JOCHEN HEINKE Der Rom-Pilgerweg
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JOCHEN HEINKE Der Rom-Pilgerweg
JOCHEN HEINKE An der Lehmgrube 15 ° 97647 Sondheim-Stetten Tel. 09779 – 1434 ° E-mail Jochen.Heinke@t-online.de www.rhoen-active.de Der Rom-Pilgerweg (nach dem Itinerar des Albert von Stade in den Annales Stadensis) Rom-Pilgerweg Abschnitt Meiningen – Würzburg Die Rom-Pilgerwege des Albert von Stade INHALT I. Die historische Pilgeroute in der Altstraßenforschung ...................................................................................3 Die Untersuchung des Stader Itinerars durch Herbert Krüger in den Stader Jahrbüchern 1956 und 1957 ...3 tabellarischer Vergleich der Entfernungsangaben Alberts von Stade mit den heutigen Strassen .................4 Von Würzburg nach Meiningen .......................................................................................................................4 Die einzelnen Abschnitte in näherer Betrachtung ..........................................................................................5 II. Die mögliche künftige touristische Nutzung des Rom-Pilgerweges als Radwander- und Wanderroute ..........10 Diese ehrenamtlich erstellte Ausarbeitung soll es erleichtern, den zwischen Thüringer Wald und Main durch viele Gemeinden, zwei Bundesländer, fünf Landkreise sowie zwei kreisfreie Städte führenden Abschnitt des Rom-Pilgerweges nach dem Stader Itinerar zu lokalisieren.1 Ich habe dazu soweit möglich die die Altstraßenliteratur des Gebietes auswertet und hier die Inhalte zusammengefasst. 2 Da ich in den letzten Jahren auch mit der touristischen Wegweisung in drei der fünf Landkreise tätig war, ist es mir möglich, auf dieser Basis auch Vorschläge für die touristische Nutzung als Wander- und Fahrradroute zu machen. Keinesfalls möchte ich mich allerdings in die Kompetenzen der einzelnen Etappenorte einmischen. Diese Arbeit könnte allerdings die Grundlage für die Abstimmung in dem genannten Gebiet sein. Jochen Heinke, im Dezember 2007 2 I. DIE HISTORISCHE PILGEROUTE IN DER ALTSTRAßENFORSCHUNG Um die Wende zum ersten Jahrtausend kam das Pilgern geradezu in Mode. Wenn auch die Motivation bestimmt eine andere war, ist es sicherlich nicht falsch, die damaligen Pilger als Ahnen der heutigen Rucksackwanderer zu bezeichnen. Versucht man sich eine Vorstellung von dem Ausmaß der Pilgerfahrten im Mittelalter zu machen, so kann man sie am ehesten mit dem heutigen Massentourismus vergleichen. Besonders zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert war ein Anstieg der Reisen zu verzeichnen. Dazu beigetragen hatte die Ausweitung des Handels und auch die nun erhältlichen Wegebeschreibungen, denn viele Pilger berichteten nach Ende ihrer Pilgerfahrt über das Erlebte. Daraus entstanden regelrechte Reiseführer, nach denen sich die nachfolgenden Pilger orientierten. Wenn im Freundeskreis die Diskussion aufkommt, welches der richtige oder kürzeste Weg zu einem Urlaubsziel ist, wird häufig das Sprichwort „Viele Wege führen nach Rom“ gebraucht. Im Grunde bedeutet es, dass man auf vielen unterschiedlichen Wegen zu seinem Ziel gelangen kann, auch wenn man dabei Umwege in Kauf nimmt. Aber vielleicht auch, dass jeder seinen eigenen Romweg hat, denn der beginnt an der eigenen Haustür. So auch die Romwege zweier