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queer-travel.net Ein Sonderheft von Ausgabe 1 /2013 & Gewinne ein Wochenende für zwei in Nizza! Indonesien Tausende Inseln, viele Geschlechter In Kooperation mit Pilgern Auszeit auf dem Jakobsweg Europas beliebtes Ski Pride Festival, vom 12. bis 19. Januar 2014 Sonne, Schnee und Plausch für einen super Winterrausch! Mit Gays & Lesben aus über 30 Ländern. Gay-friendly Hotels, Chalets & Ferienwohnungen. Neu: 225 km fantastische Ski -Snowboard Pisten. Auch für Nichtskiläuferinnen ein Riesenspass! Feine Restaurants, Apres-Ski, Spa & Welness, Kulturelle Anlässe, Konzerte & lustige Parties. www.gayskiweek.ch E-mail: arosa@gayskiweek.ch +41 (0)21 566 70 20 INHALT LIEBE LESERINNEN UND LESER, angesichts der vielen Stunden, die wir vor dem Computer verdämmern, ist eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg nicht nur Ausgleichssport, sondern auch eine gute Gelegenheit, um den Kopf freizubekommen. Unsere Autorin Cornelia Fleck nahm sich nach einem turbulenten Jahr zwei Wochen Zeit, um ganz alleine dem berühmten Pilgerpfad zu folgen. Ihr überraschendes Fazit: Nicht die Einsamkeit, sondern die Gespräche mit den anderen Reisenden haben „ihren“ Jakobsweg zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht (S. 18). Auch Indonesien ist weit weg von unserem Alltag und deshalb eine Auszeit wert. Die meisten Reisenden bleiben auf Bali hängen. Dabei stehen über 17.000 Inseln zur Auswahl. Nur wenige wagen sich auf die Hauptinsel Java mit der Hauptstadt Jakarta, der Kulturmetropole Yogyakarta und beeindruckenden Sehenswürdigkeiten wie dem Tempel Borobudur. Noch weniger bekannt ist die queere Seite Javas. In unserer Titelgeschichte spielen deshalb Warias die Hauptrolle: Sie bewegen sich zwischen den uns bekannten Geschlechterkategorien – und prägen eine einmalige javanesische Subkultur. Ein Trans-Paradies ist Indonesien freilich nicht: Viele Warias leben am Rand des Existenzminimums (S. 6). Übrigens: Indonesien ist in diesem Jahr Partnerland der Reisemesse ITB in Berlin. Und auch QUEER TRAVEL könnt ihr dort finden: am 9. und 10. März im Pink Pavillon, Halle 2.1. Wir freuen uns auf euren Besuch! Philip Eicker, Elke Koepping & Tobias Sauer, Redaktion QUEER TRAVEL 3 TAGE IN ANTWERPEN S. 28 MAGAZIN S. 4 INDONESIEN IM DETAIL PILGERN S. 16 Der Jakobsweg und andere schöne Routen in Deutschland und Europa MEINUNG Lesbenreisen S. 30 S. 18 TITELTHEMA Foto: Terje Toomistu INDONESIEN S. 6 Der Vielvölkerstaat birgt nicht nur geheimnisvolle Tempel: Terje Toomistu entdeckt die javanesische Kultur der Warias und Carsten Heinke segelt nach Komodo, der Insel der Urzeitechsen. Queer TraveL 1 /2013 3 MAGAZIN QUEER TRAVEL auf der ITB Reiseangebote für Schwule und Lesben spielen auch auf der weltgrößten Reisemesse, der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin, eine große Rolle. Der „Pink Pavillon“ (Halle 2.1), in dem sich die Anbieter am 9. und 10. März dem queeren Publikum vorstellen, ist komplett belegt, sagt Rika Jean-François von der Messe Berlin. „Die ITB versteht unter gesellschaftlicher Verantwortung auch, LGBT-Tourismus aus der Nische zu holen und als ein gleichberechtigtes Segment neben die anderen Reisesegmente zu stellen“, erklärt sie. Dies sei trotz der positiven Tendenz in vielen Ländern noch nicht erreicht. Die starke Nachfrage zeigt indes, dass queere Reisen auch ein Wirtschafsfaktor sind. Um schwule und lesbische Reisende wirbt beispielsweise die Stadt Wien, die Besucherinnen und Besucher zu einer Kaffee- Eine App für die letzten Romantiker. Und für ganz Verzweifelte, die die Zeichen der Zeit verschlafen haben – warum aber sollten ausgerechnet diese Menschen eine solche App kennen? Immerhin: Ein Versuch kostet nichts, die App ist bei iTunes und Google Play kostenlos erhältlich. cb Klage gegen Einreiseverbot für Schwule und Lesben Auf an die Côte d’Azur! QUEER TRAVEL verlost gemeinsam mit easyJet und dem Buchungsportal Escapio ein Wochenende in Nizza. Zu gewinnen gibt es für zwei Personen Flug ab Berlin und zwei Übernachtungen mit Frühstück im Hotel Ellington Nice. Von dort sind es nur zehn Minuten zur eleganten Mittelmeer-Promenade am Quai des Etats-Unis. Teilnahmeschluss ist der 31. Mai 2013, Hinreise bis November 2013. Maurice Tomlinson. Foto: privat Queer TraveL 1 /2013 Queer-Faktor Die meisten Schwulen und Lesben sind in der Kontaktanbahnung einfach zu professionell, als dass ihnen eine Gelegenheit für ein spannendes Date durch die Lappen ginge. Alle anderen können nur hoffen, dass auch der oder die andere diese Nischen-App kennt und nutzt. Hinschauen QUEER TRAVEL verlost ein Wochenende in Nizza 4 Zielgruppe Für alle, die auf dem Flieger die Liebe ihres Lebens getroffen haben, denen das aber erst aufging, als es zu spät war – oder die ihre eingesammelten Kontaktdaten schlicht verschlampt haben. Fazit Gewinnen Mehr Infos und Teilnahme unter queer-travel.net QUEER TRAVEL testet Apps: „We met on a plane“ Foto: Messe Berlin Hingehen Für hinterher pause mit Wiener Melange einlädt. Aussteller unter anderem aus New York, der Tschechischen Republik, Thailand und Indien stellen ihre Angebote vor. Auch die von der Wirtschaftskrise gebeutelten Länder Griechenland und Zypern sind im Pink Pavillon vertreten. Am argentinischen Stand wird die bereits im letzten Jahr beliebte Queer Tango Show aufgeführt. Weitere Informationen zu schwullesbischen Reisezielen bieten der Spartacus und die International Gay and Lesbian Travel Association (IGLTA). QUEER TRAVEL ist zusammen mit SIEGESSÄULE, L-MAG und DU&ICH ebenfalls auf der ITB im Pink Pavillon präsent. ts Trinidad und Tobago verweigern so einigen Menschen die Einreise: Prostituierte, Behinderte, Demente und auch Homosexuelle müssen draußen bleiben. Der Jamaikaner Maurice Tomlinson (Foto), als LGBT-Aktivist Homophobie aus seiner Heimat gewohnt, hat nun gegen diese Diskriminierung und eine ähnliche Regelung im mittelamerikanischen Belize Klage eingereicht. Sollte die Klage angenommen werden, wird vor dem Obersten Gerichtshof der Karibischen Gemeinschaft (CCJ) verhandelt. „Ich erwarte, dass der CCJ als internationales Gericht die internationalen Menschenrechte seiner Urteilsfindung zugrunde legt“, sagt Tomlinson gegenüber QUEER TRAVEL. Abenteuerhungrige und politisch Unbedarfte mögen Trinidad und Tobago sowie Belize weiterhin als exotische Traumziele ansteuern – sollten allerdings ab dem Moment der Einreise auf demonstratives Rumgeturtel