Klinik und Therapie der Altersnase. PD Dr. med. Thomas K

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Klinik und Therapie der Altersnase. PD Dr. med. Thomas K
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
Priv. Doz. Dr. med. Thomas K. Hoffmann,
Priv. Doz. Dr. med. Martin Wagenmann
Hals-Nasen-Ohrenklinik, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität,
40225 Düsseldorf
Lektorat: Frau Apothekerin Margit Schlenk, Moritz-Apotheke, Nürnberg
Frau Apothekerin Marlene Struckmann, Stirnberg-Apotheke, Buseck-Beuern
Klinik und Therapie der Altersnase
Abstract: Like other organs, the nose changes as the body ages. A number of specific age-related changes in the nose are well-described like changes in the outer
appearance or a higher incidence of sun induced basal cell carcinoma. Furthermore, an increased likelihood of certain nasal complaints is described like a reduced nasal
airflow or discrepant symptoms like excessive secretion on the one hand and pronounced dryness on the other hand. After a general anatomical and physiological introduction the current review describes clinically relevant aspects of the aging nose and therapeutical options (Apothekenmagazin 2005;23(10):244-251).
Abstrakt: Altersbegleitende Veränderungen der Nase betreffen sowohl das Äußere wie auch das Innere der Nase.
Während Formveränderungen, die Ausbildung einer Knollennase oder die Entstehung von Hauttumoren im Alter klar
definiert sind, werden widersprüchliche Erscheinungen wie die „trockene Nase“ einerseits und die „laufende Nase“
andererseits als Ausdruck des Krankheitsbilds der Altersnase angesehen, welches bislang hinsichtlich seiner Veränderung im Bereich der Nasenschleimhäute nicht exakt definiert werden konnte.
In der vorliegenden Übersicht werden nach einer anatomisch-physiologischen Einführung klinisch relevante Aspekte
der Altersnase beschrieben und deren Therapiemöglichkeiten dargelegt (Apothekenmagazin 2005;23(10):244-251).
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Abbildung 1: Anatomie der Nase
gen ergeben sich jedoch nicht nur im Inneren der Nase, sondern sind
auch durch äußere Formveränderungen charakterisiert.
In der Vergangenheit wurde der Erforschung altersbedingter Veränderungen im Bereich der Nase wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im
Allgemeinen stehen bei der Altersforschung die Atherosklerose,
Immobilität, die geistigen Defizite, Inkontinenz und homöostatische
Disbalancen im Vordergrund. Selbst bedeutende Arbeiten der geriatrisch-otorhinolaryngologischen Literatur lassen die Nase weitgehend unberücksichtigt (1,2).
Aufbau und Funktion der Nase
Die Nase ist Atmungsorgan und – als Trägerin des Riechorgans –
Sinnesorgan zugleich. Beide Funktionen sind morphologisch und
funktionell untrennbar miteinander verbunden. Weiterhin besitzt sie
als zentrales Strukturelement („Erker“) des Gesichts eine herausragende ästhetische Bedeutung. Die äußere Form der Nase ergibt sich
durch die Haut, welche von elastischem Knorpel im unteren und
dem festen Nasenbein im oberen Anteil gestützt wird. Die elastische
Haut speichert Wasser, wobei seborrhoische Drüsen die Austrocknung verhindern sollen. Die beiden Nasenlöcher werden in der Mitte
durch die Nasenscheidewand getrennt (Abb. 1). Dieses Septum
nasale pflanzt sich bis in den Nasenrachen fort und weist im vorderen unteren Abschnitt eine dünne, aber gefäßreiche Schleimhaut
auf (Locus Kiesselbach). Der Naseneingang ist durch Nasenhaare
(Vibrissen) geschützt, welche das Eindringen grober Staubpartikel
beim Einatmen verhindern. Dieses geschieht einerseits direkt
mechanisch – im Sinne einer Siebfunktion – und andererseits durch
die Auslösung des Niesreflexes, der durch eine explosionsartige
Expiration Fremdkörper aus dem Naseninneren nach außen befördert.
Im Inneren der Nase finden sich an den Seitenwänden je 3 Schwellkörper – die Nasenmuscheln. Ungefähr 10.000 Liter Luft durchströmen die Nase auf dem Weg in die Lunge täglich. Die durch die
Abbildung/Fotos: Dr. med. Hoffmann
Altern ist ein physiologischer Prozess, der sowohl morphologische
als auch funktionelle Veränderungen mit sich bringt. Er wird durch
Genetik, Umwelt, Krankheit, Trauma, Emotionen und Medikamente
beeinflusst.
Der HNO-Arzt steht im klinischen Alltag immer häufiger älteren
Patienten gegenüber, die über Nasenprobleme klagen. Dabei werden oft so widersprüchliche Erscheinungen wie die „trockene Nase“
einerseits und die „laufende Nase“ andererseits als Ausdruck des
Krankheitsbilds der „Altersnase“ angesehen, welches bislang hinsichtlich seiner Veränderung im Bereich der Nasenschleimhäute
nicht exakt definiert werden konnte. Altersbegleitende Veränderun-
Zertifizierte Fortbildung
Muscheln verursachte Oberflächenvergrößerung
mit der Rosazea, einer entzündlichen Dermatose
ermöglicht eine exzellente Klimatisierung der
im Bereich des Mittelgesichtes mit schmetterlingsAtemluft. Bereits nach kurzer Passage wird
förmiger Ausbreitung. Gesteigerter Alkoholkonsum
dadurch eine Luftfeuchtigkeit von 100% und eine
und evtl. auch Vitaminmangel sind begleitende
Erwärmung auf ca. 34°C erreicht. Eine weitere
Faktoren (3).
wichtige Funktion der Nase und der mit ihr assoDie Behandlung des Rhinophyms geschieht aus
ziierten lymphatischen Strukturen besteht in ihrer
kosmetischen Gründen und erfolgt stets operativ.
immunologischen Filterfunktion. Hier werden
So ist eine Konturierung der Nase mit dem SkalKrankheitserreger wie Bakterien und Viren sowie
pell, mit einer Fräse oder dem CO2-Laser möglich.
Allergene großenteils abgefangen, bevor sie die
Der entstandene Hautdefekt wird der spontanen
unteren Atemwege erreichen.
Epithelisierung überlassen. Die Erfolgsrate solcher
Zwischen den Nasenmuscheln an der seitlichen
Operationen ist sehr gut.
