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1/2008 Wissenschafts management Z e i t s c h r i f t TectoYou f ü r I n n o v a t i o n Ingenieure und Technikerinnen sitzen an allen Schalthebeln unserer Zivilisation. Wenn der Strom aus der Steckdose kommt und das Wasser aus dem Hahn fließt, wenn die Regale im Supermarkt gut gefüllt sind und die Züge immer schneller fahren, dann stecken dahinter technische Fachleute. Sie entwickeln die Technologien, bauen die Infrastruktur und arbeiten an der kontinuierlichen Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards. Um den Herausforderungen zu begegnen, die in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen, werden Nachwuchskräfte in allen technischen Berufen dringend benötigt. Daher haben sich Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbände zu der Initiative TectoYou zusammengeschlossen mit dem Ziel, Jugendliche für Technik zu begeistern. Nix zukunftslos. Nachwuchsarbeit zum Anfassen Unter www.superstudium.de bietet der ZVEI mit Unterstützung der Mitglieder des Fachverbands Automation eine einzigartige Informations plattform. Jugendliche, die sich für ihren weiteren Bildungsweg entscheiden müssen, finden hier hilfreiche Tipps rund um das Ingenieur studium, spannende Erfahrungsberichte und wertvollen Input für ihre beruflichen Perspektiven. Die Aktion superstudium.de unterstützt aktiv die Nachwuchsarbeit der ZVEIMitglieder vor Ort und stellt vielfältige Materialien zur Verfügung, um das Berufsbild «Ingenieur» greifbar zu machen. Mit der Aktion www.superstudium.de des ZVEI ist die Nachwuchsarbeit garantiert «Nix Zukunftslos»! © 2008 www.buntebueffel.com Qualifizierten Nachwuchs aktiv fördern, Chancen aufzeigen und Jugendliche für ein Ingenieurstudium begeistern – das ist die Aktion «superstudium.de». Editorial special 1 Editorial Wer steckt hinter dieser Technik? Manchmal staune ich. Über Technik, die kaum größer ist als eine Streichholzschachtel. Wie mein mp3-Player. 20 Alben, die früher ein ganzes Regalfach für sich beanspruchten, sind nun auf einem Gerät gespeichert, das nicht dicker ist als mein kleiner Finger. Doch was oder wer steckt hinter dieser Technik? Die Antwort ist einfach: Menschen, die sich begeistert einer Idee verschreiben. Forschen. Und die Idee schließlich umsetzen. Es sind Techniker*, die im Hintergrund agieren. Die durch ihre Arbeit unser Leben nicht nur erleichtern, sondern ihm erst ein Fundament schaffen. Man stelle sich einmal den Alltag ohne Computer, Mobiltelefone oder Autos vor. Undenkbar. Noch bedeutungsvoller ist Technik für das rohstoffarme Deutschland. Denn sie bildet das Rückgrat dieses Wirtschaftsstandortes. Deshalb ist Deutschland in allen technischen Zweigen auf qualifizierte Nachwuchskräfte angewiesen. Ob im Bereich der Kommunikation, Sensorik oder Automatisierung: Wissen ist Kapital. Für Dich. Und für Deutschland. Richtiges Know-how gepaart mit Fachkräften, die bereit sind, ausgetretene Pfade zu verlassen, sichern das Bestehen auf dem europäischen und dem globalen Markt. Lange Zeit gehörten technische Berufe und Studiengänge zu den Stiefkindern der Berufswahl. Langweilig. Unattraktiv. Eine „männliche Domäne“ lautete das Urteil. Heute erleben wir ein Umdenken. Technische Berufe nehmen für viele an Attraktivität zu. Auch für Frauen. Denn die heutige Generation wächst in einer stark technisierten Umgebung auf und begegnet ihr mit einer unerschrockenen Selbstverständlichkeit. Schon die Jüngsten können IT-Kenntnisse vorweisen. Der Appetit auf Technik nimmt zu. Der Schritt hin zur Realisierung eigener Ideen ist dann nicht mehr weit. Wie wäre es, selbst Mechatronikerin zu sein? Und was genau war noch mal Engineering? Dieses Heft stellt unter anderem Initiativen der Industrie vor, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Interesse an Technik aufzugreifen und zu fördern. Porträts verschiedener Berufsfelder sollen Transparenz im Dickicht technischer Ausbildungsmöglichkeiten schaffen. Welche technischen Berufe gibt es? Welche Fähigkeiten muss ich mitbringen? Und wo kann ich mich näher informieren? Anstatt nur über Technik zu staunen, kannst Du selbst die Technik von morgen mitbestimmen. Effizientere Solaranlagen. Optimierte medizinische Geräte. Oder noch flachere Flachbildschirme warten auf ihre Entwicklung. Die Initiativen sind geschaffen. Nun erfordert es Dein Engagement, das Angebot wahrzunehmen und Deine Ideen und Fähigkeiten auszuloten. Kleine Schritte genügen. Auf die nächste Seite zu blättern, wäre ein Anfang. 1/2008 2 Zukunftstechnologien Produktion – Energie – Umwelt 4 TectoYou 100 Bewerbungen schreiben? Niemals! Berufsfelder 6 Elektrotechnik Bohren, löten, fräsen, feilen … 7 Engineering Klassiker Getriebe 8 Energietechnik Ein grünes Herz 9 Mechatronik Das ganze System im Auge halten 10Fachinformatik Ohne IT läuft gar nichts 11Werkzeugmechanik Der Allrounder 12Industriemechanik Komplexe Abläufe durchschauen 13Automatisierungstechnik Kleine Befehle bewegen große Maschinen 14Verfahrenstechnik Die Neugier siegt! Unternehmen und Ausbildung 15Studium Wir machen den Kopf frei! 16Duales Studium In der Hälfte der Zeit geht es auch! 17Ausbildung Mathe und Physik sind angesagt 18Schulen Es muss nicht immer der Gameboy sein! 19Kindergarten Geborene Forscher Initiativen 20Superstudium Ingenieuren steht die Welt offen 21Technikjournalismus Spannender als mancher Krimi 22xplore Freeclimber des Tüftlertums 23Robocup 1:0 Christiane Fritz Erster Preis im Wettbewerb Technikjournalismus 2007 * Dort, wo in diesem Heft die männliche Form verwendet wird, ist die weibliche inkludiert; umgekehrt bezieht die weibliche Schreibweise die männliche mit ein. 24SkillsGermany Silber für Deutschland! 24Impressum wissenschaftsmanagement special 1/2008 2 special Einführung ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN Produktion – Energie – Umwelt Für zentrale gesellschaftliche Fragen bietet die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie Lösungen an Ob Mobilität, Infrastruktur, Umweltschutz, Information oder Kommunikation: Bei der Gestaltung zentraler gesellschaftlicher Bedürfnisse leistet die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie einen wesentlichen Beitrag. Wichtige Kompetenzfelder sind unter anderem die Automobilelektronik, die Industrielle Automation, die Energieversorgung sowie Rundfunk und Medien. So stützen sich beispielsweise über 90 Prozent der Innovationen im Automobilbau, mit einem Jahresumsatz von 235 Milliarden Euro (2005) eine der wichtigsten deutschen Industriebranchen, auf Elektrotechnik und Elektronik. Um dem Klimawandel zu begegnen, sind der Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie der nachhaltige Umgang mit Energie unabdingbar. Allein mit energieeffizienten Geräten, Systemen und Verfahren lassen sich über 40 Milliarden Kilowatt elektrischer Energie pro Jahr einsparen. Ein Auto fährt mit hoher Geschwindigkeit die Straße entlang, rechts und links Wald. Plötzlich tritt ein Elch auf die Straße. Gelingt es dem Fahrer, schnell die Spur zu wechseln und dem Elch auszuweichen, hat der Wagen den sogenannten Elchtest bestanden. Kollidiert er mit dem Elch oder landet das Auto auf dem Dach, ist der Test fehlgeschlagen … Der Begriff „Elchtest“ hat sich für ein Fahrmanöver eingebürgert, mit dem die Seitenstabilität von Fahrzeugen geprüft werden soll. Dieser Test könnte bald der Vergangenheit angehören. Denn eine der Zukunftsvisionen der Autoindustrie ist die Digitale Fabrik. Darin ließe sich – dreidimensional, in Echtzeit und unter Berücksichtigung aller physikalischen Gegebenheiten – die Produktion vollständig im Netz simulieren, von der Herstellung der einzelnen Bestand- teile bis zum ersten Einsatz des Wagens. Erst wenn das 3D-Modell alle nur denkbaren Tests bestanden hätte, würde mit der Herstellung begonnen. Auf diese Weise ließen sich Zeit und Kosten in großem Ausmaß einsparen. Die virtuelle Fabrik ist eines der Szenarien, mit dem die Automobilindustrie den steigenden Anforderungen an Qualität einerseits und der Wettbewerbsfähigkeit andererseits begegnen könnte. Starkstromtechniker bei der Montage von Überlandleitungen. Als größtes europäisches Stromtransitland muss Deutschland in die Strominfrastruktur und in ein effizientes Management der Netze viel investieren. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Bei der Umsetzung dieser Vision kommen Schlüsseltechnologien der Automatisierungstechnik zum Einsatz, wie zum Beispiel die Sensorik: Sensoren erfassen die Parameter, die anschließend im Simulationssystem verarbeitet werden; darunter auch Softwareentwicklung und Modellierung sowie Vernetzung und Kommunikation. So sollen beispielsweise bereits bei der Entwicklung der Produktionsanlagen die entsprechenden Schnittstellen für die Digitalisierung eingeplant werden. Auch andere wichtige Innovationsfelder im Automobilbau ergeben sich aus der Schnittmenge Elektronik-Software-Mechanik, wie die zunehmende Miniaturisierung, die ständige Integration zusätzlicher Funktionen sowie die zunehmende Leistungsdichte des Systems. Forschungsbedarf besteht unter anderem auf dem Gebiet der Elektromotoren und der Fahrerassistenzsysteme. Angesichts des Klimawandels, aber auch aufgrund der steigenden Energiekosten, haben die Unternehmen der Elektroindustrie in den letzten Jahren viel in die Entwicklung energieeffizienter Produkte und Systeme investiert. Inzwischen gibt es ein Angebot an hocheffizienten Geräten, beispielsweise Kühl- und Gefriergeräte, oder Beleuchtungssysteme. Noch werden sie nicht flächendeckend genutzt; ein Problem ist vor allem der große Bestand an Alt-Geräten in den Haushalten. Auch in der Wirtschaft besteht erhebliches Einsparpotenzial. Zwei Drittel des Stromverbrauchs der Industrie entfallen auf elektrisch angetriebene Systeme wie Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren und Zentrifugen. Mehr als 15 Prozent davon – rund 27,5 Milliarden Kilowattstunden – könnten jährlich durch den Einsatz energieeffizienter Antriebstechnik eingespart werden. Die Technologie hierfür ist vorhanden. Darüber hinaus lassen sich mit innovativen Systemen nicht nur die Stromkosten, sondern auch der Kohlendioxidausstoß in Deutschland deutlich reduzieren. So würden allein mit dem Austausch von Glühbirnen durch Energiesparlampen in Privat- Einführung special 3 Chips, ausgerüstete Personaldokumente könnten zusammen mit der Auswertung biometrischer Merkmale die – ja notwendige – Identifizierung der Personen etwa an Flughäfen für Sicherheitspersonal wie Passagiere wesentlich komfortabler machen. Mit solchen Funketiketten und anderen elektronischen Markierungen lassen sich auch Warenströme verfolgen, lenken und gegen Verfälschungen schützen. Verladeanlagen am Hamburger Hafen. Angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums gehört die Lenkung von Warenströmen zu den vordringlichen Aufgaben. Unterstützung bieten hier elektronische Markierungen, mit denen sich beispielsweise Container auf ihrem Weg rund um die Welt verfolgen lassen. haushalten 4,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr weniger in die Atmosphäre abgegeben werden. In Büros ließen sich auf diese Weise 1,9 Millionen und in der Straßenbeleuchtung 1,6 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Deutschland ist das größte europäische Stromtransitland, das heißt das Land, das den höchsten Import und Export von Strom hat. Die Stromnetze werden somit stark beansprucht. Eine effiziente Nutzung der Netze ist deswegen ebenso notwendig wie der Ausgleich von Schwankungen durch Energiespeicherung und Lastmanagement. Zu den Innovationsfeldern zählen neben anderen die Kraftwerkstechnik, die Brennstoffzellentechnologie und die Erneuerbaren Energien mit Windkraft und Photovoltaik. Eine Herausforderung bei den Erneuerbaren Energien besteht darin, dass die Energie größtenteils in kleinen Mengen aus weiten Räumen gesammelt und dann zu hohen Energieströmen verdichtet werden muss. Gelöst werden könnte dieses technologische Problem durch eine Verbindung von Energietechnik einerseits und Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) andererseits. Bei einem IKT-basierten Energiesystem würden die Energieflüsse von einer Art Internet begleitet, das etwa dafür sorgt, dass bei Windstromspitzen in Cuxhaven die Fischkühlhäuser stärker als nötig abgekühlt werden – quasi auf Vorrat. Wenn dann eine Flaute eintritt und der Windstrom ausbleibt, wären sie erst einmal kalt genug, um eine Zeitlang auch ohne Strom auszukommen. Ein solches ausgleichendes Lastmanagement könnte auch helfen, Engpässe