Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.
Transcription
Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.
Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6 Bildübertragung Dieses Skript ist eine Ergänzung zu der Vorlesung “Technische Bildverarbeitung“. Es ist kein Lehrbuch. Dieses Skript darf ausschließlich als begleitendes Lehrmittel für die Vorlesung genutzt werden. Andere Nutzungen sind mit den Verfassern abzuklären. Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen (auch auszugsweise) ist nur nach Rücksprache und mit Erlaubnis der Verfasser zulässig. In diesem Skript werden Produkte einzelner Firmen als Beispiel verwendet. Die Auswahl dieser Produkte stellt keine Bewertung dar, sondern erfolgte ausschließlich nach didaktischen Gesichtspunkten. Die angegebenen Preise sind als Orientierungshinweis zu sehen. Bei Fragen, Kritik, Verbesserungsvorschlägen : Dipl.-Ing. Dirk Mohr Raum C2 – 05 Tel.: 0234 – 3210454 email: dirk.mohr@hs-bochum.de Bochum, den 30.09.2010 Kapitel 2.6 Seite 90 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6 Bildübertragung Zur Übertragung der Bilddaten von einem bildgebenden System (hier i.d.R. eine Kamera) zu einer Verarbeitungseinheit (Rechner) werden unterschiedliche Schnittstellen bzw. Verfahren genutzt. Im Folgenden werden die Eigenschaften dieser Schnittstellen beschrieben und ein Vergleich in acht Kategorien durchgeführt. Durchsatz: Geschwindigkeit mit der Daten über die Schnittstelle übertragen werden können Effektive Kosten: Gesamtpreis für die Komponenten (Kamera, Kabel, Bilderfassungskarte ...) Kabellänge: Maximal mögliche Entfernung zwischen der Kamera und dem Rechner ohne Leistungsverstärker Standardisierte Schnittstelle: Maßstab für die einfache Benutzung und zukünftige mögliche Erweiterbarkeit Stromversorgung über das Kabel: Möglichkeit über ein einziges Kabel (mehradrig !) die Kamera mit Spannung zu versorgen und die Bilddaten zu übertragen Kameraverfügbarkeit: Maßstab für die Anzahl der am Markt verfügbaren Kameras, die Dauer der bisherigen Verfügbarkeit der Schnittstelle und die allgemeine Verbreitung des Standards in der industriellen Bildverarbeitung Prozessorauslastung: Belastung des Systemprozessors bei der Bilderfassung I/O-Synchronisation: Einfachheit mit der eine mögliche Triggerung und die gesamte Kommunikation realisiert werden kann Die Systematik der Kategorien und Inhalte der Beschreibung wurden aus dem Tutorium “Auswahl der geeigneten Kameraschnittstelle für Ihr Bildverarbeitungssystem“, 2007, National Instruments entnommen Kapitel 2.6 Seite 91 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.1 Analoge Bildübertragung Bei der analogen Bilddatenübertragung werden die Bilddaten als Spannungssignal über Koaxialkabel übertragen. Die digitalen Pixeldaten (Grauwerte) werden nach der Datenübertragung durch Abtastung aus dem Analogsignal gewonnen. Die analoge Datenübertragung nutzt dieselben Videoformate, die von Fernsehstationen zur weltweiten Übertragung von Videosignalen eingesetzt werden. Standard Typ Bildgröße (Pixel) Bildgeschwindigkeit (Bilder / s) Zeilenrate (Zeilen / s) NTSC PAL RS170 CCIR Farbe Farbe S/W S/W 640 * 480 768*576 640*480 768*576 15,734 15,625 15,750 15,625 Abb. 2.6.1.1 Analoges Videosignal, Codierung und Dekodierung 29,97 25,00 30,00 25,00 auch EIA, 60 Halbbilder / s 525 Zeilen 50 Halbbilder / s, 625 Zeilen Abb. 2.6.1.2 CCIR - Signal Kapitel 2.6 Seite 92 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Durchsatz: