Wohin mit dem Geld? Where to put your money?

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Wohin mit dem Geld? Where to put your money?
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Wohin mit dem Geld?
Where to putyour money?
TEXT: ROBERT WINTER
152 | skylines 03/2013
E
gal, wo man hinkommt – oft haben Taxifahrer wirklich gute
Tipps zu den besten Restaurants, wichtigen Sehenswürdigkeiten oder aktuellen Kulturveranstaltungen parat. Aber haben
Taxifahrer auch das Zeug, in Geldfragen profunde Hinweise zu
geben? Bei Terrance Odean, der ehemals als New Yorker Cab-Driver
oder Bauarbeiter jobbte, steht das jedenfalls außer Frage. Er hat
seinen Job als Taxifahrer schon vor Jahrzehnten an den Nagel
gehängt und im Alter von 40 sein Studium absolviert, um sich in
weiterer Folge als Professor der University of California, Berkeley,
in den Kreis der weltweit führenden Finanzwissenschaftler
hochzuarbeiten. Obwohl die New Yorker und die Frankfurter
Börse die in der Finanzkrise angehäuften Verluste bis Anfang März
wieder wettmachen konnten, empfiehlt der Experte, realistisch zu
FOTO: DANIL MELEKHIN/ GETTY IMAGES
Weil Zinsen bei Geldanlagen praktisch
abgeschafft sind, gewinnen Aktien
weiter an Attraktivität. Ein Risiko bleibt
dennoch. | With interest rates on financial
investments practically abolished, stocks are
becoming more attractive. But a risk remains.
bleiben und die Euphorie im Zaum zu halten. Uni-Professor
Odean: „Wenn die Börse boomt, steigen der Optimismus und das
Selbstvertrauen. Problematisch wird es, wenn übersteigertes
Selbstvertrauen im Spiel ist. Das infiziert die Geldanlage. Man
muss im Auge behalten, was langfristig mit Investments möglich
ist.“ Und genau bei den Ertragschancen hakt es seit geraumer Zeit
bei Sparbüchern und bei Staatsanleihen sicherer Länder wie
Österreich und Deutschland sowie bei Papieren der USA. Die
Ursache: Diesseits und jenseits des Großen Teichs haben die
Notenbanken die Zinsen faktisch abgeschafft, weshalb die Erträge
der als sicher geltenden Veranlagungen nach Abzug der Inflation
sogar ins Minus rutschen. Mathias Bauer, Chef der Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management: „Ich rechne damit, dass die
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Zinsen über Jahre hinweg tief bleiben werden. Deshalb wird uns die
Ertragsschwäche bei Sparguthaben und Staatspapieren von Ländern
mit Top-Rating wohl oder übel längere Zeit erhalten bleiben.“
Darauf haben die Private-Banking-Experten frühzeitig reagiert.
Wolfgang Traindl, Leiter des Private Banking der Erste Bank:
„Vor 15 Jahren war es durchaus üblich, einen Großteil des veranlagten
Geldes in sicheren Staatsanleihen zu halten und den Rest an den
Börsen arbeiten zu lassen.“ In den vergangenen Jahren wurde jedoch
ein Schwenk nötig, um die Ertragsentwicklung der Kundendepots
auf Kurs zu halten. Die Portion der soliden Staatspapiere wurde Zug
um Zug verringert und durch Unternehmens-, Hochzins- sowie
Staatsanleihen der Schwellenländer ersetzt. Darüber hinaus wurde
der Anteil von Aktien schrittweise angehoben. Heinz Mayer,
Vorstand der Schoellerbank: „In unseren Kundendepots wurde die
Aktiengewichtung seit rund zwei Jahren kontinuierlich auf rund
30 Prozent erhöht. Jetzt zeigt sich, dass die Börsen trotz aller Krisen
nicht umzubringen sind.“ Bei der Auswahl von Einzelaktien vertraut
der Experte weiterhin auf Papiere global tätiger Unternehmen. Dazu
Wenn die Börse boomt, steigen Optimismus
und Selbstvertrauen. | When the stock market
is booming, optimism and self-confidence rise.
