Informationsblatt „ß-Streptokokken der Gruppe B“

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Informationsblatt „ß-Streptokokken der Gruppe B“
Iris Burger, BSc.
Wahl-Hebamme
Informationsblatt „ß-Streptokokken der Gruppe B“
Streptokokken sind kugelförmige Bakterien mit unterschiedlichen kulturellen Verhalten. Einige
Streptokokkenarten können die Farbe des Blutagars verändern – wir sprechen dann von „Vergrünung“ oder
α-Hämolyse. Zu den wichtigsten Vertretern der „alpha-hämolysierenden“ oder „vergrünenden Streptokokken“
gehört der Karieserreger Streptococcus mutans.
Von ß-Hämolyse sprechen wir, wenn die Bakterien den Blutagar (Nährboden für Mikroorganismen) vollständig
auflösen. Die beta-hämolysierenden Streptokokken werden in zwei Gruppen unterteilt: Zur Gruppe A
(A-Streptokokken) gehört der Scharlach- und Anginaerreger Strepococcus pyogenes, der übrigens auch die
besonders schwer verlaufenden Formen der Endomyometritis puerperalis („Kindbettfieber“) auslöst. Zur
Gruppe B (B-Streptokokken) gehört der vor allem im Tierreich vorkommende Streptococcus agalactiae.
Diese „ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe B“ sind die Erreger der gefürchteten
Neugeboreneninfektion. Sie zeichnen sich durch eine hohe Virulenz (hohes Maß eine Krankheit auszulösen)
und die Fähigkeit zur Gewebeinfiltration aus. Deshalb können sie zum Kind „aufsteigende“ oder bei der Geburt
auf das Kind übertretende Infektionen besonders schnell und effektiv auslösen. Sie sind sogar in der Lage, die
Immunbarriere der Fruchtblase, der Haut und der Schleimhäute zu überwinden (Infektion der Fruchtblase,
Plazenta und ev. Kind; gekennzeichnet durch Fieber der Mutter, Pulsanstieg des Kindes, etc.).
Je nach ethnischer Herkunft sind bis zu ⅓ aller Menschen von B-Streptokokken kolonialisiert. Zusätzlich
erschwerend wirkt die Tatsache, dass sich die Keime vorzugsweise im Darm aufhalten, wo sie für keinerlei
Therapie zugänglich sind. Wir können allenfalls versuchen, sie durch massive Ansäuerung aus der Scheide zu
vertreiben (Döderlein- und Milchsäurepräparate). Eine antibiotische Therapie ist dagegen großteils wirkungslos
und somit nicht indiziert. – Das waren die schlechten Nachrichten.
Bedauerlicherweise leiten wir aus diesen schlechten Nachrichten eine fast panisch wirkende und zwischen den
verschiedenen Einrichtungen schlecht koordinierte diagnostische und therapeutische Routine ab, die für keine
der Betroffenen optimal ist. Denn diese Routinen bedeuten für zahlreiche Frauen und Kinder eine unnötige
Belastung durch Antibiotikatherapien – und die wenigen wirklich gefährdeten Kinder werden nicht erkannt und
somit u.U. untertherapiert.
ABER es gibt auch gute und durchaus hoffnungsvolle Nachrichten, die merkwürdigerweise wenig bekannt sind:
B-Streptokokken stellen keine einheitliche Spezies dar, sondern lassen sich in mehrere Subtypen
unterscheiden. Nur zwei der bisher neun bekannten Typen können die gefährlichen Infektionen auslösen –
nämlich die Typen I und IV. Bei positiven Schwangeren finden wir fast immer den harmlosen Typ II!
Quelle: Hildebrandt, S. & Göbel, E. (2008). Das ß-Streptokokken-Problem. In: Geburtshilfliche Notfälle. vermeiden – erkennen – behandeln (109-111).
Stuttgart: Hippokrates Verlag.
Gängiges Therapiemanagement in den niederösterreichischen Kliniken:
• Abstrichentnahme beim 1. Ambulanzbesuch um die 36. Schwangerschaftswoche
• Bei negativem Befund:
keine Konsequenzen und keine Therapie
• Bei positivem Befund (es werden in NÖ keine Subtypen bestimmt!):
Antibiotikatherapie spätestens 18 Stunden nach dem Blasensprung
Mindestens zwei intravenöse Antibiotikagaben ab Wehenbeginn bis zur Geburt
Kann die Antibiotikatherapie nicht abgeschlossen werden (zu schnelle Geburt) wird das Kind nach der
Geburt genauer beobachtet und „überwacht“ (Temperatur messen, Puls, etc.)
Therapiealternative:
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•
•
Streptokokken-Schnelltest um die 28. Schwangerschaftswoche (in meiner Ordination)
Bei negativem Befund: kein weiteres Management, Kontrollabstrich um die 36. SSW in der Ambulanz
Bei positivem Befund:
Abstrichentnahme für genaue Streptokokken-Auswertung und Erstellung eines Aromatogramms
Therapieübermittlung aus dem Institut für Mikroökologie Herborn und Anfertigung von
Vaginalzäpfchen in Ihrer Apotheke
Kontrollabstrich beim 1. Ambulanzbesuch um die 36. Schwangerschaftswoche
weiteres Vorgehen wie oben (meist negativer Befund!)
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letzte Aktualisierung: Feb. 2010