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ROHSTOFFE ERHÖHTE MARKTCHANCEN Neues Potenzial durch Nano Anwendungsbereiche für chemisch gekoppelte Compounds sind unter anderem Gleitlager, Förder- und Transportsysteme, Zahnräder oder auch Kugellagerkäfige. Anforderungen hinsichtlich höherer Festigkeiten und verbesserter tribologischer Eigenschaften lassen sich durch zusätzliche Kombination mit Nanofüllstoffen realisieren. Hier ist ein neues Potenzial für tribologische Anwendungen entstanden. SCHNELLER, HÖHER, WEITER POTENZIAL FÜR TRIBOLOGISCHE ANWENDUNGEN Die chemische Koppelung von Polytetrafluorethylen (PTFE) an Polyamid 6, Polyamid 66 und Polyamid 4.6 (PA) eröffnet eine große Bandbreite innovativer Anwendungen, bei denen tribologische Eigenschaften im Fokus stehen. In Verbindung mit Nanofüllstoffen ergibt sich darüber hinaus eine weitere Optimierung der mechanischen Kenngrößen solcher PA/PTFE-Compounds. M aßgeschneiderte Compounds auf Polyamidbasis eröffnen den Schlüsselindustrien neue Anwendungsmöglichkeiten. Herkömmliche Kunststoffe und andere Werkstoffe werden mehr und mehr durch Polymerspezialitäten ersetzt. Zielgerichtet ausgerüstete Compounds erobern sich zunehmend hochwertige Anwendungssegmente, bei denen es vor allem auf Miniaturisierung, komplexe Teile- und Funktionsintegration, höhere mechanische Festigkeit sowie Temperaturbeständigkeit ankommt. Auch für tribologisch modifizierte technische und High-techKunststoffe gilt das olympische Motto „schneller, höher, weiter“. Neuentwicklungen wie die chemische Koppelung von PTFE mit PA heben insgesamt die Messlatte hinsichtlich des Eigenschaftsprofils technischer Werkstoffe Stück für Stück an. Das Institut für Polymerforschung Dresden hat chemisch gekoppelte PA/ PTFE-Compounds entwickelt und patentieren lassen. Ter Hell Plastic hat sich die kommerziellen Rechte zur Herstellung und Vermarktung dieser Compounds auf Basis PA 6, 66, 4.6 gesichert. Die unter dem Markennamen Terez vertriebenen chemisch gekoppelten PA/PTFE-Compounds stehen für eine neue Klasse von Tribologiewerkstoffen. Während sich die Gleit-Reibungszahlen im Vergleich zu anderen kommerziellen PA/PTFE-Produkten nur unwesentlich unterscheiden, Autor Goran Brkljac, Leiter Anwendungstechnik und Produktentwicklung, Ter Hell Plastic, Herne, brkljac@terhell.de 116 Plastverarbeiter · September 2008 weisen die neuen Werkstoffe eine Erhöhung der Verschleißfestigkeit auf, die zu einer Lebenszeitverlängerung der gefertigten Bauteile führt. Die besseren mechanischen Kennwerte sind auf die Kompatibilisierung (Phasenvermittlung) und Fixierung des unpolaren PTFE in der polaren PA-Matrix zurückzuführen. Große Anwendungsbandbreite Je nach den geforderten Einsatztemperaturen lässt sich PTFE an PA 6 oder PA 66 koppeln. Um auch den Anforderungen des Maschinenbaus oder der Automobilindustrie hinsichtlich höherer Dauergebrauchstemperaturen zu entsprechen, stehen den Verarbeitern auch Produktreihen auf Basis des Hochleistungspolymers PA 4.6 zur Verfügung. Polyamid 4.6 zeichnet sich durch eine hohe Kristallinität, gute Fließfähigkeit sowie einen hohen Schmelzpunkt aus. Daraus ergibt sich eine große Widerstandsfähigkeit gegenüber hohen Temperaturen bei gleichbleibender Verschleißfestigkeit – kurzfristig widersteht PA 4.6 bis zu 290 °C. Des weiteren sind kurze Zykluszeiten möglich. Somit wird auch den Forderungen nach einer kostengünstigen Verarbeitung Rechnung getragen. Da technische Kunststoffe dank ihres Leistungsvermögens mehr und mehr