ART Basel – Entstehung und Erfolgs- faktoren einer
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ART Basel – Entstehung und Erfolgs- faktoren einer
Philosophische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ZEGK – Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaft Institut für Europäische Kunstgeschichte Magisterarbeit ART Basel – Entstehung und Erfolgsfaktoren einer Kunstmesse Die Basler Messe im Vergleich mit dem Kunstmarkt Köln Arbeit zur Erlangung des Grades einer Magistra Artium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Erstgutachter: Prof. Dr. Raphael Rosenberg Zweitgutachter: Prof. Dr. Michael Hesse vorgelegt von: Corina Rombach Mannheim 15. August 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 4 1.1 Zielsetzung..................................................................................................................4 1.2 Forschungsstand und Vorgehensweise.........................................................................5 1.3 Was ist eine Kunstmesse und wie lässt sich ihr Erfolg messen? ...................................6 2 Die Entstehungsjahre des Kunstmarktes Köln 8 2.1 Ausgangsbedingungen und Konzeption der Messe ......................................................8 2.2 Standort Köln............................................................................................................12 2.3 Kunstmarkt '67 – Die erste Kunstmesse.....................................................................15 2.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................15 2.3.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................16 2.3.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................17 2.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................18 2.4 Kunstmarkt '68 und '69 – Die beiden Folgejahre........................................................20 2.4.1 Rahmenbedingungen........................................................................................20 2.4.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................21 2.4.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................22 2.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................23 2.5 Gegenveranstaltungen und Zwischenfazit..................................................................24 3 Die Entstehungsjahre der Art Basel 27 3.1 Ausgangsbedingungen und Konzeption der Messe ....................................................27 3.2 Standort Basel ...........................................................................................................30 3.3 ART 70 – Die erste internationale Kunstmesse in Basel ............................................32 3.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................32 3.3.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................33 3.3.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................36 3.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................38 4 ART 1971 – 1974: Die Basler Kunstmesse im Vergleich mit dem Kunstmarkt Köln 41 4.1 1971 – Der Boykott der Kölner Kunsthändler............................................................41 4.1.1 Rahmenbedingungen........................................................................................41 4.1.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................42 4.1.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................43 4.1.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................45 4.2 1972 – Konsolidierungsphase....................................................................................46 4.2.1 Rahmenbedingungen........................................................................................46 4.2.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................46 4.2.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................50 4.2.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................51 4.3 1973 – Die Wachstumsgrenze ist erreicht..................................................................53 4.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................53 4.3.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................55 4.3.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................56 2 4.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................58 4.4 1974 – Der Durchbruch.............................................................................................61 4.4.1 Rahmenbedingungen........................................................................................61 4.4.2 Die vertretenen Galerien ..................................................................................63 4.4.3 Künstler und Kunstrichtungen..........................................................................65 4.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................67 5 Fazit und Ausblick 71 Literatur und Abkürzungen 74 Tabellenverzeichnis 79 Abbildungsverzeichnis 80 Quellenverzeichnis 81 Anhang 84 3 1 Einleitung 1.1 Zielsetzung Die Art Basel hat heute den Ruf inne, die bedeutendste Kunstmesse für zeitgenössische Kunst weltweit zu sein. So schreibt der Hamburger Kunstsammler Harald Falkenberg in der Zeit: „Die Art Basel ist eine Klasse für sich, keine andere Kunstmesse reicht an sie heran. 99 Prozent aller Galeristen, die einmal auf der Messe vertreten waren, wollen wieder hin. Und ähnlich ergeht es den Sammlern.“1 Rose-Maria Gropp behauptet in einem Artikel der FAZ im Juni 2003: „Alle Messen wollen so sein wie die Schweizer Paradeschau“2. Die weltweit erste Kunstmesse für zeitgenössische Kunst entsteht jedoch 1967 in Köln. Das „Aufregendste und Erregendste“ am Kunstmarkt Köln ist für Willi Bongard „in der Tat die Offenheit, um nicht zu sagen Schonungslosigkeit, mit der Kunst unserer Zeit ‚zu Markte getragen’ und den Bedingungen anderer Güter unterworfen wird.“3 Die Nachfrage ist groß und das Phänomen Kunstmesse scheint Erfolg zu haben. In den folgenden Jahren entstehen weitere Messen, u. a. in Berlin (1969), Düsseldorf und München (1971). Mit Köln konkurrieren kann jedoch nur die Art Basel, welche im Juni 1970 zum ersten Mal ihre Tore öffnet. Mit den Jahren überholt sie Köln an Größe und Qualität und entwickelt sich zur weltweit bedeutendsten Kunstmesse. Schon nach den ersten fünf Jahren treten in der Presse vermehrt Äußerungen auf, dass Basel Köln den Rang abgelaufen habe. So schreibt 1974 Eduard Beaucamp in der FAZ, die Basler Messe habe in fünf Jahren „ein Zentrum des Welthandels etabliert“ und „das Wettrennen mit dem Kölner und Düsseldorfer Konkurrenzunternehmen scheint heute entschieden.“4 Es scheinen sich also schon in den Anfangsjahren die Weichen für diese positive Entwicklung der Messe zu stellen. Ziel dieser Arbeit ist es, die ersten fünf Jahre der Art Basel zu rekonstruieren und auf die Frage hin zu analysieren, was die Erfolgsfaktoren der Messe waren bzw. bis heute sind. Zeigen sich die Gründe schon in einer besseren Ausgangssituation oder entwickeln sie sich erst mit den Jahren heraus? Auswirkungen auf den Erfolg könnten der Standort Basel, die teilnehmenden Galerien, die vertretenen Künstler und Kunstrichtungen und die Struktur der Messe haben. Auf diese Aspekte wird sich die Analyse konzentrieren. 1 Harald Falkenberg: Kunst kommt von kaufen. In: Die Zeit, 27.4.2006. Rose-Maria Gropp: Die wahre Saison ist doch das Frühjahr. In: FAZ, 13.06.2006. 3 Willi Bongard: Das Kölner Kunst-Kartell. In: Die Zeit, 8.9.1967. 4 Eduard Beaucamp: Das imaginäre Museum des Kunstmarkts. In: FAZ, 24.6.1974. 2 4 1.2 Forschungsstand und Vorgehensweise Zur Entstehungsgeschichte der Art Cologne (damals Kunstmarkt Köln) existieren bereits drei Publikationen. 1986 veröffentlicht der Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) „20 Jahre Kunstmarkt“5. Nach zehn Jahren folgt die Veröffentlichung „Vom Kunstmarkt 67 zur Art Cologne 96“, herausgegeben von der KölnMesse und dem BVDG.6 Beiden Arbeiten fehlen jedoch Quellenverweise. Die neueste Publikation über die Entstehungsgeschichte der Art Cologne entsteht 2003 vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels in der Zeitschrift sediment unter dem Titel „Kunstmarkt Köln '67. Entstehung und Entwicklung der ersten Messe für Moderne Kunst 1966-1974“. 7 Die komplette Ausgabe der Zeitschrift ist den Anfangsjahren der Art Cologne gewidmet. Die einzelnen Artikel gehen profund und gut recherchiert auf die Entstehungsgründe der Art Cologne ein. Über die Art Basel hingegen gibt es bislang nur eine Veröffentlichung von Annemarie Monteil unter dem Titel „Zeigen, schauen, kaufen“ in welcher pro Seite ein Messejahr von 1970-1994 kommentiert wird.8 Eine Promotion über die frühen Jahre der Art Basel wird momentan an der Universität Zürich von Ilona Genoni vorbereitet, die Veröffentlichung steht jedoch noch aus. Die Entstehungsjahre und Gründe für den Erfolg der Messe sind also bislang weitgehend unerforscht. Die vorliegende Arbeit versteht sich deshalb als erster Schritt zur Erfassung und Analyse der Entstehungsjahre der Kunstmesse Basel. Die Recherche begrenzt sich auf die ersten fünf Jahre. Um einen Maßstab zu haben, soll die Art Basel dem Kölner Kunstmarkt gegenübergestellt werden, da man davon ausgehen kann, dass die Kölner Messe als die erste von beiden Basel als Vorbild diente. Als Grundlage für den Vergleich dienen hauptsächlich die Ausstellungskataloge der Messen, vor Ort gesichtete Archivdokumente der Art Basel sowie Archivdokumente des Kunstmarkts Köln und Presseberichte über die Messen. Die Auswahl der Presseberichte beschränkt sich auf die großen, überregionalen Zeitungen wie Die Zeit, Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und International Herald Tribu- 5 Volker RATTEMEYER [1986] informiert über die Jahre 1967 – 1986 des Kunstmarktes Köln. Die einzelnen Jahre werden gut durchleuchtet durch Presseberichte, Beschlüsse der Mitgliederversammlungen, etc. Leider fehlen Quellenverweise, welche die Informationen belegen. 6 Werner KRÜGER [1996] behandelt die Jahre von 1967 bis 1996. Er trägt Informationen über die einzelnen Jahre zusammen und zitiert Katalogvorworte und Presseberichte – jedoch meistens ohne Quellenverweise. Auch geht er kaum auf die am Kunstmarkt vertretenen Künstler und Kunstrichtungen ein. 7 HERZOG/JACOBS [2003]. 8 Begleitet wird jedes Jahr von Bildern des Fotografen Kurt Wyss einzelner Kunstwerke und ihrer Betrachter. Annemarie MONTEIL [1994, 9] nennt ihre Publikation ein „Bilderbuch“ und bemerkt: „dokumentiert wird nicht ‚die’ Art, sondern die Art des Kurt Wyss“. Diese Publikation behandelt die Art Basel nicht wissenschaftlich. Wichtig sind jedoch das Vorwort des damaligen Messeleiters Emil Bammatter und Angaben über die jährlichen Besucherzahlen der Art Basel. 5 ne9 und Fachzeitschriften wie Art International, Das Kunstwerk und Die Weltkunst. Außerdem dienen persönliche Gespräche mit Ernst Beyeler und Klaus Staeck als Quellen. 1.3 Was ist eine Kunstmesse und wie lässt sich ihr Erfolg messen? Laut der deutschen Gewerbeordnung ist eine Messe „eine zeitlich begrenzte, im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern das wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausstellt und überwiegend nach Muster an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Verbraucher oder Großabnehmer vertreibt.“10 Die Form der Mustermesse, die vor allem dem Informationsaspekt dient und auf der die Produkte überwiegend als Muster ausgestellt werden, ist heute die übliche Form. Sie wurde im 19. Jahrhundert in Leipzig gegründet und löste die Warenmesse, die dem unmittelbaren Austausch von Waren diente, ab.11 Da auf den Kunstmessen neben Reproduktionen überwiegend Originale direkt verkauft werden, sind sie jedoch den Warenmessen zuzuordnen.12 Vorgänger der Messen für Moderne Kunst sind die Kunst- und Antiquitätenmessen. 13 Neben dem Verkauf der Ware dient eine Kunstmesse dazu, neue Kontakte zwischen Käufern und Händlern zu erschließen. Bei einer Kunstmesse befinden sich zahlreiche Galerien in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander. Hiermit verschafft die Messe dem Käuferpublikum einen größeren und objektiveren Marktüberblick als beispielsweise die Besuche einzelner Galerien.14 Die Messe dient den Galerien als Werbung, nicht zuletzt weil die Medienpräsenz beträchtlich höher ist als bei einer einzelnen Galerieausstellung. 15 Was fällt unter den Erfolg einer Kunstmesse? Als Erfolgskriterien könnten folgende angesehen werden: ideeller Erfolg und finanzieller Erfolg. Als ideeller Erfolg wird in der vorliegenden Arbeit Erfolg durch Ansehen und Bekanntheit bei Sammlern, Händlern und Besuchern der Messe verstanden. Finanzieller Erfolg ist durch hohe Umsätze und die Einnahmen aus Eintritten auszumachen. Ideeller Erfolg ist durch hohe Besucherzahlen, durch Lob in der Presse, die Teilnahme bedeutender Galerien, durch qualitativ hochwertige Ware bzw. Kunst und durch einen guten Standort, einen übersichtlichen Aufbau und eine auf der Messe gewährleistete Marktübersicht über das wesentliche Angebot des Bereichs der Modernen Kunst 9 Hier sind insbesondere Eduard Beaucamp, Georg Jappe (FAZ) und Gottfried Sello (Die Zeit) hervorzuheben, da sie die Kunstmessen über die Jahre hin beobachten, sie kritisch hinterfragen und tiefgründiger als andere Journalisten auf die Marktsituation und Tendenzen eingehen. 10 Deutsche Gewerbeordnung, § 64 (1) zitiert nach TETTINGER/WANK [1999, 679]. 11 HERZOG [2003, 11]. 12 OSCHATZ [1995, 20]. 13 HERCHENRÖDER [1990, 268ff]. 14 HERSTATT [2002, 95]. 15 BOLL [2005, 274ff]. 6 auszumachen. Ist ein ideeller Erfolg gegeben, so ist anzunehmen, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein finanzieller Erfolg einstellt. Auch wenn der finanzielle Erfolg einen großen Einfluss auf den Gesamterfolg der Messe haben dürfte, kann in der vorliegenden Arbeit nicht darauf eingegangen werden, da verlässliche Quellen fehlen.16 Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt somit auf dem ideellen Erfolg der Messe. Wie ist dieser jedoch zu messen? Die genaue Untersuchung der Städte Köln und Basel zeigt auf, wie bedeutend diese als Kunststadt sind und in welchem Maße die Stadtverwaltungen und öffentlichen Einrichtungen die Messen unterstützen. Welche Galerien sind bedeutend und besitzt die Messe eine vorteilhafte Struktur? Für die Beantwortung dieser Fragen werden die Presseberichte herangezogen. Bei der Frage, ob bedeutende zeitgenössische Künstler an der Messe teilnehmen, zieht die Untersuchung den im Jahre 1970 von Willi Bongard erstellten Kunstkompass heran. (Tabelle 14) Dieser soll in einem ersten Schritt darüber Aufschluss geben, welche lebenden Künstler in den Jahren 1970 - 1974 durch Ausstellungen in Galerien, Museen etc. einen großen Bekanntheitsgrad erreicht haben. In einem zweiten Schritt wird dann untersucht, ob und in welchem Maße diese Künstler auf der Basler und Kölner Messe anzutreffen sind. Eine Analyse der beiden Messen auf die Frage, welche Kunstströmungen vertreten waren, soll Aufschluss darüber geben, ob die Messen eine Übersicht des wesentlichen Angebots der Modernen Kunst geben. (Tabelle 12/13) 16 Immer wieder wird in Presseberichten, auf die Undurchsichtigkeit der Kunstmessen in Bezug auf Gewinn und Umsatz hingewiesen, wie beispielsweise von G. Sello: „Aber der Umsatz enthält eine statistisch nicht erfassbare Dunkelziffer, weil der Handel mit sich selbst handelt.“ Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S. 15. Die im Archiv der Art Basel verfügbaren Zahlen zum finanziellen Erfolg der Messe sind nicht zur Einsicht freigegeben. 7 2 Die Entstehungsjahre des Kunstmarktes Köln Um die Art Basel und ihre Entstehung besser verstehen zu können, soll im Folgenden die Vorgängermesse, der Kunstmarkt Köln, untersucht werden auf ihre Entstehung, den Standort Köln und die ersten drei Jahre bis 1970. Besondere Beachtung soll der Kunstkritik geschenkt werden: Was wird gelobt, was wird kritisiert? Entstehen Bedürfnisse der Aussteller oder Besucher, die Köln nicht erfüllen kann und die Basel später aufgreifen wird? 2.1 Ausgangsbedingungen und Konzeption der Messe Im Jahre 1967 findet zum ersten Mal der Kunstmarkt Köln, die erste Messe für zeitgenössische Kunst statt. Wie kam es hierzu und was waren die Gründe? In den Sechziger Jahren liegen die wichtigsten deutschen Galerien, die sich auf zeitgenössische Kunst spezialisieren, verstreut in den unterschiedlichsten deutschen Städten. Betrachtet man die teilnehmenden Galerien des Kölner Kunstmarktes ’67, die den Anspruch haben, Avantgardegalerien zu sein, so zeigt sich, dass keine Stadt mehr als drei dieser Galerien hervorbringt. Um nur einige zu nennen: die Galerie Anne Äbels hat ihren Sitz in Köln, die Galerie René Block befindet sich in Berlin, die Galerie Neuendorf in Hamburg, die Galerie Alfred Schmela in Düsseldorf und die Galerie van der Loo kommt aus München. (K67, o.p.) Mit dem zweiten Weltkrieg hatte Berlin den Status als deutsches Kunsthandelszentrum verloren.17 Die wichtigsten Zentren sind Paris und ab Anfang der Sechziger Jahre überwiegend New York. Hier befinden sich auf der 57. Straße mehr als 50 Kunstgalerien, bei welchen sich laut Willi Bongard „unter dem Gesichtspunkt zeitgenössischer Kunst“ ein Besuch bei mindestens fünfzehn lohnt. In Manhattan befänden sich neben der hohen Konzentration an Galerien, die bedeutendsten Museen, privaten Kunstsammlungen, das größte Auktionshaus Parke-Bernet und hier arbeiteten an die fünfzigtausend Künstler. „Im Unterschied zu New York (oder London oder Paris) ist der deutsche Kunstmarkt in ein halbes Dutzend und mehr Teilmärkte aufgesplittert – mit der sattsam bekannten Folge, dass dieser Markt ein Schattendasein und die deutsche Kunst der Gegenwart international keinen Kurswert hat, mit Ausnahme vielleicht der Zero-Gruppe.“18 Rudolf Zwirner gibt zu Bedenken, dass amerikanische Sammler in den 60er und 70er Jahren keine zeitgenössischen Werke deutscher Künstler kauften.19 17 Hierauf verweisen sowohl THURN [1994, 205] als auch HERZOG [2003, 13f]. Willi Bongard: Das Kölner-Kunstkartell. In: Die Zeit, 8.9.1967, S. 36. 19 Unter dem Titel „Ausverkauf der Moderne“ hielt Rudolf Zwirner am 8. Mai 2006 auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes deutscher Galeristen einen Vortrag. Die im Jahre 2000 entstandene Publikation dieses 18 8 Viele deutsche Galerien konzentrieren sich in den 50er Jahren auf Kunst der Ecole de Paris, der Klassischen Moderne und nach Preisstürzen der Ecole de Paris auf die neue amerikanische Malerei.20 Diese jedoch, so Günter HERZOG, „wurde knapp oder von den Amerikanern oder Franzosen kontrolliert, so dass es sich dringend empfahl, die junge einheimische Kunstproduktion zu stimulieren. Die ‚klassischen’ Sammler waren gesättigt, und es musste eine neue Generation wenn nicht gar ‚Spezies’ von Sammlern gewonnen beziehungsweise herangezüchtet werden…“ [HERZOG 2003,14] Dass solch ein Publikum von neuen Sammlern, die sich für zeitgenössische Kunst interessieren, schon existiert, wird Hein Stünke auf der documenta von 1959 klar. Da ihm als documenta-Ratsmitglied kein Honorar gezahlt werden kann, schlägt Arnold Bode vor, er könne an einem Grafik-Stand Werke seines GalerieProgramms verkaufen. Der daraus resultierende finanzielle Erfolg macht Hein Stünke und Rudolf Zwirner, der zu dieser Zeit das Sekretariat der documenta leitet, klar, dass die Besucher nicht nur Ausstellungen besuchen, sondern dort auch zu kaufen bereit sind.21 Laut Hein STÜNKE [1986, 344] war es um die wirtschaftliche Situation der Avantgardegalerien Mitte der Sechziger Jahre schlechter bestellt als beispielsweise um den Markt für die Klassische Moderne. Diesem habe sich das Auktionshaus Norbert Ketterer aus Stuttgart mit großem Erfolg zugewandt und für die damalige Zeit hohe Preise erzielt. In dieser Situation kommt es im Mai 1966 zu ersten Gesprächen zwischen den Galeristen Rudolf Zwirner, Hein Stünke und Rudolf Springer. Sie tauschen Ideen aus, wie man die deutschen Avantgardegalerien unterstützen, die deutsche Kunstproduktion ankurbeln und Köln zu deren Zentrum machen könnte. Rudolf Zwirner wünscht sich eine Ausstellung mit Werken von verschiedenen Galerien, die sowohl einen Überblick über die Arbeit des Kunsthandels, als auch „über die neuesten Tendenzen von Malerei und Plastik gibt“. (Quelle 1,17)22 Rudolf Springer spricht sich für eine „Anti-documenta“ aus, was er sich jedoch genau darunter vorstellt, wird in den Aufzeichnungen des Treffens nicht dokumentiert. Nach Hein Stünkes Ansicht müsse wer eine neue Form der Ausstellung von Kunst wolle auch eine andere Form der Auswahl und Präsentation suchen. (Quelle 1,17) Stünke erwägt eine weitere Möglichkeit: „Meine Absicht war, eine Messe zu veranstalten, also eine Form händlerischen Anbietens zu versuchen, wie sie nicht durch die Auktion und nicht durch die Galerie geleistet werden kann, also keine Ausstellung son- Vortrages wurde gekürzt und enthält die oben erwähnte Passage nicht. Vgl. ZWIRNER [2000]. Deshalb kann nur auf eine Internetquelle verwiesen werden: www.artnet.de/magazine/features/zwirner/zwirner06-09-06.asp. 20 HERZOG [2003, 14]; STÜNKE [1986, 343]. 21 Sturm, Birgit Maria: Die diffizile Ware Kunst. Ein Interview mit dem Kölner Galeristen Hein Stünke über die Entstehungsgeschichte des Kölner Kunstmarktes. In: Art Position 5 (1993) 22, S. 21. 22 Redemanuskript Stünkes, 23.5.1966, Bl. 17. 9 dern eine handfeste Sache, ein kaufmännisches Unternehmen mit allen Kennzeichen eines solchen. Das Vorbild ist nicht die Lausanner Ausstellung Pilot, sondern die kleine, aber doch respektable Messe der Antiquare in Stuttgart.“ (Quelle 1,16) Eine zusätzliche Ausstellung mit Werken der Galerien – wie von Rudolf Zwirner gewünscht – sollte die Messe erweitern und ihren „programmatischen Charakter“ (Quelle 1, 16) hervorheben. Diese Form der Messe scheint den größten Anklang bei den drei Galeristen zu finden, da sie sich letztendlich durchsetzt. Aus rechtlichen Gründen halten die Galeristen die Gründung eines Vereins für notwendig. Sie sind sich einig, dass die Stadt Köln nicht mit einzelnen Personen, sondern nur mit einem Verein oder Verband als Träger einen Vertrag abschließen würde, um eine Messe durchzuführen. (Quelle 1, 16) Mitglieder sollen jedoch nicht unbegrenzt aufgenommen werden. Galeristen, die nur „gelegentlich“ neuere Kunst handeln sind nicht erwünscht. Mitglieder werden sollten nur diejenigen, die „durch die Arbeit in ihren Galerien den Beweis eines besonderen Interesses an gegenwärtiger künstlerischer Produktion geliefert haben“ (Quelle 1, 15). Des Weitern äußert sich Hein Stünke gegen eine Mitgliedschaft ausländischer Galeristen: „Nicht weil sie Ausländer sind möchten wir sie nicht in unserem Kreis aufnehmen. Auf ausländische Kollegen zu verzichten hat folgende Gründe: Alle Händler Deutschlands sind mehr oder weniger Importeure. Sie alle haben sich – und damit auch den vertretenen Künstlern – mit großen Kosten und Anstrengungen einen Platz geschaffen, haben der französischen, englischen und amerikanischen Kunst hier einen größeren Markt und eine größere Publizität gesichert. Man kann darum dem hiesigen Kunsthändler nicht zumuten, was kein anderer Händler oder Hersteller seiner deutschen Vertretung zumuten würde: eine Messe vorzubereiten, damit hier verkauft wird, was fairerweise die hiesigen Vertreter verkaufen müßten.“ (Quelle 1, 14f) Hieraus geht eindeutig das Ziel des Vereins hervor, den deutschen Kunsthandel und die deutschen Händler zu unterstützen. In der Gründungsversammlung vom 4. Juli 1966 wird eine Satzung beschlossen, die den Zweck definiert: „Zweck des Vereins ist die Förderung des Interesses an zeitgenössischer deutscher und internationaler Kunst und die Förderung des Handels mit solcher Kunst.“ (Quelle 4,1) Dem Zweck soll „die Veranstaltung von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst“ dienen. Aufnahmeanträge weiterer Galeristen, die eine Mitgliedschaft anstreben, müssen von fünf Vereinsmitgliedern befürwortet werden. Eine tatsächliche Aufnahme eines neuen Mitglieds muss von der Mitgliederversammlung einstimmig befürwortet werden. (Quelle 4, 2) Somit sind die rechtlichen Grundlagen für die erste Messe gelegt, die im Jahre 1967 stattfin10 den soll. Bei der Gründungsversammlung vom 4. Juli 1966 zählen folgende Galeristen zu den Vereinsmitgliedern: Adler, Dr. Appel, Block, Brusberg, Mayer, Müller, Niepel, Pooch, Schmela, Springer, Stangl, Stünke, Ricke, Thomas, van de Loo, Zwirner. (Quelle 3, 42) Der Planungszeitraum für die Messe erstreckt sich von Mai 1966 bis zu Beginn der ersten Messe im September 1967 über 16 Monate. In den folgenden Vereinssitzungen werden die Rahmenbedingungen geschaffen: Der Name der Messe soll „Kunstmarkt '67“ lauten. (Quelle 2, 94) Im Gebäudekomplex des Gürzenich sollen allen Mitgliedern gleichgroße Kojen – über Losverfahren ermittelt – zugeteilt werden. Auch die verschiedenen Gattungen, die ausgestellt werden können, bestimmen die Vereinsmitglieder: „In den Kojen können nach Belieben Bilder, Plastiken, Grafiken und bibliophile Pressedrucke gezeigt werden.“ (Quelle 3, 42) In der Vereinssitzung vom 24.1.67 wird zusätzlich festgelegt, dass die auf der Messe zu verkaufenden Bilder und Plastiken erst ab 1910 entstanden sein dürfen. „Es wird erwartet, dass hier der progressive Charakter dominiert.“ (Quelle 5, 20) Des Weiteren müssen alle Kunstwerke, die auf der Messe präsentiert werden, zu Beginn verkäuflich sein. Die Kojengröße wird auf 6 x 4 x 5 m festgelegt. (Quelle 5, 20) Für die zusätzliche Ausstellung im Kunstverein, bei welcher jede Galerie ein bis drei Künstler ausstellen soll, wird eine Hängekommission durch die Galeristen Stangl, Springer und Müller beauftragt. (Quelle 5, 20) Dies unterstreicht den Ausstellungscharakter. Auf der Messe im Gürzenich hingegen besteht für die Galeristen „völlige Freiheit bezüglich der Künstler und Auswahl der Kunstwerke“ (Quelle 6, 131). Die Kosten pro Mitglied werden auf 1.800 DM festgelegt. (Quelle 6, 133) Auf einen wichtigen Punkt wird in einem Rundschreiben an die Mitglieder hingewiesen: „Zu den Eröffnungen müssen von allen Galerien Preislisten vorliegen, von denen eine Durchschrift an die Geschäftsführung zu senden ist.“ (Quelle 7, 110) Betont wird hierbei, dass es wichtig sei, dass die Besucher sich über die Preise informieren könnten. Dieser Aspekt ist bedeutend, denn zuvor wurde stets darauf hingewiesen, wie undurchsichtig der Kunstmarkt in Bezug auf die Preistransparenz der Werke sei. Christian HERCHENRÖDER berichtet: „Der Handel mit Kunst und edlem Kunstgewerbe wurde vor dem Krieg noch als absolut intime Transaktion begriffen, die den jeweiligen Händler und seinen Klienten zu einer verschwiegenen Interessengemeinschaft verband. […] Die großen Kunsthäuser hatten ihre Geheimkabinette, in denen die kostbaren Bildwerke potenten Sammlern auf einer samtbezogenen Staffelei präsentiert wurden. Einlass in dieses „Allerheiligste“ hatte nur der arrivierte, dem Händler schon fast hörige Kunstkäufer. Diese mystifizierende Handelspraxis nötigt uns heute, im Zeitalter erwünschter Markttransparenz ein überlegenes Lächeln ab; und doch gibt es noch einige wenige Händler alten Schlages, die abseits vom grellen Messegeschäft mit dieser diskreten 11 Methode dauerhaft Markterfolge haben.“ [HERCHENRÖDER 1990, 260] Dass auch bei den Mitgliedern des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler solche Methoden praktiziert werden, bestätigt Willi Bongard, der verschiedene Galeristen zu ihren Geschäftsmethoden und Umsätzen interviewt und von der Kölner Galeristin Änne Abels erfährt: „Unser Jeschäft hat einen Nimbus und den jefährden Se, wenn Se über’ t Jeschäftliche schreiben. […] Der Kunsthandel sei, versicherte mir Frau Abels, ‚dat unmoralischte Jeschäft der Welt’. Wenn man ihren Worten glauben schenken würde, entzöge er sich überhaupt jeglicher kommerzieller Betrachtung…“23 Von diesem Blickpunkt aus könnte man die nun vom Verein geforderte Preistransparenz als äußerst progressiv bezeichnen. 2.2 Standort Köln Wie wichtig ist für den erfolgreichen Beginn des Kölner Kunstmarktes der Standort Köln, seine Geschichte, Kunst- und Kulturlandschaft und die Förderung durch die Stadt? Die Stadt Köln blickt auf eine bis ins Mittelalter zurückreichende Sammlertradition ihrer Bürger zurück. Zu nennen sind hier beispielsweise die Sammlungen von Ferdinand Franz Wallraf, die Kunstsammlung des Baumeisters Johann Peter Weyer und des Barons Hüpsch. Die meisten Kölner Museen verdanken einen großen Teil ihrer Bestände den Schenkungen und Leihgaben der Sammler.24 Laut Klaus Staeck besitzt das Rheinland auch heute noch eine große „Sammlerschaft“, was als eindeutiger Standortvorteil für Köln gesehen werden kann. (Siehe S. 102) Obwohl die meisten Kölner Museen im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurden, kann ein Großteil ihrer Sammlungen rechtzeitig evakuiert werden. Auch der Kölner Rechtsanwalt Dr. Josef Haubrich trägt einen beträchtlichen Teil von Werken der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammen, versteckt sie und rettet sie somit vor einer Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten. Da die Museen zerstört sind, fehlen Ausstellungsräume und somit schickt man die Kölner Sammlungen – allen voran die Sammlung Haubrich – auf Reisen. So präsentiert sich die Sammlung Haubrich anfangs in deutschen Städten, in den fünfziger Jahren auch in anderen europäischen Städten wie Amsterdam (1951), Turin (1952) und Basel (1955). Diese Präsentation des „Kölner Kulturguts“ in den verschiedensten Städten und Regionen ist sicherlich ein Aspekt, der Köln zu einem Namen als Museumsstadt verhilft.25 Nachdem in Köln 1956 das Schnütgen-Museum, 1957 das Wallraf-Richartz-Museum und 1967 die Josef Haubrich Kunsthalle eröffnen, folgt nun in der Stadt Köln selbst eine Welle von Ausstellungen, die große Besucherzahlen anziehen. Bedeutende Ausstellungen zu die23 Willi Bongard: Das Geschäft mit der Kunst (I): Maler, Bilder, Spekulanten. In: Die Zeit, 26.11.1965, S.45. ILLNER [1996, 13]. 25 BLOCHMANN [1996, 191ff]. 24 12 ser Zeit sind beispielsweise die Ausstellungen „Kunst und Leben der Etrusker“ (1956, 160.000 Besucher) oder „Toulouse Lautrec“ (1961/62, 158.000 Besucher).26 Bei den beiden ersten Ausstellungen in der Josef Haubrich Kunsthalle „Die Römer am Rhein“ und „Marc Chagall“ zählen die Veranstalter in den ersten fünf Monaten über 300.000 Besucher.27 Diese Zeit des wachsenden Interesses an Kunst bzw. des Wachstums des Museums- und Ausstellungswesens wirkt sich sicherlich positiv auf die Entstehung des Kunstmarkts Köln aus. Damit einher geht 1969 die Leihgabe von 170 Werken des Sammlers Peter Ludwig an das Wallraf-Richartz-Museum, die u. a. Werke der amerikanischen Pop Art Künstler beinhaltet. 28 Diese Leihgabe ist sicherlich mit ein Grund, dass im Jahre 1969 die Museums- und Ausstellungsbesuche die Millionengrenze überschreiten.29 Schon zu Beginn der Planung des Kunstmarkts ’67 ist die Stadt Köln bereit, das Vorhaben zu unterstützen. Bei dem ersten Treffen der zukünftigen Vereinsmitglieder vom 23.5.1966 berichtet Hein Stünke von Verhandlungen mit dem Kulturdezernenten Kurt Hackenberg „wobei insbesondere die Zweiteilung der Unternehmung in Messe und Ausstellung in Gürzenich und Overstolzenhaus erläutert wurde.“ (Quelle 2, 94) Bei der Gründerversammlung vom 4. Juli 1966 ist bereits klar: „Die Stadt Köln ist bereit, Gürzenich und Overstolzenhaus für eine Kunstmesse und gemeinsame Ausstellung zur Verfügung zu stellen und finanzielle Zuwendung zu geben.“ (Quelle 3, 42) Des Weiteren finanziert die Stadt Köln in den Anfangsjahren den Ausstellungskatalog und beteiligt sich an Werbungskosten.30 Dass der Verein diese finanzielle Zuwendung erhält, erklärt sich sicherlich auch aus der Tatsache, dass man neben der kommerziellen Verkaufsschau auch eine Kunstausstellung plant. Wie kommt es dazu, dass die Stadt Köln sich diesem Projekt gegenüber so offen zeigt? Immer wieder wird dem Kulturdezernenten der Stadt Köln, Kurt Hackenberg, eine bedeutende Rolle bei der Unterstützung des Kölner Kunstmarktes beigemessen. Mit seiner Kulturpoli26 Eine ausführliche Liste der Ausstellungen in Köln bis 1966 bei: HACKENBERG [1966, 4ff]. ILLNER [2003, 45f]. 28 Laut Georg Jappe könne „kein zweites Museum der Welt so viel zeitgenössische Kunst vorweisen“ wie das Wallraf-Richartz Museum mit der Sammlung Ludwig. Seiner Meinung nach sei Köln „durch eine kluge Fortführung der Sammlung […] die einmalige Chance gegeben, Sammelpunkt dieser zweiten goldenen Zeit der modernen Kunst zu werden“. Georg Jappe: Die goldenen Sechziger. In: FAZ, 7.3.1969, S. 32. 29 ILLNER [1996, 13]. 30 In dem Sitzungsprotokoll vom 17.11.67 ist zu lesen: „Die Stadt Köln ist darüber hinaus bereit, in 2 oder 3 amerikanischen Zeitschriften ganzseitig für ihre Museen und für den Kunstmarkt 68 zu werben.“ (Quelle 8, 183) Das Sitzungsprotokoll des Vereins vom 23.2.1968 beinhaltet: „Die Stadt Köln gibt einen Zuschuss von DM 19.000 für den normalen Katalog…“ (Quelle 9, 52) Bei der Diskussion über die Fortführung einer Begleitausstellung betont Rudolf Zwirner bei einer Mitgliedsversammlung im Januar 1969: „Die Stadt Köln wird die Katalogkosten, sowie bis zu einer gewissen Summe, die Transportkosten übernehmen.“ (Quelle 12, 176) 1970 geht aus den Protokollen keine Information über eine finanzielle Unterstützung der Stadt hervor. Ab 1971 scheint der Verein eine Kojenmiete an die Stadt Köln zahlen zu müssen: “Die voraussichtlich nur einmal an die Stadt Köln zu zahlende Kojenmiete (in Höhe von DM 35.000)…“ (Quelle 15, 127) Danach sind in den Protokollen der Mitgliederversammlungen keine Hinweise auf finanzielle Hilfe durch die Stadt gegeben. 27 13 tik, die auf eine demokratische Grundhaltung zurückgeht, setze er sich laut ILLNER [1996, 13] u. a. das Ziel, die bildende Kunst für breite Bevölkerungsschichten zu öffnen und förderte dies durch die oben erwähnten stark zunehmenden Kölner Ausstellungen. Im Sommer 1968 ist in der Zeitschrift „Art International“ eine Anzeige der Stadt Köln unter dem Titel „Cologne goes Art“ zu finden. (Quelle 22) Hier wird zum einen für die Kölner Museen, zum anderen für die Galerien und den Kunstmarkt geworben. Diese Anzeige zeigt, dass die Stadt Köln, bzw. Hackenberg durch die Kombination von Museen und Kunstmarkt auf eine erfolgreiche Entwicklung Kölns als Kunststadt baut. Ab Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger Jahre setzt er sich auch vermehrt für zeitgenössische Kunst ein. So unterstützt er neben dem Kölner Kunstmarkt auch weitere Veranstaltungen wie 1969 den Kölner „Neumarkt der Künste“, für den er neben dem Gelände des Kölner Neumarktes auch eine Summe von 27.500 DM zur Verfügung stellt.31 Des Weiteren beauftragt er 1970 Harald Szeemann, den documenta-Geschäftsführer, die Ausstellung „Happening und Fluxus“ zu organisieren. Diese Ausstellung stieß teilweise auf große Kritik, da sowohl Wolf Vostell als auch die Wiener Aktionisten Otto Muehl und Hermann Nitsch blutverschmierte Gegenstände, Tierkadaver und ähnliches präsentierten.32 Obwohl Hackenberg nach heftigen Protesten der Öffentlichkeit einige Werke entfernen ließ, zeigt die Beauftragung Seemans doch seine Bereitschaft, Vertreter zeitgenössischer, avantgardistischer Strömungen auszustellen. Diese Veranstaltungen trugen gewiss einen Teil zu Kölns Ruf als Stadt bei, in der zeitgenössische Kunst gezeigt und gefördert wird. Karl Ruhrberg, der damalige Direktor der Kunsthalle Düsseldorf reflektiert im Jahre 1993 über Kölns Rang im Bereich der zeitgenössischen Kunst: „Bis Anfang der siebziger Jahre war Düsseldorf im Bereich der zeitgenössischen Kunst unangefochten auf dem ersten Platz in Deutschland und hat ihn dann an Köln verloren. Das liegt an der Lethargie der Düsseldorfer Kulturpolitik einerseits und der andere war die Aktivität von Hackenberg, der das genau gesehen hat und dann via Kunstmarkt anfing das zu installieren.“33 Somit schaffen das aufkommende Interesse an Bildender Kunst, der Zuwachs an Museen und Ausstellungen in Köln und die Unterstützung durch die Stadt Köln, im Besonderen durch den Kulturdezernenten Kurt Hackenberg günstige Voraussetzungen für die Entstehung des Kunstmarktes. Im Gegenzug ist es dann der Kunstmarkt selbst, der in den Siebziger Jahren Köln zu einer Metropole der zeitgenössischen Kunst werden lässt. Dies zeigt beispiels- 31 ILLNER [2003, 52ff]. HERZOGENRATH/LUEG [1986, 474ff]. 33 Zeitungsgespräch mit Karl Ruhrberg am 28.5.1993; Historisches Archiv der Stadt Köln, Dokumentation Kölner Kulturleben nach 1945. Zitiert nach ILLNER [2003, 43]. 32 14 weise die steigende Anzahl der Galerien Ende der Sechziger Jahre. Im Februar 1968 zählt man in Köln 27 Galerien. Laut einem Bericht der Rundschau vom Februar 1968 seien die letzten Monate sieben neue Galerien in Köln entstanden bzw. nach Köln gezogen, wie beispielsweise die Galerie Wilbrand aus Münster und die Galerie Ricke aus Kassel.34 Laut Georg JAPPE [1986, 573] habe Peter Ludwig sogar „die Atmosphäre des Kunstmarktes“ dazu bewogen, seine Sammlung der Stadt Köln als Dauerleihgabe anzubieten.35 2.3 Kunstmarkt '67 – Die erste Kunstmesse Der Ruf Kölns als Kunst- und Museumsstadt und die finanzielle und ideelle Unterstützung durch die Stadt schaffen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Messe. Im Folgenden soll nun untersucht werden, inwieweit der erste Kunstmarkt durch seine Zielsetzung und Form, die vertretenen Galerien und Künstler tatsächlich erfolgreich war. 2.3.1 Rahmenbedingungen Vom 13. bis 17. September 1967 findet der erste Kunstmarkt mit insgesamt 18 Galerien statt, die ihre Stände im Kölner Gürzenich präsentieren. Begleitet wird die Messe von der Ausstellung „18 Galerien 36 Künstler“ im Kölner Kunstverein. Hier stellt jede Galerie die Arbeiten von 1-3 Künstlern aus. (K67, o.p.) Dokumentiert wird das Ereignis durch einen Katalog mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren. Der 32 x 45 cm große Katalog beinhaltet die Namen der auf der Messe ausgestellten Künstler und deren Werke, sowie Abbildungen einiger Werke. Preise sind hier nicht abgedruckt, dafür müssen alle Objekte sowohl im Gürzenich als auch bei der Ausstellung in der Kunsthalle mit Preisen ausgezeichnet sein. Der Erwerb einer Luxusausgabe des Katalogs mit Originalgrafiken von 19 Künstlern wie Antes, Lenk, Mack, Vasarely ist für 350 DM möglich. Der Verkauf der Luxusausgabe soll die bei der Vorbereitung entstandenen Kosten decken. (Quelle 6, 133) In den fünf Tagen besichtigen 15.000 – 16.000 Besucher die Messe. (Tabelle 2) Der Gürzenich befindet sich im Zentrum der Altstadt und dient als Fest- und Veranstaltungssaal. Die durch weiße Stellwände voneinander abgetrennten, gleichgroßen Kojen sind in drei Reihen gegliedert, dazwischen befinden sich zwei Gänge. (Abb.1/2) Auf der Bühne residieren die Galerien „Der Spiegel“ und Änne Abels. (Abb.3) Durch die Beleuchtung – insbesondere die imposanten Kronleuchter – und die Orgel bewahrt der Saal seinen festlichen Charakter. 34 Günther Engels: Köln, heimliche Hauptstadt des Kunsthandels. In: Rundschau, 10.2.1968, zitiert nach HERZOGENRATH/LUEG [1986, 340]. 35 Leider gibt Jappe nicht an, aus welchen Quellen er diese Information bezieht. 15 2.3.2 Die vertretenen Galerien Folgende 18 Galerien nehmen am Kunstmarkt teil: Galerie Änne Abels (Köln), Galerie Appel & Fertsch (Frankfurt), Galerie Block (Berlin), Galerie Brusberg (Hannover), Galerie Gunar (Düsseldorf), Galerie Müller (Stuttgart), Galerie Neuendorf (Hamburg), Galerie Niepel (Düsseldorf), (op) art Galerie (Esslingen), Galerie Ricke (Kassel), Galerie Schmela (Düsseldorf), Galerie Der Spiegel (Köln), Galerie Springer (Berlin), Galerie Stangl (München), Galerie Thomas (München), Galerie Tobiès & Silex (Köln), Galerie van de Loo (München), Galerie Zwirner (Köln). (Tabelle 11) Neben den 18 Galerien besitzt auch die „Bücherstube am Dom“ einen Bücherstand. Die Galerien bieten von Bildern über Skulpturen und Grafikeditionen bis zu kinetischen Objekten und HappeningAktionen ein breites Spektrum an. Wie präsentieren sich die Galerien am ersten Kunstmarkt von 1967? Ein „viel klareres Bild von jeder Galerie“ als bei der Ausstellung im Kunstverein, so Georg Jappe, zeige sich auf dem eigentlichen Kunstmarkt im Gürzenich. 36 Ein Teil der Galerien spezialisiert sich auf bestimmte Gebiete, der andere Teil zeigt eine Mischung verschiedenster Kunstrichtungen. Zur ersten Gruppe gehört die Galerie Neuendorf, welche mit Künstlern wie David Hockney, Andy Warhol und Robert Indiana vor allem Künstler der Pop Art ausstellt.37 Überwiegend konstruktive Kunst beispielsweise von Josef Albers, Karl Pfahler und Lothar Quinte zeigt die Galerie Müller. Auch die (op) art Galerie präsentiert überwiegend Kunst aus konstruktiven Formen. Der Bogen spannt sich hier von einem abstrakt-geometrischen Bild von Franz Kupka über Kunstwerke der Zürcher Konkreten wie Max Bill und Camille Graeser hin zu den mit der optischen Wahrnehmung spielenden Bildern der Op Art Künstler wie Victor Vasarely und Jesus Raphael Soto. Georg Jappe betont, dass die (op) art Galerie von Hans Mayer „mit ihrem geschlossenen Stand die beste Präsentation auf dieser Messe für sich in Anspruch nehmen darf.