der globale Megatrend Energie ist deshalb auch für Linde eine Wachstumsstory. Und die Erdgasverflüssigungs-Anlage bei Hammerfest ist nur das prominenteste von vielen Beispielen dafür.
Kaltes Klima, kaltes Gas: Der Flüssiggastanker Arctic Princess legt an der Erdgasverflüssigungs-Anlage auf der Insel Melkøya vor Hammerfest an. Hier wird das
auf –163 °C heruntergekühlte Erdgas in drei kugelförmige Tanks gefüllt und zu Kunden in Frankreich, Spanien und den USA transportiert – ohne via Pipeline
durch politisch instabile Länder geleitet werden zu müssen. Linde leistet damit einen aktiven Beitrag zur globalen Energiesicherheit.
Die Erschließung von Erdgasfeldern
in entfernten Regionen unter schwierigen klimatischen Bedingungen ist
eine technologische Herausforderung. Ebenso anspruchsvoll ist es,
das Erdgas zu den Kunden zu transportieren. Es muss dazu verflüssigt
werden. Mit der von Linde Engineering konzipierten und gebauten
Groß-Anlage zur Erdgasverflüssigung
im Norden Norwegens haben wir in
jeder Hinsicht Pionierarbeit geleistet.
Die Arctic Princess wird beladen: Pro
Stunde strömen 12.000 Kubikmeter
Flüssiggas in die Kugeltanks. Die
Arctic Princess war der erste LNG-Tanker, der im Oktober 2007 mit 145.000
Kubikmetern verflüssigtem Erdgas an
Bord die Anlage vor Hammerfest verließ. Derzeit befahren rund 280 LNGTanker die Weltmeere, im Jahr 2015
sollen es schon mehr als 400 sein.
Ein durchschnittlich großes Tankschiff kann mit seinem Fassungsvermögen rund 34.000 Haushalte ein
Jahr lang mit Energie versorgen.
Ganz weit weg von der Hauptstadt
Oslo: Für Hammerfest, die nördlichste Stadt Europas, ist die LNGAnlage (die auf dem rechten Bild­
motiv im Hintergrund zu sehen ist)
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
16
Linde Annual 2008 megatrends
Megatrends. Pionierleistung jenseits des Polarkreises.
Verflüssigtes Erdgas (LNG = Liquefied Natural
Gas – siehe Glossar) leistet schon jetzt einen
wesentlichen Beitrag zu einer sicheren und
sauberen Energieversorgung. Die Nachfrage
wird weiter überdurchschnittlich ansteigen
und macht auch die Erschließung von Erdgasfeldern in entfernten Regionen unter teilweise schwierigen klimatischen Bedingungen notwendig. Dass dies wirtschaftlich und ökologisch möglich ist, zeigt die Groß-Anlage zur Erdgasverflüssigung, die
Linde auf der Insel Melkøya vor Hammerfest, der nördlichsten Stadt
Europas, errichtet hat.
Der stetig steigende Energieeinsatz als Basis für wirtschaftliches
Wachstum scheint in einem krassen Widerspruch zur Notwendigkeit
zu stehen, den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid
(CO2) weltweit möglichst zu halbieren. Dieser Spagat kann nur gelingen, wenn bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus den ohnehin begrenzten fossilen Energieträgern der Ausstoß an Treibhaus­
gasen mit modernsten Technologien weitgehend vermieden wird und
gleichzeitig alle verfügbaren Möglichkeiten zur Erzeugung erneuerbarer Energie konsequent genutzt werden.
Um insbesondere den steigenden Wohlstand in Entwicklungsund Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien ohne gravierende und gar unumkehrbare Schäden für das Klima und die Umwelt
zu ermöglichen, müssen die etablierten Industriestaaten ihre Energieeffizienz deutlich verbessern und ihren Ausstoß an klimaschädlichen Gasen weiter verringern. Gleichzeitig gilt es, durch einen
intelligenten Mix aus fossilen Energieträgern und regenerativen
Energiequellen die weltweite Versorgung sicherzustellen, ohne die
ökonomischen und ökologischen Erfordernisse zu vernachlässigen.
Diesen Herausforderungen stellt sich die Linde Group mit technologisch führenden Anlagen und innovativen Verfahren in allen
Bereichen der Energieerzeugung:
3 So entwickeln wir zum Beispiel mit unseren Industriepartnern
Technologien zur Abscheidung von CO2 aus den Rauchgasen von
Kohlekraftwerken und zur dauerhaft sicheren Lagerung in tief
gelegenen Gesteinschichten.
3 Erdölraffinerien rüsten wir mit Wasserstoff-Anlagen aus, die
den Kraftstoff reinigen und entschwefeln. Außerdem liefert Linde
für die effiziente Ausbeutung von Erdölfeldern CO2 und Stickstoff,
mit deren Hilfe deutlich mehr Öl aus einer Lagerstätte gepresst
werden kann, als dies mit reinem Wasserdruck möglich wäre.
3 Mit Erdgasreinigungs- und -verflüssigungs-Anlagen tragen wir
maßgeblich dazu bei, Erdgaslagerstätten auch in entlegenen
Regionen – wie etwa der Barentssee – wirtschaftlich zu erschließen und das verflüssigte Erdgas auch zu Kunden in aller Welt per
Gastanker zu transportieren.
3 Zur Erzeugung von Strom, Wärme und Treibstoff aus Biogas, das
in Mülldeponien entsteht, liefert Linde die notwendige Reinigungs- und Verflüssigungstechnik.
3 Als führender Hersteller von Wasserstoff (H2) und Vorreiter bei
der Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologie ist es unser
Ziel, diesem umweltfreundlichen Energieträger auch als alternativem Kraftstoff zum Durchbruch zu verhelfen. Wir unterstützen den Aufbau einer H2-Tankstellen-Infrastruktur und arbeiten
zudem intensiv daran, Wasserstoff in großem Maßstab aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen.
3 Für die Produktion von Solarzellen stellt Linde die erforderlichen
Reinigungs- und Prozessgase bereit. Zudem projektiert unsere
Tochtergesellschaft Bertrams Heatec AG Anlagen zur Wärmespeicherung von Energie aus thermischen Solar-Anlagen.
Energieträger Erdgas im Aufwind
Bereits heute und mehr noch in absehbarer Zukunft wird vor allem
Erdgas eine zunehmend bedeutende Rolle bei der Energieversorgung spielen. Experten rechnen damit, dass die weltweiten Vorkommen des vergleichsweise schadstoffarmen Energieträgers Erdgas bei
gleich bleibendem Verbrauch mindestens noch rund 150 Jahre ausreichen, während die Erdölquellen innerhalb der kommenden 40 Jahre
versiegen werden.
Da viele Gasfelder allerdings weit entfernt von den Verbrauchern
in oft schwer zugänglichen Regionen liegen, beispielsweise unter
den arktischen Meeren, kommt ein Transport des Gases per Pipeline
aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht in Betracht. Entfernungen von mehr als 3.000 Kilometern zwischen Quelle und Zielstationen gelten für Pipelines als unrentabel. Ein weiterer Nachteil:
Pipelines müssen oft durch politisch instabile Regionen verlegt werden, wodurch eine dauerhaft gesicherte Versorgung der Kunden nicht
gewährleistet ist.
Vor diesem Hintergrund ist der Transport des Erdgases in Tankschiffen eine zuverlässige Alternative, zumal Gas in flüssigem
Zustand 60-mal dichter ist als in seiner natürlichen Form. Somit kann
es entsprechend platzsparender transportiert werden.
Größte LNG-Anlage Europas
Auch deshalb hat sich das norwegische Energieunternehmen StatoilHydro nach dem Fund der Erdgaslagerstätten in der Barentssee entschlossen, das mit unterseeischen Anlagen aus der Snøhvit-Lagerstätte geförderte Gas per 140 Kilometer langer Pipeline zur Insel
Melkøya vor Hammerfest zu leiten und dort, 600 Kilometer jenseits
des nördlichen Polarkreises, in Europas bislang größter Anlage zu ver-
17
flüssigen. Das auf –163 °C herunter gekühlte Gas – im Wesentlichen flüssiges Methan – wird dann per Tanker zu Kunden in den USA, Frankreich und
Spanien transportiert.
Lindes Engineering Division erhielt vom Snøhvit-Konsortium unter
Führung von Statoil den Auftrag für das Engineering, die Beschaffung
und die Montageüberwachung dieser Anlage – eine Aufgabe, die in vieler Hinsicht Pionierarbeit bedeutete. Denn weder hatte Linde bis dato
eine derartige Groß-Anlage geliefert, noch konnten Auftraggeber und
Auftragnehmer anfänglich die großen Herausforderungen, die die klimatischen Gegebenheiten und der abgelegene Standort im nördlichsten
Teil Europas mit sich brachten, bis ins letzte Detail einschätzen.
Technologisches Neuland
Die Herausforderung begann bereits bei der Projektierung und Monta­
geplanung. Denn die wichtigsten Anlagenteile mussten wegen der ex­tremen klimatischen Bedingungen im Norden Norwegens in südlicheren
Regionen vormontiert werden. So entstand im südspanischen Cádiz die
so genannte Barge, ein stählerner Lastkahn mit einer neun Meter hohen
Bordwand, einer Länge von 154 Metern und einer Breite von 54 Metern.
Darauf brachten die Linde Ingenieure auf mehreren Etagen einen Großteil der notwendigen Aggregate unter, die zum Teil in Frankreich und Italien gefertigt worden waren.
Nachdem die 30 Meter hohe Anlagenkonstruktion montiert und seefest gemacht worden war, ging das Schiff mit einem Gesamtgewicht von
35.000 Tonnen auf die 2.700 Seemeilen (knapp 5.000 Kilometer) lange
Reise nach Hammerfest. In Nordnorwegen angekommen, zogen Spezialisten die Barge mit Hafenschleppern und zwei starken Seilwinden in
ihre Endposition in einem extra dafür ausgesparten Dock auf der Insel
Melkøya. Dort wurde sie auf Fundamentsockel aus Beton abgesenkt,
anschließend das Becken leer gepumpt und mit Kies aufgefüllt.
Bereits vor der Barge war das in Antwerpen vorgefertigte Herzstück
der LNG-Anlage auf dem Seeweg vor Hammerfest eingetroffen: eine 62
Meter hohe so genannte Coldbox (siehe Glossar). In dieser Coldbox findet der eigentliche Verflüssigungsprozess statt – die Abkühlung des Erdgases von +40 °C auf –163 °C.
Vor der Abkühlung des Gases in den Wärmetauschern muss das Erdgas in mehreren Schritten von Wasser, Kondensaten, Glykol, Quecksilber und Kohlendioxid gereinigt werden. Zum Schutz der Umwelt wird das
abgeschiedene CO2 komprimiert über eine Pipeline in separate Lagerstätten unter dem Meeresgrund abgeleitet.
Stark steigende LNG-Nachfrage
Nach rund sechsjähriger Bau-, Montage- und Erprobungszeit wurde die
Anlage inzwischen auf volle Leistung hochgefahren. Wenn, wie vorgese-
hen, im Jahr 2009 die volle Leistungsfähigkeit erreicht wird, werden jährlich
rund sechs Milliarden Kubikmeter verflüssigtes Erdgas verschifft – voraussichtlich 30 Jahre lang.
Statoil und das gesamte Snøhvit-Konsortium setzen auf einen stark
wachsenden Markt, der die Gesamtinvestitionen auf der Insel Melkøya
von rund 7,5 Mrd. EUR rentabel machen soll.
Laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris
wird die weltweite Nachfrage nach Erdgas bis 2020 jährlich um 3,5 Prozent wachsen. Dann dürfte Erdgas ein Viertel des weltweiten Energiebedarfs decken. Dabei wird LNG nach Angaben der Groupe International des Importateurs de Gaz Naturel Liquefie (GIIGNL) seinen Anteil
von derzeit rund einem Drittel allen gehandelten Erdgases auf mehr als
50 Prozent bis zum Jahr 2030 steigern. Die Lieferungen aus der Barentssee werden dazu maßgeblich beitragen. Der erste LNG-Tanker, die Arctic
Princess, verließ am 20. Oktober 2007 mit 145.000 Kubikmetern verflüssigtem Erdgas an Bord Hammerfest.
Der Bau von LNG-Tankern boomt
Dieser dynamische Anstieg der LNG-Nachfrage wirkt sich schon jetzt auf
den Bau zusätzlicher Spezialtankschiffe für LNG aus. Derzeit befahren rund
280 LNG-Tanker die Weltmeere, wobei der Großteil des LNG aus Lagerstätten in Algerien, Indonesien, Malaysia, Iran und Katar stammt. Schon 2015
sollen mehr als 400 LNG-Tanker unterwegs sein.
Moderne LNG-Tanker sind etwa 300 Meter lang und 50 Meter breit.
Ein durchschnittlicher Erdgasfrachter fasst rund 150.000 Kubikmeter verflüssigtes Erdgas – genug, um rund 34.000 Haushalte ein Jahr lang zu
versorgen.
Bislang dominierten Gastanker mit den bekannten kugelförmigen
Tanksystemen, Kvaerner-Moss-Typ oder Moss-Rosenberg-Sphärentank
genannt, den LNG-Transport. Die drei bis fünf Kugeltanks an Bord haben
einen Durchmesser von mindestens 40 Metern, die in Isolierschichten
verpackten Wände bestehen in der Regel aus vier Zentimeter dickem
Aluminium. Dank der Rundform sind diese Systeme in sich stabil.
Eine Alternative sind die neuesten Tankschiffe des so genannten Membrantyps. Deren Tanks füllen nahezu den gesamten Schiffsrumpf aus und werden aus dünnem, flexiblem Membranmaterial,
meist aus einer nur einen Millimeter starken Eisen-Nickel-Legierung –
Invar –, gefertigt. Invar hat die Eigenschaft, auch unter extremen
Temperaturbedingungen dehnungsstabil zu bleiben. Zwischen Rumpf
und Membran liegt eine Isolierschicht aus verschiedenen Materialien
wie Sperrholz oder Industrieschaum. Diese Isolierung schützt die stählerne Schiffswand vor der extremen Niedrigtemperatur des Tankinhalts
und sorgt zusammen mit der ebenfalls isolierenden Membran dafür, dass
sich das Gas während des Transports kaum erwärmt und nicht in großem
Maßstab verdunstet.
18
Linde Annual 2008 megatrends
Das Snøhvit-Projekt
Förderbare Reserven
193 Milliarden Kubikmeter Erdgas,
17,9 Millionen Kubikmeter Kondensate (leichtes Öl),
5,1 Millionen Tonnen NGL (Natural Gas Liquids)
Wassertiefe
250 bis 345 Meter
Fördereinrichtungen
Ferngesteuerte Unterseegeräte
Pipelines
143 Kilometer für den Gastransport zur Küste,
153 Kilometer für die Rückführung des Kohlendioxids in den Meeresuntergrund
Verarbeitungs-Anlage an Land
Melkøya vor dem Hafen von Hammerfest
Jährlicher Export
5,67 Milliarden Kubikmeter LNG,
500.000 bis 900.000 Kubikmeter Kondensate,
150.000 bis 250.000 Tonnen Flüssiggas (LPG)
Schiffstransporte
Rund 70 Betankungen pro Jahr
Produktionsperiode
2007 bis 2035
Lediglich 0,15 bis 0,2 Prozent des flüssigen Methans verdunsten täglich beim Transport. Dieses so genannte Boil-off-Gas wird zum Druckausgleich aus dem Tank abgeführt und meist als Treibstoff für den
Antrieb des Schiffes verwendet.
Gänzlich verhindern lassen sich Abdampfverluste also nicht, das
Gas kann aber mit modernster Technologie gesammelt und rückverflüssigt werden. Ein entsprechendes Verfahren hat die französische
Linde Tochtergesellschaft Cryostar entwickelt. Auf großen Schiffen
und langen Routen ist dieses Verfahren in Verbindung mit langsam
laufenden Dieselmaschinen anstelle des herkömmlichen Dampfturbinenantriebs nicht nur wirtschaftlicher, sondern wegen des geringeren CO2-Ausstoßes auch deutlich klimafreundlicher. Der energiesparende Rückverflüssigungsprozess bewährt sich bereits seit
dem Jahr 2008 in LNG-Tankern der Werft Samsung Heavy Industries. Diese modernen Membrantanker verfügen über ein maximales
Ladevolumen von 265.000 Kubikmetern und transportieren flüssiges
Erdgas von Katar in die USA.
Für die Zukunft gerüstet
Mit unserem führenden Know-how im Umgang mit Gasen und innovativen Anlagen und Verfahren zur Erdgasbehandlung leisten wir
einen wertvollen Beitrag zu einem breit gefächerten, klimafreundlichen Energiemix. Auf dieser Basis werden wir auch in Zukunft eine
maßgebliche Rolle bei der nachhaltigen Energieversorgung spielen
können.
Mit Europas größter Erdgasverflüssigungs-Anlage in Hammerfest
haben wir bewiesen, dass wir auch in großem Maßstab und unter
schwierigen klimatischen Bedingungen Anlagen dieser Art bauen
können.
Die Anlage in Hammerfest mit all ihren Einzelkomponenten – Gasturbinen und Generatoren zur Stromerzeugung, Pumpen, Wärmetauschern und Kompressoren – ist für Linde ein Referenzprojekt in einem
Wachstumsmarkt. Mit dem erfolgreichen Betrieb dieser Anlage haben
wir uns für weitere LNG-Großaufträge weltweit empfohlen.
19
01
04
02
03
05
01 Der Golfstrom sorgt dafür, dass das Klima trotz des Breitengrades vergleichsweise mild ist. Während die Temperaturen im Winter durchschnittlich bei –5 °C
liegen und für verschneite und vereiste Straßen sorgen, bleibt das Meer eisfrei.
04 Das Meer bestimmt noch immer die Wirtschaft rund um Hammerfest. Wichtigster Produktionszweig ist die Fischerei. Die LNG-Anlage hat darüber hinaus
rund 350 dauerhafte Arbeitsplätze für die Region geschaffen.
02 Damit die LNG-Tanker ihr wertvolles Gut aufnehmen und an den Bestimmungsort bringen können, sind spezielle Abfüll-Anlagen notwendig.
05 Blick vom so genannten oberen Deck auf das Kernstück der Anlage.
03 In Hammerfest geht zwischen dem 22. November und dem 21. Januar die
Sonne nicht auf. Wegen der langen Winternacht bekam die Stadt 1891 als eine
der ersten in Europa eine elektrische Straßenbeleuchtung.
Konzentriert, aber zufrieden: Rudolf
Stockmann (stehend) blickt einem
Kollegen in der Steuerungszentrale
der LNG-Anlage über die Schulter.
Die LNG-Produktion konnte im vergangenen Jahr schrittweise auf
die volle Kapazität gesteigert werden. Auch unser innovatives Verfahren
zur CO2-Abtrennung aus dem Erd­
gasstrom und die Verflüssigung und
Einspeicherung des CO2 in Forma­
tionen unter dem Meeresgrund wird
regelmäßig genutzt.
