Ausgabe 01/2009

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Ausgabe 01/2009
PLATANEN
- BLÄTTER
Inhalte:
Schönheit
wissenschaftlich
betrachtet
Das Leben ist
schön
Äußere Schönheit
Innere Schönheit
Schneewittchen
und die
Zaubergeige
Du, mein Wald
„Ich denke nicht in
Farben
und
schaue auch nicht
schwarz-weiß“
Macht Döner
schöner ?!?
Berlinale 2009 Bärenstarke Filme
und ein Held
Edgar Allan Poe:
Virtuose
des
Grauens - Meister
des Makabren
Rezept:
Kartoffel-QuarkBällchen
Was ist Schönheit ?
Zeitschrift von und für Menschen mit Herz , Seele und Verstand
Kennen lernen - Einander verstehen - In Verbindung bleiben
€ 0,-
19. Jahrgang
NUMMER 01/09
Platanenblätter 01/09
Inhaltsverzeichnis & Impressum
Titelthema: Was ist Schönheit ?
Rubriken:
S. 2 Rubriken u. Inhalt / Impressum
S. 3 Editorial
S. 4 Titelthema
-22
S.23 In eigener Sache & Ankündigung
S.24 Platanenblätterküche
Inhalt:
S. 4 Schönheit wissenschaftlich betrachtet
S. 5 Das Leben ist schön
S. 6 Schönheitswahn
S. 7 Innere Schönheit
S. 8 Rockmesse
S. 9 Schneewittchen und die Zaubergeige
S.10 Pauls Faible für Schönheit, wie er
sie interpretiert
S.11 Ich bin dann mal weg!
S.12 Du, mein Wald (Gedicht)
S.13 Erlebnisbericht von einer W e i h nachtsfahrt im Dez.2008
S.13 Frieden (Gedicht)
S.14 Meine schönsten Erinnerungen
S.16 „Ich denke nicht in Farben und
schaue auch nicht schwarz-weiß“
S.17 Macht Döner schöner?!?
S.17 Neues aus dem Reich der Mitte
S.17 Bilder mi t Pendel ausschlag
(Ausstellung)
S.19 Berlinale 2009 - Bärenstarke Filme
und ein Held
S.21 Virtuose des Grauens - Meister des
Makabren
S.23 Vorschau & KulturabendProgramm / Todesanzeige
S.24 Rezept: Kartoffel-Quark-Bällchen
Impressum
Herausgeber:
PLATANENBLÄTTER
Postanschrift:
Platane 19 e.V.
Redaktion „Platanenblätter“
Knobelsdorffstr. 15
14059 Berlin
ca. 4 Ausgaben/Kalenderjahr
Redaktionssitzungen:
Knobelsdorffstr. 15,
14059 Berlin - Charlottenburg
14-tägig
Mail:
platanenblaetter@platane19.de
V.I.S.d.P.: Hartmut Koch
Redaktion:
Hartmut Koch, Dietmar
Wibschek, Angelika Willig,
Evelin Jacobs u.a.
Layout:
Arnim Alexander & Hartmut
Koch
Nachdruck:
nur mit Genehmigung der
Redaktion
Namentlich
gekennzeichnete Beiträge
sind von den Autor/innen zu
verantworten
1. Auflage: 200
Preis der Ausgabe: 0 Euro
Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft
Konto: 31 186 - 08
BLZ: 100 205 00
Träger:
Platane 19 e.V.
Verein zur
Wiedereingliederung
psychisch Kranker e.V.
Knobelsdorffstr. 15
14059 Berlin
Die PLATANENBLÄTTER können in der Platane 19 e.V.
Wundtstr./ Knobelsdorffstr. 14059 Berlin abgeholt werden.
Wenn Sie uns frankierte Rückumschläge zusenden oder 5 € für vier
Ausgaben überweisen, können wir Ihnen die Zeitung auch zuschicken.
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Platanenblätter 01/09
Editorial
Liebe LeserInnen,
es ist wieder soweit, ihr haltet
endlich die erste Ausgabe des
Jahres
2009
eurer
liebgewonnenen Zeitung in den
Händen.
Von Anbeginn war Schönheit ein
Thema für die Menschen, sei es in
Form ihres Körperschmuckes
oder der Verzierung ihrer
Gebrauchsgegenstände -inklusive
der Waffen. Abbildungen,
Skulpturen von z.B. römischen,
griechischen, ägyptischen und
indischen Gottheiten spiegeln die
Vorstellungen von Schönheit
wider. Auch in der Baukunst
finden sie ihren Niederschlag. Die
Natur ihrerseits geizt, besonders
im Frühling, nicht mit ihren
Reizen. Das erzeugt einen
Widerhall in der Dichtung,
Malerei, Bildhauerei, Musik und im
Film. Bis in die Esskultur hinein
r e i c h e n
d i e
u n t e r
Schönheitsaspek ten
angerichteten
-national
unterschiedlichen- Speisen.
Sogar die Wissenschaft hat sich
dieses Themas in all seinen
Facetten angenommen. Erinnert
sei z.B. an den sog. „goldenen
Schnitt“.
Bei dem heute vorherrschenden
Schönheitswahn -die kosmetische
Chirurgie blüht wie nie,
Schönheitsschlaf und andere
Mittel werden propagiert- bleibt
die „innere Schönheit“ auf der
Strecke. Welche Konsequenzen
sich aus dieser Oberflächlichkeit
langfristig für das menschliche
Miteinander ergeben, wird sich
uns schmerzlich offenbaren wenn wir nicht gegensteuern!
Hilfe, bin ich das ?
V i e l
S p a ß
Schönheitsschmökern.
b e i m
Eure Redaktion
Achtung: Die neuen Abonnementbedingungen
bitte dem Impressum entnehmen!
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Platanenblätter 01/09
Wissenschaft & Schönheit
Schönheit wissenschaftlich betrachtet
Am Mittwoch, den 4.2.2009, sendete das
ZDF um 22:15 Uhr einen Beitrag zum
Thema Schönheit innerhalb der Reihe
“Abenteuer Forschung“. Durch die 1/2 stündige Sendung führte der Physiker
Harald Lesch. Dieser Artikel gibt einen Teil
des Inhalts wieder.
Schönheit, so begann es, öffnet den damit
bedachten im täglichen Leben oftmals Tür
und Tor. Wir halten schöne Menschen auch
gleich für intelligenter, kreativer, fleißiger
und sympathischer, denn Schönheit
entwaffnet das Gegenüber. Dem Reiz des
Schönen sind wir ausgeliefert. Zuviel
Schönheit erzeugt allerdings auch Neid,
Schöne werden manchmal nicht ernst
genommen.
Bereits seit unserer Geburt sind wir
Schönheit gegenüber positiv eingestellt.
Schon Babys haben den gleichen
Schönheitssinn wie Erwachsene und ein
Gespür dafür, ob ein Gesicht schön ist.
Kleinkinder
betrachten
diejenigen
Portraitfotos am längsten, die auch
Erwachsene schön finden. Auch scheint
das Schönheitsideal kulturübergreifend zu
sein. Gibt es sogar eine Formel für die
Schönheit?
Im Gesicht könnte dabei die Symmetrie von
großer Bedeutung sein, wie viele Tests
ergaben. Verletzungen oder Krankheiten
z.B.
können Asymmetrien im Gesicht erzeugen
und auf viele Betrachter abstoßend wirken.
4
(Wie ist es aber dann mit den oft
asymmetrischen Frisuren?)
Überlagert man per Computer viele
Gesichter des gleichen Geschlechts und
erzeugt damit ein Durchschnittsgesicht, so
wird dieses als am schönsten empfunden.
Vielleicht nicht nur wegen der Symmetrien,
sondern auch weil beim Mitteln eine
makellosere Haut entsteht.
Zwischen Männern und Frauen gibt es
dabei
einen
größeren
“kleinen
Unterschied“: Männer wirken anziehend mit
schmalen Wangen, einem markanten Kinn
und hohen Wangenknochen. Frauen haben
mehr Schönheitsfaktoren als die Männer,
wie weiten Augenabstand mit großen
Augen, schmalem Gesicht, vollen Lippen,
zierlichem
Kinn
und
hohen
Wangenknochen. All das signalisiert
Gesundheit. Zudem aktivieren kindliche
Züge
im
Frauengesicht
den
Beschützerinstinkt.
Die Schönheitsideale scheinen über viele
Generationen oft unverändert zu sein. Man
denke an die über 3000 Jahre alte Büste
der Nofretete!
Die Schönheitsideale mancher Kulturen
sind für uns aber schwer zugänglich.
Beispielsweise das “Volk der Giraffen“
zwischen Thailand und Birma. Dort
versuchen die Frauen durch
Stapeln von Messingringen einen
möglichst langen Hals zu
erwirken. Auch die Surra in
Äthopien mit ihren Lippentellern
sind uns eher fremd, obwohl so
manches Gesichtspiercing bei
uns in Europa ja auch in diese
Richtung tendiert.
Im Gegensatz zum Menschen ist
im Tierreich meist das Männchen
das “schönere“ Geschlecht, es ist
daher “Damenwahl“ sehr
verbreitet. Schönheit ist dabei oft
unpraktisch. Dem Pfau ist sein
Rad hinderlich wie auch das
Geweih des Hirsches unpraktisch
im Dickicht oder bei der Flucht.
Die Mähne des Löwen heizt ihn in
der Savanne stärker auf
(unpraktisch). Eine dunkle Mähne
aber weist bei ihm auf einen höheren
Testosteronspiegel
und
damit
auf
aggressiveres Verhalten hin. Das deutet auf
die Möglichkeit hin, später die Jungen
Platanenblätter 01/09
Wissenschaft & Schönheit
besser zu beschützen.
Das Signal: ich bin groß, stark und so gut,
ich kann es mir leisten, bunt und schön zu
sein!
Oftmals
ist
Sexualität
mit
ihrem
Werbeverhalten so wichtig, dass in Kauf
genommen wird, durch die SchönheitsBehinderung
Feinde
anzulocken.
Irgendwann aber beendet die natürliche
Auslese den Schönheitskult, es entsteht ein
Gleichgewicht zwischen sexueller Auslese
(Schönheit) und natürlicher Auslese
(angepasste Existenz im Lebensraum).
Der Mensch überträgt nun sogar seine
Schönheitsvorstellungen aufs Tierreich. So
kopiert er das Kindchenschema, welches
von
Babys
signalisiert
wird,
mit
Kulleraugen, einem runden Gesicht, und
kleinem
Kopf.
Dieses
löst
beim
Erwachsenen den Fürsorgereflex aus, auch
artübergreifend als Reaktion auf Tierbabys
(man denke an den Ansturm auf das
Eisbärenbaby “Knut“ im Berliner Zoo).
