Unfallforschung Sport

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Unfallforschung Sport
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Unfallforschung Sport
Autoren:
Othmar Brügger, Giannina Bianchi, Fränk Hofer, Monique Walter, Frank I. Michel, Christoph Müller
bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung
Bern 2012
Bianchi
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Unfallforschung Sport
Unfall-, Risiko- und Interventionsanalyse
Autoren:
Othmar Brügger, Giannina Bianchi, Fränk Hofer, Monique Walter, Frank I. Michel, Christoph Müller
bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung
Bern 2012
Autoren
Othmar Brügger
Teamleiter Forschung Sport und Haus / Freizeit, bfu, o.bruegger@bfu.ch
MSc ETH Bew.-wiss., Dipl. Gymnasiallehrer für Physik, Turn- und Sportlehrer Dipl. II, Swiss
Olympic Trainer Spitzensport; seit 1997 bei der bfu, stellvertretender Leiter der Abteilung
Forschung und Teamleiter Forschung Sport und Haus / Freizeit. Schwerpunkte: Unfallforschung
in Präventionsschwerpunkten Sport.
Giannina Bianchi
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschung, bfu, g.bianchi@bfu.ch
MSc ETH; Studium an der ETH Zürich in Bewegungswissenschaften mit der Vertiefung
Bewegungs- und Trainingslehre. Seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung
Forschung der bfu. Arbeitsschwerpunkte: Schneesport, Statistik der tödlichen Sportunfälle,
Pferdesport.
Fränk Hofer
Ehemaliger Leiter Abteilung Sport, bfu
Dipl. Sportlehrer, Primarlehrer. Langjährige Referententätigkeit im Sportbereich, Ausbildungsverantwortlicher beim Schweizer Radverband und Fachleiter J+S, von 2003 bis 2007 Präsident von
Swiss Cycling. Von 2007 bis 2011 Leiter der Abteilung Sport der bfu. Arbeitsschwerpunkte:
Fahrrad/Bike, Schneesport, strategische Entwicklung Unfallprävention im Sport und Koordination
mit Partnern. Seit 1. Januar 2012 Direktor des Eidgenössischen Turnfests 2013 in Biel/Bienne.
Monique Walter
Beraterin Sport, bfu, m.walter@bfu.ch
Diplomierte Sport- und Gymnasiallehrerin. Seit 2000 Beraterin in der Abteilung Sport der bfu mit
Schwerpunkt Schnee-, Berg-, Flug- und Abenteuersportarten. Mitarbeit u. a. in der Stiftung
Safety in adventures, dem Kernausbildungsteam Lawinenprävention und der Fachgruppe
Sicherheit im Bergsport.
Frank I. Michel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschung, bfu, f.michel@bfu.ch
Dr. Sportwiss., Dipl.-SpOec; Staatsexamen für Lehramt Gymnasium, Instandhaltungsmechaniker für
technologische Ausrüstungen, Studium der Sport- und Wirtschaftswissenschaften in Jena, Bayreuth
und Köln. 1994–2008 Senior Researcher im a.i.t. – adidas innovation team (adidas AG). Seit 2008
tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Forschung der bfu. Arbeitsschwerpunkte:
Biomechanik, Sportmedizin/Verletzungsmechanismen, Persönliche Schutzausrüstung.
Christoph Müller
Berater Sport, bfu, c.mueller@bfu.ch
Sportlehrer; Ausbildung zum Sportlehrer an der Universität Bern. Seit 1996 Mitarbeiter bei der
bfu, seit 2007 Berater in der Abteilung Sport. Gastdozent an Pädagogischen Hochschulen, ISPW
Bern, EHSM. Arbeitsschwerpunkte: Ertrinkungsprävention, Mountainbiking, Sicherheitsmanagement im Sport, «Teach the teachers».
Impressum
Herausgeberin
bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung
Postfach 8236
CH-3001 Bern
Tel. +41 31 390 22 22
Fax +41 31 390 22 30
info@bfu.ch
www.bfu.ch
Bezug auf www.bfu.ch/bestellen, Art.-Nr. 2.106
Autoren
Othmar Brügger, MSc ETH Bew.-wiss., Teamleiter Forschung Sport und Haus / Freizeit, bfu
Giannina Bianchi, MSc ETH, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschung, bfu
Fränk Hofer, ehemaliger Leiter Abteilung Sport, bfu
Monique Walter, Beraterin Sport, bfu
Frank I. Michel, Dr. Sportwiss., Dipl.-SpOec, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschung, bfu
Christoph Müller, Berater Sport, bfu
Mitarbeit
Steffen Niemann, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschung, bfu
Hans-Jürg Thüler, Leiter Abteilung Sport, bfu
David Kerschbaumer, Berater Sport, bfu
Nathalie Clausen, lic. iur., Wissenschaftliche Mitarbeiterin Recht, bfu
Regula Hayoz, Projektassistentin Forschung, bfu
Stefanie Fahrni, Projektassistentin Forschung, bfu
Abteilung Publikationen / Sprachen, bfu
Redaktion
Stefan Siegrist, Dr. phil., EMBA, Leiter Forschung / Ausbildung, Stv. Direktor, bfu
Druck/Auflage
Bubenberg Druck- und Verlags-AG, Monbijoustrasse 61, CH-3007 Bern
1/2012/1100
Gedruckt auf FSC-Papier
ISBN 978-3-908192-88-6 (Print)
ISBN 978-3-908192-89-3 (PDF)
© bfu 2012
Alle Rechte vorbehalten; Reproduktion (z. B. Fotokopie), Speicherung, Verarbeitung und
Verbreitung sind mit Quellenangabe (s. Zitationsvorschlag) gestattet.
Zitationsvorschlag
Brügger O, Bianchi G, Hofer F, Walter M, Michel FI, Müller C. Unfallforschung Sport: Unfall-,
Risiko- und Interventionsanalyse. Bern: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2012.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10.
Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir darauf, konsequent die männliche und weibliche
Formulierung zu verwenden.
Aufgrund von Rundungen sind im Total der Tabellen leichte Differenzen möglich.
Wir bitten die Lesenden um Verständnis.
Vorwort
140 Getötete, 10 000 Schwerverletzte und Kosten von 1,8 Milliarden Franken bei Sportunfällen darf eine
Gesellschaft nicht als vernachlässigbarer Nebeneffekt einer an sich erwünschten Betätigung hinnehmen.
Diese Zahlen stehen für ein bedeutendes Problem der öffentlichen Gesundheit, das zumindest vermindert
werden muss. Mit einem systematischen Vorgehen und auf der Grundlage nachvollziehbarer Präventionsempfehlungen können das mit den vielen Unfällen verbundene Leid sowie die betriebs- und volkswirtschaftlichen Kosten merklich reduziert werden.
Der vorliegende Bericht zeigt auf, dass dies möglich ist. Erstmals liegt ein Dokument vor, welches das
Unfallgeschehen, die Risikofaktoren und erfolgversprechende Präventionsmöglichkeiten für alle wichtigen
Sportarten auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse analysiert und darlegt.
Die Ergebnisse machen Mut. Sie zeigen zum einen, dass Prävention keineswegs zu einer Einschränkung
der sportlichen Aktivitäten führt. Sie machen auch deutlich, dass die relativ aufwendigen Präventionsansätze zur Bewältigung aktueller Gefahrensituationen wenig erfolgversprechend sind. Der Bericht rückt
stattdessen primärpräventive Massnahmen in den Vordergrund.
Für die erfolgreiche Umsetzung des umfangreichen Vorhabens zeichnet in erster Linie der Hauptautor
Othmar Brügger verantwortlich. Ihm ist es gelungen, bfu-interne und externe Sportspezialisten
einzubeziehen und ihr Wissen adäquat in die einzelnen Schritte der Unfall-, Risiko- und Interventionsanalyse einfliessen zu lassen. Ihm und allen Beteiligten sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
bfu
Stefan Siegrist, Dr. phil., EMBA
Leiter Forschung / Ausbildung
Stv. Direktor
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Vorwort
5
Inhalt
I.
II.
Abstract / Résumé / Compendio / Abstract
17
1. Unfallforschung Sport
17
2. Recherche accidentologique en matière de sport
18
3. Ricerca dell'incidentalità nello sport
19
4. Accident Research – Sport
20
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
21
1. Unfallforschung Sport
21
1.1 Einleitung
21
1.2 Methode
22
1.3 Sport der Schweizer Bevölkerung
25
1.4 Unfallgeschehen
25
1.5 Schneesport
27
1.6 Radfahren abseits der Strasse
31
1.7 Bergsport
33
1.8 Wassersport (Ertrinken)
35
1.9 Fussball
37
1.10 Schlussfolgerungen
39
2. Recherche accidentologique en matière de sport
40
2.1 Introduction
40
2.2 Méthodologie
41
2.3 La population suisse et le sport
43
2.4 Accidentalité
44
2.5 Sports de neige
46
2.6 Vélo hors des routes
50
2.7 Sports de montagne
52
2.8 Sports aquatiques (noyades)
54
2.9 Football
56
2.10 Conclusions
58
3. Ricerca dell'incidentalità nello sport
59
3.1 Introduzione
59
3.2 Metodo
60
3.3 Sport della popolazione svizzera
62
3.4 Incidentalità
63
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Inhalt
7
3.5 Sport sulla neve
65
3.6 Bicicletta fuori strada
69
3.7 Sport di montagna
71
3.8 Sport acquatici (annegamento)
73
3.9 Calcio
74
3.10 Conclusioni
77
4. Accident Research – Sport
III.
IV.
V.
8
78
4.1 Introduction
78
4.2 Method
79
4.3 Sport among the Swiss population
81
4.4 Accidents
82
4.5 Snowsports
84
4.6 Off-road cycling
88
4.7 Mountain sports
90
4.8 Watersports (drowning)
92
4.9 Football
94
4.10 Conclusions
96
Einleitung
97
1. Sport hat hohen gesellschaftlichen Nutzen
97
2. Sportunfallprävention als Aufgabe aller Beteiligten
97
3. Sicherheitsniveau im Sport
98
4. Es gibt Handlungsbedarf
98
Methodik
101
1. Unfallforschung
102
1.1 Unfallanalyse
102
1.2 Risikoanalyse
104
1.3 Interventionsanalyse
107
2. Grundsätze bei der Auswahl und Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
109
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
111
1. Jugendliche und Erwachsene
111
Inhalt
1.1 Ausmass und Entwicklung der Sportaktivität
111
1.2 Geschlechts- und Altersunterschiede
112
1.3 Ausgeübte Sportarten
113
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
2. Kinder
VI.
VII.
115
2.1 Ausmass der Sportaktivität
115
2.2 Geschlechts- und Altersunterschiede
116
2.3 Ausgeübte Sportart
116
2.4 Sportsettings
117
3. Struktur der Sportangebote
118
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
120
1. Nichtberufsunfälle
120
2. Verletzungen im Sport
121
3. Verletzungen in den Schwerpunktsportarten
123
3.1 Ski- und Snowboardfahren
124
3.2 Radfahren abseits von Strassen
125
3.3 Bergsport
125
3.4 Wassersport (Ertrinken)
125
3.5 Fussball
125
3.6 Unfallkosten
126
4. Fokus auf Schwerpunkte
126
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln
(Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
127
1. Einleitung
127
1.1 Ski- und Snowboardfahren in der Schweiz
127
1.2 Geschlecht
128
1.3 Alter
128
2. Unfallanalyse
128
2.1 Setting und Unfallhergang
129
2.2 Sportart
131
2.3 Alter
131
2.4 Geschlecht
132
2.5 Fahrniveau
132
2.6 Verletzungslokalisation
132
2.7 Schweregrad der Verletzungen
133
2.8 Unfallkosten
133
3. Risikoanalyse
134
3.1 Nicht optimale Pistenraumgestaltung
134
3.2 Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende Selbststeuerungsfähigkeit
136
3.3 Überhöhte Fahrgeschwindigkeit
137
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Inhalt
9
3.4 Ungenügende physische Kondition und schlechtes Gleichgewicht
138
3.5 Ungenügende Fahrfertigkeiten
139
3.6 Skibindung ist zu wenig wirksam oder wird falsch eingestellt
139
3.7 Handgelenkschutz wird nicht getragen oder ist zu wenig wirksam
141
3.8 Mangelhafte Verhältnisse und falsches Verhalten in Snowparks
142
3.9 Fahren im übermüdeten Zustand
143
3.10 Kopfschutz wird nicht getragen oder ist zu wenig wirksam
144
3.11 Ungenügende Sehschärfe
145
3.12 Rücksichtlose Fahrweise
145
3.13 Falsche Sturztechnik
146
3.14 Alkoholkonsum
146
3.15 Material ist ungeeignet oder in schlechtem Zustand
147
3.16 Rückenschutz wird nicht getragen oder ist zu wenig wirksam
149
3.17 Unvollständige Policy für Schneesportsicherheit
149
3.18 Fehlende Auslösebindung beim Snowboard
150
3.19 Fehlendes Aufwärmen / Einstimmung
150
3.20 Gefahrenstellen bei Förderanlagen
151
3.21 Fahren mit Carvingski
152
3.22 Ineffiziente Rettung
153
4. Interventionsanalyse
10
Inhalt
153
4.1 Optimierung der Pistenraumgestaltung
155
4.2 Verbesserung des Gefahrenbewusstseins und der Selbststeuerungsfähigkeit
156
4.3 Geschwindigkeitsmanagement durch Verhältnis- und Verhaltensprävention
157
4.4 Aufbau der physischen Kondition und Verbesserung des Gleichgewichts vor dem
Saisonbeginn
159
4.5 Verbesserung der Fahrfertigkeiten
160
4.6 Wirksamkeit der Skibindung verbessern
161
4.7 Fördern bzw. Erhalten der korrekten Skibindungseinstellung
161
4.8 Verfügbarkeit qualitativ guter Handgelenkschützer auf dem Schweizer Markt
162
4.9 Handgelenkschutz tragen
163
4.10 Verbesserung der Verhältnisse und des Verhaltens in Snowparks
164
4.11 Ausreichend Pausen einlegen
165
4.12 Fördern bzw. Erhalten der Helmtragquote
165
4.13 Wirksamkeit des Schneesporthelms verbessern
167
4.14 Erforderliche Sehhilfe tragen
167
4.15 Sicherheit auf Förderanlagen verbessern
167
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
5. Präventionsempfehlungen
VIII.
168
5.1 Forschung
168
5.2 Ausbildung
170
5.3 Beratung
170
5.4 Kommunikation
170
5.5 Kooperation
171
6. Schlitteln / Rodeln
172
6.1 Einleitung
172
6.2 Unfallanalyse
172
6.3 Risikoanalyse
173
6.4 Präventionsempfehlungen
174
Radfahren abseits der Strasse
(Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
175
1. Einleitung
175
1.1 Erwachsene beim Radfahren abseits der Strasse
176
1.2 Kinder beim Erlernen des Radfahrens
176
1.3 Sportliches Radfahren
176
2. Unfallanalyse
178
2.1 Korrektur der Unfallstatistik
178
2.2 Mountainbiken im Gelände
178
2.3 Erlernen des Radfahrens
180
3. Risikoanalyse
181
3.1 Konzentration
181
3.2 Gefahrenbewusstsein und Selbststeuerungsfähigkeit
182
3.3 Kenntnisse und Tourenvorbereitung
182
3.4 Physiologischer Zustand
183
3.5 Fahrtechnische Kompetenz
183
3.6 Mountainbike-Routen und -Anlagen
184
3.7 Schutzausrüstung
184
3.8 Fahrrad
185
3.9 Gruppendynamik
186
3.10 Wirksamkeit der Schutzausrüstung
186
3.11 Erlernen des Radfahrens
186
4. Interventionsanalyse
188
4.1 Konzentration
191
4.2 Gefahrenbewusstsein und Selbststeuerungsfähigkeit
191
4.3 Kenntnisse und Tourenvorbereitung
191
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Inhalt
11
4.4 Physiologischer Zustand
192
4.5 Fahrtechnische Fertigkeiten
192
4.6 Mountainbike-Routen und -Anlagen
193
4.7 Schutzausrüstung tragen
193
4.8 Fahrrad
194
4.9 Gruppendynamik
194
4.10 Wirksamkeit der Schutzausrüstung
194
4.11 Betreuung kleiner Kinder
195
4.12 Aktuelle Präventionsanstrengungen
195
5. Präventionsempfehlungen
IX.
5.1 Forschung
196
5.2 Ausbildung
196
5.3 Beratung
196
5.4 Kommunikation
197
5.5 Kooperation
197
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
198
1. Einleitung
198
1.1 Ausgangslage
198
1.2 Begriffsklärung
198
1.3 Sportausübung
200
1.4 Der institutionell organisierte Bergsport
201
2. Unfallanalyse
Inhalt
202
2.1 Allgemeines
202
2.2 Nicht-tödlich verunfallte Bergsportler
203
2.3 Tödlich verunfallte Bergsportler
204
3. Risikoanalyse
12
196
209
3.1 Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
210
3.2 Mangelhafte Planung
211
3.3 Mangelnde Beurteilungskompetenz
211
3.4 Mangelnde Entscheidungskompetenz
212
3.5 Mangelnde Handlungskompetenz
212
3.6 Mangelhafte oder fehlende Sicherungs- und Seiltechnik
212
3.7 Fehlende, mangelhafte oder ungeeignete Ausrüstung
213
3.8 Ungenügende Kenntnisse, ungenügende Fähigkeiten
214
3.9 Alleingänger
214
3.10 Spalteneinbruch
215
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.11 Objektive Gefahren, Naturgefahren
215
3.12 Infrastrukturelle Mängel
215
3.13 Mangelhaftes Rettungswesen
215
3.14 Alkohol- oder Drogenkonsum, Medikamente
216
3.15 Tiereinwirkung
216
3.16 Bedeutsamkeit der Risikofaktoren nach Sportart
216
4. Interventionsanalyse
218
4.1 Wahrnehmungskompetenz
220
4.2 Beurteilungskompetenz
220
4.3 Entscheidungskompetenz
221
4.4 Handlungskompetenz
222
4.5 Planung
222
4.6 Sicherungs-/Seiltechnik
222
4.7 Lawinenverschüttung
223
4.8 Weitere Präventionsmassnahmen
223
5. Präventionsempfehlungen
X.
224
5.1 Forschung
224
5.2 Ausbildung
224
5.3 Beratung
225
5.4 Kommunikation
225
5.5 Kooperation
225
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
226
1. Einleitung
226
1.1 Ausgangslage
226
1.2 Inhaltliche Abdeckung
226
1.3 Wassersport in der Schweiz
227
2. Unfallanalyse
227
2.1 Aktivität
228
2.2 Alter und Geschlecht
228
2.3 Unfallort (Gewässer)
229
3. Risikoanalyse
229
3.1 Männliches Geschlecht
229
3.2 Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende Selbststeuerungsfähigkeit
230
3.3 Allein-Schwimmen
231
3.4 Ungünstiger physiologischer Status
231
3.5 Fehlende Rettungskompetenz
231
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Inhalt
13
3.6 Fehlende Kinderaufsicht
231
3.7 Jugendliches Alter
231
3.8 Alkoholmissbrauch
231
3.9 Beeinträchtigte Gesundheit
232
3.10 Fehlende Rettungsweste
232
3.11 Starke Strömung
232
3.12 Fehlende Bootführerkompetenz
232
3.13 Kaltes Wasser, Eiseinbruch
232
3.14 Nichtbeherrschen des Fahrzeugs
233
3.15 Mangelhafte Badeaufsicht
233
3.16 Rettungs- und Bergungsmanöver
233
3.17 Fehlende Poolumzäunung
233
3.18 Allein-Tauchen
233
3.19 Fischen ohne Sicherheitsausrüstung
233
3.20 Flutwelle
233
3.21 Ungeeignete Auftriebshilfen
234
3.22 Mangelhafte Bäder
234
3.23 Ungünstige Witterung
234
4. Interventionsanalyse
14
Inhalt
234
4.1 Risiko für Wasserunfall bei Männern senken
234
4.2 Risiken wahrnehmen, beurteilen und sicherheitsorientiert handeln
240
4.3 In offene Gewässer nur mit Auftriebshilfe oder in kompetenter Begleitung
240
4.4 Sich nur bei optimalem physiologischem Status im Wasser aufhalten
241
4.5 Zum Retten und zur Nothilfe befähigen
242
4.6 Verhindern, dass Kinder wegen fehlender oder mangelhafter Aufsicht ertrinken
243
4.7 Risiko für Wasserunfall bei Jungen senken
243
4.8 Trennen von Alkoholkonsum und Aktivitäten im und am Wasser
243
4.9 Bei Gesundheitsrisiko nur in beaufsichtigten Gewässern schwimmen
244
4.10 Alle Bootsfahrenden tragen Rettungsweste
245
4.11 Gewässer mit starker Strömung meiden
245
4.12 Fahrkompetenz zum Führen von Gummibooten auf Fliessgewässer
245
4.13 Kaltes Wasser meiden oder sich daraus retten können
246
4.14 Fahrzeuge bleiben auf der Verkehrsfläche
246
4.15 Keine tödlichen Ertrinkungsunfälle im organisierten Badbetrieb
247
4.16 Retter und Berger gefährden sich nicht selber
247
4.17 Gewässer im Siedlungsbereich sind für Kinder sicher
247
4.18 Taucher sind nie allein
248
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.19 Fischer tragen auf Boot oder an Fliessgewässern Rettungsweste
248
4.20 Kein Aufenthalt im Gefahrenbereich von Flutwellen
248
4.21 Nur geeignete Auftriebshilfen verkaufen und einsetzen, Kinder überwachen
249
4.22 Keine baulichen oder organisatorischen Sicherheitsmängel in Bädern
249
4.23 Bei ungünstiger Witterung kein Aufenthalt im, am oder auf dem Wasser
249
4.24 Aktuelle Präventionsanstrengungen
249
5. Präventionsempfehlungen
XI.
250
5.1 Forschung
253
5.2 Ausbildung
253
5.3 Beratung
253
5.4 Kommunikation
254
5.5 Kooperation
255
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
256
1. Einleitung
256
1.1 Ausgangslage
256
1.2 Sportdisziplinen
256
1.3 Alter
257
1.4 Geschlecht
257
1.5 Organisatorischer Rahmen der Ausübung (Settings)
257
2. Unfallanalyse
258
2.1 Alter
258
2.2 Geschlecht
259
2.3 Verletzungslokalisation
259
2.4 Verletzungsart und Verletzungsschwere
260
2.5 Befund/Diagnose
262
2.6 Verletzungsursache, Unfallort und Setting
262
2.7 Verletzungsmechanismus
263
2.8 Epidemiologie im Kinder- und Jugendfussball
264
2.9 Sportschäden und dauerhafte Folgeschäden infolge Verletzungen
266
2.10 Unfallkosten
267
3. Risikoanalyse
268
3.1 Individuumbezogene Risikofaktoren
273
3.2 Expositionsbezogene Risikofaktoren
274
3.3 Bedeutung der Risikofaktoren
275
3.4 Risikofaktoren im Kinder- und Jugendfussball
277
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Inhalt
15
4. Interventionsanalyse
281
4.1 Potenzielle Präventionsmöglichkeiten: lange Liste
281
4.2 Empfehlungen zur Prävention von Fussballverletzungen für Erwachsene
285
4.3 Internationale und nationale Präventionsprogramme
287
4.4 Präventionsmöglichkeiten im Kinder- und Jugendfussball
291
5. Fazit und Präventionsempfehlungen
303
5.1 Fussball in der Schweiz
303
5.2 Unfallanalyse
303
5.3 Risikoanalyse
304
5.4 Präventionsempfehlungen
305
XII.
Schlussfolgerungen
308
XIII.
Anhang
310
XIV.
Glossar
316
Quellenverzeichnis
16
Inhalt
323
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
I.
Abstract / Résumé / Compendio / Abstract
1.
Unfallforschung Sport
tion. Darauf wird im Sicherheitsdossier vertieft eingegangen.
Die bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung legt
mit dem Sicherheitsdossier «Unfallforschung
Die in der Risikoanalyse aufgedeckten Risikofaktoren
Sport» eine Sicherheitsanalyse des Sportgeschehens
sind weitgehend für jede Sportart spezifisch. Sie sind
in der Schweiz dar. Die wissenschaftliche Vorge-
in Bezug auf das Individuum (v. a. Risikokompetenz,
hensweise soll gewährleisten, dass Entscheidungs-
physische und physiologische Voraussetzungen)
träger im Sport damit eine Basis für die Planung der
oder das Umfeld respektive die Aktivität (u. a.
Unfallprävention zur Verfügung haben.
Sportinfrastruktur, Ausrüstung, Natur, Regelwerk)
zu situieren.
Die Methodik deckt die drei Phasen der Unfallforschung ab: In der Unfallanalyse werden das Un-
Auch die potenziellen Interventionen zur Reduktion
fallausmass dokumentiert und die Unfallschwer-
des Unfallrisikos haben sportartspezifischen Charak-
punkte detektiert. In der Risikoanalyse werden zu
ter. So könnten beispielsweise Anpassungen der
den Unfallschwerpunkten Faktoren diskutiert und
Infrastruktur von Schwimmbädern Ertrinkungsun-
gewichtet, die für das Unfallgeschehen in der
fälle verhindern, im Bergsport hingegen kann nicht
Schweiz Relevanz haben. In der Interventions-
die Infrastruktur, sondern muss der handelnde
analyse wird eine breite Palette von Präventions-
Mensch das Ziel der Präventionsbemühungen sein.
möglichkeiten vorgestellt und hinsichtlich ihrer Wirk-
Evidenzbasierte
samkeit, Effizienz und Umsetzbarkeit für Schweizer
angesichts der grossen Forschungslücken nicht im-
Verhältnisse bewertet. Resultat dieser Sicherheits-
mer möglich. Der Bedarf nach einer Verstärkung der
analyse ist eine abschliessende Liste von Präven-
Sportunfallforschung für die Schweizer Präventions-
tionsempfehlungen, die die Sicherheit im Sport er-
arbeit wurde in dieser Sicherheitsanalyse deutlich.
höhen könnten.
Oft musste auf die Beurteilung von Expertengremien
Massnahmenempfehlungen
sind
abgestützt werden. Die sportartspezifischen PrävenJährlich verletzen sich rund 300 000 in der Schweiz
tionsempfehlungen weisen in der Regel einen gerin-
wohnhafte Sportlerinnen und Sportler bei Unfällen
gen Konkretisierungsgrad auf. Erst in der inhaltlich-
im In- und Ausland so stark, dass sie ärztliche Be-
konzeptionellen
handlung in Anspruch nehmen müssen. 180 Per-
Umsetzung einer Intervention, zum Teil im Aus-
sonen verunfallen in der Schweiz beim Sport tödlich.
tausch mit potenziellen Präventionspartnern, wird
Die Sportarten(-gruppen) Schneesport, Radfahren
künftig näher festgelegt, wie die Implementierung
abseits der Strasse, Bergsport, Wassersport
der Massnahme erfolgen soll und kann. Diese ver-
(Ertrinken) sowie Fussball bilden die Schwer-
tiefte Analyse ist nicht Gegenstand des Sicherheits-
punkte im Unfallgeschehen und sind damit auch
dossiers. Die bisherigen Präventionsmassnahmen mit
die Haupttätigkeitsfelder der Sportunfallpräven-
Wirkungsnachweis sind beizubehalten.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Planung
und
praxisorientierten
Abstract / Résumé / Compendio / Abstract
17
2.
Recherche accidentologique en
Les facteurs de risque identifiés sont, dans une
matière de sport
large mesure, spécifiques à chaque sport. Ils se
rapportent à l’être humain (surtout compétences
Le dossier de sécurité «Recherche accidentolo-
face au risque, état physique et physiologique) ou à
gique en matière de sport» du bpa – Bureau de
l’environnement/à l’activité (notamment infrastruc-
prévention des accidents constitue une analyse de
tures sportives, équipement, nature, règles).
la sécurité dans le domaine du sport en Suisse. Par
son approche scientifique, il doit servir de base de
De même, les mesures permettant de réduire po-
planification aux décideurs pour la prévention des
tentiellement le risque d’accident sont spécifiques
accidents de sport.
aux différents sports. Adapter l’infrastructure des
piscines permettrait p. ex. d’éviter des noyades.
La méthodologie est calquée sur les trois phases de
Dans les sports de montagne en revanche, l’être
la recherche accidentologique. L’analyse des acci-
humain et non l’infrastructure doit être au centre
dents documente l’ampleur de ceux-ci et identifie
des efforts de prévention. Formuler des recom-
ceux qui sont prédominants. L’analyse du risque
mandations fondées scientifiquement n’est pas
examine et pondère les facteurs significatifs pour
toujours possible en raison des importantes lacunes
les domaines d’accidents prédominants en Suisse.
en termes de recherche, d’où le recours fréquent à
L’analyse d’interventions présente un large
l’avis d’un collège d’experts. La présente analyse a
éventail de possibilités de prévention et les évalue
ainsi clairement mis en évidence la nécessité de
en termes d’efficacité, d’économicité et d’applica-
renforcer la recherche accidentologique dans le
bilité dans le contexte suisse. Le résultat est une
domaine du sport en Suisse. Les recommandations
liste exhaustive de recommandations pour la
de prévention formulées pour les différents sports
prévention destinées à renforcer la sécurité dans le
ne sont en général guère concrètes. La forme que
sport.
devra et pourra prendre leur réalisation sera
déterminée plus en détail lors de la planification
Chaque année, quelque 300 000 sportifs résidant
conceptuelle et du contenu ainsi que de la mise en
en Suisse se blessent si grièvement dans des acci-
œuvre, en partie lors d’échanges avec des
dents qui se produisent dans leur pays de domicile
partenaires de prévention potentiels. Cette analyse
ou à l’étranger qu’ils ont besoin d’un traitement
détaillée n’est toutefois pas l’objet de ce dossier de
médical. S’y ajoutent 180 personnes tuées dans
sécurité.
des accidents de sport en Suisse. Les sports de
éprouvées, elles doivent être maintenues.
Quant
aux
mesures
de
prévention
neige, le vélo pratiqué hors des routes, les
sports de montagne, les sports aquatiques
(noyades) et le football constituent des poids
lourds de l’accidentalité et donc les principaux
domaines d’action pour la prévention des accidents
de sport. Ils sont approfondis dans le présent
dossier de sécurité.
18
Abstract / Résumé / Compendio / Abstract
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.
Ricerca dell'incidentalità nello sport
prattutto competenza di rischio, presupposti fisici e
fisiologici) o al contesto, cioè all'attività (tra cui
Con il dossier sicurezza «Ricerca dell'inciden-
l'infrastruttura
sportiva,
talità nello sport», l'upi, Ufficio prevenzione
natura, la normativa).
l'equipaggiamento,
la
infortuni, presenta un'analisi della sicurezza del
mondo sportivo in Svizzera. L'approccio scientifico
Anche gli interventi potenziali a scopo di ridurre il
garantisce ai decisori in ambito sportivo di disporre
rischio d'infortunio si riferiscono specificatamente
di una base per la pianificazione della prevenzione
alla disciplina. Un adeguamento dell'infrastruttura
degli infortuni.
delle piscine potrebbe ad esempio evitare casi di
annegamento, mentre nello sport di montagna
La metodica copre le tre fasi della ricerca dell'inci-
l'impegno a livello di prevenzione deve agire piut-
dentalità: l'analisi degli infortuni consiste nella
tosto sul comportamento umano. Le raccomanda-
documentazione dell'entità degli incidenti e nel
zioni di misure basate sull'evidenza non sono sem-
rilevamento degli infortuni frequenti. L'analisi del
pre possibili, date le significative lacune di ricerca.
rischio discute e pondera i fattori relativi agli infor-
In questa analisi della sicurezza la necessità di in-
tuni frequenti rilevanti per la sinistrosità in Svizzera.
tensificare la ricerca degli infortuni sportivi ai fini
Infine, nell'analisi d'intervento viene presentata
del lavoro preventivo in Svizzera emerge chiara-
tutta una serie di provvedimenti preventivi, che
mente. Spesso è stato necessario ricorrere alla valu-
vengono valutati sotto il profilo dell'efficacia,
tazione di commissioni di esperti. Di regola, le
efficienza e realizzabilità nel contesto svizzero. Il ri-
raccomandazioni di prevenzione specifiche della
sultato di questa analisi della sicurezza è un elenco
disciplina sportiva presentano un grado di con-
esaustivo di misure di prevenzione che potrebbero
cretizzazione esiguo. Solo nella pianificazione con-
aumentare la sicurezza nello sport.
cettuale del contenuto e nell'attuazione di un intervento orientata alla prassi, in parte nell'ambito di
Ogni anno, circa 300 000 sportivi domiciliati in
uno scambio con potenziali partner di prevenzione,
Svizzera subiscono nel nostro Paese e all'estero in-
si definisce più chiaramente come può e deve
fortuni tali da richiedere un trattamento medico.
essere configurata l'implementazione della misura
180 persone all'anno perdono la vita praticando
in collaborazione con i partner. Questo tipo di ana-
sport in Svizzera. I gruppi di discipline di sport
lisi approfondita esula dal presente dossier sicu-
sulla neve, ciclismo fuori strada, sport alpino,
rezza. È necessario continuare a implementare i
sport acquatici (annegamento) nonché calcio
provvedimenti di prevenzione attuali, la cui effi-
sono gli ambiti chiave nell'incidentalità e dunque
cacia è stata comprovata.
costituiscono i principali ambiti di attività della prevenzione degli infortuni sportivi. Il dossier sicurezza
li tratta in maniera approfondita.
I fattori di rischio rilevati nell'analisi del rischio sono
in gran parte specifici per ogni disciplina sportiva e
vanno determinati in riferimento all'individuo (so-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Abstract / Résumé / Compendio / Abstract
19
4.
Accident Research – Sport
competence, physical and physiological preconditions) or the setting and the activity respectively
With its Safety dossier «Accident Research –
(including sports infrastructure, equipment, natural
Sport», the bfu – Swiss Council for Accident
surroundings, official rules).
Prevention – presents a safety analysis of sport in
Switzerland. This scientific approach is intended to
The potential interventions for reducing the risk of
ensure that decision-makers in the sports sector
accidents are also specific in nature to the type of
have a basis available for accident prevention
sport. For example, adjustments to swimming pool
planning.
infrastructures might prevent drowning accidents.
In contrast, it is not the infrastructure in mountain
The method used covers the three stages in
sports that must be the focus of prevention efforts
accident research: In the accident analysis, the
but
extent of accidents will be documented and focal
recommendations for measures are not always
points detected. The risk analysis will discuss and
possible given the major gaps in research. The
weight the factors relating to the focal points that
need to step up sports accident research for Swiss
are of relevance for accidents in Switzerland. The
prevention work became obvious in this safety
intervention analysis will present a wide range
analysis. It was frequently necessary to refer to
of prevention possibilities and evaluate them in
assessments by bodies of experts. Generally spea-
terms of their effectiveness, efficiency and the
king, the prevention recommendations relating to
degree to which they can be implemented to meet
each type of sport are not very specific. In future,
Swiss conditions. The result of this safety analysis
just how a measure should and can be implement-
will be a conclusive list of prevention recommend-
ted will only be determined in more detail in the
dations that might enhance sport safety.
planning of content and concept and in the
the
active
participants.
Evidence-based
practice-oriented implementation of an interveneEvery year, around 300 000 Swiss residents are
tion, partially in the form of an exchange with
injured in sports accidents inside and outside
potential
Switzerland so severely that they need medical
analysis is not the subject of the safety dossier.
treatment.
Previous prevention measures that have proved
180 people
suffered
fatal
sports
accidents in Switzerland. The types of sports
prevention
partners.
This
in-depth
effective must be retained.
(-groups) that comprise the accident focal points –
snowsports, off-road biking, mountain sports,
watersports
(drowning)
and
football
–
comprise the main areas of activity for sports
accident prevention. A closer look will be taken at
this in the safety dossier.
The risk factors identified in the risk analysis are
largely specific to each type of sport. They can be
allocated to the individual person (particularly risk
20
Abstract / Résumé / Compendio / Abstract
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
II. Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto /
Condensed version
1.
Unfallforschung Sport
Aktivitäten noch erhöht werden kann. Dies ist
auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass es
1.1
Einleitung
zahlreiche Anstrengungen zur Sportförderung
gibt. Und damit ist künftig – und auch wegen der
Sporttreiben und auch Aktivitäten wie regelmässi-
Zunahme der Bevölkerung – mit mehr Sportun-
ges Gehen oder Radfahren tragen zur Gesund-
fällen zu rechnen.
heitsförderung bei. Ein grosser Anteil der Schweizerinnen und Schweizer treibt Sport, einige bei-
Auf Todesfälle infolge von Herz-Kreislaufvorfällen,
nahe täglich, andere nur sporadisch. Intensive
auf Überlastungsschäden oder Langzeitfolgen von
körperliche
Verletzungen wird im vorliegenden Bericht auf-
Aktivität
birgt
aber
immer
ein
gewisses Verletzungspotenzial. Dabei kann das
tragsgemäss nicht eingegangen.
Risiko in Abhängigkeit der gewählten Sportart
und der Art und Weise, wie sie ausgeübt wird,
Die bfu hat sich zum Ziel gesetzt, sich noch ver-
minim oder auch sehr hoch sein.
mehrt für mehr Sicherheit im Sport zu engagieren. Dabei ist der Fokus auf die Unfälle mit
Die bfu hat den gesetzlichen Auftrag, neben
Schwerverletzten und Getöteten gerichtet.
Unfällen im Bereich Strassenverkehr sowie Haus
und Freizeit auch Sportunfälle zu verhindern
Erfolgreiche Prävention basiert auf der Kenntnis
und gleich gelagerte Aktivitäten zu koordinie-
des Unfallgeschehens, dem Ausarbeiten und Um-
ren. Unfallverhütung ist eine Daueraufgabe nicht
setzen von evidenzbasierten Massnahmen zur
nur der bfu, sondern explizit oder implizit aller im
Vermeidung
Sport engagierten Institutionen und Personen.
wichtig – auf der Evaluation dieser Massnahmen.
Jährlich verletzen sich rund 300 000 in der
Im vorliegenden Sicherheitsdossier «Unfallfor-
Schweiz wohnhafte Sportlerinnen und Sportler
schung Sport» wird das Unfallgeschehen in der
bei Unfällen im In- und Ausland so stark, dass sie
Schweiz dargestellt, Risikofaktoren werden dis-
ärztliche
nehmen
kutiert und in ihrer Relevanz für schweizerische
müssen, rund 140 werden getötet, davon ca. 10
Verhältnisse gewichtet sowie Massnahmen zur Er-
im Ausland. Zu den Todesfällen in der Schweiz
höhung der Sicherheit vorgestellt. Die konkreten
müssen im Schnitt noch ca. 50 weitere Opfer aus
Empfehlungen orientieren sich an den in der
dem Ausland gezählt werden, die in der Schweiz
Schweiz
einen tödlichen Sportunfall erleiden. Es gibt also
Damit
bedeutenden Handlungsbedarf, damit der unbe-
umfassende Sicherheitsanalyse für den Sport vor.
strittene gesellschaftliche Nutzen von sportlichen
Die wissenschaftliche Vorgehensweise soll dem
Behandlung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
in
Anspruch
dieser
vorhandenen
liegt
für
die
Unfälle
und – ebenso
Rahmenbedingungen.
Schweiz erstmals
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
eine
21
Anspruch gerecht werden, Entscheidungsträgern
Im systematischen Vorgehen zur wirkungsvollen
mit dem Sicherheitsdossier eine Basis für die Pla-
Verletzungsprophylaxe wird die Ausgangslage in
nung der Sportunfallprävention zu bieten.
den Problemfeldern des Unfallgeschehens mit wissenschaftlichen
Arbeitsmethoden
detailliert
be-
Die in diesem Bericht vorgeschlagenen Mass-
schrieben. Die Unfallforschung stellt also die erste
nahmen sind auch im Hinblick auf die Aktivitäten
Phase des Präventionszyklus dar. Sie soll Antworten
diverser Stakeholder formuliert. Bereits beste-
auf die Fragen geben: «Was passiert?», «Wie
hende, wertvolle Präventionsanstrengungen kön-
und warum passierts?» und «Wie kann es ver-
nen verstärkt und noch besser koordiniert, neue
hindert werden?».
Massnahmen gemeinsam mit Partnern umgesetzt
werden. So können Synergien genutzt und mit
Das vorliegende «Sicherheitsdossier Sport» deckt
einer gemeinsamen, wissenschaftlich abgestützten
diese erste Phase ab. Sie umfasst die Unfall-,
Strategie kann ein Maximum an Nutzen aus den
die Risiko- und die Interventionsanalyse
verfügbaren Mitteln gewonnen werden.
(Abbildung 2). Das Resultat dieser Analyse ist eine
Liste von Präventionsempfehlungen, d. h. Rat-
1.2
Methode
schläge, die auf einer systematischen Bewertung
von Präventionsmöglichkeiten anhand von spezifi-
Das Geschäftsmodell der bfu, also die modellhafte
schen Bewertungskriterien basieren.
Beschreibung der Vorgehensweise, wird im Präventionskreislauf
zur
Unfallverhütung
(Abbildung 1).
aufgezeigt
In der ersten Sequenz der Unfallforschung werden das Sportgeschehen und die Unfälle, die sich
dabei ereignen, detailliert analysiert (Abbildung 2).
Ziel ist es, den Präventionsbedarf aufzuzeigen.
Abbildung 1
bfu-Präventionskreislauf zur Unfallverhütung
Dieser ergibt sich aus den Unfallschwerpunkten
(häufig vorkommende und/oder schwere Unfälle,
insbesondere diejenigen mit Todesfolge).
Abbildung 2
bfu-Unfallforschung
22
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Um das Unfallgeschehen besser zu verstehen, wird
Angaben aus der wissenschaftlichen Literatur über-
vorerst auf das Sportverhalten der Schweizer Be-
nommen. Wenn auch in der Fachliteratur keine
völkerung eingegangen. Denn für die Präventions-
Hilfestellung für eine quantitative Angabe vorliegt,
arbeit ist es bedeutend, gute Kenntnisse vom kon-
wird die Unfallbedeutung von einer Expertengruppe
kreten Setting zu haben, in dem die Interventionen
abgeschätzt. Diese wird je nach Sportartengruppe
zur Anwendung kommen sollen. Auch lässt sich
anders zusammengesetzt. Immer sind die bfu-Fach-
aus Angaben zur Exposition und zum Unfallaus-
leute der Abteilung Beratung Sport und der Abtei-
mass nach Sportart das Unfallrisiko quantifizieren.
lung Forschung beteiligt; zu allen Unfallschwerpunkten werden auch externe Fachgruppen konsul-
Nach der ersten Frage in der Unfallforschung «Was
tiert. In einem strukturierten Prozess wird die Bedeu-
passiert?» muss den Unfallursachen auf den
tung von Risikofaktoren abgeschätzt.
Grund gegangen werden, also «Wie und warum
passierts?» (Abbildung 2). Das ist die Frage nach
Nach der Diskussion und Beurteilung der Unfall-
den Faktoren, die bei einem Unfall massgeblich das
relevanz von Risikofaktoren wird in der nächsten
Risiko beeinflussen, also kausal mit dem Ausgang
Sequenz der Unfallforschung die Frage beantwor-
des die Verletzung verursachenden Ereignisses ver-
tet:
knüpft sind. Für die Herleitung der Hauptrisikofakto-
(Abbildung 2). In dieser Interventionsanalyse
ren muss sowohl die Stärke des Zusammenhangs
werden Präventionsmöglichkeiten bewertet,
eines
Verletzungsrisiko
die einen Beitrag zur Risikoreduktion leisten sollen,
bestimmt wie auch seine Verbreitung berücksichtigt
um schliesslich zu einer Liste von Präventions-
werden, um die effektive Bedeutung im Unfallge-
empfehlungen zu kommen.
Einflussfaktors
auf
das
«Wie
kann
es
verhindert
werden?»
schehen quantifizieren zu können.
Unter Präventionsmöglichkeiten wird dabei die GeBei der Risikoanalyse werden zwar einzelne Faktoren
samtheit aller grundsätzlich möglichen Präventions-
hervorgehoben und deren Unfallrelevanz wird be-
massnahmen verstanden. bfu-intern wird die Auflis-
stimmt, aber grundsätzlich wird von einem multi-
tung der Präventionsmöglichkeiten als «longlist»
kausalen Zusammenhang von Risikofaktoren –
bezeichnet. Die «Möglichkeiten» weisen in der Re-
also einem Ursachenbündel – ausgegangen, das in
gel einen geringen Konkretisierungsgrad auf. Erst in
einer bestimmten Konstellation die Wahrscheinlich-
der inhaltlich-konzeptionellen Planung und praxis-
keit eines Unfalls mit Verletzungsfolge erhöhen oder
orientierten Umsetzung einer Intervention, zum Teil
reduzieren kann.
im Austausch mit potenziellen Präventionspartnern,
wird näher festgelegt, wie die Implementierung der
In Anbetracht dieser Ausgangslage wird bei der
Massnahme zusammen mit Partnern ausgestaltet
Bestimmung potenzieller Risikofaktoren und deren
werden soll und kann. Die Festlegung des Mass-
Bedeutung im Unfallgeschehen – also ihrer Unfall-
nahmenpakets muss sich grundsätzlich auf die Situ-
relevanz – sequenziell vorgegangen. Zuerst wird
ationsanalyse stützen, meist sind jedoch zusätzliche,
untersucht, ob sich vom Unfallbeschrieb ableiten
vertiefte Analysen erforderlich, die nicht Gegenstand
lässt, ob ein ausgewählter Risikofaktor eine Rolle
des Sicherheitsdossiers sind.
spielt oder nicht. Fehlt diese Information, werden
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
23
Bei der Bewertung der Präventionsmöglichkeiten
schehen zum Teil unterschiedliche Unfalljahre be-
werden die Beurteilungskriterien Wirksamkeit
trachtet. Das Unfallgeschehen wird meist in Fünf-
(Effectiveness, also nicht nur die Wirksamkeit unter
jahresschnitten angegeben. Somit kann davon
Ideal-, sondern unter normalen Lebensbedingun-
ausgegangen werden, dass sich die Aussagen bei
gen), Effizienz (Wirtschaftlichkeit) und Umsetz-
Berücksichtigung der neusten Zahlen nicht markant
barkeit berücksichtigt.
verändert hätten.
Zum Erreichen von Präventionszielen können ver-
Ausgehend von der Unfallanalyse werden die
schiedene Strategien zur Anwendung kommen.
Hauptrisikofaktoren herausgearbeitet. In der Folge
Unter Strategien werden Ansätze und Vorgehens-
werden Präventionsmassnahmen aufgelistet, die in
weisen verstanden, die der Zielerreichung dienen.
einem Bewertungsprozess in Bezug auf Wirksam-
Im übergeordneten Sinn handelt es sich z. B. um
keit, Effizienz und Umsetzbarkeit eine Gesamtbeur-
edukative Strategien (informieren, sensibilisie-
teilung «empfehlenswert» oder «sehr empfeh-
ren, aus- und weiterbilden), um legislative
lenswert» erhalten haben.
Strategien (Gesetze erlassen, Regelwerke festlegen, kontrollieren), technische Ansätze (Sportge-
Die Präventionsempfehlungen werden bei allen
räte und Ausrüstungen gestalten, Infrastrukturen
Unfallthemen den fünf Hauptfeldern Forschung,
anpassen) oder ökonomische Strategien (Anreize
Ausbildung, Beratung, Kommunikation und Ko-
schaffen). Beim Zusammentragen von Präven-
operation zugeordnet. Welche von den in diesem
tionsmöglichkeiten werden alle Strategieansätze
Bericht empfehlenswerten Massnahmen letztend-
berücksichtigt.
lich in welcher Form in die Praxis umgesetzt werden, richtet sich nach den in Zukunft verfügbaren
Evidenzbasierte Massnahmenempfehlungen sind
Ressourcen und Möglichkeiten der diversen Präven-
angesichts der grossen Forschungslücken nicht
tionspartner. Zudem müssen zu allen Unfall-
immer möglich. Auch kann eine Präventionsmög-
schwerpunkten die heute bereits umgesetzten
lichkeit stark empfohlen werden, obwohl keine
Präventionsmassnahmen
solide wissenschaftliche Evidenz für die Wirksam-
unbedingt weitergeführt werden.
mit
Wirkungsnachweis
keit dieser Intervention vorliegt, z. B. wenn keine
Alternative existiert und ein Expertengremium die
Die Empfehlungen zu Forschungs- und zu Koope-
Intervention als wirkungsvoll für die Unfallver-
rationsaktivitäten werden nicht aus der Interven-
hütung einschätzt.
tionsanalyse abgeleitet, sondern basieren auf
grundsätzlichen strategischen Überlegungen für
Die Kapitel VII bis XI beinhalten die Sicherheits-
eine wirksame Präventionsarbeit. Denn Unfallfor-
analyse der Sportarten(-gruppen), die in Kapitel VI
schung
als Unfallschwerpunkte hervorgehen. Die detail-
Grundlage für zielgerichtete, wirksame, effiziente
lierte Analyse des Unfallgeschehens in diesen
und umsetzbare Präventionsmassnahmen. Zudem
Sportarten zeigt die sportartspezifischen Unfall-
wird zu allen Unfallschwerpunkten die Präven-
schwerpunkte auf. Da die fünf Unterkapitel zeitver-
tionsarbeit zwischen den wichtigsten Stakeholdern
schoben erarbeitet wurden, werden beim Unfallge-
koordiniert und gemeinsame Interventionen wer-
24
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
und
Wissensmanagement
bilden
die
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
den umgesetzt, dies u. a. als Schwerpunktpro-
wobei einige Sportarten aufgrund der hohen Fall-
gramme und/oder in permanenten Arbeitsgruppen
zahl oder der relativ vielen tödlichen Unfällen her-
zur Unfallprävention. Wo nötig sollen diese An-
vorstechen. In der Schweiz verunfallen jährlich
strengungen noch verstärkt werden. Die Koopera-
beinahe 180 Personen tödlich (Tabelle 2). Knapp
tionsanstrengungen sowie der internationale Aus-
ein Drittel der tödlich verunglückten Sportler
tausch stellen auch bedeutende Elemente systema-
stammt aus dem Ausland.
tischer Präventionsarbeit dar.
Die Analyse der Häufigkeit und Schwere der Ver-
1.3
Sport der Schweizer Bevölkerung
letzungen im Sport zeigt, dass sich im Fussball, im
Schneesport (Ski-, Snowboard- und Schlittenfah-
Jüngere Erhebungen des Bundesamtes für Sport
ren) sowie beim Radfahren abseits der Strasse
ermöglichen es, ein repräsentatives Abbild der
am meisten Unfälle ereignen (Tabelle 1), während
Schweizer Wohnbevölkerung zu skizzieren. Rund
im Bergsport (v. a. Bergwandern, Bergsteigen,
die Hälfte der Schweizer Wohnbevölkerung im
Touren- und Variantenfahren) und im Wasser-
Alter von 15 bis 74 Jahren treibt mehrmals pro
sport (Ertrinken) häufig tödliche Unfälle zu ver-
Woche oder sogar täglich Sport, 17 % zumindest
zeichnen sind. Bei Ertrinkungsunfällen müssen
einmal pro Woche. Weitere 6 % betätigen sich nur
alle Aktivitäten im, am und auf dem Wasser be-
ab und zu sportlich. Hingegen ist mehr als ein Vier-
trachtet werden, da sich nur zwei Drittel der Fälle
tel der Bevölkerung sportlich inaktiv (27 %).
beim Wassersport ereignen.
16 % der Kinder treiben durchschnittlich mindes-
Damit bilden die Sportarten(-gruppen) Schnee-
tens 1 Stunde Sport pro Tag und zwar ausserhalb
sport, Radfahren abseits der Strasse, Berg-
des obligatorischen Turn- und Sportunterrichts.
sport, Wassersport (Ertrinken) sowie Fussball
Weitere 31 % der Kinder üben während mehr als
die Schwerpunkte im Unfallgeschehen und sind
3 Stunden pro Woche sportliche Aktivitäten aus.
damit auch die Haupttätigkeitsfelder der Sportun-
Fast die Hälfte der Kinder ist sportlich sehr aktiv
fallprävention.
und betreibt zusätzlich zum Sportunterricht in der
Schule mehrmals pro Woche insgesamt zwischen 3
und 7 Stunden Sport. Weitere 39 % sind bis zu
3 Stunden pro Woche sportlich aktiv. Hingegen
treiben 14 % der Kinder ausserhalb des obligatorischen Schulunterrichts keinen Sport. 13 % der
befragten Kinder geben an, nicht einmal gelegentlich Fahrrad zu fahren oder zu schwimmen.
1.4
Unfallgeschehen
Die 300 000 Sportverletzten verteilen sich auf eine
Vielzahl von sportlichen Aktivitäten (Tabelle 1),
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
25
Tabelle 1
Verletzte nach Sportart, 2000–2008
Sportartengruppe/
Sportart
Fussball
Skifahren
(inkl. Touren)
Radfahren, Biking
(o. Strassenverkehr)
Snowboardfahren
Schlitteln
Baden, Schwimmen
Bergwandern
Volleyball
Inlineskating,
Rollschuhlaufen
Geräteturnen
Laufen, Jogging
Land-, Roll- und
Unihockey
Pferdesport
Eishockey
Basketball
Eislaufen,
Eiskunstlauf
Kampfsport (inkl.
Selbstverteidigung)
Handball
Gymnastik,
Fitnesstraining,
Aerobic
Leichtathletik
Tennis
Badminton (inkl.
Federball)
Bootfahren
Kugel-, Wurf- und
Schlagspiele
Squash
Gleitschirmfliegen
Übrige Sport- und
Spielarten
Total
2005
2007
50 650
42 760
50 480
43 660
56 700
40 180
2008 Ø 2004–
2008
57 580 54 300
43 210 43 210
Tabelle 2
Getötete nach Sportart und Wohnort (Unfallort Schweiz),
Ø 2004–2008
Sportart
25 950
32 490
34 910
34 150
33 150
24 500
5 740
9 100
5 460
8 560
12 210
24 510
11 210
8 960
8 140
8 430
9 270
22 700
7 820
9 180
9 820
8 680
8 620
24 760
11 580
9 390
8 860
8 810
5 700
24 460
10 080
9 140
8 660
8 610
8 430
7 630
5 110
5 350
7 680
6 560
6 220
8 750
8 120
7 060
8 570
8 860
7 480
8 170
7 730
6 760
6 260
6 290
6 140
5 600
6 650
6 380
5 880
5 240
6 960
6 050
6 000
5 640
6 650
6 320
5 890
5 680
6 590
6 430
5 930
5 410
4 950
4 640
5 320
5 420
5 210
5 720
3 850
5 280
3 860
5 290
3 820
4 760
4 030
5 090
3 950
2 720
4 010
2 530
3 780
3 140
2 500
3 640
3 610
2 470
3 980
3 340
2 610
3 790
3 360
2 700
1 380
1 140
1 750
1 170
1 070
1 460
1 450
1 470
1 610
1 430
1 820
600
24 970
1 320
420
24 380
1 160
490
28 480
1 050
490
27 910
1 250
460
26 290
281 000 294 000 304 000 310 000 302 200
Quelle: bfu, Hochrechnung
26
2000
Ø 2004–2008
Ausland
Schweiz
Bergsport
Bergsteigen
17
17
Klettern
2
4
Bergwandern
9
32
Anderer Bergsport
0
1
Total Bergsport
28
54
Wintersport
Skifahren alpin
2
6
Touren-Skifahren
4
8
Varianten-Skifahren
5
4
Snowboardfahren
0
1
Varianten-Snowboardfahren
3
3
Schneeschuhlaufen
0
1
Anderer Wintersport
0
1
Total Wintersport
14
24
Wassersport
Baden/Schwimmen
3
13
Bootfahren
0
5
Tauchen
1
3
Total Wassersport
4
21
Flugsport
Segelfliegen
1
3
Gleitschirmfliegen
1
6
Base-Jumping
2
0
Anderer Flugsport
0
1
Total Flugsport
4
10
Andere Sportarten
Wandern, Spazieren
1
7
Jagd
0
4
Pferdesport
0
2
Rennsport mit Motorfahrzeugen
0
1
Übrige Sportarten
1
4
Total Andere Sportarten
2
18
Total
52
127
Total
34
6
41
1
82
8
12
9
1
6
1
1
38
16
5
4
25
4
7
2
1
14
8
4
2
1
5
20
179
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.5
Schneesport
als Fortgeschrittene oder Könner. Unabhängig
davon haben Kinder und Jugendliche das höchste
Verletzungsrisiko. Daneben bilden die jungen
1.5.1 Ski- und Snowboardfahren
Erwachsenen zahlenmässig eine SchwerpunktCa. 1,71 Mio. Schweizer Skifahrer und 0,35 Mio.
gruppe im Unfallgeschehen (Tabelle 3). Die Snow-
Snowboarder im Alter von 10 bis 75 Jahren
boarder verletzen sich am häufigsten am Handge-
geniessen den Schneesport auf den Pisten. Hinzu
lenk und der Hand sowie im Bereich Schulter und
kommen noch kleine Kinder unter 10 Jahren und
Oberarm, während rund ein Drittel aller verunfall-
Senioren
ten Skifahrer eine Knieverletzung erleidet. Für Kin-
über
75 Jahre
deren
Anzahl
nicht
der und Jugendliche ist das Risiko, eine Kopf- oder
bestimmt werden kann.
Gesichtsverletzung zu erleiden, höher als für ErUnfallschwerpunkte
wachsene.
Auf Schneesportpisten im In- und Ausland erleiden
Hauptrisikofaktoren
jährlich rund 70 000 in der Schweiz wohnhafte
Personen Verletzungen. Zudem ziehen sich rund
Höchste Unfallrelevanz hat das persönliche Verhal-
30 000 Gäste aus dem Ausland Verletzungen auf
ten eines jeden Schneesportlers (Tabelle 4). Zwar ist
Schweizer Pisten zu. Durchschnittlich 6 Personen
die subjektive Gefahreneinschätzung für Kollisio-
verunfallen auf den Schweizer Schneesportpisten
nen sehr hoch, aber effektiv ist bei über 90 % der
tödlich. Auf die 25 tödlichen Unfälle der Touren-
Unfälle nur die verletzte Person selber beteiligt. Bei
und Variantenfahrer, die sich im freien Gelände
den menschbezogenen Faktoren wirken sich pri-
ereignen, wird im Kapitel Bergsport eingegangen.
mär das ungenügende Gefahrenbewusstsein und
die fehlende Selbststeuerungsfähigkeit – und damit
Aufgrund der noch fehlenden Fertigkeiten verlet-
verknüpft die überhöhte Fahrgeschwindigkeit –
zen sich Anfänger/Ungeübte bedeutend häufiger
risikosteigernd aus. Aber auch die ungenügende
Tabelle 3
Ski- und Snowboardfahren: Unfallschwerpunkte
Wer?
Was?
Anfänger/Ungeübte
Jugendliche und junge Erwachsene
Kinder
Wie?
Knie bei Skifahrer
Schulter/-gürtel
Kopf
Handgelenk bei Snowboardfahrern
Routine-Fahrsituation
Drehsturz rückwärts beim Skifahren
Rückwärtssturz beim Snowboarden
Sprung
Kollision
Tabelle 4
Ski- und Snowboardfahren: Hauptrisikofaktoren für Verletzungen
Menschbezogen
Umfeld-/ausrüstungsbezogen
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende Selbststeuerungsfähigkeit
Pistenraumgestaltung inkl. Snowparks
Überhöhte Geschwindigkeit
Skibindung falsch eingestellt oder nicht wirksam
Mangelhafte physische Kondition
Handgelenkschutz nicht getragen oder nicht wirksam
Ungenügende Fahrfertigkeit
Schutzausrüstung nicht getragen (v. a. Helm, Brille/Sehhilfe)
Ungünstiger physiologischer Zustand (v. a. Übermüdung, Alkohol)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
27
langfristige konditionelle Vorbereitung sowie ein
Beratung: Der Pistenraum sollte selbsterklärend
ungünstiger akuter physiologischer Zustand (v. a.
und fehlerverzeihend gestaltet sein. Durch bauliche
Übermüdung, Alkohol) haben hohe Unfallrelevanz.
Massnahmen und Signalisation können Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Pistenbenutzern
Mängel bei der Sicherung, Präparierung, Markierung
minimiert, das Sichtfeld optimiert, einfache, ver-
und beim Betrieb von Pisten und Snowparks können
ständliche und benutzerfreundliche Pistenführun-
das Unfallrisiko respektive die Sturzfolgen erhöhen.
gen ermöglicht, Konfliktpunkte vermindert und
Im Schneesport ist mit Stürzen zu rechnen. Fehlende
physischer Schutz geboten werden.
oder ungenügende Schutzausrüstung (v. a. Helm,
Handgelenkschutz für Snowboardfahrer), falsch ein-
Kommunikation: Schneesportler sollten vor allem
gestellte oder unwirksame Auslösebindungen er-
für eine verbesserte Risikokontrolle, vorsaisonales
höhen dabei das Verletzungsrisiko.
Kraft- und Koordinationstraining, genügende Verschnaufpausen, das Tragen des Schneesporthelms
und Handgelenkschutzes, die Optimierung der
Präventionsempfehlungen
Ausrüstung (beispielsweise korrekt eingestellte
Aus dem Bewertungsprozess resultieren die fol-
Skibindungen, Tragen der erforderlichen Sehhilfe)
genden, nach Hauptfeldern geordneten Empfeh-
sensibilisiert und motiviert werden.
lungen für die Unfallprävention (Tabelle 5):
Ausbildung: Im Schneesportunterricht, in den
Schulen oder im Verein sollten insbesondere die
Themen
Gefahrenbewusstsein
und
Selbststeu-
erungsfähigkeit, Geschwindigkeit, Verhalten in
Snowparks,
ausreichende
Erholung,
physische
Kondition sowie das Tragen der persönlichen
Schutzausrüstung behandelt werden. Fachleute im
Sportartikelhandel sollten zu den neusten Erkenntnissen im Bereich Schutzausrüstung und Sportgeräte geschult werden.
Tabelle 5
Ski- und Snowboardfahren: Präventionsempfehlungen
Forschung
Ausbildung
Beratung
Kommunikation
Kooperation
Unfallforschung
Wissensmanagement
Statistik
Verletztentransporte
Erhebung Schutzverhalten
Studie Handgelenkschutz
Studie Ski-Bindung-SchuhFunktionseinheit
Modul «Gefahrenbewusstsein/Selbststeuerungsfähigkeit»
Modul «Schutzausrüstung/Sportgerät»
Sicheres Skigebiet
Pistenraumgestaltung inkl.
Snowparks
Produktesicherheit
Risikokontrolle/
Verhaltensregeln
Physische Kondition und
physiologischer Zustand
Fahrfertigkeiten
Schutzausrüstung tragen
Optimale Ausrüstung
Brille/Sehhilfe
Schwerpunktprogramm
Schneesport
Schweizerische
Kommission für
Unfallverhütung auf
Schneesportabfahrten
SKUS
Internationaler Austausch
28
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.5.2 Schlitteln / Rodeln
Hauptrisikofaktoren
Schlittenfahren ist ein beliebtes Freizeitvergnügen
Fehlendens Gefahrenbewusstsein wird häufig als
in der Schweiz. Ein Grossteil der Kinder schlittelt
Unfallursache erwähnt. Vielen fehlt das Wissen
zumindest ab und zu, oft sind auch die Eltern oder
zum sicheren Verhalten beim Schlitteln. Wegen
andere Betreuungspersonen dabei. Bei Erwachse-
ungenügender Lenk- und Bremstechnik verlieren
nen wird Schlitteln vor allem auf kommerziell be-
Schlittenfahrende häufig die Kontrolle über ihr
triebenen Wegen in den letzten Jahren ebenfalls
Gefährt, woraus Unfälle mit Verletzungen resul-
immer beliebter.
tieren (Tabelle 7).
Unfallschwerpunkte
Gefahrenstellen auf Schlittelwegen führen zu Unfällen. Auch ungeeignete Fahrgeräte sowie unge-
Beim Schlitteln verletzten sich jährlich rund 10 000
nügende Ausrüstung erhöhen das Sturz- und Kolli-
Personen der Schweizer Wohnbevölkerung, rund
sionsrisiko erheblich. Viele Schlittler tragen keinen
60 % sind Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre.
Schneesporthelm, wodurch die Folgen von Stürzen
Aber auch Frauen verunfallen relativ häufig beim
oder Kollisionen nicht vermindert werden können.
Schlitteln und ziehen sich öfters schwere Verletzun-
Übermässiger Alkoholkonsum und andere be-
gen zu (Tabelle 6). Ein grosser Teil der Unfälle sind
wusstseinsbeeinflussende Substanzen beeinträch-
Kollisionen mit bewegten Objekten (z. B. anderen
tigen die Reaktionsschnelligkeit und verändern die
Schlittenfahrern, Fahrzeugen) oder mit unbewegten
Risikowahrnehmung.
Objekten (z. B. Bäumen, Pfosten, Mauern). Viele
Verletzungen ereignen sich auch bei einem Sturz
vom Schlitten. Die meisten tödlichen Unfälle sind
Kollisionen, oftmals mit einem Fahrzeug.
Tabelle 6
Schlitteln / Rodeln: Unfallschwerpunkte
Wer?
Kinder und Jugendliche (< 16 Jahre)
Frauen
Was?
Hirnerschütterung
Zerrungen, Verstauchungen und Brüche der unteren Extremitäten
Prellungen am Rumpf
Wie?
Kollisionen mit Objekt
Kollisionen mit Fahrzeug
Stürze
Tabelle 7
Schlitteln / Rodeln: Hauptrisikofaktoren für Verletzungen
Menschbezogen
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und ungenügende
Selbststeuerungsfähigkeit
Fehlendes Wissen
Fehlende Fahrfertigkeiten
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Umfeld-/ausrüstungsbezogen
Ungenügende Kinderaufsicht
Ungenügende Sicherheit auf Schlittelwegen und in Schlittelparks:
Gefahrenstellen/Geschwindigkeitsmanagement
Ungenügende Ausrüstung und ungeeignetes Fahrgerät
Fehlendes Tragen eines Helms
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
29
Kommunikation: Informationsanstrengungen zur
Präventionsempfehlungen
Sensibilisierung der Eltern für eine bessere KinderUm das Verletzungsrisiko beim Schlitteln zu redu-
aufsicht sowie aller Schlittler für die Verwendung
zieren, bieten sich folgende, nach Hauptfeldern
des richtigen Materials, fürs Helmtragen, für den
gruppierte Präventionsmöglichkeiten an (Tabelle 8).
vernünftigen Umgang mit Alkohol und für das
sichere Verhalten unterwegs sollten unternommen
Ausbildung: Durch Schulung sollten Kindern wie
werden.
auch erwachsenen Schlittenfahrern sichere Verhaltensweisen, das Wissen um die Verwendung des
richtigen Materials wie auch bessere Fahrfertigkeiten beigebracht werden. Als integraler Bestandteil in solchen Kursen sollte Schlittlern immer das
Risiko bewusst gemacht und Strategien zur Selbststeuerungsfähigkeit sollten vermittelt werden.
Beratung: Der Bau, Unterhalt und der Betrieb von
markierten, präparierten und gesicherten Schlittelwegen und Schlittelparks sollten gesamtschweizerisch nach grundlegenden, einheitlichen Sicherheitsvorgaben umgesetzt werden. Auch häufig
benutzte, nicht markierte und nicht präparierte
Schlittelhänge in Gemeinden sollten von einer
Sicherheitsoptimierung
profitieren.
Um
einen
weiteren Sicherheitsgewinn zu erzielen, sollten
auch einheitliche Verhaltensregeln für die Schlittler
definiert und eingeführt werden. Mit gesetzlichen
Massnahmen sollte weiterhin dafür gesorgt werden, dass nur Material auf den Schweizer Markt
kommt, das den Sicherheitsvorgaben entspricht.
Tabelle 8
Schlitteln / Rodeln: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
Statistik
Verletztentransporte
Erhebung Schutzverhalten
30
Ausbildung
Modul
«Gefahrenbewusstsein/
Selbststeuerungsfähigkeit»
Modul «Schutzausrüstung/
Sportgerät»
Beratung
Gestaltung Schlittelwege
und Schlittelparks
Produktesicherheit
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Kommunikation
Kinderaufsicht bis 8 Jahre
Verhaltensregeln
Alkoholkonsum
Funktionelle Ausrüstung
und geeignetes
Schlittelgerät
Kooperation
Schwerpunktprogramm
Schneesport
Schweizerische
Kommission für
Unfallverhütung auf
Schneesportabfahrten
SKUS
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.6
Radfahren abseits der Strasse
ten aus (Tabelle 9). Unfälle im Strassenverkehr sind
nicht Bestandteil dieser Sicherheitsanalyse. Bei den
Zwei Settings werden beleuchtet: einerseits die
Kindern dominieren die Kopfverletzungen, bei den
vornehmlich erwachsenen Mountainbiker, die auf
Männern die Schultergürtel-/Oberarmverletzungen,
Wanderwegen, Bike-Routen und -Anlagen sowie in
bei den Frauen die Knieverletzungen. Der Anteil
weglosem Gelände fahren. Andererseits die Kinder,
der Handgelenk-/Hand-/Fingerverletzungen ist bei
die sich beim Erlernen des Fahrens respektive beim
allen Radfahrern hoch. Die Mehrheit der Fälle er-
Spielen mit dem Fahrrad rund ums Haus, auf Plät-
eignet sich auf Singletrails, wobei allgemein das
zen und Wegen abseits des Strassenraums aufhal-
Verletzungsrisiko auf Abfahrten deutlich erhöht ist.
ten. 6 % der 15- bis 74-jährigen Bevölkerung gibt
Das Unfallgeschehen von kleinen Kindern, die da-
das Mountainbiken als eine von ihnen ausgeübte
heim ums Haus oder gar noch in der Wohnung das
Sportart an. 58 % der Kinder und Jugendlichen
Radfahren erlernen, ist für die Schweiz kaum
geben an, regelmässig Fahrrad respektive Moun-
dokumentiert.
tainbike zu fahren, wobei aber nichts über die
Nutzung des Rads abseits der Strasse ausgesagt
Hauptrisikofaktoren
werden kann. Hingegen wird davon ausgegangen,
dass fast alle kleinen Kinder das Fahren mit dem
Beim Biken sind die Verletzungen meist die Folge
Rad abseits der Strasse erlernen.
von selbst verursachten Unfällen (Stürzen, Kollisionen mit Objekten). Fehlende Konzentration
beim technisch anforderungsreichen Fahren im
Unfallschwerpunkte
Gelände und auf unbefestigten Wegen ist ein beDas gesamte Unfallausmass beim Radfahren/Biken
deutender Risikofaktor (Tabelle 10). Auch sind sich
abseits der Strasse beläuft sich auf ca. 9000 Ver-
die Sportler ihrer riskanten Fahrweise und der Ver-
letzte pro Jahr, mit einer Häufung bei den Män-
letzungsfolgen zu wenig bewusst. Bei unsicherem
nern im Alterssegment der 26- bis 45-Jährigen.
Verhalten sind übergeordnet weitere, intraper-
Kinder (< 17 Jahre) machen ein Drittel der Verletz-
sonelle Faktoren wie die Selbststeuerungsfähigkeit
Tabelle 9
Radfahren abseits der Strasse: Unfallschwerpunkte
Wer?
Was?
Männer (26–45 Jahre)
Kleine Kinder
Wie?
Kopf, Schädel, Hirn
Schultergürtel/Oberarm (Männer)
Handgelenk/Hand/Finger
Knie (Frauen)
Tourenfahrt auf Singletrails
Abfahrt
Kleine Kinder: Erlernen des Radfahrens
Tabelle 10
Radfahren abseits der Strasse: Hauptrisikofaktoren für Verletzungen
Menschbezogen
Unaufmerksamkeit/Ablenkung
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende
Selbststeuerungsfähigkeit
Ungünstiger physiologischer Zustand
Mangelhafte Tourenvorbereitung
Mangelhafte fahrtechnische Kompetenz
Umfeld-/ausrüstungsbezogen
Gestaltung MTB-Routen/-Anlagen
Fehlendes Tragen der Schutzausrüstung (v. a. Helm)
Ungeeignetes Fahrrad oder technische Mängel
Ungünstige Gruppendynamik
Kleine Kinder: mangelhafte Betreuung
1
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
31
bedeutend. Wird mit Kollegen gefahren, können
Beratung: Die Vereinheitlichung von Markierung,
zum Beispiel gruppendynamische Prozesse zu über-
Signalisation, Information und Schwierigkeitsan-
steigertem Risikoverhalten führen. Beim Fahren im
gabe von Mountainbike-Routen und -Anlagen ist
Gelände wirken sich auch fehlende Fahrfertigkei-
voranzutreiben und für die Umsetzung ist zu
ten, ungenügende Tourenplanung und auf langen
sorgen.
Touren oder beim intensiven Trainieren die allgemeine zentrale Übermüdung und der Abfall der
Kommunikation: Bei den Kommunikationsan-
physiologischen Leistungsfähigkeit negativ aus.
strengungen sollten die Themen Konzentration,
Bikern fehlt oft die Möglichkeit, eine Tour den
Gefahrenbewusstsein und Selbststeuerungsfähig-
eigenen Fähigkeiten entsprechend zu planen, da
keit,
auf bestehenden Routen oft die nötige Signalisa-
Kenntnisse und Tourenplanung, Bikeanschaffung
tion und Gefahrenmarkierung fehlen und die
und -unterhalt abgedeckt sein. Eltern und Auf-
Sportler sich unnötig in kritische Situationen ma-
sichtspersonen muss vermittelt werden, wie das
növrieren. Wird zudem die erforderliche Schutzaus-
kindergerechte Erlernen des Radfahrens gestaltet
rüstung nicht getragen, so führen Stürze oder Kol-
werden sollte, welches die angemessene Ausrüstung
lisionen eher zu Verletzungen. Bei fehlender Be-
ist und dass die Begleitung eine wichtige Voraus-
treuung durch Aufsichtspersonen ist das Verlet-
setzung für die Sicherheit des Kindes darstellt.
physiologischer
Status,
Schutzausrüstung,
zungsrisiko für kleine Kinder, die das Radfahren
erlernen oder noch wenig geübt sind, stark erhöht.
Präventionsempfehlungen
Ausbildung: Für Anfänger, Quereinsteiger oder
Ungeübte ist der Besuch eines Ausbildungskurses
mit den Inhalten Wissen für sicheres Fahren, Gefahrenbewusstsein und Selbststeuerungsfähigkeit,
Fahr-/Bremstechnik sowie Tourenplanung empfehlenswert (Tabelle 11).
Tabelle 11
Radfahren abseits der Strasse: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
32
Ausbildung
Gefahrenbewusstsein /
Selbststeuerungsfähigkeit
Fahrschulung
Tourenmanagement
Beratung
Produktesicherheit:
− Kindergerechte
Fahrräder
− Schutzausrüstung
Gestaltung MTB-Routen,
-Trails, -Anlagen
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Kommunikation
Faktoren:
− Aufmerksamkeit
− Selbststeuerungsfähigkeit
− Physiologischer Status
Schutzausrüstung tragen
Kenntnisse Tourenplanung
Geeignete Fahrgerätewahl und
Unterhalt
Kindgerechtes Erlernen des
Fahrens
Kooperation
Schwerpunktprogramm
Fahrrad / Bike
FsMTB Fachgruppe sicher
Mountainbiken
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.7
Bergsport
Männer, die selbst organisiert in den Bergen Sport
treiben und sich dabei tödliche Verletzungen zu-
Wandern gehört in den Alpenländern zu den be-
ziehen. Naheliegend ist, dass die typischen zwei
liebtesten Sportarten. In der Schweiz liegt «Wan-
Unfallhergänge – im Sommer beim Bergwandern
dern, Walking, Bergwandern» an zweiter Stelle der
oder Bergsteigen der Absturz aus der Höhe, im
betriebenen Sportarten. Der Bergsport gehört we-
Winter beim Touren- und Variantenfahren die La-
gen den relativ vielen schweren und tödlichen
winenverschüttung – die vorherrschenden Todesur-
Unfällen zu den Unfallschwerpunkten. Zum Berg-
sachen sind (Tabelle 12).
sport zählen die Sommerbergsportarten Bergwandern, Bergsteigen, Klettern inkl. Klettersteige sowie
Hauptrisikofaktoren
im Winter Tourenski- und TourensnowboardfahVarianten-
Die bedeutsamen Risikofaktoren im Bergsport un-
fahren abseits der gesicherten Schneesportabfahr-
terscheiden sich je nach Sportart, was eine allge-
ten, Eisklettern, Canyoning und Höhlenbegehen.
meine Einschätzung der Unfallrelevanz für den
ren,
Schneeschuhlaufen,
Freeriden/
gesamten Bergsport erschwert. Die Ursache der
In der Sicherheitsanalyse wird auch angesichts der
meisten Unfälle beim Bergsport ist die mangelnde
Datenlage auf die tödlichen Unfälle fokussiert.
Risikokompetenz. Risikokompetenz umfasst einer-
Einerseits sind es die relativ vielen tödlichen Un-
seits die Fähigkeit, potenzielle Gefahren zu erken-
fälle, die die Bergsportarten zu einem Schwerpunkt
nen (Wahrnehmungskompetenz) und richtig einzu-
in der Prävention machen, andererseits werden
schätzen
beim Vermeiden von tödlichen Unfällen potenziell
die Fähigkeit, sicherheitsorientierte Entscheide zu
auch Unfälle mit Schwerstverletzten verhindert.
fällen (Entscheidungskompetenz) und diese durch
(Beurteilungskompetenz).
Andererseits
zielgerichtetes Handeln auch zu verwirklichen
(Handlungskompetenz) (Tabelle 13). Extrinsische
Unfallschwerpunkte
Risikofaktoren wie Naturgefahren oder InfrastrukVon der Schweizer Wohnbevölkerung verunfallen
jährlich knapp 11 000 Sportler beim Bergsport im
Tabelle 13
Bergsport: Hauptrisikofaktoren für tödliche Unfälle
Winter oder Sommer so schwer, dass sie sich ärztlich behandeln lassen müssen. Im Fünfjahresschnitt
kommen in der Schweiz ca. 120 Personen im Bergsport durch einen Unfall ums Leben, davon 32 im
Schneesport abseits der Pisten. 45 der Getöteten
Menschbezogen
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Mangelnde Planung
Mangelnde Beurteilungskompetenz
Mangelnde Entscheidungskompetenz
Mangelnde Handlungskompetenz
Mangelhafte Sicherungs-/Seiltechnik
sind Gäste aus dem Ausland. Es sind vor allem
Tabelle 12
Bergsport: Unfallschwerpunkte
Wer?
Männer (> 20 Jahre)
Selbst-organisierte Bergsportler
Ausländische Gäste
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wie?
Ab-/ Sturz
Lawinen
Was?
Bergwandern
Bergsteigen
Schneesporttouren
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
33
tur spielen im Bergsport eine untergeordnete Rolle,
sportler sollten dadurch motiviert werden, ihre
wenn sie vom Sportler richtig beurteilt werden.
Touren nicht allzu sorglos anzugehen, sondern
sorgfältig zu planen. Soweit möglich sollten sie
dazu gebracht werden, ihre Risikobereitschaft zu
Präventionsempfehlungen
senken und eine Sicherheitsreserve einzubauen.
Die Interventionen, die aufgrund der Sicherheits-
Dies gilt insbesondere für Schneesportler im freien
analyse zur Umsetzung empfohlen werden, lassen
Gelände.
sich nach Themenfeldern auflisten (Tabelle 14):
Kooperation: Auch ausländische Touristen sollten
Ausbildung: Im Bergsport, insbesondere in Lawi-
– am besten bereits bei sich zu Hause – mit den
nenausbildungskursen, sollte ein Schwerpunkt auf
Präventionsbotschaften erreicht werden, was im
die Verbesserung der Entscheidungs- und Hand-
internationalen Austausch mit Fachorganisationen
lungskompetenz gelegt werden. Zudem könnte ein
anzustreben ist.
Partnercheck bzw. eine «Zweitmeinung» als Element in allen Ausbildungskursen eingeführt werden.
Beratung: Es sollten vermehrt einfache Hilfsmittel
zur Selbsteinschätzung zur Verfügung gestellt werden. Planungshilfen, wie etwa Checklisten, können
auch individuell angewendet werden. Zum Sammeln von Erfahrungen sollte die Nutzung eines
Schonraums (z. B. für Schneesportler) propagiert
werden.
Kommunikation: Durch Informationsanstrengungen sollte das Bewusstsein für Gefahren geschaffen bzw. erhöht werden. Die Bergsportler sollten
also so gut wie möglich sensibilisiert und informiert
werden, z. B. auch durch die Kommunikation von
Unfallanalysen und davon abgeleitet Empfehlungen zu sicherheitsorientiertem Verhalten. Die BergTabelle 14
Bergsport: Präventionsempfehlungen
Forschung
Ausbildung
Unfallforschung bfu / SAC
Wissensmangement
Studie (Beinahe)Unfälle
Lawinenkunde
(v.a. Entscheidungs- und
Handlungskompetenz)
Partnercheck
34
Beratung
Selbsteinschätzung
Schonraum
Planungshilfen /
Checklisten
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Kommunikation
Gefahrenbewusstsein
Tourenplanung
Risikobereitschaft
Kooperation
Schwerpunktporgramm
Bergsport
Fachgruppe Sicherheit im
Bergsport
Kernausbildungsteam
Lawinenprävention
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.8
Wassersport (Ertrinken)
der Kinder haben die Unfälle in der Kindheit hohe
Bedeutung. In Bezug auf die Gesamtbevölkerung
Sportliche und andere Aktivitäten im, am und auf
ertrinken einerseits am meisten Personen im Alters-
dem Wasser gehören zu den beliebtesten Freizeit-
segment der 15- bis 24-jährigen Männer, anderer-
beschäftigungen der Schweizer Bevölkerung. Der
seits ältere Männer (> 65 Jahre) (Tabelle 15). Men-
Aufenthalt im Wasser birgt aber auch das Risiko,
schen ertrinken meist in freien Gewässern, aber
sich zu verletzen oder gar zu ertrinken. In der vor-
auch in öffentlichen Bädern.
liegenden Sicherheitsanalyse wird der Fokus nicht
auf die mehreren tausend Leicht- oder Mittel-
Hauptrisikofaktoren
schwerverletzten im Wassersport gerichtet, sondern auf die tödlichen Ertrinkungsunfälle. Es wer-
Einige Risikofaktoren können nicht wirklich mass-
den sowohl die Ertrinkungsfälle beim Sport als
geblich beeinflusst werden (z. B. männliches Ge-
auch beim Spielen der Kinder, bei Strassenver-
schlecht, Junge), haben aber Bedeutung bei der
kehrsunfällen, bei der Ausübung des Hobbys oder
Auswahl der Zielgruppe und beim Formulieren der
bei beruflichen Tätigkeiten einbezogen.
adäquaten Präventionsstrategie. In Tabelle 16 sind
die Hauptrisikofaktoren als Übersicht zusammengestellt. Dominate Bedeutung hat das individuelle
Unfallschwerpunkte
Verhalten der Menschen bei Aktivitäten im (z. B.
Im Schnitt ertrinken in der Schweiz jährlich 43 Per-
allein oder nicht fit schwimmen oder tauchen), am
sonen, davon 7 mit Wohnort im Ausland. Die meis-
(z. B. fehlendes Gefahrenbewusstsein) und auf
ten Fälle ereignen sich beim Freizeitsport (v. a.
dem Wasser (Alkoholkonsum beim Bootfahren).
Baden/Schwimmen, Bootfahren, Tauchen), aber
auch im Sportunterricht, im Militärsport, bei Haus-
Aber auch infrastrukturelle (mangelhafte Poolsiche-
und anderen Freizeitaktivitäten sowie als Folge von
rung) oder ausrüstungsbezogene (keine Rettungs-
Verkehrsunfällen ertrinken in der Schweiz Men-
weste) Faktoren können das Risiko massgeblich
schen. Wegen des besonderen Schutzbedürfnisses
beeinflussen. Zudem ist die fehlende lückenlose
Tabelle 15
Wassersport (Ertrinken): Unfallschwerpunkte
Wer?
Wo?
Kinder (0–9 Jahre)
Männer (≥ 16 Jahre)
Ältere Menschen
Offene stehende Gewässer
Fliessgewässer
Öffentliche Schwimmbecken
Was?
Schwimmen / Baden in offenen Gewässer
Bootfahren
Tauchen
Tabelle 16
Wassersport (Ertrinken): Hauptrisikofaktoren
Menschbezogen
Umfeld-/ausrüstungbezogen
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende Selbststeuerungsfähigkeit
Alkoholkonsum
Alleinschwimmen oder -tauchen
Ungünstiger physiologischer oder gesundheitlicher Status
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fehlende / mangelhafte Kinderaufsicht
Fehlende Rettungsweste
Fehlende Rettungskompetenz
Starke Strömung
Fehlende Poolsicherung
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
35
Aufsicht von Kindern am Wasser der einzige sin-
Kommunikation: Informationsanstrengungen sollen
guläre Risikofaktor für beinahe alle Ertrinkungsun-
unternommen werden, um Eltern, Betreuern und
fälle der Kinder.
der Badeaufsicht die zentrale Botschaft bewusst zu
machen, dass die lückenlose Aufsicht von Kindern
ein Imperativ für die Vermeidung von Ertrin-
Präventionsempfehlungen
kungsunfällen ist. Wassersportler sollten noch besVon den Empfehlungen lassen sich nach Themen-
ser dafür sensibilisiert werden, dass nur ins Wasser
feldern vor allem folgende hervorheben (Tabelle 17):
darf, wer fit ist, und dass ein Fehlverhalten im Wasser tödliche Folgen haben kann. Das sicherheits-
Ausbildung: Die Kantone sollen dabei unterstützt
orientierte Verhalten, das in den Bade-, Fluss-,
werden (u. a. mit Unterrichtshilfen), an ihren
Freitauch- und Eisregeln prägnant zusammenge-
Schulen einheitliche Sicherheitsstandards für den
fasst ist, soll vermehrt adressatengerecht kommu-
Wassersport einzuführen und die Lehrpersonen
niziert werden. Hervorzuheben ist der Appell, auf
entsprechend aus- und weiterzubilden. Alle Kinder
Alkohol und aufs Alleinschwimmen oder Alleintau-
sollen schwimmen lernen, dabei soll der primäre
chen zu verzichten sowie beim Bootfahren eine
Fokus auf Gefahrenbewusstsein/Selbststeuerungs-
Rettungsweste zu tragen.
fähigkeit und auf Selbstrettung gerichtet sein. Die
Aus- und Weiterbildung von Rettungsschwimmern
bleibt ein wichtiges Element der sekundären Prävention.
Beratung: Anstrengungen für die Verbesserung
der baulichen Sicherheit von öffentlichen und privaten Bädern sowie Kleingewässer sind weiterzuführen. Ebenso die Tätigkeiten zur Produktesicherheit (u. a. Auftriebshilfen, Rettungswesten) und die
Entwicklung einer automatischen Auftriebshilfe.
Die interaktive, stets aktualisierte Gewässerkarte für Wassersportler sollte auch Präventionsbotschaften (v. a. zu Schutzausrüstung) enthalten.
Tabelle 17
Wassersport (Ertrinken): Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung bfu/SLRG
Wissensmanagement
36
Ausbildung
Modul
«Gefahrenbewusstsein /
Selbststeuerungsfähigkeit»
Selbst- und
Fremdrettungskompetenz
Beratung
Schwimmbäder:
Gestaltung und Betrieb
Produktesicherheit
Unterwasserdetektion
Automatische
Auftriebshilfe
Gewässergefahrenkarte
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Kommunikation
Kinderaufsicht
Alleinschwimmen
Alleintauchen
H2O-fit
Alkoholkonsum
Rettungsweste
Kooperation
Wasserprogramm
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.9
Fussball
rungen und auch Prellungen am Fuss und an den
Zehen sind häufig.
Fussball ist eine der in der Schweiz am häufigsten
Hauptrisikofaktoren
ausgeübten Sportarten. 7,5 % der 15- bis 74-Jährigen und 54,8 % der 10- bis 14-Jährigen spielen
zumindest sporadisch Fussball. Dabei bilden die
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine Ver-
Männer im Alter von 15 bis 29 Jahren den grössten
letzung beim Fussball (Tabelle 19) gehört die
Anteil.
Verletzungsvorgeschichte. Auch mangelnde Kondition oder koordinative Defizite sind starke Prä-
Unfallschwerpunkte
diktoren für eine Verletzung.
Jährlich müssen ca. 54 000 Sportler und Sportlerin-
Wird im Kinderfussball der biologische Reifestatus
nen infolge einer Fussballverletzung ärztlich behan-
nicht berücksichtigt oder die Trainingslast zu
delt werden, Männer machen dabei einen Anteil
schnell erhöht, steigt das Risiko für Verletzungen.
von 94 % aus. Die Analyse der Verletzungshäufig-
Defizite in der Trainingsgestaltung sind u. a.
keit nach Altersklasse zeigt einen steten Anstieg bis
fehlende ganzheitliche Entwicklung aller relevanten
ins Alterssegment der 26- bis 45-Jährigen. Neben
konditionellen und koordinativen Faktoren und
den Kindern und Jugendlichen stellen also die Män-
Überforderung. Auch fehlende oder mangelhafte
ner bis ins mittlere Alter eine bedeutende Risiko-
Ausrüstung
gruppe dar (Tabelle 18).
Verletzungen auswirken. Bei Wettkampfsituationen
kann
sich
risikoerhöhend
auf
verletzen sich deutlich mehr Sportler als im TraiFussballer ziehen sich vor allem Verletzungen an
ning. Dabei spielen sowohl das Einhalten von Fair-
den unteren Extremitäten zu (knapp 70 %). Dazu
play-Regeln als auch das konsequente Durchsetzen
gehören insbesondere Verstauchungen oder Zer-
dieser Regeln durch die Spielleitung eine grosse
Tabelle 18
Fussball: Unfallschwerpunkte
Wer?
Was?
Männer (26 – 45 Jahre)
Kinder und Jugendliche
Verletzungslokalität: Unterschenkel, Fuss,
Sprunggelenk, Kniegelenk
Verletzungsart: Bänderdehnung, Riss
(Bänder / Sehnen / Menisken), Muskelzerrung,
Prellung
Wie?
Durch Gegnerkontakt
Ohne Gegnereinwirkung: Landung nach Sprung
oder abrupter Richtungswechsel
Tabelle 19
Fussball: Hauptrisikofaktoren für Verletzungen
Menschbezogen
Verletzungsvorgeschichte (wiederholte Verletzung)
Konditionelle und koordinative Defizite
Eigene aggressive Spielweise
Reifeprozess
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Umfeld-/ausrüstungbezogen
Während Wettkampf/Spielbetrieb
Regelwerk / Fair Play wird ungenügend durchgesetzt
Defizite in Trainingsgestaltung
Spielfeld in mangelhaftem Zustand
Fehlende oder mangelhafte Spielerausrüstung
Fehlende Sprunggelenkstabilisation nach Verletzung
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
37
Rolle. Wird Fussball im Training, in der Schule, bei
Beratung: Im Verkauf müssten Sportler, aber auch
Grümpelturnieren oder sonst in der Freizeit prakti-
Trainer, Lehrpersonen und Eltern, besser über die
ziert und dies bei sehr unterschiedlichen meteoro-
altersgerechte, individuell optimale Ausrüstung
logischen Bedingungen, kann auch vom Spielun-
(Schuh, Schienbeinschoner, Sprunggelenkorthesen,
tergrund und von der Spielfeldumgebung ein er-
Bälle) informiert werden. Die Beratungstätigkeit für
höhtes Verletzungsrisiko ausgehen. Durch die Wahl
«sichere Sportanlagen» gilt es weiterzuführen.
der Ausrüstung, insbesondere der Schuhe und
Schienbeinschützer, kann der Spieler sein Verlet-
Kommunikation: Fussballspieler sollen stärker für
zungsrisiko reduzieren. Fussballer, die nach einer
das Risiko sensibilisiert werden, das sich aus einer
Verletzung in der Fussgelenkregion keine Sprung-
Vorverletzung ergibt. Wünschenswert ist, dass die
gelenkorthese tragen, haben ein deutlich erhöhtes
Suva zusammen mit dem Schweizerischen Fussball-
Risiko für eine weitere Sprunggelenkverletzung.
verband ihre Präventionskampagne weiterführt.
Aber auch Fussballspielern und -spielerinnen, die
nicht in einem Verein organisiert sind, sollten Prä-
Präventionsempfehlungen
ventionsprogramme mit multifaktoriellem Ansatz
Als Ergebnis der Interventionsanalyse resultieren
vermittelt werden. Die Bedeutung einer fairen
folgende Empfehlungen (Tabelle 20):
Spielweise für sicheres Spiel – nicht nur in Bezug
auf Verletzungen bei anderen, sondern auch bei
Ausbildung: In der Ausbildung der Trainer sollte
sich selber – sollte in der Kommunikation ebenfalls
vermehrt der Aspekt eingebracht werden, dass im
vermehrt thematisiert werden. Zudem soll Trainern
Kinder- und Jugendfussball Regeln, die dem Alter
und Lehrern bewusst gemacht werden, wie durch
respektive dem Reifestadium angepasst sind und
entsprechende Vorbereitung und Leitung dem
sich an den Fertigkeiten respektive am Leistungs-
erhöhten Risiko bei Wettkämpfen und Spielformen
niveau orientieren, dazu beitragen können, gefähr-
mit Wettkampfcharakter begegnet werden kann.
liche Situationen zu entschärfen (z. B. Zweikämpfe
bei grossem Kraft-, Grössen- oder Leistungsgefälle). Die hohe Bedeutung der strikten Durchsetzung bzw. Umsetzung des Regelwerks für die
Verletzungsprävention muss in der Multiplikatorenausbildung vermittelt werden (Liga-, Trainingsbetrieb, Schulsport).
Tabelle 20
Fussball: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
Studie «Prävention im
Kinderbereich»
Analyse Fokusthemen
38
Ausbildung
Situationsgerechte Regeln
und Vereinbarungen
Strike Durchsetzung bzw.
Umsetzung des
Regelwerks
Reifeprozess Kindheit
Trainingsgestaltung
Beratung
Spielerausrüstung:
- Schuhe
- Schienbeinschutz
Sprunggelenksorthese
Spielfeld
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Kommunikation
Kooperation
Vorverletzung
Konditionelle, koordinative
Defizite
Faire Spielweise
Wettkampf/Spielbetrieb
Fussballprogramm Kinder
und Jugendliche
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1.10 Schlussfolgerungen
Es liegt nun für die Schweiz eine umfassende
Sicherheitsanalyse im Sport vor und damit für
die Entscheidungsträger eine verlässliche Basis für
die Planung der Sportunfallprävention.
Das Unfallausmass ist gut dokumentiert und die
Unfallschwerpunkte Schneesport, Radfahren abseits der Strasse, Bergsport, Wassersport (Ertrinken)
und Fussball sind klar detektiert. Dafür liegen zum
Unfallhergang respektive zu den Risikofaktoren
für Sportunfälle kaum detaillierte Informationen
vor. Einzelne Schweizer Erhebungen können als
Element für die Risikoanalyse dienen, beim Auflisten von Risikofaktoren und deren Unfallrelevanz
muss aber weitgehend auf die wissenschaftliche
Literatur oder auf Expertenbeurteilung zurückgegriffen werden.
Evidenzbasierte Massnahmenempfehlungen sind
angesichts der grossen Forschungslücken nicht
immer möglich. Oft musste auf die Beurteilung von
einem bfu-internen und einem externen Expertengremium abgestützt werden. Der Bedarf nach Unfallforschung in den Unfallschwerpunkten wurde in
dieser Sicherheitsanalyse deutlich. Die sportartspezifischen Präventionsempfehlungen weisen in
der Regel einen geringen Konkretisierungsgrad auf.
Erst in der inhaltlich-konzeptionellen Planung und
praxisorientierten Umsetzung einer Intervention,
zum Teil im Austausch mit potenziellen Präventionspartnern, wird künftig näher festgelegt, wie die
Implementierung der Massnahme zusammen mit
Partnern ausgestaltet werden soll und kann. Die
bisherigen Präventionsmassnahmen mit Wirkungsnachweis sind beizubehalten.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
39
2.
Recherche accidentologique en
Les décès par suite d’un problème cardiovasculaire,
matière de sport
de lésions par surcharge ou de séquelles à long
terme de blessures ne font pas l’objet du présent
2.1
Introduction
dossier de sécurité, conformément au mandat.
Le sport mais aussi des activités comme marcher ou
Le bpa s’est fixé pour objectif de renforcer son
faire du vélo régulièrement contribuent à la santé.
engagement en faveur de la sécurité dans le sport,
Une grande partie des Suisses font du sport, cer-
en mettant l’accent sur les accidents avec des
tains quasi quotidiennement, d’autres seulement
blessés graves ou des tués.
sporadiquement. Une activité physique intense
présente néanmoins toujours un certain potentiel
Pour que la prévention porte ses fruits, elle doit se
de blessures: le risque peut être minime ou extrê-
baser sur les connaissances quant à l’accidentalité,
mement élevé, selon la discipline sportive et la
sur l’élaboration et la mise en œuvre de mesures
manière dont elle est pratiquée.
fondées scientifiquement et – tout aussi important – sur l’évaluation de ces mesures.
Le bpa – Bureau de prévention des accidents a
pour mandat légal d’éviter les accidents dans la
Le présent dossier de sécurité «Recherche acciden-
circulation routière, l’habitat et les loisirs mais aussi
tologique en matière de sport» présente l’acci-
le sport, et de coordonner les activités de même
dentalité en Suisse, examine les facteurs de
nature. La prévention des accidents est une mission
risque, pondère leur importance dans le contexte
permanente non seulement du bpa, mais aussi –
helvétique et décrit des mesures à même de ren-
implicitement ou explicitement – de toutes les per-
forcer la sécurité. Les recommandations con-
sonnes ou institutions engagées dans le sport.
crètes sont axées sur le cadre suisse. Il s’agit de la
première analyse complète de la sécurité dans ce
Chaque année, quelque 300 000 sportifs résidant
domaine en Suisse. Par son approche scientifique,
en Suisse se blessent si grièvement dans des acci-
ce document doit servir de base de planification
dents qui se produisent dans leur pays de domicile
aux décideurs pour la prévention des accidents de
ou à l’étranger qu’ils ont besoin d’un traitement
sport.
médical; 140 environ sont tués, dont une dizaine à
l’étranger. A ces décès, il faut ajouter en moyenne
Les mesures qu’il propose sont également formu-
une cinquantaine de victimes étrangères d’acci-
lées dans l’optique des activités des différents
dents de sport qui ont lieu en Suisse. D’où la
protagonistes. En renforçant les mesures éprouvées
nécessité d’agir, afin d’augmenter encore le béné-
et en améliorant leur coordination, en mettant en
fice incontestable du sport pour la société.
œuvre de nouvelles mesures en partenariat, on
D’autant que les efforts visant à promouvoir le
exploite les synergies et, sur la base d’une stratégie
sport sont nombreux et que les accidents de sport
commune pourvue d’une assise scientifique, on tire
devraient donc être amenés à se multiplier à
le meilleur parti des moyens disponibles.
l’avenir, notamment aussi en raison de la croissance démographique.
40
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
2.2
Méthodologie
Dans le cadre de la recherche accidentologique,
on analyse dans un premier temps la pratique
La démarche du bpa est schématisée par le cycle
sportive
et
les
accidents
qui
en
découlent
de prévention des accidents (Illustration 1).
(Illustration 1), dans le but d’identifier le besoin en
matière de prévention. Celui-ci résulte des acci-
Pour effectuer un travail de prévention efficace, il
dents prédominants (accidents graves et/ou fré-
faut décrire la situation dans les domaines
quents, en particulier les accidents mortels).
problématiques de l’accidentalité à l’aide de
méthodes scientifiques. La recherche accidento-
Un examen préalable du comportement de la po-
logique constitue donc la première phase du cycle
pulation suisse en matière de sport permet une
de prévention. Elle répond aux interrogations
meilleure compréhension de l’accidentalité. Une
suivantes: «Que s’est-il passé?», «Pourquoi et
bonne connaissance du cadre dans lequel les me-
comment?», «Comment l’éviter?».
sures devront être mises en œuvre est en effet
décisive pour le travail de prévention. Des informa-
Le présent dossier de sécurité porte sur cette pre-
tions sur l’exposition et l’ampleur de l’accidentalité
mière phase, qui englobe l’analyse des accidents,
selon le sport permettent par ailleurs de quantifier
du risque et d’interventions (Illustration 2). Il en
le risque d’accident.
résulte une liste de recommandations pour la
prévention, c.-à-d. de conseils qui se fondent sur
Après avoir répondu à la première question de la
une évaluation de possibilités de prévention sur la
recherche accidentologique, il s’agit d’identifier les
base de critères spécifiques.
causes des accidents: «Comment et pourquoi?» (Illustration 2). En d’autres termes, on
recherche les facteurs qui ont une influence
significative sur le risque en cas d’accident, c.-à-d.
Illustration 1
Cycle de prévention des accidents du bpa
ceux qui présentent une relation de causalité avec
l’issue de l’événement à l’origine des blessures.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Comment l'éviter?
Analyse des
accidents
Analyse du risque
Analyse
d'interventions
Causes
des accidents
Possibilités
de prévention
Entrée
Pourquoi?
Accidents
Evaluation
Que s'est-il passé?
- Fréquence
- Gravité
Sortie
Processus
Illustration 2
La recherche accidentologique au bpa
Accidents
prédominants
Importance:
- diffusion
- dangerosité
- Efficacité
- Economicité
- Applicabilité
Principaux
facteurs de risque
Recommandations
pour la prévention
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
41
Pour déduire les principaux facteurs de risque et
Par possibilités de prévention on entend l’ensemble
quantifier
dans
des mesures de prévention potentielles. Au sein du
l’accidentalité, il faut déterminer le poids de la
bpa, on parle de «longlist». Ces possibilités ne
relation entre un facteur d’influence et le risque de
présentent en général qu’un faible degré de con-
blessures, et prendre en compte sa diffusion.
crétisation. Ce n’est que lors de la planification
leur
importance
effective
conceptuelle et du contenu que l’on détermine
Lors de l’analyse du risque, certains facteurs se
plus précisément, parfois avec le concours de par-
cristallisent certes et on détermine leur importance,
tenaires de prévention potentiels, comment une
mais en général on procède d’un ensemble
mesure peut et doit être mise en œuvre avec ces
multicausal de facteurs de risque qui, selon leur
derniers. La définition des mesures doit se fonder
constellation, font progresser ou réduisent la
sur l’analyse de la situation, mais elle requiert en
probabilité
général des analyses complémentaires approfon-
d’un
accident
occasionnant
des
blessures.
dies, qui ne font pas l’objet du présent dossier de
sécurité.
Sur cette base, on procède de manière séquentielle
pour déterminer les facteurs de risque potentiels et
L’évaluation des possibilités de prévention procède
leur importance pour l’accidentalité. Dans un pre-
des critères efficacité (effectiveness, soit l’effi-
mier temps, on examine si la description d’un acci-
cacité dans des conditions de vie idéales mais aussi
dent permet de conclure à l’implication ou non
normales), économicité et applicabilité.
d’un facteur de risque défini. Si cette donnée fait
défaut, on reprend les informations contenues
Différentes stratégies, c.-à-d. approches ou dé-
dans la littérature scientifique. Lorsque cette
marches, peuvent permettre d’atteindre les objec-
dernière n’est d’aucune aide pour la quantification,
tifs de prévention. Au sens large, il s’agit p. ex. de
un collège d’experts dont la composition varie
stratégies éducatives (information, sensibilisa-
selon le groupe de sports estime l’importance des
tion, formation initiale et complémentaire), de
facteurs de risque d’après un processus bien
stratégies législatives (promulgation de lois,
structuré. Il comprend toujours des spécialistes des
fixation de règles, contrôle), de stratégies tech-
services Sport et Recherche du bpa; des externes
niques (conception du matériel et de l’équipement
sont également consultés pour tous les domaines
sportif, adaptation des infrastructures) ou de stra-
d’accidents prédominants.
tégies
économiques
(incitations).
On
tient
compte de chacune d’elles lors de l’élaboration du
L’étape suivante de la recherche accidentologique
paquet de mesures de prévention.
consiste à répondre à la question «Comment
éviter ces accidents?» (Illustration 2). Dans le
En raison des grandes lacunes en termes de re-
cadre de cette analyse d’interventions, on
cherche, il n’est pas toujours possible de formuler
évalue les possibilités de prévention censées
des recommandations fondées scientifiquement.
contribuer à la réduction du risque pour en déduire
Une possibilité de prévention peut donc être vive-
une liste de recommandations pour la pré-
ment recommandée bien qu’il n’existe pas de
vention.
preuves scientifiques solides quant à son efficacité,
42
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
p. ex. s’il n’existe pas d’alternative et qu’un groupe
vention efficace. La recherche accidentologique et
d’experts l’a considérée comme efficace en termes
la gestion des connaissances constituent en effet la
de prévention des accidents.
base de mesures de prévention ciblées, efficaces,
économiques et applicables. Pour tous les do-
Les chapitres VII à XI comprennent l’analyse de la
maines d’accidents prédominants, le travail de pré-
sécurité pour les (groupes de) sports identifiés
vention sera de surcroît coordonné entre les princi-
comme des domaines d’accidents prédominants au
paux protagonistes et des mesures communes
chapitre VI. L’analyse détaillée des accidents pour
seront mises en œuvre, notamment dans le cadre
ces sports révèle les éléments prédominants
de programmes prioritaires et/ou de groupes de
spécifiques à chacun d’eux. Etant donné que ces
travail permanents. Si nécessaire, les efforts en ce
cinq
réalisés
sens seront intensifiés. Les coopérations et les
simultanément, les années d’accident examinées
échanges internationaux constituent également
varient parfois. Mais comme l’accidentalité est
des éléments essentiels du travail de prévention.
chapitres
n’ont
pas
été
généralement considérée sur une période de cinq
ans, on peut admettre que les résultats n’auraient
2.3
La population suisse et le sport
pas été sensiblement différents si l’on avait tenu
compte des chiffres les plus récents.
Des enquêtes récentes de l’Office fédéral du sport
(OFSPO) permettent d’obtenir une image représen-
Les principaux facteurs de risque sont ensuite dé-
tative du comportement de la population résidante
gagés. On en déduit une liste de mesures de pré-
suisse en matière de sport. La moitié environ des
vention qui se voient attribuer l’appréciation
15–74 ans fait du sport plusieurs fois par semaine
«recommandée» ou «vivement recommandée» en
voire quotidiennement, 17% au moins une fois par
fonction de trois critères: efficacité, économicité et
semaine et 6% seulement de temps en temps. En
applicabilité.
revanche, plus du quart (27%) est inactif physiquement.
Puis, ces recommandations pour la prévention sont
affectées aux cinq domaines suivants: recherche,
16% des enfants pratiquent des activités physiques
formation, conseil, communication et coopération.
en dehors de l’enseignement obligatoire de
Les ressources disponibles à l’avenir et les possibili-
l’éducation physique et du sport pendant au moins
tés des différents partenaires détermineront quelles
1 heure par jour en moyenne, 31% pendant plus
mesures seront mises en œuvre in fine et sous
de 3 heures hebdomadaires. En d’autres termes,
quelle forme. Par ailleurs, toutes les mesures de
les enfants sont, pour près de la moitié, très actifs
prévention ad hoc ayant déjà fait leurs preuves
physiquement et font du sport plusieurs fois par
doivent absolument être poursuivies.
semaine en sus des leçons de gymnastique,
pendant 3 à 7 heures au total. 39% s’adonnent à
Les recommandations quant aux activités de re-
des
cherche et de coopération ne sont pas déduites de
hebdomadaires au plus. Par contre, 14% ne font
l’analyse d’interventions, mais se fondent sur des
pas de sport en dehors de l’enseignement
réflexions stratégiques en vue d’un travail de pré-
obligatoire. 13% des enfants interrogés indiquent
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
activités
physiques
pendant
3 heures
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
43
ne faire ni vélo ni natation, même occasionnellement.
2.4
Accidentalité
Les 300 000 personnes qui se blessent en pratiquant un sport se répartissent sur moult activités
physiques (Tableau 1), dont certaines se démarquent en raison d’un nombre important de cas ou
d’une issue fatale. En Suisse, près de 180 personnes subissent chaque année un accident mortel
en faisant du sport (Tableau 2). Un peu moins du
tiers d’entre elles est domicilié à l’étranger.
En analysant la fréquence et la gravité des blessures d’origine sportive, on constate que la majorité des accidents se produit lors de la pratique du
football, des sports de neige (ski, snowboard ou
luge) ou du vélo hors des routes (Tableau 1),
alors que les sports de montagne (surtout la
randonnée en montagne, l’alpinisme, le ski de
randonnée et le hors-piste) et les sports aquatiques (noyades) occasionnent souvent des accidents mortels. S’agissant des noyades, il faut considérer toutes les activités dans, au bord ou sur
l’eau, car seuls les deux-tiers des cas concernent les
sports aquatiques.
Aussi, les sports de neige, le vélo pratiqué hors
des routes, les sports de montagne, les sports
aquatiques (noyades) et le football constituentils les poids lourds de l’accidentalité et donc les
principaux domaines d’action pour la prévention
des accidents de sport.
44
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tableau 1
Blessés selon le type de sport, 2000–2008
2000
Groupe de sports /
sport
Football
50 650
42 760
Ski alpin (y c. ski de
randonnée)
25 950
Vélo, VTT (hors trafic
routier)
Snowboard
24 500
Luge
5 740
Baignade, natation
9 100
5 460
Randonnée en
montagne
Volley-ball
8 560
12 210
Roller, patin à
roulettes
7 630
Gymnastique aux
agrès
5 110
Course à pied,
jogging
5 350
Hockey sur gazon,
rink-hockey,
unihockey
Sports équestres
6 260
Hockey sur glace
6 290
Basket-ball
6 140
5 600
Patinage, patinage
artistique
4 950
Sports de combat (y c.
self-défense)
Hand-ball
5 720
3 850
Gymnastique, fitness,
aérobic
Athlétisme
2 720
Tennis
4 010
Badminton
2 530
1 380
Navigation (à rames,
voiles, moteur)
1 140
Jeux de boules, sports
de lancer, de frappe
Squash
1 820
Parapente
600
Divers sports et jeux
24 970
Total
281 000
Source: bpa, extrapolation
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
2005
2007
50 480
43 660
56 700
40 180
2008 Ø 2004–
2008
57 580 54 300
43 210 43 210
32 490
34 910
34 150
33 150
24 510
11 210
8 960
8 140
22 700
7 820
9 180
9 820
24 760
11 580
9 390
8 860
24 460
10 080
9 140
8 660
8 430
9 270
8 680
8 620
8 810
5 700
8 610
8 430
7 680
8 750
8 570
8 170
6 560
8 120
8 860
7 730
6 220
7 060
7 480
6 760
6 650
6 380
5 880
5 240
6 960
6 050
6 000
5 640
6 650
6 320
5 890
5 680
6 590
6 430
5 930
5 410
4 640
5 320
5 420
5 210
5 280
3 860
5 290
3 820
4 760
4 030
5 090
3 950
3 780
3 140
2 500
1 750
3 640
3 610
2 470
1 070
3 980
3 340
2 610
1 450
3 790
3 360
2 700
1 610
1 170
1 460
1 470
1 430
1 320
1 160
1 050
1 250
420
490
490
460
24 380 28 480 27 910 26 290
294 000 304 000 310 000 302 200
Tableau 2
Tués selon le sport et le pays de résidence (lieu de l’accident:
Suisse), Ø 2004–2008
Sport
Ø 2004–2008
Etranger
Suisse
Sports de montagne
Alpinisme
17
17
Escalade
2
4
Randonnée en montagne
9
32
Autres sports de montagne
0
1
Total sports de montagne
28
54
Sports d’hiver
Ski alpin
2
6
Ski de randonnée
4
8
Ski hors-piste
5
4
Snowboard
0
1
Snowboard hors-piste
3
3
Raquettes
0
1
Autres sports d’hiver
0
1
Total sports d’hiver
14
24
Sports aquatiques
Baignade, natation
3
13
0
5
Navigation (à rames, voiles,
moteur)
Plongée
1
3
Total sports aquatiques
4
21
Sports aériens
Vol à voile
1
3
Parapente
1
6
Base jump
2
0
Autres sports aériens
0
1
Total sports aériens
4
10
Divers sports
Randonnée, promenade
1
7
Chasse
0
4
Sports équestres
0
2
Course automobile
0
1
Autres sports
1
4
Total divers sports
2
18
Total
52
127
Total
34
6
41
1
82
8
12
9
1
6
1
1
38
16
5
4
25
4
7
2
1
14
8
4
2
1
5
20
179
Source: bpa, statistique des accidents de sport mortels
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
45
2.5
Sports de neige
bien plus fréquemment que les sportifs avancés/chevronnés. Indépendamment de cela, les
enfants et les jeunes ont le risque de blessures le
2.5.1 Ski et snowboard
plus élevé. En nombre, les jeunes adultes forment
Quelque 1,71 million de skieurs et 0,35 million de
par ailleurs un groupe de taille dans l’accidentalité.
snowboarders entre 10 et 75 ans domiciliés en
Les snowboarders se blessent le plus souvent aux
Suisse jouissent des joies des sports de neige sur les
poignets, aux mains ainsi qu’au niveau des épaules
pistes, auxquels s’ajoutent des enfants de moins de
et de la partie supérieure des bras, alors que le tiers
10 ans et des seniors de plus de 75 ans dont le
environ des skieurs accidentés se blesse aux ge-
nombre ne peut pas être déterminé.
noux. Les enfants et les jeunes ont plus de risque
de se blesser à la tête ou au visage que les adultes
Caractéristiques de l’accidentalité
(Tableau 3).
Environ 70 000 personnes domiciliées en Suisse se
Principaux facteurs de risque
blessent chaque année sur les pistes helvétiques ou
étrangères. S’y ajoutent quelque 30 000 touristes
Le comportement des sportifs joue un rôle majeur
étrangers blessés sur les pistes suisses. 6 personnes
dans l’accidentalité (Tableau 4). Le risque de colli-
en moyenne se tuent annuellement sur les pistes
sion est perçu comme très élevé, mais le fait est
en Suisse. Les 25 accidents mortels recensés
que dans plus de 90% des accidents, la personne
chaque année lors de la pratique du ski/snowboard
blessée est la seule impliquée. Pour ce qui est des
de randonnée ou du hors-piste sont traités au cha-
facteurs humains, l’augmentation du risque est
pitre «Sports de montagne».
surtout due à une conscience insuffisante des dangers et à un manque de capacité d’autorégulation
En raison d’un manque de savoir-faire, les per-
– son corollaire étant une vitesse excessive. Une
sonnes débutantes/inexpérimentées se blessent
préparation physique insuffisante et un état phy-
Tableau 3
Ski et snowboard: caractéristiques de l‘accidentalité
Qui?
Débutants / inexpérimentés
Adolescents et jeunes adultes
Enfants
Quoi?
Skieurs: genoux
Ceinture scapulaire
Tête
Snowboarders: poignets
Comment?
Situation ordinaire
Ski: chute arrière avec rotation
Snowboard: chute arrière
Saut
Collision
Tableau 4
Ski et snowboard: principaux facteurs de risque pour les blessures
Liés à l'être humain
Manque de conscience des dangers et de capacité d'autorégulation
Vitesse excessive
Condition physique insuffisante
Savoir-faire technique insuffisant
Etat physiologique défavorable (surtout fatigue, alcool)
46
Liés à l'environnement / équipement
Aménagement des pistes / snowparks
Fixations de ski mal réglées ou inefficaces
Protège-poignets absents ou inefficaces
Pas d'équipement de protection (surtout casque, lunettes de vue/lentilles)
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
siologique défavorable (notamment fatigue et
Conseil: Les pistes devraient être lisibles et tolérer
alcool) sont aussi d’une grande importance.
les erreurs humaines. Des mesures constructives et
la signalisation doivent permettre de minimiser les
Des insuffisances dans la sécurisation, la prépara-
différences de vitesse entre les usagers des pistes,
tion, le balisage ou l’exploitation des pistes et des
d’optimiser le champ de vision, d’obtenir des tracés
snowparks peuvent faire progresser le risque
de pistes simples, compréhensibles et agréables
d’accident et aggraver les conséquences des
pour les utilisateurs, de réduire le nombre
chutes. Or, les chutes sont indissociables des sports
d’endroits conflictuels et d’offrir une protection
de neige. Un équipement de protection absent ou
physique.
insuffisant (surtout casque, protège-poignets pour
les snowboarders), des fixations de ski mal réglées
Communication: Les pratiquants de sports de
ou inefficaces font aussi progresser le risque de
neige devraient notamment être sensibilisés à un
blessures.
meilleur contrôle du risque et incités à entraîner
leur force et leur coordination avant la saison
d’hiver, à faire des pauses en suffisance, à porter
Recommandations pour la prévention
un casque de sports de neige et des protègeLe processus d’évaluation livre les recommanda-
poignets, et à optimiser leur équipement (p. ex.
tions pour la prévention suivantes, classées selon
fixations de ski réglées correctement, port des
les principaux domaines (Tableau 5).
lunettes de vue/lentilles).
Formation: Les thèmes suivants, en particulier,
devraient être traités dans les cours de sports de
neige, à l’école ou dans les clubs: conscience des
dangers et capacité d’autorégulation, vitesse, comportement dans les snowparks, récupération,
condition physique et port des équipements de
protection individuelle. Les spécialistes dans les
magasins d’articles de sport devraient bénéficier de
formations sur les nouvelles connaissances quant
aux équipements de protection et au matériel.
Tableau 5
Ski et snowboard: recommandations pour la prévention
Recherche
Formation
Conseil
Communication
Coopération
Recherche accidentologique
Gestion des connaissances
Statistique des transports de
blessés
Enquête sur le comportement
relatif aux mesures de
protection individuelle
Etude sur les protègepoignets
Etude sur l'ensemble fixation
de ski-chaussure
Thème «conscience des
dangers / capacité
d'autorégulation»
Thème «équipement de
protection / matériel de
sport»
Sécurité des domaines
skiables
Aménagement des pistes
/ snowparks
Sécurité des produits
Contrôle du risque / règles
de comportement
Condition physique et état
physiologique
Savoir-faire technique
Port des équipements de
protection
Equipement optimal
Lunettes de vue / lentilles
Programme prioritaire
«sports de neige» du bpa
Commission suisse pour la
prévention des accidents
sur les descentes pour
sports de neige (SKUS)
Echanges internationaux
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
47
2.5.2 Luge
Principaux facteurs de risque
Luger est une activité de loisirs populaire en Suisse.
Une conscience insuffisante des dangers est sou-
La plupart des enfants lugent au moins de temps
vent citée comme cause d’accident. De nombreux
en temps, souvent accompagnés de leurs parents
accidentés n’ont pas les connaissances leur permet-
ou d’autres personnes. Depuis quelques années, les
tant d’adopter un comportement sûr en lugeant.
adultes apprécient toujours davantage ce sport,
Les accidents qui occasionnent des blessures résul-
qu’ils pratiquent essentiellement sur des chemins à
tent souvent aussi d’une perte de contrôle de la
vocation commerciale.
luge par manque de maîtrise des techniques de
guidage et de freinage (Tableau 7).
Caractéristiques de l’accidentalité
Les endroits dangereux sur les pistes de luge donblessent
nent lieu à des accidents. Pratiquer la luge sur des
chaque année en faisant de la luge; environ 60%
engins inadaptés ou en étant insuffisamment
d’entre eux sont des enfants ou des jeunes jusqu’à
équipé augmente considérablement le risque de
16 ans. Les femmes aussi sont relativement sou-
collision ou de chute. Nombre de lugeurs ne por-
vent accidentées en lugeant et s’en tirent souvent
tent pas de casque de sports de neige, qui permet-
avec des blessures graves (Tableau 6). Les accidents
trait pourtant d’amoindrir les conséquences des
sont, pour une large part, des collisions avec des
chutes ou des collisions. Une consommation exces-
objets en mouvement (p. ex. autres lugeurs, véhi-
sive d’alcool ou d’autres substances psychotropes
cules) ou immobiles (p. ex. arbres, poteaux, murs).
altère la vitesse de réaction et la perception du
Nombre de blessures résultent aussi d’une chute.
risque.
Quelque
10 000 résidents
suisses
se
La majorité des accidents mortels sont des
collisions, souvent avec un véhicule.
Tableau 6
Luge: caractéristiques de l‘accidentalité
Qui?
Quoi?
Enfants et jeunes (< 16 ans)
Femmes
Comment?
Commotions cérébrales
Elongations, entorses et fractures aux extrémités inférieures
Contusions au tronc
Collisions avec un objet
Collisions avec un véhicule
Chutes
Tableau 7
Luge: principaux facteurs de risque pour les blessures
Liés à l'être humain
Manque de conscience des dangers et de capacité d'autorégulation
Manque de connaissances
Maîtrise insuffisante des techniques de pilotage
48
Liés à l'environnement / équipement
Surveillance insuffisante des enfants
Défaut de sécurité sur les pistes et dans les parcs de luge: endroits
dangereux / gestion de la vitesse
Equipement insuffisant ou engin inapproprié
Pas de casque
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Communication: Des efforts d’information sont
Recommandations pour la prévention
nécessaires pour sensibiliser les parents à une surLes possibilités de prévention suivantes, classées
veillance accrue des enfants et inciter l’ensemble
selon les principaux domaines, permettent de ré-
des lugeurs à utiliser le bon matériel, à porter un
duire le risque de blessures lors de la pratique de la
casque, à faire preuve de modération avec l’alcool
luge (Tableau 8).
et à adopter un comportement sûr en lugeant.
Formation: Les lugeurs, enfants ou adultes, devraient apprendre à adopter un comportement sûr,
à utiliser correctement le bon matériel et à maîtriser les techniques de pilotage dans des cours. La
prise de conscience des risques et l’élaboration de
stratégies d’autorégulation devraient toujours faire
partie intégrante de ceux-ci.
Conseil: La construction, l’entretien et l’exploitation de pistes et parcs de luge préparés, balisés et
sécurisés devraient répondre à des exigences de
sécurité uniformes dans toute la Suisse. De même,
dans les communes, il faudrait optimiser la sécurité
des pentes très fréquentées par les lugeurs, mais
qui ne sont ni préparées ni balisées. Un gain de
sécurité supplémentaire pourrait être obtenu en
définissant et introduisant des règles comportementales uniformes pour la pratique de la luge.
Des mesures légales devraient par ailleurs garantir
que seul du matériel conforme aux exigences de
sécurité soit présent sur le marché suisse.
Tableau 8
Luge: recommandations pour la prévention
Recherche
Recherche accidentologique
Gestion des connaissances
Statistique des transports de
blessés
Enquête sur le comportement
relatif aux mesures de
protection individuelle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Formation
Thème «conscience des
dangers / capacité
d'autorégulation»
Thème «équipement de
protection / matériel de
sport»
Conseil
Aménagement des
pistes / parcs de luge
Sécurité des produits
Communication
Surveillance des enfants
jusqu'à 8 ans
Règles de comportement
Consommation d'alcool
Equipement fonctionnel et
engin approprié pour luger
Coopération
Programme prioritaire
«sports de neige» du
bpa
Commission suisse pour
la prévention des
accidents sur les
descentes pour sports de
neige (SKUS)
Echanges internationaux
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
49
2.6
Vélo hors des routes
trafic routier ne font pas l’objet de cette analyse.
Les blessures dominantes touchent la tête chez les
Deux groupes sont concernés: d’une part, les vété-
enfants, la ceinture scapulaire/la partie supérieure
tistes, essentiellement des adultes, qui pratiquent
des bras chez les hommes et les genoux chez les
leur sport sur les chemins de randonnée, les itiné-
femmes. Chez tous, la part des blessures aux
raires et installations pour VTT ou dans des terrains
poignets, aux mains ou aux doigts est élevée. Les
sans chemins; d’autre part, les enfants qui appren-
accidents se produisent en majorité sur des sentiers
nent à rouler ou jouent avec leur vélo autour de la
(singletrails). Le risque de blessures est toutefois
maison ou sur les places et les chemins hors de
sensiblement accru sur les pistes de descente.
l’espace routier. 6% des 15–74 ans citent le VTT
L’accidentalité des jeunes enfants qui apprennent à
parmi les activités sportives qu’ils pratiquent. 58%
faire du vélo autour de la maison voire à l’intérieur
des enfants et des jeunes indiquent faire réguliè-
de l’appartement n’est guère documentée pour la
rement du vélo ou du VTT, sans que l’on sache
Suisse.
cependant s’ils roulent hors des routes. On peut en
revanche admettre que la quasi-totalité des jeunes
Principaux facteurs de risque
enfants apprend à faire du vélo à l’écart des routes.
Pour le VTT, les blessures font généralement suite à
des accidents que les vététistes ont causé eux-
Caractéristiques de l’accidentalité
mêmes (chutes, collisions avec des objets). Le
Les accidents de vélo/VTT pratiqué hors des routes
manque de concentration lors de la pratique tech-
occasionnent quelque 9000 blessés annuels au
niquement exigeante du VTT dans le terrain ou sur
total. On observe une multiplication des cas chez
des chemins non stabilisés est un facteur de risque
les hommes entre 26 et 45 ans. Les enfants et les
majeur (Tableau 10). De même, les sportifs sont
jeunes (< 17 ans) représentent le tiers des blessés
insuffisamment conscients de leur manière risquée
(Tableau 9). Les accidents qui se produisent dans le
de rouler et des conséquences en termes de bles-
Tableau 9
Vélo hors des routes: caractéristiques de l‘accidentalité
Qui?
Hommes (26–45 ans)
Jeunes enfants
Quoi?
Comment?
Tête, crâne, cerveau
Ceinture scapulaire / partie supérieure des bras
(hommes)
Poignets / mains / doigts
Genoux (femmes)
Tour de VTT sur sentier
Descente
Jeunes enfants: apprentissage du vélo
Tableau 10
Vélo hors des routes: principaux facteurs de risque pour les blessures
Liés à l'être humain
Inattention / distraction
Manque de conscience des dangers et de capacité d'autorégulation
Etat physiologique défavorable
Préparation insuffisante de la sortie
Technique lacunaire
50
Liés à l'environnement / équipement
Aménagement des itinéraires / installations pour VTT
Absence de port de l'équipement de protection (surtout casque)
Vélo inadapté ou défauts techniques
Dynamique de groupe défavorable
Jeunes enfants: encadrement insuffisant
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sures. En cas de comportement risqué, d’autres
facteurs
intrapersonnels
comme
la
Recommandations pour la prévention
capacité
d’autorégulation jouent un rôle prépondérant. A
Formation: Pour les débutants (même s’ils pro-
plusieurs, des processus liés à la dynamique de
viennent d’autres sports) et les vététistes peu che-
groupe peuvent p. ex. inciter les cyclistes à prendre
vronnés, il est recommandé de suivre un cours sur
davantage de risques. Dans le terrain, une tech-
les connaissances nécessaires à la pratique sûre du
nique lacunaire, une préparation insuffisante des
VTT, sur la conscience des dangers et la capacité
sorties de même qu’un épuisement généralisé et la
d’autorégulation, les techniques de guidage et de
chute des performances physiologiques sur les
freinage ainsi que la préparation des sorties
longs tours ou en cas d’entraînement intensif ont
(Tableau 11).
également des effets négatifs. Les vététistes ont
rarement la possibilité de planifier une sortie en
Conseil: Il s’agit d’uniformiser le marquage, la
fonction de leurs propres capacités, car la signalisa-
signalisation, les degrés de difficulté et les informa-
tion et le marquage des dangers font souvent
tions sur les itinéraires et installations pour VTT, et
défaut sur les itinéraires existants, si bien qu’ils se
de veiller à leur mise en œuvre.
mettent inutilement dans des situations critiques. Si
l’équipement de protection préconisé n’est en
Communication: Les efforts de communication
outre pas porté, les chutes ou collisions donnent
devraient porter sur les thèmes suivants: concentra-
davantage lieu à des blessures. Chez les jeunes
tion, conscience des dangers et capacité d’auto-
enfants qui apprennent à faire du vélo ou qui sont
régulation, état physiologique, équipement de
encore peu rompus à cette activité, le risque de
protection, préparation des sorties, achat et
blessures est considérablement accru en l’absence
entretien du VTT. Les parents ou autres personnes
d’encadrement.
encadrant les enfants devraient être informés sur la
façon d’adapter l’apprentissage du vélo aux petits,
sur l’équipement approprié et l’importance de
l’accompagnement pour la sécurité des enfants.
Tableau 11
Vélo hors des routes: recommandations pour la prévention
Recherche
Recherche
accidentologique
Gestion des connaissances
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Formation
Thème «conscience des
dangers / capacité
d'autorégulation»
Cours de technique de
guidage / freinage
Gestion des sorties à VTT
Conseil
Sécurité des produits:
- vélos adaptés aux
enfants
- équipement de
protection
Aménagement des
itinéraires, sentiers et
installations pour VTT
Communication
Facteurs:
- Concentration
- capacité
d‘autorégulation
- état physiologique
Port de l'équipement de
protection
Préparation des sorties
Choix du bon vélo et
entretien
Apprentissage du vélo
adapté aux enfants
Coopération
Programme prioritaire
«vélo / VTT» du bpa
Groupe d'experts «sécurité
de la pratique du VTT»
Echanges internationaux
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
51
2.7
Sports de montagne
pratiquent les sports de montagne de manière
indépendante. Pas étonnant dès lors que les deux
La randonnée compte parmi les sports les plus
déroulements d’accidents les plus typiques – chute
populaires dans les pays de l’arc alpin. En Suisse,
dans le vide lors d’une randonnée en montagne ou
«randonnée, marche, randonnée en montagne»
d’une sortie d’alpinisme en été et ensevelissement
pointe au deuxième rang des sports les plus prati-
par une avalanche pendant une randonnée à
qués. Les sports de montagne font partie des poids
ski/snowboard ou en hors-piste durant l’hiver –
lourds de l’accidentalité, en raison d’un nombre
soient les causes de mortalité prédominantes
relativement élevé d’accidents graves ou mortels.
