Leseprobe - Analogue Audio Association
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Leseprobe - Analogue Audio Association
analog aktuell Lifestyle ist … ................................................. S. 42 La Musika ............................................................ S. 28 www.AAAnalog.de – Ausgabe 1/2001 – DM 14,- Forum für analoge Musikwiedergabe – Vereinszeitschrift der Analogue Audio Association e.V. Live dabei – Tacet ................................................ S. 34 Aktuelle Pop-Scheiben .................................... S. 72 aa_1_2001.indd 1 11.04.2001, 19:27 Uhr 4 ANALOG AKTUELL 1/2001 I M P R E S S U M Forum Impressum „analog aktuell“ ist die Mitgliederzeitschrift der Analogue Audio Association e.V. (AAA). Die Analogue Audio Association e.V. ist ein eingetragener Verein zur Erhaltung und Förderung der analogen Musikwiedergabe. Sie ist beim Amtsgericht Reutlingen unter VR 766 registriert. Herausgeber: Analogue Audio Association e.V. Postfach 12 27 D-72764 Reutlingen Tel.: 07121 -23761 Fax: 07121 -230067 Website: http://www.AAAnalog.de E-mail: Info@AAAnalog.de News Vorstand: Dipl.-Ing. D. Klimo (Vorsitzender) H.-D. Wilmsen (Kassenwart). Technik Redaktion (verantwortlich): Gernot Weiser Spitalstr. 12 66953 Pirmasens Tel.: +49 -(0)6331-289202 Fax: +49 -(0)6331 - 289201 ISDN: +49 -(0)6331-289203 (Fritz) E-mail: Redaktion@AAAnalog.de Titel Anzeigen: Maike Voss, Gernot Weiser (verantwortlich). (In Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der AAA) Layout: Andrej Klimo und Thomas Wilkens (Konzeption), Gernot Weiser (Realisation) Musik Autoren dieser Ausgabe: Rainer Bergmann, Winfried Dunkel, Roman Kaltenpoth, Bertram Kinderdick, ’s Bawedd, Ingo Schröder, HansGeorg Seidel, Gernot Weiser Druck: Rohr Druck GmbH Mainzer Str. 105 67657 Kaiserslautern Für unverlangt eingesandte Texte, Fotos, Illustrationen oder Datenträger wird keine Gewähr übernommen. Sämtliche Verwertungsrechte (weitere Zeitschriften, andere Daten- und Informationsträger) angenommener Manuskripte und Illustrationen liegen bei der Analogue Audio Association. Bei Nichtbelieferung im Falle höherer Gewalt bestehen keine Ansprüche gegen die Analogue Audio Association. aa_1_2001.indd 4 11.04.2001, 19:27 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 aa_1_2001.indd I N H A L T 5 As time goes by … Leserbriefe „Auch Du mein Sohn Brutus“ Denkanstöße 6 8 13 14 The Who is Who of Analogue Das Vinyl-Lexikon Nachrichten On the Road again 15 16 18 24 Power to the People La Musika Eine Seite – Zwei Meinungen Live dabei – Tacet 26 28 32 34 Lifestyle ist … 42 Frisch auf dem Plattenteller Das Märchen von den großen Brünnhilden Reissues – die Nörgelecke Pulsierender, atmender Mozart Music was my first love... Aktuelle Pop-Scheiben 52 54 56 63 65 72 Editorial Impressum Kleinanzeigen Kontakte AAA-Händler 3 links 18 78 81 5 11.04.2001, 19:27 Uhr 6 ANALOG AKTUELL 1/2001 F O R U M As time goes bye Die AAA begeht das 10-jährige Gründungsjubiläum. Mit „es war einmal“ beginnen die meisten Märchen, diese Geschichte ist jedoch kein Märchen, denn unsere Träume wurden wahr, wenigstens zum Teil... Es begann alles am Abbautag der High End 1990 in Frankfurt, an einem heißen Montag im August. Da saßen wir nun, Wilfried Zahn, A. J. van den Hul und ich, total gefrustet ob der nicht mehr zu ignorierenden Übermacht der Digitaltechnik, die unser geliebtes Kind - die Schallplatte - niederzuwalzen drohte, und beschlossen: so kann es nicht mehr weitergehen, dagegen müssen wir etwas unternehmen! Uns wurde bald klar, daß jeder für sich alleine wenig ausrichten kann, schon gar nicht gegen die kaum aufzuhaltende Verbreitung der CD. Um den Niedergang der Schallplatte verhindern zu können, müssten sich viele Gleichgesinnte zusammenschließen. Und damit war die Idee zur Gründung einer Organisation von Anhängern analoger Musikwiedergabe geboren. Nachdem noch mehr engagierte Mitstreiter gefunden waren, gründeten wir am 18. November 1990 in Mülheim unseren Verein, die Analogue Audio Association. Sieben Gründungsmitglieder fanden sich zusammen: Branko Glisovic, A. J. van den Hul, Dusan Klimo, Peter Mühlmeyer, Hans Paffenholz, Heinz-Dieter Wilmsen und Wilfried Zahn. Anfang 1991 wurde der Verein förmlich ins Vereinsregister eingetragen. Bei unserer ersten Hauptversammlung, im Mai 1991 in Worms, waren wir nur aufgrund von Mundpropaganda schon auf rund 100 Mitglieder gewachsen! Wir hatten es uns zwar zur Aufgabe gestellt, mit möglichst vielen Mitgliedern den Untergang der Schallplatte zu verhindern, doch leider hatten wir schnell feststellen müssen, daß uns einfach noch viele Leute innerhalb des Vereines dazu fehlten und wir – was noch schlimmer war – nicht über genügend finanzielle Mittel verfügten, um schnell und effektiv gegen die Digitallobby vorgehen zu können. Von der Fachpresse, die sehr schnell, aus schnöden wirtschaftlichen Interessen, auf die Digitalschiene umschwenkte, wurden wir im Stich gelassen. Die Analogtechnik wurde damals schon als Lückenbüßer für Sommerloch und für die Weihnachtsausgabe als Exot eingestuft. Auf dieser ersten Hauptversammlung beschlossen wir bereits, ein Presseorgan – unsere Analog Aktuell – auf die Füße zu stellen, die dann auch tatsächlich recht bald, zwar zunächst nur in kopierter Version, (in der ungeheuren Erstauflage von 80 Stück!) erschien. Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es Kontakte aa_1_2001.indd 6 zu ausländischen Analog-Zirkeln, mit dem Ziel, die AAA als Dachorganisation europaweit zu etablieren. Wir riefen Händlerworkshops und Treffen von Analogfreunden ins Leben. 1994 wagten wir es sogar erstmals, an die High End in Frankfurt zu gehen um dort uns und unsere Ideen vorzustellen, die ersten Schallplatten aus eigener Produktion (Edition PHÖNIX) zu präsentieren und neue Mitglieder zu finden. Nicht alle in uns gesetzten Erwartungen, vor allem hinsichtlich der Aktivierung der Schallplattenindustrie, konnten erfüllt werden. Die Schallplattenindustrie orientierte sich ausschließlich an ihren wirtschaftlichen Interessen (und das tut sie auch heute noch). Einige Mitglieder suchten aus diesem Grund nach Alternativen außerhalb unseres Tätigkeitsbereiches. Sie machten uns Vorwürfe, zu wenig gegen die übermächtige Digitalindustrie getan zu haben (keine Demonstrationen vor dem Bundestag, keine Boykottaufrufe gegen die CD - produzierenden Firmen etc.). Wir haben jedoch gelernt, daß unsere Gemeinschaft, der Verein, nur durch geduldige, fleißige Kleinarbeit etwas erreichen kann: mit Vereinspublikationen, Händlermessen, Analog-Foren etc. – und mit viel Überzeugungsarbeit. Das war für uns der einzige Weg. Unsere „Kernmannschaft“ unterstützte ständig und unermüdlich den Verein. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Mittlerweile ist unser Verein auf eine größere Mitgliederzahl angewachsen, doch leider beschränkt sich die Zahl der Aktiven immer noch auf ein paar Dutzend engagierter Mitstreiter. Der Großteil unserer Mitglieder hat sich entschlossen, dem Verein zwar anzugehören, jedoch nicht aktiv zu werden, was sehr schade ist, denn einige von Euch, liebe Vereinsmitglieder, haben bestimmt gute Ideen, für die wir dankbar wären, um unsere Arbeit noch effektiver gestalten zu können. Die erste „richtige“ Ausgabe unserer Vereinszeitschrift „Analog Aktuell“ erschien im Frühjahr 1993. Einige Chefredakteure (und unser Dank sei Euch gewiß!), die sich bis zum Äußersten Ihrer Kraft und machbaren Zeit verausgabten, lösten sich mit der Zeit ab und die Zeitung entwickelte sich bis heute auf ihr sehr hohes Niveau – für eine „Vereinszeitschrift“ doch nicht schlecht, oder? Gernot Weiser ist heute der Chefredakteur, bei dem sich unser Blatt in den allerbesten Händen befi ndet. 11.04.2001, 19:27 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 F O R U M Der Handel hatte sich inzwischen ziemlich von der Schallplatte abgewandt und stürzte sich geradezu voll auf die CD. Tatsächlich waren wir in den frühen 90ern die ersten, die wieder anfingen, Schallplatten in Eigenregie zu produzieren. Andere Firmen zogen nach und produzieren bis heute analoge Tonträger – unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten, was natürlich nicht verwerflich ist. Wir als Verein tun und können dies auch nur aus idealistischen Gesichtspunkten. Aus diesem Grunde konnten und können wir als Verein mit unserem finanziellem und vertriebsmäßigem Hintergrund, nur eine begrenzte Anzahl von LP-Titeln auflegen und deswegen geschmacksmäßig nur einen kleinen Teil der Musikfreunde damit befriedigen. Unsere LP-Produktionen sind untrennbar mit dem Namen Wilfried Zahn verbunden. Wilfried hat es möglich gemacht, durch seine Betreuung bei den Aufnahmen, den Überspielungen und durch die Überwachung der Produktion, die hohe Qualität unserer Produkte zu sichern. Mittlerweile befinden sich 21 Titel in der Edition PHÖNIX und wir haben uns an weiteren Produktionen beteiligt, sei es als Sponsor oder als Berater bei der Produktion. Im Laufe der 10 Jahre hat sich innerhalb des Vereins ein „harter Kern“ herausgebildet und neue Ideen kamen dazu. Aus einer lockeren Gesprächsrunde des Vorstandes und einiger Redaktionsmitgliedern, bildete sich vor ca. drei Jahren die Arbeitsgruppe CIA (Corporate Identity of Analog, nicht zu verwechseln mit einer gewissen amerikanischen Organisation!) heraus. In dieser „Denkfabrik“ haben sich mittlerweile vier Arbeitsgruppen etabliert, die autonom ihre Aufgaben erfüllen. Das Internet ermöglichte es uns, das Erscheinungsbild des Vereines nach außen effizienter zu gestalten. Unsere Website (vielen Dank unserem Webmaster Ansgar Hecker!) erfreut sich mittlerweile eines regen Besucherzuspruches (über 60 000 Hits und über 4 500 Besuche zur Zeit pro Monat, Tendenz steigend!). Die Arbeitsgruppe LP-Börsen besteht inzwischen aus 4 Teams, die regional tätig sind. Unter der Leitung von Herrn K. Röder, der seine Leute sehr gut geschult hat, leisten sie Großes beim Vermitteln unserer Ideen in der breiten Öffentlichkeit. An dieser Stelle möchte ich alle Mitgliedern ansprechen. Sei es jene, die zwar „passiv“, jedoch die ganze Zeit treu zu unserer Organisation standen, aber natürlich am meisten jene Mithelfer, die uns bei den zahlreichen Aktionen unseres Vereines in den vergangenen 10 Jahren aktiv unterstützten. aa_1_2001.indd 7 7 Dafür, daß Ihr Eure Zeit, Eure Ideen und Eure Energie mit uns geteilt habt, gebührt Euch mein herzlichster Dank! Das Ringen um das Fortbestehen der analogen Musikwiedergabe ist ein täglicher Prozeß, der uns noch Jahre, Jahrzehnte beschäftigen wird. Jeder Tag bringt neue Aufgaben und Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Das können wir nur mit vereinten Kräften schaffen! Ich träume davon, im Laufe der Zeit von der allein technisch orientierten Betrachtungsweise zu unseren ursprünglichen Zielen, sprich einer natürlichen Musikwiedergabe mittels Analogtechnik zu kommen. Unser Name möge auch weiterhin unser Credo stellen: Analogue Audio Association, ein Verein zur Erhaltung und Förderung analoger Musikwiedergabe. Ich wünsche mir, daß der Vorsitzende, der in 10 Jahren wieder solch einen Rückblick schreiben darf, nur Positives zu berichten hat. Dazu möchte ich mit allen mir zu Verfügung stehenden Kräften beitragen. Hierbei brauche ich aber auch Euch, liebe Mitglieder, ich freue mich, die letzten Jahre mit Euch verbracht zu haben. Mit den herzlichsten Grüßen aus der Tiefe der schwarzen Rille, Euer D. Klimo AAA-Vorstand und „Überzeugungstäter“ in Sachen analoger Musikwiedergabe 11.04.2001, 19:28 Uhr 16 ANALOG AKTUELL 1/2001 N E W S Das Vinyl-Lexikon Versuch einer Rezension von Bertram Kinderdick Im vergangenen Herbst erschien das „VINYL-LEXIKON “, ein 320 Seiten starkes Werk, das im Klappentext als „das Kompendium zur Schallplatte“ gepriesen wird. Verfasst wurde es von Frank Wonneberg, der als „Herausgeber der Schallplattenfachzeitschrift LIVING VINYL“ vorgestellt wird. Hier stutzt der Rezensent. Die Publikation dieser hervorragend gestalteten und inhaltlich anspruchsvollen Zeitschrift ist nämlich seit dem Anfang 1996 erschienenen Heft 4 eingeschlafen. Damals fungierte Frank Wonneberg noch als „Art-Director“. Aber vielleicht kann man seinen beruflichen Aufstieg als Zeichen werten, dass nach fünf Jahren des Wartens das nächste Heft von LIVING VINYL bald veröffentlicht wird. Aufgebaut ist das „VINYL-LEXIKON “ als Nachschlagewerk mit alphabetisch geordneten Stichworten. Wer also als ignoranter Einsteiger eine Einführung in den technischen Prozess der Herstellung einer Schallplatte haben möchte, muss sich über die zahlreichen Querverweise von einem Stichwort zum anderen hangeln. Die behandelten Themen sind vielfältig. Der Autor bemüht sich dabei durchaus erfolgreich, auf Fachchinesisch zu verzichten und dem interessierten Laien so auch komplexere Sachverhalte verständlich darzustellen. Bunt aneinandergereiht erhält man Informationen zu Herstellern von Equipment (Linn, Thorens, Grado, SME u. a.), Technik (Moving-Coil, Galvanik, DMM , Rumpelfi lter etc.), Labeln und auch bissige Kommentare zu den Irrungen und Wirrungen der Szene (z. B. Esoterik, Voodoo, TAS -Liste). Dass der eine oder andere Lapsus („Half-Speed-Recording“) auch dem Lektor entgangen ist, gehört wohl zu den Fehlern, die für die Erstauflage solcher Publikationen typisch sind. aa_1_2001.indd 16 11.04.2001, 19:28 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 B Ü C H E R N E W S 19 Neues … zum Lesen Das Schwarze Branchenbuch Thorsten Schmidt ist nach wie vor fleißig bei der Sache: Anfang diesen Jahres sind beim Verlag Kultur Buch Bremen die neuen „Schwarzen Seiten“ erschienen, das unentbehrliche Branchebuch für Vinylisten: Schallplattenläden von Aachen bis Zwickau Versandhändler Termine von Plattenbörsen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland, Österreich und Ungarn Fanclubs und Fanzines Dazu als Specials: Tipps zum Plattenkauf per Mailorder – auch im Ausland Die Neue Deutsche Welle BRAVO HITS Schwarze Seiten 2001 ISBN 3-933851-07-6 Produktion und Vertrieb: Kultur Buch Bremen, Humannstr. 