im Stromnetz abzumildern. Die Vielzahl von Online-Informationen über Energieerzeugung und -bedarf wird sich auch für den Handel über eine virtuelle Strombörse nutzen lassen, die die Entwicklung der Erneuerbaren Energien durch marktwirtschaftliche Impulse weitertreibt. Eine solche Handelsplattform wäre beispielsweise in der Lage, in einem intelligent vernetzten Wohnhaus Kühlschränken und Warmwasserspeichern immer dann Strom zuzuweisen, wenn dieser besonders billig angeboten wird. In die Stromversorgung käme ein frischer Wind ähnlich dem, der die Kommunikationsbranche modernisiert hat. Zu den dringenden Problemen, die es in naher Zukunft zu lösen gilt, gehört weiter die Lenkung von Menschen- und Warenströmen in einer globalisierten, künftig wohl von zehn Milliarden Menschen bewohnten Welt. Auch hier hat die Elektrotechnikund Elektronikindustrie viel zu bieten: Mit Funk etiketten, RFID-(Radio Frequency Identification)- Insbesondere Mega-Cities, wie sie gegenwärtig in einigen Regionen Ostasiens, Lateinamerikas, aber auch Europas und den USA entstehen, werden spezifische Infrastrukturerfordernisse aufweisen. So entstehen in solchen Ballungsräumen immen- se Anforderungen an die Wasserver- und die Abwasserentsorgung. Extremwettersituationen können immer wieder zu Engpässen in der Wasser- versorgung führen. Um dem zu begegnen sind beispielsweise Monitoringsysteme erforderlich, mit denen sich Qualitätsschwankungen schnell ermitteln lassen, oder auch autonome Wartungsroboter, die auf gemeldete Lecks reagieren können. Zu den weniger gewichtigen, aber wirtschaftlich sehr bedeutenden Entwicklungen in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie zählt die digitale Weiterentwicklung der audiovisuellen Techniken. Elektronische Bilder, die sich von der Wirklichkeit kaum mehr unterscheiden lassen, sind nur noch wenige Jahre entfernt. Kristallklare Töne gelingen auch mit einem schmalen Budget. In Zukunft wird jeder über das Internet seine eigene Radio- und TV-Station realisieren können. Elektrotechnik und Elektronik sind für den Erhalt unseres Lebensstandards von grundlegender Bedeutung. Beeinträchtigt werden könnte die Leistungsfähigkeit dieser Branchen durch ein Problem: den Nachwuchsmangel! Nur wenn in den kommenden Jahren genügend Ingenieure und technische Fachkräfte ausgebildet werden, können wir den faszinierenden technologischen Herausforderungen am Standort Deutschland in Zukunft begegnen. Friedhelm Loh Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie wissenschaftsmanagement special 1/2008 4 special Jugend – Technik – Zukunft TECTOYOU 100 Bewerbungen schreiben? Niemals! Wer sich für Technik interessiert, hat auf dem Arbeitsmarkt große Chancen Die Zahlen sind dramatisch. 400.000 Facharbeiter, Technikerinnen und Ingenieure fehlen der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr. Die aus dem Personalmangel resultierenden finanziellen Verluste betragen viele Milliarden Euro – Tendenz steigend! Weil diese Probleme sich kurzfristig nur unzureichend beheben lassen, setzen Politik und Wirtschaftsverbände zunehmend auf mittelfristige Strategien. Schülerinnen und Schüler sollen schon in der Schule für technische Berufe begeistert werden. Etwa durch TectoYou, eine Initiative der HANNOVER MESSE und von „Deutschland – Land der Ideen“ in Zusammenarbeit mit zahlreichen Verbänden und Unternehmen. Angesprochen sind 15- bis 21-Jährige, die nicht nur ein attraktives Arbeitsfeld suchen, sondern auch hervorragende Aufstiegschancen. Berufskolleg Bergisch Gladbach, erstes Ausbildungsjahr zum Elektrotechnischen Assistenten. Vorsichtig klemmt Philipp Kirchmann eine Platine mit fünf Widerständen und mehreren Messpunkten in die Löthalterung. Mit der Rechten führt er den Lötkolben zu einer der dünnen Leiterbahnen auf der Platinenrückseite. „Einmal wackeln und der Fall hat sich erledigt“, bemerkt der 17-Jährige sarkastisch, „dann gibt es Kurzschlüsse oder die Schaltung funktioniert nicht.“ Das sollte sie aber, denn die Platine ist Teil einer Anlage, mit der sich die Ohmschen Werte von Widerständen bestimmen lassen. Zwei, drei Sekunden berührt die Kolbenspitze den Lötdraht und schon verbindet das flüssige Zinn Widerstand und Leiterbahn. Perfekt! Philipp Kirchmann hat den Kontaktpunkt sauber gesetzt. Natürlich übernehmen bei der Herstellung professioneller Schaltungen Roboter diese Aufgabe. Auf den Bruchteil eines Millimeters genau setzen sie Lötpunkt für Lötpunkt, ihre Präzision ist unübertroffen. Doch darum geht es bei der Ausbildung am Berufskolleg nicht. „Die Jugendlichen sollen auch löten lernen“, sagt Reinhard Hüppe, Ge- wissenschaftsmanagement special 1/2008 Bau eines Hochgeschwindigkeitszuges: Zukünftige Ingenieure erhalten die ersten Stellenangebote bereits vor dem Examen. schäftsführer des Fachverbandes Automation im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI), Frankfurt am Main, „genauso wichtig ist aber die sinnliche Erfahrung von Technik, vor allem das Tüfteln und Probieren, das auch Spaß machen soll.“ Und ZVEI-Präsident Friedhelm Loh fügt hinzu: „Wer Spaß hat und Freude an seiner Ausbildung, bricht sie nicht frühzeitig ab.“ Genau das passiert aber immer wieder. „Ein Fünftel aller Berufsausbildungsverträge werden vorzeitig gelöst“, beklagt die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, „außerdem brechen 24 Prozent der Studierenden an Universitäten und 17 Prozent an Fachhochschulen ihr Studium ab.“ Technische Berufe sind dabei (leider) Spitzenreiter und die Folgen unübersehbar. Mittlerweile fehlen nach einer Umfrage des Industrie- und Handelskammertags in der Wirtschaft rund 400.000 Fachkräfte. Das fehlende Personal kostet Deutschland pro Jahr 23 Milliarden Euro. Facharbeiter, Techniker und Ingenieurinnen werden dringend ge- sucht. Die aber gibt es nur, wenn Schülerinnen und Schüler möglichst frühzeitig auf technische Berufe vorbereitet werden. Eine Antwort auf dieses Problem ist TectoYou. „Wir wollen junge Menschen möglichst früh für technische Berufe begeistern“, sagt Gunther Kegel, Vorsitzender des Fachverbandes Automation im ZVEI, „die HANNOVER MESSE mit ihrer Initiative für Jugend – Technik – Zukunft ist dafür eine gute Plattform.“ 5.000 Unternehmen aus aller Welt und allen nur denkbaren Industriebranchen präsentieren vom 21. bis 25. April 2008 Produkte und Innovationen auf höchstem Niveau. Ein idealer Platz für Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren, die mit TectoYou das ultimative Technik erlebnis haben können. Von der Automatisierungs- und Energietechnik über die Optik bis hin zur Mikrosystem- und Nanotechnologie – jeder nur denkbare Bereich wird vorgestellt. „Für uns steht dabei der enge Kontakt zwischen Schulen und Unternehmen im Mittelpunkt“, sagt Fried- helm Loh, „je enger der Kontakt ist, desto individueller können die Unternehmen die Entwicklung einzelner Schüler fördern.“ In Halle 26 der HANNOVER MESSE bietet TectoYou zudem ein Aktions- und Dialogprogramm, bei dem die Besucher Antworten auf alle Fragen rund um Technik, Ausbildung und Job finden. 15.000 Jugendliche der Klassen 9 bis 12, sowie Erstsemester erwarten die Organisatoren. Und damit TectoYou nicht nur berufstechnisch in guter Erinnerung bleibt, endet es (total cool) mit dem Festival of Technology – inklusive fetziger Live-Musik, prominenter Gäste aus Politik und Wirtschaft und dem einen oder anderen „Sternchen“. Womit deutlich wird: Technikbegeisterte Jugendliche werden heftig umworben. Und sie dürfen sich zu Recht in einer privilegierten Situation sehen. „Wer sich für eine technische Ausbildung entscheidet, gleichgültig ob als Lehre oder als Studium an einer Fachhochschule oder Universität, bekommt binnen kürzester Zeit einen Arbeitsplatz“, erklärt Hüppe, „der Arbeitsmarkt hungert nach Fachkräften.“ Zum Teil mit bizarren Folgen: Zukünftige KfzIngenieure beispielsweise erhalten ihre ersten Angebote mittlerweile schon vor Ende des Studiums. 100 Bewerbungen schreiben? Niemals! Die Wahl des Traumberufs nimmt den Jugendlichen allerdings niemand ab, den müssen sie schon selbst finden. Und das ist dann doch nicht ganz so einfach. Will ich in die Luft- und Raumfahrt oder doch lieber Offshore-Windräder installieren? Interessiert mich die Nanotechnologie oder eher die Prozesssteuerung? IT-Technik oder Medizin? Optik oder Brückenbau? Technik ist sehr breit gefächert! Damit die Wahl nicht zur unnötigen Qual wird, bietet TectoYou Highlights als Wegweiser. INVENT a CHIP etwa, ein bundesweiter Wettbewerb des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, bei dem Jugendliche der Jahrgangsstufen 9 bis 13 Entwürfe von Mikrochips einreichen können. Die Sieger-Chips werden in Silizium gefertigt. „Weit wichtiger ist aber, dass auf die Gewinner hochkarätige Universitäts- und Industriekontakte warten“, sagt Gunther Kegel. Gleiches gilt für SkillsGermany, ein öffentlich ausgetragener Berufswettbewerb in industrieorientierten Jugend – Technik – Zukunft Disziplinen wie Elektrotechnik, IT-Netzwerktechnik und Mobile Robotik. Die Sieger fahren im September 2008 nach Rotterdam zur EuroSkills, wo sie Deutschland bei der Berufseuropameisterschaft vertreten. Die SkillsGermany-Berufswettbewerbe finden in Kooperation mit den Partnerunternehmen Rittal (Elektrotechnik), Cisco (IT-Netzwerktechnik) und Festo (Mobile Robotik, Mechatronik) statt. Richtig chic wird es aber bei den Initiativen „Superstudium“ und „Superausbildung“. „Wer seine Karrierechancen ausloten will“, so Hüppe, „ist hier genau richtig.“ Dabei spielt es keine Rolle, ob er oder sie sich für eine technische Ausbildung in einem Industriebetrieb entscheidet oder für ein Studium. In interaktiven Spielen erfahren Jugendliche, welche persönlichen Zukunftschancen die Automatisierungs- und Elektroindustrie bietet. Wer die Websites besucht, lernt, dass die Chancen ziemlich gut sind. Hinter den Menüpunkten „Nix kompliziert“ über „Nix langweilig“ bis „Nix pleite“ (äußerst wichtig, nicht nur für Jugendliche) erfahren Interessierte alles wirklich Wichtige. Daneben gibt es auf der Hannover Messe noch special 5 diverse weitere Höhepunkte. So wird etwa die RoboCup German Open ausgetragen, bei dem Roboter wahlweise Fußball spielen, als Rettungssanitäter agieren oder kühle Getränke servieren. Phoenix Contact veranstaltet im Rahmen von TectoYou die Siegerehrung des Bildungswettbewerbes xplore New Automation Award 2008. Die Jury musste sich unter anderem mit einer Pfannkuchenmaschine beschäftigen, die selbstständig backt und den Aufstrich nach Wahl aufbringt. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos verleiht den Preis höchstpersönlich. Dann gibt es noch den Girl’s Day, der einmal im Jahr Mädchen technische Berufe näherbringt, und den TectoYou-Wettbewerb 2008 „Jugend löst Alltagsprobleme“. Die vom Institut für Mikrotechnik der Technischen Universität Braunschweig ausgedachte Aufgabe lautet: „Konstruiert ein möglichst kleines, bewegliches Fahrzeug, das selbstständig zu einer Lichtquelle finden kann.“ Wer gewinnt, wissen wir nicht. Eines ist aber glasklar. Löten muss er (oder sie) können! Mirko Smiljanic Schweißen gehört in vielen technischen Berufen zu den grundlegenden Fertigkeiten, beispielsweise im Maschinenbau. wissenschaftsmanagement special 1/2008 6 special Berufsfelder ELEKTROTECHNIK Bohren, löten, fräsen, feilen … … und am Ende harmoniert alles miteinander Unter Strom stehen sollen Elektroniker zwar nicht gerade, aber der gewissenhafte Umgang mit dem Strom gehört zum Alltag. Das Einsatzgebiet reicht von der Montage über den Service bis zum Vertrieb. Die Ausbildungsplätze sind heiß begehrt: Bei ABB bewerben sich auf einen Platz rund 30 Kandidaten. Soziale Kompetenzen können entscheidend sein! Der Rasierapparat brummt leise vor sich hin, die Kaffeemaschine brodelt und im Radio liest jemand die Nachrichten: Ganz klar, ohne Strom läuft nichts. Auch Reimar Salehzadeh aus dem hessischen Schotten hat eine Schwäche für Strom und ist sich sicher: „Ich habe den richtigen Beruf gefunden.