Strände! - Moment: New York

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Strände! - Moment: New York
Petrina Engelke
Moment: New York
Strände!
www.moment-newyork.de
Moment: New York – Strände! … so eine Art Gebrauchsanweisung
Was ist das denn?
„Moment: New York“ ist ein Blog – voller Momentaufnahmen aus der irrsten
Stadt der Welt. Und das hier … ist ein Buch über die Strände New Yorks. Aus
derselben Feder. Nämlich meiner. Wobei ich gar nicht mit einer Feder schreibe.
Und schon gar keine Bilder damit kritzle.
Wie geht das denn?
Na, lesen hilft! Bildergucken geht aber auch.
Die schönsten Strandgeschichten aus „Moment: New York“ zeigen, was einem
an den Stränden von New York so alles passieren kann. Oder was den Stränden
selbst so passiert (ich sag nur: Meerjungfrauen und Eisbären!).
Zusätzlich zu den Blog-Geschichten gibt es Infohäppchen, die dabei helfen, in
New York eine Ladung Sand in die Schuhe oder Salzwasser in die Nase zu
bekommen. Für die Angaben übernehme ich keine Gewähr – wenn was
schiefgeht, empfehle ich, eine Geschichte drüber zu schreiben. So mache ich
das auch.
Wer schreibt denn da?
Ich heiße Petrina Engelke und lebe vom Schreiben (und zuweilen von der Hand
in den Mund). In New York. Wegen New York. Und trotz New York.
Wo gibt’s denn so was?
Na, auf www.moment-newyork.de! Dort finden sich auch immer wieder neue
Strandgeschichten – unter dem Tag „Strände“ oder in der gleichnamigen
Kategorie.
Inhaltsverzeichnis
Moment: New York! - Strandgeschichten
3 Vorwort: Alles anders
4 Hier kommt der Sommer
6 Strand ohne Promenade
12 Sommer-Reprise
14 Saisonmode für Meerjungfrauen
16 Abgehärtet
Hinfahren! 3 1/2 Strände:
Coney Island, Orchard Beach,
Rockaway Beach etc. (S. 8)
Einpacken! - Was in die
Strandtasche gehört (S. 13)
Zuschauen (oder Mitmachen)!
Veranstaltungen (S. 17)
Alles anders:
Strandsaison in New York
23 Kilometer Sandstrand hat New York, acht öffentliche Badestrände – und ein
Problem: Sandy. Der Sturm, der Ende Oktober 2012 weite Teile der USOstküste verwüstete, traf auch New York City hart. Manche Menschen verloren
ihr Leben, Tausende verloren ihr Zuhause, ihre Habseligkeiten und ihr
Geschäft. Deshalb ist zum Saisonbeginn 2013 alles anders.
In Wolkenkratzern wohnen und mit dem Surfbrett in der U-Bahn an den
Strand fahren? Klar! Manches ist noch provisorisch, einiges ist verschwunden.
Doch nicht nur die Geschichten aus der Zeit vor Sandy zeigen: Dieses
Vergnügen lassen New Yorker sich nicht nehmen.
430.000 Tonnen Schutt haben fast 8000 ehrenamtliche Helfer plus Horden
städtischer Angestellter vor Saisonbeginn von den Stränden weggekarrt.
Soldaten haben geholfen, 153.000 Kubikmeter Sand zu reinigen. Um
aufzuräumen, sauberzumachen und zumindest einen Teil der Promenaden
wieder aufzubauen, hat die Stadt 370 Millionen Dollar ausgegeben. Und jetzt
sind New Yorks Strände endlich wieder geöffnet.
28. Mai 2012
Hier kommt der Sommer
Am Memorial Day gedenken die Amerikaner der gefallenen Soldaten.
Gleichzeitig ist das Feiertagswochenende der Beginn der Sommersaison in
New York. Deshalb gehört es hier ebenso zur Tradition, den Feiertag am Strand
zu verbringen. Zum Beispiel fahren sie mit der U-Bahn zum Rockaway Beach in
Queens.
Nicht überall dort liegen die Badetücher so dicht an dicht. Das Geheimnis des
lauschigeren Plätzchens : die rote Fahne. Sie verrät, wo man nicht baden darf.
Wo es erlaubt ist, sind seit diesem Wochenende die Lebensretter auf ihrem
Posten.