47, 28239 Bremen Tel.: 04 21 - 6 91 82 15; Fax: 04 21 - 6 91 82 16 Um Musik … … geht es im neuen Asterix, der ebenfalls am Anfang diesen Jahres in den Zeitschriftenhandel gekommen ist. Es ist eine hübsche Intrigen- und Verwechslungsgeschichte, also durchaus opernreif. Der durchtriebene Pompejus versucht, sowohl Cäsar als auch die Gallier hinters Licht zu führen und engagiert zu diesem Zweck Latraviata, Tragödin am Theater des Verdicus, und ihren Manager Visacardus – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Zudem lernen wir endlich die Eltern von Asterix und Obelix kennen, und für Idefi x gibt es ein besonderes Happy End. Vielleicht fehlt es etwas am Esprit der früheren Ausgaben, die noch von René Goscinny getextet wurden, vielleicht ist dies aber auch ein Problem der deutschen Übersetzung. Jedenfalls sind auch wieder hübsche Wortspielereien geboten, so dass durchaus gehobene Unterhaltung geboten wird. Asterix und Latraviata Egmont Ehapa Verlag www.asterix.de aa_1_2001.indd 19 11.04.2001, 19:29 Uhr 20 ANALOG AKTUELL 1/2001 N E W S Audio Note UK … … bereitet einen neuen Plattenspieler vor: den AN-TT Two. Hierbei handelt es sich um eine Zwei-Motoren-Version des AN-TT One mit Doppelriemenantrieb. Das so verbesserte Drehmoment soll in deutlicheren Dynamikabstufungen hörbar werden. Informationen: Audio Note UK. Vertrieb: Voigt Audiosysteme Altenhainerstr. 20 65779 Kelkheim Tel.: 0 61 95 - 6 10 03 Fax: 0 61 95 - 6 48 70 E-Mail: Voigt.Audio@t-online.de (Foto: AN-TT One, Audio Note UK) Rega … … hat einen neuen Planar herausgebracht! Nach 25 Jahren und über 400.000 verkauften Planar 2/3 gibt es nun überarbeitete Versionen! Neu ist der Antriebsmotor, der für noch ruhigeren Lauf und mehr Transparenz sorgen soll. Das neue Chassis soll ebenfalls klangliche Verbesserungen mit sich bringen. Immer noch Standard in dieser Klasse sind die Tonarme Rega RB 250 (Planar 2) und RB 300 (Planar 3). Erfreulich: für Besitzer von „Alt-Planaren“ gibt es UpgradeMöglichkeiten: einen neuverkabeltem Tonarm sowie die neue Superstromversorgung für den neuen P 2 / P 3 und P 25. Da bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses die Website von Rega (www.rega.co.uk) noch nicht voll ausgebaut war, empfehlen wir den Blick auf www.phonophono.de, wo es diesbezügliche Informationen gibt. Übrigens ist auch der günstige Einstiegspreis geblieben: einen Planar 2/2000 gibt es komplett mit System bereits ab rund 950 DM. Graham Engineering … … hat seinen Tonarm weiterentwickelt. Nunmehr gibt es das Model 2.2 mit einem überarbeiteten Lager, unter anderem mit neuen Materialien. Besitzer der Modelle 1.5 und 2.0 haben die Möglichkeit zum Update. Vertrieb Deutschland: eclectic audio aa_1_2001.indd 20 11.04.2001, 19:29 Uhr 22 ANALOG AKTUELL 1/2001 N E W S Neu auf Vinyl Folgende Plattenhinweise stammen von: Speakers Corner Records; Kai Seemann einssaal, Wien, von Günter Hermanns, Produktion: Rainer Brock Steely Dan – Can’t buy a thrill, ABCX-758 LP, Aufnahme: 1972 im The Village Recorder, Los Angeles Wolfgang Dauner (p, org, voc); Pierre Cavalli (g); Siegfried Schwab (g, si); Roland Wittich (dr, voc); Eberhard Weber (b, vc) – The Oimels, MPS 15.248 ST, LP, Aufnahme Juli 1969 im SABA Tonstudio, Villingen von Rolf Donner, Produktion: Hans-Georg Brunner-Schwer. Mahler – 3. Symphony – Das London Symphony Orchestra, Sir Georg Solti, Decca SET 385-6 DoLP, Aufnahme: Januar 1968 in der Kingsway Hall, London von Gordon Parry und James Lock, Produktion: David Harry. Puccini – La Boheme – Pavarotti, Freni u.a., Berliner Phiharmoniker, Karajan, Decca SET 565-6, DoLP, Aufnahme: Oktober 1971 in der Jesus-Christus-Kirche, Berlin-Dahlem von Gordon Parry, James Lock und Colin Moorfoot, Produktion: Ray Minshull und James Mallinson. Wayne Shorter (leader,arr); Freddie Hubbard (tp); Julius Watkins (frh); Cedar Walton (p); Philly Joe Jones (dr); Reggie Workman (b); Curtis Fuller (tb); Jerome Richardson (bs); Eric Dolphy (as,fl); Seldon Powell (ts); Clark Terry (tp); Robert Powell (tu); Louis Hayes (dr), many others and Strings – The Body And The Soul, Impulse AS-38, LP, Aufnahme: März und Mai 1963 in Englewood Cliffs Studios, N.J., USA von Rudy van Gelder und Frank Abbey / Produktion: Bob Thiele. Wolfgang Dauner Quartett / Elsie Bianchi Trio / Dieter Reith Quintett / The Modern Jazz Group Freiburg – Piano × 4, Saba 15035, LP, Aufnahme und Produktion: Oktober und Dezember 1963, April 1964 im SABA Tonstudio, Villingen von Hans-Georg Brunner-Schwer Artur Pavlícek, Jaromír Hnilicka, Alfa Smíd, Josef Pelc und Mojmír Bartek (tp); Frantisek Navrátil (as); Zdenek Novák, Bronislav Horák (ts); Josef Audes (bs); Josef Blaha (p); Imre Mozi (b); Václav Skála (dr); Helena Blehárová (voc) – Swingin’ The Jazz, Saba 15122 ST, LP, Aufnahme: Februar 1967 im SABA Tonstudio, Villingen von Rolf Donner, Produktion: Hans-Georg Brunner-Schwer. Karel Velebny (vib), Jiri Stivin (fl), Ludek Svabensky (p), Karel Vejvoda (b), Josef Vejvoda (dr), Vlastimil Kala (o), Miroslav Krysi (bcl), Milos Petr (frh), Pavel Zednik (bs) – Nonet SHQ & Woodwinds, SABA SB 15160 ST, LP, Aufnahme: Februar 1968 im SABA Tonstudio Villingen von Rolf Denner, Produktion: Willi Fruth Novi – In Wonderland; Bernard Kawka, Ewa Wanat, Waldemar Parzynski, Janusz Myck (voc), Idrees Sulleman (tp), Zbigniew Namyslowski (as), Adam Matyszkowicz (p), Roman Dylag (b), Billy Brooks (dr), Saba SB 15169 ST, LP, Aufnahme: Februar 1968 in den SABA Tonstudios, Villingen Schwarzwald, von Rolf Donner, Produktion: Joachim E. Berendt Lalo Schifrin & Band – Insensatez, Verve V6-8785, LP, Aufnahme: In New York City von