Eher unrühmlich verhält sich der Mensch
z.B. als Störfaktor bei der Züchtung von
Haustierrassen. In der Absicht seine
Schönheitsideale zu verwirklichen, geht es
oft zu Lasten der Tiere. Die Hunderasse
Kavalier King Charles versucht mit rundem
Kopf
und
kurzer
Schnauze
dem
Kindchenschema zu entsprechen. Die
Nebenwirkung
sind
neurologische
Störungen, möglicherweise weil ein Teil des
Schädels zu klein ist. Bei der englischen
Bulldogge sind die Kiefer stark verformt
worden. Der Schäferhund hat eine
ungesunde abfallende Rückenlinie, die ihm
gesundheitliche Schwierigkeiten bereiten
kann. Mit ihrem Vorfahren, dem Wolf haben
die meisten Hunderassen kaum noch etwas
gemeinsam. Abschließend noch einige
Bemerkungen vom Moderator Harald
Lesch:
• Die Evolution ist der Motor der
Entwicklung der belebten Natur und
Schönheit ist der Treibstoff für diesen
Motor.
• Schönheit ist das Schlachtfeld, auf dem
sich der Kampf der Geschlechter abspielt.
• Schönheit und Attraktivität sind eine
einladende Oberfläche.
• Innere Werte sind für uns Menschen
genauso wichtig und das ist doch schön so.
Dies alles nochmals, wie ich finde gut
zusammengefasst von einer Moderatorin
des “Radio Paradiso“ lautet: Schön ist alles,
was man mit Liebe betrachtet - Also
schauen wir uns liebevoll um!
(N.W.)
Das Leben ist schön
Durch sein auf Plattwurmniveau reduziertes
Rentnerdasein erfährt Paul beim täglichen
bzw. nächtlichen Fernsehkonsum in seinen
Lieblingsprogrammen „phönix“, „arte“,
„3sat“ oder ZDF-Info-Kanal zur Zeit sehr viel
über das Leben, weil 2009 zum Darwin-Jahr
erklärt worden ist, und deshalb sehr viele
Sendungen sich um die Artenvielfalt
ranken, die Darwin vor 150 Jahren in
seinem epochalen Werk „On the origin of
species“ (Über den Ursprung der
Artenvielfalt) theoretisch beschrieben hat,
und
die
inzwischen
von
vielen
Forschungsprojekten
wissenschaftlich
untermauert worden ist.
Diese Artenvielfalt auf unserem Planeten
findet Paul höchst interessant und, global
betrachtet, auch schön. Doch er fragt sich,
ob der Begriff „Schönheit“ hier berechtigt
ist. Einige der Produkte des Lebens, wozu
die Spezies „Mensch“ ja auch zählt, kann
Paul, abgesehen davon, wie er sich selbst
einschätzt, überhaupt nicht schön finden.
Menschen sind von ihrer äußeren Gestalt
her zwar, so meint Paul, wenn sie gewissen
Proportionen genügen, durchaus schön,
aber was ihre Handlungsweisen innerhalb
ihrer Spezies und auch gegenüber den
Spezies
aus Flora und Fauna betrifft,
historisch
gesehen,
eigentlich
von
zahlreichen Hässlichkeiten durchtränkt.
Andererseits sind viele Produkte der
Menschheit, also auch des Lebens, aus
Sicht Pauls durchaus schön, z. B. was
Kunst,
also
Bildhauerei,
Malerei,
Architektur, Musik und Dichtung betrifft,
und auch Wissenschaft und Forschung.
Sowohl global gesehen, als auch historisch,
soweit Paul davon weiß.
Das menschliche Hirn, dessen Ausbildung
in einem Zeitraum von 10000 Jahren zu dem
geworden ist, wie es sich heute noch
darstellt, ist damit, so meint Paul, das
Schönste, was je existiert hat und auch
existieren wird, weil durch sein Potential
erst all die Schönheiten des Lebens (leider
auch das Gegenteil, aber das ist wohl
5
Platanenblätter 01/09
Äußere Schönheit
zwingend notwendig, um überhaupt die
Möglichkeit der Definition zu haben) über
die Sinne wahrgenommen werden können.
Was Paul auch interessant und schön
findet, ist seine etwas absurde Fähigkeit,
sich auch eine schöne Welt auch ohne das
Leben vorstellen zu können. Dass diese
Welt tatsächlich existiert, wird Paul immer
klarer, wenn er sein geistiges Auge
unterhalb der belebten Erdkruste schweifen
lässt à la Jules Verne, der ja in einem seiner
Romane sehr fantasievoll die Reise zum
Mittelpunkt der Erde beschrieben hat. Paul
hat in einer Fernsehsendung erfahren, dass
unser Planet ursprünglich eine gasförmige
Kugel war, umkreist von einem festen
Zwillingsstern aus Eisen, der schließlich in
die Gaskugel stürzte und dabei implodierte.
So entstand der Eisenkern der heutigen
Erde samt ihrem Magnetfeld. Aus übrig
gebliebenen
Bruchstücken
des
Zwillingssterns formte sich im Laufe von
Jahrmillionen durch die Gravitation
schließlich unser Mond. Erst durch diesen
Umstand, so berichtete der Kommentator
der Sendung, wurde die Voraussetzung
geschaffen dafür, dass sich schließlich auf
unserer Erde das Leben bilden konnte.
Ach, dachte Paul damals, wenn ich diese
Implosion des Zwillingssterns hätte
„erleben“ können, z. B. auf dem Planeten
Krypton, der Heimat von Superman, dann
hätte ich auf die Entwicklung des „schönen
Lebens“ durchaus verzichten können,
einfach weil der Spezies Mensch dadurch
vieles Hässliche erspart geblieben wäre.
So ist Paul
eigennützig.
eben,
emotional
und
H. V.
Schönheitswahn
Es ist verständlich, dass ein Mensch der
einen Unfall erlitten hat, danach strebt,
möglichst bald wieder so auszusehen wie
vorher.
Verbrennungen sind besonders schwierig
und stellen Chirurgen vor fast unlösbare
Probleme. Meist braucht es mehrere OP‘s,
bis ein Gesicht wieder halbwegs hergestellt
ist.
In der breiten Öffentlichkeit gibt es
Anerkennung und Bewunderung für jeden
Unfallpatienten, der sich dieser Tortur
unterzieht.
Mit weniger Akzeptanz reagiert die
Öffentlichkeit,
wenn
es
um
Schönheitsoperationen von Teenagern
geht. In den USA ist ein regelrechter Boom
entstanden.
Dreizehnjährige
Girlies
wünschen sich von ihren Müttern zum
Geburtstag eine Brustvergrößerung. Jeder
Mensch mit gesundem Menschenverstand
muss jetzt aufhorchen. Ein Kind, das sich
eigentlich noch im Entwicklungsstadium
befindet, dessen Brust sich in den nächsten
Jahren von allein noch entwickeln wird, soll
vorzeitig zu einem größeren Körbchen
verholfen werden?
Welcher Wahn hat diese Mädchen befallen?
Wieso unterstützen Mütter ihre Töchter,
vielleicht weil sie selber aus Ersatzteilen
bestehen, nur wenig der Natur überlassen?
Amerika, das Land der Barbies in
Menschengestalt.
Das
Land
der
unbegrenzten Möglichkeiten um jeden
Preis? Wie steht es um das Gewissen der
Ärzte mit ihrer Verantwortung? Regiert der
Dollar nicht das Gewissen?
Auch
in
Deutschland
regiert
der
Schönheitswahn. Angebote werden von der
Nachfrage geregelt. Hier ein paar
Preisbeispiele aus dem Internet:
Lidkorrektur:
2.200 €
Brustvergrößerung: 4.000 €
Faltenunterspritzung: 315 €
Dabei gibt es auch noch Unterschiede in
den jeweiligen Städten. In Hamburg sollte
ursprünglich eine Brustvergrößerung
5.200 € kosten. Da die Nachfrage gestiegen
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Platanenblätter 01/09
Innere Schönheit
Innere Schönheit
Um innere Schönheit entwickeln zu können
gehört, wie ich finde, die Praxis der rechten
Lebensführung. Am besten lässt sich das
mit folgendem beschreiben: Sich ein reines
Herz bewahren, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit,
Liebevollsein, Natürlichkeit, Spontaneität,
KEIN: Hassen; Töten; Klauen; sexuelles
Fehlverhalten; Lügen; Einnehmen von
Rauschmitteln; sondern: Gewaltfreiheit,
Gleichberechtigung (und damit Toleranz,
Akzeptanz, Abbau von Vorurteilen und
Diskriminierung,...) Begegnung auf gleicher
Augenhöhe,
hilfreiches
Verhalten,
Verstehen, Verzicht auf Feindschaft (z.B.
Ressentiments,...),
Gütigsein,
Großmütigsein, Hingabe, Genügsamkeit
(Armut),
Achtsamkeit/
wache
Aufmerksamkeit, und dergleichen vieles
mehr!
Das Kriterium des eigenen Handelns ist
psychologischer Art: das heißt; es kommt
auf die Verfassung des Geistes an, aus der
heraus jemand handelt! „Förderliches Tun“
wird der buddhistischen Lehre zufolge von:
Großmütigkeit, Großzügigkeit
(miteinander teilen), Liebe,
Erbarmen, und Verstehen
motiviert; also mit dem Versuch
das „Beste“ aus mir heraus zu
holen, mich nach meinen tiefsten
Erkenntnissen und Einsichten
auszurichten, und Liebe und
Anteilnahme zu leben, bzw. es
wenigstens zu versuchen!
Die Praxis der Meditation kann
helfen aus der Ruhe, Stille
‚Einfachheit, Schlichtheit heraus zu
leben. Aber gerade die Meditation
wird „psychisch kranken“
Menschen,
zumindest
Stimmenhörern, als kontraindiziert
abgeraten (ist auch unmöglich
durchzuführen, wenn ständig irgendwelche
Stimmen dazwischenquatschen!).
Für
Menschen
mit
psychiatrischen
Diagnosen (evtl. auch für Menschen mit
geistigen
Behinderungen),
ist
die
Verwirklichung der oben aufgeführten
ethischen Lebensvorsätze vermutlich
besonders schwer (wenn ich von mir auf
andere Gleichgesinnte Betroffene schließen
darf,
z.B.
das
Aufgeben
des
Zigarettenrauchens). Gerade mit dem
Hintergrund
nicht
geliebt,
sondern
abgelehnt worden zu sein, macht eine
gewisse Härte oder Disziplin nötig die
selbstauferlegten Wertmaßstäbe auch
umsetzen zu können, und damit so etwas
Ähnliches wie Vollkommenheit, Tugend,
und Selbstliebe zu erreichen.
