Leitreferat von Prof. Davina Höblich: „Es ist normal, verschieden zu

Transcription

Leitreferat von Prof. Davina Höblich: „Es ist normal, verschieden zu
„Es ist normal, verschieden zu sein“ Thesen für eine moderne Queerpolitik.
Prof. Dr. Davina Höblich
Runder Tisch „Es ist normal, verschieden zu sein - Gedanken zu einer
modernen Vielfalts- und Akzeptanzpolitik“
Hessisches Sozialministerium Wiesbaden 17.05.2013
Gliederung
Ausgangslage
Theoretischer Hintergrund: Diskurse – Sichtbarkeit –
Gesellschaft – Macht
Handlungsbedarfe – Einstellungen und
Diskriminierungen
Konsequenzen für eine moderne Queerpolitik
Prof. Dr. Davina Höblich
2
Ausgangslage
Theoretischer Hintergrund: Diskurse – Sichtbarkeit –
Gesellschaft – Macht
Handlungsbedarfe – Einstellungen und
Diskriminierungen
Konsequenzen für eine moderne Queerpolitik
Prof. Dr. Davina Höblich
3
L
G
B
T
I
= lesbian, lesbisch
= gay, schwul
= bisexual, bisexuell
= transgender, transgeschlechtlich, trans*
= Intersexuell
Queer = Sammelbezeichnung
International von UN, EU und
Menschenrechtsorganisationen verwendet
Prof. Dr. Davina Höblich
4
Etwa 5-10 % aller Menschen identifizieren sich im Laufe Ihrer
Identitätsentwicklung als lesbisch, schwul, bisexuell oder transident
Statistisch ein bis zwei Jugendliche in jeder Schulklasse
ABER: fortbestehende Marginalisierung, Diskriminierung z.B. als
Beleidigungen, Witze bis hin zu körperlicher Gewalt in Elternhaus, Schule,
Kinder- und Jugendhilfe, Arbeitsplatz, Sportverein etc. verhindern
Bekennen zur eigenen sexuellen und/oder geschlechtlichen Identität
Einsamkeit, Identitätsprobleme, psychosoziale Belastungen und
Risikoentwicklungen als Folge
Politischer Handlungsbedarf
Prof. Dr. Davina Höblich
5
Ausgangslage
Theoretischer Hintergrund: Diskurse – Sichtbarkeit –
Gesellschaft – Macht
Handlungsbedarfe – Einstellungen und
Diskriminierungen
Konsequenzen für eine moderne Queerpolitik
Prof. Dr. Davina Höblich
6
Politik und Stakeholder der Zivilgesellschaft sind
an der Herstellung des Sozialen im Sinne einer
gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit
(Berger/Luckmann 2003) beteiligt:
Landespolitik, Verbände, Organisationen und
andere Akteure tradieren und konstruieren
wie LGBTI-Identitäten gesellschaftlich
wahrgenommen werden und wie mit Ihnen
öffentlich umgegangen wird
Prof. Dr. Davina Höblich
7
„Damit eine ausgewogenere Verteilung der
bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Frauen
und Männern möglich wird, müssen sich soziale und
kulturelle Normen, Denkmuster und
Verhaltensweisen verändern. Solche Veränderungen
brauchen Zeit, der Politik kommt bei diesem Prozess
aber eine wichtige Rolle zu: Sie muss das
Bewusstsein der Öffentlichkeit für den sogenannten
Gender Bias, den „geschlechtsbezogenen
Verzerrungseffekt“ in der Gesellschaft schärfen und
den Wandel fördern.“ (OECD 2013:3)
Prof. Dr. Davina Höblich
8
Nancy Fraser – Anerkennung als Frage
der (sozialen) Gerechtigkeit:
„dass es ungerecht ist, wenn einige Individuen und
Gruppen der Status eines vollwertigen Partners in
sozialen Interaktionen vorenthalten wird, und das nur
infolge bestimmter institutionalisierter Muster kultureller
Wertsetzung, an deren Zustandekommen sie nicht
gleichberechtigt beteiligt waren und die ihre besonderen
Merkmale oder die ihnen zugeschriebenen Eigenarten
verächtlich machen.“ (Fraser 2003: 44)
Bereitstellung „adäquater
Statusmodell der
sozialer/politischer/ökonomisch
Anerkennung
er Rahmenbedingungen für
‚gleiche‛“ Partizipation“
(Klapeer 2008:113)
Prof. Dr. Davina Höblich
9
Gesellschaftliche Diskurse
• sind untrennbar mit Macht verbunden (vgl.