zählt etwa der Schweizer Nahrungsmittelmulti Nestlé, der nur
2 Prozent des Umsatzes in der Eidgenossenschaft macht, während
bereits 40 Prozent des Geschäftes in den aufstrebenden Staaten
getätigt werden. Auch bei den Papieren der US-Konzerne Johnson &
Johnson sowie Berkshire Hathaway oder des französischen
Pharmakonzerns Sanofi ortet der Experte ebenso intakte
Kurschancen wie an den asiatischen Börsen. Trotz der Aufholjagd
der Börse Frankfurt rechnet Mayer nicht damit, dass der Schwung
jäh versiegt: „Die deutschen Konzerne sind gut aufgestellt und
erwirtschaften hohe Cashflows.“ Asien, im Speziellen die chinesische Börse, zählt auch zu den Hoffnungsträgern von Christian
Ohswald, Leiter des Private Banking der RLB NÖ-Wien. Ohswald:
„Bei China-Aktien sind heuer deutliche Zuwächse möglich. Im Reich
der Mitte sind die wirtschaftlichen Fundamentaldaten gut, die
Inflation ist überschaubar. Noch dazu hat Chinas Börse nach dem
schwachen Start in das laufende Jahr Aufholpotenzial.“
Dass ein wohldosiertes Börsenengagement zwecks Flucht
aus der Zinsfalle gerechtfertigt ist, bestätigt Susanne Höllinger,
Vorstandschefin der Kathrein Privatbank: „Aktien befinden sich in
einem nachhaltigen Aufwärtstrend. Zweistellige Zuwachsraten sind
wahrscheinlicher als zweistellige Verluste. Im direkten Vergleich zum
Ertrag sicherer Staatsanleihen ist die Gewinnrendite der Börsenkonzerne sowie der Anteil von Aktien mit hoher Dividendenrendite
so hoch wie zuletzt in den 1970er-Jahren.“
Bleibt dennoch die Frage, ob sich an den Börsen nicht bereits
erste Anzeichen einer Überhitzung abzeichnen. „Ganz klar: Nein“,
konstatiert Robert Zadrazil, Vorstand Bank Austria Private Banking.
„Die Aktienbewertungen sind im historischen Vergleich nicht
überzogen und es gibt keine Anzeichen für eine übertriebene
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Euphorie an den Aktienmärkten“, so Zadrazil weiter. In die gleiche
Kerbe schlägt Raiffeisen-Fondschef Bauer: „Seit sich die Europäische
Zentralbank im Sommer 2012 hinter die Euro-Schuldnerländer
gestellt hat, ist Angst aus dem System gewichen. Es kommt nicht
überraschend, dass die Kurse an manchen Aktienmärkten auf das
Vorkrisenniveau gestiegen sind, erwirtschaften doch viele Börsenkonzerne bereits wieder so hohe Gewinne wie 2007.“
Trotz der positiven Einschätzungen dürfen Anleger nicht
ausblenden, dass Börsenrückschläge jederzeit möglich sind.
Manfred Huber, Vorstand der Euram Bank: „Die Börsenkurse sind in
den vergangenen zwei Jahren mit plus 30 bis 40 Prozent stark
gestiegen. Nach einem solchen Anstieg steigt naturgemäß die
Gefahr für Kurskorrekturen.“ Darüber hinaus gibt es noch einige
offene Großbaustellen auf dem Weg zur volkswirtschaftlichen
Gesundung der Industrienationen. Bank-Austria-Vorstand Zadrazil:
„Die Euro-Schuldenkrise ist noch keineswegs ausgestanden, die
Notwendigkeit zur Budgetkonsolidierung bleibt bestehen. Das trifft
auch auf die USA zu, wie die jüngsten automatischen Budgetkürzungen deutlich machen.“ Erste-Bank-Experte Traindl: „Obwohl
ich davon ausgehe, dass sich höhere Aktienquoten in einer breit
gestreuten Veranlagung mittel- bis langfristig auszahlen werden,
müssen Anleger auf Jahressicht mögliche Börsenverluste bis zu
10 Prozent aushalten können.“ Kathrein-Bank-Expertin Höllinger
pflichtet bei: „Ein zwischenzeitlicher Rückschlag von 5 bis schlimmstenfalls 15 Prozent ist denkbar. Deshalb sollten Investoren bei der
Höhe des Aktienanteils innerhalb ihrer Risikoklasse bleiben.“
Stichwort Risiko: Österreichs Investment-Experten sind einhellig der Meinung, dass das Gesamtrisiko überschaubar bleibt,
wenn die gesamte Veranlagung auf breite Beine gestellt wird. So
finden sich etwa im Musterdepot des Private Banking der Erste Bank,
das auf dynamische Investoren zugeschnitten ist, 25 Prozent an
Aktien aus den Industriestaaten und 10 Prozent Schwellenländeraktien. Exakt die Hälfte des Musterdepots entfällt weltweit gefächert
auf festverzinsliche Papiere der Industrie- und Schwellenländer
sowie auf Unternehmens- und Wandelanleihen. Zusätzlich werden
Alternative Investments, offene Immobilienfonds und Gold mit
jeweils 5 Prozent beigemischt. Dass ein breiter Anlage-Mix oberste
Priorität hat, zeigt auch das so genannte ausgewogene Depot der
RLB Noe-Wien mit insgesamt 31 Prozent Aktien, 34 Prozent Anleihen,
und jeweils rund 10 Prozent in Alternative Investments, Managed
Futures Fonds und Rohstoffen.