Pilger, die sich im 13. Jahrhundert auf den Weg nach Rom machten. Beide notierten sich die Stationen ihrer Reise und verfassten entsprechende Reisebeschreibungen. Der eine kam aus Island und nannte sein Itinerar „Hauksbók“. Der andere war der Albert, Abt des Klosters zu Stade. Beide Reisebeschreibungen führen Etappenorte im Gebiet zwischen Main und Thüringer Wald auf, sodass diese Pilgerrouten die erste urkundliche Nennung der Straße zwischen Thüringer Wald und Main beinhalten. Der hier ausgewählte Rom-Pilgerweg des Abtes ist allerdings der Rückweg von Rom. Auf dem Hinweg zog Albert von Stade durch Belgien und Frankreich nach Rom. Jedoch wird die Bedeutung der Rückreiseroute durch das isländische Itinerar deutlich verstärkt: Das Hauksbók beschreibt mit kleinen Unterschieden in der Routenführung die gleiche Route als den Weg nach Rom. Albert von Stade wurde Ende des 12. Jahrhunderts in Niederdeutschland geboren. Er war erst Prior, danach Abt des Klosters St. Mariae Virgis in Stade. Im Jahre 1236 unternahm er seine Romreise, über die er in seiner Weltchronik, den Annales Stadensis, zum Jahre 1240 berichtete. Sein Itinerar ist in den beiden Chroniken aus den Jahren 1151 und 1152 als fiktives Gespräch enthalten. DIE UNTERSUCHUNG DES STADER ITINERARS DURCH HERBERT KRÜGER IN DEN STADER JAHRBÜCHERN 1956 UND 1957 Herbert Krüger, durch seine Arbeiten über Altstraßen, besonders aber durch sein Buch über „Das älteste Deutsche Routenhandbuch, Jörg Gails Raissbüchlin“ bekannt, hat in den Jahren 1956 und 1957 eine umfassende Untersuchung des Stader Itinerars veröffentlicht. Die beiden hervorragenden Aufsätze enden leider, ohne dass die Route von Augsburg bis Stade näher untersucht worden ist. Er setzte möglicherweise voraus, den Interessierten sei der Verlauf des der Abschnitts zwischen Augsburg und Würzburg aus dem „Raissbüchlin“ bekannt. Zwischen Augsburg und Rothenburg folgt die Route des Abtes der heutigen romantischen Straße, ab dem Mittelalter Teil der Geleitstraße von Augsburg nach Frankfurt. Von Rothenburg bis Würzburg ist sie mit den 3 Stationen Aub und Ochsenfurt in Gails „Raissbüchlin“ aufgeführt. Es gilt also, den Verlauf des Romweges zwischen Würzburg und Meiningen zu untersuchen. TABELLARISCHER VERGLEICH DER ENTFERNUNGSANGABEN ALBERTS VON STADE MIT DEN HEUTIGEN STRASSEN Die Methodik, die Entfernungsangaben des Abtes mit denen der heutigen Entfernungen auf unseren Straßen zu vergleichen und damit den relativ großräumig beschriebenen Routenverlauf einigermaßen zu bestimmen, wird auch im Folgenden auf die Strecke zwischen Würzburg und Meiningen (Gotha) angewandt. Bemerkenswert: Krüger hat für den gesamten Hinweg von Stade nach Rom errechnet, dass Albert von Stade mit seinen Entfernungsangaben durchaus richtig lag: Er errechnete auf der fast 2500 km langen Strecke eine Differenz von nur -9,8 %. 