(Tableau 12).
Ils comprennent les sports de montagne estivaux
(randonnée en montagne, alpinisme, escalade, y
Principaux facteurs de risque
compris vias ferratas) et hivernaux (ski et snowboard de randonnée, raquette, hors-piste, escalade
Les facteurs de risque significatifs varient selon le
glaciaire) ainsi que le canyoning et la spéléologie.
sport de montagne. C’est pourquoi il est difficile de
faire un commentaire général pour l’ensemble de
Compte tenu de l’état des données, l’analyse met
ces sports. Des compétences insuffisantes face au
l’accent sur les accidents mortels. D’une part, leur
risque sont la cause de la plupart des accidents.
nombre relativement élevé fait des sports de mon-
Elles incluent la capacité à identifier les dangers
tagne un axe de prévention prioritaire; d’autre
potentiels (compétence perceptive) et à les appré-
part, leur prévention permet potentiellement aussi
cier correctement (compétence d’évaluation) ainsi
d’éviter les accidents graves.
que la capacité à prendre des décisions dans le
souci de la sécurité (compétence décisionnelle) et à
les concrétiser par des actions ciblées (compétence
Caractéristiques de l’accidentalité
d’action) (Tableau 13). Les facteurs de risque
Un peu moins de 11 000 résidents suisses sont
accidentés chaque année si grièvement en pratiquant un sport de montagne hivernal ou estival
extrinsèques comme les dangers naturels ou l’infraTableau 13
Sports de montagne: principaux facteurs de risque des accidents
mortels
qu’ils doivent se soumettre à un traitement médical. En moyenne quinquennale, quelque 120 personnes perdent la vie en Suisse lors de la pratique
de sports de montagne, dont 32 en hors-piste;
45 tués sont des touristes étrangers. Les blessures
Liés à l'être humain
Manque de compétence perceptive
Préparation insuffisante
Manque de compétence d'évaluation
Manque de compétence décisionnelle
Manque de compétence d'action
Maîtrise insuffisante des techniques d'assurage / d'encordement
mortelles concernent surtout des hommes qui
Tableau 12
Sports de montagne: caractéristiques de l‘accidentalité
Qui?
Hommes (> 20 ans)
Personnes pratiquant les sports de montagne
de manière indépendante
Touristes étrangers
52
Quoi?
Chute de plain-pied / dans le vide
Avalanche
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Comment?
Randonnée en montagne
Alpinisme
Randonnée à ski / snowboard / raquette
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
structure jouent un rôle mineur dans les sports de
pour l’adoption d’un comportement sûr. Cela de-
montagne, dans la mesure où ils sont évalués
vrait inciter les pratiquants de sports de montagne
correctement par les pratiquants.
à être moins insouciants et à préparer leurs sorties
avec soin. Il s’agit, si possible, de les amener à
réduire leur propension au risque et à prévoir une
Recommandations pour la prévention
marge de sécurité, en particulier les pratiquants du
Les mesures recommandées sur la base de ce qui
précède
peuvent
être
classées
selon
hors-piste.
quatre
Coopération: Dans le cadre d’échanges interna-
domaines thématiques (Tableau 14).
tionaux avec les organismes spécialisés étrangers,
sur
on s’emploiera à faire en sorte que les messages de
l’amélioration des compétences décisionnelle et
prévention touchent également les touristes étran-
d’action, en particulier dans les cours relatifs aux
gers – dans l’idéal déjà dans leur pays de domicile.
Formation:
L’accent
devrait
être
mis
avalanches. Le contrôle du partenaire ou un «deuxième avis» pourrait par ailleurs être introduit dans
toutes les formations.
Conseil: Davantage d’outils simples devraient être
disponibles pour l’autoévaluation. Des aides à la
préparation, telles que des listes de contrôle,
peuvent aussi être utilisées à titre individuel.
L’expérience devrait être acquise dans un espace
protégé (p. ex. pour les pratiquants de sports de
neige).
Communication: Des efforts d’information et de
sensibilisation devraient être consentis en vue
d’une (meilleure) prise de conscience des dangers,
p. ex. par le biais de comptes rendus d’analyses
d’accidents et, sur cette base, de recommandations
Tableau 14
Sports de montagne: recommandations pour la prévention
Recherche
Formation
Conseil
Communication
Coopération
Recherche
accidentologique bpa /
CAS
Gestion des
connaissances
Etude sur les accidents /
presqu'accidents
Cours sur les avalanches
(surtout compétences
décisionnelle et d'action)
Contrôle du partenaire
Autoévaluation
Espace protégé pour les
pratiquants de sports de
neige
Aides à la préparation,
listes de contrôle
Conscience des dangers
Préparation des sorties
Propension au risque
Programme prioritaire «sports
de montagne» du bpa
Groupe d'experts «sécurité de
la pratique des sports de
montagne»
Equipe pour une formation de
base sur les avalanches
Echanges internationaux
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
53
2.8
Sports aquatiques (noyades)
de la route. Du fait du besoin de protection accru
des enfants, leurs accidents revêtent une impor-
Les activités sportives ou ludiques dans, au bord ou
tance majeure. Par rapport à la population totale,
sur l’eau comptent parmi les loisirs les plus popu-
les noyades touchent surtout les hommes entre 15
laires dans la population suisse. Elles présentent
et 24 ans, et ceux de plus de 65 ans (Tableau 15).
toutefois un risque de blessures voire de noyade.
Elles se produisent généralement dans des eaux
La présente analyse ne met pas l’accent sur les
libres, mais aussi dans des piscines publiques.
personnes atteintes de blessures légères ou de
Principaux facteurs de risque
gravité moyenne, pourtant au nombre de plusieurs
milliers, mais sur les noyades mortelles, qu’elles se
sports
Il n’est pas vraiment possible d’influencer de ma-
aquatiques, lorsque les enfants jouent, dans les
nière significative certains facteurs de risque
accidents de la route, en bricolant ou dans un
comme le sexe (masculin) ou l’âge (enfants). Ils
cadre professionnel.
sont néanmoins d’importance pour le choix des
produisent
lors
de
la
pratique
des
groupes cibles et la formulation des stratégies de
prévention adéquates. Le Tableau 16 présente les
Caractéristiques de l’accidentalité
principaux facteurs de risque. Le comportement
43 personnes en moyenne, dont 7 domiciliées à
individuel lors des activités dans (p. ex. nager ou
l’étranger, se noient chaque année en Suisse. Les
plonger tout seul ou en n’étant pas en bonne
accidents se produisent pour la plupart lors de la
forme physique), au bord (p. ex. conscience insuffi-
pratique
sante des dangers) ou sur l’eau (consommation
sportive
de
loisir
(surtout
nata-
d’alcool en bateau) a une importance majeure.
tion/baignade; navigation à rames, voile, moteur;
plongée),
mais
aussi
pendant
les
leçons
d’éducation physique et de sport, durant le sport
En outre, des facteurs relevant de l’infrastructure
militaire, pendant les activités de loisirs à la maison,
(piscine insuffisamment sécurisée) ou de l’équi-
en bricolant ou comme conséquences d’accidents
pement (pas de gilet de sauvetage) peuvent avoir
Tableau 15
Sports aquatiques (noyades): caractéristiques de l’accidentalité
Qui?
Enfants (0–9 ans)
Hommes (≥ 16 ans)
Aînés
Où?
Quoi?
Eaux libres stagnantes
Eaux en mouvement
Piscines publiques
Baignade / natation dans des eaux libres
Navigation (à voiles, rames, moteur)
Plongée
Tableau 16
Sports aquatiques (noyades): principaux facteurs de risque
Liés à l'être humain
Manque de conscience des dangers et de capacité d'autorégulation
Consommation d'alcool
Natation ou plongée en solo
Etat physiologique ou sanitaire défavorable
54
Liés à l'environnement / équipement
Manque / absence de surveillance des enfants
Pas de gilet de sauvetage
Pas de compétences en matière de sauvetage
Force du courant
Piscine non sécurisée
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
une influence déterminante sur le risque. Par
son. La carte interactive des cours d’eau pour
ailleurs, une surveillance lacunaire des enfants au
les pratiquants de sports aquatiques devrait tou-
bord de l’eau est le seul facteur de risque commun
jours être à jour et véhiculer aussi des messages de
à la quasi-totalité des noyades d’enfants.
prévention (surtout concernant l’équipement de
protection).
Recommandations pour la prévention
Communication: Des efforts d’information doiParmi les recommandations pour la prévention, il
vent être consentis pour que les parents, les ac-
convient de souligner en particulier les suivantes
compagnateurs d’enfants et les maîtres-nageurs
(Tableau 17).
soient conscients que l’impératif pour éviter les
noyades est une surveillance incessante des en-
Formation: Il s’agit d’épauler les cantons (notam-
fants. Les pratiquants de sports aquatiques de-
ment par des outils didactiques) afin qu’ils mettent
vraient être rendus encore mieux attentifs à la
en place des standards de sécurité uniformes dans
nécessité d’être en bonne forme physique et aux
leurs écoles pour la pratique des sports aquatiques
conséquences
et qu’ils forment les enseignants en conséquence.
mauvais comportement dans l’eau. La communica-
Tous les enfants doivent apprendre à nager, mais
tion quant au comportement soucieux de la sécu-
l’accent doit avant tout être mis sur la conscience
rité tel qu’il est résumé dans les règles de la
des dangers, la capacité d’autorégulation et la ca-
baignade,
pacité à se secourir soi-même. La formation (de
comportement sur la glace et de la plongée libre,
base et continue) des sauveteurs reste un élément
doit être mieux adaptée au groupe cible. Il s’agit
important de la prévention secondaire.
d’appeler la population à renoncer à l’alcool, à
de
potentiellement
comportement
tragiques
en
rivière,
d’un
de
renoncer à nager ou à plonger seul et à porter un
Conseil: Il faut poursuivre les efforts visant à ren-
gilet de sauvetage en bateau.
forcer la sécurité constructive des piscines publiques et privées ainsi que des pièces et cours
d’eau de petite taille. Il en va de même des activités
en faveur de la sécurité des produits (notamment
aides à la flottaison, gilets de sauvetage) et de la
mise au point d’une aide automatique à la flottaiTableau 17
Sports aquatiques (noyades): recommandations pour la prévention
Recherche
Recherche
accidentologique bpa/SSS
Gestion des connaissances
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Formation
Conseil
Communication
Coopération
Thème «conscience des
dangers / capacité
d'autorégulation»
Capacité à se secourir soimême et à secourir les
autres
Piscines: aménagement et
exploitation
Sécurité des produits
Détection subaquatique
Aide automatique à la
flottaison
Carte indicative des
dangers des eaux
Surveillance des enfants
Natation en solo
Plongée en solo
En forme pour aller dans
l'eau
Alcool
Gilet de sauvetage
Programme de sécurité
aquatique du bpa
Echanges internationaux
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
55
2.9
Football
Principaux facteurs de risque
Le football est l’un des sports les plus pratiqués en
Les blessures antérieures comptent parmi les prin-
Suisse. 7,5% des 15–74 ans et 54,8% des 10–
cipaux facteurs de risque (Tableau 19). De même,
14 ans y jouent au moins sporadiquement. Les
un manque de condition physique ou des déficits
hommes entre 15 et 29 ans constituent la plus
de la coordination augmentent fortement le risque
grande partie des pratiquants.
de blessure.
Caractéristiques de l’accidentalité
Le constat est le même si, chez les enfants, on ne
tient pas compte de leur stade de développement
Chaque année, quelque 54 000 personnes (dont
ou qu’on augmente trop rapidement la charge
94% d’hommes) doivent recevoir un traitement
d’entraînement. Les déficits présentés par l’entraî-
médical à la suite d’une blessure subie au football.
nement sont, entre autres, un manque de
L’analyse de la fréquence des blessures selon l’âge
conception globale de tous les facteurs significatifs
révèle une augmentation continue jusqu’à la
ayant trait à la condition physique et à la
tranche d’âge des 26–45 ans. Outre les enfants et
coordination ainsi qu’une trop grande sollicitation.
les adolescents, les hommes jusqu’à un âge moyen
De même, l’équipement – absent ou insuffisant –
constituent donc un important groupe à risque
peut faire progresser le risque. Les blessures sont
(Tableau 18).
bien
plus
nombreuses
en
compétition
qu’à
l’entraînement. Le respect des règles de fair-play
Les footballeurs subissent surtout des blessures aux
ainsi que leur application conséquente par les ar-
extrémités inférieures (près de 70%), notamment
bitres jouent un rôle majeur à cet égard. La surface
des entorses ou des claquages, mais aussi des con-
de jeu mais aussi l’environnement du terrain
tusions aux pieds ou aux orteils.
peuvent induire un risque accru de blessures
lorsque le football est pratiqué à l’entraînement,
Tableau 18
Football: caractéristiques de l’accidentalité
Qui?
Hommes (26–45 ans)
Enfants et jeunes
Quoi?
Comment?
Localisation des blessures: bas des jambes,
pieds, chevilles, genoux
Types de blessures: élongation des ligaments,
déchirures (ligaments / tendons / ménisque),
claquage, contusions
Par contact avec l'adversaire
Sans l'action d'un adversaire: réception après
un saut ou brusque changement de direction
Tableau 19
Football: principaux facteurs de risque pour les blessures
Liés à l'être humain
Blessures antérieures (blessure à répétition)
Déficits en termes de condition physique et de coordination
Jeu agressif de la personne elle-même
Degré de maturité
56
Liés à l'environnement / équipement
Pendant une compétition / un match
Respect insuffisant des règles / règles de fair-play
Déficits de l'entraînement
Etat du terrain
Equipement absent ou insuffisant
Absence de stabilisation de la cheville après une blessure
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
dans le cadre scolaire, dans des tournois à six ou
Conseil: A l’achat, les sportifs mais aussi les en-
d’une autre manière pendant les loisirs, dans les
traîneurs, les enseignants et les parents devraient
conditions météorologiques les plus diverses. Le
être mieux informés de l’équipement optimal pour
choix de l’équipement, en particulier des chaus-
chaque individu et chaque âge (chaussures,
sures et des protège-tibias, permet de réduire le
protège-tibias, orthèses de cheville, balles). Le tra-
risque. Les footballeurs qui ne portent pas
vail de conseil en vue de la sécurité des installations
d’orthèse après une blessure à la cheville présen-
sportives doit être poursuivi.
tent un risque sensiblement accru de blessure à la
Communication: Les footballeurs doivent être
même partie du corps.
davantage sensibilisés au risque qui découle d’une
blessure antérieure. Il serait souhaitable que la Suva
Recommandations pour la prévention
poursuive sa campagne de prévention en partenaLes
recommandations
suivantes
résultent
de
riat avec l’Association suisse de football. Les footballeurs non affiliés à un club devraient eux aussi
l’analyse d’interventions (Tableau 20).
bénéficier de programmes de prévention pourvus
Formation: La formation des entraîneurs devrait
d’une approche multifactorielle. La communication
davantage souligner que, dans la pratique du foot-
devrait
ball chez les enfants et les jeunes, des règles adap-
l’importance du fair-play pour la sécurité du jeu –
tées à l’âge ou au stade de développement et
en termes de blessures touchant tant les autres
axées sur les aptitudes ou le niveau de perfor-
que soi-même. Les entraîneurs et les enseignants
mance peuvent contribuer à désamorcer les situa-
devraient par ailleurs prendre conscience de la
tions dangereuses (p. ex. duels en cas de grand
manière de lutter contre un risque accru dans le
écart de force, de taille ou de performance).
cadre des compétitions et autres formes de jeu de
L’importance, pour la prévention des blessures, de
même nature, grâce à une préparation et à une
la stricte mise en application de ces règles doit être
direction adéquates.
par
ailleurs
davantage
traiter
de
communiquée dans la formation des multiplicateurs (ligue de football, entraîneurs, sport scolaire).
Tableau 20
Football: recommandations pour la prévention
Recherche
Recherche
accidentologique
Gestion des connaissances
Etude «prévention chez les
enfants»
Analyse de thèmes
prédominants
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Formation
Règles et conventions
adaptées à la situation
Stricte mise en application
des règles
Degré de maturité des
enfants
Structure de
l'entraînement
Conseil
Equipement:
- chaussures
- protège-tibias
Orthèse de cheville
Terrain de jeu
Communication
Blessures antérieures
Déficits en termes de
condition physique, de
coordination
Fair-play
Compétition / match
Coopération
Programme footballistique
à l'intention des enfants et
des jeunes
Echanges internationaux
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
57
2.10 Conclusions
La Suisse dispose désormais d’une analyse complète de la sécurité dans le sport et donc, pour
les décideurs, d’une base de planification fiable
pour la prévention des accidents de sport.
L’ampleur de l’accidentalité est bien documentée et les poids lourds en la matière sont clairement
identifiés: sports de neige, vélo hors des routes,
sports de montagne, sports aquatiques (noyades)
et football. En revanche, on n’a que peu
d’informations détaillées sur le déroulement des
accidents, soit sur les facteurs de risque.
Quelques enquêtes suisses peuvent contribuer à
l’analyse du risque, mais l’identification des facteurs de risque et de leur importance fait largement appel à la littérature scientifique et aux avis
d’experts.
Formuler des recommandations fondées scientifiquement n’est pas toujours possible en raison des
importantes lacunes en termes de recherche, d’où
le recours fréquent à l’avis d’un collège d’experts
internes et externes au bpa. La présente analyse a
ainsi clairement mis en évidence le besoin en
matière
de
recherche
pour
les
domaines
d’accidents prédominants. Les recommandations
pour la prévention spécifiques aux différents
sports ne sont en général guère concrètes. La
forme que devra et pourra prendre leur réalisation
conjointement avec des partenaires sera déterminée plus précisément lors de la planification
conceptuelle et du contenu ainsi que de la mise en
œuvre, en partie lors d’échanges avec des
partenaires de prévention potentiels. Quant aux
mesures de prévention éprouvées, elles doivent
être maintenues.
58
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.
Ricerca dell'incidentalità nello sport
Nel presente rapporto vengono volutamente tralasciati i decessi dovuti agli infortuni cardiocircolatori,
3.1
Introduzione
gli infortuni in seguito a sollecitazione eccessiva o alla
conseguenza a lungo termine di infortuni precedenti.
Praticare sport, camminare regolarmente o andare in
bicicletta contribuiscono alla promozione della salute.
L'upi si è posto l'obiettivo di impegnarsi ancora di più
Gran parte degli svizzeri pratica sport, alcuni quasi
a favore di una maggiore sicurezza nello sport, con-
giornalmente, altri solo in modo sporadico. Un'attività
centrandosi sugli infortuni con lesioni gravi e decessi.
fisica intensa implica tuttavia sempre un potenziale
rischio d'infortunio, che varia a seconda della disci-
Il successo nella prevenzione fonda sì sulla cono-
plina sportiva scelta e di come viene praticata. Di con-
scenza dell'incidentalità, sull'elaborazione e attua-
seguenza, può essere minimo o addirittura molto
zione di misure basate sull'evidenza per evitare che
elevato.
questo tipo di infortuni accadano, ma un aspetto
altrettanto importante è la valutazione corretta dei
All'upi, Ufficio prevenzione infortuni, è stato conferito
provvedimenti da adottare.
il mandato legale di prevenire, oltre agli incidenti
nell'ambito della circolazione stradale nonché do-
Il presente dossier sicurezza «Ricerca dell'incidentalità
mestico e del tempo libero, anche gli infortuni
nello sport» illustra l'incidentalità in Svizzera, de-
sportivi, inlcudendo nell'organizzazione delle atti-
lucida i fattori di rischio e ne pondera la rilevanza
vità altresì questo settore. Non solo l'upi ma, in
per il contesto svizzero. Infine, presenta le misure per
modo più o meno esplicito, tutte le istituzioni e per-
aumentare la sicurezza. Poiché le raccomandazioni
sone impegnate nell'ambito dello sport hanno il
concrete si basano sulle condizioni quadro in Svizzera,
dovere di attuare una costante prevenzione degli
per la prima volta disponiamo di un'ampia analisi
infortuni.
della sicurezza per la Svizzera nello sport. L'approccio
scientifico del dossier sicurezza vuole offrire ai decisori
Ogni anno circa 300 000 sportivi residenti in Svizzera
una base per pianificare la prevenzione degli infortuni
subiscono un infortunio nel nostro Paese o all'estero,
sportivi.
riportando lesioni tali da richiedere un trattamento
medico, circa 140 rimangono uccisi, di cui ca. 10
Le misure proposte nel presente rapporto sono state
all'estero. Ai casi di decesso in Svizzera bisogna
formulate anche in vista delle attività di diversi stake-
aggiungere più o meno 50 ulteriori vittime prove-
holder. I preziosi sforzi già messi in atto per la preven-
nienti dall'estero, che muoiono in seguito a un infor-
zione vengono così rafforzati e coordinati ancora
tunio sportivo. Sussiste pertanto una notevole ne-
meglio. Nuove misure possono essere realizzate
cessità d'intervento affinché l'indiscutibile beneficio
nell'ambito di una cooperazione tra partner. In tal
delle attività sportive possa essere ulteriormente in-
modo si sfruttano al meglio le sinergie e si trae il
crementato. A fronte dei numerosi sforzi profusi per
massimo vantaggio da tutti i mezzi disponibili.
la promozione dello sport (e data anche la crescita
demografica), è facile prevedere che in futuro gli infortuni sportivi aumenteranno ulteriormente.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
59
3.2
Metodo
Nella prima sequenza della ricerca dell'incidentalità vengono attentamente analizzati il mondo
Il modello aziendale dell'upi, e dunque la descrizione
sportivo e gli incidenti che si verificano (Figura 1).
esemplare della procedura, viene illustrato nel ciclo
L'obiettivo è quello di illustrare il fabbisogno di pre-
della prevenzione infortuni (Figura 1).
videnza, il quale risulta dagli infortuni frequenti
(infortuni che si verificano frequentemente e/o
La procedura sistematica per una profilassi efficace
infortuni gravi, in particolare quelli con esito
degli incidenti descrive in modo dettagliato la situa-
mortale).
zione di partenza relativa alle problematiche
dell'incidentalità, avvalendosi di metodi lavorativi
Per comprendere meglio la sinistrosità, si studia
scientifici. La ricerca dell'incidentalità rappresenta
innanzitutto il comportamento sportivo della popo-
dunque la prima fase del ciclo della prevenzione e
lazione svizzera. Infatti, per il lavoro di prevenzione
deve essere in grado di rispondere a domande,
è fondamentale disporre di una buona conoscenza
quali:
del setting in cui si interviene. Inoltre, le indicazioni
«Cosa
succede?»,
«Come
e
perché
succede?» e «Com'è possibile prevenire?».
relative all'esposizione e all'entità degli incidenti
per ogni disciplina consentono di quantificare il
Il presente «dossier sicurezza sport» copre questa
rischio d'infortunio.
prima fase, che comprende l'analisi degli infortuni, dei rischi e degli interventi (Figura 2), da cui
Una volta posta la prima domanda «Cosa
è risultata una serie di raccomandazioni per la
succede?», nell'incidentalità è necessario appro-
prevenzione, ovvero consigli che si basano sulla
fondire le cause d'incidente, dunque «Come e
valutazione sistematica delle possibilità di preven-
perché succede?» (Figura 2). Si tratta della do-
zione in base a criteri di valutazione specifici.
manda sui fattori che in caso d'incidente influ-
Figura 1
Ciclo upi della prevenzione infortuni
iscono in maniera determinante sul rischio e quindi
sono causalmente collegati all'esito dell'evento che
provoca le lesioni. Per dedurre i principali fattori di
rischio è necessario stabilire sia l'importanza cauFigura 2
Ricerca incidentalità upi
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Analisi del rischio
Analisi
d'intervento
Incidentalità
(Incidenti)
Cause degli
incidenti
Possibilità di
prevenzione
Valutazione
Come prevenire?
Analisi degli
incidenti
- Frequenza
- Gravità
Rilevanza infortunio:
- Diffusione
- Pericolosità
Incidenti frequenti
Principali
fattori rischio
Input
60
Perché succede?
Output
Processo
Cosa succede?
- Efficacia
- Economicità
- Realizzabilità
Consigli per
la prevenzione
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sale di un fattore d'influenza con il rischio di
alla riduzione del rischio, in modo da ottenere una
lesioni, sia la sua diffusione. Solo così si può
serie di raccomandazioni per la prevenzione.
quantificare l'effettiva rilevanza nell'incidenPer possibilità di prevenzione s'intende l'insieme di
talità.
tutte le misure preventive fondamentalmente
La valutazione del rischio evidenzia i singoli fattori
possibili. All'interno dell'upi, l'elenco delle possi-
e ne determina la rilevanza d'incidente. Tuttavia,
bilità di prevenzione viene denominato «longlist».
sostanzialmente si parte da un collegamento
Le «possibilità» di regola presentano un grado di
multicausale di fattori di rischio (quindi da tutta
concretizzazione esiguo. Solo nella pianificazione
una serie di cause), che in una precisa costellazione
concettuale del contenuto e nell'attuazione di un
può aumentare o ridurre la probabilità che si veri-
intervento orientata alla prassi, in parte nell'ambito
fichi un incidente con conseguenti lesioni.
di uno scambio con potenziali partner di prevenzione, si definisce più chiaramente come configura-
A fronte di questa situazione di partenza, nella de-
re l'implementazione della misura in collaborazione
finizione dei potenziali fattori di rischio e della loro
con i partner. La determinazione del pacchetto di
importanza nell'incidentalità (quindi la rilevanza
misure deve sostanzialmente basarsi sull'analisi
d'incidente) si procede in maniera sequenziale.
della situazione, ma richiede spesso analisi appro-
Innanzitutto
fondite supplementari, che esulano dal presente
si
analizza
se
dalla
descrizione
dell'incidente è possibile o meno dedurre la rile-
dossier sicurezza.
vanza di un determinato fattore di rischio. In mancanza di questa informazione si riprendono i dati
Nella stima delle possibilità di prevenzione vengono
della letteratura specialistica. Nel caso in cui nem-
considerati i criteri di valutazione efficacia (effecti-
meno quest'ultima sia in grado di fornire un indizio
veness, ossia non l'efficacia in condizioni ideali, ma
per giungere a un dato quantitativo, la rilevanza
relativa a situazioni di vita normali), efficienza
dell'incidente viene valutata da un gruppo di
(economicità) e realizzabilità.
esperti, che varia in base al gruppo di discipline. In
ogni caso vengono coinvolti gli specialisti upi del
Per raggiungere gli obiettivi di prevenzione si
reparto Sport e del reparto Ricerca; per tutti gli
possono attuare diverse strategie, intese come
infortuni frequenti viene altresì richiesto il parere di
approcci e procedure ai fini della realizzazione degli
gruppi specialistici esterni. Dopodiché, nell'ambito
obiettivi. Nello specifico, si tratta ad esempio di
di un processo strutturato viene valutata la rile-
strategie educative (informare, sensibilizzare, for-
vanza dei fattori di rischio.
mare e perfezionare), strategie legislative (emanare leggi, stabilire normative, esercitare un con-
Dopo la discussione e la valutazione relativa alla
trollo), approcci tecnici (configurazione delle
rilevanza d'incidente dei fattori di rischio, nella fase
attrezzature e degli equipaggiamenti sportivi,
successiva della ricerca incidentalità si risponde alla
adattamento delle infrastrutture) o strategie eco-
domanda: «Com'è possibile prevenire?» (Figura
nomiche (creazione d'incentivi). Nella raccolta
2). Questa analisi d'intervento valuta le possi-
delle possibilità di prevenzione vengono considerati
bilità di prevenzione che offrono un contributo
tutti gli approcci strategici.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
61
A causa delle significative lacune di ricerca, le
tutti gli infortuni frequenti è fondamentale conti-
raccomandazioni di misure basate sull'evidenza
nuare a implementare gli attuali provvedimenti di
non sono sempre possibili; una possibilità di
prevenzione, la cui efficacia è stata comprovata.
prevenzione può essere fortemente raccomandata
nonostante la mancanza di una solida evidenza
Le raccomandazioni relative alle attività di ricerca e
scientifica sull'efficacia di questo tipo d'intervento,
cooperazione non vengono dedotte dall'analisi
ad es. in assenza di alternative e se una com-
d'intervento, ma si basano su considerazioni fonda-
missione di esperti giudica che l'intervento sia
mentalmente strategiche ai fini di un lavoro di
efficace ai fini della prevenzione infortuni.
prevenzione efficace. Infatti, la ricerca dell'incidentalità e la gestione delle conoscenze costituiscono
I capitoli da VII a XI includono l'analisi della sicu-
la base per ottenere misure di prevenzione mirate,
rezza dei gruppi di discipline, che nel capitolo VI
efficaci, efficienti e realizzabili. Inoltre, per tutti gli
sono considerati soggetti a infortuni frequenti.
infortuni frequenti viene coordinato il lavoro di
L'analisi dettagliata della sinistrosità relativa a
prevenzione tra i principali stakeholder, in modo da
queste discipline illustra gli infortuni frequenti
attuare interventi comuni nell'ambito di programmi
specifici. Poiché i cinque sottocapitoli sono stati
principali e/o gruppi di lavoro permanenti per la
elaborati in periodi diversi, gli anni d'infortunio
prevenzione infortuni. Laddove necessario, gli
osservati nell'incidentalità risultano in parte diffe-
sforzi verranno ulteriormente consolidati. Le attività
renti. Spesso la sinistrosità viene indicata in fasi
di promozione della cooperazione e lo scambio
quinquennali. Pertanto, considerando le cifre più
internazionale rappresentano altri elementi signifi-
recenti, si può affermare che i risultati non avreb-
cativi di un lavoro di prevenzione sistematico.
bero subìto variazioni significative.
3.3
Sport della popolazione svizzera
Partendo dall'analisi del rischio vengono dedotti i
principali fattori di rischio e successivamente elen-
Le più recenti rilevazioni dell'Ufficio federale dello
cate misure di prevenzione, che nell'ambito di un
sport consentono di tracciare un quadro rappre-
processo di valutazione sull'efficacia, l'efficienza e
sentativo della popolazione svizzera. Circa la metà
la realizzabilità sono state giudicate complessiva-
degli abitanti in Svizzera di età compresa tra i 15 e i
mente come «raccomandabili» o «molto racco-
74 anni pratica sport più volte a settimana o addi-
mandabili».
rittura quotidianamente, il 17% almeno una volta
a settimana; un ulteriore 6% soltanto sporadica-
Le raccomandazioni per la prevenzione vengono
mente. Più di un quarto della popolazione, invece,
attribuite per tutti i temi d'infortunio ai cinque
non pratica alcuna attività sportiva (27%).
settori principali di ricerca, formazione, consulenza,
comunicazione e cooperazione. A decidere quali
Il 16% dei bambini dedica almeno un'ora al giorno
tra queste misure raccomandate dal presente rap-
allo sport al di fuori delle lezioni di ginnastica e
porto in ultima analisi verranno messe in pratica
sport obbligatorie, mentre il 31% dei bambini svol-
nonché la relativa forma saranno le risorse e possi-
ge attività sportive per più di 3 ore a settimana.
bilità dei vari partner di prevenzione. Inoltre, per
Quasi la metà dei bambini è molto attiva sportiva-
62
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
mente e pratica lo sport più volte a settimana
anche al di fuori delle regolari lezioni di sport a
scuola, complessivamente tra le 3 e le 7 ore. Un
altro 39% è attivo fino a 3 ore settimanali, mentre
il 14% dei bambini non pratica sport al di fuori
delle lezioni scolastiche obbligatorie. Il 13% dei
bambini intervistati dichiara di non andare in bicicletta o nuotare nemmeno occasionalmente.
3.4
Incidentalità
I 300 000 infortunati nello sport sono ripartiti su
molteplici attività sportive (Tabella 1), tra cui alcune
spiccano per l'elevato numero di casi o la frequenza di incidenti mortali. In Svizzera quasi 180 persone all'anno muoiono in seguito a un infortunio
(Tabella 2). Quasi un terzo degli sportivi che perdono la vita in un incidente proviene dall'estero.
L'analisi della frequenza e della gravità di lesioni
nello sport dimostra che nel calcio, nello sport
sulla neve (sci, snowboard e slitta) nonché
nell'uso della bicicletta fuori strada si verifica il
maggior numero d'infortuni (Tabella 1), mentre
nello sport alpino (soprattutto trekking, arrampicata, escursionismo e freeriding) e negli sport
acquatici si registrano il maggior numero di
incidenti mortali. Negli incidenti per annegamento vanno considerate tutte le attività svolte in,
presso e sull'acqua, poiché solo una percentuale
esigua dei casi si verifica praticando uno sport
acquatico.
I gruppi di discipline di sport sulla neve, ciclismo
fuori strada, sport alpino, sport acquatici e
calcio rappresentano i punti focali nell'incidentalità
e costituiscono pertanto i principali ambiti di attività della prevenzione degli infortuni sportivi.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
63
Tabella 1
Infortunati secondo lo sport, 2000–2008
2000
Disciplina/ gruppo
di discipline
Calcio
50 650
42 760
Sci alpino (compreso
sciescursionismo)
25 950
Ciclismo, mtb (senza
ciclismo su strada)
Snowboard
24 500
Slittino
5 740
Balneazione, nuoto
9 100
Trekking
5 460
Pallavolo
8 560
12 210
In-line skating,
pattinaggio a rotelle
Attrezzistica
7 630
Podismo, jogging
5 110
5 350
Hockey su prato, su
rotelle e unihockey
Equitazione, ippica
6 260
Disco su ghiaccio
6 290
Basket
6 140
5 600
Pattinaggio,
pattinaggio artistico
4 950
Arti marziali
(compreso autodifesa)
Pallamano
5 720
3 850
Ginnastica, fitness,
aerobica
Atletica leggera
2 720
Tennis
4 010
2 530
Badminton (compreso
volano)
Uso di natanti
1 380
1 140
Giochi di lancio e di
mazza
Squash
1 820
Parapendio
600
Altri sport e giochi
24 970
Totale
281 000
Fonte: upi, estrapolazione
64
2005
2007
2008
50 480
43 660
56 700
40 180
Ø 2004–
2008
57 580 54 300
43 210 43 210
32 490
34 910
34 150
33 150
24 510
11 210
8 960
8 140
8 430
9 270
22 700
7 820
9 180
9 820
8 680
8 620
24 760
11 580
9 390
8 860
8 810
5 700
24 460
10 080
9 140
8 660
8 610
8 430
7 680
6 560
6 220
8 750
8 120
7 060
8 570
8 860
7 480
8 170
7 730
6 760
6 650
6 380
5 880
5 240
6 960
6 050
6 000
5 640
6 650
6 320
5 890
5 680
6 590
6 430
5 930
5 410
4 640
5 320
5 420
5 210
5 280
3 860
5 290
3 820
4 760
4 030
5 090
3 950
3 780
3 140
2 500
3 640
3 610
2 470
3 980
3 340
2 610
3 790
3 360
2 700
1 750
1 170
1 070
1 460
1 450
1 470
1 610
1 430
1 320
1 160
1 050
1 250
420
490
490
460
24 380 28 480 27 910 26 290
294 000 304 000 310 000 302 200
Tabella 2
Morti negli sport invernali secondo lo sport (infortunio
accaduto in Svizzera), Ø 2004–2008
Sport
Ø 2004–2008
Estero
Svizzera
Totale
Sport di montagna
Alpinismo
17
17
34
Arrampicata
2
4
6
Trekking
9
32
41
Altri sport di montagna
0
1
1
Totale sport di montagna
28
54
82
Sport invernali
Sci alpino
2
6
8
Scialpinismo
4
8
12
Sci fuoripista
5
4
9
Snowboard
0
1
1
Snowboard fuoripista
3
3
6
Racchette da neve
0
1
1
Altri sport invernali
0
1
1
Totale sport invernali
14
24
38
Sport acquatici
Balneazione/Nuoto
3
13
16
Uso di natanti
0
5
5
Subacquea
1
3
4
Totale sport acquatici
4
21
25
Sport aerei
Volo a vela
1
3
4
Parapendio
1
6
7
Base-Jumping
2
0
2
Altri sport aerei
0
1
1
Totale sport aerei
4
10
14
Altri sport
Trekking, passeggiare
1
7
8
Caccia
0
4
4
Equitazione, ippica
0
2
2
Corse con veicoli a motore
0
1
1
Altri sport
1
4
5
Totale altro
2
18
20
Totale
52
127
179
upi, statistica sui casi mortali nello sport
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.5
Sport sulla neve
inesperti, a causa della mancanza di esperienza. A
prescindere da questo dato, i bambini e gli adolescenti sono i più esposti ai rischi d'incidente. Sotto
3.5.1 Sci, snowboard
il profilo numerico, i giovani adulti costituiscono un
Circa 1,71 milioni di sciatori svizzeri e 0,35 milioni
gruppo chiave nell'incidentalità (Tabella 3). Gli
di snowboarder di età compresa fra i 10 e i 75 anni
snowboarder si feriscono maggiormente al polso e
si dedicano allo sport sulla neve nelle piste. A ciò si
alla mano nonché alla spalla e al braccio, mentre
aggiungono i bambini piccoli sotto i 10 anni e gli
circa un terzo di tutti gli sciatori infortunati riporta
anziani oltre i 75 anni, il cui numero non può
una lesione al ginocchio. Il rischio di ferirsi alla testa
essere precisato.
o al viso è più elevato nei bambini e negli adolescenti che negli adulti.
Infortuni frequenti
Principali fattori di rischio
Ogni anno, circa 70 000 persone residenti in Svizzera riportano ferite nelle piste di sport sulla neve
La maggiore rilevanza d'incidente è attribuita al
nazionali ed estere. Inoltre, pressoché 30 000 ospiti
comportamento individuale del singolo sportivo
stranieri subiscono lesioni sulle piste svizzere. A
sulla neve (Tabella 4). Anche se nelle collisioni la
perdere la vita nelle piste di sport sulla neve sviz-
valutazione soggettiva del pericolo risulta molto
zere sono in media 6 persone. I 25 incidenti mortali
elevata, in realtà, nel 90% degli incidenti è coin-
che si verificano nelle zone non controllate tra gli
volta esclusivamente la stessa persona ferita. Nei
escursionisti e i freerider saranno trattati nel capito-
fattori dovuti a un errore umano, invece, sono
lo dedicato allo sport alpino.
soprattutto l'insufficiente senso del pericolo e la
mancanza di capacità di autoregolazione (e dun-
Rispetto a esperti e sportivi più abili, le lesioni più
que anche l'eccessiva velocità) ad aumentare il
frequenti
rischio. Ma anche un'insufficiente preparazione
sono
decisamente
tra
principianti/
Tabella 3
Sci, snowboard: incidenti frequenti
Chi?
Cosa?
Principianti / Inesperti
Adolescenti e giovani adulti
Bambini
Ginocchia negli sciatori
Spalla / Cintura scapolare
Testa
Polso negli snowboarder
Come?
Situazione di discesa di routine
Caduta all'indietro con distorsione sciando
Caduta all'indietro con lo snowboard
Salto
Collisione
Tabella 4
Sci, snowboard: principali fattori di rischio per le ferite
Dovuti a un errore umano
Dovuti al contesto/equipaggiamento
Senso del pericolo insufficiente e mancanza di capacità di autoregolazione
Velocità eccessiva
Scarsa condizione fisica
Padronanza insufficiente della tecnica
Condizioni fisiologiche sfavorevoli (soprattutto sonnolenza, alcol)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Strutturazione delle piste, inclusi gli snowpark
Attacchi degli sci non regolati correttamente o inefficaci
Mancanza di parapolso o inefficace
Mancanza d'equipaggiamento di protezione (soprattutto casco,
occhiali/lenti da vista)
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
65
della resistenza fisica a lungo termine e cattive
nell'ambito dell'equipaggiamento di protezione e
condizioni fisiologiche acute (soprattutto eccessiva
degli attrezzi sportivi.
stanchezza e alcol) sono altamente rilevanti per
Consulenza: lo spazio delle piste deve presentare
l'incidentalità.
una struttura semplice, dove gli errori non abbiano
Le carenze nella sicurezza, preparazione, demarca-
conseguenze gravi. Per mezzo di misure di costru-
zione e gestione delle piste e degli snowpark pos-
zione e di una segnaletica adeguata è possibile ri-
sono incrementare il rischio d'infortunio e le conse-
durre al minimo le differenze di velocità tra i vari
guenze delle cadute. Nello sport sulla neve è preve-
utenti di pista, ottimizzare la visibilità, consentire
dibile che si verifichino delle cadute. Un equipaggia-
percorsi di pista semplici, chiari e di facile utilizzo,
mento di protezione inadeguato o addirittura in-
diminuire i punti di conflitto nonché offrire una
esistente (per gli snowboarder soprattutto casco e
protezione fisica.
parapolsi), attacchi regolati in modo sbagliato o inComunicazione: gli sportivi della neve devono
efficaci aumentano il rischio d'incidente.
essere sensibilizzati e motivati a migliorare il controllo dei rischi, praticare prima della stagione in-
Raccomandazioni per la prevenzione
vernale un allenamento di resistenza e coordinaDal processo di valutazione risultano le seguenti
mento, inserire sufficienti pause per riposare,
raccomandazioni per la prevenzione degli infortuni,
portare il casco per sport sulla neve e i parapolsi
suddivise in base agli ambiti principali (Tabella 5).
nonché ottimizzare l'equipaggiamento (ad es. re-
Formazione: i corsi di sport sulla neve nelle scuole
golando correttamente gli attacchi da sci, portando
o presso le associazioni devono trattare in parti-
lenti di vista adeguati).
colare argomenti come il senso del pericolo e la
capacità di autoregolazione, la velocità, il comportamento negli snowpark, un riposo sufficiente,
la condizione fisica e l'importanza dell'equipaggiamento di protezione individuale. Gli specialisti nel
commercio di articoli sportivi dovrebbero seguire
corsi di perfezionamento sugli ultimi sviluppi
Tabella 5
Sci, snowboard: consigli per la prevenzione
Ricerca
Ricerca dell'incidentalità
Gestione della conoscenza
Statistica del trasporto
degli infortuni
Rilevamento del
comportamento
cautelativo
Studio sui parapolsi
Studio sugli attacchi da sci
e le scarpe
66
Formazione
Modulo «Senso del
pericolo/Capacità di
autoregolazione»
Modulo
«Equipaggiamento di
protezione/attrezzo
sportivo»
Consulenza
Comunicazione
Cooperazione
Territorio di sci sicuro
Strutturazione delle piste,
inclusi gli snowpark
Sicurezza dei prodotti
Controllo del
rischio/Regole
comportamentali
Forma fisica e condizioni
fisiologiche
Padronanza della tecnica
Padronanza della tecnica
Portare l'equipaggiamento
di protezione
Equipaggiamento ottimale
Occhiali/Lenti da vista
Programma principale
sport sulla neve
Commissione svizzera per
la prevenzione degli
infortuni sulle piste per
sport sulla neve SKUS
Scambio internazionale
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.5.2 Slitta/Slittino
Principali fattori di rischio
La slitta è un'attività del tempo libero molto amata
Una delle frequenti cause d'incidente è la man-
in Svizzera. Gran parte dei bambini slitta almeno
canza di senso del pericolo. Tanti non sanno qual è
sporadicamente, spesso insieme ai genitori o ad
il comportamento corretto in slitta oppure non
altri accompagnatori. Negli ultimi anni, la slitta è
dispongono delle conoscenze tecniche per guidare
diventata popolare anche tra gli adulti, soprattutto
e frenare. Perdono spesso il controllo del mezzo,
su piste gestite a livello commerciale.
provocando incidenti con lesioni (Tabella 7).
Incidenti frequenti
I punti nevralgici sulle piste per slitte sono a rischio
d'incidente. Gli attrezzi inadeguati e un equi-
Ogni anno, circa 10 000 persone tra la popolazione
paggiamento insufficiente aumentano notevol-
svizzera subisce un incidente sulla slitta, di cui circa
mente il pericolo di cadute e collisioni. Poiché
il 60% sono bambini e adolescenti fino ai 16 anni.
spesso non vengono indossati i caschi per sport
Anche le donne si feriscono frequentemente slit-
sulla neve, non è possibile ridurre le conseguenze
tando, spesso in modo grave (Tabella 6). Una gran-
delle cadute o collisioni. Un eccessivo consumo di
de parte degli infortuni sono collisioni con oggetti
alcol e di altre sostanze che alterano la coscienza
in movimento (ad es. altre slitte, veicoli a motore) o
compromette la capacità di reazione e la perce-
statici (ad es. alberi, pali, muri). Tante lesioni ven-
zione del rischio.
gono inoltre riportate cadendo dalle slitte. Gli incidenti mortali più frequenti si verificano in seguito
Raccomandazioni per la prevenzione
a collisioni, spesso con un veicolo a motore.
Per ridurre il rischio d'infortunio sulla slitta si possono
adottare i seguenti provvedimenti di prevenzione,
suddivisi per ambiti principali (Tabella 8).
Tabella 6
Slitta/Slittino: incidenti frequenti
Chi?
Bambini e adolescenti (< 16 anni)
Donne
Cosa?
Come?
Commozione cerebrale
Stiramenti, distorsioni e rotture degli arti inferiori
Contusioni al tronco
Collisioni con un oggetto
Collisioni con un veicolo
Cadute
Tabella 7
Slitta/Slittino: principali fattori di rischio per le ferite
Dovuti a un errore umano
Dovuti al contesto/equipaggiamento
Senso del pericolo insufficiente e mancanza di capacità di
autoregolazione
Scarse conoscenze
Padronanza insufficiente della tecnica
Scarsa sorveglianza dei bambini
Mancanza di sicurezza sulle piste e nei parchi per slitta: punti nevralgici/gestione della
velocità
Equipaggiamento insufficiente e attrezzo inadeguato
Mancanza di casco
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
67
Formazione: ai bambini e agli adulti che praticano
del casco nonché su un consumo misurato di alcol
la slitta va insegnato in appositi corsi il comporta-
e un comportamento sicuro sulle piste.
mento sicuro da adottare, le conoscenze e l'utilizzo
del materiale corretto, così come la tecnica per
guidare la slitta. Come parte integrante, i corsi devono altresì trasmettere la consapevolezza del
rischio rappresentato dalla slitta e insegnare strategie per migliorare la capacità di autoregolazione.
Consulenza: la costruzione, manutenzione e
gestione di piste e parchi per slitte adeguati in termini di segnaletica, preparazione e sicurezza devono avvenire secondo disposizioni di sicurezza
fondamentali e unitarie. Anche le discese per slitte
utilizzate spesso, prive di segnaletica e non preparate all'interno di comuni vanno sottoposte a
un'ottimizzazione della sicurezza. Per ottenere un
ulteriore guadagno sotto il profilo della sicurezza
occorre inoltre definire e introdurre regole comportamentali unitarie per chi va in slitta. È necessario
garantire, per mezzo di appositi provvedimenti legali, che sul mercato svizzero continui ad arrivare
esclusivamente materiale conforme alle disposizioni
di sicurezza.
Comunicazione: occorre promuovere l'informazione sulla sensibilizzazione dei genitori per una
migliore custodia dei bambini e di tutte le persone
che slittano sull'utilizzo del materiale adeguato e
Tabella 8
Slitta/Slittino: consigli per la prevenzione
Ricerca
Ricerca dell'incidentalità
Gestione della conoscenza
Statistica del trasporto
degli infortuni
Rilevamento del
comportamento
cautelativo
68
Formazione
Modulo «Senso del
pericolo/Capacità di
autoregolazione»
Modulo
«Equipaggiamento di
protezione/attrezzo
sportivo»
Consulenza
Strutturazione delle piste e
dei parchi per slitta
Sicurezza dei prodotti
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Comunicazione
Cooperazione
Sorveglianza dei bambini
fino a 8 anni
Regole comportamentali
Consumo di alcolici
Equipaggiamento
funzionale e attrezzo per
slittare adeguato
Programma principale
sport sulla neve
Commissione svizzera per
la prevenzione degli
infortuni sulle piste per
sport sulla neve SKUS
Scambio internazionale
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.6
Bicicletta fuori strada
(Tabella 9). Gli infortuni nella circolazione stradale
non sono oggetto della presente analisi della
Vengono delucidati due setting: da un lato i
sicurezza. I bambini riportano frequentemente
mountain biker, prevalentemente adulti, che uti-
lesioni alla testa, gli uomini alla cintura scapolare/al
lizzano sentieri escursionistici, percorsi e impianti
braccio e le donne alle ginocchia. La quota di
per bike nonché sentieri privi di tracciato. Dall'altro,
lesioni al polso/alla mano/alle dita è elevata in tutti i
i bambini che imparano ad andare in bicicletta o
ciclisti. La maggior parte degli incidenti si verifica
giocano nei pressi della casa, su piazzali e vie
sui singletrail; in generale si riscontra un rischio
lontane dallo spazio stradale. Il 6% della popo-
d'infortunio decisamente maggiore sulle discese. La
lazione di età compresa fra i 15 e 74 anni dichiara
sinistrosità dei bambini piccoli che apprendono ad
la mountain bike tra le attività sportive praticate. Il
andare in bicicletta nei pressi della casa o addi-
58% dei bambini e adolescenti afferma di utilizzare
rittura nell'appartamento non è sufficientemente
regolarmente la bicicletta o la mountain bike. Non
documentata per la Svizzera.
vi sono indicazioni sull'uso di questi mezzi fuori
dalle strade regolari. Si parte invece dal presup-
Principali fattori di rischio
posto che quasi tutti i bambini piccoli imparino ad
Spesso gli infortuni riportati in bicicletta/bike sono
andare in bicicletta lontano dalle strade.
la conseguenza di incidenti autoprovocati (cadute,
collisioni con oggetti). La mancanza di concen-
Infortuni frequenti
trazione nella guida su sentieri non tracciati e vie
L'entità complessiva degli incidenti in bicicletta/bike
non pavimentate costituisce un importante fattore
fuori strada ammonta a circa 9000 feriti all'anno,
di rischio (Tabella 10). Inoltre, gli sportivi sono poco
di cui soprattutto uomini appartenenti alla fascia
coscienti della loro guida pericolosa e delle con-
d'età dei 26–45 anni. I bambini (< 17 anni) costi-
seguenze di un incidente. Un comportamento poco
tuiscono un terzo delle persone infortunate
sicuro può essere determinato da altri fattori intra-
Tabella 9
Bicicletta fuori strada: incidenti frequenti
Chi?
Uomini (26–45 anni)
Bambini piccoli
Cosa?
Testa, cranio, cervello
Cintura scapolare/Braccio (uomini)
Polso/Mano/Dita
Ginocchia (donne)
Come?
Gite su singletrail
Discesa
Bambini piccoli: apprendimento della bicicletta
Tabella 10
Bicicletta fuori strada: principali fattori di rischio per le ferite
Dovuti a un errore umano
Disattenzione/Distrazione
Senso del pericolo insufficiente e mancanza di capacità di
autoregolazione
Condizioni fisiologiche sfavorevoli
Preparazione insufficiente all'escursione
Scarse competenze tecniche di guida
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Dovuti al contesto/equipaggiamento
Strutturazione dei percorsi e impianti MTB
Mancanza di equipaggiamento di protezione (soprattutto casco)
Bicicletta inadeguata o tecnica carente
Dinamica di gruppo sfavorevole
Bambini piccoli: sorveglianza insufficiente
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
69
personali, come la capacità di autoregolazione. Se
raccomandabile seguire un corso di formazione che
ad esempio si viene accompagnati da amici, pos-
trasmette le conoscenze di una guida sicura, il
sono subentrare processi legati alla dinamica di
senso del pericolo e la capacità di autoregolazione,
gruppo, che inducono più facilmente a comporta-
così come la tecnica per guidare e frenare nonché
menti rischiosi. Percorrendo sentieri non tracciati,
la pianificazione delle escursioni (Tabella 11).
inoltre, la padronanza carente della tecnica, la
pianificazione insufficiente dell'escursione e (nelle
Consulenza: occorre promuovere e unificare le de-
escursioni lunghe o durante un allenamento in-
marcazioni, la segnaletica, l'informazione e l'indica-
tenso) il sovraffaticamento generale e il calo delle
zione del grado di difficoltà dei percorsi e impianti
prestazioni fisiologiche si ripercuotono negativa-
di mountain bike.
mente. Ai biker manca spesso la possibilità di
pianificare un'escursione adatta alle proprie ca-
Comunicazione: per quanto riguarda l'impegno a
pacità, in quanto molte volte i percorsi esistenti
livello di comunicazione, vanno tematizzati argo-
non dispongono di un'adeguata segnaletica e de-
menti come la concentrazione, il senso del pericolo
marcazione dei pericoli, che induce spesso gli
e la capacità di autoregolazione, lo stato fisiolo-
sportivi a mettersi inutilmente a rischio. Se a ciò si
gico, l'equipaggiamento di protezione, le cono-
aggiunge anche la mancanza di un equipaggia-
scenze e la pianificazione delle escursioni, nonché
mento di protezione adatto, le cadute o collisioni
l'acquisto e la manutenzione delle bike. Ai genitori
portano più facilmente a una lesione. L'assenza di
e agli accompagnatori occorre trasmettere l'in-
una
degli
segnamento corretto ai bambini ad andare in
accompagnatori aumenta fortemente il rischio
bicicletta, l'equipaggiamento adeguato e l'impor-
d'incidente nei bambini piccoli che apprendono ad
tanza della sorveglianza ai fini della sicurezza del
andare in bicicletta o sono ancora poco esperti.
bambino.
sorveglianza
adeguata
da
parte
Raccomandazioni per la prevenzione
Formazione: per principianti, persone provenienti
da un'altra disciplina sportiva o biker inesperti è
Tabella 11
Bicicletta fuori strada: consigli per la prevenzione
Ricerca
Ricerca
dell'incidentalità
Gestione della
conoscenza
70
Formazione
Modulo «Senso del
pericolo/Capacità di
autoregolazione»
Gestione delle
escursioni
Consulenza
Comunicazione
Cooperazione
Sicurezza dei prodotti:
- biciclette per bambini
- equipaggiamento di protezione
Arredo percorsi MTB, trail,
impianti
Fattori:
- concentrazione
- capacità di
autoregolazione
- stato fisiologico
Portare l'equipaggiamento di
protezione
Conoscenze nella
pianificazione dell'escursione
Scelta del veicolo adeguato e
manutenzione
Insegnamento della tecnica
adatta ai bambini
Programma principale
bicicletta/mountain bike
Gruppo specialistico per la
sicurezza in mountain bike
«FsMTB»
Scambio internazionale
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.7
Sport di montagna
pista. 45 di essi sono ospiti provenienti dall'estero.
Si tratta soprattutto di uomini che per fare sport in
Nei Paesi alpini, l'escursionismo è tra le discipline
montagna si organizzano autonomamente, e poi
sportive più popolari. In Svizzera le attività come
perdono la vita in un incidente. Ovviamente, le due
«passeggiate, walking e trekking» sono al secondo
dinamiche d'incidente più tipiche (in estate la
posto degli sport più praticati. A causa dei fre-
caduta dall'alto durante il trekking o l'arrampicata,
quenti infortuni gravi e mortali, il trekking è tra i gli
in inverno le valanghe) sono le principali cause di
sport più pericolosi. Negli sport alpini rientrano le
morte (Tabella 12).
attività di sport alpini estivi come il trekking,
l'alpinismo, l'arrampicata incl. vie ferrate nonché,
Principali fattori di rischio
in inverno, lo sciescursionismo e lo snowboardescursionismo, il pattinaggio su ghiaccio, il free-
I fattori di rischio più significativi nello sport alpino
riding fuori dalle piste per sport sulla neve,
variano in base al tipo di attività sportiva. Questo
l'arrampicata su ghiaccio, il canyoning e l'arram-
rende più difficoltoso valutare in generale la rile-
picata nelle grotte.
vanza d'incidente per tutti gli sport alpini. La causa
della maggior parte degli infortuni nello sport
In considerazione dei dati rilevati, l'analisi della
alpino va attribuita alla mancanza di competenza
sicurezza si concentra sugli incidenti mortali. Da un
del rischio, che da un lato consiste nella capacità di
lato sono i numerosi incidenti mortali che fanno
riconoscere
degli sport alpini uno dei temi cruciali della
percettiva) e di valutarli correttamente (compe-
prevenzione, dall'altro, la prevenzione di infortuni
tenza di valutazione). Dall'altro, nella capacità di
con esito letale aiuta potenzialmente a prevenire
prendere decisioni orientate alla sicurezza (compe-
anche gli infortuni con feriti gravi.
tenza decisionale) e di metterle in pratica agendo
i
potenziali
pericoli
(competenza
in modo mirato (competenza d'intervento (Tabella
13). I fattori di rischio estrinseci come i pericoli
Infortuni frequenti
della natura o l'infrastruttura, nello sport alpino
Tra gli abitanti in Svizzera, sono circa 11 000 gli
sportivi che praticando uno sport alpino in estate o
Tabella 13
Sport alpino: principali fattori di rischio per incidenti mortali
in inverno riportano lesioni talmente gravi, da
doversi sottoporre a un trattamento medico.
Nell'arco di un periodo di cinque anni, in Svizzera
nello sport alpino perdono la vita all'incirca 120
Dovuti a un errore umano
Scarsa capacità percettiva
Pianificazione insufficiente
Facoltà di valutazione insufficiente
Scarsa competenza decisionale
Tecnica di sicurezza/delle corde insufficiente
persone, tra cui 32 in uno sport sulla neve fuori
Tabella 12
Sport alpino: incidenti frequenti
Chi?
Uomini (> 20 anni)
Alpinisti organizzati autonomamente
Ospiti stranieri
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Come?
Cadute (dall'alto)
Valanghe
Cosa?
Trekking
Arrampicata
Sciescursionismo
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
71
sono d'importanza secondaria, a patto che lo
tivato a pianificare l'escursione in maniera accurata
sportivo sia in grado di valutarli correttamente.
e consapevole; se possibile, riducendo la propria
propensione al rischio e inserendo un margine di
sicurezza. Questo vale soprattutto per gli sportivi
Raccomandazioni per la prevenzione
della neve nelle zone non controllate.
Gli interventi, la cui attuazione viene raccomandata
in base all'analisi della sicurezza, possono essere
Cooperazione: i messaggi sulla prevenzione de-
elencati in base agli ambiti tematici (Tabella 14):
vono poter raggiungere anche i turisti stranieri,
idealmente quando si trovano ancora nel loro
Formazione: lo sport alpino, e in particolare i corsi
paese, nell'ambito di uno scambio internazionale
di formazione sulle valanghe, devono puntare al
tra le organizzazioni specialistiche.
miglioramento della competenza decisionale e
d'intervento. Inoltre, in tutti i corsi di formazione si
potrebbe introdurre il partnercheck, ovvero una
«seconda opinione», come elemento didattico.
Consulenza: occorre offrire più mezzi ausiliari
semplici per l'autovalutazione. Gli ausili per la
pianificazione, come le liste di controllo, possono
essere applicati anche individualmente. L'utilizzo di
uno spazio protetto (ad es. per gli sportivi della
neve) può rivelarsi utile per fare esperienza.
Comunicazione: a livello informativo va (ulteriormente) promossa la consapevolezza del pericolo, sensibilizzando e informando gli sportivi
alpini, ad es. anche attraverso la comunicazione
delle analisi degli infortuni e delle relative raccomandazioni per un comportamento orientato alla
sicurezza. Chi pratica sport alpini deve essere moTabella 14
Sport alpino: consigli per la prevenzione
Ricerca
Formazione
Consulenza
Ricerca dell'incidentalità
Gestione della conoscenza
Studio (mancati) infortuni
Competenza decisionale e
d'intervento, soprattutto
nei corsi sulle valanghe
Partnercheck
Autovalutazione
Spazio protetto sport sulla
neve
Strumenti ausiliari per la
pianificazione, liste di
controllo
72
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Comunicazione
Senso del pericolo
Pianificazione delle
escursioni
Propensione al rischio
Cooperazione
Programma principale
sport alpino
Gruppo specialistico sulla
sicurezza nello sport
alpino
Team principale di
formazione sulla
prevenzione valanghe
Scambio internazionale
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.8
Sport acquatici (annegamento)
di protezione dei bambini, gli incidenti nell'infanzia
rivestono un'importanza significativa. In rapporto
Le attività sportive o di qualsiasi altro genere in,
alla popolazione complessiva, da un lato i casi più
presso e sull'acqua rientrano tra quelle più pra-
frequenti di annegamento si verificano negli uomi-
ticate nel tempo libero dalla popolazione svizzera.
ni di età compresa tra i 15 e i 24 anni, dall'altro
Ma stare in acqua comporta anche il rischio di
negli uomini anziani (> 65 anni) (Tabella 15). Le
ferirsi o addirittura di annegare. La presente analisi
persone annegano più spesso nei bacini d'acqua
della sicurezza è incentrata sui casi di annega-
aperti, ma anche nelle piscine pubbliche.
mento con esito mortale e tralascia le migliaia di
persone ferite leggermente o in maniera media-
Principali fattori di rischio
mente grave. Vi sono inclusi gli annegamenti che si
verificano nei bambini facendo sport o giocando,
Alcuni fattori di rischio non possono essere influ-
nell'ambito di incidenti stradali, praticando un
enzati in maniera determinante (ad es. il sesso
hobby o durante un'attività lavorativa.
maschile, i giovani), ma sono rilevanti ai fini della
selezione del gruppo target e della formulazione di
un'adeguata strategia preventiva. Nella Tabella 16
Infortuni frequenti
è riportata la panoramica dei principali fattori di
Mediamente, in Svizzera annegano ogni anno 43
rischio, da cui emerge l'importanza predominante
persone, tra cui 7 residenti all'estero. La maggior
del comportamento individuale delle persone nello
parte dei casi si verifica praticando uno sport nel
svolgimento delle attività in acqua (ad es. nuotare
tempo libero (balneazione/nuoto, barca, immer-
o fare immersioni da soli o con una scarsa condi-
sioni), ma tante persone in Svizzera annegano
zione fisica) e sull'acqua (consumo di alcolici in
anche durante le lezioni di sport, nello sport
barca).
militare, nelle attività domestiche e in altre attività
del tempo libero nonché come conseguenza di
Ma vi sono anche fattori infrastrutturali (sicurezza
incidenti stradali. A causa della particolare esigenza
carente della piscina) o relativi all'equipaggiamento
Tabella 15
Sport acquatici (annegamento): incidenti frequenti
Chi?
Bambini (0–9 anni)
Uomini (≥ 16 anni)
Anziani
Dove?
Bacini d'acqua aperti
Corsi d'acqua
Piscine pubbliche
Cosa?
Nuotare/Immergersi nei bacini d'acqua aperti
Barca
Immersioni
Tabella 16
Sport acquatici (annegamento): principali fattori di rischio
Dovuti a un errore umano
Senso del pericolo insufficiente e mancanza di capacità di
autoregolazione
Consumo di alcol
Nuoto o immersioni da soli
Stato fisiologico o condizioni di salute insufficienti
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Dovuti al contesto/equipaggiamento
Sorveglianza bambini mancante/carente
Mancanza di giubbotto di salvataggio
Mancanza di competenze di salvataggio
Correnti forti
Mancanza di sicurezza della piscina
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
73
(mancanza di un giubbotto di salvataggio) che
La carta dei pericoli dei corpi d'acqua inter-
possono
rischio.
attiva e costantemente aggiornata per gli sporti-
Inoltre, la disattenzione nella sorveglianza di
vi dell'acqua andrebbe integrata con messaggi sulla
bambini vicini all'acqua costituisce l'unico fattore di
prevenzione (soprattutto sull'equipaggiamento di
rischio in quasi tutti i casi di annegamento di
protezione).
influenzare
notevolmente
il
bambini.
Comunicazione: sensibilizzare genitori, accompagnatori e bagnini sul fatto che la sorveglianza
Raccomandazioni per la prevenzione
continua dei bambini è un imperativo per la preLe principali raccomandazioni, suddivise per ambiti
venzione dei casi di annegamento. Gli sportivi
tematici, sono le seguenti (Tabella 17):
dell'acqua vanno resi ancora più consapevoli
dell'importanza di entrare in acqua in buone condi-
Formazione: offrire un supporto ai cantoni (ad es.
zioni fisiche e sul fatto che un comportamento
con mezzi ausiliari didattici), per l'introduzione nelle
sbagliato può avere delle conseguenze mortali. Un
scuole di standard unitari di sicurezza negli sport
atteggiamento orientato alla sicurezza, riassunto
acquatici e per la formazione e il perfezionamento
efficacemente nelle regole per il bagnante, per i
adeguati del personale d'insegnamento. Tutti i
fiumi, per l'apnea e per il ghiaccio, andrebbe
bambini devono imparare a nuotare, ponendo
comunicato in modo più mirato. Va sottolineato
l'accento sul senso del pericolo/sulla capacità di
l'appello di rinunciare all'alcol, così come al nuoto e
autoregolazione e sull'autosalvataggio. La forma-
alle immersioni individuali nonché di indossare il
zione e il perfezionamento di personale addetto al
giubbotto di salvataggio.
salvataggio continua a costituire un elemento importante della prevenzione secondaria.
3.9
Calcio
Consulenza: gli sforzi tesi a migliorare la sicurezza
Il calcio è una delle attività sportive più amate in
edile delle piscine pubbliche e private, nonché delle
Svizzera. Lo pratica, almeno sporadicamente, il
acque minori vanno portati avanti, così come le
7,5% delle persone tra i 15 e i 74 anni e il 54,8%
attività relative alla sicurezza dei prodotti (ad es. aiuti
dei bambini tra i 10 e i 14 anni. La fascia d'età più
al galleggiamento, giubbotti di salvataggio) e lo
rappresentata sono gli uomini di età compresa tra i
sviluppo di un aiuto automatico al galleggiamento.
15 e i 29 anni.
Tabella 17
Sport acquatici (annegamento): consigli per la prevenzione
Ricerca
Ricerca dell'incidentalità
upi/SSS
Gestione della conoscenza
74
Formazione
Modulo «Senso del
pericolo/Capacità di
autoregolazione»
Competenza di
autosalvataggio e di
salvataggio di terzi
Consulenza
Comunicazione
Piscine: strutturazione e
gestione
Sicurezza dei prodotti
Rilevamento subacqueo
Aiuto automatico al
galleggiamento
Carta dei pericoli dei corpi
d'acqua
Sorveglianza dei bambini
Nuoto da soli
Immersioni da soli
In forma per l'H2O
Alcol
Giubbotto di salvataggio
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
Cooperazione
Programma sull'acqua
Scambio internazionale
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Se nel calcio praticato dai bambini non viene
Infortuni frequenti
considerato l'aspetto di maturità biologica o si
Ogni anno, circa 54 000 sportivi devono sottoporsi a
aumenta troppo rapidamente il carico durante
trattamenti medici in seguito a lesioni riportate nel
l'allenamento, il rischio d'infortunio sale. I deficit
calcio. Tra questi, il 94% sono uomini. L'analisi della
legati all'organizzazione dell'allenamento sono tra
frequenza di lesioni in base alle fasce d'età evidenzia
l'altro riconducibili a un complessivo sviluppo
un incremento costante fino al segmento d'età tra i
carente di tutti i fattori condizionali e coordinativi
26 e i 45 anni. Oltre ai bambini e agli adolescenti,
nonché al carico eccessivo. Anche un equipaggia-
sono dunque gli uomini fino alla mezza età a costi-
mento inadeguato, o addirittura mancante, può
tuire un importante gruppo a rischio (Tabella 18).
ripercuotersi negativamente sul rischio d'infortunio.
Nelle situazioni di competizione si nota un signi-
I calciatori si feriscono soprattutto negli arti inferiori
ficativo aumento delle lesioni tra gli sportivi rispetto
(quasi il 70% dei casi). Si tratta in particolare di slo-
a quelle riportate durante l'allenamento. In tal
gature o stiramenti, ma anche le contusioni al pie-
senso sono fondamentali sia l'osservanza delle
de e alle dita del piede sono frequenti.
regole del fair play, sia l'imposizione coerente di
queste regole da parte della direzione del gioco. Se
il calcio viene praticato durante l'allenamento, a
Principali fattori di rischio
scuola e in occasione di tornei amatoriali di calcio
II principali fattori di rischio di lesione durante il
oppure nell'ambito del tempo libero nelle più sva-
gioco del calcio (Tabella 19) sono riconducibili ai
riate condizioni metereologiche, il rischio d'infor-
precedenti di infortunio. Il rischio di ferimento è
tunio può essere determinato anche dal campo di
altresì fortemente determinato da una scarsa con-
gioco e dal contesto circostante. La scelta dell'equi-
dizione fisica e da deficit di coordinazione.
paggiamento adeguato, in particolar modo delle
scarpe e dei parastinchi, può ridurre il rischio
Tabella 18
Calcio: incidenti frequenti
Chi?
Uomini (26–45 anni)
Bambini e adolescenti
Cosa?
Come?
Parti soggette a ferimento: polpaccio, piede,
articolazione tibiotarsica, articolazione del ginocchio
Tipo di ferimento: stiramento dei legamenti, strappo
(legamenti/tendini/menischi), strappo muscolare,
contusione
In seguito a contatto con l'avversario
Senza contatto con l'avversario: caduta dopo
un salto o cambio di direzione brusco
Tabella 19
Calcio: principali fattori di rischio per le ferite
Dovuti a un errore umano
Precedenti d'infortunio (ripetuti infortuni)
Deficit di condizione e coordinazione
Modo di giocare aggressivo
Processo di maturità
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Dovuti al contesto/equipaggiamento
Durante la competizione/partit
Normativa/Insufficiente imposizione del fair play
Deficit nella strutturazione dell'allenamento
Cattive condizioni del campo da gioco
Equipaggiamento da gioco mancante o carente
Mancata stabilizzazione dell'articolazione tibiotarsica dopo l'infortunio
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
75
d'infortunio dei giocatori. I calciatori che dopo aver
palloni). L'attività di consulenza a favore di
contratto una lesione alla caviglia non portano una
«impianti sportivi sicuri» deve essere portata
cavigliera di protezione malleolare hanno un rischio
avanti.
notevolmente più elevato di ferirsi nuovamente alla
Comunicazione: i calciatori vanno sensibilizzati
caviglia.
maggiormente sul rischio rappresentato da un
precedente
Raccomandazioni per la prevenzione
d'infortunio.
Idealmente,
la
Suva
dovrebbe proseguire la sua campagna di preDall'analisi
d'intervento
risultano
le
seguenti
venzione insieme all'Associazione svizzera di Football. Ma anche ai calciatori non appartenenti ad
raccomandazioni (Tabella 20):
alcuna organizzazione dovrebbero essere trasmessi
Formazione: nella formazione degli allenatori
programmi di prevenzione con un approccio multi-
occorre una maggiore sensibilizzazione sul fatto
fattoriale. L'importanza del fair play ai fini di un
che le regole nel calcio per bambini e adolescenti
gioco sicuro (non solo riferito alle lesioni di altri
devono essere adeguate all'età e allo stadio di
giocatori, ma anche alle lesioni personali) va altresì
maturità e conformi alle capacità e al livello di
tematizzata più frequentemente. Inoltre, è neces-
prestazioni, in modo da ridimensionare le situazioni
sario rendere più consapevoli allenatori e insegnan-
pericolose (ad es. forte dislivello di forza, altezza o
ti sull'importanza di un'adeguata preparazione e
prestazioni in uno scontro tra due giocatori). Il
conduzione del gioco, in modo da ridurre il rischio
significato fondamentale dell'imposizione o attua-
nelle competizioni e partite con carattere compe-
zione categorica della normativa ai fini della
titivo.
prevenzione d'infortuni deve essere trasmessa
nell'ambito della formazione dei moltiplicatori
(gestione
nell'ambito
delle
diverse
serie
e
dell'allenamento, sport scolastico).
Consulenza: nel settore della vendita è necessario
fornire agli sportivi, ma anche agli allenatori,
educatori e genitori un'informazione adeguata
sull'equipaggiamento individuale ottimale (scarpe,
parastinchi, cavigliere di protezione malleolare,
Tabella 20
Calcio: consigli per la prevenzione
Ricerca
Formazione
Consulenza
Comunicazione
Cooperazione
Ricerca dell'incidentalità
Gestione della conoscenza
Studio «Prevenzione nei
bambini»
Analisi dei temi
d'approfondimento
Regole e accordi adeguati
alle regole
Imposizione e attuazione
rigorosa della normativa
Processo di maturità
infantile
Strutturazione
dell'allenamento
Equipaggiamento da
gioco:
- scarpe
- parastinchi
Cavigliera di protezione
malleolare
Campo da gioco
Precedente d'infortunio
Deficit di condizione e di
coordinazione
Fair play
Competizione/Partita
Programma di calcio per
bambini e adolescenti
Scambio internazionale
76
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.10 Conclusioni
dimenti di prevenzione attuali, la cui efficacia è
stata comprovata.
La Svizzera dispone dunque di un'ampia analisi
della sicurezza nello sport e i decisori di una
base affidabile per la pianificazione della prevenzione degli infortuni sportivi.
L'entità degli incidenti è ben documentata e gli
infortuni frequenti nello sport sulla neve, nella bicicletta fuori strada, nello sport alpino, negli sport
acquatici e nel calcio sono stati rilevati con chiarezza. Purtroppo non sussistono praticamente informazioni sulle dinamiche dell'infortunio, ossia sui
fattori di rischio relativi agli infortuni sportivi.
Alcuni studi svizzeri possono essere integrati nella
valutazione del rischio. Tuttavia, per la determinazione dei fattori di rischio e della loro rilevanza
d'infortunio occorre basarsi prevalentemente sulla
letteratura scientifica e sulle valutazioni degli
esperti.
A causa delle significative lacune di ricerca, le
raccomandazioni di misure basate sull'evidenza
non sono sempre possibili. Spesso, per sostenere le
valutazioni è stato necessario rivolgersi a una
commissione di esperti esterna o interna dell'upi.
Da questa analisi della sicurezza emerge chiaramente la necessità di attuare una ricerca dell'incidentalità sugli infortuni più frequenti. Le raccomandazioni per la prevenzione specifiche per le
singole discipline sportive di regola presentano un
grado di concretizzazione esiguo. Solo nella pianificazione concettuale del contenuto e nell'attuazione di un intervento orientata alla prassi, in parte
nell'ambito di uno scambio con potenziali partner
di prevenzione, si definisce più chiaramente come
può e deve essere configurata l'implementazione
della misura in collaborazione con i partner. È fondamentale continuare a implementare i provve-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
77
4.
Accident Research – Sport
In accordance with the bfu’s remit, this report will
not cover fatalities caused by cardiovascular
4.1
Introduction
incidents, overuse or the long-term consequences
of injuries.
Sports and other activities such as taking regular
walks or cycling contribute towards promoting
The bfu has set itself the goal of even greater
health. A large proportion of the Swiss population
commitment to safety in sports. The focus is on
goes in for sport, with some people pursuing it on
accidents resulting in severe injuries and fatalities.
an almost daily basis while others only do it
sporadically. However, intense physical activity
Successful prevention is based on a knowledge of
always involves a certain potential for injury. The
the accident, on the drafting and implementing of
risk can be at either a very low or very high level
evidence-based measures to avoid these accidents
depending on the type of sport chosen and how it
and – equally important – on evaluating these
is pursued.
measures.
The bfu – Swiss Council for Accident Prevention’s
This safety dossier on «Accident Research – Sport»
legal remit, to prevent accidents in the road
will
traffic sector as well as home and leisure time
Switzerland, discuss risk factors and weight their
accidents also applies to sports accidents and to
relevance for Swiss conditions as well as present
coordinating activities of a similar nature.
measures
Accident prevention is a permanent duty not only
recommendations will be oriented towards the
for the bfu but also, explicitly or implicitly, for all
outline conditions prevalent in Switzerland. For the
the institutions and people involved in sports.
first time, Switzerland will have a comprehensive
describe
to
the
accident
increase
situation
safety.
in
Specific
safety analysis in sport. The purpose of this
Every year, around 300 000 Swiss residents are
scientific approach is to provide decision-makers
injured so severely in sports accidents inside and
with the basis for accident prevention planning in
outside Switzerland that they need medical
the sports sector in the shape of this safety dossier.
treatment.
About
140
people
are
killed,
approximately 10 of them abroad. An average of
The measures proposed in this report have also
approximately 50 other victims from abroad who
been formulated with regard to the activities of
suffer fatal sports accidents in Switzerland must
various stakeholders. Existing, valuable prevention
also be added to the fatalities in Switzerland. There
efforts can be boosted and coordinated to an even
is therefore a considerable need for action so that
better degree, while new measures can be
the undisputed social benefits of sports activities
implemented in conjunction with partners. In this
can be increased even further. This must also be
way, synergies can be exploited and the maximum
seen against a background of countless efforts to
benefit can be gained from the means available
promote
using a joint, scientifically-based strategy.
sports.
More
sports
accidents
can
therefore be anticipated in future – and not simply
due to the increase in population.
78
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.2
Method
In the first sequence in accident research, sports
and the accidents that happen are analysed in
The bfu’s business model, in other words a
detail (Figure 1). The aim is to list the prevention
description of how the bfu addresses its remit, is
requirements. This is obtained from the accident
shown in the prevention cycle for accident
focal points (accidents that occur frequently
prevention (Figure 1).
and/or are severe, particularly fatal ones).
In the systematic approach to effective injury
Initially, a closer look will be taken at the Swiss
prevention, the initial situation in the accident
population’s sports behaviour in order to better
problem areas is described in detail with scientific
understand the accidents. It is important in
working
thus
prevention work to have a good insight into the
represents the first stage in the prevention cycle.
specific setting in which the interventions are to be
The aim is to answer the questions: «What
made. The risk of accident can also be quantified
happens?», «How and why does it happen?»
from data on the exposure to and extent of
and «How can it be prevented?».
accidents by type of sport.
This «Safety Dossier Sport» covers this initial stage.
Following on from the first question in accident
It comprises the analysis of accidents, risks and
research of «What happens?», the accident
interventions (Figure 2). The result of this analysis
causes must be investigated, in other words
is a list of prevention recommendations, i.e.
«How and why does it happen?» (Figure 2).
suggestions based on a systematic evaluation of
This is the question about the factors that
prevention
substantially influence the accident risk, i.e. are
methods.
Accident
possibilities
research
derived
evaluation criteria.
Figure 1
bfu prevention cycle for accident prevention
from
specific
causally linked with the outcome of the injurycausing event. To establish the main risk factors,
the strength of a factor’s influence on the risk of
injury must be determined, as must its extent in
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
What happens?
Why does it happen?
How can it be prevented?
Accident analysis
Risk analysis
Intervention
analysis
Accident situation
Accident causes
Assessment
(injury causing events)
- Frequency
- Severity
Accident relevance
- Extent
- Riskiness
Output
Input
Process
Figure 2
bfu Accident Research
Accident
focal points
Main risk factors
Prevention
possibilities
- Effectiveness
- Efficiency
- Feasibility
Prevention
recommendations
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
79
order to be able to quantify its actual significance
order to finally arrive at a list of prevention
in accidents.
recommendations.
In the risk analysis, although individual factors are
Prevention possibilities are understood to represent
singled out and their relevance for accidents is
the sum total of prevention measures that are
determined, it is basically assumed that there is a
basically possible. At bfu, this listing of prevention
multi-causal interconnection of risk factors – in
possibilities is termed the «long list». Generally
other words a bundling of causes, which in a
speaking, these «possibilities» are not very specific.
specific constellation can increase or reduce the
It is only at the stages of content and concept
likelihood of an accident that results in injury.
planning and the practice-oriented implementation
of an intervention, to some extent in an exchange
In view of this initial situation, the approach to
with potential prevention partners, that more
determining
their
specific detail is given as to how the implement-
significance in accidents – i.e. their relevance for
tation of the measure is to be and can be arranged
accidents – will be sequential. The investigation will
with partners. Fundamentally, determining the
first look into whether the accident description
package of measures must be based on the situ-
allows any deductions to be made as to whether a
ation analysis. However, additional, in-depth analy-
selected risk factor plays a role or not. If this
ses are usually needed that are not the subject of
information is unobtainable, details from scientific
the safety dossier.
potential
risk
factors
and
literature will be used. If the specialist literature
also fails to shed any light for a quantitative
In the evaluation of the prevention possibilities, the
statement, the accident significance will be
assessment criteria of effectiveness (i.e. not only
assessed by a group of experts. This group will be
effective under ideal but under normal living
put together differently according to the type of
conditions), efficiency (cost effectiveness) and
sport. bfu specialists from the sports advisory
feasibility (the degree to which they can be
department and research department will always
implemented to meet Swiss conditions) will be
be included; external groups of specialists will also
taken into account.
be consulted on all accident focal points. A
structured process will be used to assess the
Various strategies can be deployed to achieve the
importance of the risk factors.
prevention goals. «Strategies» mean approaches
and procedures that serve to reach the goal. In a
Following on from the discussion and assessment
broader sense, this includes e.g. educational
of the relevance of risk factors for accidents, the
strategies (informing, making aware, training and
next sequence in accident research will tackle the
further training), legislative strategies (enacting
question of: «How can it be prevented?»
laws,
(Figure 2).
technical
In
this
intervention
analysis,
establishing
regulations,
approaches
monitoring),
(designing
sports
prevention possibilities that are intended to
equipment, adapting infrastructures) or economic
contribute towards risk reduction are evaluated in
strategies (creating incentives). All these strategic
80
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
approaches will be taken into consideration when
and the possibilities of the various prevention
compiling prevention possibilities.
partners. In addition, it is vital to continue the
prevention
measures
already
currently
being
Evidence-based recommendations for measures are
implemented for all the accident focal points that
not always possible in view of the major gaps in
have proved effective.
research. A prevention possibility can also be highly
recommended even though there is no solid,
The recommendations for research and coopera-
scientific evidence for the effectiveness of this
tion activities are not derived from the intervention
intervention, e.g. if there is no alternative and a
analysis but are based on fundamental strategic
panel of experts consider the intervention to be an
considerations
effective contribution towards accident prevention.
Accident research and knowledge management
for
effective
prevention
work.
form the basis for targeted, effective, efficient and
Sections VII to XI contain the safety analysis of the
feasible prevention measures. In addition and for
types of sports (groups) that were shown to be
all accident focal points, prevention work will also
accident focal points in section VI. The detailed
be coordinated and joint interventions implement-
analysis of the accident situation in these types of
ted among the most important stakeholders. These
sport will highlight the focal points specific to the
will also be focal point programmes and/or in
type of sport. Since the five sub-sections were
permanent working groups on accident pre-
drafted over a period of time, the years for
vention. Where necessary, these efforts are to be
accidents considered will vary to some extent. The
boosted even more. Both cooperation efforts and
accident situation is usually given in five-year
an international exchange are also important
sections. It can thus be assumed that the
elements of systematic prevention work.
statements
made
would
not
have
changed
significantly when taking the latest figures into
4.3
Sport among the Swiss population
consideration.
Recent surveys conducted by the Swiss Federal
The main risk factors will be derived from the
Office of Sport provide a representative view of the
accident analysis. A list of prevention measures will
Swiss residential population. Around half of the
then be drawn up that were awarded an overall
Swiss residential population aged between 15 and
assessment
«highly
74 go in for sport several times a week or even
recommended» in terms of their effectiveness,
daily and 17% at least once a week. A further 6%
efficiency and feasibility in an evaluation process.
only do sports occasionally. In contrast, more than
of
«recommended»
or
one fourth of the population pursues no sporting
For all accident topics, the prevention recommend-
activities (27%).
dations are sub-divided into the five main areas of
research, training, advice, communication and
16% of children do at least one hour of sport a
cooperation. Which of the measures recommended
day in addition to compulsory gymnastics and
in this report will finally be implemented in practice
sports lessons at school. Another 31% of children
will depend on the resources available in future
go in for sporting activities for more than 3 hours a
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
81
week. Almost half of the children are very active in
sports and do a total of 3 to 7 hours of sport
several times a week in addition to sports lessons
at school. A further 39% are active in sports up to
3 hours a week. In contrast, 14% of children do
not do any sports outside compulsory sports
lessons at school. 13% of the children interviewed
stated that they never cycle or swim, not even
occasionally.
4.4
Accidents
The 300 000 people who suffered sports injuries
are distributed over a wide variety of sports
activities (Table 1) whereby some types of sport
stand out due to the many cases or relatively high
number of fatal accidents. Almost 180 people
suffer fatal accidents in Switzerland (Table 1) every
year. Almost one third of these sports fatalities are
foreigners.
The analysis of the frequency and severity of
injuries in sports shows the focal points for
accidents in football, winter sports (skiing,
snowboarding and tobogganing) as well as in offroad biking (Table 1) while there are frequently
fatal accidents in mountain sports (particularly
hiking, mountaineering, ski-touring and off-piste
skiing) and in watersports (drowning). In the
case of drowning accidents, all activities in, on
and around water have to be taken into
consideration since only two out of three cases
occur during water sports.
These types of sport (groups) form the main areas
of activity in sports accident prevention.
82
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Table 1
People injured, by type of sport, 2000–2008
Sports group/
2000
2005
2007
2008 Ø 2004
type of sport
–2008
Football
50 650 50 480 56 700 57 580 54 300
Skiing
42 760 43 660 40 180 43 210 43 210
(incl. touring)
Cycling, biking
25 950 32 490 34 910 34 150 33 150
(not in traffic)
Snowboarding
24 500 24 510 22 700 24 760 24 460
Tobogganing
5 740 11 210
7 820 11 580 10 080
Bathing, swimming
9 100
8 960
9 180
9 390 9 140
Hiking
5 460
8 140
9 820
8 860 8 660
Volleyball
8 560
8 430
8 680
8 810 8 610
Inline skating, roller 12 210
9 270
8 620
5 700 8 430
skating
Gymnastics
7 630
7 680
8 750
8 570 8 170
Running, jogging
5 110
6 560
8 120
8 860 7 730
Land, roller/
5 350
6 220
7 060
7 480 6 760
unihockey
Equestrian sports
6 260
6 650
6 960
6 650 6 590
Ice-hockey
6 290
6 380
6 050
6 320 6 430
Basketball
6 140
5 880
6 000
5 890 5 930
Ice-skating, figure5 600
5 240
5 640
5 680 5 410
skating
Martial arts (incl.
4 950
4 640
5 320
5 420 5 210
self-defence)
Handball
5 720
5 280
5 290
4 760 5 090
Gym/fitness,
3 850
3 860
3 820
4 030 3 950
aerobics
Athletics
2 720
3 780
3 640
3 980 3 790
Tennis
4 010
3 140
3 610
3 340 3 360
Badminton (incl.
2 530
2 500
2 470
2 610 2 700
shuttlecock)
Boating
1 380
1 750
1 070
1 450 1 610
Bowling, throwing
1 140
1 170
1 460
1 470 1 430
and hitting games
Squash
1 820
1 320
1 160
1 050 1 250
Paragliding
600
420
490
490
460
Other sports
24 970 24 380 28 480 27 910 26 290
and games
Total
281000 294 000 304 000 310000 302 200
Source: bfu, extrapolation
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Table 2
Fatalities, by type of sport and residential location (location of
accident: Switzerland), Ø 2004–2008
Type of sport
Ø 2004–2008
Abroad Switzerland
Mountain sports
Mountaineering
17
17
Climbing
2
4
Hiking
9
32
Other mountain sports
0
1
Total for mountain sports
28
54
Winter sports
Downhill skiing
2
6
Ski touring
4
8
Off-piste skiing
5
4
Snowboarding
0
1
Off-piste snowboarding
3
3
Snowshoeing
0
1
Other winter sports
0
1
Total for winter sports
14
24
Water sports
Bathing/swimming
3
13
Boating
0
5
Diving
1
3
Total for water sports
4
21
Flying sports
Gliding
1
3
Paragliding
1
6
Base-jumping
2
0
Other flying sports
0
1
Total for flying sports
4
10
Other types of sport
Rambling, walking
1
7
Hunting
0
4
Equestrian sports
0
2
Motor vehicle racing
0
1
Remaining types of sport
1
4
2
18
Total for other types of
sport
Total
52
127
Total
34
6
41
1
82
8
12
9
1
6
1
1
38
16
5
4
25
4
7
2
1
14
8
4
2
1
5
20
179
Source: bfu, Statistics on fatal sports accidents
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
83
4.5
Snowsports
injury. In terms of numbers, young adults also form
a focal point for accidents (Table 3). Snowboarders
suffer wrist and hand injuries most often as well as
4.5.1 Skiing and snowboarding
injuries to the shoulder and upper arm while
Approx. 1.71 million Swiss skiers and 0.35 million
around one third of all skiers injured suffer a knee
snowboarders aged between 10 and 75 enjoy
injury. The risk of a head or facial injury is greater
winter sports on the pistes. Added to these are
among children and young people than among
children under the age of 10 and senior citizens
adults.
over 75 whose number cannot be specified.
Main risk factors
Accident focal points
Every snowsport fan’s personal behaviour is of the
Around 70 000 Swiss residents are injured every
utmost relevance for accidents (Table 4). Although
year on snowsport pistes in Switzerland and
the subjective assessment of collision danger is very
abroad. In addition, around 30 000 foreign visitors
high, in actual fact only the injured persons
suffer injuries on Swiss pistes. On average, there
themselves are involved in 90% of accidents.
are 6 fatal accidents on Swiss snowsport runs. The
Among the people-related factors, it is mainly the
25 fatal accidents suffered by touring and off-piste
lack of risk awareness and lack of self-regulation –
skiers on unmarked runs is dealt with in the
added to excessive speed – that increase risk.
mountain sports section.
However, a lack of long-term fitness preparation as
well as unfavourable, acute physical condition
Due to their lack of skill, beginners/ inexperienced
(over-tiredness and alcohol in particular) are also
skiers are injured significantly more often than
highly relevant for accidents.
advanced or expert skiers. Irrespective of this,
children and young people have the highest risk of
Table 3
Skiing and snowboarding: accident focal points
Who?
Beginners/inexperienced skiers
Teenagers and young adults
Children
What?
Knee among skiers
Shoulder/shoulder girdle
Head
Wrist among snowboarders
How?
Routine skiing situation
Twisting fall backwards when skiing
Falling over backwards when snowboarding
Jump
Collision
Table 4
Skiing and snowboarding: main risk factors for injuries
People-related
Insufficient awareness of danger and lack of self-regulation
Excessive speed
Lack of physical fitness
Inadequate skill
Unfavourable physiological condition (over-tiredness, alcohol, in
particular)
Situation/equipment-related
Piste area design incl. snowparks
Ski binding set wrongly or ineffectively
Wrist protectors not worn or ineffective
Protective equipment not worn (helmet in particular, snowsports
goggles/standard spectacles)
1
84
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Deficiencies in the securing, preparing, marking
any points of conflict and by offering physical
and operating of pistes and snowparks can
protection.
increase the risk of accidents or the consequences
of falls. Falls are inevitable in winter sports. A lack
Communication: Winter sports enthusiasts should
of or inadequate protective equipment (particularly
be particularly made aware of and motivated
a helmet and wrist protectors for snowboarders)
towards improved risk awareness, pre-seasonal
and incorrectly adjusted or ineffective release
strength and coordination training, sufficient rest
bindings increase the risk of injury.
breaks, wearing snowsport helmets and wrist
protectors,
optimising
their
equipment
(for
example, correctly adjusted ski bindings, wearing
Prevention recommendations
the necessary eyewear).
The following recommendations for accident prevention will result from the evaluation process,
arranged according to the main areas (Table 5):
Training: In particular, the topics of danger
awareness and self-regulation, speed, behaviour in
snowparks, sufficient rest, physical fitness and
wearing personal protective equipment should be
addressed in winter sports training, in schools or in
clubs. Trained staff in sporting goods stores should
receive instruction on the latest findings in the field
of protective gear and sports equipment.
Advice: Ski slope areas should be designed to be
self-explanatory and forgiving. Speed differences
between piste users can be minimised by structural
measures and signage as well as by optimising the
range of vision, by providing simple, comprehendsible and user-friendly piste layouts, by reducing
Table 5
Skiing and snowboarding: Prevention recommendations
Research
Accident research
Knowledge management
Statistics on the
transportation of people
injured
Survey on protection
behaviour
Study on wrist protection
Study on ski-binding-bootcomplex
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Training
Module «Awareness of
danger/self-regulatory
behavior»
Module «Protective
equipment/sports
equipment»
Advice
Safe skiing area
Skiing area design incl.
snowparks
Product safety
Communication
Checking the risk/ rules of
behaviour
Physical fitness and
physiological state
Skill
Wearing protective
equipment
Optimum equipment
Glasses/eyewear
Cooperation
Priority programme in
snowsports
Swiss Commission for the
Prevention of Accidents on
Snowsport Runs SKUS
International exchange
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
85
4.5.2 Tobogganing
Main risk factors
Tobogganing is a popular pastime in Switzerland.
A lack of awareness of danger is frequently
The majority of children go tobogganing at least
mentioned as a cause of an accident. Many people
occasionally and are also often accompanied by
do not know how to behave safely when
parents or other carers. Tobogganing is becoming
tobogganing. Tobogganers often lose control of
increasingly popular among adults in recent years,
their toboggans due to inadequate steering and
particularly on commercially-operated runs.
braking knowhow, which leads to accidents and
injuries (Table 7).
Accident focal points
Danger spots on tobogganing runs result in
Around 10 000 people in the Swiss residential
accidents.
population are injured while tobogganing every
inadequate equipment also increase the risk of a
year. About 60% of these are children and young
fall or collision substantially. Many tobogganers fail
people under the age of 16. However, women also
to wear a snowsport helmet, meaning that the
suffer
when
consequences of falls or collisions cannot be
tobogganing and their injuries are quite often
reduced. Excessive alcohol consumption and other
severe (Table 6). A large proportion of the
substances that affect awareness have a negative
accidents are collisions with moving objects (e.g.
effect on reaction speed and alter people’s
other tobogganers, vehicles) or with immovable
perception of risks.
accidents
fairly
frequently
Unsuitable
toboggans
as
well
as
objects (e.g. trees, posts, walls). Many injuries are
also caused when falling off a toboggan. Most of
the fatal accidents are due to collisions, frequently
with a vehicle.
Table 6
Tobogganing: Accident focal points
Who?
What?
Children and young people (≤ 16 years)
Women
Concussion
Strains, sprains and fractures of the lower
extremities
Bruising of the trunk
How?
Collisions with objects
Collisions with vehicles
Falls
Table 7
Tobogganing: Main risk factors for injuries
People-related
Lack of awareness of danger and inadequate self-regulatory skills
Lack of knowledge
Lack of skill
86
Situation/equipment-related
Children inadequately supervised
Inadequate safety on tobogganing runs and in toboggan parks:
management of danger spots/speed
Inadequate equipment and unsuitable toboggan
Not wearing a helmet
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
tobogganers to use the proper materials, to wear
Prevention recommendations
helmets, to restrict alcohol intake and to take care
The following prevention possibilities, grouped
on the slopes.
according to the main areas, could reduce the risk
of tobogganing injuries (Table 8).
Training: Training both for children and adult
tobogganers on safe behaviour, knowledge of the
correct materials to use and better tobogganing
skills. As an integral part of such courses,
tobogganers should always be made aware of the
risks and be taught strategies to improve selfregulation.
Advice:
The
construction,
maintenance
and
operation of marked, groomed and secured
tobogganing runs and toboggan parks should be
implemented according to fundamental, uniform
safety guidelines throughout Switzerland. Frequently used, unmarked and ungroomed tobogganing
runs in local communities should also benefit from
optimised safety. Uniform rules of conduct for
tobogganers
should
also
be
defined
and
introduced in order to achieve even greater gains
in safety. Legislative measures should continue to
ensure that only materials that meet the safety
regulations should reach the Swiss market.
Communication: Information efforts should be
undertaken to make parents aware of the need to
supervise their children better and to get all
Table 8
Tobogganing: Prevention recommendations
Research
Accident research
Knowledge management
Statistics on transportation
of people injured
Survey on protection
behaviour
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Training
Module «Awareness of
danger/self-regulatory
behaviour»
Module «Protective
equipment/sports
equipment»
Advice
Communication
Safety on toboggan runs
and in toboggan parks
Product safety
Supervision of children up
to the age of 8
Rules of behaviour
Alcohol consumption
Functional equipment and
suitable toboggan
Cooperation
Priority programme in
snowsports
Swiss Commission for the
Prevention of Accidents on
Snowsport Runs SKUS
International exchange
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
87
4.6
Off-road cycling
girdle/upper arm injuries and women mainly suffer
knee injuries. The share of wrist/hand/finger
Two settings will be highlighted: firstly, the mainly
injuries is high for all cyclists. The majority of cases
adult mountain bikers, who use hiking trails, bike
happen on singletrack, with a substantial increase
routes and facilities as well as off-road areas;
in the general risk of injury on descents. Accidents
secondly, the children who are also off-road while
among young children learning to ride a bike at
learning to ride or playing out on bikes around
home around the house or even in the flat are
their homes, in squares and on pathways. 6% of
hardly documented in Switzerland.
the population aged 15 to 74 state that mountain
biking is one of the sports they pursue. 58% of the
Main risk factors
children and young people state that they regularly
ride a bike or mountain bike, which reveals nothing
Injuries caused while cycling are usually the result
about off-road usage, however. In contrast, it can
of accidents caused by cyclists themselves (falls,
be assumed that almost all young children learn to
collisions with objects). A lack of concentration
ride a bicycle off-road.
during technically-challenging, off-road cycling and
on unmetalled tracks is an important risk factor
(Table 10). Cyclists are also too little aware of their
Accident focal points
risky cycling style and the consequences of injury.
The full extent of off-road cycling/biking accidents
With
amounts to approx. 9,000 people injured every
intrapersonal factors such as cyclists’ self-regulatory
year, with men in the 26- to 45-year-old age
ability are important. If cycling with friends, for
segment being in the majority. One third of those
example, group-dynamic processes can lead to
injured are children (< 17 years of age) (Table 9).
excessively risky behaviour. When cycling off-road,
Accidents in road traffic are not included in this
a lack of cycling skills, inadequate tour planning
safety analysis. Head injuries are the most common
and, on long tours or during intensive training,
among
general over-tiredness and drop in physical stamina
children
while
men
suffer
shoulder
unsafe
behaviour,
other
overriding,
Table 9
Off-road cycling: Accident focal points
Who?
What?
Men (aged 26–45)
Young children
How?
Head, skull, brain
Shoulder girdle/upper arm (men)
Wrist/hand/finger
Knee (women)
Tour on singletrack
Descent
Young children: learning to ride a bike
Table 10
Off-road cycling: Main risk factors for injuries
People-related
Inattention/being diverted
Insufficient awareness of danger and lack of self-regulatory ability
Unfavourable physiological state
Poor preparation for the tour
Faulty technical skills
88
Situation/equipment-related
Design of MTB routes/facilities
Lack of protective equipment (helmet in particular)
Unsuitable bike or technical defects
Unfavourable group dynamics
Young children: lack of supervision
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
can all have a negative effect. Cyclists are often
and supervising adults must be instructed in how
unable to plan a tour that suits their own abilities
children should best be taught to ride a bike, in
since the necessary signage and warning markings
what is the appropriate equipment and that
are often lacking on existing routes and cyclists
supervision is an important prerequisite for a child’s
unnecessarily get themselves into critical situations.
safety.
If the required protective equipment is also not
being worn, any falls or collisions will tend to result
in injuries. The risk of injury among young children
learning to ride a bike or with limited cycling skills
increases significantly if there is a lack of adult
supervision.
Prevention recommendations
Training: Beginners, switchers or those who lack
the skills required are recommended to attend a
training course teaching safe cycling, awareness of
the dangers and self-regulation, cycling/braking
technique as well as tour planning (Table 11).
Advice: Uniformity in the marking, signage,
information and level of difficulty for mountain
bike routes and facilities must be pursued even
more and attention paid to their implementation.
Communication: Communication efforts should
cover the topics of concentration, awareness of
danger and self-regulatory abilities, physiological
state, protective equipment, proficiency and tour
planning, buying and maintaining a bike. Parents
Table 11
Off-road cycling: Prevention recommendations
Research
Accident research
Knowledge management
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Training
Module «Awareness of
danger/self-regulatory
behaviour»
Tour management
Advice
Product safety:
- bikes suitable for
children
- protective
equipment
Design of MTB routes/
facilities (incl. signage,
markings)
Communication
Factors:
- Concentration
- Self-regulatory behaviour
- Physiological state
Wearing protective equipment
Tour planning proficiency
Suitable choice of bike and
maintenance
Child-friendly learning to ride
Cooperation
Priority programme in
cycling/biking
FsMTB (Safe mountain
biking specialist group)
International exchange
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
89
4.7
Mountain sports
mountain sports and suffer fatal injuries. It seems
self-evident that the typical two mountain accident
Hiking is one of the most popular types of sport in
scenarios – a fall from a height while hiking or
Alpine countries. In Switzerland, «hiking, walking,
mountaineering in summer, buried by an avalanche
mountain hiking» is in second place among the
while ski touring or skiing off-piste in winter – are
sporting activities pursued. Mountain sports are an
the predominant causes of death (Table 12).
accident focal point due to the relatively high
number of serious and fatal accidents. Mountain
Main risk factors
sports include the summer pursuits of mountain
hiking, mountaineering, climbing incl. via ferratas
The important risk factors in mountain sports differ
and, in winter, ski and snowboard touring,
according to the type of sport, which makes a
snowshoeing,
general
free-riding/off-piste
skiing,
ice-
estimate
of
accident
relevance
for
mountain sports as a whole difficult. The cause of
climbing, canyoning and caving.
most mountain sports accidents is the lack of risk
In the safety analysis, the focus is also on fatal
expertise. Risk expertise comprises, firstly, the
accidents given the data situation. Firstly, there is a
ability to recognise potential dangers (perception
relatively large number of fatal accidents, which
skills) and assess correctly (judgement). Secondly,
make the types of mountain sport a focal point in
the
prevention
fatal
(decision-making skills) and to also implement
accidents will potentially also prevent those
them by targeted actions (ability to act) (Table 13).
accidents that result in the most severe injuries.
Extrinsic risk factors such as natural dangers or
work.
Secondly,
preventing
ability
to
take
safety-oriented
decisions
infrastructure play a subordinate role in mountain
sports if they are correctly assessed by participants.
Accident focal points
Among the Swiss residential population, almost
11 000 mountain sports enthusiasts suffer such
severe accidents every year in winter or summer
Table 13
Mountain sports: Main risk factors for fatal accidents
that they require medical attention. In the five-year
average for Switzerland, approx. 120 people are
fatally injured in mountain sports accidents, 32 of
which are in off-piste snowsport accidents. Foreign
visitors account for 45 of the fatalities. It is men, in
People-related
Lack of perception skills
Lack of planning
Lack of judgement
Lack of decision-making skills
Lack of ability to act
Lack of securing/rope technique
particular, who go in for privately organised
Table 12
Mountain sports: accident focal points
Who?
Men (> 20 years old)
Privately organised mountain sports fans
Foreign visitors
90
What?
Fall
Avalanches
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
How?
Mountain hiking
Mountaineering
Snowsport tours
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
and to incorporate a safety reserve. This particularly
Prevention recommendations
applies to off-piste snowsports fans.
The interventions, which – based on the safety
analysis – are recommended for implementation,
Cooperation: Foreign tourists should also be
can be listed by topic area (Table 14):
targeted with prevention messages – preferably
before they leave home. This should be a goal in
Training: In mountain sports, particularly in
international exchanges with specialist organi-
avalanche training courses, emphasis should be
sations.
placed on improving decision-making skills and the
ability to take action. In addition, a partner check
or a «second opinion» could be introduced as an
element in all training courses.
Advice: More simple aids to self-assessment
should be made available. Planning aids such as
checklists can also be used individually. The use of
a test environment (e.g. for snowsports enthusiasts) should be propagated in order to gain
experience.
Communication: Awareness of dangers should be
created or improved by means of information
measures. Mountain sports enthusiasts should thus
be made aware and informed as much as possible,
e.g. by also communicating accident analyses and
recommendations on safety-oriented behaviour
derived from them. Mountain sports enthusiasts
should be motivated to not be too casual in their
tour-planning approach, but to plan carefully
instead. As far as possible, they should be
encouraged to reduce their willingness to take risks
Table 14
Mountain sports: Prevention recommendations
Research
Accident research
Knowledge management
Study accident near-misses
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Training
Advice
Communication
Cooperation
Decision-making skills and
ability to take action,
particularly in avalanche
courses
Partner check
Self-assessment
Test environment for
snowsports
Planning aids, checklists
Awareness of dangers
Tour planning
Willingness to take risks
Priority programme in
mountain sports
Specialist group on safety
in mountain sports
Core training team in
avalanche prevention
International exchange
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
91
4.8
Watersports (drowning)
are men in the age segment of 15 to 24, followed
by older men (> 65 years) (Table 15). Most people
Sports and other activities in, on and around water
drown in open water while some drown in public
are among the Swiss population’s most popular
pools.
leisure pastimes. However, being in water also
carries a risk of injury or even drowning. In the
Main risk factors
safety analysis, the focus will not be on the several
thousand people who suffer slight or moderately
Some risk factors (e.g. male gender, youth) cannot
severe injuries during water sports, but on fatal
be influenced to a truly substantial degree but are
drowning accidents. These will cover drowning
important when choosing a target group and
incidents in sports as well as children while playing,
formulating a suitable prevention strategy. Table
in road traffic accidents and while pursuing
16 gives an overview of the main risk factors. Prime
hobbies or working.
importance
behaviour
is
given
during
to
people’s
activities
in
individual
water
(e.g.
swimming/diving alone or when unfit), around
Accident focal points
water (e.g. lack of awareness of danger) and on
On average, 43 people drown in Switzerland every
the water (alcohol consumption when boating).
year, 7 of whom are from abroad. Most of the
incidents happen during leisure-time sporting
However, infrastructural (poor pool safety) or
activities (bathing/swimming, boating, diving) but
equipment-related (no life-jacket) factors can also
people also drown in Switzerland during sports
substantially influence the risk. In addition, the lack
lessons, in military sports, activities in the home
of continuous supervision of children around water
and
is the one, singular risk factor for almost all
other
leisure-time
consequence
accidents
of
are
traffic
particularly
pursuits
and
accidents.
as
a
Childhood
important
due
drowning accidents involving children.
to
children’s special need for protection. In relation to
the population as a whole, most drowning victims
Table 15
Watersports (drowning): accident focal points
Who?
Where?
Children (0 – 9 years)
Men (≥ 16 years)
Elderly people
Open, standing water
Flowing water
Public swimming pools
How?
Swimming/bathing in open water
Boating
Diving
Table 16
Watersports (drowning): Main risk factors
People-related
Insufficient awareness of danger and lack of self-regulation
Alcohol consumption
Swimming or diving alone
Unfavourable physiological state or state of health
92
Situation/equipment-related
Lack of/poor supervision of children
No life-jacket
Lack of rescue skills
Strong current
Lack of pool safety
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
that a wrong move in water can have fatal
Prevention recommendations
consequences. Safety-oriented behaviour that is
The following recommendations by topic area are
succinctly summarized in bathing, river, free-diving
of particular importance (Table 17):
and
ice
regulations,
must
be
increasingly
communicated in the right form for each target
Training: The cantons should be supported
group. What must be emphasized is the call to
(including teaching aids) in introducing uniform
avoid alcohol, to not swim or dive alone and to
safety standards for water sports in their schools
wear a life-jacket when boating.
and instructing the teachers accordingly. All
children should learn to swim, with the main focus
on an awareness of danger/self-regulation as well
as self-rescue. The training and further training of
lifeguards remain a further important element in
secondary prevention.
Advice: Efforts to improve structural safety in
public and private swimming pools as well as
ponds must be continued. Product safety activities
(including buoyancy aids and life-jackets) and the
development of an automatic buoyancy aid must
also
not
be
forgotten.
The
interactive,
continuously updated nautical chart for water
sports enthusiasts should also contain prevention
messages (particularly on protective equipment).
Communication: Information efforts should be
directed at making parents, carers and pool
supervisors aware of the core message that
seamless supervision of children is imperative if
drowning accidents are to be prevented. Water
sports enthusiasts should be made even more
aware that only fit people can go into water and
Table 17
Watersports (drowning): Prevention recommendations
Research
Training
Advice
Accident research bfu/
Swiss Lifesaving Society
SLRG-SSS
Knowledge management
Module «Awareness of
danger/self-regulatory
behaviour»
Self-rescue and third-party
rescue skills
Swimming pools: design
and operation
Product safety
Underwater detection
Automatic buoyancy aids
Nautical danger charts
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Communication
Supervision of children
Swimming alone
Diving alone
H2O fit
Alcohol
Life-jacket
Cooperation
Water programme
International exchange
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
93
4.9
Football
Main risk factors
Football is one of the most popular types of sport
The most important risk factors for a football injury
played in Switzerland. 7.5% of 15- to 74-year-olds
(Table 19) include a prior history of injury. A lack of
and 54.8% of 10- to 14-year-olds play football at
fitness or coordination deficits are strong predictors
least sporadically. Men aged 15 to 29 are the
for injuries.
largest group of players.
If a child’s biological maturity level is not taken into
account or the training level is increased too
Accident focal points
quickly, the risk of injury in children’s football is
Approximately 54 000 sportsmen and women
increased. Factors missing in the training structure
require medical treatment every year due to injuries
include a lack of holistic development in all the
incurred while playing football. 94% of these are
relevant fitness and coordination factors as well as
men. An analysis of injury frequency by age
excessive demands on fitness. A lack of equipment
category reveals a constant rise up to the 26- to 45-
or faulty equipment can also increase the risk of
year-old age segment. Men up to middle age
injury. Significantly more players are injured in
represent an important risk group alongside children
competitive situations than during training. Both
and young people (Table 18).
the observance of fair play rules and the consistent
enforcement of these rules by referees play a major
In particular, footballers suffer injuries to the lower
role. If football is played either in training sessions,
extremities (almost 70%). In particular, these
at school, in five-a-side tournaments or during
include sprains or strains as well as frequent bruises
leisure
on the feet and toes.
meteorological conditions, an increased risk of
time
and
under
a
wide
range
of
injury can also be assumed due to the playing
surface and the area around the pitch. Players can
reduce their risk of injury by choosing the proper
Table 18
Football: accident focal points
Who?
Men (26–45 years old)
Children and young people
What?
How?
Injury localisation: calf, foot, ankle joint, knee joint
Type of injury: pulled ligament, tear
(ligaments/tendons/meniscus), pulled muscle,
bruise
Contact with opponent
Without opponent: landing after a jump or
abrupt change of direction
Table 19
Football: Main risk factors for injuries
People-related
Prior history of injury (repeat injury)
Fitness and coordination deficits
Own aggressive style of play
Maturing process
94
Situation/equipment-related
In competitive situations/games
Rules/fair play inadequately enforced
Training structure deficits
Pitch in poor condition
Lack of or faulty playing kit
Lack of ankle stabilisation following injury
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
kit, particularly boots and shin guards. Footballers
continue its prevention campaign in conjunction
who fail to wear an ankle brace after an injury
with the Swiss Football Association.
have a clearly increased risk of a further ankle joint
Footballers who are not organised in a club should
injury.
also be informed about prevention programmes
using a multi-factor approach. The importance of
Prevention recommendations
fair play for safer games – not only in terms of
The following recommendations result from the
injuries to others but also to oneself – should also
intervention analysis (Table 20):
be given greater emphasis as a communication
topic. In addition, trainers and teachers must be
Training: The training given to trainers should
made aware of how the increase in risk in contests
incorporate the aspect that, in children’s and youth
and competitive matches can be countered by
football, rules adapted to age or level of maturity
means of the corresponding preparation and
and in line with skills or performance level, can
guidance.
contribute
towards
ameliorating
dangerous
situations (e.g. tackles involving major gaps in
strength,
size
or
performance).
The
prime
importance of strict enforcement or implementtation of the rules in injury prevention must be
taught in disseminator training (league level,
training, school sports).
Advice: Sports retail outlets should give players as
well as trainers, teachers and parents better
information about age-appropriate, individually
ideal equipment (boots, shin guards, ankle braces,
balls). Advisory activities for «safe sports facilities»
should be continued.
Communication: Footballers should be made
more strongly aware of the risk that comes with a
previous injury. It would be desirable for Suva to
Table 20
Football: Prevention recommendations
Research
Training
Advice
Communication
Accident research
Knowledge management
Study «Prevention in
children’s football»
Analysis of focus topics
Rules and agreements to
suit the situation
Strict enforcement or
implementation of the
regulations
Children maturing
Training structure
Players’ equipment:
- Boots
- Shin guards / Ankle braces
Football pitch
Previous injury
Fitness, coordination
deficits
Fair play
Contests/matches
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Cooperation
Football programme for
children and young people
International exchange
Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto / Condensed version
95
4.10 Conclusions
Switzerland now has a comprehensive safety
analysis for sport and thus a reliable basis for
decision-makers in their planning for sports
accident prevention.
The extent of accidents is well documented and
the accident focal points of snowsports, off-road
cycling, mountain sports, watersports (drowning)
and football have been clearly identified. In
contrast, there is hardly any detailed information
on how sports accidents happen or the risk
factors. Individual Swiss studies can help as an
element in risk analysis, but recourse to scientific
literature or to assessments by experts is largely
needed when listing the risk factors and their
relevance for accidents.
Evidence-based recommendations for measures are
not always possible given the major gaps in
research. Support was often needed from an
assessment by an internal bfu panel and an
external body. The need for accident research into
accident focal points became obvious in this safety
analysis. The prevention recommendations for
each type of sport are generally not very specific. In
future, just how a measure should and can be
implemented with partners will only be determined
in more detail in the planning of content and
concept and in the practice-oriented implementation of an intervention, partially in the form of an
exchange with potential prevention partners.
Previous prevention measures that have proved
effective must be retained.
96
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
III. Einleitung
1.
Sport hat hohen gesellschaftlichen
ten wie Schwimmen oder bei Walking. Dabei kann
Nutzen
sicherheitsabträgliches Verhalten dem Sportler gar
nicht bewusst sein.
Ein optimales Mass an körperlicher Aktivität ist eine
wichtige Voraussetzung für die Erhaltung der Gesundheit. Körperliche Aktivitäten umfassen eine
2.
Sportunfallprävention als Aufgabe
aller Beteiligten
unbegrenzte Fülle von möglichen Bewegungsformen – Sporttreiben stellt einen spezifischen
Die bfu hat den gesetzlichen Auftrag neben
Bereich daraus dar. Ein grosser Anteil der Schwei-
Unfallverhütung
zer Bevölkerung treibt Sport, einige beinahe täg-
sowie Haus und Freizeit auch Sportunfälle zu
lich, andere nur sporadisch. So vielfältig wie die
verhindern und gleich gelagerte Aktivitäten zu
Sportarten sind, die in der Schweiz ausgeübt wer-
koordinieren. Unfallverhütung ist nicht nur ein
den, so unterschiedlich können die Motive für die
Auftrag des Gesetzgebers, sondern auch eine ge-
sportlichen Aktivitäten sein. Menschen treiben
sellschaftliche Verpflichtung, damit Schmerzen und
Sport, weil sie etwas für ihre Gesundheit tun wol-
menschliches Leid, das von Unfällen ausgeht, ver-
len, sich gerne in der Natur bewegen, mit Kollegen
hindert oder gemildert werden können, aber auch
etwas unternehmen wollen, Spannung spüren
um die damit verknüpfte volkswirtschaftliche Belas-
wollen, sich auszudrücken wollen, um sich im
tung zu reduzieren.
im
Bereich
Strassenverkehr
Wettkampf zu messen oder auch als reiner Ausdruck der Lebensfreude. Mehrere nationale Institu-
Unfallverhütung ist eine Daueraufgabe, nicht nur
tionen wie beispielsweise das Bundesamt für Sport
der bfu, sondern explizit oder implizit aller im Sport
(BASPO) – insbesondere mit den Jugendförder-
engagierten Institutionen und Personen. Sportun-
ungsprogramm Jugend+Sport – , Swiss Olympic
fallverhütung ist so alt wie der Sport selbst; nie-
mit seinen über 80 nationalen Sportverbänden, die
mand will sich im Sport verletzen oder gar zu Tode
kantonalen Sportämter, die Schule und kommerzi-
kommen. Damit Sport als Selbstzweck Freude be-
elle Anbieter engagieren sich daher in Programmen
reitet und Sinn stiftet, muss mit dem Risiko, das
zur Sportförderung.
von einer Tätigkeit ausgeht, vernünftig umgegangen werden. Sport umfasst eine heterogene Viel-
Intensive körperliche Aktivität birgt aber immer ein
falt von Aktivitäten; der Charakter einer ausge-
gewisses Verletzungspotenzial. Dabei kann das
wählten Sportart ist kaum vergleichbar mit irgend-
Risiko, in Abhängigkeit der gewählten Sportart und
einer anderen. Entsprechend sind das Unfallrisiko
der Art und Weise wie sie ausgeübt wird, minim
und damit die adäquaten Präventionsmassnahmen
oder auch sehr hoch sein. So ist die Wahrschein-
unterschiedlich.
lichkeit sich im Wettkampf orientierten Ballsport zu
verletzen mehrfach höher als bei Ausdauersportar-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Einleitung
97
3.
Sicherheitsniveau im Sport
Strassen oder im Gelände sowie Inlineskating, dass
bei uns im Sport deutlich häufiger Schutzartikel
Im internationalen Vergleich hat der Sport in der
getragen werden als in den Nachbarländern. Dieses
Schweiz ein hohes Niveau. Dies insbesondere in
gute Schutzverhalten widerspiegelt auch das in
Bezug auf die politischen Strukturen, die Gesetze
Resultaten aus Bevölkerungsbefragungen doku-
und Reglemente, die eingesetzten Sportgeräte und
mentierte hohe Sicherheitsbedürfnis im Sport.
die Infrastruktur. Wie eingangs erwähnt, ist auch
Sportler wollen sich bei der Ausübung ihrer Frei-
der Anteil der Bevölkerung, der Sport treibt, relativ
zeittätigkeit nicht verletzen und sind auch bereit,
hoch. Schwierig ist es eine Aussage zum generellen
etwas dafür zu tun.
Sicherheitsniveau im Sport zu machen. Die Anzahl
der Sportunfälle gibt keine Auskunft zum eigen-
4.
Es gibt Handlungsbedarf
tlichen Risiko, das mit dem Sporttreiben einhergeht. Das Risiko hängt von der Art der Sportaus-
Präventionsarbeit kann das Unfallrisiko reduzieren,
übung ab und muss in Relation zur Expositionszeit
aber mit verhältnismässigem Aufwand und ohne
gesetzt werden und diese ist oft nicht bekannt.
völligen Sportverzicht kann eine Vielzahl der mehr-
Spezifisch für die Schweiz ist der grosse Anteil der
heitlich leichten Verletzungen nicht komplett ver-
Fläche, der von den Bergen eingenommen wird.
hindert werden. Das heutige Ausmass an Sportun-
Diese topografische Voraussetzung hat auch die
fällen ist bekannt. Jährlich verletzen sich rund
Sportszene der Schweiz geprägt. Wandern, Berg-
300 000 in der Schweiz wohnhafte Sportlerinnen
steigen, Klettern und Flugsport im Sommer sowie
und Sportler bei Unfällen im In- und Ausland so
Ski- und Snowboardfahren auf und neben Pisten
stark, dass sie ärztliche Behandlung in Anspruch
im Winter sind mit den Alpen verbunden, bergen
nehmen müssen, ca. 140 werden getötet, davon
aber Risiken, denen Flachland- oder Hallensportler
ca. 10 im Ausland. Zu den Todesfällen in der
nicht ausgesetzt sind. Darum ereignen sich in der
Schweiz müssen in Schnitt noch ca. 50 weitere
Schweiz in Relation zur Bevölkerung viele tödliche
Opfer aus dem Ausland gezählt werden, die in der
Unfälle als Folge von Abstürzen oder Lawinen-
Schweiz einen tödlichen Sportunfall erleiden. Es
niedergängen in fehlerintoleranten Sportaktivitäten
gibt also bedeutenden Handlungsbedarf, damit der
wie Klettern oder Tauchen.
unbestrittene gesellschaftliche Nutzen von sportlichen Aktivitäten noch erhöht werden kann. Dies ist
Auch wenn es in der Schweiz in Bezug zur Bevölke-
auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass es zahl-
rung zu vielen tödlichen Sportunfällen kommt, gibt
reiche Anstrengungen zur Sportförderung gibt, um
es einige Bereiche, wo das Sicherheitsniveau im
mehr Menschen zum Sport bringen und damit –
Schweizer Sport im Allgemeinen relativ hoch ist. So
und auch wegen der Zunahme der Bevölkerung –
zeigt der Vergleich, dass in der gewässer- und bä-
ist künftig mit mehr Sportunfällen zu rechnen.
derreichen Schweiz das Ertrinkungsrisiko so tief ist,
wie kaum in einem anderen Land auf der Welt.
Die bfu hat sich zum Ziel gesetzt, Anstrengungen
Auch belegen die regelmässigen Erhebungen zum
zu unternehmen, um den Sport sicherer zu ma-
Tragverhalten von Schutzartikeln in den Sportarten
chen. Dabei ist der Fokus auf die Unfälle mit
Ski- und Snowboardfahren, Fahrradfahren auf
Schwerverletzten und Getöteten gerichtet. Als
98
Einleitung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
quantitative Zielsetzung wurde eine Reduktion der
Im vorliegenden Sicherheitsdossier «Sport» werden
Schwerverletzen und der Getöteten im Sport um
das Unfallgeschehen in der Schweiz dargestellt,
10 % bis 2015 formuliert.
Risikofaktoren werden diskutiert und in ihrer
Relevanz für schweizerische Verhältnisse gewichtet
Im vorliegenden Bericht wird auftragsgemäss nur
sowie Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit
auf die akuten Verletzungen als Folge eines trau-
vorgestellt. Die konkreten Präventionsempfeh-
matischen Ereignisses eingegangen. Nicht berück-
lungen orientieren sich an den in der Schweiz
sichtigt werden also insbesondere Todesfälle im
vorhandenen Rahmenbedingungen. Es liegt damit
Sport, die als Folge von Herz-Kreislaufvorfällen
erstmals für die Schweiz eine umfassende Sicher-
resultieren. Auch wird nicht auf die Thematik
heitsanalyse vor.
Überlastungsschäden eingegangen, die in mehreren Sportarten das Ausmass der Akutverletzungen
Die Publikation richtet sich an Personen und Institu-
übersteigt (z. B. Laufen, Schwimmen). Ausserdem
tionen, die für die Planung und Finanzierung von
kann nicht auf die Langzeitschäden von Sportver-
präventions- und anderen sicherheitsrelevanten
letzungen eingegangen werden [1, S. 93,2], was in
Massnahmen im Sport verantwortlich sind.
Sportarten wie Fussball oder Skifahren nach schweren Knieverletzungen für die Betroffenen (u. a.
Die Präventionsempfehlungen werden unter dem
überdauernde Schmerzen, Bewegungseinschrän-
Motto ausgearbeitet «Ein Leben mit Sport – aber
kung) [3–5], aber auch das Krankenwesen (Kosten)
sicher». Auftragsgemäss ist der Fokus der bfu auf
[6], zu erheblichen negativen Konsequenzen füh-
die Verhütung von schweren und tödlichen Sport-
ren kann.
unfällen gerichtet.
Erfolgreiche Prävention basiert auf der Kenntnis
Die in diesem Bericht vorgeschlagenen Massnah-
des Unfallgeschehens, dem Ausarbeiten und Um-
men sind auch in Hinblick auf die Aktivitäten diver-
setzen von evidenzbasierten Präventionsmassnah-
ser Stakeholder formuliert. Bereits bestehende,
men zur Vermeidung dieser Unfälle und – ebenso
wertvolle
wichtig – auf der Evaluation dieser Massnahmen.
verstärkt und noch besser koordiniert, neue Mass-
Die bfu-Forschungstätigkeit dient dem Zweck, das
nahmen gemeinsam mit Partnern umgesetzt wer-
für die Unfallprävention nötige Basiswissen aufzu-
den. So können Synergien genutzt und mit einer
arbeiten, mit eigenen Studien zu ergänzen und zur
gemeinsamen, wissenschaftlich abgestützten Stra-
Verfügung zu stellen. Damit stellt die Forschung
tegie ein Maximum an Nutzen aus den verfügbaren
die Grundlage zur Formulierung und Realisierung
Mitteln gewonnen werden. Welche von den in
von Zielen und Strategien dar. Damit wird sicher-
diesem Bericht empfehlenswerten Massnahmen
gestellt, dass die bfu den Auftrag zur Prävention
letztendlich in welcher Form in die Praxis umge-
von Sportunfällen auf der Basis von gesichertem
setzt werden, richtet sich nach den in Zukunft ver-
Wissen wahrnehmen und relevante Inhalte für die
fügbaren Ressourcen und Möglichkeiten der diver-
Entwicklung wirksamer Massnahmen zur Unfall-
sen Präventionspartner.
Präventionsanstrengungen
können
verhütung ableiten kann.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Einleitung
99
Partner der bfu in der Sportunfallprävention sind
anzupassen und das eigene Risikoverhalten zu
die Dachorganisationen für den öffentlich-rechtli-
optimieren.
chen und den privat-rechtlichen Sport, das Bundesamt für Sport BASPO und die Swiss Olympic
Erwachsene als Betreuungspersonen haben da-
Association. Es existieren aber auch diverse natio-
für zu sorgen, dass für Kinder in ihrer Obhut das
nale Institutionen, die sich schwerpunktmässig in
Risiko für tödliche Sportunfälle oder von Unfällen
den spezifischen Settings in der Unfallprävention
mit Schwerstverletzten möglichst Null ist. Zudem
engagieren. So können untern anderen in der La-
können sicherheitsorientierte Anstrengungen in der
winenprävention das WSL-Institut für Schnee-
Erziehung – zum Beispiel in mannigfaltiger Funk-
und Lawinenforschung SLF, in der Ertrinkungs-
tion als Vorbilder– das Risikoverhalten von Kin-
prävention die Schweizerische Lebensrettungs-
dern positiv beeinflussen.
Gesellschaft SLRG, in der Schneesportunfallprävention die Schweizerische Kommission für
Unfallverhütung
auf
Schneesportabfahrten
SKUS und in den risikoreichen Outdoorsportarten
die Stiftung Safety in Adventures genannt werden. Die Suva ist vielfältig für die Freizeitsicherheit
aktiv, schwergewichtig im Schneesport, in den
grossen Ballsportarten, beim Fahrradfahren, im
Laufsport und allgemein in der Sturzprävention.
Auch andere Institutionen, für die die Unfallprävention nicht zur Hauptaufgabe gehört, setzen sich
häufig für sicheren Sport ein, so beispielsweise im
Wassersport die Badmeister, die Seepolizei,
swimmsports.ch; im Bergsport der Schweizer
Alpen-Club SAC und Schweizerische Bergführerverband SBV; im Schneesport der Verband
Seilbahnen Schweiz SBS. Sportunfallverhütung
ist nicht nur Sache der Präventionsinstitutionen,
der Versicherer, der Schule, der Sportverbände
und der Sportärzte, sondern auch der Tourismus- und Sportartikelbranche sowie der Zuständigen für die Sportinfrastruktur.
Aber Unfallprävention ist nicht nur eine Aufgabe
von Institutionen und kommerziellen Anbietern. Es
liegt an jedem einzelnen Sportler, jeder einzelnen Sportlerin selber dafür zu sorgen, die Verhältnisse des eigenen Sport-Settings bestmöglich
100
Einleitung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
IV. Methodik
Ziele, Schwerpunkte und Arbeitsprogramm legt die
erste Phase des Präventionszyklus dar. Sie soll Ant-
bfu
(Unfall-
worten auf die Fragen geben: «Was passiert?»,
schwerpunkte) und des Wissens über die Wirkung
«Wie und warum passierts?» und «Wie kann
von Präventionsmassnahmen fest. Dabei ist die bfu
es verhindert werden?».
aufgrund
des
Handlungsbedarfs
auftragsgemäss ausschliesslich der Sicherheit verpflichtet. Mitberücksichtigt werden aber auch das
Sind die Unfallschwerpunkte bekannt, die Hauptri-
gesellschaftliche und politische Umfeld sowie die
sikofaktoren detektiert und Präventionsempfehlun-
zur Verfügung stehenden Ressourcen [7].
gen aufgelistet, kann die bfu unter Berücksichtigung des Auftrags, der Mission und der Ressour-
Das Geschäftsmodell der bfu, also die modellhafte
cen realistische Präventionsziele in stark belaste-
Beschreibung der Vorgehensweise, wird im Präven-
ten Unfallbereichen formulieren. Die Ressourcen
tionskreislauf
sollen auf die relevanten Unfallschwerpunkte und
zur
Unfallverhütung
aufgezeigt
auf wirksame Präventionsmassnahmen konzentriert
(Abbildung 3).
werden.
Im systematischen Vorgehen zur wirkungsvollen
Verletzungsprophylaxe wird die Ausgangslage in
In den definierten Handlungsfeldern werden in
den Problemfeldern des Unfallgeschehens mittels
einem programmatischen Vorgehen Präventions-
wissenschaftlichen
detailliert
partner einbezogen, um gemeinsam die Umset-
beschrieben. Die Unfallforschung stellt also die
zung möglicher Massnahmen zu konkretisieren.
Arbeitsmethoden
Abbildung 3
bfu-Präventionskreislauf
Resultat dieser Zyklusphase ist ein evidenzbasiertes
und koordiniertes Präventionsprogramm. Das
Präventionsprogramm (Aktionsplan) umfasst eine
Gruppe von koordinierten Präventionsmassnahmen, die auf das Erreichen gemeinsamer Ziele ausgerichtet sind. Dabei ist mit «Präventionsmassnahme», die von aussen gesteuerte, zielorientierte
und systematische Einflussnahme gemeint, um
unfallbedingte Verletzungen zu verhindern, weniger wahrscheinlich zu machen oder deren
Schweregrad zu reduzieren.