Nasenwand befinden sich die Zugänge zu den
Im höheren Alter stellt man den Anstieg von PräNasennebenhöhlen (z.B. Sinus maxillaris). Dieser
kanzerosen oder bösartigen Tumoren an der Nase
Bereich stellt nach heutigem Verständnis eine
fest. Ein wesentlicher Risikofaktor ist die SonnenSchlüsselstelle für die zunehmend häufigen
lichtexposition, die naturgemäß im Bereich der
Erkrankungen der Nasennebenhöhlen dar.
Nase besonders stark zum Tragen kommt und mit
Das Riechepithel befindet sich im Bereich des obeden Jahren eine Art Summationseffekt aufweist. Zu
Abbildung 2: Das Rhinophym
ren Nasenseptums und der oberen Nasenmuschel,
den Präkanzerosen zählt man u.a. die aktinische
seine Fläche beträgt etwa 1,5 cm2. Von dort ziehen
Keratose (unscharf begrenzte Hyperkeratose), ein
Morbus Bowen (rötlich-braune Veränderung mit
die Riechfasern durch die vordere Schädelbasis in
Schuppung) und ein Keratoakanthom (erhabener
das Gehirn. Der Mensch kann etwa 30 000 DuftTumor mit zentralem Ulkus). Eine komplette chistoffe unterscheiden. Der Schwellenwert variiert
rurgische Entfernung ist in allen Fällen angezeigt.
individuell und ist zudem abhängig von der NahZu den bösartigen Tumoren zählt man neben dem
rungsaufnahme, dem Geschlecht, der hormonalen
Melanom und dem Plattenepithelkarzinom auch
Situation und dem Alter.
das Basaliom. Der letztgenannte Tumor wächst
Das Epithel der Nasenschleimhaut bildet ebenso
langsam, invasiv und destruierend, er setzt jedoch
wie das Epithel der äußeren Haut einerseits eine
keine Metastasen (Abb. 3). Da ihm dieses Merkmal
mechanische Barriere, andererseits sezernieren
bösartiger Tumoren fehlt, wurde das Basaliom als
verschiedenste Zelltypen in der Nasenschleimhaut
semimaligner Tumor bezeichnet. Für alle drei letzteine Vielzahl von Molekülen wie Muzine, Hyalugenannten Tumoren muss eine komplette Entferronsäure, Lysozym, Laktoferrin, Defensine und
nung angestrebt werden. Bei dem Plattenepithelandere Substanzen. Sie haben die Aufgabe, die
karzinom und dem Melanom sollten eine HalsNasenschleimhaut vor der Adhärenz und dem
lymphknotenentfernung und ggf. adjuvante TheraDurchtritt von pathogenen Mikroorganismen zu
pien (Bestrahlung/Chemotherapie) durchgeführt
schützen. Die Drüsen erzeugen einen dauerhaften
werden. Besonders problematisch sind im Bereich
Sekretfilm (95% Wassergehalt) auf der NasenAbb. 3: Basaliom der Nase
der Nase die im Rahmen der Tumorresektion entschleimhaut. Eine gesunde Nase produziert täglich
standenen entstellenden Mittelgesichtsdefekte.
etwa 600 ml Sekret. Die Epithelzellen besitzen winDiese müssen durch rekonstruktive Maßnahmen (Schwenklappen,
zige, bewegliche Flimmerhärchen – die Zilien. Diese Zilien bewegen
Verschiebelappen, freie Transplantate bis hin zur Epithese) suffizient
sich synchronisiert und koordiniert und sorgen dadurch für einen
therapiert werden.
kontinuierlichen, förderbandartigen Abtransport in den Nasenrachenraum. An der klebrigen Oberfläche des Sekretfilms bleiben eingeatmete Schmutzpartikel und Krankheitserreger haften. Sie werden
Formveränderung
samt dem Schleim in Richtung Rachen transportiert, wo sie entweNicht nur Hautveränderungen nehmen Einfluss auf die äußere Form
der ausgehustet werden oder in den Magen gelangen und dort durch
der Nase im Alter, sondern auch Veränderungen des darunter geledie Magensäure unschädlich gemacht werden.
genen Stützgerüstes. Dies betrifft insbesondere den Knorpel, der
wie die Haut mit zunehmendem Alter an Elastizität verliert. Einerseits wird er weicher und die statischen Eigenschaften lassen nach
Altersbegleitende Veränderungen der äußeren Nase
(z.B. Dreiecks- und Flügelknorpel), andererseits können Anteile des
Septumknorpels kalzifizieren. Der Knochen wird dünner, spröder
Hautveränderungen
und demineralisiert. Die bindegewebigen Verbindungen, z.B. zwiDie Haut ist ein empfindlicher Indikator des Alterungsprozesses.
schen Dreiecks- und Flügelknorpeln, werden lockerer und können
Neben intrinsischen Faktoren führen insbesondere äußere Faktoren
der Schwerkraft zunehmend weniger entgegensetzen. Es kommt zu
wie Hitze, Kälte und intensive Sonnenbestrahlung zur Elastose
einem Absinken der Nasenspitze mit Einengung der Nasenlöcher
(Degeneration elastischer Fasern) der Haut. Die verminderte Fähig(Abb. 4).
keit Wasser zu speichern führt zur Austrocknung, die Lederhaut wird
Ein Züricher Wissenschaftler hat darüber hinaus errechnet, dass
dünner, die Anzahl der elastischen Fasern sinkt. Bei dünner Haut
unsere Nase in einem Zeitraum von knapp 70 Jahren um 0,8 Zentizeichnen sich die knorpelige Nasenspitze und die knöcherne Nasenmeter länger wird. Das haben jedenfalls Vermessungen von Menpyramide zunehmend ab. Bei einem seborrhoischen Hauttyp kann
schen zwischen 30 und 97 Jahren ergeben (4). Damon (5) zeigte eine
es genau zum Gegenteil kommen. Durch Hyperplasie der Drüsenanaltersbegleitende Zunahme von Länge und Breite der Nase, die in
teile wird die Haut zunehmend dicker und großporiger. Die Nase,
Zusammenhang mit Knorpelveränderungen gebracht wurde. Patbesonders die Spitze, neigt zur Ballonierung. Ausgeprägte Zustände
terson (6) hingegen sieht eine Ursache für die relative Verlängerung
der Talgdrüsenhyperplasie der Nase bezeichnet man als Knollennader Nase in der altersbegleitenden Absorption des prämaxillären
se oder Rhinophym. Das Rhinophym tritt fast ausschließlich bei älteFetts.
ren Männern auf (Abb. 2) und imponiert im Frühstadium als GrobEine Korrektur der äußeren Nase im Sinne einer funktionellen
porigkeit der Haut. Später entwickeln sich multinoduläre, knollige
und/oder ästhetischen Septorhinoplastik kann in bestimmten Fällen
Tumoren mit derber Konsistenz. Das Rhinophym findet sich stets im
indiziert sein (7). Diese Eingriffe können in so genannten offenen
Bereich der knorpeligen Nase. Es besteht ein enger Zusammenhang
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PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
tieren bislang kaum systematische Untersuchungen, die in ihrer
Interpretation zudem häufig uneinheitlich sind (8,9,10).
