1930 - Das Dokument des Grauens

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Das Dokument des Grauens
Eine Chronik des Horrorfilms
Band 3
It’s Alive! - Die Stunde der Untoten
Ralf Ramge
Vollausgabe, Version 1.01, Stand: 27. Dezember 2014
Im Vertrieb von: Freshpics Studios Ramge, Postfach 66, 3123 Belp, Schweiz
dokument.des.grauens@gmail.com, http://retro-park.ch
Das Dokument des Grauens
Eine Chronik des Horrorfilms
Band 3: It’s Alive! - Die Stunde der Untoten
von Ralf Ramge
Mit Bibliografie und Index
Zur Verfügung gestellt für nichtkommerzielle
Veröffentlichung und Verwendung
c
2004
- 2015 Freshpics Studios Ramge, alle Rechte vorbehalten
Umschlagfoto vorne: Boris Karloff und Marylin Harris, „Frankenstein“,
c
1931
Universal Pictures
Umschlagfoto hinten: „Island of Lost Souls“,
c
1932
Paramount
Inhaltsverzeichnis
1
Einführung
1
2
1930
9
3
Le sang d’un poète (1930)
45
4
The Bat Whispers (1930)
59
5
Dracula (1930)
81
6
Drácula (1931)
123
7
Eine kurze Reise durch die Zeit
145
Grant Wood: American Gothic (1930) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Peter Kürten, der Vampir von Düsseldorf (1883 - 1931) . . . . . . . . . . . 149
8
M (1931)
171
9
Svengali (1931)
205
10 Die Mythen: Im Labor des Wahnsinns
Die Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . .
Curriculum Vitae: Victor Frankenstein . . .
Dr. Frankensteins weiterer Werdegang . . .
Arzt und Dämon: Dr. Jekyll und Mr. Hyde .
Das verbrecherische Genie: Jack Griffin . .
Unfreiwillige Mutationen: André Delambre
Facetten des Irrsinns . . . . . . . . . . . .
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221
222
229
255
290
312
323
333
11 Frankenstein (1931)
351
12 Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1931)
393
13 1931
437
i
Das Dokument des Grauens
14 Freaks (1932)
453
15 Murders in the Rue Morgue (1932)
511
16 Vampyr: Der Traum des Allan Grey (1932)
541
17 Die Mythen: Im Bann des Voodoo
Der Vodun Westafrikas . . . . . . .
Der haitianische Vodou . . . . . . .
Voodoo in New Orleans . . . . . . .
Der Zombie . . . . . . . . . . . . .
Voodoo auf der Leinwand . . . . . .
579
580
582
584
588
594
ii
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Kapitel 2
1930
Einer der Schauspieler, welche sich dem
Tonfilm anfangs verwehrten, war Lon
Chaney. Wie viele seiner Kollegen war
er der Meinung, dass der Tonfilm zu viel
von der Magie des Kinos zerstören würde und, was für ihn persönlich sehr wichtig war, den Hauch des Mysteriösen in
den von ihm verkörperten Charakteren
und Kreaturen. Außerdem machten die
meisten seiner selbst entworfenen Masken das Sprechen unmöglich. Zu Beginn
wehrte er sich vehement gegen Auftritte in Tonfilmen wie in der Hommage
MGMs an die eigenen Stars, Hollywood
Revue (1929), und der vertonten Fassung
von The Phantom of the Opera (1925).
Doch der Lockruf des Geldes ließ auch
Lon Chaney weich werden und er ließ
sich auf den Seiltanz des Tonfilms ein,
obwohl viele berühmte Schauspielerkollegen hier grandios scheiterten.
Carl Laemmle und Tod Browning
wollten ihn unbedingt für die Titelrolle
in Universals geplanter Großproduktion Abbildung 2.1: Filmplakat, USA, 1930
The Dracula (1930) haben. Irving Thalberg, Chaneys Chef bei MGM, brachte seinen Star tatsächlich dazu, seine Unterschrift
unter einen neuen Vertrag zu setzen. Thalberg wählte als ersten Tonfilm mit Lon Chaney ein Remake des Browning/Chaney-Klassikers The Unholy Three (1925) aus. Im
Anschluss war ein Film namens Cheri-Bibi geplant, nach einer Erzählung von Gaston
Leroux; dieser Film wurde letztendlich mit John Gilbert in der Hauptrolle unter dem
9
Das Dokument des Grauens
Titel The Phantom of Paris (1931) verwirklicht und verschwand rasch in der Versenkung.
Denn zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung ahnte noch niemand, dass The
Unholy Three (1930)1 , Lon Chaneys letzter Film sein würde.
Noch vor Ende der Dreharbeiten zu The Unholy Three (1930) erfuhr Lon Chaney,
dass er bald sterben würde. Bei dem 47-jährigen war Lungenkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert worden.
In einer ausgesprochen selbstironischen Entscheidung wurde auf seinen Wunsch
hin die bereits abgedrehte letzte Szene dieses Films, welche inhaltlich identisch zu
jener des Originals sein sollte, verworfen. In der ursprünglichen Schlussszene sitzt
der Bauchredner Professor Echo zusammen mit seiner Puppe in einem Zirkuszelt und
verabschiedet sich unter Tränen von seiner großen Liebe. Der weinende Lon Chaney
saß auf seinem Stuhl, sein Gesicht von Gram verzerrt und offensichtlich unfähig zu
sprechen, doch die Bauchrednerpuppe winkt Lila Lee nach. Die Originalszene mit
dem weinenden Professor Echo fand zwar keine Verwendung im endgültigen Schnitt
des Films, aber sie ist entgegen den damaligen Gepflogenheiten noch erhalten.
Das neue Ende von The Unholy Three (1930) symbolisiert auf tragische Weise
nicht nur das Sterben eines großen Mimen, sondern auch das endgültige Ende der
stummen Ära des Horrorfilms.
Chaneys Filmfigur, Professor Echo,
befindet sich an einem Bahnhof und verabschiedet sich von den dem Liebespaar
Hector und Rosie. Hector überreicht ihm
als Abschiedsgeschenk eine Stange Zigaretten. Lila Lee, die Darstellerin der Rosie, kapitulierte in dieser Szene vor ihren
Emotionen; wenn sie genau hinschauen,
können sie in dieser Szene erkennen, wie
Tränen an ihrem Gesicht von Lila Lee
hinablaufen. Nach dem nächsten Schnitt,
als Hector sie mit Chaney alleine lässt,
Abbildung 2.2: Lon Chaneys Abschied in sind die Tränen wieder verschwunden,
aber ihre Stimme stockt sehr und ihre MiThe Unholy Three (1930)
mik lässt keinen Zweifel zu, dass sie erneut gegen ihre Tränen kämpft. Lon Chaney tröstet sie improvisierend und mit besorgtem Blick. Diese Szene zeigt die Qual des Schauspiels in ungeheuer intensiver Weise
und selbst das liebevolle Lächeln Lon Chaneys gefriert hierbei zu einem verzerrten
Grinsen.
1
The Unholy Three (Metro-Goldwyn-Mayer, USA 1930, Regie: Jack Conway, Drehbuch: John
Charles Nugent, Elliott Nugent, basierend auf gleichnamigen Roman von Tod Robbins, Kamera: Percy
Hilburn, Musik: William Axt, Darsteller: Lon Chaney, Harry Earles, Lila Lee, Elliott Nugent, Ivan
Linow, Clarence Burton, John Miljan, Crauford Kent, Charles Gemora, Bildformat: 1.20:1, Tonformat:
Western Electric Sound System, Laufzeit: ca. 72 Minuten)
10
2. 1930
Schließlich besteigt Lon Chaney seinen Zug und winkt ein letztes Mal der Kamera
und seinem Publikum mit den Worten „Ich sende Euch eine Postkarte!“ entgegen. Der
Zug fährt ab, das Bild wird ausgeblendet und der Schriftzug The End erscheint.
Lon Chaney starb am 26. August 1930, nachdem sechs Tage zuvor ein weiterer
Tumor an seinem Kehlkopf gefunden wurde.
Der Film selbst ist recht durchwachsen. Lon Chaney entpuppte sich mit diesem
Film als der neuen Herausforderung des Tonfilms problemlos gewachsen und er präsentierte sich mit diesem Film auch als „der Mann der 1000 Stimmen“. Seine im Originalzustand ausgeprägt weiche und männliche Stimme variiert er in diesem Film ebenso
wie sein Aussehen. Sobald er in die Frauenkleider schlüpft und sich als alte Großmutter verkleidet, beginnt er so überzeugend zu fisteln, dass seine altgediente Rolle an
Glaubwürdigkeit nicht etwa verliert, sondern sogar noch gewinnt. Und selbst hier behielt Chaney das letzte Wort und blieb sein eigener Regisseur: Wohl wissend, dass er
in den Verdacht käme, für die Stimme der Mrs. O’Grady auf einen anderen Sprecher
zurückgegriffen zu haben, lässt er seiner Grandma O’Grady in der Gerichtsszene die
Stimme entgleisen, damit auch dem letzten Skeptiker klar werden möge, dass hier in
der Tat Lon Chaney selbst spricht.
Abgesehen von der Schlussszene und einer Szene bei der Gerichtsverhandlung ist
The Unholy Three (1930) ein sklavisches Remake des Vorgängers von 1925. Es gibt
eine Handvoll Änderungen in der Inszenierung, in der Regel sind diese jedoch nicht
zum Besseren. Hierzu gehört zum Beispiel, dass anstelle eines echten Schimpansen,
welchen Tod Browning zwischen Miniaturen agieren ließ, um ihn übermenschlich groß
erscheinen zu lassen, nun tatsächlich ein menschlicher Darsteller, Charles Gemora, in
einem Gorillakostüm die Rolle übernahm. Gemora spielte auch in Zukunft noch diese
Rolle, und zwar in genau dem gleichen Kostüm, unter anderem in Murders in the
Rue Morgue (1932).
An anderen Stellen klammert sich die Neuverfilmung sehr an Tod Brownings Originalfassung, jedoch ohne deren Qualität zu erreichen. Am deutlichsten wird das in der
Szene, in welcher die drei Schurken einen Besuch von ihrem Gegenspieler, Detective
Regan, erhalten und dieser um ein Haar das gestohlene Schmuckstück in einem Spielzeugelefanten entdeckt - während man sich beim Anschauen der Stummfilmversion
vor Spannung die Fingernägel abkauen möchte, verpufft hier nahezu jede Wirkung.
Kontroverse Nuancen wurden weitgehend getilgt, sodass die im Original noch vorherrschende Morbidität und somit auch der Gruselfaktor der Romanvorlage hier völlig
verpufft.
Irritierend ist auch Harry Earles, der Liliputaner und Darsteller das als Baby verkleideten Tweedledee. Optisch ist der damals 29 Jahre alte Harry Earles ebenso wie
im fünf Jahre vorher gedrehten Original eine Sensation und ein glaubhafter Darsteller
des Kleinkindes. Akustisch ist er jedoch keineswegs so souverän. Seine hohe Fistelstimme passt zwar noch zu der Rolle, aber ein grauenvoller deutscher Akzent2 zerstört
die Glaubwürdigkeit in einigen Szenen. Doch in der Summe ist hier sein visuelles Er2
Harry Earles hieß eigentlich Kurt Schneider und wurde 1901 im deutschen Ort Stolpen geboren.
11
Das Dokument des Grauens
scheinungsbild der ausschlaggebende Faktor, denn wer sonst hätte so spektakulär ein
Baby verkörpern können, welches in einem Kinderwagen normaler Größe liegt und
eine echte Zigarre pafft? Harry Earles wirkte in insgesamt 13 Filmen mit, darunter
Tod Brownings Freaks (1932) und The Wizard of Oz (1939), doch Tweedledee blieb
seine Paraderolle.
Im direkten filmischen Vergleich ist die Stummfilmversion der weitaus bessere
Film. Aber der sprechende Lon Chaney ist es wert, dass man notfalls auch Strapazen auf sich nimmt, um The Unholy Three (1930) sehen zu können.
Lon Chaney war nicht der einzige Mensch mit großer Bedeutung für die Fantastik,
welcher 1930 verstarb. Kurz zuvor, am 7. Juli, verließ uns ebenso Sir Arthur Conan
Doyle. Ansonsten stand dieses Jahr vor allem im Zeichen des Aufbruchs und der Veränderung, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Am 18. Februar wurde der
Zwergplanet Pluto entdeckt, und es ist ebenso das Geburtsjahr aller drei Mitglieder der
Besatzung von Apollo 11. Doch nicht nur Armstrong, Aldrin und Collins kamen auf
die Welt, sondern auch große Persönlichkeiten aus der Welt des Films: Tippi Hedren,
Gene Hackman, Steve McQueen, Sean Connery, Mario Adorf, Maximilian Schell und
Clint Eastwood waren darunter, ebenso wie die Regisseure Jean-Luc Godard, Claude
Chabrol, John Frankenheimer und Richard Donner. Der britische Autor James Graham Ballard wurde geboren und auch der legendäre Satanist Anton LaVey. In Berlin
erklangen erstmals gesprochene Worte zu Fox Films Nachrichtensendung. In London
erschien im Daily Express erstmals der Abdruck des aktuellen Fernsehprogramms. Der
oscarprämierte All Quiet on the Western Front (1930) definierte zusammen mit G.W.
Pabsts Westfront 1918 (1930) den Antikriegsfilm. Das deutsche Kino brachte mit Die
drei von der Tankstelle (1930) und Der blaue Engel (1930) zwei nationale Filmklassiker hervor, welche auch den Karrieren von Heinz Rühmann und Marlene Dietrich
halfen.
Aber es gab auch weniger positive Entwicklungen. Deutschland bewegte sich 1930
bereits raschen Schrittes auf den Abgrund zu. In Jahr der Ernennung Heinrich Brünings
zum Reichkanzler gewannen die Nationalsozialisten am 14. September 107 Sitze im
Parlament und wurde mit 18.3% der Stimmen zur zweitstärksten Partei. In den USA
verlor der Staat zunehmend die Kontrolle über das organisierte Verbrechen; die beiden
Gangster Al Capone und Bugs Moran teilten Chicago unter sich auf und erlebten ihre
Glanzzeit.
In Hollywood erzielten die Moralisten einen vermeintlich großen Sieg durch die
Einführung des Motion Pictures Production Code. 1929 hatten Martin Quigley, der
Herausgeber des Motion Picture Herald, und der Jesuitenpater Daniel A. Lord einen
Kodex verfasst, welcher moralische Standards in der Filmindustrie beschrieb, und an
die großen Studios verschickt. Daniel A. Lord war besorgt, dass der Tonfilm vor allem
Kinder stark beeinflussen könne.
Filmzensur war in den USA seit etwa 20 Jahren ein Thema, welches von andauernder Erfolgslosigkeit geprägt war. Zensur war Sache der einzelnen Bundesstaaten
und Zensurvorfälle für die Studios sehr kostspielig. Was ein Zensor in einem liberalen
12
2. 1930
Staat wie New York interessierte, reflektierte nicht automatisch auch die moralischen
Erwartungen eines Zensors im Mittleren Westen, weshalb unter Umständen viele Fassungen ein und desselben Films benötigt wurden. Außerdem kostete Filmzensur auch
unmittelbar Geld, und zwar nicht jenes des Staates, sondern jenes der Studios. Die
Zensurbehörden ließen ich für jeden geprüften Meter bezahlen, und ebenso auch für
jede Änderung an einer Titelkarte und jeden Schnitt. Daher war das Bestreben der Studios, Filme zu produzieren, welche an allen Zensoren unbeschadet vorbeikamen - und
ein solcher Weg führt stets zu einem faulen Kompromiss in Form eines kleinen gemeinsamen Nenners. 1922 war das Image der Filmstudios nach dem Mordskandal um
Roscoe „Fatty“ Arbuckle extrem ramponiert und so beauftragten die Studios daher den
Geistlichen William H. Hays, ihr Image in der Öffentlichkeit zu verbessern. Hays wurde der Präsident einer Vereinigung namens Motion Picture Producers and Distributors
of America (MPPDA), der späteren Motion Picture Association of America (MPPA).
Hays leistete eine Vorzensur, welche jedoch oft ins Leere lief - seine Zensurauflagen
waren kein Garant, dass lokale Zensoren keine weiteren Änderungen von Filminhalten verlangten. Auch war die Umsetzung von Hays’ Anforderungen von freiwilliger
Natur; die MPPDA hatte keinen Anspruch auf Rechtsverbindlichkeit und ihre Wirkung blieb daher beschränkt. Für die Studios verbesserte sich kaum etwas. Schlimmer
noch, vor allem die aus der Ecke der religiösen Rechten erschallenden Forderungen
nach staatlicher Zensur und Verboten wurden über die Jahre hinweg nicht leiser. Und
das Letzte, was die Studiobosse riskieren wollten, war eine Intervention auf höchster
staatlicher Ebene. Diese Zensurdebatte erreichte 1929 ihren Höhepunkt.
Im Februar 1930 trafen sich daher einige Vertreter der großen Studios mit Quigley
und Lord, um deren Kodexentwurf zu diskutieren. William Hays wurde damit beauftragt, den Kodex durchzusetzen und dieser delegierte dies an einen ehemaligen ranghohen Mitarbeiter des Amerikanischen Roten Kreuzes mit dem sachlich eher unpassenden Namen Colonel Jason S. Joy. Joys Aufgabe wurde es, die Produktion von Filmen
zu überwachen, die Studios entsprechend zu beraten und die Einhaltung des Kodex,
des sogenannten Hays Code, durchzusetzen.
