GvA - Gesellschaft für volkstümliche Astronomie Hamburg eV

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GvA - Gesellschaft für volkstümliche Astronomie Hamburg eV
Zeitschrift der
Gesellschaft für volkstümliche Astronomie e.V. Hamburg
Juli 2012
Sonderheft Venustransit 2012
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Tel.: 040/51143t'BY0/5114594
040 / 511 43 t'BY0
/ 511 45 94
Tel.:
&JòFTUSt)BNCVSH
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Telescopes,
Telescopes, Eyepieces
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and
Astrographs
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Diese
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Schneller, schlanker,
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XXXBTUSPTIPQDPN
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Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Ausgabe des Sternkiekers stellt ein Novum dar. Es ist die erste Ausgabe, die komplett und ausschließlich online erscheint. Wir
wollen damit neue Wege für die Zukunft beschreiten, weil immer mehr der Wunsch nach einer farbigen Ausgabe an uns herangetragen
wird, manch einer gar nicht mehr im Sternkieker veröffentlichen möchte, weil er „nur“ in Schwarz-Weiß erscheint, der Verein aber die
Kosten für eine gedruckte, farbige Version unserer Vereinszeitschrift nicht aufbringen kann.
Eine alternative Lösung ist die Herstellung eines farbigen PDFs zum Download und, da nach einer aktuellen Umfrage etwa 80 % aller
Hamburger Haushalte mittlerweile „online“ sind, hoffen wir, dass sich die Idee eines online-Sternkiekers durchsetzen wird. PDFs kann
man mittlerweile auf vielen digitalen Lesegeräten darstellen, auch und besonders an den derzeit stark in Mode gekommenen Tabletts,
denen auch farbige Bilder hoher Qualität keine Probleme mehr bereiten. Was das für die Zukunft des „normalen“ Sternkiekers bedeutet,
hängt ein wenig von der Resonanz auf diese Ausgabe ab.
Nicht gerade ein Novum, aber zum letzten Mal im Leben vieler Leserinnen und Leser, ist das Thema dieser Sonderausgabe, der Venustransit. Nachdem man in unseren Breiten den Venustransit vom 6. Juni 2004 sehr gut in voller Länge beobachten konnte (die Redaktion war damals in der Nähe von Hildesheim unterwegs), wurde der 2012er-Transit zu einer kniffligen Angelegenheit, und während
man in Hamburg – mal wieder – eher schlechtere Bedingungen vorfand, sah es andernorts sehr viel besser aus. Darüber wird in diesem Sternkieker ausführlich berichtet.
Wir wünschen Ihnen und Euch nun viel Spaß beim Lesen!
Manfred Holl, André Wulff
Titelbild:
Venustransit am 6.6.2012, 5:02 MESZ, beobachtet an der Ostküste Fehmarns, Refraktor 80/520 mm, Canon EOS 1100D, f=520 mm, ISO 200,
1/200s (Manfred Holl)
Rückseite:
Frühmorgendliche Szenerie auf Fehmarn (Manfred Holl)
Impressum
Redaktion:
Layout und Satz:
André Wulff (V.i.S.d.P.), Manfred Holl (V.i.S.d.P.), Jörg Schirmer
André Wulff und Manfred Holl
Der Sternkieker erscheint im Eigenverlag.
Herausgeber ist die Gesellschaft für volkstümliche Astronomie e.V. Hamburg,
Vorderhaus 2.Stock, Eiffestrasse 426, 20537 Hamburg
Anschrift der Redaktion:
André Wulff, Langenrehm 41, 22081 Hamburg, eMail: andre@andrewulff.de
Manfred Holl, Friedrich-Ebert-Damm 12a, 22049 Hamburg, eMail: m.holl@t-online.de
An eine dieser beiden Adressen Einsendung von Manuskripten bzw. Datenträger sowie Kleinanzeigen.
Texte bitte in den Formaten *.txt, *.rtf oder *.doc abfassen, Bilder bitte in den Formaten *.jpg, *.tiff oder *.raw
einreichen. Die Texte müssen unformatiert, Bilder in der höchsten Auflösung für die beste Druckqualität (mind. 300 dpi
für den Innenteil und 600 dpi für die Umschlagseiten) und stets vom Text getrennt übermittelt werden.
Der Sternkieker digital ist eine Sonderausgabe des viermal jährlich erscheinenden gedruckten Sternkiekers, der jeweils
zu Beginn eines Quartals erscheint.
Der Redaktionsschluss für den gedruckten Sternkieker ist jeweils 8 Wochen vorher:
1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November
Digitaler Versand bzw. Bereitstellung auf der Website http://www.gva-hamburg.de, erfolgt durch die Gesellschaft für
volkstümliche Astronomie e.V. Hamburg
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck, auch auszugs
weise, nur mit Genehmigung der Redaktion; Copyright bei den einzelnen Autoren.
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
3
Digitaler Sternkieker zum Venustransit
Anzeigen
2
Editorial
3
Impressum
3
Wie oft kommt es zu einem Venustransit (Matthias Hünsch)
5
Der Venustransit vom 6.6.2012 (Wolfgang Moldenhauer)
7
Venustransit 6.6.2012 (Wolfgang Busch)
9
Venustransit mit einfachster Ausrüstung (Daniel Schenck)
10
Venusdurchgang in Heiligenhafen (Hartwig Lüthen)
13
Abenteuer Venustransit (Jürgen Hill)
19
Venustransit am 06.06.2012 - reif für die Insel (Manfred Holl)
21
Welches Wettermodell hätten’s denn gern? (André Wulff)
27
Der Venustransit am Morgen des 06.06.2012
29
Venustransit auf dem Maisfeld (Marcus Etting)
33
Venustransit in Tromsö (Hinrich Bäsemann)
35
Zum Venustransit nach Lappland (Arnold Oberschelp)
37
Mein Venustransit 2012 (Jörg Schirmer)
39
Bildergalerie von Uwe Freitag
40
Bildergalerie von Carsten Jonas
42
Anschriften
45
4
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Wie oft kommt es zu einem Venustransit?
von Matthias Hünsch
Ein Venustransit – der Vorübergang der Venus vor der Son-
nustransit, d. h. Erde und Venus stehen exakt in der Knotenli-
nenscheibe – zählt zu den seltensten Himmelsereignissen
nie, die Venus läuft genau durch die Sonnenscheibenmitte.
überhaupt. Nach den beiden Transitvorgängen der Jahre
Nach 8 Jahren und 2,45 Tagen (das wäre im Jahr T+8 am 9,45
2004 und 2012 müssen wir jetzt 105,5 Jahre warten, bis wir
Juni, also am 9. Juni um 10:48h) findet die fünfte nachfolgende
wieder ein solches Schauspiel verfolgen können. Kaum ein
untere Konjunktion um genau diejenige Strecke versetzt statt,
jetzt lebender Mensch wird dies noch erleben dürfen.
die die Erde in 2,45 Tagen zurücklegt. Diese kleine Verschiebung reicht bereits aus, damit die Venus die Sonnenscheibe
Warum sind diese Ereignisse so selten, und warum treten sie
gar nicht mehr trifft, sie wandert um 22 Bogenminuten versetzt
mit einer so merkwürdigen Regelmäßigkeit auf? Warum verge-
knapp ober- oder unterhalb vorbei, denn die Sonnenscheibe
hen mal 8 und mal mehr als 100 Jahre zwischen zwei aufeinan-
hat nur einen Radius von ca. 15 Bogenminuten.
der folgenden Venustransitereignissen?
Haben wir dagegen zum Zeitpunkt T einen „streifenden“ Transit,
Damit es zu einem Venustransit kommt, müssen zwei Voraus-
so ist 8 Jahre und 2,45 Tage später bei der fünftnächsten unte-
setzungen erfüllt sein:
ren Konjunktion die Venus wieder um 22 Bogenminuten nach
1. Die Venus muss sich in unterer Konjunktion befinden, also
oben oder unten versetzt, trifft aber diesmal noch die ca. 30 Bo-
auf ihrer inneren und schneller durchlaufenen Bahn sozusagen
genminuten durchmessende Sonnenscheibe wiederum strei-
gerade die Erde überholen.
fend, aber am anderen Sonnenrand. Somit verstehen wir jetzt,
2. Beide Planeten müssen sich sehr dicht an der Knotenlinie,
warum es entweder einen einzelnen Transit und dann lange
das ist die Schnittlinie der Bahnebenen von Venus und Erde,
Zeit keinen mehr gibt, oder zwei Transite im Abstand von 8 Jah-
befinden.
ren und dann wieder lange Zeit keinen.
Die erste Bedingung ist alle 583,92 Tage – die synodische Um-
Die zehnte nachfolgende untere Konjunktion findet dann 16
laufzeit der Venus – erfüllt (1); mit dieser Periode wiederholen
Jahre und 4,9 Tage später (also im Jahr T+16 am 11. Juni um
sich die unteren Konjunktionen. Exakt gilt dieser Wert aber nur,
21:36h) um die doppelte Strecke versetzt statt. Dann ist die
wenn sich beide Planeten absolut gleichförmig, also auf Kreis-
Venus um 44 Bogenminuten gegenüber der 16 Jahre zurück-
bahnen bewegen würden. Die leichte Elliptizität der Planeten-
liegenden Konjunktion versetzt und trifft die Sonnenscheibe in
bahnen führt zu geringen Abweichungen von diesem Wert.
jedem Fall nicht mehr. Drei Transite in Folge sind nicht möglich.
Lägen die Bahnen von Venus und Erde exakt in der gleichen
Diese alle 8 Jahre auftretende Verschiebung jeder fünften un-
Ebene, gäbe es mit dieser Periode bei jeder unteren Konjunk-
teren Konjunktion von 2,45 Tagen addiert sich immer weiter, bis
tion einen Transit. Das ist jedoch nicht der Fall, denn die beiden
nach 74,5 solcher 8-Jahresperioden, also insgesamt nach rund
Bahnebenen sind um den Winkel von 3,4 Grad gegeneinander
596 Jahren die untere Konjunktion am anderen Knoten, um
geneigt. Das ist nicht viel, reicht aber aus, dass fast jedes Mal
180° versetzt, stattfindet, und es somit wieder zu einen Transit
die Venus von der Erde aus gesehen in unterer Konjunktion
kommt. Tatsächlich ist die Zeitdauer bis zum nächsten Transit
unter- oder oberhalb der Sonnenscheibe vorbei läuft. Nur in der
jedoch geringer, denn wir haben ja bisher nur jede fünfte untere
Nähe der Knotenlinie kommt es zu einem Transit. Die Erde pas-
Konjunktion betrachtet. Die vier anderen unteren Konjunktionen
siert diese Knotenlinie auf ihrer Bahn gegenwärtig immer um
innerhalb einer solchen 8-Jahres-Periode finden irgendwo, aber
den 7. Juni oder den 8. Dezember herum.
abseits der Knotenlinie statt. Aber schon nach 121,5 Jahren,
Nun entsprechen zufälligerweise 13 Venusjahre (13 x 224,7 =
und nicht erst nach 596 Jahren, findet eine der anderen vier un-
2921,1 Tage) fast genau 8 Erdenjahren (8 x 365,256 = 2922,05
teren Konjunktionen am um 180° versetzten Knoten statt, und
Tage). Das bedeutet, nach 8 (Erden-)Jahren findet eine untere
es kommt wieder zu einem Venustransit.