Bei der Umsetzung der Massnahmen, auf die
man sich im Aktionsplan geeinigt hat, kommt die
Arbeitsweise des klassischen Projektmanagements
zum Tragen.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Methodik
101
Das Ziel der Erfolgskontrolle dieser systema-
1.1
Unfallanalyse
tischen Vorgehensweise zur Verletzungsprävention
ist sowohl die abschliessende Bewertung oder
In der ersten Sequenz der Unfallforschung wer-
Überprüfung des Erfüllungsgrads der definierten
den das Sportgeschehen und die Unfälle, die sich
Präventionsziele (Evaluationsberichte) als auch das
dabei ereignen, detailliert analysiert (Abbildung 4).
kontinuierliche Feedback, um den Verlauf der Prä-
Ziel ist es, den Präventionsbedarf aufzuzeigen. Der
ventionsarbeit optimieren zu können (Qualitäts-
Bedarf ergibt sich aus den Unfallschwerpunkten
management).
(häufig vorkommende und/oder schwere Unfälle,
insbesondere diejenigen mit Todesfolge). Die Un-
1.
Unfallforschung
fallkosten werden bei der Festlegung der Schwerpunkte nicht explizit berücksichtigt. Aus der Ana«Unfallfor-
lyse der volkswirtschaftlichen Kosten der Nichtbe-
schung Sport» deckt die erste Phase des Präven-
rufsunfälle in der Schweiz geht deutlich hervor,
tionszyklus, die Unfallforschung ab.
dass Unfälle mit Schwerverletzten oder gar Getöte-
Das
vorliegende
Sicherheitsdossier
ten für die Volkswirtschaft im Vergleich zu den
Die wissenschaftliche Vorgehensweise soll dem
Unfällen mit Leichtverletzten monetär eine domi-
Anspruch gerecht werden, dass Entscheidungs-
nante Rolle spielen [6]. Der Fokus der bfu ist vor
trägern mit dem Sicherheitsdossier eine Basis für
allem auf das Vermeiden von Unfällen mit Schwer-
die Planung der Sportunfallprävention vorliegt. Die
verletzen oder Getöteten gerichtet [7]. Damit wird
Unfallforschung umfasst die Unfall-, die Risiko-
in der Schwerpunktsetzung implizit den kostenin-
und die Interventionsanalyse (Abbildung 4). Das
tensivsten Unfällen Priorität eingeräumt.
schlussendliche Resultat dieser Analyse ist eine Liste
von Präventionsempfehlungen. Dies sind Rat-
Um das Unfallgeschehen besser zu verstehen, wird
schläge, basierend auf einer systematischen Bewer-
vorerst auf das Sportverhalten der Schweizer
tung von Präventionsmöglichkeiten anhand von
Bevölkerung eingegangen. Denn für die Präventi-
spezifischen Bewertungskriterien.
onsarbeit ist es bedeutend, gute Kenntnisse vom
Sportbetrieb zu kennen, wo die Interventionen zur
Abbildung 4
bfu-Unfallforschung
Was passiert?
Anwendung kommen sollen. Auch lässt sich aus
Warum passierts?
Wie verhindern?
Angaben zur Exposition und zum Unfallausmass
Risikoanalyse
Interventionsanalyse
Unfallgeschehen
(Unfallereignisse)
Unfallursachen
Präventionsmöglichkeiten
Beurteilung
Unfallanalyse
- Häufigkeit
- Schwere
Unfallrelevanz:
- Verbreitung
- Gefährlichkeit
- Wirksamkeit
- Wirtschaftlichkeit
- Umsetzbarkeit
Output
Input
Prozess
nach Sportart auch das Unfallrisiko quantifizieren.
Unfallschwerpunkte
Hauptrisikofaktoren
Präventionsempfehlungen
Das Sportverhalten der Schweizer Bevölkerung
wurde
2007 in
einer Bevölkerungsbefragung
gründlich erfasst [8,9]. In dieser vom BASPO beauftragten Studie wurde erhoben, welche Sportarten
die in der Schweiz wohnhaften Personen ausüben.
Umfassende Angaben zur Exposition, zur Organisationsform, zu soziodemografischen Angaben und
zu anderen Kriterien charakterisieren das Sporttrei-
102
Methodik
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
ben in den zahlreichen in der Schweiz ausgeübten
Sport, welche seit 2000 erfasst werden, bilden
Sportarten [10]. Aus dieser Erhebung resultierten
dabei eine Untermenge [14]. Diese von der bfu
neben den Hauptberichten «Sport Schweiz 2008:
geführte Statistik umfasst für den Sport alle Un-
Sportverhalten der Schweizer Bevölkerung» [8] und
fälle, die sich beim Ausüben einer sportlichen Tä-
«Sport Schweiz 2008: Kinder- und Jugendbericht»
tigkeit ereignen und bei denen die Opfer an den
[9] auch Detailanalysen zum Bergsport [11] und
Folgen der Verletzung an Ort oder innerhalb von
zum Velofahren in der Schweiz [12], was im Kon-
30 Tagen nach dem Unfalltag sterben. Auch sind
text des Unfallgeschehens in diesen Aktivitäten
die Ertrinkungsfälle bei Aktivitäten, die nicht zum
besonders hilfreich ist.
Sport gezählt werden, in der Datenbank enthalten.
Eine umfassende Datenbank als Grundlage für die
Im Schneesport führt die bfu in Zusammenarbeit
Beschreibung des Sportunfallgeschehens, wie sie
mit Seilbahnen Schweiz eine Statistik der Ver-
zum Sportverhalten vorliegt, existiert nicht. Um das
letztentransporte [15]. Diese Unfallprotokollierung
Unfallgeschehen ganzheitlich dokumentieren zu
durch die Pistenrettungsdienste der Seilbahnunter-
können, muss zwar auf diverse Quellen zurückge-
nehmungen deckt alle in ausgewählten Skigebie-
griffen werden, dennoch ergibt sich ein vollständi-
ten verunfallten Personen ab, welche den Pisten-
ges Bild des Ausmasses der Sportunfälle. Die
rettungsdienst in Anspruch nehmen. Die Daten-
bedeutendste Grundlage zum Aufzeigen der Un-
sammlung enthält als Ergänzung zur UVG-Statistik
fallhäufigkeiten bildet die Statistik der Unfälle der
auch alle Nicht-Erwerbstätigen und damit auch das
nach UVG versicherten Bevölkerung, die seit 1984
Kinder- und Seniorensegment. Zudem deckt dieser
von der Sammelstelle für die Statistik der Unfallver-
Datensatz, in dem Verletztentransporte seit 1989
sicherung UVG (SSUV) geführt wird. Diese Statistik
enthalten sind, auch Schneesportunfälle der nicht
deckt das gesamte Geschehen der Nicht-Berufsun-
in der Schweiz wohnhaften Schneesportler ab, also
fälle (NBU) der ca. 4 Mio. 16- bis 64-jährigen
der Touristen aus dem Ausland, die sich auf
selbstständig Erwerbtätigen ab. Die bfu wertet den
Schweizer Pisten verletzen.
Datensatz der UVG-Statistik aus und rechnet, unter
Berücksichtigung der demografischen Kennwerte
Die umfassende Statistik der Nichtberufsunfälle
aus der UVG-Statistik, die Unfallzahlen auf das
wird jährlich von der bfu aktualisiert und einerseits
gesamte Bevölkerungssegment in der Alters-
im «Status – Statistik der Nichtberufsunfälle und
gruppe der 16- bis 64-Jährigen hoch [13]. Das
des Sicherheitsniveaus in der Schweiz» [16],
Unfallgeschehen der in der UVG-Statistik nicht
andererseits in separaten Fachpublikationen zu
abgedeckten Altersklassen, den Kinder und den
Spezialthemen, namentlich zu Schneesportunfällen
Senioren, wurden vor längerer Zeit von der bfu in
[17], Ertrinkungsunfällen [18], Unfällen im Pferde-
Spezialstudien erhoben und bildet noch heute eine
sport [19] oder Unfällen beim Schlitteln [20] publi-
Grundlage der nationalen Unfallstatistik. 2013
ziert.
werden aktualisierte Daten vorliegen.
Die Unfallanalyse soll nicht nur Information über
Auch die Vollerhebung der NBU mit Todesfolge ist
die Verletzungen und weitere unfallbedingte Indi-
von hoher Bedeutung. Die tödlichen Unfälle im
katoren liefern, sondern auch das Sicherheitsniveau
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Methodik
103
beleuchten. Wichtige Sicherheits- und Risikoindika-
Die Unfallanalyse, in der das Ausmass und die Fol-
toren wie das Schutzverhalten oder Angaben zu
gen der Unfallereignisse aufgezeigt werden, führt
Wissen, Meinungen und Einstellungen in sicher-
zum Aufdecken der Unfallschwerpunkte. In einer
heitsrelevanten Themen werden von der bfu perio-
ersten Phase werden in diesem Bericht alle Sport-
disch erhoben. Die Analyse der jährlich durchge-
unfälle gesamthaft betrachtet und aus diesem
führten repräsentativen Befragung der Schweizer
Überblick festgelegt, in welchen Sportartengrup-
Bevölkerung dient untern anderem der Evaluation
pen aus Sicht der öffentlichen Gesundheit der
von Interventionen (v. a. Kampagnen), dem Ken-
Handlungsbedarf am dringendsten ist. Das Unfall-
nenlernen der Akzeptanz der Bevölkerung für Un-
geschehen in den Sportartengruppen, die sich als
fallpräventionsanstrengungen oder zum Aufdecken
Schwerpunktthemen herausstellen, wird in einem
von Lücken bei sicherheitsrelevantem Wissen (z. B.
folgenden Analyseschritt eingehender untersucht
Kenntnis FIS- oder Baderegeln) [16, S. 46,21 S. 42].
So werden Hauptrisikogruppen, Unfallschwere,
Verletzungsart oder spezifische Tätigkeit beim Un-
Auch wird das Tragverhalten von Schutzartikeln in
fall näher umschrieben.
ausgewählten Sportarten (Radfahren/Biken, Ski- und
Snowboardfahren, Rollsport) beobachtet [22–24].
1.2
Risikoanalyse
Nicht für alle wichtigen Aspekte des Unfallgesche-
Nach der ersten Frage in der Unfallforschung «Was
hens liefern die oben aufgeführten Datenbanken
passiert?» muss den Unfallursachen auf den
hinreichend Informationen. Wo sich ein Bedarf an
Grund gegangen werden, also die Forschungsfrage
zusätzlichen Angaben ergibt, werden in der inter-
«Wie und warum passierts?» beantwortet wer-
nationalen Fachliteratur publizierte Ergebnisse aus
den (Abbildung 4, S. 102). Dies ist die Frage nach
epidemiologischen oder biomechanischen Studien
den Faktoren, die bei einem Unfall massgeblich das
konsultiert. In einer systematischen Suche werden
Risiko beeinflussen, also kausal mit dem Ausgang
Fachartikel aus Literaturdatenbanken (z. B. Pub-
des Verletzung verursachenden Ereignisses ver-
Med, Cochrane Library, Safetylit, Web of Science)
knüpft sind. Dabei soll aufgezeigt werden, welche
ausfindig gemacht, die helfen die Wissenslücken zu
Faktoren beim Ausüben einer sportlichen Tätigkeit
reduzieren. Auch werden Good-Practice-Erkennt-
das Risiko erhöhen (Gefährlichkeit eines Faktors),
nisse diverser englischer oder deutscher Instituti-
dass es zu einem Unfall mit Verletzungsfolge
onen mit international anerkannter Expertise in
kommt, aber auch wie verbreitet dieser Risikofak-
Sportunfallforschung und -prävention konsultiert
tor im Sportgeschehen auftritt (Verbreitung
und an Kongressen der direkte Austausch gesucht
respektive Prävalenz eines Risikofaktors). Wenn ein
(z. B. EuroSafe, World Health Organization WHO,
Faktor ein sehr hohes Risiko (Gefährlichkeit) für
US Centers for Disease Control and Prevention
einen Unfall darstellt, aber nur äussert selten
CDC, Kuratorium für Verkehrssicherheit in Öster-
Sportler diesem risikoerhöhenden Merkmal ausge-
reich KfV, Arbeitsgemeinschaft Sicherheit im Sport
setzt
in Deutschland ASiS, European Child Safety Alli-
Unfallgeschehen weniger Bedeutung als ein Faktor,
ance ECSA).
dem der überwiegende Anteil einer sportartspezi-
sind,
so
hat
dieser
Risikofaktor
im
fischen Nutzergruppe ausgesetzt ist, welcher aber
104
Methodik
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
das Unfallrisiko nur mittelmässig erhöht. Für die
privates Schwimmbad korrekt gesichert ist). Dieses
Herleitung der Hauptrisikofaktoren muss sowohl die
anderweitig bedingte Risiko muss bei der Ermitt-
Stärke des Zusammenhangs eines Einflussfaktors auf
lung des Präventionspotenzials (in dem z. B. alle
das Verletzungsrisiko bestimmt wie auch seine
Kleingewässer korrekt gesichert würden) mitbe-
Verbreitung berücksichtigt werden, um die effektive
rücksichtigt werden.
Bedeutung im Unfallgeschehen quantifizieren zu
können.
Bei der Risikoanalyse werden zwar einzelne Faktoren hervorgehoben und deren Unfallrelevanz be-
In der Epidemiologie wird als Stärke des Zusam-
stimmt, aber grundsätzlich wird von einem multi-
menhangs zwischen einem bei einem Unfall betei-
kausalen Zusammenhang von Risikofaktoren
ligten Faktor und seinem Einfluss auf das Unfallge-
also einem Ursachenbündel ausgegangen, das in
schehen der relative Effekt berechnet. Wenn der
einer bestimmten Konstellation die Wahrscheinlich-
relative Effekt = 1 ist, hat das Untersuchungs-
keit eines Unfalls mit Verletzungsfolge erhöhen oder
merkmal keinen Einfluss auf den Outcome (hier das
reduzieren kann.
Unfallrisiko). Ist der relative Effekt >1 bedeutet
dies, dass das Merkmal einen Risikofaktor darstellt
Im Untersuchungsgegenstand «Sportverletzungen»
(bzw. <1 ein Schutzfaktor). Als relatives Mass wer-
gibt es kaum Studienergebnisse, die für die sport-
den in der Epidemiologie anhand von Studiende-
artenspezifische Teilpopulation, z. B. alle Skifahrer,
signs relative Risiken (RR) oder – in der Unfallfor-
detaillierte Hinweise auf die relativen Effekte von
schung meist – Odds Ratios (OR), ein Risikover-
Einflussfaktoren oder auf deren Verbreitungsgrad
hältnis, berechnet. Neben der Stärke eines Zusam-
geben. Der Grund dafür ist das Fehlen der
menhangs (d. h. die Höhe eines relativen Effekts)
Verknüpfung von Unfalldaten mit Expositions-
wird auch die «Verbreitung» (Prävalenz) des disku-
angaben.
tierten Risikofaktors bestimmt. Das Produkt aus
Erhebung zum Sportverhalten der Schweizer Bevöl-
Effektstärke eines Risikofaktors und seiner Verbrei-
kerung keine Angaben zu risikobeeinflussenden
tung ergibt seine Unfallrelevanz (attributables Ri-
Faktoren (wie z. B. Tragen Schutzartikel, Alkohol-
siko) für das Kollektiv der Sportler in einer Sport-
konsum, Art und Zustand der Sportgeräte oder
artengruppe. Das attributable Risiko (AR) sagt aus,
Sportanlagen) enthalten, andererseits fehlt bisher
in welchem Ausmass ein Ereignis einem bestimm-
in allen Unfallstatistiken der Bezug zur Exposition
ten Merkmal zugeschrieben werden kann (z. B. wie
der verletzten Sportler.
Einerseits
sind
in
der
nationalen
viele Ertrinkungsunfälle auf den Risikofaktor «Fehlende Einzäunung von privaten Schwimmbädern»
In Anbetracht dieser Ausgangslage wird bei der
zurückzuführen sind) [25]. Das attributable Risiko
Bestimmung potenzieller Risikofaktoren und deren
entspricht nicht einfach dem Anteil Ereignisse mit
Bedeutung im Unfallgeschehen – also ihrer Unfall-
dem entsprechenden Merkmal (in unserem Beispiel
relevanz, sequenziell vorgegangen. Zuerst wird
«Ertrunkene Kinder in privaten Schwimmbädern
untersucht – ob sich vom Unfallbeschrieb ableiten
ohne Einzäunung»). Vielmehr besteht auch ein
lässt, ob ein ausgewählter Risikofaktor eine Rolle
Risiko, wenn das Merkmal nicht erfüllt ist (z. B. es
spielt oder nicht. Wenn diese Information fehlt,
ereignen sich auch Ertrinkungsunfälle, wenn ein
werden Angaben aus der wissenschaftlichen Litera-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Methodik
105
tur übernommen. Wenn auch in der Fachliteratur
Intrinsische Risikofaktoren betreffen die bio-
keine Hilfestellung für eine quantitative Angabe
logische (physische), physiologische oder psycho-
vorliegt, wird die Unfallbedeutung von einer Exper-
logische Charakteristik eines Individuums, die das
tengruppe abgeschätzt. Diese wird je nach Sport-
Risiko einer Verletzung erhöhen. Dies können u. a.
artengruppe anders zusammengesetzt. Immer sind
sein: Alter, Geschlecht, Gesundheit (z. B. Vorver-
die bfu-Fachleute der Abteilung Beratung Sport
letzung), Konstitution, Morphologie, Kondition
und der Abteilung Forschung beteiligt; zu allen
(z. B. Ausdauer, Kraftniveau), Koordination (z. B.
Unfallschwerpunkten werden auch externe Fach-
neuromuskuläre Kontrolle), Persönlichkeit, physio-
gruppen konsultiert (insbesondere im Schneesport,
logischer Status (z. B. Übermüdung, Blutalkohol-
Bergsport, Biken, Fussball und in der Ertrinkungs-
gehalt). Dabei wird zwischen modifizierbaren (z. B.
prävention). In einem strukturierten Prozess wird
physiologischer Status) und nicht-modifizierbaren
die Bedeutung von Risikofaktoren abgeschätzt.
(z. B. Alter) Faktoren unterschieden.
In der Fachliteratur werden diverse Klassierungs-
Mit extrinsischen Risikofaktoren sind Faktoren
systeme für Risikofaktoren verwendet (z. B. Had-
gemeint, die zum Zeitpunkt eines Unfall-/Ver-
don-Matrix). In der Sportunfallforschung werden
letzungsereignisses von aussen eine Rolle spielen,
meist zwei Gruppen von Risikofaktoren unter-
also allgemein gesprochen mit der Exposition
schieden: intrinsische und extrinsische Faktoren
respektive der Aktivität verknüpft sind. Beispiele
(Abbildung 5) [26].
dafür sind meteorologische Einflussfaktoren, physische Umwelt, Sportgerät, Schutzausrüstung, Spiel-
Abbildung 5
Dynamisches Modell der Ätiologie von Sportverletzungen
Quelle: übersetzt aus Meeuwisse et al. [26]
106
Methodik
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
regeln. Auch hier kann zwischen modifizierbaren
1.3
Interventionsanalyse
(z. B. defizitäre Infrastruktur) und nicht-modifizierbaren (z. B. Lawinengefahrenstufe) unterschieden
Nach der Diskussion und Beurteilung der Unfallre-
werden. Intrinsische (Individuum bezogene) und
levanz von Risikofaktoren (Tabelle 21) wird in der
extrinsische (Exposition bezogene) Risikofaktoren
nächsten Sequenz der Unfallforschung die Frage
lassen sich aber nicht immer scharf trennen. In der
beantwortet: «Wie kann es verhindert werden?»
Risikoanalyse in den Sportartengruppen wurde
(Abbildung 4). In dieser Interventionsanalyse
diese Einteilung als Ordnungssystem bei der tabel-
werden Präventionsmöglichkeiten bewertet,
larischen Auflistung meist berücksichtigt. Das
die einen Beitrag zur Risikoreduktion leisten sollen,
«dynamische Modell der Ätiologie (Ursachen von
um schliesslich zu einer Liste von Präventions-
Krankheiten und Verletzungen) von Sportverlet-
empfehlungen zu kommen. Unfallursachen, die
zungen» [27] deutet darauf hin, dass das Ausüben
zu Sportverletzungen führen, sind selten mono-
einer Sportaktivität normalerweise nicht zu einer
kausal, sondern ein Element in einem multifak-
Verletzung führt. Die Erfahrungen, die ein Sportler
toriellen Geschehen. Dies bedeutet, dass die
beim Sporttreiben macht, beeinflussen aber stets
Prävention auf verschiedenen Ebenen ansetzen
auch sein Risikoprofil. Das Training beeinflusst eine
muss. Hauptsächlich sind dabei gesetzliche oder
Vielzahl seiner intrinsischen und extrinsischen
andere verbindliche Bestimmungen und deren
Risikofaktoren – zum einen unbewusst (z. B. ver-
Durchsetzung (Enforcement), Ausbildung und Er-
ändertes Kraftniveau), zum anderen als bewusst
ziehung (Education) oder technische Vorkehrungen
vorgenommene Veränderung (z. B. Wahl oder
(Engineering) gemeint (Kap. IV.2, S. 109). In der
Weglassen der Schutzausrüstung).
Interventionsanalyse wird nur auf die Minderung
der Risiken eingegangen, die im Unfallgeschehen
Die Risikofaktoren werden entsprechend ihrer Un-
hohe Relevanz haben. Im Allgemeinen werden also
fallrelevanz in einer Fünfer-Skala eingeordnet.
Präventionsmassnahmen beleuchtet, die massge-
Ein
(«Sad emoticon», hier «Saddy») bedeutet
blich den Einfluss oder die Konsequenzen von Risi-
dabei, dass für das Kollektiv der Sportler in einer
kofaktoren reduzieren können, die gemäss voraus-
speziellen Sportartengruppe dieser Risikofaktor
gehender Risikoanalyse eine «grosse» oder «sehr
«geringe», fünf
grosse» Bedeutung im Unfallgeschehen haben.
hingegen, dass dieser «sehr
hohe» Unfallrelevanz hat.
Unter Präventionsmöglichkeiten wird dabei die
Gesamtheit aller grundsätzlich möglichen Präven-
Tabelle 21
Risikofaktoren: Skala der Unfallrelevanz
Skala
*
tionsmassnahmen verstanden. bfu-intern wird die
Unfallrelevanz
[qualitativ]
Unfälle
[quantitativ]
sehr hoch
Sportart spezifisch
hoch
mässig hoch
Auflistung der Präventionsmöglichkeiten «longlist»
bezeichnet. Die «Möglichkeiten» weisen in der
Regel einen geringen Konkretisierungsgrad auf. Erst
ist der inhaltlich-konzeptionellen Planung und
gering
praxisorientierten Umsetzung einer Intervention,
sehr gering
zum Teil im Austausch mit potenziellen Präventi-
* : sprich «Saddy» von «Sad emoticon»
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
onspartnern, wird näher festgelegt, wie die Imple-
Methodik
107
mentierung der Massnahme zusammen mit Part-
Zur Beurteilung der drei Kriterien wird, wie schon
nern ausgestaltet werden soll und kann. Die Fest-
beim Bewertungsprozess der Unfallrelevanz von
legung des Massnahmenpakets muss sich grund-
Risikofaktoren, vorerst die wissenschaftliche Litera-
sätzlich auf die Situationsanalyse stützen, meist sind
tur gesichtet. Im Themenfeld Sport liegen nur spär-
jedoch zusätzliche, vertiefte Analysen erforderlich,
lich Resultate zur Wirksamkeit von Präventions-
die nicht Gegenstand des Sicherheitsdossiers sind.
massnahmen vor [28]. Wenige Präventionsmassnahmen wurden bisher qualitativ hochwertig eva-
Beim Zusammentragen von Präventionsmöglich-
luiert. Erst in den letzten Jahren hat die Qualität
keiten, die dann bewertet werden, beeinflussen die
der sportwissenschaftlichen Forschung einen deut-
Good-Practice-Erkenntnisse aus der Unfallfor-
lichen Fortschritt gemacht und die Dichte an Evalu-
schung die Auswahl [7, S. 46]:
ationsstudien zugenommen [29,30]. Wo gut konzi-
1. Wenn immer möglich soll die Gefahrenquelle
pierte Studien vorliegen (also z. B. Studien mit
entfernt oder entschärft werden.
randomisiertem Fall-Kontrollgruppendesign oder
2. Bei der Verhaltensprävention sollen möglichst
verlässliche experimentelle biomechanische Stu-
grosse Bevölkerungsgruppen beeinflusst wer-
dien), werden die Studienresultate als Grundlage
den. Die Bearbeitung von kleinen Hochrisiko-
für Beurteilung der Wertigkeit einer Präventions-
gruppen ist nur in bestimmten Fällen als ergän-
massnahme übernommen. In den Themen, in de-
zende Massnahme sinnvoll.
nen aus Mangel an qualitativ guten Studien keine
3. Je geringer die notwendige Eigenverantwor-
wissenschaftlich begründete Beurteilung möglich
tung/Eigeninitiative der Person, desto wirksamer
ist, wird auf das Urteil derselben Expertengruppen
die Massnahme.
zurückgegriffen, die bereits in der Risikoanalyse
4. Ausbildung und Sensibilisierungsmassnahmen
erwähnt werden.
sind wirksamer, wenn sie den Möglichkeiten und
dem Interesse des Zielpublikums angepasst sind.
Bei der Effizienz von Präventionsmöglichkeiten
5. Sensibilisierungsmassnahmen sind effizienter,
wurde eine einfache Abschätzung vorgenommen.
wenn sie zur Erhöhung der Akzeptanz einer
Dabei wurde der zu erwartende Nutzen (v. a. ver-
Vorschrift eingesetzt werden.
hinderte Verletzungen, reduzierter Schweregrad
6. Gesetzgebung und Kontrollen haben positive
der Verletzungen oder Todesfälle) abgeschätzt und
Auswirkungen auf die Unfallzahlen, wenn Ak-
in Relation zum monetären Aufwand gesetzt, der
zeptanz, Verständlichkeit und Umsetzbarkeit
sich für die Gesellschaft aus diesen Massnahmen
gegeben sind.
ergeben würde. Als Nutzwert wurde der monetäre
Betrag eingesetzt, der sich als Folge der Einsparun-
Bei der Bewertung der Präventionsmöglichkeiten
gen ergibt, der sich sonst für die Gesellschaft beim
werden die Beurteilungskriterien Wirksamkeit
Ausbleiben der Präventionsmassnahmen infolge
(Effectiveness, also nicht nur die Wirksamkeit
von Verletzungen und Todesfällen als Kosten resul-
unter Ideal-, sondern unter normalen Lebens-
tiert (Schadensreduktion). Es wurden beispielsweise
bedingungen), Effizienz (Wirtschaftlichkeit) und
nicht nur die Kosten für eine Kampagne zum
Umsetzbarkeit
Helmtragen berücksichtigt, sondern auch die Kos-
berücksichtigt.
108
Methodik
(politische,
gesellschaftliche)
ten für die Sportler, für die Anschaffung der
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Helme. Bei der Nutzwertabschätzung der jeweili-
Unter Strategien werden Ansätze und Vorgehens-
gen Massnahme wurde der Wirkungsgrad der
weisen verstanden, die der Zielerreichung dienen
Massnahme berücksichtigt.
[31]. Im übergeordneten Sinn handelt es sich z. B.
um edukative Strategien (informieren, sensibili-
Auch bei der Bewertung der Umsetzbarkeit musste
sieren, aus- und weiterbilden), um legislative
entweder auf Erfahrungswissen der Expertengruppen
Strategien (Gesetze erlassen, Regelwerke festle-
abgestützt werden oder, wo vorhanden, auf Resul-
gen, kontrollieren), technische Ansätze (Sportge-
tate aus bfu-Bevölkerungsbefragungen zu den spe-
räte und Ausrüstungen gestalten, Infrastrukturen
zifischen Themen (z. B. Akzeptanz für ein Obliga-
anpassen) oder ökonomische Strategien (Anreize
torium für Fahrradhelmtragen für Kinder). Die Bewer-
schaffen). Beim Zusammentragen von Präven-
tung der Massnahmen im schweizerischen Kontext
tionsmöglichkeiten werden alle Strategieansätze
erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen und ist
berücksichtigt.
als Diskussionsgrundlage zu verstehen. Dabei muss
berücksichtigt werden, dass Empfehlungen immer
Prävention sollte grundsätzlich bei relevanten Risi-
Wertvorstellungen beinhalten, die nicht klar darge-
kofaktoren ansetzen, kann aber in begründeten
stellt und vor allem nicht quantifiziert werden können.
Fällen von dieser Maxime abweichen. Es ist zu bedenken, dass die Unfallrelevanz zwar für eine ge-
Die drei Kriterien Wirksamkeit, Effizienz und Reali-
samte Sportartengruppe gering sein kann, für spezi-
sierbarkeit dienen zur Gesamtbeurteilung einer
elle Subgruppen aber beachtlich. So wird aus ethi-
Präventionsmöglichkeit. Diese wird in einer Vie-
schen Überlegungen auf das in der Bundesverfas-
rer-Skala mit den Prädikaten «nicht empfehlens-
sung explizit erwähnte besondere Schutzbedürf-
wert» bis «sehr empfehlenswert» angegeben und
tigkeit von Kindern Rücksicht genommen (Bundes-
ermöglicht, Schwerpunkte zu setzen. Das Resultat
verfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
der Unfallforschung wird somit eine Liste von
Art. 11 Schutz der Kinder und Jugendlichen
Präventionsempfehlungen sein. Aus der ur-
«Kinder und Jugendliche haben Anrecht auf be-
sprünglichen Liste der Präventionsmöglichkeiten
sonderen Schutz ihrer Unversehrtheit und das För-
(«longlist») wird also eine deutlich kürzere tabella-
dern ihrer Entwicklung»). Auch kann eine Präventi-
rische
bfu-Präventionsempfehlungen
onsmöglichkeit sehr empfohlen werden, auch wenn
(«shortlist»). Der Einfachheit halber wird als Tabel-
keine solide wissenschaftliche Evidenz für die Wirk-
lenüberschrift von «Massnahmen» gesprochen,
samkeit dieser Intervention vorliegt, z. B. wenn keine
obwohl es sich – wie oben ausgeführt – nicht um
Alternative existiert oder unter allen Beteiligten die
konkret ausgearbeitete Massnahmen handelt.
Intervention befürwortet wird.
2.
Grundsätze bei der Auswahl und
Bei der Festlegung der Schwerpunkte und der Be-
Bewertung von Präventionsmög-
wertung von Präventionsmöglichkeiten werden
lichkeiten
folgende Grundsätze berücksichtigt [7, S. 14]:
Liste
der
Unfallvermeidung und Schadenminderung:
Zum Erreichen von Präventionszielen können ver-
Nicht alle Unfälle lassen sich vermeiden (z. B.
schiedene Strategien zur Anwendung kommen.
Stürze beim Biken oder Skifahren). Deshalb
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Methodik
109
kann sich die bfu nicht nur auf die Unfallverhü-
dieser Studie aber nicht nachgegangen werden.
tung beschränken, sondern muss auch folgen-
Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM)
mindernde Massnahmen (z. B. Schutzausrüs-
der Universität Zürich hat im Auftrag der bfu in
tung, Rettung) fördern. Im Vordergrund steht
einer Literaturübersicht den aktuellen Stand des
immer die primäre Unfallprävention, also das
Wissens zu dieser Thematik dargestellt [33,34].
Bestreben, das die Verletzung verursachende
Ereignis zu verhindern (z. B. eine Abschrankung, so dass Kleinkinder nicht unabsichtlich in
ein privates Schwimmbad fallen). Wo solche
Massnahmen nicht möglich oder zweckmässig
sind,
kommen
Elemente
der
sekundären
Prävention zum Tragen (z. B. den Schneesporthelm tragen, so dass die Aufprallenergie den
Kopf nicht schädigt). Mit tertiärer Prävention
sind Massnahmen gemeint, die die Folge einer
Verletzung
mindern
sollen
(z. B.
schnelle,
kompetente Rettung).
Verhältnis-
vor
Verhaltensbeeinflussung
[32]: Verhältnisprävention ist in der Regel wirkungsvoller und nachhaltiger als Verhaltensprävention. Dies hat sich vor allem in der Unfallprävention ausserhalb des Sports gezeigt [27].
Nicht alle Unfälle lassen sich aber mit Verhältnisprävention verhindern, weshalb auf Verhaltensprävention nicht verzichtet werden kann.
Diese entfaltet ihre Wirkung am intensivsten,
wenn sie mit technischen und/oder rechtlichen
Massnahmen kombiniert wird. Zumal Massnahmen, die die Verhältnisse verändern, meist
eine Anpassung des Verhaltens der Nutzer erfordern.
Im «Sicherheitsdossier Sport» müsste aus Sicht der
öffentlichen Gesundheit (Public Health) neben den
Sportunfällen auch der Gesundheitsnutzen der
sportlichen Aktivität berücksichtigt werden, um die
Gesundheitsbilanz aus Sicht der Gesellschaft abschliessend beurteilen zu können. Dieser Erweiterung der Betrachtungsweise konnte im Rahmen
110
Methodik
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
V. Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi,
Othmar Brügger)
Sporttreiben umfasst eine beinahe unbegrenzte
Fülle
von
möglichen
Bewegungsformen.
1.
Jugendliche und Erwachsene
Ein
Grossteil der Schweizer Bevölkerung treibt mehr
In einem ersten Teil der Befragung des Sportobser-
oder weniger häufig und intensiv Sport. So wird
vatoriums wurden rund 10 000 Personen im Alter
in der Freizeit mit Freunden und der Familie aber
von 15 bis 74 Jahren befragt, in einem zweiten Teil
auch im Verein als reiner Zeitvertrieb oder gar
mehr als 1000 Kinder und Jugendliche (Kap. V.2,
wettkampfmässig geradelt, geschwommen, ge-
S. 115). Personen, welche die Frage «Treiben Sie
wandert, Fussball gespielt, Ski und Snowboard
selbst Gymnastik, Fitness oder Sport?» mit «ja»
gefahren und vielen weiteren sportlichen Aktivi-
beantworteten galten als sportlich aktiv. 27 % der
täten nachgegangen.
Schweizer Bevölkerung treiben «nie» Sport und
werden daher als «Nichtsportler» angesehen. Rund
Es gibt verschiedene Motive, um Sport zu treiben.
zwei Drittel der «Nichtsportler» geben aber an,
In
der
dennoch hie und da sportlichen Aktivitäten nach-
Schweizer Bevölkerung ist für 96 % der 7800
zugehen. Dies wird im Folgenden als «sporadische
aktiven Sportler (15- bis 74-Jährige) die «Gesund-
Aktivität der Nichtsportler» aufgeführt.
einer
Befragung
zum
Sportverhalten
heitsförderung» ein wichtiges oder sogar sehr
wichtiges Motiv [8]. 95 % wollen beim Sport
«Spass haben». Als wichtige Beweggründe für das
1.1
Ausmass und Entwicklung der
Sportaktivität
Sporttreiben nennen Schweizer Sportler, dass sie
dabei «abschalten» (87 %) und «sich entspannen»
Die Auswertung der Befragung zeigt, dass rund die
(86 %) können. Leistungsmotive, die aus Sicht der
Hälfte der Schweizer Wohnbevölkerung im Alter
Unfallprävention von Bedeutung sein können,
von 15 bis 74 Jahren mehrmals pro Woche oder
werden zwar weniger häufig genannt, doch gibt
sogar täglich Sport treiben (Abbildung 6). 17 %
noch mindestens je ein Drittel der Sportler an, dass
treiben zumindest einmal pro Woche Sport. Wei-
es für sie zumindest «wichtig» sei, «den Körper zu
tere 6 % betätigen sich nur gerade ab und zu
erfahren»
sportlich. Hingegen ist mehr als ein Viertel der
(76 %),
«einmalige
Erlebnisse
zu
erleben» (53 %), «Grenzen zu erfahren» (50 %)
Bevölkerung inaktiv (27 %).
oder «persönliche Leistungsziele zu erreichen»
(47 %). «Sich messen mit anderen» bewerten nur
Ein Vergleich mit früheren Angaben zum Sportver-
18 % als «wichtig», für ein Drittel ist dieses Motiv
halten der Schweizer Wohnbevölkerung zeigt, dass
«weniger wichtig» und für knapp 50 % ist das
der Anteil der sportlich aktiven Personen, die min-
Wetteifern im Sport «nicht wichtig».
destens einmal pro Woche Sport treiben, in den
vergangenen dreissig Jahren deutlich zugenommen
hat (Abbildung 7). Der Anteil an Personen, die
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
111
mehrmals pro Woche Sport treiben, hat sich von
1.2
Geschlechts- und Altersunterschiede
1978 bis 2008 mehr als verdoppelt. Der Anteil der
Inaktiven zeigte über die Jahre hinweg nur gering-
Über die gesamte Bevölkerung gesehen gibt es
fügige Schwankungen und liegt heute wieder auf
geringe geschlechtsspezifische Unterschiede in der
demselben Wert wie vor dreissig Jahren. Es wird
Häufigkeit der Ausübung von sportlichen Aktivi-
vermutet, dass die Sportförderung es bisher kaum
täten (Abbildung 8). Wenn die verschiedenen
geschafft hat, Sportmuffel zu regelmässiger sport-
Altersklassen verglichen werden, zeigen sich jedoch
licher Aktivität zu bringen. Hingegen sind die «Ge-
Unterschiede zwischen Frauen und Männern.
legenheitssportler», die sich nur ab und zu sportlich betätigen, beinahe völlig verschwunden. Es
Bei den jungen Frauen (Abbildung 9) sind mehr
kann davon ausgegangen werden, dass die
inaktiv als bei den Männern (Abbildung 10). In der
Mehrheit dieses Bevölkerungssegments heute wö-
vierten Lebensdekade ändert dies aber. Mehr
chentlich regelmässig Sport treibt.
Männer ab ca. dem 40. Lebensjahr müssen als
Abbildung 6
Verteilung der Sportaktivität, Jugendliche und Erwachsene,
2007
«inaktiv» bezeichnet werden. Hingegen steigt der
Anteil Männer, welche mindestens einmal wöchentlich sportlich aktiv sind. Nach einem Rück-
11.5%
gang der Sportaktivität der Frauen im Alter von 25
27.1%
bis 35 Jahren, steigt die Aktivität zuerst wieder an
und nimmt ab Mitte vierzig bis zur Pensionierung
nur leicht ab.
6.2%
37.9%
17.3%
Nie
Ab und zu/selten
Mehrmals pro Woche
(Fast) täglich
Etwa einmal pro Woche
Anmerkung: Anzahl Betagte: 10 246. Die Angabe der Fallzahlen beruht immer auf
den ungewichteten Daten. Die Prozentwerte beziehen sich auf die Schweizer
Bevölkerung im Alter von 15 bis 74 Jahren. Ein Prozent entspricht rund 57 000
Personen. Den Prozentwerten liegen die gewichteten Daten zu Grunde.
Abbildung 8
Sportaktivität nach Geschlecht, Häufigkeit und Dauer,
Jugendliche und Erwachsene, 2007
100%
90%
Abbildung 7
Entwicklung der Sportaktivität, Jugendliche und Erwachsene,
1978–2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
1978
26.7
70%
5.3
7.2
60%
11.2
7.4
50%
17.5
17.6
40%
30%
20%
41.2
38.5
10%
0%
1984
1990
Mehrmals pro Woche
Weniger als einmal pro Woche
1994
2000
Etwa einmal pro Woche
Nie
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [8]
112
27.5
80%
2008
Weiblich
Männlich
Mehrmals pro Woche, insgesamt drei Stunden und mehr
Mindestens einmal pro Woche, aber insgesamt zwei Stunden und mehr
Mindestens einmal pro Woche, aber insgesamt weniger als zwei Stunden
Unregelmässig/selten
Nie
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [8]
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Nach der Pensionierung nimmt der Anteil der
esten Sportarten wird vom «helvetischen Tria-
Frauen, die sich mehrmals wöchentlich sportlich
thlon» mit Radfahren, Wandern und Schwimmen
betätigen, deutlich ab, während bei den Männern
angeführt (Tabelle 22). 14 % des Radfahrens fällt
ein Anstieg erkennbar ist. Aber auch der Anteil der
dabei auf das Mountainbiking.
Inaktiven nimmt bei den Männern nach der PensiDie
onierung stärker zu als bei den Frauen.
beiden
Disziplinen
«Radfahren»
und
«Wandern» haben seit der Erhebung 2000 an
1.3
Ausgeübte Sportarten
Beliebtheit gewonnen, während das Schwimmen in
etwa gleich geblieben ist. Der Zuwachs beim
Die Schweizer Wohnbevölkerung im Alter von
«Wandern, Walking, Bergwandern» ist vor allem
15 bis 74 Jahren ist polysportiv und betreibt im
auf das Walking zurückzuführen. Der Anteil der
Schnitt 3,3 Sportarten [8]. Die Liste der beliebt-
Walker in der Kategorie «Wandern, Walking, Berg-
Abbildung 9
Sportaktivität der Frauen nach Alter, Häufigkeit und Dauer,
Jugendliche und Erwachsene, 2007
wandern» beträgt einen Drittel. Beim Radfahren
haben das normale Radfahren auf der Strasse wie
auch das Mountainbiking gleichermassen leicht
zugelegt.
100%
80%
60%
Über 20 % der Wohnbevölkerung fahren Ski, 5 %
40%
Snowboard. Diese beiden Sportarten belegen somit
20%
Rang 4 sowie 9 der beliebtesten Sportarten. Beide
0%
15–24
Sportarten legten seit den Erhebungen 2000 um
25–34
35–44
45–54
55–64
65–74
Mehrmals pro Woche, insgesamt drei Stunden und mehr
einige Prozent zu.
Mindestens einmal pro Woche, insgesamt zwei Stunden und mehr
Sportart
Nennungen inkl.
sporadische
Aktivität der
Nichtsportler
Platz
Abbildung 10
Sportaktivität der Männer nach Alter, Häufigkeit und Dauer,
Jugendliche und Erwachsene, 2007
Ø Anz. Tage pro
Jahr
Nie
Tabelle 22
Die beliebtesten Sportarten, Jugendliche und Erwachsene, 2007
Veränderung
2000–2008
Unregelmässig/selten
Anteil CHBevölkerung
Mindestens einmal pro Woche, aber insgesamt weniger als zwei Stunden
100%
1
Radfahren
35.0%
+3.2%
45
42.1%
80%
2
Wandern,
Walking,
Bergwandern
33.7% +11.1%
40
42.3%
3
Schwimmen
25.4%
–0.9%
30
31.7%
4
Skifahren (Pisten)
21.7%
+3.8%
10
26.6%
5
Jogging, Laufen
16.8%
–0.8%
52
17.6%
6
Fitnesstraining,
Aerobic
14.0%
+2.5%
90
14.1%
7
Turnen,
Gymnastik
11.7%
–5.3%
50
11.9%
Mindestens einmal pro Woche, aber insgesamt weniger als zwei Stunden
8
Fussball
6.9%
–2.2%
50
7.5%
Unregelmässig/selten
9
Snowboardfahren
4.7%
+0.8%
10
5.2%
Nie
10
Tennis
4.4%
–2.0%
32
4.8%
60%
40%
20%
0%
15–24
25–34
35–44
45–54
55–64
65–74
Mehrmals pro Woche, insgesamt drei Stunden und mehr
Mindestens einmal pro Woche, insgesamt zwei Stunden und mehr
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [8]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [8]
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
113
Fussball hat in den letzten acht Jahren an Beliebt-
Fussball spielen nur wenige junge Frauen und wird
heit verloren, ist aber dennoch die beliebteste
von Frauen über 30 Jahren kaum mehr ausgeübt.
Team- und Ballsportart und liegt auf Platz 8 der
Bei den 15- bis 29-jährigen Männern ist Fussball
Rangliste. 7 % der Schweizer Wohnbevölkerung im
die beliebteste Sportart überhaupt. Aber bereits ab
Alter zwischen 15 und 74 Jahren geben an,
30 Jahren geht der Anteil der Männer, die Fussball
Fussball zu spielen.
spielen, stark zurück.
Nicht in der Tabelle 22 aufgeführt sind einige Sport-
Bei den Männern zwischen 30 und 60 Jahren ist
arten, die im Klassement der beliebtesten Sportarten
wiederum Radfahren die beliebteste Sportart. Das
deutlich weiter unten rangieren, aber wegen der
Wandern steigt währenddessen stark an und führt
Häufigkeit und Schwere der Unfälle in diesen
bei den 60- bis 74-jährigen Männern schliesslich
Aktivitäten für die vorliegende Studie von Interesse
die Rangliste an.
sind. So hat die Sportartengruppe «Ski-, Snowboard- oder Schneeschuhtouren» an Beliebtheit
gewonnen und liegt mit 2,5 % aber nur auf dem
18. Rang. «Klettern, Bergsteigen» wird von rund
1,6 % der Schweizer Wohnbevölkerung ausgeübt
und liegt somit auf dem 22. Rang. «Schlitteln»
Abbildung 11
Sportarten der Frauen nach Alter, Jugendliche und Erwachsene,
2007
50%
40%
30%
wurde von nur gerade 1,5 ‰ der Jugendlichen und
Erwachsenen als Sportart erwähnt. Schlitteln wird
20%
allgemein nicht als Sportart verstanden. Zwar liegen
10%
für das wichtige Alterssegment der Kinder für diese
0%
15–29
sportliche Aktivität Daten vor, doch eine Befragung
30–44
45–59
Radfahren
Schwimmen
des Sportartikelhandels ergibt, dass 19 % der über
Wandern, Walking, Bergwandern
Skifahren
14-jährigen männlichen sowie 23 % der weiblichen
Snowboardfahren
Fussball
60–74
Befragten angeben in den letzten 12 Monaten
Schlitteln gefahren zu sein [35].
Abbildung 12
Sportarten der Männer nach Alter, Jugendliche und
Erwachsene, 2007
Bei den Sportarten zeigen sich beträchtliche Altersjunge
50%
Frauen lieber Radfahren und Schwimmen, wird das
40%
Wandern bereits mit 30 Jahren zur beliebtesten
30%
und
Geschlechtsunterschiede.
Während
Sportart der Frauen (Abbildung 11). Snowboard-
20%
fahren wird sowohl bei den Frauen wie auch den
Männern (Abbildung 12) vorwiegend in jungen
Jahren praktiziert, der Anteil Ausübender sinkt
10%
0%
15–29
30–44
45–59
bereits ab dem 30. Lebensjahr stark ab. Ski wird
Radfahren
Schwimmen
vor allem von Personen zwischen 30 und 60 Jahren
Wandern, Walking, Bergwandern
Skifahren
Snowboardfahren
Fussball
gefahren.
114
60–74
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [8]
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
2.
Kinder
Inaktivität zurückgeht (Abbildung 14). Danach geht
der Anteil sportlich aktiver Kinder wieder zurück.
Das Observatorium für Sport und Bewegung
Schweiz hat 2007 eine telefonische Befragung von
Auch das Geschlecht hat einen Einfluss auf die
1530 Knaben und Mädchen im Alter von 10 bis
Sportaktivitäten der Kinder. Knaben sind aktiver als
14 Jahren durchgeführt, um das Sportverhalten
Mädchen (Abbildung 15). Beinahe doppelt so viele
und die Sportbedürfnisse der Kinder zu ermitteln
Knaben wie Mädchen betreiben mehr als 7 Stun-
[9]. Bei den Kindern wurde unterschieden zwischen
den Sport pro Woche. Auch im Hinblick auf sportli-
sportlichen Aktivitäten im engeren und solche im
che Aktivitäten im weiteren Sinn sind die Knaben
weiteren Sinn. Sportaktivitäten im weiteren Sinn
bedeutend aktiver.
umfassen auch alle ungebundenen und sporadischen Aktivitäten, wie z. B. das Fussballspielen mit
Freunden.
2.1
Abbildung 13
Sportaktivität nach Dauer, Kinder, 2007
Ausmass der Sportaktivität
Die Befragung zeigt, dass 16 % der Kinder durchschnittlich mindestens 1 Stunde Sport pro Tag treiben (Abbildung 13) und zwar ausserhalb des
100%
80%
15
70%
39
60%
obligatorischen Turn- und Sportunterrichts. Weitere
50%
31 % der Kinder üben während mehr als 3 Stunden
40%
32
31
30%
pro Woche sportliche Aktivitäten aus. Fast die Hälfte
20%
der Kinder ist sportlich sehr aktiv und betreibt
10%
zusätzlich zum Sportunterricht in der Schule mehr-
13
14
90%
40
16
0%
Sportaktivitäten im engeren Sinne
mals pro Woche insgesamt zwischen 3 und 7 Stun-
Über 7 Stunden
Sportaktivitäten im weiteren Sinne
Über 3 und bis 7 Stunden
Bis 3 Stunden
Nie
den Sport. Weitere 39 % sind bis zu 3 Stunden pro
Woche sportlich aktiv. Hingegen treiben 14 % der
Kinder ausserhalb des obligatorischen Schulunter-
Abbildung 14
Sportaktivität nach Alter und Dauer, Kinder, 2007
richts keinen Sport. 13 % der befragten Kinder
geben an, nicht einmal gelegentlich Fahrrad zu
fahren oder zu schwimmen (Sportaktivitäten im
weiteren Sinn).
100%
90%
80%
15
11
16
8
17
13
11
14
30
28
47
43
45
12
13
14
14
19
70%
31
60%
50%
Verschiedene Faktoren beeinflussen das Sportver-
40%
halten der Kinder. Eine bedeutende Rolle spielt
30%
39
20%
dabei das Alter: Die sportliche Aktivität ausserhalb
10%
des obligatorischen Schulunterrichts steigt zwi-
0%
schen dem 10. und 12. Lebensjahr an, während die
35
39
27
10
Über 7 Stunden
11
Über 3 und bis 7 Stunden
Bis 3 Stunden
Nie
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
115
2.2
Geschlechts- und Altersunterschiede
Aktivität danach zurück, während sie bei den Knaben wieder ansteigt.
Betrachtet man die Aktivitäten der Kinder nach
Alter und Geschlecht wird ersichtlich, dass die
2.3
Ausgeübte Sportart
Knaben über fast alle Alter gesehen deutlich aktiver sind (Abbildung 16). Es zeigt sich aber, dass die
Kinder zwischen 10 und 14 Jahren üben durch-
Knaben auf das 13. Lebensjahr hin eine Aktivitäts-
schnittlich 2,2 Sportarten (im engeren Sinn) und 4,3
abnahme zeigen, während die Mädchen mit 13
sportliche Aktivitäten (im weiteren Sinn) aus [9].
Jahren am aktivsten sind. In diesem Alter ist der
geschlechtsspezifische Unterschied daher am ge-
Betrachtet man die sportliche Aktivität im weiteren
ringsten. Bei den Mädchen geht die sportliche
Sinn, ist wie bei den Erwachsenen auch bei den
Kindern «Radfahren» die beliebteste Sportart
Abbildung 15
Sportaktivität nach Geschlecht und Dauer, Kinder, 2007
(Tabelle 23). Mehr als die Hälfte der Kinder fährt
zumindest gelegentlich Rad. Auf dem zweiten
Rang liegt Schwimmen, gefolgt von Fussball. Dies
100%
12
90%
11
15
15
sind auch die drei beliebtesten Sportarten bei
10
80%
19
Betrachtung des «Sports im engeren Sinn».
33
70%
31
46
60%
50%
Fussball liegt nach dem Kriterium «Sport im
34
40%
engeren Sinn» an erster Stelle und wird von mehr
34
30%
28
20%
als einem Drittel aller Kinder ausgeübt. Rund 20 %
48
33
10%
der Kinder fahren zudem regelmässig Rad oder
21
11
0%
Männlich
Weiblich
Männlich
Weiblich
gehen Schwimmen.
Sportaktitivtäten im engeren Sinne Sportaktitivtäten im weiteren Sinne
Über 7 Stunden
Über 3 und bis 7 Stunden
Bis 3 Stunden
Nie
38 % der Kinder geben an, zumindest gelegentlich
Ski zu fahren, während nur gerade 11 % der Kinder
Abbildung 16
Sportaktivität nach Alter, Geschlecht und Dauer, Kinder, 2007
Tabelle 23
Die beliebtesten Sportarten, Kinder, 2007
Platz
Sportart
100%
90%
Anteil
aller
Kinder
58.0%
Sport im
engeren
Sinn
22.9%
Ø Anzahl
Tage pro
Jahr
100
1
Radfahren
2
Schwimmen
53.2%
19.2%
40
3
Fussball
50.5%
32.2%
90
4
Skifahren
38.3%
9.2%
12
5
Wandern, Walking,
Bergwandern
17.6%
3.7%
14
30%
6
Turnen, Gymnastik
17.3%
17.3%
45
20%
7
Jogging, Laufen
12.7%
8.0%
45
10%
8
Unihockey,
Landhockey,
Rollhockey
11.9%
8.5%
45
9
Snowboardfahren
11.2%
3.1%
14
10
Inline-Skating,
Rollschuhlaufen
8.9%
3.8%
45
80%
70%
60%
50%
40%
0%
10
11
Über 7 Stunden: männlich
Über 3 Stunden: männlich
12
13
Über 7 Stunden: weiblich
Über 3 Stunden: weiblich
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9]
116
14
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9]
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Snowboard fahren. Mit dem Snowboardfahren wird
2.4
Sportsettings
meist erst ab ca. dem 10. Lebensjahr begonnen.
Rund 40 % des Sports, der ausserhalb des obligaBergsport wird von Kindern eher selten ausgeübt.
torischen Unterrichts ausgeübt wird, wird bei Kin-
Immerhin noch 18 % der Kinder geben an, gele-
dern von Vereinen (29 %), Schulen (freiwilliger
gentlich wandern zu gehen. Rund 3 % der Kinder
Schulsport: 6 %) oder anderen Institutionen (5 %)
gehen mindestens ab und zu klettern, während
organisiert (Tabelle 25). Bei den Knaben zwischen
nicht einmal mehr 1 % der Kinder Ski-, Snow-
10 und 14 Jahren gehören Fussball, Kampfsport,
board- oder Schneeschuhtouren unternehmen.
Unihockey, Tennis und Turnen zu den beliebtesten
Vereinssportarten. Die Mädchen üben am häufigs-
Knaben und Mädchen unterscheiden sich bezüg-
ten Turnen, Tanzen, Leichtathletik, Volleyball und
lich der favorisierten Sportarten (Tabelle 24). Wäh-
Fussball im Verein aus. 60 % des Sports wird somit
rend beinahe 70 % der Knaben Fussball spielen,
ungebunden («selbstorganisierten») mit Freunden,
liegt bei den Mädchen das Schwimmen an erster
Familie oder allein ausgeübt.
Stelle. Doch sowohl bei den Mädchen wie bei den
Knaben gehören Fussball, Radfahren, Schwimmen,
Im Vergleich zum Sport im engeren Sinn findet bei
Skifahren, Wandern, Jogging und Turnen zu den
den sportlichen Aktivitäten ein geringerer Anteil im
zehn beliebtesten Sportaktivitäten. Einige Sportak-
organisierten Rahmen statt. Bei den sportlichen
tivitäten werden aber auch vorwiegend von Mäd-
Aktivitäten gewinnen Skifahren, Snowboardfahren
chen ausgeübt (Tanzen, Reiten und Inline-Skating),
und Wandern, aber auch Fussball, Radfahren und
andere von Knaben (Unihockey, Snowboardfahren
Schwimmen an Beliebtheit. Dies sind dann auch
und Basketball).
Aktivitäten die vermehrt mit der Familie oder
Freunden ausgeübt werden.
Tabelle 24
Die beliebtesten Sportarten nach Geschlecht, Kinder, 2007
Sportart
Fussball, Streetsoccer
Anteil
Sportart
Knaben
69.0% Schwimmen
Anteil
Mädchen
57.1%
Tabelle 25
Sportaktivität nach Setting und Organisationsgrad, Kinder,
2007
Radfahren,
Mountainbiking
59.9% Radfahren,
Mountainbike
56.0%
Schwimmen
49.5% Skifahren (Pisten),
Carven
38.2%
Skifahren (Pisten),
Carven
38.4% Fussball,
Streetsoccer
30.8%
Unihockey, Land-,
Rollhockey
18.9% Turnen, Gymnastik
24.7%
Organisiert im Verein
(Sportverein/Jugendverband)
19.2%
Organisiert von der Schule
(freiwilliger Schulsport)
6.9%
16.1% Wandern, Walking,
Bergwandern
5.5%
Wandern, Walking,
Bergwandern
15.4%
Organisiert in Ferien/
in einem Lager
1.3%
13.4% Tanzen, Jazztanz,
Ballett
0.8%
Snowboardfahren
Jogging, Laufen,
Waldlauf
11.2% Reiten, Pferdesport
14.9%
Turnen, Gymnastik
10.3% Jogging, Laufen,
Waldlauf
14.2%
Basketball, Streetball
9.8% Inline-Skating,
Rollschuhlaufen
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
12.1%
Anderweitig organisiert
Sportaktivitäten Sportaktivitäten
im engeren Sinn im weiteren Sinn
29.3%
15.1%
4.2%
4.3%
Ungebunden mit Kollegen
31.5%
35.7%
Ungebunden mit Eltern
17.0%
25.1%
Ungebunden allein
11.4%
11.4%
Anderswo nicht organisiert
Total
0.3%
100%
0.2%
100%
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9]
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
117
3.
Struktur der Sportangebote
Das grösste Sportförderungsprogramm des BASPO
Jugend und Sport (J+S) richtet sich an Kinder und
In der Bundesverfassung (Art. 68)1 sind die Aufga-
Jugendliche im Alter von 5 bis 20 Jahren und leitet
ben des Bundes im Bereich Sport verankert: Er
diese zu Sport und einer gesunden Lebensweise
fördert den Sport, betreibt eine Sportschule und
an. Mit dem Erwachsenensport Schweiz esa setzt
erlässt Vorschriften für den Jugendsport. Zudem
sich das BASPO für mehr Sport und Bewegung im
hat er die Kompetenz Bundesgesetze und entspre-
Erwachsenenalter ein. Das Programm «schule
chende
Bereich
bewegt» unterstützt Lehrpersonen bei der ein-
Sport zu erlassen. Die Aufgabenteilung zwischen
fachen und nachhaltigen Umsetzung der Bewe-
dem Bund und verschiedenen Institutionen im
gungsförderung. Das Netzwerk Gesundheit und
öffentlich- wie auch privatrechtlichen Bereich wer-
Bewegung Schweiz (hepa.ch) ist ein Zusammen-
den u. a. im «Bundesgesetz über die Förderung
schluss von Organisationen, Institutionen und
Ausführungsverordnungen
im
2
von Turnen und Sport» geregelt.
Unternehmen, die sich schweizweit auf nationaler,
kantonaler und lokaler Ebenen für die Gesund-
In seinem Konzept vom 30.11.2000 für eine Sport-
heitsförderung durch Bewegung und Sport ein-
politik in der Schweiz unterscheidet der Bundesrat
setzen.
bei der Sportförderungstätigkeit drei Bereiche: Der
Bund unterstützt hauptsächlich den Breitensport.
Für den Schulsport sind die Kantone zuständig. Sie
Im Spitzensport kann er nach dem Subsidiaritäts-
sind verpflichtet, für ein Minimum an Sport-
prinzip Rahmenbedingungen schaffen oder kon-
unterricht an Schulen zu sorgen.
krete Förderungsmassnahmen, vor allem zur Ausbildung, wahrnehmen und im Schausport muss er
Der Schweizerische Verband für Sport in der Schule
keine Förderungstätigkeiten entfalten. Aufbauend
(SVSS) ist die Berufsorganisation der Bewegungs-
auf diesem Grundkonzept koordiniert jeder Kanton
und Sportlehrpersonen in der Schweiz. Mit 4500
den Sport nach einem eigenen Sportkonzept.
Mitgliedern engagiert sich der SVSS für Bewegungs- und Sporterziehung in der Schule und für
Das BASPO ist dem eidgenössischen Departement
die Bewegungsförderung im Schulalltag.
für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport
angegliedert. Es ist Dienstleitungs-, Ausbildungs-
Die Eidgenössische Sportkommission (ESK) setzt
und Trainingszentrum für den Spitzen-, Leistungs-
sich aus Vertreterinnen und Vertretern aus Bund,
sowie Breitensport. Mit diversen Programmen för-
Kantonen, Gemeinden, Swiss Olympic, Forschung,
dert das BASPO den Sport in allen Leistungsgrup-
Schulsport, Armeesport sowie weiteren Partner
pen und Altersklassen auf nationaler, kantonaler
zusammen. Sie ist vor wichtigen Entscheiden
und regionaler Ebene sowie in der Schule.
anzuhören.
Swiss Olympic ist der Dachverband der Schweizer
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯
1
2
118
Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft
vom 18. April 1999, SR 101
Bundesgesetz über die Förderung von Turnen und Sport
vom 17. März 1972, SR 415.0
Sportverbände, die olympische und nichtolympische Sportarten vertreten. Swiss Olympic fördert
mit 82 Mitgliederverbänden, 22 000 Vereinen und
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
1,5 Mio. Mitgliedern sowohl den Breiten- wie auch
den Leistungssport.
Mit der Totalrevision des Bundesgesetzes über die
Förderung von Turnen und Sport aus dem Jahr
1972 hat der Bund das bisherige Sportfördersystem
den veränderten Rahmenbedingungen angepasst.
Das revidierte Bundesgesetz über die Förderung
von Sport und Bewegung (Sportförderungsgesetz,
SpoFöG) wurde am 17. Juni 2011 vom Parlament
verabschiedet (SR 415.0), die Referendumsfrist lief
unbenützt ab. Gestützt auf diese neue gesetzliche
Grundlage wurden in der Folge auch die bestehenden Ausführungserlasse im Bereich Sport in ihrer
Gesamtheit angepasst – insbesondere die Verordnung über die Förderung von Sport und Bewegung
und die Verordnung des VBS über Sportförderungsprogramme und -projekte. Diese Erlasse
treten auf den 1. Oktober 2012 in Kraft.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Sportgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
119
VI. Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi,
Othmar Brügger)
1.
Nichtberufsunfälle
Strassenverkehr die Letalität (Kennwert für die
Gefährlichkeit von Unfällen als Anzahl Getötete
Jährlich verletzen sich beinahe 1 Million in der
pro 10 000 Personenschäden) am höchsten.
Schweiz wohnhafte Personen bei Nichtberufsunfällen im Strassenverkehr, im Sport oder im
Im Sport verletzen sich jährlich rund 300 000 in
Bereich Haus und Freizeit (Tabelle 26). Rund 3000
der Schweiz wohnhafte Personen, davon 220 so
Personen verletzen sich dabei so schwer, dass sie
schwer, dass sie lebenslänglich behindert bleiben,
dauerhaft teil- oder vollinvalid bleiben, 2000
123 sogar tödlich (Tabelle 26). Über 10 000
erleiden sogar tödliche Verletzungen. Der Bereich
Unfälle sind schwer und erfordern einen Spital-
Haus und Freizeit hat am meisten Verletzte und
aufenthalt von 7 Tagen oder mehr. Mehr als
Getötete
15 000 Personen erleiden mittelschwere Verlet-
zu
verzeichnen,
hingegen
ist
im
Tabelle 26
Nichtberufsunfälle der Schweizer Wohnbevölkerung, 2008
Verletzte1
Invalide
Schwerverletzte
Bereich
Total
Strassenverkehr
Sport
Haus und Freizeit
Total
Getötete
Letalität
91 000
555
7 820
Mittelschwerverletzte
4 970
310 000
220
10 220
15 840
123
4
600 000
1 001 000
2 148
2 923
26 890
44 930
20 090
40 900
1 538
1 990
26
20
329 2
36
Tabelle 27
Kosten von Nichtberufsunfällen, 20073
Bereich
Verletzte1
SchwerMittelschwerverletzte
verletzte
Sachschäden
Invalide
Getötete
Total
Leichtverletzte
Materielle Kosten von Nichtberufsunfällen (in Mio. CHF), 20083
Strassenverkehr
Sport
Haus und Freizeit
Total
1
4
483
734
107
289
491
5 030
... 5
104
454
333
668
187
1 746
... 5
2 927
799
1 386
1 518
2 706
380
820
1 235
2 192
810
1 488
4 743
11 519
2 927
Verletzungsschwere:
− Leichtverletzte: kein Spitalaufenthalt
− Mittelschwerverletzte: Spitalaufenthalt von 1 bis 6 Tagen
− Schwerverletzte: Spitalaufenthalt von 7 oder mehr Tagen
− Invalidität: dauerhaft teil- oder vollinvalid, Definition gemäss Art. 8 ATSG
2
Getötete auf Schweizer Strassen im Jahr 2007 (inkl. Touristen, Berufsunfälle, Sport): 357
3
Es werden nur Verletzungen berücksichtigt, die medizinische Leistungen respektive Versicherungsleistungen erforderten. Aufgrund von Rundungen sind in allen Tabellen im
Total leichte Differenzen möglich.
4
Darin enthalten sind auch Sachschäden bei Unfällen ohne Verletzte oder Getötete sowie Polizei- und Rechtsfolgekosten.
5
Es existieren keine Grundlagen, mit denen die Sachschäden sowie die Polizei- und Rechtsfolgekosten der Sport-, Haus- und Freizeitunfälle berechnet werden konnten. Die
Kosten dürften unter 700 Mio. CHF liegen.
Quelle: bfu, aktualisierte Berechnung
120
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
zungen und müssen 1 bis 6 Tage im Spital
ball die meisten Verletzungen (∅ 54 300 Verletzte),
verbringen.
gefolgt von Skifahren (∅ 43 210 Verletzte) und
Radfahren abseits der Strasse (∅ 33 150 Verletzte)
Die Nichtberufsunfälle generieren jährlich mate-
(Fussnote 1, Tabelle 28 und Kap. VIII, S. 175ff).
rielle Kosten von mehr als 11 Mia. Franken (Tabelle
Immer noch durchschnittlich 14 460 Personen ver-
27) [6]. Die volkswirtschaftlichen Kosten inkl.
letzen sich beim Snowboardfahren und rund 10 000
immateriellen Kosten wie beispielsweise Leid oder
beim Schlitteln / Rodeln.
Schmerz sind beinahe 5-mal so hoch und belaufen
sich auf mehr als 53 Mia. Franken [6]. Aufgrund
des hohen Unfallgeschehens generiert der Bereich
Haus und Freizeit auch die meisten Kosten.
Die Verletzungen im Sport verursachen jährlich
knapp 2 Mia. Franken (Tabelle 27). Je schwerer die
Verletzungen sind, desto höher sind die materiellen
Kosten. Auffällig ist, dass im Vergleich mit dem
Bereich Haus und Freizeit im Sport die Kosten eines
Todesfalles bedeutend höher sind. Im Bereich Haus
und Freizeit ist die Todesrate rund 10-mal höher als
im Sport, die Kosten betragen jedoch nur rund das
3-fache wie im Sport. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Kosten eines tödlichen Unfalls mit
zunehmendem Alter sinken. Personen, welche im
Bereich Haus und Freizeit tödlich verunfallen, sind
im Durchschnitt deutlich älter (81 Jahre) als diejenigen im Sport (46 Jahre), was tiefere Kosten nach
sich zieht als die Todesfälle im Sport [6]. Im
Strassenverkehr sind bei den Getöteten (Durchschnittsalter 45 Jahre) ähnlich hohe Fallkosten wie
im Sport zu verzeichnen.
2.
Verletzungen im Sport
Die 300 000 Sportverletzten verteilen sich auf eine
Vielzahl von sportlichen Aktivitäten, wobei einige
Sportarten aufgrund der hohen Fallzahl oder der
relativ vielen tödlichen Unfällen hervorstechen
(Tabelle 28). Absolut gesehen ereignen sich im Fuss-
Tabelle 28
Entwicklung der Anzahl Verletzter nach Sportart, 2000–2008
Sportartengruppe /
Sportart
Fussball
Skifahren (inkl. Touren)
Radfahren, Biking (ohne
Strassenverkehr)1
Snowboardfahren
Schlitteln
Baden, Schwimmen
Bergwandern
Volleyball
Inlineskating,
Rollschuhlaufen
Geräteturnen
Laufen, Jogging
Land-, Roll- und
Unihockey
Pferdesport
Eishockey
Basketball
Eislaufen, Eiskunstlauf
Kampfsport (inkl.
Selbstverteidigung)
Handball
Gymnastik,
Fitnesstraining, Aerobic
Leichtathletik
Tennis
Badminton (inkl.
Federball)
Bootfahren
Kugel-, Wurf- und
Schlagspiele
Squash
Gleitschirmfliegen
Übrige Sport- und
Spielarten
Total
1
2000
2005
2007
2008
50 650 50 480 56 700 57 580
42 760 43 660 40 180 43 210
25 950 32 490 34 910 34 150
Ø 2004–
2008
54 300
43 210
33 150
24 500 24 510 22 700 24 760
5 740 11 210 7 820 11 580
9 100 8 960 9 180 9 390
5 460 8 140 9 820 8 860
8 560 8 430 8 680 8 810
12 210 9 270 8 620 5 700
24 460
10 080
9 140
8 660
8 610
8 430
7 630
5 110
5 350
7 680
6 560
6 220
8 750
8 120
7 060
8 570
8 860
7 480
8 170
7 730
6 760
6 260
6 290
6 140
5 600
4 950
6 650
6 380
5 880
5 240
4 640
6 960
6 050
6 000
5 640
5 320
6 650
6 320
5 890
5 680
5 420
6 590
6 430
5 930
5 410
5 210
5 720
3 850
5 280
3 860
5 290
3 820
4 760
4 030
5 090
3 950
2 720
4 010
2 530
3 780
3 140
2 500
3 640
3 610
2 470
3 980
3 340
2 610
3 790
3 360
2 700
1 380
1 140
1 750
1 170
1 070
1 460
1 450
1 470
1 610
1 430
1 820 1 320 1 160 1 050
600
420
490
490
24 970 24 380 28 480 27 910
1 250
460
26 290
281 000 294 000 304 000 310 000
302 200
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde festgestellt, dass die Hochrechnung
der Unfälle beim Radfahren, Biking (ohne Strassenverkehr) falsch berechnet
wurde. In dieser Tabelle werden die Zahlen aus der bfu-Hochrechnung 2011
wiedergegeben. Im Kapitel «Radfahren abseits von Strassen» werden die
korrekten Zahlen verwendet und die Korrektur erläutert (Kap. VIII, S. 175ff)
Quelle: bfu, Hochhrechnung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
121
In Bezug auf die Anzahl der ausgeübten Stunden
Das Ausmass der Unfälle nach Sportartengruppen
pro Sportart zeigt sich, dass Fussball die höchste
hat sich über die letzten 8 Jahre nicht merklich
Anzahl Verletzte fordert (Abbildung 17). Während
verändert (Abbildung 18). Die verschiedenen Sport-
einer Million Stunden Fussballspielen ereignen sich
artengruppen zeigen leichte Schwankungen auf,
beinahe 1800 Verletzungen. Eishockey liegt mit ca.
wobei davon ausgegangen werden kann, dass
1400 Verletzungen auf eine Million ausgeübter
diese insbesondere auf die Anzahl ausgeübter
Stunden auf Rang 2 [36]. Auf Rang 3 liegt eine
Stunden pro Jahr zurück zu führen sind. Bei Out-
weitere Team- und Ballsportart: Basketball. Snow-
door-Sportarten wie dem Winter- oder Bergsport
boardfahren und Skifahren fordern rund 700 bzw.
haben dabei Faktoren wie beispielsweise das Wet-
500 Verletzungen während einer Million Stunden.
ter einen starken Einfluss auf die Anzahl ausgeüb-
Während einer Million Stunden auf dem Bergwan-
ter Stunden. Der Wassersport beispielsweise zeigt
dern verletzen sich nur gut 100 200 Personen.
im «Jahrhundertsommer» 2003 eine gesteigerte
Abbildung 17
Inzidenzraten nach ausgewählten Sportarten, Ø 2002–2006
Verletztenzahl auf.
In der Schweiz verunfallen jährlich knapp 180 Per-
Fussball
1798
Eishockey
848
Land-, Roll- und Unihockey
Im Bergsport sind die meisten Todesopfer zu ver-
784
Inline-Skating, Rollschuh
zeichnen. Beim Bergwandern starben im Durch-
726
Snowboardfahren
677
schnitt der Jahre 2004 bis 2008 41 Personen pro
Handball
656
Jahr. Beim Bergsteigen starben im gleichen Zeit-
Squash
648
raum 34 Personen, wobei die Hälfte Gäste aus dem
Volleyball
Ausland waren.
520
Skifahren (inkl. Touren)
Abbildung 18
Entwicklung der Verletzten nach Sportartengruppen,
2000–2008
461
Pferdesport
354
Badminton
348
Tennis
325
Kampfsport, Selbstverteidig.
323
350000
300000
250000
Skilanglauf
257
Bootfahren
255
200000
Leichtathletik
242
150000
Radfahren, Biking
173
100000
Radrennsport
165
50000
Baden, Schwimmen
161
Bergwandern (ohne Klettern)
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
129
Laufen, Jogging, (Nord.) Walking
89
0
500
1000
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [36]
122
verunglückten Sportler stammen aus dem Ausland.
1426
Basketball
sonen tödlich (Tabelle 29). Rund ein Drittel der tödlich
1500
2000
Ballspiele
Flugsport
Turnen, Leichtathletik
Wintersport
Bergsport
Rad- und Rollsport
Wassersport
Andere Sport- und Spielarten
Quelle: bfu, Hochhrechnung
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ebenfalls viele Todesopfer sind im Winter- und
nismässig am meisten ausländische Todesopfer hat
Wassersport zu verzeichnen. Drei Viertel der Todes-
das Base-Jumping zu verzeichnen.
opfer im Wintersport sterben abseits der Pisten. Im
Winter- und Bergsport sind mehr als die Hälfte der
Bei den in der Statistik erscheinenden Wanderun-
Getöteten Gäste aus dem Ausland, während im
fällen (durchschnittlich 8 Getötete) handelt es sich
Wassersport rund 20 % der tödlich verunfallten
um spezielle Fälle. All diese Unfälle können nicht
Sportler ausländische Gäste waren.
dem Bergwandern zugeordnet werden und haben
mit Wanderrisiken kaum etwas zu tun. Die
Auch beim Ausüben des Flugsports sterben durch-
Mehrheit der Fälle sind Ertrinkungsunfälle. Diese
schnittlich 14 Personen pro Jahr. Der Anteil der
ereignen sich beim Versuch, andere Menschen
ausländischen Gäste beträgt rund 40 %. Verhält-
oder Hunde in freien Gewässern zu retten, oder
beim Durchqueren von Flüssen und Bächen.
Tabelle 29
Getötete nach Sportart und Herkunft, Ø 2004–2008
Sportart
Ausland
Bergsport
Ø 2004–2008
Schweiz
Fussgänger fallen vor allem häufig unter Alkoholeinfluss ins Wasser und ertrinken. Spezifische
Total
Präventionsvorschläge für die Verhinderung dieser
17
17
34
tödlichen Wander- und Spazierunfälle sind ent-
Klettern
2
4
6
weder kaum ableitbar oder in der nachfolgenden
Bergwandern
9
32
41
0
28
Wintersport
1
54
1
82
Skifahren alpin
2
6
8
Touren-Skifahren
4
8
12
Varianten-Skifahren
5
4
9
Snowboardfahren
0
1
1
Varianten-Snowboardfahren
3
3
6
Schneeschuhlaufen
0
1
1
Die Analyse der Häufigkeit und Schwere der Ver-
0
14
Wassersport
1
24
1
38
letzungen im Sport zeigt, dass sich im Fussball, Ski-
Baden/Schwimmen
3
13
16
Bootfahren
0
5
5
Tauchen
Total Wassersport
1
4
3
21
4
25
Segelfliegen
1
3
4
belle 10). Der Schneesport fordert nicht nur sehr
Gleitschirmfliegen
1
6
7
viele Verletzte auf den Pisten, sondern auch relativ
Base-Jumping
2
0
2
1
10
1
14
Bergsteigen
Anderer Bergsport
Total Bergsport
Anderer Wintersport
Total Wintersport
0
4
Andere Sportarten
im
Kapitel
Ertrinkungs-
prävention berücksichtigt (Kap. X, S. 226ff).
3.
Verletzungen in den Schwerpunktsportarten
und Snowboardfahren sowie Radfahren abseits der
Flugsport
Anderer Flugsport
Total Flugsport
Interventionsanalyse
Strasse am meisten Unfälle ereignen (Tabelle 9),
während der Bergsport und das Baden/Schwimmen
häufig tödliche Unfälle zu verzeichnen haben (Ta-
viele Todesfälle, die sich in erster Line abseits von
Pisten ereignen. In der Kategorie Baden/Schwimmen ist nur ein Bruchteil der Ertrinkungsfälle
Wandern, Spazieren
1
7
8
Jagd
0
4
4
abgedeckt (Kap. VI.3.4, S. 125). Bei Ertrinkungs-
Pferdesport
0
2
2
fällen müssen alle Aktivitäten im, am und auf dem
Rennsport mit Motorfahrzeugen
0
1
1
1
2
52
4
18
127
5
20
179
Übrige Sportarten
Total Andere Sportarten
Total
Wasser betrachtet werden.
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
123
Die fünf oben genannten Sportarten(-gruppen)
nieren Verletzungen der Kinder und Jugendlichen
bilden die Schwerpunkte im Unfallgeschehen und
bis 16 Jahre sowie junger Erwachsener bis 25 Jahre.
sind damit auch die Haupttätigkeitsfelder der
Sportunfallprävention.
Die Schneesportdisziplinen Ski- und Snowboardfahren weisen mit 68 bzw. 46 Verletzungen pro
Je nach Altersgruppe ergibt sich eine andere
100 000 Sportstunden eine durchschnittliche Ver-
Schwerpunktreihenfolge (Tabelle 30). Aufgrund
letzungsinzidenz auf.
der Datenstruktur der Unfallzahlen respektive der
Hochrechnung werden in der Tabelle 30 unter-
86 % der Verletzungen der Skifahrer und sogar
schiedlich
93 % der Verletzungen der Snowboarder sind leicht
grosse
Altersgruppen
zusammenge-
zogen.
und erfordern zwar ärztliche Behandlung, aber
keinen Spitalaufenthalt. Der Schneesport forderte im
3.1
Ski- und Snowboardfahren
Winter 2008 jedoch auf und vor allem auch neben
der Piste 19 Todesopfer beim Skifahren und 6 beim
Beim Skifahren weisen die 26- bis 45-Jährigen mit
Snowboardfahren (Tabelle 31).
11 000 Verletzten die höchste Verletzungshäufigkeit auf (Tabelle 30). Beim Snowboardfahren domiTabelle 30
Verletzte nach Alter und Sportart, Ø 2004–2008
Sportart
Fussball
Skifahren alpin
Biken (ohne Strassenverkehr)2
Snowboardfahren
Bergsport
Baden, Schwimmen
0–16
10 420
11 990
28 630
13 460
640
3 890
17–25
19 350
3 490
530
5 850
530
1 410
26–45
21 500
15 960
2 790
4 570
2 970
2 430
46–64
2 980
11 080
1 140
550
3 250
1 330
65+
50
690
60
30
2 430
80
Total1
54 300
43 210
33 150
24 460
9 820
9 140
1
Total gerundet
2
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde festgestellt, dass die Hochrechnung der Unfälle beim Radfahren, Biking (ohne Strassenverkehr) falsch berechnet wurde. In dieser
Tabelle werden die Zahlen aus der bfu-Hochrechnung 2011 wiedergegeben. Im Kapitel «Radfahren abseits von Strassen» werden die korrekten Zahlen verwendet und die
Korrektur erläutert (Kap. VIII, S. 175ff)
Quelle: bfu, Hochrechnung
Tabelle 31
Schwerpunkte im Unfallgeschehen Sport, 2008
Sportartengruppe / Sportart
Fussball
Skifahren alpin
Biken (ohne Strassenverkehr)2
Snowboardfahren
Bergsport
Baden, Schwimmen
Verletzte3
Schwerverletzte
Mittelschwerverletzte
1 210
2 490
2 760
3 410
1 390
1 150
480
1 300
890
1 350
70
260
Getötete
Letalität
0
19
1
6
50
5
Verletzte pro 100 000
Sportstunden, 2007
0
4
0
2
48
5
180
46
17
68
…4
16
3
Verletzungsschwere:
− Leichtverletzte: kein Spitalaufenthalt
− Mittelschwerverletzte: Spitalaufenthalt von 1 bis 6 Tagen
− Schwerverletzte: Spitalaufenthalt von 7 oder mehr Tagen
4
Information ist nicht verfügbar.
Quelle: bfu, Hochrechnung; Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [36]
124
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.2
Radfahren abseits von Strassen
Verhältnis zu den Verletzten mit 5 Personen, also
einer Letalität 5 relativ hoch (Tabelle 31).
Beim Radfahren abseits von Strassen und beim
Schwimmen/Baden verletzten sich die Jüngsten (bis
Ertrinkungsunfälle ereignen sich aber nicht nur im
16 Jahre) deutlich am häufigsten (Tabelle 30).
Wassersport. Neben 5 Wassersportlern ertrinken in
der Schweiz jährlich noch beinahe 40 Personen, so
Beim Biken (ohne Strassenverkehr) liegt die Verlet-
unter anderem beim Durchqueren von Gewässern,
zungsrate
bei Rettungsmanövern, beim Fischen oder im
im
erwerbstätigen
Alter
bei
rund
17 Verletzungen pro 100 000 Sportstunden.
Strassenverkehr.
Auch beim Radfahren/Biken abseits von Strassen
3.5
Fussball
erfordern über 90 % der Unfälle keinen Spitalaufenthalt. Im Jahre 2008 verletzte sich dafür
Aus Tabelle 30 geht hervor, dass Verletzungen
eine Person tödlich (Tabelle 31).
beim Fussballspielen bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen (17 bis 25 Jahre) sowie bei den Er-
3.3
Bergsport
wachsenen bis ins mittlere Alterssegment (26 bis
45 Jahre) ein Unfallschwerpunkt darstellt. Mit über
Im Bergsport sind weniger Kinder und Jugendliche
10 000 verletzten Kindern und Jugendlichen bis
von Verletzungen betroffen. Die meisten Unfälle mit
16 Jahre gehört das Fussballspielen auch in dieser
Verletzungsfolge erleiden Berggänger im Alter von
Altersklasse zu den Schwerpunkten.
26 bis 45 Jahren sowie über 65 Jahre (Tabelle 30).
Der Fussball hat mit 180 Verletzungen pro 100 000
Der Bergsport hat mit 50 Getöteten die meisten
Stunden Sportausübung die höchste expositions-
Todesopfer zu verzeichnen (in dieser Angabe sind
bezogene Inzidenz, also die meisten Verletzungen
nur die Unfälle der Schweizer Wohnbevölkerung
pro ausgeübte Stunden (Tabelle 31).
enthalten) (Tabelle 31). Die sehr hohe Letalität von
48 zeigt, dass die Anzahl der Getöteten im Ver-
Rund 94 % der Verletzungen im Fussball erfordern
hältnis zur Anzahl der Verletzten im Bergsport weit-
zwar eine ärztliche Behandlung jedoch keinen
aus am höchsten der betrachteten Sportarten ist.
Spitalaufenthalt und gelten als leichte Verletzungen. Zudem hat der Fussball äusserst selten Todes-
3.4
Wassersport (Ertrinken)
opfer aufgrund von Unfällen zu beklagen (5 tödliche Unfälle in 12 Jahren) (Tabelle 31).
Beim Baden/Schwimmen ereignen sich absolut
gesehen bedeutend weniger Verletzungen als beim
Fussball, Ski-, Snowboard- und Radfahren. Zudem
ist die Inzidenz mit 16 Sportlern pro 100 000 Stunden Exposition im Vergleich zu beispielsweise Fussball gering. Dafür ist die Anzahl der Getöteten im
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
125
3.6
Unfallkosten
4.
Fokus auf Schwerpunkte
Das Skifahren mit rund 43 000 Verletzen und bei-
Aufgrund der Häufigkeit und Schwere der Verlet-
nahe 20 Getöteten generiert die höchsten materi-
zungen werden in der Unfallprävention Schwer-
ellen Unfallkosten im Sport (Tabelle 32). Vor allem
punkte auf die Bereiche Schneesport (Ski-, Snow-
die Schwerverletzen, welche 7 oder mehr Tage im
boardfahren, Schlitteln / Rodeln), Bergsport, Rad-
Spital verbringen, verursachen ein Vielfaches der
fahren abseits der Strasse, Wassersport (allg.
Kosten der anderen Sportarten. Aber auch die
Ertrinkungsunfälle) sowie Fussball gelegt. In den
materiellen Kosten der Verletzungen mit Invalidi-
folgenden Kapiteln wird vertieft auf die fünf Berei-
tätsfolge sowie der mittelschweren Verletzungen
che eingegangen. Im Schneesport wird neben dem
sind bedeutend höher als in den anderen Sportar-
Ski- und Snowboardfahren auch das Schlit-
ten. Fussball generiert die zweithöchsten Kosten.
teln / Rodeln betrachtet. Wie im Kapitel Methodik
Dort sind es vor allem die vielen leichten Verlet-
(Kap. IV, S. 101) dargestellt, werden nachfolgend,
zungen, die einen hohen Kostenanteil ausmachen.
ausgehend von einer detaillierteren Analyse des
Unfallgeschehens und der Risikofaktoren, Präventi-
Allgemein lässt sich sagen, dass die relativ wenigen
onsmassnahmen erarbeitet und diese in Bezug auf
Schwerverletzten und Invaliden im Sport ähnlich
Wirksamkeit, Effizienz und Umsetzbarkeit be-
hohe Kosten verursachen wie all die vielen Leicht-
wertet.
verletzten [6].
Tabelle 32
Materielle Kosten von Nichtberufsunfällen in den Schwerpunkten im Sport nach Verletzungsschwere (in Mio. CHF), 20061
Bereich
Fussball
Skifahren
Biken (ohne Strassenverkehr)3
Snowboardfahren
Bergsport
Wassersport
Invalide
21
87
42
11
13
21
Schwerverletzte
56
134
33
21
45
13
Verletzte2
Mittelschwerverletzte
47
73
17
22
30
11
Getötete
Leichtverletzte
117
92
43
46
22
35
19
2
12
65
43
Total
240
405
137
112
174
122
1
Es werden nur Verletzungen berücksichtigt, die medizinische Leistungen respektive Versicherungsleistungen erforderten.
Aufgrund von Rundungen sind in allen Tabellen im Total leichte Differenzen möglich.
2
Verletzungsschwere:
− Leichtverletzte: kein Spitalaufenthalt
− Mittelschwerverletzte: Spitalaufenthalt von 1 bis 6 Tagen
− Schwerverletzte: Spitalaufenthalt von 7 oder mehr Tagen
− Invalidität: Dauerhaft teil- oder vollinvalid, Definition gemäss Art. 8 ATSG
3
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde festgestellt, dass die Hochrechnung der Unfälle beim Radfahren, Biking (ohne Strassenverkehr) falsch berechnet wurde. In dieser
Tabelle werden die Zahlen aus der bfu-Hochrechnung 2011 wiedergegeben. Im Kapitel «Radfahren abseits von Strassen» werden die korrekten Zahlen verwendet und die
Korrektur erläutert (Kap. VIII, S. 175ff).
Quelle: bfu, aktualisierte Berechnung
126
Unfallgeschehen Schweiz (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
VII. Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln
(Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
1.
Einleitung
und Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren
fahren rund 38 % Ski und 11 % Snowboard [9].
Die Gründe zum Ausüben von Schneesport sind
Somit geniessen ca. 1,71 Mio. Schweizer Skifahrer
unterschiedlich. Für die meisten Schweizerinnen
und 0,35 Mio. Snowboarder im Alter von 10 bis 75
und Schweizer steht beim Sporttreiben der Spass
Jahren, an durchschnittlich 10 Tagen pro Winter-
im Vordergrund [8]. Aber auch der soziale Aspekt
saison, den Schneesport auf den Pisten (Abbildung
und das Aussehen motivieren Frauen und Männer
19, Abbildung 20). Hinzu kommen noch Kinder
zum Sporttreiben. Das Erreichen von persönlichen
unter 10 Jahren und Senioren über 75 Jahren.
Leistungszielen liefern vor allem für junge Sportler
Basierend auf der subjektiven Wahrnehmung aus
Anreize für sportliche Aktivitäten. Beim Skifahren
den jährlichen Beobachtungen der bfu in 20
sind Naturerleben, Bewegungserleben und soziales
Skigebieten in der Schweiz ist der Anteil der über
Wohlbefinden wichtige Anreizwerte [37]. Bei den
75-Jährigen sehr klein. Hingegen wird davon
Snowboardern liefern auch das Kompetenzerleben
ausgegangen, dass im Rahmen von Ausflügen in der
bzw. die Leistungsverbesserung häufig Motivation
Familie oder Schule viele der 7- bis 10-Jährigen am
zum Ausüben der Sportart.
Schneesport teilnehmen. Eine Quantifizierung ist
aufgrund fehlender Daten nicht möglich.
1.1
Ski- und Snowboardfahren in der
Schweiz
Die über 500 Seilbahnen in der Schweiz mit ihren
ca. 1800 Seilbahn- und Skiliftanlagen erzielen
Rund 27 % der Schweizer Wohnbevölkerung zwi-
80 % des Umsatzes im Winter. Seilbahnen Schweiz
schen 15 und 75 Jahren geben an, Ski zu fahren,
(SBS) ist der nationale Verband der Seilbahn-
und rund 5 % Snowboard. [8]. Von den Kindern
branche und umfasst knapp 370 Seilbahnunter-
Abbildung 19
Sportaktivität der Skifahrer nach Dauer (in Anzahl Tagen pro
Jahr), Jugendliche und Erwachsene, 2007
Abbildung 20
Sportaktivität der Snowboardfahrer nach Dauer (in Anzahl
Tagen pro Jahr), Jugendliche und Erwachsene, 2007
40%
40%
36
30%
25%
33
35%
35%
30
30%
27
23
25%
20%
20%
15%
12
19
18
15%
10%
10%
5%
2
0
0
0%
1–5
6–10
11–20
21–50
51–100 101–200 Mehr als
200
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [10]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
5%
1
0
0
0%
1–5
6–10
11–20
21–50
51–100 101–200 Mehr als
200
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [10]
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
127
nehmungen, davon alle grossen und mittelgrossen
Bericht nicht ersichtlich, da Snowboardfahren nicht
Betriebe [38]. Die Seilbahnen in der Schweiz
zu den 10 Sportarten gehört, welche Mädchen am
generieren durchschnittlich 27 Mio. Ski- bzw.
häufigsten ausüben.
Snowboardtage pro Jahr (10-Jahres-Durchschnitt)
[38]. Darin sind auch die Fahrten der Gäste aus
1.3
Alter
dem Ausland enthalten. Ein «Ski- bzw. Snowboardtag» wird gezählt, wenn ein Schneesportler
Die Snowboarder sind tendenziell die jüngeren
an einem Tag zumindest einmal durch das Dreh-
Schneesportler. Rund 20 % der 15- bis 29-jährigen
kreuz geht. Wie oft er während des Tages die Lift-
Schweizer fahren Snowboard, weitere 22 % Ski [8]
anlagen benutzt, spielt dabei keine Rolle. Über die
(Abbildung 21, Abbildung 22). Von den 30- bis 44-
Anzahl der Schneesportler an kleineren Liftanlagen,
jährigen befragten Schweizern fahren noch 4 %
die nicht dem SBS angehören, kann nichts ausge-
Snowboard, dafür 35 % Ski. Snowboarder über
sagt werden. Zudem fahren vor allem Kinder auch
44 Jahre sind selten anzutreffen. Rund 32 % der
an Hängen in der Wohnumgebung oder an
Schweizer Bevölkerung im Alter von 45 bis 59 Jah-
siedlungsnahen Hängen Ski und Snowboard, ohne
ren fahren Ski, im Alterssegment der 60- bis 74-
Lifte zu benutzen.
Jährigen sind es noch 14 % der Bevölkerung.
1.2
2.
Geschlecht
Unfallanalyse
Rund 6 % der in der Schweiz wohnhaften Männer
Auf Schneesportpisten im In- und Ausland erleiden
fahren Snowboard, 28 % Ski [8] (Abbildung 21,
jährlich rund 70 000 in der Schweiz wohnhafte
Abbildung 22). Von den Schweizer Frauen fahren
Personen Verletzungen, die eine ärztliche Behandlung
rund 5 % Snowboard und 25 % Ski. Knaben und
erfordern [39]. Zudem erleiden rund 30 000 Gäste
Mädchen fahren gleich häufig Ski (je 38 %).
aus dem Ausland Verletzungen auf Schweizer Pisten.
Während rund 13 % der Knaben Snowboard
Pro Jahr verunfallen durchschnittlich 6 Personen
fahren, liegt dieser Anteil bei den Mädchen unter
tödlich auf den Schneesportpisten in der Schweiz
12 % [9]. Die genaue Häufigkeit wird aus dem
[14]. Neben der Piste sterben jährlich rund 25 Schnee-
Abbildung 21
Sportaktivität der Skifahrer nach Alter, 2007
Abbildung 22
Sportaktivität der Snowboardfahrer nach Alter, 2007
10–14 Jahre
38
15–29 Jahre
30–44 Jahre
45–59 Jahre
0.4
60–74 Jahre
14
20%
30%
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9, 10]
128
4
45–59 Jahre
32
10%
20
30–44 Jahre
35
0%
11
15–29 Jahre
22
60–74 Jahre
10–14 Jahre
40%
0.0
0%
5%
10%
15%
20%
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [9, 10]
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sportler. Auf die Unfälle der Touren- und Varianten-
Kollisionen einschliesst. Im Durchschnitt der Winter
fahrer, welche im freien Gelände verunfallen, wird
2003 bis 2007 starb durchschnittlich eine Person
im Kapitel Bergsport (Kap. IX, S. 198) eingegangen.
an den Folgen einer Kollision mit einem anderen
Skifahrer oder Snowboarder [40].
2.1
Setting und Unfallhergang
Knapp 80 % der Unfälle mit Verletzungsfolge er-
In der bfu-Statistik der Verletztentransporte im
eignen sich auf markierten und präparierten Pisten.
Schneesport werden verletzte Schneesportler er-
Am häufigsten verletzten sich sowohl Skifahrer wie
fasst, die den Pistenrettungsdienst in Anspruch
auch Snowboarder auf mittelschweren (roten)
nehmen. Leichtere Verletzungen sind in diesen
Pisten (rund 53 % aller Verletzungen) [15]. Weitere
Daten untervertreten, da der Pistenrettungsdienst
rund 38 % der Verletzungen ereignen sich auf
in diesen Fällen meist nicht erforderlich ist.
blauen Pisten. Seltener sind Unfälle auf schwierigen
(schwarzen)
Pisten
(6 %),
wobei
die
Benut-
Gemäss dieser Statistik verletzten sich beinahe
zerfrequenzen nach Pistenklasse aufgrund fehlen-
80 % der Schneesportler auf blauen, roten oder
der Datengrundlage nur abgeschätzt werden
schwarzen Pisten, 3 % im freien Gelände sowie
können.
2 % auf Abfahrtsrouten, 3 % auf Förderanlagen
und 7 % in einem Snowpark, einer Halfpipe oder
In einer österreichischen Untersuchung zeigte sich,
auf einem Boardercross [15] (Tabelle 33).
dass sich Snowboarder die meisten Verletzungen
auf eisigen Pisten (42 %), gefolgt von hartem
Die meisten Unfälle sind Selbstunfälle ohne Einwir-
Altschnee (29 %), zuzogen [41]. Die Skifahrer
kung anderer. Über 90 % der Verletzungen erfol-
erlitten die häufigsten Verletzungen auf hartem
gen aufgrund eines Sturzes oder einer Kollision mit
(34 %) bzw. weichem (30 %) Altschnee [42]. Wei-
einem Objekt [39]. Der Anteil der Verunfallten aus
tere Analysen des Unfallgeschehens in Österreich
Personenkollisionen beim Ski- und Snowboard-
zeigen, dass sich die meisten Unfälle bei stark
fahren betrug in den letzten 6 Jahren 5 bis 7 %,
wechselnden Schneebedingungen auf der Piste
wobei dieser Anteil auch verletzte Verursacher der
ereignen [43].
Tabelle 33
Verletzte beim Ski- und Snowboardfahren nach Unfallort,
Wintersaison 2009/10
Skifahren
(n = 3098)
Snowboardfahren
(n = 818)
Schneesportler mit weniger guten Fertigkeiten
fahren tendenziell eher auf roten und blauen Pisten
Total
(n = 4161)
und verunfallen häufiger. Genauere Untersuchun-
81
74
79
gen des Unfallgeschehens zeigen aber, dass auch
Freies Skigelände
3
2
3
gute und ausgezeichnete Fahrer am häufigsten auf
Abfahrtsroute
2
1
2
roten, gefolgt von blauen Pisten verunfallen [42].
Förderanlagen
2
4
3
Funpark,
Boardercross,
Halfpipe
Anderer Unfallort
5
14
7
Piste
blauen Pisten öfters befahren werden und je nach
5
Unbekannt
Total
Weiter muss beachtet werden, dass die roten und
3
4
Schneesportgebiet mehr rote und blaue Pisten
vorhanden sind als schwarze. Eine Untersuchung
2
1
2
100
100
100
Quelle: bfu, Statistik der Verletztentransporte
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
aus Kanada zeigt aber, dass nicht nur die Anzahl
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
129
der Verletzungen sondern auch das Risiko, auf Pis-
beiden Sportarten bei Unfällen in Snowparks im
ten mit einem geringeren Schwierigkeitsgrad zu
Gegensatz zu Unfällen auf den Pisten leicht erhöht.
verunfallen, grösser ist als auf Pisten mit einem
Verschiedene ausländische Studien untersuchten
höheren Schwierigkeitsgrad [44].
die Verletzungen von verunfallten Skifahrern und
Snowboardern im Snowpark und verglichen sie mit
Die meisten Unfälle geschehen bei sonnigem Wetter
Verletzungen, die sich ausserhalb von Snowparks
[45] und guter Sicht, dies ist auf die hohe Gesamt-
ereigneten. Dabei stützten sich alle Studien auf die
exposition bei diesen Bedingungen zurückzuführen.
Daten aus Spitälern, Rettungsdiensten, Notfallstati-
Bei gutem Wetter sind bedeutend mehr Schnee-
onen oder weitere Informationen von Ärzten. In
sportler auf den Pisten anzutreffen. Zudem suchen
verschiedenen Schneesportgebieten in den USA
die Schneesportler bei schlechtem Wetter öfters ein
ereigneten sich rund 20 % bzw. 30 % der Unfälle
Restaurant auf oder gehen früher nach Hause bzw.
in Snowparks [47,48]. In Frankreich waren es in der
kommen später im Schneesportgebiet an.
Wintersaison 2007 in 37 Schneesportgebieten
durchschnittlich rund 5 % [49]. Ergebnisse aus
Gemäss der bfu-Statistik der Verletztentransporte
diversen Studien bestätigen die Resultate aus der
im Schneesport verletzten sich im Winter 2009/10
Schweizer Statistik. Die meisten Unfälle ereigneten
rund 14 % der Snowboarder sowie 5 % der Ski-
sich gemäss Untersuchungen in Schneesportgebie-
fahrer, welche den Pistenrettungsdienst in An-
ten in Kanada und Amerika nach Sprüngen bzw.
spruch nehmen mussten, im Snowpark, der Half-
aufgrund eines Falls aus der Höhe [47,48,50].
pipe oder auf einem Boardercross [15]. Die Verlet-
Kopfverletzungen traten bei Unfällen in Snowparks
zungen erfolgten am häufigsten durch einen
häufiger auf als bei Unfällen auf der Piste [47–
Selbstunfall nach einem Sprung (ca. 7–15 %) oder
49,51–53]. Auch der erhöhte Anteil an Rücken-
einem Selbstunfall ohne Sprung (ca. 71 %).
bzw. Wirbelsäulenverletzungen in Snowparks wird
Kollisionen mit anderen Personen oder Objekten
durch die Ergebnisse verschiedener Studien aus
kamen selten vor (ca. 2–5 %). Skifahrer erlitten bei
Kanada und Amerika bestärkt [47,48,54]. Die
Unfällen im Snowpark, Boardercross oder der Half-
Analysen von Unfalldaten aus Frankreich, Amerika
pipe am meisten Knie- (17 %) oder Rücken- bzw.
und Kanada führen zur Annahme, dass sich die
Wirbelsäulenverletzungen (17 %) [46]. Die Snow-
Schneesportler in Snowparks häufig schwerer ver-
boarder verletzten sich im Snowpark, Boardercross
letzen als auf der Piste [49,52]. Diese Aussagen
oder der Halfpipe vor allem den Schädel/Hirn-Be-
werden durch die Beobachtung bestätigt, dass bei
reich (16 %) sowie das Handgelenk (16 %). Im
Unfällen in Snowparks häufiger ein Abtransport
Vergleich zu den Verletzungen, die Skifahrer auf
durch die Ambulanz bzw. eine Hospitalisierung
der Piste erleiden, traten im Snowpark vermehrt
erforderlich werden [47,49,52]. Schneesportler, die
Verletzungen am Rücken bzw. der Wirbelsäule, am
sich im Snowpark verletzen, fahren häufiger Snow-
Schlüsselbein sowie im Bereich des Fuss- und
board, sind männlich und jung (13 bis 24 Jahre)
Sprunggelenks auf. Bei den Snowboardern waren
[47,48].
vermehrt Verletzungen im Bereich des Rückens
bzw. der Wirbelsäule sowie dem Oberarm zu be-
Rund 3 % aller Verletzungen [15] und über 70 %
obachten. Der Anteil der Kopfverletzungen war bei
der tödlichen Unfälle [39] ereignen sich ausserhalb
130
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
der gesicherten und markierten Pisten. Diese Un-
2.2
Sportart
fälle sind nicht Bestandteil dieses Kapitels und werden im Kapitel Bergsport behandelt.
Absolut gesehen verletzen sich beim Skifahren auf
Pisten im In- und Ausland jährlich rund 45 000 in
In der Statistik der Verletztentransporte im Schnee-
der Schweiz wohnhafte Personen [40] (Tabelle 34).
sport verletzen sich 1 % der verunfallten Skifahrer
Beim Snowboardfahren ereignen sich rund 26 000
und Snowboarder auf Schleppliften und 2 % der
Unfälle mit Verletzten. Geht man davon aus, dass
Skifahrer bzw. 3 % der Snowboarder beim Ein-
rund 1,71 Mio. Schweizer Ski und 350 000 Snow-
bzw. Ausstieg von Schlepp- und Sesselliften [15]. In
board fahren, hat der Schneesport eine Verlet-
der UVG-Statistik der Sammelstelle für die Statistik
zungsrate von rund 2,6 Verletzten pro 100 Ski-
der Unfallversicherung UVG (SSUV) liegt der Anteil
fahrer sowie 7,4 Verletzten pro 100 Snowboard-
der verletzten Skifahrer und Snowboarder, die sich
fahrer. In verschiedenen Studien wurde ein grös-
bei der Benutzung von Förderanlagen verletzten,
seres Verletzungsrisiko für Snowboarder im Gegen-
bei 3 bzw. 1 % [55]. Die UVG-Statistik erfasst nur
satz zu Skifahrer gefunden [56,58]. Zudem verletz-
erwerbstätige Personen zwischen 16 und 65 Jahren
ten sich rund 30 000 ausländische Gäste auf
der Schweizer Wohnbevölkerung, die obligatorisch
Schweizer Pisten [40]. Nach Angaben der Seilbah-
nach
(UVG)
nen Schweiz erlebte die Schweiz im Durchschnitt
versichert sind. Gemäss verschiedenen Studien
der Winter 2002 bis 2006 28,4 Mio. Schneesport-
ereigneten sich rund 3 bis 8 % der Snowboard-
tage pro Jahr (Skier–Days) [38]. Demnach ereigne-
unfälle bei der Liftbenutzung [56]. In den letzten
ten sich in den Wintern 2002/03 bis 2005/06 in der
11 Jahren haben sich in der Schweiz 4 tödliche
Schweiz im Durchschnitt ca. 3,5 Unfälle pro 1000
Unfälle auf Förderanlagen ereignet [57]: 3 Unfälle
Skier-Days.
dem
Unfallversicherungsgesetz
auf Schleppliften, 1 auf einem Sessellift. Zwei der
Verunfallten waren Kinder bis 14 Jahre, die
2.3
Alter
anderen beiden Erwachsene bis 40 Jahre. Zwei
Personen kollidierten nach einem Sturz auf dem
Skifahrer und Snowboarder der jüngsten Alters-
Schlepplift mit einem Liftmast. Ein Junge blieb mit
klasse (bis 16 Jahre) erleiden in der Schweiz
seinem Helm am Bügel hängen und wurde mitge-
35–40 % aller Verletzungen (Tabelle 34) [40] und
schleift. Bei einem anderen Fall sprang der Sessel
machen auf den Pisten 20–30 % aller Schnee-
bei starkem Wind aus der Halterung und stürzte
sportler aus [59]. Von den 17- bis 25-jährigen
mit dem Schneesportler zu Boden.
Schneesportlern verletzen sich rund 9800 Perso-
Tabelle 34
Verletzte beim Ski- und Snowboardfahren nach Alter, Ø 2003–2007
Sportart
Skifahren alpin
Anzahl
Anteil
0–16
12 130
17–25
3 540
26–45
16 820
46–64
11 430
65+
710
Total
44 600
27%
8%
38%
26%
2%
100%
Snowboardfahren
Anzahl
13 820
6 220
4 710
500
40
25 300
Total
Anteil
Anzahl
55%
25 950
25%
9 760
19%
21 530
2%
11 930
0%
750
100%
69 900
37%
14%
31%
17%
1%
100%
Anteil
Quelle: bfu, Hochrechnung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
131
nen, was einen Anteil am Gesamtunfallgeschehen
von
14 % ausmacht. Sie
machen auf
2.5
Fahrniveau
den
Schweizer Pisten rund 15–20 % aller Schneesport-
Aufgrund der noch fehlenden Fertigkeiten der
ler aus. 30–40 % der Pistenbenutzer sind zwischen
Anfänger verletzen sich diese bedeutend häufiger
26 bis 45 Jahre alt und haben jährlich rund 30 %
[44,63,68]. 13–23 % der verletzten Snowboarder
der Unfälle mit Verletzungsfolge. Der Anteil der
verunfallen sogar am ersten Tag auf dem Snow-
46- bis 64-jährigen Schneesportler auf den Pisten
board [56]. Der Anteil der verletzten Anfänger bei
beträgt 15–20 % und sie erleiden 15–20 % der
den Snowboardern ist zudem grösser als der bei
Verletzungen.
ältesten
den Skifahrern. Dafür ist der Schweregrad der
Pistenbenutzern (65+) machen jährlich rund 1 %
Verletzungen bei den geübten Fahrern höher
aller Unfälle aus.
[52,69,70], wohl weil sie meist mit höherem
Die
Verletzungen
der
Tempo unterwegs sind, einen aggressiveren Fahrstil
Daraus lässt sich schliessen, dass Kinder und Ju-
haben
gendliche das höchste Verletzungsrisiko haben.
schwierigerem Gelände bewegen [71]. Zudem
Studien bestätigen diese Feststellung [44,60]. An-
üben vor allem Snowboarder vermehrt Sprünge
dere sagen aus, dass sich Kinder unter 11 Jahren
aus [54,72,73].
[69],
sich
in
anspruchsvollerem
und
gleich oft wie Erwachsene, Jugendliche zwischen 12
und 16 Jahre jedoch häufiger verletzten [61].
2.6
Verletzungslokalisation
Gründe für ein höheres Verletzungsrisiko der Kinder
und Jugendlichen können noch geringe Fertigkeiten,
Je nach Sportart, Geschlecht und Altersklasse treten
fehlende Erfahrungen, fehlendes Gefahrenbewusst-
Verletzungen unterschiedlich häufig auf [74–78].
sein, Selbststeuerungsfähigkeit, häufig nicht kindge-
Aufgrund verschiedener Studien aus der Schweiz
rechte Ausrüstung [44] sowie ein noch nicht ausge-
[40,79], Deutschland [65,80], Österreich [74,81],
reifter Körper sein, welcher anfälliger für Ver-
Frankreich [82,83], Norwegen [75,84,85], Kanada
letzungen ist [62,63].
[76] und Amerika [86] lassen sich für die Gesamtmenge der verunfallten Ski- und Snowboardfahrer
2.4
Geschlecht
die Anteile der verletzten Körperteile grob angeben
(Tabelle 35).
Das Risiko für eine Verletzung ist für Frauen und
Männer ähnlich [44,64]. Das Verletzungsbild zeigt
Die Snowboarder verletzen sich am häufigsten am
jedoch starke Unterschiede. Frauen erleiden signifi-
Handgelenk und der Hand sowie im Schulterbereich
kant häufiger Verletzungen am Knie, während sich
und am Oberarm, während rund ein Drittel aller
Männer bedeutend öfters am Kopf verletzen
verunfallten Skifahrer eine Knieverletzung erleiden.
[60,64,65]. Männer erleiden häufiger Gehirner-
Skifahrer verletzen sich bedeutend häufiger an den
schütterungen [66]. Eine Studie schätzt das
unteren, Snowboarder an den oberen Extremitäten
Kopfverletzungsrisiko der Männer im Vergleich zu
[40,44]. Bei den Snowboardern ist zudem das Hand-
den weiblichen Schneesportlern auf das 2,2-fache
gelenk bis zu 4-mal häufiger von Verletzungen
ein [67].
betroffen als bei den Skifahrern [40]. Snowboarder verletzen sich zudem häufiger am Sprung-
132
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
gelenk als die Skifahrer, jedoch weniger oft am
4000 Schneesportler erlitten mittelschwere Ver-
Kniegelenk [56]. Des Weiteren erleiden Snow-
letzungen, welche einen Spitalaufenthalt von 1 bis 6
boarder
während
Tagen erforderte. Rund 56 000 Skifahrer und
Skifahrer häufiger Daumenverletzungen davon-
Snowboarder verletzten sich nur leicht und mussten
tragen. Weibliche Schneesportlerinnen verletzen
also nicht im Spital behandelt werden.
öfters
Rückenverletzungen,
sich deutlich häufiger am Knie als die männlichen,
während die Männer ein höheres Risiko für eine
Bei Snowboardunfällen ist die Verletzungsschwere in
Kopf- oder Gesichtsverletzung haben [60,64,66,67].
der Regel leichter und sie generieren weniger
Für Kinder und Jugendliche ist das Risiko höher, eine
Arbeitsausfalltage als die Unfälle beim Skifahren.
Kopf- oder Gesichtsverletzung zu erleiden, als für
für
Jährlich verunfallen durchschnittlich 9 Personen töd-
Kopfverletzungen könnte bei den Kindern an der
lich auf Schneesportpisten. Bei Unfällen mit Todes-
geringen Körpergrösse und dem verhältnismässig
folge sind traumatische Hirnverletzungen meist die
hohen relativen Gewicht des Kopfs liegen [83].
Haupttodesursache [67,86–89]. Verletzungen des
Erwachsene
[60,83].
Das
erhöhte
Risiko
Kopfs
sowie
der
Halswirbelsäule
stellen
die
Die Verletzungsanteile variieren in der Literatur
schwersten Verletzungen sowohl bei den Skifahrern
aufgrund
wie auch bei den Snowboardern dar [44].
der
verschiedenen
Studiendesigns.
Basieren die Daten auf Rapporten von Pistenrettungsdiensten oder Notaufnahmen sind schwere
2.8
Unfallkosten
Verletzungen oder Verletzungen der unteren Extremitäten häufig überrepräsentiert. In Unfalldaten von
Die jährlich rund 70 000 Unfälle im Schneesport
Versicherungen sind zum Teil nicht alle Alters-
führen zu rund 600 000 Arbeitsausfalltagen. Die ma-
gruppen vertreten.
teriellen Kosten (u. a. medizinische Kosten und Produktivitätsausfall) belaufen sich auf CHF 470 Mio. [6].
2.7
Schweregrad der Verletzungen
Im Winter 2007 verletzten sich knapp 3000 Skifahrer
und Snowboarder so schwer, dass sie 7 oder mehr
Tage im Spital verbringen mussten [39]. Mehr als
Tabelle 35
Verletzungslokalisation beim Ski- und Snowboardfahren: Abschätzung der bfu
Körperteil
Skifahren
Anteil
Snowboard
Kopf / Hals
15%
Bandbreite
13–17%
Rumpf / Wirbelsäule
15%
Schulter / Oberarm
20%
Ellbogen / Vorderarm
Handgelenk / Hand
Hüfte / Oberschenkel
Anteil
16%
Bandbreite
13–17%
15–19%
15%
15–20%
17–23%
20%
18–22%
5%
3–6%
10%
8–12%
10%
10–13%
20%
15–25%
8%
7–10%
4%
3–5%
Knie
25%
20–30%
15%
13–18%
Unterschenkel / Sprunggelenk / Fuss
15%
12–18%
13%
10–15%
Quelle: bfu, Abschätzung aufgrund diverser Studien
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
133
3.
Risikoanalyse
vingski) sind heute die Schneesportpisten aufwändig, gleichmässig und breit präpariert. Buckelpisten
Ausgehend vom Unfallgeschehen haben Experten
sind grösstenteils verschwunden [90].
der bfu die relevanten Risikofaktoren im Schneesport aus den Unfallstatistiken, aus einer Literatur-
Dennoch besteht Grund zur Annahme, dass ein
analyse und aus Expertenbefragungen ermittelt
Zusammenhang zwischen der Pistengestaltung und
(Tabelle 36). Dabei wurde auch bewusst auf die
-präparierung mit der Häufigkeit und dem Schwe-
Relevanz von Risikofaktoren eingegangen, die nicht
regrad von Verletzungen besteht [43,91,92]. Un-
aus der Literatur oder der Unfallanalyse hervorge-
fälle häuften sich beispielsweise an Stellen, an
hen, aber in Fachkreisen oder den Medien oft the-
denen mehrere Pisten zusammenkamen und als
matisiert werden.
eine gemeinsame Piste weiterführten, bei einer
steilen Piste, auf welcher die Schneesportler die
3.1
Nicht optimale Pistenraumgestaltung
Kontrolle über ihr Fahrgerät verloren und die Piste
runterrutschten, bei einer kleinen Gegensteigung,
Aufgrund der technischen Fortschritte und der
bei welcher die Schneesportler mit hoher Ge-
Anforderungen an modernes Material (z. B. Car-
schwindigkeit angefahren kamen, eine Kompres-
Tabelle 36
Ski- und Snowboardfahren: Bewertung von Risikofaktoren
Sportart
Ski/Snowboard
1
Risikofaktor
Nicht optimale Pistenraumgestaltung
Ski/Snowboard
2
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende Selbststeuerungsfähigkeit
Ski/Snowboard
3
Überhöhte Fahrgeschwindigkeit
Ski/Snowboard
4
Ungenügende physische Kondition und schlechtes Gleichgewicht
Ski/Snowboard
5
Ungenügende Fahrfertigkeiten
Ski
6
Skibindung ist zu wenig wirksam oder wird falsch eingestellt
Snowboard
7
Handgelenkschutz wird nicht getragen oder ist zu wenig wirksam
Ski/Snowboard
8
Mangelhafte Verhältnisse und falsches Verhalten in Snowparks
Ski/Snowboard
9
Ungünstiger physiologischer Zustand (v. a. Übermüdung)
Ski/Snowboard
10
Kopfschutz wird nicht getragen oder ist zu wenig wirksam
Ski/Snowboard
11
Ungenügende Sehschärfe
Ski/Snowboard
12
Rücksichtslose Fahrweise
Ski/Snowboard
13
Falsche Sturztechnik
Ski/Snowboard
14
Alkoholkonsum
Ski/Snowboard
15
Material ist ungeeignet oder in schlechtem Zustand
Ski/Snowboard
16
Rückenschutz wird nicht getragen oder ist zu wenig wirksam
Ski/Snowboard
17
Unvollständige Policy für Schneesportsicherheit
Snowboard
18
Fehlende Auslösebindung beim Snowboard
Ski/Snowboard
19
Fehlendes Aufwärmen / Einstimmung
Ski/Snowboard
20
Gefahrenstellen bei Förderanlagen
Ski
21
Fahren mit Carvingski
Ski/Snowboard
22
Ineffiziente Rettung
Skala:
134
Nr.
Verletzungsrelevanz
Anteil der Verletzten:
>25
sehr hoch
>10 – 25
hoch
>6 – 10
mässig hoch
>3 – 6
gering
≤3
sehr gering
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sion erfuhren und stürzten, bei ungenügender
Untersuchungen im Skiweltcuprennen zeigen auf,
Pistenpräparierung, auf Pisten mit reduzierter Prä-
dass Veränderungen im Gefälle einer Piste oder ein
parierung, im Bereich von Snowparks oder bei
«intelligenter» Pistenverlauf vor Schlüsselstellen die
Pistenkreuzungen. Zur Befahrungsdichte konnte in
Geschwindigkeit der Rennfahrer und damit das Ver-
diesen Studien jedoch keine Aussage gemacht
letzungsrisiko deutlich zu reduzieren vermag [96].
werden.
In der Schweiz werden alle Seilbahnunternehmen
Schwere Verletzungen ereigneten sich oftmals bei
mit Winterbetrieb alle drei Jahre von einem Exper-
einer Kollision mit einem unerwarteten festen oder
tenteam nach verschiedenen Beurteilungskriterien
beweglichen Objekt, wie einer Pistenmaschine,
auf Verantwortlichkeits- und Organisationsstruktu-
einem Netz oder auch einem Baum [93,94]. Mit
ren, Sicherheit, Markierung und Signalisation, Pis-
entsprechenden Massnahmen konnte die Anzahl
tenqualität, Pisten- und Rettungsdienst, Rettungs-
der schweren Verletzungen reduziert werden.
organisation, Ausbildungsstand der Pisten- und
Rettungsfachleute sowie statistische Unfallerfas-
Künstlich hergestellter Schnee unterstützt den Auf-
sung überprüft. Wenn sie den Auflagen genügen,
bau und die Instandhaltung der Pisten. Kunst-
erhalten sie das Qualitäts- und Sicherheitslabel
schnee ist aber durch seine kleineren und kugel-
«geprüfte Pisten».
förmigen Kristalle auch dichter und härter als Naturschnee. Schneesportler sind auf härteren Pisten
Das heutige Angebot an verschiedenen Schnee-
aufgrund der geringeren Reibungskräfte mit höhe-
sportgeräten und Fahrstilen sowie die mühelose
ren Geschwindigkeiten unterwegs und haben da-
Bergfahrt aufgrund moderner Förderanlagen füh-
her eine höhere kinetische Bewegungsenergie. Bei
ren dazu, dass auf denselben Pisten Sportler mit
einem Aufprall auf eine harte Schneeunterlage als
sehr unterschiedlichen Fahrfertigkeiten, Geschwin-
Folge eines Sturzes ist die Krafteinwirkung auf den
digkeiten und Fahrweisen unterwegs sind. Sowohl
Körper deutlich höher als bei tieferer Geschwindig-
mit Skiern wie auch mit dem Snowboard können
keit und einem Aufprall auf weichen Schnee. Zu-
verschiedene Fahrtechniken angewendet werden,
dem kann das Schneesportgerät auf sehr harten
welche zu unterschiedlichen Spurenbildern führen.
Pisten leichter wegrutschen. Die Verletzungsgefahr
Während mit der Carving-Technik ausgedehnte
dürfte also aufgrund der höheren Kräfte, die auf
Schwünge z. T. sogar hangaufwärts gefahren wer-
den Körper einwirken, schwerer sein. Einer öster-
den, bleibt der Skifahrer, der kurzschwingt, auf
reichische Studie zufolge ereigneten sich 42 % der
einer relativ regelmässigen und schmalen Bahn.
Snowboardverletzungen auf eisigen Pisten [95].
Auch mit dem Snowboard können kürzere oder
Während sich aber vor allem bei stark wechselnden
ausgedehntere Schwünge gefahren werden. Un-
Schneebedingungen das Risiko für Verletzungen
geübte haben oftmals keinen regelmässigen Fahr-
erhöht, wurde kein nachweislicher Effekt der
stil und fahren unerwartete Kurven. Zudem gibt es
Schneebeschaffenheit auf das Verletzungsrisiko
noch verschiedene Fahrvarianten wie Rückwärts-
gefunden [43].
fahren, Springen, Drehungen usw. Insgesamt haben sich die Bewegungskorridore durch die Entwicklung von Snowboards und Carvingskiern ver-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
135
ändert und die Schneesportler fahren nicht mehr
sportler gestört, was zu Missmut, Ärger und Stür-
so nahe an der Falllinie [97].
zen oder Kollisionen führen kann [97].
Aufgrund der steigenden Förderkapazität der Bah-
Der Einfluss der Präparierung und Sicherung von
nen können zudem die Verhältnisse auf den Pisten
Pisten auf das Unfallgeschehen ist nicht ganz ein-
eng werden, und es kann zu (Beinahe-)Kollisionen
deutig. Dennoch kann aufgrund der Resultate
kommen [97]. Mit zunehmender Frequentierung
verschiedener Studien davon ausgegangen wer-
der Pisten nimmt das individuelle Unfallrisiko je-
den, dass Mängel bei der Sicherung, Präparierung
doch leicht ab [43]. Schneesportler scheinen bei
und Markierung das Unfallrisiko erhöhen können.
zunehmender Dichte auf den Pisten ihr Tempo
Fahrfehler der Schneesportler können nicht ausge-
anzupassen und fahren vorsichtiger. Die Befah-
schlossen werden und daher sollte die Infrastruktur
rungsdichte ist zudem sehr variabel, was mit dem
in der Lage sein, die Auswirkungen dieser Fahrfeh-
Fahren in Gruppen und einer momentanen Grup-
ler zu minimieren, damit sich möglichst keine
penbildung aufgrund unterschiedlicher Fahrge-
schweren Unfälle ereignen.
schwindigkeiten begründet wird [92].
Eine
nicht
optimale
Pistenraumgestaltung
Problematisch auf den Pisten könnten die grossen
scheint zusammenfassend eine grosse Relevanz im
Geschwindigkeitsunterschiede sein, welche eine
Unfallgeschehen zu haben.
Orientierung und Positionierung der Fahrer untereinander erschweren. Tatsache ist, dass der Anteil
der
Verletzten,
die
sich
bei
einer
Kollision
verletzten, deutlich unter 10 % des gesamten
3.2
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende Selbststeuerungsfähigkeit
Unfallausmass ist [40]. Wie oft sich Beinahekollisionen auf den Pisten ereignen, bzw. wie viele
Nicht nur im freien Gelände, sondern auch auf den
Selbstunfälle sich aufgrund des Verhaltens Dritter
Schneesportpisten bestehen Gefahren, die den
ereignen, ist unklar.
Schneesportlern häufig nicht bewusst sind. Unkenntnis kann zu Fehlverhalten führen. Untersu-
Das subjektive Gefahrenbewusstsein für Kollisionen
chungen zeigen, dass beinahe drei Viertel der
ist sehr hoch [97,98]. 95 % der befragten Schnee-
Schneesportler auf Schweizer Pisten das Unfall-
sportler auf Pisten in 20 Schneesportgebieten in
ausmass unterschätzen [98]. Werden Gefahren-
der Schweiz überschätzen den Anteil der Kollisio-
stellen erkannt, spielt auch die Beurteilung der
nen am Unfallgeschehen [98]. Im Gegensatz dazu
Situation eine Rolle. Dabei erhöht die Fehleinschät-
wird die durchschnittliche Anzahl der Unfälle pro
zung von Risiken die Verletzungshäufigkeit [99].
Schneesporttag unterschätzt. Es besteht eine hohe
Gemäss einer österreichischen Untersuchung ver-
subjektive Bedrohungseinschätzung durch andere
letzt sich rund die Hälfte der Schneesportler bei
Schneesportler, welche zu erhöhter Unsicherheit
einer Routinehandlung, welche ihnen nicht als
und vermehrten Stürzen führen kann. Der persönli-
verletzungsgefährlich erschien [41,42]. Schliesslich
che Bewegungsraum ist bei deutlich erhöhtem
ist es nicht nur das Gefahrenbewusstsein, welches
Fahrtempo und vollen Pisten durch andere Schnee-
den Umgang mit Risiken beeinflusst, sondern auch
136
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
die Selbststeuerungsfähigkeit. Sicherheitsorientierte
einem unbewegten Objekt bei einer Geschwindig-
Entscheidungen und Handlungen sind massgebend
keit von 30 km/h entspricht demnach einem Sturz
in der Verhütung von Unfällen und Verletzungen.
aus 3,5 m, bei 50 km/h einem Sturz aus 9,8 m
Höhe [39]. Die Verletzungsfolgen dürften bei einer
Viele Schneesportler verletzen sich bei Routine-
höheren Geschwindigkeit physikalisch gesehen also
handlungen. Drei Viertel der Schneesportler auf
höher sein. Studien fanden einen Einfluss der Fahr-
Schweizer Pisten unterschätzen das Unfallausmass
geschwindigkeit auf die Häufigkeit von Schulter-
und viele haben zu wenig Kenntnis oder Einsicht
luxationen [102] und auf den Schweregrad von
über effiziente Präventionsmöglichkeiten. Daher
Verletzungen [103]. In experimentellen Untersu-
haben ein ungenügendes Gefahrenbewusst-
chungen mit Crashtest-Dummys konnte zudem
sein und eine fehlende Selbststeuerungsfähig-
aufzeigt werden, dass bei Kollisionen zwischen
keit eine sehr hohe Relevanz im Unfall-
Skifahrern bereits bei 30 km/h ein hohes Verlet-
geschehen.
zungspotenzial vorliegt [104]. Geschwindigkeitsmessungen der Arbeitsgruppe für Unfallmechanik
3.3
Überhöhte Fahrgeschwindigkeit
(AGU) Zürich ergab Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 16–30 km/h auf Pisten mit einer
Aufgrund des immer besser werdenden Materials
Neigung von 34°–44° [105,106]. Eine Untersu-
und der aufwändig präparierten, gleichmässigen
chung auf einer mittelsteilen (roten) Piste in einem
und breiten Pisten wird allgemein davon ausge-
anderen Schweizer Schneesportgebiet hat ergeben,
gangen, dass heute das durchschnittlich gefah-
dass die meisten Skifahrer und Snowboarder mit
rene Tempo höher ist als noch vor 10 bis 20
einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 35
Jahren. Shealy et al. berechneten anhand von
bis 40 km/h fahren [105]. In den USA waren bei
Geschwindigkeitsangaben in einem Artikel zu
Messungen auf Pisten mit einer Neigung von 16–20°
Schutzausrüstung
for
Schneesportler mit durchschnittlich 43 km/h [100],
Testing and Material (ASTM) einen Geschwindig-
in Österreich mit 44 km/h auf mittelsteilen (roten)
keitsanstieg von 11,6 km/h zwischen den späten
Pisten [107] unterwegs. In den verschiedenen
1970er-Jahren und der Wintersaison 2002/03
Untersuchungen wurden Maximalgeschwindigkei-
[100]. Vergleichsmessungen fehlen aber, um diese
ten von 70–100 km/h gemessen. Skifahrer waren
Aussage zu bestätigen. Auch andere Autoren
rund 5 km/h schneller unterwegs als Snowboarder
gehen
und
[100,107]. Williams et al. untersuchten die Fahrge-
Snowboarder aufgrund der Verbesserungen in der
schwindigkeiten von sehr guten Skifahrern und
Technologie und im Unterhalt der Pisten schneller
Snowboardern auf einer bezeichneten und bewal-
bessere Fahrfertigkeiten aneignen und schneller
deten Abfahrt sowie in einem Snowpark [108]. Die
fahren als je zuvor [101].
Skifahrer fuhren im bewaldeten Gelände mit Höchst-
davon
der
aus,
American
dass
sich
Society
Skifahrer
geschwindigkeiten von 42 km/h (wobei 80 % der
Die kinetische Energie, welche bei einem Sturz
Skifahrer langsamer als 25 km/h fuhren), die Snow-
oder einer Kollision auf den menschlichen Körper
boarder mit 23 km/h. Beim Durchfahren von
wirkt, steigt quadratisch zur gefahrenen Ge-
künstlichen Hindernissen im Snowpark erreichten
schwindigkeit an (E = ½*m*v2). Eine Kollision mit
die Schneesportler Höchstgeschwindigkeiten von
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
137
26 km/h. Eine andere Untersuchung zeigte zudem,
3.4
Ungenügende physische Kondition
und schlechtes Gleichgewicht
dass die durchschnittliche Geschwindigkeit auf
Buckelpisten 15 km/h war, die Höchstgeschwindigkeit betrug 23 km/h, während die Skifahrer auf
Die konditionellen Fähigkeiten sind Voraussetzung
präparierten Pisten mit durchschnittlich 21 km/h
zum Ausüben körperlicher Tätigkeiten, insbeson-
sowie maximal 30 km/h fuhren [90].
dere sportlicher Bewegungshandlungen [114]. Sie
umfassen die Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und
Übersteigt die Geschwindigkeit das Fahrkönnen
Beweglichkeit. Neben guten konditionellen Fähig-
resultiert bereits bei kleinen Bodenunebenheiten
keiten spielen beim Schneesport aber auch eine
und wechselnden Schneebedingungen ein Kon-
gute Gleichgewichts- [115] und Reaktionsfähigkeit
trollverlust über das Schneesportgerät, was entwe-
eine grosse Rolle [116]. Die gesamte Körpermusku-
der zu einem Sturz oder zu einer Kollision mit
latur muss den Körperschwerpunkt ständig neu
einem Objekt oder gar einer anderen Person füh-
stabilisieren, damit es nicht zu einem Sturz kommt.
ren kann. Bei unerwartet auftauchenden Hinder-
Insbesondere ungeübte Snowboarder verlieren oft-
nissen kann der Schneesportler nicht mehr brem-
mals bei geringer Geschwindigkeit oder gar im
sen und Kollisionen mit häufig schweren Verlet-
Stand das Gleichgewicht, wobei sie bei dem resul-
zungen sind die Folge. Eine nicht angepasste Ge-
tierenden Rückwärtssturz auf die ausgestreckten
schwindigkeit und der damit verknüpfte Kontroll-
Arme eine Verletzung des Handgelenks erleiden
verlust über das Schneesportgeräte gehören zu den
[117–119]. Raschner et. al betonen zudem, dass
häufigsten Ursachen für Unfälle [95,109,110] und
zur richtigen Bewegungs- und Fahrtechnik beim
führen zu einer Vielzahl von Verletzungen bei Kin-
Carving gut ausgebildete konditionelle Fähigkeiten,
dern, Jugendlichen und Erwachsenen [63,83,111–
Koordination und Propriozeption notwendig sind
113]. In einer deutschen Studie nannten rund ein
[120].
