Geburtstags- Strauss
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Geburtstags- Strauss
Das Klassik & Jazz Magazin 6/2013 C h r i st i an T h i e l e man n GeburtstagsStrauss Janine Jansen: Familienbande Dorothee Oberlinger: Gemischtes Doppel Ragna Schirmer: Georg Friedrich Hammond 50 Jahre Berliner Philharmonie: Der helle Klang Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de KONZERT-HIGHLIGHTS 2013 Die Zauberflöte - KLASSIK TOURNEE 2014 MIT WERKEN U.A. VON IN BEGLEITUNG DES Verbier Festival Orchestra Eine Inszenierung der Deutschen Oper Berlin Foto: Thomas Sabo/Philipp Mueller Niccòlo Paganini und Antonio Vivaldi 10.05.2014 STUTTGART | 11.05.2014 HANNOVER 13.05.2014 BERLIN | 16.05.2014 KEMPTEN 18.05.2014 MÜNCHEN | 19.05.2014 DÜSSELDORF 20.05.2014 FRANKFURT/M. | 27.05.2014 MANNHEIM 30.05.2014 KÖLN | 31.05.2014 NÜRNBERG In Association with The Agency Group Eine Kooperation der Deutschen Oper Berlin und concert concept Veranstaltungs GmbH 23.08.2014 – WALDBÜHNE BERLIN erlin rfolg in B sationse n e ! S e m e e n f Tour Nach d LICH au nun END 02.12.2013 Zürich (CH), 03.12.2013 München 04.12.2013 Wien (A), 05.12.2013 Essen 06.12.2013 Hamburg, 07.12.2013 Düsseldorf 09.12.2013 Berlin 04.03.2014 HAMBURG, LAEISZHALLE 11.04.2014 MÜNCHEN, HERKULESSAAL 15.04.2014 BERLIN, PHILHARMONIE BERLINER PHILHARMONIKER 27.06.2014 – WALDBÜHNE, BERLIN | 28.06.2014 – LORELEY FREILICHTBÜHNE, ST. GOARSHAUSEN Tickets unter www. .de, 01806 - 999 000 555*, sowie an den bek. VVK-Stellen | Weitere Informationen unter www.deag.de *(0,20€/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60€/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz) Themten Da Capo: Gezischtes Doppel der RONDO-Opernkritik Pasticcio: Meldungen und Meinungen aus der Musikwelt 4 Leserreise: Heidelberger Frühling 5 Christian Thielemann: Strauss entspannt 6 Semperoper Dresden: Neun Sträusse 7 Dorothee Oberlinger: Gemischtes Doppel 8 50 Jahre Berliner Philharmonie: Der helle Klang 10 Janine Jansen: Das Mädchen mit dem Perlenohrring 12 Albrecht Mayer: Bin ich Farbe, bin ich Geräusch? 14 Diana Damrau: Knallbunte Tüte 15 Blind gehört: Mark Padmore Ragna Schirmer: Georg Friedrich Hammond Senta Berger: Musik, der Liebe Nahrung Comic: Momente der Musikgeschichte 16 18 20 22 Antje Weithaas: Zwei Wiener Gipfel 23 Hörtest: Richard Strauss „Elektra“ 24 Duskan Goykovich: Mit Herz und Seele 26 Oper, Festival, Konzerte 32 Fanfare: Proben, Pleiten und Premieren 34 aus Oper und Konzert hülsta woodwinds: „Wir lieben Holz!“ 35 CDs, Bücher & Sammlerboxen RONDO-CD: Abonnenten kriegen was auf die Ohren 38 Klassik-CDs mit „CD des Monats“ 39 Klavierklassiker: Kulturanschlag auf die Anschlagskultur 42 Vokal total: Neuerscheinungen für Stimmfachleute 47 Jazz-CDs mit dem „Meilenstein“ 50 Weihnachts-Neuheiten: Alle Jahre bieder? 54 Bücher: Musik für Leseratten 56 Magazin: Schätze für den Plattenschrank 57 Boulevard: Bunte Klassik 58 Doktor Stradivari: Musik-Krimi 59 Termine Christian Thielemann: Strauss entspannt 8 WeihnachtsOratorium J.S. Bach Dorothee Oberlinger: Gemischtes Doppel 30.11.13– 29.12.13 Termine in ganz Deutschland 18 Ragna Schirmer: Georg Friedrich Hammond My Fair Lady Kammeroper Köln 23 16.11.13– 26.05.14 Termine in ganz Deutschland Antje Weithaas: Zwei Wiener Gipfel Termine: Opernpremieren 60 Termine: Konzerte Klassik 63 Musikstadt: Český Krumlov 28 Termine: Konzerte Jazz Ferdinandeum: Das Musikmuseum 65 30 Impressum 64 31 Zugabe: Nettigkeiten von den Hinterbühnen dieser Welt 66 Café Imperial: Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer 6 Lust auf Klassik? www.reservix.de 26 The 12 Tenors 19.12.13– 15.03.14 Termine in ganz Deutschland Dusko Goykovich: Mit Herz und Seele www.reservix.de 3 Karten für 30.000 Veranstaltungen. Meldungen und Meinungen aus der Musikwelt Fundstücke Ein Herz und eine Stele: Ensemble musikFabrik mit Kreneks „Symeon“ Es gibt sie weiterhin, diese musikalischen Zeugnisse auch von großen Meistern, die lange in den dunklen Kanälen verstummen, bis sie endlich das Licht der Öffentlichkeit erblicken können. So wurde bei den Kasseler Musiktagen erst jetzt das Oratorium „Symeon der Stylit“ von Ernst Krenek in Deutscher Erstaufführung präsentiert. „Der Inhalt des Oratoriums ist die Geschichte des heiligen Symeon, der im 5. Jahrhundert n. Chr. in Syrien 37 Jahre seines Lebens auf einer Säule stehend verbracht haben soll“, so der Österreicher Krenek über das 40-minütige Werk, das er 1936 und damit zwei Jahre vor seiner Emigration in die USA komponiert hatte. Nach der späten Salzburger Uraufführung 1988 urteilte die „Süddeutsche Zeitung“: „ein Kunst-Stück großen Formats, […] überwältigend in seiner unmittelbaren Wirkung, trotz formaler Strenge von mitreißendem dramatischen Elan.“ Erstmals nach schon 260 Jahren erklang hingegen in Weimar das Singspiel „Das Orakel“ von Johann Adam Hiller. Und bedanken für diese Fundsache muss man sich zuallererst bei den Mitarbeitern einer Thüringer Recycling-Firma. Die hatten nämlich den jahrhundertealten Klavierauszug vom Sortierband gezogen. gf Blue Notes statt Beethoven Pop Camp: Der Deutsche Musikrat veranstaltet einen eigenen Meisterkurs für Pop-Nachwuchstalente Mit den musikalischen Interessen ändern sich auch die Institutsbezeichnungen. Adé, muffige Musikhochschule – heutige Institute versprechen schon im englischen Namen eine Neuorientierung. In München ist das „Institute of Media and Musical Arts“ beheimatet, in Hamburg die „School of Music“ und in Aschaffenburg die „Future Music School“. Was sie auch mit der Popakademie Baden-Württemberg verbindet, ist die Konzentration auf die Ausbildung im Pop, Rock und Jazz. Und wie das zum Deutschen Musikrat gehörende Musikinformationszentrum (MIZ) jetzt gemeldet hat, ist die Nachfrage nach solchen Studienplätzen enorm gestiegen. Waren es 2003 noch 500 Studenten, sind es heute mehr als doppelt so viele. Dementsprechend ist die Ausbildungslandschaft für populäre Musik gewachsen. Um sich über das Angebot der Schools und Hochschulen zu informieren, hat das MIZ daher eine umfangreiche Datensammlung angelegt, die im Internet abrufbar ist – unter www.miz.org/fokus_pop_rock_und_jazzausbildung. html rl Schumann digital Schumann digital: Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, Leiter des Lübecker Brahms-Instituts 4 Nachdem man im Lübecker Brahms-Institut das umfangreiche Archiv des Namenspatrons digitalisiert und ins Internet gestellt hat, ist man jetzt ähnlich mit den Werken Robert Schumanns verfahren, von denen man immerhin 128 Erst- und Frühdrucke besitzt. Und manche Exemplare sind mit eigenhändigen Widmungen von Schumann und handschriftlichen Besitzvermerken, unter anderem von Clara Schumann, versehen. Achtzig Prozent von den insgesamt 156 Werken Schumanns sollen innerhalb von zwei Jahren digitalisiert und bibliothekarisch erschlossen werden. Das macht bis auf wenige Lücken von op. 1 (Abegg-Variationen) bis op. 148 (Requiem) 8176 Seiten, die man nun in aller Ruhe unter „www.brahms-institut.de“ studieren kann. Wer aber auch einen unmittelbaren Blick auf die Originale werfen will, der hat dazu noch bis zum 14. Dezember die Möglichkeit. In den institutseigenen Räumen an der Musikhochschule Lübeck zeigt man in einer kleinen Ausstellung ausgewählte Notendrucke, die größtenteils auch aus dem Nachlass des Brahms-Freundes Theodor Kirchner stammen. gf Leserbriefe Zu „Musikstadt: Ludwigshafen“ in RONDO, Heft 4/2013 Celebidache belauscht Ihren Artikel im Klassik-Magazin RONDO, Heft 4/2013 habe ich mit großem Interesse gelesen, und ich möchte Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen. […] Zu meiner Ausbildung gehörte ein einjähriges Praktikum in einer Hotel- oder Großküche. So kam ich für ein halbes Jahr zu BASF, das war 1959 – 1960. […] Eines Tages hörte ich, dass Sergiu Celibidache eine Probe im Festsaal abhielt. Meine Kollegen hatten nichts dagegen, dass ich mir das anhören und -sehen wollte. Ich schlich mich also in den Saal – im weißen Kittel – ringsum rote Polster! Celibidache hatte damals schon den Ruf, streng zu sein, aber der Meister hat mich wohl nicht bemerkt. An mein damaliges Herzklopfen kann ich mich noch gut erinnern, aber ich musste das erleben! […] Um sehr viel wunderbare Musik hören zu können, habe ich nun in unserem Dortmunder Konzerthaus viel Gelegenheit und nutze sie! Christel Stengel, Dortmund Zu einem Leserbrief in RONDO 04/2013 Aufruf zu mehr Operette Ich möchte mit Ihrem Leser Philippe Ravenna (4/2013) konform gehen, der da konstatierte, dass die Operette durchaus Widerhall findet! Vor langen Jahren haben wir (par exemple) die „Dubarry“ in Brüssel erlebt und sind noch heute ganz introvertiert und restlos begeistert, selbst vom Text her, läßt sich nichts schöneres denken. Auch Kreissler’s „Apfelblüten“, „Tea for Two“ oder die „Hochzeitsnacht im Paradies“ harren einer Renaissance. Könnte RONDO bitte nicht nochmals darauf hinweisen; die hiesigen Theaterdirektoren dünken mir das doch recht schlafmützig, welche Bereicherung stünde solchen lobenswerten Bemühungen zur Verfügung. Johannes von Saiten, Baden-Baden Zu „Wahnsinnig in Form“ in RONDO 4/2013 Netrebko als Dubarry Einmal ganz abgesehen davon, dass die neueste modische „Création pour Mme Netrebko“ fantastisch ist, fänden wir es doch wesentlich besser, wenn Anna Netrebko sich einem lieblicherem, anmutigerem Image zuwenden würde, als pragmatische, depressive Rollen zu übernehmen. Ohne Zweifel wäre eine solche Alternative viel beglückender als ein schwülstiges non plus ultra! Jedenfalls pfeifen wir da auf Verdi; wir wünschen uns Anna Netrebko als die Dubarry zu hören […]. Traute & Joachim Nüver, Schwelm Fotos: Ralph Kalinski (M.); DTN/Mathias Brösicke (u.) Pasticcio 19. Dezember 2013 11. Januar 2014 RONDO-Leserreise Heidelberger Frühling D ie nächste Leserreise führt vom 27. – 31. März 2014 nach Heidelberg. Erleben Sie zusammen mit RONDO einige interessante Tage in der besonderen Atmosphäre Heidelbergs mit seiner zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt und seiner Vergangenheit als kurpfälzische Residenzstadt, die im Laufe der Jahrhunderte Wirkungsstätte einer Reihe bekannter Dichter und Musiker wurde – und nicht zuletzt Veranstaltungsort des renommierten Musikfestivals „Heidelberger Frühling“. Cadenza Tours hat für die RONDO-Leser ein Programm aus vier Festival- konzerten und einem Rahmenprogramm mit literarischer und musikalischer Führung, Weinprobe und einer Neckarrundfahrt zusammengestellt. RONDO-Chefredakteur Car sten Hinrichs wird vor jedem Konzert eine kurze Einführung in das Programm geben. Außerdem haben Sie Gelegenheit, den Intendanten des Heidelberger Frühlings bei einem Kaffee persönlich kennen zu lernen. Detaillierte Informationen erhalten Sie unverbindlich unter fernweh@rondomagazin.de oder postalisch bei RONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München Klaus Doldinger‘s Passport • Spark Berliner Symphoniker • Viva Voce Klazz Brothers & Cuba Percussion Jocelyn B. Smith • Pe Werner Marina Chiche • u.v.a. TICKETS UND INFO UNTER: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH Am Kurgarten 1 Die Reise im Überblick: 0971 8048-444 Mo - Fr: 8:30 - 20:00 Uhr, Sa/So 10:00 - 14:00 Uhr 1. Tag: Donnerstag, 27.03. individuelle Anreise Programmänderung: Ballettabend mit dem Bundesjugendballett: entfällt Stattdessen: Liederabend Luca Pisaroni, Bassbariton, Lieder von Beethoven, Reichardt, Brahms und Liszt 2. Tag: Freitag, 28.03. Führung Literat(o)ur in der Altstadt Weinprobe + zünftiges Mittagessen Konzert: Magdalena Kožená, Mezzosopran: „Claudio Monteverdi und seine Zeit“ 3. Tag: Samstag, 29.03. Führung Musikleben in Heidelberg mit Klangerlebnis in der Heiliggeistkirche Kaffeestunde mit dem Intendanten des Heidelberger Frühlings Konzert: Martin Grubinger, Percussion + BBC Philharmo nic Orchestra: Werke von HK Gruber, K. Abe und A. Dvořák 4. Tag: Sonntag, 30.03. Rundfahrt mit dem Solarschiff „Neckarsonne“ Konzert: David Fray, Klavier: Werke von J. S. Bach kissingen-ticket@badkissingen.de www.kissingerwinterzauber.de Veranstalter: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH im Zusammenwirken mit der Stadt Bad Kissingen 5. Tag: Montag, 31.03. individuelle Abreise � Sparkasse Bad Kissingen Ihr verlässlicher Partner vor Ort. Wählen Sie zwischen drei Optionen: Tag 1 – 4, Tag 1 – 3 oder Tag 2 – 4 3 oder 4 Ü/HP im 4*+ Hotel Crown Plaza Heidelberg 5 Auch „Salome“ (hier: Wolfgang Schmidt und Evelyn Herlitzius) wird 2014 wieder aufgenommen – dann singt Herlitzius die „Elektra“ Christian Thielemann über „Elektra“ und das Richard-Strauss-Jahr an der Semperoper Dresden. Von Robe rt F r au n hol z e r Herr Thielemann, wie viel von Richard Strauss als Privatperson steckt in „Elektra“? Mehr als man glaubt. Man muss bedenken, dass Strauss zuhause eine ähnliche Über-Frau hatte wie diejenigen, um die es in „Elektra“ geht. Pauline Strauss war eine dominante Frau. Auf die Frage, wie er die burschikosen Umgangsformen seiner Ehefrau aushalte, soll Strauss geantwortet haben: „Ich brauch’ das.“ Im Gespräch mit Karajan sagte Strauss über „Elektra“: „Sie nehmen das alles viel zu genau. Rühren Sie nur einfach ordentlich drin rum!“ Hatte Strauss Recht? Nein, auch bei Strauss reicht es nicht, rumzurühren. Ich glaube, dass sich bei Strauss hinter einer gewissen, lustspielhaften Attitüde immer ein komplizierter Charakter verbarg. Allerdings ist „Elektra“ tatsächlich eine Spur leichtfertiger und spielerischer als man denkt. Es ist wie beim „Tatort“. Wenn das Luder in „Salome“ zur Strecke gebracht wird, freuen wir uns. Die Bösen kriegen ihr Fett weg. Auch bei „Elektra“. Kein ernstes Stück!? Ernst schon, aber nicht so ernst wie bei Wagner. Strauss will immer dazu anleiten, mit einem gewissen Augenzwinkern zu musizieren. „Elektra“, finde ich, wird heute oftmals zu schwer genommen. 6 2014 feiert man Strauss’ 150. Geburtstag – auch an der Dresdner Semperoper. Wer braucht ein Strauss-Jubiläumsjahr? Ich brauch’s nicht, eigentlich. Andererseits glaube ich, dass Strauss selbst das sehr unverbiestert gesehen hätte. Er war auch Geschäftsmann. Wir sind, wenn wir ein StraussJahr feiern, ganz auf der Linie des Komponisten. Ich empfehle: Sehen wir es ‚straussisch‘ entspannt! Sie werden oft als „Kapellmeister“ tituliert. Hören Sie es gerne? Und was bedeutet es? Es bedeutet: Handwerk, Handwerk und nochmals Handwerk. Und dann kommt vielleicht noch ein bisschen Inspiration mit dazu. Beim Nachwuchs ist der Kapellmeister leider nicht so sehr in Mode. Es gibt aber trotzdem welche, z. B. Franz Welser-Möst in Wien, Philippe Jordan in Paris und Antonio Pappano in London. Der Kapellmeister hängt ziemlich eng mit der Oper zusammen. Weil man dort sehr flexibel steuern und gegensteuern muss, sonst läuft alles unweigerlich auseinander. Ich bekenne mich zum Kapellmeister. Auf den scheinbar mangelnden Glamour dieses Typus pfeife ich. Sie achten sehr darauf, nicht zu häufig zu dirigieren. Was passiert mit Ihnen, wenn Sie zu viel machen? Dann werde ich lust- und kraftlos. Der Körper meldet Sind Sie, da Sie ein be sich. Das habe ich schon rühmter Wagner-Dirigent in Berlin zu dosieren gesind, automatisch ein lernt. Und werde immer guter Strauss-Dirigent? Christian noch selektiver. Ich dirigiere Unsinn! Das wird nur immer Thielemann fast nur noch Orchester, die ich gesagt. Es wäre genauso falsch sehr gut kenne und mit denen es wie die Ansicht, wer Verdi gut menschlich stimmt. Ich mache, wenn Sie dirigieren kann, kann auch Puccini. Es mich fragen, immer noch zu viel. ist alles viel komplizierter. Das Einzige, was immer gleich bleibt, ist die Tatsache, dass ein Orchester bei Richard Strauss, egal wie man es Musiker privat haben es meist am liebsten, macht, immer unverschämt gut klingt. wenn Ruhe herrscht. Sie auch? Sehr richtig! Bei mir zuhause läuft nie Musik. Im Auto vielleicht mal Pop-Musik. Von Warum ist die Staatskapelle Dresden als Coldplay bis Madonna. Aber eher der NachStrauss-Orchester so besonders? richten-Kanal. In der „Schweigsamen Frau“ Durch Biegsamkeit, Flexibilität und Erfahrung. heißt es: „Wie schön ist doch die Musik, aber Die Staatskapelle Dresden rühmt sich tatsächwie schön erst, wenn sie vorbei ist!“ Strauss lich einer gewissen Strauss-Kompetenz. Es hat Recht. ist ein Orchester, bei dem man als Dirigent oft gesagt bekommt: „Das machen wir hier so Foto: Matthias Creutziger Jubiläumsjahr 2014 Strauss entspannt und so.“ Ausgeprägt ist die Begeisterung für Sänger. Der unaufdringliche Klang. Es ist ein süßer, aber nicht übersüßer Klang. Man hat ein Verständnis von Schlichtheit. Wenn ich den Musikern sage: „Haut doch mal richtig rein!“, dann schauen sie erst einmal unerfreut aus der Wäsche. Sie können es natürlich doch. Klassik picknickt wieder – am 12. Juli mit Rudolf Buchbinder und der StraussBurleske in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen, dem Partner der S emperoper Neun Sträusse R ichard Strauss in Dresden – ein Ideal! Dass bei der Staatskapelle an der Dresdner Semperoper ein hinreißender, historisch verbriefter Strauss gespielt wird, wird jeder gern bestätigen, der in der Semperoper jemals einen „Rosenkavalier“, eine „Arabella“ oder „Capriccio“ gehört hat. Der zart flimmernde, dezent beseelte und changierende Klang der Staatskapelle, der niemals laut wird, vermag Strauss zum Leuchten zu bringen, ohne ihn zu verstrahlen. Er hat Schmelz, ohne zu zerfließen. Und leichte Füße. In summa: kitschfrei und Kult! Das liegt an der Historie. Schon Richard Wagner hatte die Staatskapelle Dresden bekanntlich seine „Wunderharfe“ genannt. Die Qualitäten eines Orchesters, das nie brachial spielt, passen großartig auch zum Klang bei Richard Strauss. So entwickelte sich Dresden zum wichtigsten Uraufführungsort zu Lebzeiten dieses Opernkomponisten. Foto: Archiv Gläserne Manufaktur Volkswagen; Marco Borggreve 9 von 15 Uraufführungen Pionierarbeit leistete schon der heute weitgehend vergessene Ernst von Schuch. Ab 1901 sorgte er an der Hofoper für die Weltpremieren von „Feuersnot“ als Koproduktion mit den Dresdner Musikfestspielen, danach „Salome“ (1905), „Elektra“ (1909) und „Rosenkavalier“ (1911). Eine verblüffende Serie. Damit nicht genug. Der mit Strauss befreundete Fritz Busch brachte als Dresdner Generalmusikdirektor die Uraufführungen von „Intermezzo“ (1924 mit Lotte Lehmann) und „Ägyptische Helena“ (1928 mit Elisabeth Rethberg) heraus. Die ihm gewidmete „Arabella“ konnte Busch 1933 nicht mehr dirigieren. Man hatte ihn ins Exil vertrieben. Statt Busch widmeten sich nun Clemens Meir Wellber), einer wiederaufgenommenen „Ariadne“ (Regie: Marco Arturo Marelli) und Peter Mussbachs „Salome“ zunächst vor allem die halbszenische Aufführung des zumeist übersehenen Frühwerks „Feuersnot“ im Schlosshof der Dresdner Residenz Aufmerksamkeit (eine Koproduktion mit den Dresdner Musikfestspielen). Außerdem widmet man dem Meister mit „Legenden“ eine BallettHommage (unter Verwendung der „JosephsLegende“). Neben Stijn Celis wird mit Alexei Ratmansky einer der international gefragtesten Choreografen eine Neukreation für das Semperoper Ballett schaffen – und erstmals in Deutschland arbeiten. Zwei Jahre Dresden im Strauss-Taumel Und so geht der Strauss-Taumel in der daraufKrauss und danach Karl Böhm weiteren folgenden Saison 2014/15 weiter. Dann wird Strauss-Uraufführungen („Die schweigsame Thielemanns zu den Osterfestspielen in SalzFrau“ 1935, „Daphne“ 1938). Mit dem Ergebburg herausgebrachte „Arabella“ nach Dresden nis, dass neun von insgesamt 15 Straussübernommen – in der Premierenbesetzung Opern für Dresden geschrieben und hier erstmit Renée Fleming und Thomas Hampson mals aufgeführt wurden. Auf eine derart (Regie: Florentine Klepper). Ebenfalls mit profunde Deutungshoheit kann nicht einmal Bayreuth bei Wagner pochen. Aus Anlass des 150. Geburtstages von Richard Strauss, der am 11. Juni 1864 in München geboren wurde, eröffnet man im Januar in Gestalt von „Elektra“ unter Christian Thielemann: mit dem ‚härtesten‘ Werk des Komponisten. Schon unter Leitung Karl Böhms produzierten die Dresdner einst die wohl beste Studio-Aufnahme 19.1. Elektra (Thielemann, Frey; Meier, Herlitzius, des Werkes (1960 mit Inge Borkh, Schwanewilms, Pape) Jean Madeira und Dietrich Fischer23.2. Guntram (Meir Wellber; Zeppenfeld, Owens, Dieskau). Jetzt inszeniert die Zürcher Butter, Müller) Schauspiel-Intendantin Barbara Frey 9.3. Ariadne auf Naxos (Meir Wellber, Marelli; den Atriden-Schocker. Es ist erst ihre Owens, Petrick, Senator, Fritz Dorn) zweite Oper (nach „Jenůfa“ 2009 an der 21.3. Salome (Meister, Mussbach; Müller, Vaughn, Bayerischen Staatsoper). Mit Waltraud Sunnegårdh, Tómasson) Meier (Klytämnestra), Evelyn Herlitzius 7.6. Feuersnot (Klingele; Müller, Eder, Willis(Elektra) und Anne Schwanewilms Sørensen) (Chrysothemis) verfügt sie 11.6. Sonderkonzert der Staatskapelle Dresden über ein derzeit unschlag(Ausschnitte aus 9 Strauss-Opern: Thielemann; bar erscheinendes Stemme, Harteros, Nylund) Damen-Trio. Just 28.6.Legenden – Ballettabend (Connelly, am Geburtstag des Ratmansky & Celis; Semperoper Ballett) Jubilars erklingen mit Nina Stemme, Anja Harteros und Camilla Fleming und Thielemann folgt „Capriccio“. Nylund als Solistinnen unter Auch „Daphne“ und „Elektra“ kehren zurück. Anja der Leitung von Christian Für den „Rosenkavalier“ unter Thielemann Harteros Thielemann Ausschnitte aus schließlich steht eine Neubesetzung mit Anja den neun Dresdner Strauss-Opern Harteros als Marschallin ins Haus. – sicher ein Höhepunkt des KonzertViele Aufführungen werden zu kleinen Programms der Sächsischen Staatskapelle. Zyklen gebündelt. Mit neun „Sträussen“ entKonsequenterweise feiert man in Dresden spricht die Zahl der Produktionen genau derdas Strauss-Jahr gleich in zwei aufeinanderjenigen der Strauss-Uraufführungen in der folgenden Spielzeiten. 2013/14 verdient neben Stadt: Eine echt Dresdner Jubiläumsfeier also. „Elektra“ und einem konzertanten „Guntram“ rfr (dirigiert von Barenboim-Schüler Omer Das Strauss-Jubiläum 2014 an der Dresdner Semperoper (Highlights) 7 Dorothee Oberlinger Gemischtes Doppel Die Wahl-Kölnerin Dorothee Oberlinger ist die Paganina der Blockflöte. Und auch auf ihrer neuen CD verleiht sie Georg Philipp Telemann wieder ungeahnte Flügel. Von G u i d o F i s c h e r Lange war es ja um den Ruf der Blockflöte nicht gerade bestens bestellt. Woher rührt ihre plötzliche Popularität? Frans Brüggen hat das Instrument schon in den 60er Jahren wieder sehr populär gemacht! … von dem Sie sogar ein Poster im Jugendzimmer hängen hatten! (lacht …) Ja, das stimmt, er sah ja auch als junger Mann wirklich nicht schlecht aus! Und Brüggen hatte sehr viele gute Schüler. Ich habe auch bei einem von ihnen, Walter van Hauwe, studiert. Es scheint aber schon zutreffend zu sein, dass die Blockflöte nun eine größere Aufmerksamkeit erlangt hat – nicht nur durch mich, auch durch Kollegen wie z.B. Maurice Steger oder Giovanni Antonini. Der Alte Musik-Boom war sicherlich hilfreich. Eindeutig. So laden etwa Festivals, die vorher auf das klassische und romantische Repertoire gesetzt haben, schon seit Längerem verstärkt Barockensembles ein, und hier spielt die Blockflöte natürlich häufig eine wichtige Rolle. Wobei sie nicht nur ein Instrument der Alten Musik oder Barockmusik ist, sondern auch eines der Moderne. In der Zeit des Barock war die Blockflöte eher eine Flauto dolce, ein süßes, sanftes Instrument, das in den berückendsten Momenten, die von existenziellen Dingen wie Tod oder Liebe handelten, zum Einsatz kam. In der Neuen Musik kann sie durchaus auch extrem herbe klingen! 8 Auf einigen Ihrer 100 Barockblockflöten haben Sie jetzt Ihre immerhin schon fünfte Telemann-CD eingespielt – darunter drei Doppelkonzerte. Woher rührt dieser musikalische Appetit auf einen Komponisten, der zu Lebzeiten ein Star war und heute doch weiter hin verkannt wird? Georg Philipp Telemann konnte der Musik verschiedene Gewän der anlegen. Er war in allen Stilen zu Hause, dem italienischen, französischen, deutschen und im osteuro päischen Stil. Diese Vielfalt, von Johann Joachim Quantz „vermischter Geschmack“ genannt, ist das Tolle an Telemann. Seine Musik ist nicht nur gefällig und unterhaltsam und somit etwas für den Kenner wie für den Liebhaber. Sie ist extrem rhetorisch und affektreich, und sie singt, auch ohne Worte. Sein berühmter Satz „Das Singen ist das Fundament aller Dinge“ bringt das auf den Punkt. Die kann auch anders – Dorothee Oberlinger ist Ensembleleiterin, Professorin, Intendantin –und Zauberin auf der Blockflöte Auf der Blockflöte war Telemann Autodidakt. Trotzdem hat er sie glänzend in Szene setzen können. Bei ihm kann sie sehr virtuos, fast geigerisch auftrumpfen. Auf der anderen Seite ist sie bei ihm dann wieder wie eine Gesangsdiva. Das eigentlich Faszinierende ist aber vielleicht die ungemeine Vielfalt seiner Motivik. Er reiht unglaublich viele kleine Einfälle mit unerwarteten Wendungen fast wie bei einem Flickenteppich aneinander. Neben Solo-Karriere und der Professur für Blockflöte mit Leitung der Alte-Musik-Abteilung an der Salzburger Universität Georg Philipp Telemanns Mozarteum sind Sie musikalischer Appetit war so in Köln auch im Vorgrenzenlos, dass er sich autostand der Kölner Gedidaktisch quer durch die große sellschaft für Alte Instrumentenfamilie spielte – Musik, die 2012 das angefangen von der Flöte, das Zentrum für Alte Chalumeau und die Oboe über die Musik (ZAMUS) mit ins Gambe bis hin zur Posaune. Und Leben gerufen hat. Warum seine Neugier spiegelte sich ebenwar die Gründung eines solches falls in Konzerten für ungewöhnliche BeZentrums in Köln nötig, das ja als setzungen wider. Eins dieser „exotischen“ Nabel der deutschen Alte-MusikDoppelkonzerte hat auch Dorothee Szene gilt? Oberlinger aufgenommen. Es ist das Ich finde, dass die Alte-MusikKonzert für Block- und Traversflöte. Denn Szene genauso unterstützungsdieser Kombination begegnet man in der würdig ist, wie etwa die großen Barockmusik so gut wie gar nicht. Der Orchester. Viele Jahre wurde die besondere Reiz aber ist, dass Telemann freie Szene, auch die der Alten erst die gute alte Blockflöte gegen das Musik, stiefmütterlich behandelt. neue Modeinstrument, die TraversKöln hatte und hat hier deutschflöte ins musikalische Rennen landweit bei weitem die meisten schickte – um sie schließlich geAkteure! Daher finde ich es fabelmeinsam brillant über die Zielhaft, dass man mit der Gründung linie fliegen zu lassen. des ZAMUS durch die Hilfe von Geldgebern wie der Stadt Köln und dem Land NRW der Kölner Szene ein Zuhause gegeben hat. In den Räumlichkeiten des ZAMUS gibt es Probenmöglichkeiten, man kann auf Leihinstrumente zurückgreifen, es gibt dort Konzertreihen und Vorträge und einmal im Jahr wird das Kölner Fest für Alte Musik ausgerichtet. So wird die Kölner Alte Musik in ihrer Heimatstadt wesentlich sichtbarer, und das wurde nun auch mal wirklich Zeit! Neuheiten bei Berlin Classics Dorothee Oberlinger im Konzert: 28.11. Schloss Goldegg (A) 11.12. Ingolstadt, Stadthalle 20.12. Zürich (CH), Tonhalle 12.01. Ulm, Villa Roth 8.2. Köln, Balloni-Hallen (Kölner Fest für Alte Musik) RAGNA SCHIRMER »Concertos« Orgelkonzerte auf verschiedenen Instrumenten Georg Friedrich Händel 1 CD · 0300564BC Die Orgelkonzerte von Händel interpretiert auf unterschiedlichen Tasteninstrumenten: Hammerflügel, Konzertflügel und Hammond-Orgel. Händels Orgelkonzerte auf 3 CDs neu entdeckt. BLECHBLÄSERENSEMBLE LUDWIG GÜTTLER Vom Himmel hoch, da komm ich her Das große Live-Weihnachtsalbum Die Live-CD der Weihnachtstournee: Stimmungs volle Musik mit kunstvollen Sätzen liebgewonnener Lieder – glanzvoll dargeboten in erleuchteter Atmosphäre. 1 CD · 0300553BC Neu erschienen: Telemann: Doppelkonzerte, Suite a-Moll (mit Ensemble 1700), dhm/Sony Abonnenten-CD: Track 12 3CD · 0300554BC Flöten-Showdown VOCAL CONCERT DRESDEN Lob, Ehr und Preis sei Gott Die schönsten deutschen Kirchenlieder Foto: Johannes Ritter Eine Auswahl der schönsten Lieder der protestantischen Kirche. Schlicht, aber ergreifend – wie von einer idealen Gemeinde angestimmt. JETZT IM HANDEL SOWIE ALS DOWNLOAD ERHÄLTLICH. Weitere Informationen und den Katalog erhalten Sie bei: Edel Germany GmbH, Hamburg · Telefon (040) 89 08 53 13 www.edelclassics.de 9 Videos auf youtube.com/berlinclassics 9 Extrem metallischer Klang, zart gespielt: Lang Lang bei den Aufnahmesitzungen mit den Berliner Philharmonikern Berliner Philharmonie Der helle Klang Vor 50 Jahren wurde der Scharoun-Bau eingeweiht. Ein Blick mit Tonmeister Christoph Franke hinter die Kulissen und in die Akustikstudios. Von M at t h i a s S i e h l e r 10 dem Akustiksegel aufgehängt, die heute den hippen SixtiesCharakter des asymmetrischen und trotzdem harmonischen, schlichten und doch festlichen Saales unterstreichen. Kaninchenstalldraht und Putz Einen weiteren Akustikkrieg gab es, so erinnert sich Christoph Franke – Tonmeister in der Philharmonie und Klangverantwortlicher ihres virtuellen Pendants im Netz, der Digital Concert Hall mit ihren bereits über 200 archivierten Konzerten –, als Anfang der Neunzigerjahre ein Teil der abgehängten Decke herabstürzte. Man entdeckte, dass die eigentlich nur aus Kaninchenstalldraht und Rabitzputz bestand und wundert sich bis heute, dass sie noch nicht früher herunterkam. Als alles repariert war, mokierten sich manche über die grellere, härtere Akustik. „Das lag aber wohl hauptsächlich an der Beleuchtung, die war nämlich heller eingestellt“, lacht Franke. So viel zum subjektiven Eindruck des Hörens. Obwohl Franke natürlich ganz objektiv zugibt, dass es einige Plätze im Hause gibt, wo man nach wie vor Flatterechos hört, oder falsche Entfernungen. Nobody is perfect, nicht einmal einer der nach wie vor vollkommensten Konzertsäle der Welt. Ein Konzertsaal, in dem trotzdem anfangs nur wenig aufgenommen wurde, obwohl es eigentlich gleich zwei Tonstudios gab: eines für die Radioübertragungen und ein leeres für die Plattenfirmen, wo die jeweils mit allem Equipment anrückten. Tatsächlich entstanden die meisten CD-Aufnahmen dann doch in der modernen JesusChristus-Kirche in Dahlem, die heute noch gern genutzt wird. Denn auch damals war in der teuren Halle ein stetes Kommen und Gehen, man musste für die Konzerte immer wieder umbauen, im Villenvorort hatte man es leichter. Und länger als die fünf Tage bis zum nächsten Gottesdienst brauchte man selten. 3 Stunden Mikrofon einstellung Vierzig Mikrofone hängen als ferngesteuerter Kabelwald über dem Podium, erklärt Christoph Franke. Etwa drei Stunden müssen die vor jeder Konzertund jeder Studioaufnahme eingerichtet werden – nachdem sich der Tonmeister in einer Probe über die Orchesteraufstellung informiert hat. Die ist heute längst nicht mehr so festgezurrt wie früher, wo man höchstens in amerikanischer oder deutscher Sitzordnung saß. Dirigenten wie Simon Rattle wollen es heute subtiler, schieben die Pauken mal in die Mitte, mal an den Rand, platzieren die Kontrabässe rechts vorn oder links hinten, je nachdem welches Repertoire gefragt ist. Viele Künstler und Orchester vertrauen heute dem Tonmeister, es wird ja auch viel mehr aufgenommen in immer weniger Stunden, da ist meist nicht Zeit für große Akustikexperimente. Dabei machen manchmal schon zehn Zentimeter Mikro- Foto: Harald Hoffmann S tellen wir doch mal eines klar. Auch wenn die Berliner Philharmonie im 50. Jahr ihres Bestehens nur Bestnoten bekommt und nach wie vor als wichtigster und modernster Saal unserer Zeit gefeiert wird: Das war nicht immer so. Als am 17. Oktober 1963 im Schatten der Mauer der später als „Zirkus Karajani“ titulierte Zentralbau nach den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs auf dem leergeräumten, als neues „Kulturforum“ imaginierten Potsdamer Platz eröffnet wurde, da war der Sturm der Kritiker groß und schrill. Auch in Hans Scharouns so demokratisch tönendem Weinberg mit seinen gestaffelten Zuschauerterrassen, wo keiner mehr als 30 Meter vom Orchester weg sitzt und der Dirigent auf dem tief gelegten Orchesterpodium die Mitte des Raumes markiert, musste später einiges nachjustiert werden, bis alle zufrieden waren. Das Podium wurde umgebaut und vergrößert, fahrbar gemacht, es wurden zu- fonabstand beim räumlichen Deswegen wird der Ton ebenfalls Etwas mehr Zeit war kürzHören sehr viel aus, sagt Franke. vom Hauptstudio gegenüber ge- lich, als die Philharmonie der AufZwischen den verschiedenen fahren. nahme-Raum für die erste BeRundfunkanstalten wird gegnung zwischen heute nicht mehr so viel Simon Rattle und Lang hin und her gebaut, es sei Lang war. Da hatte denn, ein Produzent besteht dann auch der Klavierauf einer ganz eigenen Hör- Motorischer Witz, Maschinenrhythmik, das ist stimmer richtig zu tun, ästhetik. Selbst die Platten- von Lang Lang zu erwarten, wenn er als Tastendenn der chinesische firmen, die nur noch ihre Turbopianist, der mit teufel loszaubert. Doch der chinesische Pianist Mikros mitbringen, aber dem 2. Klavierkonzert mit der unfehlbaren Technik kann auch anders. meist das 2005 komplett von Béla Bartók und Für seine erste Aufnahme mit Simon Rattle und erneuerte und um 180 dem 3. von Sergei den Berliner Philharmonikern hat er Tom und Grad gedrehte Tonstudio Jerry sowie alle anderen Cartoon-Flitzer, die über der Ehrentribüne ihm sonst gern ästhetisches Vorbild sind, in nutzen, sind heute viel un- der Schublade gelassen. Er findet im 3. komplizierter. Man nimmt Konzert von Prokofjew und im 2. von ja meist sowieso Proben und Bartók bei aller Rasanz und ForteKonzerte auf, und dann gibt Härte zu einer nonchalanten Gees noch eine Patch-Session lassenheit und souverän ausohne Publikum, in der ge- balancierten Eleganz, die man putzt wird, Übergänge oder durchaus als sophisticated bevon Hustern überdeckte zeichnen kann. Auch Rattle Stellen noch einmal wieder- und die Seinen lassen zwar die Sir Simon holt werden. Im zweiten Dynamik-Anzeiger ausschlagen, Rattle und Studio hat sich deshalb heute das aber mit Delikatesse und Lang Lang das Videoteam der Digital Geschmack. Eine DVD-Dokumentation Concert Hall eingenistet, „da lässt den Zuschauer einmal in’s aufgeht es laut zu“, so Franke, wändige Getriebe einer hochrangigen CD-Auf„da hört man kaum was“. nahme blicken.17.10.13 16:53 Seite 1 AVI_Weithaas_Rondo_1/2S_AVI_Weithaas_Rondo_1/2S Blick in’s Getriebe Prokofjew zwei motorische Schwer gewichte des Repertoire ausgewählt hatte, wollte „einen extrem metallischen, harten Klang“, analysiert Christoph Franke. „Ich war erst etwas skeptisch, doch der hat mir versprochen, er würde ganz zart und sanft spielen. Und so war es dann auch. Trotzdem hörte man ihn sehr gut in den turbulenten, knalligen Orchestertutti. Da hatte einer seine klanglichen Hausaufgaben wirklich gemacht. Das ist eher selten“, lobt der Tonprofi anerkennend. Neu erschienen: Prokofjew, Bartók: Klavierkonzerte (Lang Lang, Rattle, Berliner Philharmoniker), Sony Abonnenten-CD: Track 14 Tagebuch einer CD-Aufnahme: „At The Highest Level“ (Dokumentarfilm von Christian Berger; Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3, mit Lang Lang, Rattle Berliner Philharmoniker), Sony Avi - Service for music · www.avi-music.de ANTJE WEITHAAS BEETHOVEN & BERG LUDWIG VAN BEETHOVEN Violinkonzert D-Dur op. 61 ALBAN BERG Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ Foto:Ruben Marti Stavanger Symfonieorkester · STEVEN SLOANE NEU CAvi 8553305 auch als digital download 11 Janine Jansen Das Mädchen mit dem Perlenohrring Mit Bach-Konzerten kehrt Jansen zum Barock zurück. Und verabschiedet sich vom Image als holländisches Geigen-„Meisje“. Von Robe rt F r au n hol z e r A bgenommen hat sie. Sehr sogar. Besser nicht fragen, oder? Janine Jansen kommt direkt vom Flughafen. Kurzer Interview-Stopp in Berlin, bevor es am Abend weitergeht nach Stockholm. Wo ihr schwedischer Freund sie erwartet. Aus der Familie (in Utrecht) in die Familie. Und für die Familie. Der private Zusammenhalt war schon immer für kaum eine große Solistin so wichtig wie für sie. Darin besteht auch ihr Erfolg. Sympathisch nahbar, so kommt Janine Jansen beim Publikum formidabel ‚rüber’, seit sie im Alter von zehn Jahren öffentlich debütierte. Ihr Spiel verströmt nichts Primadonnenhaftes. Kaum Glamouröses. „Ich bin eine alte Frau und habe graue Haare“, scherzte sie selbstironisch vor wenigen Jahren. Wenn auch mit einem gewissen Überdruss gegen die immer äußerlicher werdenden Markt-Gepflogenheiten der Klassik. Ihr kühler, weltläufig offener Ton blieb aufgeschlossen vor allem zur Alten Musik. Allem Kratzenden, Schabenden, Katzendarmhaften der historischen Aufführungspraxis ist sie trotzdem abhold. Heute, mit 35 Jahren, ist Janine Jansen der große Darling der Geigenwelt insgesamt. Eine der wenigen Integrationsfiguren, auf die sich fast alle Lager von Fachleuten bis Liebhabern verständigen können. Und lachlustig wie eh und je. Auf die Frage, was eigentlich „historisch informierte Aufführungspraxis“ bei ihr bedeutet, prustet sie los: „Im Englischen klingt es noch lächerlicher! Dort sagt man ‚historically informed performance’, abgekürzt: ‚hip’“. Wir verständigen uns leicht auf einen guten Titel für ihre künftige Autobiografie: What does it mean to be hip! Es enthielte die beste MusikerAntwort auf derlei akademische Fragen: Lach es weg! 12 „Traditionen stellen Grenzen dar“, so Jansen. „Ich muss aufpassen, ich selbst zu bleiben.