Landwehr 2008:73)
• sind Ort der Subjektbildung und der Verhandlung
von Identitätsentwürfen sowie Konstitutionsbedingungen des Sozialen (vgl. Bettinger 2007)
• bestimmen „was innerhalb einer bestimmten Zeit
und eines bestimmten Raumes überhaupt gesehen
werden kann abhängig von der jeweils gültigen
Organisation des Wissens“ (Mesquita 2008, S. 132)
Prof. Dr. Davina Höblich
10
Heteronormativität = gesellschaftlicher Diskurs:
heterosexuelle Personen mit eindeutiger
Geschlechtsidentität
=
„normal“
Prof. Dr. Davina Höblich
11
Konzept der Heteronormativität
Der Begriff der Heteronormativität
• beschreibt die gesellschaftlich erzeugte Norm der eigenen
Zuordnung zu einem von zwei jeweils „körperlich und sozial
voreinander unterschiedlichen Geschlechtern (Frau/Mann)
und einer sexuellen Orientierung, die jeweils auf das andere
Geschlecht ausgerichtet ist (Heterosexualität).
• erzeugt entlang gesellschaftlicher Gesetze und Gewohnheiten
Räume der Anerkennung und Nicht-Anerkennung von
Identitätskonstruktionen in der Einteilung in „Normal“ –
„nicht normal“.
• fungiert als machtvolle Alltagskategorie, die Zugehörigkeit und
Ausschluss definiert.
(Wagenknecht 2007:17)
Prof. Dr. Davina Höblich
12
Sushila Mesquita – Heteronormativität,
(Un) Sichtbarkeit, Wissen und Macht
Höchst unterschiedliche Arten der (Un)Sichtbarkeit in gesell.
Diskursen:
„…ist also zu konstatieren, dass sowohl Sichtbarkeit als auch
Unsichtbarkeit in manchen Fällen als Privilegien, in anderen
als Ausschlussmechanismen von der aktiven Teilhabe an
gesellschaftlicher und politischer Gestaltung fungieren
können. Sichtbarkeit ist weder für alle Subjekte auf die
dieselbe Weise erreichbar, noch für alle gleichermaßen
erstrebenswert.“ (Mesquita 2008:130)
Prof. Dr. Davina Höblich
13
Sushila Mesquita – Sichtbarkeit
Positive Sichtbarkeit
(Mesquita 2008:130)
politische Repräsentation
z.B. an CSD‘s oder in
Vorabendserien
Prof. Dr. Davina Höblich
14
Unsichtbarkeit als diskursive Löschung von
Minderheiten
"The most effective way to keep a group out of
any discourse is to keep them invisible. The
struggle to be visible and validated is a common
theme in contemporary lesbian, gay, bisexual,
and transgender (LGBT) cultures..." (Douce
2005: 59 zit. nach Sue 2010: 184
Prof. Dr. Davina Höblich
15
Unsichtbarkeit als diskursive Löschung von
Minderheiten
Bericht
• der Europäischen Sektion der International Lesbian, Gay,
Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA-Europe) und
• der International Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer
Youth and Student Organisation (IGLYO)
zur sozialen Exklusion von LGBT Jugendlichen in Europa (2006)
nennt Unsichtbarkeit als erstes von vier Hauptfeldern der
Exklusion:
„...the main fields where young LGBT people encounter social
exclusion: education, health and representation in the public
sphere. (…) One could argue that the most consequential part of
the social exclusion of LGBT youth is their invisibility”
(Takacs
2006:
24)
Prof. Dr. Davina
Höblich
16
Sichtbarkeit/Labeling/Pathologisierung der
Minorität als Machtstrategie
• Wer spricht?
• Wer macht wo, wie und wozu etwas (un)sichtbar?
• Othering = Formen der Repräsentationen in
gesellschaftlichen Debatten und Diskursen in denen
unterdrückten Gruppen als (deviante) Andere
konstruiert werden (vgl. Wilkinson 1996 )
Prof. Dr. Davina Höblich
17
Derald Wing Sue – Mikroaggressionen
Microaggressions are…
„…the constant and continuing everyday reality of
slights, insults, invalidations, visited upon marginalized
groups by well-intentioned moral, and decent family
members, friends, neighbors, coworkers, students,
teachers, clerks, waiters and waitresses, employees,
health care professionals, and educators.“
Das ist doch voll
schwul!