“38 Auf informelle Künstler wie Wols, Antoni Tápies und Emil Schumacher konzentriert sich die Galerie van de Loo. Ebenfalls informelle Kunst zeigt die Galerie Änne Abels. Neben Karl-Fred Dahmen, K.R.H. Sonderborg und Georges Mathieu präsentiert sie der informellen Kunst ähnliche Bilder des Abstrakten Expressionismus von Jackson Pollock und Franz Kline. Junge deutsche Künstler wie Sigmar Polke, Gerhard Richter und Wolf Vostell – alle Absol36 Georg Jappe: Der Progress tanzt. In: FAZ, 15.09.1967, S. 32. Die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf die Angaben und Abbildungen der von den Galerien vertretenen Künstlern im Katalog des Kunstmarktes Köln von 1967. Da nicht alle Arbeiten der Künstler abgebildet sind, kann die Beschreibung nur Tendenzen eines Galerieprofils aufzeigen. 38 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Bezieht sich die vorliegende Arbeit auf einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, so sind die vollständigen Angaben in der Fußnote zu finden. Wird der Bericht mehrmals an verschiedenen Stellen zitiert, so steht der Name des Autors sowie „a.a.O.“ Beinhaltet die Arbeit Artikel eines Autors, die mehrmals angeführt werden, wird das Erscheinungsdatum des Artikels ebenfalls hinzugefügt. 37 16 venten der Kunstakademie Düsseldorf – vertritt die Galerie René Block. Diese Künstler widmen sich überwiegend neuen Formen der Kunst wie Aktionskunst und dem Kapitalistischen Realismus. (Tabelle 12)39 Die zweite Gruppe der Galerien spezialisiert sich auf keinen bestimmten Bereich, sondern präsentiert die verschiedensten Strömungen, wie beispielsweise die Galerien Brusberg, Schmela, Springer, Stangl und Zwirner. Bei der Galerie Springer fällt neben Werken von George Grosz, Pablo Picasso und Frank Stella eine stehende Kriegerfigur auf, die auf das Jahr 400 n. Ch. datiert ist. Dies verwundert, da Springer – einer der Mitbegründer des Vereins – sich eigentlich der progressiven Kunst widmet und laut einer Vereinssitzung Kunst erst ab 1910 ausgestellt werden darf. (Vgl. Kapitel 2.1) Auch bei der Galerie Zwirner sind neben amerikanischen Pop Art Künstlern wie Lichtenstein und Warhol auch frühe Bilder von Max Ernst (1919-25) und von deutschen Expressionisten wie Otto Mueller und Emil Nolde zu sehen. 2.3.3 Künstler und Kunstrichtungen Vertreten sind Kunstrichtungen von Klassischer Moderne, Informel, Pop Art, über konstruktive Kunst, Op Art, Hard Edge, hin zu Vertretern des Nouveau Réalisme, fantastischen Realismus’ und der Aktionskunst. Angeboten werden neben Malerei und Grafik auch Plastik und die verschiedensten Arten von Objekten, beispielsweise aus dem Bereich der Kinetik. (K67, o.p.) Den Kunstmarkt dominieren die Vertreter der Pop Art, insbesondere Roy Lichtenstein, der von sieben Galerien vertreten wird sowie Andy Warhol und Allen Jones, die von vier Galerien vertreten werden. Aber auch informelle Künstler wie Wols und Tàpies oder Vertreter der Klassischen Moderne wie Max Ernst und Picasso werden von zahlreichen Galerien ausgestellt. (Tabelle 12) Rein quantitativ trifft der Besucher am häufigsten auf Roy Lichtenstein, Max Ernst, Victor Vasarely, Joseph Albers, Horst Antes, Hans Bellmer und Rupprecht Geiger. (Tabelle 3) Als eines der Ziele formuliert der Verein progressiver deutscher Kunsthändler die „Förderung des Interesses an zeitgenössischer deutscher Kunst“. (Kapitel 2.1) Am konsequentesten realisiert dies der Galerist René Block, der ausschließlich junge deutsche Künstler auf 39 Werden in der vorliegenden Arbeit Stilbezeichnungen oder Kunstströmungen genannt, so ist in den Fußnoten zu Tabelle 12 angeführt, welche Quellen hierfür zugrunde liegen und welche Künstler in der vorliegenden Arbeit unter diese Stilbezeichnung bzw. Strömung fallen. Der Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden, da die Tabelle nicht alle Künstler die diesen Stilrichtungen zugeordnet werden aufführt, sondern vor allem jene, die auf den Kunstmessen vertreten sind. Des Weiteren enthalten die Tabellen nicht alle auf den Messen vertretenen Künstler. Die Einordnung in Stilgruppen ist eine Vereinfachung und Verallgemeinerung. Da auf der Art Basel jedoch pro Jahr bis zu 2.000 verschiedene Künstler ausgestellt werden, muss eine Vereinfachung und Kategorisierung vorgenommen werden, um Tendenzen aufzeigen zu können. 17 dem Kunstmarkt ausstellt, darunter die Vertreter des Kapitalistischen Realismus wie Sigmar Polke, Gerhard Richter und K. H. Hödicke. (K67, o.p.) 2.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Die Messe zieht zwischen 15.000 und 16.000 Besucher an und setzt offiziell 1 Mio. DM um.40 (Quelle 2) Positive Kritiker verlauten: „Als Verkaufsmesse, als Einkaufszentrum für Sammler und Händler hat der Kunstmarkt sich bewährt. Der Erfolg ist so eindeutig, dass die Initiatoren sich entschlossen haben, das gelungene Experiment zu institutionalisieren.“41 Besonderes Aufsehen erregt die neue Art und Weise, wie Kunst verkauft wird. Laut dem Journalisten Gerd Fischer werde in Köln Kunst gehandelt „wie auf einer Hausratsmesse Kühlschränke und Nähmaschinen“42. Und hier stelle sich bei jenen, für die „Bilder und Plastiken etwas vom Himmel Gekommenes zu sein scheinen“ immer wieder die Frage: „Kann man das machen…?“43 Das „Aufregendste und Erregendste“ am Kunstmarkt ist für Willi Bongard „in der Tat die Offenheit, um nicht zu sagen Schonungslosigkeit, mit der Kunst unserer Zeit ‚zu Markte getragen’ und den Bedingungen anderer Güter unterworfen wird. Bis vor kurzem noch wäre es wahrscheinlich als ein Sakrileg oder zumindest eine Geschmacklosigkeit empfunden worden, Werke moderner Kunst nach der Art anderer Messen feilzubieten. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich die Erkenntnis eines Adorno durchgesetzt hat, wonach ‚solange Kunst überhaupt nach Brot geht, sie derjenigen ökonomischen Form (bedarf), die den Produktionsverhältnissen einer Epoche angemessen sind’.“44 Sind also die Produktionsverhältnisse der Epoche durch die freie Marktwirtschaft bestimmt, so müsse auch Kunst auf einem freien Markt angeboten werden. Die Presse äußert sich jedoch kritisch zum Begriff „progressiv“, denn verkauft worden sei vor allem nicht progressive Kunst. Gottfried Sello bemerkt: „bei anderen und gerade auch den renommierten Galerien hatte man den Eindruck, dass die progressive linke Hand nicht immer wusste, was die kommerzielle rechte tat. […] Vorn zeigte man das Allerneuste, aber die Geschäfte machte man hinten mit deutschen Expressionisten und der antiquierten Ecole de 40 Gottfried Sello: Mehr kommerziell als progressiv. In: Die Zeit, 22.09.1967, S. 22.; Georg Jappe: Progresspflichtig. In: FAZ, 19.09.1967, S. 19. Da die Umsatzwerte wahrscheinlich von den Händlern selbst angegeben wurden, ist anzumerken, dass diese nicht verpflichtet sind, richtige Angaben zu machen. Außerdem kaufen auch Händler von Händlern, was ebenfalls in den Umsatzzahlen enthalten ist. 41 Gottfried Sello, a.a.O. 19.09.1967. 42 Gerd Fischer: Im Gürzenich ist Kunstbasar. In: Neue Rhein Zeitung, 14.9.1967, zitiert nach HERZOG [2003, 12]. 43 Ebd. 44 Willi Bongard, a.a.O., 8.9.1967. 18 Paris.“45 Gleiches berichtet Georg Jappe, hier bezüglich des Umsatzes: „Davon ist die Hälfte den Klassikern der Moderne zu verdanken; als man den Trend sah, wurde unter dem Ladentisch auch besorgt, was nicht im progressiven Katalog stand und was man mit einigem Wohlwollen eben noch klassisch nennen darf. Demgegenüber ist eine Galerie, die mehr Progression als Wertobjekte anbot, gerade nur ‚aus dem Schneider’.“46 Diese Angaben könnten darauf hinweisen, dass sich das Käuferpublikum neben „progressiver“ Avantgardekunst auch für Werke der Klassischen Moderne interessiert und dass der Verein progressiver Kunsthändler mit seinem Programm den allgemeinen Käuferwünschen nicht ganz entsprechen kann. Weitere Kritik äußert Jappe zu den Begrüßungsworten des Vorsitzenden Hein Stünke, der „im Namen der deutschen progressiven Kunsthändler“ spricht. Dieser Anspruch der Progressivität sei, so Jappe, nicht gewährleistet: „Ein klares Bild der Kunst in Deutschland ist nicht gegeben: es fehlen Galerien und es fehlen Künstler, die Auswahl ist zu sehr den Umständen angepasst, als daß sich hier im Ernst der alleinprogressivmachende Handel proklamieren könnte. Die Schau definiert nicht, was progressiv ist, und rechtfertigt dadurch ihre Exklusivität nicht. […] Hier ist zuviel progressiv, was gerade arriviert ist.“47 Als Beispiel nennt er „progressive“ Händler, die u. a. Werke von Braque und Nolde zeigten. Gottfried Sello gibt zu bedenken, dass neue unbekannte Künstler auf dem Kunstmarkt fehlten. Die Galerien präsentierten die „Arrivierten“ und „Halbarrivierten“, die sich schon auf der documenta, der Biennale in Venedig oder in anderen Kollektivausstellungen einen Namen gemacht hätten: “Wenn sie aber auf einer progressiven Schau das Feld beherrschen, wird das Unternehmen fragwürdig, weil Progressivität und Arriviertheit miteinander kollidieren.“48 Eine Gefahr sieht Jappe darin, dass auf der Messe nicht vertretene Künstler von einer avantgardistischen zu einer progressiven, auf der Messe vertretenen Galerie übertreten könnten, was auch schon eingetroffen sei. „Da sehen sich dann die Ausgeschlossenen zu recht vor einem Monopol, fürchten eine Deklassierung.“49 Deshalb fordert er, dass „die Schranken der Exklusivität“ fal- 45 Gottfried Sello, a.a.O. 19.9.1967. Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Leider gibt Jappe nicht an, woher er diese Informationen erhalten hat. Da Gottfried Sello jedoch Ähnliches hierzu schreibt, ist es möglich eine Tendenz zu sehen, dass eine hohe Nachfrage nach Werken der Klassischen Moderne wahrzunehmen war. 47 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. 48 Sello definiert den Begriff progressiv als den Schritt nach vorn, „ins ungesicherte Terrain, progressiv ist der Augenblick, wo Fontana zum ersten Mal eine Leinwand durchlöchert oder Max Ernst die Frottage erfindet, wenn Paolozzi seine Frottage auf dem Schrotthaufen sucht…“ Gottfried Sello, a.a. O., 19.09.1967. 49 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Leider nennt Jappe die von ihm angesprochenen Künstler, die von einer nicht progressiven zu einer progressiven Galerie wechselten nicht. Die Aussage kann deshalb nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. 46 19 len müssten: „Durch eine höhere Beteiligung sänken die Kosten, stiege der Überblick, stärkte sich die Objektivität.“50 Die Kritik veranlasst den Verein der progressiven deutschen Kunsthändler zum Nachdenken über bestimmte Aspekte und Abkommen des Vereins: In der Mitgliederversammlung vom 23. Februar 1968 wird der Begriff „progressiv“ ausführlich diskutiert und die Mitglieder entscheiden sich dafür, ihn bei der Werbung für den Kunstmarkt 68 wegzulassen. „Ferner soll darauf hingearbeitet werden, dass das Wort „progressiv“ bei der Presse richtig interpretiert wird.“ (Quelle 9, 51) Leider erfährt man hier nicht, was die Galeristen genau unter „progressiv“ verstehen. Des Weiteren nehmen die Vereinsmitglieder bei der Jahresversammlung im Oktober 1967 eine Satzungsänderung vor: Eventuell angeregt durch die Kritik an der Monopolstellung des Vereins soll nun eine Zweidrittelmehrheit für die Aufnahme neuer Vereinsmitglieder genügen. (Quelle 8, 182) 2.4 Kunstmarkt '68 und '69 – Die beiden Folgejahre Trotz der Kritik steigert sich der Erfolg des ersten Kölner Kunstmarktes in den Folgejahren. Diese Anfangsjahre der weltweit ersten Kunstmesse für zeitgenössische Kunst sind auch eine Suche nach der bestmöglichen Form der Messe. Was ist der adäquate Veranstaltungsort? Wie verhalten sich die Mitglieder in Bezug auf die Teilnahme ausländischer Galerien? Wie ist die Reaktion auf die Kombination von Ausstellung und Verkaufsveranstaltung? 2.4.1 Rahmenbedingungen In den Folgejahren verdoppeln sich die Besucherzahlen von 15.000- 16.000 Besuchern im Jahre 1967 auf 30.000 im Jahre 1968 und 50.000 im Jahre 1969. Auch die Umsätze steigen von ca. 1 Mio. auf ca. 2 Mio. und 1969 auf ca. 3,5 Mio. DM.51 Auf dem Kunstmarkt ’68 trifft der Besucher 26 Galerien an, davon sechs aus dem Ausland, 1969 sind 22 ausschließlich deutsche Galerien vertreten. (Tabelle 11) 1968 siedelt die Veranstaltung vom Kölner Gürzenich in die Kölner Kunsthalle über, welche die Stadt zur Verfügung stellt. Die Anordnung der Kojen gleicht jener des Vorjahres: Die gleichgroßen Stände sind in zwei Reihen angeordnet und durch Trennwände unterteilt. (Abb. 4/5) Die Verkaufsmesse findet in der Kunsthalle statt, eine Sonderausstellung, in welcher jede Galerie ein bis zwei Künstler vorstellt, im Kölner Kunstverein. Dieser Umzug ist von Vorteil, weil sich zum einen Messe und Ausstellung nun 50 Ebd. Auf diese Angaben weist Dieter Brusberg im Vorwort zum Katalog des Kölner Kunstmarktes von 1970 hin. Statistische Angaben der Zeitschrift sediment, die vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels herausgegeben wird und weiteres Archivmaterial veröffentlicht, geben hingegen andere Werte an. Vgl. Tabelle 2. 51 20 innerhalb eines Gebäudekomplexes befinden und zum anderen die Kunsthalle „eine großzügigere Raumaufteilung ermöglicht“ (K68, o.p.). Die Messedauer pendelt sich auf sechs Tage ein, und findet sowohl 1968 als auch 1969 Mitte Oktober statt. Im Vorwort des Messekataloges von 1968 informiert der Vorsitzende Otto van de Loo über die Absicht des Vereins: „Die Veranstalter der Kunstmesse haben sich zwei Ziele gesetzt: Einmal, durch ein jährliches, in einem Messeraum konzentriertes Angebot zeitgenössischer Kunst, den Handel mit dieser Kunst auch hierzulande lebendiger und müheloser zu gestalten und populär zu machen. Zum anderen erhoffen sich die Veranstalter von der Sonderausstellung im Kunstverein ein verstärktes Interesse des Publikums an der Auseinandersetzung mit der Kunst unserer Tage.“ (K68, o.p.) Möglicherweise als Reaktion oder gar Rechtfertigung auf die Kritik in der Presse, die Messe sei nicht progressiv und würde keine neuen, unbekannten Künstler zeigen, bemerkt er: „Auch besteht nicht der falsche Ehrgeiz, sogenannte Kunstrichtungen, oder gar ihre ersten Schritte von morgen, zu prophezeien, vielmehr der Wunsch, das gefilterte Angebot von heute vorzulegen und die Qualität aus der nahen Vergangenheit zu vermitteln. Dabei versteht es sich von selbst, dass in diesem Programm die begabten und ernst zu nehmenden Kräfte der jungen Generation vorgestellt und zu Worte kommen werden.“ (K68, o.p.) Diese Aussage wirkt wie ein Versuch, sich von dem vermeintlich progressiven Image der Messe zu distanzieren und klarzumachen, dass die Veranstalter auch arrivierte Kunst oder wie van de Loo es ausdrückt „Qualität aus der nahen Vergangenheit“ präsentieren werden. 2.4.2 Die vertretenen Galerien Auf dem Kunstmarkt 1968 trifft der Messebesucher auf sechs ausländische Galerien. Wie kommt es zu dieser Öffnung der Messe für nichtdeutsche Galerien, die der Kunsthändlerverein im Vorjahr noch vehement ablehnte? Dieser nicht sofort verständliche Entschluss wurde hauptsächlich aus einem bestimmten Grund gefasst: In Düsseldorf planen die Galeristen Konrad Fischer und Hans Strelow eine Ausstellung mit dem Namen „Prospect 68“, zu welcher sie ausländische Galerien einladen möchten. Um diese Pläne zu durchkreuzen berichtet der Vorstand Otto van der Loo in einem Mitgliederbrief: „Es wurde beschlossen, alle die ausländischen Galerien, die im Sinne einer progressiven Galeriearbeit für das Düsseldorfer Unternehmen von Interesse gewesen wären, durch eine Einladung unsererseits von den Düsseldorfer Plänen abzulenken.“ (Quelle 10, 47)52 Daraufhin nehmen von den insgesamt 26 Galerien folgende ausländische Aussteller als Gäste am Kunstmarkt ’68 teil: Dell Ariete (Mailand), 52 Brief von Otto van de Loo an die Vereinsmitglieder vom 25.4.1968. 21 Castelli (New York), Denise René (Paris), Feigen (New York), Fischbach (New York) und Rowan (London). (K68, o.p.) Für jede deutsche Galerie wird eine Koje zur Verfügung gestellt, die ausländischen Galerien hingegen stellen im Foyer des Obergeschosses der Kunsthalle aus. (K68, o.p.) Dass ihnen weniger Platz zur Verfügung steht als den deutschen Kunsthändlern und dass sie keine eigene Koje besitzen, weist auf ihre Sonderstellung hin. Die Teilnahme ausländischer Galerien bleibt auch nach dem Kunstmarkt `68 ein Thema der Vereinsmitglieder. Im Vorwort des Kataloges von 1968 beteuert Otto van de Loo noch: „Es ist vorgesehen, in der Zukunft diese Teilnahme ausländischer Galerien zu erweitern.“ In einem Protokoll der Mitgliederversammlung im November ´68 – also nach dem zweiten Kunstmarkt – wird Folgendes dokumentiert: „Die Herren Müller und Wilbrand äußern sich eindringlich für eine Beteiligung ausländischer Galerien, deren Anzahl und Namen unter Beachtung der verschiedenen Interessen der Vereinsmitglieder sorgfältig ausgewählt werden müssten. Sie weisen auf die Gefahr hin, dass sich die Bedeutung des Kölner Kunstmarktes verringern wird, wenn die Ausländer kategorisch vom Kunstmarkt ausgeschlossen werden und sich dadurch gezwungen sehen, selbst einen Kunstmarkt zu organisieren, der dem Kölner Kunstmarkt eine provinzielle Bedeutung zukommen ließe.“ (Quelle 11, 24) Die Mitglieder sind sich also durchaus der Problematik ihrer Exklusivität bewusst und sprechen ein Thema an, das den Verein auch in den kommenden Jahren beschäftigen wird. Bei dem gleichen Treffen kontert Hein Stünke jedoch, dass 2/3 der Verkäufe der Mitglieder ausländische Kunst und deshalb die Teilnahme ausländischer Galerien gegen das Interesse des Vereins sei. (Quelle 11, 24) Letztendlich setzt er sich bzw. setzt sich seine Ansicht durch, da in den Jahren 1969 und 1970 nur deutsche Galerien auf der Messe ausstellen. 2.4.3 Künstler und Kunstrichtungen Wie als Bestätigung für Stünkes Ansicht dominieren sowohl 1968 als auch 1969 die Pop Art Künstler den Markt. Quantitativ am häufigsten vertreten sind 1968 Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, Jim Dine, Claes Oldenburg und Andy Warhol. (Tabelle 12) Die Preise für Bilder dieser Künstler sind rapide angestiegen. Rudolf Zwirner weist darauf hin, dass sich beispielsweise die Preise für Kunst von Roy Lichtenstein innerhalb eines Jahres verdoppelt hätten.53 Dies liegt sicherlich auch daran, dass die oben genannten Pop Art Künstler 1968 zum 53 Hans Kinkel: Die Schlacht der Kunsthändler. In: FAZ, 18.10.1968, S. 22. 22 ersten Mal bei der documenta 4 in Kassel vertreten waren.54 Damit steigt auch das Ansehen dieser Künstler, was zeigt, dass viele Galeristen auf dem Kölner Kunstmarkt ihren Schwerpunkt auf arrivierte Kunst setzen. Neben den Pop Art Künstlern präsentieren die Galerien jedoch auch ein breites Angebot von konstruktiver Kunst über Op Art – und hier insbesondere Victor Vasarely –, Nouveau Réalisme hin zu informeller und monochromer Malerei. (Tabelle 12). 1969 trifft der Besucher vermehrt auf neue Tendenzen wie Minimal Art, Land Art und Konzeptkunst. Diese findet er in den Galerien Konrad Fischer aus Düsseldorf und Heiner Friedrich aus München. (Kat 68, o.p.) Vertreten sind hier u. a. Carl Andre, Donald Judd, Sol Le Witt und Konzeptkünstler wie Mel Bochner und Hanne Darboven. (Tabelle 12) In den Verkaufskojen setzt sich die Tendenz fort, dass jede Galerie viele verschiedene Künstler ausstellt, teilweise mit Programmen, die sich auf einzelne Tendenzen oder Stilrichtungen konzentrieren wie beispielsweise die Galerie Appel & Fertsch mit überwiegend abstrakter Plastik, die Galerie Fischer mit Land Art, Konzept- und Minimal Art oder die Galerie Sydow mit Grafikeditionen surrealistischer und fantastischer Malerei. Andere Galerien konzentrieren sich auf ein gemischtes Programm, wie beispielsweise die Galerie Thomas, die neben Vertretern der Klassischen Moderne wie Heckel und Nolde sowohl Pop Art Künstler wie Roy Lichtenstein als auch Künstler wie Joseph Beuys oder Horst Antes ausstellt. (K68, o.p.) 2.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Als positiv bewertet wird die Übersiedlung im Jahr 1968 vom Gürzenich in die von der Stadt zur Verfügung gestellte, größere Kunsthalle.55 Aus einer Mitgliederversammlung vom Januar 1969 geht hervor, dass viele der Vereinsmitglieder sich negativ gegen die Form der Sonderausstellung äußern. Die Gründe hierfür werden jedoch nicht thematisiert. Rudolf Zwirner weist darauf hin, dass die Stadt den Kunstverein für eine Ausstellung zur Verfügung stelle und dies nicht ungenutzt bleiben dürfe. Deshalb schlägt er vor, dass der Verein eine Ausstellung internationaler Kunst konzipieren könnte, einer documenta gleich, welche „die wichtigen Tendenzen der heutigen Kunst zeigen soll.“ (Quelle 12, 175) Begrüßt wird der Vorschlag von Hein Stünke, weil somit junge ausländische Künstler auf dem Kunstmarkt vertreten seien, „ohne dass eine Konkurrenzgefahr durch ausländische Galerien entsteht.“ (Quelle 12, 176) 54 Zum ersten Mal auf der documenta 4 im Jahre 1968 vertreten waren folgende Pop Art Künstler: Jim Dine, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, James Rosenquist, Andy Warhol und Tom Wesselmann. Siehe SCHNECKENBURGER [1983, 213ff]. 55 Hans Kinkel, a.a.O. 23 Zum Einen zeigt dieser Ausspruch die große Angst vor der ausländischen Konkurrenz. Zum Anderen geht aus diesem Protokoll hervor, dass die Sonderausstellung besonders deshalb durchgeführt wird, weil die Stadt die Sonderausstellung finanziell unterstützt: „Die Stadt Köln wird die Katalogkosten, sowie bis zu einer bestimmten Summe die Transportkosten übernehmen.“ (Quelle 12,176) Die Ausstellung findet unter dem Titel „Eine Tendenz zeitgenössischer Malerei – Malerei 1960-1969, Licht in der Malerei“ statt. Ausgestellt sind internationale Künstler wie Morris Louis, Kenneth Noland und Larry Poons. Kritische Bemerkungen zur Ausstellung sind beispielsweise in der Zeit zu finden. Petra Kipphoff sieht in der Ausstellung keine neuen Tendenzen und ein Programm, das völlig unabhängig von dem der Galerien sei. Sie geht soweit, dass sie von weiteren Zusatzausstellungen abrät.56 Da die Transportkosten enorm hoch waren – und eventuell auch aufgrund der Reaktionen der Öffentlichkeit – beschließt der Verein im Oktober ´69 in den Folgejahren keine Ausstellung mehr zu veranstalten und den Kunstverein für weitere Verkaufskojen zu verwenden. (Quelle 13, 59) Somit durchläuft der Kölner Kunstmarkt in den ersten drei Jahren eine Entwicklung, die von einer Messe mit paralleler Informationsausstellung zu einer reinen Verkaufsmesse führt. 2.5 Gegenveranstaltungen und Zwischenfazit Auf die Exklusivität des Kunstmarktes reagiert nicht nur die Presse, sondern auch der Münchner Galerist Heiner Friedrich, der sich entscheidet, eine Gegenausstellung zu veranstalten. Unter dem Titel Demonstrative ’67 stellt er im Studio DuMont Künstler wie Sigmar Polke, Gerhard Richter, Konrad Lueg, Palermo und Reiner Ruthenbeck aus. Seine Ausstellung sieht er als „Demonstration der Nichtbeteiligung“ am Kölner Kunstmarkt an, die besser sei als „zu prozessieren oder zu klagen“57. Er ordnet sich ein in eine Reihe von Gegenveranstaltungen, die den Kunstmarkt auch in den Folgejahren begleiten werden. Bereits 1968 folgt eine weitere Konkurrenzveranstaltung zu Köln in der Düsseldorfer Kunsthalle. Initiiert wird sie von dem Künstler und Galeristen Konrad Lueg und dem Kunstkritiker Hans Strelow. Ein internationales Ausstellungskomitee wählt überwiegend ausländische Galerien aus, die aktuelle internationale Kunst der letzten zehn Jahre präsentieren sollen. Zu sehen sind Kunstrichtungen wie Conceptual Art, Land Art und Minimal Art.58 Obwohl der Verein progressiver deutscher Kunsthändler dem Düsseldorfer Unternehmen einige der ausländischen Galerien ab- 56 Petra Kipphoff: Die Kunst Geld zu machen. In: Die Zeit, 24.10.1969. Zitiert nach RATTEMEYER [1986, 41] Georg Jappe: Aggressiv oder progressiv – Ausstellungen rund um den Kölner Kunstmarkt. In: FAZ, 23.9.1967. 58 JACOBS [2003, 30]. 57 24 werben kann, wie in Kapitel 3.3 genauer ausgeführt, findet Prospect ’68 in der Presse großen Anklang und kann auf internationales Publikum zählen.59 Zum gleichen Zeitpunkt und in unmittelbarer Nähe zum Kölner Kunstmarkt – auf Kölns zentralem Platz, dem Neumarkt – veranstalten 1969 Michael Siebrasse und Ingo Kümmel unter dem Titel „Neumarkt der Künste“ eine Art Ergänzungs- bzw. Konkurrenzveranstaltung zum Kölner Kunstmarkt. Auch diese Veranstaltung wird von der Stadt Köln unterstützt und es finden sich hier die Galerien ein, die nicht zum Kölner Kunstmarkt zugelassen werden. Ebenfalls vertreten sind sowohl Künstlergruppen, die Happenings und Dichterlesungen vorführen als auch Studentengruppen wie der ASTA der Kölner Kunstakademie. Seine Vertreter agieren vor allem politisch und errichten auf dem Neumarkt eine Mauer, um zu zeigen, dass sie sich wie im Ghetto fühlen. Sehr günstige, signierte Seriendrucke von Künstlern wie Beuys, Vostell und Uecker sind schon für acht Mark zu erwerben und „tatsächlich dürften noch nie so viele Arbeiter und Hausfrauen, Verkäuferinnen und Lehrlinge Kunst von heute gesehen haben wie hier in den Spitzenbuden.“60 Der Neumarkt ist zum einen ein „ ‚politisches Ventil’, um den nicht zum ‚elitären’ Kunstmarkt zugelassenen Galerien ein Terrain zu bieten“.61 Zum anderen kann man ihn jedoch auch als Indiz für die einsetzende Popularisierung der Kunst sehen. Dass der „elitäre“ Kunstmarkt Köln nicht die einzige Form hierfür ist, wird durch den Neumarkt der Künste, der laut JACOBS [2003, 31] „enorme Besucherzahlen“ anzieht, bestätigt. Die vielen Gegenveranstaltungen können zwar als Konkurrenz zu Köln gesehen werden, da sie jedoch immer aus Protest gegen Köln entstehen, bleibt Köln stets Mittelpunkt und Maßstab.62 1969 wird die Internationale Frühjahrsmesse von Berliner Galeristen gegründet. 1971 folgen Messen in Duisburg, Göttingen, Kiel und München. Volker RATTENMEYER drückt die Entwicklung treffend aus: „Kunst als Ware ist kein Tabu mehr, sondern inzwischen schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden.“ [RATTEMEYER 1986, 44] Mit dem Kunstmarkt Köln ist eine Institution entstanden, die eine neue Vermarktungsform zeitgenössischer Kunst einführt. Der Empörung, dass sie Kunst vom Sockel stieße und wie Konsumgüter verkaufe, stehen die hohen Umsatz- und Besucherzahlen des Kunstmarktes Köln gegenüber. „Der Kölner Kunstmarkt“, so schreibt Ewald Rathke schon 1967 „hat sicher vielen zum erstenmal vor Augen geführt, dass Kunstwerke zu kaufen sind, er hat sicher die 59 Anna Klapheck: Blick in die neue Kunstszene. In: Rheinische Post, 20.09.1968, zitiert nach JAKOBS [2003, 30]; Georg Jappe: Noch progressiver. „Prospect 68“ in Düsseldorf. In: FAZ, 27.4.1968. 60 Georg Jappe: Oktoberrevolution – farbig. In: FAZ, 17.09.1969, S. 14. 61 JAKOBS [2003, 30f]. 62 Georg Jappe, a.a.O., 23.9.1967. 25 Scheu vor der Galerie abgebaut“. 63 Das Phänomen Kunstmarkt hat sich etabliert und scheint weniger in Frage gestellt zu werden oder in zu große Kritik zu geraten, als im Gründungsjahr des Kunstmarktes Köln. Anders verhält es sich mit der Form dieser Messe: Die vermeintliche Progressivität und die Zulassungsbeschränkungen, welche die Vorwürfe eines Kartells herauf beschwören, werden weiterhin von Seiten der Presse und von Künstlern und nichtteilnehmenden Galeristen kritisiert. Das ist die Ausgangssituation für die Entstehung der Art Basel. 63 Ewald Rathke: Ist der deutsche Kunstmarkt progressiv? In: Schweizerische Handelszeitung, 12.10.1967. Zitiert nach HERZOG [2003, 11f]. 26 3 Die Entstehungsjahre der Art Basel Die Exklusivität des Kunstmarktes Köln, welche zum Ausschluss vieler Galerien führt, ist ein wichtiger Grund für die Entstehung neuer Messen. Der Erfolg dieser neuen Form, Kunst auszustellen und zu verkaufen, lässt auch Basler Galeristen über die Gründung einer Messe nachdenken. 3.1 Ausgangsbedingungen und Konzeption der Messe Ende der sechziger Jahre finden regelmäßige Treffen der Basler Galeristen statt, bei welchen sich alle „über den schlechten Gang der Geschäfte“ beschweren.64 Wie kommt es zu dieser unbefriedigenden Lage? Der damalige Direktor des Kunstmuseums Basel, Franz Meyer, bemerkt zum kulturellen Klima Basels: „…es war ein kulturelles Defizit in Basel entstanden. Basel im ‚down’ brauchte dringendst ein aktives, kulturbewusstes und aufgeschlossenes Publikum.“65 Laut dem Galeristen Balz Hilt besaß Basel nach dem Zweiten Weltkrieg einen sehr guten Ruf als Galerienplatz, da sowohl Franzosen als auch Deutsche aufgrund der noch nicht intakten Galerienszenen in ihren Ländern in Basel Kunst kauften. Als in den Sechziger Jahren zum einen die Zollbedingungen erschwert wurden, zum anderen Zürich als Kunsthandelsplatz mit Basel in immer stärkere Konkurrenz trat, habe sich die Lage verschlechtert. (Quelle 24, 1)66 Die zunehmende Bedeutung Zürichs bestätigt 1973 Paul Fischer: „Die jüngste Entwicklung führte dahin, dass Zürich zum größten internationalen Umschlagplatz besonders für moderne Kunst geworden ist, wo die meisten bedeutenden Firmen der Welt auf diesem Gebiet vertreten sind.“67 Margit Staber präzisiert: Die Konzentration des Kunsthandels in Zürich sei in den Jahren 1970/71 zur Tatsache geworden und zwar durch die Niederlassung ausländischer Galerien wie Paul Faccetti (Paris), Aimé Maeght (Paris) und auswärtiger Galerien wie Eberhard Kornfeld, der von Bern nach Zürich wechselte. „Sie können auf die von den alteingesessenen Kunsthandlungen Nathan und Feilchenfeldt geleistete Vorarbeit zählen, wie auf 64 Trudl Bruckner in einem Interview mit Samuel Herzog: Die erste „Art“ – ein voller Erfolg. In: Neue Zürcher Zeitung, 14.6.1999, S. 61. Gleiches behauptet Balz Hilt. Im Archiv der Galerie Hilt befindet sich ein Text von Balz Hilt über die Vorgeschichte und Gründung der Art Basel. (Quelle 24) Ursprünglich war er nach Anfrage der Messe Basel für eine Publikation für das 20. Jubiläum der Art Basel gedacht. (Quelle 23) 65 Leider präzisiert er nicht, was er unter „kulturellem Defizit“ versteht. Er scheint es jedoch vor allem auf die Situation der Museen zu beziehen, da er sich über die Situation der Kunsthalle äußert: „Um die nicht mehr so aktive Kunsthalle war es ruhiger geworden.“ Sigmar Gassert: Franz Meyer über die Anfänge der „Art“ in Basel. In: Basler Zeitung, 13.06.1989. 66 Auch Annemarie MONTEIL [2001, 29] bestätigt, dass bei der Galeristenzusammenkunft das Problem diskutiert wurde, dass Zürich Basel den Rang ablaufe. 67 Fischer, Paul: Kunsthandel in der Schweiz. In: Die Weltkunst, (1973) 17, S. 1348. 27 die Lockerung des Terrains durch die progressiven Galerien Bruno Bischofberger und René Ziegler.“68 Somit zeigt sich die Konkurrenzsituation mit Zürich als wichtiger Grund, der die Basler Galeristen veranlasst, neue Möglichkeiten zu suchen, um Basel als bedeutenden Kunsthandelsplatz zu bewahren. Erste Erfolge zeigen sich laut Balz Hilt durch eine Ausstellung im Freiburger Kunstverein unter dem Titel „Europäische Kunst aus Basler Galerienbesitz“. Ein Versuch von Balz Hilt und Trudl Bruckner, näher mit Mulhouser Galeristen zusammenzuarbeiten, scheitert hingegen.69 Letztendlich ist der Auslöser für die Gründung der Basler Messe, so Balz Hilt, ein Zeitungsbericht, der auf eine geplante Kunstmesse in Stuttgart hinweist. Alarmiert habe er Frau Bruckner angerufen und beide hätten beschlossen: „Wenn schon eine Kunstmesse, dann aber in Basel“. (Quelle 24)70 Dass der Kunstmarkt Köln einen Einfluss auf die Entstehung einer Messe in Basel hat, bestätigt sowohl Ernst Beyeler (Siehe S. 83) als auch Balz Hilt: „Durch die beschränkten Platzverhältnisse der Kunstmesse Köln-Düsseldorf und der exklusiven Ausstellerpolitik der dortigen Messeleitung stellte sich uns zudem die Frage, eine zweite, kleinere Messe in Basel zu gründen.“ (Quelle 24) Unter den Basler Galeristen, die zu den Teilnehmern der Galeristentreffen gehören, stößt die Idee eines Kunstmarktes auf allgemeine Zustimmung, über den Veranstaltungsort sind sich die Galeristen jedoch uneinig. Die Vorschläge reichen von der Kunsthalle bis zur Schweizer Mustermesse. (Quelle 26)71 Letztere setzt sich durch. Die Messeleitung habe sich nach einer Anfrage sofort für das Projekt begeistert. (Quelle 24)72 Anders als in Köln beschließen die Basler Galeristen die Kunstmesse schon im ersten Jahr in einer Messehalle zu veranstalten. Trudl Bruckner betont, dass sie die Messe nicht ohne Ernst Beyeler veranstalten konnte, da er die wichtigen internationa- 68 Stabler, Margit: Zürcher Kunstbrief. In: Art International (1971) XV/3, S. 36. Über diese Versuche berichten Hilt und Bruckner bei einem Galeristentreffen am 16.5.1968 (Quelle 25). Balz Hilt schreibt von den Versuchen einer Zusammenarbeit der Basler Galeristen mit Mulhouse. (Quelle 24) Aus dem Bericht geht jedoch nicht hervor, ob man mit der Stadt Mulhouse oder mit den Galeristen zusammenarbeiten will, auch gibt Hilt keine genauen Gründe über das Scheitern der Zusammenarbeit an. Dieser Schritt zeigt jedoch das Streben nach überregionaler Zusammenarbeit. Er zeigt eine Richtung an, die sich in der späteren Messe zeigt: die länderübergreifende Zusammenarbeit von Galeristen. 70 Trudl Bruckner hingegen behauptet, die Messe sei ihre Idee gewesen. Siehe Samuel Herzog, a.a.O. Trotz den unterschiedlichen Aussagen, die teilweise subjektiv geprägt sind, bestätigen jedoch andere Aussagen, dass der „Initialfunke“ von Balz Hilt und Trudl Bruckner ausging. Siehe Interview von Franz Meyer. Sigmar Gassert, a.a.O. und Interview mit Ernst Beyeler vom 23.5.2007. (Siehe S. 83) 71 Dies geht aus dem Protokoll einer Galeristenzusammenkunft vom 10.6.1968 hervor. 72 Das gleiche behauptet auch Trudl Bruckner in einem Interview. Samuel Herzog, a.a.O. Etwas anders stellt jedoch Emil Bammatter, der damalige Messeleiter, die Situation dar. In einem Interview betont er, dass es innerhalb der Messegesellschaft anfangs Widerstand gegen eine „nichttechnische Messe“ gegeben hätte: „Der damalige Generaldirektor Hauswirth war zuerst strikt dagegen.“ Emil Bammatter in einem Interview mit Raphael Suter: Der Kunstmarkt braucht eine Plattform wie die Art (Beilage Art 30). In: Basler Zeitung, 16.06.1999, S. b5. 69 28 len Kontakte gehabt habe.73 Der Idee einer Messe gegenüber anfangs misstrauisch eingestellt, stimmt Beyeler letztendlich zu, das Projekt zu unterstützen. (Siehe S. 83f) Am 30. Juni 1969 treffen die Basler Galeristen Herbert Cahn, Ernst Beyeler, Balz Hilt und Trudl Bruckner mit Vertretern der Schweizer Mustermesse und des Schweizerischen Buchhändler- und Verleger-Vereins im Direktionszimmer der Schweizer Mustermesse in Basel zusammen. Ziel der „Konstituierenden Sitzung des Messekomitees“ ist die „Durchführung einer Fachmesse für den Kunsthandel“. (Quelle 27) Die Mitglieder beschließen, dass sowohl Kunstwerke des 20. Jahrhunderts als auch Kunstbücher ausgestellt werden sollen. (Quelle 27, Trakt. 2) Zugelassen sind auch ausländische Aussteller: „Das Angebot soll international sein und auch Firmen aus den Ostblockstaaten sind als Aussteller zugelassen.“ (Quelle 27, Trakt. 3) Als Datum wird der Zeitraum vom 11. – 22. Juni 1970 vorgeschlagen, als Veranstaltungsort sieht das Messekomitee die Halle 8 der Schweizer Mustermesse vor. (Quelle 27, Trakt. 4/6) Bei der zweiten Sitzung des Messekomitees vom 12. August 1969 tritt Franz Meyer, der Direktor des Kunstmuseums Basel dem Messekomitee bei. Die Standmiete wird auf 95 Schweizer Franken pro Quadratmeter festgesetzt. (Quelle 28, Trakt. 2.2) Entschließen sich die Mitglieder des Messekomitees in der ersten Sitzung noch für eine Expertengruppe, die darüber entscheiden soll, was ausgestellt werden darf (Quelle 27, Trakt. 3), so wird darauf in der zweiten Sitzung schon verzichtet: „Die Echtheit der ausgestellten Werke ist vom Aussteller zu garantieren. Auf die Konstituierung einer Jury, die über die Zulassung der Objekte entscheidet, wird verzichtet.“ (Quelle 28, Trakt. 3.2) Da mehr Kunsthändler als erwartet an der Messe teilnehmen möchten, wird das Messekomitee mit Peter F. Althaus (Kunsthalle Basel) und Dr. Paul Gutzwiller (Verkehrsverein Basel) erweitert. (Quelle 28, Trakt. 3.2) Das große Interesse der Kunsthändler zeigt, dass die Idee und Form der Basler Messe erfolgreich zu sein scheint. Anfangs zieht das Messekomitee die Überlegung in Betracht, die Messe später durch den Antiquitätenbereich zu erweitern. (Quelle 27, Trakt. 6) Der Verband Schweizer Antiquare und Kunsthändler lehnt dies jedoch ab, obwohl er das Vorhaben einer Kunstmesse für gut heiße. (Quelle 28, Trakt. 3.2) Diese Überlegungen des Messekomitees zeigen, wie unterschiedlich die Vorstellung von einer Kunstmesse im Vergleich zu jener des Vereins progres- 73 Samuel Herzog, a.a.O. Dies bestätigt Ernst Beyeler in einem Interview vom 23. 5. 2007: Der damalige Messedirektor Hauswirth habe Beyeler zu verstehen gegeben, dass die Messe nur mit ihm und seiner Unterstützung stattfinden könne. (Siehe S. 83f) Ernst Beyeler berichtet in einem weiteren Interview mit Christophe Mory, dass er beispielsweise Kontakte zu den beiden [bedeutenden] New Yorker Galeristen Leo Castelli und Sidney Janis und zu William Rubin, dem Direktor des Ressorts Malerei des MoMA pflegte [BEYELER/MORY 2005, 101ff]. Auch Franz Meyer betont, dass Beyeler mit seinen „Kenntnissen und Beziehungen“ geholfen habe. Siehe Interview vom 13.6.1989, a.a.O. 29 siver deutscher Kunsthändler sind. Letztere bestehen auf eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern, bei welchen der progressive Charakter der Werke überwiegen solle, wie in Kapitel 2.1 dargelegt wird. Den Basler Veranstaltern scheint sowohl die Öffnung in Bezug auf ausländische Galerien als auch ein breites Angebot – man möchte sogar den Antiquitätenbereich mit einbeziehen – wichtig zu sein. Anders als bei den Veranstaltern des Kunstmarkts Köln, die nur aus Kunsthändlern bestehen, bildet sich in Basel ein Komitee, das sich aus breiter gefächerten Berufs- und Interessengruppen wie Galeristen, Vertretern der Mustermesse, aber auch dem Direktor des Kunstmuseums zusammen setzt. 3.2 Standort Basel Welche Bedeutung hat der Standort Basel und seine Museen- und Kulturlandschaft? Ein bedeutender Vorteil der Art Basel gegenüber dem Kölner Kunstmarkt liegt am Standort Schweiz in Bezug auf das Folgerecht, welches in Deutschland existiert, in der Schweiz hingegen nicht. Das Folgerecht ist ein Teil des Urheberrechts und beeinflusst unmittelbar das Kunstmarktgeschehen.74 Das Folgerecht ermöglicht Künstlern oder deren Nachfahren Erlöse aus dem Weiterverkauf ihrer Kunstwerke zu erzielen. Laut § 26 UrhG sind Kunsthändler, Galeristen und Auktionatoren verpflichtet, fünf Prozent des Verkaufs eines Kunstwerkes, das folgerechtspflichtig ist, abzugeben.75 Als folgerechtspflichtig gelten künstlerische Originale, die weiter veräußert werden. Unter den Begriff des künstlerischen Originals fallen sowohl Unikate als auch limitierte Editionen wie Druckgrafiken, Güsse und Fotografien. Nach dem Tod des Urhebers wird das Folgerecht auf seine Erben übertragen und endet nach 70 Jahren.76 Bei zeitgenössischer Kunst sind die Galeristen somit bei fast allen Werken verpflichtet, eine Folgerechtsvergütung zu leisten. Birgit Maria Sturm weist darauf hin, dass Galeristen in folgerechtspflichtigen Ländern ihre Werke entweder teurer verkaufen müssen als jene in den Ländern ohne Folgerechtsabgaben wie der Schweiz oder Gewinneinbußen unterliegen.77 Für einen positiven Verlauf der Messe spricht sicherlich auch die günstige Lage der Stadt Basel, die sich im Dreiländereck an der Grenze zu Frankreich und Deutschland befindet. Auch besitzt Basel einen Ruf als bedeutende Museumsstadt. Laut Harry ZELLWEGER [1991, 50] gehören das Kunstmuseum, das Museum für Völkerkunde und das Antikenmuseum zu 74 CHRISTOPHERSEN [1995, 116ff]. Sturm, Birgit Maria: Zehn Fragen und Antworten zum Thema Folgerecht. In: Kunst und Urheberrecht (2005) 5, S. 135. Dass die Abgabe auch in den siebziger Jahren 5 Prozent beträgt, bestätigt ein Mitgliedsprotokoll des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 10.04.1972. Die Mitglieder sprechen darüber, dass sich einige Bestimmungen geändert haben: „Die 5% Abgabe vom Erlös eines folgerechtspflichtigen Werkes ist dagegen geblieben…“ (Quelle 16, 107) 76 Birgit Maria Sturm, a.a.O., 2005, S.135f. 77 Ebd. S. 136. 