Konjunktion der Venus fast genau unter gleichen Bedingungen
Eigentlich müsste sich das Ganze – also einfach oder paar-
statt, insbesondere fast an der gleichen Stelle der Bahnen. Die-
weise auftretende Transite – mit dieser Periode von 121,5 Jah-
ser Zeitraum entspricht 5 synodischen Venus-Umlaufzeiten (5
ren wiederholen. Wegen der elliptischen Umlaufbahnen von
x 583,92 = 2919,60 Tage), also jede fünfte untere Konjunktion
Venus und Erde gilt diese Periodizität jedoch nicht streng. Über
findet nahezu in gleicher ekliptikaler Länge statt – aber eben
längere Zeiträume hinweg – im Bereich von mehreren Jahrtau-
nur fast! Die geringe Differenz von 8 Erdumläufen um die Sonne
senden – finden Serien von einfachen oder paarweisen Transi-
und 5 synodischen Venusumläufen von 2922,05 – 2919,6 =
ten
2,45 Tagen bewirkt ein langsames Fortschreiten des Ortes jeder
Wiederholungsperiode ist das doppelte, nämlich 243 Jahre. Ge-
fünften unteren Konjunktion der Venus.
genwärtig (2. und 3. Jahrtausend) haben wir eine Serie paar-
Nehmen wir einmal an, zu einem bestimmten Zeitpunkt (z. B.
weise auftretender Transite im Rhythmus:
am 7. Juni um 00 eines Jahres T) gibt es einen zentralen Ve-
Transit – 8 Jahre – Transit – 121,5 Jahre – Transit – 8 Jahre –
h
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
statt,
zeitweilig
auch
abwechselnd.
Die
5
Transit – 105,5 Jahre. Der Grund, warum sich diese Serien über
lange Zeiträume verändern, ist die Tatsache, dass die Bahnen
Hieraus kann man zumindest ungefähr abschätzen, wo der
von Venus und Erde nicht vollkommen stabil sind, sondern den
Transit beobachtbar war. Während der Dauer des Transits
störenden Anziehungskräften der anderen Planeten unterlie-
(symmetrisch um die Mitte des Transits gelegt) muss die Sonne
gen. Dadurch ändern sich langsam die Bahnparameter wie z.
im fraglichen Zeitraum (in UT!) über dem Horizont stehen.
B. die Länge des Perihels und der Knotenlinie. Zwischen den
Beispiel: 5./6. Juni 2012 – Transit von 22:09 bis 04:49 UT =
Jahren 667 und 1396 gab es beispielsweise abwechselnd ein-
23:09 bis 05:49 h MEZ, Sonnenaufgang in Hamburg um 03:53
fache und doppelte Transite im Rhythmus: Transit – 121,5
h MEZ, folglich waren die letzten zwei Stunden des Transits dort
Jahre – Transit – 8 Jahre – Transit – 113,5 Jahre. Davor (427 v.
zu beobachten.
Chr. bis 424 n. Chr.) gab es nur einfache Transite im Abstand
von jeweils 121,5 Jahren. Die gegenwärtige Serie doppelter
Transite wird bis zum Jahre 2984 andauern.
Anmerkungen:
(1) Dieser Wert ergibt sich, wenn man die Umlaufzeiten von
Die Venustransit-Ereignisse der „jüngeren“ Vergangenheit und
Venus (224,7 Tage) und Erde (365,26 Tage) um die Sonne als
„näheren“ Zukunft sind in der folgenden Tabelle aufgeführt (2):
Frequenzen schreibt, also die Kehrwerte bildet. Die Differenz
der Kehrwerte ist die Frequenz derjenigen Periode, mit der der
Datum
Mitte des Transits (UT)
Dauer (hh:mm)
schnellere Planet den langsameren immer wieder einholt, d. h.:
23.11.1396
19:25
07:23
1/224,7 – 1/365,26 = 1/583,92.
26.05.1518
01:56
06:56
(2) Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass die Ereignisse
23.05.1526
19:11
05:55
von 1396, 1518 und 1526 scheinbar nicht an den Daten des
07.12.1631
05:19
03:56
Knotendurchgangs (7.6. bzw. 8.12.) stattgefunden haben. Die
04.12.1639
18:25
06:57
Erklärung liegt in der Kalenderreform des Jahres 1582, als der
06.06.1761
05:19
06:35
Julianische durch den Gregorianischen Kalender ersetzt wurde
03.06.1769
22:25
06:20
und sich dabei eine Verschiebung von 11 Tagen ergab, weil der
09.12.1874
04:07
04:37
Julianische Kalender schon „aus dem Ruder gelaufen“ war.
06.12.1882
17:06
06:18
08.06.2004
08:20
06:13
Quellen:
06.06.2012
01:29
06:40
Eli Maor, Venus in Transit, Princeton Univ Press, 2004 (2nd ed.)
11.12.2117
02:48
05:40
http://eclipse.gfc.nasa.gov/transit/catalog/VenusCatalog.html
08.12.2125
16:01
05:33
11.06.2247
11:33
05:43
09.06.2255
04:38
07:00
Venus vor dem Transit (Rainer Anton)
6
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Der Venustransit vom 6.6.2012
von Wolfgang Moldenhauer
Das „Jahrhundertereignis“ musste natürlich auf Film bzw.
schon mal angesehen und festgestellt, dass für den Refraktor
auf einen Chip gebannt werden. Das Problem war nun, wo
eine Barlowlinse gut wäre.
ich beobachten wollte und wie das Wetter mitspielen
Ich habe eine selbst gebaute Doppelbefestigung mit Paralleli-
würde. Da ich am 6. vormittags einen festen Termin hatte,
sierungsfunktion. Dazu nahm ich dann einen Schornstein in 1,7
blieb schlussendlich nur noch die Wohnung als Beobach-
km Entfernung (Google Map) auf’s Korn und hatte nach einigen
tungsplatz übrig, da alle anderen Plätze zu weit entfernt
Verstellungen den Schornstein in beiden Rohren im Faden-
waren.
kreuz. Nun noch die Kameras an die Rohre klemmen und ab
ins Bett.
Also eine Woche vor dem Ereignis den Wecker auf 5 Uhr 25
Am nächsten Morgen, nach einem leichten Frühstück, wurde
gestellt, um den Punkt des Sonnenaufgangs festzulegen. Vor
dann beobachtet. Die Sonne tauchte natürlich in einem leichten
dem Fenster steht nämlich eine große Lärche oder Zeder, je-
Wolkenschleier hinter einem entfernten Baum auf. Das Scharf-
denfalls ein hoher Baum, ziemlich genau in Richtung Osten.
stellen mit der WebCam ging ziemlich einfach vonstatten. Ich
Aber der Aufgangspunkt der Sonne lag weit links vom Baum,
hatte auch gleich die Venus voll auf dem Bildschirm. Nur die
also alles OK. Musste nur noch das Wetter mitspielen.
EOS wollte nicht. Also Kamera lösen und per Hand nach hinten
Am Abend vorher rief dann noch Karsten an, ob ich mit nach
ziehen, bis die Sonne einigermaßen scharf im Sucher war. Da
Fehmarn wollte. Musste ich aber leider wegen des Termins am
half nur noch eine verstellbare Verlängerungshülse. Barlowlinse
Vormittag absagen.
in die Verlängerungshülse, Kamera anschließen und siehe da,
Meine Frau war natürlich sehr begeistert, als ich dann das Zim-
ich konnte scharf stellen. Nun hatte ich aber nur eine halbe
mer umräumte: Sessel von einer Ecke mitten in den Raum,
Sonne in der EOS, weil ich ja vorher parallelisiert hatte. Das
Stehlampe in die andere Ecke, Montierung aus dem Keller ans
Einstellen des neuen Bildausschnitts erwies sich dann als sehr
Fenster und den Aufbau testen. Ich wollte das Ereignis in Bild
schwierig. Bedingt durch die veränderte Gewichtsverteilung am
und Film dokumentieren. Dazu sollte der Mak (Brennweite 1250
Refraktor kippte das Teil immer wieder nach hinten. Ich hatte
mm) mit der WebCam bestückt werden und mein Refraktor mit
die Parallelisierungseinheit einfach falsch herum auf die Dop-
der EOS. In Stellarium hatte ich mir die Bildausschnitte vorher
pelbefestigung geschraubt. War also ein kleiner Denkfehler, der
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
7
aber nun nicht korrigiert werden konnte. Zum Schluss kippte
Fenster geschlossen und die Augen für noch mal 2 Stunden
der Refraktor total aus dem Bild, sodass ich dann auf das Fo-
ebenso.
tografieren verzichtete. Einige Aufnahmen wurden aber trotz-
Ich habe wahrscheinlich nicht so viel Spaß gehabt wie die an-
dem etwas. Die WebCam-Aufnahmen waren alle ein wenig flau,
deren Beobachtergruppen, aber das Ereignis ist mehr oder we-
aber ich bin damit zufrieden.Nachdem die Venus den Sonnen-
niger im Kasten. Und nun warte ich auf den nächsten
rand verlassen hatte, wurden die Geräte abgeschaltet, das
Venustransit.
8
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Venustransit, 6.6.2012
von Wolfgang Busch
Bezüglich des Venustransits war ich privilegiert. Von meiner
davon allein 18 vom 3.Kontakt bis „Transitende“. Als Fernrohr,
kleinen Dachsternwarte aus ist gerade der NO-Horizont nur
und das ist mehr als exquisit, diente mir der Sucher vom Ber-
durch relativ ferne Bäume etwas gestört. So konnte ich zwi-
gedorfer 1m-Teleskop (FH 100/1005), der sich zusammen mit
schen 5:41 und 6:51 Uhr insgesamt 60 Aufnahmen machen;
einem breitbandigen Grünfilter ziemlich apochromatisch zeigte.
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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Venustransit mit einfachster Ausrüstung
von Daniel Schenck
Autobahn: Olympus E-410, Sigma 55-200mm Tele @ 200mm, Belichtungszeit: 1/4000 s, Blende: F/6.3, ISO 800 (Daniel Schenck)
Auch ich wollte mit meiner Freundin bei diesem besonde-
ten. Die Autobahn war frei, dennoch saßen wir zum Zeitpunkt
ren Ereignis dabei sein. Die erste Chance vor acht Jahren
des Sonnenaufgangs noch bei Tempo 150 im Auto. Erste Fotos
hatte ich nur visuell genutzt, diese letzte Chance wollten
wurden von Julia durch die Windschutzscheibe geschossen,
Julia Schütze und ich nun mit Fotos festhalten. Dabei leg-
bei Reinfeld verließen wir die Autobahn und parkten den Wagen
ten wir weniger Wert auf die Qualität der Ergebnisse, son-
schnell in einem Gewerbegebiet (Stubbendorf).
dern wollten einfach das „Dabeisein“ dokumentieren.
Die Wettersituation stellte sich ähnlich wie in den hochfrequen-
Unsere Vorbereitungen auf den Venustransit waren ent-
tierten Beobachtungsplätzen Fehmarn und Heiligenhafen dar,
sprechend recht lax, so dass wir lediglich einige Streifen
die Umgebung war allerdings weniger idyllisch.
Rettungsdecke sowie unsere Kameras, eine Olympus E-
Trotzdem war die Freude riesig, als wir mit einfachsten Mitteln,
410 mit Sigma 55-200mm Teleobjektiv und eine Canon EOS
mit auf dem Autodach liegenden Kameras und einfach davor-
1000D mit 75-300mm Teleobjektiv, bereit hielten.
gehaltener Rettungsdecke, die Venus vor der Sonne fotografieren konnten!