21
Interview mit: Rudolf Stockmann, Lead Process Engineer, Hammerfest, Norwegen
„Gute Zusammenarbeit im Team“
Herr Stockmann, welche persönlichen Überlebensstrategien haben Sie sich zurechtgelegt, um einen
langen und dunklen Winter nördlich des Polarkreises zu überstehen?
1 (Lacht) Zu meinem Survival-Gepäck gehören unbedingt Schuhe mit Spikes an den Sohlen, die man
hier auch überall kaufen kann. Die nasskalte Luft im Winterhalbjahr sorgt nämlich dafür, dass Wege
und Straßen durch den ständigen Wechsel zwischen Frost und Tauwetter oft spiegelglatt sind. Aber
ich bin ja ein alter Hase und daran gewöhnt: Schließlich bin ich von Anfang an, seit Oktober 2000,
dabei, seit Februar 2006 in Hammerfest. Und ich werde einer der Letzten sein, die hier gehen, wenn
im Winter 2009 unsere Mission beendet sein wird.
Wo haben Sie denn all die Jahre gewohnt?
1 Ich habe ein Appartement am Stadtrand von Hammerfest. Im Sommer ist das herrlich, wenn die
Sonne 24 Stunden lang nicht untergeht. Aber man muss während der Mittsommernacht diszipliniert
sein und irgendwann eben doch schlafen. Sonst verbringt man den Sommer in einem Zustand permanenter Übermüdung.
Was war die größte Herausforderung, die Sie im Zusammenhang mit dem Bau der Anlage zu
meistern hatten?
1 Erstens der Zeitdruck, zweitens die Qualitätsanforderungen unter diesem enormen Zeitdruck.
Was wir hier gemacht haben, ist komplettes Neuland: Mit unzähligen Überstunden, immer wieder ver­
schobenen Urlaubstagen und mit Schichten bis tief in die Nacht hinein in der Anlaufphase der Anlage.
Aber wir sind Schritt für Schritt vorangekommen – und das war sehr positiv und befriedigend.
Was werden Sie vermissen, wenn Sie wieder in Deutschland sind?
1 Die gute Zusammenarbeit im Team, mit den Kollegen unseres Kunden Statoil. So ein großes Projekt
schweißt zusammen. Wir haben gemeinsam nach Lösungen gesucht – auch wenn es richtig schwierig
war. Und dabei trotzdem immer einen Grund zum Lachen gefunden.
Wie stellt Linde sicher, dass das beim Bau der Anlage erworbene Wissen nicht verloren geht?
1 Wir haben alles penibel dokumentiert. Aber ein Großteil ist eben auch persönliche Erfahrung,
zum Beispiel das Anfahren der Anlage – trotz Hightech.
Wäre Linde in der Lage, noch größere LNG-Anlagen zu planen und zu bauen?
1 Mit der hier gesammelten Erfahrung: grundsätzlich ja. Aber die 150-Megawatt-Anlage, die wir hier
zur Verflüssigung des Erdgases haben, ist schon ein gewaltig großer Kühlschrank.
22
Linde Annual 2008 megatrends
megatrend energie
Unser Know-how bei der Verflüssigung von Erdgas ist nur eines von
vielen Beispielen, die zeigen, wie Linde dazu beiträgt, den global steigenden Energiebedarf nachhaltig zu decken. Mit einer Vielzahl von Anwendungen helfen wir, erneuerbare Energien wirtschaft-
3 Kohle
Kohle ist wieder ins Blickfeld gerückt, denn sie verfügt als Alternative zu Öl und Gas über großes Potenzial. Zum Beispiel kann auf dem
Wege der Kohleverflüssigung (Coal-to-Liquids, CTL) Kohle das Erdöl
selbst im Anwendungsbereich Kraftstoffe direkt ersetzen. Ein wichtiger Baustein für CTL-Projekte sind Gasreinigungs-Anlagen. Eine solche
Anlage bauen wir zum Beispiel für Shell in China.
lich nutzbar zu machen und fossile Rohstoffe effizienter zu fördern.
Denn eines ist sicher: Die fossilen Energieträger bleiben ein knappes
Gut und ihr Preis wird nach dem Ende der Wirtschaftskrise wieder
steigen.
Umwandlung von Deponiegas in umweltfreundliches Biogas. Daneben stellt Linde weltweit Technologien für die Verarbeitung, die Reinigung, den Transport und die Lagerung von Biogas zur Verfügung.
Gemeinsam mit der Süd-Chemie AG (München) entwickeln und vermarkten wir Anlagen für die Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Dabei wird Ethanol biotechnologisch aus zellulosehaltigen Pflanzenbestandteilen gewonnen.
3 Erdölförderung
Auch an neuen Verfahren zur Erdölförderung ist Linde beteiligt. Mit
zunehmender Ausbeutung lässt der Förderdruck in einem Ölfeld nach,
die Förderrate sinkt. Dieser Verlauf lässt sich beeinflussen – durch die
so genannte Enhanced Oil Recovery (EOR – siehe Glossar). Bei diesem Verfahren presst man unter anderem Gas ein, um den Rückgang
der Förderrate zu verzögern oder zu verringern. Beim so genannten
CO2- oder Stickstoff-Flooding werden abwechselnd Wasser und CO2
oder Stickstoff in das Reservoir gepumpt. Das unter hohem Druck eingeflutete Gas lässt sich aus dem produzierten Öl einfach abtrennen
und wieder in den Kreislauf führen. Linde unterstützt dieses Verfahren durch den Bau von Luftzerlegungs-Anlagen, die die erforderlichen
Mengen an Stickstoff produzieren. Ein herausragendes Beispiel für
unsere Aktivitäten in diesem Bereich ist die weltweit größte Luftzerlegungs-Anlage, die wir im Jahr 2000 am Golf von Mexiko in Betrieb
genommen und 2006 erweitert haben. Unser Kunde ist die staatliche Petroleos Mexicanos Coportivo (Pemex), die das Ölfeld Cantarell
erschließt.
3 Solarenergie
Das Thema Solarenergie entwickelt sich für Linde zu einem wichtigen Wachstumsmarkt: Wir liefern Spezialgase für die Hersteller
von Photovoltaikzellen und machen damit ihre Produktionsprozesse energieeffizienter und umweltfreundlicher (siehe Seite 24 ff.).
Zudem haben wir im Jahr 2007 mit der Akquisition des Schweizer
Anlagenbauers Bertrams Heatec AG unser Portfolio um Technologien für die Gewinnung von Solarenergie erweitert. Bertrams ist ein
führender Spezialist im Bau von Anlagen zur sicheren Übertragung
von Prozesswärme – zum Beispiel bei thermischen Solarkraftwerken. Im Gegensatz zu Photovoltaik-Anlagen konzentrieren thermische Solarkraftwerke das Sonnenlicht mit Spiegeln und erzeugen mit
der so gewonnenen Wärme (daher „thermisch“) in nachgeschalteten Dampfkreisläufen mittels Generatoren Strom. Eine Besonderheit
dieses Kraftwerkstyps ist die Möglichkeit der Wärmespeicherung: Am
Tag kann Sonnenwärme eingespeichert und nachts weiterhin Strom
erzeugt werden.
3 Biogas-Anlagen
Biogas-Anlagen werden zur Erzeugung von Strom und Wärme aus
erneuerbaren Energien immer wichtiger. Linde und das US-Unternehmen Waste Management Inc. bauen derzeit im Rahmen eines Joint
Ventures in Livermore (Kalifornien) die weltweit größte Anlage zur
3 Wasserstoff
Darüber hinaus tragen wir mit der konsequenten Weiterentwicklung
des umweltfreundlichen Energieträgers Wasserstoff zu einer Energieversorgung bei, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist (siehe Innovationen, Seite 36 f.).
23
Globaler Megatrend Energie – unser Beitrag zur Versorgungssicherheit
Wir leisten mit unseren Technologien einen Beitrag zur Versorgungssicherheit – und profitieren dabei vom globalen Mega­trend
Energie. Über die gesamten Wertschöpfungsketten erneuerbarer und fossiler Energieträger hinweg kommen unsere Verfahren
zum Einsatz. Wir intensivieren insbesondere unsere Aktivitäten im
Bereich der erneuerbaren Energien, sind aber auch an Pilotprojekten in Kohlekraftwerken zur Abtrennung, Reinigung und Speicherung von Kohlendioxid beteiligt, die inzwischen auch von der
Bundesregierung gefördert werden. Schließlich wird Kohle noch
auf lange Zeit als Energieträger unverzichtbar bleiben. Kraftwerke
müssen deshalb so umweltfreundlich wie möglich betrieben werden (für weiterführende Informationen verweisen wir auf den
Linde Corporate Responsibility Report 2008 mit dem Schwerpunkt­
thema „Clean Technologies“ – auch zum Herunterladen unter
www.linde.com).
Wertschöpfungskette Energie
Fossile Energieträger
Erneuerbare Energien
Rohstoffe
Solarenergie
Biomasse
Vorgelagerte
Prozesse
Umwandlung
Transport
Speicherung
Anwendungen
Thermische
Solarenergie
NF3- und
SF6 -Substitution
Nachhaltige Mobilität mit „grünem“ Wasserstoff
„Grüner“
Wasserstoff
Biogas,
Biokraftstoff
Betankung mit Biogas
Erdgas
Enhanced Gas
Recovery
LNG, Floating LNG,
GtL
Erdöl
Enhanced Oil
Recovery
Kraftstoffentschwefelung
Kohle
LNG-Rückver­flüssigung an Bord
Abtrennung, Reinigung und Speicherung von CO2 (CCS)
3 CO2-Recycling
Technische Gaseanwendungen,
u. a. für:
3 Emissions-
reduktion
3 Energie-
ersparnis
Innovationen
Durch kontinuierliche Forschung und die Weiterentwicklung erprobter Verfahren und Prozesse erschließen wir immer wieder neue Anwendungsbereiche für unsere Produkte und Dienstleistungen. Das
Spektrum reicht von Applikationen für den Gesundheitsbereich bis hin zur wachstumsstarken Photovoltaikindustrie. Dabei leisten unsere neuen Spezialgase und Gasversorgungssysteme einen Beitrag
zum Klimaschutz und garantieren die Betriebssicherheit in den Solarmodulfabriken.
Der Parque de Solar Arnedo in Spanien: Solarmodule, so weit das Auge reicht. Gerade in sonnenreichen Regionen lohnt es sich, Strom mit Hilfe von Solarzellen
zu erzeugen. Linde ist der größte Gaselieferant für die Photovoltaikindustrie weltweit – auch die Solarzellen dieses Solarparks im Süden der Iberischen Halb­
insel wurden mit Hilfe unserer Gase hergestellt. Spanien ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Solarmodule.
Industrie- und Elektronikgase sind
unverzichtbar für die Herstellung
von Solarzellen. Sowohl beim Auftragen der hauchdünnen Siliziumschichten als auch beim Reinigen
der Produktionskammern kommen
unsere Gase zum Einsatz – auch bei
T-Solar im spanischen Ourense.
Auf die Temperatur der Gase kommt
es an: Kühlaggregate sorgen dafür,
dass auch unter der spanischen
Sonne garantiert die richtige Gastemperatur für die Produktion der
Dünnschicht-Solarzellenmodule
herrscht. (Bild rechts)
Unser Know-how beim Einsatz von
Industrie- und Spezialgasen zur
Dünnschichtzellen-Produktion basiert
auf unseren Erfahrungen als Gase­
lieferant der Halbleiterhersteller
und LCD-Flachbildschirm-Produzenten. Der Fertigungsprozess der Solar­
module ist ähnlich komplex und
erfor­d ert reibungslose Abläufe,
damit eine hohe Qualität sicher­
gestellt ist.
30
Linde Annual 2008 innovationen
Innovationen. Ein Platz an der Sonne.
Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie
mittels großer Solar-Dünnschicht-Module
hat in den vergangenen Jahren einen technologischen Quantensprung erlebt. Insbesondere in Europa und Asien entstanden
hochmoderne Fabriken zur Herstellung
dieser Solarzellen, deren Produktion den Einsatz von Industrie- und
Elektronikgasen erfordert. Man benötigt die Gase sowohl zum Auftragen der hauchdünnen Siliziumschichten auf die bis zu 5,7 Quadratmeter großen Module, aber auch zum Reinigen der Produk­
tionskammern. Um den Wirkungsgrad der Solarmodule weiter zu
steigern, arbeitet Linde als weltweit größter Gaselieferant auf
diesem Gebiet mit den Kunden, den Anlagenbauern und der Wissenschaft eng zusammen.
Diese Zusammenarbeit umfasst mehrere Ebenen: Zum einen liefern
wir die Gase zur Herstellung der Photovoltaikmodule und zur Reinigung der Anlagen. Zum anderen beraten wir unsere Kunden bei der
Planung und dem Bau der Infrastruktur zur Gaseversorgung. Und
schließlich betreiben und warten wir auch die Versorgungssysteme
vor Ort. Dabei arbeiten wir eng mit den Solarmodulproduzenten
zusammen, aber auch mit den Herstellern der entsprechenden Produktions-Anlagen. Wir richten unser Versorgungskonzept dabei an
den jeweiligen Besonderheiten der Anlagen aus. Das Ziel ist stets das
gleiche: Wir wollen gemeinsam mit unseren Kunden die Technologie so weit entwickeln, dass sich die Energiegewinnung aus Sonnenkraft im Wettbewerb mit der Energieerzeugung aus nicht erneuerbaren Quellen behaupten kann.
Optimistische Prognosen sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
wie diesen selten: Um mindestens 30 Prozent, vermutlich sogar noch
stärker, werden die Umsätze mit Gasen für die Solarstromerzeugung
jährlich steigen, schätzen unsere Experten. Grundlage für diese Vorhersage ist das dynamische Wachstum der Photovoltaikindustrie,
insbesondere der Dünnschicht-Photovoltaik. Wir erwarten, dass die
Hersteller von Photovoltaikmodulen bereits ab dem Jahr 2012 mehr
Geld für Gase ausgeben werden als beispielsweise die Produzenten
von Flachbildschirmen. Und ab 2017 dürften sogar die Mikrochipher­
steller – bislang mit Abstand die größten Abnehmer von Elektronikund Spezialgasen – von der Photovoltaikindustrie überholt werden.
Diese Prognosen basieren auf der Annahme, dass die Solarenergie
weltweit weiter an Bedeutung gewinnt: zur Verringerung des Kohlen­
dioxidausstoßes, aber auch als Ersatz für die zur Neige gehenden
fossilen Rohstoffe. Die Unternehmensberatung Frost & Sullivan rechnet damit, dass sich bis zum Jahr 2012 die Umsätze der Solarzellen- und -modulhersteller von derzeit rund 7 Mrd. USD auf 16,4 Mrd.
USD erhöhen und damit mehr als verdoppeln werden. Voraussetzung
dafür sind weitere technologische Innovationen bei der Produktion
von Solarmodulen.
Seit sich die Dünnschichttechnologie als Verfahren zur Herstellung von großflächigen Solarmodulen in der Massenfertigung durchsetzen konnte, hat weltweit ein wahrer Wettlauf beim Aufbau von
Produktionskapazitäten begonnen. Ein Schwerpunkt liegt in Deutschland, aber auch in Südeuropa, Japan, China und Indien wurden Solarfabriken gebaut. Der angekündigte Richtungswechsel der neuen
US-Regierung in der Energiepolitik könnte zudem die USA zu einem
wichtigen Markt für Solarenergie werden lassen. An dieser dynamischen Entwicklung werden unsere Tochtergesellschaft Linde Nippon
Sanso und andere im asiatischen Markt präsente Konzerngesellschaften von Linde partizipieren. Wir sind bereits heute Marktführer im
Segment der siliziumbasierten Dünnschicht-Solarzellen (siehe Glossar) und Partner von nahezu allen Solarzellenherstellern der Welt.
Klimaneutrales Produktionsverfahren
Der Einsatz von Industrie- und Spezialgasen bei der Dünnschichtzellen-Produktion basiert auf den Erfahrungen von Linde als Gaselieferant der Halbleiterhersteller und der LCD-Flachbildschirm-Produ­
zenten. Auch hier wird bei der Fertigung Silizium (siehe Glossar)
unter Einsatz des Spezialgases Silan durch die so genannte chemische Gasphasenabscheidung auf ein Trägermaterial (Substrat) wie
Glas, Metall oder Keramik aufgebracht. Weil dabei auch die Produktionskammern mit Silizium benetzt werden, müssen sie nach jedem
Produktionsdurchlauf gereinigt werden. Diesen Part übernimmt herkömmlicherweise Stickstofftrifluorid (NF3) – ein Gas, das allerdings
klimaschädlich ist. Deshalb ersetzen wir NF3 schrittweise durch das
klimaneutrale Fluor (F2), das wir On-site produzieren. Diese Technologie beherrschen wir als einziger Gaseanbieter weltweit. Außerdem
kommen bei der Dünnschichtzellen-Fertigung auch Stickstoff und
Wasserstoff zum Einsatz.
Referenz-Anlage in Spanien
Linde hat inzwischen weltweit mehr als 20 Projekte für die Dünnschichtzellen-Produktion begleitet – von der Auftragsvorbereitung bis
zu Arbeiten an Erweiterungs-Anlagen. Ein herausragendes Beispiel ist
die Fertigungsstätte in Ourense (Spanien). Dort errichtete das Unternehmen T-Solar die erste spanische Fabrik für Dünnschicht-Solarzellen. Die Anlage nahm Mitte 2008 den Betrieb auf und produziert
Solarmodule, die mit Maßen von bis zu 2,2 mal 2,6 Metern (5,72 Qua­
dratmeter) fünfmal größer sind als konventionelle Solarzellenmodule
aus Siliziumwafern (siehe Glossar). Nach einer Anlaufphase wird
T-Solar in diesem Werk jährlich Module mit einer Gesamtleistung von
40 Megawatt herstellen und mit rund 190 Mitarbeitern mehr als 100
Mio. EUR umsetzen.
31
Als Partner der Solarwirtschaft arbeitet Linde in einem Netzwerk mit führenden Herstellern der Produktions-Anlagen sowie einschlägigen Forschungseinrichtungen
daran, die Leistung der Module und den Anlagendurchsatz weiter zu steigern, um Solarstrom noch wettbewerbsfähiger zu machen.
Linde hat zu dieser Anlage das so genannte Design für die Gaseversorgung, das Engineering und das Projektmanagement bis zur schlüsselfertigen Übergabe beigetragen. Zu den Versorgungseinrichtungen
zählen Gasetanks und Drucklufterzeuger, ein kilometerlanges Rohr­
leitungssystem, zahllose Ventile sowie zuverlässige Sicherheitsvorrichtungen. Diese umfassen beispielsweise 150 Gasdetektoren, die
ein unkontrolliertes Austreten der Gase verhindern.
