Angewandte Strömungssimulation
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Angewandte Strömungssimulation
Angewandte Strömungssimulation 6. Vorlesung Stefan Hickel Finite - Volumen - Methode Finite - Volumen - Methode ! Das Rechengebiet wird in nicht überlappende Bereiche (= finite Volumina) unterteilt. ! Jedem Kontrollvolumen ( KV ) wird ein Knoten zugeordnet, an welchem die diskreten Werte gespeichert werden. Zellknoten Finites Volumen Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 3 Finite - Volumen - Methode ! Das Rechengebiet wird in nicht überlappende Bereiche (= finite Volumina) unterteilt. ! Jedem Kontrollvolumen ( KV ) wird ein Knoten zugeordnet, an welchem die diskreten Werte gespeichert werden. ! Die Erhaltungsgleichungen werden über die KV integriert ∂ tϕ = ∇ • Ψ → ∂ t ∫∫∫ ϕ dV = ∫∫∫ ∇ • Ψ dV ! Volumenintegrale können mit dem Satz von Gauss in Oberflächenintegrale umgewandelt werden. € ∫∫∫ ∇ • Ψ dV = ∫∫ n • Ψ dS = ∫∫ Ψ dS Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation rechts − ∫∫ Ψ dS links + − 4 Finite - Volumen - Methode Impulserhaltungsgleichung in integraler Form: ! Es werden Flüsse über die KV-Oberfläche S bilanziert! Zellknoten Finites Volumen Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 5 Finite - Volumen - Methode ! Approximationsvorschriften werden zur numerischen Auswertung der Flüsse durch die Grenzflächen der Kontrollvolumina benötigt. ! Zur Approximation der Feldgrößen Ψ an anderen Punkten als den Knotenpunkten (wo ja die Werte gespeichert sind) werden Interpolationsvorschriften verwendet. ! Die diskretisierten Erhaltungsgleichungen werden für jedes KV ausgewertet. ! Zusammen mit geeigneten Randbedingungen entsteht ein algebraisches Gleichungssystem, welches numerisch gelöst wird. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 6 Finite - Volumen - Methode Schwerpunkt dieser Vorlesung ist die notwendige zweifache Näherung: ! Der Wert der Integrale über die KV-Oberflächen wird angenähert durch die diskreten Werte der Variablen an einer oder mehreren Zellwänden. ! Die Werte an den Zellwänden werden angenähert als Funktion der Werte an den Zellknoten (KV Mitte). Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 7 Kompass Notation NW N nw W Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation ne P w sw SW n NE e E EE se s S SE 8 Oberflächenintegrale ! Mittelpunktsregel (2ter Ordnung): Tafel: Taylorreihe das Integral wird angenähert durch das Produkt des Integranden am Mittelpunkt der Zellfläche mit der Größe der Zellfläche : Mittelwert Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 9 Oberflächenintegrale ! Trapezregel (2ter Ordnung) ! Simpson Regel (4ter Ordnung) Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 10 Volumenintegrale ! Integration 2ter Ordnung: Exakt wenn q konstant oder linear in V ist. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 11 Interpolation der Werte an den Zellwänden Für die Auswertung der im Impulssatz auftretenden Integrale wird Ψ an den Zellwänden benötigt. diese werden bestimmt durch: räumliche INTERPOLATION Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 12 Interpolation der Werte an den Zellwänden ! Upwind Interpolation (Upwind Differencing Scheme - UDS): W Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation P e E 13 Interpolation der Werte an den Zellwänden ! Lineare Interpolation (Central Differencing Scheme - CDS): „Interpolationsfaktor“ : W Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation P e E 14 Interpolation der Werte an den Zellwänden ! Taylorreihenentwicklung: ! Abbruchfehler E des UDS-Verfahrens : EUDS ist proportional zur Gitterweite (xe-xp) , d.h. es handelt sich um ein Verfahren 1. Ordnung. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 15 Abbruchfehler – Numerische Diffusion ! Beispielbetrachtung des Abbruchfehlers für UDS anhand der Advektionsgleichung (Transportgleichung): ! Welchen Einfluss hat der Diskretisierungsfehler auf die ursprünglich zu lösende Differentialgleichung? Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 16 Abbruchfehler – Numerische Diffusion ! Entwicklung von u in eine Taylorreihe: ∂u Δt 2 ∂2 u = + Δt + +… 2 ∂t 2 ∂t ∂u Δx 2 ∂2 u n n u i−1 = u i − Δx + +… 2 ∂x 2 ∂x u in +1 u in n – Zeitpunkt i - Gitterpunkt € Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 17 Abbruchfehler – Numerische Diffusion ! Entwicklung von u in eine Taylorreihe. ! Mit der Upwind-Vorschrift bei u>0 erhalten wir für die Ableitungen: n – Zeitpunkt i - Gitterpunkt Fehler numerische Vorschrift was wir eigentlich berechnen wollten Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 18 Abbruchfehler – Numerische Diffusion ! Einsetzen in die Differentialgleichung liefert: ∂u ∂u +u =0 ⇒ ∂t ∂x n uin +1 − uin uin − ui−1 Δt ∂2 u Δx ∂2 u +u − +u =0 2 2 Δt Δx 2∂t 2∂x Abbruchfehler ! Die Vernachlässigung des Abbruchfehlers im Lösungsprozess liefert die diskretisierte Gleichung: € Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 19 Abbruchfehler – Numerische Diffusion ! Modifizierte Differentialgleichung ! Weitere Umformung ergibt: ! Der Abbruchfehler der hier verwendeten numerischen Vorschrift hat den selben Charakter wie ein Diffusionsterm und wird daher auch “numerische Diffusion” genannt. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 20 Abbruchfehler – Numerische Diffusion Abbruchfehler = numerische Diffusion ! Der Abbruchfehler kommt allein durch das numerische Diskretisierungsschema zustande und hat im allgemeinen nichts mit der Gleichung zu tun. Daher ist es wichtig, die Diskretisierung passend zur zu lösenden Differentialgleichung zu wählen. ! Ein numerisches Verfahren ist instabil, wenn die numerische Viskosität negativ ist. -> Stabilitätskriterium für maximal erlaubten Zeitschritt Δt ≤ Δx / u -> Maximale Genauigkeit bei maximalem Zeitschritt, Stabilität vorausgesetzt. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 21 Abbruchfehler – Numerische Diffusion ! für eine Diffusionsgleichung, die bereits einen Term 2. Ableitung im Raum besitzt, wird bei entsprechender Vorgehensweise ebenfalls zur Grundgleichung eine numerische Dissipation hinzukommen, die zu einer effektiven Verringerung der Reynoldszahl im numerischen Verfahren führt. ! Die effektiv berechnete Lösung kann als die einer geringeren Reynoldszahl entsprechende Strömung interpretiert werden. ul Re = ν Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation → Re effektiv ul = ν + νN 22 Abbruchfehler – Numerische Diffusion CFX mit UDS CFX mit CDS Unterexpandierter Überschall-Freistrahl. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 23 Abbruchfehler für lineare Interpolation Lineare Interpolation (Central Differencing Scheme - CDS): „Interpolationsfaktor“ : ! Taylorreihenentwicklung: Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 24 Abbruchfehler für lineare Interpolation Umformung und Einsetzen ergibt: Verfahren 2ter Ordnung (für gleichförmige sowie nicht-gleichförmige Gitter) Abbruchfehler: ECDS ist proportional zur (Δx)2 Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 25 Numerische Diffusion vs. Dispersion UDS Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation CDS 26 Anmerkung zum Diskretisierungsfehler Schemata höherer Ordnung: - versprechen genauere Lösungen bei gleichem Gitter - führen zu sehr großen Differenzensternen P - einfach für explizite Methoden - aufwändig/teuer für implizite Methoden Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 27 Anmerkung zum Diskretisierungsfehler ! Ein Verfahren mit hoher Fehlerordnung bedeutet nicht automatisch auch kleiner Fehler. ! Die Angabe bezieht sich auf die Konvergenzrate bei Gitterverfeinerung: log E 1. Ordnung UDS 2. Ordnung Zentrale Differenz Anzahl Gitterpunkte Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation geringe Auflösung große Gitterweite hohe Auflösung kleine Gitterweite 28 Interpolation in ANSYS-CFX ! 1st order Upwind Differencing Scheme (UDS) ! 2nd order Central Differencing Scheme (CDS) ! 