“ Er steht zwar erst im ersten Ausbildungsjahr zum Elektroniker, aber in dem Mannheimer Training Center von ABB fühlt er sich pudelwohl. „Zurzeit lerne ich die Grundlagen der Elektrotechnik kennen, also beispielsweise die Ohmschen Gesetze, Algebra, Dreisatz und Prozentrechnung“, erklärt der 21Jährige. Auch praktische Grundkenntnisse gehören zu seinem Azubi-Alltag: Wie man bohrt, lötet, fräst, feilt und wie man mit Kabeln und Leitungen sicher und korrekt umgeht. Nach der Zwischenprüfung kann der Azubi seine Kenntnisse bei ABB vertiefen als Elektroniker für Betriebstechnik oder für Automatisierungstechnik. Salehzadeh hat die Fachhochschulreife; als Voraussetzung für die Ausbildung reicht die Mittlere Reife. „Das beruht auf langjährigen Erfahrungswerten“, berichtet Marcus Braunert, seit 2006 Geschäftsführer des ABB Training Centers. Der Theorieunterricht sei für viele Hauptschüler nicht zu schaffen, deshalb die Mindestanforderung der Mittleren Reife. Braunert selbst hat den Weg des Dualen Studiums gewählt – mit Betriebswirtschaftslehre als Hauptfach an einer Berufsakademie. Diese ABB gehört zu den führenden Unternehmen in der Energie- und Automationstechnik und beschäftigt etwa 111.000 Mitarbeiter in rund 100 Ländern, davon etwa 10.500 in Deutschland. Das ABB Training Center bietet an den Standorten Mannheim und Berlin ein umfassendes Bildungsangebot. Kontakt: Horst Urban, Tel.: 0621/3813808 E-Mail: horst.urban@de.abb.com; Bernhard Antmann, Tel.: 030/9177-2264 E-Mail: bernhard.antmann@de.abb.com Möglichkeit besteht auch für Elektrotechnik. Voraussetzung ist allerdings die Allgemeine Hochschulreife. Zurück zu Reimar Salehzadeh: „Das Tolle an meiner Ausbildung ist, dass ich mit sehr viel Eigeninitiative arbeiten kann. Es steht nicht ständig jemand neben mir und gibt Anweisungen.“ In der Regel bekommt er einen Arbeitsauftrag, der in einer bestimmten Zeit erfüllt werden muss. Manches wird ihm gezeigt, anderes erarbeitet sich der junge Mann selbst. Ein besonderer Reiz liegt für den Azubi in dem systematischen Aufbau großer Systeme: „Sich genau zu überlegen, welche Komponente erledigt was – und am Ende harmoniert alles miteinander. Großartig!“ Die Ausbildungsplätze sind sehr begehrt: „Wir bekommen auf einen Platz 30 Bewerbungen, die sich alle oft sehr ähneln“, erklärt Braunert. Natürlich schaue man auf den Notendurchschnitt, aber die sogenannten sozialen Kompetenzen und eine Begeisterung für Technik können die Eintrittskarte sein. Wer den Fuß drin hat, kann meistens bleiben. „Die Übernahmechancen liegen bei 100 Prozent“, sagt Braunert. Reimar Salehzadeh, Auszubildender bei ABB: Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre. Im ersten Ausbildungsjahr verdient er um die 750 Euro, am Ende sind es rund 840 Euro. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Katja Lüers Berufsfelder special 7 ENGINEERING Klassiker Getriebe Theorie und Praxis müssen sich verzahnen so wie Entwurf und Montage Sie powern in Zement- oder Papiermaschinen, treiben Rolltreppen oder Aufzüge an, oder sorgen umgekehrt in Windmühlen dafür, dass die Kraft des Windes in elektrischen Strom umgewandelt werden kann: Getriebe, welche die Werke der Business Unit Mechanical Drives (MD) der Siemens AG verlassen. Engineering bei Mechanical Drives heißt: bessere Verzahnungsgeometrien entwerfen, härtere Materialien finden oder etwa Schwingungen vermeiden. Auch beim Klassiker Getriebe bleibt für den Ingenieur heutzutage viel zu tun. „Wer einmal von Hand am Zeichenbrett konstruiert hat, der lernt erst die Vorteile des Computer-Aided Design richtig zu schätzen“, gesteht Christian Schwiening, Maschinenbau- student der FH Gelsenkirchen, Abteilung Bocholt. Aber – und das weiß er nach seinen Zeichenerfahrungen im Nachhinein: „Gerade bei der Konstruktion von Geometrien ist es außerordentlich nützlich, sie sozusagen im Einzelnen exakt von Hand nachgefahren zu sein.“ Berno Stachowski, Leiter des Ausbildungszentrums von Siemens Mechanical Drives am Hauptsitz in Bocholt, kennt die Vorteile, einen Beruf von der Pike auf gelernt zu haben. Er hat Mit seinen rund 3.000 Mitarbeitern zählt Siemens Mechanical Drives mit dem Hauptsitz in Bocholt zu den großen Getriebe- und Kupplungsherstellern in Deutschland. Von der Beratung über Konstruktion und Produktion bis hin zum Vertrieb und Service bietet Mechanical Drives dabei seinen Kunden die Partnerschaft über den gesamten Produktlebenszyklus. Das Berufsfeld Engineering findet sich quer durch die verschiedenen Produktbereiche wieder. Kontakt: Berno Stachowski E-Mail: berno.stachowski@siemens.com Wer im Kaufhaus mit der Rolltreppe fährt, profitiert von der Arbeit zahlreicher technischer Fachleute. Dazu zählen beispielsweise die Ingenieure, die das Getriebe entworfen haben. Christian Schwiening und seinen Kommilitonen Volker Düvel aus dem Zeichensaal geholt, damit sie von ihren Erfahrungen berichten. „Technisches Zeichnen, das lernen die hier, nicht an der Fachhochschule.“ Um gute Leute aus den Hochschulen zu akquirieren, nimmt die Business Unit MD unter anderem an der „Kooperativen Ingenieurausbildung“ der FH Bocholt teil. Sie verknüpft die duale berufliche Erstausbildung in einem Unternehmen der Region mit einem Studium an der Fachhochschule. Für die beiden Studenten bleiben Getriebe spannend, selbst wenn es sie seit Jahrzehnten gibt. Den Spruch „ein Getriebe ist ein Getriebe“ lassen sie nicht gelten: Wie muss es dimensioniert sein, wie sollten die Lager ausgelegt sein, wie lassen sie sich langlebiger und trotzdem immer günstiger gestalten? Das sind die Fragen, die angehende Ingenieure bei Siemens MD elektrisieren. Das Getriebe steht für Verzahnung. Und die spielt eine entscheidende Rolle auch im Berufsfeld Engineering. Denn es geht nicht nur darum, tolle technische Lösungen zu entwerfen. „Wir haben auch schon in der Montage mitgeholfen“, berichtet Volker Düvel. „Wenn man die realen Teile sieht und wie sie zusammengefügt werden, dann kann man sich beim Konstruieren viel besser vorstellen, wo rauf es ankommt.“ Parole: Theorie und Praxis müssen sich verzahnen und natürlich Entwurf und Montage. „Wir müssen sehen, dass solche unterschiedlichen Abteilungen letztlich eine Einheit bilden, die dem Ganzen dient“, fasst Christian Schwiening zusammen. Und da kann jeder seinen Platz finden: Der Ingenieur ebenso wie die Montagearbeiterin, die oft mit ihren Ideen neue Impulse geben kann. Da die Business Unit MD eingebettet ist in den Siemens Industry Sector, ist das Berufsfeld Engineering prinzipiell ein weites Feld. Dazu kommt, dass der Maschinenbau derzeit gut dasteht – der Export ist stark, die Auftragslage gut: Ingenieure haben also die besten Aussichten. Ulrich Schmitz wissenschaftsmanagement special 1/2008 8 special Berufsfelder ENERGIETECHNIK Ein grünes Herz Die Entwicklung alternativer Energien gehört zu den wichtigsten Zukunftstechnologien überhaupt Wäre die Ingenieurkunst ein Heldenepos, dann wären die Energietechniker darin die Hüter des Feuers. Sie beherrschen die Maschinen, in denen die Flamme brennt, um den Menschen Wärme, elektrische Kraft und andere Nützlichkeiten zu bringen. Überall zapfen sie Kräfte der Natur an, die Sonne, den Wind, das Wasser der Flüsse, die fossilen Speicher im Erdreich, sogar das Atom, um daraus technisch nutzbare Energie zu gewinnen und sie über große Leitungsnetze in jedes Haus zu transportieren oder in Batterien zu speichern und mobil verfügbar zu machen. Ohne die Bändiger des Feuers könnte die energiehungrige Industriegesellschaft heute nicht funktionieren. Von daher auch berufsmäßig ein „heißer Tipp“. Viele Berufswege führen zur Energietechnik. Weil sie eine Querschnittstechnologie ist, gibt es kein geschlossenes Berufsbild, sondern eine Integration in andere Berufe. Im Bereich der beruflichen Ausbildung gibt es den Handwerksberuf des Elektronikers mit Ausrichtung auf die Energie- und Gebäudetechnik. Weitere Ausbildungsberufe, die energietechnische Elemente und Anwendungsfelder enthalten, sind der Elektrotechnische Assis- tent, die Industrietechnologin mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik sowie die Technische Assistentin im Bereich regenerative Energietechnik. Diese Ausbildungswege werden von Berufsfachschulen angeboten. Im akademischen Bereich, den Hochschulen, sind es vor allem die beiden Studiengänge Elektrotechnik und Maschinenbau, die zur Energietechnik führen. Der eine über den Bau von Anlagen zur Energiegewinnung (Turbinen, Heizkessel, Reaktoren), der andere durch die Nutzung der Energie, insbesondere in ihrer edelsten Form, dem elektrischen Strom (Generatoren, Transformatoren, Regelung). Aber auch der Studiengang des Bauingenieurs hat in Teilen mit dem Thema Energietechnik zu tun, und zwar in immer stärkerem Maße mit dem Ziel des energiesparenden Bauens und Wohnens. Zu den Unternehmen, die im Thema Energietechnik besonders aktiv sind, gehört die Rittal GmbH & Co. KG aus Herborn. Die Firma wird 2008 mit der ersten Brennstoffzellen-Seriensystemfertigung im Werk in Burbach beginnen. „Rittal sieht sich als Technologietreiber in diesem Markt und Parabolantennen auf dem Dach der Deutschen Welle in Bonn: Wenn Journalistinnen von der grünen Wiese aus berichten müssen, können sie in Zukunft die Rittal Brennstoffzelle nutzen. Diese lässt sich überall einsetzen, wo Strom benötigt wird, aber die Netzanbindung fehlt. Erstmals in dieser Funktion verwendet, wurde die Technologie bei der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Die Rittal GmbH & Co. KG aus Herborn in Hessen hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1961 zu einem weltweit führenden Lösungsanbieter für Gehäuse- und Schaltschranktechnik, System-Klimatisierung und IT-Solutions entwickelt. Mit weltweit über 10.000 Mitarbeitern und über 60 Tochtergesellschaften ist Rittal das größte Unternehmen der Friedhelm Loh Group. Kontakt: Jan Dominik Gunkel, Rittal Interna tional Trainee Programm, Tel.: 02772/5052054, E-Mail: gunkel.j@rittal.de investiert in die Weiterentwicklung bereits verfügbarer Lösungen“, erklärt Martin Roßmann, Hauptabteilungsleiter für Forschung und Grundlagenentwicklung bei Rittal. „Wir müssen erfolgreiche Brennstoffzellen-Anwendungen nun zur Markt reife führen.“ Anwendung kann die Rittal Brennstoffzelle unter anderem überall dort finden, wo Strom benötigt wird, aber keine Netzanbindung vorhanden ist, in der Verkehrs- und Umwelttechnik, Energietechnik sowie in IT und Telekommunikation. So zum Beispiel bei Festivals oder Sport ereignissen, wo Journalistinnen von der grünen Wiese aus berichten müssen und deswegen an Ort und Stelle einen Internetanschluss brauchen. Für Absolventen bietet die Firma ein eigenes Traineeprogramm. „Ich habe hier zum Thema Brennstoffzelle meine Diplomarbeit geschrieben“, berichtet Dipl.-Ing. (FH) Tobias Grähn, zurzeit Trainee bei Rittal. Nach dem Examen in Umwelt-, Energieund Verfahrenstechnik an der FH Brandenburg habe er sich dann bei dem Unternehmen beworben. Motiviert haben ihn gleichermaßen sein Interesse für Physik und für den Umweltschutz: „Ich hatte schon immer ein grünes Herz und habe mich bereits zu Schulzeiten mit alternativen Energien beschäftigt“, erklärt Grähn. Insofern ist er jetzt genau am richtigen Platz. Manfred Ronzheimer Berufsfelder special 9 mechatronik Das ganze System im Auge halten Für alle, die gerne selbst etwas zusammenschrauben einen Leittechnikstand. Und der Mechatroniker entwickelt ein System, da ist ein Roboterarm, der legt eine Kiste aufs Fließband, eine Überwachungskamera erkennt eine falsch verpackte Kiste, die wird dann mit einem Hydraulik/Pneumatik-Tool vom Band gestoßen. Das zischt und bewegt sich. Das ist nicht nur Theorie, sondern eine praktische Lösung.“ Das Solarmobil, ein Projekt von Bochumer Mechatronik-Studenten, mit Begleitfahrzeug beim World Solar Challenge-Autorennen 2007 in Australien. Ob es um einen Computer-Drucker geht oder einen DVD-Recorder, um die Landeklappen eines Flugzeugs, das ABS-Bremssystem oder die Zündung im Auto – überall müssen Maschinenbau und Steuerungstechnik zusammengebracht werden. Das ist der Job des Mechatronikers. Er muss nicht nur die Mechanik oder nur die Software im Auge haben, sondern ganze Systeme. Dennis Hansch, 26, sitzt in seinem Büro beim Autozulieferer Hella über einem kniffligen Problem. Er soll ein EDV-Programm entwickeln, das den Durchlauf verschiedener Produkte durch eine Fertigungsstraße beschleunigen soll – wie werden alle Lieferfristen eingehalten, wie minimiert man die Rüstzeiten? Ihm gegenüber sitzt sein Kollege daran, eine Prüfstation zu bauen – da muss er auch selbst zu Feile und Lötkolben greifen. Beide haben momentan einen Schreibtisch in dem Recklinghausener Unternehmen, hier arbeiten sie an ihren Diplomarbeiten im Mechatronik-Studiengang an der Hochschule Bochum. Als sich Anfang der neunziger Jahre immer weniger Studierende in den Ingenieurwissenschaften einschrieben, überlegten die Professoren an der Hochschule Bochum, wie sie dem Trend gegen- steuern könnten. „Da haben wir gemerkt, dass den Studierenden Mechatronik interessanter erscheint als etwa Maschinenbau – das klingt doch ein bisschen altbacken“, meint Reiner Dudziak, Professor für Prozessdatenverarbeitung und Produktionsautomatisierung in Bochum – bei ihm schreibt Dennis Hansch seine Diplomarbeit. Damit begann die Erfolgsgeschichte eines Studiengangs. Rund 55 Fachhochschulen bieten mittlerweile dieses Studium an und fast 20 Universitäten, hinzu kommen noch die Berufsakademien, wie die in Mannheim. Und seit dem Jahr 2000 gibt es Mechatronik auch als gewerblich-technischen Ausbildungsberuf in der Metall- und Elektrobranche. Im ABB Training Center, der Ausbildungseinrichtung von ABB, werden jedes Jahr 15 gewerblichtechnische Mechatroniker ausgebildet, und etwa ebenso viele Bachelors an der Mannheimer Berufsakademie. Marcus Braunert, der Geschäftsführer der ABB Training Center GmbH & Co. KG, freut sich über die große Nachfrage nach dem Mechatronik-Beruf unter jungen Leuten. Aber er sieht sie auch mit gemischten Gefühlen: „Uns fehlen vor allem Elektrotechnikingenieure.