Drei Tage vor dem Transit waren wir optimistisch mit der Ein-
Eine Nebensonne konnten wir ebenfalls ablichten. Begleitet
schätzung der Wetterlage und planten die Fotos zunächst in
wurde der Transit in Stubbendorf von Störchen, Krähen, Hasen
Buchholz. So standen wir erst kurz vor vier Uhr auf und begut-
und Pendlern, die sich in Stubbendorf offenbar zur Bildung von
achteten den Himmel. In diesem Moment wurde uns klar, dass
Fahrgemeinschaften treffen. Sie alle waren weniger begeistert
es vielleicht doch sicherer wäre, noch Richtung Ostsee zu star-
über die Besonderheit dieses Sonnenaufgangs als wir.
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Strommasttransit: Daniel Schenck: Olympus E-410, Sigma 55-
Gewerbegebiet. Sonne mit Nebensonne: Olympus E-410, Kit-
200mm Tele @ 200mm, Belichtungszeit: 1/500 s, Blende: F/9.0,
linse Zuiko 14-42mm @ 14mm, Belichtungszeit: 1/320 s,
ISO 800 (Daniel Schenck)
Blende: F/10.0, ISO 400 (Daniel Schenck)
Venustransit 1st.: Olympus E-410, Sigma 55-200mm Tele @
200mm, Belichtungszeit: 1/30 s, Blende: F/5.6, ISO 1600, 2x
Rettungsdecke, Crop (Daniel Schenk)
Venustransit 2nd.: Olympus E-410, Sigma 55-200mm Tele @
200mm, Belichtungszeit: 1/200 s, Blende: F/5.6, ISO 200, 2x
Rettungsdecke, CropBild (Daniel Schenck)
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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Nebensonne. Daniel Schenck: Olympus E-410, Sigma 55-200mm Tele @ 55mm, Belichtungszeit: 1/640 s, Blende: F/9.0, ISO 400B
(Daniel Schenck)
Storch: Olympus E-410, Sigma 55-200mm Tele @ 200mm, Belichtungszeit: 1/400 s, Blende: F/7.1, ISO 400, Crop (Daniel
Schenck)
Venustransit mit Vögeln. Canon EOS 1000D, Canon 75-300mm
Tele @ 300mm, Belichtungszeit: 1/4000 s, Blende: F/5.6, ISO
800, 1x Rettungsdecke, Crop (Julia Schütze)
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Venusdurchgang in Heiligenhafen
– das Drama um den Fernsehturm-
von Hartwig Lüthen
Abb. 1: Sonnenfinsternis vom 31.5.2003, ca. 3:36 UT, aufgenommen durch eine Bodenluke in Hamburg-Altona. Foto aus freier Hand
mit Olympus 2100 Digitalkamera
Irgendwie fehlte mir die innere Einstellung zum letzten Ve-
Abb.
2:
Komet
nusdurchgang meines Erdendaseins. Ich bin ja eigentlich
2004
F4
(Brad-
reiselustig, aber für dieses Event nach Ägypten, Australien
field)
oder ans Nordkap zu fahren, fand ich doch ein wenig über-
25.2.2004,
trieben. Den Transit in der Region zu verfolgen, schien mir
UT.
doch ein wenig angemessener.
am
Foto
2:15
mit
50mm-Objektiv
und Mintron. Die
Eine Menge Sternfreunde diskutierten im Netz und in Gesprä-
Kamera war am
chen schon seit Monaten mögliche geeignete Beobachtungs-
Fensterrahmen
plätze in Deutschland. Ich fand immer, dass diese Debatten im
der Bodenluke mit
luftleeren Raum stattfanden. Denn was nützt einem ein gut ge-
einer
planter Standort, wenn das Wetter dort nicht mitspielt? Am Ende
zwinge befestigt.
Schraub-
würde man dort hinfahren, wo das Wetter aussichtsreich ist,
und dort einen Standort suchen. Und so begann ich erst am
Wochenende vor dem Ereignis, in die Planung einzusteigen.
Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als ob es eventuell auch in
Hamburg klar werden könnte. Anlass genug, sich die Operation
„Venustransit zu Hause“ einmal konkret vorzustellen. Immerhin
bietet mein Balkon ganz gute Sicht nach Osten und Nordosten.
Aber mit den Jahren sind die Bäume höher geworden, und
somit hat man keine absolute Horizontsicht, weder beim Sonnenaufgang noch beim Austritt würde man die Sonne sehen.
Von meinem Dachboden, eine Etage weiter oben, war die Situation deutlich günstiger. Mit Google Earth und Guide 9 fand
ich dann sehr schnell heraus, dass die Sonne direkt neben dem
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
Hamburger Fernsehturm aufgehen
würde.
Ja,
der
Turm würde sogar
in
die
Sonnen-
scheibe hineinragen. Noch besser
als von meinem
Trockenboden aus
würde der im Nachbarhaus funktionieren. Mein Haustürschlüssel passt auch dort! Ich würde eine 1000mm Russentonne mit
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dem Astrotrac-Giro auf ein großes Fernrohrstativ stellen und
all sangen Nachtigallen. Aber die klangen irgendwie anders.
durch die Dachluke ein einmaliges Foto des Hamburger Tele-
Genaues Hinhören ergab dann, dass es sich um die Zwillingsart
michels aufnehmen. Da bin ich in Übung: Mit den Jahren habe
der Nachtigall, den Sprosser handelte. Dann klingelte das
ich den Fernsehturm mit Sonnenfinsternis (Abb. 1) und den
Handy. Es waren Caro und Dominik.
Fernsehturm mit Komet (Abb. 2) fotografiert. Und ein Fernseh-
Die beiden hatten Heidelberg bzw. Würzburg verlassen und
turm mit Venusdurchgang würde diese Serie um ein einmaliges
waren nun auf der Flucht vor dem Wetter. Caro fragte: „Wie ist
Motiv erweitern!
die Lage? Was ist nun besser: Heiligenhafen oder Fehmarn?“
Am Abend vor dem Transit schien Hamburg dann aber leider
Ein Anruf bei den Sternfreunden in Fehmarn ergab, dass das
doch ein risikoreicher Standort zu werden. Von Südwesten
Wetter dort genau so war wie bei uns: Wolkenbank im Nordos-
rauschte Schlechtwetter heran und kam schnell voran. Die Mo-
ten und ansonsten leicht vercirrter, aber weitgehend klarer Him-
delle verrieten: Die Restchance für Hamburg war zwar nicht
mel. Wir würden hierbleiben. Und auch Caro und Dominik
Null, aber knapp würde es werden. Sehen wollte ich das Ereig-
stießen zu uns. Sie hatten eine ganz andere Einstellung zu dem
nis aber schon! Also machte es mehr Sinn, nach Nordosten zu
Ereignis als ich. Drei Refraktoren auf zwei Montierungen wur-
flüchten. Eine ganze Reihe von Sternfreunden brachen bereits
den aufgebaut: Eine Vixen-GP und Caros schöne AP400 (Abb.
in den Abendstunden zu der Ostseeinsel Fehmarn auf. Dort
4). Kurz nach den beiden trudelten Martin und ein Freund ein,
hatte Ulli Rieth per Google Earth einen Parkplatz bei Marien-
und auch Jürgen baute seinen 10cm Vixen-Refraktor auf. Lang-
leuchte identifiziert. Konni und ich zogen es vor, das Wetter
sam kam Zeitdruck auf.
noch zu verfolgen und erst nach zu Mitternacht starten. Wir hat-
Der verschärfte sich noch. Denn es ist überflüssig zu erwähnen:
ten den Eindruck, dass Fehmarn nicht ganz die günstigste Ecke
Auch Murphy war vor Ort, aber noch zu müde. Bei Konni ent-
wäre – manche Modelle zeigten vor der Insel tiefe Wolken.
wickelte sich nämlich eine dramatische Stromkrise. Denn sein
Etwas besser kam in allen Prognosen die gegenüberliegende
riesiger Powerpack mit Celestron-Label war unerwarteterweise
Küste von Heiligenhafen bis Hohwacht weg. An beiden Orten
leer.
fanden wir in Google Earth interessant aussehende Standorte
Caro beruhigte: „Kein Problem“ und schleppte ihren 12V Blei-
direkt am Wasser.
akku herbei. Aber auch der erwies sich als leer. Dominik baute
Um 0:30 fuhren wir los. Konni hatte seinen Van mit einer Mach1
daraufhin seine Autobatterie aus seinem Kombi aus und sorgte
und einem großen Astro-Physics-Refraktor gefüllt. Meine Rei-
so für die Energiewende. Bei mir brauchte nur die EOS einen
setasche mit der Russentonne hatte durchaus noch Platz. Dy-
Akku, und der war voll. In einem refraktorlastigen Umfeld (Abb.
Abb. 3: Die „Refraktorallee“ an unserem Beobachtungsort in
Heiligenhafen. Rechts die im Bau befindliche Seebrücke. Vorne
links Dominiks ausgebaute Autobatterie.
namisch entschieden wir, zunächst einmal in Heiligenhafen
Abb. 4: Caro beim Aufbau ihres Doppelrefraktors. Ein weiterer
Refraktor kam auf die vorne rechts zu erkennende GP-Montierung.
5) hatte ich die einzige Spiegeloptik im Einsatz, und da der tech-
vorbeizugucken, dort die Lage zu peilen, um dann eventuell
nische Aufwand sich in Grenzen hielt, konnte ich mich auch an-
nach Fehmarn oder Hohwacht weiter zu fahren. Irgendetwas
derweitig nützlich machen.
würden wir von dem Ereignis schon sehen. Das einzige, was
Caro meinte kurz vor Sonnenaufgang, dass sie zwar eine DMK
etwas wurmte, war der traurige Verzicht auf das ultimative Fern-
dabei hätte, aber unbedingt die sekundengenaue Uhrzeit ins
sehturm-Foto.
Bild einblenden wollte. Aus den Tiefen der Hirnwindungen grub
Bei kompletter Dunkelheit fanden wir auf dem Graswarder in
ich aus, dass Giotto das kann. Da mein Laptop – den ich nur
Heiligenhafen eine tolle Aussichtsplattform mit zugehörigem
zum Wetterfilm-Gucken dabei hatte - dieses Programm und alle
Parkplatz an einer im Bau befindlichen neuen Seebrücke. Über-
DMK-Treiber an Bord hatte, warf ich ihn kurzerhand auf den
14
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Abb. 5: Es wird noch refraktorlastiger: Konni mit seinem Astrophysics-Refraktor und seiner Mach1.
Abb. 6: Die Sonne geht auf über Fehmarn
Markt. Internetzeit wurde auf Vorschlag von Dominik per Webstick beschafft. Zwischendurch half ich Jürgen, sein Skywat-
Gleich nach dem Kontakt waren wir der Meinung, den Lomo-
chersteuerung zum Laufen zu kriegen.
nossov-Effekt zu sehen – das Überragen der Venusscheibe
Endlich wurde es langsam hell. Die Wolkenbank hatte, wie von
über den Sonnenrand aufgrund der Venusatmosphäre. Ein mit
dem immer optimistischen Dominik schon vorher erwartet, kom-
Autostakkert bearbeitetes und kontrastmäßig extrem hochge-
plett aufgelöst. Über Fehmarn erschien mit grünem Blitz die
würgtes Summenbild (Abb. 12) könnte den Effekt jedenfalls
Sonne (Abb. 6)! Sie war total verzerrt, und oben rechts war ein
zeigen.
ebenfalls total verzerrter ovaler Fleck erkennbar – die Venus.