Der Alterungsvorgang geht typischerweise mit einem generalisierten
Atrophieprozess einher, der die Organe in unterschiedlichem Ausmaß betrifft. Neben der einfachen Atrophie, gekennzeichnet durch
eine Volumenabnahme der Organe, einzelner Zellen und ihren Organellen, kommt es im weiteren Verlauf zusätzlich zu einer numerischen Atrophie mit einem Verlust von Zellen. Entsprechende Veränderungen werden auch am respiratorischen Epithel der Nasenschleimhaut erwartet.
Abb. 4: Die „Sybille Deiphobe von Cumaue“ Michelangelo
Buonarotti (1475-1565), Rom, Vatikan, Sixtinische Kapelle
oder geschlossenen (endonasaler Zugang) Verfahren durchgeführt
werden. Ihre Kosten werden oft nicht durch die (gesetzlichen) Krankenkassen erstattet.
Nasenhaare
Ein harmloses, aber mitunter lästiges Phänomen betrifft die Nasenhaare (Vibrissen), die insbesondere bei älteren Männern ganz im
Gegensatz zur Behaarung der Kopfhaut eine Tendenz zum Wachstum
in Länge und Breite aufweisen (Abb. 3). Die Haare scheinen im Alter
einerseits an bestimmten „unerwünschten“ Körperstellen schneller
zu wachsen und andererseits scheint sich deren Zyklus zu verlangsamen, d.h. die Haare werden länger, bevor sie ausfallen und wieder ein neuer Haarzyklus beginnt. Die Therapie besteht in der Kürzung in regelmäßigen Abständen, das Ausreißen ist zum einen
schmerzhaft und zum anderen kann es zu lokalen Entzündungsreaktionen durch Reizung der Haarbälge kommen.
Altersbegleitende Veränderungen der inneren Nase
Die funktionellen Veränderungen der Altersnase umfassen Nasenatemfluss, mukoziliaren Transport und den Geruchssinn. Bezüglich
der morphologischen Veränderungen der inneren Nase im Alter exis-
Wirkstof f (Handelsname)
Beclometason
Dosierung
(µg/Hub)
Anwendung
(Hübe/Nasenloch/Tag)
50
1–4 x 1
(Beconase Aquosum®, u.a.)
Atemstromvolumen
Seit den ersten physikalisch fundierten Nasenwiderstandsmessungen, wie sie beispielsweise Kayser (11) durchführte, haben nur einige wenige Studien den Zusammenhang zwischen Lebensalter und
dem Atemstromvolumen systematisch untersucht.
Die wenigen systematischen Untersuchungen, wie die von Edelstein
(8) oder von Vig und Zajac (12), beschreiben eine Verschlechterung
des nasalen Atemstromvolumens im Alter. Edelstein konnte dies
sowohl für die Situation vor als auch nach Verwendung von
abschwellenden Nasentropfen nachweisen. Diese Beobachtung
weist auf anatomische Veränderungen als Ursache hin, wie sie
bereits oben beschrieben wurden (z.B. hängende Nase mit Einengung der Nasenlöcher). Verschiedene Autoren weisen außerdem auf
die Möglichkeit hin, dass die behinderte Nasenatmung neben anderen Faktoren die Prävalenz des Schnarchens im Alter erhöhen kann
(6,13).
Diese strukturellen Veränderungen der Nase lassen sich dauerhaft
nur durch operative Maßnahmen behandeln, vorübergehend kann
Linderung durch die Anwendung mechanischer Erweiterungskonstruktionen/Nasenflügelheber z.B. in Form elastischer Pflaster
(z.B. Breathe Right®, OXY2000®) erfolgen. Die Effizienz dieser Maßnahme wurde in einer placebokontrollierten Studie bei Patienten mit
nächtlicher Nasenatmungsbehinderung demonstriert (14). Im Falle
einer ausgeprägten Schwellung der unteren Nasenmuscheln auf
ihrer gesamten Länge ist jedoch auch diese Hilfsvorrichtung unwirksam, da sie nur im vorderen Nasenhaupthöhlenabschnitt eine Erweiterung gewährleistet. Nebenwirkungen sind allenfalls im Sinne einer
Pflasterallergie oder einer mechanischen Reizung der beanspruch-
Besonderheiten
Dosierung nach Bedarf (alternativ 100 µg/Hub 2 x 2 Hübe/Nasenloch/Tag),
oraler Wirkstoff, unterliegt hoher hepatischer Metabolisierung,
daher kaum systemische Wirkung
Budesonid
50
2 x 1
(Pulmicort Topinasal®)
im Bedarfsfall bis zu 2 x 2 Hübe/Nasenloch/Tag,
rasche Resorption (bei 8-facher nasaler Einzeldosis nachweisbarer maximaler
Plasmaspiegel < 1 nmol/l)
Dexamethason
20
3 x 1–2
(Dexa-Rhinospray®, u.a.)
Flunisolid
Resorption nach nasaler Gabe nicht geprüft, jedoch sehr lange biologische
Wirkdauer bei oraler bzw. i.v. Gabe (36–72 h)
25
2 x 2
(Syntaris®)
bei starken Beschwerden Dosissteigerung auf 3 x 2 Hübe/Nasenloch/Tag,
rasche Resorption nach nasaler Gabe, bei 40-facher Dosierung maximaler
Plasmaspiegel ca. 4 nmol/l
50
1 x 2
(Flutide® Nasal)
Mometasonfuroat
endogenem Kortisol in Plasma und Harn
50
1 x 2
(Nasonex®)
Triamcinolonacetonid
morgendliche Gabe; systemische Verfügbarkeit < 0,1%
Dosisreduktion nach Besserung der Symptome auf 1 x 1 Hub/Nasenloch/Tag
55
(Rhinisan®, u.a.)