Analogkameras eignen sich für Anwendungen mit niedriger bis mittlerer Bandbreite. Der Datendurchsatz beträgt bei der Übertragung von 1 Byte / pe, 768 * 576 pe und 25 fps ca. 11 MByte / s. Kosteneffizienz: Da es analoge Kameras schon seit ca. 50 Jahren gibt und sie zahlreich im Einsatz sind, sind sie mit gutem bis sehr gutem Preis- Leistungsverhältnis verfügbar. Analoge Kameras, die kein Standardformat für die Bildübertragung verwenden (z.B. Progressive Scan) zeigen i.d.R. ein deutlich höheres Preisniveau. Für die Digitalisierung der analogen Bildsignale wird eine sog. Bilderfassungskarte (Framegrabber) benötigt. Diese sind in sehr unterschiedlichen Ausstattungen, Leistungsmerkmalen und Preisklassen verfügbar. Kabellänge: Abhängig von den Anforderungen an die Bildqualität und die Funktionalität der Datenübertragung ist die Verkabelung analoger Bildverarbeitungssysteme einfach bis komplex. Für die ‘einfache‘ Bildübertragung reicht oftmals eine Koaxialkabel aus. Werden aber noch weitere Daten ausgetauscht (Trigger, Pixelclock ...) oder sind größere Störeinflüsse zu erwarten wie z.B. EMV – Störungen sind oftmals spezielle und damit teure Kabel- und Steckverbindungen zu verwenden. Standardisierte Schnittstelle: Bei Verwendung der Standardformate für die Bilddatenübertragung gegeben. Bei Verwendung nicht standardkonformer Systeme oder erweiterter Funktionalität (z.B. Konfiguration) nicht gegeben und oftmals kaum realisierbar. Stromversorgung über das Kabel: Die Stromversorgung ist nicht über das Bilddatenkabel möglich. Deshalb werden weitere Kabel oder spezielle mehradrige Kabel und Steckverbinder (z.B. HIROSE) verwendet. Kameraverfügbarkeit: Obwohl die Verwendung analoger Bilddatentechnik in der industriellen Bildverarbeitung rückläufig ist, sind analoge Kameras in ausreichender Varianten- und Stückzahl verfügbar. Prozessorauslastung: Die Bilddaten werden von der Bilderfassungskarte meist per DMA – Transfer in den Rechnerspeicher übertragen. Der Prozessor wird dabei kaum belastet. I/O – Synchronisation: Einige analoge Kameras für die industrielle Bildverarbeitung verfügen über Funktionen wie asynchroner Reset und zusätzliche digitale Ein- und Ausgänge. Darüber hinaus stellt der benötigte Framegrabber noch weitere I/O-Kanäle zu Verfügung, die zur Kommunikation mit anderen Komponenten verwendet werden können. Leider gibt es für analoge Kameras keinen Standard, um Kameraattribute wie Belichtungszeit, Verstärkung oder Verschlusszeit per Software zu parametrieren. Diese Funktionen müssen teilweise noch mit DIP-Schaltern eingestellt werden. Kapitel 2.6 Seite 93 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.1.1 Beispiel für eine analoge Kamera, die JAI A1 22 MByte / s Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.1.3 Analoge Kamera JAI A1 94 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.1.2 Beispiel für einen analogen Framegrabber, der TIS DFG-SV1 Betriebstemperatur : -5 ... 45 0 C Softwareunterstützung : Gerätetreiber WDM Stream Class, .Net, Active X, C++ Class Library Preis : ca. 200 EUR Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.1.4 Framegrabber TheImagingSource DFG-SV1 95 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.1.2 Beispiel für einen analogen Framegrabber Matrox Imaging Odyssey XA “Intelligenter“ Framegrabber mit G4 PowerPC (frei programmierbar)und Matrox Oasis Pixel Accelerator (in HW vorprogrammierte Routinen werden sehr schnell (peak 80/100 billionen operations per second (BOPS)) ausgeführt. Abb. 2.6.1.5 Framegrabber Matrox Imaging Odyssey XA Blockschaltbild Quelle : Matrox Electronic Systems GmbH, D-82008 Unterhaching und RAUSCHER GmbH - Systemberatung für Computer und angewandte Grafik, D-82140 Olching Kapitel 2.6 Seite 96 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Preis: ab ca. 4000 EUR Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.1.6 Framegrabber Matrox Imaging Video Input / Spezifikation 97 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2 Digitale Bildübertragung Bei der Bilderzeugung in CCD- oder CMOS- Bildwandlern liegen die Ladungen der einzelnen Pixel separat vor. Die Ladungsmenge ist also einem Pixel bzw. dem entsprechenden ortsdiskreten Ausschnitt des betrachteten Gegenstands direkt zugeordnet. Zur analogen Datenübertragung werden diese Ladungsmengen einem kontinuierlichem Datenstrom aufmoduliert. Die pixelgenaue Rückgewinnung der ortsdiskreten Information ist mit erheblichem Aufwand (Pixelclock) verbunden. Zur Vermeidung dieses Aufwands, Erhöhung der Datentransferrate und der Datensicherheit und Erweiterung der Funktionalität wurden und werden digitale Schnittstellenstandards für die Bilddatenübertragung entwickelt. Die Standards CameraLink, USB, IEEE 1394 (FireWire) und GigE werden im Folgenden beschrieben. 2.6.2.1 CameraLink CameraLink ist ein Standard der Automated Imaging Association (AIA). Die AIA ist ein Zusammenschluss von namhaften Unternehmen der Bildverarbeitungsbranche. CameraLink ist eine Entwicklung für die industrielle Bildverarbeitung. Steckverbinder und Kabel sind entsprechend ausgelegt. CameraLink ist eine serielle, digitale Hochgeschwindigkeits – Punkt – zu Punkt Verbindung. Maximal zwei Kameras lassen sich über einen speziellen digitalen CameraLink-Framegrabber mit einem Rechner verbinden. Dabei werden drei Betriebsarten unterschieden : Base – Konfiguration: Medium – Konfiguration: Full – Konfiguration: bis zu 255 MByte/s bis zu 510 MByte/s bis zu 680 MByte/s Kapitel 2.6 Seite 98 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Durchsatz: Typische CameraLink – Kameras liefern in der Base-Konfiguration 100 MByte/s. Damit lassen sich Bilder mit 1 Megapixel bei 50 FPS erfassen. In der Full-Konfiguration lassen sich 500 Bilder mit einer Auflösung von 1280 * 1024 pro Sekunde an das System übertragen. CameraLink eignet sich also für Anwendungen mit hohem bis sehr hohem Anspruch an die Bildübertragungsrate. Deshalb ist CameraLink mittlerweise ein quasi Standard bei Zeilenkamerasystemen. Kosteneffizienz: Um die hohen Datenraten zu erzielen ist ein hoher Aufwand auf Seiten der Kamera und der Framegrabber nötig. Die Systeme sind meist teuerer als analoge BV – Systeme. Die Verwendung eines spez. Framegrabbers verursacht zusätzliche Kosten im Vergleich zu den anderen digitalen Verfahren. Jedoch darf bei der Kostenbetrachtung nicht der hohe Datendurchsatz und die grundsätzliche Industrietauglichkeit übersehen werden. Kabellänge: Die bei CameraLink verwendeten Kabel sind bezüglich Aufbau und Belegung standardisiert. Auf der Kamera- bzw. Framegrabberseite werden jeweils 28 parallele TTL – Signale in vier differentielle Signalpaare (LVDS) konvertiert. Die Kabellänge ist auf max. 10 m definiert. Für die Base-Konfiguration wird ein Kabel, für die Medium- bzw. Full Konfiguration werden zwei Kabel benötigt. Standardisierte Schnittstelle: Die CameraLink-Spezifikation definiert einen Standard für Kabel, Anschluss, Signalformat und serielle Kommunikationsschnittstelle