Und dann hatte sich das Problem „Venustransit“ für die nächs-
Diese verformte sich und schnürte, ähnlich wie die Sonne, öfter
ten 105,5 Jahre erledigt. Wir hatten bei beiden Transits 2004
mal grünliche, aber dunkle Scheiben ab! Und dann nahm mich
und 2012 Erfahrungen gesammelt, die kein Mensch mehr brau-
Caro auf die Schippe: „Cool, da ist übrigens ein Fernsehturm
chen wird. Hier liegt ein riesiger Unterschied zu anderen Astro-
direkt neben der Sonne.“ Sie kannte nämlich meine diesbezüg-
Ereignissen wie totalen Sonnenfinsternissen oder großen
lichen Pläne. Ich guckte sicherheitshalber durch den Sucher –
Kometen, wo man berechtigte Hoffnungen hegen darf, es
und mich traf der Schlag! Da stand doch wirklich ein phantas-
nächstes Mal anders oder besser machen zu können. Beim Ve-
tischer Fernsehturm neben der Sonne (Abb. 7) – und die Sonne
nustransit wird einem die Endlichkeit unseres Erdendaseins
streift ihn sogar. Das Foto mit dem Fernsehturm (Abb. 8) war
ziemlich bewusst.
DOCH machbar! Erst einmal zwackte ich mich in die Backe,
Dafür gewannen ein paar andere, bislang verdrängte Probleme
um einen Traum auszuschließen, und dann ließ ich die Kamera
schlagartig an Bedeutung: Zum Beispiel die Ernährungsfrage.
klickten.
Ein kurzes Telefonat nach Fehmarn, und schon hatten sich et-
Als die Sonne immer höher kletterte, mussten die Sonnenfilter
liche Sternfreunde in der „ersten Autobahnraststätte auf dem
immer dichter werden (Abb. 9). Und das Seeing war sogar ganz
Weg nach Hamburg“ verabredet. Dort tauschten wir erste Im-
gut. Mit Caros DMK machten wir zwischendurch immer mal wie-
pressionen aus.
der eine Sequenz (Abb. 10). Beim Austritt hatten wir keine im
Im Astrotreff gab es einen länglichen Thread zu unserer Heili-
Gegensatz zu den Sternfreunden in Fehmarn keine Cirren vor
genhafen-Tour. Dort meinten Leser zu meiner größten Erheite-
der Sonne. Caros DMK-Video ergab dann eine Möglichkeit,
rung, die Standortwahl für das Fernsehturmfoto hätte ja wohl
dem legendären Tröpfcheneffekt nachzuspüren. Wir hätten je-
eine aufwändige Vorplanung erfordert! Eine Nachbereitung per
denfalls keine Probleme gehabt, den 3. Kontakt eindeutig zeit-
Guide und Google-Earth ergab, dass es sich um den Fernseh-
lich festzulegen (Abb. 11). In früheren Jahrhunderten kam es ja
turm von Puttgarden auf Fehmarn handelte, und dass er fast
bei den Beobachtern zu Unsicherheiten im Minutenbereich.
20 km von Heiligenhafen entfernt war.
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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Abb 7: Es geht doch! Fernsehturm und Sonne. 1000mm f/10 Russentonne und Canon 1000D.
Abb 8: Und dann steht nicht nur Venus vor der Sonne, sondern auch der fast 20km entfernte Fernsehturm von Puttgarden. Die Venus
wird durch die Atmosphäre extrem verzerrt. 1000mm f/10 Russentonne und Canon 1000D
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Abb. 9: Venustransit und Sonnenflecken. 1000mm f/10 Russentonne und Canon 1000D
Abb. 10: Venus vor der Sonne. 10cm Refraktor, DMK31, Verarbeitung mit Autostakkert. Foto: Carolin Liefke und Hartwig Lüthen
Abb. 11: Serie von Einzelbildern (Ausschnitte) aus einem DMK
Video vom 3. Kontakt. Man sieht um 4:37:18 einen schmalen
Spalt zwischen Venus und Sonnenrand, der 2 Sekunden später
(4:37:20) verschwunden ist. Laut Guide trat der Kontakt um
Abb.12: Ist der Lomonossow-Effekt ansatzweise sichtbar?
10cm Refraktor DMK31, Verarbeitung mit Autostakkert. Foto:
Carolin Liefke und Hartwig Lüthen
4:37:18 ein. Man konnte also den Kontakt sehr genau zeitlich
festlegen. 10cm Refraktor DMK31, Fotos: Carolin Liefke und
Hartwig Lüthen
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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Aufnahme: Konstantin von Poschinger
Aufnahme: Konstantin von Poschinger
Animation 1 (Konstantin von Poschinger)
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Aufnahme: Konstantin von Poschinger
Aufnahme: Konstantin von Poschinger
Animation 2 (Konstantin von Poschinger)
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Abenteuer Venustransit
von Jürgen Hill
Zugegeben, eigentlich hatte ich zum Ereignis „Venus Tran-
Ich merkte sofort, es wird sehr knapp bis zum Sonnenaufgang.
sit“ anfangs nicht die Einstellung „da musst du dabei
In meiner Not schickte ich einen verzweifelten Blick zum Him-
sein!“ Die Sonne hatte ich bisher noch nicht fotografiert
mel und bat darum, das Spektakel 15 Minuten später beginnen
und überhaupt - die richtige Ausstattung hatte ich auch
zu lassen. Dieser Wunsch wurde abgelehnt. Es kam noch
nicht.
schlimmer, ich sollte dafür auch noch schrecklich bestraft werden.
So hörte ich zwar gespannt zu, wie Hartwig beschrieb, dass der
Aber endlich war ich soweit, das Teleskop war aufgebaut, die
Venusdurchgang nur selten vorkommt und James Cook im
Nachführung lief und die Kamera wartete darauf, Bilder zu
Jahre 1769 bis nach Tahiti segelte, um diese Erscheinung zu
schießen.
beobachten und zu dokumentieren, und dass der nächste
Schnell holte ich mir noch ein paar nützliche Tipps von Hartwig.
Durchgang der Venus ja schon am 11. Dezember 2117 sein
Dann waren die Sonne und auch der dunkle Punkt der Venus
würde.
auf dem Notebook zu sehen. Das sah meiner Meinung nach
Also ließ ich die Zeit verstreichen. Bis zum Freitag, den 1.6. Da
ganz gut aus. Ich startete die „Intervall-Timer-Aufnahme“. Ab
kamen plötzlich Zweifel auf. Sollte ich doch etwas verpassen?
und zu musste ich dann aber die Nachführung manuell etwas
Morgens rief ich beim astro-shop in Hamburg an und fragte
korrigieren, da die Ausrichtung des Teleskops von mir etwas
nach einer Sonnenfolie. „Alles verkauft, aber vielleicht kommt
großzügig vorgenommen worden war.
ja heute noch eine neue Lieferung herein,“ war die Antwort. Na
Es lief alles ganz gut, ich war begeistert. Jetzt konnte ich nicht
ja dachte ich, damit hat sich dieses Thema für dich erledigt.
mehr verstehen, weshalb ich ursprünglich den Venus-Transit
Habe dann aber doch am frühen Nachmittag nochmals ange-
ignorieren wollte.
rufen und tatsächlich, die Sonnenfolie war gekommen. Dann
Dann aber, es war weit mehr als eine Stunde vergangen, kam
wurde es hektisch. Ich sprang ins Auto und holte sie mir.
es ganz dick. Meine abgelehnte Bitte, den Start um 15 Minuten
Nachdem ich auch noch reichlich Karton und Klebemittel be-
zu verschieben, sollte ungeahnte Konsequenzen haben. Die
sorgt hatte, konnte die Bastelei beginnen. Mit tatkräftiger Un-
Kamera lief noch, aber die Nachführung und das Notebook
terstützung meiner Frau war dann nach einiger Zeit der
streikten. Der Akku war leer. Das konnte eigentlich nicht sein.
Sonnenfilter einsatzbereit.
Waren hier höhere Mächte im Spiel?
Nun wurde es richtig spannend. Am Dienstag, dem 5., gingen
Auch wenn manches etwas holperig lief, ich bin mit dem Ergeb-
die Meinungen der Wetterexperten, wo der beste Ort zur Be-
nis zufrieden.
obachtung sein würde, hin und her.
Der Beobachtungsort Heiligenhafen hat aus heutiger Sicht viel-
Nachdem sich herausstellte, dass eine Gruppe nach Fehmarn
leicht sogar einige Vorteile gehabt. Die Bedingungen waren au-
wollte, entschied ich mich auch für Fehmarn und fuhr los.
ßerordentlich gut.
Gegen halb Drei fuhr ich auf einen Parkplatz und rief Konni an
um zu fragen, wo sich die Kollegen auf Fehmarn treffen woll-
Ach so, dies noch:
ten.
Bilder: 610
Konni sagte was vom Ort Presen und dann nach Windkraftan-
Kamera: Canon EOS 1000da
lagen suchen, dort seien die Kollegen. Ich bin also nach Presen
Teleskop: Vixen 102M
gefahren; habe ich auch sofort gefunden. Die Windkraftanlagen
Aus den Einzelbildern habe ich ein Video erstellt
waren trotz dunklem Nachthimmel auch gut auszumachen.
Aber dann, kein Weg und keine Straße brachte mich zum ersehnten Ziel. Entnervt gab ich irgendwann mal auf und war
Fazit:
plötzlich der Meinung, Heiligenhafen ist doch besser. Also wie-
1. Eine gute Vorbereitung ist alles. Daran muss ich noch arbei-
der zurück. Kurz vor Heiligenhafen dann ein zweites Mal Konni
ten. Der Trip nach Fehmarn und das Umkehren und Suchen in
angerufen, der sagte nur: „Rechts, rechts, Seebrücke, leicht zu
Heiligenhafen hat viel Zeit gekostet.
finden.“ Bin ich auch gefahren. Rechts, rechts, Parkplätze fand
2. Ich könnte auch im Auto Mails empfangen, hab ich bisher
ich etliche, aber ich fand keine Seebrücke und schon gar keine
nicht eingerichtet, weil ich dachte, brauchst du nicht. Die wirk-
GvA-Kollegen. Habe dann im Navi alle Parkplätze von Heiligen-
lich entscheidenden Mails kamen aber als ich schon auf der Au-
hafen aufgerufen und bin diese nacheinander angefahren. Ich
tobahn war.
glaube das waren 8 – 9 Plätze und welcher war’s ? Der Letzte!
3. Die ein oder andere Telefonnummer von jenen Kollegen be-
Endlich hatte ich den Parkplatz in Heiligenhafen gefunden, es
sorgen, die man von unterwegs anrufen möchte.
wurde schon hell. Nun musste ich schnell alles den Wall hinauf
4. Habe mir sofort einen weiteren Akku gekauft!
schleppen und aufbauen.
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Venustransit am 06.06.2012 – reif für die Insel
von Manfred Holl
Zum letzten Mal in unserem Leben wollten wir, das waren
polnisch-weißrussische Grenze zu fahren.
mehrere Leute aus der GvA Hamburg, einen Venustransit
André Wulff und ich hatten uns irgendwann auf die Ostküste
erleben. Aufgrund der Stellung der Erdbahn gegenüber der
der Insel Fehmarn festgelegt, weil das Wetter dort doch sehr
Venusbahn kommt es nur sehr selten zu einem Durchgang
eigen ist, wir aber in den Wetterberichten der Tage vorher
des Planeten vor der Sonne: Zweimal innerhalb von 8 Jah-
immer mitbekamen, dass dort die meisten Sonnenscheinstun-
ren, entweder im Juni oder im Dezember, danach ist ent-
den verzeichnet wurden. Überdies gab es mehrere Quellen im
weder 105 oder 122 Jahre lang Pause. Aus diesem Grunde
Internet, über die sich die Entwicklung leicht per Handy verfol-
konnte man beispielsweise im 20. Jahrhundert gar keinen
gen ließ. Auch die Regenradar-App des Deutschen Wetter-
Transit beobachten.
dienstes für iPhone und iPad lieferte ziemlich genaue
Vorhersagen ab.