Prof. Dr. Davina Höblich
18
Derald Wing Sue – Mikroaggressionen
Macht der Mikroaggressionen liegt in ihrer
Unsichtbarkeit:
“The power of microaggressions lies in their
invisibility to the perpetrator, who is unaware
that he or she has engaged in a behavior that
threatens and demeans the recipient of such a
communication.“
Prof. Dr. Davina Höblich
19
Derald Wing Sue – Mikroaggressionen
Thesen:
1. Bias Vorurteile und Diskriminierungen wie Rassismus und
(Hetero)Sexismus haben sich in den letzten Jahrzehnten
verwandelt von offenen Formen hin zu eher subtilen nebulösen
und ambivalenten Formen.
2. Diese Entwicklung erschwert die Identifikation von
(Hetero)Sexismus
3. Die negativen Effekte von Mikroaggressionen wie alltäglichen
kleinen Beleidigungen, Grenzüberschreitungen, Missachtungen
etc. auf des Selbstwertgefühl und die Gesundheit sind
gravierender als von offenen Formen der Diskriminierung.
4. Mikroaggressionen sind den Verursacher_innen meist nicht
bewusst, da sie auf Bias, Stereotypen und Vorurteilen gründen,
die gesellschaftlich verbreitet sind und individuell internalisiert
werden
Prof. Dr. Davina Höblich
20
Formen der Mikroaggressionen
• Mikroangriffen – microassaults
• Mikrobeleidigungen – microinsults
• Mikroentwertungen – microinvalidations
Unterschiede: Formen variieren nach Intention und
Bewusstseinsgrad der Verursacher_innen,
Gemeinsamkeit: Kommunikation offener oder
verdeckter Botschaften und Bedeutung an
Rezipient_innen
Prof. Dr. Davina Höblich
21
Mikroangriffe – microassaults
• Formen klassischer und offener gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit (Heitmeyer) von z.B. offenem
Rassismus, Sexismus oder Heterosexismus
• Wahrscheinlichkeit, dass Personen diese Formen der
Mikroaggressionen verwenden, abhängig von :
1.
Die Verursacher_innen fühlen sich anonym oder sind sich sicher,
dass ihre Handlungen im Verborgenen bleiben
2.
Die Verursacher_innen fühlen sich relativ sicher durch die
Anwesenheit von Personen, denen sie ähnliche Haltungen und
Überzeugungen unterstellen oder weil sie wissen, dass sie mit
solchen Äußerungen oder Handlungen davon kommen können.
Die Orientierung an der sozialen Kontrolle ist durch emotional
aufgeladenen Spannung oder Alkohol herabgesetzt.
3.
Prof. Dr. Davina Höblich
22
Mikrobeleidigungen – microinsults
• meist unbewusst, verbale der
nonverbale
• Handlungsakte, die unhöflich
und/oder unsensible die Herkunft
oder die Identität einer Person
erniedrigen.
Prof. Dr. Davina Höblich
z.B. einer lesbischen Frau
keine Lehrstelle zu geben, da
sie zu wenig weiblich wirke
und deshalb nicht in die
Außendarstellung der Firma
passe oder einer
transgender-Person zu sagen
sie solle sich endlich für ein
Geschlecht entscheiden
23
Mikroentwertungen – microinvalidations
• meist unbewusst, verbale der
nonverbale
• Handlungsakte, die die Realität und
die Erfahrungen gesellschaftlich
unterdrückter Gruppen für ungültig
erklären oder entwerten
Prof. Dr. Davina Höblich
z.B. Äußerung, dass die
Migrant_innen aufhören
sollten, sich diskriminiert zu
fühlen oder einem schwulen
Mann zu sagen, er solle sich
nicht ständig über
homophobe Äußerungen
beklagen.
24
Ausgangslage
Theoretischer Hintergrund: Diskurse – Sichtbarkeit –
Gesellschaft – Macht
Handlungsbedarfe – Einstellungen und
Diskriminierungen
Konsequenzen für eine moderne Queerpolitik
Prof. Dr. Davina Höblich
25
Stereotype und Einstellungen
in der Gesellschaft
Forschungsprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
zu „Diskriminierung im Alltag“ unter „Benachteiligte wegen
sexuelle Identität:
„In vielen Milieus bestehen tief verwurzelte Barrieren und
entsprechend virulente Vorurteile – bis hin zu Ekel- und
Hassgefühlen – gegenüber sexuellen Orientierungen, die vom
Mainstream abweichen. (…)
Homosexuellenfeindliche Einstellungen finden sich
schwerpunktmäßig im traditionellen Segment der
Gesellschaft, aber auch im Milieu der ‚Bürgerlichen Mitte‛.
