landau landau - Fonds Gesundes Österreich

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landau landau - Fonds Gesundes Österreich
P.b.b. 03Z034913 M - Verlagspostamt 1090
8. Jahrgang Nr. 3 | September 2006
Michael
LANDAU
Nur eine faire Gesellschaft
ist eine gesunde Gesellschaft
8. ÖSTERREICHISCHE
GESUNDHEITSFÖRDERUNGSKONFERENZ:
20 Jahre
Ottawa-Charta
M I T AC H T S I G I S-S E RV I C E-S E I T E N
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FONDS GESUNDES ÖSTERREICH IM ÜBERBLICK
K U R AT O R I U M
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat, Vorsitzende des Kuratoriums
Landesrat a.D. Fredy Mayer, erster Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Vizepräs. Maga. pharm. Dr. Christiane Körner, zweite Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums, Österreichische Apothekerkammer
Landesstatthalter Dr. Hans-Peter Bischof, Landeshauptleutekonferenz
Vizebürgermeisterin Dr. Christiana Dolezal, Österreichischer Städtebund
Präsident Dr. Lothar Fiedler, Österreichische Ärztekammer
Mag. Richard Gauss, Bundesministerium für Finanzen
Gemeinderat Univ.-Prof. Dr. Heinz Hammer, Österreichischer Seniorenrat
Gen.Dir. SL MR. Dr. Hubert Hrabcik, Bundesministerium für Gesundheit und Frauen
Präsidentin Dr. Lindi Kálnoky, Bundesministerium für Gesundheit und Frauen
Dr. Josef Kandlhofer, Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger
Bundesminister a.D. Dr. Franz Löschnak, Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs
Präsident Bürgermeister Helmut Mödlhammer, Österreichischer Gemeindebund
Bundesminister a.D. Prim. Dr. Kurt Steyrer, Österreichischer Seniorenrat
Landesrätin Dr. Silvia Stöger, Konferenz der Gesundheitsreferenten der Länder
P R O J E K T B E I R AT
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Freidl, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinuniversität Graz
Martin Hefel, Leitung des Projektmanagements und Marketing (Stiftung Maria Ebene), Obmann des Vorarlberger Familienverbandes
Univ.-Doz. Maga. Dr. Ingrid Kiefer, Institut für Sozialmedizin der Medizinuniversität Wien
Univ.-Prof. Dr. Richard Noack, Vorstand des Institutes für Sozialmedizin an der Universität Graz
Prof. Dr. Rotraud Perner, Psychoanalytikerin und Konflikt- und Gewaltforscherin,
Leiterin des Institutes für Stressprophylaxe und Salutogenese
Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder, stellv. Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der Medizinuniversität Wien,
Gründungsmitglied des Frauenforums Medizin
Mag. Günter Schagerl, ASKÖ – Leiter des Referats für Fitness und Gesundheitsförderung
G E S C H Ä F T S S T E L L E
Dennis Beck, Geschäftsführer
Mag. Walter Hörth, kaufmännischer Leiter und stellvertretender Bereichsleiter
Mag. Dr. Rainer Christ, Gesundheitsreferent
Maga. Rita Kichler, Gesundheitsreferentin
Maga. Andrea Lins, Gesundheitsreferentin
Maga. Gerlinde Rohrauer, Gesundheitsreferentin
Maga. Eva Rohrer, Gesundheitsreferentin
Mag. Dr. Klaus Ropin, Gesundheitsreferent
Maga. (FH) Sabrina Kucera, Projektassistentin
Mag. Markus Mikl, Öffentlichkeitsarbeit
Helga Klee, Sekretariat – Gesundheits- und ÖffentlichkeitsreferentInnen
Tina Endl, Sekretariat – Geschäftsführung
Markus Rumelhart, Sekretariat – Geschäftsführung
Silvia Berger, kaufmännische Assistentin
Sylvia Fellner, Buchhaltung/Controlling
Peter Jandrasits, kaufmännischer Assistent
Maga. (FH) Ruth Fiedler, Sekretariat/SIGIS
IMPRESSUM: Gesundes Österreich 3|06
Medieninhaber und Herausgeber: Fonds Gesundes Österreich, ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH
Mariahilfer Straße 176, 1150 Wien, Tel.: +43/1 895 04 00-0, Fax: +43/1 895 04 00-20,
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Verleger: B&K - Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH
A-1090 Wien, Porzellangasse 35 Top 3
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E-Mail: info@bkkommunikation.at
Redaktion: Dr. Birgit Kofler-Bettschart (Leitung); Reno Barth, Dennis Beck, Mag. Katrin Friedl-Kofler, Dr. Jan Klasmann,
Helga Klee, Maga. Andrea Lins, Mag. Markus Mikl, Mag. Dietmar Schobel
Produktion: Anali Manzana Marin, Christian Krenn Graphik: Patricio Handl
Fotos: Mediendienst Wilke, Bilder Box Com, Hans Labler, MEV, Archiv,
Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H
Erscheinung: 4 x jährlich.
Verlags- und Herstellungsort: Wien, Verlagspostamt: 1090 Wien.
KURZ UND BÜNDIG
News aus der Gesundheitsförderung
EDITORIAL
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8. Österreichische Gesundheitsförderungskonferenz, Teil 1:
GRUNDLAGE FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG
Jubiläum: 20 Jahre Ottawa-Charta
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KONZEPT MIT WELTGELTUNG
Der innovative Ottawa-Ansatz hat
international viel bewegt
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OTTAWA-CHARTA UND ÖSTERREICH
Auch in Österreich war das Rahmenprogramm
Basis für viele Initiativen
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GESUNDHEIT IST MACHBAR
Die „Mutter“ der Ottawa-Charta, Prof.
Ilona Kickbusch, im Interview
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IM GESPRÄCH
Caritasdirektor Michael Landau über
Gesundheit und Fairness
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DIE SIGIS-SERVICE-SEITEN
25-32
8. Österreichische Gesundheitsförderungskonferenz, Teil 2:
INVESTITIONEN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG
Die Ottawa-Charta hat viele konkrete
Maßnahmen inspiriert
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DIE ZUKUNFT HAT BEGONNEN
Gesundheitsförderung im 21. Jahrhundert
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BUCHTIPPS
Die Ottawa-Charta zum Nachlesen
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GESUND LÄNGER PFLEGEN
Demenz: Förderung von Erkrankten, Unterstützung
von Angehörigen
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GESUNDHEIT MACHT SPASS
Betriebliche Gesundheitsförderung beim
Verpackungshersteller ALPLA
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BEWEGTE SCHULE
Volksschul-Projekt bringt SchülerInnen in Bewegung
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GESUNDHEITSWISSEN FÜR TEENS
Ein Schweizer Jugend-Webtool wird für
Österreich adaptiert
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GESCHMACKSSCHULE FÜR KINDER
Regionale Lebensmittel werden SchülerInnen
schmackhaft gemacht
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MENSCHENGERECHTE ARBEITSGESTALTUNG
Fachtagung zu psychischen Belastungen
am Arbeitsplatz
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UNTERSTÜTZUNG FÜR KMU
Arbeitsschwerpunkt des Fonds Gesundes Österreich
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GUTE NOTEN FÜR ERFOLGREICHE ARBEIT
Evaluationsbericht stellt dem Fonds Gesundes
Österreich ein gutes Zeugnis aus
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MENSCHEN IM FONDS
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KALENDER
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser!
A
m 21. November 1986 verabschiedeten 240 TeilnehmerInnen aus 35
Ländern das Abschlussdokument
einer Tagung in Kanada. Die „Ottawa-Charta“ war in der Folge nicht nur der wesentlichste Impuls für die Gründung der ersten
bundesweiten Institution für Gesundheitsförderung in Österreich. Sie ist inzwischen
auch weltweit als Rahmenprogramm für
moderne Gesundheitsförderung anerkannt.
Die 8. Österreichische Gesundheitsförderungskonferenz im Mai in Bregenz, deren
Inhalte auf den Seiten 12 bis 21 und 34 bis
37 dieser Ausgabe unseres Magazins beschrieben werden, hatte das 20-jährige Jubiläum dieses Schlüsseldokuments zum Thema. Die Tagung in Vorarlberg setzte sich mit
den Zielen der Charta auseinander und beleuchtete, was bislang verwirklicht werden
konnte. Dass dabei, speziell global betrachtet, eine „Umsetzungslücke“ besteht, liegt im
Wesen der OttawaCharta begründet,
deren visionäre Ideen weit über den
Zeithorizont der 80er Jahre hinausreichen. Eben dies ist
aber auch der
Grund, dass dieses
Rahmenprogramm
für Gesundheitsförderung nach wie vor Gültigkeit hat. Im Sinne der in der Charta geforderten gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik müssen die
bereits bestehenden nationalen und internationalen Strukturen für Gesundheitsförderung gefestigt und durch nachhaltige Investitionen weiter ausgebaut werden.
Dass eine Gesellschaft insgesamt nur dann
als gesund gelten kann, wenn sie für jede
einzelne Bürgerin und jeden einzelnen Bürger die bestmöglichen Gesundheitschancen
eröffnet, meint auch Michael Landau, der
Direktor der Wiener Caritas, in unserer Titelstory auf den Seiten 22 und 23. Im Weiteren finden Sie in Gesundes Österreich wie
immer auch Beiträge über aktuelle Projekte
und auf den SIGIS-Service-Seiten 25 bis 32
News aus der Selbsthilfebewegung.
Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche und
anregende Lektüre,
Dennis Beck
Geschäftsführer
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Foto: © Schuster
Inhalt 03/06
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Zahlreiche
Aktionen zum
Welt-Nichtraucher-Tag
Mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen wurde in Österreich ebenso
wie auf internationaler Ebene auch
heuer zum Welt-Nichtraucher-Tag am
31. Mai auf die Bedeutung der Tabakprävention aufmerksam gemacht.
In Wien stellten in einem Fachsymposium der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,
die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau sowie die Wiener
und Niederösterreichische Gebietskrankenkasse das „Rauchertelefon“
vor, ein bundesweiter gemeinsamer
Beratungsdienst der Sozialversicherung und der Länder zur Unterstützung aufhörwilliger RaucherInnen,
mit dem Österreich auch erstmals am
Europäischen Netzwerk der Quitlines,
der internationalen Vereinigung von
telefonischen Beratungsangeboten für
RaucherInnen, teilnimmt.
Auf europäischer Ebene lancierten
zum Welt-Nichtraucher-Tag das Europäische Netzwerk Rauchfreier Krankenhäuser und die EU-Initiative
HELP-Für ein rauchfreies Leben die
Kampagne „Tabak – tödlich in jeder
Form“. Noch bis Oktober 2006 werden
von den ProjektpartnerInnen bei Veranstaltungen CO-Messungen der
Atemluft durchgeführt, die die Schädlichkeit von Tabak deutlich machen
sollen.
Weitere Informationen unter
www.rauchertelefon.at bzw.
www.help-eu.com. Das Rauchertelefon ist Österreich weit zum Ortstarif
erreichbar unter 0810 810 013.
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Neues SeminarGesundheit
Österreich GmbH (GÖG) programm BildungsIn der Sitzung des Österreichischen Nationalrates
vom 13. Juli 2006 wurde mit den Stimmen der Regierungsparteien das Bundesgesetz über die Gesundheit Österreich GmbH (GÖGG) beschlossen.
Seit 1. August 2006 ist das Gesetz in Kraft, am selben Tag fand die Gründungsgeneralversammlung
der Gesundheit Österreich GmbH statt.
Die Gesellschaft umfasst derzeit die beiden Geschäftsbereiche Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)
und Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG), ein Bundesinstitut für Qualität
im Gesundheitswesen (BIQG) soll in naher Zukunft als dritter Geschäftsbereich aufgebaut werden.
Das Gesetz bestimmt die
Gesamtrechtsnachfolge
der Gesundheit Österreich GmbH gegenüber
dem Fonds Gesundes
Österreich und dem Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen. Somit wurden alle Vereinbarungen und
Dr. Heinz Frühauf
Verträge unverändert
übernommen. Dies gilt
auch für alle MitarbeiterInnen der beiden
Fonds, die nun Angestellte der Gesundheit
Österreich GmbH sind.