“ Warum ist Mechatronik attraktiver? Der Mechatroniker hat mehr mit der Praxis zu tun. „Der Elektrotechniker sitzt an der Kiste und konstruiert Das ist das Besondere an diesem Studium, meint Reiner Dudziak – es kommt denen entgegen, die nicht nur am Laptop etwas entwickeln wollen, sondern die gern selbst etwas zusammenschrauben. Ein Studium der Elektrotechnik allein ist schon schwer genug, und jetzt soll es noch mit Maschinenbau und Informatik kombiniert werden – ist das überhaupt zu schaffen? Oder kommt dabei nur oberflächliches Halbwissen heraus? „Stimmt, man geht erst mal nicht richtig in die Tiefe“, räumt Dennis Hansch ein. Aber ein wirkliches Problem ist das nicht. Sein Vater hat noch richtig Elektrotechnik studiert. „Aber der hat vielleicht 15 Prozent von dem, was er studiert hat, im Beruf anwenden können. Den Rest hat er sich selbst erarbeitet.“ Und das Grundlagenwissen dafür hat Dennis, als Mechatronik-Allrounder. Ja, das Studium hat ihm Spaß gemacht. Es gibt feste Strukturen, aber auch Freiräume. Von ihrem Aufenthalt an der Londoner Partner-Hochschule kamen einige Bochumer Mechatronik-Studenten mit dem Projekt eines Solar-Cars zurück. Inzwischen haben sie als studentische Projektgruppe ein zweites Rennfahrzeug gebaut. Und mit ihrem selbst entwickelten Fahrzeug haben sie schon erfolgreich an Rennen in den USA und Australien teilgenommen. Um seine Berufsaussichten muss sich Dennis keine Sorgen machen. Er bekomme immer wieder E-Mails von Personalvermittlungsagenturen, die händeringend Leute suchen, meint sein Professor Reiner Dudziak. Karl-Heinz Heinemann wissenschaftsmanagement special 1/2008 10 special Berufsfelder FACHINFORMATIK Ohne IT läuft gar nichts Im Potenzialkräfte-Entwicklungs-Programm wird Fachwissen, aber auch Sozialkompetenz trainiert Die Informationstechnologie gehört heutzutage zu den Kernbereichen eines Unternehmens. Und mit jedem Problem muss quasi die Lösung gleich mitgeliefert werden. Das geht nur mit einer gesunden Mischung zwischen Theorie und Praxis: Der große Überblick muss mit dem Einsatz der richtigen Handwerkszeuge einhergehen. Dual ausgebildete Fachinformatiker spielen hier eine wichtige Rolle. „Unsere IT-Abteilung betrachtet die einzelnen Abteilungen des gesamten Unternehmens als interne Kunden, die es rasch zufrieden zu stellen gilt“, bringt es Nico Gottlieb, Leiter Ausbildung bei der Harting Technology Group, auf den Punkt. Denn nur, wenn die IT wie geschmiert läuft, kann der Entwickler und Hersteller von elektrischer und elektronischer Verbindungs- und Netzwerktechnik aus dem nordrhein-westfälischen Espelkamp auf die Wünsche seiner zahlreichen Kunden weltweit adäquat reagieren. „Da es zwei Ausbildungsschwerpunkte – die Anwendungsentwicklung und die Systemintegration – gibt, versuchen wir immer, beide Die HARTING Technologiegruppe ist eines der weltweit marktführenden Unternehmen im Bereich der Entwicklung und Herstellung elektrischer und elektronischer Verbindungsund Netzwerktechnik. HARTING entwickelt Lösungen und Produkte wie Steckverbinder für die Energie- und Datenübertragung zum Beispiel im Maschinenbau, der Bahntechnik, für Windenergieanlagen, die Fabrikautomation, den Telekommunikationssektor sowie elektro-magnetische Komponenten für die Automobilindustrie. Kontakt: Nico Gottlieb, Tel.: 05772/47-360 E-Mail: nico.gottlieb@harting.com wissenschaftsmanagement special 1/2008 Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Informatikerinnen. Sie schaffen die Grundlagen der internen Infra struktur. Gebiete zu besetzen“, erzählt Gottlieb. Zwar sind die Ausbildungsinhalte in den ersten beiden Ausbildungsjahren nahezu gleich und sollen für eine solide Basis sorgen, doch gegen Ende der Ausbildung können sich die Fachinformatiker eben spezialisieren. Die Anwendungsentwicklung geht dabei eher in Richtung Software und Einsatz von Programmiersprachen wie JavaScript oder .NET, während die Systemintegration sich eher mit Hardware, deren Schnittstellen und Vernetzung beschäftigt. Wichtig ist für Gottlieb, dass die Auszubildenden im Unternehmen eine Perspektive haben: Wichtige Kompetenzen auszubauen und ihre Einsatzmöglichkeiten zu erweitern, ist deshalb Ziel des Potenzialkräfte-Entwicklungs-Programms (PEP) bei Harting. Inhaltlich geht es dabei um die Erweiterung des fachlichen und fachübergreifenden Wissens sowie um eine Steigerung der sozialen und persönlichen Kompetenz – gekoppelt mit neuem Methodenwissen. Fachinformatikerinnen sind – vereinfacht ausgedrückt – jene, die ihr Instrumentarium beherrschen und stets die passenden Komponenten aus dem IT-Baukasten zu einer adäquaten Lösung zusammenführen. „Die richtige Mischung der Leute macht’s“, sagt Nico Gottlieb. „Natürlich brauchen wir auch die Diplomingenieure aus der Fachhochschule oder der Universität, die aber erst im Team mit den Praktikern ihre volle Stärke ausspielen können.“ An Schwerpunktbildungen in der Informationstechnik herrscht zudem keine Mangel: Ob CiscoTechnik, die Programmierung der in der Industrie so begehrten Embedded Systems (hier sind Computer in ein technisches System integriert und haben die Aufgabe dieses zu steuern) oder Werkzeuge zur datentechnischen Verwaltung aller System-Komponenten der Harting Gruppe – es besteht kein Grund zu der Annahme, dass dem IT-Dienstleister eines Tages die Arbeit ausgehen könnte. Ulrich Schmitz Berufsfelder special 11 WERKZEUGMECHANIK Der Allrounder Ob Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife ist unwichtig – nur abgeschlossen sollte die Schule sein Schweißen, schleifen, fräsen – Werkzeugmechaniker ist ein Beruf mit Tradition und Zukunft: Neben diesen klassischen Arbeiten muss der Auszubildende auch etwas von Qualitätsmanagement verstehen und computergesteuerte Maschinen bedienen können. Millimetergenaues Arbeiten gehört zum Alltag! Er arbeitet gern mit den Händen und mit Maschinen, ist technisch interessiert und handwerklich geschickt: „Auf den tausendstel Millimeter genau zu arbeiten, ist für mich nicht nur eine Herausforderung, sondern macht mir auch noch Spaß!“ Wenn Tobias Alf aus Leopoldshöhe über den Beruf des Werkzeugmechanikers spricht, ist er Feuer und Flamme. Der 23-Jährige steckt mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr bei der Firma Phoenix Contact in Blomberg und hat noch keinen Tag bereut. Er stellt Spritzgusswerkzeuge aus Stahl her, wartet und repariert sie – die grundsätzlichen Aufgaben eines Werkzeugmechanikers. „Mathe und Physik sollten einem schon liegen“, sagt Olaf Glatzer, Ausbildungsleiter für den Metallbereich bei Phoenix Contact. Ganze dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung in der Regel. „Eine relativ lange Zeit, die wir aber auch brauchen, um die vielen Qualifikationen zu vermitteln“, erklärt der Ausbilder, der selbst gelernter Werkzeugmacher ist – so hieß der Beruf mit langer Tradition nämlich bis Juli 2004. Lernte der Azubi früher eher einzelne Tätigkeiten, muss er heute prozessorientiert arbeiten und denken: Vor einigen Jahren noch stellte der Meister seinen Gesellen und Azubis einzelne Aufgaben, heute müssen die angehenden Werkzeugmechaniker komplexe Arbeitsaufgaben bewältigen. „Der Werkzeugmechaniker ist ein Allrounder“, erklärt Glatzer. Er muss schleifen, drehen, fräsen und schweißen, manuelle und computergesteuerte Maschinen bedienen, aber auch ein gewisses Maß an Qualitätsmanagement und an Kunststofftechnik beherrschen. Auf jeden Fall ein Beruf mit Zukunft, meint Glatzer. Brotdosen, Becher, Besteck – an der Herstellung von allem, was aus Kunststoff ist, war irgendwann einmal ein Werkzeugmacher beteiligt: Er hat die Form Zahnputzbecher in einem Kindergarten: Die Formen, in denen der Kunststoff für solche Becher geschmolzen werden, bearbeitet der Werkzeugmechaniker. Phoenix Contact ist weltweiter Marktführer elektrischer Verbindungs-, elektronischer Interface- und industrieller Automatisierungstechnik. Gegründet wurde das Unternehmen 1923 in Essen. Heute arbeiten bei Phoenix Contact 9.300 Mitarbeiter, davon 5.200 in Deutschland. Kontakt: Birgit Mattke, Abteilung Ausbildung, Tel.: 05235/343309, Fax: 05235/3-42084 E-Mail: ausbildung@phoenixcontact.com. bearbeitet, in der der Kunststoff geschmolzen wurde. „Solange wir es mit Kunststoff zu tun haben und Metallteile gebogen werden, wird ein Werkzeugmechaniker nicht arbeitslos“, lautet Glatzers Devise. Im ersten Jahr erlernen die Azubis die Grundlagen der metallverarbeitenden Industrie, schon im zweiten Jahr geht es in die Fachqualifikation. Es gibt vier Einsatzgebiete: Formentechnik, Instrumententechnik, Stanztechnik und Vorrichtungstechnik. Ob Hauptschulabschluss, mittlere Reife oder Abitur – welcher Schulabschluss ist unwichtig, „nur abgeschlossen sollte die Schule sein“, sagt Glatzer. Und am wichtigsten sei die Motivation. Davon hat Tobias Alf auf jeden Fall ausreichend. Für die Zukunft hat er genaue Pläne. Im Winter 2009 beginnt er ein Duales Studium: Mit dem Fachabi in der Tasche studiert er drei Jahre Kunststofftechnik und lässt sich gleichzeitig bei Phoenix Contact in vier Jahren zum Verfahrensmechaniker ausbilden. Mit einfachen Worten: Er kennt dann nicht nur die Spritzgießform für eine Brotdose, sondern kann die Form auch in die passende Maschine einbauen und den Spritzgießvorgang beherrschen – mit Sicherheit auf den tausendstel Millimeter genau. Katja Lüers wissenschaftsmanagement special 1/2008 12 special Berufsfelder INDUSTRIEMECHANIK Komplexe Abläufe durchschauen Die Ideen der Ingenieure werden vom Industriemechaniker in die Praxis umgesetzt Auch Hightech geht nicht von selbst. Bevor wir Autos, Notebooks oder einen Kühlschrank im Schaufenster bestaunen können, müssen diese Waren produziert werden. Das geschieht heute weitgehend automatisiert, und zwar mit hoch spezialisierten Fertigungsmaschinen. Die Menschen, die diese Montage- und Handhabungssysteme sowie Vorrichtungen aufbauen und warten, sind Industriemechaniker. Ein Beruf, der praktisches Handeln und Hochtechnologie verbindet. Dabei unterscheiden sich der heutige „Industriemechaniker“ und der frühere „Maschinenschlosser“ durch aktuellere Inhalte. Es kommt mehr auf Geschicklichkeit als auf Kraft an. Der Industriemechaniker ist ein hochqualifizierter Facharbeiter, in dessen Obhut sich extrem teure, computergesteuerte Maschinen befinden, welche möglichst ohne Störungen rund um die Uhr laufen müssen. Wenn eine Platine mit Elektronikbauteilen bestückt oder bearbeitet wird, greift keine menschliche Hand ein. Elektromotoren und Roboterarme bewegen das Werkstück und die Werkzeuge. So- gar der Nachschub wird automatisch herbeigeschafft. Nur hohe Produktivität bietet die Chance, industrielle Fertigung im Hochlohnland Deutschland zu erhalten und auszubauen. Ob PCs, Autositze oder Montageautomaten für elektrische Verbindungstechnik – bei allem, was in Deutschland hergestellt wird, muss die Produktion hochrationell und fast wie von selbst ablaufen. Doch eines geht nicht automatisch: die Umsetzung der Entwürfe in Apparate, die man anfassen kann. Der Industriemechaniker baut jene Produktionsmaschinen auf, mit der seine Firma ihr Geld verdient. Damit alles funktioniert, müssen Sensoren und Motoren dort eingebaut werden, wo es die Konstruktionsskizze vorschreibt. Bei Sensoren handelt es sich um technische Bauteile, die physikalische und chemische Eigenschaften ihrer Umgebung, wie beispielsweise Wärme oder Beschleunigung, erfassen können. Außerdem gilt es, Druckluftschläuche und Aktoren am rechten Ort zu platzieren (Aktoren sind Stellglieder, die elektrische Energie in mechanische Arbeit verwandeln). Schließ- lich wird alles mit der steuernden Elektronik vernetzt. Weidmüller ist der führende Anbieter von Lösungen für die elektrische Verbindung, Übertragung, Konditionierung und Verarbeitung von Energie, Signalen und Daten im industriellen Umfeld. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Produkte aus dem Bereich der elektrischen Verbindungstechnik sowie der Funktions- und Kommunikationselektronik. Kontakt: Martin Müller, Weidmüller Akademie, Tel.: 05231-14 1335. „Es ist die Aufgabe des Industriemechanikers, die Ideen der Ingenieure in die Praxis umzusetzen“, erläutert Eberhard Niggemann. Er ist als Leiter der Weidmüller Akademie unter anderem verantwortlich für die Ausbildung von Industriemechanikern bei Weidmüller, einem auf elektrische Verbindungstechnik und Kommunikationselektronik spezialisierten, weltweit tätigen Unternehmen. „Während der Ausbildung kommt der Auszubildende zunächst mit den klassischen Techniken des Mechanikers – bohren, drehen und fräsen – in Kontakt. In der täglichen Arbeit wird er von diesen Fertigkeiten aber nur noch selten Gebrauch machen müssen“, erklärt Niggemann, „viel wichtiger ist es, komplexe Funktionsabläufe eigenständig zu durchschauen, Probleme zu erkennen und zu lösen.“ Weidmüller hat in der Weidmüller Akademie alle Aus- und Weiterbildungsaktivitäten sowie die Bereiche Kundenschulungen, Hochschulbetreuung und Neue Technologien gebündelt. Neben der Schulung der Auszubildenden bietet die Akademie rund tausend Schülern pro Jahr Gelegenheit, in einen der angebotenen Ausbildungsberufe „hereinzuschnuppern“. Bohren, drehen und fräsen gehören zur Ausbildung dazu – auch wenn der Industriemechaniker diese Fertigkeiten später nur noch selten braucht. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Bernd Schöne Berufsfelder special 13 AUTOMATISIER UNGSTECHNIK Kleine Befehle bewegen große Maschinen Roboter schweißen, lackieren oder fügen Autokarosserien zusammen Die Befehle, die die Roboter lenken, kennt der Automatisierungstechniker (Elektroniker für Automatisierungstechnik). Er ist dafür verantwortlich, dass Roboterarme nicht ins Leere greifen oder sich Maschinen selbst beschädigen, weil ein Sensor nicht abgefragt wurde. Sensoren sind technische Bauteile, die physikalische und chemische Eigenschaften ihrer Umgebung, wie beispielsweise Feuchtigkeit, Wärme oder Beschleunigung, erfassen können. Moderne Produktionsstätten kommen mit immer weniger Menschen aus. Selbst der Materialnachschub und der Austausch von Bearbeitungsgeräten erfolgen automatisch. Die Maschinen werden dabei von exakten Befehlslisten gesteuert. Alle diese Aktionen dürfen nur unter bestimmten Randbedingungen ablaufen und auch nur bis zum Erreichen des definierten Endpunktes andauern. Die vom Automatisierungstechniker ausgearbeiteten Programme sorgen dafür, dass die Maschinen korrekt funktionieren und weder das Werkstück noch sich selbst beschädigen. Sensoren überwachen die Arbeiten und melden ihre Position an die Steuercomputer. Die Lenze Gruppe beschäftigt weltweit ca. 3.200 Mitarbeiter. Mehr als 300 sind in Forschung und Entwicklung tätig. Sie arbeiten an Produkten, Lösungen, Systemen und Dienstleistungen für mechanische und elektronische Antriebe. Das Produktspektrum umfasst Frequenzumrichter, Servo-Antriebe, Getriebemotoren, Motoren, Industrie-PCs, Steuerungen sowie Engineering- und Visualisierungssoftware. Kontakt: Anita Heyer-Reinfeld E-Mail: Heyer@Lenze.de Bernd Kirsch, E-Mail: Kirsch@Lenze.de Tel: 05154/822567 Roboter sind nützlich – aber nur solange sie die richtigen Befehle erhalten. Für die korrekte Programmierung ist die Automatisierungstechnikerin zuständig. Elektroniker für Automatisierungstechnik errichten heute hochkomplexe, rechnergesteuerte Produktionsautomaten und Fertigungsstraßen, Verkehrsleitsysteme oder Anlagen der Verfahrenstechnik. Sie sorgen dafür, dass die jeweiligen Einzelkomponenten schließlich ein automatisch arbeitendes Gesamtsystem bilden. Vor allem Unternehmen der Elektroindustrie oder des Maschinenbaus bieten ihnen Arbeitsplätze. Aber auch in der Automobilindustrie – und der chemischen Industrie sind sie aus dem täglichen Betrieb nicht wegzudenken. „Der auf Automatisierung spezialisierte Elektroniker arbeitet vor allem mit Computerbefehlen“, erläutert Anita Heyer-Reinfeld, zuständig für die Ausbildung von Elektronikern bei der Firma Lenze in Aerzen, „das unterscheidet ihn vom Industriemechaniker, der mechanische Komponenten aufbaut und wartet. Der Mechatroniker wiederum steht in der Mitte dieser drei Berufsfelder.“ Das Unternehmen Lenze ist auf die Entwicklung und Produktion von Automatisierungs- und Antriebslösungen spezialisiert, die einen leistungs- starken Elektromotor auf den Bruchteil eines Millimeters präzise positionieren. Die Platinen für diese Geräte werden bei Lenze auf modernen Bestückungsautomaten gefertigt. Später fügen diese Geräte – in Schweißroboter integriert – Automobilkarosserien zusammen. „Sechs Dreiphasen-Servomotoren bewegen jeden dieser Roboter“, erläutert der Leiter Innovation Edwin Kiel. Der überwiegende Teil der dreieinhalb Jahre Ausbildungszeit gehören der Elektrotechnik und der Elektronik. Speicherprogrammierbare Steuerungen, bei denen die Steuerung von Anlagen und Maschinen in Form einer Software gespeichert ist, stehen dabei im Mittelpunkt. Außerdem lernen die Auszubildenden den Umgang mit den Frequenzumrichtern, Feldbussen, Bedienterminals sowie das Verdrahten von Motoren. Der gelernte Elektroniker für Automatisierungstechnik ist damit nicht nur mit dem Umgang mit höheren Strömen vertraut, er ist, im Gegensatz zum Industriemechaniker, dazu auch befähigt. Bernd Schöne wissenschaftsmanagement special 1/2008 14 special Berufsfelder verfahrenstechnik Die Neugier siegt! Breit ausgebildet – überall gesucht Eine Aufgabe der Verfahrenstechnik ist die Herstellung von Stoffen mit exakt definierten Eigenschaften. Diese hängen von vielen verschiedenen Einflüssen wie Ausgangsmaterialien, Temperatur und Druck ab, weshalb zur Entwicklung neuer Produkte ein enormer experimenteller Aufwand nötig ist. Mit Hilfe von mathematisch-physikalischen Modellen wird deshalb das Verhalten der Stoffe vorab simuliert. Wenn David Siebel aus Karlsruhe erzählt, dass er Verfahrenstechnik studiert, weiß kaum jemand, was das eigentlich heißt. „Ich sage dann immer: Das ist die Wissenschaft, wie man Stoffe umwandelt. Die typische Reaktion darauf ist entweder: Das wäre mir viel zu schwer! Oder: Das klingt ja ganz schön abstrakt und langweilig.“ Der 23-Jährige aber ist überzeugt, dass beide Skeptiker Unrecht haben. Kein Alltag ohne Verfahrenstechnik: Jeder Mensch geht täglich mit Resultaten dieser Arbeit um, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ein Beispiel: Kristall zucker. Der ist nichts anderes als das Produkt langjähriger verfahrenstechnischer Forschungsarbeit. Die natürlichen Inhaltsstoffe der Zuckerrübe werden durch physikalische, chemische und bio logische Prozesse in Substanzen mit neuen, ge wünschten Eigenschaften umgewandelt. Klassische Grundoperationen eines solchen Prozesses sind das Zerkleinern, Extrahieren und Trocknen. Um Verfahren wie diese entwickeln zu können, sind vor allem tiefere Kenntnisse in den Bereichen Mathematik, Physik, Chemie und Technik nötig, die im Rahmen eines Studiums oder einer Ausbildung vermittelt werden. „Unbedingt braucht man als Techniker aber auch einfach Spaß an technischen Prozessen und Neugier, dort in die Tiefe zu gehen“, erklärt Michael Ziesemer, Vorstands mitglied und Direktor für Vertrieb und Marketing bei Endress+Hauser, einem weltweit tätigen Anbieter von Automatisierungslösungen. Weil Betriebe sich zunehmend global ausrichten, werden Fremdsprachenkenntnisse auch für Verfahrenstechniker immer wichtiger. Deshalb be werten Personaler Auslandsaufenthalte während der Ausbildungsphase in der Regel als großes Plus. Genauso sind soziale Kompetenzen wie Kein Eis ohne Zucker – kein Zucker ohne Verfahrenstechnikerin. Aufgabe der Verfahrenstechnik ist die Umwandlung von Stoffen beziehungsweise die Herstellung von Stoffen aus Rohmaterialien. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Team- und Kommunikationsfähigkeit für interdisziplinäres Arbeiten in internationalen Projektteams unerlässlich. „Den Techniker, wie man ihn sich vielleicht als Karikatur vorstellt – alleine im Labor forschend – den gibt es nicht mehr. Heute ist Teamarbeit gefragt, kommunikativ und global vernetzt“, stellt Ziesemer fest. Gut ausgebildete Verfahrenstechniker haben derzeit beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt, denn die Zahl der Absolventen deckt bei weitem nicht den Bedarf. Stellenangebote gibt es in nahezu allen denkbaren Branchen: Vor allem Unternehmen der Chemie-, Pharma- und Ölbranche sind auf der Suche, aber auch die Energie-, Umwelt- und Le bensmittelbranchen empfangen Verfahrensspe zialisten mit offenen Armen. In zwei Jahren wird auch David Siebel mit seinem Studium fertig sein und freut sich, dann all das Wissen, das er bis dahin angesammelt haben wird, anwenden zu können. „Wenn ich frei wäh len kann, möchte ich am liebsten Anlagen zur Herstellung pharmazeutischer Produkte entwi ckeln – das ist sowohl sinnvoll als auch kreativ und herausfordernd!“ Katinka Schmitt Endress+Hauser ist ein internationales Schweizer Familienunternehmen und gehört zur Spitzengruppe der Anbieter von Messge-räten und Automatisierungslösungen für die industrielle Verfahrenstechnik. Die Firmengruppe ist weltweit mit 19 Produktionsstätten in Europa, Asien und USA sowie mit Vertrieb und Service in 42 Ländern der Welt vertreten. Endress und Hauser erkennt das kreative Potenzial seiner mehr als 8.000 Mitarbeiter und fördert Eigenverantwortlichkeit und offene Kommunikation im Unternehmen. Kontakt: Roland Kienzler, E-Mail: roland.kienzler@holding.endress.com Unternehmen und Ausbildung special 15 STUDIUM Wir machen den Kopf frei! Generationenvertrag für heranwachsende Ingenieure chen hierfür gehören vermutlich die hohen Anforderungen des Studienganges. Hier setzt der Festo Bildungsfonds an: Wenn das Studium so schwierig ist, dann sollten sich die Studierenden ausschließlich darauf konzentrieren können – also den Kopf frei haben für einen erfolgreichen Abschluss und entsprechende Zusatz- qualifikationen. Am Düsseldorfer Flughafen bringt der Sky-Train Passagiere vom Terminal zum Fernbahnhof und umgekehrt – ein Beispiel für Ingenieurskunst. Deutsche Ingenieure haben weltweit einen hervorragenden Ruf; ihnen ist der technologische Vorsprung des Landes zu verdanken. Bachelor und Master – auch Ingenieure müssen sich an diese neuen Studienabschlüsse gewöhnen. Doch auch nach der Umstellung auf das gestufte Studium bleibt ein Problem bestehen: der Nachwuchsmangel. Der Festo Bildungsfonds will dem entgegenwirken und bietet angehenden Ingenieuren verbesserte Rahmenbedingungen an. „Ich find’s gut, dass die sich da reinknien“, meint Fabian Roth. Er ist 21, angehender Ingenieur an der Hochschule Mittweida und urteilt im doppelten Sinn: Einmal suchte er eine Möglichkeit, sein eigenes Studium zu finanzieren; dabei wird ihn der Festo Bildungsfonds nun in den nächsten Jahren unterstützen. Auf der anderen Seite spricht er das gesellschaftliche Engagement der Esslinger Automatisierungsfirma an, die mit dem Festo Bildungsfonds den ersten firmeneigenen Fonds in Deutschland aufgelegt hat. „Wir sind der Meinung, dass Bildung nicht nur Aufgabe des Staates ist“, sagt der ehemalige Personalchef von Festo, Peter Speck. „Die Gesellschafterfamilie möchte aufzeigen, wie unternehmerisches Engagement auch in der Bildung einen wertvollen Beitrag leisten kann.