Lorenz-Eberhardt Handouts

Transcription

Lorenz-Eberhardt Handouts
2. Session
3. Vortrag
HÄUFIGE THEMEN UND
FRAGESTELLUNGEN IM ALLTAG EINER
GYNÄKOLOGISCH-GEBURTSHILFLICHEN
ORDINATION
Dr. Gudrun LORENZ-EBERHARDT
Fachärztin für Frauenheilkunde
Hasnerplatz 3, 8010 Graz
Tel.: 0316 / 67 26 11, Mobil: 0664 / 307 59 50
93
94
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
• Das persönliche Gespräch zwischen Ärztin/Arzt und
Patientin
• Gynäkologisch/geburtshilfliche Anamnese
– Menstruationsanamnese
– Krankheitsanamnese
– Familienanamnese
• Körperliche Inspektion und Palpation
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Gynäkologisch-geburtshilfliche Anamnese
• Menstruationsanamnese
– Zeitpunkt der Menarche bzw. Menopausenalter
– Regeltempus mit Begleitsymptomen
• Anamnese der Graviditäten
– Anzahl der SS, Geburten, Fehlgeburten, SS-Abbrüche
– SS-spezifische Erkrankungen
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Gynäkologisch-geburtshilfliche Anamnese
• Krankheitsanamnese
– gynäkologische Erkrankungen
• Endometriose, Myome, Zystenneigung
– Mammaerkrankungen
– Operationen
– Stoffwechselstörungen
• Diabetes mellitus, Fettstoffwechselerkrankungen
– Hypertonus
– Thromboembolien (bekannte Thrombophilie)
– cerebrovaskuläre Erkrankungen
– Leber
• Hepatose, Hepatitis, Cholestase
95
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Gynäkologisch-geburtshilfliche Anamnese
• Krankheitsanamnese
– Haut
• Hirsutismus, Pigmentstörung, Lupus erythematodes, Allergie
– Neurologisch
• Kopfschmerzen, Migräne, Epilepsie
– Magen-/Darmtrakt
• Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
– Genussgifte
• Alkohol, Rauchen, Drogen
– Essstörungen
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Gynäkologische Untersuchung
– Patientin in Steinschnittlage
– Specula-Untersuchung mit selbsthaltendem Entenschnabelspeculum
• Zervix samt dem angrenzenden Scheidengewölbe
– Kolposkopische Untersuchung
• Beschaffenheit des Zervix- und Scheidensekretes (Nativpräparat)
• PAP-Abstrich zur Krebsfrüherkennung
– Zellabstrich von Portiooberfläche mit Watteträger oder Holzspatel nach
Ayre
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Kolposkopische Untersuchung
– erweiterte Kolposkopie
• 5 %-ige Essigsäure
– Zylinderepithel färbt sich weiß
• Schillersche Jodprobe mit Lugolscher Lösung (3 %-ige Jodlösung)
– glykogenhaltiges Plattenepithel färbt sich braun
• Gynäkologische Zytodiagnostik
– 80 %-ige Treffsicherheit
– 20 % falsch negative Befunde
Ø Kombination von Kolposkopie und Zytodiagnostik ermöglicht
Frühdiagnose des Zervixkarzinoms
96
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Klassifikation und Nomenklatur zytologischer Vaginalabstriche
– 0
– I
– II
– IIW
nicht repräsentativ
normales Zellbild
atrophisches Zellbild ohne Autolyse; leichte
Entzündung ohne Epithelzellalterationen
stärkere entzündliche regenerative Veränderungen,
Hyper- und Parakeratose, HPV-assoziierte Veränderungen
» Kontrolle 3 bis 6 Monate
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Klassifikation und Nomenklatur zytologischer Vaginalabstriche
– III
schwere entzündliche und/oder degenerative
Veränderungen mit sicher beurteilbarer Dignität
– IIID
Zellen einer leichten bis mäßigen Dysplasie (CIN 1 und 2)
– IIIG