Am liebsten würde man in diesen Milieus das Problem
wegschieben. Entsprechend groß ist der Widerstand gegen
eine ‚Politisierung‛ des als Inbegriff von Privatheit
empfundenen Bereichs der Sexualität. “
(Antidiskriminierungsstelle des Bundes 2008: 17, Hrvh. D.H.)
Prof. Dr. Davina Höblich
26
Reaktionen der Familie auf
das Coming-Out
• Mehr 50% der befragten Jugendlichen
berichten von Vorurteilen und
Diskriminierungen in der Familie (Takács 2006)
• Typische Familienreaktionen auf ein ComingOut: Anzweifeln, Leugnen und Forderungen
„wieder normal zu werden“ (Takács 2006)
• Mindestens ein Elternteil reagiert negativ auf
das homosexuelle Kind (Schupp 1999)
Prof. Dr. Davina Höblich
27
Diskriminierung in der Schule
Welche Formen von homophobem Mobbing erleben
queere Schüler_innen?
 Verbale Gewalt: 92 %




Böswillige Gerüchte: 76 %
Cypermobbing: 41 %
Körperliche Gewalt. 41 %
Gewalt gegen Eigentum: 30 %
(Hunt/Jensen 2007:4)
Prof. Dr. Davina Höblich
28
Diskriminierung in der Schule
• LGBT-Jugendliche und Schüler_innen, die sich nicht
geschlechtskonform verhalten werden häufiger Opfer von
Mobbing, fühlen sich in ihrer Schule weniger sicher:
• “Two thirds of students attribute the bullying and
name‐calling that they witness at school to students’
appearance or body size (67%). Students are next most likely
to attribute the bullying and name‐calling to
– not being good at sports (37%),
– how well they do at schoolwork (26%) and
– being a boy who acts or looks “too much like a girl” or a girl who acts
or looks “too much like a boy” (23%). “
(GLSEN/Harris Interactive 2012: xvii)
Prof. Dr. Davina Höblich
29
Diskriminierung in der Schule
Reaktionen der Lehrkräfte
• Fast 30% der Lehrkräfte lachen mit, wenn in der Schule
Schwulenwitze erzählt werden (Biechele, Reisbeck & Keupp
2000).
• über 80% der befragten Lehrer_nnen haben bereits etwas von
antihomosexuellen Beschimpfungen und 26% von
antihomosexuellen Angriffen mitbekommen (ILGA 2000),
Prof. Dr. Davina Höblich
30
Diskriminierung in der Schule
Reaktionen der Lehrkräfte
Wie häufig schreiten Lehrkräfte gegen homophobe Sprache
ein?
• 48% der befragten queeren Schüler_innen antworten hierauf
mit „niemals“ (Hunt/Jensen 2007: 7)
Mögliche Erklärung:
• homophobe Handlungen wurden von LehrerInnen als
„natürliche“ und „Routine-Aktivitäten“ bei der Entwicklung
männlicher Jugendlicher konstruiert werden gegen die sie es
nicht für nötig erachten zu intervenieren. (ILGA 2000)
Prof. Dr. Davina Höblich
31
Diskriminierung in der Schule
Welche Interventionen und Maßnahmen wirken gegen
homophobes Bullying?
• Statements der Schule gegen homophobes Bullying
• Schnelle Reaktion und Sanktion von homophoben Bullying
• Positive Thematisierung von LGBTI-Lebensweisen im
Unterricht (Guasp 2012: 4)
Prof. Dr. Davina Höblich
32
Diskriminierung Jugendhilfe
SGB VIII Förderung und Schutz für Kinder und
Jugendliche
„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf
Förderung seiner Entwicklung und auf
Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und
gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“
(§ 1 SBG VIII)
Prof. Dr. Davina Höblich
33
Diskriminierung Jugendhilfe
Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe:
• individuelle und soziale Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen zu fördern und zu unterstützen (§ 1 Abs. 1
SBG VIII) sowie
• Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen (§ 1 Abs.
3.1 SGB VIII)
• Kinder und Jugendliche vor Gefahren für Ihr Wohl zu
schützen (§ 1 Abs. 3.3 ABG VIII).
• Förderung der Gleichberechtigung von Mädchen und
Jungen (§ 9 Abs. 3)
• Junge Menschen befähigen, sich vor gefährdenden
Einflüssen zu schützen (§ 14 SGB VIII), sicherzustellen, dass
Jugendliche Schutz vor Homophobie und ihren Folgen
erfahren.