Zum Glück haben wir es anders: Nachdem ich den 2004er
Da der Sonnenaufgang auf der Insel um 4:48 Uhr MESZ erfol-
Durchgang in der Nähe von Hildesheim beobachten konnte –
gen sollte, überlegten wir, ob wir nun morgens ganz früh los-
wo uns die ortsansässige Bevölkerung noch mit Kuchenpalet-
fahren sollten, oder am Abend vorher. Wir entschieden uns für
ten versorgte, weil wir sie durch die Fernrohre haben blicken
letzteres, nachdem sich mit Klaus-Peter Daub, Michael Steen,
lassen - wurde uns die Entscheidung, wo wir das 2012er-Ereig-
Christian Harder und Ulrich Rieth uns angeschlossen hatten.
nis beobachten konnten, nicht gerade leicht gemacht. Im Ge-
Ulrich hatte vorher noch einen Parkplatz in der Nähe von Mari-
gensatz zu 2004 war dieses Mal nämlich nur die Endphase und
enleuchte ausgemacht und die geographischen Koordinaten
nicht der vollständige Transit zu beobachten.
per Mail mitgeteilt. So kam es, dass außer uns noch weitere
Viel entscheidender aber war die Wettersituation und selbst am
GvA-Mitglieder sowie Sternfreunde aus dem Süden auf der
5. Juni war noch immer nicht sicher, wo es denn klar sein
Insel auftauchten. Doch vorher traf sich die „Fehmarn-Gruppe“
würde, weil von Westen ein kompaktes Tiefdruckgebiet heran-
auf dem Rastplatz Buddikate, von da aus ging es gemeinsam
zog. Die Frage war, wann dieses vor Ort sein würde. Auf den
auf die Insel. Wir parkten die Fahrzeuge so, dass die Heckklap-
Mailinglisten wurde spekuliert, evtl. nach Rügen, Usedom oder
pen in Richtung Ostsee zeigten und wir so bequem aus dem
Polen auszuweichen, es schlug sogar jemand vor, bis an die
Auto heraus alles aufbauen konnten.
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
21
Nach einem kleinen Fahrmurph aufgrund der Fehlleitung von
stank, dass wir schon ABC-Alarm ausrufen lassen wollten. Das
Christians Navi auf der Insel, kamen wir kurz nach Mitternacht
war deutlich mehr, als ein bis zum Rand gefülltes Dixie-Klo her-
am Parkplatz an. Hier standen schon drei Wohnmobile, aber
zugeben vermochte …
sie gehörten nicht zu den Astronomieinteressierten. Einige bau-
Die Zeit verging relativ schnell, bis sich die Venus dem Sonnen-
ten zu dieser Stunde schon mal ihre Kameras auf und machen
rand annäherte. Mit dem Wetter hatten wir unheimliches Glück,
erste Testaufnahmen. Beeindruckend waren die vielen Lichter
denn die aus Südwesten heranrückende Wolkenfront blieb in
auf der Ostsee, die nachts auch nicht mehr vollständig dunkel
Höhe des nach Westen wandernden Mondes stehen. Nur Rich-
und durch die blinkenden Warnlichter der Offshore-Windkraft-
tung Nordost - und somit der Sonne zugewandt - zogen mehr
anlagen erhellt wird.
oder weniger dünne Wolkenschichten parallel zu unserem
Da es noch gut vier Stunden bis zum Sonnenaufgang dauerte,
Standort vorbei.
beschlossen wir, in den Autos ein wenig zu schlafen, was aber
Mit zunehmender Höhe stieß die Sonne dann aber in die Cir-
nur leidlich funktionierte. Ein paarmal – gerade als man wieder
rusbewölkung vor und es zogen häufiger dünne Wolkenschich-
im leichten Schlummer versunken war - rief Hartwig Lüthen an,
ten an ihr vorüber. Und während die Venus kurz davor war, den
um die aktuelle Wolkenbewegung auf der Insel zu erfragen.
Rand zu berühren, bildete sich in der Tat das Tröpfchenphäno-
Zwischendurch sahen wir noch einen Überflug der ISS (die Uhr-
men. Dieses entsteht entweder bei zu schlechten Optiken oder
zeit weiß ich nicht mehr, da ich irgendwann durch einen Anruf
schlechten Beobachtungsbedingungen. Man kann das auch an-
geweckt wurde, mich im undefinierten Zustand zwischen gedie-
hand eines Experimentes selber nachprüfen, indem man Dau-
genem Halbschlaf und Wachsein befand und dann nach drau-
men und Zeigefinger so dicht vor das Auge hält, dass beide
ßen geschaut hatte).
unscharf werden. Kurz vor der gegenseitigen Berührung bildet
Kurz nach drei waren aber alle wieder wach und wir bauten in
sich ein kleiner Steg: es liegt an der Unschärfe, der nicht klaren
aller Ruhe unsere Instrumente auf. Ich hatte sowohl meinen
Trennung von Daumen und Zeigefinger. Und genauso ist es
80/400er Refraktor dabei (den sich André auslieh), als auch
beim Tröpfchenphänomen. Doch hier war die Sachlage klar, die
mein 80/520 mm-Quadruplet, an das ich meine Canon 1100 D
Cirren sorgten für eine starke Kontrastverminderung, sodass
hängte. Danach hieß es warten, nach dem vermeintlichen Auf-
sich dieser scheinbare Effekt herausbildete.
gangspunkt der Sonne Ausschau halten und die blinkenden
Wir fotografierten den Vorübergang, bis nichts mehr von der
Lichter der Windkraftanlagen zu beobachten.
Venus zu sehen war. Venustransit und untere Konjunktion
Inzwischen hatten sich auch Hartwig und Konni endlich mal ent-
waren vorüber, danach würde der zweitinnerste Planet wieder
schlossen, wohin sie fahren wollten; sogar aus Heidelberg
Morgenstern sein. Auch hier konnte man beobachten, dass der
kamen Sternfreunde angereist und bezogen nahe der neuen
Transit im H-Alpha visuell noch zu verfolgen war, als man im
Seebrücke in Heiligenhafen zusammen mit den nachgereisten
Weißlicht schon längst nichts mehr gesehen hat.
Kollegen aus Hamburg ihren Standort.
Nun fiel schnell die innere Spannung von uns ab und wir freuten
Schließlich war es soweit: Zum vorhergesagten Zeitpunkt zeigte
uns, dass wir dieses seltene Ereignis doch noch weitgehend
sich erst eine Aufhellung an der Unterkante einiger Wolken,
beobachten konnten. Der ganze Aufwand, die lange Fahrt, die
dann folgte die deformierte Oberkante der Sonne, stieg höher
unbequeme Übernachtung, der Stress (und der Jetlag an den
und mit einem Mal war ein fetter dunkler Punkt zu sehen: die
folgenden Tagen) waren mit einem Mal vergessen. Wir waren
Venus vor der Sonne! Langsam stieg die aufgrund der Refrak-
nur noch froh, dass wir alles gesehen hatten.
tion stark verformte Sonne höher (auch die Venus war mal qua-
Inzwischen erwachte auch einer der ersten Bewohner eines der
derförmig, dann zweigeteilt, oval, insgesamt also sehr variabel
Wohnmobile und war scheinbar vollkommen unberührt von
in der Form) und bot einen fantastischen Anblick mit der Venus
dem, was um ihn herum vor sich ging.
vor ihrer Scheibe. Sie durchwanderte Cirrus- und andere
Die meisten von uns waren sich einig, dass wir den Transit mit
Schichtbewölkung und konnte gerade am Anfang sehr bequem
einem gemeinsamen Frühstück beenden wollten. Zunächst hat-
ohne Sonnenfilter fotografiert werden. Das ergab schöne Auf-
ten wir überlegt, irgendwo auf Fehmarn einzukehren, doch Hart-
nahmen mit am Horizont vorbeifahrenden Schiffen vor der
wig und Konni meinten, dass es schöner wäre, wenn beide
Sonne und mit der Venus als dicken, fetten, schwarzen, runden
Gruppen gemeinsam frühstücken würden. So vereinbarten wir
Fleck, bedeutend größer, als alle gerade sichtbaren Sonnenfle-
ein Treffen auf der ersten Raststätte auf dem Festland – es war
cken!
der Parkplatz Neustädter Bucht. Während sich schon die
Auch die Natur erwachte. Seit den frühen Morgenstunden nerv-
„Gruppe Heiligenhafen“ gestärkt hatte, kam verspätet auch die
ten uns die Geräusche zweier naher Kuckucke – oder waren
„Gruppe Fehmarn“ hinzu. Wir tauschten unsere Erlebnisse und
es mehr? - so sehr, dass wir schon Pläne machten, wie wir sie
Erfahrungen aus (die man in diesem Leben nie mehr wird ge-
zu einer schmackhaften Mahlzeit verarbeiten konnten. Auch
brauchen können). Danach löste sich die „Gemeinschaft der
verbale Drohungen und Beschimpfungen als „Hilfsgeier“ halfen
Transitbeobachter“ auf und jeder ging seines Weges.
da wenig.
Die Rückfahrt auf der A 1 gestaltete sich dann aufgrund eines
Und als die Sonne höher stieg und man sie nicht mehr ohne
Staus kurz hinter Reinfeld dann doch noch sehr nervig, weil wir
Filter fotografieren konnte, zog mehrmals eine ausgesprochen
dadurch etwa eine Stunde verloren. Gegen 11:30 Uhr kam ich
geruchsintensive Güllewolke über uns hinweg, die dermaßen
dann endlich bei mir zu Hause an und ich ging dann erst mal
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
ins Bett. Um 17:05 Uhr wurde ich wieder wach und um 17:10
Uhr rief André an, weil wir noch zur Bergedorfer Sternwarte fahren wollten. Nach einer Fast-Food-Mahlzeit bei einer Kette mit
großem Buchstaben, wo wir die Bilder für einen Kurzvortrag zusammenstellten, ging es dann zur Sternwarte. Hier gab es
einen Fachvortrag über die Geschichte der Venustransite. Im
Anschluss daran berichtete André über unsere heutige Tour.
Einen Tag später gab es beim Videoworkshop der GvA in Hamburg-Neu Allermöhe eine wahre Bilderflut mit vielen Ergebnissen von vielen Standorten. Dabei zeigte sich, dass man den
Transit auch gut von Hamburg aus hätte beobachten können.
Hier war das Wetter, entgegen aller Vorhersagen, doch ein
wenig besser gewesen und man konnte unterschiedliche Phasen des Vorübergangs beobachten.Der letzte Venustransit in
unser aller Leben war beinahe spannender, als das Ereignis
von 2004, weil man gerade bei Sonnenaufgang sehr viele interessante Phänomene bobachten konnte. Und es bewahrheitete
sich mal wieder, dass man auch trotz widriger Umstände und
ungünstiger Vorhersagen einfach Risiken eingehen muss. Am
Ende wird man dann doch irgendwie belohnt.