suspekte glanduläre Veränderungen, Drüsen- und Stromazellen
des Endometriums nach der Menopause, Neoplasie nicht auszuschließen
» histologische Abklärung
» Kontrolle in 3 Monaten bzw. histologische Abklärung
» fraktionierte Cürettage
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Klassifikation und Nomenklatur zytologischer Vaginalabstriche
– IV
Zellen einer mäßigen bis schweren Dysplasie oder eines
Carcinomas in situ (CIN 2 bis 3)
– V
Zellen eines vermutlich invasiven Zervixkarzinoms oder
anderer maligner Tumoren
» histologische Abklärung
» histologische Abklärung
97
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Vaginale Palpation
– bimanuelle Tastuntersuchung
• Lage und Größe des inneren Genitales
• Form, Konsistenz, Oberfläche, Druckempfindlichkeit, Beweglichkeit,
Abgrenzbarkeit gegenüber dem Uterus
• Rektale Palpation
– unendbehrlich bei pathologischen Befunden hinter dem Uterus
– Beurteilung der Parametrien beim Zervixkarzinom und Ausschluss
eines Rektumkarzinoms
– bei Kindern und Virgines
• Vaginalsonographie
(unverzichtbare nicht invasive Standardmethode)
(bei vaginalen Engen transabdominale Sonographie)
– Darstellung inneres Genitale und kleines Becken
• systematisches Vorgehen: Symphyse ð Harnblase ð Uterus ð
Douglas mit Rektum ð linkes Ovar ð rechtes Ovar
Vaginalsonographie
Inneres Genitale und kleines Becken
Ovar mit Follikel
Uterus mit Endometrium
(Zyklusmitte)
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Körperliche Inspektion und Palpation
• Untersuchung der weiblichen Brust
– Inspektion und Palpation
(Basisuntersuchung auch im Rahmen der 1. MKP-Untersuchung)
• Drüsenkörper und Lymphabflusswege
• Mamillenbeurteilung
• Versuch der Sekretexprimierung (evt. 1. Hinweis für Mammakarzinom)
– Anleitung zur regelmäßigen Selbstuntersuchung
• Zeitpunkt nach Abklingen der Monatsblutung
• Früherkennung des Mammakarzinoms (signifikant)
– Mammographiescreening
• ab dem 40. Lebensjahr in regelmäßigen Abständen
• Auflösungsvermögen bei 2-3 mm großen Herden
– Mammasonographie
• additiv diagnostischer Wert zur Mammographie
• Dignitätsbeurteilung und Verlaufskontrolle von Zysten
98
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Mutter-Kind-Pass (MKP)-Untersuchungsrichtlinien
• 1. Untersuchung frühzeitig nach SS-Diagnose
(bis Ende 16. SS-W)
– a) Familienananmese, Eigenanamnese, SS-Anamnese, Arbeits- und
Sozialanamnese
– b) Allgemeinuntersuchung, gyn. Untersuchung, Blutdruckmessung,
Körpergewicht, Mittelstrahlharn (Eiweiß, Zucker)
– c) Blutuntersuchung
• Hämatokrit, Hb, Blutgruppe und Rhesusfaktor, Rh-Antikörpertest,
Röteln Antikörpertiter, Lues Reaktion, Toxoplasmose
• HIV-Test
– Schilddrüsenhormone
– d) genetisch bedingtes Risiko ð humangenetische Beratung anbieten
Vaginalsonographie
5. SSW
Vaginalsonographie
12. SSW
99
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Mutter-Kind-Pass (MKP)-Untersuchungsrichtlinien
• 2. MKP-Untersuchung (18.-22. SSW)
– Allgemeinuntersuchung
• Blutdruckmessung, Körpergewicht, Mittelstrahlharn, Inspektion untere
Extremitäten (Krampfadern, Wassereinlagerungen), Befragung nach Blutung
und Wehentätigkeit
• gyn. Untersuchung
– Höhenstand des Uterus, kindliche Herzaktion, Lagebestimmung des Kindes,
Vaginalbefunderhebung (Muttermund, Verschlussapperat)
• 3. MKP-Untersuchung (25.-28. SSW)