zur Konfiguration und Parametrierung von Kameras. Die Kommunikation ist, im Gegensatz zu IEEE1394 und GigE nicht festgelegt. Das bedeutet, dass jede CameraLink-Kamera eine spezielle Konfigurationsdatei erfordert. In der Praxis bedeutet dies, dass zu jeder Kamera eine Liste existiert in der kompatible Grabber aufgeführt sind. Herstellerübergreifende Kamera-Grabber Kombinationen sind evtl. nur mit erheblichem Aufwand zu realisieren. Stromversorgung über das Kabel: Bei Base-Konfigurationen kann die Spannungsversorgung über das Standard CameraLink-Kabel erfolgen (Power-over-CameraLink PoCL). Für die anderen Konfigurationen ist ein separates Kabel erforderlich. Kameraverfügbarkeit: Grabber und Kameras (bes. Zeilenkameras) sind von fast jedem großen Anbieter verfügbar. Prozessorauslastung: CameraLink-Grabber transferieren die Bilddaten per DMA in den Speicher des Rechners. Somit wird kaum Prozessorleistung benötigt. I/O – Synchronisation: Die speziellen Befehle zur Einstellung von Belichtung, Verstärkung und Offset sind in der Spezifikation nicht festgelegt. Die Treibersoftware für den Framegrabber muss die kameraspezifischen Befehle kennen. Dies kann durch Konfigurationsdateien realisiert werden. Die CameraLink – Spezifikation ermöglicht sehr kurze Triggerzeiten und hochgenaue Synchronisationen. Eine Plug-and-PlayKompatibilität ist nicht gegeben. Kapitel 2.6 Seite 99 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.1.1 Beispiel für eine CameraLink – Kamera, die Basler A400 Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.2.1 CameraLink Kamera Basler Basler AG, An der Strusbek 60-62, 22926 Ahrensburg 100 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Preise A402k : 5480 ,- EUR A402kc : 5880 ,- EUR (Stand 2008) Kapitel 2.6 Seite 101 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.1.1 Beispiel für einen CameraLink – Framegrabber, der Coreco Imaging X64CL Preis: ca. 930,- EUR (iPRO, Okt. 2007) Abb. 2.6.2.2 CameraLink Framegrabber Coreco Imaging X64CL DALSA, Breslauer Str. 34, 82194 Gröbenzell (Munich) Kapitel 2.6 Seite 102 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.2 USB Für den Verbrauchermarkt entwickelt, hat dieser Bus auch im Industriemarkt seinen Platz gefunden. Durch die große Verbreitung von USB – Schnittstellen ist eine Anschlussmöglichkeit an verschiedene Rechnersysteme ohne spez. Framegrabber gegeben. Obwohl USB – Komponenten für unterschiedliche Aufgabenstellungen z.B. HUB‘s in zahlreichen Ausführungen vorhanden sind, sollte bedacht werden, dass im industriellen Umfeld Anforderungen gestellt werden, die durch Komponenten aus dem Office- und Konsumerbereich nicht erfüllt werden können. Abb. 2.6.2.3 USB – Komponenten zum Einsatz im industriellen Umfeld HUB im Metallgehäuse, schleppkettentaugliches Kabel mit kameraseitiger Fixierung Kapitel 2.6 Seite 103 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Durchsatz: Ab der Version 2.0 bietet USB eine Bandbreite von ca. 40 MByte/s (USB 2.0) bzw. 400 MByte/s (USB 3.0). Kosteneffizienz: Die Kosten für einen speziellen Framegrabber entfallen. Auf der Kameraseite kann bei der Schnittstelle teilweise auf vorhandene Komponenten (Webcam) zurückgegriffen werden. Dies macht USB zu einer preiswerten Schnittstelle für die digitale Bilddatenübertragung. Die Realisierung von industrietauglichen Lösungen kann durch die nötige Verwendung spezieller Komponenten oder spezieller Maßnahmen die Kosten deutlich erhöhen. Kabellänge: Es sind (eingeschränkt) industrietaugliche