“ Daher speißt dieses Selbst sich bei kaum einer Spitzen-Musikerin so stark aus regionalen Wurzeln wie bei ihr. Die Musikerfamilie, aus der sie stammt, war so stark, dass man den Eindruck gewinnen könnte, es habe kein Entrinnen gegeben: Der Großvater leitete einen Kirchenchor, in dem die Mutter sang; deren Bruder ist der holländische Bach-Bass Peter Kooy. Vater Jan und beide Brüder folgten jeweils ihrem Vater ans Cembalo. Besonders zuhause in Utrecht – alle zusammen. Bis heute. Jedem ihrer Weihnachtsfeste gibt Janine Jansen seit rund zehn Jahren den Charakter eines Kammermusikfestes. „Am 25. Dezember kriegen alle probenfrei“, so die Festspielchefin generös. „Das Festival ist praktisch bei mir zuhause, meine Familie kommt also zu mir.“ Diese innenpolitischen Vorlieben haben aber für Jansen einen musikalischen Grund. „Man muss für Kammermusik die Musiker sehr gut kennen, um nicht immer wieder von vorne anzufangen“, meint sie. „Erst mit Freunden kann ich tief genug in das Verständnis der Werke eindringen.“ Vor wenigen Jahren erfuhr sie, dass diese Prämissen für sie nicht nur eine hübsche, luxuriöse Sache sind. Sondern notwendig. „Ich hatte den Eindruck, mit voller Geschwindigkeit gegen die Wand zu laufen, fühlte mich ausgepowert und musste eine sechsmonatige Pause einlegen.“ Kein bloßes Burnout-Syndrom, so wie es heute jeder Finanzbeamte für sich beansprucht. Sondern eine echte Krise, die ein Umdenken erforderte und einleitete. „Ich gab damals etwa 120 Konzerte pro Jahr, das ist einfach zu viel.“ Heute sind es in etwa 80. „Man muss immer noch fähig sein, die eigenen Erfahrungen zu verdauen“, so Jansen. Dabei hilft ihr ein hoher Prozentsatz von Kammerkonzerten – vermutlich höher als Kommt selten so allein: Familienmensch Janine Jansen Profil bei fast jedem ihrer berühmten Kollegen. In Berlin etwa trat sie in den letzten Jahren hauptsächlich innerhalb der von Frank Dodge begründeten Kammermusikreihe „Spectrum Concerts“ auf. Eine Treue und ein Engagement, das sich direkt auf ihre anderen Berlin-Aktivitäten auswirkte. Denn als Solistin wird eine Künstlerin, die so häufig in kleineren Besetzungen präsent ist, nicht mehr so leicht verpflichtet (um den Markt nicht zu übersättigen). Derlei ergab eine eher mutige Mischung, da diese Künstlerin offenbar einerseits ebenso anspruchsvoll wie andererseits kommerziell dachte. Eine sehr niederländische Herangehensweise, könnte man vermuten – ohne Berührungsscheu. Die regelmäßig eingestreuten Barock-Erkundungen setzt sie jetzt konsequent fort mit einer Mischung von Bach-Konzerten und Sonaten. Natürlich nicht mit irgendeinem Spezial- oder Universal-Orchester. Sondern, getreu ihrer Marschrichtung, mit „Janine Jansen & Friends“. Dazu gehören Vater Jan Jansen, Bruder Maarten sowie der Geiger Boris Brovtsyn und KontrabassSpieler Rick Stotijn (Bruder der Johann Sebastian Bach plünderte und zweitverwertete Mezzo-Sopranistin Christianne gern eigene Werke. Seine Violinkonzerte etwa, in Stotijn). Ausgetrieben wird Bach Köthen entstanden, arbeitete er zu Cembalokonzerten bei dieser Gelegenheit alle konum. So konnten sich eine Generation, nachdem er auf ventionelle Glätte, alle Vehikeldem Streichinstrument damit glänzte, seine Söhne im haftigkeit (für einen brillierenden Zimmermannschen Kaffeehaus zu Leipzig als Solisten Solisten). Und aller opaker Glanz. präsentieren – echte Familienkonzerte also. Im Fall des Dies ist ein Bach der Familienrekonstruierten c-Moll-Konzertes für Violine und Oboe bande, unaufgeregt ausgefeilt BWV 1060 ist freilich der umgekehrte Weg beschritten bis ins Letzte. Enthaltend ist worden. Hier ist die Originalpartitur verloren. Nur von auch das rekonstruierte Doppeleiner Bearbeitung für zwei Cembali konnte auf die urkonzert für Violine und Oboe csprüngliche Fassung zurückgeschlossen werden. Moll BWV 1060 (sonst für zwei Tasteninstrumente). Selten klingt Bach so zutraulich aufgeraut. Janine Jansen gehört damit zu den So anheimelnd kratzbürstig und transparent. wenigen Künstlern, die ihre Karriere freiMelancholische Farben, spröde Stimmungen willig in engeren Grenzen halten als üblich. kennt dieser Bach ebenso wie furiose Anfälle Es gibt einen guten Humus, könnte man dazu von Galopp. Freilich: Einen goldenen Annesagen. Tatsächlich hat es Jansen in Holland Sophie Mutter-Ton darf man hier nicht erdurch Integrität und eine verbindliche Aufwarten. Sie kann ihn. Aber will ihn nicht. Und trittspolitik zu einer landesweiten Zelebrität im Duo mit Vater Jan (in den Sonaten BWV gebracht. Man kann die Niederlande kaum 1016 und 1917) würde er wohl dem Familienbereisen, ohne dass einem von irgendeiner umgang auch wenig entsprechen. Plakatwand oder Litfass-Säule Janine Jansen Früher sah Janine Jansen immer ein entgegenlächelt. Gute Sache. bisschen aus wie ein dralles, holländisches Immer schon liebäugelte Jansen mit den Meisje, das frech geworden ist. Oder, ums populären (Barock-)Klassikern des Repertoires. diplomatischer auszudrücken: wie Vermeers Ihr Debüt-Album 2003 bei der Decca stürzte sich erstaunlich bereitwillig in den himmel- „Mädchen mit dem Perlenohrring“. Heute eher wie ein universaler Geigen-Star, der nachblauen Pool von „Violin Favorites“ – also von hause kommt. Wer einen radikalen und verGusto- und Zugaben-Stücken von Tschaitraulichen Weg zu Bach einschlagen will, sollte kowski bis Chatschaturjan, Vaughan Williams ihr folgen. Und wird nicht enttäuscht. bis Ravel. Ein Jahr später folgten Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ (in der Oktett-Besetzung). Um von hieraus – aber nicht umgekehrt Neu erschienen: Bach: Violinkonzerte E-Dur – die sättigenden Schinken von Tschaiund a-Moll, Doppelkonzert mit Oboe c-Moll kowski bis Beethoven, von Prokofjew bis u. a. (mit Ramon Ortega Quero, Janine Jansen Bruch anzuschneiden. Zumeist and friends), Decca/Universal mit den prestigeträchtigsten Abonnenten-CD: Track 5 Dirigenten wie Riccardo Chailly, Vladimir Janine Jansen mit Bach-Konzerten: Jurowski oder Paavo 2.12. Berlin, Philharmonie Järvi. 4.12. München, Prinzregententheater 5.12. Wien (A), Konzerthaus 08.12. Baden-Baden, Festspielhaus 12.12. Bielefeld, Rudolf-OetkerHalle Foto: Harald Hoffmann Familienkonzert 13 Edition Günter Hänssler NEU FERUCCIO BUSONI, Nocturne symphonique op. 43 HANS PFITZNER, Klavierkonzert op. 31 MAX REGER, Eine romantische Suite op. 125 Tzimon Barto, Klavier Staatskapelle Dresden CHRISTIAN THIELEMANN 2 CD PH12016 NEU Günter Wand – The Radio Recordings Mozart, Messiaen, Webern, Fortner, Stravinsky, Beethoven, Orff, Saint-Saëns, Koechlin, Berlioz, Cherubini, Brahms, Weber, Zimmermann, Ligeti, Bruckner, Haydn, Braunfels, Hindemith, Strauss, Baird, Schubert, Bach WDR Sinfonieorchester Köln, NDR Sinfonieorchester, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR 20 CD PH 13038 NEU Anton Bruckner Collection Sinfonien 0 - 9, Werke für Klavier, Streichquartett, Messe in C-Dur, Messe in F moll, Messe in E moll, Te Deum, Lateinische Motetten, Orgelwerke und Motetten, Missa solemnis, Psalm 112, Psalm 150, Requiem) Fine Arts Quartet, Fritz Wunderlich, Christiane Oelze, Pamela Coburn, Matthias Goerne, Michael Schade, Andreas Schmidt, Dresdner Kreuzchor, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Staatskapelle Dresden, Wiener Philharmoniker, Gächinger Kantorei, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Bach-Collegium Stuttgart, Philharmonie Festiva, Bamberger Symphoniker, Herbert von Karajan, Christian Thielemann, Bernard Haitink, Günter Wand, Klaus Tennstedt, Kurt Sanderling, Helmuth Rilling, Gerd Schaller 20 CD PH13007 Jubiläumssampler zum Sonderpreis: Berühmte geistliche Chöre und die schönsten Klavierkonzerte Die Himmel rühmen 2 CD PH12065 Piano Concertos 2 CD PH13033 Richard Wagner – Der Ring des Nibelungen Hans Swarowsky 14 CD PH10034 Joseph Haydn – die Klaviersonaten Ekaterina Derzhavina 9 CD PH12037 Erhältlich im Fachhandel! Profil Edition Günter Hänssler Profil Medien GmbH Edition Günter Hänssler www.haensslerprofil.de Vertrieb: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH . www.naxos.de Ein Fan der King’s Singers ist Albrecht Mayer schon seit langem – doch jetzt hat sich der Star-Oboist sogar bei ihnen eingereiht. Von C a r s t e n N i e m a n n H o ho ho ho – hat sich da etwa wieder ein Musiker zum Weihnachtsgeschäft die rote Zipfelmütze übergezogen, um sich und seinen Fans zum Fest einen musikalischen Bunten Teller zu bescheren? Nun, ganz so einfach hat es sich Albrecht Mayer nicht gemacht. Ursprünglich, so versichert er, stand noch nicht einmal fest, dass sein Projekt mit den King‘s Singers ein Winteralbum werden würde. Umso bewusster war ihm, dass die Zusammenarbeit mit der legendären britischen A-Capella-Gruppe für jeden Instrumentalisten eine handfeste musikalische Herausforderung bedeutet. Mayers Respekt war umso größer, weil Ein Stern Singer: Albrecht Mayer & die King’s Singers 14 das Ensemble schon in seiner Kinder- und Jugendzeit zu seinen musikalischen Vorbildern gehörte. Im Knabenchor, in dem er damals sang, und auf dem Musikgymnasium, auf das er ging, kursierten nicht nur die Aufnahmen der King‘s Singers – er habe sie sich auch ganz praktisch zum Vorbild genommen, als er mit seiner Clique wild gemischte Programme ausprobiert und zum Teil auch auf der Fußgängerzone vorgetragen habe. Heute ist Albrecht Mayer selbst ein großer „Sänger“– allerdings auf der Oboe, deren kantable Qualitäten er wie kein zweiter Solist in seiner Generation erprobt und erweitert hat. Gerade dieser Erfahrungen wegen kam für Mayer eine Rollenverteilung, wie sie etwa Jan Garbarek und das HilliardEnsemble auf ihrem Album vornahmen, nicht in Frage: „Sie sind damit extrem erfolgreich gewesen und für das Publikum hat es auch funktioniert. Aber den Ensemblegesang und den vermeintlichen Solisten hätte man nach meinem Geschmack auch getrennt voneinander aufnehmen können – das hätte für mich ebenso viel Zusammenhang gehabt.“ Das andere Extrem, nur eine siebente Stimme im Ensemble zu sein, habe er jedoch auch zu vermeiden gesucht: „Das kann man ein oder zwei Mal machen, aber nicht ständig – sonst fragt man sich ja, warum singt der nicht gleich selbst?“ Bewusst habe er Neu erschienen: Let It Snow! Mayer, The King’s Singers, DG/ Universal Abonnenten-CD: Track 7 Foto: Harald Hoffmann Albrecht Mayer „Bin ich Farbe, bin ich Geräusch?“ daher von Stück zu Stück mit verschiedenen Rollen experimentiert. „Mir war wichtig herauszufinden: Worauf reagiere ich im Ensemble? Was passiert, wenn die gerade mal schweigen? Kann ich einen Kommentar abgeben? Oder kann ich eine weitere Stimme sein? Kann ich ein Kontrapunkt oder eine Farbe sein? Kann ich ein Geräusch sein?“ Hört man genau hin, kann man tatsächlich in jedem Stück einen anderen Albrecht Mayer erleben – mal präzise am Notentext, wie in dem herausfordernd instrumental geschriebenen Ar rangement des (Albinoni nur zugeschriebenen) Adagios, aber auch mal freier improvisierend, wie in dem Evergreen „Baby It‘s Cold Outside“. Um diese Experimente umzusetzen, bedurfte es nicht nur musikalischen Fingerspitzengefühls: Fasziniert berichtet Mayer, der sich gerade im Studio als impulsive Persönlichkeit entpuppt, von der musikalischen Flexibilität sowie der „extremen britischen Lie benswürdigkeit und Höflichkeit“, mit der sich das Ensemble auf dieses Projekt einließ – ein Projekt, möchte man hinzufügen, das trotz seiner schlussendlich gefälligen Durchhörbarkeit eine durchaus herausfordernde Winterexpedition gewesen sein dürfte. Jetzt wird’s bunt: Diana Damrau (Moll Hackabout) und Nathan Gunn (James Dalton) in „A Harlot’s Progress“ Diana Damrau Knallbunte Tüte Mit „Forever“ kehrt die Damrau zu ihren Musical-Wurzeln zurück. Eine solch gewagte Mischung hätte sich nicht mal die Rothenberger getraut. Von Robe rt F r au n hol z e r Foto: Werner Kmetitsch D as kommt von meinem Vater“, lacht Diana Damrau und meint damit die Frohnatur, mit der ihre neue CD überschüttet scheint. „Mein Album ‚Forever’“, sagt sie über die Melange aus Strauß, Kálmán, Loewe, Lloyd Webber und „Mary Poppins“, „soll nichts bieten außer schönen Melodien.“ Ein Grundsatz, mit dem schon Anneliese Rothenberger ihre Programme machte. Nur war selbst diese HaarsprayLady von einst nicht so verwegen, neben großer Operette auch Musical und sogar Filmmusik auf eine einzige Platte zu pressen. Wem wäre so ein Spagat je zuvor gelungen? „Hm, weiß ich auch nicht“, sinniert Diana Damrau und wird richtig ernst. „Ich nehm’s als Kompliment!“ Und lacht schon wieder. Die gute Laune hatte bei ihr von jeher eine bayerisch pragmatische Seite. „Eine positive Einstellung ist auf alle Fälle besser“, sagt die geborene Günzburgerin. „Man kriegt einen Schnupfen, wenn man sagt, ich hab’ die Nase voll.“ Nicht mit ihr. Und da sie ihr Bühnen-Debüt 1986 mit Szenen aus „My Fair Lady“ in den Donaulichtspielen Offingen gab, worauf etliche Adelen („Fledermaus“) und Valenciennes („Lustige Witwe“) im Mainfranken Theater Würzburg folgten, kann Diana Damrau mit Fug und Recht als eine in der Provinz groß gewordene Operetten-Soubrette gelten. Wobei es nicht blieb. Denn inzwischen bevorzugt Damrau für neue Rollen wie Traviata, Lucia di Lammermoor oder Sonnambula ganz große Hütten, wie die Metropolitan Opera in New York. „Verstecken kann ich mich sowieso nicht mehr. Überall filmen oder schneiden die Leute mit Handys die Auftritte mit.“ Lieber gleich ins kalte Wasser. Selbst unser Interview findet am Mittag direkt vor einer Aufführung von „A Harlot’s Progress“ am Theater an der Wien statt. Das würde kaum eine andere Sängerin machen, die am selben Abend mehrere Stunden ununterbrochen auf der Bühne stehen muss. Das atonale Werk wurde für Damrau komponiert. „Es ist NeoVerismo, aber das habe ich noch niemandem gesagt“, plaudert sie, indem sie ihren Mann, Bassbariton Nicolas Testé, nachhause zu den beiden Kindern schickt. Ihr „Durchbruch“, sagt die Sängerin, sei mit dem folgenden Satz erfolgt, den der damalige Wiener Staatsoperndirektor Ioan Holender zu ihr sagte: „Damrau’chen, du wirst an der Scala singen! Eben hast du Riccardo Muti vorgesungen!“ So geschehen 2002 bei einer Vorstellung des „Riesen vom Steinfeld“ von Friedrich Cerha, wo Diana Damrau mitwirkte. Die Prophezeiung Holenders hat sich erfüllt. Nach einigen Jahren in Wien und einer letzten, festen Ensemble-Station in Genf lebt Damrau mittlerweile in Zürich. Mit ihrer vielfach bejubelten „Forever“-CD kehrt Diana Damrau zu ihren leicht luftigen Wurzeln zurück. Nicht mit allen ihren bisherigen CDs hatte sie Glück. „Ich weiß auch nicht, warum meine Stimme eher schwer aufzunehmen ist.“ Bei ihrer „Coloraturas“-CD, klagt sie, war sie die meiste Zeit krank. „Meine beste Platte bisher war die Strauss-CD mit Christian Thielemann.“ (Eine Fortsetzung ist geplant.) Auch die knallbunte Tüte von „Forever“ rangiert ganz oben. Für immer. Neu erschienen: „Forever“ – mit Abell, Royal Liverpool Philharmonic Orchestra: Erato/ Warner 15 Intelligente Interpretationen, mit leidenschaftlicher Bewegung vorgetragen: Tenor Mark Padmore mehr. ... Die Aufnahme hat mir gefallen. Ich fürchte aber, dass dieser Klang, der in den 80er Jahren sozusagen erfunden wurde, weit von dem entfernt ist, wie es ursprünglich geklungen hat. Manchmal wünsche ich mir, es gäbe Ensembles, die uns ein bisschen mehr schockieren würden. Dieser Klang ist uns inzwischen so vertraut. Er ist ja auch sehr schön, rund und sauber, aber man könnte es vielleicht auf eine andere Art machen, die eine rauere, dringlichere Qualität hätte. Bach „Und er kam und fand sie aber schlafend“, aus: Matthäus-Passion Blind gehört – Mark Padmore „Ich bin auch ohne Opern glücklich.“ Verständlichkeit, Expressivit ät, leidenschaftliche Gestaltung: Wenn der englische Tenor Mark Padmore in Berlin die Rolle des Matthäus-Evangelisten übernimmt , erfüllt er den Bericht vom Tod Jesu mit haarsträuben d e r G e g e n wä r t i g ke i t . N a c h seinem Start in der Barockmusik führte ihn seine Leidenschaft für intensive Wort-Tongestal tung seit 2000 quer durch das Liedrepertoire von Schubert bis Britten. Für das „Blind gehört“ während der Proben zur MatthäusPassion in Berlin nahm sich der 52-Jährige die Zeit, immer erst nach Ende des jeweiligen Stückes zu kommentieren. Arnt Cobbers 16 Gesualdo Responsoria 1611, In monte Oliveti Collegium Vocale Gent, Herreweghe (2012), Phi/Note 1 Das bringt mich zurück in die 80er Jahre, als ich diese Musik viel gesungen habe. In dieser Aufnahme war viel Freude an der Musik zu spüren. Es hat Atmosphäre, ist sauber gesungen, sehr homogen. Was ich an dieser Musik liebe – ich kenne das Stück nicht –, sind die unerwarteten Harmoniewechsel. Jeder Akkord kommt überraschend, deshalb ist die Intonation sehr wichtig, und wenn das funktioniert, ist es für die Sänger sehr befriedigend. ... Das war eine schöne Zeit, als ich mit den Tallis Scholars, The Sixteen oder The Hilliards gesungen habe, wir sind viel getourt, haben viel aufgenommen: Gesualdo, Perotin usw. Es gab jede Woche neue Stücke zu entdecken. Und man steht nicht so unter Druck wie als Solist. Andererseits steht immer der Gruppenklang im Vordergrund, nicht die Persönlichkeit des einzelnen Sängers. Wahrscheinlich hätte ich heute noch Spaß daran, im Ensemble zu singen. Aber das ergibt sich nicht Peter Pears’ Stimme erkennt man nach einer Sekunde. Ich habe viel Lebenszeit mit historisch informierter Aufführungspraxis verbracht, mit Philippe Herreweghe, William Christie, John Eliot Gardiner und anderen. Als Roger Norrington Beethovens Neunte machte, sang ich im Chor mit. Diese Leute nahmen sich die Stücke, die in einer ganz bestimmten Art Teil des Repertoires waren, warfen alle Traditionen über Bord und setzten nochmal völlig neu an. Das war hochinteressant, das waren aufregende Zeiten. Aber wichtig ist: Bach hat keine Aufführungspraxis definiert, er ist nicht davon ausgegangen, dass seine Werke nach ihm weiterleben würden. Ich habe mit Paul McCreesh die Matthäus-Passion mit acht Sängern aufgenommen. Und jetzt arbeite ich mit Simon Rattle, Peter Sellars, den Philharmonikern und einem Chor von 80 Sängern. Wir sind an einen Punkt gekommen, wo wir nicht mehr in eine bestimmte Richtung gehen müssen. Als ich angefangen habe, Platten zu kaufen, suchte man nach der „besten“ Aufnahme eines Stücks, der „Referenzaufnahme“. Wir sollten nicht länger in dieser Richtung denken, es gibt Foto: Mark Padmore Pears, Prey, Messthaler, Stuttgarter Kammerorchester, Münchinger (1965), Decca/Universal heute eine weite Bandbreite an Aufnahmen. Und die sollten uns zu Live-Aufführungen führen. Ich denke, es ist nicht wirklich möglich, ein Stück wie die MatthäusPassion in seiner ganzen Tiefe und Fülle vor dem CD-Player zu erleben. Dies hier klingt sehr altertümlich mit dem Streichervibrato, das alles begleitet, der Fokus liegt auf dem Klang, nicht auf der Geschichte, die da erzählt wird. Es ist so langsam, damit alle „schöne“ Klänge produzieren können. Aber in der Passion geht es nicht um Schönheit. Wichtig ist, die Geschichte zu erzählen in all ihrer Dramatik. Aufnahmen waren ein großer Segen für uns, aber sie sind auch eine Gefahr: Alles soll perfekt sein, wir haben Unmittelbarkeit verloren, die Lust, Risiken einzugehen. Dies hier ist das Gegenteil von riskant. Ich freue mich, dass wir heute der Musik ihre Wichtigkeit zurückgeben können. Die MatthäusPassion erzählt von Freundschaft, Liebe, Betrug, Tod, Humanität und so weiter. Das darf nicht nur schön klingen. Wenn Leute sagen: Ich liebe dieses ‚Ach, erbarme dich‘, das ist so schön – das geht am Werk vorbei. ... Ich denke, man muss die Passionen nicht unbedingt inszenieren, ein sehr gutes Konzert kann das auch transportieren. Aber ich liebe das intensive Proben, wie es bei Konzerten nicht möglich ist. Ich hasse es, wenn man nur einen Tag probt – weil ja doch alle wissen, wie es geht. Man braucht trotzdem diesen Prozess, man muss immer wieder über alles nachdenken, damit es funktioniert. Es gibt diese wunderbaren Zeilen von T. S. Eliot: „We shall not cease from exploration ...“, das ist so wichtig fürs Musikmachen. Auch wenn wir dann wieder zum Ausgangspunkt kommen, sind wir doch weitergekommen. ... Ich liebe die Rolle des Evangelisten, der erzählt die Geschichte, und das ist es, was mich interessiert. Da brauche ich keine Arie. Die besten Evangelisten, Ernst Haefliger, Peter Schreier, Christoph Pregardien, haben nicht unbedingt die schönsten Stimmen. Aber sie haben die Fähigkeit, den Text zu transportieren. Britten „Near the Black Mountains there I dwelt”, aus: Curlew River Langridge, Academy of St. Martin in the fields, Marriner (1996), Philips/Universal Philip Langridge ist sozusagen mein Held. Ich habe mir noch als Schüler eine erste Platte von ihm gekauft, mit Tippett-Songs. Er war einer der intelligentesten Sänger, da zählte jedes Wort. Wiederum nicht die allerschönste Stimme, aber sie packt einen. Sein Captain Vere in Billy Budd und sein Peter Grimes waren unübertroffen. Er hatte ein erstaunliches Repertoire und war ein guter Schauspieler. Ich liebe das Theater auch und stehe sehr gern auf der Bühne, aber es gibt nicht viele Opernrollen, die ich gern singen würde. Billy Budd in Glyndebourne war toll, und ich freue mich, dass wir das bald an der Met bringen werden. Aber als Opernsänger ist man sehr oft und lange von zu Hause weg. Ich bin auch ohne Oper glücklich. Britten werde ich in den nächsten Jahren noch viel singen. Er hat so viel für Peter Pears geschrieben, das ist ein tolles Geschenk für die britischen Tenöre. Schumann „Aus meinen Tränen sprießen“ und „Die Rose, die Lilie, die Taube“, aus: Dichterliebe Behle, Bjelland (2010), Capriccio/ Naxos Es klingt wie ein junger Peter Schreier, aber das ist sicherlich eine neue Aufnahme. Gefällt mir sehr. Sehr unmittelbar. Peter Schreiers Schubert-Aufnahmen mit András Schiff wären übrigens meine Referenz-Aufnahmen für dieses Repertoire, viel mehr als die von FischerDieskau. Ich mag den Klang dieser Stimme hier, der Sänger dient den Worten und der Musik, auch das Klavier war gut, da war ein echtes Team am Werk, nicht ein Star und sein Begleiter. ... Es ist eine Schande, dass das Liedrepertoire nicht bekannter ist. Nicht nur Schubert und Schumann, auch die Lieder von Brahms, Liszt und Beethoven – das ist so tolle Musik! Ich schätze mich glücklich, dass ich damit arbeiten darf. Auch die Qualität der Gedichte ist meist unglaublich hoch, und ich liebe es, tief in die Texte einzusteigen. Schubert „Im Frühling“, D882 Anders, Raucheisen (ca. 1943), Berlin Classics/Edel Eines meiner Lieblingslieder! Das hat mir wirklich gefallen, es klingt, als würde er in einem kleinen Zimmer singen. Man bekommt den Text kristallklar mit. Dieses Portamento gibt dem ganzen so einen ChansonTouch. Heute würde das sentimental klingen, aber dies hier zu hören, macht mich irgendwie fröhlich. Das ist ja auch eines von Schuberts wirklich fröhlichen Liedern. Es gibt viele Arten zu singen, die ich überhaupt nicht mag, aber bislang war noch nichts dabei. Boyce „Softly rise, O southern breeze“, aus: Solomon Bostridge, The English Concert, Labadie (2010), EMI Classics Was zum Teufel ist das? Händel? Das ist schön! Es klingt wie eine der großen Händel-Arien. Der „englische Tenor“ – das wird oft negativ benutzt. Und ich verstehe auch, warum. Das ist ein weißer Klang, nicht opernhaft, mit wenig Vibrato und Ausdruck. Aber andererseits: Man erkennt viele Details, und da wird es interessant. Ein opernhafter Klang ist nicht sehr natürlich. Fürs Opernhaus mag er passen, aber Schubert-Lieder waren nicht für große Säle gedacht. Mozart war nicht für die Met gedacht, nicht mal Wagner. Die Idee, dass man vor 4000 Leuten singt, ist etwas anderes als die Intimität, für die die meiste Musik geschrieben ist. Vor 200 Leuten kann man eine interessante Intimität schaffen, und das gelingt Ian wunderbar, finde ich. Er ist ein intelligenter Sänger – auch das ist für einige ein Schimpfwort. Schubert „Gute Nacht“, aus: Winterreise Schäfer, Schneider (2003), Onyx/ Note 1 Das ist schnell ... Ich liebe diese Dringlichkeit. Ich finde es spannend, solch ein Stück neu zu entdecken – wenn ich merke, da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht und eigene Ideen entwickelt und führt das Stück auf, als wäre es neu geschrieben. Und das hier hat diese Qualitäten. Natürlich darf ein Sopran das singen, ohne Zweifel. Die Kraft der Musik muss spürbar werden, sie muss den Zuhörer elektrisieren. Und sie muss wie ein Teil unseres täglichen Lebens wirken. Was ich überhaupt nicht mag, ist, wenn jemand nur schöne Klänge produziert. Dann wird es ein Museumsstück, und dafür ist diese Musik zu großartig. Neu erschienen: Vaughan Williams, Dove, Warlock: On Wenlock Edge, The End, The Curlew (mit Daniel, Watkins, Britten Sinfonia, Shave), harmonia mundi Abonnenten-CD: Track 6 Mark Padmore im Konzert: 19./20.12. München, Herkulessaal (Die Schöpfung) 27./28.2. Berlin, Philharmonie (Johannes-Passion, mit Rattle) 1.3. Berlin, Philharmonie (Matthäus-Passion, mit Harding) 22.3. Wien (A), Konzerthaus (Turn of the Screw) 13./18.4. Baden-Baden, Festspielhaus (JohannesPassion, mit Rattle) 30.4. Celle, Schlosstheater (Rezital mit Bezuidenhout) 17 Wehe, wenn sie losgelassen: Ragna Schirmer lässt Händels Bässe swingen Ragna Schirmer Georg Friedrich Hammond Im Klang gleich dreier Epochen spiegelt die Pianistin Händels Orgelkonzerte. Und der Großmeister des melodischen Einfalls zeigt sich unverwüstlich. Von C a r s t e n H i n r ic h s D ie einleitende Frage, ob sie gerne nach Rezept koche, empfindet Ragna Schirmer nicht als abwegig – nicht, wenn es um Händel geht. Der barocke Sinnenmensch liegt ihr ganz offensichtlich. Die Einspielung seiner Klaviersuiten, die die inzwischen in Halle – der Geburtsstadt des Weltenbürgers – lebende Pianistin vor vier Jahren veröffentlicht hatte, war ein intimer Dialog mit der Vergangenheit, und zwar im wiegenden Tanzschritt. Mit Stolz nimmt sie für sich in Anspruch, in Sachen Händel eine der erfahrensten und belesensten Interpretinnen auf dem modernen Flügel zu sein. Dass sie nun Händels Orgelkonzerte opp. 4 und 7 auf gleich drei Instrumente und Klangwelten verteilt anbietet, wirkt aber nur auf den ersten Blick wie ein freizügiger Umgang mit der Urtext-Autorität. Orgelkonzerte lösen bei manchen vielleicht das Vorurteil kirchenmusikalischer Muffigkeit aus – diese hier glänzen verführerisch, 18 denn sie sind für das Musiktheater entstanden, und zwar aus reiner Notwehr. Denn die in Konkurrenz zu Händels Opernunternehmen gegründete „Opera of the Nobility“ machte ihm 1734 nicht nur viele Sänger abspenstig, sie konnte auch den Starkastraten par excellence nach London und damit das Publikum in die Vorstellung locken: Farinelli. Dass Händel sich darauf langfristig von der italienischen Oper ab- und dem englischen Oratorium zuwandte, war nur ein Teil seiner Strategie. In den Umbaupausen führte er, vielleicht ja als Ersatz für den virtuosen Sopranistengesang, sein verlässlichstes Zugpferd in’s Rennen: sich selbst, und zwar als Organist. Schon als junger Mann auf Besuch in Rom machte Händel an der Orgel von sich reden, sein Spiel sei glänzend, funkelnd und von „beeindruckender Vollstimmigkeit und nachdrücklicher Stärke“ gewesen, so Johann Mattheson. Der heiklen Situation angemessen, brachte der Komponist nun in London seine ganze Kunst an Farbigkeit, melodischen Einfällen und Virtuosität auf seinem Instrument in Stellung. Und die Rechnung ging auf: Die Orgelkonzerte wurden zum Publikumsmagneten der Oratorienaufführungen. Auch Ragna Schirmer konnte sich dem Reiz dieser Musik nicht entziehen. Mit andauernder Beschäftigung wuchs ihr Wunsch, diese Musik auf dem Flügel zu spielen, sie heutigen Hörgewohnheiten anzupassen. Und das könnte durchaus im Sinne der Zeit gewesen sein. Bis 1770 erschienen dreizehn Neuauflagen, davon zwölf der Solostimme – ein Beleg, dass die Werke von Liebhabern auch am heimischen Cembalo allein oder mit wenigen Streichern musiziert wurden. „Händels Konzerte sehen bis auf eine Ausnahme kein Pedal vor. Es sind einfach Konzerte für ein Tasteninstrument, und ich wollte sie einmal von dieser Sphäre des Orgelklangs befreien.“Doch das ist gar nicht so einfach. Denn im Gegensatz zum Klavierton, der nach dem Anschlag verklingt, lässt sich der Orgelklang beliebig halten. „Gerade mit einem Orchester würde das Klavier dann doch eher nackt klingen. Ich habe also Verschiedenes ausprobiert, um den Klang zu verlängern, mal durch Verzierungen, mal durch Ergänzungen in der linken Hand, oder durch Zusätze wie Skalen und Tremoli. Außerdem habe ich mir bei erfahrenen Bandleadern und Arrangeuren Anregungen geholt und aus diesen Gesprächen wieder ganz neue Ideen entwickelt.“ Dazu zählt auch der ungewöhnliche Wunsch, einige der Konzerte für Jazzband arrangieren zu lassen. Den Zündfunken zu dieser Grenzerfahrung lieferte der zweite Satz aus Konzert op. 7/V, eine riesige, um sich selbst kreisende Chaconne. „Es gibt von diesem Satz sehr viele Lesarten, fast jeder Organist macht das etwas anders. Die gezupften Streicher haben einen eigenwilligen Groove, etwas unbeirrt Vorwärtstreibendes, und ich dachte jedes Mal beim Anhören: ‚Das müsste man mal mit Schlagzeug machen.‘ Nun, und dann haben wir’s gemacht!“. Doch Jazz ist ein riskantes Unterfangen für eine klassische Musikerin. „Für mich war klar, dass ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte. Also habe ich Stefan Malzew gebeten, Arrangements zu schreiben, bei denen ich die Originalstimme spielen kann. Die jazzigen Einwürfe und Rhythmen steuert die erfahrene Band bei.“ Auf diesem Wege kam Ragna Schirmer kurzerhand auch in den Besitz eines kostbaren Instruments, einer Hammond-Orgel B3, auf der sie die Jazzband stilvoll ergänzt. Im Gegenzug inspirierte das „JazzPeriment“ zum Blick zurück, mit Versionen für Hammerflügel und Barockensemble. Und auch innerhalb der jeweiligen Klangwelten gibt es Überraschungen: „In einem Konzert lässt Händel Solo-Violine und Solo-Cello hervortreten, das haben wir kammermusikalisch besetzt. Bei einem anderen ist ein Flötenregister der Orgel gefordert, was mich auf die Idee brachte, den Orgelpart für drei Holzbläser arrangieren zu lassen, da übernimmt der Hammerflügel die Rolle des Orchesters. Dafür spiele ich zum Beispiel die Konzerte HWV 295 und 296a komplett alleine.“ So überträgt sich Händels Farbigkeit bis in die Bearbeitungen hinein. ist es um einen Ausbildungszweig bestellt, der kaum Musikpädagogen, aber viel zu viele Solisten produziert, dafür die Stellen aber im Verhältnis 9:1 mit Studenten aus dem Ausland besetzen muss?“, so Schirmer zu ihren Erfahrungen. Inzwischen konzentriert sie sich seit 2009 auf die Begabtenförderung, eine Tätigkeit, die sie als weitaus befriedigender und sinnvoll erlebt. Ihr neues Projekt wird natürlich die Puristen auf den Plan rufen: Händel auf der Hammond-Orgel – und wo bleibt die Authentizität? Ragna Schirmer hat darauf eine gelassene Antwort: „Man kann die Intentionen eines Komponisten trotz historischer Instrumente ebenso Das wohl berühmteste Orgelkonzert F-Dur HWV verfehlen, wie man sie mit modernen 296a verdankt seinen Beinamen den darin entInstrumenten treffen kann. Mir geht haltenen Vogelstimmen-Imitationen: „The Cuckoo es allein um diese Intention.“ Das kann and The Nightingale“. Während Händel für die für Schirmer bedeuten, dass man ein Außensätze seiner Triosonate HWV 401 zu Leibe Konzert sogar mit Augenzwinkern auf rückte, präsentiert der zweite Satz Programmmusik. links dreht. „Mit Verlaub, ich bin mir In den Kontrast zwischen kunstvoll umspielten und sicher, dass Händel diesen hüpfenden ausgezierten Passagen und den wiederkehrenden Anfang von op. 4/VI nicht bierernst gefallenden Terzen lässt sich schon mit wenig Fantasie meint haben kann. Da steckt so viel Witz ein Sängerwettstreit zwischen Kuckuck und drin, so viel Swing, und wenn man das Nachtigall ausmachen. für Jazzband arrangiert und kurz vor Schluss noch eine bayerische Blaskapelle In der Aufnahmephase schließlich mauser zitiert, kann das durchaus den Kern treffen. Jedenfalls hoffe ich sehr, dass auch Händels te sich das Projekt durch die drei Ensembles Humor sich darin widerspiegelt.“ und die vielen Besetzungsvarianten zum logistischen Großmanöver. „Über eine ganze Weile war ich die einzige, die im Kopf hatte, Neu erschienen: Händel: Die Orgelkonzerte wie das Projekt am Ende klingen sollte. Und (auf Hammerklavier, Flügel und Hammond B3, ich wusste, welche Musiker bei welcher Probe mit Händelfestspielorchester Halle, Ensemble oder Aufnahmesitzung dabei sein mussten, als DaCuore, Matzew & The Strings), edel/Berlin selbst die Tonmeister schon längst aufgegeben Classics hatten, da durchzusteigen.“ Abonnenten-CD: Track 1 Gerade erst ist die Rundumkürzung an Baden-Württemberger Musikhochschulen vom Ragna Schirmer im Konzert: Tisch, wo die Standorte Stuttgart und Mann21.–23., 28.11., Halle, Puppentheater heim auf die Richtungen Klassik und Pop/Jazz 19.–21.12. & („Konzert für eine taube konzentriert werden sollten. Begegnungen 24.–26.1. Seele“) zwischen den Genres, wie Schirmers Händel15.12. Jena, Rathausdiele (Rezital projekt, können im Uni-Alltag dann nicht Bach, Händel, Haydn, mehr entstehen. Schirmer selbst, die mit 28 Schumann) Jahren in Mannheim Klavierprofessorin wurde, 22.12. Coswig, Villa Teresa schmiss nach acht Jahren hin, entnervt vom 6.2. Hamburg, St. Michaelis universitären Betrieb. Das „Problem Musik16.2. Heilbronn, Kongresshochschule“ sieht sie dennoch zwiespältig: „Bei zentrum Harmonie (Gershwin, einem Anteil der Kultur am öffentlichen HausConnesson) halt von gerade einmal rund einem Prozent 1.3. Eisleben, Theater (Chopin) lehne ich Kürzungen rigoros ab. Zu viel wird da 2./3.3. Halle, Georg-Friedrichdurch Unachtsamkeit zerstört, was nur mühHändel-Halle (Chopin) sam wieder herzustellen ist, wenn die Gelder 14.04. Heppenheim, Kurfürstensaal einmal wieder bewilligt werden.“ Auch miss(Rezital) traut sie der Kompetenz der Beamten in Kultur15.3. Suhl, Congress-Zentrum belangen: „Ich selbst wurde eingeladen, in ver(Chopin) schiedenen Gremien kulturpolitisch zu beraten. 16.3. Kempen, Kulturforum Doch ich musste einsehen, dass ich damit gar (Rezital) nichts bewegen konnte.