Val Valentin und Bob Arnold, Produktion: Creed Taylor und von: ARS!; Magazin 03.00 + Sondermagazin +Magazin 04,00; Jörg Kessler Madonna – Music, LP Orchester Roland Kovac with the following soloists: Jimmy Deuchar (tp); Cliff Hardy (tb); Derek Humble (as); Charles Drewo (ts); Johnny Fisher (b); Francis Coppieters (p); Jimmy Pratt (dr); Stuff Combe (perc) – A Trip To Mars, Saba 15165 ST, LP, Aufnahme: Februar 1968 in Köln, Produktion: Roland Kovac. Quincy Jones (cond, arr); Clark Terry; Kai Winding (tb); Phil Woods, Roland Kirk, (reeds); Zoot Sims (ts); Al Cohn (ts, bs); Lalo Schifrin (p); Kenny Burrell, Jim Hall (g); Art Davis, George Duvivier (b); Ed Shaughnessy (dr); Bill Costa (latin perc) u.a. – Quincy Jones Plays Hip Hits, Mercury SR 60799, LP, Aufnahme: April 1963 in den A&R Studios, New York City, von Phil Ramone, Produktion: Jack Tracy. Nathan Davis (ts, ss, fl); Carmell Jones (tp); Francy Boland (p); Jimmy Woode (b); Kenny Clarke (dr) – The Hip Walk, Saba SB 15063 ST, LP, Aufnahme: September 1965 im SABA Tonstudio, Villingen, Germany von Rolf Donner, Produktion: Joachim E. Berendt. Julian “Cannonball” Adderley (as), Nat Adderley (c), Danny Bank (bar), Jerome Richardson (ts, fl), Ernie Royal (tp), Jimmy Cleveland and Bobby Byrne (tb), Junior Mance (p), Keeter Betts (b), Charlie “Specs” Wright (dr) – In The Land Of HiFi, Mercury/EmArcy MG 36077, LP, Aufnahme: Juni 1956 Dizzy Gillespie (tp); Leo Wright (as, fl); Lalo Schifrin (p); Bob Cunningham (b); Chuck Lampkin (dr); Candido Camero (cga) – An Electrifying Evening with the Dizzy Gillespie Quintet, Verve V6-8401, LP, Aufnahme: Februar 1963 in New York City von Val Valentin, Produktion: Creed Taylor. Jacques Loussier (arr, p); Pierre Michelot (b); Christian Garros (dr, perc) – Play Bach No. 1, DECCA SSL 40.500, LP, Aufnahme: 1959 Stan Getz (ts); Luiz Bonfa (g); Antonio Carlos Jobim (g, p); Maria Toldeo (voc); George Duvivier, Don Payne, and Tommy Williams (b); Paulo Ferreira, Dave Bailey, and Jose Carlos (dr) – Jazz Samba Encore! , Verve V6-8523, LP, Aufnahme: Februar 1963 in New York City von Val Valentin, Produktion: Creed Taylor. Bassey, Shirley – Diamonds are forever, LP De La Soul – Art, Official, Intelligence: Mosaic Thump, DoLP Hendrix, Jimi – The Jimi Hendrix Experience, 8-LPBox Mojo Club – Dancefloor Jazz Vol.9: Never felt so free, DoLP Morcheeba – Fragments of freedom, DoLP Elsie Bianchi (p, voc); Siro Bianchi (b); Charly Antolini (dr) – The Sweetest Sound, MPS 15069 ST, LP, Aufnahme: November1965 im Saba Studio, Villingen, von Hans-Georg Brunner-Schwer, Produktion: Willi Fruth Marc Murphy (voc); Jimmy Deuchar (tp); Åke Persson (tb); Derek Humble (as); Ronnie Scott (ts); Sahib Shihab (bar, fl); Francy Boland (p); Jimmy Woode (b); Kenny Clarke (dr) – Midnight Mood, MPS 15151 ST, LP, Aufnahme: Dezember 1967 in den Lindström Studios, Köln, von Wolfgang Hirschmann, Produktion: Gigi Campi Mozart, Wolfgang Amadeus – Konzerte für Klavier und Orchester Nr. 20 in d Moll (KV 466) und 21 in C-dur (KV 467) – Friedrich Gulda und die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Abbado, DGG 2530 548, LP, Aufnahme: September 1974 im Grossen Musikver- aa_1_2001.indd 22 Sergio Mendes & Brasil ’66 – Look Around, A&M SP-4137, LP, Aufnahme: 1967 in den Studios Sunset Sound, Western Recorders und Annex Studios von Larry Levine und Henry Lewy, Produktion: Herb Albert und Jerry Moss Dr. Rockit – Lifelike, DoLP Dorham, Kenny – Quiet Kenny, Alto-HQ-LP, Kenny Dorham (tp), Tommy Flanagan (p); Paul Champers (b); Arthur Taylor (dr) Blue Mitchel – Out of the blue, Alto-HQ-LP-180gr Beatles, The – 1, DoLP Fehlfarben – Monarchie und Alltag, DoLP (1LP und 1Maxi): „Es geht voran!“ PJ Harvey – Stories from the City, Stories from the Sea, LP Hayes, Isaac – O.S.T. Shaft, DoLP: Soundtrack! Hefner – Residue, HQ-DoLP Orchester Erwin Lehn (cond, arr), Ack van Rooyen (fl h, tp), Bob Burgess, Donald Beightol (tb), Bernd Rabe (arr, cl, as, ss), Joki Freund (ss, ts), Bernd Rabe (as), Lubomir Rezania, Rolf Ericson (tp), Manfred Hoffbauer (fl), Helmut Kirchgässer (org, p), Jörg Gebhard (dr, perc), and others – Color In Jazz, MPS 21 21963-1, LP, Aufnahme: Mai 1973 im Tonstudio Bauer Ludwigsburg von Peter Bülmann, Produktion : Hans-Georg BrunnerSchwer Heil, Johannes – Future primitive, DoLP Hot Butter – Popcorn, LP (LP und 7“ single) Medeski, Martin & Wood – The Dropper, LP U 2 – All that you can’t leave behind, LP 11.04.2001, 19:29 Uhr 24 ANALOG AKTUELL 1/2001 N E W S On the Road again Sicher haben Sie es schon bemerkt: Seit geraumer Zeit weht ein frischer Wind bei der AAA. Eine Arbeitsgruppe aktiver Mitglieder hat sich vorgenommen, den Verein „Ins Gespräch“ und unsere Ziele dem breiten Publikum nahezubringen. Eine Säule der neuen Aktivitäten ist die Präsentation der AAA bei Plattenbörsen. Unsere Präsenz auf den Börsen wird sogar von den Veranstaltern durch günstige Standmieten und Werbung anerkannt und gefördert. Vier Teams im Raum Rhein/Main, Passau, Baden-Württemberg und Ruhrgebiet haben sich schon etabliert. Sie wurden dabei von den örtlichen AAA-Händlern OKM Eschborn, Just Music Frankfurt, Schäfer und Blank Gießen, Audio Note / Voigt Audiosysteme Kelkheim, Drews Audio Systeme Offenbach, Klangbild Passau und sound-at-home Reutlingen großzügig unterstützt. Ebenso wichtig wie die Unterstützung durch Händler ist jedoch auch die Unterstützung durch die fleißigen Hände der Vereinsmitglieder, die ich nicht scheuen, einen Sonntag dem Verein zu widmen und sich den rauhen Wind der Straße um die Ohren wehen zu lassen: In der von Klaus Röder geleiteten Gruppe Rhein/Main sind das Hans-Albrecht Bluhm, Christoph Held, Holger Hippen, Hans Jürgen Läpple, Martin Prenger, Jochen Rupp, Holger Trass, Alexander Voigt und vor allem Bernhard Funck. In der Gruppe Ruhrgebiet sind aktiv Rainer Bergmann, Heinrich Hemmelrath, Werner Sander, Ulrich Schwöppe und Frank Siebrecht; in Bayern halten HansJörg Oemisch und Torsten Zietz die AAAFahne hoch. Und in Baden-Württemberg machen sich Matthias Borchers, Michael Kashi, H. Winter, K. Wächter und Michael Wommelsdorf für uneren Verein stark. Darum bedanken wir uns an dieser Stelle ausdrücklich für den Einsatz unserer Vereinsmitglieder! Wenn auch Sie zur „aktiven Runde“ gehören möchten, zögern Sie nicht länger. Erst durch freiwillige aktive Mithilfe vieler Vereinsmitglieder ist eine Aktion wie die Präsentation auf LP-Börsen von Erfolg gekrönt. Baden-Württemberg: Matthias Borchers Zillhauserstr. 