Kabel bis zu einer Länge von 10m verfügbar (max. Kabellänge nicht spezifiziert voraussichtlich erreichbare Längen USB 2.0 3m und USB 3.0 3m). Größere Kabellängen sind durch Repeater und Hub‘s realisierbar. Hierbei muss aber die Industrietauglichkeit beachtet werden. Standardisierte Schnittstelle: Für die industrielle Bildverarbeitung fehlt z.Zt. jegliche Spezifikation. Jeder Anbieter muss sein eigenes Hard- und Softwaredesign implementieren. Das ist aufwändig und erschwert dem Anwender die Komponentenauswahl. Stromversorgung über das Kabel: USB liefert Strom über das Kabel. In Abhängigkeit von der Systemkonfiguration sind evtl. externe Spannungsquellen nötig. Kameraverfügbarkeit: Webcams sind in großer Anzahl verfügbar. Diese Kameras eignen sich aber i.d.R. nicht für industrielle Anwendungen. Mittlerweile sind aber auch geeignete Kameras von einigen Anbietern verfügbar. Prozessorauslastung: Bei der USB – Bilddatenerfassung wird oftmals auf Softwarekomponenten des Betriebssystems (z.B. DirectShow) zurückgegriffen. Diese Komponenten sind bewährt belasten aber den Prozessor. I/O – Synchronisation: Da Komponenten des Betriebssystems keine Schnittstelle für Triggerung und Synchronisierung enthalten, muss diese Funktionalität durch Treiber- und Hardwareerweiterungen des Kameraanbieters realisiert werden Kapitel 2.6 Seite 104 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.2.1 Beispiel für eine USB – Kamera, die IDS µEye UI-1480-C Abb. 2.6.2.4 USB Kamera IDS uEye UI-1480-C IDS Imaging Development Systems GmbH Dimbacher Straße 6 74182 Obersulm Abb. 2.6.2.5 USB Kamera IDS uEye UI1220RE Kamera mit erweiterter Industrietauglichkeit und IP 65 bzw. 67 IDS Imaging Development Systems GmbH Dimbacher Straße 6 74182 Obersulm Kapitel 2.6 Seite 105 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Preis: ca. 900,- EUR (Okt. 2007) Abb. 2.6.2.5 Spezifikation der USB Kamera IDS uEye UI-1480-C IDS Imaging Development Systems GmbH Kapitel 2.6 Seite 106 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.3 Firewire, IEEE-1394 1 Firewire wurde 1995 als IEEE -1394-Spezifikation verabschiedet. IEEE-1394 wird von der Fa. Apple als Firewire und von der Fa. Sony als iLInk bezeichnet. Firewire wurde direkt für Bildverarbeitungsgeräte (im Konsumerbereich) entwickelt. Die Geschwindigkeit von IEEE 1394a lag bei 50 MByte / s. In der vorliegenden Spezifikation IEEE-1394b beträgt die max. Geschwindigkeit 100 MByte / s. Mit DCAM / IIDC existiert ein Protokoll das den Datenaustausch mit IEEE 1394-Kameras beschreibt. DCAM // IIDC beschreibt außerdem die Parametrierung der Kameras. Abb. 2.6.2.6 DCAM Standard Quelle: The Imaging Source Europe GmbH, 28215 Bremen 1 IEEE (gesprochen i-triple-e) ist ein Kürzel für "Institute of Electrical and Electronics Engineers", eine Organisation, die in den USA im Jahre 1884 von einer handvoll Technikern gegründet wurde. Mittlerweile hat das Institut mehr als 320.000 Mitglieder mit Aktivitäten in 147 Ländern. Das IEEE ist insbesondere im Bereich der Standardisierung aktiv. Kapitel 2.6 Seite 107 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Durchsatz: In der Version 1394a 50 (32) MByte/s, in der Version 1394b 100 (64) MByte/s. DCAM gibt verschiedene Videomodi vor. Einige dieser Modi mit der zugehörigen Busauslastung sind in folgender Tabelle dargestellt. Abb. 2.6.2.7 Videomodi lt. DCAM und sich ergebende Busbelastung Quelle: The Imaging Source Europe GmbH, 28215 Bremen Kapitel 2.6 Seite 108 