– w.o. und Blutuntersuchung
• zusätzlich Hepatitis B-Antigen und oraler Glukosetoleranztest (Empfehlung)
• 4. MKP-Untersuchung (30.-34. SSW)
– w.o.; evtl. Blutbild und Toxoplasmose-Kontrolle
• 5. MKP-Untersuchung (35.-38. SSW)
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Mutter-Kind-Pass (MKP)-Untersuchungsrichtlinien
• Ultraschall-Screening transvaginal (bis 10. SSW)
– 40 Tage pm bereits embryonale Herzaktionen
– 50 Tage pm embryonale Bewegungen sichtbar
– 2. u. 4. MKP-Untersuchung
•
•
•
•
Gestationsalter
somatische Entwicklung des Feten
Suche nach auffälligen fetalen Merkmalen
frühzeitiges Erkennen von Mehrlingsschwangerschaften und Festlegen
der Eihautverhältnisse
• meist besteht der Wunsch nach einer Ultraschallkontrolle bei jedem
Besuch in der Praxis ð alle 4 Wochen
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Mutter-Kind-Pass (MKP)-Untersuchungsrichtlinien
• Kardiotokographisches Screening (CTG)
– ab 36. SSW in 1-2 wöchigen Abständen
• Überprüfung der uteroplacentaren Einheit
• Nachweis nicht spürbarer Wehentätigkeit
• Wunsch nach geburtsvorbereitender Akupunktur
100
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Pränataldiagnostik
• 1) vaginalsonographische Kontrolluntersuchung
– frühzeitige Unterscheidung möglich
• intakte und gestörte intrauterine SS
• ektope SS
• 2) genaue Festlegung des Schwangerschaftsalters
– leichtere Risikoeinschätzung bei vorzeitigen Wehen
• insbesondere zwischen 22. u. 28. SSW
– Entscheidungshilfe bei klinischer Betreuung einer Terminüberschreitung
• 3) Diagnose embryofetaler Erkrankungen
– z.B. Anenzephalie
– Beurteilung der Nackentransparenz
• Hinweis auf eine Vielzahl von Entwicklungsstörungen
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Pränataldiagnostik
• Messung der Nackentransparenz per Ultraschall
– 1866 Langdon Down: überschüssige Haut typisch für Trisomie 21
– 90er Jahre: vergrößerte Nackentransparenz in 11.-14. SSW > 3 mm
ð Trisomie 21
ð andere Chromosomen-Anomalien, schwere Herzfehler,
Gefäß- und Skelett-Fehlbildungen, genetische Syndrome
– effektive Screening-Methode: Kombination mit mütterlichem Alter
• Combined Test
– Nackentransparenz, freies ß-HCG u. PAPP-A in 11.-14. SSW
ð 90%-ige Detektionsrate chromosomaler Störungen
• Triple Test
– AFP, HCG und E2 in 16.-21. SSW
ð chromosomale Aberrationen, Trisomie 21
• transabdominale Amniocentese oder
transzervikale/transabdominale Chorionbiopsie
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Ernährungsberatung
• Ernährung in der SS
– Fehlernährung häufiger als Unterernährung
– tgl. Bedarf an Proteinen, Fetten, Kohlehydraten ändert sich im 3. Trimenon
– Kalorienbedarf ändert sich von ca. 2.000 kcal auf 2.500 kcal
• Empfehlungen
– schwangerschaftsspezifische Kombinationspräparate mit Vitaminen,
Spurenelementen, Mineralstoffen
– Einnahme von Folsäure bis 12. SSW
• 2 x 5 mg/Woche
• bei Kinderwunsch-Patientinnen Gabe bereits vor SS (Neuralrohrdefekt-Prophylaxe)
– Eisenpräparate
• erniedrigte Hb-Serumkonzentration bedarf einer Eisensubstitution
– Magnesiumpräparate Brausetabletten (leicht wehen- und kontraktionshemmend)
– lokale Verwendung von Lactobazillen (Infektionsprophylaxe senkt Fehlgeburtsrisiko)
• Vaginalovula 1-2 x/Woche
101
Schwangerenvorsorgeuntersuchungen
Komplikationen in der Schwangerschaft