“ Aber: Sie sieht ganz 23.3. Flensburg, Stadttheater generell die deutschen Hochschulen ebenso (Rezital) in der Pflicht zur Selbstkontrolle und eine Not27.3. Mannheim, Christuskirche wendigkeit zur Ausrichtung am Markt. „Wie (Rezital) n spielt e e V n a v n e o Jer zum Minimal Music nuss rge Maximalen Hö Foto: Edel/Robert Dämmig 19 5029365945226 Kuckucksuhr mit Manualen 7 CDs Youtube Video Jeroen van Veen Play´s Einaudi! Der niederländische Minimal-Music-Spezialist Jeroen van Veen hat für diese Sammlung die kompletten Klavierstücke von Ludovico Einaudi auf insgesamt 7 CDs aufgenommen. 3 CDs Philipp Glass Solo Piano Music 5029365941921 2 CDs Arvo Pärt Für Anna Maria Complete Piano Music 5028421947754 5 CDs Simeon ten Holt Solo Piano Music Vol. I-V 5029365943420 Mehr Information gibt es unter: http://de.brilliantclassics.com Das offizielle deutschsprachige Blog von Brilliant Classics Senta Berger Musik, der Liebe Nahrung Kein Dichter hat die Musiker mehr beflügelt als William Shakespeare. Nicht zuletzt, weil Musik die Sprache seiner Dramen durchzieht wie ein Goldfaden. Von C a r s t e n H i n r ic h s L ange wurde die Person, deren GeDramen besitzt das dichterische Wort selbst burtstag in Stratford-upon-Avon sich musikalische Dimensionen“, schwärmt der 2014 zum 450. Mal jährt, und deren Shakespeare-Forscher Hans Walter Gabler eigenhändige Spur auf Manuskripten, in seinem Artikel über „Shakespeare und Verträgen und Taufregistern man die Musik“. Will sagen: Auch wenn unter dem Namen „William keine der ursprünglich von den Shakespeare“ zusammenSchauspielern vorgetragenen fasst, kritisch beäugt. Melodien seiner zahlKaum zu glauben, dass reichen in die Stücke einder Kosmos seiner 38 gestreuten Liedverse erDramen – Komödien, halten sind. Da diese Tragödien, Romanzen meist – als kurzes –, die das Theater so Innehalten der Handradikal verändert lung – die Gefühle der und geprägt hatten, handelnden Person wie einem Mann aus einLiebe im Wort verdichten, fachsten Verhältnissen zuhat sich ihnen Musik selbst zuschreiben waren. Woher als poetisches Moment einhatte dieser gewiefte Impresario, geschrieben. Schon die ZeitSchauspieler und Autor, der sich genossen nahmen dies als AnLeiht Shakespeare im London des späten 16. Jahrregung auf. Noch zahlreicher ist ihre Stimme: Senta Berger hunderts erfolgreich neben John der Nachhall in der Musik der Burbage und Edward Alleyn in Romantiker. Sie ließen sich eher der hart umkämpften Theaterlandschaft bevon den Grundstimmungen der Dramen inhauptete, seine enorme Kenntnis antiker spirieren und zeichneten sie – mal feenfein, Mythen und historischer Stoffe? Fakt ist, dass mal leidenschaftlich wild und düster – in sinkeinem seiner Zeitgenossen diese Wirkung fonischen Dichtungen oder Ouvertüren nach. auf die Nachwelt beschieden war – weder im Und doch ist es mit Senta Berger eine Theater, noch in der Musik. Schauspielerin, die den runden ShakespeareWoher das kommt? „In Shakespeares Geburtstag zum Anlass nimmt, den Ver- 20 bindungen von Wort und Musik in zwei Programmen nachzugehen. Ein barockes mit der Lautten Compagney Berlin mit Musik der Zeitgenossen, während ein romantisches mit den Nürnberger Symphonikern Ouvertüren und Orchesterwerke von Berlioz, Tschaikowski, Dvořák und Walton versammelt. Berger, die als eine der wenigen deutschsprachigen Schauspielerinnen den Sprung nach Hollywood geschafft hat und an der Seite von Charlton Heston, Kirk Douglas, Yul Brunner und Alain Delon drehte, ist bereits seit einigen Jahren in der ZDF-Krimi-Reihe „Unter Verdacht“ zu erleben. Für die Rolle der gleichermaßen hypersensiblen wie kämpferischen Kommissarin der internen Ermittlung wurde sie 2003 mit dem Grimme-Preis geadelt. Der vom Kino abgeschaute Titel „Shake speare In Love“ bringt es hingegen auf den Punkt: Liebe in allen Auswirkungen ist das Thema der 154 Sonette, aus denen sie im Konzert vorträgt. „Die Themen der Sonette sind archaische Themen, die unwandelbar uns auch heute noch berühren“, erzählt Berger. „Natürlich muss man sich auf die Sprache einlassen. Meine Aufgabe ist genau das: den Zuhörern die Texte der Sonette zu erschließen.“ Die meisten der Sonette verherrlichen einen jungen Mann, bis am Ende der Sammlung eine geheimnisvolle Frau ins Spiel kommt, die dark lady. „Sonette wurden in der Zeit Shakespeares verschickt, wie man heute Blumen der Angebeteten sendet. Ein junger, schöner, blonder Mann? Auch das ist möglich – und warum nicht?“ Spielt das in der Rezitation eine Rolle? Senta Berger muss nicht lange überlegen. „Ich nehme eine bestimmte Haltung zu den Texten ein. Und das muss man auch, wenn man sie vortragen will. Ich glaube an die ‚dark lady‘ und ich will daran glauben.“ Der Musik des Abends kann sie sich als Rezitatorin natürlich auch nicht entziehen. „Auf der Bühne zu sitzen, das Schnauben der Kontrabässe zu hören, zu spüren, wie der Bühnenboden unter mir vibriert – das ist so aufregend! Ich muss mich zusammenreißen, wenn dann wieder die Reihe an mir ist und ich mit nichts als meinem Sprachinstrument ausgestattet vor das Publikum trete.“ www.carpeartem.de Senta Berger auf Tournee mit der Lautten Compagney (LC) und den Nürnberger Symphonikern (NbS) 11.1. 14.6. 11.10. 16./17.10. 19.10. 7.11. 22.11. 23.11. Potsdam, Nikolaisaal (LC) Bad Kissingen, ORT (LC) Lindau (LC) Salzburg (A), Festspielhaus (NbS) Linz (A), Brucknerhaus (NbS) Viersen, ORT (LC) Nürnberg, Meistersingerhalle (NbS) Ludwigsburg, Forum (LC) Foto: Torsten Hönig Verliebt in Shakespeare: Die Nürnberger Symphoniker und Alexander Shelley Die besten Klassik-Tipps zu Weihnachten – CDs und DVDs im Vertrieb von NAXOS – Christian Tetzlaff und Lars Vogt begeistern erneut! Herzerwärmende Musik für kalte Wintertage. ODE1205-2 DSL92173 SCHUMANN Violinsonaten Surrounded by Angels Die zweite gemeinsame Aufnahme des Traum-Duos, diesmal mit den Violinsonaten von Robert Schumann. »Eine wunderbare CD mit grandioser Interpretationskunst.« (Ensemble zu ODE 1204-2) Herzzerreißende Schönheit und besinnlich langsame Tempi: Traditionelle weihnachtliche Melodien mit dem Ensemble Galilei Weltberühmte Weihnachtslieder mit den Wiener Sängerknaben Romantische Sonaten zum Fest: Boris Giltburgs zweite CD CD: C5160 DVD: C9004 ORC100035 Christmas with the Vienna Boys’ Choir Romantische Sonaten für Klavier Die glanzvollsten Melodien zur Weihnachtszeit zusammen mit den Höhepunkten des Messias von Händel, gesungen von den schönsten Knabenstimmen der Welt. AUCH ALS DVD ERHÄLTLICH! Zum Träumen unter dem Weihnachtsbaum: Der junge russische Pianist Boris Giltburg spielt die schönsten romantischen Klaviersonaten Eine traumhafte »Hochzeit des Figaro« aus der Glyndebourne Festival Opera ORC100036 OA1102D JANÁČEK Die zwei Streichquartette MOZART Le Nozze di Figaro Mit seiner neuen CD für das Label Orchid Classics widmet sich das Arcadia Quartet mit den Streichquartetten Leoš Janáčeks den Themen Liebe, Lust und Sehnsucht. Im Stil der 60er Jahre inszeniert war Mozarts romantische Oper das Highlight der Saison 2012. Michael Grandages Produktion „steckt voller wunderbarer Einfälle“ (London Evening Standard) Im Vertrieb der Naxos Deutschland GmbH www.naxos.de www.naxosdirekt.de manun / www.photocase.com Das Arcadia Quartet erobert mit Janáček die Herzen und Gemüter der Zuhörer Große Momente der Musikgeschichte (38) * Der Legende nach war Cäcilie , etwa 200 – 230, eine adlige Römerin, die sich schon als Kind Christus weihte. Die Eltern verheirateten sie mit Valerianus, der den Engel, der ihre Jungfräulichkeit beschützte, zu sehen bekam und sich wie auch sein Bruder Tiburtius zum Christentum bekehrte. Bald wurden sie aber verfolgt und getötet; der Präfekt Almachius, auf der Suche nach dem hinterlassenen Geld, traf auf Cäcilie, die ihn mit ihren Glaubensargumenten in Wut brachte. Er ließ sie in ein (heute als Reste zu besichtigendes) Bad sperren und dieses tödlich beheizen. Sie aber trat unbeschadet hervor und überlebte auch drei Versuche des Henkers, ihr den Kopf abzuschlagen. Schwerverletzt verteilte sie ihr Gut drei Tage lang unter die Armen und starb. Cäcilie ist eine der volkstümlichsten Heiligen, in Trastevere ist das Fest ihr zu Ehren bereits 545 nachgewiesen. Das Patronat über die Kirchenmusik verdankt sie ihrem Gesang während der Hochzeitsfeier: „Lass, Herr, mein Herz und meinen Körper unbefleckt bleiben ...“; auch soll sie die Engel haben singen hören. 22 * „Das Leben ist nicht zu wünschen, die Wünsche sind zu leben!“ Antje Weithaas Mit Adrenalin auf zwei Wiener Gipfel Die deutsche Violinistin hat nach viel Kammermusik nun ihre erste Orchester-CD aufgenommen – und dafür die Violinkonzerte von Beethoven und Berg gekoppelt. Von G u i d o F i s c h e r W er sich einen Überblick über das Repertoire von Antje Weithaas schafft, der kommt rasch zu dem Schluss, dass es sich bei ihr um eine vorbildliche Allrounderin handelt. Die klassische Konzertliteratur hat sie genauso im Blut wie Zeitgenössisches von György Ligeti, Wolfgang Rihm und Jörg Widmann. Und auch in der Kammermusik besitzt die begeisterte Teamplayerin einen riesigen Erfahrungsschatz. Immerhin bildet sie unter anderem seit 2002 mit Tabea Zimmermann, Daniel Sepec und Jean-Guihen Queyras das Arcanto Quartett, eine der spannendsten Streichquartett-Formationen derzeit. Regel mäßig trifft sie sich mit musikalisch engsten Vertrauten wie Lars Vogt, Silke Avenhaus und Christian Tetzlaff, um sich mit dem kammermusikalischen Spektrum vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert zu beschäftigen. Und auf welch hohem Niveau die selbsternannte „Instinktmusikerin“ dabei zu Werke geht, ist auf vielen CDs dokumentiert. Umso verblüffter ist man daher zu erfahren, dass die 1966 in der Nähe von Cottbus geborene Violinistin jetzt tatsächlich ihr AufnahmeDebüt als Konzertsolistin im Studio gab. „Es ist meine erste Orchester-CD, die nicht ohne Absicht so spät kommt“, so Antje Weithaas. „Die beiden Konzerte von Beethoven und Berg sind geradezu prädestiniert, um meine Art des Musikmachens zu verdeutlichen. Mir ist immer der Dialog wichtig – ob mit einem Orchester, einem Dirigenten oder mit meinen Kammermusikpartnern. Und das Dialogische ist auch das Entscheidende bei diesen beiden sinfonisch gestalteten Werken, bei denen die Violinstimme eine obligate Rolle einnimmt.“ In den letzten Jahren haben schon manche ihrer Kolleginnen wie Arabella Steinbacher und zuletzt 2012 Isabelle Faust die Violinkonzerte von Ludwig van Beethoven und Alban Berg auf einer CD eingespielt. Was dramaturgisch auf dem Papier zunächst etwas gewagt wirkte, entpuppte sich – wie nun auch bei Weithaas – schnell als gelungene Koppelung. Nicht nur weil es die jeweils einzigen Violinkonzerte des Wahl-Wieners Beethoven und des gebürtigen Wieners Berg sind. Neben dem gestalterisch inneren Zusammenhang sieht Weithaas vor allem im Ausdruck Parallelen. „Beethoven schafft es, aus der klassischen Form eine romantische Emotion zu erzeugen, ohne dabei die Stilistik der klassischen Form zu verlieren. Bei Berg ist es fast ebenso. Er kommt zwar aus der Neuen Wiener Schule. Doch er schafft es mit seiner strukturengen Kompositionsweise, für den Hörer eine gleichermaßen emotional romantische Welt zu öffnen.“ Gerade das Beethoven-Konzert kennt Antje Weithaas schon eine halbe Ewigkeit. Schließlich konnte sie es noch zu DDR-Zeiten, während ihres Studiums an der Hanns Eisler Hochschule für Musik, rund zwanzig Mal mit kleineren Orchestern spielen. Und speziell diese Bühnenerfahrungen waren für sie enorm wertvoll. Heute ist Weithaas selber Professorin an ihrer alten Hochschule. Und auch da kehrt die Star-Geigerin ohne Starallüren nicht etwa die Autoritätsperson heraus, sondern setzt auf den Dialog mit den Studenten. Nun also hat Weithaas, die seit 2009 auch künstlerische Leiterin der Camerata Bern ist, die für sie absoluten Gipfelwerke der Konzertliteratur des 19. bzw. 20. Jahrhunderts eingespielt. Aufnahmeort war das norwegische Stavanger, wo sie 2012 mit dem Stavanger Symfonieorkester unter der Leitung des Bochumer GMDs Steven Sloane die beiden Konzerte zunächst live aufgeführt hatte. „Im Konzert haben wir die Stücke mit viel Adrenalin gespielt und danach in den nächsten Tagen auch für die CD produziert“, so Weithaas. „Und damit wurde eine Lebendigkeit gewonnen, die der CD sehr gut tut, wie ich finde.“ Neu erschienen: Beethoven, Berg: Violinkonzerte (mit Stavanger Symfoniorkester, Sloane), CAvi/harmonia mundi Abonnenten-CD: Track 11 23 Hörtest Richard Strauss „Elektra“ Bei Richard Strauss’ „Elektra“ ist es fast so wie bei guten Wagner-Aufnahmen: je älter der Jahrgang, desto besser. Von Robe rt F r au n hol z e r S trauss’ blutrünstigste, lauteste und – fast – kürzeste Oper war viele Jahrzehnte ein beliebtes Bravourstück großer Dirigenten. Fantastische Aufführungen der „Elektra“ waren so selbstverständlich, dass der Dirigent Hans Knap perts busch einst gefragt wurde, ob er an einem Abend nacheinander „Salome“ und „Elektra“ dirigieren könne. Er lehnte mit den lakonischen Worten ab: „Nur, wenn danach gleich noch die ‚Meistersinger’ kommen.“ Knappertsbusch wusste, dass man die Schwie rigkeiten von „Elektra“ unterschätzt. Wie schlecht es heute um dieses Werk steht, musste der späte Karajan erfahren, als er ihm – es war einer seiner letzten Schallplattenpläne – eine Studio-Produktion widmen wollte. Hildegard Behrens hatte für Elektra zugesagt. Die vorgesehene Sängerin der Chrysothemis indes, Anna Tomowa-Sintow, fand die Rolle für sich zu schwer. Sie sagte ab. Und besiegelte so gewissermaßen die Schallplattengeschichte der „Elektra“. Denn heute erscheinen die diskografischen Akten des Werkes mehr oder weniger geschlossen. Elektra, eine Killer-Partie Natürlich wegen der Titelpartie. Wohl und Weh’ jeder „Elektra“-Gesamtaufnahme hängt von der Durchschlagskraft, vom Gesangs- und Stehvermögen der Titel-Heldin ab: Elektra, eine Killer-Partie. So urteilte Christian Thielemann (am Rande unseres Interviews in dieser Ausgabe) auf die Frage, welches seiner Meinung nach die beste Ges amtaufnah me der „Elektra“ sei, konsequent nach Maßgabe der Hauptdar stellerin: „Wohl diejenige mit Birgit Nilsson.“ Gemeint ist die Studioaufnahme mit den Wiener Philharmonikern, mit der Georg Solti 1966 ein – wenn auch einseitiges – Meisterstück gelang. Bissig, brachial und ohne jeden Anflug von Betulichkeit, geht diese Aufnahme direkt zum Angriff über. Die Wonnen des Fortissimo schlagen in Gestalt der Wiener Philharmoniker süffig und scharf über den Protagonisten zusammen. Diese machen trotzdem bella figura, denn es handelt sich neben Birgit Nilsson immerhin um die grandiose Regina Resnik und die zwar etwas blassere, aber auch lyrischere (angeblich aus optischen Gründen engagierte) Marie Collier. Solti festigte mit seiner geradlinigen und aggressiven Deutung den Ruf des Werkes als Sturmgeschütz. Eine Sichtweise, die nur bedingt richtig ist. Denn die Rache-Geschichte Hugo von Hofmannsthals, die als Schauspiel schon ein Erfolg war, bevor Strauss an die Vertonung heranging, ist kein so negativer, bluttriefender Stoff wie man denkt. Gemäß den Gesetzen der antiken Tragödie findet der Mord Elektras an ihrer Mutter durchaus nicht auf offener Bühne statt. Sondern dahinter. (Bei Solti hört man die ihr Leben ausröchelnde Regina Resnik, dass einem der Atem stockt.) Der Rachevorsatz, den Elektra mithilfe des zurückgekehrten Orest ausführen lässt, geht im Grunde genommen gut aus. („Die Bösen kriegen ihr Fett weg“, so Thielemann.) Feinsinn contra Fortissimo Feinsinnigere, auch lässigere und Wienerische Qualitäten der Partitur traf 1960 Karl Böhm. Mit der ingeniösen Inge Borkh, einmal mehr in der Rolle ihres Lebens, stand ihm eine Foto: Sebastian Terfloth Olymp der Strauss-Deutung und sein bevorzugtes Haus für Uraufführungen: Die Semperoper Dresden 24 Foto: Metropolitan Opera/Louis Mélancon glühend engagierte, spitzig intensive und fast mädchenhafte Atridentochter zur Verfügung. Inge Borkh sang damals diese Rolle, auf die sie sich spezialisiert hatte, in unzähligen Produktionen und – wie sie belustigt erzählte – in immer demselben Kleid (es war, damaligen Bühnen-Bräuchen folgend, ihr eigenes und wurde von ihr für jede Vorstellung mitgebracht). Eine Besonderheit der Aufnahme besteht in Dietrich Fischer-Dieskau als logisch kalkulierendem Orest. Böhms Autorität als ausgefuchster Straussianer erweist sich in seiner Fähigkeit, Zwischentöne und Pastellfarben zu entdecken, die sonst meist geopfert werden. Dafür war die Staatskapelle Dresden, mit der das Werk 1909 uraufgeführt wurde, die denkbar beste Basis. Die beste Aufnahme einer Strauss-Oper durch dieses Orchester. Spätere Studio-Annäherungen reichten an diese Großtaten der frühen Stereo-Ära nicht heran. Das gilt für Daniel Barenboims luxuriöses Set mit der Berliner Staatskapelle von 1995, welches unter der unsteten, stimmlich ausladenden Deborah Polaski in der Titelrolle leidet (eine wunderbare Sängerin, deren große Stimme im Studio nie optimal abgebildet werden konnte). Waltraud Meier präsentiert sich als vollmundig attraktive Klytämnestra auf der Höhe ihres Könnens. Kly tämnestra immerhin die letzte Mödl. Oder 1957 in Salzburg mit einem schier große Opern-Partie ihrer Karriere dokumen unschlagbaren Quintett, bestehend aus Inge tieren. Borkh, Lisa della Casa, Jean Madeira, Kurt Weiter bergab ging es in den folgenden Böhme und Max Lorenz Jahren. Unter Valery Gergiev sind weder Wenn man schließlich an dem einzigen Dokument Herbert von Karajans mit dieser Jeanne-Michèle Charbonnet noch Angela Denoke der Rosskur gewachsen, der sie hier Oper nicht vorbei gehen kann (Live in Salzunterzogen werden. Felicity Palmer als burg 1964), so liegt dies an der Fülle Klytämnestra reicht (auch ihrer süffiger Lyrismen, am Wienerischen eigenen Einschätzung nach) an Schwung Karajans, durch den die Aufnahme unter dem gleichman plötzlich frappiert vor falls gewalttätigen Semyon der „Rosenkavalier“-Nähe des Werkes steht. Selbst wehrBychkov nicht heran (2004, hafte Sänger wie Astrid Varnay, wiederum mit Deborah Hildegard Hillebrecht und Polaski). Martha Mödl integriert Karajan Eine positive Ausnahme in einen beinahe pastoralen Anmag die Produktion von 1989 satz antiker Helligkeit und Klarmit Eva Marton, Cheryl Studer heit. Man hört das Werk mit anderen und Marjana Lipovsek bilden, schon Inge Borkh als Elektra Ohren. Kocht man all diese Ergebdeshalb, weil sie unter Leitung von Wolfgang Sawallisch einen Meister der Besonnenheit am Pult zeigt. Sawallisch trumpft mit dem kompakten Klang des BR-Orchesters effektvoll auf, vermag aber als der zyklisch denkende StraussKapellmeister, der er war, eine energetische Geschlossenheit zu suggerieren, die beeindruckt. Unter den DVDs verdient vor allem der Wiener Mitschnitt unter Claudio Abbado AufVon nun an geht’s merksamkeit: wegen der Uraufführung 1909: bergab hinreißenden Plastizität Ernestine Schumann-Heingk Brigitte Fassbaenders als Und auch Alessandra Marc (Klytemnästra) und Annie Klytämnestra, ebenfalls macht als Chrysothemis Krull (Elektra) von 1989. Christoph von unter Barenboim weit bessere Figur als im selben Dohnányis straighter ZuJahr 1995 bei den Wiener Philharmonikern gang 2005 in Zürich überzeugt durch die unter Giuseppe Sinopoli. Sinopoli ging Regie von Martin Kušej (weniger durch Eva Johannson). In Christian Thielemanns BadenStrauss’ Partituren vermutlich grundsätzlich zu differenzialdiagnostisch an. Zu sehr im Badener Produktion mit der wabernden Sinne Mahlers. Alessandra Marc in der TitelLinda Watson von 2010 begegnet man der rolle fehlt es an Eloquenz, Deborah Voigt als streng-klassischen Inszenierung von Herbert Chrysothemis an textlicher Präsenz. Einzig Wernicke. Auch bei den DVDs lohnt es sich, auf wegen Hanna Schwarz als geifernder ältere Jahrgänge auszuweichen. Nicht gerade Klytämnestra kommt dieser zu Götz Friedrich und dem steinalten Karl Aufnahme ein Sammlerwert Böhm von 1981 (mit Leonie Rysanek, Astrid zu. Ähnliches gilt für Seiji Varnay und Catarina Ligendza). Wohl aber zur 1980 aufgezeichneten Met-Ausgrabung mit Ozawas ältere Darstellung Birgit Nilsson und Leonie Rysanek (hier als mit dem Boston Symphony Klytämnestra); die Leitung hat James Levine. Orchestra (1988, eine der wenigen Opern-Aufnah Noch uferloser ist die Situation bei den men dieses Orchesters). historischen Live-Mitschnitten. Wirklich In Gestalt von Hildewichtig sind nur drei. Erstens die 1947 in gard Behrens jagt er London entstandene Aufnahme unter dem eine leicht hysterisch sanguinisch zudrückenden Thomas Beecham über ihre Mittel – mit Erna Schlüter, Elisabeth Höngen als hinaussingende Klytämnestra und einer nicht minder großElektra ins Breitartigen Ljuba Welitsch als Chrysothemis. Ein wand- Getümmel. Dirigent, der wenig ins Studio ging, war zuChrista Ludwig dem der beherzte Dmitri Mitropoulos; hinkonnte hier als reißend 1950 mit Anny Konetzni und Martha nisse herunter, so kommt man zum vereinfachenden Schluss: entweder Solti und Böhm. Oder Karajan live 1964. Elektrisierend: Solti, Wiener Philharmoniker; Nilsson, Resnik, Collier (1966), Decca Böhm, Staatskapelle Dresden; Borkh, Madeira, Schech (1960), Deutsche Grammophon Karajan, Wiener Philharmoniker; Varnay, Mödl, Hillebrecht (1964), Orfeo Heimspiel: Sawallisch, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks; Marton, Lipovsek, Studer (1989), EMI Mitropoulos, Wiener Philharmoniker; Borkh, Madeira, della Casa (1957), Orfeo Abbado, Orchester der Wiener Staatsoper; Marton, Fassbaender, Studer (1989), Arthaus Barenboim, Staatskapelle Berlin; Polaski, Meier, Marc (1995), Teldec Für Mutter: Gergiev, London Symphony Orchestra; Charbonnet, Palmer, Denoke (2010), LSO Live Bychkov, WDR Sinfonieorchester; Polaski, Palmer, Schwanewilms (2004) Profil Sinopoli, Wiener Philharmoniker; Marc, Schwarz, Voigt (1995), Brilliant 25 Ganz was anderes: Dusko Goykovich jetzt neu mit Streichern Dusko Goykovich Mit Herz und Seele Nach dem Erfolgsalbum »Celebrate Bach« jetzt »Toccata«: Dieter Falk und Söhne mit frisch modernisierten Klassikern aus der Feder von Bach, Händel, Pachelbel und Albinoni. Überall als CD und Download. (Emarcy 06025 3743686) CLASSICS RELOADED ! www.facebook.com/FalkandSons www.falk-and-sons.de F ast jede Art von Projekt hatte er schon in seiner beispiellosen Karriere verwirklicht, war gefeierter Big Band Trompeter auf beiden Seiten des Atlantiks. Sein International Sextet mit Kenny Clarke und Francy Boland war Keimzelle der legendären Clark-Boland Big Band. Mit Swinging Macedonia spielte er die erste Platte des Balkan Jazz ein; er machte sogar Aufnahmen mit sinfonischen Bläsern, doch eine Platte mit Streichern, das fehlte noch in seiner Diskografie. „Ich wollte immer schon einmal soft music mit strings machen.“ Wir haben uns im Büro von Enja, seiner Plattenfirma, getroffen. Wie er das sagt, ist klar, dass er dabei nichts mit Kaufhaus-kompatiblem Smooth Jazz im Sinn hat. „Ich spiele auf vier Schienen: Ethno Balkan Jazz, Balladen, Bebop und Latin.“ In der Zeit vor seinem 80. Geburtstag hielt man dann bei Enja angesichts der Lücke in seiner Diskografie die Zeit für gekommen, die Stilistik des Trompeters mit einer Streichergruppe zu verbinden. Das Programm war schnell umrissen: „Ich wollte eigene Stücke spielen, also Material, bei dem ich mich wohlfühle und das ich gut spielen kann.“ Der geeignete Arrangeur fand sich quasi zufällig. „Ich hatte zu meinem 80. Geburtstag den Altsaxofonisten Peter King zum Festival nach Belgrad eingeladen. Die Rede kam auf mein Großprojekt. Peter sagte: ‚Du bist doch Arrangeur, warum machst Du das nicht selber?’ Ich aber sagte ihm, dass ich jemanden wolle, der das richtig könne. Da stellte sich heraus, dass Peter schon tolle Sachen in dieser Richtung gemacht hat, wie die Arrangements für die Jazzprojekte von 26 Stones-Drummer Charlie Watts.“ Zu den geeigneten Streichern kam Produzent Uwe Schwidewski mittels eines zufälligen MesseGesprächs mit dem Geschäftsführer des Stadttheaters Brandenburg und seinen Symphonikern. Die hatten plötzlich eine Terminlücke in diesem Frühjahr, und die Live-Einspielung des Programms konnte über die Bühne gehen. „Wir wollten bewusst ein Konzept nur mit Streichern und dem Quintett. Peter hat die Symphoniker souverän mit unserer ternären Phrasierung vertraut gemacht, und alle waren schließlich mit Herz und Seele dabei.“ Angesprochen auf Anklänge an Miles Davis mit Gil Evans bekennt Goykovich mit leuchtenden Augen: „Miles war mein master, mein teacher. Wir waren Freunde seit Mitte der fünfziger Jahre, als er mich in einem Münchner Club gehört, mit mir gespielt und mich nach New York eingeladen hat. Ich hab viel von ihm gelernt, besonders was das Timing angeht und das Prinzip, dass es nicht wichtig ist, was du spielst, sondern wie du, genau du, es spielst und dass es gilt, sich auf das zu begrenzen, was wesentlich ist für das Stück.“ Und wie hält sich ein Trompeter bis ins hohe Alter fit? „Ich habe nie Drogen genommen. Das negative Beispiel meines Freundes Chet Baker hat mir da Riesenangst gemacht. Ich sorge für ausreichend Schlaf, vermeide mithilfe meiner Frau und meines Managements Stress und übe wie immer schon mindestens zwei Stunden am Tag.“ Neu erschienen: Dusko Goykovich With Strings: The Brandenburg Concert, enja/soulfood Foto: Unterfahrt Mit seiner neuen CD erfüllt sich für den Spitzentrompeter und -flügelhornisten zum 82. Geburtstag ein Lebenstraum. Von T hom a s F i t t e r l i ng HERAUSRAGENDE NEUERSCHEINUNGEN BEI SONY MUSIC MOZART: ARIEN NEUJAHRSKONZERT 2014 So wunderschön hat man Mozarts einzigartige Konzertarien noch nie gehört! Die berühmte Klarinettistin Sabine Meyer hat sie speziell für Klarinette und Orchester arrangieren lassen und mit dem Kammerorchester Basel eingespielt. Das Neujahrskonzert 2014 verspricht ein herausragendes Konzertereignis zu werden. Die Wiener Philharmoniker treffen auf eine der bekanntesten Persönlichkeiten unserer Zeit, den Stardirigenten und Pianisten Daniel Barenboim. www.sabine-meyer.com Erhältlich ab Januar 2014 BEETHOVEN: EGMONT Beethovens Vertonung von Goethes berühmten Freiheitsdrama Egmont in Starbesetzung. Sopranistin Simone Kermes und der Schauspieler Christian Quadflieg erzählen die tragische Geschichte des Grafen Egmont und seiner Geliebten Clärchen gemeinsam mit dem Göttinger Symphonie Orchester unter ChristophM. Mueller. www.simone-kermes.de VIVALDI: TROMBA VENEZIANA Wie neu das Alte klingen kann, zeigt der herausragende Trompeter, wenn er Konzerte von Antonio Vivaldi, die ursprünglich für Violine, Laute oder sogar für Gesangsstimme geschrieben wurden, auf der Trompete spielt und ihnen zusammen mit der Cappella Gabetta eine neue glänzende Stimme verleiht. www.gabor-in-concert.com BACH: THE SILENT CANTATA Fagottist Burak Ozdemir und das Berliner Ensemble Musica Sequenza haben Choräle und Arien aus Bach-Kantaten für Fagott und Orchester eingerichtet. www.musicasequenza.com WWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE Wo die Moldau und die Zeit eine Schleife machen: Český Krumlov (Böhmisch Krumau) Fast unbemerkt an der Lieblingsstrecke der Übersee-Touristen von Prag nach Wien liegt Český Krumlov – und dort das besterhaltene Barocktheater überhaupt. Von M at t h i a s S i e h l e r O rpheus ist müde. Wie oft hat er heute schon seine geliebte, aber tote Euridice betrauert. Noch einmal lässt er seine Stimme anschwellen: „Euridice, Euridice!“ und wirft sich auf die Brust der Frau, die vor ihm unbeweglich unter einem Schleier auf einem Marmorkatafalk liegt. Hinter ihm flackern Feuerschalen, neben ihm stehen stumm die Freunde. Es ist dunkel, nur die wie versteinert wirkende Gruppe ist in unwirkliches Licht getaucht, von wehen Klängen umschwebt. „Und danke, das war’s“, sagt eine Stimme aus dem Nichts auf Tschechisch. Leben kommt in die Szene, Licht geht an, das Team stellt die Handkamera ab, die ihren Träger und Führer mit einem mächtigen System aus Gewichten und Gegengewichten gefangen hält. Die Feuerwehrmänner treten vor, denn schließlich gilt 28 es, hier ein einmaliges, über 250 Jahre altes Ambiente zu schützen. Die leichtbekleidete Tote ist fröstelnd aufgesprungen, in unförmige Isolierstiefel und eine Daunenjacke geschlüpft. Die Chormitglieder holen sich Kaffee aus dem Feenreiche und Meeresstürme auf 30 qm Spender, und Orpheus kontrolliert seine Szene auf dem Monitor. Ja, auch Bejun Mehta ist zufrieden. Der Countertenorstar, der auf den großen Opernbühnen Europas und Amerikas Märchenhafte Illusion vor 200 Plätzen Hier ist ein immer noch schlafendes Schmuckstück zu bewundern, herausgeputzt, aufgefrischt in seinen Farben und doch von einer ganz anderen Epoche erzählend. Während draußen die Horden japanischer und chinesischer Touristen, zum Teil mit Wikingerhelmen, alle aber mit Fotoapparaten und Handys bewehrt, vorbeiströmen, scheint hier drinnen immer noch der Geist des 18. Jahrhunderts wie in einer Zeitkapsel eingefangen. Durch den gleichen langen Gang ist Foto: Marcin Szala Musikstadt Český Krumlov brilliert, der vor allem für seine packenden dramatischen Darstellungen der einst von den Kastraten gesungenen Barock-Heroen gefeiert wird, ist diesmal nicht nur Akteur, sondern auch Produzent. Und im außergewöhnlichen Ambiente des ehemals Fürstlich Schwarzenbergschen Schlosstheaters in Böhmisch Krumau, dem tschechischen Český Krumlov, wird nicht nur eine Oper inszeniert und live gesungen. Hier wird gleichzeitig ein Film gedreht, dessen heimliche Hauptperson nicht aus Fleisch und Blut ist – sondern die alte Barockbühne mit ihrer funktionierenden Kulissenmechanik und der Originalausstattung. Und deshalb brennen jetzt auch ausnahmsweise bei den Einstellungen, die die Bühne von rückwärts zeigen, sogar die Feuerschalen an der Rampe und die Kerzen in den Blechkisten der ersten drei Kulissengassen – unter den Argusaugen der extra verstärkten Feuerbrigade wie auch des wachsamen Schlosskastellan, der dieses 1992 unter die Ägide des UNESO-Kulturerbe gestellte Schmuckstück hütet wir seinen Augapfel. rat und erster Hofmeister bei Kaiserin Maria Theresia in Wien. Natürlich hielt er sich viel dort auf, doch im Sommer weilte man auf dem Stammschloss in Südböhmen, heute eine Autostunde von Linz entfernt. Und weil die Kaiserin immerhin 16 Mal schwanger war und dann immer alle Vergnügungen in der Hauptstadt vorbei waren, ließ er sich seinen eigenen Theaterbetrieb immer mehr kosten und professionalisierte ihn. Für die Hochzeit seines Erben Johann Nepomuk ließ er, der vor allem die Buffa liebte, 1768 von seinem Hofkomponisten Giuseppe Scarlatti, wohl ein Enkel Alessandros und Neffe Domenicos, die Oper „Dove è amore è gelosia“ schreiben. Diese kam kürzlich auch auf DVD heraus, aufgezeichnet am Ort der Uraufführung und versehen mit einem wunderbaren Dokumentarfilm über Schloss und Theater. Das war freilich nur der erste Streich: Das Barocktheater, das besterhaltenste der Welt, mit einem noch vollständigeren Fundus als dem im schwedischen Drottningholm, ist nämlich kaum sichtbar. Schon um 1800 war dort das spielerische Vergnügen wieder vorbei, die Schwarzenbergs zogen kurz danach in ein bequemeres, moderneres Schloss. Die Wunderkiste, hinten, im fünften Hof des lang gezogenen Komplexes, der über der auf einer Halbinsel der Moldauschleife sich duckenden Altstadt thront, fiel in einen fast 150-jährigen der Fürst vom Schloss auf einer dreistöckigen Mantelbrücke trockenen Fußes über einen tiefen Abgrund in die Loge gekommen. Und die befindet sich im Theater, das isoliert am Ende des – gleich nach dem Prager Hradschin – zweitgrößten böhmischen Schlosses liegt. Hier, in dem kleinen, nur 200 Plätze fassenden Auditorium, ist bis heute alles Illusion, die sich im trüben Licht der Wachskerzen (die jetzt durch flackernde Elektroden er- Bejun Mehta als Orpheus, das ist eine besondere setzt sind) noch märchenhafter an- Konstellation. Der gerade für seine Expressivität sah. Ein fein marmorierter Raum, und Darstellungskraft gefeierte Counterdie Fortsetzung des mit über tenor hat die Rolle schon öfter ge134 maskierten Gestalten sungen, auch unter René Jacobs. geschmückten Festsaales Nach dem Film wird er sie das im Schloss, in dem sich nächste Mal bei der Salzburger ein Himmel auftut, durch Mozartwoche verkörpern (23./31.1.), den triumphierende in einer Inszenierung von Ivan Götter, allen voran Apoll Alexandre unter der Leitung von als Herr der Musen, fliegen. Marc Minkowski, danach im Mai Der Bühnenrahmen, gebei den Wiener Festwochen in einer schirmt von Leuchter haltenden Produktion von Romeo Castellucci. Putti, glänzt golden und rot. Auf Gleichzeitig wird er mit dem Programm seiner der Bühne scheint sich ein herr- neuesten, mit René Jacobs und der Akademie für Alte licher Saal aus goldumwundenen Musik Berlin aufgenommenen CD unterwegs sein. Die kannelierten Säulen im Unend- heißt – nach einer „Orfeo“-Arie – „Che puro ciel“ und lichen zu verlieren. versammelt Ausschnitte aus Reformopern von Gluck, Wenn dem Herrn dieses sowie packende Szenen von Mozart, Traetta, Hasse Spektakel mal nicht gefiel, ließ er und Johann Christian Bach. den Vorhang seiner Loge herunter und alles stoppte, der Zauber fiel Neu erschienen: „Che puro ciel“ (mit Jacobs, Akademie zusammen. Man sah jetzt, dass für Alte Musik Berlin) - hm alles nur Holz, Gips, Farben und Leinwand, Latten, billige Stoffe und ein wenig Glitzer war. Und doch erSchlaf, dem sich eine fast drei Jahrzehnte standen hier Feenreiche und Meerstürme, währende Generalsanierung anschloss. historische Städte und wilde Wälder. Joseph Heute kann das Theater von maximal 100 Adam von Schwarzenberg war höchster HofPersonen am Tag besucht werden, die sich Foto: Jiři Hubac Der neue Orpheus zudem auf drei Sprachgruppen (tschechisch, englisch und deutsch) verteilen. Da kein Theater in der Nähe ist, wird es nur sporadisch bespielt, mit Oper so gut wie nie. So ist die DVD ein einzigartiges Medium, um die Tricks und Finessen, den Zauber und die Faszination dieser Bühne vorzuführen. Was mit der Scarlatti-Lustbarkeit gelang, die sofort mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde, soll nicht nur fortgesetzt, sondern auch gesteigert werden. „Orfeo“ als Gesamtkunstwerk So entschieden sich die tschechische Produktionsfirma BVA International und die Firma Clasart Herbert Kloibers im Vorfeld des kommenden Gluck-Jahres (und dessen 300. Geburtstags am 2. Juli) für eine Verfilmung von „Orpheus und Euridice“. Aber eben nicht nur für eine Oper im historischen Ambiente, sondern für einen Film, bei dem der antike Sänger das barocke Ambiente verlässt, es als Theaterwelt entlarvt und in die Ungewissheit entschwindet – so wie auch Gluck das zu enge Korsett der Opera seria mit seinen Reformwerken sprengte, allen voran dem „Orfeo“. Und man wollte jetzt mit Stars arbeiten, neben Mehta singt Eva Liebau die kokette Euridice, die sich am Ende von Amors (Regula Mühlemann) olympischem Prunk verführen lässt und sich nicht weiterentwickelt, während Orpheus durch kahle Gänge in eine künstlerische Zukunft schreitet. So wie er vorher auf der nackten Bühne, zwischen Lattengerüsten und im Schnürboden, in Kavernen und auf Treppen mit den Geschöpfen der Unterwelt gekämpft hatte. Das alles wird live gesungen, von dem in Perücken und nachgeschneiderten Livreen musizierenden Alte-Musik-Orchester Collegium 1704 unter Václav Luks bei Kerzenschein auch befeuernd gespielt. Geprobt hatte man ab Mitte September in Prag, dann wurde alles ins 160 Kilometer entfernte Böhmisch Krumau geschafft, wo man in nur sieben Tagen bei einem strengen Zeitplan die 90 Opernminuten drehte. Auch wenn es draußen herbstlich schön war, im Theater, das nur in den Sommermonaten bespielbar ist, wird es nicht eben warm. Das war – da bei jedem Take wieder gesungen und musiziert werden musste, weil man den künstlichen Playback-Eindruck vermeiden wollte – eine ordentliche Anstrengung für alle Beteiligten, besonders für den kaum in einer Szene fehlenden Bejun Mehta. Doch auf so hohem Niveau wurde hier schon lang nicht mehr Oper gespielt. Fast schien es, als ob das alte Theater stolz noch ein wenig mehr strahlte. http://www.ckrumlov.info/ Website des Schlosstheaters: http://www.castle.ckrumlov.cz/docs/de/ zamek_5nadvori_bd.xml 29 Tiroler Landesmuseen Ferdinandeum Das Musikmuseum Kein anderes österreichisches Landesmuseum hat eine hauptamtlich betreute Musiksammlung. Die Tiroler bringen ihre sogar auf CD zum Klingen. Von C a r s t e n H i n r ic h s W er bei Tiroler Musikgeschichte gleich mal an Blaskapellen denkt, liegt vielleicht gar nicht falsch. Zumindest die Innsbrucker Hofkapelle zur Zeit Erzherzog Maximilians, des späteren Kaisers, war reichlich mit Flöten, Pommern, Dulzianen und Schalmeien ausgestattet. Von jenen ruhmreichen Tagen, als Innsbruck mit den Niederlanden, München, Wien und den norditalienischen Städten einen regen Austausch unterhielt, bis in die jüngste Gegenwart reicht der Bestand der Musiksammlung im Landesmuseum Ferdinandeum. Hier kann man am wohl berühmtesten Monteverdi-Porträt vorbeischlendern (von Bernardo Strozzi), einen Hammerflügel Conrad Grafs von 1835 aus der Nähe betrachten oder eine beeindruckende Sammlung von Streichinstrumenten des Absamer Geigenbauers Jakob Stainer. Dem Besucherauge weitgehend verborgen liegt im Notenarchiv ein gewaltiger Schatz von über 20.000 Drucken und Handschriften. 