Drittel aller Schneesportler als Verletzungsursache
eine zu hohe Geschwindigkeit [109]. Laut einer
Bei jungen Skirennfahrern wurde festgestellt, dass
österreichischen Studie ereigneten sich 20 % der
eine ungenügende Rumpf- und Beinmuskulatur ein
Skiunfälle [42] und sogar 42 % der Snow-
Risikofaktor für Verletzungen des vorderen Kreuz-
boardunfälle nach Angaben der Verunfallten bei
bands im Knie sein kann [121]. Bouter et al. führen
schneller Fahrt [41]. Zudem zeigen Untersuchun-
in ihrer Studie 24 % der Unfälle auf den Verlust
gen, dass Schneesportler ihre Geschwindigkeit oft-
des Gleichgewichts zurück [122]. Verschiedene
mals unterschätzen [97,100]. Die Resultate einer
Autoren sehen in der Verbesserung der physischen
deutschen Studie zeigen: Je schneller die Skifahrer
Kondition eine Präventivmassnahme zur Verhin-
fahren, desto schlechter wird ihre Geschwindig-
derung von Verletzungen [61,63,111,123–125].
keitseinschätzung
Ge-
Gute Beweglichkeit, technische Fertigkeiten, gute
schwindigkeit hat nicht nur einen Einfluss auf die
Ausdauer und ein gesunder Bewegungsapparat
Unfallhäufigkeit, sondern auch auf die Unfall-
sind wichtige Faktoren in der allgemeinen Ver-
schwere und hat damit eine sehr hohe Relevanz
hütung von Verletzungen, vor allem bei älteren
im Unfallgeschehen.
Menschen [126]. Ein Schneesportler mit einem gut
[97].
Eine
überhöhte
entwickelten Gleichgewicht sowie genügend Kraft
138
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
kann
Stürze
eher
vermeiden
als
ein
völlig
niken, höhere Fahrgeschwindigkeiten oder ein
untrainierter Mensch [127]. Mit einer guten physi-
aggressiverer
Fahrstil
schen Kondition können Ursachen für Stürze (z. B.
Handgelenksverletzungen
frühzeitige Ermüdung, Kontrollverlust über das
werden, dass geübte Snowboarder aufgrund der
Schneesportgerät) reduziert werden, bei drohender
höheren Energie bei einem Unfall schwerere
Sturzgefahr besser reagiert und während dem
Verletzungen hatten als Anfänger [128,132].
Sturz die Gelenke und andere Körperstrukturen
Ebenso
besser stabilisiert werden. Eine gute Gleichge-
Verletzungen
wichts- und Reaktionsfähigkeit vermindert zudem
schwerere Kopfverletzungen als Ungeübte [73].
die Sturzhäufigkeit.
Verletzungen der Wirbelsäule gehören, zusammen
erlitten
sein
geübte
des
[69].
Auch
konnte
beobachtet
Schneesportler
Rückenmarks
bei
mehr
[72]
oder
mit den Kopfverletzungen, zu den schlimmsten
Mangelhafte physische Kondition sowie ein
und kostspieligsten Verletzungen im Schneesport
schlechtes Gleichgewichtsvermögen haben also
[54]. Die meisten Verletzungen der Snowboarder
eine sehr hohe Relevanz im Unfallgeschehen.
an der Wirbelsäule [54,72] und am Kopf [73]
resultieren nach missglückten Sprüngen.
3.5
Ungenügende Fahrfertigkeiten
Ungenügende Fahrfertigkeiten haben somit
Jährlich lernen viele Kinder, aber auch Jugendliche
eine sehr hohe Relevanz im Unfallgeschehen.
und Erwachsene neu Ski oder Snowboard zu fahren oder sind noch im Prozess des angeleiteten
oder selbstständigen Bewegungslernens.
3.6
Skibindung ist zu wenig wirksam
oder wird falsch eingestellt
Ungeübte und unerfahrene Skifahrer und Snow-
Das Knie ist beim Skifahren der am häufigsten
boarder verletzen sich häufiger als geübte Schnee-
verletzte Körperteil. Internationale Daten zeigen,
sportler [44,63,68,99,124,128–130], einige sogar
dass rund 25 % der Verletzungen beim Skifahren
am ersten Tag [131]. Anfänger haben gegenüber
das Knie und 15 % den Unterschenkel, das
Fortgeschrittenen und Könnern ein rund doppelt so
Sprunggelenk oder den Fuss betreffen (Tabelle 35).
grosses Unfallrisiko [99]. Aufgrund fehlender Fer-
Frauen verletzen sich häufiger am Knie als Männer
tigkeiten und Fähigkeiten verlieren die ungeübten
[60,64,65,132],
Schneesportler schneller die Kontrolle über ihr
Knieverletzungen und sogar rund 3-mal häufiger
Schneesportgerät und stürzen. In einer österrei-
Verletzungen des vorderen Kreuzbandes erleiden
chischen Studie gaben rund ein Drittel der Skifah-
[133]. Dies ist auf anatomische, neuromuskuläre
rer und 13 % der Snowboarder an, bei Bewe-
und hormonelle Gründe zurückzuführen [134].
wobei
sie
doppelt
so
viele
gungen, die sie mittelmässig oder schlecht beherrschen, verunfallt zu sein [41,42].
Auslösebindungen wurden konzipiert, um Unterschenkelfrakturen zu reduzieren [135]. Doch das
Gute Ski- und Snowboardfahrer haben jedoch ein
Risiko für Verletzungen der restlichen unteren Ext-
höheres Risiko für schwere Verletzungen [69,70].
remitäten (vor allem des Knies) wird durch die Aus-
Gründe dafür können unterschiedliche Fahrtech-
lösebindung nur ungenügend reduziert. Durch die
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
139
Einführung moderner Auslösebindungen konnte
Männern [133]. Vor allem die Bindung von Kindern
die Häufigkeit von Fussgelenksverletzungen und
ist häufig nicht korrekt eingestellt [44,63,138].
Brüchen der unteren Extremitäten reduziert wer-
Aber auch ein Sturz aufgrund des verfrühten Aus-
den [132,136], während die Anzahl der Risse des
lösens der Bindung kann zu Verletzungen führen.
vorderen Kreuzbandes [132,136] sowie schwere
Mit einer Skibindung, die nicht älter als ein Jahr ist,
Verletzungen des Knies anstiegen [135]. In einer
kann die Fehlauslösung minimiert werden. Es
weiteren österreichischen Untersuchung lösten
wurde festgestellt, dass das Knieverletzungsrisiko
sich bei 85 % der Skifahrerinnen mit einer
von Frauen mit einer aktuellen Skibindungsein-
Verletzung des vorderen Kreuzbands die Bindung
stellung (< 1 Jahr) um das 1,8-fache geringer war
beim Sturz nicht, obwohl die Bindungsüber-
als dasjenige von weiblichen Carvingskifahrerinnen
prüfung und Einstellung bei zwei Dritteln der
mit einer älteren Bindungseinstellung [139]. Auf
Verunfallten in einem Fachhandel erfolgte und
Schweizer Pisten liessen im Winter 2009/10 59 %
nicht älter als ein Jahr war [137]. Ruedl et al.
der befragten Skifahrer ihre Bindung zu Beginn der
beobachteten, dass die Bindung bei einem Vor-
Wintersaison von einer Fachperson testen und
wärtsdrehsturz in rund einem Drittel der Fälle aus-
einstellen [39]. In Österreich waren es im Winter
lösten, während bei einem Rückwärtsdrehsturz
2009/10 38 % der Skifahrer, die eine aktuelle
nur gerade 5 % der Bindungen auslösten. Sie
Bindungseinstellung (< 1 Jahr) hatten, wobei rund
schlussfolgern,
Auslösemechanismus
10 % der Skifahrer ihre Bindung selber eingestellt
massgebend vom Unfallmechanismus abhängig ist.
hatten [140]. Trotzdem lagen 40 % aller getes-
dass
der
teten Bindungen nicht im Toleranzbereich von ±
Aktuelle Skibindungen weisen noch keinen
15 % des Einstellwertes nach ISO-Norm 1088.
ausreichenden Auslösemechanismus für alle
17 % der Bindungen waren zu leicht, 22 % zu
möglichen Raumrichtungen auf, in die bei einem
stark eingestellt
Sturz Kräfte vom Ski auf den Skischuh und damit
den Unterschenkel und das Knie wirken [99,138].
Rund 15 % der Skiausrüstungen, die auf den Pisten genutzt werden, sind Mietmaterial. Aufgrund
Falsch eingestellte Skibindungen können zu-
von verschiedenen Untersuchungen befürchten
dem zu Verletzungen führen [61,99,136]. Eine zu
Experten, dass die manuelle Einstellung der
späte oder keine Auslösung der Bindung kann
Skibindung, insbesondere auch im Skiverleih vor
Verletzungen insbesondere der unteren Extremitä-
Ort,
ten provozieren. Die Skier können als Hebelarm
durchgeführt wird [42]. Eine Untersuchung über
wirken und Dreh- oder Beugebewegungen der
den Sicherheitsstandard im deutschen Skiverleih
Beine verstärken [135]. In einer Studie waren 75 %
aus der Wintersaison 2003/04 zeigte, dass mehr als
der Frakturen der unteren Extremitäten ein Resultat
ein Viertel der getesteten Skibindungen entweder
einer falsch eingestellten Bindung [63]. In Untersu-
hätten ersetzt oder repariert werden müssen oder
chungen gaben rund die Hälfte (46 %) der verletz-
nicht korrekt eingestellt waren [141]. Bei den
ten Skifahrer an, dass die Skibindung zu spät oder
Kinderbindungen mussten sogar 66 % ausge-
nicht ausgelöst hat [42], wobei die Bindung von
mustert werden, weil die Bindungseinstellung mehr
Frauen 2,6-mal häufiger nicht auslöste als bei den
als 30 % vom Einstellwert der ISO-Norm abwich.
140
nicht
immer
mit
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
der
nötigen
Sorgfalt
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Das Knie wird beim Skifahren am häufigsten ver-
[145], Matsumoto et al. von sogar 86 % aller
letzt. Auslösebindungen zielen darauf ab, Verlet-
Snowboardverletzungen [147].
zungen des Sprunggelenks und Unterschenkels zu
reduzieren, können jedoch die Häufigkeit für Knie-
Die häufigsten Unfallhergänge, die zu einem
verletzungen nicht reduzieren. Da die Bindung
Handgelenksbruch
noch keinen ausreichenden Auslösemechanismus
Überstreckung des Handgelenks bei einem Fall auf
in alle Richtungen aufweist, hat eine reduzierte
den ausgestreckten Arm [150] sowie der Aufprall
Wirksamkeit der Auslösebindung eine hohe
der Handfläche auf eine harte Unterlage [151].
führen,
sind
eine schnelle
Relevanz im Unfallgeschehen.
Jugendliche und vor allem Kinder verletzten sich
Skier, deren Bindung in einer Sturzsituation nicht
häufiger am Handgelenk als erwachsene Snow-
auslöst, wirken als Hebelarm und erhöhen damit
boardfahrer [128,152,153]. Ungeübte Snowboar-
die Kräfte auf die unteren Extremitäten und kön-
der erleiden öfters Handgelenksverletzungen als
nen das Verletzungsrisiko erhöhen. Zudem führt
geübte Fahrer [117,119,128,142,147,152–154].
eine verfrühte Auslösung zu einem Sturz, mit wel-
Der Unfallhergang bei ungeübten Snowboardern
chem Verletzungen einhergehen können. Daher
ist oftmals ein Gleichgewichtsverlust bei geringer
hat eine falsche Bindungseinstellung eine mit-
Geschwindigkeit oder gar im Stand, wobei der
tlere Relevanz im Unfallgeschehen.
Snowboarder rückwärts auf die ausgestreckten
Arme stürzt [117,118]. Es ist jedoch unklar, ob
3.7
Handgelenkschutz wird nicht getra-
gewisse Gruppen von Snowboarder weniger ge-
gen oder ist zu wenig wirksam
fährdet sind, Handgelenksverletzungen zu erleiden.
In einer Studie von Binet et al. waren Handgelenks-
In diversen Studien wird berichtet, dass sich Snow-
verletzungen in allen Gruppen der untersuchten
boardfahrer am häufigsten an den oberen Extremi-
Snowboarder, unabhängig vom Fahrniveau oder
täten verletzen [44,142,143]. Dabei ist das Handge-
der Erfahrung, vorherrschend [155].
lenk am meisten betroffen [44,56,128,132,144,145].
Gemäss einer Hochrechnung internationaler Daten
Gemäss den Resultaten aus einer systematischen
erleiden rund 20 % der verletzten Snowboardfah-
Literaturübersicht beträgt die Schutzwirkung eines
rer Verletzungen am Handgelenk oder an der Hand
aktuellen Handgelenkschutzes 38 bis 65 % [142].
und 10 % am Ellbogen oder am Vorderarm (Tabelle
Experten beurteilen hingegen die meisten auf dem
35). Verschiedene neuere Untersuchungen bestäti-
Schweizer Markt verfügbaren Produkte als
gen diese Daten [56,58,128,146–148].
nur eingeschränkt wirksam (Expertenurteil bfu,
Expertenrunde Kassensturz 2009). Verschiedene
Die häufigste Verletzungsart im Bereich des Hand-
Untersuchungen kamen zum Schluss, dass nicht
gelenks sind distale Radiusfrakturen [145,147,149].
alle auf dem Markt erhältlichen Handgelenkschüt-
In der Schweiz machen die Radiusfrakturen bei den
zer genügenden Schutz vor Verletzungen bieten
Erwachsenen Snowboardern (16–65 Jahre) einen
[117,119,150,153,156,157] oder sogar das Risiko
Anteil von rund einem Drittel aus [55]. Sasaki et al.
für
ermittelten in ihrer Studie einen Anteil von 54 %
[117,142,158]. Ein wirksamer Handgelenkschutz
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
eine
Verletzung
des
Unterarms
fördern
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
141
sollte das Handgelenk vor Überstreckung schützen
[150] und Stösse darauf und auf den Unterarm
3.8
Mangelhafte Verhältnisse und falsches Verhalten in Snowparks
dämpfen [156]. Bis heute besteht noch keine
Norm, welche die Qualitätssicherung des Hand-
Immer mehr Schneesportgebiete richten Snow-
gelenkschutzes gewährleisten würde.
parks und Halfpipes ein.
Die bfu erhebt seit der Wintersaison 2002/03 bei-
In der Schweiz verunfallten im Winter 2009/10
nahe jährlich die Tragquote des Handgelenkschut-
rund 14 % der Snowboarder und 5 % der Skifah-
zes von Snowboardfahrern in der Schweiz. In der
rer, welche den Rettungsdienst in Anspruch nah-
Wintersaison 2009/10 trugen rund 27 % der
men, in einem Snowpark oder auf einem Ski- oder
Snowboarder einen Handgelenkschutz [39]. Die
Boardercross [15]. Studien aus Frankreich, Kanada
Tragquote war seit den letzten vier Jahren rück-
und Amerika geben Grund zur Annahme, dass das
läufig und hat seit der Wintersaison 2006/07 be-
Risiko für schwerere Verletzungen in Snowparks
reits um 15 % abgenommen. Es sind vor allem
höher ist als auf der Piste [47,49,52,161]. Zudem
Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre, Fortgeschrit-
zeigen Resultate aus der Schweiz, Frankreich, Ka-
tene, Snowboarder, die in der Schweiz wohnhaft
nada und Amerika, dass Schneesportler innerhalb
sind und Snowboarder, die auf den Pisten in der
von Snowparks vermehrt Kopf- und Rücken-
Deutschschweiz fahren, die ihr Handgelenk mit
bzw. Halswirbelsäulenverletzungen erleiden, [46–
einem Protektor schützen [159,160].
49,51,52,54,161]. Cundy et al. stellen nach Analyse diverser Studien fest, dass der Anteil der Kopf-
Durch das Tragen eines Handgelenkschutzes mit
verletzungen, trotz allgemeiner Abnahme der Un-
optimaler Schutzwirkung könnten viele Verletzun-
fälle, zugenommen hat [162]. Sie nehmen an, dass
gen des Handgelenks sowie des Unterarms ver-
dies auf die zunehmende Beliebtheit von Manövern
hindert werden. Eine nicht maximale Wirksamkeit
in der Luft und auf Elementen in Snowparks zu-
des Handgelenkschutzes reduziert das Rettungspo-
rückzuführen ist. Ruedl et al. fanden in ihrer Studie
tenzial erheblich. Darum hat eine nicht optimale
heraus, dass das Kopfverletzungsrisiko beim Fahren
Wirksamkeit
in einem Snowpark um das 1,69-fache höher ist als
des Handgelenkschutzes eine
hohe Relevanz im Unfallgeschehen.
beim Fahren auf der Piste [53]. Kopf- und Halswirbelsäulenverletzungen
stellen
gemäss
einer
Die Tragquote war in den letzten Jahren wieder
kanadischen Studie die schwersten Verletzungen in
rückläufig und im Winter 2009/10 schützte weni-
den beiden Sportarten dar [163].
ger als ein Drittel der Snowboarder ihr Handgelenk
mit einem Schutz. Daher hat das Nichttragen
Mangelhafte Verhältnisse: Infrastrukturen sollten
eines heute auf dem Markt verfügbaren
so gestaltet sein, dass sie in der Lage sind, Fahr-
Handgelenkschutzes eine mittlere Relevanz im
fehler zu minimieren. In der Schweiz bestehen
Unfallgeschehen.
keine allgemein gültigen Vorgaben für das Erbauen
eines Snowparks. In manchen Schneesportgebieten
werden die Parks ohne professionelle Vorkenntnisse und Erfahrungen gebaut und unterhalten. Es
142
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
besteht keine Gewähr, dass die Elemente der An-
Zudem wird vermutet, dass ermüdete Personen
lage Sicherheitsaspekten genügen, sich in einem
Risiken eingehen, die sie in leistungsfähigerem
guten Zustand befinden oder der Park regelmässig
Zustand nicht auf sich nehmen würden [164].
unterhalten respektive bei Bedarf rechtzeitig ge-
Werden die nötigen Pausen nicht eingelegt, erhöht
sperrt wird.
sich die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung im
Verlauf des Tages [63]. Gemäss der bfu-Statistik
Falsches Verhalten: Das zunehmende Angebot
der Verletztentransporte aus dem Winter 2009/10
an Snowparks führt dazu, dass immer mehr
ereigneten sich auf Schweizer Pisten 24 % der
Skifahrer und Snowboarder diese neue Variante
Unfälle am Morgen, 33 % in der Mittagszeit
des Fahrens nutzen. Viele Schneesportler haben
(11:30–13:30 Uhr), 32 % am Nachmittag und
aber noch kaum Erfahrung und können die Risiken
weitere 12 % nach 15:30 Uhr [15]. Dabei muss
schlecht einschätzen. Fehlende Schwierigkeitsan-
berücksichtigt
gaben im Park erschweren den Unerfahrenen das
Schneesportler gegen Mittag zunimmt. Erstaunlich
Einschätzen der Anforderungen der Elemente an
ist, dass sich nach 15:30 Uhr rund 12 % der Un-
die Fahrer. Aber auch die Unkenntnis der Regeln
fälle ereignen, obwohl viele Schneesportgebiete
im Park kann das Risiko von Unfällen erhöhen.
gegen 16:30 Uhr schliessen. Dies lässt vermuten,
werden,
dass
die
Anzahl
der
dass eine zunehmende Müdigkeit zu mehr Unfällen
Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit des Fahrens
führt. Diese Beobachtung und die daraus gezogene
in Snowparks, dem hohen Schweregrad der
Schlussfolgerung werden durch andere Studien
Verletzungen, der relativ geringen Fertigkeiten vieler
bestätigt [43,45,144,166]. Es muss aber auch
Fahrer und der mangelhaften Verhältnisse in ge-
beachtet werden, dass sich der Pistenzustand im
wissen Snowparks hat der Risikofaktor «mangel-
Verlauf des Tages verschlechtern und das Fahren
hafte Verhältnisse und falsches Verhalten in
anspruchsvoller werden kann. Repräsentative Da-
Snowparks» eine hohe Relevanz im Unfall-
ten zu Benutzungsfrequenzen im Tagesverlauf
geschehen.
liegen sowohl in den Schweizer wie auch in den
anderen Studien nicht vor, was die Berechnung
3.9
Fahren im übermüdeten Zustand
von Risiken in Bezug auf das Verkehrsaufkommen
auf den Pisten verunmöglicht.
Ermüdung ist eine Folge vorangegangener physischer oder psychischer Belastung und eine Ver-
Es ist anzunehmen, dass im Verlauf mehrerer
minderung der aktuellen Leistungsfähigkeit [164].
Schneesporttage infolge die Ermüdung und damit
Die Ermüdung des Körpers reduziert den Fahrge-
das Unfallrisiko täglich zunehmen. Diese Aussage
nuss und führt zum vermehrten Aufkommen von
konnte aber nicht bestätigt werden. In einer öster-
Unfällen mit Verletzungsfolge [63,111]. Mit zuneh-
reichischen Studie verringerte sich das tägliche
mender Müdigkeit lassen Kraft, Koordination und
Unfallrisiko im Verlauf des Skiurlaubs [43]. Strojnik
Konzentration nach, was vermehrt zu Stürzen
et al. untersuchten die Leistungsfähigkeit von un-
führt. Beim Skifahren werden diverse Beinmuskeln
trainierten Skifahrern während einer Skiwoche
die ganze Zeit über stark beansprucht, was
[167]. Nach dem ersten und vierten Skitag konnte
zwangsläufig zu deren Ermüdung führt [63,165].
eine verminderte Kraftaufbringung beobachtet
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
143
werden. Über die ganze Skiwoche gesehen ver-
verhindern. Seine Schutzwirkung liegt gemäss
besserte sich aber die physische Fitness und es fand
einem Übersichtsartikel bei durchschnittlich 35 %
eine stetige Zunahme der täglich gefahrenen
(Vertrauensintervall 21 bis 45 %) [178].
Distanz statt. Die Resultate lassen vermuten, dass
die Skifahrer ihr Fahrverhalten soweit anpassen,
Die Helmtragquote in der Schweiz konnte mit ver-
dass eine Übermüdung im Verlauf der Woche ver-
schiedenen Präventionsanstrengungen von einem
hindert werden kann. Weitere Untersuchungen
Ausgangsniveau von 16 % im Winter 2002/03 auf
zeigen, dass beim Freizeitskifahren kein Zustand
81 % im Winter (2010/11) gesteigert werden
der völligen Ermüdung auftritt, weil die Schnee-
[179]. Heute fahren auf Schweizer Pisten 80 % der
sportler ihre Fahrtechnik anpassen [165,168,169].
Skifahrer sowie 82 % der Snowboarder mit einem
Bei langen Abfahrten werde die Fahrgeschwin-
Schneesporthelm.
digkeit reduziert, um eine Ischämie und Übersäuerung der Muskulatur zu minimieren [170]. Flache
Da die Schutzwirkung des Schneesporthelms bei
Pistenabschnitte können der aktiven Erholung die-
rund 35 % liegt [178], könnten durch eine Verbes-
nen und auch die Wahl der Lifte kann massgebend
serung der Schutzwirkung weitere Verletzungen
für die Erholung sein.
verhindert werden. Heutige Schneesporthelme
schützen vor offenen Wunden und vor dem Ein-
Da mit zunehmender Müdigkeit Konzentration,
dringen von Gegenständen (z. B. Skistock) in den
Gleichgewicht, Kraft und Reaktion nachlassen, hat
Kopf. In einigen Studien konnte eine signifikante
der Risikofaktor Übermüdung eine hohe Rele-
Reduktion schwerer Kopfverletzungen durch den
vanz im Unfallgeschehen.
Schneesporthelm nachgewiesen werden [85,173],
während andere Untersuchungen diese Aussage
3.10 Kopfschutz wird nicht getragen
nicht bestätigen konnten [100,180]. Rughani et al.
oder ist zu wenig wirksam
konnten in ihrer Studie aufzeigen, dass der Helm
Schädelfrakturen zu verhindern vermag [181].
Rund 15 % der verunfallten Schneesportler er-
Unklar ist auch die Schutzwirkung des Schnee-
leiden eine Kopf- oder Halsverletzung (Tabelle 35)
sporthelms in Bezug auf Gehirnerschütterungen
[79]. Schätzungsweise 75 % dieser Verletzungen
[182]. Eine Auswertung der europäischen «Injury
liegen im Schutzbereich des Schneesporthelms,
Data Base (IDB)» gibt Grund zur Annahme, dass
welcher den Schädel sowie bei den meisten Mo-
der Schneesporthelm auch die Wahrscheinlichkeit
dellen die Ohren umgibt. Kopfverletzungen sind
von Gehirnerschütterungen zu reduzieren vermag
die Hauptursache für tödliche Verletzungen auf
[183]. Es stellt sich auch die Frage, ob die heutigen
Schneesportpisten [67,86–89]. Um den Kopf vor
Normenanforderungen [184], die ein Schneesport-
Verletzungen zu schützen, sollten alle Schnee-
helm erfüllen muss, den Geschwindigkeiten, die
sportler einen Helm tragen. Die Schutzwirkung des
auf den Pisten gefahren werden (Kapitel VII.3.2,
Schneesporthelms wurde in verschiedenen Studien
S. 136), gerecht werden.
nachgewiesen [67,85,88,171–177]. Der Schneesporthelm vermag den Schweregrad von Kopfver-
Das Risiko bei einem Sturz oder einer Kollision eine
letzungen zu reduzieren oder diese vollständig zu
Kopfverletzung zuzuziehen ist hoch. Ein Schnee-
144
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sporthelm kann wirkungsvoll einen Teil dieser Ver-
Der hohe Anteil an Schneesportlern, die ohne er-
letzungen verhindern. Die Schutzwirkung des
forderliche Sehhilfe Ski- oder Snowboardfahren,
Schneesporthelms liegt heute allerdings bei durch-
lässt vermuten, dass eine ungenügende Seh-
schnittlich 35 % und könnte somit noch verbessert
schärfe eine mittlere Relevanz für das Unfallge-
werden. Die eingeschränkte Schutzwirkung des
schehen hat.
Schneesporthelms hat daher eine mittlere Relevanz im Unfallgeschehen.
3.12 Rücksichtlose Fahrweise
Aufgrund der sehr hohen Tragquote ist das Ver-
Die Schweizer Schneesportgebiete hatten in der
letzungsausmass, das auf das Nichttragen eines
Wintersaison 2010/11 26,0 Mio. Skier-days wäh-
Kopfschutzes zurückzuführen ist, insgesamt kleiner
rend durchschnittlich 123 Betriebstagen zu ver-
geworden. Das Nichttragen eines Kopfschutzes
zeichnen [187]. Trotz der hohen Frequentierung ist
hat daher eine mittlere Relevanz im Unfallge-
aber bei höchstens 5–7 % der Unfälle mit Verlet-
schehen. Geeignete Massnahmen müssen aber
zungsfolge eine Kollision mit einem anderen Pis-
dafür sorgen, dass die Tragquote weiterhin an-
tenbenutzer die Ursache [39].
steigt oder zumindest auf diesem hohen Level
bleibt. Der Risikofaktor «fehlender Kopfschutz»
Die FIS- und SKUS-Regeln geben, ähnlich wie die
wird ansonsten wieder an Bedeutung gewinnen.
Verkehrsregeln im Strassenverkehr, Vorgaben für
das Verhalten auf der Piste. Die Regeln basieren
3.11 Ungenügende Sehschärfe
auf der gegenseitigen Rücksichtnahme und Hilfe
und helfen den Schneesportlern sich richtig zu
Eine gute Sicht ist wichtig für das frühzeitige Er-
verhalten.
kennen von potenziellen Gefahren auf der Piste
[92,185]. Fehlende Sicht kann zu Stürzen und Kolli-
Die Unkenntnis über die FIS-Regeln und Pisten-
sionen führen. Senner et al. kommen zum Resultat,
markierungen und deren Missachtung kann zu
dass ein eingeschränkter Visus vor allem Hinder-
risikoreicherem Ski- und Snowboardfahren und
nisse mit geringem Kontrast, wie zum Beispiel ver-
somit zu mehr Unfällen führen [43]. Rücksichtloses
eiste Stellen, schwer erkennbar macht [186]. Ne-
Fahren führt zwar zu relativ wenigen Unfällen,
ben der Kurzsichtigkeit können aber auch Blend-
andere Schneesportler fühlen sich jedoch dadurch
wirkung, Tränenbildung oder das verminderte
stark bedroht.
Kontrastsehen den Visus reduzieren.
In einer Befragung im Winter 2004/2005 mit 1075
Jendrusch et al. stellten dar, dass rund 35 % der
Schneesportlern auf Schweizer Pisten stellte sich
Personen, die im Alltag eine Sehhilfe benötigen,
heraus, dass 85 % der Befragten die meisten Fra-
diese zum Skifahren nicht tragen [185]. In einer
gen zu den FIS- und SKUS-Regeln richtig beantwor-
Schweizer Studie trugen 95 % der Kontaktlinsen-
teten [127]. Ungenügendes Wissen hatten die
träger aber nur 50 % der Brillenträger ihre not-
Schneesportler aber beim Thema «Vortritt». Das
wendige Sehhilfe auf den Pisten [92].
Gewähren des Vortritts ist ein wichtiger Bestandteil
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
145
eines rücksichtsvollen Fahrverhaltens auf der Piste
3.14 Alkoholkonsum
um Kollisionen zu vermeiden.
Der Schneesport verlangt ein gutes GleichgeEine rücksichtslose Fahrweise kann absichtlich
wichtsgefühl und eine gute Reaktionsschnelligkeit.
oder unabsichtlich erfolgen und kann zu riskanten
Alkohol verlängert die Reaktionszeit, reduziert das
Ausweichmanövern, Kollisionen oder Stürzen in-
Gleichgewichtsvermögen und die Konzentrations-
folge subjektiver Bedrohungsempfindung führen.
leistung und verändert die Bewegungspräzision,
Risikowahrnehmung und Selbsteinschätzung [189].
Eine
rücksichtslose
Fahrweise
hat
eine
mittlere Unfallrelevanz.
Symptome eines Hang-overs («Kater») aufgrund
übermässigen Alkoholkonsums am Vorabend sind
u. a. Kopfschmerzen, schlechtes allgemeines Wohl-
3.13 Falsche Sturztechnik
befinden, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Müdigkeit
[92,99,190]. Demnach kann übermässiger Alkohol-
Ein fahrtechnischer Fehler wird häufig als Unfall-
genuss am Schneesporttag oder am Vorabend sehr
ursache und eine falsche Falltechnik als Verlet-
wahrscheinlich als negativer Einflussfaktor betrach-
zungsursache angegeben [95]. So könnte beim
tet werden.
Snowboardfahren das Beherrschen der richtigen
Falltechnik Handgelenksbrüche und -verstauchun-
Verschiedene Studien haben den Zusammenhang
gen verhindern [56,95,118]. Auch beim Skifahren
zwischen dem Alkoholkonsum und dem Unfallge-
könnte das Risiko für Knieverletzungen durch eine
schehen beim Ski- und Snowboardfahren unter-
angemessene Falltechnik reduziert werden [42].
sucht.
Die
verschiedenen
Forschungsgruppen
kamen dabei zu widersprüchlichen Resultaten und
Da die Reaktionszeit bei einem Sturz sehr kurz ist,
Schlussfolgerungen. Senner et al. untersuchten den
liegt in der Anwendung der richtigen Sturztechnik
Einfluss von Alkohol auf das skifahrerische Leis-
nur ein geringes Rettungspotenzial. In einer öster-
tungsvermögen [191]. Sie fanden, dass die Ein-
reichischen Studie gaben rund 40 % der Skifahrer
nahme von Alkohol (>0,5 Promille) während des
und Snowboarder an, dass die Unfallsituation so
Tages das Reaktionsvermögen leicht verschlechtert
schnell abgelaufen ist, dass sie nicht reagieren
und der Hang-over-Effekt aufgrund des Alkohol-
konnten [188].
konsums am Vorabend in Kombination mit zu
wenig Schlaf das statische Gleichgewichtsvermö-
Viele Unfallsituationen laufen so schnell ab, dass
gen am ehesten negativ beeinflusst. Eine Ver-
die Schneesportler nicht mehr handeln können. Ist
schlechterung des Skifahrverhaltens wurde jedoch
eine Sturztechnik aber automatisiert und läuft
weder unter dem Alkoholeinfluss von bis zu einem
ohne zu überlegen ab, können Verletzungen ver-
Promille noch infolge eines übermässigen Alkohol-
hindert werden.
konsums am Abend zuvor gefunden. Diverse wissenschaftliche Studien untersuchten den Einfluss
Eine falsche Sturztechnik hat eine mittlere
von Alkohol und der Verletzungshäufigkeit im
Relevanz im Unfallgeschehen.
Schneesport. Einige Studien schlussfolgern, dass
Alkohol allein oder in Kombination mit anderen
146
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Drogen das Risiko von Verletzungen oder schwere-
konsumierten Alkohols scheinen nicht sehr hoch zu
ren Verletzungen erhöhen [192,193]. Salminen et
sein [99,191,195], zumindest nicht im Ausmass,
al. konnten weder die Unfallhäufigkeit noch die
wie es in der Presse in den letzten Jahren oft
Unfallschwere in den Zusammenhang mit Alkohol
dargestellt wurde. Hingegen dürfte der Alko-
bringen [194]. In diversen Unfallstudien konnte
holkonsum in den Aprés-Ski-Bars ein Problem dar-
auch kein direkter Zusammenhang zwischen Ski-
stellen, sofern nach hohem Alkoholkonsum noch
bzw. Snowboardfahren unter Alkoholeinfluss
eine Piste hinuntergefahren werden muss. Weiter
und dem Verletzungsrisiko erbracht werden
muss auch bedacht werden, dass viele Schnee-
[92,99,148,195–198]. Gaudio et al. beobachteten,
sportler am Ende des Tages mit dem Auto selber
dass oftmals auch ein übermässiger Alkohol-
nach Hause fahren und daher auf übermässigen
konsum im Spiel war, obwohl die häufigsten
Alkoholkonsum verzichten sollten.
Unfallhergänge überhöhte Geschwindigkeit, Übermüdung, technische Fehler oder schlechte Wetter-
Trotz widersprüchlichen Resultaten scheint der
verhältnisse waren [110]. Zudem wurde in ver-
Alkohol auf das Unfallgeschehen keinen nennens-
schiedenen Studien ein starker Zusammenhang
werten Einfluss zu haben. Er ist aber vermutlich
zwischen dem Alkoholkonsum am Vorabend und
Kofaktor von anderen unfallverursachenden Fakto-
der
[195,199]
ren wie z. B. frühzeitige Ermüdung, zu hohe Ge-
obwohl beim Unfall kein Alkohol mehr nachgewie-
schwindigkeit, schlechteres Fahrvermögen, schlech-
sen werden konnte.
teres Wahrnehmungsvermögen, rücksichtlose Ver-
Verletzungshäufigkeit
gefunden
haltensweise. Zudem kann ein übermässiger AlkoMüller et al. untersuchten mit einem Atemalkohol-
holkonsum am Vorabend und zu wenig Schlaf
test die Atemalkoholkonzentration von Schnee-
vermehrt zu Verletzungen führen.
sportlern auf der Piste [92]. Dabei war der Anteil
angetrunkener Schneesportler (>0,5 Promille) bis
In Anbetracht des relativ geringen Ausmasses des
16 Uhr bei höchstens 2 %. Danach stieg der Anteil
Alkoholkonsums und des bisher nicht nachge-
auf rund 8 % zwischen 16 und 17 Uhr sowie auf
wiesenen Einflusses auf das Unfallgeschehen hat
27 % zwischen 17 und 17:30 Uhr an. Gemäss
das Thema eine mittlere Relevanz im Unfallge-
Bouter et al. gaben 79 % der verletzten sowie
schehen.
67 % der unverletzten Schneesportler an, während
Pausen an einem Schneesporttag nie Alkohol zu
trinken [99]. Je ein Drittel der verletzen und un-
3.15 Material ist ungeeignet oder in
schlechtem Zustand
verletzten Schneesportler gaben zudem an, höchstens zwei alkoholische Getränke pro Tag zu trin-
Lösen Skibindungen in einer Sturzsituation nicht
ken. In der Untersuchung von Meyers et al. konnte
aus, wirken die Skier wie ein Hebelarm und können
bei 6 % der Schneesportler (verletzte und unver-
die Belastung auf die unteren Extremitäten erhö-
letzte) eine Alkoholkonzentration gemessen wer-
hen. Eine verfrühte Auslösung einer Bindung kann
den [195]. Sowohl der Anteil Schneesportler, wel-
zudem zu Stürzen mit Verletzungsfolge führen
che beim Ausüben des Schneesports Alkohol
(Kap. VII.3.6, S. 139). Aber nicht nur die Skibin-
trinken (<10 %) [99,195] wie auch die Menge des
dung, sondern auch der Zustand sowie die Eignung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
147
des ganzen Materials haben einen Einfluss auf den
Halt in den Schuhen. Eine schlechte Kraftübertra-
Fahrkomfort und das Unfallgeschehen. So doku-
gung auf das Schneesportgerät, fehlende Kontrolle
mentieren verschiedene Autoren ein höheres Risiko
über die Skier oder das Snowboard sowie eine
für Knieverletzungen bei Frauen mit steigender
frühzeitige Ermüdung sind die Folgen. Zu kleine
Skilänge [92,141]. Ein Forscher schlussfolgert, dass
Schuhe schmerzen schnell und der Schneesport
Verletzungen des vorderen Kreuzbandes weniger
macht keinen Spass. Fehlende Riemen an der
oft auftreten, wenn der Ski höchstens 75 % der
Snowboardbindung reduzieren den Halt und ver-
Körperlänge entspricht. Stellen die Skier oder das
mindern ebenfalls die Kontrolle über das Brett. Ein
Snowboard Anforderungen an den Fahrer, die sein
zu grosser Schneesporthelm schützt nicht ausrei-
Können übersteigen, kann es zu unkontrolliertem
chend vor Verletzungen, da er sich auf dem Kopf
Fahren mit vermehrten Stürzen kommen und be-
verschiebt.
reitet keine Freude.
Insbesondere bei den Snowboardern ereignen sich
Snowboards, Ski, Bindungen und Schuhe sind oft-
viele Unfälle auf eisigen oder harten Piste. In einer
mals in ihrer Funktion nicht für Kinder angepasst.
österreichischen Untersuchung zeigte sich, dass
Sie sind verkleinerte Versionen von «Erwachse-
sich 42 % der Verletzungen der Snowboarder auf
nenmaterial» [63]. Das Material ist oftmals alt und
eisigen, 29 % auf Pisten mit hartem Altschnee
schlecht unterhalten und die Auslösemechanismus
ereigneten [41]. Bei den Skifahrern verletzten sich
der Skibindung nicht auf das Körpergewicht von
gemäss dieser Studie 34 % auf Pisten mit hartem
Kindern angepasst [44]. Ausrüstungsgegenstände
Altschnee [42]. Damit der Ski oder das Snowboard
werden oftmals von älteren Geschwistern über-
auch auf harter Unterlage guten Halt bietet, sind
nommen und sind daher nicht an die Anforde-
scharfe Kanten notwendig. Mit stumpfen Kanten
rungen des jüngeren Kindes angepasst. Über-
kann das Schneesportgerät unkontrolliert weg-
altertes Material, schmerzende Schuhe, falsche
rutschen und es kann vermehrt zu Stürzen
Skilängen sowie ausgefahrene Skier oder ein altes
kommen.
Snowboard werden trotzdem weiterhin genutzt.
Die Benutzung von nicht auf die Fertigkeiten und
Beim Verleih von Schneesportausrüstung kann die
anatomischen Gegebenheiten angepasstem sowie
fehlende Verfügbarkeit von Ausrüstungsmaterial
schlechtem Material vermindert in erster Linie den
oder der Zeitmangel bei der Beratung dazu führen,
Fahrgenuss und das Wohlbefinden auf der Piste.
dass keine individuell optimale Ausrüstung vermie-
Falsches oder defektes Material kann aber auch
tet wird [42].
Stürze provozieren und Verletzungen hervorrufen.
Ungeeignetes oder schlecht gewartetes Mate-
Fehlender Unterhalt der Schneesportausrüstung
rial hat eine mittlere Unfallrelevanz.
kann zu Mängeln am Material führen und das
Risiko für Stürze erhöhen. In zu grossen Ski- oder
Snowboardschuhen oder in alten Schuhen mit
einem abgenutzten Fussbett findet der Fahrer keinen Halt. Auch defekte Schnallen reduzieren den
148
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.16 Rückenschutz wird nicht getragen
oder ist zu wenig wirksam
Schweizer Studie kommt zum Schluss, dass
Rückenprotektoren vor axialen Schlägen (z. B. bei
einem Sturz auf den Kopf) und bei starken Rota-
Gemäss einer Hochrechnung internationaler Daten
tionskräften auf den Rumpf keinen Schutz bieten
verletzen sich rund 15 % der verunfallten Skifahrer
[200].
und Snowboarder am Rumpf oder der Wirbelsäule
(Tabelle 35). In der Schweiz sind es rund 14 % der
Es besteht keine Norm für die Qualitätssicherung
Skifahrer sowie 17 % der Snowboarder, welche
von Rückenprotektoren im Schneesport [200,201].
sich verletzen und den Pistenrettungsdienst in An-
Einige Rückenprotektoren entsprechen der EN-
spruch nehmen, die Verletzungen am Rumpf oder
Norm 1621-2 für Motorradfahrer-Schutzkleidung,
der Wirbelsäule erleiden [39]. Insgesamt beträgt
wobei es keine Studien gibt, die aufzeigen, ob
der Anteil der Wirbelsäulenverletzungen beim Ski-
diese Anforderungen auch für den Schneesport-
fahren und Snowboarden rund 2–10 % [200,201].
bereich gültig sind.
Brüche der Wirbelsäule sind dabei die häufigste
Verletzung [201]. Weitere Verletzungen im Bereich
Auf Schweizer Pisten tragen aktuell rund 13 % der
des Rückens und des Gesässes machen in der
Skifahrer sowie 49 % der Snowboarder einen Rü-
Schweiz bei den erwachsenen Skifahrern (16–65
ckenschutz [39]. Die Tragquote ist in den letzten
Jahre) rund 4 % aus, bei den Snowboardern 7 %
Jahren angestiegen, ohne dass das Tragen eines
und sind meist Prellungen [200].
Rückenschutzes stark promotet wurde. Es besteht
jedoch noch ein grosses Verbesserungspotenzial.
Durch das Tragen heutiger Rückenprotektoren
Daher hat das Nichttragen des Rückenschutzes
können Prellungen im Rücken- und Gesässbereich,
eine mittlere Relevanz im Unfallgeschehen.
Frakturen im Bereich der Lenden- und Brustwirbelsäule sowie der Kreuz- und Steissbeinregion ver-
Der Wirkungsbereich des Rückenschutzes ist einge-
hindert oder zumindest vermindert werden [202].
schränkt. Um die Wirbelsäule effektiv vor Verlet-
Über die Schutzwirkung des Rückenprotektors
zungen zu schützen, müsste die Schutzwirkung
kann zum heutigen Zeitpunkt keine Aussage ge-
sowie der Wirkungsbereich des Rückenschutzes
macht werden.
verbessert werden. Daher hat die mangelhafte
Schutzwirkung eine mittelmässige Relevanz im
Gemäss einer nicht repräsentativen Umfrage im
Unfallgeschehen.
Internet glauben drei Viertel (76 %) der befragten
Schweizer Schneesportler (total 1700 befragte
Schneesportler), die einen Rückenschutz tragen,
3.17 Unvollständige Policy für Schneesportsicherheit
dass dieser vor Wirbelbrüchen schützt [200]. Beinahe die Hälfte (49 %) der befragten Schnee-
Für eine ganzheitliche und nachhaltige Unfallver-
sportler denkt, dass das Rückenmark durch den
hütung sollte ein umfassendes Massnahmenpaket
Protektor vor Verletzungen geschützt ist. Die
zusammengestellt werden, welches alle Bereiche
Schneesportler überschätzen somit den Wirkungs-
eines Schneesportgebietes beachtet. Um ein sol-
bereich
ches Konzept umzusetzen, müssten verschiedene
eines
Rückenschutzes
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
deutlich.
Eine
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
149
Personen und Organisationen miteinbezogen
Knieverletzungen treten aufgrund der Fixierung der
werden. Das Programm sollte den Betrieb und
beiden Beine beim Snowboardfahren bedeutend
den Unterhalt von Anlagen und Pisten, die
weniger häufig auf als beim Skifahren. Das
Ausrüstung und das Verhalten der Schnee-
Snowboard kann aber eine grosse Hebelwirkung
sportler, die Ausbildung der Schneesportler und
auf die unteren Extremitäten ausüben, solange es
Ausbildner sowie auch eine interinstitutionelle
sich bei einem Sturz nicht von den Schuhen löst.
Koordination betreffen.
Heute gängige Snowboardbindungen verfügen
über keinen Auslösemechanismus, wie dies bei
In der Schweiz laufen verschiedene Programme, die
Skibindungen der Fall ist. Ein Auslösemechanismus
einzelne dieser Bereiche abdecken. Eine Experten-
könnte beim Überschreiten einer bestimmten Be-
gruppe der Pistenabnahmekommission kontrolliert
lastung den Snowboarder von seinem Schnee-
im Rahmen einer Erstabnahme und Nachkontrolle
sportgerät befreien und einen Teil der Verletzun-
(alle 3 Jahre) die Qualität der Schneesportgebiete.
gen, insbesondere des Knies [56], aber auch der
Als für gut befundene Schneesportgebiete werden
oberen Extremitäten, verhindern [205]. Zudem hin-
mit dem Qualitäts- und Sicherheitslabel «geprüfte
dert die feste Fixierung beider Beine den Snow-
Pisten» ausgezeichnet. Das Gütesiegel «Q-Label»
boarder im Falle eines Lawinenunglücks an der
des Schweizer Tourismus-Verbands beinhaltet auch
Oberfläche zu bleiben [56,205]. Ungeübte Snow-
Kriterien zur Unfallverhütung. Die Schneesport-
boarder würden sich gemäss Bally et al. zudem
schulen stellen dabei einen Bereich des Quali-
sicherer fühlen, wenn ihre Beine nicht dauerhaft
tätsprogrammes dar [203]. Seilbahnen und Skilifte
fest fixiert wären [205]. Es besteht jedoch die Be-
werden durch die Kontrollstelle für Seilbahnen und
fürchtung, dass im Falle einer einbeinigen Aus-
Skilifte (IKSS) nach strengen Sicherheitsnormen auf
lösung die Verletzungsgefahr
ihre Funktionstauglichkeit überwacht [204].
könnte [56].
Einzelne Programme bestehen, ein ganzheitliches
Die Relevanz des Fehlens einer Auslösebin-
Massnahmenpaket fehlt jedoch weitgehend. Diese
dung beim Snowboard auf das Unfallgesche-
unvollständige Policy für die Schneesport-
hen liegt im mittleren Bereich.
erhöht werden
sicherheit hat eine mittlere Relevanz im Unfallgeschehen.
3.19 Fehlendes Aufwärmen / Einstimmung
3.18 Fehlende Auslösebindung beim
Snowboard
Es wird angenommen, dass Aufwärmprogramme
die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern und
Unfallstatistiken zeigen, dass der Anteil der Knie-
sportbedingte Verletzungen verhindern können.
verletzungen beim Snowboarden rund 15 % be-
Die Meinungen darüber gehen jedoch auseinander
trägt (Tabelle 35). 13 % der Verletzungen betref-
[206,207]. Aufwärmen bereitet den Körper und die
fen den Unterschenkel, das Sprunggelenk oder den
Psyche auf die bevorstehende Abfahrt vor. Das
Fuss, 20 % die Schulter oder den Oberarm.
Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur, der passive
Bewegungsapparat sowie das nervöse System
150
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
werden angeregt und für die späteren Bewe-
wusst anzugehen. Fehlendes Aufwärmen hat
gungen vorbereitet. Noch wichtiger dabei ist die
eine geringe Relevanz im Unfallgeschehen.
mentale Vorbereitung des Schneesportlers auf die
bevorstehende Abfahrt.
3.20 Gefahrenstellen bei Förderanlagen
In der wissenschaftlichen Literatur werden Auf-
Immer mehr Schlepplifte wurden in den letzten
wärmprogramme vor einer sportlichen Aktivität
Jahren durch moderne Sessel- und Gondelbahnen
empfohlen, um Verletzungen vorzubeugen. Eine
ersetzt und ermöglichen eine entspannte Berg-
Studie aus Australien zeigt, dass ein spezifisches
fahrt.
Aufwärmprogramm von 30 bis 45 Minuten noch bis
zu 17 Minuten nach dem Aufwärmen zu einer signi-
Die Benützung von Förderanlagen kann aber auch
fikant höheren Köpertemperatur führt [208]. Eine
Gefahren mit sich bringen. Aufgrund zu steiler,
Studie aus Österreich fand sogar eine signifikant
vereister oder gar fehlender Liftspuren können
reduzierte Verletzungshäufigkeit beim Skifahren nach
Stürze erfolgen. An Kreuzungen des Trasses mit
einem Aufwärmprogramm von 5 Minuten [209].
einer Schneesportpiste besteht die Gefahr von
Kollisionen. Beim Abbügeln kann der Bügel u. a.
Wichtig scheint die psychische Vorbereitung auf
Kopfverletzungen verursachen. Jedes Jahr ereignen
die Belastung. Fehlende Konzentration, aber auch
sich zudem Unfälle, weil Personen – insbesondere
fehlende Motivation oder Überforderung können
Kinder – von einem Sessellift herunterfallen. Auf-
zu Leistungseinbussen führen und das Risiko von
grund zu starken Windes kommt es sogar manch-
Stürzen und Verletzungen erhöhen. Gemäss einer
mal vor, dass das Tragseil eines Sessels oder einer
deutschen Studie (1995/1996) ereignen sich 46 %
Gondel aus der Seilführung gehoben wird und
der Unfälle aufgrund von Fahrfehlern, die sich in
dieser oder diese dann abstürzt. Diese Unfälle
Kombination
ereignen
enden aufgrund des Sturzes aus der Höhe nicht
[186]. Eine andere Studie fand heraus, dass sich die
selten mit schweren oder sogar tödlichen Verlet-
meisten Unfälle bei bekannten Bewegungsabläufen
zungen.
mit
Unaufmerksamkeit
ereignen und daher auf Unaufmerksamkeit und
fehlende Konzentration zurückgeführt werden
Gemäss der Statistik der Verletztentransporte im
können [188]. Mit einem Aufwärmprogramm zu
Schneesport [15] verletzen sich jährlich rund 2–4 %
Beginn des Schneesporttages werden Aufmerk-
der Skifahrer und Snowboarder in der Schweiz auf
samkeit und Konzentration auf den Schneesport
Förderanlagen. Die meisten Verletzungen ereigne-
gelenkt. Um Verletzungen zu vermeiden, ist es
ten sich beim Ein- bzw. Aussteigen von Schlepp-
wichtig, sich jeweils auf jede kommende Abfahrt
und Sesselliften und sind vermutlich im Allge-
einzustimmen und diese bewusst anzugehen.
meinen eher von leichter Natur.
Mit einem Aufwärmen vor der ersten Abfahrt
Somit
könnten vermutlich relativ wenige Verletzungen
sportanalgen eine relativ kleine Relevanz im
verhindert werden. Es ist aber umso wichtiger, sich
Unfallgeschehen.
haben
Gefahrenstellen
bei
Schnee-
auf jede Abfahrt neu einzustimmen und sie be-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
151
3.21 Fahren mit Carvingski
Der Carvingski weist aufgrund seiner geringen
Länge, der Taillierung und dem erhöhten Stand
Der Carvingski ist kürzer und stärker tailliert als der
eine verminderte Laufruhe auf [210,213].
herkömmliche Ski und stellt dadurch andere Anforderungen an die Skifahrer. Durch die Kürze und
Das Fahren mit dem Carvingski stellt mit seinem
Taillierung werden die Dreheigenschaften deutlich
veränderten Belastungsprofils hohe Anforderungen
verbessert [210]. Der Carvingski erlaubt es, die
an Kondition (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Be-
Kurve auf der Kante zu fahren und somit, im Ver-
weglichkeit),
gleich zu einer gerutschten Kurvenfahrt, höhere
[211,212]. Die Skifahrer müssen ein besseres
Geschwindigkeiten zu erreichen [120,211–213].
Gleichgewichtsvermögen, insbesondere um Vor-
Koordination
und
Propriozeption
bzw. Rücklage zu vermeiden, und ein gefühlDurch die kürzeren Ski ist es schwieriger, den Kör-
volleres Kantverhalten aufbringen [120].
perschwerpunkt zentral zu halten und Abweichungen nach vorne und hinten, aber auch zur Seite
Da aber die wenigsten Skifahrer die Carvingtechnik
auszugleichen [212,213]. Der Verlust der zentralen
beherrschen und in den Kurven die Rutschphase
Position des Körperschwerpunkts zur Seite kann
auch mit Carvingski immer noch mehr oder weni-
schneller zum Sturz führen [120,212], eine gute
ger ausgeprägt ist, sind die entstehenden Flieh-
Reaktionsgeschwindigkeit ist daher gefragt [212].
kräfte nicht sehr hoch und ein erhöhter Stand ist
nicht notwendig. Zudem ist die Taillierung der
Die starke Taillierung der Skier führt zu einem en-
Carvingskier sogar im Spitzensport reglementarisch
geren Kurvenradius, weshalb die Fliehkräfte beim
begrenzt, um zu hohe Fliehkräfte zu vermeiden.
Durchfahren einer Kurve grösser werden [120,210–
Aufgrund der offenen Beinstellung können die
212,214]. Die erhöhten Fliehkräfte stellen grössere
Skispitzen
Anforderungen an die Muskulatur [120,213].
Wegen der geringen Länge und der Taillierung des
Durch die stärkere Taillierung ist zudem die Gefahr
Skis ist er einfacher zu steuern. Zudem führt die
des Verkantens höher [210,212].
Kürze des Skis dazu, dass er eine geringere Hebel-
kaum
mehr
überschneiden
[212].
wirkung auf den Unterschenkel erzeugt.
Die beim Carvingschwung erreichte Schräglage in
der Kurve erfordert einen erhöhten Stand (Abstand
In der jährlich durchgeführten bfu-Beobachtung in
zwischen Schnee und Skischuhsohle) [212]. Dieser
20 Schneesportgebieten der Schweiz werden bei-
wird mit unterschiedlich dicken Bindungsplatten er-
nahe nur noch Skier mit Carvingform registriert.
reicht. Durch eine erhöhte Bindungsplatte nehmen
aber die Belastungen auf das Knie zu [210,212–
Es wird davon ausgegangen, dass das Aufkommen
214]. Zu hohe Standerhöhungen können die Kon-
des Carvingskis das Verletzungsrisiko beim Skifah-
trolle über den Ski reduzieren [212]. Zudem
ren im Vergleich zum herkömmlichen Ski reduziert
können Ausweichbewegungen, die zum Verschnei-
hat [134,210]. Daher hat das Fahren mit dem
den des Skis führen, durch den erhöhten Stand
Carvingski eine sehr kleine Relevanz für das
weniger leicht verhindert werden [210,213].
Unfallgeschehen.
152
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.22 Ineffiziente Rettung
Ausgehend von dieser groben Analyse der heutigen Situation wird dem Risikofaktor «ineffizi-
Eine schnelle und kompetente Rettung hilft, die
ente Rettung» eine sehr kleine Relevanz auf
Folgen eines Unfalles zu minimieren. Erfolgt die
die Unfallfolgen beigemessen.
Rettung vor allem bei einer schweren Verletzung
verspätet, wird die Risikosituation falsch einge-
4.
Interventionsanalyse
schätzt, werden die ersten Hilfe-Massnahmen nicht
optimal angewendet oder ist die gesamte Ret-
Um das Verletzungsrisiko im Schneesport zu redu-
tungskette nicht effizient organisiert, können die
zieren, bieten sich verschiedene Präventionsmög-
Folgen einer Verletzung unnötig verschlimmert
lichkeiten an. Die Massnahmen werden im Folgen-
werden.
den aufgrund ihrer Wirksamkeit, Effizienz und
Umsetzbarkeit bewertet, um zu einer Liste von
Die Schweiz hat eine gut funktionierende Ret-
Empfehlungen für die Prävention von Schneesport-
tungskette vom Unfall bis zur Einlieferung ins Spi-
unfällen zu gelangen (Tabelle 38).
tal. Der Interverband für Rettungswesen (ivr ias)
fördert und koordiniert das Rettungswesen in der
Schweiz und sorgt für die Qualitätssicherung im
Rettungswesen (www.ivr-ias.ch).
Bei einem Unfall sind alle anwesenden Personen
zur Hilfeleistung verpflichtet. In den Schneesportgebieten leisten die Pistenrettungsdienste die professionelle «Erste Hilfe». Sie sind im ganzen
Schneesportgebiet stationiert und organisieren
wenn nötig den Transport der Verletzten zum Arzt
oder ins Spital. Private Flugrettungsdienste (z. B.
Rega, Air Glacier, Air Zermatt) bringen die Verletzten mit dem Hubschrauber, der Rettungsdienst
mit dem Krankenwagen ins Spital.
Die internationale Notrufnummer 112 ist noch
nicht bei allen Schneesportlern bekannt und es verstreicht wertvolle Zeit bis qualifizierte Retter an der
Unfallstelle eintreffen. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Notrufnummern verwirren zudem die
Sportler. Insbesondere kann von ausländischen
Gästen nicht erwartet werden, dass sie neben der
international gültigen Notrufnummer auch noch
nationale Nummern für Rettungsdienste kennen.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
153
Tabelle 37
Ski- und Snowboardfahren: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Präventionsziel
Präventionsmöglichkeiten
Wirksamkeit
+
Bewertung
Effizienz Umsetzbarkeit
+
+
Prädikat
1
Optimierung der
Pistenraumgestaltung
Erarbeitung eines Leitfadens mittels Analyse der
Unfallhäufungspunkte sowie der Mängel in der Pistengestaltung
inkl. möglicher Massnahmen zur Optimierung
2
Verbesserung des
Gefahrenbewusstseins
und der
Selbststeuerungsfähigkeit
Massenmediale Kommunikation und Informationsmaterial
-
±
+
3
Schulung des Gefahrenbewusstseins im Schneesportunterricht
±
+
+
2
Signalisation und Markierung der Pisten optimieren
+
±
±
2
Beratung und Aufklärung der Schneesportler über ihr Verhalten auf
der Piste
+
±
±
2
Geschwindigkeitsmanagement durch
Verhältnis- und
Verhaltensprävention
Pistenraumgestaltung
+
±
±
2
Massenmediale Kommunikation zur Sensiblisierung und
Bekanntmachung der FIS-Regel 2
±
±
+
2
Schulung der Multiplikatoren inkl. der Personen, welche für die
Infrastruktur verantwortlich sind (Bergbahnen, Abnahmekommission)
±
+
+
2
Veränderungen des Materials
+
-
–
4
Entwicklung einer integrierten Geschwindigkeitsanzeige
-
-
±
3
Bestrafung bei überhöhter Geschwindigkeit, Kontrolle durch
Pistenpolizei
±
–
–
4
Kontrolle durch Patrouilleure
+
±
±
2
Schule: gezieltes Kraft- und Koordinationstraining im
Schulunterricht
+
+
±
2
Privat: Ganzjähriges Kraft- und Koordiantionstraining im
Sportverein oder zu Hause
±
±
-
3
Beruf: Schulung der Sicherheitsfachleute in den Betrieben (SGA-S)
+
±
±
2
Massenmediale Kommunikation
-
–
+
4
Schneesportunterricht als verpflichtender Bestandteil im
obligatorischen Sportunterrricht
±
-
–
4
Vergünstigungen für Schneesportunterricht
±
-
+
3
Vergünstigung für Tageskarte nach dem Besuch eines
Schneesportunterrichts
±
±
+
2
Geschicklichkeitspark zum Fördern der Fähigkeiten und
Fertigkeiten
-
±
±
3
++
++
±
1
Massenmediale Kommunikation zur korrekten Bindungseinstellung
±
±
+
2
Schulung, Informationsmaterial und Qualitätsvorgaben für
Sporthändler
±
±
+
1
Korrekte Bindungseinstellung im Schneesportunterricht
±
±
+
2
Bindungsüberprüfung im Schneesportgebiet
±
±
+
2
Qualitätskriterien erarbeiten, Materialtestverfahren entwickeln und
Marktbereinigung
+
+
+
1
++
+
±
1
Kampagne zur Kaufberatung der Konsumenten
±
±
±
3
Schulung der Sportfachhändler
±
+
+
2
Massenmediale Kommunikation zur Wichtigkeit des Tragens eines
wirksamen Handgelenkschutzes
±
±
+
2
Handgelenkschutz in Snowboardanfängerkursen zur Verfügung
stellen
±
+
-
2
Vorbilder/Snowboardleher tragen einen Handgelenkschutz
+
±
-
3
Handgelenkschutztragpflicht in Snowboardanfängerkursen
±
+
-
2
Schulung der Multiplikatoren (Snowboardschulen, Jugend+Sport,
Sportfachhandel)
±
+
±
2
Preisreduktion beim Kauf eines Handgelenkschutzes
±
-
±
3
3
4
5
6
Aufbau der physischen
Kondition und
Verbesserung des
Gleichgewichts vor dem
Saisonbeginn
Verbesserung der
Fahrfertigkeiten
Wirksamkeit der
Skibindung verbessern
Fördern bzw. Erhalten
der korrekten
Skibindungseinstellung
7
Verfügbarkeit qualitativ
guter Handgelenkschützer auf dem
Schweizer Markt
Handgelenkschutz
tragen
154
Entwicklung einer neuen Bindung mit erweitertem
Auslösemechanismus
Entwicklung einer internationalen Norm zur Wirksamkeit des
Handgelenkschutzes beim Snowboardfahren
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
1
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.1
Optimierung der Pistenraum-
fassung der Unfälle in einem Schneesportgebiet
gestaltung
eine Analyse der Unfallhäufungspunkte und
somit bestehender Schwachstellen im Gebiet,
Ein selbsterklärender und fehlerverzeihender Pisten-
andererseits können Mängel in der Infrastruktur
raum hilft den Schneesportlern sich intuitiv der
durch die Inspektion von Experten ermittelt
Situation anzupassen und Fahrfehler zu vermeiden
werden. Es sollte eine Kombination beider Vor-
bzw. die Auswirkungen der Fehler zu minimieren
gehensweisen angewandt werden, um den Pisten-
[215]. Um Mängel aufzudecken bieten sich zwei
raum auf ein mögliches Sicherheitsdefizit zu über-
Vorgehensweisen an: einerseits ermöglicht die Er-
prüfen und mit individuellen Lösungen sicherer
Tabelle 37 – Fortsetzung
Ski- und Snowboardfahren: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Präventionsziel
8
9
10
Verbesserung der
Verhältnisse und des
Verhaltens in Snowparks
Ausreichend Pausen einlegen
Fördern bzw. Erhalten der
Helmtragquote
Wirksamkeit des
Schneesporthelms verbessern
11
20
Schneesportler tragen die
erforderliche Sehhilfe sowie
Schneesportbrille
Sicherheit der Förderanlagen
verbessern
Skala Prädikat:
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
3=
Bedingt empfehlenswert
4=
Nicht empfehlenswert
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Präventionsmöglichkeiten
Erstellen eines Handbuchs zum sicheren Bau und Unterhalt
von Snowparks
Bewertung
Wirksam- Effizienz Umsetzkeit
barkeit
±
+
+
Prädikat
2
Abnahmeinstanz für Snowparks
+
±
±
2
Einfache Hindernisse zum Erwerben der Fertigkeiten
±
±
+
2
Schulung der Snowparkbenutzer im Rahmen der
Schneesportkurse
±
+
+
2
Informationstafeln zum richtigen Verhalten und der
Fahrtechnik in Snowparks
±
-
±
3
Parkaufsicht
±
-
±
3
Massenmediale Kommunikation
±
±
+
2
Attraktive Erholungsorte (Restaurants, Café, Aufenthaltsräume
für Jugendliche etc.)
-
±
±
3
Unterhaltungsangebote für Kinder (z. B. Spielplatz im Schnee),
evt. betreut
-
-
+
3
Thema einer ausreichenden Erholung im Schneesportunterricht
einbringen
±
±
+
2
Massenmediale Kommunikation zur Erhöhung der
Helmtragquote
Preisreduktion beim Helmkauf
Helm in Schneesportkursen gratis zur Verfügung stellen
Schneesporthelm bei Miete von Skiern oder Snowboard gratis
abgeben
Helmtragpflicht für alle Schneesportler auf der Piste
Helmtragpflicht für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre
Helmtragpflicht in Schneesportkursen
Schulung der Multiplikatoren
Weiterentwicklung der Wirksamkeit durch Forschung
(Materialien, Aufbau, Tests)
Strengere Schutzanforderungen in der Norm für Schneesporthelme
Informationskampagne mit Optikern zum Tragen der
erforderlichen Sehhilfe
Sensibilisierung auf den Pisten
Entwicklung technischer Massnahmen, damit Kinder nicht vom
Sessellift fallen können
±
-
+
3
±
±
±
±
±
+
3
3
2
±
–
±
±
+
±
±
±
±
–
±
±
+
±
4
4
2
2
2
+
-
-
3
±
±
+
2
±
+
±
±
+
3
2
Skala Beurteilung (Wirksamkeit, Effizienz, Umsetzbarkeit)
++
= Sehr hoch
+
= Hoch
+/= Mittel
= Tief
= Sehr tief
–
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
155
gestalten zu können. In einigen Schneesportgebie-
ruhigeren Raum für Familien, Anfänger/Ungeübte
ten der Schweiz werden solche Analysen bereits
und gemütliche Fahrer dar. Weitere Möglichkeiten
heute vorgenommen und Massnahmen realisiert.
einer Pistenraumgestaltung wären auch eine Ver-
So überprüfen beispielsweise Experten des Ver-
änderung der Pistenführung, um das Sichtfeld zu
bands Seilbahnen Schweiz (SBS) alle drei Jahre die
optimieren, oder die Schneesportler sicherer und
Pisten ihrer Mitglieder und verleihen das Qualitäts-
verständlicher zu leiten.
und Sicherheitslabel «geprüfte Pisten». Um ein
solches Vorgehen zu optimieren und anderen
Strukturelle und technische Massnahmen, wie die
Schneesportgebieten zu helfen, allfällige Mängel
Optimierung der Pistenraumgestaltung, sind in der
aufzudecken und zu beheben, sollte ein Leitfaden
Regel wirkungsvoller und nachhaltiger als Mass-
erarbeitet werden.
nahmen, die das Verhalten des Menschen beeinflussen. Zudem zielt die Massnahme zur Optimie-
Ein solcher Leitfaden sollte einerseits das heute zur
rung der Pistenraumgestaltung nicht nur darauf ab,
Verfügung stehende Wissen zur Analyse von Un-
die Verletzungsfolgen beim Sturz zu minimieren,
fallschwerpunkten und Mängeln in der Infrastruk-
sondern den Unfall zu verhindern. Die Erarbei-
tur enthalten und andererseits Möglichkeiten auf-
tung und Umsetzung eines Leitfadens würde
zeigen, wie Mängel behoben und Pisten selbster-
eine effiziente und umfassende Umsetzung ermög-
klärender und fehlerverzeihender gestaltet werden
lichen und ist daher sehr empfehlenswert.
können. Um den Pistenraum sicherer zu gestalten
bieten sich bauliche Massnahmen oder eine Signa-
4.2
Verbesserung des Gefahren-
lisation an, welche die Geschwindigkeitsdifferenz
bewusstseins und der Selbst-
zwischen den verschiedenen Pistenbenutzern mi-
steuerungsfähigkeit
nimieren, das Sichtfeld optimieren, eine einfache,
verständliche und benutzerfreundliche Pistenfüh-
Um situationsgerecht zu agieren, müssen die
rung ermöglichen, Konfliktpunkte minimieren oder
Schneesportler Gefahren erkennen und richtig ein-
auch physischen Schutz bieten. Dies könnte z. B.
schätzen können sowie aus den wahrgenommenen
durch das Angebot verschiedenartiger Pisten reali-
Informationen eine angemessene Entscheidung
siert werden. Ein breites Angebot unterschiedlicher
treffen und selbst bei externen Barrieren und
Pisten kommt den individuellen Wünschen der
gegenläufigen Motiven zielgerichtet handeln. In-
Schneesportler nach und bietet auf ihre Weise
struktionen, wie bestimmte Verletzungen vermie-
einen
den werden können, scheinen Wirkung zu zeigen
Sicherheitsgewinn.
beispielsweise
höhere
Buckelpisten
Anforderungen
stellen
an
die
[124].
Schneesportler, was insbesondere Fortgeschrittene
als attraktiv empfinden, reduzieren die Fahrge-
In Form einer Informationskampagne können
schwindigkeit und, aufgrund der weicheren Ober-
die Schneesportler für Gefahren sensibilisiert wer-
fläche, die Folgen von Stürzen [90,216]. Tempo-
den. Es muss vermittelt werden, was für Gefah-
reduzierte Pisten kommen dem Wunsch nach
ren im Schneesport bestehen und wie diese
weniger hohen Fahrgeschwindigkeiten und der
eingeschätzt werden müssen. Die Schneesport-
Schonraumsituation
ler dürfen sich aber danach nicht in falscher Sicher-
156
nach
und
stellen
einen
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
heit wähnen, weil sie glauben nicht mehr unfallan-
aufmerksam machen. Dadurch könnte eine Sen-
fällig zu sein. Obwohl eine solche Kampagne gut
sibilisierung der Schneesportler für das Verhalten
umsetzbar wäre, ist es schwierig das Gefahren-
auf und neben der Piste entwickelt werden. Es ist
bewusstsein und die Selbststeuerungsfähigkeit der
bereits heute Aufgabe der Pistenpatrouillleure auf
Schneesportler mit Hilfe einer Kampagne über-
Fehlverhalten hinzuweisen und gegebenenfalls
dauernd zu verbessern. Die Massnahme wird daher
einzuschreiten [217]. Mit dieser Massnahme kön-
als bedingt empfehlenswert eingeschätzt.
nen nur einzelne Schneesportler erreicht werden,
die direkte Information von den Pistenpatrouilleu-
Im Schneesportunterricht sollte das Gefahren-
ren verspricht dafür eine hohe Wirksamkeit der
bewusstsein als Thema intergiert werden. Dafür
Massnahme.
müssen Multiplikatoren (z. B. Schneesportschulen,
empfehlenswert.
Diese
Massnahme
ist
daher
Jugend+Sport, Swiss Snowsports, Pädagogische
Fachhochschulen, Sportstudenten) geschult wer-
4.3
Geschwindigkeitsmanagement
den. Da auf diesem Wege nur die Schüler der
durch Verhältnis- und Verhaltens-
Schneesportkurse und -lager erreicht werden kön-
prävention
nen, ist die Wirksamkeit dieser Massnahme als
mittel einzustufen. Die Massnahme ist dank der
Um die Häufigkeit von Kollisionen und Stürzen zu
hohen Umsetzbarkeit dennoch empfehlenswert.
reduzieren, sollten alle Schneesportler mit einer
Geschwindigkeit fahren, die ihrem Können sowie
Durch entsprechende Markierung und Signali-
den Verhältnissen angepasst ist. Die zweite der
sation auf den Pisten könnten die Schneesportler
10 FIS-Verhaltensregeln besagt, dass alle Skifahrer
auf allfällige Gefahren aufmerksam gemacht wer-
und Snowboarder im Bereich ihrer Sichtmöglich-
den. Warntafeln, Absperrungen und Hinweise sind
keiten anhalten oder ausweichen müssen. Dies be-
bereits heute auf allen Pisten anzutreffen. Zu viele
dingt, dass an unübersichtlichen oder stark befah-
Informationen könnten aber dazu führen, dass die
renen Stellen langsamer gefahren werden muss.
einzelnen Tafeln nicht mehr wahrgenommen werden. Daher sollte die Menge der Markierungen und
Es bieten sich verschiedene Massnahmen an, damit
die Signalisation nicht erhöht, sondern die Qualität
die Schneesportler das Tempo ihrem Können und
der Informationen verbessert werden. Die Optimie-
den Verhältnissen anpassen.
rung der Signalisation dient im Rahmen einer umfassenden Pistenraumgestaltung als Element, um
Wie bereits unter Kap. VII.4.1, S. 155 aufgeführt,
Pisten selbsterklärend zu gestalten und dadurch
kann der Pistenraum mit baulichen Massnahmen
Fahrfehler der Schneesportler zu verhindern. Daher
oder Signalisation so gestaltet werden, dass die
ist diese Massnahme empfehlenswert.
durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit der Schneesportler reduziert wird. Beispielsweise zwingen
Der Pistenrettungsdienst oder eine andere Kon-
Buckelpisten die Schneesportler zu einem lang-
trollperson könnte die Aufsicht über die Schnee-
sameren Fahrstil. Hier ist jedoch Vorsicht geboten,
sportler übernehmen und sie auf Gefahren bzw.
damit solche Massnahmen vor allem bei Anfängern
Fehlverhalten (nicht Einhalten der FIS-Regeln)
nicht das Verletzungsrisiko erhöhen. Auch mit
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
157
Schikanen, die zur Geschwindigkeitsreduktion bei-
nicht hinreichend eine effiziente Bremsmöglichkeit
tragen oder zweckdienlichen Markierungen kön-
zu erlernen, da diese die Schneesportler dazu be-
nten die Schneesportler zu einer langsameren Fahr-
fähigt, schneller zu fahren. Der Sicherheitsaspekt
weise gebracht werden. Massnahmen, die mit
muss klar im Vordergrund stehen. Am wirkungs-
relativ einfachen Mitteln den Pistenraum und
vollsten ist die Schulung der Multiplikatoren (Ju-
damit die Verhältnisse beeinflussen, damit die
gend+Sport, Swiss Snow Sport, Schneesportschu-
Fahrgeschwindigkeit in neuralgischen Bereichen
len, Pädagogische Fachhochschulen, Ausbildung
überdauernd reduziert wird, sind aus der Sicht der
von Sportstudenten), die das erlernte Wissen wei-
Unfallprävention empfehlenswert, müssen aber
ter geben. Eine Sensibilisierung der Multiplika-
derart gestaltet werden, dass diese von den
toren im Schneesport für die Bedeutung des
Schneesportlern nicht als reine Schikane empfun-
Risikofaktors «Geschwindigkeit» und ihnen die
den wird.
nötigen Instrumente zur Verfügung zu stellen, um
das Thema den Schützlingen im Schneesportun-
Mit Hilfe von Plakaten, Werbespots im Fernsehen
terricht adäquat zu vermitteln, wird als eine
oder Radio sowie anderen massenmedialen Kom-
empfehlenswerte Massnahme beurteilt.
munikationsmitteln könnten die Schneesportler für
eine angepasste Geschwindigkeit sensibilisiert wer-
Die effektive Fahrgeschwindigkeit auf den Skiern
den. Dabei könnte den Schneesportlern das Verlet-
oder dem Snowboard ist schwierig selber einzu-
zungsrisiko und vor allem die Auswirkungen eines
schätzen. Durch das Tragen eines Geschwindig-
Sturzes bzw. einer Kollision bei einem bestimmten
keitsmessers würden die Schneesportler ein Feed-
Tempo bewusst gemacht werden. Mit einer Kam-
back über ihre Geschwindigkeit erhalten und
pagne könnte auch die FIS-Regel 2 «Jeder Ski-
hätten somit genügend Information, um sie zu
fahrer und Snowboarder muss auf Sicht fahren. Sie
kontrollieren. Die Angabe zur Fahrgeschwindigkeit
müssen ihre Geschwindigkeit und Fahrweise ihrem
ist nicht hinreichend, um eine Aussage zum Risiko
Können und den Gelände-, Schnee- und Witter-
zu machen, das damit verbunden ist. Dieses ergibt
ungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte an-
sich in Abhängigkeit von vielen Einflussfaktoren
passen» besser bekannt gemacht werden und die
wie Können, Pistenverhältnisse, Ermüdung, andere
Schneesportler zur Eigenverantwortung aufgerufen
Pistennutzer usw. Die summarische Beurteilung der
werden. Da gut konzipierte Kampagnen beinahe
Situation ist sinnvoller als der geringe Zusatznutzen
alle Schneesportler erreichen und durch ihre sensi-
aus der Angabe der absoluten Geschwindigkeit.
bilisierende Wirkung die Bereitschaft für sicheres
Zudem können Geschwindigkeitsangaben per se
Verhalten erhöhen können, wird diese Massnahme
zum Rasen motivieren. Aus diesen Gründen wird
als empfehlenswert taxiert.
die alleinige Angabe der Geschwindigkeit als
bedingt empfehlenswert eingestuft.
Auch edukative Massnahmen zum Thema «Geschwindigkeit» sind in Betracht zu ziehen. Eine
Auf der gesetzgebenden Ebene sind Massnahmen
realistische Einschätzung der eigenen Fahrge-
im Zusammenhang mit der Geschwindigkeit relativ
schwindigkeit sowie des Bremswegs ist massge-
schwierig umzusetzen, da die Schneesportler nicht
bend für einen kontrollierten Fahrstil. Es ist aber
wissen können, wie schnell sie fahren. Eine Pis-
158
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
tenpolizei, welche bei offensichtlich überhöhter
geeigneten Trainingsmethoden verbessert werden
Geschwindigkeit Bussen verteilt, ist nicht emp-
sollten [120].
fehlenswert. Die Massnahme würde auf zu geringe Akzeptanz stossen sowie einen hohen
Mit Hilfe einer nationalen Kampagne könnten
finanziellen und administrativen Aufwand verur-
Skifahrer und Snowboarder auf die Wichtigkeit
sachen [218].
eines ganzjährigen Trainings aufmerksam gemacht
werden. Auf diesem Weg könnten auch Trainings-
Hingegen sind Patrouilleure verpflichtet auf die
empfehlungen mit möglichen Übungen zu Kraft,
FIS-Regeln hinzuweisen und gegen rücksichtslose
Kondition, Koordination und Beweglichkeit gegeben
Schneesportler einzuschreiten [217]. Sie sollten
werden. Eine rein massenmedial gestaltete
daher darauf achten, dass Schneesportler, die mit
Kampagne wird aber kaum das Potenzial haben,
ihrer Fahrgeschwindigkeit andere Pistenbenutzer
die Schneesportler in Hinblick auf den Präventions-
«gefährden oder gar schädigen», durch Belehrung,
gedanken zu motivieren, das ganze Jahr über zu
Ermahnung oder gar Entzug des Fahrausweises
trainieren. Eine massenmediale Kampagne, um
zurechtgewiesen werden. Vorstellbar wäre, dass
Schneesportler zu überdauernden regelmässigem
Patrouilleure Geschwindigkeitskontrollen durchfüh-
Konditionstraining zu bewegen, ist aufgrund des zu
ren, um «Raser» zu verwarnen bzw. von den Pisten
erwartenden geringen Effekts und den damit ver-
wegzuweisen. Hier ist aber Vorsicht geboten, da
bundenen hohen Kosten nicht empfehlenswert.
die Geschwindigkeitsempfindung subjektiv ist und
vom Können des Schneesportlers abhängt. Pisten-
Im Hinblick auf den Schneesporttag, das Schnee-
patrouilleure können nur einen kleinen Ausschnitt
sportlager oder die Wintersaison im Allgemeinen
des Schneesportbetriebs in ihren Gebieten überwa-
könnte im Rahmen des obligatorischen Schul-
chen, jedoch durch Stichkontrollen die subjektive
unterrichts ein gezieltes Kraft- und Koordina-
Kontrollwahrscheinlichkeit der Schneesportler er-
tionstraining durchgeführt werden, welches die
höhen. Als Abschreckung vor Fehlverhalten auf der
spezifischen Muskelgruppen aufbaut und das
Piste ist eine vermehrte Kontrolle durch Pat-
Gleichgewicht schult. Die Durchführung der Übun-
rouilleure daher empfehlenswert.
gen während mindestens 2–3 Monaten muss sich
aber nicht auf den Sportunterricht beschränken,
4.4
Aufbau der physischen Kondition
sondern könnte auch während den Schulstunden
und Verbesserung des Gleichge-
als Auflockerung eingebaut werden. Zudem kön-
wichts vor dem Saisonbeginn
nte für ein solches Training auch mit anderen
Motiven als der Verletzungsprävention geworben
Mit Hilfe eines adäquaten Trainings können Kraft,
werden. Der Nutzen wäre insbesondere für Untrai-
Ausdauer, Beweglichkeit und Gleichgewicht ver-
nierte sehr gross und diese Massnahme darum em-
bessert werden und dadurch Unfälle und Verlet-
pfehlenswert. Auf diesem Weg könnten jedoch
zungen vermieden werden. Raschner et al. beto-
nur Kinder und Jugendliche erreicht werden.
nen, dass für das Fahren mit einem Carvingski
neben der Kraft und Ausdauer insbesondere die
Im Sportverein könnte vor Beginn der Saison oder
Propriozeption und Bewegungskoordination mit
wenn möglich während der ganzen Saison ein
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
159
Aufbauprogramm angeboten werden. Dabei wür-
und Verletzungsrisiko liefern keinen Nachweis, dass
den Kraft, Kondition, Beweglichkeit und auch Ko-
die Teilnahme an einem Schneesportunterricht zur
ordination trainiert. Es könnte auch eine Übungs-
Verbesserung der allgemeinen Fertigkeiten das
sammlung abgegeben werden, welche es den
Risiko
Schneesportlern ermöglicht, zu Hause ein entspre-
[95,99,124,219]. Jorgensen et al. zeigten den
chendes Training durchzuführen. Hier ist jedoch zu
Teilnehmern zu Beginn der Schneesportwoche ein
beachten, dass nur sehr wenige Personen motiviert
Sicherheitsvideo und konnten einen Reduktion der
sein werden, das Programm allein konsequent
Verletzungen durch diese Intervention feststellen
ausführen, wenn nicht die Einbettung in einer mo-
[220]. Ettlinger et al. konnten durch eine Schulung,
tivierenden Gruppe existiert. Sportvereine könnten
in der ein Video mit Verletzungssituationen
in einer breit angelegten Kampagne mit spezifisch
vorgeführt und diskutiert wurde sowie eine Liste
geschulten Instruktoren, finanziellen Anreizen und
mit Do's und Don't's studiert wurde, eine
dem Zurverfügungstellen des nötigen Trainings-
Reduktion der schweren Verletzungen des vor-
materials unterstützt werden. Der finanzielle Auf-
deren Kreuzbandes beobachten [221]. Neben dem
wand wäre beträchtlich, aber im Hinblick auf eine
Vermitteln von Fertigkeitstraining müsste in jedem
hohe Wirksamkeit und eine zu erwartende gute
Unterricht auch das Gefahrenbewusstsein sowie
Umsetzbarkeit
der
eine verantwortungsvolle Fahrweise mitgeschult
Sportvereine bei einem Schneesporttraining
werden. Bei der ausschliesslichen Schulung der
als bedingt empfehlenswert eingeschätzt.
Fertigkeiten kann es zu einer Selbstüberschätzung
wird
die
Unterstützung
für
Verletzungen
direkt
beeinflusst
der Schneesportler kommen.
Die Schneesportler könnten über Multiplikatoren
an ihrem Arbeitsplatz direkt erreicht werden. Der
Jeder Schneesportunterricht sollte neben der Ver-
Einbezug der Multiplikatoren – die Fachleute
besserung der Fahrfertigkeiten auch die Schulung
für Gesundheitsschutz und Sicherheit in den Be-
eines risikoarmen Verhaltens (z. B. Kennen und
trieben SGA-S (Schweizerische Gesellschaft für Ar-
Einhalten der FIS-Regeln, Tragen eines Schnee-
beitssicherheit SGAS) – wäre sinnvoll. Über die
sporthelms, Fahren in nicht übermüdetem Zustand)
Betriebe könnte den Schneesportlern auch ein
auf der Piste anstreben. Durch die Entwicklung von
effizientes Training angeboten werden. Da bereits
Unterrichtsmaterial mit dessen Hilfe die Schnee-
in vielen Betrieben die nötigen Strukturen existie-
sportler wichtige sicherheitsrelevante Themen auf
ren, die eine Umsetzung ermöglichen würden, wird
der Piste direkt umsetzen können, kann die In-
diese Massnahme als empfehlenswert beurteilt.
tegration des Themas «Sicherheit» in den Schneesportunterricht gefördert werden.
4.5
Verbesserung der Fahrfertigkeiten
Eine Schneesportausbildung könnte als fester
In Schneesportlagern oder -kursen kann die rich-
Bestandteil des obligatorischen Schulsports ein-
tige Fahrtechnik erlernt und sich schnell die
geführt werden. Die Schneesportausbildung sollte
nötigen Fertigkeiten zum Ski- respektive Snow-
Fahrfertigkeiten schulen und die Kinder und
boardfahren angeeignet werden. Die meisten
Jugendlichen für ein risikoarmes Verhalten sensibi-
Studien über den Zusammenhang von Schulung
lisieren. Da aber nicht alle Schulen Schneesport
160
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
anbieten, sich viele Schulen nicht in der Nähe eines
4.6
Wirksamkeit der Skibindung verbessern
Schneesportgebiets befinden und nicht alle Schüler
später Ski- oder Snowboardfahren, wird die
Umsetzbarkeit dieser Massnahmen als sehr tief
Damit eine Skibindung Verletzungen vermeiden
und deshalb als nicht empfehlenswert einge-
kann, muss sie immer dann auslösen, wenn es
schätzt.
notwendig ist. Die Wirksamkeit der Skibindung
sollte in Zukunft verbessert werden, sodass die
Um die Teilnahme an Kursen für Anfänger
Bindung beispielsweise auch bei einem (langsa-
attraktiver zu machen, könnten Vergünstigungen
men) Rückwärts(dreh)sturz auslöst. In einer Mach-
für die Kurse angeboten werden. Eine andere Vari-
barkeitsstudie sollte der Frage nachgegangen wer-
ante wäre eine Vergünstigung der Tageskarte eines
den, ob die Funktionseinheit Ski-Bindung-Schuh so
Schneesportgebietes nachdem ein Schneesportkurs
weiterentwickelt werden könnte, dass das Knie bei
besucht wurde. Die Umsetzbarkeit dieser beiden
einem Sturz vor Verletzungen geschützt wird.
Massnahmen wäre gewährleistet, da in beinahe
allen Skigebieten ein Kursangebot existiert. Die
Eine neuartige Bindung mit erweiterten Auslöse-
Kosten im Verhältnis zum Nutzen sind bei Ver-
mechanismen sollte entwickelt und auf dem Markt
günstigungen auf den Schneesportunterricht
eingeführt werden. Die Entwicklung eines neuen
eher hoch, was zu einer «bedingt empfehlens-
Auslösemechanismus ist zwar ein langwieriger
werten» Beurteilung führt. Eine Vergünstigung
Prozess, der mit hohen Kosten verbunden ist, mit
auf Tageskarten wäre aber sicherlich ein guter
einer neuartigen Bindung könnten jedoch sehr viele
Ansporn, um Schneesportkurse zu besuchen, und
Verletzungen verhindert werden. Daher wird diese
wird als Massnahme empfohlen.
Massnahme dennoch als sehr empfehlenswert
eingestuft.
Damit Schneesportler ihre Fertigkeiten selbstständig verbessern können, wäre es denkbar, in
den Skigebieten Geschicklichkeitsparks einzu-
4.7
Fördern bzw. Erhalten der korrekten Skibindungseinstellung
richten. Auf Tafeln könnten gleichzeitig auch
Sicherheitshinweise
aufgeführt
werden.
Diese
Um Stürze und Verletzungen aufgrund von Fehl-
Massnahme wäre relativ einfach umzusetzen. Es ist
funktionen der Skibindung zu minimieren, muss
aber fragwürdig, ob Schneesportler beim Durch-
die Bindung jährlich von einer Fachperson nach ISO
fahren eines Geschicklichkeitsparks wirklich ihre
11088 kontrolliert und eingestellt werden.
Fertigkeiten verbessern können. Auch hier ist Vorsicht vor Selbstüberschätzung nach der Schulung
Mit massenmedialer Kommunikation zur kor-
geboten. Wegen dem fraglichen Nutzen ist diese
rekten Skibindungseinstellung können die Skifahrer
Massnahme nur bedingt empfehlenswert.
für die Gefahr sensibilisiert werden, welche eine
falsch eingestellte Bindung mit sich bringt. Jørgsen
et al. sensibilisierten Schneesportler vor Beginn einer
Schneesportwoche durch ein Video und konnten
erreichen, dass die Interventionsgruppe ihre Skibin-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
161
dung öfters überprüfen und korrekt einstellen liess
werden, die den Aufwand scheuen, ihre Skier in
[220]. Zudem werden mit Werbespots oder Plakaten
ein Fachgeschäft zu bringen. Die Massnahme ist als
viele Schneesportler daran erinnert, ihre Bindung
Ergänzung zur Schulung der Sportfachhändler
überprüfen und einstellen zu lassen. Trotz der relativ
empfehlenswert.
hohen Kosten für massenmediale Kampagnen und
deren geringe Wirksamkeit (kaum Verhaltens-
4.8
Verfügbarkeit qualitativ guter
änderung durch Kampagne), ist diese Massnahme
Handgelenkschützer auf dem
empfehlenswert.
Schweizer Markt
Seit bald 20 Jahren läuft die bfu-Skivignetten-Ak-
Ein wirksamer Handgelenkschutz beim Snowboard-
tion, mit der sich die bfu für das korrekte Einstellen
fahren sollte bei einem Aufprall das Handgelenk vor
der Skibindung einsetzt. Diverse Sportfachgeschäfte
Überstreckung schützen [150] und Stösse darauf
in der Schweiz kleben nach der Kontrolle und
und auf den Unterarm dämpfen [156]. Ein inter-
richtigen Einstellung der Skibindung die bfu-Ski-
nationales Review ermittelte, dass durch das Tragen
vignette auf die Ski. Die bfu sorgt dafür, dass diese
eines Handgelenkschutzes das Risiko einer Hand-
Geschäfte die Skibindung mit einem Prüfgerät
gelenksverletzung beim Snowboardfahren um 38 %
überprüfen und nach der ISO-Norm einstellen. Die
bis 65 % reduziert werden kann. Es ist jedoch
bfu-Skivignette erinnert die Skifahrer zudem daran,
unklar, welche der heute auf dem Schweizer Markt
dass sie im kommenden Jahr ihre Bindung über-
verfügbaren Produkte diese Anforderung erfüllen.
prüfen lassen sollten. Schulungen, Informations-
Um die Verfügbarkeit qualitativ guter Handgelenk-
material und Qualitätsvorgaben erleichtern den
schützer auf dem Schweizer Markt zu verbessern,
Sportfachhändlern die korrekte Einstellung der Ski-
sollten die Snowboarder kurzfristig über wirksame
bindungen. Diese Präventionsanstrengung sollte
Produkte beraten werden. Um Informationen über
weitergeführt werden, um den Anteil der jährlich
das Risiko von Handgelenksverletzungen und über
korrekt eingestellten Skibindungen noch zu erhöhen
die Anforderungen sowie die Schutzwirkung eines
und ist damit sehr empfehlenswert.
Handgelenkschutzes an die Snowboarder zu bringen, könnten eine Kampagne sowie die Schulung
Schüler einer Skischule werden ohne grossen Auf-
der Sportfachhändler dienen. Diese beiden Mass-
wand erreicht und sollten auch über Unfallverhü-
nahmen sind zu gegebener Zeit empfehlenswert.
tung unterrichtet werden. Die korrekte Bindungs-
Insbesondere eine Kampagne zur Kundeninfor-
einstellung im Schneesportunterricht hätte je-
mation ist momentan bedingt empfehlenswert.
doch nur eine mittlere Wirksamkeit und Effizienz, da
nur ein kleiner Teil der Skifahrer einen Schneesport-
Mittelfristig ist eine Bereinigung des Marktes
kurs besucht und viele Anfänger einen Ski mieten.
erstrebenswert. Dafür müssen in einem ersten
Diese Massnahme ist jedoch mit geringem Aufwand
Schritt die Qualitätskriterien für einen wirk-
durchführbar und daher empfehlenswert.
samen Handgelenkschutz erarbeitet werden.
Um die vorhandenen Handgelenkschützer auf die
Durch
Bindungsüberprüfungen
Schneesportgebiet
162
können
direkt
Skifahrer
im
definierten Kriterien überprüfen zu können, muss
erreicht
in einem zweiten Schritt ein Testverfahren für die
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Überprüfung entwickelt werden. Mit diesen beiden
auf dem Schweizer Markt verfügbar sind, sollte die
Schritten könnte festgestellt werden, welche Hand-
Tragquote aber stark gefördert werden.
gelenkschützer ausreichenden Schutz bieten. In
einem dritten Schritt sollte dafür gesorgt werden,
Die
Handgelenkschutztragquote
dass Handgelenkschützer, die auf dem Schweizer
massenmediale Kommunikation gefördert wer-
Markt angeboten werden, den Qualitätskriterien
den. Mit einer zielgruppenorientierten Kampagne
genügen. Die Marktbereinigung ist eine sehr
sollen das Verletzungsrisiko und die Wirksamkeit
empfehlenswerte Massnahme, da von einer
des
hohen Effizienz und Wirksamkeit ausgegangen
Kampagnen sind nicht die optimalen Hilfsmittel um
werden kann.
eine langfristige Verhaltensänderung zu erreichen.
Handgelenkschutzes
Dennoch
könnten
die
könnte
aufgezeigt
Snowboarder
durch
werden.
mittels
Um die Wirksamkeit eines Handgelenkschutzes
massenmedialer Kommunikation für das Risiko
beim Snowboardfahren längerfristig zu garantieren,
einer Handgelenksverletzung sensibilisiert und über
sollte die Entwicklung einer internationalen
die
Norm
informiert werden [222]. Diese Massnahme ist
angestrebt
werden.
Der
Prozess
zur
Entwicklung einer Norm ist sehr zeit- und kostenintensiv.
Mit
wirksamen
Schutzwirkung
des
Handgelenkschutzes
empfehlenswert.
Handgelenkschützern
könnten jedoch viele Verletzungen beim Snowboar-
In Snowboardkursen könnten wirksame Hand-
den verhindert werden. Daher wird diese Mass-
gelenkschützer zur Verfügung gestellt werden.
nahme als sehr empfehlenswert erachtet.
Auf diese Weise lernen die Snowboarder die
Wichtigkeit des Tragens eines Handgelenkschutzes
4.9
Handgelenkschutz tragen
und deren Komfort kennen. Kombiniert mit dieser
Massnahme sollten die Lehrer als gute Vorbilder
Basierend auf internationalen Studien kann davon
vorausgehen und ebenfalls einen Handgelenkschutz
ausgegangen werden, dass rund die Hälfte der
tragen. Da Snowboardanfänger besonders häufig
Handgelenksverletzungen durch das Tragen eines
Handgelenksverletzungen erleiden, kann auf diesem
Handgelenkschutzes vermieden werden könnten
Weg direkt die Zielgruppe erreicht werden. Die
[142]. Befragungen von jährlich rund 600 Snow-
Massnahme ist daher empfehlenswert. Da aber
boardern auf Schweizer Pisten zeigt, dass die Trag-
nicht alle Anfänger einen Kurs besuchen und das
quote des Handgelenkschutzes in den vergange-
Tragen eines Handgelenkschutzes auch im fortge-
nen drei Saisons um rund 15 % abgenommen hat
schrittenen Lern-Stadium sinnvoll ist, hat die
[39]. In der Wintersaison 2009/2010 trugen nur
Massnahme nur eine beschränkte Wirksamkeit.
noch 27 % der befragten Snowboarder einen
Zudem ist das Handling des Ausleihmaterials in
Handgelenkschutz [159].
Schneesportkursen äusserst aufwändig.
Das Fördern der Handgelenkschutztragquote ist
Eine weitere Massnahme könnte eine Tragpflicht
erst sinnvoll, wenn feststeht, welche Handgelenk-
in bestimmten Schneesportorganisationen wie
schützer den Sicherheitsanforderungen genügen.
beispielsweise Jugend+Sport sein. Die Massnahme
Sobald genügend wirksame Handgelenkschützer
ist aufgrund ihrer Effizienz empfehlenswert.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
163
Ebenfalls empfehlenswert wäre die Schulung der
erklärend und fehlerverzeihend gebaut und unter-
Multiplikatoren (Schneesportschulen, Sportfach-
halten werden können. Ebenfalls sollte im Rahmen
handel, Jugend+Sport), damit diese den Snow-
eines solchen Handbuchs eine einheitliche Mar-
boardern
kierung und Signalisation festgelegt werden.
einen
wirksamen
Handgelenkschutz
empfehlen und als Vorbild dienen können.
Diese Massnahme ist empfehlenswert.
Um den Kauf eines Handgelenkschutzes at-
Um bessere Sicherheitsstandards zu gewährleisten,
traktiver zu machen und insbesondere den Kauf
könnte eine Abnahmeinstanz institutionalisiert
von wirksamen Handgelenkschützern zu fördern,
werden, welche den Bau und Unterhalt von Snow-
könnte eine temporäre oder dauerhafte Kaufförde-
parks und Halfpipes überwacht. Dafür müsste eine
rung, wie sie seit Jahren für den Fahrradhelm
neue Stelle geschaffen werden, was die Effizienz der
existiert, umgesetzt werden. Um mit einer Kosten-
Massnahme deutlich reduziert. Vorstellbar wäre
reduktion einen Anreiz zum Kauf eines Handge-
jedoch auch eine Weiterentwicklung der bereits
lenkschutzes zu schaffen, müsste der Beitrag ziem-
bestehenden Pistenabnahmekommission. Die Mass-
lich hoch sein, was zu einem relativ schlechten
nahme wäre so gesehen empfehlenswert.
Kosten-Nutzen-Verhältnis führen würde. Daher ist
die Massnahme bedingt empfehlenswert.
Viele Fahrer sind ungeübt und müssen die spezifischen Fertigkeiten zum Fahren im Park und der
4.10 Verbesserung der Verhältnisse und
Halfpipe erst erwerben. Dafür sollten in allen
des Verhaltens in Snowparks
Schneesportgebieten verschiedene Elemente im
Park auch mit einfacheren Schwierigkeitsan-
Unfälle, die aufgrund mangelhafter Planung, in-
forderungen vorhanden sein. Die Bezeichnung
korrektem Bau oder ungenügendem Unterhalt
der Schwierigkeitsstufen sollte in allen Schnee-
eines Snowparks oder einer Halfpipe erfolgen,
sportgebieten möglichst einheitlich sein. In kleine-
sollten verhindert werden. Zudem sollte die Infra-
ren Gebieten könnte das Erbauen zusätzlicher Ele-
struktur Verhaltensfehler der Schneesportler und
mente eventuell aufgrund des beschränkten Platzes
das Risiko für schwere Verletzungen minimieren.
schwierig sein. Diese Massnahme ist aber durchaus
Ein selbsterklärender Snowpark lenkt die Fahrer
empfehlenswert.
intuitiv und hilft ihnen, sich in der jeweiligen Situation anzupassen und Fahrfehler zu vermeiden.
Sowohl die Sensibilisierung der Skifahrer und
Massnahmen der Verhältnisprävention erfordern
der Snowboarder für die Gefahren und das
keine direkte Verhaltensänderung der Schnee-
Verhalten in Snowparks als auch die Schulung der
sportler und versprechen daher eine gute Wirk-
korrekten Fahrtechnik sind wichtig. In Schnee-
samkeit und nachhaltige Effekte.
sportkursen sollten einerseits gute Fertigkeiten,
andererseits aber auch sicheres Verhalten geschult
Mit einem Handbuch könnten Empfehlungen ab-
werden. Obwohl auf diesem Wege nur Skifahrer
gegeben werden, welche Sicherheitsaspekte beim
und Snowboarder erreicht werden können, die
Bau und Unterhalt beachtet und eingehalten
Kurse besuchen, ist es empfehlenswert, Gefah-
werden müssen, damit die Anlagen sicher, selbst-
rensensibilisierung und Förderung von Sicher-
164
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
heitsverhalten sowohl in spezifischen Kursen als
Stehen attraktive Erholungsplätze zur Verfü-
auch in den Grundkursen der Ausbildung zu
gung, so legen die Schneesportler öfters eine Pause
integrieren.
ein. Für Kinder könnte ein Spielplatz im Schnee
oder ein Raum zum Spielen eingerichtet werden.
Bei allen Snowparks sollten ausreichend Infor-
Für Jugendliche ist insbesondere ein Aufenthaltsort
mationen verfügbar sein, damit die Benutzer wis-
in der Snowpark-Anlage attraktiv, von welcher aus
sen, wie sie sich richtig verhalten. Tafeln mit Infor-
die anderen Fahrer im Park beobachtet werden
mationen zu Regeln und Schwierigkeitsgraden
können. Auch ein gemütlich eingerichteter Auf-
sollten angebracht werden. Die Effizienz einer
enthaltsraum, in dem auch selbstmitgebrachte Ver-
solchen Massnahme ist gering und die Massnahme
pflegung eingenommen werden darf, könnte für
daher bedingt empfehlenswert.
Jugendliche zur Verfügung gestellt werden. Das
Errichten von neuen Erholungsorten kann mit hohen
Auch eine Parkaufsicht könnte den Fahrern
Kosten verbunden sein. Die Schaffung neuer
helfen, sich sicher im Park zu bewegen. Diese
Erholungsorte scheint bedingt empfehlenswert.
rekrutiert sich mit Vorteil aus geübten Fahrern und
ihr Alter liegt im Bereich der Parkbenutzer. Sie
Ausreichende Erholung sollte als Sicherheits-
könnte den Zustand des Parks laufend prüfen, die
aspekt in Ausbildungen thematisiert werden.
Fahrer auf Gefahren aufmerksam machen und bei
Insbesondere Lehrpersonen und Eltern, aber auch
Problemen helfen. Diese Massnahme ist aufgrund
alle anderen Schneesportler, müssen erkennen,
des relativ tiefen Kosten-Nutzen-Verhältnisses je-
wann eine Pause erforderlich ist. Diese Massnahme
doch bedingt empfehlenswert.
ist aufgrund der guten Umsetzbarkeit auf jeden Fall
empfehlenswert.
4.11 Ausreichend Pausen einlegen
4.12 Fördern bzw. Erhalten der HelmUm einer Übermüdung vorzubeugen, sollten wäh-
tragquote
rend eines Schneesporttags regelmässig Pausen
eingelegt werden. Einerseits bietet schon das Sit-
Das Helmtragen im Schneesport wurde mit ver-
zen auf einem Sessellift eine kurze Erholung, ande-
schieden Massnahmen gefördert. Zentral dabei
rerseits sollten auch die nötigen Pausen zum Ver-
waren die beiden massenmedial konzipierten bfu-
pflegen eingehalten werden.
Schneesportkampagnen «enjoy sport – protect
yourself» und «Fahre mit Respekt und Helm».
Durch eine massenmediale Kommunikation
Massenmediale Kommunikation (Plakate, TV-
könnten die Schneesportler für den Zusammen-
Spots, Anzeigen, Radio-Spots) ist einsetzbar, wenn
hang zwischen Ermüdung und Verletzungen sensi-
bereits eine positive Einstellung zum Schutzprodukt
bilisiert und Empfehlungen zu ausreichender Erho-
vorhanden ist [222]. Insbesondere die Sensibilisie-
lung abgegeben werden. Eine solche massenmedi-
rung für das persönliche Unfall- und Verletzungs-
ale Kommunikation ist empfehlenswert.
risiko sowie die Schutzwirkung des Schneesporthelms mittels einer Kampagne wird empfohlen
[222]. Der Helm wird heute als sozial wünschens-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
165
wert empfunden. Gemäss externer Evaluation hat
empfehlenswert, da ausländische Touristen und
die bfu-Kampagne das Tragen des Schneesport-
Personen, die selten Ski oder Snowboard fahren,
helms unterstützt [223]. Aufgrund der bereits
deutlich seltener einen Helm tragen [179].
hohen Helmtragquote von 81 % im 2011 [179] ist
die Weiterführung der Kampagne nicht mehr vor-
Mit einer Helmtragpflicht könnte die Tragequote
dringlich, da ein Plateaueffekt zu erwarten ist und
vermutlich weiter gesteigert werden. Das Einführen
damit nur noch ein kleiner Restnutzen generiert
einer Helmtragpflicht für alle Skifahrer und Snow-
werden könnte. Die Massnahme ist daher bedingt
boarder ist aber zurzeit nicht empfehlenswert.
empfehlenswert. Andere Anstrengungen in der
Einerseits stieg die Tragquote in den letzten sechs
Kommunikation und der Ausbildung zum Fördern
Jahren von 16 auf 81 % an, andererseits muss in
des Helmtragens sind weiterhin notwendig.
der Bevölkerung eine grosse Akzeptanz für eine
Tragpflicht bestehen.
Mit einer Preisreduktion beim Kauf eines
Helms könnte ein Anreiz geschaffen werden, wel-
Auch eine Helmtragpflicht für Kinder und Ju-
cher im Allgemeinen eine vielversprechende Mass-
gendliche bis 17 Jahre ist denkbar. Da jedoch die
nahme darstellt. Gemäss bfu-Befragung stellen
Helmtragquote bei dieser Zielgruppe bei über
jedoch die Kosten für einen Schneesporthelm kein
90 % liegt, bringt diese Massnahme kaum noch
Hindernisgrund dar, diesen Schutzartikel anzu-
zusätzlichen Nutzen und ist daher nicht empfeh-
schaffen. Eine Preisreduktion ist kein ausreichendes
lenswert.
Kaufargument für die Nichthelmträger im Schneesport. Auch das kostenlose Zurverfügung-
Vorstellbar wäre eine Tragpflicht in bestimmten
stellen von Schutzmaterial für die Teilneh-
Schneesportorganisationen wie beispielsweise
menden von Schneesportkursen erhöht den
in Jugend+Sport-Kursen. Die Ski- und Snowboard-
Anreiz, die Schutzausrüstung zu tragen. Die meis-
lehrer sollten den Schülern als Vorbilder dienen
ten Kursteilnehmenden im Schneesport sind Kin-
und die Wichtigkeit des Tragens eines Helms
der. Die Tragquote der jüngsten Pistenbenutzer (bis
vorleben. Die Besucher von Schneesportkursen sind
12 Jahre) liegt aber ohnehin bereits bei über 95 %
häufig Kinder und Jugendliche, bei denen die Trag-
[179]. Beide Massnahmen sind daher bedingt
quote bereits bei über 90 % liegt. Der Zusatz-
empfehlenswert.
nutzen einer Tragpflicht wäre nicht sehr gross, die
Massnahme dennoch empfehlenswert. Es ist sehr
Eine weitere Möglichkeit würde darin bestehen,
wichtig, dass Schneesportlehrer einen Helm tragen,
bei der Miete von Skiern oder einem Snow-
um ihrer Vorbildfunktion nachzugehen.
board einen Schneesporthelm zum kostenlosen Gebrauch dazu abzugeben. Auf diesem
Durch die Schulung von Multiplikatoren (Sport-
Weg könnten auch die ausländischen Gäste er-
fachhandel,
reicht werden, die ihr Material oftmals mieten. In
Schneesportschulen, Pädagogische Fachhochschu-
dem Fall gibt es aber meist Probleme mit der
len, Ausbildung von Sportstudenten) können Un-
Hygiene. Die Massnahme ist darum für die
fallverhütungsbotschaften an die Schneesportler
Umsetzung weniger gut geeignet. Sie ist dennoch
weitergegeben werden. Das Thema Schutzverhal-
166
Jugend+Sport,
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
Swiss
Snowsports,
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
ten sollte in der Ausbildung als Pflichtteil im Lehr-
Gemeinsam
mit
plan integriert werden und somit auch in den
Informationskampagne viele Schneesportler erreicht
Lehrmitteln behandelt werden. Über die Mul-
werden.
tiplikatoren können viele Schneesportler erreicht
könnten die Botschaften am richtigen Ort platziert
werden. Daher ist es empfehlenswert, Multiplika-
und die Zielgruppen direkt angesprochen werden.
toren zu Sicherheitsthemen zu schulen.
Somit scheint eine Informationskampagne eine
Dank
Optikern
einer
könnten
solchen
mit
einer
Zusammenarbeit
empfehlenswerte Massnahme zu sein, die
4.13 Wirksamkeit des Schneesporthelms
verbessern
Schneesportler dazu zu motivieren, ihre erforderliche Sehhilfe auch im Schneesport zu tragen.
Um die Wirksamkeit von Schneesporthelmen zu
Eine weitere Möglichkeit zur Sensibilisierung der
verbessern, sollten zuerst Studien durchgeführt
Skifahrer und Snowboarder könnte direkt auf den
werden, um abzuklären, wo Defizite bestehen.
Pisten erfolgen. Die Schneesportler könnten Brillen
Danach kann die Schutzwirkung verbessert wer-
mit verschiedenen Sehschärfen aufsetzen und damit
den. Eine technische Weiterentwicklung kostet
eine kurze Strecke fahren, um den Einfluss der
viel Zeit und Geld. Durch eine Verbesserung der
Sehleistung zu erfahren. Mit dieser Sensibilisie-
Wirksamkeit des Helms können aber viele Kopf-
rungsmöglichkeit
verletzungen verhindert werden. Diese Massnahme
Schneesportler erreicht werden, sie ist daher be-
ist empfehlenswert.
dingt empfehlenswert.
Danach könnten die Norm überarbeitet und
4.15 Sicherheit auf Förderanlagen
strengere Schutzanforderungen an den Helm
könnten
leider
nur
wenige
verbessern
gestellt werden. Die Überarbeitung einer Norm
nimmt sehr viel Zeit und Ressourcen in Anspruch.
Auch wenn das Unfallausmass im Anlagenbereich
Die
relativ gering ist, ereignen sich immer wieder Unfälle
Massnahme
ist
daher
bedingt
emp-
fehlenswert.
mit schweren oder gar tödlichen Verletzungsfolgen.
In den letzten 11 Jahren verunfallten immerhin 4 Per-
4.14 Erforderliche Sehhilfe tragen
sonen beim Benutzen von Anlagen tödlich [224].
Sowohl das Tragen einer Sonnenbrille wie auch der
Obwohl dabei in den meisten Fällen menschliches
erforderlichen Sehhilfe ist im Schneesport uner-
Versagen die Ursache ist, dürfen sich solche Unfälle
lässlich. Die ändernden Sicht- und Schneeverhält-
nicht ereignen. Das System muss menschliche Fehler
nisse oder speziell kontrastarme Stellen auf der
verzeihen können, ohne dass es zu tödlichen Unfäl-
Piste erfordern eine hohe Sehleistung.
len oder schweren Verletzungen kommt. So sollten
Sessellifte so konstruiert sein, dass es auch für Kin-
Den Schneesportlern muss bewusst gemacht wer-
der nicht möglich ist, herunterzufallen.
den, dass das Tragen der erforderlichen Sehhilfe
unerlässlich ist, um Stürze und Kollisionen zu ver-
Seilbahnen
meiden.
heute strengen Vorschriften. Die Seilbahnen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
und
Skilifte
unterliegen
bereits
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
167
werden nach verpflichtenden Standards gebaut
vermeiden oder deren Folgen zu minimieren, müs-
und nach Inbetriebnahme regelmässig überprüft
sen diese Anstrengungen unbedingt weiter geführt
(www.seilbahnen.org/Sicherheit.html). Die Verord-
werden.
nung des Bundesamts für Verkehr (BAV) gibt
strenge Sicherheitsnormen vor, welche von den Seil-
5.1
Forschung
bahnen erfüllt werden müssen. Die Kontrollstelle
des Interkantonalen Konkordats für Seilbahnen und
Effiziente Präventionsarbeit basiert primär auf der
Skilifte (IKSS) überwacht die Funktionstauglichkeit
Kenntnis des Unfallgeschehens, um schwerpunkt-
der Skilifte. Zudem wird auch auf die Ausbildung
orientiert die nötigen Anstrengungen planen zu
des Personals hoher Wert gelegt.
können. Eine detaillierte Analyse der Risikofaktoren
verschafft die Grundlage für das Ableiten mögli-
Die technischen Einrichtungen sollten laufend ver-
cher Präventionsanstrengungen. Aus der Vielzahl
bessert werden und immer auf dem neusten Stand
von Präventionsoptionen, die sich bieten, muss ein
sein. Zusätzliche Sicherheitseinrichtungen, wie bei-
systematischer Bewertungsprozess aufzeigen, wel-
spielsweise Rückhaltesysteme für Kinder auf
che Massnahmen zu favorisieren sind. Daher soll
Sesselbahnen, sind empfehlenswert.
weiterhin Unfallforschung betrieben werden, um
über aktuelle Kenntnisse zum Unfallgeschehen
5.
Präventionsempfehlungen
sowie Risiko- und Sicherheitsfaktoren im Schneesport zu verfügen. Um das Unfallgeschehen in der
Um die Anzahl der Unfälle im Schneesport zu re-
Schweiz zu erfassen, dient die UVG-Statistik der
duzieren, steht eine breite Palette von Präventi-
Sammelstelle für die Unfallversicherung UVG
onsmöglichkeiten zur Verfügung. Basierend auf
(SSUV) als eine der hilfreichen Quellen. Um auch
den Kriterien «Wirksamkeit», «Effizienz» und
über gute Kenntnisse zum Unfallgeschehen des
«Umsetzbarkeit» wurden die Präventionsmöglich-
nicht über die UVG-Statistik abgedeckten Anteils
keiten beurteilt. Aus diesem Prozess resultiert eine
der Schneesportler (Kinder, Nicht-Erwerbstätige,
kurze Liste von Empfehlungen für die Unfall-
Senioren, ausländische Touristen) zu verfügen, soll
prävention im Schneesport mit Massnahmen, die
in Zusammenarbeit mit dem Verband Seilbahnen
alle das Prädikat «empfehlenswert» oder gar «sehr
Schweiz (SBS) aber auch die laufende Datener-
empfehlenswert» erhalten haben (Tabelle 38 und
hebung der Verletztentransporte der Pisten-
Tabelle 39). Für die Ausarbeitung und Umsetzung
rettungsdienste weitergeführt werden. Im Sinn
der Massnahmen bedarf es jeweils eines intensiven
eines Monitorings diverser sicherheitsrelevanter
Austauschs mit den relevanten Partnern.
Faktoren soll ebenso die Erhebung «Schutzausrüstung im Schneesport» weitergeführt werden.
Verschiedene, heute bereits umgesetzte Präven-
Die Ergebnisse aus der Schweiz sollen zudem wei-
tionsmassnahmen haben dazu geführt, dass das
terhin durch international verfügbares wissen-
Unfallrisiko im Schneesport in den letzten Jahren
schaftliches Wissen um erfolgreiche Unfallpräven-
abgenommen hat [124]. Um weitere Unfälle zu
tion ergänzt werden.
168
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
In verschiedenen Themenfeldern bedarf es zurzeit
Snowboarden sollte eine internationale Norm an-
weiterer Studien, um sicherheitsrelevante Faktoren
gestrebt werden. Auch im Bereich der Optimierung
zu definieren. Um beispielsweise zu überprüfen,
der Ski-Bindungs-Schuh-Funktionseinheit ist der
welche auf dem Schweizer Markt erhältlichen
Bedarf an Forschungsarbeit momentan hoch. In
Handgelenkschützer den Sicherheitsanforderungen
einer Machbarkeitsstudie soll der Frage nach-
genügen, sollen basierend auf biomechanischen
gegangen werden, ob die Ski-Bindung-Schuh-
Analysen Qualitätskriterien für einen wirk-
Funktionseinheit so weiterentwickelt werden
samen
könnte, dass das Knie bei einem Sturz vor Verlet-
Handgelenkschutz
erarbeitet
und
Materialtestverfahren für dessen Überprüfung
zungen geschützt wird.
entwickelt werden. Für eine langfristige Garantie
der Wirksamkeit von Handgelenkschützern beim
Tabelle 38
Ski- und Snowboardfahren: Empfehlenswerte und sehr empfehlenswerte Präventionsmöglichkeiten
Nr.
1.1
2.1
2.2
2.3
3.1
3.2
3.3
3.4
4.1
4.2
5.1
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
8.1
8.2
8.3
8.4
9.1
9.2
10.1
10.2
10.3
10.4
11.1
20.1
Präventionsziel
Optimierung der Pistenraumgestaltung
Verbesserung des Gefahrenbewusstseins
und der Selbststeuerungsfähigkeiten
Geschwindigkeit dem Können und den
Verhältnissen anpassen
Aufbau der physischen Kondition vor
dem Saisonbeginn
Verbesserung der Fahrfertigkeiten
Wirksamkeit der Skibindung verbessern
Fördern bzw. Erhalten der korrekten
Skibindungseinstellung
Verfügbarkeit qualitativ guter
Handgelenkschützer auf dem Schweizer
Markt
Handgelenkschutz
Verbesserung der Verhältnisse und des
Verhaltens in Snowparks
Ausreichend Pausen einlegen
Fördern bzw. Erhalten der
Helmtragquote
Wirksamkeit des Schneesporthelms
verbessern
Schneesportler tragen die erforderliche
Sehhilfe sowie Schneesportbrille
Sicherheit auf Förderanlagen verbessern
Präventionsmöglichkeit
Erarbeitung eines Leitfadens mittels Analyse der Unfallhäufungspunkte sowie der
Mängel in der Pistengestaltung inkl. möglicher Massnahmen zur Optimierung
Schulung des Gefahrenbewusstseins im Schneesportunterricht
Signalisation und Markierung der Pisten optimieren
Beratung und Aufklärung der Schneesportler über ihr Verhalten auf der Piste
Pistenraumgestaltung
Massenmediale Kommunikation zur Sensibilisierung und Bekanntmachung der FISRegel 2
Schulung der Multiplikatoren
Kontrolle durch Patrouilleure
Schule: Gezieltes Kraft- und Koordinationstraining im Schulunterricht
Beruf: Schulung der Sicherheitsfachleute in den Betrieben SGAS
Vergünstigung für Tageskarte nach dem Besuch eines Schneesportunterrichts
Entwicklung einer neuen Bindung mit erweitertem Auslösemechanismus
Schulung, Informationsmaterial und Qualitätsvorgaben für Sporthändler
Massenmediale Kommunikation zur korrekten Bindungseinstellung
Korrekter Bindungseinstellung im Schneesportunterricht
Bindungsüberprüfung im Schneesportgebiet
Qualitätskriterien erarbeiten, Materialtestverfahren entwickeln und Marktbereinigung
Entwicklung einer internationalen Norm zur Wirksamkeit des Handgelenkschutzes beim
Snowboardfahren
Schulung der Sportfachhändler
Massenmediale Kommunikation zur Wichtigkeit des Tragens eines wirksamen
Handgelenkschutzes
Handgelenkschutz in Snowboardanfängerkursen zur Verfügung stellen
Handgelenkschutztragpflicht in Snowboardanfängerkursen
Schulung der Multiplikatoren (Snowboardschulen, Jugend+Sport, Sportfachhandel)
Erstellen eines Handbuchs zum sicheren Bau und Unterhalt von Snowparks
Abnahmeinstanz für Park und Pipe
Schulung der Snowparkbenutzer im Rahmen der Schneesportkurse
Einfache Hindernisse zum Erwerben der Fertigkeiten
Massenmediale Kommunikation
Thema einer ausreichenden Erholung im Schneesportunterricht einbringen
Schulung der Multiplikatoren
Schneesporthelm bei Miete von Skiern oder Snowboard gratis abgeben
Helmtragpflicht in Schneesportkursen
Weiterentwicklung der Wirksamkeit durch Forschung (Materialien, Aufbau, Tests)
Prädikat
1*
Informationskampagne mit Optikern zum Tragen der erforderlichen Sehhilfe
Entwicklung technischer Massnahmen, damit Kinder nicht vom Sessellift fallen können
1*
2*
2*
2*
2*
1*
2*
2*
2
2
1*
1*
2*
2
2
1*
1*
2*
2
2
2
2*
2*
2
1*
2*
2
2
2*
2*
2*
2*
2
2*
1 = sehr empfehlenswert; 2 = empfehlenswert; * zum Teil bereits heute realisiert
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
169
5.2
Ausbildung
lisation können Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Pistenbenutzern minimiert, das Sichtfeld
Damit die Botschaften bei der Zielgruppe ankom-
optimiert, einfache, verständliche und benutzer-
men, ist die Förderung der Sicherheit über die
freundliche Pistenführungen ermöglicht, Konflikt-
Schulung der Multiplikatoren vielversprechend.
punkte minimiert und physischer Schutz geboten
Auf diesem Weg werden die Schneesportler per-
werden. Verschiedenartige Pisten kommen zudem
sönlich angesprochen. Im Schneesportunterricht,
den verschiedenen Bedürfnissen, Fertigkeiten und
den Schulen oder dem Verein sollten insbesondere
Fahrstilen nach. Nicht nur die Pisten, sondern auch
die Themen Geschwindigkeit, Gefahrenbewusst-
die Snowparks sollten so gestaltet werden, dass
sein, Verhalten in Snowparks, ausreichend Erho-
sie Fehler verzeihen, kein Sicherheitsrisiko darstel-
lung, physische Kondition sowie das Tragen von
len und den Bedürfnissen von Fahrern jeden Ni-
persönlicher Schutzausrüstung behandelt werden.
veaus
Auch Multiplikatoren im Bereich Infrastruktur und
Schneesportgebiet so sicher gestaltet sein,
Sportartikelhandel sollten zu den neusten Erkennt-
dass beim bestimmungsmässigen Benutzen der An-
nissen im Bereich der Unfallverhütung im Schnee-
lagen und Pisten kein Risiko für schwere Verlet-
sport geschult werden.
zungen existiert. Das Verhalten der Schneesportler
nachkommen.
Allgemein
sollte
ein
spielt aber auch eine wichtige Rolle im Unfallge-
5.3
Beratung
schehen. Gezielte Information kann die Schneesportler für ein risikoarmes Verhalten sensibilisieren
Gefahrenstellen auf den heutigen Förderan-
und damit einen Beitrag zu einem sicheren Skige-
lagen haben zwar eine kleine Verletzungsrelevanz,
biet leisten.
da das Sicherheitsniveau vor allem bei den grossen
und mittleren Bahnen relativ hoch ist, die Sicher-
Nicht nur im Bereich von Pisten und Anlagen, son-
heit der Anlagen stellt aber klar ein Bedürfnis der
dern auch im Bereich von Produkten sollte das
Bevölkerung dar. Bahnen und Lifte müssen so ge-
Verletzungsrisiko minimiert werden. Im Rahmen
baut und gewartet sein, dass keine Unfälle provo-
ihres Auftrags zur Marktaufsicht sollten zuständige
ziert werden. Zudem ist es wichtig, dass technische
Institutionen dafür sorgen, dass nur sichere
Anlagen gewisse menschliche Fehler verzeihen,
Produkte (z. B. Skibindungen, Helme, Schutzarti-
ohne dass es zu schwerewiegenden Folgen kommt.
kel) auf den Markt kommen und sichere, profes-
Ein bestehendes Problem ist das Fehlen von Sicher-
sionelle Dienstleistungen (z. B. Bindungseinstel-
heitsvorkehrungen, damit Kinder nicht mehr vom
lung von Mietbindungen) angeboten werden.
Sessellift fallen können. Es sollten effiziente Rückhaltesysteme entwickelt und eingebaut werden.
5.4
Eine gute Pistenraumgestaltung führt zu einer
Massenmediale Kampagnen mit beispielsweise
höheren Attraktivität der Schneesportgebiete und
Werbespots, Plakaten oder Anzeigen bieten die
kann gleichzeitig Unfälle verhüten. Pisten sollten
Möglichkeit zur Sensibilisierung und können einen
selbsterklärend
gestaltet
Grossteil der Schneesportler erreichen. Sie bieten
werden. Mit baulichen Massnahmen und Signa-
aber keinen direkten Kontakt mit den Schnee-
170
und
fehlerverzeihend
Kommunikation
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sportlern und sind nicht die optimalen Hilfsmittel,
Das bfu-Schwerpunktprogramm Schneesport
um eine langfristige Verhaltensänderung zu errei-
soll weitergeführt werden und in zumindest jähr-
chen [222]. Sie können aber den notwendigen
lichen Absprachen mit allen relevanten Partnern
Impuls liefern, wenn bereits eine positive Einstel-
sollen neue Programme vorbesprochen und unter-
lung zum Schutzprodukt oder -verhalten vorhan-
schiedliche Aktivitäten aufeinander abgestimmt
den ist. Zudem kann die Kombination mit weiteren
werden.
Massnahmen, wie beispielsweise Anreizsystemen,
Um rechtliche Aspekte in Bezug auf die Sicherheit
die Wirksamkeit von Kampagnen verbessern.
bei Schneesportaktivitäten in den SchneesportgeMit zielgruppenorientierten Kampagnen sollten das
bieten mit allen Stakeholdern diskutieren zu kön-
Verletzungsrisiko und Präventionsmöglichkeiten auf-
nen, ist die weitere Zusammenarbeit in der
gezeigt werden. Schneesportler sollten vor allem für
Schweizerischen Kommission für Sicherheit
eine verbesserte Risikokontrolle, vorsaisonales
auf Schneesportabfahrten SKUS und die Mit-
Kraft- und Koordinationstraining, Einlegen von
gliedschaft in und Unterstützung der entsprechen-
genügenden Verschnaufpausen, Massnahmen
den Stiftung sinnvoll.
zum Tragen eines Schneesporthelms, Wichtigkeit des Tragens eines Handgelenkschutzes,
Ski- und Snowboardfahren sind zumindest in den
Optimierung der Ausrüstung, wie beispielsweise
hochentwickelten Ländern weltumspannende Sport-
korrekt eingestellte Skibindung und Tragen der
arten. Überall werden Anstrengungen unternom-
erforderlichen Sehhilfe sensibilisiert und motiviert
men, um das Verletzungsrisiko in diesen Frei-
werden.
zeitaktivitäten zu reduzieren. Das Material, die
Infrastruktur, das Sportgeschehen und die Verhal-
5.5
Kooperation
tensregeln auf den Pisten sind beinahe weltweit
identisch oder zumindest ähnlich. Der Austausch
Damit aus den limitierten Mitteln für die Präven-
mit Forschenden aus anderen Ländern hat der
tion ein maximaler Nutzen resultiert, sollten ge-
Schweiz bereits wertvolle Impulse für effiziente
samtschweizerische oder gar internationale An-
Präventionsmassnahmen geliefert. Der Austausch
strengungen koordiniert werden.
mit den internationalen Gremien soll weitergeführt
werden und zwar im Rahmen der Teilnahme an
Konferenzen wie beispielsweise der «International
Tabelle 39
Ski- und Snowboardfahren: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
Statistik
Verletztentransporte
Erhebung Schutzverhalten
Studie Handgelenkschutz
Studie Ski-Bindung-SchuhFunktionseinheit
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ausbildung
Modul
«Gefahrenbewusstsein/
Selbststeuerungsfähigkeit»
Modul «Schutzausrüstung/
Sportgerät»
Beratung
Kommunikation
Kooperation
Sicheres Skigebiet
Pistenraumgestaltung inkl.
Snowparks
Produktesicherheit
Risikokontrolle/
Verhaltensregeln
Physische Kondition und
physiologischer Zustand
Fahrfertigkeiten
Fahrfertigkeiten
Schutzausrüstung tragen
Optimale Ausrüstung
Brille/Sehhilfe
Schwerpunktprogramm
Schneesport
Schweizerische
Kommission für
Unfallverhütung auf
Schneesportabfahrten
SKUS
Internationaler Austausch
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
171
Society for Skiing Safety ISSS» (International
Um die Häufigkeit der Unfälle beim Freizeitschlit-
Congress on Ski Trauma and Skiing Safety), der
teln sowie den Schweregrad der Verletzungen zu
Universität Salzburg (International Congress on
reduzieren, wird das Unfallgeschehen analysiert,
Skiing and Science) und des Internationalen Olym-
die Hauptrisikofaktoren werden herausgearbeitet
pischen Komitees (IOC – World Conference on
und darauf aufbauend Präventionsmöglichkeiten
Prevention of Injury and Illness in Sport), wo eigene
empfohlen. Die bfu-Grundlage «Sicherheitsanalyse
Arbeiten vorgestellt werden sollten. Zudem sollen
des Schlittelns und Rodelns in der Schweiz» liefert
vermehrt Erkenntnisse der Schweiz als wissen-
detailliertere Informationen dazu [20].
schaftliche Artikel in internationalen renommierten Zeitschriften publiziert werden, um im inhalt-
6.2
Unfallanalyse
lichen Austausch mit der Fachwelt die eigene Forschungsqualität zu erhöhen.
Rund 60 % der 10 000 verletzten Schlittenfahrenden sind Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre
6.
Schlitteln / Rodeln
(Tabelle 40). Während sich Kinder leichte (keinen
Spitalaufenthalt)
6.1
Einleitung
oder
seltener
mittelschwere
(Spitalaufenthalt bis 6 Tage) Verletzungen zuziehen, erleiden Erwachsene, insbesondere Frauen,
Schlitteln ist ein beliebtes Freizeitvergnügen in der
öfters schwere Verletzungen, die in einzelnen Fäl-
Schweiz. Vor allem Kinder, aber auch Jugendliche
len sogar zu Invalidität führen. Zudem ereignet sich
und Erwachsene geniessen die rasante Abfahrt mit
pro Jahr durchschnittlich ein tödlicher Unfall.