verzichten. Bis zu 25 Jahre Haft stehen in Trinidad und Tobago auf Analsex, lesbischer und schwuler Sex generell kann darüber hinaus mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. In Belize wird schwuler Sex mit bis zu zehn Jahren Knast bestraft. cb MAGAZIN Koffer-Tratsch Balian Buschbaum hat als Stabhochspringer vor seiner geschlechtsanpassenden OP an den Olympischen Spielen in Sydney sowie mehreren Weltund Europameisterschaften teilgenommen. Heute arbeitet er als Fitness- und Mentalcoach, Buchautor und Organisator von Wüstenreisen. Als Sportler warst du dauernd unterwegs. Macht Reisen da noch Spaß? Es kommt darauf an, wie man das verbindet. Viele Sportler sehen weder nach rechts noch nach links. Das war mir immer ein bisschen zuwider. Ich habe versucht, mich auf den Wettkampf zu konzentrieren und trotzdem das Trainingslager auch mal zu verlassen, um andere Kulturen und Menschen kennenzulernen. Stadien sehen schließlich überall auf der Welt gleich aus! Du hast mal gesagt: „Fliegen ist Freiheit.“ Gilt das nur für den Stabhochsprung? (lacht) Hauptsächlich war das natürlich auf den Stabhochsprung gemünzt. Es ist ein einzigartiges Gefühl, dank der eigenen körperlichen Leistung fliegen zu können, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Wenn ich in den Urlaub fliege, bedeutet das auch Freiheit, aber natürlich eine andere Freiheit. Fotos: privat Diesmal: Balian Buschbaum, Mainz Balian Buschbaums neues Buch „Frauen wollen reden, Männer Sex. Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum?“ erscheint im März. Infos zu den von ihm organisierten Wüstenreisen unter balian-buschbaum.de Hattest du unterwegs Probleme, als Name und Personenstand in deinem Reisepass noch nicht geändert waren? Als ich Testosteron bekommen hatte, aber die Namensänderung zwar beantragt, aber nicht durchgeführt worden war, gab es eine Situation an einer Tankstelle. Ich hatte kein Bargeld dabei und wollte mit tiefer Stimme und Vollbart im Gesicht mit EC-Karte zahlen. Die Dame an der Kasse hat mich dann gebeten, meine Freundin zu holen, damit sie selbst unterschreibt. Ich habe ihr erklärt, dass mein Personalausweis noch nicht soweit ist, wie ich es bin. Sie war verdutzt, hat es aber verstanden. Es ist wichtig, den Menschen die Ängste zu nehmen, indem man über Rand- und Tabuthemen spricht. Aufklärung ist der Joker. Wo hast du nach der Geschlechtsanpassung das erste Mal so richtig entspannen können? Das war am Strand in Italien, wo ich endlich oberkörperfrei so auftreten konnte, wie ich mich immer gefühlt habe. Ich bin ein natürlicher Mensch, mag es gerne, nackt zu sein. Früher wollte ich am Strand immer ein T-Shirt tragen und lange Shorts. Jetzt fühle ich mich angekommen in mir. ts Hinfliegen Euro Pride in Marseille Pride Marseille. Foto: Euro Pride 2013 Endlich möchte auch das raue Marseille beweisen, dass es sich hier wie Gott in Frankreich leben lässt. Und das gilt besonders für Lesben und Schwule. Neben der Kulturhauptstadt Europas ist die Mittelmeermetropole nämlich auch der Austragungsort des 20. Euro Pride. Vom 10. bis 20. Juli wird in Marseille ganz auf südfranzösische Art gefeiert: Über den täglichen Euro Pride Club in den Docks und den nur für die Veranstaltung reservierten Euro Pride Beach strebt der Partyreigen schließlich unweigerlich auf die Parade am 20. Juli zu. Auch im ebenfalls südfranzösischen Montpellier lässt’s sich übrigens leben: Die Leser der Têtu hoben die Stadt auf den Thron der „schwulenfreundlichsten Stadt Frankreichs“. Paris landete nur auf Platz 8. cb Queer TraveL 1 /2013 5 Weiße Strände, tiefe Dschungel, alte Tempel: Indonesien ist berühmt für das Südseeparadies Bali. Doch Exotisches gibt es auch auf anderen Inseln zu entdecken. QUEER TRAVEL segelt mit einem schwulen Kreuzfahrtkapitän zu den Urzeitechsen von Komodo. Aber zuerst tauchen wir ein in die Trans-Kultur der indonesischen Großstädte. Foto: Tempelanlage Borobudur, Ministry of Tourism and Creative Economy, Republic of Indonesia indonesien Warias Ludruk-Theater Kampung Seni THR, Surabaya Transfrauen mit großer Tradition Text und Fotos von TERJE TOOMISTU as queere Herz Indonesiens schlägt auf Java – laut und schnell. Abgefahrene Partys in der Abenddämmerung, Nachtclubs unter freiem Himmel, augenberauschende Weiblichkeit auf der Bühne: kurze Röcke, glitzernde Tanktops, wild kreisende Hüften, dazu der saure Geruch von schwarz gebranntem Schnaps. Hunderte Warias, die Transfrauen Indonesiens, wiegen sich sexy im groovigen Rhythmus der Dangdut-Musik. So klingt der 70erJahre-Sound Indonesiens, ein Remix aus portugiesischer, niederländischer und malaiischer Musik. Die queeren Underground-Partys sind auch in einer Metropole wie Indonesiens Hauptstadt Jakarta nicht leicht zu finden. Aber wer den Nervenkitzel nicht scheut, ein paar Brocken Bahasa Indonesia kann, ein Moped mietet D „ Indonesien, das sind 240 Millionen Menschen, 360 Volksgruppen, rund 300 Sprachen. Zu diesem einmaligen Kultur-Mix gehört die uralte Praxis, Geschlechtergrenzen offenzuhalten “ und sich dann noch traut, Einheimische anzusprechen, kann seinem Urlaubstagebuch spannende Kapitel über das pulsierende Nachtleben Javas hinzufügen. Java ist das politische und kulturelle Zentrum Indonesiens, die bevölkerungsreichste der Hauptinseln. Zur Kultur-Melange des indonesischen Archipels aus über 17.000 Inseln, auf dem 240 Millionen Menschen leben, gehört die uralte Praxis, Geschlechtergrenzen offenzu- halten. Indonesien ist Heimat einer großen Community von Transfrauen, Warias genannt. Ihr Name setzt sich aus den indonesischen Wörtern für Frau (Wanita) und Mann (Pria) zusammen. Fast jede Indonesierin dürfte schon einmal einen Kosmetiksalon besucht haben, den eine Waria betreibt. Und viele Hetero-Paare heiraten mit Unterstützung einer transsexuellen Hochzeitsplanerin. Einige Warias gehören zu den prominentesten Aidsund Menschenrechtsaktivistinnen ihres Landes. Obwohl Warias im Alltag präsent sind, ist Indonesien kein Trans-Paradies. Ihr sozialer Spielraum ist eng begrenzt. Wie die unzähligen Straßenmusikanten leben auch die meisten Warias auf der Straße, gehen von Imbisswagen zu Imbisswagen und bitten um ein Paar Rupiah, als Dank für ein freundliches Lächeln oder ein kurzes Lied. LGBTQ-Initiativen stoßen oft auf Protest bei muslimischen Konservativen. Das trifft HIV-Informationsseminare genauso wie Schönheitswettbewerbe für Warias. Viele Warias führen ein Doppelleben. Sie leben tagsüber als Mann und