• Blutungen in der Frühgravidität
– 20-25 % SS mit Blutungen im 1. Trimenon
ð gestörte Entwicklung der SS (Abort)
ð pathologischer Nidationsort (ektoper Sitz)
ð intakte Gravidität mit Blutungen
– differentialdiagostische Ursachen vaginaler Blutungen
•
•
•
•
Abortus imminens, Abortus incipiens, Missed Abortion, Blasenmole
extrauterine Schwangerschaften
Portioektopie, Zervixpolyp, Kolpitis, Kollumkarzinom
Hämaturie
– Zystitis, Urethralpolyp, Darmblutung, Hämorrhoiden
Gynäkologische Vor- und Nachsorge
Schwangerenbetreuung
• Kontrolluntersuchungen in der Ordination
– alle 4 Wochen
– alle 2 Wochen ab 36. SSW
– 2 x/Woche bei Terminüberschreitung
• Empfehlung weiterer geburtsbezogener Aktivitäten
– Kontaktaufnahme mit Hebamme
– Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses
– geburtsvorbereitende Akupunktur und Homöopathie
• Diskussion über Geburtsort
– Empfehlung der Besichtigung verschiedener Häuser
• ggf. Geburtsbetreuung in Sanatorium/Klinik
• 1. Kontrolluntersuchung in der Ordination
– 6 - 8 Wochen post partum
Verhütung in der Stillzeit
• Empfängniswahrscheinlichkeit
(voll stillend, nicht zufütternd, keine Menstruation)
– bis 2 Monate post partum = 0
– 3-6 Monate post partum = max. 2 %
• Östrogene sollen in der Laktationsperiode nicht angewendet werden
• Gestagen-haltige Verhütungsmethoden
–
–
–
–
Minipille
Mirena
Dreimonatsspritze
Implanon
• kupferhaltige Intrauterinpessare
102
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Genitalinfektion (Vulvovaginitis)
– häufigste zu behandelnde Erkrankung der Frau in der Praxis
• Symptome
– Juckreiz
– Unterleibsschmerzen
• Diagnostik
– Untersuchung des Fluors
»
»
»
»
Nativprobe mit 0,9 % NaCl und 10 % KOH
Riechprobe mit KOH (Amintest)
pH-Wert mit Indikator-Papier (normal < 4,5)
Kulturverfahren zur Abklärung spezieller Erreger (Chlamydien, Gonokokken)
• Differentialdiagnose
–
–
–
–
–
bakterielle Vaginose (40-50 %)
Candidiasis (35-40 %)
Trichomoniasis (10-20 %)
Herpes genitales (10 %)
genitale Papillomatose (5-10 %)
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Bakterielle Vaginose (Amincolpitis)
– polymikrobielle Infektion
• Gardnerelle vaginalis/verschiedene Anaerobier
• Döderleinflora fehlt oder nur spärlich vorhanden
• Ausfluss, Juckreiz, übler Geruch
ð erhöhtes Risiko aufsteigender Infektionen
– Therapie
• Metronidazol oral, lokal (Mittel der 1. Wahl)
– Trichex, Anaerobex, Dalacin (oral, Vaginalgel)
– lokale Anwendung verhindert NW, wie Kopfschmerzen und Magen-/
Darmbeschwerden (30 %)
• Zusatzmaßnahme Milchsäurepräparate oder Laktobazillenlyophilisate
• Rezidivrate hoch
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Candidiasis
– Erreger Candida albicans in 80-90 % der Fälle
• 80 % Juckreiz, Brennen, Dyspareunie, Dysurie
• gerötete Vaginalhaut mit weißlich-krümeligem Fluor behaftet
– Therapie
• Antimykotika (90 %-ige Heilung)
– Clotrimazol (Creme, Vaginaltabletten)
» Canesten
– Fluconazol
» Flucosept, Fungata
– Gyno-Pevaryl-Creme
– Lomexin-Creme
– Sporanox-Kapseln
103
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Trichomoniasis
– Trichomonas vaginalis (urogenitalis)
• 50 % Ausfluss, Brennen, Juckreiz, Dyspareunie, Dysurie
• gerötete, ödematöse Vaginalhaut, schaumiger Ausfluss
– Therapie
• Metronidazol oral (Partnerbehandlung!!!)