Holzschlitten, Rodel, Bob und anderen Schlittengeräten auf markierten, präparierten und gesicherten
Erwachsene Schlittenfahrende erleiden am häufigs-
Wegen oder in Schlittelparks, aber auch im freien
ten Zerrungen und Verstauchungen, aber auch
Gelände. Das Vergnügen ist aber nicht ganz unge-
Brüche der unteren Extremitäten sowie Prellungen
fährlich, verletzen sich doch dabei jährlich rund
am Rumpf. Insbesondere bei Kindern treten häufig
10 000 Personen der Schweizer Wohnbevölkerung.
auch Kopfverletzungen auf.
Tabelle 40
Schlitteln / Rodeln: Unfallschwerpunkte
Wer?
Kinder und Jugendliche (< 16 Jahre)
Frauen
Was?
Hirnerschütterung
Zerrungen, Verstauchungen und Brüche der unteren Extremitäten
Prellungen am Rumpf
Wie?
Kollisionen mit Objekt
Kollisionen mit Fahrzeug
Stürze
Tabelle 41
Schlitteln / Rodeln: Hauptrisikofaktoren für Verletzungen
Menschbezogen
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und ungenügende
Selbststeuerungsfähigkeit
Fehlendes Wissen
Fehlende Fahrfertigkeiten
172
Umfeld-/ausrüstungsbezogen
Ungenügende Kinderaufsicht
Ungenügende Sicherheit auf Schlittelwegen und in Schlittelparks:
Gefahrenstellen/Geschwindigkeitsmanagement
Ungenügende Ausrüstung und ungeeignetes Fahrgerät
Fehlendes Tragen eines Helms
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ein grosser Teil der Unfälle ereignet sich aufgrund
über das Gerät, was zu Stürzen oder Kollisionen
von Kollisionen mit bewegten Objekten (z. B. ande-
führen kann.
ren Schlittenfahrende, Fahrzeugen) oder mit unbewegten Objekten (z. B. Bäumen, Pfosten, Mauern).
Da ein Kind erst ab ca. 8 Jahren ein vorausschau-
Viele Verletzungen ereignen sich auch durch einen
endes Gefahrenbewusstsein entwickelt, kann eine
Sturz vom Schlitten. Die meisten tödlichen Unfälle
fehlende Kinderaufsicht das Risiko von Unfällen
sind Kollisionen, wobei oftmals Fahrzeuge involviert
erhöhen.
sind. Zwei Drittel der tödlichen Unfälle in der
Schweiz trugen sich beim Schlitteln auf nicht
Gefahrenstellen auf Schlittelwegen und in Schlit-
offiziellen oder auf geschlossenen Schlittelwegen zu.
telparks, wie z. B. unbewegte oder bewegte Objekte
oder auch eisige oder apere Stellen, können Schlit-
6.3
Risikoanalyse
tenfahrende nicht immer rechtzeitig erkennen.
Zudem können sie auf eisigen oder sehr steilen
Neben der Frage nach dem Ausmass der Unfälle ist
Abfahrten schneller die Kontrolle über die Ge-
im Rahmen der Präventionsarbeit vor allem die
schwindigkeit und ihr Fahrgerät verlieren.
Frage nach den Ursachen von Interesse, also den
Risikofaktoren, die ursächlich mit dem Auftreten
Nicht jedes Gerät ist geeignet zum Schlitteln auf
eines Unfalls verknüpft sind.
Schlittelwegen, in Schlittelparks oder im freien
Gelände, da sie schlecht steuer- und bremsbar sind
Um Unfälle zu vermeiden, müssen die Schlitten-
oder seitlich wegrutschen. Mit ungeeigneten Schu-
fahrenden potenzielle Gefahren erkennen und
hen kann der Schlitten schlecht gesteuert und
beurteilen können (Tabelle 41). Fehlendes Gefah-
kaum gebremst werden. Ein ungeeignetes Fahr-
renbewusstsein wird häufig als Unfallursache er-
gerät sowie ungeeignete Ausrüstung erhöhen die
wähnt. Werden Gefahrensituationen erkannt, so
Gefahr von Stürzen, Kollisionen und Verletzungen
muss der Schlittler eine sicherheitsorientierte Ent-
erheblich.
scheidung treffen und adäquat handeln. Fehlende
Selbststeuerungsfähigkeit kann die Ursache sein,
Die meisten Schlittler tragen keinen Schneesport-
wenn trotz erkannter Gefahr keine angemessene
helm, wodurch sich bei einem Sturz oder gar einer
Handlung erfolgt.
Kollision häufiger Kopfverletzungen ereignen oder
der Schweregrad der Verletzungen höher ist als mit
Vielen fehlt das Wissen über das sichere Verhalten
Helm.
beim Schlitteln. So halten sie sich an unübersichtlichen Stellen auf oder steigen mitten auf der
Übermässiger Alkoholkonsum und andere be-
Fahrbahn hoch, wodurch sich Kollisionen mit
wusstseinsbeeinflussende Substanzen beeinträch-
andern Schlittenfahrenden ereignen können.
tigen die Reaktionsschnelligkeit und verändern die
Risikowahrnehmung. Der genaue Einfluss auf das
Wegen ungenügender Lenk- und Bremstechnik
Unfallgeschehen ist jedoch unklar.
verlieren Schlittenfahrende schnell die Kontrolle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
173
6.4
Präventionsempfehlungen
heitsvorgaben erfolgen. Durch eine gute Gestaltung der Schlittelwege und Schlittelparks sollten
Um das Verletzungsrisiko beim Schlitteln zu redu-
die Geschwindigkeiten angepasst, Gefahrenstellen
zieren, bieten sich verschiedene Präventionsmög-
minimiert und Signalisation, Markierungen und
lichkeiten an (Tabelle 42).
Präparierungen optimiert werden. Wichtig wäre
auch, dass nicht nur bereits markierte Schlittelwege
Die Kenntnis des Unfallgeschehens und der rele-
und Schlittelparks von einer Sicherheitsoptimierung
vanten Risikofaktoren stellen die Grundlage für
profitieren, sondern auch häufig benutzte, nicht
zielgerichtete, wirksame, effiziente und umsetzbare
markierte und nicht präparierte Schlittelhänge in
Präventionsmassnahmen dar. Dafür werden Unfall-
Gemeinden. Um einen weiteren Sicherheitsgewinn
daten aus der Schweiz analysiert (Unfallforschung),
zu erzielen, sollten auch einheitliche Verhaltensre-
Erkenntnisse aus internationalen Studien berück-
geln definiert und eingeführt werden. Mit ge-
sichtigt sowie Erfahrungen von Experten eingeholt
setzlichen Massnahmen sollte dafür gesorgt wer-
(Wissensmanagement). Als Basis für die Evaluation
den, dass nur Material auf den Schweizer Markt
der
kommt, das den Sicherheitsvorgaben entspricht.
Präventionsanstrengungen
sollten
künftig
durch Erhebungen auf Schlittelwegen und in Schlittelparks Informationen zum Sicherheitsverhalten,
Informationsanstrengungen sollten insbesondere
der Risikobereitschaft und der Einstellung der
zur Sensibilisierung der Eltern für eine bessere Kin-
Schlittenfahrenden gewonnen werden. Die erarbei-
deraufsicht sowie aller Schlittler für die Verwen-
teten Informationen sollen danach zielgruppenge-
dung des richtigen Materials, fürs Helmtragen, für
recht weitergegeben werden.
den vernünftigen Umgang mit Alkohol vor oder
während dem Schlitteln und für die Verbesserung
Kinder wie auch erwachsene Schlittenfahrende
einer sicheren Verhaltensweise erfolgen.
sollten durch Schulung sich bessere Fahrfertigkeiten und eine sichere Verhaltensweise wie auch die
«Schlitteln / Rodeln» ist Teil des Schwerpunktpro-
Verwendung des richtigen Materials aneignen.
gramms Schneesport in der bfu. Präventionsanstrengungen von Institutionen aus dem Bereich
Bau, Unterhalt und Sicherung von markierten,
Schlitteln / Rodeln sollten koordiniert und eine nati-
präparierten und gesicherten Schlittelwegen und
onale wie auch internationale Zusammenarbeit
Schlittelparks sollten unter einheitlichen Sicher-
gefördert werden.
Tabelle 42
Schlitteln / Rodeln: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
Statistik
Verletztentransporte
Erhebung Schutzverhalten
174
Ausbildung
Modul
«Gefahrenbewusstsein/
Selbststeuerungsfähigkeit»
Modul «Schutzausrüstung/
Sportgerät»
Beratung
Gestaltung Schlittelwege
und Schlittelparks
Produktesicherheit
Kommunikation
Kinderaufsicht bis 8 Jahre
Verhaltensregeln
Alkoholkonsum
Funktionelle Ausrüstung
und geeignetes
Schlittelgerät
Ski-, Snowboardfahren und Schlitteln / Rodeln (Autoren: Giannina Bianchi, Othmar Brügger)
Kooperation
Schwerpunktprogramm
Schneesport
Schweizerische
Kommission für
Unfallverhütung auf
Schneesportabfahrten
SKUS
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
VIII.Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar
Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
1.
Einleitung
Im vorliegenden Bericht ist mit Biken das Radfahren
abseits der Strasse («Mountainbiken») gemeint.
Radfahren hat viele Facetten. Aus der Urform, der
Andere radsportliche
Aktivitäten,
die
in
der
«Laufmaschine», die 1817 von Karl Dreis aus Holz
Schweiz mehr oder weniger bedeutsam sind wie
gebaut wurde, hat sich eine breite Palette von
Radball, Kunstradfahren, Bahnradrennsport usw.
Fahrradtypen entwickelt. Die dominante Rolle des
werden aufgrund der geringen Unfallrelevanz nicht
Fahrrads ist seine Verwendung im Strassenverkehr,
erörtert. Aus demselben Grund wird auch der Qu-
um Transportwege (v. a. Arbeits-, Einkaufs- und
errennsport nicht analysiert.
Schulweg) zu bewältigen. Seit 1868 wird das Fahrrad auch als Sportgerät genutzt, um sich im Wett-
Was aber thematisiert wird, sind die Radunfälle von
kampf zu messen oder einfach um die Gegend zu
kleinen Kindern, die sich abseits der Strasse ereig-
erkunden und dabei etwas für die eigene Gesund-
nen. Die ersten Fahrversuche unternehmen Kinder
heit zu tun.
meist rund um Haus und Hof oder auf Quartierwegen. In dieser Lernphase kommt es häufig zu
Gegenstand dieses Berichts ist das sportliche Rad-
Stürzen oder Kollisionen mit festen Hindernissen.
fahren, aber auch bei dieser Einschränkung gibt es
Dieses Unfallsegment wird im vorliegenden Sicher-
eine Vielzahl von unterschiedlichen Nutzungsarten
heitsdossier «Unfallforschung Sport» und nicht im
des Fahrrads zu differenzieren. Der Einsatz des
Sicherheitsdossier «Fahrradverkehr» abgehandelt,
Rennrads zum Trainieren im Strassenverkehr wird
da die motorischen Grundfertigkeiten weitgehend
hier nicht näher betrachtet, obwohl immerhin 1 %
abseits vom öffentlichen motorisierten Verkehr
der Schweizer Wohnbevölkerung explizit «Renn-
erlernt werden.
radfahren» als die von ihnen ausgeübte Sportart
angibt [8]. Der Grund für diese Ausklammerung ist,
Somit ergeben sich für dieses Kapitel zwei haupt-
dass das Radfahren auf der Strasse und auf Rad-
sächliche Settings, die genauer diskutiert werden.
wegen bereits anderweitig von der bfu in ihrer
Einerseits sind dies die vornehmlich erwachsenen
Präventionsarbeit abgedeckt wird. Das Fahrrad
Mountainbiker, die auf Wanderwegen, Bike-
wird im «System Strassenverkehr» als Fahrzeugtyp
Routen und -Anlagen sowie in weglosem Gelände
betrachtet und die Implikationen, die sich aus der
fahren, und andererseits die Kinder, die sich beim
spezifischen Nutzung und dem Unfallgeschehen
Erlernen des Radfahrens respektive beim Spielen
für die Prävention ergeben, werden im Sicherheits-
mit dem Fahrrad rund ums Haus, auf (Schulhaus-)
dossier «Fahrradverkehr» näher beleuchtet [215].
Plätzen und auf Wegen abseits des Strassenraums
Darin sind die trainierenden Rennradfahrer implizit
aufhalten.
auch immer gemeint.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
175
1.1
Erwachsene beim Radfahren abseits
Hof. Ab ca. 8 Jahren gleichen sich die Fahrräder
der Strasse
der Kinder immer mehr den Modellen der Erwachsenen an. City-Bikes und Mountainbikes dominie-
Mountainbiker nutzen ihr Bike vorwiegend an Wo-
ren jetzt das Erscheinungsbild.
chenenden und in den Ferien für Freizeitfahrten.
Der Grossteil der Fahrten unternehmen sie auf
1.3
Sportliches Radfahren
markierten Routen (z. B. Mountainbike-Routen von
SchweizMobil [www.schweizmobil.ch], Wander-
1.3.1 Radfahren der Schweizer Bevölkerung
wegen). Oder sie bahnen sich ihren Weg auf
schmalen Wurzel- oder Trampelpfaden quer durch
Das BASPO hat in der Studie «Sport Schweiz
Wälder, über Wiesen oder den Flüssen und Bächen
2008» [8] das Sportverhalten der Schweizer
entlang. Die meisten suchen dabei vor allem das
Bevölkerung detailliert beschrieben. Radfahren auf
Natur- und Gruppenerlebnis. Bei einem kleinen
und abseits der Strasse ist demnach die beliebteste
Anteil dieser Biker steht aber die fahrtechnische
sportliche Tätigkeit der Schweizer Bevölkerung.
Herausforderung oder der Leistungsgedanke im
Vordergrund. Bei dieser Nutzergruppe geht die
Die Analyse der einzelnen Sportarten [10, S. 17]
Bandbreite von Aktivitäten wie Cross Country Bi-
und die hochgerechneten Daten zeigen, dass
king über Freeriding und 4Cross, Dirt, BMX bis hin
knapp 2 % der 15- bis 74-jährigen Bevölkerung
zum spektakulären Downhillbiken (für die Begriffs-
Mountainbiken als ihre Hauptsportart bezeichnen
klärung siehe [225, S. 9ff]). Dementsprechend
und 6 % der 15- bis 74-Jährigen Mountainbiken
vielseitig sind die Fahrradtypen, die zum Einsatz
als eine von ihnen ausgeübte Sportart benennen.
kommen.
Dabei ist der Anteil der Deutschschweizer, die angeben Mountainbike zu fahren, mit 7 % deutlich
1.2
Kinder beim Erlernen des Radfahrens
höher als bei den Bewohnern der Romandie (5 %)
oder dem Tessin (2 %) (Unterschiede sind hoch
Sobald Kinder selbstständig gehen können, sind im
signifikant) [12].
Wohnraum erste Lauf-Rollmanöver mit dem Laufrad möglich. Dabei sind Laufräder pedallose Kin-
1.3.2 Alter und Geschlecht
derfahrräder, auf denen sich Kinder laufend vorwärts bewegen. Der Antrieb funktioniert über das
Erwachsene beim Radfahren abseits der Strassen
Abstossen mit den Füssen vom Boden, gebremst
wird auch mit den Füssen respektive Schuhen. Die
Mountainbiker üben ihre Sportart durchschnittlich
Modellvielfalt für Kinderfahr- und Laufräder auf
während 80 Stunden pro Jahr aus, was zu einer
dem Markt ist breit. Auch wenn heute viele Kinder
hochgerechneten Gesamtexposition der 15- bis 74-
mit Laufrädern zu fahren beginnen, sind noch viele
Jährigen von 28 Mio. Stunden führt. Mountain-
Formen von Zwei-, (mit oder ohne Tretmechanis-
biking zählt bei den Erwachsenen somit zu den am
mus sowie mit oder ohne Stützrädern), Drei- oder
häufigsten ausgeübten Sportarten [8]. Frauen und
gar Vierrädern im Angebot. Ab ca. 2 Jahren fahren
Männer sind beim Radfahren anteilsmässig etwa
Kinder mit Kinderfahrrädern rund um Haus und
gleich stark vertreten. Beim Biken hingegen sind die
176
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Männer in der Mehrheit (73 %), (Abbildung 23).
Erhebungsdaten
Nur wenige Biker sind in Vereinen organisiert (2 %),
gemacht werden.
zur
Expositionszeit
ausfindig
einige sind meist in festen Gruppen unterwegs
(9 %), die meisten üben aber ihre Sportart ohne
In der Studie «Sport Schweiz 2008, Kinder- und
Fremdorganisation aus (89 %) [12].
Jugendbericht» [9] wurde das Sportverhalten der
10- bis 19-jährigen Kinder, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen untersucht. 58 % der Kinder im Alter
Kinder und Jugendliche
von 10 bis 14 Jahren und 30 % der Jugendlichen
Ein grosser Anteil der kleinen Kinder bewegt sich ca.
und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 19
ab dem 2. Lebensjahr auf Zwei- bis Dreirädern.
Jahren geben an, regelmässig Rad respektive
Zuerst halten sie sich im und ums Haus herum auf,
Mountainbike zu fahren. Bei dieser Angabe sind
dann erweitert sich der Bewegungsradius mit dem
auch Fahrten zur Schule oder für andere Verrich-
Rad kontinuierlich. Kurz nach dem Erreichen des
tungen eingeschlossen. Es ist nicht nur die Nutzung
ersten Lebensjahrs beginnt bei einigen bereits die
des Fahrrads als Sportgerät gemeint. In dieser
Laufrad-Phase. In der Schweiz ist diesbezüglich ein
Erhebung wird das Radfahren auf und abseits der
Boom zu verzeichnen. Die angebotenen Laufrad-
Strasse in einer Kategorie zusammengefasst, was
Variationen bieten von Federgabel über die Hybrid-
keine differenzierte Aussage zum Radfahren abseits
version (mit ansteckbarem Kettenantrieb) bis zu
der Strasse erlaubt.
ausgeklügelten Bremssystemen alles an. Während
der Lebensphase zwischen 1,5- und 3-jährig steigt
1.3.3 Fahrgerät
die Fahrradgeschwindigkeit kontinuierlich an. Die
Kinder erreichen schätzungsweise eine Geschwin-
Fahrräder haben zwar meistens zwei Räder, aber je
digkeit von 15–20 km/h beim Geradeausfahren.
nach Fahrzweck werden Bikes völlig anders gebaut
oder ausgerüstet. Ein markantes Unterscheidungs-
Über die Nutzung des Fahrrads als Spiel- und
merkmal der Bikes, die bei Geländefahrten ver-
Sportgerät der unter 10-Jährigen konnten keine
wendet werden, ist die Art der Federung. Soge-
Abbildung 23
Sportaktivität der Mountainbiker nach Alter und Geschlecht,
Jugendliche und Erwachsene, 2007
nannte «Fullys» verfügen vorne und hinten über
eine Federung, «Hardtails» nur vorne. Hingegen
haben Spezialbikes oder viele der sehr alten Moun-
20%
tainbikes zum Teil überhaupt keine Federung. Die
18%
Federung dient einerseits dem Komfort, anderer-
16%
14%
seits kann in holperigem Gelände die Fahrkontrolle
12%
mittels auf den Fahrer abgestimmter Federung
10%
deutlich erhöht werden.
8%
6%
4%
Seit 3–4 Jahren sind auf dem Markt auch Moun-
2%
tainbikes mit leistungsstarken Elektromotoren ver-
0%
15–29 30–44 45–59 60–74
Weiblich
15–29 30–44 45–59 60–74
Männlich
fügbar [226]. Dieses Segment wird vermutlich
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [10]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
177
künftig noch stark zulegen. Zum allgemeinen
Sicht von ca. 3000 statt von 28 000 Unfällen bei
Nutzungsverhalten liegen noch keine Angaben vor.
Kindern und Jugendlichen unter 17 Jahren ausgegangen. Damit beläuft sich das gesamte Unfall-
2.
Unfallanalyse
ausmass beim «Radfahren/Biking (ohne Strassenverkehr)» neu auf ca. 9000 Verletzte. Die Unfall-
Gemäss den Auswertungen in der Publikation
tendenz im Segment der UVG-Versicherten ist in
«STATUS» ereignen sich jährlich in der Schweizer
den letzten Jahren stark zunehmend (Abbildung 24).
Bevölkerung 34 000 Radsport-Unfälle abseits des
Strassenraums [16].
2.2
Mountainbiken im Gelände
In den letzten 12 Jahren wurden beim Radfahren
2.2.1 Alter
abseits der Strasse total 14 Getötete registriert,
davon 11 Mountainbiker, 2 Radrennfahrer und ein
Bei den Erwachsenen, die sich abseits vom System
sonstiger Radfahrer [14]. Als Unfallhergang steht der
«Strassenverkehr» verletzten, ist eine Häufung von
«Sturz aus der Höhe» vor dem «Sturz in der Ebene».
Unfällen in der Altersklasse der 26- bis 45-Jährigen
Alle Unfallopfer waren männlich, ausser einem 3-
zu beobachten. Von den verunfallten Radfahren-
jährigen Mädchen, das mit einem Kinderfahrrad in
den sind ca. 3000 Personen jünger als 16 Jahre.
einen Bach stürzte und ertrank. Nicht Bestandteil
Das Unfallgeschehen dieser Altersklasse wird im
der vorliegenden Studie sind die verletzten oder
Unterschied zu den Ereignissen im Strassenverkehr
getöteten Radfahrer, die im System Strassenverkehr
oder im Unterschied zum Unfallgeschehen in der
verunfallten, unabhängig davon, ob es sich um
Altersklasse der obligatorisch nach Unfallversich-
trainierende Rennradfahrer, Biker auf Waldwegen
erungsgesetz (UVG) versicherten Personen nicht
mit motorisiertem Verkehr oder Kleinkinder auf
permanent erhoben. Die Kenntnisse zu den Unfall-
Kinderrädern
umständen bei Kindern und Jugendlichen basieren
handelt.
Wie
bereits
eingangs
erläutert, wird diese Thematik im bfu-Sicherheits-
auf älteren Studien [227].
dossier «Fahrradverkehr» abgehandelt [215].
2.1
Korrektur der Unfallstatistik
Abbildung 24
Entwicklung der Anzahl Verletzter beim Radfahren abseits der
Strasse, 1995–2009
Die statistischen Angaben zu den Fahrradunfällen
beruhen auf Studien aus den frühen 90er-Jahren
7000
[227]. Ende der 90er-Jahre hat die bfu erstmals das
6000
gesamte Ausmass der Unfälle im Sport berechnet
5000
[13]. Beim Nachvollziehen dieser Berechnung im
4000
Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein Fehler
3000
festgestellt, der bei der damaligen Hochrechnung
2000
gemacht wurde. Die Nachberechnung der Fahrrad-
1000
unfälle bei Kindern und Jugendlichen führt zu einer
0
Anpassung der Unfallzahlen. Es wird aus heutiger
178
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Quelle: bfu, Spezialauswertung; SSUV, UVG-Statistik
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Kollisionen mit anderen Fahrzeugen, auch wenn
2.2.2 Geschlecht
diese sich auf Waldstrassen ereignen, nicht Inhalt
Bei den verletzten erwachsenen Bikern sind die
dieser Unfallanalyse. Bei engen Mountainbike-Trails
Männer deutlich in der Mehrzahl. In der UVG-Sta-
ist der unmittelbar angrenzende Raum selten hin-
tistik z. B. beträgt der Anteil der verletzten männli-
dernisfrei, was bei Fahrfehlern eine hohe Gefahr
chen Biker im 5-Jahresschnitt (2005–2009) 83 %
für Kollisionen mit stationären Objekten birgt.
[55]. Auch bei Kindern sind es mehrheitlich Knaben
(knapp 60 %), die sich verletzen [227].
2.2.5 Verletzungsart und -lokalisation
2.2.3 Sportart
Erwachsene Mountainbiker
Differenziert nach den unterschiedlichen Diszipli-
Die UVG-Statistik ermöglicht es, Angaben zur Ver-
nen des Radsports «abseits vom Strassenraum»
letzungslokalisation und -art der verunfallten 16- bis
können nur wenige Aussagen zu den Unfallzahlen
64-jährigen Biker zu machen [179]. Schultergür-
gemacht werden. International hat sich die wissen-
tel/Oberarm (20 %), untere Extremitäten (16 %),
schaftliche Forschung bisher vorwiegend um die
Handgelenk/Hand/Finger (17 %) und Rumpf (15 %)
Analyse von Überlastungs- und Verletzungsmus-
sind die am häufigsten betroffenen Körperregionen.
tern von Ausdauerleistungssportlern und Downhillern gekümmert. Für das ausdauernde Biken
Betrachtet man alle Verletzungen, so sind weibli-
abseits der Strasse kann angegeben werden, dass
che Unfallopfer gegenüber männlichen deutlich
sich ca. 1,1 Verletzungen pro 1000 Stunden
häufiger an Wirbelsäule/Rückenmark (12 % bzw.
Sportausübung ereignen [228]. Beim wettkampf-
6 %) und Knie (12 % bzw. 5 %) verletzt. Männer
orientierten Downhill-Biking ist die Inzidenz mit
verletzen sich dafür deutlich häufiger an Handge-
16,8 ein Mehrfaches höher [229].
lenk/Hand/Finger als Frauen (17 % bzw. 7 %) [55].
2.2.4 Unfallhergang
Auffällig ist, dass sich ein Sportler pro RadsportUnfall durchschnittlich 1,3 Verletzungen zuzieht
Die meisten Verletzungen beim Mountainbiken
[40]. Kim et al. [230] haben in einer regionalen 10-
sind Folgen von Alleinunfällen. Als häufige Unfall-
Jahresanalyse festgestellt, dass 399 Patienten 1092
hergänge können «Aus-/Abrutschen mit nachfol-
Verletzungen beim Mountainbiken erlitten haben
gendem Stürzen», «Anstossen/Anschlagen an et-
[230], also sogar 2,7 Verletzungen pro Verunfall-
was (Ästen, Felsvorsprüngen, Zäunen)» und «In
ten. Diese hohe Zahl von Mehrfachverletzungen
etwas hineinfahren/Etwas anfahren mit Sturz- oder
deutet darauf hin, dass die radsportspezifischen
Kollisionsfolge» aufgezählt werden. Wie oben
Stürze und Kollisionen wohl aufgrund der allge-
erwähnt (Kap. VIII.1, S. 175), werden in der vorlie-
mein höheren Geschwindigkeiten und des harten
genden
Sturzraums
Analyse
Strassenverkehrsunfälle
nicht
berücksichtigt. Sind bei einem Unfall Motorfahr-
ein
grösseres
Verletzungspotenzial
beinhalten als bei anderen Sportarten.
zeuge beteiligt, so werden diese Fälle dem Unfallbereich Strassenverkehr zugeordnet. Damit sind
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
179
Kinder und Jugendliche
sind die Altersklassen so eingeteilt, dass nicht nach
Vorschul- und Schulalter differenziert werden kann
In einer bfu-Kinderunfallstudie [227] werden die
oder nicht klar wird, ob sich der Unfall im öffentli-
Verletzungen beim Radfahren detailliert analysiert.
chen Verkehrsraum ereignet hat oder nicht.
Dabei werden aber immer die Unfälle beim Radfahren sowohl auf als auch abseits der Strasse gemein-
In der Schweizer Kinderunfallstatistik der bfu von
sam geführt. Es zeigen sich folgende Verletzungs-
1994 machten die «Sportunfälle» 30 % aller Un-
lokalisationen: In ca. 55 % der Fälle sind der Kopf-
fälle in der Kindheit (< 17-jährig) aus, 19 % davon
bereich, in 35 % die oberen und in 20 % die
beim «Radsport». In der Altersklasse der 3- bis 5-
unteren Extremitäten betroffen. Seit 1993, als die
Jährigen macht der «Radsport» gar 28 % und bei
Unfalldaten erhoben wurden, hat sich aber die
den 6- bis 8-Jährigen 30 % der «Sportunfälle» aus.
Charakteristik des Radfahrens (v. a. Helmtragquote, Fahrgerät) stark verändert. Heutige Erhe-
In der Verletztenstatistik der Europäischen Union
bungen würden höchstwahrscheinlich zu anderen
(Injury Database IDB) figuriert das Kinderfahrrad bei
Zahlen führen.
Kindern unter 5 Jahren auf der Liste der beteiligten
Objekte an fünfter Stelle [232].
Oberflächliche Verletzungen und Prellungen stellen
mit rund 32 % die häufigsten Verletzungen dar,
In einer Studie zu Kinderunfällen in Deutschland
gefolgt von Knochenbrüchen mit fast 30 % und
waren bei 6 % der Sturzunfälle der unter 4-Jähri-
intrakraniellen Verletzungen mit rund 20 %.
gen «ein Fahrrad beteiligt» [233], bei den 5- bis
14-Jährigen war dieser Anteil bei 20 %.
Aleman und Meyers [231] listen als Resultat einer
Literaturübersicht zum Unfallgeschehen bei Kin-
In der Verletztenstatistik der Europäischen Union
dern folgende Befunde auf: Verglichen mit dem
(IDB) rangiert bei den Unfällen der unter 5-Jährigen
Radfahren auf der Strasse sind die Kinder beim
das Kinderfahrrad an 4. Stelle der am Unfall betei-
Mountainbiken abseits der Strasse einem höheren
ligten Objekte [232].
Verletzungsrisiko ausgesetzt, das sich in mehr Knochenbrüchen, Verrenkungen, Gehirnerschütterun-
Auch wenn das Ausmass der Unfälle von Kleinkin-
gen und einem höheren Risiko eines Spitalaufent-
dern beim Radfahren abseits der Strasse schlecht
halts niederschlägt.
abgeschätzt werden kann, muss davon ausgegangen werden, dass von den ca. 3000 Kindern und
2.3
Erlernen des Radfahrens
Jugendlichen (<17 Jahre), die sich jährlich beim
Radfahren abseits der Strasse verletzen und ärztlich
Das Unfallgeschehen von kleinen Kindern, die da-
behandelt werden müssen (Kap. VIII.2.1, S. 178), ein
heim ums Haus herum oder gar noch in der Woh-
markanter Anteil auf die jüngste Altersklasse fällt.
nung das Radfahren erlernen, ist für die Schweiz
nicht umfassend dokumentiert. In den Statistiken
zu Kinderunfällen werden die Fahrradunfälle der
ersten Lebensjahre meist zusammengefasst. Dabei
180
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.
Risikoanalyse
Gründen kommt es früher oder später zu einem
Konzentrationsabfall. Fällt die Konzentration ab,
Wie im Kapitel Methode (Kap. IV.1.2, S. 104) darge-
wird die Bewegungssteuerung unpräziser und auch
stellt, wird im Folgenden bei der Risikoanalyse ein
die Reaktionszeit wird länger, also auch der Anhal-
dreistufiges Verfahren angewandt. Zuerst wird
teweg bei nötigen Bremsmanövern. Im Vergleich
dargestellt,
Schweizer
zum Radfahren auf der Strasse bedingt das Radfah-
Unfallstudien respektive -statistiken bezüglich Un-
ren im Gelände einen beinahe permanenten Blick
fallursachen und mitverursachenden Faktoren lie-
auf die eigentliche Fahrspur. Abschweifen des
welche
Angaben
die
fern. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden mit
dem aktuell verfügbaren Wissen aus der wissenschaftlichen Literatur ergänzt. Bei der Eruierung der
Tabelle 43
Radfahren abseits der Strasse: Bewertung von Risikofaktoren,
Erwachsene
Risikofaktoren und der Gesamtbewertung der Unfallrelevanz der detektierten Risikofaktoren im
Schweizer Kontext (Tabelle 43 und Tabelle 44)
Unfallrelevanz
1
2
haben sich die Autoren auch auf Expertenwissen
von Fachleuten aus der bfu und externen Beratern
abgestützt. Beim Thema «Radfahren abseits der
3
4
Strasse» werden dabei insbesondere die Expertise
der «Fachgruppe sicher Mountainbiken (FsMTB)»
des
bfu-Schwerpunktprogramms
Fahrrad/Bike
6
berücksichtigt.
3.1
5
Konzentration
7
Beim Mountainbiken im Gelände (z. B. Singletrails
Menschbezogene Risikofaktoren
Unaufmerksamkeit/Ablenkung
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein und fehlende
Selbststeuerungsfähigkeit
Mangelndes Wissen, ungenügende
Tourenvorbereitung und situationsangepasstes
Handeln
Ungünstiger physiologischer Zustand:
Übermüdung, Energiemangel, Temperatureinfluss
Mangelnde fahrtechnische Kompetenzen: Fahren,
Bremsen, Stürzen
Umwelt-/ausrüstungsbezogene Risikofaktoren
Mangelhafte Gestaltung vonMountainbikeRouten, -Trails, -Anlagen (Signalisation, Schwierigkeitseinstufung, Markierung Gefahrenstellen)
Fehlendes oder mangelhaftes Tragen von Schutzund Rettungsausrüstung wie Helm, Handschuhe,
Sehhilfe/Schutzbrille, Mobiltelefon und je nach
Disziplin noch andere (Integralhelm, Halskrause,
Rücken-/Brust-, Hüft-/Becken-, SchienbeinEllbogenschutz)
Ungeeignetes Fahrgerät oder technische Mängel
(Typ, Grösse, Ergonomie, Sitzposition,
Bremsanlage, Bereifung, Pedalsystem)
Ungünstige Gruppendynamik
oder Mountainbike-Anlagen) sind die Verletzungen
8
meist Folgen von selbst verursachten Unfällen
9
(Stürzen, Kollisionen mit Objekten). Sie sind also
10 Zu geringe Schutzwirkung von Helm, Rückenschutz
selbst und nicht fremd verursacht. Biken auf Naturstrassen ist unvergleichlich schwieriger als das Radfahren auf der Strasse, die normalerweise auch von
Motorfahrzeugen benutzt wird. Das Fahren auf
Naturwegen verlangt, dass beinahe ununterbrochen auf Richtungsänderungen und Hindernisse
reagiert werden kann, setzt also ein hohes Mass an
Konzentration voraus. Auf Moutainbike-Touren
oder -Trainings sind Biker oft während mehreren
Stunden in kleineren oder grösseren Gruppen unterwegs.
Aus
wahrnehmungsphysiologischen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 44
Radfahren abseits der Strasse: Bewertung von Risikofaktoren,
Kinder
Spezifische Risikofaktoren für Kinder
Unfallrelevanz
Mangelnde Betreuung von kleinen Kindern
(Risikofaktoren, die nicht nur im Erwachsenen11 bereich, sondern speziell auch bei Kindern relevant
sind) v. a. Unaufmerksamkeit/Ablenkung;
Fahrfertigkeit; Schutzausrüstung; Fahrgerät
Anteil der Verletzten in Prozent
>50
>30–50
>20–30
>10–20
≤10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
181
Blickes, Kommunikation mit Gruppenkolleginnen
onsstrategie ist aber wichtig, den sicheren Umgang
oder das plötzliche Auftauchen von starken visuel-
mit Risiken zu thematisieren. Es sind nicht nur
len Reizen (z. B. Licht-Schattenwechsel) sind häu-
«Skills», also Fähigkeiten bedeutsam, sondern auch
fige Ursachen von Fahrfehlern.
das Fördern eines sicheren Verhaltens auf der motivationalen Ebene.
3.2
Gefahrenbewusstsein und Selbststeuerungsfähigkeit
3.3
Kenntnisse und Tourenvorbereitung
Beim Moutainbiken im Gelände muss der Sportler
Um auf der Strasse sicher Rad zu fahren, sind gute
häufig entscheiden, welche Route und welche Spur
Kenntnisse der Verkehrsregeln unabdingbar. Diese
er wählt. In kritischen Situationen kann es nötig
werden im Verlauf der Kindheit und frühen Jugend
werden, dass eine Passage zu Fuss statt auf dem
über die Eltern, die Schule oder die Verkehrserzie-
Bike überwunden wird. Die wechselnde Belagsgrif-
hung der Polizei erworben. Auch das sichere Fah-
figkeit der Fahrspur verlangt ein häufiges Anpassen
ren im Gelände verlangt spezifische Kenntnisse
der
(Kartenkunde,
Fahrgeschwindigkeit
oder
Bike-Einstellung
Signalisation
und
Markierung,
(Sattelhöhe, Federung). All diese Faktoren bedin-
Materialkunde, Wetterkunde, Gefahrenbewusst-
gen, dass der Sportler fähig ist, die Risiken, die sich
sein, Erste Hilfe). Nur erhalten Biker diese selten in
aus seiner Fahrweise ergeben, wahrzunehmen, und
institutionellem Rahmen vermittelt. Auch die Eltern
sich bewusst ist, wie er durch sein Verhalten das
können kaum etwas weitergeben, da sie diese
Risiko beeinflusst. Er muss bereits bei der Planung,
Sportart selten selbst ausüben. Damit besteht ein
aber auch während der Bike-Ausfahrt eine Vielzahl
latentes Risiko, dass Biker nur über «trial and er-
von Entscheidungen treffen, die das Unfallrisiko
ror» – also einer heuristischen Methode von Ver-
massgeblich beeinflussen. Eine häufige Ursache
such und Irrtum – zu Kenntnissen gelangen. Dieser
von Mountainbike-Unfällen ist der Umstand, dass
Prozess ist in einer Sportart, in der sich Stürze und
sich Biker oft auf Wege begeben, die für sie grund-
Kollisionen mit hoher Geschwindigkeit und (bei-
sätzlich ein sehr hohes Risiko darstellen. Zudem
nahe) ohne Knautschzone ereignen können, na-
sind sich die Sportler ihrer riskanten Fahrweise und
turgemäss verletzungsreich.
der Verletzungsfolgen zu wenig bewusst. Dieser
ungünstige Umgang mit Risikosituationen kann mit
Ohne entsprechende Planung und Vorbereitung
den drei Elementen Wahrnehmungs-, Beurteilungs-
begeben sich viele Biker in unbekanntes Gelände.
und Entscheidungskompetenz charakterisiert wer-
Werden die fahrtechnischen Anforderungen einer
den. Bei unsicherem Verhalten sind noch überge-
Strecke bei der Planung einer Ausfahrt unter-
ordnet weitere, intrapersonelle Faktoren wie Moti-
schätzt, kann sich der Biker in Situationen bringen,
vation und Selbstbild bedeutend.
in denen er fahrtechnisch überfordert ist. Auch
fehlen bei nachlässiger Vorbereitung Orientie-
Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise zur Be-
rungshilfen, nötige Verpflegung und Erste-Hilfe-
deutsamkeit von mangelnder Selbststeuerungsfä-
Material. Zudem werden vorhersehbare spezielle
higkeit in Abgrenzung zu ungenügendem Gefah-
Wettereinflüsse nicht erkannt.
renbewusstsein. Für die Konzeption einer Präventi-
182
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bei Bike-Unfällen hat der Themenkomplex «Man-
tief gehen, Schwerpunkt verlagern und die Kombi-
gelhaftes Wissen über die ergonomische Bikewahl
nation dieser Techniken. Das Erlernen dieser Fertig-
und -einstellung», «Richtige Ausrüstung», «Erfor-
keiten kann nur in einem längeren Prozess ange-
derliche Schritte bei der Tourenplanung», «Fähig-
eignet werden. Mountainbiker sind aber oft Quer-
keitsangepasste Routenwahl» und «Situations-
einsteiger aus dem Strassenradfahren. Für sie stellt
bedingtes optimales Verhalten» eine hohe Unfall-
das eigentliche Fahren kein Problem dar. Hingegen
relevanz.
ergeben sich aus den spezifischen Anforderungen
des Geländefahrens unerwartete Risikosituationen,
3.4
Physiologischer Zustand
mit denen sie anfangs nicht rechnen und auch
nicht darauf vorbereitet sind. Beim Biken muss im
In Ausdauersportarten, in denen aus Sicherheits-
Unterschied zum Radfahren auf der Strasse ab und
gründen hohe technische Anforderungen an den
zu mit Stürzen gerechnet werden. Der häufigste
Sportler gestellt werden, spielt der optimale Leis-
Grund für schwere Verletzungen sind Stürze über
tungszustand eine bedeutende Rolle. Auf Ausfahr-
den Lenker – häufig beim Fahren im Gefälle. Dieser
ten kommt es abhängig vom Trainingszustand und
Art von Stürzen kann durch ein antizipierendes
vom angeschlagenen Fahrrhythmus früher oder
Fahren (und Positionieren des Körperschwerpunkts
später zur Ermüdung. Beim Mountainbiken führt
in Relation zu den Auflagepunkten des Bikes) oder
Übermüdung/fehlende Erholungspausen, Energie-/
eine erlernte Falltechnik weitgehend vorgebeugt
Flüssigkeitsmangel,
werden.
Alkohol-/Medikamentenkon-
Beim
Fahren
im
Gelände
eine
Ursache
von
sum sowie Überhitzung/Unterkühlung und der
unangemessene
damit einhergehende Konzentrationsabfall eher zu
vielen Unfällen. Meist ist es die überhöhte
einem Unfall als in anderen Ausdauersportarten.
Geschwindigkeit, die auf Abfahrten zu Unfällen
Während
Laufen,
führt. Aber auch zögerliches und unsicheres und
Schwimmen, Langlaufen, aber auch Radfahren auf
damit meist zu langsames Fahren kann in gewissen
der Strasse bei einem Abfall der optimalen Leis-
Situationen (steilen Passagen mit Hindernissen)
tungsfähigkeit vor allem langsamer wird, wirkt sich
ebenfalls Ursache von Stürzen sein. Eine Ursache
ein physiologisch ungünstiger Zustand beim Moun-
von schwerwiegenden Unfällen, bei denen der
tainbiken in technisch anforderungsreichen Situa-
Biker kopfvoran über den Lenker stürzt, kann
tionen (v. a. Abfahrten) stark risikoerhöhend für
tatsächlich das zögerliche Fahren und die falsche
Unfälle aus.
Linienwahl in hindernisreichen Passagen sein.
3.5
Zu schnelles Fahren mit dem Mountainbike hat
man
beim
ausdauernden
Fahrtechnische Kompetenz
Geschwindigkeit
ist
eine höhere Unfallrelevanz als zu langsames FahMountainbiken im Gelände verlangt nicht nur ein
ren. Im Downhill-Rennsport ist die möglichst hohe
hohes Mass an Ausdauer, sondern auch an koordi-
Geschwindigkeit das eigentliche Wettkampfziel.
nativen Fähigkeiten und fahrtechnischem Können.
Nur eine geringe Anzahl von Bikern übt diese Form
Grundanforderungen sind das richtige Treten,
von Biken aus. Das Verletzungsrisiko ist in dieser
Bremsen, Schalten und Steuern mit Zusatzanforde-
Disziplin trotz besserem Tragverhalten von Schutz-
rungen wie antizipieren, be- und entlasten, hoch/
artikeln deutlich höher als beim Tourenfahren. Das
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
183
Befahren von Sprüngen unterschiedlicher Höhe
Können,
Verhaltenstipps)
weitgehend
fehlen.
sowie das draufgängerische Befahren von verblock-
Damit werden Gelegenheitsbiker in Situationen
ten Streckenabschnitten kann zwar erlernt werden.
manövriert, in denen sie überfordert sein können.
Bei einem Fahrfehler ist aber das Verletzungsrisiko
sehr hoch, da wegen den hohen Geschwindigkei-
Fahren auf Mountainbike-Anlagen kann für ältere
ten und den grossen Sturzhöhen die getragene
Kinder eine sinnvolle Gelegenheit sein, um sich
Schutzausrüstung die auftretenden Kräfte nicht
fahrtechnisch weiterzuentwickeln. Damit Kinder
abzubauen vermag.
Fortschritte machen und wegen Überforderung
kein unnötiges Verletzungsrisiko eingehen, muss
3.6
Mountainbike-Routen und -Anlagen
das Befahren solcher Anlagen auch von kundigen
Begleitern betreut werden, was erfahrungsgemäss
Für Wanderer und Schneesportler wurde eine nati-
heute oft unterlassen wird. Ausserdem wäre es
onal einheitliche Signalisation der Wege respektive
erforderlich, dass Anlagen, die für Kinder offen
Pisten festgelegt. Nutzer dieser Wege werden
sind, über adäquate Einrichtungen verfügen, die
mittels eines Klassierungssystems auf die techni-
den Lernprozess ermöglichen, ohne ein unverhält-
schen Anforderungen hingewiesen, die sich aus
nismässiges Risiko darzustellen. Bei heutigen Anla-
ihrer Routenwahl ergibt. Ein Anfänger respektive
gen wird diese Anforderung selten erfüllt.
Ungeübter wird darum kaum eine schwarze
Skipiste wählen, da er davon ausgehen muss,
3.7
Schutzausrüstung
fahrtechnisch überfordert zu werden. Bei der Wahl
der
Route
spezieller
Wie erwähnt muss beim Mountainbiken mit Stür-
Mountainbike-Routen und -Anlagen können sich
zen gerechnet werden. Darum spielt das Tragen
Biker
flächendeckend
einer angemessenen Schutzausrüstung für die
einheitlichen Markierungssystem orientieren. Da sie
Verletzungsminderung oder -verhinderung eine
meist nicht antizipieren können, was auf sie
bedeutende Rolle. Da Biker nicht als homogene
zukommt, bringen sich Sportler unnötig in kritische
Gruppe von Sportlern zu sehen sind, die alle in
Situationen. Auch gibt es auf den bestehenden
etwa das Gleiche tun, sind die Anforderungen an
signalisierten Bike-Routen nur selten Hinweise auf
die Schutzausrüstung auch abhängig von der Art
gefährliche Stellen, wo ein Fahrfehler fatale Folgen
der zu erwartenden Krafteinwirkung auf den
haben kann. Obwohl gesetzlich vorgeschrieben,
Körper unterschiedlich.
an
und
keinem
dem
Befahren
ähnlichen,
fehlt zudem bei Weidezäunen im Streckenverlauf
von
Bike-Routen
oft
noch
die
erforderliche
Gefahrenkennzeichnung.
Allen Rollsportarten gemeinsam ist der hohe Nutzen des Helmtragens. Diese Erkenntnis hat sich
beim Radfahren abseits der Strasse weitgehend
Auffällig ist, dass auch bei gewissen Bergstationen,
durchgesetzt, im Unterschied zum Radfahren auf
wo Seilbahnen Biker mitsamt dem Bike in grosse
der Strasse. Radfahrer auf Naturstrassen tragen
Höhen bringen, Informationen über die nötigen
häufiger einen Helm (78 %) [23] als diejenigen auf
Voraussetzungen zum Meistern der Abfahrten
der Strasse (44 %) [234]. Hingegen stellt auch
(v. a. Bikeart, Schutzausrüstung, fahrtechnisches
beim Radfahren abseits von Strassen der Misuse,
184
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
also das nicht korrekte Tragen des Helms, ein
zer tragen. Dabei hat das Gewicht der Schutzaus-
Problem dar. Vor allem beim Aufsteigen wird bei
rüstung eine geringere Relevanz.
warmer Witterung der Helm geöffnet oder gar
abgezogen. Zwar ist das Verletzungsrisiko beim
3.8
Fahrrad
Berganfahren wegen der langsamen Geschwindigkeit reduziert, aber oft wird dann verpasst, beim
Mountainbiken im Gelände ist wie erwähnt eine
Übergang in die schnellere Fahrt den Helm wieder
koordinativ anspruchsvolle Sportart, nicht nur das
korrekt aufzusetzen.
Downhillbiken, sondern auch das ausdauernde
Tourenfahren auf Naturstrassen. Um situativ ange-
Das Nichttragen von Vollfingerhandschuhen kann
passt auf die fahrtechnischen Anforderungen der
die Ursache von ansonsten vermeidbaren Finger-
Routenbeschaffenheit reagieren zu können, muss
und Handflächenverletzungen sein. Wenn die
das Bike optimal an den Menschen angepasst sein.
Hand verletzt wird, ist der Betroffene manchmal
Damit der Schwerpunkt reaktionsschnell in die
über längere Zeit nicht nur im täglichen Leben
günstige Position verlagert werden kann, die Er-
(z. B. Körperhygiene), sondern auch bei der Er-
müdung auf langen Fahrten und schmerzhafte
werbstätigkeit eingeschränkt.
Druckstellen durch Fehlbelastungen gering sind,
muss das Bike mit viel Sachkenntnis ausgewählt
Wird die angepasste Korrekturbrille nicht getragen,
werden.
werden Konturen weniger gut wahrgenommen
und das dreidimensionale Sehen ist eingeschränkt
Auch bezüglich Bereifung sind die Anforderungen
[185,186], was bei schneller Fahrt im Gelände
an ein Mountainbike höher als an ein Strassenfahr-
risikoerhöhend für Stürze sein kann. Beim Biken im
rad. Abgefahrene Reifen haben eine stark reduzierte
Wald und Gebüsch fokussiert der Fahrer seine
Traktion, was sowohl das Steuern als auch das
Fahrspur und nimmt Äste in Augenhöhe oft nur
Bremsen beeinträchtigt. Tourenreifen für Kieswege
reduziert wahr. Da kann das Tragen der Sonnen-
eignen sich nur ungenügend für Fahrten auf Wiesen
brille oder bei schlechtem Wetter einer Klarsicht-
und unbefestigten nassen Wegen. Fahrten im
brille vor Verletzungen schützen. Auch die Blend-
Winter, obwohl diese deutlich seltener sind als
wirkung und Tränenbildung werden mit dem Bril-
Fahrten im Sommerhalbjahr, erfordern ganz spezifi-
lentragen reduziert.
sche Reifen (eventuell sogar Spikes).
Gegenüber dem Biken sind beim Downhillbiken die
Bremssysteme von Mountainbikes sind eine sensible
Anforderungen der Schutzwirkung an Helme deut-
Einrichtung. Der Verschleiss von Bremsbelägen
lich höher. Fehlende Kinnbügel oder Nackenkrau-
(sowohl von Felgen als auch von Scheibenbremsen)
sen reduzieren das Schutzpotenzial in dieser Dis-
ist relativ hoch. Zudem führen mechanische Einwir-
ziplin. Downhiller haben eine deutlich erhöhte
kungen bei Stürzen oder Kollisionen oder als Folge
Sturz- und Kollisionsgefahr mit hoher Geschwin-
von Transportschäden zu Fehlfunktionen der Brems-
digkeit und müssen daher nebst dem Integralhelm
anlage. Auch eine unzweckmässige Montage der
mit Halskrause auch Rücken-/Brust-, Hüft-/Becken-/
Bremshebel reduziert die Wirksamkeit der gesamten
Steissbein-, Ellbogen-, Knie- und Schienbeinschüt-
Anlage.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
185
Der überwiegende Anteil aller heute im Gelände
geübte Biker. Fahren geübte Biker mit Motorenun-
benutzten Mountainbikes ist mit einem Pedalsystem
terstützung, so sind sie je nach Elektrobikemodell
ausgerüstet (ausser z. B. BMX), das eine direkte
aufwärts um ein Vielfaches schneller unterwegs als
Verbindung der Schuhsohle mit dem Pedal ermög-
ohne Fremdunterstützung, was unweigerlich zu
licht. Der Auslösemechanismus dieses Systems muss
höherem Unfallrisiko führt.
gewährleisten, dass der Fahrer bei Stürzen ungehindert vom Pedal wegkommt. Stürze mit dem Bike,
3.9
Gruppendynamik
bei denen sich die Schuhe nicht aus dem Pedal lösen, bergen insbesondere die Gefahr für Knieverlet-
Gruppendynamische Prozesse führen zu überstei-
zungen. Wegen der Bewegungseinschränkung ist
gertem Risikoverhalten. Dies geschieht nicht nur,
auch ein Abrollen nicht möglich, was die Gefahr von
weil bei fehlender Absprache einzelne Gruppen-
Verletzungen der oberen Extremitäten und des
mitglieder unter-, meist aber überfordert werden,
Kopfes erhöht.
sondern auch weil sich beim Biken Imponiergehabe
in technisch anspruchsvollen Abschnitten risiko-
Mountainbikes nützen sich beim Einsatz im Gelände
steigernd auswirkt. Dies ist vor allem bei jungen
schnell ab. Unterhaltsarbeiten sind beinahe nach
Männern ein bekanntes Phänomen. Auch führt die
jeder längeren Ausfahrt im Gelände nötig. Aus
Interaktion auf den oft schmalen Pfaden unweiger-
Nachlässigkeit und wegen fehlenden handwerkli-
lich zu einer erhöhten Kollisionsgefahr.
chen Könnens werden diese Servicearbeiten nicht
oder nur schlecht ausgeführt. Da kein regelmässiger
3.10 Wirksamkeit der Schutzausrüstung
Service vorgeschrieben ist, wie das bei den meisten
anderen Fahrzeugen der Fall ist, kommt es auf die
Da explizite Normvorgaben für die spezifischen
Gewissenhaftigkeit des Fahrzeugführers an, ob das
Anforderungen an Schutzartikel für Biker zum Teil
Moutainbike in technisch sicherem Zustand benutzt
noch fehlen, gibt es heute auf dem Markt Pro-
wird.
dukte, die nach Einschätzung von Experten nur
eine eingeschränkte Schutzwirkung haben. Zudem
Wie sich der voraussehbare Boom bei Elektromoun-
stagniert die Entwicklung der Fahrradhelme in
tainbikes auf das Unfallgeschehen auswirken wird,
Bezug auf die Schutzwirkung seit längerem.
kann nur vermutet werden, da noch keine konkreten Anhaltspunkte für die Abschätzung des Gesam-
3.11 Erlernen des Radfahrens
tunfallgeschehens vorliegen. Mit Elektromountainbikes fahren Personen in topografisch anspruchs-
3.11.1 Mangelnde Betreuung
vollem Gelände, die sonst wegen mangelnder konditioneller Voraussetzung dies nicht tun könnten
Das Erlernen des Radfahrens ist eine schwierige
und daher auch nicht tun würden. Es wird davon
Aufgabe für kleine Kinder. Bei den ersten Lauf-/
ausgegangen, dass das Unfallrisiko für solche Leute,
Rollversuchen mit dem Laufrad auf ebener Fläche
die zudem mit einem schwereren Fahrgerät unter-
im Wohnraum ist das Verletzungsrisiko noch relativ
wegs sind, in technisch schwierigen Passagen und
bescheiden. Sind aber Absturzstellen (u. a. Innen-
auf Abfahrten höher ist als für besser trainierte und
und Aussentreppen) nicht vollständig gesichert, ist
186
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
das Risiko hoch, herunter zu fallen, da sich Kinder
Bei Kindern sind die motorischen Fähigkeiten im
beim Fahren oft nur auf ihr Gerät konzentrieren
Allgemeinen und die koordinativen Kompetenzen
und zudem hie und da die Kontrolle über das Ge-
im Speziellen noch wenig ausgeprägt. Gleichge-
rät verlieren.
wichts-, Orientierungs- und Differenzierungsfähigkeiten sind wesentliche Einflussfaktoren für moto-
Kinder auf Laufrädern werden im Strassenraum
risch «sicheres» Radfahren. Die motorische Ent-
überfordert. Sie sind deutlich schneller unterwegs
wicklung der Kinder, die für sicheres Radfahren
als ihre Begleitpersonen, beherrschen aber das
Voraussetzung ist, verlangt über mehrere Jahre der
Fahren noch nicht ausreichend, um bei Hindernis-
Kindheit hinweg hohes Engagement und viel Ge-
sen, Trottoirübergängen, Fussgängerstreifen oder
duld der Aufsichtspersonen.
parkierten und querenden Motorfahrzeugen anhalten zu können, insbesondere da die meisten
3.11.2 Fahrradhelm
Laufräder über keine Bremseinrichtung verfügen.
Trottoirs sind kein Schonraum für ungeübte, unbe-
Aufgrund der physiognomischen Voraussetzungen
gleitete Kinder auf Laufrädern.
ist bei kleinen Kindern die Gefahr für eine Kopfverletzung im Sport deutlich höher als bei Erwach-
Auch die Phase unmittelbar nach dem Erlernen des
senen. Das Nichttragen des Fahrradhelms beim Rad-
freien Radfahrens ist noch kritisch. Kinder haben
fahren ist bei Kindern ein bedeutender Risikofaktor
noch ein zu wenig gut entwickeltes Gefahrenbe-
für Kopfverletzungen. Zwar ist die Helmtragquote
wusstsein, um die Risiken ihrer Handlungen selbst
der Kinder höher als diejenige der Erwachsenen,
einschätzen zu können. Dies führt dazu, dass Kin-
dafür muss aber davon ausgegangen werden, dass
der Manöver versuchen oder Wege einschlagen,
bei Kindern, die einen Helm tragen, der Sitz oft nicht
die sie nicht sicher bewältigen können. 5- bis 6-
optimal ist. Die falsche Wahl des Helms, das
jährige Kinder erkennen Gefahr erst, wenn sie
fehlende Anpassen und das Unterlassen der steten
bereits gefährdet sind. Vorausschauendes Gefah-
Kontrolle des richtigen Sitzes des Helms können die
renbewusstsein ist mit ca. 8 Jahren vorhanden,
Wirkung des Helms bei einem Unfall reduzieren.
präventives Verhalten mit ca. 10 Jahren [235].
3.11.3 Fahrgerät für Kinder
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass beim
Erlernen des Radfahrens fehlende oder mangel-
Das Verletzungsrisiko beim Erlernen des Radfahrens
hafte Betreuung durch Aufsichtspersonen ein
wird deutlich gesteigert, wenn Laufräder nicht so
bedeutender Risikofaktor darstellt.
konstruiert sind, dass ein vollständiges Einschlagen
des Lenkers verhindert wird. Drehen sich der Lenker
Die Lernphase bis zum selbstständigen sicheren Fah-
und damit das Vorderrad unvermittelt stark ab, so
ren – wenn auch nur in einem Schonraum (wie z. B.
sind auch bei niedriger Geschwindigkeit ein Sturz
die Wohnstrasse) – verlangt eine hohe Präsenz einer
über den Lenker und ein nachfolgender Abprall auf
Begleitperson, die fähig ist, dem Kind die nötigen
Gesicht und Kopf möglich. Nicht alle Laufräder sind
Kenntnisse und sicheres Verhalten beizubringen,
so konstruiert, dass das Abdrehen des Lenkers
und es beim Erlernen der Fertigkeiten unterstützt.
eingeschränkt ist.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
187
Was bei einer Vielzahl der kleinen Laufräder auch
schaftspolitische) Umsetzbarkeit bewertet. Basie-
fehlt, ist eine genügend grosse Lenkerendkappe.
rend auf diesen drei Kriterien Wirksamkeit, Effi-
Bei Stürzen von Kindern kann es zum Aufprallen
zienz und Umsetzbarkeit wird jeder Präventions-
der Bauchgegend auf dem blockierten Lenker
möglichkeit ein Prädikat verliehen, das angibt, ob
kommen. Haben die Lenker keine genügend gros-
eine Umsetzung der Massnahme empfehlenswert
sen Abschlüsse, so kann es zu einer Schädigung
ist oder nicht (Tabelle 45). Als Resultat dieser Ana-
der inneren Organe (mit oder ohne Perforation der
lyse werden die Präventionsmassnahmen mit Emp-
Hautschichten und Organe) kommen.
fehlungscharakter in einer «short list» aufgeführt
(Tabelle 46).
Bremsanlagen von Kinderfahrrädern sind häufig
mit Bremshebeln und Kraftübertragungseinrichtungen ausgerüstet, die für kleine Kinder kaum
oder überhaupt nicht bedienbar sind. Zudem sind
die Bremsen, wenn überhaupt vorhanden, auf der
anderen Lenkerseite montiert als dies bei Fahrrädern für Erwachsene in der Schweiz der Fall ist,
was beim Wechsel vom Kinder- zum Erwachsenenfahrrad zu einer Verwechselung der Bremsen mit
Sturzfolge führen kann.
4.
Interventionsanalyse
Nachdem im Kapitel VIII.3, S. 181 ein Überblick
über die Risikofaktoren gegeben wurde, die massgeblich bei Bike-Unfällen eine mitverursachende
Rolle spielen, wird im Folgenden aufgezeigt, welche mögliche Präventionsmassnahmen sind, um
das Risiko für Bike-Unfälle zu reduzieren (Kap.
IV.1.3, S. 107).
Diese von Fachleuten aus der bfu und der
Moutainbikeszene («Fachgruppe sicher Mountainbiken FsMTB») zusammengetragenen Präventionsmöglichkeiten («long list») wurden anschliessend bewertet. Dabei wird abgeschätzt, wie hoch
die Wirksamkeit der Präventionsmöglichkeit ist, um
Unfälle im Mountainbikesport zu verhindern oder
deren Schwere zu reduzieren. Auch werden die
Wirtschaftlichkeit (Effizienz) und die (u. a. gesell-
188
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 45
Radfahren abseits der Strasse: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Risikofaktor
1 Konzentration
2 Ungenügendes
Gefahrenbewusstsein und fehlende
Selbststeuerungsfähigkeit
3 Mangelndes Wissen, ungenügende
Tourenvorbereitung und
unangepasstes situatives Handeln
4 Ungünstiger physiologischer
Zustand: Übermüdung,
Energiemangel, Temperatureinfluss
5 Mangelnde fahrtechnische
Kompetenzen: Fahren, Bremsen,
Stürzen
6 Mangelnde Gestaltung von MTBRouten, -Trails, -Anlagen
(Signalisation,
Schwierigkeitseinstufung,
Markierung Gefahrenstellen)
7 Fehlendes oder mangelhaftes
Tragen von Schutzausrüstung wie
Helm, Handschuhe, Sehhilfe,
Schutzbrille, Mobiltelefon, GPS und
je nach Disziplin noch andere
Schützer
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Präventionsmöglichkeiten
Informationsanstrengungen unternehmen, um Bedeutung der
Konzentration als Sicherheitsmassnahme bewusst zu machen (in
den bestehenden Bike-Kursen, in den verfügbaren Broschüren)
In allen formellen Fahrtrainings die vorrangige Bedeutung von
fähigkeitsangepasstem Agieren im Gelände vermitteln
Gefahrenbewusstsein schaffen, konkretes risikoreduzierendes
Handeln aufzeigen und auch psychologische Einflüsse bei
risikorelevanten Entscheiden bewusst machen (z. B. in Safety
Tool oder Publikumsbroschüren)
Kampagne «Slow down – take it easy» auf Biken ausweiten
Gut konzipierte Kommunikationskampagne/Aktionen (inkl.
Modul in existierenden Kursen) zur Steigerung des
Gefahrenbewusstseins beim Mountainbiken (Themen:
Konzentration, angemessene Geschwindigkeit, Übermüdung,
Tourenplanung) (bei grosser Verbreitung teuer, da
personalintensiv)
In allen formellen Fahrtrainings primär Planung und
situationsangepasstes Handeln thematisieren
Informationsanstrengungen unternehmen, um Bedeutung des
optimalen physiologischen Zustands als Sicherheitsmassnahme
bewusst zu machen
Sicherheitsrelevante fahrtechnische Elemente (z. B. Bremsen auf
nasser, nicht befestigter Unterlage) als didaktisches Mittel im
Rahmen einer institutionalisierten Verkehrserziehung zur
Förderung des Gefahrenbewusstseins
Den Strassenradfahrern, die mit Biken im Gelände beginnen,
einen Kurs (Fahrtechniktraining, Gefahrensensibilisierung,
Material-/Reparaturkunde, Tourenplanung) empfehlen und
Informationsmaterial abgeben
Institutionalisiertes fahrspezifisches Mountainbiketraining (z. B.
in Sportunterricht) für Kinder/Jugendliche. Themen:
Gefahrenbewusstsein, Regelkenntnisse, korrektes Fahren/sichere
Manöver (z. B. Bremsen, Stürzen), defensiver Fahrstil (z. B.
angemessene Geschwindigkeit)
Erarbeitung und Umsetzung von Standards für einheitliche
Schwierigkeitsstufen, Gefahrenstellen für MTB-Routen
erarbeiten und Routen entsprechend signalisieren. Diese
Informationen sollen auch Seilbahnen den Bikern vermitteln, die
sie transportieren
Unterstützung der nationalen Bestrebung «Safety Scouts» aus
dem Gebiet Langsamverkehr einsetzen und diese auch auf
Bikewegen ansetzen, um infrastrukturelle Schwachstellen zu
detektieren, um bei Handlungsbedarf schwerpunktorientiert
Sanierungen veranlassen zu können.
Informationsanstrengungen, um Landeigentümer und Landwirte
für das korrekte Signalisieren von Weidezäunen und anderen
akuten Gefahrenstellen zu sensibilisieren
Informationsanstrengungen unternehmen, um Bedeutung des
Tragens der Schutzausrüstung als Sicherheitsmassnahme
bewusst zu machen, und konkrete Hinweise für korrektes
Tragen geben (v. a. Helm, Sehhilfe, rel. unbedeutende
Schutzwirkung des Rückenschutzes), für Spezialgruppen auch:
Integralhelm, Halskrause, Rücken-/Brustschutz, Hüftschutz,
Schienbeinschutz, Ellbogenschutz, Klingel, Schuhe.
Prädikat
Bewertung
Wirksam- Effizienz Umsetzkeit
barkeit
±
+
+
2
±
-
+
3*
±
+
+
2*
–
±
–
±
+
+
4
2
±
-
+
3*
-
±
++
2*
±
±
±
3
+
-
±
3
+
±
-
3
+
+
++
1*
-
±
-
3*
±
+
+
2*
±
±
+
2*
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
189
Tabelle 45 – Fortsetzung
Radfahren abseits der Strasse: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Risikofaktor
8
9
1
0
1
1
Präventionsmöglichkeiten
Ungeeignetes Fahrgerät oder
technische Mängel (Typ,
Grösse/Ergonomie, Sitzposition,
Bremsanlage, Bereifung, Pedalsystem)
Zielgruppenspezifische Informationsanstrengungen (inkl.
Handlungsanweisungen) unternehmen, um Bedeutung der
optimalen Ausrüstung zu vermitteln
Instandhaltung von Fahrrad und Ausrüstung mittels
Kampagne fördern
Ungünstige Gruppendynamik
Zielgruppenspezifische Informationsanstrengungen (inkl.
Handlungsanweisungen) unternehmen, um Bedeutung der
Selbststeuerungsfähigkeit auch im Gruppengefüge zu
vermitteln
Zu geringe Schutzwirkung von Helm,
Forschungsanstrengungen unterstützen, die zur Steigerung
Rückenschutz
der Schutzwirkung von Schutzartikeln beitragen
Marktkontrolle: Qualitätsstandard Helme
Präventionsmöglichkeiten kinderspezifisch
Mangelnde Betreuung von kleinen
Informationsanstrengungen (inkl. Handlungsanweisungen)
Kindern
unternehmen, um Bedeutung der engen Begleitung des
Erlernens des Radfahrens als Sicherheitsmassnahme
bewusst zu machen und um Eltern die
entwicklungsstufengerechten Anforderungen beim Lernen
des Radfahrens zu vermitteln (z. B. in bfu-Kinderpost)
Mangelnde fahrtechnische
Fördern der spezifischen koordinativen Fähigkeiten für das
Kompetenzen: Fahren, Bremsen,
Radfahren bei Kindern (z. B. mit Kinderlaufrad oder
Stürzen
Trottinett aber auch beim Spielen im Schonraum)
Fehlendes oder mangelhaftes Tragen
Beim Verkauf eines Kinderfahrrads, den Verkauf eines
von Helm und guten Schuhen
Kinderhelms subventionieren
Informationsanstrengungen unternehmen, um Eltern für die
relevanten Aspekte für das Helmtragen und gute Schuhe zu
sensibilisieren (z. B. mittels bfu-Kinderpost)
Ungeeignetes Fahrgerät oder
Informationsanstrengungen unternehmen, um Eltern über
technische Mängel: Typ, Grösse
die relevanten Aspekte bei der Wahl des Fahrrads und der
(Ergonomie), Sitzposition, Bremsanlage weiteren Ausrüstung zu informieren (z. B. mittels bfuKinderpost)
Zum Lernen des Radfahrens den Nutzen eines Laufrades
statt eines Fahrrads mit Stützrädern empfehlen (präventiver
Charakter muss noch näher untersucht werden)
Fahrradhandel sensibilisieren für die Bedeutung von
kinderfreundlichen Bremsanlagen
Skala Prädikat:
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
3=
Bedingt empfehlenswert
4=
Nicht empfehlenswert
Prädikat
Bewertung
Wirksam- Effizienz Umsetzkeit
barkeit
+
±
+
2*
-
-
+
3*
±
-
-
3
+
±
+
2*
+/-
+
+
2*
+
+
+
1
+
-
-
3*
±
±
±
3
±
+
+
2*
+
+
±
2
±
±
+
2
+
±
-
3
Skala Beurteilung (Wirksamkeit, Effizienz, Umsetzbarkeit)
++
= Sehr hoch
+
= Hoch
+/= Mittel
= Tief
= Sehr tief
–
Legende: * = wird z. T. schon umgesetzt
190
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.1
Konzentration
bewusstseins und der Selbststeuerungsfähigkeit
beim Radfahren für Schüler.
Das konzentrierte Befahren von heiklen Passagen
gehört zu den primären Elementen des sicheren
Die Idee und der Kommunikationsansatz der aktu-
Bikens. Biken findet meist auf unebener Unterlage,
ellen Unfallpräventionskampagne gegen das Rasen
auf schmalen, topografisch anspruchsvollen Strassen
im Strassenverkehr «Slow down – take it easy»
und Wegen statt. Die relativ hohe fahrtechnische
könnte auf das Biken ausgeweitet werden. Im
Anforderung ist inhärentes Element dieser Sportart.
Sport kann aber keine hohe Wirkung von einem
Wie in allen technisch anspruchsvollen Sportarten
solchen Ansatz erwartet werden, da schnelles Fah-
spielt die Konzentration eine wichtige Rolle für die
ren ein eigentliches Leistungsziel ist. Aus diesem
präzise Bewegungssteuerung. Es ist «empfehlens-
Grund ist ein Transfer dieses Kampagnenansatzes
wert», Informationsanstrengungen (z. B. in beste-
«nicht empfehlenswert». Alternativ dazu könnten
henden Informationsbroschüren und in bestehen-
an neuralgischen Stellen gezielte Präventionsbot-
den Kursangeboten) zu unternehmen, um Bikern
schaften für das Zielpublikum vermittelt werden.
die Sicherheitsrelevanz von permanentem konzentriertem Fahren in technisch anspruchsvollen Passa-
4.3
Kenntnisse und Tourenvorbereitung
gen bewusster zu machen.
Kenntnisse über das Mountainbiken kann man sich
4.2
Gefahrenbewusstsein und Selbst-
selbstverständlich
steuerungsfähigkeit
institutionellen Schulungsangeboten wird aber im
autodidaktisch
aneignen.
In
Allgemeinen fokussierter gelernt. Bereits heute
In allen formell organisierten Fahrtrainings (J+S-
existiert ein breites Angebot an Bike-Kursen für
Kurse, Vereinstrainings, Schulsportausflüge) könnte
Erwachsene. Es wäre wünschenswert, wenn in
die Bedeutung von fähigkeitsangepasstem Agieren
dieser von Fachleuten vermittelter Ausbildung ver-
im Gelände als wichtige Sicherheitsmassnahme
mehrt auch Aspekte wie sicherheitsrelevantes Ver-
propagiert werden. Dieser Aspekt ist bereits heute
halten,
allgemein ein Element der Ausbildung. Weiterrei-
rungsfähigkeit thematisiert würden. Auch Touristi-
chende Anstrengungen in diese Richtung sind
ker, Sportleiter, Lehrer und Fachmedien sollten der
wegen des hohen Aufwands, der sich daraus erge-
Thematik der sicherheitsorientierten Tourenvorbe-
ben würde, nur «bedingt empfehlenswert».
reitung in ihren Ausbildungsgängen und Einsatz-
Gefahrenbewusstsein
und
Selbststeue-
mitteln den nötigen Nachdruck verschaffen. Der
Bikern sollte ein besseres Bewusstsein für die Risi-
Aufwand, der sich ergeben würde, um flächende-
ken vermittelt werden, die sie in ihrer Sportart
ckend konsistente sicherheitsrelevante Lehrinhalte
eingehen, und wie sie ihre Sportart sicherheitsge-
garantieren zu können, wäre hoch, was zu einer
recht ausüben können. Eine «empfehlenswerte»
Gesamtbeurteilung von nur «bedingt empfehlens-
Möglichkeit wäre das Entwickeln und die Dissemi-
wert» führt.
nation einer spezifischen Ausgabe der Unterrichtshilfen «Safety Tool» zur Entwicklung des Gefahren-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
191
Es könnten eine gut konzipierte Kommunikations-
mittelfristig breite Verbreitung erfahren und ist aus
kampagne oder diverse spezifische Aktionen zur
diesen Gründen «empfehlenswert».
Steigerung des Gefahrenbewusstseins beim Mountainbiken lanciert werden. Die Elemente Konzent-
4.5
Fahrtechnische Fertigkeiten
ration, angemessene Geschwindigkeit, Übermüdung und Tourenplanung sollten dabei abgedeckt
Die spezifische Fahrtechnik für das Radfahren im
sein. Solch eine Kampagne wäre zwar «empfeh-
Gelände sollte man sich in Kursen aneignen, die
lenswert», aber bei grosser Verbreitung kostenin-
von Fachleuten geleitet werden. Bereits heute gibt
tensiv, da personalaufwändig. Zu prüfen wäre, ob
es ein breites Angebot solcher Kurse in der
Biker zeit- und ortsnahe mit gezielten Informatio-
gesamten Schweiz. Jungen oder älteren Sportlern,
nen angesprochen werden können, damit die Kos-
die mit dem Biken beginnen wollen, Ungeübten,
ten-Nutzen-Relation besser wäre.
die noch unbeholfen unterwegs sind und Strassenradfahrern, die auf eine Geländemaschine um-
4.4
Physiologischer Zustand
satteln wollen, sollte aktiv die Teilnahme an einer
Ausbildungseinheit empfohlen werden. In der
Symptome der Ermüdung kann ein Sportler selbst
Ausbildung sollten aber nicht nur technische Fertig-
wahrnehmen und sich bewusst werden, dass eine
keiten geschult, sondern allgemein das sichere
adäquate Reaktion darauf zu einer Reduktion des
Fahren gefördert werden, also u. a. auch Elemente
Verletzungsrisikos führt (Energieaufnahme, Pause,
wie Gefahrenbewusstsein und Selbststeuerungs-
Verkürzen der Bike-Tour, angepasste Routenwahl,
fähigkeit,
defensives Fahren). Besonders Flüssigkeitsmangel
nung (vgl. Zweiphasenausbildung der Neulenker im
und Unterzuckerung führen temporär zu deutlicher
Strassenverkehr [237]). Solche Kurse werden aber
Beeinträchtigung der koordinativen Fähigkeiten.
nur von einem kleineren Anteil der Biker besucht
Bei antizipierender Flüssigkeits- und Energieauf-
und zudem vermutlich vorwiegend von Sicher-
nahme kann dieser Gefahr weitgehend ausge-
heitsbewussten. Auch müssten die Multiplikatoren
wichen werden. Auch starke Überhitzung des Kör-
entsprechend geschult werden, damit in den
pers, bis hin zu Hitzestau und -schlag, können bei
Kursen die Präventionsanliegen gebührend berück-
unvorsichtiger Tourenplanung und ungünstigen
sichtigt würden. Aus diesem Grund sind An-
Entscheiden unterwegs auftreten. Kenntnisse über
strengungen für das Anpreisen solcher Kurse nur
das angemessene Verhalten können auch diesen
«bedingt empfehlenswert». Zumindest sollten aber
Risikofaktor weitgehend ausschalten.
die Anbieter von fahrtechnischen Ausbildungen
Material-/Reparaturkunde,
Tourenpla-
ihre Kursteilnehmenden in die offiziellen SchwieDieses Wissen sollte Bikern in Ausbildungsgängen
rigkeitsstufen einführen (diese sind seit 2012 erst
klar gemacht werden, sollte aber auch in Einsatz-
in
mitteln zur Gefahrensensibilisierung im Bikesport
welcher Stufe ihr Fahrkönnen entspricht.
Entwicklung)
und
ihnen
kommunizieren,
(z. B. Publikumsbroschüre Mountainbike [236])
abgedeckt sein. Das Aufnehmen dieser Präventi-
Es ist zu erwarten, dass der Vorschlag, für alle Kin-
onsbotschaft in bestehenden Informationsgefässen
der
wäre mit wenig Aufwand zu realisieren, würde
Vermitteln von Sicherheitsaspekten einzuführen,
192
im
Schulsport
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
Biketrainings
inkl.
dem
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
auf wenig Akzeptanz stossen würde, was diese
Routen auch ein Beitrag für mehr Sicherheit
Massnahmen
bedeutet. Es sollte ein allgemein anerkanntes und
nur
«bedingt
empfehlenswert»
macht. Wo diese bereits heute umgesetzt wird,
verbindliches
System
zur
Definition
der
sollte dies natürlich beibehalten werden.
Schwierigkeitsstufen von Mountainbike-Strecken mit
den diversen Stakeholdern erarbeitet und umgesetzt
4.6
Mountainbike-Routen und -Anlagen
sowie dieses den Bikern bekannt gemacht werden.
Das gut ausgearbeitete Routennetz von SchweizMobil
Es ist «sehr empfehlenswert», wenn Bergbahnen
[www.mountainbikeland.ch]
glänzendes
unten an der Talstation analog der «Orientierungs-
Beispiel dafür, wie bei der Förderung von muskel-
tafel» im Winter [239] auch für den Mountainbike-
unterstützter Bewegung auch Aspekte der Sicher-
betrieb eine Übersichtstafel anbringen. Die ange-
heit berücksichtigt werden können. Der Strecken-
botenen Touren sind eingetragen, Schwierigkeits-
verlauf ist zweckmässig gewählt, die Information
grade und Streckenzustand sind ersichtlich, Wet-
umfassend und adressatengerecht (Informationen
termeldungen,
zu
Mar-
laufend aktualisiert. Ebenfalls ist als «empfehlens-
kierung) und die Betreuung der Biker unterwegs
wert» zu werten, wenn oben am Berg die Biker
(Verpflegungsmöglichkeiten, Servicestationen, Ab-
direkt nach dem Ausstieg aus den Transportanla-
kürzungsvarianten, Transportmöglichkeiten mit öf-
gen durch Hinweisschilder und Richtungsangaben
fentlichem Verkehr usw.) vorbildlich. Es ist «sehr
auf die geeignete Strecke geleitet werden.
ist
Planungsmöglichkeiten,
ein
Signalisation,
Verhaltensregeln
usw.
werden
empfehlenswert», dass auch lokale Bike-Routen so
konzipiert, eingerichtet und signalisiert werden.
Es wird davon ausgegangen, dass der Einsatz von
Laien als Safety Scouts zur Gefahrenanalyse auf
Es ist «sehr empfehlenswert», wenn die Fachorga-
Bike-Routen (was in anderen Bereichen des Lang-
nisationen Richtlinien für die Signalisation von Ge-
samverkehrs diskutiert wird) keine wirkungsvolle
fahrenstellen auf Bike-Routen erarbeiten und diese
Präventionsmassnahme
pro aktiv Touristikern, Politikern und Planern kom-
empfehlenswert» ist.
und
darum
«nicht
muniziert werden.
Die Informationsanstrengungen der Beratungsstelle
Markierungen
auf
den
lokalen
touristischen
für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL)
optimiert
sind eine sinnvolle und «sehr empfehlenswerte»
werden. Dabei sind die Markierungsstandards des
Massnahme, die beibehalten werden soll. Land-
Bundesamts für Strassen (ASTRA) und der Stiftung
eigentümer und Landwirte werden so für die
SchweizMobil [238] als Vorgabe zu betrachten.
korrekte Signalisierung von Weidezäunen und
Ergänzend sollten die Schwierigkeitsstufen der
anderen akuten Gefahrenstellen sensibilisiert.
Mountainbike-Routen
sollten
laufend
Strecken auf den Markierungen angebracht werden.
4.7
Schutzausrüstung tragen
Touristiker, Behörden und Planer sollten dafür sensibilisiert werden, dass eine einheitliche, durch-
«Empfehlenswert» sind zusätzliche Informations-
gehende Markierung auf offiziellen Mountainbike-
anstrengungen, um die Bedeutung des Tragens der
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
193
Schutzausrüstung als Sicherheitsmassnahme be-
und Ausrüstung» mittels einer breiteren Kampagne
wusst zu machen und konkrete Hinweise für kor-
zu informieren, ist aus Ressourcengründen nur
rektes Tragen zu geben (v. a. Helm, Sehhilfe, ein-
«bedingt empfehlenswert».
geschränkte Schutzwirkung des Rückenschutzes).
Für Spezialgruppen auch: Integralhelm, Halskrause,
4.9
Gruppendynamik
Rücken-/Brustschutz, Hüftschutz, Schienbeinschutz,
Ellbogenschutz, Klingel, Spezialschuhe.
Viele Biker haben eine am Leistungssport orientierte Haltung. Biken in Gruppen führt erfahrungs-
4.8
Fahrrad
gemäss immer wieder zu wettkampfähnlichen
Situationen. Dabei wird im Übermut die Grenze der
Der Grossteil der auf dem Markt verfügbaren Bikes
eigenen Fahrfähigkeit rasch überschritten. Stürze
hat einen hohen qualitativen Standard. Zwar kön-
als Folge von derartigen Situationen können
nen Produktetests im Sinn einer Qualitätssicherung
schlimm enden. Besonders in Abfahrten wirkt sich
dazu führen, dass Sportausrüstung von schlechter
die Kombination von hoher Geschwindigkeit und
Qualität vom Markt genommen werden muss, aber
nahem Auffahren oder Überholen stark risikostei-
die Unfallrelevanz von Materialfehlern oder unge-
gernd aus. Dieser Umstand muss den (vor allem
nügender Qualität von Neumaterial ist schät-
jungen männlichen) Bikern klar gemacht werden.
zungsweise tief.
Dies kann in Kursen geschehen, sollten die Jungen
überhaupt an solchen teilnehmen. Es ist auch
Dem Bike-Unterhalt sollte aber vermehrt Beachtung
denkbar, gemeinsam mit Sportpsychologen und
geschenkt werden. Im Sicherheitsdossier «Fahrrad-
«Special interest»-Zeitschriften eine Informations-
verkehr» wird davon ausgegangen, dass dem un-
und Ausbildungsoffensive zur Bedeutung grup-
genügenden Unterhalt des Materials nur eine ge-
pendynamischer Prozesse im Mountainbike-Sport
ringe Sicherheitsbedeutung zukommt [215]. Beim
zu
Fahren im Gelände spielt hingegen die volle Funk-
könnten aber auch fachlich und didaktisch gut
tionstüchtigkeit des Materials in Bezug auf die
aufgearbeitet in Onlineportalen zum Thema Biken
Sicherheit eine wichtige Rolle. Bikern muss stärker
an die spezielle Zielgruppe gerichtet werden. Da
bewusst gemacht werden, dass in dieser Sportart
sich die Hochrisikogruppe kaum für Präventions-
die permanente Wartung des Materials eine un-
botschaften interessiert und der Zugang zur Ziel-
abdingbare Rolle für die Sicherheit spielt. Dabei
gruppe über Medien schwierig ist, wird diese Mass-
muss klar gemacht werden, dass die meisten Un-
nahme als «bedingt empfehlenswert» beurteilt.
lancieren.
Die
«Präventionsbotschaften»
terhaltsarbeiten nicht ohne Spezialwerkzeug und
spezifische Ausbildung ausgeführt werden können
4.10 Wirksamkeit der Schutzausrüstung
und von Fachleuten mit Erfahrung gemacht werden
sollten. «Empfehlenswert» sind zielgruppenspe-
Dass der Helm eine wirksame Präventionsmassnahme
zifische Informationsanstrengungen (inkl. Hand-
ist, um bei einem Sturz oder einer Kollision vor einer
lungsanweisungen), um die Bedeutung der opti-
Verletzung
malen Ausrüstung zu vermitteln. Biker über die
unbestritten [240]. Dass ein Helm bei sehr hoher
Sicherheitsrelevanz der «Instandhaltung von Bike
Krafteinwirkung den Körper nicht mehr genügend
194
zu
schützen,
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
ist
wissenschaftlich
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
schützen kann, um eine Verletzung zu verhindern, ist
Fahrradhelm: Wünschenswert wäre, wenn beim
aus physikalischen und biomechanischen Überleg-
Verkauf zu jedem Kinderfahrrad automatisch ein
ungen auch einleuchtend. Um Kraftstösse abbauen
Fahrradhelm dazu verkauft würde. Idealerweise
zu können, bedarf es eines ausreichenden Brems-
wäre der Helm im Fahrradpreis inbegriffen [215]. In
wegs und dieser ist limitiert, denn aus ergonomischen
Anbetracht des Aufwands, um diese Massnahme
Überlegungen sind den Gestaltungsmöglichkeit eines
flächendeckend zu realisieren, muss die Beurteilung
Helms Grenzen gesetzt. Doch auch wenn künftige
auf «bedingt empfehlenswert» gestuft werden.
Helme eine ähnliche Grösse und Körperabdeckung
hätten wie die heutigen Modelle, so könnte die
Fahrrad: Sowohl Eltern als auch Lehrer, Trainer,
Schutzwirkung durch Optimierung von Bauweise,
Sportartikelverkäufer und Betreiber von Fahr-
verwendetem Material und individueller Passung
radbörsen sollten für das Risiko sensibilisiert
theoretisch noch deutlich verbessert werden. Die
werden, das sich für ein Kind aus der falschen
wissenschaftlichen Anstrengungen in Bezug auf eine
Wahl des Bikes und/oder der Ausrüstung ergibt.
Steigerung der Schutzwirkung von Helmen sind aus
Für die erste Lernphase ist der Einsatz eines
Sicht der Prävention «empfehlenswert».
Laufrades über bestehende Kommunikationskanäle
zu «empfehlen».
Sehr ähnliche Überlegungen führen zur Einschätzung, dass vor allem auch der «Rückenpanzer»,
Sinnvoll wäre die aktive Marktbeeinflussung mit dem
noch weiterentwickelt werden sollte, um besseren
Ziel, kinderfreundliche Bremssysteme zu fördern z. B.
Schutz zu gewährleisten – im Fall des Rückenschut-
indem besonders gut geeignete Systeme für die
zes vor den schwerwiegenden Wirbelsäulen-/Rü-
Vergabe des bfu-Sicherheitszeichens (SiZe) aktiv
ckenmarkverletzungen.
akquiriert werden. Kinderfahrräder werden im Ausland produziert, darum hat der heimische Markt ge-
Es ist «empfehlenswert», dass die bfu im Rahmen
ringen Einfluss auf die Gestaltung des Angebots, was
ihres Auftrags zur Marktkontrolle weiterhin stich-
die Umsetzung dieser Idee in Frage stellt und diese
probenweise Kontrollen zur Einhaltung der gesetz-
Massnahme «bedingt empfehlenswert» macht.
lichen Anforderungen an Fahrradhelme durchführt.
4.12 Aktuelle Präventionsanstrengungen
4.11 Betreuung kleiner Kinder
Mountainbikespezifische Unfallprävention findet in
Begleitetes Lernen: Es ist «empfehlenswert», Infor-
der Schweiz aktuell noch relativ wenig Platz. Trotz-
mationsanstrengungen (inkl. Handlungsanweisun-
dem haben einzelne Organisationen bereits sub-
gen) zu unternehmen, um den Eltern oder anderen
stanzielle Beiträge geleistet oder sind aktuell in der
Begleitpersonen die Bedeutung der engen Beglei-
Präventionsarbeit engagiert.
tung des Erlernens desRadfahrens als Sicherheitsmassnahme bewusst zu machen und um Eltern
Die Helmtragquote auf «Naturstrassen» lag im Jahr
und Lehrpersonen die entwicklungsstufengerechte
2007 bei 78 %, in der Deutschschweiz gar bei
Anforderungen beim Lernen des Fahrradfahrens zu
88 % [23]. Diese im Vergleich zum Bereich «Rad-
vermitteln (z. B. in bfu-Kinderpost, Safety Tool).
fahren im Strassenraum» hohe Tragquote ist zum
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
195
Teil auf das Helmobligatorium an Wettkämpfen
5.1
Forschung
sowie die langjährige Helmkampagne von Suva
und
bfu
zurückzuführen.
Zudem
hat
die
Das
international
verfügbare
wissenschaftliche
selbstauferlegte Helmtragpflicht der Ausbildungs-
Wissen um erfolgreiche Unfallprävention beim
institutionen (Jugend+Sport, Swiss Cycling, private
Mountainbiken ist noch relativ bescheiden. Der
Kursanbieter) zur allgemeinen Akzeptanz des
Mountainbikesport boomt aber in der Schweiz und
Helmtragens beigetragen und hat vermutlich über
in weiten Teilen Europas. Darum ist zu erwarten,
die spezifische Szene hinaus eine grosse Vor-
dass auch die Unfallzahlen weiterhin stark zuneh-
bildwirkung.
men werden. Die Prävention von Bike-Unfällen
wird also weiterhin ein Schwerpunkt der bfu im
SchweizMobil hat im Rahmen der Erarbeitung und
Bereich Sport darstellen. Für eine erfolgreiche
Realisierung
Schweiz»
Themenfestlegung, Planung, Umsetzung und Eva-
(www.mountainbikeland.ch) gemeinsam mit den
luation von wirksamen Präventionsmassnahmen ist
Kantonen die Grundlage für eine einheitliche Mar-
die Unfallforschung (v. a. Unfall-Screening) und
kierung von Mountainbike-Routen gelegt. Diese
das Wissensmanagement (sammeln, aufarbeiten
basiert auf der Schweizer Norm für die Signalisation
und disseminieren von Präventionswissen) weiter-
des Langsamverkehrs (SN 640 829).
hin eine dringende Aufgabe.
Die bfu hat in Kooperation mit einigen privaten
5.2
des
«Mountainbikeland
Ausbildung
Bauern und Betreibern von Mountainbike-Anlagen
die Fachbroschüre «Mountainbike-Anlagen: Pla-
Es wurde in diesem Bericht mehrfach dargestellt,
nung, Bau und Betrieb» erarbeitet und publiziert
dass Biken eine technisch anspruchsvolle Sportart
[225]. Diese soll als Arbeitsgrundlage dazu dienen,
mit einem relativ hohen Risiko für Verletzungen ist.
Mountainbike-Anlagen sicher zu gestalten.
Damit Anfänger, Quereinsteiger oder Ungeübte
diesen Sport sicherer praktizieren können, ist ein
Die bfu führt den Prozess des Schwerpunktpro-
Ausbildungskurs empfehlenswert. Solch ein Kurs
gramms. Die «Fachgruppe sicher Mountainbiken
muss neben Fahr-/Bremstechnik auch das nötige
FsMTB» entstand aus diesem Kooperationsprozess
Wissen über sicheres Fahren, Tourenplanung und
heraus.
Elemente beinhalten, um das Gefahrenbewusstsein und die Selbststeuerungsfähigkeit zu ver-
5.
Präventionsempfehlungen
Die Interventionsanalyse führt zu einer kurzen Liste
bessern.
5.3
Beratung
von Präventionsempfehlungen, in der nur noch
«empfehlenswerte» und «sehr empfehlenswerte»
Viele Biker begeben sich ins Gelände oder auf
Massnahmen aufgeführt sind (Tabelle 46, S. 197).
künstlich gebaute Anlagen, die nicht ihren Fahrfertigkeiten entsprechen. Oft fehlen adäquate Informationen, um die Anforderungen der gewählten
Strecke richtig einschätzen zu können. Die Verein-
196
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
heitlichung
Information
von
und
Markierung,
Signalisation,
Schwierigkeitsangabe
ist
voranzutreiben und für die Umsetzung zu sorgen.
abgedeckt sein. Eltern und Aufsichtspersonen, die
Kinder beim Erlernen des Radfahrens betreuen,
muss vermittelt werden, wie das kindergerechte
Erlernen gestaltet werden sollte und dass die
5.4
Kommunikation
ständige Beaufsichtigung ausserhalb eines Schonraums eine wichtige Voraussetzung für die Sicher-
Das eigene vorausschauende und sicherheitsorien-
heit des Kindes darstellt.
tierte Handeln eines jeden einzelnen Bikers ist die
Grundvoraussetzung für die sichere Ausübung
5.5
Kooperation
seiner Sportart. Nur ein kleiner Anteil der Biker hat
den Zugang über einen fremdorganisierten struktu-
Das Schwerpunktprogramm «Fahrrad/Biken»
rierten Ausbildungsweg gefunden. Zudem sind
der bfu soll weiterhin als Gefäss dienen, um den
Biker selten in Vereinen organisiert. Dies macht es
Austausch in der Prävention von Fahrrad- und im
schwierig, die Biker mit Präventionsbotschaften zu
Speziellen von Mountainbike-Unfällen zu gewähr-
erreichen. Es sollten aber zu ausgewählten Themen
leisten. In dieser strukturierten Zusammenarbeit
Informationsanstrengungen
wer-
können basiert auf der besten verfügbaren Evidenz
den, um über Sicherheitsaspekte zu informieren
erfolgsversprechende Interventionen geplant und
und um klare Handlungsanweisungen geben zu
Synergien für die Umsetzung genutzt werden.
unternommen
können. Dies kann über breite zielgruppenorientierte
Kommunikationskampagnen
geschehen,
In einem partizipativen Prozess in der «Fach-
aber auch über die bestehenden Kanäle aller Sta-
gruppe sicher Mountainbiken (FsMTB)» sollten
keholder, einerseits für die Adressaten im Bikesport
allgemein anerkannte Richtlinien für die Planung,
(Online-Plattformen, Zeitschriften, Broschüren) und
den Bau, Betrieb und Unterhalt von Mountainbike-
andererseits für Eltern mit Kindern im Risikoalter
Anlagen erarbeitet werden. Es ist erforderlich da-
(z. B. bfu-Elternpost, Elternzeitschriften, Betreuer
rauf hinzuarbeiten, dass in dieser Fachgruppe alle
Kindertagesstellen). Für Biker sollten die Themen
bedeutenden nationalen Stakeholder vertreten sind
Aufmerksamkeit,
und
und die Existenz der Arbeitsgruppe längerfristig
Selbststeuerungsfähigkeit, physiologischer Sta-
gewährleitet ist. Die bfu sollte weiterhin der Sitz
tus, Schutzausrüstung, Kenntnisse und Touren-
dieser Stelle sein.
planung,
Gefahrenbewusstsein
Bike-Anschaffung
und
-Unterhalt
Tabelle 46
Radfahren abseits der Strasse: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
Ausbildung
Gefahrenbewusstsein/
Selbststeuerungsfähigkeit
Fahrschulung
Tourenmanagement
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Beratung
Produktesicherheit:
− Kindergerechte Fahrräder
− Schutzausrüstung
Gestaltung von
Mountainbike-Routen,
-Trails, -Anlagen
Kommunikation
Faktoren:
− Aufmerksamkeit
− Selbststeuerungsfähigkeit
− Physiologischer Status
Schutzausrüstung tragen
Kenntnisse, Tourenplanung
Geeignete Fahrgerätewahl und
Unterhalt
Kindergerechtes Erlernen des
Fahrens
Kooperation
Schwerpunktprogramm
Fahrrad/Bike
FsMTB Fachgruppe
sicher Mountainbiken
Internationaler
Austausch
Radfahren abseits der Strasse (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller, Fränk Hofer)
197
IX. Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
1.
Einleitung
Studienberichten zu deskriptiver Epidemiologie
(v. a. «Spitalstudien»), die aber keinen wirklichen
1.1
Ausgangslage
Ansatz für die Unfallprävention bieten, zumal
häufig physiologische Themen (v. a. Höhenkrank-
Wandern gehört in den Alpenländern zu den be-
heit) im Fokus sind und nicht die eigentliche Unfall-
liebtesten Sportarten. In der Schweiz liegt «Wan-
analyse. In den letzten Jahren wird vermehrt den
dern, Walking, Bergwandern» an 2. Stelle der be-
psychologischen Faktoren, die bei Bergsportun-
triebenen
Radfahren/
fällen eine Relevanz haben, und damit der Frage
Mountainbiken [8]. Die Berge und der Bergsport
nachgegangen, wie das Verhalten der Bergsportler
stellen auch einen bedeutenden Faktor im Schwei-
beeinflusst werden kann, um ihr Handeln sicherer
zer Tourismus dar. Gleichzeitig zählt der Bergsport
zu machen. Eine starke Stellung in der Diskussion
sowohl in der Schweiz als auch in den übrigen
um Bergsportsicherheit haben deutschsprachige
Alpenländern wegen der relativ vielen schweren
Fachzeitschriften,
und tödlichen Unfälle zu den Schwerpunkten im
lösungsorientiert spezifische Themen rund um die
Unfallgeschehen [21]. Die bfu führt deshalb ein
Sicherheit im Bergsport abhandeln. In anderen
Schwerpunktprogramm
dem
Sportarten gibt es im deutschsprachigen Raum
Sommerbergsportarten
keine vergleichbare Fachdiskussion. Der inhaltliche
auch das Skifahren, Snowboarden und Schnee-
Austausch über Sicherheitsthemen wird von der
schuhlaufen auf Touren und abseits der gesich-
Mehrheit der relevanten Institutionen und den
erten Schneesportgebiete behandelt wird.
ausgewiesenen Experten aktiv genutzt.
Zu den Lawinenunfällen beim Touren- und Varian-
1.2
neben
Sportarten
den
gleich
klassischen
nach
«Bergsport»,
in
die
u. a.
pragmatisch
und
Begriffsklärung
tenfahren hat die bfu 2012 eine separate Unfall-,
Risiko- und Interventionsanalyse «Lawinenunfälle
Bergsport: Zum Bergsport zählen die Sommer-
beim Touren- und Variantenfahren» veröffent-
bergsportarten Bergwandern, Bergsteigen, Klet-
licht [241]. Im Folgenden werden nur die wichtig-
tern inkl. Klettersteige begehen sowie die Winter-
sten Resultate daraus wiederholt, im Übrigen wird
sportarten Touren-Skifahren, -Snowboardfahren,
auf die erwähnte Analyse verwiesen.
Schneeschuhlaufen,
Freeriden/Variantenfahren
abseits der gesicherten Schneesportabfahrten und
Die wissenschaftliche, von Experten gegengelesene
Eisklettern. Ausserdem werden auch Canyoning
(peer-reviewed) Fachliteratur zum Bergsport in
und Höhlenbegehungen zum Bergsport gezählt.
englischsprachigen Zeitschriften wird dominiert
Nicht in diesem Kapitel abgehandelt werden Un-
vom Thema «Lawinen». Auch das Klettern wird
fälle beim Höhlentauchen (Kap. X, S. 226), Wan-
breit abgedeckt, wobei das Sportklettern ein
dern und Winterwandern auf präparierten Wegen
Schwerpunkt bildet. Es gibt eine Vielzahl von
sowie Schneesport auf gesicherten Abfahrten.
198
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergwandern: Wanderungen auf Bergwegen
Ski oder Snowboard, wobei der Ausgangspunkt
und Touren in weglosem Gelände (SAC-Berg-
mit einem Lift, einer Bergbahn oder mit dem
und Alpinwanderskala [242] ab Grad T2, falls
Helikopter erreicht wird.
markiert: weiss-rot-weiss). Bergwandern grenzt
Eisklettern: Klettern mit Steigeisen und Pickel
sich
an gefrorenen Wasserfällen.
vom
Bergsteigen
dadurch
ab,
dass
üblicherweise keine Sicherungsmittel (Seil) und
Canyoning: Begehung von Schluchten mit einer
keine alpintechnische Ausrüstung (Steigeisen,
Mischung aus Springen, Schwimmen, Rutschen
Pickel) erforderlich sind. Bergwandern grenzt sich
und Abseilen. Canyoning verbindet Elemente aus
vom Wandern/Spazieren dadurch ab, dass der
dem Bergsport und dem Wassersport. Die
Schwierigkeitsgrad höher ist als T1, Trittsicher-
Unfälle werden dem Bergsport zugeordnet.
heit, Schwindelfreiheit, gute körperliche Ver-
Höhlenbegehung:
fassung und Kenntnis der Gefahren im Gebirge
abseits touristisch erschlossener Wege. Höhlen-
nötig sind und Absturzgefahr besteht.
begehung verbindet Elemente aus Klettern,
Begehung
von
Höhlen
zu
Bergsteigen, Klettersteig begehen und Wasser-
Fuss in den Bergen, wo in der Regel Sicher-
sport (Tauchen, Schwimmen). Unfälle werden je
ungsmittel (Seil) und eine alpintechnische Aus-
nach Hergang dem Bergsport oder dem Was-
rüstung (Pickel, Steigeisen) notwendig sind.
sersport zugeordnet.
Bergsteigen/Hochtourengehen:
Touren
Klettern: Touren im reinen Felsgelände, wo
üblicherweise von Standplatz zu Standplatz gesi-
In diesem Kapitel werden folgende Sportarten
chert wird. Zum Klettern gehört auch das Sport-
nicht behandelt:
klettern in Klettergärten oder in Kletterhallen.
Wandern: Wanderungen auf Wanderwegen
Klettersteig begehen: Ein mit Leitern, Eisenstif-
und Touren in weglosem Gelände (SAC-Berg-
ten oder Stahlseilen gesicherter Weg im Fels wird
und Alpinwanderskala [242] bis Grad T1, falls
mit Selbstsicherung an einem durchgehenden
markiert: gelb) ohne Absturzgefahr und ohne
Drahtseil begangen. Von der Technik her ähnlich
besondere Anforderungen.
sind Seilgärten oder Seilparks, bei denen eben-
Winterwandern: Wandern auf schneebedeck-
falls mit Selbstsicherung an einem Drahtseil ver-
ten und meist präparierten Winterwanderwegen.
schiedene Elemente (Seilbrücken, Balken usw.)
begangen werden, die als Parcours zwischen
Auf die tödlichen Unfälle beim Wandern/Spazieren
Bäumen, Masten oder Ähnlichem montiert
wird im Kapitel VI, S. 120 eingegangen.
werden.
Ski-, Snowboard- und Schneeschuhtouren:
Touren, bei denen für den Aufstieg Ski oder
Schneeschuhe verwendet werden und/oder mit
Ski, Snowboard oder Schneeschuhen ausserhalb
der gesicherten Schneesportgebiete abgefahren
bzw. abgestiegen wird.
Variantenfahren/Freeriden: Abfahrten ausserhalb der gesicherten Schneesportgebiete mit
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
199
1.3
Sportausübung
wegs. In der Romandie (3,8 %) sind diese Sportarten beliebter als in der Deutschschweiz (2,5 %)
1.3.1 Sportarten
und im Tessin (1,1%).
Gemäss der Studie «Sport Schweiz 2008» [8] und der
Klettern/Bergsteigen wird ebenfalls jährlich wäh-
Sekundäranalyse «Wandern in der Schweiz» [11]
rend 5,9 Mio. Stunden ausgeübt. Dank der höhe-
nennen 32,9 % der Befragten aus der Schweizer
ren mittleren Anzahl Stunden pro Jahr (60 Stun-
Bevölkerung Wandern oder Bergwandern als von
den) ist das Total trotz weniger Aktiven gleich hoch
ihnen ausgeübte Sportarten. 10,3 % nennen Berg-
wie bei den Schneetouren (39 Stunden).
wandern, 23,7 % Wandern, wobei keine Definition
der Sportarten vorgegeben wurde und mit Wandern
1.3.2 Geschlecht
also auch Bergwandern gemeint sein kann. Die
durchschnittliche Häufigkeit der Ausübung beträgt
Der
Frauenanteil
beim
Wandern/Bergwandern
20 Tage pro Jahr. Wandern und insbesondere
beträgt 52 %, bei den Schneetouren 53 % und
Bergwandern hat seit 2000 deutlich zugenommen.
beim Bergsteigen/Klettern 32 %, wobei der Frauenanteil beim Sportklettern wahrscheinlich höher liegt
Ski-, Snowboard- und Schneeschuhtouren nennen
als beim klassischen Bergsteigen [10].
2,5 % der Befragten und Klettern, Bergsteigen
1,6 %. Outdoor-Sportaktivitäten sind seit Längerem
1.3.3 Alter
im Trend. Immer mehr Leute möchten als Kontrast
zum hektischen Alltag die Freizeit in der Natur ver-
Das Durchschnittsalter beim Wandern/Walking/
bringen. Aber auch beim Hallenklettern zeigt sich ein
Bergwandern liegt bei 50 Jahren [8], bei den
anhaltender Anstieg der Aktiven, von denen viele
Schneetouren bei 49 und beim Klettern/Bergstei-
später auch die Outdoor-Felskletterei entdecken.
gen bei 37 Jahren. Vor allem in den Altersklassen
ab 45 Jahren wird oft gewandert (über 40 %), aber
In der Zusatzauswertung «Factsheets Sportarten»
auch bei den 30- bis 44-Jährigen wandern 30 %.
[10] zur oben genannten Studie «Sport Schweiz
Klettern/Bergsteigen wird vor allem von jungen
2008» sind insbesondere folgende Resultate her-
Erwachsenen bis 29 Jahre ausgeübt.
vorzuheben:
1.3.4 Organisatorischer Rahmen
Wandern/Bergwandern führt zu einer Expositionszeit von insgesamt 131 Mio. Stunden pro Jahr
Bergsport wird mehrheitlich in freier, ungebunde-
(bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis
ner Form ausgeübt [10]. Beim Wandern beträgt
74 Jahren). Von den Personen aus der Deutsch-
der Anteil 90 %. Nur 10 % wandern im Verein
schweiz wandern 39 %, von denjenigen aus der
oder in einer festen Gruppe. Bei den Schnee-
Romandie nur 17 % und aus dem Tessin 22 %.
touren sind 8 % mit einem Verein unterwegs,
23 %
in
einer
festen
Gruppe
und
69 %
Auf Ski-, Snowboard- und Schneeschuhtouren sind
ungebunden bzw. selbstorganisiert. Auch beim
die Befragten insgesamt 5,9 Mio. Stunden unter-
Klettern/Bergsteigen
200
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
sind
73 %
ungebunden
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
unterwegs, 14 % in fester Gruppe und 12 % im
und ihre kantonalen Fachorganisationen bieten
Verein.
über 700 geführte Wanderungen pro Jahr mit total
20 000 Teilnehmenden an [244]. 75 % der Schwei-
1.4
Der institutionell organisierte Berg-
zer Wohnbevölkerung nutzen das Wanderwegnetz
sport
zum Wandern und für weitere Aktivitäten [11].
Als Verbände sind insbesondere der Schweizer
Die 1905 gegründete Naturfreunde-Bewegung
Alpen-Club SAC und die Schweizer Wanderwege
der Schweiz zählt heute rund 23 000 Mitglieder
zu nennen. Weitere grössere Organisationen und
und bietet Veranstaltungen sowie Aus- und Wei-
Vereine im Bereich Bergsport sind die Naturfreunde
terbildungskurse für die Mitglieder in den rund
Schweiz, Swiss-Ski, der Verband der Bergführer
160 Sektionen,
(SBV), der Verband der Bergsportschulen (VBS),
verbänden an. Skitouren, Berg- und Talwan-
Jugend+Sport sowie die Armee.
derungen, Schneeschuhtouren, Klettern in Eis und
in
Regional-
und
Kantonal-
Fels, aber auch Kanufahren, Biken, Langlaufen und
Der
Schweizer
Alpen-Club
SAC
mit
rund
Campen gehören zum Angebot.
135 000 Mitgliedern bietet für Breitensportler und
Wettkampfsportler (Sport- und Eisklettern, Skialpi-
Der Schweizerische Skiverband Swiss-Ski bietet
nismus) ein breites Angebot an (Leiter-)Ausbildun-
neben den Ski- und Snowboardaktivitäten im Spit-
gen, Kursen und Touren, Letztere insbesondere
zensport in 820 Klubs auch Breitensportaktivitäten
auch in den 111 Sektionen. Fast die Hälfte der
an für wenig mehr als 100 000 schneesport-
Mitglieder ist über 50 Jahre alt und in vielen Sekti-
begeisterte Swiss-Ski-Mitglieder. Rund 70 Klubs
onen sind denn auch die Senioren die aktivste
sind auf Skitouren oder im Sommer auf Hoch-
Gruppe [243].
touren unterwegs und bieten Touren und Ausbildung an.
Der Verband Schweizer Wanderwege mit gut
40 000
Mitgliedern
vereinigt
die
kantonalen
Die Bergführer in der Schweiz sind im Schweizeri-
Wanderweg-Fachorganisationen und bietet in der
schen
Bergführerverband
organisiert.
Der
Schweiz über 60 000 km signalisierte Wanderwege
klassische Sommer- und Winteralpinismus steht im
(davon 20 000 km Bergwanderwege) an. Er setzt
Zentrum ihrer Tätigkeit. Sie betreiben aber auch
sich für ein attraktives, flächendeckendes und si-
Trekking, Expeditionen, Höhenbergsteigen, Sport-
cheres Wanderwegnetz in der Schweiz ein, das
klettern, Canyoning, Schneeschuhlaufen, Eisfall-
einheitlich und lückenlos signalisiert ist. Diese
klettern und andere Spezialitäten.
Aufgabe ist im Bundesgesetz über die Fuss- und
Wanderwege3 festgehalten und wird von den
Die Bergführer arbeiten teilweise als selbstständige
meisten Kantonen an die Wanderweg-Fachorga-
Bergführer. Der wichtigste Arbeitgeber sind aber
nisationen delegiert. Die Schweizer Wanderwege
die Bergsportschulen. Die grössten 34 Bergsport-
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯
schulen sind im Verband der Bergsportschulen
3
Bundesgesetz vom 4. Oktober 1985 über Fuss- und
Wanderwege (FWG), SR 704
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
zusammengeschlossen.
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
201
Jugend+Sport ist das Sportförderungswerk des
Die wichtigsten Ausbildungen im Bergsportbereich
Bundes. Es gestaltet und fördert jugendgerechten
sind Bergführer, Schneesportlehrer (mit Lawinen-
Sport und ermöglicht Kindern und Jugendlichen,
modul), Jugend+Sport-Leiter, Wanderleiter, SAC-
Sport ganzheitlich zu erleben und mitzugestalten.
oder Naturfreunde-Tourenleiter und Kletterlehrer.
Kinder und Jugendliche sollen zu lebenslangem
Für Canyoning bietet neben dem Bergführerver-
Sporttreiben animiert werden. Jugend+Sport bietet
band die Swiss Outdoor Association (SOA) Leiter-
Kurse und Lager für Kinder und Jugendliche in
Ausbildungen an.
75 Sportarten
an.
An
jährlich
über
50 000
Sportkursen und -lagern werden rund 550 000 10-
2.
Unfallanalyse
2.1
Allgemeines
bis 20-jährige Teilnehmende gezählt, wobei sich
einige an mehreren Angeboten beteiligen. Mehr
als 60 000 Leiterinnen und Leiter setzen sich für die
Kinder und Jugendlichen ein. Die Leiter-Ausbildung
Bergsport unterliegt wie die meisten anderen Out-
ist somit auch einer der Hauptpfeiler von Ju-
door-Sportarten einem starken Einfluss durch das
gend+Sport. In den 3 Sportfächern «Bergsteigen»,
Wetter und die Verhältnisse. Herrschen in den
«Skitouren» und «Sportklettern» werden jährlich
Hauptsaisons der jeweiligen Sportarten, also im
rund 8000 Teilnehmende von rund 2500 Leitern
Sommer für Bergwandern und Bergsteigen so-
betreut. Im Sportfach «Lagersport/Trekking» sind
wie im Winter für Touren- und Variantenfahren,
zudem fast 60 000 Teilnehmende ebenfalls teil-
insbesondere während der Ferienzeit, den Woche-
weise in den Bergen unterwegs.
nend- und Feiertagen, günstige meteorologische
Bedingungen, so sind bedeutend mehr Sportler
Das Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der
unterwegs als in einem verregneten Sommer oder
Armee mit Standort in Andermatt stellt den Ge-
schneearmen Winter. Dementsprechend zeigt auch
birgsdienst in der Armee für das Heer und die
die Unfallstatistik im Bergsport über die Jahre
Luftwaffe sicher. Die Gebirgsspezialistenabteilung
starke Schwankungen. Aus diesem Grund werden
umfasst etwa 420 Soldaten.
im Folgenden wo verfügbar meist nur Unfallzahlen
aus Mehrjahresschnitten wiedergegeben. Weiter
sind in den Unfallstatistiken der nicht-tödlich
Tabelle 47
Entwicklung der Anzahl Getöteter im Bergsport nach Sportart, 2000–2011
Sportart
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Total
Bergwandern
40
41
37
51
44
37
45
52
44
49
53
64
557
Bergsteigen
28
50
32
39
42
26
32
41
21
24
18
35
388
Touren-Skifahren
9
20
23
14
15
16
10
14
6
13
27
22
189
Varianten-Skifahren
8
9
8
14
4
6
13
12
8
13
2
7
104
Klettern
2
1
5
5
4
8
7
5
3
6
9
7
62
Varianten-Snowboardfahren
1
8
6
4
4
6
9
5
6
3
6
58
Schneeschuhlaufen
1
1
3
1
2
2
1
4
5
2
6
28
Eisklettern
2
1
2
1
2
1
1
10
Canyoning
2
1
1
1
1
6
Touren-Snowboardfahren
1
1
1
1
4
Anderer Bergsport
1
1
2
Total
90 135 113 132 115 103 120 130
96 113 119 142 1 408
Ø 2007–2011
52
28
16
8
6
4
4
1
<1
<1
0
120
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
202
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Verletzten nur die Angaben zum Unfallgeschehen
Die Unfallzahlen sind im Bergsport in den letzten
der Schweizer Bevölkerung enthalten. Über die
Jahren tendenziell gestiegen, mit Schwankungen je
Unfälle der ausländischen Touristen liegen keine
nach Wetter und Verhältnissen.
umfassenden Angaben vor. Hingegen sind in der
bfu-Statistik der tödlichen Sportunfälle alle Fälle
Eine Spezialauswertung zeigt, dass im Bergsport
der Jahre 2000–2011 (Tabelle 47) enthalten, also
(ohne Ski-, Snowboard- und Schneeschuhtouren)
auch die Unfälle der ausländischen Gäste.
durchschnittlich (2004–2008) 850 Schwerverletzte
(Verletzungen mit einem Spitalaufenthalt von
2.2
Nicht-tödlich verunfallte Bergsportler
7 oder
mehr
Tagen)
und
1300 Mittelschwer-
verletzte (Verletzungen mit einem Spitalaufenthalt
2.2.1 Sportarten
von 1 bis 6 Tagen) zu verzeichnen sind. In Sportarten mit kleineren Fallzahlen kann über die Vertei-
Gemäss Hochrechnung der bfu verunfallten in den
lung nach Verletzungsschwere nichts ausgesagt
Jahren 2005–2009 jährlich knapp 11 000 Berg-
werden.
sportler in Winter- oder Sommersportarten so, dass
sie sich ärztlich behandeln lassen mussten: 8900
Pro 100 000 Stunden Sportausübung verunfallen
(83 %) beim Bergwandern, 1200 (11 %) in den
beim Bergwandern 13 Personen, was im Ver-
übrigen Sommer-Bergsportarten [16]. Hinzu kom-
gleich zu anderen Sportarten (Fussball: 180
men 600 (6 %) verletzte Skitourengeher. Zu den
verunfallte Personen, Skifahren: 46 verunfallte
nicht-tödlichen Unfällen in den Sportarten Snow-
Personen) wenig ist [245]. Für die übrigen Berg-
boardtourenfahren, Variantenfahren, Schnee-
sportarten können mangels Zahlen zur Exposition
schuhlaufen oder anderen Sportarten mit klei-
keine Aussagen gemacht werden.
ner Anzahl Aktiver, wie z. B. Eisklettern, Höhlenbegehung oder Canyoning, liegen keine Anga-
2.2.2 Geschlecht
ben zum gesamten Ausmass vor.
Von den Bergsportverletzten, die über die UVGIn der Analyse werden die Fälle derjenigen Aktivität
Statistik abgedeckt sind (nur 16- bis 64-jährige
(Sportart) zugeordnet, die zum Zeitpunkt des Un-
Erwerbstätige), waren zwischen 1985 und 2007
falls ausgeübt wurde (z. B. «Bergwandern», wenn
total 65 % männlich. Der Frauenanteil hat aber in
ein Kletterer beim Aufstieg zur Felswand dem
den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen. Von
Bergwanderweg entlang wandert) und nicht der
den Verletzten (2003–2007) sind beim Berg-
beabsichtigten Tätigkeit (in diesem Beispiel «Klet-
wandern 55 % männlich, beim Bergsteigen
tern»). So hat es beim Bergwandern u. a. Jäger,
68 % und beim Klettern 74 %. Damit liegt der
Pilz- und Beerensammler sowie Base-Jumper, die
Männeranteil bei den Verletzten in allen Berg-
beim Unfallereignis in den Bergen wanderten, mit
sportarten über dem Männeranteil bei den Sport-
der Absicht, in der Folge eine andere klar
treibenden insgesamt [55].
beschriebene Sportart auszuüben.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
203
2.2.3 Alter
2.2.5 Organisatorischer Rahmen
Beim Bergwandern sind rund 2400 der Verletzten
Fast alle Unfälle beim Bergwandern und 90 %
(28 %) über 64 Jahre alt. 3200 sind zwischen
der Fälle im übrigen Bergsport ereignen sich bei
46 und 64 Jahre alt (35 %) und 2300 zwischen 26
freier oder individueller Ausübung des Sports.
und 45 Jahre (26 %) alt. Im übrigen Bergsport
Somit ereignet sich nur ein kleiner Anteil der
sind 64 % der Verletzten zwischen 26 und 45
Unfälle bei der Ausübung unter Aufsicht, im
Jahre alt.
Training oder im Unterricht [55]. Dies entspricht
ungefähr dem organisatorischen Rahmen bei der
Bei der Altersklasse der 46- bis 64-Jährigen liegt
Sportausübung (Kap. IX.1.3.4, S. 200).
Bergwandern bezüglich der Unfallhäufigkeit im
Sport nach Skifahren an 2. Stelle, bei den über 64-
2.3
Tödlich verunfallte Bergsportler
Jährigen sogar an 1. Stelle.
Zwischen 2007 und 2011 verunfallten im Bergsport
2.2.4 Verletzungsart und -lokalisation
durchschnittlich 120 Personen tödlich, davon 32 in
den Schneesportarten abseits des Pistenbetriebs
Die UVG-Statistik erlaubt es, detaillierte Aussagen zu
(Tabelle 48) [21]. Der Bergsport machte damit in den
den nicht-tödlich Verunfallten zu machen, so auch
letzten 5 Jahren 66 % der durchschnittlich 180
zur Verletzungsart und -lokalisation. Gemäss UVG-
Getöteten im Sport aus. In diesem Gesamttotal sind
Statistik verletzen sich von 100 Verletzten beim
auch die jährlich 45 beim Bergsport in der Schweiz
Bergwandern 20 % an Unterschenkel/Sprung-
getöteten
gelenk, 13 % am Knie und 20 % an nicht näher
(Tabelle 48).
ausländischen
Gäste
berücksichtigt
bezeichneten unteren Extremitäten, weitere 11 %
an Handgelenk/Hand/Finger [55]. Am häufigsten
Die Letalität beträgt im 5-Jahresschnitt beim
sind Verstauchungen und Zerrungen (40 %) gefolgt
Sommerbergsport 69 und ist damit 12-mal höher
von Prellungen (26 %) sowie Frakturen (11 %).
als im Sport insgesamt. Die expositionsbezogene
Bei den verletzten Bergsteigern sind je 14 % bei
Schultergürtel/Oberarm und bei Unterschenkel/
Sprunggelenk
sowie
je
12 %
bei
Rumpf,
Handgelenk/Hand/Finger und bei nicht näher
bezeichneten unteren Extremitäten betroffen. Am
Tabelle 48
Getötete im Bergsport nach Herkunft und Sportart,
Ø 2007–2011
Sportart
Bergwandern
Schweiz
41
Ausland
12
Total
Bergsteigen
11
17
28
Touren-Skifahren
10
7
16
52
häufigsten kommen Prellungen (31 %) vor, gefolgt
Varianten-Skifahren
4
5
8
von Verstauchungen und Zerrungen (29 %) und
Klettern
5
1
6
Varianten-Snowboardfahren
2
2
4
Frakturen (11 %).
Schneeschuhlaufen
2
2
4
Eisklettern
<1
<1
1
Canyoning
<1
0
<1
Touren-Snowboardfahren
<1
0
<1
Anderer Bergsport
Total
0
75
0
45
0
120
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
204
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Inzidenz im Bergsport ist zwar relativ tief, dafür
März (Winterbergsport), mit jährlichen Abweich-
sind die Folgen eines Unfalls oft deutlich gravie-
ungen je nach Wetter (Abbildung 25). Der Verlauf
render als in anderen Sportarten.
der Unfallzahlen widerspiegelt mutmasslich das
Ausmass der Exposition im Jahresverlauf.
In der vorliegenden Unfallanalyse werden definitionsgemäss keine Todesfälle als direkte Folge einer
Der
Schweizer
Alpen-Club
SAC
führt
eine
Krankheit berücksichtigt. Neben den Todesfällen
detaillierte Statistik der tödlichen Bergunfälle [247],
als Folge von Unfallereignissen muss nämlich beim
in der auch Angaben zum Unfall enthalten sind,
Bergwandern noch einmal mit einer ähnlich ho-
die in anderen Unfallstatistiken nicht verfügbar
hen Anzahl Todesfällen infolge von Krankheit
sind. Seit dem Jahr 2000 werden die SAC-Statistik
(v. a. Herzinfarkt) gerechnet werden [246].
und die bfu-Statistik der tödlichen Sportunfälle
gegenseitig abgeglichen. In den nachfolgenden
Analysen wird also auch auf die Angaben aus der
2.3.1 Sportarten
SAC-Erhebung zurückgegriffen, die mit einer
letzten
Vielzahl von Partnern zusammengestellt wird.
5 Jahren pro Jahr 52 Personen beim Berg-
Ergänzt werden diese Informationen durch eigene
wandern, 28 beim Bergsteigen, 32 bei Ski-,
Erhebungen und Unfallstatistiken anderer Insti-
Snowboard- und Schneeschuhtouren sowie
tutionen (Polizei, SSUV, SLF).
Durchschnittlich
verunfallten
in
den
Variantenabfahrten und 7 beim Klettern (inkl.
Die SAC-Statistik zeigt einen langjährigen Durch-
Eisklettern) tödlich [14] (Tabelle 49).
schnitt (1984–2010) von jährlich 123 Getöteten im
Die meisten Bergsportunfälle ereignen sich im Au-
Bergsport, davon 44 Getötete beim Bergwandern,
gust und im Juli (Sommerbergsport), gefolgt vom
37 beim Bergsteigen, 20 auf Skitouren, 6 beim
Tabelle 49
Getötete im Bergsport nach Geschlecht und Sportart, Ø 2007–2011
Männlich
Weiblich
Total
Anz.
40
Ant.
77%
Anz.
12
Ant.
23%
Anz.
52
Ant.
100%
Bergsteigen
24
88%
3
12%
28
100%
Touren-Skifahren
Bergwandern
keiten inkl. Variantenfahren. Mehr als die Hälfte
der Bergsportunfälle geschehen am Wochenende
(Samstag/Sonntag), 45 % verteilen sich auf die
Wochentage von Montag bis Freitag.
14
84%
3
16%
16
100%
VariantenSkifahren
7
81%
2
19%
8
100%
Abbildung 25
Getötete im Bergsport nach Unfallmonat, Ø 2007–2011
Klettern
5
77%
1
23%
6
100%
25
VariantenSnowboardfahren
4
95%
<1
5%
4
100%
Schneeschuhlaufen
2
61%
1
39%
4
100%
Eisklettern
1
75%
<1
25%
1
100%
Canyoning
<1
100%
0
0%
<1
100%
TourenSnowboardfahren
<1
100%
0
0%
<1
100%
Anderer Bergsport
Total
0
97
0%
81%
0
23
0%
19%
20
10
5
Getötete Ø 2007–2011: 120 (Wohnort Schweiz: 75, Ausland: 45)
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
November
Mehrjahresschnitte in den Tabellen sind gerundet.
Diese Zahlen umfassen alle Unfälle der Schweizer Wohnbevölkerung und diejenigen
der ausländischen Gäste in der Schweiz.
Oktober
September
August
Juli
Juni
Mai
April
März
Februar
0
Januar
0
0%
120 100%
15
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
Dezember
Sportart
Klettern und 14 bei anderen Bergsporttätig-
205
2.3.2 Geschlecht
2.3.4 Organisatorischer Rahmen
Frauen waren in den letzten 5 Jahren mit 19 % in
Aus den Unfallmeldungen respektive der Unfall-
der Minderheit bei den Getöteten im Bergsport
statistik geht nicht immer hervor, ob das Unfall-
(Tabelle 49). Auch unter Berücksichtigung des
opfer allein oder in Begleitung unterwegs war. Es
Frauenanteils bei den Ausübenden in den Berg-
gibt aber genügend Hinweise, um bei 83 % der
sportarten (32–52 %) ist der Anteil der Frauen unter
Bergsportunfälle etwas über die Gruppengrösse
den Todesopfern klein [11].
auszusagen. Bei den Bergwanderunfällen liegt der
Anteil der Alleingänger bei 45 %, beim Bergsteigen bei nur 13 % und beim Klettern bei 15 %. Im
2.3.3 Alter
Winter waren von den getöteten Variantenfahrern
Bei den tödlichen Verunfallten schwankt die Opfer-
17 % Alleingänger und von den Tourenfahrern
zahl über die 3. bis 7. Lebensdekade nur wenig
8 % (Abbildung 26).
(Tabelle 50). Die Todesopfer treten aber je nach
Abbildung 26
Getötete im Bergsport nach Sportart und Gruppengrösse,
∑ 2000–2011
Sportarten in anderen Altersklassen gehäuft auf.
Jüngere kommen beim Bergsteigen, Klettern und
den
Schneesportarten
ums
Leben,
ältere
Bergwandern
vorwiegend beim Bergwandern. Das Ausmass der
45
Bergsteigen
18
13
45
5
14
8
2
14
1
tödlich verunfallten, jüngeren Bergwanderer ist
Klettern
immer noch deutlich höher, als in allen anderen
15
Tourenfahren
Bergsportarten ausser dem Bergsteigen. Kaum
36
8
29
19
Todesopfer werden in der Altersklasse der 0- bis 9-
Variantenfahren
17
20
Jährigen registriert. Dafür gibt es auch im Alter von
Anderer Bergsport
17
25
0%
70 Jahren und höher noch eine hohe Fallzahl, beim
20%
0
10
22
17
11
28
1
33
40%
Alleingänger
3er-Gruppe
10 oder mehr Personen
Bergwandern sogar die höchste.
18
60%
14
80%
100%
2er-Gruppe
4er- bis 9er-Gruppe
Tabelle 50
Getötete im Bergsport nach Alter und Sportart, ∑ 2000–2011
Sportart
Bergwandern
<10
3
Bergsteigen
Touren-Skifahren
10–19
22
20–29
40
30–39
52
40–49
64
50–59
100
10
100
81
76
73
3
21
43
62
37
60–69
123
70+
142
Unbekannt
11
32
4
12
388
14
4
5
189
3
104
Varianten-Skifahren
3
14
19
27
18
14
6
Klettern
1
4
11
13
16
12
4
Varianten-Snowboardfahren
1
15
25
12
3
Schneeschuhlaufen
1
3
7
7
1
5
2
2
2
Eisklettern
2
Canyoning
1
Touren-Snowboardfahren
Anderer Bergsport
Total
9
71
2
1
222
1
244
1
1
5
4
62
1
1
58
28
10
1
6
1
250
Total
557
243
4
184
152
1
33
2
1 408
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
206
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ein kleiner Anteil der tödlichen Bergsportunfälle
oder mit Kollegen unterwegs. Bei den restlichen
ereignet sich unter institutionell organisierter, pro-
8 % ist die Organisationsform nicht bekannt. Diese
fessioneller Leitung (5 %) (Abbildung 27). 4 % der
Anteile decken sich ungefähr mit dem orga-
Fälle werden zudem der Kategorie «institutionell
nisatorischen Rahmen der Sportausübung, denn
organisiert, nicht näher bezeichnet» zugeordnet.
Bergsport wird ja meist in freier, ungebundener
Bei 83 % der tödlichen Unfälle im Bergsport war
Form betrieben.
der verunfallte Bergsportler selbstorganisiert allein
2.3.5 Unfallhergang
Abbildung 27
Getötete im Bergsport nach Sportart und Organisationsform,
∑ 2000–2011
Es ist naheliegend, dass der «Sturz aus der Höhe»
der weitaus häufigste Unfallhergangstyp ist (72 %).
Bergwandern
88
22
Bergsteigen
86
6 1 8
Klettern
88
14
8
Auch grosse Wichtigkeit haben mit 20 % die
«Lawinen» als Unfallhergang. Deutlich seltener
7
werden «Stein-, Eisschlag» (= Getroffen von fliegen-
Tourenfahren
66
10
16
8
dem Objekt) (2 %) als Unfallhergang genannt
Variantenfahren
85
9
33
(Tabelle 51). 3 % der Fälle verteilen sich auf diverse
Anderer Bergsport
61
3
22
14
andere Hergänge (Blitzschlag, Ertrinken, Kollision,
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Ersticken/Strangulation, Erfrieren/Unterkühlen) und
Nicht institutionell organisiert
bei 3 % ist der Hergang unbekannt.
Institutionell organisiert, professionelle Leitung
Institutionell organisiert, n. n. b.
Unbekannt
Tabelle 51
Getötete im Bergsport nach Sportart und Unfallhergangstyp, ∑ 2000–2011
Unfallhergangstyp
Bergsteigen
Sturz aus der Höhe
Anz. Anteil
325
84%
Klettern
Bergwandern Tourenfahren Variantenfahren
Anderer
(inkl.
Bergsport
Klettersteig)
(inkl.
Klettersteig)
Anz. Anteil Anz. Anteil Anz. Anteil Anz.
Anteil Anz. Anteil
63
88% 511
92%
50
26%
57
35%
7
19%
20%
31
2%
5%
4
6%
8
1%
136
71%
20
5%
3
4%
7
1%
1
1%
1
0%
3
1%
1
1%
1
1%
6
17%
12
1%
3
1%
2
1%
6
4%
1
3%
12
1%
1
0%
1
1%
8
1%
4
3%
6
0%
6
2%
Kollision mit stationärem
Objekt
2
3%
58%
276
20
Erfrieren/Unterkühlen
21
Ant.
