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Chorwerke großer Meister Hans Leo Haßler agenda Chorwerke großer Meister 3 Heribert Limberg (Hrsg.) Chorwerke großer Meister Hans Leo Haßler agenda Verlag Münster 2015 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar Die Reihe Chorwerke großer Meister erscheint mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Westfälische Kultur Deutsche Gesellschaft für Westfälische Kultur e.V. seit 1962 © 2015 agenda Verlag GmbH & Co. KG Drubbel 4, D-48143 Münster Tel. +49-(0)251-799610, Fax +49-(0)251-799519 info@agenda.de, www.agenda.de Layout und Satz: Dirk Jaehner Umschlaggestaltung: Frank Hättich Druck und Bindung: TOTEM ISBN 978-3-89688-461-9 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 5 Vorwort 7 Geistlich Vom Himmel hoch, da komm ich her Gelobet seist du, Jesu Christ Mit Ernst, o Menschenkinder Da Jesus an dem Kreuze stund O Haupt voll Blut und Wunden O Mensch, bewein dein Sünde groß Erstanden ist der heilige Christ Christ ist erstanden Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ Nun lob, mein Seel, den Herren Jesus Christus, unser Heiland Cantate Domino Herr, höre meine Worte Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst Unsere Zuflucht, Gott, du bist Helft mir, Gotts Güte preisen Herr Christ, der einig Gotts Sohn Gott der Vater, wohn uns bei Es ist das Heil uns kommen her Verleih uns Frieden gnädiglich Man lobt dich in der Stille Warum betrübst du dich, mein Herz? Christ, unser Herr, zum Jordan kam Gott sei gelobet und gebenedeiet In Gottes Namen fahren wir Christe, du bist der helle Tag Mein Vertrauen Vater unser im Himmelreich Wir glauben all an einen Gott 11 12 13 14 15 16 18 19 20 22 24 25 28 29 30 32 33 34 36 37 38 40 41 42 44 45 46 47 48 Weltlich Herzlieb zu dir alleine Mein Gmüt ist mir verwirret Jungfrau, dein schön Gestalt Feinslieb, du hast mich gfangen Das Herz tut mir aufspringen Nun fanget an! All Lust und Freud Ich brinn und bin entzündt Ach weh des Leiden Tanzen und Springen Im kühlen Maien Ach Fräulein zart Mein Herz, das mir hast g’stohlen 52 53 54 56 58 59 62 64 67 70 72 75 79 Alphabetisches Inhaltsverzeichnis 81 Hans Leo Haßler Leben und Werk Hans Leo Haßler, geboren 1564 in Nürnberg und gestorben 1612 in Frankfurt, entstammt einer musikalischen Großfamilie. Auch seine Brüder Caspar und Jakob schlugen eine musikalische Laufbahn ein. Ihr Vater Isaak Haßler, der – aus Joachimsthal im Erzgebirge kommend –, seit 1554 in Nürnberg lebte, war von 1558 bis 1591 Organist an der dortigen Spitalkirche. Das berühmteste Mitglied dieser Kirchenmusikerfamilie ist jedoch Hans Leo, der seine musikalische Ausbildung zunächst von seinem Vater Isaak erhielt. 1584 ging Hans Leo als Musikstudent nach Venedig, um bei Andrea Gabrieli die italienische Musik kennen und schätzen zu lernen. Schon ein Jahr später wurde er Organist am Augsburger Dom und Kammerorganist des Handelshauses Fugger. 1595 wurde er wegen seiner Tüchtigkeit und Berühmtheit von Kaiser Rudolf II. zusammen mit seinen Brüdern geadelt und durfte den Titel „Haßler von Roseneck“ tragen. Neben seinen Musikverpflichtungen beschäftigte sich Haßler mit der Konstruktion von Musikautomaten. Um 1600 Hans Leo Haßler. Stich aus dem wurde er vom Rat der Stadt zum Leiter der Jahr 1593 von Domenicus Custos. Stadtpfeifer gewählt und erhielt 1602 den Titel eines kaiserlichen Hofdieners und Kammerorganisten. Er verlegte im Jahr 1605 seinen Wohnsitz nach Ulm. Wegen seiner Berühmtheit wurde er hier in die Zunft der Kaufleute aufgenommen. 1608 trat er in den Kursächsischen Hofdienst ein. Seine Aufgaben in Dresden waren der Orgelbau und die Begutachtung neuer Orgeln. Vier Jahre später, im Juni 1609, starb Hans Leo Haßler, inzwischen als Kapellmeister in Diensten des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen, bei der Krönung des Kaisers Matthias in Frankfurt. Das Werkverzeichnis Hans Leo Haßlers weist vor allem hinsichtlich der Chormusik einen respektablen Umfang auf. Die wichtigsten Werke sind 1588: Zwei Motetten zu 8 und 12 Stimmen in Lindners Continuatio cantionum. Erstes gedrucktes Werk Haßlers. 1590: Ein Buch Cantiones, 24 4st. Canzonetten 1591: Cantiones sacrae, 48 4-8st. Lateinische Motetten 1596: Madrigali, 5-8st. 1596: Neue teutsche gesang 1596: 33 italienische Madrigale, 4-8st. 1599: Missae, 4-8st. 1601: Sacri concentus, 44 4-12st. Vokalsätze 1601: Lustgarten neuer teutscher Gesäng, 39 vokale und 11 instrumentale Sätze. Darunter die Melodie O Haupt voll Blut und Wunden. Dieses Lied wurde bereits 1601 parodiert als Herzlich tut mich verlangen (s.u.). 1601: Neuveröffentlichung des Lustgartens 1607: Psalmen und christliche Gesäng, Evangelische Kirchenlieder fugweis komponiert. 