Alleingesellschafter ist
der Bund, vertreten
durch die Bundesministerin für Gesundheit
Dr. Michaela Moritz
und Frauen. VertreterInnen des Bundes, der
Länder und der Sozialversicherungen sind in
der Institutsversammlung vorgesehen. Für
den Geschäftsbereich
Fonds Gesundes Österreich bleiben das Kuratorium und der FachbeiDennis Beck
rat unverändert aufrecht. Das Kuratorium
wurde um zwei VertreterInnen des Österreichischen
Seniorenrates erweitert. In der Gründungsgeneralversammlung wurde Dr. Heinz Frühauf als interimistischer Geschäftsführer und Dr. Michaela Moritz und Dennis Beck befristet als GeschäftsführerInnen bestellt.
Das Österreichische Gesundheitsförderungsgesetz
(GfG) bleibt inhaltlich unverändert bestehen und
stellt weiterhin die gesetzliche Basis der inhaltlichen
Tätigkeit des Fonds Gesundes Österreich dar. Der
Wortlaut der relevanten Gesetzestexte ist unter
www.fgoe.org abrufbar.
netzwerk Gesundheitsförderung
Auch im Wintersemester 2006/2007
unterstützt der
Fonds Gesundes
Österreich wieder die Fortbildung im
Bereich Gesundheitsförderung
und Primärprävention. Das neu erschienene
„Seminarprogramm Gesundheitsförderung – Bildungsnetzwerk September 2006 bis Februar 2007“ wendet
sich an Personen, die gesundheitsförderliche Aktivitäten planen und umsetzen: MitarbeiterInnen und LeiterInnen
von Gesundheitsförderungsprojekten
sowie Angestellte der öffentlichen Gesundheitsverwaltung.
Das Programm wurde auf Basis bisheriger Erfahrungen und nach Evaluation
vorhergehender Seminarzyklen, ausgerichtet auf die speziellen Bedürfnisse
der Zielgruppe, konzipiert. Die thematischen Schwerpunkte des seit 1999
laufenden Fortbildungsprogramms
umfassen Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, spezifische Themen der Gesundheitsförderung sowie soziale Kompetenz. Verstärkt gibt es im neuen Programm Seminare zum Thema Evaluation und
Qualitätsentwicklung. Es werden in
diesem Semester aber auch völlig neue
Seminare angeboten, zum Beispiel mit
den Inhalten Diversity Management,
Partizipation oder Online Marketing.
Der Fonds Gesundes Österreich trägt
den überwiegenden Teil der Seminarkosten und hebt von den TeilnehmerInnen lediglich einen Unkostenbeitrag
von 60 Euro für das jeweilige Seminar
ein. Das „Seminarprogramm Gesundheitsförderung – Bildungsnetzwerk
September 2006 bis Februar 2007“ kann
beim Fonds Gesundes Österreich und
bei allen neun regionalen KoordinatorInnen gratis bestellt werden, per E-Mail
unter gesundes.oesterreich@fgoe.org
oder telefonisch unter 01/895 04 00. Das
Programm ist auch auf der Homepage des Fonds Gesundes Österreich unter www.fgoe.org abrufbar.
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Aquila-Preis für „Mehr Spaß mit Maß“
Verkehrssicherheit ist ein Thema, das vielen
Menschen ein Anliegen ist. Das hat sich auch
heuer wieder bei der Verleihung des Verkehrssicherheitspreises des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) gezeigt, die in Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund am 30. Mai im Rahmen einer
Galaveranstaltung im Technischen Museum Wien über die
Bühne ging. „Manche Menschen nehmen
ihre Verantwortung sehr
ernst. Sie machen sich
nicht nur Gedanken über
ihre eigene Sicherheit,
sondern wollen einen
Beitrag für die Sicherheit aller leisten“, lobte Dr. Othmar Thann, Direktor des
KfV, die GewinnerInnen.
In der Kategorie „Unternehmen und Institutionen“ konnte sich die Stiftung Maria Ebene aus
Vorarlberg durchsetzen.
Überzeugt hat die Jury das
im Jänner 2004 gestartete
und auf fünf Jahre ausgelegte, vom Fonds Gesundes Österreich geförderte Projekt zur Gesundheitsförderung und Alkoholprävention bei
Jugendlichen unter dem Motto „Mehr Spaß mit
Maß“. Die Sujets dieser Kampagne liefern auch die
Grundlagen für die aktuelle Österreich weite Kampagne
des Fonds Gesundes Österreich unter dem selben Titel.
Primäre Zielgruppe von „Mehr Spaß mit Maß“ sind Jugendliche, die Kampagne wird in den Sektoren Handel, Gastronomie,
Verkehr, bei ÄrztInnen und MultiplikatorInnen umgesetzt. Interessant unter dem Aspekt Verkehrssicherheit ist unter anderem das
Teilprojekt „Bob“: Hier geht es darum, dass in einer Gruppe von
Jugendlichen im Voraus ein/e FahrerIn bestimmt wird, die oder der
keinen Alkohol trinkt. Bei routinemäßigen Kontrollen gibt es bei
0,0 Promille eine Belohnung, z.B. ein Konzertkarte. Damit
will man verstärkt dem Problem Alkohol am Steuer bei jungen AutofahrerInnen entgegen wirken.
Weitere PreisträgerInnen sind in der Kategorie Medien die Lokalredaktion der Kleinen Zeitung Kärnten für ihre engagierte Berichterstattung zum Thema, die oberösterreichische Gemeinde Gampern
für Investitionen in sicherheitsfördernde Infrastruktur und die European High School, Wien 15, für ein Projekt zur Verbesserung der
Verkehrssicherheit im Schulumfeld.
Eine ausführliche Darstellung aller Projekte ist auf der Internetseite www.kfv.at abrufbar.
Medienpreis „Ernährung“ des Fonds Gesundes Österreich verliehen
Bei der Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung des Fonds Gesundes Österreich
am 21. Juni 2006 im Design Center Linz wurde heuer zum dritten Mal der Medienpreis
„Gesundheitsförderung und Prävention“ vergeben. Der mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Preis war dieses Jahr dem Thema „Ausgewogene Ernährung“ gewidmet.
Die hochkarätige Jury, bestehend aus Univ.Doz. Dr. Ingrid Kiefer (Institut der Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien,
Ernährungswissenschafterin und Fachbeirätin des Fonds Gesundes Österreich), Univ.Prof. Dr. Thomas A. Bauer (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der
Universität Wien), Dennis Beck (Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich) und
Mag. Rita Kichler (Gesundheitsreferentin für
den Bereich Ernährung des Fonds Gesundes
Österreich) hat aus den 69 qualitätsvollen
Einreichungen vier PreisträgerInnen prämiert. Der Medienpreis steht unter der
Schirmherrschaft von Gesundheitsministerin
Maria Rauch-Kallat.
Der erste Platz ging an Mag. Uschi Christl
vom ORF Oberösterreich und den Ernährungswissenschafter Mag. Christian Putscher.
Die von beiden AutorInnen für den ORF
Oberösterreich gemeinsam verfasste Broschüre „Frühlingserwachen“ beinhaltet hilf-
reiche Tricks und Tipps, wie sich gesunde
und ausgewogene Ernährung im Alltag unterbringen lässt. Dies geschah in innovativer
Art und Weise und perfekt abgestimmt mit
thematischen Beiträgen im TV (OÖ heute)
und Radio OÖ. Mag. Uschi Christl: „Ich freue
mich wirklich sehr über den Preis, denn offenbar ist unser Konzept aufgegangen, dass
gesunde Ernährung durchaus mit Freude am
Essen verbunden werden kann. Wenn die
Menschen ein Gefühl dafür bekommen, was
ihnen gut tut, haben wir unser Ziel erreicht.“
Der zweite Platz ging an Barbara Stöckl,
Margit Draxl und Silke Tabernik von „Help
TV“ für ihren Beitrag „Gesund essen mit
Kindern“, in dem eine „Ernährungs-Nanny“
zeigte, wie man Kinder vom Fast Food los-
eisen und ihnen Gemüse schmackhaft machen kann.
Ex aequo mit Platz 3 ausgezeichnet wurden
Kronen Zeitung-Redakteurin Karin Rohrer
für den Artikel „Altersbremse aus dem
Kochtopf“ und Sabine Fisch vom Ö1 Radiodoktor Gesundheitsmagazin für ihren Beitrag „Ernährung und Bewegung“. Der in der
Kronen Zeitung erschienene Artikel informierte, wie richtiges Essen den Organismus
länger jung und vital hält. Die Sendung im
Ö1-Radio erläuterte im Zusammenhang mit
dem Abnehmen die Rolle der Ernährung
und der Bewegung und zeigte praktische
Tipps für die Umsetzung im Alltag auf.
Die Print-Beiträge können auf
www.fgoe.org abgerufen werden.
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Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen
Stadträtin Mag. Renate Brauner und Rapid-Präsident Rudolf Edlinger
Fussballspaß ohne Alkohol
Das neue Alkoholpräventionsprojekt „Kick“, das sich vor allem an
junge Fussballfans richtet, haben der SK Rapid Wien, das Institut für
Suchtprävention der Wiener Sucht- und Drogenkoordination (ISP),
Streetwork Wien und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
ins Leben gerufen. Die Aktion wird bei Fußballspielen im HanappiStadion durchgeführt.
„Unser Ziel ist es, Informationen rund um das Thema Alkohol zu
vermitteln und die Auseinandersetzung mit Motiven und Funktionen des eigenen Trinkverhaltens anzuregen, und das ohne den moralischen Zeigefinger“, erläutert Gesundheits- und Sozialstadträtin
Mag. Renate Brauner. Abschreckung würde nicht suchtpräventiv wirken, so Brauner, daher „fördern wir mit unseren Präventionsprogrammen Eigenständigkeit und innere Stärke.“ Rapid-Präsident Rudolf Edlinger: „Der SK Rapid unterstützt diese Aktion mit großem
Engagement, weil wir unseren vielen jugendlichen Fans helfen wollen, beim Umgang mit Alkohol besser informiert zu sein und sie vor
den Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums zu warnen.“
„Kick“ richtet sich in erster Linie an 16- bis 21-jährige Fußballfans.
Das Projekt, das vorerst bei zwei Rapid-Heimspielen durchgeführt wurde, besteht aus mehreren Bausteinen, darunter ein
Wissensquiz mit Gewinnspiel. Wer Fragen wie „Lässt sich der
Abbau von Alkohol im Blut beschleunigen?“ richtig beantwortete, konnte ein Abo für die nächste Saison, ein Original RapidSpieler-Trikot oder einen Ball mit Unterschriften gewinnen. Außerdem wurden bei Projektstart scheckkartengroße Ausweise verteilt. Sie enthalten zielgruppengerechte Informationen über Alkohol
und sind gleichzeitig der Stempelpass für die freiwilligen Promilletestungen mit den Alkoholvortestgeräten. Zusätzlich wurde an den
Kick-Aktionstagen alkoholfreie Getränke um ein Drittel des Preises
verkauft. Wer sich während der Fußballspiele trotzdem ans Bier
hielt, bekam gratis ein „Katersackerl“ mit nach Hause. Es ist mit
Dingen gefüllt, die helfen, dass es während und nach einer „durchzechten“ Nacht möglichst wenige Probleme gibt, zum Beispiel Taxitelefonnummern, Erfrischungstuch, Traubenzucker und Kondom.
„Junge Menschen besuchen den Fußballplatz, um eine gute Zeit zu
haben, und auch unsere Aktion soll Spaß machen. So wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass Jugendliche möglichst bewusst und
konstruktiv mit Alkohol umgehen“, verdeutlicht der Drogenbeauftragte der Stadt Wien Dr. Alexander David.