72%
Getroffen von
fliegendem Objekt
Sturz auf gleicher Ebene
54%
Anz.
1 013
Lawine
Ertrinken
87
Total
Blitzschlag
6
2%
6
0%
Erschöpfung
2
1%
2
0%
1
0%
1
0%
2
0%
38
1 408
3%
100%
Penetration
Ersticken/Strangulieren
1
1
0%
Anderer oder n.n.b.
Unbekannt
Total
1%
7
2%
388 100%
72
100%
2
0%
22
557
4%
100%
3
193
2%
100%
5
162
3%
100%
1
36
3%
100%
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
207
In der Tabelle 52 werden die Unfallhergangstypen
über das Wettergeschehen und über die Lawinen
nach der Kodierung des Unfallhergangs gemäss
dargestellt. Neben den ausgewählten Beispielen
SAC-Klassierung differenziert [21]. Dabei liegt der
werden alle Unfälle nach weiteren Kriterien erfasst
SAC-Bergsportunfallstatistik eine Kodierung zu
und analysiert. Auch informative langjährige Statis-
Grunde, die zum Teil seit Jahrzehnten Gültigkeit
tiken – z. B. über Hangneigungen, Expositionen,
hat. Es werden dabei auch Risikofaktoren als
Verschüttungsfolgen usw. – sind in den Unfall-
Unfallhergang bezeichnet. Im Sinn einer besseren
berichten enthalten.
Vergleichbarkeit und um Zeitreihenanalysen zu
ermöglichen, wird diese Kodierung hier über-
Die Zahl der jährlichen Todesopfer bei Lawinenun-
nommen.
fällen hat in den letzten 30 Jahren erfreulicherweise
etwas abgenommen und liegt im Schnitt (1992–
Im Winter werden die schweren und tödlichen
2006) bei rund 20 Opfern pro Jahr, mit grossen
Unfälle mehrheitlich durch Lawinenverschüttungen
Schwankungen je nach Wetter und Verhältnissen
verursacht. Für die Lawinenunfälle seit 1936 liegen
[249]. 84 % der Getöteten auf Schneetouren sind
detaillierte Analysen des WSL-Instituts für Schnee-
Männer, 35 % sind ausländische Touristen. Für
und Lawinenforschung SLF vor [248]. In den jährli-
Details zu den Risikofaktoren bei Lawinenunfällen
chen Berichten zu den Lawinenunfällen sind die
wird auf die bfu-Grundlage «Lawinenunfälle beim
Unfälle mit Unterstützung von Kartenausschnitten,
Touren- und Variantenfahren: Unfall-, Risiko- und
Bildern und tabellarischen Zusammenfassungen
Interventionsanalyse» verwiesen [241].
25
1
9
Erfrieren/Unterkühlen
1
1
Kollision mit stationärem
Objekt
Unbekannt
Total
Anderer bezeichneter Unfallhergang
276
31
6
2
2
2
3
3
12
1
12
1
2
8
4
Blitzschlag
Unbekannt
Total
1 013
6
Sturz auf gleicher Ebene
Anderer bezeichneter
Unfallhergang
27
3
Getroffen von fliegendem
Objekt
Ertrinken
Vom Wasser mitgerissen
6
273
Schlammlawine
2
Kollision mit stationärem Objekt
Wechtenabbruch
2
Blitzschlag
Sturz ins Wasser
7
Eisschlag
Blockierung
6
Verirren
58
Sturz in der Ebene
Steinschlag
234
Spaltensturz
671
Lawine
Lawine/Schneebrett
Absturz aufgrund von ausrutschen,
stolpern, Gleichgewicht verlieren
Sturz aus der Höhe
Absturz n. n. b
Tabelle 52
Getötete im Bergsport nach bfu-Unfallhergangstyp und SAC-Unfallhergang, ∑ 2000–2011
6
6
1
671 238 274
1
58
31
13
3
3
12
1
9
6
1
8
7
6
6
6
4
3
2
1
34
65
38
1 408
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
208
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
den Weg und verirrt sich. Als Folge steht der Wan-
2.3.6 Art der Unfallstelle
derer unvermittelt ganz anderen Anforderungen
Bei Bergwanderunfällen geschehen die meisten
gegenüber als geplant. Stürze auf Schnee werden
Stürze im freien, unbewaldeten, weglosen Gelände
oft registriert, wenn die Bergwanderwege im Früh-
(39 %). An 2. Stelle stehen Stürze auf einem
ling und Frühsommer noch teilweise mit Schnee
(Bergwander-)Weg (33 %) und an 3. Stelle solche
bedeckt sind. Solche hartgefrorenen Schneefelder
im
[250]
sind heikel zu begehen, benötigen oft Steigeisen
(Abbildung 28). Der Weg wird entweder bewusst
und Pickel, welche die Wanderer aber meist nicht
verlassen (Blumen pflücken, Fotos machen, Abkür-
dabei haben.
Wald
abseits
von
Wegen
(6 %)
zung usw.) oder der Wanderer verlässt unbewusst
Der überwiegende Anteil der tödlichen BergsteiAbbildung 28
Getötete beim Bergwandern nach Unfallort, ∑ 2000–2011
gerunfälle hat sich auf felsigem Untergrund ereignet (48 %), 18 % auf Schnee/Firn und 9 % auf Eis
(Abbildung 29). Bei 23 % der Fälle ist die Art des
17%
Untergrunds nicht bekannt.
2%
39%
3.
6%
Risikoanalyse
In der Risikoanalyse wird auf die tödlichen Unfälle
fokussiert. Einerseits sind es die relativ vielen tödlichen Unfälle, die die Bergsportarten zu einem
36%
Freies, unbewaldetes Gelände
(Wander-)Wege
Wald
Anderer bezeichneter Unfallort
Schwerpunkt in der Prävention machen. Andererseits werden beim Vermeiden von tödlichen Unfällen potenziell auch Unfälle mit Schwerstverletzten
Unbekannt
verhindert.
Abbildung 29
Getötete beim Bergsteigen nach Untergrund, ∑ 2000–2011
Es wurde abgeschätzt, bei wie vielen tödlichen
Bergsportunfällen ein bestimmter Risikofaktor eine
wahrscheinliche Mitursache darstellt. In der tabel-
24%
larischen Übersicht wurden die Risikofaktoren nach
Unfallrelevanz geordnet (Tabelle 53). Dabei wurde
48%
2%
auf Expertenwissen von Fachleuten aus der bfu,
von Mitgliedern der «Fachgruppe Sicherheit im
9%
Bergsport» und auf Fachliteratur abgestützt. Ein
Risikofaktor kann einen Unfall begünstigen, muss
18%
aber nicht die einzige Ursache sein. Oft führt erst
Fels
Schnee / Firn
eine Kombination von Risikofaktoren zu einem
Eis
Anderer bezeichneter Untergrund
Unfall. Der jeweilige Einfluss eines spezifischen
Unbekannt
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Risikofaktors kann meist nur abgeschätzt werden.
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
209
Die bedeutsamen Risikofaktoren im Bergsport
Für Details zu den Risikofaktoren bei Lawinenun-
unterscheiden sich zudem je nach Sportart, was
fällen wird auf die bfu-Grundlage «Lawinenunfälle
eine allgemeine Einschätzung der Unfallrelevanz
beim Touren- und Variantenfahren: Unfall-, Risiko-
für den gesamten Bergsport zusätzlich erschwert.
und Interventionsanalyse» verwiesen [241].
Die Ursache der meisten Unfälle beim Bergsport ist
3.1
in
mangelnder
Risikokompetenz
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
zu finden.
Risikokompetenz umfasst einerseits die Fähigkeit,
potenzielle Gefahren zu erkennen (Wahrneh-
Im Folgenden werden die einzelnen Risikofaktoren
mungskompetenz) und richtig einzuschätzen
anhand von Beispielen näher beschrieben.
(Beurteilungskompetenz) sowie andererseits die
Fähigkeit, sicherheitsorientierte Entscheide zu fällen
Bergsportler sind sich nicht bewusst, dass ihre Akti-
(Entscheidungskompetenz)
durch
vität mit einem erhöhten Gefahrenpotenzial ver-
zielgerichtetes Handeln auch zu verwirklichen
bunden ist. Insbesondere beim Bergwandern sind
(Handlungskompetenz). Extrinsische Risikofak-
sie zu sorglos unterwegs und halten Bergwandern
toren wie Naturgefahren oder Infrastruktur spielen
für einen harmlosen Spaziergang. Sie planen die
im Bergsport eine untergeordnete Rolle, wenn sie
Tour gar nicht, holen keine Informationen ein,
vom Sportler richtig beurteilt werden.
entscheiden sich sogar erst spontan für eine Berg-
und
diese
wanderung oder verlassen die markierten Wege,
Tabelle 53
Bergsport: Bewertung von Risikofaktoren
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Skala Unfallrelevanz
210
Nr.
Risikofaktor
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Mangelhafte Planung
Mangelnde Beurteilungskompetenz
Mangelnde Entscheidungskompetenz
Mangelnde Handlungskompetenz
Mangelhafte oder fehlende Sicherungs-/Seiltechnik
Fehlende oder mangelhafte/ungeeignete Ausrüstung
Ungenügende Kenntnisse, ungenügende Fähigkeiten
Alleingänger
Spalteneinbruch
Objektive Gefahren, Naturgefahren
Infrastrukturelle Mängel
Mangelhaftes Rettungswesen
Alkohol- oder Drogenkonsum, Medikamente
Tiereinwirkung
Unfallrelevanz
Schneetouren
Klettern
Bergsteigen
Bergwandern
Setting
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Anteil der tödlich verletzten Bergsportler (in Prozent)
> 21
10–21
6–9
3–5
<3
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
ohne sich die Konsequenzen zu überlegen. Die
3.3
Mangelnde Beurteilungskompetenz
Berggänger sind teilweise ungenügend ausgerüstet
(kein Seil auf verschneiten Gletschern) oder über-
Nach Aussagen von Experten sind einige Berggän-
fordert. Es fehlt zudem an Wissen und an der
ger auf den gewählten Touren überfordert, merken
Erfahrung, um die Risiken und speziellen Gefahren-
es aber manchmal selbst nicht oder zu spät. Sie
stellen vor Ort erkennen zu können. Damit fehlt
schätzen also entweder die eigenen Fähigkeiten
auch die grundlegende Voraussetzung, um diese
(Kondition, Koordination) oder die Verhältnisse,
risikoreichen Situationen richtig einzuschätzen und
das Wetter und die Anforderungen falsch ein. Sie
dann entsprechend zu handeln. Dies gilt insbeson-
sind dann z. B. ungenügend ausgerüstet (Turn-
dere auch für den Schneesport abseits der gesi-
schuhe auf Schneefeldern, keine warme Kleidung
cherten Gebiete, wo die Lawinengefahr nicht
im Hochgebirge), völlig erschöpft und dadurch
«sichtbar» ist und deshalb oft nicht wahrgenom-
blockiert oder viel zu spät noch unterwegs.
men wird. Einige Schneesportler sind nicht über die
aktuelle Lawinengefahrenstufe gemäss Lawinen-
Überforderung und Ermüdung begünstigen Fehler
bulletin informiert [251].
und damit potenzielle Unfallsituationen. Eine Überforderung kann zu Stress und dann zu Fehlent-
3.2
Mangelhafte Planung
scheiden führen, Ermüdung und Erschöpfung zu
Stolpern und Stürzen. Misstritte und Stolpern sind
Durch gute Planung lassen sich wichtige Punkte
die Hauptursache der Verletzungen der unteren
vorbereiten und damit viele Unfälle vermeiden: Die
Extremitäten, können aber auch Ursache von
Tour kann so gewählt werden, dass die Anforde-
Abstürzen
rungen an die Fähigkeiten der Teilnehmenden
Situationen wie bei einem Unfall, bei einem plötz-
angepasst sind. Das Wetter kann weitgehend vo-
lichen Schlecht-Wettereinbruch oder bei anderen
rausgesehen, die Verhältnisse in Erfahrung ge-
unerwarteten
bracht, die richtige Ausrüstung, angepasste Beklei-
wichtig, insbesondere, wenn nicht schon bei der
dung und genügend Verpflegung mitgeführt, die
Planung an Alternativen gedacht worden ist.
mit
Todesfolge
sein.
Schwierigkeiten
In
sind
kritischen
Reserven
Schlüsselstellen und die Umkehrpunkte definiert
werden. Mangelnde Planung kann zu falschem
Wenn Schneesportler im Winter die Verhältnisse
Einschätzen der Verhältnisse und damit zu gefährli-
falsch einschätzen und in zu gefährlichem Gelände
chen Überraschungen führen, auf die nicht adä-
(Hangneigungen, Hangexpositionen und Hangfor-
quat reagiert werden kann, wenn keine Verhal-
men) unterwegs sind, ist das Risiko für eine Lawi-
tensalternativen überlegt wurden. Folgen von feh-
nenverschüttung hoch. Beim Freeriden und Tou-
lender Planung sind dann auf der Tour das Fehlen
renfahren kann das Nachfolgen von fremden
von notwendigem Material, Überforderung oder
Spuren in unbekanntem Gelände zu Abstürzen
eine ungenügende Reaktionsmöglichkeit auf ver-
führen.
änderte Rahmenbedingungen unterwegs. Mangelhafte oder fehlende Planung kann eine Folge von
mangelnder Wahrnehmungs- oder Beurteilungskompetenz sein.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
211
3.4
Mangelnde Entscheidungskompe-
oder Überforderung ist man manchmal motorisch
tenz
nicht in der Lage, eine Handlung wie geplant
durchzuführen.
Der Faktor «Mensch» (inkl. gruppendynamische
Prozesse) führt auch bei genügend Wissen und
Viele Bergsportler gehen sogar bewusst ein höhe-
Erfahrung sowie richtiger Einschätzung der Situ-
res Risiko ein, um ihre Ziele zu erreichen. Sie fahren
ation manchmal zu Fehlentscheiden. Sinnestäu-
in einen steilen Neuschneehang, der lawinenge-
schungen, Wahrnehmungsfallen und mangelnde
fährdet ist, um die erste Spur ziehen zu können
Kommunikation spielen oft eine wichtige Rolle, vor
oder steigen bei sich verschlechternden Bedingun-
allem auch bei Lawinenunfällen. Die Fixierung auf
gen trotzdem bis zum Gipfel auf, der ihnen in ihrer
ein
(suggeriert
Sammlung noch fehlt. Bei hoher Risikobereitschaft
Sicherheit) oder spontane Bauchentscheide beein-
wird also ein grösseres Unfallrisiko in Kauf
flussen die sicherheitsorientierte Entscheidungsfin-
genommen, um andere Ziele zu erreichen.
Ziel,
Wunschdenken,
Routine
dung negativ.
3.6
So wird z. B. kurz unter dem Gipfel nicht umge-
Mangelhafte oder fehlende Sicherungs- und Seiltechnik
dreht, obwohl die Verhältnisse auf den letzten
Metern eigentlich zu schlecht sind. Oder man ent-
(Fehlendes) Anseilen: Anseilen kann oft einen Ab-
scheidet sich für die Abfahrt durch einen Nordhang
sturz oder Spaltensturz verhindern. Anseilen ist
mit Pulverschnee und grösserer Lawinengefahr,
deshalb auf eher flachen verschneiten Gletschern
sobald man einen Blick in den geplanten Hang mit
und bei entsprechender Sicherung im Steilgelände
Bruchharst geworfen hat.
nützlich. Anseilen kann aber auch zu Mitreissunfällen führen und ist in solchen Situationen ein
3.5
Mangelnde Handlungskompetenz
Risikofaktor (Abbildung 30). In jeder Situation –
besonders auf Hochtouren – müssen die Risiken
Viele Unfälle sind auf ein Fehlverhalten der Berg-
des Anseilens oder Nicht-Anseilens gegeneinander
sportler zurückzuführen. Teilweise werden Warnungen oder Weisungen nicht beachtet oder gegen
grundlegende
Vorsichtsregeln
Abbildung 30
Getötete beim Bergsteigen nach Mitreissunfall, ∑ 2000–2011
verstossen.
Nach zuvor richtig eingeschätzter Situation wird
der entsprechende sicherheitsorientierte Entscheid
20%
21%
zwar getroffen, bei externen Barrieren oder gegenläufigen Motiven aber doch nicht durch zielgerichtetes Handeln verwirklicht. So geht man z. B.
trotzdem weiter, wenn die Kollegen unbedingt
noch auf den Gipfel möchten oder man stürzt in
einem Hang, den man bei der Abfahrt zur Schonung der Schneedecke eigentlich sturzfrei hätte
befahren wollen. Gerade bei Stress, Ermüdung
212
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
59%
Ja
Nein
Unbekannt
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
abgewogen werden. Der eigentliche Risikofaktor
wenig steif um ein Rutschen zu verhindern, hohe
ist also eine mangelnde Risikokompetenz.
und feste Wander- oder Bergschuhe sind dafür
besser geeignet.
Fehlende Sicherung: Insbesondere bei Hochtouren
ist das ungesicherte gemeinsame Gehen mit oder
Ausrüstungsmängel sind ausser bei den Schuhen
ohne Seil gefährlich, weil ein Sturz nicht gebremst
auch beim technischen Material zu finde: Steigei-
oder gehalten werden oder bei angeseiltem Gehen
sen, die nicht mehr scharf sind oder sich vom
zu einem Mitreissunfall führen kann. Vor allem auf
Schuh lösen, weil sie nicht richtig dazu passen;
langen Touren wird wegen des hohen Zeitbedarfs
Steigfelle, die nicht mehr kleben und sich in einer
oft auf eine Sicherung verzichtet. Beim Felsklettern
heiklen Situation lösen; Stöcke, die unter der
kann eine fehlende Zwischensicherung die Sturz-
Belastung unerwartet zusammensacken.
höhe und damit die Verletzungsgefahr vergrössern.
Manchmal ist eine Sicherung aufgrund des Ge-
Die Kleidung ist bei allen Bergaktivitäten wichtig.
ländes nicht möglich, meist ist aber eigentlich eine
Oft wird ein drohender Wetterumschlag unter-
mangelnde Risikokompetenz der Risikofaktor.
schätzt. Auch im Sommer sollte man warme Kleider, Handschuhe und Mütze und eine wetterfeste
Mangelnde Handhabung der Sicherungsgeräte:
Jacke dabei haben. Bei Kälte und Nässe wird man
Vor allem in Kletterhallen und in Klettergärten sind
steif und müde, man wird unvorsichtig oder beeilt
einige Unfälle der falschen Handhabung der Siche-
sich zu stark, um einen Unterschlupf zu erreichen.
rungsgeräte zuzuschreiben. Diese Fehler führen nur
Dabei können Fehler gemacht werden, die zu Un-
nicht zu mehr Verletzten, weil es eher selten zu
fällen führen.
Stürzen kommt. Oft fehlt ein korrekter Partnercheck, der den Unfall hätte verhindern können.
Auch die falsch eingestellte Skitourenbindung kann
bei einem Sturz in der Abfahrt ein Verletzungsrisiko
Mangelhafte Benützung einer Tyrolienne oder
darstellen, führt aber normalerweise nicht zu tödli-
falsches Umhängen der Selbstsicherung ist beim
chen Verletzungen.
Begehen von Klettersteigen der wichtigste RisikoMaterialversagen ist eine eher seltene Unfallursa-
faktor.
che. Mögliche Beispiele sind der Bruch von Steigei-
3.7
Fehlende, mangelhafte oder unge-
sen oder Pickel, Brüche von Haken, Karabinern und
eignete Ausrüstung
anderen Sicherungsgeräten oder Seilrisse.
Beim Bergwandern können Schuhe mit schlechter
Zur ungeeigneten Ausrüstung zählt z. B. ein zu
Rutschfestigkeit und Stabilität zu Unfällen führen.
kurzes Seil für die vorgesehene Kletterroute oder
Turnschuhe mit guter griffiger Sohle sind auf ei-
Abseilstelle oder ein Leichtsteigeisen für eine ge-
nem guten Weg nicht unbedingt ein Problem,
mischte Hochtour in Fels und Eis. Das Problem ist
abgesehen von der Gefahr von Misstritten wegen
aber nicht die Ausrüstung an sich, sondern die
fehlender Stabilisation am Fussgelenk. In weglosem
Wahl der falschen Ausrüstung für die gewählte
Gelände sind die Sohlen aber normalerweise zu
Tour, also eine mangelnde Beurteilungskompetenz.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
213
Fehlende Ausrüstung führt oft zu kritischen Situ-
3.8
gende Fähigkeiten
ationen und ist meist eine Folge von mangelnder
Wahrnehmungs-
oder
Ungenügende Kenntnisse, ungenü-
Beurteilungskompetenz.
Selten wird etwas einfach vergessen. Bei der Que-
Ungenügende Trittsicherheit, ungenügendes «Klet-
rung eines steilen Schneefeldes im Frühsommer
terkönnen»,
wären Pickel und Steigeisen oder zumindest ein
Schnee, fehlende Orientierungskenntnisse usw.
Seil nötig. Trotzdem wird die Wanderung nicht
können zu Unfällen führen. Meistens könnten die
abgebrochen und nicht umgekehrt. Die Harsch-
Unfälle vermieden werden, wenn die Fähigkeiten
eisen fehlen. Trotzdem steigt man die wenigen
richtig eingeschätzt werden und die Tour so
steilen Meter auf der Skitour weiter. Zusätzliches
ausgewählt und geplant wird, dass die Bergsportler
Sicherungsmaterial beim Klettern wie Keile oder
mit hoher Wahrscheinlichkeit den Anforderungen
Klemmgeräte fehlen. Deshalb kann während meh-
gewachsen sind oder sogar noch Reserven haben.
reren Metern keine Sicherung gelegt werden. Ein
Die ungenügenden Kenntnisse und Fähigkeiten
fehlender Sonnenschutz kann zu Schneeblindheit
allein sind also keine bedeutenden Risikofaktoren,
oder Hitzschlag führen, fehlende Getränke oder
wenn die Anforderungen der Tour entsprechend
Verpflegung zu Erschöpfung, eine fehlende oder
gewählt werden.
mangelnde
Abfahrtstechnik
im
veraltete Karte und ein fehlender Kompass oder ein
fehlendes GPS zum «Verirren». Das Fehlen einer
Notfallausrüstung
mit
einem
3.9
Alleingänger
Erste-Hilfe-Set,
Rettungsdecke, Handy oder Funk kann ein Grund
Bei den meisten tödlich verunfallten Alleingängern
dafür sein, dass die Unfallfolgen unnötig ver-
kann die Unfallursache und der Unfallhergang
schlimmert werden, besonders in den Bergen, wo
nicht geklärt werden. Vermutlich hätte partner-
die Hilfe oft erst einige Zeit nach einem Unfall
schaftliches Handeln und Entscheiden vor dem
eintrifft. Beim Handy kann der Akku leer sein oder
Unfall oder Partnerhilfe nach dem Unfall den tödli-
es gibt keinen Empfang.
chen Ausgang bei einigen Ereignissen verhindern
können. Wenn jemand eine Erschöpfung erleidet
Fehlt beim Bergsteigen ein geeigneter Helm, so ist
oder sich verletzt und keinen Handyempfang hat,
der Sportler weder vor einem Steinschlag noch vor
um Hilfe anfordern zu können, könnte eine
dem Aufprall nach einem Sturz geschützt.
Begleitperson
schlimmere
Insbesondere
in
den
Folgen
verhindern.
Schneesportarten,
wo
Zur Schutzausrüstung kann auch die Notfallaus-
Kameradenrettung ein entscheidender Punkt ist,
rüstung für Touren- und Variantenfahren in lawi-
um die Folgen eines Unfalls zu mindern, ist das
nengefährdetem Gelände gezählt werden, also in
Allein-Unterwegs-Sein
erster Linie Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS),
Bergsteigen und Klettern und beim Begehen von
Schaufel und Sonde. Das Fehlen dieser Ausrüstung
Gletschern ist eine Seilsicherung für Alleingänger
sowie das Fehlen eines Airbags, Lawinenballons
nicht möglich oder sehr aufwändig und deshalb
usw. können die Verschüttungstiefe vergrössern
das Risiko eines Absturzes erhöht. Allein unterwegs
oder die Suchzeit verlängern und damit die Überle-
zu sein, kann aber andere Risikofaktoren wie
benschance verkleinern.
mangelnde
214
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
ein
Risikofaktor.
Entscheidungs-
und
Beim
Handlungs-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
kompetenz
auch
reduzieren,
weil
z. B.
der
che Unfälle in den letzten Jahren sind auf solche
«objektive Gefahren» zurückzuführen, die kaum
Gruppendruck fehlt.
vorausgesehen werden konnten und zum Rest-
3.10 Spalteneinbruch
risiko gehören, wenn man sich in den Bergen bewegt. Gesamthaft beurteilt, hat das Risiko, das von
Auf verschneiten Gletschern ist ein Spaltensturz
unvorhersehbaren Naturgefahren ausgeht, nur
möglich. Werden die Unfallhergangstypen diffe-
geringe Unfallrelevanz.
renzierter dargestellt, so zeigt sich, dass es sich bei
58 von 1013 Stürzen aus der Höhe um Spalten-
3.12 Infrastrukturelle Mängel
stürze gehandelt hat (Tabelle 52). Oft kann die
Festigkeit
einer
Spaltenbrücke
nicht
beurteilt
Infrastrukturelle Mängel sind im Bergsport als Risi-
werden oder Spalten sind gar nicht sichtbar. Die
kofaktor ebenfalls kaum relevant. Sie können in
Folgen eines Einbrechens in eine Spalte können
Form von mangelhaften Bergwanderwegen (feh-
aber durch Anseilen und richtige Seiltechnik ver-
lende Absturzsicherung, ungenügende Markie-
mindert werden, sodass eigentlich mangelhafte
rung) oder mangelhaften Klettersteigen (man-
oder fehlende Sicherungs-/Seiltechnik der relevante
gelnde Festigkeit der künstlichen Tritte, Risse des
Risikofaktor ist.
Sicherungskabels) auftreten. Sie kommen aber sehr
selten vor, da die Infrastruktur meist bereits einen
3.11 Objektive Gefahren, Naturgefahren
hohen Qualitätsstand erreicht hat. Zudem ist im
Bergsport in den meisten Fällen gar keine «Infra-
Naturgefahren werden im Bergsport auch als «ob-
struktur» im eigentlichen Sinn vorhanden.
jektive Gefahren» bezeichnet. Zu diesen zählen
insbesondere
Steinschlag, Eisschlag, Schlamm-
3.13 Mangelhaftes Rettungswesen
lawine, Blitzschlag oder Wechtenabbruch. Diese
objektiven Gefahren sind nicht durch Bergsportler
Das Rettungswesen ist in den Schweizer Bergen
verursacht worden (Tabelle 52, S. 208). Lawinen
sehr gut organisiert und auf einem qualitativ hohen
hingegen werden meist durch die Bergsportler
Niveau.
selbst ausgelöst. Das Risiko, das von objektiven
Gefahren ausgeht, kann oft gemieden werden,
Bei Lawinenunfällen ist die Rettung, insbesondere
indem sich die Bergsteiger nicht dort aufhalten, wo
die Kameradenrettung, effizienter geworden. Rund
diese Gefahren drohen und bei einem Wetter-
60 % der Ganzverschütteten überleben heute eine
umschlag rechtzeitig umkehren. Steinschlag, Eis-
Lawine, Ende der 70er-Jahre waren es nur 40 %.
schlag und Wechtenabbrüche können zwar nicht
Bei einer Verschüttung kann die Überlebenschance
zeitlich
möglichen
durch einen Lawinenairbag und durch eine effi-
Gefahrenstellen sind aber häufig bekannt oder klar
ziente Kameradenrettung erhöht werden. Ineffi-
ersichtlich. Durch einen möglichst kurzen Aufent-
ziente Kameradenrettung und fehlende Notfallaus-
halt an diesen Stellen oder durch Vermeidung von
rüstung (z. B. Lawinenairbag) verkleinern also die
Touren mit solchen Gefahrenstellen kann das
Überlebenschancen.
vorausgesagt
werden,
die
Risiko beträchtlich reduziert werden. Einige tödli-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
215
Fehlender Handyempfang kann in wenigen Fällen
3.16.1 Bergwandern
eine Mitursache für eine nicht sofortige Anforderung von Hilfe bei einem Unfall sein. Ein mangel-
Beim Bergwandern sind die bedeutsamsten Risiko-
haftes Rettungswesen ist aber kaum je ein Risiko-
faktoren der mangelnden Wahrnehmungs- und
faktor für die Entstehung eines Unfalls. Eine Ver-
Beurteilungskompetenz zuzuordnen (Tabelle 54).
besserung könnte also höchstens die Unfallfolgen
Die Bergwanderer sind zu sorglos. Das Bewusst-
mindern (tertiäre Prävention).
sein für mögliche Gefahren fehlt und Gefahrenstellen werden nicht rechtzeitig wahrge-
3.14 Alkohol- oder Drogenkonsum,
Medikamente
nommen. Die Bergwanderer planen ihre Bergwanderung deshalb schlecht oder gar nicht und
können ihre Fähigkeiten, die Anforderungen und
Alkohol- und anderer Drogen- oder Medikamen-
die Verhältnisse nicht richtig einschätzen.
tenkonsum ist bei Bergsportunfällen kein bedeutender Risikofaktor. Zwar wird in Berghütten Alko-
Sie überschätzen z. B. ihre Trittsicherheit und Kon-
hol konsumiert, vor einer anspruchsvollen Tour
dition, unterschätzen den raschen Wetterwechsel
jedoch kaum im Übermass. Weder Experten noch
im Gebirge, verlassen die markierten Wege ohne
Studien weisen auf ein diesbezügliches Risiko hin.
entsprechende Orientierungskenntnisse und Ausrüstung, beachten Wegsperrungen nicht oder kön-
3.15 Tiereinwirkung
nen nicht adäquat auf Unvorhergesehenes unterwegs reagieren. Gerade bei älteren Personen (beÄhnliches
sonders bei Männern) werden die Touren oft nicht
kommen vor, sind aber selten. Auch von Mutter-
an die im Alterungsverlauf verminderte Leistungs-
kühen auf Alpweiden, wo der Wanderweg durch-
fähigkeit angepasst, was dann zu Überforderung
geht, kann bei Fehlverhalten der Wanderer eine
und vorzeitiger Ermüdung führt.
Schlangenbisse,
Wespenstiche
oder
Gefahr ausgehen. In den letzten 12 Jahren wurden
jedoch beim Bergwandern keine tödlichen Unfälle
Beim Bergwandern waren auffallend viele tödlich
durch Tiereinwirkung registriert.
Verunfallte allein unterwegs, was beim Bergwandern als ein relativ relevanter Risikofaktor
3.16 Bedeutsamkeit der Risikofaktoren
eingeschätzt wurde.
nach Sportart
Tabelle 54
Bergwandern: Wichtigste Risikofaktoren
In den folgenden Tabellen werden für die Hauptbergsportarten die wichtigsten Risikofaktoren nach
Verletzungsrelevanz dargestellt.
In den übrigen Bergsportarten wie Eisklettern und
Canyoning sind tödliche Unfälle seltene Einzelfälle
mit unterschiedlichen Ursachen, die kaum nach
Setting
Risikofaktor
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Mangelhafte oder fehlende Planung (mangelnde
Anpassung der Tour an Verhältnisse und Fähigkeiten)
Mangelnde Beurteilungskompetenz (Überschätzung von
Bergwandern Fähigkeiten und Kondition, Unterschätzung der
Anforderungen)
Mangelnde Entscheidungskompetenz
Mangelnde Handlungskompetenz
Alleingänger
Unfallrelevanz klassiert werden können.
216
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fehlende oder mangelhafte Ausrüstung, infrastruk-
Fehlende Ausrüstungsgegenstände (wie Seil, Stei-
turelle Mängel an den Bergwanderwegen oder
geisen, Pickel), ungenügende Kenntnisse und Fä-
Naturgefahren sind weniger unfallrelevant.
higkeiten, Spalteneinbruch sowie das Unterwegssein als Alleingänger sind bereits weniger bedeu-
3.16.2 Bergsteigen
tende Risikofaktoren.
Beim Bergsteigen werden die Touren oft nicht
Naturgefahren als Risikofaktor sind kaum unfallre-
richtig geplant, d. h. nicht an die eigenen Fähig-
levant.
keiten oder die Verhältnisse angepasst, sei es wegen mangelnder Wahrnehmungs- oder Beur-
3.16.3 Klettern
teilungskompetenz (Tabelle 55). Die Gefahr wird
wegen fehlenden Wissens gar nicht wahrgenom-
Beim Klettern können das fehlende Gefahren-
men oder das Risiko wird falsch beurteilt. Dies
bewusstsein (v. a. Fehleinschätzung der eigenen
kann zu Überforderung und vorzeitiger Ermüdung
Fähigkeiten oder der Verhältnisse) und eine
führen.
veränderte
mangelhafte Planung zu kritischen Situationen
Rahmenbedingungen unterwegs reagiert werden
führen (Tabelle 56). Ein zu kurzes Seil beim
oder es werden Fehlentscheide getroffen. Die
Abseilen führt z. B. immer wieder zu schweren
Fixierung auf ein Ziel, Wunschdenken oder Routine
Unfällen.
So
kann
nicht
auf
(suggeriert Sicherheit) führen dazu, dass Entscheide
nicht sicherheitsorientiert gefällt werden oder nicht
Zudem gehört die mangelhafte Sicherungs- und
entsprechend gehandelt wird. Für die Erreichung
Seiltechnik zu den bedeutenden Risikofaktoren,
eines Gipfels wird z. B. oft ein hohes Risiko einge-
insbesondere beim Sport- und Hallenklettern.
gangen.
Manchmal fehlt das Wissen, weil keine Ausbildung
besucht worden ist. Ein kontrollierter Sturz ins Seil
Auch die technischen Aspekte wie mangelhaf-
bleibt oft ohne Folgen. Weite Stürze oder Boden-
tes Sichern und falsche Seilhandhabung als
stürze wegen falscher Seilhandhabung und Siche-
sportartspezifische Fertigkeiten gehören zu den
rung hingegen können zu schweren Verletzungen
bedeutenden Risikofaktoren.
führen. Das Fehlen eines Partnerchecks kann eine
Mitursache für solche Unfälle sein.
Tabelle 55
Bergsteigen: Wichtigste Risikofaktoren
Setting
Risikofaktor
Tabelle 56
Klettern: Wichtigste Risikofaktoren
Setting
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Mangelhafte Planung (mangelnde Anpassung der Tour an
Verhältnisse und Fähigkeiten)
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Mangelnde Beurteilungskompetenz (Überschätzung von
Bergsteigen Fähigkeiten und Kondition, Unterschätzung der
Anforderungen)
Mangelnde Entscheidungskompetenz
Risikofaktor
Klettern
Mangelnde Beurteilungskompetenz (Überschätzung von
Fähigkeiten und Kondition, Unterschätzung der
Anforderungen)
Mangelhafte Sicherungs-/Seiltechnik
Mangelnde Handlungskompetenz
Mangelhafte Planung (mangelnde Anpassung der Tour an
Verhältnisse und Fähigkeiten)
Mangelnde Entscheidungskompetenz
Mangelhafte Sicherungs-/Seiltechnik
Mangelnde Handlungskompetenz
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
217
Ein Helm kann bei Stürzen den Aufprall dämpfen
Fehlende Notfallausrüstung kann bei einer Lawi-
und Steinschlagfolgen mindern. Dessen Fehlen ist
nenverschüttung die Folgen wesentlich verschlim-
aber selten ursächlich für schwere Folgen von
mern, ebenso eine ineffiziente Kameradenrettung.
Kletterunfällen.
Deshalb haben diese Risikofaktoren bei Schneetouren eine höhere Unfallrelevanz.
Materialversagen wie Hakenbruch oder Seilriss ist
Neben Lawinenverschüttung werden Todesfälle
nicht sehr bedeutsam.
auch durch Absturz oder Spaltensturz verursacht.
3.16.4 Ski-, Snowboard- und Schneeschuh-
Dafür kann eine ungenügende Aufstiegs- oder Ab-
touren sowie Variantenfahren
fahrtstechnik oder fehlendes Anseilen auf Gletschern verantwortlich sein.
Die Lawinenverschüttung ist ein bedeutsamer Unfallhergang bei Schneetouren. Eine Lawine ist da-
Ungeeignete Ausrüstung, Materialprobleme oder
bei aber nicht als objektive (Natur-)Gefahr zu
objektive Gefahren spielen eine untergeordnete Rolle.
sehen. Sie wird meist von den Sportlern selbst ausgelöst, die sich im risikoreichen Gelände aufhalten
Eine detaillierte Risikoanalyse findet sich in der bfu-
und die Tour mangelhaft geplant haben (Tabelle
Grundlage «Lawinenunfälle beim Touren- und
57). Die Ursache ist damit mangelnde Risiko-
Variantenfahren» [241].
kompetenz (mangelhafte Wahrnehmung, Beurteilung, Entscheidung und Handlung). Einer-
4.
Interventionsanalyse
seits fehlen Ausbildung und Erfahrung für die
richtige Wahrnehmung und Beurteilung. Anderer-
Das Risiko für Bergsportunfälle kann mit wirksa-
seits
Risiko-
men Präventionsmassnahmen reduziert werden.
bereitschaft, bedingt durch Wahrnehmungsfallen
Um die Unfallrelevanz der in Kapitel IX.3, S. 209ff
und Sinnestäuschungen, häufig. Dabei werden
aufgelisteten Hauptrisikofaktoren zu eliminieren
auch Warnungen und Weisungen missachtet,
oder zu reduzieren, werden in diesem Kapitel ent-
wenn der Gipfel oder ein schöner Pulverschnee-
sprechende Präventionsmöglichkeiten aufgelistet
hang lockt.
(Tabelle 58). Dabei wird nur auf die Risikofaktoren
sind
Fehlentscheide
und
hohe
eingegangen, die gemäss Risikoanalyse eine hohe
Tabelle 57
Ski-, Snowboard- und Schneeschuhtouren sowie
Variantenfahren: Wichtigste Risikofaktoren
Setting
Risikofaktor
Mangelhafte oder fehlende Planung
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Ski-, Snowboard- und
Schneeschuhtouren
sowie Variantenfahren
218
Unfallrelevanz aufweisen (mindestens 3 «Saddies»:
; Tabelle 53, S. 210).
Jede vorgestellte Massnahme wird hinsichtlich ihrer
Wirksamkeit (Reduktion des Risikos bei Inkrafttre-
Mangelnde Handlungskompetenz (hohe
Risikobereitschaft)
Mangelnde Beurteilungskompetenz (falsche
Einschätzung der Lawinengefahr)
Mangelnde Entscheidungskompetenz
ten der Massnahme), Effizienz (Kosten-Nutzen-
Fehlende Notfallausrüstung (LVS, Schaufel,
Sonde)
technische
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
Verhältnis) und Umsetzbarkeit (gesellschaftliche
oder politische Akzeptanz, rechtliche Grundlagen,
Machbarkeit
usw.)
überprüft
und
bewertet (Tabelle 58). Diese Bewertung erfolgt,
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
falls vorhanden, auf Basis wissenschaftlicher Evidenz.
«short list» und wird zur Umsetzung durch die bfu
Ansonsten ist es ein Schätzwert der Expertengruppe
oder Partner empfohlen (Kap. IX.5, S. 224).
der bfu und externer Experten. Basierend auf den
drei Kriterien Wirksamkeit, Effizienz und Umsetz-
Technische Massnahmen, mit denen die Infrastruk-
barkeit
ein
tur oder die Ausrüstung sicherer gemacht werden,
Prädikat verliehen, das angibt, ob die Massnahme
sind im Allgemeinen verhaltensorientierten Mass-
empfehlenswert ist oder nicht (Tabelle 58). Eine
nahmen überlegen. So kann mit baulichen Mass-
Auswahl von Massnahmen, die bei der Bewertung
nahmen meist ein überdauernder Schutzeffekt
ein Prädikat «empfehlenswert» oder «sehr empfeh-
erzielt werden und der Effekt der Präventionsmass-
lenswert» erhalten haben, bildet die sogenannte
nahmen ist nicht vom Wissen, der Einstellung und
wird
jeder
Präventionsmöglichkeit
Tabelle 58
Bergsport: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Mangelnde Handlungskompetenz
Mangelhafte Planung
Mangelhafte Sicherungs-/Seiltechnik
Mangelnde Risikokompetenz führt zu
Lawinenverschüttung
Skala Prädikat:
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
3=
Bedingt empfehlenswert
4=
Nicht empfehlenswert
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Prädikat
Mangelnde Entscheidungskompetenz
Umsetzbarkeit
Mangelnde Beurteilungskompetenz
Bergsport allgemein
Sensibilisierung/Information mit Broschüren, Plakaten, Tafeln, Filmen,
Pressetexten, Unterrichtsmaterialien usw. beibehalten/verstärken
Unfallzahlen und Unfallberichte mit Kommentar publizieren, Serie am TV zeigen
Kritische Situationen erfassen und kommunizieren
Selbsteinschätzungstools entwickeln und bei Zielgruppe einführen
Informationen zu Wetter (Bergspezifisch) und Verhältnissen
(Zielgruppenspezifisch) verbessern und verbreiten, z. B. in den Hütten
aufhängen und im Internet veröffentlichen
Zum Besuch einer Lawinenausbildung motivieren, Hilfsmittel zur Einschätzung
des Lawinenrisikos verbessern, Erfahrungen ermöglichen
Aktuelle Warnung von Bergsportlern
Austausch über Internet-Plattformen fördern
In Ausbildungsmodulen Entscheidungskompetenz vermehrt thematisieren
Im lawinengefährdeten Gelände motivieren zum Einbau einer Sicherheitsreserve
und zur Meidung von Gelände mit erhöhtem Risiko
In Ausbildungsmodulen Handlungskompetenz vermehrt thematisieren
Motivieren zur Reduktion der Risikobereitschaft
Checklisten und Hilfsmittel zur laufenden Überprüfung von Entscheiden und
Verhalten
Sensibilisierung und Information mit Broschüren, Checklisten,
Planungsformularen, Checkpoints, Partnercheck
Bergsteigen/Klettern
Niederschwellige Ausbildungsangebote, auch für«Erfahrene»
Ausbildungsobligatorium (Kletterschein) für selbständiges Klettern in
Kletterhallen einführen
Partnercheck konsequent fördern
Schneetouren(Lawinen)
Schonraum anbieten und propagieren
Bewertung
Effizienz
Mangelnde Wahrnehmungskompetenz
Präventionsmöglichkeiten
Wirksamkeit
Risikofaktor
±
±
+
2*
±
±
±
-
±
±
±
±
+
+
+
±
2*
2
2
3*
±
+
±
2*
±
±
±
±
+
±
+
±
±
3
3*
3*
2*
±
±
+
±
±
+
±
±
±
3*
3
2
±
+
++
1*
-
-
±
-
3
4
±
±
+
2*
+
±
±
2*
Skala Beurteilung (Wirksamkeit, Effizienz, Umsetzbarkeit):
++
= Sehr hoch
+
= Hoch
+/= Mittel
= Tief
= Sehr tief
–
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
219
dem Verhalten der einzelnen Sportler abhängig,
oder Verbände zu erreichen. Vor Ort, also z. B. an
sondern wirkt ohne aktives Zutun der Einzelnen
den Ausgangspunkten zu Bergwanderungen oder
sicherheitserhöhend. Im Bergsport sind aber tech-
Schneeschuhtouren, könnte mit Informationstafeln
nische Massnahmen kaum möglich oder verhält-
oder Warnsignalen auf Gefahren hingewiesen
nismässig. Verhaltensorientierte Massnahmen wie
werden. Neue Kanäle wie Apps für Smartphones
beispielsweise solche zur Verbesserung der Risiko-
oder Internetforen sollten vermehrt genutzt wer-
kompetenz sind aufwändig, haben teilweise geringe
den. Die Kommunikationsgewohnheiten und -ka-
Wirksamkeit und haben selten langandauernden
näle der verschiedenen Zielgruppen sollten besser
Effekt. In der Schwerpunktsetzung der Unfallpräven-
bekannt sein. Dabei sollten auch die ausländischen
tion muss also bei jeder Präventionsmöglichkeit
Touristen erreicht werden können. Die Nutzung
immer wieder neu abgeschätzt werden, wie die
von Social Media sollte geprüft werden. Ein Beibe-
jeweilige Zielsetzung mit den zur Verfügung ste-
halten oder eine Verstärkung dieser Sensibilisie-
henden Ressourcen am effizientesten erreicht wer-
rungs- und Informationsarbeit ist empfehlenswert.
den kann. In diesem Prozess ist der intensive Austausch mit den wichtigsten Stakeholdern im Berg-
Resultate der Unfallanalysen sollten breit kommu-
sport Voraussetzung für erfolgreiche Präventions-
niziert und daraus die entsprechenden Empfehlun-
arbeit.
gen abgeleitet werden. Dafür wäre es wünschenswert, die Unfallanalysen zu vertiefen, um mehr
4.1
Wahrnehmungskompetenz
über die Unfallursachen aussagen zu können. Dies
könnte durch eine Befragung der verunfallten
Um das Bewusstsein für Gefahren zu schaffen
Bergsportler über die Unfallversicherer oder durch
oder zu erhöhen, sollten die Bergsportler mittels
die Einführung eines CIRS (Critical Incident Report
Broschüren, Plakaten, Tafeln, Filmen, Pressetexten
System) zur Erfassung und Analyse von Unfällen
usw. immer wieder über die Risiken informiert
und Beinahe-Unfällen erreicht werden. Beides ist
werden. Hauptzielgruppe sind die Bergwanderer,
aber relativ aufwändig. Die Resultate sollten den
die Schneeschuhläufer sowie die Freerider und
Bergsportlern im Internet oder mit einer Serie am
Skitourengänger.
die
TV zugänglich gemacht werden. Entsprechende
Bergsporthändler, die Bergbahnen oder auch
Sendungen erreichen viele Zuschauer. Die Berg-
Lehrpersonen (Unterrichtsmodul über Gefahren
sportler können aus Fehlern von anderen lernen.
im Gebirge) sein. Die Sportler können damit dazu
So kann eher das Interesse geweckt und das Ge-
motiviert werden, sich zu informieren, Aus-
fahrenbewusstsein erhöht werden als nur mit In-
bildungskurse zu besuchen oder sich selbst
formationsbroschüren. Das verstärkte Verbreiten
weiterzubilden und ihre Touren sorgfältig zu
der Informationen zu den Unfällen ist deshalb
planen. Die Förderung des Gefahrenbewusstseins
empfehlenswert.
Multiplikatoren
können
ist empfehlenswert.
4.2
Beurteilungskompetenz
Da die Bergsportarten meist selbstorganisiert betrieben werden, ist es schwierig, die Sportler mit
Ein Selbsteinschätzungstool für Bergwanderungen
Präventionsbotschaften über die Ausbildungen
und Hochtouren sollte entwickelt und z. B. im In-
220
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
ternet zur Verfügung gestellt werden. Durch eine
Bergsportler könnten bei speziellen Situationen wie
noch klarere Beschreibung und Klassierung der
besonders grossem Schneefall im Sommer, länge-
Touren nach Schwierigkeit mit entsprechenden
rer Schneebedeckung auf Wanderwegen im Früh-
Vergleichstouren könnten sich die Bergsportler
sommer, Steinschlag oder Vereisung wegen Er-
besser einschätzen und beurteilen, ob sie den
wärmung usw. über verschiedene Kanäle (Internet,
technischen und konditionellen Anforderungen
Radio/TV, Printmedien) informiert und gewarnt
gewachsen sind. Die Wanderwegkategorien mit
werden. Apps für Smartphones könnten die Berg-
den entsprechenden Anforderungen und weitere
sportler unterwegs vor aufziehenden Gewittern,
Schwierigkeitsskalen könnten noch besser bekannt
Schneefall usw. warnen. Auch hier könnte der Ein-
gemacht werden. Eine Verbesserung der Selbstein-
satz von Social Media geprüft werden. Solche
schätzung ist empfehlenswert.
Warnungen sind sehr aufwändig, rechtlich heikel
und werden trotzdem kaum wahrgenommen. Sie
Der Wetterbericht ist bereits sehr gut, könnte aber
sind deshalb nur bedingt empfehlenswert.
noch vermehrt auf die Verhältnisse in den Bergen
eingehen. Er könnte für Touristen auch englisch
Internetforen (z. B. www.gipfelbuch.ch, www.hikr.org,
erhältlich sein. Wetter- und Verhältnisangaben
www.camptocamp.org) könnten gefördert wer-
sollten möglichst einfach und auch vor Ort, z. B. in
den. Hier können Bergsportler Angaben zu den
den Berghütten, zugänglich sein. Die einzelnen
Verhältnissen auf gemachten Touren eintragen und
Gruppen (z. B. Schneeschuhläufer) könnten noch
sich über die Verhältnisse auf geplanten Touren
zielgruppenspezifischer informiert werden. Die
informieren. Dabei stellt sich aber die Schwierig-
Wirksamkeit ist eher tief, entscheidend ist oft nicht
keit, dass die Qualität der Informationen, die von
die Qualität der Informationen, sondern die sicher-
beliebigen Nutzern eingespeist werden können,
heitsorientierte Anpassung der Tourenwahl und
nicht garantiert werden kann. Deshalb ist eine ver-
des Verhaltens an die Informationen. Deshalb ist
mehrte Förderung nur bedingt empfehlenswert.
diese Massnahme nur bedingt empfehlenswert.
4.3
Entscheidungskompetenz
Zur Vermeidung von Lawinenunfällen sollten die
Schneesportler zum Besuch einer Ausbildung moti-
In allen Ausbildungskursen und geführten Touren-
viert werden. Die Lawinenausbildungskurse müssen
angeboten sollte dieses Thema angesprochen wer-
niederschwellig sein. Sensibilisierung kann bereits
den. Mit Rollenspielen und Fallbeispielen sollen die
in der Schule beginnen, wobei die Wirkung im
Teilnehmenden lernen, ihre Entscheidungen zu
Vergleich zum Aufwand als klein einzuschätzen ist.
hinterfragen und nicht in Wahrnehmungsfallen zu
Die Hilfsmittel zur Einschätzung des Lawinenrisikos
tappen. Besonders ältere Personen sowie Touren-
könnten noch vereinfacht und verbessert werden.
und Variantenfahrer sollten angesprochen werden.
Den Schneesportlern sollte es ermöglicht werden,
Nur durch Sensibilisierung für die Risiken und mit
Erfahrungen zu sammeln und diese zu reflektieren.
richtiger Beurteilung der Situation können die
Erfahrung kann die Einschätzung der Lawinenge-
Bergsportler sicherheitsorientierte Entscheide fäl-
fahr verbessern. Die Verbesserung der Einschät-
len. Die Schwierigkeit bei der Umsetzung dieser
zung des Lawinenrisikos ist empfehlenswert.
Massnahme besteht darin, dass viele Bergsportler
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
221
keine Ausbildung besuchen und die Beeinflussbar-
Fehler sind auf Schneetouren im freien ungesicher-
keit des Verhaltens durch Ausbildung auch bei
ten Gelände besonders häufig. Entscheide, die
grossem Aufwand eher beschränkt ist. Diese Mass-
mittels Checklisten gefällt werden, können helfen,
nahme ist deshalb nur bedingt empfehlenswert.
aktuelle subjektive Einflüsse zu reduzieren und
dazu führen, relevante Einflussfaktoren bewusster
Schneesportler sollten jedoch vermehrt motiviert
wahrzunehmen.
werden, Gelände mit hohem Risiko zu meiden und
immer eine Sicherheitsreserve einzubauen. Im La-
4.5
Planung
winenbereich ist diese Massnahme empfehlenswert, weil auch bei der Einschätzung der Lawinen-
Viele heikle Situationen im Bergsport können be-
gefahr mit hoher Beurteilungskompetenz ein Risiko
reits bei der Planung berücksichtigt und entspre-
übrig bleibt, das nur durch Verzicht verkleinert
chend vermieden werden. Eine sorgfältige Planung
werden kann. Deshalb sollten insbesondere auch
kann Mängel bei der Wahrnehmung, Beurteilung,
Personen angesprochen werden, die Schneesport-
Entscheidung oder beim Handeln aufzeigen. Es ist
ler abseits des gesicherten Geländes auf Touren
deshalb sehr empfehlenswert, die Bergsportler
und Abfahrten führen.
noch vermehrt auf die Notwendigkeit und den Sinn
der Planung aufmerksam zu machen und sie bei
4.4
Handlungskompetenz
der Planung zu unterstützen. Die Bergsportler sollten mit Broschüren, Plakaten usw. an die wichtigs-
In allen Ausbildungskursen und geführten Touren-
ten Etappen im Planungsprozess erinnert werden.
angeboten sollte dieses Thema angesprochen wer-
Bei den Ausgangspunkten könnten entsprechende
den. Die Schwierigkeit bei der Umsetzung dieser
Checkpoints platziert werden, bei denen die Pla-
Massnahme besteht darin, dass viele Bergsportler
nung überprüft werden kann. Planungsformulare
keine Ausbildung besuchen und die Beeinflussbar-
und Checklisten für alle Zwecke sollten zur Verfü-
keit des Verhaltens durch Ausbildung auch bei
gung gestellt werden.
grossem Aufwand eher beschränkt ist. Auch die
Wirkung von Medienartikeln oder Kampagnen auf
Checklisten für die Ausrüstung je nach Unterfan-
eine Verhaltensänderung ist eher klein. Zudem ist
gen bestehen bereits und sollten noch mehr
die Handlungskompetenz nur relevant, wenn die
genutzt werden. Der Partnercheck zur Kontrolle
Wahrnehmungs-,
Entschei-
der Ausrüstung und als konsequente «Zweit-
dungskompetenzen bereits hoch sind. Deshalb sind
meinung» bei Beurteilungen und Entscheidungen
solche Massnahmen nur bedingt empfehlenswert.
könnte einführt werden. Auch das Verhalten
Beurteilungs-
und
könnte mit einer Checkliste auf sicherheitsEmpfehlenswert ist die Einführung von Checklisten
orientiertes Handeln hin überprüft werden.
oder anderen Hilfsmitteln zur laufenden Überprüfung von Entscheiden und Verhalten. Damit kön-
4.6
Sicherungs-/Seiltechnik
nen Fehler, die auf Wahrnehmungsfallen, Sinnestäuschungen
Kommunikation
Mängel bei der Sicherungs-/Seiltechnik sind oft
zurückzuführen sind, vermieden werden. Solche
eine Folge von mangelnder Risikokompetenz. Das
222
und
mangelnde
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Ausbil-
4.7
Lawinenverschüttung
dung oder einfach das Wissen über eine korrekte
Seilhandhabung fehlen. Die Ausbildungsangebote
Eine Lawinenverschüttung meist auf mangelnde
könnten gerade für «erfahrene» Kletterer und
Risikokompetenz
Bergsteiger noch niederschwelliger sein. Sie sollten
sportler halten sich in risikoreichem Gelände auf
motiviert werden, ihr Wissen und Können auf den
und lösen die Lawine meistens selbst aus.
zurückzuführen.
Die
Schnee-
neusten Stand zu bringen und sich weiterzubilden,
allenfalls mit einem Zusatznutzen (z. B. bei Kursbe-
Um die Folgen der mangelnden Risikokompetenz zu
such erhält man eine Verbilligung für eine Tour
mindern, sollten die Variantenfahrer und Schnee-
oder eine Reduktion des Kaufpreises für das
schuhläufer motiviert werden, vermehrt gesicherte
Sicherungsgerät). Das in einer Ausbildung Gelernte
signalisierte (Abfahrts-)Routen zu benützen und
müsste dann aber auch konsequent angewendet
damit eine Lawinenverschüttung praktisch aus-
werden. Wegen der tiefen Wirksamkeit und des
zuschliessen. Auch den Tourenfahrern sollte ein
hohen Aufwands ist diese Massnahme nur bedingt
«Schonraum» mit geringem Lawinenrisiko ange-
empfehlenswert.
boten werden, ein Verzeichnis von sogenannten
«Plaisir-Touren» (Arbeitstitel). Diese Massnahme
Für Hallenkletterer könnte ein Ausbildungsobliga-
wäre sehr wirksam und ist deshalb empfehlenswert.
torium eingeführt werden, da diese ja Eintritt bezahlen müssen. Sie würden nach Bestehen einer
Das Mitführen der Notfall- und Rettungsausrüstung
entsprechenden Prüfung einen «Climbing-Pass»
und die Effizienz der Kameradenrettung können
erhalten. Nur mit einem Climbing-Pass könnte
weiter gefördert werden. Viel wichtiger als die
ohne Betreuung in der Halle geklettert werden. Ein
Rettung ist aber, dass man sich gar nicht erst in
solcher Ausweis ist jedoch kaum umsetzbar und
Gelände mit hohem Lawinenrisiko aufhält.
der
Nutzen
zweifelhaft.
Darum
wird
diese
Massnahme als nicht empfehlenswert beurteilt.
4.8
Weitere Präventionsmassnahmen
Alternativ könnte die Kontrolle/Aufsicht in den
Kletterhallen noch verbessert werden. Sie sollte auf
Die folgenden Präventionsmassnahmen könnten
Fehler beim Sichern hinweisen und das richtige
Risikofaktoren reduzieren, die als nicht sehr unfall-
Verhalten zeigen. Eine Korrektur des eigenen
relevant
Verhaltens wird aber oft schlecht akzeptiert.
beschränkte Wirksamkeit haben. Diese Mass-
bewertet
wurden
oder
nur
eine
nahmen werden trotzdem erwähnt, weil sie gut
Die konsequente Anwendung des Partnerchecks
umsetzbar sind oder weil sie bereits umgesetzt
beim Klettern sollte hingegen gefördert werden.
werden und beibehalten werden sollten.
Dadurch können Fehler beim Partner entdeckt
Bergwanderwege: Markierung und Unterhalt
werden. Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit auf
laufend prüfen und wo nötig verbessern, Ab-
die Sicherheit gelenkt, was zum Prädikat «emp-
sturzsicherungen verstärken.
fehlenswert» führt.
GPS ins Handy integrieren, aktuelle Karten dazu
anbieten.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
223
LVS-Geräte oder -Reflektoren kleiner gestalten
5.1
Forschung
und in die Kleidung einarbeiten oder in den
Skipass integrieren.
Leider ist im Bergsport oft wenig über die
Signalisation von Schneeschuhrouten verein-
Unfallursache bekannt. Die Unfallforschung sollte
heitlichen.
deshalb weiter verbessert werden. Fachliteratur
Helmobligatorium bei geführten Angeboten
und Diskussionen – auch international – sollten
(z. B. Kurse von Bergsportschulen, Bergführern,
aufmerksam verfolgt werden. Die Erfassung von
Jugend+Sport und anderen Organisationen) bei
Beinaheunfällen und Unfällen mit der Einfüh-
Hochtouren und Felsklettern einführen.
rung eines CIRS (Critical Incident Report System)
Abdeckung durch Handynetze in abgelegenen
sollte vorangetrieben werden.
Regionen optimieren.
Kletterrouten sanieren (v. a. Stände und Abseil-
5.2
Ausbildung
stellen).
Besonders gefährliche Stellen auf klassischen
Im Bergsport sollte insbesondere in Lawinenausbil-
vielbegangenen Hochtouren mit Sicherungs-
dungskursen ein Schwerpunkt auf die Verbesse-
stangen, Fixseilen usw. absichern.
rung der Entscheidungs- und Handlungskom-
Regelmässigen Gesundheitscheck beim Haus-
petenz gelegt werden. Ein Partnercheck bzw.
arzt für ältere Bergsportler empfehlen.
eine «Zweitmeinung» könnte als Element in allen
Ausbildungskursen eingeführt werden.
5.
Präventionsempfehlungen
Die folgenden Präventionsmassnahmen (Tabelle
59) werden aufgrund der Unfall-, Risiko- und
Interventionsanalyse zur Umsetzung durch die bfu
und/oder durch Partner empfohlen. Es handelt sich
um die «short list», eine Auswahl der Präventionsmöglichkeiten, die beim Bewertungsprozess ein
Prädikat «empfehlenswert» oder «sehr empfehlenswert» erhalten haben. Ob und wie die empfohlenen Massnahmen umgesetzt werden, hängt
von den Ressourcen und der Bereitschaft der betroffenen Organisationen ab.
Tabelle 59
Bergsport: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung bfu /
SAC
Wissensmangement
Studie (Beinahe-)Unfälle
224
Ausbildung
Lawinenkunde
(v. a. Entscheidungsund Handlungskompetenz)
Partnercheck
Beratung
Selbsteinschätzung
Schonraum
Planungshilfen/
Checklisten
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
Kommunikation
Kooperation
Gefahrenbewusstsein
Tourenplanung
Risikobereitschaft
Schwerpunktprogramm Bergsport
Fachgruppe Sicherheit im
Bergsport
Kernausbildungsteam
Lawinenprävention
Internationaler Austausch
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
5.3
Beratung
Den Bergsportlern sollten vermehrt einfache Hilfsmittel zur Selbsteinschätzung zur Verfügung
gestellt werden. Planungshilfen wie Checklisten
können auch individuell angewandt werden. Zum
Sammeln von Erfahrungen sollte die Nutzung eines
Schonraums propagiert werden. Auch Tourenfahrern sollte ein solcher Schonraum angeboten werden (Verzeichnis «Plaisirtouren»).
5.4
Kommunikation
Das Bewusstsein für Gefahren sollte geschaffen
bzw. erhöht werden. Die Bergsportler sollten so
gut wie möglich sensibilisiert und informiert
werden, z. B. auch über Unfallanalysen und
Empfehlungen zu sicherheitsorientiertem Verhalten. Die Bergsportler sollten damit motiviert
werden, ihre Touren nicht allzu sorglos anzugehen, sondern sorgfältig zu planen. Soweit wie
möglich sollten die Bergsportler dazu gebracht
werden, ihre Risikobereitschaft zu senken und
eine Sicherheitsreserve einzubauen. Dies gilt insbesondere für Schneesportler im freien Gelände.
5.5
Kooperation
Zur Umsetzung der Massnahmen braucht es das
Weiterführen und Ausbauen der bereits bestehenden Zusammenarbeit der involvierten Partner in der
Fachgruppe Sicherheit im Bergsport und im
Kernausbildungsteam Lawinenprävention. Der
internationale Austausch sollte intensiviert werden, damit auch die ausländischen Touristen – am
besten bereits bei sich zu Hause – erreicht werden
können.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bergsport (Autoren: Monique Walter, Othmar Brügger)
225
X. Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger,
Christoph Müller)
1.
Einleitung
Die Zielsetzung der bfu ist auf die Prävention von
schweren und tödlichen Unfällen gerichtet. Mass-
1.1
Ausgangslage
nahmen zur Prävention von Ertrinkungsfällen helfen zudem auch bei der Reduktion von Schwerst-
Sportliche und andere Aktivitäten im, am und auf
verletzten (z. B. nichttödlicher Ertrinkungsunfall,
dem Wasser gehören zu den beliebtesten Freizeit-
bei dem das Opfer einen Hirnschaden erlitt) im
beschäftigungen der Schweizer Bevölkerung. Der
Wassersport.
Aufenthalt im Wasser birgt aber auch das Risiko, sich
eine Verletzung zuzuziehen oder gar zu ertrinken.
1.2
Die SLRG hat zu ihrem 75-jährigen Bestehen eine
Zu den Ertrinkungsfällen in der Schweiz werden
Studie zu Wasser- und Badeunfällen initiiert, die von
nicht nur die Sportunfälle, sondern auch Ertrin-
der bfu und der Suva unterstützt wurde. Mit der
kungsfälle bei anderen Tätigkeiten wie Baden,
Analyse der Unfallstatistiken, der Aufarbeitung der
Spielen, Teilnahme am Strassenverkehr, Ausübung
wissenschaftlichen Literatur und der Expertenbe-
eines Hobbies oder berufliche Tätigkeit gezählt.
fragung wurde vom Institut Lamprecht und Stamm
Nicht dazugerechnet werden Fälle als Folge von
in Zusammenarbeit mit der bfu das verfügbare
Gewalteinwirkung Dritter oder Selbsttötung. Auch
Wissen zu sicherheitsrelevanten Aspekten zusam-
Todesfälle, bei denen jemand aus medizinischen
mengetragen und 2011 als bfu-Report «Unfälle im,
Gründen verstarb und im Wasser unterging,
am und auf dem Wasser: Unfallgeschehen, Risiko-
werden nicht zu den Unfällen gezählt, wenn die
faktoren und Prävention» veröffentlicht [252]. Das
Todesursache nicht «Ertrinken» ist. Andere tödliche
vorliegende
Ertrinkungsprävention
Unfälle in und am Wasser, bei denen das Opfer
basiert weitgehend auf dem Teil B «Ertrinkungs-
nicht ertrank, sondern an anderen Verletzungen
prävention: Situationsanalyse» dieses bfu-Reports,
starb, werden in der nachfolgenden Analyse nicht
wobei die Unfalldaten aktualisiert wurden. Wie im
explizit einbezogen, sind aber zum Teil implizit
bfu-Report Teil B wird auch hier auf die durch-
auch durch die vorgeschlagenen Massnahmen ab-
schnittlich 43 tödlichen Ertrinkungsunfälle fokus-
gedeckt (z. B. Sturz vom Sprungturm im Schwimm-
siert. Zudem ereignen sich im Wassersport und
bad wegen mangelhafter baulicher Sicherheit, De-
anderen Aktivitäten im, am und auf dem Wasser
kompressionsunfall beim Tauchen).
Kapitel
zur
Inhaltliche Abdeckung
noch eine Vielzahl von Unfällen ohne Todesfolge.
Über die tödlichen Ertrinkungsunfälle, die sich auch
Nachfolgend wird die Exposition im Wassersport
bei anderen Aktivitäten als dem Wassersport ereig-
näher beleuchtet. Auf die anderen Aktivitäten, bei
nen können, ist deutlich mehr bekannt als zu den
denen es zu Ertrinkungsunfällen kommt, kann
Unfällen mit schweren Verletzungen.
wegen fehlender Datengrundlagen (z. B. Umfang
226
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
und Art des Spielens kleiner Kinder an Gewässern
2.
Unfallanalyse
ist unbekannt) nicht eingegangen werden.
In der vorliegenden Studie wird wie eingangs er-
1.3
Wassersport in der Schweiz
wähnt der Fokus im Sinn der Schwerpunktsetzung
in der Präventionsarbeit nicht auf die mehreren
Wassersport wird in der Schweiz oft und auf viel-
Tausend Leicht- oder Mittelschwerverletzten, son-
fältige Weise betrieben. Gemäss Sport Schweiz
dern auf die tödlichen Ertrinkungsfälle und auf die
2008 [8] rangiert Schwimmen an dritter Stelle der
Fälle mit Schwerstverletzten gerichtet. Die tödli-
beliebtesten Sportarten der 15- bis 74-Jährigen.
chen Ertrinkungsfälle der letzten zwölf Jahre sind
32 % der Wohnbevölkerung geben an, zumindest
ausführlich dokumentiert. Hingegen liegen wenige
ab und zu schwimmen oder baden zu gehen. Im
Informationen zu den Ertrinkungsunfällen ohne
Verzeichnis der am häufigsten ausgeübten Sport-
tödlichen Ausgang vor, aus denen aber unter Um-
arten figurieren auch die Wassersportarten Aqua-Fit-
ständen lebenslange gravierende Schädigungen
ness (2,3 %), Segeln (1,0 %), Tauchen (0,8 %),
resultieren. Aufgrund von Abschätzungen aus der
Windsurfen, Surfen, Kiten (0,5 %), Kanu und Wild-
Literatur wird davon ausgegangen, dass das Ver-
wasserfahren (0,2 %). Weitere Wassersportarten
hältnis von tödlichen Ertrinkungsunfällen zu nicht-
sind unter «sonstige Sportarten» subsummiert.
tödlichen Ertrinkungsunfällen, aber lebenslanger
invalidisierende Schädigung des Opfers, ca. 1:1
Bei den 10- bis 14-Jährigen folgt «Schwimmen»
beträgt. Diese Fallzahl muss bei der folgenden
gar an zweiter Stelle in der Rangliste der am häu-
Analyse implizit auch mit hinzugerechnet werden.
figsten ausgeübten Sportarten [9]. 58 % geben an,
Im langjährigen Schnitt (2000–2011) ertranken in
zumindest sporadisch zu schwimmen/baden. An-
der Schweiz jährlich 43 Personen, davon ca. 7 mit
dere Wassersportarten wie Tauchen, Kanu/Wild-
Wohnort im Ausland [21]. Die jährliche Anzahl
wasser, Segeln, Windsurfen und Rudern erreichen
Ertrinkungsfälle schwankt aufgrund wechselnder
nur tiefe Werte unter 1 %.
meteorologischer Bedingungen von Jahr zu Jahr
stark (Abbildung 31).
Bei den erwachsenen Schwimmern beträgt der
Frauenanteil 60 %, beim Aqua-Fitness 87 %, beim
Windsurfen/Kitesurfen 41 %, hingegen nur 30 %
beim Tauchen und 29 % beim Segeln [10]. Bei den
Kindern ist die Geschlechtsverteilung beim Schwimmen/Baden beinahe ausgeglichen (52 % Mädchen).
Abbildung 31
Entwicklung der tödlichen Ertrinkungsunfälle, 2000–2011
70
60
50
Nur ein kleiner Anteil von 5 % der Erwachsenen
40
schwimmt im Verein oder in einer festen Gruppe,
30
alle anderen üben die Sportart ungebunden aus
20
[10]. Der Anteil der Vereinssportler oder Sportler in
10
«fester Gruppe» beträgt in den andern Wasser-
0
sportarten zwischen 30 % und 83 %.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
76
80
52
43
50
47
42
38
41
40
42
30
17
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
227
Pro 1 Mio. Einwohner ertrinken in der Schweiz
2.1
Aktivität
jährlich 6 Personen (Tabelle 60). Dieser Wert ist
ähnlich hoch wie in Schweden (6 Ertrinkungstote
Die meisten Ertrinkungsunfälle ereigneten sich
auf 1 Mio. Einwohner) oder Deutschland (8), aber
2000–2011 im Freizeitsport (72 %) (Tabelle 61).
deutlich tiefer als in den osteuropäischen Staaten
Zudem ereigneten sich in den Jahren 2000–2011
(z. B. Bulgarien: 21, Tschechei: 24). Hochindustri-
9 tödliche Unfälle im Sportunterricht (2 %): 8 Kinder
alisierte Länder, die von Meeren umgeben sind,
ertranken während dem Unterricht im Schwimm-
haben ebenfalls höhere Raten: USA: 13; Australien:
bad, 1 Kind beim Kanufahren. Und auch bei
15; Neuseeland: 24 [253].
Sportaktivitäten im Militär ertranken 5 Soldaten. Bei
den Haus- und anderen Freizeitunfällen verunfallen
vorwiegend
Personen,
die
unbeabsichtigt
ins
Wasser stürzen. Alle Strassenverkehrsunfälle mit
Ertrinkungsfolge geschehen aufgrund von «Verlust
der Herrschaft über das Fahrzeug».
2.2
Alter und Geschlecht
Hohe Bedeutung haben die Fälle in der Kindheit bis
ins 14. Lebensjahr. Kinder haben ein hohes Risiko
für einen Ertrinkungsunfall (Tabelle 62). Ihnen fehlt
Tabelle 60
Tödliche Ertrinkungsunfälle nach Geschlecht und Alter
(pro 1 Mio. Einwohner), Ø 2000–2009
Alter
0–4
Männlich
Weiblich
meist noch das Können und Wissen, um sich sicher
zu verhalten und zudem sind in dieser Phase immer
entweder die Eltern oder andere Aufsichtspersonen
Total
für die Sicherheit verantwortlich.
8
3
6
6
4
5
10–14
3
2
3
15–24
12
2
7
In Bezug auf ihren Anteil an der Gesamtbevölke-
25–64
9
2
5
65+
Total
12
9
2
2
6
6
rung ertrinken aber am meisten Personen im Al-
5–9
terssegment der 15- bis 24-Jährigen (vorwiegend
Männer). Ein vergleichbar hohes Ertrinkungsrisiko
Tabelle 61
Tödliche Ertrinkungsunfälle nach Alter und Unfallbereich, ∑ 2000–2011
Unfallbereich
Freizeitunfall Sport
Haus und andere Freizeit
0–4
5
5–9
13
10–14
10
15–24
70
25–64
168
22
6
3
65+
61
Unbekannt
14
Total
341
4
19
7
2
63
Strassenverkehr
5
18
12
4
39
Berufsunfall
1
13
1
15
1
9
Schifffahrtsunfall
1
Schülerunfall
5
5
2
2
9
Militärunfall
1
4
Unbekannt
Total
3
86
20
247
28
24
15
2
5
7
89
7
29
37
518
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
228
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
haben nur noch ältere Menschen ab 65 Jahren
von einer Konstellation verschiedener Risikofaktoren
(Tabelle 60).
ausgegangen,
die
das
jeweilige
Unfallereignis
beeinflussen. Trotzdem wird hier versucht, die
Werden Ertrinkungsunfälle nach Geschlecht aufge-
Bedeutung einzelner Hauptrisikofaktoren auf das
schlüsselt, so zeigt sich, dass der überwiegende
Unfallgeschehen zu bestimmen.
Anteil der Ertrunkenen männlich ist (82 %) [21].
Eine detaillierte Beschreibung des Ausmasses und
2.3
Unfallort (Gewässer)
der Begleitumstände der tödlichen Ertrinkungsunfälle der Jahre 2000–2010 kann der Publikation
Menschen ertrinken meist in freien Gewässern
bfu-Grundlage «Tödliche Ertrinkungsunfälle in der
(Seen, Flüsse) (77 %). Aber auch der Anteil der
Schweiz» entnommen werden [254,255].
tödlichen Ertrinkungsunfälle in öffentlichen Bädern
(Hallen-, Frei- und Strandbad) ist relativ hoch (7 %)
Die bfu-Analyse der Ertrinkungsfälle deckt 23 rele-
(Tabelle 62), da grundsätzlich erwartet wird, dass
vante Risikofaktoren auf. Die im Folgenden be-
der überwachte Badebetrieb ein Schonraum dar-
schriebenen Risikofaktoren sind absteigend nach
stellt und die Benutzer vor einem tödlichen Ertrin-
ihrer Unfallrelevanz geordnet (Tabelle 63).
kungsunfall bewahrt werden.
3.1
3.
Männliches Geschlecht
Risikoanalyse
In der Schweiz liegt der Anteil der männlichen Ertrin-
Im diesem Kapitel werden die möglichen Gefahren-
kungsopfer bei über 80 %. Auch im Standardwerk
quellen für Ertrinkungsunfälle diskutiert und in ihrer
zur Wasserunfallprävention, Hand-book on Drown-
Relevanz für schweizerische Verhältnisse diskutiert.
ing, wird das männliche Geschlecht als einer der
Die Methodik dieser Risikoanalyse wird eingehend
bedeutendsten soziodemografischen Risikofaktoren
im Kapitel IV, S. 101ff. erläutert. Die Ursachen von
beschrieben und zwar mit einem 3-mal höheren
Unfällen sind in der Regel multikausal. Es wird also
Ertrinkungsrisiko für Männer weltweit [256].
Tabelle 62
Tödliche Ertrinkungsunfälle nach Alter und Unfallort, ∑ 2000–2011
Unfallort
See
Fluss
Bach
Hallenbad, öffentlich
Weiher, Teich, Biotop
Industriebecken
Freibad, öffentlich
Strandbad
Schwimmbad, privat
Höhle
Freies, unbewaldetes Gelände
Wanderweg
Badewanne
Total
0–4
5–9
4
4
6
2
5
2
10–14
5
3
2
10
1
1
2
15–24
5
3
3
3
39
37
3
4
1
1
2
4
25–64
110
94
24
3
2
6
1
3
1
2
1
65+
49
22
5
1
4
2
2
3
Unbekannt
11
14
4
Total
1
1
28
24
15
86
247
89
29
223
177
47
23
12
12
8
6
5
2
1
1
1
518
Quelle: bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
229
3.2
Ungenügendes Gefahrenbewusst-
scheinlichkeit im Zusammenhang mit Wasserun-
sein und fehlende Selbststeuerungs-
fällen werden von der Bevölkerung unterschätzt,
fähigkeit
Behandlungsmöglichkeiten dagegen eher überschätzt [258]. Experten sehen in mangelhaftem
Die Fehleinschätzung (fehlendes Wissen) der situa-
Gefahrenbewusstsein, der Unkenntnis adäquater
tiven Voraussetzungen (z. B. der lokalen Verhält-
Verhaltensweisen und in Regelverletzungen insbe-
nisse in Ferienbadeplätzen im Ausland) [257], das
sondere bei Männern ein hohes Risikopotenzial
ungenügende Bewusstsein der Gefahr (Gefah-
[256]. Erheblichen Einfluss auf das Unfallgeschehen
renkognition), die von einer Aktivität am und im
könnten auch Selbstüberschätzung und affektive
Wasser ausgeht, Selbstüberschätzung (Selbstein-
Dispositionen haben [259]. Oft wird fehlende
schätzung), Leichtsinn (v. a. bei Nachahmungs-
Risikokompetenz
handlungen und wegen Gruppendynamikeffekten
Können (Schwimm- und Selbstrettungsfertigkeiten)
bei Kindern und Jugendlichen) und die fehlende
mit dem Begriff «Wasserkompetenz» beschrieben.
zusammen
mit
fehlendem
Selbststeuerungsfähigkeit können fatale Folgen
haben. Gefahren und auch deren EintretenswahrTabelle 63
Wassersport (Ertrinken): Bewertung von Risikofaktoren
Setting
Wassersport allgemein
1
Männliches Geschlecht
Wassersport allgemein
2
Ungenügendes Gefahrenbewusstsein / fehlende Selbstkontrolle
Baden und Schwimmen
3
Allein-Schwimmen
Wassersport allgemein
4
Ungünstiger physiologischer Status
Wassersport allgemein
5
Fehlende Rettungskompetenz
Wassersport allgemein
6
Fehlende Kinderaufsicht
Wassersport allgemein
7
Jugendliches Alter
Wassersport allgemein
8
Alkoholkonsum
Wassersport allgemein
9
Beeinträchtigte Gesundheit
Bootfahren
10
Fehlende Rettungsweste
Wassersport Outdoor
11
Starke Strömung
Bootfahren
12
Fehlende Bootführerkompetenz
Wassersport Outdoor
13
Kaltes Wasser, Eiseinbruch
Strassenverkehr
14
Nichtbeherrschen des Fahrzeugs
Baden und Schwimmen
15
Mangelhafte Badeaufsicht
Wassersport allgemein
16
Rettungs-, Bergungsmanöver
Private Pools
17
Fehlende Poolumzäunung
Tauchen
18
Allein-Tauchen
Bootfahren
19
Fischen ohne Sicherheitsausrüstung
Wassersport Outdoor
20
Flutwelle
Baden und Schwimmen
21
Ungeeignete Auftriebshilfen
Baden und Schwimmen
22
Mangelhafte Bäder
Wassersport Outdoor
23
Ungünstige Witterung
Skala Unfallrelevanz
Anzahl Ertrinkungsfälle (Ø 2000–2011)
≥ 10
7–9
4–6
1–3
<1
230
Nr.
Risikofaktor
Unfallrelevanz
Anteil Ertrinkungsfälle
≥ 21 %
15–20 %
8–14 %
3–7 %
<2%
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.3
Allein-Schwimmen
3.6
Fehlende Kinderaufsicht
Menschen, die allein und ohne Auftriebs- oder
Kinder, die im und am Wasser gar nicht oder
Rettungshilfe in offenen Gewässern baden oder
mangelhaft beaufsichtigt werden, haben ein
Strecken schwimmen, gefährden sich selber. Gera-
erhöhtes Ertrinkungsrisiko [40]. Kleinkinder können
ten sie in Not, nimmt dies niemand wahr und Hilfe
in wenigen Sekunden (lautlos) untergehen und
kommt in der Regel zu spät [254].
ertrinken [256]. Auch das Tragen von Schwimmhilfen kann die permanente Aufsicht von Kindern am
3.4
Ungünstiger physiologischer Status
und im Wasser nicht ersetzen [264,265]. Das
Thema der Auswirkung von fehlender Kinderauf-
Menschen, die unterzuckert, übermüdet oder unfit
sicht im und am Wasser wird von der World Health
(auch kombiniert) in freien Gewässern baden und
Organization WHO in einem ausführlichen Bericht
schwimmen oder vor Tauchmanövern absichtlich
aufgearbeitet [266].
hyperventilieren, gefährden sich erheblich. Experten stufen plötzlich eintretende körperliche Beein-
3.7
Jugendliches Alter
trächtigungen wie Schwächeanfälle oder Unwohlsein, also alles Faktoren, die den physiologischen
Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15
Status des Menschen betreffen, als Risikofakto-
und 24 Jahren sind bei Ertrinkungsfällen im Sport
ren mit hoher Unfallrelevanz ein. Jahrzehntelang
überrepräsentiert. Ertrinken ist auch in der Europä-
herrschte die Meinung vor, dass die Nahrungsauf-
ischen Union EU die zweithäufigste, unfallbedingte
nahme in zeitlicher Nähe zum Wasseraufenthalt ein
Todesursache bei 0- bis 19-Jährigen [256].
Risikofaktor darstellt. Dies lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht belegen [260].
3.8
3.5
Menschen, die alkoholisiert baden, schwimmen
Fehlende Rettungskompetenz
Alkoholmissbrauch
oder Boot fahren und Kinder, die von solchen
Wenn bei einem Ertrinkungsereignis anwesende
Personen beaufsichtigt werden, haben ein erhöh-
Drittpersonen in der Lage sind, Ertrinkende zu ret-
tes Ertrinkungsrisiko [252,256,267,268]. Alkohol-
ten und/oder zu reanimieren (CPR/Basic Life Sup-
konsum führt zu physiologischen (Störungen im
port), so kann die Unfallfolge erheblich gemindert
Innenohr, schnellere Unterkühlung, höhere Ten-
werden. Gute Kenntnis und Erfahrung des Retters
denz von Stimmbänderkrampf, Reduktion der
sowie sofortige Anwendung von CPR durch
Koordination, reduzierte Reaktionszeit) und psychi-
Anwesende scheint von entscheidender Bedeutung
schen Veränderungen (höhere Risikobereitschaft,
für die Überlebenschancen zu sein [261,262]. Oft
beeinträchtige
fehlt aber diese Rettungskompetenz oder -bereit-
Schweiz fehlen verlässliche Daten, weil bei den
schaft [263].
meisten Ertrinkungsfällen keine Autopsie/Blutprobe
Urteilsfähigkeit)
[267].
In
der
vorgenommen wird oder die entsprechenden
Daten nicht weitergeleitet werden zur Erfassung in
der Unfallstatistik. Dazu kommt ein in der Unfall-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
231
statistik nicht näher bestimmtes Risiko, das sich
bis 96 % der Ertrinkungsopfer beim Bootfahren
daraus ergibt, dass alkoholisierte Erwachsene ihre
keine Rettungsweste trugen [269]. Besonders im
Aufsichtspflicht gegenüber Kindern an oder im
kalten Wasser kann die Schwimmfähigkeit von
Wasser vernachlässigen. Bezogen auf das Unfallge-
Personen rasch versagen und eine Weste ist dann
schehen in der Schweiz schätzt das Autorenteam
die entscheidende Überlebenshilfe [274,275].
aus der Analyse der Unfallmeldungen, dass mindestens bei einem Anteil von 15 % der Fälle Alko-
3.11 Starke Strömung
hol eine mitverursachende Rolle spielt.
Menschen, die sich in stark fliessendes Gewässer
Studien aus den USA zeigen aber, dass 30 bis
begeben, setzen sich oft wegen Unkenntnis einem
70 % der erwachsenen Ertrinkungsopfer einen
hohen Risiko aus [40,252]. Die Gefahr, mitgerissen
Blutalkoholgehalt von höher als 0 Promille aufwie-
und/oder in die Tiefe gezogen zu werden, ist hoch.
sen [269], in Australien jedoch nur zwischen 19 %
Schwimmen in Fliessgewässer birgt allgemein ein
bis 29 % [270,271]. In einem Übersichtsartikel
deutlich höheres Unfallrisiko als der Aufenthalt in
schätzt Driscoll ab, dass in den weltweit 10 bis
Schwimmbecken.
30 % der Ertrinkungsunfälle auf den Risikofaktor
Wasser, fehlende Ausstiegshilfen, fehlende Sicht auf
Alkoholkonsum zurückzuführen sind (population
Boden, unerwartete Gefahrenstellen unter Wasser
attributable risk), wobei das Risiko mit zunehmen-
und weitere Faktoren machen das Schwimmen
dem Blutalkoholgehalt ansteigt.
deutlich anspruchsvoller. Im Schwimmbad erlernte
Wellen,
Strömungen,
kaltes
Fertigkeiten können zum Bewältigen von höheren
3.9
Beeinträchtigte Gesundheit
Gesundheitliche Einschränkungen wie z. B. Herzer-
Anforderungen unzureichend sein.
3.12 Fehlende Bootführerkompetenz
krankungen oder Epilepsie können sich beim
Schwimmen und Baden als Risikofaktor erweisen –
Menschen, die auf Flüssen ohne die notwendige
insbesondere wenn der Aufenthalt in unbeaufsich-
Kompetenz Boote führen, die Flussregeln und
tigten Gewässern erfolgt [256]. Gesundheitliche
Flusssignale nicht beachten oder auch untaugliche
Probleme im Zusammenhang mit dem Aufenthalt
Boot-Modelle verwenden, gefährden sich und an-
im Wasser scheinen sich vor allem im Alter zu mani-
dere [276].
festieren [272].
3.13 Kaltes Wasser, Eiseinbruch
3.10 Fehlende Rettungsweste
Der Aufenthalt im kalten Wasser (freiwillig oder
Menschen, die beim Bootfahren (alle Bootstypen
nach Sturz/Kenterung) oder auf ungesichertem Eis
ausser Passagierschiffe) keine Rettungsweste
(Eiseinbruch u. a. nach Missachtung von Tafeln)
tragen, gehen ein erhöhtes Risiko ein [273]. Von
birgt hohe Risiken. Mögliche Folgen sind Kälte-
den in der Schweiz ertrunken Bootsfahrenden
schock, Kontrollverlust, Hyperventilation und Un-
trugen mindestens 80 % keine Rettungsweste.
terkühlung. Niedrige Wassertemperatur verschlech-
Zahlen aus den USA und Kanada zeigen, dass 80
tert die Überlebenschancen bei Wasserunfällen
232
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
deutlich [256]. Insbesondere die erste Phase mit
len ein Risiko dar – insbesondere für Kleinkinder
Kälteschock und Kontrollverlust (Unfähigkeit zu
[252,256,280,281]. Auch stellen Aufstiegshilfen
reagieren und regelmässig zu atmen) scheinen für
(z. B. Leiter, Filter- oder Pumpenanlage) beim Pool
Ertrinkungsfälle im Kaltwasser verantwortlich zu
(temporär
sein [277].
Flüssigkeitsbehälter (z. B. Regenwasserbecken) ein
oder
permanent)
oder
andere
Risiko für kleine Kinder dar [282]. Zurzeit ist eine
3.14 Nichtbeherrschen des Fahrzeugs
starke
Zunahme
von
kleinen
privaten
Pools
festzustellen. Da ein Zusammenhang zwischen
Menschen, die mit nicht angepasster Geschwindig-
Verfügbarkeit von privaten Schwimmbecken und
keit, unter Alkohol, übermüdet oder mit weiteren
der Ertrinkungsrate von Kindern besteht, muss von
Defiziten unterwegs sind, riskieren die Beherr-
einer Zunahme des Ausmasses der Gefährdung
schung über das Fahrzeug zu verlieren, dann
ausgegangen werden [283,283].
die Strassenverkehrsfläche zu verlassen und im
Wasser zu landen [40].
3.18 Allein-Tauchen
3.15 Mangelhafte Badeaufsicht
Taucher, die allein, ohne Tauchpartner (Buddy)
tauchen, gehen ein grösseres Risiko ein. Aber auch
Unbeaufsichtigte oder mit zu wenig Personal
die (unbemerkte, ungeplante) Entfernung oder
überwachte Bäder können für die Badegäste ein
Trennung vom Tauchpartner kann zu zusätzlichem
Risiko darstellen [254, Tabelle 25, S. 26]. Unterqua-
Stress, erhöhter Atemfrequenz und weiter zu Panik
lifiziertes Badpersonal birgt ebenfalls Risikopoten-
und Kontrollverlust führen [284] .
zial. Aufsichtspersonal, welches gleichzeitig auch
noch andere Aufgaben wie den Eintrittsbillet- oder
3.19 Fischen ohne Sicherheitsausrüstung
Getränkeverkauf übernehmen muss, kann sich nur
ungenügend der eigentlichen Sicherheitsaufgabe
Fischen ohne Rettungsweste (Personal Floating
widmen [278].
Device PFD) – und zwar unabhängig ob vom Boot
aus, in und an fliessenden Gewässern oder an ab-
3.16 Rettungs- und Bergungsmanöver
schüssigen Seeufern – kann mit einem Sturz ins
Wasser und fatalen Folgen enden. Trägt eine Per-
Menschen können bei einer Rettungs- oder Ber-
son beim ungewollten Eintauchen in ein freies
gungsaktion durch Dritte (Menschen, Tieren) oder
Gewässer eine Rettungsweste, ist die Überlebungs-
Gegenstände (Ball usw.) selber in Not geraten und
chance beinahe 100 %.
dabei ertrinken [279].
3.20 Flutwelle
3.17 Fehlende Poolumzäunung
Menschen, die in Flussbetten oder anderswo von
Private Schwimmbäder oder Biotope im Siedlungs-
(plötzlich) ansteigender Flut überrascht werden,
bereich, die für Kinder aufgrund fehlender oder
u. a. nach Missachtung von Tafeln sind einem ho-
mangelhafter Einzäunung zugänglich sind, stel-
hen Risiko ausgesetzt. Ursachen für unerwartete
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
233
Flutwellen können die Schleusenöffnung bei Was-
Ertrinkungsfälle
leisten
könnten
(Tabelle
64,
serkraftwerken oder heftige Gewitter mit viel Nie-
S. 236ff). Es wird beschrieben, wie und für welche
derschlag sein [285].
Zielgruppe eine bestimmte Massnahme Wirkung
entfalten und wie die konkrete Umsetzung erfol-
3.21 Ungeeignete Auftriebshilfen
gen könnte. Jede dieser Massnahmen wird hinsichtlich ihrer Wirksamkeit (Reduktion des Risikos
Kinder, die sich (allein) im Wasser mit ungeeig-
bei
Inkrafttreten
der
Massnahme),
neten Auftriebshilfen wie aufblasbaren Spiel-
(Kosten-Nutzen-Verhältnis)
figuren, Schwimmflügeln und ähnlichem aufhalten,
(gesellschaftliche oder politische Akzeptanz, recht-
sind einem erheblichen Risiko ausgesetzt. Immer
liche Grundlagen, technische Machbarkeit usw.)
noch gibt es Schwimmhilfen auf dem Markt, die in
überprüft und bewertet. Diese Bewertung erfolgt,
Bezug auf die Sicherheit mangelhaft sind [264].
falls vorhanden, auf Basis wissenschaftlicher Evi-
und
Effizienz
Umsetzbarkeit
denz, ansonsten ist es ein Schätzwert einer Exper-
3.22 Mangelhafte Bäder
tengruppe mit Fachleuten aus den bfu-Abteilungen
Forschung und Beratung Sport. Daraus abgeleitet
Mangelhafte Positionierung und/oder Kennzeich-
erhält jede Präventionsmöglichkeit auf der Bewer-
nung der Alarmknöpfe und Rettungsgeräte (inkl.
tungsskala von «sehr empfehlenswert» bis «nicht
einsturzsichere Abdeckungen), mangelhafte Tren-
empfehlenswert» ein Prädikat. Es wurde dabei
nung der Funktionsbereiche (Schwimmer zu Nicht-
primär auf Massnahmen fokussiert, die das Eintre-
schwimmer), aber auch bauliche Mängel (z. B.
ten von Unfällen verhindern (primäre Prävention),
Wasseransaugöffnungen, Körper- oder Haarfallen
und erst in zweiter Priorität auf Vorschläge, die auf
unter Wasser) und mangelhafte Information der
die Verbesserung der Rettung und Wiederbelebung
Badegäste sind mögliche Risikoquellen [282,286]
abzielen.
3.23 Ungünstige Witterung
Zusammenfassend resultiert eine «long list» von
bewerteten Präventionsmöglichkeiten. Die engere
Menschen, die sich bei Gewitter oder trotz
Liste mit «empfehlenswerten» oder «sehr emp-
Sturmwarnung im Wasser aufhalten, setzen sich
fehlenswerten» Massnahmen, ist in der Tabelle der
Risiken wie hohem Wellengang oder Blitzschlag aus.
«Empfehlungen für die Ertrinkungsprävention»
(Tabelle 65, S. 251) aufgeführt.
4.
Interventionsanalyse
4.1
Risiko für Wasserunfall bei Männern
senken
Die WHO geht davon aus, dass 80 % aller Ertrinkungsunfälle mit einfachen Präventionsmassnahmen verhindert werden könnten [287].
Bei Männern soll das präventionsrelevante Wissen,
das Gefahrenbewusstsein und die Selbststeuer-
Ausgehend von der Risikoanalyse werden in die-
ungsfähigkeit bezüglich Risiken im Umgang mit
sem Kapitel Präventionsmöglichkeiten aufgelistet,
Wasseraktivitäten verbessert werden (Tabelle 64).
die einen Beitrag zur Reduktion dieser Risiken für
234
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Von Unfällen, bei denen die Risiken «Alkohol»,
«fehlendes Tragen Rettungsweste», «ungünstiges
allein Schwimmen», «allein tauchen» und «starke
Strömung» einen Einfluss haben, sind vorwiegend
Männer betroffen. Bei Massnahmen, die auf die
Reduktion des Einflusses des jeweiligen Risikofaktors
abzielen, werden somit vor allem Männer fokussiert.
Um das Risiko für einen fatalen Wasserunfall für
Männer zu reduzieren, werden die entsprechenden
Massnahmen so konzipiert, dass sich insbesondere
Männer angesprochen fühlen.
Die Thematik könnte mit einem multifaktoriellen
Ansatz angegangen werden. Einerseits könnten
Männer über eine massenmediale Kampagne für
die Risiken sensibilisiert werden. Andererseits müssten die konkreten Themen Alkohol, Rettungsweste
tragen, risikosteigerndes Verhalten, Anforderungsprofil diverser besonderer Situationen in und am
Wasser (Strömung, Kälte, Stress, Übermut) und die
adäquaten Handlungsanweisungen mit flankierenden Massnahmen an das Zielpublikum vermittelt
werden. Dieser multifaktorielle Ansatz wäre zwar
ressourcenintensiv, aber wegen der zumindest
kurzfristig relativ hohen potenziellen Schutzwirkung und der zu erwartenden einfachen Umsetzbarkeit für die Umsetzung zu empfehlen.
Um eine möglichst grosse Anzahl der erwachsenen,
männlichen Schweizer Wohnbevölkerung zu erreichen, könnte in der Rekrutenschule ein allgemeiner und im Verkehrskundeunterricht ein Strassenverkehr-spezifischer,
obligatorischer
Input
durchgeführt werden. Da die politische Umsetzbarkeit dieser Massnahme als fraglich eingeschätzt
wird, erhält sie ein «bedingt empfehlenswert».
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
235
Tabelle 64
Wassersport (Ertrinken): Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
1.2
Risiko für
Wasserunfall bei
Männern senken
2.1
2.2
2.3
Verbesserung von
präventionsrelevantem
Wissen, Einstellungen und
Gefahrenbewusstsein
bezüglich Wassersicherheit
Obligatorischer Input im Verkehrskundeunterricht
und in der Rekrutenschule
Multifaktorieller Ansatz zur Sensibilisierung von
Männern für Risiken über Multiplikatoren, Medien,
Werbung: v. a. auf Themen Alkohol, Risikoverhalten,
Nutzung Rettungsgeräte fokussieren (siehe Nr. 2-6,
9, 12-15, 17, 19-20, 24)
Erreichen eines
Eine Jahreslektion Schwimmen oblig. während 8
Mindeststandards
Jahren der obligatorischen Schulzeit (inkl. WSC)
«Schwimmen» in
stehendem und fliessendem
Gewässer
Verbesserung von
Multifaktorieller Ansatz zum Informieren der
präventionsrelevantem
Bevölkerung über Medien, Multiplikatoren (z. B.
Wissen, Einstellungen und SLRG-Kindergartenprojekt), Werbung
Risiken wahrnehmen,
Gefahrenbewusstsein
beurteilen und
bezüglich Wassersicherheit
sicherheitsorientiert
handeln
Erreichen eines
WSC an allen Schulen der Primarstufe (Kampagne
Mindeststandards
H2O), Safety Tool WSC, WSC 2 (freie Gewässer) für
«Selbstrettung» für Kinder Schüler der Sekundarstufe
Bewertung
Prädikat
1.1
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
-
+/-
-
3
+/-
+/-
+
2*
+
+/-
-
3*
+
+/-
+/-
2*
+
+
+/-
2*
2.4
Reduzierung des Risikos
durch situationsadäquate
Selbsteinschätzung von
Jugendlichen
Modul in Sportunterricht der Sekundarstufe 2 mit
Partizipation Zielgruppe, SLRG, swimsports.ch, J+S;
in Kombination mit anderen Themen zum Erlangen
von Selbststeuerungsfähigkeit
+
+/-
+/-
2
3.1
Ausrüsten von
Alleinschwimmenden mit
Auftriebshilfen
Ausleihe/Verkauf und Promotion von Baywatch-Boye
in Fluss- und Seebädern, über Sportverbände mit
H2O-Betrieb, bei Grossveranstaltungen
+/-
+
+/-
2
3.2
Ausrüsten von
Alleinschwimmenden mit
elektromechanischen
Rettungssystemen
Unterstützung der entsprechenden Forschung und
Produkteentwicklung
+
+
+/-
2
-
+/-
+
3*
+/-
+/-
+
2
3.3
4.1
236
In offene Gewässer
nur mit Auftriebshilfe
oder in kompetenter Weiterführende
Zusätzliche Kommunikationsanstrengungen: z. B.
Begleitung
Informationsanstrengungen Medienmitteillungen, Kommunikation der Partner
zur Erhöhung des
(SLRG, swimsports.ch, J+S, Schulen, Seepolizei)
Bekanntheits- und
Beachtungsgrades der
relevanten Baderegel, lange
Strecken nicht allein zu
schwimmen
Sich nur bei
optimalem
physiologischem
Status im Wasser
aufhalten
Befähigen zur
Selbsteinschätzung der
Freiwassertauglichkeit
«Bist du H2O-fit?»-Selbstassessment. Zusammen mit
Partnern, grossen Badeanstalten, über Medien,
Publikumsbroschüren und –Zeitschriften: breite
Informationskampagne zur Befähigung der
Selbsteinschätzung der aktuellen, eigenen
Freiwassertauglichkeit
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 64 – Fortsetzung
Wassersport (Ertrinken): Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Zum Retten und zur
Nothilfe befähigen
5.3
6.1
6.2
Verhindern, dass
Kinder wegen
fehlender Aufsicht
ertrinken
7.1
7.2
Risiko für
Wasserunfall bei
Jungen senken
7.3
8.1
8.2
9.1
9.2
Trennen von
Alkoholkonsum und
Aktivitäten im und
am Wasser
Bewertung
Prädikat
5.2
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
5.1
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
+/-
+/-
+
2*
-
+/-
+/-
3*
Erhöhung des Anteils der Eltern Gutschein BLS-AED-Ausbildung für Eltern via
von 0- bis 9-Jährigen mit
Kinderpost/Kinderärzte in Zusammenarbeit mit
Rettungs-, resp.
Kantonen und Anbietern
Nothilfekompetenz
+/-
-
+/-
3
Verbesserung der
Kampagne H2O: siehe Grobkonzept 2010
altersgerechten Aufsicht von bis
9-Jährigen
+
+/-
++
1**
Verbessern der altersgerechten Input Elternabende ab 4. Klasse (Empfehlung
Aufsicht von 10- bis 14EDK, Musterinput bfu), Ausbildung Badmeister
Jährigen
-
+/-
+/-
3*
Verbesserung von
Modul für alle Sportfächer von J+S entwickeln
präventionsrelevantem Wissen,
Einstellungen und
Gefahrenbewusstsein bezüglich
Wassersicherheit
-
+/-
+/-
3*
Reduzierung des Risikos durch Eine Jahreslektion Schwimmen oblig. während 8
Ausbildungs-obligatorium
Jahren der obligatorischen Schulzeit (inkl. WSC)
+
+/-
-
3*
Verbesserung von
präventionsrelevantem Wissen,
Einstellungen und
Gefahrenbewusstsein bezüglich
Wassersicherheit
+/-
+/-
+
2*
Beeinflussung der
Kampagne v. a. mit Sucht Info Schweiz, Armee,
Trinkgewohnheiten von
SLRG. Infos an Bootsverleiher, -verkäufer, an
Jugendlichen und Erwachsenen überwachten Bädern
+/-
+/-
+
2*
Reduzierung des Risikos durch 0,5-Promille-Grenze für alle Bootsführende:
Gesetzgebung und Enforcement Erhöhte und anlassfreie Kontrollmöglichkeit
+
+/-
+/-
2*
+/-
+
+/-
2*
-
+/-
-
3
Erhöhung des Anteils
Lehrpersonen, Trainer, Leiter
mit Rettungs- resp.
Nothilfekompetenz
Breite Promotion der SLRG-Module über bfu, J+S
und Sportverbände
Erhöhung des Anteils der
Bevölkerung mit Rettungs-,
resp. Nothilfekompetenz
Breite Promotion der SLRG-Module
Multifaktorieller zielgruppenspezifischer Ansatz
zur Sensibilisierung von Männern für Risiken über
Medien, Multiplikatoren, Werbung: v. a. auf
Themen Alkohol, Risikoverhalten, Nutzung
Rettungsgeräte fokussieren (siehe Nr. 2-3, 9, 1112, 14,21)
Sicherstellen der Information für Empfehlung via zugelassene Ärzte bei Kontrolle
ältere Menschen
und bei ärztl. Fahrtauglichkeitsprüfung ab 70
Bei Gesundheitsrisiko
Jahre, Ausbildung Badmeister
nur in beaufsichtigSicherstellen der Information für Empfehlung via zugelassene Ärzte bei Kontrolle.
tem Gewässer
Risikogruppen (Epilepsie, Herz- Ausbildung Badmeister
schwimmen
Kreislaufprobleme,
Rekonvaleszenz usw.)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
237
Tabelle 64 – Fortsetzung
Wassersport (Ertrinken): Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
Prädikat
11.2
+/-
+/-
+
2*
Tragobligatorium von Rettungswesten auf allen
Booten (Binnenschifffahrtsverordnung),
Versicherungsleistungs-kürzung bei Missachtung
++
+
-
2
Reduzierung des Risikos
Gewässer mit starker durch Information
Strömung meiden
Reduzierung des Risikos
durch Ausbildung
Piktogramme vor Ort, SLRG-Flussregeln, PB bfu, ,
ev. weitere z. B. interaktive Gewässerkarte
-
+/-
+
3*
Teilnahme an Flussmodul SLRG durch breite
Bevölkerung
+
-
-
3*
Reduzierung des Risikos
durch Information
verpflichtender Beipackzettel bei Bootverkauf mit
Flussregeln und -signale, PB bfu, MM im Sommer,
höhere Präsenz Wasserschutzpolizei, ev. weitere
z. B. interaktive Gewässerkarte mit empfohlenen
Gummiboot-Strecken
-
+/-
+/-
3*
Reduzierung des Risikos
durch Gesetzgebung
Obligatorium Fluss- und Seeregelkunde für alle
Bootführer
+
-
-
3
-
+/-
+
3*
Reduzierung des Risikos
durch Information
Alle Bootsfahrer
tragen Rettungsweste Reduzierung des Risikos
durch Gesetzgebung
12.1
12.2
13.1
Bewertung
Umsetzbarkeit
11.1
Präventionsmassnahmen
Flussregeln, PB bfu, SD-Infoset, ev. weitere z. B.
interaktive Gewässerkarte mit Info
10.1
10.2
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
Fahrkompetenz zum
Führen von
Gummiboot auf
Fliessgewässer
Weiterführende
Kommunikationskampagne Eis- und Flussregeln
Informationsanstrengungen SLRG und Aufnahme in PB bfu, Kinderpost
zur Erhöhung des
Kaltes Wasser meiden Bekanntheits- und
oder sich daraus
Beachtungsgrade des Risikos
retten können
von Kaltwasserkontakt
13.2
Ausbildung intensivieren
Kampagne um breite Bevölkerung zur Teilnahme an
Kaltwassermodul SLRG zu bringen
+
-
-
3*
14.1
Reduzierung des Risikos
durch spezifische
Anstrengungen zur
Reduktion von
Verkehrsunfällen
Ist nicht spezifischer Inhalt der Anstrengungen zur
Prävention von Ertrinkungsunfällen, sondern gehört
zum Gebiet der Verkehrsunfallprävention
...
...
...
...
Verbesserung der
Selbstrettungskompetenz
Fahrausbildung: Selbstrettung aus PW im Wasser
trainieren
+
–
-
4
Sicherstellen einer
Zusammenarbeit mit igba, SBV, VHF, APR
lückenlosen Badeaufsicht
(Badmeisterausbildung mit eidg. Fähigkeitsausweis),
und einer effizienten Rettung SLRG
+
+
+/-
2**
Reduzierung des Risikos
durch elektronische
Unterstützung
+
+/-
+/-
2*
+/-
+/-
+
2
Fahrzeuge bleiben
auf der
Verkehrsfläche
14.2
15.1
15.2
16.1
238
Keine tödlichen
Ertrinkungsunfälle im
institutionell
organisierten
Badbetrieb
Retter und Berger
gefährden sich nicht
selber
Weiterentwicklung und Etablierung UnterwasserDetektion mit Herstellern, Bädern (ASSA), Schulen,
Testserie mit SLRG
Reduzierung des Risikos von Artikel in Konsumentenmagazinen, Tiere nicht retten
Hundebesitzern durch
(Hundeführer-Kurse), Flyer bei Tierarzt, Infos mit
Information
Inkasso Hundesteuer, Message auf HundehygieneTüten
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 64 – Fortsetzung
Wassersport (Ertrinken): Bewertung von Präventionsmöglichkeiten
19.1
19.2
++
+
+/-
1*
bfu-Beratung von bestehenden und geplanten Anlagen
+
+/-
+
2*
Reduzierung des Risikos
durch Information
Sensibilisierung über Ausbildung mit FTU, PB bfu,
Flyerabgabe bei Luftflaschenbezug
+/-
+/-
+
2*
Reduzierung des Risikos
durch Information
Flyer über Fischereiartikel-Shops und Expos mit SFV,
Fachmagazine für Fischer, Fischerei-Patentbeilage
(Kantone)
-
+/-
+/-
3
Reduzierung des Risikos
durch Design
Selbstaufblasende Rettungsweste im Fischer-Design
entwickeln und vermarkten
+/-
-
-
3
Reduzierung des Risikos
Gewässer im
durch Absperrung
Siedlungsbereich sind
Reduzierung des Risikos
für Kinder sicher
durch Beratung
Vierseitige Einzäunung oder Schwimmbadabdeckung
obligatorisch erklären
Taucher sind nie
allein
Fischer tragen auf
Boot oder an
Fliessgewässer
Rettungsweste
Bewertung
Prädikat
18.1
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
17.2
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
17.1
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
20.1
Menschen meiden
Reduzierung des Risikos
Aufenthalt in
durch Information
Gefahrenbereich von
Flutwellen
Überprüfen und zusätzlich Aufstellen von Warntafeln
und/oder zusätzliche Warnsignalen bezüglich
Wasserablass Kraftwerke und Hochwasser bei Gewitter,
PB bfu, ev. weiterez. B. interaktive Gewässerkarte
+/-
+/-
+
2*
21.1
Nur geeignete
Auftriebshilfen
kommen auf den
Markt
Reduzierung des Risikos
durch Marktüberwachung
und Information
Stichproben PrSG, Produkteinformation, Kinderpost, PB
bfu
+/-
+/-
+
2**
22.1
Keine baulichen oder
organisatorischen
Sicherheitsmängel in
Bädern
Reduzierung des Risikos
durch Beratung
Mängelbehebung mit Beratung bfu/APR inkl. Promotion
Unterwasserdetektion
+
+/-
+/-
2*
Reduzierung des Risikos
durch Sicherheitsstandards
Weiterentwicklung von Alarmierungs- und
Rettungsstandards durch die Badbetreiber
+
+/-
+/-
2*
Bei ungünstiger
Witterung kein
Aufenthalt am oder
im Wasser
Reduzierung des Risikos
durch Information
Meteo Schweiz, PB bfu ev. weitere z. B. interaktive
Gewässerkarte
-
+/-
+
3*
22.2
23.1
Skala Prädikat
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
3=
Bedingt empfehlenswert
4=
Nicht empfehlenswert
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Skala Bewertung
++ = Sehr hoch
+
= Hoch
+/- = Mittel
= Tief
= Sehr tief
–
* = wird z. T. schon umgesetzt
** = wird schon umgesetzt
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
239
4.2
Risiken wahrnehmen, beurteilen
Der präventive Ansatz zielt insbesondere auf Ju-
und sicherheitsorientiert handeln
gendliche. Sie sollen zu einer situationsadäquaten
Selbsteinschätzung motiviert werden und ihr Han-
Es sollte ein Mindeststandard «Schwimmen» und
deln im und am Wasser entsprechend gestalten
die Verbesserung von präventionsrelevantem Wis-
(Tabelle 64). Risiken sollen kompetent wahrge-
sen und Gefahrenbewusstsein bezüglich Wasser-
nommen und korrekt beurteilt werden. Davon
sicherheit erreicht werden (Tabelle 64) [288]. Dies
abgeleitet soll sicherheitsorientiert gehandelt wer-
nicht nur für Aktivitäten in und an heimischen
den (z. B. in seichte oder unbekannte Gewässer
Gewässern, sondern auch für Situationen in den
nur Fuss voraus eintauchen). Die Umsetzung dieses
Ferien oder anderen Auslandsaufenthalten (Bran-
pädagogischen Ansatzes sollte mit einem obligato-
dung, Gezeiten, Meeresströmungen, Meerestiere
rischen Modul an Schulen der Sekundarstufe 2
usw.) [289]. Die Umsetzung könnte über eine obli-
(Berufsschulen und Gymnasien) erfolgen. «Good
gatorische Jahreslektion «Schwimmen» während
Practice»-Beispiele wie «split the risk» [291] kön-
8 Jahren der obligatorischen Schulzeit inkl. Wasser-
nen als Modell beigezogen werden. Bei der Ent-
Sicherheits-Check WSC (Selbstrettung) [290] erfol-
wicklung des Moduls mit Partnern (SLRG, J+S,
gen. Weil bei dieser als wirkungsvoll eingestuften
swimsports.ch, KKS) könnte die Zielgruppe von
Massnahme wiederum die politische Umsetzbarkeit
Beginn weg partizipativ mitarbeiten. Eine Kombina-
fraglich erscheint, erhält sie ein «bedingt empfeh-
tion mit anderen Themen zum Erlangen von Sport-
lenswert». In der Literatur wird darauf hingewie-
fach übergreifendem Gefahrenbewusstsein und
sen, dass es keine klare Evidenz gibt, dass das Er-
Selbststeuerungsfähigkeit sollte angestrebt werden.
trinkungsrisiko
Diese Massnahme wird als «empfehlenswert»
bei
erwachsenen,
schlechten
Schwimmern höher ist [259].
eingestuft.
Das Erreichen eines Mindeststandards «Selbstret-
4.3
In offene Gewässer nur mit Auf-
tung» soll zu erhöhter Wasserkompetenz führen.
triebshilfe oder in kompetenter Be-
Dazu soll eine Kampagne die Durchführung des
gleitung
WSC an Schulen der Primarstufe unterstützen und
ein WSC 2 für freie Gewässer entwickelt und an
Alleinschwimmende sollen sich mit Auftriebshilfen
Schulen der Sekundarstufe angeboten werden.
wie Neoprenanzug oder einer (formfesten oder
Diese Massnahme wird als «empfehlenswert» ein-
(selbst-)aufblasbaren)
gestuft, da Erfahrungen in den letzten Jahren zei-
http://restube.eu) ausrüsten (Tabelle 64). Dazu
gen, dass Schulen eine hohe Bereitschaft zeigen,
könnte eine sogenannte Baywatch-Boje in Fluss-
die Schulung zu diesem Test zu vermitteln.
und Seebädern, über Wassersportverbände und bei
Selbstrettungs-Boje
(z. B.
Grossveranstaltungen zum Verleih oder Verkauf
Ob sich die Zunahme der Verfügbarkeit von priva-
angeboten werden. Bei Wettkämpfen in offenen
ten Pools positiv auf die Wasser- oder gar
Gewässern ist der Neoprenanzug oft Pflicht (ab-
Schwimmkompetenz auswirkt, kann nicht belegt
hängig von der Wassertemperatur). Für die breite
werden, da entsprechende Vergleichserhebungen
Bevölkerung wird die Selbstrettungsboje auf deut-
fehlen.
lich höhere Akzeptanz stossen, weil sie in der An-
240
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
schaffung wesentlich günstiger als ein Neoprenan-
den. Begleitung beim Schwimmen wäre also nur
zug ist. Diese Massnahme wird als «empfehlens-
sicherheitsfördernd, wenn die Begleitperson über
wert» eingestuft.
die entsprechende Qualifikation verfügt.
Alleinschwimmende sollten sich (in Zukunft) mit
4.4
Sich nur bei optimalem physiologischem Status im Wasser aufhalten
einem elektro-mechanischen Rettungssystem, wie
beispielsweise einem Rettungskragen, ausrüsten.
Das System kann sich bei einem Schwimmer in Not
Die Freiwassertauglichkeit der Bevölkerung soll
automatisch aktivieren, aufblasen und damit den
sichergestellt werden (Tabelle 64). Jeder Einzelne
Nutzer auch bei Bewusstlosigkeit über Wasser hal-
sollte sich zu Beginn einer Bade- oder Wasser-
ten. Diese Systeme sind noch in der Entwicklungs-
sportaktivität Rechenschaft über seine physiologi-
oder Erprobungsphase. Es gilt, die entsprechende
sche Kondition sowie seinem Fertigkeitsniveau in
Forschung zu verfolgen und zu unterstützen. Die
Relation zu den situativen Anforderungen geben.
Unterstützung der Weiterentwicklung dieser Mass-
Dazu könnten verschiedene Partner gemeinsam in
nahme wird als «empfehlenswert» eingestuft.
einer breit angelegten Informationskampagne über
die relevanten Aspekte informieren: Risiken durch
Der Bekanntheits- und Beachtungsgrad der rele-
Substanzkonsum (v. a. Alkohol), physiologische
vanten Baderegel der SLRG, lange Strecken nicht
Reaktion wegen überhitztem Körper oder kalten
allein zu schwimmen, sollte erhöht werden und
Wassertemperaturen, optimaler Ernährungs- res-
Schwimmer sollen in beaufsichtigtem Gewässer
pektive Energiezustand und physiologische Aspekte
trainieren. Zur Verbreitung könnten Medienmit-
sowie situationsangepasste Fertigkeitsanforderun-
teilungen und weitere Kommunikationskanäle der
gen. Dazu könnte eine Risikoassessmentkarte «Bist
Partner SLRG, swimsports.ch, der Schulen sowie
zu H2O-fit?» dienen. Diese Karte könnte über
der Seepolizei genutzt werden. Ein die Wirkung
Medien, Broschüren, Multiplikatoren (Schwimm-
stark einschränkender Faktor ist die Rettungskom-
kurse, öffentliche Badeanstalten) breit gestreut und
petenz der Begleitung: Eine in Not geratene Person
mit den nötigen Hintergrundinformationen beglei-
aus einem See oder Fluss zu retten, stellt hohe
tet werden. In grossen Frei- und Strandbädern
Anforderungen an die Rettungsperson. Kann nicht
könnten bei Badewetter gratis Check-Points mit
darauf gezählt werden, dass die Rettung von ei-
einem
nem Boot aus unterstützt wird, verschlechtern sich
werden. Diese Massnahme wird als «empfeh-
die Erfolgschancen und die Rettungsperson kann
lenswert» eingestuft, da mit wenig Aufwand relativ
selber in Not geraten. Diese Massnahme wird als
viele Leute erreicht werden könnten, um relevante
«bedingt empfehlenswert» eingestuft. Dies ausge-
und bekannte Präventionsthemen verständlich und
hend von der Tatsache, dass diese Baderegel be-
attraktiv zu vermitteln.
kurzen
Self-Assessment
eingerichtet
reits seit langem kommuniziert wird, aber in Anbetracht der Unfälle kaum Beachtung findet. Zudem
kann Rettung im fliessenden Gewässer und in gewisser Distanz zum Ufer nur von sehr gut trainierten und ausgebildeten Rettern gewährleistet wer-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
241
4.5
Zum Retten und zur Nothilfe
Zudem würde diese Ausbildung grosse Ressourcen
befähigen
binden.
Eine
schwerpunktmässige
Förderung
solcher Kurse bei der breiten Bevölkerung erhält
Sind bei einem Ertrinkungsvorgang ausgebildete
darum nur ein «bedingt empfehlenswert».
Retter präsent, steigt die Überlebenschance potenzieller Ertrinkungsopfer [292] (Tabelle 64). Wie viele
Sinnvoll wäre es, die bereits Ausgebildeten, die ja
Menschen jährlich durch das kompetente Ein-
nachweislich über ein gewisses Interesse am Enga-
greifen von geschulten und auch ungeschulten
gement für einen Rettungseinsatz oder gar eine Ver-
Rettern vor dem Ertrinkungstod bewahrt werden,
pflichtung dazu haben respektive hatten und zudem
konnte bisher noch nicht eruiert werden. Ertrin-
zumindest früher die nötigen Qualifikationen bereits
kungspräventiv positiv auswirken würde sich, wenn
erarbeiteten,
möglichst
und
lungskurs zu motivieren. Gemäss SLRG wurden in
andere Leiter von Freizeitaktivitäten an, im und
den letzten 75 Jahren 430 000 Personen brevetiert
auf dem Wasser durch das Absolvieren eines
(http://www.club-der-brevetierten.ch/DE/club).
SLRG-Brevets über eine hohe Rettungs- respektive
wenn die erforderliche Rettungskompetenz gezielt
Nothilfekompetenz
geübt wird, kann diese nach dem Absolvieren eines
alle
Lehrpersonen,
verfügen
Trainer
und
das
nötige
Wiederholungstraining absolvieren würden. Die
vermehrt
zu
einem
Wiederho-
Nur
Brevetkurses à jour gehalten werden.
Umsetzung könnte durch breite Promotion der
Ausbildungsmodule der Schweizerischen Lebens-
Gezielt sollte der Anteil der Eltern von 0- bis 9-Jäh-
rettungs-Gesellschaft (SLRG) über Jugend+Sport
rigen mit Rettungs- respektive Nothilfekompe-
(J+S), die Sportverbände und weitere Kanäle
tenz erhöht werden. Dazu könnte ein Gutschein
erfolgen.
Kindern
zur BLS-AED-Ausbildung an entsprechende Eltern
vorwiegend von Lehrpersonen und Trainern/Leitern
via bfu-Kinderpost und Kinderärzte in Zusammen-
vermittelt wird, könnte relativ vielen Kindern neben
arbeit mit Kantonen und Kursanbietern abgegeben
sportartspezifischen Fertigkeiten auch relevantes
werden. BLS steht für Basic Life Support (Nothilfe)
Präventionswissen
Diese
und AED für Automated External Defibrillation
Massnahme kann als «empfehlenswert» beurteilt
(Defibrillator). Wigginton beurteilt die Rettung/
werden.
Hilfeleistung durch Laien als erfolgversprechenden
Da
Wasserkompetenz
vermittelt
bei
werden.
Präventionsansatz [261]. Es darf von einem TransAnders sieht es mit der Bewertung von Anstren-
fereffekt auf andere Lebensbereiche ausgegangen
gungen zum Erhöhen des Anteils von Ret-
werden. Zudem sollte überall, wo mit einem regen
tungsschwimmern in der breiten Bevölkerung
Badebetrieb in nicht überwachten Gewässern zu
aus. Mit dieser Präventionsmöglichkeit könnte der
rechnen ist, für ausreichend Rettungsmaterial
Anteil an ausgebildeten Rettern mutmasslich nur
gesorgt werden. Diese Massnahme wird wegen der
begrenzt erhöht werden, da der Aufwand zum
relativ hohen Ressourcenbindung als «bedingt
Erlangen der nötigen Qualifikation sehr hoch ist.
empfehlenswert» eingestuft.
Somit wäre die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem
Wasserunfall (im unbewachten Gewässer) eine
solche Rettungsperson anwesend wäre, sehr klein.
242
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.6
Verhindern, dass Kinder wegen feh-
liegt, wird dieser Massnahme wegen mangelnder
lender oder mangelhafter Aufsicht
Aussicht auf Erfolg nur ein «bedingt empfehlens-
ertrinken
wert» abgegeben.
Das Risiko soll durch altersgerechte Aufsicht von
4.7
Risiko für Wasserunfall bei Jungen
senken
0- bis 9-Jährigen reduziert werden (Tabelle 64).
Dazu entwickelte die bfu 2010 eine landesweite
Kampagne, die 2011–2013 mit Partnern umgesetzt
Bei jungen Menschen im Sport soll das präven-
wird. Zentrale Botschaft an Eltern und verant-
tionsrelevante Wissen bezüglich Wassersicherheit,
wortliche Aufsichtspersonen ist, dass Kleinkinder
das Gefahrenbewusstsein und die Selbststeu-
bis 5-jährig im und am Wasser immer in Reichweite
erungsfähigkeit verbessert werden (Tabelle 64).
überwacht und 6- bis 9-Jährige stets im Auge be-
Dazu könnte gemeinsam mit J+S ein Ausbildungs-
halten werden müssen. Die entsprechende Bade-
Grundlagenmodul für alle Sportfächer entwickelt
regel steht auch bei der SLRG an erster Stelle.
werden. Über die Fachleitung sowie die ent-
Details können dem Grobkonzept entnommen
sprechenden Experten und Leiter könnte so ein
werden. Bei der Umsetzung darf von einer sehr
Modul
hohen gesellschaftlichen als auch politischen Ak-
Wirkung eines reinen theoretischen Inputs als
zeptanz ausgegangen werden. Diese Massnahme
relativ
wird als «sehr empfehlenswert» eingestuft.
Massnahme als «bedingt empfehlenswert» ein-
grosse
gering
Verbreitung
eingeschätzt
erfahren.
wird,
Da
wird
die
diese
gestuft.
Das Risiko soll auch bei den 10- bis 14-Jährigen
durch altersgerechte Aufsicht reduziert werden. Da
Das Risiko könnte durch ein Ausbildungsobligato-
sich diese Altersgruppe oft nicht mehr im direkten,
rium für Schülerinnen und Schüler der Volksschule
physisch realisierbaren Einflussbereich ihrer Erzie-
reduziert werden. Die Umsetzung könnte über eine
hungsberechtigen im und am Wasser aufhält, sind
obligatorische Jahreslektion «Schwimmen» inkl.
entsprechende Präventionsmassnahmen eine Her-
Wasser-Sicherheits-Check
ausforderung. Die Botschaft an Verantwortliche
während 8 Jahren der obligatorischen Schulzeit
lautet, auch diese Altersgruppe im und am Wasser
erfolgen. Weil dieser als wirkungsvoll eingestuften
regelmässig zu kontrollieren. Eltern sollen mit Kin-
Massnahme wegen fehlender Ressourcen (Verfüg-
dern in diesem Alter nur an Stränden baden, die
barkeit
von Rettungsschwimmern bewacht werden. Um
Lehrerschaft, Zeitbudget) eine schlechte Umsetz-
diese Information zu übermitteln, könnte an
barkeit zugeschrieben wird, erhält sie ein «bedingt
Elternabenden für 10-Jährige (ca. 4. Klasse) ein
empfehlenswert».
Schwimmbad,
WSC
(Selbstrettung)
Ausbildungskompetenz
Input durchgeführt und ein entsprechender Flyer
abgegeben werden. Die Thematik sollte auch in
der Badmeisterausbildung vertieft werden. Da ein
4.8
Trennen von Alkoholkonsum und
Aktivitäten im und am Wasser
grosser Kreis von Multiplikatoren zur Mitarbeit
überzeugt und geschult werden müsste sowie die
Die Trinkgewohnheiten von Jugendlichen und
Aufgabe einzig im Zuständigkeitsbereich der Eltern
Erwachsenen sollen beeinflusst werden (Tabelle
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
243
64). Dazu könnte in Kooperation mit Sucht Info
lenswert». Das Führen eines Schiffs in angetrunke-
Schweiz über alle Bootsverleiher und -verkäufer
nem Zustand ist bereits heute untersagt. Einen
sowie die öffentlichen Bäder ein Flyer abgegeben
Grenzwert gibt es aber nur für die kommerzielle
und mit der SLRG die entsprechende Baderegel
Schifffahrt und der beträgt 0,1 Promille. In Basel
noch bekannter gemacht werden. Auch könnten
gilt die 0,5-Promille-Grenze bereits heute.
Bäder auf Alkoholreklame (Sonnenschirme, Plakate
usw.) verzichten. Allgemein sollte in der Werbung
4.9
Bei Gesundheitsrisiko nur in beaufsichtigten Gewässern schwimmen
auf Bilder, die Alkoholkonsum am oder auf dem
Wasser darstellen, verzichtet werden. Quan schlägt
vor, von den Erkenntnissen der Strassenverkehrssi-
Ältere Menschen, deren Gesundheitszustand für
cherheits-Community zu profitieren [269]. Aus
das Baden und Schwimmen als Risiko eingestuft
wirtschaftlichen Gründen wäre eine freiwillige
werden muss, sollten von ihrem Arzt entsprechend
Unterstützung dieser Massnahme durch die Ge-
informiert werden (Tabelle 64). Ärzte sollten bei
tränkeverkaufsstellen in Bädern wahrscheinlich be-
der ärztlichen Fahrtauglichkeitsprüfung ab 70
scheiden. Zudem werden nur Badende in beauf-
Jahren betroffenen Patienten empfehlen, nur in
sichtigten Gewässern erreicht, wo das Ertrinkungs-
beaufsichtigten Gewässern zu schwimmen. Die bfu
risiko wegen Alkoholkonsum deutlich kleiner ist als
könnte gemeinsam mit der Verbindung der
in freien Gewässern. Aus diesen Gründen wird
Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH und den
diese Massnahme als «bedingt empfehlenswert»
Kantonen
beurteilt.
erarbeiten. Die Thematik sollte auch in der
eine
entsprechende
Badmeisterausbildung
Das Risiko könnte durch das Verschärfen gesetzli-
vertieft
Unterlage
werden.
Diese
Massnahme wird als «empfehlenswert» eingestuft.
cher Vorschriften reduziert werden. Dazu könnte
die 0,5 Promillegrenze für alle Bootsführenden
Menschen mit einer medizinischen Risikoindikation
über die Binnenschifffahrtsverordnung konsequent
(z. B. Epilepsie, Rekonvaleszenz, Herz-Kreislauf-
auf alle Bootstypen ausgeweitet und durchgesetzt
Problemen) sollen auf ihr erhöhtes Risiko beim
werden. Dabei ginge es in erster Linie um den
Baden und Schwimmen in unbeaufsichtigten Ge-
Selbstschutz der Bootsfahrer, da davon ausge-
wässern aufmerksam gemacht werden. Ärzte
gangen wird, dass bei vielen Kenterungen oder
könnten die Freiwassertauglichkeit als expliziten
Stürzen ins Wasser Alkoholkonsum eine risikostei-
Aspekt in die vertrauensärztliche Kontrolle ein-
gernde Ursache darstellt. Die Polizei müsste auf
bauen und ihren Patienten eine entsprechende
allen freien Seen und Flüssen der Schweiz auch
Empfehlung abgeben. Eine kompetente Abklärung,
berechtigt werden, den Atemalkoholgehalt anlass-
ob derartige relevante Risikofaktoren vorherrschen,
frei zu überprüfen, mit der Möglichkeit bei Zu-
die ein Abraten vom Schwimmen in unbeauf-
widerhandlung den Ausweis (auch Personenwagen
sichtigtem Gewässer rechtfertigen würde, wäre nur
und Motorrad) zu entziehen. Bei dieser Mass-
mit hohem Diagnostikaufwand zu erbringen.
nahme ist die politische Umsetzbarkeit zwar frag-
Zudem würde ein hoher Anteil von Risiken
lich, aber sie erhält wegen des relativ hohen Ret-
dennoch
tungspotenzials das Prädikat «bedingt empfeh-
Massnahme als «bedingt empfehlenswert» beur-
244
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
nicht
entdeckt.
Darum
wird
diese
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
teilt. Nichts desto trotz sollten Ärzte bei offen-
nach einer Abklärung die politische Akzeptanz als
sichtlich vorliegenden Beschwerden auf ein mögli-
positiv bewertet werden kann, gibt es für diese
ches Risiko beim Schwimmen hinweisen und für
Massnahme ein «empfehlenswert».
die Ausübung dieser sportlichen Aktivität den
Schonraum eines beaufsichtigten Schwimmbades
4.11 Gewässer mit starker Strömung
meiden
empfehlen.
4.10 Alle Bootsfahrenden tragen
Über Information soll eine Sensibilisierung und
Rettungsweste
damit ein Anstoss zu sicherheitsorientiertem Handeln
geschaffen
werden
(Tabelle
64).