Hilfreich dabei können das Erleben von
Freundschaft, Akzeptanz, Angenommen
werden, Verstanden werden, und Erleben
von Menschen, die FÜR mich da sind, sein,
z.B. in einer therapeutischen Beziehung.
Zusammengefasst kommt es auf die
Reinigung von Körper, Geist und Seele, des
Verhaltens, des Redens, (Denkens und
Fühlens) an. Zum Säubern des Körpers
gehört dabei nicht nur:
liebevolle Güte; Offenheit; Großzügigkeit;
Stille; Ruhe; Einfachheit und Zufriedenheit
sondern auch die Reinlichkeit in der
Ernährung!
Darunter
verstehe
ich
vegetarisch zu leben, also kein Fleisch,
keine Eier, und keine Milch / Milchprodukte
zu essen! Man sollte niemals über das
Sattsein hinaus essen, nur kleine
Mahlzeiten in einem Abstand von
mindestens vier Stunden zu sich nehmen,
und nichts mehr nach 20.00 Uhr essen (das
macht besonders dick). Auch das Streben
nach Erleuchtung kann als besonders
sozial, edel, und vorbildlich gelten /
angesehen werden. Hilfreich dabei kann
neben
den
verschiedenen
Meditationsmöglichkeiten (auch ZEN) Yoga,
Shiatsu, Ayurveda, Qi Gong, Tai Chi Chuan,
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Platanenblätter 01/09
Äußere versus innere Schönheit
(Reiki?), die Akzeptanz von Armut
(Alleinsein), kein Streben nach Macht über
andere oder danach andere beherrschen zu
wollen, keine Rache, keine Gier, keine
Begierde, das Auflösen von Unwissenheit,
sowie das sich befreien von Leiden (Haben
wollen) und damit von Verstrickungen mit
dieser Welt. Ich für mich drücke meinen
jetzigen Status so aus: Akzeptieren von:
„Es war wie es war.“ „Es ist wie es ist.“ „Es
kommt wie es kommt.“ So könnte
vermutlich Einfachheit und Hingabe
beschrieben werden. Darüber bin ich noch
nicht hinaus. Als Nachtrag sei erwähnt,
dass sich auch die Philosophie (Ästhetik),
Kunst, Wissenschaft (auch Mathematik),
und Religion mit dem Schönen, wie es
erkannt, beurteilt und wahrgenommen wird,
auseinandersetzt. Seit Aufkommen des
Humanismus wird die
Beschäftigung mit diesem Thema vor allem
in Begriffen der Moral oder Ethik gefasst;
und damit so ähnlich, wie ich es in diesem
Artikel zu beschreiben versucht habe. Es
sind die 10 Ordensregeln für Novizen.
Danke. Mögt ihr mich verstehen. Für
Rückfragen meine E-Mail: frank-johannesdahmen@web.de
Rockmesse
Um es vorweg zu sagen: Ich entspreche
sicher nicht dem gängigen Schönheitsideal.
Mit 40 Kilo Übergewicht und Falten im
Gesicht falle ich durch alle Raster der
Medien. Und das kriegt man auch nicht mit
Botox hingebogen, abgesehen davon, dass
sich das heute kein normaler Mensch mehr
leisten kann. Und doch gibt es Menschen
wie Du und ich, deren innere Schönheit sich
nach außen kehrt, an manchen Tagen
besonders, die quasi, weil sie sich
angenommen und geborgen fühlen, von
innen anfangen zu leuchten. Von solch
einem Tag möchte ich erzählen.
Als bekennender Christ weiß ich, dass es
da heißt: Kommt her zu mir alle, d.h. Jesus
sortiert nicht aus, nicht die Dicken oder
Hässlichen und auch nicht die psychisch
Kranken. Ich habe das Glück, eine
Gemeinde gefunden zu haben, wo das auch
gelebt wird. Ich bin auch dann da
willkommen, wenn`s mir gerade schlecht
geht und meine Depressionen und Ängste
mich plagen. Und jeden 1. Sonntag findet
dort
in
der
Luisengemeinde
in
8
Charlottenburg um 1130 Uhr die Rockmesse
statt mit immer anderen Musikrichtungen,
Gospel, Folkrock, Klezmer, Blues ... mal
laut, mal leise. Ich muss schon sehr krank
sein, um nicht da hinzugehen. Es ist
mittlerweile mein Zuhause.
Und an diesem einen Tag, es war der 2.
November 2008, war eben Rockmesse. Ich
hatte im Vorfeld angekündigt, dass ich, wie
zu meinem Geburtstag im Jahr zuvor auch,
Kekse mitbringen will. Ich hatte mit Pfarrer
Peter Paul Wentz, der immer die
Rockmesse macht, darüber gesprochen
und mich über seine etwas „abweisende“
Meinung dazu schon gewundert, habe das
aber trotzdem für mich beschlossen. Also
habe ich Tage vorher den Backofen
heißlaufen lassen, mich dann am 2. etwas
aufgebrezelt, es war schließlich mein
Geburtstag und ich wollte mit Freunden
feiern, mir die Kekskiste geschnappt und
bin mit einem kleinen Grummeln im Bauch
zum Gierkeplatz gefahren. Ich dachte mir
schon, dass Peter Paul irgendwas im
Schilde führt, aber mit dem was dann
tatsächlich passierte, habe ich wirklich
nicht gerechnet.
Der Gottesdienst verlief zunächst wie
immer, es spielten die „Klezmerschicksen“,
die Leute in der Reihe vor mir fassten sich
an den Händen und fingen an zu tanzen, es
war eine tolle Stimmung. Dann kommt auch
immer der Gottesdienstteil der Fürbitte. Ein
paar Reihen hinter mir sitzt der Mann, der
immer für alle, die in diesem Monat
Geburtstag haben, betet. Und das war dann
das Stichwort, da hakte Peter Paul ein: „Wir
haben jemanden hier, der genau heute
Geburtstag hat. Und weil derjenige von sich
sagt, dass die Rockmesse sein zu Hause
und die Gemeinde seine Familie ist, gehört
es sich doch, dass diese Familie ihr auch
gratuliert.“ Und dann brachte es Sabine
Schmidt von den ‚Klezmerschicksen“ fertig,
dass alle Anwesenden mir ein Ständchen
sangen. Ich wollte etwas sagen, Peter Paul
hat dann erst mal das mit den Keksen
erzählt und meinte dann: “Du bist immer
noch nicht dran. Jetzt kommt erst mal
Sabine.“ Sabine schenkte mir eine CD von
den „Klezmerschicksen“. Da konnte ich gar
nichts mehr sagen. Für jemanden, der
immer
rumgeschubst
und
dessen
Geburtstag immer vergessen wurde, ist das
ein unglaublicher Moment. Ich dachte: Was
ist jetzt? Bin ich wieder Kind und ist jetzt
Platanenblätter 01/09
Äußere versus innere Schönheit
Weihnachten?
Der Rest des Gottesdienstes war dann
wieder wie gewohnt. Anschließend gab`s
dann die Kekse, begleitet von vielen kleinen
Gesten der Anerkennung. Zum Beispiel war
da die ältere Dame, die die Kekskiste zu
sich rangezogen und ganz versonnen einen
Keks nach dem anderen gegessen hat und
dabei vergaß, die Kiste weiter zu reichen.
Die Umsitzenden und ich mussten sehr
schmunzeln.
Was das Ganze jetzt mit Schönheit zu tun
hat? Klar bin ich durch dieses Erlebnis nicht
schlanker geworden und meine Falten sind
auch noch da. Aber Tage später erzählte
Peter Paul mir, ich hätte an dem Tag toll
ausgesehen und das hätten auch andere
aus der Gemeinde gesagt.
Und ich denke, das lag nicht nur an der
Schminke!
Nebenbei: Vielleicht sehen wir uns mal in
der Rockmesse.
Conny Podlesny
Schneewittchen und die Zaubergeige
Thema Schönheit: Kennen Sie eine schöne
Psychiatriepatientin?
Natürlich nicht.
Gutaussehende Menschen sind meist auch
reich und gesund. Arme und Kranke sind
auch noch hässlich. Das ist die traurige
Realität. Eine wunderschöne Frau mit
langem, offenen Haar, die barfuß über eine
Wiese schreitet und wahnsinnige Texte vor
sich hinmurmelt, ist Kitsch, leider.
Aber einmal ist mir doch etwas begegnet.
Monika, 17 Jahre alt, Patientin auf der
geschlossenen
Station,
hat
langes
schwarzes Haar, große
dunkle Augen und eine
unheimlich weiße Haut.
Sie spricht nicht
und läuft ganz
steif, da sie
e
i
n
Gipskorsett
vom Hals bis
zur
Hüfte
trägt.
Die
schwarzen
Augen,
die
weiße Haut sind
wie aus einer anderen
Welt. Monika kommt
aus einem Märchen, das
uns von früher bekannt
9
ist, das Märchen von Schneewittchen.
Nach einer Klassenreise fing Monika an und
wollte nicht mehr Geige üben. Sie spielte
sonst zwei Stunden täglich. Dann wachte
sie mitten in der Nacht auf und starrte ins
Dunkel, bis sie endlich wieder einschlief.
Am Morgen saß sie beim Frühstück und ließ
das Brötchen liegen.
Stück für Stück schloß sich der gläserne
Sarg
um
Schneewittchens
jungen,
blühenden Körper. Die sie umstanden,
blickten fassungslos.
Sieben Wochen – sieben – lag Monika auf
ihrem Krankenhausbett, ohne zu sprechen,
ohne zu schlafen, ohne zu weinen,
eingesperrt in einem unsichtbaren Kasten,
das Gift in sich, das sie nicht loswerden
konnte.
Wir sprechen heute von „Hirnstoffwechsel“,
im Märchen ist es der Apfel, den die Hexe
bringt. Die Menschen damals konnten es
nicht anders ausdrücken, wir können es
nicht anders ausdrücken als durch die
Hirnchemie. Es ist aber das Unbegreifliche,
das Schreckliche.
Die Zwerge fühlen sich durch das Glas
getröstet. Schneewittchen ist nicht tot, sie
„schläft“. Sie sieht so lieblich aus wie sonst.
Sie atmet, und ihre Brust hebt und senkt
sich leise.
Die Zwerge sind nicht nur klein, sondern
auch dumm. Schneewittchen schläft nicht.
Ihre Gedanken irren und schlagen an die
Scheiben wie verletzte Falter. Sie ist nicht
tot, aber lebensmüde. Sie wartet auf die
Uhr, auf den Morgen, auf die Schwester.
Und plötzlich steht sie auf. Monika steht auf,
fährt mit dem Fahrstuhl, geht auf die Straße
nach Monaten, kommt nach Hause und
steht, ein Gespenst, plötzlich bei ihrer
Mutter in der Küche.