1st-2nd order blend factor (UDS <-> CDS, 0 ≤ β ≤1) ! „High-Resolution“ Scheme (automatische lokale Anpassung von β) Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 29 Gradient an den Zellwänden ! Für die Auswertung der diffusiven Terme der zellgemittelten Erhaltungsgleichungen werden auch die Gradienten von Ψ an den Grenzen des KV benötigt. ! Ansatz entsprechend zentraler Differenzen (CDS) da dies dem Charakter der Diffusion am besten entspricht. ! Aus der Taylor-Reihenentwicklung folgt: ! Bei Vernachlässigung des Abbruchfehlers ergibt sich eine Approximation für die 1. Ableitung von Ψ Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 30 Gradient an den Zellwänden ! Abbruchfehler: ~ Δx ~ Δx2 ! Für nicht gleichförmige Gitter ist das Verfahren von 1. Ordnung, der dominante Fehlerterm ist proportional zu Δx ! Für gleichförmige Gitter wird die Fehlerordnung um eine Stufe erhöht, wir erhalten ein Verfahren 2. Ordnung! Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 31 Gradient an den Zellwänden Was passiert bei der Verfeinerung eines nicht gleichförmigen Gitters? 1. Abstände zwischen den Zellen in gleich große Anschnitte teilen: -> Der erste Fehlerterm ist nur an den alten, aber nicht an den neuen Gitterpunkten vorhanden. -> Der globale Abbruchfehler wird nur geringfügig weniger reduziert, als in einem Verfahren 2. Ordnung. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 32 Gradient an den Zellwänden Was passiert bei der Verfeinerung eines nicht gleichförmigen Gitters? 2. Abstände zwischen den Zellen mit gleicher Streckung teilen : -> Die Streckung nimmt ab. -> Der erste Abbruchfehlerterm verringert sich schneller als der zweite Abbruchfehlerterm, wir erhalten somit ein Verfahren 2. Ordnung. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 33 Gradient an den Zellwänden Was passiert bei der Verfeinerung eines nicht gleichförmigen Gitters? -> Systematische Gitterverfeinerung auf nicht gleichförmigen Gittern kann die selbe Rate der Reduzierung des Abbruchfehlers ergeben wie die Verfeinerung auf gleichförmigen Gittern ! Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 34 Instationäre Probleme Instationäre Probleme ! bei instationären Problemen muss eine 4. Dimension diskretisiert werden -> ZEIT ! instationäre Probleme sind parabolisch in der Zeit (kein „Rückwärts-Einfluss“) ! instationäre Probleme sind Anfangsrandwertprobleme (Anfangswertproblem AWP und Randwertproblem RWP) ! für die Zeitdiskretisierung können analoge Techniken wie für die Ortsdiskretisierung verwendet werden Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 36 Instationäre Probleme Gewöhnliche DGL: Ziel: Finden der Lösung φ einen kurzen Zeitpunkt Δt nach t0 Um die Lösung bei tn=t0+nΔt zu berechnen, wird iterativ die Lösung bei tn-1=tn-Δt als Startwert verwendet. Lösung: Integration umstellen Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 37 Instationäre Probleme Numerische Lösung des Integrals: Euler vorwärts (explizit): f (1. Ordnung) t0 t0+dt t Euler rückwärts (implizit) : f (1. Ordnung) t0 Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation t0+dt t 38 Instationäre Probleme Mittelpunktsregel (implizit): f (2. Ordnung) t0 Trapezregel (implizit): t0+dt t f (2. Ordnung) t0 t0+dt t alle Verfahren geben gute Lösungen bei kleinen Δt Ordnung des Verfahrens besagt, wie schnell der Abbruchfehler gegen null geht, wenn Δt klein genug ist „klein genug“ ist vom Verfahren und dem Problem abhängig Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 39 Eigenschaften expliziter Verfahren ! keine weitere Iteration erforderlich ! einfach zu implementieren ! geringer Speicherbedarf ! instabil bei größeren Zeitschritten ! Zeitschrittbegrenzung abschätzten mittels Stabilitätsanalyse Courant-Friedrichs-Levy (CFL) , … siehe GNSM Vorlesung -> Zeitschritt muss der Strömung und der räumlichen Gitterweite angepasst werden! Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 40 Eigenschaften impliziter Verfahren ! implizite Methoden: Werte von φ zur Zeit t>t0 werden benötigt -> Integrale können nur iterativ gelöst werden ! schwieriger zu programmieren ! größerer Speicheraufwand ! i.d.R. unbedingt stabil bei größeren Zeitschrittweiten als explizite Verfahren. ! der höhere numerische Aufwand pro Zeitschritt (Iterationen) wird oftmals durch die Möglichkeit größerer Zeitschritte ausgeglichen. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 41 Prädiktor-Korrektor-Methoden ! Kombination aus expliziten und impliziten Verfahren ! die Lösung zum neuen Zeitpunkt wird mit einem Eulerzeitschritt vorhergesagt (Prädiktor): ! Lösung wird korrigiert durch Anwendung des Prädiktors in der impliziten Trapezregel (Korrektor): ! Limit: Fehlerordnung 2 ! Vielzahl an verschiedenen Varianten Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 42 Verfahren höherer Ordnung ! zum Erzielen einer höheren Genauigkeitsordnung sind weitere Stützstellen erforderlich ! diese können entweder Punkte sein, an denen die Lösung bereits zu früheren Zeitpunkten bestimmt wurde Mehrschritt-Verfahren ! oder zusätzliche Punkte zwischen tn und tn+1 , welche nur für numerische Zwecke verwendet werden Runge-Kutta-Verfahren ! beliebige Genauigkeitsordnung ist erzielbar Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 43 Mehrschrittverfahren ! Interpolationspolynom durch f(t,φ) zu verschiedenen Zeitpunkten ! Adams-Bashforth-Verfahren (explizit) ϕ n +1 = ϕ n + Δt 23 f (t n ,ϕ n ) −16 f (t n−1,ϕ n−1 ) + 5 f (t n−2 ,ϕ n−2 )] [ 12 (3. Ordnung) ! €Adams-Moulton-Verfahren (implizit) ϕ n +1 = ϕ n + Δt 5 f (t n +1,ϕ n +1 ) + 8 f (t n ,ϕ n ) − f (t n−1,ϕ n−1 )] [ 12 (3. Ordnung) ! Oder z.B. Adams-Bashforth-Verfahren als Prädiktor und Adams€ Moulton-Verfahren als Korrektor ! Problem: andere Methoden sind erforderlich, um die Simulation zu starten Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 44 Runge-Kutta-Verfahren ! Hilfspunkte zwischen tn und tn+1 werden verwendet ! z.B. Runge-Kutta-Verfahren 2. Ordnung: Prädiktorschritt für n+1/2 (Euler explizit) Korrektorschritt (Mittelpunktsregel) ! leicht zu implementieren ! selbst startend ! große Ähnlichkeit zu den Prädiktor-Korrektor-Methoden Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 45 Lokaler vs. physikalischer Zeitschritt ! Die maximal erlaubte Zeitschrittweite ist Δt physikalisch und numerisch limitiert. ! Die Lösung darf sich physikalisch nicht schneller ausbreiten als dies durch den Einflussbereich der numerischen Diskretisierung abgebildet werden kann, sonst Instabilität bei expliziten Zeitschrittverfahren: » Einflussbereich: h (≈ Gitterweite) » Signalgeschwindigkeit: S = |u| + c S = |u| (kompressibel) (inkompressibel) » Max. Zeitschritt: Δt ≈ min( h / S ) ! Der erlaubte (physikalische) Zeitschritt wird oft durch die kleinste Zelle bestimmt und kann daher sehr klein sein. ! Konvergenz zu stationärer Lösung kann durch lokalen Zeitschritt enorm beschleunigt werden: Δt = Δt(x) Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 46 Lokaler vs. physikalischer Zeitschritt Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 47 Lokaler vs. physikalischer Zeitschritt ! Auskonvergiertes stationäres Ergebnis ist identisch, wird aber mit lokalem Zeitschritt viel schneller erreicht. ! Transiente ist bei lokalem Zeitschritt unphysikalisch. Animation daher Vorsicht: Unzureichend konvergiertes Ergebnis ist ebenfalls unphysikalisch! ! Lokaler Zeitschritt wird oft als Beschleuniger für sogenannte Duale Zeitschrittverfahren eingesetzt. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 48 Duales Zeitschrittverfahren ! Zeitableitung wird aufgeteilt in » einen impliziten Teil mit (großer) physikalischer Zeitschrittweite Δt » einen Pseudozeit-Anteil mit lokaler Zeitschrittweite Δτ ⎛ ∂ϕ ⎞ ∂ϕ ∂ϕ = f (ϕ (t)) ⇔ lim ⎜ =− + f (ϕ (τ )) ⎟ τ → ∞⎝ ∂τ ⎠ ∂t ∂t ! Diskretisierung mit Euler implizit für die physikalische Zeit und Euler€explizit für die Pseudozeit: ⎛ ϕ (τ + Δτ ) − ϕ (τ ) ⎞ ϕ (t + Δt) − ϕ (t) lim ⎜ =− + f (ϕ (τ )) ⎟ τ → ∞⎝ ⎠ Δτ Δt Und Iteration bis Konvergenz zu stationärer Lösung in τ. Für die gesuchte Lösung gilt ϕ (t + Δt) → ϕ (τ + Δτ ) ≈ ϕ (τ ) € f (ϕ (τ )) → f (ϕ (t + Δt)) Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 49 Instationäre Probleme mit CFX Zeitdiskretisierung in ANSYS CFX: ! Euler implizit 1. Ordnung ! Euler implizit 2. Ordnung Es gibt (fast) immer ein Resultat! Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 50 Linearisierung Linearisierung ! Die Navier Stokes Gleichungen sind ein System nichtlinearer partieller Differentialgleichungen ! Viele wichtige Phänomene, wie beispielsweise die Interaktion von Wirbeln und die Entstehung von Turbulenz, beruhen auf der quadratischen Nichtlinearität. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 52 Linearisierung ! Bei impliziten Zeitintegrationsschemata wird meist eine linearisierte Form der Navier-Stokes-Gleichungen gelöst. ! Möglichkeiten der Linearisierung der quadratischen Nichtlinearität: (1) un+1 un+1 ≈ un un+1 -> Fehler (un+1 - un ) un+1 = O(Δt) (2) un+1 un+1 ≈ 2 un un+1 - un un -> Fehler Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation (un+1 - un )2 = O(Δt2) 53 Beispiel Beispiel 1D Diffusions-Konvektionsgleichung Euler implizit Zentrale-Differenzen Approximation + äquidistantes Gitter diskretisierte Gleichung: Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 55 Beispiel diskretisierte Gleichung Lösung ϕ n +1 ist implizit gegeben durch n +1 ⎛ ϕ i−1 ⎜− Δt u Δt Γ ⎞ 2Δt Γ ⎞ Δt Γ ⎞ n +1 ⎛ n +1 ⎛ Δt u n − + ϕ 1+ + ϕ − = ϕ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ i i+1 i ⎝ 2Δx Δx 2 ⎠ ⎝ ⎝ 2Δx Δx 2 ⎠ Δx 2 ⎠ € € Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 56 Algebraische Gleichung ! Aufsummieren der konvektiven und diffusiven Flüsse liefert ein algebraisches Gleichungssystem: » für jede Transportgleichung folgt in jedem Gitterpunkt eine algebraische Gleichung » Index P – Punkt an dem die DGL approximiert wurde » Index I – läuft über alle Knoten die in die Formulierung eingebunden sind » Koeffizienten Ai – abhängig von der Geometrie und den Fluideigenschaften Matrix Struktur für 5 x 5 Netz Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation » Koeffizient QP – enthält alle bekannten Terme 57 Randbedingungen Randbedingungen Einströmrand Ausströmrand P Wand ! NSG -> System von DGL –> Anfangsproblem + Randwertproblem ! nur bei Vorgabe der erforderlichen AB und RB kann die Lösung eindeutig sein Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 59 Randbedingungen Möglichkeiten: 1.) Dirichlet Randbedingung: abhängige Variable (Ψ) auf dem Rand vorgeben ; z.B. Randtemperatur 2.) Neumann Randbedingung: Gradient (dΨ/dn) der abhängigen Variable vorgeben ; z.B. Wärmestromdichte 3.) Robbin Randbedingung (gemischte RB): Wärmestromdichte mittels Wärmeübergangskoeffizienten α und Umgebungstemperatur T angeben 4.) Berandung so wählen, dass die abhängige Variable an den Rechenfeldgrenzen periodisch wiederkehrt („periodische Randbedingungen“) Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 60 Randbedingungen (Wand) ! Haftbedingung (Dirichlet RB): konvektive Flüsse durch die Wand sind NULL ! Viskose Spannungen: Haftbedingung plus Inkompressibilitätsbedingung Viskose Normalspannungen werden NULL: Übrig bleiben nur Tangentialspannungen. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 61 Randbedingungen (Wand) ! Schubspannung durch einseitige Differenz annähern: ! Alternative: Diffusive Flussterme werden mit Wandmodell als Quellterm vorgegeben. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 62 Randbedingungen (Symmetrie) ! Schubspannung wird NULL ! Normalspannung ≠ NULL Diffusiver Fluss in x1-Bilanz ist NULL Diffusiver Fluss in x2-Bilanz wird approximiert durch: Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 63 Randbedingungen Beispiel: ! Einlass: Dirichlet Randbedingung -> Ψ ist gegeben ! Auslass: Neumann Randbedingung -> dΨ/dn=0 ! Wand: Konvektive Flussterme werden zu NULL Diffusive Flussterme werden durch Wandmodell als Quellterm vorgegeben. Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation 64 Algebraische Gleichung ! Aufsummieren der konvektiven und diffusiven Flüsse liefert ein algebraisches Gleichungssystem: » für jede Transportgleichung folgt in jedem Gitterpunkt eine algebraische Gleichung » Index P – Punkt an dem die DGL approximiert wurde » Index I – läuft über alle Knoten die in die Formulierung eingebunden sind » Koeffizienten Ai – abhängig von der Geometrie und den Fluideigenschaften Matrix Struktur für 5 x 5 Netz Stefan Hickel - Angewandte Strömungssimulation » Koeffizient QP – enthält alle bekannten Terme 65