Übrigens: Die massive Flucht in die Reservewährung Gold hat
bereits nachgelassen. Zu Recht, wie Euram-Experte Huber befindet:
„Je nach Kaufzeitpunkt sitzen viele Anleger, die in das Edelmetall
investierten, bereits auf 10 oder 20 Prozent Wertverlust. Ich würde
Gold selbst dann nicht kaufen, wenn sich der Preis je Feinunze noch
weiter verringert. Deutlich bessere Chancen räume ich Silber ein.“
///
herever you go, cab drivers often have great tips as to the best restaurants, important tourist attractions and the latest cultural events. But
do cab drivers also have what it takes to offer useful advice when it comes to
questions of money? Terrance Odean, who formerly worked as a New York cab
driver and builder, most certainly does. He gave up his job as a cab driver decades
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ago, went back to school and took a degree at the age of 40, and eventually
worked his way up to become a Professor at the University of California,
Berkeley, and one of the world’s top economists. Although the New York and
Frankfurt Stock Exchanges had made up for the losses suffered during the
financial crisis by early March, the expert recommends we remain realistic and
keep a lid on any euphoria. As Professor Odean puts it: “When the stock
exchange is booming, optimism and self-confidence naturally rise. The problems
start when that self-confidence starts to become excessive. That infects
investment. You have to keep an eye on what is actually possible in the long term
with investments.” And that’s exactly why problems have been arising for some
time now in earning opportunities on savings accounts and government bonds
in traditionally low-risk countries such as Austria and Germany, as well as
bonds in the USA. The reason for this is that central banks on both sides of the
Atlantic have essentially lowered interest rates to zero, as a result of which yields
on investments traditionally viewed as safe have actually slipped below zero
once inflation is taken into account. Mathias Bauer, head at fund management
company Raiffeisen Capital Management, says this: “I’m expecting interest
rates to remain low for some years to come. As a result, weak yields on savings
accounts and government bonds in countries with top ratings look likely to be
with us for a while.”
Private banking experts reacted to this trend early on. Wolfgang Traindl,
Manager of Private Banking at Erste Bank: “15 years ago it was perfectly normal
to keep the majority of your invested money in secure government bonds, and
leave the rest on the stock exchanges.” In recent years, however, it has been
necessary to change this direction to keep the earning trend of clients’ deposits
on course. The portion of solid government bonds has gradually been reduced,
and replaced by corporate, high interest and government bonds from emerging
countries. The proportion taken up by stocks has also slowly been increased.