eilen abends als wunderschöne Dame auf hohen Absätzen und mit perfektem Make-up zum Waria-Hotspot der Stadt. Der liegt dort, wo es am dunkelsten ist, in unbeleuchteten Parks, an einsamen Friedhöfen oder an Bahngleisen. Hier geht es nur am Rande um käuflichen Sex, sondern vor allem darum, die Wahlfamilie zu treffen – und um Freiheit von familiären, religiösen und gesellschaftlichen Zwängen. Eines dieser Biotope ist der Stadtteil Kotagede in Yogyakarta. Die Drei-Millionen-Metropole an der Südküste Javas ist ein beliebtes Tourismusziel, vor allem wegen der beeindruckenden buddhistischen Tempelanlagen von Borobudur. Im Gassengewirr des historischen Viertels führt eine enge Straße zum Haus von Shinta und Sandra. Wie viele Warias haben sich die beiden älteren Damen von Kindheit an als Warias verLUDRUK Das traditionelle Theater standen: Sie spielten mit Ost-Javas ist einer Mädchen und fühlten sich der wenigen Orte, wo von Jungs angezogen. Warias, die Transfrauen Indonesiens, einen „Wenn deine engere Faangestammten Platz milie dich akzeptiert, dann haben. Viele wohnen akzeptieren dich auch die sogar im Theater. Ludruk schildert unterNachbarn und schließlich haltsame Alltagsszenen auch der Rest der Familie in einer Mischung und der Freunde“, sagt aus Erzählung, Comedy, Musik, Gesang und Shinta. „Wenn die Gesellzeitlupenhaftem Tanz. schaft eine Waria anerkennt, dann kann sie positiv denken, eine Ausbildung machen und sich in Frieden weiterentwickeln. Wenn schon die Familie sie nicht akzeptiert, muss sie abhauen und endet auf der Straße, im Nachtleben oder im Sex-Business.“ Bei Weitem nicht alle Warias bieten Sex gegen Geld, betont Sandra. Sie selbst war allerdings seit ihrer Jugend im Sexgeschäft und hat so den ersten ihrer beiden Ehemänner kennengelernt. „Nachdem ich ihn getroffen hatte, musste ich meinen Körper nicht mehr verkaufen, sondern konnte ein geordnetes Leben führen. Ich bin ihm noch immer dankbar für sein Verständnis.“ Sandra hat ihren Frieden in einer Dreierfamilie gefunden: Seit 16 Jahren teilt sie ihr Leben mit zwei Männern. In keinem Reiseführer erwähnt und doch eine besondere Sehenswürdigkeit Yogyakartas ist die weltweit einzige Koranschule für Transmenschen. Seit 2008 residiert Queer TraveL 1 /2013 7 Bild oben: Shinta und Maryani (li.), Gründerin der weltweit ersten Koranschule für Transfrauen. Bild unten: Zwei Warias vor einem typischen Imbisswagen „ Atheismus ist in Indonesien nicht vorgesehen. Auch deshalb gibt es in Yogyakarta die weltweit erste Koranschule für Transmenschen – versteckt in einem Kosmetiksalon “ „Pondok Pesantren Waria“ in den Räumen eines Kosmetiksalons. Hier versammelt sich sonntagabends eine aufgeschlossene Gemeinde muslimischer Warias, um gemeinsam zu beten, den Koran zu studieren und um sich auszutauschen. Da in Moscheen sonst Geschlechtertrennung herrscht, fühlen sich viele Warias dort unwohl und diskriminiert. In Indonesien ist Religion ein sehr wichtiger Teil des Lebens, auch wenn sich die meisten Warias selbstironisch als „ID-Card-Muslimas“ bezeichnen. So heißt das hier, denn im Personalausweis muss eine von sechs offiziell anerkannten Konfessionen vermerkt sein. Atheismus ist in Indonesien nicht vorgesehen. Nicht nur in Yogyakarta gibt es eine quirlige WariaKultur, sondern auch im 300 Kilometer weiter westlich gelegenen Surabaya. Die zweitgrößte Stadt des Landes Anzeige Arosa Gay Skiwoche – Schweiz Willkommen zur 10. Arosa Gay Ski Week – vom 12. bis 19. Januar 2014 erwarten wir wieder Gäste aus der ganzen Welt um eine Woche lang Gay Winter-Fun zu erleben, super Ski zu fahren und tolle Partys feiern. Zu unserem Jubiläum warten wir mit einer tollen und lang ersehnten Überraschung auf: die beiden Skigebiete Arosa und Lenzerheide werden endlich zusammengeschlossen! Entstehen wird eine einmalige Ski Arena mit 225 km Pisten, tollen Hütten und Powdermöglichkeiten. Skivergnügen bei traumhaftem Wetter gibt’s also in ganz vielen Varianten! Danach im Liegestuhl auf der Tschuggenhütte entspannen ist selbstverständlich weiterhin angesagt. Legendär sind auch die Apres-Ski und Party-Abende. Zu den Programmhighlights der Arosa Gay Skiweek 2014 zählen unter anderen das klassische Konzert in der Dorfkirche, die ‚Splash‘ Poolparty, der Fondueabend mit Nachtschlitteln, das Drag-Queen Race und der „Snow White Ball“. Und für Lesben gibt’s einige Specials mit L-Beach und DJ Betty Ford. Insgesamt bieten 10 gay-friendly Partnerhotels und mehrere Ferienwohnungen Unterkunft für jedes Budget und jeden Wunsch. Alle Infos zum Programm und zur Online-Buchung sind jetzt auf unserer Website freigeschaltet: www.gayskiweek.ch Bild oben: Warias auf einer Parade zur Yogyakarta Fashion Week. Bild rechts: Ludruk-Künstlerin Santo (re.) mit junger Kollegin. Bild unten: Schneller mit Roller. Straßenszene aus Yogyakarta INDONESIEN Foto: privat Foto: Children of Srikandi Collective nach Jakarta gilt als Mittelpunkt der südostasiatischen Eine schmale, fast unsichtbare Tür führt in einen der Sexindustrie. Rund fünf Millionen Menschen leben im winzigen Schlafräume. Dort wohnt Santo, eine zierliche Ballungsraum um die Hafenstadt. Abseits der grell aus- Waria von 70 Jahren. Mit 17 begann sie im Ludruk. geleuchteten Pfade für reiche Touristen bietet die Stadt Damals musste sie vor ihrer konservativ-religiösen Familie fliehen, die nicht mit ihrer eine einmalige Erfahrung: Ludruk, queeren Identität zurechtkam. SanCHILDREN das traditionelle Theater Ost-Javas. OF SRIKANDI tos winziges Zimmer bietet Platz für Nur Männer und Warias dürfen diese Spannende Einblicke in das das schmale Bett und für genau eine Kunst ausüben. queere Indonesien liefert der Film weitere Person. Aus den Stapeln Samstags füllen sich die schmuck„Children of Srikandi“. Das gleichnamige Menschenrechtskollektiv akkurat gefalteter Kleidungsstücke losen Hallen: Das Publikum sitzt auf schildert seine Erfahrungen, blitzen einige goldglänzende Kosblauen Kunstledersesseln, die einen auch mithilfe des traditionellen tüme hervor, an den Wänden Dutpaffen genießerisch, die anderen laSchattenspiels. Benannt haben sie sich nach der mythischen zende Fotos. Sie zeigen Santo, mit chen lauthals, andere schlafen eine Kämpferin Srikandi. dickem Make-up und üppiger PerüRunde, den Mund sperrangelweit childrenofsrikandi.com cke. „Ludruk-Make-up, kein Nuttengeöffnet. Auf der Bühne: starke, Make-up“, wie sie betont. Alle zehn stolze Warias in glänzenden KostüMinuten zündet sie sich eine