Der Hays Code verlangte unter anderem, dass kein Film jemals die Möglichkeiten schaffen dürfe, dass sich das Publikum mit Verbrechen, Bösem oder der Sünde
identifiziere. Verbrechen wie Morde, Einbruch, Anschläge, Diebstahl und Raub sollten nicht in einer Form gezeigt werden, welche als Anleitung zur Nachahmung dienen
könne. Die Darstellung von Schmuggel, Drogenhandel und Alkoholgenuss war generell verboten. Die Institution der Ehe musste hochgehalten werden. Kein Sex, keine
Küsse, Umarmungen, Tänze mit erotischen Bewegungen oder andere sexuelle Motive
waren erlaubt, da diese das Publikum stimulieren könnten. Vergewaltigung und Verführung waren ein absolutes Tabu. Keine Nacktheit, auch nicht angedeutet. Kostüme
mussten dezent bleiben. Liebesbeziehungen zwischen Menschen weißer und schwarzer Hautfarbe waren verboten, ebenso wie die Darstellung von Weißen als Sklaven.
Keine obszönen Worte, keine Flüche, keine Schimpfworte, keine religiöse Kritik waren erlaubt.
13
Das Dokument des Grauens
Die Einführung des Codes geriet zu einem Desaster. Der erste Film, welcher von
Colonel Joy geprüft wurde, war Josef von Sternbergs für die damalige Zeit recht frivole Zuckmayer-Verfilmung Der blaue Engel (1930) mit Marlene Dietrich und Emil
Jannings. Colonel Joy ließ den Film ohne Schnitte passieren - und die Zensoren der
Bundesstaaten klapperten mit ihren Scheren, allen voran ausgerechnet Kalifornien,
dem Stammsitz Hollywoods. Die Zeitungen attackierten den Kodex sehr deutlich als
realitätsfern. Selbst die Studios begannen unter dem Einfluss der Weltwirtschaftskrise,
den Kodex zu unterminieren, als sie feststellten, dass vor allem gewalttätige und sexuelle Themen die Kasse klingeln ließen - und ausgerechnet der Horrorfilm sollte hier in
den nächsten drei Jahren als das erfolgreichste Genre des subversiven Kinos erweisen.
Eine andere Herausforderung an die
Studios war die Vermarktung von Tonfilmen. Bei Stummfilmen konnte man
noch durch den Austausch der Titelkarten beliebig Internationalisierungen vornehmen, doch beim Tonfilm war dies
nicht mehr möglich. Nachträgliche Vertonungen und Synchronisierungen waren damals noch keine technische Realität, denn das hätte den gleichen unrealistischen Effekt gehabt wie eine Vollvertonung von Stummfilmen, da sich
gesprochene Worte nicht von regulären Geräuschen trennen ließen - also
wählte man den damals pragmatischsten
Weg: anstelle nur die Titelkarten auszutauschen, tauschte man den ganzen
Film. Der erste Horrorfilm, bei welchem
dies durchgeführt wurde, war The Cat
Creeps (1930)3 .
20 Jahre nach dem Tod des Exzentrikers Cyrus West versammeln sich seiAbbildung 2.3: The Cat Creeps (1930), ne Erben in seinem Schloss. Um MitFilmplakat, Schweden 1930
ternacht soll der letzte Wille des Toten
durch einen Notar verlesen werden. Doch das Testament hat einen anderen Inhalt, als
die Erben sich erhofften. Das komplette Vermögen wird der jungen Annabelle West
3
The Cat Creeps (Universal, USA 1930, Regie: Rupert Julian, Drehbuch: Gladys Lehman, William
Hurlbut, nach The Cat and the Canary von John Willard, Kamera: Hal Mohr, Jerry Ash, Make-up: Jack
P. Pierce, Darsteller: Helen Twelvetrees, Raymond Hackett, Neil Hamilton, Lilyan Tashman, Lawrence
Grant, Jean Hersholt, Blanche Frederici, Montagu Love, Elizabeth Patterson, Theodore von Eltz, Bildformat: 1.20:1 (Movietone-Fassung), 1.33:1 (Vitaphone-Fassung), Tonformat: Movietone, Vitaphone,
Laufzeit: ca. 71 Minuten)
14
2. 1930
vermacht. Allerdings unter der Voraussetzung, dass ein noch in dieser Nacht ankommender Arzt ihr einen gesunden Verstand bescheinigt. Sollte Annabelle geistig nicht
gesund sein, fällt das Erbe in den Schoß eines alternativen Erben, dessen Name in einem weiteren, im Tresor verschlossenen Umschlag steht. Die geprellten Erben wittern
ihre Chance. Man muss doch nur Annabelle in den Wahnsinn treiben, um vielleicht
doch noch an das Erbe zu kommen! Und so nehmen die unheimlichen Vorgänge ihren
Lauf. Personen verschwinden, Geheimtüren öffnen sich und ein entflohener geisteskranker Verbrecher mit dem Namen The Cat streunt durch die Gänge des Schlosses.
Diese Inhaltsbeschreibung dürfte Ihnen bekannt vorkommen, falls Sie auch den
ersten Band dieses Buches gelesen haben sollten. Aber es handelt sich diesmal nicht
um The Cat and the Canary (1927), sondern um dessen Talkie-Remake.
Paul Lenis Vorgänger lief noch immer in einigen Stummfilmkinos und es stellt
sich die Frage, was Carl Laemmle dazu bewogen haben mag, eine Neufassung mit
identischer Handlung und Atmosphäre zu drehen. Eine mögliche Antwort wäre, dass
die Filmrechte an der Vorlage, einem Theaterstück, ausliefen und man noch schnell
eine Tonfilmfassung davon anfertigen wollte. The Cat Creeps (1930) existiert heute
nicht mehr und es ist schwer zu sagen, ob es sich um ein angemessenes Remake handelte. Das Einzige, was wir noch zur Verfügung haben, sind zeitgenössische Quellen.
Und wenn man diese konsultiert, sieht es für The Cat Creeps (1930) in qualitativer
Hinsicht eher schlecht aus.
Die New York Times schrieb im November 1930, The Cat Creeps (1930) sei weder
besser noch schlechter als der berühmte Vorgänger. Der Film sei lediglich überflüssig,
denn er beinhalte absolut nichts, was nicht sowieso schon jedermann kenne, der das
Original gesehen habe.
Die Zeitschrift Variety äußerte sich noch unverblümter und schrieb, der Film sei
derart belanglos, dass er über die erzählte Geschichte stolpere, die in der ersten Hälfte
des Films am Aufbau des Szenarios nahezu ersticke.
Der Filmhistoriker John T. Soister schrieb, dass er die auf Schallplatten aufgenommene Tonspur des Films gehört habe und die Dialoge über weite Strecken ebenso
spärlich seien wie Toneffekte. Der Film sei zu 40-45% seiner Laufzeit ein Stummfilm
gewesen.[1]
Der Film verschwand rasend schnell wieder in der Versenkung, was nicht unschuldig daran sein dürfte, dass er nicht für die Nachwelt erhalten blieb. Nachträglich eine
konkrete Ursache für diesen Flop zu finden, ist schwierig. Der Film hatte zumindest
eine hochinteressante Besetzung. Helen Twelvetrees war eine sehr begabte junge Darstellerin auf dem Weg nach oben, welche im Jahr zuvor in der melodramatischen Komödie The Ghost Talks (1929)4 auf sich aufmerksam gemacht hatte. Montagu Love war
einer der führenden Filmbösewichte der 20er Jahre gewesen und daher ein bekannter
4
The Ghost Talks (1929) hat einen irreführenden Titel. In dem Film kommt kein Geist vor. Es
handelt sich nicht um einen Horrorfilm und daher wurde er in dieser Chronik auch nicht erwähnt. The
Ghost Talks (1929) wurde per Zufall bekannt, weil einer seiner Charaktere den Namen Christopher Lee
trägt und manche Chronisten hier den Namen der Hauptperson für jenen des Darstellers hielten, anstelle
kurz über dessen ungefähres Geburtsjahr nachzudenken.
15
Das Dokument des Grauens
Darsteller. Neil Hamilton ist heute vor allem durch seine Rolle als Commissioner Gordon aus der TV-Serie Batman (1966) bekannt. In der Besetzungsliste finden sich zwar
keine Weltstars, aber auch kein Grund zu der Annahme, dass hier unterdurchschnittliche Leistung geboten worden wäre.
Einen Mangel an fachlicher Kompetenz ist man eher von dem Mann gewohnt, welcher sich erneut (und glücklicherweise zum letzten Mal) auf einen Regiestuhl verirrt
hatte: Rupert Julian. Der Filmemacher, welcher sich einst unbeabsichtigt alle Mühe
gab, The Phantom of the Opera (1925) in den Sand zu setzen und auch danach nur
Mist ablieferte, nutzte bei The Cat Creeps (1930) ebenfalls die Chance zu phänomenalem Scheitern und wurde deshalb von Carl Laemmle im zarten Alter von gerade mal
41 Jahren in die Wüste geschickt. The Cat Creeps (1930) riecht streng nach völliger
Fehlkalkulation - dem unverkennbaren Markenzeichen Rupert Julians. Ein Versuch eines unmittelbaren Remakes fand erst 16 Jahre später statt: The Cat Creeps (1946).
Ein wesentlich besserer Film dürfte
La voluntad del muerto (1930)5 gewesen sein. Hierbei handelt es sich um eine
spanischsprachige Version von The Cat
Creeps (1930), welche parallel entstand,
in den gleichen Sets gefilmt, aber von einem anderen Team. Doch auch La voluntad del muerto (1930) reihte sich in
die Riege der verlorenen Filme ein. Das
von Gladys Lehman und William Hurlbut für The Cat Creeps (1930) verfasste
Drehbuch wurde von Baltasar Fernández
Cué an spanische Gepflogenheiten angepasst. Unterbezahlte (aber dennoch kompetente) Darsteller mit mexikanischer
und spanischer Abstammung wurden angeheuert und der talentierte Amerikaner George Melford übernahm die Regie.
Obwohl der Film auf dem gleichen Drehbuch basiert, ist seine Laufzeit um eine
Viertelstunde höher als jene der amerikaAbbildung 2.4: , Filmplakat, Spanien 1930
nischen Version. Es heißt, der Film sei so
stimmungsvoll ausgeleuchtet gewesen, dass Carl Laemmle jr. die Anweisung erteilt
habe, Szenen für The Cat Creeps (1930) in exakt gleicher Art und Weise nachzudre5
La voluntad del muerto, aka El gato y el canario (Universal, USA 1930, Regie: George Melford,
Drehbuch: Gladys Lehman, William Hurlbut, Baltasar Fernández Cué, nach The Cat and the Canary
von John Willard, Kamera: George Robinson, Dialogregie: Enrique Tovar Avalos, Make-up: Jack P.
Pierce, Darsteller: Lupita Tovar, Antonio Moreno, Paul Ellis, Andrés de Segurola, Soledad Jiménez,
Maria Calvo, Roberto Guzmán, Lucio Villegas, Conchita Ballesteros, Laufzeit: ca. 87 Minuten)
16
2. 1930
hen. Der Film war auch die erste Arbeit von Paul Kohner, Universals neu eingesetztem
Produzent für ausländische Sprachversionen.
Seine Uraufführungen erlebte der Film 10 Tage nach The Cat Creeps (1930) am
20. November 1930 in Mexico City und am 9. Dezember in Madrid, bevor er ein halbes Jahr später zu einem Siegeszug durch Südamerika ansetzte. Doch leider überlebten
von diesem Film lediglich einige Werbefotos. Selbst zeitgenössische Zeitungsartikel
sind kaum aufzutreiben und so bleibt der unangenehme Beigeschmack, dass man mit
diesem Film eine kleine Perle der Universal verpasst haben könnte.
Beginnend mit dem Jahr 1926 veröffentlichte der amerikanische Autor Willard
Huntington Wright eine Serie von insgesamt zwölf Kriminalromanen um den Detektiv
Philo Vance, angeblich veröffentlicht durch dessen Freund und zeitweiligen Begleiter
S.S. Van Dine, welcher ebenso fiktiv war wie Vance selbst. Diese Romane und die
darauf beruhenden Verfilmungen waren vor allem in den 30er Jahren außergewöhnlich
populär. Philo Vance, der mit seiner hohen Bildung und außergewöhnlichen physischen Merkmalen als eine Mischung aus Sherlock Holmes und dem damals noch nicht
erfundenen James Bond erscheint, war ein Serienheld, welcher die Fantasie seines Publikums, und hierbei auch jene der weiblichen Leser, befeuerte. Bis in das Jahr 1947
entstanden 15 Filme um den schnüffelnden Dandy - also sogar drei Filme mehr, als es
Romanvorlagen gab.
Nach The Canary Murder Case (1929) und The Green Murder Case (1929)
stand 1930 die Verfilmung des neuesten Abenteuers von Philo Vance auf dem Plan,
The Bishop Murder Case (1930)6 . In der Nähe von New York wird ein Mann namens Cock Robin mit einem Pfeil erschossen. Der Mörder hinterlässt ein Schreiben
mit einem Text: „Who Killed Cock Robin“, ein englischer Kinderreim aus dem 18.
Jahrhundert. Die Nachricht ist mit „The Bishop“ unterzeichnet. Der zuständige Staatsanwalt schaltet seinen Freund Philo Vance ein.
Der geheimnisvolle Mörder treibt jedoch weiter sein Unwesen und kündigt seine
Taten weiterhin durch Kinderreime an. Philo Vance setzt all die kleinen Hinweise wie
Mosaiksteinchen zusammen und entlarvt am Ende den Mörder, der einem Giftcocktail
zum Opfer fällt, welchen er für ein weiteres Opfer zusammenbraute.
The Bishop Murder Case (1930) ist ein typischer Vertreter der Mystery-Filme
jener Tage, welche sich vorrangig nach dem aus The Cat and the Canary (1927)
bekannten Strickmuster richteten. Auch hier gibt es ein abgeschiedenes Anwesen als
Kulisse, in welchem mehrere Personen potenzielle Täter sein könnten. Und wie viele dieser Kriminalfilme tangiert The Bishop Murder Case (1930) den Horror vornehmlich wegen seiner bedrohlichen Stimmung in einigen Szenen. Der Film bezieht
6
The Bishop Murder Case (Metro-Goldwyn-Mayer, USA 1930, Regie: David Burton, Drehbuch:
Lenore J. Coffee, nach dem gleichnamigen Roman von S.S. Van Dine, Kamera: Roy Overbaugh, Darsteller: Basil Rathbone, Leila Hyams, Roland Young, Alec B. Francis, George F. Marion, Zelda Sears,
Bodil Rosing, Carroll Nye, Charles Quartermaine, James Donlan, Sydney Bracey, Clarence Geldart,
Delmer Daves, Nellie Bly Baker, Bildformat: 1.20:1 (Tonfassung), 1.33:1 (Stummfilmfassung), Tonformat: Western Electric Sound System, Laufzeit: ca. 88 Minuten)
17
Das Dokument des Grauens
in vielen Szenen seine Spannung aus Einstellungen und Bildkompositionen, welche
dem Horrorgenre stark verbunden sind. Nebel wabert durch nächtliche Straßen. Kerzen werfen surreale Schatten an Wände. Eine alte Frau liegt verängstigt in ihrem Bett,
während der Nachtwind die Gardinen an ihrem Fenster bewegt. Der Horror ist in The
Bishop Murder Case (1930) nur ein Stilmittel, aber von hoher Bedeutung für dessen
Erscheinungsbild und Qualität. Und die Qualität des Films ist überraschend hoch; The
Bishop Murder Case (1930) ist von hochwertiger Regie und Kameraarbeit geprägt
und auch Basil Rathbone macht den Film sehenswert.
Filmhistorisch ist The Bishop Murder Case (1930) aber noch aus zwei anderen Gründen interessant. Zuerst wäre
der Hauptdarsteller des Films zu nennen,
Basil Rathbone. Im Film wird Philo Vance durch Sigurd Arnesson als „Sherlock“
betitelt - ein beinahe prophetischer Vorgriff auf jene Rolle des Meisterdetektivs,
welche Basil Rathbone neun Jahre später
zu einem Star machen würde. Basil Rathbone verkörperte Philo Vance nur dieses einzige Mal und erschien in dieser
Abbildung 2.5: Ein verhängnisvoller Gift- Rolle damals beinahe wie ein Fremdkörcocktail aus dem Finale von The Bishop per, denn zwischen 1929 und 1933 wurde Philo Vance ansonsten durch William
Murder Case (1930)
Powell verkörpert. Der Grund für Rathbones Erscheinen in der Filmreihe ist, dass The Bishop Murder Case (1930) eine
Produktion der MGM ist, die anderen Filme mit William Powell jedoch bei Paramount
entstanden7 .
Und weiterhin wäre die Gestaltung der Morde als genredefinierend zu nennen,
denn diese sind stets mit einer externen Quelle verbunden. Im Fall von The Bishop
Murder Case (1930) sind Kinderreime diese Quelle. Die Morde dienen hierdurch der
Inszenierung ihres Mörders, oft sogar eines vermeintlich höheren Zweckes. The Bishop Murder Case (1930) hat hier eine Vorreiterrolle inne, denn dieser formale Aufbau wurde im Jahr 1939 durch die Kriminalautorin Agatha Christie in ihrem Roman
Ten Little Indians übernommen und im Laufe der Jahre als Standardszenario etabliert.