30 Statt all dies in Vitrinen und Archivschränken nur wie Edelschimmel reifen zu lassen, geht das Ferdinandeum seit einigen Jahren mit seinen Schätzen in die Öffentlichkeit. Gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt die hauseigene Konzertreihe, aus der auch die CD-Aufnahmen des gleichnamigen Labels „musikmuseum“ hervorgehen. „Während andernorts Konzerte aus fertigen Angeboten Kein Edelschimmel: Dieses Museum wird bespielt. der Künstleragenturen bestückt werden“, meint Dr. Franz Gratl, der Kustos der Musiksammlung, „fängt bei uns alles mit Noten eines Werks an, das vielversprechend aussieht.“ Dafür geht Gratls Arbeit auch weit über die zurückgezogene Quellenforschung hinaus, http://www.tiroler-landesmuseen.at Neu erschienen: Musica Ferdinandea (Wessel, Kleinlein, Gerchen, Capella de la Torre), MusikMuseum/Note 1 Abonnenten-CD: Track 15 Foto: Tiroler Landesmuseen Ferdinands Schmuckstück: die Innsbrucker Hofkirche ist über 450 Jahre alt denn er arbeitet auf konkrete Aufführungen hin. Bis die Noten aufbereitet, die Musiker und der akustisch richtige Ort gefunden, Budgetklippen umschifft und Kooperationspartner ins Boot geholt worden sind, absolviert er die Aufgaben eines Kulturmanagers. „Spannend finde ich, die Schnittstelle zu bilden zwischen der vorangegangenen Theorie und der musikalischen Praxis. Und wir kommen mit der CD-Reihe auch in Berührung mit dem Musikmarkt.“ Im neuen Programm begegnet einem auch die Blaskapelle wieder, aber ganz anders als erwartet: frühromantischer sinfonischer Bläserklang in der Kirchenmusik des Südtirolers Jakob Schgraffer – und wortwörtlich „Unerhörtes“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Blasinstrumente waren im 19. Jahrhundert einfach gut verfügbar, sie konnten für Freiluftmusik bei Umzügen und Prozessionen eingesetzt werden und waren weniger empfindlich“, entkräftet Gratl das Klischee. „Allerdings hatten die Kapellen noch eine andere Zusammensetzung, wie bei Schgraffer sind oft auch tiefe Streicher beteiligt.“ Auch Mendelssohn komponierte seine Trauermusik op. 103 für eine sinfonische Bläserbesetzung, die nun mit 25 Musikern erstmals aufgeführt werden wird. „Wir haben kein unbegrenztes Budget, aber können doch mit Partnern größere Projekte stemmen“. Mit dem Verein „Innsbrucker Abendmusik“ geht es auf Entdeckungsreise im Barock, ein anderes Konzert ist Zeitgenossen wie Werner Pirchner und Haimo Wisser gewidmet – und bietet zugleich frischer Kammermusik junger Tiroler Komponisten Gehör. Einmalig ist die Möglichkeit, die Sonderausstellungen musikalisch zu reflektieren. Statt lustloser Streichquartett-Massenware zum Einstandssekt denkt die Konzertreihe die Inhalte weiter. So ergänzt die Ausstellung „Druckfrisch“ zum Beispiel ein Pasticcio aus Musik berühmter Komponisten – die sämtlich beim Innsbrucker Hofbuchdrucker Wagner verlegt wurden. Die neuste CD ist der Hofmusik Kaiser Ferdinands gewidmet, der vor genau 450 Jahren die Innsbrucker Hofkirche vollenden ließ. Gemeinsam mit Katharina Bäuml entwarf Franz Gratl ein Programm für ihr Ensemble Capella de la Torre, das genau auf diesen ebenso kaiserlichen wie intimen Raum und seine Geschichte zugeschnitten ist. Natürlich ist auch Heinrich Isaacs heimliche Hymne darauf vertreten: „Innsbruck, ich muss Dich lassen“. Aber so, wie hier Musik verstanden wird, kommt man immer wieder. Café Imperial Fotos: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn (o. l.); Schott Promotion/Gaby Gerster (u. l.); Philippe Jordan (o. r.); Seefestspiele Mörbisch_Lichtstark (u. r.) Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer: Robe rt F r au n hol z e r La Fanciulla del West: Nina Stemme (Minnie), Jonas Kaufmann (Dick Johnson) Heimlicher ToscaFan: Der Komponist Aribert Reimann Western-Minnie trägt in diesem Herbst JeansLatzhosen und rote Locken. Ihr Steh-Imbiss serviert keine Käsekrainer in Marco Arturo Marellis Goldsucher-Lager für Puccinis „Fanciulla del West“. Es ist Puccinis undankbarste, weil arienloseste Oper. Mit Nina Stemme in der Titelrolle und dem schmalhüftigen Jonas Kaufmann als Cowboy fällt das freilich kaum auf. Stemme zeigt vokale Beweglichkeit (trotz zurückliegender WagnerAusflüge). Kaufmanns Drei-Tage-Bart stand ihm nie besser als im wilden Westen, wo man sich die Beine ohnehin nur mit Whisky wäscht und Langhaarfrisuren von durch die Luft fliegenden Revolverkugeln getrocknet werden. Tomasz Konieczny als Sheriff hat leichte Schieß- und Treffschwierigkeiten kurz vor „High Noon“. Neben mir in der Staatsopern-Loge sitzt ausgerechnet Aribert Reimann. Auch er ist angetan von Franz Welser-Mösts effektvoll genauer Hand. Tatsächlich sein bestes Dirigat seit langem (wenn nicht überhaupt an diesem Haus). Die Tatsache, dass WelserMöst nicht eben als Temperamentsbombe gilt, harmoniert bestens mit Puccinis Neigung zur Tonal-Eruption. Denn es wirkt ordnend – und klärend. Um die Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, flüstere ich Reimann zu, ich könne mir eigentlich nicht recht vorstellen, dass er sich viel aus Puccini mache? „Doch!“, flüstert Reimann zurück. „Am liebsten ist mir ‚Tosca’“. Ausgerechnet!, verkneife ich mir zu sagen. Puccinis größten Schmachtfetzen würde man dem modernen Reimann kaum zugetraut haben. Irrtum! Überhaupt sorgt Marellis himmelblaue Wellblech-Ästhetik dafür, dass die Wiener Oper ihrem Ruf als internationaler KlassikSalon bestens gerecht wird. Auch Renée Fleming, Christoph Eschenbach und Regisseur Marelli selbst tummeln sich im Publikum der Repertoirevorstellung. Was für ein herrlicher, viel zu selten gespielter Puccini – ein Komponist, den man immer viel zu sehr als gegebene Größe hinnimmt. Und unterschätzt. Obwohl die Stammräume unseres Lieblingscafés (im Hotel Imperial) immer noch renoviert werden, brauchen wir uns klassische Aussichten nicht zu versagen. Das Hotel will seinen rückwärtigen Übergang zum Musikverein wieder öffnen. So dass man bald direkt vom Kaffeehaus-Tisch in den Konzertsaal gelangen kann. Im Musikverein selbst steht derweil das gewohnte Stelldichein von Harnoncourt bis Nelsons, von Rattle bis Barenboim ins Haus (Letzterer beim Neujahrskonzert). Am Pult der Wiener Symphoniker nimmt deren designierter Chefdirigent, Philippe Jordan (offiziell ab 2014), seine erste CD auf – mit Tschaikowskis „Pathétique“ (14./15.12.). Während sein Vorgänger Fabio Luisi sich mehr auf Mahler kaprizierte (und wenig Aufsehen erregte), will sich Jordan in den kommenden Jahren mit Schubert und mit der Wiener Klassik beschäftigen. Er hat einen Ruf zu gewinnen. Denn er profilierte sich bislang hauptsächlich als Opern-Fex in Paris. Nur munter ans Werk! Die großen Zeiten der Wiener Symphoniker (unter Karajan, Sawallisch, Giulini und Prêtre) liegen allzu weit zurück. Sie bedürfen dringend der Auffrischung. Auch schön: In Baden bei Wien zündet man Paul Burkhards „Feuerwerk“. So dass Dagmar Schellenberger bei „O mein Papa war eine wuunderbaarre Kiienstler“ die Lilli Palmer in sich zum Ausbruch bringen kann. In Graz bietet man das Rodgers & Hammerstein-Musical „Carousel“ (nach Molnárs „Liliom“): eine rare Abwechslung. Da MusicalSänger heutzutage meist als Gäste eingekauft werden müssen, sind derartige Produktionen so teuer, dass besonders die groß besetzten Meisterwerke Mangelware geworden sind. In diesem Fall singt der Bayreuther Hans SachsDarsteller James Rutherford die Hauptrolle (ab 7.12.). Kompliment! Wem das zu weit entfernt ist von Wien, dem kann an der Volksoper mit einer neuen „Nacht in Venedig“ geholfen werden (ab 12.12.). Inszeniert immerhin von Hinrich Horstkotte, der nach „Madame Pompadour“ (und nach „La Calisto“ in Innsbruck) schon wieder darf. Ober, zahlen! Klassische Auffrischung: Der Schweizer Dirigent Philippe Jordan kommt nach Wien Spielt sich frei im Badener ‚Feuerwerk‘: Die Seefestspiel-Intendantin Dagmar Schellenberger 31 Der virtuelle Potentat: Die Zarenbraut in Berlin Da Capo Vokalfantasmagorie auf Goldgrund Madrid, Teatro Real Rihm: „Die Eroberung von Mexico“ „Die Eroberung von Mexico“, Wolfgang Rihms sechstes Bühnenwerk, uraufgeführt 1992, jetzt am Teatro Real in Madrid neuerlich gespielt, hat nichts von seiner gleißenden Härte, seiner bruitistischen Gewalt, aber auch seiner mystischen Sinnlichkeit verloren. Nach anfänglichen Perkussionswirbeln und hohlen Quinten wandelt die „Melodie einer Landschaft, die das Gewitter kommen spürt“ durch die vier, im Graben und im Raum verteilten Orchestergruppen – was der argentinische Dirigent Alejo Pérez so faszinierend traumsicher wie klangmagisch beherrscht. So entwickelt sich eine Klanggetöse-Kantate, die mehr Oratorium ist als handfestes Drama. Unter Verwendung von Antonin Artauds gleichnamigem Dramenentwurf, seinem „Sera phim-Theater“, einem Gedicht von Octavio Paz sowie altmexikanischen Gesängen halluzinierte Rihm den abstrakten, aber prototypischen Zusammenprall zweier einander sehr frem der Kulturen. Und obwohl hier der von einer Frau gesungene Priesterkönig Montezu ma und der spanische Offizier Cortéz namentlich auftreten, ebenfalls die durch Tanz übersetzende Mestizen-Vermittlerin Malinche, geht es eher allegorisch um die Prinzipien von Anziehung und Abstoßung, Unterwerfung und Machtmissbrauch. Was in eine offene, liebestodähnliche Vereinigung der Protagonisten mündet. 32 Wo Rihm offen und exemplarisch bleibt, da versucht der Regisseur Pierre Audi etwas zu erzählen ohne konkret zu werden. Alexander Polzin schuf eine bunte Bühne mit einem Paul-Klee-Stadtprospekt, einer Erhebung im Graben, so wie das aztekische Tenochtitlán einst in einem See lag. Der von Wojciech Dziedzic mit Plateausohlen, Schlangenhelm und Goldstola ausstaffierte Montezuma der lauten, herrischen Nadja Michael sieht aus wie eine Mischung aus Anita Berber, Björk und unter den Rasenmäher gekommener Gisela Elsner. Der Cortéz des manisch-martialischen Georg Nigl ähnelt dem Vampirjäger van Helsing. Lauter Opernuntote irren hier herum. Das sieht allerdings sehr manierlich aufgeräumt aus, schrammt sogar hart am heiligen Kitsch vorbei. Ist aber ein prima Goldgrund für Wolfgang Rihms betörend flüsternde, knallig aufkreischende Instrumental- wie Vokalfantasmagorie. Roland Mackes Zaren-Dummy Berlin, Staatsoper Rimski-Korsakow: „Die Zarenbraut“ Dmitri Tschernjakov, der 2011 das BolschoiTheater wiederöffnete (mit Glinkas „Ruslan und Ludmila“), ist der zurzeit angesagteste – und wohl teuerste – Opernregisseur aus Russland. Umso mutiger seine Idee eines ‚ZarenDummys fürs Volk’ in seiner Inszenierung der „Zarenbraut“ von Nikolai Rimski-Korskakov. Geradezu putinkritisch, denn es geht in dieser Aktualisierung um die Erschaffung eines nur medial existierenden, steuerbaren und gänzlich fiktiven Fernsehkopfes als Führungspersönlichkeit. Nur die „Zarenbraut“, so die Entscheidung der russischen Medienexperten, soll echt sein – und wird in einem landesweiten Casting ausgesucht. Der Abend ist derart aufwendig, dass beim ZDF ein ganzes Fernsehstudio ausgebaut werden musste, um die flimmernden, computeranimierten Rasterfantasien szenisch glaubhaft zu machen. Die Figuren entwickelt Tschernjakov stark aus den Personen seiner Darsteller heraus. So kann Olga Peretyatko als kühle Braut den Abend sinnlich dominieren. Mit Johann Martin Kränzle als herrlich deklamierendem Bösewicht (Grjasnoj) und der georgischen Weltklasse-Altistin Anita Rachvelishvili geht der Abend ab wie nichts. Sogar zwei Altstars hat man aufzubieten: Anatoli Kotscherga (Abbados „Boris Godunov“) und – erstaunlich gut imstande – Anna Tomowa-Sintow (Karajans Marschallin in den 80er Jahren). Sie liefern ausgefeilte Rollenporträts, die den Abend zu einem der gelungensten der letzten Jahre in Berlin machen. Das Werk war ein Wunsch von Daniel Barenboim, der hier angriffslustig, expressionistisch aufgrellend und beißend dirigiert. Man merkt die Lust, mal wieder etwas Ungewohntes in Händen zu halten. Rimskis antiwagnerische Klangwülste repräsentieren ein Meisterwerk der romantischen Oper zwischen Tschaikowski und Mussorgski. Schön, dass man sich in Berlin wieder stärker einem Repertoire zuwendet, in dem offenbar herrliche Wiederentdeckungen zu machen sind. Robert Fraunholzer Fotos: Monika Rittershaus Gezischtes Doppel: Premieren notizen der RONDO-Opernkritik DIE BESTEN GUTEN KLASSIK-CDs 25 neue CD-Highlights jetzt zum Sonderpreis erhältlich und viele weitere ... Proben, Pleiten und Premieren: Höhepunkte in Oper und Konzert Von Rol a n d M ac k e s Olivier Pys ‚Aida‘ in Paris: Marcelo Álvarez (Radamès) und Roberto Scandiuzzi (Ramfis) 34 Nein, am Abend des 200. Geburtstages von Giuseppe Verdi hat die von ihm „grande boutique“ genannte Pariser Opéra nicht gestreikt. Im Gegenteil, das Orchester unter Philippe Jordan hat fein gespielt. Schließlich war diese „Aida“ in der Opéra Bastille die erste neue seit 74 (!) Jahren. Delikat lässt Jordan Streicherwellen säuseln, das Holz singt in stimmungsvollen Melismen, Blech und Percussion dürfen sich austoben, das aber schlank und diszipliniert. Auftritt des Inszenators, Auftritt Olivier Py, gegenwärtig der am meisten gehypte französische, etwas überbeschäftigte Regis seur. Deshalb vielleicht kommen uns viele Versatzstücke und Tricks bekannt vor. Sein ständiger Szenograf Pierre-André Weitz lässt goldene Neoklassizismus-Fassaden glänzen. Diese heimatlose „Aida“ ohne Ägypten beginnt im Italien ihrer Entstehungszeit. Oberpriester Ramphis segnet im katholischen Bischofsornat einen goldenen Panzer, Putzfrauen wienern einen Arc de Triomphe, in dessen Katakomben die Berge nackter Leichen wachsen. Das ist sehr „grande boutique“-Stil, aber ergibt wenig Sinngehalt. Py führt Asso zia tionstrümmer vor, wofür er wüst ausgepfiffen wurde, an der Rampe retten sich die Sänger in stereotype Riesengesten. Oksana Dykas Aida ist oft zu hoch und zu schrill, Marcelo Alvarez scheint als routinemüder Radamès geistig gar nicht da, Luciana D’Intinos Mezzo klingt ältlich und flau in der Mittelage. Bei Roberto Scandiuzzis Ramphis kommt nur heiße Weihrauchluft, Sergey Murzaevs Amonasro hört sich ebenfalls angeschlagen an. Vielleicht gab Dirigentin Simone Young La Battaglia di Legnano in Hamburg: Yonghoon Lee (Arrigo) und Alexia Voulgaridou (Lida) Fotos: Opéra Paris/Elisa Haberer (o. l. u. r.); Staatsoper Hamburg /Bertold Fabricius (r. Mitte); Staatsoper Hamburg_ Bernd Uhlig (r. u.) Fanfare es auch deshalb so lange keine „Aida“ mehr in Paris, weil einfach die Sänger mit pharaonisch großen Stimmen und entsprechenden Egos fehlen? Noch niemals gespielt wurde an der Covent Garden Opera in London Verdis klangsatte, aber auch problematische Grand Opéra „Les vêpres siciliennes“ von 1855. Man hat sie dem auch in den englischsprachigen Ländern wegen seiner verspielten Opulenz begehrten Stefan Herheim anvertraut. Der ist nicht sonderlich originell, inszeniert Theater auf dem Theater, Zuschauerraum und Bühne der alten Paris Oper, in dem sich die Zeitgenossen spiegeln, aber auch wir uns selbst, die Italiener und die Franzosen, die sich hier feindlich gegenüberstehen. Doch gerade bei dieser Gattung mit ihren Schauwerten macht das Sinn, ereignet es sich in einer rauschhaften, dabei zielgenau geradlinigen Inszenierung im Geist der Oper als gigantischer Illusionsmaschine des 19. Jahrhunderts. Was freilich ohne die bunte, dunkel glühende und brillant strahlende Dirigierleistung Antonio Pappanos nicht möglich gewesen wäre. Der Procida, hier ein dandyhafter Tanzmeister, wird bei Erwin Schrott als ambi valente Figur plastisch. Michael Volles einsamer Montford ist ein selten gebrochener Charakter, vokal sehr präsent. Der höhensatte Tenor von Bryan Hymel (Henri) mischt sich apart mit dem dunkel aufblühenden Sopran Lianna Haroutounians als Hélène. Zwei Erstaufführungen auch in Hamburg beim interessantesten, spannendsten und mutigsten Projekt, das die über achtzig deut schen Opernhäuser anlässlich des 200. Geburtstages des Musiktheater-Titanen Verdi anzubieten haben. Weltweit einzigartig ist es sowieso. Da gibt man unter dem martialischen Titel „Verdi im Visier“ in drei Wochen drei Frühwerke. Alle mit Simone Young balanciert am Pult und in der Regie David Aldens: Young „La battaglia di Legnano“ zum Auftakt souverän zwischen blechsatt knatternden Banda-Hymnen und zärtlich keuschen Holzbläserkantilenen. Als Einheitsset gibt es ein im zweiten Weltkrieg angesengtes Theater. Graue Volksmassen tasten sich in ihre Rollen, der Herrenchor singt als patriotische Liedertafel aus den Noten. Man soll nicht zu romantisch glühen, Alden liebt es diesmal minimalistisch und mit wenigen Andeutungen zwischen Entstehungszeit und Vierzigerjahren. Yonghoon Lee ist der mit seinen Reserven verschwenderisch umgehende Tenor Arrigo. Giorgio Caroduro gibt mit durchschlagskräftigem Bariton den Freund und Ehemann Rolando. Alexia Voulgaridous mauerblümchenfade Lida kämpft mit Verzierungen und kurzen Noten, singt aber anrührende Legatokurven. Frischer Wind: Der polnische Saxophonist Bartek Dus gewann 2011 den ersten Preis hülsta woodwinds „Wir lieben Holz!“ Seit 2008 findet in Münster ein internationaler Holzbläserwettbewerb statt. Pate steht passenderweise ein Unternehmen, dem Holz sehr am Herzen liegt. Von G u i d o F i s c h e r Foto: Wojtek Kibitlewski BlackImages.pl B eim Namen dieses Wettbewerbs muss man sofort an Erik Satie denken. Denn der französische Komponistensonderling schrieb 1917 sein erstes von fünf Musikstücken mit dem Titel „Musique d’ameublement“. Was übersetzt so viel heißt wie „Möbelmusik“, „Einrichtungsmusik“. Doch im Gegensatz zu Satie, der damit Musik als unauffällige, dezent im Hintergrund dahinschwingende Klangtapete im Sinn hatte, kommt es bei „hülsta woodwinds“ auf jeden Ton an. Schließlich greifen die Talente bei dem vom Möbelhersteller Hülsta mitinitiierten, internationalen Holzbläserwettbewerb nicht nur nach dem Siegerlorbeer. Neben jeweils mit 5.000 Euro dotierten ersten Preisen winkt eine Aufnahme beim Label „CC ClassicClips“, mit dem die den Wettbewerb federführend veranstaltende Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit (GWK) jungen Musikern ein nachhaltiges Forum bietet. Bereits zum dritten Mal findet nun in Münster dieser Wettbewerb statt, der allein schon von seiner Ausrichtung her ziemlich einzigartig sein dürfte. Denn während sich bei ähnlichen Ausscheidungskämpfen ausschließlich Flötisten oder Saxofonisten untereinander aus dem Rennen zu kegeln versuchen, tritt hier die gesamte Holzbläserfamilie gegeneinander an. Vom 26. bis 30. März 2014 stellen sich erneut die ausgewählten Endrundenteilnehmenden auf ihren Instrumenten Querflöte, Blockflöte, Klarinette, Saxofon, Oboe und Fagott den hellwachen Ohren einer Fachjury. Westfälische Gastfreundschaft 2008 ging der alle drei Jahre veranstaltete Wettbewerb zum ersten Mal über die Bühne. Und wie sich die Geschäftsführerin der GWK, Susanne Schulte, erinnert, war bereits bei der ersten Ausschreibung die internationale Resonanz groß. Um die 150 Bewerber aus ganz Europa, aber auch aus China und Russland hatten sich angemeldet. Glücklicherweise hatte man von Beginn an aber nicht nur das Traditionsunternehmen Hülsta zum Partner, das seinen Firmensitz im Westen des Münsterlands hat. Auch die Münsteraner Bevölkerung nahm regen Anteil, und die Musiker konnten kostenfrei bei Familien unterkommen. In den Genuss der westfälischen Gastfreundschaft kommt man auch 2014. Der Wettbewerb wird dagegen erneut kein Zuckerschlecken. Zumal bereits bei der letzten Ausgabe „das Niveau sehr hoch“ war, wie damals Jurymitglied Dorothee Oberlinger feststellte. In diesem Jahr haben ebenfalls international renommierte Solisten und Professoren eine Menge Arbeit vor sich. In fünf Tagen stellen sich ihnen rund 40 Musiker, die es aus dem Bewerberkreis in die Vorrunde geschafft haben. Und bis in die Finalrunde ist der Weg weit wie anspruchsvoll. Immerhin zählen zu den Pflichtstücken bei den Oboisten wahlweise Poulencs Oboensonate oder eine konzertante Verdi-Paraphrase von Antonio Pasculli. Die Saxofonisten müssen sich bei Bach oder Jacques Ibert beweisen, während die Klarinettisten sich zwischen Konzerten von Copland, Nielsen, Veress und Françaix entscheiden müssen. Wer es dann im Laufe der öffentlichen Wettbewerbstage schafft, immer mehr Konkurrenten aus dem Feld zu blasen, der kann zum Schluss nicht nur mit dem ersehnten Preisgeldregen rechnen. Wie bei den bisherigen Gewinnern erhöhen sich auch die Jobchancen: So ist der armenische Saxofonist Koryun Asatryan, der seit 2005 Mitglied des Alliage Quintetts ist, als Solist international gefragter denn je. Und die türkische Fagottistin Zeynep Köylüoglu bekam schon zwei Jahre nach ihrem „hülsta woodwinds“-Sieg 2008 eine Festanstellung bei der Deutschen Radio Philharmonie. Wer ähnliche Ambitionen hat, sollte daher bis zum 10. Dezember seine Bewerbungsunterlagen losgeschickt haben. hülsta woodwinds: 26.–30. März 2014 www.huelsta-woodwinds.com 35 DAS DA S ER ERFO FOLG FO LGRE LG REIC RE ICHS IC HSTE HS TE KLAS KL ASSI AS SIK SI K-AL ALBU BUM BU M DES DE S JA JAHR HRES HR ES ANNA AN NA NET ETRE REBK RE BKO BK O Verdi EIN E IN GIPF PFE FELT ELTREF TREF EFFE FEN: FE N: MUTT MU TTER ERS S ER ERST STE E AUFN AU FNAH AHME ME MIT DEN BERL BE RLIN IN NER ERN N SE S IT 30 JAH AHRE REN! N N! ANNE-SOPHIE MUTTER Dvor Dv ořák or ák:: We ák Werk rkee fü rk fürr Vi Viol olin ol inee & Or in Orch ches ch este es terr te Orchestra Teatro Reggio Gianandrea Noseda Berlin Berl iner er Phi hilh lhar armo moni nike kerr Manfred Honneck AUF AU F DE DEM M KLAV KL AVIE IER R-OL OLYM YMP P EINE E INE VIS SIO IONÄ ONÄ NÄRE RE INTE IN TERP RPRE RETA TATI TION ON – ERST ER STMA MALS LS IM O IG OR GIN NAL ALEN EN N KLA LANG NGBI NG BILD LD HÉ ÉLÈNE È GRIMAUD B ah Br a mss: Di D e Klav avieerkon o ze zertte Wien Wi ener er Phi hilh lhar armo moni nike kerr Symp Sy mpho mp honi ho nieo ni eorc eo rche rc hest he ster st er des Baye des Bayeri risc isch hen Ru hen Rund ndf dfu funk nks ks Andr An dris is Nel elso sons ns EIN WA EIN WAHR AHRES ES WINT WI NTER NT ERVE ER VERG VE RGNÜ RG NÜGE NÜ GEN! GE N! ALBR AL BREC BR ECHT EC HT MAY AYER ER & THE KING’’S SINGERS Let it snoow!! Let Le CECI CE CILI CI LIA LI A BA BART RTOL RT OLII OL Bell lliinii: Norma Orchestra La Scintilla Giovanni Antonini DIE STIMMENTDECKUNG DES DE S JA JAHR HRES ES JULIA JULI A LE LEZH ZHNE NEVA VA Alleluia Geiistl tliich he Musik ik von Händ dell, Viva Vi vald ldii & Mo Moza zart rt Il Giardino Armonico Giovanni Antonini KLAS KL ASSI SIK: K: UMW MWER ERFE FEND ND, ANDE AN DERS DE RS,, NE RS NEU! U! WE LOV OVE E KL KLAS ASSI AS SIK SI K Diee ab Di abso bso sollut lute ten Su ten Supe pers ers rstta tars der tars Klas Kl assi sikk & di diee gr größ ößte ten n Hi Hits ts. HO OCH C KA ARÄT ÄTIGE GE AUFNAH AUFN AHME MEN N DE DER R DEUT DE UTSC UT SCHE SC HEN HE N GRAM GR AMMO MOPH PHON ON DIE GE DIE GESC SCHI HICH CHTE TE DER KLAS KL ASSI AS SISC SI SCHE SC HEN HE N MU MUSI SIK SI K AUF AU F 10 100 0 CD CDss PAVARO PAVA ROTT TTIS IS GRÖS GR ÖSST STE E ER ERFO FOLG LGE E LUCIAN LUCI ANO O PA PAVA VARO ROTT TTII Thee 50 Gre Th reat ates at estt Tr es Trac acks ac ks Das ulti ltimati tive Doppell-Al Alb bum: Neu re Neu rema mast ster ertt fü für ei für ein in einziggartige g s Kl Klange g rllebnis. b LEGEND LEGE NDÄ ÄRE ÄRE VERD VE RDII-AU AUFN FNAH AHME MEN N& DIE DI E ST STA TARS ARS VO VON N HE EUT UTE TE ARTE AR TE Die großen Di ß Verdi di-IInterpr t eten t Von Vo n Pa Pava varo va rott ro ttii üb tt über er Fis isch cher ch er-D er -D Die iesk skau sk au biss Ka bi Kauf ufma mann nn, Ga Gara ranc nčaa und Net etre rebk bkoo. Das Klassik & Jazz Magazin 6/2013 Die Rondo-CD wird 10 Jahre alt! … und wir feiern das mit einer großen Verlosung! 1 Ragna Schirmer, The Strings, Stefan Malzew Orgelkonzerte (Berlin Classics/edel), Händel: Concerto B-Dur op. 4/VI HWV 293 (Arr. Stefan Malzew), Andante – Allegro 5:38 2 David Orlowsky Trio, Kammerakademie Potsdam Symphonic Klezmer (Sony), Orlowsky: „Happiness“ 4:02 7 Albrecht Mayer, The King’s Singers „Let It Snow” (DGG/ Universal), Rutter: „The Wild Wood Carol“ 3:16 8 Chor des Bayerischen Rundfunks, Florian Helgath „Hört! Die Engel singen” (BR Klassik/Naxos), Praetorius: „Es ist ein Ros entsprungen“ (Arr. Jan Sandström) 4:37 #60 3 Tzimon Barto, Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann Busoni, Pfitzner, Reger: Orchesterwerke (Profil/Naxos), Pfitzner: Klavierkonzert Es-Dur op. 31, Heiterer Satz 6:51 4 Vocal Concert Dresden, Peter Kopp „Lob, Ehr und Preis sei Gott“ (Berlin Classics/edel), Nicolai/Praetorius: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ 3:38 5 Janine Jansen, Jan Jansen Bach: Violinkonzerte (Decca/Universal), Sonate für Cembalo und Violine c-Moll BWV 1017, Adagio 3:00 6 Mark Padmore, Britten Sinfonia, Jacqueline Shave Vaughan Williams u. a. (hm), „Is my team ploughing?“ aus: „On Wenlock Edge“ 3:32 10 Dorothee Mields, Paul Agnew, Lautten Compagney, Wolfgang Katschner „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (dhm/Sony), Praetorius: „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ 2:38 11 Antje Weithaas, Stavanger Symfoniorkester, Steven Sloane Beethoven, Berg: Violinkonzerte (CAvi/ hm), Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61, Rondo. Allegro (Auszug) 5:07 12 Dorothee Oberlinger, Vittorio Ghielmi, Ensemble 1700 Telemann (dhm/Sony), Concerto a-Moll TWV 52:a1, Dolce 3:13 14 Lang Lang, Berliner Philharmoniker, Simon Rattle Prokofjew, Bartók: Klavierkonzerte (Sony), Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur op. 26, Andante - Allegro (Auszug) 4:54 15 Kai Wessel, Achim Kleinlein, Matthias Gerchen, Capella de la Torre, Katharina Bäumle Musica Ferdinandea (musikmuseum/ Note 1), Isaac: „Innsbruck, ich muss dich lassen“ 4:07 16 Anne Schwanewilms, Orquesta Sinfónica de Bilbao, Günter Neuhold Schönberg: Gurrelieder (Thorofon/ Naxos), „O, wenn des Mondes Strahlen“ (red. Orchesterfassung von Erwin Stein) 2:28 17 Falk & Sons Toccata (Emarcy/Universal), Händel: Largo aus der Oper „Xerxes“ 3:37 ! ng sue 38. o l t i er f Se it Vhr au Die Rondo-CD #60 (November 2013) ist eine Produktion von RONDO – Das Klassik- & Jazz-Magazin Johannisplatz 3a · 81667 München. Sampling: audiamus Tonstudio, München. Herstellung: SCS Media, Thierhaupten Und das gibt’s zu gewinnen: 1.Preis: Gardiners „Bach Cantata P ilgrimage“ – auf 56 CDs (harmonia mundi) John Eliot Gardiners maßstabsetzende Gesamteinspielung der Kantaten Johann Sebastian Bachs mit den English Baroque Soloists und dem Monteverdi Choir liegt nach den benötigten 13 Jahren erstmals komplett vor. Die limitierte und nur vorübergehend erhältliche Box enthält eine CD-Rom mit allen Gesangstexten (mit Agnew, Daniels, Fink, Genz, Finley, Gilchrist, Henschel, Kožena, Lee Ragin, McFadden, Stutzmann, Taylor u. a.) 2. Preis: Wolfgang Amadeus Mozarts komplette Werke – auf 170 CDs (Brilliant/edel) Hörbeispiele aus aktuellen CDs M Me 1 Ragna Schirmer, The Strings, Stefan Malzew Orgelkonzerte (Berlin Classics/ edel), Händel: Concerto B-Dur op. 4/VI HWV 293 (Arr. Stefan Malzew), Andante – Allegro 5:38 2 David Orlowsky Trio, Kammerakademie Potsdam Symphonic Klezmer (Sony), Orlowsky: „Happiness“ 4:02 3 Wer möchte, kann sich hier einmal durch’s Köchelverzeichnis hören: Mozarts Gesamtwerk in mustergültigen Interpretationen als Box, dazu eine CD-Rom mit allen Gesangstexten (mit Oelze, Hendricks, Piau, Donath, Schreier, Hampson, Hadley, Holl, Pregardien, Schellenberger, Chamber Orchestra of Europe, Mozart Akademie Amsterdam, Philharmonia Orchestra, La Petite Bande, Camerata Bern, Scottish Chamber Orchestra, Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Ter Linden, Freeman, Leppard, Mackerras, Koopman, Wentz u.a.) Tzimon Barto, Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann Busoni, Pfitzner, Reger: Orchesterwerke (Profil/Naxos), Pfitzner: Klavierkonzert Es-Dur op. 31, Heiterer Satz 6:51 3. Preis: Ludwig van Beethovens komplette Werke – auf 86 CDs (Brilliant/edel) 4 Die Musik Beethovens ist durch seinen unbedingten humanistischen Anspruch zum Gipfel nicht nur der Wiener Klassik geworden. Nun gibt es alle seine Meisterwerke in hochkarätigen Einspielungen als Box vereint (mit Brendel, Bronfman, Tetzlaff, Ameling, Würtz, Barati, Adam, Schreier, Moser, Mörk, Staatskapelle Dresden, Wiener Philharmoniker, Blomstedt, Haitink, Masur, Zinman, von Dohnányi u.a.) 38 #60 13 Nuria Rial, Kammerorchester Basel, Julia Schröder Arien für Anna Magdalena Bach (dhm/ Sony), Bach: „Schafe können sicher weiden“ aus Kantate BWV 208 „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ 3:47 Auf der aktuellen CD hat sich ein Ständchen versteckt, das uns von einem berühmten Komponisten angestimmt wird. Wir wollen von Ihnen wissen, welcher Komponist das ist und welche Originalkomposition von ihm da augenzwinkernd zum Geburtstagslied verwandelt wurde. Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an verlosung@ rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München, Stichwort „RONDO-CD“ – Ihre Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost RONDO in Kooperation mit harmonia mundi und Brilliant Classics drei gewichtige Preise. Einsendeschluss ist der 19. Dezember. 9 Andreas Sieling, Berlin Brass, Lucas Vis Music For Brass & Organ (Pentatone/ Naxos), Gabrieli: Sonata XX à 22 6:08 plus Vocal Concert Dresden, Peter Kopp „Lob, Ehr und Preis sei Gott“ (Berlin Classics/edel), Nicolai/Praetorius: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ 3:38 5 Janine Jansen, Jan Jansen Bach: Violinkonzerte (Decca/Universal), Sonate für Cembalo und Violine c-Moll BWV 1017, Adagio 3:00 6 7 Mark Padmore, Britten Sinfonia, Jacqueline Shave Vaughan Williams u. a. (hm), „Is my team ploughing?“ aus: „On Wenlock Edge“ 3:32 Albrecht Mayer, The King’s Singers „Let It Snow” (DGG/ Universal), Rutter: „The Wild Wood Carol“ 3:16 8 Chor des Bayerischen Rundfunks, Florian Helgath „Hört! Die Engel singen“ (BR Klassik/Naxos), Praetorius: „Es ist ein Ros entsprungen“ (Arr. Jan Sandström) 4:37 9 Andreas Sieling, Berlin Brass, Lucas Vis Music For Brass & Organ (Pentatone/ Naxos), Gabrieli: Sonata XX à 22 6:08 12 orothee OberlinD ger, Vittorio Ghielmi, Ensemble 1700 Telemann (dhm/ Sony), Concerto a-Moll TWV 52:a1, Dolce 3:13 13 uria Rial, KammerN orchester Basel, Julia Schröder Arien für Anna Magdalena Bach (dhm/Sony), Bach: „Schafe können sicher weiden“ aus Kantate BWV 208 „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ 3:47 14 Lang Lang, Berliner Philharmoniker, Simon Rattle Prokofjew, Bartók: Klavierkonzerte (Sony), Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur op. 26, Andante - Allegro (Auszug) 4:54 15 ai Wessel, Achim KleinK lein, Matthias Gerchen, Capella de la Torre, Katharina Bäumle Musica Ferdinandea (musikmuseum/Note 1), Isaac: „Innsbruck, ich muss dich lassen“ 4:07 10 16 11 17 Dorothee Mields, Paul Agnew, Lautten Compagney, Wolfgang Katschner „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (dhm/Sony), Praetorius: „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ 2:38 Antje Weithaas, Stavanger Symfoniorkester, Steven Sloane Beethoven, Berg: Violinkonzerte (CAvi/hm), Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61, Rondo. Allegro (Auszug) 5:07 nne Schwanewilms, A Orquesta Sinfónica de Bilbao, Günter Neuhold Schönberg: Gurrelieder (Thorofon/ Naxos), „O, wenn des Mondes Strahlen“ (red. Orchesterfassung von Erwin Stein) 2:28 Falk & Sons Toccata (Emarcy/ Universal), Händel: Largo aus der Oper „Xerxes“ 3:37 K KLASSIK Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion ●●●○○ Sunhae Im, Bernarda Fink, Werner Güra, Topi Lehtipuu, Johannes Weisser, Konstantin Wolff, RIAS Kammerchor, Staats- und Domchor Berlin, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs u. a. harmonia mundi (3SACDs, 200 Min, 8 & 9/2012) Schon allein aus musikalischer Perspektive ist jede Neuaufnahme der Bachschen Matthäus-Passion zwangsläufig so aspektreich, dass ihre Bewertung immer nur Fragment sein kann. Wenn aber, wie im vorliegenden Fall, auch noch ein revolutionäres räumliches Konzept mit theologischer Konnotation hinzukommt, dann kann Rezension immer nur Assoziation sein. Konrad Küsters Forschungsergebnisse über die wahrscheinlichen originalen Aufführungsbedingungen des Werks in der Leipziger Thomaskirche – dass nämlich die beiden getrennten Ensembles, die die Partitur verlangt, nicht nebeneinander auf der großen Empore, sondern vielmehr vorne und hinten (auf der großen sowie auf der schon abgebrochenen Schwalbennestempore) gestanden hätten – sind nicht neu: Schon im Jahre 1999 wurde sein maßgeblicher Beitrag dazu veröffentlicht. Dennoch regt die hier nun vorliegende erste aufnahmetechnische Umsetzung dieser Positionierung des Aufführungsapparates noch einmal nachdrücklich zur Auseinandersetzung mit der These an: Die in Picanders Libretto angelegte „Rollenverteilung“ der Texte auf „Zion“ und „die Gläubigen“ gewinnt eine neue Dimension, indem „die Gläubigen“ als ideell vom tatsächlichen Passionsgeschehen getrennte Betrachter nun auch in der Aufführungssituation weit abseits (in der Thomaskirche hätte es sich um ca. 28 Meter gehandelt) situiert sind. Ob aber der Hörer dieser CD-Einspielung deshalb einige der interessantesten Stücke der Passion („Gerne will ich mich bequemen“, „Gebt mir meinen Jesum wieder“, „Geduld!