INFORMATION & KONTAKT: Institut für Suchtprävention
Tel.: 01/4000 66717, gabriele.wild@sd-wien.at
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GESUNDES ÖSTERREICH
Erste Ergebnisse eines grenzüberschreitenden Projekts zur
Förderung der Zusammenarbeit
im Gesundheitswesen zwischen
Österreich, Tschechien, Ungarn
und der Slowakei liefert der im
Mai veröffentlichte „helthregioReport“.
„Der Gesundheitssektor ist ein
zentraler Wirtschaftsfaktor im
Grenzraum zwischen den vier
Ländern. Das Gelingen von grenzüberschreitender Zusammenarbeit
im Gesundheitwesen eröffnet Optimierungs- und Einsparungspotenziale und erhöht die Lebensqualität in der Region“, fasst Martin
Wieland vom Projektträger Gesundheitsmanagement Burger-Wieland OEG die Ziele des Projekts zusammen, das im Rahmen des EUProgramms INTERREG III A finanziert wird.
Der Report stellt die vorläufigen Ergebnisse von „healthregio“ sowie der wissenschaftlichen Arbeiten vor, die durch Kooperationen
von ExpertInnen an Universitäten und Fachhochschulen in den vier
Ländern entstanden sind, und gibt Handlungsempfehlungen für
EntscheidungsträgerInnen aus Politik und Wirtschaft.
Weitere Informationen zum Projekt und den Inhalten des
Berichts gibt es unter www.healthregio.net.
Interkulturalität und Gesundheit
Einem immer mehr an Bedeutung gewinnenden Thema widmeten die Internationale Organisation für Migration (IOM)
in ihrer Eigenschaft als Nationaler Kontaktpunkt Österreich im Europäischen
Migrationsnetzwerk und die Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine gemeinsame Tagung Ende Juni: „Interkulturalität im österreichischen Gesundheitswesen:
Wissenschaftliche und praktische
Ansätze“ war das anspruchsvolle
Motto der Veranstaltung. Nach einer Einführung zum Stand der
Migrationsforschung zum Thema Gesundheit wurden Initiativen zur Förderung der Interkulturalität des Gesundheitswesens, Migration und Public Health und der Bereich Gesundheitsförderung und Gesundheitsvorsorge thematisiert. Vorgestellt
wurden beispielsweise ein Lehrgang für
interkulturelle Kompetenz für Gesundheitsberufe, eine Moscheen-Aktion für
türkische Migrantinnen und Erfolgskriterien für Gesundheitsförderungsprojekte für Migrantinnen.
Die Vorträge und weitere Hintergrundmaterialien zur Tagung gibt es
zum Nachlesen unter www.emn.at
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Foto: BilderBoxCom
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Europa in Bewegung
Zu seiner zweiten Jahrestagung traf Mitte Juni in Tampere, Finnland, das europäische Netzwerk für gesundheitsförderliche Bewegung HEPA Europe zusammen. Gemeinsam mit sämtlichen auf
dem Gebiet der Gesundheitsförderung relevanten Organisationen
will HEPA dafür sorgen, dass sich die EuropäerInnen mehr bewegen.
Im Mittelpunkt der vom finnischen Urho Kekkonen (UKK) Institut für Gesundheitsförderungsforschung organisierten Tagung mit
42 TeilnehmerInnen – darunter auch eine Vertreterin des Fonds
Gesundes Österreich – aus 15 Ländern standen neben dem künftigen Arbeitsprogramm und Budget des Netzwerks auch die Aufnahme neuer Mitglieder sowie die Diskussion internationaler Entwicklungen und nationaler Ansätze rund um Gesundheitsförderung und
Bewegung. Als auch im internationalen Maßstab vorbildlich gilt hier
etwa das auf der Tagung präsentierte umfassende finnische Bewegungsprogramm, das Sektoren übergreifend von mehreren Regierungsressorts unterstützt und in unterschiedlichen Settings sowie
für alle Altersgruppen umgesetzt wird. Denn seit April 2002 gibt es
eine „Government Resolution on policies to develop health-enhancing physical activity“. In Sachen HEPA arbeiten das finnische Verkehrsministerium, das Sozial- und Gesundheitsministerium und das
Bildungsministerium zusammen.
Weitere Information unter http://www.euro.who.int/hepa
Steirische Konferenz
zur Frauengesundheit
Die 1. Steirische Gesundheitskonferenz Ende Juni in Graz stand unter dem Schwerpunktthema „Frauengesundheit“. Eine frauenspezifische Perspektive beizubehalten sei bei Entscheidungen im Gesundheitswesen wichtig, um eine Verbesserung der gesundheitlichen Lage der Frauen in der Steiermark sicherstellen zu können, betonte
Landesrat Helmut Hirt. Das Land Steiermark habe bereits 2003 mit
dem Frauengesundheitsbericht einen Schwerpunkt in diese Richtung
gesetzt, begründete der Politiker die Auswahl des Konferenzthemas.
Inhaltliche Beiträge lieferten auf der Tagung unter anderem die Gender-Forscherin Dr. Ellen Kuhlmann vom Zentrum für Sozialpolitik
an der Universität Bremen, Dr. Judith Fuchs vom Zentrum für Geschlechterforschung an der Berliner Charité und die Grazer Expertin Dr. Èva Rásky vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie.
Die Einrichtung einer Gesundheitskonferenz, in der die wesentlichen AkteurInnen des Gesundheitswesens vertreten sind, ist im Steiermärkischen Gesundheitsfonds-Gesetz vorgesehen, um eine Weiterentwicklung der Gesundheitspolitik mit allen AkteurInnen und
Betroffenen sicher zu stellen.
50plus Hotels Österreich:
Urlaub & Genuss
Im Magazin der „50plus Hotels Österreich“ unterbreiten 41 Hoteliers ideenreiche Angebote für gelernte Genießer. Neue Urlaubsideen für Wellness&Vital-, Sport&Natur- und Kultur&Genuss-Angebote im tollen Urlaubsambiente sind im neuen Magazin enthalten, gratis zu bestellen bei: 50plus Hotels Österreich, A-3491 Straß, Prof. Kaserer-Weg 333, Telefon 02735/5535-0,
info@50plusHotels.at, www.50plusHotels.at
Aus dem Angebot der 50plus-Spezialisten:
Das Hotel Gotthard von Familie Walch ist ideal für Aktive und Genießer. Das Angebot „Arlbergwanderer“ lädt ein, Lechs Bergwelt
gemütlich mit dem Wanderführer zu erkunden. Außerdem gibt’s
als Geschenk den „Arlberg Rucksack“. Preis für 7 Übernachtungen
mit Halbpension: ab EUR 570,-. Info: Hotel Gotthard, Familie
Walch, 6764 Lech am Arlberg, Tel.: 05583/3560 oder www.gotthard.at
Im Gourmethotel Maximilian im Tiroler Serfaus werden die Gäste aus der Haubenküche verwöhnt. Das Package „Magie der Berge“ inkludiert 7 Übernachtungen mit Halbpension, eine geführte Wanderung und freie Seilbahnfahrten. Preis: ab EUR 525,—.
Info: Gourmethotel Maximilian, Familie Tschuggmall, 6534 Serfaus, Tel. 05476/6520 oder www.maximilian.at
Das Hotel Kristall in Finkenberg bietet die 7-tägige Natur- und
Verwöhnpauschale ab EUR 394,— an. Im Preis sind 7 Tage Verwöhnhalbpension, geführten Wanderungen – auch eine Sonnenaufgangswanderung mit Bergfrühstück, Nordic Walking, eine
Massage und ein Galamenü. Info: Hotel Kristall, Familie Geisler –
Buchsteiner, 6292 Finkenberg/Zillertal, Tel. 05285/62840 oder
www.kristall-finkenberg.at
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Prävention in der Arbeitswelt
„Arbeit, Arbeitslosigkeit und Krankheit – Gesundheitsförderung
als Ausweg?“: Unter diesem Titel luden das Arbeitsmarktservice
Österreich, die Caritas und abif im Mai zu einer Fachtagung,
bei der den gesund- und krankmachenden Faktoren der modernen Arbeitswelt nachgegangen wurde.
Dr. Evelyne Wohlschläger und Dr.
Christophoros Konnaris von der
Klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin der Medizinischen Universität Wien zeigten etwa anhand
einer Studie mit 300 TeilnehmerInnen die Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und KrankProf. Dr. Eberhard Ulich
heitsrisiko auf. „Unsere Untersubei der Fachtagung
chungen haben gezeigt, dass sich
sowohl Lebensqualität, Stimmung, Stressbewältigung als auch die
Parameter Cortisol, Body Mass Index, medizinischer Status und
körperliche Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der Zeit durch
Arbeitslosigkeit verschlechtern“, so die ExpertInnen.
Doch auch wer in Beschäftigung steht, kann gesundheitlichen
Risiken ausgesetzt sein, betonte bei der Tagung Prof. Dr. Eberhard Ulich, wissenschaftlicher Leiter des Europäischen Netzwerkes Partnerschaftliche Unternehmenskultur und Betriebliche
Gesundheitspolitik: „Arbeitsverdichtung, Stress, die europaweit
an erster Stelle rangierenden Muskel- und Skeletterkrankungen
sowie die deutlich zunehmenden psychischen Störungen verlangen ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das nicht allein
auf individuelle Verhaltensänderungen abzielt, sondern vor allem über Veränderungen betrieblicher Arbeitsbedingungen und
Strukturen wirksam wird.“
Vorträge und Präsentationen zum Nachlesen sind unter
www.abif.at verfügbar.
Mental Health Promotion
in der EU - EMIP
Maßnahmen zur Förderung der mentalen
Gesundheit standen
im Mittelpunkt einer
Konferenz unter dem
Motto “Creating a momentum for change“
im vergangenen März
in Budapest. Die internationale Tagung diente vor allem dem Austausch über das EU-Projekt „Implementation of Mental Health Promotion and Prevention
Policies and Strategies in EU Member States and Applicant Countries“ („EMIP“), an dem auch der Fonds Gesundes Österreich als
nationaler Partner teilnimmt. Im Rahmen dieser Initiative soll auf
europäischer Ebene das wichtige Thema der seelischen Gesundheit
(„Mental Health“) weiterentwickelt und die Bildung von Netzwerken und Strategien in den europäischen Ländern unterstützt werden. Projektpartner nutzten die Tagung zum Informations- und
Erfahrungsaustausch über den Erfolg der in den 12 teilnehmenden
Ländern durchgeführten nationalen Workshops sowie über die verschiedenen, länderspezifischen Aktivitäten und Probleme im Bereich „Mental Health Promotion“.
Die Projektberichte der teilnehmenden Länder können unter folgendem Link heruntergeladen werden:
http://mentalhealth.epha.org
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GESUNDES ÖSTERREICH
Sucht: Gefährdete Kinder
„Kinder in suchtbelasteten Familien - Theorie und Praxis der
Prävention“ war der Titel einer
auch vom Fonds Gesundes Österreich geförderten Fachtagung für ExpertInnen aus Kinderhilfe, Erwachsenenhilfe und
pädagogischen Berufsfelder im
Juni in Salzburg. Geschätzte
150.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Österreich sind von elterlicher Alkoholabhängigkeit betroffen.
Dass für diese Gruppe präventive Maßnahmen besonders
wichtig sind, darüber waren
sich die ExpertInnen bei der
Salzburger Tagung einig. „Kinder suchtkranker, insbesondere
alkoholabhängiger Eltern gelten als die größte einzelne Risikogruppe, was die Entwicklung
einer substanzbezogenen Störung angeht“, betonte Univ.Prof. Dr. Alfred Springer, Leiter
des Ludwig Boltzmann Instituts für Suchtforschung (LBI
Sucht), Wien. „Darüber hinaus
sind sie eine stark gefährdete
Gruppe bezüglich der Entwicklung psychischer, sozialer und
somatischer Störungen, sowohl
im Kindes- und Jugendalter, als
auch im Erwachsenenalter.“ Bei
Kindern in suchtbelasteten Fa-
milien sei auch das Risiko der
Erkrankung an anderen psychischen Störungen deutlich
erhöht, insbesondere Angststörungen, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen, wenn
auch nicht so stark wie für Abhängigkeitserkrankungen.