Eine solche Verknüpfung findet sich auch in unzähligen Horrorfilmen wieder, darunter
Klassiker wie Seven (1995) und Saw (2004). Jedoch ist nicht belegbar, ja eigentlich
sogar zweifelhaft, dass The Bishop Murder Case (1930) hier eine echte Vorreiterrolle
innehat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat sich Agatha Christie hier nicht inspirieren
7
Der Grund, weshalb The Bishop Murder Case (1930) ein Film der MGM ist, ist relativ simpel.
MGM war auf Paramounts Erfolg mit The Canary Murder Case (1929) aufmerksam geworden und
sicherte die Filmrechte des neuen Romans von Van Dine, indem man das höchste Angebot abgab.
18
2. 1930
lassen, die konzeptionelle Nähe dürfte eher zufällig sein.
The Benson Murder Case (1930)8 wurde von Paramount im Sommer des Jahres
veröffentlicht und zeigt wieder William Powell in der Rolle des Philo Vance, wie schon
bereits von den ersten beiden Verfilmungen seiner Mordfälle gewohnt.
Der 1892 geborene William Powell
war ein studierter Schauspieler, welcher
bereits Bühnenerfahrung an Vaudevilles
und am Broadway gesammelt hatte, bevor er 1922 erste Bekanntschaft mit der
Welt des Films machte. Seine Karriere begann zunächst zaghaft mit einer
Nebenrolle in Sherlock Holmes (1922),
einem Starvehikel für die Schauspiellegende John Barrymore. In Josef von
Sternbergs The Last Command (1928)
spielte er einen Filmregisseur, welcher
einen desillusionierten zaristischen General nach Hollywood holt. Emil Jan- Abbildung 2.6: Nathalie Moorhead und
nings erhielt für seine Darstellung des William Powell in The Benson Murder
Russen den Oscar und für William Po- Case (1930), Werbefoto in Silbernitrat
well bedeutete dieser Film den Durchbruch auf der Leinwand. Das Angebot für die
Rolle des Philo Vance in The Canary Murder Case (1929) folgte als unmittelbares
Resultat.
Nach The Benson Murder Case (1930) wurde es still um Philo Vance und drei
Jahre sollten vergehen, bis das nächste Abenteuer der Spürnase verfilmt wurde. In
The Kennel Murder Case (1933) trat Powell zum letzten Mal als Philo Vance auf,
doch er blieb dem Genre treu. Schon im Jahr darauf erreichte William Powell in einer
ähnlichen den Höhepunkt seiner Karriere, als er für The Thin Man (1934) erstmals in
die Rolle des Nick Charles schlüpfte, der zusammen mit seiner Ehefrau, welche von
Myrna Loy dargestellt wurde, Kriminalfälle löste. Loy und Powell feierten mit The
Thin Man und dessen fünf Fortsetzungen große Erfolge. Powell wurde für The Thin
Man (1934) und später für My Man Godfrey (1936) und Life With Father (1947) für
den Oscar nominiert. Zusammen mit Myrna Loy drehte er insgesamt 14 Filme, doch
privat war Powell mit Jean Harlow liiert, mit welcher er für Reckless (1935) auch vor
der Kamera stand. Als Jean Harlow im Juni 1937 an Nierenversagen starb, war dies
ein so schwerer Schlag für Powell, dass er sich zunehmend zurückzog und weniger
Filmrollen annahm. Dies wiederum führte dazu, dass sein Stern in den 40er Jahren zu
8
The Benson Murder Case (Paramount Pictures, USA 1930, Regie: Frank Tuttle, Drehbuch: Bartlett Cormack, nach dem gleichnamigen Roman von S.S. Van Dine, Kamera: Archie Stout, Darsteller:
William Powell, William Boyd, Eugene Pallette, Paul Lukas, Natalie Moorhead, Richard Tucker, May
Beatty, E.H. Calvert, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Movietone, Laufzeit: ca. 64 Minuten)
19
Das Dokument des Grauens
sinken begann. Seine letzte Arbeit war Mister Roberts(1955), wo er an der Seite von
Henry Fonda, Jack Lemmon und James Cagney spielte.
Heute ist William Powell nur noch
wenigen Filmfreunden ein Begriff, doch
in den 30er Jahren war er ein richtiger
Hollywoodstar - und die Filme um Philo
Vance legten den Grundstein dieses Erfolgs.
In The Benson Murder Case (1930)
geschieht ein Verbrechen vor dem Hintergrund des Börsencrashs. Anthony
Benson ist ein Börsenmakler, egoistisch
und skrupellos. Er bereichert sich selbst,
während er seine Kunden in den Abgrund schlittern lässt. So verwundert es
nicht, als er eines Nachts, in der vermeintlichen Sicherheit seines Anwesens,
die Treppe hinunterpurzelt und tot vor
den Füßen seiner Gäste liegt. Unter den
Gästen befindet sich Philo Vance, der
sofort die Ermittlungen beginnt, sowie
der Staatsanwalt John F.X. Markham. Eine der Verdächtigten ist Fanny Del Roy,
dargestellt durch Agnes Moorehead, ein
Sternchen vom Broadway. Sie beschuldigt den ebenfalls anwesenden Adolph
Mohler, einen von Benson ertappten
Scheckbetrüger, mit diesem Scheck eine
Perlenkette auslösen zu wollen, welche
ihr gestohlen worden sei. Harry Gray,
dessen Geld durch den Börsenmakler
verloren ging, hat ebenfalls einen Grund,
nach Bensons Leben zu trachten. Und
schließlich Mrs. Paula Banning, eine ältere Witwe, welche Mohler liebt.
Die Geschichte von The Benson
Murder Case (1930) ist ein weiterer
Whodunit-Kriminalfilm, welcher in einer teilweise unheimlichen Umgebung
spielt. Auch hier ist es wieder Nacht, die
Abbildung 2.7: Filmplakat, USA 1930
Dunkelheit verbirgt den Mörder und der
Zuschauer soll dazu verleitet werden, sich die Fingernägel abzukauen. Allerdings will
dies bei The Benson Murder Case (1930) nicht klappen. Dieser Film versinkt zu
20
2. 1930
sehr in Mittelmäßigkeit, um beim Zuschauer eine andere Reaktion als ein Gähnen
zu provozieren. So dauert es etwa 20 Minuten voller anstrengender Dialoge hölzern
dargestellter Charaktere, bis der Mord endlich geschieht und die Dinge in Bewegung
geraten - und dann bewegen sie sich doch nicht. Frank Tuttle, der bereits die Vorgänger
The Canary Murder Case (1929) und The Greene Murder Case (1929) mit einer
leblosen Inszenierung an die Wand fuhr, setzt auch in diesem vierten Abenteuer von
Philo Vance auf eine extrem statische Inszenierung. Seine Arbeit ist handwerklich solide, aber mehr auch nicht. Die Dialoge dehnen die einzelnen Szenen sehr, wodurch der
Film ermüdend wird. Das uninspirierte Schauspiel von William Powell, dessen Darstellung des Philo Vance noch weit von dem Charisma seiner späteren Paraderolle aus
The Thin Man (1934) entfernt war, lässt den Funken nicht zum Publikum überspringen. Agnes Moorehead spielt mit dem Starlet Fanny Del Roy eine unsympathische
Nervensäge, bei welcher man sich bei dem Wunsch ertappt, sie sei anstelle Bensons
ermordet worden. Und auch Paul Lukas, der Darsteller Adolph Mohlers, vermag nicht,
den Film zu bereichern.
In der Summe ist The Benson Murder Case (1930) aufgrund seiner wenig ansprechenden Regie, des die Romanvorlage weitgehend vernachlässigenden Drehbuchs
und des unattraktiven Schauspiels zwar ein erfolgreicher Film, aber dennoch höchst
durchschnittlich und belanglos. Paramount produzierte danach auch keine weiteren
Filme um Philo Vance. Es wurde still um die Franchise, die Warner Bros. William Powell vor die Kamera holten, um unter der fachkundigen Regie von Michael Curtiz The
Kennel Murder Case (1933) erneut Philo Vance zu verkörpern. The Dragon Murder
Case (1934) war eine Produktion der First National Pictures mit Warren William in
der Hauptrolle. The Casino Murder Case (1935) wurde wieder von MGM produziert,
allerdings ohne William Powell, der nach The Thin Man (1934) nicht mehr zur Verfügung stand; stattdessen wurde Philo Vance hier dann von genau jenem Paul Lukas
gespielt, der die Rolle Adolph Mohlers in The Benson Murder Case (1930) hatte. Bei
den zukünftigen Verfilmungen ist der Anteil an Horrorelementen, welcher schon bei
The Benson Murder Case (1930) eher schwach ausgeprägt war, jedoch kaum noch
spürbar.
Paramount produzierte parallel zu The Benson Murder Case (1930) eine Version
für den spanischsprachigen Markt auf den gleichen Sets und dem gleichen Drehbuch,
aber einem anderen Team. El cuerpo del delito (1930)9 gilt heute als verschollen, wobei dies zu Bedauern Anlass gibt. Es haben eine Vielzahl von Werbefotos für den Film
überlebt, welche Anlass zu der Vermutung geben, dass El cuerpo del delito (1930)
ein wesentlich herzigerer Film als sein zugeknöpftes und hölzernes englischsprachiges Pendant gewesen sein dürfte; auf diesen Studiofotos, welche wohlgemerkt keine
9
El cuerpo del delito (Paramount, USA 1930, Regie: Cyril Gardner, Drehbuch: Bartlett Cormack,
Josep Carner Ribalta, nach dem gleichnamigen Roman von S.S. Van Dine, Kamera: Henry W. Gerrard,
Darsteller: Ramón Pereda, Antonio Moreno, Andrés de Segurola, Barry Norton, Maria Alba, María
Calvo, Carlos Villarías, Vicente Padula, Manuel Conesa, Ralph Navarro, María Teresa Renner, Eumenio
Blanco, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Movietone)
21
Das Dokument des Grauens
Filmszenen zeigen, ist vor allem Maria Alba, die Darstellerin des Sternchens Señorita
Delroy, in äußerst freizügiger Bekleidung zu sehen.
Maria Alba wurde am 19. März 1910
als Maria Casajuana in Barcelona geboren und wirkte in 27 Filmen mit. Sie
war keineswegs nur auf spanischsprachige Produktionen beschränkt. Sie arbeitete für Howard Hawks in A Girl in Every Port (1928), in William Wylers Hell’s
Heroes (1929) spielte sie die Carmelita.
Sie ist an der Seite von Douglas Fairbanks in der Komödie Mr. Robinson Crusoe (1932) und als ägyptische Prinzessin
in The Return of Chandu (1934).
Philo Vance wurde von Ramón
Pereda verkörpert, der in Mexiko später
einen höheren Bekanntheitsgrad erreichte. In El cuerpo del delito (1930) hatte er seine erste Hauptrolle. Da er sich
fast ausschließlich auf spanischsprachige
Abbildung 2.8: Werbefoto zu El cuerpo Produktionen konzentrierte, hinterließ er
del delito (1930) mit Ramón Pereda und ansonsten jedoch nur wenig Eindruck. In
Maria Alba, Silbernitrat
El cuerpo del delito (1930) hatte er seine erste Hauptrolle. Zu seinen bekannteren Arbeiten als Schauspieler gehört die
Hauptrolle in dem mexikanischen Horrorfilm La Ilorona (1933). Ab 1937 wurde er
außerdem auch zunehmend als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent tätig.
Harry Gray wird von Antonio Moreno gespielt, der auch in La voluntad del muerto (1930) zu sehen war. Seine im Fach des Horrorfilms bekannteste Rolle ist wohl
jene des Carl Maia in Jack Arnolds Klassiker The Creature from the Black Lagoon
(1954).
Und dann wäre da noch der Argentinier Alfredo Carlos Birabén, der in Hollywood
unter dem Künstlernamen Barry Norton arbeitete. Wir werden ihm bald wieder begegnen, ebenso wie Carlos Villarías, dem Darsteller Markhams; Villarías ist der Darsteller
des Grafen Dracula in Drácula (1931) und Barry Norton ist im gleichen Film in der
Hauptrolle Juan Harkers zu sehen.
22
2. 1930
Midnight Mystery (1930)10 war ein weiteres Mystery um einen Mord und die
Suche nach dem Mörder. Diesmal geschieht es in einer stürmischen Nacht auf einer
Felsinsel vor der Küste Kubas. Wieder ist es eine Party, wieder fällt ein Schuss und ein
Körper fällt kurz danach eine Klippe hinab ins Meer.
Einer der Anwesenden, ein Autor von Krimigeschichten, wird der Tat verdächtigt.
Doch seine Verlobte Sally erweist sich als eine Spürnase.
Der Film ist die Verfilmung eines Bühnenstücks, und das merkt man der Inszenierung an. Sie ist extrem theaterhaft und die schauspielerischen Leistungen sind teilweise
an der Grenze des Akzeptablen. Die Geschichte ist langweilig und folgt den üblichen
Mustern. Ein seltener Film, aber nicht wegen der Verfügbarkeit von Kopien, sondern
wegen der wenig überzeugenden Qualität.
Wir bleiben im Genre des unheimlichen Kriminalfilms. The Gorilla (1930)11 war
ursprünglich ein Bühnenstück, welches bereits drei Jahre zuvor als The Gorilla (1927)
von First National Pictures veröffentlicht worden war. The Gorilla (1930) stammt
ebenfalls von First National Pictures und ist somit ein Talkie-Remake der originalen
Verfilmung. Das Remake gilt jedoch also verschollen.
Die Neufassung war etwas weniger slapsticklastig und orientierte sich mehr an dem
Bühnenstück, welches im Gewand eines Thrillers daherkam. Aber hiervon dürfte aufgrund der käsigen Handlung dieser „Thrillerkomödie“ kaum etwas zu spüren gewesen
sein.
Der alte Cyrus Stevens wurde in seinem großen, alten und natürlich unheimlichen
Haus ermordet. Die zwei Polizisten Garrity und Mulligan, die beide nicht mit einem
Übermaß an Intelligenz gesegnet sind, nehmen sich des Falles an. Im Laufe der Zeit
mehren sich die Hinweise auf einen Gorilla als Täter.
Und an dieser Stelle kommt ein neues Handlungselement ins Spiel. Es war wahrscheinlich als Bereicherung gedacht, aber es ist letztlich so befremdlich, dass man
wohl auch schon 1930 nicht glauben konnte, was sich da gerade auf der Leinwand
abspielt: Die beiden Polizisten kommen auf die Idee, dass es ganz gut wäre, wenn
man den Gorilla in eine Falle lockt. Und Garrity beschließt, aus welchem Grund auch
immer, dass dies am ehesten gelänge, wenn er sich ein Gorillakostüm überstülpt und
somit das sexuelle Interesse des Gorillas auf sich zieht.
10
Midnight Mystery (RKO Radio Pictures, USA 1930, Regie: George B. Seitz, Drehbuch: Beulah
Marie Dix, nach dem Bühnenstück Hawk Island von Howard Irving Young, Kamera: Joseph Walker,
Darsteller: Betty Compson, Lowell Sherman, Raymond Hatton, Hugh Trevor, June Clyde, Ivan Lebedeff, Rita La Roy, Marcelle Corday, Sidney D’Albrook, William P. Burt, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: RCA Photophone, Laufzeit: ca. 69 Minuten)
11
The Gorilla (First National Pictures, USA 1930, Regie: Bryan Foy, Drehbuch: Harrison Orkow,
Herman Ruby, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ralph Spence, Kamera: Sid Hickox, Darsteller: Joe Frisco, Harry Gribbon, Charles Gemora, Walter Pidgeon, Lila Lee, Purnell Pratt, Edwin
Maxwell, Roscoe Karns, William H. Philbrick, Landers Stevens, Bildformat: 1.37:1, Tonformat: Vitaphone, Laufzeit: ca. 70 Minuten)
23
Das Dokument des Grauens
Heute könnte man Derartiges nicht mehr in ein Drehbuch schreiben, aber 1930
schien der Gedanke wohl nicht allzu abwegig gewesen zu sein. Aber es geht noch
weiter.
Mulligan wundert sich, wie er den
verkleideten Garrity von dem echten Gorilla unterscheiden könnte. Garrity hat
die rettende Idee: Er bindet sich ein weißes Haarband um den Hals. Jener Gorilla, welcher das Haarband trägt, soll
dann also der liebe weibliche Gorilla
sein, jener ohne Verzierung das mordende männliche Exemplar.
Und wie könnte es anders sein: Nicht
Garrity findet den Gorilla, sondern der
Gorilla findet ihn. Er klaut Garrity das
Haarband und legt es sich selbst um den
Hals und somit beginnt ein heiteres Verwechslungsspiel.
Das Ganze spielte sich natürlich
unter Zuhilfenahme zweier Gorillakostüme statt, die als solche auch erkennbar waren, bis hin zu den Knöpfen auf dem Rücken des Fellanzugs
von Charles Gemora, den wir bereits
aus The Unholy Three (1930) kennen. Da der Film leider verloren ist,
können wir heute nicht mehr unmittelbar herausfinden, ob die Handlung
nur abenteuerlich ist, oder der Schwachsinn hier durchweg über die Leinwand tobte. Es gibt aber noch eine
Handvoll Filmausschnitte, welche Letzteres als wahrscheinlicher erscheinen lasAbbildung 2.9: Filmplakat, USA 1930
sen.
Auf dem gleichen Terrain bewegt sich Walt Disneys The Gorilla Mystery (1930)12
ausgesprochen sicher. Beppo, ein gefährlicher Gorilla, ist aus dem Zoo geflüchtet!