neue, men und aufwendigem Make-up. starke Zigarette an. Sie ist dankbar, Sie singen ihre Lieder mit brüchidenn das Theater hat aus ihrem gen Stimmen, im Hintergrund spielt Leben Kunst gemacht. Was spielt es ein Gamelan-Orchester den tradida für eine Rolle, dass sie bei jedem tionellen, zirpenden Sound IndoneAuftritt nur 10.000 Rupiah verdient, siens: Die Männer trommeln, schlaeinen knappen Euro? Doch Santos gen Gongs, spielen Xylofon und MeOase ist in Gefahr. Die Jugend Indotallofon. Anmutig tanzen die Warias dazu, wie in Zeitlupe. Ab und zu mischt sich ein zierli- nesiens kann dieser traditionellen Kunstform, einem cher Mann unter die Damen: Der Erzähler tanzt und Biotop für Warias, nur wenig abgewinsingt mit den Warias, wirft ab und zu ein Paar Witze in nen. Wenn nicht bald Touristinnen und die Runde. Touristen aus anderen Ländern Ludruk Ludruk hat Charme, etwas Surreales und ist doch für sich entdecken, dürfte es bald auslebendiges Theater der Unterschicht, das die Gemüter sterben. bewegt. Für die Darstellerinnen und Darsteller ist TERJE TOOMISTU aus Estland studierte Ludruk kein Beruf, sondern Lebensmittelpunkt: Ihr Ethnologie – auch auf Java und Papua. Dort Zuhause ist gleich hinter den Kulissen, ihre Duschen lernte sie die Kultur der Warias kennen. Aus und Betten stehen neben den Ständern mit den bunten Hunderten Treffen und Interviews entstand schließlich ihr Dokumentarfilm „Wariazone“. Kostümen. Tee und Fertignudeln essen alle gemeinsam Mehr Reiseeindrücke von Terje gibt es auf im Theatercafé. avantourists.com. Fotos: Markus Kirchgessner INDONESIEN Türkisblaues Meer, weißer Sand – das ist fast schon Standard in Indonesien. Hier der Novotel Beach auf Lombok Wo die wilden Warane wohnen O Text von CARSTEN HEINKE b es an der inneren Uhr oder einfach nur am Rasseln der Ankerkette lag – an diesem Morgen sind Bärbel und Mona schon vor Sonnenaufgang wach. Um die Ankunft der Ombak Putih im „Land der Drachen“ nicht zu verpassen, haben die beiden Touristinnen aus Bonn und Oslo die Nacht unter freiem Himmel auf dem Deck des Segelkreuzfahrtschiffes verbracht. Nach Exkursionen auf den Inseln Lombok, Sumbawa, Moyo und Satonda sowie unzähligen Schwimm- und Schnorchel-Stopps liegt der hübsche Zweimaster mit den tiefblauen Segeln vor der Küste von Komodo – für das Frauenpaar aus Europa neben den Ausflügen in die schillernde Unterwasserwelt ein Höhepunkt dieser zehntägigen Seereise durch Indonesien. Noch etwas schlaftrunken, aber voller Abenteuerlust, hocken Bärbel und Mona an diesem Morgen auf den Liegen. Mitten im europäischen Winter schmeckt das verliebte 10 Queer TraveL 1 /2013 So viele schöne Inseln – aber nur zwei Wochen Indonesien-Urlaub! Wer sich nicht entscheiden mag, segelt auf einem Kreuzfahrtschiff von Traumstrand zu Traumstrand. Paar frische Sommerluft und schaut fasziniert auf die zerklüftete Silhouette von Komodo. Wie Scherenschnitte aus dem Schattentheater bauen sich die schwarzen, zackigen Felsen auf. Gleich einem Höllenschlund scheinen sie aus ihrer Mitte das Sonnenfeuer auszuspeien. Erst färbt sein Licht den Himmel lila und orange, die Berge blau, dann golden ... Im Handumdrehen ist es hell und wenig später auch schon heiß. Dass Indonesiens beliebteste Urlaubsinsel Bali wie auf fast jeder Route der Ombak Putih nur als Start- oder Zielpunkt erscheint, ist Absicht. Schiffseigner Dick Bergsma, der die Fahrt begleitet, liebt die Vielfalt des Inselstaats. Und er zeigt sie gerne seinen Gästen. „Seit ich 1976 zum ersten Mal als Backpacker hierherkam, kann ich nicht verstehen, dass es 17.500 indonesische Inseln gibt, aber fast jeder immer nur von Bali spricht“, erzählt der 67-Jährige. „Bis heute ist es das bekannteste Stück Indonesiens, wohl aber auch das mit den meisten Touristen – ohne Frage wunderschön, doch eben nur einer von den vielen traumhaften Plätzen hier.“ Und da man das INDONESIEN tropische Inselreich zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean am besten auf dem Wasserweg erkundet, tat sich Dick eines Tages mit Freunden zusammen. Sie kauften ihr erstes Schiff und luden Gleichgesinnte zum Insel-Hopping ein. Prima Klima auf der „Weißen Welle“ Fotos: Carsten Heinke (unten), Markus Kirchgessner Bei aller Sorge um Technik, Sicherheit und professionelle Abläufe: Als wichtigste Zutat für sein erfolgreiches Reiserezept sieht Dick „eine gute Atmosphäre“. Die wird sowohl von einer gut funktionierenden, 16-köpfigen Crew als auch von den Mitreisenden bestimmt. Deshalb verzichtet der erfahrene Skipper schon mal auf einen Gast, wenn er merkt, dass jemand eher auf einen Luxusliner gehört als auf ein Segelschiff. „Statt an die Bar geht man auf der Ombak Putih an den Kühlschrank, statt in Designerrobe isst man im Freizeitlook“, erklärt Kreuzfahrtdirektor Frans Huneker, der dafür sorgt, dass trotz des legeren Stils der Komfort auf Viersternelevel bleibt. Als „Mutter des Schiffes“ kümmert sich der ruhige, fröhliche Niederländer nicht nur um das Wohl der Gäste, sondern hat stets auch für seine Matrosen ein offenes Ohr. „Dafür hören die Jungs aber auch auf mich“, sagt der Mittfünfziger. In Holland arbeitet er als Englischlehrer, aber nur die eine Hälfte des Jahres. Die andere verbringt der Weltenpendler in Indonesien, zusammen mit seinem indonesischen Lebenspartner. Mit Bärbel, Mona und den anderen 22 Passagieren ist die „Weißen Welle“ (indonesisch: „Ombak Putih“) komplett belegt. Zwölf bequeme Kabinen mit Bad, WC und Klimaanlage stehen ihnen zur Verfügung. Wie Frans berichtet, wurde der fast komplett aus Holz gefertigte Zweimaster 1996 in Süd-Sulawesi im Stil der traditionellen „Pinisi“ gebaut. Diese Schiffsform wird in Indonesien seit Jahrhunderten für Fischfang und Handelstransporte genutzt. Beim Insel-Hopping mit der Ombak Putih bleibt viel Zeit für Tauchpausen. In den Korallenriffen leben neben 1.000 anderen Arten auch die bekannten Clownfische Für Ihre Wohlfühlauszeit am Meer Erstes & einziges BIO-Designhotel in Binz auf Rügen artepuri® hotel meerSinn artepuri® med meerSalz restaurant meerSinn beauty & spa 4 Sterne superior Designhotel 61 Zimmer und Suiten Erfahrung der Natur – Wissen der Medizin Ganzheitliche Diagnostik & Therapie auf Basis der Modernen F.X. Mayr Medizin Gesunder und heilsamer Gourmetgenuss in 100 % BIO-Qualität Spa mit Pool, Saunen & Whirlpool BeautyTreatments von Pharmos Natur artepuri ® hotel meerSinn | Schillerstraße 8 | 18609 Ostseebad Binz / Rügen | Tel. 038393/663-0 | info@meersinn.de | www.artepuri.de | www.meersinn.de Fotos: Markus Kirchgessner (2 unten), Carsten Heinke TITELTHEMA INDONESIEN Bild rechts: Ausflug im Komodo-Nationalpark. Nur hier leben die urzeitlichen Komodowarane. Bild unten: Abschiedsparty im Fackelschein, mit der Schiffscrew als singendem Orchester Warane fressen keine Menschen. Normalerweise Das Boot legt an. Willkommen in Loh Liang auf Komodo! Die eben in der Dämmerung noch so bedrohlich wirkende Insel, Heimat der nach ihr benannten Warane oder „Drachen“, entpuppt sich bei Tageslicht als recht freundliches und sonniges Plätzchen. Dennoch: Die Gewissheit, dass hier menschenfressende Echsen leben, verleiht der idyllischen Szenerie eine düstere Note. „Normalerweise greifen sie Menschen nicht an, meiden den Kontakt zu ihnen und reißen manchmal sogar aus“, erklärt Arif, der einheimische Führer. Normalerweise. Mit einem Stock bewaffnet, ermahnt er seine Gäste, stets hinter ihm zu bleiben. Und da, wie platt auf den trockenen Boden gedrückt, liegen in einer Lichtung zwei erwachsene, knapp zwei Meter lange Komodowarane – absolut bewegungslos. Doch nein, einer hebt den Kopf, öffnet sein breites Maul und züngelt. Offenbar macht er sich nichts aus Foto: Carsten Heinke Menschenfleisch und legt sich wieder hin. „Der letzte Unfall ist zwei Jahre her. Ein Junge aus dem Dorf wurde gebissen und starb ein paar Wochen später an dem Gift und den Bakterien“, berichtet Arif. Von einem Touristen aus der Schweiz, der vor Jahren bei einer Inseltour verloren ging, seien später nur noch Schuh und Kamera gefunden worden. Menschen stehen aber nur selten auf der Speisekarte der Komodowarane. Bei den großen Exemplaren gibt es meistens Wild wie Büffel, Hirsch und Wildschwein, ebenso Hühnchen, Ziege oder Kalb, gerne auch mal Aas. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass die Warane Menschenleichen ausgegraben und verzehrt haben. Die Jungtiere, die noch in den Bäumen leben, fressen Eidechsen, Vögel und Insekten. Insgesamt begegnen den Wanderern an diesem Tag sechs Komodowarane. Euer Urlaub ist unsere Leidenschaft Wir kennen uns aus! Bei uns erhaltet Ihr attraktive gay-friendly Angebote. Fallende Sterne und fliegende Hunde Gran Canaria mal anders Viverde Hotel Las Tirajanas **** 7 Nächte am 4. oder 11.Mai 2013, Flug ab/bis Tegel, Transfers, im Doppelzimmer/Halbpension Mehr Drachen sowie Affen, Mähnenhirsche und wilde Wasserbüffel sehen die Reisenden bei einer langen Wanderung auf Rinca, der wohl schönsten Insel im Nationalpark von Komodo. Ihre höchste Erhebung, der 667 Meter hohe Berg Doro Ora, bietet eine fantastische Sicht auf die südliche Bucht und auf West-Flores. Dort, im Bergdorf Melo nahe Labuan Bajo, wird die Besatzung der Ombak Putih am nächsten Tag mit einem Ritual empfangen: selbst gebrannter Palmenschnaps, Betelnüsse und „Caci“, ein Kampftanz mit Masken, Schellen, Schild und Peitsche. Zurück an Bord, geht es weiter Richtung Osten. Als die Sonne knapp über dem Horizont steht, ruft Dick: „Kommt schnell an Deck!“ Riesige Scharen von Flughunden ziehen wie Vogelschwärme über das Schiff hinweg auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen. Die Kreuzfahrerinnen sind schon da, wo sie heute wieder übernachten – auf dem Sonnendeck. Trotz Müdigkeit kommen sie lange nicht zur Ruhe. Dafür ist der klare Sternenhimmel viel zu schön. Fünf zu drei steht es beim Sternschnuppenzählen, als sie endlich einschlafen. € 972 Viverde erfüllt das Bedürfnis die Natur aktiv und bewusst zu erleben. Umgeben von Bergen mit Blick auf das Tal bietet das Hotel Las Tirajanas eine außergewöhnliche Kulisse. Abseits vom Trubel könnt Ihr die Ruhe geniessen. Kombination mit einem Strandhotel möglich. Standorthotel der Alpinschule Innsbruck, Wanderprogramm zubuchbar. Wir beraten Euch gerne! Infos, Beratung & Buchung: Michael Bärsch michael.baersch@hapag-lloyd-reisebuero.de 12159 Berlin (Friedenau), Rheinstr. 9 Tel: 030-8500050 / Fax: 030-85000525 www.hapag-lloyd-reisebuero.de/berlin7 Foto: privat CARSTEN HEINKE, Jahrgang 1966, hat sein Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Der freie Autor lebt in Leipzig und einem Dörfchen im lettischen Kurland. Die Indonesien-Kreuzfahrt im vergangenen Oktober war sein persönliches Travel-Highlight 2012. pro Person ab Fotos: Ministry of Tourism and Creative Economy, Republic of Indonesia (links u. unten), Markus Kirchgessner (Mitte), Terje Toomistu INDONESIEN Hochexplosiv: Der Rinjani auf Lombok ist einer der vielen aktiven Vulkane Indonesiens. Sein letzter großer Ausbruch war 2010 Tipps Indonesien WANN? Tropisches Klima. Das ganze Jahr über heiß (25–30 Grad) und feucht (80 Prozent), vormittags Sonne, nachmittags Regengüsse. In der Monsunzeit (November– April) etwas kühler, aber häufig Überschwemmungen. Beste Reisezeit daher Mai bis Oktober. WO? Die zahlreichen Inseln und Kulturen Indonesiens reagieren unterschiedlich auf Homosexualität. In Teilen der Provinz Aceh gilt die Scharia. Sie belegt homosexuelle Handlungen mit Stockschlägen, Geldbußen oder Gefängnis. Vielerorts erleichtert es die Vielfalt der Geschlechterrollen allerdings, schwul oder lesbisch zu leben. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften gelten als exzentrisch, aber akzeptabel. Bali hat eine eigene schwule Tradition, da es Anfang des 20. Jahrhunderts viele schwule Europäer anzog. Lesben sind weit weniger sichtbar. Eine politische Homo-Bewegung gibt es seit den 1980er Jahren. Ihr wichtigstes Medium ist gayanusantara.or.id WIE? Nacktheit ist sehr schambesetzt. Küsse und andere Zärtlichkeiten zwischen Männern und Frauen gelten als ungehörig. Menschen des gleichen Geschlechts können aber durchaus Händchen halten. GESUNDHEIT HIV ist in Indonesien stärker verbreitet als in Mitteleuropa. Einreisebeschränkungen für Menschen mit HIV bestehen nicht. Wie in vielen tropischen Ländern: hohes Malaria- und Dengue-Risiko. SICHERHEIT Terroranschläge auf Touristenziele sind Ausnahmen geblieben. Das Auswärtige Amt rät zu Vorsicht bei Reisen nach Nord-Sumatra (Aceh), Papua und auf die Molukken. Aktuelle Sicherheitshinweise unter auswaertiges-amt.de Konsularische Hilfe gibt es unter konsularinfo.diplo.de REISEANBIETER Homo-freundlicher Spezialist für Ost-Java: riteindonesia.wordpress.com Segel-Kreuzfahrten: mit dem Viersterne-Zweimaster Ombak Putih, seatrekbali.com Chinesisches Meer Archaische Sitten, frühe Hochkulturen: Ein Mann auf Lombok beim Hahnenkampf, einer der ältesten Tempel Javas auf dem Dieng-Plateau JAKARTA