Das Silan, das in der neuen Fabrik in Spanien verwendet wird,
beziehen wir derzeit noch von amerikanischen und asiatischen Vorlieferanten. Zukünftig werden wir T-Solar und andere Kunden in
Europa aus unserer neuen Anlage in Schwarze Pumpe (Deutschland)
versorgen.
In einer zweiten Ausbaustufe der Solarmodulfabrik in Ourense
wird Linde Stickstoff, Wasserstoff und voraussichtlich auch Fluor
On-site erzeugen. Fluor wird es dem Modulhersteller ermöglichen,
bei der Reinigung der Kammern das klimaneutrale F 2 anstelle des
umweltschädigenden NF3 zu verwenden.
Bei voller Produktionskapazität verlassen pro Stunde 20 Module
die Fabrik, die zunächst für den Bau von 16 Solarkraftwerken vorgesehen sind, die T-Solar derzeit im Süden Spaniens errichtet. Mit dem
Abschluss des zweiten Bauabschnitts in Ourense und dem Einsatz
neuer Produktions-Anlagen sollen die Module dann in der so genannten Tandemschicht-Technologie hergestellt werden. Dabei werden amorphes und mikrokristallines Silizium (siehe Glossar) in einer
Zelle vereint. Dieses Verfahren ermöglicht einen um bis zu 50 Prozent höheren Wirkungsgrad im Vergleich zu Modulen mit rein amorphen Zellen. Zudem senkt die Tandemschicht-Fertigung die Kosten
pro Watt und spart Energie.
Diese neue Produktionstechnik wird damit die Wirtschaftlichkeit der
Energieerzeugung aus Sonnenkraft weiter erhöhen und näher an die
so genannte Grid Parity (siehe Glossar) heranführen. Dies gilt insbesondere für Südspanien, wo die Gestehungskosten von Strom aus
Sonnenenergie – wie auch in anderen südlichen Regionen Europas –
auf Grund der starken Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen hohen Effizienz der Anlagen besonders günstig sind.
Zusammenarbeit für den Fortschritt
Um Solarstrom noch wettbewerbsfähiger zu machen, setzt Linde
auf die enge Zusammenarbeit mit allen Unternehmen der Solarwirtschaft, den führenden Herstellern der Produktions-Anlagen und den
einschlägigen Forschungseinrichtungen. „Das gemeinsame Ziel ist es,
in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden die Kosten pro Watt
zu halbieren. Hierzu können wir als Gaselieferant beitragen, indem
wir die Leistung der Module und den Anlagendurchsatz weiter steigern“, erklärt Andreas Weisheit, Leiter Geschäftsentwicklung Photovoltaik in Europa.
Gerade die Dünnschicht-Technologie habe noch erhebliches
Potenzial, die Produktivität weiter zu verbessern. Einer der weltweit
größten Hersteller der Produktions-Anlagen rechnet damit, dass die
großflächigen Module der jüngsten Generation die Kosten für die
Erzeugung von Solarstrom um bis zu 25 Prozent im Vergleich zu den
kleineren Modulen senken werden.
32
Linde Annual 2008 innovationen
Beispielhafte Großprojekte
Die Stadt der Zukunft: Masdar City
Um den Wirkungsgrad und die Kosteneffizienz weiter zu erhöhen,
formieren sich Allianzen aus Industrie, Forschungseinrichtungen und
Investoren – bei fast allen Projekten ist Linde dabei. So haben zum
Beispiel der Energiekonzern E.ON (Düsseldorf) und der Fassaden- und
Dachsystemehersteller Schüco (Bielefeld) das Gemeinschaftsunternehmen Malibu gegründet, das Photovoltaikmodule speziell für den
Bürofassadenbau fertigt. Das Werk in Magdeburg (Sachsen-Anhalt)
hat mit einer Jahreskapazität von 40 Megawatt im Herbst 2008 die
Produktion aufgenommen. Außerdem unterstützt Malibu mehrere
Forschungseinrichtungen in Deutschland und Europa mit dem Ziel,
den Wirkungsgrad der Anlagen weiter zu steigern. Unter anderem
soll dazu eine Stiftungsprofessur an der Universität Bielefeld bei­
tragen. Auch Linde bringt sein Know-how in diese Entwicklungsar­
beiten ein.
In Berlin nahm die Inventux Technologies AG Anfang Dezember 2008 die Produktion von großflächigen mikromorphen Dünnschicht-Solarmodulen auf. Das Unternehmen investierte in einem
ersten Schritt rund 49 Mio. EUR. Jährlich sollen dort Solarmodule mit
einer Kapazität von 33 Megawatt hergestellt werden. Das entspricht
275.000 Modulen und damit in etwa einer Fläche von 60 Fußball­
feldern. Linde hat auch für diese Anlage die komplette Gaseinfrastruktur und -versorgung geliefert. Inventux will die DünnschichtPhotovoltaikmodule zunächst in Deutschland und Spanien, danach
auch in Italien, Frankreich, Griechenland und den USA verkaufen.
Darüber hinaus ist Linde am Bau einer Photovoltaik-Produktionslinie des schweizerischen Anlagenbauers Oerlikon Solar für die italienische Pramac-Gruppe beteiligt. Das Werk entsteht im Schweizer
Kanton Tessin und nimmt 2009 die Fertigung auf. In der Anfangsphase ist die Herstellung von 250.000 Modulen mit einer Leistung
von 30 Megawatt im Jahr vorgesehen. Bis zum Jahr 2011 soll die
Kapazität 120 Megawatt erreichen. Die Module können wie Fenster
montiert und auch zur Gebäudeverkleidung eingesetzt werden.
In eine völlig neue Dimension will das Solarprojekt Masdar PV vorstoßen: Die 100-prozentige Tochtergesellschaft der Abu Dhabi Future
Energy Company (ADFEC) errichtet zurzeit in Erfurt (Thüringen) für 150
Mio. EUR ein Werk zur Herstellung von Dünnschicht-Solarzellen, das
im dritten Quartal 2009 in Betrieb gehen soll. Die Produktionskapazität ist zunächst auf eine Jahresleistung von 50 Megawatt aus­gelegt
und soll bis 2010 weiter steigen. Das ehrgeizige Ziel der Gesellschaft
ist es, bis zum Jahr 2013 zu einem der drei größten Produzenten von
Dünnschicht-Photovoltaikzellen weltweit aufzusteigen. Unser Tochterunternehmen Linde Nippon Sanso übernimmt auch hier die Belieferung mit allen Industrie- und Spezialgasen, das Design und die
Installation der Gaseversorgung und -verteilung sowie den Betrieb
und die Wartung der Systeme mittels eines „Total Gas Management“Teams vor Ort.
Masdar PV ist Teil der Masdar-Initiative, mit der das Emirat Abu
Dhabi insgesamt 15 Mrd. USD in den Aufbau von Masdar City investieren will – der ersten CO2-freien, autofreien und abfallfreien Solarindustriestadt der Welt, in der bis zu 50.000 Menschen leben sollen. Der
Grundstein für Masdar City wurde im Februar 2008 gelegt. Seither
haben sich auch am Persischen Golf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und damit die Voraussetzungen für Investitionen in
ambitionierte Projekte verschlechtert. Doch die Golfstaaten halten
an ihrem Ziel fest: Sie wollen auch jenseits von Erdöl und Erdgas
eine Zukunft gestalten – Linde gestaltet diese Zukunft aktiv mit.
33
01
04
02
03
05
01 Spaniens erste Fabrik für Dünnschicht-Solarzellen ging Mitte des Jahres 2008
in Ourense in Betrieb. Die hier von T-Solar hergestellten Module sind bis zu
fünfmal größer als konventionelle Solarzellenmodule aus Siliziumwafern.
Stickstoff, Wasserstoff und das klimaneutrale Fluor (F2) kommen bei der Fertigung zum Einsatz.
03 Es gibt viel zu tun: 16 Solarkraftwerke will T-Solar allein im Süden Spaniens
errichten. Die Module der nächsten Generation werden über einen noch höheren Wirkungsgrad verfügen.
02 High-Techmaschinen zur Herstellung der Solarpanels: Für das hochkomplexe
Verfahren werden aus dem darunterliegenden Kellerbereich Gase von Linde in
die Anlage eingespeist.
05 Die Kraft der Sonne nutzen: 2,2 mal 2,6 Meter messen die Solarmodule, die in
Ourense gefertigt werden.
04 Das T-Solar-Kraftwerk in Parque de Solar, Arnedo, Spanien.
Als eine der ersten Anlagen in
Europa zur Dünnschichtmodul-Produktion stößt die Fabrik in Ourense
auf großes Interesse. Alexandre
Lemée, Sales Manager von Linde
Nippon Sanso, verweist auf die
Stärken von Linde als Gaselieferant:
Zuverlässigkeit und langfris­tige
Preisgarantien sind entscheidend
für eine Technologie, bei der sich
die Kosten für Gase auf rund 15
Prozent der gesamten Herstellungskosten belaufen.
35
Interview mit: Alexandre Lemée, Sales Manager von Linde Nippon Sanso in Spanien
„Großes Marktpotenzial in Spanien“
Herr Lemée, welche Aufgaben haben Sie als Sales Manager?
1 Ich bin für die reibungslose Zusammenarbeit mit unseren wichtigsten Kunden verantwortlich.
Zurzeit kümmere ich mich vor allem um T-Solar. Gemeinsam mit unserem Team vor Ort sorge ich dafür,
dass wir alle vereinbarten Leistungen verlässlich und in höchster Qualität erbringen. Natürlich ver­
suche ich, darüber hinaus auch das Neukundengeschäft weiter anzukurbeln.
Die Anlage in Ourense gilt als Referenzprojekt für weitere Aufträge für Linde aus der Solarenergie­
branche. Wie ist das Interesse auf dem Markt?
1 Seit die Anlage im Juni 2008 den Betrieb aufgenommen hat, hatten wir tatsächlich eine ganze
Reihe interessierter Besuchergruppen. Zu Beginn der Produktion gab es ja in Europa kaum eine
vergleichbare Fabrikation von Dünnschichtmodulen, die man sich hätte ansehen können.
Waren denn auch potenzielle Kunden darunter?
1 Das Interesse an der Dünnschichttechnologie ist sehr groß. Wir hoffen, bald einen ähnlichen Auftrag zu erhalten wie den von T-Solar.
Wie beurteilen Sie das Marktpotenzial in Spanien?
1 Spanien ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Solarmodule. Wir hatten im vergangenen
Jahr eine Reihe von Anfragen, darunter auch von Investoren, die sich naturgemäß nach der Rendite
solcher Anlagen erkundigten. Aber der Markt spielt nicht mehr verrückt, die Finanzkrise hat auch für
eine gesunde Bereinigung gesorgt. Bei den ernsthaften Interessenten handelt es sich um branchenkundige Investoren mit einem soliden finanziellen Background. Wir schätzen das Marktpotenzial für
Dünnschicht-Anlagen in Spanien auf etwa 500 Megawatt (installierte Leistung derzeit: 45 Megawatt,
Anm. d. Red.).
Welche Stärken kann Linde ins Feld führen, um als Gaselieferant bei dieser Marktentwicklung mit
von der Partie zu sein?
1 Viel Erfahrung, absolut zuverlässige Gaselieferungen und längerfristige Preisgarantien. Das ist
sehr wichtig, weil gerade bei der Dünnschichttechnologie die Kosten für die Gase 10 bis 15 Prozent
der gesamten Produktionskosten ausmachen.
36
Linde Annual 2008 innovationen
INNOVATIONEN
Die Einsatzmöglichkeiten von Industriegasen sind noch lange nicht
ausgeschöpft. Viele unserer Neu­entwicklungen zielen auf den wachsenden Markt für Umwelt- und Energietechnologien. So arbeiten
wir beispielsweise in engem Schulterschluss mit unseren Industrie-
partnern an Lösungen für eine umweltfreundlichere Produktion von
Elektrizität und Kraftstoffen. Zudem sind wir an der Entwicklung der
wesentlichen Verfahren für so genannte emissionsfreie Kraftwerke
beteiligt.
3 Kooperation zur Erprobung des Oxyfuel-Verbrennungsverfahrens
Linde und die Vattenfall Europe Technology Research GmbH, ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns Vattenfall, haben im September
2008 eine umfassende Technologiepartnerschaft zur Kohlendioxidabtrennung in Kohlekraftwerken vereinbart. Ziel der Kooperation ist
es, das so genannte Oxyfuel-Verbrennungsverfahren für Braun- und
Steinkohle zu erproben und die Technik zur späteren Anwendung in
Großkraftwerken zu entwickeln. Die Untersuchungen werden an der
Forschungs-Anlage für ein Kohlekraftwerk mit Kohlendioxidabscheidung in Schwarze Pumpe in der Lausitz (Brandenburg, Deutschland)
durchgeführt, das Vattenfall kürzlich in Betrieb genommen hat. Für
dieses Pilotkraftwerk hat Linde eine Luftzerlegungs- und eine Kohlendioxidverflüssigungs-Anlage errichtet. Linde unterstützt Vattenfall im
Rahmen der Technologiepartnerschaft mit einer umfangreichen wissenschaftlich-technischen Begleitung während der ersten Versuchsphase bis Ende 2011.
3 Das erste Zero Emission Ship auf Alster und Elbe
In Hamburg hat Linde im Rahmen der Zemships-Initiative die weltweit erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Passagierschiffe eröffnet. Zemships ist ein von der EU unterstütztes Projekt zur
Förderung von Wasserstoff als Treibstoff für Schiffe. Die ZemshipsTankstelle versorgt das so genannte Zero Emission Ship mit gasförmigem Wasserstoff. Das mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebene
Fahrgastschiff kann bis zu 100 Passagiere auf der Alster und der Elbe
befördern. Zur Betankung wird bei einer Temperatur von –253 °C flüssig gelagerter Wasserstoff in einem Verdampfer in gasförmigen Wasserstoff umgewandelt und dann in einem zweistufigen Verdichtersystem auf bis zu 450 bar komprimiert. Die komplette Tankstelle wurde
von Linde geplant und gebaut.
3 Einweihung der ersten Wasserstoff-Tankstelle in Brüssel, Belgien
Als einer der weltweit größten Hersteller von Wasserstoff-Anlagen
verfügt Linde über die gesamte Technologiepalette, die für eine funktionierende Wasserstoff-Wertschöpfungskette benötigt wird – von der
Erzeugung bis zur Betankung. So haben wir zum Beispiel im Berichtsjahr gemeinsam mit dem Mineralölkonzern Total und dem Flämischen
Ministerium für Wirtschaft, Unternehmen, Wissenschaft, Innovation
und Außenhandel die erste Wasserstoff-Tankstelle Belgiens in Brüssel
eingeweiht. Die Technologie zur Speicherung des tiefkalten, flüssigen
Wasserstoffs sowie das Betankungssystem wurden von Linde entwickelt. Die an der Autobahn in Richtung Paris gelegene Total-Tankstelle ist als Teil einer Partnerschaft zwischen BMW und Total gebaut
worden. Nahezu alle weltweit existierenden Tankstellen mit FlüssigWasserstoff wurden mit Betankungstechnik von Linde ausgerüstet.
3 Heliumkältesystem für CERN
Auch an einem weltweit herausragenden Wissenschaftsprojekt war
Linde im vergangenen Jahr beteiligt: 2008 wurden zum ersten Mal
Protonen in dem unterirdischen Ring des Large Hadron Collider (LHC)
des CERN (siehe Glossar) bei Genf (Schweiz) nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Das dafür erforderliche Heliumkältesystem wurde von unserer Tochtergesellschaft Linde Kryotechnik AG mit
Sitz in Pfungen (Schweiz) konstruiert, gebaut und installiert. Für seine
hervorragenden Leistungen ist die Linde Kryotechnik AG bereits im
Jahr 2003 vom CERN-Management mit dem „Golden Hadron Award“
ausgezeichnet worden. Der Betrieb und die Wartung der Anlagen
werden von den schweizerischen Tieftemperaturexperten gemeinsam mit zwei weiteren Unternehmen im Konsortium gewährleistet.
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Ein Team von Erfindern
Für einen Technologiekonzern wie The Linde Group ist zielgerichtete Forschung und Entwicklung eine wichtige Voraussetzung
dafür, im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu
können. Um unsere Innovationskraft weiter zu stärken, haben wir
im Geschäftsjahr 2008 mehr als 100 Mio. EUR für Forschung und
Entwicklung ausgegeben. Ein Beispiel für die stetig wachsende
Bedeutung, die wir der systematischen Innovationsförderung im
Konzern beimessen, ist der Linde Group Inventors’ Club. Dieses
Forum dient seit 2005 dazu, im Unternehmen weltweit Kreativität
und neue Ideen zu fördern. Dabei werden jeweils die zehn besten Patente, die während eines Kalenderjahres angemeldet werden, mit Preisen in den Kategorien „Technologische Innovation“
und „Innovation mit dem höchsten finanziellen Nutzen“ ausgezeichnet.
1 Mitarbeiter vor einem CO2-Speichertank am Kohlekraftwerk in Schwarze
Pumpe: Wir liefern zahlreiche Komponenten für die Pilot-Anlage, die den
CO2-Ausstoß minimieren soll.
1 Betankung mit Wasserstoff: Nahezu alle weltweit existierenden H2-Tankstellen haben wir mit innovativer Linde Technologie ausgerüstet.
1 Energie aus Stroh: Wir entwickeln Verfahren, mit denen sich umweltfreundliches Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen lässt.
1 Kältemaschine für den Urknall: Kryotechnik von Linde kühlt am CERN bei
Genf den leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger weltweit.
1 Gase für die Medizin: Wir entwickeln neue Therapieformen bei Atemwegserkrankungen, die vielen Menschen das Leben erleichtern.
1 Hochofen in einem Walzwerk: Unsere REBOX® -Technologie spart Energie
und reduziert umweltschädliche Emissionen.
Wachstumsmärkte
Es ist unser erklärtes Ziel, nachhaltig und ergebnisorientiert zu wachsen. Eine starke Präsenz in den so
genannten Emerging Markets ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Vor allem in dynamisch wachsenden Märkten wie China, Indien, den Öl und Gas fördernden Ländern des Mittleren Ostens, aber auch in
Lateinamerika, den osteuropäischen Staaten und in Russland verfügt Linde über eine starke Stellung –
und damit über eine solide Basis für eine positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Denn gerade
diese Regionen haben einen steigenden Bedarf an technischen Gasen und entsprechenden Anlagen
für die Petrochemie, die Stahl-, Elektronik- und Solarenergieindustrie sowie für den Klimaschutz.
Eine Region im Aufbruch: In Ningbo, der zweitgrößten Hafenstadt Chinas, baut die Linde Group einen der weltweit größten Industriegase-Cluster auf. Gleich
an mehreren Orten der Stadt an der Jangtse-Mündung entstehen neue Anlagen und Industrieparks, die das umfangreiche Leitungsnetz und die großzügig ausgebaute Infrastruktur der aufstrebenden Metropole nutzen. Gleichzeitig entstehen Arbeitsplätze. Schon heute beschäftigt Linde rund 2.500 Mitarbeiter in
der Region Greater China – Tendenz steigend.