20 72336 Balingen-Stockhausen Tel: 0 74 35 - 8 91 30; Fax: 0 74 35 - 8 91 31 Kontakt: 13.5. Aschaffenburg, Unterfrankenhalle 9.9. Frankfurt, Jahrhunderthalle 7.10. Mainz, Kurfürstliches Schloß 14.10. Aschaffenburg, Unterfrankenhalle 2.12. Frankfurt, Jahrhunderthalle Rhein/Main: Klaus Röder Grüner Weg 21A 61231 Bad Nauheim Tel: 0 60 32 - 42 08 (privat) 0 61 96 - 2 05 12 35 (gesch.) Fax: 0 61 96 - 2 05 14 49 E-mail: KRoeder@AAAnalog.de Leiter der Gruppen LP-Börsen! Ruhrgebiet: Rainer Bergmann Eberstr.51 46045 Oberhausen Tel: 02 08 - 2 16 83 Bayern: Hans-J. Oemisch Bergholzstr. 1 94124 Büchlberg Tel/Fax: 0 85 05 - 25 42 Plattenbörsen mit AAA-Beteiligung: Mitarbeiter gesucht für eine neue Gruppe in der Region Siegen - Koblenz - Bonn ! Interessenten melden sich bitte bei: Christoph Held Lessingstr. 1 56470 Bad Marienberg Tel.: 0 26 61 - 6 48 59 (priv.) bzw. 0 26 61 - 95 53 19 (Büro) Fax: 0 26 61 - 95 53 36 E-Mail: ChHeld@AAAnalog.de AAAler bei der Arbeit vor Ort: Rechts: Wiesbaden Links: Mainz, Dorint-Hotel (Fotos: Bernhard Funck) aa_1_2001.indd 24 11.04.2001, 19:29 Uhr 28 ANALOG AKTUELL 1/2001 T E C H N I K La Musika aa_1_2001.indd 28 11.04.2001, 19:29 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 T E C H N I K 29 Eine Idee nimmt Formen an Ein Bericht von Rainer Bergmann Am 28. + 29. Oktober 2000 veranstalteten wir zusammen mit Hifi & records und HÖRERLEBNIS in Heiligenhaus, wie bekannt sein dürfte, die Hifi Tage. Die in unserem Zimmer aufgebaute Anlage mit dem wohlklingenden Namen ,,La Musika“ spielte dabei so faszinierend und wunderbar Musik, dass wir beschlossen, sie hier ausführlicher vorzustellen. Welcher Musikliebhaber kennt das nicht: Da stellt man über viele Jahre hinweg seine Anlage zusammen, gibt viel Geld aus, tauscht Komponenten aus, rennt zu seinem Hifi händler auf der Suche nach der vermeintlich besser passenden, noch optimaleren Gerätekombination liest Zeitschriften, wälzt Testbericht um Testbericht, und stellt sich am Ende doch die bange Frage: Ist es das jetzt endlich? Bin ich jetzt am Ziel? War es die ganze Mühe wert? Entweder ist man mehr oder weniger zufrieden, vielleicht sogar am Ende seiner Wünsche angelangt, oder es macht sich im schlimmsten Fall der blanke Frust breit. Nun ist diese Situation uns leidgeprüften Endverbrauchern geläufig. Doch weiß man das auf Seiten der Gerätehersteller nicht auch? Es war am vierten Tag der High End 1999, als wieder einmal die Musik richtig zu spielen anfing, als Alfred Rudolph von der Duisburger Firma A Capella und Peter Suchy von der Erlangener Firma Clearaudio auf die Idee kamen, gemeinsam eine Anlage zu entwickeln, die sofort Musik spielt und dazu auch andere Hersteller einzuladen. Und auch der Name war sofort gefunden: La Musika. Nach vielen Versuchen wurde deutlich, wir brauchen einen seriösen Partner, der den Verstärker entwickelt. Es wurde klar, es kann nur der gemeinsame Freund Rolf Gemein von Symphonic Line sein. Man setzte sich also zusammen und am 30. April 2000 stand fest: La Musika ist etwas anderes. La Musika ist eine Idee, um nicht die Quantität sondern die Qualität auf höchstes Niveau zu bringen. La Musika ist das Hobby der drei beteiligten Entwickler und Hersteller. All das an sich ist schon sehr ungewöhnlich, doch die Idee ist noch allumfassender. Drei hochkarätige Entwickler mit zusammen gut 100 Jahren Erfahrung haben sich hier zusammengetan, um aus menschlicher Reife und Liebhaberei abseits des normalen Geschäftsbetriebs etwas ganz Besonderes entstehen zu lassen. Jeder bringt seine Vorstellungen und guten Ideen ein, tauscht gegenseitig Tipps aus ohne kommerzielle Hintergedanken. Und ganz wichtig ist auch, das Dinge, die heute noch nicht messbar sind, aber großen Einfluss auf die Wahrnehmung haben, berücksichtigt werden, damit positive Schwingungen sich kraftvoll auf das Wohlbefinden des Menschen auswirken können. Besonders Rolf Gemein, der sich seit vielen Jahren mit diesen Aspekten beschäftigt, ist es wichtig, dass mehr im Menschen angesprochen wird, als man es von einer Hifianlage üblicherweise erwartet. Der ganze Mensch soll berührt werden, auch physiologisch. Musik soll in dieser chaotischen Welt eine heilende Wirkung auf den Menschen ausüben können. Musik soll in ihrer ganzen Schönheit, unabhängig von der persönlich bevorzugten Stilrichtung, aus der Stille heraus, als lebendiger Fluss so positive La Musika strömt aus drei Herzen! Schwingungen erzeugen, daß der Mensch sich dabei Alfred Rudolph, Peter Suchy, Rolf Gemein. gut fühlt, und die Technik vollkommen vergisst. Dafür werden alle Komponenten neu geschaffen, Und was ist La Musika nun genau? und zwar in einem eigenständigen Design, und als Nun, vielleicht kann man erst einmal sagen was es Ganzes. nicht ist. La Musika ist kein kommerzielles Projekt, Die im Oktober 2000 auf den Hifi-Tagen in Heiligendas in Konkurrenz zu anderen Firmen steht, auch haus vorgestellte Anlage befindet sich auf einem nicht zu anderen Produkten der an La Musika betei- bereits hohen Niveau. Da mancher auch gerne sehr ligten Firmen. laut hört, und die Musik aufbauend auf ihrem gan- aa_1_2001.indd 29 11.04.2001, 19:29 Uhr 34 ANALOG AKTUELL 1/2001 T E C H N I K Live dabei Bericht über eine Tonaufzeichnung der Firma TACET von Winfried Dunkel Die Firma TACET setzt bereits seit geraumer Zeit mit ebenso ungewöhnlichen wie hochwertigen Produktionen Maßstäbe. Ich selbst habe zahlreiche Aufnahmen und Masterings von Tacet gehört, u.a. jene Langspielplatte, auf der die klanglichen Spezifika diverser Mikrophone dokumentiert sind. Letztere machte mich neugierig, denn wer besitzt heutigentags beispielsweise noch ein Neumann-Kondensatormikro aus den späten zwanziger Jahren funktionsfähig, wohlgemerkt?! Dagegen erscheinen Klassiker wie z.B. das Neumann U 49 schon „modernistisch“… Ein wenig Technik Drehbewegung des Rotors durch Auf- und Abbau von magnetischen Feldern in Wechselwirkung zum magnetischen Feld der Statorwicklungen entsteht. Diese lamellierte Kontaktkonstruktion stellt die Grundidee des Eckmiller-Faders dar. Wenn man sich nämlich nun den oben genannten Kommutator auf eine ebene Fläche „abgewickelt“ vorstellt, erhält man ein ziemlich genaues Bild vom Aufbau des Eckmiller-Faders. Der, nennen wir es mal „Flachbahnkommutator“, enthält – soweit ich weiß – für je eine Pegelstufe von 0,3 dB einen Kontaktabgriff, wobei die Skalierung des Pegels über zahllose, mit der Lamellenbahn verlötete Präzisionswiderstände erzielt wird. Da ein professioneller Fader in der Regel einen Bereich von 70 - 75 dB abdecken muß, können Sie sich den elektromechanischen Aufwand dieser Konstruktion mühelos vor Augen führen. Mit