Die Mutter geht auf sie zu, will sie
am Arm fassen, aber Monika
sieht plötzlich in der Mutter
die böse Königin. Die Böse
will sie zurückbringen in
das Zimmer, zu der
Uhr, in den Sarg, und
Monika nimmt das
Küchenmesser, sticht
die Mutter und stürzt
sich
aus
dem
Küchenfenster,
aus
dem 4. Stock in die
Grünanlage.
Wie
sie
in
diesem
Augenblick ausgesehen hat,
Platanenblätter 01/09
Äußere versus innere Schönheit
kann sich vorstellen, wer dem Mädchen im
Tagesraum der Klinik Wochen später
begegnet ist. Kann sich das schwarze Haar
vorstellen, die schwarzen Augen, das
Weiße, das Blut, die gläserne Wand, die
beim Aufprall nicht zerbrochen ist.
Doch, das ist schön, weil es alles
zusammenstimmt, und deshalb werden wir
es niemals vergessen Es war Gras, kein Pflaster, deshalb
überlebt Monika, und jetzt kommt das
moderne Märchen, die Medizin. Die
Ch irurgen
im
Osk ar- Helene-H eim
reparieren ihre Wirbelsäule, daß nichts
zurückbleibt am Ende. Die Psychiater in der
Eschenallee holen sie aus der Depression
mit Fluctin. Und dann kommt die Szene, wie
Monika in unserem 5-Bett-Zimmer in der
Dämmerung steht und Geige spielt, Mozart,
die
Eltern
haben
das
Instrument
mitgebracht. Die Schwestern stehen an der
Tür und lauschen und sagen: „wie schön“.
Ja, das ist auch schön, die Musik.
A.W.
Pauls Faible für Schönheit, wie er sie
interpretiert
Paul fand sich schon als Kind nicht schön,
sondern im Vergleich zu Mädchen gleichen
Alters, die z. B. zur Kommunion
herausgeputzt waren (oder auch nur ihn in
seiner Umgebung im Kindergarten oder
später auf dem Schulhof der Grundschule
immer wieder auffielen) eher hässlich.
Warum?
Paul war damals recht mager, so dass man
bei ihm die Rippen zählen konnte, hatte im
Vergleich zur Körpergröße einen kleinen
Kopf, mit relativ großen Ohren, deren
Abstehen Paul durch langes Training
vorübergehend vermindern konnte, aber
nie völlig anlegen. Außerdem fehlte ihm ein
ausgeprägter Hinterkopf. Dafür hatte Paul
schon als Kind eine ziemlich große, knollige
Nase, die stärkere Mitschüler dazu
verführte, sie bei Rangeleien platt zu
drücken.
Auch diese stärkeren Mitschüler fand Paul
natürlich schöner als sich selbst, einfach
deswegen, weil sie sämtlich einen
„männlicheren“
Körperbau
hatten,
muskulös und durchtrainiert. Dafür waren
sie meist, was ihre schulischen Leistungen
(Sport
ausgenommen)
betraf,
eher
mangelhaft. Doch das konnte Paul
höchstens dazu benutzen, sie über
10
unauffälliges Abschreiben
„Freunden“ zu machen.
lassen
zu
Freundinnen jedoch, Pauls sehnlichster
Wunsch, um sich ihre in seinen Augen
ausstrahlende ebenmäßige Schönheit
zueigen zu machen, waren für ihn, der sich
für hässlich hielt, lange Zeit nur aus der
Ferne zu genießen.
Doch im Laufe seines jungen Lebens erfuhr
Paul zum Glück, dass seine vermeintliche
Hässlichkeit von einigen jungen Frauen,
deren Schönheit er attraktiv fand, durchaus
nicht als Hinderungsgrund empfunden
wurde, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Doch sobald er auch erotisch von ihnen
akzeptiert schien, bekam es Paul plötzlich
mit der Angst zu tun.
Paul war so überwältigt vom Anblick ihrer
unverhüllten Schönheit, dass er meinte,
diese Schönheit nicht durch seine
begehrlichen tollpatschigen Berührungen
verletzen zu dürfen. Und so kam es, dass
Paul bei diesen Gelegenheiten immer
wieder aufs Neue in Tränen ausbrach.
Der eigentliche Grund dafür war Pauls
erstes sexuelles Erlebnis mit einer
eroberten Freundin, einer Schülerin,
überhaupt, die er während seiner ersten
Studienmonate mittels „Petting“ in seinem
Zimmer im Studentenheim befriedigt hatte,
wobei er ihr in blühender Fantasie von
seinen früheren sexuellen Erfahrungen
während der Schulzeit vorlog, weil er von
ihr wusste, dass sie von ihrem Exfreund
entjungfert worden war. Adelheid, so hieß
das Mädchen, entschloss sich, nach dem
Schulabschluss eine Ausbildung zur
Krankenschwester in einer 200 km
entfernten Kleinstadt anzufangen.
Das Einmieten in einem Hotel der Kleinstadt
als
„junges
Ehepaar“
in
einem
Doppelzimmer sollte ein Höhepunkt ihrer
Beziehung werden, die durch die
Ausbildung von Adelheid dann nur noch
gezwungenermaßen sporadisch stattfinden
würde.
Doch nach befreienden körperlichen
Umschlingungen in sämtlichen Positionen,
die jeder
Sexualexperte
aus dem
Kamasutra (indisches Lehrbuch) herbeten
kann, kam es zwar zu der von Paul und
Adelheid ersehnten Penetration, doch
leider kurz danach bei Paul zur zwar
kondomgesicherten
„ejaculatio
präcox” (vorzeitiger Samenerguss). Danach
war Adelheid in den Augen von Paul zwar
Platanenblätter 01/09
Arbeit & Freizeit
immer noch überaus schön. Aber obwohl
sie
versuchte,
Paul
über
dieses
“Missgeschick” hinwegzutrösten, setzte
sich in Pauls kleinem Kopf dieses Erlebnis
als peinliche Niederlage fest, was dazu
führte, sich für „impotent“ zu halten, was er
in dieser Nacht im Hotelzimmer auch blieb.
Was auch blieb, war bei Paul die latente
Angst vor weiteren Begegnungen dieser
Art, nicht nur bei der schönen Adelheid,
sondern bei fast allen anderen schönen
jungen Frauen, von deren Ausstrahlung
Paul im Laufe seines voranschreitenden
Lebens fasziniert war und deswegen ihren
Kontakt mit allen ihm verbal zur Verfügung
stehenden
Mitteln
suchte
und
sonderbarerweise
trotz
seiner
vermeintlichen Hässlichkeit auch fand.
Doch immer wenn die schönen jungen
Frauen bereit waren, mit ihm die schönste
Tätigkeit zu vollziehen, die Menschen von
Natur aus anstreben, kamen Paul erst mal
die Tränen…
Danach konnte Paul dann öfters feststellen, dass
einige dieser schönen Frauen ihn körperlich so
„behandelten“, dass die in seinem kleinen Kopf
befindliche latente Angst sich allmählich auflöste.
Und danach wurde es meist für Paul und auch seine
schöne Partnerin erst wirklich schön. Und das war
und ist, um mit unserem Bürgermeister zu
sprechen, gut so.
H. V.
Ich bin dann mal weg!
So oder ähnlich könnte meine Äußerung
jeden Wochentag -vorausgesetzt es geht
mir gut- dem Personal gegenüber auf der
Station lauten. Ich bin ein Dauergast in
einer
psychiatrischen
Einrichtung,
mittlerweile in der zweiten und mittlerweile
auch das zwölfte Jahr. Das liegt daran, dass
ich jahrelang nichts gemacht habe und erst
im achten Jahr hier in der zweiten
Einrichtung meine Chance gesehen habe.
Ja, ich habe nie gelebt und werde 40, aber
dass nur nebenbei, denn das ist ein anderes
Thema.
Meine Beschäftigungstherapie übe ich in
einer Druckerei oder vielmehr in einem
Verein für psychisch Kranke aus. Die Arbeit
ist sehr umfangreich und sehr vielseitig.
Andererseits ist zu „bemängeln“, dass man
hier keinen vollen Arbeitstag arbeiten kann,
da man ja Patient in der Therapie ist und
möglichst an allen Therapien teilnehmen
soll.
Nun aber zum Thema, dass da lautet: „Wie
sieht ein abgerundeter Arbeitstag eines
Patienten in der Druckerei aus?“
Wenn wir in der Druckerei angekommen
sind, passiert folgendes: Wir setzen uns an
einen „runden Tisch“ und machen
Arbeitsbesprechung. Nein, wir sitzen nicht,
wie die höheren Herren und Damen im
Jahre
1989
zusammen
um
die
vorherrschende Gesellschaftsordnung zu
ändern,
wir
machen
nur
Arbeitsbesprechung. „So, passt mal auf
liebe Leutchen, heute wird ein schwerer
Tag?“ So einen, oder einen ähnlichen Satz
kann man da vom Chef schon mal hören.
Dann wird die Arbeit aufgeteilt. Zum
Beispiel tragen wir einzelne Seiten von
Broschüren zusammen. Wenn da ein
Auftrag ist, über z. B. 3.000 Broschüren,
dann ist dass schon ein Heidenspaß, es
kann aber auch in Langeweile ausarten.
Aber da muss man durch. Ich sag mir dann
immer wieder, wenn ich in dieser
schwierigen Zeit draußen leben würde,
könnte ich mir die Arbeit auch nicht
aussuchen. Vor allem, heute kann man
schon von Glück reden, wenn man
überhaupt Arbeit hat. Nun bleiben wir mal
bei dem Beispiel, dass ich angesprochen
habe. Wenn wir zusammentragen, sind wir
schon mitten in der Arbeit. Davor passieren
Dinge, genauso wie danach.
Folgendermaßen läuft die Sache ab: Bei uns
meldet sich ein Kunde. Wie er zu uns
gekommen ist, ist egal, wir freuen uns über
jeden Kunden. Dieser Kunde erteilt uns
einen Auftrag. Es kommt vor, dass er von
uns einen Kostenvoranschlag bekommt,
dass muss aber nicht sein. Er kann
schreiben, er kann anrufen, selbst ich habe
schon mit Kunden gesprochen, auch wenn
11
Platanenblätter 01/09
Natur & Schönheit
ich von Tuten und Blasen keine Ahnung
habe. Jedenfalls das Telefon ist größtenteils
meins, weil ich am besten mit einem
Computer Schreibarbeiten erledigen kann.
Schreiben entwickelt sich gerade zu
meinem Steckenpferd, aber das nur
nebenbei.