3 Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass weder Kilometerzähler noch Taschenuhr Verfügung standen. VON WÜRZBURG NACH MEININGEN Die Routenbeschreibung des Albert von Stade ist für die Region Main-Rhön-Werra von besonderer Bedeutung: Es ist die erste Nennung der uralten Straße, die vom Thüringer Wald nach Würzburg führt. Zwar gibt es Hinweise, dass schon im Jahre 1078 auf dieser Straße Kaiser Heinrich IV mit seinem Heer vom Main zur Schlacht bei Strowa (Nähe Mellrichstadt) gezogen sei könnte. Heinrich IV wurde dort von einem aus Sachsen heranrückenden Heer Rudolfs von Schwaben geschlagen.4 Die Routenbeschreibung des Albert von Stade ab Würzburg: Bis Schweinfurt sind es 5 M; 3 M bis Münnerstedt; 1 M bis Neustadt, 4 M bis zur Werra nach Meiningen, 2 M bis Schmalkalden, 5 M bis Gotha; Da im 13. Jahrhundert der Wechsel von den alten, meist abseits der Städte liegenden Hochstraßen zugunsten der neueren Talstraßen vollzogen war, dürften für fast alle Abschnitte nur die Talstraßen infrage kommen. Der nachstehende Vergleich der Angaben Alberts von Stade mit den heutigen Entfernungen basiert auf der Routeneinzeichnung in meinen Kartenabschnitten von Würzburg bis Schmalkalden und orientiert sich mit geringen Ausnahmen am heutigen Straßennetz. Auf die Differenzen wird bei der Behandlung der einzelnen Abschnitte eingegangen. Abschnitt Entfernung im Itinerar Würzburg – Werneck –Schweinfurt oder Würzburg – Unterpleichfeld – Theilheim Schweinfurt Schweinfurt – Münnerstadt durch den Münnerstädter Graben (das Thal) Abweichung in % 38,5 km 5 Meilen = 47,5 km Schweinfurt – Münnerstadt über Schwarze Pfütze oder Kilometer gemessen* - 19 % 38,2 km 27 km -8,5 %- 25,4 km 14 % 3 Meilen = 29,5 km 4 Münnerstadt – Bad Neustadt 1 Meile = 9,5 km 9,8 km +3% Bad Neustadt – Mellrichstadt – Meiningen 4 Meilen = 38 km 34,6 km -9 % gesamt 13 Meilen = 124,5 km 109,9 km 11,7 % Meiningen – Schmalkalden über Hochstraße 2 Meilen = 19 km 20,6 km +8,4 % 5 Meilen = 47,5 km Ca. 40 km 7 Meilen = 66,5 km Ca. 60 km Schmalkalden – Tambach – Gotha und Schmalkalden – Friedrichsroda - Gotha gesamt * mit Ausnahme des Abschnitts zwischen Schweinfurt und Münnerstadt auf der Basis der Kreis- und Staatsstraßen Jochen Heinke Stetten/Rhön 11-2007 DIE EINZELNEN ABSCHNITTE IN NÄHERER BETR ACHTUNG Würzburg – Schweinfurt Diese Verbindung gehört zu den ältesten Verkehrswegen in der Region. Doch schon früh führte der Weg vom Main zum Thüringer Wald an der Stadt Schweinfurt vorbei. Hingegen führe die Handelsstraße von Würzburg über Schweinfurt, Bad Königshofen, Römhild und Hildburghausen nach Erfurt über Schweinfurt. Dies erklärt, weswegen für den frühneuzeitlichen Zeitraum beide Trassen gebräuchlich waren. 5 Die mögliche Bedeutung dieser Straße, die sich aus der Route des Rom-Pilgerweges im Mittelalter ergibt, war zum Ende des Mittelalters und in der Frühneuzeit nicht mehr vorhanden. Zwar dürfte sie weiterhin für den Handel zwischen Thüringen und Mainfranken gebräuchlich gewesen sein. Der wichtige überregionale Handelsverkehr verlief allerdings östlich des Gebietes von Nürnberg über Coburg nach Erfurt und Leipzig sowie westlich von Frankfurt über 5 Hersfeld und Eisenach nach Erfurt und Leipzig. Bis zum Bau der Würzburger Chaussee Ende des 18. Jahrhunderts waren für die Verbindung vom Main zur Werra zwischen Würzburg und Werneck sowie zwischen Geldersheim und Münnerstadt unterschiedliche Trassen gebräuchlich. Das großräumige Stader Itinerar gibt leider keine genaue Auskunft und lässt viel Spielraum dafür, welche Straßen es zwischen Würzburg und Schweinfurt vorsah. Nähere Angaben über den Verlauf von Straßen in diesem Gebiet gibt es erst aus der Frühneuzeit. Die Jung´sche Hochstiftkarte aus den Jahren 1633/34 zeigt – allerdings mit zwei unverständlichen Ortsangaben - mehrere Trassen, so z. B. die Route Würzburg – Kürnach – Unterpleichfeld – Bergtheim – Theilheim – östlich Eßleben und Waigolshausen nach Oberndorf und Schweinfurt. Diese Trasse dürfte für den direkten Weg nach Schweinfurt auf der rechten Mainseite die gebräuchlichste gewesen sein. Allerdings gibt Jung darin die Zwischenetappen Gerbrunn und Prosselsheim an, die zu erheblichen Umwegen führen würden. 