75 30 den international bedeutendsten Museen. Auch Willi Bongard ordnet in den Siebziger Jahren das Kunstmuseum Basel in die Reihe bedeutender Museen wie das Museum of Modern Art, New York, die Tate Gallery in London oder das Stedelijk Museum in Amsterdam ein.78 Laut ZELLWEGER kommt das Kunstmuseum Basel in den sechziger und siebziger Jahren „dank der kühnen, vorwärtsgewandten Ankaufpolitik Franz Meyers und den pionierhaften Zeichnungsund Grafikausstellungen Dieter Koepplins allmählich in den Ruf des progressivsten Kunstmuseums auf dem Kontinent“. [ZELLWEGER 1991, 54] Das Kunstmuseum erhält 1958 durch eine Schenkung der Schweizerischen-National-Versicherungsgesellschaft vier Gemälde von Kline, Newman, Rothko und Still, womit es sich als das erste Museum Europas mit Werken des Abstrakten Expressionismus rühmen kann.79 Diese Begebenheit verweist einerseits auf die Progressivität des Museums, macht andererseits jedoch auch auf Basels Bedeutung als Kapital- und Bankenzentrum aufmerksam und somit auf potentielle Kaufkraft. Auf die Bedeutung Basels als internationaler Bankenplatz weist auch Klaus Staeck hin. (Siehe S. 99) Über großes Vermögen verfügen auch bedeutende Basler Stiftungen, wie die Christoph Merian Stiftung, Max Geldner Stiftung, Rudolf Staehelinsche Familienstiftung und die Emanuel Hoffmann Stiftung. Vor allem letztere schenkte dem Kunstmuseum zahlreiche Werke zeitgenössischer Kunst, und könnte somit auch potentieller Käufer auf der Basler Kunstmesse sein.80 Für den Standort Basel spricht auch die seit 1917 existierende Schweizer Mustermesse, die sich durch jahrelange Messeerfahrung profiliert hat und von ihrem zentralen Standort zwischen dem Badischen Bahnhof und der Altstadt profitiert.81 „Von den Basler Institutionen zu reden, ohne die Galerie Beyeler zu erwähnen, ist unmöglich“, so ZELLWEGER, da sie „über eine Potenz gebietet, wie sie selbst in europäischen und amerikanischen Metropolen selten ist“. [ZELLWEGER 1991, 60] Ist von bedeutenden Kunsthändlern die Rede, so hört man den Namen Ernst Beyeler. Dies gilt sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schweiz: Paul Fischer zählt zu den wichtigsten Schweizer Kunsthändlern, „die in weitesten Kreisen Interesse an alter und moderner Kunst“ weckten für die Stadt Basel Ernst Beyeler und Willy Raeber.82 Genauere Angaben hierzu geben Willy Bongard und Harry Zellweger. Laut BONGARD ist die heraus stechende Qualität, welche die Galerie Beye78 Willi Bongard: Capital Kunst Kompass. In: Capital (1970) 10, S. 148. Einleitung von Katharina Schmidt. In: SCHMIDT/URSPRUNG [1999, 10] 80 Im Zeitraum von 1948 – 1970 schenkte die Emanuel Hoffmann Stiftung dem Kunstmuseum 11 Werke. Eine ausführliche Liste der Erwerbungen und Schenkungen des Museums ist bei SCHMIDT/ URSPRUNG [1999, 19ff] zu finden. 81 Peter Killer bemerkt zur ersten Kunstmesse 1970: „Die Durchführung wurde dadurch erleichtert, dass Basel auf dem Mustermessegelände riesige Ausstellungshallen besitzt und auf eine Administration zählen kann, die von den verschiedensten Fachmessen hier bestens trainiert ist.“ Peter Killer: Nach Basel der Reklame wegen. In: Die Zeit, 19.06.1970, S. 12. 82 Paul Fischer: Kunsthandel in der Schweiz. In: Die Weltkunst (1973) 17, S. 1348 79 31 ler neben einigen anderen europäischen Galerien biete „ein Reservoir von Kunstschätzen, das auch den anspruchsvollsten Museumsdirektor oder Sammler befriedigen dürfte.“ [BONGARD 1967, 61] Ein weiterer Grund für die Bedeutung der Galerie seien die Initiative, die Beziehungen und das Organisationstalent Ernst Beyelers.83 Dass der wohl bedeutendste Galerist der Stadt, der über die Grenzen Europas bekannt ist, und der Direktor eines der wichtigsten Museen Europas Mitglieder des Messekomitees sind, steigert sicherlich den Anreiz für Sammler, die Messe zu besuchen. Anders als der Verein progressiver deutscher Kunsthändler, der auf große Unterstützung der Stadt Köln zählen kann, erhält das Basler Messekomitee keine Unterstützung der Stadt Basel. Dietrich Lohberger bemerkt zur ersten Messe 1970, dass sie „mit äußerst geringer ideeller und praktischer Unterstützung durch die Stadt Basel“ statt gefunden habe.84 Bestätigt wird diese Aussage von Ernst Beyeler. (Siehe S. 31) 3.3 ART 70 – Die erste internationale Kunstmesse in Basel Vom 12. bis 16. Juni eröffnet die Messe unter dem Namen „Art 70 – Internationale Kunstmesse“ zum ersten Mal ihre Tore. In den Messehallen 8 und 9 der Schweizer Mustermesse bieten 110 Aussteller aus zehn verschiedenen Ländern auf knapp 6000 m² Kunst des 20. Jahrhunderts und Kunstbücher der letzten zehn Jahre zum Verkauf an. Darunter befinden sich 90 Kunsthändler und 20 Kunstbuchverleger. (Tabelle 1) Das Angebot der Messe reicht von Malerei, Skulptur und Grafik-Editionen über verschiedene Formen von Objekten und Happenings bis hin zu Kunstbuchbänden. 3.3.1 Rahmenbedingungen Zur Messe erscheint ein dreisprachiger Katalog auf Deutsch, Französisch und Englisch, in welchem den einzelnen Galerien ein bis drei Seiten zur Verfügung stehen. Diesem Katalog ist ein Verzeichnis der ausgestellten Werke beigelegt, das jedoch unvollständig ist. Neben dem in Kapitel 3.1 aufgeführten Organisationskomitee wird im Katalog auch ein „Auswärtiges Komitee“ genannt. Mitglieder sind die Galeristen André Emmerich (New York), Graziano Ghiringhelli (Mailand), Charles und Peter Gimpel (London), Eberhard Kornfeld (Bern), Aimé Maeght (Paris) und Rudolf Zwirner (Köln). Des Weiteren beteiligen sich die Verlage Du Mont Schauberg aus Köln und Thames + Hudson aus London. Der schweizerische Bundespräsident Prof. Dr. H.P. Tschudi übernimmt das Patronat für die Messe. (B70, 3) 83 ZELLWEGER [1991, 60]. Auf die internationalen Beziehungen verweist auch Franz Meyer. Siehe Sigmar Gassert, a.a.O. 84 Dietrich Lohberger: Basel war keine Messe wert. In: Die Welt, 18.06.1970, S. 23. 32 Das Messekomitee äußert sich im Vorwort über Entstehungsgründe der Messe: „Vermehrte Freizeit, gute Löhne, weitreichende Kommunikationsmittel und ein intensives Ausstellungswesen haben dazu geführt, dass sich heute immer mehr Menschen für die Kunst unserer Zeit interessieren. Die dynamische Entwicklung der aktuellen Kunst hat breite Schichten aktiviert und aus vielen Betrachtern interessierte Teilnehmer am Kunstleben, Sammler und potentielle Sammler gemacht.“ (B70, 6) Auch findet der Kölner Kunstmarkt als Vorgänger der Basler Messe im Katalog Beachtung: „So hat beispielsweise der anhaltende Erfolg des von einer Gruppe westdeutscher progressiver Kunsthändler veranstalteten Kölner Kunstmarktes gezeigt, wie notwendig gerade heute für die aktuelle Kunst ein solcher Markt ist, der den Kunsthändlern Kontakte mit neuen Käuferschichten und dem Publikum ausser dem Kontakt mit dem Kunsthandel auch eine Übersicht über das Angebot, die Möglichkeit des Preisvergleichs und damit eine größere Transparenz des Marktes vermittelt.“ (B70, 6) Des Weiteren wird betont, dass alle ausgestellten Werke verkäuflich seien und dass die Aussteller für die Echtheit ihrer Werke garantierten. (B70, 7) Anders als die nebeneinander in einer Reihe angeordneten, gleichgroßen Kojen auf dem Kölner Kunstmarkt (Abb. 4/5) gruppieren sich die Kojen in Basel zu einzelnen Blöcken. (Abb. 6) Bildet in Köln jede Koje eine abgeschlossene Einheit, so wirkt die Anordnung der teilweise ineinander verschachtelten Kojen in Basel luftiger, offener und abwechslungsreicher. (Abb. 7) Auffällig ist die unterschiedliche Kojengröße, die auf die finanziellen Möglichkeiten und die Bedeutung der einzelnen Galerien in Basel verweist. Den mit Abstand größten Raum nimmt die Galerie Marlborough mit Vertretern ihrer Dependancen aus New York, London und Rom ein, die sich auf der Galerie der Halle 8 befindet. (Abb. 6) Neben den Kojen in den Hallen präsentieren einige Galerien in den Grünanlagen um das Basler Messegelände Großbronzen von beispielsweise Jean Arp, Joan Mirò und Henry Moore. Daneben befinden sich u. a. „Nanas“ von Niki de Saint Phalle sowie eine Wasserplastik von Jean Tinguely. Des Weiteren führen Künstler im Park Aktionen und „künstlerische Prozesse“ vor, beispielsweise eine „Staubstraße“ und „Fongi ‚Aktionen’“ bei der Galerie Kümmel aus Köln. (Quelle 29). Auch wenn der „Skulpturengarten“ den Charakter einer Ausstellung besitzt, ist eine Begleitausstellung wie in den ersten Jahren in Köln in Basel nicht vorgesehen. 3.3.2 Die vertretenen Galerien Anders als in Köln stellen in Basel Aussteller aus zehn verschiedenen Ländern aus. Darunter befinden sich Galerien, Editionen und Verlage. Eine genaue Abgrenzung ist jedoch schwierig, da manche Aussteller sowohl Galerie als auch Edition sind. Teilweise geht aus den Informati33 onen der Kataloge nicht genau hervor, ob es sich um eine Galerie oder Edition handelt. Zahlenmäßig am häufigsten vertreten sind die 45 deutschen Aussteller, gefolgt von den Schweizern mit 40 und den Franzosen mit 11 Teilnehmern. Aus Italien nehmen fünf, aus England drei und aus den USA zwei Aussteller teil. Aus Österreich, Norwegen, Spanien und Holland ist je eine Galerie vertreten. (Tabelle 11) Wie auf dem Kunstmarkt Köln ist eindeutig festzustellen, dass fast alle Galerien sich auf mehrere Künstler konzentrieren. Eine Ausnahme bilden die norwegische Galerie 27 A/S mit dem Künstler Arne Bendik Sjur, Kornfeld und Klippstein mit Picasso und die Galleria Lorenzelli mit Arturo Bonfanti.85 Welche Galerien gelten als die Wichtigen und Großen? Waren alle in Basel dabei? Als „Magnaten“ bezeichnet Dietrich Lohberger Galerien wie Beyeler, Marlborough (London, Rom, New York), Maeght (Paris), Faccetti (Paris-Zürich) und Krugier (Genf).86 Letztere wird sowohl bei Lohberger als auch bei Eduard Beaucamp vor allem ihrer hohen Preise wegen erwähnt.87 Neben Beyeler, Krugier aus Genf und Maeght aus Paris führt Beaucamp als „tonangebende Giganten“ die Galerie Stadler und Denise René aus Frankreich an. Er weist auf die Rolle der Marlborough Galerien hin: „Strategie und Macht eines Großkonzerns der Kunst demonstriert in Basel geradezu einschüchternd Marlborough, die mit ihren drei Filialen London, New York und Rom geschlossen auftreten, die rund zehnfache Fläche der Durchschnittsgalerien beanspruchten und von der Empore souverän residieren.“88 Hier zeigt sich ein großer Unterschied zum Kölner Kunstmarkt, bei welchem den Galerien gleichgroße Stände zugeteilt werden. In Basel hingegen herrscht das Prinzip, dass die Galerien – je nach wirtschaftlicher Macht – die Größe ihrer Koje bestimmen können. Margit Staber teilt einige der Galerien in zwei Gruppen ein, diejenigen „die ihr Prestige – seit langem bewährt, teuer und gewinnträchtig – in starken Dosen zur Geltung brachten“ und in jene Galerien, „die asketisch ihr Image der Kunstspezialitäten mit einem mehr oder minder starken Flair für Avantgarde pflegten“.89 Zur ersten Gruppe zählt sie die Galerien Beyeler, Marlborough, Maeght, Emmerich (New York) und Krugier, zur zweiten Gruppe ordnet sie Denise René und Hans Mayer, Bruno Bischofberger und Suzanne Bollag aus Zürich und die Galeristen Schmela aus Düsseldorf und Friedrich aus München, welche auch auf der Kölner Messe ausstellen. Sie betont jedoch, dass die wichtigen Galerien aus den USA fehlen. 85 Die Angaben sind im „Verzeichnis der ausgestellten Werke“ zu finden, das dem Messekatalog von 1970 beiliegt (B70, o.p.). 86 Dietrich Lohberger, a.a.O., 18.06.1970. 87 Eduard Beaucamp: Start der Basler Kunstmesse. In: FAZ, 15.6.1970, S. 2. 88 Ebd. 89 Staber, Margit: Kunstsommer 1970. In: Art International (1970) XIV/8, S.65. 34 Obwohl der größte Beweggrund sicherlich der Verkauf ihrer Werke ist, so geben Interviews mit Galeristen doch Aufschluss über weitere Gründe ihrer Teilnahme. Für Bruno Bischofberger aus Zürich ist eine Messe eine sehr gute Form, um Kunst zu verkaufen: „Es kommen Sammler aus ganz Europa und Amerika. Wir profitieren hier von der Anziehungskraft, die die Schweiz in verschiedener Hinsicht ausübt, und der Kornfeld-Auktion, die in den nächsten Tagen stattfindet.“90 Für die Galerie Maeght aus Paris ist es besonders wichtig, Kontakte aufzunehmen, da sie plant, im kommenden Herbst eine Galerie in Zürich zu eröffnen. Des Weiteren wolle sie Künstler der Galerie vorstellen.91 Einige Galeristen kommen in der Hoffnung, dass die Messe zukünftig großen Erfolg haben könnte, an welchem die Galeristen dann teil hätten: „Daß man dabei ist, ist letztendlich eine Prestigesache. Wenn uns das Publikum nicht im Stich lässt, wird die Kunstmesse schon nächstes Jahr eine ganz große Sache.“92 Eberhard W. Kornfeld aus Bern gibt an, er sei nur aus Solidarität gegenüber seinen Kollegen gekommen.93 Mit „Kollegen“ könnte er sich auf die Gründungsmitglieder der Messe beziehen. Dies deutet darauf hin, wie wichtig die Kontakte dieser sein müssen, um bedeutende Galeristen zu einer Teilnahme zu bewegen. Obwohl es schon in Köln eine Messe gibt, an der nur deutsche Galerien teilnehmen dürfen, zählt die Art Basel 45 deutsche Aussteller, die Deutschland zum meist vertretenen Land auf der Messe machen. Wolfgang Ketterer aus München äußert sich zu seinen Beweggründen: „Wir kommen in erster Linie der Reklame wegen. Da wir ja nicht zum progressiven Kunsthandel gehören, sondern vorerst Auktionen machen, können wir in Köln nichts zeigen. Dazu kommt, dass Basel für uns ganz gut gelegen ist.“94 Klaus Staeck nennt einen weiteren Grund: „Ich habe mich damals bei der Basler Messeleitung beworben, weil ich für meine Edition keine Chance sah, beim Kölner Kunstmarkt zugelassen zu werden, obwohl ich all die Künstler auch im Programm hatte, die dann von anderen Kollegen auf der Messe vertreten wurden. Die Gründer hatten dieses Exklusivmodell für sich gepachtet.“ (Siehe S. 99) Unter den teilnehmenden Galerien der Basler Messe befinden sich zehn Mitglieder des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler, wie beispielsweise die Galerien Schmela aus Düsseldorf, Thomas und Otto Stangl aus München. (Tabelle 11) Aus der zahlreichen Teilnahme der Mitglieder des Kölner Vereins lässt sich schließen, dass Basel Vorteile bietet, welche Köln nicht bieten kann. Otto Stangl entschließt sich zu einer Teilnahme „weil wir hier auf 90 Peter Killer, a.a.O. 19.06.1970. Ebd. 92 Hier wird nur auf die Galerie Gimpel & Hanover verwiesen, jedoch nicht darauf von wem der Ausspruch stammt. Ebd. 93 Ebd. 94 Ebd. 91 35 internationaler Ebene deutsche Kunst mitzeigen dürfen, Kontakte aufnehmen und unsere Maßstäbe vergleichen können. Im Gegensatz zu Köln sind in Basel nicht nur die progressivsten der Kunsthändler; bei den meisten – so auch bei mir gehört die Liebe immer noch der Malerei.“95 Der Kontakt zu ausländischen Sammlern und Händlern, die Möglichkeit internationale Preise und Angebote zu vergleichen und die Möglichkeit, nicht nur „progressive“ Kunst zeigen zu müssen sind demnach wichtige Aspekte, welche die Basler Messe für einige Galeristen interessanter als die Kölner Messe machen. Es wird jedoch auch ersichtlich, dass Basel Auffangbecken für einige Galerien ist, die in Köln nicht zugelassen wurden. 3.3.3 Künstler und Kunstrichtungen Einige der in Kapitel 3.3.2 erwähnten Kunsthändler betonen, dass in Köln progressivere Galerien vertreten seien als in Basel. Dieser Behauptung soll nun durch den Vergleich der vertretenen Künstler und Kunstrichtungen nachgegangen werden. Welche Künstler und welche Kunstrichtungen werden ausgestellt? Welche Tendenzen zeigen sich in Basel? Was unterscheidet Basel von Köln? Aus dem „Verzeichnis der ausgestellten Werke“, das dem Katalog beiliegt und weiteren Informationen des Katalogs der Basler Messe gehen 553 verschiedene Künstler hervor. (B70) Die Informationen sind jedoch unvollständig und die Angaben sind ungenau.96 Deshalb können in der folgenden Analyse nur Tendenzen aufgezeigt werden, jedoch kein genauer „IstZustand“ zu allen damals vertretenen Künstlern und Kunstrichtungen. Die laut den vorhandenen Informationen zahlenmäßig am häufigsten vertretenen Künstler sind Horst Antes, Lucio Fontana, Pablo Picasso, Max Bill, Miguel Berrocal und Victor Vasarely. (Tabelle 6) In Köln sind 1970 496 verschiedene Künstler im Katalog vermerkt, hier dominieren zahlenmäßig Dieter Roth, Antoní Tàpies, Victor Vasarely, Arman, David Hockney und Joseph Beuys. (Tabelle 6) Beide Messen präsentieren konstruktive Kunst, in Basel vermehrt die Vertreter der „Schule der Zürcher Konkreten“ wie Bill, Graeser und Lohse, in Köln Künstler wie Fruhtrunk, Pfahler und Heerich. Von den Op Art Vertretern tritt auf beiden Messen Victor 95 Ebd. 64 Aussteller von insgesamt 110 informieren im Verzeichnis über die auf der Messe ausgestellten Werke. Über 26 weitere Aussteller gibt der Katalog mit Abbildungen der Werke Auskunft. Es wird nicht bestätigt, dass die Abbildungen im Katalog identisch mit den von der Galerie ausgestellten Werken auf der Messe sind. Da die tatsächlich ausgestellten Werke im „Verzeichnis der ausgestellten Werke“ mit den Katalogabbildungen mit einigen Ausnahmen übereinstimmen, wird in dieser Arbeit davon ausgegangen, dass die im Katalog abgebildeten Werke auch auf der Messe zu sehen waren. In der Neuen Zürcher Zeitung ist hierzu zu lesen: „In dem über 200 Seiten starken Katalog zeigte jede Galerie eine Auswahl der vorgelegten Werke.“ Paul Werder: Erste internationale Kunstmesse in Basel. In: NZZ, 15.06.1970. 96 36 Vasarely hervor, von der Gruppe Nouveau Réalisme vor allem Arman und von den Malern, die sich der monochromen Malerei widmen Lucio Fontana. Künstler des Abstrakten Expressionismus sind sowohl in Basel als auch in Köln kaum vertreten. Auf beiden Messen findet der Besucher die Vertreter der Pop Art, wobei sie in Köln quantitativ dominieren. Von den Amerikanern sind Dine, Lichtenstein, Oldenburg und Wesselmann fünf Mal und Warhol sechs Mal vertreten, auf die englischen Vertreter Hockney und Jones trifft man sieben bzw. sechs Mal. Bei den Happening- und Aktionskünstlern sind vor allem Wolf Vostell und Joseph Beuys zu nennen. (Tabelle 12/13) Es zeigen sich auf den beiden Messen jedoch auch deutliche Unterschiede in Bezug auf die Schwerpunkte der Aussteller. In Basel dominiert die Klassische Moderne mit Künstlern wie Picasso, Arp, Kokoschka und den „Brücke“- Künstlern, die der Besucher in Köln kaum antrifft. Von den Surrealisten sind Künstler wie Dalí, Ernst, Matta und Miró häufig vertreten. (Tabelle 13) In Köln hingegen stellen die Galeristen Künstler neuerer Strömungen wie Konzeptkunst, Land- und Minimal Art aus. Zu nennen sind hier u. a. Dan Flavin, Donald Judd, Hanne Darboven und Dan Graham. (Tabelle 12) Der wohl größte Unterschied beider Messen in Bezug auf die vertretenen Künstler zeigt sich somit darin, dass ein großer Teil der Basler Aussteller Kunst der Klassischen Moderne ausstellt, in Köln hingegen neuere Kunstströmungen Beachtung finden. Ist es möglich eine Aussage zu treffen, welches die bedeutenden Künstler der Sechziger und Siebziger Jahre waren, um dann in einem zweiten Schritt zu analysieren, welche der Messen die meisten dieser Künstler präsentiert? Die vorliegende Arbeit zieht hierzu den erstmals 1970 in der Zeitschrift Capital erscheinenden Kunstkompass heran. Laut Capital habe die Zeitschrift gemeinsam mit Experten einen Kunstkompass entwickelt, „der wichtige Anhaltspunkte für die Einschätzung des Werts aktueller Kunst bietet und die Orientierung auf dem Internationalen Kunstmarkt erleichtern soll.“97 Der Kompass soll die hundert angesehensten Künstler der Sechziger Jahre ausmachen. Galerie-Inhaber, Museumsdirektoren und Leiter sonstiger Kunstinstitutionen wurden befragt, welche Galerien, Museen und internationalen Ausstellungsinstitutionen sie für die wichtigsten hielten. Aufgrund dieser Aussagen wird eine Liste der bedeutendsten Institutionen erstellt und daraufhin untersucht, welche Künstler in den genannten Institutionen ausgestellt waren. Je nach Bedeutung der Institutionen, in welchen die Künstler ausgestellt wurden, werden Punkte vergeben. Der Künstler mit der höchsten Punktzahl führt die Kompass-Liste an. Der Kompass solle jedoch „lediglich eine Orientie- 97 Capital Kunstkompass. In: Capital 10/1970, S. 143. Der Name des Verfassers wird nicht genannt, 1971 erfährt der Leser jedoch, dass der Journalist Willi Bongard den Kompass erstellt. Capital 10/1971, S. 67. 37 rungshilfe für die Einschätzung von Künstlern bieten“ und sage nichts aus über „junge Künstler, die sich erst seit kurzem hervorgetan haben – und möglicherweise noch größere Bedeutung erlangen werden.“98 1970 gehören laut Kompass Rauschenberg, Vasarely, Fontana, Johns und Oldenburg zu den bekanntesten Künstlern. Ingesamt werden in der Liste u. a. 16 Pop Art Künstler angeführt, neun Vertreter des Nouveau Réalisme, je fünf Op Art, Minimal Art-Künstler und Künstler kinetischer Kunst, vier Vertreter konstruktiver Kunst und unter den ersten 25 je drei Vertreter der Hard-Edge Malerei und der Zero-Gruppe. In Köln sind 78 Künstler der Liste vertreten, in Basel 51. (Tabelle 14) Da im Künstlerverzeichnis des Basler Katalogs von 1970 nicht alle Künstler aufgeführt sind, bleibt unklar, ob noch weitere Künstler auf der KompassListe in Basel vertreten waren. Der Kunstkompass könnte jedoch die Tendenz anzeigen, dass Köln vermehrt zeitgenössische Künstler ausstellt, die in den Sechziger Jahren verstärkt Bekanntheit durch Präsenz in Museen, Ausstellungen, Galerien erworben haben. 3.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Laut Angaben der Basler Messeleitung zählten die Veranstalter innerhalb der fünf Tage 16.300 Besucher und setzten 5,78 Mio. Schweizer Franken um.99 Betont wird, dass der Umsatz den des letzten Kölner Kunstmarktes um 2 Millionen Schweizer Franken übersteige. (Quelle 30) Die Basler Messe rühmt sich damit, dass sie Köln in der Umsatzhöhe überholt habe, es wird jedoch nicht darauf hingewiesen, dass in Köln nur 24 Galerien teilgenommen haben, was nicht mit den 110 Ausstellern in Basel vergleichbar ist. Nimmt man diese Anga98 Ebd. S. 147. Zur Methode der Expertenumfrage wird betont: „Es sollte ein Höchstmaß an Objektivität in der Beurteilung dessen gesichert werden, was zur Bewertung der Kunst der Gegenwart beiträgt.“ Transparent ist die Vorgehensweise jedoch nicht, da der Bericht keinen Aufschluss über die Experten gibt, die befragt wurden. Es werden nur die Namen der bedeutenden Institutionen aufgeführt. Außerdem wird nicht angegeben, innerhalb welchen Zeitraums die Ausstellungen der Museen untersucht wurden. Der Kompass stößt auf große Kritik. Es wird bemängelt, dass viele bedeutende Künstler fehlten, wie beispielsweise Picasso oder Max Ernst. Siehe BAUMANN [2001, 13]. In einem Brief an Bongard wünscht der Künstler Jean Tinguely, von der Liste gestrichen zu werden, da er in den genannten Galerien bewusst nicht ausstelle. Siehe BAUMANN [2001, 15]. Einige Bewertungen des Kunstkompasses sind nicht nachvollziehbar und verfälschend. So werden beispielsweise Robert Rauschenberg auf Platz eins, die Künstler Victor Vasarely und Lucio Fontana 1970 auf die Plätze zwei bzw. drei gesetzt. Im folgenden Jahr ist zu lesen: „Fünf Namen vom letzten Jahr erscheinen nur deshalb nicht wieder, weil sie bereits als ‚Alte Meister der Moderne’ angesehen werden können, deren Überleben weithin nicht mehr in Frage steht: Joseph Albers, Max Bill, Lucio Fontana, Richard Lindner und Victor Vasarely.“ Capital 10/71, S. 65. Robert Rauschenberg hingegen führt die Liste auch die folgenden Jahre an; die Erläuterungen zum Kompass geben jedoch keinen Aufschluss darüber, ab wann und warum ein Künstler als „Alter Meister der Moderne“ gilt. Trotz den Mängeln des Kunstkompasses gibt es keine genauere und umfangreichere Untersuchung darüber, welche Künstler in den Sechziger Jahren in welchen bedeutenden Museen und Galerien ausstellten. Der Kompass wird in der vorliegenden Arbeit verwendet, um anzuzeigen, welche Künstler bei den verschiedensten Ausstellungen vertreten waren und somit einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Er soll helfen, bestimmte Tendenzen aufzuzeigen, nicht jedoch dazu dienen, die „100 Größten“ zu ermitteln. 99 Georg Jappe weist darauf hin, dass der Umsatz „um ein beträchtliches höher liegen dürfte“. Augrund der Zollbestimmungen würden die ausländischen Kunsthändler „vorsichtige Angaben machen“. Georg Jappe: Bilanz der Basler Kunstmesse. In: FAZ, 22.6.1970, S. 14. 38 ben als Grundlage und berechnet den Umsatz pro Galerie auf der Basis eines Umsatzes von 5,78 Mio. Schweizer Franken für die Art Basel und von 3,78 Mio. Schweizer Franken für den Kölner Kunstmarkt so erhält man 52.545 Schweizer Franken pro Galerie in Basel und 157.500 Schweizer Franken pro Galerie in Köln. Damit war Köln auf einzelne Galerien bezogen finanziell etwa dreimal so erfolgreich wie Basel. Keine Aussage lässt sich jedoch treffen über die Verteilung des Umsatzes. Es ist beispielsweise möglich, dass ein Großteil des Umsatzes von einer vergleichsweise geringen Anzahl Galerien erzielt wurde. Zudem wird der Umsatz des Kölner Kunstmarktes 1969 an anderer Stelle mit 3,5 Mio. DM angegeben (Tabelle 2), was unter den 3,78 Mio. Schweizer Franken liegen dürfte. Zu den Verkäufen bemerkt die Messeleitung, dass die Aussteller eine sehr hohe Anzahl an Grafikkäufen zwischen 100 und 5.000 Schweizer Franken pro Blatt meldeten. (Quelle 30) Aufgrund der „Zurückhaltung des amerikanischen Handels“, der durch die schlechte Börsenlage hervorgerufen worden sei, verkauften sich die „hochkotierten Meisterwerke der Moderne“ bis hin zu den „klassischen Werken der Popart“ in preislichen Bereichen von einer Viertel bis zu einer Million schlecht. Gut verkauft hingegen hätten sich Werke von Antes, Beuys, Tàpies und Twombly in Preislagen zwischen 15.000 und 30.000 Schweizer Franken. Auf ebenfalls großes Interesse stießen kleinere Multiples der kinetischen Kunst, die für 700 und 3.000 Schweizer Franken viele Abnehmer fanden und „Livres Objet“ in einer Preislage von 2.000 Schweizer Franken. Diese Tendenzen könnten ein Hinweis darauf sein, dass sich in Basel ein neues Käuferpublikum auftut, das nicht in exklusiv wirkende Galerien geht und auch keine teuren Werke kaufen würde, für welche jedoch Grafiken in einem Wert von 100 Franken erschwinglich sind. Dass nicht nur die Stammkundschaft, sondern auch neue Käufer die Stände besuchen, bestätigen Ergebnisse von Befragungen der Galeristen. (Quelle 30) Gelobt wird der vorteilhafte Zeitpunkt der Messe; sie verläuft fast parallel zur Biennale von Venedig und liege „im Schnittpunkt der großen Auktionen“.100 Im Vergleich zum Kunstmarkt Köln, bei welchem die Veranstalter 1970 eine Besucherzahl von ca. 40.000 – 50.000 angeben, ist der Andrang in Basel jedoch gemäßigt. (Tabelle 1/2) Des Weiteren wird der Mangel an Werbung im In- und Ausland kritisiert.101 Als „durchweg ungenügend“ bezeichnen sie fast alle Aussteller in einem Fragebogen. (Quelle 31) Weitere Kritik bringt der laut Lohberger zu hohe Eintrittspreis von fünf Franken ein, der nicht auf das „normale Aus- 100 Beaucamp, a.a.O. 15.6.1970. Auch der Galerist Bruno Bischofberger sieht in der fast zeitgleichen Auktion bei Kornfeld einen Vorteil für die Basler Messe. Peter Killer, a.a.O. 101 Dietrich Lohberger, a.a.O. 18.06.1970; Georg Jappe, a.a.O. 22.6.1970. 39 stellungspublikum“ abgestimmt sei.102 Auch habe das Publikum, so ein Bericht der FAZ, über mangelnden Überblick geklagt, da die Galerien nicht nach Themengruppen geordnet seien. Des Weiteren hätten Galeristen und Käufer die Zollbedingungen als sehr störend empfunden, „da man mit jedem Kunden mit jedem Blatt zum Zoll musste“.103 Das große „Kölner ABC der Kunstpolitik“ sei noch nicht beherrscht worden und es seien fast alle Fehler gemacht worden, die gemacht werden konnten: „Aber – sie sind leicht zu beheben. Deshalb wird der Kölner Kunstmarkt sich wahrscheinlich internationalisieren müssen, will er gegenüber einer verbesserten Neuauflage der Basler Kunstmesse seine Position halten.“104 Nicht nur eine mögliche Internationalisierung des Kölner Kunstmarktes wird in der Presse und Öffentlichkeit diskutiert, sondern auch die Zulassungsbeschränkung für Galerien. Für besonderes Aufsehen sorgt die Aktion „Wir betreten den Kunstmarkt“ des Galeristen Helmut Rywelski, der beiden Künstler Wolf Vostell und Joseph Beuys und des Galeristen und Künstlers Klaus Staeck. Ihren Protest zeigen sie, indem sie am Tag vor der Eröffnung des Kölner Kunstmarktes bei der Pressekonferenz mit Schlüsseln und Uhren gegen die Türe der Messe klopfen und Einlass erbitten, der ihnen letztendlich auch gewährt wird.105 Mit dieser Aktion demonstrieren sie gegen das Kölner „Exklusivsystem“ und setzen sich für eine Öffnung des Kunstmarktes ein. Klaus Staeck macht darauf aufmerksam, dass die Exklusivität Kölns dem Geist der damaligen Zeit, der vom Streben nach Demokratisierung geprägt war, nicht entsprach. (Siehe S. 100) In einem Interview wird Joseph Beuys die Frage gestellt, warum er einerseits Preisfavorit auf dem Kunstmarkt sei und andererseits gegen ihn demonstriere. Beuys Antwort lautet: „Ich habe nicht gegen die demonstriert, die den Kunstmarkt betreiben, ich habe für einen neuen, freien Kunstmarkt demonstriert. Ich denke, so wie bisher kann es auf dem Kunstmarkt nicht weitergehen. Man muß einen Ort finden, der groß genug ist, damit alle, die aktuelle Kunst handeln und machen – also auch die Künstler selbst – , unter gleichen Bedingungen ausstellen können.“106 Diese Aussage Beuys’ ist ein Beispiel für die Sichtweise eines Künstlers, der den Kunstmarkt als Institution akzeptiert, sich jedoch gegen die Eigenart Kölns ausspricht, nur eine beschränkte, auserwählte Anzahl an Galeristen aufzunehmen. 102 Ebd. Georg Jappe, a.a.O. 22.6.1970. 104 Ebd. 105 RATTENMEYER [1986, 46f]. 106 Joseph Beuys in einem Interview im Kölner Stadtanzeiger. Schreiber/Krüger: Ich protestiere für den freien Kunstmarkt. In: Kölner Stadtanzeiger, 21.10.1970. Zitiert nach RATTEMEYER [1986, 52]. 103 40 4 ART 1971 – 1974: Die Basler Kunstmesse im Vergleich mit dem Kunstmarkt Köln Trotz der Anfangsschwierigkeiten öffnet die Basler Messe auch in den Folgejahren ihre Tore. Das offene und juryfreie Messekonzept Basels bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Kölner Kunstmarkt, was sich in konzeptionellen Veränderungen in Köln manifestiert. Die Jahre 1971-1974 spiegeln die Suche beider Messen nach der besten Form und Struktur einer Messe. 4.1 1971 – Der Boykott der Kölner Kunsthändler Schon im zweiten Messejahr scheinen die Veranstalter des Kölner Kunstmarktes die Basler Messe als ernsthafte Konkurrenz wahrzunehmen, da sie ihre Mitglieder vor die Wahl stellen: entweder eine Teilnahme an der Basler Messe oder am Kunstmarkt Köln. 4.1.1 Rahmenbedingungen Vom 24.-29. Juni 1971 findet die zweite Internationale Kunstmesse Basel unter dem Namen „ART 2’71“ in den Hallen 8 und 9 der Schweizer Mustermesse statt. Vertreten sind 132 Aussteller aus 11 Ländern. (Tabelle 1) Im Vorwort des Messekatalogs betont Hermann Hauswirth, der Direktor der Schweizer Mustermesse, dass die Messe „allen Kunsthändlern als Aussteller offen steht“ (B71,4). Etwa drei Monate später öffnet zum fünften Mal der Kölner Kunstmarkt vom 5.-10. Oktober 1971 seine Tore. Zu den achtzehn Mitgliedern des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler werden weitere sieben deutsche und zehn ausländische Galerien aus Europa und den USA eingeladen. Der Vorsitzende des Vereins Dieter Brusberg begründet den Beschluss, ausländische Galerien teilnehmen zu lassen, in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog des fünften Kunstmarktes: „Wenn es zunächst darum ging, die Interessen des meist kapitalschwachen jüngeren deutschen Kunsthandels überhaupt erst einmal wahrzunehmen und in diesem Anfangsstadium aus ökonomischen Gründen vor solcher meist sehr kapitalkräftigen Konkurrenz zu schützen, so sind es heute (unter anderem) wieder wirtschaftliche Erwägungen, die ihre Einladung nicht nur rechtfertigen, sondern geradezu verlangen: der Kölner Kunstmarkt, von vornherein weder mit monopolistischen noch chauvinistischen Hintergedanken veranstaltet, hat mittlerweile eine Position erlangt, die ein buchstäbliches internationales Angebot erfordert – und die damit nicht nur behauptet, sondern ausgebaut werden soll.“ (K71, o.p.) Ein anderer Grund scheint jedoch wahrscheinlicher: Köln reagiert auf die internationale Basler Messe. Ein Mitgliederprotokoll des Vereins gibt hierüber Aufschluss: Kurze Zeit nach 41 der Basler Messe von 1970 diskutiert der Verein progressiver deutscher Kunsthändler über mögliche Konsequenzen für die Kölner Messe. Der Verein ist sich zwar einig darüber, dass in Basel zu viele Galerien teilgenommen hätten und das Niveau zu unterschiedlich gewesen sei und möchte deshalb nicht vom Einladungsprinzip abkommen.107 Jedoch beschließt der Verein 1971 auch europäische und möglicherweise amerikanische Galerien nach Köln einzuladen. Auch bei der Frage nach dem möglichen Ort der Veranstaltung ziehen die Vereinsmitglieder das Basler Konzept in Erwägung. Da der Platz zu eng werden könnte, wird nun auch in Köln die Überlegung herangezogen, den Kunstmarkt auf einem Messegelände zu veranstalten. (Quelle 14, 32) Diese ersten Überlegungen deuten darauf hin, dass die Kunsthalle und der Kunstverein für eine große Messe aufgrund des eingeschränkten Platzes auf Dauer nicht die beste Wahl sein könnten. Letztendlich findet die Messe jedoch wieder in der Kunsthalle und im Kölner Kunstverein statt. 4.1.2 Die vertretenen Galerien Von den 132 Ausstellern in Basel sind 92 und damit mehr als zwei Drittel aus Deutschland und der Schweiz (Tabelle 1). Darauf folgen zahlenmäßig sechzehn französische und zwölf italienische Galerien sowie einige weitere europäische Galerien. Aus den USA hingegen sind nur drei Aussteller vertreten. In Köln kommen zu den 25 deutschen Ausstellern vier Galerien aus New York, je zwei italienische und französische, eine schweizerische und eine belgische Galerie. Die meisten sind sehr namhafte und bedeutende Galerien wie Leo Castelli, Richard Feigen und André Emmerich aus New York und Ileana Sonnabend und Denise René aus Paris.108 (Tabelle 2) Auf der Basler Messe sind viele Galerien des Vorjahres nicht mehr vertreten. So fehlen beispielsweise die 1970 in der Presse immer wieder erwähnten Galerien Marlborough und Maeght. Auch fehlen in diesem Jahr fast alle Mitglieder des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler. Der Grund für letzteres ist ein Aufruf des Vereins, in welchem den Mitgliedern und Gästen nahegelegt wurde, 1971 nicht an der Basler Messe teilzunehmen, was laut Presse- 107 Schon zu Beginn beschließt der Verein: „Galerien, die nicht Mitglieder des Vereins sind, können als Gäste zu Ausstellung und Messe eingeladen werden. Über die Einladung entscheidet die Mitgliederversammlung einstimmig.“ (Quelle 2, 93) 108 Als die „großen New Yorker Galerien“ bezeichnet Eduard Beaucamp Castelli, Feigen, Emmerich und Sonnabend. Eduard Beaucamp: Boykott für Basel. In: FAZ, 28.06.1971, S. 2. Leo Castelli, der u. a. Robert Rauschenberg unter Vertrag hat, war schon in den Sechziger Jahren einer der wichtigsten Galeristen in New York. BONGARD [1967, 132ff]; THURN [1994, 196ff] Denise René, die ab 1944 konstruktivistische und kinetische Kunst ausstellt, kann laut THURN [1994, 208f] besonders ab 1970 großen „kulturellen und ökonomischen“ Erfolg verbuchen. 42 stimmen einem Boykott gleichkomme.109 Dieter Brusberg kommentiert die Empfehlung des Vereins im Vorwort des Messekatalogs von 1971: „Der Entschluß der in Köln ausstellenden Händler, auf eine solche finanzielle wie künstlerische Doppelbelastung zu verzichten und zum Kunstmarkt 71 von den zahlreichen Interessenten diejenigen einzuladen, die ebenfalls nicht auf allen Märkten tanzen wollen, ist frühzeitig veröffentlicht und begründet worden – und es kann eigentlich nur in Unkenntnis dessen geschehen sein, dass man diese Entscheidung hier und da und sogar in Basel selbst ‚als deutschen Monopolanspruch’ und ‚Aufruf zum Boykott’ mißverstanden hat. Wenn schon die beiden wichtigsten europäischen Kunstmessen nur durch drei Sommermonate und vier Autostunden voneinander getrennt sind – wem sollte es dienen, wenn sie sich letztlich nur durch die Zahl der Teilnehmer unterscheiden?“ (K71, o.p.) Diese Maßnahme lässt erahnen, wie stark der Verein die Basler Messe als Konkurrenz wahrnimmt und fürchtet. Sie demonstriert jedoch auch die Macht, die der Kölner Verein inne hat: Fast alle Galerien des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler, die 1970 auch in Basel vertreten waren, entscheiden sich für Köln: Block, Buchholz, Müller, Rothe, Stangl, Thelen, Thomas, van de Loo. Auch die New Yorker Galerie André Emmerich wechselt nach Köln. (Tabelle 11) Die Galerien Denise René aus Paris, Arturo Schwarz aus Mailand und René Ziegler aus Zürich beugen sich der Aufforderung der Kölner nicht und präsentieren sich auf beiden Messen. Der Galerist Heiner Friedrich tritt in Basel in Form eines Gemeinschaftsstandes mit einer Grafik-Edition auf und findet somit einen Weg, um an beiden Messen teilzunehmen.110 Es gibt jedoch keine Galerie, die 1971 von Köln nach Basel wechselt. 4.1.3 Künstler und Kunstrichtungen Unter den zehn meistvertretenen Künstlern findet der Besucher in Basel Künstler wie Max Ernst, Pablo Picasso und Horst Antes. (Tabelle 7) Anders als in Köln sind in Basel eine beträchtliche Menge an Surrealisten wie Miró und Dalí und weitere Klassiker der Moderne wie Beckmann und Nolde häufig vertreten. Von den Pop Art Künstlern sind wie in Köln David Hockney und Jim Dine die meistvertretenen. Auch Dieter Roth und Victor Vasarely sind auf beiden Messen häufig gesehene Künstler. Zeigt sich bei den Basler Galeristen ein gemischtes Programm der Stile – klassischer als in Köln mit vielen Surrealisten, aber auch Pop Art und konstruktive Kunst von Albers, Bill und Vasarely – so sind in Köln eindeutig die Pop Art Künstler am häufigsten vertreten. Beispielsweise präsentieren zehn Galeristen u. a. Warhol, neun Hockney und acht zeigen Lichtenstein. (Tabelle 7) 109 Hecht, Axel: Progressive boykottieren Basel. In: Die Welt, 29.6.1971, S.12. Eduard Beaucamp, a.a.O. 28.06.1971. 110 Beaucamp, a.a.O., 28.06.1971. 43 Auch im Allgemeinen konzentriert sich Basel neben zeitgenössischen Künstlern auf Klassiker der Moderne. Trifft der Besucher hier häufig auf Expressionisten, Kubisten, Konstruktivisten und Vertreter der neuen Sachlichkeit, so findet er diese auf dem Kölner Kunstmarkt kaum. Künstler wie Braque, Chagall oder Giacometti, die in Basel an vielen Ständen zu sehen sind, werden auf dem Kunstmarkt Köln nicht zum Verkauf angeboten. Informelle Künstler sind auf beiden Messen in ungefähr gleichem Maße vertreten, am häufigsten in Köln Bernard Schultze, in Basel Karl-Fred Dahmen, bei beiden Messen Antoni Tàpies. Auch die Strömungen des Phantastischen Realismus, Pop Art, Op Art und konstruktive Kunst, „Zero“ Künstler fehlen auf keiner der beiden Messen. (Tabelle 12/13) Kunstströmungen, die Mitte der Sechziger Jahre aufkommen, wie die Minimal Art und später Land Art, Arte Povera und Konzeptkunst sind wie im Vorjahr in Basel weniger zu finden als in Köln. Dass die Künstler der Minimal Art jedoch im Jahre 1971 an Bekanntheit gewinnen, ist aus der Kompassliste ersichtlich: Sowohl bei Robert Morris und Carl Andre als auch bei Sol Le Witt ist ein großer Anstieg zu beobachten. (Tabelle 12) Haben sich in Basel einige Vertreter der Minimal Art wie Le Witt, Flavin und Judd schon durchgesetzt – Carl Andre und Robert Morris fehlen – , so findet der Besucher fast keine Vertreter der Land Art und Concept Art und nur vereinzelt Künstler, die der Arte Povera zugeordnet werden. (Tabelle 13) Im Kunstkompass 1971 von Willi Bongard befinden sich folgende Künstler auf den ersten zehn Rängen: Robert Rauschenberg, Claes Oldenburg, Jasper Johns, Jean Tinguely, Yves Klein, Jim Dine, Fernandez Arman, Joseph Beuys, Roy Lichtenstein und Frank Stella. In Köln sind 78 der Künstler der Rangliste vertreten, in Basel 71. (Tabelle 14) Die Galeristen in Köln präsentieren eine größere Anzahl an amerikanischen Künstlern, die im Kunstkompass bei den oberen 50 Plätzen liegen, wie Morris, Noland, Kitaj, Andre und Bontecou. Dass diese in Basel nicht vertreten sind, liegt daran, dass in Basel die bedeutenden New Yorker Galerien fehlen, welche diese Künstler vertreten. So zeigt Castelli in Köln die Künstler Morris, Bontecou, Chamberlain, Sonnier und André Emmerich stellt Noland, Caro und Frankenthaler aus. (K71, o.p.) Die Galeristen in Basel hingegen bieten viele italienische Künstler wie Rotella, Pomodoro und Colombo, die in Köln nicht zu finden sind. Alles in allem sind in Köln jedoch mehr Künstler vertreten, die laut Kunstkompass im Jahre 1971 die angesehensten sind. Was sich 1970 ankündigt, bestätigt sich 1971: In Basel konzentrieren sich die Galeristen stärker auf die Klassische Moderne, in Köln auf neuere Strömungen. 44 4.1.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Gegen Ende der Art `71 gibt Eduard Beaucamp zu bedenken: „Das offene Modell, der freie Markt dürfte mehr Zukunft haben, sofern diese Messe ihre Anfangsschwierigkeiten durchsteht. Auch beim zweiten Mal sind diese Kinderkrankheiten nicht überwunden. Wie zu einer großen Saisonschau strömt das Publikum von selbst in die Kunsthalle. Die Basler stehen noch im Ruch einer Fischmesse, sie müssen ihr Publikum noch suchen.“111 Tatsächlich zählen die Kölner Veranstalter 1971 40.000 Besucher, Basel hingegen besuchten nur 21.500. (Tabelle 1/2) Sowohl Eduard Beaucamp als auch Axel Hecht loben das Konzept der Galerien, die auf einen einzigen Künstler oder eine sehr reduzierte Anzahl von Künstlern setzen. Damit werde mehr Information gegeben, als „so manche Galerie, die glaubt, von jeder Schule etwas präsentieren zu müssen“.112 Zu nennen sind hier die Galerie Juda aus London mit Christo (B71, 128) und Kornfeld und Klippstein mit Sam Francis und Alfred Jensen (B71, 138).113 Auch wenn diese Art der Präsentation gelobt wird, so sind die meisten Galerien jedoch eindeutig auf die Präsentation mehrerer Künstler ausgerichtet. Gleiches zeigt sich in Köln. Laut Katalog spezialisieren sich nur zwei Galerien auf einen Künstler: Denise René auf Max Bill und die Wide White Space Galerie auf Marcel Broodthaers. (K71, o.p.) Paul Werder lobt in der „Neuen Zürcher Zeitung“ die „freie“ Struktur der Basler Messe, die eine klare Trendentwicklung anzeige: „Darum sind in einer freien Veranstaltung mit Messecharakter, wo jedermann zugelassen ist, der aktuelle Originalkunst anbietet, die Trends eher erkennbar als in einer Sammelausstellung, wo die Veranstalter aus didaktischen oder anderen Gründen die anfallende Produktion sichten und gruppieren.