Wir bieten unseren Kunden aus den
unterschiedlichsten Branchen in
Ningbo einen maßgeschneiderten
Service an, so zum Beispiel für Formosa Heavy Industries, einen Kunststoffproduzenten im Distrikt Beilun:
Wir versorgen Formosa über Pipelines und Flaschen zuverlässig mit
unseren Industriegasen.
Ningbo Iron & Steel Co., Ltd., größter Eisen- und Stahlhersteller der
Region Ningbo, wird bereits seit
dem Jahr 2007 aus zwei Luftzerlegungs-Anlagen von Linde mit Sauerstoff und Stickstoff versorgt. In den
Jahren 2007 und 2008 haben wir
drei neue Verträge zur On-site-Gase­
versorgung mit Ningbo Iron & Steel,
Ningbo Wanhua Polyurethane und
der Hanwha Chemical Corporation
(HCC) abgeschlossen: Linde wird
in dem aufstrebenden Industrie­
standort am Jangtse-Delta drei weitere Luftzerleger errichten und hierfür rund 110 Mio. EUR investieren.
44
Linde Annual 2008 wachstumsmärkte
Wachstumsmärkte. Gut positioniert –
besonders in aufstrebenden Regionen.
Im ostchinesischen Ningbo, einer im Vergleich zu Schanghai weniger bekannten Wirtschaftsmetropole, baut Linde einen der
weltweit größten Industriegase-Cluster auf.
Schon jetzt versorgen wir Großkunden aus
der Petrochemie, der Stahlindustrie und der
Metallverarbeitung aus On-site-Anlagen und über Pipelines. Bald
werden insgesamt fünf leistungsstarke Luftzerleger und ein weit verzweigtes Leitungsnetz eine integrierte Gaseinfrastruktur bereitstellen, von der zahlreiche Unternehmen in den drei prosperierenden
Industrieparks von Ningbo profitieren können.
Einen besseren Ort hätte die Linde Group kaum auswählen können,
um eines ihrer größten Zentren für Industriegase aufzubauen: Ningbo,
die zweitgrößte Hafenstadt Chinas, nur wenige Autostunden südlich von Schanghai gelegen, bietet nämlich in seinen drei weitläufigen Industrieparks nicht nur eine Vielfalt dynamischer Unternehmen
unterschiedlicher Industriezweige, sondern auch eine großzügig ausgebaute Infrastruktur.
Investitionsmagnet
Mit Wachstumsraten von regelmäßig mehr als 10 Prozent seit Gründung der ersten Sonderwirtschaftszone im Jahr 1984 stieg das Bruttoinlandsprodukt Ningbos bis zum Jahr 2007 auf umgerechnet mehr
als 34 Mrd. EUR; im Jahr 2010 sollen es gemäß der elften Fünfjahres­
richtlinie der Provinzregierung rund 45 Mrd. EUR sein. Zur Jahresmitte 2008 besaßen 1.400 ausländisch finanzierte Unternehmen eine
Ansiedlungsgenehmigung.
Kein Wunder also, dass Ningbo nicht nur innerhalb der Region
Greater China für Linde zu den wichtigsten Wachstumsmärkten zählt.
Gesamtinvestitionen von bislang mehr als 180 Mio. EUR unterstreichen diese Bedeutung und machen Linde zu einem der größten Auslandsinvestoren in Ningbo.
In der gesamten Großregion China ist Linde zurzeit mit rund 50
eigenen Tochtergesellschaften und Joint Ventures sowie mit mehr als
100 Anlagenstandorten in den wichtigen Industriezentren des Landes vertreten und beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter. Damit ist Linde
in dieser Region das größte Gase- und Engineering-Unternehmen.
Dynamische Wachstumsregionen
Die Region Greater China hat sich innerhalb von nur zwei Jahrzehnten
zu einem der für Linde weltweit wichtigsten Märkte entwickelt und
wird auch künftig zu den Investitions- und Wachstumsschwerpunkten zählen. Doch auch andere Weltregionen tragen wesentlich zum
Wachstum des Unternehmens bei. Zu den trotz der Wirtschaftskrise
nach wie vor dynamischen Regionen gehören – neben China – die
Erdöl und Erdgas fördernden Länder des Mittleren Ostens, die aufstrebenden Staaten Osteuropas, Russland, die Türkei sowie Südostasien
mit Ländern wie Indien, Singapur, Malaysia und Vietnam.
Unsere starke Präsenz in diesen Märkten ist auch eine Folge des
Zusammenschlusses mit BOC. Denn auf dem Gasemarkt verfügte
BOC traditionell in Asien und Afrika über eine herausragende Stellung, Linde hingegen in Südamerika und Osteuropa. Die Bündelung
der Kräfte führte dazu, dass das neu aufgestellte Unternehmen, The
Linde Group, sowohl in Greater China als auch in Süd- und Südostasien, Südafrika, dem Mittleren Osten und Osteuropa zum führenden
Gaseanbieter aufgestiegen ist und in Südamerika Rang zwei belegt –
kurzum: In allen wichtigen Emerging Markets wurden absolute Spitzenplätze erreicht.
Mit seinen hoch entwickelten Technologien zur Gaseproduktion
sowie mit der zuverlässigen Versorgung seiner Kunden mit technischen, medizinischen und Spezialgasen unterstützt Linde darüber
hinaus die Schwellenländer in Lateinamerika dabei, den Anschluss
an die etablierten Industrienationen zu finden. Die Linde Group ist
nunmehr in nahezu 100 Ländern mit einer breiten Leistungs- und
Produktpalette präsent – mit eigenen Anlagen zur Gaseversorgung
von Industriebetrieben und Unternehmen des Gesundheits­wesens,
mit Ingenieurleistungen und Verfahrenstechnologie sowie mit
Dienstleistungen für die unterschiedlichsten Gaseanwendungen.
Diese 100 Länder repräsentieren rund 90 Prozent des global erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukts. In 46 der 70 bedeutendsten Länder dieser Gruppe ist Linde Marktführer, in zehn weiteren Staaten
die Nummer zwei.
Auch unsere Engineering Division ist weltweit vertreten: In rund
100 Ländern haben unsere Experten bisher mehr als 4.000 Anlagen projektiert und gebaut. Das Spektrum umfasst Luftzerlegungs-,
Olefin-, Synthesegas-, Wasserstoff-, Adsorptions- und Erdgas-Anlagen. Diese Erfolgsgeschichte wird auch dann fortgeschrieben werden, wenn die Rohstoffpreise infolge der Wirtschaftskrise für mehrere Jahre im Keller bleiben sollten. Denn der langfristige globale
Megatrend Energiesicherheit bleibt intakt: Spätestens dann, wenn
die Schwellenländer wieder stärkere Wachstumsraten verzeichnen,
steigt auch ihre Nachfrage nach Energie wieder an.
45
Greater China mit dem Gase-Cluster Ningbo
In China hat Linde seit Mitte der 1960er Jahre mehr als 150 Anlagen
errichtet, überwiegend zur Wasserstoff-Erzeugung und zur Luftzerlegung. Dazu kommen Anlagen für das so genannte Gas Processing
(siehe Glossar) und die Petrochemie sowie Anlagen zur Wasseraufbereitung und zur Entschwefelung von Erdöl. Lindes gesamte Investitionen in China addieren sich inzwischen auf deutlich mehr als
553 Mio. EUR.
Mit der strategischen Entscheidung, in den Industrieparks des
Ballungsgebiets Ningbo eine zentrale Rolle bei der Gaseversorgung
der dort dynamisch wachsenden Firmen zu übernehmen, hebt Linde
sein Engagement in China auf ein neues Niveau. Wir werden in dieser Zone an der hoch industrialisierten Ostküste des Chinesischen
Meeres nördlich und südlich der Jangtse-Mündung einen der weltweit größten Gase-Cluster formen und die Unternehmen vor Ort
über eine lückenlose Infrastruktur aus On-site-Anlagen, Pipelines,
Tanks und Flaschengasen beliefern.
Lagerhaltung und chemische Grundstoffproduktion die Vorteile des
Tiefseehafens, und in Zhenhai betreibt der Mineralöl- und Erdgaskonzern SINOPEC (China Petroleum & Chemical Corporation) den größten
Erdölraffinerie- und Ethylenkomplex Chinas. In diesem Umfeld haben
sich mittlerweile weitere Chemieunternehmen angesiedelt.
Zu den Großinvestoren im Cluster Ningbo zählen auch die CNOOC
(China National Offshore Oil Corporation), der drittgrößte Mineralölkonzern Chinas, Ningbo Steel, der größte Stahlproduzent der Provinz
Zhejiang, Formosa Plastics Group, Ningbo Wanhua Polyurethane,
Hanwha Chemical Corporation und Mitsubishi Chemicals.
„Alle diese Industrien benötigen große Mengen Industriegase –
ein enormes Potenzial für Linde, das wir systematisch nutzen werden“, erklärt Josef Weber, Projektleiter bei Linde Engineering: „Wir
werden dazu beitragen, dass Linde das Ziel, die Wirtschaftsregion
Ningbo bis zum Jahr 2012 zum wichtigsten Zentrum für Industriegase
in China zu entwickeln, planmäßig erreicht.“
Ausbau in großen Schritten
happy city
Ningbo, die Metropole im Jangtse-Mündungsgebiet mit ihren rund
5,5 Millionen Einwohnern, zählt zu den zehn „Happiest Cities“, den
glücklichsten Städten Chinas. Das entschieden 2008 mehr als drei
Millionen Teilnehmer einer landesweiten Umfrage. Bewertet wurden
vor allem die Kriterien Beschäftigung, Einkommen, Wohnen, Umwelt
und Bildung. Ein subtropisches Klima, landschaftliche Reize an der
Küste und im bergigen Hinterland sowie ein reiches kulturelles Erbe
machen Ningbo am östlichen Rand der bevölkerungsreichen Provinz
Zhejiang (rund 47 Millionen Einwohner) zusätzlich attraktiv. Zu den
touristischen Attraktionen zählen die 36 Kilometer lange Brücke über
die Hangzhou Bay, die die Wirtschaftszentren Ningbo, Hangzhou und
Schanghai auf kürzestem Weg verbindet, aber auch historische Stätten
wie der 1.000 Jahre alte Baoguo-Tempel, etwa 13 Kilometer außerhalb des Zentrums von Ningbo, oder die geschichtsträchtigen Befestigungs-Anlagen beiderseits der Mündung des Flusses Yong­jiang.
Breites Kundenspektrum
In den drei Industrieparks von Ningbo ist – mit unterschiedlichen
Schwerpunkten – ein breites Spektrum von Branchen versammelt:
In Beilun, dem mit 20 Jahren ältesten Industriegebiet Ningbos, konzentrieren sich die Metallverarbeitung, die Elektronikindustrie und
Zulieferer, Daxie nutzt mit der Fokussierung auf die Petrochemie,
Wichtige Teilziele auf diesem Weg hat Linde binnen weniger Jahre
dank der engen Zusammenarbeit zwischen der Gases Division und der
Engineering Division bereits erreicht: Unsere im Jahr 2004 gegründete 100-prozentige Tochtergesellschaft Linde Gas Ningbo schloss
noch im selben Jahr einen ersten Vertrag mit Ningbo Steel zum Bau
von zwei On-site-Luftzerlegungs-Anlagen mit einer Gesamtleistung
von 42.000 Normkubikmetern Sauerstoff und 40.000 Normkubikmetern Stickstoff pro Stunde (Nm3/h) zur langfristigen Versorgung des
Stahlwerks ab. Im Jahr 2005 folgte eine Liefervereinbarung mit der
Formosa Plastics Group zur Versorgung der Produktionsstätte in Beilun.
2006 begann Linde mit dem Bau einer Gas-Pipeline, die Zhenhai mit
Beilun verbindet und den Chemiepark Zhenhai exklusiv mit Indus­
triegasen versorgt.
Im Oktober 2007 haben wir mit dem chinesischen Chemieunternehmen Ningbo Wanhua Polyurethane vereinbart, seine Groß-Anlagen zur Produktion von Diphenylmethandiisocyanat (MDI – siehe
Glossar) in Ningbo mit Sauerstoff und Stickstoff zu versorgen. Der
Auftrag umfasst den Bau von zwei Luftzerlegungs-Anlagen mit
einer Kapazität von je 40.000 Nm3/h, die unsere Engineering Division er­r ichtet, sowie eine 30 Kilometer lange Pipeline zwischen
den Industrieparks Beilun und Daxie. Wanhua ist das einzige chinesische Unternehmen, das über das technische Know-how für die
Produktion von MDI verfügt. Dieses Zwischenprodukt dient der
Herstellung von Polyurethan (siehe Glossar).
Die Kooperation zwischen Linde und Wanhua ist mit Investitionen von rund 92 Mio. EUR verbunden – und stellt damit die bisher
größte Einzelinvestition von Linde in China dar. Die neuen Luftzerle-
46
Linde Annual 2008 wachstumsmärkte
gungs-Anlagen werden neben Wanhua auch Ningbo Steel mit Gasen
beliefern. Dazu kommen 16.000 Nm3 flüssiger Stickstoff und Sauerstoff pro Stunde sowie die Edelgase Krypton und Xenon, die wir für
den freien Markt produzieren.
Integrierter Verbund
Den jüngsten Auftrag in Ningbo erhielt Linde im Oktober 2008, wiederum von Ningbo Steel, zum Bau eines dritten On-site-Luftzerlegers
für die Versorgung des erweiterten Stahlwerks im Industriegebiet Beilun. Die Anlage wird ab Ende 2009 zusätzlich 21.000 Nm3/h liefern.
Außerdem haben wir im Berichtsjahr einen Liefervertrag mit der
koreanischen Hanwha Chemical Corporation (HCC) geschlossen. Dieses Petrochemieunternehmen errichtet auf der Insel Daxie eines der
weltweit größten Werke zur PVC-Herstellung. Die neue Fabrik soll im
Jahr 2010 den Betrieb aufnehmen. Linde wird dann das Werk in der
ersten Phase mit bis zu 8.250 Nm3 Sauerstoff und 2.000 Nm3 Stickstoff pro Stunde versorgen. Die Gase kommen per Rohrleitung aus
den zwei Luftzerlegungs-Anlagen, die wir derzeit für unseren Kunden Ningbo Wanhua Polyurethane auf dessen Betriebsgelände in
Daxie errichten.
01 Die Linde Group hat allein im Großraum Ningbo mehr als 180 Mio. EUR investiert.
02 Linde hat im Jahr 2008 zwei neue Verträge zur On-site-Gaseversorgung der
Unternehmen Ningbo Iron & Steel und Hanwha Chemical Corporation abgeschlossen.
03 Ein umfangreiches Leitungsnetz transportiert unsere Industriegase zu den Einsatzorten in der Region Ningbo.
Ab dem Jahr 2010 wird Linde somit in Ningbo fünf LuftzerlegungsAnlagen betreiben. Bis dahin werden wir auch noch eine Anlage zur
Reinigung der Edelgase Krypton und Xenon bauen, die erste ihrer Art
für Linde Gas in China.
Mit den neuen Projekten entsteht in Ningbo bis 2010 ein weit reichender Verbund verschiedener Industrieunternehmen: HCC bezieht
für seine PVC-Produktion den Rohstoff von Wanhua, das dort MDI
herstellt. Beide Unternehmen versorgt Linde Gas Ningbo aus den
Luftzerlegern für Ningbo Steel und Wanhua mit den notwendigen
Gasen.
Zur engen Verbindung von Gaselieferanten und Kunden wird
auch ein erweitertes Pipeline-Netz beitragen. Neben der neuen,
30 Kilometer langen Rohrleitungsverbindung zwischen Beilun und
Daxie planen wir eine weitere Pipeline zwischen Beilun und dem
Chemiepark Zhenhai. Bis 2010 soll diese rund 42 Kilometer lange
Sauerstoff-Rohrleitung fertig gestellt sein und weitere, neue Kunden
versorgen.
Mit diesen strategischen Investitionen im gesamten Ningbo-Cluster sichern wir unsere Position als führender Gaselieferant in einem
dynamischen Wachstumsmarkt.
04 Tradition und Moderne existieren in Ningbo City ganz selbstverständlich
nebeneinander. Die wirtschaftlich prosperierenden Metropolen üben eine
große Anziehungskraft auf die Landbevölkerung der ärmeren Provinzen aus.
05 Blick auf den Standort von Linde im Distrikt Beilun.
06 Im Jahr 2010 wird Linde täglich 800 Tonnen Stickstoff, Sauerstoff und Argon
für Industriekunden herstellen sowie zusätzlich die Edelgase Krypton und
Xenon für den freien Markt.
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Große Projekte wie die fortschreitende Vernetzung der drei Industrie­
zonen im Großraum Ningbo stellen
hohe Anforderungen an eine professionelle Koordination. Julie Zhu und
Jimmy Zhou, Linde Gases Division,
besprechen mit Kollegen von Linde
Engineering auf der Insel Daxie den
Projektfortschritt.
49
Interview mit: Julie Zhu, Commercialisation and Integration Manager, und Jimmy Zhou,
Market Development Manager, Linde Gases Division, Greater China
„Einer der vielversprechendsten Standorte in China“
Frau Zhu, Herr Zhou, seit wann arbeiten Sie für The Linde Group in Ningbo?
1 Julie Zhu: Seit rund vier Jahren. Ich habe zuvor bei der BOC Group gearbeitet und kam über ein
Asian Management Trainee Programm zum Unternehmen.
1 Jimmy Zhou: Ich kam im Jahr 2002 zu BOC.
Frau Zhu, Sie sind in der Region Greater China für den Bereich Commercialisation zuständig. Was
bedeutet das?
1 Julie Zhu: Als Manager für Commercialisation begleite ich Projekte von Beginn an und achte da­rauf, dass sie entsprechend dem zugrunde liegenden Geschäftsplan erfolgreich abgewickelt werden.
Sie haben auch noch einen zweiten Verantwortungsbereich …
1 Julie Zhu: Ja. Seit dem Zusammenschluss von Linde und BOC gehöre ich auch dem Team der Integrationsmanager an. Ich helfe, das Linde Management System in den Tochtergesellschaften und Joint
Ventures zu verankern. Damit wollen wir sicherstellen, dass wir alle unsere Ziele erreichen und letztendlich Wert schaffen.
Herr Zhou, Sie sind in Ningbo für das Thema Marktentwicklung verantwortlich. Welche Arbeiten
beschäftigen Sie zurzeit am meisten?
1 Jimmy Zhou: Wir haben hier in Ningbo drei große Industriezonen, in denen Linde LuftzerlegungsAnlagen betreibt. In zwei der Zonen sind unsere Aufbauarbeiten weitgehend abgeschlossen. Zur­zeit arbeiten wir vor allem in der Zone Zhenhai gemeinsam mit unseren Partnern an der Entwicklung
neuer Projekte. Mit der voranschreitenden Vernetzung der drei Industriezonen wird der Cluster
Ningbo eine herausragende Stellung in der Region Greater China erreichen.