6 Das anonyme Itinerar „Kronn und Ausbundt aller Wegweiser“ aus dem Jahre 1597 führt neben Unterpleichfeld auch Schwanfeld als Etappenstation auf. 7 Die Jung’sche Straßenkarte „Totius Germaniae Novum Itinerararium Studio et Opere Iungiorium Elaboraratum“ von 1641 zeigt die Strecke Würzburg – Werneck – Münnerstadt – Mellrichstadt – Meiningen. Im 18. Jahrhundert wird die Verbindung Würzburg – Unter- und Oberpleichfeld – Dippach - Schwanfeld – Hergolshausen – Bergrheinfeld – Oberndorf – Schweinfurt genannt. Schließlich soll ebenfalls im 18. Jahrhundert eine gebräuchliche Route über Schwanfeld und Heidenfeld geführt und damit zweimal den Main gequert haben. Egal welche der vielen Möglichkeiten für die Route Albert von Stades infrage kommt: Der Vergleich ergibt bei allen eine Abweichung, die etwa bei -19 % liegt. Schweinfurt – Münnerstadt Auf dem Wege vom Main zum Thüringer Wald führte die Route schon sehr früh über Geldersheim und damit an Schweinfurt vorbei. 8 Warum Albert von Stade über Schweinfurt zog und das Isländer Itinerar die Stadt nicht nannte, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Nach Schäfer verlief die „rechte Straß“ von Schweinfurt etwa dem alten Verlauf der Bundesstraße 286 entsprechend über Dittelbrunn, bog allerdings auf der folgenden Höhe nach Norden ab, führte über den Hamberg und den Maiberg und ließ dabei Hambach östlich liegen. In der Nähe der heutigen Einmündung der Straße von Holzhausen erreichte sie die Straße nach Pfändhausen. Von Pfändhausen nahm sie wahrscheinlich den direkten Weg, der östlich am Hesselberg vorbei nach Rannungen führte.9 Von Rannungen aus kommen zwei Trassen infrage: Als Hochstraße über die Schwarze Pfütze bzw. das Lange Schiff , Durch den Münnerstädter Graben (Thal) nach Münnerstadt. 6 Aus der Nennung des Ortes Rannungen als Station auf dem Weg von Würzburg nach Neustadt schließt Schäfer10, dass die in der Neuzeit gebräuchliche Hauptroute vorbei an der Thalkirche durch das Thal nach Münnerstadt geführt habe. Dem kann ich mich nicht anschließen.11 Die m. E. den Verkehrsverhältnissen im 13. Jahrhundert eher entsprechende Romwegroute dürfte über das Lange Schiff geführt haben und Münnerstadt auf dem Wirzburger Weg durch das Obere Tor erreicht haben. Die Abweichungen liegen mit -8,5 % für die Route über die Schwarze Pfütze und -14 % für die durch das Thal im normalen Rahmen. Münnerstadt – Bad Neustadt Nach Dinklage 12 verlief die Hauptstraße von Münnerstadt nach Bad Neustadt bis zum Jahre 1369 auf der westlichen Seite der Lauer (also wie die heutige B 19). Sie lief um den Höhberg herum und zog danach am Fuß der Berge auf festem Grund über Salz nach Bad Neustadt. 