Antikörper und B-Zell
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Antikörper und B-Zell
Antikörper und B-Zell-Entwicklung 1. Struktur eines typischen Antikörpermoleküls Bestehend aus 2 schweren (CH) mit 4-5 Domänen und 2 leichten (CL) Ketten mit 2 Domänen. Untereinander sind die Ketten durch Disulfid-Brücken verknüpft. Sowohl die leichten als auch die schweren Ketten besitzen N-terminal 1 variable und C-terminal 1-4 konstante Domänen. Wobei die variablen Domänen von jeweils einer leichten und schweren Kette für die Antigenbindung zuständig sind, während die konstanten z.B. die Rezeptorbindung ermöglichen. Es können zusätzliche Kohlenhydratstrukturen an den Domänen auftreten, die sich in ihrer Anzahl und Lage zwischen den verschiedenen Immunglobulinen unterscheiden. 2. Antikörpervielfalt 2.1 VDJ Rekombination Es existieren 1011 verschiedene Antikörper, die nicht jeweils durch ein eigenes Gen kodiert sein können. Die Entstehung der großen Antikörperdiversität ist auf die Veränderung vorhandener Gensequenzen zurückzuführen. Die variablen Domänen der leichten und schweren Ketten lassen sich in V (variabel), D (Diversität) und J (verbindend/joining) -Segmente unterteilen. Zudem ist bei dem leichten Ketten die Differenzierung in κ und λ möglich. Die leichte Kette κ besitzt 40 VL- und 5 JLSegmente, die jeweils miteinander kombiniert werden und somit insgesamt 200 Möglichkeiten ergibt. Alle Kombinationen der 29 VL- und 4 JL-Segmente der λ Kette ergeben nochmals 116 Möglichkeiten. Das sind allein 316 mögliche leichte Ketten durch eine VDJRekombination. Die schwere Kette weist 51 VH-, 27 DH- und 6 JH-Segmente auf, die zusammen eine kombinatorische Vielfalt von 8262 schweren Ketten ergeben. Insgesamt entstehen dann durch die somatische Rekombination der leichten und schweren Ketten und die Kombinationen dieser untereinander 2,5 x 106 Möglichkeiten. 2.2 Junktionale Vielfalt Das Enzym Desoxynucleotidyltransferase baut zufällig und antigenunabhängig Nucleotide an den Verknüpfungsstellen der Gensegmente ein. Nucleotide können aber auch entfernt werden (P- und N-Nucleotide). 2/3 der Nucleotideinschübe sind unproduktiv und Antikörper- Produzierende Zellen, deren Einschübe negativ sind und einen Rasterschub verursachen, sterben durch Apoptose. 4 Somatische Hypermutation In den sekundären lymphatischen Organen tritt die Affinitätsreifung der AntigenBindungsstellen auf. Dabei treten in der variablen Region der Antikörper Mutationen auf, gehäuft an sog. Hot spots. Der genaue Mechanismus der somatischen Hypermutation ist noch weitestgehend unbekannt. Führt die Mutation allerdings zu negativen Veränderungen, z.B. zur Bindung körpereigener Strukturen, werden die Zellen aussortiert (Apoptose). 5. Affinität – Avidität Affinität bezeichnet die Bindungsstärke zwischen einem Epitop und einem Paratop. Avidität bezeichnet die Bindungsstärke aller Paratope eines Antikörpers mit einem multivalenten Antigen. 6. Isotypen Es gibt die Immunglobuline IgG, IgM, IgD, IgA und IgE, die sich durch ihre Anzahl konstanter Domänen, Position und Anzahl der Disulfidbrücken, Anzahl und Lage der Kohlenhydrat-Seitenketten und das Vorhandensein einer Gelenkregion unterscheiden. IgM tritt als Pentamer auf, wodurch die geringe Antigenaffinität durch eine hohe Avidität ausgeglichen wird. Im Vergleich dazu bildet IgA Dimer, allerdings nicht zur Erhöhung der Avidität, sondern um in einer geeigneten Struktur zur Antiköpersekretion vorzuliegen. 6.1 Isotyp-Switch Beim sog. Isotyp-Switch werden bestimmte Genabschnitte, die zwischen den Schalterregionen liegen, herausgenommen. Da diese Abschnitte vollständig aus dem Gen entfernt werden, ist die Antikörperreifung auf diese Weise nur in eine Richtung möglich. Diese Form der Rekombination wird durch die switch-Regionen reguliert und findet im Lymphknoten statt. Aktiviert wird das Ganze durch Zytokine, die spezifische Switchfaktoren/ Transkriptionsfaktoren hemmen oder aktivieren können. 