„Je früher Fachleute intervenieren, desto besser können gezielte
Hilfestellungen frühzeitig greifen und desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit, dass damit
Risiken für das Kind vermindert
werden können“, plädierte bei
der Tagung Jacqueline Sidler,
Leiterin der Präventionsabteilung in der Schweizerischen
Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme, für ein
rechtzeitiges präventives Eingreifen.
Die Ergebnisse der Tagung sollen in die gleichnamige Studie
des LBI Sucht einfließen, die
noch im Laufe dieses Jahres abgeschlossen wird und eine
Grundlage für präventive und
schadensbegrenzende Maßnahmen für Kinder alkoholabhängiger Eltern bieten soll.
Die Präsentationen der
ReferentInnen gibt es zum
Download unter
www.api.or.at/lbi.
Umstrukturierung der australischen Gesundheitsförderung
Organisatorische Veränderungen gibt
es neuerdings im Aufbau der australischen Gesundheitsförderung. Der bisher in Form eines Fonds geführte
„Health Pact“, die Gesundheitsförderungseinrichtung des Australian Capital Territory (ACT), wurde als eigenständige Organisation eingestellt. Die
Unterstützung von Aktivitäten der Gesundheitsförderung soll in Zukunft direkt durch die Gesundheitsbehörde des Territoriums, zu dem auch die Hauptstadt Canberra gehört, als ACT Health Promotion Grants erfolgen.
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K U R Z
U N D
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Gesundheitsförderung
in Wiener Spitälern
Dem Schwerpunktthema
„Gesundheitsförderndes
Altern für MitarbeiterInnen“ widmet sich der aktuelle Newsletter des Wiener Informationsnetzwerks „Gesundheitsförderung in Spitälern und Pflegeeinrichtungen“, der Anfang Juli online gegangen
ist. Das Netzwerk engagiert sich für eine trägerübergreifende Allianz für
Gesundheitsförderung in
Wiener Spitälern und Pflegeeinrichtungen.
Nachzulesen sind unter
anderem die Ergebnisse eines Workshops im Juni,
bei dem ExpertInnen relevante Handlungsbereiche für ein Altern in Gesundheit für MitarbeiterInnen identifizierten und gewichteten.
Weitere Beiträge des aktuellen Newsletters beschäftigen sich mit
der Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche in Krankenhäusern oder dem Wiener Krankenanstaltenverbund, der als erster
Wiener Spitalsträger ein strategisches Gesundheitsförderungskonzept verabschiedet hat.
Nordische Tagung zur
Gesundheitsförderungsforschung
„Health and Institutional Change” war
das Motto der mittlerweile bereits
fünften „Nordic Health Promotion Research Conference“, die Mitte Juni im
dänischen Esbjerg getagt hat. Schwerpunkte der unter anderem von der International Union of Health Promotion Education (IUHPE) unterstützten
Konferenz waren vor allem Debatten
über Standards und notwendige Prioritäten in der Gesundheitsförderungsforschung, das Problem von Ungleichheiten im Zugang zu Gesundheit und Gesundheitsförderung sowie
der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung. Letzterer habe
sich, so Prof. Mark Dooris, Leiter der Healthy Settings Development
Unit an der Lancashire School of Health and Postgraduate Medicine, in seinem Vortrag in Esbjerg, zwar weltweit zu einer zentralen
Strategie in der Gesundheitsförderung entwickelt, sei aber auch mit
einer gewissen Tendenz zur Fragmentierung behaftet. Die großen
Herausforderungen, um diesen Ansatz weiter zu entwickeln, so der
britische Experte, seien, Evidenz für die Wirksamkeit von Maßnahmen zu generieren und die größeren Zusammenhänge nicht aus den
Augen zu verlieren. „Die Themen des 21. Jahrhunderts sind komplex, sie erfordern Antworten, die dieser Komplexität gerecht werden und sich den reduktionistischen Paradigmen stellen, mit denen wir arbeiten“, so Prof. Dooris.
Abstracts und einzelne Präsentationen der Konferenz gibt es unter www.5NHPRC.sdu.dk.
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GESUNDES ÖSTERREICH
B Ü N D I G
IUHPE: Sonderheft zur
Gesundheitsförderung
in der Schule
Eine neue Sonderausgabe der Zeitschrift
„Promotion&Education“, des Organs der
International Union of Health Promotion
Education (IUHPE), ist dem Themenschwerpunkt „Gobal school health promotion“ gewidmet.
Neben viel Hintergrundinformation zu
Theorie und Praxis der Gesundheitsförderung im Setting Schule beinhaltet die aktuelle Publikation auch theoretische Inputs
zu Themen wie Networking und Advocacy.
Fallbeispiele und Erfahrungsberichte aus einzelnen Ländern, etwa zur
SchülerInnenpartizipation, zur betrieblichen Gesundheitsförderung
in Erziehungseinrichtungen oder zum Training von LehrerInnen in
Fragen der Gesundheitsförderung runden das informative Heft ab.
Weitere Informationen und Heftbestellung: www.iuhpe.org
Neuer Lehrgang
Public Health in Vorarlberg
Erstmals startet im Herbst 2006 im Schloss Hofen nahe Bregenz das
Masterstudienprogramm „Public Health“ in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz. „Dieses neue Angebot vermittelt genau
die Qualifikationen, die heute zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens erforderlich sind“, so Gesundheitsreferent Landesstatthalter Dr. Hans-Peter Bischof bei der Präsentation des Angebotes.
Zur Zielgruppe des Public-Health-Studienganges gehören nicht nur
Fachleute aus traditionellen Gesundheitsberufen, sondern auch
Wirtschafts- und SozialwissenschafterInnen, JuristInnen sowie Natur- und GeisteswissenschafterInnen. Ein besonderer Vorteil – speziell in Vorarlberg – ist laut Dr. Bischof die überregionale Ausrichtung des Studienganges, sodass auch Systeme und Entwicklungen des
benachbarten Auslandes studiert und verglichen werden können.
Nähere Informationen zum neuen Studiengang gibt es in Schloss
Hofen, Rainer Längle, Telefon 05574/4930-142, E-Mail: wirtschaft@schlosshofen.at.
Soziale Beteiligung
älterer Menschen
Bereits seit vergangenem September läuft das
grenzüberschreitende Projekt, im April ist unter www.i2i-project.net auch eine umfangreiche Website online gegangen und der erste
Newsletter erschienen. Die Rede ist von der
Initiative „From Isolation to Inclusion“, die im Rahmen des Zweiten
Transnationalen Austauschprogramms der EU-Kommission gefördert
wird und innovative Konzepte unterstützen soll, die eine stärkere Einbindung älterer Menschen in das Gemeinschaftsleben ermöglichen.
Für die Umsetzung in Österreich ist das Forschungsbüro queraum
gemeinsam mit dem SeniorInnenbüro der Stadt Graz zuständig. Auf
der Website findet sich unter anderem eine Datenbank, die einen
Überblick über innovative Projekte zum Thema soziale Beteiligung
und Integration von sozial isolierten älteren Menschen gibt. InteressentInnen sind eingeladen, ihre eigenen innovativen Initiativen
auf der Projekt-Website zu veröffentlichen.
K U R Z
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B Ü N D I G
Gesundheitsziele:
Vorbild Schweden
Eine neue Veröffentlichung des
Netzwerks europäischer Gesundheitsförderungsorganisationen „EuroHealthNet“ beschäftigt sich mit
Strategien und Erfahrungen rund
um die soziale Integration benachteiligter Gruppen und Menschen
zur Förderung ihrer Gesundheit.
Der Bericht unter dem Titel „Health
and Social Inclusion in the EU: the
value of trans-national exchange”
fasst im Wesentlichen die Ergebnisse des EU-Projekts „Tackling Health
Inequalities and Social Exclusion in Europe“ zusammen, das von 2003
bis 2005 durchgeführt wurde. Ziel des von der Generaldirektion Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit der Europäischen Kommission geförderten Projektes war es, einen transnationalen Austausch über effektive Strategien und Maßnahmen zu unterstützen, die beispielhaft zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten und zur Förderung der sozialen Integration beitragen.
Der aktuelle Bericht zeigt nicht nur die Zusammenhänge zwischen
Armut, sozialer Integration und Gesundheit auf, sondern stellt auch die
Aktivitäten der EU in diesem Bereich vor. Darüber hinaus werden auch
die konkreten Empfehlungen, die auf der Abschlusskonferenz des Projekts im vergangenen Dezember beschlossen wurden, präsentiert.
Weitere Informationen zum Thema gibt es auch unter www.eurohealthnet.org
Unter dem Ehrenschutz von Landesrat Mag. Helmut
Hirt präsentierte
bei einem Symposium im Juni in
Graz der Direktor
für strategische
Politikentwicklung
und stellvertretende Generaldirektor
des
Nationalen
Schwedischen Public Health Instituts, Bosse Pettersson, den innovativen, auf intersektorale Zusammenarbeit und eine informierte Öffentlichkeit basierenden Ansatz der schwedischen Gesundheitspolitik. Die Entwicklung von Gesundheitszielen in Schweden, ein Prozess, der bereits vor gut 20 Jahren eingeleitet wurde, orientiere sich am Konzept
der gesundheitsrelevanten Determinanten, so Pettersson. Das gemeinsame nationale Ziel aller Public Health Bemühungen sei es,
„soziale Bedingungen zu schaffen, die eine gute Gesundheit für die
gesamte Bevölkerung ermöglichen“, betonte der Experte. Mit definierten Arbeitsfeldern und Zielen werde dies Sektoren übergreifend
umgesetzt. Mit großem Erfolg, wie Pettersson berichtete: Im Hinblick auf zahlreiche Parameter wie Lebenserwartung, Tabakkonsum
oder Herz-Kreislauf-Sterblichkeit gilt Schweden weltweit als eines
der Musterländer in puncto Gesundheit.
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Soziale Integration
fördert Gesundheit
G ESUNDES ÖSTERREICH 11
OTTAWA-CHARTA
DIE GRUNDLAGE FÜR
GESUNDHEITSFÖRDERUNG
Die Ottawa-Charta der WHO, die Grundlage für moderne Gesundheitsförderung, feiert heuer ihr 20-jähriges Jubiläum. Bei der Konferenz, die der Fonds Gesundes Österreich zu diesem Anlass im Mai in Bregenz abhielt, legten PolitikerInnen, WissenschafterInnen und PraktikerInnen dar, welche Bedeutung dieses Grundsatzdokument bis heute hat.
D
ie Ottawa-Charta ist ohne Zweifel eines der bedeutendsten Dokumente internationaler Gesundheitspolitik“, sagte die Bundesministerin für
Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat
bei der 8. Österreichischen Gesundheitsförderungskonferenz zum Thema „20 Jahre Ottawa-Charta“ in Bregenz. Damit sprach die
Präsidentin des Fonds Gesundes Österreich
dem 1986 bei einer internationalen Konferenz der Weltgesundheitsorganisation WHO
beschlossenen Grundsatzpapier nicht nur
für den Bereich der Gesundheitsförderung,
sondern für das Gesundheitswesen insgesamt zentrale Bedeutung zu. Die TeilnehmerInnen jener denkwürdigen Tagung in Kanada hätten erstmals zum aktiven Handeln für
das gemeinsame Ziel „Gesundheit für alle bis
zum Jahr 2000“ aufgerufen, so Bundesministerin Rauch-Kallat. Damit seien die Weichen
für eine gesundheitsorientierte Gesamtpolitik gestellt worden, die sich nicht mehr nur
auf den engeren Krankheitsbereich beschränken sollte.
Längerfristige Entwicklung. Die Charta sei
jedoch nicht nur als Ergebnis der mehrtägigen Konferenz in Ottawa zu sehen, sondern auch als Resultat einer längerfristigen
Entwicklung, deren Grundstein bereits mit
der Gesundheitsdefinition der WHO aus
dem Jahre 1948 gelegt worden sei. „Hier
12
GESUNDES ÖSTERREICH
wurde Gesundheit erstmals nicht nur auf
das körperliche Wohlbefinden limitiert,
sondern als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens definiert“, so die Gesundheitsministerin.