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morgendliche Gabe, bei 40-facher Dosis keine Beeinflussung der Spiegel von
Tabelle 1: Auswahl topischer Glukokortikoide
2 x 1
Dosisreduktion nach Besserung der Symptome auf 1 x 1 Hub/Nasenloch/Tag
Foto: Dr. med. Hoffmann
Fluticason
Zertifizierte Fortbildung
ten Haut-/Schleimhautareale zu erwarten. Die Wirksamkeit eines
Nasenclips/Nasenklemme (z.B. Schnarch-Stop®) mit Stimulation
eines Akupunkturpunkts im Bereich der Nasenscheidewand ist nicht
systematisch untersucht.
Im Falle einer Schwellung der Nasenschleimhäute, insbesondere der
unteren Nasenmuscheln (z.B. bei allergischer Disposition), kommen
außerdem abschwellende Nasentropfen, vor allem im Rahmen der
Selbstmedikation, häufig zum Einsatz. Frei verkäufliche, vasokonstriktive alpha-Sympathikomimetika wie Xylometazolin (z.B. Olynth®,
Otriven®) und Oxymetazolin (z.B. Nasivin®) stellen die wohl am häufigsten angewandten Selbstmedikationen dar. Ihre Wirksamkeit ist
unbestritten gut und rasch, doch weisen sie bei längerer Anwendung
(etwa nach 7–10 Tagen) ein problematisches Nebenwirkungsprofil
auf. Ihre Wirksamkeit verkürzt sich durch das „Erschöpfen“ der
Rezeptoren mit jeder Anwendung (Tachyphylaxie), bis schließlich
das Anhalten der Wirksamkeit durch rasche Applikationsfolgen vom
Patienten erzwungen wird. Eine völlig verlegte Nasenatmung bei
massiv geschwollenen Nasenmuscheln und stark geröteter Nasenschleimhaut kennzeichnet dann das Vollbild einer Rhinitis medicamentosa.
Alternativ bietet sich, vor allem bei längerfristigen Beschwerden,
eine Behandlung mit topischen, nasalen Steroidsprays an. Verschiedene Eigenschaften sprechen für den Einsatz von topischen
Steroiden: Einerseits ist ihre abschwellende Wirkung auf die Nasenschleimhäute auch bei primär nicht allergischen endonasalen
Schwellungszuständen beschrieben. Zum anderen werden moderne,
nasal angewandte Steroide nur unwesentlich systemisch resorbiert
und resorbierte Anteile durch einen schnellen First-Pass-Mechanismus außerdem inaktiviert.
Die Anwendung von intranasal eingesprühten Steroiden hat zur
Behandlung allergischer Rhinitiden aufgrund hoher Wirksamkeit bei
extrem günstigem Nebenwirkungsprofil eine weite Verbreitung
gefunden. Auch bei der Behandlung der Rhinitis medicamentosa (15)
und der ganzjährigen, nicht-allergischen Rhinitis (16) konnte ihre
Effizienz nachgewiesen werden. Topische Steroide wirken nach
mehrtägiger Anwendung effizient insbesondere auf die nasale
Obstruktion. Die Patienten werden vor Anwendung der topischen
Steroide darauf hingewiesen, dass der gewünschte abschwellende
Effekt im Gegensatz zu „Nasentropfen“ erst nach einem bestimmten
Intervall (2 bis 10 Tage) zu erwarten ist. Im Fall der zusätzlichen
Anwendung von Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung sollte zunächst die Spülung erfolgen und danach die SteroidApplikation, um ein Auswaschen des Wirkstoffs zu verhindern. Falls
zu Therapiebeginn die Hyperplasie der unteren Nasenmuscheln die
adäquate Verteilung des Medikamentes in die Nasenhaupthöhle verhindert, kann vorübergehend der Einsatz von alpha-Sympathikomimetika-Tropfen sinnvoll sein. Diese sollten etwa 30 Minuten vor der
Steroidanwendung zum Einsatz kommen und nach Möglichkeit mit
dem Wirkungseintritt des Cortisonpräparates abgesetzt werden.
Tabelle 1 stellt eine Auswahl topischer Glukokortikoide dar. Topische
Glukokortikoide mit geringer Resorption (z.B. Fluticason, Mometasonfuroat) sollten vorgezogen werden.
Mukoziliarer Transport
Hinsichtlich des nasalen mukoziliaren Transportes konnte einerseits
eine Verschlechterung im höheren Lebensalter aufgezeigt werden
(17,18), wohingegen andere Studien von einem unveränderten
Transport sprechen (8,19,20).
Sakakura et al. (17) gelang es schließlich, beim Vergleich dreier
Gruppen gesunder Probanden einen statistisch signifikanten
Zusammenhang zwischen der mukoziliaren Transportgeschwindigkeit und dem Alter nachzuweisen. Die Studienteilnehmer wurden in
3 Altersgruppen aufgeteilt: Eine Gruppe zwischen 18 und 39 Jahren,
eine Gruppe mittleren Alters zwischen 40 und 59 Jahren und letztlich eine Gruppe hohen Alters von mindestens 60 Jahren (Durchschnittsalter: 75,8 Jahre). Ein statistisch signifikanter Unterschied
konnte jedoch nur zwischen einer Gruppe bestehend aus den beiden jüngeren Einzelgruppen und der Gruppe der über 60-Jährigen
festgestellt werden. Zwischen den einzelnen ursprünglich definierten Gruppen war hingegen keine statistische Signifikanz nachzuweisen. Im Rahmen einer weiteren Studie gelangten Armengot et al.
(18) zu ähnlichen Ergebnissen. Sie untersuchten 115 gesunde Personen im Alter zwischen 5 und 85 Jahren und stellten auch hier eine
Verschlechterung der mukoziliaren Transportfähigkeit bei den über
60-Jährigen fest. Im Gegensatz dazu stehen die Untersuchungen von
HELLIN-MESEGUER und MERINO-GALVEZ (19) bzw. von KAO et al.
(20), die keinen Einfluss des Alters auf die mukoziliare Transportrate feststellen konnten, obwohl hier Probanden mit bis zu 80 Lebensjahren eingeschlossen waren.
Insgesamt sind die zu diesem Themenkomplex vorliegenden Untersuchungen sehr widersprüchlich, so dass bislang hierzu kein allgemein akzeptierter Konsens erzielt werden konnte.