Mickey erfährt aus der Zeitung davon und ruft sofort in Sorge seine Freundin Minnie
mit dem Telefon an. Minnie ist unbesorgt und spielt ein Lied für Mickey am Klavier,
12
The Gorilla Mystery (Walt Disney Productions, USA 1930, Regie: Burt Gillett, Animation: Les
Clark, Wilfred Jackson, Dick Lundy, Norm Ferguson, Dave Hand, Ben Sharpsteen, Charlie Byrne, Tom
Palmer, Darsteller: Walt Disney, Marcellite Garner, Bildformat: 1.37:1, Tonformat: Cinephone, Laufzeit:
ca. 7 Minuten)
24
2. 1930
um ihn zu beruhigen. Doch der Gorilla unterbricht die Zweisamkeit und entführt Minnie auf den Dachboden ihres Hauses.
Mickey fackelt nicht lange und macht
sich auf, seine Liebste zu retten. Natürlich ist Mickey sehr ängstlich und gruselt
sich sehr, doch am Ende behält er selbstverständlich die Oberhand über das behaarte Monster.
Um das Jahr 1930 setzte bei Walt
Disney ein Trend ein, welcher die Kurzfilme des Studios allmählich wegführte
von Ub Iwerks’ siebenminütigen Musiknummern hin zu einer erzählten Geschichte. The Gorilla Mystery (1930)
ist einer jener Animationsfilme, welcher Abbildung 2.10: Gleich ist Minnie fällig:
diese Entwicklung so weit vorantrieben, The Gorilla Mystery (1930)
dass ein halbes Jahrzehnt später der erst
animierte Langfilm Walt Disneys entstehen konnte. The Gorilla Mystery (1930) leistet hier auch bereits überzeugende Arbeit. Es kommt zwar Musik in dem Film vor,
aber diese ist der Geschichte untergeordnet und ermöglicht es sogar, dass sich das
Monster unbemerkt an Minnie heranschleichen kann. Die Szene, in welcher Minnie
entführt wird, wird heute leicht als Klischee empfunden, doch 1930 war das noch innovatives Geschichtenerzählen.
Noch mehr überrascht, dass The Gorilla Mystery (1930) stellenweise sogar gruseliger ist als die meisten Langfilme jener Tage. Der Gorilla sieht schrecklich aus und
der Speichel tropft ihm aus dem Maul. Mickey geht ängstlich durch dunkle Räume.
Unheimliche Geräusche sind zu hören. Und Minnie wird zur ersten Scream Queen der
Kinogeschichte. Humor und Schrecken halten in Disneys Film perfekt die Waage, was
diesem Juwel noch den Feinschliff gibt.
Ein anderer Film um einen Gorilla sorgte in den USA für Skandale: Ingagi (1930)13 ,
eine Low-Budget-Produktion der eigens geschaffenen Firma Congo Pictures.
Sie zeigt Sir Hubert Winstead und Daniel Swayne auf einer Expedition in den afrikanischen Urwald. Sie möchten der Legende nachgehen, dass dort ein Eingeborenenstamm lebe, welcher einen Gorilla anbetet. Sie finden das Dorf der Eingeborenen nach
einigen abenteuerlichen Begegnung mit der Tierwelt, darunter ein bislang unbekanntes
giftiges Reptil, eine über 20 Meter lange Python und sie verlieren einen Kameramann
während eines Löwenangriffs.
13
Ingagi (Congo Pictures, USA 1930, Produktion: William Alexander, Nathan Spitzer, Regie: William Campbell, Drehbuch: Adam Hull Shirk, Kamera: George Summerton, Fred Webster, Harold Williams, Musik: Edward Gage, Darsteller: Sir Hubert Winstead, Daniel Swayne, Charles Gemora, Arthur
Clayton, Louis Nizor, Laufzeit: ca. 75 Minuten)
25
Das Dokument des Grauens
Im Dorf angekommen, werden sie Zeugen, wie eine Jungfrau der Gottheit geopfert
wird. Das Mädchen wird von einem großen Gorilla in den Urwald verschleppt. Als
sie die Spur des Gorillas verfolgen, finden sie eine Gruppe Gorillas, welche mit eingeborenen Frauen zusammenlebt. Bei einem Angriff der Gorillas töten Sir Winstead
und Swayne ein großes Exemplar und erfahren, dass der Affe der Liebhaber einer der
Frauen war! Die Safari wird beendet und das Filmmaterial als Beweis zu einem Film
verarbeitet.
Die Handlung und das Filmplakat
deuten es bereits an, und tatsächlich war
Ingagi (1930) unverhohlene Exploitation. Nahezu alles an dem Film konnte
man damals als offensiv gegenüber den
moralischen Standards der MPDDA und
ebenso der Zuschauer bezeichnen. Alles sei echt, behaupteten die Produzenten, der Film aus authentischem Material
zusammengeschnitten. Riesige Gorillas!
Wilde Frauen! Erstaunliche Entdeckungen von Leben im Urwald! Das wissenschaftliche Wunder unseres Zeitalters!,
Abbildung 2.11: Der Gorilla aus Ingagi lauteten die marktschreierischen Werbes(1930), ein Meister des aufrechten Gangs logans für den Film, welche die Messlatte für eine solche Dokumentation recht
hoch legten. Heutzutage sind Kinogänger gewohnt, dass Filme von sich behaupten,
aus „gefundenem“ Material zu bestehen oder eine wahre Geschichte zu erzählen, doch
1930 erwartete man dann auch, dass dies auch der Wahrheit entsprach. Alles andere
empfand man als Lüge und Betrug.
Und die Lügen begannen bereits auf einigen Filmplakaten. Ingagi ... das Wort sei
ein afrikanischer Ausdruck für Menschenaffen, hieß es. doch dies stimmte nicht, der
Ausdruck war in Wirklichkeit frei erfunden.
Auch das Detail mit der Echtheit des Filmmaterials war ein Hirngespinst. Etliche
Filmsequenzen zeigten zwar reale Dokumentationsaufnahmen, aber diese waren nicht
für Ingagi (1930) entstanden; vielmehr stammten sie aus älteren Stummfilmen, von
denen sie für Ingagi (1930) „entliehen“ wurden.
Der Film wurde aufgrund seiner Vermarktung auch von Wissenschaftlern mit Interesse erwartet und diese fielen aus allen Wolken. Die selbst gedrehten Sequenzen
waren natürlich allesamt inszeniert. Dr. William K. Gregory, ein Wissenschaftler am
American Museum of Natural History in New York, veröffentlichte stellvertretend für
seine Kollegen eine Stellungnahme, in welcher er dem Film die Legitimation entzog.
Zu Recht, denn der Film war nicht vor Ort in Afrika, sondern im heimischen Kalifornien gedreht worden, mit der Folge, dass auch Spezies wie Alligatoren und Gürteltiere in
Ingagi (1930) zu sehen waren, welche gar nicht in Afrika vorkommen. Auch der Gorilla war nicht echt, sondern wurde von Gregory als Mensch in einem Anzug dargestellt.
26
2. 1930
Dies war völlig korrekt, denn es handelte sich in der Tat um ein erneutes Auftreten von
Charles Gemora in seinem Affenanzug. Einblendungen echter Affen zeigte auch keine
Gorillas, sondern Orang-Utans. Das angeblich neu entdeckte, giftige Reptil wurde als
Landschildkröte erkannt, auf deren Panzer die Haut eines Schuppentiers aufgezogen
worden war.
Nachforschungen zu den im Film
agierenden Personen wurden angestrengt.
Die britische Botschaft dementierte die
Existenz eines Sir Hubert Winstead. Und
während einer Erstaufführung in Kalifornien identifizierten einige der Zuschauer
das wilde Mädchen, welches dem Affengott geopfert werden sollte, als eine bei
der lokalen Castingagentur gut bekannte
Statistin.
Am 15. März 1930 erlebte Ingagi
(1930) erlebte seine offizielle Premiere
seine Premiere in Chicago. Das Echo
der Öffentlichkeit ließ nicht lange auf
sich warten. Bereits eine Woche nach der
Aufführung reagierte die MPPDA und
modifizierte den Hays Code dahingehend, dass „sexuelle Abartigkeiten oder
darauf bezogene Rückschlüsse verboten“
seien. Dies war die Reaktion auf die Andeutung in Ingagi, dass der getötete Gorilla der Liebhaber einer der wilden Frauen gewesen sei. Außerdem war „Nacktheit niemals zu erlauben“, denn Ingagi
(1930) hatte auch hier eine Grenze überschritten. Auf dem Filmplakat war die
junge Frau bei ihrer ohne Brustwarzen zu
sehen. Doch dies war ein Fall von Selbstzensur der Plakatmaler. In der originalen
Szene des Films, welche als Vorlage für
Abbildung 2.12: Filmplakat, 3-Sheet, USA
das Plakat dient, sind ihre Brüste unbe1930
deckt und deutlich zu erkennen. Auch die
anderen Frauen in dem Film sind oberhalb der Taille unbekleidet, wenngleich auch nur
schemenhaft zu erkennen.
Das Medieninteresse war groß und die Schlagzeilen um den Film sorgten dafür,
dass Ingagi (1930) zu einem enormen Publikumserfolg wurde. Als der Film am 5.
April 1930 in San Francisco seinen ersten regulären Kinostart erlebte, erwies sich der
Film als eine wahre Goldgrube. Der Film lief im Orpheum, einem einst berühmten
27
Das Dokument des Grauens
Vaudeville-Theater, welches den Grundstein zu einer neuen Filmgesellschaft namens
Radio-Keith-Orpheum legte, besser bekannt als RKO. Die Lobby des Theaters wurde mit gemalten Plakaten über Afrika ausstaffiert, ausgestopfte Hyänen und ein Zebra standen herum, ebenso wie eine Gazelle und ein sie angreifender Löwe. Um den
Ticketschalter wurde eine Strohhütte gebaut und ein versteckter Schallplattenspieler
sorgte für eine Geräuschkulisse aus Tönen des Dschungels. Ingagi (1930) legte den
erfolgreichsten Kinostart des Jahres hin; er spielte fast 4.000 Dollar am ersten Tag ein,
bei einem durchschnittlichen Ticketpreis von etwa 80 Cent. RKO ließ daraufhin noch
weitere Kopien anfertigen und startete den Film in den anderen Theatern Kaliforniens.
Im Mai wurde der Film in insgesamt 14 Städten gezeigt - für eine unabhängige kleine
Produktion war dies sehr beachtlich.
Das Medienecho wurde hierdurch noch verstärkt und Ingagi (1930) wurde als
„Gorilla-Sexfilm“ bekannt. In Ohio wurde der Film wegen der Betrugsvorwürfe und
der bloßen Brüste in der Opferszene verboten. Im Juli kam es zu einer Plagiatsklage
in New York, als die Lady Mackenzie Film Company reklamierte, dass etliches Material in Ingagi (1930) in Wahrheit aus der eigenen Produktion Heart of Africa (1914)
stammte. Congo Pictures verlor den Prozess und musste im November 1930 eine Strafe
von 150.000 Dollar zahlen. Dies war ein Klacks, denn am Ende spielte Ingagi (1930)
die Rekordsumme von etwa 4 Millionen Dollar ein.
Selbstverständlich blieb der Erfolg nicht unbeachtet und es erschienen Nachfolger. Der sexuelle Aspekt wurde durch Filme wie Love Life of a Gorilla (1937) und
Forbidden Adventure in Angkor (1935) ausgeschlachtet. Ingagi (1930) erhielt auch
ein Sequel namens Son of Ingagi (1940), welches mit seinem Vorgänger aber nur den
Namen gemeinsam hat. Der interessanteste Ableger des Films ist jedoch ein Film der
RKO, welcher ebenfalls von einem Eingeborenenstamm erzählt, welcher einem Gorilla Menschenopfer bringt: King Kong (1933).
Terrors (1930)14 war eine kleine Independent-Produktion aus England, produziert
und inszeniert von Erle O. Smith. Smith war ein Privatfilmer, der nach Terrors (1930)
sofort wieder aus der Filmgeschichte verschwand; Gleiches gilt auch für die Darsteller
in dieser Familienproduktion.
Schon der Titel von Terrors (1930) deutete darauf hin, worum es in dem Film
gehen sollte: schreckliche Monster. Und in der Tat, prähistorische Monster spielen in
dem 47 Minuten kurzen Film die Hauptrolle - und irgendwie dann doch wieder nicht,
denn die Monster sind so gut wie gar nicht gar nicht zu sehen. Stattdessen erzählen
zwei schottische Buben ihren erstaunten Zuhörern von einem Abenteuer. Angeblich
waren die Jungs damit beschäftigt, einen Tunnel von England nach Australien zu graben und stießen dabei auf eben diese monströsen Ungeheuer. Die Buben wehren sich
14
Terrors (Sound Films, UK 1930, Produktion, Regie, Drehbuch: Erle O. Smith, Darsteller: Erle
Smith Sr., Ronald Smith, Graham Smith, Ernest Ware, Nellie Ware, William Ware, Bildformat: 1.20:1,
Tonformat: Western Electric Sound System, Laufzeit: ca. 47 Minuten)
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2. 1930
mit ihren Dudelsäcken, denn deren enervierendes Geräusch schlägt die Monster in die
Flucht.
Terrors (1930) war als Kleinproduktion wenig in den Kinos zu sehen und dementsprechend hat auch keine Kopie des Films bis heute überlebt.
Ein unheimliches Monster war auch
in The Sea Bat (1930)15 zu sehen. Es ein
historisch sehr interessanter Film, der jedoch leider hinter den Erwartungen zurückbleibt. Interessant ist er, weil Boris
Karloff mitspielt und die Handlung des
Films Ähnlichkeiten mit Steven Spielbergs Jaws (1975) aufweist.
Auf der fiktiven tropischen Insel Portuga leben Schwammtaucher. Im Meer
vor der Insel haust ein Manta mit ausgeprägtem Jagdinstinkt, welchen die Taucher furchtvoll Teufelsrochen nennen. Abbildung 2.13: Der Manta aus The Sea
Die verführerische Nina ist mit einem Bat (1930) greift an
dieser Schwammtaucher liiert. Ihr Liebster fällt jedoch der Kreatur zum Opfer. In einem grenzenlosen Anflug von Trauer
nimmt sie an einem Voodoo-Ritual teil und verflucht die todbringende See.
Ein neuer Liebhaber ist jedoch nicht fern. Nina muss sich mit Händen und Füßen
gegen die ständig betrunkenen Arbeiter Juan, Limey und deren Freund, der unter dem
Namen The Corsican bekannt ist, zur Wehr setzen. Aber ihr Herz gehört einem Neuankömmling auf der Insel, dem Priester Sims. Nina weiß nicht, dass es sich bei Sims in
Wahrheit um einen entflohenen Sträfling von der nahegelegenen Gefängnisinsel Devils
Island handelt ...
Der Film verfolgt die Horrorelemente nicht zielstrebig genug, um ein wirklich befriedigender Film zu sein. Die Liebesgeschichte erweist sich hier als störend und es
wäre besser gewesen, Lionel Barrymore hätte sich bei dieser Regiearbeit mehr auf die
Motive des Voodoo und des Ungeheuers konzentriert. Das Ergebnis ist leider unausgegorenen und bleibt ein durchschnittlicher Thriller.
Die herausragenden Höhepunkte des Films sind die beiden Angriffe des Mantas
und Nina, welche in einem verdächtig durchsichtigen Kleid im nächtlichen Regen ihren Gefühlen freien Lauf lässt und sich den okkulten Voodoo-Ritualen hingibt.
15
The Sea Bat (Metro-Goldwyn-Mayer, USA 1930, Regie: Wesley Ruggles, Lionel Barrymore, Drehbuch: Dorothy Yost, Bess Meredyth, John Howard Lawson, Kamera: Ira H. Morgan, Darsteller: Raquel
Torres, Charles Bickford, Nils Asther, George F. Marion, John Miljan, Boris Karloff, Gibson Gowland, Edmund Breese, Mathilde Comont, Mack Swain, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Western Electric
Sound System, Laufzeit: ca. 73 Minuten)
29
Das Dokument des Grauens
Boris Karloff ist leider nur eine Randnotiz. Die Anzahl seiner Szenen lässt sich an
den Fingern einer Hand abzählen und, für eine spätere Horrorikone nicht gerade eine
Empfehlung, er muss sogar außerhalb der Leinwand sterben.
Lionel Barrymore, welcher sowohl
als Schauspieler als auch als Regisseur
sehr viel Prestige erarbeitet hatte, offenbart mit diesem Film auch seine Probleme im Umgang mit dem Ton. Er inszenierte den Film wie einen Stummfilm
und wer weiß, vielleicht wäre es auch
besser ein solcher geworden. Zumindest
würden dann die spanischen Charaktere
nicht mit französischem Akzent sprechen. Zu Barrymores Verteidigung darf
jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass der
eigentliche Regisseur Wesley Ruggles
Abbildung 2.14: Boris Karloff (links) als war, der den Film auch produzierte, und
The Corsican auf einem Aushangsfoto zu sich selbst während den laufenden DrehThe Sea Bat (1930)
arbeiten durch Lionel Barrymore ersetzte - und Derartiges hat einem Film nur in
den allerseltensten Fällen gut getan.
In Outward Bound (1930)16 finden sich die Passagiere eines Schiffes inmitten
einer nebelverhangenen Nacht in einem Rettungsboot wieder. Anfangs sind sie noch
verwirrt, weil sie sich nicht erklären können, wie sie in diese Situation gekommen sind.
Aber dann dämmert es ihnen: Sie sind Tote auf ihrer letzten Reise.
Lediglich ein junges Liebespaar unterscheidet sich von den anderen. Sie begingen
Selbstmord und möglicherweise waren sie noch am Leben, als die Schiffskatastrophe
eintrat. Einer nach dem anderen muss nun vor Thompson the Examiner treten und seine
Geschichte erzählen.