Diese Begriffsbestimmung habe den Weg
geebnet, von der bisher gebräuchlichen Gesundheitserziehung hin zur Gesundheitsförderung, die nicht nur eine Änderung des
persönlichen Lebensstils, sondern auch eine
Verbesserung des Lebensumfelds und der
Verhältnisse anstrebe, sagte Bundesministerin Rauch-Kallat.
Ein weiterer Meilenstein sei die 1978 in Alma Ata beschlossene WHO-Deklaration zur
Primären Gesundheitsversorgung gewesen,
in der Kritik an einer ausschließlich naturwissenschaftlich orientierten Medizin geübt
und erstmals betont worden sei, dass zum
Erreichen von Gesundheitszielen alle gesellschaftlichen Bereiche zusammenwirken
müssten (siehe auch KASTEN: Von Genf bis
Bangkok - für die Gesundheitsförderung
wichtige WHO-Tagungen im Überblick).
Das Schlüsseldokument für Aktivitäten im
Bereich der Gesundheitsförderung sei dann
aber letztlich die 1986 in Ottawa beschlossene Charta gewesen, deren Inhalte auch
heute noch weitgehend Gültigkeit hätten, so
die Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen.
Handeln statt behandeln. In dem vor rund
20 Jahren in Kanada verabschiedeten Dokument wird Gesundheitsförderung als ein
„Prozess“ definiert, „der allen Menschen ein
höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit ermöglichen und sie dadurch
zur Stärkung ihrer Gesundheit befähigen“
soll. Es geht also nicht mehr nur darum,
Menschen medizinisch zu „behandeln“, sondern ihnen eigenes gesundheitsförderliches
Handeln zu ermöglichen. „In den vergangenen 20 Jahren hat diese neue Sichtweise einen regelrechten Siegeszug rund um den
Globus angetreten“, sagte Bundesministerin
Rauch-Kallat in Bregenz.
Charta als Grundlage. „Vorarlberg unterstützt seit jeher die Ziele der Ottawa-Charta
als Grundlage unserer eigenen Arbeit“, betonte auch Dr. Hans-Peter Bischof, Landesstatthalter und Gesundheitsreferent der Vorarlberger Landesregierung, bei der vom
ORF-Journalisten Dr. Peter Resetarits moderierten Tagung die große Relevanz des vor
rund zwei Jahrzehnten beschlossenen Rahmenprogramms. Dr. Bischof beschrieb, was
Gesundheitsförderung von der Vorsorgemedizin unterscheide: „Prävention bedeutet,
Risikofaktoren für Erkrankungen in den
Griff zu bekommen. Gesundheitsförderung
hat hingegen einen offensiven Ansatz und
muss immer neue Wege gehen. Sie will
Fotos: BilderBoxCom
Wohlbefinden erzeugen und Möglichkeiten
vermitteln, wie dieses Wohlbefinden in der
Bevölkerung immer mehr Platz bekommt.
So kann auf lange Sicht auch dem Auftreten
von Krankheiten entgegengewirkt werden.“
Positive Gesundheitsdefinition. „Für die
konzeptionelle Entwicklung und internationale Verbreitung von Gesundheitsförderung
war die Ottawa-Charta ein entscheidender
Impuls“, sagte auch Dennis Beck, der Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich. Die Leitideen des bei der ersten internationalen Gesundheitsförderungskonferenz
der WHO verabschiedeten Rahmenprogramms seien international schnell verbreitet und akzeptiert worden, betonte Beck: „Im
Mittelpunkt stand dabei der Setting-Ansatz,
also die Strategie, gezielt bestimmte Lebenswelten und -bereiche wie etwa Betriebe,
Schulen, Krankenhäuser oder Gemeinden
gesundheitsförderlicher zu gestalten.“
In den vergangenen 20 Jahren seien auf dieser Basis eine Vielzahl an nationalen und internationalen Organisationen, Netzwerken
und Programmen entstanden (siehe auch
den Artikel „Investitionen für Gesundheitsförderung“ auf den Seiten 34 und 35), so der
Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich, und Österreich habe dabei eine Vorreiterrolle gespielt. Dies vor allem auch deshalb, weil bereits 1988 – mit zunächst noch
bescheidenen Mitteln – auf Initiative der
Gesundheitsförderungs-Pionierin Dr. Lindi
Kàlnoky und des damaligen Bundesministers Franz Löschnak der Fonds Gesundes
Österreich eingerichtet worden sei, der später mit der Durchführung des Gesundheitsförderungsgesetzes beauftragt wurde (siehe
auch den Artikel „Was die Ottawa-Charta
für Österreich gebracht hat“ auf Seite 18).
WHO-Mitarbeiterin für den Bereich Gesundheitsförderung zuständig war und
durch ihr beständiges und energisches Engagement erreicht hat, dass es zur ersten Gesundheitsförderungskonferenz der WHO
gekommen ist. Schließlich hat sie dann auch
selbst ganz maßgeblich an der Formulierung
der Ottawa-Charta mitgewirkt.“ (Siehe auch
Interview mit Prof. Kickbusch auf Seite 20).
Ursachen auf vier Ebenen. Prof. Dr. Bernhard Badura von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld,
der selbst in Ottawa dabei gewesen war, sagte in Bregenz, es seien auf vier Ebenen Ursachen dafür festzumachen, dass dieses Schlüsseldokument für Gesundheitsförderung zustande gekommen sei. Gesellschaftlich betrachtet sei die Vorsorgeidee in den frühen
80-er Jahren praktisch von der Agenda verschwunden gewesen, innerorganisatorisch
habe es bei der WHO zunehmendes Unbehagen an der brachliegenden Prävention gegeben und auf wissenschaftlicher Ebene seien die Themen „Stress“ und „soziale Unterstützung“ immer wichtiger geworden.
Letztlich sei die Ottawa-Charta aber vor allem auch persönlichem Einsatz zu verdanken, betonte der Vorstandsvorsitzende der
deutschen Gesellschaft für Public Health:
„Die Ottawa-Charta hatte vor allem eine
Mutter, Prof. Dr. Ilona Kickbusch, die als
Was erhält uns gesund? Im Vorfeld der Entstehung des Grundsatzdokuments sei erstmals die Frage gestellt worden, welche Faktoren zu Gesundheit führten, statt wie bislang
üblich ausschließlich die Risikofaktoren für
Erkrankungen zu erforschen, erklärte Prof.
Badura. In seinem Bregenz-Referat forderte
der deutsche Gesundheitswissenschafter abschließend, die durch die Ottawa-Charta
entstandenen Errungenschafen weiter auszubauen: „Wir müssen heute gerade in Ländern mit einem starkem Sozialversicherungsstaat erkennen, dass wir mit bloßer Reparatur und Kompensation sozialer und gesundheitlicher Probleme nicht mehr weiterkommen. Wir müssen weg von der nachsorgenden Sozialpolitik, die erst dann, wenn eine Verschlechterung eingetreten ist, versucht,
wieder den alten Zustand herzustellen. Wir
müssen hin zu einer investiven Sozialpolitik,
die im Sinne der Gesundheitsförderung
nachweislich die Lebensqualität verbessert.“
G ESUNDES ÖSTERREICH 13
VON GENF BIS BANGKOK –
FÜR DIE GESUNDHEITSFÖRDERUNG
WICHTIGE WHO-TAGUNGEN
Die 1986 in Ottawa verabschiedete Charta ist das wichtigste Dokument für den Bereich Gesundheitsförderung. Im Folgenden werden die Ergebnisse weiterer bedeutender WHO-Konferenzen zum Thema
Gesundheitsförderung wiedergegeben.
Ottawa-Charta (Kanada, 1986):
Resolution der 30.
Weltgesundheitsversammlung
in Genf (Schweiz, 1977):
Bei der 30. Weltgesundheitsversammlung
in
Genf wurde die Strategie
„Gesundheit für alle“ verabschiedet, womit auch eine wesentliche
Grundlage für umfassende Programme zur
Gesundheitsförderung geschaffen wurde.
In der Resolution zu der Tagung in der
Schweiz heißt es unter anderem, dass „das
vorrangige soziale Ziel von Regierungen
und der WHO in den kommenden Jahrzehnten die Erreichung eines Grades von
Gesundheit für alle Bürger der Welt bis
zum Jahr 2000 sein soll, der ihnen erlaubt,
ein sozial und ökonomisch produktives Leben zu führen“.
Bei der ersten internationalen WHO-Konferenz zur „Health Promotion“ in Ottawa im
November 1986, bei
der 240 TeilnehmerInnen aus 35 Ländern
vertreten waren, wurden die Aufgaben und
Ziele der Gesundheitsförderung erstmals
umfassend festgelegt. Die Charta, deren Volltext in der Beilage in der Heftmitte nachzulesen ist, ist das Schlüsseldokument für die
weitere Verbreitung und konzeptionelle Entwicklung von nationalen und regionalen
Programmen für Health Promotion. In Ottawa wurde auch beschlossen, dass weitere
WHO-Konferenzen zum Thema Gesundheitsförderung abgehalten werden sollen
und dass in zunehmendem Ausmaß TeilnehmerInnen aus Entwicklungs- und Schwellenländern eingebunden werden sollen.
Deklaration von Alma Ata (UdSSR, 1978):
Bei der 1978 in der in
Kasachstan gelegenen
Stadt Alma Ata, dem
heutigen Almaty, abgehaltenen internationalen WHO-Konferenz zur primären Gesundheitsversorgung wurde Gesundheit zu einem grundlegenden Menschenrecht erklärt.
Die Deklaration zu dieser Tagung, an der
sich Delegationen von 123 Regierungen und
67 regierungsunabhängigen Organisationen
beteiligten, ist ein Schlüsseldokument für
die Weiterentwicklung der Strategie „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“.
14
GESUNDES ÖSTERREICH
In dem Dokument heißt es unter anderem:
„Das Erreichen des bestmöglichen Gesundheitszustands ist ein äußerst wichtiges weltweites soziales Ziel, dessen Verwirklichung
das Handeln vieler anderer sozialer und
ökonomischer Bereiche zusätzlich zum Gesundheitsbereich erfordert. Wirtschaftliche
und soziale Entwicklung auf der Basis einer
neuen Wirtschaftsordnung ist von grundlegender Bedeutung für die volle Erreichung
von Gesundheit für alle und für die Verringerung der Kluft zwischen dem Gesundheitszustand in entwickelten und dem in
Entwicklungsländern.“
Adelaide-Empfehlungen
(Australien, 1988):
Bereits eineinhalb Jahre später, im April 1988
fand in Adelaide, Australien, die zweite
WHO-Konferenz zur Gesundheitsförderung statt. Im Abschlussdokument zu dieser Tagung, den so genannten „AdelaideEmpfehlungen“, wird festgelegt, dass Gesundheit und Chancengleichheit zentrale
Elemente aller Politikbereiche sein sollen.
Weiters wird konkret darauf hingewiesen,
dass durch eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik unterstützende physische und
soziale Umwelten geschaffen werden sollen,
in denen Menschen befähigt werden, ein gesundes Leben zu führen.
Im Einzelnen sind laut den „Adelaide-Empfehlungen“ folgende sechs Handlungsfelder
von besonderer Bedeutung:
u Unterstützung der Gesundheit von Frauen
u Essen und Ernährung zur Überwindung
von Hunger und Mangelernährung
u Tabak- und Alkoholgebrauch
u Schaffung unterstützender Umfelder und
Umwelten
u Entwicklung neuer Bündnisse und
Partnerschaften für Gesundheit
u Verpflichtung zu einer globalen Verantwortung für öffentliche Gesundheit.
Bangkok-Charta
(Thailand, 2005):
Sundsvall-Stellungnahme
(Schweden, 1991):
Die dritte Gesundheitsförderungskonferenz der WHO fand im
Juni 1991 im schwedischen Sundsvall statt.