Wir machen auch Angebote an oder für
Kunden, machen ihnen also klar, wie ihre
Bestellung aussehen könnte, wenn sie fertig
ist. Wir stellen dann die Druckplatten her,
welche wir benötigen, um an der SORM die
einzelnen Seiten zu drucken. Die SORM ist
eine Druckmaschine genauso wie die GTO,
nur dass die GTO kleiner ist. Das Drucken
geht sehr zügig voran. Meistens drucken
wir 8 Seiten auf einmal. Ist das erledigt,
werden
die
Seiten
mittels
Schneidemaschine voneinander getrennt.
Dann kommt un-sere Falzmaschine zum
Einsatz. Sie falzt die einzelnen Seiten, so
dass sie schon erstmal so aussehen, dass
sie eine Broschüre werden wollen. Ist das
erledigt, wird, wie schon erwähnt,
zusammengetragen. Und ob Sie es glauben
oder nicht, das alles machen zum größten
Teil Patienten wie auch die Dinge, die da
noch kommen. Das nächste Ding ist das
Heften.
Die
einzelnen
noch
nur
zusammengelegten Broschüren werden
zusammengeklammert. Da muss man sehr
genau gucken, denn wir wollen ja Qualität
liefern und keinen Ausschuss. Und da
kommt noch vel mehr, wie Sie im Folgenden
lesen werden.
Du, mein Wald
Frühmorgens hast Du mich angelacht,
hast´ die Sonnenstrahlen zu mir gebracht –
zugeflüstert Deinen strammen, stolzen
Recken,
sie sollen mich doch wecken.
In Dir ist Lebenskraft,
das hat der liebe Gott gemacht!
Anbetend fall´ ich auf die Knie´ mit
erhobenen
Händen.
Dieses bezaubernde Bild möge es sich
niemals
wenden!
Den Tränen nahe spaziere ich umher,
die schnöde Welt bekümmert mich
nimmermehr.
Mein liebster, treuer Freund bin stets bei Dir
in Gedanken,
werde nie von Dir wanken.
Gerade in düsterer Zeit,
bist Du immer für mich bereit.
Alles darf ich Dich fragen –
alles Dir sagen.
Hab´ innigsten Dank, Du, mein schöner
grüner Wald – mit Dir möcht´ ich werden alt.
Unsere Broschüren sehen jetzt erst einmal
wie Broschüren aus. Diese werden jetzt an
der Schneidemaschine geschnitten. Und
dann geht es unterschiedlich weiter:
Zum ersten wird immer eine bestimmte
Anzahl Broschüren abgezählt und verpackt,
um von unserem Kraftfahrer an einen
bestimmten Kunden geliefert zu werden. Es
gibt aber auch noch eine andere Variante.
Es kommt auch vor, dass wir jede
Broschüre eintüten und mit oder ohne
Anschreiben im Briefumschlag an die
privaten Kunden unserer Kunden schicken.
Bei der Variante zwei gibt es noch mehr zu
tun. Wir drucken für diese Aufträge
Adressen aus, welche sortiert auf die
Briefumschläge aufgeklebt werden. Auch
erhalten diese Briefumschläge einen
Poststempel, denn wer will schon 3.000
Briefmarken anlecken. Solche Lieferungen
werden dann zur Post gebracht und
12
Gisela Latten
Platanenblätter 01/09
Natur & Schönheit
Erlebnisbericht von einer Weihnachtsfahrt im DEZEMBER 2008
Am 9.12.08 haben mein Gatte und ich eine
Tagesfahrt vom Bezirk Wilmersdorf ab
Rathaus um 9.45 Uhr gestartet. Los ging es
mit dem eigenen Bus der Restauration
Seehof. Die Fahrt dauerte eineinhalb
Stunden. Dort angekommen konnte man
sich in dem schönen Restaurant des
Seehofs aufwärmen. Vorher allerdings
wurde ein zwanzigminütiger Spaziergang
zum See unternommen. Danach war
knusprige Gänsebratenkeule mit Knödeln
und zerlassener brauner Butter und Rotkohl
angesagt. Dazu gab es einen exzellenten
Côte de Provence zum Trinken. Statt
Nachtisch wurde ein Weihnachtsprogramm
mit der Alleinunterhalterin Viola Parker mit
vielen netten Weihnachtsmelodien und
Darbietungen vorgeführt. Zwischendurch
wurde Feuerzangenbowle mit Gebäck
serviert!
Gegen 16.30 Uhr war die Heimfahrt
vorgesehen, welche in eine Lichterfahrt
ausarten sollte. Natürlich war der
Kurfürstendamm die begehrteste Meile
dafür. So cirka 19.00 Uhr sind wir wieder
wohlbehalten in Wilmersdorf gelandet! Es
war ein sehr schönes vorweihnachtliches
Programm mit viel guter Laune von den
Teilnehmern! Somit war alles recht
gelungen.
FRIEDEN
Frieden sucht mein müdes Herz,
Frieden, Herr, von dir allein.
Nach des Tages Sorg´ und Schmerz,
möchte es geborgen sein.
Hör, o Herr, des Herzens Flehn,
schenk aus deiner Himmels Höhn,
FRIEDEN mir, nur FRIEDEN!
Gnade such ich mit Verlangen,
Herr, ich sehne mich nach dir,
möchte volles Heil empfangen,
öffne mir die Gnadentür!
Hör, o Herr, des Herzens Flehn,
schenk aus deines Himmels Höhn
Gnade mir, nur Gnade.
Leni Metzger
Nachrodt – Wiblingwerde
Recherchiert von Eve
7 Tage Zeitung vom
13. Dezember 2008
eve
13
Platanenblätter 01/09
Natur & Schönheit
MEINE SCHÖNSTEN ERINNERUNGEN
Schönheit, was bedeutet das für die
Menschheit? Es handelt sich um einen
sehr subjektiv gefärbten Begriff,
beispielsweise im Vergleich mit der Zeit. Doch selbst der Faktor Zeit hängt
mit der Schönheit zusammen. Hierbei
werde ich eisern an die
Vergänglichkeit erinnert. Denn eine so
genannte schöne Frau wird heute von
der Männerwelt angehimmelt, doch
bereits Tage später, bedingt durch
einen Unfall, wirkt sie entstellt.
Niemand auf dieser Welt redet dann
noch von
- Schönheit -. Ich meine damit natürlich die
visuelle Seite. Von der inneren Schönheit
möchte ich in diesem Beitrag nicht
erzählen, weil diese für mich eine andere
Richtung darstellt.
Was aber finde ich besonders anziehend,
wohltuend im Zusammenhang mit meinen
Erinnerungen? Es sind mehrere Gebiete, in
welchen ich die schönen Seiten des Lebens
gesucht und gefunden habe.
Mein Favorit in dieser Hinsicht war und
bleibt das Meer. Aus dem Meer kam das
Leben. Ohne Wasser gäbe es uns alle nicht
Der unendlich erscheinende Ozean hat
mich stets fasziniert und interessiert. Er „
überlebt“ die Mensch- und Tierwelt um ein
Vielfaches. Denn das Meer benötigt keine
Menschen, aber wir Erdenbürger brauchen
das große Wasser.
Die riesigen Ozeane beeindrucken mich
durch ihre Macht. Sie fallen mir immer
wieder auf durch ihre Wandlungsfähigkeit,
durch
Ebbe
und
Flut,
durch
Naturphänomene
und
besitzen
im
Gegensatz zum Menschen kaum eine Spur
von Vergänglichkeit. Natürlich bringen die
Weltmeere nicht nur Leben hervor, sondern
fordern teils viele tausend Menschenleben.
Für mich zeigen sich hier die Grenzen,
eingebunden
in
Naturgesetze,
des
Menschen. Wer diese Gesetze missachtet,
kann leicht zu Tode kommen.
Ich hatte mehrfach in meinem Leben das
große Glück; mich selbst an Bord eines
Passagierschiffes von der Mannigfaltigkeit
der See zu überzeugen. Damit meine ich
keine
Küstenfahrten,
sondern
die
14
Bewältigung von vielen hundert Seemeilen
im Blauwasser. Zu meinen angenehmsten
Erlebnissen zählt ein Sonnenuntergang an
Bord der „ SeaEscape“, einem achtzig
Meter
langen,
komfortablen
Passagierdampfer). Dieser bedient die
Strecke von Miami (Florida) bis Freeport auf
den Bahama-Inseln. Wie in südlichen
Gefilden üblich, geht kurz nach 17 Uhr die
Sonne unter. Diese Zeit auf See, bei
karibischen Rhythmen und einem kühlen
Drink in der Hand, werde ich nie vergessen.
Solch eine Situation hat mich besonders
nachhaltig geprägt und ich empfinde sie
mehr als schön. Ich war beim Anblick der
bereits fast verschwundenen Sonne, bei
wohligen 28 Grad Celsius Lufttemperatur
überwältigt und wunschlos glücklich. Alles
passte zusammen. Der schwache Westwind
sorgte für wohlige Abkühlung, ohne zu
frieren. Nur mit T-shirt und Jeanshose
bekleidet lauschte ich der Trommelmusik
an Bord. Keine Hektik oder der Gedanke an
wichtige Termine kam auf. Einfach relaxen
war angesagt. Mit mir und der Welt einig,
genoss ich die etwa fünfstündige Rückfahrt
nach Miami.
Doch ich muss hier betonen, dass ich das
Meer in all seinen Facetten akzeptiere und
auch wunderbar finde, wenn die See durch
Sturm aufgewühlt wird. Solche Situationen
kenne ich nicht nur vom Atlantik; sondern
teilweise von der Ostsee. Dabei erinnere ich
mich an eine Fahrt mit der Autofähre von
Deutschland zur dänischen Insel Gedser.
Kaum abgelegt kam Starkwind auf und die
Fähre krängte erheblich. Schließlich neigte
Platanenblätter 01/09
Natur & Schönheit
sich das Schiff abwechselnd Back- und
Steuerbord bis 25 Grad. Natürlich rutschte
das Geschirr von den eingedeckten Tischen
und so mancher Passagier griff zur Tüte,
weil der Mageninhalt nach oben strebte. Mir
wurde
weder
übel, noch hatte
i
c
h
Schwierigkeiten
m i t
d e r
Schaukelei.
Einen
Grund
hierfür sehe ich
in
meiner
Einstellung zum
„
großen
Wasser“.
Ich
nehme
die
scheinbaren
Berechenbarkeit
fließen
in
meine
Überlegungen ein. Leider unterlaufen mir
dabei immer wieder grobe Fehler. Das
hindert mich trotzdem nicht, Abstand von
teils gewagten Projekten zu nehmen. Ich
befasse
mich
weiter
mit
der
Möglichkeit,
als
Alleinsegler
in
einem
40
Fuß
langen Segelboot
den Atlantik zu
überqueren. Und
das, obwohl mich
Bekannte
oder
Ärzte vor solch
einer
Tour
d r i n g l i c h s t
gewarnt
haben.