Von dem Film gibt es ein recht bekanntes Remake mit dem Titel Between Two
Worlds (1944), aber auch dieses Original ist erwähnenswert. Die Schauspieler agieren
zwar sehr theaterhaft, aber der Film gleicht dies durch eine interessante Atmosphäre
wieder aus. Robert Milton leistete fundierte Arbeit und die Besetzung ist mit Douglas
Fairbanks jr., Leslie Howard, Montagu Love und Helen Chandler auch nicht zu verachten. Hal Mohrs Kameraarbeit ist sehenswert.
16
Outward Bound (Warner Bros., USA 1930, Regie: Robert Milton, Drehbuch: J. Grubb Alexander, nach dem Bühnenstück von Sutton Vane, Kamera: Hal Mohr, Darsteller: Leslie Howard, Douglas
Fairbanks jr., Beryl Mercer, Helen Chandler, Montagu Love, Lyonel Watts, Alison Skipworth, Alec B.
Francis, Dudley Diggs, Bildformat: 1.33:1, Tonformat: Vitaphone, Laufzeit: ca. 82 Minuten)
30
2. 1930
Paramounts The Return of Dr. Fu Manchu (1930)17 war die Fortsetzung des im
Vorjahr erschienenen The Mysterious Dr. Fu Manchu (1929) und schließt fast nahtlos an den erfolgreichen ersten Auftritt des bösen asiatischen Verbrechers an.
Der erste Auftritt Dr. Fu Manchus
endete im Jahr zuvor mit einem Selbstmord. Doch der Schein trügt. Wir erfahren in dieser Fortsetzung, dass Dr. Fu
Manchu sich in Wirklichkeit ein Gift injizierte, welches ihn scheintot machte. Auf
seiner Beerdigung gelingt dem mörderischen Genie die Flucht durch eine Klapptür an seinem Sarg.
Fortan beseelt Dr. Fu Manchu der
Gedanke an Rache. Er reist nach England, um mit den beiden Männern abzurechnen, welche er für den Tod sei- Abbildung 2.15: Dr. Fu Manchu und sein
ner Frau und seines Kindes verantwort- Gegenspieler Nayland Smith in The Relich macht: Inspektor Nayland Smith von turn of Dr. Fu Manchu (1930)
Scotland Yard sowie Dr. Jack Petrie. Natürlich strebt Dr. Fu Manchu weiterhin nach der Weltherrschaft und zur Umsetzung
seines Zieles zwingt er Dr. Petrie zur Entwicklung einer Droge, welche Katalepsie
verursacht. Somit steht erneut nur Nayland Smith bereit, um die Welt ein weiteres Mal
vor dem Superschurken zu retten, und es beginnt ein erneutes Katz-und-Maus-Spiel
mit hohem Gefahrenpotenzial für den Gesetzeshüter.
Für The Return of Dr. Fu Manchu (1930) schlüpften erneut die Hauptdarsteller
des Vorgängerfilms in ihre bekannten Rollen: Neil Hamilton, der in diesem Jahr auch
in The Cat Creeps (1930) zu sehen war, spielte Dr. Jack Petrie, O.P. Heggie war wieder als Nayland Smith zu sehen und Warner Oland, der später vor allem als Darsteller
des asiatischen Detektivs Charlie Chan berühmt wurde, spielte Dr. Fu Manchu. Doch
trotz der identischen Besetzung enttäuschte The Return of Dr. Fu Manchu (1930)
im Vergleich zum Vorgänger. Der Film ist langatmig, statisch, die Schauspieler wirken
lustlos und die Dialoge sind aufgesetzt, die Inszenierung ist handwerklich drittklassig und der Film in der Summe eine furchtbare Schlaftablette. Der Streifen ist nur für
hartgesottene Fans des bösartigen Chinesen und Sammler interessant. Dennoch sollte
bereits im Jahr danach ein weiterer Film entstehen, Daughter of the Dragon (1931).
17
The Return of Dr. Fu Manchu, aka New Adventures of Dr. Fu Manchu (Paramount, USA 1930,
Regie: Roland V. Lee, Drehbuch: Lloyd Corrigan, Florence Ryerson, basierend auf Charakteren von
Sax Rohmer, Kamera: Archie Stout, Darsteller: Warner Oland, Oliver Peters Heggie, Jean Arthur, Neil
Hamilton, Evelyn Hall, William Austin, Margaret Fealy, Shayle Gardner, Evelyn Selbie, Bildformat:
1.20:1, Tonformat: Western Electric Sound System, Laufzeit: ca. 73 Minuten)
31
Das Dokument des Grauens
Der Andere (1930)18 von Robert Wiene ist das Remake von Max Macks Stummfilm Der Andere (1913), der wiederum eine inoffizielle Verfilmung von Robert Louis
Stevensons The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde war. Wienes Neuverfilmung
konzentriert sich primär auf die psychologischen Motive der Vorlage, weshalb der Horror hier stark vernachlässigt wird.
Der Film erzählt von einem Staatsanwalt, Dr. Hallers. Dieser verfolgt tagsüber
mit harter Hand das Verbrechen und die Prostitution. Des Nachts jedoch ist der „der
Andere“ und treibt sich als dieser in den Rotlichtvierteln herum. Dieses zweite Ich des
Staatsanwalts verliebt sich in Amalie Frieben, eine als „Rote Male“ bekannte Person,
welche Staatsanwalt Hallers als ihren größten Feind betrachtet.
Amalie erkennt Hallers in ihrem zwielichtigen Verehrer nicht wieder und überredet ihn, Staatsanwalt Hallers zu töten. Der Andere stimmt zu und bricht in Hallers
Haus ein. Er hat einen Komplizen, den Gastwirt Dickert. Dickert hat das Nachsehen,
als in Hallers Haus eine Verwandlung einsetzt und sich der Andere wieder in Hallers
verwandelt; Hallers bezichtigt Dickert des Einbruchs und lässt ihn verhaften.
Die Schizophrenie Hallers wird durch seine Verwandlung öffentlich und zu einer
lebenslangen Behandlung in einer Anstalt verurteilt. Hallers jedoch erkämpft sich jedoch seine Freiheit wieder, indem er gegen sein zweites Ich die Oberhand behält und
als geheilt entlassen werden kann.
Der Andere (1930) ist Robert Wienes erster Tonfilm und als solcher relativ gut
gelungen. Die erzählte Geschichte ist schäbig und auch die ganze Inszenierung spiegelt den Grundtenor des deutschen Films jener Tage, doch der Einsatz von Dialogen
und die schauspielerischen Leistungen überzeugen. Erwähnenswert ist hier vor allem
Heinrich George, der Darsteller des Gastwirts Dickert; Heinrich George war ein respektierter deutscher Darsteller und Vater von Götz George, der es in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bis an die Spitze der Popularität in Deutschland
brachte.
Der Andere (1930) existiert in zwei verschiedenen deutschen Fassungen; die bei
der Uraufführung in Berlin gezeigte Originalfassung von 98 Minuten Länge, sowie eine gestraffte Version von 91 Minuten Spielzeit. Beide Fassungen wurden in Deutschland mit einem Jugendverbot belegt.
Robert Wiene drehte außerdem ein französischsprachiges Remake von Der Andere (1930) mit dem Titel Le procureur Hallers (1930)19 , welches auch in den USA
18
Der Andere, aka Staatsanwalt Hallers, aka The Other One, (Terra-Film AG, Deutschland 1930,
Regie: Robert Wiene, Drehbuch: Johannes Brandt, nach Motiven von Robert Louis Stevenson und dem
gleichnamigen Bühnenstück von Paul Lindau, Kamera: Nicolas Farkas, Musik: Artur Guttmann, Friedrich Holländer, Will Meisel, Darsteller: Fritz Kortner, Käthe von Nagy, Heinrich George, Hermine
Sterler, Ursula van Diemen, Eduard von Winterstein, Oskar Sima, Julius Falkenstein, Paul Bildt, Otto
Stössel, Emil Heyse, Hans Ahrens, Bildformat: 1.37:1, Tonformat: Tobis Klangfilm, Laufzeit: ca. 98
Minuten)
19
Le procureur Hallers, aka L’autre, (Films Albatros, Frankreich 1930, Regie: Robert Wiene, Drehbuch: Johannes Brandt, Jean Guitton, nach Motiven von Robert Louis Stevenson und dem Bühnenstück
Der Andere von Paul Lindau, Kamera: Nicolas Farkas, Musik: Artur Guttmann, Will Meisel, Albert Val-
32
2. 1930
aufgeführt wurde. Diese Fassung des Films gilt heute als verschollen.
Ebenfalls sowohl Verfilmung eines
klassischen Horrorromans als auch Tonfilmremake eines Stummfilmes ist eine Regiearbeit Richard Oswalds. In Alraune (1930)20 , der bislang vierten Verfilmung des Romans von Hanns Heinz
Ewers, ist erneut Brigitte Helm in der Titelrolle zu sehen.
Richard Oswald war klar, dass erst
zwei Jahre vergangen waren, seit Brigitte Helm in Galeens Film für Aufsehen
sorgte und dass seinem Film hierdurch
(zu Recht) der fade Beigeschmack des
schnellen Geldes anheften würde. Oswald sagte sich, dass sich sein Film auf
jedem Fall von seinem Vorgänger unterscheiden müsse und in seiner bodenlosen
Inkompetenz beschloss er, seinen Film
als möglichst realistisches Werk erscheinen zu lassen und bat auch Brigitte Helm,
von ihrer Darstellung eines Vamps AbAbbildung 2.16: Filmplakat, Deutschland
stand zu nehmen.
1930
Das Resultat ist ein Film, welchen
man nach dem Ansehen gerne wieder aus der Erinnerung tilgen möchte. Oswald hatte
nicht ansatzweise verstanden, wie die Geschichte um Alraune funktioniert. Sowohl der
Roman als auch Galeens Film leben von der stillen Perversion der Geschichte um die
aus dem Samen eines Erhängten und dem Leib einer Prostituierten künstlich gezeugten, Männer vernichtenden Frau. Dieser Faktor, von dem das ganze Gelingen eines
Filmes abhängt, fehlt in Alraune (1930) vollständig. Stattdessen finden Unmengen
schier endlos scheinender Dialoge statt; Zeugnisse davon, dass Oswald hier vor allem
aus dem noch jungen Medium des Tonfilms Profit schlagen wollte.
32 Jahre später wurde der Roman ein weiteres und bislang letztes Mal verfilmt.
Alraune (1952) bringt durch seine Hauptdarstellerin Hildegard Knef die Perversion
sien, Darsteller: Jean-Max, Colette Darfeuil, Suzanne Delmas, Florelle, Georges Colin, Henry Krauss,
Charles Barrois, Bill Stoessel, Alfred Pallon, Bildformat: 1.37:1, Tonformat: Tobis Klangfilm, Laufzeit:
ca. 95 Minuten)
20
Alraune, aka Daughter of Evil (UFA, Deutschland 1930, Regie: Richard Oswald, Drehbuch:
Charlie Roellinghoff, Richard Weisbach, nach dem gleichnamigen Roman von Hanns Heinz Ewers,
Kamera: Günther Krampf, Darsteller: Brigitte Helm, Albert Bassermann, Harald Paulsen, Bernhard
Goetzke, Käthe Haack, Adolf E. Licho, Agnes Straub, Martin Kosleck, Bildformat: 1.33:1, Tonformat:
Tobis-Klangfilm, Laufzeit: ca. 103 Minuten)
33
Das Dokument des Grauens
und Laszivität wieder zurück, aber auch dieser Film kann trotz einer exquisiten Besetzung mit Erich von Strohheim und Karlheinz Böhm nicht begeistern. Somit bleibt
interessierten Filmfreunden und interessierten Kennern von Ewers’ berühmter Vorlage
nur der Griff zu Galeens Stummfilm aus dem Jahr 1928.
Conrad Veidt sah mit dem Durchbruch des Tonfilms ein Problem auf sich
zukommen. Er war der festen Überzeugung, dass dieser in Hollywood das Ende seiner Karriere bedeuten würde, denn
sein Englisch war mit einem deutlichen
deutschen Akzent versehen. 1930 verließ
er daher die USA und begab sich zurück
nach Deutschland.
Einer der ersten Filme, die nach seiner Rückkehr entstanden, war Rasputin: Dämon der Frauen (1930)21 . Veidt
spielt Rasputin, den Hypnotiseur und
Wunderheiler am Hofe des russischen
Zaren. Dessen Widersacher beschließen,
ihn zu töten. Doch am Ende zeigt er sich
am Ende sehr resistent gegen die Bemühungen, ihn ins Jenseits zu schicken.
Der Schwerpunkt dieses Films liegt
in Rasputins Wirkung auf die Frauenwelt, wie sich aus dem Titel bereits erahnen lässt. Conrad Veidt gibt sich Mühe,
Abbildung 2.17: Filmplakat, Spanien 1932 den Film durch ein möglichst dämonisch
aussehendes Schauspiel zu retten, aber
dieser Versuch scheitert. Veidt ist in der Rolle unglaubwürdig und der sehr durchschnittliche Film letztlich nur aus historischen Gründen interessant. Ansonsten handelt
es sich um ein völlig misslungenes Werk. Der Film erlebte dann auch erst im Februar
1932 seine Uraufführung.
In einer Nebenrolle ist die späterhin in Deutschland sehr beliebte Schauspielerin
Brigitte Horney zu sehen.
21
Rasputin: Dämon der Frauen, aka Der Dämon der Frauen, aka Rasputin, Demon with Wives
(Gottschalk Tonfilm, Deutschland 1930, Regie: Adolf Trotz, Drehbuch: Ossip Dymow, Adolf Lantz,
Conrad Linz, Kamera: Curt Courant, Darsteller: Conrad Veidt, Paul Otto, Hermine Sterler, Kenny Rive,
Karl Ludwig Diehl, Alexandra Sorina, Brigitte Horney, Friedrich Gnaß, Paul Henkels, Laufzeit: ca. 82
Minuten)
34
2. 1930
Birds of Prey (1930)22 ist ein weiterer Mysterythriller, der seine Stimmung vor
allem aus der Darstellung des nächtlichen Treibens in einem alten Anwesen bezieht.
Arthur Hilton wird während einer Feier auf seinem Landsitz ermordet. Seine Mörder
sind während des Films bekannt, doch deren Inszenierung des Mordes ist so geschickt,
dass sie durch die anderen Anwesenden ein hervorragendes Alibi haben. Dementsprechend droht der Mord als Selbstmord abgehakt zu werden, doch dann kommt ein Liebespärchen ins Spiel und das kleine, die Mörder überführende Detail dann doch noch
aufgedeckt.
Der Film war nicht sehr erfolgreich. Im britischen Original 98 Minuten lang, wurde die von RKO in den USA vertriebene Fassung um 20 Minuten gekürzt und unter
dem alternativen Titel The Perfect Alibi in den amerikanischen Kinos gezeigt.
Frank Borzages Liliom (1930)23 erzählt von dem zwielichten Jahrmarktsgesellen und Frauenprügler Liliom. Die
Kellnerin Julie verliebt sich in ihn. Nachdem die beiden einen Abend miteinander verbracht haben, verlieren sie ihre
Jobs. Liliom ist zu faul zum Arbeiten,
also muss Julie sich und ihn versorgen.
Erst als Liliom erfährt, dass Julie von
ihm schwanger ist, fühlt er sich verpflichtet, Geld nach Hause zu bringen. ehrliche
Arbeit interessiert ihn jedoch nicht, sondern er lässt sich auf einen Raub ein. Dieser geht schief und auf der Flucht vor der
Polizei ersticht sich Liliom selbst.
Nach seinem Tod landet Liliom im
Fegefeuer. Er bekommt aber die Chance,
ein letztes Mal zur Erde zurückzukehren,
um dort Julie und seine Tochter für einen
einzigen Tag zu sehen.
Abbildung 2.18: Filmplakat, USA 1930
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Ferenc Molnár und ist eher missraten. Die Sets sind von recht
22
Birds of Prey, aka The Perfect Alibi (Associated Talking Pictures, UK 1930, Produktion, Regie:
Basil Dean, Drehbuch: Basil Dean, A.A. Milne, nach dem Bühnenstück The Fourth Wall von A.A.
Milne, Kamera: Jack McKenzie, Musik: Ernest Iving, Darsteller: Robert Loraine, Warwick Ward, Frank
Lawton, C. Aubrey Smith, Dorothy Boyd, Ellis Jeffreys, Nigel Bruce, Jack Hawkins, Laufzeit: ca. 98
Minuten)
23
Liliom (Fox Film Corporation, USA 1930, Regie: Frank Borzage, Drehbuch: S.N. Behrman, Sonya
Levien, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ferenc Molnár, Kamera: Chester Lyons, Musik:
Richard Fall, Darsteller: Charles Farrell, Rose Hobart, Estelle Taylor, H.B. Warner, Lee Tracy, Walter
Abel, Laufzeit: ca. 94 Minuten)
35
Das Dokument des Grauens
billiger Natur und der Hauptdarsteller Charles Farrell eine Fehlbesetzung. Die häusliche Gewalt tolerierende Geschichte ist zumindest zweifelhaft.
Das einzige echte Highlight des Films ist der zweite Tod Lilioms. In dieser Szene
braust der Zug, welcher Liliom am Ende in den Himmel befördert, von einer in der
Nähe liegenden Achterbahn herab und hält vor Lilioms Fenster, um ihn einsteigen zu
lassen.