Wie viele Mitarbeiter sind in Ningbo inzwischen für Linde tätig?
1 Jimmy Zhou: Wir sind derzeit 80 Kolleginnen und Kollegen unter der Leitung unseres Geschäftsführers Mr. Lin Funian.
Wie wirkt sich denn die Wirtschaftskrise auf das Geschäft von Linde in Ningbo aus?
1 Jimmy Zhou: Derzeit leidet die gesamte Industrie weltweit unter der wirtschaftlichen Entwicklung.
Das ist kein regionales Phänomen. Wir wissen allerdings aus unseren engen Kundenkontakten, dass
vor allem die chemische Industrie mit einem schwierigen Jahr rechnet. Aber kein wichtiger Kunde hat
bisher seine Geschäftspläne für Ningbo revidiert, kein wichtiger Kunde hat geplante Investitionen
zurückgestellt oder gar storniert. Im Gegenteil, viele halten den jetzigen Zeitpunkt für besonders
günstig, um in neue Anlagen in Ningbo zu investieren.
Also keine Zukunftssorgen?
1 Jimmy Zhou: Ningbo ist definitiv einer der vielversprechendsten Standorte in China. Deshalb hat
Ningbo für Linde auch eine sehr hohe Priorität.
50
Linde Annual 2008 wachstumsmärkte
WACHSTUMSMÄRKTE
Nicht nur in der Region Greater China (Volksrepublik China, Hongkong und Taiwan), sondern auch in anderen Schwellenländern ist
Linde hervorragend positioniert. Diese führende Stellung festigen wir
kontinuierlich – mit einem Mix aus organischem Wachstum, Zukäufen
und Joint Ventures.
3 Neue Luftzerlegungs-Anlage für ArcelorMittal
Mit dem weltweit größten Stahlproduzenten ArcelorMittal konnten
wir im Berichtsjahr einen langfristigen Versorgungsvertrag für technische Gase schließen. Die Vereinbarung umfasst den Bau einer neuen
Luftzerlegungs-Anlage am ArcelorMittal-Standort Galati in Rumänien
sowie die Modernisierung dort vorhandener Anlagen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Mio. EUR.
3 Linde erwirbt 51-prozentigen Anteil an SIGAS
Im Mittleren Osten konnten wir eine strategische Partnerschaft vereinbaren: Linde erwarb 51 Prozent der Anteile an dem saudi-arabischen Industriegaseunternehmen SIGAS (Saudi Industrial Gas Co. Ltd.).
Das Familienunternehmen SIGAS ist das zweitgrößte Industriegaseunternehmen in Saudi-Arabien und erzielte im Geschäftsjahr 2007 mit
rund 400 Mitarbeitern einen Umsatz von annähernd 28 Mio. EUR. Das
jährliche Marktwachstum für Industriegase in Saudi-Arabien wird auf
mehr als 10 Prozent geschätzt.
3 Weiterer Vertrag mit BorsodChem
Mit dem ungarischen Chemieunternehmen BorsodChem kam ein weiterer Vertrag zur langfristigen On-site-Versorgung mit Industriegasen
zustande. Im Zuge der Vereinbarung wird Linde am Standort von BorsodChem in Kazincbarcika im Nordosten Ungarns eine neue Luftzerlegungs-Anlage errichten und hierfür rund 26 Mio. EUR investieren.
Die Inbetriebnahme der neuen Luftzerlegungs-Anlage ist für November 2010 geplant. Per Rohrleitung wird BorsodChem dann mit bis zu
7.000 Kubikmetern gasförmigem Sauerstoff und Stickstoff pro Stunde
versorgt werden. Zudem soll die Anlage die Flüssigprodukte Sauerstoff, Stickstoff und Argon für den regionalen Gasemarkt produzieren. Zusammen mit dieser neuen Investition betreibt Linde für BorsodChem am Standort Kazincbarcika zwei Luftzerlegungs-Anlagen zur
Herstellung von Luftgasen sowie drei so genannte Steamreformer
zur Erzeugung von gasförmigem Wasserstoff und Kohlenmonoxid.
Die Gesamtinvestitionen von Linde belaufen sich an diesem Standort
damit auf über 200 Mio. EUR.
3 Zwei neue Luftzerlegungs-Anlagen für Abu Dhabi
Linde und die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) haben im
Mai 2008 vereinbart, über ihr Gemeinschaftsunternehmen Elixier
zwei große Luftzerlegungs-Anlagen in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) zu errichten. Die Gesamtinvestition beträgt rund 800
Mio. USD. Die neuen Anlagen werden ab Ende 2010 an das lokale
Versorgungs- und Pipeline-Netzwerk angeschlossen und stellen Stickstoff zur Erdgasförderung bereit. Der Stickstoff wird für die Injektion
in die On-shore-Lagerstätte von Kondensaten in Habshan (Abu Dhabi)
eingesetzt. Die beiden Anlagen werden über eine Gesamtkapazität
von 670.000 Normkubikmetern Stickstoff pro Stunde verfügen. Der
staatliche Erdölkonzern ADNOC hält 51 Prozent und Linde 49 Prozent
der Anteile des Joint Ventures Elixier, das im Dezember 2007 gegründet wurde. ADNOC steuert das Öl-, Gas-, und Petrochemiegeschäft in
den Vereinigten Arabischen Emiraten, sowohl On-shore als auch Offshore (siehe auch Kapitel „Synergien“, ab Seite 66 ff.).
51
Industriegase: PotenZial in den Schwellenländern
US-Amerikaner geben im Schnitt 49 USD pro Kopf und Jahr für Industriegase aus. Damit liegen sie weltweit an der Spitze, gefolgt von
Australiern (42 USD) und Westeuropäern (38 USD). In China sind es
gerade einmal 2 USD pro Jahr, in den meisten Staaten Süd- und Ostasiens kaum mehr. Auch zwischen West- und Osteuropa bestehen
noch große Unterschiede. Der steigende Lebensstandard in den
aufstrebenden Volkswirtschaften wird jedoch dazu führen, dass
auch dort die Nachfrage nach Industriegasen noch wachsen wird.
Die durchschnittlichen jährlichen Steigerungsraten für Osteuropa
betragen den Branchenexperten von Spiritus Consulting zufolge 12
Prozent für Osteuropa und 11 Prozent für Süd- und Ostasien.
Jährliche Pro-Kopf-Ausgaben für Industriegase in USD.
Quelle: Spiritus Consulting, ifo-Institut.
Westeuropa
$49
USA
$38
$16
Osteuropa
China
$2
Süd- & Ostasien
$3
$13
Südamerika
Südafrika
$13
$42
Australien
Kundenvielfalt
Als führender Anbieter von Industriegasen verfügen wir über ein großes Portfolio aus technolo­
gisch führenden Produkten und vielfältigen Gaseanwendungen. Das macht uns zu einem bevorzugten Partner der unterschiedlichsten Branchen. Diese breite Kundenbasis bietet die Voraussetzung für
Konstanz auch in konjunkturell turbulenten Zeiten. So zählen etwa die Glasindustrie ebenso wie das
Geschäft mit Gasen für die Wasserauf­bereitung zu den weniger konjunkturanfälligen Bereichen. Als
stabile Säule mit vergleichsweise geringen Umsatzschwankungen gilt auch die Getränke- und Lebensmittelbranche.
Blick vom Betriebsgelände der Adelholzener Alpenquellen GmbH auf das Stammhaus des Unternehmens: Adelholzener hat sich zu einem der führenden Produzenten von Mineralwasser, Säften und Schorlen in Deutschland entwickelt. Die Linde Group liefert allein rund 2.000 Tonnen Kohlensäure jährlich an den
Getränkehersteller, der im Besitz der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul ist.
In neun modernen Anlagen werden jährlich rund 400 Millionen Flaschen abgefüllt. Als einer der ersten
Getränkehersteller führte Adelholzener die zu 100 Prozent wiederverwertbaren PET-Flaschen ein.
Gase sind in der Getränkeindustrie
nicht nur für das Geschmackserlebnis von entscheidender Bedeu­
tung. Kohlendioxid, Stickstoff und
Sauerstoff werden auch für das
Kühlen, Mischen und Konservieren
gebraucht. (Bild links)
Moderne Getränkeproduktion und
traditionelles Ordensleben müssen
keine Gegensätze sein. Die Barmherzigen Schwestern prägen in Bad
Adelholzen ebenso das Bild wie die
Lkw, die regelmäßig Linde Gase in
die Alpenidylle am Fuße des Hochfelln liefern.
58
Linde Annual 2008 kundenvielfalt
Kundenvielfalt. Gase für gesunde Getränke.
Das Geschäft der Getränkehersteller in
Deutschland – und auch in den meisten
anderen Industrienationen – verläuft seit
mehr als zehn Jahren relativ konstant. Auch
in wirtschaftlich schwächeren Zeiten gab es
kaum Umsatzeinbrüche. Einige unserer Kunden aus diesem Segment steuern sogar seit einigen Jahren einen kontinuierlichen Wachstumskurs. Die Adelholzener Alpenquellen GmbH ist
ein Beispiel hierfür.
Mit neuen Produkten, Verpackungen und Verfahren hat sich der mittelständische Betrieb besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Das
Unternehmen hat inzwischen mit Active O2, einer mit reinem Sauerstoff angereicherten Getränkefamilie, rund 20 Auslandsmärkte
erschlossen und exportiert seine Produkte beispielsweise in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Japan.
Die Basis des Erfolgs der Erfrischungsgetränke und Heilwässer
aus Bad Adelholzen ist ein hochwertiges Mineralwasser aus den Tiefen des Chiemgaus am Fuß der bayerischen Alpen. Inhaber des größten bayerischen Mineralbrunnens ist die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul, deren Mutterhaus
in München steht. Für die Spritzigkeit der Getränke sorgt unsere
Gases Division, die jährlich zwischen 1.700 und 2.000 Tonnen Kohlensäure aus natürlichen Quellen, Sauerstoff und weitere Gase
sicher und pünktlich nach Bad Adelholzen liefert.
Als Gasepartner versorgen wir das klösterliche Getränkeunternehmen auch mit Flüssigstickstoff (N 2). Der Stickstoff erzeugt in
der gefüllten Getränkeflasche eine Schutzatmosphäre, die eine Oxidation der Getränke verhindert – Fachbegriff: Inertisierung (siehe
Glossar). Dadurch verlieren die Stoffe weitgehend ihre chemische
Reaktionsfähigkeit.
Stabiler Absatzmarkt
Die enge und langjährige Zusammenarbeit mit dem Mineralwasserproduzenten Adelholzener ist nur eines von vielen Beispielen für den Stellenwert der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie innerhalb unseres
Kundenspektrums. Wenn es darum geht, die Qualität von Lebensmitteln und Getränken zu wahren, spielen Gase von Linde in flüssigem
oder gasförmigem Zustand eine wesentliche Rolle – sei es beim Tiefkühlen und Frosten, sei es zum Schutz vor Keimen, zum Frischhalten
in der Verpackung – oder eben bei der Karbonisierung von Getränken.
Zwar zählt die Getränke- und Lebensmittelindustrie nicht zu den
besonders wachstumsstarken Branchen, aber sie bleibt auch in
wirtschaftlich schwächeren Zeiten vergleichsweise stabil – anders
als beispielsweise die konjunkturanfällige Halbleiterindustrie. Es
gibt lediglich Verschiebungen zwischen den einzelnen Getränke­
arten – etwa von Bier zu Wein oder von Wässern zu Schorlen –
und quantitative Schwankungen im Konsum, die vor allem saisonal bedingt sind. Der jährliche Pro-Kopf-Konsum an Getränken in
Deutschland liegt relativ konstant bei rund 750 Litern, das entspricht
einer Gesamtmenge von circa 61,5 Milliarden Litern. Rund 90 Prozent
davon werden in Deutschland produziert und abgefüllt. Alkoholfreie
Getränke haben am deutschen Gesamtmarkt einen Anteil von rund
40 Prozent, mit Kohlensäure versetzt sind insgesamt 50 Prozent aller
in der Bundesrepublik konsumierten Getränke. Davon entfallen auf
Biere knapp 10 Milliarden Liter, auf kohlensäurehaltiges Wasser gut
11 Milliarden Liter und rund 9,5 Milliarden Liter auf andere karbonisierte Erfrischungsgetränke. Linde versorgt die Getränkehersteller
jährlich mit rund 166.000 Tonnen flüssigem Kohlendioxid in höchster
Lebensmittelqualität.
ErfolgsGeschichte Active O2
Die Zusammenarbeit zwischen Linde und Adelholzener geht nicht
zuletzt auf die gemeinsame Umsetzung einer Idee aus dem Jahr 2001
zurück: Mineralwasser mit zusätzlichem Sauerstoff anzureichern.
Nachdem erste wissenschaftliche Studien die positiven Wirkungen
des Sauerstoffs nachgewiesen hatten, galt es vor allem, technische
Herausforderungen zu meistern. Der Sauerstoff musste im Getränk
bleiben, auch wenn der Verschluss geöffnet wird – auch eine Frage
der richtigen Gasezusammensetzung: „Gemeinsam mit Linde haben
wir viele Tage und Nächte an der richtigen Mischung aus Sauerstoff und CO2 gearbeitet, um den Sauerstoff stabil und haltbar in das
Wasser einzubringen“, erinnert sich Peter Flechsenhar, der in der Produktentwicklung der Adelholzener Alpenquellen tätig ist. Mit dem
fertig entwickelten Produkt wurden dann weitere Studien durchgeführt. Das Ergebnis war positiv: Der Sauerstoff gelangt direkt in das
venöse Blut und steht so zur zusätzlichen Versorgung von Leber und
Nieren zur Verfügung.
Inzwischen hat sich Active O2 zu einer kompletten Produktlinie
entwickelt und trägt wesentlich zum Geschäftserfolg von Adelholzener auch auf internationalen Märkten bei. Jährlich verlassen rund 100
Millionen Flaschen die Abfüll-Anlagen und sorgen damit für mehr als
ein Viertel des jährlichen Gesamtumsatzes des Unternehmens, der
laut Branchenschätzungen bei etwa 130 Mio. EUR liegt.
Zukunftsmarkt Trinkwasseraufbereitung
Für Linde ist das Geschäft rund um das Wasser jedoch noch in einem
viel größeren Zusammenhang von Bedeutung – gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten: Denn Zugang zu sauberem Trinkwasser zu
59
Ein Lastwagen liefert Nachschub für die Getränkeproduktion. Die Gase werden in speziellen Tanks gelagert, ehe sie bei den verschiedenen Produktionsschritten zum
Einsatz kommen.
haben, zählt zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Tatsächlich
wird Wasser jedoch immer mehr zu einem knappen Gut. Wassermangel ist ein globaler, von Konjunkturzyklen unabhängiger Megatrend,
der durch den Klimawandel beschleunigt wird. Längst sind nicht nur
die Trockengebiete in Australien, Indien, China, Saudi-Arabien, Nordafrika, Kalifornien oder Spanien betroffen. Inzwischen herrscht beispielsweise auch im Süden Englands und auf einigen Inseln der Niederlande Wassermangel.
Vor diesem Hintergrund werden im Bereich der Wassertechnik derzeit verstärkt Investitionen getätigt. Insbesondere steigt die
Nachfrage nach Trinkwasseraufbereitungs-Anlagen, um etwa Trinkwasser aus Meerwasser zu gewinnen. In vielen dieser Anlagen wird
CO2 eingesetzt, damit die geforderte Trinkwasserqualität sicher­
gestellt ist.
Durch die zunehmende Wasserknappheit gerät auch die Industrie immer mehr unter Druck, die Ressourcen zu schonen. Dies ist
nicht länger ein ökologischer Trend, sondern eine wirtschaftliche
Notwendigkeit. Nur so können die Kosten für die Bereitstellung von
Wasser auf einem vertretbaren Niveau gehalten werden. Als Anbieter von Technologien zur Wasseraufbereitung profitiert Linde von
dieser Entwicklung – auch in Ländern wie China, wo die Wasserbehandlung bisher nur sehr zurückhaltend betrieben wurde.
Neben dem verantwortungsvollen Umgang mit dem kostbaren Gut Wasser gibt es vermehrt Bestrebungen, durch eine effiziente Abwasserbehandlung Brauchwasser – wo immer möglich – in
einem Kreislauf zu halten und damit der Wasserverknappung entgegenzuwirken. So will sich beispielsweise der neue US-Präsident
Barack Obama für die Umsetzung der entsprechenden US-Wasser-
gesetze einsetzen und diese notfalls verschärfen. Die Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser wird oft erst durch den Einsatz von Sauerstoff oder Ozon technisch möglich und wirtschaftlich
interessant – das heißt: Auch im Bereich der Abwasseraufbereitung
eröffnen sich für Linde neue Märkte.
Selbstverpflichtung zum Umweltschutz
In der von ethischen Werten getragenen Unternehmenspolitik der
Adelholzener Alpenquellen GmbH genießt auch der Umweltschutz
hohe Priorität. Als einer der Vorreiter der Branche legte der Mineralbrunnen bereits 1997 seine erste Umwelterklärung nach dem EGÖko-Audit (siehe Glossar) vor, die 2004 zum dritten Mal zertifiziert
wurde. Zur Energiegewinnung betreibt das Unternehmen eine SolarAnlage auf den ansonsten begrünten Fabrikhallen. Die beiden landwirtschaftlichen Betriebe, die der Kongregation gehören, sind ebenfalls zertifiziert. Und die PET-Mehrwegflaschen (siehe Glossar) können
25-mal wiederverwendet und danach zu 100 Prozent recycelt werden.
Damit die Symbiose aus Bewahrung, Qualität und Innovation auch
künftig nicht ins Ungleichgewicht gerät, überwacht und begleitet ein
Beirat die weitreichenden Entscheidungen der Geschäftsführung.
60
Linde Annual 2008 kundenvielfalt
Gewinn für karitative Zwecke – die Geschichte der Adelholzener Alpenquellen GmbH
Dass sich ausgerechnet das eher von karitativen Werten getriebene
Unternehmen zu einem der führenden Hersteller von Heil- und Mineralwasser, von Schorlen und Saftmixgetränken entwickeln würde,
stand nicht im Stammbuch festgeschrieben, als die klösterliche
Gemeinschaft im Jahr 1907 die Quelle übernahm. Vielmehr hatten die
Schwestern das Anwesen mit einem Kurhaus und der Primusquelle
erworben, um den im Dienst an Kranken, Alten und Armen ermüdeten Schwestern einen Ort der Erholung zu bieten und das Heilwasser
möglichst vielen Menschen im Umland zugänglich zu machen.