“) wirklich aus der Ferne hören möchte, obwohl der historisch reale Höreindruck in der Thomaskirche ja allein von der Sitzplatznähe zur einen oder anderen Empore abgehangen hätte, sei dahingestellt. Konzentrieren wir uns also lieber auf die rein musikalischen Einstellungen der Aufnahme. Wie es von René Jacobs nicht anders zu erwarten war, gibt es auch auf dieser Ebene eine Menge elaborierter Details und Spezialitäten. Positiv zu vermerken ist in dieser Hinsicht vor allem die Gestaltung der Continuo-Sphäre, wie sie vor allem im Evangelienbericht hörbar wird: Celli, Laute, Cembalo, Orgel (leider keine große, sondern eine Truhe) kommunizieren so abwechslungsreich und je für sich genommen auch so einfallsreich miteinander, dass der daraus resultierende Grad ihrer rhetorischen Beteiligung am Bibelwort Anlass zu ungetrübter Freude gibt. Evangelist Werner Güra weiß mit diesem Farbenspektrum auch kongenial umzugehen. Gleichermaßen überzeugend ist unter den Sängern Johannes Weisser, der die Christuspartie ebenso unprätentiös wie unmittelbar packend zu gestalten weiß. Bei den Ariensängern hingegen hält sich die Begeisterung in Grenzen: Hier hat u. a. das Vibrato in einem Maße Platz gegriffen, wie es in historisierenden Zusammenhängen eher nicht wünschenswert ist. In der Alt-Lage führen zudem Registerprobleme zu unerquicklichen Höreffekten. Tadellos agieren hingegen wiederum die Chöre. Das insgesamt gemischte Bild, das sich aus diesen und anderen Beobachtungen ergibt, rechtfertigt alles in allem eine nachdrück- 39 Klass i k Johann Sebastian Bach Kantaten BWV 82, 199 & 84 u. a . ●●●●○ Alex Penda Klassik-CD des Monats Gioachino Rossini Semiramide ●●●●● Alex Penda, Marianna Pizzolato, John Osborn, Lorenzo Regazzo, Camerata Bach Choir, Virtuosi Brunensis, Antonino Fogliani Naxos (3 CDs, 222 Min., 7/2012) Wenn eine Oper nach einer ihrer Figuren benannt wird, sollte der Interpret dieser Titelrolle sie im Idealfall auch entsprechend ausfüllen und damit zum Mittelpunkt des Werkes machen können. Genau das gelingt Alex Penda (ehemals Alexandrina Pendatchanska) bei diesem Live-Mitschnitt vom letztjährigen “Rossini in Wildbad Festival” als Semiramide auf spektakuläre Weise. Die Bulgarin lodert, ja, brodelt geradezu vor Emotionen, einem mühsam in Zaum gehaltenem Vulkan gleich. Doch so sehr sie auch kurz vor dem Ausbruch zu stehen scheint, so perfekt kontrolliert führt sie ihren dunkel gefärbten Sopran. Da profitiert sie deutlich von ihren zahlreichen Barockund Mozart-Erfahrungen mit René Jacobs. Schon allein ihrer Exuberanz wegen lohnt sich die Anschaffung dieser Aufnahme. Erfreulicherweise aber ist sie von Kollegen umgeben, die ebenfalls wissen, wie man Rossini zum Genuss macht. Marianna Pizzolatos warmer Mezzosopran zeichnet sich durch vokale Souveränität und Phrasierungsgeschmack aus und lässt ihren Arsace zu einem wahrlich würdigen Partner werden. Mit John Osborn wurde ein nicht übermäßig eleganter, dafür beeindruckend höhensicherer Tenor verpflichtet, der sich sehr beweglich durch Idrenos reichlich zu meisterndes schnelles Passagenwerk schlängelt. Als Assur steht mit Lorenzo Regazzo ein weiterer Jacobs-geformter Sänger auf der Bühne. Seine enorm anspruchsvolle Rolle meistert er – fast schon Ramey gleich – mit beachtlicher Koloraturgewandtheit und gut entwickelter Tiefe bravourös. Doch so hochkarätig dieses Ensemble auch ist: Sobald Pendas Semiramide die Bühne betritt, dominiert sie das Geschehen – ganz so, wie es sich für die Titelrolle geziemt. Michael Blümke 40 Christine Schäfer, RIAS Kammerchor, Bernhard Forck, Berliner Barock Solisten Sony (70 Min., 9/2012) Wenn die Tage immer kürzer werden und beim Herbstlaub die Farbpalette endgültig verblasst, ja dann beginnt meistens auch die große Sinn- und Lebenskrise. Stimmungsaufheller sind da vonnöten. Und zumindest die erste Liedzeile von Bachs Kantate „Ich bin vergnügt mit meinem Glück“ könnte so ein Rettungsanker für die Psyche sein. Nun lässt Bach hier die erfüllenden Grundtugenden christlicher Nächstenliebe besingen. Und die akkompagnierende Oboe (Jonathan Kelly) blüht dazu mit herrlichstem Dolce auf. Trotzdem hängt über dieser freudigen Szene eine dunkle Wolke. So ganz soll man dem Frieden wohl nicht trauen. Und für all das subkutan mitlaufende Dramatische und Erregende dieser Musik hat gerade Sopranistin Christine Schäfer ein faszinierend untrügliches Gespür. Stimmengourmets mögen sich immer noch schwer tun mit dieser Ausdrucksintensität, für die Schäfer gerne manche gesangstechnischen, unangenehmen Unebenheiten in Kauf nimmt. Dokumentiert sind sie gerade in den beiden weiteren Kantaten, die Schäfer mit den Berliner Barock Solisten aufgenommen hat, sei es nun in der Eröffnungsarie der Kantate „Ich habe genug“ sowie im Rezitativ „Ich lege mich in diese Wunden“ aus der Kan- tate „Mein Herze schwimmt im Blut“. Wer Schäfers Leistungen aber mit makellos auftrumpfenden Kolleginnen abgleicht, der begreift auf Anhieb, dass expressive Schonungslosigkeit mehr vermittelt und mitteilt als pedantisch durchgeformter Schönklang. Der Tod mag ein Glücksspender sein, wie es „Ich habe genug“ behauptet. Und die kontemplative Ruhe, die Schäfer mit Flötist Jacques Zoon da in „Schlummert ein, ihr matten Augen“ entfaltet, könnte das glauben machen. Aber auch diese Gewissheit steht auf den tönernen Füßen. Hier werden keine Antworten geboten und erst recht nicht göttliche Liebe und Seelenheil versprochen. Schäfer lässt einen mit vielen Fragen und Zweifeln zurück. Die auf historischen Instrumenten vollkommen aufwandarm, aber ungemein homogen und beseelt musizierenden Berliner Barock Solisten steuern zwischendurch das Ihrige dazu bei – mit jenen Verstand und Sinne schärfenden Streicherarrangements von einer Orgelfuge sowie dem sechsstimmigen Ricercar aus Bachs „Musikalischem Opfer“. Moderner und heutiger lässt sich Bach momentan vielleicht nicht denken. Guido Fischer Johann Sebastian Bach, Kit Armstrong, György Ligeti Choralvorspiele, Fantasy On B-A-C-H, Musica ricercata (Auswahl) u. a . ●●●●○ Kit Armstrong Sony Classical (76 Min., 4/2013) Wie sein russischer Kollege Igor Levit hat sich auch Kit Armstrong viel Zeit bis zu seinem ersten Aufnahmestudiobesuch gelassen. Dabei kann der Amerikaner mit seinen erst 22 Jahren längst nicht nur eine erstaunliche Konzertpräsenz vorweisen. Armstrong ging schon früh der Ruf eines Allround-Genies voraus, mit abgeschlossenen Studien in Mathematik und Komposition. Dass er Foto: Mat Hennek liche Empfehlung zur Auseinandersetzung mit dieser Version und über weite Strecken auch zum Genuss derselben – vor allem dann, wenn es sich nicht um die erste Begegnung mit der Matthäus-Passion handelt. Michael Wersin trotzdem seine bisherige Karriere erst jetzt mit einem CD-Debüt besiegelt, geht wohl auf Alfred Brendel zurück, der ihn früh gefördert hat. Und Brendel muss es auch gewesen sein, der den BachPianisten Armstrong mit den alten Aufnahmen des von ihm so bewunderten Edwin Fischer vertraut gemacht haben mag. Denn der „Zaubermacht inneren Friedens“, die Brendel einmal Fischers Bach-Spiel attestierte, begegnet man bei Armstrong in den zwölf Choralvorspielen auf Schritt und Tritt. In mildes Licht getaucht hat er da solche bekannten Seelenschmeichler wie „Jesu, meine Freude“ und „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’“. Und ganz fließend zart gerät ihm „O Mensch, bewein dein’ Sünde groß“. Bei aller Diskretion und Noblesse in der Phrasierung, die Armstrong selbst in der 1. Partita BWV 825 beherzigt, ist dieser Bach aber um Längen moderner als der seines Mentors. Was andererseits kein Kunststück ist: Schließlich dickte Brendel Bach schon mal romantisch an. Armstrong hingegen schafft es, Herz und Verstand kurzzuschließen, indem er die innere Logik der Werke wie selbstverständlich transparent macht. Kombiniert hat Armstrong das mit einer eigenen „Fantasie über B-A-C-H“ sowie einem halben Dutzend Stücken aus dem 1953 vollendeten Zyklus „Musica ricercata“ von György Ligeti. Wenngleich Armstrong in seine Fantasie hier und da melodische Bach-Fetzen einstreut, ist dieses 2011 komponierte Werk kein postmodernes Leichtgewicht. Dazu sind die Reibungen zu schillernd verwegen. Und ganz zum Schluss gerät die Rhythmik ins maschinell Tollwütige, als ob Armstrong den von Ligeti ja wiederentdeckten Amerikaner Conlon Nancarrow im Hinterkopf gehabt hätte. Großartig dann die Leichtigkeit, mit der Armstrong Ligetis Neo-Barbarismus und diabolische Polyrhythmik hinlegt! Keine schlechte CD-Visitenkarte, mit der sich Armstrong da für die Zukunft empfohlen hat. Guido Fischer Béla Bartók Violinkonzerte Nr. 1 & 2 ●●●●○ Isabelle Faust, Schwedisches Radio-SinfonieOrchester, Daniel Harding harmonia mundi (58 Min., 4/2012) Grob in die Schublade gepackt, ist das 1. Violinkonzert Béla Bartóks eine einzige Liebessäuselei. Das Zweite dagegen ist ein Kompaktpaket aus rhapsodischen Gesängen und risikofreudigem Furor, bei dem Bartók immer noch haarscharf die Kurve bekommt, bevor das Ganze ins atonale Unterholz abrutscht. Zwei Violinkonzerte also mit zwei Identitäten – und einer Zeitspanne von 30 Jahren zwischen ihrer Entstehung. Und bei jedem lauern reichlich Gefahren auf den Interpreten, oder wie im Fall von Isabelle Fausts Neueinspielung, auf die Interpretin. Im ersten Violinkonzert sollte man gleich im Eröffnungssatz genau zwischen Süße und Süßlichkeit unterscheiden. Und beim Geschwisterwerk darf man sich keinesfalls vom strammen Orchestersatz zu irgendwelchen magayrischen Assoziationen hinreißen lassen. Da heißt es: Nerven bewahren. Nun sind selbst schon einige Meister auf die Verlockungen dieser ungemein populären Violinkonzerte reingefallen. Nicht aber eben Isabelle Faust. Bei ihr, wie gleichermaßen bei ihrem Dirigentenpartner Daniel Harding, ist Seriosität Trumpf, gepaart mit der nötigen Klarheit und der Bereitschaft zur gespannten Attacke. Wie Faust es bereits auf all ihren bisherigen Einspielungen vorgemacht hat, kann sie anscheinend nicht anders als wieder unbestechlich und facettenreich herauszuarbeiten, was tatsächlich in den Noten steht. Und da tun sich so manche Überraschungen auf. Dem besagten „Andante sostenuto“ konnte man zumindest lange nicht mehr so gut dabei zuhören, wie es zu solch einer großen Herzenssache aufknospt – hinter der Bartóks Zuneigung zu einer jungen Geigerin steckte. Und das 41 Weihnachtliche Musik der großen Dresdner Meister Praetorius, Schütz, Schelle u.a. – aufgenommen in der berühmten Frauenkirche Dresden. www.sonymusicclassical.de Klass i k Klavierklassiker von M at thia s Korne m ann Natürlich spielt da ein Automat, sagt man sich irgendwann, wenn man moderne Überspielungen der Rollenaufnahmen alter Meister hört. Warum eigentlich? Es liegt vielleicht an dem Kontrast zwischen digitalem Klangbild und einem geradezu bestürzend freien Musizieren, wie es in unseren Tagen einfach nicht mehr gestattet ist. Die großen französischen Klavierkomponisten der Jahrhundertwende, die auf dieser CD versammelt sind, durften ihren Text natürlich verbiegen, aber die Nachwelt hat es eher als Künstler-Kauzigkeit abgetan, statt die Botschaften ernst zu nehmen. Wenn Debussy die „Soirée dans Grenade“ hinwirft, als phantasiere er sie gerade eben herbei, wenn er die lustigen Pseudo-Schwierigkeiten am Ende des „Doctor Gradus ad Parnassum“ grotesk verwischend überzeichnet und Fauré lässig und wie nebenbei seine berühmte „Pavane“ herunter klimperte – glaubten sie dann, dass man diese magischen, spontanen Momente und ihre unbeschreiblich freien Tempi für ewig gültig halten könnte? Kaum, aber das macht ihren Zauber aus. (Große französische Pianisten, Dal segno/ Klassik Center Kassel DSPRCD039) Auch ein treuer Schüler hat eine Art Beglaubigungsschreiben in den Händen. György Sándor war Bartóks Klavierstudent, und da darf man seiner ersten, 1963 eingespielten Werkschau schon authentisches Flair unterstellen. Wer allerdings moderne Fassungen im Ohr hat, dem wird dieses Spiel holzschnittartig vorkommen. Sind die „Klänge der Nacht“ aus der Suite „Im Freien“ nicht allzu spröde um ihr schillerndes Nuancenpotential gebracht, die perkussiven Strecken der Suite oder Sonate um lustvolle Brutalität à la Kocsis, die ungarischen Themen um ihr bittersüßes Gefühl? Sándors Weg ist ein ganz anderer. Die vielen herrlichen Liedbearbeitungen der Sammlungen „Für Kinder“ etwa, leben hier nicht vom Zauber der Oberflächen, sondern von den mächtigen Kräften der Sprache, ihren Rhythmen und Akzenten. Und sind in den vielen Tanzformen die rhythmischen Energien einmal entfesselt, stört keine Farbe ihre ruppige Vorherrschaft. Wer dann freilich Bartók selber spielen hört, begegnet einer fast noch spätromantisch abmildernden Sicht. Es ist halt kompliziert mit der historischen „Wahrheit“. (György Sándor: Die Klavierwerke, 5 CDs, Vox/note1 CD5X 3610) Dass Französische Pianisten ihren Mozart „perlen“ um des Perlens willen, ist ein ewiger Gemeinplatz. Dieses vervollkommnete Fingerspiel war bei großen Künstlern wie Marguerite Long oder Casadesus aber nicht glitzernd-selbstgefällig, in der mechanischen Entfesselung lag eine eigene Ausdruckskraft. Vlado Perlemuter aber weist gleich alle hochglanzpolierte Motorik aus seinem Musizieren. Sein Parcours durch Mozarts Sonaten lässt keinen flüchtigen Geist sprühen, keine Porzellanfiguren-Verspieltheit aufleben. Alles ist erdig und belangvoll. Noch den geringsten Albertibass knetet er liebevoll, als habe er die herrlichste Kantilene unter den Händen. Perlemuter bot 1956 auch ein Gegenbild zu Giesekings neusachlicher Anmut. Sein muskulöses Klavierspiel drängt zu einer gewichtigen, manchmal fast herben Größe, die uns jene kunstvollen, sonst oft mit leichtem Esprit heruntergeschnurrten Passagen wie die kontrapunktische Kopfsatzdurchführung der F-Dur-Sonate KV 533 als Prozess in geradezu orchestraler Dimension hinstellt. Wieso ist mir dieser unglaubliche Zyklus bislang nur entgangen? (Vlado Perlemuter: Mozart, Die Klaviersonaten, 4 CDs, Musical concepts/note1 MC141) 42 Schwedische Radio-Sinfonie-Orchester folgt Faust dabei in aller Ruhe und auch dort mit allem Geist, wo das Streichermelos fast ins französisch Romantische à la César Franck umzukippen droht. Das Beste ist jedoch, dass diese direkt eingefahrenen Pluspunkte im Laufe der Aufnahme nicht nur bestätigt werden, sondern noch einige mehr hinzukommen. Daran hat Fausts überspringende Natürlichkeit in Spiel und Ausdruck, ihre lyrische Sensibilität und ihr effektfreies Temperament genauso entscheidenden Anteil wie die unüberhörbar künstlerische Seelenverwandtschaft mit ihren britisch-schwedischen Mitstreitern. Guido Fischer Ludwig van Beethoven Diabelli-Variationen op. 120, Klaviersonate c-Moll op. 111, Sechs Bagatellen op. 126 ●●●●○ András Schiff ECM/Universal (2 CDs, 150 Min., 7 & 12/2012) Kann man gegen die Vernachlässigung der Diabelli-Variationen, dieses Spätwerk-Ungetümes, das die Pianisten wohl doch lieber mögen als die Hörer, und gegen die etwas ermüdende Steinway-Monokultur zugleich etwas unternehmen? András Schiff antwortet mit einer ungewöhnlichen Versuchsanordnung. Wir sind eingeladen zu vergleichen und hören die Variationen auf einem 1820 entstandenen, wunderbar erhaltenen Wiener Brodmann-Flügel, im zweiten Durchgang dann aber nicht auf einem modernen Instrument, sondern auf einem sacht ins Historische entrückten Bechstein der 1920er Jahre. Das ist doch einmal etwas Aufregendes, und der Initiator des „Experiments“ führt es auch mit höchster Inspiration vor. Die Diabelli-Variationen absorbieren offenbar die Schiffsche Neigung, Fäden aus den Texturen zu ziehen und gesondert zu beleuchten, was in manchen Sonaten Beethovens zu einer gewissen Aufhaspelung der großen Linien führte. Die Diabelli-Variationen fliegen dagegen, salopp gesagt, Hörern und Spielern ohnehin um die Ohren, Daniel-Ben Pienaar ließ die Trümmerteile kürzlich bis in den hintersten Winkel des Klangkosmos driften. Schiff aber bändigt diese Bewegung, er wählt keine extremen Tempi, keine allzu grellen dynamischen Kontraste und lässt kein humoristisches Poltern hören. Wie Pienaar hört er sehr sorgsam auf die Unterstimmen, aber er entdeckt dort keine destruktiven Kräfte, sondern Halt. Erstaunlich etwa, wie Schiff in der Nr. 7 die hakelige Rechte ganz allmählich in den Hintergrund schickt, um der Basslinie zu folgen – ein Effekt, der so auf dem quasi-modernen Bechstein nicht funktioniert, der Diskant kann seinen Glanz nicht ganz ablegen. Der sarkastische Biss der „Leporello-Variation“ entfaltet sich dafür stärker auf dem neueren Flügel. So hat Schiff die beiden Ziele seiner „Versuchsreihe“ immer zugleich im Blick: Der in jeder Variation in ganz anderer Weise hervortretende Unterschied zwischen den Klangbildern der Instrumente weist den Hörer ja auch immer zu etwas kompositorisch Wesentlichem. Und doch macht uns Schiff parteiisch. Mögen die Umrisse beider Zyklen auch ausgesprochen ähnlich sein, hat er sich wohl doch in den zart modulierbaren Ton des Brodmann verliebt und wählt insgesamt etwas mäßigere Tempi. Es ist aber auch hinreißend, welch magisch gebrochene Farbwirkung die Verschiebung in der Fughetta (Nr. 23) erzeugt. Als sei das nicht genug, hat der Ungar auch noch einen klaffenden ideologischen Graben unserer Gegenwart überbrückt. Wären „informierte“ Praxis und modernes Klavierspiel souveräner zu versöhnen als hier? Matthias Kornemann Alle Rezensionen finden Sie auch unter www.rondomagazin.de sollte sich jeder Klavierfan schleunigst besorgen. Ludwig van Beethoven Im Verbund mit den WieDie Klavierkonzerte ner Philharmonikern, die hier – bei diesem Orchester keineswegs ●●●●● selbstverständlich! – mit deutlich Rudolf Buchhörbarer Lust und Hingabe agiebinder, Wiener ren, zeigt Buchbinder ein mitPhilharmoniker reißend spontanes, spannungsSony volles, dabei höchst konzentrier(3 CDs, 171 Min., 5/2011) tes Spiel. Gleichzeitig gelingt den Musikern eine kammermusikaliIm Juni 2003 legte er im Wiesche Feinabstimmung, wie sie oft ner Konzerthaus einen beispieltrotz Dirigent nicht erreicht wird. losen Husarenritt hin. Damals Dabei spielt Buchbinder einfach nämlich spielte Rudolf Buchbinnur, was in den Noten steht. Was der alle fünf Beethoven-Konzernatürlich alles andere als einfach te an einem einzigen Tag: um 11 ist. Doch auch mit Mitte 60 muss Uhr die Konzerte 2 – 4, am Nacher keinerlei Abstriche machen, mittag dann das erste und fünfmanuell steht ihm nach wie vor te. Damit verglichen hat er dieses alles zu Gebote und seine TechUnterfangen acht Jahre später im nik ist ohnehin legendär. Dieser Musikverein geradezu in die LänMann schafft es, dass man selbst ge gezogen. Die Aufteilung ist die als ‚Berufshörer‘ in sattsam begleiche geblieben, nur hat er sich kannten Standardwerken fasziim Mai 2011 zwischen den beiden niert Neues entdeckt. Und obwohl Blöcken eine Nacht gegönnt. Der es sich ‚nur‘ um eine MomentaufMitschnitt dieser Konzerte wurde nahme handelt, darf dieses interkurz darauf auf DVD und Blu-ray pretatorische Polaroid bleibenveröffentlicht, jetzt endlich ist er de Gültigkeit beanspruchen. Viel auch auf 3 CDs erhältlich. Und die damrau_Rondo_damrau_Rondo 30.10.13 16:50 Seite 1 besser kann Klavierspiel nicht sein! Michael Blümke Ludwig van Beethoven Klaviersonaten Nr. 28 32 ●●○○○ Igor Levit Sony (2 CDs, 132 Min., 1 & 2/2013) Wenn mir das publizistische Dröhnen anlässlich einer Neuerscheinung die Unvoreingenommenheit stiehlt, wie im Fall der späten Beethoven-Sonaten mit Igor Levit, hilft wirklich nur noch eins: Blindhören! Meine Frau erbarmt sich und legte mir CDs ein, in den letzten Jahren sind ja mit Korstick, Siirala, Bavouzet, Lewis oder Leotta doch einige sehr gelungene, gefällige oder immerhin stimulierend-widersprüchliche Beethoven-Aufnahmen zu- sammengekommen. Was all diese Künstler von dem hier debütierenden Igor Levit unterscheidet, ist Demut. Demut vor einem Werkkomplex, für dessen Durchdringung – ob man seine kunstreligiöse Erhebung zum Spätwerk-Sanktuarium nun mag oder nicht – ein ganzes Pianisten- oder Hörerleben kaum ausreicht. Aber das sieht Levit wohl anders. Der Beginn mit dem Opus 101 ist vielversprechend. Die „unendliche Melodie“ strömt Levit wunderbar natürlich und klangschön durch die Hände; auch das Finale meistert er beeindruckend und ohne zu forcieren. Würde es nur so weitergehen! Im HammerklavierKopfsatz will er uns mit donnernder Großspurigkeit zeigen, dass Beethovens Metronomangaben „alternativlos“ seien. Damit scheiterte ein Gulda dann doch zwingender. Manches klug inszenierte Detail – etwa der eindrucksvoll im Pedal gehaltene h-Moll-Einbruch der Reprise – verliert in der Hetze und bei teilweise schludriger, unorganischer Phrasierung Das neue Album DIANA DAMRAU FOREVER Das Schönste aus Operette, Film & Musical warnerclassics.de Seite zeigt eine ik s u M e Dies Menschen le ie v ie d , n von mir icht kenne n r a g h c o n rau Diana Dam 43 Foto: © Rebecca Fay Royal Liverpool Philharmonic Orchestra David Charles Abell Klass i k seine Wirkung. Die Schlussfuge ist zügig, ziemlich rhetorisch in den ruppigen Abphrasierungen und auch etwas grob; von der anstrengenden und ermattenden Lösung des Tonarten-Dramas dieser Sonate zeugt sie nicht. Immerhin, dieses Klavierspiel hat Schwung und eine Haltung. Damit hätte er es gut sein lassen sollen. Die letzten drei Sonaten sind von einer sprachlich kaum einzufangenden Marshmallow-Konsistenz. Alles klingt gediegen, kontrolliert und samtig. Und ist doch von einer monumentalen künstlerischen Absichtslosigkeit, die in einem wahrlich grotesken Gegensatz zu Martin Gecks wunderbarem Booklettext steht, der von „gelebter Spannung“ und „freigelassener Emotionalität“ schreibt. Zwei Beispiele nur. Es ist raffiniert, wie Beethoven der fahlen, ganz ins Piano getauchten Durchführung des Op. 110-Kopfsatzes die emphatische Ausdruckskraft des Vorausgegangenen entzieht. Ein komponiertes Sehnen nach dem erlösenden Eintritt der Reprise, und doch müsste man das Leben unter der erfrorenen Oberfläche bemerken, sollte die leise Span- nung und das Erwarten aus den Sechzehntelbewegungen der Linken sprechen. Bei Levit bedeuten diese Takte nichts, absolut nichts. Auch der „klagende Gesang“ ist nicht mehr als eine sinnlose Tonfolge, die expressives „zur Sprache drängen“ kaum ahnt. Dem Rezensenten fehlen die Worte. Dass schließlich jemand in der Arietta des Opus 111, nach der durchaus gestalteten Es-Dur-Entrückung, das hymnische Wunder der fünften Variation spielen kann, als laufe allmählich eine Badewanne mit lauen Zweiunddreißigstelnoten voll, ist nicht zu fassen. Und alle finden es großartig, nächstes Jahr gibt‘s den ECHO und Konzerte auf allen schicken Festivals. Die Einflüsterungskräfte unserer Epoche sind wirklich beeindruckend. Ja, Levit spielt sehr gut Klavier, liest sorgfältig und agiert meist erfreulich unmanieriert. Aber es war keine reife Entscheidung, sich mit dieser maßlosen Repertoirewahl an den Olymp der Beethovenspieler anzupirschen. Der überragt Levits interpretatorisches Niveau wie der Nanga Parbat den Kahlen Asten. Matthias Kornemann Johann Sebastian Bach Das Kantatenwerk (Gesamteinspielung) ●●●●● Paul Agnew, Charles Daniels, Bernarda Fink, Christoph Genz, Gerald Finley, James Gilchrist, Dietrich Henschel, Magdalena Kožena, Derek Lee Ragin, Claron McFadden, Nathalie Stutzmann, Daniel Taylor u.a.; Monteverdi Choir, The English Baroque Soloists, John Eliot Gardiner SDG/harmonia mundi SDG 186 (56CDs + CD-ROM mit Gesangstexten, ca. 4000 Min., 2000 – 2012) 44 Norbert Burgmüller Klavierkonzert op. 1, Entr‘actes op. 17, Ouvertüre zur Oper „Dionys“ op. 5 ●●●●○ Tobias Koch, Hofkapelle Stuttgart, Frieder Bernius Carus/Note 1 (62 Min., 2/2012) Welch ein Verlust für die Musikgeschichte, dass Norbert Burgmüller bereits mit 26 Jahren starb! Und welch ein Gewinn, was er in seiner kurzen Lebenszeit (1810 – 1836) dennoch an Meisterwerken vollendete! Mit seinem großen Klavierkonzert in fis-Moll befindet sich Burgmüller sowohl auf Augenhöhe mit Mendelssohn, der das Stück 1834 selbst aufführte, als auch mit Schumann, dessen Klavierkonzert er in Hinblick auf die Integration des Klaviers in den sinfonischen Satz den Boden bereitete. Ein großer Wurf ist aber auch die reich instrumentierte Ouvertüre zur unvollendeten Oper „Dionys“ nach Schillers „Bürgschaft“. Zunächst war das ein belächeltes Unternehmen. Zum 250. Bachtodestag im Jahr 2000 unternahm John Eliot Gardiner mit seinem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists eine als „Pilgrimage“ ausgewiesene Kantaten-Reise durch ganz Europa, die ihn jedes Wochenende in eine andere Kirche führte, wo er sämtliche überlieferten Gottesdienstmusiken des Thomaskantors aufführte. Das heißt: 198 Kantaten, je drei in einem von 59 Konzerten, wurden gespielt. Drei Gruppen von Chor und Orchester wechselten sich ab. 282 Musiker spielten in 50 Städten und zwölf Ländern. 15 Millionen Euro kostete das Unternehmen. Natürlich waren die Bedingungen dabei nicht immer optimal. Man spielte und musizierte mal in einer der historischen, mit Bach untrennbar verbundenen Kirchen in Mitteldeutschland, dann wieder in kleinen Kapellen auf den schottischen Orkney Inseln und sogar in New York. Mal war die Akustik lausig, mal wunderbar, mal waren die Mitwirkenden motiviert, mal vom Tourstress gefrustet oder gar krank. Doch der geradlinige Sir John Eliot, nicht umsonst seit längerem auch als Landwirt tä- Es ist wichtig, beide Werke endlich mit zwei so kompetenten Interpreten für die Musik des frühen 19. Jahrhunderts wie Frieder Bernius und Tobias Koch kennenlernen zu können. Farbiger, schroffer, ungebärdiger und perkussiver wirkt das Klavierkonzert auf dem Bösendorfer-Flügel von 1849, der sich auf spannende Weise mit dem Klang der historischen Posaunen und Pauken mischt. Dass die Aufnahme aber nicht die bisher führende Einspielung mit Leonard Hokanson und dem Sinfonie Orchester Wuppertal ersetzt, liegt zum einen an der nicht ganz geglückten Balance zwischen Holzbläsern und Klavier. Vor allem aber gelingt es Bernius nicht, die großformalen Bögen zwingend genug zu gestalten: So hat man bei der Einleitung das Gefühl, als habe sich Burgmüller erst im letzten Moment entschlossen, statt einer Sinfonie ein Klavierkonzert zu schreiben. Eine echte Entschädigung dafür bietet die Weltersteinspielung der Scheibe: Burgmüllers Entr’actes op. 17 sind vier bezaubernde, charmant und duftig musizierte Orchesterminiaturen, die jedes klassisch-romantische Konzertprogramm zieren würden. Carsten Niemann tig, zog seinen Komplettdurchlauf durch Gottes klingenden Kantatengarten so eisern wie diszipliniert durch. So entstanden bei den obligatorischen Mitschnitten die aufeinander aufbauenden Dokumente einer lebenslänglichen Leidenschaft und Erfahrung. Da ist nichts Zwanghaftes, aber viel Beglückendes zu konstatieren. Die Erfahrung aller Beteiligten wuchs mit dem Voranschreiten des einzigartigen Projekts. Die Deutsche Grammophon, Gardiners Stammlabel, wollte damals freilich nur vier CDs als Best of veröffentlichen. So nahm Gardiner auch das in seine schmale, aber unerbittliche Hand. Er gründete die eigene CD-Firma „Soli Deo Gloria“, benannt nach der Formel, mit der Bach seine Kompositionen zeichnete, und veröffentlichte über die folgenden zehn Jahre 28 Doppel-CDs, immer mit Covern des preisgekrönten Fotografen Simon McCurry. Die sind jetzt – samt den vier DG-Einzel-CDs sowie einer CD-ROM mit allen notwendigen Begleittexten – vorübergehend als limitierte platzwie geldsparende Edelbox erhältlich. Wahrlich eine Großtat in einer kleinen Kiste. Matthias Siehler Marc-Antoine Charpentier, François Couperin, Henry Du Mont, MichelRichard Delalande u. a. À la Gloire de Dieu et du Roi ●●●●○ Vincent Dumestre, Le Poème harmonique, Olivier Schneebeli, Les Pages & les Chantres, Jean Tubéry, Choeur de Chambre de Namur, Les Agrémens & La Fenice u. a. Alpha/Note 1 (67 Min., 2012) Die Musik der täglichen „Messes du Roi“ und des ebenfalls täglich gefeierten Offiziums in Versailles zur Zeit Ludwigs XIV. wird auf dieser CD mit Spitzenwerken exemplarisch repräsentiert. Es handelt sich allerdings nicht um Neueinspielungen, sondern um Auskoppelungen aus fünf Tonträgern – aber man hat durchaus einige Filetstücke des Katalogs zu einem furiosen „Versailles-Spektakel“ verbunden. Jean Tubérys Einspielung des berühmten „Te Deum“ von Charpentier besticht auf allen Ebenen durch Zugkraft und Stringenz: Perfekt sind in den großbesetzten Nummern Chorund Orchesterklang miteinander verzahnt, und der Auftritt des Bassisten Jean-Claude Sarragosse nach dem „Prélude“ zählt zu den großen Momenten dieser Sammlung. Großartig gerieten auch die Orgelstücke von Lebègue, Couperin, Marchand und Dandrieu, die einem Album namens „Deux siècles d’orgues à Versailles“ entnommen sind und von vier verschiedenen Organisten offenbar in der Versailler Schlosskapelle eingespielt wurden (exakte Informationen dazu verweigert das etwas dürftige Beiheft leider). Großartig sind auch zwei dialogische Vertonungen des Hohelied-Textes „In lectulo meo“ von Henry Du Mont, vorgetragen von Henri Ledroit und Gérard Lesne. Ihre Kollegin Claire Lefilliâtre widmet sich sehr ausdrucksstark einer Vertonung des Psalms 51 („Miserere“) von Michel-Richard Delalande; beteiligt ist die Gruppe „Le Poème Harmonique“. Ausdrucksstärke könnte man insgesamt als Hauptqualität dieser bunten Kollektion mit französischer Barockmusik bezeichnen: Es sind schlichtweg die erfahrensten Spezialisten für dieses Repertoire, die auf dieser CD vorteilhaft zu Wort kommen. Michael Wersin HERAUSRAGENDE NEUERSCHEINUNGEN BEI DEUTSCHE HARMONIA MUNDI Frédéric Chopin Polonaisen opp. 26, 40, 44, 53, 61 ●●●●○ TELEMANN DOPPELKONZERTE Rafał Blechacz DG/Universal (60 Min., 1/2013) In seinen Anfängen war Rafał Blechacz ja schon noch etwas beflissen und gehemmt bei allem unüberhörbaren Potential. Doch inzwischen ist der geradezu herausfordernd uneitle Pole zu einem der vielversprechendsten Pianisten seiner Generation gereift. Dieses Panorama der großen Polonaisen bezeugt eindrucksvoll den untadeligen Geschmack und Gestaltungswillen des 28-Jährigen, der bei aller geradezu obsessiven Klangtüftelei einen vitalen Vorwärtsdrang entfaltet, der den abgenutzteren der Polonaisen sehr gut bekommt. Die müdegeklopfte A-DurPolonaise wirft er mit so viel schmetterndem Brio hin, dass sie in dieser Form noch dem traumatisiertesten Klavierlehrer erträglich sein dürfte. Im c-MollSchwesterwerk wird der Strich, mit dem er die fast wagnerischen Harmonien und Beleuchtungswechsel des Mittelteils malt, aber sehr viel feiner. Und doch, die großen Entwicklungslinien spannt er ohne Rücksichten aus. Dass der Mittelteil der fis-Moll-Polonaise mit seinem geradezu manischen 32tel-Wirbeln nicht nuancierend oder dramatisch interessant gemacht werden darf wie so oft, sondern rauh und einförmig sein muss – mit Blechacz begreifen wir es. Wie sich aus dieser Trümmerwelt ganz allmählich jene fragilen Themensplitter erheben, aus denen ein entrückter Mazurka- 45 Die zweifache ECHO Klassik-Preisträgerin widmet sich auf ihrer neuen Aufnahme erneut Georg Philipp Telemann. Gemeinsam mit ihrem Ensemble 1700 hat sie die berühmte Suite a-Moll für Blockflöte, Streicher und B.c. und drei der überlieferten Doppelkonzerte für Blockflöte und ein Soloinstrument eingespielt. WIE SCHÖN LEUCHTET DER MORGENSTERN Die Berliner Lautten Compagney begeistert immer wieder mit einzigartigen Programmideen. Auf ihrer neuen CD erzählt das renommierte Barockensemble gemeinsam mit den herausragenden Sängern Dorothee Mields und Paul Agnew auf musikalische Weise die Weihnachtsgeschichte anhand von Chorälen und vielen bekannten Weihnachtsliedern von Michael Praetorius, Samuel Scheidt, Johann Hermann Schein u.v.m. ON A COLD WINTER’S DAY Stimmungsvolle Weihnachtsmusik von den Britischen Inseln. Das Alte Musik-Ensemble Quadriga Consort verzaubert mit seinen Bearbeitungen von uralten Melodien und längst vergessenen Weihnachtsliedern aus England, Schottland und Irland. www.sonymusicclassical.de Klass i k Traum aufblüht, das ist bewegend schönes Chopinspiel, das den dramaturgischen Sinn des kostbaren Augenblicks erfasst. Es ist dann fast sympathisch, dass auch dieser ausgewachsene Chopin-Exeget an dem Rätsel der Polonaise-Fantaisie scheitert – aber gibt es in der Interpretationsgeschichte nicht ohnehin nur Näherungsversuche an diese unheimliche Sphinx? Der Gang ins morbide leuchtende Herz des Werks, beginnend mit forsch akzentuierendem Tanz-Elan, der sich, je näher das magische poco più lento-Sanktuarium kommt, geradezu lustvoll verflüchtigt, gelingt ihm sensibel und fließend – aber so weit gelangten andere auch. Das Problem kommt eigentlich immer (und auch hier), wenn die Spieler diesen erlauchten Ort über die hektischen, immer wie angeklebt wirkenden Sechzehntelpassagen verlassen müssen und in die fiebrig donnernde, aus dem nichts aufgetürmte ff-Apotheose hineinstolpern. Aber das ist Meckern auf dem höchsten Niveau. Jede Fingerkuppe dieses Künstlers hat mehr Talent als die übrigen gehypten Major-Label-Jungpianisten zusammen. Matthias Kornemann Diverse stalterisch in die Defensive zu gehen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Rezitativ aus “Linda di Chamounix”, in der darauffolgenden Arie reitet die Sopranistin dann aber durchaus Attacke. Und eben dieser beherztere Zugriff passt definitiv besser zu ihrer spektakulären Virtuosität. Diese Einschränkungen ändern jedoch nichts an der hohen Qualität des Albums. Kermes lässt sich für “Casta diva” die nötige Zeit, legt das Stück wirklich als Gebet an. Auch die zweite Bellini-Arie aus “Adelson e Salvini” gelingt ihr wunderbar innig und entspannt. Mit Donizettis “Betly” beweist sie, dass ihr auch das Komisch-Durchtriebene liegt. Verdi ist mit Ausschnitten aus “I masnadieri” und “Attila” vertreten, und auch wenn ihr das dramatische Fundament für die Rolle fehlt, zieht sie als Odabella eine tolle Agility-Show ab. Die beiden Arien der Königin der Nacht liegen Kermes erwartungsgemäß perfekt in der Kehle, nur den erste Teil von “Zum Leiden bin ich auserkoren” dehnt und zieht sie etwas zu arg. Als (herrlich gelungenen) Ausklang hat die Sängerin Monteverdis “Sì dolce è ‘l tormento” gewählt, dabei schweigt allerdings Concerto Köln, das sie mit erstaunlicher Italianità durch das übrige Programm begleitet. Michael Blümke Bel canto – From Monteverdi To Verdi ●●●●○ Simone Kermes, Concerto Köln, Christoph-Mathias Mueller Sony (63 Min., 1/2013) Ihr letztes Recital “Dramma” haben wir vor gut einem Jahr zur “CD des Monats” gekürt, für ihr neues Arienprogramm muss die Bewertung bescheidener ausfallen. 