“114 Trotz vielen lobenden Worten weist Axel Hecht darauf hin, dass viele renommierte Galerien – im Besonderen die bedeutenden New Yorker – nicht vertreten waren, und dass die Messe sich noch behaupten müsse: „Die Veranstalter der Basler Kunstmesse sollten beim Planen von Art 3`72 den Kölner Fehdehandschuh aufnehmen und stärker um die international renommierten Galerien werben, zugleich sollten sie auch versuchen, die Vertreter der Avantgarde für das kommende Jahr intensiver zu engagieren.[…] Wenn das nicht gelingt, dann 111 Ebd. Hecht, a.a.O. , 29.6.1971. 113 Sowohl Beaucamp als auch Hecht weisen auf die Galerie Onnasch hin, die viele Objekte von Edward Kienholz zeige. Die Konzentration der Galerie auf Kienholz geht aus dem Katalog jedoch nicht hervor. Vgl. B71, 216. 114 Paul Weder: „Art 2`71“ Zweite internationale Kunstmesse in Basel. In: NZZ, 26.06.1971, S. 33. Dies ist gewiss ein wichtiger Aspekt einer freien Messe wie der Art Basel. Werder erwähnt jedoch nicht den Aspekt, dass die Art Basel trotz ihres „freien“ Prinzips im Jahr 1971 nicht alle aktuellen Trends zeigen kann, da wichtige Avantgardegalerien – im Besonderen die deutschen – aufgrund des Kölner Boykotts fehlen. 112 45 könnte die Kunstmesse Gefahr laufen, ihr Image zu verlieren, bevor sie es überzeugend profiliert hat.“115 Dass sich fast alle Galeristen unter Druck für Köln entschieden haben zeigt, dass Basel in den Anfangsjahren den Ruf als bedeutendste Kunstmesse noch nicht inne hat. 4.2 1972 – Konsolidierungsphase Bereits im Jahr 1972 festigt sich die Art Basel als Institution. Die Besucherzahl steigt, und auch die Anzahl bedeutender ausländischer Galerien. Die Presse ist der Messe gegenüber freundlicher gestimmt als im Vorjahr. Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler hingegen wird durch das neue Messekonzept der Düsseldorfer Messe gezwungen sein „exklusives“ Prinzip zu überdenken. 4.2.1 Rahmenbedingungen Mit einem weiteren Zuwachs an Ausstellern zieht die Art 3’72 in die großen Hallen 10, 11 und 13 der Schweizer Mustermesse, die sich um einen großen, runden Innenhof gruppieren. (Abb. 8-10) Nahmen im Vorjahr noch 132 Aussteller teil, so sind es 1972 schon 204, also mehr als 50 % Zuwachs. In Köln hingegen verändert sich die Teilnehmerzahl kaum, der Katalog zählt 33 Aussteller. Neben den Ausstellern steigt in Basel auch die Besucherzahl um ein Drittel von 21.500 im Vorjahr auf 28.300 und nähert sich somit den in den Vorjahren deutlich höheren Besucherzahlen des Kunstmarktes Köln an. Diese reduzieren sich 1972 auf 30.000. Der knapp 490 Seiten starke Basler Messekatalog zählt 1.377 verschiedene Künstler. (Tabelle 1/2) Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler beschließt im Dezember 1971: „Für 1972 gilt weiterhin für Mitglieder und Gäste die Alternative zwischen der Basler und der Kölner Kunstmesse.“ (Quelle 15, 128) Laut Presseberichten hebt der Verein kurze Zeit vor der Basler Messe seine Forderung auf: „Yesterday at the press conference, one of the Frankfurt fair representatives, Hans Onnasch of Onnasch Galerie, said the boycott was off.“116 Diese Auflösung des „Boykotts“ kommt jedoch so spät, dass sich viele Galeristen nicht mehr für die Basler Messe anmelden können.117 4.2.2 Die vertretenen Galerien Neben 73 schweizerischen Ausstellern folgen in Basel 59 aus Deutschland, 16 aus Italien, 14 aus den USA und 12 aus Frankreich. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer des Vorjahres sind 115 Axel Hecht, a.a.O. 29.6.1971. Souren Melikian: Basel’s Parochialism And Internationalism. In: International Herald Tribune, 24./25. 06. 1972, S. 7. Siehe auch Eduard Beaucamp: Der Kunstmarkt reproduziert sich. In: FAZ, 22.6.1972, S. 2. 117 Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972. 116 46 in diesem Jahr in Basel nicht mehr anwesend. In Köln beteiligen sich von den insgesamt 33 Galerien wieder 26 des Vorjahres am Kunstmarkt. (Tabelle 11) Dem Kölner Aufruf schenken 1972 fünf Galerien keine Aufmerksamkeit und nehmen an beiden Messen teil. Wie im Vorjahr ist die Galerie Denise René wieder bei beiden Messen anzutreffen. Ihr gleich tun es in diesem Jahr Leo Castelli, Heiner Friedrich, Margret Müller aus Stuttgart und die Onnasch Galerie aus Köln. Allein für Basel entscheiden sich nun drei Galerien, die zuvor nur bzw. auch in Köln waren: die Galerie Rothe aus Heidelberg, die Galerie Schwarz aus Mailand und die Galerie René Ziegler aus Zürich. (Tabelle 11) Souren Melikian weist auf die vielen englischen und amerikanischen Galerien hin, die in diesem Jahr erstmals in Basel ausstellen. Als sehr bedeutend für die Messe betont er die Teilnahme wichtiger amerikanischer Galerien wie Sidney Janis und Leo Castelli: „American participation this year is regarded by many as the final push toward consecration on the Basel show.“118 Janis und Castelli werden in den meisten Presseberichten erwähnt119, jedoch nicht immer wegen ihres besonderen Programms oder wegen hervorragender Kunst. So schreibt beispielsweise Eduard Beaucamp. „Auch der diesjährige Aufmarsch der ‚großen’ Amerikaner besagt nicht allzu viel. Castelli und Janis demonstrieren ihre Anwesenheit, Castelli fast symbolisch mit fünf großformatigen Farbfolienobjekten des Kaliforniers Ron Davie…“120 Die bloße Nennung dieser Galerien in den meisten Artikeln weist jedoch auf ihre Bedeutung hin. Auf einen der Gründe warum vermehrt amerikanische und englische Galerien in diesem Jahr in Basel teilnehmen verweist Souren Melikian. Er befragte hierzu einige der Galeristen wie Spencer Samuel und Sidney Janis aus New York und Leslie Waddington aus London und stellt fest: „…and all frankly admit that their decision was influenced by Ernst Beyeler, the director of the world-famous modern art gallery in Basel.”121 Ihm und seinen internationalen 118 Souren Melikian, a.a.O. In Anbetracht der Tatsache, dass sich in den Siebziger Jahren das Kunsthandelszentrum in New York befindet, ist die Teilnahme amerikanischer Galerien sehr bedeutend, auch für das internationale Renommee der Basler Messe. Melikian spricht hier einen wichtigen Aspekt an. Er konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf die amerikanischen und englischen Galerien wie Leslie Waddington, Spencer Samuel, Leo Castelli und Sidney Janis. Teilweise sind seine Äußerungen subjektiv und verfälschend. So schreibt er „American tastes and trends are a dominating feature.[…] Some other German galleries, whose names are best forgotten, offer a perfect parody of American trends.” Er vernachlässigt jedoch den Aspekt, dass auf der Basler Messe sehr viele Galerien sich auf europäische Kunst und Kunst der Klassischen Moderne konzentrieren und viele europäische zeitgenössische Künstler eine wichtige Rolle einnehmen und häufig vertreten sind. Um nur einige zu nennen: Dieter Roth, Victor Vasarely, Lucio Fontana, etc. 119 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. Souren Melikian, a.a.O. und Axel Hecht: Strelows Koje war die schönste. In: Die Welt, 26.06.1972, S. 15. 120 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. 121 Souren Melikian, a.a.O. 47 Kontakten misst er auch eine bedeutende Rolle für den Erfolg der Messe bei: „His prestige and backing has had an obvious impact on the growing success of the entreprise.“122 Die wohl größte Aufmerksamkeit erhalten die Kojen der Galerie Denise René und Hans Mayer Paris/Krefeld/Düssseldorf, die „in der von Max Bill delikat ausgestatteten Nobelkoje ihr erlesenes Hausprogramm zeigen“123. Eduard Beaucamp bezeichnet die Galeristen als „über Marktveränderungen und Niveauschwankungen erhaben“124. Wie in den Jahren zuvor wird der Auftritt der Galerie Beyeler als „museumswürdige Schau“125 gelobt. Mit einer Ausstellung unter dem Titel „Von Venus zu Venus“ zeigt sie „fast das ganze Spektrum international renommierter Künstler unseres Jahrhunderts“126. Als Galerie, die sich auf aktuelle Kunst konzentriert, wird stets die Galerie Bischofberger erwähnt.127 Sie ist eine der wenigen Galerien, die Konzeptkünstler wie Art & Language und Joseph Kosuth ausstellt. (B72, 82) Sowohl Beaucamp als auch Hecht loben die Gemeinschaftskoje von Lawrence Rubin und Hans Strelow, die amerikanische Koloristen wie Bannard, Olitski, Poons und Stella präsentieren. (B72, 375) Axel Hecht bewundert die „sehr ruhige, kontemplative Koje“ als eine der „schönsten Stände von Art 3’72“128. Laut Beaucamp setzen die Galeristen „einen großzügigen neuen und frischen Akzent“ mit „einem halben Dutzend großer und souveräner Formate“129. Des weiteren lobt er „geschlossene Programme“ von nationaler Art wie bei der Galerie Onnasch aus Köln (junge deutsche Künstler wie Richter und Palermo), der Nürnberger Galerie Defet (überwiegend deutsche Plastik) oder der Mailänder Galerie Ariete (italienische Künstler wie Fontana, Pomodoro, Dorazio). Außerdem empfiehlt Beaucamp die „meist sehr qualifizierten Spezialangebote“. Zu letzteren zählt er beispielsweise die Galerie Gmurzynska, die osteuropäische Avantgarde ausstellt, Piccadilly aus London mit einem Symbolistenprogramm oder die Galerie Schwarz aus Mailand, die sich auf Dada Künstler spezialisiert. Im Allgemeinen loben die Kritiker überwiegend übersichtlich aufgebaute Stände mit einem geschlossenen Programm. Dies können erstens unterschiedliche Künstler sein, die jedoch unter ein Thema gestellt werden wie bei Beyeler, zweitens Galerien, die eine bestimmte Stilrichtung vertreten wie die oben genannte Galerie Schwarz aus Mailand oder drittens Galerien, 122 Ebd. Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972. 124 Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. Leider sind im Katalog der Art Basel keine Angaben über die Künstler gegeben. Beaucamp spricht vom „Konstruktivisten-Programm“ der Galerie. Ebenfalls lobend erwähnt Souren Melikian die Galerie als „one significant international aspect of the Fair“ und die Koje bezeichnet er als „impressive“. Souren Melikian, a.a.O. 125 Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. 126 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972. Die Galerie zeigt Werke von 38 Künstlern von Albers, Antes, Arp über Francis, de Kooning, Tobey hin zu Mack und Piene. (B72,76) 127 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. 128 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972. 129 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972. 123 48 die sich auf wenige Künstler beschränken. Ein Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ fasst die Argumente zusammen: „Einigen Galerien ist es erfreulich gut gelungen, etwas von der Atmosphäre ihrer eigenen Räume auf die ihnen zugewiesene Koje zu übertragen, indem sie beispielsweise ihre Präsentation unter ein bestimmtes Thema stellen oder sich auf ein paar wenige Künstler beschränken. Viele der Präsentationen enttäuschen, weil versucht wird, von allem und jedem etwas ins „Schaufenster“ zu stellen.“130 Ähnliches formuliert Axel Hecht, er sieht jedoch einen eindeutigen Zuwachs an Galerien – und zwar stärker als im Vorjahr – , die ein geschlossenes Programm mit wenigen Arbeiten vorstellten.131 Auch auf dem Kölner Kunstmarkt zeigen sich diese Tendenzen. Es wird vermehrt darauf hingewiesen, dass die Galerien ihr Angebot reduziert haben und jede Koje ihr eigenes Profil besitze, um sich vom Nachbarn zu unterscheiden.132 Georg Jappe betitelt die Tendenz in Köln als „das Kölner Prinzip Visitenkarte: wenige groß herausgestellte Werke von Klassikern“133 und behauptet, man pflege nun „das Image exklusiver Qualität“.134 Neben Jappe bemerkt auch Eo Plunien, dass man „durchweg alten Bekannten“ begegne: „Es sieht so aus, als gäben die ‚Progressiven’ jetzt, wo es ernst wird, der Qualität die bessere Konterchance als der ungeprüften und unverlässlichen Novität.“135 Zur Qualität kann allein aufgrund der Katalogangaben keine gültige Aussage getroffen werden, denn viele Galerien geben im Katalog nur die Namen der Künstler an, jedoch nicht die ausgestellten Werke. Beim Vergleich mit dem Katalog des Vorjahres bestätigen sich die Angaben der Presseberichte in Bezug auf das reduzierte Programm der Galerien. Tatsächlich ist bei einigen der 25 Galerien, die im Katalog Informationen über ihr Programm geben, ein reduziertes Angebot erkennbar, wie beispielsweise bei den Galerien Reckermann, van de Loo und Thelen. Die Galerie Reckermann präsentiert nur zwei Künstler: Tadaaki Kuwayama und Fred Sandback. Bei der Galerie Müller wird ausschließlich ein Künstler – Robin Page – ausgestellt. Auch Heiner Friedrich beschränkt sich, indem er zwar mehrere Künstler ausstellt, jedoch jeden Tag nur Bilder von einem dieser Künstler präsentiert. Zu sehen sind u. a. Baselitz, Polke, Richter. (K72, o.p.) Über zwei weitere reduzierte Programme, auf welche im Katalog nicht hingewiesen wird, berichtet 130 Paul Weder: „Art 3, 72“ Internationale Kunstmesse in Basel. In: NZZ, 23.06.1972. Der Artikel geht hauptsächlich auf allgemeine Tendenzen ein, leider werden die Feststellungen nicht durch Beispiele erläutert bzw. belegt. Aber wie in den anderen Berichten, wird auch in diesem Bericht der Wunsch nach einem klaren Profil der Galerien, die sich auf wenige Künstler beschränken, deutlich. 131 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972. 132 Gottfried Sello: Mafia, Markt und Messe. Der Düsseldorfer hat den Kölner Kunstmarkt überrundet. In: Die Zeit, 13.10.1972, S. 17. Auch Horst Richter betont das „Prinzip der Beschränkung“, das auf dem Kölner Kunstmarkt geherrscht habe. Horst Richter: Kunstmärkte in Köln und Düsseldorf. In: Weltkunst, (1972) 21, S. 1649. 133 Georg Jappe: Die Leiden des jungen Sammlers. In: FAZ, 10.10.1972, S. 21. 134 Georg Jappe: Ein Appell an das Auge. In: FAZ, 5.10.1972, S. 28. 135 Eo Plunien: Der Handel vertraut dem Bewährten. In: Die Welt, 5.10.1972, S. 21. 49 Horst Richter: Konrad Fischer präsentiere ausschließlich Zeichnungen von Baselitz, und bei der Galerie Art & Project aus Amsterdam fände der Besucher an den Kojenwänden keine Arbeiten sondern ausschließlich Ausstellungsmitteilungen.136 4.2.3 Künstler und Kunstrichtungen Sicherlich auch aufgrund der großen Anzahl an Galerien sind auf der Basler Messe einige Künstler mehr als zehnfach vertreten. So zählt der Katalog 17 Mal Dieter Roth, 16 Mal Miró, 15 Mal Picasso und Dalí, 13 Mal Horst Antes, 12 Mal Max Ernst, Vasarely, Tàpies und 10 Mal Jean Arp. Wie im Vorjahr dominieren die Surrealisten in Basel und die Pop Art Künstler in Köln. In Köln führt die Liste der meistvertretenen Künstler Andy Warhol mit Vertretungen in 8 Galerien, David Hockney mit 7 und Cy Twombly, Dieter Roth, Roy Lichtenstein, Richard Hamilton, und Joseph Beuys mit je 6 Vertretungen. (Tabelle 8) Im Allgemeinen zeigen sich ähnliche Tendenzen wie im Vorjahr. Künstler der in Basel stark vertretenen Klassischen Moderne findet der Besucher in Köln noch seltener als im Vorjahr. Expressionisten, Kubisten und Künstler wie Dalí, Miró, Picasso oder Chagall sind auf dem Kölner Kunstmarkt nicht vertreten. (Tabelle 13) Schwerpunkte liegen in Köln neben der Pop Art bei jungen deutschen Künstlern. So sind beispielsweise neben Beuys die Künstler Palermo, Richter, Walther und Polke häufig vertreten. (Tabelle 12) In Basel ist ein vermehrter Anstieg von Künstlern der verschiedensten Stilrichtungen zu beobachten. So stellen 1972 Galerien vermehrt Künstler des Abstrakten Expressionismus aus, vor allem jedoch im Vorjahr noch nicht vertretene Stilrichtungen wie Künstler, die der Arte Povera zugeordnet werden und Konzeptkünstler wie u. a. Daniel Buren, Lawrence Weiner und Joseph Kosuth. Die Konzeptkünstler werden in Basel überwiegend von der Galerie Yvonne Lambert aus Paris ausgestellt. (B72, 240) Im gleichen Jahr erscheinen erstmals vermehrt Konzeptkünstler wie Jan Dibbets, Douglas Huebler, Hans Haacke, Joseph Kosuth und Lawrence Weiner auf der Liste des Kunstkompasses. In Köln stellen die Galeristen schon ab 1969 Konzeptkünstler aus und vermehrt im Jahre 1971. Dies zeigt, dass die damals noch eher unbekannten Konzeptkünstler zumeist in Köln ausgestellt wurden. In diesem Fall kann der „progressive“ Ruf des Kölner Kunstmarktes bestätigt werden. Andererseits findet der Besucher auf dem Kölner Kunstmarkt weniger Strömungen, die 1972 auf der documenta zu sehen sind, wie beispielsweise Künstler des Fotorealismus.137 In Basel hingegen sind die meisten dieser Künstler von der Galerie de 136 Horst Richter, a.a.O. Auf der documenta 5 sind 1972 folgende Vertreter des Fotorealismus vertreten: Chuck Close, Robert Cottingham, Richard Estes, Franz Gertsch, Howard Kanovitz, Malcolm Morley, John Salt und Ben Schonzeit. Siehe SCHNECKENBURGER [1983, 213ff]. 137 50 Gestlo aus Hamburg vertreten. (B72, 102) Trifft der Besucher in Basel auf 84 der laut Kunstkompass „angesehensten Künstler“, sind es in Köln 77. (Tabelle 14) 4.2.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Am Ende der Art 3`72 sind die meisten Pressekritiken sehr positiv. Axel Hecht bemerkt „Die fünf Basler Kunsttage haben mit ‚Art ’72’ endgültig den Durchbruch geschafft.“138 Einen Schritt weiter geht Beaucamp: „Beim dritten Mal scheint die Basler Kunstmesse endgültig zur Institution geworden, die weltweit nicht ihresgleichen hat.“139 Wird im Vorjahr noch darüber gesprochen, dass die Museen Köln bevorzugten, so wird 1972 zweimal auf Ankäufe von Museen auf der Basler Messe hingewiesen: Die Ankaufskommission des Kunstmuseums Basel kauft ein Bild von Frank Stella und der Sammler Karl Ströher das Editionsprogramm des Verlags Friedrich/Hahn aus München für das Darmstädter Landesmuseum.140 In einem Fragebogen des Messekomitees an die Galeristen stellt sich jedoch heraus, dass von den 155 Befragten 92 mangelnde Kontakte zu Museumsdirektoren beklagten. (Quelle 32) Zufriedener äußern sich die meisten Aussteller über Kontakte zu privaten Sammlern und „ernsthaft interessierten Besuchern“. Als sehr gut stellt sich die Messe für Kontakte unter den „ausstellenden oder nicht ausstellenden Galeristen“ heraus. Diese Angaben der Galeristen zeigen, wie wichtig die Messe ist, um Netzwerke unter den Galeristen aufzubauen und mit wenig Aufwand einen Preis- und Angebotsvergleich anzustellen. Ihren Erfolg bezüglich der erzielten Umsätze bewerten die meisten, sprich 71 Aussteller als befriedigend, 41 als gut und 43 als unbefriedigend. Insgesamt scheinen die Galeristen mit der Messe zufrieden gewesen zu sein, da von den 155 Befragten 118 angeben, sich im kommenden Jahr wieder beteiligen zu wollen. Ein weiteres Ereignis beeinflusst 1972 die Kunstmarktsituation: Neben der Basler und der Kölner Messe öffnet fast zeitgleich mit dem Kunstmarkt Köln vom 6.-11. Oktober in Düsseldorf die „Internationale Kunst- und Informationsmesse e.V.“ (IKI) zum zweiten Mal ihre Tore. In diesem Jahr findet die IKI nicht mehr in der Volkshochschule und dem Belgischen Haus in Köln wie im Vorjahr statt. Gemeinsam mit der Düsseldorfer Messegesellschaft präsentieren 188 Aussteller aus dem In- und Ausland moderne Kunst in der Düsseldorfer Messehalle auf einer Fläche von 12.000 m².141 Die Initiatoren der Messe Ingo Kümmel, Michael 138 Axel Hecht, a.a.O., 26.6.1972. Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972. 140 1971 weist Axel Hecht darauf hin, „dass Sammler und Museumsleute Köln den Vorzug gaben.“ Axel Hecht: Progressive boykottieren Basel. In: Die Welt, 28.06.1971. Er gibt jedoch keine Beispiele, die seine Aussage belegen könnten. Auf die Museumskäufe von 1972 weist Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972, hin. 141 Georg Jappe, a.a.O., 10.10.1972. 139 51 Siebrasse und Helmut Rywelski erklären: „Wir gingen von dem Gedanken aus, dass jedem, der an der Vermittlung aktueller Kunst in irgendeiner Form beteiligt ist, die Möglichkeit zur Präsentation geboten werden muss.“142 Durch ihr „offenes Prinzip“, die hohe Teilnehmerzahl und den Veranstaltungsort in einer Messehalle gleicht sie der Basler Messe. Georg Jappe bemerkt zur Messe: „IKI hat nun ihre Machtdemonstration gehabt, dem Kölner Kunstmarkt gewachsen zu sein, ja ihn im Angebot weit zu übertreffen, nur geht das Angebot unter. Vor zwei Jahren, als sich die Stagnation des selbst gewählten Eliteklubs zeigte, wäre diese Schau eine kunstpolitische Tat gewesen, ad oculos vorzuführen, wie viele Galerien von Rang auf der ganzen Welt auf den mitteleuropäischen Markt drängen. Doch diese Tat hat die Basler Frühsommermesse schon geleistet…“143 Wie in Basel und in Köln nehmen in Düsseldorf bedeutende Galerien wie Leo Castelli und Denise René teil, aber laut Laszlo Glozer ist es auch „ein Fest der mittleren Galerien, die bislang wie Rothe aus Heidelberg oder Defet aus Nürnberg, nicht so recht das Kunstmarkt-Licht auf sich lenken konnten.“144 Durch die größere Auswahl an Galerien und Kunst und die räumliche und zeitliche Nähe tritt die Düsseldorfer Messe in direkte Konkurrenz zum Kölner Kunstmarkt. Als Beleg für die Konkurrenz der beiden Städte berichtet Axel Hecht von einem mit „Plakaten übersäten Werbebus“, den die Initiatoren der IKI während des Kölner Kunstmarktes direkt vor der Kölner Kunsthalle platziert hatten. 145 Auch Gottfried Sello berichtet von einem „spannenden Kampf“ zwischen den beiden Messen und behauptet, dass die IKI in Düsseldorf klar in Führung gegangen sei. Als Begründung nennt er, dass Düsseldorf eine größere Übersicht über die Kunst des 20. Jahrhunderts biete als Köln. Auf der IKI präsentierten die Aussteller sowohl eine große Auswahl an Künstlern der Klassischen Moderne wie beispielsweise Norbert Ketterer, als auch die neuesten Tendenzen der Kunst, die beispielsweise die Galerie Bischofberger aus Zürich und Alfred Schmela aus Düsseldorf ausstellen. 146 Die neue Situation regt den Verein progressiver deutscher Kunsthändler zu einer Diskussion über die Situation des Kölner Kunstmarktes an. Bei einer Mitgliederversammlung im September ’72 beratschlagt der Verein, ob es noch sinnvoll sei, den Kunstmarkt in der glei142 Gottfried Sello, a.a.O., 13.10.1972. Jappe fährt fort: “Im Grunde entlastet IKI den Kölner Kunstmarkt von seinem gesellschaftlichen Auftrag und macht ihn zur ersten Spezialmesse, was die Sammler honorieren (in Köln war man wider aller Erwartung in bester Laune), und richtet sich in seinem ganzen Image und in seinen Vergleichsmöglichkeiten gegen Basel: Welche Messe wird wichtiger?“ Georg Jappe, a.a.O., 10.10.1972. Dass sich Köln von der IKI durch seine Exklusivität abgrenzt, was sicherlich von einem Teil der Sammler geschätzt wird, ist verständlich. Jappe vernachlässigt jedoch den Aspekt, dass die Basler Messe zu einem anderen Zeitpunkt und in einer anderen Region stattfindet, die IKI hingegen fast zeitgleich und in räumlicher Nähe zu Köln, was sie vor allem in unmittelbare Konkurrenz zu Köln treten lässt. 144 Laszlo Glozer: Mammutrevue der Galerien. In: Süddeutsche Zeitung, 11.10.1972. 145 Gottfried Sello: Das Museum in der Messe-Koje. In: Die Welt, 10.10.1972, S.21. 146 Gottfried Sello, a.a.O., 13.10.1972. 143 52 chen Form und am gleichen Ort weiterzuführen. Als Alternativen werden verschiedene Varianten besprochen: Der Kunstmarkt soll in die Kölner Messehallen ziehen und sich somit vergrößern oder abwechselnd mit der IKI in den Kölner oder Düsseldorfer Messehallen stattfinden. Eine weitere Möglichkeit sei ein alternierendes Modell zwischen Kunstmarkt und IKI und der Art Basel. Sogar die Auflösung des Kunstmarktes wird in Betracht gezogen. (Quelle 17, 95) Auch wenn die Mitglieder am Ende an ihrem alten Prinzip der Exklusivität und einer Messe in der Kunsthalle festhalten, so zeigt diese Diskussion doch die schwierige Lage, in der sich der Kölner Kunstmarkt durch seine neue Konkurrenz befindet. Gottfried Sello vergleicht die Kunstmesse mit der Buchmesse und stellt dabei einen deutlichen Unterschied fest: Eine Buchmesse präsentiere Neuerscheinungen eines Jahres, „Kunstmärkte dagegen, ob sie in Köln oder Düsseldorf stattfinden, ob sie sich aktuell oder progressiv nennen, sind retrospektiv eingestellt, sie versuchen eine möglichst komplette Übersicht der Kunst des 20. Jahrhunderts [zu zeigen]“147 Hiermit spricht er einen wichtigen Aspekt der Gattung oder des Modells Messe an. Ob sich dieser Aspekt in den Folgejahren durchsetzt, soll in den folgenden Kapiteln weiter untersucht werden. Ist dies der Fall, so hat die Basler Messe mit ihrem breiten Spektrum eine gute Vorraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf. 4.3 1973 – Die Wachstumsgrenze ist erreicht Mit einer nochmals erhöhten Teilnehmerzahl von 279 Ausstellern findet die Art 4’73 vom 20.-25. Juni in den Hallen 10-17 der Schweizer Mustermesse statt. Über einen Zeitraum von acht Tagen erstreckt sich vom 29.9.-6.10. der Kunstmarkt Köln, der 39 Aussteller zählt. Der Veranstaltungsort bleibt trotz einiger Diskussionen der Vereinsmitglieder in der Kölner Kunsthalle und im Kunstverein. 4.3.1 Rahmenbedingungen Im Vorfeld planen sowohl das Basler Messekomitee als auch der Verein progressiver deutscher Kunsthändler einige Neuerungen und Zusatzveranstaltungen. In Basel beschließt das Komitee eine Unterteilung zwischen Editionen, Kunstbuchverlagen und Grafikhändlern, die im ersten Stock platziert und zwischen Galerien mit Originalen, die im Parterre ausstellen. Des Weiteren plant Ernst Beyeler in Zusammenarbeit mit den New Yorker Galeristen Leo Castelli, Sidney Janis und Pace Editions aus New York eine „Artist Show“ mit bekannten 147 Ebd. Auch wenn man Sello aus heutiger Sicht Recht geben muss, denn bei den Messen 2007 zeigt sowohl Köln als auch Basel ein breites Spektrum an Kunst des 20. Jahrhunderts, so spezialisieren sich die Galeristen des Kölner Marktes 1972 auf tendenziell jüngere Kunst und präsentieren so gut wie keine Künstler der Klassischen Moderne, die ebenfalls zum Spektrum der Kunst des 20. Jahrhunderts gehören. 53 amerikanischen Künstlern im ersten Stock. (Quelle 33,4) Diese Ausstellung ist der Beginn einer Reihe von Sonderschauen, welche in den Folgejahren fortgesetzt werden und sich immer den Künstlern eines Landes widmen werden.148 Laut Ernst Beyeler war es keine Verkaufsausstellung. (Siehe S. 92) Zusätzlich wird 1973 ein Wohltätigkeitsabend vorbereitet, der u. a. eine Auktion von gespendeten Bildern beinhaltet; der Erlös soll einem Kinderdorf zu Gute kommen. Wie im Vorjahr wird die Art 4’73 von Filmvorführungen in dem sich innerhalb der Messehallen befindenden Messekino begleitet.149 Nicht nur in Basel ist die Zunahme an Zusatzveranstaltungen zu beobachten, auch in Köln werden neue Programmpunkte erarbeitet. Der Kunsthändlerverein führt eine jährliche Preisverleihung an eine Person oder Organisation ein, die einen wichtigen Beitrag zur „Durchsetzung der modernen Kunst“ geleistet hat. Die Funktion dieses Preises sei „die Public Relation für den Verein und den Kunsthandel im allgemeinen“. (Quelle 18, 62) Auch plant der Verein eine Rahmenveranstaltung während des Kunstmarktes unter dem Titel „Kunstmarkt Tage Köln“ mit Programmpunkten aus den Bereichen Theater, Ballett, Musik und Poesie. Hier soll eng mit der Stadt Köln zusammengearbeitet werden. (Quelle 18, 63f) Neben den Zusatzveranstaltungen versucht der Verein wie auch das Messekomitee in Basel die Messe klarer als im Vorjahr zu strukturieren: „die Kojen sollen klar und übersichtlich sein und Grafik, die nicht in direktem Zusammenhang mit den ausgestellten Werken steht“ soll getrennt in einer Grafikkoje gezeigt werden. (Quelle 18, 63) Sowohl die Besucher der Art’73 als auch jene des Kölner Kunstmarktes finden 1973 strukturierte Messen vor, die sich vermehrt um Zusatzprogramme bemühen. Des Weiteren publiziert der Kölner Kunsthändlerverein 1973 zwei Ausgaben einer Zeitschrift unter dem Titel „Zeitschrift des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler“. Die zweite Ausgabe der Zeitschrift beinhaltet den Messekatalog. Neben den Informationen zu den Galerien wird u. a. auch über das Rahmenprogramm und die Preisverleihung berichtet. Nachdem die Vereinsmitglieder des Öfteren über die Kataloggröße diskutierten und einige dessen Unhandlichkeit bemängelten (Quelle 17, 94), wird 1973 die Kataloggröße von 45 x 32 cm auf DinA4 Format verkleinert.150 148 Die letzte Länderschau findet 1983 statt. Bis dahin werden die Sonderschauen beispielsweise 1975 britischen (B75,8), 1976 spanischen (B76, 8) und 1977 deutschen Künstlern (B77, 8) gewidmet. 149 Paul Weder: „Art 4 ’73“ Internationale Kunstmesse in Basel. In: NZZ, 21.06.1973, S. 29. 150 Nicht nur unter den Vereinsmitgliedern wird das unhandliche Format diskutiert. Georg Jappe betitelt das 1972 noch größere Format als „Handatlas um 1800“. Georg Jappe, a.a.O., 5.10.1972. 54 4.3.2 Die vertretenen Galerien Von den 279 Ausstellern in Basel stammen u. a. je 75 aus der Schweiz und aus Deutschland, 33 aus Italien, 27 aus Frankreich, 15 aus Großbritannien und 16 aus den USA. In Köln kommen von den insgesamt 39 Ausstellern 28 aus Deutschland und 11 aus dem Ausland, darunter drei New Yorker und drei Pariser Galerien. (Tabelle 11) Auffallend ist, dass drei bedeutende New Yorker Galerien, die in den Vorjahren nur in Köln oder auf beiden Messen vertreten waren, nun ausschließlich in Basel ausstellen: Leo Castelli, André Emmerich und Richard L. Feigen. Auch die Münchner Galerie van de Loo ist 1973 nur noch in Basel vertreten. Des Weiteren trifft der Besucher auf viele Galerien, die zuvor nur in Köln ausstellten und nun sowohl in Köln als auch in Basel zu finden sind, wie beispielsweise die Galerien Sonnabend, René Block, und Thomas. (Tabelle 11) Gleiches geschieht auch mit zuvor nur in Basel vertretenen Galerien, die nach Köln wechseln. Zu nennen sind hier die Galerien Handschin (Basel), Lambert (Paris), Müller (Stuttgart), Onnasch (Köln) und Strelow (Düsseldorf). Ein Prestigeanstieg ist jedoch vor allem bei der Basler Messe zu sehen: Zum Einen wechseln sehr namhafte Galerien nach Basel – insbesondere Leo Castelli – , zum Anderen zeigt sich eine zunehmende Bedeutung der Basler Messe durch die Tatsache, dass sich 1971 noch alle Galerien für Köln entschieden, 1973 hingegen diese hohe Attraktivität des Kölner Kunstmarktes im Vergleich zu Basel abzunehmen scheint. Einigkeit herrscht in der Presse über den Hang der Galerien, auf der Art 4’73 vermehrt „Klassiker“ und arrivierte Künstler zu präsentieren, so Walo von Fellenberg: „Es zeigt sich dieses Jahr noch deutlicher als 1972 die Absicht der Galeristen, bekannte Namen anzuführen und die Käuferschicht mit Werken zu konfrontieren, über die sich ein Konsens gebildet hat.“151 Heidi Bürklin betitelt ihren Artikel über die Art ’73: „Rückzug auf das Klassische“ 152 und Joy Davenport bemerkt: „The popular International artists Matta, Max Ernst, Jean Dubuffet, Miró […] seem to be everywhere and are not news“153. Auch Paul Weder stellt fest „dass sich das Angebot in Richtung auf die ‚Klassiker der Moderne’ und damit auf die höchstkotierten Werte verschoben hat.“154 Diesen Behauptungen ist zuzustimmen, denn 1973 präsentieren die Galerien vermehrt Künstler der Klassischen Moderne wie beispielsweise Expressionisten, Surrealisten und Kubisten. (Tabelle 13 und Kapitel 4.3.3) Eduard Beaucamp sieht in dieser Entwicklung einen „konservierenden“ Aspekt, „ferner erfinderisch im Aufspüren und Aufar- 151 Walo von Fellenberg: Basel Art’73 – eine Messe mit Wachstumsschwierigkeiten. In: Die Weltkunst (1973) 12, S. 1028. 152 Heidi Bürklin: Rückzug auf das Klassische. In: Die Welt, 25.6.1973. 153 Joy Davenport: Basel Fair – A Gigantic Panorama. In: International Herald Tribune, 23/24.6.1973, S. 7. 154 Paul Weder, a.a.O. 21.06.1973. 55 beiten von verlorener Historie“155. Dass Galerien Strömungen wie beispielsweise Künstler des osteuropäischen Konstruktivismus und der Neuen Sachlichkeit wiederentdeckt hätten, sieht er als positiv. Hiermit bestätigt sich eine Tendenz, auf die 1972 schon Gottfried Sello hinweist, nämlich dass Kunstmessen retrospektiv eingestellt seien und versuchten „eine möglichst komplette Übersicht der Kunst des 20. Jahrhunderts“ zu zeigen. (Kapitel 4.2.4) Wie in den Vorjahren werden vor allem die Galerien gelobt, die einen Schwerpunkt setzen oder sich auf wenige Künstler konzentrieren. Stets Beachtung finden die Galerien Denise René/Hans Mayer und Ernst Beyeler: „So arrangierten die Giganten häufig erlesene Schaufenster wie der Basler Galerist Beyeler mit seinen Rothkos – eine Oase prachtvoller Malerei – oder man arrangierte ein nobles Mini-Museum, wie Denise René/Hans Mayer mit der ZeroGruppe und Konstruktivisten.“156 Auch bei den kleineren Galerien sieht Bürklin Erfolg und Profilierung des Programms, indem sie sich auf Schwerpunkte konzentrieren. Diese Entwicklung ist auch auf dem Kölner Kunstmarkt zu beobachten: „fast jede [Koje] eine Visitenkarte der Galerie statt Basar, statt Abstoßung von Ramsch eine Konzentration auf wenige Beispiele des Galerieprogramms, so stellt sich der Kölner Kunstmarkt dar.“157 Bestätigung findet diese Aussage darin, dass fünf der 32 im Kölner Katalog genannten Galerien nur einen bzw. zwei Künstler präsentieren: Block mit Lueg und Richter, Buchholz mit Erró, Onnasch mit Kienholz, Denise René/Hans Mayer mit Agam, Springer mit Jost Vobeck. (K73, o.p.) Heidi Bürklin sieht auch bei den in Köln vertretenen Galerien eine Tendenz zu Werken der Klassischen Moderne.158 4.3.3 Künstler und Kunstrichtungen Manche Künstler sind auf der Art 4’73 doppelt so häufig vertreten wie im Vorjahr. In Basel dominiert in diesem Jahr Picasso, der bei 32 Galerien zu finden ist, gefolgt von den Surrealisten Miró, Ernst und Dalí. Wie im letzten Jahr gehören Vasarely, Antes und Roth zu den 155 Eduard Beaucamp: Der Kunstmarkt als Salon. In: FAZ, 25.6.1973, S. 24. Heidi Bürklin, a.a.O., 25.6.1973. Joy Davenport bemerkt zu Beyelers Stand: „The effect, needless to say is splendid“ und „The fascination of abstract rationalisme is to be found in two of the outstanding booths – those of Denise René/Hans Mayer”. Joy Davenport, a.a.O. Und Beaucamp nennt ihren Stand “ein kleines Museum von Spitzenwerken”. Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. 157 Georg Jappe: Große Bankspekulation und kleine Zufallskäufe. In: FAZ, 4.10.1973, S.26. 158 Bürklin schreibt sogar: „Auf den Kunstmessen Düsseldorf und Köln dominiert die klassische Moderne“. Wirft man jedoch einen Blick auf die ausgestellten Werke, so sind wie in den Vorjahren die Vertreter der Klassischen Moderne kaum zu finden. (Tabelle 12) Von einer Dominanz der Klassischen Moderne kann nicht gesprochen werden. Es stellt sich hier die Frage, wie Bürklin zu dieser Feststellung kommt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass Werke der Klassischen Moderne damals ausgestellt wurden, diese jedoch nicht im Katalog vermerkt sind. Dieser gibt nur Informationen über 32 von insgesamt 39 Galerien. Weitere Gründe könnten eine andere Definition Bürklins von „Klassischer Moderne“ sein, worüber der Leser jedoch nichts erfährt. Des Weiteren könnte die Feststellung Bürklins auch darüber Aufschluss geben, wie subjektiv die Wahrnehmung des Messeangebots aus der Sicht der Besucher sein kann, und wie wichtig eine statistische Auswertung des Angebotes ist, um objektivere Aussagen treffen zu können. 156 56 meistvertretenen Künstlern. (Tabelle 9) In Köln trifft der Besucher in diesem Jahr am häufigsten auf Dan Flavin, Cy Twombly und Andy Warhol. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein deutlicher Rückgang der Pop Art Künstler auszumachen. Sehr häufig ausgestellt sind die Künstler der Minimal Art Flavin, Le Witt und Judd, und konzeptuelle Künstler wie Buren und Weiner, aber auch junge deutsche Künstler wie Sigmar Polke und Gerhard Richter. (Tabelle 9)159 Im Allgemeinen setzen sich die Tendenzen des Vorjahres bei beiden Messen fort: in Basel liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf der Klassischen Moderne. Besonders auffällig ist die steigende Anzahl an Werken von Beckmann, Braque, Heckel, Kirchner und Kokoschka, die sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifachen und Chagall, Giacometti, Kandinsky, Jawlensky, Miró die sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. (Tabelle 13) Dies könnte zeigen, dass sich viele der in diesem Jahr neu hinzu gekommenen Galerien auf die klassischen Werke konzentrieren. Neben Werken der Klassischen Moderne nimmt auch die Präsenz der Pop Art Künstler 1973 in Basel zu. Im Vergleich zum Vorjahr stellen die Galerien vermehrt Werke der englischen Künstler R. B. Kitaj und David Hockney und der Amerikaner Warhol, Dine und Indiana aus. (Tabelle 13) Andere Tendenzen zeigen sich in Köln: 1973 ist ein Rückgang der Pop Art Künstler insbesondere bei Hamilton, Hockney und Lichtenstein zu beobachten. (Tabelle 12) Hier stellt sich die Frage warum? Laut den Angaben des von Bongard erstellten Kunstkompasses sind 16 Pop Art Künstler auf der Liste der angesehenen Künstler verzeichnet – und dies seit 1970. Das heißt, dass diese Künstler sich durch Ausstellungen und die Präsenz in Museen bis 1973 schon einen Namen gemacht haben. Die Basler Galeristen zeigen mit den Pop Art Künstlern wieder – wie bei der Klassischen Moderne – arrivierte Künstler. Ein Grund, warum die Zahl der Pop Art Künstler in Köln abnimmt, könnte das Bestreben der Kölner Galerien sein, progressive Kunst zu zeigen, was die Pop Art im Jahre 1973 nicht mehr in dem Maße ist, wie zu Beginn des Kunstmarktes Ende der Sechziger Jahre.160 Eine neuere Tendenz in den Siebziger Jahren ist die Konzeptkunst und diese tritt in Köln 1973 noch stärker als in den Vorjahren auf. Zu nennen sind Künstler wie Daniel Buren, Hanne Darboven, Jan Dibbets und Lawrence Weiner. (Tabelle 12) In Basel hingegen präsentieren die Galerien weniger Konzeptkünstler als im Vorjahr. Trifft man jedoch in Basel 83 der im Kunstkompass aufgeführten Künstler an, so sind es in Köln nur 69. In Basel sind alle der ersten 45 Künstler 159 Der Katalog des Kunstmarktes Köln gibt Aufschluss über Künstler von 31 der insgesamt 39 Aussteller. Galerien wie Ileana Sonnabend, Paul Maenz und Springer führen im Katalog keine Künstler auf. In Basel geben 20 Aussteller keine Katalogangaben. In der folgenden Analyse kann somit nur mit unvollständigen Angaben über die Künstler gearbeitet und deshalb können nur Tendenzen aufgezeigt werden. 160 1972 zählt beispielsweise Eo Plunien Lichtenstein und Warhol schon zu Klassikern und „Arrivierten“. Eo Plunien, a.a.O. 57 der Liste anzutreffen, die im Kunstkompass als die bekanntesten angesehen werden. (Tabelle 14) Die Basler Messe bietet somit eine größere Bandbreite an Stilen wie Expressionismus, Konstruktivismus und eine größere Anzahl an zeitgenössischen Künstlern, die einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben. 4.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Beide Messen werden von Zusatzveranstaltungen begleitet. Die neugegründete „Stiftung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler e.V.“ verleiht ihren Kunstpreis an Willem J.H.B. Sandberg, den einstigen Direktor des Stedelijk Museums in Amsterdam und Präsident des Vorstandes des Israel Museums in Jerusalem. (Quelle 19, 33) Wie in Kapitel 4.3.1 schon erwähnt, sieht der Verein die Preisverleihung als Öffentlichkeitsarbeit. Für größeres Aufsehen scheint jedoch das „Art Festival“ in Basel zu sorgen, dem die Presse große Beachtung schenkt. In einer Auktion werden von Künstlern, Galerien und Privatpersonen gespendete Kunstwerke versteigert und der Erlös kommt einem Kinderdorf zu gute.161 Heidi Bürklin bemerkt: „Als ‚gesellschaftlicher Höhepunkt’ wurde das Festival annonciert, in dem sich Publicity mit gutem Zweck paarte.“162 Walo von Fellenberg gibt zu bedenken, dass man durch den zusätzlichen Auftritt von Fernsehen und „Vertretern des Show-Business“ der Veranstaltung einen „besonderen Glanz“ verleihen wolle. Die Aussteller seien damit jedoch nicht zufrieden, da ihnen somit eine Kaufkraft von 1 bis 1,5 Millionen Franken entgehen könnte.163 Dass die Mehrzahl der Aussteller von einer Auktion tatsächlich nicht begeistert ist, zeigt die Auswertung der Umfragebögen von 1972. (Quelle 32) Hier stimmten 69 für und 86 Aussteller gegen eine Auktion. Das „Art Festival“ zeigt, wie wichtig es den Veranstaltern ist, dass die Messe – wenn auch nicht immer zum finanziellen Besten der Aussteller – durch Zusatzveranstaltungen die Aufmerksamkeit auf sich zieht und sich somit einen Namen macht. Von Fellenberg kritisiert, dass durch das Festival die Attraktivität der Messe mit Mitteln erhöht werden solle, die „von der wahren Problemstellung“ ablenkten, nämlich dem enormen Wachstum der Messe.164 161 Beachtung findet dieses Ereignis bei Paul Weder, a.a.O, 21.06.1973; Walo von Fellenberg, a.a.O. und Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973. 162 Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973. 