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Herpes genitalis
– Herpes simplex Virus Typ 2
• klinische Manifestation bei geschwächter Immunabwehr,
Menstruation, Stress
– Primärinfektion besonders ausgeprägt
» Dauer der Symptomatik 2-3 Wochen
» Virusausscheidung 11 Tage
– Rekurrierende Infektion
» meist symptomlos, aber typische Effloreszenzen
» Virusausscheidung ca. 4 Tage
– Diagnose mittels ELISA-Schnelltest (Abstrichpräparat) oder Zellkultur
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Herpes genitalis
– Symptome und Beschwerden
• Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien, Schmerzen und Pruritus im
Vulvabereich, klarer Fluor (Cervicitis), Dyspareunie, Dysurie
(Urithritis)
• Rötung und Schwellung der Vulva und periurethral sowie Papeln
– schmerzhafte, konfluierende, ulzerierende Bläschen
– schmerzhafte Schwellung der Leistenlymphknoten
– Therapie
• Aciclovir
• Schmerztherapie
– Diclofenac (Voltaren), Piroxicam (Felden) zur
104
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Condylomata acuminata (Feigwarzen)
– humane Papilloma Viren (HPV, > 60 Typen bekannt)
• verstärkte Zellproliferation, Warzenbildung Anogenitalbereich, Scheide,
Portio
– Typ 16 und 18
» Kofaktor bei Genese des Zervixkarzinoms neben Rauchen, chronische
Infektionen, Immunschwäche
– subklinische Infektion
» flache Condylome, kolposkopisch oder zytologisch erkennbar
– latente Infektion
» Virusnachweis bei fehlenden morphologischen Veränderungen durch
DNA-Nachweis aus Biopsiematerial
– Diagnose zytologisch bei PAP IIID, histologisch aus einer Gewebsbiopsie
Infektionskrankheiten in der
gynäkologischen Praxis
• Condylomata acuminata
– Therapie
• Abtragung der Condylome mittels Kryosation, elektrischer Schlinge
und CO2-Laser
• zytotoxische Behandlung schwächer wirksam
– Podophyllin 10-25 %-ig, Fluoruracil-Creme 5 %-ig
– Virustatikum/Immunmodulator Immiquimod (Aldara 5 % Creme)
Kontrazeption
• Zentrales Thema in der gynäkologischen Ordination
– Kontrazeptionsfrage bzw. -wunsch von Jugendlichen häufig
Anlass für den 1. Besuch bei der Frauenärztin/dem Frauenarzt
– Rechtliche Aspekte bei der Verordnung von Kontrazeptiva an
Jugendliche
• < 14 Jahre ð Kinder
– schriftliche Einwilligung der Eltern erforderlich
• zwischen 14 und 16 Jahre
– VerordnerIn entscheidet über sog. Geschäftsfähigkeit bzw.