Die Quelle fand damit zu ihren Ursprüngen zurück: Ihre Geschichte
beginnt im Jahr 286 n. Chr., als sie vom Heiligen Primus, einem römischen Legionär, entdeckt wurde. Der Überlieferung nach unterrichtete
er die Menschen im christlichen Glauben und heilte die Kranken durch
Gebet – und die Kraft des Quellwassers. Unter der Führung der Barmherzigen Schwestern gewann die Quelle an Bedeutung. 1939 erhielt
die Primusquelle das Prädikat „Staatlich anerkannte Heilquelle“
zugesprochen. Den Zusatz „Bad“ darf Adelholzen seit 1946 führen.
Allein von 1970 bis 1992 kletterten die Abfüllungen von 16 Millionen
auf mehr als 300 Millionen Flaschen jährlich. Mitte der 1990er Jahre
jedoch standen tiefgreifende Entscheidungen an: Das Geschäft mit
klassischen Mineralwässern stagnierte. Eistees, Schorlen und Wässer mit Aromen lagen im Trend. Das Unternehmen traf eine mutige
Entscheidung und setzte als eines von nur zwei Unternehmen in
Deutschland auf PET-Mehrwegflaschen – bis heute ein strategischer
Schwerpunkt. Seit 1998 wurden rund 160 Mio. EUR in die Modernisierung der Produkte und der Produktion investiert. Heute sorgen
neun hochmoderne Abfüll-Anlagen für einen Ausstoß von jährlich
bis zu 380 Millionen Flaschen aus mehrwegfähigem PET und Glas.
Das Unterneh­men zählt mit 420 Mitarbeitern zu den größten Mineralbrunnen Deutschlands.
Die Gewinne aus dem Verkauf der Mineralwässer und Erfrischungsgetränke fließen in soziale Projekte, soweit sie nicht für Investitionen
benötigt werden. Der Orden betreibt mehrere Kliniken, Alten- und
Pflegeheime sowie Einrichtungen für Obdachlose.
01 Das Betriebsgelände der Adelholzener Alpenquellen GmbH liegt im bayerischen Siegsdorf. Seit dem Jahr 1946 darf sich die Gemeinde „Bad“ nennen.
04 Das Haus der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul steht in Sichtweite der Produktionshallen.
02 Das Produktsortiment trägt den vielfältigen Kundenwünschen Rechnung:
Fruchtgetränke, Diätlimonaden und die Marke Active O2 ergänzen die klassischen Mineralwässer.
05 Quellwasser aus Adelholzen ist ein Naturprodukt. Inmitten der idyllischen
Bergwelt ist ein Unternehmen entstanden, das seit vielen Jahren auf eine
enge Partnerschaft mit Linde Gas setzt.
03 Die Gewinne des Unternehmens aus der Getränkeproduktion werden unter
anderem in neue Abfüll-Anlagen investiert, fließen aber auch in die sozialen
Einrichtungen des Ordens.
61
01
04
02
05
03
Stichproben: Dieter Högl testet eine
Flasche Active O2. Das Getränk wurde
in enger Zusammenarbeit mit Linde
entwickelt.
63
Interview mit: Dieter Högl, Linde Gas, Vertrieb Food, Süddeutschland
„Unsere Kunden schätzen Qualität“
Herr Högl, die Lebensmittelindustrie und damit auch die Getränkebranche gelten allgemein als stabile
Branche, auch in konjunkturell schwierigen Zeiten. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen?
1 Absolut. Die Getränkeindustrie bedient Grund- und Genussbedürfnisse. Essen und Trinken sind elementare Bestandteile menschlichen Lebens, dadurch sind konjunkturelle Einflüsse kaum ausgeprägt.
Schon eher gibt es saisonale Schwankungen. Im Sommer greifen die Menschen vermehrt zu alkoholfreien Durstlöschern und sie trinken grundsätzlich mehr als im Winter.
Worauf legen Ihre Kunden besonderen Wert und welchen Unterschied macht es für den Kunden,
ob er seine Gase von uns oder der Konkurrenz bezieht?
1 Unsere Kunden schätzen die Qualität, die sie von Linde gewohnt sind. Qualität in einem sehr umfassenden Sinn: von der Reinheit unserer Gase bis zur Liefersicherheit und -präzision. Aber auch die kom­
petente Fachberatung zum optimalen, wirtschaftlichen Gaseeinsatz gehört dazu, vor allem bei neuen
Anwendungen. Unsere Kunden vertrauen uns. Wir sind ein starker und verlässlicher Partner.
Wie viele Kunden betreuen Sie denn in Ihrem Gebiet?
1 Ich habe rund 300 Kunden in meiner Region Süd- und Ostbayern. Alle sind in der Lebensmittelund Getränkeindustrie tätig.
Und wie viele Kilometer legen Sie im Jahr auf dem Weg zu Ihren Kunden zurück?
1 Da kommen rund 60.000 Kilometer zusammen, die ich mit dem Auto fahre.
Das verlangt nach körperlichem Ausgleich …
1 Um meinen Rücken nach den langen Autofahrten zu trainieren, gehe ich am Wochenende gern
Bergwandern. Ich mache Nordic Walking und im Winter geht es in die Loipe zum Langlaufen.
Industriegase an die Getränkeindustrie zu verkaufen – das klingt auf den ersten Blick nicht besonders
aufregend. Worin besteht für Sie der Reiz Ihrer Aufgabe?
1 Auf Grund der Vielzahl von Gaseanwendungen im Lebensmittelbereich sind wir ständig mit neuen
Fragestellungen konfrontiert. Diese müssen schnell in praxisgerechte Kundenlösungen umgesetzt
werden, damit wir unserem Anspruch als Technologieführer im Industriegasesegment gerecht werden.
Dies ist eine permanente Herausforderung und ein ständiger Lernprozess, aber wir haben großen
Spaß daran, uns dieser Aufgabe jeden Tag aufs Neue zu stellen.
64
Linde Annual 2008 kundenvielfalt
Stabile Kundensegmente
Auch wir können uns der allgemeinen Konjunkturentwicklung nicht
vollständig entziehen. Aber wir liefern unsere Produkte in eine Vielzahl von Branchen. Keiner dieser Sektoren hat einen Umsatzanteil
3 Glasindustrie
Die Bauindustrie ist einer der größten Abnehmer von Glas. Die Branche profitiert von öffentlichen Aufträgen, die zur Stützung der Konjunktur in den kommenden Monaten verstärkt vergeben werden. Die
Glasproduzenten werden damit den Nachfragerückgang aus der Automobilindustrie mehr als ausgleichen können.
Der Markt für Flachglas, das in Hochhäusern zum Einsatz kommt,
präsentiert sich ebenfalls stabil. Das gilt auch für Fiberglas, das
zur Dämmung und Isolierung verwendet wird. Auch der Markt für
Gebrauchsglas ist robust: Dazu gehört beispielsweise Ampullenglas
für die Pharmabranche.
Rund 65 Prozent der gesamten Glasherstellung entfällt auf Verpackungsglas, das für konjunkturresistente Branchen wie die
Getränke- und Lebensmittelindustrie produziert wird.
Ein Wachstumsbereich ist der Markt für Spezialglas. Spezialglas
kommt beispielsweise bei der Herstellung von Solarkollektoren oder
für die Dünnschichttechnologie (Glasträger für Photovoltaikzellen)
zum Einsatz. Überdurchschnittliches Wachstum für Indus­t riegase
versprechen darüber hinaus innovative Verfahren zur Glasschmelze.
An der Entwicklung derartiger Verfahren sind wir beteiligt und
erschließen damit neue Kundensegmente für unsere Gase.
3 Mining und Rohstoffe
In konjunkturell schwierigen Zeiten und während einer Finanzkrise
steigt gewöhnlich der Goldpreis, was wiederum die Goldgewinnung
von mehr als 15 Prozent. Diese breite und ausgewogene Kunden­basis
macht unser Geschäft vergleichsweise stabil.
rentabler macht. Gasförmiger und flüssiger Sauerstoff für die Gold­
minen bleiben deshalb gefragt. Rund 30 Kunden aus Australien und
20 aus Afrika nutzen derzeit unsere GOLDOX-Technologie zur effizienten Erschließung von Goldminen – Tendenz steigend.
Zwar sind die Weltmarktpreise für Nickel, Zink und Kupfer infolge
des Nachfragerückgangs gefallen. Doch das gibt den Unternehmen
die Möglichkeit, Verbesserungen in den so genannten Mining-Prozessen umzusetzen und die Effizienz in der Metallgewinnung zu steigern. Und dies schließt Anwendungen mit technischen Gasen wie
Sauerstoff oder Stickstoff immer mit ein.
3 Healthcare
Allein der globale Megatrend einer alternden Bevölkerung sorgt
dafür, dass der Gesundheitsmarkt langfristig wachsen wird: Immer
mehr Menschen leben länger und bedürfen im Alter medizinischer
Hilfe. Ferner werden Diagnose- und Behandlungsmethoden ganz
generell ständig optimiert, was neue Märkte erschließt. Patienten
mit Atemwegserkrankungen, die auf innovative medizinische Anwendungen mit Sauerstoff von Linde Gas Therapeutics angewiesen sind,
brauchen diese Hilfe auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten. So verzeichnete der Bereich Linde Homecare zwischen 2000 und 2007
ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich 12 Prozent und
sicherte sich insbesondere in Europa und Lateinamerika eine Spitzenstellung. Im Bereich Hospital Care ist Linde Weltmarktführer.
65
Breite und ausgewogene kundenbasis
Ein Blick auf die Verteilung nach Branchen, in die wir unsere Gase
liefern, macht deutlich, auf wie vielen verschiedenen Füßen das
Gasegeschäft von Linde steht: Darunter sind auch Sektoren, die
von der Wirtschaftskrise erfasst worden sind, wie zum Beispiel die
Chemie- und Stahlindustrie. Andere Branchen profitieren jedoch
von strukturellen Wachstumstrends und werden ihre Expansion
nach der Krise weiter fortsetzen. Dazu gehören zum Beispiel der
Energie- und Healthcare-Sektor, aber auch die Elektronikindustrie,
die wir mit Gasen für die Herstellung von Solar-Anlagen-Modulen
beliefern.
Gases Division 2008, Verteilung nach Branchen
SONSTIGE
6 %
Chemie & Energie
22 %
retail-geschäft
11 %
Metallurgie & Glas
16 %
Elektronikgase
5 %
Medizinische
Anwendungen
11 %
Lebensmittel &
Getränke
8 %
Verarbeitende
Industrie
21 %
Synergien
Wir erschließen konsequent Synergien zwischen unserer Engineering Division und unserer Gases Division. Unsere Technologieführerschaft im internationalen Anlagenbau ist ein Wettbewerbsvorteil, der
uns von anderen Gaseunternehmen abhebt. In zahlreichen Ländern, insbesondere in den so genannten
Emerging Markets, fördern die über viele Jahre gewachsenen Kundenbeziehungen der Engineering
Division den weiteren Ausbau unseres Gasegeschäfts. Umgekehrt ist die Gases Division inzwischen
der wichtigste Auftraggeber für unseren Anlagenbau.
Baustelle Elixier II, Abu Dhabi: Zwischen Abu Dhabi City und Ruwais an der Küste des Persischen Golfs bauen wir moderne Luftzerlegungs-Anlagen mitten in
der Wüste. Wir leisten damit einen Beitrag zur effizienten Erdöl- und Erdgasförderung aus dem On-shore-Feld Habshan. Die neuen Anlagen werden ab dem Jahr
2010 an das lokale Versorgungs- und Pipeline-Netzwerk angeschlossen und stellen Stickstoff für die Injektion in die Öl- und Gaslagerstätten bereit.
Bis zum Jahr 2030 soll die Bevölkerung in der Greater Abu Dhabi City
von derzeit 900.000 auf rund 3,1
Millionen Einwohner anwachsen.
Kühne Architekturprojekte wie der
Abu Dhabi Central Market schaffen
in Rekordzeit Wohnraum, Einkaufswelten und Büroflächen. Die Region
bietet auch für Linde Chancen. Unser
Engagement im Rahmen des Joint
Ventures mit der Abu Dhabi National
Oil Company (ADNOC) festigt unsere
führende Position in diesem lukrativen Gase- und Engineering-Markt.
Sie ist die drittgrößte Moschee der
Welt und gleichzeitig neben der
Jumeirah-Moschee in Dubai das einzige muslimische Gotteshaus in den
Vereinigten Arabischen Emiraten,
das auch Nichtgläubigen zu
bestimmten Zeiten Zutritt gewährt.
Seit der Fertigstellung Ende des
Jahres 2007 beten Muslime in dem
400-Mio.-EUR-Bauwerk, das nach
dem Gründer der Vereinigten Arabischen Emirate benannt ist: Sheikh
Zayed Bin Sultan Al Nahyan.
72
Linde Annual 2008 synergien
Synergien. Gemeinsam sind wir stark.
Seit der Übernahme der britischen BOC
Group im September 2006 hat sich die
Gases Division mit ihren international breit
gestreuten Aktivitäten zum größten Kunden der Anlagenbausparte der Linde Group
entwickelt: So konnte beispielsweise das
Auftragsvolumen für Luftzerlegungs-Anlagen in diesem Zeitraum
mehr als verdoppelt werden. Zudem profitiert unser Gasegeschäft
zunehmend von den langjährigen Kundenkontakten der EngineeringExperten. Prominentes Beispiel für diese Entwicklung sind die erfolgreichen Linde Aktivitäten in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
In den vergangenen zehn Jahren ist es Linde gelungen, sich als enger
Partner des Erdöl- und Erdgasproduzenten Abu Dhabi National Oil
Company (ADNOC) zu etablieren. Die erfolgreiche Geschäftsbeziehung verdanken wir vor allem der engen Zusammenarbeit zwischen
unseren Bereichen Gase und Engineering, in die inzwischen auch
ADNOC als Joint-Venture-Partner eingebunden ist. Aus dieser Konstellation entstehen Großprojekte zur Rohstoffförderung, von denen
unser Anlagenbau- und unser Gasegeschäft gleichermaßen profitieren. ADNOC kontrolliert rund 90 Prozent der umfangreichen Erdölund Erdgaslagerstätten in den VAE.
Markteintritt mit Ethylen-Anlage
Das Emirat Abu Dhabi am Persischen Golf ist mit 85 Prozent der
Gesamtfläche die größte Region der Vereinigten Arabischen Emirate.
Linde ist bereits seit 1995 in Abu Dhabi mit einer Niederlassung präsent. Im Jahr 1999 erhielt unsere Engineering Division von Borouge,
einem Gemeinschafts­unternehmen von ADNOC und dem österreichischen Kunststoffproduzenten Borealis, den Auftrag zum Bau eines
Ethylencrackers (siehe Glossar) am Standort Ruwais. Diese Anlage –
Produktionskapa­zität: 600.000 Tonnen pro Jahr – nahm 2001 ihren
Betrieb auf; bereits zwei Jahre später folgte der Produktionsstart
einer zweiten von Linde errichteten Anlage.
Im Zuge der steigenden Nachfrage nach thermoplastischen
Kunststoffen wie Polyethylen (PE – siehe Glossar) und Polypropylen (PP – siehe Glossar) beschloss Borouge, den Anlagenkomplex in
Ruwais zu erweitern (Borouge II) und orderte bei Linde im November 2006 einen der weltweit größten Cracker auf Ethanbasis – Produktionskapazität: 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr, Gesamtauftragswert: 1,3 Mrd. USD. Die neue Ethylen-Anlage, die Ende des Jahres
2009 in Betrieb gehen soll, wird die Produktionskapazitäten für petrochemische Produkte in Ruwais mehr als verdreifachen.
Joint Venture namens Elixier
Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Linde und ADNOC im Bereich
der petrochemischen Industrie legte den Grundstein für eine noch
engere Kooperation: Im November 2007 vereinbarten die beiden
Unternehmen, unter dem Dach eines neuen Joint Ventures Industriegase zur langfristigen Versorgung von Kunden in Abu Dhabi zu produzieren. An der ADNOC Linde Industrial Gases Company Ltd., die am
Markt unter dem Namen Elixier auftritt, ist ADNOC mit 51 Prozent und
Linde mit 49 Prozent beteiligt.
Bei der Firmengründung hatten die Partner bereits ein konkretes Gemeinschaftsprojekt im Blick. Im Auftrag von Elixier errichtet
Lindes Engineering Division derzeit im Industriegebiet Ruwais eine
erste Luftzerlegungs-Anlage, die über eine Pipeline den Anlagenkomplex Borouge II mit Stickstoff und weitere Kunden – wie Linde
und ADNOC – dann auch mit flüssigem Stickstoff und Sauerstoff versorgen soll. Es ist vorgesehen, dass diese Anlage (Elixier I) außerdem Flüssiggase an Lindes Gases Division zur Vermarktung an Drittkunden liefern wird.
Elixier II mit großem Vorbild
Damit ist das Potenzial der Linde ADNOC-Kooperation jedoch noch
nicht ausgereizt. Nur wenige Monate nach Gründung des Joint Ventures beauftragte Elixier unsere Engineering Division mit dem Bau von
zwei Luftzerlegungs-Anlagen am Standort Mirfa an der Küste des Persischen Golfs zwischen Abu Dhabi City und Ruwais. Die beiden Anlagen werden mit einer Gesamtkapazität von 670.000 Normkubikmetern
pro Stunde zu den größten ihrer Art weltweit zählen. Rund 800 Mio.
USD beträgt das gesamte Investitionsvolumen für das Großprojekt.
Eine vergleichbare Dimension haben nur die fünf Groß-Anlagen
zur Erzeugung von Stickstoff, die Linde in den vergangenen Jahren
im mexikanischen Cantarell errichtet hat. „Um Kosten und Zeit zu
sparen, greifen wir für die neuen Anlagen am Persischen Golf auf
die Blaupausen dieser erprobten Luftzerlegungs-Anlagen in Mexiko
zurück“, erläutert Dr. Gerhard Beysel, der bei der Engineering Division für die Geschäftsentwicklung der Luftzerleger verantwortlich
ist. Der aus den Anlagen in Mexiko gewonnene Stickstoff wird in das
Cantarell-Ölfeld eingebracht, so dass mittels Druck das Erdöl effizienter aus dem Untergrund des Golfs von Mexiko gefördert werden
kann (Enhanced Oil Recovery, EOR).
Der Stickstoff aus den neuen Anlagen in Mirfa (Elixier II) soll –
vereinfacht dargestellt – einem vergleichbaren Zweck dienen: Das
Gas wird per 50 Kilometer langer Pipeline von der Küste zum Öl- und
Gasfeld Habshan transportiert und dort in die Gas- und Ölreservoire
gepresst. Durch den so konstant gehaltenen Druck lassen sich Gas
73
Allein auf der natürlichen Insel Al Reem vor der nordöstlichen Küsten­linie der Stadt entstehen zurzeit Wohnungen für rund 280.000 Menschen, darüber hinaus Hotels
und ein Golfplatz. Mit den Wolkenkratzern wächst auch der Bedarf an Energie.
und Kondensat gleichmäßiger an die Oberfläche fördern. Bisher wird
zu diesem Zweck Erdgas verwendet, das aber dadurch als wertvolle
Energiequelle verloren geht.