Apollo: In-Bar und Club für Schwule und (an manchen Abenden) Lesben und Trans. Queere Mittel- und Oberschicht. Um Mitternacht Drag Shows Bellagio Boutique Mall, UG Level 07 & 09, Jl. Mega Kuningan Barat VII, Jakarta. apolloclub-jakarta.com YOGYAKARTA Pondok Pesantren Waria: Koranschule für Transmenschen. Gäste sind herzlich willkommen, um eine kleine Spende wird gebeten. Sonntags um 17 Uhr im Schönheitssalon von Mariyani, Notoyudan, GT II/1294, RT 85 RW 24, Yogyakarta Dangdut: Die beste queere Dangdut-Party samstagnachts im Gelanggang Senen, einer Art Sport- und Freizeitpark, im gleichnamigen Stadtteil. Keine exakte Adresse, aber in der Nähe von Jl. Pasar Senen, Jakarta. Passanten kennen den Weg. Raminten: Sexy javanesische Atmosphäre und köstliches Essen, serviert von einer sehr prominenten Waria. Jl. FM Noto 7, Kotabaru, Yogyakarta ML (Moonlight): Schwuler Club, wenig touristisch und bei Einheimischen populär. Frauen sind willkommen, aber selten. Versteckter Eingang, aufgeheizte, sehr lebendige Atmosphäre. Gäste tanzen bis zum Umfallen. Getränke sollten in Flaschen gekauft werden. Aufs Geld achten! Jl. Hayam Wuruj 120 (Ecke Jl. Mangga Besar), neben der schweizerischen Bäckerei im 3. Stock, Jakarta. Telefon: +62-21-629 3274 9M Massage and Sauna: Einzige schwule Sauna Jakartas. Mittel- und Oberschicht. Angenehme Atmosphäre, sauber, mit Bar. Jl. Talang Betutu 4, Jakarta. Telefon: +62-21-3192 4467 PHILIPPINEN BRUNEI MALAYSIA Celebessee Medan Pazifik Manado SINGAPUR Ternate Pontianak Kalimantan Sumatra INDONESIEN Sulawesi Jawasee Jakarta Molukken Kendari Neuguinea Bandasee Java Indischer Ozean 14 Queer TraveL Jayapura Surabaya Yogyakarta OSTTIMOR Bali Kupang Lombok Moyo Flores Sumbawa Komodo & Rinca 1 /2013 AUSTRALIEN PAPUA NEUGUINEA Drag Show: Samstags gegen 20 Uhr, über dem Mirota Batikshop, Jl. Jend. A. Yani 9 (Malioboro Street), Yogyakarta. SURABAYA Kampung Seni THR: Ludruk, das traditionelle javanesische Boulevardtheater, Lebensmittelpunkt für viele Warias. Aufführungen zum Beispiel Samstagnacht. Jl. Kusuma Bangsa 116–119 hinter der Hi-Tech Mall, Surabaya Weitere Reportagen aus Asien: queer-travel.net Rendezvous in Berlin Ob Shopping oder Nightlife – im Hotel Palace Berlin kommen Cosmopoliten auf ihre Kosten. Mitten in der City, zwischen Ku’damm, KaDeWe und Savigny-Kiez, direkt an der CSD-Route, finden Sie allen Komfort, den Sie von einem ,Leading Hotel of the World‘ erwarten. Elegantes Design in 278 Zimmern und Suiten, leichte, moderne Sterneküche im Gourmetrestaurant „first floor“ und dem luxuriösen Spa mit vielen Fitness- und Wellnessangeboten. Budapester Str. 45 • 10787 Berlin Tel.: 030 - 2502-0 • hotel@palace.de • www.palace.de INDONESIEN IM DETAIL Vorhang auf: Indonesien im Schattentheater! Illustration von GROBGRAFIK Ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss? Von wegen! Küsse auf den Mund sind in Indonesien eine relativ neue Tradition, die in vielen Regionen unbekannt ist. Als Vorspiel zählt stattdessen das Reiben der Nasen Yogyakarta In der indonesischen Großstadt trafen sich 2007 Aktivistinnen und Aktivisten, um zu bekräftigen: Menschenrechte gelten auch für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle. Ihre zentrale Forderung: Keine Diskriminierungen mehr! Die Praxis sieht leider in vielen Ländern anders aus, auch in Indonesien. Wer ist hier der Boss? Als typisch maskulines Verhalten gelten nicht nur im Schattentheater Kultiviertheit und Stoizismus. Nur Weicheier sind aggressiv oder grob. Land des Feuers: Auf Indonesien gibt es 61 aktive Vulkane Nach dem Ausbruch des Tambora 1815 wurde es weltweit kühler, in Europa sprach man vom „Jahr ohne Sommer“. Im Jahr 1667 tauschten die Holländer ihre Kolonie New Amsterdam gegen die britische Kolonie . Auf der indonesischen Insel wuchsen die extrem wertvollen Muskatnussbäume. Die Briten änderten unterdessen schnell den Namen ihres neuen Besitzes: Aus New Amsterdam wurde New York. Run Seit der Film „Children of Srikandi“ auf der Berlinale lief, kennen auch hierzulande viele die mythologische Figur Srikandi Lesben Lange Zeit kaum sichtbar, sind in letzter Zeit verstärkt in die Öffentlichkeit getreten. Lesbisches Leben gibt es freilich schon viel länger: Aus verschiedenen Landesteilen sind Geschichten von Frauen bekannt, die wie Ehepaare zusammenleben. US-Präsident Barack Obama lebte als Kind von 1967 bis 1971 in Jakarta. Damals war die Transsexuelle Evie seine Nanny. Während der Arbeitszeit versteckte sie allerdings ihre wahre Identität. Heute lebt sie in ärmlichen Verhältnissen. Infos zusammengestellt von Tobias Sauer , die verschiedene Geschlechtsidentitäten übernimmt und für Gleichberechtigung kämpft. So weit die Füße tragen Spätestens seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ liegt Pilgern im Trend. Während die einen die Herausforderung suchen, hoffen die anderen auf Ruhe und Abgeschiedenheit. Eins aber bekommen sie alle: überraschende Einsichten. Foto: Glen Jamieson PILGERN Fotos: Jean Cl. Quinquinet/pixelio.de (li.), Glen Jamieson (re.) PILGERN Von St. Jean Pied de Port (li.) ziehen die Pilgernden über die Pyrenäen. Auf dem Bergzug Alto del Perdón leisten ihnen diese Eisenskulpturen Gesellschaft. Karte unten: Der gesamte Camino Francés mit dem klassischen Einstieg in St. Jean Pied de Port, den auch unsere Autorin gewählt hat Mein Camino Zwei Wochen auf dem Jakobsweg Text von CORNELIA FLECK Ich musste abhauen, mich vorwärts bewegen, weg, raus aus Berlin und vor allem: allein sein. Schritt vor Schritt setzen, von A nach B. Ich hatte einen wichtigen Job verloren und mich frisch von meiner Freundin getrennt, wissend, dass ich ihr damit das Herz gebrochen habe. Gleichzeitig hatte ich mich in eine andere Frau so sehr verliebt, wie ich es eigentlich nicht mehr für möglich gehalten habe. Ich war hin- und hergerissen zwischen schmerzlicher Trauer und sternenklarem Glück. Ich konnte einfach nicht von einer Beziehung in die nächste springen. Meine Idee: der Jakobsweg. Zwei Wochen lang in Ruhe über alles nachdenken, einfach gehen, durch meine Krise hindurch. Nicht nach Santiago, sondern einfach so weit ich eben komme. NIEMAND WEISS, WAS DER WEG BRINGT gerinnen. „This is my Camino“ hatte sie daran erinnert, worum es ihr eigentlich ging: um Entschleunigung. Dieses Geschenk hatte ihr der Weg nun zur Genüge gemacht. Allerdings scheint es, als schenke er jeder und jedem etwas anderes. Was wohl mein Geschenk, mein Camino, werden würde? DER JAKOBSWEG – EIN LEBENSTRAUM Im Bummelzug zum Startpunkt St. Jean Pied de Port sehe ich sportliche Renterinnen und Rentner mit gegerbten Gesichtern, Mädels mit strohigen Zöpfen, vollbärtige Jungs mit peinlichen Sonnenhüten, vereinzelte Män- Golf von Biskaya La Coruña Gijón FRANKREICH Santander M o nt rc Sa rt o P e d d ie s P lle n va ea a es .J añ or nc na St o o ei en R as R M rr la La ur e iz a nt Z d ue s za P ella o al rc C st A E la s ño e Lo d ro o g g Lo in a a er m o áj eg N oD rt nt do e O d S a ra o n el ua B J n Sa s o g ur es as B an nd o nt C o ta s H is lo m ó de Fr ón ri as ar ul C M ún g las ha e Sa d o ig lla si rb Ó an o e M in ld n ó am ta C Le spi el o o d H rz al ie an da B ab a el R err d a nf c o n P f ra a ro ill i V b re e lC E r o b ń n al a C om a el rt o st P o p o e id in om el e P C d de o g Bilbao A ia Nun sitze ich, in die Abendsonne blinzelnd, auf den Treppenstufen einer einfachen Herberge in Nordspanien. „This is my Camino“, sagt Kathy neben mir. Diese vier Wörter hatten sie über den Tag gerettet. Vor uns erstreckt sich ein kiesiger Hof, daneben eine Waschbaracke und eine Wasserpumpe. Sonst nichts. Die schäbige Variante eines Zen-Gartens. Ein guter Ort für ein nicht allzu orthodoxes Mantra. Seit der ersten Etappe durch die Pyrenäen quälen Kathy Knieschmerzen. Ich habe die Kanadierin kennengelernt, als sie hinter Roncesvalles an mir vorbeihumpelte und ich ihr meine Bandage schenkte. Viel ärger als ihre Knie waren ihr die Blicke der überholenden Pilger und Pil- Job weg, Beziehung aus und neu verliebt. Cornelia Fleck braucht eine Auszeit, allein auf dem Jakobsweg. Doch der Weg hat seinen eigenen Willen. ner in karierten Wanderhemden und mit scheuem Blick und einem Catweasel-Typ, allesamt mit beängstigender Kontaktbereitschaft ob des offensichtlich gemeinsamen Weges. Ich habe meine eigenen Sorgen, meine eigenen Ziele. Auf Kirchentagseuphorie habe ich keine Lust. So lasse ich am nächsten Morgen die Pilgernden vor mir in der Dämmerung verschwinden und marschiere alleine los. Doch niemand ist allein auf dem Jakobsweg. Vor mir sehe ich in der Ferne ein gelbes Fähnchen in der Vormittagssonne schaukeln. Beim Näherkommen erkenne ich eine Frau, die einen an ihren Hüften befestigten Gepäckwagen zieht. Am Wagen das gelbe Fähnchen. Reichlich albern. Als ich sie einhole, zettelt sie auf meinen kurzen Gruß hin ein Gespräch an. Der Jakobsweg, erfahre ich, ist ihr großer Lebenstraum. Doch nie konnte sie ihn gehen, keine Zeit, zu viel Arbeit. Ja, jetzt habe sie Zeit, aber „mal au dos“, einen kaputten Rücken. Ihre Kinder Kap Finisterre Eb PORTUGAL Porto ro Zaragoza Due ro SPANIEN Douro Queer TraveL 1 /2013 19 Fotos: Glen Jamieson (links), Manfred Boelke/pixelio.de PILGERN Durch die nordspanische Landschaft führt der Jakobsweg nach Santiago de Compostela, einem der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte DIE ERSTE ETAPPE: EIN HORRORTRIP Es ist noch Vormittag, als ich die Herberge erreiche. Ich trödele gelangweilt herum, beobachte die Vorbeiziehenden. Auf einmal entdecke ich die Frau mit dem Wagen wieder, jetzt völlig verzweifelt: Alle Betten sind belegt. Sie ist den Tränen nahe, hat nur die Wahl zwischen Gewaltmarsch zur nächsten Herberge oder einer Nacht im Freien auf dem nackten Boden. Ich überlege nicht lange, überlasse ihr mein Bett, schultere den Rucksack und schreite beflügelt wieder los. Diese erste Etappe entwickelt sich zu einem Horrortrip. Die letzten drei Stunden stolpere ich steil bergab auf wurzeligen Wegen. Als die Dämmerung einsetzt, mitten im Wald, werde ich panisch. Die meisten anderen sind längst an mir vorbeigezogen, der nächste Ort ist nicht in Sicht. Ich friere GELD Herbergen kosten höchstens 6 Euro pro Nacht. Am günstigsten ist immer die städtische Unterkunft („municipal“). Manchmal bieten Kirchen sogar kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten. Zum Essen habe ich mir morgens einen Kaffee geleistet und abends eine der unzähligen, billigen Tapasbars besucht. Proviant gab’s aus dem Supermarkt. Mit Medizin nachkaufen, Postkarten etc. kam ich auf ein Tagesbudget von rund 30 Euro. Ein Mädel, mit dem ich ein paar Tage gelaufen bin, hat pro Tag nur 10 Euro ausgegeben. REISE Wer nicht bis Santiago de Compostela laufen will, sollte für die Rückreise viel Zeit einplanen. Busse verkehren zuverlässiger und häufiger als Züge, dennoch kann es umständlich werden, den nächsten Flughafen zu erreichen. Mehr Jakobsweg: queer-travel.net 20 Queer TraveL 1 /2013 in meinem nass geschwitzten Baumwoll-TShirt, meine Knie schmerzen. So lieblich die Pyrenäen noch am Nachmittag wirkten – ich war sogar einige Kilometer barfuß gelaufen auf dem flauschigen Moosteppich –, so beängstigend erscheinen sie mir jetzt. Ich bin froh, dass John da ist, ein sympathischer, queer denkender Kanadier, der als Veganer Unmengen von trockenen Bohnen mitschleppt. Wir machen uns Mut, ermahnen uns zu trinken und ertragen loyal unsere Langsamkeit. Nach elf Stunden erreichen wir endlich das Ziel, ein düsteres Kloster. Oft denke ich bei dem beschwerlichen Abstieg an die Frau mit dem Wagen. Morgen wird sie dieselbe Strecke laufen und vielleicht schon am zweiten Wandertag ihren großen Traum wieder aufgeben müssen. WENIGER IST MEHR John bleibt erschöpft einen Tag länger in der Herberge, wir verlieren uns leider aus den Augen. Einige Tage später laufe ich eine staubige Straße von Nájera nach Santo Domingo de la Calzada. Mein Magen beginnt zu knurren. Ich habe mir angewöhnt, meinen Proviant immer erst auf dem Weg in einem Supermarkt zu besorgen, doch auf dieser Strecke will und will kein Dorf kommen. Ein hungriger Tag am Schreibtisch ist kein Vergleich zu einer Tageswanderung mit schwerem Rucksack und leerem Magen. Eine entzückende pensionierte Grundschullehrerin – Geneviève – füttert mich mit ihrem Proviant, jede Gegenleistung ablehnend. Nach Tagen treffe ich sie wieder und darf sie dann immerhin auf einen Cafe con Leche einladen. Geneviève reißt ihrem Reiseführer „Miam miam dodo“ an jeder Etappe die Seiten aus, die sie nicht mehr braucht, und wirft sie weg. Am Straßenrand sehe ich ein paar Mal Schuhe und auch ausgemusterte Klamotten in Bäumen. Ich habe von John ein Funktions-T-Shirt geschenkt bekommen; er wollte leichter tragen. Dafür habe ich mein Baumwoll-Shirt zurückgelassen. Es ist die Jakobsweg-typische Umkehrung des Sozialneids, die Bewunderung für die, die weniger haben, denn jedes Gramm Besitz ist auch ein Gramm