Natürlich gibt es zig Regeln, was am Strand zu tun und zu lassen ist. Aber eins
ist herrlich ungeordnet: Nirgends stehen Mietliegen herum. Nur an ein oder
zwei Stellen hinter dem Boardwalk vermietet überhaupt jemand etwas:
Campingstühle und Steckschirme. Und Surfbretter.
Mehrere Strandabschnitte sind für Surfer reserviert. Die einen ziehen eine
Show ab (soweit es die Wellen erlauben), die anderen suchen sich ein
abgelegenes Plätzchen für einen Familienausflug mit Brettern. Und wo die
Surfschule ihren Stand aufgeschlagen hat, dümpeln diejenigen im Wasser, die
in Ruhe üben möchten.
Und dann knattert schon wieder ein Flugzeug übers Meer. Es ist ja schließlich
Memorial Day, da gilt es nicht nur den Sommer, sondern auch die Gefallenen zu
ehren, und obwohl hier keine Flugschauen anstehen, ist eben schon eine alte
militärgraue Propellermaschine über uns hinweggeflogen. Doch dieses
Flugzeug erinnert nicht an die Vergangenheit, sondern an die Zukunft:
Der Sommer dauert eben nicht ewig. Die Strandvögel stört es wenig.
6. Mai 2013
Strand ohne Promenade
Ja, das sieht seltsam aus. Am Rockaway Beach ragen Säulen aus dem Sand. Sie
trugen einmal den Boardwalk, die kilometerlange Holzpromenade. Doch dann
kam der Sturm Sandy. Ein halbes Jahr später sind die letzten Holzsplitter
weggeräumt - nicht unbedingt von hier, sondern teils von der anderen Seite
der Halbinsel. Und noch etwas fehlt.
Sand. Es fehlt jede Menge Sand. Der Sturm hat nicht nur Luft vor sich
hergetrieben, sondern auch irre hohe Flutwellen, und mit ihnen so viel Sand,
dass noch weit, weit entfernt von hier die Straßen aussahen wie eine nasse
Wüste. Danach leckten kleinere Wellen an den lockeren Resten. Bis zu 21
Meter sind der Erosion zum Opfer gefallen, meldet die Parkbehörde, die auch
für die Strände zuständig ist.
Da oben rechts, wo Bauarbeiter ihre Geräte hingestellt haben, entsteht gerade
ein kleines Stück Boardwalk. Da war er früher auch, und von da gingen
Treppen herunter an den Strand, der sich dann weit zum Meer hin streckte.
Jetzt kommt das Wasser fast schon an die Stelle, wo früher die Treppen
endeten. Ich frage mich, wie all die Menschen, die im Sommer herkommen, hier
jetzt Platz finden sollen.
Am Memorial Day beginnt die Saison, ab dann beziehen die
Rettungsschwimmer ihre Hochsitze und die New Yorker kommen in Scharen.
Vorher soll der Strand fertig werden, und mit ihm auch die wenigen (zwei)
Gebäude am ehemaligen Boardwalk, in denen Essen und Trinken auf hungrige
Strandgänger warten. Doch es sieht nicht so aus, als könne es klappen.
Das Meer ist so nahe gekommen, dass immer wieder Wellen über den
Sandsackwall schwappen. So lässt sich ein Betonfundament ganz schlecht
gießen.
Strände
in
NYC
Mit der U-Bahn von Manhattan an den Strand.
Dreieinhalb Beispiele.
Coney Island, Brooklyn
Langer Strand (ca. 4,7 km)
mit Holzpromenade in Coney Island
● sehr lebhaft im Zentrum,
ruhiger weiter draußen
● Vergnügungsparks mit Riesenrad,
Karussells, Achternbahnen,
Schießbuden etc.
hinter dem zentralen Strandstück
● New York Aquarium
Anfahrt: U-Bahnen D, F, N und Q bis Coney Island/Stillwell Avenue
+ kurzer Fußweg
Essen: diverse Imbissbuden und Restaurants am Boardwalk,
weitere Restaurants und Delis auf dem Weg zur U-Bahn
Extra: Russische Restaurants und Geschäfte im benachbarten
Brighton Beach, zu Fuß via Boardwalk nach Norden (beim Blick aufs
Meer nach links)
oder zwei U-Bahn-Haltestellen
Rockaway Beach, Queens
Längster Stadtstrand der USA
in Rockaway
● Viel Trubel zwischen
86 + 116 Street,
ruhiger weiter draußen
● Attraktion für Familien
und Hipster
Anfahrt: A Train bis Broad Channel,
dann S (selber Bahnsteig) bis 90 oder
106 Street
Essen: Der Rockaway Beach Club hat
trotz Zerstörung durch den Sturm
wiedereröffnet (86, 96 und 106
Street): mit Tacos, Pizza, Empanadas,
Eis, Bier etc. von netten jungen
Leuten. Plus Partys.