163 Walo von Fellenberg, a.a.O. 164 Von Fellenberg hinterfragt das Phänomen der Basler Messe und ihres enormen Wachstums zu Recht kritisch, er beachtet jedoch nicht den Aspekt, dass Ereignisse wie die Auktion mehr Besucher anziehen könnten. Dem Patronatskomitee der Auktion gehören wichtige Persönlichkeiten aus Kunst, Industrie und Politik an wie Walther Scheel, der Botschafter Paul Jolles und der parlamentarische Sekretär für Industrie Peter Emery aus London. Siehe Paul Weder, a.a.O., 21.06.1973. Diese bekannten Namen dienen der Messe als Aushängeschild und Werbung. Und besonders der Mangel an Werbung wurde in den Anfangsjahren der Messe kritisiert. (Siehe Kapitel 3.3.4) 58 In den Pressekritiken von 1973 über die Art Basel ist die Größe der Messe ein dauerhaft präsentes Thema. Der Direktor Frédéric Walthard schreibt im Vorwort zum Messekatalog: „Wir sind deshalb glücklich und stolz, dem diesjährigen Katalog, der als Begleiter zur noch umfangreicher und umfassender gewordenen vierten „Art“ dienen soll, ein Wort vorauszuschicken, das vor allem als Einladung und Willkommen verstanden sein will.“ (B73,4) Diese Steigerung an Umfang und Größe lässt viele Kritiker an einen Wettbewerb denken: „Rekorde zu brechen, das Vorjahresergebnis zu übertreffen, mehr Hallen zu beanspruchen und noch mehr Aussteller anzuziehen: das war offensichtlich bis heute das Ziel jeder neuen Art.“165 Joy Davenport betont: „With roughly 300 galleries and editors under one gargantuan roof, statistically the Art Basel Fair has reached some kind of world record.166 Auch Heidi Bürklin erinnert die Messe an eine Olympiade mit dem Streben nach Rekorden: “Rekorde müssen purzeln, was hier bedeutet: noch zahlreicher die Galerien, noch schwerer der Katalog, noch höher die Umsätze.”167 Eduard Beaucamp ist der Meinung, dass die Wachstumsgrenze nun endgültig überschritten sei: „Nichts gegen Expansion die in einer Fachmesse und einer Branche wie dem Kunsthandel ansteht. Aber der Rahmen verschlingt seinen Gegenstand, wenn die Ware Kunst heißt und wenn dieses empfindlichste, individuellste optische Angebot in einem Brei, gegen den es gerade ankämpft verschwimmt und untergeht.“168 Warum entwickelt sich die Basler Messe zu einer „Mammutmesse“, wie sie in der Presse betitelt wird?169 Ein Grund liegt sicherlich darin, dass die „Art“ in den Hallen der Schweizer Mustermesse stattfindet und das Hauptinteresse der Messegesellschaft darin besteht, ihre Hallen mit Ausstellern zu füllen. Walo von Fellenberg betont: „Erschwerend kommt hinzu, dass die Kunsthändler gegenüber der Mustermesse nicht als Gesellschaft auftreten, wie etwa die Schweizerische Kunst- und Antiquitätenmesse, und dass sie in keinem offiziellen Organ vereinigt sind.“170 Hier zeigt sich ein bedeutender Unterschied zum Kölner Kunstmarkt, der von einem Kunsthändlerverein organisiert wird, der auf eine überschaubare Messe Wert legt, die nicht durch zu viele unterschiedliche Galerien Niveauschwankungen unterliegen soll. (Kapitel 4.1.1) Dass die Wachstumsgrenze in Basel nun endgültig überschritten ist, erkennt auch die Messeleitung. In einer Pressekonferenz verweist sie auf eine geplante Besprechung, in der sie über eine Begrenzung der Teilnehmerzahl diskutieren möchte.171 165 Paul Weder, a.a.O., 21.06.1973. Joy Davenport, a.a.O. 167 Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973. 168 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. 169 Als Mammutmesse bezeichnen sie beispielsweise Heidi Bürklin, 25.6.1973, a.a.O. und Gottfried Sello: „Seit der Mammutmesse 1973…“ Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S.15. 170 Walo von Fellenberg, a.a.O. 171 Ebd. 166 59 Unterschiedlicher als im Jahre 1973 könnten die beiden Kunstmarktmodelle Basel und Köln kaum sein. In Basel führen die Veranstalter das offene, demokratische Prinzip fort, das letztendlich in Diskussionen über ihre Übergröße gipfelt. Basel wirbt mit gesellschaftlichen Ereignissen und Eduard Beaucamp weist auf eine Fülle an museumswürdigen aber auch sehr teuren Gemälden hin, „vom millionenschweren Dalí über Redon und Max Ernst (jeweils über 500.000 Mark), Oelze und die Konstruktiven bis zu Asger Jorn (Spitzenpreis 122.000) und den amerikanischen Klassikern.“172 In Köln hingegen bleiben die Zulassungsbeschränkungen bestehen. Der Auftritt der Galerien erinnert an eine Museumsausstellung, das Angebot wirkt gezielt ausgewählt aber überschaubar und laut Georg Jappe habe sich der Kölner Kunstmarkt auf den Mittelwert eingependelt. Sensationen seien genauso wenig anzutreffen wie „Herbstschlussverkauf“, der Kölner Markt suche die Solidarität der Teilnehmer und konzentriere sich auf „das mittlere Preisformat und den mittelgroßen Sammler“.173 Sehr deutlich wird in diesem Jahr die Tatsache, dass die Institution Kunstmarkt sich vollkommen etabliert hat. Georg Jappe betont, dass sowohl Basel als auch Köln und Düsseldorf nicht mehr „Spiegel der regionalen Situation“ seien, sondern von internationalem Rang. Die Messen hätten laut Jappe „die Funktion der Publicity übernommen“ und der Erfolg einer Galerie mache sich nicht nur am Umsatz auf der Messe aus, sondern ebenfalls an den internationalen Kontakten und „langfristigen Vertragsabschlüssen“. Die Teilnahme an einer der „renommierten“ Messen komme einer „optischen Anzeige“ gleich: „Wer nicht teilnimmt, dem wird unterstellt werden, sich einen Auftritt vom Programm oder von den Finanzen her nicht leisten zu können – und vor allem wird er im Überangebot präsenter Galerien vergessen werden.“174 Dieser Druck, an einer der Messen teilnehmen zu müssen, der bei vielen Galeristen entsteht, könnte darauf hinweisen, dass viele Galerien eine Teilnahme erstreben, auch wenn es sich möglicherweise für ihr Unternehmen nicht rechnet. Wie Georg Jappe betont auch Eduard Beaucamp die zunehmende Bedeutung und Macht der Kunstmessen: „Was der Salon für das 19. Jahrhundert und später dazu im Widerspruch die Sezessionsausstellungen waren, wird für die zweite Hälfte des Jahrhunderts zunehmend der offene Markt. Je mehr jurierte oder programmatische Ausstellungen in die Krise gerieten, umso mehr sind die Märkte erstarkt. Man kann darüber gesellschaftskritisch wunderbar räsonieren, kommt aber kaum darum herum, 172 Beaucamp gibt keine Angaben darüber, ob die Bilder auf der Messe mit Preisen versehen sind, oder ob er die Information aus Presseberichten der Messe selbst erhalten hat. Seine Preisangaben können zwar nicht überprüft werden, weisen jedoch auf die Tendenz hin, dass in Basel des Öfteren teure Werke zu finden sind. Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. 173 Georg Jappe, a.a.O., 4.10.1973. 174 Ebd. 60 dass der Markt ein realistisches Modell ist, was selbst linke Galerien und Künstler durch ihre Teilnahme unterstreichen.“175 Gegen Ende des Jahres 1973 kristallisiert sich also heraus, dass die Institution Messe als „realistisches Modell“ zunehmend akzeptiert ist. Bemerkenswert ist dies, wenn man sich die Kritik nochmals vor Augen führt, die gerade in den ersten Jahren am Kunstmarkt Köln geübt wurde (s. Kapitel 2.3). Die Messen entwickeln sich zunehmend zu einem Ort, an dem internationale Kontakte geknüpft werden. Eine Teilnahme wird fast schon zu einem „Muss“ für die Galerien, um für sich zu werben und im Gespräch zu bleiben. Unterstützt wird dies durch vermehrte pressewirksame Zusatzveranstaltungen von Seiten der Kölner und Basler Organisatoren – wobei Basel mit dem „Art Festival“ stärker die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zieht als Köln. 4.4 1974 – Der Durchbruch Durch weitere Zusatzveranstaltungen und Maßnahmen, die Messe besser zu gliedern, setzt die Basler Messe ihren Erfolgskurs auch 1974 fort. Zudem schwächen sich die beiden Mitbewerber Köln und Düsseldorf durch ihren Konkurrenzkampf. Durch Neuerungen gleicht sich die Kölner Messestruktur in ihrem Aufbau der Basler an und unterstreicht somit den Erfolg der Art 5’74. 4.4.1 Rahmenbedingungen 287 Aussteller belegen vom 19.- 24.6.1974 ca. 13.000 m² Nettostandfläche der Basler Messehallen. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Teilnehmerzahl von 279 auf 287 nur gering an. Laut einem Pressecommuniqué wurden bis zum März 1973 schon 170 Neuinteressenten abgewiesen, da man die Messe nicht nochmals erweitern wollte. (Quelle 35) Dieser Entschluss ist sicherlich eine Reaktion auf die vielen kritischen Stimmen des Vorjahres, dass die Messe ihre Wachstumsgrenze überschritten habe. In einem Beschlussprotokoll des Arbeitsausschusses ist zu lesen: „Die Liste der Neuinteressenten wird kritisch durchgegangen. Herr Dr. Felix liefert eine Namensliste geeigneter Galerien, welche noch angefragt werden, sich an der Art 5`74 zu beteiligen.“ (Quelle 34) Zwar geht aus diesem Kommentar nicht eindeutig hervor, dass weniger geeignete Galerien abgewiesen wurden, das Adjektiv „kritisch“ könnte jedoch darauf schließen lassen. Um die Messe überschaubarer zu gestalten, nimmt der Arbeitsaus175 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. In Bezug auf den Aspekt, dass die Basler Messe alle Teilnehmer zulässt, zeigt sich ein Unterschied zum Salon. Die Sezessionen waren jedoch meistens Abspaltungen zum akademischen Kunstbetrieb. Häufig stellten hier Avantgardekünstler aus, die vom Salon abgewiesen wurden. In Basel werden jedoch sehr viele etablierte Künstler ausgestellt, oft wird sogar bemängelt, dass die Avantgarde fehlt. Deshalb ist der Vergleich mit einer Sezessionsausstellung weniger angebracht. 61 schuss eine neue Einteilung vor: etwa 50 Avantgardegalerien werden zu einer Gruppe unter dem Titel „Neue Tendenzen“ zusammengefasst und stellen im 1. Stock in der Halle 15 aus. Zusätzlich konzentrieren sich 40 Galerien nach einer Aufforderung durch den Ausstellerbeirat auf eine „One-man-show“. Die Konzentration auf einen Künstler – das habe man an den früheren Messen feststellen können – fände bei großen Messen mit einem reichhaltigen Angebot stärkere Beachtung als ein gemischtes Programm. (Quelle 36) In Köln zeigen sich 1974 große Veränderungen. Der Kunstmarkt findet mit 71 Ausstellern, davon 38 deutschen und 33 ausländischen Galerien in den Rheinhallen Köln statt und wird nicht mehr vom Verein deutscher progressiver Kunsthändler veranstaltet, sondern von der Europäischen Kunsthändlervereinigung e.V. Ein Rundbrief an die Vereinsmitglieder gibt erste Anhaltspunkte zu dieser plötzlichen Veränderung: Hein Stünke informiert, dass sich in Zürich eine Vereinigung europäischer Kunsthändler gegründet habe. (Quelle 20, 21) Dieser Vereinigung seien Gespräche europäischer Kunsthändler vorausgegangen, die sich einen Zusammenschluss internationaler Kunsthändler wünschten, mit dem Ziel einen Kunstmarkt mit ca. 80 – 100 Teilnehmern zu veranstalten. Je zwei Vertreter eines Landes bilden den Vorstand, die Geschäftsführung übernimmt 1974 Rudolf Zwirner. Die Vorstandsmitglieder erhalten die Aufgabe, Galerien ihres Landes für eine Mitgliedschaft vorzuschlagen. (Quelle 21,18) Ab 1974 soll nun die europäische Kunsthändlervereinigung den ehemaligen Kunstmarkt Köln durchführen. „Die Organisation übernimmt die Messegesellschaft, die aber keinerlei Anspruchsrecht bezüglich der Teilnehmer hat. Die Messe darf nicht selbständig Kojen an die Galerien verkaufen. Die Galerien werden ausschließlich von der europäischen KunsthändlerVereinigung eingeladen und unterliegen damit automatisch den Vereinsbedingungen, d. h. keine reinen Grafikhändler, keine Verlage und keine Teilnahme an einer anderen deutschen Messe.“176 (Quelle 21, 20) Bemerkenswert ist hier die Tatsache, dass sich auch die europäi176 Der Rundbrief Stünkes an die Vereinsmitglieder weist darauf hin, dass einige Mitglieder des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler sich im Alleingang an der Gründung des europäischen Kunsthändlervereins beteiligten: „Durch Presse und Rundfunk sind Meldungen über die Gründung einer Vereinigung europäischer Kunsthändler verbreitet worden, die zum Teil nicht den Tatsachen entsprechen. Tatsache ist, dass die Vereinigung sich in Zürich gebildet hat.“ (Quelle 20, 21) Dass Stünke diese Begebenheit erklärt, zeigt, dass viele Vereinsmitglieder hiervon nichts wussten. Stünke fährt fort: „Durch die Aktivitäten einiger Mitglieder unseres Vereins für die internationale Vereinigung sah sich Herr Thomas veranlasst als Vorsitzender des Vereins zurückzutreten.“ Diese Aussage bestätigt den Alleingang einiger Mitglieder und die Konflikte die dadurch im deutschen Kunsthändlerverein entstanden. Unkritisch äußert sich zu dieser Begebenheit Werner KRÜGER [1996, 63], der nur erwähnt, dass Stünke und Zwirner die Schrittmacher für eine „andere Gestaltung“ der Messe gewesen seien. Volker RATTEMEYER [1986, 92] geht ausführlich auf die Gründung der „Europäischen Kunsthändlervereinigung e.V.“ (EKV) ein: Der Vorschlag, in die Rheinhallen umzuziehen, sei von Rudolf Zwirner und Hein Stünke gekommen und vom Verein progressiver deutscher Kunsthändler befürwortet worden. Erst danach hätte sich die EKV gebildet. Diese wichtigen Informationen können jedoch nicht nachgeprüft werden, da er auf Quellenverweise verzichtet. Weder KRÜGER [1996] noch RATTEMEYER [1986] erwähnen, dass die Aussteller beim Kunstmarkt 1974 an keiner anderen deutschen Messe teilnehmen dürfen. Diese Begebenheit ist jedoch wichtig, da sie wieder an einen Boykott erinnert, diesmal jedoch gegenüber der Düsseldorfer Messe. Und besonders die Feindschaft zwischen 62 sche Kunsthändlervereinigung wieder für eine Messe mit Zugangsbeschränkungen entscheidet – also ganz im Gegensatz zur Art Basel. Wie in Basel hat sich hingegen auch in Köln das Prinzip durchgesetzt, dass die Kojengröße, je nach den finanziellen Möglichkeiten der Galerien, variiert. (Abb. 11) Die Beschränkung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler auf Kunst ab 1910 scheint aufgehoben zu sein, denn bei der Galerie Krugier trifft der Besucher auf Werke von Cézanne, Pissarro und sogar Courbet. (K74, 94) Wurde der Katalog des Kunstmarktes Köln 1973 schon in seiner Größe an den Basler Katalog angepasst, so gleicht er ihm 1974 auch in seinem Aufbau. Von dem Prinzip, den Katalog wieder mit der Kunstmarkt-Zeitschrift zu verbinden, sind die Vereinsmitglieder abgekommen. Wie in Basel geht den Doppelseiten, die den Galerien gewidmet sind, nun auch ein Ausstellerverzeichnis und ein Künstlerverzeichnis voraus, die dem Basler gleichen. (K74, 11ff) Schon seit 1971 beinhaltet der Basler Messekatalog ein Verzeichnis, das sowohl jeden auf der Messe vertretenen Künstler aufführt als auch die Galerien, bei welchen er zu finden ist, was dem Besucher die Übersicht erleichtert. (B71, 12ff) Diese klare Struktur wird durch den Namen „Art’71 Basel“, der in den Folgejahren analog verwendet wird, noch verstärkt. (Tabelle 2) In Köln hingegen vermerkt der Messekatalog fast jährlich einen veränderten Namen der Messe. (Tabelle 1) Die Neuerungen des Kunstmarktes Köln gleichen diesen der Art Basel an und verweisen somit auf Basels Vorreiterfunktion in Bezug auf den Veranstaltungsort in Messehallen, die unterschiedliche Kojengröße, die Präsentation von Kunst auch vor 1910 und die Gestaltung des Messekatalogs. 4.4.2 Die vertretenen Galerien Stärker als in den Vorjahren gliedern die Basler Messeveranstalter die Galerien inhaltlich und räumlich nach ihren Programmen. 49 Galeristen präsentieren in 15 Blöcken, die zwei Drittel des Platzes der Halle 15 einnehmen, laut Pressemitteilung der Mustermesse „die jüngsten Erscheinungsformen der zeitgenössischen Kunst“. (Quelle 37). Zu finden sind hier Galerien wie beispielsweise Leo Castelli (New York), Block (Berlin), Onnasch (Köln, New York), Sperone (Turin), Sonnabend (Paris, New York, Genf), Ziegler (Zürich, Genf), welche „Werke der Pop Art, der Minimal-Art, der Conceptual-Art, der Body-Art, Filme und Videos“ ausstellen. (Quelle 37) Die Galerien werden als „progressiv“ bezeichnet. Da Pop Art und Minimal Art jedoch schon in den Anfangsjahren des Kölner Kunstmarktes zu sehen sind, und viele ihrer der Düsseldorfer und Kölner Messe wird in der Presse immer wieder als ein wichtiger Grund angeführt, warum Basel Köln den Rang abgelaufen hat. (Siehe Kapitel 4.4.4 ) 63 Vertreter laut Kunstkompass in den Siebziger Jahren zu den angesehensten Künstlern gehören, fallen sie nicht mehr unter die Bezeichnung „jüngste Erscheinungsformen der zeitgenössischen Kunst“. Die Einteilung in „Neue Tendenzen“ zeigt jedoch den Versuch der Basler Veranstalter sich als Messe darzustellen, die sich sowohl auf Klassische Moderne spezialisiert, als auch „progressive“ Galerien präsentiert. Auf eine weitere inhaltliche Gliederung verweisen die „One-man-shows“, welche 40 Galerien einem ihrer Künstler widmen. (Quelle 36) Bevorzugt werden von den Galeristen vor allem die schon bekannten Künstler wie Jean Dubuffet (Beyeler) (B74, 86), Sam Francis (Galerie d’Art Moderne) (B74, 74), Yves Klein (Karl Flinker) (B74, 210) oder Horst Antes (Galerie Schmücking) (B74, 560). Diese Neuerung stößt auf allgemeinen Zuspruch. Die Messeleitung habe die Idee „erfolgreich propagiert“.177 Laut Eduard Beaucamp fühle sich der Besucher dadurch „besser geführt und orientiert“178 und Heidi Bürklin ist der Meinung, dass die Konzentration auf einen Künstler sich schon in den Vorjahren als „publikumswirksam“ erwiesen habe.179 Tatsächlich fanden in den Vorjahren in Presseberichten vor allem jene Galerien Beachtung, die ihr Programm auf wenige Künstler reduzierten. (Siehe Kapitel 4.1.4, 4.2.2, 4.3.2.) Auch Rudolf ZWIRNER weist rückblickend auf Sinn und Grund hin, sich auf einen oder zwei Künstler zu konzentrieren, wie es bis heute – laut Zwirner – von den Messeveranstaltern empfohlen werde: „damit der verheerende Eindruck der Beliebigkeit vermindert wird“. [ZWIRNER 2000, 59] Die Basler Messeleitung hat somit eine Strategie entdeckt, wie die Messe übersichtlicher gestaltet werden kann; diese wird konsequent umgesetzt – indem die Aussteller zu „One man shows“ aufgefordert werden – und dieser Strategie wird zusätzlich ein pressewirksamer Name gegeben. Eine Tendenz, die in Basel schon sehr früh zu erkennen war, ist 1974 auch verstärkt auf dem Internationalen Kunstmarkt Köln zu beobachten: Die hohe Anzahl an Galerien, die sich auf die Werke der Klassischen Moderne konzentrieren. Ausschließlich Werke der Klassiker der Moderne präsentieren auf dem Internationalen Kunstmarkt Köln die Galerien Gunzenhauser aus München und die Galerie Sabarsky aus New York mit u. a. Vertretern der Neuen Sachlichkeit und Brücke-Künstlern. Sowohl Klassische Moderne als auch neuere Kunstrichtungen findet der Besucher bei den Galerien Bargera (Köln), Borgmann (Köln), Krugier (Genf), Motte (Genf), New Smith Gallery (Brüssel), Pudelko (Bonn), Thomas (München). In Bezug auf den Kunstmarkt Köln, welcher eine betont progressive Position in der Auswahl der Galerien einnahm, stellt sich nun die Frage, worauf der steigende Anteil an Ga177 Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S. 15. Eduard Beaucamp: Das imaginäre Museum des Kunstmarkts. In: FAZ, 24.6.1974, S. 25. 179 Heidi Bürklin: Picasso bleibt Superstar. In: Die Welt, 24.6.1974, S.15. 178 64 lerien mit Klassischer Moderne zurückzuführen ist. Eine Erklärung könnte das Wachstum des Kunstmarkts Köln sein: Durch die bewusste Auswahl von progressiven Galerien stellten die Kölner Messeveranstalter in den ersten Jahren nur einen eingeschränkten Bereich des Kunstmarktes dar. Durch die nun steigende Zahl der Aussteller wird ein größerer Ausschnitt des Marktes dargestellt. Der sich in Köln vollziehende Wandel im Angebot würde somit einfach ein größeres und damit repräsentativeres Bild der tatsächlichen Verhältnisse am Kunstmarkt wiedergeben. In Basel sind die Galerien von Anfang an unselektiert und zeigen schon seit Beginn der Basler Messen einen großen Anteil an Werken der Klassischen Moderne. (Tabelle 13) Die Werke der Klassischen Moderne nehmen also bei den Galerien einen hohen Stellenwert ein. Dies lässt wiederum darauf schließen, dass die Nachfrage nach diesen Werken vorhanden ist. Wie in Kapitel 2.3.4 angeführt, wurden 1967 in Köln laut Presseangaben viele Werke der Klassischen Moderne verkauft bzw. mit ihnen die größten Gewinne erzielt. Diese Entwicklung scheint sich mit den Jahren noch zu steigern. Laut Christian HERCHENRÖDER [1990, 205] war 1973 „das Jahr der größten deutschen Expressionisten-Erfolge“. Künstler wie Erich Heckel, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rotluff erzielen in diesem Jahr auf Auktionen Höchstpreise.180 Eine ähnliche Marktsituation zeigt sich bei den Surrealisten. Auch hier beginnen die Preise Anfang der Siebziger Jahre zu steigen und laut HERCHENRÖDER [1990, 198ff] werden Surrealisten zu „Klassikern“. Dieser Preisanstieg – und der damit eventuell einhergehende Prestigeanstieg – könnte ein zusätzlicher Grund sein, warum im Folgejahr 1974 in Köln viele Galeristen vermehrt Bilder der Expressionisten und Surrealisten ausstellen. 4.4.3 Künstler und Kunstrichtungen Wie im Vorjahr sind in Basel Picasso mit 35 Vertretungen und Dalí und Ernst, deren Werke der Besucher je 31 mal antrifft, die meistvertretenen Künstler. Joan Miró und Roberto Matta sind 29 bzw. 19 mal auf der Messe zu finden. (Tabelle 10) Damit setzen die Galeristen wieder einen Schwerpunkt auf die Surrealisten. Wie kommt es jedoch dazu, dass Picasso die beiden letzten Jahre der meistvertretene Künstler und von 1970-1972 unter den zwei bzw. drei meistvertretenen Künstlern anzutreffen ist? Immer wieder wird die Volksabstimmung der Basler 180 Laut H ERCHENRÖDER [1990, 207] wurde in Hamburg 1973 für das Gemälde „Blühende Bäume“ von Karl Schmidt-Rottluff netto 410.000 DM geboten. Das Gemälde „Leuchtende Sonnenblumen“ von Emil Nolde wurde von R.N. Ketterer bei Hauswedell & Nolde für 310.000 DM gekauft und nur wenige Monate später - im Herbst 1973 - schon für knapp 450.000 DM in einer Düsseldorfer Sonderschau angeboten. Ein weiterer Verkauf des Gemäldes des Brücke-Künstlers Erich Heckel zeigt die enorm hohen Summen, die 1973 für ExpressionistenGemälde gezahlt wurden: „Ein II b-Druck des nicht gerade seltenen Farbholzschnitts ‚Fränzi liegend’ wurde in Hamburg auf 52.000 DM netto hochgeboten.“ 1977 hingegen konnte das Gemälde „Drei Frauen vor roter Uferwand“ bei einer Hauswedell-Auktion „nur mit Mühe einen Auftragskäufer“ bei 48.000 DM finden. 65 Bürger für den Kauf zweier Picasso Bilder erwähnt. In der ständigen Sammlung des Basler Kunstmuseums befanden sich zwei Werke Picassos (Arlequin assis und Les Deux Frères) aus der Sammlung Rudolf Staechlin. Als Staechlins Sohn die beiden Bilder 1967 verkaufen wollte, führte dies zu einer Volksabstimmung, ob die Stadt die Bilder kaufen solle oder nicht. Nachdem die Bevölkerung zugestimmt hatte, schenkte Picasso dem Kunstmuseum zusätzlich vier seiner Werke und die Kunstsammlerin Maja Sacher ein weiteres seiner kubistischen Werke.181 Laut Emil Bammatter habe dieses Ereignis die Aufmerksamkeit vieler Galeristen und Künstler in der ganzen Welt erregt und somit Basel als Kunststadt ins Gespräch gebracht.182 Franz Meyer ist der Meinung, dass dieses Ereignis einen wichtigen Beitrag zur „Anerkennung der Kunst in der Öffentlichkeit“ bedeutete.183 Dieses Ereignis könnte ein Grund dafür sein, dass man sowohl in Basel als auch außerhalb Basels die Stadt mit Picasso verbindet, was die enorme Anzahl an Picassogemälden auf der Messe verständlich machen würde. Stärker als im Vorjahr dominieren in Köln die Konzeptkünstler. Der Katalog zählt zehn Mal Daniel Buren, und je sechs Mal Robert Barry, Stanley Brouwn, Jan Dibbets und Douglas Huebler, Lawrence Weiner und fünf Mal Hanne Darboven. (Tabelle 12) Vergleicht man die Ränge der Konzeptkünstler in der Kunstkompassliste mit jenen des Vorjahres, so ist bei allen ein deutlicher Anstieg nach oben zu erkennen. Fand man Jan Dibbets im Vorjahr noch auf Rang 63, belegt er 1974 schon Rang 38. Daniel Buren und Lawrence Weiner waren 1973 noch nicht in der Liste genannt. (Tabelle 14) Dies lässt darauf schließen, dass die Konzeptkünstler im Jahre 1974 einen deutlichen Prestigeanstieg erleben. Neben den Konzeptkünstlern ist in Köln jedoch auch ein beträchtlicher Anstieg der Meister der Klassischen Moderne zu beobachten. War in den Jahren 1972 und 1973 laut Katalog kein Künstler der Gruppe „Brücke“ vertreten, so zeigen die Galerien 1974 zwei bis drei Mal Kirchner, Nolde, Heckel und Pechstein. (Tabelle 12) Ähnliches zeigt sich bei Jawlensky und Kandinsky. Ebenfalls auffällig ist der enorme Anstieg von surrealistischen Künstlern wie Max Ernst – der 1974 zehn Mal vertreten ist – Magritte, Tanguy, Miró und Dalí. Ein Grund, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte, ist der enorme Zuwachs an neu hinzugekommenen Galerien und einer wahrscheinlich hohen Nachfrage nach diesen Werken. (Siehe Kapitel 4.4.2) Es stellt sich hier die Frage, warum die Nachfrage nach klassischen Werken so hoch ist. Ernst BEYELER gibt zu bedenken: „Das Publikum misstraut gewöhnlich zeitgenössischen 181 BEYELER [2005, 21f]. Raphael Suter, a.a.O. 183 Franz Meyer in einem Interview. In: Le Bulletin des Arts. Sonderausgabe Art 5’ 74 , 20.06.1974. 182 66 Künstlern, weil ihr Wert sich noch nicht in der Zeit bestätigt hat“. [BEYELER 2005, 13] Auch Willy BONGARD betont: „Damals wie heute ist das Käuferpublikum um zwei bis drei Jahrzehnte hinter seiner Zeit zurück.“ [BONGARD 1967, 42] Als schon „akzeptierte“ und „honorierte“ Künstler nennt er im Jahre 1967 Matisse, Braque, Kandinsky, Mondrian, Klee, Magritte, Arp, Giacometti und auch die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden „modernen Meister“ wie Picasso, Chagall, Miró, Ernst und Kokoschka. [1967, 42] Bongards Aussage, die nahe legt, dass es kaum Käuferpublikum für zeitgenössische Kunst gibt, muss widersprochen werden. Die hohen Besucher- und Umsatzzahlen auf dem Kölner Kunstmarkt, der bis 1974 hauptsächlich für progressive Kunst steht, widerlegen dies. Dass es jedoch auch viele Interessenten und Käufer für die Klassische Moderne gibt, die der zeitgenössischen Kunst gegenüber misstrauisch sind, zeigt das Angebot der Basler Messe, die neben Avantgardekunst auch die Werke der Klassischen Moderne präsentiert und damit Erfolg zu haben scheint. Bestätigung findet dieser Erfolg darin, dass nun durch die partielle Öffnung des Kölner Kunstmarktes auch hier ähnliche Tendenzen entstehen. Anzumerken sei hier, dass sich dieses Prinzip des gemischten Programms auf beiden Messen bis heute gehalten hat. Eine weitere Überlegung weist auf die neue Entwicklung in Köln hin. Ist in den Sechziger Jahren ein enormer Anstieg an neuen, innovativen Kunstrichtungen wie Pop Art, Minimal Art, Concept Art, Land Art und auch an neuen Formen wie Happening und Aktionskunst zu beobachten, so stellt der Anfang der Siebziger Jahre eine bloße „Verlängerung, Verbreiterung und Verdünnung“ der Leistungen der Sechziger und auch der Fünfziger Jahre dar.184 Somit wird es auch für die Galerien, die sich progressiv nennen immer schwieriger, jedes Jahr neue, innovative, avantgardistische Kunst auszustellen. 4.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen Dass in Basel trotz der Abteilung „Neue Tendenzen“ die Tendenzen jedoch nicht so neu waren bemängelt Heidi Bürklin.185 Sie weist darauf hin, dass das Etablierte dominiere, neue Akzente hingegen kaum zu finden seien. Auch Gottfried Sello betont diese Tendenz und schließt daraus: „Junge, unerprobte Künstler zu präsentieren, die aktuelle Kunstszene sichtbar zu ma- 184 Dies ist ein Teil der Gedanken, die sich Willi Bongard 1972 und 1973 über die Situation des Kunstmarktes macht. Hierauf verweist Volker RATTEMEYER [1986, 82]. Bedauerlicherweise gibt er – wie auch bei anderen Aussagen seiner Publikation – keine Literatur- bzw. Quellenverweise, was die Aussagen nicht überprüfbar macht. Da diese Überlegungen jedoch auf einen wichtigen Aspekt der Entwicklung der Kunst und des Kunstmarktes hinweisen, sollen sie in der vorliegenden Arbeit diskutiert werden. Tatsächlich sind Anfang der Siebziger Jahre auf den Kunstmessen kaum neue Stilrichtungen vertreten. Die Galerien präsentieren weiterhin Künstler der Minimal Art, Concept Art, Arte Povera, etc. (Tabelle 12/13) Die Liste der angesehenen Künstler auf der Liste Bongards führen wie in den Vorjahren die Pop Art Künstler an. (Tabelle 14) 185 Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974. 67 chen, liegt außerhalb der Kompetenzen und Zielvorstellungen einer Kunstmesse.186 Sowohl in Basel als auch in Köln wird die hervorragende Qualität gelobt.187 Des Öfteren wird die Art ’74 mit einem Museum verglichen: „Nie zuvor kam die schon immer nobel ausstaffierte Basler Kunstmesse einem kostbaren Museum so nah.“188 Gottfried Sello sieht die Basler Messe nicht nur als „rein kommerzielles Unternehmen“, sondern behauptet „sie will sich zur Informationsmesse, zur Kunstausstellung, zum Sechs-Tage Museum hochstilisieren“189. Zu diesem Ruf der Messe trägt gewiss die neue Gliederung, die von allen Seiten gelobt wird, einen großen Teil bei. „Der Besucher fühlt sich diesmal besonders geführt und orientiert.“190 Die Messe sei übersichtlicher gegliedert und die Kojen großzügig gestaltet.191 Die Basler Messe hat es geschafft, ohne die Teilnehmerzahl zu verringern, durch ihre neue Einteilung und die „One Man Shows“ die Veranstaltung klarer zu strukturieren, einem Museum ähnlich zu machen. Georg Jappe schreibt ähnliches über den Kölner Kunstmarkt: „Kein Museum der Welt hat auf einer Fläche, die etwa zwei bis drei Sälen entspricht, eine so komplette Auswahl des 20. Jahrhunderts mit so guten bis hervorragenden Belegen zu bieten.“192 Ihm fehle jedoch die Inszenierung, die den Markt einem Museum gleichgemacht hätte und er kritisiert die „fast bunkerartig gegeneinander verschachtelten“ Kojen. Sowohl Jappe als auch Friedrich beobachten in Köln, dass jede Galerie versuche ein geschlossenes, klares Programm zu präsentieren.193 Neben einer ähnlichen Entwicklung beider Messen hin zu größter Qualität und Struktur zeigt sich eine weitere Tendenz: Auf beiden Messen seien die Preise enorm gestiegen und beide entwickelten sich weg vom „Markt des kleinen Mannes“ hin zu „Investmentmärk- 186 Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974. Zum Kölner Kunstmarkt schreibt Yvonne Friedrichs: „Die Präsentation ist hervorragend, die Qualität optimal.“ In: Die Weltkunst (1974), 21, S. 1926. Was versteht sie unter Qualität? Sie gibt zwar keine Definition, versucht jedoch durch ihre Beschreibung darauf hinzuweisen, was für sie Qualität bedeutet: „Die Galerie DeniseRené – Hans Mayer […] zeigt auf ihrem makellos schönen, lichten Stand ihr exquisites Programm von Calder, Newman und Kelly…“. Ohne Erläuterung des Begriffs der Qualität hingegen behauptet Barbara Catoir, dass die Basler Messe „in diesem Jahr ein derart hohes Qualitätsniveau präsentiert, das ihr eine zentrale Rolle zu garantieren scheint.“ Barbara Catoir: Fünfte Internationale Kunstmesse Basel Art 5’74. In: Das Kunstwerk (1974) 5-6 XXVII, S.154. 188 Eduard Beaucamp, a.a.O., 24.6.1974. Auch Heidi Bürklin behauptet, man könne in den sechs Tagen Basel ein „Museum of Modern Art“ erleben. Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974. 189 Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974. 190 Eduard Beaucamp, a.a.O., 24.06.1974. 191 Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974. 192 Georg Jappe: Spiegeln die Kunstmessen noch die Kunst? In: FAZ, 21.10.1974, S. 21. 193 Yvonne Friedrichs formuliert es lobend: „Trotz des bereits überreichen Angebots von 73 Galeristen […] ist der Eindruck nicht verwirrend. Immer wieder wurden gezielt Schwerpunkte gesetzt durch Galerieprogramme, die sich auf wenige Künstler und bestimmte Stilrichtungen beschränken.“ Yvonne Friedrichs, a.a.O. Georg Jappe sieht diese Tendenz kritisch: „Und in jeder Koje findet sozusagen eine kleine Supereröffnung statt, von der Accrochage bis zur Einzelausstellung, so chic, so perfekt, so ‚seriös’ wie möglich. Das, womit Konrad Fischer und Hans Mayer herausragten, die gestochene Visitenkarte: das machen nun alle.“ Ihm fehle jedoch die Lebendigkeit. Georg Jappe, a.a.O., 21.10.1974. Ob diese Entwicklung als positiv oder negativ zu bewerten ist, sei dahingestellt; sie zeigt jedenfalls welches Messemodell für die Präsentation der Galerien sich bis zum Jahr 1974 durchsetzt: ein auf wenige Künstler reduziertes, ausgewähltes Galerieprogramm. 187 68 ten“.194 Trotz den ähnlichen Entwicklungen auf beiden Messen behaupten Pressestimmen 1974, dass Basel Köln den Rang abgelaufen habe. So hört man von Eduard Beaucamp: „Das Wettrennen mit den Kölner und Düsseldorfer Konkurrenzunternehmen scheint heute entschieden.[…] 1970 schien noch alles offen. Doch bereits durch seine Konstruktion war das offene und liberale Basler Modell dem exklusiven Kölner Galerieverband mit seinem Monopolanspruch überlegen.“195 Der Erfolg der Basler Messe verstärkt sich durch die Konkurrenz und den damit einhergehenden Streitigkeiten und gegenseitigen Abwerbungsversuchen von Galerien zwischen Köln und Düsseldorf. Für Yvonne Friedrichs sind die Kölner und Düsseldorfer Messen „ein Beispiel wirtschaftlicher Unvernunft, rückhaltslosen egoistischen Gewinn- und Prestigestrebens und mangelnder Kooperationsbereitschaft, die man einseitig Köln anlasten muß.“196 Bestätigt wird diese Aussage durch Ingo Kümmel, den Mitbegründer der IKI, der 1974 Köln und Düsseldorfs Chance, „zum wichtigsten internationalen Kunstzentrum nach New York zu werden“ als verspielt ansieht. Gründe hierfür seien u. a. die „ewigen Querelen“ zwischen dem Kölner Kunstmarkt und der IKI, welchen der internationale Kunstmarkt überdrüssig sei, und in deren Streit er nicht hineingezogen werden wolle. Dies ist für Kümmel einer der Gründe, warum Basel „unzweifelhaft“ im Vorteil sei.197 Auch Georg Jappe sieht in den beiden „konkurrierenden Riesenmessen im Abstand von 60 km“ ein Problem und folgert hieraus: „Die Basler Kunstmesse ist die lachende Dritte, die Architektur und die Jahreszeit sind freundlicher, das psychische und ökonomische Klima lockerer.“198 Tatsächlich wirkt die Architektur der Basler Messehallen offen und freundlich, da diese sich zum Rundhof hin öffnen und so den Einfall von Tageslicht gewährleisten. (Abb. 8-10) Paul Weder weist darauf hin, dass sich der Besucher durch den Rundhof leichter orientieren könne, und Barbara Catoir spricht von einer glücklicheren Architektur der Basler Messehallen im Vergleich zu Düssel- 194 Jappe weist darauf hin, dass die „Spekulanten“ in einer Pressemitteilung erstmals offen genannt würden: „Privatsammler, Museumsfachleute und Vertreter des Kunstinvestments aus vielen Ländern haben ihren Besuch in Köln angekündigt.“ Jappe behauptet sogar, dass der kleine Privatsammler kaum mehr erwünscht sei, da Käufe unter 1.000 DM kaum mehr möglich seien. Ebd. Dies liegt mitunter sicherlich daran, dass laut Yvonne Friedrichs kaum Grafik angeboten wurde, sondern hauptsächlich Originale. Yvonne Friedrichs, a.a.O. Sowohl Georg Jappe als auch Eduard Beaucamp beklagen, dass in Köln bzw. Basel die Werke kaum mit Preisen versehen seien. Eduard Beaucamp schreibt: „Die Preise sind, wo sie überhaupt noch mitgeteilt werden, enorm gestiegen. Wo man auch hinhört, das Geschäft scheint exklusiv unter Händlern zu laufen.“ Beaucamp, a.a.O., 24.06.1974. Bestätigt wird diese Aussage von Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974. 195 Beaucamp, a.a.O., 24.6.1974. 196 Yvonne Friedrichs, a.a.O. 197 Ingo Kümmel: Verspielte Chancen. In: Das Kunstwerk (1974), 5-6 XXVII, S. 6. 198 Georg Jappe, a.a.O., 21.10.1974. Jappe präzisiert nicht, was er unter dem „psychischen Klima“ versteht. Er könnte jedoch auf die Streitigkeiten und Abwerbungsversuche der Kölner und Düsseldorfer Veranstalter anspielen. 69 dorf oder Köln, da die Hallen in zwei Etagen unterteilt seien, die eine intimere und „weniger ermüdende Atmosphäre als Großhallen“ schaffen.199 1974 trifft der Besucher in Basel auf eine übersichtlichere Messstruktur als in den Vorjahren. Diese neue Strategie wird konsequent umgesetzt und mit Bezeichnungen wie „One Man Show“ und „Neue Tendenzen“ dem Besucher transparent gemacht. Ganz besonders tritt in diesem Jahr die Vorreiterfunktion Basels hervor, denn die Struktur des „Internationalen Kunstmarkts Köln“ wird der Struktur der Basler „Art“ angeglichen. So wird eine höhere Teilnehmerzahl zugelassen und der Standort in eine Messehalle verlagert, womit unterschiedliche Kojengrößen einhergehen. Außerdem präsentiert Köln vermehrt Kunst, die vor 1910 entstanden ist und gestaltet den Messekatalog in Anlehnung an den Basler Katalog. Auch die Messearchitektur Basels erweist sich als vorteilhafter. Die Streitigkeiten zwischen den Düsseldorfer und Kölner Veranstaltern verschlechtern die Stimmung auf den Messen im Rheinland weiter, während die Basler Messe 1974 in der Presse überwiegend gelobt wird. Daher kann man mit der Art 5’74 von einem Durchbruch sprechen und bestätigen, dass sie den Kölner Kunstmarkt überholt hat. 199 Paul Weder, a.a.O., 21.6.1973; Barbara Catoir, a.a.O. 70 5 Fazit und Ausblick Die Entstehung und die ersten Erfolge des Phänomens Kunstmesse sind dem Kölner Kunstmarkt zuzuschreiben. Die Messe nimmt vielen Besuchern die Schwellenangst vor den Galerien, führt zu einer größeren Preistransparenz und Popularisierung von zeitgenössischer Kunst. Die hohen Besucherzahlen und der große finanzielle Erfolg zeigen, dass eine Nachfrage nach dieser Form Kunst zu präsentieren und zu verkaufen ab den Sechziger Jahren vorhanden ist. Der Messeerfolg führt zusätzlich zu einem hohen Zuwachs an Galerien in der Stadt Köln, die sich somit zum deutschen Kunsthandelszentrum entwickelt. Köln hat mindestens bis 1971 den Ruf inne, die bedeutendste Kunstmesse zu sein, was die hohen Besucherzahlen und Reaktionen auf den Boykottaufruf gegen Basel zeigen: Fast alle Galerien entscheiden sich für Köln. Des Weiteren präsentieren Anfang der Siebziger Jahre – im Vergleich zur Art Basel – vor allem die Galerien auf dem Kunstmarkt Köln die neuesten Strömungen wie beispielsweise Konzeptkunst. Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler leistet mit dem Kölner Kunstmarkt Pionierarbeit, die jedoch auch viel Kritik hervorruft, welche wiederum zeigt, dass die perfekte Form für eine Kunstmesse noch nicht gefunden wurde. Davon zeugen auch die zahlreichen Gegenveranstaltungen und Künstlerproteste. Die Kritik an der Exklusivität des Kölner Kunstmarktes ist sicherlich ein wichtiger Faktor, welcher der Basler Messe von Anfang an zu einer verbesserten Form verhilft, die letztendlich zu ihrem Erfolg führt. Dieser lässt sich in verschiedene Faktoren unterteilen, wie beispielsweise der Standort. Die Schweiz ist ein wirtschaftlich stabiles Land, in welchem die Galeristen zu keinen Folgerechtsabgaben verpflichtet sind. Der Standort Basel eignet sich sehr gut für eine Messe, da er sich im Dreiländereck zwischen Frankreich und Deutschland befindet und Basel eine der finanzstärksten Städte der Schweiz ist. Des Weiteren verfügt Basel über bedeutende Museen, insbesondere das Kunstmuseum, dessen Direktor Franz Meyer Mitglied des Messekomitees der Art Basel ist. Von Vorteil ist auch die zentral gelegene Schweizer Mustermesse, die auf eine langjährige Erfahrung in der Organisation und Durchführung von Messen zurückblicken kann. Neben guten Voraussetzungen in Bezug auf den Standort verhilft die Organisation und Struktur der Art Basel zu ihrem Erfolg. Indem sie international ausgerichtet ist, kann sie auch auf dem internationalen Markt mithalten und Galeristen und Sammler können hier Preise vergleichen und weltweit Kontakte knüpfen. Dies ist von großer Bedeutung, da sich das wichtigste Kunsthandelszentrum in New York befindet und wie Eduard Beaucamp treffend aus- 71 drückt, gewährleisten nur „internationale Foren“ einen zuverlässigen Marktüberblick.200 Auch der Zeitpunkt ist sinnvoll ausgewählt, da er nahe an bedeutenden Auktionen wie bei Kornfeld, an der Biennale in Venedig und der documenta liegt, was viele ausländische Besucher veranlasst, die Termine im Urlaubsmonat Juni mit einem Messebesuch zu verbinden. Hilfreich für den Erfolg der Art Basel sind auch die Mitglieder des Messekomitees wie Franz Meyer und vor allem Ernst Beyeler, der durch seine internationalen Kontakte bedeutende ausländische Galerien zu einer Teilnahme veranlasst. Auch heben seine stets in der Presse gelobten museumsähnlichen Präsentationen das Niveau der Messe. Weitere Erfolgsfaktoren der Art Basel sind gleichzeitig Entwicklungen, die sich bis heute gehalten haben: Die Anzahl der Aussteller hat sich heute bei vielen Messen auf 200 300 eingependelt.201 Ob diese „Mammutmessen“ – als welche die Art Basel von Beginn an gesehen wird – eine positive oder negative Entwicklung darstellen, sei dahingestellt; sie zeigen jedoch eindeutig, dass sich das Basler Konzept gegenüber dem Kölner durchgesetzt hat. Um Internationalität bemühen sich heute fast alle Messen, auch die Art Cologne, die sich dementsprechend nun ebenfalls „ART“ nennt. Wie in Basel schon von Beginn an, so setzt besonders ab 1974 auch in Köln die Entwicklung ein, einen Überblick über die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu geben. Dem gleich tun es die Kunstmessen FIAC in Paris, ARCO in Madrid und auch die Art Karlsruhe. Die schon 1972 von Gottfried Sello festgestellte Tendenz der Institution Kunstmesse hat sich bis heute erhalten: „Kunstmärkte […] ob sie sich aktuell oder progressiv nennen, sind retrospektiv eingestellt, sie versuchen eine möglichst komplette Übersicht der Kunst des 20. Jahrhunderts [zu zeigen].