A n d e r e
bezeichnen mich
deshalb als einen
Fantasten, weil sie
meine
paranoidschizophrenen
Unwirtlichkeiten, wie Sturm und hoher
Wellengang genauso hin, wie die
spiegelglatte See. Nicht Unterwürfigkeit,
Demut,
Schicksalhaftigkeit,
sondern
Respekt vor dem Meer spielen in meinen
Gedanken eine Rolle. Ich fühle mich in der
Lage, mental auf stürmisches Wetter oder
tagelange Flaute, Hitze und Kälteextreme
vorzubereiten. Auch Planbarkeit sowie
Krankheitserscheinungen kennen. Den
Skeptikern sage ich, dass meine Chancen
ein solches Projekt umzusetzen, eher
gering sind. Aber ich benötige eine
ernsthafte Aufgabe, an die ich glauben
kann.
Bis
jetzt
hat
mich
die
Auseinandersetzung mit diesem Projekt mit
Sicherheit vor einer erneuten Einlieferung
in die
-Geschlossene Psychiatrie- bewahrt. Denn
meine Tageszeit hat dadurch stets neue
15
Platanenblätter 01/09
Platanenblätter international
„Ich denke nicht in Farben und schaue
auch nicht schwarz-weiß“
Am 20. Januar 2009 saß ich am späten
Nachmittag vor dem Fernseher und
verfolgte aufmerksam die Vereidigung des
neuen Präsidenten Barack Obama. Das war
das erste Mal, dass ich mir so etwas ansah.
Vor acht Jahren hatte es mich nicht weiter
interessiert und vor vier Jahren stöhnte die
Welt „Nein, bitte nicht schon wieder Mr.
„Dubbelju“ Bush. Der Neue hat nun sein
Amt angetreten und der Alte hat sich vom
Acker gemacht. Das durfte ich mir nicht
entgehen lassen. Noch am Abend verfolgte
ich die Parade und wie sich das neue
Präsidentenpaar ins Weiße Haus tanzte.
Was in den Medien immer groß erwähnt
wird, dass Obama der erste schwarze
Präsident der USA sei, was eigentlich nicht
so ganz korrekt ist. Ich sage eher “Obama,
ist der erste farbige Präsident“, da er die
Geschichte der Schwarzen gar nicht gelebt
hat. Sein Vater, Barack Hussein Obama
Senior, stammt aus Alego in Kenia und
gehörte dem Luo-Volk an. Seine Mutter,
Stanley Ann Dunham ist eine weiße
Amerikanerin aus Wichita im Bundesstaat
Kansas. Die Eltern lernten sich als
Studenten an der Universität von Manoa,
Hawaii kennen. Sie heirateten 1961 in
Hawaii, als in den anderen Teilen der USA
Ehen zwischen Schwarzen und Weißen
noch verboten war. Am 4. August 1961 kam
Barack Hussein Obama Junior in Honolulu
zur Welt. Als er zehn Jahre alt war, ließen
sich die Eltern scheiden. In einer zweiten
Ehe war seine Mutter mit einen Ölmanager
aus Indonesien verheiratet und zog mit dem
Sohn nach Jakarta. 1971 zog Obama zurück
nach Hawaii und lebte dort bei seinen
Großeltern mütterlicherseits, die ihn
liebevoll aufzogen. Bei den Vorwahlen
sagte er, dass er „Black and White“, also
ein Mix (Mischling) sei. Oh Toll, dachte ich so wie ich!
Barack Obama scheint die Welt verändert
zu haben. In den Medien lese und höre ich
vom „Hoffnungsträger aller Nationen“. In
Deutschland schätzt man seine Frische,
seine ursprüngliche und offene Art. So in
einer Boulevard Zeitung zu lesen. „ Obamas
Rede hat mich zu Tränen gerührt“, sagt
Lord George Weidenfeld, Publizist und
Amerika -Kenner. Von vielen Leuten die ich
persönlich kenne, hörte ich das selbe: „Ich
16
habe vorm Fernseher gesessen und
geweint “. In Berlin gab es viele Partys. Im
Schöneberger Goya - Club feierten 1500
Menschen. Eine der Party Gäste, die farbige
Schauspielerin Rosa Lind-Baffoe sagte:
;Farbe macht die Welt einfach glücklicher!
Deshalb gehen die Weißen ja auch unter die
Sonnenbank! Black is beautiful! Das „ Yes,
we can“- Gefülhl hat auch die Kids wohl
überall auf der Welt beflügelt. „Schön zu
wissen, dass auch ich einmal Präsident
werden könnte“, sagte ein kleiner
achtjähriger dunkelhäutiger Junge in
Washington.
ZDF - Moderator Cherno Jobatey meinte bei
einem Interview: “Ich denke nicht in Farben.
In
Amerika
beneideten
uns
die
Intellektuellen bislang um Merkel, weil sie
rationale Physikerin ist. Jetzt haben sie
einen Harvard - Professor als Präsidenten “.
Viele Afroamerikaner sagen: „Durch die
Wahl des ersten „schwarzen“ Präsidenten
hat man das Gefühl mehr Wert zu sein“. Das
finde ich dann auch schon wieder etwas
traurig, dass die Menschen
erst jetzt
merken, dass Farbige mitunter immer noch
Menschen zweiter Klasse sind. Doch viele
wünschen sich auch, dass man weniger auf
Platanenblätter 01/09
Platanenblätter international
seine Hautfarbe sieht und mehr auf, das
was er leistet“. Das ist auch meine
persönliche Meinung. Viele sagen, Barack
Obama ist ein intelligenter, charismatischer
Mensch, der Gleichberechtigung und
Hoffnung auf ein friedlicheres Amerika
verkörpert. Ich hoffe, dass es sich in der
Zukunft auch so bestätigen wird. Wenn ich
Mr. Obama in irgend einer Zeitung sehe, ist
es mir auch ziemlich egal, ob er in Schwarzweiß oder in Farbe abgedruckt ist. Was
zählt - ist, was im Artikel darunter steht.
Und da hat er sich vom ersten Tag an auch
schon richtig ins Zeug gelegt.
In seiner Amtsansprache am 20.01.09 sagte
Obama:
„An diesem Tag sind wir hier, weil wir die
Hoffnung statt der Angst gewählt haben.
Einigkeit in unseren Zielen anstelle von
Konflikt und Zwietracht.“
Manuela
Macht Döner schöner ?!?
NEUES AUS DEM REICH DER MITTE
Jeder Bürger türkischer Abstammung
würde diese Frage wohl bejahen. Was
beinhaltet so ein Döner? Weiterhin ist zu
sagen, dass der Döner zu den meist
geliebten
Fast-Food-Gerichten
der
Deutschen gehört. Aber wie sieht es mit
dem Gesundheitsaspekt beim Döner aus?
Gegenüber dem Klassiker Pommes RotWeiß mit Currywurst ist der Döner wohl
gesünder, weil dieser Salat enthält. Doch
hat ein solcher auch ungesunde Seiten an
sich, er wird in einem Weizenmehl-Fladen
serviert, hat eine fette Sauce in sich, und
als letztes ist das Fleisch zu nennen. Beim
heutigen Preiskampf in der Dönerpolitik ist
kaum noch zu sagen, ob es sich um mit
Glutamat
versetztes
Fleisch
bzw.
Gammelfleisch handelt oder wie hoch der
Hackfleischanteil ist! Wollte man dieser
Problematik aus dem Weg gehen, kann man
sich immer noch für den vegetarischen
Bruder des Döners: den Falafel entscheiden
oder einfach das Fleisch weglassen. Und
wenn man sich vom Genuss des Döners
nicht abhalten lassen möchte, kann man
diesen bei dem Imbissinhaber seines
Vertrauens essen, sofern er einem
koscheres Fleisch, eine joghurtbasierte
Sauce und einen Vollkorn-Fladen serviert.
Und hier noch eine Anregung für das
Kochteam des vegetarisch-kulinarischen
Abends, der sich einer hohen Beliebtheit
erfreut: Bringen Sie doch mal die
vegetarische Variante des Döners dem
Besucher schmackhaft bei!
Von Ke Feng Me und Peng Ei Weg
Das Redaktionsteam der in Hua Schan Li,
der im Nordosten Chinas gelegenen
Provinzhauptstadt, sendet allen Leserinnen
und Lesern auf dieser Welt herzlichste
Neujahrsgrüße.
Bekanntlich feiern die Chinesen das
Neujahrsfest einige Wochen später als die
restliche Welt.
“Man lebt nicht nur von Reis allein “, meint
unser treuer, langjähriger Reporterkollege
Fon zu Baij und verweist mit berechtigtem
Stolz
auf
die
weltberühmten
»Platanenblätter«. Diese erscheinen ab
dem Jahr 2009 auch und endlich in
chinesischer Sprache.
Wer das nicht glaubt, sollte sofort oben
nachlesen.
Mit unerschrockenen in die Zukunft
gerichteten Grüßen
Euer Fon zu Baij
BILDER MIT PENDELAUSSCHLAG
Von Petra D. und Dieter Winzig
Jim Avignon ? Bis zum 10.01.2009 war mir
dieser Name aus der Künstlerwelt völlig
unbekannt. Eine Bekannte machte mich auf
seine Ausstellung in Berlin-Kreuzberg,
Oranienstr. 164 aufmerksam, welche seit
o.g. Datum zu sehen war.
17
Platanenblätter 01/09
Kunst & Kultur
Ehrlich gesagt, es war meine innerste
Neugier auf diesen Mann, die mich dorthin
drängte. Um nichts zu verpassen,
“bewaffnete“ ich mich mit meiner
Digitalkamera
und
einem
dicken
Schreibblock. Da die Petra diesen Jim A.
persönlich kennt und von ihm ein
Autogramm wollte, begleitete ich sie zur
Vernissage am Sonnabend, 10. Januar
2009.
Gleich beim Betreten der Galerie
SAKAMOTO fiel mir ein farbenprächtiges
Gebilde aus vielen Pappkartons auf. Also
nicht nur gewöhnliche Bilder, sondern
solche mit dreidimensionalem Charakter‚
Metallfedern, Pendeln, untermalt durch eine
mir seltsam erscheinende Tongebung,
ließen mich aufhorchen. -Aufstand der
Dinge- nennt der Künstler sein Werk. Eine
äußerst plastisch wirkende Ansammlung
von an die Wände gehängten Kästchen, mit
pfiffig-kunstvollem Farbenspiel erwartet
den Besucher. Drei Wände der Galerie sind
mit unterschiedlich großen Kartons und
Obstkisten-Fragmenten sowie Drahtteilen
belegt.