Die
Es soll geprüft werden, ob ein Online-Informations-
Wassersport treibende Bevölkerung soll durch
portal für Bootsfahrende eine zweckmässige Mass-
Piktogramme vor Ort, die Flussregeln der SLRG, die
nahme für die Risikoreduktion wäre (Tabelle 64).
bfu-Unterlagen und evtl. durch weitere Einsatz-
Auf diesem Portal könnte einerseits über Wetter-
mittel, z. B. eine interaktive Gewässerkarte, infor-
und Wasserbedingungen informiert, andererseits
miert werden (Promotion via TV-Meteo). Diese
Information zu sicherheitsrelevantem Wissen ver-
Massnahme wird als «bedingt empfehlenswert»
mittelt und für Risikofaktoren sensibilisiert werden.
beurteilt, da nicht davon ausgegangen werden
Die Verbreitung der entsprechenden Flussregeln
kann, dass junge Männer – die Hochrisikogruppe
der SLRG könnte in Kombination mit einer inter-
für Ertrinkungsunfälle in Fliessgewässern – ihr Ver-
aktiven Gewässerkarte das Tragen von Ret-
halten wegen einer geschriebenen Präventions-
tungswesten (Personal Floating Device PFD) beim
botschaft überdauernd verändern würden.
Bootfahren in der Bevölkerung verankern. Während der Wassersportsaison könnte im Rahmen der
Das Risiko sollte durch Kompetenzgewinn durch
TV-Sendung Meteo auf die Karte hingewiesen
Ausbildung reduziert werden. Die Umsetzung er-
werden. Eine solche Online-Gewässerkarte müsste
folgt durch Besuch des Flussmoduls der SLRG.
erst noch entwickelt und ihre Ressourcen-Effizienz
Einer hohen Wirkung steht eine Ressourcen inten-
geklärt werden. Bei positivem Ergebnis gibt es für
sive Ausbildung, die vermutlich von einem sehr
diese Massnahme ein «empfehlenswert».
kleinen Bevölkerungsanteil von bereits hochsensibilisierten Personen absolviert würde, gegenüber.
Die tödlichen Ertrinkungsunfälle als Folge von Stür-
Diese Massnahme wird darum als «bedingt
zen aus Booten oder von Kenterungen könnten
empfehlenswert» beurteilt.
drastisch reduziert werden, wenn das Tragen einer Rettungsweste obligatorisch wäre. Die
Binnenschifffahrts-Verordnung wäre mit einem
4.12 Fahrkompetenz zum Führen von
Gummibooten auf Fliessgewässer
Tragobligatorium von Rettungswesten für alle
Bootsfahrenden
zu
Bootsfahrende
Es sollten Informationsanstrengungen unternom-
sollten wissen, wann und wie sie Rettungswesten
men werden, um die Kriterien für das kompe-
zu tragen haben. Quan schlägt zur Promotion
tente Führen von Gummibooten auf Flüssen
Discount-Bons für den PFD-Erwerb vor [269]. Falls
besser zu vermitteln (Tabelle 64). Zudem sollen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
ergänzen.
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
245
Freizeitkapitäne für das Risiko sensibilisiert, respek-
führen,
tive zu sicherheitsorientiertem Handeln bewegt
empfehlenswert» eingestuft.
wird
diese
Massnahme
als
«bedingt
werden. Beipackzettel beim Kauf von Booten
könnten über Verwendungszweck, Ladekapazität,
Das Risiko soll durch Kompetenzgewinn mit Aus-
SLRG-Flussregeln,
persönliche
bildung reduziert werden. Selbstrettung in kaltem
Sicherheitsausrüstung informieren. Via Medienmit-
Wasser, das zeigt auch Ducharme, stellt hohe
teilung und bfu-Unterlagen könnten Tipps und auf
Anforderungen an Betroffene [293]. Die Befähigung
einer
empfohlene
zur Selbstrettung aus kaltem Wasser könnte durch
Gummibootstrecken heruntergeladen werden. Ob
den Besuch des Hypothermie-Moduls der SLRG
die gefährdeten Personen wirklich erreicht werden
erlangt werden. Weil voraussichtlich nur ein sehr
könnten (Nutzer und Käufer der Boote sind nicht
begrenzter Anteil der Bevölkerung bereit ist, dieses
unbedingt identisch) und beim Kauf gelesene
spezifische Modul zu besuchen, und die Ausbildung
Handlungsanleitungen starken Einfluss auf das
sehr Ressourcen intensiv ist, wird die Massnahme als
spätere Verhalten haben, wird kritisch beurteilt.
«bedingt empfehlenswert» eingestuft. Hingegen
Darum erhält diese Massnahme nur ein «bedingt
sollte aber an bekannten neuralgischen Stellen
empfehlenswert».
Rettungsmaterial für die Bergung von Verunfallten
interaktiven
Flusssignale
und
Gewässerkarte
montiert werden (Rettungsring, -brett, -leiter oder Das Risiko könnte durch Gesetzgebung reduziert
stange, Sicherungsleine für Retter).
werden. Dazu müsste von allen Bootsführenden ein
obligatorischer Kurs zur Fluss- und Seeregel-
4.14 Fahrzeuge bleiben auf der Verkehrsfläche
kunde sowie zum Rettungsschwimmen besucht
werden. Dieser wirkungsvollen Massnahme stehen
hohe Realisierungskosten und geringe Umsetzungs-
Um das Risiko zu senken, dass Fahrzeuglenker
chancen gegenüber. Deshalb wird diese Massnahme
und/oder -insassen, die mit ihrem Fahrzeug von der
als «bedingt empfehlenswert» beurteilt.
Strasse abkommen und ins Wasser fallen, ertrinken, gibt es eine ganze Palette von angezeigten
4.13 Kaltes Wasser meiden oder sich
daraus retten können
Massnahmen
[294]
(Tabelle
64).
Diese
sind
Bestandteil der Präventionsanstrengungen zur
Reduktion von Verkehrsunfällen. Deshalb wird
Die Bevölkerung soll den Kontakt mit sehr kaltem
in diesem Bericht nicht weiter auf diesen Aspekt
Wasser meiden (Tabelle 64). Durch breite Kom-
eingegangen.
munikation über die SLRG (Eis- und Flussregeln),
J+S, bfu-Publikumsbroschüren und bfu-Kinderpost
Die Selbstrettungskompetenz soll verbessert
könnte die Botschaft, kaltes Wasser nicht zu unter-
werden. In der Fahrausbildung könnte die Selbst-
schätzen und nach Möglichkeit zu meiden, in der
befreiung aus einem sinkenden Fahrzeug (Simula-
Bevölkerung verankert werden. Da aber nicht davon
tor) geübt werden. Diese Massnahme wird wegen
ausgegangen wird, dass reine Informationskampag-
hohem Aufwand und schlechten Realisierungs-
nen zu einer überdauernden Verhaltensänderung
chancen als «nicht empfehlenswert» beurteilt.
246
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.15 Keine tödlichen Ertrinkungsunfälle
4.16 Retter und Berger gefährden sich
im organisierten Badbetrieb
nicht selber
In institutionell organisierten Badbetrieben soll eine
Über Information soll eine Sensibilisierung und
lückenlose Badeaufsicht und eine effiziente
damit ein Anstoss zu sicherheitsorientiertem Han-
Rettung sichergestellt werden (Tabelle 64). Dazu
deln geschaffen werden (Tabelle 64). Die Bevölke-
soll das Bestreben der Badbetreiber und Badmeis-
rung soll sich nicht durch unüberlegte oder unrea-
ter, eine professionelle Badmeisterausbildung mit
listische Rettungsaktionen selber gefährden. Ret-
eidg. Fähigkeitsausweis zu erlangen, unterstützt
tungseinsätze in freien, oft kalten Gewässern mit
werden. Genügend Ressourcen zum Erfüllen der
Strömung erforderen hohe Rettungskompetenz.
anspruchsvollen Aufsichtsaufgaben sind im Be-
Die breite Bevölkerung könnte aber durch die SLRG
triebsbudget einzuplanen – darin sind sich auch die
aufgeklärt werden, welche Möglichkeiten (z. B.
Experten in der Studie von Fischer einig [252, Kap.
Alarmieren, Einsatz von Rettungsmaterial) eine
III.7]. Wachsame, kompetente Badaufseher können
Person auch ohne antrainierten Fertigkeiten hat,
Ertrinkungsunfälle in ihren Becken weitgehend ver-
um Menschen in Notlage zu helfen. Dazu könnten
hindern. Dabei muss aber auch die nahtlose
in Konsumenten-Magazinen Artikel und Medien-
Zusammenarbeit mit den professionellen Fachleu-
mitteilungen
ten der nächsten Rettungsstufe (Notarzt, Ambu-
sollten über Hundeführerkurse und Flyer (Tierarzt,
lanz, Rettungshelikopter) optimal konzipiert sein.
Inkasso Hundesteuer) dazu angehalten werden,
Diese Massnahme wird als «empfehlenswert» ein-
ihre Vierbeiner nicht aus dem Wasser zu retten
gestuft.
(weil diese sich praktisch immer selber retten
publiziert
werden.
Hundehalter
können). Eine entsprechende Botschaft könnte
Das Risiko soll durch elektronische Unterstüt-
auch
auf
die
Hundehygiene-Tüten
gedruckt
zung der Badeaufsicht reduziert werden. Dazu
werden. Diese Massnahme wäre relativ einfach zu
müsste die Entwicklung von Unterwasser-Detekti-
realisieren, was zu einem «empfehlenswert» führt.
onssystemen vorangetrieben und ihre Wirksamkeit
überprüft werden. Die Zusammenarbeit mit Herstellern und Badbetreibern soll (weiter) gepflegt
4.17 Gewässer im Siedlungsbereich sind
für Kinder sicher
werden. Unter Berücksichtigung, dass entsprechende Technologien in Zukunft grössere Verbrei-
Das Risiko soll durch Einschränkung des freien
tung und höhere Akzeptanz erfahren werden, wird
Zugangs und Ausrüstens mit nötigem Sicherheits-
der notwendige Forschungsaufwand zum Nach-
material reduziert werden (Tabelle 64). Durch eine
weis der Wirksamkeit dieser Massnahme als «emp-
lückenlose
fehlenswert» beurteilt.
Öffnungsmechanismus können Pools und Biotope
Umzäunung
mit
entsprechendem
im Siedlungsbereich kindersicher gestaltet werden
[281]. Aber nicht nur Schwimmbäder, sondern auch
Planschbecken, Regenwasserbehälter oder Industriebecken (Güllenbecken, Feuerwehrteiche) müssen so
abgedeckt oder eingezäunt sein, dass Kleinkinder
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
247
in
tragen. Die Verteilung der Information könnte
Australien nachweisen, dass die Umzäunung von
über Fischereiartikel-Verkauf, Ausstellungen, Fach-
Pools ein effektives Mittel gegen Kinderertrinkungs-
magazine und Fischer-Patent-Beilage in Zusam-
fälle ist [280]. Die Behörden könnten entsprechende
menarbeit mit dem Schweizerischen Fischerei-
Vorschriften in ihren Bauordnungen vorsehen und
Verband (SFV) realisiert werden. Der Versuch, das
das Einhalten kontrollieren. Diese Massnahme wird
Verhalten rein über die Übermittlung von Informa-
als «sehr empfehlenswert» beurteilt.
tionen zu erzielen, wird als «bedingt empfehlens-
nicht
hineinfallen
können.
Pearn
konnte
wert» beurteilt.
Das Risiko soll durch Beratung reduziert werden.
Die bfu-Beratung durch Sicherheitsdelegierte
Das Risiko soll durch Design reduziert werden. Ent-
vor Ort auf Basis der Dokumentation «Gewässer»
wicklung und Vermarktung einer spezifisch für Fi-
[281] soll weitergeführt werden. Diese Massnahme
scher designten automatischen Rettungsweste
wird als «sehr empfehlenswert» beurteilt.
(nach CE-Norm 150N EN396, kombiniert mit Fischergilet mit vielen Taschen), in Zusammenarbeit
4.18 Taucher sind nie allein
mit dem SFV, wäre möglich. In Anbetracht der wenigen Fälle und der geringen Bereitschaft der Fischer,
Über Information soll eine Sensibilisierung und
eine Rettungsweste zu tragen, wird diese Mass-
damit ein Anstoss zu sicherheitsorientiertem Han-
nahme als «bedingt empfehlenswert» beurteilt.
deln geschaffen werden (Tabelle 64). Über die in
der Schweiz anerkannten Ausbildungsorganisati-
4.20 Kein Aufenthalt im Gefahrenbereich
von Flutwellen
onen, Tauchschulen und die Fachstelle für Tauchunfallverhütung (FTU) sollten Brevet-Kandidaten
vermehrt über die Gefahr des Alleintauchens
Über Information soll eine Sensibilisierung für die
sensibilisiert werden. Ebenfalls sollen sie angehal-
Gefahr von möglichen Flutwellen und damit ein
ten werden, nie ihren Tauch-Buddy aus den Augen
Anstoss zu sicherheitsorientiertem Handeln ge-
zu verlieren. Flyer oder Kleber bei Luftflaschenbe-
schaffen werden (Tabelle 64). Mögliche Informati-
zug könnten auch erfahrene Taucher an die Regel
onskanäle sind: Beschilderung neuralgischer Stellen
erinnern. Weil diese Information mit vertretbarem
(unterhalb von Wasserkraftwerken und Schleusen)
Aufwand an praktisch alle Taucher gelangt, wird
mit Piktogrammen; Infotafeln bei Parkplätzen an
diese Massnahme als «empfehlenswert» beurteilt.
Flüssen, die eine Bade- und Wassersportfrequenz
aufweisen, und bei denen mit möglichem raschem
4.19 Fischer tragen auf Boot oder an
Pegelanstieg nach Gewittern und Unwettern im
Fliessgewässern Rettungsweste
Flusseinzugsgebiet gerechnet werden muss; interaktive Gewässerkarte; bfu-Publikumsbroschüren.
Über Information soll eine Sensibilisierung und
Diese Massnahme wird als «empfehlenswert» be-
damit ein Anstoss zu sicherheitsorientiertem Han-
urteilt, wird aber vielerorts auch bereits umgesetzt.
deln geschaffen werden (Tabelle 64). Fischer soll-
Informationsträger an Gewässern sollten regel-
ten via Flyer motiviert werden, auf Booten, in Flüs-
mässig kontrolliert und wenn nötig saniert werden.
sen und an steilen Seeufern Rettungswesten zu
248
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.21 Nur geeignete Auftriebshilfen ver-
oder einen bfu-Berater vor Ort [282] gewährleitstet
kaufen und einsetzen, Kinder
werden. Zudem sollte die Verwendung von geeig-
überwachen
neten Systemen der Unterwasserdetektion gefördert werden. Diese Massnahme wird als «empfeh-
Das Risiko sollte durch Marktüberwachung und
lenswert» beurteilt.
Information reduziert werden (Tabelle 64). Dazu
führt die bfu im Rahmen des Produktesicherheits-
Das Risiko soll durch die Verbesserung der Beach-
gesetzes Stichproben bei Auftriebshilfen durch
tung von Sicherheitsstandards reduziert wer-
und informiert die Bevölkerung gemeinsam mit der
den. Ein Konzept zu Alarmierung und Rettung
SLRG via Kinderpost, Publikumsbroschüren und
sollte vorliegen und in allen Bädern regelmässig
Internet (z. B. nur doppelkammerige, grössen- und
geübt werden. Die Badbetreiber sollten entspre-
gewichtsangepasste
chende Standards à jour halten [282]. Diese Mass-
Schwimmflügel
mit
Rück-
schlagventil). Grundsätzlich sollten Nichtschwim-
nahme wird als «empfehlenswert» beurteilt.
mer keine aufblasbaren Schwimmhilfen in überkopftiefem Wasser benutzen sondern Rettungs-
4.23 Bei ungünstiger Witterung kein
westen. Diese Massnahme wird als «empfehlens-
Aufenthalt im, am oder auf dem
wert» beurteilt.
Wasser
Das Risiko wird durch ständige, altersgerechte
Über Information sollte eine Sensibilisierung und
Überwachung reduziert. Kleinkinder bis 5 Jahre
damit ein Anstoss zu sicherheitsorientiertem Han-
sollen in Reichweite (max. 1–3 Schritte entfernt)
deln geschaffen werden (Tabelle 64). Die Bevölke-
überwacht, Kinder von 6 bis 9 Jahre im Auge be-
rung orientiert sich vor der Wasseraktivität über
halten werden – auch wenn sie Flügel oder eine
das im Tagesverlauf zu erwartende Wetter. Ent-
andere Schwimmhilfe tragen. Dieses Thema wird in
sprechende Hinweise finden sich in den Medien
der landesweiten bfu-Kampagne, die 2011–2013
und könnten zudem über eine noch einzurichtende
mit Partnern umgesetzt wird, auch thematisiert.
interaktive Gewässerkarte vermittelt werden. Da
Diese Massnahme wird als «sehr empfehlenswert»
das Wetter oft unerwartet und schnell ändern
beurteilt.
kann, ist es fraglich, ob relativ aktuelle Informationen die Zielgruppe wirklich erreichen und dann
4.22 Keine baulichen oder organisatori-
auch zu sicherheitsorientiertem Handeln führen
schen Sicherheitsmängel in Bädern
würden. So beurteilt, erhält diese Massnahme ein
«bedingt empfehlenswert».
Das Risiko, dass sich in öffentlichen Bädern Ertrinkungsunfälle wegen baulichen oder organisato-
4.24 Aktuelle Präventionsanstrengungen
rischen Mängeln ereignen, sollte durch Inanspruchnahme von professioneller Beratung redu-
Die bfu engagiert sich in der Ertrinkungsprävention
ziert werden (Tabelle 64). Die Beratung könnte
mit ihrer Tätigkeit in der Forschung (Unfallfor-
durch APR-Auditoren (Association des Piscines
schung
Romandes et Tessinoises), bfu-Sicherheitsdelegierte
Empfehlungen «Bäderanlagen» [282], «Gewässer»
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
[21]),
Beratung
(sicherheitstechnische
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
249
Sicherheitsprodukte),
«Be Water Wise» [298]), der World Health Or-
[290],
Kinderpost),
ganization [266] oder der American Academy
Kommunikation (Kampagne «Kinder immer im
of Pediatrics, Committee on Injury, Violence, and
Auge behalten – Kleine in Reichweite, Publikums-
Poison Prevention [299].
[281],
Marktaufsicht
Erziehung
(Safety
für
Tool
broschüren [295], Medientätigkeit, Online-Lexikon
der Prävention [296]) und Koordination (Wasser-
5.
Präventionsempfehlungen
programm mit den Ateliers [252, Kap. IV.5]).
Ausgehend von der Liste mit allen PräventionsViele der an der Verhütung von Ertrinkungsfällen
optionen wurde eine Selektion vorgenommen, bei
beteiligten Partner und Institutionen leisten seit
der nur noch die Massnahmen berücksichtigt wer-
vielen Jahren wertvolle Präventionsarbeit – allen
den, die die Bewertung «empfehlenswert» oder
voran die Schweizerische Lebensrettungs-Ge-
«sehr empfehlenswert» erhalten haben (Tabelle
sellschaft SLRG. Explizit oder implizit sind weitere
65). Diese 25 ausgewählten Massnahmen hätten
andere nationale Institutionen in der Ertrinkungs-
potenziell risikoreduzierende Wirkung bei ca. 35
prävention tätig, namentlich Swimsports.ch (Ver-
der jährlich 45 tödlichen Ertrinkungsfälle. Auch
einigung der am Schwimmsport interessierten
wenn nicht von einer 100%igen Wirksamkeit der
Verbände und Institutionen der Schweiz), die Inte-
vorgeschlagenen Massnahmen ausgegangen wer-
ressengemeinschaft für die Berufsausbildung
den kann, so könnte bei einer vollumfänglichen
von Badangestellten (igba) (mit Schweizerischer
Umsetzung der Präventionsmassnahmen aus der
Badmeister-Verband SBV, Verband Hallen- und
Tabelle 65 grob geschätzt ca. ein Drittel der tödli-
Freibäder VHF, Association des Piscines Romandes
chen Ertrinkungsunfälle verhindert werden.
et Tessinoises APR, swimsports.ch, Schweizerische
Vereinigung für Gesundheits- und Umwelttechnik
Die als Ergebnis der Unfallforschung empfehlens-
SVG, Schweizerische Vereinigung von Firmen für
werten Präventionsmassnahmen lassen sich
Wasser- und Schwimmbadtechnik Aqua Suisse),
den Gebieten Forschung, Ausbildung, Beratung,
Jugend+Sport (J+S), die Fachstelle für Tau-
Kommunikation
chunfallverhütung (FTU), die Stiftung Safety in
(Tabelle 66, S. 255).
und
Kooperation
zuordnen
Adventures. Auch die (Wasser-)Polizei und die
Rettungsdienste (Sanität, Rettungshelikopterunternehmungen) sind täglich im Dienst der Wasserunfallprävention respektive Rettung von Verunfallten unterwegs.
Prävention von Ertrinkungsunfällen hat auch in
internationalen Organisationen hohe Priorität. Besonders hervorzuheben gilt es die Anstrengungen
und Informationsmaterialien der International
Life Saving Federation ILS [297], der European
Child Safety Alliance von EuroSafe (Kampagne
250
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 65
Wassersport (Ertrinken): Empfehlenswerte und sehr empfehlenswerte Präventionsmöglichkeiten
Nr.
1.2
Präventionsziel
Risiko für Wasserunfall
bei Männern senken
2.2
2.3
3.1
4.1
4.2
Zum kompetenten
Umgang mit Wasser
befähigen
Risiken wahrnehmen,
beurteilen und
sicherheitsorientiert
handeln
In offene Gewässer nur
mit Auftriebshilfe oder
in kompetenter
Begleitung
5.1
Sich nur bei optimalem
physiologischem Status
im Wasser aufhalten
6.1
7.1
Zum Retten und zur
Nothilfe befähigen
Verhindern, dass Kinder
wegen fehlender
Aufsicht ertrinken
8.3
Risiko für Wasserunfall
bei Jungen senken
9.1
9.2
Trennen von Alkoholkonsum und Aktivitäten
im und am Wasser
10.1
Bei Gesundheitsrisiko
nur in beaufsichtigtem
Gewässer schwimmen
11.1
11.2
Alle Bootsfahrer tragen
Rettungsweste
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Präventionsmöglichkeit
Verbesserung von präventionsrelevantem
Wissen, Einstellungen und
Gefahrenbewusstsein bezüglich
Wassersicherheit
Präventionsmassnahmen
Multifaktorieller Ansatz zur Sensibilisierung von Männern
für Risiken über Multiplikatoren, Werbung, Medien: v. a.
auf Themen Alkohol, Risikoverhalten, Nutzung
Rettungsgeräte fokussieren (siehe Nr. 2-6, 9, 17, 19)
Prädikat
2*
Verbesserung von präventionsrelevantem
Wissen, Einstellungen und
Gefahrenbewusstsein bezüglich
Wassersicherheit
Multifaktorieller Ansatz zum Informieren der Bevölkerung
über Multiplikatoren (z. B. SLRG-Kindergartenprojekt), Werbung, über Medien,
2*
Erreichen eines Mindeststandards
«Selbstrettung» für Kinder
WSC an allen Schulen der Primarstufe (Kampagne H2O),
Safety Tool WSC, WSC 2 (freie Gewässer) für Schüler der
Sekundarstufe
2*
Reduzierung des Risikos durch
situationsadäquate Selbsteinschätzung
von Jugendlichen
Modul in Schulen der Sekundarstufe 2 mit Partizipation
Zielgruppe, SLRG, swimsports.ch, J+S; in Kombination mit
anderen Themen zum Erlangen von Selbstkompetenz
2
Ausrüsten von Alleinschwimmenden mit
Auftriebshilfen
Ausleihe/Verkauf und Promotion von Baywatch-Boye in
Fluss- und Seebädern, über Sportverbände mit H2O-Betrieb,
bei Grossveranstaltungen
2
Ausrüsten von Alleinschwimmenden mit
elektromechanischen Rettungssystemen
Unterstützung der entsprechenden Forschung und
Produkteentwicklung
2
Befähigen zur Selbsteinschätzung der
Freiwassertauglichkeit
«Bist du H2O-fit?»-Selbstassessment. Zusammen mit
Partnern über Medien, Publikumsbroschüren und Zeitschriften, grosse Badeanstalten, breite
Informationskampagne zur Befähigung der
Selbsteinschätzung der aktuellen, eigenen
Freiwassertauglichkeit
2
Erhöhung des Anteils Lehrpersonen,
Trainer, Leiter mit Rettungs- resp.
Nothilfekompetenz
Breite Promotion der SLRG-Module über, bfu, J+S und
Sportverbände
2*
Verbesserung der altersgerechten
Aufsicht von 0- bis 9-Jährigen
Kampagne H2O: siehe Grobkonzept 2010
1**
Verbesserung von präventionsrelevantem
Wissen, Einstellungen und
Gefahrenbewusstsein bezüglich
Wassersicherheit
Multifaktorieller zielgruppenspezifischer Ansatz zur
Sensibilisierung von Jungen für Risiken über Medien,
Multiplikatoren, Werbung: v. a. auf Themen
Selbsteinschätzung, Risikoverhalten, Nutzung
Rettungsgeräte fokussieren (siehe Nr. 2-3, 11, 21)
2*
Beeinflussung der Trinkgewohnheiten
von Jugendlichen und Erwachsenen
Kampagne v. a. mit Sucht Info Schweiz, Armee, SLRG. Infos
an Bootsverleiher, -verkäufer, in überwachten Bädern
2*
Reduzierung des Risikos durch
Gesetzgebung und Enforcement
0,5 Promille für alle Bootsführende: Anlassfreie
Kontrollmöglichkeit. Erhöhte Kontrolltätigkeit
2*
Sicherstellen der Information für ältere
Menschen
Empfehlung via zugelassene Ärzte bei Kontrolle und bei
ärztl. Fahrtauglichkeitsprüfung ab 70 Jahre, Ausbildung
Badmeister
2*
Reduzierung des Risikos durch
Information
Flussregeln, PB bfu, SD-Infoset und weitere,z. B. interaktive
Gewässerkarte mit Info
2*
Reduzierung des Risikos durch
Gesetzgebung
Tragobligatorium von Rettungswesten auf allen Booten
(Umsetzbarkeit zu prüfen) (Binnenschifffahrtsverordnung),
Regress Versicherung bei Missachtung
2**
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
251
Tabelle 65 – Fortsetzung
Wassersport (Ertrinken): Empfehlenswerte und sehr empfehlenswerte Präventionsmöglichkeiten
Nr.
16.1
Präventionsziel
Präventionsmöglichkeit
Keine tödlichen
Sicherstellen einer lückenlosen
Ertrinkungsunfälle im
Badeaufsicht und einer effizienten
institutionell
Rettung
organisierten Badbetrieb
Präventionsmassnahmen
Zusammenarbeit mit igba, SBV, VHF, APR
(Badmeisterausbildung mit eidg. Fähigkeitsausweis), SLRG
Prädikat
2*
16.2
Zum kompetenten
Umgang mit Wasser
befähigen
Reduzierung des Risikos durch
elektronische Unterstützung
Weiterentwicklung und Etablierung Unterwasser-Detektion
mit Herstellern, Bädern (ASSA), Schulen
2*
Reduzierung des Risikos von
Hundebesitzern durch Information
Artikel in Konsumentenmagazinen (Migros, Coop,
Apotheken), Tiere nicht retten (Hundeführer-Kurse), Flyer
bei Tierarzt, Infos mit Inkasso Hundesteuer, Message auf
Hundehygiene-Tüten
2
Reduzierung des Risikos durch
Absperrung
Vierseitige Einzäunung oder Schwimmbadabdeckung
obligatorisch erklären
1*
Reduzierung des Risikos durch Beratung
bfu-Beratung von bestehenden und geplanten Anlagen
2*
Reduzierung des Risikos durch
Information
Sensibilisierung über Ausbildung mit FTU, PB bfu,
Flyerabgabe bei Luftflaschenbezug
2*
17.1
18.1
18.2
19.1
Retter und Berger
gefährden sich nicht
selber
Gewässer im
Siedlungsbereich sind
für Kinder sicher
Taucher sind nie allein
21.1
Menschen meiden
Aufenthalt in
Gefahrenbereich von
Flutwellen
Reduzierung des Risikos durch
Information
Info/Piktogramme bezüglich Wasserablass Kraftwerke und
Hochwasser bei Gewitter, PB bfu und weitere,z. B. ev.
interaktive Gewässerkarte
2*
22.1
Nur geeignete
Auftriebshilfen kommen
auf den Markt
Reduzierung des Risikos durch
Marktüberwachung und Information
Stichproben PrSG, Produkteinformation, Kinderpost, PB bfu
2**
23.1
Keine baulichen oder
organisatorischen
Sicherheitsmängel in
Bädern
Reduzierung des Risikos durch Beratung
Mängelbehebung mit Beratung bfu/APR inkl. Promotion
Unterwasserdetektion
2*
Reduzierung des Risikos durch
Sicherheitsstandards
Weiterentwicklung von Alarmierungs- und
Rettungsstandards durch die Badbetreiber
2*
23.2
Skala Prädiktor
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
252
* = wird z. T. schon umgesetzt
** = wird schon umgesetzt
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
5.1
Forschung
5.2
Ausbildung
Effektive Präventionsanstrengungen müssen auf
Es gibt Schulen, die aus Angst vor Haftpflichtforde-
gesichertem Wissen über das Unfallgeschehen,
rungen nach Wasserunfällen den Schwimmunter-
über die relevanten Risikofaktoren und über die
richt und Badeausflüge einstellen. Eine Entwick-
Wirksamkeit von Präventionsmassnahmen basie-
lung, die aus der Perspektive der öffentlichen Ge-
ren. Dieses Wissen wird einerseits in der internatio-
sundheit (Public Health) zu bedauern ist, wäre es
nalen wissenschaftlichen Literatur, andererseits in
doch wünschenswert, wenn die gesamte Schwei-
der Analyse der Unfallstatistiken, der Evaluation
zer Bevölkerung schwimmen kann. Lernen Kinder
von Interventionen und im Austausch mit Experten-
nicht mehr schwimmen, wird zudem eine Chance
gremien
verpasst, ihnen auch Aspekte wie Wasserkompe-
zusammengetragen.
Dieses
Wissens-
management ist ein permanenter Prozess. Die ge-
tenz
sowie
Gefahrenbewusstsein
und
Selbst-
sammelten Erkenntnisse sollen allen Stakeholdern
steuerungsfähigkeit zu vermitteln. Die Kantone
zur Verfügung gestellt werden. Darum ist vorzuse-
sollen dabei unterstützt werden, für den Wasser-
hen, Präventionsmöglichkeiten in Form eines Dos-
sport an ihren Schulen einheitliche Sicher-
siers «Sicherheit beim Baden und Wasser-
heitsstandards einzuführen und die Lehrper-
sport» zu verfassen und im Mehrjahresrhythmus
sonen entsprechend aus- und weiterzubilden. Die
zu aktualisieren. Der Tiefgang in der Auseinander-
von der Konferenz der kantonalen Sportbeauf-
setzung mit der Materie würde über das, was in
tragten (KKS) und Erziehungsdirektoren Konferenz
diesem Kapitel möglich war, hinausgehen.
(EDK) angestossene Arbeit ist in Zusammenarbeit
mit den Pädagogischen Hochschulen und weiteren
Die Datengrundlagen für statistisch gesichertes
Partnern aus dem bfu-Wasserprogramm weiter-
Wissen über Beinahe-Ertrinkungsfälle, durch-
zuführen.
geführte Rettungen, Blutsubstanzgehalt der Opfer
und weitere physiologische Parameter ist sehr lü-
Ein bedeutender Faktor zur sekundären Prävention
ckenhaft. Ein Wissensaustausch mit den betref-
bleibt weiterhin das Engagement der SLRG in der
fenden Organisationen ist anzustreben, respektive
Aus- und Weiterbildung von Rettungsschwimmern.
zu vertiefen.
5.3
Beratung
Um das Ertrinkungsrisiko als Folge mangelnder
Badeaufsicht zu reduzieren, gilt es, die Entwick-
Die Anstrengungen der bfu in Zusammenarbeit mit
lung von Technologien zur Unterwasser-De-
den Badbesitzern und -betreibern für die Verbes-
tektion und Prototypen mit elektromechanischem
serung der baulichen Sicherheit von öffentli-
Selbst-Rettungssystem zu unterstützen und später
chen und privaten Schwimmbädern sind wei-
ausgereifte Produkte zur Anwendung zu empfehlen.
terzuführen. Dies auch im Bereich baulicher Sicherheit von Kleingewässern im Siedlungsbereich.
Die bfu wird zudem im Rahmen ihres Auftrags des
Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) für die
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
253
Marktaufsicht weiterhin dafür sorgen, dass nur
Rettungsweste», «Baden unter Alkohol- und Dro-
Sicherheitsprodukte
Rettungswesten,
geneinfluss» und «allgemein erhöhte Risikobe-
Schwimmflügel) von guter Qualität auf den
reitschaft» die Hauptursachen für das Ertrinken
Schweizer Markt kommen.
sind, sind die Opfer beinahe immer Männer. Der
(z. B.
Tabelle 65 können bewertete PräventionsmögViele Sportler unterschätzen in freien Gewässern
lichkeiten entnommen werden, die auf die Prä-
Strömungsgeschwindigkeit, Temperatur, ungün-
vention dieser Risiken ausgerichtet sind. Die kon-
stige Wetterentwicklung und Wucht des Wassers.
krete Umsetzung muss mit den jeweiligen Fach-
Eine
organisationen abgesprochen werden.
interaktive
Gewässerkarte
mit
aktuellen
Nutzerinfos für die verschiedenen Sportarten wie
Bootfahren, Baden und Schwimmen, Tauchen,
Schwimmer sollen nicht allein im freien Gewässer
Flusssurfen usw. könnte auch Hinweise zum Tra-
schwimmen. Geraten sie nämlich allein in Not,
gen der richtigen Schutzausrüstung und weitere
kann in nützlicher Frist nicht mit Rettung gerechnet
Präventionsbotschaften enthalten. In einer Mach-
werden. Schwimmer sollen sich von Schwimmern
barkeitsstudie sollte die mögliche präventive Wir-
mit Rettungskompetenz begleiten lassen oder im
kung einer solchen Karte überprüft werden. Die
Minimum eine Auftriebshilfe mitführen. Die ent-
SLRG hat unter dem Arbeitstitel «Aqua-Mal» ein
sprechende Baderegel der SLRG muss verstärkt
entsprechendes Projekt ins Leben gerufen [300].
kommuniziert und konsequent in Ausbildungsmodule eingebaut werden.
5.4
Kommunikation
Es ist eine Zunahme der Anzahl älterer Menschen
Der Prävention von Ertrinkungsunfällen bei Kindern
zu erwarten, die sich beim Baden und Schwimmen
wird besondere Bedeutung beigemessen. Einen
dem Risiko aussetzen, plötzlich unterzugehen. Dies
Beitrag zur Zielerreichung, dass keine kleinen
einerseits aus demografischen Gründen, anderer-
Kinder mehr ertrinken, können auch Informations-
seits wegen der Zunahme von wassersportlichen
und Sensibilisierungskampagnen leisten. Die 2011
Aktivitäten in diesem Alterssegment. Mit der Ärzte-
gestartete nationale Kampagne mit den wichtigs-
schaft sollte die Möglichkeit geprüft werden, wie
ten Stakeholdern in der Ertrinkungsprävention
bei den periodischen Gesundheitschecks das
«Kinder immer im Auge behalten – Kleine in Reich-
Thema «Risiko Ertrinken» angesprochen werden
weite» soll zur Verbesserung der Aufsicht von
könnte.
Kindern am und im Wasser führen. Die Kampagne läuft bis Sommer 2013.
Taucher
ertrinken
von
allen
Wassersportlern
anteilsmässig am häufigsten. Die Regel, nie allein
Männer im Allgemeinen und junge Männer im
zu tauchen und sich nie vom Tauchpartner zu
Alter von 15 bis 24 Jahren im Besonderen sind am
entfernen, soll mit mehr Nachdruck kommuniziert
häufigsten von Ertrinkungsunfällen betroffen. Auf
werden. Partner der Umsetzung ist die Fachstelle
diese Zielgruppe sollte mit einem vielgliedrigen
für Tauchunfallverhütung (FTU) mit den ange-
Präventionsansatz fokussiert werden. Bei Unfällen,
schlossenen Organisationen und Tauchschulen.
bei denen die Risikofaktoren «Wassersport ohne
254
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Die Umsetzbarkeit eines Tragobligatoriums für
Wirtschaftlichkeit, der Verfügbarkeit von Ressour-
Rettungswesten
und
cen oder der Akzeptanz in der Bevölkerung ab. Die
Fischer an fliessenden Gewässern wird zwar als
Umsetzung einiger Massnahmen konnte bereits
schwierig beurteilt. Dies wäre aber schätzungs-
initiiert werden, andere sind im Rahmen des bfu-
weise die Einzelmassnahme mit dem höchsten
Wasserprogramms noch vertieft zu analysieren
Rettungspotenzial. Es gilt also, die Anstrengungen
und mit potenziellen Partnern für die Umsetzung
zu erhöhter Tragbereitschaft von Westen aktiv mit
im Detail zu diskutieren.
für
Bootsfahrende
den Partnerorganisationen zu fördern.
5.5
Kooperation
Damit das Engagement der diversen Akteure in der
Ertrinkungsprävention
einen
maximalen
Effekt
erzielt, hat die bfu die Koordinationsanstrengungen, die 2007 mit dem Wasserprogramm
starteten, weiterzuführen. Einige der Interventionen, die aktuell umgesetzt werden, haben sich aus
dem Kooperationsprozess im Rahmen der Wasserateliers ergeben.
Die internationalen Kontakte auf europäischer
(EuroSafe, European Child Safety Alliance) und
weltweiter (World Conference on Drowning Prevention WCDP) Ebene sind weiterzupflegen, um
eine wirkungsvolle, auf aktuellem Wissen basierende Ertrinkungsprävention leisten zu können.
Ob und wie die hier vorgeschlagenen Ideen und
Absichten realisiert werden können, hängt von
mehreren Faktoren wie dem politischen Willen, der
Tabelle 66
Wassersport (Ertrinken): Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ausbildung
Modul
«Gefahrenbewusstsein /
Selbststeuerungsfähigkeit»
Selbst- und
Fremdrettungskompetenz
Beratung
Schwimmbäder:
Gestaltung und Betrieb
Produktesicherheit
Unterwasserdetektion
Automatische
Auftriebshilfe
Gewässergefahrenkarte
Kommunikation
Kinderaufsicht
Alleinschwimmen
Alleintauchen
H2O-fit
Alkoholkonsum
Rettungsweste
Kooperation
Wasserprogramm
Internationaler Austausch
Wassersport (Ertrinken) (Autoren: Othmar Brügger, Christoph Müller)
255
XI. Fussball (Autor: Frank I. Michel)
1.
Einleitung
ball – zählt 450 000 Mitglieder, wovon im Jahr
2009 ca. 250 000 lizenzierte Spieler gemeldet
Ziel des vorliegenden Kapitels ist es, basierend auf
waren [302]. Seit 1989 ist ein kontinuierlicher Zu-
statistischen Zahlen zum Schweizer Unfallgesche-
wachs der Anzahl der lizenzierten Spieler von
hen im Fussballsport ein Risikofaktorenprofil abzu-
183 000 (1989) auf 250 000 (2009) zu registrieren.
leiten und darauf aufbauend geeignete Präventi-
95 % dieser Fussballspieler sind Kinder, Jugendli-
onsmöglichkeiten als Entscheidungsfundament für
che und Erwachsene beiden Geschlechts, die der
zukünftige Präventionsaktivitäten zu erarbeiten.
Kategorie Breitensport angehören, nur 5 % macht
der Profi- respektive Elitefussball aus [302]. Zum
Die folgenden Ausführungen beziehen sich nahezu
institutionell organisierten Fussball kommt noch
ausschliesslich auf den nicht professionellen Fuss-
das Fussballspielen in der Schule und in Trainings
ballsport. Ausführungen, bei denen aufgrund von
von anderen Sportverbänden dazu, was aber im
Informationslücken auf Wissen und Erfahrung aus
Umfang nicht klar quantifiziert werden kann.
dem Profisport zurückgegriffen werden muss, sind
entsprechend gekennzeichnet. Da sich die strategi-
Entsprechend der Umfrage von Lamprecht et al.
sche Ausrichtung von bfu-Präventionsaktivitäten
[10] ist der Anteil der Fussballspielenden in der
vorwiegend auf den Kinder- und Jugendfussball
Deutschschweiz mit 8 % am grössten und im Tes-
konzentriert, wird diese Fokussierung entsprechend
sin mit 4 % am kleinsten (Romandie: 6 %).
berücksichtigt.
Verglichen mit den 7 % Fussball spielenden
1.1
Ausgangslage
Schweizern ist der relative Anteil der Fussball
spielenden Ausländer in der Schweiz mit 12 %
Fussball ist mit geschätzten 265 Mio. aktiven Fuss-
grösser [10].
ballspielern (2006) der am häufigsten ausgeübte
Sport weltweit [301]. Entsprechend einer Umfrage
1.2
Sportdisziplinen
von Lamprecht et al., die 2007 über 10 000 Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren sowie etwa 1500
Fussball wird gewöhnlich auf Natur- oder Kunst-
Kinder zwischen 10 und 14 Jahren zu ihrem Sport-
rasen sowie auf Hartplätzen gespielt. In letzter Zeit
verhalten befragten, ist Fussball mit 7,5 % auch in
haben sich im Fussball «Subdisziplinen» herausge-
der Schweiz die am häufigsten betriebene Spiel-
bildet, die nach den verschiedenen Spielböden
sportart, wobei 3,4 % aller Befragten Fussball als
kategorisiert werden können:
ihre Hauptsportart angegeben haben [10].
Hallenfussball (Futsal)
Strandfussball (Beach Soccer)
Der Schweizerische Fussballverband (Swiss Football
Strassenfussball (Street Soccer)
League) – als nationales Verbandsorgan für Fuss-
256
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Diese Unterkategorien des traditionellen Fussballs
aller befragten Frauen Fussball. Von der Personen-
werden innerhalb der Swiss Football League dem
gruppe, die angaben, Fussball zu spielen, liegt der
Breitensport zugeordnet [302]. Trotz der zu ver-
Frauenanteil bei 9 % [10]. Im September 2009 wur-
zeichnenden steigenden Popularität sollen aufgrund
den im Schweizerischen Fussballverband 22 427
von Datenmangel und wissenschaftlichem Infor-
lizenzierte Spielerinnen registriert [302]. Dies ent-
mationsdefizit diese Wettkampfdisziplinen in den
sprach 2009 8,9 % aller im Verband registrierten
folgenden Ausführungen unberücksichtigt bleiben.
Spieler und somit auch dem von Lamprecht und
Stamm angegebenen Frauenanteil. Beide Zahlen
1.3
Alter
bestätigen die Dominanz des männlichen Geschlechts im Schweizer Fussballgeschehen, jedoch ist
Der grösste Anteil an Fussballspielenden in der
ein kontinuierlicher und starker Anstieg der lizenzier-
Schweiz gehört dem Alterssegment der 15- bis 29-
ten Fussballspielerinnen seit der ersten Frauenfuss-
Jährigen an [10]. Mit zunehmendem Alter wird der
ball-Saison 1970/71 zu beobachten (270 Spielerin-
Anteil der Fussballspielenden sukzessive geringer.
nen). In den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil
der
lizenzierten
Fussballspielerinnen
verdoppelt
Laut Lamprecht et al. [9,10] spielen 32 % der Kin-
[302]. Diese Entwicklung deutet auf Akzeptanz,
der im Alter von 10 bis 14 Jahren Fussball. Diese
Interesse und Potenzial des Schweizer Frauenfuss-
Nennung bzw. Angabe erfolgte ungestützt und
balls hin. Ein Mädchenanteil von 31 % bei Kindern
betrifft Sport im engeren Sinn. Bei der «Nennung
im Alter von 10 bis 14 Jahren unterstreicht diesen
als Sport- und Bewegungsaktivität» sind es sogar
Trend [10].
54 %. Damit stellt Fussball die beliebteste Teamund Spielsportart dar und wird von der Hälfte aller
1.5
Organisatorischer Rahmen der Ausübung (Settings)
Kinder betrieben. Wird in diesem Zusammenhang
die Häufigkeit der lizenzierten Spieler analysiert, so
ist eine Schwelle von den Junioren F (7–8 Jahre) zu
Etwa zu je 40 % wird Fussball im Verein oder «un-
den Junioren E (9–10 Jahre) festzustellen [302]. Bei
gebunden» – wobei unter «ungebunden» frei oder
den Junioren F waren 2009 ca. 4700 Kinder
selbst organisiert verstanden wird – gespielt
lizenziert, bei den Junioren E hatte es bereits über
(Abbildung 32) [10].
25 000 Lizenzierte. Dieser Sprung zeigt, dass der
organisierte Spielbetrieb im Alter von 9 bis 10
Zu den 19 % der in einer festen Gruppe bzw.
Jahren deutlich an Bedeutung gewinnt. Bei den
fremd organisierten Fussballer werden auch – so-
Junioren C (13–14 Jahre) und D (11–12 Jahre)
weit nicht im Verein organisiert – die Teilnehmer
werden
von «Grümpelturnieren» gezählt. Diese Art von
31 324
respektive
34 256
lizenzierte
Spieler verzeichnet.
Fussballturnieren ist in der Schweiz sehr populär.
Nach
1.4
Geschlecht
Angaben
der
Suva
unterstützt
der
Versicherer mittels Sicherheits- und Präventionsaktivitäten
jährlich
ca.
150
Grümpelturniere
Basierend auf den Daten von Lamprecht et al. [10]
schweizweit [303]. Im Veranstaltungskalender von
spielen 14 % aller befragten Männer und nur 1 %
www.gruempi.ch werden jährlich knapp 100
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
257
Grümpelturniere in der Datenbank aufgelistet (nur
2.
Unfallanalyse
Deutschschweiz) [304]. Es ist davon auszugehen,
dass die tatsächliche Anzahl von nicht «offiziell
Masson und Hess [306] beschrieben schon 1987,
registrierten» Grümpelturnieren deutlich höher ist.
dass Fussball wie die meisten Mannschaftssportarten zu den Kampfsportarten gehört. Diese Aussage
Neben dem Schweizerischen Fussballverband en-
impliziert, dass Fussball damit von vornherein be-
gagiert sich Jugend+Sport (J+S) intensiv im Bereich
sonders verletzungsträchtig ist. Dasselbe spiegelt
Fussball. Mit über 13 Mio. CHF unterstützt und
sich im Schweizer Unfallgeschehen wider, wo
fördert J+S auf vielfältige Art und Weise (z. B.
Fussball als eigenständige Sportart unabhängig von
Sportkurse/-lager) den Fussballsport für 5- bis 20-
der Verletzungsschwere mit 53 800 Verletzen den
jährige Mädchen und Jungen [305]. Gemäss dem
vordersten Rang einnimmt [40]. Werden die in der
Kursangebot von J+S im Jahr 2008 verzeichnete
Schweiz am häufigsten ausgeübten Sportarten
Fussball von allen unterstützten Sportarten die
nach dem Verletzungsrisiko rangiert, so nimmt der
höchste Teilnehmerzahl (n=141 329) sowie die
Fussball mit 1,8 Verletzungen pro 1000 Stunden
grösste Anzahl von Leitern (n=13 953) [305].
Ausübung die erste Stelle ein [307]. In dieser
Bewertung wird die Verletzungsschwere nicht
Bei den 10- bis 14-jährigen Knaben stellt Fussball
berücksichtigt.
deutlich die beliebteste Vereinssportart dar [9]. Bei
den gleichaltrigen Mädchen rangiert Fussball vor
2.1
Alter
Die
Analyse
Pferdesport und Skifahren auf Platz 5 der beliebtesten Vereinssportarten.
des
gesamten
Ausmasses
an
Verletzungen im Fussball nach Altersklasse zeigt
In diesem Kontext darf der Schulsport, in dem
einen sukzessiven Anstieg der Verletzungshäufig-
Fussball eine feste Komponente im Lehrplan dar-
keit bis ins Alterssegment der 26- bis 45-Jährigen.
stellt, nicht vergessen werden.
Somit ist in diesem Alterssegment mit etwa 22 000
Verletzten die grösste absolute Verletzungshäufig-
Abbildung 32
Sportaktivität im Fussball nach organisatorischem Rahmen,
Jugendliche und Erwachsene, 2007
Abbildung 33
Verletzte im Fussball nach Alter, Ø 2003–2007
25000
In fester
Gruppe
19%
21680
18800
20000
Ungebunden
40%
15000
10390
10000
5000
Im Verein
41%
Quelle: Observatorium Sport und Bewegung Schweiz [10]
258
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
2900
50
0
0–16
17–25
26–45
46–64
65+
Quelle: bfu, Hochhrechnung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
keit zu beobachten (Abbildung 33) [40]. Dass in
dar. Verletzungen am «Fuss-/Zehenbereich» sind
dieser Betrachtung die Altersklassen unterschied-
bei Frauen häufiger zu beobachten als bei Män-
lich gross sind, hat Gründe aus der Datenstruktur
nern. Aus den vorliegenden Daten ist zu folgern,
der Unfallstatistiken.
dass
fussballspezifische
Verletzungsmuster
mit
nahezu 70 % (einschliesslich Hüfte) die unteren
In den beiden darauf folgenden Alterssegmenten
Extremitäten betreffen (Abbildung 34).
wird nur noch eine sehr geringe Anzahl von Verletzten registriert, was mit der stark abnehmenden
Eine häufig betroffene Verletzungslokalisation, die
Anzahl von Fussballspielenden in Verbindung zu
nicht zu den unteren Extremitäten zählt, stellt der
bringen ist.
Komplex Handgelenk/Hand/Finger dar.
2.2
Weniger aufgrund der Verletzungshäufigkeit, je-
Geschlecht
doch im Zusammenhang mit der VerletzungsDer durchschnittliche Anteil (Ø 1985–2007) der
schwere dürfen Kopfverletzungen, insbesondere
verletzten Fussballerinnen im Vergleich zu den
Gehirnerschütterungen, nicht unerwähnt bleiben.
Männern beträgt nur 3,9 %, was mit der ver-
Verletzungen des Kopfs, worunter entsprechend
gleichsweise deutlich geringeren Anzahl von Fuss-
den vorliegenden Daten nebst Schädel/Hirn, Ge-
ballerinnen zu erklären ist. Es ist ein leichter Zu-
sicht und Augen auch nicht näher bezeichnete
wachs der Verletzungshäufigkeit bei den Frauen
Verletzungen des Halses subsumiert werden, spie-
seit 1985 zu registrieren.
len mit 9 % keine unbedeutende Rolle. Als generelles und primäres Problem betonen Dvorak et al.
Im Folgenden werden geschlechtsspezifische Ver-
[308], dass Gehirnerschütterungen als solche oft
gleiche direkt dem sachlichen Bezug zugeordnet.
nicht wahrgenommen werden. Viele Athleten sind
2.3
Tabelle 67
Verletzungslokalisation im Fussball nach Geschlecht
(pro 100 Verletzte), Ø 2003–2007
Verletzungslokalisation
Für die folgende Analyse der Verletzungen im
Verletzungslokalisation
Schädel/Hirn
Fussball werden die UVG-Daten der SSUV vertieft
Gesicht
4
3
4
analysiert. Ähnliche, detaillierte epidemiologische
Augen
1
0
1
Angaben zum Unfallgeschehen bei Kindern in der
Kopf/Gesicht/Hals (n. n. b.)
3
4
3
Wirbelsäule/Rückenmark
1
2
1
Rumpf
7
4
7
Schultergürtel/Oberarm
5
4
5
Unterarm/Ellbogen
2
3
2
Die am häufigsten betroffene Verletzungslokalisa-
Handgelenk/Hand/Finger
9
10
9
tion stellt der Komplex «Unterschenkel/Sprung-
Hüfte
6
3
6
gelenk»
Oberschenkel
1
0
1
Knie
13
12
13
Unterschenkel/Sprunggelenk
22
26
22
Fuss/Zehen
10
14
10
Untere Extremitäten (n. n. b.)
17
16
17
1
1
1
Schweiz fehlen.
dar
(Tabelle
67).
Dies
trifft
für
Fussballerinnen und Fussballer gleichermassen zu.
Das Knie und der Komplex «Fuss/Zehen» stellen die
zweit- bzw. dritthäufigste Verletzungslokalisation
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Übrige und mehrere
Körperstellen (n. n. b.)
Männlich Weiblich
1
2
Total
1
Quelle: SSUV, UVG-Statistik
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
259
sich nicht über die Ernsthaftigkeit und Tragweite
wie im Kinderfussball – die dominante Verlet-
einer Gehirnerschütterung bewusst. Daher wird
zungslokalisation wider.
dieser Verletzungstyp vermutlich unterschätzt.
2.4
Henke et al. [309] betonen, dass sich das Verlet-
Verletzungsart und Verletzungsschwere
zungsgeschehen – und hier insbesondere die Verletzungslokalisation – in den verschiedenen Alters-
Aus Tabelle 68, welche die Beziehung zwischen
stufen recht unterschiedlich gestalten kann. Im
den wichtigsten Verletzungslokalisationen und den
Kinderfussball dominieren Arm- und Schulterverlet-
Verletzungsarten wiedergibt, ist zu entnehmen,
zungen, während bei den Heranwachsenden (15 bis
dass «Distorsionen und Rupturen» (Verrenkungen,
21 Jahre) Verletzungen am Sprunggelenk am
Zerrungen, Risse) sowie «Kontusionen» (Prellun-
häufigsten zu beobachten sind. Dies gilt auch für
gen) die häufigsten Verletzungsarten im Fussball
Spieler im Alter zwischen 22 und 35 Jahren, wobei
darstellen.
Knieverletzungen ein ähnliches Ausmass annehmen.
Die Verletzungslokalisation «Unterschenkel/ SprungKnieverletzungen nehmen bei Spielern zwischen 36
gelenk» ist am häufigsten von Distorsionen und
und 50 Jahren den ersten Rang ein. Verletzungen
Rupturen
an Arm und Schulter fallen für diesen Altersbereich
Zehenbereich» Kontusionen am häufigsten vor-
ähnlich hoch aus. Bei den über 50-Jährigen
kommen. Dies ist sowohl bei Männern als auch bei
spiegeln Arm- und Schulterverletzungen – ähnlich
Frauen zu beobachten.
Abbildung 34
Verletzungslokalisation im Fussball, Erwachsene, Ø 2003–2007
betroffen,
wohingegen
am
«Fuss-/
In Bezug auf die Verletzungsschwere verdeutlichen
die Daten aus Tabelle 69, dass fussballspezifische
Hand 9 %
Verletzungen zu etwa 93 % den leichten Verlet-
Kopf 9 %
Obere
Extremitäten 16 %
zungen zuzuordnen sind. Für Mittelschwerverletzte
bzw. Schwerverletze wird ein Anteil von rund 4 %
respektive 2 % registriert. Todesfälle und Invalidität
sind im Fussballsport äusserst selten.
Torso 8 %
Hüfte / Oberschenkel 7 %
Knie 13 %
Unterschenkel / Sprunggelenk 22 %
Untere Extremitäten 17 %
(n. n. b.)
Fuss 10 %
Quelle: bfu, Spezialauswertung; SSUV, UVG-Statistik
260
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 68
Verletzungslokalisation im Fussball nach Verletzungstyp und Geschlecht (pro 100 Verletzte), Ø 2003–2007
Männlich
Weiblich
Total
Männlich
Sonstige
Weiblich
Männlich
Kontusion –
Prellung
Weiblich
Männlich
Weiblich
Weiblich
Weiblich
Männlich
Distorsion/
Offene Wunde
Ruptur –
Verstauchung,
Zerrung
Männlich
Dislokation/
Luxation –
Verrenkung
Männlich
Fraktur –
Bruch
Weiblich
Verletzungslokali
sation
Handgelenk/Hand/
Finger
1.3
1.6
0.7
0.4
4.7
4.0
0.0
0.2
2.0
1.9
0.3
0.4
9.0
8.5
Knie
0.0
0.1
3.9
4.9
6.7
6.5
0.0
0.0
4.1
4.6
0.0
0.0
14.7
16.1
Unterschenkel/
Sprunggelenk
2.0
1.5
0.0
0.1
18.8
14.7
0.0
0.0
3.6
4.0
-0.1
0.0
24.3
20.3
Fuss/Zehen
2.0
1.5
0.0
0.1
2.8
2.0
0.2
0.2
8.0
5.1
-0.1
0.0
12.9
8.9
Untere Extremitäten
(nnb)
0.0
0.0
0.0
0.0
11.8
12.4
0.3
0.4
0.5
0.4
1.8
2.3
14.4
15.5
Sonstige
Total
2.7
8.0
3.1
7.7
0.1
4.7
0.9
6.3
5.5
50.3
8.3
47.9
2.9
3.4
3.9
4.7
9.7
27.9
12.2
28.2
3.8
5.7
2.4
5.1
24.7
30.8
100.0
100.0
Tabelle 69
Verletzte im Fussball nach Verletzungsschwere, Geschlecht und Alter, Ø 2003–2007
1
4
127
10
136
317
29
26
1
27
923
51
975
1 852
88
Senioren
Total
0
29
2
0
31
0
1 050
61
0
1 111
1
2 168
117
Total
1
48
1
49
49
2 286 46 580 3 088 49 667 49 829
1
50
3 268 53 097
Total
844 10 374
2 423 4 2673
804
Weiblich
9 530
9 083
1 940 37 449
Weiblich
9 887
2 283 39 731 40 250
346
Männlich
Leichtverletzte
Männlich
3
Erwachsene
Total
Weiblich
Männlich
Total
Weiblich
Total
Weiblich
Mittelschwerverletzte
Total
Kinder
Schwerverletzte
Männlich
Invalide
Männlich
Altersklasse
1
Verletzungsschwere:
– Leichtverletzte: kein Spitalaufenthalt
– Mittelschwerverletzte: Spitalaufenthalt von 1 bis 6 Tagen
– Schwerverletzte: Spitalaufenthalt von 7 oder mehr Tagen
– Invalidität: Dauerhaft teil- oder vollinvalid, Definition gemäss Art. 8 ATSG
Quelle: bfu, Spezialauswertung; SSUV, UVG-Statistik
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
261
2.5
Befund/Diagnose
kus) diagnostiziert. Vielfach sind auch Kombinationen wie beispielsweise eine Ruptur des VKB und
Die Auswertung der Befunderhebung bzw. Diag-
des medialen Seitenbands anzutreffen. Im ungüns-
nosestellung der unteren Extremitäten ergibt, dass
tigen Fall (0,1 %) kann es zur sogenannten «Un-
beim Fussball am häufigsten Rupturen oder
happy Triad» kommen, einer Kombination aus
Dehnungen des Kapsel-Band-Apparats des oberen
einem Riss des VKB, des medialen Kollateralbands
Sprunggelenks
sowie einer medialen Meniskusläsion. Markante
(OSG)
zu
verzeichnen
sind
geschlechtsspezifische Unterschiede sind nicht zu
(Abbildung 35) [55,310, S. 664].
verzeichnen.
Auch Verletzungen am Kapsel-Band-Apparat des
Kniegelenks stellen einen fussballspezifischen Be-
Aufgrund der UVG-Daten müssen auch Kontusi-
fund dar. Neben den Kreuzbändern, insbesondere
onen zu den häufigsten fussballspezifischen Diag-
dem vorderen Kreuzband (VKB), und den Seiten-
nosen gezählt werden. Diese manifestieren sich
bändern (primär mediales Seitenband) werden
sowohl am Knie sowie im Fuss-/Zehenbereich als
häufig Meniskusläsionen (primär medialer Menis-
auch am Unterschenkel/Knöchel.
Abbildung 35
Häufigste Verletzungsdiagnosen im Fussball, Erwachsene,
Ø 2003–2007
2.6
Verletzungsursache, Unfallort und
Setting
Aufgrund des direkten Gegnerkontakts kommt es
beim
Kreuzbänder –
Ruptur / Dehnung 4.1 %
Fussball
relativ
häufig
zu
Kollisionen
(Abbildung 36). Etwa gleich häufig wird der Selbstunfall – also ohne Fremdeinwirkung – registriert.
Seitenbänder –
Ruptur / Dehnung 3.3 %
Als typische Beispiele von Selbstunfällen können
die «biomechanisch ungünstige» Landung nach
Menisken –
Ruptur / Dehung 5.0 %
einem Kopfball oder eine zu starke Friktion zwischen Stollensystem des Fussballschuhs und dem
Knie – Kontusion
Ruptur / Dehnung 5.1 %
Spielboden bei dynamischen Drehbewegungen
angeführt werden. Abbildung 37 illustriert deutlich, dass sich mit 84 % die Mehrheit der fussballUnterschenkel / Knöchel –
Kontusion 4.5 %
spezifischen Verletzungen auf dem Sportplatz ereignet. Dennoch ist der Verletzungsanteil von
12 % der in der Turnhalle vorgefallenen Unfälle,
OSG Kapsel-BandApparat 15.8 %
Quelle: bfu, Spezialauswertung; SSUV, UVG-Statistik
262
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Fuss / Zehen –
Kontusion 5.8 %
nicht zu unterschätzen.
Fuss / Zehen –
Fraktur 1.7 %
Die Analyse des Unfallumstands bzw. des Settings
Fuss / Zehen/USG
Ruptur / Drehung 2.3 %
rend des Wettkampfbetriebs passieren (Abbildung
zeigt, dass fast die Hälfte aller Verletzungen wäh38). Somit sollte dieses Setting nachhaltige Berück-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
sichtigung
hinsichtlich
geeigneter
Präventions-
2.7
Verletzungsmechanismus
massnahmen finden.
Aufgrund
der
vielfältigen
Verletzungsmuster
(Lokalität und Art) im Fussball und einer damit
Abbildung 36
Verletzte im Fussball nach Unfalltyp, Ø 2003–2007
verbundenen Komplexität der Verletzungsmechanismen sollen sich diese Ausführungen ausschliesslich auf den Verletzungsmechanismus der promi-
Unbekannt
26%
nentesten Diagnosestellung – Kapsel-Band-Apparats des OSG – beziehen. Hierzu führten Andersen
Kollision
38%
et al. [311] eine Videoanalyse von über 300 Spielen
der norwegischen und isländischen Profiliga durch,
wobei sie zwei typische fussballspezifische Verletzungsmechanismen als OSG-Verletzungen identifizieren konnten. Ein typischer Unfallmechanismus
Selbstunfall
36%
bei Verletzungen der lateralen Bandstrukturen
besteht in einem von medial kommendem Kraft-
Abbildung 37
Verletzte im Fussball nach Unfallort, Ø 2003–2007
einfluss durch Gegnerkontakt, der den Fuss des
verletzten Spielers in eine supinative Stellung bringt
(Abbildung 39).
Andere /
unbekannt
4%
Dabei kann das Bein belastet oder unbelastet sein.
Turnhalle
12%
Giza et al. [312] konnten innerhalb ihrer Studie zu
Sportplatz
84%
Verletzungsmechanismen im Fussball feststellen,
dass das Muster «belastet – verletzt» – im Vergleich zum Muster «unbelastet – verletzt» – zu
signifikant längerem Pausieren führt. Im Gegensatz
zu Andersen et al. [311] kamen Giza et al. [312]
zum Schluss, dass es bei dem oben beschriebenen
Abbildung 38
Verletzte im Fussball nach Unfallumstand, Ø 2003–2007
Verletzungsmechanismus häufiger zu einer Pronationsstellung des Fusses nach medialer Krafteinwir-
Unbekannt
oder n.n.bez.
30%
Bei freier oder
individueller
Ausübung der
Tätigkeit
9%
Bei Ausübung
unter Aufsicht,
Training,
Unterricht
15%
Bei
Wettbewerb,
Konkurrenz,
Wettkampf
46%
Quelle: bfu, Spezialauswertung; SSUV, UVG-Statistik
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
kung des Gegners kommt. Deshalb favorisiert diese
Forschergruppe den «medialen Aspekt» hinsichtlich Krafteinwirkung und der verletzten Bandstrukturen respektive Kontusionsmuster.
Bei einem weiteren typischen Verletzungsmechanismus, der wahrscheinlich für die Entstehung des
«Fussballerknöchels» (footballer's ankle) verantwortlich ist, kommt es zu einer ausgeprägten
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
263
Plantarflexion des Fusses. Dabei versucht der GegAbbildung 39
Typischer Unfallmechanismus für Fussballverletzungen der
lateralen Bandstrukturen des OSG
ner mit Hilfe seines Fusses, den verletzten Spieler
vom Schuss abzuhalten bzw. die Situation zu klären [311]. Demzufolge wird der Fuss des verletzten
Spielers
aufgrund
einer
anterior
gerichteten
«Bremskraft» durch den Fuss des Gegenspielers
plötzlich abgestoppt (Abbildung 40).
Der Fussballerknöchel wird auch mit arthritischen
Folgebeschwerden in Verbindung gebracht.
2.8
Epidemiologie im Kinder- und
Jugendfussball
Wie bereits erwähnt liegen für das Unfallgeschehen im Kinderfussballbereich für die Schweiz kaum
statistische Angaben vor. Im Folgenden wird auf
Studien in der wissenschaftlichen Literatur eingegangen.
Giza und Micheli [313] kommen aufgrund einer
Abbildung 40
Wahrscheinlicher Unfallmechanismus für die Entstehung eines
«Fussballerknöchels»
umfassenden Literaturanalyse zum Thema Kinderund Jugendfussball zum Schluss, dass Fussball ein
relativ sicherer Sport mit einer Verletzungsinzidenz
von 2,3 Verletzungen pro 1000 Trainingsstunden
und 14,8 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden ist. Kakavelakis et al. [314] kommen zu einem
ähnlichen Schluss, wobei sie eine Verletzungsinzidenz von 4,0 Verletzungen pro 1000 Stunden
Fussball spielen ermittelten. Vergleichsweise geben
Dvorak et al. in ihren Literaturüberblick für erwachsene männliche Fussballspieler eine Inzidenz von 12
bis 35 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden
und 1,5 bis 7,6 Verletzungen pro 1000 Trainingsstunden an [315]. Ähnlich dem Erwachsenensport
ereignet sich die Mehrheit der Verletzungen während des Spielbetriebs [313,316]. Ebenso wie im
Erwachsenenfussball sind die unteren Extremitäten
Quelle: Andersen et al. [310]
264
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
am häufigsten betroffen, hauptsächlich Knie und
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Sprunggelenk
[313,316,317].
McGrath
und
[317],
die
Fussballverletzungen
im
Schulsport
Ozanne-Smith [318] bestätigen dieses Verteilungs-
analysierten, stehen Kontusionen (28,5 %) gefolgt
muster. Jedoch ist im Vergleich zu den Erwachse-
von Frakturen (22,5 %) an erster Stelle. Jedoch
nen bei den Kindern und Jugendlichen eine Verän-
differenziert
derung zu tendenziell weniger Verletzungen der
Bänderdehnungen bzw. -rupturen (22,5 %) und
unteren Extremitäten (Kinder: 44 %, Erwachsene:
Stauchungen (13,9 %). Werden Letztere – ähnlich
53 %) hin zu tendenziell mehr Verletzungen der
der UVG-Statistik – zusammengefasst, rangieren die
oberen Extremitäten (Kinder: 36 %, Erwachsene:
Kontusionen wieder an zweiter Stelle. Unabhängig
15 %) zu beobachten [318]. Kopfverletzungen sind
der Kategorisierung der Verletzungsarten kommen
im Kinder- und Jugendfussball selten zu finden
Henke et al. [309] und Knobloch et al. [317] zum
[313], und falls doch, verletzen sich die jungen
Schluss, dass Fussballverletzungen für einen wesent-
Spieler eher durch einen Spieler-(Kopf-)Ball-Kontakt
lichen Anteil der Schulsportverletzungen (in Deutsch-
und weniger – wie bei Erwachsenen primär anzu-
land) verantwortlich sind. Bei Verletzungen der
treffen – durch Spieler-Spieler-Kontakt oder Spie-
unteren Extremitäten dominieren die Verletzungs-
ler-Boden-Kontakt.
muster, die am häufigsten nach Kollisionen mit dem
diese
Forschungsgruppe
zwischen
Gegner oder dem Ball entstanden sind [317].
Hinsichtlich der Verletzungsart stellen im Gegensatz
zum Erwachsenensport Kontusionen die häufigste
Auch Henke und Kollegen [309] kommen bei der
Verletzungsart dar [313]. Auch bei Knobloch et al.
Auswertung ihrer Daten zum Kinderfussball (ohne
Abbildung 41
Verletzte im Fussball nach Unfallhäufigkeit und -schwere, Kindern und Jugendliche, 1994
Schwere-Index
Wassersport
42
8
7
6
5
Schlitteln
Gymnastik
Skifahren
Snowboard
4 Reiten
Eislaufen
3 Rollschuh-Leichtathletik
laufen
2
Eishockey
Turnen/Akrobatik
Fussball
Radfahren
Andere Ballspiele
1
0
1000
Unfallhäufigkeit
5000
10 000
Quelle: Hubacher [227]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
265
Zuordnung zu einem lokalen Setting) zum Schluss,
zungsmuster in Bezug auf die unteren Extremitäten
dass
werden Folgende häufig aufgeführt [321–323]:
Verletzungen
am
häufigsten
in
Zwei-
kampfsituationen auftreten und dies meist als Folge
Runner's Knee («Knorpelkrankheit der Knie-
eines Zusammenpralls mit einem Gegen- oder
scheibe»)
Mitspieler und eines unkontrollierten Sturzes, den
Jumpers Knee (Entzündungsreaktion des Ur-
Kinder häufig mit einem nach hinten ausgestreckten
sprunges der Kniescheibensehne)
Arm abzufangen versuchen. In diesem Zusammen-
Chronische Instabilitäten am Kniegelenk
hang fügen die Autoren hinzu, dass Kinder
Osteochondrale und chondrale Läsionen
heutzutage über weniger Bewegungserfahrung
Stressfrakturen am Kniegelenk
verfügen als früher. Sie sind der Auffassung, dass
Stressfrakturen am Sprunggelenk
die sich daraus ergebenden Defizite am deutlichsten
Bandläsionen am oberen Sprunggelenk
in Zweikampfsituationen bemerkbar machen.
Achillessehnenläsionen
Shin Splint (Schienbeinkantensyndrom)
Um Aussagen in Bezug auf die Verletzungsschwere
Funktionelles Logensyndrom
formulieren zu können, hat Hubacher [227] mit
Tibiastressfraktur
verschiedenen statistischen Verfahren eine eigene
Systematik zur Erfassung der Unfallschwere entwi-
Nebst anderen Risikofaktoren nehmen pathologi-
ckelt. Abbildung 41 beinhaltet die von Hubacher
sche Bein- und Fussfehlstellungen (Achsenabwei-
[227] kombinierte Darstellung aus Schwere-Index
chungen) bei chronischen Verletzungsmustern eine
(Ordinate) und Unfallhäufigkeit (Abszisse). Es ist zu
besondere Rolle ein [323].
erkennen, dass Fussballverletzungen im Kindesund Jugendalter einen eher niedrigen Schwere-
Da der Fokus des vorliegenden Berichts auf akuten
Index zeigen und dieser vielmehr auf eine erhöhte
Verletzungen liegt, werden fussballspezifische Sport-
Anzahl von Leichtverletzten hinweist – ähnlich dem
schäden nicht näher thematisiert. Akute Ver-
Erwachsenensport.
letzungsmuster können auch zu dauerhaften Folgeschäden wie beispielsweise Arthrose führen
2.9
Sportschäden und dauerhafte
[324]. Insbesondere Arthrosen der Hüft- und Knie-
Folgeschäden infolge Verletzungen
gelenke sind relativ weit verbreitet. So wurde in
einer Studie bei fast der Hälfte der ehemaligen
Neben (akuten) Verletzungen kommt es im Fuss-
Fussballprofis Hüftgelenksarthrosen diagnostiziert
ballsport auch zu Sportschäden infolge repetitiver
[315]. Hingegen ist die Prävalenz von Kniegelenks-
Krafteinwirkung, die zu sogenannten Mikrotraumen
arthrosen bei ehemaligen Profispielern mit 15 %
führen. Ein Viertel bis ein Drittel aller fussballspezi-
deutlich seltener, aber trotzdem nicht zu unter-
fischen Verletzungen werden diesen Sportschäden
schätzen [325]. In der gleichen Studie wurde aller-
bzw.
zugeordnet
dings auch eine Prävalenz von 4 % für Fussball-
[309,318–320]. Diese werden gemäss Versicherungs-
spieler, die nicht im professionellen Spielbetrieb aktiv
gesetz nicht als Unfallverletzung, sondern als Krank-
waren, festgestellt [326]. Auch der in Kap. XI.2.7,
heit eingeordnet und sind dementsprechend nicht in
S. 263 beschriebene «Fussballerknöchel» nimmt in
der Unfallstatistik enthalten. Als chronische Verlet-
Bezug
266
chronischen
Verletzungen
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
auf
permanente
Folgeschäden
eine
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
prominente Rolle ein [315,327]. Oiestad et al. [3]
2.10 Unfallkosten
führten einen systematischen Literaturüberblick zum
Thema «Gonarthrose nach Ruptur des vorderen
Im bfu-Report 58 [6] sind detaillierte Angaben zu
Kreuzbandes (VKB)» durch, wobei 2199 Arbeiten
den Unfallkosten auch im Sport enthalten. Ausge-
gesichtet worden sind. Die Inzidenz radiologischer
hend von neuen Angaben zum Mengengerüst und
Arthroseanzeichen lag für die Gruppe isolierter VKB-
zu den Kostenfaktoren aktualisiert die bfu jährlich
Rupturen bei 0 bis 13 % und für die Pati-
diese Berechnungen. Basierend auf dem «Berech-
entengruppe mit einhergehender Meniskusverlet-
nungsansatz der materiellen Kosten» entstand im
zung bei 21 bis 48 %. Die Forschergruppe kommt
Jahr 2006 ein durch Fussball verursachter Kosten-
zum Schluss, dass die Inzidenz radiologischer
block von 240 Mio. CHF. Dies entspricht auf alle
Arthroseanzeichen nach VKB-Ruptur bislang häufig
Sportverletzungen bezogen, die im Jahr 2006 re-
überschätzt wurde und in diesem Zusammenhang
gistriert wurden, einem Anteil von 13,2 %.
die kombinierte Meniskusverletzung den wichtigsten
negativen Prognoseparameter darstellt.
Abbildung 42 verdeutlicht, dass hinsichtlich der
Verletzungsschwere fast die Hälfte der Kosten den
Im Zusammenhang mit Kopfverletzungen und
«leichten Verletzungen» zuzuordnen sind. Diese
Gehirnerschütterungen wird auch eine permanente
Verletzungen
kognitive Beeinträchtigung diskutiert [315,328].
versorgt und benötigen keinen stationären Aufent-
Eine aktuelle Studie, die den Zusammenhang zwi-
halt im Spital.
werden
ausschliesslich
ambulant
schen Kopfbällen und neuro-kognitiver Leistungsfähigkeit bei 13- bis 18-Jährigen untersuchte,
Im Kinder- und Jugendfussball entstehen (mate-
kommt zur Schlussfolgerung, dass die Ergebnisse
rielle) Unfallkosten von 23 Mio. CHF. Dies ent-
keinen Zusammenhang bestätigen können [329].
spricht einem Anteil von 9,6 % in Bezug auf den
«Gesamtkostenblock» Fussball. Werden die Kosten
Ekstrand und Mitarbeiter kommen aufgrund der
im Kinder- und Jugendfussball nach der Verlet-
Ergebnisse ihrer aktuellen Studie (Anteil der Über-
zungsschwere analysiert, dann ist ein ähnliches
lastungsschäden beträgt 29 %) zu der Schlussfol-
Verteilungsmuster wie bei den Kosten ohne Be-
gerung, dass der Aspekt der Sportschäden, im
rücksichtigung des Alterssegments zu registrieren.
Fussball unterschätzt wird. Demzufolge fordert
Ca. 12 Mio. CHF entfallen auf Leichtverletzte und
diese Arbeitsgruppe künftig grundsätzlich eine
je 4 Mio. CHF auf Mittelschwer- und Schwerver-
intensivere Auseinandersetzung mit diesem Thema
letzte. Die Kostenverteilung nach Geschlecht wird
und insbesondere in Bezug auf den Fussball.
im Kinder- und Jugendfussball nachhaltig vom
männlichen Geschlecht dominiert (20 Mio. CHF).
In der vorliegenden Unfallanalyse werden Sport-
Dies ist insofern nicht überraschend, da deutlich
schäden als Folge von nicht aktueller Überlastung,
mehr Männer Fussball spielen und sich dabei ver-
sondern wegen Abnützung oder Fehlbelastung
letzten.
sowie Folgeschäden von Verletzungen im Unfallgeschehen und damit bei den Unfallkosten auftrags-
Die durchschnittlichen materiellen Kosten eines
gemäss nicht berücksichtigt.
verletzten erwachsenen Fussballspielers liegen mit
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
267
ca. 5000 CHF mehr als doppelt so hoch im Ver-
letzungen» vorgenommen werden, wird im Fol-
gleich zu denjenigen Kosten eines verletzten
genden erläutert.
jugendlichen Spielers (Abbildung 43).
Es wird zwischen Mensch (das Individuum) bezo-
3.
Risikoanalyse
genen und Umfeld (die Exposition) bezogenen
Risikofaktoren unterschieden. Dafür werden meis-
Für Erläuterungen zum grundsätzlichen metho-
tens die Begriffe intrinsische und extrinsische Risi-
dischen Vorgehen in der Risikoanalyse sei auf das
kofaktoren verwendet. Methodisch fordern Dvorak
Kapitel IV, S. 101ff verwiesen. Welche Abweichun-
und Junge [315], dass die Analyse der Risikofakto-
gen im Untersuchungsgegenstand «Fussballver-
ren für Training und Spiel getrennt erfolgt. Diese
Forderung erscheint als sinnvoll, da die Verlet-
Abbildung 42
Materielle Kosten von Verletzungen im Fussball nach
Verletzungsschwere1, 2006
zungsinzidenz beim Wettkampf (z. B. Punktspiel)
meist deutlich höher ist. Aufgrund der Übersichtlichkeit und einer eher fragmentarischen Datenlage
insbesondere für den Kinder- und Jugendfussball
Invalide
9%
soll diese Differenzierung in den folgenden Ausführungen unberücksichtigt bleiben. Die in Tabelle 70,
Schwerverletzte
23%
Leichtverletzte
48%
S. 270 aufgelisteten Risikofaktoren für Verletzungen beim Fussball basiert auf wissenschaftlichen
(systematischen) Übersichtsarbeiten, die mindestens den Evidenzklassen I oder II entsprechen
Mittelschwerverletzte
Verletzungsschwere:
20%
– Leichtverletzte: kein Spitalaufenthalt
– Mittelschwerverletzte: Spitalaufenthalt von 1 bis 6 Tagen
– Schwerverletzte: Spitalaufenthalt von 7 oder mehr Tagen
– Invalidität: Dauerhaft teil- oder vollinvalid, Definition gemäss Art. 8 ATSG
1
[301,313,315,318,328,330–335,335,336].
Die
unter «Risikofaktoren» aufgelisteten Begriffe sind als
übergeordnete Risikoblöcke bzw. -bereiche zu
verstehen und werden jeweils durch die unter
«Spezifizierung» angeführten Items näher erläutert.
Abbildung 43
Durchschnittliche materielle Kosten pro Verletzten im Fussball
nach Alter (in CHF), 2006
Eine klare Zuordnung kann nicht immer gewährleistet werden, da auch die Literatur – abhängig vom Untersuchungsziel und -design – eine
6000
variierende Zuordnung vornimmt. Zudem bestehen
5074
5000
4508
Interdependenzen zwischen den einzelnen Risikoblöcken. Muskuläre Faktoren können beispiels-
4000
weise nicht abstrakt von konditionellen Faktoren
3000
getrennt werden. Aufgrund der Spezifizierung
2517
2186
basierend auf der Literatur und einer möglichen
2000
Relevanz für Präventionsmassnahmen sind diese
1000
manchmal dennoch separat angeführt. Wegen der
0
0–16 Jahre
17–64 Jahre
65+ Jahre
Quelle: bfu, aktualisierte Berechnung
268
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Ø Kosten
Komplexität des Risikofaktorenprofils im Fussballbereich und des Übersichtscharakters der vorlie-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
genden Arbeit beschränkt sich Letztere auf eine
tabellarische und somit nicht detaillierte Darstellung der Risikofaktoren beim Fussball (Tabelle 70).
Die angeführten Risikofaktoren haben sowohl für
den Erwachsenen- als auch für den Kinder- und
Jugendbereich eine Bedeutung. In Kapitel XI.3.4,
S. 277 wird auf die Risikofaktoren eingegangen,
denen besondere Bedeutung im Kinder- und Jugendbereich zukommt.
Leider verfügte keiner der analysierten Übersichtsartikel über eine Art Rangfolge, die die Wichtigkeit
bzw. die Bedeutung der einzelnen Risikofaktoren
(beispielsweise im Sinn einer Odds-Ratio-Berechnung) im tatsächlich registrierten Unfallgeschehen
darstellt. Möglicherweise ist dieser Umstand auf die
teilweise
konträren
Studienresultate
zurückzu-
führen. Dvorak et al. [337] kommen zum gleichen
Schluss: «Review of the literature shows that information concerning risk factors for football injuries is incomplete and partly contradictory.» [337,
S. 69]. Diese Differenzen sind nicht nur aufgrund
des unterschiedlichen Untersuchungsdesigns, sondern auch mit der unterschiedlich ausgerichteten
Zielstellung der einzelnen Studien zu erklären. Im
Folgenden soll dennoch der Versuch unternommen
werden, weitgehend abgesicherte Risikofaktoren
zu identifizieren und auf konträre Resultate zu
bestimmten Risikofaktoren hinzuweisen. Als «gesicherte» Erkenntnisse gelten im Folgenden Sachverhalte und daraus resultierende Schlussfolgerungen,
die in den analysierten Übersichtsarbeiten übereinstimmend angeführt werden.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
269
Tabelle 70
Fussball: Beschreibung von Risikofaktoren, Erwachsene
Individuumbezogene Risikofaktoren – Teil 1
Risikofaktor
Spezifizierung
Beschreibung
Verletzungsgeschichte Vorverletzung
Bereits bestehende bzw. ausgeheilte Verletzung erhöht das Risiko einer erneuten
Verletzung
Rehabilitation (RTP)
Keine oder unangemessene Rehabilitation erhöht das Verletzungsrisiko
Gelenksstabilität
Kapsel-Band-Apparat
Gelenksinstabilität erhöht das Verletzungsrisiko
Achsenfehlstellungen/Anatomie
Pathologische Achsendeviationen
Hormonelle Aspekte (Frau)
Phasen des Menstruationszyklus sowie weibliche Reife zeigen Einfluss auf
Festigkeit des Kapsel-Band-Apparates und somit ROM (konträre Ergebnisse)
Schnittstelle zu Kapsel-Band-Apparat und hormonelle Situation
Bewegungsamplitude (Range of Motion
ROM)
Interkondyläre Weite der Notch
Reduzierte Breite der Fossa intercondylaris femoris (Knochenvertiefung zwischen
(Kreuzbandhöhle)
den beiden Gelenkhöckern des distalen Oberschenkels) erhöht das Risiko für eine
VKB-Ruptur (Schnittstelle «Gelenkstabilität»)
Fussmorphologie
Fussdeformationen/Gewölbedeformationen Pathologische Fussmorphologie wie beispielsweise Senkfuss, Spreizfuss usw.
erhöht das Verletzungsrisiko
Muskuläre Faktoren
Muskelkraft
Mangelnde Muskelkraft
Muskuläre Dysbalance
Muskuläre Dysbalancen (muskuläres Ungleichgewicht)
Muskelsteifigkeit/-spannung
Zu hohe Muskelsteifigkeit/-spannung, zu geringe Flexibilität/Dehnbarkeit
Schnittstelle «Koordinative und
Konditionelle Faktoren»
Koordinative Faktoren Gleichgewichtsfähigkeit
Mangelnde Gleichgewichtsfähigkeit
Reaktionsfähigkeit
Reduzierte Reaktionsfähigkeit
Rhythmusfähigkeit
Mangelnde Rhythmusfähigkeit
Räumliche Orientierungsfähigkeit
Mangelnde räumliche Orientierungsfähigkeit
Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit
Mangelnde kinästhetische Differenzierungsfähigkeit
Schnittstelle «Konditionelle und Muskuläre
Faktoren»
Ausdauer
Mangelnde Ausdauer
Konditionelle
Faktoren
Kraft
Mangelnde Kraft
Schnelligkeit
Mangelnde Schnelligkeit
Beweglichkeit
Mangelnde Beweglichkeit
Schnittstelle «Koordinative und Muskuläre
Faktoren»
Psychische (Über-)Belastung
Psychologische
Z. B. Verlust des Stammplatzes, Vereinswechsel, Umzug, Sexuelle Probleme,
Faktoren
Kulturwechsel, Veränderung der Essgewohnheiten
Negative Lebensereignisse
Z. B. Partnerschaft (Trennung), Todesfälle in der Familie,
Negatives Selbstbild
Negatives Selbstbild
Spielweise
Spieler selbst
Zu aggressive Spielweise
Schnittstelle «Regelwerk/Fair Play» und
«Wettkampf» (Ermüdung)
Ernährung
Immunstatus
Mangelnder Immunstatus
Vitamine, Mineralstoffe, Spuren
Zu geringe Aufnahme von Vitamine, Mineralstoffe, Spuren
Eisenmangel (Frauen)
Zu geringer Eisenwert aufgrund zu geringer Aufnahme/Zufuhr von Eisen
Flüssigkeitsaufnahme
Mangelnde Flüssigkeitsaufnahme sowie falsche Flüssigkeitsaufnahme (z. B.
Zeitpunkt der Aufnahme, Art der Flüssigkeit)
Schnittstelle «Alkohol / Drogen»
Alter
Sowohl junge als auch ältere Fussballspieler werden in der Literatur mit einem
höheren Verletzungsrisiko in Verbindung gebracht, jedoch konträre Datenlage
Geschlecht
Betrifft generell erhöhtes Verletzungsrisiko Schnittstelle «Gelenkstabilität», «Anthropometrische Faktoren», «Muskuläre
für weibliche Spieler
Faktoren», «Koordinative Faktoren», «Konditionelle Faktoren»
Hormonelle Aspekte
Hormonschwankungen abhängig vom Menstruationszyklus und Kontrazeption (im
Zusammenhang mit Bänderverletzungen - insbesondere VKB zu sehen)
Menstruationszyklus
Konträre Ergebnisse (z. B. erhöhtes Risiko vor Menstruation oder während der
Ovulation)
Beindominanz
Dominantes Bein
Spielbein/Schussbein/Führungsbein
270
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 70 – Fortsetzung
Fussball: Beschreibung von Risikofaktoren, Erwachsene
Individuumbezogene Risikofaktoren – Teil 2
Spezifizierung
Beschreibung
Betrifft generell:
Defizite/Missverhältnisse bzw. anatomische «Fehlbildungen»
Konträre Ergebnisse
•
Hebelarme
Konträre Ergebnisse
•
Körpergrösse
Konträre Ergebnisse
•
Körpergewicht (z. B. BMI)
Konträre Ergebnisse
•
Muskelmasse
Interkondyläre Weite der Notch (Kreuzbandhöhle) Reduzierte Breite der Fossa intercondylaris femoris erhöht das Risiko für eine
VKB-Ruptur (Schnittstelle «Gelenkstabilität»)
Schnittstelle zu «Physiologischer Reife»,
«Trainingsgestaltung»,« muskuläre, koordinative,
konditionelle Faktoren»
Physiologische Reife Schnittstelle zu «Anthropometrischen Faktoren»,
Diskrepanz zwischen biologischen und kalendarischen Alter
«Trainingsgestaltung», «Wettkampf»,
«Muskuläre, koordinative, konditionelle Faktoren»
Gesundheitszustand Generell Schnittstellen übergreifend:
Unzureichender/schlechter Gesundheitszustand, Krankheit, generelle Defizite,
die sich leistungsreduzierend auswirken und keine volle Belastbarkeit
erlauben
•
Physiologischer Status
•
Internistisch-kardiologischer Status
•
Orthopädischer/anatomischer Status
•
Psychologischer Status
•
Anthropometrischer Status
•
Zahngesundheit
•
Ernährung
Alkohol und Drogen Rauchen / Alkohol / Drogen / Suchtmittel /
Konsumierung von Alkohol / Drogen sowie Rauchen generell
Medikamente (z. B. Schmerzmittel)
Expositionsbezogene Risikofaktoren – Teil 1
Risikofaktor
Spezifizierung
Beschreibung
Wettkampf
Punktspiel, kompetitive Trainings- und
Wettkampf sowie Spielformen mit Wettkampfcharakter erhöhen das
Übungsformen
Verletzungsrisiko
Erhöhtes Aggressionspotenzial
Schnellere und grössere globale sowie lokale Ermüdungserscheinungen
Schnittstelle zu «Aggressive Spielweise» (mensch- und umfeldsbezogene
Gliederung der Risikofaktoren)
Trainingsspiel
Untergrund/Spielboden
Spielfeld,
Spielböden mit zu hohen oder zu geringen Friktionseigenschaften erhöhen
das Verletzungsrisiko
Spielboden und
Spielfeldumgebung
Zu harte Spielböden erhöhen das Verletzungsrisiko
Zu trockene oder zu feuchte Spielböden erhöhen das Verletzungsrisiko
(Friktionseigenschaften)
Untergrund/Spielboden immer mit Interaktion Schuh zu sehen
Kunstrasen erhöht gegenüber Naturrasen die Verletzungshäufigkeit von
Sprunggelenksverletzungen
Stetiger Wechsel zwischen Naturrasen und Kunstrasen erhöht die
Verletzungshäufigkeit
Spielfeld
Zu grosses oder zu kleines Spielfeldmasse im Kinder- und Jugendbereich,
Schulsport, Freizeit
Torpfosten
Verletzungsrisiko aufgrund harter Materialoberfläche (Kollisionsgefahr)
Bandenreklame
Verletzungsrisiko aufgrund harter und/oder scharfkantiger
Materialoberflächen (Kollisionsgefahr)
Mobile Tore
Mangelnde Arretierung der Tore (Umsturzgefahr)
Einfluss auf Spielboden und Spieler
Wetter und
Kälte, Wärme, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck,
Wetterwechsel
klimatische
Bedingungen
In Bezug auf den Spieler
Ermüdungserscheinungen aufgrund von Dehydrierung oder Kälteeinfluss
In Bezug auf den Spielboden
Schnittstelle «Spielfeld/Spielboden/Spielfeldumgebung»)
Regelwerk/Fairplay Umsetzung des bestehenden Regelwerks
Keine stringente Umsetzung des Regelwerks erhöht das Risiko
Unangepasstes Regelwerk
Unangemessenes Regelwerk hinsichtlich Verletzungsprävention
Schnittstelle «Aggressive Spielweise»
Spielerposition
Unspezifisch, konträre Ergebnisse
Risikofaktor
Anthropometrische
Faktoren
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
271
Tabelle 70 – Fortsetzung
Fussball: Beschreibung von Risikofaktoren, Erwachsene
Exposition bezogene Risikofaktoren – Teil 2
Spezifizierung
Beschreibung
Fussballschuh/Schuhwerk
Unangepasste Aussensohlen-/Stollenkonstruktion im Zusammenhang mit
Friktionseigenschaften (Interaktion Spielboden) erhöhen das
Verletzungsrisiko
Durch harte und/oder scharfkantige Aussensohlen-/Stollenkonstruktion
können Mit-/Gegenspieler verletzt werden
Unfunktionelles Schuhwerk/Fussballschuh
Nicht dem Setting (bezogen auf Lokalität) entsprechendes
Schuhwerk/Fussballschuh (z. B. Halle versus Naturrasen)
Falsche Passform (zu gross oder zu klein) insbesondere in Bezug auf
Kinder/Jugend
Schuh immer mit Interaktion Untergrund/Spielboden zu sehen
Sprunggelenkorthese/Tape
Fehlende Sprunggelenkorthese/Tape insbesondere nach Verletzung
Kopfschutz
Fehlender Kopfschutz
Bekleidung/Textilien
Unangemessene Bekleidung (in Bezug auf Thermoregulation und
Ermüdungsaspekte)
Schienbeinschützer
Fehlender Schienbeinschützer
Unfunktioneller Schienbeinschützer
Falsche Passform (zu gross oder zu klein)
Mundschutz
Fehlender Mundschutz
Augenschutz
Fehlender Augenschutz
Trainingsgestaltung Intensität, Umfang, Häufigkeit, Periodisierung,
Nicht adäquate Trainingsbelastung bzw. Trainingssteuerung erhöht das
Regeneration, Trainingsinhalte, Techniktraining
Verletzungsrisiko
Ermüdungserscheinungen/Konzentrationsprobleme/Superkompensation
Schnittstelle «Muskuläre Faktoren», «Koordinative Faktoren»,
«Konditionelle Faktoren»
Nichteinhaltung der Trainingsprinzipien erhöht das Verletzungsrisiko
Kulturelle Faktoren Fastenmonat Ramadan (Ernährung)
Ermüdungserscheinungen/Konzentrationsprobleme (Mangelernährung)
Trainer
Untersuchungsbedarf
Fehlerhaftes Verhalten/negativer Einfluss (Untersuchungsbedarf)
Schiedsrichter
Untersuchungsbedarf
Fehlerhaftes Verhalten/negativer Einfluss (Untersuchungsbedarf)
Zuschauer
Untersuchungsbedarf
Fehlerhaftes Verhalten/negativer Einfluss (Untersuchungsbedarf)
Spielgerät
Ball
Defizite von funktionellen Balleigenschaften
Zu harte und/oder feuchte Bälle erhöhen das Verletzungsrisiko
Ballgrössen, die nicht der jeweiligen Altersklasse entsprechen, erhöhen
das Verletzungsrisiko
Gegenspieler
Zu aggressive Spielweise erhöht das Verletzungsrisiko
Aggressive
Spielweise
Schnittstelle «Wettkampf», «Regelwerk/Fairplay»
Spielniveau
Spielklasse
Niedriger Spielklassen zeigen höheres Verletzungsrisiko
Erfahrung
Mangelnde Erfahrung erhöht das Verletzungsrisiko
Trainingsgestaltung
Schnittstelle «Trainingsgestaltung»
Spielbedeutung
Entscheidende Phasen
In spielentscheidenden Phasen erhöhtes Verletzungsrisiko
Aggressive Phasen
In aggressiven Phasen erhöhtes Verletzungsrisiko
Mitspieler
Verhalten und somit Spielweise des Mitspielers können das
Verletzungsrisiko erhöhen
Gegenspieler
Verhalten und somit Spielweise des Gegenspielers können das
Verletzungsrisiko erhöhen
Foulspiel
Sowohl Foulspiel an sich als auch darauf basierende Konsequenzen
können Verletzungsrisiko erhöhen
Schiedsrichter
(fragwürdige/unverstandene) Entscheidungen des Schiedsrichters können
Einfluss auf die Spielweise haben und können das Verletzungsrisiko
erhöhen
Schnittstelle «Regelwerk/Fairplay», «Schiedsrichter»,
«Wettkampf», «Aggressive Spielweise»,
«Psychologische Faktoren»
Risikofaktor
Spielerausrüstung
272
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.1
Individuumbezogene Risikofaktoren
Ähnlich verhält es sich mit einer speziellen anatomischen Disposition des Kniegelenks, die als Risiko-
Da der Risikofaktor «Verletzungsvorgeschichte»
faktor für eine VKB-Ruptur analysiert wurde. Eine
in verschieden systematischen Übersichtsarbeiten
reduzierte Breite der Fossa intercondylaris femoris
angeführt ist, kann dieser als gesichert angesehen
(Knochenvertiefung, die sich zwischen den beiden
werden. Liegt bereits eine Verletzung vor, so ist die
Gelenkhöckern des distalen Oberschenkelknochens
Wahrscheinlichkeit einer Folgeverletzung (gleiche
befindet) führt zu einer höheren Verletzungswahr-
Verletzungsart und -lokalität) um ein Vielfaches
scheinlichkeit des VKB. Dieser Umstand kann dem
höher. Im Zusammenhang mit einer nicht adäqua-
Risikofaktor «Gelenkstabilität» zugeordnet wer-
ten Rehabilitation steigt das Risiko einer wiederhol-
den. Auch hier wird von verschiedenen Seiten For-
ten Verletzung noch stärker an.
schungsbedarf postuliert.
Ferner kann der Risikofaktor «Geschlecht» als
Die übrigen intrinsischen Risikofaktoren (das Indivi-
gesichert angenommen werden. Frauen zeigen
duum betreffende Risikofaktoren) sollen aufgrund
gegenüber Männern ein höheres Verletzungsrisiko
ihrer konträren Ergebnisse oder ungenügenden
im Fussball, wobei die Verletzungslokalität sowie
Erkenntnisse an dieser Stelle nicht explizit beschrie-
die Verletzungsart zwischen Frau und Mann diver-
ben werden. Dazu gehören:
gieren. Es ist darauf hinzuweisen, dass sich das
Auftreten einer pathologischen Fussmorpho-
höhere Verletzungsrisiko der weiblichen Spielerin-
logie
nen auf die Inzidenz (Verletzungen pro Spiel-
Defizite von psychologischen Faktoren
stunde) bezieht und nicht auf die absolute Verlet-
Aggressive Spielweise
zungshäufigkeit. Hier zeigen Männer eine deutlich
Unangemessener Energie- und Flüssigkeitshaus-
höhere Verletzungshäufigkeit (Kap. XI.2.2, S. 259).
halt (Ernährung)
Alter (unspezifisch, konträr)
Die Literatur deutet darauf hin, dass der Aspekt der
Beindominanz (erhöhtes Verletzungsrisiko des
Muskelsteifigkeit bzw. -spannung, die dem Risiko-
«Spiel-/Schussbeines»)
faktor «Muskuläre Faktoren» zugeordnet sind,
Anthropometrische Faktoren
im Zusammenhang mit einem erhöhten Verlet-
Defizite/Missverhältnisse hinsichtlich physiologi-
zungsrisiko zu sehen ist. Je höher die Muskelstei-
scher Reife (z. B. Missverhältnis zwischen kalenda-
figkeit/-spannung, desto grösser das Verletzungs-
rischem und biologischem Alter)
risiko. In diesem Kontext werden auch Defizite bei
Schlechter Gesundheitszustand
den «koordinativen und konditionellen Fakto-
Konsumierung von Alkohol und Drogen
ren» als verletzungsfördernd angeführt. Jedoch
existieren auch Studien, die nicht zu diesem Schluss
Die nicht explizite Darstellung dieser Risikofaktoren
kommen. Generell kann in diesem Zusammenhang
bedeutet nicht, dass diese nach heutigem Stand
nicht von einem abgesicherten Wissen im Sinn
des Wissens eine untergeordnete Relevanz hin-
eines
sichtlich
internationalen
werden.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Konsensus
ausgegangen
fussballspezifischer
Präventionsmass-
nahmen besitzen.
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
273
3.2
Expositionsbezogene Risikofaktoren
den Gegenspieler betreffen kann, ist dieser Risikofaktor sowohl intrinsischer als auch extrinsischer
Bei den expositionsbezogenen, also den extrinsi-
Natur. Eine «aggressive Spielweise» ist auch mit
schen Risikofaktoren herrscht weitgehend Einigkeit
der (strengen oder eher lockeren) Umsetzung des
darüber, dass während einer «Wettkampfsitua-
«Regelwerks» bzw. der «Fairplay»-Richtlinien zu
tion» ein deutlich erhöhtes Verletzungsrisiko als im
sehen [338]. Im Zusammenhang mit dem Regel-
Training auftritt.
werk spielt auch das Auswechseln der Spieler im
Hinblick auf Ermüdungserscheinungen eine Rolle.
Das Fussballspielen auf künstlichem Boden (Kunst-
Sowohl lokale als auch globale Ermüdungserschei-
rasen) im Vergleich zu Naturboden (z. B. Naturra-
nungen besitzen einen direkten Einfluss auf die
sen) führt nicht zwangsläufig zu einer generellen
Entstehung von Verletzungen - insbesondere bei
Erhöhung der Verletzungsinzidenz. Jedoch wird
Matches.
beim Spielen auf Kunstrasen (der dritten und vierten Generation) eine Zunahme von Sprunggelenks-
Analog zu den nicht näher beschriebenen intrinsi-
verletzungen festgestellt. Es wird darauf hingewie-
schen Risikofaktoren sollen auch hier die übrigen
sen, dass die Bodensteifigkeit respektive -härte
extrinsischen Risikofaktoren aufgrund konträrer
sowie Reibungskräfte (Gleit- und Haftreibung) im
Studienresultate oder Wissenslücken nicht explizit
Zusammenhang mit der (geeigneten und somit
vorgestellt, sondern folgend nur aufgelistet werden:
vorgesehenen) Stollen- bzw. Aussensohlenkon-
Ungünstiges Wetter und klimatische Bedingun-
struktion von Bedeutung sind. Zudem wird beim
gen (z. B. Hitze, Kälte, Regen)
Wechsel von Naturrasen auf Kunstrasen (und
Unangemessener Zustand sowie Grösse des
umgekehrt) ein Anstieg der Verletzungen beo-
Spielgeräts (Defizite von funktionellen Ballei-
bachtet. Daher sind die Risikofaktoren «Spieleraus-
genschaften)
rüstung»
Spielerposition (unspezifisch, konträr)
sowie
«Spielfeld/Spielboden/Spiel-
feldumgebung» für entsprechende Interventionen
Negativer Einfluss kultureller Faktoren (z. B.
zu berücksichtigen.
Ramadan)
Spielniveau (unspezifisch, konträr)
Die Literatur deutet darauf hin, dass Spieler von
Fehlerhaftes Verhalten des Schiedsrichters
Mannschaften, die häufiger trainieren, seltener
Fehlerhaftes Verhalten des Trainers
verletzt sind. Des Weiteren verzeichnen Mann-
Fehlerhaftes Verhalten des Publikums
schaften, die eine überdurchschnittlich lange Vor-
Kaderselektionskriterien
bereitungsphase durchführten, während der Saison
eine geringere Verletzungshäufigkeit. Dieser Aspekt ist den Risikofaktoren «Spielniveau» und
«Trainingsgestaltung» zuzuordnen.
Die Literatur belegt, dass eine «aggressive Spielweise» mit einer erhöhten Verletzungshäufigkeit
einhergeht. Da dies den Spieler selbst, aber auch
274
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.3
Bedeutung der Risikofaktoren
rend des Wettkampfs/Spielbetriebs)
Regelwerk/Fairplay (Defizite bei Inhalt und
Die Bedeutung der Risikofaktoren ist in Tabelle 71
Durchsetzung)
dargestellt. Die Beurteilung basiert primär auf wis-
Aggressive Spielweise von Gegenspielern
senschaftlichen Übersichtsarbeiten (Kap. IV, S. 101)
Spielerausrüstung: fehlendes/unangemessenes
[301,313,315,318,328,330–335,335,336,339].
Schuhwerk/Fussballschuhe
Spielerausrüstung: fehlende/unangemessene
Zudem stehen sie in Bezug zu den Daten, die im
Sprunggelenksorthese/Tape
Schweizer Unfallgeschehen dargestellt wurden
Spielerausrüstung – fehlender/unangemessener
(Kap. XI.2, S. 258).
Schienbeinschoner
Spielfeld/Spielboden/Spielfeldumgebung
Die Beurteilung der Bedeutung erfolgte analog zu
den anderen vier Unfallschwerpunkten im Sport
Die Unfallrelevanz bezüglich des Spielballs wurde
(Berg-,
der
mit «gering» eingeschätzt. Jedoch besteht für die
Strasse, Wassersport [Ertrinken]) aufgrund der
Realisierung diesbezüglicher Präventionsmöglich-
Unfallrelevanz, die im Methodenteil beschrieben
keiten hinsichtlich «Effizienz» und «Umsetzbar-
ist (Kap. IV, S. 101).
keit» viel Potenzial. Aufgrund der guten Realisie-
Schneesport,
Radfahren
abseits
rungschancen wird der Risikofaktor «Spielball»
Für die Erarbeitung der Präventionsmöglichkeiten
(Spielgerät) für die Erarbeitung der Präventions-
wurden ausschliesslich Risikofaktoren herangezo-
möglichkeiten mit berücksichtigt.
gen, deren Unfallrelevanz mit drei oder mehr
«Saddies» ( ) eingeschätzt wurde. Dabei bezieht
sich die Einschätzung auf die Verhältnisse und Rahmenbedingungen in der Schweiz. Grundsätzlich ist
zu betonen, dass Risikofaktoren nicht isoliert voneinander stehen, sondern eine Wechselwirkung und
somit eine gegenseitige Einflussnahme besteht. Zu
den bedeutendsten fussballspezifischen Risikofaktoren für Erwachsene in Bezug auf das Schweizer
Unfallgeschehen werden Folgende gezählt:
Individuumbezogene (intrinsische) Risikofaktoren:
Verletzungsvorgeschichte
Defizite muskulärer Faktoren
Defizite koordinativer Faktoren
Defizite konditioneller Faktoren
Expositionsbezogene (extrinsische) Risikofaktoren:
Wettkampf (erhöhtes Verletzungsrisiko wäh-
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
275
Tabelle 71
Fussball: Bewertung von Risikofaktoren, Erwachsene
Nr.
EW.01
Menschbezogene Risikofaktoren
Verletzungsgeschichte (wiederholte Verletzung)
EW.02
Defizite von muskulären Faktoren
EW.03
Defizite von koordinativen Faktoren
EW.04
Defizite von konditionellen Faktoren
EW.05
Geschlecht (erhöhtes Verletzungsrisiko bei weiblichen Spielerinnen)
EW.06
Auftreten von Gelenkinstabilitäten
EW.07
Auftreten einer pathologischen Fussmorphologie (z. B.: Gewölbedeformationen)
EW.08
Defizite von psychologischen Faktoren
EW.09
Defizite/Missverhältnisse von anthropometrischen Faktoren
EW.10
Aggressive Spielweise (eigene)
EW.11
Beindominanz (erhöhtes Verletzungsrisiko des «Spiel-/Schussbeines»)
EW.12
Schlechter Gesundheitszustand
EW.13
Konsumierung von Alkohol und Drogen
EW.14
Alter (unspezifisch, konträr)
EW.15
Unangemessener Energie und Flüssigkeitshaushalt (Ernährung)
EW.16
Auftreten von pathologischen Achsendeviationen
Nr.
EW.20
Umfeld-/ausrüstungsbezogene Risikofaktoren
Wettkampf (erhöhtes Verletzungsrisiko während des Wettkampfes/Spielbetrieb)
EW.21
Regelwerk/Fairplay (Defizite bei Inhalt und Durchsetzung)
EW.22
Aggressive Spielweise (Gegner)
EW.23
Spielerausrüstung: Fehlendes/unangemessenes Schuhwerk/Fussballschuh
EW.24
Fehlende/unangemessene Sprunggelenksorthese/Tape
EW.25
Spielerausrüstung: Fehlender/unangemessener Schienbeinschoner
EW.26
Spielerausrüstung: Fehlender/unangemessener Kopf-, Zahn-, Augenschutz
EW.27
Spielerausrüstung: Fehlende/unangemessene Bekleidung/Textilien
EW.28
Spielfeld/Spielboden/Spielfeldumgebung (verschiedene Einflussfaktoren)
EW.29
Ungünstiges Wetter und klimatische Bedingungen (z. B. Hitze, Kälte, Regen)
EW.30
Unangemessener Zustand des Spielgerätes (Defizite von funktionellen Balleigenschaften)
EW.31
Fehlerhafte Trainingsgestaltung
EW.32
Spielniveau (unspezifisch, konträr)
EW.33
Spielbedeutung (z. B. erhöhtes Verletzungsrisiko bei spielentscheidenden Phasen)
EW.34
Spielerposition (unspezifisch, konträr)
EW.35
Fehlerhaftes Verhalten des Schiedsrichter
EW.36
Ungeschicktes psychologisches Verhalten des Trainers
EW.37
Fehlerhaftes Verhalten des Publikums
EW.38
Negativer Einfluss kultureller Faktoren (z. B. Ramadan)
Skala Unfallrelevanz
276
Anteil der Verletzten (%)
Anzahl Verletzte
≥ 21
> 10 000
10 – 20
~10 000
6–9
~5000
3–5
~3000
≤2
~1000
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Unfallrelevanz
Unfallrelevanz
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
3.4
Risikofaktoren im Kinder- und
potenzielle
Jugendfussball
schichte», «Wettkampf» sowie «Spielklasse» (Spiel-
Risikofaktoren
«Verletzungsvorge-
niveau) fest. Bei der Letzteren war das VerletzGiza und Micheli [313] führen in ihrem Übersichts-
ungsrisiko in der Altersgruppe unter 14 Jahren, die
artikel zu Fussballverletzungen im Kinder- und
in der höchsten Spielklasse spielten, am grössten.
Jugendbereich die folgenden Risikofaktoren an:
Aggressive (gefährliche) Spielweise
Auch Kucera et al. [341] identifizierten die «Verlet-
Die Datenbasis für diesen Risikofaktor basiert
zungsvorgeschichte» als bedeutsamen Risikofaktor
auf dem Erwachsenenbereich und hier insbe-
im Kinder- und Jugendfussball. Eine Verletzung
sondere auf dem Profisport.
führt zu einem 2-fach höheren Risiko, dass das
Alter
gleiche Verletzungsmuster nochmals auftritt.
Nahezu 59 % der jugendlichen Fussballspielerinnen (<16 Jahre), die in einer Seniorenmann-
Eine weitere Studie von Emery und Meeuwisse
schaft spielen, erleiden eine VKB-Ruptur.
[342] beschäftigte sich mit der Eruierung von
Geschlecht (weiblich)
Risikofaktoren hinsichtlich des Vergleichs von
Hier wird eine 3- bis 4-mal häufigere Verlet-
Feldfussball versus Hallenfussball bei Jugendlichen.
zungsrate des VKB angeführt
Die Studienergebnisse zeigen, dass zwischen den
Spielniveau/Spielklasse
Bereichen Feld- und Hallenfussball kein signifikan-
Spieler, die häufiger trainieren, zeigen ein höhe-
ter Unterschied des Verletzungsrisikos in Bezug auf
res «Fitnessniveau», welches sich verletzungs-
die Altersgruppe und das Geschlecht erkennbar ist.
protektiv auswirkt
Physiologische Reife
Rumpf und Cronin führen in ihrer kürzlich publi-
Jungen, bei denen eine erhöhte Verletzungsin-
zierten systematischen Übersichtsarbeit Faktoren
zidenz registriert wurde, waren eher hochge-
auf, die für Präventionsprogramme eine zentrale
wachsen (>165 cm), jedoch weniger muskulös.
Bedeutung haben sollten [343]:
Daher scheint es, dass Jungen, die zwar eine
Verletzungsinzidenzen steigen mit zunehmenden
«skelettale Reife», aber muskuläre Defizite
Alter an, insbesondere ab 14 Jahren (unabhängig
aufweisen, im Vergleich zu Spielern des gleichen
vom Reifestatus und Spielerfahrung)
kalendarischen Alters verletzungsanfälliger sind.
Untere Extremitäten, hauptsächlich Sprunggelenk und Knie sowie angrenzende Muskeln und
In Bezug auf den Risikofaktor «Untergrund/
Bänder, sind die häufigsten Verletzungslo-
Spielboden» (Spiel/Spielfeld) konnten Steffen et al.
kalisationen (ca. 80 %)
[340] für Kunstrasen, im Vergleich zu Naturrasen,
Schwere Verletzungen wurden häufiger bei leis-
kein erhöhtes Risiko bei jungen Fussballspielerinnen
tungsschwächeren Spielern beobachtet
(Ø 15,4 Jahre alt) nachweisen.
Schlechte Spielfeldbedingungen erhöhen das
Verletzungsrisiko
Emery et al. [316] stellten innerhalb einer deskripti-
Höhere
ven epidemiologischen Studie bei jugendlichen
Spielerinnen
Fussballspielerinnen und -spielern (12–18 Jahre) als
Hallenfussball ist risikoreicher als Fussball im Freien
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Verletzungsinzidenz
bei
weiblichen
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
277
Die Autoren heben hervor, dass nur wenige Arbei-
Teilnehmern als die wichtigsten erachtet:
ten zur Beziehung «Reifestatus und Verletzungs-
Mangelnde konditionelle Faktoren
risiko» existieren [343], was sich besonders ab dem
Mangelnde koordinative Fähigkeiten
14. Lebensjahr manifestiert. In diesem Alter fallen
Mangelnde muskuläre Faktoren
das maximale Längenwachstum (PHV – peak
Verletzungsvorgeschichte
height velocity) und die Pubertätsphase der Jungen
Ungenügende Gelenkstabilität
zusammen. Deshalb empfehlen Rumpf und Cronin
Ungenügende, falsche oder fehlende Schutz-
als optimalen Start für Interventionen bzw. ein
ausrüstung
Präventionsprogramm den Zeitraum vor Einsetzen
Wettkampf/Spiel
des maximalen Längenwachstums [343].
Trainingsbetrieb (Belastungsdauer / Trainingsgestaltung)
3.4.1 bfu-Workshop zum Kinder- und
Jugendfussball
Unangemessene Regeln
Ungenügend ausgeprägter Fairplay-Gedanke
Aggressive Spielweise
Die bfu hat ein Gremium eingeladen, um die zu-
Nicht optimal gestaltetes Spielfeld
sammengetragenen Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur mit Fachleuten diskutieren zu
Die Tabelle 82 mit einer detaillierten Auflistung
können. Mit den Experten aus unterschiedlichen
aller durch die Teilnehmer bewerteten Risikofakto-
Kompetenzbereichen des Schweizer Fussballsports
ren (bfu-Workshop, Bedeutung der Risikofaktoren
wurde die Bedeutung der Risikofaktoren analysiert
für den Kinder- und Jugendfussball; Anzahl der
sowie Präventionsmöglichkeiten respektive -mass-
Nennungen [K = Kinder, J = Jugendliche]) befindet
nahmen im Bereich Kinder- und Jugendfussball
sich im Anhang, Kap. XIII, S. 311.
formuliert und bewertet. Dieser Workshop fand im
Februar 2010 in Bern mit Repräsentanten der
folgenden acht Einrichtungen statt:
3.4.2 Bedeutung der Risikofaktoren im
Kinder- und Jugendfussball
Jugend+Sport, Fachleiter Fussball
Jugend+Sport, Kids Fussball
Tabelle 72 enthält die Ergebnisse zur Bedeutung
Swiss Football League
der Risikofaktoren, die sowohl auf den Informatio-
Schweizer Fussballverband (SFV)
nen aus der Literatur als auch auf den Erkenntnis-
Suva, Kampagnenleiter Fussball
sen des bfu-Workshops beruhen. Als Arbeitsbasis
Praxisklinik Rennbahn AG, Leiter Biomechanik
diente die Auflistung der Risikofaktoren, die den
bfu, Leiter Beratung Sport
Erwachsenenfussball betreffen. Aufgrund der Ge-
bfu, Team Forschung Sport
gebenheiten im Kinder- und Jugendfussball mussten einige Punkte herausgenommen, andere hin-
Das Fachgremium stufte die Bedeutung potenziel-
zugefügt
ler Risikofaktoren mit einer 3-stufigen Skala (hoch
wurde innerhalb des bfu-Workshops hervorgeho-
– mittel – tief) ein, wobei nicht zwangsläufig jeder
ben, dass es sinnvoll erscheint, bei diversen Fakto-
Punkt durch den Experten beurteilt werden musste.
ren eine weitere altersspezifische Unterscheidung
Die folgenden Risikofaktoren wurden von den
hinsichtlich der Bedeutung für Kinder in Abgrenz-
278
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
werden.
In
diesem
Zusammenhang
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
ung zu Jugendlichen vorzunehmen. Insbesondere
Jugendfussball nach der gleichen Methode auf-
in Bezug auf eine mögliche Umsetzung von Präven-
gelistet:
tionsmassnahmen erscheint diese zusätzliche Unterscheidung sinnvoll. Basierend auf den Ergebnis-
Intrinsische Risikofaktoren:
sen des bfu-Workshops könnte dies für folgende
Verletzungsvorgeschichte (wiederholte Verlet-
Risikofaktoren (≥ 2 Nennungen) sinnvoll erscheinen
zung)
(Tabelle 76, S. 293):
Defizite von muskulären Faktoren
Gelenkstabilität
Defizite von koordinativen Faktoren
Fussmorphologie
Defizite von konditionellen Faktoren
Muskuläre Faktoren
Defizite/Missverhältnisse
Koordinative Faktoren
rischen Faktoren
Spielerausrüstung (Fussballschuh)
Defizite/Missverhältnisse hinsichtlich physiologi-
Trainingsgestaltung
scher Reife (z. B. Missverhältnis zwischen kalen-
von
anthropomet-
darischem und biologischem Alter)
Zudem spielt das Setting – insbesondere hinsichtlich
der Lokalität – im Kinder- und Jugendfussball eine
Extrinsische Risikofaktoren:
wichtige Rolle. Die starke Variabilität der örtlichen
Wettkampf (erhöhtes Verletzungsrisiko wäh-
Situation wie beispielsweise Sportplatz versus Sport-
rend des Wettkampfs/Spielbetriebs)
halle versus polysportive Schulsportanlage übt einen
Spiel/Spielfeld/Spielfeldumgebung (verschiedene
Einfluss auf das Risikofaktorenprofil und somit auch
Einflussfaktoren)
auf mögliche Präventionsmassnahmen aus.
Regelwerk/Fairplay Play (Defizite bei Inhalt und
Durchsetzung)
Wenn die Risikofaktoren mit der höchsten Bedeu-
Spielerausrüstung
tung im Erwachsenensport (Tabelle 71, S. 276) mit
werk/Fussballschuhe)
denjenigen im Kinder- und Jugendsport verglichen
Spielerausrüstung:
werden, dann ist eine annähernde Deckungs-
Schienbeinschoner
gleichheit auffällig (Tabelle 72). Der anthropomet-
Aggressive Spielweise (Gegner)
(unangemessenes
Schuh-
fehlender/unangemessener
rische Aspekt, insbesondere hinsichtlich der physiologischen Reife, spielt im Kinder- und Jugendfuss-
Für den Spielball gelten die gleichen Überlegungen,
ball eine spezielle Rolle. Wachstumsbedingte Ab-
wie sie bereits im Zusammenhang mit dem Risiko-
weichungen zwischen kalendarischem und biologi-
faktorenprofil für Erwachsene formuliert wurden
schem Alter besitzen direkten Einfluss auf die koor-
(Kap. XI.3.3, S. 275). Bei Kindern können die
dinativen und konditionellen Faktoren und somit
Ballparameter wie beispielsweise Ballgrösse, Ball-
auch auf muskuläre Voraussetzungen und umge-
gewicht oder Luftdruck einen noch grösseren
kehrt.
Einfluss auf das
Entstehen einer Verletzung
ausüben.
Analog zur Bedeutung der Risikofaktoren im Erwachsenenbereich sind im Folgenden die bedeutendsten Risikofaktoren für den Kinder- und
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
279
Tabelle 72
Fussball: Bewertung von Risikofaktoren, Kinder und Jugendliche
Nr.
KJ.01
Menschbezogene Risikofaktoren
Verletzungsgeschichte (wiederholte Verletzung)
KJ.02
Defizite von muskulären Faktoren
KJ.03
Defizite von koordinativen Faktoren
KJ.04
Defizite von konditionellen Faktoren
KJ.05
Geschlecht (erhöhtes Verletzungsrisiko bei weiblichen Spielerinnen)
KJ.06
Auftreten von Gelenkinstabilität
KJ.07
Auftreten einer pathologischen Fussmorphologie (z. B.: Gewölbedeformationen)
KJ.08
Defizite von psychologischen Faktoren
KJ.09
Defizite/Missverhältnisse von anthropometrischen Faktoren
KJ.10
Aggressive Spielweise (eigene)
KJ.11
Beindominanz (erhöhtes Verletzungsrisiko des «Spiel-/Schussbeines»)
KJ.12
Schlechter Gesundheitszustand
KJ.13
Konsumierung von Alkohol und Drogen
KJ.14
Alter (z. B. Trainings- und Spieleinsatz in älteren Altersklassen)
KJ.15
Unangemessener Energie und Flüssigkeitshaushalt (Ernährung)
KJ.16
Defizite/Missverhältnisse hinsichtlich physiologischer Reife
(z. B. Missverhältnis zwischen kalendarischem und biologischem Alter)
Umfeld-/ausrüstungsbezogene Risikofaktoren
Wettkampf/Spiel/Trainingsbetrieb
(erhöhtes Verletzungsrisiko während des Wettkampfes/Spielbetrieb sowie kompetitiver Übungs- und Trainingsformen
Nr.
KJ.20
KJ.21
Regelwerk/Fair Play (Defizite bei Inhalt und Durchsetzung)
KJ.22
Aggressive Spielweise (Gegner)
KJ.23
Spielerausrüstung: Fehlendes/unangemessenes Schuhwerk/Fussballschuh
KJ.24
Fehlende/unangemessene Sprunggelenksorthese/Tape
KJ.25
Spielerausrüstung: Fehlender/unangemessener Schienbeinschoner
KJ.26
Spielerausrüstung: Fehlender/unangemessener Kopfschutz
KJ.27
Spielerausrüstung: Fehlende/unangemessene Bekleidung/Textilien
KJ.28
Spiel/Spielfeld/Spielfeldumgebung (verschiedene Einflussfaktoren)
KJ.29
Ungünstiges Wetter und klimatische Bedingungen (z. B. Hitze, Kälte, Regen)
KJ.30
Unangemessener Zustand sowie Grösse des Spielgerätes (Defizite von funktionellen Balleigenschaften)
KJ.31
Fehlerhafte Trainingsgestaltung
KJ.32
Spielniveau/Spielklasse (unspezifisch, konträr)
KJ.33
Spielbedeutung (z. B. erhöhtes Verletzungsrisiko bei spielentscheidenden Phasen)
KJ.34
Spielerposition (unspezifisch, konträr)
KJ.35
Fehlerhaftes Verhalten des Schiedsrichter
KJ.36
Ungeschicktes psychologisches Verhalten des Trainers
KJ.37
Fehlerhaftes Verhalten des Publikums
KJ.38
Negativer Einfluss kultureller Faktoren (z. B. Ramadan)
KJ.39
Kaderselektionskriterien
Skala Unfallrelevanz
280
Unfallrelevanz
Unfallrelevanz
Anteil der Verletzten (%)
≥ 21
Anzahl Verletzte (0–16 Jahre)
> 2000
10 – 20
~2000
6–9
~1800
3–5
~500
≤2
~200
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.
Interventionsanalyse
Sprunggelenksverletzungen) bzw. einen «Präventionsblock (z. B. Aufwärmen)» fokussiert sein, der
Bei der Auflistung von potenziellen Präventions-
auch
massnahmen in einer «langen Liste» hat man sich
tegien bzw. Präventionsmöglichkeiten beinhaltet
an der Bedeutung der Risikofaktoren orientiert
[301,332,335,336,339,360–367],
(Tabelle 71, S. 276). Ausgehend von den bedeu-
einen klaren Bezug zu fussballspezifischen Verlet-
tendsten
zungsmustern besitzen.
Risikofaktoren
(mindestens
drei
sportartenübergreifende
Präventionsstrawobei
diese
«Saddies») wird das Präventionsziel formuliert
(Tabelle 73). Das Präventionsziel lässt sich wieder-
Zudem muss darauf hingewiesen werden, dass
um mittels verschiedener Präventionsmöglichkeiten
Interdependenzen zwischen den einzelnen Präven-
erreichen.
tionsmöglichkeiten bestehen. Insbesondere in Bezug auf die Präventionsmöglichkeiten, die im Zu-
Die Beurteilung bzw. die Einschätzung der ange-
sammenhang
mit
dem
Risikofaktor
«Wett-
führten Präventionsmöglichkeiten basiert primär
kampf/Spiel/Spielbetrieb» stehen, werden solche
auf Angaben aus der wissenschaftlichen Literatur.
«Überschneidungen» registriert. Um hier eine Ver-
Zudem wurden die potenziellen Massnahmen
letzungsreduktion zu erzielen, müssen separat
durch Präventionsfachleute der bfu hinsichtlich
angeführte Präventionsmöglichkeiten, wie bei-
Wirksamkeit, Effizienz und Umsetzbarkeit diskutiert
spielsweise eine strikte Durchsetzung bzw. Umset-
und beurteilt. Hier kam analog zu den anderen
zung des Regelwerks oder die Optimierung der
Schwerpunktsportarten eine 4-stufige Skala von
konditionellen Faktoren, berücksichtigt werden.
«nicht empfehlenswert» bis «sehr empfehlenswert» zum Einsatz. Aus diesem Bewertungsprozess
Die Legende zu Tabelle 73 befindet sich auf der
resultiert schliesslich eine «kurze Liste» mit «sehr
Seite 284.
empfehlenswerten Präventionsmassnahmen», die
mutmasslich einen substanziellen Beitrag zur Reduktion von Verletzungen im Schweizer Fussball
leisten könnten.
4.1
Potenzielle Präventionsmöglichkeiten: lange Liste
Die im Folgenden aufgelisteten Präventionsmöglichkeiten
(Tabelle
73)
basieren
primär
auf
systematischen Übersichtsartikeln zu fussballspezifischen Präventionsstrategien. Dabei können diese
Arbeiten
generell
auf
Präventionsmassnahmen
fussballspezifische
ausgerichtet
sein
[318,319,330,333,344–359] oder aber auch speziell auf ein Verletzungsmuster (z. B. VKB-Ruptur,
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
281
Tabelle 73
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Erwachsene
EW.03 Optimierung der
koordinativen Faktoren
EW.04 Optimierung der
konditionellen Faktoren
EW.05 Reduzierung der
Verletzungsanfälligkeit
von weiblichen
Spielerinnen
EW.20 Reduzierung von
Verletzungen während
Wettkämpfen bzw.
Situationen mit Wettkampfcharakter
282
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Prädikat
EW.02 Optimierung der
muskulären Faktoren
Vollständige Rehabilitation des Athleten
Sukzessiver Einstieg in den Trainings- und Spielbetrieb
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information z. B. Kampagne,
Informationsbroschüre für Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie Spieler selbst
Langfristige Anpassung der Trainingsinhalte u. a. durch Techniktraining bzw.
Anpassung der Technik
Periodische sportärztlich Untersuchungen
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung u. a. durch Einbindung des
präventiven Trainingsprogramms «Die 11+» in das Training
Plyometrisches Training
Training verschiedener Kraftformen (z. B. Maximalkraft, Reaktionskraft,
Schnellkraft, Kraftausdauer)
Muskuläre Dysbalancen ausgleichen (Bsp. VKB: Hamstring versus Quadrizps)
Optimierung der Rumpfmuskulatur (Torso/Core) sowie der Hals- und
Nackenmuskulatur
Trainingsprogramme, die auf sensomotorischen Trainingsformen aufgebaut sind
(syn. Propriorezeptives oder neuromuskuläres Training)
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung u. a. durch Einbindung des
präventiven Trainingsprogramms «Die 11+» in das Training
Trainingsprogramme mit Ankle disc
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung u. a. durch Einbindung des
präventiven Trainingsprogramms «Die 11+» in das Training
Krafttraining
Ausdauertraining
Integration von speziellen Trainingsprogrammen, die darauf ausgerichtet sind
Bänder-, Sehnen- sowie Muskelverletzungen zu minimieren (Training der
muskulären, konditionellen und koordinativen Faktoren)
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information z. B. Kampagne,
Informationsbroschüre für Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie Spieler selbst
Modifikation der Spielerausrüstungen (Funktionelle Gradierung)
Tragen von Orthesen/Bandagen/Tape aus Gründen der Verletzungsprävention
Fussballspezifische Vorsorgeuntersuchung im Sinn einer KLD
Modifikationen des Spielballs (Funktionelle Gradierung)
Vergleich EW.21, insbesondere «Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des
Regelwerkes»
Optimierung konditioneller, muskulärer und koordinativer Faktoren hinsichtlich
Ermüdung
Spielerwechsel im Hinblick auf Ermüdungserscheinungen
Adäquate Saisonvorbereitung
Bewertung
Umsetzbarkeit
EW.01 Vermeiden einer
wiederholten Verletzung
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
+
+
±
+
+
-
+
+
+
1
1
2
-
±
-
3
±
+
+
+
3
1
+
+
±
±
±
±
2
2
±
+
±
±
±
±
2
2
+
+
±
1
+
+
+
1
+
+
+
+
±
+
2
1
±
±
+
±
±
±
±
±
+
3
3
1
±
±
±
2
±
+
+
±
+
±
±
±
+
±
±
+
2
2
3
3
1
±
±
±
2
±
±
+
±
±
-
2
3
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 73 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Erwachsene
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des Regelwerkes
Modifikation von Regeln im Trainingsbetrieb in Bezug auf pädagogische
Aspekte
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information z. B. Kampagne,
Informationsbroschüre für Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie Spieler
selbst, Aufklärung über die Gefährlichkeit von Foul-Spielen)
Anpassung des Regelwerks hinsichtlich verletzungsprotektiver Aspekte
Sanktionen der Trainer bzw. Funktionäre gegen Spieler oder gesamte
Mannschaft (Einzel- oder Gruppensanktionen)
EW.22 Unterbindung einer
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des Regelwerkes
aggressiven Spielweise, die Modifikation von Regeln im Trainingsprinzip in Bezug auf pädagogische
verletzungsgefährdend sein Aspekte
kann
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information z. B. durch Kampagne,
Informationsbroschüre für Funktionäre, Betreuer, Trainer, Schiedsrichter
sowie Spieler selbst (Aufklärung über die Gefährlichkeit von Foul-Spielen)
Anpassung des Regelwerks hinsichtlich verletzungsprotektiver Aspekte
Sanktionen der Trainer bzw. Funktionäre gegen Spieler oder gesamte
Mannschaft (Einzel- oder Gruppensanktionen)
EW.23 Optimierung der
Markttransparenz im Sinn einer Kundeninformation u. a. durch
funktionellen Eigenschaften Empfehlungen zur Schuhwahl in Abhängigkeit von funktionellen
und des Einsatzes von
Einflussparametern (z. B. Spielboden, Training vs. Wettkampf, Spielertyp),
Kaufempfehlungen im Sinn von «buying guidelines»
Fussballschuhen
hinsichtlich
Markttransparenz im Sinn einer Kundeninformation mittels
Verletzungsprotektion
Benchmarkstudie/ Produktvergleich
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information u. a. durch Kampagne,
Informationsbroschüre, Einzelhandel, Printmedien - allgemein und
fussballspezifisch, Radio/TV für Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie Spieler
selbst hinsichtlich möglicher verletzungspräventiver Effekte, die ein
Fussballschuh bieten kann (aber auch in Bezug auf ein mögliches
Verletzungsrisiko)
Optimierung der Aussensohlen-/Stollenkonstruktion
(«Bodenkontaktsysteme») (Länge, Breite ,Geometrie, Material, Anzahl
usw.)