7. Neutralisierung Unter Neutralisierung versteht man die Besetzung von Patogenen mit Antikörpern um mögliche Adhesionsproteine abzudecken. Das führt zum Beispiel bei Bakterien dazu, dass sie nicht mehr an die Zellmembran anhaften können. Toxine können so abgeblockt und besser degradiert werden. Besonders IgG und IgA besitzen diese Funktion. 8. Opsonierung Die Opsonierung unterstützt die Phagozytose von Pathogenen durch Macrophagen. Diese besitzen auf Ihrer Zellmembran Fc-Rezeptoren mit denen sie IgG binden können. Binden diese Antikörper gleichzeitig an ein Bakterium sind sie in räumlicher Nähe und aktivieren die Phagozytose durch den Macrophagen. 9. Antikörperklassen - Funktion 9.1 IgM Die IgM-Form ist die Form in der ein Antikörper (meistens) als erstes sezerniert wird. Er hat auf Grund seiner pentameren Struktur sehr viele Bindungsstellen für C1q und aktiviert so sehr stark das Komplementsystem. Seine schwache Affinität macht er mit hoher Avidität teilweise wett, kann aber trotzdem nur wenig Neutralisieren. 9.2 IgD Funktion unbekannt. Wird wegen der benachbarten Lage der Gene manchmal anstelle von IgM expremiert. 9.3 IgG Der Antikörper der zweiten Welle bei einer Infektion und auch Langzeitantikörper. Bildet die größte Antikörperfraktion im Plasma. Gute Fähigkeit zur Neutralisierung und Opsonierung. Auf Grund seiner singulären Struktur können nur zwei IgG-Moleküle das Komplementsystem aktivieren. Wird als einziger Antikörper auf den Fötus übertragen und kann auch sonst gut ins Gewebe diffundieren. 9.4 IgA Dimerer Antikörper der auf allen Schleimhäuten zu finden ist und die am meisten produzierte Ak-Klasse darstellt. Er wird mit Hilfe einer sekretorischen Komponente durch die Epithelzellen transportiert. Auf den Schleimhäuten neutralisiert er Bakterien und Toxin bevor diese eindringen können. Besitzt „clearance-Funktion“. 9.5 IgE Hauptantikörper bei allergischen Reaktionen. Können Mastzellen sensibilisieren und aktivieren. Schwache Diffusion ins Gewebe. Auch auf Haut und Schleimhäuten vorhanden. 10. B-Zell Reifung: B-Zellen entstehen im Knochenmark (bone marrow). Dort findet auch die erste Selektion auf Grund der Selbsttoleranz statt. Dies ist notwendig, da das vom Rezeptor erkannte Antigen, sehr willkürlich ist. B-Zellen die mit ihrem Rezeptor (membranständiger Antikörper) eigene Zellen erkennen, unterlaufen Apoptose. Die selbsttoleranten B-Zellen wandern aus dem Knochenmark in die sekundären Lymphorgane. Treffen sie dort auf ihr passendes Antigen werden sie aktiviert. Bei der Entstehung wird erst die schwere Kette gebildet und mit einer Ersatz-Leichten-Kette auf der Oberfläche exprimiert. Danach erfolgt die Bildung und Expression der leichten Kette. 11. B-Zell-Aktivierung Naive B-Zellen benötigen zwei Signale zur Aktivierung. Als Erstes die Bindung eines passenden Antigens an ihren B-Zell-Rezeptor. Als Zweites ein kostimulatorisches Signal. Diese kann Thymus-unabhängig oder Thymus-abhängig erfolgen. Bei der Thymusabhängigen Stimulierung endozytiert die B-Zelle ihren Rezeptor mit dem gebunden Antigen und verdaut diese. Danach wird ein antigenes Peptid mittels MHC II präsentiert. Gibt es nun eine T4-Zelle die dieses Antigen auch mittels T-Zell-Rezeptors erkennt, erfolgt die Aktivierung der B-Zelle über die Bindung des CD40 Liganden an den CD40 Rezeptor. Über Cytokine moduliert die T-Zelle die Antikörperbildung der B-Zelle. 12. Reifung Nach der Aktivierung der B-Zellen wandern diese in die primären foci und bilden sich zu IgM-produzierenden Plasmazellen um. Nach einer ersten Antikörperfreisetzung erfolgen der Ak-Switch und die somatische Hypermutation. Diese wird wiederum auf Autotoleranz getestet. Nach diesem Schritt bilden sich Plasma-Zellen die eine zweite Welle des Antikörpers in der neuen Klasse freisetzen sowie Gedächniszellen und langlebige Plasmazellen. Die Gedächniszellen zirkulieren im Blut und benötigen zur erneuten Ak-Produktion einen weiteren Kontakt mit dem Antigen. Die teilen sich mit geringer Frequenz. Die langlebigen Plasmazellen wandern ins Knochenmark und können dort über Jahre überleben. Sie produzieren ohne weiteren antigenen Kontakt auf geringem Level ihren Antikörper.