“ (Siehe Kapitel 4.2.4)202 Die Basler Messeleitung hat diese Tendenz schon sehr früh erkannt, wie auch die Bedeutung von pressewirksamen Zusatzveranstaltungen, die heute bei den meisten Messen ein fester Bestandteil geworden sind. Die Art Basel scheint bis heute durch ihre ständigen Neuerungen eine Vorreiterfunktion inne zu haben. Um nur ein Beispiel zu nennen: 2002 entsteht die Tochtermesse der Art Basel, die Art Basel Miami Beach. Fünf Jahre später werden nun die Veranstalter der 200 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. Auf der Art Cologne nahmen 2007 306 Aussteller teil, inklusive 117 Verlagen, Institutionen, etc. Quelle: http://www.artcologne.de/wDeutsch/artcologne/img/dokumente/ArtCologne_Daten_Fakten.pdf. Bei der Madrider Kunstmesse ARCO zählten die Veranstalter 2007 an die 250 Galerien. Quelle: http://www.ifema.es/ferias/arco/default.html. In Basel waren 2007 über 300 Galerien vertreten. Quelle: http://www.art.ch/go/id/elb. Bei FIAC in Paris werden 2007 voraussichtlich 171 Galerien teilnehmen. Quelle: http://www.fiacparis.com/themes/front/pdf/uk/exhibitor_list.pdf. 202 Auf der Homepage der Art Cologne ist zu lesen, dass die internationalen Galerien auf der Messe „einen umfassenden Überblick über das Kunstgeschehen des 20. und 21. Jahrhunderts – von der Klassischen Moderne bis zu aktuellsten Kunstproduktionen“ geben. Quelle: http://www.artcologne.de. Gleiches gilt für ARCO in Madrid: “The work on view covers the historical avant-gardes, classic contemporary and emerging art.” Quelle: http://www.ifema.es/ferias/arco/default_i.html. Auch das Programm der Galerien, die bei FIAC in Paris ausstellen, schließt Werke der Klassischen Moderne ein. Quelle: http://www.fiacparis.com/galeries.php?lang=uk. 201 72 Art Cologne vom 19.-23. September 2007 ebenfalls eine Tochtermesse – die Art Cologne Palma de Mallorca – auf Mallorca ausrichten. Die vorliegende Arbeit hat die Entstehungsjahre und die wichtigen Erfolgsfaktoren der Anfangsjahre der Art Basel von 1970 bis 1974 dargelegt. Der finanzielle Erfolg der Messe konnte mangels verwendbarer Daten nicht berücksichtigt werden und bleibt eine offene Forschungsfrage. Offen bleibt auch die Frage, wie sich in den Jahren ab 1975 weitere Erfolgskriterien der Art Basel herausentwickelten. Eine Analyse dieser Jahre, die bis jetzt vollkommen unerforscht sind, wäre in Bezug auf die Bedeutung der Messe eine lohnende Aufgabe für weitere Forschungsarbeiten. 73 Literatur und Abkürzungen K67-74 = Kataloge des Kölner Kunstmarktes von 1967 bis 1974 B70-B77 = Kataloge der Art Basel von 1970 bis 1977 ZADIK = Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels e. V. BÄTZNER, Nike: Arte Povera: zwischen Erinnerung und Ereignis. Nürnberg 2000. BAUMANN, Margret: Die Entstehung des Kunstkompass. In: Rohr-Bongard, Linde (Hrsg.): Kunst = Kapital. Der Capital Kunstkompass von 1970 bis heute. Köln 2001, S. 10-15. BEYELER, Ernst; MORY, Christophe: Leidenschaftlich für die Kunst. Zürich 2005. BLOCHMANN, Georg: Das Wunder von Köln. Zum Wiederbeginn der Kölner Museen nach 1945. In: Kunst und Kultur in Köln nach 1945. Herausgegeben vom Historischen Archiv der Stadt Köln. Köln 1996, S. 191-206. BLOCK, René (Hrsg.): Grafik des Kapitalistischen Realismus. Berlin 1971. 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Ausstellungs-Ges. mbH Köln in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kunsthändler-Vereinigung e.V., Köln] Köln 1974. B70: Internationale Kunstmesse Salon International International Art Fair. Basel 1970. B71: Art 2’71 Zweite Internationale Kunstmesse Basel. Basel 1971. B72: Art 3’72 Dritte Internationale Kunstmesse Art 3’72 Basel. Basel 1972. B73: Art 4’73 Vierte Internationale Kunstmesse Basel. Basel 1973. B74: Art 5’74 Fünfte Internationale Kunstmesse Basel. Basel 1974. B75: Art 6’75 Sechste Internationale Kunstmesse Basel. Basel 1975. B76: Art 7’76 Siebte Internationale Kunstmesse Basel. Basel 1976. 78 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Überblick über die Art Basel. Quellen: B70-74, MONTEIL [1994], Hilt (Quelle 24). Tabelle 2: Überblick über den Kölner Kunstmarkt. Quellen: K67-74, HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Tabelle 3: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '67. Quelle: K67. Tabelle 4: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '68. Quelle: K68. Tabelle 5: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '69. Quelle: K69. Tabelle 6: Meistvertretene Künstler im Jahr 1970. Quellen: K70; B70. Tabelle 7: Meistvertretene Künstler im Jahr 1971. Quellen: K71; B71. Tabelle 8: Meistvertretene Künstler im Jahr 1972. Quellen: K72; B72. Tabelle 9: Meistvertretene Künstler im Jahr 1973. Quellen: K73; B73. Tabelle 10: Meistvertretene Künstler im Jahr 1974. Quellen: K74; B74. Tabelle 11: Vertretene Galerien Art Basel/Kunstmarkt Köln. Quellen: K67-74; B70-74. Tabelle 12: Künstler auf dem Kölner Kunstmarkt. Quellen: K67-74. Tabelle 13: Künstler auf der Art Basel. Quellen: B70-74. Tabelle 14: Rangliste des Kunstkompass' 1970-1974. Quellen: ROHR-BONGARD [2001]; K7074; B70-74. 79 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Kojenplan des Kunstmarktes Köln '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Abb. 2: Kojenarchitektur, Gürzenich, Kunstmarkt '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Abb. 3: Koje der Galerie Änne Abels, Gürzenich, Kunstmarkt '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Abb. 4: Grundriss, Kunsthalle Köln, Kunstmarkt ’68. In: HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Abb. 5: Kunsthalle Untergeschoss, Kunstmarkt ’68. In: HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Abb. 6: Grundriss, Hallen 8/9, Art ’70. In: B70, 18f. Abb. 7: Blick von der Galerie auf die Messehalle 8, Art ’70. In: Claudia Herstatt: Das Auge der Art Basel. In: Weltkunst Contemporary (2006) 2, S. 48. Abb. 8: Grundriss, Hallen 10/12, Art 4’73. In: B72, 486f. Abb. 9: Blick in die Messehalle, Art 5’74. In: Archiv Art Basel, Ordner: Fotos. Abb. 10: Blick in den Rundhof, 1976. In: Archiv Art Basel, Ordner: Fotos. Abb. 11: Kojenplan, Internationaler Kunstmarkt Köln `74: In: HERZOG/JAKOBS [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. 80 Quellenverzeichnis Quelle 1: Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels e.V (ZADIK) C2, IV, 15, Bl. 1317, Redemanuskript Hein Stünkes vom 23.5.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 2: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 93-94, Protokoll des ersten Treffens des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 23.5.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 3: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 41-42, Protokoll der Gründungsversammlung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 4.7.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 4: ZADIK A12, XVII, 6, Bl. 1-7; Satzung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler e.V. vom 25.11.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 5: ZADIK A72, IV, 1, Bl. 20-21; Protokoll der Sitzung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 24.1. 1967. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 6: ZADIK A72, IV, Bl. 131-133, Sitzungsprotokoll vom 31.3.1967. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 7: ZADIK C2, IV, 15, Bl.108-111; Rundschreiben an die Vereinsmitglieder bezüglich Termin und Planung für den Kunstmarkt ´67 vom 27.7.1967. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 8: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 179-183; Protokoll der Jahreshauptversammlung des Vereins vom 17.11.1967. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CDROM. Quelle 9: ZADIK A72, IV,1, Bl. 51-55, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 23.2.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 10: ZADIK A 72, IV, 1, Bl. 47-48; Otto van de Loo, Brief an die Mitglieder, München, 25.4.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 11: ZADIK A 72, IV, 1, Bl. 22-26; Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 29.11.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 12: ZADIK A72, IV, 2, Bl. 175-177; Protokoll der Mitgliederversammlung vom 24.1.1969. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. 81 Quelle 13: ZADIK A 72, IV, 2, Bl. 59-61: Protokoll der Mitgliederversammlung vom 19.10.1969. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 14: ZADIK A 72, IV, 2, Bl. 32-33: Bericht über die Mitgliederdiskussion vom 2.7.1970. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 15: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 126-128, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 8.12.71. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 16: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 106-108, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 10.4.1972. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 17: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 94-96, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 6.9.1972. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 18: ZADIK A 72, IV,3, Bl. 58-68, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 20./21. 1. 1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 19: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 32, Geschäftsstelle Kölner Kunstmarkt: Pressemeldung vom 24.7.1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 20: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 21-22, Rundschreiben von Hein Stünke an die Mitglieder des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 4.12.1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 21: ZADIK A 72, IV, 3, 17-20, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 7.2.1974. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM. Quelle 22: Anzeige der Stadt Köln „Art goes Cologne“ In: Art International (1968) Vol. XII, 6. Quelle 23: Archiv der Galerie Hilt, Brief von Peter Wirth an Balz Hilt vom 5.1.1989. Quelle 24: Archiv der Galerie Hilt, Brief von Balz Hilt an Philipe Lévy mit Hilts Bericht über die Vorgeschichte der Art Basel vom 29.3.1989. Quelle 25: Archiv der Galerie Hilt, Protokoll des Treffens Basler Galeristen im Restaurant Drachen vom 16.5.1968. Quelle 26: Archiv der Galerie Hilt, Protokoll der Galeristenzusammenkunft im Matterhornstübli vom 10.6.1968. Quelle 27: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1970“, Protokoll: „Konstituierende Sitzung des Messekomitees zur Durchführung einer Fachmesse für den Kunsthandel, Montag, 30. Juni 1969“. Quelle 28: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1970“, „Protokoll der 2. Sitzung des Messekomitees der Internationalen Kunstmesse Basel. Dienstag, den 12. August“. 82 Quelle 29: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1970“, Pressemitteilung “Der Skulpturengarten der Art: von Arp bis Aktion“. Quelle 30: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1970“, Pressemitteilung „Erfolgreicher Abschluss der Art 70 in Basel“ vom 18.6.1970. Quelle 31: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1970“, Fragebogen an die Aussteller der Art Basel und Umfrageauswertung, 7.7.1970. Quelle 32: Archiv der Art Basel, Ordner 1973, Umfrageauswertung der Art 3’72. Quelle 33: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1973“, Protokoll der Sitzung des Messekomitees der Art 4’73, 24. Januar 1973. Quelle 34: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1974“, „Beschlussprotokoll“ des Arbeitsausschusses der Art 5’74, 10.12.1973. Quelle 35: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1974“, „Pressecommuniqué Nr.1“, 11.3.1974. Quelle 36: Archiv der Art Basel, Ordner „Art 1974“, „Pressemappe ’74: Pressebericht der Mustermesse: „’One-man-shows’ an der Art 5’74 in Basel“. Quelle 37: Archiv der Art Basel, Order „Art 1974“, Pressemappe ’74: Pressemitteilung der Mustermesse: „Neue Tendenzen an der Art 5’74“. 83 Anhang Anhang 1: Abschrift des Interviews mit Ernst Beyeler 85 Anhang 2: Abschrift des Interviews mit Klaus Staeck 101 Anhang 3: Tabellen 104 Anhang 4: Abbildungen 143 84 Anhang 1: Abschrift des Interviews mit Ernst Beyeler Interview mit Ernst Beyeler, 23. Mai 2007, 10.00-11.00 Uhr Das Gespräch fand in der Galerie Beyeler statt. Anwesend waren Ernst Beyeler (EB), Gioia Dal Molin (GM), Ilona Genoni (IG), Dora Imhof (DI), Claudia Munz (CM), Corina Rombach (CR), Philip Ursprung (PU). Gioia Dal Molin: Beginnen wir gleich mit der Vorgeschichte der Art und zwar gehörten Sie zusammen mit Frau Bruckner und mit Herr Hilt zu den Begründern der Art Basel. Wenn Sie sich zurückerinnern, von wem ging die Initiative für die Lancierung einer Kunstmesse damals aus? Ernst Beyeler: Also von Bruckner, Trudl Bruckner und von Hilt. Und die wollten das unbedingt machen, weil Köln eben gerade was gemacht hatte. ( ) Ich halte nicht so viel von Messen, die etwas „Gleichschalterisches“ haben. Und ich habe nicht grosses Interesse daran gehabt, weil ich zufrieden war mit der Galerie und mit unserer Ausströmung. ( ) Ja, also ich war nicht so begeistert, weil ich nicht so viel von Kunst hielt, die zu populär gemacht wird. Kunst war für mich noch so etwas Ausgewähltes und nicht etwas, das an Massen geht. Und dann hat der Messedirektor, der damalige Messedirektor Hauswirth gesagt: “Also, Herr Beyeler wenn Sie nicht mitmachen, dann können sie das nicht machen. Und es wäre eine Chance für Basel“. Da habe ich gedacht, dass begreif ich schon. Da habe ich mir das überlegt, da kann ich ja nicht so forsch sein, dass Basel diese Chance nicht hat. Und habe ja gesagt – und war erstaunt, wie schnell der Erfolg eintraf – ein gewisser Erfolg natürlich. Natürlich Anfangserfolg, aber dass er doch internationale Galerien und so weiter [angezogen hat]. Man kann schon sagen, dass wegen mir in der Ausstellung und in der Galerie, das stattgefunden hat. Und das war ermutigend und dann haben wir an dieser Messe gearbeitet und auch diskutiert und heftige Kämpfe gehabt. Es hat langsam die Form angenommen, die dann (Pause) berühmt geworden ist, muss man schon sagen. (…) Es war auch eine gute - muss man auch sagen eine gute Chance für Basel, weil, ich habe natürlich gedacht, da haben wir keine Chance gegenüber Köln oder so einen grösseren Ort (Telefon klingelt). Aber die Chance war erstens mal, weil es war noch ziemlich früh nach den Ereignissen, die stattgefunden haben. Da kamen also die Juden; die jüdische Kundschaft, die nicht gerne nach Deutschland (gehen wollte), das hat sich ausgewirkt. Und dann kam noch dazu, Basel, also eine Schweizer Stadt - Schweiz eben mit Bankgelegenheit, Möglichkeiten und so weiter – da kamen Leute vorbei, die hatten, was auch immer, ein Konto in der Schweiz und fanden dann, ja das wäre eine Gelegenheit 85 und dann könnte man ja auch etwas von dem Geld abheben. Und so wuchs der Erfolg der Messe Basel, langsam aber stetig. Ich würde sagen, die Messe ist auch gut eingestiegen, wir haben auch kräftig Forderungen gestellt, alles Verbesserungen verlangt und so. Und das hat das Ganze dann sehr gefördert. GM: Und jetzt nochmals konkret zu dieser Zusammenarbeit, Sie sagten, Sie wurden dann angefragt von Frau Bruckner und von Herrn Hilt oder vom Messedirektor, oder wie ging das? EB: Das heißt, Hauswirth der Direktor der Messe, hat sofort gesagt, da müssten sie mich dabei haben, so was könnten sie nie daran denken zu starten. Und dann hat er mich gerufen, und ich habe gesagt, da mache ich eigentlich nicht mit - im Prinzip, weil ich nicht für Messen bin. Und dann habe ich, wie gesagt, die Chance von Basel auch gesehen. Und ich denke das muss man schon wahrnehmen, dass es ein solcher Erfolg wird, natürlich auch für die Galerien nachher. Das hat sich sicher auch enorm ausgewirkt, das hat man nicht voraus gesehen. GM: Dann waren Sie damals nicht zwingend der Meinung, dass Basel so eine Messe gebraucht hätte?(…) Sie haben ja jetzt vom Erfolg für die Galerien geredet… EB: Nein, ich hatte damals schon den für mich zufriedenstellenden Erfolg. So dass ich so was gar nicht gesucht habe. Und da habe ich einfach so gedacht, ich setzte das fort. Ich wurde mehr und mehr als Galerie bekannt. Wir haben ja ziemlich früh… weil ich sehr rasch Kataloge publiziert habe, was die Galerien noch international noch wenig gemacht haben. Die Galerien in Paris, aber auch London haben einfach Ausstellungen gemacht am Schluss. Und ich habe gedacht, ich muss doch bekannt werden und dann habe ich Kataloge gemacht. Die wurden ziemlich rasch bekannt. Ich habe Gewicht auf gute Reproduktionen gelegt und gute Aufmachung, und diese Kataloge wurden dann ziemlich rasch berühmt. Die Künstler aus dem Ausland haben dann auch gesagt, wir möchten aber gerne einen Beyeler-Katalog und das hat dann die Galerien dann aufgerüttelt und so kam alles in Fluss. GM: Als Sie dann zusagten, für die Mitarbeit an der Kunstmesse, der Art Basel, hatten Sie eine persönliche Vision, wie diese Messe aussehen sollte? (längere Pause) EB: Nein, ich war schon von Anfang an eigentlich beeindruckt – was für gute Galerien kamen mit internationaler Kunst. Es war also nicht ein lokales Unternehmen, sondern es war schon auf internationaler Basis. Die anderen Galerien, gut, das waren lokale und auch Basel, Zürich und da und da ( ), aber es waren auch schon markante ausländische Galerien da, die 86 das Gepräge der Messe rasch geprägt haben und dann hat sich das herumgesprochen. Und wie gesagt, mit den Gründen gegen Köln, ist Basel stärker und stärker geworden. GM: War Köln ein Vorbild? Oder waren Sie zum Beispiel am Kunstmarkt in Köln? EB: Ich glaube, ich war einmal. Ja, ich glaub’ da war ich nur einmal, ja. GM: Und für die Konzipierung von Basel, diente Köln so als Vorbild, oder wollte man etwas anderes machen? EB: Nein, (Köln) war nicht gross Vorbild, weil es ist doch sehr lokal-deutsch geworden und deutsch geblieben. Das ist es auch, und das war unsere Chance, wir haben eben rasch einen internationalen Touch gehabt, und die Beliebtheit von Basel eben auch aus den Gründen dass Leute gerne hierher kamen. Wir wären auch in eine andere Stadt, aber warum sind nicht nach Zürich? Aber Zürich hatte nicht so den Drang danach und das Gefühl dafür war nicht so vorhanden. Die kamen dann alle hinten nach. Und ich glaube es hat auch mit Basel zu tun. Als die Stadt des Humanismus – frühe Uni, frühe Kunstkontakte auch mit Böcklin und wer da früher war, und und. Es war eine grössere Tradition hier, nicht. Schliesslich ist hier vis-à-vis auch das Haus von Erasmus, wo er gelebt hat, die letzten Jahre, als Gast des Buchdruckes Froben. Ich glaube, das alles prägt. Und auch der Geist von Georg Schmidt, der hat auch sehr mitgewirkt. Georg Schmidt war auch europäisch berühmt, weil er einen gewissen Standard von Museum und so weiter und auch moderne Kunst sehr geprägt hat, wobei er auch in der Schweiz verschiedentlich mit Vorträgen (gewirkt) und es so verbreitet hat. Diese Tradition hat auch sehr mitgewirkt. Die Kunsthalle hatte auch eine gute Tradition. Das war der Dr. Lichtenhahn, Lukas Lichtenhahn, der hatte ein sehr gutes Gespür und war auch zum Beispiel mit Monets Sohn, Michel Monet, bekannt. Und hat die erste Ausstellung gemacht in Basel der späten Monet-Bilder. Abgesehen davon sind die Traditionen in Basler Kunsthalle waren sowieso schon stark mit [Wilhelm] Barth, der hat die ersten Picasso-Ausstellungen und so weiter nach Basel gebracht, die zum Teil auch in Zürich waren. Und es war wie gesagt eine gewisse Tradition, die da sehr mitgewirkt hat. GM: Die erste Art wurde ja dann im Sommer, im Juni, durchgeführt. Können Sie sich erinnern wieso man gerade den Sommer ausgewählt hat? Das wurde ja beibehalten bis jetzt. Oder wurden da alternative Durchführungszeiten auch diskutiert? EB: Es wurde schon noch Gewisses diskutiert, aber im Allgemeinen doch beibehalten. Weil – im Allgemeinen ist eben das Frühjahr, späteres Frühjahr, Sommer der allgemeine Reisemonat, wo man auch Ausstellungen besucht und öfters vorbei kommt. Es kamen ja auch kaum Leute vorbei unter dem Jahr, ausser eben dann zu dieser Saison. 87 GM: Und noch zum Namen - Art Basel ist ja heute ein fester Begriff, fast ein Branding. Stand der Name von Anfang an fest, erinnern Sie sich da? Oder wurden da andere Namen diskutiert? EB: Nein, nichts anderes. Nein GM: Also es stand von Anfang an fest? EB: Ja. GM: Wissen Sie, wessen Idee das war? EB: Art? GM: Ja, das man es Art Basel nennt? EB: Ich müsste mal nachsehen, ob da noch andere Titel vorher zur Rede gestanden haben. Aber ich glaube, es war nie in Diskussion. Ich glaube, es lief von Anfang an als das. GM: Bei der Durchführung der ersten Art, fanden Sie da, dass Ihre Ideen und Ihre Visionen auch verwirklicht werden konnten? – Also, waren Sie zufrieden, sagen wir einmal, mit der ersten Art? EB: Nein. Wir haben ständig reklamiert (allgemeines Schmunzeln). Haben mehr gefordert und wollten mehr Organisation. Damals war noch alles ein bisschen primitiv: Es war noch keine Lüftung, es war noch heiss im Sommer und und und. Und dann hat man immer schönere Wände, und bequemere Korridore und so weiter ( ). Man hat alles langsam verbessert. Man muss ja auch sagen, die Art, die Messeorganisation in Basel hatte schon eine Tradition und darauf konnte man auch aufbauen. Das war sehr wichtig. Und auch die Bereitschaft in der Bevölkerung, also zum Beispiel, die Leute, die Kunsthändler wurden, wurden als noch was Exotisches betrachtet und man hat da nicht unbedingt gastfreundlich gewirkt. Und dann haben gewisse Kunstinteressierte eingeladen zu Nachtessen oder Partys. Und das war dann natürlich schon etwas besonderes, wenn man dabei sein konnte – der Martin Burckhardt, der hatte ja einen wunderbaren Besitzt im Gellertpark – an so gewissen Orten. Und dann gab es dann eine gewisse kleine Konkurrenz unter diesen Damen und Herren, die da mitgewirkt haben, das hat alles stimulierend gewirkt. Das ist ja in anderen Städten auch so gewesen. Und es war sehr, sehr wichtig, dass es eben mehr und mehr verknüpft wird und nicht einfach der Kunsthandel einfach da ist. Das ist ganz ganz etwas anderes, es muss mehr und mehr Verbindung geschaffen werden. Das ist überall sehr wichtig, in Köln und so passiert das auch; genau so. Claudia Munz: Sie haben gesagt, Herr Hauswirth habe Sie überzeugen müssen bei der Kunstmesse mitzumachen. War es von Anfang an klar, wer von den drei – also von Trudl 88 Bruckner, Balz Hilt und von Ihnen – welche Aufgaben übernimmt? Oder hat man da mal spontan einfach das Beste daraus gemacht? EB: Nein, der damalige Sekretär dieser Geschichte ... Es gab einen Ausstellungsbeirat und die haben alle mitgewirkt und jeder hat auch auf seine Weise versucht, noch andere Leute hierher zu holen. Und so wuchs das alles. Es gab dann einen Beirat, der hat jedes Jahr entschieden über Zulassungen, ob die Qualität gut genug ist und man hat versucht, das Niveau hoch zu halten. CM: Sie waren – wenn ich mich nicht täusche – im Organisationskomitee zusammen mit Bruckner und Hilt. Was war die Aufgabe dieses Organisationskomitees? Waren Sie für die internationalen Kontakte zuständig oder haben Sie auch sonst organisatorische Dinge gemacht? EB: Auch lokale Dinge musste man machen. Und das war unsere Aufgabe, dass wir diese Verbindung mit Basel, mit der Basler Szene hatten. Und das hat man natürlich gepflegt. CM: Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit den zwei anderen Galeristen charakterisieren, das Trio? EB: Ja, die haben sich also nicht mehr so gut darum gekümmert. Also das heisst, die Trudl Bruckner, die ja eine Freundin war, die war sehr aktiv, auch mit den Künstlern. Hilt jedoch hat sich nicht so sehr interessiert. Das war [ihm] also nicht so wichtig, aber Trudl Bruckner war immer ein sehr aktives Element. CM: Und zwischen Ihnen verlief alles reibungslos oder gab es manchmal Konflikte über die Form… EB: Nein, es gab höchstens Konflikte um lokale Galerien, die auch rein wollten, die dann aber nicht gut genug waren in der Qualität. Aber das ging eigentlich gut. Ich habe eher für das internationale Element gesorgt. Trudl Bruckner hatte nicht so die Verbindungen. Ich hatte noch die Galerien in London und in New York usw. automatisch gepflegt. Und ich glaube – also ich will mich da jetzt auch nicht rühmen – aber dank meinen internationalen Verbindungen hat es sich automatisch ergeben, dass ich eben mit diesen Galerien in New York und da und da und da, die auch her holte. Und da haben dann die Deutschen oder an anderen Orten, die das gemacht haben, die haben nicht so Verbindungen gehabt wie ich. Das spielt schon noch eine Rolle. CM: Sie haben ja auch als Galerie an der Art Basel teilgenommen. Gab es da Interessenkonflikte zwischen Ihrer Position als Begründer und Ihrer Teilnahme als Galerie? EB: Ja, ich habe immer versucht, mit der Galerie mit einer guten Ausstellung zu kommen. Die anderen Galerien kommen einfach an eine Messe mit dem, was sie haben, so quasi 89 kommerziell. Und ich habe versucht – weil ich fand, für Basel müsse ich ja etwas Besonderes tun, musste besonders gut kommen, um da mitzuhelfen – dem Ganzen ein Gesicht zugeben. Das waren also meine egoistischen Interessen und gleichzeitig die Interessen für die Stadt. Und das ging so Hand in Hand. Ich musste auch mich mehr und mehr besinnen, was kann ich da bieten. Ich musste auch überlegen und musste vor allem versuchen, dem Ganzen keinen zu kommerziellen Anstrich zu geben. CM: Wenn Sie sich an die Eröffnung der ersten Art Basel erinnern, wie würden Sie Ihre Stimmung da beschreiben? Können Sie sich da noch zurück erinnern? EB: Ja, das war so eine gewisse Begeisterung – immer natürlich, das ist eine Voraussetzung –, aber auch eine gewisse „Festlichkeit“, weil da schliesslich doch sehr viele auswärtige Gäste kamen, auch sehr hübsche Gäste. Das war natürlich eine Attraktion auch für die Stadt. Das wurde da berühmt, dass man sich eben an der Messe zeigt, weil man diese Attraktionen hat. Und das wurde auch einfach so das Image besser und besser. Und da kamen zu der Zeit auch die jungen Damen zum Teil sehr extravagant gekleidet. Das war damals noch nicht so und das fiel natürlich auch auf. Das war auch eine Propaganda für die Messe. Und da wusste man, dass da etwas Besonderes passiert, auch in der Hinsicht. Und das steigerte eben auch die Attraktivität. CM: Sie sagen ja, dass die erste Art Basel ein ziemlicher Erfolg war. War damals schon eine nächste Art geplant oder wie weit gingen die Zukunftspläne? EB: Nein. Was einmal gestartet war, das ruft natürlich nach Fortsetzung. Und obwohl manche ihre Spesen noch nicht einmal gemacht haben oder manchmal auch unter dem Strich nicht sehr viel herausschaute mit dem Aufwand. ( ) Das ist dann einfach so gelaufen. Aber so toll war es kommerziell nicht. Ich habe solche Ausstellungen gemacht an der Art mit einem Künstler und habe praktisch nichts verkauft. Ich weiss noch eine Ausstellung mit Dubuffet – das weiss ich zufällig – da hatte ich noch nichts verkauft, da kam eine Freundin aus London vorbei und hat sich sozusagen erbarmt und hat gesagt „ich kaufe ein Bild“. Da war noch so damals, solche Zustände. Da war noch gar nichts festgeschrieben. Das läuft wie es jetzt eben fast übertrieben, in der heutigen Gesichtsform. CM: Wie war das denn für die Galerien gewesen Ende der 60er Jahre? Da gab es vielleicht eine Krise in der Galerieszene, wie Sie jetzt beschreiben, kann man ja in den ersten Jahren noch keinen so klaren Erfolg für die Galerien sehen. EB: Nein, nein. CM: Aber was war dann der Antrieb gewesen doch weiter zumachen? 90 EB: Ja, das ist eben dieser Massentrieb, dass man da einfach mitmachen muss. Wenn einer keinen Erfolg hat, dann zeigt er das nicht, sondern es muss dann einfach so getan werden, als ob es doch läuft. Und bei einem anderen läuft es eben, der hat Erfolg. Und dann kommt irgendeiner aus Deutschland oder aus Skandinavien und so und hat eine gute Sache und verkauft und das stimuliert. Und dann denkt man: „Donnerwetter, das kann ich doch auch!“ Und diese Konkurrenz befruchtet natürlich auch sehr. Und das hat zum Erfolg beigetragen. Wie gesagt, das Klima, die Atmosphäre, all das ist sehr wichtig für den Erfolg einer Messe, auch an anderen Orten. CM: Wie reagierte dann die Öffentlichkeit? In dem Fall reagierte sie sehr positiv auf die erste Art Basel? EB: Ja, doch, doch. Dann haben sich allmählich auch Leute – wir sind ja eine kleine Stadt und haben nicht so grosse finanzielle Möglichkeiten, aber es sind doch auch grosse Firmen da, wie Roche usw. Diese haben dann auch Einkäufe getätigt und auch Banken und so. Und das hat sich alles auch ausgewirkt. CM: Und gab es keine kritischen Stimmen wie beispielsweise in Köln? EB: Nein … CM: Dass eben die kommerzielle Seite kritisiert wird und dass die Kunst … Das was eben Sie vielleicht auch an einer Kunstmesse kritisieren, dass Kunst und Popularität kritisch betrachtet werden. EB: Aha … Nein, da war eigentlich nicht viel Kritik da, weil es ja so eine multikulturelle Veranstaltung, nach verschiedenen Seiten. Und da kann ja einer einen Stand kritisieren und sagen, „das gefällt mir gar nicht!“ Aber die Vielfalt hebt das auf. Die Vielfalt ist dann so reich gestreut, dass es automatisch zu einem Erfolg wird. CM: Wenn Sie an das Publikum, an die Aussteller, an die Käufer denken – inwiefern haben sich diese verändert? Sie haben ja lange an der Art Basel teilgenommen. Können Sie sich da erinnern? Ist das Publikum jetzt anders? EB: Das Publikum will zum vornherein nicht gerne Geld ausgeben. Aber dann kommen die Frauen und stupfen den Mann und sagen „Das hätte ich eigentlich gern“. Und das belebt dann das Ganze. Und eben diese Vielfalt trägt dann dazu bei, dass es zu einem Erfolg wird. Es gab ja – das sehe ich auch an Pariser Messen und so weiter – solche, die bis zum Schluss keinen Erfolg haben, obwohl sie sehr viel verdienten mit dem Material. Aber das ist eben auch das Verkaufsgenie oder das Verkaufstalent der Galeristen. Ich war kein besonders guter Verkäufer. Bei mir mussten eigentlich die Ausstellungen bewirken, dass die Käufer sich auch angestrengt haben. Das war aber auch schon so in der Galerie, andere haben Leute überreden 91 können. Ich habe zum Beispiel an der Messe einen Konkurrenten aus Köln immer vis-à-vis gehabt. Der hatte erstens einmal einen sehr guten, einen sehr spektakulären Auftritt gehabt mit dem, was er ausgestellt hat, zweitens auch wie er gesprochen hat. Der hat den Leuten quasi den Himmel versprochen, hat aber die Leute gar nicht angeguckt, er hat nur gegen den Himmel geguckt. Und ich habe mir dauernd gesagt, „Wenn ich nur das machen könnte, wie der das macht“. Das war aber auch richtig, das hat mich auch animiert und ich habe mir überlegt, dass man das nächste Mal vielleicht doch noch das und das noch besser machen könnte. Aber im Grossen und Ganzen kann man nicht hexen. Im Grossen und Ganzen ist es das, was man bietet an Qualität, ob man etwas Gescheites zu bieten hat, oder etwas was überzeugt, auch wenn es im Moment noch kein grosser Erfolg ist. CM: Würden Sie sagen, das Publikum war von Anfang an sehr bunt, sehr unterschiedlich. Eben weil auch die Aussteller – wie Sie gesagt haben – sehr abwechslungsreich waren und weil das ganze Programm geboten haben und dass das Publikum dementsprechend… EB: Ich glaube, das Konzept war sehr gut, wir hatten einen guten Ausstellungsraum von dem Architekten… Wie heisst er gleich, der aus Zürich, ein guter Architekt, der die Uhr gemacht hat… Dora Imhof: War das Otto Senn? EB: Nein, nein. Es kommt mir nicht in den Sinn. Das Konzept war gut, die Aufteilung der Räume war gut übersichtlich. Unten war die Klassik und oben die Moderne, und zum Teil noch eben die Avantgarde. Und diese Aufteilung – die man zwar nicht gerade als sehr seriös angesehen hat – hat doch die Messe frisch gehalten, immer wieder vorne, vorne und nicht erstickt in der Tradition. Und das hat sich sehr bewährt. CM: Hätten Sie gedacht, dass die Art Basel ihren 38. Geburtstag dieses Jahr feiern kann? EB: Das habe ich mir gar nicht überlegt. Ich habe nur gedacht „hoffentlich halte ich so lange“. CM: Sie haben gesagt, am Anfang hätten Sie keine klaren Ideen oder Visionen gehabt, wie denn diese Kunstmesse ausschauen sollte. Aber wenn Sie zurückdenken an 1970 und an jetzt – sind Sie immer noch zufrieden mit der Kunstmesse, wie sie heute auftritt? EB: Ja, die tritt sehr vielfältig und sehr andersartig auf und mit vieler Kunst, die mich überhaupt nicht mehr interessiert. Aber das ist normal, das schreitet eben weiter und geht weiter. Und was mich noch interessiert oder was mich interessiert hat, das kann den nächsten schon nicht mehr interessieren, er muss auch seine Existenz finden. Und das regt mich also 92 gar nicht auf. Gut ist nur, dass die Messe darüber wacht und dass geachtet wird, dass das Image, dass die Qualität lebendig bleibt. CM: Und wenn jetzt Kritiker vielleicht sagen, dass die Art Basel zu Kommerz tendiert – was meinen Sie dazu? EB: Ja, das tendiert sowieso dahin. Aber es wird immerhin doch immer etwas übrig bleiben. Aber es ist weltweit eben schwer, Qualität aufzuspüren, und wenn man ganz gründlich durchsieht, dann ist es sehr, sehr schwer. Und Qualität kann oft nicht an die Messe kommen, weil man oft gewisse Dinge nicht an die Messe bringen will. Heute ist das alles ein bisschen ausgeglichener und nicht so differenziert. Aber – wie gesagt – es ist sehr schwer das zu steuern. Schlussendlich muss man fast sagen, es ist so gross, dass es sich selber steuert und reguliert. Und es geht so weiter, wie es ist. Und wenn jemand an die Messe kommt und sagt „Da ist ja nichts Gescheites da“, und es gibt die anderen die sagen, dass das ja hochinteressant ist, was es da hat. Man muss nur sehen, wo sind noch gute Dinge, wo hat es noch eine gewisse Qualität. Mein Nachfolger, Sam Keller, der die Fondation (Beyeler) weiter führt nach mir, weil ich ja habe sehen müssen, dass das in gute Hände kommt, der macht ja auch die Messe weiter. Und er hat das von mir übernommen, dieses Prinzip, dass man eben das eben lebendig hält, aufrecht erhält, soviel man eben kann. Wie die Qualität weiter verläuft, kann man schwer sagen. Wie Kunst dann überhaupt noch aussehen wird in ein paar Jahren, kann man auch schwer sagen. Vielleicht ist das Ganze ein bisschen ein Vergnügungspark oder was auch immer. Aber das wird sich eben so (…) (entwickeln), wie es kommen muss. Und wie Kunst eben ausschaut. Wir sehen im kleinen Rahmen schon hier oder im grösseren Rahmen dann an der Messe, die Leute haben immer noch das Bedürfnis nach Qualität, dass ihnen Kunst etwas bietet, dass sie in einer gewissen Hinsicht befriedigt. Und sie sind im Allgemeinen nicht rasch abzufertigen mit oberflächlicher, billiger Kunst, obwohl es das auch gibt, geben wird zu Genüge. Es gibt auch Kunstzentren in der Schweiz von solcher Kunst, das hat es immer gegeben. Wichtig ist, dass irgendwie ein Standart aufrecht erhalten werden kann. Philip Ursprung: Sie hatten gesagt, dass Sie in Ihrer Galerie schon früh immer schon Kataloge zu den Ausstellungen produziert haben. Es gehört auch ja zum Auftritt der Art Basel, dass ein substanzieller Katalog dabei ist. Können Sie uns erzählen, wie es dazu kam, war es von Anfang an klar, wie wurde das diskutiert, wie dieser Katalog aussehen muss? EB: Ja, ja, das wurde sehr intensiv diskutiert, aber es wurde im Allgemeinen realisiert, dass die nötigen Informationen zu geben sind, was die Galerie jeweils zu bieten hat, und dass es auf einem gewissen Standart, einem gewissen Niveau passiert. Das ist aber überall so. Aber 93 ich glaube, manchmal war es gut (…), dass es hier eine gewisse Tradition von Grafiken gibt, es waren gute Grafiker hier, und das hat auch dazu beigetragen. PU: Am Anfang wurde ja Peter Althaus mit der Kataloggestaltung beauftragt, wenn ich mich richtig erinnere. Wie war das? Können Sie sich da erinnern, was seine Funktion war? EB: Ja, aber er hat nicht speziell eingegriffen. Es wurde einfach die Information geliefert nach den Unterlagen und das war massgebend. Aber Althaus hat nicht eine besondere Gestaltung gesucht oder beigetragen, nein. Das hatte insofern kein Gesicht. PU: Wie war generell der Austausch zwischen den Verantwortlichen der Art und der Museumsdirektoren und den Kunsthallendirektoren in Basel und in der weiteren Umgebung? EB: Ja, wir haben natürlich immer auch die Museen eingeladen, dass sie teilnehmen, die waren ein bisschen zögerlich, wie diese Museen oft sind, aber sie haben dann auch die Chance wahrgenommen, dass man dort doch auch auftreten kann und haben auch dazu beigetragen. Ich habe auch ziemlich bald mit ein paar Kollegen aus Amerika Sonderausstellungen gemacht – oder manchmal nur mit einem, zwei. Janis und Castelli, das wir beide Sonderausstellungen gemacht haben. Zum Beispiel über amerikanische Kunst. Und das war eine Weile so, aber es wurde dann zu kompliziert und wir mussten das Konzept dann relativ bald aufgeben, weil dann die Galerien keine Bilder zur Verfügung stellen wollten, die wir haben wollten. Das konnte man nicht auf die Länge durchführen. Aber es waren alles solche Versuche, die Messe aktueller und stärker zu machen. PU: Und eine solche Ausstellung hätten Sie dann mit Castelli kuratiert? Und das haben Sie auch gemacht? EB: Ja, ein, zwei Mal. Einmal Janis, einmal Castelli. Ilona Genoni: Das war dann aber keine Verkaufsaustellung, sondern eine Sonderschau? EB: Ja. Da hatten wir auch oben noch ein paar Räume, die nur dafür reserviert waren. IG: Ich finde, etwas besonders Revolutionäres an der Art ist, dass sie in der Mustermesse war. Köln war ja in der Kunsthalle ganz am Anfang, in diesem Grüzenich. Und die Art war in der Mustermesse. Wissen Sie noch, wie es dazu gekommen ist? EB: Ja, wir hatten keine anderen Lokalitäten. Die Kunsthalle Basel war ja doch sehr beschränkt, es sind zwar gute Räume in der Kunsthalle, aber das sind doch wenige Galerien. Wir mussten von Anfang an grössere Räume haben. Und dann war eben – Gott sei Dank – dieser Neubau vorhanden, der das ermöglicht hat. Und trotzdem auch in zentraler Lage. IG: In einem ganz frühen Protokoll steht dann noch der Safransaal zur Diskussion und irgendein Saal einer Möbelschau – „En Gros Möbel“… 94 EB: Das weiss ich nicht mehr… Das waren jedenfalls keine seriösen (…) (Überlegungen) DI: Sie haben gesagt, dass Basel als Standort gut war, als Kleinstadt. Spielte da auch das Zollfreilager eine Rolle? EB: Ganz sicher, ja, ja! Es gab am Anfang gewissen Schwierigkeiten, weil die Händler gemeint haben, in Basel dürfte man frei einführen und man sei nicht diesen Kontrollen unterlegen. Und dann hat sich doch herausgestellt, dass da auch ein Zollbeamter kommt und das kontrolliert, das hat ihnen gar nicht gepasst. (…) Das hat Zeit gebraucht bis sich das etwas etabliert hat. (Ernst Beyeler führt kurzes Telefongespräch). Das mit dem Zollfreilager war auch für die Beamten noch sehr neu, die waren noch sehr misstrauisch, und die Ausländer haben natürlich gedacht, „ja, in Basel kann man frei rein und raus“. Und das hat sehr viel gebraucht. Es gab auch einige Prozesse, bis die das kapiert haben. Sowohl die Schweizer Kunden (…). Der Zoll wird auf der ganzen Welt umgangen, wenn es geht. Corina Rombach: Köln wurde ja von Anfang an von der Stadt Köln unterstützt. Gab es das in Basel auch? EB: Nicht in dem Masse. Das heisst, es ist eine Genossenschaft, die Messe. Auch mit staatlicher Beteiligung, aber die hat da nicht so grosse Beiträge gesprochen. Manchmal wollten die ausländischen Aussteller schon grössere Unterstützung, aber (…). Eigentlich habe ich immer die Aussteller bewundert, die auf eigene Kosten herkamen. Die ganzen Kosten für Transport, Hotel und was da alles, da habe ich immer gedacht, das würde ich gar nicht gerne machen (allgemeines Schmunzeln). Und es waren doch grosse Opfer, die die erbringen mussten und manchmal nichts verkauft haben. Das war sehr erstaunlich, und da hab ich mir natürlich gefreut darüber, hier auf eigenem Boden zu sein. Aber dass war nur ein kleiner Sektor. Ich hatte dafür Kirschen aus dem Garten mitgebracht (allgemeines Schmunzeln), hab da großzügig verteilt an die Stände. CR: Sie als Organisationskomitee bekamen nicht noch irgendwelche Zuschüsse von der Stadt Basel? EB: Nein. CR: Das haben sie alles komplett allein finanziert? EB: Wir haben da gar nicht daran gedacht, dass so was möglich wäre. Und haben auch nicht daran gedacht, dass die Stadt mehr an die Messe beitragen könnte. Das hat man gedacht, das ist so, das war eben das (Prinzip des) „Selbsterbringens“. CR: Und Sponsoren gab es die ersten Jahre wahrscheinlich auch noch nicht? 