“ Wo sind die deutschen Ingenieure? Es ist paradox: Sie genießen weltweit Anerkennung, sie stehen für den technologischen Vorsprung des Landes – nur werden es immer weniger. Zwar verzeichneten Studiengänge wie Maschinenbau oder Bauingenieurwesen im Wintersemester 2007/2008 zweistellige Zuwachsraten, „aber ein Anstieg der Studienanfänger bedeutet nicht automatisch ein Anwachsen der Absolventenzahlen“, betont Bruno O. Braun, Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure. Recht gibt ihm eine aktuelle Untersuchung des Hochschul-Informations-Systems (HIS), die gerade bei den Studierenden der Ingenieurwissenschaften steigende Abbrecherzahlen ausmacht. Zu den Ursa- Ersteres – also den freien Kopf – will der Festo Bildungsfonds mit Geld erreichen: Bis zu 40.000 Euro für Lebenshaltungskosten und Studiengebühren streckt der Fonds dem Studierenden oder Doktoranden vor. Die Rückzahlung – und das ist eine Besonderheit – ist einkommensabhängig, auf einen maximalen Betrag begrenzt und somit günstiger als ein marktüblicher Studienkredit. Außerdem werden mit den zurückgezahlten Geldern wieder nachrückende Studierende unterstützt, so dass eine Art Generationenvertrag für heranwachsende Ingenieure entsteht. Fünf Millionen Euro hat die Eigentümerfamilie Stoll für ihr Engagement in die Hand genommen, aber es geht um mehr als Geld. Ein ganzes Netzwerk von Firmen, Professoren und Hochschulen steht bereit, den Studierenden Einblick in den Ingenieuralltag zu geben. „Da sind ja Firmen dabei, von denen ich bis jetzt noch wie was gehört habe“, meint Fabian Roth. Dort Einblick zu bekommen, sei für ihn wertvoll. Seit Januar 2008 bekommt Fabian Roth die Förderung aus dem Festo Bildungsfonds – nutzt aber auch die Angebote des Netzwerks. Eigentlich zieht es ihn in die Automobil- oder Luftfahrtbranche, aber grundsätzlich ist er noch offen, was seine berufliche Zukunft angeht und möchte überall mal reinschnuppern, denn „was man nicht kennt, kann man ja nicht einfach ablehnen“. Andreas Lange www.festo-bildungsfonds.de wissenschaftsmanagement special 1/2008 16 special Unternehmen und Ausbildung DUALES STUDIUM In der Hälfte der Zeit geht es auch! Die Berufsausbildung lässt sich prima ins Studium integrieren Ingenieurinnen werden händeringend gesucht und glaubt man den Prognosen, dann stehen technikbegeisterten Menschen mit qualifizierter Ausbildung rosige Zeiten und Riesen-Karrierechancen bevor. Rund sieben Jahre braucht, wer zuerst einen Ausbildungsberuf und dann ein Fachhochschulstudium absolviert. In der Hälfte der Zeit geht es aber auch: mit dem Dualen Studium. Hier ist die abgeschlossene Berufsausbildung gleich in den Studiengang integriert. Seit zwei Jahren hat das Technologieunternehmen HARTING aus Espelkamp das Duale Studium im Ausbildungsprogramm. Die Vorteile haben sich längst herumgesprochen und dem Unternehmen flattern jährlich 80 bis 100 Bewerbungen ins Haus. Nur zwei bis drei Studienanwärter bekommen einen der begehrten Plätze, denn HARTING bildet bedarfsbezogen aus, um den Absolventen langfristige Perspektiven bieten zu können. Einer der Glück hatte, ist Matthias Wiehe. Er gehört zum ersten Jahrgang, der seit 2006 in Espelkamp ein Duales Studium im Fachbereich Mechatronik absolviert. „Allen, die gerne auch praktisch arbeiten, kann ich das Duale Studium nur empfehlen, denn der Wechsel von Ausbildungs- und Studienzeiten alle drei Monate ist optimal“, erklärt Wiehe. HARTING engagiert sich gemeinsam mit anderen Unternehmen der Region seit August 2006 am KOLBUS entwickelt, produziert und vermarktet Buchbindereimaschinen und komplette Inlineproduktionssysteme für die druckweiterverarbeitende Industrie. Das mittel- ständisch geprägte Unternehmen aus Rah- den mit 1.300 Mitarbeitern ist weltweit ver- treten und bietet neben dem Dualen Studium etwa zehn Ausbildungsberufe an. Kontakt: Birgitt Hafer, Tel.: 05771/71-323 E-Mail: birgitt.hafer@kolbus.de wissenschaftsmanagement special 1/2008 Mechatroniker beim Programmieren eines Roboters. Einer der Wege zur Mechatronik führt über das Duale Stu dium, bei dem der Student im Wechsel jeweils drei Monate studiert und drei Monate im Ausbildungsbetrieb arbeitet. Gründerzentrum Espelkamp für das „Duale Studium im Mühlenkreis“. Die Unternehmen konnten Dozenten der Privaten Fachhochschule für Wirtschaft und Technik (FHWT) Oldenburg, Diepholz und Vechta gewinnen, die sich seither in den ersten beiden Semestern des Grundstudiums am Gründerzentrum um die theoretische Ausbildung kümmern. Dies sei auch aktive Standortpolitik für die Region, meint Nico Gottlieb, Leiter Ausbildung bei HARTING. „Mit unserem Modell können wir jungen Leuten aus der Umgebung in unserer Region hervorragende Perspektiven geben.“ In der Nachbarstadt Rahden bietet KOLBUS, Hersteller von Buchbindereimaschinen, bereits seit 2001 die Möglichkeit zum Dualen Studium in den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Mechatronik sowie Wirtschaft und IT an. „Das Duale Studium eröffnet die große Chance, qualifizierte Leute in der Firma zu halten“, sagt Birgitt Hafer aus der Ausbildungsabteilung. Trotzdem wollen wir unseren akademischen Nachwuchs nicht nur über diese Ausbildungsform decken. Wir stellen daher auch gerne Fachhochschulabgänger von außerhalb ein und benötigen darüber hinaus auch unbedingt Absolventen der Universitäten.“ Für Nico Gottlieb ist das Duale Studium eine wichtige Ausbildungs- und Studienform der Zukunft: „Das sehen wir an der hohen Zahl der Bewerbungen. Es ist nicht nur wegen der kurzen Dauer für junge Leute interessant, die so viel früher in den Beruf einsteigen können. Auch die finanzielle Förderung ist sehr attraktiv.“ Unternehmen wie HARTING und KOLBUS lassen sich diese Art der Ausbildung einiges kosten, denn neben der Ausbildungsvergütung leisten sie auch noch eine Abgabe an die Fachhochschule. Dafür bekommen sie dann aber auch Mitarbeiter mit „maßgeschneiderter“ Qualifikation, die ohne lange Einarbeitungszeiten unmittelbar nach dem Studium eingesetzt werden können. Doris Bünnagel Unternehmen und Ausbildung special 17 AUSBILDUNG Mathe und Physik sind angesagt Gesucht werden interessierte und engagierte Jugendliche Christian Herbon hat mehr als die Hälfte seiner dreieinhalb-jährigen Ausbildung schon hinter sich. Bei Pepperl+Fuchs, einem mittelständischen Unternehmen der Elektrobranche, wird er zum Elektroniker für Geräte und Systeme ausgebildet. „Die Ausbildung ist sehr praxisbezogen und ich lerne sehr viele technische Abteilungen des Unternehmens kennen“, sagt er. Auf dem Lehrplan stehen Grundlagen der Elektrotechnik, der Metallund Kunststoffbearbeitung und der elektrischen Messtechnik. Angehende Elektroniker müssen auch mit technischen Zeichnungen und Schaltplänen umgehen können und die Grundlagen der Regelungs- und Rechnertechnik beherrschen. Das weltweit tätige Familienunternehmen bietet jungen Menschen eine breite Palette an Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf. Ob Elektroniker, IT-System-Elektroniker, Industriekaufleute oder Fachkräfte für Lagerlogistik – sieben Ausbildungsberufe stehen auf dem Programm, dar- unter auch drei Bachelor-Studiengänge. Rund 50 Auszubildende hat das Unternehmen ständig im Haus am Stammsitz in Mannheim. „Bis 2010 wollen wir diese Zahl nahezu verdoppeln“, sagt Annette Heim, Leiterin der Aus- und Weiterbildung. Bereits ab 2008 gibt es nicht nur mehr Auszubildende, sondern auch neue Ausbildungsberufe, wie zum Beispiel die Ausbildung als Industriekaufmann und den BachelorStudiengang Angewandte Informatik. „Wir sind mit den 850 Mitarbeitern in Mannheim groß genug, um unseren Auszubildenden eine umfassende und gut betreute Ausbildung anzubieten. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten noch so übersichtlich, dass wir uns untereinander kennen“, so Annette Heim. Was die Bewerber betrifft, so wünscht sich die Ausbildungsleiterin mehr Zuspruch in den technischen Berufen. „Technik ist eben nicht so einfach, da muss man sich reinknien und auch das richtige Verständnis für Mathematik und Physik mitbringen.“ Bisher sei aber noch kein Ausbil- dungsplatz unbesetzt geblieben, auch wenn es oft nicht einfach sei, engagierte und interessierte Jugendliche zu finden. Pepperl+Fuchs agiert weltweit. Die Niederlande, Island, Jemen und Neuseeland sind nur vier von insgesamt 30 Ländern, in denen das Unternehmen Niederlassungen und Vertretungen unterhält. Davon profitieren auch die Auszubildenden: Besonders die Bachelor-Studenten können für mindestens fünf Monate in eine ausländische Niederlassung gehen, um dort ihre Diplomarbeit anzufertigen. Die übrigen Azubis gehen während ihrer Ausbildung nur in Ausnahmefällen ins Ausland, lernen dafür aber die anderen deutschen Pepperl+Fuchs-Standorte kennen. Christian Herbon hat seine Berufsentscheidung nicht bereut. Für Jobs for Future, die größte Aus- und Weiterbildungsmesse der Region Rhein-Neckar hatte er im letzten Jahr gemeinsam mit drei anderen Azubis eine elektronische Steuerung für eine Modelleisenbahn gebaut. „Wir haben die Schaltungen geplant, selbst hergestellt und auf der Messe präsentiert. Das war schon sehr spannend.“ Doris Bünnagel Fachkräfte für Lagerlogistik wissen genau, welche Ware wie gelagert werden muss: auf der Palette, in Containern oder in Fässern. Die Pepperl+Fuchs GmbH entwickelt, produziert und vertreibt elektronische Sensoren und Bausteine für den globalen Markt der Automatisierungstechnik. Das Unternehmen ist weltweit führender Hersteller von industrieller Sensorik und baut für die chemische, die pharmazeutische und die petrochemische Industrie Interfacebausteine für analoge Signalübertragungen ebenso wie für digitale Kommunikation. Kontakt: Annette Heim Tel.: 0621/776-1880 E-Mail: aheim@de.pepperl-fuchs.com wissenschaftsmanagement special 1/2008 18 special Unternehmen und Ausbildung SCHULEN Es muss nicht immer der Gameboy sein Einen sprechenden Roboter nachzubauen, ist mindestens ebenso interessant Er kann gehorchen, bunte Gegenstände ansteuern, greifen und bringen und neuerdings sogar sprechen: Der Roboter von Lego Mindstorm. Mit einbaubaren Motoren, Soundoder Berührungssensoren reagiert er auf verschiedene Befehle, in der Computersprache Inputs genannt. Der Lego Mindstorm lockert auch gerne den Physik- oder Technik-Unterricht auf: Denn er kann den Schülern – mitunter auch den Lehrern – beispielsweise beibringen, ein Sprachdialogsystem herzustellen. Den sprechenden Lego-Roboter hat die Universität des Saarlandes gerade entwickelt, vorgestellt wird er auf der diesjährigen CEBIT. Nachzubauen wäre er ohne großen Aufwand auch im Schulunterricht. Doch der Alltag in deutschen Klassenzimmern sieht anders aus: „Viele Schüler wählen das Fach Physik ab, weil es nicht praxisnah genug ist“, klagt Benno Bohn, Ausbildungsleiter bei der Sick AG, einem Hersteller von Sensoren und Sensorlösungen mit Sitz im Schwarzwald. Als international tätiges und expandierendes Unternehmen ist Sick ständig auf der Suche nach jungen Leuten, die sich für technische Themen begeistern. Wo aber soll dieser Nachwuchs herkommen, wenn ihm schon der Physik-Unterricht zu trocken ist? Sick weiß darauf eine klare Antwort: „Wir als Unternehmen versuchen, mit vielen Schulen zusammenzuarbeiten. Auf regionaler Ebene kann das durchaus fruchtbar sein.“ Mit mehreren Partnerschulen – darunter auch Hauptschulen – kooperiert das Unternehmen bereits seit Jahren. „Wenn es um Themen wie Elektronik oder Mechatronik geht, stehen wir mitunter auch gemeinsam mit dem Lehrer vor der Klasse und führen unter anderem Lötschulungen durch“, erklärt Benno Bohn. Einmal im Jahr lädt eine Summer University Schüler der Jahrgangsstufe 11 in den Schwarzwald ein. „Dann nutzen wir zum Beispiel gerne das System Lego Mindstorm als Medium, um die Schüler für die Technik zu begeistern.“ Tatsächlich bewerben sich viele Schüler, die einmal an einer Summer University teilgenommen haben, irgendwann später um ein Praktikum oder sogar gleich um einen AuszubildendenPlatz bei Sick. Das Unternehmen, das zu einem von „Deutschlands besten Arbeitgebern 2008“ gekürt worden ist, bietet seinen Azubis die Gele- Die Sick AG ist einer der weltweit führenden Hersteller von Sensoren und Sensorlösun gen für industrielle Anwendungen. Sowohl in der Fabrik- und Logistikautomation als auch in der Prozessautomation zählt Sick zu den Technologie- und Marktführern. Das 1946 gegründete Unternehmen mit Stammsitz in Waldkirch im Breisgau beschäftigt weltweit über 4.500 Mitarbeiter und erzielte 2006 einen konzernweiten Umsatz von 646 Millionen Euro. Kontakt: Benno Bohn, Tel: 07681-2020 E-Mail: Benno.Bohn@sick.de genheit, im ersten Jahr zu einem anderen externen Arbeitgeber zu wechseln. „So kann der Auszubildende auch in ein anderes Unternehmen reinschnuppern.“ Darüber hinaus engagiert sich Sick seit nunmehr elf Jahren für Aktivitäten von „Jugend forscht“ und erzielte eine Vielzahl von Erfolgen bei der Berufsweltmeisterschaft der Initiative. Mit vielen ehemaligen Teilnehmern des Wettbewerbs steht das Unternehmen in Kontakt. „Der Nutzen unseres Engagements ist deutlich erkennbar“, sagt Benno Bohn. Schließlich seien die Zeiten definitiv vorbei, in denen sich der Arbeitgeber aus einer Fülle von Bewerbern einen geeigneten aussuchen konnte. „Nachwuchs wird bei uns dringend gesucht. Wir können von ihm nicht nur hohe Qualität verlangen, wir müssen unseren Bewerbern auch etwas bieten.“ Nächstes Ziel ist nun, das Bildungsangebot auch auf einzelne Grundschulen auszuweiten. „Wenn wir uns in den Grundschulen engagieren würden, gäbe es bestimmt mehr Lego MindstormRoboter in den Klassen. Das würde den Unterricht sicherlich beleben. Es muss ja nicht immer ein Gameboy sein.