Bei der Tagung in Skandinavien waren TeilnehmerInnen aus 81 Ländern anwesend, darunter auch zahlreiche VertreterInnen von
Entwicklungsländern. Das zentrale Thema
der Konferenz war die Entwicklung gesundheitsfördernder Lebenswelten. Die Delegierten riefen in ihrer Stellungnahme dazu auf,
sich aktiv an deren Schaffung und Gestaltung zu beteiligen und den Gesundheitsund Umweltbereich miteinander zu verknüpfen. Ferner wurde festgestellt, dass das
Ziel von Alma Ata „Gesundheit für alle bis
zum Jahr 2000“ nicht zu erreichen ist. Im
nächsten Schritt sollte daher das psychische,
soziale, wirtschaftliche und politische Umfeld gesundheitsförderlich gestaltet werden.
Jakarta-Erklärung
(Indonesien, 1997):
„Neue Akteure für eine
neue Ära - Gesundheitsförderung für das
21. Jahrhundert“, lautete der Titel der 4.
WHO-Konferenz für den Bereich Public
Health. Die Tagung in Jakarta war die erste,
die in einem Entwicklungsland durchgeführt wurde. Bei dem Meeting in Indonesien
wurde darauf verwiesen, dass die Erfahrungen der vergangenen zehn Jahre gezeigt hätten, dass die in der Ottawa-Charta beschriebenen Strategien der Gesundheitsförderung
sowohl in den entwickelten als auch in den
nicht entwickelten Regionen der Welt Verbesserungen der Gesundheit und Vorbeugung gegen Krankheiten ermöglichten.
Mexiko-Erklärung
(Mexiko, 2000):
„Abbau gesundheitlicher Chancenungleichheiten“ war das
Thema der fünften
WHO-Konferenz für
Gesundheitsförderung. Bei der Tagung in Mexiko-City wurden erstmals zwei Veranstaltungen abgehalten. Einerseits gab es ein zweitägiges Treffen
von Delegationen nationaler Gesundheitsministerien und anderer Ressorts. Andererseits gab es parallel dazu auch eine fünftägige Fachtagung für PolitikerInnen, WissenschafterInnen und PraktikerInnen aus dem
Bereich der Gesundheitsförderung, an der
rund 800 Menschen teilnahmen.
In der von insgesamt 87 Ländern unterzeichneten, in Mexico-City erarbeiteten ministeriellen Stellungnahme zur „Health Promotion“ wird unter anderem gefordert, der
Gesundheitsförderung in lokalen, regionalen, nationalen und internationalen politischen Konzepten und Programmen grundlegende Priorität zu geben. Weiters sollen
laut dem mit „Von Ideen zu Aktionen“ betitelten Statement landesweite Pläne erarbeitet werden, mit denen die Fortschritte bei
der Berücksichtigung von Gesundheitsförderungsstrategien auf nationaler und lokaler
Ebene genau festgestellt werden können.
Bei der 6. Internationalen Konferenz zur
Gesundheitsförderung, die im Juli des
Vorjahres in Thailand stattfand, kam die Mehrheit der TeilnehmerInnen aus Entwicklungs- und
Schwellenländern. Die bei der Tagung verabschiedete Charta setzt sich mit den Herausforderungen auseinander, die sich im
21. Jahrhundert an die Gesundheitsförderung stellen. Die Bangkok-Charta baut auf
den Werten, Prinzipien und Handlungsstrategien auf, die bereits in der Ottawa-Charta
festgelegt wurden, stellt aber gleichzeitig fest,
dass sich der „globale Kontext“ für Gesundheitsförderung seit der Tagung in Kanada
wesentlich verändert habe. Einige der „kritischen Faktoren“, die aktuell Einfluss auf
den Gesundheitszustand der Menschen haben, sind laut der Bangkok-Charta:
u Zunehmende Ungleichheit zwischen und
innerhalb von Ländern
u Neue Muster der Konsumation und
Kommunikation
u Kommerzialisierung
u Globale Umweltveränderungen
u Urbanisierung
In der Bangkok-Charta für „Gesundheitsförderung in einer globalisierten Welt“ wird
festgestellt, dass seit Ottawa eine nennenswerte Zahl nationaler und globaler Resolutionen zur Unterstützung der Gesundheitsförderung verabschiedet wurde, dass daraus
aber nicht immer praktische Aktivitäten
folgten. Das in Thailand beschlossene Dokument fordert diese „Umsetzungslücke“ zu
schließen und beschreibt folgende vier zentralen Ziele und Strategien für Gesundheitsförderung:
u Sie soll ein bestimmendes Element für
die globale Entwicklung sein.
u Sie soll für alle Regierungen ein Schlüsselthema sein.
u Sie soll ein zentraler Handlungsbereich
für Gemeinschaften und die Zivilgesellschaft sein.
u Sie soll ein unverzichtbarer Bestandteil
von Unternehmenskultur sein.
Quellen: www.gesundheitsfördernde-hochschulen.de und www.medicusmundi.ch
G ESUNDES ÖSTERREICH
15
Fotos: BilderBoxCom
EIN INNOVATIVES KONZEPT
MIT WELTGELTUNG
Durch die innovative Sichtweise verhalf die Ottawa-Charta einem neuen Konzept von
Gesundheit und Gesundheitsförderung zu internationaler Anerkennung. Manche
Inhalte sind aus dem Geist der Entstehungszeit verständlich. Gleichzeitig weist
die Charta aber auch weit über diese hinaus.
D
ie Grundideen der OttawaCharta lassen sich aus dem gesellschaftlichen Kontext der
sechziger und siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts heraus verstehen“, sagte Dr. Hans
Saan, Senior Consultant für Strategie und
professionelle Entwicklung am Netherlands Institute for Health Promotion and
Disease Prevention in Woerden, Niederlande, bei der 8. Österreichischen Gesundheitsförderungskonferenz in Bregenz. Die
PionierInnen, die zu dem innovativen
Grundsatzdokument der Gesundheitsför16
GESUNDES ÖSTERREICH
derung beigetragen hätten, seien von der
stürmischen Wende dieser Epoche geprägt
worden.
Mit „The Times They Are A-Changin“, einer Zeile aus einem Song des Popstars Bob
Dylan werde der Geist jener Jahre besonders treffend beschrieben, so der niederländische Gesundheitsförderer. Ein utopisches
Weltbild, die Befreiung der Sexualität und
eine gewisse Ambivalenz gegen alle Autoritäten seien auffallende Aspekte der Emanzipationsprozesse in jener Zeit der Veränderung gewesen.
Aufbruchsgeist spürbar. „In den 80er Jahren wurden dann viele Ideen der 60er Jahre
wieder aufgegriffen und so erklärt sich, dass
der Aufbruchsgeist dieses früheren Jahrzehnts auch in der in Kanada beschlossenen
Erklärung spürbar wird“, meinte Dr. Saan,
der zu den TeilnehmerInnen der Konferenz
in Ottawa zählte und auch bei den bislang
fünf weiteren Gesundheitsförderungskonferenzen der WHO anwesend war. In der
Ottawa-Charta seien wichtige Ideen rund
um Gesundheit, Individuum und Gesellschaft neu aufgegriffen, artikuliert und
Was den Erfolg erklärt. Zum
Erfolg des Dokuments habe zunächst beigetragen, dass es aus
sehr glaubwürdigen Quellen
stamme. Einerseits sei die Weltgesundheitsorganisation eine
international anerkannte Einrichtung, andererseits hätten
auch zahlreiche bekannte ExpertInnen an der Ottawa-Charta mitgewirkt, die nicht der
WHO angehörten. Nicht zuletzt habe auch das gute Renommee von Prof. Dr. Ilona
Kickbusch, der Initiatorin dieses Rahmenprogramms für Gesundheitsförderung, eine wesentliche Rolle gespielt. Weitere
positive Kennzeichen der Ottawa-Charta sind laut Dr. Saan:
u Sie hat relevante und aussagekräftige Inhalte sowie eine
kunstvolle Form.
u Gezieltes und wiederholtes
Marketing hat ihr zu Be-
kanntheit verholfen.
u Die Charta ist zum richtigen
Zeitpunkt erschienen.
u Sie hat keine direkten Gegenkräfte mobilisiert.
u Sie erlaubt eine persönliche
Interpretation.
u Sie macht mitverantwortlich
und lädt zur Beteiligung ein.
u Sie hat nachweisbare Einflüsse erbracht.
u Sie basiert auf Wiederholung und Anpassung.
Gesundheit entsteht im Alltag.
„Einer der ganz zentralen Gedanken der Ottawa-Charta ist,
dass Gesundheit in der alltäglichen Umwelt von Menschen
geschaffen und gelebt wird,
dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben“, betonte der
Gesundheitsförderungsexperte
aus Holland. „Diese Idee wurde
von zahlreichen Institutionen
auf der ganzen Welt aufgegriffen und die Ottawa-Charta hat
auch in anderen Zusammenhängen nachweisbar die Gesundheitspolitik in zahlreichen
Ländern auf der ganzen Welt
beeinflusst“.
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schließlich zu einem ausführlichen Konzept verflochten worden, das alle Merkmale einer
sehr gelungenen Innovation
aufweise, so der niederländische Gesundheitsförderer.
Fotos: BilderBoxCom
WAS DIE OTTAWA-CHARTA FÜR
ÖSTERREICH GEBRACHT HAT
In Österreich war das Rahmenprogramm für Gesundheitsförderung der Ausgangspunkt für zahlreiche lokale und regionale Projekte. Die Ottawa-Charta hat aber auch wesentlich dazu beigetragen, dass mit dem Fonds Gesundes Österreich eine bundesweite Einrichtung für Gesundheitsförderung gegründet wurde.
D
ie Ottawa-Charta ist für mich
auch heute noch faszinierend
und wichtig“, sagte Dr. Lindi Kàlnoky, Mitglied des Kuratoriums des Fonds
Gesundes Österreich und ehemaliges Vorstandsmitglied von Styria vitalis bei der 8.
Gesundheitsförderungskonferenz in Bregenz. Von einem Vortrag angeregt, den Prof.
Dr. Ilona Kickbusch zum Thema „Gesunde
Städte“ gehalten hatte, habe sie beschlossen,
die in der Ottawa-Charta beschriebene Idee
der Gesundheitsförderung in der Steiermark auf der Ebene der „Gesunden Gemeinden“ umzusetzen, erinnerte sich Dr.
Kàlnoky an die ersten österreichischen Initiativen zur praktischen Umsetzung.
sundheitsschutz, die später in Styria vitalis
umbenannt wurde, eine Struktur für „Gesunde Gemeinden“ aufgebaut. Dies sei behutsam mit vielen Abänderungen und permanenten Verbesserungen geschehen, sagte
Dr. Kálnoky bei der Tagung in Bregenz.
Wegen des Erfolgs und des Wachsens des
Netzwerkes der „Gesunden Gemeinden“ in
der Steiermark, dem heute 140 Ortschaften angehören, sei das Modell dann langsam auch von anderen Bundesländern als
Anregung für ähnliche Konzepte übernommen worden. „Das war für mich der auslösende Moment, die Idee der Gesundheitsförderung auch auf eine Österreich weite
Basis zu stellen“, so Dr. Kálnoky.