Sonnenaufgang über der Ostsee, 6.6.2012, 4:40 MESZ, Lumix
DMC-FZ 48, ISO 100, 1/200 s (Manfred Holl)
Nächste Seite: Sonne mit Venus über der Ostsee: Canon EOS
1100 D, jeweils ISO 200, 1/200s (Manfred Holl)
Sonnenaufgang über der Ostsee, 6.6.2012, 4:41 MESZ, Lumix DMC-FZ 48, ISO 100, 1/200 s (Manfred Holl)
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Nebensonne und Aktivität am Beobachtungsplatz (Manfred Holl)
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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Venustransit im H-Alpha
(Matthias Maaß)
Morgendämmerung an der Ostsee, warten auf den Sonnenaufgang (André Wulff)
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Welches Wettermodell hätten’s denn gern?
André Wulff
Zur Beobachtung des Venustransits brauchten wir einen
wolkenarmen oder besser noch einen klaren Himmel und
einen freien Blick zum Osthorizont. Die Horizontfrage lies
sich recht einfach klären, denn jeder kenn bestimmt so
"seinen" speziellen Platz mit dieser Eigenschaft. Aber dann
gibt es ja noch so eine kleine Gemeinheit namens Wetter.
In diesem Jahr erweist es sich als besonders unberechenbar und das sollte für den Venustransit nun ganz besonders zutreffen.
In der Regel macht man sich so 14 Tage vor dem Event so die
ersten Gedanken über das Wetter an besagtem Tag X. Ein ganz
grober Trend ist dann in der Regel schon erkennbar, doch Vorsicht: als beständig erwies sich zuletzt nur die Unbeständigkeit.
Die wettermodelle hatten von totaler Bewölkung bis leicht bewölkt alles im Angebot. Auch ein paar Tage vor dem Transit
hatte sich wenig geändert. Es kristallisierte sich aber eine Situation heraus, die im Prinzip alle Wettermodelle schon andeuteten. Zur Zeit des Venustransits sollten wir unter
Zwischenhocheinfluß geraten, mit Aufziehen des nächsten Niederschlaggebiets von Westen her. Zwischenhoch klingt ja
schon mal gut, denn es ist in der Regel Rückseitenwetter mit
guter Durch- und Fernsicht. Die Gretchenfrage ist nur die Breite
des Zwischenhochbereiches und das zeitliche Auftreten. Am
Tag vor dem Transit sagten die wettermodelle das Eintreffen
des Regengebietes eventuell schon in der Nacht voraus. Das
würde bedeuten: ab nach Osten.
Bei der Mondfinsternis im letzten Dezember habe ich persönlich
viel Glück mit dem Bereich der Ostsee gemacht. Während es
in Hamburg stürmte und schneite riss dort die Bewölkung kurz
vor beginn der MoFi auf. Generell hat ja die Ostsee so ihr eigenes Mikroklima und so beschlossen Manfred und ich es wieder
mit der Ostsee, allerdings diesmal auf Fehmarn, zu versuchen.
Auch Usedom und Rügen waren in der Verlosung, aber das erschien uns zu weit weg und die Wettermodelle sahen diese
Standorte auch mit gewissen Unsicherheiten.
Also trafen wir uns am Dienstag abend auf dem Rastplatz Buddikate und dank der GvA Mailingliste wurden wir schon eine 6
Mann starke Truppe. Ich hatte südlich von Marienleuchte einen
Parkplatz direkt am Meer mit Google Maps ausgesucht. Die Koordinaten hatten wir für eventuell Nachkommende gepostet und
dann ging die Reise los.
Kurz vor Mitternacht trafen wir auf dem Parkplatz ein.
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
Drei Wohnmobile standen dort und alles war darin wohl schon
am Schlafen. Ruckzuck hatten wir alle günstigen Stellplätze
zum Meer eingenommen und nutzten die zeit bis zum Transit
mit einem kleinen Nickerchen, soweit das im Auto eben geht.
Naja, wir versuchten es zumindest, denn stündlich weckte uns
Hartwig um die Wolkensituation bei uns vor Ort abzufragen. Er
befand sich mit einer Beobachtergruppe in Heiligenhafen auf
dem Festland.
Um drei Uhr packte dann doch irgendwie alle die innere Unruhe
und es wurde fleissig aufgebaut. Ich konnte dankenswerter
Weise den alten 80/400 Refraktor von Manfred verwenden. Hinter uns wurde der Mond inzwischen schon von ein paar leichten
Cirren getrübt, was ein untrügliches Zeichen für die näher kommende Regenfront war. In Richtung Osten war es aber klar, nur
eine kleine Wolkenbank im Osten war vorhanden. Diese löste
sich teilweise aber immer mehr auf und die Reste konnten beim
Aufgang der Sonne als natürliche Sonnenfilter verwendet werden.
Pünktlich zum Transit drehte auch der Wind und trug von einem
Bauernhof heftigste Jauchegerüche zu uns herüber. Für uns
Stadtmenschen war das schon eine echte Vergewaltigung des
Geruchsinns. Dann ging die Sonne endlich auf. Es wurde fotografiert was die Linsen und Akkus hergaben. Netter Weise fuhren auch ein paar Schiffe nahe der aufgehenden Sonne vorbei
und sorgten so für eine schöne Szenerie. Vom green Flash bis
zur Vasenform waren auch alle bekannten Erscheinungen beobachtbar, selbst die Venus verformte sich teilweise. Als die
Sonne dann höher stieg mussten wir dann sehr bald auch die
Sonnenfilter vor die Optiken setzten. Im Laufe der Zeit konnten
wir dann auch in den diversen Teleskopen auch einmal visuell
die Erscheinung beobachten. An den schwankenden Belichtungszeiten konnte man aber merken, dass die Luft doch nicht
so klar war wie es mit dem blossen Auge aussah. Später verdichteten sich die Cirren etwas und wir konnten dann auch eine
Nebensonne sehen. Einige Scherzbolde wollten auch gerne
eine Nebenvenus haben, aber die gab es nicht.
Bald war dann der Venustransit Geschichte. Mit der Gruppe aus
Heiligenhafen trafen wir uns dann auf einer Autobahnraststätte
zum gemeinsamen Frühstück. So fand dieses Ereignis dann
ein schönes gemeinsames Ende. Abends hielt Matthias Hünsch
in der Hamburger Sternwarte einen Vortrag zum Thema Venustransit. Diesen Vortrag konnten wir dann noch mit den frischen
Aufnahmen vom Morgen aufwerten.
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Kollisionsgefahr?
Neben der Venus sind dort auch Sonnenflecken
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Die Ostsee möchte die Sonne gar nicht hergeben
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Der Venustransit vom Morgen des 06.06.2012
Nun ist er vorbei: der letzte Venustransit den wir erleben
Venus vor der Sonne... Der obere Sonnenrand zeigt zeitweise
durften. Anders als im Jahr 2004 waren die Wetteraussich-
grüne Anteile, von einem „Blitz“ würde ich nicht sprechen. Die
ten nicht so ermutigend. Und so beschlossen die Sternkie-
Sonnenscheibe ist noch nicht ganz da, da wird der obere Teil
ker sich zu verteilen und damit die Chance, das Ereignis
schon in einer Dunstschicht abgeschwächt. Immer wieder flie-
zu erleben und festzuhalten zu vergrößern.
gen Vögel durch die Sonne mit dem Punkt. Im weiteren Verlauf
wurde es dann natürlich gleißend hell, Zeit die Filter aufzuset-
Viele Standorte wurden erwogen und auch wieder verworfen.
zen.
Bis zum Schluss wurde überlegt und so mancher entschloss
Welch ein Unterschied zum Transit 2004, eine richtig schöne
sich kurzfristig. Alles war dabei: von Skagen/DK über Fehmarn
Fleckenlandschaft findet sich auf der Sonne. Und welch eine
bis Rügen…
Luftruhe: Dies ist ein horizontnaher Transit, hatte ich gedacht,
Als es dann gegen 4:30 am Mittwoch losging, waren wir in Dä-
alles wird schön wabern und dann ist die Venus auch schon
nemark, Strande, Neumünster, Tarbek und Usedom stationiert.
raus. Aber Pustekuchen: Immer schärfer wird das Bild mit dem
Bernd wollte eigentlich an den heimischen Strand und von dort
langsamen Hochklettern der Sonne. Zum Gück hatte ich „ein-
aus beobachten. Kurzfristig entschied er sich aber dann doch
fach so“ noch meinen 9 cm Leitrefraktor mitgenommen. Der
weiter nach Norden zu fahren und so bezog er schließlich kurz
wurde dann mit dem „hellen“ ND3,8-Filter (Durchlass 1/10^3,8
vor Kolding/DK sein Beobachtungsquartier.
also etwa 1/7000) ausgestattet. Bei gut 160x mit dem 8mm
Ethos zeigt sich ein phantastisch scharfer Rand der Venus,
Hier sein Bericht:
feine Details in den Sonnenflecken machen Vorfreude auf den
Es ist die Nacht vor dem Transit: Ein Teil der NMSler hatte sich
Austritt der Venus aus der Sonne... Und dann ist es soweit:
nach Osten aufgemacht, die Flensburger Planetariumsaktivis-
Immer schmaler wird die Lichtbrücke zwischen Venus und Son-
ten wollten am Strand von Holnis/Glücksburg beobachten. Nun
nenrand...es lässt sich zuschauen, wie unser Nachbarplanet
schob sich auf dem Sattelitenbild von dmi.dk langsam eine Wol-
auf den Sonnenrand zu schleicht. Und bei der Berührung? - Bis
kenschicht von SW heran. So schien es mir gegen 1 Uhr am
zum letzten Moment ist da eine schmale Lichtbrücke, keinerlei
sichersten zu sein, mich von Flensburg in Richtung Norden auf-
„Tropfeneffekt“ wie in historischen Aufnahmen oder Beschreibungen. Aber das kam auch 2004 schon heraus, nur dass mir
die Luftruhe diesmal viel besser vorkommt ...
Und dann: Tatsächlich erscheint am Venusrand, der sich nun
über den Sonnenrand hinausschiebt, die Venusatmosphäre als
feine, die Kugel nachzeichnende, Linie. Zunächst noch als
durchgehender Bogen, dann mehr unsymmetrisch als kurzer
Teilbogen mehr im Osten der Venuskugel (rechts im umkehrenden Bild). Warum unsymmetrisch ist mir auch nicht klar. Leichter Luftzug bringt das Bild auch mal in Bewegung (der Refraktor
liegt „nur so“ auf einem schräg in den Sand gestellten Stuhl mit
Sitzkissen). Aber ich bin mir sicher, die durchleuchtete Venusatmosphäre gesehen zu haben, wau!! Sicher half dabei auch
der relativ helle ND3,8 (Baader)-Filter.
Schließlich verschwindet langsam die letzte Delle in der Son-
zumachen um einen beruhigenden Abstand von dieser Wolken-
nenscheibe, na denn Tschüss bis in 105 Jahren!!! Den 3. Kon-
bank zu haben. Kurz südlich von Kolding sah es dann richtig
takt sah ich bei 6h38m10s, den 4. bei 6h54m55s Sommerzeit.
gut aus. Kleine Wellen plätscherten mir an einem einsamen
In Erinnerung bleibt auch der tatsächlich plastisch erscheinende
Strand entgegen, gegen 4 Uhr wurde die Dämmerung aufre-
Anblick des Venuspünktchens VOR der Sonne mit ihren Fle-
gend hell. Hinter einigen Kilometern Wasser lag unter der Däm-
cken im 20x80 Glas, dies aber mit zwei Filtern ND5 = 1/100000
merung die Landschaft von Fünen, Vordergrund für einen
Durchlass. Irgendwie schaltet der Kopf auf 3D beim zweiäugi-
Sonnenaufgang der besonderen Art... Horizontnahe Dunst-
gen Beobachten ...
schichten versprachen einige Minuten filterloses Beobachten
Fotografiert habe ich v.a. auf 100er Diafilm mit dem
und Fotografieren...