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Kosteneffizienz: Firewire Kameras gibt es in verschiedenen Preisklassen. Da (meist) kein spezieller Framegrabber benötig wird und die Kabel relativ preiswert sind, ist Firewire ein kosteneffizientes Bussystem für die Technische Bildverarbeitung. Im Einzelfall muss die Industrietauglichkeit der eingesetzten Komponenten geprüft werden. Kabellänge: IEEE – 1394a: Max. 4,5 m, größere Entfernungen durch z.B. LWL – Umsetzer, IEEE – 1394b: Über 100m mit Glasfaserkabel oder Kabel der Kategorie 5 (CAT 5). Standardisierte Schnittstelle: Durch DCAM / IIDC gibt es ein herstellerunabhängiges Protokoll für den Bilddatenstrom und die Parametrisierung der Kameras. Das erleichtert die Auswahl der Komponenten, die Wartung und den Betrieb von IEEE – 1394 Bussystemen. Stromversorgung über das Kabel: IEEE 1394 versorgt die Kameras über das Kabel mit Strom. Bei einer größeren Anzahl von Kameras (Daisy-Chain) oder Verbraucher mit einem höheren Stromverbrauch (> 1.5 A bei 8 ... 30 V) sind zusätzliche Netzteile nötig. Kameraverfügbarkeit: Da IEEE-1394 seit Jahren als ein Standard in der Technischen Bildverarbeitung etabliert ist, gibt es entspr. Kameras in großer Variantenvielfalt von diversen Herstellen. Prozessorauslastung: Da bei IEEE-1394 keine Framegrabber verwendet werden, erfolgt der Bilddatentransfer über die CPU in den Rechnerspeicher. Die CPU – Belastung ist entsprechend hoch. I/O – Synchronisation: IEEE-1394 Kameras verfügen i.d.R. über Trigger und Synchronisationsschnittstellen. Die Triggermodi sind durch DCAM vorgegeben. Für die Prozessankopplung sind kaum Schnittstellenkarten (z.B. 24V-Signale) verfügbar. Hier muss gegebenenfalls auf andere Komponenten zurückgegriffen werden. Kapitel 2.6 Seite 109 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.3.1 Beispiel für eine IEEE1394 – Kamera, die TIS DMK 21BF04 Preis: 350 ,- EUR (Okt. 2007) Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.2.8 IEEE 1394 Kamera TIS DMK 21BF 04, Quelle: The Imaging Source Europe GmbH, 28215 Bremen 110 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.4 Gigabit Ethernet Vision GigE GigE Vision ist ein neuer Schnittstellenstandard für die Technische Bildverarbeitung. Dieser Standard basiert auf dem Gigabit Ethernet Protokoll. Mit GenICam existiert eine standardisierte, herstellerübergreifende Softwareschnittstelle. Die dabei verwendete Betriebssprache ist XML. Aufbauend auf dem Kommunikationsprotokoll UDP / IP kommuniziert die Kamera mit dem Host bzw. über Ports mit Applikationen. Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.2.9 GigE Vision im OSI - Modell Quelle: Basler Vision Technology 111 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Durchsatz: Die theoretische maximale Übertragungsrate beträgt bei Gigabit Ethernet 125 MByte/s. Bedingt durch Software-Overhead und Hardwarebeschränkungen beträgt die max. Übertragungsrate in der Praxis ca. 100 MByte/s. Kosteneffizienz: Ein Framegrabber wird nicht benötigt. Unter Beachtung der Industrietauglichkeit können Standard Komponenten genutzt werden. Bei höheren Ansprüchen müssen spezielle, hochpreisige aber verfügbare Komponenten verwendet werden. Kabellänge: Über 100m evtl. mit Glasfaserkabel, Repeater ... Standardisierte Schnittstelle: Durch die Automated Imaging Association (AIA) ist mit GigE ein umfassender Standard definiert worden. Dieser Standard überwindet einige Defizite von Gigabit Ethernet, indem er Plug-and-play-Verhalten, Geräteerkennung, Fehlerbehebung