Gesunde Gemeinden. Ab 1987 wurde dann
von der Steirischen Gesellschaft für Ge-
Bundesweite Organisation. Der damalige
Gesundheitsminister Dr. Franz Löschnak
18
GESUNDES ÖSTERREICH
habe für diese Anregung ein offenes Ohr
gehabt und so sei es 1988 zur Gründung
des „Forums Gesundes Österreich“ gekommen, das später in „Fonds Gesundes Österreich“ umbenannt wurde: Eine bundesweite Organisation, die speziell für Gesundheitsförderung eingerichtet wurde und –
im Rahmen ihrer zunächst noch bescheidenen finanziellen Möglichkeiten – Aufgaben
als Informations- und Koordinationsplattform übernahm. In der Folge gewann die
Gesundheitsförderung in der österreichischen Gesundheitspolitik zunehmend
an Bedeutung. Ein Team von MandatarInnen und ExpertInnen trug dieser Entwicklung Rechnung und arbeitete einen Gesetzesentwurf zum Thema Gesundheitsförderung aus. Das Ergebnis der Diskussionen
wurde 1998 im Parlament in Form des Ge-
Das österreichische
Gesundheitsförderungsgesetz
Die Arbeit des Fonds Gesundes Österreich in seiner heutigen Form beruht auf einem eigenen
Gesetz – das auch international als vorbildlich gilt. Inhaltlich ist die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation WHO eine wichtige Basis für das im Jänner 1998 vom österreichischen Nationalrat beschlossene und nach wie vor vollinhaltlich gültige Gesundheitsförderungsgesetz (GfG). Auf dieses wird im Bundesgesetz über die Gesundheit Österreich GmbH (GÖGG),
welches im Juli 2006 vom Nationalrat beschlossen wurde, Bezug genommen. Durch Inkrafttreten
des neuen Gesetzes ist der Fonds Gesundes Österreich – wie auch das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) - seit 1. August 2006 ein Geschäftsbereich der neu geschaffenen Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Der Wortlaut der relevanten Gesetzestexte ist unter
www.fgoe.org abrufbar.
Inhaltlich hat sich durch die Eingliederung des Fonds Gesundes Österreich in die neue Organisation nichts an den im Gesundheitsförderungsgesetz festgelegten Aufgaben verändert. Dazu gehören insbesondere:
u 1. Erhaltung, Förderung und Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung im ganzheitlichen
Sinn und in allen Phasen des Lebens
u 2. Aufklärung und Information über vermeidbare Krankheiten sowie über die die Gesundheit
beeinflussenden seelischen, geistigen und sozialen Faktoren.
Weiters werden die folgenden „grundlegenden Strategien“ zur Erreichung der genannten Aufgaben aufgelistet:
u 1. Strukturaufbau für Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention unter Berücksichtigung und Einbindung bestehender Einrichtungen und Strukturen
u 2. Entwicklung und Vergabe von bevölkerungsnahen, kontextbezogenen Programmen und Angeboten in Gemeinden, Städten, Schulen, Betrieben und im öffentlichen Gesundheitswesen
u 3. Entwicklung zielgruppenspezifischer Programme zur Information und Beratung über gesunden Lebensstil, Krankheitsprävention sowie Umgang mit chronischen Krankheiten und Krisensituationen
u 4. Wissenschaftliche Programme zur Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention sowie der Epidemiologie, Evaluation und Qualitätssicherung in diesem Bereich
u 5. Unterstützung der Fortbildung von Personen, die in der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention tätig sind
u 6. Abstimmung der Maßnahmen und Initiativen im Sinne dieses Bundesgesetzes mit bestehenden Aktivitäten im Bereich der Gesundheitsförderung.
sundheitsförderungsgesetzes beschlossen,
das auf der Ottawa-Charta basiert und somit auch auf dem umfassenden Gesundheitsbegriff der WHO. Organisatorisch
stärkte das Gesetz den „neuen“ Fonds Gesundes Österreich durch eine Ausweitung
seiner Aufgaben und seiner finanziellen
Mittel, deren Volumen auf rund 7,25 Millionen Euro aus dem Umsatzsteueraufkommen der Republik Österreich festgelegt
wurde.
„Der Fonds Gesundes Österreich ist heute,
20 Jahre nach Ottawa, zur zentralen Förderungs- und Fortbildungsstelle für Gesundheitsförderung in Österreich geworden und
hat viel zur Professionalisierung und Qualitätssicherung in diesem Bereich beigetragen“, sagte in diesem Zusammenhang Maria Rauch-Kallat, Bundesministerin für Ge-
sundheit und Frauen bei der Konferenz in
Bregenz.
Netzwerke für Gesundheitsförderung. In
den vergangenen 15 Jahren haben sich in
Österreich auch zahlreiche nationale und
internationale Netzwerke für Gesundheitsförderung etabliert, die sich auf die Prinzipien der Ottawa-Charta berufen. So sind
österreichische Institutionen an den WHOoder EU-Netzwerken für „Gesunde Städte“,
„Gesundheitsfördernde Schulen“ sowie für
„Betriebliche Gesundheitsförderung“ beteiligt. Weiters gilt Österreich auch als das
Geburtsland des internationalen WHONetzwerks „Gesundheitsfördernder Krankenhäuser“. Damit wurde ein wichtiger
Beitrag für die in der Ottawa-Charta vorgesehene „Reorientierung der Gesundheits-
dienste auf stärkere Förderung von Gesundheit“ geleistet.
„In der Gesundheitsförderung wurde bislang schon sehr viel erreicht, aber es wurde
noch nicht wirklich alles erzielt, was in diesem Bereich für uns möglich wäre. Österreich ist auf einem guten Weg, aber es
bleibt auch noch viel zu tun“, fasste Dr. Kálnoky bei der Tagung in Bregenz die Entwicklung zusammen. Deshalb sei es wichtig, weiterhin darüber nachzudenken, wie
die Gesamtpolitik gesundheitsförderlich
gestaltet werden könne, so die Mitbegründerin des Fonds Gesundes Österreich: „Die
Gesundheitsförderung kann auch als eine
Art Seismograph für das Lebensgefühl eines Volkes betrachtet werden. Die Politiker
wären deshalb gut beraten, auch genau darauf zu achten.“
G ESUNDES ÖSTERREICH
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0 T TAWA- C H A RTA
GESUNDHEIT IST MACHBAR
Prof. Dr. Ilona Kickbusch, die „Mutter der Ottawa-Charta“, im Interview mit Gesundes Österreich über
die Entstehung dieses Rahmenprogramms für Gesundheitsförderung, was es bewirkt hat und was
sich in den vergangenen 20 Jahren verändert hat.
Gesundes Österreich: Frau Prof. Kickbusch,
was sind Ihre persönlichen Erinnerungen an
die Entstehungszeit der Ottawa-Charta, den
November 1986?
Prof. Kickbusch: Als erstes fällt mir die
Stimmung positiver Anspannung ein, die
damals unter den GesundheitsexpertInnen
geherrscht hat, die an der Ottawa-Charta für
Gesundheitsförderung mitgewirkt haben.
Wir hatten das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu schaffen. Wesentlich war auch, dass
uns der damalige Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, der Däne
Dr. med. Halfdan Mahler, voll unterstützt
hat und auch bei der Konferenz in Ottawa
anwesend war. Das war für die TeilnehmerInnen der Tagung, darunter erstmalig bei
einer WHO-Konferenz auch UmweltaktivistInnen und VertreterInnen des Boston Wo20
GESUNDES ÖSTERREICH
men’s Health Collective, ein wichtiges Signal
dafür, dass es die WHO wirklich ernst damit meint, ein neues Konzept für Public Health festzuschreiben.
Gesundes Österreich: Wie wurde das Rahmenprogramm für Gesundheitsförderung in
der Praxis erarbeitet?
Prof. Kickbusch: Die Charta war in der Vorbereitungszeit und während der Konferenz
das Produkt einer Zusammenarbeit zahlreicher Personen, die ihre Standpunkte eingebracht haben. Jede einzelne Kongressteilnehmerin und jeder einzelne Kongressteilnehmer hatte immer wieder Gelegenheit
Vorschläge zu machen. Wir haben bis zuletzt
nach immer neuen und noch treffenderen
Formulierungen gesucht und die damals
völlig neue Technologie der Textverarbei-
tung am Computer für diesen Prozess genutzt. Als ich zum Abschluss der Tagung das
fertige Dokument verlesen durfte, sind dessen letzte Seiten gerade erst ausgedruckt
worden. Eine ganz persönliche Erinnerung,
die ich an den November 1986 habe, ist jene
an das kalte, unfreundliche Winterwetter,
das damals in Ottawa geherrscht hat - mit
Temperaturen weit unter null Grad und
Schneestürmen. Die Tatsache, dass es wenig
verlockend war vor die Tür zu gehen, hat die
Gemeinschaft in unserem Tagungshotel umso mehr verbunden. Auch das hat zur Atmosphäre intensiver Kooperation beigetragen.
Gesundes Österreich: In welcher Funktion
waren Sie damals für die WHO tätig?
Prof. Kickbusch: Ich war beim Regionalbüro Europa der WHO für das „Globale Pro-
BilderBoxCom
0 T TAWA- C H A RTA
jekt Gesundheitsförderung“ zuständig, das
auf die Organisation der ersten WHO-Gesundheitsförderungskonferenz und die Verabschiedung der Charta zu diesem Thema
abzielte. Dahinter stand die Absicht, die bereits bei der WHO-Konferenz 1978 in Alma Ata beschlossenen Ideen für Gesundheitsförderung, die damals noch als ausschließlich auf Entwicklungsländer ausgerichtetes Konzept galten, in den reichen
Ländern der Welt besser zu verankern (siehe auch Seiten 13 und 14, „Von Genf bis
Bangkok - für die Gesundheitsförderung
wichtige WHO-Tagungen“). Von VertreterInnen der entwickelten Regionen der Welt
bekam ich damals noch oft zu hören: „Was
gehen uns Alma Ata und Primary Health
Care an. Bei uns haben ohnehin alle BürgerInnen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung.“
Gesundes Österreich: Wie hat sich die globale Gesundheitssituation seit Ottawa verändert?
Prof. Kickbusch: Weltweit betrachtet hat
sich die Gesundheitssituation seit den 80er
Jahren signifikant verschlechtert, was angesichts der Ressourcen, die uns heute global
zur Verfügung stehen, erschütternd ist. Die
gesundheitlichen Ungleichheiten innerhalb
und zwischen Ländern haben zugenommen.
In Afrika ist die Lebenserwartung in den
vergangenen 20 Jahren gesunken, unter anderem aufgrund der Aids-Epidemie, die in
den 80er Jahren noch mit relativ geringem
finanziellem Aufwand eingedämmt werden
hätte können. In zahlreichen lateinamerikanischen Ländern sind die Basisstrukturen
für Gesundheitsversorgung in den 90er Jahren weitgehend zerstört worden. Der Grund
dafür waren Vorgaben des Weltwährungsfonds, die von diesen Ländern forderten,
weniger in Sozialprogramme und staatliche
Infrastrukturen zu investieren. Generell ist
in den Entwicklungsländern versäumt worden, nicht nur auf Impfprogramme, sondern auch auf Programme zur Verbesserung
der Verhältnisse zu setzen - also für gute
Wasserqualität, bessere Ernährung und Kanalisation, aber auch für eine bessere Wohnund Ausbildungssituation zu sorgen.
Gesundes Österreich: Konnte das Ziel, das
Konzept der Gesundheitsförderung in den entwickelten Regionen der Welt einzuführen, bei
der Tagung in Kanada erreicht werden?
Prof. Kickbusch: Durch die Konferenz in
Ottawa, an der hauptsächlich TeilnehmerInnen aus den Industrieländern beteiligt waren, konnte tatsächlich ein Umdenken in
Gang gesetzt werden und zwar in einem
Ausmaß, dass wir zunächst nicht für möglich gehalten hätten. Seither wird Gesundheit prozessorientiert begriffen, als durch
aktives individuelles, vor allem aber auch gesellschaftliches Handeln beeinflusst.
Gesundes Österreich: Welche Projekte und
Programme spiegeln für Sie persönlich den
Geist der Charta am besten wider?
Prof. Kickbusch: Von unserem Grundsatzdokument ausgehend sind zahlreiche Projekte und nationale Programme entstanden,
die nicht nur auf ein besseres Gesundheitsverhalten abzielen, sondern auch auf eine
Veränderung der Lebensverhältnisse, in denen Gesundheit entsteht. Am meisten hat
mich beeindruckt, dass in Entwicklungsländern der Grundansatz der Gesundheitsförderung oft besonders gut verstanden worden ist. Ein Beispiel dafür ist die Initiative
SEWA (Self Employed Women’s Association) in Indien. Bei diesem Projekt von Frauen für Frauen wurde zu Beginn eine eigene
Bank gegründet, die durch so genannte „Mikrokredite“ Marktfrauen finanziell unabhängiger machte. Bis dahin waren von Kredithaien zu Wucherzinsen vergebene Mittel
für diese Frauen oft die einzige mögliche
Geldquelle. Inzwischen gibt es bei SEWA
aber beispielsweise auch ein Ausbildungsprogramm und eine Basis-Gesundheitsversicherung. So verbindet sich die Schaffung
von besseren Lebensbedingungen mit Partizipation und Gesundheit.