“ Schüler untersuchen den Lego-Roboter. Um den Nachwuchs für technische Berufe zu gewinnen, lassen sich Unternehmen inzwischen einiges einfallen. Wo Schulen das richtige Equipment fehlt, helfen sie auch schon mal aus. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Antje Allroggen Unternehmen und Ausbildung special 19 KINDERGARTEN Geborene Forscher Kleine Kinder haben ein enormes Interesse an ihrer Umgebung Können Gummibärchen tauchen ohne nass zu werden? Wie baue ich einen Vulkan? Und wie entsteht Blubbergas? Fragen, die sich mit Hilfe einer kleinen Kiste aus Holz beantworten lassen. In ihr befinden sich verschiedene Schätze: Bunte Blätter, Reagenzgläser, Batterien, Glühbirnchen, Drähte. Mehr Materialien braucht es nicht, um das Forscherherz eines Kindergartenkindes höher schlagen zu lassen. Das Projekt nennt sich „Forscherkiste“. Erfunden worden ist es von zwei Wissenschaftlerinnen: einer Diplomkauffrau und einer Chemikerin, unterstützt wird es von der Firma Siemens. Gut 1.500 dieser Minilabore sind zurzeit in deutschen Kindergärten im Einsatz. „Kinder im Alter zwischen vier, fünf oder sechs Jahren haben in der Regel ein enormes Interesse an ihrer Umgebung“, sagt Bernd Heuchemer, Marketingleiter der Siemens Business Unit Motion Control (MC) in Erlangen. Dieses Interesse an der Ding-Welt kann allerdings nur befriedigt werden, wenn der Kindergarten um einen spielerisch-erlebnispädagogischen Zugang bemüht ist: Ein angezündeter Teebeutel verbrennt nicht, sondern steigt in die Luft; Gummibärchen, die ins Wasser eintauchen, ohne nass zu werden – solche Experimente erleben Kindergartenkinder mit Neugier und Staunen. Kindergärten, die den Kindern bei diesen Sachbegegnungen behilflich sind, können daran mitwirken, dem naturwissenschaftlichen Grundinteresse der Kleinen ein Fundament zu geben. „Die meisten Kindergärten haben hier noch Aufholbedarf“, meint Heuchemer. Der Einsatz der „Forscherkiste“ soll nicht nur die Kinder, sondern auch die Erzieher spielerisch an naturwissenschaftliche und technische Themen heranführen. „Um qualifizierte Experimente mit den Kleinen durchführen zu können, wird das Personal der Kindergärten, die mit uns zusammenarbeiten, erst einmal geschult“, erklärt der Sie- Kindergartenkinder sind voller Erlebnisdrang. Das Werkeln im Mini-Labor kann da mit dem Spielplatz durchaus konkurrieren. mens MC-Marketingleiter. „Die Erzieherinnen und Erzieher stehen in engem Kontakt zu Siemens, wir bieten Exkursionen an. Das kann auch die Schwellenangst vor einem Groß-Unternehmen nehmen.“ Naturwissenschaft und Technik schon für Kindergarten- und Vorschulkinder erlebbar machen – das ist auch das Ziel der Initiative „Haus der kleinen Forscher“, an der die Siemens AG neben der Helmholtz-Gemeinschaft, McKinsey & Company und der Dietmar Hoppe Stiftung beteiligt ist. Das Programm umfasst mehrere Bausteine: Workshops für die Erzieherinnen und Erzieher, Arbeitsmaterialien, Patenschaften von Experten für einzelne Kitas und eine InternetPlattform. Wie viele andere Unternehmen auch, sucht Siemens derzeit intensiv nach Nachwuchskräften: Es fehlt nicht nur an Ingenieurinnen, auch Facharbeiter gibt es nach wie vor zu wenig. Um Nachwuchs zu rekrutieren, müsse man nicht nur in die Hochschulen und Schulen gehen, sondern eben auch in die Kindergärten, so Heuchemer. „Die Zielgruppe der Kindergärten ist von den Unternehmen bisher kaum wahrgenommen worden, deshalb engagieren wir uns auf diesem Feld.“ Antje Allroggen Die Siemens AG zählt zu den weltweit größten und traditionsreichsten Firmen der Elektrotechnik und Elektronik. In rund 190 Ländern ist das vor 160 Jahren gegründete Un- ternehmen vertreten. Der Konzern ist auf den Gebieten Industry, Energy und Healthcare tätig. Im Rahmen des Siemens-Bildungsprogramms Generation 21 bietet Siemens auch ein Programm für Vorschulen und Kindergärten an. Kontakt: Ellen Blessing, Tel.: 089/636-32349 E-Mail: generation21@siemens.com Info: www.siemens.de/generation21/Vorschule wissenschaftsmanagement special 1/2008 20 special Initiativen SUPERSTUDIUM Ingenieuren steht die Welt offen … und das Gehalt stimmt auch Wenn Ingenieurstudenten Partys feiern, dann tun sie das in einem Gasthaus. Es gibt Steaks und Salat zu essen und als Musik dudelt die aktuelle Hitparade. Nicht gerade cool, oder? Zumindest bei vielen Jugendlichen herrschen offenbar solche Vorurteile über Ingenieure als Langweiler vor. Grund genug für den Zentralverband der Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI), die Imagekampagne „superstudium.de“ zu starten. Das Ziel: Jungen Leuten deutlich zu machen, dass ein Ingenieurstudium die beste Entscheidung ist, wenn es um persönliche Freiräume, Entwicklungsmöglichkeiten und die eigene Zukunftssicherheit geht. Zumal es auch noch Spaß macht, Technik zu erfinden. Ende 2006 wurden Real- und Gymnasialschüler im Alter von 16 bis 19 Jahren in Baden-Württemberg nach ihrer Einschätzung von Ingenieurberufen befragt. Für den ZVEI, der die Studie in Auftrag gab, war das Ergebnis ernüchternd. Die Mehrheit der Befragten verband mit dem gesamten Bild der Technikberufe etwas Langweiliges, während sie von Berufen wie Juristin, Manager oder Ärztin begeistert war. Dabei hatten nur zwölf Prozent eine annähernde Idee davon, was ein Ingenieur überhaupt macht. Bei den Mädchen konnten sogar 60 Prozent nicht einmal einen Ingenieurberuf nennen. „Mit der Aktion superstudium.de wollen wir junge Menschen erreichen und für den Ingenieurberuf begeistern“, sagt Reinhard Hüppe, Geschäftsführer des Fachverbandes Automation im ZVEI, einer der Initiatoren der Kampagne. Es gehe darum, das Problem des Nachwuchskräftemangels im Ingenieurwesen an der Wurzel zu packen. Denn allein in der Elektroindustrie gibt es einen jährlichen Bedarf von 15.000 jungen Ingenieurinnen – weitaus mehr als derzeit an Universitäten und Fachhochschulen ausgebildet werden. „Da klafft eine große Lücke“, so Hüppe. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Sich den Arbeitsplatz aussuchen beziehungsweise ihn jederzeit wechseln können – in dieser beneidenswerten Situation sind zurzeit die Ingenieure. Slogans wie „Nix kompliziert“, „Nix langweilig“ oder „Nix zukunftslos“ sollen auf der Homepage von superstudium.de das Interesse der Jugendlichen wecken. Dahinter finden sie Informationen rund um das Berufsfeld Ingenieur. Zugleich geht es auch um Werte, die Jugendliche bei der Berufs- und Studienwahl ebenfalls wichtig sind: Sicherheit des Arbeitsplatzes, die Anerkennung der Leistung, die Arbeitsatmo sphäre sowie Lohn und Gehalt. „Nix pleite“, heißt es da beispielsweise – und ein Gehalt-ometer macht deutlich, dass man als Ingenieur im Vergleich zu vielen anderen Berufsgruppen richtig Geld verdienen kann. „Das ist eine der am häufigsten angeklickten Seiten von superstudium.de“, sagt Hüppe. Die Kampagne reicht übers Internet hinaus. Zum Einsatz in Schulen wurde eigens ein Ak tionskoffer entwickelt. Lehrer finden darin Präsentationsfolien zu Ingenieurberufen. Weiteres Informationsmaterial wie ein Superstudium- Magazin, Poster und Postkarten richtet sich direkt an die Schüler. Stets geht es darum, den Jugendlichen in ihrer Entscheidungsphase für einen späteren Beruf aufzuzeigen, wie attraktiv, vielfältig und zukunftssicher eine Karriere als Ingenieur sein kann. Einschätzungen und Statements von Ingenieuren, die bereits ein wenig Berufserfahrung gesammelt haben, dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Wie erfolgreich die Kampagne superstudium.de selbst sein wird, ist heute noch kaum absehbar. Für die Strategen des ZVEI steht allerdings fest, dass sie in Sachen Jugendansprache nicht locker lassen wollen. Hüppe: „Wir sehen das als eine langfristige Marketingmaßnahme für die Ingenieurberufe.“ Lucian Haas www.superstudium.de Initiativen special 21 Technikjournalismus Spannender als mancher Krimi Für den Wettbewerb Technikjournalismus recherchieren junge Autorinnen die verschiedensten Technikthemen Technik auf Papier muss nicht staubtrocken sein. Richtig geschrieben, können TechnikStories den Leser mehr fesseln als mancher Krimi. Um jungen Autoren einen frühen Impuls zu geben, wird seit fünf Jahren der Wettbewerb Technikjournalismus vom ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e.V.) und Siemens Drive Technologies veranstaltet. „Abends. Hans Müller sitzt gerade auf der Couch und studiert die Zeitung. Plötzlich beginnt das Deckenlicht zu flackern. Erst kurz. Dann erlischt es ganz. Der Strom ist weg. Einige Kilometer weiter, im örtlichen Elektrizitätswerk, stehen die Generatoren still. Es qualmt und stinkt. Die Diagnose: Überhitzung.“ So beginnt Christiane Fritz, Studentin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ihren Beitrag „Der Himmel ist kälter als der Mond“, mit dem sie 2007 in der Kategorie Technikfeature den Ersten Platz belegte. Thema des Artikels ist eine neue Wärmebild-Kamera, mit der sich gefährliche Hitzeentwicklungen besser erkennen lassen. Mit der Kamera ist auch zu sehen, dass der Mond wärmer ist als seine Umgebung. Denn der Mond wird von der Sonne angestrahlt; nur deswegen ist er von der Erde aus überhaupt mit bloßem Auge zu sehen. „Beim fünften Durchgang hatten wir bereits 150 Teilnehmer im Alter von 16 bis 25 Jahren“, berichtet Volker Banholzer aus der Siemens-Pressestelle, der den Wettbewerb ins Leben gerufen hat. Die Idee war, Jugendliche auf eine andere Weise an die Welt der Automatisierungstechnik heranzuführen. Auf Fachmessen wie der Automatisierungsmesse SPS/IPC/Drives in Nürnberg, der Kunststoffmesse K in Düsseldorf oder der Werkzeugmaschinenmesse EMO in Hannover – so die Wettbewerbsaufgabe – sollten die NachwuchsJournalisten auf Recherche gehen und ihre Entdeckungen in Artikel für Schülerzeitungen und CampusMedien oder Audio-Podcasts umsetzen. „Vor dem ersten Wettbewerb hatten wir etwas Sorge, dass man die Jugendlichen an den Messeständen nicht ernst nimmt und schnell wieder abfertigt“, erzählt Banholzer. Doch das Gegenteil war der Fall. Ausführlich und anschaulich wurde den Jung-Redakteuren die Funktionsweise von Maschinen und Produktionsverfahren erklärt. Das Themenspektrum ihrer Artikel reichte dann beim aktuellen Durchgang von der Energieeffizienz über die Kunststoffproduktion bis hin zu ethischen Fragen der Technik. Bei manchen beeinflusst der Wettbewerb auch die Berufswahl. „Von einigen Schülern wissen wir, dass sie später ein Technikstudium aufgenommen haben“, sagt Banholzer. Andere interessieren sich für die neuen Studiengänge im Technikjournalismus, die an einigen Hochschulen angeboten werden. Die Berufsperspektiven sind durchaus günstig, denn neben der allgemein großen Nachfrage nach Ingenieuren suchen auch die Redaktionen von Fachzeitschriften und der Technik- und Wissenschaftsressorts der Tagesmedien qualifizierte Jungredakteure und Nachwuchsjournalistinnen. Über einen weiteren Effekt freut sich Thomas Fischer vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus: „Mit dem Wettbewerb Technikjournalismus gelingt es nachweislich, Mädchen und junge Frauen mit der Automatisierungstechnik zusammenzubringen“. Der nächste Durchgang des Wettbewerbs wird Mitte des Jahres 2008 ausgeschrieben. Manfred Ronzheimer Der Himmel ist kälter als der Mond, denn den Mond wärmt die Sonne. Sichtbar werden solche Temperatur unterschiede mit der Wärmebildkamera – Thema des Wettbewerbsbeitrags von Christiane Fritz. Kontakt: Volker Banholzer, Tel.: 0911/895-7946 E-Mail: volker.banholzer@siemens.com Info: www.siemens.de/technikjournalismus wissenschaftsmanagement special 1/2008 22 special Initiativen XPLORE Freeclimber des Tüftlertums Ausgefeilte Technik und originelle Ideen prämiert der Bildungswettbewerb xplore Manchmal sind es pfiffige Steuerungen für Aufzüge in den Goldminen Südafrikas oder für den Betrieb Schweizer Sägewerke, die beim Wettbewerb xplore realisiert werden. Doch oft genug führt der Spaß an der technischen Tüftelei auch zu solch skurrilen Automationslösungen wie dem Roboter Freeclimber, der nach Spiderman-Vorbild mit Haftfüßen die Wände emporkraxelt oder dem Robot-Duo, das zielsicher Wurfpfeile auf eine Dartscheibe schleudert. In allen Fällen sind die Teams der Auszubildenden, Schüler und Studenten mit großem Engagement bei der Sache. „Die brennen über Monate für ihr Thema und sind echt technikbe- geistert“, sagt Klaus Hengsbach vom Indus- trieelektronik-Hersteller Phoenix Contact; das Unternehmen hatte den Wettbewerb 1997 ins