der LP „Die Röhre – The Tube“ (Nr. L 74) legte Tacet 1999 die Meßlatte nochmals ein Stück höher, womit ich auch den hierfür getriebenen Aufwand meine: Ausschließlich mit in unseren ach so fortschrittlichen Zeiten fast vergessener Technik entstand eine tonal wie musikalisch superbe Schallplatte. Für deren Einspielung baute man eigens einen puristischen Mischer in reiner Röhrentechnik auf - mit Mikrophonverstärkern Telefunken V 72 und den legendären Eckmiller-Fadern (Typ W 85). Diese Flachbahnregler entstanden in einer Epoche, in der die „conductive-plastic-fader“ noch nicht einmal angedacht waren; damals gab es mit Schleifern kontaktierte Drahtwendel und Kohleschicht-Potentiometer. Beide warteten mit Unpäßlichkeiten auf: Drahtwendel-Potis liefen gemeinhin etwas rauh und kratzig, Kohleschicht-Potis hatten eine nur begrenzte Lebensdauer Vergleichbares gilt für die eingesetzte Bandmaschine: Eine als Folge der Verschleißanfälligkeit eben der Kohleschicht. Telefunken M 5, Stereoversion, in Röhrentechnologie, wurde Der Eckmiller-Fader dagegen bot eine hervorragende, jedoch funktionsfähig gemacht und restauriert. Verglichen mit diesem historischen Teil wirkt meine Telefunken M 15 (Baujahr 1972) höchst aufwendige Lösung jener genannten Probleme: wie High-Tech des Raumfahrtzeitalters... Ich kann und will die Stellen Sie sich bitte den Kommutator (auch „Kollektor“ genannt) wundervolle M 5 nicht lang und breit beschreiben (betrachten eines Gleichstrom- oder Einphasen-Wechselstrommotors (Rei- Sie ersatzweise bitte die Fotos … !), doch sei angemerkt, daß sie hen-, Neben- und Doppelschluß) vor. Dieser bildet am unteren über die sog. „Deutsche Schichtlage“ verfügt (MagnetbeschichEnde des Ankers (bzw. Rotors) einen Ring aus Kupferlamellen, tung des Bandes außen, d.h., von vorne gesehen zum Betrachter die als serielle Ein- und Ausschaltkontakte der Rotorwicklun- gekehrt – die „Internationale Schichtlage“ liegt genau anders gen dienen. Über Kohlebürsten wird der Strom zugeführt herum), die auf die ersten praxistauglichen Maschinen namens und vermittels der gegeneinander isolierten Lamellen auf die AEG Magnetophon TK 1 (um 1935) zurückgeht. Ihr Vorzug jeweils erforderlichen Wicklungen geleitet. Dadurch entsteht ist, daß die beschichtete Seite des Bandes weniger belastet wird, ein sukzessives, in Folge regelmäßiges Ein- bzw. Abschalten da Umlenk- und Führungselemente überwiegend die Rückseite der einzelnen Wicklungen, die so figuriert sind, daß eine kontaktieren. Möglicherweise liegt genau hierin der Grund für aa_1_2001.indd 34 11.04.2001, 19:30 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 aa_1_2001.indd T E C H N I K 35 35 11.04.2001, 19:30 Uhr 52 ANALOG AKTUELL 1/2001 M U S I K Frisch auf dem Plattenteller Plattentipps von Gernot Weiser Paul Simon You’re the One Warner Auf diese Platte werden Fans wohl lange gewartet haben: ein neues Album von Paul Simon. Mit dem, was er am besten kann: einfache, schlichte Songs – aber die sind gerade deswegen klasse. Mich erinnert die neue Scheibe ein wenig an Graceland. Wieder sind (so scheint es mir, jedoch ist der Begleittext hier etwas einsilbig) afrikanische Musiker mit von der Partie, wie beim genannten Vorgänger. Diese müssen zu den Cracks ihres Faches zählen, auch ohne große Namen hierzulande. Vielleicht ist das Album nicht so exotisch, nicht so „afrikanisch“ wie Graceland. Dies hängt sicher zum Einen daran, dass Farbtupfer wie Ladysmith Black Mambazo fehlen; zum Anderen ist es vielleicht auch so, dass wir uns in den vergangenen 10 Jahren an exotische Klänge gewöhnt haben, so dass es schwierig sein dürfte, da noch aufzufallen. Letztere Behauptung werden wirkliche Kenner der Weltmusik sicher leicht widerlegen können. Aber zweifelsohne ist die kulturelle Globalisierung fortgeschritten, was uns fremde Klänge vertrauter macht, andererseits wirkliche Fremdklänge zu verdrängen droht; doch das ist wieder ein anderes Thema. Klanglich passt es bei Paul Simons neuer Platte auch, und damit bleiben nicht nur musikalisch keine Wünsche offen. Johnny Cash American III – Solitary Man American Recordings Hat der Man in Black jetzt den Humor entdeckt? Diese Frage kommt mir bei „Solitary Man“. Denn so alleine, wie es Titel und Cover suggerieren, scheint er ja nicht zu sein. Only me and my Guitar – das war noch das Motto von American Recording, hier nun hat er eine ganze Reihe von Musikern um sich geschart: Norman Blake und Mike Campbell, June Carter Cash und Laura Cash, dazu illustre Gäste wie Sheryl Crow und Tom Petty. War der Tenor von American Recording noch eher trotzig ernst – sozusagen die selbstbewusste Wiederentdeckung des Lebens nach der Krankheit –, hier ist er eher fröhlich, fast schon ausgelassen, gerade im Titelsong! Oder gehe ich mit dieser psychologisierenden Sicht zu weit, interpretiere Dinge aus der Biographie des Man in Black in seine Musik, die so nichts mit ihr zu tun haben? Auch das ist möglich. Jedenfalls sind es meine subjektiven Eindrücke. Was bleibt ist vor allem das: Wieder ein Album für die einsame Insel, nicht nur für Country-Fans, auch für solche, die das noch werden wollen. – Auch hier werden Kenner wieder einwenden: Es gibt auch gute Country-Musik, die nicht von Johnny Cash stammt! Nur zu! Teilt es uns in einem kurzen Artikel mit! – Mein Fazit: Wer dieses Album verpasst, ist selbst schuld. aa_1_2001.indd 52 11.04.2001, 19:34 Uhr 56 ANALOG AKTUELL 1/2001 M U S I K Reissues … – die Nörgelecke – Von Bertram Kinderdick Beginnen möchte ich mit einer positiven Meldung: DUNHILL COMPACT CLASSICS (DCC), die im letzten Jahr wegen finanzieller Probleme die Produktion und den Vertrieb eingestellt hatten, sind wieder aktiv. Die schlechte Nachricht gleich hinterher: Nach meinen Informationen gibt es z. Zt. (Mitte März) noch keinen Vertrieb in Deutschland. SPEAKERS CORNER erweitert sein Programm um Neuauflagen des Labels MPS. Da dessen Jazz-Repertoire nun so gar nicht zu der Musikrichtung gehört, zu der ich leicht Zugang finde, möchte ich an dieser Stelle bewusst auf eine Besprechung dieser Serie verzichten. aa_1_2001.indd 56 11.04.2001, 19:35 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 M U S I K 57 Queen: A Night At The Opera DCC LPZ 2072 Dieser Meilenstein des Glamour-Rock enthält mit „Bohemian Rhapsody“ ein Werk, das das Genre „Rock-Oper“ neu definierte. Die LP wurde 1975 mit einem enormen Aufwand produziert, Freddy Mercury’s zum Chor multiplizierte Vocals setzten Standards der Studietechnik. Das jetzt von Steve Hoffmann neu gemasterte Album ist ein Meisterwerk an