in die Anwendungsdomänen klassischer Werkstoffe wie Metalle eindringen, wird zur Erfüllung entsprechender Festigkeiten auf Kunststoffseite vielfach mit Füllund Verstärkungsstoffen gearbeitet. Der Einsatz von Verstärkungsmaterialien wie zum Beispiel Kurzglasfasern (Durchmesser etwa 10 μm, Länge bis zu 0,3 mm im Formteil) führt zu einer Erhöhung der Festigkeit und des Zug-E-Moduls. Unver- stärkt erreicht ein Probenkörper aus PA 6 einen Zug-E-Modul von 3 200 MPa. Bei einer Glasfaserverstärkung von 30 Prozent erhöht sich dieser Wert auf 10 000 MPa (jeweils im trockenen Zustand). Im Falle tribologischer Anwendungen zeigt sich jedoch ein deutlicher Nachteil der Faserverstärkungen. Die an der Oberfläche eines Bauteiles liegenden Faserenden führen gewöhnlich zu einer verstärkten Abrasion. Gezielt Eigenschaften verbessern Durch den Einsatz von Nanocomposites als Verstärkung lassen sich die mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen gezielt beeinflussen. Um eine Festigkeitsverbesserung der Thermoplaste zu erreichen, muss der Nanofüllstoff im Compoundierprozess bestmöglich in der Polymermatrix verteilt werden. Agglomerationen lassen sich durch den optimierten Einsatz von Scher- und Knetzonen sowie eine angepasste Verfahrensdauer vermeiden. Der im Polymer gebundene Nanofüllstoff weist Dimensionen von kleiner 100 nm auf. Seine spezifische Oberfläche (größer 200 m²/g ) steht in direktem Zusammenhang mit enormer Wirksamkeit, so dass bei geringen Dosierungen bereits Verbesserungen der mechanischen und thermischen Eigenschaften eintreten. Im Vergleich zu glasfaserverstärkten Werkstoffen ergeben sich verbesserte Abrasionseigenschaften. Das ist vor allem auf die Partikelgröße in Verbindung mit den geringen Zugabemengen des Nanomaterials zurückzuführen. Die Ergebnisse von Schwingungs- Reib- und Verschleißmessungen (SRV) zeigen dies. Die Prüfung wurde ursprünglich zur Ermittlung des Reibverschleißes infolge von 4 Der SRV-Test bringt's ans Licht: Nano-Compounds besitzen die besten Eigenschaften. Wie Wärmeformbeständigkeit HDT/A-ISO 75 und Zug-E-Modul - ISO 527 in MPa zeigen, sind Nano-Compounds für hohe Aufgaben gerüstet. 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 unverstärkt Kohlefaser Glasfaser nanomodifiziert Prüfbedingungen: f = 50Hz / Sr = 1.000 μm / T(Block) = 50 °C / Fn = 300 N Schwingungen entwickelt. Die Versuche entsprechen DIN 51834. Beispielhaft wurden vier niedrigviskose Terez-Produkte PA 66 mit 20 % chemisch gekoppeltem PTFE untersucht: Als Verstärkungswerkstoffe kamen Carbon- und Glasfasern sowie Nanopartikel zum Einsatz. Vergleichend wurde auch der unverstärkte technische Thermoplast untersucht. Naturgemäß zeigt das glasfaserverstärkte Produkt den stärksten Masseverlust, gefolgt von der kohlefaserverstärk- ten Variante. Beeindruckend ist jedoch, dass der nanomodifizierte Werkstoff geringere Masseverluste aufweist als die unverstärkte Type. Auch bei charakteristischen Kennwerten wie dem Zug-E-Modul und der Wärmeformbeständigkeit ergeben sich durch den gezielten Zusatz von Nanopartikeln Verbesserungen. Die PA/PTFECompounds lassen sich auf handelsüblichen Spritzguss- und Extrusionsanlagen verarbeiten. Für die Vortrocknung wird der Einsatz von Trockenlufttrocknern empfohlen; zur Temperierung der Spritzgießwerkzeuge reichen Wassertemperiergeräte aus. Die Compounds haben einen chemisch gekoppelten PTFE-Anteil zwischen 7,5 und 50 %. KONTAKT Ter Hell Plastic, Herne, Halle B1, Stand 1206 Plastverarbeiter · September 2008 117