Liliom (1930) ist angesichts der durchaus eindrucksvollen Filmografie Frank Borzages eine Enttäuschung und wurde von der Kritik seinerzeit zerrissen. Der fade moralische Beigeschmack des Films sorgte vielerorts für Empörung und in einigen Ländern
zu massiven Kürzungen oder vollständigen Verboten. Der Stoff wurde drei Jahre später deutlich eindrucksvoller von Fritz Lang in Liliom (1933) verfilmt, und noch ein
weiteres Mal in Form eines Musicals als Carousel (1956).
Ein unattraktiver aber reicher Deutscher erfährt in Such Men Are Dangerous (1930)24 , dass seine Frau ihn nur
seines Geldes wegen geheiratet hat. Also
springt er zu Beginn des Films aus einem
Flugzeug. Doch dieser Selbstmord ist nur
inszeniert. Er taucht unter und lässt sein
Gesicht chirurgisch in in jenes eines hübscheren Mannes verwandeln. So beginnt
er ein neues Leben und getrieben von
dem Wunsch nach Rache an seiner Frau
treibt es ihn nach Paris, wo diese sich niedergelassen hat und von ihrer Erbschaft
Abbildung 2.19: Catherine Dale Owen als
lebt.
Witwe und Warner Baxter als der vermeintDer Film wurde vor allem wegen es
liche Tote in Such Men Are Dangerous
echten Dramas bekannt. Als einige Mit(1930)
glieder der Filmcrew sich auf der Hinreise zu einem Drehort befanden, stießen ihre beiden Flugzeuge zusammen. Die Bilanz:
10 Tote, darunter auch der Regisseur Kenneth Hawks, der Bruder von Howard Hawks.
In einer kleinen Nebenrolle ist Bela Lugosi als der plastische Chirurg zu sehen, welcher dem angeblichen Selbstmörder ein neues Gesicht modelliert.
Der Film ist Standardware der Fox Film, was nach dem tragischen Tod des Regisseurs und der Crew auch nicht weiter verwundert. Die Handlungsmotive der Protagonisten sind wenig nachvollziehbar und weder die Geschichte noch der Film selbst bieten
positive Überraschungen. Richten Sie sich auf einen durchschnittlichen Film inklusive
der für die Fox damals typischen schauderhaften Gesangsnummer in der Filmmitte ein
24
Such Men Are Dangerous (Fox Film Corporation, USA 1930, Regie: Kenneth Hawks, Drehbuch:
Ernest Vajda, nach einer Geschichte von Elinor Glyn, Kamera: George Eastman, L. William O’Connell,
Darsteller: Warner Baxter, Catherine Dale Owen, Hedda Hopper, Claude Allister, Albert Conti, Bela
Lugosi, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Western Electric Sound System, Laufzeit: ca. 83 Minuten)
36
2. 1930
und sie können durchaus etwas Freude haben, aber aus heutiger Sicht dient der Film
primär der Befriedigung historischer Neugier.
Dass Originalität auch nicht unbedingt eine Stärke der Fox Film war, zeigt
Scotland Yard (1930)25 , einem thematisch sehr eng mit Such Men Are Dangerous (1930) verwandten Film. Es ist
die Zeit des Ersten Weltkriegs. Der Kriminelle Dakin Barrolles befindet sich auf
der Flucht vor der Polizei, nachdem ein
Bankraub nicht so verlief, wie von ihm
gewünscht. Auf der Flucht trifft er auf ein
Bankiersehepaar und stiehlt von der Frau
ein Medaillon, welches ein Porträt ihres
Mannes beinhaltet.
Später, immer noch auf der Flucht
vor der Polizei, sieht sich Barrolles gezwungen, sich bei der Armee als Freiwilliger zu melden. Er wird an die Front
geschafft und im Kampfeinsatz schwer
verletzt, sein Gesicht zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Der Feldchirurg, welcher sich um den Schwerverletzten kümmert, findet das Medaillon und nimmt
fälschlicherweise an, bei dem Mann auf Abbildung 2.20: Filmplakat, USA 1930
der Fotografie handele es sich um den
Entstellten. Also beginnt er, Barrolles Gesicht nach dieser Vorlage zu rekonstruieren.
Wie es der Zufall so will, landete auch der echte Bankier an der Front und wird
vermisst. Somit ist nach dem Ende des Krieges der Weg für Barrolles frei, sich nicht
nur des Vermögens des Bankiers zu bemächtigen, sondern auch seiner Ehefrau.
Scotland Yard (1930) ist eine preiswerte Produktion ohne hohen qualitativen Anspruch. Dies spiegelt sich vor allem im wenig glaubhaften Drehbuch, aber auch in der
Ausstattung wieder. Ein gutes Beispiel ist die Darstellung der Doppelrolle des Kriminellen und des Bankiers, verkörpert von Edmund Lowe, dessen Differenzierung sich
auf das Ankleben eines Schnurrbarts und einer Pappnase reduziert. Fox produzierte
ein Jahrzehnt später ein melodramatischeres Remake gleichen Namens, Scotland Yard
(1941). Dort ist dann allerdings, den Zeichen der Zeit entsprechend, von Horrorele25
Scotland Yard (Fox Film Corporation, USA 1930, Regie: William K. Howard, Drehbuch: Garrett Fort, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Denison Clift, Kamera: George Schneiderman,
Darsteller: Edmund Lowe, Joan Bennett, Donald Crisp, Georges Renavent, Lumsden Hare, David Torrence, Barbara Leonard, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Western Electric Sound System, Laufzeit: ca.
75 Minuten)
37
Das Dokument des Grauens
menten weithin nichts mehr spürbar, weshalb lediglich der Film von 1930 als Randnotiz in der Geschichte des Horrorfilms verbleibt..
Beginnend ab dem Jahr 1920 veröffentlichte der britische Auto Herman Cyril McNeile eine Romanserie um einen fiktionalen Veteranen des Ersten Weltkrieges namens
Bulldog Drummond. Drummond liebt den Krieg und das Abenteuer, er ist ein Gentleman und Lebemann, er hasst den Frieden, er liebt die Frauen. Aus heutiger Sicht ist
Bulldog Drummond ein Prototyp von James Bond. Da die Romane sehr beliebt waren,
durften natürlich auch Filme nicht fehlen und der vierte Film aus dieser Reihe war
Temple Tower (1930)26 .
In der Nähe von Bulldog Drummonds zuhause lässt sich eine Gruppe von Juwelendieben nieder, stilgerecht in einem alten Anwesen. Bulldog Drummond schreitet hier
natürlich ein. Verkompliziert wird die Geschichte durch einen Serienmörder, einen
maskierten Würger, welcher in London zu morden beginnt. Natürlich ist er einer der
Verbrecher aus der Bande, ebenso wie die geheimnisvolle Patricia, bei welcher sich am
Ende jedoch herausstellt, dass sie die Bande infiltrierte, um sich für ein vergangenes
Verbrechen zu rächen.
Von Temple Tower (1930) hat keine Kopie bis heute überlebt. Dies ist wahrscheinlich kein Unglück, denn die zeitgenössischen Kritiken waren vernichtend. Vor allem
Kenneth MacKenna soll ein extrem inkompetenter Hauptdarsteller gewesen sein und
auch der Rest der Inszenierung recht jämmerlich.
Für den französischen Markt war Le spectre vert (1930)27 bestimmt, die französische Fassung von MGMs im Vorjahr produzierten Film The Unholy Night (1929).
Bei der Originalversion saß Lionel Barrymore auf dem Regiestuhl, bei der französischsprachigen Fassung griff MGM hingegen auf Jacques Feyder zurück. Feyder war
ebenfalls ein alter Hase im Filmgeschäft, aber bei Weitem nicht so bekannt. Der Plot
ist noch der gleiche wie bei Barrymores Fassung, das Drehbuch wurde lediglich auf
französische Dialoge abgestimmt.
Ehemals hochrangige britische Offiziere im Ruhestand werden von einem Serienmörder dahingerafft. Alle Opfer dienten im gleichen indischen Regiment, was natürlich bei den noch lebenden Kameraden eine gewisse Nervosität verursacht. Also
versammeln sich die Überlebenden im Anwesen von Lord Montague. Und, wie könnte es anders sein, sind am nächsten Morgen alle tot, mit Ausnahme von Lord Montague
26
Temple Tower (Fox Film Corporation, USA 1930, Regie: Donald Gallagher, Drehbuch: Llewellyn Hughes, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Herman Cyril McNeile, Kamera: Charles
G. Clarke, Darsteller: Kenneth MacKenna, Marceline Day, Henry B. Walthall, Cyril Chadwick, Peter Gawthorne, Ivan Linow, Frank Lanning, Yorke Sherwood, Bildformat: 1.20:1, Tonformat: Western
Electric Sound System, Laufzeit: ca. 58 Minuten)
27
Le spectre vert (Metro-Goldwyn-Mayer, USA 1930, Regie: Jacques Feyder, Drehbuch: Yves Mirander, nach einer Erzählung von Ben Hecht, Darsteller: André Luguet, Jetta Goudal, Pauline Garon,
Georges Renavent, Jules Raucourt, André Berley, Marcelle Corday, Youcca Troubetzkov, Arnold Korff,
Lionel Belmore, Georgette Rhodes, Albert Petit, Arthur Hurni, Sojin, Boris Karloff, Bildformat: 1.20:1,
Tonformat: Western Electric Sound System, Laufzeit: ca. 90 Minuten)
38
2. 1930
selbst. Inspektor Ramsay von Scotland Yard ermittelt und überführt den Mörder mithilfe zweier inszenierter Séancen; in der ersten Sitzung wird ein angeblicher Toter wieder
zum Leben erweckt und in der zweiten Séance der Mörder selbst zu einem Geständnis
gezwungen.
Wie bei alternativen Sprachfassungen damals üblich, wurde nicht nur der gesamte
Stab, sondern auch die meisten Darsteller gegenüber der englischsprachigen Originalversion ausgewechselt. Wir sehen jedoch Nebendarsteller ihre Rolle in der französischen Fassung wiederholen - am interessantesten dürfte jedoch ausgerechnet jener
sein, welcher es mit der Darstellung des indischen Anwalts Abdul bei keinem der beiden Filme zu einer namentlichen Nennung schaffte: Boris Karloff.
Wir bleiben nun in Frankreich und
werfen einen Blick auf einen Film, der,
wie der französische Originaltitel unmissverständlich klarstellt, nichts geringeres als das Ende der Welt heraufbeschwört: La fin du monde (1930)28 von
Abel Gance.
Der berühmte Astronom und Nobelpreisträger Martial Novalic entdeckt im
Sternbild der Zwillinge den Lexellkometen. Seine Berechnungen ergeben, dass
sich der Komet auf einem Kollisionskurs Abbildung 2.21: Filmplakat, Frankreich
mit der Erde befindet. In 114 Tagen wird 1931
die Welt untergehen. eine kleine Gruppe
um Martial Novalic möchte das Beste aus der Situation machen und die letzten Tage
vor dem Weltuntergang in irdischer Harmonie verbringen. Doch in der Realität steht
Europa vor einem Krieg und ein Wirtschaftskollaps zeichnet sich ab. Ist Martial Novalic ein Spinner? Der Börsenmakler Schomburg, der böse Gegenspieler Novalics und
dessen religiös angehauchten Bruders Jean, und die einen Börsenkollaps befürchtende französische Regierung versuchen ihr Möglichstes, um aus der Situation Profit zu
schlagen. Aber als der Komet am Himmel sichtbar wird, wird weltweit klar, dass die
Novalics recht haben. 32 Stunden vor dem Ende beten Teile der im Angesicht des
Todes vereinten Menschheit gemeinsam, während die andere Hälfte sich dem Feudalismus ergibt. Aufstände brechen aus, eine gigantische Orgie wird gefeiert. gigantische
Stürme brechen los, ebenso Flutwellen. Als sich die Bahnen der Erde und jene des Kometen kreuzen, hält Novalic eine Ansprache vor den Regierungen der Welt und sie
28
La fin du monde, aka The End of the World (L’Écran d’Art, USA 1930, Regie: Abel Gance,
Drehbuch: Jean Boyer, Abel Gance, H.S. Kraft, nach einer Erzählung von Carmille Flammarion, Kamera: Maurice Forster, Roger Hubert, Jules Kruger, Nikolas Roudakoff, Musik: Arthur Honegger, Maurice
Marthenot, Michel Levine, R. Siohan, Vladimir Zederbaum, Darsteller: Abel Gance, Colette Darfeuil,
Sylvie Grenade, Jeanne Brindeau, Samson Fainsilber, Georges Colin, Jean D’Yd, Victor Francen, Bildformat: 1.20:1, Laufzeit: ca. 105 Minuten)
39
Das Dokument des Grauens
beschließen tatsächlich, eine einzelne Weltregierung zu etablieren, welche die wenigen Überlebenden der Katastrophe aus den Trümmern in eine neue Zukunft führen
wird.
Mit La fin du monde (1930) wollte Abel Gance, der damals bedeutendste französische Regisseur, seinen gigantischen Napoleon (1927) in den Schatten stellen. La
fin du monde (1930) war der erste vollständige Tonfilm Frankreichs, doch damit gab
sich Abel Gance nicht zufrieden. Er ließ ein eigenes stereoskopisches Tonsystem entwickeln, welches, ähnlich wie sein von drei Projektoren gleichzeitig projizierter Napoleon (1927), den Zuschauer in das Gesehene eintauchen lassen sollte. die Spezialeffekte sollten alles bisher Gesehene übertrumpfen und die Orgienszene sollte selbst
die Massenszenen aus den Bibelfilmen Cecil B. De Milles mickrig erscheinen lassen.
Zwei Jahre arbeitete Abel Gance an dem Epos, welcher sein Schaffen krönen sollte
- und der sich am Ende als seine größte Niederlage herausstellen würde. La fin du
monde (1930) wurde kein Triumph, sondern ein künstlerisches und kommerzielles
Desaster unerhörten Ausmaßes, das „Heaven’s Gate“ der frühen Dreißiger.
Der Film verschwand nach einer katastrophalen Premiere am 23. Januar
1931 dermaßen schnell in der Versenkung, dass es heute schwerfällt, die Meinungen von Abel Gance und seiner Geldgeber zu erfahren. Es gibt Indizien und
Annahmen, aber kaum seriöse Berichte. Klar ist, dass Abel Gance ein Moralist war, welcher sich eine Aufgabe zuschrieb; bei La fin du monde (1930) sah
er die Welt offensichtlich am Rande eines moralischen und politischen Zerfalls
Abbildung 2.22: Martial Novalic entdeckt und er sah sich in der Position, mit seinem Film darauf hinzuweisen. Der Film
den Kometen, La fin du monde (1930)
ist eine nahezu hysterische Propaganda
für den Pazifismus und stellt dies über die erzählte Geschichte selbst, was den Film und
der von ihm transportierten Aussage wiederum schadet; Abel Gance schildert Probleme riesigen Ausmaßes, welche sich dann stets durch einfachste Methoden von oftmals
spiritueller Natur lösen lassen. Die Finanziers des Films müssen entsetzt gewesen sein,
als sie sahen, dass Abel Gance sogar sich selbst in der Rolle des Jesusdarstellers Jean
Novalic besetzte und sich selbst hierdurch in die Rolle eines Propheten erhob. Manche
Kritiker nennen Abel Gances Vorgehen Naivität, andere sehen darin Größenwahnsinn,
und Jean-Luc Godard hielt ihn gar für einen überbewerteten Verlierer.
Auch handwerklich ist der Film wenig beeindruckend. Die erste Generation von
Tonfilmregisseuren war noch recht holprig unterwegs und tastete sich in die neuen Bedingungen vor, bewegte sich keinesfalls selbstsicher in dem neuen Medium. auch auf
Abel Gance trifft das zu. Viele der Dialogszenen entstanden in einem Take pro Darsteller und die fertigen Szenen sind geprägt von unbeholfenen Schnitten. Die Actions40
2. 1930
zenen sind inszeniert wie jene in den Tagen des Stummfilms, teilweise sogar inklusive
Cliffhangern. Die Charaktere sind oberflächliche Stereotypen.
Aus Sicht von Abel Gance war der Film beim Ende der Dreharbeiten noch nicht
vollendet, aber die Geldgeber drehten ihm den Geldhahn zu und entbanden ihn von
dem Werk. Gances Stummfilm Napoleon (1927) hatte eine Laufzeit von knapp vier
Stunden und es wäre verwunderlich, wenn Gance bei La fin du monde (1930) in
kleineren Dimensionen gedacht hatte. Die Laufzeit der Premierenfassung betrug 105
Minuten. 1934 erschien der Film dann offiziell, auch in den USA, und dort betrug die
Länge nur noch schlappe 54 Minuten; wir haben es also mit einer Kürzung um fast
50% zu tun. In dieser Fassung wurden unter anderem fast alle Szenen, in welchen
Abel Gance als Prediger Jean zu sehen ist, eliminiert. Die Schnitte reduzierten die
Qualität noch zusätzlich, es gibt Sprünge im Ton, die Handlung ist teilweise nicht
mehr nachvollziehbar und wirr.
Eine Leistung vollbrachte der Film unfreiwillig dennoch: Er holte Abel Gance wieder von seiner Umlaufbahn um Wolke 7 auf die Erde zurück. La fin du monde (1930)
ruinierte ihn finanziell beinahe vollständig und es War Abel Gance nicht mehr möglich, weiterhin als freies Radikal durch die französische Filmlandschaft zu irrlichtern.
Stattdessen musste er sich auf „sicheres Terrain“ begeben, also Filme und Auftragsarbeiten, deren Ziele sich noch innerhalb der Grenzen der unternehmerischen und künstlerischen Vernunft bewegten.