Doch über all dem dominiert etwa in der
Mitte der 11 Meter langen Hauptwand, ganz
oben, eine dreiteilige Plastik, die für mich
die absolut höchste Aussagekraft gepaart
mit brennender Aktualität beinhaltet. Über
diesem Gebilde steht: CAN YOU BEAT THE
SYSTEM ? Links darunter erkenne ich einen
männlichen Kopf mit Hut. Darunter ist das
Wort -capitalism- zu entziffern. In der Mitte
prangt eine männliche Fratze. Unten lese
ich: -DICTATOR Ship-. Und rechts ist ein
dreieckiger Kopf zu sehen, der mit:
“communism“ unterschrieben wurde. Als
gelungenen Clou betrachte ich ein Pendel,
dessen Gewicht abwechselnd auf alle drei
18
Figuren zeigt. Dazu sind im Hintergrund
Instrumentalklänge zu hören, wie etwa das
Geräusch einer Supermarkt-Kasse oder ein
vieldeutiges Rasseln. Wie überlebt der
Mensch den Kapitalismus, wohin zeigt die
Richtung? Solche oder ähnliche Fragen
fallen meiner Bekannten und
mir bei der Betrachtung des
oben genannten Trios ein.
In diesem Zusammenhang
wird es Zeit, dass ich die
Gebrüder Moritz und Kasper
Metz erwähne, da diese
zusammen mit Jim Avignon
diese Weltkarte der anderen
Art,
also
bestehend
vornehmlich aus Kartons,
entwickelt und installiert
haben. Bravo, super, denn
ihre
gemeinsame
Performance
gilt
als
gelungen und zeigt uns teils
sehr naiven Menschenkindern die Grenzen
auf. Und neue Fragen werden aufgeworfen.
Überleben Menschheit oder Maschinen?
Machen sich die vom Menschen einst
kreierten
technischen
Helfer
etwa
selbständig...? Spätestens bei diesem
Gedanken wird‘s gruselig und unsere
scheinbar schöne, heile Welt entschwindet,
ja beglückt uns mit Alpträumen. Eine
perverse Flatulenz tut sich da vor mir auf,
wenn ich daran denke.
Well, nun habe ich den Jim Avignon
verstanden. Er steckt den Finger in die
Wunde. Er will uns sagen, dass wir endlich
erwachen müssen. Dabei bedient er sich
des Mittels der international sehr leicht
verständlichen Zeichensprache, die ich hier
erstmals entdecke. Petra und sicher andere
konnten sie bereits eher sehen.
Vieles, zu vieles wäre noch zu schreiben,
denn Jim scheint ein wahres Multitalent zu
sein. An diesem Abend kommt mir
beispielsweise zu Ohren, dass er auch mit
seiner eigenen Band “Neoangin“ musiziert,
selbst textet... Übrigens verkauft er seine
Bilder, Plastiken, Skizzen zu sehr zivilen
Preisen. Zum Schluss muss ich sagen, dass
ich Gelegenheit hatte, mit Jim persönlich
einige Worte zu
wechseln, Petra ihr
ersehntes Autogramm bekam und ich diese
Ausstellung als sehenswert empfand.
JIM AVIGNON “Der Aufstand der Dinge“
Malerei, Installation, Musik, Performance
Galerie
SAKAMOTOcontemporary,
Oranienstr. Nr. 164, 10969 BerlinKreuzberg
www.sakamotocontemporary.com
Info@sakamotocontemporary.com
Platanenblätter 01/09
Kunst & Kultur
Berlinale 2009 - Bärenstarke Filme und
ein Held
Auch im diesem Jahr hieß es wieder
„Vorhang auf“ für bärenstarke Filme auf der
59. Berlinale.
Vom 5.02.09 - 15.02.09 wurden 386 Filme in
verschiedenen Sektionen gezeigt. Mein
Favorit war in diesem Jahr der
Wettbewerbsbeitrag „Der Vorleser“ von
Stephen Daldry, nach der Buchvorlage des
deutschen Autors und Jura-Professors
Bernhard Schlink.
Der Vorleser ( The Reader )
Der 15 jährige Michael wächst in den 50er
Jahren in einer deutschen Provinzstadt auf.
Dank Wirtschaftswunder hat sich im Land
ein positives Lebensgefühl eingestellt. In
den Köpfen sind Krieg und NS -Diktatur erst
einmal verdrängt. Kaum jemand mag über
diese Zeit mehr reden. Deutschland will
Da wird ihm schwindelig und auf halber
Strecke steigt er aus. Als er sich an einem
Hauseingang übergeben muss, begegnet
er der 36 - jährigen Hanna Schmitz ( Kate
Winslet ). Sie begleitet ihn nach Hause. Der
Arzt stellt Scharlach fest. Michael muss für
mehrere Wochen das Bett hüten. Er will
sich bei seiner Helferin mit einen
Blumenstrauß bedanken und besucht
Hanna. Schnell merkt er, dass diese Frau
ihn magisch anzieht, aber auch Hanna
interessiert sich für ihn. Fast täglich
besucht er sie nach der Schule. Sie bleibt
ihrem jungen Liebhaber jedoch stets
emotional distanziert. Michael will sie nicht
verlieren und hat Angst vor Zurückweisung.
Jedoch Hanna bestimmt die Regeln. Vor
dem Liebesakt hat sie sich ein Ritual
in die Normalität zurückkehren, so auch
Michaels Familie. Man schaut in die Zukunft.
Michael (David Kross) kommt gerade aus
der Schule. Er steigt in die Straßenbahn.
ausgedacht - er muss ihr etwas vorlesen. Er
bemerkt nicht, dass Hanna Analphabetin ist
und glaubt, sie genieße es vorgelesen zu
bekommen. Sie zeigen sich auch in der
19
Platanenblätter 01/09
Kunst & Kultur
Öffentlichkeit. Einen Sommer lang hält die
Romanze. Als Michael sie wieder besuchen
möchte, ist Hanna weg. Sie hat ihm nichts
gesagt - keine Nachricht hinterlassen.
Michael zieht nach Berlin und studiert Jura.
Bei einer Gerichtsverhandlung, die er mit
seinem Professor (Bruno Ganz) im Rahmen
des Studiums besucht, entdeckt er Hanna.
Mit ein paar anderen Frauen sitzt sie auf der
Anklagebank. Sie soll während der NS - Zeit
im Konzentrationslager Auschwitz als
Zivilangestellte für die SS gearbeitet haben
und für den Tod von 300 Menschen
mitverantwortlich gewesen sein. Hanna gibt
an, unschuldig zu sein und kann es nicht
beweisen. Michael könnte ihr helfen, aber
er schweigt. Hanna wird zu lebenslanger
Haft verurteilt.
Es vergehen Jahre und Michael (nun
gespielt von Ralph Fiennes) plagen
Schuldgefühle. Da sind die alten Bilder in
seinem Kopf. Auch wie Hanna im
Gerichtssaal eine Schriftprobe abgeben
sollte und sich dagegen wehrte. Da geht
ihm ein Licht auf-Hanna ist Analphabetin.
Nun nimmt Michael wieder Kontakt zu ihr
auf. Allerdings nicht persönlich - sondern in
dem er auf Tonbändern aus Büchern liest
und sie ihr diese ins Gefängnis schickt.
Wieder wird er zu ihrem persönlichen
Vorleser.
Im ersten Teil entwickelt sich der Film zu
einem Abhängigkeitsdrama, bei dem man
erst einmal nicht weiß, wo das Ganze
eigentlich hinführt. In der zweiten Hälfte
entwickelt der Film wesentlich mehr
Dramatik und ich war sehr überrascht über
die Wendung des Plots.
Kate Winslet bekam für die Rolle als Hanna
in „The Reader“ einen Golden Globe und
einen Oscar für die beste weibliche
Hauptrolle bei der 81. Oscar-Verleihung.
Regie: Stephen Daldry
Drehbuch: Bernhard Schlink / David Hare
Darsteller: Kate Winslet, Ralph Fiennes,
Alexandra Maria Lara, Bruno Ganz, David
Kross,
Karoline
Herfurth,
Hannah
Herzsprung u.a.
Dauer: 122 Min.
Seit dem 23. Februar 09 in den offiziellen
Kinos zu sehen.
Wenn man Festivalchef Dieter Kosslick
befragte, was seine größte Freude auf der
diesjährigen Berlinale war, kommt spontan
die Antwort: „Der Friedrichstadtpalast.“ In
20
diesem Jahr gab es zwei neue Spielstätten,
das
Cinema
Paris
und
der
Friedrichstadtpalast,
der
sich
ausgezeichnet
für
die
Wettbewerbsbeiträge und Gala - Vorstellungen
bewährte. Denkwürdige Szenen hatten sich
dort abgespielt: Angela Merkel auf dem
Roten Teppich, vor der Premiere von
„Effi Briest“ oder Heike Makatsch, die als
Hildegard Knef von den Fans umlagert und
gefeiert wurde.
Der Friedrichstadtpalast feierte am Ende
der Filmfestspiele seinen vollen Erfolg,
unter anderem mit 1800 ausverkauften
Plätzen - jeden Abend.
Insgesamt wurden 383 Filme in 1238
Vorführungen gezeigt. Nahezu 20.000
Akkreditierte aus 136 Ländern kamen zum
Festival und mit rund 270.000 verkauften
Tickets wurde ein neuer Publikumsrekord
erzielt.
Bei der diesjährigen Berlinale habe ich
fleißig gefilmt: bei Google - You Tube -
Platanenblätter 01/09
Kunst & Kultur
Virtuose des Grauens - Meister des
Makabren
In
unserer
Serie
über
bekannte
Persönlichkeiten und ihre psychischen
Zustände berichten wir heute von dem
Literaten und Poeten Edgar Allan Poe (1809
-
1849):
Es zeigen sich in seinen Geschichten immer
wieder zwei Elemente, die charakteristisch
sind für sein Gesamtwerk: einerseits das
Unheimliche, das Phantastische, das so
düstere Stimmungen erzeugt - und
andererseits das streng Analytische,
unbedingt Logische.
Die düsteren Stimmungen - das ist sicher hat Poe immer wieder selbst durchlebt.
Edgar Allan Poe, geboren am 19. Januar
1809 in Boston, war erst zwei Jahre alt, als
seine Mutter starb. Der Vater war vorher
schon spurlos verschwunden. Edgar bekam
einen Pflegevater, der ihn nicht liebte und
ihn so wenig unterstützte, dass er sein
Studium nicht beenden konnte. Auch auf
der Militärakademie scheiterte Poe. Er
begann zu trinken und zu spielen - machte
Schulden und war ständig in Geldnöten.