Bei entzündlich verursachten Störungen des mukoziliaren Transports sind vereinzelt Besserungen durch die Behandlung mit topischen Steroiden sowie Dexpanthenol und Kochsalzspülungen
beschrieben worden.
Geruchssinn
Bereits in den 40er Jahren stand das Auftreten altersbedingter olfaktorischer Veränderungen im Interesse der Wissenschaft. So gelang
SMITH (21) und in der Folge LISS und GOMEZ (22) der Nachweis
degenerativer Veränderung im Bulbus olfaktorius bei älteren Patienten. Deutliche Zeichen einer Riechminderung ab dem 6. Lebensjahrzehnt wurden von MATZKER (23) angegeben. Er beschrieb eine
Leistungseinschränkung um etwa 50%. RÜDIGER (24) konnte diese
Entwicklung für den Zeitraum ab dem 5. Lebensjahrzehnt bestätigen. DOTY et al. (25) zeigte zwar eine Zunahme der Riechleistung
von der Jugend bis ins Erwachsenenalter, beschrieb aber auch eine
Verminderung jenseits des 60. Lebensjahres. Jenseits des 80.
Lebensjahres war bei mehr als drei viertel aller Personen eine
Schwächung des Geruchssinns festzustellen. Dies bestätigten auch
LEOPOLD et al. (26). Sie stellten eine Verminderung des Geruchssinnes bei mehr als 80% aller untersuchten Personen über 60 Jahren fest. In nahezu der Hälfte der Fälle stellten sie sogar die
Diagnose der Anosmie, also dem völligen Verlust des Geruchsempfindens.
Bei dem Versuch, Ursachen für diese Veränderungen zu finden, verhalfen SCHIFFMAN et al. (27) mit ihrer Arbeit über die Abnahme der
olfaktorischen Schwelle bei älteren Personen zu Einblicken in die
anatomischen und physiologischen Veränderungen des Geruchssinnes. Sie berichteten über das Funktionsdefizit als Folge einer Kombination aus Rezeptor- und Neuronenverlust sowie Alterationen des
Neurotransmittersystems und zentraler Bahnen. Weitere Erkenntnisse gewannen PIAK et al. (28). Sie demonstrierten eine negative
Korrelation zwischen dem Lebensalter und der Wahrscheinlichkeit,
bei einer Biopsie der Riechspalte olfaktorisches Epithel aufzufinden,
was für eine Verringerung der Fläche des olfaktorischen Epithels
spricht. Weiterhin lässt die Regenerationsfähigkeit der olfaktorischen Neurone im Alter nach und der Transport von Duftstoffen an
die Rezeptorzellen wird durch die Veränderung des olfaktorischen
Sekrets im Alter beeinträchtigt.
Da Riechen und Schmecken sehr eng miteinander verknüpft sind, ist
eine Veränderung des Essverhaltens und der Diätzusammensetzung
in höherem Lebensalter zu erwarten, denn die Abnahme von
Geschmacks- und Geruchsvermögen führt dazu, dass viele Speisen
als gleich schmeckend und normal gewürzte Gerichte als fade empfunden werden. In diesem Zusammenhang untersuchte das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke die
Veränderung der Geruchsempfindlichkeit, des Mundgefühls und der
Kauleistung in Abhängigkeit vom Alter an 311 Probanden aus BerlinBrandenburg. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Geruchswahrnehmung altersabhängig signifikant nachlässt, bei Männern
augenscheinlich stärker als bei Frauen.
Zusätzlich zu den sensorischen Defiziten kommt es im Alter auch zu
247
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
einer Beeinträchtigung der sensiblen Wahrnehmung der Nase. In
einer Untersuchung von STEVENS et al. (29) konnte eine Abnahme
der trigeminalen Sensitivität chemischer Rezeptoren der Nasenhaupthöhle für Kohlendioxid belegt werden.
Unklar bleibt allerdings, ob diese Veränderungen direkt mit dem
Lebensalter in Verbindung stehen und welchen Einfluss extrinsische
Faktoren, die sich im Lauf des Lebens akkumulieren, haben. Hier
kommen neben entzündlichen Erkrankungen insbesondere Medikamentennebenwirkungen und Umwelteffekte in Betracht.
Vor einem Therapieversuch der Riechstörung sollte stets eine ausführliche HNO-ärztliche Diagnostik zum Ausschluss nicht-altersbedingter Ursachen durchgeführt werden. Am häufigsten wird die
Behandlung mit Glukocorticosteroiden nach einem absteigenden
Schema empfohlen. Auch verschiedene Vitamine und Spurenelemente werden oft empfohlen, ihre Wirkung wird in den meisten
Publikationen widersprüchlich dargestellt. Details hierzu finden sich
in der aktuellen Leitlinie „Riechstörungen“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, die im Internet frei zugänglich ist (http://leitlinien.net/).
Nasenbluten
Auf den ersten Blick scheint es keine alterspezifischen Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens von Nasenbluten zu geben (8).
Allerdings sind die Ursachen der Epistaxis bei Jugendlichen eher auf
Traumata oder Infekte zurückzuführen, während bei älteren Personen eine trockene Schleimhaut, eine geringere Gefäßelastizität und
insbesondere blutungsfördernde Medikamente, wie Salicylate,
berücksichtigt werden müssen.
Am häufigsten hat die Blutung ihren Ausgang im so genannten
Locus Kieselbachii, der sich im vorderen Nasenscheidewandabschnitt befindet. Bei älteren Nasenblutern kommen verschiedene
Faktoren zum Tragen. Zum einen vermindert sich mit zunehmendem
Alter die Gefäßelastizität, der schützende und pflegende Schleimfilm
des Nasenepithels nimmt ab, wodurch Einrisse der Schleimhaut
gefördert werden. Außerdem ist die Frequenz eines Hypertonus im
Alter genauso erhöht wie die Wahrscheinlichkeit, „blutverdünnende“
Medikamente (Acetylsalicylsäure, Phenprocoumon, Clopidogrel etc.)
einzunehmen. Diese Faktoren müssen bei der Therapie berücksichtigt werden.
In leichten Fällen reicht die manuelle Kompression der Nasenflügel
über mehrere Minuten oder das Einatmen von kalter Luft durch die
Nase und das Ausatmen der erwärmten Luft über den Mund. Auch
das Anbringen eines kalten Tuchs oder eines Eisbeutels im Nacken
wird häufig als effektiv beschrieben. Hierbei soll es zu einer reflektorischen Gefäßkontraktion in der Nasenschleimhaut kommen. Beim
Versagen dieser Maßnahmen sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden.