psychosexuelle Reife der Patientin
– ggf. Einwilligung (nicht erforderlich)
105
Kinderwunsch-Patientinnen
• Infertilität
– keine Schwangerschaft bei regelmäßigem ungeschützten Verkehr
innerhalb eines Jahres (WHO 1993)
– Diagnostik
•
•
•
•
•
exakte gynäkologische Anamnese und Untersuchung
Funktionstüchtigkeit von Eileitern und Tuben prüfen
Vorhandensein ovulatorischer Zyklen (Hormonanalyse)
qualitative und quantitative Begutachtung des Spermiogramms
ggf. weiterführende invasive Untersuchungen bei der Frau
– Ausschluss pathologischer Verhältnisse im Urogenitaltrakt
– zuvor Ausschluss männlicher Sterilität
Zyklusstörungen
• Primäre und sekundäre Amenorrhoe
– Anamnese inkl. gynäkologischer Untersuchung, Essgewohnheiten,
psychologischer Stresssituationen
– Hormonanalytik
• 1.-5. ZT in den Morgenstunden
– FSH, LH, Estradiol, Testosteron, TSH
• untergewichtige Mädchen und Frauen
– LH- und FSH-Serumkonzentration ò
– Anorexia nervosa
» Pulsatilität der LH-/FSH-Ausschüttung fehlt ð Östrogenmangelzeichen
• übergewichtige Mädchen und Frauen
– endokrine Störungen
» erhöhter LH/FSH-Quotient
» erhöhte Androgenspiegel ð polycystisches Ovarialsyndrom
• Cave Extremsportlerinnen (Marathon, Ballett)
– mögliche Hormonstörungen
Dysmenorrhoe
• Sehr häufig Anlass für Konsultationen
– Beschwerdebild
• 1-3 Tage der Menstruation mit krampf- oder wehenartigen
abdominalen Schmerzen und Ausstrahlung in den Rücken
• selten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
– 50 % nulliparer Frauen betroffen
• 10-20 % sind arbeitsunfähig (Schule, Arbeitsplatz)
• Abnahme der Beschwerden post partum
• 30 % aller 30- bis 40-jährigen Frauen betroffen
– primäre Dysmenorrhoe
• funktionell, keine zu Grunde liegende Ursache
– sekundäre Dysmenorrhoe
• intra- oder extrauterine Faktoren
– Myome, Polypen, Endometriose, Adhäsionen
– Intrauterinpessare
106
Dysmenorrhoe
• Therapie
– Beseitigung der Ursachen bei sekundärer Dysmenorrhoe
– nichtsteroidale Antiphlogistika
• Naproxen, Ibuprofen, Diclofenac
– hormonale Kontrazeptiva
– Linderung der Menstruationsbeschwerden
• vermehrte Magnesiumzufuhr in 2. Zyklushälfte
• regelmäßige sportliche Betätigung
– Ausdauersportarten
• richtige Ernährung
– Reduktion von Fleisch
– mehr Gemüse und kohlenhydratreiche Nahrungsmittel
• Akupunktur und Homöopathie
– Mönchspfeffer
Praemenstruelles Syndrom (PMS)
• Zyklusabhängige Beschwerden
– 70 % der fertilen Frauen betroffen
– vorwiegend in der Lutealphase
– Ursache nicht bekannt
• weder gynäkologische noch endokrinologische Faktoren
– wesentliche Beeinträchtigung der Lebensführung
– Rückgang bzw. Aufhören der Symptomatik während der
Menstruation
• Symptome
– Reizbarkeit, depressive Verstimmung, Unkonzentriertheit (u.a.)
– aufgeblähtes Abdomen, Brustspannen, Kopfschmerzen, Migräne,
Schmerzen im kleinen Becken (u.a.)