1838 heiratete er seine Cousine Virgiania
Clemm, die 1847 starb und ihn hilflos
zurückließ. Poe verfiel in schwere
Depressionen und schrieb sein erstes
Gedicht (“Annabel Lee“), um seine Trauer
zu verarbeiten. Doch zeitlebens gelang es
ihm nicht, mit seiner Trauer fertig zu
werden. An seinen Gedichten und ersten
Geschichten, die veröffentlicht wurden,
verdienten nur die Verleger - während Edgar Allan Poe in bitterer
Armut lebte und am 7. Oktober 1849 in
Baltimore unter nicht geklärten Umständen
im Alter von nur 40 Jahren starb.
Heute ist Edgar Allan Poe einem
Millionenpublikum vor allem durch seine
Krimis und Horrorgeschichten bekannt.
Viele seiner Werke wurden auch verfilmt - in
eine Schublade ließ sich der vielseitige
Autor
jedoch
nie
zwängen.
Poes
Hauptthema, das in vielen Stories immer
wieder auftaucht, ist der Tod einer schönen
Frau (Morella, Liglia, Annabel Lee).
Mehrfach handeln die Geschichten auch
von lebendig begrabenen Personen (“The
fall of the house of Usher“, “The Prenature
Burial“). Poe entwickelte sich geradezu zu
einem Virtuosen des Grauens und Meister
des Makabren.
Es kamen immer wieder Personen in seinen
Werken vor, die geradezu vom “Wahn“
gepackt ihr eigenes Unglück provozierten oder trotz Kenntnis des sich anbahnenden
Unheils scheinbar machtlos direkt in ihr
Verderben laufen - und sich darüber
verzehren (“The tell - tale heart“, “The black
cat“). Poe verfasste Satiren, Essays, Lyrik,
ja
sogar
höchst
komplexe
naturwissenschaftliche Abhandlungen. Die
Honorare fielen aber so kümmerlich aus,
dass er sich nur gerade so über Wasser
halten konnte. Einmal gewann er einen
Wettbewerb um die beste Novelle lachhafte 50 US-$. Er war Künstler - und
überhaupt kein Geschäftsmann. “Spielt
alles keine Rolle - denn eigentlich bin ich ein
Poet“, sagte er einmal, als ihn die Geldnöte
wieder psychisch runterzogen. Der
Abgrund ist Poes zentrale Erzählfigur: Er
stellt quasi die innere Zerrisssenheit und
Unwiderstehlichkeit des Sogs dar. In
seinem Werk “Odd“ beschreibt ein IchErzähler das völlige Chaos und das absurde
und makabre Leben:
Am Abend hat er eine Verabredung zur
E r n e u e r u n g
s e i n e r
Feuerschutzversicherung - verpasst sie
aber, weil ein von ihm ausgespuckter
Traubenkern den Minutenzeiger der
Standuhr blockiert! Prompt brennt, weil
21
Platanenblätter 01/09
Kunst & Kultur
eine Ratte die Decke samt Kerze vom
Nachttisch reißt und in ihr Loch schleppt,
das Haus ab. Doch damit nicht genug! Der
Erzähler wird zwar über eine Leiter gerettet
- doch es kratzt sich gerade eine Sau daran
- er stürzt von der Leiter und bricht sich den
linken Arm. Dann will er ins Wasser gehen,
um seine Brandwunden zu kühlen - da
stiehlt ein Rabe seine Hose.
An der Grenze zum Wahnsinn
Das Perverse von innen, das Absurde von
außen - sie stellen die exzentrischen
zentrifugalen Kräfte dar, mit denen Poes
Leben und Schreiben zu ringen haben.
Inspiration so gut wie Bedrohung. Sich
ihnen entgegenzustellen, hat keinen Zweck.
Als Farce hat Poe diese aussichtslose Lage
in “Das System des Dr. Pech und des
Professors Feder“ beschrieben. Hier sind
es die Insassen einer psychiatrischen
Anstalt, die bei Ankunft des Erzählers
längst die Macht an sich gerissen haben:
Sie täuschen pflegendes und leitendes
Personal vor. Zuletzt erweisen sich die
“Schauspieler“ jedoch als die verzweifelten
und tobenden Narren. Ein anderes Beispiel
für den Hang zum Übertreten der Grenze
zum Wahnsinn zeigt Poe in der Erzählung
“Verräterisches Herz“: Man lausche der
Stimme des Erzählers: “Es ist wahr! Nervös,
Gespenstische Schönheit
22
schrecklich nervös bin ich - aber weshalb
soll ich wahnsinnig sein? Mein Übel hat
meine Sinne nur geschärft - nicht etwa
zerstört oder abgestumpft. Vor allem ist
mein Gehör außerordentlich empfindlich
geworden. Ich höre alle Dinge, die im
Himmel und auf der Erde vor sich gehen und auch vieles, was in der Hölle
geschieht.“
Poes
umfangreichstes
Werk,
“Die
Abenteuer Gordon Pyms “, brachte ihm
auch nicht den literarischen Durchbruch.
Heute hingegen wird dieses Buch als
Vorläufer der Science Fiction - Literatur
weltweit gefeiert. So phantasievoll die
meisten Geschichten des großen Edgar
Allan Poe auch waren - mehr als einmal
wurde er des Plagiats bezichtigt. Die
Vorwürfe konnte er nie ganz aus der Welt
schaffen. Dazu kam seine Alkoholsucht. So
flüchtete er von einer Zeitungsredaktion zur
nächsten - und war zeitlebens ein
heimatloser Autor. Poe mag dem Wahnsinn
entronnen sein (zeitgenössische Berichte
klingen hier nicht ganz eindeutig) - ständige
Depressionen machten ihm auf alle Fälle
schwer zu schaffen. Es grenzt an ein
Wunder, dass er dennoch so intensiv
schrieb und uns unzählige Krimis und
sonstige Stories hinterlassen hat. Sein Ende
war schrecklich: Er geriet in Baltimore in
Platanenblätter 01/09
In eigener Sache & Ankündigung
Thema der nächsten Ausgabe:
Deutschland hat -zumindest laut WHO- ein
ineffektives und teures Gesundheitssystem.
Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken sind
über die Bundesrepublik verteilt. Häufig
werden den Patienten schnell `mal
Psychopharmaka
als
Medikation
verschrieben. Wozu sind diese da?
Dem Organismus reichen Vitalstoffe zum
Leben aus; was will die Pharmazie mit
diesen Mittelchen bezwecken? Haben
Psychopharmaka für den Körper ein
Nutzen? Die meisten lindern zwar die
Symptome, können aber die Ursachen nicht
heilen. Mitunter ermöglichen sie dem einen
oder anderen jedoch ein Leben in
„Freiheit“.
„Verrückte“
leiden
häufig
unter
Aufmerksamkeitsdefizit oder Liebesentzug.
Schon die Zuneigung eines lieben
Menschen kann als Psychodroge wirksam
werden. Doch auch, wenn Liebe im Spiel ist,
können Psychopharmaka Patienten helfen,
um über depressive Phasen hinweg zu
kommen. Stattdessen werden sie häufig in
die Klapse gesteckt und mit allerlei Pillchen
vollgestopft, um wieder so zu ticken, wie es
die Gesellschaft wünscht.
Jeder weiß : Die Dosis macht das Gift; denn
Psychopharmaka können auch schädlich
für den Körper sein! Für den klaren
Menschenverstand stellen sich folgende
Fragen: „Wer sind die Täter? - Wer hat
dieses Teufelszeug in Umlauf gebracht? Wer profitiert davon? - Wer kann dafür
angeklagt werden?“
Deshalb greifen die »Platanenblätter«
dieses heikle Thema auf:
Psychopharmaka
–
Giftküche
auf
Krankenschein! Wir erhoffen uns eine rege
Schreibflut. Viel Spaß beim Nachdenken
und „fragen Sie ihren Neurologen oder
Apotheker.“
Wir können nicht garantieren, dass alle
Artikel
veröffentlicht
werden.
Handschriftliche
Beiträge müssen wir
leider unberücksichtigt lassen, da es unser
Scanner nicht vermag, diese lesbar
abzubilden und wir fast sämtliche Arbeiten
erledigen müssen!
Eure Redaktion
Redaktionsschluss: 30. Juni 2009
Anmerkung: Wir richten uns vornehmlich
an Personen, die selbst Betroffene sind
oder waren, d.h. Psychiatrie-Erfahrene. Bei
Kulturabend-Programm
Mai / Juni 2009
REINHOLD ┼
mittwochs von 17.00 bis 19.30 Uhr
06.05.
06.05.
Musikalische
Musikalische Zeitreise
Zeitreise
13.05.
13.05.
Chili
Chili con
con carne
carne &
& Hot
Hot Music
Music
20.05
20.05
Tanzabend
Tanzabend mit
mit M.
M. Raab
Raab
27.05
27.05
Matjesessen
Matjesessen
——03.06
03.06
Live Music
Music
Live
mit der
der Plataneband
Plataneband
mit
10.06.
10.06.
Eröffnung der
der Grillsaison
Grillsaison
Eröffnung
17.06.
17.06.
Tanzabend mit
mit M.
M. Raab
Raab
Tanzabend
24.06
24.06
Klassisches Konzert
Konzert
Klassisches
Live Music
Music Now
Now
Live
www.platane19.de\kulturabend.htm
UNSER LANGJÄHRIGER BESUCHER
DES TAGESZENTRUMS, HERR
REINHOLD WALTER, IST AM
23.01.2009
NACH
LANGER,
SCHWERER KRANKHEIT IM ALTER
VON 60 JAHREN VERSTORBEN.
MIT
SEINER
ANGENEHMEN,
LEBHAFTEN ART UND KREATIVITÄT
BEREICHERTE ER DIE TAGE IN DER
BEGEGNUNGSSTÄTTE,
DER
KREAT IVGRUPPE
DES
TREFFPUNKTES UND DEN VERKAUF
IM GEBRAUCHTWARENLADEN. WIR
WERDEN IHN IMMER IN GUTER
ERINNERUNG BEHALTEN.
DIE BEISETZUNG HAT BEREITS
STATTGEFUNDEN.
DIE REDAKTION
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Platanenblätter 01/09
Platanenblätterküche
Kartoffel-Quark-Bällchen
Portionen: 12
Zutaten:
3 Eier
1,5 kg Kartoffeln
1 EL Majoran, getrocknet
350 g Mehl
1 Prise Muskatnuss
2 L Öl
1 kg Quark
1 EL Salz
100 g Sesamkörner
100 g Sonnenblumenkerne
Zubereitung:
Kartoffeln kochen, zerstampfen und mit den übrigen
Zutaten -außer den Sonnenblumenkernen- vermengen.
Jetzt die Sonnenblumenkerne hinzugeben, mit Hilfe
eines Löffels Bällchen formen und in heißem Öl
ausbacken.
Guten Appetit wünscht das Kochteam des vegetarischkulinarischen Abends.
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