Heinz Mayer, Chairman of the Executive Board at Schoellerbank: “The share
weighting in our client deposits has been continually increased to around 30
percent for around two years now. It is now becoming clear that, despite all the
crises, the stock exchanges is not going to be killed off.” When selecting
individual stocks, the expert continues to place his trust in the securities of
Es zeigt sich, dass die Börsen trotz aller Krisen
nicht umzubringen sind. | Despite all the crises,
the stock exchanges are not going to be killed off.
globally active companies. These include Swiss foodstuffs multinational Nestlé,
which makes just two percent of its turnover in Switzerland itself, while 40
percent of its business is already generated in emerging markets. The expert also
sees solid return potential in the securities of US groups Johnson & Johnson and
Berkshire Hathaway, French pharmaceuticals group Sanofi, and Asian stock
exchanges. Despite the Frankfurt Stock Exchange bouncing back, Mayer does
not expect the positive mood to fizzle out abruptly: “The German groups are well
positioned, and generating high cash flows.” Asia, and the Chinese stock
exchange in particular, is one of the big hopes of Christian Ohswald, Manager of
Private Banking at RLB NÖ-Wien. As Ohswald says: “Significant growth is
possible in China stocks this year. Underlying economic data in China are
positive, and the level of inflation manageable. As well as this, China’s stock
exchange has the potential to make up lost ground after a weak start to the
year.”
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Susanne Höllinger, Chair of the Executive Board of Kathrein Privatbank,
confirms that a carefully regulated commitment to stock exchanges is justified
as a way to escape the interest rate trap: “Stocks are in a lasting upward trend.
Double-digit growth rates are more likely than double-digit losses. Directly
compared to the yield on safe government bonds, the earning yield of the stock
exchange groups and the share of stocks with high dividend yields has not been
as high as this since the 1970s.”
The question remains, however, of whether the first signs of overheating are
not already beginning to appear on the stock exchanges. “Absolutely not,” says
Robert Zadrazil, Chairman of the Executive Board at Bank Austria Private
Banking. “Looked at historically, stock valuations are not excessive, and there is
no sign of exaggerated euphoria on stock markets,” Zadrazil continues.
Raiffeisen’s head of fund management Mathias Bauer takes the same line:
“Since the European Central Bank threw its weight behind the euro debtor
countries in the summer of 2012, the fear has been taken out of the system. It’s
no surprise to learn that rates on some stock markets have risen to where they
were before the crisis, as many groups quoted on the stock exchange are already
now making profits as high as in 2007.”
Despite the positive assessments, of course, investors should not forget that
falls on the stock exchanges are possible at any time. Manfred Huber, Chair of
the Executive Board of Euram Bank: “Stock exchange prices have risen strongly
in the past two years, by between 30 and 40 percent. After a rise like that, of
course, the risk of corrections rises.” In addition to this, a number of questions
still remain to be answered before the recovery of the industrialised economies is
complete. As Bank Austria Chairman of the Executive Board Zadrazil points
out: “The euro debt crisis is by no means over yet, and the need for budget consolidation remains. That also applies to the USA, as the latest automatic budget
cuts make clear.” Erste Bank expert Traindl: “Although I’m working on the
assumption that high stock quotas will pay off in the medium- to long-term as
part of a widely-spread investment portfolio, investors do need to be able to
withstand possible stock exchange losses of up to ten percent over the year.”
Kathrein Bank expert Höllinger agrees: “A loss of between five and – in the worst
case – 15 percent is conceivable. Consequently, investors should remain within
their risk class when it comes to the share of their investments they put in
stocks.”
And speaking of risk: Austria’s investment experts are widely of the opinion
that overall risk remains manageable if the total investment is widely spread.
The sample private banking portfolio of Erste Bank, for example, which is
tailored to dynamic investors, contains 25 percent of stocks from industrialised
economies and ten percent from emerging markets. Looked at worldwide,
exactly half the sample portfolio is in fixed-interest bonds in industrialised and
emerging markets and corporate and convertible bonds. These are mixed with
five percent each of alternative investments, open property funds and gold. The
fact that a wide investment mix is of the highest priority is also shown by the
so-called balanced deposit of RLB NÖ-Wien, which features a total of 31 percent
in stocks, 34 percent in bonds, and around ten percent each in alternative
investments, managed futures funds and commodities.
The massive flight into gold as a reserve currency has already begun to slow,
by the way. And rightly so, as Euram expert Huber puts it: “Depending on when
they bought, many investors who put their money in gold have already lost
between ten and twenty percent. I myself would not buy gold unless the price per
troy ounce were to fall further. I would estimate the opportunities to be much
better in silver.”
*