Praemenstruelles Syndrom (PMS)
• Therapiemaßnahmen
– aufklärendes Gespräch und Empfehlungen
– Vermeidung von Stressfaktoren
– sportliche Betätigung
• Ausdauersport
– pflanzliche Medikamente
• z.B. femal
– Homöopathika
– Progesteronpräparate
• z.B. Utrogestan vaginal
107
Urogenitaltrakt
• Rezidivierende Harnwegsinfektionen
– nach gynäkologischer Untersuchung inkl. Vaginalsekretbeurteilung (o.B.) Empfehlung zur urologischen Abklärung mit
entsprechender Therapie
• operative Dehnung einer zu engen Urethra
– Prophylaxe leichter Harnwegsinfektionen
• ausreichende Flüssigkeitszufuhr
• regelmäßige Entleerung der Blase
• Preiselbeersaft (100 ml) oder Preiselbeer-Lutschtabletten
– Tanin und Benzoesäure verhindern das Anhaften von Bakterien an
Harnblasen und Harnröhrenwand
Urogenitaltrakt
• Harninkontinenz
– jede 5. Frau betroffen (Zunahme der Häufigkeit im Alter)
•
•
•
•
Infektion der Haut und Harnwege
psychische und physische Belastung
hygienisches und soziales Problem
Cave Schamgefühl hemmt spontane Mitteilung
– Notwendigkeit der Problemstellung durch gezieltes Fragen
– Empfehlung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen
– 20 % der Frauen haben sporadischen unwillkürlichen Abgang von
Harntropfen (Husten oder Lachen)
• nicht therapiebedürftig
Urogenitaltrakt
• Harninkontinenz
– Identifizierung des Inkontinenztyps
• detaillierte Anamnese
– Anlass des unwillkürlichen Harnabganges
» mit/ohne Belastung
– Häufigkeit
» gelegentlich, ständig, tags, nachts
– Menge
» Tropfen, Spritzer, Strahl, Vorlagenverbrauch
– begleitende Beschwerden
» mit/ohne Drang, Brennen
• klinische Untersuchung
–
–
–
–
108
gynäkologische Inspektion und Palpation
Trennung zwischen Stress- und Dranginkontinenz
Reizblase im Alter
ggf. funktionelle und pathophysiologische Klassifikation der
Harninkontinenz mittels Urodynamik
Urogenitaltrakt
• Harninkontinenz
– Therapie
• Dranginkontinenz
– Anticholinergika (Oxibutynin)
– Tolterodin in Retardform (Detrusitol)
– lokale Verabreichung von Östrogenen (postmenopausale Frauen)
» Östriol, z. B. Ovestin Vaginalovula
• Stressinkontinenz
– Beckenbodentraining unter fachlicher Anleitung
– intravaginale Pessare
» Scheidentampons bei sportlicher Aktivität
– TVT (tensionfree vaginal tape)
» operative Standardtherapie bei mittelstarker und starker Stressinkontinenz
» 1,5 cm langer Vaginalschnitt mit 2 kleinen Incisionen unterhalb des
Schambeines, spannungslos um die mittlere Harnröhre gelegtes Netzband
aus Kunststoff (Prolene Band) ð effektiver Verschluss der Urethra
Klimakterisches Syndrom
• Beschwerdebild
–
–
–
–
–
–
–
Hitzewallungen, Schweissausbrüche
Schlaflosigkeit
Leistungsabfall
depressive Verstimmungen
Libidoverlust
Dyspareunie
trockene Augen
• Ursache
– altersbedingter Abfall der Estradiol-Serumkonzentration
• Bedarf und Wunsch nach HRT
– 20 % der Frauen über 50 Jahre
– massive Einschränkung der individuellen Lebensqualität in Berufsund Privatleben
Klimakterium
109
Klimakterisches Syndrom
• Patientenführung
– Qualität der Beratung fördern Akzeptanz der Therapie
• Erkennen von Vorstellungen, Erwartungen, Wünschen und Einstellungen
zu gewissen Problemen
• eine evt. Hormonersatztherapie sollte physiologisch vorgenommen
werden, wenn Defizit vorliegt und dieses Beschwerden verursacht
• Nahrungsmittelergänzungspräparate
–
–
–
–
–
Traubensilberkerze
Mönchspfeffer
Soja
Gelee royal, Propolis
Rotklee
• Osteoporoseprävention
– ausgewogene Ernährung
» calciumreich, Vermeidung von Koffein, Reduktion der Zuckerzufuhr
– sportliche Betätigung
– Vermeidung von Risikofaktoren
– kontrollierte Einnahme von Raloxifen oder Alendronat
Zusammenfassung
• Dies war ein Überblick über die häufigsten Themen in
meiner Ordination
• Entbindungen und Operationen auf Wunsch meiner
Patientinnen in Sanatorien und Privatkliniken ergänzen
meine Tätigkeit als niedergelassene Gynäkologin
110