und sichere Bilddatenübertragung bereitstellt. Zusammen mit GenICam bietet GigE Vision einen Standardisierungsgrad, der mit den IEEE-1394 Standards vergleichbar ist. Stromversorgung über das Kabel: Die Stromversorgung ist bei GigE – Kameras über das Ethernetkabel möglich (PoE Power over Ethernet). Zur Zeit wird oftmals für jede Kamera ist ein separates Kabel für die Stromversorgung verwendet. Kameraverfügbarkeit: Obwohl der GigE Vision Standard erst im April 2006 verabschiedet worden ist, gibt es eine größere Anzahl von verfügbaren Kameras. Die Anzahl nimmt ständig zu und wird vermutlich mittelfristig mit z.B. IEEE-1394 vergleichbar sein. Prozessorauslastung: Die Prozessorbelastung kann beim Datenaustausch über Gigabit-Ethernet sehr prozessorlastig sein. Durch optimierte Treiber für bestimmte Netzwerkkarten lassen sich Aufgaben wie z.B. das Paketfiltern besser verteilen bzw. auf speziellen Netzwerkkarten durchführen. Diese Netzwerkkarten stellen dann eine speziellen Synthese von Netzwerkkarte und Framegrabber dar. Der Einsatz dieser Karten geht natürlich auf Kosten der Standardisierung. I/O – Synchronisation: Triggerung und Synchronisierung sind wegen der nur begrenzt gültigen Echzeitfähigkeit von Gigabit-Ethernet besonders bei großen Netzausdehnungen schwierig. Die Kamerahersteller schaffen entsprechende Möglichkeiten an der Hardware oder durch spezielle Softwaretreiber. Dabei ist es nicht immer möglich, den Standard einzuhalten. Die Prozessanbindung ist durch zahlreich vorhandene und industrietaugliche Komponenten leicht möglich. Kapitel 2.6 Seite 112 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.2.4.1 Beispiel für eine GigE – Kamera, die DALSA Spyder3 Preise : DALS SG-10-01K40 2200,- EUR, DALS SG-10-01K80 2800,- EUR, DALS SG-10-02K40 2400,- EUR, DALS SG-10-02K80 3000,- EUR Abb. 2.6.2.10 GigE – Kamera DALSA Spyder3, Quelle: DALSA Europe, D-82194 Gröbenzell (Munich) und STEMMER IMAGING GmbH 82178 Puchheim Kapitel 2.6 Seite 113 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.3 Bildübertragung über herstellerspezifische (proprietäre) Schnittstellen Bei den standardisierten Schnittstellen ist es theoretisch möglich, Komponenten (Kamera, Grabber, Rechner, Software) verschiedener Hersteller zusammen zu nutzen. So ist es z.B. möglich, eine Sony Cameralink Kamera an einem Grabber der Fa. Coreco zu betreiben. Zur Programmierung kann eine Bibliothek von z.B. Matrox-Imaging verwendet werden. In der Praxis gibt es dabei leider manchmal Probleme. Durch unterschiedliche Realisierungsgrade (Vers.-Nr.) der Standards in den einzelnen Komponenten kann zu “Unverträglichkeiten“ kommen. Der Anwender muss sich dann unter Umständen in Zusammenarbeit mit mehreren Lieferanten um eine Lösung bemühen. Bildverarbeitungssysteme werden oftmals auch als Komplettsysteme angeboten. Dabei kommen alle Komponenten von einem Hersteller. Die Schnittstellen zur Bilddatenübertragung sind dabei meist nicht standardisiert. Der Anwender hat also bei den einzelnen Komponenten keine Auswahl. Dafür gibt es keine Kompatibilitätsproblem unter den Komponenten des Komplettsystems. Die Komplettsysteme sind in allen Preisklassen vertreten. Das typische System gibt es deshalb nicht. Kapitel 2.6 Seite 114 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.3.1 Beispiel für ein Bildverarbeitungssystem mit herstellerspezifischer Schnittstelle - der OMRON ZFV Abb. 2.6.3.1 GigE – Kamera DALSA Spyder3, Quelle: DALSA Europe, D-82194 Gröbenzell (Munich) und