13 Die Entfernungen differieren hier mit +3 % erstaunlich wenig. Bad Neustadt – Meiningen Mellrichstadt fehlt als Etappenort in den Aufzeichnungen des Abtes – in denen der Isländer ist es genannt. Doch es gibt beinahe keine Möglichkeit, auf dem Wege nach Meiningen an Mellrichstadt vorbei zu ziehen. Für das Tal der Fränkischen Saale und das Streutal konnte bisher wegen fehlender Altstraßenrelikte und Hinweise aus alten Urkunden der Verlauf der alten Straße nicht lokalisiert werden. Es ist anzunehmen, dass die Route dort im Tal verlief. Aus der Salzforstkarte aus dem 16. Jahrhundert wissen wir, dass die Mündung der Streu in die Fränkische Saale auf einer Hochstraße umgangen werden konnte, die bei Brend ihren Ausgang nahm und über den Altenberg führte. Nur schwer denkbar ist, dass sie auch nördlich von Unsleben als Hochstraße an Mittelstreu und Oberstreu vorbei nach Mellrichstadt führte. Denn für eine das Streutal auf den Höhen begleitenden Hochstraße ergeben sich beim Studium der topografischen Karten keine Hinweise und vergleichsweise zahlreich sind auch die links und rechts einmündenden Seitentäler, die für eine solche Hochstraße nur schwer überwindbare Hindernisse darstellen 7 würden. Und es gibt keinerlei Hinweise darauf. In diesem Zusammenhang muss kurz auf die These von Armin Ender aus Meiningen zur sogenannten „Hohe Straße“ von Bad Neustadt nach Schmalkalden eingegangen werden. 14 Ender war der Meinung, dass es eine in Bad Neustadt beginnende „Hohe Straße“ gab, die über Frickenhausen, vorbei an Mellrichstadt, durch das Ellenbacher Tal, über die Hochfläche von Dreißigacker, die Werra bei Walldorf querende und über Wallbach nach Schmalkalden zog. Unabhängig davon, dass es in diesem Gebilde einzelne Straßenverbindungen gab, ist dies jedoch für den Abschnitt von Bad Neustadt über Frickenhausen zur Streu zwischen Mellrichstadt und Stockheim auszuschließen. Bei der genannten Hohen Straße dürfte es sich zwischen Mellrichstadt und Meiningen um den Vorläufer der Chaussee von Meiningen nach Würzburg handelt, deren Trasse seit uralten Zeiten begangen wird. Dies erklärt sich nicht zuletzt aus der Lage der Schanz oberhalb von Henneberg und der Burg selbst. Die Anlage der Dörfer Oberstreu, Mittelstreu, Unsleben und Heustreu mit ihren Hauptstraßen ist in Fließrichtung der Streu ausgerichtet. Doch liegen die Dörfer mal östlich mal westlich der Streu, was dafür spricht, dass es bereits lange vor dem Würzburger Chausseebau schon eine durch das Tal führende Straße gab, die auf Hochwasser freien Trassen verlief. Die heutige alte Nepomukbrücke der ehemaligen B 19 bei Mittelstreu wurde allerdings Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge des Würzburger Chausseebaus errichtet. Bei der Verbindung zwischen Mellrichstadt und Meiningen dürfte es sich um einen Vorläufer der Chaussee von Meiningen nach Würzburg handeln. Dies erklärt sich nicht zuletzt aus der Lage der Schanz oberhalb von Henneberg und der Burg selbst. Für die Route zwischen Bad Neustadt und Meiningen wurde im Wesentlichen der Verlauf auf der ehemaligen Chaussee und der ehemaligen B 19 herangezogen. Daraus ergibt sich eine Differenz von -9 % . 8 Meiningen- Schmalkalden - Gotha Ziemlich unstrittig dürfte sein, dass für den Weg von Meiningen nach Schmalkalden damals nur die sogenannte Hohe Straße infrage kam. 15 Sie ist noch heute mit den Bezeichnungen Hoher Weg und Hohe Straße in den topografischen Karten eingezeichnet. 