Präzision. Die Musik erklingt aus der Stille, Schicht um Schicht türmen sich die Harmonien übereinander, Bässe kommen mit kraftvollem Druck, die Höhen glasklar ohne spitz und nervig zu werden. Die englische Originalpressung klingt dagegen eher müde und angestrengt, die MFSL hat mit ihrem wie üblich anämisch-sterilem Sound ohnehin keine Chance. Leider erhält man diese LP derzeit nur über Versand aus den USA. (Anm. der Redaktion: Leider lag uns nur die Coverabbildung einer EMI-Ausgabe vor – und auch die nicht in der erforderlichen Auflösung für eine hochwertige Wiedergabe.) George Gershwin: Porgy & Bess Ray Charles & Cleo Laine JAZZ PLANET JP 1831 (CLASSIC RECORDS/RESON) Bereits vor etwa drei Jahren wurde eine Version von Porgy & Bess mit Lorin Maazel (DECCA) erneut veröffentlicht. Leider interpretierte dieser Gershwin im Stil einer italienischen Oper mit Belcanto-Arien. Ohnehin im Besitz der Referenzaufnahme schlechthin mit Ellas und Louis, habe ich nach dieser Erfahrung die Finger von anderen Aufnahmen gelassen. Als ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, die bei RCA erschienene Erstausgabe anzuhören, wurde mir klar, dass ich mit meiner Missachtung falsch gelegen hatte. Mitte der 50er Jahre produzierte Norman Granz die legendäre Einspielung von Porgy & Bess mit Ella Fitzgerald und Louis Armstrong für VERVE. 20 Jahre später ging er mit Ray Charles und Cleo Laine ins Studio und schuf mit Unterstützung eines Starensembles (u. a. Lee Ritenour, Joe Sample, Joe Pass) eine neue, eigenständige Interpretation. Ray Charles und Cleo Laine versuchen erst gar nicht, das berühmte Vorbild zu kopieren. Die Instrumentierung ist sparsamer, etliche der klassischen Songs werden um Arrangements und Improvisationen für Ray Charles’ Keyboards ergänzt. Die stimmlichen Qualitäten der beiden Solisten werden durch die Produktion ausgezeichnet unterstützt. Norman Granz scheute sich auch nicht, einen Song der für Porgy geschrieben ist, durch Cleo Laine singen zu lassen, weil dies ihrem Ausdrucksvermögen und Gesangsstil mehr entgegenkam. Umgekehrt interpretiert Ray Charles den „Buzzard Song“, eigentlich für Bess geschrieben. Die Neuauflage klingt wesentlich natürlicher und sauberer als die RCA-Pressung der 70er Jahre und ist eine dicke Empfehlung wert. aa_1_2001.indd 57 11.04.2001, 19:35 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 M U S I K 65 Music Was My First Love … von Rainer Bergmann … hat heute mal etwas anderes zum Thema. Dabei geht es um Rhythmus; Spannungsbögen, die sich über Minuten hinziehen; minimale Veränderungen, die den Hörer in ihren Bann ziehen; sparsamer Instrumenteneinsatz mit maximaler Wirkung auf den Hörer; subtile Klangverästelungen; Musik zum intensiven Hinhören; Musik, die mehr von kompositorischen Inhalten und ihrer Wirkung beim Musikhörer lebt, als von intellektuellen Aussagen; um Musik, die notfalls auch ohne audiophile Mätzchen auskommt. Ideen: der Bolero? Bach? Schönberg? Philip Glass? Alles Falsch: Techno! Drum‘n‘Bass! Trip Hop! Electronic! Um gleich den ersten Protesten den Wind aus den Segeln zu nehmen: damit ist nicht das dumpfe Gedröhne gemeint, das nervend aus den Autos mancher Spätpubertierender schallt. Auch nicht kommerzielle 3-Minuten-Schnipsel mancher Radiostationen, die zum schnellen Senderwechsel geradezu aufrufen. Nein, ich meine sehr ernst zu nehmende Musiker, die mit den oben aufgeführten Stilmitteln qualitativ hochstehende Kompositionen erschaffen. Dass diese Musik nicht jedem zusagt, liegt in der Natur der Sache. Auch nicht jeder kann sich für Bach oder Blues oder Bebob begeistern. Also lasst uns nun vorurteilsfrei und freudig gespannt in medias res gehen. aa_1_2001.indd 65 11.04.2001, 19:35 Uhr 66 M U S I K M U S I C W A S … ANALOG AKTUELL 1/2001 UNDERWORLD MASSJVE ATTACK L.T.J. BUKEM BEAUCOUP FISH MEZZANINE LOGICAL PROGRESSION Für mich ist Underworld DIE Technoband par excellence. Auf der Basis eines stampfenden, treibenden Rhythmus entwickeln sich minimalistische Melodielinien, erreichen ungeahnte Komplexität und streben überraschenden Höhepunkten entgegen. Andere Stücke gehen mehr oder weniger fließend ineinander über, um so eine ganze Plattenseite zu füllen. Dabei bleibt alles durchaus tanzbar, ja treibt einen geradezu in tänzerische Extase. Gegenüber früheren Alben ist Beaucoup Fish vielseitiger, abwechslungsreicher geworden. Das 1996er Album „Second toughest in the infants“ (Logic records / BMG) ist da eher langatmiger, die Stücke entwickeln sich langsamer, erfordern mehr Konzentration vom Zuhörer. Wenn man so will ist es das „intellektuellere“ Album. Dafür zeigt die hier vorgestellte 1998er Doppel-LP (JBO / Rough Trade) mehr Facetten von Underworld. So gesehen ist es unterhaltsamer und für Einsteiger das vielleicht empfehlenswertere Album. Aussagen über die Klangqualität zu machen ist bei elektronischer Musik generell schwierig bis nahezu unmöglich. Klassische Schallquellen existieren ja nicht, und Klangfarben nun mal garnicht. Ich will mal so sagen: der Toningenieur hat einen weiträumigen Klangraum geschaffen, in dem die Musik dynamisch fein abgestuft und gut durchhörbar wahrgenommen werden kann. Die Pressqualität ist sehr gut. Jede Stilrichtung hat irgendwo ihre Wurzeln, bzw. irgendeine Stadt reklamiert lautstark: hier fing alles an. New Orleans für den Jazz, Seattle für den Grunge und jetzt Bristol für den TripHop. Es gibt ja Zeitgenossen, die behaupten TripHop sei die Valiumversion des Techno. Nun ja, wer es unvoreingenommen und kenntnisfrei hört, könnte dem durchaus zustimmen. Belassen wir es der Einfachheit halber ruhig dabei. Ruhig ist übrigens ein gutes Stichwort. Ruhig geht es dabei wahrlich zu. Langgezogene, tief abgestimmte Drumloops, sanfte Synthiemelodien darüber, ein bisschen schwerfälliger Gesang eingestreut, fertig ist der Sound. Wenn jemand mit diesem Stilmittel meisterlich umzugehen weiß, dann Massive Attack – TripHop-Urgestein aus Bristol. Die schaffen mit jedem Album ein vielseitiges Meisterwerk. Extrem eingängige Songs mit enormem Chartpotenzial wechseln sich mit geradezu avantgardistischen Titeln ab - Null Chance für Langeweile. Von fröhlich bis düster ist hier alles drin. Klanglich ist alles im Lot. Die Höhen etwas gedämpft aber nicht zugekleistert, die Mitten warm, der Grundton fülligrund (geht hier voll in Ordnung) und der Bass satt und fett. So hat’s der TripHopper gern. Eine Plattensammlung die Anspruch auf musikalische Vollständigkeit erhebt, kommt ohne Massive Attack nicht aus. Der besseren Verfügbarkeit wegen, und weil auch musikalisch vielseitiger, empfehle ich diese 1998er Doppel-LP (Circa Records/Virgin Records), ältere Platten gehen aber auch in Ordnung. Sehr in Ordnung! „TripHop ist tot, hier kommt die logische Weiterentwicklung.