STEMMER IMAGING GmbH 82178 Puchheim Kapitel 2.6 Seite 115 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak - 90 FPS bei voller Auflösung -Auch als Farbsystem (ca. 2300 EUR) Kapitel 2.6 Seite 116 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.4 Intelligente Bildverarbeitungssysteme “smart sensor“ Bei den sog. intelligenten Bildverarbeitungssystemen sind Bilderfassungs- und Auswerteinheit in einem Gehäuse integriert. Diese Bildverarbeitungssysteme können die Bildauswertung ohne weiteren Rechner durchführen. Es sind meist Schnittstellen vorhanden, die die Kommunikation mit der Umwelt zulassen. Dies können Signalanschlüsse (24V), Feldbusschnittstellen aber auch Monitor bzw. Tastaturanschlüsse sein. Durch die Integration der Komponenten Bildwandlung (CCD,CMOS), Grabber und Prozessor lassen sich verschiedene Optimierungsziele erreichen. So lassen sich sowohl kostengünstige, “einfache“ Systeme für Standardanwendungen als auch hochleistungsfähige, freiprogrammierbare Systeme für komplexe “High-End-Anwendungen“ erstellen. Durch die Integration lassen sich industrietaugliche Systeme mit hohem Schutzgrad realisieren. Ein Problem bei intelligenten Systemen bereitet manchmal der integrierte Prozessor. Da auf die begrenzte Wärmekapazität (fanless) der integrierten Systeme Rücksicht genommen werden muss, können oftmals nicht die aktuell leistungsfähigsten Prozessoren, die i.d.R. eine hohe Verlustleistung haben, verwendet werden. Der Austausch (Upgrade) der Prozessoren ist oftmals nicht möglich, die Anpassung an wechselnde Prozessbedingungen (z.B. anderer Feldbus) schwierig. Als Rechensystem kommen oftmals speziell programmierte DSP (Digitaler Signalprozessor ) oder ASCIS (Anwendungsspezifische Integrierte Schaltung) zum Einsatz. Kapitel 2.6 Seite 117 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.4.1 Beispiel für ein Intelligentes Bildverarbeitungssystem - NANOview Abb. 2.6.4.1 Intelligente Zeilenkamera NANOview Kapitel 2.6 Seite 118 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Abb. 2.6.4.2 NANOview Architektur Kapitel 2.6 Seite 119 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak 2.6.4.2 Beispiel für ein Intelligentes Bildverarbeitungssystem - DVT Vision Sensor Familie Auswahl von Kameras unterschiedlicher Leistungsklasse und Eigenschaften in nahezu identischen Gehäusen. Einheitliche Konfiguration bzw. Programmierung über Software Intellect und FrameWork. Abb. 2.6.4.3 DVT Vision Sensor Familie Kapitel 2.6 Seite 120 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak ca. 5500,- EUR Abb. 2.6.4.4 DVT Vision Sensor DVT 550MR Kapitel 2.6 Seite Abb. 2.6.4.5 DVT Software INTELLECT 121 Skript zur Vorlesung Technische Bildverarbeitung Prof. Dr.-Ing. Reiner Dudziak Weitere Informationen finden Sie hier : http://www.firewire-infos.de/ /* Firewire */ http://www.baslerweb.com/indizes/download_index_de_57634.html /* Kameras, Technologie */ http://www.ids-imaging.de /* Kameras (USB,GigE), Grabber http://www.stemmer-imaging.de /* Kameras, Objektive, Grabber ...*/ http://www.rauscher.de/ /* Kameras, Objektive, Grabber bes. Matrox Imaging*/ http://www.dalsa.com/ /* Kameras */ http://www.omron-industrial.com/de_de/home/products/sensing/VisionSystems /* Bildverarbeitungssysteme */ http://www.cognex.com/ /* Bildverarbeitungssysteme, Onlinekurse */ http://www.ni.com/vision/d/ /* Hard- und Software, Ressource Kit !! */ http://www.theimagingsource.com/de/products/ /* Kamera, Grabber, White Paper */ Kapitel 2.4 Seite 122