Prof. Dr. Davina Höblich
34
Diskriminierung Jugendhilfe
• BAGLJÄ (Bundesarbeitsgemeinschaft der
Landesjugendämter): Sexuelle Orientierung ist
ein relevantes Thema der Jugendhilfe (Beschluss
vom 11.04.2003)
Danach muss in allen Angeboten der Jugendhilfe
„im Sinne einer Normalisierung ein vorurteilsfreier
Umgang mit der Thematik Homosexualität zum
pädagogischen Alltag gehören“
(BAGLJÄ 2003: 2)
Prof. Dr. Davina Höblich
35
Diskriminierung Jugendhilfe
• Probleme und Lebenslagen LGBT-Jugendlicher werden meist nur
durch einzelne sensibilisierte Fachkräfte aufgegriffen (vgl. Hofsäss
2000: 6)

Befürchtung Intimes preisgeben zu müssen bei der
Thematisierung von sexueller Identität

Sorge selbst mit Homosexualität in Verbindung gebracht zu
werden: Heterosexuelle als Homosexuelle „abgestempelt zu
werden“ und Homosexuelle befürchten Outing
(Perels 2006: 56)
Prof. Dr. Davina Höblich
36
Diskriminierung Jugendhilfe
• LGBT-Jugendliche stehen vor Dilemma: Thematisierung der
sexuellen Identität um Unterstützung zu erhalten vs. Befürchtung
diskriminiert zu werden. (Perels 2006: 56)
• Da sich LGBT-Jugendliche aus berechtigter Angst vor
Diskriminierung meist nicht zu erkennen geben, gehen Fachkräfte
davon aus, dieses Thema spiele in der eigenen Einrichtung keine
Rolle (Nordt/Kugler 2012)
• Knapp 60 % der Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe geben an,
dass sie in ihrem Arbeitsbereich keine LGBT-Jugendlichen kennen
(Landeshauptstadt München 2011:20)
Prof. Dr. Davina Höblich
37
Diskriminierung Jugendhilfe
„Spürbare Ablehnung können fatale Folgen für
die psychosoziale Situation der Jugendlichen
haben, da sie nicht nur eine mögliche
internalisierte Stigmatisierung bekämpfen
müssen, sondern auch dem Druck durch die
beratende Person abwehren müssen. Diese
Belastung kann sich verhängnisvoll auswirken,
wenn Abhängigkeitsverhältnisse bestehen…“
(Perels 2006: 57)
Prof. Dr. Davina Höblich
38
Ausgangslage
Theoretischer Hintergrund: Diskurse – Sichtbarkeit –
Gesellschaft – Macht
Handlungsbedarfe – Einstellungen und
Diskriminierungen
Konsequenzen für eine moderne Queerpolitik
Prof. Dr. Davina Höblich
39
Ähnlich der Idee des Gender Mainstreaming und
des Konzepts Diversity Managing geht es
politisch um
Sichtbarmachung
• Anerkennung der (noch)
unterschiedlichen Lebensrealität
von LGBTI-Personen und der
heteronormativen
Mehrheitsgesellschaft
• Anerkennung der (noch)
bestehenden Diskriminierungen und
der Lebensrealität
• Anerkennung der spezifischen
Bedarfe u. Bereitstellung
entsprechender LGBTI- Angebote
(Coming-Out, Partnersuche,
Regenbogenfamilien)
• LGBTI-Welcome Kultur in
Regelinstitutionen
Unsichtbarmachung
• Abbau von Othering und der
Reduktion auf die Zugehörigkeit zu
LGBTI
• Normalisierung und Inklusion
• Diversitätsbewusste Arbeit in
Regelinstitutionen und Angebote
der Regelstruktur
Prof. Dr. Davina Höblich
40
Perspektiven einer modernen Queerpolitik
LGBTI-spezifische bzw. zielgruppenspezifische Angebote
Coming-Out- Beratung
Gruppen
Normalisierung
Kindergarten,
Jugendhaus…
Schule
Vereine,
Verbände
Wissen
……
Können
Sensibilisierung von
Fachkräften
Haltung
Überarbeitung von
Formularen, Flyern,
Material etc.
Prof. Dr. Davina Höblich
…
Unterstützung von
Verbänden und
Initiativen
Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsplatz
Verwaltung,
Ämter
Selbstorganisationen
kompetente
Anlaufstellen und
institutionelle
Angebote
Inklusive
diversitätsbewusste
Angebote
41
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Prof. Dr. Davina Höblich
42