“ So sprach L.T.J. Bukem, gab seinem musikalischen Kind den Namen Drum and Bass und dem Dreifachalbum den folgerichtigen Titel ,,Logical Progression“. So oder ähnlich geschehen im Jahre 1996. Im Grunde ist dieses Album eigentlich nur ein Samlper aus der Frühzeit des Drum and Bass. L.T.J. Bukem ist Chef des Labels Good Looking Records und somit Herausgeber, gleichzeitig aber auch DJ und Produzent. Mit ein paar seiner Musiker hat er dieses Album zusammengestellt, um der Welt seine musikalischen Vorlieben darzulegen. Gegenüber dem sehr ruhigen TripHop ist Drum and Bass deutlich schneller, mit schnellen Drumloops und unterlegten tiefen, ja mitunter abartig tiefen Basslinien. Bedingt durch die verschiedenen beteiligten Musiker ist die stilistische Spannweite recht groß und erhebt diese Platte damit über den Rang des ersten, wegweisenden D’n’B-Albums hinaus. Es ist gleichzeitig der erste Querschnitt durch diese Stilrichtung. Weitere Projekte unter der Leitung und Mitarbeit von L.T.J. Bukem folgten, und auch ander hochkarätige Sampler sind am Markt verfügbar. Dennoch, diese 3-fach-LP ist absolut wegweisend, super produziert, klanglich erste Sahne, und generell und überhaupt unverzichtbar. aa_1_2001.indd 66 11.04.2001, 19:35 Uhr 72 ANALOG AKTUELL 1/2001 M U S I K Aktuelle Pop-Scheiben Rezensionen von Ingo Schröder Seit einigen Jahren bin ich Besitzer einer alten Verveplatte, auf der Astrud Gilberto (die mit dem Girl von Ipanema) amerikanische Schlager singt, u.a. YOU DIDN’T HAVE TO BE SO NICE , versüßt mit einer niedlichen Kinderstimme. Auf der Coverrückseite steht unter dem Songtitel „Astrud Gilberto with daughter“. Auch wenn es keiner glaubt: seit Jahren habe ich darauf gewartet, dass diese Tochter eine Platte macht! Spätestens wenn sie Geld bräuchte, würde sie ins Studio gehen und ihren Namen zu Markte tragen, habe ich vermutet. Nun ist es soweit. Zum Glück ist die Platte aber anders geworden, als ich es mir vorgestellt hatte, viel besser, und das ist gut so. Bertram Kinderdick hat in der letzten analog aktuell bei der Besprechung von Santanas „Supernatural“ schon angedeutet, dass die Klangqualität bei aktuellen Produktionen nicht mehr der Grund ist, zur LP zu greifen – und das trotz teilweise hoher Preise. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass alle Platten, die ich hier bespreche, digital (auf Festplatte) produziert wurden. Das bewahrt mich vor Enttäuschungen. Falls doch mal eine analoge dazwischen ist, ist das eine nette Überraschung, wobei analog auch nicht automatisch gute Tonqualität bedeutet. Dass es aktuelle Produktionen als LP gibt ist trotzdem erfreulich, hält es doch die Pressen warm und die Vertriebswege in Schuss, so dass eben auch rein analoge Produktionen oder Neuauflagen noch möglich und bezahlbar sind und an den Endkunden gelangen. aa_1_2001.indd 72 11.04.2001, 19:36 Uhr ANALOG AKTUELL 1/2001 M U S I K 73 Einstürzende Neubauten „Silence is sexy“ Zomba Records/Rough trade; manufactured by NORMAL Records gh002 Im Jahre 1980 starteten die Neubauten als Alternative zu den bestehenden Formen von Musik. Für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich kritische und provokante Texte wurden nicht einfach nur gesungen, sondern rezitiert, gerufen oder gar geschrieen. Begleitet von Tönen die teilweise an Werkstattlärm erinnerten, getrommelt auf Schrott, Gebäude oder selbstgefertigten Objekten. Geräusche wurden bewusst so eingesetzt, dass der Übergang zu Lärm fließend war. Eine Klangästhetik, die sich von der normalen konsumierbaren Popmusik abzuheben wusste. Im Laufe der Zeit sind die Neubauten immer konventioneller geworden, schon bald wurden E-Gitarren und andere Instrumente eingesetzt. Die Musik wurde zugänglicher. Seit dem Vorgängealbum „Ende Neu“ ist klar, dass die Neubauten mittlerweile eine erschreckend normale Band geworden sind. Auf Silence is sexy sind kaum noch die Wurzeln der Neubauten zu erkennen. Klänge, die den Zuhörer erschrecken könnten werden auf dem neuen Album vermieden. Ruhige und gefällige melodiöse Popsongs sind jetzt tonangebend. Die Neubauten lassen sich Zeit, um für jedes Stück die ihm eigene Stimmung und Atmosphäre zu entwickeln. Einige kurze kompakte 2-Minuten Stücke dazwischen lockern das Ganze auf. Da referiert zwischendrin Blixa Bargeld aus einem Berliner Taxi heraus über das Thema Schönheit oder es taucht auf einmal ein kurzer Tango auf. Das Titelstück SILENCE IS SEXY erinnert mich immer an SEELE BRENNT aus dem 85er Neubauten Album „Halber Mensch“. Beide benutzen Stille als spannungsgebendes Element. Hieran kann man die Entwicklung der Neubauten gut veranschaulichen. SILENCE IS SEXY ist ein melodiöses Ohrwurmstück, SEELE BRENNT ist laut, expressiv und erschreckt Erst-Zuhörer nicht nur durch seine enorme Dynamik. Selbst lautere Passagen des neuen Album wirken dagegen zahm. PELIKANOL , welches eine ganze Plattenseite ausfüllt, basiert auf der sich sekündlich wiederholenden Geräuschkulisse einer motorbetriebenen Installation. Dazu spricht Blixa Bargeld einen kurzen sich wiederholenden Text. Zur Laufzeit kommen einige computererzeugte Effekte hinzu, die sich aus Bargelds Stimmfetzen zusammensetzen. Die Neubauten, um einmal bildlich zu sprechen, stürzen schon seit dem Vorgängeralbum „Ende Neu“ nicht mehr ein. „Silence is sexy“ ist eher ein Kapitel schöner Wohnen. Das neue Album kommt als perfekt gepresste Doppel-LP. Knackige Bässe können leider nicht die dynamischen und tonalen Schwächen der Aufnahme verbergen. U2 „All that you can’t leave behind“ (Island U212/524653-1) Das neue U2 Album ist für mich eine absolut positive Überraschung. Die allgemeine Bekanntheit von U2 macht es mir allerdings schwer, das Album zu beschreiben. Auf jeden Fall ist das neue Werk sehr stringent und gradlinig. Die meisten Stücke sind eher kraftvoll, die Balladen in der Minderzahl. Der Kontrast zwischen Laut und Leise wird bewusst in vielen Stücken zur Steigerung der Intensität eingesetzt. Eine gewisse Besinnung auf ihre Wurzeln hat eingesetzt, das neue Album ist nicht so bunt und verspielt wie beispielsweise das 94er Album „Zoor- aa_1_2001.indd 73 opa“. Gerade hierin liegt die besondere Qualität der aktuellen Scheibe. Es ist ein wirklich erwachsenes Rockalbum. Von Anfang bis Ende durchhörbar, ohne das auch nur ein einziges Stück negativ aus dem Gesamteindruck herausfällt. 11.04.2001, 19:36 Uhr