16 Der mutmaßliche Verlauf: Von der Werra beim Georgshof ging es als Kammweg vorbei an Wallbach über den Ringelsberg, die Schwallunger Berge, Steinkopf, Heltzberg, Türkenhof und Herrenkuppe nach Schmalkalden. Die Entfernung zwischen Meiningen und Schmalkalden auf dieser Route ist ca. 8,4 % länger als die Angaben des Abtes. Schmalkalden - Tambach - Gotha Welchen Weg Albert von Stade von Schmalkalden über den Thüringer Wald nach Gotha nahm, wird sich sicherlich so nicht mehr feststellen lassen. Drei Übergänge über den Thüringer Wald in diesem Gebiet sind schon früh bezeugt: Die „Alte Ausspanne“ ist seit dem 14. Jahrhundert als Kreuzung des Rennsteiges mit einer alten Straße, die durch den Nesselgrund kam, nachweisbar. Die „Ebertswiese“, ein sumpfiges Wiesengelände im Quellbereich des Baches Splitter, wurde bereits 1039 als „Everhardesbruccon“ und 1143 als Eberhardsbruggen erwähnt. Sie war Grenzpunkt sowie die Hauptübergangsstelle der alten Straße über den Thüringer Wald. Die Flurbezeichnung „Am Kreuz“ beim sogenannten „Possenröder Kreuz“ kennzeichnet den alten Übergang des mittelalterlichen Straßenverkehrs zwischen Franken und Thüringen. Der Name weist auf die Rodung eines Bosso hin (1039 Bussonrod, 1616 Bosserode) hin. Das Kreuz wurde erstmals 1522 erwähnt. 17 9 II. DIE MÖGLICHE KÜNFTIGE TOURISTISCHE NUTZUNG DES ROM-PILGERWEGES ALS RADWANDER- UND WANDERROUTE Im Gebiet zwischen Meiningen und Würzburg gibt es ausreichend Straßen, die dem historischen Verlauf der Pilgeroute relativ authentisch folgen, sodass keine speziellen Aufwendungen nötig sind, um der Route folgen zu können. Auch um die Route als Wander- und Radwanderroute auszuweisen, sind keine besonders großen Aufwendungen nötig, denn das Gebiet verfügt über ein relativ engmaschiges Radwander- und Wanderwegenetz. Dies wird die touristische Nutzung des Rom-Pilgerweges wesentlich erleichtern und durch die meistenteils bereits vorhandene und deswegen ggf. auch nur zu ergänzende Beschilderung auch nur geringe Kosten verursachen. Obwohl Albert von Stade den Rom-Pilgerweg durch das Gebiet zwischen Main und Thüringer Wald als Rückreiseroute beschrieben hat, muss die touristische Nutzung und Beschreibung in jedem Falle in Gegenrichtung erfolgen. Grundsatz sollte dabei sein, dass man sich möglichst nahe an den – meist zwar nur vermuteten - Trassen orientiert und Umwege nur dann in Kauf nimmt, wenn sich touristisch keine anderen Routen zum Wandern und Rad fahren ergeben. Vermieden sollten auf jeden Fall große Umwege zu Sehenswürdigkeiten oder Andachtsstätten, die zur Zeit Abt Alberts noch nicht vorhanden waren. Pilgern, die zu diesen Zielen reisen möchten, sollten sie als „Abstecher“ (mit Rückweg zum Abzweig von der Route) angeboten werden. Die Route darf also nicht, wie leider häufig bei anderen Pilgerrouten festzustellen, im „Zickzack“ durch das Land führen. Sie soll gradlinig auf dass Ziel „Rom“ ausgerichtet bleiben. Touristischer Weg von Meiningen nach Mellrichstadt Von Meiningen über Sülzfeld, Hermannsfeld, Eussenhausen nach Mellrichstadt verläuft der Radfernweg Meiningen – Haßfurt, den ich im Rahmen des Fahrradtouristischen Konzeptes für die LK Rhön-Grabfeld und Haßberge zwischen 2003 und 2006 konzipiert habe. Bis Sülzfeld dürfte er dem historischen Weg entsprechen; mangels geeigneter Wege entlang der ehemaligen B 19 über Henneberg und die Schanz nach Eussenhausen käme nur noch die