Optimierung der Schnittstelle Bodenkontaktsystem - Spielboden (optimales
Gleichgewicht zwischen Haftreibung und Gleitreibung hinsichtlich
variierender Bewegungsmuster und Spielböden)
Optimierung der Schaftkonstruktion einschliesslich Passform hinsichtlich
Verletzungsprotektion (low vs. mid vs. high cut)
Optimierung der Einlagenversorgung hinsichtlich Verletzungsprotektion
Individualisierung von Fussballschuhen
Generelle Optimierung funktioneller Sportschuhparameter (z. B.
Vorfussflexibilität/-steifigkeit, Torsion, dynamische Stabilität,
Abrollverhalten)
Berücksichtigung der Dämpfungsfunktion in Fussballschuhen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Prädikat
Bewertung
Umsetzbarkeit
EW.21 Realisierung und
gegebenenfalls
Anpassung des Regelwerk
hinsichtlich
Verletzungsprotektion
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
+
±
+
+
+
±
1
2
±
±
±
2
±
±
±
±
-
3
3
+
±
+
+
+
+
1
2
±
±
±
2
±
±
±
±
-
3
3
±
±
+
2
±
±
+
2
±
±
+
2
+
±
-
3
+
±
-
3
-
-
±
3
±
±
+
±
±
-
±
±
-
3
3
3
±
±
±
3
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
283
Tabelle 73 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Erwachsene
EW.30
Gezielter Einsatz von ankle brace, Sprunggelenksorthesen (semi-rigide),
Bandagen oder Tapeverbänden als rehabilitative Massnahme, um das
Risiko einer wiederholten Verletzung zu minimieren
(Verletzungsrehabilitation)
Präventiver Einsatz von ankle brace, Sprunggelenksorthesen (semirigide), Bandagen oder Tapeverbänden auch denkbar
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information z. B. Kampagne,
Informationsbroschüre, Einzelhandel, Printmedien - allgemein und
fussballspezifisch, Radio/TV) für Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie
Spieler selbst hinsichtlich des gezielten Einsatzes von
Sprunggelenksorthesen u. ä. nach Verletzungen
Optimierung der Funktionalität von Schienbeinschonern (z. B. Höhe und
Richtung der Krafteinwirkung, anthropometrische Dimension, Fixierung)
Erweiterung des Obligatoriums für das Tragen von (kombinierten)
Schienbeinschonern während des offiziellen Spielbetriebs auf
Trainingseinheiten und freizeitorientierten Sport
Ev. Normenanpassung hinsichtlich Verletzungsindikatoren
(Beschleunigungswerte und Kraftwerte), auch hinsichtlich einer
funktionellen Gradierung (Geschlecht/Anthropometrie)
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information z. B. Kampagne,
Informationsbroschüre, Einzelhandel, Printmedien - allgemein und
fussballspezifisch, Radio/TV) für Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie
Spieler selbst hinsichtlich möglicher verletzungspräventiver Effekte, die
ein (kombinierter) Schienbeinschoner gewährleisten kann mit dem Ziel,
dass Schienbeinschoner auch im Training und während des
nichtorganisierten Fussballs getragen werden
Protektionsfunktion des Schienbeinschoners sollte generell hinsichtlich
eines funktionellen (medialen und lateralen) Sprunggelenksschutz
erweitert werden
Individuell anpassbare Schienbeinschützer/Gradierung der
anthropometrischen und funktionellen Eigenschaften
Abgestimmte Interaktion von Spielboden und Schuhwerk (Schuh-BodenInteraktion sollte dem jeweiligen Setting entsprechen)
Verankerung bzw. Fixierung der Tore hinsichtlich sicherheitsrelevanter
Aspekte
Distanzierte Positionierung der Bandenreklame bzw. von Absperrungen
und anderen Gerätschaften
Abpolsterung der Bandenreklame bzw. von Absperrungen und anderen
Gerätschaften
Nutzung von geeigneten Spielböden (Einfluss von Alter, Geschlecht,
Spielklasse, Spielintension usw.)
Abpolsterung der Torpfosten
Transportable und demontierbare Torkonstruktionen
Gewährleistung der definierten funktionellen Ballparameter (z. B.
Ballgrösse, Ballgewicht, Masse, Luftdruck) in Abhängigkeit von
Geschlecht, Alter und klimatischen Bedingungen (z. B. Winterbälle)
Gewährleistung der definierten funktionellen Ballparameter (z. B.
Ballgrösse, Luftdruck) sowohl im Wettkampf als auch im Training
insbesondere bei feuchten/nassen Bedingungen (keine Lederbälle,
plastikbeschichtete Bälle, Bälle mit guter Wasserresistenz)
Optimierung der funktionellen Balleigenschaften im Hinblick auf
verletzungsprotektive Aspekte
Optimierung der
funktionellen Eigenschaften
und des Einsatzes
Schienbeinschonern
hinsichtlich
Verletzungsprotektion
Minimierung des
Gefahrenpotenzials im
Zusammenhang mit der
infrastrukturellen Gestaltung
des Spiel- und
Trainingsplatzes
Alters und
geschlechtsspezifischer
Einsatz des Spielballs sowie
Gewährleistung von
funktionellen Eigenschaften
des Spielballes
Skala Prädikat
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
3=
Bedingt empfehlenswert
4=
Nicht empfehlenswert
Skala Bewertung
++
+
+/-
–
284
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Prädikat
EW.28
Optimierung der
funktionellen Eigenschaften
und des Einsatzes von
Sprunggelenksorthesen/Tape
hinsichtlich Verletzungsprotektion
Bewertung
Umsetzbarkeit
EW.25
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
EW.24
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
+
+
+
1
±
+
+
2
±
±
+
2
+
±
±
2
±
±
±
2
+
±
-
2
±
±
±
2
-
-
±
3
±
±
-
3
+
±
±
2
±
±
±
2
±
±
±
2
±
±
±
2
±
-
-
3
±
±
+
±
3
3
2
±
±
±
2
±
-
-
3
= Sehr hoch
= Hoch
= Mittel
= Tief
= Sehr tief
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.2
Empfehlungen zur Prävention von
strategien wird auf eine detaillierte separate Be-
Fussballverletzungen für Erwach-
schreibung verzichtet. Vielmehr wird auf die Aus-
sene
führungen in Kap. XI.4.3, S. 287 verwiesen, in dem
auf nationale und internationale Präventionsstrate-
Die als «sehr empfehlenswert» eingeschätzten
gien respektive -programme eingegangen wird.
Präventionsmöglichkeiten werden in Tabelle 74
Präventionsmöglichkeiten können sich gegenseitig
explizit aufgelistet.
bedingen bzw. überschneiden. Dies betrifft beispielsweise die «muskulären, koordinativen und
Aufgrund der Übereinstimmung mit bereits beste-
konditionellen Faktoren» im Zusammenhang mit
henden bzw. schon durchgeführten und dokumen-
dem Trainingsprogramm «Die 11+».
tierten nationalen und internationalen PräventionsTabelle 74
Fussball: Sehr empfehlenswerte Präventionsmöglichkeiten, Erwachsene
Nr.
Präventionsziel
EW.01 Vermeiden einer wiederholten
Verletzung
EW.02 Optimierung der muskulären
Faktoren
EW.03 Optimierung der koordinativen
Faktoren
EW.04 Optimierung der konditionellen
Faktoren
EW.05 Reduzierung der
Verletzungsanfälligkeit von
weiblichen Spielerinnen
EW.20 Reduzierung von Verletzungen
während Wettkämpfen bzw.
Situationen mit Wettkampfcharakter
EW.21 Realisierung und gegebenenfalls
Anpassung des Regelwerks
hinsichtlich Verletzungsprotektion
EW.22 Unterbindung einer aggressiven
Spielweise, die
verletzungsgefährdend sein kann
EW.23 Optimierung der funktionellen
Eigenschaften und des Einsatzes von
Sprunggelenksorthesen/Tape
hinsichtlich Verletzungsprotektion
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Präventionsmöglichkeit
Beispiele von Interventionsinhalten
Vollständige Rehabilitation des
Athleten
Erstellung von Richtlinien für Ärzte, Funktionäre,
Trainer. Sicherstellung einer direkten und
verbindlichen Kommunikation zwischen Spieler,
Trainer und Arzt
Sukzessiver Einstieg in den Trainings- und
Trainerweiterbildung in Bezug auf rehabilitative
Spielbetrieb
Trainingsprogramme
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«Die 11+» in das Training
Trainingsprogramme, die auf sensomotorischen
Weiterentwicklung von Trainingsprogrammen
Trainingsformen aufgebaut sind (syn. Propriorezep- hinsichtlich Wirksamkeit,
tives oder neuromuskuläres Training)
Praktikabilität/Umsetzbarkeit sowie Übungsvielfalt
und fussballspezifischen Bewegungsmustern
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«Die 11+» in das Training
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«Die 11+» in das Training
Integration von speziellen Trainingsprogrammen,
Optimierung von Trainingsprogrammen hinsichtlich
die darauf ausgerichtet sind Bänder-, SehnenWirksamkeit, Praktikabilität/Umsetzbarkeit sowie
sowie Muskelverletzungen zu minimieren (Training Übungsvielfalt und fussballspezifischen
der muskulären, konditionellen und koordinativen Bewegungsmustern unter Berücksichtigung der
Faktoren)
Geschlechtsspezifität sowohl in Bezug auf das
Verletzungsmuster (Diagnose, Lokalität
Verletzungsmechanismus) als auch der femininen
Anatomie, Physiologie, Anthropometrie sowie
Spielverhalten
Vergleich EW.21, insbesondere «Strikte
Durchsetzung bzw. Umsetzung des Regelwerkes»
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des
Regelwerkes
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des
Regelwerkes
Gezielter Einsatz von ankle brace,
Sprunggelenksorthesen (semi-rigide), Bandagen
oder Tape-Verbänden als rehabilitative
Massnahme, um das Risiko einer wiederholten
Verletzung zu minimieren
(Verletzungsrehabilitation)
Evaluierung der Schiedsrichterleistung basierend
auf «Anforderungskatalog» und gegebenenfalls
«Bestrafung» oder «Anerkennung»
Höheres Strafmass für aggressive Spielweise
Einführung eines Obligatoriums zum Tragen von
Sprunggelenksorthesen nach
Sprunggelenksverletzung
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
285
Ähnlich verhält es sich mit den Präventionsmög-
lenksorthese mit «sehr empfehlenswert» beurteilt.
lichkeiten in Bezug auf die Risikofaktoren «Nicht-
Diese Möglichkeit gewinnt an Bedeutung, wenn
einhaltung und unangemessenes Regelwerk/Fair-
schon eine Sprunggelenksverletzung diagnosti-
play» sowie «Aggressive Spielweise» [318,345]. Die
ziert wurde. Die Literatur ist sich in Bezug auf
Wirksamkeit dieser beiden Interventionsmöglich-
diese Präventionsmöglichkeit weitgehend einig
keiten ist mit «Hoch» einzuschätzen, jedoch dürfte
[318,319,332,333,348,355,362,363,366,367].
ihre Realisierung schwierig sein. Eine Modifikation
des Regelwerks bedarf immer eines juristischen
Obwohl Präventionsmöglichkeiten zu den Risikofak-
Ansatzes. Da Fussball ein höchst komplexes und
toren «Spielerausrüstung» (Fussballschuhe/Schien-
dynamisches Spiel ist, kann eine «transparente» und
beinschützer) und «Spielball» nicht als «sehr emp-
somit für jeden nachvollziehbare Schiedsrichter-
fehlenswert» beurteilt wurden und darum in der
leistung nicht erwartet werden. Dies bedeutet nicht,
Tabelle 72, S. 280 nicht aufgeführt werden, muss
dass eine strikte Durchsetzung des bestehenden
diesen Themen ein entsprechendes Potenzial für
Regelwerks per se nicht anzustreben wäre.
Präventionsaktivitäten zugeschrieben werden. Nahezu jeder Spieler nutzt für seine Aktivität Fuss-
Präventionsmöglichkeiten, die das Ziel haben, die
ballschuhe und Schienbeinschoner sowie einen
Wiederholung einer Verletzung zu vermeiden,
Spielball. Demzufolge ist ein direkter Zugang zum
werden in der Literatur als sehr wichtig und not-
Spieler und somit zu Präventionsmöglichkeiten
wendig eingeschätzt [318,319,330,357]. Präventi-
gegeben. Daher sollten bestehende Produkte hin-
onsansätze gehen hier primär in zwei Richtungen.
sichtlich Verletzungsprotektion optimiert werden.
Sie betreffen zum einen den Spieler selbst und zum
Des Weiteren sollte der Spieler bzw. der Trainer
anderen den medizinischen Sektor. Der Trainer
hinsichtlich verletzungspräventiver Funktionen und
stellt die Schnittstelle und somit eine interagie-
somit in Bezug auf die «richtige» Auswahl des
rende Funktion dar.
Produkts sensibilisiert werden. Auch die Optimierung des Fussballschuhs hinsichtlich verletzungs-
Spezifische Präventionsmöglichkeiten zur Reduzie-
präventiver Aspekte birgt hierbei ein grosses Po-
rung der Verletzungsanfälligkeit von Fussballspiele-
tenzial, da Schuhhersteller bisher schwerpunkt-
rinnen werden aufgrund der (momentan) geringen
mässig den Leistungsaspekt berücksichtigt haben.
Anzahl von Fussball spielenden Frauen in der
Schweiz – also mit Bezug zum Gesamtunfallge-
In Zusammenhang mit dem Fussballschuh steht
schehen – nur als «bedingt empfehlenswert» ein-
immer auch der Untergrund, auf dem Fussball
geschätzt. Jedoch beinhaltet der Frauenfussball ein
gespielt wird [318,319,339,348]. Die immer noch
enormes Wachstumspotenzial (Kap. XI.1.4, S. 257).
steigende Anzahl von Publikationen zeigt zum
Deshalb sollten geschlechtsspezifische Präventions-
einen das hohe Interesse, zum anderen aber auch,
aktivitäten durchaus im Präventionsportfolio Be-
dass man in diesem komplexen Thema «Spielbo-
rücksichtigung finden [344,350,364].
den-Fussballschuh-Verletzungsrisiko»
noch
zu
keinen endgültigen Ergebnissen bzw. HandlungsAls einzige «ausrüstungsspezifische» Präventions-
richtungen gekommen ist. Die zum Teil konträre
möglichkeit wurde das Tragen einer Sprungge-
Literatur und die damit in Verbindung stehende
286
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Forschungsarbeit enthalten ein grosses Potenzial
für entsprechend verletzungspräventive Ansätze.
Deshalb sollte diese Entwicklung nicht nur auf den
Vergleich «Naturrasen versus Kunstrasen» begrenzt
sein, sondern auch auf die Analyse zwischen verschiedenen
Kunstrasenkonstruktionen/-technolo-
gien – und dies immer in Interaktion mit dem Fussballschuh bzw. dem «Bodenkontaktsystem» –
3. Taping am Sprunggelenk falls Vorbelastungen
oder Instabilitäten vorhanden
4. Kontrollierte Rehabilitation für Verletzungen der
unteren Extremitäten
5. Ausschluss von Spielern mit Instabilität des
Kniegelenks
6. Informationen von Spielern und Trainern über
diszipliniertes Spiel
7. Korrektur und Supervision der prophylaktischen
fokussiert sein.
Massnahmen durch Ärzte und Physiotherapeuten
4.3
Internationale und nationale
Präventionsprogramme
Da alle Massnahmen gleichzeitig eingesetzt wurden, kann nicht erkannt werden, was tatsächlich
Im Folgenden sollen internationale und nationale
und in welchem Ausmass gewirkt hat. Theoretisch
Präventionsprogramme respektive Strategien vor-
wäre es möglich, dass nur eine von den sieben
gestellt werden, die einen ganzheitlichen Ansatz
Interventionen gewirkt hat. Methodisch ist zudem
enthalten, also mehrere Präventionsmöglichkeiten
kritisch anzumerken, dass der Selektionsprozess
einschliessen. Diese Programme decken sich weit-
innerhalb der Experimentalgruppe (Intervention
gehend mit den dargestellten Präventionsmöglich-
Nr. 5) dafür sorgt, dass die Kontroll- und die
keiten
Experimentalgruppe nicht mehr miteinander ver-
der
Liste
mit
den
bfu-Empfehlungen
(Tabelle 8). Aufgrund dessen wurde auf eine
gleichbar sind.
nähere Beschreibung bisher verzichtet. Die Programme zeigen mögliche Ansätze und Ausrich-
Grundsätzlich zeigt die Studie von Ekstrand und
tungen, die für Präventionsaktivitäten in der
Gillquist [369], dass deutliche Verbesserungen
Schweizer Fussballlandschaft berücksichtigt werden
hinsichtlich des Verletzungsrisikos der Fussballer
sollten.
möglich sind. Dieser multifaktorielle bzw. multimodale Studienansatz besitzt richtungsweisenden
4.3.1 Internationale Übersichtsarbeiten und
Charakter für fussballspezifische Präventionsstrategien. Auch Junge [370] kommt in Bezug auf die
Studien
Wirksamkeit von Präventionsprogrammen zu dem
Da Fussball spezifischen Verletzungen ein multifak-
Schluss, dass multimodale Interventionsprogramme
torielles Risikoprofil zugrunde liegt, sollten verlet-
am vielversprechendsten erscheinen.
zungspräventive
Massnahmen
dementsprechend
auch einen multifaktoriellen Charakter besitzen. Dies
Junge und Dvorak [371] führen als Beispiel für ein
wird durch eine Studie von Ekstrand und Gillquist
ganzheitliches – generell auf Sport orientiertes –
[368] unterstützt, in der eine Kombination von sieben
Präventionsprogramm
verschiedenen Massnahmen ausprobiert wurde:
gramm aus Neuseeland [372] an (Tabelle 75).
das
«SportSmart»
Pro-
1. Warm-up und Cool-down
2. Schienbeinschoner u. spez. Wintertrainingsschuhe
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
287
Dieses Programm entspricht im Wesentlichen den
den auch als «Warm-up» bezeichnet. Präventive
fussballspezifischen Präventionsmöglichkeiten, die
Elemente können in das Aufwärmprogramm inte-
Junge und Dvorak in ihrem Übersichtsartikel erar-
griert werden [346,349]. Insofern ist die Unter-
beitet und angeführt haben:
scheidung zwischen Warm-up und speziellen Prä-
Warm-up mit Betonung auf Dehnübungen
ventionsprogrammen fliessend und nicht immer zu
Planmässiges Cool-down
trennen.
Adäquate Rehabilitation mit suffizienter Erholungszeit
Allgemein gilt, dass das Training neben dem fuss-
Propriorezeptives Training
ballspezifischen
Schutzausrüstung
schwerpunktmässig auch konditionelle, koordina-
Gute Spielfeldbedingungen
tive sowie muskuläre Aspekte berücksichtigen
Befolgung/Einhaltung der existierenden Regeln
sollte. In verschiedenen Publikationen wird aus-
Technik-
und
Taktiktraining
drücklich auf die wissenschaftlich abgestützten,
Junge et al. [361] sowie Freiwald et al. [330] beto-
allgemeinen Trainingsprinzipien hingewiesen, die
nen, dass Evidenz besteht, dass multimodale Inter-
es zur Verletzungsprävention zu berücksichtigen
ventionsprogramme zu einer Verletzungsreduktion
gilt [373].
führen.
4.3.2 Begleitmassnahmen
Als generelle trainings- und wettkampfbegleitende
Massnahme wird in der Literatur häufig ein entsprechendes Aufwärm- und Cool-down-Programm
empfohlen [318,330,333,359,371]. In diesem Zusammenhang wird auch häufig das Stretching bzw.
das Dehnen hervorgehoben [318,371]. Programme
wie beispielsweise «Die 11» bzw. «Die 11+» werTabelle 75
«SportSmart» Programm der New Zealand Accident Compensation Corporation
Point
1. Screening
Action
Assessing health and fitness before playing identifies injury risk
2. Warm-up, cool down and stretch
The right preparation for mind and body makes for a better performance. Cooling down helps your body to
recover and is a good time to work on flexibility
3. Physical conditioning
Staying in condition means playing to your maximum potential
4. Technique
Know how to play it safe with good technique
5. Fairplay
Good sport is about positive attitude - playing fair and enjoying the game
6. Protective equipment
Protect yourself against injury by using the right equipment
7. Hydration and nuration
Eating the right food and drinking adequate fluid helps maintain health and sports performance
8. Injury reporting
Gathering information about injuries and monitoring how and when they occur help in injury prevention - and
improve the game for everyone
9. Environment
It is not only the weather that counts - safe surroundings means safer play
10. Injury management
Getting the right treatment sooner means less pain and a faster recovery
Quelle: ACC [372]
288
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.3.3 Das Präventionsprogramm «Die 11»
bzw. «Die 11+»
Basierend auf Ergebnissen einer Evaluationsstudie
[375–377] wird gegenwärtig versucht, das Programm «Die 11+» zu optimieren [378]. Aufgrund
Inhalte des Präventionsprogramms
der Relevanz für andere Spielsportarten (z. B.
Handball, Volleyball, Basketball) besteht die Über-
Aufgrund der Bedeutung des Verletzungsausmas-
legung, sportartspezifische Übungsformen zu in-
ses im Schweizer Fussball und der damit verbunde-
tegrieren. Neben der Reduktion von Übungsformen
nen finanziellen Tragweite hat die Suva zusammen
und der Entwicklung von Übungsvariationen ist
mit Experten des «FIFA Medical and Research
auch eine Differenzierung hinsichtlich der Übungs-
Centre (F-MARC)» ein Trainingsprogramm entwi-
anforderung (Unterteilung in Basic 1 und Basic 2)
ckelt, das folgende Komponenten enthält [374]:
angedacht. Darüber hinaus sollen Trainingsinhalte
Übungen zur Rumpfstabilität (core stability)
einer Periodisierung (Saisonvorbereitungsphase 1
Kräftigung der unteren Extremitäten
versus Vorbereitungsphase 2 versus Wettkampf-
Neuromuskuläre Übungen
phase) unterliegen.
Beweglichkeit
Bewertung des Präventionsprogramms
Diese Trainingskomponenten werden in 10 Übungen integriert, wobei das gesamte Programm etwa
Das Trainingsprogramm «Die 11» wurde im Auf-
10 bis 15 Minuten dauert. Die «11. Übung» be-
trag der FIFA (F-MARC) durch eine norwegische
steht aus einem Fairplay-Appell. Das Trainingspro-
Forschergruppe mittels einer cluster-randomisierten
gramm «Die 11» ist speziell für Amateur- und
Kontrollstudie evaluiert [346]. Die Probandenstich-
Hobbyfussballspieler aller Altersstufen (ab ca. 14
probe bestand aus 1091 jugendlichen Fussball-
Jahren) entwickelt worden.
spielerinnen (59 Mannschaften). Es konnte kein
verletzungspräventiver Effekt hinsichtlich der Ver-
Aufgrund von Forschungsergebnissen, Feedback-
letzungsrate beobachtet werden. Als Erklärung
runden und Erfahrungen aus Evaluierungsstudien
führen die Forscher die mangelnde Einhaltung der
[346] wurde «Die 11» zum Programm «Die 11+»
Übungen an.
weiterentwickelt. Dieses umfasst drei Blöcke [349]:
Laufübungen (Teil 1: 8 Minuten)
Im Zusammenhang mit dem Schweizer Unfallge-
Übungen zu Kraft, Plyometrie und Gleichge-
schehen im Fussballsport führten Lamprecht und
wicht (Teil 2: 10 Minuten)
Stamm (Sozialforschung und Beratung AG) im
Laufübungen (Teil 3: 2 Minuten)
Auftrag der Suva eine Prozess- und Outcome-Evaluation für das Trainingsprogramm «Die 11» durch
Die drei Blöcke umfassen die gleichen Komponenten
[375–377]. Hierzu wurden 1000 Trainer, die im
wie in «Die 11» und sind um spezifische Laufübun-
Schweizer Amateur-Fussball tätig sind, telefonisch
gen erweitert worden. Zudem ist der zweite Teil
befragt. Die Befragung ergab, dass zwischen 2004
(Übungen zu Kraft, Plyometrie, Gleichgewicht) in drei
und 2008 die Unfallzahlen um 12 % bei den Ver-
verschiedene «Level» untergliedert, die Übungsvaria-
letzungen im Spiel und um 9 % bei den Verletzun-
tionen mit ansteigender Komplexität beinhalten.
gen im Training gesenkt werden konnten. Es wird
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
289
jedoch darauf hingewiesen, dass insbesondere die
leichteren Unfälle, die keinen Arztbesuch benötig-
4.3.4 Spezielle Präventionsmöglichkeiten bei
«Grümpelturnieren»
ten, reduziert wurden. Die Studienergebnisse zeigen, dass es nicht genügt, «irgendwelche» Kräfti-
Aufgrund der schweizweiten Verbreitung dieser
gungs-, Koordinations- und Sprungkraftübungen
Turnierart und einer damit verbundenen hohen
zu absolvieren, um eine Verletzungsreduzierung zu
Anzahl von Verletzungen kommt diesem Punkt
erreichen. «Nur bei Trainern, die mindestens 50 %
eine besondere Bedeutung zu [379]. Müller und
der durchgeführten Übungen gezielt aus «Die 11»
Stäuble [379] kommen zum Schluss, dass das Ri-
nehmen, zeigt sich die gewünschte Wirkung. Dass
siko, sich an einem Grümpelturnier zu verletzen,
Teams mit «Die 11» weniger Verletzte pro 100
rund 2- bis 3-mal grösser ist verglichen mit dem
Spiele aufweisen als Teams ohne «Die 11», zeigt
Spielbetrieb der Klubs. Sie empfehlen, dass für
sich in allen Ligen.» [375]. Zudem wird festgestellt,
jedes Grümpelturnier vorgängig ein Sicherheits-
dass der Fairplay-Appell («11. Übung») keine Wir-
konzept erstellt werden sollte. Mit der Umsetzung
kung zeigte. Verletzungen mit Fremdeinwirkung
des Sicherheitskonzepts soll ein Mitglied des Orga-
haben im Untersuchungszeitraum genauso wenig
nisationskomitees beauftragt werden. Die folgen-
abgenommen wie Verletzungen, die durch ein
den (selektiven) Empfehlungen basieren auf den
Foulspiel verursacht worden sind.
«bfu-Tipps», die speziell für Teilnehmende von
Grümpelturnieren erarbeitet worden sind:
Die norwegische Forschergruppe [349] untersuchte
Nur teilnehmen, wenn man fit ist
mit einem ähnlichen methodischen Ansatz (cluster-
Längerfristige Trainingsvorbereitung unter Be-
randomisierten Kontrollstudie) das weiterentwi-
rücksichtigung von Aufwärmen, Dehnen, Aus-
ckelte Programm «Die 11+». An dieser Studie
laufen und Sturztraining
nahmen 1892 jugendliche Fussballspielerinnen
Für das Spiel gilt: fair spielen, konzentrieren,
(125 Fussballklubs) teil. Auch in dieser Studie
nicht mit Schmerzen weiter spielen, Schiedsrich-
konnte gezeigt werden, dass das Risiko von schwe-
terentscheid akzeptieren
ren Verletzungen, Überlastungsschäden sowie von
Für die Pausen gilt: erholen, evtl. Kleiderwech-
Verletzungen generell (overall injuries) durch das
sel, Energie- und Flüssigkeitszufuhr (kein Alko-
Trainingsprogramm reduziert wurde. Hinsichtlich
hol), Aufwärmen
der Reduktion von Verletzungen der unteren Ext-
Nocken- bzw. Noppenschuh tragen
remitäten – was die primäre Fragestellung war –
Schienbein- und Knöchelschutz tragen
wurde aber kein signifikantes Ergebnis registriert.
Torhüter sollte lange Hosen und Handschuhe
Die Arbeitsgruppe kommt zum Schluss, dass ein
tragen
strukturiertes Aufwärmprogramm für junge Fuss-
Die nötigen Sehhilfen tragen, wenn möglich
ballspielerinnen verletzungspräventiv sein kann.
Sportbrillen oder Kontaktlinsen
Keinen Schmuck oder Uhr tragen
Mobile Tore sicher verankern
290
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.4
Präventionsmöglichkeiten im
registrieren ist und somit die Notwendigkeit von
Kinder- und Jugendfussball
zukünftiger
Forschungsarbeit
postuliert
wird
[380,381]. Der Forschungsbedarf bezieht sich in
Bei der Konkretisierung von Präventionsmassnah-
erster Linie auf die Evaluation von speziellen Kin-
men im Kinder- und Jugendbereich sollten immer
derpräventionsprogrammen, da nur eine Studie
pädagogische und didaktische Aspekte in Betracht
gefunden wurde, die tatsächlich auf diese Ziel-
gezogen werden. Diese sind wiederum vom Alter
gruppe der Kinder und Jugendlichen fokussiert war
abhängig. Insbesondere in Bezug auf die Wahl der
[382]. Zudem hatte diese Studie lediglich die
Präventionsart sollte vorsichtig abgeschätzt wer-
Bestimmung des Ermüdungsgrades aufgrund von
den, ob ein verhaltens- oder verhältnispräventiver
Überhitzung als Outcome-Variable und nicht die
Ansatz sinnvoller ist. Im Zusammenhang mit verhal-
Verletzungshäufigkeit bzw. -inzidenz zum Ziel.
tenspräventiven Ansätzen, und hier vor allem hin-
Daher betonen Olsen et al. (2004) [380] die
sichtlich der «Optimierung von muskulären, kondi-
Notwendigkeit und Dringlichkeit für eine systema-
tionellen und koordinativen Faktoren», sollten
tische Forschungsarbeit, die sowohl das Monitoring
pädagogisch-didaktische Aspekte im Sinn von
von Verletzungen, Verletzungsmechanismen als
«spielerisch» orientierten Trainings- und Übungs-
auch die Evaluation von zielgruppenspezifischen
formen mit und ohne Ball und somit der altersge-
Interventionsformen (Kinder und Jugendliche) ein-
rechten Gestaltung berücksichtigt werden. Dieser
schliesst.
Aspekt steht im engen Zusammenhang mit der
Compliance (Befolgen/Einhalten) der favorisierten
Trainingsform. Bei der Planung von verhältnisprä-
4.4.1 Mögliche Präventionsansätze aus Workshops
ventiven Aktivitäten sollte sorgfältig überdacht
werden, ob eher infrastrukturelle oder eher pro-
Aufgrund der oben genannten «Wissenslücke»
duktbezogene Aktivitäten (im Zusammenhang mit
wurde analog zur Beurteilung der Bedeutung der
Artikeln, die die persönliche Schutzausrüstung
Risikofaktoren im Kinder- und Jugendfussball wäh-
(PSA) betreffen) zu bevorzugen sind. Unabhängig
rend des «bfu-Workshops» (Tabelle 82, S. 311)
von Infrastruktur oder PSA sollte immer eine alters-
versucht, mit Hilfe der Fachleute aus verschiedenen
gerechte Gradierung im Hinblick auf die Anlage
fussballspezifischen Kompetenzbereichen eine Art
(z. B. Spielboden, Tor) bzw. das Produkt (z. B. Fuss-
Massnahmenkatalog zu entwickeln. Dieser orien-
ballschuh, Schienbeinschützer) gewährleistet sein
tiert sich an den aus der Sicht der Fachleute bedeu-
(Tabelle 76).
tendsten Risikofaktoren (Tabelle 83, S. 313). Die
Zusammensetzung
des
Fachgremiums
ist
der
Olsen et al. [380] betonen in ihrem systematischen
Tabelle 84, S. 315 zu entnehmen. Die Zuordnung
Literaturüberblick zu Präventionsstrategien hin-
der generierten Präventionsmöglichkeiten wurde
sichtlich Fussballverletzungen, dass zwar vielver-
unter den praxisnahen Gesichtspunkten vorge-
sprechende Präventionsstrategien existieren, jedoch
nommen, ob Handlungsbedarf besteht oder nicht
ein Mangel in Bezug auf deren Evaluierung be-
und ob eine Massnahmen schon (zumindest teil-
steht. Dies betrifft vor allem den Kinder- und
weise) umgesetzt wird oder nicht. Die im Folgenden
Jugendbereich, wo eine generelle Wissenslücke zu
aufgelisteten Präventionsmöglichkeiten stellen nach
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
291
Ansicht
des
Fachgremiums
dringlichsten
Eine tabellarische Auflistung der im bfu-Workshop
Handlungsbedarf im Kinder- und Jugendbereich dar:
generierten Präventionsmöglichkeiten in Abhän-
Optimierung der koordinativen Fähigkeiten:
gigkeit von den als relevant erachteten Risikofakto-
Koordinative
ren kann der Tabelle 76 entnommen werden.
Übungen
den
sollten
fester
Trai-
ningsbestandteil werden (diese sollten sportartspezifisch und zielgerichtet eingesetzt werden)
Optimierung
der
muskulären
Faktoren:
Sportartspezifisches und gezieltes Krafttraining
sowie Stretching zur Vorbeugung von muskulären Dysbalancen
Vermeidung einer wiederholten Verletzung: Verletzungen sollen vollständig ausgeheilt werden
Optimierung der Gelenkstabilität: bei Kindern können Bewegungsanlässe (spielerische
Übungsformen) als Hausaufgaben gegeben
werden und bei Durchführung sollen sie belohnt werden
Optimierung der funktionellen Eigenschaften und des Einsatzes der Spielerausrüstung: Durch den SFV sollen Normvorgaben bezüglich der Ausrüstung gemacht werden (z. B.
Schienbein-
und
Knöchelschoner,
Stollen,
Schuhe, Handschuhe)
Realisierung und gegebenenfalls Anpassung des Regelwerks hinsichtlich Verletzungsprotektion:
− Förderung des Fairplay-Gedankens auf allen
Stufen (Trainer, Spieler, Eltern); soll richtiges
Verhalten dieser 3 Parteien gewährleisten
− Förderung der Spielformen ohne Schiedsrichter oder mit Rollenwechsel
Minimierung des Gefahrenpotenzials im Zusammenhang mit der infrastrukturellen Gestaltung des Spiel- und Trainingsplatzes: Bezug
zu den Empfehlungen «Sicherheit auf Fussballanlagen» [353]
292
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Präventionsmassnahmen
Prädikat
KJ.01 Vermeiden einer
wiederholten
Verletzung
Präventionsmöglichkeit
Umsetzbarkeit
Präventionsziel
Effizienz
Nr.
Wirksamkeit
Tabelle 76
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Kinder und Jugendliche
Vollständige Rehabilitation des Athleten
Erstellung von Richtlinien für Ärzte, Funktionäre,
Trainer (insbesondere für Kaderbereich)
Erstellung von Richtlinien für Ärzte, Funktionäre,
Trainer (insbesondere für Kaderbereich)
+
+
+
1
+
+
+
1
±
±
+
2
Langfristige Anpassung der
Trainingsinhalte
Kampagne, Informationsbroschüre, die an
Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie Spieler
selbst gerichtet sind
Techniktraining bzw. Anpassung der Technik
(z. B. Schusstechnik durch Technikanalyse)
±
+
+
2
Periodische sportärztliche (Nach-)
Untersuchungen
Erstellung von Richtlinien für Ärzte, Funktionäre,
Trainer (insbesondere für Kaderbereich)
+
+
-
2
Berücksichtigung in der
Trainingsgestaltung
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«F-MARC Bricks & Die 11+» in das Training
+
+
+
1
Optimierung der Rumpfmuskulatur
(Torso/Core) sowie der Hals- und
Nackenmuskulatur
Integration in Trainerausbildung (z. B. J+S)
+
±
±
2
Muskuläre Dysbalancen ausgleichen
(Bsp.VKB: Hamstring versus Quadrizps)
Integration in Trainerausbildung (z. B. J+S)
±
±
-
3
Training verschiedener Kraftformen (z. B. Integration in Trainerausbildung (z. B. J+S)
Maximalkraft, Reaktionskraft,
Schnellkraft, Kraftausdauer)
-
±
±
3
Sukzessiver Einstieg in den Trainingsund Spielbetrieb
Senisbilisierung/Aufklärung durch
Information
KJ.02 Optimierung der
muskulären Faktoren
KJ.03 Optimierung der
koordinativen Faktoren
KJ.04 Optimierung der
konditionellen Faktoren
KJ.09 Berücksichtigung von
Anthropometrischen
Faktoren &
physiologischer Reife
Plyometrisches Training
Integration in Trainerausbildung (z. B. J+S)
-
±
±
3
Trainingsprogramme, die auf
sensomotorischen Trainingsformen
aufgebaut sind (syn. Propriorezeptives
oder neuromuskuläres Training)
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«F-MARC Bricks & Die 11+» in das Training
Trainingsprogramme mit Ankle disc
+
+
±
2
+
±
±
2
Entwicklung von alternativen Übungsformen als
ergänzung zu den F-MARC Bricks
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«F-MARC Bricks Die 11+» in das Training
+
±
±
2
+
+
+
1
Krafttraining
-
±
±
3
Ausdauertraining
±
±
-
3
Trainingsprogramme, die auf
fussballspezifisches sowie polysportives
Kondtionstraining ausgerichtet sind
Gewährleistung, dass Spieler nicht in
älteren Altersklassen spielen
Erstellung von Richtlinien für Funktionäre,
Trainer (insbesondere für Kaderbereich)
+
+
±
2
Berücksichtigung einer Diskrepanz
zwischen biologischen und
kalendarischen Alter hinischtlich
Belastungsparametern und Spielklasse
Trainerschulungen
+
±
-
2
Spezielles Monitoring/Screening dieser
Spieler
Medizinische Finalgrössenbestimmung
±
±
-
3
±
±
-
3
Adäquate Saisonvorbereitung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bewertung
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
293
Tabelle 76 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Kinder und Jugendliche
Optimierung der
funktionellen
Eigenschaften und des
Einsatzes von
Fussballschuhen
hinsichtlich
Verletzungsprotektion
Sanktionen der Trainer bzw. Funktionäre gegen
Spieler oder gesamte Mannschaft (Einzel- oder
Gruppensanktionen)
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des
Regelwerkes
Promotion des Fairpolay-Geistes
Anpassung des Regelwerks hinsichtlich
verletzungsprotektiver Aspekte
Modifikation von Regeln im Trainingsprinzip in
Bezug auf pädaggische Aspekte
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information
Sanktionen der Trainer bzw. Funktionäre gegen
Spieler oder gesamte Mannschaft (Einzel- oder
Gruppensanktionen)
294
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Kampagne
Kampagne, Informationsbroschüre
für Funktionäre, Betreuer, Trainer
sowie Spieler selbst (Aufklärung
über die Gefährlichkeit von FoulSpielen)
Kampagne des SFV «be tolerant»
sowie jährliche Auszeichnung von
fairen Vereinen durch den SFV
Kampagne
Kampagne, Informationsbroschüre
für Funktionäre, Betreuer, Trainer,
Schiedsrichter sowie Spieler selbst
(Aufklärung über die Gefährlichkeit
von Foul-Spielen)
Bewertung
Prädikat
KJ.22
23
Realisierung und
gegebenenfalls
Anpassung des
Regelwerks hinichtlich
Verletzungsprotektion
Vergleich KJ.21 und KJ.22, insbesondere «Strikte
Durchsetzung bzw. Umsetzung sowie Anpassung
des Regelwerkes»
Optimierung konditioneller, muskulärer und
koordinativer Faktoren hinsichtlich Ermüdung
Spielerwechsel im Hinblick auf
Ermüdungserscheinungen
Adäquate Saisonvorbereitung
Vergleich KJ.23, insbesondere in Bezug auf den
adäquaten Einsatz von funktionellen
Sportschuhkonstruktionen abhängig vom
institutionellen und lokalem Setting
Vergleich KJ.29 in Bezug auf die Anpassung des
Spiels hinsichtlich extremer klimatischer
Bedingungen
Sensibilisierung der Personen, die im peripheren
Umfeld der Spieler agieren, insbesondere hinsichtlich Fairplay und Ermüdungserscheinungen
(Vergleich KJ.35, KJ.36, KJ.37)
Berücksichtigung des biologischen Alters der
Spieler bei der Zusammenstellung der Mannschaft
(Vergleich KJ.09, KJ16
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des
Regelwerkes
Promotion des Fairplay-Geistes
Anpassung des Regelwerks hinsichtlich
verletzungsprotektiver Aspekte
Modifikation von Reglen im Trainingsbetrieb in
Bezug auf pädaggische Aspekte
Senisbilisierung/Aufklärung durch Information
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
KJ.21
Reduzierung von
Verletzungen während
Wettkämpfen bzw.
Situationen mit
Wettkampfcharakter
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
KJ.20
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
+
+
+
1
±
+
±
2
±
+
±
2
±
±
±
+
+
3
2
–
+
±
2
-
-
±
3
+
-
–
4
+
+
+
1
±
±
±
+
+
-
2
2
±
+
+
2
±
±
+
2
±
±
+
2
+
+
+
1
±
±
±
±
+
-
2
3
±
+
+
2
±
+
±
2
±
±
-
3
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 76 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Kinder und Jugendliche
Optimierung der
funktionellen
Eigenschaften
und des Einsatzes
von Fussballschuhen
hinsichtlich
Verletzungsprotektion
Optimierung der Aussensohlen-/ Stollenkonstruktion («Bodenkontaktsysteme») (Länge,
Breite, Geometrie, Material, Anzahl usw.)
Optimierung der Schnittstelle
Bodenkontaktsystem – Spielboden in Richtung
höhere Gleitreibung/weniger Haftreibung
Tragen von geeigneten Sportschuhen anstatt
von Fussballschuhen
Markttransparenz im Sinn einer
Kundeninformation
Vergleich KJ.23, insbesondere in Bezug auf den
adäquaten Einsatz von funktionellen
Sportschuhkonstruktionen abhängig vom
institutionellen und lokalem Setting
Generelle Optimierung im Sinn einer
altersabhängigen Gradierung funktioneller
Sportschuhparameter (z. B. Vorfussflexibilität/
-steifigkeit, Torsion, dynamische Stabilität,
Abrollverhalten)
Berücksichtigung der Dämpfungsfunktion in
Fussballschuhen
Obligatorium von bestimmten
Schuhkonstruktionen, insbesondere
Bodenkontaktsystemen in Abhängigkeit vom
Spielboden und Spielintension
(Wettkampfcharakter)
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information
Optimierung der Schaftkonstruktion
einschliesslich Passform hinsichtlich
Verletzungsprotektion (low vs. mid vs. high cut)
Optimierung der Einlagenversorgung hinsichtlich
Verletzungsprotektion
Individualisierung bzw. Mass Customization von
Fussballschuhen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Bewertung
Prädikat
KJ.23
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
+
+
-
2
+
+
-
2
±
+
+
2
Empfehlungen zur Schuhwahl in Abhängigkeit
von funktionellen Einflussparametern (z. B.
Spielboden, Training vs Wettkampf,
Spielertyp), Kaufempfehlungen im Sinn von
«buying guidelines»
Benchmarkstudie
±
±
+
2
±
±
+
2
Erarbeitung eines Anforderungskataloges, der
mit der Marktsituation abgeglichen wird
+
-
+
2
Entwicklung von modularen Dämpfungssystemen (z. B. Einlage, Pads), die auf die
Bedürfnisse im Kinder- und Jugendfussball
orientiert sind
Erstellung von Richtlinien für Verbände,
Funktionäre, Trainer abhängig vom Setting
(Schulsport vs. Verein)
±
+
±
2
+
+
-
2
Kampagne (Radio/TV), Informationsbroschüre,
Einzelhandel, Printmedien (allgemein und
fussballspezifisch), die an Funktionäre,
Betreuer, Trainer sowie Spieler selbst gerichtet
sind (hinsichtlich möglicher
verletzungspräventiver Effeke, die ein
Fussballschuh bieten kann, aber auch in
Bezug auf ein mögliches Verletzungsrisiko)
Gemeinsame Konzepterstellung mit
Sportartikelindustrie
±
±
+
2
-
-
±
3
Zusammenarbeit mit
Orthopädieschuhmachern, gemeinsame
Konzepterstellung
Zusammenarbeit mit Orthopädieschuhmachern, gemeinsame
Konzepterstellung
-
-
±
3
-
-
±
3
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
295
Tabelle 76 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Kinder und Jugendliche
Optimierung im Sinn einer altersabhängigen
Gradierung der Funktionalität von
Schienbeinschonern (z. B. Höhe und Richtung
der Krafteinwirkung, anthropometrische
Dimension, Fixierung)
Erweiterung des Obligatoriums für das Tragen
von (kombinierten) Schienbeinschonern während
des offiziellen Spielbetriebs auf
Trainingseinheiten und freizeitorientierten Sport
Eventuell Normenanpassung hinsichtlich
Verletzungsindikatoren (Beschleunigungswerte
und Kraftwerte), auch hinsichtlich einer
funktionellen Gradierung
(Geschlecht/Anthropometrie)
Sensibilisierung/Aufklärung durch Information
Erarbeitung eines Anforderungskataloges,
der mit der Marktsituation abgeglichen
wird
+
-
±
2
Erstellung von Richtlinien für Verbände,
Funktionäre, Trainer
±
+
±
2
+
+
-
2
±
±
+
2
-
-
±
3
±
-
-
3
+
±
±
2
Erstellung und Durchsetzung verbindlicher
Richtlinien
±
±
+
2
Erstellung und Durchsetzung verbindlicher
Richtlinien
Integration im Schulsport (Lehrplan)
±
±
+
2
±
+
+
2
Verankerung bzw. Fixierung der Tore
hinsichtlich sicherheitsrelevanter Aspekte
(betrifft auch «Torsurrogate» wie
beispielsweise Matte, Kastenteile,
Langbänke)
Erstellung und Durchsetzung verbindlicher
Richtlinien oder Aufnehmen in EURegelwerk
+
+
±
2
±
-
±
3
Nutzung von geeigneten Spielböden (Einfluss von
Alter, Geschlecht, Spielklasse, Spielintension usw.)
Abpolsterung der Torpfosten
Erstellung und Durchsetzung verbindlicher
Richtlinien
+
-
-
3
±
-
±
3
Protektionsfunktion des Schienbeinschoners
sollte generell hinsichtlich eines funktionellen
(medialen und lateralen) Sprunggelenksschutz
erweiterte werden
KJ.28
296
Minimierung des
Gefahrenpotenzials
im Zusammenhang
mit der
infrastrukturellen
Gestaltung des
Spiel- und
Trainingsplatzes
Bewertung
Prädikat
Optimierung der
funktionellen
Eigenschaften und
des Einsatzes von
Schienbeinschonern
hinsichtlich
Verletzungsprotektion
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
KJ.25
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
Individuell anpassbare
Schienbeinschützer/Gradierung der
anthropometrischen und funktionellen
Eigenschaften
Abgestimmte Interaktion von Spielboden und
Schuhwerk (Schuh-Boden-Interaktion sollte dem
jeweiligen Setting entsprechen)
Distanzierte Positionierung der Bandenreklame
bzw. von Absperrungen und anderen
Gerätschaften
Abpolsterung der Bandenreklame bzw. von
Absperrungen und anderen Gerätschaften
Der Spielintension angepasste/modifizierte
Spielfeldgrösse bzw. -beschaffenheit
Transportable und demontierbare
Torkonstruktionen
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Kampagne, Informationsbroschüre,
Einzelhandel, Printmedien – allgemein und
fussballspezifisch, Radio/TV für
Funktionäre, Betreuer, Trainer sowie Spieler
selbst hinsichtlich möglicher
verletzungspräventiver Effekte, die ein
(kombinierter) Schienbeinschoner
gewährleisten kann mit dem Ziel, dass
Schienbeinschoner auch im Training und
während des nichtorganisierten Fussballs
getragen werden
Biomechanische Grundlagenstudie zu
Verletzungsmechanismen und der
möglichen Schutzwirkung eines
Sprunggelenkschutzes hinsichtlich
Kontusionen (sowie kombinierten
Protektion von Bandverletzungen)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 76 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung von Präventionsmöglichkeiten, Kinder und Jugendliche
Skala Prädikat
1=
Sehr empfehlenswert
2=
Empfehlenswert
3=
Bedingt empfehlenswert
4=
Nicht empfehlenswert
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Gewährleistung der definiertern funktionellen
Ballparameter (z. B. Ballgrösse, Ballgewicht,
Masse, Luftdruck) in Abhängigkeit von Geschlecht,
Alter und klimatischen Bedingungen (z. B.
Winterbälle)
Gewährleistung der definiertern funktionellen
Ballparameter (z. B. Ballgrösse, Luftdruck) sowohl
im Wettkampf als auch im Training insbesondere
bei feuchten/nassen Bedingungen (keine
Lederbälle, plastikbeschichtete Bälle/Coating, Bälle
mit guter Wasserresistenz)
Verwendung eines modifizierten Spielballes (z. B.
Material, Grösse) für spezielle Trainingsinhalte
(Technik, Ballgefühl usw.) sowie verschiedenen
Spielintensionen (z. B. Schulsport) in Bezug auf
Verletzungsprotektion (z. B. Standardsituatione,
Kopfball)
Anpassung der FIFA-Regeln (Ballvorschriften) für
modifizierte Balleigenschaften, die auf
Verletzungsprotektion ausgerichtet sind
Optimierung der funktionellen Balleigenschaften
im Hinblick auf verletzungsprotektive Aspekte
Bewertung
Prädikat
Alters- und
geschlechtsspezifischer Einsatz
des Spielballs sowie
Gewährleistung von
funktionellen
Eigenschaften des
Spielballs
Präventionsmassnahmen
Umsetzbarkeit
KJ.30
Präventionsmöglichkeit
Effizienz
Präventionsziel
Wirksamkeit
Nr.
±
+
±
2
±
+
±
2
±
±
+
2
±
+
-
2
±
-
-
3
Skala Bewertung
++ = Sehr hoch
+
= Hoch
+/- = Mittel
= Tief
= Sehr tief
–
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
297
4.4.2 Bewertung der Präventionsmöglichkeiten im Kinder- und Jugendfussball
Sowohl bei der Beurteilung als auch im Hinblick auf
eine mögliche Umsetzung müssen die Ausführungen, die im Zusammenhang mit den (fussballspezi-
Die in Tabelle 77 enthaltene Bewertung der Präven-
fischen) Präventionsmöglichkeiten für Erwachsene
tionsmöglichkeiten für den Kinder- und Jugend-
formuliert
fussball basiert einerseits auf den Angaben aus der
(Kap. XI.4.1, S. 281 bis Kap. XI.4.3). Auch hier be-
Literatur
[331,341,349,360,364,380,381,383–385].
stehen Überschneidungen zwischen einzelnen Prä-
Anderseits fliessen die Überlegungen, die während
ventionsmöglichkeiten (Kap. XI.4.1, S. 281). Prä-
des bfu-Workshops entwickelt worden sind, ein.
ventionsmöglichkeiten, die im Zusammenhang mit
Zudem erfolgte analog dem «Erwachsenenbe-
dem Risikofaktor «Wettkampf/Spiel/Trainings-
reich» die Einschätzung der potenziellen Präven-
betrieb» abgeleitet wurden, sind eher als ein
tionsmöglichkeiten durch Präventionsfachleute der
übergeordnetes Thema bzw. «Setting» aufzu-
bfu hinsichtlich der Beurteilungskriterien Wirksam-
fassen, welches durch separat aufgelistete Präven-
keit, Effizienz und Umsetzbarkeit mittels einer
tionsmöglichkeiten bearbeitet werden kann.
wurden,
berücksichtigt
werden
4-stufigen Skala (Kap. XI.4.1, S. 281).
Tabelle 77
Fussball: Sehr empfehlenswerte Präventionsmöglichkeiten, Kinder und Jugendliche
Nr.
Präventionsziel
KJ.01
Vermeiden einer wiederholten
Verletzung
Präventionsmöglichkeit
Vollständige Rehabilitation des Athleten
Sukzessiver Einstieg in den Trainings- und Spielbetrieb
KJ.02
Optimierung der muskulären
Faktoren
Berücksichtigung in der Trainingsgestaltung
KJ.03
Optimierung der koordinativen
Faktoren
Trainingsprogramme, die auf sensomotorischen
Trainingsformen aufgebaut sind (syn. propriorezeptives
oder neuromuskuläres Training)
KJ.04
Optimierung der konditionellen
Faktoren
Trainingsprogramme, die auf fussballspezifisches sowie
polysportives Konditionstraining ausgerichtet sind
KJ.20
Reduzierung von Verletzungen
während Wettkämpfen bzw.
Situationen mit
Wettkampfcharakter
Vergleich KJ.21 und KJ.22, insbesondere «Strikte
Durchsetzung bzw. Umsetzung sowie Anpassung des
Regelwerkes»
Spielerwechsel im Hinblick auf
Ermüdungserscheinungen
Adäquaten Einsatz von funktionellen
Sportschuhkonstruktionen abhängig vom
institutionellen und lokalem Setting
KJ.21
Realisierung und gegebenenfalls
Anpassung des Regelwerks
hinsichtlich Verletzungsprotektion
Unterbindung einer aggressiven
Spielweise, die verletzungsgefährdend sein kann
KJ.22
298
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Präventionsmassnahmen
Erstellung von Richtlinien für Ärzte, Funktionäre,
Trainer (insbesondere für Kaderbereich)
Sensibilisierung der Trainer, Übungsleiter, Lehrer
sowie der Eltern mit Hilfe von «Wegleitungen»
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«F-MARC Bricks & Die 11+» in das Training
unter Berücksichtigung der Altersabhängigkeit
und des lokalen sowie institutionellen Settings
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«F-MARC Bricks & Die 11+» in das Training
unter Berücksichtigung der Altersabhängigkeit
und des lokalen sowie institutionellen Settings
Einbindung des präventiven Trainingsprogramms
«F-MARC Bricks & Die 11+» in das Training
unter Berücksichtigung der Altersabhängigkeit
und des lokalen sowie institutionellen Settings
Modifiziertes Regelwerk abhängig vom lokalen
Setting und Spielintension
Strikte Durchsetzung bzw. Umsetzung des Regelwerkes
Differenzierte Sanktionen für aggressive
Spielweise
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
4.4.3 Empfohlene Massnahmen im Kinderund Jugendfussball – «Kurze Liste»
sollte dieser Ansatz bei der Planung von Präventionsmöglichkeiten respektive -massnahmen berücksichtigt werden (Kap. I.4.2, S. 36). Dies trifft auch
Die für das Fussballspiel der Kinder und Jugendli-
auf die Präventionsmöglichkeiten «Spielerausrüs-
chen «sehr empfehlenswerten» Präventionsmög-
tung» – sowohl Fussballschuh als auch Schienbein-
lichkeiten sind in Tabelle 77 enthalten. Diese Ta-
schützer – und «Spielball» zu (Kap. XI.4.2,
belle ist analog zur Tabelle 74, S. 285 zu sehen, die
S. 285). Die Präventionsmöglichkeiten hinsichtlich
für die Erwachsenen gilt.
der Spielerausrüstung nehmen im Kinder- und
Jugendbereich einen grösseren Stellenwert ein als
Werden die in Tabelle 77 extrahierten Präventions-
im Erwachsenenbereich. Im Kinder- und Jugendbe-
möglichkeiten in einem ersten Schritt mit den Er-
reich besteht ein grösseres Entwicklungs-/Rettungs-
gebnissen des bfu-Workshops verglichen, so ist
potenzial, da meistenteils «Kinder- und Jugend-
festzustellen, dass sich die während des bfu-Work-
produkte» nur Miniaturausgaben von «Erwach-
shops generierten «dringlichsten» Präventions-
senenprodukten» darstellen, also keiner funktio-
möglichkeiten mit Ausnahme von zwei Punkten
nellen Gradierung unterliegen. Somit liegt ein
gleichen:
höheres Verletzungsrisiko vor.
Optimierung der Gelenksstabilität und
Minimieren des Gefahrenpotenzials im Zusam-
Bei der Entwicklung von fussballspezifischen Prä-
menhang mit der infrastrukturellen Gestaltung
ventionsmöglichkeiten hin zu konkreten Präventi-
der Spiel- und Trainingsplätze.
onsmassnahmen im Kinder- und Jugendbereich
sollte immer die Altersabhängigkeit berücksich-
Dabei unterliegt die im bfu-Workshop aufgeführte
tigt werden. Diese Altersabhängigkeit beeinflusst
«Optimierung der Gelenkstabilität» nur einer
das lokale sowie das institutionelle Setting. So
«terminologischen Uneinigkeit». Gelenkstabilität
wird Fussball nicht nur im Verein gespielt, sondern
im engeren Sinn betrifft anatomische Gegebenhei-
ist auch Bestandteil des Schulsports oder der «un-
ten, die nur bedingt beeinflussbar sind (Tabelle 70,
gebundenen» Freizeitaktivitäten. Dabei wird Fuss-
S. 270) – insbesondere im Kindes- und Jugendalter.
ball ausserhalb der Vereinstrainings nicht nur auf
Vielmehr sind in diesem Zusammenhang Aktivitä-
Fussballplätzen, sondern oft auch auf polysportiven
ten gemeint, die durch koordinative, konditionelle
Trainingsanlagen, in Sporthallen oder auf Bolzplät-
und muskuläre Aspekte modifizierbar sind. Diese
zen gespielt. Auf diesen Trainingsplätzen können
sind wiederum in den Präventionsmöglichkeiten
Elemente der Infrastruktur zu Risikofaktoren wer-
zur Optimierung der «konditionellen, muskulä-
den, die beim normierten Spielfeld nicht auftreten.
ren sowie koordinativen Faktoren» enthalten.
Zudem kann abhängig vom Alter sowie dem institutionalisierten Setting die Spielintension variie-
Der andere Punkt betrifft die «Minimierung des
ren (z. B. Spass versus Leistung versus Bewegungs-
Gefahrenpotenzials im Zusammenhang mit
zwang).
der infrastrukturellen Gestaltung der Spielund Trainingsplätze». Ähnlich den Ausführungen
Grundsätzlich sollte die Empfehlung von Henke et
zu den Präventionsmöglichkeiten für Erwachsene
al. [309] berücksichtigt werden: «Experten weisen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
299
insbesondere darauf hin, dass die üblichen Trai-
Kniegelenkstabilität
ningsmethoden aus dem Erwachsenenbereich, bei
Flexibilität/Beweglichkeit
denen die jungen Fussballspieler mehr oder weni-
Kräftigung der Oberkörper-, Hüft- und Bein-
ger als «kleine Erwachsene» angesehen werden
muskulatur
und Trainingsumfang und -intensität bei Kindern
Koordination
lediglich reduziert werden, abzulehnen sind. Des-
Reaktionszeit
halb wurde bei den Empfehlungen zur Verlet-
Ausdauer
zungsprävention, d. h. bei den Übungen zur Koordination, Aufmerksamkeit und Ausdauer, auf kind-
Die Interventionsstrategie bestand in erster Linie
gerechte Übungsformen geachtet. Dabei soll der
darin, die Motivation sowohl der Trainer als auch
Umgang mit Gegner und Ball in spielerischer Form
der Spieler zu wecken und das Bewusstsein für
trainiert werden.» [309, S. 152].
«Verletzungspräventionsstrategien» zu generieren.
Zudem war es notwendig, das Wissen und die
Fussballspezifische Massnahmen im Kinder- und
Technik dieser Präventionsstrategien zu vermitteln.
Jugendbereich bedürfen einer differenzierten Struktur und sollten daher auf eine Zielgruppe bzw. auf
Das durchgeführte Präventionsprogramm führte zu
ein klar definiertes Präventionsziel abgestimmt sein.
einer 21 %-Verletzungsreduzierung in der Interventionsgruppe verglichen mit der Kontrollgruppe.
4.4.4 Fussballspezifische Präventionspro-
Die grössten Effekte konnten für «milde» Verlet-
gramme/-strategien im Kinder- und Ju-
zungen, chronische Verletzungen (Überlastungs-
gendbereich
schäden) sowie für Verletzungen, die im Training
passierten, nachgewiesen werden. Zudem zeigte
Junge et al. [383] führten während der Saisons
das Programm eine höhere Wirksamkeit bei
1999 und 2000 eine prospektive Interventions-
«weniger gut trainierten» als bei «gut trainierten»
studie durch, an der 194 Fussballspieler mit einem
Spielern. Grundsätzlich konnten Junge et al. [383]
Durchschnittsalter von 16,5 Jahren teilnahmen. Das
zeigen, dass multimodale Präventionsprogramme
analysierte Präventionsprogramm umfasste gene-
zu einer Verletzungsreduktion im Jugendfussball
relle Interventionen:
führen können. Leider kann aufgrund des Stu-
Verbessertes Warm-up
diendesigns nicht dargestellt werden, welche Inter-
Planmässiges Cool-down
vention am meisten zum Erfolg beitragen konnte.
Taping von instabilen Sprunggelenken
Adäquate Rehabilitation
Da Inhalte, Methodik sowie Zielstellung des analy-
Promotion des Fairplay-Geistes
sierten Präventionsprogramms klare Parallelen zu
F-MARC Bricks
dem heute etablierten Präventionsprogramm «Die
11» bzw. «Die 11+» (Kap. XI.4.3, S. 287) zeigen
Die «F-MARC Bricks» wiederum bestanden aus 10
und zudem von der gleichen Forschergruppe ent-
Übungsformen, die speziell für die Verbesserung
wickelt worden ist, kann dieses Präventionspro-
folgender Problempunkte entwickelt worden sind:
gramm als Vorläufer gesehen werden. Daher ge-
Sprunggelenkstabilität
300
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
winnt dieses Präventionsprogramm hinsichtlich einer
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
möglichen Präventionsstrategie für den Schweizer
[386] konnte nachweisen, dass aufgrund einer
Kinder- und Jugendfussball an Bedeutung.
Trainerschulung («SoccerSmart course») 69 % der
teilgenommenen Trainer ihre Trainingsgestaltung
Giza und Micheli betonen in Bezug auf den Punkt
dahingehend geändert haben, dass sie nunmehr
«Vorsorgediagnostik» (physical capabilities) die
relevante verletzungspräventive Themen in das
Bestimmung der Körperhöhe, des Körpermassindex
Trainingsprogramm integriert haben. Die grössten
(body mass index BMI) sowie den Vergleich zwi-
Veränderungen bezogen sich auf das Warm-
schen biologischem und kalendarischem Alter. Der
up/Cool-down, Stretching, Technik, Fitness sowie
Wachstums- bzw. Reifeprozess steht im Zusam-
Ernährung und Flüssigkeitshaushalt. Es handelt sich
menhang mit dem Spielniveau und muss sicherlich
hierbei nur um eine deskriptive Studie ohne direkte
auch im Kontext von Beanspruchung und Belas-
Erfolgsvariable im Sinn einer nachweisbaren Verlet-
tung gesehen werden. Periodisch durchgeführte
zungsreduktion. Jedoch zeigt die Studie die Wich-
sportärztliche Untersuchungen, insbesondere vor
tigkeit und die Möglichkeit über eine geeignete
der Wettkampfsaison, sind sinnvoll [319]. Beispiel-
Sensibilisierung der Trainer auf Spieler einzuwirken.
haft soll an dieser Stelle nur das DDR-Sportsystem
angeführt werden, wo Kinder und Jugendliche, die
Bei der erfolgreichen Realisierung von Präventi-
im organisierten Sport aktiv waren, zu Beginn der
onsmassnahmen – insbesondere in Bezug auf ver-
Saison eine sportärztliche Untersuchung attestieren
haltenspräventive Ansätze – spielt der Aspekt der
lassen mussten. Neben der Bestimmung der kardio-
Compliance (Akzeptieren und Einhalten der Vorga-
pulmonalen Funktionen wurden die Sinnesorgane
ben) eine nachhaltige Rolle [3,365,387,388]. Die
untersucht sowie Bewegungs- und Beweglichkeits-
«Vermarktung» von Präventionsprogrammen zur
tests durchgeführt. Selektiv wurde darüber hinaus
Reduzierung des Verletzungsrisikos scheinen weni-
eine «Finalgrössenbestimmung» durchgeführt, die
ger Akzeptanz zu finden als das «Promoten» im
zwar primär Informationen für die Talentsichtung
Sinn einer Leistungsverbesserung. Deutliche und
lieferte, jedoch in diesem Zusammenhang auch das
richtungsweisende Zahlen im Zusammenhang mit
Verhältnis zwischen kalendarischem und biologi-
neuromuskulären Trainingsformen zur Reduzierung
schem Alter untersuchte. Somit konnte gewährleis-
von VKB-Rupturen bei jungen Fussballspielerinnen
tet werden, dass ein junger Athlet bzw. Spieler
betonen diesen Aspekt in eindrucksvoller Weise
hinsichtlich Trainings- und Wettkampfbelastung
[365]. Hewett et al. [365] konnten feststellen, dass
sowie Spielklasse bzw. -niveau nicht überfordert
neuromuskuläres Training das Verletzungsrisiko bei
wird.
Fussballspielerinnen reduzieren kann. Ohne die
Kombination bzw. Berücksichtigung von Trainings-
Eine wichtige Bedeutung im Kinder- und Jugend-
formen/-elementen, die zur Leistungsverbesserung
fussball kommt dem Trainer und Funktionär bzw.
beitragen, fehlt den Spielerinnen jedoch die Moti-
dem Betreuer zu. Diese nachhaltige Bedeutung
vation, an einem solchen neuromuskulären Trai-
besteht nicht ausschliesslich aus trainingsmethodi-
ningsprogramm teilzunehmen. Ein «Präventions-
schen und organisatorischen Aspekten, sondern
training», das auf die Reduzierung des Verlet-
auch aus dem Komplex Verletzungsprävention und
zungsrisikos für eine VKB-Ruptur abzielt, hat eine
Sicherheit im Sport. Eine neuseeländische Studie
Compliance-Rate von weniger als 28 %. Hingegen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
301
zeigt ein «Leistungstraining» eine deutlich höhere
für zielgerichtete und effiziente Präventionsarbeit
Compliance zwischen 80 % und 90 %. Aufgrund
darstellt. Zukünftige Forschungsstudien sollten be-
dessen kommen Hewett et al. [365] zum Schluss,
urteilen, wie sensomotorische Trainingsprogramme
dass entsprechende Trainingsprogramme und de-
funktionieren, um fussballspezifischen Verletzungs-
ren Inhalte sowohl für eine Leistungssteigerung als
mustern im Kinder- und Jugendbereich beiderlei
auch für die Prävention von Verletzungen wichtig
Geschlechts präventiv zu begegnen. Zudem ist es
sind und eine potenziell höhere Compliance ge-
notwendig zu untersuchen, wie Muskel- und
währleisten. Daher sollte versucht werden, Präven-
Konditionstraining von jüngeren Spielern adaptiert
tionsaktivitäten – insbesondere im Kinder- und
werden können und wie effektiv diese angepassten
Jugendbereich – entsprechend zu «verpacken». Die
Programme hinsichtlich einer Verletzungsprotektion
Qualität eines Produkts ist eine Sache, jedoch das
bei Kindern und Jugendlichen tatsächlich sind.
adressatengerechte «Verkaufen» eine andere.
Multimodale Präventionsprogramme, die zwei- oder
mehrmaliges Warm-up, Cool-down, Stretching und
Diese Tatsache wird durch Ergebnisse einer aktuel-
Krafttraining pro Woche beinhalten, müssen auf
len Studie [388], welche die Compliance (Befolgen/
ihren
Einhalten) zum Präventionsprogramm «Die 11+»
werden.
(Kap. XI.4.3.3, S. 289) analysiert hat, unterstützt. Die
Spielerausrüstung (z. B. Schienbeinschützer) hinter-
Arbeitsgruppe um Soligart kam zum Schluss, dass
fragt werden. Dies trifft auch auf die Verwendung
jugendliche Fussballspieler mit einer hohen Com-
von
pliance ein signifikant geringeres Verletzungsrisiko
Darüber hinaus thematisieren Olsen et al. [380] das
zeigen als Spieler mit einer moderaten Compliance
«Concussion»-Problem
[388]. Eine positive Einstellung in Bezug auf die
Zusammenhang mit einer entsprechenden Kopf-
Verletzungsprävention korreliert mit einer hohen
balltechnik. Wissenslücken bestehen weiterhin in
Compliance und einem geringen Verletzungsrisiko.
Bezug auf den Augen- und Mundschutz. Weiter
verletzungspräventiven
Zudem
sollte
die
Sprunggelenk-Tapes
Nutzen
überprüft
Funktionalität
sowie
Orthesen
(Hirnerschütterung)
der
zu.
im
fordern die Autoren abgesichertes Wissen hinAbschliessend ist nochmals darauf hinzuweisen,
sichtlich der Hitzeverträglichkeit von jungen Spielern
dass aufgrund teilweise fehlender Evidenz alle hier
sowie die Eignung von entsprechenden Spielböden
angeführten Informationen und Einschätzungen
und dies einhergehend mit der Abpolsterung und
nur mit Sorgfalt interpretiert und genutzt werden
Arretierung von Toren. Die Thematik «Hitzever-
dürfen. Dies steht in direkter Verbindung mit der
träglichkeit
Forderung, diese Wissenslücken als Schwerpunkte
Thermoregulation als Risikofaktor» wurde bereits im
für zukünftige Forschungsinhalte zu definieren.
Rahmen eines Roundtable Consensus Statements
Insbesondere der Evaluation von Präventionspro-
aufgearbeitet und unterstreicht somit die Berück-
grammen im Kinder- und Jugendfussball kommt
sichtigung dieses Aspekts im Hinblick auf eine
eine ausdrückliche Bedeutung zu. In diesem Zu-
Präventionsarbeit [389]. Darüber hinaus macht man
sammenhang betonen Olsen et al. [380], dass ein
sich Gedanken über ein modifiziertes Regelwerk,
«ganzheitliches Surveillance-System», das sowohl
das
den frei ausgeübten als auch den fremd organisier-
abgestimmt sein sollte. Das folgende Zitat von Olsen
ten Fussball einschliesst, eine Grundvoraussetzung
et al. [380] illustriert in eindeutiger Weise den Stand
302
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
speziell
von
auf
jungen
eine
Fussballspielern
aggressive
bzw.
Spielweise
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
der Forschung in Bezug auf verletzungspräventive
5.
Fazit und Präventionsempfehlungen
5.1
Fussball in der Schweiz
Massnahmen im Kinder- und Jugendfussball und
hat
dementsprechend
für
die
Planung
und
Realisierung verletzungspräventiver Strategien im
Schweizer
eine
Fussball ist eine der in der Schweiz am häufigsten
adequate
ausgeübten Sportarten. 7,5 % der 15- bis 74-Jäh-
research we cannot know which practices are
rigen und 54,8 % der 10- bis 14-Jährigen spielen
effective at reducing the risk of soccer injuries. Thus,
zumindest sporadisch Fussball. Dabei bilden die
although we were not able to generate specific
Männer im Alter von 15 bis 29 Jahren den grössten
practice recommendations aimed at youth soccer
Anteil.
nachhaltige
Kinder-
und
Bedeutung:
Jugendfussball
«Without
players, the gaps identified and the research
reviewed do provide guidance for furthering
Zu etwa 40 % wird Fussball im Verein gespielt,
research efforts and tailoring studies to injury issues
auch einen Anteil von 40 % macht das frei ausge-
specific to younger players.» [380, S. 93].
übte – informelle – Fussballspiel aus. Hinzu kommt
ein Anteil von knapp 20 % von Sportlern, die Fuss-
Um Kinder und Jugendliche tatsächlich zu errei-
ball in einer festen Gruppe (z. B. Grümpelturnier-
chen, sollten statt direkten, rational adressierten
Team) praktizieren.
Botschaften, die nicht nur demotivierend, sondern
durchaus auch «abschreckend» wirken können,
Kinder und Jugendliche spielen Fussball nicht nur
eher motivierende Ansprachen gewählt werden.
im Verein, sondern vor allem auch im Schulsport
Denn Kinder und Jugendliche wollen im Training
und in Jugend+Sport-Kursen sowie natürlich mit
keine Verletzungsprävention machen, sondern sie
Kolleginnen und Kollegen im Quartier.
wollen sich verbessern. Es kommt eben auf die
richtige Verpackung an – auch im Fussball.
5.2
Insbesondere bei der Implementierung von fuss-
Jährlich müssen ca. 54 000 Sportlerinnen und
ballspezifischen Präventionsmassnahmen im Kin-
Sportler infolge einer Fussballverletzung ärztlich
der- und Jugendfussball, aber auch generell, sollte
behandelt werden, Männer machen dabei einen
die «Take Home Message» von Myklebust und
Anteil von 94 % aus. In 1000 Fussballstunden
Steffen ihre Berücksichtigung finden: «...stop tal-
werden 1,8 Verletzungen registriert. Nach Unfallrate
king about «injury prevention programs» or «spe-
in Bezug auf die Expositionszeit rangiert der Fussball
cial programs», call them «exercises that improve
damit zuoberst im Klassement der in der Schweiz
performance, and reduce injuries». This will make
häufig ausgeübten Sportarten. Zwar haben alle
it an easier sell!» [390, S. 858].
Verletzungen in der Präventionsarbeit Relevanz. Um
aber
Unfallanalyse
spezifische
Massnahmen
zu
entwickeln,
werden die Unfallschwerpunkte übersichtsmässig
tabellarisch zusammengefasst (Tabelle 78).
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
303
Die Analyse der Verletzungshäufigkeit nach Alters-
von medizinischer Leistung und Produktivitätsaus-
klasse zeigt einen steten Anstieg bis ins Altersseg-
fall; 23 Mio. CHF davon fallen auf den Kinder- und
ment der 26- bis 45-Jährigen. Neben den Kindern
Jugendfussballbereich.
und Jugendlichen bilden also noch die Männer bis
ins mittlere Alter eine bedeutende Gruppe von
5.3
Risikoanalyse
verletzten Fussballspielern.
Aus wissenschaftlichen Übersichtsartikeln können
Fussballer ziehen sich vor allem Verletzungen an
eine Vielzahl von potenziellen Risikofaktoren im Sinn
den unteren Extremitäten zu (knapp 70 %). Dazu
von Mitursachen aufgelistet werden. Verletzungen
gehören insbesondere Verstauchungen oder Zer-
im Fussball sind in der Regel multikausal. Es wird
rungen. Auch werden häufig Prellungen am Fuss
deshalb versucht, einzelne Risikofaktoren explizit zu
und an den Zehen registriert.
beschreiben und deren Relevanz auf das Unfallgeschehen (attributables Risiko) zu bestimmen.
Beinahe die Hälfte aller Verletzungen ereignet sich
während dem Wettkampfbetrieb. Als Spielsituatio-
Risikofaktoren sind auch im Kontext der effektiven
nen, aus denen sich häufig Verletzungen ergeben,
Situation auszumachen. Wichtige Faktoren sind
sind «Kollisionen mit Gegenspieler», aber auch die
neben dem Alter der Sportler auch der Charakter
zwei Aktionen ohne Gegnereinwirkung «Landun-
des Spiels, saisonale und meteorologische Aspekte,
gen nach Sprung» und «abrupter Richtungswech-
Ausrüstung und situative Voraussetzungen.
sel» zu nennen. Mit etwa 20 % ist der Anteil der
Verletzten als Folge von Hallenfussballtraining oder
Nach heutigem Wissensstand spielen die im
-spiel relativ hoch.
Folgenden
beschriebenen
Risikofaktoren
im
Trainings- und Spielbetrieb eine entscheidende
Verletzungen im Fussball kosten die Gesellschaft
Rolle (Tabelle 79). Es wird zwischen intrinsischen –
jährlich ca. 240 Mio. CHF, dies vor allem in Form
den Mensch respektive das verletzungsgefährdete
Tabelle 78
Fussball: Unfallschwerpunkte
Wer?
Männer (26–45 Jahre)
Kinder und Jugendliche
Was?
Wie?
Verletzungslokalität: Unterschenkel, Fuss,
Sprunggelenk, Kniegelenk
Verletzungsart: Bänderdehnung, Riss
(Bänder / Sehnen / Menisken), Muskelzerrung, Prellung
Durch Gegnerkontakt
Ohne Gegnereinwirkung: Landung nach Sprung
oder abrupter Richtungswechsel
Tabelle 79
Fussball: Hauptrisikofaktoren für Verletzungen
Menschbezogene
Verletzungsvorgeschichte (wiederholte Verletzung)
Konditionelle und koordinative Defizite
Eigene aggressive Spielweise
Reifeprozess
304
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
Umfeld-/ausrüstungbezogene
Während Wettkampf/Spielbetrieb
Regelwerk / Fairplay wird ungenügend durchgesetzt
Defizite in Trainingsgestaltung
Spielfeld in mangelhaftem Zustand
Fehlende oder mangelhafte Spielerausrüstung
Fehlende Sprunggelenkstabilisation nach Verletzung
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Individuum betreffende – und extrinsischen – das
lenkorthese das Risiko für eine weitere Verletzung
Umfeld, die Ausrüstung (also die Exposition)
deutlich reduzieren.
betreffende – Risikofaktoren unterschieden.
5.4
Präventionsempfehlungen
Zu den wichtigsten intrinsischen Risikofaktoren für
eine Verletzung beim Fussball gehört die Verlet-
Präventionsmöglichkeiten werden aus der Risiko-
zungsvorgeschichte. Wer bereits früher einen Kör-
analyse abgeleitet, aber auch aus einer Literatur-
perteil verletzt hat, hat eine deutlich höheres
analyse zusammengetragen und für den Schweizer
Risiko, dieselbe Stelle wieder zu verletzen. Auch
Kontext formuliert und mit Empfehlungen aus
mangelnde Kondition oder koordinative Defizite
einer Vernehmlassung bei Fachleuten ergänzt. Ein
sind starke Prädiktoren für eine Verletzung. Wird
bfu-Expertenteam bewertete die umfassende Liste
im Kinderfussballbereich beim Vorgeben von An-
von Präventionsmöglichkeiten nach den Kriterien
forderungen im Training der körperliche Reifestatus
Wirksamkeit, Effizienz und Umsetzbarkeit. Als
nicht berücksichtigt, steigt das Risiko für Verlet-
Ergebnis aus diesem Prozess resultiert eine Liste
zungen. Ebenso wirkt sich eine zu schnelle Steige-
von
rung der Trainingslast risikosteigernd aus. Defizite
Verletzungen im Fussball. Diese lassen sich den
in der Trainingsgestaltung sind u. a. auch fehlende
sechs
ganzheitliche Entwicklung aller relevanter konditio-
Beratung, Kommunikation und Kooperation zu-
nellen und koordinativen Faktoren, Überforderung
ordnen (Tabelle 80, S. 307).
Empfehlungen
Hauptfeldern
für
die
Prävention
Forschung,
von
Ausbildung,
sowie Durchsetzen des Tragens der Schutzausrüstung.
5.4.1 Forschung
Bei Wettkampfsituationen verletzen sich deutlich
Grundlage einer wirkungsorientierten Präventions-
mehr Sportler als im Training. Dabei spielen sowohl
arbeit bildet die Kenntnisse des Unfallgeschehens.
das Einhalten von Fairplay-Regeln, als auch das
Dabei sollte künftig eine bessere Datengrundlage
konsequente Durchsetzen dieser Regeln durch die
zu wichtigen Indikatoren erarbeitet werden. Unter
Spielleitung eine grosse Rolle. Fussballspiel im Liga-
anderem sollte das Unfallgeschehen im Kinder-
betrieb wird meist auf gut geeigneten Spielfeldern
und Jugendalter besser erfasst werden. Auch fehlt
ausgeübt. Wird aber Fussball im Training, in der
noch fundiertes Wissen zu Risikofaktoren und zu
Schule, bei Grümpelturnieren oder sonst in der
der Wirkung von Präventionsarbeit für den Fussball
Freizeit praktiziert und dies bei sehr unterschiedli-
in der Schweiz, weitgehend muss auf Erkenntnisse
chen meteorologischen Bedingungen kann auch
aus ausländischen Studien abgestützt werden.
vom Spieluntergrund und von der Spielfeldumge-
Wissensmanagement, also Sammeln, Sichtung,
bung fürs Training ein erhöhtes Verletzungsrisiko
Bewerten, Aufarbeitung und Dissemination von
ausgehen. Auch durch die Wahl der Ausrüstung,
Wissen zu Verletzungen im Fussball gehört zu den
insbesondere der Schuhe und Schienbeinschützer,
Daueraufgaben wirkungsorientierter Präventions-
kann der Spieler sein Risiko beeinflussen. Fussball-
arbeit. Zudem sollen Themen fundiert aufge-
spieler können zudem nach einer Verletzung in der
arbeitet und ein Dossier «Unfallforschung im
Fussgelenkregion mit dem Tragen einer Sprungge-
Fussball» geführt werden, um Stakeholder aktiv
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
305
und reaktiv über potenziell wirksame Präventions-
mal ist. Wünschenswert ist, dass die Suva zu-
massnahmen im Fussball informieren zu können.
sammen mit dem Schweizerischen Fussballverband
Ausserdem sollten Präventionsmassnahmen im
ihre Präventionskampagne weiterführt. Aber auch
Kinder- und Jugendbereich in einer Interven-
Fussballspielern und -spielerinnen, die nicht in
tionsstudie umfassend evaluiert werden.
einem Verein organisiert sind, sollten die Botschaften bzw. die Inhalte des Präventionspro-
5.4.2 Ausbildung
gramms «die 11+» oder ähnliche Anstrengungen
mit multifaktoriellem Ansatz vermittelt werden.
Über die Zuständigen für die Ausbildung der Fuss-
Diese Zielgruppe könnte mittels anderer Mult-
balltrainer und -leiter soll darauf hingearbeitet wer-
iplikatoren (z. B. Schulsportlehrer) zu muskulären
den, dass Trainer fähig sind, die biologische Reife
und koordinativen Anforderungen sensibilisiert
der Kinder ihres Teams beurteilen und das Training
werden. Da die Übungen auch einen polysportiven
angepasst steuern zu können. Auch sollen in der
Charakter besitzen, besteht die Möglichkeit, diese
Ausbildung der Trainer vermehrt der Aspekt einge-
in den Schulsport zu integrieren. Die Bedeutung
bracht werden, dass im Kinder- und Jugendfuss-
einer fairen Spielweise für sicheres Spiel – nicht
ballbereich alters- und fertigkeits- respektive
nur in Bezug auf Verletzungen bei anderen,
ans Leistungsniveau angepasste Regeln dazu
sondern auch bei sich selber – sollte in der
beitragen können, gefährliche Situationen (z. B.
Kommunikation ebenfalls vermehrt thematisiert
Zweikämpfe bei grossem Kraft-, Grössen- oder
werden. Zudem soll Trainern und Lehrern bewusst
Leistungsgefälle) zu entschärfen.
gemacht
werden,
wie
durch
entsprechende
Vorbereitung und Leitung dem erhöhten Risiko bei
5.4.3 Beratung
Wettkämpfen und Spielformen mit Wettkampfcharakter begegnet werden kann.
Im Verkauf müssten Sportler besser über die individuell optimale Ausrüstung (Schuh, Schienbeinschoner, Sprunggelenkorthesen) informiert werden. Zudem sollen Trainer und Lehrpersonen in-
5.4.5 Kooperation
struiert werden, welches im Kinder- und Jugendbereich die geeigneten Bälle sind. Die Beratungstätig-
Mit einem programmatischen Vorgehen sollte
keit der bfu im Bereich «sichere Sportanlagen»
im Bereich Kinder- und Jugendfussball eine
gilt es weiterzuführen.
engere Zusammenarbeit für die Verletzungsprävention initiiert werden. Grundsätzlich ist eine bessere
5.4.4 Kommunikation
Vernetzung der diversen Stakeholder im Fussball
erstrebenswert. Hier sollte ein enger Austausch
Fussballspieler sollen stärker für das Risiko sensibili-
erfolgen, um ein gemeinsames Vorgehen zu er-
siert werden, das sich aus einer Vorverletzung
möglichen.
ergibt. Ärzte sollen verletzten Sportlern den Weg
zurück zur vollen Leistungsfähigkeit so vorgeben,
Um von der intensiven sportwissenschaftlichen und
dass das Risiko einer neuerlichen Verletzung mini-
medizinischen Forschungstätigkeit in der Prävention
306
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
von Fussballverletzungen profitieren zu können, soll
sich die bfu mit nationalen und internationalen
Forschungsgruppen besser vernetzen.
Einige der hier diskutierten Präventionsmassnahmen werden zumindest teilweise bereits umgesetzt. Andere bedürfen noch einer detaillierteren
Auseinandersetzung, um die konkrete Umsetzung
planen zu können. Dabei ist ein intensiver Austausch mit Partnern nötig. Die Verletztenzahl
könnte sicher noch deutlich reduziert werden,
damit das Fussballspiel auch weiterhin die wichtigste Nebensache vieler sportbegeisterten aktiven
Sportler bleibt und zwar verletzungsfrei.
Tabelle 80
Fussball: Präventionsempfehlungen
Forschung
Unfallforschung
Wissensmanagement
Studie «Prävention im
Kinderfussball»
Analyse Fokusthemen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Ausbildung
Situationsgerechte Regeln
und Vereinbarungen
Strikte Durchsetzung bzw.
Umsetzung des
Regelwerks
Reifeprozess Kindheit
Trainingsgestaltung
Beratung
Spielerausrüstung:
- Schuhe
- Schienbeinschutz
Sprunggelenksorthese
Spielfeld
Kommunikation
Vorverletzung
Konditionelle, koordinative
Defizite
Faire Spielweise
Wettkampf/Spielbetrieb
Kooperation
Fussballprogramm Kinder
und Jugendliche
Internationaler Austausch
Fussball (Autor: Frank I. Michel)
307
XII. Schlussfolgerungen
Es liegt für die Schweiz erstmals eine umfassende
Zum Unfallausmass können also weitgehend ver-
Sicherheitsanalyse vor. Die wissenschaftliche Vor-
lässliche Aussagen gemacht werden. Dafür liegen
gehensweise soll dem Anspruch gerecht werden,
zum Unfallhergang respektive zu den Risikofakto-
dass Entscheidungsträgern mit dem Sicherheitsdos-
ren für Sportunfälle kaum detaillierte Informatio-
sier eine verlässliche Basis für die Planung der
nen vor. Einzelne Schweizer Erhebungen können
Sportunfallprävention zur Verfügung steht. Denn,
als Element der Risikoanalyse dienen (v. a. Ski- und
Sportunfälle reduzieren den unbestrittenen ge-
Snowboardfahren, tödliche Sportunfälle, Ertrin-
sundheitlichen Nutzen und den gesellschaftlichen
kungsunfälle), weitgehend muss aber beim Auflis-
Wert von Sport.
ten von Risikofaktoren und deren Unfallrelevanz
auf die ausländische wissenschaftliche Literatur
Das Ausmass an Sportverletzungen ist für die
oder
auf
Erwachsenen gut dokumentiert, für das Quantifi-
werden.
Expertenbeurteilung
zurückgegriffen
zieren des Unfalltotals sind aber Hochrechnungen
nötig. Zum Unfallgeschehen in der Kindheit und
Präventionsanstrengungen sind meist sehr spezi-
frühen Jugend liegen nur unvollständige und zu-
fisch für eine bestimmte Sportart. So haben bei-
dem teilweise veraltete Daten vor. Dafür sind die
spielsweise Interventionen für die Ertrinkungsprä-
tödlichen Sportunfälle der Schweizer Wohnbevöl-
vention keine Relevanz für den Schneesport, ausser
kerung und die tödlichen Unfälle der Gäste aus
wenn übergeordnete Ansätze, wie die grund-
dem Ausland beinahe vollständig dokumentiert.
sätzliche
Verbesserung
der
Risikokompetenz,
avisiert werden. In der Interventionsanalyse
(Ski-,
wurden dementsprechend für jede Sportarten-
Snowboardfahren, Schlitteln / Rodeln), Radfahren
gruppe eine breite Palette von Präventionsmöglich-
abseits der Strasse (Mountainbiking), Berg-
keiten diskutiert und auf ihre Eignung für deren
sport (v. a. Bergwandern, Bergsteigen, Touren-
Umsetzung hin bewertet. Total wurden in allen
und Variantenfahren), Wassersport (Ertrinken)
Sportarten zusammen 300 Präventionsmöglichkei-
sowie Fussball bilden die Schwerpunkte im Unfall-
ten bewertet (Kap. XIII, S. 310), 154 wurden als
geschehen und sind damit auch die Haupttätig-
«empfehlenswert», 31 als «sehr empfehlenswert»
keitsfelder der Sportunfallprävention. Bei Sport-
beurteilt.
Die
Sportarten(-gruppen)
Schneesport
und Ertrinkungsunfällen sterben in der Schweiz
jährlich ca. 180 Personen. Im langjährigen Ver-
Die Präventionsempfehlungen werden in allen
gleich nähert sich das Ausmass der tödlichen Un-
Unfallthemen den fünf Hauptfeldern Forschung,
fälle langsam demjenigen im Strassenverkehr an
Ausbildung, Beratung, Kommunikation und Ko-
(2009: 319 Getötete).
operation zugeordnet. Erst in der inhaltlich-konzeptionellen Planung und praxisorientierten Umsetzung einer Intervention, zum Teil im Austausch mit
308
Schlussfolgerungen
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
potenziellen Präventionspartnern, muss künftig
näher festgelegt werden, wie die Implementierung
der Massnahme ausgestaltet werden soll und kann.
Die Festlegung des Massnahmenpakets muss sich
grundsätzlich auf die Situationsanalyse stützen.
Meist sind jedoch zusätzliche, vertiefte Analysen
erforderlich, die nicht Gegenstand des Sicherheitsdossiers sind. Zudem sollen in allen Unfallschwerpunkten heute bereits umgesetzte Präventionsmassnahmen mit Wirkungsnachweis unbedingt
weiter geführt werden.
Die vorliegende Sicherheitsanalyse Sport stellt den
aktuellen Stand des Wissens dar und soll künftig
basierend auf neuen Erkenntnisse aus der Sportunfallprävention aktualisiert werden. Zudem ist es
denkbar, dass in einer nächsten Version weitere
Themen hohe Bedeutung erlangen (z. B. Reiten,
Eishockey), der Fokus auch auf Aspekte gerichtet
wird, die bisher noch nicht aufgearbeitet wurden
(u. a. Überlastungsschäden, Langzeitfolgen von
Verletzungen) oder die bisherigen Themen vertieft
analysiert werden.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Schlussfolgerungen
309
XIII. Anhang
Tabelle 81
Klassierung der Bewertung von Präventionsmöglichkeiten nach Sportart
Sehr empfehlenswert
Total «1»: 31
Empfehlenswert
Total «2» : 154
Total «2» und «3»: 185
Bedingt empfehlenswert
Total «3»: 103
Nicht empfehlenswert
Total «4»: 11
Total: 300
Skala Prädikat
1 = Sehr empfehlenswert
2 = Empfehlenswert
3 = Bedingt empfehlenswert
4 = Nicht empfehlenswert
310
Anhang
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
++
++
++
++
++
+
+
+
+/+/-
++
++
++
+
+
+
+
+/+
+/-
++
+
+
+/++
+
++
++
++
++
+
+
+
+
+
+/+/+/+/-
+
+
+
+/+/+
+
+
+/+
+/-
+/+
+
+/+
+/+
+/++
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
+
+
+
+/+/+/+/+/+
+/+
+/–
–
+/-
+/+/+/+/+/+/–
–
–
–
+/-
+/+/+
+/+
+/+
+/–
–
–
+
+
+/–
Kinder/
Jugend
Erwachsene
Ertrinken
Bergsport
Radfahren
Schlitteln
Ski/
Snowboard
Fussball
Umsetzbarkeit
Wirksamkeit
Effizienz
Bewertung
Prädikat
Prädikat
1
1
1
1
1
4
1
1
1
9
7
9
7
3
5
1
2
1
1
3
1
2
7
2
5
10
14
21
23
3
32
41
2
3
2
5
5
2
1
1
3
1
1
1
1
2
1
3
1
2
1
5
4
6
5
1
2
12
2
1
1
2
6
1
3
28
33
1
9
7
1
2
1
2
4
1
1
3
1
2
1
11
14
1
1
1
2
5
9
10
3
1
2
1
1
1
1
1
1
1
2
19
1
1
2
1
1
10
2
7
1
1
4
5
2
20
4
1
5
6
7
4
12
1
44
52
1
1
1
7
2
2
3
1
2
23
5
22
1
1
1
1
1
1
1
6
58
1
16
1
25
1
18
0
43
1
65
1
75
Skala Bewertung
++
= Sehr hoch
+
= Hoch
+/= Mittel
= Tief
–
= Sehr tief
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 82
Fussball: Bewertung der Risikofaktoren aus den bfu-Workshops, Kinder und Jugendliche
Intrinsische Risikofaktoren
Verletzungsgeschichte
Hoch
3
Bedeutung
Mittel
J: 1
6
K: 1
Tief
K: 1
- Vorverletzung, Rehabilitation
Gelenkstabilität
- Achsenfehlstellungen
J: 2
- Hormonelle Aspekte (Frauen)
K: 1
- Range of Motion
- Kapsel Band Apparat
Fussmorphologie
Muskuläre Faktoren
- Muskelkraft
K: 2
3; J: 2
4
K: 2
J: 2
- Verkürzung der Muskeln
- Beweglichkeit
- Muskuläre Dysbalancen
- Muskelsteifigkeit /-spannung
Koordinative Fähigkeiten
6
- Gleichgewichtsfähigkeit
J: 2
- Reaktionsfähigkeit
K: 2
- Differenzierungsfähigkeit
- Orientierungsfähigkeit
- Rhythmusfähigkeit
Konditionelle Faktoren
6
- Kraft
- Ausdauer
- Beweglichkeit
- Schnelligkeit
Psychologische Faktoren
- Psychische (Über-) Belastung
2
1
J: 1
K:1
3
K: 1
- Negative Lebensereignisse
- Negatives Selbstbild
Aggressive Spielweise
1
- Spieler selbst
J: 1
Spielniveau
2
1
J: 2
K: 1
- Spielklasse
- Erfahrung
- Trainingsgestaltung
Alter
1
Geschlecht
- Hormonelle Aspekte
- Menstruationszyklus
Köpergrösse
J: 1
Beindominanz
1
Gesundheitszustand
2
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
2; K: 1
1
3
Anhang
311
Tabelle 82 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung der Risikofaktoren aus den bfu-Workshops, Kinder und Jugendliche
Extrinsische Risikofaktoren
Wettkampf/ Spiel
Trainingsbetrieb
Spiel / Spielfeld
- Ball
Hoch
5
Bedeutung
Mittel
1
J: 1
6
J: 2
Tief
K: 1
K: 1
- Untergrund /Spielboden
- Torpfosten
- Bandenreklame / Umzäunung
- Mobile Tore
Wetter und klimatische Bedingungen
1
- In Bezug auf den Spieler
3
2
J: 1
K: 1
- In Bezug auf den Spielboden
Regelwerk / Fairplay
6; J: 1
Spielerposition
K: 1
J: 1
4; K: 1
Spielerausrüstung
J: 1
2
K: 1
- Fussballschuh
K: 2
J: 3
7
J: 1
Trainingsgestaltung
J: 1
4
- Trainingsbelastung (Intensität, Umfang, Häufigkeit)
K: 1
Schutzausrüstung
K: 1
- Schienbeinschoner
- Knöchelschoner
- Kopfschutz
Kulturelle Faktoren
1
3
- Ernährung (Fastenmonat)
1
K: 1
- Aggressionen
Aggressive Spielweise
7
J: 1
K: 1
2
1
- Gegenspieler
Spielniveau
1
- Spielklasse
J: 1
- Erfahrung
K: 1
- Trainingsgestaltung
Spielbedeutung
- Entscheidende Phasen
1
3
K: 1
J: 2
K: 1
- Aggressive Phasen
- Mitspieler
- Gegenspieler
- Foulspiel
Belastungsdauer
2; K: 2
1; J: 2
Trainerverhalten
J: 1
3; K: 1
Elternverhalten
K: 1
4, J: 1
Alkohol / Drogen
312
Anhang
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 83
Fussball: Bewertung der Präventionsmöglichkeiten aus den bfu-Workshops, Kinder und Jugendliche
Intrinsische Risikofaktoren
Massnahmen
* Kraft
Mangelnde konditionelle Faktoren
K: Bewegungsanlässe als Hausaufgabe mit Belohnung
* Ausdauer
Konditionsfaktoren spielerisch ins Training integrieren
* Schnelligkeit
Trainerkurse
* Reaktionsfähigkeit,
Mangelnde koordinative Fähigkeiten
Modifiziertes Trainingsprogramm «die 11»
* Differenzierungsfähigkeit
Koordinative Übungen sind fester Trainingsbestandteil (sportartspezifisch und
zielgerichtet eingesetzt)
* Orientierungsfähigkeit
Koordinative Fähigkeiten mit Ball und mit Gegnerbeurteilung durchführen
* Rhythmisierungsfähigkeit
Trainerkurse
* Muskelkraft
Mangelnde muskuläre Faktoren
K: Bewegungsanlässe als Hausaufgabe mit Belohnung
* Verkürzung der Muskeln
Stretching (Muskelverkürzungen)
* Beweglichkeit
Krafttraining
* Muskuläre Dysbalancen
Trainerkurse
* Muskelsteifigkeit/-spannung
Ganzheitliches Ganzkörpertraining von Kondition, Koordination und
Stabilisation
Verletzungsgeschichte
Verletzungs- und Sportartspezifisches «Physio-Training»
* Vorverletzung
* Rehabliltation
sportärztliche Untersuchung einschliesslich verletzungsrelevanter
Leistungsdiagnostik Profisport
Wird bereits
umgesetzt
Besteht noch
Handlungsbedarf
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
Breitensport
Elterkontakt: «Biografie-Blatt»
Trainig um Muskulatur/Band-/Sehnenapparat wieder zu stärken
☺
☺
* Achsenfehlstellungen
Ungenügende Gelenkstabilität
K: Bewegungsanlässe als Hausaufgabe- mit Belohnung
☺
* Hormonelle Aspekte (Frauen)
Regelmässige Checks und Untersuchungen beim Arzt/Spezialisten
* Range of Motion
Stufengerechtes Übungsprogramm als Pflichtteil mit evtl. Hausaufgaben
* Kapsel-Band-Apparat
Wachstumsabhängige Fürhdiagnostik in Zusammenhang mit Sportärztlicher
Untersuchung Trainingsprogramm/Physio, Selektion
Verletzungen vollständig ausheilen lassen
Qualitatives Krafttraining, Koordinationstraining
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
☺
Anhang
313
Tabelle 83 – Fortsetzung
Fussball: Bewertung der Präventionsmöglichkeiten aus den bfu-Workshops, Kinder und Jugendliche
Extrinsische
Risikofaktoren
* Schienbeinschoner
* Kopfschutz
* Schuhe
* Ball
* Untergrund /
Spielboden
* Torpfosten
* Umzäunungen /
Bandenreklame
* Mobile Tore
☺
314
Massnahmen
Wird bereits
umgesetzt
Ungenügende, falsche oder fehlende Schutzausrüstung:
Spielerausrüstung Normvorgabe durch SFV (Schienbein-/Knöchelschoner)
Gut informierte Eltern Infoanlass durchführen von Saisonbeginn
Wettkampf MET (Most Equipment Team)
Ausrüstungsgegenstände enstprechend Vorschriften (Ballgrösse usw.)
Gradierung und Wirksamkeit/Funktionalität neu Schienbeinstützen
Fussballschuh: Stollen / Aussensohlenkonstrultion Vorschriften Empfehlungen
Interaktion mit Boden: Schutz vs. Risiko
«Die richtige Ausrüstung»: Schoner, Schuhe, Handschuhe usw.
Schuhe sind oft zu steif für Kinder
Stollenanordung/-verteilung/-länge
Anatomische Schuhform
Wettkampf/Spiel
Trainingsbetrieb (Belastungsdauer/ Trainingsgestaltung)
Thema an Trainerkursen wie momentan scho vielerorts (?) praktiziert
Trainingsgestaltung: Inhalte, Methoden und Wissen können in
Trainerausbildungskursen integriert werden
Wichtig, dass dafür gesorgt wird, dass die Trainer Ausbildungskurse und
regelmässig Weiterbildungskurse besuchen
Propaganda von J+S Kids: Erfassung und Einspurung der Trainer
Angepasstes Regelwerk für Kinder
Klare Realisierung des Regelewerkes
Vorbildsfunktion des Trainers auch hinsichtlich Konsequenzen (z. B.
Spielerausschuss, Stellungnahme vor Mannschaft
Interaktion zwischen Trainer und Eltern auch diese sollen über die Konsequenzen
informiert sein
Fehlendes Regelwerk/ungenügend ausgeprägter Fairplay-Gedanke
Förderung des Fairplaygedankens auf allen Stufen (Trainer, Spieler , Eltern)
richtiges Verhalten dieser 3 Parteien
Förderung der Spielformen ohne Schiedsrichter oder mit Rollenwechsel
«Charte des Parnets» unterschreiben
Tabelle erstellen zu: Die richtige und altersgerechte Belastung im Training und Spiel
Traineranweisungen
Lernen zu verlieren
Durchgreifen des Schiedsrichters
Definition Foulspiel
Aggressive Spielweise
Traineranweisungen
Foul = 5 Minuten Strafe
Balance zwischen Kampf und Respekt
«Das richtige Verhalten» von Trainer, Spieler und Eltern
Nicht optimal gestaltetes Spielfeld
Kunstrasen /Rasenpflege
Sturzräume schaffen
«Die richtige Infrastuktur»: Tore, Netze, Boden, Bälle
«Die 10 Infrastruktur Regeln»
Besteht noch
Handlungsbedarf
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
☺
Vereine und Trainer müssen die Gefahren bezüglich Spielfelder und
Materialzustand/ -gebrauch kennen Information
Realisierung sicherheitsrelevanter Massnahmen auf/ am /um das Spielfeld
Sensibilisierung über die Interaktion zwischen Boden und Schuh
Altersgerechter Spielball (bezüglich Grösse und Beschaffenheit)
Feuchter Spielball eliminieren oder ersetzen
= wird nicht umgesetzt und es besteht kein Handlungsbedarf
= wird bereits umgesetzt und es besteht Handlungsbedarf
Anhang
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Tabelle 84
Fussball: Teilnehmer des bfu-Workshops, Kinder und Jugendliche
Experte
Bruno Truffer
J+S, Fachleiter Fussball
Institution
Kontakt
Bruno.truffer@baspo.admin.ch
Ja
Zusage
Daniela Lange
J+S Kids Fussball
daniela.lange10@gmail.com
Ja
Ruedi Schmid
Präsident SVSS (Schweizerischer Verband für Sport in der Schule)
Ruedi.schmid@svss.ch
Absage
Luca Balduzzi
Football league
Balduzzi.luca@football.ch
Ja
Peter Knäbel
SFV (Schweizerischer Fussballverband)
Pius Disler
ETHZ (Eidgenössisch Technische Hochschule Zürich) /PHZ
(Pädagogische Hochschule Zentralschweiz)
pius.disler@phz.ch
Ja
Flavio Serino
PHZ
Flavio.serino@phz.ch
Absage
Heinz Wyss
SUVA
Heinz.wyss@suva.ch
Ja
Xaver Kälin
Rennbahnklinik, Biomechanik
Xaver.kaelin@rennbahnklinik.ch
Ja
Ja
Tabelle 85
Fussball: Zusammenfassung der Resultate aus dem bfu-Workshop, Kinder und Jugendliche
Folgende Risikofaktoren wurden von den Teilnehmern als die am Wichtigsten erachtet
· Mangelnde konditionelle Faktoren
· Mangelnde koordinative Fähigkeiten
· Mangelnde muskuläre Faktoren
· Verletzungsgeschichte
· Ungenügende Gelenkstabilität
· Ungenügende, falsche oder fehlende Schutzausrüstung
· Wettkampf/Spiel
· Trainingsbetrieb (Belastungsdauer/Trainingsgestaltung)
· Fehlendes Regelwerk/ungenügend ausgeprägter Fairplay-Gedanke
· Aggressive Spielweise
· Nicht optimal gestaltetes Spielfeld
Dazu wurden Massnahmen entwickelt. Die am dringendsten Durchzuführenden sind
· Mangelnde koordinative Fähigkeiten: Koordinative Übungen sollten fester Trainingsbestandteil werden (diese sollten sportartspezifisch und zielgerichtet
eingesetzt werden)
· Mangelnde muskuläre Faktoren: Stretching zur Vorbeugung von Muskelverkürzungen, und sportartspezifisches und gezieltes Krafttraining
· Verletzungsgeschichte: Verletzungen sollen vollständig ausgeheilt werden
· Ungenügende Gelenkstabilität: bei Kindern können Bewegungsanlässe als Hausaufgaben gegeben werden und bei Durchführung sollen sie belohnt
werden
· Ungenügende, falsche oder fehlende Schutzausrüstung: Durch den SFV sollen Normvorgaben bezüglich der Ausrüstung gemacht werden (Schienbeinund Knöchelschonerschoner, Stollen, Schuhe, Handschuhe)
· Fehlendes Regelwerk/ungenügend ausgeprägter Fairplay-Gedanke:
- Förderung des Fairplay-Gedankens auf allen Stufen (Trainer, Spieler, Eltern) à richtiges Verhalten dieser 3 Parteien.
- Förderung der Spielformen ohne Schiedsrichter oder mit Rollenwechsel
· Nicht optimal gestaltetes Spielfeld: "Die 10 Infrastruktur Regeln"
Feedback der Teilnehmer
LB: Er ist sehr froh, dass die bfu diese Arbeit in der Unfallprävention in die Hand nimmt, da der SFV dieses Segment und diese Arbeit nicht bewältigen
und ausführen kann. Sie schätzen die Zusammenarbeit.
HW: Er weist darauf hin, dass die Seite "Lehrer" als Ergänzung auch mit dabei sein sollte, da auch viel Fussball ausserhalb des organisierten Sports vom
Verband gespielt wird. (Schule, Grümpelturniere usw.). zudem fügt er an, dass Regeln aufgestellt werden sollten, die für jegliches Fussballspielen gelten
sollten, egal in welchem Rahmen gespielt wird. (Bemerkung: Der SVSS wurde auch für das Kick-Off Meeting eingeladen, musste aber leider kurzfristig
absagen. Sind jedoch an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert.)
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Anhang
315
XIV. Glossar
Die im Folgenden beschrieben Begriffe sollen ein «gleiches Verständnis zur gleichen Sache» gewährleisten.
Dies ist insofern notwendig, da in der Literatur teilweise die gleiche Sache unterschiedlich benannt ist bzw.
für den gleichen Begriff ein unterschiedliches Verständnis vorliegt. Die folgende Begriffsbestimmung basiert
primär auf dem bfu-Glossar, dem ein Konsens der bfu-Mitarbeiter zugrunde liegt. Begriffsbestimmungen
bzw. Erläuterungen, die nicht aus dem bfu-Glossar stammen, sind explizit durch eine entsprechende
Quellenangabe gekennzeichnet und direkt dort entnommen worden. Die Auflistung der folgenden Begriffe
erfolgt alphabetisch.
Attributables Risiko: Das attributable Risiko gibt an, zu welchem Anteil das Auftreten eines Ereignisses auf
einen speziellen Risikofaktor zurückzuführen ist. Es somit an, um wie viel sich das Auftreten eines Ereignisses
bei den Risikoexponierten senken lässt, wenn der Risikofaktor auszuschalten wäre. Das attributable Risiko
berechnet sich, indem von der Inzidenz bei den Exponierten die Inzidenz bei den Nicht-Exponierten
subtrahiert wird.
Beteiligte Objekte: Als «Beteiligte Objekte» werden Objekte und Substanzen, die direkt am Unfallereignis
beteiligt sind, verstanden. Beteiligte Objekt können einem Mechanismus zugeordnet werden.
bfu, Aktualisierte Berechnung: Basis: Sommer H, Brügger O, Lieb C, Niemann S. Volkswirtschaftliche Kosten der Nichtberufsunfälle in der Schweiz: Strassenverkehr, Sport, Haus und Freizeit. Bern: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2007. bfu-Report 58; jährliche Neuberechnung auf der Basis aktualisierter
Angaben [6].
bfu, Hochrechnung: Basis: Schätzung der Zahl der Personenschäden (Schweizer Wohnbevölkerung) aufgrund verschiedener Datenquellen; Vorteile: Umfassend; Nachteile: Keine Angaben zu Verletzungsmuster.
bfu, Statistik der tödlichen Sportunfälle: Basis: Umfasst alle Unfälle der Schweizer Wohnbevölkerung
und von ausländischen Gästen, die sich beim Ausüben einer sportlichen Tätigkeit (ohne Strassenverkehrsunfälle) in der Schweiz ereignen und bei denen die Opfer an den Folgen der Verletzung an Ort oder innerhalb
von 30 Tagen nach dem Unfalltag sterben. Es wurden die Angaben folgender Organisationen verwendet:
SSUV (UVG-Statistik der Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung UVG), sda (Schweizerische
Depeschenagentur), SAC (Schweizer Alpen-Club), SHV-FSVL (Schweizerischer Hängegleiter-Verband), SLRG
(Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft), SLF (Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung).
316
Glossar
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
bfu, Statistik der Verletztentransporte im Schneesport: Basis: In Zusammenarbeit mit Seilbahnen
Schweiz SBS, Angaben der Rettungsdienste ausgewählter Seilbahnen.
Compliance: Als Compliance bzw. Komplianz wird die Bereitschaft des Patienten bezeichnet, Hinweise und
Verordnungen des Arztes zu befolgen [391]. Der Begriff kann auch als Therapietreue verstanden werden.
Zudem umfasst der Begriff auch die Bereitschaft des behandelnden Arztes, sich individuell auf den Patienten
einzustellen [391]. Dieser Aspekt gewinnt zunehmend an Bedeutung, wobei der englischsprachige Begriff
«Adherence» (Adhärenz) in diesem Zusammenhang immer häufiger benutzt wird. Eine gute Adherence
beinhaltet eine konsequente Einhaltung des mit dem Arzt oder Therapeuten vereinbarten Behandlungsplans
bzw. der Präventionsmassnahme. Dabei sollte die Behandlung bzw. die Umsetzung der Präventionsaktivität
individuell auf die Bedürfnisse und Voraussetzungen des Patienten abgestimmt sein.
Effektivität (Effectiveness): Effektivität bezeichnet das Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel.
In Bezug auf eine unfallpräventive Massnahme entspricht die Effektivität dem Anteil aller Unfälle oder Verletzungen, der durch die Anwendung einer Massnahme unter Realbedingungen verhindert werden kann. Sie
kann auch als Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen umschrieben werden. Effektivität ist im Unterschied
zur Effizienz unabhängig vom nötigen Aufwand.
Effizienz (Synonym: Wirtschaftlichkeit): Effizienz ist das Verhältnis zwischen dem erreichten Nutzen und
den hierfür eingesetzten Mittel. In Bezug auf eine unfallpräventive Massnahme wird das Verhältnis der durch
eine Massnahme bewirkte Schadensreduktion und der hierfür aufgewendeten Kosten verstanden.
Epidemiologie: Die Epidemiologie beschäftigt sich als Wissenschaft mit der Darstellung der Verteilung und
Ausbreitungsmodalitäten von Krankheiten bzw. Gesundheitsstörungen und Analyse in bestehenden Bevölkerungsgruppen. Ihr Ziel ist es, Einblick in die Entstehung (Pathogenes von Gesundheitsstörungen,
Informationen und die dabei beteiligten Faktoren) sowie Hinweise zum zeitlichen Verlauf der Erkrankungen
zu gewinnen. Ein Schwerpunkt liegt in der Kennzeichnung von Risikofaktoren [114, Zitat S. 176].
Exposition: Exposition bezeichnet die Einwirkung eines Einflussfaktors, der (mutmasslich) die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses beeinflusst.
Evaluation: Evaluation ist die systematische Analyse eines Evaluationsgegenstands zur Beurteilung des
Werts. Es werden unterschiedliche Arten von Evaluationen unterschieden (Strukturevaluation, Prozessevaluation, Wirkungsevaluation, Ergebnisevaluation, Formative Evaluation, Summative Evaluation).
Fähigkeit (im Zusammenhang mit Motorik/motorischen Hauptbeanspruchungsformen): «Fähigkeiten sind verfestigte, mehr oder weniger generalisierte individuelle Voraussetzung bzw. Disposition zum
Vollzug bestimmter Tätigkeiten.» [114, Zitat, S. 188]
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Glossar
317
Fertigkeit (im Zusammenhang mit Motorik/motorischen Hauptbeanspruchungsformen): «Fertigkeiten sind durch Wiederholung und Übung mehr oder weniger stark automatisierte Komponenten einer
Tätigkeit oder Handlung. Sie gehört zu den speziell erworbenen und gespeicherten Eigenschaften des Menschen, zu den individuellen Dispositionen, Ressourcen bzw. Leistungsvoraussetzungen.» [114, Zitat S. 196]
F-MARC Bricks: Übungsprogramm mit 10 Übungsformen, die speziell für die Verbesserung folgender
Problempunkte entwickelt worden sind: Sprunggelenkstabilität, Kniegelenkstabilität, Flexibilität/Beweglichkeit, Kräftigung der Oberkörper-, Hüft- und Beinmuskulatur, Koordination, Reaktionszeit und Ausdauer.
Inzidenz: Unter Inzidenz versteht man die Zahl der neu von einem Ereignis (z. B. einer Verletzung oder
einem Unfall) betroffenen Personen in einem bestimmten Zeitraum und einer definierten Population. Diese
Kennzahl hilft zu beschreiben, welche Unfälle bei welcher Personengruppe häufig vorkommen (z. B. Stürze
bei Senioren). Strenggenommen darf die Inzidenz nur auf die exponierte/unter Risiko stehende Personengruppe bezogen werden.
Konditionelle Fähigkeiten und Fertigkeiten: Der Begriff «Konditionelle Fähigkeiten und Fertigkeiten»
umfasst die überwiegend energetisch determinierten motorischen Eigenschaften bzw. motorischen
Hauptbeanspruchungsformen, die Voraussetzung zum Vollzug körperlicher Tätigkeiten und insbesondere
sportlicher Bewegungshandlungen sind. Die konditionellen Eigenschaften umfassen die Komponenten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit sowie Beweglichkeit [114].
Koordinative Fähigkeiten und Fertigkeiten: Koordinative Fähigkeiten und Fertigkeiten stellt eine
Sammelbezeichnung für die überwiegend von den informationsaufnehmenden und informationsverarbeitenden Prozessen determinierten Bedingungen zur Realisierung von Bewegungshandlungen dar [114].
Es existiert keine Einheitlichkeit zur Systematisierung der koordinativen Eigenschaften [114]. Beispielsweise
unterscheiden Meinel und Schnabel bei den koordinativen Eigenschaften zwischen der Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, räumlichen Orientierungsfähigkeit, kinästhetischen
Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit und Umstellungsfähigkeit [392].
Letalität: Letalität ist ein Mass für die Gefährlichkeit von Unfällen und entspricht der Wahrscheinlichkeit,
dass eine unfallbedingte Verletzung tödlich endet (Berechnungsvorgabe: Anzahl Todesfälle pro 10 000
Verletzte).
Motorische Hauptbeanspruchungsformen: Der Begriff «Motorische Hauptbeanspruchungsformen»
stammt ursprünglich aus der Sportwissenschaft (Trainingswissenschaft und Sportbiologie). Die motorischen
Hauptbeanspruchungsformen lassen sich nach Weineck [393] in zwei Teilbereiche differenzieren. Es werden
die (überwiegend) konditionellen Eigenschaften (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit) von den (überwiegend)
koordinativen Eigenschaften (Beweglichkeit, Gewandtheit) unterschieden. Beide Teilbereiche stehen in einer
Wechselbeziehung miteinander, weshalb es zu Überschneidungen der einzelnen Eigenschaften kommt. Die
318
Glossar
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
konditionellen Eigenschaften basieren primär auf energetischen Prozessen und die koordinativen primär
auf zentralnervösen Steuer- und Reglungsprozessen [393]. In der Praxis treten die konditionellen Eigenschaften in den seltensten Fällen als «Reinformen» vor, vielmehr existieren im Allgemeinen «Mischformen» [393]. Neben der (übergeordneten) Differenzierung nach den motorischen Hauptbeanspruchungsformen existieren noch andere Gliederungen, die je nach Fokus bzw. Zielstellung voneinander
abweichen können [114,392–394].
Muskuläre Dysbalancen: Unter «Muskulären Dysbalancen» (Ungleichgewicht) versteht man verstärkte
Muskelverkürzungen und/oder Muskelabschwächungen zwischen Agonist (= Spieler) und Antagonist (= Gegenspieler) durch einseitige Kraftentwicklung bei gleichzeitiger Vernachlässigung ihrer Dehnungsfähigkeit.
Sie werden hervorgerufen durch mangelnde bzw. fehlende körperliche Beanspruchung, einseitige Belastung
beim Sport oder im Alltag, ungenügende Regeneration, falsche Bewegungsausführung, aber auch
Verletzungen am Bewegungsapparat (http://de.wikipedia.org/wiki/Muskul%C3%A4re_Dysbalance).
Odds Ratio (Chancenverhältnis): Odds Ratio gibt an, um wie viel sich die Chance, dass ein Ereignis
eintritt, durch einen Einflussfaktor verändert (Verhältnis der Chance bei den Exponierten zur Chance bei den
Nicht-Exponierten). Das Odds Ratio ist ein Mass dafür, um wie viel grösser die Chance sich zu verletzen (im
Sinn einer Quote) in der Gruppe mit Risikofaktor ist, verglichen mit der Gruppe ohne Risikofaktor.
Plyometrisches Training/Trainingsform: Plyometrie bezeichnet eine Art von Schneelkrafttraining, die
auf dem Dehnungsreflex der Muskeln und der Kontrolle über diesen sowie des Muskelspindels beruht.
Häufige Anwendung dieses Trainings findet man bei Hochspringern, Sprintern, Basketball-Spielern und
Torhütern sowie in anderen Sportarten, die auf Sprintschnelligkeit oder Sprungkraft setzen
(http://de.wikipedia.org/wiki/Plyometrie).
Prävalenz: Unter Prävalenz wird die Häufigkeit verstanden, in der ein bestimmtes Merkmal in einer bestimmten Bevölkerung vorkommt.
Prävention: «Der Begriff «Prävention» leitet sich von dem lateinischen Wort «praevenire» ab, das so viel
wie «zuvorkommen» oder «vorbeugen» bedeutet. In der Literatur wird der Begriff «Prävention» unterteilt in
Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention sowie Verhaltens- und Verhältnisprävention. Diese Unterteilung ist
überaus sinnvoll, da das Ziel der Prävention zum einen die Erhaltung der Gesundheit ist und zum anderen
das möglichst frühe Erkennen von Krankheiten, um diese wirksam behandeln bzw. einer Verschlechterung
entgegenwirken zu können.»[395]
Präventionsarten: Bei den Präventionsarten wird grundsätzlich zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention differenziert. Verhaltensprävention zielt bzw. ist fokussiert auf das Verhalten der Zielperson, aber beinhaltet auch auf das Verhalten einwirkende Faktoren wie beispielsweise Einstellung, Wissen,
Gefahrenbewusstsein oder soziale Normen. Dahingegen zielt Verhältnisprävention auf die Strukturen, die
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Glossar
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die eigentlichen Zielpersonen umgeben. Die Verhältnisprävention definiert die Rahmenbedingungen und
schaltet dadurch die persönlichen Wahlmöglichkeiten im Verhalten weitgehend aus.
Präventionsmassnahmen: Durch adäquate Präventionsmassnahmen erfolgt eine von aussen gesteuerte,
zielorientierte und systematische Einflussnahme, um unfallbedingte Verletzungen zu verhindern oder weniger wahrscheinlich zu machen. Präventionsmassnahmen beschreiben einzelne Präventionsmöglichkeiten
konkret. Sie weisen in ihren Ausführungen bzw. ihrer Beschreibung einen Detailierungsgrad auf, der tief
genug ist, die beschriebene Massnahme für Umsetzer als Handlungsanleitung zu dienen.
Präventionsmöglichkeiten: Als Präventionsmöglichkeit wird grundsätzlich jede denkbare Präventionsmassnahme verstanden. In Abgrenzung zu Präventionsmassnahmen geben Präventionsmöglichkeiten nur einen
globalen Präventionsansatz bzw. -richtung vor. Eine Konkretisierung im Zusammenhang mit einer klar
beschriebenen umsetzungsorientierten Handlungsanleitung erfolgt erst auf der Ebene der Präventionsmassnahme.
Präventionsphasen: Zur Primärprävention gehören gezielte Massnahmen zur Reduktion von Unfällen.
Die Massnahmen zielen auf die Verringerung bzw. Schwächung von Risikofaktoren und auf die Stärkung
von Schutzfaktoren. Sekundärprävention beinhaltet gezielte Massnahmen zur Reduzierung von Verletzungen und zur Verminderung der Verletzungsschwere bei verunfallten Personen. Unter Tertiärprävention
wird die Prävention von verletzungsbedingen Spätfolgen verstanden. Die Erstversorgung (Erste-HilfeMassnahmen) wird auch der Tertiärprävention zugeordnet.
Präventionsprogramm: Ein Präventionsprogramm beinhaltet eine Gruppe koordinierter Präventionsmassnahmen, die auf das Erreichen gemeinsamer Ziele ausgerichtet sind.
Präventionsstrategien (Synonym: E-Strategien): Präventionsstrategien beschreiben die Umsetzungsmöglichkeiten zur Zielerreichung mit edukativen, rechtlichen und technischen Präventionsarten. Neben diesen drei Hauptkomponenten werden zudem noch ökonomische Präventionsmöglichkeiten (Economy),
Präventionsmöglichkeiten, die das medizinische Vorsorgesystem inkl. dem Rettungswesen (Emergency
medical service system) betreffen sowie das Empowerment (Ermächtigung) hinzugezählt. Insbesondere im
Zusammenhang mit der Sturzthematik erscheint eine Erweiterung um die Komponente «Training»
(Excercise) als sinnvoll.
Propriozeption: Der Begriff bezeichnet jene körperlichen Empfindungen und Informationen, die sich auf
die Sinnesorgane der Muskeln, Sehen und Gelenke beziehen [114].
Relatives Risiko: Das relative Risiko gibt an, um wie viel sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, durch einen Einflussfaktor verändert. Das relative Risiko wird als Verhältnis des Risikos bei den Exponierten zum Risiko bei den Nicht-Exponierten berechnet.
320
Glossar
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Risikofaktor: Ein Risikofaktor ist ein Umstand oder ein Merkmal der Person oder Umwelt, dessen Vorhandensein mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einhergeht, von einem negativen Ereignis betroffen zu sein.
Risikofaktoren stellen generell Gegebenheiten dar, die das Unfallgeschehen massgeblich beeinflussen. Diese
können sich auf die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Unfalls beziehen oder auf die Wahrscheinlichkeit, dass
bei eingetretenem Unfallereignis ein schwerer Personenschaden bzw. eine Verletzung entsteht [396].
Entsprechend werden diese als Unfallrisiko- und Verletzungsrisikofaktoren bezeichnet. Es kann davon
ausgegangen werden, dass die beiden Arten von Risikofaktoren weitgehend übereinstimmen. Die beiden
Arten von Risikofaktoren stehen auch im Zusammenhang mit den Präventionsbemühungen. Während sich
die primäre Prävention auf Risikofaktoren der Unfallwahrscheinlichkeit bezieht, zielen sekundäre und tertiäre
Prävention auf Verletzungsrisikofaktoren [396]. Intrinsische Risikofaktoren besitzen eine individuelle
biologische (physische), physiologische oder psychologische Charakteristik, die das Risiko einer Verletzung
erhöhen oder vermindern (von innen kommend). Extrinsische Risikofaktoren sind Risikofaktoren, die zum
Zeitpunkt eines Unfall-(Verletzungs)ereignisses von aussen eine Rolle spielen (von aussen kommend).
Risikogruppen: Risikogruppen sind spezifische Personengruppen, die im Vergleich zu ihrer Populationsgrösse überdurchschnittlich häufig von einem negativen Ereignis betroffen sind.
SSUV, UVG-Statistik: Basis: Hochrechnung einer 5 % Stichprobe aller registrierten Nichtberufsunfälle (Unfallort Schweiz und Ausland) der obligatorisch nach UVG versicherten ca. 16- bis 65-jährigen Personen
(2010: ca. 4 Mio. Versicherte). Fälle mit Anspruch auf IV- oder Hinderlassenenrenten werden vollumfänglich
erhoben; Vorteile: Verletzungsmuster im Detail bekannt, Angaben zu Tätigkeit und Umgebung sowie Kategorien zu Hergang; Nachteil: Fehlende Personengruppen (Kinder, Studierende, Senioren, andere Nichterwerbstätige).
Umsetzbarkeit (Synonym: Realisierungschance): Wahrscheinlichkeit, dass eine Massnahme in Anbetracht der gegebenen Rahmenbedingungen umgesetzt werden kann. Die Umsetzbarkeit ist eingeschränkt,
wenn finanzielle, politische (gesetzliche), gesellschaftliche, technische oder andere Hindernisse vorliegen. In
Abgrenzung zum Realisierungsgrad wird davon ausgegangen, dass die Massnahme umsetzbar ist.
Unfall: Ein Unfall ist ein unerwünschtes, von aussen auf einen und/oder mehrere Menschen oder Dinge
rasch bzw. plötzlich einwirkendes Ereignis, das ohne eine Absicht bewirkt wurde. Aus einem Unfall folgt die
Schädigung der Gesundheit und/oder eines Sachwerts.
Unfallbereich: Als Unfallbereiche bezeichnet die bfu die Bereiche, nach denen sie aus operativer und
strategischer Perspektive Nichtberufsunfälle differenziert. Sie unterscheidet zwischen den Unfallbereichen
«Strassenverkehr», «Sport» sowie «Haus und Freizeit».
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
Glossar
321
Unfallhergang: Der Unfallhergang entspricht einer Beschreibung der Abfolge der Ereignisse eines Unfalls.
Oftmals beinhaltet der Unfallhergang eine ausführliche narrative Beschreibung eines Unfallereignisses. Er
kann durch Klassifikationen oftmals nur unvollständig abgebildet werden.
UVG, Unfallversicherungsgesetz: Gegen Berufsunfälle sind alle Arbeitnehmer (ca. 16- bis 65-jährig)
obligatorisch versichert; Gegen Nichtberufsunfälle sind alle Arbeitnehmer obligatorisch versichert, die
mindestens 8 Stunden pro Woche bei einem oder mehreren Arbeitgebern angestellt sind. Gemäss der
«Verordnung über die Unfallversicherung von arbeitslosen Personen» sind alle Arbeitslosen (Stellensuchenden) gegen Nichtberufsunfälle versichert.
Verletzung: Eine Verletzung ist jeder Schaden am menschlichen Körper, hervorgerufen durch akute Exposition von thermischer, mechanischer, elektrischer oder chemischer Energie oder das Fehlen von lebensnotwendigen Stoffen wie Wärme oder Sauerstoff. Die Spätfolgen von Verletzungen (beispielsweise Arthrosen) werden nicht zu den Verletzungen gezählt.
Verletzungsmechanismus: Sowohl im Allgemeinen als auch im weiteren Sinn kann der Verletzungsmechanismus als die Art und Weise bezeichnet werden, wie eine Person verletzt wurde. Die Entstehung einer
Verletzung kann oft als Abfolge von verschiedenen Mechanismen beschrieben werden, wobei der direkte/unmittelbare Mechanismus für die Verletzung, der auslösende Mechanismus für den Beginn des
Verletzungsereignisses verantwortlich ist. Whiting und Zernicke [397] weisen in diesem Zusammenhang darauf
hin, dass die Beschreibung des Verletzungsmechanismus von der Perspektive der involvierten Person mit
abhängig ist. Ärzte, Trainer, Epidemiologen, Biomechaniker oder Physiotherapeuten definieren und benutzen
diesen Begriff auf unterschiedliche Art und Weise, wobei dies in Abhängigkeit ihrer Perspektive jeweils korrekt
ist. Zudem existieren beispielsweise in der Sportmedizin unterschiedliche (anerkannte) Klassifikationssysteme.
Verletzungsschwere: Die Verletzungsschwere entspricht dem Schweregrad der erlittenen Verletzung(en)
anhand eines Kriteriums. Jede erlittene Verletzung hat ihren eigenen Schweregrad. Mehrere Verletzungen
können zu einem Personengesamtwert zusammengefasst werden. dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Bewertung wie im Unfallprotokoll, Spitaltage, höchster AIS-Wert (MAIS), Berechnung des ISS, NISS usw. Für
den vorliegenden Bericht wird für die Einschätzung der Verletzungsschwere das Kriterium des «Spitalaufenthalts» herangezogen:
Leichtverletzte:
Kein Spitalaufenthalt
Mittelschwerverletzte: Spitalaufenthalt von 1 bis 6 Tagen
Schwerverletzte:
Spitalaufenthalt von 7 oder mehr Tagen
Invalidität:
Dauerhaft teil- oder vollinvalid, Definition gemäss Art. 8 ATSG
Wirksamkeit (Efficacy): Wirksamkeit bezeichnet das Ausmass, in dem ein gewünschtes Ergebnis erreicht
wird. In Bezug auf eine unfallpräventive Massnahme entspricht die Wirksamkeit dem Anteil aller Unfälle oder
Verletzungen, der durch die Anwendung einer Massnahme unter Idealbedingungen verhindert werden kann.
322
Glossar
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10
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