Die 20er Jahre waren die Blütezeit des komischen Slapsticks. Sie brachten Komödianten wie Charlie Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd hervor, welche Hollywood mit ihren Filmen und immer gleichen Charakteren prägten. Heute eher unbekannt war der britische Darsteller Walter Forde, der in einer Vielzahl von Filmen
die Kunstfigur „Walter“ verkörperte. Zu Beginn der Dreißiger wollte Walter Forde auf
den Regiestuhl wechseln und inszenierte daher munter drauflos. Eine seiner frühestens
Regiearbeiten war The Last Hour (1930)29 . Ein verbrecherischer Prinz namens Nicola sammelt eine Bande von Spionen um sich und bringt einen Todesstrahl in seinen
Besitz. Mit diesem versenkt er Handelsschiffe und holt Flugzeuge vom Himmel, um
an deren Fracht zu gelangen. Sein Hauptziel ist jedoch London, er möchte die Stadt
zerstören.
Das Hauptproblem des Films ist sein Regisseur. Was eine abstruse, aber dennoch
interessante Geschichte hätte sein können, verkommt zu einer Komödie.
29
The Last Hour (Nettlefold Films, UK 1930, Regie: Walter Forde, Drehbuch: H. Fowler Mear,
nach einem Bühnenstück von Charles Bennett, Kamera: Arthur Honegger, Maurice Marthenot, Michel
Levine, R. Siohan, Vladimir Zederbaum, Darsteller: Stewart Rome, Richard Cooper, Kathleen Vaughan,
Alexander Field, Wilfred Shine, James Raglan, George Bealby, Frank Arlton, Bill Shine, Bildformat:
1.20:1, Laufzeit: ca. 77 Minuten)
41
Das Dokument des Grauens
Wirklich misslungen ist auch Just Imagine (1930)30 . Der Film ist im Kern eine
Dystopie, er schildert eine wenig wünschenswerte Zukunft. Im Jahr 1980 haben sich
die Welt und die Menschen verändert. Namen wurden abgeschafft und durch Nummernkürzel ersetzt. Autos fahren nicht mehr durch die Straßen, sondern fliegen zwischen den Wolkenkratzern umher. Essen wird in Tablettenform gereicht. Kinder werden in Röhren gezüchtet. Hochzeiten müssen vom Staat genehmigt werden.
Der Film dreht sich um einen jungen Mann namens „Single O“, der gerne seine Liebste „LN-18“heiraten möchte. Um dies zu dürfen, muss er die Staatsvertreter erst davon überzeugen, dass er
dies auch wirklich verdient. Zu diesem
Zweck wird er Mitglied der Besatzung
einer Rakete zum Mars. Dort finden die
Männer dann eine Zivilisation auf dem
roten Planeten. Die Marsmenschen haben eine andere Kultur und Sprache, aber
sie sind trotzdem äußerlich identisch mit
den Erdbewohnern, ja sogar echte Kopien.
In Just Imagine (1930) steckt eine
Vielzahl hochinteressanter Ansätze. Der
Ausblick in die Zukunft ist visionär. Viele Details wie Fernseher und sich selbstöffnende Türen sind Realität. Konzepte
wie die fliegenden Autos und Namensverzicht wurden von populären Filmen
wie THX 1138 oder Le cinquième élément (1997) aufgegriffen. Und staatlich
reglementiertes Privat- und Familienleben ist in einigen Staaten schon lange
Realität. Das Ganze ist verbunden mit einem visuellen Konzept im Stil von MeAbbildung 2.23: Filmplakat, USA 1930
tropolis (1927) und ausgefeilten Spezialeffekten. 1931 wurde Just Imagine (1930) sogar für den Oscar der besten künstlerischen Leitung nominiert. Das klingt vielversprechend. Aber leider entspricht das Resultat nicht den Erwartungen.
Das hauptsächliche Problem des Films ist, dass die Fox Film das Potenzial des
Films nicht erkannte oder falsch einschätzte. So liegt der konzeptionelle Schwerpunkt
30
Just Imagine (Fox Film, USA 1930, Regie: David Butler, Drehbuch: David Butler, Buddy G.
DeSylva, Lew Brown, Ray Henderson, Kamera: Ernest Palmer, Musik: Hugo Friedhofer, Darsteller:
El Brendel, Maureen O’Sullivan, John Garrick, Marjorie White, Frank Albertson, Hobart Bosworth,
Mischa Auer, Ivan Linow, Joyzelle, Wilfred Lucas, Bildformat: 1.20:1, Laufzeit: ca. 113 Minuten)
42
2. 1930
ausgerechnet auf Humor und Musik. Und als ob dies nicht schon schlimm genug wäre,
sind diese beiden Aspekte auch wenig überzeugend umgesetzt. Der Humor ist unbeholfen und weitgehend unlustig bis unfreiwillig komisch. Die Musiknummern sind
unterirdisch schlecht.
Schauen Sie sich den Film an, wenn sie Maureen O’Sullivan, Spezialeffekte und
Visionen sehen möchten, doch erwarten Sie keinen Film, der sich ernsthaft einer Dystopie widmet. Ansonsten haben Sie 109 qualvolle Minuten vor sich - dies ist die heute
noch erhaltene Länge des Films, die originale Schnittfassung war noch um vier Minuten länger.
Lange Zeit war die Existenz von The
Voice from the Sky (1930)31
unbestätigt. Der Hauptdarsteller Hal Taliaferro, der unter dem Künstlernamen
Wally Wales bekannt war, schrieb im Oktober 1974 dem Filmhistoriker Bill G.
Rainey folgende Zeilen:
„Es war ein Hollywoodfilm aus der
Anfangszeit des Tonfilms, als noch niemand wusste, wie man Filme mit Ton
machen sollte. Ich bezweifle sehr, dass
er jemals veröffentlicht wurde. Er muss
ziemlich SCHLECHT gewesen sein!
Niemand schien zu wissen, was wir da
tun."[2]
Nun, Wally lag etwas falsch. Lange
Zeit belegte nur eine Vertriebsanzeige,
dass das Serial überhaupt fertiggestellt
worden war. Aber es wurden zwischen- Abbildung 2.24: Vertriebsanzeige, 1930
zeitlich Zeitungsanzeigen von Kinos gefunden, welche belegen, dass The Voice from the Sky (1930) eine Veröffentlichung
31
The Voice from the Sky (Ben Wilson Productions, USA 1930, Regie: Ben Wilson, Drehbuch: Robert Dillon, Kamera: William Nobles, Darsteller: Wally Wales, Jean Dolores, Robert Walker, J.P. Lockney, Al Haskell, Cliff Lyons, John Mc. Callum, Merle Farris)
Episoden: 01 - Doomed,
02 - The Cave of Horror,
03 - The Man from Nowhere,
04 - Danger Ahead,
05 - Desperate Deeds,
06 - Trail of Vengeance,
07 - The Scarlet Scourge,
08 - Trapped by Fate,
09 - The Pit of Peril,
10 - Hearts of Steel
43
Das Dokument des Grauens
erlebte, wenngleich auch nur in einem kleinen Rahmen. Auch wurde zwischenzeitlich
eine Tonaufnahme entdeckt, auf welcher ein Stück Tonspur aus der ersten Episode des
Serials sowie die titelgebende "Stimme aus dem Himmel" zu hören ist.
Das Serial dreht sich um einen Wissenschaftler, welcher entdeckt, dass er die in der
Atmosphäre der Erde vorhandene Energie bündeln kann. Als gottgleiche Stimme lässt
er seine Stimme aus dem Himmel auf die Einwohner einer Großstadt hereinprasseln
und droht ihnen mit der Vernichtung, sollten seine Bedingungen nicht erfüllt werden.
Bekämpft wird er in den insgesamt zehn Episoden dann von einem jungen Detektiv
und dessen Verlobter.
Spooks (1930)32 ist ein Zeichentrickfilm Universals aus der Serie um Oswald den
Hasen. Diese Serie war einer von vielen Versuchen, auf der Welle des Erfolg der Kurzfilme von Walt Disney mitzureiten, allerdings erreichte diese Kopie bei weitem nicht
die inhaltliche Qualität des Originals. Intelligenter Humor wurde vorwiegend durch
Schenkelklopfer niedrigeren Niveaus ersetzt. So auch in diesem Film, in welchem ein
Skelett sich in eine Oper begibt, um dort den weiblichen Gesangsstar zu entführen.
Nur zu dumm, dass es die Liebste von Oswald dem Hasen ist, der sofort zur Rettung
schreitet. Der Film ist vor allem als Hommage an Lon Chaneys Auftritt in The Phantom of the Opera (1925) bemerkenswert.
In der Cinémathèque Française in Paris existiert noch eine Kopie des überflüssigsten aller Tonfilm-Remakes, eines wahren Sakrilegs. Die zwölfte Stunde: Eine Nacht
des Grauens (1930)33 ist eine halbgare Vertonung von Murnaus Meisterwerk Nosferatu: Eine Symphonie des Grauens (1922), welche ohne das Wissen Murnaus entstand.
Für diesen Film wurde Murnaus Original umgeschnitten und um einige Szenen
verlängert, deren Herkunft nicht mehr einwandfrei geklärt werden kann, aber bei welchen es sich wahrscheinlich um unbenutzte Originalszenen der Praha Film handelt.
Es handelt sich um Szenen einer (im Nachhinein zensierten) Totenmesse, einer Hochzeit und eines Volkstanzes. Der Anfang des Films wurde entfernt und an dessen Ende
gesetzt, um ein weniger verstörendes happy ending zu erzwingen. Der Vampir erhielt
den Namen Fürst Wollkoff und für die Szene der Totenmesse wurde der neue Charakter des Priesters eingeführt, dargestellt durch Hans Behal. Das Ganze wurde dann noch
mit Musik versehen und in das Gewand einer „künstlerischen Adaption“ verpackt, bevor Kopien des Machwerks sogar in die USA verschifft wurden.
Doch nun haben wir wirklich genug über die unbedeutenderen Produktionen dieses Filmjahres gesprochen. Wenden wir uns jetzt im nächsten Kapitel einem Film zu,
welcher im Gegensatz zu den zuletzt erwähnten Produktionen die Prädikate „gut“,
„künstlerisch“, „anspruchsvoll“, und „mutig“ in sich vereint.
32
Spooks (Universal, USA 1930, Regie: Walter Lantz, Musik: James Dietrich, Länge: ca. 6 Minuten)
Die zwölfte Stunde: Eine Nacht des Grauens, aka The Twelfth Hour (Deutsche Filmproduktion,
Deutschland 1930, Regie: Dr. Waldemar Roger, Musik: Georg Fliebiger)
33
44
Literaturverzeichnis
[1] John T. Soister, Of Gods and Monsters: A Critical Guide to Universal Studios’
Science Fiction, Horror and Mystery Films, 1929-1939, McFarland & Company, Inc., S. 74f.
[2] Michael H. Price, George E. Turner, Forgotten Horrors: Early Talkie Chillers
from Poverty Row, A.S. Barnes and Co., S. 27
[3] Andréa
Fernandes,
Iconic
America,
http://www.mentalfloss.com/blogs/archives/22639
Mental_Floss,
[4] Die Rekonstruktion der Taten Peter Kürtens erfolgte unter Nutzung von Protokollen des Gerichtsprozesses, zeitgenössischen Artikeln und Fotografien aus
der Tageszeitung Düsseldorfer Nachrichten, dem Artikel Todesurteile von
G.H. Mostar und R.A. Stemmle aus Kriminalreport, Ausgabe 1964, S. 219307, sowie Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf von Elisabeth
Lenk (Hrsg.) und Katharina Kaever (Hrsg.), Eichborn 1997, 1. Auflage, ISBN
3821841567
[5] J.A. Aberdeen, Hollywood Renegades,
http://www.cobbles.com/simpp_archive/ftc-case_into.htm
[6] http://www.oas.org/juridico/mla/fr/hti/fr_hti_penal.html
605
Index
Étrange aventure de David Gray, L’, siehe Vampyr: Der Traum des Allan Grey
(1932)
28 Days Later (2002), 228, 579
5 tombe per un medium (1965), 603
Abbot and Costello Meet Dr. Jekyll and
Mr. Hyde (1953), 296
Abbot and Costello Meet The Killer, Boris Karloff (1949), 296
Abbott and Costello Meet the Invisible
Man (1951), 318
Adventures of David Gray, siehe Vampyr:
Der Traum des Allan Grey (1932)
Alien (1979), 323
Alien vs. Predator (2004), 239
Alien: Resurrection (1997), 348
Alligator People, The (1959), 335
Alraune (1930), 33, 33
Alraune (1952), 33
Altered States (1980), 305
Amazing Transparent Man, The (1960),
194
American Gothic (1988), 147
Amityville 3-D (1983), 65
Andere, Der (1913), 32, 290
Andere, Der (1930), 31, 32
Angel Heart (1987), 608, 609
Arsenic and Old Lace (1941), 181
Autre, L’, siehe Procureur Hallers, Le
(1930)
Bat Whispers, The (1930), 59, 60, 63–65,
69–75, 77, 91
Bat, The (1926), 60, 62, 63, 72
Beast With Five Fingers, The (1946), 181,
535, 536
Believers, The (1987), 608
Belle et la bête, La (1946), 54
Bells, The (1926), 438
Bells, The (1931), 438
606
Benson Murder Case, The (1930), 19, 19–
21
Between Two Worlds (1944), 30
Beyond Re-Animator (2003), 347
Billy the Kid vs. Dracula (1966), 262
Birds of Prey (1930), 34
Bishop Murder Case, The (1930), 17, 17,
18
Black Cat, The (1934), 92
Black Christmas (1974), 173
Black Moon (1934), 606
Black Waters (1929), 524
Blackenstein (1972), 269
Blacula (1972), 269
Blade af Satans bog (1921), 544, 545
Blood for Dracula (1974), 273
Blood of a Poet, The, siehe Sang d’un
poète, Le (1930)
Blood of Frankenstein (1970), 479
Bluebeard (1944), 92, 194
Blut eines Dichters, Das, siehe Sang d’un
poète, Le (1930)
Bowery at Midnight (1942), 596
Brain of Blood (1972), 479
Bride of Frankenstein (1935), 92, 277,
346, 367, 386, 405
Bride of Frankenstein, The (1935), 220,
233, 282
Bride of Re-Animator (1990), 346
Bride, The (1985), 282–284
Bud Abbott and Lou Costello Meet Frankenstein (1948), 242, 243
Cabinet des Dr. Caligari (1919), 379, 535
Cabinet des Dr. Caligari, Das (1919), 3,
227
Canary Murder Case, The (1929), 17–19,
21
Carnival of Souls (1962), 602
Castle of Doom, siehe Vampyr: Der
Traum des Allan Grey (1932)
Filmindex
Dawn of the Dead (1978), 149, 340
Dawn of the Dead (2004), 579
Day of the Dead (1985), 343, 344
Dead One, The (1961), 602
Dementia (1955), 479
Der Golem: Wie er in die Welt kam
(1920), 3
Die Nibelungen (1924), 176
Doctor Blood’s Coffin (1961), 603
Doctor X (1931), 366
Doctor X (1932), 91, 512
Dr. Cyclops (1940), 334
Dr. Frankenstein on Campus (1970), 265
Dr. Hekyl and Mr. Hype (1980), 307, 308
Dr. Jekyll and Hyde ... Together Again
(1982), 308
Dr. Jekyll and Hyde... Together Again
(1982), 308
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1908), 3
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920), 180, 210,
394, 422, 516
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920,I), 227,
290–292
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920,II), 291,
292
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1931), 293, 294,
314, 389, 393–397, 399–401, 406, 408,
413, 414, 416, 433–437, 440, 453, 516
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1932), 456
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1941), 294, 436
Dr. Jekyll and Mr. Hyde Rock ’n’ Roll
Musical, The (2003), 312
Dr. Jekyll and Mr. Hyde, Doing to a Frazzle (1914), 290
Dämon der Frauen, Der, siehe Rasputin:
Dr. Jekyll and Ms. Hyde (1995), 310
Dämon der Frauen (1930)
Dr. Jekyll and Sister Hyde (1971), 304
Dangerous Affair, A (1931), 439
Dr. Jekyll und Mr. Hyde, siehe Dr. Jekyll
Dante’s Inferno (1924), 524
and Mr. Hyde (1931)
Das Cabinet des Dr. Caligari (1919), 533
Daughter of Dr. Jekyll (1957), 194, 297, Dr. Jekyll y el Hombre Lobo (1971), 302
Dr. Jekylls Dungeon of Death (1980), 306
298
Dr. Mabuse (1922), 176
Daughter of Evil, siehe Alraune (1930)
Daughter of the Dragon (1931), 439, 439 Dr. Pyckle and Mr. Pryde (1925), 290
Cat and the Canary, The (1927), 15, 17,
63, 69
Cat Creeps, The (1930), 14, 14–17, 31, 63,
124
Cat Creeps, The (1946), 16, 409