Leben gerufen. Die Preisträger der vierten Runde werden im April 2008 ihre Siegestrophäe von Bundeswirtschaftsminister Glos auf der Hannover Messe überreicht bekommen. Inzwischen ist der Bildungswettbewerb xplore New Automation Award 2008 schon zu einer Art Markenzeichen geworden. Mehr als 100 Teams wie auch Einzelpersonen hatten sich seit Anfang letzten Jahres mit Projektideen in sechs Themenfeldern beworben: Education, Buildings, Ecology, Factory, Net und Recreation. Gefragt waren Lösungen, bei denen die Automatisierungstechnik zum Einsatz kommt. „Nicht nur die technisch ausgefeilteste Arbeit, sondern auch die originellste Idee oder Umsetzung gewinnt“, erläutert Hengsbach. Damit aus der Idee ein funktionsfähiges Projekt entstehen kann, erhält jede der 100 Teilnehmergruppen ein Budget für Technik-Produkte im Wert von je 3.000 Euro. Abschließend winken den Siegern zusätzlich noch interessante Sachpreise. Ganz bedeutend für die Teilnehmer sind aber darüber hinaus das erlangte Know-how und die wichtigen Kontakte für ihre berufliche Karriere. wissenschaftsmanagement special 1/2008 Wenn er richtig gesteuert wird, trifft ein Roboter jedes Mal ins Schwarze. Dartspielende Roboter gehören zu den Projekten, die Jugendliche beim Bildungswettbewerb Xplore vorgestellt haben. Gerade auf diesen „Zündfunken“ hat es der Wettbewerb abgesehen. Nicht wenige Projekte beginnen ihr Eigenleben, wie etwa das MiniModell einer Holztrocknungsanlage. „Das hat der Preisträger mit unserer Automatisierungstechnik später im großen Maßstab im Sägewerk seiner Eltern umgesetzt“, berichtet Hengsbach. Ein anderes xplore-Team meldete seine Technik zum Auspressen von Farbresten aus LackierSchläuchen (Squeeze out) zum Patent an und gründete eine Firma. „Der Abstand zwischen dem ersten Konzept, mit dem die Teilnehmer beginnen, und dem Punkt, an dem sie nach sechs Monaten technisch stehen, ist jedes Mal bemerkenswert“, sagt der Projektleiter. Bemerkenswert ist allerdings auch, dass der Wettbewerb bis heute auf dem privaten Engagement eines Familienunternehmens beruht und ohne jeden öffentlichen Euro auskommt. Aus dem 1923 in Blomberg (OstwestfalenLippe) gegründeten Handelsunternehmen für Elektroprodukte ist heute ein weltweit agie- render Hersteller von Automatisierungstechnik und elektrischer Interfacetechnik mit 9.300 Beschäftigten (Umsatz 2007: 1072 Millionen Euro) geworden. Phoenix Contact bildet insgesamt 230 junge Leute in kaufmännischen und gewerblichen Berufen aus und betreut 40 Studierende. Mit einer großen und lebendigen Show sollen auf der Hannover Messe die xplore-Preisträger gefeiert werden – kreativ und aktiv wie im letzten Jahr, als sich am xplore-Stand auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan im Basketball-Wurf versuchte – und beim dritten Versuch Erfolg hatte. Technologie, so die Botschaft, soll auch Spaß machen. Manfred Ronzheimer www.xplore.org Initiativen special 23 ROBOCUP 1:0 Auf den RoboCup German Open zeigen Roboter, was in ihnen steckt Es hat sich noch nicht überall herumgesprochen, aber der altehrwürdige Beruf des Butlers stirbt aus. Die Lohnkosten für jene altmodisch-verschwiegene Dienstleistung reißen selbst in adlige Portemonnaies Löcher. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Und ausgerechnet König Fußball malt den Silberstreif an den Horizont. Was Butler mit Fußball zu tun haben? „Na ja“, Ansgar Bredenfeld lacht, „es genügt wahrscheinlich, wenn Haushaltsgeräte mit robotischer Funktionalität ausgestattet werden. Etwa der Staubsauger, der eigenständig die Wohnung saugt. Solche Geräte müssen deshalb nicht unbedingt von menschlicher Gestalt sein.“ Bredenfeld ist Wissenschaftler am FraunhoferInstitut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme in Sankt Augustin bei Bonn. Das Fraunhofer IAIS ist Mitveranstalter der RoboCup German Open vom 21. bis 25. April 2008 auf der HANNOVER MESSE. In verschiedenen Fußball-Ligen treten autonome Roboter gegeneinander an. Da gibt es zum Beispiel die SmallSize-Liga, in der zwei Teams mit kleinen Robotern gegeneinander spielen, zentral durch einen Computer gesteuert, die Middle-Size, in der die Spieler sich mit omnidirektionalen Kameras autonom auf dem Feld orientieren oder die Humanoide Liga, in der Roboter von menschenähnlicher Gestalt gegeneinander antreten und per WLAN miteinander kommunizieren. Die internationale RoboCup Community hat ein ehrgeiziges Ziel: Im Jahr 2050 sollen die Roboter soweit entwickelt sein, dass sie gegen Menschen Fußball spielen können. Kühn-optimistisch und nicht ohne Humor heißt es in der Szene, man werde gegen die deutsche Nationalmannschaft antreten – und siegen. „Die Entwicklung ist rasant“, weiß auch Ansgar Bredenfeld. „Bislang arbeiten im wesentlichen Studententeams der Hochschulen daran. Aber wenn früher oder später die Industrie in die Entwicklung einsteigt, wird sie noch rasanter.“ Dabei kommt der Forschungseifer fußballbegeisterter Ingenieur- oder Informatikstudierender nicht zuletzt dem Technikeinsatz im Katastrophenfall zugute. Tatsächlich wird in der Rescue-Liga, ganz unfußballerisch, die Situation nach einem Erdbeben simuliert. Roboter haben die Aufgabe, in den Trümmern nach Opfern zu suchen, in diesem Fall speziellen Dummies, die so konstruiert sind, dass sie Körperwärme abgeben und CO² ausstoßen. Mithilfe dieser Indikatoren könnten, im Realfall, die Roboter noch lebende Opfer orten. Die Bergung allerdings bleibt vorerst Menschensache. Der Einsatz autonomer Roboter ist überall dort sinnvoll, wo es gefährlich wird, wo Menschen um ihre Gesundheit, um ihr Leben fürchten müssten. So gibt es zwar schon seit langem Wärmebild-Kameras zur Ortung von Erdbebenopfern, aber, so Bredenfeld, „um sie einsetzen zu können, müssen Menschen sich in einsturzgefährdete Räume oder an andere lebensbe- drohliche Örtlichkeiten begeben.“ Der Einsatz von Robotern könne hier Abhilfe schaffen. Jetzt schon entschärften Roboter Bomben, ferngesteuert allerdings. „In Zukunft vielleicht teil-autonom“, sagt Bredenfeld. „Denkbar ist auch, dass Roboter eigenständig in Teams zusammenarbeiten, zum Beispiel bei Chemieunfällen.“ So ganz ausgeschlossen ist es nicht, dass uns eines Tages ein Butler unseren Drink zum Fernsehsessel bringt, denn – seit 2006 wird im Rahmen des RoboCup auch der RoboCup@ Home ausgetragen. Dabei muss sich ein Roboter in einer häuslichen Umgebung orientieren und bestimmte Funktionen ausführen. Etwa zum Kühlschrank fahren, eine Tüte Milch herausnehmen und ein Glas einschenken. Und er muss fähig sein, auf Sprache zu reagieren, seine Weisungen per Sprache entgegenzunehmen. Na also. „James, würden Sie mir einen Wodka-Martini bringen? Und James? Sie wissen ja: Geschüttelt, nicht gerührt.“ Stephan Weidt Da sind Treffer vorprogrammiert – ab dem Jahr 2050 sollen Roboter auch gegen Menschen Fußball spielen können. wissenschaftsmanagement special 1/2008 24 special Initiativen SKILLSGERMANY Silber für Deutschland! 1/2008 Impressum Internationales Benchmarking für Berufliche Bildungssysteme Koordinierender Herausgeber: Dr. Markus Lemmens Redaktion: Kristin Mosch, Lemmens Medien GmbH, Bonn Autorinnen und Autoren: Antje Allroggen Doris Bünnagel Christiane Fritz Lucian Haas Karl-Heinz Heinemann Rosemarie Kappler Andreas Lange Friedhelm Loh Katja Lüers Manfred Ronzheimer Katinka Schmitt Ulrich Schmitz Bernd Schöne Mirko Smiljanic Stephan Weidt Dieses Heft entstand mit Unterstützung des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. der HARTING KGaA und der Siemens AG Industry Sector Geschäftsführende Herausgeber Dr. Markus Lemmens, Lemmens Medien GmbH, Bonn Prof. Dr. Detlef Müller-Böling, Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh Dr. Johannes Neyses, Universität zu Köln Prof. Dr. Frank Ziegele, Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh, und Fachhochschule Osnabrück Herausgeberbeirat Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, Fraunhofer-Gesellschaft, München Prof. Dr. Cornelius Herstatt, Technische Universität Hamburg-Harburg Prof. Dr. Péter Horváth, IPRI International Performance Research Institute gGmbH und Universität Stuttgart Prof. Dr. Karl Heinrich Oppenländer Prof. Dr. Hanns H. Seidler Dr. Horst Soboll, Union des Industries de la Communauté Européenne (UNICE) Prof. Dr.-Ing. Hartmut Weule, Universität Karlsruhe Verlag, Konzeption und Anzeigen Lemmens Medien GmbH Matthias-Grünewald-Straße 1-3, D-53175 Bonn E-Mail: info@lemmens.de · Internet: www.lemmens.de Fotos: Walter G. Allgoewer/JOKER (Cover, S. 17, U4), Christiane Fritz (S. 1), Sascha Mueller-Jaensch/JOKER (S. 2), Paul Eckenroth/ JOKER (S. 3), Marcus Gloger/JOKER (S. 4, 10, 16), www.wikimedia/commons (S. 5), ABB (S. 6), Karl-Heinz Hick/JOKER (S. 7, 8), Fachhochschule Bochum (S. 9), Joerg Loeffke/JOKER (S. 11, 14), Petra Steuer/JOKER (S. 12), KUKA Roboter GmbH (S. 13), Hartwig Lohmeyer/JOKER (S. 15), LPE Technische Medien GmbH (S. 18), Siemens AG (S. 19), Hady Khandani/JOKER (S. 20), Katharina Eglau/JOKER (S. 21), Alexander Stein/JOKER (S. 22), Fraunhofer IAIS (S. 23). Copyright Lemmens Medien GmbH 2008 Herstellung Courir-Media GmbH, Bonn ISSN 0947-9546 wissenschaftsmanagement special 1/2008 SkillsGermany e.V. – Förderinitative für nationale und internationale Berufswettbewerbe wurde vor zwei Jahren gegründet mit dem Ziel, die nationalen und internationalen Berufswettbewerbe – WorldSkills und EuroSkills – stärker in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mitmachen lohnt sich für alle: Auszubildende, Bildungsverantwortliche und Unternehmen. Bei der 38. WorldSkills 2005 in Helsinki errang die Deutsche Mannschaft Platz drei und brachte zehn Gold-, Silber- und Bronzemedaillen mit nach Hause; bei der 39. WorldSkills 2007 in Japan erkämpfte das Nationalteam fünf Silber- und zwei Bronzemedaillen sowie achtmal die Auszeichnung Medaillon For Excellence, so dass 15 von 25 Teilnehmern mit einer Medaille nach Hause fuhren. Gemeint sind hier nicht die deutschen Sportler, sondern die deutschen Azubis, die sich mit Gleichaltrigen aus 50 Nationen einen Wettkampf lieferten. Ermittelt wurden beispielsweise die weltbesten Nachwuchs-Drucker, -Fräser, -Maurer, -Gärtner oder -Köche. Das Medaillon for Excellence errangen unter anderem die deutschen Maurer, Friseurinnen, Fliesenleger und Maschinenbauer in Spe. Auch der zweitschönste Garten wurde vom deutschen Team gestaltet. Besonders bemerkenswert ist, dass das die deutschen Teilnehmer ihre Fähigkeiten schlicht im Dualen Ausbildungssystem erworben haben, und nicht – wie beispielsweise die Mannschaften aus Japan, Korea oder Singapur – in monatelangen Intensivtrainings. Ausrichter der Berufsweltmeisterschaften ist die WorldSkills International (WSI), ein Netzwerk von nationalen Skills-Organisationen, Unternehmen sowie Vertretern aus Politik, Erziehung und Bildung. Im Jahr 2005 wurde der nationale Verband SkillsGermany gegründet, quasi auch, um „Live-Pisa-Studien“ für Azubis möglich zu machen und um die Reihe von Leistungswettbewerben für Jugendliche (von „Jugend musiziert“ bis „Jugend forscht“) um einen Wett- bewerb in der beruflichen Bildung zu ergänzen. „Eine weitere Grundidee ist, Jugend zum Vorbild für die Jugend zu machen“, erklärt Projektleiterin Elfi Klumpp. Über 40 Unternehmen, Verbände und Privatpersonen arbeiten derzeit mit SkillsGermany zusammen. Es gibt natürlich viele Wettbewerbsinitiativen in Deutschland. „Die Berufswettbewerbe aus der Versenkung herauszuholen, zu bündeln und an die Jugendlichen bereits im ersten Lehrjahr heranzutragen, das ist nicht Sache einzelner Unternehmen, das ist eine Sache der ‚Deutschland AG’“, sagt Elfi Klumpp. Gehör hat sie inzwischen auch in der Politik gefunden. So war Bundeskanzlerin Angela Merkel Schirmherrin der Nationalmannschaft 2007 und Bundesforschungsministerin Annette Schavan ist Schirmherrin der nationalen SkillsGermany Berufswettbewerbe. Klumpp: „Eine Wettbewerbsteil- nahme spornt zur Leistung an und auf WorldSkills Ebene gibt es interkulturelles Training gleich mit.“ Sollte das Bemühen von SkillsGermany weiterhin auf fruchtbarem Boden gedeihen, könnte Deutschland frühestens 2013 Ausrichter der WorldSkills Berufsweltmeisterschaft werden, da die nächsten Veranstaltungsorte bereits feststehen (Calgary 2009, London 2011). Rosemarie Kappler www.skillsgermany.de /cTRS`6O\\]dS`;SaaSWab 3\S`UWS7\bSZZWUS\hW\OZZS`;c\RS 0SacQVS\AWSRWSP`O\QVS\PS`U`SWTS\RSA]\RS`aQVOcÄ3\S`UWS3T¿hWS\h W\W\Rcab`WSZZS\>`]hSaaS\µOcTRS`6O\\]dS`;SaaS3`ZSPS\AWSW\6OZZS$O[ 0SWa^WSZRS`AQV]Y]ZORS\^`]RcYbW]\eSZQVSD]`bSWZS3\S`UWS7\bSZZWUS\h OcQV7V\S\PWSbS\YO\\ ^]eS`SRPg