3½ Punkte würden es genau treffen, denn es gibt doch einige Kritikpunkte an Simone Kermes zu vermelden. Zum einen sind etliche überhauchte Töne und aspirierte Koloraturen zu bemängeln, zum anderen stört ihre Vorliebe, in ruhigeren Passagen gelegentlich eine Kleinmädchenstimme einzusetzen – und dann auch ge- 46 John Dowland, Thomas Robinson, Valentin Strobel u. a. Doulandia – Werke für Laute und Zister ●●●●○ Lee Santana dhm/Sony (64 Min., 4/2013) In dem an runden Geburtstagen nicht gerade armen Jahr 2013 haben sich Verdi und Wagner so (unverschämt) breitmachen dürfen, dass fast kein Platz mehr für zwei englische Kollegen geblieben ist. Der eine ist Benjamin Britten (100. Geburtstag), der andere John Dowland (450. Geburtstag). Er mag es da sogar noch schwerer haben, da er eher zu den musikalisch intro- vertierteren Stars der Musikgeschichte gehörte. Aber vielleicht war man bislang einfach der Meinung, dass etwa mit Paul O’Dettes Gesamteinspielung der Lautenwerke oder mit Stings DowlandHommage vorerst alles gesagt ist. Zum Glück gibt es noch den amerikanischen Lautenisten Lee Santana, der auch schon lange fleißig als Dowland-Botschafter unterwegs ist – wenngleich bislang als Teamplayer im Ensemble der Gambistin Hille Perl. Auf seinem Solo-Album „Doulandia“ hat Santana nun dem Jubilar sogar mit einem eigenen Ständchen gratuliert und dabei Dowlands kunstvolle Chromatik dezent zeitgenössisch aufgefächert, erweitert. Und schon mit dieser Paraphrase outet sich Santana als ein „Dowlandianer“, dem die klanggewordene Empfindsamkeit des elisabethanischen Zeitalters in Fleisch, Blut und Herz übergegangen ist. So weiß Santana auf zwei modernen Renaissance-Lauten ganz genau, wie man in den DowlandHits wie „The King Of Denmark“, „The Lady Rich’s Galliard“ oder „Lady Hundson’s Puffe“ das Leichte mit der Seelenschwere in eine Balance bringen muss. Da Santana aber eben auch vom Repertoire keine Aufnahme von der Stange liefern wollte, hat er sich bei Dowland-Zeitgenossen und im eigenen Privatarchiv umgesehen. Fündig geworden ist er da bei Thomas Robinson, der einige Dowland-Songs für Laute einrichtete, sowie bei einem gewissen Valentin Strobel, der für seine Pavana auf Dowlands berühmtes „Lachrimae“-Konvolut zurückgegriffen hatte. Und auch diese musikhistorischen Querverbindungen und Quellenforschungen bringt Santana mit der nötigen Portion Gedankenverlorenheit zum Klingen. Bei einem Kapitel seines dreiteiligen Dowland-Tributes ahnte er aber schon, dass es manche Diskussion auslösen wird. „Die Idee, Dowland auf der Zister zu spielen, ist wohl genug, um einigen orthodoxen Lauteros die Krätze zu geben“, schreibt Santana im Booklet. Ganz so schlimm hören sich die vier Stücke auf der Zister, deren Klang an eine Mandoline erinnert, aber wirklich nicht an. Guido Fischer Giovanni Battista Pergolesi Stabat Mater, Laudate pueri, Confitebor ●●●●● Julia Lezhneva, Philippe Jaroussky, Coro della Radiotelevisione Svizzera, I Barocchisti, Diego Fasolis Erato/Warner (71 Min., 3/2012) Nein, an Einspielungen von Pergolesis “Stabat Mater” besteht kein Mangel. Auch nicht an sehr guten. Allein zum 300. Geburtstag des Komponisten 2010 sind mit Fink/ Prohaska, Mingardo/Harnisch und Pizzolato/Netrebko drei hochkarätige Aufnahmen erschienen. Jetzt schickt Erato seinen Starcounter Philippe Jaroussky an den Start und hat zur Unterstützung sogar Sopransweetie Julia Lezhneva von der Decca freibekommen. Und diese zwei Stimmen harmonieren, wie man es in diesem Maß selten hört. Jarousskys trotz minimaler Einschränkungen nach wie vor betörende Schwerelosigkeit und Lezhnevas engelsgleiche Töne, die in reizvollem Kontrast zu ihrem leicht dunkel gefärbten Timbre stehen, lassen auch den stärksten Atheisten auf die Knie sinken. I Barocchisti gehen deutlich expressiver zur Sache als die Solisten, die aber keineswegs auf Textausdeutung verzichten, nur übertheatralisieren sie nicht. Und ja, letztendlich ist ihnen der (schier unfassbar) schöne Ton dann doch wichtiger, was zu einer transzendenten Klangschönheit führt und den Hörer selig in höhere Gefilde entschweben lässt. Dieses Phänomen stellt sich auch bei den beiden anderen Werken auf dieser CD ein, für die sich der Coro della Radiotelevisione Svizzera zu Jaroussky und Lezhneva gesellt. Neben dem “Laudate pueri” bekommt man auch das selten zu hörende “Confitebor” in einer absolut himmlischen Interpretation geboten. Diese Scheibe MUSS also ganz einfach unter den Weihnachtsbaum! Obwohl man eigentlich niemanden so lange warten lassen sollte, sie genießen zu dürfen … Michael Blümke Domenico Scarlatti, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Erik Satie, Pierre Boulez u. a. Variationen über ein Thema von Scarlatti ●●●○○ Matan Porat Mirare/harmonia mundi (69 Min., 1/2013) Dass die Musikgeschichte trotz einschneidender Kapitel und Umwälzungen ein fortwährendes Kontinuum ist, kann man allein an den Rückbezügen etwa auf die Romantiker ablesen, mit denen zeitgenössische Komponisten wie Wolfgang Rihm und Jörg Widmann ihre Werke aufladen. Doch auch bestimmte Intervalle haben sich wie ein roter Faden durch mehrere Jahrhunderte geschlängelt, wie etwa der „Tritonus“ als akustische Visitenkarte des Düsteren. Nun aber ist der israelische Pianist und Komponist Matan Porat in einer Sonate von Domenico Scarlatti auf ein ähnlich weitverbreitetes Motiv gestoßen. In der Sonate d-Moll K. 32 erklingt da ein auf- und absteigendes HalbtonGebilde, das als Inbegriff eines musikalischen Seufzers gilt. Den Plan, darüber ein eigenes Werk zu schreiben, verwarf Porat aber schnell. Stattdessen wühlte er sich durch vier Jahrhunderte Cembalound Klaviermusik, um eine Art Variationenzyklus über dieses Halbtonmotiv zu konzipieren. Wie lange Porat bis zur Komplettierung benötigt hat, ist nicht überliefert. Aber seine Ausdauer und vor allem sein akribisches Partiturstudium haben sich ausgezahlt. Denn bei seiner Recherche sind ihm nicht nur Stücke von Couperin bis György Kurtág, von Johannes Brahms über Franz Liszt bis hin zu György Ligeti in die Hände gefallen, in denen dieses Leitmotiv auftaucht. Bei der Zusammenstellung der insgesamt 24 Werke entdeckte er weitere, überraschende Querverbindungen und regelrechte Verwandtschaftsverhältnisse. So folgt auf die melancholische e-Moll-Mazurka op. 17 Nr. 2 von Chopin die 11. Notation von Pierre Boulez, die plötzlich wie ein asketisches und prismatisch aufgelöstes Chopin-Double wirkt. Dann wieder lässt Porat die gelenkige, gerade mal 26 Sekunden dauernde 4. Notation nahtlos in einer Mozart-Gigue münden. Und auch da ist der französische Neutöner der fernen Vergangenheit näher als man bislang vermutet hat. Ähnliche Verblüffungen stellen sich bei dem Russen Schostakowitsch und dem Amerikaner George Antheil ein. Oder zwischen Schumanns „Vogel als Prophet“ und Erik Saties Gnossienne Nr. 2. Ganz zum Schluss ließ es sich Porat dann doch nicht nehmen, zumindest mit einer wild aufgeschäumten Improvisation unmittelbar an Alexander Skrjabin anzuknüpfen. Aber im Unterschied zu all den großen Meistern zeigt sich jetzt, dass sich Musikgeschichte nicht einfach fortschreiben lässt, indem man sie imitiert. Guido Fischer Heinrich Schütz Psalmen Davids ●●●●○ Dorothee Mields, Marie Luise Werneburg, David Erler, Stefan Kunath, Georg Poplutz, Tobias Mäthger, Stephan MacLeod, Felix Schwandtke, Dresdner Kammerchor, Dresdner Kammerorchester, Hans-Christoph Rademann Carus /Note 1 (2SACD, 140 Min., 10/2012) Das einzigartige Textkonvolut der 150 Psalmen beschäftigte Dank seines ungeheuer vielfältigen Ausdrucksspektrums jahrhundertelang Legionen von Kirchenmusikern. Heinrich Schütz‘ „Psalmen Davids“ stellen innerhalb dieser spektakulären Vertonungsgeschichte einen Meilenstein dar, denn unter seinen Händen wurde eine kluge Auswahl der Psalmentexte auf Basis der Luther-Übersetzung unter Verwendung der seinerzeit modernsten kompositorischen Mittel zyklisch zu Musik. Moderne kompositorische Vokal total von Michael Blümke Auch Les Arts Florissants und William Christie haben nun ein eigenes Label gegründet, und gleich die erste Veröffentlichung, Händels Oratorium „Belshazzar“ , kann man nur uneingeschränkt loben. Schon mit ihrer großen Szene zu Beginn des ersten Aktes demonstriert Rosemary Joshua einmal mehr, dass die Partie der Nitocris wie für sie geschrieben ist. Ihre berührende Innigkeit trifft auf direktem Weg ins Herz, und auch wenn die Stimme mittlerweile etwas sehniger geworden ist, so hat sie sich im Lauf der Jahre doch kaum ‚abgenutzt‘, weil ihre Besitzerin eine intelligente Sängerin ist, nicht nur bezüglich der Textdurchdringung, sondern eben auch was den vernünftigen Einsatz der vokalen Mittel anbelangt. Weil auch die übrigen vier Partien mit ausdrucksstarken Interpreten (Caitlin Hulcup, Iestyn Davies, Allan Clayton, Jonathan Lemalu) erstklassig besetzt sind, darf man hier von einer Referenzeinspielung sprechen. (Arts Florissants/harmonia mundi) Händels jüngerem Kollegen Johann Adolf Hasse gelang 1725 mit der Serenata „Marc’Antonio e Cleopatra“ dank der Mitwirkung von Farinelli der Durchbruch als Komponist. Auch Vivica Genaux konnte dank des Kastraten international durchstarten, als vor zehn Jahren ihr spektakuläres Farinelli-Album auf den Markt kam. Jetzt präsentiert sie sich als Marc‘Antonio in absolut überragender Form, überzeugt nicht nur mit akrobatischen Zaubertricks, sondern auch mit erstaunlich weich geführter Stimme in den empfindsamen Nummern. Die Cleopatra von Francesca Lombardi Mazzulli steht ihr in der Virtuosität nicht nach, hat allerdings keinen sonderlich farbenreichen, weil eher soubrettigen Sopran zu bieten. Da hätte man sich bei aller technischen Versiertheit schon eine persönlichkeitsstärkere Partnerin für Genaux gewünscht. (dhm/Sony) Signora Lombardi Mazzulli ist auch in einem Live-Mitschnitt von Verdis Erstlingsoper „Oberto“ aus dem Stadttheater Gießen zu hören. Als Leonora tastet sie sich dort vorsichtig durch eine viel zu dramatische Rolle. Manuela Custer fehlt für Cuniza das Fundament in der Tiefe (dafür verfügt sie über eine gute Höhe), auch fühlt sie sich in schnelleren Passagen nicht so wohl, bietet ansonsten aber eine respektable Leistung. Die Titelpartie wird von Adrian Gans mit unebener Tonproduktion, aber erfreulich beherzt angegangen. Der Riccardo von Norman Reinhardt schließlich klingt für einen bösen Verführer ein wenig schüchtern, liefert aber mit sehr anhörlichem und geschmackvoll eingesetztem, wenn auch etwas engem Tenor die beste Leistung des Abends. Eine beachtliche Aufführung für ein kleineres Stadttheater also, aber sicher nicht CD-würdig, zumal Dirigent Michael Hofstetter die Musik nicht recht zum Atmen bringt. (Oehms/Naxos) Das kann man Mark Elder gewiss nicht vorwerfen. Bei ihm schwingt die Musik richtig aus, sein vitales Dirigat von Donizettis „Belisario“ beweist Sinn für Dramatik. Das sträflich vernachlässigte Werk ist Opernfans nur durch die Live-Aufnahmen mit Leyla Gencer ein Begriff, an deren Antonina jedoch reicht Joyce El-Khoury nicht annähernd heran. Zu klein dimensioniert ist ihr wohlklingender Sopran, zudem in der – meist dramatisch geforderten – Höhe nicht sehr belastbar. Ihre Partner schneiden da deutlich besser ab: Russell Thomas bringt für Alamiro einen robust timbrierten, einnehmenden Tenor mit effektvoller Höhe mit, Nicola Alaimo für den Titelhelden einen sicheren, soliden Gebrauchsbariton. (Opera Rara/Note 1) 47 Klass i k Mittel – das heißt einerseits: Musik und Text treten in eine enge Beziehung zueinander, die so intensiv ist, wie dies vielleicht seit der Gregorianik des ersten nachchristlichen Jahrtausends nicht mehr möglich gewesen war. Andererseits konzertieren Stimmen und Instrumente auf neuartige Weise miteinander: Schütz hatte dieses kreative Konzertieren in Venedig bei seinem Lehrmeister Giovanni Gabrieli quasi an der Quelle studieren können. Eine so markante Sammlung war nicht nur damals eine große interpretatorische Herausforderung – sie bleibt es auch heute. Hans-Christoph Rademann hat sich mit der gewohnten Gründlichkeit auch diesem Werk gewidmet, hat Entscheidungen getroffen, die seinem Grundsatz „historisch informiert, heute interpretiert“ entsprechen. Sein Stimmton ist nicht, wie heute bei frühbarocker Musik gebräuchlich, 465 Hertz, sondern 440: Das schont vor allem die Diskantstimmen und stellt sicher, dass an der Spitze des Chorklangs sehr textverständlich agiert werden kann. Überhaupt ist seine Darbietung trotz reicher Instrumentalbesetzung eine ausgesprochen „vokale“: Die Textdeklamation via Gesang steht absolut im Vordergrund, sie ist niemals bloß Anhängsel eines sprachlich indifferenten Gesamtklangs. Sprachliche Prägnanz garantiert auch die erstklassig zusammengestellte Riege der Favoritsänger; besser kann man solche Musik wohl kaum besetzen. Eigenartig hingegen ist, – und dies ist der einzige Kritikpunkt – dass man auf Affektebene durchgehend eine gewisse Zurückhaltung spürt. Die Heiden mögen toben, die sündige Seele mag noch so sehr Gottes Zorn fürchten: Das stets edle, großartig ausgewogene Klangbild gerät niemals durch das Streben nach Expressivität in „Bedrängnis“. An diesem Punkt hätte etwas mehr Wagemut vielleicht zu einem noch mitreißenderen Gesamtergebnis geführt. Michael Wersin 48 Heinrich Schütz, Dieterich Buxtehude, Johann Rosenmüller u. a. Lied der Liebe ●●●●○ Ensemble Movimento Christophorus/ Note 1 CHR 77378 (71 Min., 1/2009) Als kritischer Geist mag man sich immer wieder einmal fragen, welche Laune der Vorsehung wohl die erotische Poesie des Hoheliedes Teil des Alten Testaments hat werden lassen: Die mit den Kirchenvätern einsetzenden exegetischen Klimmzüge, diese Texte in die christliche Lehre zu integrieren, lassen doch immer wieder einmal schmunzeln. Wie auch immer: Für die geistliche Musiktradition war die Kanonisierung dieses literarischen Bestandes ein Glücksfall ohnegleichen – man übertreibt gewiss nicht, wenn man konstatiert, dass vor allem das barocke Repertoire um einiges ärmer wäre ohne „Mein Freund ist mein“, „Ich suchte des Nachts“, „Ich bin eine Blume zu Saron“ oder „Quam pulchra es amica mea“. Das Ensemble Movimento präsentiert auf dieser CD einige Perlen aus dem schier unüberschaubaren Bestand der Vertonungen aus der Barockzeit. Nele Gramß und Harry van der Kamp agieren vokal ebenso unprätentiös wie gediegen als die wortbegabten Protagonisten der Gruppierung, die erfahrenen Instrumentalisten beteiligen sich auf ihre Art nicht minder eloquent an der sinnenfrohen Vermittlung der hochsinnlichen Botschaften. In den schönsten Momenten fließt die anmutige Grazie der Darbietung mit der zeitlosen Schönheit der Kompositionen zu einem mitreißenden Ganzen zusammen. Eine wirklich erfreuliche CD. Michael Wersin Peter Tschaikowski Sinfonie Nr. 6, Violinromanzen ●●●●○ Yannick Nézet-Séguin, Rotterdam Philharmonic Orchestra, Lisa Batiashvili DG/Universal (65 Min, 5 & 8/2012) „Mich verwirrt ein wenig der Umstand, dass meine letzte Sinfonie, die soeben fertig geworden ist, besonders das Finale, von einer Stimmung durchdrungen ist, die derjenigen eines Requiems nahekommt.“ Mit solchen Werk-Erläuterungen haben Komponisten ihren Interpreten das Leben schon immer leichter gemacht. Denn mit nur ein, zwei Andeutungen lässt sich scheinbar mit links der Code knacken, um sich authentisch auf Augen- und Ohrenhöhe mit dem musikalischen Kunstwerk und seinem schlummernden Seelenunheil zu bewegen. Peter Tschaikowski hingegen hat sich posthum mit seiner Redseligkeit keinen großen Gefallen getan, als er mit den eingangs zitierten Worten den Großfürsten Konstantin über seine 6. Sinfonie informierte. Immerhin versuchen bis heute ganze Dirigentengenerationen, genau jenes Leidensprogramm zu assoziieren, dem Tschaikowskis Bruder Modest auch noch den handfesten Titel „Pathétique“ verlieh. Um es gleich zu sagen: Der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin hält so gar nichts von dem großen Schluchzen und Seufzen, mit dem man sich bereits am Eingangssatz sowie am finalen „Lamento“ schon unzählige Male vergangen hat. Und auch die Tempi besitzen jetzt Rückgrat und werden nicht verschleppt, um das Gefühlsklima bis an den Rand des Weinerlichen aufzuladen. Andererseits fehlt dieser Neuaufnahme auch jene analytische Straffheit, mit der sich gerade Georg Solti oder Eugene Ormandy mit ihren amerikanischen Toporchestern diesen Hit vorgeknöpft haben. Vielmehr hat sich Nézet-Séguin mit seinem Rotter- dam Philharmonic Orchestra für einen Mittelweg entschieden, auf dem genau zwischen Sentiment und Sentimentalität und zwischen substanzreicher Brillanz und oberflächlichem Effekt unterschieden wird. Und diese Marschrichtung hat sich äußerst erfreulich, ja beeindruckend ausgezahlt. Allein die Streicher sind schon im ersten Satz die Ruhe selbst – eine unheimliche Ruhe, genauer gesagt. Und im Finale singt man dieses bittersüße Melos in Reinform und mit Mahler-Zungen aus, ohne gleich den Weltuntergang zu beschwören. Stattdessen besitzt dieser Satz trostspendende Wärme, während Nézet-Séguin gleich zu Beginn auch die hereinbrechenden Explosionen in der Durchführung nicht einfach als Stimmungskontrastmittel begreift, sondern als Teil einer großen, leidenschaftlichen Erzählung. Klar und doch mit „Seele“ wird der zweite Satz gespielt. Und das Allegro molto vivace besitzt hier einen „fantastischen“ Drive, als wär’s russischer Berlioz. Nach dieser hellwach das Hintergründige ausmusizierenden Sinfonie gibt Nézet-Séguin dann noch seine CDPremiere als Pianist bzw. Kammermusiker. Gemeinsam mit der georgischen Violinistin Lisa Batiashvili hat er sieben Tschaikowski-Romanzen aus den Heften opp. 6 & 73 aufgenommen – und bringt all die Leidenschaften gefühlvoll statt gefühlig zum Sprechen. Guido Fischer Jacobus Vaet, Alessandro Orologio, Orlando di Lasso u. a. Musica Ferdinandea – Ein Fest für Kaiser Ferdinand I. ●●●●○ Kai Wessel, Achim Kleinlein, Matthias Gerchen, Capella de la Torre, Katharina Bäuml Musikmuseum/Note 1 (72 Min., 3/2012) Eine gute Idee und ein schönes Programm: Zu Ehren von Ferdinand I. erklingt in der Innsbru- cker Hofkirche, die der Kaiser erbauen und 1563 (ein Jahr vor seinem Tod) einweihen ließ, Musik aus dem Umkreis ebendieses Herrschers. Im Zentrum steht die selten zu hörende sechsstimmige Messe „Tityre, tu patulae“ von Jacobus Vaet, geschaffen als Parodie auf der Grundlage von Orlando di Lassos gleichnamiger motettischer Virgil-Vertonung. Darum herum gruppieren sich zahlreiche weitere reizvolle Musikstücke, deren bekanntestes wohl der mit Ferdinands Großvater Maximilian assoziierte Liedsatz „Innsbruck, ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac ist. Wenig bekannte Komponisten wie Pieter Maessins und Arnold von Bruck kommen ebenfalls zu Wort. Wie indes die Bläsertruppe von Katharina Bäuml die erklärtermaßen improvisierte mehrstimmige Canzone reibungsfrei zu extemporieren in der Lage war, bleibt ihr Geheimnis. Interpretatorisch wird auf hohem Niveau gearbeitet. Die Vokalmusik erklingt durchwegs in gemischter Besetzung: Die drei Sänger werden jeweils von Instrumentalisten ergänzt, in der sechsstimmigen Messe samt Motettenvorlage bedeutet dies ein exakt paritätisches Verhältnis. Ob dies für die Musik des 16. Jahrhunderts im Rahmen des historisch Korrekten liegt, kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Bei so disziplinierter und sensibler Spiel- und Singweise wie auf dieser CD zu hören kann man über das Ergebnis jedoch nicht meckern, wenngleich in puncto Textpräsenz freilich Abstriche gemacht werden müssen. Insgesamt besticht das durchgehend hohe Niveau auf klanglicher wie intonatorischer Ebene – man muss nicht erst die Besetzungsliste studieren, um zu bemerken, dass hier echte Könner am Werk waren. Michael Wersin Abonnenten-CD: Track 15 Die neuen Rezensionen, immer samstags aktuell auf www.rondomagazin.de Ralph Vaughan Williams, Jonathan Dove, Peter Warlock On Wenlock Edge & Ten Blake Songs, The End, The Curlew ●●●●○ Mark Padmore, Nicholas Daniel, Britten Sinfonia harmonia mundi (SACD, 73 Min., 5/2012) Never change a winning team. So dachte vermutlich hm-Produzentin Robina Young, als sie Mark Padmore und die Britten Sinfonia nach deren exzellenter Britten-Finzi-CD für eine weitere gemeinsame Aufnahme ins Studio bat. Mit Liederzyklen von Ralph Vaughan Williams und Peter Warlock sowie einer Auftragskomposition von Jonathan Dove untermauert der 52-Jährige einmal mehr seine Vorrangstellung unter den britischen Lied-Tenören. Auch wenn Bostridge-Fans das nicht hören wollen: Padmore ist mindestens so expressiv wie sein drei Jahre jüngerer Kollege (ohne in dessen Manierismen zu verfallen), verfügt dabei aber über die deutlich attraktivere Stimme. Diese Stimme zeichnet sich durch eine unglaubliche Klarheit und perfekte Linienführung aus, seine Interpretation durch emotionale Direktheit und Glaubwürdigkeit. Damit fächert Padmore eine breite Farbpalette zwischen Entrücktheit und Verzweiflung, Unschuld und Abgeklärtheit auf. Doch so begeisternd seine Versionen von Vaughan Williams‘ frühem Zyklus „On Wenlock Edge“, den erst kurz vor dessen Tod entstandenen, nur von einer Oboe begleiteten „Ten Blake Songs“ oder Warlocks „The Curlew“ auch sind, den Höhepunkt dieser CD stellt „The End“ von Jonathan Dove dar. Der 1959 geborene Komponist schrieb Padmore das neunminütige Werk perfekt auf die Stimmbänder und schuf damit die ergreifende Umsetzung eines beeindruckenden Gedichtes von Mark Strand. Das nächste StudioRendezvous dieses Siegerteams wird hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen. Michael Blümke 49 CLASSICMEETSCUBAII KLAZZ BROTHERS & CUBA PERCUSSION Endlich ist es soweit: Die Klazzbrothers und Cuba Percussion präsentieren ihr neues Album im unverwechselbaren „…meets Cuba-Style“: beliebte Klassik-Hits gepaart mit mitreißenden südamerikanischen Rhythmen. Auf Classic Meets Cuba II – Cuban Reloaded treffen unter anderem Beethovens Mondscheinsonate auf einen Mambo, Rachmaninoffs Prelude auf einen funky Chacha oder Griegs Bergkönig auf feurige Afro-Rhythmen. KONZERTE 27.11. 28.11. 1.12. 4.12. 12.12. Magdeburg Düsseldorf Berlin Frankfurt/Main Stuttgart WEITERE TERMINE UNTER WWW.KLAZZBROTHERS.DE W W W. S O N Y M U S I C C L A S S I C A L . D E Ja z z J Ja z z John Abercrombie Quartet 39 Steps ●●●●○ ECM/Universal (59 Min., 4/2013) Die Umbesetzung im Quartett des Gitarristen John Abercrombie verschafft ECM mit Marc Copland einen Neuzugang, der wie gemacht ist für das Label des verinnerlichten Kammerjazz-Tones. Dass der Pianist mühelos mit Abercrombie harmonisiert (was bei dem ähnlichen Frequenzgang von Klavier und Gitarre keine Selbstverständlichkeit ist), weiß man ja spätestens seit der für Pirouet aufgenommenen Duo-Einspielung der beiden aus dem Jahr 2011. Welche Bereicherung Copland für Abercrombies Quartet um Drew Gress am Bass und Joey Baron am Schlagzeug darstellt, machen schon die ersten Takte deutlich: Wie sich da aus den repetitiven Singlenotes des Klaviers allmählich eine Songschönheit namens „Vertigo“ entwickelt, in der Abercrombies Linien reizvoll mit dem harmonischen Erfindungsreichtum des Pianisten kontrastieren! Ähnlich wie im Titelstück „39 Steps“ entsteht hier eine perfekte Mischung aus verschiedenen Gitarristen-Welten: Abercrombies an Jim Halls angelehntes Spiel verbindet sich aufs Erlesenste mit dem melodischen Kompositions-Gespür eines Pat Metheny. Vor diesem Hintergrund kann man die Liedtitel eigentlich nur als Augenzwinkern verstehen: Abercrombies Stücke mögen zwar nach Hitchcock-Filmen benannt sein, aber bizarre Psychokrimis sind sie mit Ausnahme der subtil unheimlichen Kollektivimprovisation „Shadow Of A Doubt” beileibe nicht. Alles fließt, schwebt und tänzelt sachte auf der vielleicht herzerwärmendsten Einspielung des Gitarristen innerhalb der vergangenen Jahre. Man ist, um den Titel eines anderen Hitchcock-Werks zu zitieren, wirklich und wahrhaftig „spellbound“. Josef Engels Tim Berne’s Snakeoil Shadow Man Meilenstein L’Histoire des Big Bands 1914 – 1955 Le Chant du Monde/ harmonia mundi LDX 5748481 (10CDs, 2/14 – 12/55) Die Meilensteine des großorchestralen Jazz als kurzgefasste Geschichte bis 1955? Da hat 50 ●●●●○ ECM/Universal (77 Min., 1/2013) Plattenläden listen Tim Berne unter „Jazz“. Das ist nur bedingt richtig, obwohl die Besetzung seiner Bands meist der von Jazzensembles entspricht. Für „Snakeoil“ hat der Altsaxofonist Berne den Klarinettisten und Bassklarinettisten Oscar Noriega sowie Matt Mitchell an Piano, Tack und Wurlitzer Pianos und den Schlagzeuger, Vibrafonisten und Percussionisten Ches Smith neben sich. Der Gestus der Musik hat allerdings wenig mit dem des Jazz gemeinsam – definiere man Jazz nun als swingende oder als improvisierte Musik. Berners Texturen sind dicht, und sie sind so weit komponiert, dass improvisierte Passagen stets in einem ausgearbeiteten Kontext stehen und sich eng auf diesen beziehen. Und dann tun sich plötzlich – besonders drastisch in „OC/ DC“ Lücken für ein Solo in härtester Free-Tradition auf. Doch auch diese Eruption währt nicht lange und mündet organisch in einer in ihren Bestandteilen trefflich skizzierten Passage. Insgesamt betrachtet lassen die vier Amerikaner in den sechs Stücken die klassische Chorusstruktur ebenso hinter sich wie die Melodie- und Soloorientierung. Sie spielen Kompositionen, die Nervosität, Energie und Sprünge des Free Jazz in feste Formen gefasst haben. In ihrer Musik begegnen sich Konzepte und Klangstrukturen der Neuen Musik und des Jazz, wobei daraus nicht etwa ein „Third Stream“ wird, in dem sich Elemente verbinden. Berne geht weiter und schafft eine man auch bei 10 CDs die Qual der Wahl. André Francis und Jean Schwarz haben die Aufgabe mit einer glänzenden Blütenlese aus Wichtigem und Typischem gemeistert und dabei wichtige Faktoren berücksichtigt. So setzen sie schon 1914 an, bei Aufnahmen, die noch gar nicht als Jazz zu bezeichnen sind und sie berücksichtigen Ensembles der 20er Jahre, die nach späteren Kriterien allein schon wegen der geringen Anzahl der Musiker keine Big Bands sind. Dem Verständnis der Entwicklung tut der Verzicht auf eine allzu enge Definition gut. Durch die streng chronologische Anordnung – in der Regel ist jedes Jahr mit mehreren Aufnahmen vertreten – erlebt man die Gleichzeitigkeit des Verschiedenen. Stilistisch Disparates steht nebeneinander und man wird wohltuend daran erinnert, eigenständige Tonsprache, die aus vielen Quellen schöpft. Wer nach bedeutenden Komponisten des 21. Jahrhunderts sucht, kommt deshalb um die kammermusikalischen Werke von Tim Berne nicht herum. Werner Stiefele Blue Touch Paper Drawing Breath ●●●●○ Provokateur/Alive (72 Min., 2012 & 2013) In welche Schublade soll man den Keyboarder Colin Towns, Mastermind der Formation „Blue Touch Paper“, nur stecken? Rock? Avantgarde? Jazz? Noise? Experimental? Der 65-jährige Brite, 1976 bis 1983 Mitglied der Ian Gillan Band, danach Komponist von Filmmusiken, läuft mit seinem Sextett zwischen allen Stilen Slalom, touchiert die eine oder andere Markierungsstange, lässt sich nicht aufhalten. Mit dem Schlagzeuger Benny Greb, dem Bassisten Edward Maclean, dem Percussionisten und Elektronikspezialisten Stephan Maass und dem Gitarristen Chris Montague stehen ihm Partner zur Seite, die kraftvoll losrocken können, aber auch zurückhaltend begleiten oder schräge Klangflächen aufbauen. Der Saxofonist Mark Lockheart intoniert zwischen rau oder smooth, hat Soul oder Biss, und wenn die dass Geschichte nicht linear verläuft, sondern auch im Zickzackkurs, durch viele Nebengassen und Einbahnstraßen. Selbst Aufnahmen die man gut kennt, wirken in der Chronologie ganz neu. So erscheint Duke Ellingtons 1927 im Kontext zeitgenössischer, selbst sehr guter Bands wie eine Offenbarung. Manche Entscheidung der Herausgeber ist freilich rätselhaft. Wenn man schon ein längeres Werk wie Ellingtons 44er Kurzfassung seiner epochalen Suite „Black Brown And Beige“ aufnimmt, sollte man es nicht um vier Minuten kürzen. Dafür könnte man auf anderes verzichten: Charlie Parker mit den Dave Lambert Singers wird auch durch ein Gil Evans-Arrangement nicht zur Bigbandmusik. Doch an einem so gelungenen Kompendium sollte man nicht Marcus A. Woelfle herummäkeln. Band genügend gerockt hat, transportiert sie Eisler’sches Pathos in die Kirche der schrägen Geister, die früher mal Carla Bley mit ihrer Rolltreppe jenseits eines Hügels suchte, wobei sie sich in einem Hotel niederließ – aber das ist eine ältere Geschichte, wobei Towns und die Dame durchaus Gemeinsamkeiten aufweisen, denn heilig ist ihnen nichts. Außer ihrer Musik. Zirkus und Wolgaseligkeit, New Age-Gefiepse und Kneipentango, Latin, Salsa, Afro, Schlager sind nur einige Assoziationen in Towns’ Dutzend verrückter, an Überraschungen reicher, wohlkalkulierter Titel. Es wohl eher so, dass man Colin Towns nicht in eine Schublade steckt, sondern seine Musik die Schublade ist, in die er alles wirft, was ihn interessiert und ihm wertvoll genug erscheint, Bestandteil der TownsMusik zu werden. Werner Stiefele quartett. Rückgrat der Ensembles sind meist Hennig Sieverts am Kontrabass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug. Nichts hat den süßlichen haut goût von „with strings“. Die Linien von Saxofon und den verschiedenen Instrumentengruppen durchwirken sich organisch und immer adäquat swingend. Besonders die Arrangements von Breuers Vater Hermann, dem Elder Jazzman der Münchner Szene, sind von aufregender harmonischer Sophistication. Am Klavier, besonders aber an der Posaune ist er herrlich viriler Gegenpart zum innig klaren Sopranspiel seiner Tochter. Ihr Spiel des Altinstruments mit den WDR-Mannen erinnert an die Zusammenarbeit von Mingus mit Charlie Mariano – allerdings ohne deren schwerblütige Klangverdichtungen. Mit dieser CD feiert Carolyn Breuer ein wahrhaft reifes Comeback. Thomas Fitterling Carolyn Breuer Ensemble Denada Four Seasons Of Life Windfall ●●●●○ NOTNOWMOM!/ CD Baby.com (51 Min., keine Angabe) Die 46-jährige Münchner Alt- und Sopransaxofonistin Carolyn Breuer hat seit ihrer letzten, lange zurückliegenden CD in kurzer Folge schwere Krankheit, die Geburt ihres Kindes und den Tod geliebter Angehöriger erlebt und sah sich so intensiv mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert. Diese Erfahrung hat sie jetzt mit diesem ambitionierten Zyklus zu verarbeiten versucht. Sie ordnet den vier Jahreszeiten bzw. Lebensabschnitten jeweils zwei sich kontrastierend beleuchtende Kompositionen zu und sorgt mit diesem natürlichen Sequenzing für formale Geschlossenheit. Den Reigen eröffnet eine Bearbeitung für Sopransaxofon und Klavier einer Melodie aus Schuberts Jugendsinfonie. Es folgen Aufnahmen mit der WDR Big Band, mit Mitgliedern des Orchesters am Gärtnerplatz – mal in Großbesetzung, mal mit Streich- ●●●○○ Ozella/Galileo (45 Min., 10/2012) Spätestens seit der Aufnahme „Finding Nymo“ weiß man auch in Mitteleuropa, dass Helge Sundes Ensemble Denada zu den originellsten Jazz-Großformationen des Kontinents zählt. Es liegt nicht nur am schillernden Humor des 15-köpfigen Zusammenschlusses und an den melodisch eigenwilligen, aus der Musiktradition Westnorwegens schöpfenden Arrangements des Bandleaders, dass die Big Band für Aufhorchen sorgt. Einer der entscheidenden Bestandteile des Kollektivs ist die Integration elektronischer Sounds, für die die Norweger seit Nils Petter Molvaer, Eivind Aarset oder Arve Henriksen ohnehin einige Berühmtheit erlangt haben. Im Ensemble Denada sind neuartige Klangelemente kein Modegag, sondern eine Selbstverständlichkeit. Zwei Instrumente, die auf „Windfall“ zum Einsatz kommen, machen das hübsch deutlich. Zum einen das von Nils Jansen gespielte „Tubax“, eine Mischung aus Tuba und Saxofon, das am Beginn von „Moosic“ röhrt wie ein balzender Elch. Zum anderen die von Peter Baden bedienten „Percutronics“. Dieses Mittelding aus Percussion und elektronischer Verfremdungsmaschine gibt die seltsamsten Klänge von sich. Im zappaesken Album-Opener „The Speedcouch“ denkt man beispielsweise irgendwann, man befände sich in Darth Vaders Bastelkeller. Dennoch verbeugt sich Komponist und Ensemblechef Helge Sunde auch immer wieder respektvoll vor Vorgängern und Zeitgenossen. „Seven Winds“ etwa mit den wie Laub im Herbstwind taumelnden Bläsersätzen erinnert stark an Jan Garbarek, „Moosic“ lässt inmitten seiner krummtaktigen Sprödigkeit eine große Verwandtschaft mit Maria Schneider erkennen. Glücklich, wer als Arrangeur dann auch noch solche Musiker zu Erfüllungsgehilfen hat: Die Soli von Sopransaxofonist Frode Nymo, Pianistin Olga Konkova oder Gitarrist Jens Thoresen tragen maßgeblich dazu bei, dass Sundes teilweise übernervösen Blech- und Holzbläser-Konstruktionen zu einem tragfähigen Gebilde werden. Josef Engels tion. Mit Dizzy Gillespie und Hans Koller wurden damals gleich zwei Quintette mit einem Programm von knapp 18 Minuten ins Studio gebeten. Die Blüte des Bebop war vorbei und Cool Jazz angesagt. Selbst der Bop-Trompeten-Star gibt sich hier eher cool mit einer Folge entsprechender Arrangements von Standards. Die Besetzung mit dem Baritonsaxofonisten Bill Graham und dem Pianisten Wade Legge tut ein Übriges. Lediglich an den Eckpunkten der Chorusse lässt Dizzy kurz boppendes Bläser-Feuerwerk aufblitzen. Ganz konsequent cool mit deutlichem Bezug zum klassischen europäischen Erbe ist die Musik Hans Kollers. Mit geschmeidigem Stan-Getz-Ton und müheloser Virtuosität trägt er die Standardthemen in kontrapunktischer Umspielung von Jutta Hipp am Klavier vor, der in USA so tragisch gescheiterten großen Hoffnung des europäischen Jazz. Albert Mangelsdorff ist noch nicht der ganz große Techniker von später, doch sein Wille zum stringent logischen Diskurs ist bestechend. Schlagzeuger Karl Sanner hantiert bezaubernd mit den Besen, ergänzt sich trefflich mit Shorty Roeder am Bass. Wär dies eine reine New Jazz Stars Produktion, hätte sie fünf Noten-Punkte verdient. Thomas Fitterling Dizzy Gillespie Quintet & Hans Koller New Jazz Stars Geir Lysne NDR 60 Years Edition Nr. 01 ●●●●○ Moosicus Records/Indigo (36 Min.; 3/1953) Nun, zu seinem sechzigsten Geburtstag, hebt auch der NDR die Jazz-Schätze aus seinen Archiven. 