Dieser wird nach einer Inspektion der Nasenhöhle die Blutungsquelle lokalisieren und ggf. eine Kauterisation oder Ätzung blutender Gefäße vornehmen können. Ist das blutende Areal zu flächig,
muss ggf. eine vordere Nasentamponade über mehrere Tage eingebracht werden. Aufwändigere Maßnahmen, wie operative Gefäßunterbindungen oder angiographisch kontrollierte Gefäßembolisationen, bleiben fortgeschritteneren und ausgeprägten Krankheitsbildern vorbehalten und sind nur selten notwendig. Das Absetzen
der „blutverdünnenden“ Medikation darf nur in Rücksprache mit
dem behandelnden Hausarzt oder Internisten erfolgen.
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Störungen der Nasensekretion
Ein häufiges klinisches Problem, über das ältere Menschen klagen, ist
die Trockenheit der Nasenschleimhaut, die oft mit einer gesteigerten Krustenbildung einhergeht. Scheinbar paradox klagen die
Betroffenen in vielen Fällen gleichzeitig über eine gesteigerte Sekretion der Nase. Diese kann sich entweder als wässrige, vordere oder
als hintere, oft zähe Rhinorrhoe manifestieren. Bislang existieren
fast keine systematischen Untersuchungen zur Häufigkeit oder zu
den Ursachen dieser Probleme, so dass über ihre Ursachen nur spekuliert werden kann. Edelstein (8) erklärt die in seinen Studien
beobachtete Zunahme des nasalen Flüssigkeitsaustritts, des retro-
Abbildung 5: Nasaler Reflexbogen
nasalen Flusses wie auch der Notwendigkeit zu schniefen mit dem
altersbegleitenden zunehmenden Verlust über die autonome Kontrolle. Eine weitere Beobachtung seiner Studien war eine Stimulation des nasalen Ausflusses durch das Essen, was als gustatorische
Rhinitis bezeichnet wird. Auch hierfür werden autonome Dysfunktionen des höheren Lebensalters verantwortlich gemacht. Der glanduläre Anteil der nasalen Sekretion wird parasympathisch reguliert
und ist in reflektorische Mechanismen integriert (Abb. 5).
Das autonome Nervensystem spielt eine wichtige Rolle für die normale Funktion der Nase und trägt zur Pathogenese verschiedener
Formen der Rhinitis bei. Nerven aus dem afferenten und dem efferenten parasympathischen System sind in der Nase vorhanden. Die
Stimulation parasympathischer Nerven führt zu einer Steigerung der
glandulären Sekretion und zum venösen Pooling in der Nase und
damit zur Erzeugung einer feuchten Schleimhaut. Im Gegensatz dazu
bewirkt eine sympathische Stimulation eine Konstriktion und eine
trockene Nase.
Man geht heute davon aus, dass die glandulären Sekretionen, die
durch parasympathische Erregung produziert werden, reich an Glukoproteinen, Laktoferrin, Lysozym und sekretorischem IgA sind.
Diese Proteine haben im weitesten Sinne eine antimikrobielle Wirkung und stellen somit einen Mechanismus dar, um die Schleimhaut
vor Infektionen zu schützen. Die Erhaltung der Feuchtigkeit der
Schleimhäute wird auch teilweise als therapeutische Modalität
genutzt (z.B. in Form warmer und feuchter Inhalationen).
Andererseits kennt jeder von uns auch das „Zuviel des Guten“, z.B.
in Form der triefenden Nase, wie sie zu Beginn einer viralen Rhinitis auftritt. Einige Patienten leiden an ausgeprägteren Formen einer
Rhinorrhoe, die mit dem täglichen Verbrauch von mehreren Paketen
von Taschentüchern einhergehen kann. Diese überproportionale
oder hyperreaktive Antwort der Nase kann durch verschiedene Formen der Rhinitis oder alltägliche Stimuli wie kalte Luft oder scharfe Speisen bedingt sein. Ob die Verstärkung dieser Reaktion im Alter
auf der sensorischen, der zentralen oder der Effektor-Ebene zu
suchen ist, kann heute noch nicht beurteilt werden. Möglicherweise
könnte auch die Veränderung der Zusammensetzung des Nasensekrets im Zusammenhang mit den altersassoziierten Beschwerden
der Sekretion eine Rolle spielen. Hierbei wären auch den Gesamtorganismus betreffende Veränderungen des Wasserhaushalts in
Betracht zu ziehen. Wie bei allen altersassoziierten Beschwerden der
Nase sollte vor Beginn einer Therapie eine adäquate Differentialdiagnostik durchgeführt werden. Auch ein höheres Lebensalter
schließt nämlich häufige Ursachen von Beschwerden der Nase keineswegs aus. Dies gilt einerseits für (chronische) Entzündungen der
Nasennebenhöhlen, aber in besonderem Maße auch für die allergische Rhinitis, die gerade bei dieser Patientengruppe oft übersehen
wird.