1608: Psalmen und Christliche Lobgesänge, simpliciter gesetzet. 1613: Venusgärtlein, 100 Lieder von 1596 und Liedsätze von Valentin Hausmann 1615: Posthume Herausgabe von 20 Motetten als Reliquiae Sacrorum continuum, darunter auch solche von G. Gabrieli. 1619: Litaney, teutsch, doppelchörig, sowie weitere Ausgaben bis 1630 in Einzelstücken Kanzone oder Canzone (Canzonette) bezeichnet einen zumeist einfachen Chorsatz (Note gegen Note) mit lyrischem Text. Das Tempo ist meist schnell oder tänzerisch. Die Canzone entwickelte sich in Italien im 13. bis 17. Jahrhundert. Sie ist stilistisch der Villanelle und dem Madrigal verwandt. Kompositionen dieser Art schrieben u.a. Gabrieli, Cavazzoni, Ingegneri und Gastoldi. J.J. Froberger und J.K. Kerll brachten die Canzone nach Deutschland, wo sie vor allem von Haßler, Aichinger, Haussmann und Demantius bis hin zu Buxtehude und J.S. Bach eine bedeutsame Weiterentwicklung erfuhr. Neben Canzonen für Chor gibt es auch solche für Instrumente. Vom Liebeslied zum christlichen Passionsgesang Zum Vergleich sind nachfolgend jeweils die ersten Strophen der drei Stationen des Chorals O Haupt voll Blut und Wunden aufgelistet. Die Urfassung steht im Lustgarten von 1601 mit dem Text „Mein Gmüt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart“. 1. Station Mein Gmüt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart, bin ganz und gar verirret, mein Herz, das kränkt mich hart. Tu stets seufzen und weinen, in Trauer schier verzag. Hab Tag und Nacht kein Ruh, führ allzeit große Klag. Tu stets seufzen und weinen, in Trauer schier verzag. Text und Melodie – von Haßler verfasst – erschienen zuerst im Lustgarten von 1601. Der Text wurde von seinem Autor zu einem akroistischen Liedtext geformt. Er bildet gewissermaßen die Urfassung des berühmten Chorals. 2. Station Herzlich tut mich verlangen nach einem sel’gen End, weil ich hier bin umfangen mit Trübsal und Elend. Ich hab Lust abzuscheiden von dieser argen Welt, sehn mich nach ew’gen Freuden, o Jesu, komm nur bald. Während der Text von Christoph Knoll (1568-1621) stammt, wurde die Melodie Haßlers original übernommen. Es zeigt sich, dass die Textfassung Knolls zu der von Haßler kaum gegensätzlicher sein kann. Sie erschien schon kurz nach der ersten Veröffentlichung. Akrostichon ist ein Lied- oder Gedichttext, bei dem die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Strophen alphabetisch geordnet sind oder zusammen gelesen ein Wort, einen Namen oder auch Wunsch ergeben. Im Fall des fünfstrophigen Textes von Mein Gmüt ist mir verwirret lautet das Wort „MARIA“. 3. Station O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn, o Haupt, zu Spott gebunden mit einer Dornenkron, o Haupt, sonst schön gezieret mit höchster Ehr und Zier, jetzt aber hoch schimpfieret, gegrüßet seist du mir. Dieser dritten Version des von Paul Gerhardt 1656 gedichteten Textes wurde wiederum die originale Melodie Haßlers von 1601 beigegeben. Hierdurch wurde das Lied zum beliebten Passionschoral in beiden großen christlichen Kirchen. Dazu haben sicherlich der großartige fünfstimmige Chorsatz Haßlers und zahlreiche weitere Bearbeitungen bekannter Komponisten, u.a. Johann Sebastian Bach, beigetragen. So wurde das Lied nicht nur für die deutsche Liedgeschichte unsterblich. Es rangiert heute an der Spitze aller Passionslieder. Dem Text von Paul Gerhardt liegt die alte originale Fassung des Salve caputcruentatum von Arnulf von Löwen von vor 1250 zugrunde. Bis heute verlangt die kompositorische Meisterschaft Haßlers, die klangprächtige Musik und die persönliche Musiksprache Hörern wie Chorsängern höchste Bewunderung ab. Daher gilt der Komponist zu Recht als eine weithin leuchtende Lichtgestalt der deutschen Musikgeschichte. Der Herausgeber 10 T.+W.: Martin Luther, 1535 S.: Hans Leo Haßler, 1608 Auch mit Instrumenten Sopran Alt 1.Vom Him mel 2.Euch ist ein 3.Es ist der Tenor Bass gu te Jung frau führn aus viel, fein, sein, neu e aus er al ler Mär; korn, Not; hoch, da komm ich Kind lein heut ge Herr Christ, un ser da von ich das soll euer von al len der gu ten ein Kin de er will euer singen Freud Sün 4. Des lasst uns alle fröhlich sein und mit den Hirten gehn hinein, zu sehn, was Gott uns hat beschert, mit seinem lieben Sohn verehrt. und und den her, born, Gott, ich bring euch von ei ner der will euch Mär bring lein, so Hei land sa gen Won ne ma chen ich so zart und sel ber will. sein. rein. 5. Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron, der uns schenkt seinen einigen Sohn; des freuet sich der Engel Schar und singen uns ein neues Jahr. (gekürzt) 11