Strecke über Hermannsfeld durch das Ellenbacher Tal infrage, die auch für den historischen Weg des Stader Itinerar nicht auszuschließen ist. Touristischer Weg von Mellrichstadt nach Bad Neustadt Zwischen Mellrichstadt und Bad Neustadt kommt der Radfernweg Main-Werra in Kombination mit dem Streutal-Radweg sowohl für Pilger zu Fuß als auch für Radwanderer infrage. Ab NES-Herschfeld könnte die Streckenführung so abgeändert werden, dass die Route an der Martinskirche in Brend vorbei über die Brendbrücke zur Innenstadt führt. Touristischer Weg von Bad Neustadt nach Münnerstadt Wander- und Radwanderroute verlassen Bad Neustadt durch die Salzpforte oder das Hohntor in Richtung Salz, wo die verschollene Pfalz Karls des Großen vermutet wird. Auf dem Main-Werra-Weg geht es zum Höhberg und auf dem neuen Geh- und Radweg zum Park & Ride Platz Burglauer; von dort durch die Lauerwiesen nach Münnerstadt. 10 Touristischer Weg von Münnerstadt nach Schweinfurt Die Route verlässt Münnerstadt durch das Obere Tor und könnte aus historischen Gründen ebenso zum Langen Schiff wie durch den Münnerstädter Graben (das Thal) verlaufen. Doch ist der Weg durch das Thal touristisch reizvoller. Für die Fahrrad-Pilger kommt deswegen bis Rannungen wieder der Radfernweg Main-Werra infrage, ggf. auch für die Fußwanderer, die dann vor Rannungen ca. 2 km auf einer allerdings gering befahrenen Straße laufen müssten. Danach entspricht die weitere Führung über Pfändhausen bis Hambach in dem oben beschriebenen historischen Verlauf und könnte auf bestehenden oder derzeit im Bau befindlichen Geh- und Radwegen erfolgen. Fußwanderer könnten ab Rannungen auch den „Schweinfurter-Haus-Weg“ bis zur Schweinfurter Innenstadt nutzen. Ziel beider Routen sollte das Rathaus in der Schweinfurter Innenstadt sein. Touristischer Weg von Schweinfurt nach Würzburg Wie oben dargelegt, ist der genaue Verlauf der Route zwischen Schweinfurt und Würzburg ebenfalls nicht bekannt. Noch vor dem Würzburger Chausseebau im 18. Jhd. werden unterschiedliche Routen zwischen Würzburg und Werneck bzw. Geldersheim genannt. Sinn macht es deswegen, sich am heutigen Verlauf der B 19 zu orientieren und dann Wege zu suchen, die in parallelem Verlauf nicht allzu weit von dieser Achse entfernt verlaufen. Die historische Route, wie sie Schweinfurt verlassen hat, dürfte über Oberndorf nach Bergrheinfeld geführt haben. Diese Strecke ist heute sowohl für Radler als auch für Fußgänger wenig reizvoll, weswegen die Route vom Rathaus zunächst zum Main und danach nur einige hundert Meter parallel zur historischen Route Fluss abwärts nach Bergrheinfeld führen sollte. Die bisherige gute Infrastruktur für Wanderer lässt leider ab Bergrheinfeld nach. Für den weiteren Weg zu Fuß nach Würzburg auf autofreien Wegen kommt eigentlich nur der Radfernweg Main-Werra mit örtlichen Wanderwege-Kombinationen infrage, streckenweise auch der Fränkische Marienweg. Man muss allerdings einen Umweg über Mühlhausen und Rieden in Kauf nehmen, bis sich die Route wieder der Achse nähert, von der sie sich dann bis Maidbronn kaum mehr als 3 km entfernt. Wenn man dem historischen Verlauf der Route als Fahrradroute am nächsten kommen möchte, geht es auf Radwegen von Schweinfurt nach Bergrheinfeld und von dort nach Hergolshausen. Von Hergolshausen über Theilheim nach