Die therapeutischen Möglichkeiten bei übermäßiger nasaler Sekretion sind eingeschränkt. Gängige Rhinologika wie alpha-Sympatho-
Zertifizierte Fortbildung
Nebenwirkung
Häufig (1–10%)
Sehr häufig (> 10%)
Reaktive Schwellung der
Ephedrin, Indanazolin, Naphazolin, Oxymetazolin, Phenylephrin, Tetryzolin, Tramazolin, Xylometazolin
Nasenschleimhaut
(Hyperämie nach Absetzen,
cave: Dauergebrauch)
Behinderung der
Algasidase, Aldesleukin, Bromocriptin, Buspiron, Clomipramin, Clozapin, Doxazosin, Enfuvirtid,
Nasenatmung
Fluoxetin, Flupentixol, Guanethedin, Imipramin, Interferon alfa-2b, Losartan, Montelukast, Mupirocin,
Amitriptylin
Nifedipin, Peginterferon alfa-2b, Phenoxybenzamin, Pimecrolimus (extern), Reserpin, Ribavirin,
Sertindol, Sildenafil, Tadalafil, Terazosin, Thioridazin
Trockene Nase
Laufende Nase
Nasenbluten (Epistaxis)
Apraclonidin, Beclometasondipropionat, Dexamethason, Disopyramid, Etretinat, Flunisolid,
Acitretin, Isotretinoin,
Fluticasonpropionat, Loratadin, Mometasonfuroat, Retinoide, Tixocortolpivalat, Triamcinolonacetonid
Tretinoin
Atomoxetin, Bortezomib, Buprenorphin, Calcitonin von Lachs und Schwein (nasal), Capecitabin,
Didanosin, Interferon
Indapamid, Peginterferon alfa-2b, Pimecrolimus (extern), Ribavirin
alfa-2a, Nikotin (nasal)
Acenocoumarol, Acetylsalicylsäure*, Alteplase, Anagrelid, Azelastin, Beclometasondipropionat,
Acitretin, Arsentrioxid,
Bortezomib, Budesonid, Bupropion, Busulfan, Calcitonin von Lachs und Schwein, Capecitabin, Cetirizin,
Bevacizumab,
Cladribin, Clopidogrel, Cumarine, Desirudin, Dexamethason, Docetaxel, Doxazosin, Etretinat, Felodipin,
Didanosin, Imatinib,
Fibrinolytika, Flunisolid, Fluticasonpropionat, Interferon alfa-2a, Interferon alfa-2b, Leflunomid,
Isotretinoin
Lepirudin, Melagatran, Modafinil, Mometasonfuroat, Mycophenolatmofetil, Nikotin (nasal), Oseltamivir,
Oxaliplatin, Oxcarbazepin, Paclitaxel, Pegaspargase, Peginterferon alfa-2a, Peginterferon alfa-2b,
Penicillamin, Pentostatin, Pergolid, Phenprocoumon, Pimecrolimus, Reteplase, Retinoide, Ribavirin,
Rivastigmin, Salbutamol, Sirolimus, Streptokinase, Tacrolimus, Tenecteplase, Terazosin, Ticlopidin-HCl,
Tixocortolpivalat, Topiramat, Trastuzumab, Triamcinolonacetonid, Urokinase, Warfarin, Ximelagatran
Tabelle 2: Nasale Nebenwirkungen von Arzneimitteln bei Menschen aller Altersstufen
(kein Anspruch auf Vollständigkeit, Haftung ausgeschlossen, nach: www.arznei-telegramm.de)
* Nach der Women Health Initiative steigt das Epistaxisrisiko auch bei Niedrigdosis um 16 % (32)
mimetika, Antihistaminika oder topische Steroide haben nur einen
minimalen oder mäßigen Effekt auf die nasale Sekretion und können deshalb bei Patienten, die vorwiegend an wässrigen Sekretionen leiden, zu unzureichenden Therapieerfolgen führen. Eine sinnvolle Alternative stellen daher parasympatholytische Medikamente
dar. Hier bietet sich derzeit nur Ipratropiumbromid als Nasenspray
an. Hierbei handelt es sich um ein synthetisches, quarternäres Derivat von Isopropyl-Noratropin, das einen kompetitiven Antagonismus
zu Azetylcholin an muskarinergen Cholinozeptoren ausübt (30). Es
zeichnet sich durch eine geringe Lipidlöslichkeit, geringe systemische Absorption aus. In Deutschland ist dieses Medikament allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nur als bronchodilatierendes Dosier-Aerosol im Handel (z.B. als Atrovent®). Deshalb
kann das Nasenspray derzeit nur über die internationale Apotheke
beschafft werden. Dieses Nasenspray führt zu einer signifikanten
Reduktion der nasalen Sekretion und hat auf alle anderen nasalen
Symptome keinen Effekt. Bekannte Nebenwirkungen an der Nase
sind Trockenheit der Nasenschleimhaut und Epistaxis. Bei Applikation ins Auge kann es zu einem Anstieg des Augeninnendrucks kommen, weswegen bei Glaukompatienten eine relative Kontraindikation besteht. Die Höhe der Dosierung hat einen nachweisbaren
Effekt auf die Frequenz und Schwere der Nebenwirkungen. Deshalb
ist eine individuelle Dosierung angezeigt. Die Konzentration des
Sprays beträgt 20 µg pro Spraystoß, wir benutzen, je nach Schwere der Symptomatik, 3x1 bis 3x2 Sprühstöße am Tag.
Falls die Trockenheit der Nase im Vordergrund steht, bieten sich folgende Möglichkeiten: In leichten Fällen kann zunächst durch Applikation physiologischer (0,9%) Kochsalzlösung in Form von Tropfen
oder Sprays eine Befeuchtung der Nase herbeigeführt werden. Bei
bestehender Borkenbildung wird von manchen Patienten die Spülung der Nase mit physiologischer Kochsalzlösung als lindernd
beschrieben. Angegriffene Schleimhäute mit Blutungs- und Verschorfungstendenz eignen sich für die Anwendung Dexpanthenolhaltigen Nasensprays (z.B. Nasicur®, Rhinoclir®) oder entsprechender Salbe (z.B. Bepanthen®). Der unbedenkliche Wirkstoff führt in
der Regel zu einer raschen Abheilung der gereizten Schleimhautareale. In einer randomisierten Studie konnten schwedische Wissenschaftler die Wirksamkeit von Sesamöl im Vergleich zur isotonischen Kochsalzlösung bei der Behandlung trockener Nasenschleimhaut zeigen (31). Ein sesamhaltiges Nasenspray, wie das in der Studie verwendete Produkt, das in Schweden unter dem Handelsnamen Nozoil erhältlich ist, gibt es in Deutschland bislang noch nicht.
In einer Nasensalbe wird Sesamöl dagegen auch hierzulande bereits
eingesetzt (weiche Nasensalbe nach Dr. Bader).
Nebenwirkungen von Arzneimitteln an der Nase
Eine Reihe von Arzneimitteln kann die Funktionen der Nase beeinflussen und sich damit besonders negativ bei alten Menschen auswirken (Tab. 2). In diesem Zusammenhang ist Nasenbluten die häufigste Nebenwirkung, die von Arzneimitteln ausgelöst wird. Dies
betrifft zuerst alle Arzneistoffe, die die Hämostase bzw. die Fibrinolyse beeinflussen. Typische Gruppen solcher Arzneistoffe sind
Hemmstoffe der Thrombozytenaggregation, Antikoagulantien und
Fibrinolytika. Aber auch topische Glukokortikoide (s. auch Tab. 1),
Zytostatika, Zytokine und einige blutgefäßwirksame Arzneimittel
induzieren häufig Nasenbluten. Ein weiterer Komplex von funktionell eher zusammengehörenden Nebenwirkungen von Arzneimitteln
an der Nase sind reaktive Schleimhautschwellung und Behinderung
der Nasenatmung. Während die reaktive Schleimhautschwellung
nur bei Absetzen längerfristig verwendeter alpha-Sympathomimetika häufig vorkommt und auch mit einer Behinderung der Nasenatmung assoziiert ist, wird Letztere besonders oft durch das Antidepressivum Amitriptylin ausgelöst. Weitere Wirkstoffe mit einer solchen Nebenwirkung sind Vasodilatatoren wie Doxazosin, Losartan,
oder Nifedipin aber auch die Potenzmittel Sildenafil und Tadalafil.