Buchtipp:
Die Gesundheitsgesellschaft
Die Allgegenwärtigkeit der Gesundheit in
der modernen Gesellschaft kann mit alten
Denkmodellen nicht mehr ausreichend gefasst werden. Gesundheit ist nicht mehr nur
Ergebnis anderer gesellschaftlicher Prozesse – sie ist selbst zur treibenden Kraft geworden. „Die Gesundheitsgesellschaft“, das
aktuelle Buch von Prof. Ilona Kickbusch,
zeigt die signifikanten Konsequenzen für Politik und Gesellschaft, die sich aus neuen Megatrends der Gesundheit ergeben, im Zentrum steht ein aktiver Gesundheitsbegriff.
Ilona Kickbusch: „Die Gesundheitsgesellschaft“. G. Conrad – Verlag für Gesundheitsförderung, Gamburg, 2006, circa 200 Seiten,
18,70 EUR, www.conrad-verlag.de
Gesundes Österreich: Welche Zukunftsperspektiven lassen sich aus der Ottawa-Charta
ableiten?
Prof. Kickbusch: In der Ottawa-Charta wird
noch sehr auf den Staat als einzigen Handlungsträger gesetzt. Dieser hat jedoch in den
vergangenen Jahrzehnten zugunsten privater Institutionen an Bedeutung verloren. Die
Ottawa-Charta verdeutlicht aber weiterhin
wie Gesundheit im Alltag des 21. Jahrhunderts verankert werden kann. Sie bleibt ein
Leitfaden angesichts der vier Prämissen einer Gesundheitsgesellschaft:
u Gesundheit ist machbar.
u Fast jede Alltagsentscheidung ist eine Gesundheitsentscheidung
u Gesundheit ist überall
u Gesundheit ist global.
Prof. Dr. Ilona Kickbusch hat Soziologie und
Politikwissenschaften studiert und 1981 an
der Universität Konstanz promoviert. 1981
bis 2004 war sie in verschiedenen Funktionen für die Weltgesundheitsorganisation
WHO tätig. 1998 wurde sie als Professorin
an die Yale University berufen. Sie lehrt globale Gesundheitspolitik und berät eine Vielzahl von nationalen und internationalen
Organisationen.
G ESUNDES ÖSTERREICH
21
MICHAEL LANDAU IM GESPRÄCH
NUR EINE FAIRE
GESELLSCHAFT IST EINE
GESUNDE GESELLSCHAFT
Michael Landau, Caritasdirektor
der Erzdiözese Wien, spricht
im Interview mit Gesundes
Österreich darüber, wie er
persönlich auf seine Gesundheit
achtet, welche Rolle soziale
Kontakte dabei für ihn spielen
und was eine gesunde Gesellschaft ausmacht.
F
ür mich hat Gesundheit mit Wohlbefinden, aber auch mit Freude und
Zufriedenheit zu tun. Es geht dabei
um körperliche, seelische und geistige Aspekte sowie um das soziale EingebundenSein“, definiert Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, was Gesundheit
für ihn persönlich bedeutet.
Für sein physisches Wohlbefinden sorgt
Landau durch ein Kraft- und Ausdauerprogramm, das er regelmäßig in einem Fitnessstudio absolviert. „Ich habe vor einigen Jahren damit angefangen, ein paar Mal pro Woche Sport zu betreiben, und ich spüre, dass
es mir gut tut, mich ausgeglichener und zufriedener macht“, sagt der Caritasdirektor,
der Wert darauf legt, unter professioneller
Anleitung zu trainieren, da es sonst leicht
dazu kommen könne, dass man sich selbst
überfordere.
Wenn es sein Terminplan zulässt, ist er auch
gerne in der freien Natur sportlich aktiv,
zum Beispiel beim Joggen im Wienerwald.
„Außerdem nutze ich manchmal im Urlaub
die Möglichkeit, mich in einer neuen Umgebung beim Laufen oder beim Radfahren
körperlich zu betätigen“, ergänzt Landau,
der nach einem Biochemie-Studium auch
sein Studium des Kirchenrechts mit Auszeichnung abgeschlossen hat, 1992 in Rom
zum Priester geweiht wurde und seit Ende
1995 als Caritasdirektor der Erzdiözese
Wien tätig ist.
Manager für die Armen. In dieser Funktion ist er so etwas wie ein „Manager für die
Armen“ - und gleichzeitig Leiter eines Großbetriebes mit aktuell mehr als 3.000 Ange-
MICHAEL LANDAU IM GESPRÄCH
den Kontakt zu seinem Bruder und seinem
Vater pflegt. Nicht zuletzt, so Landau, gehöre für ihn zur Gesundheit auch, Zeit für das
Gebet zu finden: „Einen Augenblick an Gott
zu denken gibt mir Kraft.“
Die Caritas der Erzdiözese Wien ist in der
Bundeshauptstadt Wien und im östlichen
Teil Niederösterreichs aktiv - einerseits
durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen, unter anderem in den Caritaskreisen der rund
660 Pfarren in diesem Gebiet, andererseits
durch rund 3.200 angestellte Frauen und
Männer. Mit den Caritasorganisationen in
den anderen acht österreichischen Diözesen der römisch-katholischen Kirche arbeitet sie in der Caritas Österreich zusammen.
Diese ist Teil der Internationalen Caritas,
die weltweit aktiv ist. Eine Spende mit dem
Erlagschein ist nur ein Weg im Rahmen der
Caritas zu helfen. Eine weiterer ist es in
Form ehrenamtlicher Mitarbeit „Zeit zu
spenden“. Weitere Informationen finden
sich im Internet unter www.caritas-wien.at
stellten. „Die Caritasarbeit ist insofern etwas Besonderes, als es dabei immer um soziale Begegnung geht“, sagt Landau. „Ich habe bei meiner Tätigkeit sehr viel mit sehr
unterschiedlichen Menschen zu tun und erlebe dies als etwas Schönes und Bereicherndes. Aber natürlich ist unser Beruf manchmal auch anstrengend.“
Entlastung finde er einerseits dadurch, dass
er auf einen Stab sehr guter und engagierter
MitarbeiterInnen vertrauen könne: „Gerade soziale Arbeit braucht Professionalität.“
Andrerseits versuche er als Ausgleich zu seinem Arbeitsalltag manchmal ein Konzert
oder eine Oper zu besuchen. „Musik ist für
mich eine gute Möglichkeit, auf andere Gedanken zu kommen“, so Landau, der sich
speziell für zeitgenössische Musik begeistert,
die ihm Entspannung und zugleich geistige
Anregung biete: „Einer meiner Freunde hat
einmal sehr treffend beschrieben, was diese
musikalische Stilrichtung so faszinierend
macht. Er hat gesagt, dass sie zu den letzten
Abenteuern gehört, die man in unserer Zeit
noch erleben kann.“
Sozialer Austausch. Auf privaten sozialen
Austausch legt der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien im Hinblick auf eine gesunde
Lebensbalance ebenfalls großen Wert. „Zum
Menschsein gehört auch, mit anderen Menschen in Beziehung zu stehen. Für mich ist
es ganz wesentlich, einige gute Freundinnen
und Freunde zu haben. Ich versuche, sie regelmäßig zu treffen, um jene Dinge zu besprechen, die uns gerade beschäftigen – das
Negative ebenso wie das Positive“, sagt der
Sozialmanager, der auch möglichst häufig
Die Gesellschaft gesünder gestalten. Neben
der individuellen und spirituellen Dimension von Gesundheit hebt Dr. Landau auch
deren gesellschaftliche hervor: „Es gibt auch
in Österreich zahlreiche Menschen, für die
der Zugang zu scheinbar selbstverständlichen Dingen wie Wohnen, Nahrung, Arbeit
überhaupt nicht selbstverständlich ist. Armut macht krank und von da her glaube ich,
dass es wichtig ist zu thematisieren, wie wir
als Gesellschaft insgesamt gesünder werden
und unser Zusammenleben möglichst positiv gestalten können.“
Worin solche gesellschaftlichen Initiativen
bestehen können, beschreibt er anhand von
zwei Beispielen aus dem großen Spektrum
der konkreten sozialen Arbeit der Caritas:
„Eines der Projekte, an denen wir beteiligt
sind, heißt ,Generation 19+’ und wendet sich
an junge, langzeitarbeitslose Männer und
Frauen. Ich denke, dass es ganz fatal für eine
Gesellschaft ist, wenn junge Menschen als
erstes in ihrem Leben sehen: du bist überflüssig, du wirst nicht gebraucht. Deshalb
wollen wir mit dieser Initiative ganz bewusst
jungen Menschen dabei helfen, in der Gesellschaft Fuß zu fassen, einen Platz zu finden.“
Tabuthema Demenz. Das zweite große soziale Thema, das der Caritasdirektor im Interview mit Gesundes Österreich anspricht,
ist die Beratung und Unterstützung für
Menschen mit Demenz, von der in Österreich derzeit rund 100.000 Personen betroffen sind und im Jahr 2050 bereits rund
230.000 Personen betroffen sein werden.
Derzeit werde dieser Erkrankung viel zu wenig gesellschaftliche Aufmerksamkeit gewidmet und es gebe eine Tendenz zur Stigmatisierung alter Menschen im Allgemeinen und
kranker, pflegebedürftiger, dementer alter
Menschen im Speziellen, so Landau. Deshalb sei nicht nur verstärkte Aufklärung und
Beratung über dieses Altersleiden und dessen Behandlungsmöglichkeiten notwendig,
sondern auch mehr Unterstützung für deren
Angehörige und Verbesserungen beim Pflegegeld, da etwa der Begleitungsbedarf in der
Frühphase der Krankheit bislang nicht ausreichend berücksichtigt werde.
Jeder Mensch ist etwas Besonderes. „Zu einer gesunden Gesellschaft gehört Achtsamkeit für die Menschen aus Randgruppen“,
betont Landau nochmals und hebt hervor,
dass der Kern, die Bedeutung von Menschen
ganz gleichwertig vorhanden sei, egal ob je-
Zur Person:
MICHAEL LANDAU
Geboren: 23. Mai 1960 in Wien
Hobbies: Lesen, Sport wie Joggen oder
Radfahren und Musik hören - speziell
minimalistische zeitgenössische Musik
von Komponisten wie Arvo Pärth oder
Philip Glass
Welche Bücher liegen auf Ihrem Nachtkästchen: Ein ganzer Bücherberg. Zum
Beispiel „Kafka am Strand“ vom japanischen Autor Haruki Murakami
Liebstes Urlaubsziel: Ich bin gerne in Rom,
wo ich studiert habe. Auch New York finde
ich großartig – eine geniale, bunte, vielfältige, spannende Stadt
Lieblingsgetränk: Mineralwasser,
österreichischer Weißwein
Lieblingsspeise: Fisch – von Sushi bis
Forelle
Was mich gesund erhält: Bewegung,
Freundschaft und Gebet
Was krank machen kann: Ungesunder
Ärger und Einsamkeit
Lebensmotto: „Ungerechtigkeit wahrnehmen, den gesunden Ärger darüber äußern
und sich vornehmen, etwas zu verändern.
Denn jeder und jede von uns kann an der
Stelle, an der er oder sie steht, etwas für
Menschen tun, die in Not sind.“
mand alt oder jung, gesund oder krank, erfolgreich oder äußerlich betrachtet weniger
erfolgreich sei. Jeder Mensch sei, so wie er
ist, etwas Besonders und müsse die Chance
erhalten in Würde zu leben, so der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien: „In diesem
Sinne ist nur eine faire Gesellschaft auch eine gesunde Gesellschaft.“
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