Der Entscheidung, auf Stickstoff zum Verpressen in das Öl- und
Gasfeld zu setzen, waren umfangreiche Untersuchungen der Spezialisten von Schlumberger Oilfield Services und von Exxon Mobil Corp.
vorausgegangen. Denn die Auswahl des richtigen Mediums zur Einleitung in die Lagerstätten ist von der Beschaffenheit des Untergrunds abhängig, in dem die Rohstoffe lagern. Die Gegebenheiten
in Habshan sprachen grundsätzlich für Stickstoff. Doch den endgültigen Ausschlag für die Nutzung von Stickstoff und somit letztlich
zum Bau der beiden Luftzerleger gaben die positiven Erfahrungen
mit den Referenz-Anlagen in Mexiko. Der Standort Mirfa ist durch
die erforderliche Infrastruktur für die neuen Anlagen prädestiniert:
Strom- und Wasserversorgung, Meerwasserentsalzungs-Anlage,
Hafen und Leitungsnetz sind bereits vorhanden.
Professionelles Projektmanagement
Bevor Linde die Anlagen im Lauf des Jahres 2011 nach einer Planungs- und Bauzeit von rund 40 Monaten schlüsselfertig an Elixier
übergeben wird, stehen umfangreiche und komplexe Arbeiten an: Die
Schlüsselkomponenten – wie das Tieftemperatur-Equipment und die
Wärmetauscher – werden an unseren Produktionsstandorten im bayerischen Schalchen und in Bremen gefertigt beziehungsweise dort
zu so genannten PU-Boxen (PU = Packaged Units) komplettiert und
verschifft. Diese Vorfertigung verkürzt die Montagezeit. Maschinen,
Kompressoren und andere Ausrüstungselemente erhält Linde von
Zulieferern. Parallel dazu müssen auch die Baumaßnahmen in Mirfa
überwacht und schließlich ab 2010 die per Schiff angelieferten Anlagenkomponenten und Bauteile montiert werden. Denn schließlich gilt
es, die Anlagen schlüsselfertig zu übergeben: Es ist also Teil unserer
Ingenieurleistungen, auch sämtliche Unteraufträge, die wir im Zusammenhang mit dem Bau und der Montage vergeben, zu steuern und
zu überwachen. Ein eigens dafür gebildetes Projektteam koordiniert
diese logistische Herausforderung.
Elixier – ein junges Unternehmen
Bis zur Inbetriebnahme der großen Stickstoff-Anlagen in Mirfa wird
sich auch das junge Gemeinschaftsunternehmen Elixier weiterentwickeln und unter Führung des General Managers Harald Schütz ein
Team von bis zu 60 Mitarbeitern aufbauen. Das Board von Elixier ist
paritätisch besetzt: Linde entsandte Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Aldo
Belloni und Dr. Hans-Hermann Kremer, der für das Gasegeschäft in
der Region Osteuropa und Naher Osten verantwortlich ist. Den Vorsitz
führt Mohammed A. Sahoo Al Suwaidi, ein Repräsentant von ADNOC,
der gleichzeitig General Manager der Abu Dhabi Gas Industries Ltd.
(GASCO) ist. GASCO betreibt das Gasegeschäft von ADNOC. Weiterhin
ist Abdulaziz Alhajri, der CEO von Borouge, in dem obersten Gremium
von Elixier vertreten.
74
Linde Annual 2008 synergien
Beim produktiven Zusammenspiel der Gremien und der Fachkräfte
aus Lindes Engineering- und Gasebereichen vor Ort in Abu Dhabi hilft
auch die räumliche Nähe. In der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate haben sich alle drei Kooperationspartner in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander einquartiert. Elixier hat Büroräume
in einem der ADNOC-Gruppe gehörenden Gebäude bezogen, im gleichen Gebäude residiert auch GASCO.
Zudem profitieren wir von den bestehenden Kundenkontakten,
die Uwe Rathmann als langjähriger Leiter des Engineering-Büros in
Abu Dhabi aufgebaut hat. Rathmann hat maßgeblich zur Gründung
von Elixier beigetragen.
Wachstumsperspektiven
Die Aufgaben und Ziele von Elixier sind klar abgesteckt: Das Joint Venture verantwortet den Betrieb der Luftzerlegungs-Anlagen sowie die
Versorgung der Öl- und Gasförderung und der petrochemischen Industrie in Abu Dhabi und in den Emiraten mit Industriegasen, wobei die
Unternehmen und Joint Ventures der ADNOC-Gruppe Priorität genießen.
„Zurzeit hat Elixier Lieferverträge mit vier Kunden in Ruwais und in
Mirfa – mit ADNOC, GASCO, dem Kunststoffproduzenten Borouge und
der Linde Gases Division“, erläutert General Manager Harald Schütz.
01 Blick auf die Großbaustelle auf der Insel Al Reem vor Abu Dhabi City: Die Lichter
der Türme sieht man noch in der Wüste leuchten.
02 Ein wichtiger Baustein des Plan Abu Dhabi 2030 ist die Entwicklung von Sowwah Island. Die Insel soll Kernstück des Abu Dhabi Central Business District
werden und das Handelszentrum der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen
Emirate bilden.
03 Bei Temperaturen von bis zu 50 °C fühlen sich nur noch Kamele wohl. Die Vereinigten Arabischen Emirate verbrauchen rund 30 Prozent mehr Energie pro
Kopf als die USA – unter anderem für Klima-Anlagen.
04 „We build the country“, heißt es auf riesigen Plakaten in Abu Dhabi. Am neuen
Abu Dhabi Central Market im Herzen der Stadt wird unermüdlich gearbeitet.
Das Potenzial ist damit längst nicht ausgeschöpft: Die ADNOC-Gruppe
und ihre Beteiligungsfirmen in der petrochemischen Industrie expandieren und ziehen weitere Unternehmen an. Unternehmen, die von der
bereits vorhandenen und noch entstehenden Infrastruktur zur Rohstoff-, Gase-, Energie- und Wasserversorgung profitieren wollen. Die
bereits reservierten Grundstücke in Mirfa für zwei zusätzliche Luftzerlegungs-Anlagen werden deshalb vermutlich nicht lange brach liegen.
Synergien
Das Wort Synergie kommt aus dem Griechischen („synergo“) und
bezeichnet das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im Sinne von „sich gegenseitig fördern“. Aristoteles erklärte die
Bedeutung von Synergie so: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ In der Wirtschaft ist dies zum Beispiel der Fall, wenn der
Anlagenbau von Linde im Auftrag des Gasebereichs des Konzerns
Luftzerlegungs-Anlagen baut, aus denen die Gases Division dann wiederum ihre Kunden versorgt – die eine Division profitiert vom Knowhow und dem wirtschaftlichen Erfolg der anderen. Und der Kunde
natürlich auch, weil er auf die technologische Kompetenz gleich
zweier starker Partner zurückgreifen kann.
05 Bis in die 1960er Jahre bestand die Stadt noch aus einfachen Bauten, teilweise
ohne Elektrizität und Kanalisation. Seit 1980 zählt Abu Dhabi City auf Grund
des rasanten Wachstums jedoch zu den modernsten Städten weltweit.
06 Blick auf das Parkdeck des Sheikh Khalifa Energy Complex. Noch ist das Öl die
Haupteinnahmequelle des Landes und natürlich auch Antrieb für die zahlreichen Autos der Emirate. Doch bereits jetzt arbeitet die Regierung mit Hochdruck an einer Zukunft ohne Öl, die zwangsläufig auch neue Technologien
erfordert.
07 Ein dichtes Netz von Pipelines verbindet die Erdgas- und Erdölfelder Abu Dhabis – nach Sandstürmen sind die Leitungen aber oftmals kaum noch zu sehen.
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01
05
02
03
06
04
07
Nichts ersetzt das persönliche
Gespräch: Harald Schütz (General
Manager Elixier, links im Bild),
Mehmet Hamurcu (Construction
Manager Linde Engineering, Bildmitte) und Salem Alattas (GASCO
Sr. Project Manager Major Projects Group) an einer Pipeline in
der Wüste. Im multikulturellen Abu
Dhabi treffen unterschiedlichste
Mentalitäten aufeinander, denn
mehr als 80 Prozent der hier lebenden Menschen kommen aus dem
Ausland.
77
Interview mit: Harald Schütz, General Manager Elixier, Abu Dhabi
„Ich bin mit offenen Armen aufgenommen worden“
Herr Schütz, Sie haben zuletzt in Hongkong gearbeitet, jetzt sind Sie in Abu Dhabi – wieder ein völlig
anderes kulturelles Umfeld, oder?
1 Die Geschäftskultur hier in den Emiraten ist natürlich nicht vergleichbar mit der chinesischen und
schon gar nicht mit unserer deutschen. Hier fühlt man sich vom ersten Tag an wie in einer großen
Familie. Sachthemen werden in den entsprechenden Gremien sehr offen und ohne Vorbehalte diskutiert und danach im engeren Kreis gemeinsam entschieden.
Was muss man tun, um hier erfolgreich zu sein?
1 Hier ist der gemeinsame Erfolg das Maß aller Dinge. Man muß persönlich in diese Kultur eintauchen und den Menschen das Vertrauen entgegen bringen, das einem auch selbst zuteil wird. Dann
lassen sich auch viele eigene Ideen in die Entscheidungsfindung einbringen und letztendlich auch
gemeinsam verwirklichen. Dies schließt herausfordernde und schwierige Situationen oder Themen
mit ein.
Wie empfinden Sie das tägliche Arbeitsumfeld?
1 Wie ich es auch schon in den asiatischen Ländern erlebt habe, wird auch in den Emiraten die Gastfreundschaft großgeschrieben. Nicht nur von allen Linde Kollegen, auch von den Mitarbeitern der
ADNOC-Gruppe und besonders von GASCO (GASCO betreibt das Gasegeschäft für ADNOC, Anm. d. Red.)
erhalte ich viel Unterstützung. Ich bin hier mit offenen Armen aufgenommen worden, auch
von den Mitgliedern der obersten Hierarchieebenen. Das ist sehr angenehm.
Und wie kommt in diesem Umfeld der Aufbau von Elixier voran?
1 Mit dieser breiten Unterstützung und meinen eigenen Kontakten versuche ich die Mitarbeiterstruktur von Elixier dem multikulturellen Vorbild in den Emiraten anzupassen. Hier sind ja mehr als
80 Prozent der Menschen Ausländer! Bisher stammt jeder der ausgewählten Mitarbeiter aus einem
anderen Land. Und wenn die neuen Mitarbeiter starten, um den Aufbau von Elixier mitzugestalten,
habe ich die Chance, das, was man mir hier entgegenbringt, zurückzugeben: Offenheit, Freundlichkeit und Vertrauen.
Bleibt da noch Zeit für Freizeitaktivitäten? Wenn ja, was macht man in Abu Dhabi?
1 Man kann fast alle Arten von Sport treiben, vom Reiten bis zum Schlittschuhlaufen. Highlights sind
auch Ausflüge in die Wüste, verbunden mit tollen Barbecues unter einem unglaublichen Sternenhimmel. Das haben wir mit Kollegen von Linde schon mehrfach gemacht. Nur zum Skifahren müssen
wir weiter fahren – nach Dubai!
78
Linde Annual 2008 synergien
synergien
Auch in anderen Regionen der Welt erschließen wir auf der Grundlage langjähriger Partnerschaften und Kundenbeziehungen im
Engineering-Bereich zunehmend Neugeschäft für unsere Gases Division. Und im On-site-Markt – also bei der Versorgung aus Anlagen,
3 Ethylen-Anlage für Dahej, Indien
Ende des Jahres 2008 erhielten wir zusammen mit unserem Konsortialpartner Samsung Engineering aus Südkorea den Auftrag für den
schlüsselfertigen Bau einer Ethylen-Anlage in Dahej, Indien. Auftraggeber ist das indische Unternehmen OPAL, eine Tochterfirma der
staatlichen ONGC (Oil and Natural Gas Corporation Ltd.). Der Gesamtwert des Auftrags beträgt umgerechnet etwa 1,03 Mrd. EUR. Davon
entfallen 350 Mio. EUR auf Linde. Die Anlage wird die größte dieser
Art in Indien und eine der größten Ethylen-Anlagen weltweit sein.
Indien ist einer der zukunftsträchtigsten Märkte – sowohl für unseren Anlagenbau als auch für unser Gasegeschäft. Gerade in diesem
Markt profitieren wir von den vielfältigen Synergien zwischen den
beiden Geschäftsbereichen. Mit Samsung Engineering arbeiten wir
mittlerweile seit fast 20 Jahren erfolgreich zusammen. Auf Basis dieser Kooperation haben wir unser Geschäft in China, Thailand, Malaysia, Saudi-Arabien und jetzt auch in Indien deutlich gestärkt.
3 Gemeinschaftsprojekte der Divisionen Gases und Engineering
Rund 85 Prozent der On-site-Anlagen, die im Geschäftsjahr 2008
ihren Betrieb aufgenommen haben, waren Gemeinschaftsprojekte
unserer Divisionen Gases und Engineering. Beispiele für diese effiziente Zusammenarbeit sind ein Steamreformer am Chemiestandort
Burghausen (Deutschland), eine Wasserstoff-Anlage für Voest Alpine
in Linz (Österreich), die Versorgung des Kunden Lucite in Singapur
mit Kohlenmonoxid und eine so genannte Hyco-Anlage zur Produktion von Wasserstoff und Synthesegas für die Bayer AG in Caojing
(China).
3 Langfristiger Versorgungsvertrag für technische Gase
Auch das jüngste Projekt, das wir mit dem weltweit größten Stahlproduzenten ArcelorMittal vereinbart haben, fußt auf der Zusammenarbeit zwischen unserem Gase- und unserem Anlagenbaugeschäft:
die direkt bei den Verbrauchern vor Ort errichtet werden – erhalten
unsere Kunden alles aus einer Hand: Wir bauen die Anlage und
übernehmen auch den Betrieb.
Im Frühjahr 2008 haben wir einen langfristigen Versorgungsvertrag
für technische Gase am ArcelorMittal-Standort Galati (Rumänien)
unterzeichnet. Die Vereinbarung umfasst auch den Bau einer neuen
Luftzerlegungs-Anlage sowie die Modernisierung dort vorhandener
Anlagen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Mio. EUR.
3 Zweite Wasserstoff-Anlage für Lemont, Illinois
Im On-site-Markt profitieren wir auch weiterhin von einer hohen
Nachfrage nach Wasserstoff zur Reinigung und Entschwefelung
von Rohöl. Dieses Verfahren wird angesichts strenger behördlicher
Umweltauflagen zum Emissionsschutz immer wichtiger. So werden
wir beispielsweise in den USA am Standort Lemont, Illinois, eine
zweite Wasserstoff-Anlage errichten, aus der wir die benachbarte
Raffinerie der CITGO Petroleum Corporation mit rund 1,3 Millionen
Normkubikmetern (Nm3) Wasserstoff pro Tag versorgen werden. Mit
dem Wasserstoff von Linde kann die Raffinerie das stark schwefelhaltige (saure) Rohöl aus kanadischen Ölsanden verarbeiten.
3 Start des Projekts SCALE
Um die Synergien zwischen unseren beiden großen Geschäftsfeldern
zukünftig noch effizienter zu nutzen, haben wir im Frühjahr 2008 das
Projekt SCALE gestartet. Ziel dieses Optimierungsprogramms ist es,
Luftzerlegungs-Anlagen unserer Engineering-Sparte für unsere Gases
Division zukünftig weltweit deutlich günstiger und mit noch kürzeren
Lieferzeiten (maximal 24 Monate) anbieten zu können. Wir wollen
dieses Ziel über einen höheren Standardisierungsgrad, vereinfachte
Arbeitsabläufe sowie eine enge Zusammenarbeit mit möglichst kostengünstigen Lieferanten und Partnern erreichen. Damit werden
wir unsere Wettbewerbsfähigkeit im On-site-Geschäft noch weiter
stärken.
79
Starke Präsenz in eineR wichtigen Region
Von Saudi-Arabien bis Oman, von Kuwait bis zu den Vereinigten
Arabischen Emiraten: In den vergangenen Jahrzehnten hat Linde
Engineering auf der Arabischen Halbinsel mehr als 50 Anlagen für
verschiedenste Kunden geplant und gebaut. Das Spektrum reicht
von Luftzerlegungs-Anlagen über Erdgas- bis zu Petrochemie-Anlagen. Gleichzeitig hat unsere Gases Division im gesamten Nahen
Osten mehr als 1 Mrd. USD (inkl. Joint Ventures) investiert, um
Kunden vor Ort mit Industriegasen zu versorgen. Die enge Zusammenarbeit unserer beiden Divisionen ist ein Wettbewerbsvorteil
für Linde, nutzt aber vor allem unseren Kunden, die von unserem
gebündelten Fachwissen profitieren.
Pearl
Luftzerlegungs-Anlagen
Erdgas-Anlagen
Maskat
Asab
Jiddah
Ash-Shariqah
Ruwais
Kuwait
Al-Kharj
Rabigh
Buraydah
Riad
Ras Tanura
Yanbu al-Bahr
Al-Jubayl
Petrochemie-Anlagen
Bahrain
Katar
VAE
Saudi-Arabien
Oman
Jemen
80
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Gestaltung
Peter Schmidt Group, Hamburg
Texte
Linde AG
Fotografie
Rüdiger Nehmzow, sämtliche –
mit Ausnahme der Seiten 04 und 37
Andreas Pohlmann, Seite 04
Patrick Pleul, dpa, Seite 37 (oben links)
CERN Geneva, Seite 37 (Mitte rechts)
Laif, Seite 37 (Mitte links)
Linde AG, Seite 37 (oben rechts, unten links und rechts)
Produktion, Satz und Lithografie
Brand Implementation GmbH, Hamburg
Druck
Offsetdruck Raff, Riederich
Kommunikation
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Das Linde Annual und der Finanzbericht des Linde
Konzerns liegen in deutscher und englischer Sprache
vor und sind zudem im Internet unter www.linde.com
als Download bereitgestellt. Unter derselben Adresse
bieten wir Ihnen darüber hinaus eine interaktive OnlineVersion des Geschäftsberichts, der aus dem Finanzbericht
des Linde Konzerns und dem Annual besteht.
Zusätzliches Informationsmaterial über Linde schicken
wir Ihnen auf Anfrage gerne kostenlos zu.
Umschlag Innenseite:
Jahresrückblick
Glossar
3 Amorphes Silizium (a-Si)
Material zur Herstellung von Dünnschichtsolarzellen. Bei amorphem Silizium ist der
photoaktive Halbleiter ein amorphes (gestaltloses) Silizium, das als dünne Schicht auf das
Trägermaterial (z. B. Glas) aufgebracht wird.