95 EB: Nein, nein. Es gibt auch jetzt noch keine Sponsoren, aber es gibt vielleicht Galerien, die haben gewisse Unterstützung. Also, ich weiß zum Beispiel österreichische Galerien haben schon Unterstützung von der – weiß nicht wie die Behörde heißt – in Wien, bekommen und bekommen diese auch an anderen Orten, wenn sie nach Graz, oder weiß ich wo, hingehen. Als Schweizer kennen wir das überhaupt nicht. Aber ist heute alles so vermischt. Je nach Staat gibt es Beiträge oder nicht. CR: Aber private Sponsoren das gibt’s ja schon viele für die Art Basel jetzt, Bulgari und so weiter. EB: Ja, nein, dass ist nicht die Art. Das ist für die Uhrenmesse, da wird Geld ausgegeben, enorm - Bulgari und so weiter, ja. Aber nicht für Kunst. Aber es kann schon sein, dass ... ich habe schon gehört, dass Pariser Galerien mit solchen Geldern herkommen. Hab ich das noch nicht gehört, ich glaube auch nicht. Das ist denen zu wenig wichtig. Ja, aber heute ist alles möglich. Wenn geschickte Teilnehmer jemanden mobilisieren als Sponsor; ist das sicher möglich heute. Es ist aber noch nicht „Gang und Gäbe“, wie man sagt. (Längere Pause) PU: Sie haben gesagt Sie waren vor allem für internationale Verbindungen zuständig. Können Sie uns sagen, welches die für Sie wichtigsten Galerien in USA, London und Deutschland damals waren? EB: Ja, also in Amerika war es eindeutig Sidney Janis, der war auch Nachbar bei den Ausstellungen, ständig via à vis bei mir; und Leo Castelli, das waren damals die wichtigsten. In London Marlborough und der hatte ja auch eine Filiale in Zürich gehabt, und dann hat er das sehr auf diesen Sparten geritten. Und äh, (…) international (…) Paris? Nein, nichts Besonderes. PU: Und Deutschland? EB: Wüsste ich jetzt nichts mehr. IG: Der Zwirner vielleicht? EB: Zwirner am Anfang, aber der hat sehr rasch nur Köln bevorzugt. Er hat mit Basel keinen starken Auftritt gehabt. Und, ich studier noch wer ... Nein, könnt jetzt nicht mehr nennen ... Es ist so dass, die Art Basel Miami sehr stark geworden ist und dass Miami eine größere Attraktion für New Yorker Galerien ist als New York. Die gehen nach Miami und das läuft als Art Basel Miami und hat enormen Erfolg. Da müssen also diese internationalen Galerien nach Miami um dort ihren Auftritt zu haben. 96 CM: Wird die Art Basel Miami Konkurrentin für die Art Basel, wenn es um die amerikanischen Galerien geht? EB: Nein, das hat man schon vermutet, aber das kann nicht so schnell ausgelöscht werden, weil es ist qualitativ nicht zu vergleichen, nicht zu vergleichen! Aber es hat so einen gewissen exotischen Wert. CM: Also mehr Event? EB: Ja, ja. Aber natürlich, dadurch dass der Sam Keller Miami hat, hat er die natürlich auch Aufsicht darüber und er ist interessiert daran, das Basel sehr stark ist, nicht aus lokalen Gründen, sondern einfach weil er spürt, wo etwas läuft, wo etwas gehen kann und was an Stärke ausgespielt werden kann und was einen gewissen Auftritt haben kann. Sonst würde er sich da auch nicht so verpflichten. GM: Wie standen eigentlich die Künstler, die Sie hier in der Galerie ausgestellt haben und mit denen Sie dann an die Art Basel gegangen sind, zur Kunstmesse? EB: Ja, das ist eine sehr gute Frage, weil die Künstler wollten auf keinen Fall an der Art mitmachen. Das war direkt ein Gebot, ja nicht an der Art! Das war ihnen zu kommerziell. Was wir früher mal hatten, hatten die Künstler weiter getragen, dass sie nicht so kommerziell auftreten wollten und ja nicht an der Art. Sie zeigen heute, heute hat sich alles verbessert. Da kommt sogar der und der und der und zeigt sich an der Messe und es wird ein Essen für ihn veranstaltet und was da alles so läuft. Es ist alles vermischt und vermengt. CR: Aber Sie würden sagen, der Grossteil der Künstler war dagegen? Nicht dass es die Künstler gab, die wussten, dass sie auch daran verdienen würden. Sie würden sagen, ein großer Teil der Künstler war dagegen? EB: Ja. Ich weiß zum Beispiel, Kiefer, von dem hatte ich damals eine Ausstellung, und dann hat er gesagt, aber wenn Sie an der Art Kiefer bringen, dann mach ich nicht mehr mit. Und so wie er war, so waren manche. Das war noch sehr strikt. Ich glaube zum Beispiel, Kiefer würde es auch heute noch nicht schätzen, wenn er an der Art wäre. Aber man nimmt es nicht mehr so genau. CR: Wenn Sie sich noch einmal in die 70er Jahre, in die Anfänge der Art zurückversetzten, was würden Sie sagen, mit welcher Kunst hat man Basel verbunden? War das eher die klassische Moderne oder war das eher die avantgardistische Kunst? EB: Weitgehend die klassische Moderne. Das war die Stärke, und darauf hat man gebaut. Denn die Leute die gekauft haben, die wollten auch etwas Etabliertes haben. Und die, die dann Avantgarde gekauft haben, das war noch so etwas gewagt und wacklig. Und sofern war das auch der Garant des Erfolgs, die klassische Moderne. 97 CR: Das Basler Publikum hat eher auf Sicherheit gesetzt? EB: Ja, auch. Aber es gab schon seit jeher einige Leute die in Basel auch, Georg Schmidt und so, die Avantgarde gepflegt haben, die mitgemacht haben. Aber es ist natürlich wie überall in der Schweiz, dass traditionelle Kunst es leichter hat. Aber eine Stadt im Niemandsland, sagen wir Wolfsburg, da wäre was ich weiß möglich. Aber hier geht man zuerst doch noch auf Qualität. PU: Ich wollte zum Kommerziellen noch eine Frage stellen. Und zwar ist es ja so, dass man beobachten kann, dass der Kunstmarkt für Gegenwartskunst ab den 70er Jahren sehr stark zu wachsen beginnt, dass auch die Preise vor allem in den späten 70er und in den 80er Jahren sehr stark steigen, etwas das in den 50er und 60er Jahren noch nicht so der Fall war. Würden Sie sagen, dass die Art Basel ein Grund, ein Motor für diese Veränderungen ist, oder ist sie quasi im richtigen Moment am richtigen Ort gewesen, um an diesem Wachstum teilzuhaben? EB: Ja, sicher sie war gut platziert. PU: Aber wenn es die Art jetzt nicht gegeben hätte, wenn sie nie gegründet worden wäre, hätte sich dann der Kunstmarkt anders entwickelt? EB: Sie wäre auch gekommen. Es geht einfach nach dem großen Geld, wo das läuft und dann ( ) geht es einfach darum, wo am meisten bezahlt wird. Und da läuft die Kunst hin, da laufen auch die Käufer und Verkäufer hin. Das die Funktion des Marktes und die ist doch sehr, sehr stark. Auch heute noch bei den irren Preisen, die man täglich liest, geht es nach Angebot und Nachfrage. PU: Habe Sie sich da mit anderen Galerien jeweils vorher abgesprochen, was Sie ungefähr zeigen werden? Wenn Sie jetzt einen Janis gegenüber haben beispielsweise, haben Sie da ihr Programm aufeinander abgestimmt? EB: Nein, gar nicht. Damals sowieso schon nicht. Aber heute natürlich geht es sehr, sehr schwierig, und dann gibt es Absprachen über Länder und über Grenzen hinweg, das gibt es schon. Wie gesagt, es ist halt alles doch begrenzt, am Schluss verkauft einer die Kunst, die er am besten verkaufen kann, die die besten Voraussetzungen hat. Die schaffen sich jeweils diese Galeristen und das verteilt sich dann nach den gegebenen Möglichkeiten. DI: Die Zulassung zur Art ist ja für die Galerien ganz zentral, dass sie da ausstellen können. Gab es da Probleme, wenn Galerien abgewiesen wurden oder wer da entscheidet? EB: Ja, die haben auch mit Prozessen gedroht, es wurden auch schon Prozesse geführt. Und da wurde das sehr strikt gehandhabt, dass nämlich einfach versucht wurde, die Qualität 98 hochzuhalten, denn das ist das Grundprinzip der Art, und die Gefahr dass sie schlechter wird und dass auch das Niveau sinkt und sie nicht mehr lebendig genug ist. CM: Sie haben gesagt, dass Qualität das Kriterium für die Teilnahme an der Art ist, dass es auch das ist, was die Art Basel auszeichnet. Können Sie sagen, was für Sie der Qualitätsbegriff bedeutet? EB: Ja, das was Sie gut finden. CM: Also Sie richten sich nach dem Publikum? Qualität ist das, was dem Publikum gefällt? EB: Nein, nicht was dem Publikum gefällt. Aber was man voraus setzen kann, dass jemand diesen Anspruch von der Qualität auch mit trägt, und das auch zum Ausdruck bringt. Das ist nicht ganz leicht festzulegen, aber das was wir unter Qualität verstehen, das setzt man voraus. Qualität ist eigentlich immer wieder das Wort, das im Raum steht, das überall verlangt wird oder angestrebt wird. Die Qualität der Kunst. Davon lebt auch die Messe, der ganze Messebetrieb und der ganze Kunstbetrieb. CM: Haben Sie ein paar Beispiele? EB: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich habe schon festgestellt, dass wir Dinge ausstellen, von denen wir denken, dass sie sehr, sehr gut sind und dann kommen Leute und sagen, das gefällt uns gar nicht. Zum Beispiel, als wir die erste Picasso-Ausstellung gemacht haben, da wurde er noch gar nicht gut gefunden. Gerade jetzt, wie ich da runter gucke (in das Zimmer, das in sein Büro führt) ( ), wir haben diese Räume (…) wir haben ja diese Haus nicht von Anfang an besetzt gehabt, wir haben immer wieder Räume dazubekommen. Und jetzt hatten wir diese Räume zum ersten Mal und da ging das grad so durch, da war alles leer. Und da habe ich grad eine Giacometti-Sammlung gekauft in Amerika und habe gedacht, das ist wunderbar, ich stelle das hier aus, von hier bis da vorne. Das waren siebzig Skulpturen und Zeichnungen. Und dann kam grad zufällig Alberto Giacometti auf der Durchreise vorbei und hat gesagt, das sieht ja aus wie bei mir im Atelier. Weil wir auch diese Enge hatten. Und das war so wunderbar. Das war das einzige erste Mal… Ich denke nur gerade daran, weil ich jetzt gerade da durch gucke. Das war so schön… Und das ist auch Qualität. Er (Giacometti) hätte Gelegenheit gehabt in Paris ein guter Künstler zu werden, ein beachteter Künstler. Sicher ein beachteter Schweizer Künstler. Weil sein Vater war ja schon bekannt, sein Onkel war (Cuno) Amiet und Hodler war auch mit der Familie verbunden. Es war also alles da, dass er eine gute Karriere hätte machen können. Nein, er ist in diesem ganz bescheidenen, ärmlichen Atelier (geblieben), hat da gehaust. Nicht weil er arm und bescheiden sein wollte. Aber er wollte eigentlich aus dem Nichts anfangen 99 und sich beweisen, wie er durchkommt, obwohl er am Anfang noch das Geld von seinem Vater bekommen hat aus dem Bergell. Aber er hat sich dann selbst durchgebracht, hat daran geschaffen. Ich meine nur, das ist so ein Beispiel von Qualität, er hat einfach dann etwas in die Welt gesetzt. (In einer Welt) wo so viel produziert wird, dass da noch einer eine Aussage machen kann, die verbindlich ist. Ich weiß noch, als ich das erste Mal eine solche SkulpturenAusstellung gemacht habe, und die Leute gesagt haben, „aber diese Skulpturen und was soll das?“ Aber das hat sich dann einfach eisern durchgesetzt und ist eine Weltmarke geworden, die fantastisch ist. Und so ist es doch mit allem auch, mit den Tätigkeiten, von denen wir sprechen. Qualität ist schwer zu beschreiben, aber es ist etwas das Talent braucht, das auch Können braucht, das auch den Geist braucht. Und das kommt immer wieder durch und das ist die Chance. Jetzt weiß ich nicht, ob ich genug gesagt habe, ob ich genug geschwatzt habe? Alle: Ja, auf jeden Fall. Das war sehr interessant. Vielen Dank für dieses Gespräch. 100 Anhang 2: Abschrift des Interviews mit Klaus Staeck Interview mit Klaus Staeck, 7. August, 2007, 11.30-12.00 Uhr Das Gespräch fand in der Galerie Staeck statt. Anwesend waren Klaus Staeck (KS) und Corina Rombach (CR). CR: Sie nahmen seit 1970 – also von Anfang an – an der Art Basel teil. Was waren Ihre Beweggründe? KS: Ich habe mich damals bei der Basler Messeleitung beworben, weil ich für meine Edition keine Chance sah, beim Kölner Kunstmarkt zugelassen zu werden, obwohl ich all die Künstler auch im Programm hatte, die dann von anderen Kollegen auf der Messe vertreten wurden. Die Gründer hatten dieses Exklusivmodell für sich gepachtet. Die erste Basler war eine seltsame Messe. Es ging recht dilettantisch zu. Die Messeleitung war damals auf Kunstmessen offenbar gar nicht vorbereitet. Ich erinnere mich an einen Ausstellerabend in einer leeren Messehalle. Die Marlborough Galerie aus London hatte wohl sehr teure Arbeiten zur Messe mitgebracht. Deshalb patrouillierte immer eine Doppelstreife von Wachleuten durch die Gänge, was dem Ganzen ein recht martialisches Ansehen verlieh. CR: Der Hauptgrund einer Teilnahme war also hauptsächlich deshalb, weil Sie in Köln nicht zugelassen wurden? KS: Viele, die damals in Basel teilnahmen, waren Galerien, die in Köln keine Chance sahen. Mir hat eine Galeristin, die in Köln einmal als Gast zugelassen worden war, gesagt: "Herr Staeck, der Kunstmarkt ist eine wunderbare Sache. Man verdient dort sehr viel Geld in wenigen Tagen". Sie würde alles unternehmen, um wieder teilzunehmen und sich nicht dafür engagieren, dass der Kreis noch größer wird. Die Kölner wollten den Kuchen einfach unter sich aufteilen. Ich habe das als einen der größten Fehler angesehen, weil sich die Exklusivität nicht halten lassen würde. Auch die Buchmesse ist eine Messe, die viele Aussteller zulässt. Es war immer absehbar, dass früher oder später eine Konkurrenzsituation entstehen würde und Basel bot sich da natürlich an. Auch, weil Basel ein internationaler Bankenplatz ist, an dem viele Leute ihr Geld deponiert haben. Daraus ergeben sich auch ganz besondere Geschäfte. Aber am Anfang spielte das wohl noch keine Rolle. Erst später. Zunächst haben die Leute über Basel nur gelächelt. Es war nicht die große Konkurrenz wie heute. Aber für mich war immer klar, dass dieses Exklusivsystem, wie es der Kölner Kunstmarkt praktizierte, auf Dauer nicht aufrecht erhalten werden kann. Deshalb sind wir sehr früh – auch als Künstler – für eine Öffnung des Kunstmarkts eingetreten. Deshalb haben wir damals auch mit Beuys an die Tü- 101 ren geklopft. Aber es war den Kölnern nicht klar zu machen, dass sie sich mit ihrer Starrheit ins eigene Fleisch schneiden. CR: War somit die Exklusivität der größte Unterschied der beiden Messen und gab es weitere Gründe? KS: Die Exklusivität widersprach auch dem Geist der damaligen Zeit. Es hat 1968 gegeben, den Neumarkt der Künste. Dort herrschte ein wunderbares Chaos. Die Exklusivität entsprach nicht dem Demokratisierungsgedanken. Es war auch die große Zeit der Grafik. Man wollte auch Leuten mit kleinem Geldbeutel Zugang verschaffen und zum Sammeln anregen. Das soll heute teilweise wieder zurückgedreht werden, wenn ich höre, dass eine Kunstmesse in Amerika Grafiken ganz ausschließt, weil sie meinen, es störe die hochpreisigen Geschäfte. CR: Und weitere Unterschiede? KS: Für mich war es Hauptgrund. Es war nicht in Ordnung, dass Galerien, die in der Provinz oft schwierige Vermittlungsarbeit leisten, wie Bettler behandelt wurden, mit Wartelisten und Abweisungen. CR: Ab 1974 hörte man in der Presse vermehrt, dass die Art Basel der Art Cologne den Rang abgelaufen hätte. Würden Sie dem zustimmen und wenn ja, warum? KS: Damals war es noch nicht so extrem. Aber im Laufe der Zeit traf es zu. Es gab ja dann auch noch eine Messegründung, die IKI. Ich war einer der Mitbegründer. Überlebt hat schließlich das Modell der IKI. Beide haben sich dann auch irgendwann zusammen getan. Nochmals: Der Kölner Kunstmarkt beruhte auf dem Exklusivmodell, das war mit der IKI nicht zu vereinbaren. Mit dem Zusammenschluss war in Wahrheit der Kölner Kunstmarkt beendet. Durchgesetzt hat sich das offene Modell der IKI, die sich heute Art Cologne nennt. Die IKI war ja zunächst in Düsseldorf, auch teilweise in Köln. Ich erinnere mich noch an eine Veranstaltung in der Kölner Volkshochschule. Da saßen wir dem Kunstmarkt nebenan unmittelbar im Kreuz. Meinen Stand hatte ich in einem Klassenzimmer. CR: Um nochmals zur Art Basel zurückzukommen. Worin sehen Sie die Faktoren für den Erfolg der Basler Messe? KS: Es sind sicher die Internationalität und der Geldplatz, an dem lange Zeit nicht so genau gefragt wurde, woher das Geld kommt. CR: Und wie war das mit den Zollfreilagern? KS: Das spielt sicherlich eine Rolle. Auch ist der Zoll in der Schweiz eigenartig. Man muss alles nach Gewicht verzollen. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist. Uns hat das irgendwann so gestört, dass wir nicht mehr hingegangen sind. Ich habe ja jahrelang an der Basler Messe teilgenommen. 102 CR: Und weitere Kriterien für den Erfolg? KS: Das ganze hat auch viel mit Psychologie zu tun. Es ist wie bei einer Wahl. Man wird nicht gewählt, weil man so gut ist, sondern man wird abgewählt. Das ist ein altes Prinzip bei politischen Wahlen. Köln hat auch einige Fehler gemacht. Zum Beispiel die mehrmalige räumliche Verlagerung. Das ist nie gut für eine Messe. An der Standmiete kann es nicht liegen. Die ist in Basel sicherlich höher als in Köln. Ich glaube, es ist das Internationale, was Basel besser verstanden hat. Da hat Köln etwas verschlafen. Und ob jetzt der Versuch mit der Messe in Mallorca ein Erfolg wird, wage ich zu bezweifeln. Aber ich lasse mich gerne überraschen. Auch weil ich natürlich wünsche und hoffe, dass die Kölner Messe überlebt. Gerade für die kleinen Galerien aus der Provinz ist Köln überlebensnotwendig. Köln hatte immer einen großen Vorteil, weil es im Rheinland eine große Sammlerschaft gibt. Aber darauf kann man sich nicht ausruhen. Das ist keine Garantie für ewiges Überleben. Dennoch war Köln immer ein guter Standort. Aber ich habe auch keine endgültige Erklärung. Das sind auch schleichende Entwicklungen. Irgendwann setzte sich die Behauptung durch, dass Basel Köln den Rang abgelaufen habe. Nun widerlegen Sie das mal. 103 Anhang 3: Tabellen Tabelle 1: Überblick über die Art Basel203 Name Jahr Anzahl der Aussteller insges. davon Kollektivstände Brasilien Deutschland Belgien Dänemark Großbritannien Frankreich Japan Iran Israel Italien Kanada Liechtenstein Niederlande Norwegen Österreich Polen Schweden Schweiz Spanien Südafrika Venezuela USA Ort (Mustermesse Basel) Art 70 1970 110 Art 2`71 1971 132 Art 3`72 1972 204 0 45 0 0 3 11 0 0 0 5 0 0 1 1 1 0 0 40 1 0 0 2 Hallen 8/9 0 42 0 0 1 16 0 0 1 12 0 1 1 0 4 0 0 49 2 0 0 3 Hallen 8/9 Dauer 12. - 16. Juni Besucherzahl Eintrittspreise belegte Ausstellungsfläche (m²) Anzahl der vertretenen Künstler 16.300 SFr. 5,3.442 keine vollständige Information 24 .- 29. Juni 21.500 SFr. 5,keine Info 0 59 2 1 7 12 0 0 1 16 1 0 5 0 6 0 3 73 3 0 1 14 Hallen 1013 22. - 26. Juni 28.300 SFr. 5,6.270 Art 4`73 1973 279 9 1 75 4 2 15 27 1 1 1 33 1 0 7 0 12 1 1 75 5 0 1 16 Hallen 1017 20. - 25. Juni 32.043 SFr. 6,10.050 Art 5`74 1974 287 20 1 73 4 2 20 30 1 0 3 26 2 0 2 0 11 0 2 78 7 1 2 22 Hallen 10-17 19. - 24. Juni 30.000 SFr. 6,13.059 939 1.377 2.046 2.247 203 Die Daten basieren auf den Messekatalogen von 1970 – 1974 sowie den Angaben bei MONTEIL [1994] und HILT (Quelle 24). Wo die Angaben zwischen verschiedenen Quellen nicht übereinstimmten, wurden eigene Auswertungen der Katalogdaten herangezogen. 104 Tabelle 2: Überblick über den Kölner Kunstmarkt Name Jahr Anzahl der Aussteller insges. davon Inland davon Ausland Ort Dauer Besucherzahl Eintrittspreise Kunstmarkt 67 Kunstmarkt 68 1967 18 18 1968 Kunstmarkt Kölner Kölner Kölner 7. Kölner Internationaler Köln 1969 Kunstmarkt Kunstmarkt Kunstmarkt Kunstmarkt Kunstmarkt 70 `71 1972 Köln 1969 1970 1971 1972 1973 1974 Gürzenich, Kunstverein (Ausstellung: 13.9.-18.10.) 26 22 24 35 33 39 71 20 22 24 25 25 28 38 6 10 8 11 33 Kunsthalle, Kunsthalle, Kunsthalle, Kunsthalle, Kunsthalle, Kunsthalle, Rheinhallen Kunstverein Kunstverein Kunstverein Kunstverein Kunstverein Kunstverein Köln (Ausstellung: (Ausstellung: 15.10-15.11.) 14.10-9.11.) 13.-17. 9. 15.-16.000 - 15.-20.10. ca. 30.-50.000 - 14.-19.10. 35.-40.000 - ca. 2 Mio. ca. 3,5 Mio. Umsätze in DM ca. 1 Mio. 13.-18.10. 40.-50.000 ca. 3,5- 4 Mio. 5.10-10.10 3.10.-8.10 29.9.-6.10. 19.10-24.10 40.000 30.000 30.000 5 DM, erm. 3 ca. 4 Mio. ca. 4,5 Mio. ca. 2,5 Mio. Keine Inform. Tabelle 3: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '67 Künstler Vorname Köln 67 Lichtenstein Roy 7 Ernst Max 6 Vasarely Victor 6 Albers Josef 5 Antes Horst 5 Bellmer Hans 5 Geiger Rupprecht 5 Dubuffet Jean 4 Götz K.O. 4 Jones Allen 4 Picasso Pablo 4 Schröder-Sonnenstern Friedrich 4 Tàpies Antoni 4 Warhol Andy 4 Wols 4 Tabelle 4: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '68 Künstler Vorname Anzahl Galerien Lichtenstein Roy 6 Vasarely Victor 6 Wesselmann Tom 6 Albers Josef 5 Dine Jim 5 Oldenburg Claes 5 Twombly Cy 5 Antes Horst 4 Christo Javacheff 4 Ernst Max 4 Fontana Lucio 4 Jones Allen 4 Krushenick Nikolas 4 Léger Fernand 4 Richter Gerhard 4 Roth Dieter 4 Warhol Andy 4 Wols 4 106 Tabelle 5: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '69 Künstler Vorname Arman Anzahl Galerien 6 Ernst Max 5 Roth Dieter 5 Albers Josef 4 Bellmer Hans 4 Beuys Joseph 4 Fontana Lucio 4 Hockney David 4 Lichtenstein Roy 4 Twombly Cy 4 Wols 4 Tabelle 6: Meistvertretene Künstler im Jahr 1970 Kunstmarkt Köln 1970 Anzahl Künstler Vorname Galerien Name Vorname Anzahl Galerien Roth Dieter 10 Antes Horst 11 Tàpies Antoni 8 Fontana Lucio 8 Vasarely Victor 8 Picasso Pablo 8 7 Berrocal Miguel 6 Arman Art Basel 1970 Hockney David 7 Bill Max 6 Beuys Joseph 6 Arp Hans 5 Fontana Lucio 6 Chilida Eduardo 5 Jones Allen 6 Dalí Salvador 5 Rainer Arnulf 6 Marini Marino 5 Richter Gerhard 6 Vasarely Victor 5 Warhol Andy 6 Tabelle 7: Meistvertretene Künstler im Jahr 1971 Kunstmarkt Köln 1971 Anzahl Künstler Vorname Galerien Art Basel 1971 Künstler Vorname Anzahl Galerien Warhol Andy 10 Ernst Max 12 Hockney David 9 Picasso Pablo 11 Lichtenstein Roy 8 Antes Horst 9 Rainer Arnulf 8 Miró Joan 9 Roth Dieter 8 Roth Dieter 9 Dine Jim 7 Vasarely Victor 9 Fontana Lucio 7 Dalí Salvador 8 Jones Allen 7 Albers Josef 7 Nauman Bruce 6 Arman 7 107 Kunstmarkt Köln 1971 Anzahl Künstler Vorname Galerien Art Basel 1971 Künstler Vorname Anzahl Galerien Richter Gerhard 6 Arp Jean 7 Vasarely Victor 6 Beckmann Max 7 Wesselmann Tom 6 Bill Max 7 Chagall Marc 7 Dine Jim 7 Hockney David 7 Hundertwasser Friedensreich 7 Nolde Emil 7 Tobey Marc 7 Tabelle 8: Meistvertretene Künstler im Jahr 1972 Kunstmarkt Köln 1972 Anzahl Künstler Vorname Galerien Art Basel 1972 Künstler Vorname Anzahl Galerien Warhol Andy 8 Roth Dieter 17 Hockney David 7 Miró Joan 16 Beuys Joseph 6 Dalí Salvador 15 Hamilton Richard 6 Picasso Pablo 15 Roth Dieter 6 Antes Horst 13 Twombly Cy 6 Ernst Max 12 Flavin Dan 5 Tàpies Antoni 12 Palermo Blinky 5 Vasarely Victor 12 Richter Gerhard 5 Arp Jean 10 Rosenquist James 5 Matta Roberto 9 Walther Franz Erhard 5 Poliakoff Serge 9 Wewerka Stefan 5 Lichtenstein Roy 5 Tabelle 9: Meistvertretene Künstler im Jahr 1973 Kunstmarkt Köln 1973 Anzahl Künstler Vorname Galerien Art Basel 1973 Vorname Künstler Anzahl Galerien Flavin Dan 6 Picasso Pablo 32 Twombly Cy 6 Miró Joan 28 Warhol Andy 6 Ernst Max 23 LeWitt Sol 5 Dalí Salvador 22 Broodthaers Marcel 4 Vasarely Victor 21 Buren Daniel 4 Hundertwasser Friedensreich 18 Girke Raimund 4 Antes Horst 17 Judd Donald 4 Calder Alexander 17 Long Richard 4 Braque Georges 15 108 Kunstmarkt Köln 1973 Anzahl Künstler Vorname Galerien Art Basel 1973 Vorname Künstler Anzahl Galerien Merz Mario 4 Chagall Marc 15 Nauman Bruce 4 Fontana Lucio 15 Oldenburg Claes 4 Roth Dieter 15 Polke Sigmar 4 Tàpies Antoni 15 Richter Gerhard 4 Roth Dieter 4 Ryman Robert 4 Weiner Lawrence 4 Wesselmann Tom 4 Wunderlich Paul 4 Tabelle 10: Meistvertretene Künstler im Jahr 1974 Kunstmarkt Köln 1974 Künstler Vorname Anzahl Galerien LeWitt Sol 12 Art Basel 1974 Künstler Vorname Anzahl Galerien Picasso Pablo 35 Buren Daniel 10 Dalí Salvador 31 Ernst Max 10 Ernst Max 31 Twombly Cy 10 Miró Joan 29 Warhol Andy 9 Tàpies Antoni 21 Broodthaers Marcel 8 Chagall Marc 20 Ryman Robert 8 Vasarely Victor 20 Francis Sam 7 Matta Roberto 19 Magritte René 7 Roth Dieter 18 Oldenburg Claes 7 Antes Horst 17 Tàpies Antoni 7 Tabelle 11: Vertretene Galerien Art Basel/Kunstmarkt Köln Galerie Abrams Original Editions, N. Y. (USA)/Abrams Galerie (NL) 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 B Aberbach Fine Art , N.Y. (USA) B Galerie Abis, Berlin (D) B+K Galleria Adelphi, Mailand (I) Galerie Änne Abels (D) The Agra Galleries, Washington D.C./Palm Beach (USA) Acoris - The Surrealist Art Centre, London (GB) Adeva, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz (A) B K B B B B A.H. Grafik, Stockholm (S) Aktionsgalerie Bern (CH) B B B B B 109 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 Brooke Alexander, Inc., N. Y. (USA) 1972 1973 1974 B Amelia Arte, Mailand (I) B B Galerie Angelo, Wollerau (CH) B B Galerie Annagasse, Wien (A) B Salone Annunciata, Mailand (I) B B Editions d’Art Antarès, Saint Cloud (F) B B B B B B Galerie Antoinette, Paris (F) B B AP-AP Limited, London (GB) Galerie Apfelbaum, Karlsruhe (D) B Galerie d'Art L'Apogée, Québec, (CDN) Galerie Appel & Fertsch (D) B K K K K K Galerie und Edition Argelander, Bonn (D) B Galerie Ariadne, Wien (A) Galleria dell’Ariete, Mailand (I) B K B B B K B B B B Galerie Aronowitsch (S) K Ars Grafica, Bad Wildungen (D) B Ars Moderna, Basel (CH) B Arta S.A., Genf (CH) Art-C.C. Christophe Czwiklitzer, Paris-Basel (FCH) B B B Art Courrier, Paris (F) B Art de I’II France, Paris (F) B B B B B+K Art & Project (NL) K K K Galleria Arte Borgogna, Mailand (I) B B B+K Galleria Artecentro, Milano (I) B B B Galleria Arte/SI, Mailand (I) Galerie Art in Progress AG, Zürich (CH)/1974: München art intermedia Helmut Rywelski, Köln (D) Galerie d’ Art Moderne Basel (CH) B B B B Art Protis, J.B. Bronimann, Mézières (CH) B B Galerie Arts/Contacts, Paris (F) Arts et Lettres - Berrocal-Multicetero, Brüssel (B) B B Art Vivant (F) Galerie Badkeller, Dulliken (CH), ab 1974 Kaufmann, Olten (CH) K B Galerie Bargera, Köln (D) Galeria da Barra S.A., Barcelona (E) B Basilius-Presse AG, Basel (CH) B B B B B+K B B Batik-Galerie, Köln (D) B Galerie Beaubourg (F) K Edition de Beauclaire, Frankfurt (D) B Belser Verlag, Stuttgart (D) Galerie D. Bénador, Genf (CH) B B B B 110 Galerie Galerie d’ Art Benedek-Grenier, Québec (Canada) 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 B Galerie Bernard, Paris (F) Galerie Bernard, Solothurn (CH), ab 1973 Galerie Medici B Galerie Ernst Beyeler, Basel (CH) B B B B B B B Bibliothèque des Arts, Lausanne (CH) B B Galerie Bilder-Klause, Riehen (CH) B Galerie Birch, Kopenhagen (DK) Galerie Bischofberger, Zürich (CH) B B „Il Bisonte“ di Maria Luigia Guaita, Firenze (I) Edition René Block, Berlin (D) K K K B+K K B B B B+K B B K B+K B+K B+K Dario Boccara, Paris (F) B Galleria Bocchi, Mailand (I) B La Boetie, Inc., Helene Serger, N.Y. (USA) B Galerie Suzanne Bollag, Zürich (CH) B B Galerie Bonnier, Genf (CH) Galerie Thomas Borgmann, Köln (D) B B B Galerie Isy Brachot, Köln (D)/ ab 1974 Belgien Galerie Claire Brambach, Basel (CH)/ab 1973 auch Bremen (D) B Galerie Toni Brechbühl, Brenchen (CH) B Galerie Brockstedt, Hamburg (D) B B B B B B+K B B+K B B B B Brook Street Gallery, London (GB) B Michèle Broutta, Paris (F) B Studio Bruckmann, München (D) Dieter Brusberg, Galerie und Verlag (D) B+K K B K K Edition Bucher, Luzern (CH) B B B B Galerie Bucher, Paris (F) B K K K K B K K K B K Galerie Buchholz, München (D) K B B+K K Galerie Eva Callejo, Genf (CH) B Galleria della Cappelletta, Osnago (I) B Leo Castelli, N.Y. (USA) K K B+K B Galleria del Cavallino, Venedig (I) B Jacqueline de Champvallins, Paris (F) B Galerie Chiquet, Basel (CH) B B B Cirrus Editionen Ltd., Los Angeles (USA) B Club de Livre, Paris (F) B Codifrance "Plaisir de France", Paris (F) B Galeria Conkright C.A., Caracas (YV) Galerie Gilles Corbeil, Montreal (CDN) B+K B Christie's Contemporary Art, London (GB) Galerie Les Contards, Lacoste (F) Galerie Contemporaine & Co., Carouge-Genf (CH) B B B B B B B B B B B 111 Galerie 1967 1968 1969 1970 Galerie Cornels, Baden-Baden (D) 1971 B 1972 B 1973 B 1974 B Editions Cougniac, Brüssel (B) B Galerie Cour St.-Pierre, Genf (CH) B B Galerie Cramer, Genf (CH) B B Galerie Craven, Paris (F) B Editions du Damier, Paris (F) B B B Galerie Defet, Nürnberg (D) B B B Galerie Demenga, Riehen (CH) B Diagramma, Mailand (I) B Galerie Diana, Rheinfelden (CH) B B Galerie Die Treppe, Lahr (D) B B Dietz Offizin, Lengmoos Post Soyen (D) B Galerie Ditesheim, Neuchâtel (CH) B Galerie Dina Vierny, Paris (F) Galerie + Edition Domberger, Reutlingen (D) B B B B B Galerie Doyle (USA) K Galerie Dreiseitel (D) K René Dreyfus, Neuilly-sur-Seine (F) Galerie Elke Dröscher, Hamburg (D) Duerreci, Editione Grafiche, Rom (I) Verlag DuMont Schauberg, Köln (D) B B B B B+K B B B B B B Galerie d’Art Alain Durvil, Paris (F) B Eat-Art Galerie, Carlo Schröter, Düsseldorf (D) B Atelier de l'Ecluse, Neuchâtel (CH) Galerie D’Eendt N.V., Amsterdam (NL) Edition Bremen im Schünemann Verlag, Bremen (D) B B B B B B B B B Edition 999, Zollikon (CH) B Galerie Suzanne Eggloff, Basel (CH) B B B B B B B B K B B+K Electric Gallery, Toronto (CDN) Robert Elkon Gallery, N.Y. (USA) André Emmerich Gallery Inc., N.Y. (USA)/Zürich (CH) B Editions Empreinte, Paris (F) K B Epogravure, Lausanne (CH) B B B Erker-Galerie, St. Gallen (CH) B Galerie Ernst, Hannover (D) B B+K Galerie Espace, Montréal (CA) B B Estudio Actual, Caracas, (YV) B Euro Art, Europa Verlag AG, Wien (A) Galerie Paul Facchetti, Lille (F)/Zürich (CH) Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster GmbH, Hannover (D) Galerie Fagel, P.C., Amsterdam (NL) B B B K B B 112 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 1972 Edition Georges Fall, Paris (F) 1973 B "Il Cechio" Galleria d'Arte Moderne (I) B Galleria Il Fauno, Turin (I) B K K B Roland Feldman, Fine Art, N.Y. (USA) B Galerie Fey & Nothelfer, Berlin (D) Ernst Fick, Tempagraphie, Ars Multiplicata, Niederteufen (CH) Fischbach (USA) B B B K Galerie Konrad Fischer (D) K K K K Galerie Susanne Fischer, Baden-Baden (D) B Edition Flamberg, Zürich (CH) B Galleria/Edizione Flaviana, Lugano (CH) B B Galerie Karl Flinker, Paris (F) K Angela Flowers Gallery, London (GB) B Fotogalerie die Brücke, Wien (A) B Kunstkeller, Dorothe Freiburghaus, Bern (CH) Galerie Heiner Friedrich, München (D) B K K B+K K Galerie Gaetan, Carouge (CH) B B+K B B+K B+K B+K B B B Galerie 21, Johannesburg (Südafrika ZA) Galleri 27 A/S, Oslo (N) galerie 68, F. Häuselmann, Zofingen/Strengelbach (CH) B K Galleria "Il Fante di Spade", Rom (I) Richard L. Feigen & Co. N.Y. (USA) 1974 B B B Galerie 1640, Montréal (CDN) B galeriepress, Konstanz (D) B Galeria LP 220, Turin (I) B Galerie S.A.P.Q., VieuB Montréal (CDN) Galerie T, Haarlem (NL) B Galerie Zwei, Stuttgat (D) B B Editorial Gustavo Gili, Barcelona (E) B Gemini G.E.L., Los Angeles (USA) B Georg & Cie. S.A., Genf (CH) B galerie + edition toni gerber, Bern (CH) Galerie Daniel Gervis, Paris (F) B B B B Galerie Germain, Paris (F) B Galerie de Gestlo, Hamburg (D) B John Gibson, N.Y. (USA) Gimpel & Hanover Galerie, Zürich (CH) Goldman’s Art Gallery, Haifa (IL) B B B B B B B+K B+K B B B B B B B B B B B B Galleria del Girasole, Udine (I) Galerie Gmuzynska, Köln (D) B A. et P. Gonin, Lausanne (CH) B Martin Gordon Gallery, N.Y. (USA) B B 113 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 1972 Graphica Contemporanea, Mailand (I) B Edition Graphika, Basel (CH) B 1973 B Galleri Grafikhuset, Stockholm (S) B Galerie am Grasholz, Rottendorf (D) B B Nigel Greenwood, London (GB) B B Editions du Griffon, Neuchâtel (CH) Groupe des Editeurs d'Art, Paris (F) B B Galerie Grünangergasse 12, Wien (A) GTPS – Gdanskie Towarzystwo Przyjaciol Sztuki, Gdansk (PL) B B B B B B B B+K B Galerie Odile Guerin, Avignon (F) B Guilde Graphique, Montréal (CDN) Galerie Gunzenhauser, München (D) B B Grafikmeyer, Karlsruhe (D) Galerie Gunar (D) 1974 B K K K B Galerie Haas, Vaduz (FL) B B+K B Galerie Evelyn Hagenbeck, Hamburg (D) B B Galerie Felix Handschin, Basel (CH) B B Galerie Richard P. Hartmann, München (D) B B B B A. Harnach & Co, Buchhandlung, Hannover (D) B B K K B B B Galerie Hasenclever, München (D) Helbing & Lichtenhahn, Buchhandlung, Basel (CH) B+K B B B B Galleria Henze S.A.S., Campione d’Italia (CH) B B B B Galerie Paul Hervieu, Nizza (F) B Galerie Herzog, Ladenburg (D) B B Galerie Herzog, Wien (A) Galerie Heseler München (D) B Les Heures Claires, Paris (F) B Galerie Hilt A. B. Hilt, Basel (CH) B B B Galerie Henry Hirts, Berlin (D) Galerie Historial, Nyon (CH) Galerien Graphische Editionen Hans Hoeppner, Trittau (D) Renate Hörmann, Schlangenbad-Georgenborn (D) B B B B B B B B B B B Galerie Edition Howeg, Hinwil (CH) Humbert Collection, Münster (D) Edition und Buchhandlung Hundertmark, Berlin (D) B B Hofhaus Presse, Düsseldorf (D) Galerie Semiha Huber, Zürich (CH) Edition Volker Huber, Offenbach a. M., ab '74: Frankfurt (D) B B Edition Hoffmann, Frankfurt (D) Galerie Dr. Rainer Horstmann, Düsseldorf (D) B B B B B B B K B B B B B B B 114 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 1972 Leonard Hutton Galleries, N. Y. (USA) 1973 1974 B International Artist Center Zürich, Pfäffikon (CH) B Internationale Agentur Edition, Kehl (D) Galleria dell`Incisione, Elio Palmisano, Mailand, (I) B Inter Art, Galerie H. Reich, Köln (D) B B B B B B B B I.T.F. Edizioni, Milano (I) B Bernard Jacobson Ltd., London (GB) B B B B B B+K B B Edition Friedrich Jahn, München (D) B Sidney Janis Gallery, N.Y. (USA) B Galerie Stéphane Janssen, Brüssel (B) Annely Juda Fine Art, London (GB) B B B Galerie Kaiser, Wien (A) B Hartmut Kaminsky, Düsseldorf (D) B B Galerie Hansjürgen Kammer, Hamburg (D) B B Galerie Jaques Kaplan, N. Y. (USA) B B Galerie Katakombe, Basel (CH) B B B Galerie Daniel Keel, Zürich (CH) B KKB Kunstkreis Graphika, Basel (CH) B Galerie Thomas Keller, München (D) Galerie Roman Norbert Ketterer, Campione d'Italia (I) B Galerie Wolfgang Ketterer, München (D) B B B B Galerie Klang (D) K Galerie Kley, Hamm (D) B M. Knoedler + Co, New York (USA) Verlag und Buchhandlung Walter König, Köln (D) Kornfeld und Klippstein, Bern (CH) B B B Galerie Rochus Kowallek (D) Buchhandlung Robert Krauthammer, Zürich (CH) B Galerie Krebs, Bern (CH) B B K K B B B B B B Galeria Kreisler, Madrid (E) B Kölner Kunstkabinett, Köln (D) B Galerie Krinzinger, Innsbruck, (A) B Galerie Charles Kriwin, Brüssel (B) Galerie Dr. Luise Krohn, Badenweiler (D) Jan Krugier, Genf (CH) B B Kunstkreis AG, Luzern (CH) Galerie Werner Kunze, Berlin (D) B+K B B B B B B B B B+K B B B B B Kunstkabinett Wien, Wien (A) B Kunstkeller Kriens (CH) B B Galerie Kühl, Hannover (D) Galerie Kümmel, Köln (D) B B B B B 115 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 1972 Galerie Kurfis, Zürich (CH) 1973 B 1974 B La Boetie, Helen Seger, N.Y. (USA) B Lacourière et Frélaut, Paris (F) B Galerie La Gravure, Pully-Lausanne (CH) B Editions Lahumière, Paris (F) Lambert, Yvonne, Paris (F)/Francoise, Mailand (I) B B B B B B B K K Landfall Press, Chicago (USA) B Edition Lanz, Basel (CH) B Galerie La Pochade, Paris (F) B Galerie Laurent, Genf (CH) B Galerie Carl Lazlo, Basel (CH) B B Galerie Margarete Lauter, Mannhein (D) B B B Le Corbusier Galerie, Heidi Weber, Zürich (CH) B Galerie Leger, Malmö (S) B Galerie Leresche, Montreux (CH) Galleria Levi, Mailand (I) Galerie Levy, Hamburg (D) (1972: Artoma- Galerie) Galerie Liatowitsch, Basel (CH) B B B B+K B B B B B B Galerie Edition Udo Liebelt, Marburg (D) Galerie Ursula Lichter (D) B K K Galerie Lietzow, Berlin (D) B Galeri Edition Siggi Limbrock, Dienstlaken (D) Lineart, Gesellsch. für Sammeleditionen, Offenbach (D) B Galerie Albert Loeb, Paris (F) B Galerie Loeb, Bern (CH) B B B B B B B B Galerie Lock, St. Gallen (CH) Galerie Dorothea Loehr, Frankfurt (D) B B Editions Le Moulin, Muri (CH) Galleria del Levante, Mailand (I)/München (D) B B B B Galerie von Loeper, Hamburg (D) B B Galerie Löwenadler, Stockholm (S) B Galleria LP-220, Turin (I) B Galleria Lorenzelli, Bergamo (I) B Lunn, Graphics International (USA) Galerie Maeght, Zürich (CH)/ Paris (F) B B Galerie Paul Maenz (D) B B B K K K Galerie Daniel Malingue, Paris (F) B Maltzahn Gallery Ldt., London (GB) B Galerei Mammouth, Bassecourt (CH) B B Manus Presse GmbH, Stuttgat-Möhringen (D) Galerie Marbach, Bern (CH)1973 / Paris (F) 1971/72 B B B B B B 116 Galerie 1967 1968 1969 Galerie Mark, Vedbaek (DK) Marlborough Galerie AG, Zürich (CH)/London (GB)/N.Y (USA) 1970 1971 1972 1973 B B B B Gravure Matignon, Paris (F) B B "Il Moro" Galleria Studio'Arte, Florenz (I) B A & G de May, Lausanne (CH) Galerie Maya, Brüssel (B) Mayer, (op) art Galerie 1967 Esslingen, ab 1968 Krefeld (D) 1974 B B B B B B B B K K Galerie Mayor, London (GB) Média Gravures et Multiples, Montréal (CAN) Galerie Medici, vormals Galerie Bernard (1972), Solothurn (CH) B B B Meissner Edition, Hamburg (D) B B Librairie et Galerie Melisa, Lausanne (CH) B B Galerie Melki, Paris (F) B B Ursula Menzer, Hamburg (D) B Mercury-Gallery, London (GB) Galerie René Metras, Barcelona (E) B B B B B K B B B B+K B+K B B B Galerie Herbert Meyer-Ellinger, Frankfurt (D) Galerie Mikro, Berlin (D) B Galleria Milano, Mailand (I) B B Galleria del Milione, Mailand (I) B Mitch Morse Graphics Inc., N.Y. (USA) B Modern Art Agency, Neapel (I) B Modern Art Galerie, Berlin (D) B Galerie Möllenhof, Köln (D) B B Achim Moeller, London (GB) B Galerie Mona Lisa, Paris (F) B Galerie de Montréal, Montréal (CDN) B Galerie George Moos, Genf (CH) B B Galeria Juana Mordó, Madrid (E) B B Galerie Motte (CH) K Galerie des 4 Mouvements, Paris (F) B B Galerie Münsterberg, Basel (CH) B B Galerie Margret Müller, Stuttgart (D) Galerie Verena Müller, Bern (CH) K K K B+K K B+K K B Galerie Müller und Kunst-Börse, Köln (D) B Multiples Inc. N.Y. (USA) B Galerie Multiples, Paris (F) Galleria Multipli, Turin (I) Myriades Diffusion et Edition Krugier, Genf (CH) Galerie Nächst St. Stephan, Wien (A) Richard Nathanson, London (GB) B+K B+K B B B B B B B B B B 117 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 Nanthenshi Gallery, Tokyo (J) B Galleria d’arte del Naviglio, Mailand (I) B B Galerie Nebenan, Berlin (D) Galerie Neuendorf, Köln (D) K K K K K K K B New Art Gallery, Odense (DK) B New Smith Gallery (B) B Neue Schweizer Bibliothek, Zürich (CH) B Galerie Niebuhr, Berlin (D) B B K K K K K K K B B B B B B B B B B B B B B B B B Object Art, Döttingen (CH) Object Art, Düsseldorf (D) B Galerie Hervé Odermatt, Paris (F) B Ofakim Art Gallery, Tel Aviv (IL) B Galleri Östermalm, Stockholm (S) B B B Onnasch Galerie, Köln (D) B B B+K K Galerie Oppenheim, Köln (D)/Brüssel (B) B+K B B Galerie Orly, Basel (CH) B B B B B B Studio Carla Ortelli, Mailand (I) B B Centa Ottiger, Luzern (CH) B Pace Editions, New York (USA) B Pantheon Presse, Rom (I) B B B Parasol-Press, Ney York (USA) B Galerie du Passeur, Paris (F) B B Galleria "Pari e Dispari", Reggio Emilia (I) B B B B B P & P Galerie Zug, Zug (CH) B Edition Patjes, Basel (CH) B B Galerie Alice Pauli, Lausanne (CH) B B B B PBO Fine Arts, New York (USA) B Galerie Peithner-Lichtenfels, Wien (A) Petschek Arts, London (GB) B B Edition Olympia 1972, München (D) Petersburg Press, London (GB) B B Office du Livre, Fribourg (CH) P.A.P. Filmgalerie, K. Hein, München (D) B B Fritz Nonn, Stuttgarter Buchdienst, Stuttgart (D) Galerie und Verlag Orangerie, Köln (D) B B Atelier Edition Niemeyer-Partanen, Feldberg (D) Editions Nouvelle Images, Lombreuil (F) Galleria „Fiamma Vigo“/ Rom; “Numero“/Venedig (I) K K Neue Galerie, Dr. P. Nathan, Zürich (CH) Galerie Ida Niggli, Niederteufen (CH) B B New Art Center; London (GB) Galerie Niepel, Düsseldorf (D) 1974 B B B B B B B B B 118 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 Piccadilly Gallery, London (GB) Ediciones Polígrafa, Barcelona (E) B Galerie Poll, Berlin (D) 1972 1973 1974 B B B B B B B B K Alexander Postan Fine Art, London (GB) Rolf Preisig (D) K Présences, Fryns & Cie., Brüssel (B) B Printshop, Amsterdam (NL) B Galleria d’Arte Primo Piano, Rom (I) Galerie Pro Arte Kasper, Morges (CH) B Propyläen Verlag (Ullstein), Berlin (D) B B B B B B MaB Protetch, Washington DC (USA) B Galerie Pudelko (D) K Galeria de Arte Punto, Valencia (E) B Edition Pyra AG, Zumikon (CH) B B Timm Rabofsky, Kunstkabinett, Berlin (D) Galerie Raeber Luzern, Luzern (CH) B Galerie Rasser, Basel (CH) B B B B B B Galleria Ravagnan, Venedig (I) Galerie Reckermann, Köln (D) B K K K K Reese Palley (USA) K K K B+K B B B K Galerie Regio, Lörrach (D) B Rembrandt-Verlag, Berlin (D) Galerie Schloss Remseck, Neckarems b. Stuttgart (D) B B B B K K K B B B B B+K K K K K K B B B B B Delson Richter Galeries, Jaffa (Israel) B B Galerie Rivolta, Lausanne (CH) B Denise René (D/F/USA) Galerie Denise René, Hans Mayer, Düsseldorf (D) Galerie Ricke, Köln (D) Galerie Riehentor, Basel (CH) Editions d'Art Robert S.A., Moutier (CH) K K K K B B Gallerie Rondanini, Rom (I) B Edition Rose-Verlag, München (D) B Galerie Rosenbach, Hannover (D) B B B B B Galerie Rothe, Heidelberg (D) B+K K B B K Edition Rottloff, Karlsruhe (D) B B B B Editions Rousseau, Genf (CH) B B B Lawrence Rubin, N.Y. (USA) B Galerie Saint-Léger, Genf (CH) B Galerie Salzbüchsle Galerie Presse, Konstanz (D) B B Felicity Samuel Gallery, London (GB) Spencer A. Samuels & Co., N.Y. (USA) Sander Gallery Inc. (USA) B B B B K 119 Galerie 1967 1968 1969 1970 1971 "Sant' Ambroeus" Bottega d’Arte, Mailand (I) 1972 B Santa Reperata, Florenz (I) 1973 B 1974 B B Galerie Scandinavia, Stockholm (S) B Galerie Scheidegger + Maurer, Zürich (CH) B B B B B B B B B Edition Jörg Schellmann, Nünchen (D) B Galerie Schiessel, Freiburg i.Br. (D) Galerie Schindler, Bern (CH) Schirmer, Mosel München Verlagsgesellschaft, München (D) Galerie & Edition Dr. Istvan Schlégl, Zürich (CH) Galerie Alfred Schmela, Düsseldorf (D) B B B K K K Galerie Schmücking, Braunschweig (D) B+K B Galerie Schneider, Karlsruhe (D) Galerie Schoeneck (vormals Galerie Spatz), Riehen (CH) Galerie Schöttle, München (D) B B B B B B B B B B B B B B B B Galerie Schreiner, Basel (CH) Galleria