100/1000Mak (Russentonne, ja- von Franz!), bei 1 und später
Und dann war es soweit, direkt am sichtbaren Horizont schälte
2m Brennweite. Ein bisschen Spannung wirkt also noch nach...
sich die schon gleißende Sonne aus der Landschaft. Und da ist
Die Resultate gibt es im Planetarium Glücksburg und zum
sie, als sich abenteuerlich verformende schwarze Scheibe, die
Herbst-NAFT ...
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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Nur kurze Zeit nach dem 4. Kontakt kommen übrigens die ersten dichteren Hochwolken über die Sonne, die Fahrt hat sich
wohl doch gelohnt. Ja, es war ein phantastischer Morgen, der
lange präsent bleiben wird (Bernd Schatzmann)
Etwas weiter südlich, nämlich am Bülker Leuchtturm bei
Kiel, hatte sich eine eindrucksvolle Schar von Begeisterten
eingefunden um das Ereignis zu erleben. Sogar Vertreter
von Fernsehen, Kieler Nachrichten und Holsteiner Courier
hatten den Weg dorthin gefunden. Mitten unter den ca. 30
Personen waren die Sternkieker Meltem, Rainer, Jürgen,
Renate und Katharina zu finden. So beschreibt Meltem das
Erlebte:
und das Fernsehen wollten dieses Ereignis mit uns erleben. Um
4.48 Uhr ging es dann los, die Sonne ging auf. Zunächst sah
Jetzt war es endlich so weit: Das Jahrhundertereignis, der letzte
man nur, dass der Himmel sich in ein immer dunkler werdendes
Venustransit für uns fand am 06.06.2012 in den frühen Morgen-
orange-rot färbte, doch dann kam die Sonne raus. Sie schien
stunden statt.
die Wolkenschicht einfach weg zu brennen, so dass man gleich
Fünf Sternkieker sind nach Strande gefahren um dieses Ereignis zu beobachten und zu fotografieren. Die ersten waren schon
um 0.00 Uhr und 2.00 Uhr in der Nacht vor Ort und haben ihre
zu Anfang einen Blick auf die Venus hatte. Was für ein Anblick!
Geräte eingenordet, damit das Beobachten leichter fällt.
Großes Staunen und Begeisterung ging durch die Reihe von
Während der Nacht zogen dicke Wolken über den Himmel, so
Astronomen, ständig begleitet mit dem Klicken der Kameraaus-
dass zu befürchten war, nichts sehen zu können. Über dem Ho-
löser.
rizont hielt sich hartnäckig ein Wolkenband, welches sich
Bis zum Ende konnte von Strande aus der Venustransit beobachtet werden, nur ab und zu nur durch ein paar Schleierwolken
bedeckt.
Dann war alles vorbei und für die Astronomen hieß es einpacken, frühstücken, schlafen bzw. zur Arbeit gehen. Es war ein
scheinbar keinen Millimeter bewegen wollte.
Ab ca. 3.30 Uhr trudelten immer mehr Astronomen am Bülker
Leuchtturm ein, so auch die restlichen Sternkieker, die sich weiter unten am Strand postierten.
Gut 30 Personen waren am Ende vor Ort und auch die Presse
30
STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
tolles Erlebnis und eine wundervolle Atmosphäre in Strande.
Wir trafen uns am Dienstag um 22 Uhr um zu besprechen wo
Wir sehen uns in 115 Jahren wieder (Meltem Tischmann)
die Reise nun hingehen soll. So viele Möglichkeiten, so wenig
Gewissheit über das Wetter. So nahmen wir einen Gedanken
Auch in oder um Neumünster wurde beobachtet:
von Carolin auf, in Richtung Rostock zu fahren und dort den
Martina hatte sich mit Ihrem PST in einem Industriegebiet bei
Wetterdienst per Internet zu befragen wo das Wetter am besten
Neumünster postiert
wäre.
Markus schlug sein Beobachtungslager an der Aussenstern-
Auf der Fahrt dorthin war der Mond richtig schön und klar zu
warte in Tarbek auf und hat den Venustransit so gesehen:
sehen und machte Hoffnung auf ein gutes Gelingen…
Hinter Lübeck, auf einem Parkplatz, wurde Halt gemacht. Während wir auf Uwe Freitag warteten konnten wir per Internet hier
den Beginn des Transits verfolgen!
Dann traf Uwe ein und wir entschieden uns für den Ort Zempin
auf Usedom. Und los ging die Fahrt während der Mond ein
ständiger Begleiter war. Keine Wolken in Sicht !
Gegen 3:00 Uhr waren wir da: Kleine Sackgasse, Anwohner,
Ferienhäuser. Im Internet sah das alles etwas größer aus..
Naja, die Bilder in GoogleMaps sind halt nicht unbedingt aktuell
… Aber wir kamen an den Strand und hatten herrliche Sicht auf
das „Zielgebiet“.
Also brachten wir unser Equipment an die Küste und bauten
auf. Und dann begann das Warten …
Am Horizont war eine Wolkenbank auszumachen. Es war aber
zu sehen dass dort irgendwo die Sonne war. Lichtschimmer,
angeleuchtete Wolken. Und dazu das Plätschern der Wellen.
Das war schon fast kitschig wenn es nicht ein solches Ereignis
wäre. Dann kam die Sonne!
Langsam schob sie sich am Wolkenband vorbei nach oben und
wir konnten sie sehen: Die kleine Venusscheibe vor der Sonne!
Fotos gingen noch ohne Filter und das nutzten wir aus. Sonne,
Venusscheibe, Sonnenflecken, grüne Strukturen oberhalb der
Sonne … Es war einfach … genial. Später bemerkte Marko
dann dass er sogar eine Spiegelung eines Schiffes mit auf seinen Bildern hatte.
Dann wurde es zu hell und wir mussten die Filter aufsetzen. So
verfolgten wir wie die Venus immer weiter lief. Uwe hatte zwischenzeitlich sein Herschelprisma am Refraktor montiert und
dort war das Schauspiel eindrucksvoll klar zu sehen. Spannend
war auch das im Gegensatz zu 2004 einige Sonnenflecken zu
sehen waren.
Dann kam die Zeit des 3. Kontakts. Immer weiter lief Venus und
kurz vor dem Kontakt war eine Art Lichtbrücke zu sehen sodass
der Tropfeneffekt nicht so sichtbar war. Die Venus schob sich
immer weiter aus der Sonnenscheibe heraus und ich hatte den
Eindruck den Lichtring um die Venus zu sehen.
Minuten später war es dann vorbei und die Venus war nicht
mehr zu sehen. Aber nur im Weißlicht. Uwe hatte seinen Refraktor auf Ha umgebaut und konnte sie noch länger beobachten. Bis sie auch an der Chromosphäre vorbei war und damit
endgültig an der Sonne vorbei. Das war´s! Für die nächsten 115
Jahre!
Aber es bleibt das gute Gefühl etwas gesehen zu haben das
Marco und Stefan hatten sich für Skagen oder Rügen vor-
nicht alltäglich ist. Und es bleiben die Bilder. Und ich meine
bereitet und trafen sich dann am Vorabend zu einer letzten
nicht die auf dem PC, sondern die Erinnerungen an etwas das
Entscheidung:
man mit eigenen Augen sehen durfte. (Stefan Bruns)
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Venustransit auf dem Maisfeld
von Marcus Ettling
Am 6.6. fand der letzte Venustransit in diesem Jahrhundert
Als die Venus dann über den Sonnenrand hinausgetreten war,
statt. Ich hatte bereits den Transit 2004 erfolgreich beob-
etwa im Zeitraum von 30 bis 90 Sekunden nach dem dritten
achtet, aber natürlich wollte ich mir diese letzte Chance,
Kontakt, konnte ich in Momenten besten Seeings eine hauch-
die Venus vor der Sonne zu sehen, nicht entgehen lassen.
zarte Lichtbrücke am Venusrand erkennen. Der LomonossowRing! Er war wirklich schlecht zu sehen, überhaupt nicht
In den Tagen vor dem Transit waren die Wetterprognosen al-
auffällig. Aber ich konnte ihn blickweise immer mal wieder fest-
lerdings alles andere als positiv. Die Aussicht, nichts zu sehen
machen, wie gesagt für etwa eine Minute. Eine kleine ringför-
zu bekommen war recht groß. Da ich obendrein dieses Jahr nur
mige Andeutung von einem Lichtbogen, sehr lichtschwach und
noch wenige Urlaubstage zur Verfügung hatte, kam eine län-
hauchdünn, aber eindeutig da. Wenn die Transparenz besser
gere Fahrt zu einem Beobachtungspunkt mit einer besseren
gewesen wäre, hätte man ihn durch den höheren Kontrast deut-
Prognose nicht in Frage. So entschloss ich mich, die frühe Uhr-
licher sehen können. Aber ich habe ihn sicher erkannt.
zeit des Ereignisses zu nutzen und in der Nähe meines Hauses
Irgendwann war er dann nicht mehr auszumachen und ich habe
zu beobachten und danach normal zur Arbeit zu gehen. Wenn
noch ein Foto der austretenden Venus gemacht. Dann war der
das Wetter mitspielte, würde ich etwas zu sehen bekommen.
Transit vorbei, ich packte meine sieben Sachen und machte
Wenn nicht, bliebe immer noch die Erinnerung an 2004.
mich auf den Weg nach Haus und dann zur Arbeit.
Bei mir um die Ecke in der Nähe von Itzehoe befindet sich ein
Währen der Zugfahrt nach Hamburg brach im Internet ein wah-
Maisfeld, von dem aus ich einen einigermaßen freien Blick in
rer Sturm an Transitberichten los. Allein im Astrotreff gab es in-
Richtung Sonnenaufgang habe. Gegen viertel vor Sechs steigt
nerhalb kürzester Zeit einige Berichte und auch schon die
die Sonne über die Bäume eines nahe gelegenen Waldes. Zu
ersten Bilder. Ich habe daraufhin spontan einen Versuch ge-
dieser Zeit wollte ich vor Ort sein. Ich hatte mich entschlossen,
macht, die Bilder von der Speicherkarte auf das iPad zu über-
den Transit vor allem visuell zu beobachten und nur mit gerin-
tragen, ein Schönes ausgewählt, mit der App Snapseed
gem Aufwand mit der DSLR zu fotografieren. Dafür nutzte ich
bearbeitet und in meine Dropbox hochgeladen. Danach im
meinen 80/560er-ED-Refraktor auf der Vixen Porta, der sich als
Forum einen kleinen Beobachtungsbericht verfasst und das Bild
Schnellspechtelteleskop bewährt hat. Als Filter kam die Baader
verlinkt. Fertig war das Transitposting, und das Ganze mobil auf
Filterfolie ND 5,0 zum Einsatz.
der Bahnstrecke Itzehoe-Hamburg. Eine echte Premiere. Mo-
Ich hatte am Abend zuvor noch versucht, meine 12-jährige
biles Internet ist schon was Feines. Leider gelang es mir nicht,
Tochter zur Beobachtung zu motivieren, aber obwohl ich ihr er-
aus den Bildern der partiellen Phase den Lomonossowring he-
klärt hatte, dass dieser Transit für sie die letzte Chance in ihrem
raus zu kitzeln. Dafür hätte ich wohl länger belichten müssen,
Leben sei, hatte sie kein Interesse. Schade, aber nicht zu än-
denn er war doch sehr lichtschwach.
dern. Astro ist einfach nicht ihr Ding. Als ich dann etwas später
Beim Lesen der zahlreichen Berichte fiel mir auf, dass anschei-
als geplant gegen sechs auf dem Acker war, stand die Sonne
nend niemand außer mir den Lomonossowring gesehen, bzw.
schon über den Bäumen. Die Sicht war etwas diesig, aber die
beschrieben hat. Sollte ich ihn mir doch nur eingebildet haben?