Schwanfeld allerdings auf einer wenig geeigneten Straße. Ab Schwanfeld wieder auf markierten Radwegen über Heilgenthal nach Unterpleichfeld, Kürnach und Estenfeld. Weiter auf örtlichen Würzburger Radwegen zur Würzburger Innenstadt bzw. zum Main. 1 LK Schmalkalden-Meiningen, LK Rhön-Grabfeld, LK Bad Kissingen, LK Schweinfurt, Stadt Schweinfurt, LK Würzburg, Stadt Würzburg 2 Die Zusammenfassung darf nur für die Konzeption des Romweges verwendet werden. Veröffentlichungen, auch auszugsweise, bedürfen meiner Zustimmung. 3 Herbert Krüger: Das Stader Itinerar des Abtes Albert aus der Zeit um 1250; in: Stader Jahrbücher 1956 und 1957 Teil 1 S. 120. 11 4 Würzburger Chronik I 1924; S. 148 (nach Hans Peter Schäfer in: „Die Entwicklung des Straßennetzes im Raum Schweinfurt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ Historischer Verein Schweinfurt e.V. und Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg; 1976; S. 49) 5 Hans Peter Schäfer in: „Die Entwicklung des Straßennetzes im Raum Schweinfurt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ Historischer Verein Schweinfurt e.V. und Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg; 1976; S. 74 ff 6 Schäfer w.o. S. 132 7 Schäfer w.o. S. 134 8 Hans Peter Schäfer in: „Die Entwicklung des Straßennetzes im Raum Schweinfurt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ Historischer Verein Schweinfurt e.V. und Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg; 1976; mehrere Passagen zu diesem Thema 9 Schäfer w. o. S. 138 10 Wie oben Anmerkung V S. 144 ff 11 Der häufig genannte Ausschließungsgrund für den Wirzburger Weg ist, dass die Straße einen unnötigen Anstieg zu nehmen hätte. (von 245 m NN auf 365 m NN) Dabei wird ganz vergessen, dass auch der Anstieg aus dem Thal hinauf nach Rannungen nicht unbeträchtlich ist (von 245 m NN auf 348 m NN). M. E. erfährt der Straßenknotenpunkt Schwarze Pfütze in der Altstraßenforschung viel zu wenig Aufmerksamkeit. Denn eine der ältesten Straßen vom Main zum Neustädter Becken führte von der Schwarzen Pfütze durch das Lange Schiff und das Seelenholz über Burghausen, Reichenbach und Burglauer nach Bad Neustadt. Auch ist einen alte Straße anzunehmen, die von der Schwarzen Pfütze nahe an dem vorzeitlichen Gräberfeld im „Vorderholz“ und an der Hunburg vorbei nach Burghausen und Burglauer führte. 12 SCHÄFER, HANS PETER „Die Entwicklung des Straßennetzes im Raum Schweinfurt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ Historischer Verein Schweinfurt e.V. und Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg; 1976; Seite 50 13 Wie Anmerkung III 14 Armin Ender: Alte Straßen- und Wegeführungen im Raum Meiningen; in Urgeschichte und Heimatforschung Band 24 S. 52 ff; Weimar 1987 15 Wobei ich die Ausführungen von Armin Ender in „Alte Straßen- und Wegeführungen im Raum Meiningen“ veröffentlicht in „Urgeschichte und Heimatforschung“ Weimar 1987; Band 24 S. 52 ff, bzgl. der Hohen Straße ab Mellrichstadt bis zur Werra nicht teile. Diese von Schmalkalden herziehende Hohe Straße zielt ganz eindeutig in den Bereich Gleimershausen – Stedtlingen –Willmars – Ostheim und nicht nach Mellrichstadt. 16 Z. B. Digitale Topografische Karte 1: 50.000 Thüringen 17 Informationen nach Veröffentlichungen von Dr. Volker Wahl, VEB-Tourist-Verlag Berlin und Leipzig 1985 12