Extra: Rockaway hat die beiden
einzigen (legalen) Surf-Plätze in NYC.
Am Strand zwischen 67-69 Street
und 87-92 Street.
Orchard Beach, Bronx
Sichelförmiger Strand (ca. 1,7 km)
im Pelham Bay Park
● oft Freibadatmosphäre, ruhiger in
den äußeren Abschnitten
● fast verlassen außerhalb der Saison
Anfahrt: U-Bahn 6 Uptown bis
Extra: Ausflug auf City Island,
Pelham Bay Park (Endhaltestelle),
bekannt für Fisch- und Hummer-
dann Bus Bx29 Richtung City Island
Restaurants auf der Hauptstraße
(oder Shuttlebus) bis Orchard
Bx 29 nach City Island,
Beach Circle.
Bus fährt dort die Hauptstraße
Ca. 10-15 min Fußweg zum Strand.
entlang bis zum Ende der kleinen
Essen: wenige Imbissbuden in der
Insel.
Mitte der Promenade, sonst nichts
fußläufig erreichbar
Nummer 3 1/2: Long Beach
Nicht in New York City, sondern in Long Beach, NY - aber auch nur ca. 1 Std
von Manhattan entfernt. Strandzugang kostet 12 Dollar pro Tag.
Mit dem Zug (LIRR) von Penn Station bis Long Beach; Komplettangebot 22
Dollar hin und zurück inkl. Strandpass.
Die anderen 5 New Yorker Stadtstrände:
Manhattan Beach in Brooklyn
South Beach, Midland Beach, Cedar Grove und Wolfe’s Pond in Staten Island
Sommer-Reprise
9. Oktober 2011
Jetzt haben mich schon so viele Nicht-New Yorker nach dem Indian Summer
gefragt. Warm ist es im Moment, sogar wärmer als normal, aber die Bäume
sind noch nicht so recht überzeugt von der fünften Jahreszeit der Ostküste. Sie
machen wie so oft zu Beginn des Herbstes erst mal den Eindruck, sie bräuchten
etwas Wasser. Aber die angenehme Seite des Indian Summer kann man ja auch
anders zeigen: mit Sonne und Strand.
Dahin fahren wir nämlich, weil selbst der Fernseh-Wettermann ganz aufgeregt
davon spricht, dass dies unser letztes Strandwochenende werden könnte.
Diesmal verlieren dabei die Strände in den geografischen Grenzen von New
York City gegen Long Beach (auch nur eine Stunde weg, im Zweifel sogar
schneller zu erreichen als die innerstädtischen Strände). Da ist der Name
Programm, und das hat mich zu einer Bildergeschichte inspiriert.
Ein gutes Stück hinter Long Beach hört der Boardwalk auf. Da muss man dann
eben einfach über den Sand laufen.
Und man kann immer weiter und weiter laufen. Dabei liegt Long Beach auch
nur auf so einer dünnen Halbinsel vor der großen
Insel namens Long Island. Aber etwas zieht meinen
Einpacken!
Blick unterwegs magisch an.
Miet-Liegen, Sonnens-
Da hinten in Hempstead sind keine Aliens
chirme, Strandläden?
gelandet. Das blaue Ding ist einer der dortigen
Fehlanzeige. Mindestens
Wassertürme. Und die Straße dort, lerne ich
mitnehmen:
später, fliegt nicht nur kein Ufo an, sondern es
Ÿ Wasser
fährt auch nie ein Taxi vorbei. Aber ein
Ÿ Sonnencreme
Strandspaziergang ist ja auch sehr schön. Und
Ÿ Badetuch
rätselhaft.
Ÿ Snacks
Ein seltsames Wesen wäre beinahe um meine Füße
geschwommen. Gebissen hat es nicht. Langsam dämmert mir, es ist gar kein
Tier, sondern ein Zeichen der Meeresverschmutzung. Das ist doch wohl bloß
diese Verpackungsfolie, für die sie hier den schönen Begriff Bubble Wrap
haben? Es könnte natürlich auch ein Alien-Fisch sein, der aus dem Science
Fiction-Wasserturm entstiegen ist und sich von Taxis ernährt.