Der geringere Material- und Energieverbrauch
sowie der hohe Automatisierungsgrad der
Fertigung bieten beträchtliche Einsparpotenziale gegenüber der kristallinen Siliziumtechnologie.
3 Biogas
Entsteht durch den Verfaulungsprozess von
Pflanzen in Biogas-Anlagen. Hauptbestandteile sind Methan und Kohlenstoffdioxid.
Energetisch genutzt wird das Methan, das
auch Hauptbestandteil von Erdgas ist.
3 CERN
Europäische Organisation für Kernforschung
(Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire). Die Großforschungseinrichtung in der
Nähe von Genf in der Schweiz ist vor allem
für ihren Teilchenbeschleuniger bekannt. Der
Large Hadron Collider (LHC), mit 1.700 Magneten der weltweit größte Teilchenbeschleuniger, hat einen Umfang von 27 Kilometern.
3 Coldbox
Komplett verrohrte und instrumentierte,
betriebsfertige Einheit aus Wärmetauschern
zur Zerlegung von Gasen bei tiefen Temperaturen.
3 Diphenylmethandiisocyanat (MDI)
Chemische Verbindung aus der Gruppe der
aromatischen Isocyanate. MDI ist ein wesentlicher Rohstoff für Polyurethan, Polyamidimid, Isolierschaum und Klebstoffe.
3 Dünnschicht-Solarzellen
Bei der Herstellung von Dünnschichtzellen
werden photoaktive Halbleiter als 0,001 Millimeter dünne Schichten auf ein Trägermaterial
aufgebracht. Die Zellen sehen sehr homogen
aus und sind rötlichbraun bis schwarz.
3 EG-Öko-Audit (EMAS)
Eco Management and Audit Scheme. Die
Verordnung gibt seit Mitte des Jahres 1995
Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft
die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis ihre
Betriebsabläufe auf umweltrelevante Aspekte
hin zu überprüfen und kontinuierlich zu
verbessern.
3 Enhanced Oil Recovery (EOR)
Tertiärförderung von Erdöl zur besseren Nutzung der verbliebenen Reserven in einem
Ölfeld durch Dampf, Chemikalien oder Flutung mit Gas, zum Beispiel Stickstoff.
3 Ethylencracker (Steamcracker)
Verfahren der Dampfspaltung in der Petrochemie. Durch thermisches Cracken werden
längerkettige Kohlenwasserstoffe (Naphtha, Propan, Butan, Ethan sowie Gasöl) unter
Zuführung von Wasserdampf in kurzkettige
Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Diese
dienen als Rohstoffe für Kunststoffe, Lacke,
Lösungs- oder Pflanzenschutzmittel.
3 Gas Processing
Natürliches Erdgas enthält neben Methan
auch schwerere Kohlenwasserstoffe wie
Ethan, Propan und Butan, die in einem Gas
abscheider (Fractionator) abgetrennt werden
müssen, bevor das Erdgas als Brenn- oder
Treibstoff eingesetzt werden kann.
3 Grid Parity
Begriff aus der Energiebranche, der sich mit
„Netzgleichwertigkeit“ übersetzen lässt. Die
Grid Parity wird dann erreicht, wenn Strom aus
einer Photovoltaik-Anlage oder anderen erneuerbaren Energiequellen zum gleichen Preis im
Netz angeboten werden kann wie konventioneller Strom, z. B. aus Kohlekraftwerken.
3 Inertisierung
Umwandlung oder Bearbeitung von Stoffen
zu reaktionsträgen (inerten) Stoffen. Inerte
Stoffe sind z. B. Edelgase, Glas und Porzellan.
3 LNG
Liquefied Natural Gas. Verflüssigtes Erdgas,
das auf Grund der großen Energiedichte, des
konstanten Brennwerts und der hohen Reinheit als zukunftsträchtiger Kraftstoff gilt.
3 Mikrokristallines Silizium (µc-Si)
Im Gegensatz zu amorphem Silizium hat mikrokristallines Silizium eine kristalline Struktur, die viel kleinere Korngrößen aufweist als
herkömmliche kristalline Zellen. Mikrokristalline Schichten werden fast immer zusammen
mit amorphen Schichten zur Herstellung von
mikromorphen Solarzellen verwendet. Solche Solarzellen bestehen aus einer amorphen und einer mikrokristallinen Siliziumschicht, die übereinander auf das Substrat
aufgebracht werden. Jede Schicht ist für ein
bestimmtes Lichtspektrum optimiert. Die
Solarzellen werden auf Grund der beiden
Schichten auch Tandemzellen genannt.
3 PET-Mehrwegflaschen
PET = Polyethylenterephthalat. PET-Flaschen
sind leicht, stabil, transparent und praktisch unzerbrechlich. Sie haben auf Grund
des geringen Gewichtes vor allem im Mehrwegsystem deutliche ökologische Vorzüge
gegenüber Glasflaschen.
3 Polyethylen (PE)
Ein durch Polymerisation von Ethen hergestellter thermoplastischer Kunststoff mit wachsartiger Oberfläche und hoher Beständigkeit
gegen Säuren, Laugen und weitere Chemikalien. PE ist unter anderem Bestandteil von
Folien, Gefäßen, Rohren und Verpackungen.
3 Polypropylen (PP)
Teilkristalliner Thermoplast aus der Gruppe
der Polyolefine. Anwendungsgebiete sind
unter anderem Armaturenbretter, Batteriegehäuse, Kindersitze, Fahrradhelme, Dämmund Isolierstoffe, Kabelummantelungen,
Isolierfolien, Rohrleitungen, Fasern und Verpackungsmaterialien.
3 Polyurethan (PU)
Vielseitiger Kunststoff, der in verschiedensten Bereichen zum Einsatz kommt: z. B. als
Schaum für Matratzen und Schwämme, als
Bauschaum zur Wärmedämmung sowie für
Lacke und Klebstoffe.
3 Silizium
Ein hartes, sprödes, dunkelgrau-glänzendes
Nichtmetall mit diamantähnlicher Gitterstruktur. Kristallines und amorphes Silizium unterscheiden sich in der Kristallgröße. Silizium ist
ein typisches Halbleiterelement, dessen Leitfähigkeit für elektrischen Strom mit zunehmender Temperatur größer wird. Durch die
Verunreinigung mit Metallatomen lässt sich
seine Leitfähigkeit steigern.
3 Wafer
Als Wafer (engl. „Waffel“ oder „Oblate“) wird
in der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie sowie der Mi­­kromechanik die kreisrunde
oder quadratische, circa einen Millimeter
dicke Scheibe bezeichnet, auf der elektronische Bauelemente, mikromechanische Bauelemente oder photoelektrische Beschichtungen hergestellt werden.
Jahresrückblick
Januar
MAI
1 Die Linde Group schließt mit dem Stahlhersteller Corus, der zu Tata
Steel gehört, einen langfristigen Liefervertrag für Industriegase. Zu dieser Vereinbarung zählt der Bau einer neuen Luftzerlegungs-Anlage am
Corus-Standort in Scunthorpe (North Lincolnshire, Großbritannien) für
rund 80 Mio. EUR. Die neue Luftzerlegungs-Anlage wird Mitte 2010 in
Betrieb gehen und ein höheres Stahlproduktionsvolumen ermöglichen.
1 Linde verkauft seine kolumbianische Tochtergesellschaft Cryogas S. A .
zu einem Enterprise Value von umgerechnet 90 Mio. EUR an das chilenische Industriegaseunternehmen Indura S. A. Der Verkauf war eine
kartellrechtliche Auflage der kolumbianischen Aufsichtsbehörden
für die Akquisition der BOC Group. Cryogas S. A. hatte im Geschäftsjahr 2007 mit rund 400 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet
49 Mio. EUR erzielt.
FebRuAR
1 Ferner veräußert Linde die MAPAG Valves GmbH in Horgau bei
Augsburg (Deutschland) zu einem Enterprise Value von 36 Mio. EUR
an den Technologiekonzern Metso (Finnland). Mit dem Verkauf dieser Randaktivität konzentriert sich die Engineering Division noch stärker auf ihre Kernkompetenzen. Das Unternehmen beschäftigt rund
100 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von
circa 31 Mio. EUR.
1 Linde erhält von BASF den Auftrag zum Bau einer großen Wasserstoff-Anlage für den Standort Ludwigshafen (Deutschland). Linde
übernimmt neben dem Basic- und Detail-Engineering und der Materialbeschaffung auch die Montage und Inbetriebnahme der schlüsselfertigen Wasserstoff-Anlage, die Mitte September 2009 den Betrieb
aufnehmen wird. Nachdem Linde bereits in der Vergangenheit Anlagen zur Herstellung von Sauerstoff und Ethylen am Standort Ludwigshafen realisiert hat, ist dies die erste Wasserstoff-Anlage, die Linde
für BASF liefert.
März
1 Linde Nippon Sanso (LNS), ein Unternehmen der Linde Group,
schließt mit der Malibu GmbH & Co. KG in Bielefeld (Deutschland)
einen Exklusivvertrag über die Lieferung sämtlicher Gase, die zur
Herstellung von Photovoltaik-Modulen benötigt werden. Der Langzeitvertrag umfasst die direkte Belieferung mit Stickstoff (N 2), Wasserstoff (H2), Silan (SiH4), Stickstofftrifluorid (NF3), Argon (Ar) und
Helium (He). Darüber hinaus rufen Linde und Malibu ein gemeinsames
Entwicklungsprogramm für neuartige Gasetechnologien ins Leben, das
zur Verbesserung des Wirkungsgrades der Solarzellen, des Anlagendurchsatzes in der Produktion sowie der Rentabilität beitragen soll.
Malibu ist ein Joint Venture des Energiekonzerns E.ON und von Schüco,
einem der weltweit größten Anbieter von Gebäudehüllensystemen.
april
1 Die Linde Group schließt mit dem weltweit größten Stahlproduzenten ArcelorMittal einen langfristigen Versorgungsvertrag für technische Gase. Die Vereinbarung umfasst den Bau einer neuen Luftzerlegungs-Anlage am ArcelorMittal-Standort Galati in Rumänien sowie
die Modernisierung dort vorhandener Anlagen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Mio. EUR.
1 Linde und das US-Unternehmen Waste Management Inc. vereinbaren im Rahmen eines Joint Ventures in Livermore (Kalifornien, USA)
den Bau der weltweit größten Anlage zur Umwandlung von Deponiegas in umweltfreundliches Biogas. Das verflüssigte Biogas kommt als
Kraftstoff für 300 Müllfahrzeuge von Waste Management in Kalifornien zum Einsatz. Das Investitionsvolumen beträgt 15 Mio. USD. Linde
ist für das Engineering der Anlage sowie die Säuberung und anschließende Verflüssigung des Deponiegases verantwortlich.
1 Die Süd-Chemie AG, ein weltweit führender Katalysatoren- und
Adsorbentienhersteller, und Linde vereinbaren eine exklusive Zusammenarbeit zur Entwicklung und Vermarktung von Anlagen für die Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Dabei sollen
Kraftstoffe wie Ethanol biotechnologisch aus zellulosehaltigen Pflanzenbestandteilen, wie etwa Weizen- und Maisstroh, Gräsern oder
Holz, gewonnen werden.
1 Linde und die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) vereinbaren, über ihr Gemeinschaftsunternehmen Elixier zwei große Luftzerlegungs-Anlagen in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) zu errichten. Die Gesamtinvestition beträgt rund 800 Mio. USD. Die neuen
Anlagen werden ab Ende 2010 an das lokale Versorgungs- und Pipeline-Netzwerk angeschlossen und stellen Stickstoff zur Erdgasförderung bereit. Der staatliche Erdölkonzern ADNOC hält 51 Prozent und
Linde 49 Prozent der Anteile des Joint Ventures Elixier, das im Dezember 2007 gegründet wurde.
1 Linde erwirbt 51 Prozent der Anteile an dem saudi-arabischen
Industriegaseunternehmen SIGAS (Saudi Industrial Gas Co. Ltd.). Das
Familienunternehmen SIGAS ist das zweitgrößte Industriegaseunternehmen in Saudi-Arabien und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen
Umsatz von annähernd 28 Mio. EUR.
JUNI
1 Der Mineralölkonzern Total weiht die erste Wasserstoff-Tankstelle
Belgiens in Brüssel ein. Die Technologie zur Speicherung des tiefkalten, flüssigen Wasserstoffs sowie das Betankungssystem wurden
von Linde entwickelt. Linde treibt die Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologie seit Jahren voran. Nahezu alle weltweit existierenden Tankstellen mit Flüssigwasserstoff wurden mit Betankungstechnik von Linde ausgerüstet.
juli
oktober
1 Linde wird durch die Ratingagentur oekom research als besonders
nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen eingestuft. oekom research
bewertet in ihrem Corporate Responsibility Rating die Aktivitäten
im Bereich Nachhaltigkeit von weltweit rund 1.000 börsennotierten Unternehmen. Linde erzielt erstmals mit der Gesamtnote B – den
Investmentstatus Prime und zählt damit zu den bestplatzierten Unternehmen seiner Branche. Mit dieser Bewertung qualifizieren sich
Linde Aktien für ein Investment aus ökologischer und sozialer Sicht.
1 Linde erwirbt die restlichen 50 Prozent der Anteile am australischen LPG-Unternehmen Elgas, Sydney, zum Preis von umgerechnet
rund 126 Mio. EUR. Elgas wurde 1984 als ein 50/50-Joint-Venture
zwischen BOC Limited, einer Tochtergesellschaft der Linde Group, und
AGL Energy (AGL) gegründet. Elgas ist der führende Händler von LPG
(Liquefied Petroleum Gas = Flüssiggas) in Australien und betreibt in
Port Botany, Sydney, das landesweit größte LPG-Lager. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von umgerechnet
255 Mio. EUR.
august
1 Linde schließt zwei neue Verträge zur On-site-Gaseversorgung der
Unternehmen Ningbo Iron & Steel Co. Ltd. und Hanwha Chemical Corporation (HCC) im ostchinesischen Ningbo ab. Im Zuge der Vereinbarungen errichtet Linde eine weitere Luftzerlegungs-Anlage und investiert hierfür rund 17 Mio. EUR. Die neue Anlage soll das Stahlwerk
von Ningbo Steel im Stadtbezirk Beilun ab Mitte 2009 mit Sauerstoff
versorgen.
1 Linde eröffnet in Hamburg im Rahmen der Zemships-Initiative die
weltweit erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Passagierschiffe. Zemships ist ein von der EU unterstütztes Projekt zur Förderung von Wasserstoff als Treibstoff für Schiffe. Die Zemships-Tankstelle
versorgt das so genannte Zero Emission Ship mit gasförmigem Wasserstoff. Das weltweit erste mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebene
Fahrgastschiff kann bis zu 100 Passagiere auf Alster und Elbe befördern. Die komplette Tankstelle wurde von Linde geplant und gebaut.
september
1 Zum ersten Mal werden Protonen in dem unterirdischen Ring des
Large Hadron Collider (LHC) des CERN (siehe Glossar) bei Genf in der
Schweiz nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dabei erleben auch die dort installierten Linde Kälte-Anlagen ihre Premiere. Das
Heliumkältesystem wurde von der Linde Tochtergesellschaft Linde
Kryotechnik AG mit Sitz in Pfungen (Schweiz) konstruiert, gebaut und
installiert.
1 Linde gründet mit der SINOPEC Fujian Petrochemical Company Limited (FPCL), einem Tochterunternehmen der China Petroleum & Chemical Corporation (SINOPEC), ein Joint Venture zur langfristigen Industriegaseversorgung von Kunden in der südostchinesischen Provinz
Fujian. Die Kooperation ist mit Investitionen von rund 100 Mio. EUR
verbunden. Beide Partner, FPCL und Linde Gas (Hongkong) Limited,
eine hundertprozentige Linde Tochtergesellschaft, halten an dem
neuen Joint Venture jeweils 50 Prozent.
1 Die Linde Group und die Vattenfall Europe Technology Research
GmbH, ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns Vattenfall, vereinbaren eine umfassende Technologiepartnerschaft zur Kohlendioxidabtrennung in Kohlekraftwerken. Ziel der Kooperation ist es, das
so genannte Oxyfuel-Verbrennungsverfahren für Braun- und Steinkohle zu erproben und die Technik zur späteren Anwendung in Großkraftwerken zu entwickeln. Die Untersuchungen werden an der Forschungs-Anlage für ein Kohlekraftwerk mit Kohlendioxidabscheidung
in Schwarze Pumpe in der Lausitz (Brandenburg, Deutschland) durchgeführt. Für dieses Pilotkraftwerk hat Linde eine Luftzerlegungs- und
eine Kohlendioxidverflüssigungs-Anlage errichtet. Linde unterstützt
Vattenfall im Rahmen der Technologiepartnerschaft mit einer umfangreichen wissenschaftlich-technischen Begleitung während der ersten
Versuchsphase bis Ende 2011.
1 The Linde Group unterzeichnet mit dem ungarischen Chemie­
unternehmen BorsodChem Zrt. einen weiteren Vertrag zur langfristigen On-site-Versorgung mit Industriegasen. Im Zuge der Vereinbarung wird Linde am Standort von BorsodChem in Kazincbarcika
im Nordosten Ungarns eine neue Luftzerlegungs-Anlage errichten
und hierfür rund 26 Mio. EUR investieren. Die Inbetriebnahme der
neuen Luftzerlegungs-Anlage ist für November 2010 geplant. Zusammen mit dieser neuen Investition betreibt Linde für BorsodChem am
Standort Kazincbarcika zwei Luftzerlegungs-Anlagen zur Herstellung
von Luftgasen sowie drei so genannte Steamreformer zur Produktion von gasförmigem Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Die Gesamt­
investitionen von Linde belaufen sich an diesem Standort damit auf
über 200 Mio. EUR.
november
1 Linde gelingt es, in China drei Großaufträge mit Kunden aus der
Photovoltaikindustrie abzuschließen. Linde deckt damit mehr als
50 Prozent des im Berichtsjahr äußerst wachstumsstarken Gasemarktes für Dünnschicht-Photovoltaikzellen in China ab und festigt seine
Position als weltweit größter Lieferant von Flüssig- und Spezialgasen
für diese Branche. Vertragspartner unserer Tochtergesellschaft Linde
LienHwa sind die Firmen Tianwei Baoding, Hangzhou Amplesum und
ENN Solar.
dezember
1 Linde und sein Konsortialpartner Samsung Engineering (Südkorea)
erhalten den Auftrag für den schlüsselfertigen Bau einer EthylenAnlage in Dahej, Indien. Auftraggeber ist das indische Unternehmen
OPAL, eine Tochterfirma der staatlichen ONGC (Oil and Natural Gas
Corporation Ltd.). Der Gesamtwert des Auftrags beträgt umgerechnet etwa 1,03 Mrd. EUR. Davon entfallen 350 Mio. EUR auf Linde.
Die Anlage wird die größte dieser Art in Indien und eine der größten
Ethylen-Anlagen weltweit sein.
SCS-COC-00944 A
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