Schubert, Milano (I) B Edition Schünemann, Bremen (D) B Galerie Schulze-Theiler, Münster (D) B Gerry Schum, Videogalerie, Düsseldorf (D) K Schwarz, Galleria d’Arte, Mailand (I) B+K B B B B B B Schwitter Reproduktion, Basel (CH) K B Galerie Seebacher, Bludenz-Nüziders (A) Galerie de Seine, Paris B Seriaal N.V., Amsterdam (NL) Seyhoun-Khalil, Téhéran (Iran) Shorewood Atelier Inc., New York (USA)/ München (D) B B B B B Editions d'Art Albert Skira, Genf (CH) B B Galerie Folker Skulima, Berlin (D) K Carl Solway Gallery, Ohio (USA) B Editions Sonet, Lidingö (S) B+K B B Galerie Sonnabend, N. Y. (F)/ (USA) K Galerie Spatz, Riehen (CH) B Galleria Sperone, Turin (I) B+K B B B K K K B+K K Galerie Der Spiegel, Köln (D) K K K K K K K Galerie Springer, Berlin (D) Galerie & Edition S Press, HattingenBlankenstein (D) K K K K K K K B B B B B B B B B B B B Galerie Stadler, Paris (F) B Edition Staeck, Heidelberg (D) B B P. B. Stähli, Luzern (CH) Galerie Stampa, Basel (CH) B B 120 Galerie Galerie Stangl München (D) 1967 1968 1969 K K K 1970 1971 B+K K 1972 1973 1974 K Brigitte Starckmann, Paris (F) B Andrée Stassart, Paris (F) B Stefanotty Gallery, New York (USA) B Galerie Steiger, Moers (D) B Galerie V. Still, Berlin (D) B Stolperverlag Rosemarie Haas, Berlin (D) B Danielle Stonyer, London (GB) B Hans Strelow, Düsseldorf (D) B Studio Brescia, Brescia (I) K K B Sudio d'Arte Lia Rummer, Napoli (I) B Studio Morra, Neapel (I) B Studio LD, Pescara (I) B Studio S, Roma (I) B Galerie Stummer & Hubschmid, Zürich (CH) B Stuttgarter Buchdienst, Stuttgart (D) B B B B Galerie Sydow, Frankfurt (D) K B B Team Colore (Galerie E), Mailand (I) Galerie Teufel, 1970-72: Koblenz/ 1973: Köln (D) B B B B B+K K Galerie M.E. Thelen, Köln/Essen (D) B+K K K K K B+K B+K B B B+K B+K Galerie Thomas, München (D) K K K B+K K K Galerie Tobiès & Silex, Löln (D) Tomić Galerie, München, ab 1974: Kampen auf Sylt (D) K K K K K Toninelli Arte Moderne, Mailand (I) B K B Il Nuovo Torcoliere, Roma (I) B B B Editions de la Tortue, Paris, (F) B B B Transworld Art Corporation, N. Y. (USA) B B Nicholas Treadwell Galleries, London (GB) B B Nuova Galería Trece S.A., Barcelona (E) B B B B Galerie/Verlag Tsamas, Villingen (D) B Union Latine d'Editions, Paris (F) B Galerei „Val i 30“, Valencia (E) Galerie Valentien Stuttgat (D) Galerie Van de Loo, München (D) B K K K B B B B+K B+K K K B B+K B B B Galería Carl van der Voort, Ibiza (E) Galeria Vandres (E) K Daniel Varenne, Paris (I) B Galerei Vayhinger Radolfzell (D) B Véhicule Art, Montréal (CDN) B Galleria Venturi Arte, Cadriano-Bologna (I) Galerie und Edition A. Verna, Zürich (CH) Vernissage Galeria de Arte Ltda., Rio de Janeiro B B B B B B B B 121 Galerie (BR) 1967 1968 1969 1970 Galerie Vierny, Paris (F) 1971 B 1972 1973 B B Galeria Vinciana, Mailand (I) B Vision Nouvelle, Paris (D) B Edition Vogelsperger, Birsfelden (CH) U. Voigt KG, Grafisches Kunstkabinett, Bremen (D) B B B 1974 B B B B B B B B Galerie Voort, Ibiza (E) B Edition Wack, Kaiserslautern (D) The Waddington Galleries, London (GB) B B Galerie Waldersee AG, Kreuzlingen (CH) B Galerie Ben Wargin, Berlin (D) B B B+K K Weber S.A. Editions, Genf (CH) B B Galerie Judith Weingarten, Amsterdam (NL) B John Weber Gallery, N.Y. (USA) K Henriette Weisz, Galerie, Cannes (F) B Galerie Bogislav von Wentzel, Hamburg (D) Galerie Michael Werner, Köln (D) K K Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen K B B+K K K B Wide White Space Gallery (B) K White Gallery, Lutry-Lausanne (CH) K B+K K B Galerie et Editions Wiebenga, Epalinges (CH) B B B Kunsthandel Tjerk Wiegersma, Deurne (NL) B Galerie Wilbrand, Köln (D) K K K K K K K B Edition William Wise, Lacoste (F) B Galerie Wolfrum, Wien (A) Kunstsalon Wolfsberg, J. E. Wolfenberger AG, Zürich (CH) B B B B B B B B B B B B B B Bartcollection, Bart AG, Zürich (CH) Donald Young, Gennets Farm, SusseB (GB) B zehn neun, München (D) B Galerie für Zeitgenössische Kunst, Hamburg (D) Ziegler Editionen und Grafik, Zürich (CH) Galerie Ziegler S.A., Genf/Zürich (CH) B Galerie Zielemp, Olten (CH) Galerie Rudolf Zwirner, Köln (D) K K K K B B B+K B B B B B B B K K K K 122 Tabelle 12: Künstler auf dem Kölner Kunstmarkt Künstler Klassische Moderne Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 204 Arp Jean 3 3 2 Baumeister Willi 3 2 3 - 2 - Beckmann Max 1 - - - 1 - - 3 Giacometti Alberto 1 - - - - - - 2 Kandinsky Wassily 1 - - - - - Klee Paul 1 - - 1 - - Picasso Pablo 4 1 2 1 3 2 2 2 1 1 4 1 4 - 1 - 4 1 6 Expressionismus* Barlach Ernst Heckel Erich Jawlensky Alexej, von Kirchner Ernst Ludwig Klimt Gustav Kokoschka Oskar Kubin Alfred Macke August Marc Franz Meidner Ludwig - Modersohn-Becker Paula - Mueller Otto Münter Gabriele - Munch Edvard - Nolde Emil 2 - Pechstein Max 1 - Rohlfs Christian 1 Schiele Egon - Schmidt-Rottluff Karl - Werefkin - - - - - - 1 - 1 - - - - 2 - 1 - - - - 4 2 - 1 - - - - 2 - - - - 1 1 - - 1 - 2 - - 1 1 - - - - - - - - - - - - - - 1 - - - - - 1 - - - - - - 1 - - - - - - - 1 - - - - - - - - - - 1 - - - - - 1 1 - - - - 2 - - - - - 3 - - - - - 2 1 - - - - - 1 - - - - - - 2 - - - - - - 1 1 - 1 1 2 - Fauvismus* 204 Die Herkunft und Geschichte des Begriffs „Klassische Moderne“ ist meines Wissens nicht erforscht. Auch Fachlexika verweisen nicht darauf. Der Begriff taucht sehr oft im Kunsthandel und in den in dieser Arbeit angeführten Presseberichten über die Art Basel auf. Karin von MAUR [2004, 10ff] definiert den Begriff als Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die „im wesentlichen die Strömungen des Expressionismus, Fauvismus, Kubismus, Konstruktivismus und Surrealismus“ umfasst. Des Weiteren zählt sie die Bauhaus-Künstler und jene, die der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden, zu Künstlern der Klassischen Moderne. Da der Begriff schon zu Beginn der Art Basel in der Presse im Zusammenhang mit den dort ausgestellten Werken verwendet wird, soll er auch in dieser Arbeit Verwendung finden. Folgende Richtungen, die in der Tabelle mit einem Stern (*) versehen sind, fallen in der vorliegenden Arbeit unter „Klassische Moderne“: Expressionismus, Fauvismus, Konstruktivismus, Bauhaus, Surrealismus, Dada und Neue Sachlichkeit. Auch Künstler, die keiner dieser Richtungen zuzuordnen sind, wie beispielsweise Beckmann, Baumeister und Giacometti, oder die verschiedenen Gruppen oder Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angehörten, wie Arp, Klee und Picasso, fallen unter „Klassische Moderne“. 123 Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 Derain André - Dufy Raoul - Marquet Albert Matisse Vlaminck 1 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Henri - - - - 1 - - Maurice, de - - - - - - - - 1 - - - - - - - - - - 1 Kubismus* Braque Georges Gris Juan - 1 - Léger Fernand - 4 1 - 1 1 Picasso 2 1 Pablo Konstruktivismus 2 1 1 2 4 1 - 6 205 * Doesburg Theo, van - - Kassák Lajos - - 1 - - Leck Bart, van der - - - - Lissitzky El - - - Malewitsch Kasimir - - Mondrian Piet - - 1 - - 1 - - 1 - - - - - - - 1 - - - - - 1 - - - - - 1 1 - - - - 2 1 - Bauhaus* Feininger Lyonel Moholy-Nagy László Schlemmer Surrealismus 2 - Oskar 1 - 1 1 1 2 3 1 - 1 1 1 1 4 206 * Brauner Victor - - - - De Chirico Giorgio - - - - Dalí Salvador - Delvaux Paul - Ernst Max 6 4 5 4 5 4 3 10 Magritte René 1 2 2 3 3 3 2 7 Masson André Matta Roberto 2 1 2 Miró Joan 1 2 1 - Tanguy Yves 1 - 1 - - 2 - - - - 5 1 - - 3 1 - - - - - - - - - 1 1 - 1 - 1 - 4 3 1 - 6 2 - 1 4 - 1 5 205 Unter der Bezeichnung „konstruktivistische Kunst“ fallen in der vorliegenden Arbeit die Hauptvertreter von De Stijl (van Doesburg, van der Leck, Mondrian) sowie des Suprematismus (Malewitsch) und Konstruktivismus (El Lissitzky, Kassák). Siehe RICHTER [1998, 87ff] und THOMAS [1986, 134ff]. 206 Hierzu zählen die Künstler, die der Begründer der surrealistischen Bewegung André Breton 1925 in der Juliausgabe der Zeitschrift „La Revolution Surréaliste“ als surrealistische Maler betitelt: de Chirico, Picasso, Ernst, Masson, Man Ray [SCHNEEDE 2006, 84f]. U. a. schließen sich in den kommenden Jahren weitere Künstler der surrealistischen Bewegung an: Joan Miró (1924), Victor Brauner (1933), Tanguy (1927), Salvador Dalí, Roberto Matta, René Magritte. Durch seine Nähe zu der Gruppe soll in dieser Arbeit auch Paul Delvaux genannt werden, obwohl er nicht Mitglied war. Jean Arp und Alberto Giacometti treten für kurze Zeit den Surrealisten bei, fallen in dieser Arbeit jedoch nicht unter diese Gruppe: Arp steht laut SCHNEEDE [2006, 235] durch die Nähe bzw. Mitbegründung anderer Gruppen „am Rand der [surrealistischen] Bewegung“ und von Giacometti distanziert sich Breton aufgrund seiner figürlichen Skulpturen, die ab 1933 entstehen [2006, 242]. 124 Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 Dix Otto - Grosz George Neue Sachlichkeit* 1 2 1 1 - 1 - - - 2 - - - 3 - Dada* Duchamp Marcel - Man Ray Schwitters Konstruktive Kunst ab 1945 Kurt - 1 1 1 1 2 3 2 2 1 1 1 2 - 2 1 5 207 Jean Bill Max Fleischmann Adolf Richard Fruhtrunk Günther Girke Raimund - Glarner Fritz - Graeser Camille 1 - Hauser Erich 3 2 2 Heerich Erwin 3 3 3 Herbin Auguste 3 - Lenk Thomas 2 Loewensberg Verena Lohse Paul Richard 1 1 - Pfahler Karl Georg 2 3 Friedrich 1 - Agam Yaacov 1 1 - Anuszkiewicz Richard 2 1 Cruz-Diez Carlos 1 - Mavignier Almir 3 Riley Bridget 1 Op Art 1 - 1 Baier Vordemberge-Gildewart 1 - 1 2 - 2 - 2 - 5 - 1 2 - 2 1 - 3 2 3 5 4 3 2 3 1 3 3 4 3 4 5 - - 2 - - - - - 1 - - - 1 1 3 1 - 1 1 3 3 1 1 1 3 2 - 1 - - 4 2 1 - 3 - - 1 - 1 - - 1 3 - 1 - 2 3 3 1 1 1 - 1 1 1 1 - 1 1 2 1 1 1 1 2 1 1 - 3 1 3 2 1 2 2 2 1 3 1 - 1 1 1 - 3 208 1 2 - 207 Unter diese Bezeichnung fallen in der vorliegenden Arbeit Strömungen, denen ungegenständliche, geometrische Formen zugrunde liegen. Willi ROTZLER [³1995, 152] weist darauf hin, dass nach 1945 viele Künstler und Bildhauer zu einer konstruktiven Arbeitsweise übergegangen sind. Konstruktiv verwendet er für abstraktgeometrische Formen. Unter dem Titel „Konstruktive Konzepte“ fasst er alle Kunst zusammen, die auf geometrischen Grundstrukturen beruht, vom Kubismus bis zur Minimal Art. Da auf den Messen in Basel und Köln zahlreiche Werke konstruktiver Kunst vor allem ab 1945 ausgestellt werden, soll diese Gruppe in der vorliegenden Arbeit unter der Bezeichnung „Konstruktive Kunst ab 1945“ besprochen werden. Hierunter fallen sowohl die Werke der „Zürcher Konkrete“ von Max Bill, Camille Graeser, Verena Loewensberg, Richard Paul Lohse als auch Günter Fruhtrunk, Adolf Fleischmann, Raimund Girke, Georg-Karl Pfahler, Kaspar-Thomas Lenk, Fritz Glarner, Friedrich Vordemberge-Gildewart, Jean Baier und die Bildhauer Erich Hauser und Erwin Heerich. Der Franzose Auguste Herbin setzt sich zwar schon vor 1945 mit geometrischen Formen auseinander, ist auf den Messen jedoch meistens durch seine neuesten Werke vertreten. 208 Zu der in den 1960er Jahren aufkommenden Op Art, zählt RICHTER [²1998, 197f] folgende Künstler: Yaacov Agam, Almir Mavignier, Bridget Riley, Victor Vasarely. Neben den schon genannten Künstlern nennt Karl RUHRBERG [2005, 344ff] Richard Anuszkiew, Jesús Rafael Soto und Carlos Cruz-Diez. Bei der Ausstellung „Op Art“ 2007 in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt werden neben anderen alle in der Tabelle aufgeführten Künstler ausgestellt [W EINHARD/HOLLEIN 2007, 314ff]. 125 Künstler Vorname Soto Jesús-Rafael 3 2 1 1 3 2 2 3 Vasarely Kinetische und kybernetische Kunst 209 Victor 6 6 3 8 6 2 2 6 Calder Alexander Bury Pol 2 1 3 3 4 2 Le Parc Julio 2 3 3 2 2 1 - - Rickey George 1 - Schoeffer Nicolas Tinguely Informelle Kunst 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 - 1 - - - 2 - - - - 2 1 1 1 - - - - - - - - - Jean 210 Brüning Peter 3 1 1 Buchheister Carl 2 1 2 - - - Burri Alberto 1 - - - - - Dahmen Karl Fred 2 - - Fautrier Jean - - Gaul Winfred 3 1 Götz K.O. 4 2 - - Greis Otto 1 1 - - Hartung Hans - Hoehme Gerhard - Mathieu - 1 1 1 1 2 4 2 2 1 1 - - 1 - 1 - 2 1 1 1 - 1 1 - 1 3 1 1 - 1 2 1 2 2 2 - 4 4 2 - - Michaux Henry 1 Poliakoff Serge Saura Antonio 1 Schultze Bernard 2 Schumacher Emil 3 1 1 3 Sonderborg K.H.R. 3 2 1 2 - 1 2 1 1 - Georges 1 2 2 - - - 2 1 1 - 1 2 - 1 - 5 1 - 5 - 1 3 3 5 3 - 2 2 1 - 1 3 209 In der vorliegenden Arbeit zählen zu dieser Gruppe sowohl Alexander Calder, der sich vor allem durch seine bewegten und somit veränderlichen Mobiles auszeichnet, George Rickey, Pol Bury und Julio Le Parc, die sich kinetischen Skulpturen bzw. Objekten widmen und Jean Tinguely mit seinen Maschinenskulpturen, als auch Nicolas Schoeffer, der die kinetische Kunst zur kybernetischen weiterführt. Unter dem Titel „Die kinetische Expansion“ führt Manfred SCHNECKENBURGER [²2005, 499ff] Le Parc, Rickey und Bury auf. Auch Willi Bongard teilt im Kunstkompass die Künstler Bury, Le Parc und Tinguely unter „Richtung Kinetik“ ein [ROHRBONGARD 2001, 42ff]. 210 Die Bezeichnung “Informel“ geht auf den Kritiker Michel Tapié zurück, der den Begriff im Kontext der Ausstellung „Signifiants de l’informel“ im Jahre 1951 im Pariser Studio Paul Facchetti prägt. Unter dem Titel „Un art autre, où il s’agit de nouveaux dévidages du réel“ veröffentlicht er im folgenden Jahr die Programmschrift des Informels [ZUSCHLAG 1998, 40]. Neben dem Begriff „Informel“ existieren für diese Strömung auch die Begriffe „Tachismus“ und „Lyrische Abstraktion“. Zu einer ausführlichen Auseinandersetzung mit den Begriffen siehe LUEG [1983, 15ff]. Da sich vor allem der Begriff des „Informel“ durchsetzt, soll er in dieser Arbeit als Sammelbegriff für die oben genannten Künstler verwendet werden. Unter diesen Begriff fallen in der vorliegenden Arbeit folgende Künstler laut RUHRBERG [2005, 252ff]: Alberto Burri, Jean Fautrier, Georges Mathieu, Henri Michaux, Antonio Saura, Antoni Tàpies, Wols und auch die Vertreter der abstrakten Ecole de Paris wie Hans Hartung, Pierre Soulages und Serge Poliakoff [2005, 230ff]. Als die wichtigen deutschen Maler des Informel nennt Georg-W. KÖLTZSCH [1999, 26]: Peter Brüning, Carl Buchheister, Karl-Fred Dahmen, Winfred Gaul, K.O. Götz, Otto Greis, Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Emil Schumacher, K.H.R. Sonderborg, Fred Thieler, Hann Trier. 126 Künstler Vorname Soulages Pierre Tàpies Antoni Thieler Fred Trier Hann 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 4 - Wols Abstrakter Expressionismus - William Francis Sam Frankenthaler Helen - Gottlieb Adolph - Gorky Arshile Guston Philip Kline Franz De Kooning Willem Motherwell Robert Newman Barnett Pollock Jackson Rothko Mark Still Clyfford - 8 - 4 2 - 2 1 1 2 - 4 4 4 2 - 3 1 2 2 1 - 7 - 1 - 2 - 1 1 - - - - - 1 6 - - - - - - - - 2 - - - 1 1 1 1 1 - 1 7 2 - - 2 - - - - - - - - - - 1 - - - - - 1 - 1 - - - - - 1 - - - - - - 1 - 3 5 Held Al 1 1 Kelly Ellsworth 1 - Noland Kenneth 1 - Stella Frank 2 - - - Cy Hard Edge 3 - 211 Baziotes Twombly 3 - 1 - - 3 - - - 1 - - - - - - - - - - - - - 4 1 1 1 - 5 4 6 6 10 1 2 1 - 1 - 2 212 1 1 - - 2 3 2 2 6 3 4 3 2 4 211 Unter den Begriff „Abstrakter Expressionismus“ fallen in dieser Arbeit sowohl die Maler des „Action Painting“ wie William Baziotes, Sam Francis, Helen Frankenthaler, Adolph Gottlieb, Arshile Gorky, Philip Guston, Franz Kline, Willem De Kooning, Robert Motherwell, Jackson Pollock, Clyfford Still als auch die Farbfeldmaler wie Mark Rothko und Barnett Newman. Hiermit beziehe ich mich auf die Einteilung von Willy ROTZLER [1981, 152]. Für Karl RUHRBERG hingegen gilt der Bergriff „Abstrakter Expressionismus“ nur für die Maler des Action Paintings. Vgl. RUHRBERG [²2005, 270ff]. Da jedoch sowohl die Bilder Rothkos als auch jene Newmans über den Bildrand hinaus wirken und meist von großem Format sind, zeigen sie eine Ähnlichkeit zu den Bildern des Action Paintings. Sie grenzen sich hingegen von den Hard-Edge-Paintings wie beispielsweise von Frank Stella ab, in welchen die einzelnen Formen scharfkantig voneinander abgetrennt sind. Siehe RICHTER [²1998, 200]. Auch Cy Twombly, dessen Malerei vom Action Painting ausgeht, sich dann jedoch laut RUHRBERG [2005, 285] inhaltlich und formal weiterentwickelt, wird in dieser Arbeit dem Abstrakten Expressionismus zugerechnet. 212 Den 1958 von Jules Langsner im Rahmen der Vorbereitung einer Ausstellung für konstruktiv- geometrische Kunst geprägten Bergriff beziehen ROTZLER [31995, 270ff] und RICHTER [21998, 200ff] auf Al Held, Ellsworth Kelly, Frank Stella. Sowohl ROTZLER als auch RUHRBERG [2005, 350] zählen Kenneth Noland in den Umkreis der Hard Edge Malerei. 127 Künstler Pop Art 213 Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 D' Arcangelo Allan 3 Blake Peter 1 - Chamberlain John Dine Jim 3 5 Hamilton Richard 3 Hockney David Indiana 1 - 1 - - 1 - - - 1 3 3 1 - 3 5 7 4 2 3 3 2 3 3 6 1 3 3 3 4 7 9 7 3 3 Robert 2 2 1 1 4 1 - Jones Allen 4 4 2 6 7 4 Kitaj R.B. 2 1 2 4 2 - Lichtenstein Roy 7 6 4 5 8 5 2 2 Oldenburg Claes 3 5 2 5 5 4 4 7 Paolozzi Eduardo 2 1 3 1 1 1 - Phillips Peter 3 - 2 1 Ramos Mel 3 1 - Rosenquist James 3 1 Smith Richard Tilson Joe 1 3 2 1 Warhol Andy 4 4 3 6 10 8 6 9 Tom 3 6 2 5 6 1 4 2 2 3 6 7 3 3 2 5 Nouveau Réalisme 1 - 5 1 Wesselmann - 1 - 2 1 1 2 - 4 - 2 1 - 1 1 - 4 1 1 . 5 3 2 - - 1 - - 3 2 - 214 Arman César - 3 4 1 - Javacheff Dufrene Francois - - - Hains Raymond - - - Klein Yves - - Raysse Martial - Rotella Mimmo 1 1 - Saint Phalle Niki, de 1 2 3 2 2 1 - Spoerri Daniel 2 3 3 2 1 2 1 2 Tinguely Jean 3 2 1 2 3 2 3 6 - 4 - 4 4 Christo 1 2 1 - 1 1 1 4 3 - 2 3 2 1 - 1 - 1 2 - 6 - 1 3 3 2 2 3 1 2 2 213 Zu dem von Lawrence Alloway geprägten Stilbegriff „Pop Art“ zählt Horst RICHTER [1998, 208] folgende britische Künstler: Hamilton, Paolozzi, Peter Blake, R. B. Kitaj, Richard Smith, David Hockney, Allen Jones und Peter Phillips. Jochen LINK [2000, 21] nennt zusätzlich Joe Tilson. Zu den amerikanischen Pop Art Künstlern in ihrer „reinsten Form“ zählt Constance W. Glenn in ihrem Artikel „Amerikanische Pop Art: Wie der Mythos geschaffen wurde“ ausschließlich sechs Künstler: Warhol, Lichtenstein, Rosenquist, Dine, Oldenburg und Wesselmann. In: LIVINGSTONE [1992, 31]. In der vorliegenden Arbeit werden noch folgende Künstler unter den Stilbegriff „Amerikanische Pop Art“ eingeordnet: Allen D’Arcangelo, John Chamberlain, Robert Indiana, Mel Ramos. Siehe LINK [2000, 21]. 214 Hierzu zählen sowohl die Künstler, die am 27. Oktober 1960 die Gründungserklärung der Nouveau Réalistes unterzeichnen, genauer: Arman, Francois Dufrêne, Raymond Hains, Yves Klein, Martial Raysse, Daniel Spoerri und Jean Tinguely, als auch die später zur Gruppe stoßenden Künstler César, Mimmo Rotella, Niki de Saint Phalle und Christo. Siehe NEUBURGER [2005, 123]; SCHNECKENBURGER [²2005, 518]. 128 Künstler Vorname Fantastischer Realismus 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 215 Bellmer Hans Brauer Erich - - Bremer Uwe - - Fuchs Ernst - - Hausner Rudolf - - - Hutter Wolfgang - - - - Lehmden Anton - - - Oelze Richard 1 - - Schröder-Sonnenstern Friedrich 4 1 2 Paul 2 1 Fontana Lucio 3 Geiger Rupprecht Graubner Gotthard Klein Yves Mack Heinz Manzoni Piero Piene Otto 1 Günter 3 Wunderlich Monochrome Malerei/Plastik Uecker Minimal Art 5 3 1 1 - 1 3 2 - - 1 - - - 1 - - - - - - - - - - - - - - - 1 1 - - 2 2 4 3 4 2 4 4 6 7 1 3 6 5 3 3 4 4 4 2 - 2 1 2 3 4 2 1 3 3 2 - 1 - 2 - 2 1 - 3 - 1 1 2 - 1 3 3 - 1 3 5 4 2 3 1 5 4 2 1 5 1 2 2 4 2 1 1 3 3 2 5 3 3 3 2 2 3 3 3 6 1 5 4 5 6 5 2 2 4 4 4 4 1 2 3 4 4 5 12 3 1 2 3 1 2 3 2 2 1 1 2 2 - 217 - Flavin Dan - Judd Donald - LeWitt Sol - Heizer 2 - - Carl Land Art 4 216 Andre Morris 1 Robert 1 3 218 Mike - - 215 Die Bezeichnung „Malerei des Phantastischen Realismus“, die erstmals Mitte der Fünfziger Jahre von dem Kunsthistoriker Johann Muschig verwendet wird, bezieht sich hauptsächlich auf die Maler der „Wiener Schule des phantastischen Realismus“. Laut Wieland SCHMIED [1973, 13] zählen zu den bedeutendsten Künstlern der Wiener Schule Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Erich Brauer, Anton Lehmden, Wolfgang Hutter. Horst RICHTER [1998, 225] nennt zusätzlich Hans Bellmer, Uwe Bremer, Richard Oelze, Friedrich Schröder-Sonnenstern, Bernhard Schultze und Paul Wunderlich als Vertreter der „Phantastischen Malerei“. 216 Ganz im Gegensatz zum Abstrakten Expressionismus widmen sich Künstler wie Lucio Fontana, Yves Klein, Gotthard Graubner, Rupprecht Geiger und die Künstler der ZERO Gruppe (Mack, Piene, Uecker) Anfang der Sechziger Jahre einer monochromen Malerei bzw. Plastik. Themen sind die Wirkung von Farbe, Lichtwert der Farbe, die Einheit von Farbe und Raum. Otto Piene versteht Farbe als „Licht und Energie“, Yves Klein als „sensibilisierte Materie“ [zitiert nach RUHRBERG ²2005, 294]. Fontana möchte das Bild zum Raum hin öffnen, indem er die Leinwand aufschlitzt oder durchlöchert. Siehe RICHTER [2005, 344ff]. Graubner entwickelt die „Farbraumkörper“ und Manzoni in weiß gehaltene Arbeiten, die er „Achromes“ nennt. Gemeinsam ist diesen Arbeiten die Reduktion auf eine Farbe. 217 Die in der Tabelle aufgeführten Künstler sieht Franz MEYER [2005, 270] als „die wichtigsten Protagonisten der Minimal Art“. SCHNECKENBURGER [²2005, 525] nennt sie den „inneren Kern“. 218 Zu den Künstlern, die sich ab Ende der 1960er Jahre dem natürlichen Landschaftsraum widmen und diesen zum wichtigsten Bestandteil ihres Kunstwerkes machen, zählen Lippert, Ruhrberg und Thomas u. a. die in der Tabelle aufgeführten Künstler. Siehe LIPPERT [1990, 72ff], RUHRBERG [2005, 543ff], THOMAS [1986, 333] 129 Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 Long Richard - Maria Walter, de - Robert - - Anselmo Giovanni - - - Boetti Alighiero - - Calzolari Pier Paolo - Fabro Luciano Kounellis 1 1 2 1 4 5 1 1 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 - 2 1 2 4 - - 3 1 2 6 - - - 1 - 1 1 - - - - 1 - Jannis - - - - 1 - Merz Mario - - - Paolini Giulio - - - Pascali Pino - - Penone Giuseppe - - Pistoletto Michelangelo Prini Emilio Smithson Arte Povera 1 219 Salvo Zorio Konzeptkunst Gilberto 1 1 - 2 2 3 4 2 4 3 - 1 1 3 6 - - 1 - - - 1 1 - - 2 - 1 - 1 2 1 2 - - - - - - - - - - 2 1 2 5 - - - - 2 1 1 4 - - - - 1 1 2 4 220 Art & Language Baldessari John - - - - 1 1 1 6 Barry Robert - - - - 2 1 2 6 Becher Bernd und Hilla - - 1 1 1 - 1 1 Bochner Mel - - 2 1 2 - 1 - Brouwn Stanley - - 1 1 3 1 2 6 Buren Daniel - - 1 4 2 4 10 Darboven Hanne - - 2 3 4 2 3 5 Dibbets Jan - - 1 1 3 1 3 6 Fulton Hamish - - - 1 3 - 2 5 - - - 1 4 3 5 Gilbert & George - 1 219 Die Einordnung der Künstler unter den von Germano Celant stammenden Begriff „Arte Povera“ verändert sich über die Jahre. Unter diesen Begriff fallen in der vorliegenden Arbeit zum einen die Künstler, die am 27. September 1967 in der Galleria La Bertesca in Genua unter dem Titel “Arte Povera” ausstellten (Alighiero Boetti, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Giulio Paolini, Pino Pascali, Emilio Prini). Zum anderen kommen bei weiteren Ausstellungen unter dem Titel „Arte Povera“ in den Jahren 1967-1969 folgende Künstler hinzu: Giovanni Anselmo, Pier Calzolari, Mario Merz, Michelangelo Pistoletto und Gilberto Zorio. Siehe BÄTZNER [2000, 23ff]. Im Kunstverein München werden unter dem Titel „Arte Povera. 1971 und 20 Jahre danach“ auch Giuseppe Penone und SALVO zu dieser Strömung gezählt. Siehe ZDENEK [1991, 5]. 220 Der von Sol Lewitt erstmals 1967 in der Kunstzeitschrift „Artforum“ angeführte Begriff in seinem Aufsatz „Paragraphs on Conceptual Art“, der zu Beginn von den Künstlern heftigst diskutiert wird, bezeichnet keinen einheitlichen Stil. Im Mittelpunkt steht jedoch bei allen Künstlern die Idee und das Konzept, die Ausführung ist von sekundärer Bedeutung. Siehe HONNEF [1974, o. p.]. Unter dem Titel „Concept Art“ stellt der Kunstverein Braunschweig 1974 folgende Künstler aus: Robert Barry, Stanley Brouwn, Daniel Buren, Hanne Darboven, Jan Dibbets, Gilbert & George, Douglas Huebler, On Kawara, Joseph Kosuth, Sol Lewitt, Lawrence Weiner, Ian Wilson. Siehe HOLTMANN [1974, o. p.]. Karin THOMAS [1986, 335f] nennt zusätzlich Hans Haacke und die Gruppe Art & Language. Werner LIPPERT [1990, 55ff] zählt zusätzlich folgende Künstler zu den Konzeptkünstlern: John Baldessari, Mel Bochner, Hamish Fulton, Dan Graham und Bernd und Hilla Becher. 130 Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 Graham Dan - - - Haacke Hans - - - Huebler Douglas - - - Kawara On - - - Kosuth Joseph - - 1 - Weiner Lawrence - - 1 Ian - - Wilson Aktionskunst 2 1 - - 1 - 1 2 1 3 1 2 1 2 1 - 2 6 1 - 1 1 2 1 2 3 4 2 4 6 1 4 1 - 221 Beuys Joseph Nauman Bruce Vostell Wolf Walther 2 2 2 2 Franz Erhard Kapitalistischer Realismus 4 6 4 6 3 6 2 1 6 3 4 6 2 2 1 1 - 3 3 5 5 2 3 2 222 Brehmer K.P. 1 1 1 1 - 1 - 1 Hödicke K.H. 1 1 1 1 - 1 - 1 Lueg (ab 1968 Konrad Fischer) Konrad 1 2 1 1 - Polke Sigmar 1 1 2 3 4 Gerhard 1 4 3 6 6 1 1 - - Richter Fotorealismus - 1 1 4 4 4 5 4 6 223 Clarke John Clem - - - Close Chuck - - - - - - - 1 Cottinham Robert - - - - - - - 2 Estes Richard - - - - - - - 1 Gertsch Franz - - - - - - Goings Ralph - - - 1 - - - Kacere John - - - - - - Kanovitz Howard - - - 1 1 - 1 - 1 2 1 2 221 Franz Eberhart Walther beginnt ab 1963 mit Aktionen, die er selbst jedoch „Werkhandlungen“ und „Werkvorführungen“ nennt. Siehe JAPPE, E. [1993, 212]. Joseph Beuys führt ab 1965 Aktionen durch und Rolf Vostell ab 1961 erste Happenings. Siehe JAPPE, E. [1993, 162]. Bruce Nauman widmet sich ab 1965 dem eigenen Körper als „Instrument für Erkundungen über die Kunst und die Identität des Künstlers.“ Siehe SCHNECKENBURGER [22005, 548]. 222 Die beiden Künstler Konrad Lueg und Gerhard Richter veranstalten am 11.10.1963 „Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus“ in einem Düsseldorfer Möbelhaus, in welchem sie ihre eigenen Werke inmitten der Ausstellungsmöbel präsentieren. Siehe THOMAS [1986, 303]. Seit diesem „Happening“ wird der Begriff „Kapitalistischer Realismus“ vor allem durch den Galeristen René Block geprägt, der zu dieser Gruppe bzw. Richtung neben Lueg, Richter, Sigmar Polke, KP Brehmer und KH Hödike zählt. Siehe BLOCK [1971, 190ff]. Der Begriff bezieht sich laut THOMAS [1986, 303] vor allem auf die Frühphasen dieser Künstler. Die Werke dieser Frühphase sind auf den Messen von 1967-1974 vertreten, insbesondere bei der Galerie René Block. Deshalb fallen die Künstler in der vorliegenden Arbeit unter diese Einteilung, auch wenn sie sich laut BLOCK [1971, 30] in den späteren Jahren von diesem Begriff distanzieren. 223 1972 werden auf der documenta 5 folgende Künstler unter der Rubrik „Realismus“ ausgestellt: Chuck Close, Cottingham, Don Eddy, Estes, Kanovitz, Morley, John Salt, Ben Schonzeit und Franz Gertsch. Siehe SCHNECKENBURGER [1983, 213ff]. Bei den beiden Ausstellungen mit dem Titel „Amerikanischer Fotorealismus“ im Württembergischen bzw. Frankfurter Kunstverein 1972/73 und bei der Ausstellung im Jahr 1973 in Braunschweig werden noch folgende Künstler zu den Fotorealisten gezählt: John Clem Clarke, Ralph Goings, John Kacere. Siehe HOLTMANN [1973, 22ff]; SCHNEEDE [1972, 36ff]. 131 Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 Morley Malcolm - - - 1 1 1 1 2 Nesbitt Lowell - - - 1 2 1 2 1 Salt John - - - 1 1 - - 1 Schonzeit Ben - - - - - 1 Chillida Eduardo - Moore Henry 1 - Zadkine Ossip 1 - - - Abstrakte Plastik 1 2 - 2 1 1 - - - - - 1 - - - - Tabelle 13: Künstler auf der Art Basel Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974 Klassische Moderne Arp Jean 5 7 10 10 14 Baumeister Willi 1 3 5 5 10 Beckmann Max 3 7 4 12 5 Giacometti Alberto 2 5 6 14 7 Kandinsky Wassily 2 4 6 13 8 Klee Paul 2 4 1 11 15 Picasso Pablo 8 11 15 32 35 2 3 1 Expressionismus Barlach Ernst Heckel Erich 2 2 2 7 7 Jawlensky Alexej, von 3 4 3 6 3 Kirchner Ernst Ludwig 2 5 3 8 7 Klimt Gustav 2 1 3 4 6 Kokoschka Oskar 4 6 3 11 10 Kubin Alfred 1 2 6 3 6 Macke August - 2 1 2 2 Marc Franz - 3 3 Meidner Ludwig Modersohn-Becker Paula - Mueller Otto - Münter Gabriele - Munch Edvard - Nolde Emil Pechstein Max - Rohlfs Christian - Schiele Egon - Schmidt-Rottluff Karl Werefkin - 1 1 - - 1 1 3 4 2 2 1 - 1 1 3 5 7 5 11 8 2 4 10 5 1 2 2 1 4 2 7 3 3 4 3 - 3 - - - - - 2 2 2 - - - - Fauvismus Derain André 2 3 5 132 Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974 Dufy Raoul - Marquet Albert - Matisse Henri - Vlaminck Maurice, de - 1 3 3 4 4 1 2 2 5 6 5 1 - 3 Kubismus Braque Georges Gris Juan Léger Fernand Picasso Pablo 1 6 3 1 3 15 14 2 4 3 5 9 12 11 15 32 35 3 2 6 4 Konstruktivismus Doesburg Theo, van - - Kassák Lajos Leck Bart, van der - - - Lissitzky El - - - Malewitsch Kasimir 1 4 Mondrian Piet 1 Feininger Lyonel Moholy-Nagy Schlemmer 1 3 3 - 6 2 1 6 1 1 3 2 2 2 4 1 11 6 László 1 4 2 4 4 Oskar 2 - 2 3 7 Brauner Victor 2 1 2 5 10 De Chirico Giorgio 2 6 5 6 2 Dalí Salvador 5 8 15 22 31 Delvaux Paul 3 5 2 7 10 Ernst Max 4 12 12 23 31 Magritte René 1 1 7 10 14 Masson André 2 3 8 13 Matta Roberto 4 4 9 12 19 Miró Joan 4 9 16 28 29 Tanguy Yves 1 4 6 8 Bauhaus Surrealismus - - Neue Sachlichkeit Dix Otto 3 3 4 3 6 Grosz George 1 4 4 4 4 Marcel 1 2 2 1 4 1 2 4 9 9 Kurt 1 2 3 4 5 Baier Jean 2 2 5 6 3 Bill Max 6 7 8 14 11 Fleischmann Adolf Richard 1 3 4 3 6 Dada Duchamp Man Ray Schwitters Konstruktive Kunst 133 Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974 Fruhtrunk Günther 2 1 1 2 1 Girke Raimund 1 2 3 4 4 Glarner Fritz 1 - Graeser Camille 2 2 5 4 1 Hauser Erich 2 2 5 2 2 Heerich Erwin 1 5 3 3 Herbin Auguste 2 4 6 8 9 Lenk Thomas-Kaspar 1 3 3 2 2 Loewensberg Verena 1 1 3 2 2 Lohse Richard 4 3 6 6 1 Pfahler Karl Georg 2 2 3 7 4 Vordemberge-Gildewart Friedrich 2 1 3 4 7 Agam Yaacov 1 2 4 5 6 Anuszkiewicz Richard 1 2 - 1 2 Cruz-Diez Carlos 2 - - 1 1 Mavignier Almir 1 1 2 1 Riley Bridget - 2 2 1 Soto Jesús-Rafael 2 - 3 8 3 Vasarely Victor 5 9 12 21 20 1 3 7 17 13 - 1 - - Op Art - 1 Kinetische und kybernetische Kunst Calder Alexander Bury Pol - - Le Parc Julio - - Rickey George - Schoeffer Nicolas - - Tinguely Jean - - 1 2 3 - 1 1 1 - - 1 1 Informelle Kunst Brüning Peter Buchheister Carl Burri Alberto Dahmen Karl Fred Fautrier Jean - Gaul Winfred - Götz K.O. - Greis Otto - Hartung Hans Hoehme Gerhard Mathieu Georges 1 Michaux Henri 1 - Poliakoff Serge 3 Saura Antonio 1 - 1 4 3 3 2 3 6 - 1 3 1 - 1 1 4 - 6 - 1 1 - 2 - 3 2 - 1 - 5 4 - 2 5 1 - 9 - 1 - 1 2 - 2 2 5 9 14 14 1 3 3 5 134 Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974 Schultze Bernard Schumacher Emil Sonderborg K.H.R. Soulages Pierre Tàpies Antoni Thieler Fred - - Trier Hann - - 2 - 1 4 4 3 1 5 2 1 2 2 2 3 4 15 21 1 - 2 2 Wols 5 1 12 1 - - - - 4 1 4 4 Abstrakter Expressionismus Baziotes William - - Francis Sam - Frankenthaler Helen - Gottlieb Adolph Gorky Arshile - - Guston Philip - - Kline Franz - De Kooning Willem - Motherwell Robert Newman Barnett Pollock Jackson 1 - Rothko Mark 1 Still Clyfford 1 - Twombly Cy 3 1 - 2 6 8 1 3 2 1 1 1 1 - 1 - - 1 1 - 2 3 - 1 - 1 2 - - 1 - - 4 - 1 1 1 1 5 1 4 3 7 1 8 6 2 2 4 4 4 3 3 3 2 4 7 3 2 4 3 3 2 3 3 4 Hard Edge Held Al 1 1 - Kelly Ellsthworth Noland Kenneth Stella Pop Art Frank D’Arcangelo Allan Blake Peter - Chamberlain John - Dine Jim 4 7 8 12 8 Hamilton Richard 1 1 4 3 6 Hockney David 3 7 8 12 16 Indiana Robert 1 3 3 7 1 Jones Allen 3 2 5 7 6 Kitaj Ronald B. 2 - 1 4 2 Lichtenstein Roy 2 4 6 8 7 Oldenbourg Claes 1 3 3 8 4 Paolozzi Eduardo 2 3 4 2 4 Phillips Peter 1 2 3 2 2 Ramos Mel 1 2 1 1 1 - 1 2 - 2 - - 1 - 135 Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974 Rosenquist James - Smith Richard Tilson 2 4 6 7 1 1 4 2 6 Joe 2 1 2 2 2 Warhol Andy 2 5 3 10 8 Wesselmann Tom 1 2 2 4 7 Arman 4 7 7 8 13 César 1 3 5 5 6 4 2 8 11 14 Nouveaux Realisme Christo Javacheff Dufrene Francois - - - - Hains Raymond - - - - Klein Yves - 1 3 6 5 Raysse Martial - 1 2 2 2 Rotella Mimmo - 1 1 - Saint Phalle Niki, de 2 3 4 4 4 Spoerri Daniel 1 4 4 2 2 Tinguely Jean 1 5 4 4 4 Bellmer Hans 3 4 7 8 15 Brauer Erich 6 4 9 3 Bremer Uwe 2 4 2 7 5 Fuchs Ernst 4 6 2 11 9 Hausner Rudolf - 1 3 7 5 Hutter Wolfgang - - 1 4 2 Lehmden Anton - - - 6 3 Oelze Richard - - - 1 2 Schröder-Sonnenstern Friedrich 1 2 3 10 5 Wunderlich Paul 1 4 7 14 14 Fontana Lucio 8 5 8 15 9 Geiger Rupprecht 3 5 3 - Graubner Gotthard 2 - Klein Yves 1 Mack Heinz Manzoni 1 - Fantastischer Realismus - Monochrome Malerei/Plastik 3 6 4 8 1 3 6 5 2 3 6 7 4 Piero 2 2 5 6 9 Piene Otto 1 3 2 3 2 Uecker Günther 2 2 3 5 5 2 2 2 Minimal Art Andre Carl - - Flavin Dan - 2 2 4 5 Judd Donald - 3 1 4 3 LeWitt Sol 4 5 7 8 1 136 Künstler Vorname Morris Robert 1970 1971 1972 1973 1974 1 - - 2 1 1 1 1 1 - Land Art Heizer Mike - 1 Long Richard - - 1 Maria Walter, de - - 1 - Smithson Robert - - - Anselmo Giovanni - - - 1 - Boetti Alghiero - - - 2 - Calzolari Pier Paolo - - - Fabro Luciano - - Kounellis Jannis - 1 Merz Mario - 1 - Paolini Giulio - - Pascali Pino - - - - Penone Giuseppe - - - - Pistoletto Michelangelo - - Prini Emilio - - - - 1 1 - - - 1 2 - - - 1 1 1 - 1 - - Arte Povera Salvo Zorio Gilberto - - 1 1 2 1 1 2 2 3 2 4 2 1 1 1 - 2 1 - Konzeptkunst Art & Language 2 Baldessari John - - 1 Barry Robert - - 1 - Becher Bernd und Hilla - - - Bochner Mel - - - Brouwn Stanley - - - Buren Daniel - - 2 1 2 Darboven Hanne - - 1 1 3 Dibbets Jan - - 1 - - Fulton Hamish - - - - - - - - - - Gilbert & George - - 1 1 - Graham Dan - - 2 Haacke Hans - - 1 - Huebler Douglas - - 1 - Kawara On - - 1 - Kosuth Joseph - - 1 Weiner Lawrence - - 1 - Wilson Ian - - - 2 - 1 5 1 - 1 1 1 - - Happening und Aktionskunst Beuys Joseph Nauman Bruce 3 - 4 6 6 12 1 2 4 4 137 Künstler Vorname Vostell Wolf Walther Franz Erhard 1970 1971 1972 1973 1974 3 - 4 - 3 1 6 1 2 1 Kapitalistischer Realismus Brehmer KP 1 - - Hödicke KH 1 - - 1 - - Lueg (ab 1968 Konrad Fischer) - 1 1 - 2 - Polke Sigmar 1 4 5 6 8 Richter Gerhard 1 5 5 6 12 1 2 1 2 Fotorealismus Clarke John Clem - Close Chuck - - 1 2 1 Cottingham Robert - - 1 5 4 Estes Richard - 1 3 2 Gertsch Franz - 1 2 2 Goings Ralph - 1 1 3 3 Kacere John - 1 1 1 3 Kanovitz Howard 1 1 - Morley Malcolm 1 1 3 4 Nesbitt Lowell 1 3 3 1 Salt John - 1 1 3 3 Schonzeit Ben - 2 2 2 1 - 1 1 - 1 Abstrakte Plastik Chillida Eduardo 5 4 4 6 8 Moore Henry 3 6 7 14 10 Zadkine Ossip 4 3 7 8 5 138 Tabelle 14: Rangliste des Kunstkompass' 1970-1974 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 Liste 1970 Rauschenberg Vasarely Fontana Johns Oldenburg Tinguely Arman Klein Lichtenstein Dine Stella Paolozzi Soto Warhol Rosenquist Hockney Louis Uecker Mack Piene Kelly Raysse Kitay Noland Albers Jones Morris Segal Judd Christo Antes Beuys Vertreten 1970 Rang Liste 1971 K 1 Rauschenberg B+K 2 Oldenburg B+K 3 Johns 4 Tinguely B+K 5 Klein B+K 6 Dine B+K 7 Arman B+K 8 Beuys B+K 9 Lichtenstein B+K 10 Stella K 11 Soto B+K 12 Warhol B+K 13 Paolozzi B+K 14 Hockney K 15 Rosenquist B+K 16 Morris 17 Uecker B+K 18 Christo B+K 19 Noland B+K 20 Louis 21 Raysse K 22 Kelly B+K 23 Mack B+K 24 Piene K 25 Judd B+K 26 Cesar B+K 27 Riley K 28 Segal K 29 Kienholz B+K 30 Jones B+K 31 Kitaj B+K 32 Antes Vertreten 1971 B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K K B+K B+K K B+K B+K B B+K B+K B+K B+K K B+K B+K B+K K B+K Liste 1972 Rauschenberg Oldenburg Johns Tinguely Beuys Klein Arman Warhol Lichtenstein Dine Soto Stella Cesar Christo Paolozzi Uecker Morris Noland Rosenquist Mack Louis Hockney Raysse Kienholz Piene Hamilton Bury Jones Judd Naumann Segal Kelly Vertreten 1972 B+K B+K B+K B+K B+K B B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K K B+K B+K B+K B+K B Liste 1973 Rauschenberg Johns Oldenburg Beuys Klein Warhol Lichtenstein Tinguely Stella Arman Dine Soto Christo Louis Noland Rosenquist Morris Cesar Uecker Paolozzi Kelly Lewitt Bury Judd Hockney Kienholz Flavin Hamilton Raysse Segal Mack Andre Vertreten 1973 B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B B B+K B+K B+K B+K B B+K B B B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K Liste 1974 Rauschenberg Oldenburg Johns Tinguely Beuys Warhol Klein Lichtenstein Stella Arman Christo Dine Soto Rosenquist Morris Louis Uecker Segal Lewitt Kelly Noland Judd Paolozzi Manzoni Hamilton Bury Cesar Mack Flavin Nauman Andre Hockney Vertreten 1974 B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K K B+K B+K B+K B+K B+K B+K 139 Rang 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 54 56 57 58 59 60 61 62 62 62 65 Liste 1970 Cesar Le Parc Riley Flavin Hamilton Schoeffer Tilson Wesselmann Indiana Bill Rivers Pistoletto Smith, R Brüning Hundertwasser Bell Schultze Kienholz Klapheck Twombly King Fahlström Lindner Geiger Richter Frankenthaler Bury St. Phalle Lewitt Andre Chamberlain Marisol Pomodoro Vertreten 1970 Rang Liste 1971 B 33 Flavin K 34 Le Parc K 35 Wesselmann K 36 Pistoletto B+K 37 Andre 38 Tilson B+K 39 Indiana B+K 40 Smith, R. B+K 41 Hamilton B+K 42 Schoeffer B 43 Spoerri 44 Bury B 45 Nauman K 46 Lewitt B+K 47 Hundertwasser K 48 Rivers B+K 49 St. Phalle K 50 Bontecou K 51 Twombly K 52 Dorazio 53 Chillida 54 Fahlström B+K 55 Bell B+K 56 Klapheck B+K 57 Caro 58 King K 59 Chamberlain B +K 60 Schultze B+K 61 Brüning K+K 62 Chryssa K+K 63 Arakawa 64 Manzoni B+K 65 Geiger Vertreten 1971 B+K K B+K B+K K B+K B+K B B+K B+K K B+K B+K B B B+K K B+K B+K B+K K B+K K K B+K K B+K B+K B+K Liste 1972 Andre Wesselmann LeWitt Schoeffer Kitaj Riley Antes Manzoni Le Parc Dorazio Flavin Spoerri Indiana Pistoletto Klapheck Tilson Dibbets Smith, R. Chillida Serra Caro De Maria Huebler Sonnier Rot Chamberlain St. Phalle Richter Morellet Merz King Bontecou Twombly Vertreten 1972 B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B B+K B B+K B B+K B+K K B+K B B+K B+K K B+K B+K B+K K B K B+K Liste 1973 Manzoni Nauman Schoeffer Piene Jones Kitaj Wesselmann Pistoletto Klapheck Indiana Serra Twombly Riley Chillida De Maria Le Parc Rot Tilson Caro Antes Spoerri Schoonhoven Richter Rivers Long Huebler Agam Saint Phalle Smith, R. Arakawa Dibbets Chamberlain Bontecou Vertreten 1973 B+K B+K B B+K B+K B B+K B+K B+K B B+K B+K B K B+K B B B+K B+K B+K B+K B B+K K B+K B B B+K K B Liste 1974 Kienholz Serra Raysse Rot Wesselmann Dibbets Spoerri De Maria Twombly Richter Schoeffer Pistoletto Klapheck Kitaj Gnoli Piene Jones Schoonhoven Chillida Ryman Kosuth Arakawa Long St. Phalle Riley Caro Tilson Agam Indiana Sonnier Huebler Merz Gilbert & Vertreten 1974 B+K B+K B+K B+K B+K K B+K B+K B+K B+K B B+K B+K B B+K B+K B+K B+K B B+K B+K B+K K B+K B B+K B B B+K B+K B+K B+K B+K 140 Rang Liste 1970 66 67 67 69 69 71 72 73 74 75 75 77 78 79 80 81 Caro Phillips Berrocal Arakawa Poons Naumann Chryssa Rickey Manzoni Spoerri Lenk Gaul Trova Pfahler Haese Morellet 82 83 84 85 Blake Bontecou Heerich Demarco 86 87 88 88 90 91 92 93 93 95 95 Mavignier Smith, T D'Arcangelo Luginbühl Smithson Colombo Wunderlich Anuszkiewicz Kramer De Maria Gerstner Vertreten 1970 Rang Liste 1971 B B+K B+K K K K B+K B+K B+K K K B+K K K B+K K B+K K B+K B+K B+K K K B+K Vertreten 1971 Liste 1972 Vertreten 1972 Liste 1973 B 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Frankenthaler Phillips Poons D'Arcangelo Morellet Marisol Haese Pomodoro, A. Richter Blake Rotella Rickey Smith, T. Luginbühl Pomodoro, G. Berrocal K B+K 82 83 84 85 Rainer Sonnier Serra Ipostegy B+K K B+K B 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 Smithson Mavignier Visser De Maria Gaul Trova Hoyland Pfahler Demarco Heerich Verheyen K B+K B+K K B+K B B B B+K B B+K K K B+K B+K B+K B+K B+K Fahlström Smithson Arakawa Rivers Blake Haacke Smith, T. Brüning Long Visser Luginbühl Pomodoro, A. Rotella Agam Heizer Bell Gilbert & George Walther Kosuth Gaul Marisol D'Arcangelo Poons Hains Geiger Phillips Weiner Iposteguy Rickey Pomodoro, G. Filliou B+K B B B+K B B+K B+K B+K B K B+K B+K B+K K K B+K B+K K B B K B+K B+K B+K B B B+K Sonnier Olitsky Gnoli Kosuth King Walther Fahlström Bell D'Arcangelo Smith, T. Takis Kolar Luginbühl Ryman Krushenik Jensen Poons Haacke Heerich Chryssa Gilbert & George Morellet Samaras Darboven Heyboer Merz Rainer Graubner Marisol Alviani Blake Vertreten 1973 Liste 1974 George B+K Le Parc B Weiner B Ruscha B+K Walther B Darboven B+K Rivers B Chamberlain B+K Antes B Smith, T. Smith, R. K Bontecou B Morellet B King B+K Martin B Broodthaers Dekkers Vertreten 1974 B+K K B+K Filliou Olitski Poons Graubner B+K B+K B+K B+K K B+K Blake Heerich Takis Panamarenko Jensen Fahlström Visser Rainer D`Arcangelo Alviani Buren B+K B+K B+K B+K B B+K K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B+K B B+K B B B+K B+K B+K B+K B+K K B+K B+K B B+K B B B+K B 141 Rang 95 98 99 100 Liste 1970 Sonnier Hains Serra Hoyland Vertreten 1970 Rang Liste 1971 K 97 Rot K 98 Colombo K 99 Krushenick 100 Lenk Vertreten 1971 B+K B B+K B+K Liste 1972 Haese Oppenheim Rainer Artschwager Vertreten 1972 B B+K B+K B+K Liste 1973 Ruscha Brüning Davis, R. Geiger Vertreten 1973 B+K K K K Liste 1974 Heizer Kolár Ruthenbeck Haacke Vertreten 1974 B+K B+K B+K K 142 Anhang 4: Abbildungen Abbildung 1: Kojenplan des Kunstmarktes Köln '67 Abbildung 2: Kojenarchitektur, Gürzenich, Kunstmarkt '67 143 Abbildung 3: Koje der Galerie Änne Abels, Gürzenich, Kunstmarkt '67 Abbildung 4: Grundriss, Kunsthalle Köln, Kunstmarkt ’68 144 Abbildung 5: Kunsthalle Untergeschoss, Kunstmarkt ’68 Abbildung 6: Grundriss, Hallen 8/9, Art '70 145 Abbildung 7: Blick von der Galerie auf die Messehalle 8, Art ’70 Abbildung 8: Grundriss, Hallen 10/12, Art `73 146 Abbildung 9: Blick in die Messehalle, Art' 74 Abbildung 10: Blick in den Rundhof, 1976 147 Abbildung 11: Kojenplan, Internationaler Kunstmarkt Köln `74 148