1953, noch als NWDR, hat er begonnen, Jazz im eigenen Studio und dann auch bei Konzerten aufzuzeichnen. Die Bänder der ersten Produktion sind verschollen; doch die des 9. März, des zweiten Studiotermins, liegen vor. Mit ihnen beginnt die NDR 60 Years Edi- New Circle ●●●●○ ACT/Edel (55 Min., 20112013) Geir Lysne kannte man bislang als meisterhaften Orchestrator seiner akustischen Großformation „Listening Ensemble“, die sich mit den Aufnahmen „Aurora Borealis“, „Boahjenásti“ und „The Grieg Code“ in erster Linie in skandinavischen Klanglandschaften tummelte. Davon ist „New Circle“ nun vermeintlich weitestmöglich entfernt. Norwegen ist nicht genug: In kleiner, elektrifizierter Besetzung und als selbstbewusster Solist am Saxofon lässt Lysne nun 51 Ja z z den gesamten Weltkreis in seine Musik hinein. Fela Kutis wild pulsierender Afro-Funk steht hörbar Pate beim Opener „Please Welcome“, Sängerin Huong Thanh und Gitarrist Nguyên Lê entführen den Hörer bei der Nummer „A Million Stars“ nach Vietnam. Über Zwischenstationen auf dem Balkan (am Ende von „Kaa Is Back In Town“) und in einem Indianerreservat („Amana Na Nunga“) endet die Reise schließlich im Senegal, wo Sänger und Kora-Spieler Solo Cissokho nach der Weltmusik-Tour-deForce Trost und Ruhe spendet. Faszinierend ist dabei, wie es Geir Lysne gelingt, all diesen höchst unterschiedlichen Kontexten – darunter auch NuJazz à la Bugge Wesseltoft und postmoderne nordische Kirchenmusik – seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Einen wichtigen Anteil daran hat zweifellos Toningenieur Reidar Skår, der sämtliche, von echten Instrumenten eingespielte Noten nachträglich am Computer einer aufwendigen Verfremdungsbearbeitung unterzog. Das Pluckern, Tuckern und joikhafte Sirren bliebe freilich nur ein nettes Gimmick, wenn da nicht Lysnes Arrangements wären. Ähnlich wie bei seinem „Listening Ensemble“ legt der Norweger auch bei seinem Elektro- weltmusikjazz großen Wert auf Details. Wo andere einen Groove einfach mit den Mitteln der Dynamik und rhythmischen Anreicherung steigern würden, setzt Lysne auf überraschende mehrstimmige Themen von Saxofon, Trompete und Posaune. Da öffnet sich für den Komponisten und Saxofonisten ein neuer Kreis, ohne dass der alte für immer geschlossen wäre. Josef Engels Die neuen Rezensionen, immer samstags aktuell auf www.rondomagazin.de Gary Peacock, Marilyn Crispell Azur ●●●●● ECM/Universal (59 Min., 1 & 2/2011) Immer wieder waren sie miteinander auf Tour, die Pianistin Marilyn Crispell und der Kontrabassist Gary Peacock. Zwei Seelenverwandte, die in der beschaulichen Gegend von Upstate New York leben, wo auch diese sensible Begegnung der beiden stattfand. Der 78-jährige Peacock spielte einst in der legendären, radikal expressiven Formation der Free Jazz-Legende Albert Ayler, und Crispell (66) kam über John Coltrane und Cecil Taylor zum Jazz. Später entdeckte sie eine neue Innerlichkeit für sich, für die Paul Bley und Bill Evans wichtig wurden – zwei Pianisten, mit denen auch Peacock intensiv zusammengearbeitet hat. Beider Hinwendung zum Buddhismus und seinen Meditationstechniken prädestinierte sie weiter als Idealduo. Jetzt endlich konnten sie die Früchte ihrer weit zurückreichenden Zusammenarbeit dokumentieren. Sie tun das auf dieser strikten Eigenproduktion ganz unspektakulär mit einem Programm aus tiefer Versenkung in die Musik und ungeheuer intensivem, feinsinnigem Aufeinander-Hören. Dieses quasi mentale Virtuosentum vollzieht sich in der Konzentration auf die eine, den Partner weiter tragende, komplementäre Linie, auf den idealen Akkord. Das ist in den fest umrissenen, doch improvisationsoffenen Kompositionen der beiden ebenso spannend, wie in den antiphonisch angelegten, ad hoc total improvisierten Stücken. Selbst die bei- den unbegleiteten Klavier- bzw. Basssoli sind von dem intuitiven Geist des gemeinsamen Projektes durchdrungen. Strenge Klarheit der Melodieführung, tiefgründige Harmonik und warmtönende Abgeklärtheit machen „Azur“ zu einem Meisterwerk der DuoKunst. Thomas Fitterling Nils Petter Molvaer, Moritz von Oswald 1/1 ●●●●● Emarcy/Universal (68 Min.,) Schließen Sie die Augen. Schweben Sie in den bis zum Horizont reichenden Klangflächen mit, lassen Sie den Puls des Synthibasses auf sich wirken und träumen Sie mit der elektronisch modifizierten, meist mit Dämpfer geblasenen Trompete. Nils Petter Molvaer, 1998 mit der Platte „Khmer“ ein Wegbereiter der Verschmelzung von Jazz, Techno und Ambient, hat den damals eingeschlagenen Weg konsequent fortgesetzt. Diesmal bereitet der Digitalkünstler Moritz von Oswald den Teppich, auf dem Molvaer sehnsuchtsvoll Blaue Noten im blauen Strahleglanz Nach der Öffnung der Schatzkammern bei SWR, WDR und NDR wurden viele Preziosen als CDs und dann als audiophile VinylScheiben veröffentlicht. Bei Jazzline und dem WDR setzt man mit Pure Audio Ultra High Quality Blue-ray Discs jetzt noch eins drauf (Jazzline/Delta Music Bluray Audio). Der Rundfunk sendete erst ab 1963 stereofon, und so handelt es sich überwiegend um Mono-Aufnahmen in bestmöglicher High Fidelity. Im Jahr 1960 wurde das Miles Davis Quintet im Fernsehstudio in Köln erwartet. Allein der Prince of Darkness hatte keine Lust auf die Domstadt. Sein Tenorsaxofonist John Coltrane kam allein mit der legendären Rhythm Section um Wynton Kelly, Paul Chambers und Jimmy 52 Cobb ins Studio. Die Band swingte enorm mit cooler Leichtigkeit. Man hielt sich an das Davis-Repertoire. Die Saxofon-Soli sind von großer Konzentration und deuten nur verhalten auf die Wucht, die Coltrane wenig später mit eigener Band entwickeln wird. Das Davis-Ensemble tourte damals für den Impresario Norman Granz, und zwei weitere Stars aus dessen Aufgebot befanden sich im Studio. So kam es bei einer Ballade und einer Up-Tempo-Nummer zu einer Begegnung Coltranes mit seinem musikalischen Antipoden Stan Getz. Beim schnellen Titel übernahm zudem der Meister virtuoser Pianistik, Oscar Peterson, den Klavierpart. Ein Jahr später war dann Peterson mit seinem eigenen klassisch gewordenen Trio in derselben Stadt schwungvoll zu Gast. Doch noch im Jahr 1960 gastierte das klassische Dave Brubeck Quartet beim Essener Jazzfestival vor einem begeisterten Riesenpublikum. Der angesagteste Jazzact in Europas Tempeln der Hochkultur war in jener Zeit das Modern Jazz Quartet. Mit Auftritten in Köln 1957 und Bonn 1959 ist es ausführlich vertreten. Quasi ein Wiener Pendant zum Third Stream des MJQ ist der Auftritt von Friedrich Gulda und Joe Zawinul mit der WDR Big Band von 1988. Werner Stiefeles treffliche Würdigung ist bei RONDO online nachzulesen. Allen Blue-rays sind vorzüglich informative Booklets beigefügt. Thomas Fitterling Neu erschienen auf Bluray Audio bei Jazzline/Delta Music: John Coltrane, 1960 Düsseldorf Oscar Peterson Trio, 1961 Köln Dave Brubeck Quartet, 1960 Essen Modern Jazz Quartet, 1959 Bonn Gulda, Zawinul, 1988 Köln und selbstvergessen meditieren kann. Die beiden lassen sich Zeit – warum auch sollten sie auf rasche Beats setzen? Hektik gibt es genug in dieser Welt, aber Ruheräume, in denen kein Ton zu viel gespielt wird und die Hörer durch Wechsel in der Tonfärbung, durch veränderliche Sounds, durch Pulsänderung oder durch Geräusche ständig neue Anregungen empfangen, sind rar. So gibt es Momente, in denen gering modifizierte Variationen des bereits Gehörten den Gedankenfluss bremsen, und andere, in denen unerbittlich pulsende Beats den Taktschlag der Rezeption bestimmen. Minimalismus und Trance kommen hier zusammen, und in Molvaers Trompetensounds paaren sich ein Hauch des kühlen und doch melancholischen Klangs von Miles Davis mit den verhallten, schwer zu ortenden Flächen, die für Jon Hassels Sphärenreisen typisch sind. Dabei gehen die acht Titel nahezu bruchlos ineinander über. Ob- BMW Welt www.bmw-welt.com Freude am Fahren wohl Tempi und Thema wechseln, bleibt über die verwendeten Sounds ein vages Bindeglied. Selbst die ausebbende Schlusssequenz des letzten Titels „Noise 2“ bildet – sofern man die CD wieder von Anfang hört – einen stimmigen Übergang zu den langsam aus dem scheinbaren Nichts entstehenden, weiträumigen Eröffnungsklängen der Startnummer „Noise 1“. Werner Stiefele Steffen Schorn, Norwegian Wind Ensemble Tiefenträume ●●●●● ESC/in-akustik (62 Min., 10/2011) Tradition und Avantgarde schließen sich nicht aus. „Det norske blåseensemble“ wurde 1734 gegründet und hat eine Bearbeitung von Händels „Messiah“ ebenso selbstverständlich im Repertoire wie eine Bläserversion von Igor Strawinskis „Geschichte vom Soldaten“ oder ein Frank-Zappa-Memorial. Der Kölner Saxofonist und Komponist Steffen Schorn schrieb den Norwegern als künstlerischer Berater vier Konzertprogramme, darunter das neunteilige „Tiefenträume“. Dieses ragt weit aus dem heraus, was Jazzmusiker gemeinhin im Grenzbereich zur so genannten „Klassik“ produzieren. Mit profundem Wissen über Klangkonstellationen führt Schorn die einzelnen Instrumentengruppen in einem vielstimmigen Geflecht. Atemberaubende Tutti und fast brüchige Passagen umfasst das Werk, das mit sphärischen, getragenen Sounds beginnt und mit ebensolchen wieder endet. Drei Flöten, zwei Oboen, drei Klarinetten, zwei Bassklarinetten, zwei Saxofone, zwei Fagotte, drei Trompeten, zwei Waldhörner, drei Posaunen und eine Tuba, dazu Kontrabass und Schlagzeug umfasst die Stammbesetzung, die Schorn um den Saxofonisten Roger Haenschel, das Vibrafon, zwei Schlagzeuge und sich selbst erweitert. Mit Alt- und Bassflöte, Baritonsaxofon, Bass- und Kontra-Altklarinette, dem tiefen Tubax sorgt er selbst für besonders tiefe, manchmal gar schnarrende Klänge. Markant pulsierende, swingende und klangmalerische Passagen fügen sich zu einer an Klangfarben und Überraschungen reichen Stunde voll kompositorischer Raffinesse. Wäre der Begriff nicht durch viel zu viel Halbherziges in Verruf geraten, könnte man diese aus der Tradition der „klassischen“ Musik und des Jazz schöpfende Musik als Meisterwerk des „Third Stream“ bezeichnen. Die Tiefenträume haben jedenfalls immensen Tiefgang. Werner Stiefele BMW WELT JAZZ AWARD 2014. SEnSE OF HUMOUR. 19.01. 26.01. 16.02. 23.02. 09.03. 16.03. Mostly Other People Do the Killing Stian Carstensens Farmers Market Echoes of Swing Tin Men and the Telephone Hildegard Lernt Fliegen David Helbock’s Random/Control Auswahlmatineen jeweils sonntags von 11.00 bis 13.30 Uhr. Eintritt frei, keine Sitzplatzgarantie. 03.05. Finale mit Preisverleihung, 19.00 Uhr Karten für das Finale ab 19. Januar in der BMW Welt und bei München Ticket. Alle Infos unter: www.bmw-welt.com 53 Weihnachts-Neuheiten Alle Jahre bieder? S elten empfindet man die letzten Zuckungen des bürgerlichen Musikbegriffs stärker als in den Gegensätzen, die die CD-Neuheiten vor allem der Weihnachtszeit jedes Jahr zu klammern versuchen – zwischen verklärtem Kitsch, Alter Musik und dem verzweifelten Versuch der verkaufsträchtigen Neuschöpfung. Doch wie auch immer man jene Wochen erlebt, in der Entscheidung, mit welchen Klängen wir uns die Weihnachtszeit möblieren, sind wir nur unserem Geschmack verpflichtet. Manche ernsthaften Sammler suchen vielleicht nach Repertoireerweiterungen und freuen sich über barocke Weihnachtsmusik rarer Komponisten? Andere haben nur ein Stündchen Muße beim Kaffee und wünschen sich ein Album, das mit Weihnachtsliedern Stimmung aufkommen lässt, die durch moderne Arrangements vom muffigen Beigeschmack des Adventsvorspiels befreit ist. Und wieder andere sehnen sich nach einem eigenen Zugang zum Weihnachtsfest, nach Winterklarheit und Wesentlichkeit. Und auch ihnen kann geholfen werden. Fangen wir bei der Alten Musik an: Einen beschaulichen Rundgang durch barocke Chorsätze des 17. Jahrhunderts bietet der Kammerchor der Dresdner Frauenkirche unter Kantor Matthias Grünert, in Solosätzen mit Spitzlichtern der Sopranistin Dorothee Mields veziert. Auch wenn der Chor nicht so fokussiert singt und präzise intoniert wie die ProfiRundfunkchöre, ist das Ergebnis doch recht charmant. Mitreißend ist hingegen schon der Einstieg, mit dem das Vocalensemble Rastatt unter Holger Speck den Hörer empfängt: Hammerschmidts „Freude, Freude, große Freude“ erinnert wieder daran, dass die oft herbeizitierte „Besinnlichkeit“ erst durch die 54 Familienweihnacht des Biedermeier eingeführt wurde. Im Barock durfte man es noch krachen lassen, wie hier: Prall musizierte Chorsätze, die die Staffelung von Favoritund Kapellchor voll auskosten, dazu ein beherzt zupackendes In strumentalensemble – so muss Weihnachten klingen. Ganz auf Motetten, Choralsätze und eine Messe Hans Leo Hasslers vertraut das Peñalosa Ensem ble. Doch so schön und leichtfüßig die auch vorgetragen sind: Die Beschrän kung auf die vier Sängerinnen und Sänger erzeugt auch bei Menschen guten Willens irgendwann den Wunsch nach Abwechslung. Das ist eine der leichtesten Übungen für die Lautten Compagney Berlin unter Wolfgang Katschner, die man guten Gewissens als ein Ensemble bezeichnen kann, das im besten Sinne aus der Praxis kommt. Gemeinsam mit Paul Agnew und (ein weiteres Mal) Dorothee Mields entfachen sie auf Basis von Choralkonzerten des 17. Jahrhunderts einen wahren Budenzauber weihnachtlicher Klänge. Das „Puer natus in Bethlehem“ klingt hier noch wirklich nach der sprichwörtlichen „Frohen Botschaft“, die aufgeregt zu trockener Ledertrommel verkündet wird. Und wenn das Ensemble im tutti dann mit Praetorius den leuchtenden Morgenstern preist, lassen sie ihn in allen Instrumentalfarben schimmern und prangen. Im Bereich des klassischen Choralbums werfen sich gleich drei deutsche Chöre in die Brust, deren CDs alle ein ähnlicher Programmansatz eint: Die Schlachtschiffe der Weihnachts-Chorliteratur von Praetorius, Eccard, Mendelssohn und Brahms aufzubrechen mit schon klassischer Moderne. So auch der RIAS Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann, über dessen überragende Balance, Intonation und Beweglichkeit man immer wieder in’s Schwärmen gerät. Der Chor schließt damit die letzten Lücken seiner Weihnachts-CD mit Werken der Romantik (unter Uwe Gronostay, 2002 – demselben Jahr also, Foto: fornfest Chorsatz, Barockensemble oder Weihnachtsalbum der Stars – was man sich rund um’s Fest auf den Plattenteller legen möchte, ist Geschmacks sache. Doch auch dieses Jahr finden sich ein paar lohnenswerte Sternchen darunter. Von C a r s t e n H i n r ic h s in dem Rademann viele dieser Chorsätze schon mit seinem Dresdner Kammerchor vorlegte) – eine gelungene Ergänzung. Der Chor ist hier auch wieder berückend klar eingefangen, vor allem in direktem Vergleich zum Chor des Bayerischen Rundfunks unter Florian Helgath. Hier wird über alles so eine hehre Goldwatte gelegt, die dafür sorgt, dass man das Licht beim Anhören nicht zu sehr dimmen sollte. Beim Repertoire fischt Helgath in Vertrautem und Gestrigem, nur mit einem Abstecher zu Komponisten der neuen Innerlichkeit wie Eric Whiteacre gönnt er seinem Chor ein bisschen „Morgen-Luft“. Da lobt man sich das Orpheus Vokalensemble unter Michael Alber, die als einzige auch Chorsätze von Hugo Distler oder Alban Berg aufnehmen. Eine angenehm kühle Klarheit weht aus deren leichten Dissonanzen. Aus der Chorsparte lässt sich das Album „Veni Emmanuel“ des Choir of Clare College, Cambridge unter Graham Ross empfehlen. Es verbindet auf‘s Schönste die hohe Kunst englischer College-Chöre mit einem ganz erfrischenden Programm. Der Evening Service der Adventszeit gliedert sich durch die weihnachtlichen O-Antiphonen (O Sapientia, O Adonai) in strenger Gregorianik, auf die inhaltlich passend ausgewählte mehrstimmige Kompositionen von u.a. Rutter, Tavener, Howells und Warlock antworten. Das reinigt die Ohren! Eine schöne CD für musikalische Entdeckungsreisen. Ganz traditioneller geht hingegen der Rundfunkchor Berlin unter Simon Halsey zu Werke: da gibt es wirklich keine Überraschungen mehr. Aber es gibt ja auch Menschen, die müssen gerade zu Weihnachten und im Kreis der Familie auf den Blutdruck achten. Apropos „Puls flach halten“ – da wenden wir uns doch mal dem vermischten Geschmack zu und finden eine CD, die in den ersten 3:30 Minuten schon so selige Ruhe verbreitet, als hätte man statt des Kaffeebechers zum Narkotikum gegriffen. Aber Spaß beiseite: Wer sich Silent Nights wünscht, der wird genau hier fündig. Samtige Streichertapete und ein Klavier, das die Weihnachtsmelodien wie nachdenklich umspielt. Da wird es so warm um’s Herz, dass jeder Pullover zu viel ist. Dass es auch anders geht, zeigt die Band Quadro Nuevo, die irgendwo zwischen Ethno und Ambient Jazz balanciert, kurz gesagt: Hackbrett trifft Saxophon. Dass das Album Bethlehem trotzdem Spaß macht und weihnachtlichen Swing hat, liegt daran, dass die vier Musiker traumwandlerisch stilsichere Profis sind. Das Staralbum der Saison kommt diesmal von Albrecht Mayer, Oboist der Berliner Philharmoniker, der sich mit den King’s Singers zusammentat. Garbareks „Officium“ trifft Jingle Bells? Nicht ganz, herausgekommen ist mit Let it Snow! eher eine durchaus humorig gemeinte Rhapsodie zum Thema Winter. Mag auch etwas problematisch sein, dass die Oboe und die Counterstimmen sich durch ähnliche Register Konkurrenz machen, nahm man das eher als Herausforderung zum freien Experiment: Mal beschränkt sich Mayer auf Vor- und Zwischenspiele, mal legen sich ihm die King’s Singers leise summend zu Füßen und lassen ihn die herrlichsten Melodie entfalten. Das Ergebnis fällt sehr unterschiedlich aus, aber wir finden: Reinhören lohnt sich unterm Strich. Nicht unerwähnt bleiben soll das Album Voice of Joy. Auch wenn wir wirklich, wirklich, wirklich bis zum Einzug ins Paradies gesättigt sind mit singenden Mönchen: Wenn der Franziskaner Alessandro mit CarrerasPortamenti seinen Sakro-Kitsch anstimmt und sogar den Tannenbaum ansingt, wirkt das erstaunlich glaubwürdig. So ein Tenor muss einfach Italiener sein. Auch ein paar alte Bekannte seien abschließend empfohlen: Aus der Beschäftigung des (zwischen Wagner und Verdi etwas kurz gekommenen) Jubilars Benjamin Britten mit der englischen Knabenchortradition hat sich in der herb-schönen Ceremony of Carols – eines Weihnachtsliederzyklus nur zu Harfenbegleitung – niedergeschlagen. Jetzt wurde nochmal die mustergültige Einspielung des Choir of King’s College Cambridge unter Stephen Cleobury von 1991 mit versprengten weihnachtlichen Kompositionen wie „A Boy Was Born“ op.3 und Brittens Arrangement des Carols „The Holly and the Ivy“ wiederveröffentlicht. Ungeschlagen unter den Weihnachtsplatten ist aber die gerade zum Budget-Preis angebotene lutheranische Christmette zum Weihnachtsmorgen. Paul McCreesh und seine Gabrieli Consort & Players stellten sie aus Choralkonzerten von Michael Praetorius 1994 zusammen. So jubelnd mehrchörig wie im abschließenden „In dulci jubilo“, dabei auch instrumental farbenfroh mit Zinken und Posaunen, Pommern und Schalmeien, Violinen und Gamben und einem viergeteilten Continuo nebst kräftigem Orgelklang ist die Weihnachtsbotschaft auf CD nie wieder verkündet worden. Berückendes Barock: Weihnachten in der Dresdner Frauenkirche, Kammerchor der Frauenkirche Dresden, Grünert, Sony Freue dich, du Tochter Zion, Bernius, Erb, Kobow, Vocalensemble Rastatt, Les Favorites, Speck, Carus/Note 1 Cherubinische Chöre: Weihnachten! RIAS Kammerchor, Rademann, hm Festlich vermischt: Silent Nights, Royal Philharmonic Orchestra, Nigel Hess – Deutsche, Grammophon/Universal Hassler: In dulci jubilo, Peñalosa Ensemble, Carus/Note 1 In dulci jubilo, Rundfunkchor Berlin, Halsey, Coviello/Note 1 Let it Snow! Mayer, The King’s Singers, DG/ Universal Abonnenten-CD: Track 7 Wie schön leuchtet der Morgenstern, Mields, Agnew, Lautten Compagney Berlin, Katschner, dhm/Sony Abonnenten-CD: Track 10 Veni Emmanuel, Choir of Clare College, Cambridge, hm Voice of Joy, Friar Alessandro, Decca/Universal Hört! Die Engel singen, Chor des BR, Helgath, BR Klassik/Naxos Abonnenten-CD: Track 8 Bethlehem, Quadro Nuevo, GLM/soulfood 55 B Bücher Günther Massenkeil/ Michael Zywietz (Hrsg.) Lexikon der Kirchen musik Es sind solche Mammutprojekte, bei denen man nur ins Staunen gerät. Denn sie widersp rechen dem Glauben, dass man sich auch auf dem Gebiet der Kirchenmusik eigentlich alles Wissenswerte aus dem Internet „ziehen“ kann. Wie halbgar wirkt aber da doch das digitale Gedächtnis gegen die bis in dunkle Epochenkammern reichende Informa tionsflut, mit der das zweibändige Lexikon einen konkurrenzlosen Überblick über die Kirchenmusik von ihren Anfängen bis in die Gegenwart bietet. Schließlich scheinen die Herausgeber gemeinsam mit einem rund 150-köpfigen Heer an ausgewiesenen Musikwissenschaftlern einfach keinen Komponisten, keinen Theoretiker sowie keine sozial- und kulturgeschichtlichen Aspekte übersehen zu haben, die für die Geschichte der Kirchenmusik maßgeblich waren. Und selbstverständlich stößt man bei den 1300 Stichwörtern immer wieder auch auf Persönlichkeiten, die heute nur noch den absoluten Fachleuten ein Begriff sind. Sei es nun der Mailänder Domkapellmeister Franchino Gaffurio oder Christiane Mariane von Ziegler, von der Bach einige Kantatentexte vertont hatte. Mag sich mancher Artikel vielleicht nur an die Spezialisten richten, so zeigt sich aber auch da die eigentliche Stärke dieses schon jetzt als Standardwerk zu bezeichnenden Lexikons. Denn im Grunde gibt es von A bis Z 56 nichts, was beim Lesen nicht sofort die Neugier weckt. Und so beginnt man solange zu blättern und zu schmökern, bis man sich gerne in der Kirchenmusikgeschichte verloren hat. Guido Fischer Laaber, 1.429 S. (2 Bd.) € 278,00 Christoph Wolff „Vor der Pforte meines Glückes“ – Mozart im Dienst des Kaisers N o r m a l e r we i s e bräuchte es nur einen kurzen Blick in das Werkverzeichnis von Wolfgang Amadeus Mozart, damit endlich ein Klischeebild für immer verschwindet. Gerne werden die letzten Jahre im Leben Mozarts als ein existenzieller Kampf beschrieben, den er im Alter von gerade einmal 35 Jahren verlieren sollte. Doch wie seine letzten drei großen Sinfonien, seine Klavierkonzerte sowie die Opern „Così fan tutte“, „Die Zauberflöte“ und „La Clemenza di Tito“ beweisen, hemmte keinesfalls eine Todesahnung seine Schöpferkraft. Er war vielmehr voller Tatendrang. Für den renommierten Bach- und Mozart-Experten Christoph Wolff hatte das vor allem einen Grund: Im Dezember 1787 hatte Kaiser Joseph II. Mozart zum „Komponisten der kaiserlich-königlichen Kammermusik“ ernannt. 800 Gulden Jahresgeld waren ihm damit sicher. Was ihm neben dieser regelmäßigen Einnahmequelle und dem angesehenen Titel „Kaiserlicher Hofkomponist“ aber besonders in die kreativen Karten spielte, war die völlige Freiheit von irgendwelchen Verpflichtungen. Und so konnte Mozart nach ganz neuen Sternen greifen, wie er in einem Brief feststellte: „Nun stehe ich vor der Pforte meines Glückes.“ Dieses Bekenntnis hat Wolff jetzt seiner Betrachtung von Mozarts Jahren 1788 – 1791 vorangestellt, die mit Mythen aufräumt, um nicht nur anhand von Analysen all der gewichtigen, späten Meisterwerke an des Pudels bzw. Mozarts Schaffenskern zu gelangen. Zwi- schendurch besucht Wolff auch die Wiener Lebensmittelpunkte Mozarts und gewährt uns dabei erhellende, nüchterne Blicke ins Private. Guido Fischer Bärenreiter, 228 S. € 29,95 Tomi Mäkelä Jean Sibelius und seine Zeit Sibelius-Fans haben es nicht leicht. Schon seine Musik wird hierzulande noch immer sträflich vernachlässigt. Da wundert es nicht, dass man eine Biografie des finnischen Nationalkomponisten vergeblich sucht. Mit Ausnahme eines kompakten Werkführers bei Beck findet sich keine Literatur auf Deutsch. Entsprechend erwartungsvoll nimmt man Tomi Mäkeläs Sibelius-Beitrag zur Reihe „Große Komponisten und ihre Zeit“ des Laaber-Verlages zur Hand. „Ein höchst anregendes Leseerlebnis“ wird einem auf der Rückseite des Buches versprochen. Doch ein solches erwartet den Käufer mitnichten. Zumindest nicht den allgemein interessierten Musikfreund. Dazu geht Mäkelä mit seinem beeindruckenden Wissen zu sehr in die Breite, verzweigt sich endlos, schweift immer wieder ab. Auch der Stil des Autors ist nicht dazu angetan, die rund 300 Seiten zum zitierten „anregenden Leseerlebnis“ werden zu lassen. Weshalb hier vor allem Wissenschaftler auf ihre Kosten kommen, in geringerem Umfang auch Musiker, besonders Dirigenten. Der Verlag wendet sich nach eigenem Bekunden mit seiner Reihe an „jeden Musik- und Kulturinteressierten“. Dieser Zielgruppe aber sollte man eine derart akademische Herangehensweise wie hier nicht zumuten. Die Verantwortlichen sollten ihre Programm- bzw. Autorenpolitik diesbezüglich überdenken und sich entscheiden, für welche Leserschaft sie die Titel publizieren. Sibelius-Fans haben es also weiterhin nicht leicht. Michael Blümke Laaber, 331 S., 34,80 € Jean-Michel Nectoux Fauré – Seine Musik. Sein Leben Als sich 1964 der Todestag von Gabriel Fauré zum 40. Mal jährte, widmete das „Journal Musical Français“ ihm eine ganze Ausgabe. Und zu den prominenten Musikern, die dem Franzosen gedachten, gehörten immerhin Komponisten wie Benjamin Britten und Henri Dutilleux. Trotzdem legten die Herausgeber des Magazins den Finger direkt in die Wunde, indem sie im Titel die Frage stellten: „Fauré, qui est-ce?“ – „Fauré, wer ist das?“. Tatsächlich schien damals der 1924 im stolzen Alter von 79 Jahren verstorbene Fauré längst an jener Strahlkraft verloren zu haben, die er viele Jahrzehnte besessen hatte. Und zieht man von seinem umfangreichen Werk einmal sein Requiem, seinen „Pavane“-Schlager sowie einige Chansons ab, wird Fauré auch heute noch lediglich ausschließlich als „Meister des Anmutigen“ beäugt, als den ihn einmal Debussy bezeichnet hatte. Ins rechte Licht hat aber nun der französische Musikwissenschaftler Jean-Michel Nectoux auch Teile von Faurés Schaffen gerückt, das mit dem Aufkommen des „Impressionismus“ und der weltoffenen Groupe des Six rasch als antiquiert galt. Überhaupt entpuppt sich die bereits 1991 in englischer und nicht etwa zuerst in französischer Sprache veröffentlichte, jetzt endlich auch in Deutsch vorliegende Fauré-Biografie als eine faktenreiche, so glänzend geschriebene wie übersetzte Rehabilitation eines fälschlicherweise Verkannten und Unterschätzten. Guido Fischer Bärenreiter, 644 S. € 49,95 M M ag a zin Die Strauss-Feierlichkeiten sind eröffnet Das Verdi- und Wagner-Jubiläum ist noch nicht zu Ende, da wird schon das Strauss-Jahr 2014 eingeläutet. Zum 150. Geburtstag des Münchner Komponisten am 11. Juni bringt Warner zwei Boxen mit EMI-Material zum Feierpreis heraus: Die eine beinhaltet auf 9 CDs fast alle Orchesterwerke, die andere präsentiert auf 22 CDs zehn seiner Opern. Rudolf Kempes Einspielungen der Tondichtungen und sonstigen Orchesterkompositionen mit der großartigen Staatskapelle Dresden datieren zwar aus der ersten Hälfte der 70er-Jahre, gehören aber nach wie vor zu den maßgeblichen Aufnahmen. Zwischenzeitlich hatte EMI die Bänder schon an Brilliant lizensiert, sich dann aber wohl dieser Schätze erinnert und ihnen ein – gut gelungenes – Remastering gegönnt, wodurch man sie jetzt in einem offeneren, weiteren Klangbild genießen kann. Bei den Opern ist Rudolf Kempe zwar mit einer „Ariadne auf Naxos“ (mit Janowitz in der Titelrolle) ebenfalls vertreten, der stabführende Dirigent dort ist aber Wolfgang Sawallisch. Mit fünf Werken bestreitet er die Hälfte der Box, die alle großen Opern von Richard Strauss berücksichtigt – nur die „Arabella“ fehlt, von der es aber tatsächlich weder im EMI- noch im Warner-Katalog eine Einspielung gibt. Unter den Aufnahmen findet sich nicht eine Kröte, dafür aber sogar ein Klassiker wie der Karajan-“Rosenkavalier“ mit Schwarzkopf und Raritäten wie „Intermezzo“ oder „Friedenstag“. Für etwa 50 Euro bekommt man durch die Bank hohe und höchste Qualität, ideal also für StraussEinsteiger. Michael Blümke Strauss: Complete Orchestral Works, 9 CDs & Strauss: The Great Operas, 22 CDs, Warner Kampf um den Konzertsaal Nur allzu leicht verdrängt man als Konzertbesucher, wie kurz die Zeitspanne ist, die das Orchester in seiner heutigen Form und Zusammensetzung tatsächlich das Podium beherrscht. Nach Jahrhunderten nur geringster Änderungen waren die Herausbildung standardisierter Ensembles und das solistische Spiel des Virtuosen um 1800 der Zündstoff, der die Entwicklung der Instrumente rasant beschleunigte. Die Halbierung der Instrumentenanzahl seit der Renaissance stand auf der anderen Seite das Feilen an Spieltechniken, Klangvolumen und Klangfarben gegenüber. Auch im Zuge dieser Entwicklung wurden Sackgassen beschritten, haben sich Hybridinstrumente gebildet und sind wieder verschwunden, darunter Arpeggione und Baryton, Harpolyre und Echokornett oder der Serpent. Andere Vertreter – wie das Saxophon – traten erst im 20. Jahrhundert ihren Siegeszug an. Je mehr man sich in Jérôme Lejeunes einführendem Essay und den Einzelartikeln im zweiten Teil des „Musikinstrumentenführers“ verliert, umso sicherer wird das Gefühl, dass auch der heutige Instrumentenstand nur eine Momentaufnahme ist, inmitten der sich unablässig ändernden ästhetischen Ansprüche an den Orchesterklang. Wie schon im ersten Teil, der den historischen Instrumenten gewidmet war, hat das Label Ricercar dem Lexikon (das diesmal separat in drei Sprachen erschienen ist und die 154 Seiten komplett in deutscher Übersetzung nutzt) auf 8 CDs Klangbeispiele zu allen Instrumenten versammelt. Diese aber sind – und das ist der Clou und unterscheidet diesen Führer von früher erschienenen, wie David Munrows Pionierleistung – keine Einspieler, die das Instrument isoliert zeigen, sondern Stücke oder Sätze aus Kompositionen. Carsten Hinrichs Musikinstrumentenführer, II. Teil: 1800 – 1950, Buch + 8CDs, Ricercar/Note 1 Leitfaden der historischen Instrumente, Buch + 8CDs, Ricercar/Note 1 Great Britten! Obwohl Benjamin Britten ein Mann des 20. Jahrhunderts gewesen ist, verkörperte er doch den musikalischen Allrounder, wie er für das 19. Jahrhundert typisch gewesen ist. Denn neben seiner ersten Passion, dem Komponieren, beschäftigte er sich als glänzender Dirigent und Pianist immer wieder mit dem klassischen Werkkanon. Angefangen von Bachs „Johannes-Passion“ über Mozart-Sinfonien bis hin zu Schubert-Liedern und der Kammermusik etwa eines Claude Debussy. Und der vor hundert Jahren, am 22. November 1913 im Südosten Englands geborene Britten besaß als Interpret ein derart untrügliches Gespür für die Tiefe und den Gehalt der Noten, dass fast immer Sternstunden herauskamen. Heute zählen seine Schubert-Aufnahmen als Liedbegleiter von Altistin Kathleen Ferrier bzw. Tenor Peter Pears zu den wegweisenden Einspielungen. Und auch die Gesamtaufnahme von Henry Purcells „The Fairy Queen“ aus dem Jahr 1970 hat nichts von ihrem Esprit eingebüßt – auch wenn Britten sich hier wie überhaupt im Barockfach wenig um die historische Aufführungspraxis kümmerte, die da schon in vollem Gange war. Dementsprechend muss man sich erst einmal wieder hineinhören in diese leicht romantischen Klangwelten. Aber was Britten da mit der großen alten Sängergarde, mit Heather Harper, Helen Watts und John Shirley-Quirk allein in zwei Bach-Kantaten an geradezu überirdisch schönen Momenten bietet, lohnt bereits die Investition in diese 27 CD-Box mit sämtliche Aufnahmen des Dirigenten und Pianisten Britten. Hinzu kommen aber nicht nur seine unvergleichlichen Partnerschaften mit Svjatoslav Richter, Mstislaw Rostropowitsch und immer und immer wieder Peter Pears. Bei den auch zahlreichen, erstmals auf CD veröffentlichten Einspielungen kann man so manche Entdeckungen aus der English Connection machen. Da gibt es ein u.a. von Britten, Michael Tippett und William Walton geschriebenes Gemeinschaftswerk oder das Oratorium „The Dream of Gerontius“ von Edward Elgar. Guido Fischer Benjamin Britten: The Performer, 27 CDs, Decca/Universal 57 Boulevard Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik Vorgestellt von Ol i v e r Bu s l au Satie bis Bach, von Mozart bis Purcell und sogar bis zum Endzeit-Choral „Dies irae“, der sich in der Komposition „China Town“ des Ensemblepianisten Karol Beffa versteckt. miroir(s): Ensemble Contraste, naïve/Indigo Fast Vergessenes für das S axofon Die Musikgeschichte ist voller zu Unrecht vergessener Ikonen: Da gab es zum Beispiel Ingrid Larssen, eine der großen Saxofonvirtuosinnen der Vorkriegszeit. Ihr junger Kollege Johannes Ernst traf die immer noch rüstige Dame 1994 – und kam durch sie auf die Spur verschütteter Werke für das Blasinstrument, das ja seit Jahrhundertbeginn immer zwischen Jazz und Klassik changiert. Hier stellt Ernst mit Christoph Israel am Klavier die Fundstücke vor. Es sind Salonpiècen, Tanzstückchen und Charakterstücke nach romantischem Vorbild aus der Zeit von 1929 bis 1950 – komponiert von Tonsetzern, deren Namen fast in der Versenkung verschwanden: Richard Beckmann, Gustav Bumcke, Albert Bräu, Hans Felix Husadel oder Willy Menden. Fundstücke: Ernst, Israel, Es-Dur/Edel Sinfonie des Klezmer Selbst ist die Pianistin Ohne Agentur und Plattenvertrag wandte sich die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa per YouTube direkt an das Musikpublikum – und nennt mehr als 60 Millionen Fans ihr Eigen, die übrigens im Netz auch ihre Konzertprogramme zusammenstellen dürfen. Natürlich folgte dann doch ein CD-Vertrag – und nun zeigt die Künstlerin auch auf den konventionellen Vertriebskanälen, wie meisterhaft sie die großen Klassiker der Klavierliteratur beherrscht. Das Liszt-Album ist ein wuchtiges, glitzerndes, poetisches, dramatisches und geradezu fiebrig vibrierendes Porträt des großen Romantikers – mit dem halsbrecherischen „El contrabandista“, mit Schubert- und Verdi-Transkriptionen, einer tiefschwarz-dämonischen h-Moll-Ballade und der 12. Ungarischen Rhapsodie. Valentina Lisitsa Plays Liszt, Decca/Universal Kammermusikalische G renzgänge Schon seit dreizehn Jahren steht das Ensemble Contraste für musikalische Vielfalt auf kleinstem Raum – mit raffinierten Arrangements und Improvisationen von Klassik bis Jazz. Klavier, Saxofon und Viola prägen den Klang der Formation, die mit ihrem Album „miroir(s)“ vielfältige Bezüge schafft – von 58 David Orlowsky Fotos: Decca/Gilbert François; Felix Broede Valentina Lisitsa David Orlowsky gilt als Nachfolger seines Mentors Giora Feidman, der mit seinem Trio weltweit die Fans begeistert, als neue Stimme des Klezmer. Gelang es ihm bisher, den Klezmer in höchst artifizielle Kammermusik zu verwandeln, folgt hier mit der Kammerakademie Potsdam der Sprung in sinfonische Dimensionen – mit 12 atmosphärisch vielfältigen Kompositionen, die wie fantastische Rhapsodien vorüberziehen. Symphonic Klezmer: David Orlowsky Trio, Kammerakademie Potsdam, Sony Abonnenten-CD: Track 2 Doktor Stradivari Musik-Krimi Folge 6: Brankos „Ave Maria“ Von Ol i v e r Bu s l au K ommissar Reuter gab Gas. Der schwere Wagen raste durch die Nacht. Doktor Stradivari atmete tief durch. „Wollen Sie uns umbringen?“, temperierten Klaviers‘ als Begleitung zum Üben“, erklärte er. Auf dem Tisch lag eine CDBox. Sie enthielt das berühmte Klavierwerk in der Aufnahme von Angela Hewitt. „Ich versuche es immer wieder und wieder. Ich habe lange nicht mehr gespielt. Aber Angela Hewitt begleitet großartig.“ Er lächelte. „Das Alibi beruht nur auf Ihrer Aussage“, sagte Reuter. „Nachbarn, die Sie gehört haben könnten, gibt hier nicht.“ fragte er. „Es kommt auf jede Sekunde an. Vor einer knappen Stunde hat es einen Einbruch in einer Geigenbauwerkstatt gegeben. Der Dieb wurde überrascht und konnte ohne Beute fliehen. Die Art, wie er vorgegangen ist, trägt die Handschrift von Fred Branko. Wenn er kein Alibi hat, kriegen wir ihn endlich.“ Branko lebte in einem Seitengebäude eines ehemaligen Fabrikgeländes. Aus dem Inneren drang der Klang einer Violine, begleitet vom Klavier. Der Geiger war Anfänger, das war deutlich zu hören. „Das kenne ich“, sagte Reuter. „Das ist das ‚Ave Maria‘ von Charles Gounod. Wir Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an hatten es im Musikunterricht. Gounod stradivari@rondomagazin.de oder postalisch an hat die Melodie über das erste Präludium RONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München – Ihre aus dem ‚Wohltemperierten Klavier‘ Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschrif von Johann Sebastian Bach gelegt. Zwei ten verlost RONDO in Kooperation mit dem Label Stücke in einem in perfekter Harmonie Hyperion fünf Exemplare der neuen CD von Marc– herrlich. Aber jetzt müssen wir stören.“ André Hamelin mit Klavierkonzerten von Charles Sie klingelten, als das Stück knapp Gounod. Einsendeschluss ist der 15. Dezember. zwanzig Takte gelaufen war. Die Geige brach ab, aber das Klavier spielte weiter. Branko, ein hagerer Glatzkopf, öffnete – Violine und Bogen in der Hand. Reuter Branko blieb gelassen. „Trotzdem haben konfrontierte ihn mit seinem Verdacht. Sie keinen Beweis.“ „Oh doch“, schaltete sich „Ich kann den Einbruch nicht verübt nun Doktor Stradivari ein. „Wir brauchen das haben“, sagte Branko ruhig. „Ich bin seit Alibi nicht zu überprüfen. Herr Branko lügt Stunden dabei, das berühmte ‚Ave Maria‘ uns an. Das ist offensichtlich.“ zu üben. Meine Schwester möchte, dass ich Wieso ist sich Doktor Stradivari so sicher? es übermorgen auf ihrer Hochzeit vortrage. www.oliverbuslau.de Dafür frische ich extra mein Geigenspiel auf. Kommen Sie herein, ich habe nichts zu verAuflösung aus Magazin 5/2013: bergen.“ Es stimmt zwar, dass alle drei – Haydn, „Wer spielt denn da Klavier?“, fragte Reuter. Mozart, Beethoven – in Wien lebten, aber Branko führte sie in ein kleines Wohnnie zur selben Zeit. Selbst wenn Beethoven zimmer, wo ein Notenständer mit der Soloschon 1785 Mozart in Wien besucht haben stimme des „Ave Maria“ stand. Das Klaviersollte, wäre Haydn zu der Zeit sicher noch spiel kam aus Lautsprecherboxen. Branko in Esterháza gewesen. Zudem gehörte der stellte die Musik aus. junge Beethoven 1789 noch nicht zu den „Ich nehme eine Aufnahme des ‚WohlKomponisten des Verlegers Artaria. Doktor Stradivari ermittelt – und Sie können gewinnen! 