Venus war schon im 8x30-Sonnenfernglas problemlos zu
Ich habe deshalb in einem eigenen Thread im Astrotreff gezielt
sehen. Unser Tagesstern war schnell aufgesucht und bei 112x
danach gefragt und zuerst sah es nicht gut aus. Sämtliche Be-
konnte man die Venus sehr schön erkennen. Sofort fiel mir auf,
obachter auf und um Fehmarn hatten nichts gesehen. Aller-
dass ich trotz der schlechten Transparenz sehr gutes Seeing
dings hatten sie auch sehr schlechtes Seeing. Aber auch sonst
hatte. Die vorhandene Luftunruhe zeigte sich in Form recht
zunächst keine Sichtung bei den Beobachtern in Deutschland.
großformatiger Turbulenzzellen, was innerhalb der Zellen
Ein Beobachter auf Bali (!) konnte ihn sehen und fotografisch
immer wieder beeindruckende Detailbeobachtungen auf der
festhalten. Eine positive Rückmeldung kam dann schließlich
Sonnenoberfäche ermöglichte. Leider hatte ich die Verlänge-
doch noch aus der Sternwarte Radeberg von Volker Neubert
rungshülse für mein Speers-Waler 5 – 8 mm vergessen, sodass
und seiner Gruppe. Sie hatten den Ring mit vergleichbarem
ich nicht stärker vergrößern konnte. Aber es ging auch so.
Equipment (80mm-Refraktor mit Baaderfolie) bei ebenfalls sehr
Ich habe dann auch ein paar Fotoversuche mit der EOS ge-
gutem Seeing beobachten können. Mehrere Beobachter konn-
macht. Bei ISO 800 kam ich mit 1/400 s aus, was in Verbindung
ten ihn visuell eindeutig festmachen. Ich denke, damit kann
mit dem guten Seeing zu einem überraschend scharfen Bild
meine Sichtung als verifiziert gelten.
führte. Die Zeit bis zum dritten Kontakt ging recht schnell herum.
Alles in allem war es ein sehr schöner und erfolgreicher Transit.
Ich habe mir die Zeitnahme gespart und lieber in Ruhe ge-
Ich hatte zwar nicht den tollen Sonnenaufgang wie die Feh-
schaut. Um einen exakten Kontaktzeitpunkt zu bestimmen wäre
marngruppe, aber dafür den Lomonossowring und sehr gutes
die Vergrößerung dann auch zu gering gewesen. Zur Zeit des
Seeing. Als ich 2004 den Transit beobachtet hatte, wusste ich
Austritts wurde das Seeing glücklicherweise nochmals besser.
noch nichts vom Ringphänomen und es ist mir seinerzeit des-
STERNKIEKER DIGITAL - VENUSTRANSIT
33
halb visuell nicht aufgefallen. Und die Bilder, die ich damals auf
beobachten dürfen. Mehr geht nicht. Das ist eine schöne Erin-
chemischem Film gemacht hatte, sind alle nichts geworden. So
nerung. Der einzige Wermutstropfen war, dass das gebrauchte
gesehen war dieses Jahr ein voller Erfolg. Mit dem Ergebnissen
PST, das ich mir vor dem Transit gekauft hatte, erst am Mittag
bin ich sehr zufrieden. Es hat sich auch gelohnt, dass ich mich
des Tages mit der Post kam. Aber man kann nicht alles haben.
auf die visuelle Beobachtung konzentriert habe. Wer weiß, ob
mir die Sichtung des Ringes gelungen wäre, wenn ich in der
Foto: Die Sonne mit der Venus kurz vor dem dritten Kontakt.
kurzen Zeit, in der er zu sehen war, auch noch mit dem Fotoe-
APM ED-Refraktor 80/560 mit Baader Filterfolie ND 5,0, Canon
quipment gekämpft hätte.
EOS 1000D, Einzelaufnahme, 100 ISO, 1/400s, bearbeitet auf
Ich habe jetzt in meinem Leben zwei Venustransite erfolgreich
dem iPad mit Snapseed.
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STERNKIEKER DIIGITAL - VENUSTRANSIT
Venustransit in Tromsö
von Hinrich Bäsemann
Wenn ein extrem seltenes Astro-Ereignis wie ein Venu-
einem Baum und dem Nachbarhaus. So zog ich denn mit Sack
stransit ansteht, dann vergess ich schon mal meine Müdig-
und Pack ein Stockwerk höher in unserem Wohnblock, hier
keit – zumindest zeitweise. Da meine Frau und ich im
gab´s freie Sicht. Wegen der Nähe zum Horizont hatte ich doch
nordnorwegischen Tromsø leben, also weit nördlich des
mit Schärfeproblemen zu kämpfen, die Luftrunruhe war ein
Polarkreises, hatten wir die Chance, den Transit in voller
arges Hindernis. Am frühen Morgen stand die Sonne dann
Länge zu beobachten.
höher und das Bild vom Austritt war deshalb klarer. In der Nacht
kamen dann noch ein paar Nachbarn hinzu, die sich eigentlich
Ich geb´s ja zu, manchmal habe ich auf dichte Wolken gehofft.
mehr über meine Aktivitäten mit dem großen Tele wunderten.
Tatsächlich aber versperrte keine Wolke die Sicht. Und dann
Vom Venusdurchgang hatten die meisten nichts gehört, nah-
war ich doch gern draußen, zuerst auf unserem Balkon. Mein
men aber doch alles sehr interessiert wahr. Eltern holten sogar
600 mm Canon-Objektiv hatte ich schon früher mit einer Baa-
ihre kleinen Kinder aus dem Schlaf, da war das Interesse aber
der-Folie versehen, um gefahrlos fotografieren zu können. Zu
nicht so überwältigend. Zumindest können sie aber ihren Kin-
Beginn des Transits stand die Sonne dicht über den Bergen im
dern und Enkeln einmal erzählen: „Wir haben den Venustransit
Norden, näherte sich dann aber doch beunruhigend schnell
2012 erlebt!“
Abbildungen nächste Seite:
oben: Venustransit bei starker Luftunruhe vor der Mitternachtssonne, Canon EOS 5 Mark III, f = 390 mmISO 100, 1/6400s
unten: Venustransit kurz vor dem 3. Kontakt, Canon EOS 7 D, f=600 mm, ISO 640, 1/2500s
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Zum Venus-Transit nach Lappland
von Arnold Oberschelp
Bei „Eclipse-Reisen“ (Reisebüro in der Südstadt, Bonn) hatte
Venus – bis sie, praktisch mit dem ersten Kontakt, hinter dem
ich eine Kurzreise nach Kiruna in Nordschweden gebucht. Der
Berg verschwand. Nach der unteren Kulmination kam die
geplante Beobachtungsort bei Kiruna (mit freiem Horizont)
Sonne wieder höher, bis sie um 02:12 Uhr – mit Venus – wieder
wurde kurzfristig wegen Wolken aufgegeben. Wir fuhren mit un-
sichtbar wurde.
serem Bus nach Westen und fanden 7 km vor der Norwegi-
Von da an konnten wir bei bestem Wetter den Transit bis zum
schen Grenze auf der Passhöhe besseres Wetter.
Ende verfolgen. Ich fotografierte mit einer digitalen Taschenka-
Nach Norden hin war ein mäßig hoher Bergrücken. In einer
mera Olympus Mü800, die ich mit einem selbstgebauten Adap-
Berglücke sahen wir um Mitternacht die Sonne – noch ohne
ter aus starker Pappe auf das Okular meines Questar setzte.
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Mein Venustransit 2012
von Jörg Schirmer
Venustransit, 6.06.2012, 6:23 MESZ: Mehr war an diesem Morgen nicht drin, aber ich habe mich trotzdem gefreut, dass ich einen
Blick erhaschen durfte. Refraktor FL102S mit Sonnenfilter plus EOS 1100D, 0.2 s bei 400 ASA.
Im Editorial der Redaktion werden die Wetterverhältnisse
beln, ob es überhaupt Sinn machen würde, den Wecker zu stel-
dieses denkwürdigen Morgens schon als schlecht be-
len. Ich entschloss mich optimistisch zu bleiben.
schrieben, aber hier in Willisau und dem Rest der Schweiz
Nach dem frühen Wecken zog ich das Treppenhausfenster auf
waren sie wahrhaft zum Heulen, was der Himmel dann
und begutachtete meine Chancen. Eine halbe Stunde vor Son-
auch einige Stunden später ausgiebigst tat.
nenaufgang zeigte sich am Osthorizont ein leicht aufgehellter
In den Tagen zuvor war das Wetter eigentlich noch recht beob-
Der Rest des Himmels war ziemlich geschlossen bedeckt,
achterfreundlich, wenn es auch schon deutliche Anzeichen für
zeigte aber Struktur. Nur die Zugrichtung dieser Formation war
eine anstehende Änderung gab. Aber nach 2004 hatte ich die
absolut nicht gut für den Beobachtungserfolg. Aus den genann-
Streifen, eine Wolkenlücke mit hohen, dünnen Wolken darin.
Hoffnung, auch noch diesen Venustransit beobachten zu kön-
ten Strukturen entwickelten sich aber längliche, quer zur Zu-
nen. Per Velo schaute ich mir in der näheren Umgebung einige,
grichtung liegende, äußerst schmale Wolkenlücken.
in die engere Wahl gezogene Beobachtungsplätze mit tiefer Ho-
Vom Sonnenaufgang gegen 6 Uhr MESZ sah ich nur den linken
rizontsicht an. Nun, das hätte ich mir sparen können – waren
unteren Teil der Sonne, der interessantere Abschnitt hielt sich
aber trotzdem klasse Bergwertungen –, denn der Meteo vom
bedeckt. Endlich, um 6:22 MESZ zog doch noch eine wahrhaft
4. Juni gab zu tiefer Sorge Anlass.
schmale Wolkenlücke von oben her scanartig über die Sonnen-
So stellte ich den Wecker für den 5. Juni auf Sonnenaufgangs-
scheibe. Eben den Auslöser betätigt und die Kamera tätigte ihre
zeit, um die Sichtverhältnisse von meinem Treppenhausfenster
Serienaufnahmen, während ich das Ereignis am 3“-Refraktor
aus zu prüfen. Das Ergebnis war ermutigend. Die Sonne ging
genoss. Für kurze Zeit sah ich die Venus als kleine schwarze
rechts vom Nachbarhaus auf und zog knapp über die Spitze
Scheibe auf ihrem Weg zum Sonnenrand. Aber nach einer Mi-
des Fahnenmastes hinweg. Der Platz auf dem Treppenabsatz
nute war wieder alles dicht. Ich wartete mit verminderter Hoff-
reichte obendrein für meine Säule (vor vielen Jahren von Chris-
nung bis zum theoretischen Ende des Spektakels, aber keine
tian Harder gebraucht gekauft) mit GPDX-Montierung und den
gnädige Wolkenlücke wollte mehr den richtigen Kurs nehmen.
beiden Refraktoren, einer für mich, der Andere für die Kamera.
Nun gut, das war nicht der erhoffte große Wurf, aber ich durfte
So weit es ging, baute ich die Ausrüstung schon mal vorsorglich
für einige Sekunden an diesem himmlischen Schauspiel teilha-
auf. Am Abend des 5. Juni war ich allerdings schwer am Grü-
ben.
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