Eine laufende Nase lösen Zytostatika und Interferone aus, während
Retinoide und Glukokortikoide häufig zur Austrocknung der Nase
beitragen. Fasst man die in Tab. 2 genannten Wirkstoffe zusammen,
die sehr häufig oder häufig Nebenwirkungen an der Nase induzie-
249
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
ren, ergibt sich folgende Liste:
Alpha-Sympathomimetika (reaktive Hyperämie nach Absetzen)
Antidepressiva (behinderte Nasenatmung)
Glukokortikoide, nasal (Nasenbluten, trockene Nase)
Hämostasehemmer, Fibrinolytika (Nasenbluten)
Retinoide (Nasenbluten, trockene Nase)
Vasodilatatoren (behinderte Nasenatmung)
Zytostatika (Nasenbluten, laufende Nase)
Schließlich ist wahrscheinlich, dass sich nasale Nebenwirkungen
von Arzneimitteln gegenseitig verstärken können. Vor allem beim
alten Menschen könnten solche Interaktionen problematisch werden.
Danksagung
Wir danken Herrn Prof. Dr. G. Kojda für die anregende Diskussion
und die wertvolle Hilfe bei der Erstellung der Tabellen.
Der Autor
Priv. Doz. Dr. med. Thomas K. Hoffmann
1990-1996 Studium der Medizin in Düsseldorf
und London
1997 Promotion
1997-1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter an
der HNO-Klinik der Universität Düsseldorf
1999-2001 Forschungsstipendium mit Aufenthalt am University of Pittsburgh Cancer Institut, USA
2001-2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HNO-Klinik
der Universität Düsseldorf
2003 Anerkennung als Facharzt für HNO-Heilkunde
2004 Habilitation im Fach HNO-Heilkunde und Ernennung
zum Oberarzt
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Fortbildungs-Fragebogen 10/2005
Hier finden Sie 8 Fortbildungsfragen zum Hauptartikel. Bei Beantwortung und Faxantwort erhalten Sie einen Fortbildungspunkt auf dem Postweg.
Sie erhalten den Fortbildungspunkt für die Kategorie „Bearbeiten von Lektionen“ (zertifiziert durch die Apothekerkammer Niedersachsen,
Veranstaltungs-Nr. 3064). Es ist pro Aufgabe nur eine Antwort richtig. Die Lösungen werden Ihnen zusammen mit dem Fortbildungspunkt mitgeteilt.
Bitte tragen Sie unbedingt Ihre Postanschrift und Ihre Telefon-Nummer (für evtl. Rückfragen) in das Faxformblatt ein!
Die Faxnummer lautet: 02 11 / 81-1 47 81.
1. Welche der folgenden Aussagen ist falsch?
A) die Zilienmotilität befördert Partikel rachenwärts
B) die Nasenmuscheln sind Schwellkörper
C) die Nasenschleimhäute dienen der Anwärmung und
Anfeuchtung der Atemluft
D) der Locus Kieselbachii ist Sitz des Riechorgans
2. Welche Aussage trifft für das Basaliom zu?
A) es genügt eine regelmäßige Beobachtung
B) es handelt sich um einen semimalignen Tumor
C) wird durch Sonnenexposition therapiert
D) metastasiert zu einem hohen Prozentsatz in Lymphknoten
3. Was trifft für das Riechen im Alter nicht zu?
A) verschlechtert sich im Alter
B) ist durch ausgedehnte Nasennebenhöhleneingriffe behandelbar
C) ist therapeutisch schwer beeinflussbar
D) kann eine Ursache für eine Reduktion des Appetits sein
4. Welche Aussage trifft für das Nasenbluten nicht zu?
A) die Einnahme von Salicylaten kann einen Kofaktor darstellen
B) eine trockene Schleimhaut begünstigt dessen Auslösung
C) therapeutisch kann eine Gefäßembolisation notwendig sein
D) Cumarine kommen als Auslöser nicht in Frage
5. Welche Aussage trifft zur nasalen Hypersekretion nicht zu?
A) sie kann Ausdruck einer viralen Rhinitis sein
B) Ipratropiumbromid stellt ein effektives Therapeutikum dar
C) Antihistaminika sind Ipratropiumbromid bei der Therapie
der nasalen Hypersekretion überlegen
D) sie betrifft in der Regel beide Nasenlöcher
6. Welche der folgenden Kombinationen von Arzneistoffgruppe und
nasaler Nebenwirkung mit sehr häufiger/häufiger Inzidenz ist falsch?
A) Glukokortikoide/Nasenbluten
B) Hämostasehemmer/Nasenbluten
C) Vasodilatatoren/laufende Nase
D) Antidepressiva/Behinderung der Nasenatmung
7. Welche Aussage trifft nicht zu?
A) trockene Nasenschleimhäute können mit physiologischer
Kochsalzlösung behandelt werden
B) ein ausgeprägter Wuchs von Vibrissen kann die Nasenatmung
behindern
C) angegriffene Schleimhäute mit Blutungs- und Verschorfungstendenz eignen sich für die Anwendung dexpanthenolhaltigen
Nasensprays
D) bei der Auswahl nasal eingesetzter topischer Steroide sollten
solche mit hoher Resorptionsrate angewandt werden
8. Welche Aussage trifft nicht zu?
A) im Alter kommt es zu einer regenerativen Veränderung im
Bulbus olfaktorius
B) eine Tachyphylaxie stellt ein Problem bei der Behandlung mit
alpha-Sympathikomimetika dar
C) die behinderte Nasenatmung kann neben anderen Faktoren
die Prävalenz des Schnarchens im Alter erhöhen
D) im Alter kommt es zum Absinken der Nasenspitze mit
Einengung der Nasenlöcher
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