59 T er m i n e Oper O oper BMW Welt Jazz Award 2014: Zum 6. Mal bewerben sich gleich sechs vielversprechende Jazz-Bands um den mit 15.000 Euro dotierten BMW Welt Jazz Award. Unter dem Motto „Sense Of Humour“ präsentieren sich dann ab Januar in sechs kostenfreien Sonntagsmatineen in der Münchner „BWM Welt“ Ensembles wie etwa das New Yorker Quartett „Mostly Other People Do The Killing“(19.1.). Wer ins große Finale am 3. Mai einziehen und schließlich den Preis abräumen wird, entscheidet eine hellhörige Fachjury. www.bmw-welt.com Tickets: (0 89) 54 81 81 81 15. Kissinger Winterzauber: Klassik, Jazz und mehr als nur ein Schuss Weltmusik – bei solchem musikalischen Spektrum wird einem beim Kissinger Winterzauber erneut warm ums Herz (19.12. – 11.1.). Und für die entsprechenden Temperaturen sorgen etwa die Klazz Brothers & Cuba Percussion, die Band Spark mit ihrem Mix aus Klassik und Minimal Music sowie Sax-Urgestein Klaus Doldinger. Im Finale lässt Violinist Ingolf Turban schließlich bei Paganini die Saiten glühen! www.kissingerwinterzauber.de Tickets: (09 71) 8 04 84 44 Bach-Festival-Arnstadt 2014: Mit dem Konzert „Bach For Brass“, gespielt vom Blechbläserensemble Ludwig Güttler, wird das 10. Bach-Festival-Arnstadt eröffnet – an jenem Ort, an dem auch Bachs große Karriere begann. Vom 21. – 30. März gastieren zudem exzellente Bach-Interpreten wie Cellist Sebastian Klinger sowie der Violinist und ECHOKlassik-Preisträger Linus Roth. Und den krönenden Abschluss gestaltet mit Singer Pur das wohl bekannteste deutsche Vokalensemble. www.bachfestival.arnstadt.de Tel.: (0 36 28) 60 20 49 60 Aachen Th eate r (02 41) 4 78 42 44 Verdi Don Carlos (9.2.2014), ML: Kazem Abdullah, R: Michael Helle Basel Th eate r (00 41) 61 2 95 11 33 Tschaikowski Eugen Onegin (18.1.2014), ML: Giuliano Betta, R: Corinna von Rad Holliger Schneewitchen (20.2.2014), ML: Heinz Holliger, R: Achim Freyer, Sebastian Hirn Ravel L‘Enfant et les sortilèges (29.3.2014), ML: David Cowan Berlin Kom i sch e O pe r (0 30) 47 99 74 00 Bernstein West Side Story (24.11.2013), ML: Koen Schoots, R: Barrie Kosky Kálmán Die Herzogin von Chicago (konzertant) (22.12.2013), ML: János Kovács Prokofjew Der feurige Engel (19.1.2014), ML: Henrik Nánási, R: Benedict Andrews Dostal Clivia (8.3.2014), ML: Kai Tietje, R: Stefan Huber Staat sope r i m Sch i lle rth e ate r (0 30) 20 35 45 55 Verdi Il trovatore (29.11.2013), ML: Daniel Barenboim, R: Philipp Stölzl Janáček Katja Kabanowa (25.1.2014), ML: Simon Rattle, R: Andrea Breth Cavalli Lezioni di tenebra (30.1.2014), ML: Max Renne Stemann u. a. Rein Gold (9.3.2014), ML: Markus Poschner, R: Nicolas Stemann D e u t sch e O pe r (0 30) 3 43 84 01 Berlioz Fausts Verdammnis (23.2.2014), ML: Donald Runnicles, R: Christian Spuck Bern Stadt th e ate r 00 41 (0) 3 13 29 52 52 Janáček Das schlaue Füchslein (25.1.2014), ML: Mirga Gražinyte-Tyla, R: Markus Bothe Künneke Der Vetter aus Dingsda (9.3.2014), ML: Kevin John, R: Mara Kurotschka Bremen Th e ate r (04 21) 36 53 33 33 Verdi La traviata (24.11.2013), ML: N.N., R: Benedikt von Peter Puccini La bohème (26.1.2014), ML: Markus Poschner, R: Benedikt von Peter Martinů Juliette (29.3.2014), ML: Clemens Heil, R: John Fulljames Chemnitz Städti sch e Th e ate r (03 71) 40 00 - 430 Mozart Don Giovanni (30.11.2013), ML: Felix Bender, R: Michael Heinicke Verdi Don Carlos (1.2.2014), ML: Frank Beermann, R: Helen Malkowsky Bellini Norma (8.3.2014), ML: Felix Bender, R: Christopher Alden Darmstadt Sta at sth e ate r (0 61 51) 2 81 16 00 Verdi La traviata (7.12.2013), ML: Elias Grandy, R: John Dew Wagner Tristan und Isolde (25.1.2014), ML: Martin Lukas Meister, R: John Dew Britten The Turn Of The Screw (15.2.2014), ML: Michael Cook, R: Lothar Krause Verdi Otello (15.3.2014), ML: Anna Skryleva, R: Gerhard Hess DüsseldorfDuisburg D e u t sch e O pe r am R h e i n (02 11) 8 90 82 11 Mozart Die Zauberflöte (7.12.2013), ML: Axel Kober, R: Barrie Kosky Wagner Lohengrin (18.1.2014), ML: Axel Kober, R: Sabine Hartmannshenn Mozart Le nozze di Figaro (1.2.2014), ML: Christoph Altstaedt, R: Michael Hampe Dortmund Th e ate r (02 31) 5 02 72 22 Wagner Tannhäuser (1.12.2013), ML: Gabriel Feltz, R: Kay Voges Lehár Der Graf von Luxemburg (11.1.2014), ML: Motonori Kobayashi, R: Thomas Enzinger Rossini Aschenputtel (22.3.2014), ML: Motonori Kobayashi, R: Erik Petersen Dresden Säch s i sch e Sta at sope r (03 51) 4 91 17 05 Strauss Elektra (19.1.2014), ML: Christian Thielemann, R: Barbara Frey Schostakowitsch Moskau, Tscherjomuschki (21.2.2014), ML: Mikhail Agrest, R: Christine Mielitz Strauss Guntram (konzertant) (23.2.2014), ML: Omer Meir Wellber Eisenach Th ü ri n ger Lan desth eater (0 36 91) 25 62 19 Millöcker Der Bettelstudent (7.12.2013), ML: Carlos DomínguezNieto, R: Wolfgang Quetes Bellini I puritani (15.2.2014), ML: Leo McFall, R: BerndDieter Müller Essen Aalto Th eater (02 01) 8 12 22 00 Massenet Werther (30.11.2013), ML: Sébastien Rouland, R: Carlos Wagner Bellini La straniera (2.3.2014), ML: Josep Caballé-Domenech, R: Christof Loy Frankfurt/ Main O per (0 69) 1 34 04 00 Enescu Oedipe (8.12.2013), ML: Alexander Lieb reich, R: Hans Neuenfels Reimann Die Gespenster sonate (29.1.2014), ML: Karsten Januschke, R: Walter Sutcliffe Verdi Falstaff (9.2.2014), ML: Bertrand de Billy, R: Keith Warner Gelsenkirchen Mu si kth eater i m Revi er (02 09) 4 09 72 00 Augst Stadt der 1000 Feuer (21.2.2014), ML: Christian Jeub, R: Oliver Augst, John Birke Janáček Jenůfa (22.3.2014), ML: Rasmus Baumann, R: Michael Schulz Lehár Das Land des Lächelns (30.3.2014), ML: Rasmus Baumann, R: N.N. Genf G rand Théâtre 00 41 (0) 22 418 31 30 Wagner Siegfried (30.1.2014), ML: Ingo Metzmacher, R: Dieter Dorn, Heinz Wanitschek Verdi Nabucco (28.2.2014), ML: John Fiore, R: Roland Aeschlimann Gera The ater 0 34 57 - 58 50 Zaufke Babytalk (30.11.2013), ML: Thomas Wicklein, R: Cornelia Poppe Puccini La bohème (7.12.2013), ML: Laurent Wagner, R: Anthony Pilavachi Britten Peter Grimes (21.3.2014), ML: Laurent Wagner, R: Kay Kuntze Graz Ope r 00 43 (0) 3 16 80 00 Puccini Turandot (18.1.2014), ML: Domingo Hindoyan, R: Marco Arturo Marelli Janáček Jenůfa (29.3.2014), ML: Dirk Kaftan, R: Peter Konwitschny Halle Ope rnhaus (03 45) 2 05 02 22 Sekles Schahrazade (30.11.2013), ML: Josep Caballé Domenech, R: Axel Köhler Mozart Die Zauberflöte (25.1.2014), ML: Andreas Henning, R: Axel Köhler Hamburg Ham burg ische Sta atsoper (0 40) 35 68 68 Bizet Carmen (19.1.2014), ML: Alexander Soddy, R: Jens-Daniel Herzog Hogarth Zwerg Nase (2.2.2014), ML: Benjamin Gordon, R: Nicola Panzer Janáček Das schlaue Füchslein (9.3.2014), ML: Lawrence Foster, R: Johannes Erath Hannover Staat soper (05 11) 99 99 11 11 Mascagni Cavalleria rusticana (12.1.2014), ML: Karen Kamensek, R: Philipp Himmelmann Leoncavallo Pagliacci (12.1.2014), ML: Karen Kamensek, R: Philipp Himmelmann Grétry Die Schöne und das Tier (13.3.2014), ML: Anja Bihlmaier, R: Zuzana Masaryk Britten Ein Sommernachtstraum (29.3.2014), ML: Karen Kamensek, R: Michiel Dijkema Innsbruck L and esth eater 00 43 (0) 5 12 52 07 44 Netzer Mara (7.12.2013), ML: Alexander Rumpf, R: Johannes Reitmeier Wagner Parsifal (16.2.2014), ML: Alexander Rumpf, R: Johannes Reitmeier Wildhorn Jekyll und Hyde (22.3.2014), ML: Hansjörg Sofka, R: Johannes Reitmeier, Roger E Boggasch Köln O per nhaus (02 21) 22 12 84 00 Langemann Musik (7.12.2013), ML: Walter Kobéra, R: Helene Hegemann Strauß Die Fledermaus (konzertant) (29.12.2013), ML: Gerrit Prießnitz Rihm Jakob Lenz (22.3.2014), ML: Alejo Perez, R: Beatrice Lachaussée Klagenfurt Stadt th eater 0043 (0) 46 35 40 64 Kálmán Die Csárdásfürstin (19.12.2013), ML: Günter Wallner, R: Tobias Kratzer Händel Giulio Cesare in Egitto (6.2.2014), ML: Attilio Cremonesi, R: Michael Sturminger Prokofjew Die Liebe zu den drei Orangen (20.3.2014), ML: Alexander Soddy, R: Immo Karaman O pe r n h au s (03 41) 1 26 12 61 Wagner Die Walküre (7.12.2013), ML: Ulf Schirmer, R: Rosamund Gilmore Donizetti Don Pasquale (8.2.2014), ML: Anthony Bramall, R: Lindy Hume Lausanne Luzern Opéra +41 (0) 2 13 10 16 00 Offenbach Le voyage dans la lune (7.1.2014), ML: Laurent Gendre, R: Olivier Desbordes Verdi Luisa Miller (21.3.2014), ML: Roberto Rizzi Brignoli, R: Giancarlo del Monaco Th e ate r +41 (0) 4 12 10 66 18 Händel Alcina (11.1.2014), ML: Howard Arman, R: Nadja Loschky Smyth The Boatswain‘s Mate (15.2.2014), ML: Andrew Dunscombe, R: Hersilie Ewald Bizet Carmen (23.2.2014), ML: Howard Arman, R: Tobias Kratzer Lübeck Th eater (04 51) 7 45 52 Lortzing Der Wildschütz (17.1.2014), ML: Andreas Wolf, R: Anthony Pilavachi Zemlinski Der Zwerg (18.2.2014), ML: Ryusuke Numajiri, R: Bernd Reiner Krieger Zemlinski Eine florentinische Tragödie (18.2.2014), ML: Ryusuke Numajiri, R: Bernd Reiner Krieger Gluck Armide (28.2.2014), ML: Christoph Spering, R: Michael Wallner Lüneburg Th eater (0 41 31) 4 21 00 Massenet Werther (12.12.2013), ML: Thomas Dorsch, R: Friedrich von Mansberg Hilsberg Max und Moritz (19.1.2014), ML: Deborah Coombe, R: Nilufar K Münzing Orff Carmina Burana (8.3.2014), ML: Thomas Dorsch, R: Hajo Fouquet Leipzig José Carreras: Am 17. Dezember gibt der katalanische Star-Tenor José Carreras in der Braunschweiger VW-Halle sein einziges Deutschland-Konzert in diesem Jahr. Und mit seinem gefühlvoll-samtigen Timbre stimmt er mit ausgewählten Arien auf Weihnachten ein. Begleitet wird er u.a. vom Staatsorchester Braunschweig. Und als besondere Gäste hat Carreras die russische Sopranistin Natalia Ushakova sowie die ukrainische CrossoverKünstlerin Kamaliya eingeladen. Tickets und Infos: www.reservix.de bzw. (0 18 05) 70 07 33 Magdeburg Th e ate r (03 91) 5 40 65 55 Rossini Der Barbier von Sevilla (25.1.2014), ML: Kimbo Ishii-Eto, R: Christian von Götz Strauss Der Rosenkavalier (22.2.2014), ML: Kimbo Ishii-Eto, R: Olivia Fuchs Händel Otto (15.3.2014), ML: Stephan Schultz, R: Arila Siegert Yundi: „Yundis Musik ist voller Fantasie, er ist ein wahrer Musikpoet.“ Mit diesen Worten hat sich einmal Maestro Seiji Ozawa vor dem chinesischen Weltstar-Pianisten Yundi verbeugt. Im Frühjahr 2014 gastiert der einstige Gewinner des renommierten Chopin-Wettbewerbs nun mit drei exklusiven Konzerten in Deutschland. Auf dem Programm von Yundis Recitals in Hamburg (4.3.), München (11.4.) und Berlin (15.4.) stehen Werke von Beethoven und Chopin, sowie Schumanns Fantasie op. 17. Tickets und Infos: www.deag.de bzw. (0 18 06) 9 99 00 05 55 Mannheim N ati o n alth e ate r (06 21) 1 68 01 50 Verdi Falstaff (14.12.2013), ML: Dan Ettinger, R: Christof Nel Prokofjew Die Liebe zu den drei Orangen (14.2.2014), ML: Dan Ettinger, R: Cordula Däuper Verdi Stiffelio (29.3.2014), ML: Alois Seidlmeier, R: Regula Gerber München B aye r i sch e Sta at sope r (0 89) 21 85 19 20 Strauss Die Frau ohne Schatten (21.11.2013), David Zinman: Nur wenige BeethovenEinspielungen haben solch ein riesiges Echo ausgelöst wie die aller Sinfonien mit dem Züricher Tonhalle-Orchester und seinem Chefdirigenten David Zinman. Bevor man nun nach 18 erfolgreichen Jahren auseinandergeht, erklingen die neun Sinfonien mit den fünf Klavierkonzerten ab dem 14. Mai erneut in einem fünfteiligen Beethoven-Zyklus. Einen Vorgeschmack auf das Ereignis bekommt man bereits im Silvesterkonzert mit der Neunten. www.tonhalle-orchester.ch Tickets: (00 41) 044 206 34 34 61 T er m i n e Oper / K l a ssik ML: Kirill Petrenko, R: Krzysztof Warlikowski Verdi La forza del destino (22.12.2013), ML: Asher Fisch, R: Martin Kušej Mozart La clemenza di Tito (10.2.2014), ML: Kirill Petrenko, R: Jan Bosse Sta at stheater am Gärtn erpl atz (0 89) 21 85 19 60 Hiller Der Flaschengeist (24.1.2014), ML: Michael Brandstätter, R: Nicole Claudia Weber Mozart Die Entführung aus dem Serail (30.1.2014), ML: Marco Comin, R: Stephanie Mohr Münster The ater (02 51) 5 90 91 00 Mozart Die Zauberflöte (30.11.2013), ML: Fabrizio Ventura, R: Kobie van Rensburg Berlioz Benvenuto Cellini (15.2.2014), ML: Fabrizio Ventura, R: Aron Stiehl Waits The Black Rider (1.3.2014), ML: Michael Barfuß , R: Frank Behnke Sullivan The Pirates Of Penzance (29.3.2014), ML: Stefan Veselka, R: Holger Seitz Nürnberg Staat stheater (01 80) 5 23 16 00 Wagner Das Rheingold (30.11.2013), ML: Marcus Bosch, R: Georg Schmiedleitner Strauss Arabella (1.2.2014), ML: Marcus Bosch, R: Andreas Baesler Händel Judas Maccabeus (23.2.2014), ML: Peter Tilling, R: Stefan Otteni Navok And The Trains Kept Coming … (23.2.2014), ML: Peter Tilling, R: Stefan Otteni Oldenburg Staat sth e ate r (04 41) 2 22 51 11 Strauß Die Fledermaus (30.11.2013), ML: Paul-Johannes Kirschner, R: K D Schmidt Sciarrino Lohengrin (25.1.2014), ML: Yuval Zorn, R: Thomas Fiedler Mozart Così fan tutte (31.1.2014), ML: Roger Epple, R: Niklaus Helbling Tschaikowski Eugen Onegin (28.3.2014), ML: Thomas Bönisch, R: Julia Hölscher Osnabrück Städti sch e B ü hne n (05 41) 3 23 33 14 Verlosung Der Fotograf und Autor Arne Reimer hat für sein neues Buch „American Jazz Heroes“ (Jazz Thing Verlag) einige der großen amerikanischen Helden des Jazz zu Hause besucht. Entstanden sind nicht nur sehr private und ungewöhnliche Fotografien der ins A lter gekommenen Heroen, sondern auch spannende Gespräche mit Ausnahme-Musikern, die als Sidemen oder Leader in den großen Jazz-Formationen des 20. Jahrhunderts die Entwicklung des klassischen modernen Jazz geprägt haben. RONDO verlost 3 Exemplare des Buchs „American Jazz Heroes“. Einsendungen mit Angabe einer Post-Adresse und dem Stichwort „Jazz Heroes“ bitte bis 10. Dezember an verlosung@rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München. Zeller Der Vogelhändler (23.11.2013), ML: An-Hoon Song, R: Marcel Keller Bach Johannes-Passion (18.1.2014), ML: Andreas Hotz, R: Andrej Woron Dvořák Vanda (15.3.2014), ML: Daniel Inbal, R: Robert Lehmeier Pforzheim Th e ate r (0 72 31) 39 24 40 Kálmán Gräfin Mariza (31.12.2013), ML: Martin Hannus, R: Wolf Widder Offenbach Hoffmanns Erzählungen (1.3.2014), ML: Markus Huber, R: Bettina Lell Regensburg Th e ate r (09 41) 5 07 24 24 Puccini La bohème (7.12.2013), ML: Tetsuro Ban, R: Johannes Pölzgutter Wagner Die Feen (25.1.2014), ML: Tetsuro Ban, R: Florian Lutz Bock Anatevka (22.3.2014), ML: N.N., R: Andrea Schwalbach Saarbrücken Sa ar l än d i sch e s Sta at sth e ate r (06 81) 3 22 04 Puccini Tosca (24.11.2013), ML: Will Humburg, R: Dagmar Schlingmann Strauß Die Fledermaus (14.12.2013), ML: Thomas Peuschel, R: Ralf Nürnberger Massenet Werther (22.2.2014), ML: Thomas Peuschel, R: Jetske Mijnssen Schwerin M e ckle nb u rg i sch e s Sta at sth e ate r (03 85) 5 30 01 23 Puccini La bohème (22.11.2013), ML: Daniel Huppert, R: Gregor Horres 62 Heggie Dead Man Walking (24.1.2014), ML: Gregor Rot, R: David Freeman St. Gallen Th e ate r +41 (0) 7 12 42 05 05 Ponchielli La Gioconda (1.2.2014), ML: Pietro Rizzo, R: Rosetta Cucchi Janáček Das schlaue Füchslein (19.2.2014), ML: Attilio Tomasello, R: Nicola Raab Stralsund Th e ate r Vorpom m e r n (0 38 31) 2 64 61 24 Humperdinck Hänsel und Gretel (24.11.2013), ML: Egbert Funk, R: Horst Kupich Wagner Lohengrin (7.12.2013), ML: Golo Berg, R: Dirk Löschner Stuttgart Sta at sth e ate r (07 11) 20 20 90 Ayres Peter Pan (19.12.2013), ML: Roland Kluttig, R: Frank Hilbrich Andre Wunderzaichen (2.3.2014), ML: Sylvain Cambreling, R: Jossi Wieler, Sergio Morabito Trier Th e ate r (0651) 7 18 18 18 Lortzing Der Wildschütz (15.3.2014), ML: Joongbae Jee, R: Matthias Kaiser Ulm Th e ate r (07 31) 1 61 44 44 Strauss Der Rosenkavalier (23.1.2014), ML: Timo Handschuh, R: Matthias Kaiser Gluck Iphigenie en Tauride (6.3.2014), ML: Daniel Montané, R: Igor Folwill Wien Sta at sope r (00 43) 15 14 44 22 50 Dvořák Rusalka (26.1.2014), ML: Jiri Belohlavek, R: Sven-Eric Bechtolf Cilea Adriana Lecouvreur (16.2.2014), ML: Evelino Pidò, R: David McVicar, Justin Way Th eater an der Wi en (00 43) (01) 5 88 85 Schubert Lazarus (11.12.2013), ML: Michael Boder, R: Claus Guth Rameau Platée (17.2.2014), ML: William Christie, R: Robert Carsen Volksoper (00 43) 15 14 44 36 70 Strauß Eine Nacht in Venedig (14.12.2013), ML: Alfred Eschwé, R: Hinrich Horstkotte Britten Albert Herring (15.2.2014), ML: Gerrit Prießnitz, R: Brigitte Fassbaender Wiesbaden Hessi sch es Sta at sth eater (06 11) 13 23 25 Prokofjew Die Liebe zu den drei Orangen (30.11.2013), ML: Zsolt Hamar, R: Ansgar Weigner Verdi La forza del destino (25.1.2014), ML: Wolfgang Ott, R: Immo Karaman Cavalli La Calisto (8.3.2014), ML: Sébastien Rouland, R: Teresa Reiber Zürich O pern h au s (00 41) 12 68 66 66 Lange Das Gespenst von Canterville (23.11.2013), ML: Francesco Angelico, R: Jasmina Hadziahmetovic Beethoven Fidelio (8.12.2013), ML: Fabio Luisi, R: Andreas Homoki Händel Alcina (26.1.2014), ML: Giovanni Antonini, R: Christof Loy K K l a ssi k Claudio Abbado 4.12. Wien (A), Musikverein 5.12. Wien (A), Musikverein Roberto Alagna 30.3.Berlin, Deutsche Oper 2.4.Berlin, Deutsche Oper 6.4.Berlin, Deutsche Oper 10.4.Berlin, Deutsche Oper 13.4.Berlin, Deutsche Oper Nicolas Altstaedt 10.12.Solingen, Theater und Konzerthaus 11.12.Remscheid, Teo-OttoTheater 22.1. Wien (A), Konzerthaus 23.1. Wien (A), Konzerthaus Vladimir Ashkenazy 6.1.Essen, Philharmonie 11.1.Mannheim, Congress Center Rosengarten 17.2.Berlin, Philharmonie Cecilia Bartoli 26.1. Zürich (CH), Opernhaus 31.1. Zürich (CH), Opernhaus 2.2. Zürich (CH), Opernhaus 5.2. Zürich (CH), Opernhaus 7.2. Zürich (CH), Opernhaus 9.2. Zürich (CH), Opernhaus Lisa Batiashvili 26.11.Kiel, Schloss Piotr Beczała Kolja Blacher 17.12. Basel (CH), Stadtcasino 19.1.Stuttgart, Liederhalle 20.1.Stuttgart, Liederhalle 31.1.Berlin, Komische Oper Rafał Blechacz 11.2.Hannover, Kuppelsaal im HCC 2.4.Stuttgart, Liederhalle Gábor Boldoczki 23.11.München, Prinzregententheater 25.11. Wien (A), Musikverein 28.11.Stuttgart, Liederhalle Cuarteto Casals 26.11. Basel (CH), Stadtcasino 29.11.Dortmund, Konzerthaus 15.1.Hannover, Congress Centrum 16.1.Luxemburg (LU), Philharmonie Riccardo Chailly 28.11.Berlin, Philharmonie 29.11.Berlin, Philharmonie 1.12.Berlin, Philharmonie 29.12.Leipzig, Gewandhaus 30.12.Leipzig, Gewandhaus 31.12.Leipzig, Gewandhaus 11.1. Wien (A), Musikverein 12.1. Wien (A), Musikverein 27.2.Leipzig, Gewandhaus 28.2.Leipzig, Gewandhaus 2.3.Leipzig, Gewandhaus 6.3.Leipzig, Gewandhaus 7.3.Leipzig, Gewandhaus 8.3.Leipzig, Gewandhaus Diana Damrau 7.12. Mailand (I), Teatro alla Scala 12.12. Mailand (I), Teatro alla Scala 15.12. Mailand (I), Teatro alla Scala 18.12. Mailand (I), Teatro alla Scala 22.12. Mailand (I), Teatro alla Scala 28.12.Mailand (I), Teatro alla Scala 31.12. Mailand (I), Teatro alla Scala 3.1. Mailand (I), Teatro alla Scala Plácido Domingo 29.11.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 4.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 7.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 11.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 15.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 19.12.Berlin, Staatsoper im DM_109x150.indd Schillertheater 22.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater Gustavo Dudamel 21.11.Frankfurt/ Main, Alte Oper 5.12.Berlin, Philharmonie 6.12.Berlin, Philharmonie 7.12.Berlin, Philharmonie Quatuor Ebène 17.12.Neuss, Zeughaus 18.12.Gauting, Bosco Kulturhaus 3.2.Stuttgart, Liederhalle 4.2.Frankfurt/ Main, Alte Oper 6.2.Mönchengladbach, Kaiser-Friedrich-Halle 10.4.Berlin, Philharmonie Ludovico Einaudi 22.3.Braunschweig, Staatstheater 63 10 FOTO: LINUS ROTH © WWW.WILDUNDLEISE.DE Piotr Anderszewski 21.11.Hamburg, Laeiszhalle 22.11.Hamburg, Laeiszhalle 24.11.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 5.12.Leipzig, Gewandhaus 6.12.Leipzig, Gewandhaus 27.11.Ludwigshafen, Feierabendhaus der BASF 2.12.Elmau, Schloss 4.12.Hamburg, Laeiszhalle 6.12.Münster, Universität 10.4.Hannover, Kuppelsaal im HCC Jahre 1 17.09.1 21.03.- 30.03.2014 w w w. b a c h f e s t i v a l . a r n s t a d t . d e FR., 21.03.2014 BLECHBLÄSERENSEMBLE LUDWIG GÜTTLER Bach for Brass SO., 23.03.2014 SEBASTIAN KLINGER J. S. Bach – Solosuiten für Cello SA., 29.03.2014 LINUS ROTH Die drei Sonaten SA., 29.03.2014 ROTARY-ORCHESTER DEUTSCHLAND Bach und Söhne SO., 30.03.2014 SINGER PUR Der Tag mit seinem Lichte MODERN - VIELSEITIG - WELTKLASSE: ERLEBEN SIE 30 ERSTKLASSIGE PROGRAMMPUNKTE IN DER BACHSTADT ARNSTADT. PAUSCHALE: 2 X Ü/F IM 3-STERNE-HOTEL + EINTRITT IN DAS SCHLOSSMUSEUM UND DIE BACHAUSSTELLUNG + KAFFEEGEDECK + KONZERTTICKET = 110,00 € P.P. IM DZ INFOS: TOURIST-INFORMATION ARNSTADT TEL.: 0 36 28 / 60 20 49 | FAX: 0 36 28 / 66 18 47 E-MAIL: INFORMATION@ARNSTADT.DE WEB: WWW.BACHFESTIVAL.ARNSTADT.DE Krankenkasse Ba Origch an schaup inallätz erleben en ! T er m in e K l a ssik / Ja z z Verlag: Kunst- und Kulturpublikationen RONDO GmbH, Johannisplatz 3a, 81667 München, Tel. 089/614 658 53, Fax 089/614 658 57, E-Mail post@rondomagazin.de Büro Berlin: Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin, Tel. 030/414 781 761, Fax: 030/414 781 713 Internet: www.rondomagazin.de Herausgeberin: Verena von der Goltz Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch) Redaktionsassistentin: Anna Vogt Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke(mb), Arnt Cobbers (ac), Oliver Buslau, Josef Engels (joe), Guido Fischer (gf), Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer (rfr), Matthias Kornemann (mk), Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes, Raoul Mörchen, Carsten Niemann (cn), Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws), Michael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle Hinweise Oper, Festival, Konzert: Guido Fischer Bildredaktion: Oliver Tenhoven Termine: Anna Vogt Art Director: Arndt Knieper Produktion: Rüdiger Kern Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger (Tel. 089/614 658 80), s.lanzinger@rondomagazin.de Anzeigen Tonträger: Marike Hasler (Tel. 08137/ 63 28 722), m.hasler@rondomagazin.de Anzeigen Veranstalter und Marken: Ulrike Oertel (Tel. 030 / 414 781 760 / Fax 030 / 414 781 713 / mobil 0160 / 73 74 624), u.oertel@rondomagazin.de Anzeigen Österreich/Schweiz: Hanna Schrader, Tel.: 0049 89 51874 053, h.schrader@rondomagazin.de Online: Büro Hamburg: Hartmut Winter (OnlineMarketing), (Tel. 040 / 53 27 13 85 / mobil 0177 / 772 12 62), h.winter@rondomagazin.de Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u. Verlagshaus GmbH RONDO erscheint sechsmal jährlich. Abonnement für ein Jahr: Deutschland u. Österreich 28 €, weiteres Ausland 56 € – bitte bei Bestellung Bankverbindung für Lastschrifteinzug mit BIC und IBAN angeben. Das nächste RONDO erscheint am Donnerstag, 6. Februar 2014. 64 24.3.Düsseldorf, Tonhalle 25.3.Hamburg, Congress Center 26.3.Bielefeld, Rudolf Oetker Halle 27.3.Dortmund, Konzerthaus Mojca Erdmann 21.12.Köln, Philharmonie 31.12.Berlin, Konzerthaus 1.1.Berlin, Konzerthaus 14.1.Frankfurt/ Main, Alte Oper 2.3.München, Nationaltheater 5.3.München, Nationaltheater 8.3.München, Nationaltheater 14.3.Bonn, Beethoven Halle 15.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper Isabelle Faust 28.11.Erlangen, Heinrich-Lades Halle 29.11.Bamberg, Konzert- und Kongresshalle 12.12.Kaisers lautern, Fruchthalle 14.1.Detmold, Konzerthaus der Musikhochschule 16.1.Frankfurt/ Main, Alte Oper Julia Fischer 29.11. Wien (A), Musikverein 1.12. Zürich (CH), Tonhalle 10.12.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 25.1.Dresden, Schauspielhaus 26.1.Dresden, Schauspielhaus Juan Diego Flórez 28.11.Essen, Philharmonie Evgenia Fölsche 30.11.Bielefeld, Rudolf Oetker Halle 14.12.Nürnberg, Meistersingerhalle Nelson Freire 14.2. Luzern (CH), KKL 6.3.Leipzig, Gewandhaus 7.3.Leipzig, Gewandhaus 8.3.Leipzig, Gewandhaus 24.4.Berlin, Philharmonie 27.4.Leipzig, Gewandhaus Sol Gabetta 15.12.Hannover, Sendesaal des NDR 17.12.Braunschweig, Stadthalle 21.1.Ludwigshafen, Feierabendhaus der BASF 20.4.Baden-Baden, Festspielhaus John Eliot Gardiner 24.11. Bern (CH), Kulturcasino 25.11. Luzern (CH), KKL 26.11. Zürich (CH), Tonhalle 28.11. Genf (CH), Victoria Hall 13.2.Leipzig, Gewandhaus 14.2.Leipzig, Gewandhaus Christian Gerhaher 14.12.Berlin, Philharmonie 15.12.Berlin, Philharmonie 16.12.Berlin, Philharmonie 6.2.Leipzig, Gewandhaus 7.2.Leipzig, Gewandhaus 9.2.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 27.2.Berlin, Philharmonie 28.2.Berlin, Philharmonie 1.3.Berlin, Philharmonie 6.3. Wien (A), Theater an der Wien 8.3. Wien (A), Theater an der Wien Vittorio Grigolo 4.12. Wien (A), Staatsoper 7.12. Wien (A), Staatsoper 11.12. Wien (A), Staatsoper Hélène Grimaud 9.3.Berlin, Philharmonie 17.3. Wien (A), Musikverein 21.3.Freiburg, Konzerthaus 22.3.Heidelberg, Stadthalle 23.3.Heidelberg, Stadthalle 24.3.Hannover, Kuppelsaal im HCC 28.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper Martin Grubinger 22.11.Baden-Baden, Festspielhaus 18.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper René Jacobs 22.11. Wien (A), Theater an der Wien 24.11. Wien (A), Theater an der Wien 29.11.Freiburg, Konzerthaus 1.12.Köln, Philharmonie 11.12.München, Prinzregententheater 15.12.Berlin, Konzerthaus Janine Jansen 2.12.Berlin, Philharmonie 4.12.München, Prinzregententheater 5.12. Wien (A), Konzerthaus 8.12.Baden-Baden, Festspielhaus 12.12.Bielefeld, Rudolf Oetker Halle 5.3.Dortmund, Konzerthaus 7.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper Philippe Jordan 21.12.München, Philharmonie Sharon Kam 8.12.Stuttgart, Liederhalle 9.12.Stuttgart, Liederhalle 11.12.Hannover, Congress Centrum 12.12.Düsseldorf, Tonhalle 13.12.Bremen, Sendesaal 27.1.München, Philharmonie Miloš Karadaglić 9.12. Zürich (CH), Kongresshaus 11.12.Stuttgart, Liederhalle 23.3.München, Philharmonie Jonas Kaufmann 22.12.München, Nationaltheater 25.12.München, Nationaltheater 28.12.München, Nationaltheater 2.1.München, Nationaltheater 5.1.München, Nationaltheater 8.1.München, Nationaltheater 11.1.München, Nationaltheater Leonidas Kavakos 10.1. St. Pölten (A), Festspielhaus 11.1. Wien (A), Musikverein 12.1. Wien (A), Musikverein 17.2.München, Nationaltheater 18.2.München, Nationaltheater 30.3.Köln, Philharmonie 31.3.Köln, Philharmonie Magdalena Kožená 14.12. Wien (A), Musikverein 15.12. Wien (A), Musikverein 13.1.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 27.2.Berlin, Philharmonie 28.2.Berlin, Philharmonie 1.3.Berlin, Philharmonie 13.4.Baden-Baden, Festspielhaus 18.4.Baden-Baden, Festspielhaus Lang Lang 20.3.Baden-Baden, Festspielhaus 22.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper 24.3.Hamburg, Laeiszhalle 26.3.Essen, Philharmonie Albrecht Mayer 24.11.Münster, Universität 28.11.Halle, Neues Theater 29.11.Germering, Stadthalle 1.12.Hannover, Sendesaal des NDR 3.12.Hagen, Stadthalle 31.12.Bamberg, Konzert- und Kongresshalle 12.1.Köln, Philharmonie 13.1.Frankfurt/ Main, Alte Oper Anne-Sophie Mutter 19.4.Baden-Baden, Festspielhaus Anna Netrebko 29.11.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 4.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 7.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 11.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 15.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 19.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 22.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater Georg Nigl 7.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 10.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 13.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 17.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 20.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 23.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 26.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 29.12.Amsterdam (NL), Het Muziektheater 15.1. Wien (A), Konzerthaus Dorothee Oberlinger 28.11. Goldegg (A), Schloss 11.12.Ingolstadt, Stadttheater 20.12.Zürich (CH), Tonhalle Mark Padmore 19.12.München, Herkulessaal 20.12.München, Herkulessaal 27.2.Berlin, Philharmonie 28.2.Berlin, Philharmonie 1.3.Berlin, Philharmonie 13.4.Baden-Baden, Festspielhaus 18.4.Baden-Baden, Festspielhaus Miklós Perényi 6.12.Hamburg, Laeiszhalle 20.2.Ludwigshafen, Feierabendhaus der BASF Jerusalem Quartet 7.12.Hamburg, Laeiszhalle 10.12.Pullach, Bürgerhaus 12.12.Köln, Philharmonie 16.1.Hamburg, Laeiszhalle Alle Termine finden Sie auch auf www.rondomagazin.de Artemis Quartett 20.11. Wien (A), Konzerthaus 22.11.Bonn, Beethoven haus 25.11.Berlin, Philharmonie 11.12.Schweinfurt, Theater 12.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper Sir Simon Rattle 11.12. Wien (A), Konzerthaus 12.12. Wien (A), Konzerthaus 14.12. Wien (A), Konzerthaus 15.12. Wien (A), Konzerthaus 29.12.Berlin, Philharmonie 30.12.Berlin, Philharmonie 31.12.Berlin, Philharmonie 25.1.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 29.1.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 1.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 6.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 9.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater András Schiff 11.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper Ragna Schirmer 21.11.Halle, Puppentheater 22.11.Halle, Puppentheater 23.11.Halle, Puppentheater 20.12.Halle, Puppentheater 21.12.Halle, Puppentheater 22.12.Coswig, Villa Teresa 24.1.Halle, Puppentheater 25.1.Halle, Puppentheater 26.1.Halle, Puppentheater King’s Singers 13.12.Leer, Theater an der Blinke 7.3. Linz (A), Brucknerhaus Christian Thielemann 28.1.Berlin, Philharmonie 13.2.Dresden, Sächsische Staatsoper 6.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper 8.3. Wien (A), Musikverein 9.3. Wien (A), Musikverein 14.3.Baden-Baden, Festspielhaus 15.3.Baden-Baden, Festspielhaus Mitsuko Uchida 15.12.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 18.1.Baden-Baden, Festspielhaus 21.2.Dortmund, Konzerthaus Alisa Weilerstein 17.12.Stuttgart, Liederhalle 30.12.Hamburg, Laeiszhalle Antje Weithaas 10.12. Genf (CH), Victoria Hall 15.12. Bern (CH), Kulturcasino Carolin Widmann 23.11.Köln, Philharmonie 13.12.Berlin, Radialsystem 14.12.Berlin, Radialsystem 15.12.Berlin, Radialsystem J Ja z z Bernard Allison 16.1.Weinheim, Café Central 18.1.Hannover, Blues Garage 19.1.Bonn, Harmonie 20.1.Kaiserslautern, Kammgarn 24.1.Freiburg, Jazzhaus 28.1.Aschaffenburg, ColosSaal 29.1.Hamburg, Downtown Bluesclub Till Brönner 4.12.Berlin, Konzerthaus 7.12.Baden-Baden, Festspielhaus 8.12.München, Herkulessaal 10.12.Dortmund, Konzerthaus 11.12.Hamburg, Laeiszhalle Klazz Brothers 21.11.Minden, Stadttheater 28.11.Düsseldorf, Savoy Theater 1.12.Berlin, Philharmonie 4.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 5.12.Fürth, Stadttheater 12.12.Stuttgart, Liederhalle 13.12.Herford, Musik Kontor 14.12.Bochum, Jahrhunderthalle 16.12. Wien (A), Theater am Spittelberg 19.12.Görlitz, Gerhart HauptmannTheater 21.12. Bad Kissingen, Regentenbau Lily Dahab 23.11.Hamburg, Jazzclub im Stellwerk 24.11.Kiel, KulturForum 10.1.Singen, Jazz Club 11.1.Bamberg, Jazzclub 14.1.Darmstadt, Centralstation Three Fall 5.12.Lübeck, CVJM 6.12.Gartow, Wendlandjazz 7.12.Rostock, Jazzclub 12.12.Landshut, Jazzfreunde Torsten Goods 24.1.Illingen, Kulturforum 25.1.Herford, Musik Kontor Äl Jawala 23.11.Freiburg, Jazzhaus 6.12.Karlsruhe, Tollhaus 14.12.Plauen, Malzhaus Nils Landgren 4.12.Flensburg, Deutsches Haus 6.12.Hannover, Theater am Aegi 7.12.Bremen, Musical Theater 21.3.Düsseldorf, Robert Schumann Saal 22.3.München, Muffathalle 23.3.Dresden, Alter Schlachthof 25.3.Erlangen, Heinrich-Lades Halle 26.3.Neunkirchen/ Saar, Neues Gebläsehaus 27.3.Stuttgart, Theaterhaus 28.3.Dortmund, Konzerthaus 29.3.Hamburg, Laeiszhalle 31.3.Frankfurt/ Main, Alte Oper Nguyên Lê 25.4. Basel (CH), Jazz Festival 26.4.Winterthur (CH), Alte Kaserne Gregory Porter 21.11.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 23.11.Hamburg, Laeiszhalle 24.11.Bremen, Die Glocke 25.11.Düsseldorf, Tonhalle Iiro Rantala 9.12.Krefeld, Stadttheater 13.12.Schwäbisch Gmünd, Prediger 14.12.Rottenmann (A), Kultursaal 15.12. Altdorf (CH), Theater Uri 16.12.Krefeld, Stadttheater Christian Steyer 8.12.Zepernick, Sankt-AnnenKirche 12.12.Leipzig, Evangelischreformierte Kirche zu Leipzig 19.12.Berlin, Passionskirche 20.12.Dresden, Annenkirche 21.12.Chemnitz, St. Markus Kirche 22.12.Berlin, Stadtkloster Segen 23.12.Berlin, KaiserWilhelm-GedächtnisKirche Tingvall Trio 6.12.Hamburg, Fabrik Julian Wasserfuhr 10.1.Rostock, Jazzclub 11.1. Bad Salzhausen, Staatsbad Michael Wollny 21.3.Düsseldorf, Robert Schumann Saal 22.3.München, Muffathalle 23.3.Dresden, Alter Schlachthof 25.3.Erlangen, Heinrich-Lades Halle 26.3.Neunkirchen/ Saar, Neue Gebläsehalle 27.3.Stuttgart, Theaterhaus 28.3.Dortmund, Konzerthaus American Jazz Heroes – jetzt gewinnen auf S. 62 65 Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne Von Robe rt F r au n hol z e r Gehindert: René Kollo macht nun auch offiziell Schluss Getäuscht: Die Scala hat Riccardo Chailly noch nicht im Sack 66 Der Vater von David Garrett, Georg Paul Bongartz, geht gerichtlich gegen eine Biografie seines Sohnes vor. Es geht um die Frage, in welchem Umfang Garrett als Kind zum Geigenüben gezwungen worden ist. Garrett hatte nach Anfängen einer WunderkindKarriere Deutschland verlassen, um sich dem Einflussbereich seiner Eltern zu entziehen. Inzwischen werden private Themen bei Interviews mit dem Geiger kategorisch ausgespart. René Kollo (75), einer der bedeutendsten Helden-Tenöre der Nachkriegszeit, beendet seine Bühnenkarriere. Er habe „keine Lust mehr“, so wird er in Medienberichten zitiert. Kollo hatte schon vor Jahren bekannt, seine Karriere sei durch falsche Gerüchte verkürzt worden, wonach er Rollen wie Tristan, Siegfried und Tannhäuser abgeben wollte. Diese Fama habe sich so rasch verselbständigt, dass er keine entsprechenden Angebote mehr erhalten habe. Kollo will sich, wie er auf Nachfrage bestätigte, nun dem Schreiben von Büchern widmen. Was Online-Umfragen wert sind, zeigt die Webseite „Bachtrack.com“. Bei einer Abstimmung in angeblich 97 Ländern, welches das beste Orchester der Welt sei, ergab sich das Cleveland Orchestra als unangefochtener Sieger. Auf dem zweiten Platz landete das RTÉ Concert Orchestra in Dublin unter seinem Chefdirigenten David Brophy. Ob Riccardo Chailly tatsächlich Nachfolger von Daniel Barenboim als musikalischer Leiter der Mailänder Scala wird, ist – entgegen Zeitungsberichten – noch nicht so sicher. Es handelt sich vielmehr um eine Spekulation Gekauft: Rachmaninoff-Villa in allerhöchster russischer Hand Gehoben: Maxim Vengerov fing von vorne an Gekentert: Die Berliner ‚Così‘ verwendet eine zweifelhafte Übersetzung Fotos: René Kollo (l. o.); Maxim Vengerov (r. M.); Komische Oper/Monika Rittershaus (r. u.) Zugabe des „Corriere della Sera“. Dagegen wird von der italienischen Zeitung „La Repubblica“ Fabio Luisi als Nachfolger genannt. Er soll angeblich Wunsch-Kandidat des Orchesters sein. Die Schweizer Villa des Komponisten Sergei Rachmaninow steht zum Verkauf. Das Anwesen in Hertenstein am Vierwaldstädter See (vis-à-vis von Wagners Tribschen, bei Luzern) ist mit 18 Millionen Franken angesetzt. Einziger Haken: Angeblich soll der Betrag bereits von einem Käufer per Scheck bezahlt worden sein, der durch den Pianisten Denis Matsuev auf das Objekt aufmerksam gemacht wurde. Bei dem Käufer handelt es sich – um den russischen Präsidenten Vladimir Putin. Maxim Vengerov hat seine Karriere als Geiger wiederaufgenommen, nachdem er 2007 gesundheitsbedingt alle weiteren Auftritte abgesagt hatte. Nach regelmäßigem Gewichtheben im Fitness-Studio hatte sich ein Zittern im rechten Arm eingestellt. Nachdem er die russische Geigen-Schule noch einmal neu studiert habe (besonders Mischa Elman), glaube er nunmehr, dass er die meisten Werke, die er auf Schallplatte eingespielt habe, noch einmal aufnehmen müsse, so Vengerov in Berlin. Ausgerechnet an der Komischen Oper Berlin, die sich unter Intendant Barrie Kosky mit der Wiederentdeckung jüdischer Komponisten profiliert, ist für die Neuinszenierung von „Così fan tutte“ die „NaziÜbersetzung“ von Georg Schünemann verwendet worden. Wie Chef-Dramaturg Ulrich Lenz bestätigte, sei die Entscheidung „aus künstlerischen Gründen“ erfolgt. Man habe den Intendanten indes über die historischen Hintergründe nicht informiert. Schünemann arbeitete für das Propaganda-Ministerium von Joseph Goebbels und hatte sich seit 1938 durch die ‚Arisierung’ von Mozart-Übersetzungen profiliert, die bis dahin von dem jüdischen Dirigenten Hermann Levi stammten. Es gebe „unzählige Übersetzungen“ der „Così“, räumte Lenz ein. Der Intendant war trotz beharrlicher Nachfragen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Peinlich, peinlich. Klassik Radio Shop Highlights 4er CD-Box 4er CD-Box Weihnachten mit Holger Wemhoff Winterabende mit Holger Wemhoff Erleben Sie die schönsten deutschen und internationalen Weihnachtslieder aller Zeiten. Feinste Winterklassik zum Genießen und Entspannen. 4er CD-Box 4er CD-Box New Classics Vol. 1 Wagner und Verdi Neue Klassik von: Yiruma, Einaudi, Schiller, Netrebko, Villazón uvm. 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