Cat’s Nightmare, A, siehe Cat’s Out, The
(1931)
Cat’s Nightmare, The, siehe Cat’s Out,
The (1931)
Cat’s Out, The (1931), 438, 438
Chelovek-nevidimka (1984), 320
Chien andalou, Un (1928), 45, 506
Chien andalou, Un(1928), 55
Christine (1983), 148
City Under the Sea, The (1965), 337
Coffin Maker, The (1928), 356
Colossus of New York, The (1958), 258
Corpse Vanishes, the (1942), 479
Countess Dracula’s Orgy of Blood (2004),
303
Crazies, The (1973), 149
Creature from the Black Lagoon, The
(1954), 22
Creeping Shadows (1931), 439, 439
Creepshow (1982), 148, 606
Cuerpo del delito, El (1930), 21, 21, 22,
127
Cujo (1983), 148
Curse of Frankenstein (1957), 255, 256
Curse of Frankenstein, The (1957), 243,
245, 253
Curse of the Fly (1965), 328, 329, 332
Curucu: Beast of the Amazon (1956), 503
607
Das Dokument des Grauens
Drácula (1931), 123, 123–126, 128–130,
132–135, 137–140, 142–144, 437, 512
Drácula contra Frankenstein (1972), 270
Dracula (1921, I), 83
Dracula (1921, II), 83
Dracula (1930), 4, 9, 81, 81, 90, 91,
93, 94, 96–98, 100–105, 107–109, 112,
118–120, 123, 124, 128–144, 173, 353,
355, 357, 358, 364, 369, 375, 388, 393,
399, 436, 437, 453, 456, 464, 486, 507,
511, 517, 518, 534
Dracula (1958), 111
Dracula (1992), 101, 102
Dracula vs. Frankenstein (1971), 266,
267, 279
Dracula’s Daughter (1936), 111, 116, 396,
408
Drums of Jeopardy (1931), 440
Duality of Man, The (1910), 290
Eaten Alive (1977), 149
Edgar Allan Poe’s Tales of Terror (1962),
181
Edge of Sanity (1988), 309
Ein seltsamer Fall (1914), 290
El hombre invisible ataca (1967), 318
Ella Lola, á la Trilby (1898), 206
End of the World, The, siehe Fin du monde, La (1930)
Eraserhead (1975), 506
Eve’s Bayou (1997), 609
Evil Dead, The (1982), 215
Evil of Frankenstein, The (1964), 247,
249
Exorcist, The (1973), 65
Faust (1960), 179
Fearless Frank (1967), 263
Fearless Vampire Killers, The (1967), 101
Figlia di Frankenstein (1971), 267
Figlia di Frankenstein, La (1971), 267
Fin du monde, La (1930), 39, 40, 41
Firestarter (1984), 332, 339, 340
608
Flesh for Frankenstein (1973), 273–275
Fly 2, The (1989), 331, 332
Fly, The (1958), 324–326, 328, 329, 332
Fly, The (1986), 329–331
Forbidden Adventure in Angkor (1935),
28
Forbidden Love, siehe Freaks (1932)
Four Skulls of Jonathan Drake, The
(1959), 607
Frankenhooker (1990), 284
Frankenstein (1910), 3, 227, 231, 353, 356
Frankenstein (1931), 4, 230, 231, 234,
269, 277, 351, 352, 355, 359, 360, 362–
367, 369, 371, 374, 375, 378–380, 386,
388–390, 434–437, 440, 444, 453, 456,
458, 511, 512, 514, 515, 523, 532, 535
Frankenstein (1994), 287
Frankenstein (20??, II), 289
Frankenstein (20??, III), 290
Frankenstein 1970 (1958), 256, 257
Frankenstein 90 (1984), 280, 281
Frankenstein ´80 (1972), 273
Frankenstein all’italiana (1975), 277
Frankenstein and the Monster From Hell
(1974), 253, 254
Frankenstein and the Monster from Hell
(1974), 254
Frankenstein Created Woman (1967), 249
Frankenstein Island (1981), 279, 280
Frankenstein Meets the Wolf Man (1943),
237, 238
Frankenstein Must Be Destroyed (1969),
250, 252, 253, 278
Frankenstein Unbound (1990), 285, 286
Frankenstein’s Army (2012), 288, 289
Frankenstein’s Daughter (1958), 259, 260
Frankenweenie (1984), 281, 282, 288
Frankenweenie (2012), 288
Freaks (1932), 12, 447, 453–456, 462,
465–467, 470–472, 477–481, 486, 487,
499–508, 511, 549
Freddy vs. Jason (2003), 239
Filmindex
Furankenshutain no kaijû: Sanda tai Gaira House of Frankenstein (1944), 92, 239,
380
(1968), 262
Furankenshutain tai chitei kaijû Baragon House on Skull Mountain, The (1974),
607
(1965), 260–262, 288, 289
How to Make a Monster (1958), 256
Human Centipede (First Sequence), The
Galaxina (1980), 479
(2009), 342, 343
Gaslight (1944), 409
Gato y el canario, El, siehe Voluntad del Human Centipede (Fist Sequence), The
(2009), 348
muerto, La (1930)
Geheimnis des Dr. Mirakel, Das, siehe Hunchback of Notre Dame, The (1923), 4,
89, 94, 516
Murders in the Rue Morgue (1932)
Hunger, The (1983), 102
Ghost Breakers, The (1940), 594, 595
Ghost of Frankenstein (1942), 236, 406
I Was a Teenage Frankenstein (1957), 255
Ghost Train, The (1931), 441, 441
Ghost Walks, The, siehe Dangerous Affair I Was a Teenage Werewolf (1957), 255
I, Frankenstein (2013), 289
(1931)
I, Monster (1971), 304
Gojira (1954), 261, 318
I Spit on Your Grave (2010), 149
Gojira tai Hedora (1971), 255
Golem: Wie er in die Welt kam, Der I Walked With a Zombie (1943), 596, 597,
599, 605
(1920), 382
Ilorona, La (1933), 22
Gorilla Mystery, The (1930), 24, 25
Ilsa: She-Wolf of the SS (1974), 338, 339
Gorilla, The (1927), 23
Incredibly Strange Creatures Who StopGorilla, The (1930), 23, 23
ped Living and Became Mixed-Up
Graa dame, Den (1909), 3
Zombies, The (1964), 603
Gran amor del Conde Drácula, El (1970),
Ingagi (1930), 25, 26–28
303
Invasion of the Body Snatchers (1978),
Green Murder Case, The (1929), 17
263
Greene Murder Case, The (1929), 21
Invisible Agent, The (1942), 315, 316,
Gritos en la noche (1962), 319
407
Invisible Invaders (1959), 600–602, 604
Häxan (1922), 545
Invisible Man (1933), 313
Halloween (1978), 173
Invisible Man Returns, The (1940), 313
Hell-O-Vision (1936), 501
Henry: Portrait of a Serial Killer (1986), Invisible Man’s Revenge, The (1944), 92,
316, 317
173
Invisible Man’s Revenge, the (1944), 409
Hollow Man (2000), 322, 323
Horror of Frankenstein, The (1970), 252, Invisible Man, The (1933), 4, 312–314,
322, 323, 329, 406
253
Invisible Man, the (1933), 92
Horror of Party Beach, The (1964), 602
Hound of the Baskervilles, The (1931), Invisible Maniac, The (1990), 321
Invisible Woman, The (1940), 314–316
441
Island of Lost Souls (1932), 225, 596
House of 1000 Corpses (2003), 506
Island of Lost Souls (1933), 467
House of Dracula (1945), 240–242
609
Das Dokument des Grauens
It Came from Beneath the Sea (1955), 91
Januskopf, Der (1920), 83, 86, 290, 292
Jaws (1975), 29
Jekyll Hyde: The Musical (2001), 312
Jesse James Meets Frankenstein’s Daughter (1966), 262, 263
Juif polonais, Le (1931), 438
Jurassic Park (1993), 336
Just Imagine (1930), 42, 42
Kennel Murder Case, The (1933), 19
King Kong (1933), 4, 28, 366, 472, 512,
524, 537
King of the Wild (1931), 441, 444
King of the Zombies (1941), 463, 595,
596
Land of the Dead (2005), 579
Last Hour, The (1930), 41
Last House on the Left (2009), 149
Leopard Lady, The (1928), 513
Lightning Warrior, The (1931), 444, 445
Liliom (1930), 35, 36
Liliom (1933), 36
Limping Man, The, siehe Creeping Shadows (1931)
London After Midnight (1927), 85, 123,
506
M (1931), 168, 171, 171–174, 177–182,
191, 193, 194, 198–201, 437
M: Eine Stadt sucht einen Mörder, siehe
M (1931)
Mörder unter uns, siehe M (1931)
Müde Tod, Der (1921), 176
Mad Doctor of Blood Island (1968), 260
Mad Genius, The (1931), 445, 445, 446
Mad Ghoul, The (1943), 409
Mad Love (1935), 181, 467
Mad Monster Party (1967), 302
Maldición de Frankenstein, La (1972),
271, 272
610
Man from Planet X, The (1951), 194, 298
Man Who Laughs, The (1928), 89, 210,
461, 516
Mangler, The (1996), 148
Maniac (1934), 501
Manoir du diable, Le (1896), 3
Marca del Hombro-lobo, La (1968), 264
Marihuana (1936), 501
Mark of Terror, siehe Drums of Jeopardy
(1931)
Mark of the Vampire (1935), 148, 149,
406
Mary Reilly (1996), 311
Maximum Overdrive (1986), 148
Memoirs of an Invisible Man (1992), 321,
322
Mesa of Lost Women (1952), 479
Metropolis (1926), 171, 172, 176, 178,
200, 229
Metropolis (1927), 42, 550
Midnight Mystery (1930), 22
Miss Jekyll and Madame Hyde (1915),
290
Monster (2003), 173
Monster Show, The, siehe Freaks (1932)
Monster, The (1925), 60, 62, 72, 228
Monstrous del terror, Los (1969), 264
Monstruos del terror, Los (1969), 264
Monstruos del terror, Los (1970), 303
Morde in der Rue Morgue, siehe Murders
in the Rue Morgue (1932)
Most Dangerous Game, The (1932), 366,
396, 511, 524
Mother’s Day (2010), 149
Mummy’s Curse, The (1944), 407
Mummy’s Ghost, The (1944), 92
Mummy’s Hand, The (1940), 471
Mummy’s Tomb, The (1942), 471
Mummy, The (1932), 4, 463, 511, 524
Murder by the Clock (1931), 396, 446
Murders in the Rue Morgie (1932), 512
Filmindex
Picture of Dorian Gray, The (1945), 405
Piel que habito, La (2011), 223
Plague of the Zombies, The (1966), 603,
604
Plan 9 from Outer Space (1959), 602
Polish Jew, The, siehe Juif polonais, Le
(1931)
Poltergeist (1982), 50
Nachts, wenn Dracula erwacht (1969), Princess and the Frog, The (2009), 610
Procureur Hallers, Le (1930), 32
270
Psycho (1960), 173, 310
Narcotic (1932), 501
Nature’s Mistakes, siehe Freaks (1932)
New Adventures of Dr. Fu Manchu, siehe Rasputin, Demon with Wives, siehe Rasputin: Dämon der Frauen (1930)
Return of Dr. Fu Manchu, The (1930)
Night of the Living Dead (1968), 149, Rasputin: Dämon der Frauen (1930), 34
Rasuto Furankenshutain (1991), 286, 287
506, 580, 602, 604
Nosferatu: Eine Symphonie des Grauens Raven, The (1963), 181
(1922), 3, 44, 83, 95, 102, 103, 106, Re-Animator (1986), 345, 346
Reazione a catena (1971), 173
133, 390, 530
Not Against the Flesh, siehe Vampyr: Der Reefer Madness (1936), 503, 506
Return of Chandu, The (1934), 22
Traum des Allan Grey (1932)
Return of Dr. Fu Manchu, The (1930), 31,
Nutty Professor, The (1963), 300, 301
31, 439
Return of the Fly (1959), 326–329
Offspring, The (1987), 479
Revenge of Frankenstein, The (1958),
Old Dark House, The (1932), 366
245, 247
Omega Man, The (1971), 228
Revenge of the Zombies (1943), 92, 597,
Orgía del los muertos, La (1973), 303
598
Orlacs Hände (1924), 467
Revolt of the Zombies (1936), 594
Orlaks Hände (1924), 536
Rocky Horror Picture Show, The (1975),
Orphée (1950), 54
148, 277–279
Other One, The, siehe Andere, Der (1930)
Rojo Sangre (2004), 303
Outward Bound (1930), 30
Roma contro Roma (1964), 603
Peeping Tom (1959), 171, 173
Sang d’un poète, Le (1930), 45, 45, 46,
Penalty, The (1920), 4
51, 52, 54, 55
Perfect Alibi, The, siehe Birds of Prey
Santo contra la hija de Frankestein (1971),
(1930)
268
Pet Sematary (1989), 149, 486
Phantom of Paris, The (1931), 10, 448, Santo contra los zombies (1962), 603
Satan’s Sadists (1969), 266
467, 479
Phantom of the Opera, The (1925), 4, 9, Savage Intruder (1969), 413
Saw (2004), 18
16, 44, 89, 95, 136
Scared Stiff (1953), 595
Phantom, The (1931), 447
Murders in the Rue Morgue (1932), 11,
359, 424, 500, 511–517, 521, 524, 527,
529, 532, 534–537
Mysterious Dr. Fu Manchu, The (1929),
31, 439
Mystery of the Wax Museum (1933), 366,
406, 512
611
Das Dokument des Grauens
Scared the Death (1947), 479
Scotland Yard (1930), 37, 37
Sea Bat, The (1930), 29, 29, 30
Secret Witness, The (1931), 448
Sei donne per l’assassino (1964), 173
Seltsame Geschichte des David Gray, Die,
siehe Vampyr: Der Traum des Allan
Grey (1932)
Serpent and the Rainbow, The (1988), 593
Seven (1995), 18
Seven Footprints to Satan (1929), 479
She Freak (1967), 506
Sherlock Holmes Faces Death (1943), 409
Shining, The (1980), 73, 149
Show, The (1927), 455
Silence of the Lambs, The (1991), 173
Skæbnesvangre opfindelse, Den (1909),
290
Something Wicked this Way Comes
(1983), 479
Son of Dr. Jekyll, The (1951), 294, 296,
298
Son of Frankenstein (1939), 234, 236,
248, 277, 359, 401
Son of Ingagi (1940), 28
Soul of a Monster (1944), 409
Spanish Dracula, siehe Drácula (1931)
Spectre Vert, Le (1930), 38
Spider, The (1931), 449, 449
Spiral Staircase, The (1946), 72
Spooks (1930), 44
Spooks Run Wild (1940), 479
Staatsanwalt Hallers, siehe Andere, Der
(1930)
Strange Adventure of David Gray, The,
siehe Vampyr: Der Traum des Allan
Grey (1932)
Such Men Are Dangerous (1930), 36, 37
Sugar Hill (1974), 604
Svengali (1931), 125, 205, 206, 210–213,
217, 437, 445, 446, 453
Tarantula (1955), 334
612
Teenage Zombies (1959), 602
Temple Tower (1930), 38, 38
Terror
Il castello delle donne maledette (1974),
275
Terror by Night, siehe Secret Witness, The
(1931)
Terrors (1930), 28, 28, 29
Testament des Dr. Mabuse, Das (1932),
174, 201
Testament du Docteur Cordelier, Le
(1959), 298, 299, 311
Texas Chain Saw Massacre, The (1973),
149
Texas Chain Saw Massacre, The (1974),
173
The Bells (1931), 438
The Bride(1985), 283
The Two Faces of Dr. Jekyll (1960), 299,
300
Them
(1954), 599
Thirteenth Chair, The (1929), 406, 467
Thirteenth Chair, The (1937), 406
Tirlby (1923), 206
Tomei kaijin (1958), 318
Tomei ningen (1954), 318
Tower of London (1939), 406, 409
Trilby (1915), 206
Twelfth Hour, The, siehe Zwölfte Stunde:
Eine Nacht des Grauens, Die (1930)
Twilight People, The (1973), 260
Two Faces of Dr. Jekyll, The (1960), 299,
300, 307
Ultimo uomo della Terra (1964), 602
Undying Monster, The (1942), 407, 409
Unholy Night, The (1929), 38
Unholy Three, The (1925), 9, 454, 455
Unholy Three, The (1930), 9, 10–12, 24,
454
Unknown Purple, The (1923), 60, 62
Filmindex
Unknown, The (1927), 4, 455, 470, 480, Voodoo Island (1957), 606
Voodoo Man (1944), 92, 606
486, 507
Vredens dag (1943), 576
Vudú sangriento (1974), 607
Valley of the Zombies (1946), 91
Vampire, The, siehe Vampyr: Der Traum
Werewolf of London (1935), 424
des Allan Grey (1932)
West of Zanzibar (1928), 455, 465, 470,
Vampires, Les (1915–16), 62
498
Vampyr, siehe Vampyr: Der Traum des
White Zombie (1932), 534, 585, 594, 595,
Allan Grey (1932)
605
Vampyr (1932), 54
Vampyr: Der Traum des Allan Grey Wizard of Oz, The (1939), 12
(1932), 541, 542, 546–550, 555, 558, Wolf Man, the (1941), 4
Woman Eater, The (1958), 601
568, 574–576
Vampyr: L’Étrange aventure de David World War Z (2013), 579
Gray, siehe Vampyr: Der Traum des
Young Frankenstein (1974), 276, 277, 371
Allan Grey (1932)
Young Frankenstein (1975), 277
Vampyros Lesbos (1971), 270
Vertigo (1958), 191
Victor Frankenstein (1976), 279
Zombi Holocaust (1980), 341, 605
Vie amoureuse de l’homme invisible, La Zombies of Mora Tau (1957), 599, 600
Zombies of the Stratosphere (1952), 599
(1970), 319, 320
Zombies on Broadway (1945), 598, 600
Voice from the Sky, The (1930), 43, 43
Voluntad del muerto, La (1930), 16, 16, Zwölfte Stunde: Eine Nacht des Grauens,
Die (1930), 44
22, 124
613