23. Juni 2012
Saisonmode für
Meerjungfrauen
Auf ins Getümmel! Die Mermaid Parade in
Coney Island ist nun mal meine
Lieblingsparade.
Natürlich gibt es alle paar Meter Musik dazu, und weil es hier nicht so zackig zugeht
wie auf den Paraden in der Stadt, wo gerne
auch mal die eine oder andere Gruppe im
Stechschritt marschiert, tanzt das Fußvolk hier oft an den Wagen vorbei.
Wellen können ja schließlich auch tanzen. So ist es doch total logisch, dass auf
einem der Wagen einige Meerjungfrauen mit Sonnenschirmen eislaufen.
Für einen Moment sind die Wagen ins Stocken geraten und dann
stehengeblieben. So steht da vor mir ein ganz kleines Podest auf Rollen auf der
Straße, auf das keine Neptun- Nemo- und Nixenhorden passen, sondern nur
eine Frau, die zu den Veteraninnen dieser Parade gehört. Die Frau neben mir
sagt: “Na, ob das nun was für Kinder ist?”
Der Junge neben ihr reckt daraufhin natürlich erst recht den Hals. Sehen kann
er nichts. Um uns herum stehen Menschen in meiner Größe. Auf dem Miniwagen steckt eine Stange, um die sich eben noch die barbusige Frau gewunden
hat, mit Schuhen, in denen ich auch gerne laufen könnte (ob sie es kann, erfahren wir nicht). Jetzt wischt sie die Stange ab. Es ist heiß, und Schweißhände
machen Unfälle. Nein, die Frau zeige ich nicht. Der kleine Junge könnte ja zuschauen.
Und es gibt ja noch mehr zu entdecken. Den Trend des Jahres zum Beispiel.
Dieses Jahr ist es für mich ein Patt zwischen dem Modell “Man trägt Hund”.
Und Gestalten, die von Natur aus ihr wahres Wesen verstecken - Vampire sind
als Trend eben noch lange nicht tot. Als Wasserwesen haben sie offenbar einen
Weg gefunden, bei Sonnenlicht nicht zu Staub zu zerfallen. Oder sind die Zähne
etwa gar nicht echt?
Nun ja. Irgendwann muss auch mal Schluss sein, und das ist auf der Mermaid
Parade ganz ordentlich geregelt. Der Mann, der dafür sorgt, dass alle Bescheid
wissen, dass der Spuk ein Ende hat, kriegt sogar jede Menge Applaus. Es gibt ja
schließlich auch noch die After-Party – selbstverständlich im New York
Aquarium.
1. Januar 2011
Abgehärtet
Ein paar Zentimeter vor meinen Füßen rollen sanfte Wellen heran. Hinter mir
durchziehen weiße Streifen helles Braun. Neben mir hebt fröhlichkämpferisches Geheul an.
Bei 48 Grad rennt eine Horde Menschen ins Meer. 48 Grad Fahrenheit. Das
bleibt in Celsius ausgedrückt einstellig.
Das Wasser hat ungefähr 38 Grad (ca. 3 °C), erklärt mir einer der Schwimmer.
Er macht den traditionellen New Years Swim des Polar Bear Clubs in Coney
Island schon seit vielen Jahren mit.
Clubmitglied ist er nicht, aber er kommt auch allein jede Woche her. Als
altgedienter Marathonsportler läuft
er von Bay Ridge nach Coney Island,
schwimmt kurz und läuft dann
zurück.
Auch letzte Woche. Da hatten wir
hier 22 Grad (ca. -6 °C).
Für Menschen wie ihn gehört das
zum Lifestyle. Für viele andere ist es
heute eine Mutprobe. Mit Brief und
Zuschauen!
In Coney Island gibt es mehr als
Siegel: Wer sich registriert hat,
Sonnenbrand. Zum Beispiel:
bekommt hinterher ein Zertifikat, auf
Ÿ Neujahr: Polar Bear New Years
dem in großen Buchstaben I DID IT
steht.
Aber in einem sind die EisbadeHelden alle gleich: Sie haben ein
Problem. Wenn sie aus dem Wasser
kommen, müssen sie zusehen, wie
sie den Sand zwischen den Zehen
wieder loswerden.
Swim
Ÿ Mitte Mai: Strongmen
Spectacular
Ÿ Vorletzer Samstag im Juni:
Mermaid Parade
Ÿ Freitags von Juni bis September:
Feuerwerk