Belastung. DAS CAMINO-WUNDER Meine zwei Wochen auf dem Camino sind so gut wie vorüber, mein letztes Etappenziel Belorado ist nur noch wenige Kilometer entfernt, es ist früher Nachmittag. Wozu also der Stress? Ich steige in ein lichtes Wäldchen über dem Weg, beobachte die Kolonnen der Pilgernden. Gibt es überhaupt eine Letzte, einen Letzten? Ich warte, lehne mich unter den duftenden Kiefern zurück und liege einfach nur da. Da passiert das, was ich mir anfangs so gewünscht habe: Der Weg unter mir liegt völlig leer in der gleißenden Sonne. Kein Pilger weit und breit, endlich allein. Behäbig will ich in meine schweren Stiefel schlüpfen, da erblicke ich plötzlich in der Ferne etwas, das mich aus meiner Gemütlichkeit aufscheucht: einen leuchtend gelben Wimpel. Die Französin vom ersten Tag hat nicht nur die Pyrenäen bezwungen, sondern mich eingeholt! Ich bin begeistert und gerührt. Sie ist hochrot, einem Hitzschlag nahe und lässt sich nur mit Mühe Wasser aufdrängen. Diese Frau ist mein Camino-Wunder. Und dieses Wunder zieht nun ehrgeizig und mit rotem Kopf davon, lässt mich sprachlos staunend auf dem warmen, staubigen letzten Stückchen meines Weges zurück. Nicht das Alleinsein, sondern die Menschen haben diesen Weg für mich reicher gemacht. Liebe Kathy, denke ich: „This is my Camino.“ CORNELIA FLECK hat sich unterwegs an einiges gewöhnt, nur nicht an schnarchende Männer in den Gruppenschlafsälen der Herbergen. Eine Idee: aus dem Schnarchorchester eine Einschlafmelodie basteln. Foto: Yessica Regler rieten von der Tortur Jakobsweg ab, den Weg schaffe sie ohnehin nicht. Doch nun habe ein Freund ihr den Wagen konstruiert und sie sei endlich hier. Beschämt ob meiner vorschnellen Urteile und beeindruckt überhole ich und laufe weiter. Moos 38, 82401 Rottenbuch Tel. 08 867 - 91 200, Fax - 91 20 20 www.moosbeck-alm.de Hotel.Moosbeck-Alm@t-online.de 70 km südlich von München, Nähe König-Ludwig-Schlösser/Oberammergau Toskanischer Wintergarten, König-Ludwig-Suite mit Whirlpool, FKK-Liegewiese, Massagen, Blockhaus, hoteleigener Tennisplatz, Bergkristall- und Dampfsauna, Fahrradverleih, Wandern (geführte Laternenwanderung) und Bergsteigen, Kunst und Kultur im Pfaffenwinkel. Gay owned and operated! Auf Ihren Besuch freut sich Hans Gruber und sein Team GAY-only GA AY-only y Ski Hotel Hotel photo: © Rick Day (RickDayNYC.vom) / istockphoto.com; Model: Davey Wavey (daveywavey.tv) Wellness-Hotel Join the experience 24.000 Einträge in 143 Ländern weltweit machen ihn zum berühmtesten Reiseführer für schwule Männer. www.spartacusworld.com 15 moderne Zimmer, direkt gegenüber der Gondelbahn zur , Österreichs größtem Skigebiet. 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Über 192 Kilometer führt er von Winchester nach Canterbury, zum Grab des heiligen Thomas Becket. nationaltrail.co.uk Hamburg Manchester Liverpool Dublin Elbe NIEDERLANDE Birmingham PO Berlin Amsterdam Leiden London Canterbury in BELGIEN Ärmelkanal Sei VIA FRANCIGENA Wer über mehr Kondition verfügt, kann von Canterbury aus gleich die Via Francigena, den Frankenweg, anschließen. In 80 Etappen führt sie durch Frankreich und über die Alpen bis Rom. Nach 1.600 Kilometern haben die Füße hier endlich einen längeren Erholungsurlaub verdient! via-francigena.com er he Brüssel Winchester Od Leipzig DEUTSCHLAND R Pilgrim’s Way ne Prag ir TSCHECHIEN Paris Brn D on au Tro-Breiz Lo Frankfurt LUXEMBURG Via Francigena München e ÖSTERREICH Bern Zürich SCHWEIZ Nantes FRANKREICH Genf Golf von Biskaya Lyon Turin Venedig Mailand Po KRO Bordeaux JAKOBSWEG Neben Rom und Jerusalem ist Santiago de Compostela in Spanien ein klassisches (christliches) Pilgerziel. Die meisten Pilgernden starten in St. Jean Pied de Port. Zubringerstrecken beginnen allerdings überall in Europa, auch in Deutschland und sogar auf Gran Canaria! Social-Media-Pilger Bilbao Santiago de Compostela Porto SPANIEN Balearen Cagliari Tyrrhenisches Meer Palermo Sevilla Málaga Tunis Algier Gibraltar Ceuta Straße von Gibraltar Melilla MALTA ALGERIEN MAROKKO Kiel Rabat Rostock Fez Casablanca Hamburg Ökumenischer Pilgerweg Düsseldorf Vacha Dresden Wetzlar Fulda Bonifatius-Route Frankfurt Mainz Nürnberg Saarbrücken Stuttgart Kinzigtäler Jakobusweg Loßburg München Queer TraveL 1 /2013 Neapel Mittelmeer Magdeburg 22 Valencia Lissabon Berlin Freiburg Rom Barcelona Sardinien Hannover Straßburg Korsika Madrid Ta j o Bremen Trier Marseille Zaragoza SOCIAL-MEDIA-PILGER Ausgetretene Wege sind langweilig? Dann nichts wie los auf eigene Faust! So wie Wijnand Boon, der vor zwei Jahren von seiner Heimatstadt Leiden aufbrach und durch Frankreich, Portugal und Spanien bis Italien wanderte. Sein Ziel: 2014 möchte er Kairo erreichen. Unterkünfte organisiert er sich mit Facebook und Couchsurfing. twalkwithme.eu Koblenz/ Lahnstein St. Jean Pied de Port Jakobsweg PORTUGAL Lahn-Mosel-Camino ITALIEN Florenz TRO-BREIZ Wer pilgernd einen Landstrich intensiv kennenlernen möchte, sollte über den Klassiker Tro-Breiz nachdenken. Der Rundweg führt 600 Kilometer durch die Bretagne. www.trobreiz.com Köln Genua Deutschland Tripoli LAHN-MOSEL-CAMINO Viele Wege führen nach Santiago – einer folgt zwischen Wetzlar und Trier Lahn und Mosel. Wer den El Golea beiden malerischen Flussläufen mit ihren tiefen Tälern und verschlungenen Mäandern folgt, läuft in 14 Etappen mehr als 320 Kilometer. mosel-camino.de ÖKUMENISCHER PILGERWEG Durch die schönen und kulturhistorisch interessanten Landschaften Sachsens, Anhalts und Thüringens führt der Görlitz 466 Kilometer lange Ökumenische Pilgerweg von Görlitz via Bautzen, Leipzig, Erfurt, Eisenach bis nach Vacha. oekumenischer-pilgerweg.de KINZIGTÄLER JAKOBUSWEG Quer durch den Schwarzwald führt der Kinzigtäler Jakobusweg, von Loßburg bis Straßburg. Die nur 130 Kilometer werden in sieben Etappen bewältigt – kein Wunder, geht es doch ziemlich auf und ab. Wer mag, bleibt in Straßburg nicht stehen und läuft weiter Richtung Santiago de Compostela. jakobusfreunde.de BONIFATIUS-ROUTE Pilgern bedeutet auch: Zeit zum Nachdenken. Wie ein guter Lebensentwurf nicht aussehen sollte, lässt sich vielleicht in Fulda beobachten, einer der konservativsten Gegenden Deutschlands. Berühmt-berüchtigt sind immer noch die Hasstiraden des Bischofs Dyba. Wagemutige pilgern von Mainz aus die 172 Kilometer in sechs Etappen. bonifatius-route.de Anzeige Dänemark – Ein echtes Juwel in der Krone Skandinaviens. Entdecken Sie ein vielfältiges Kulturleben und eine kosmopolitische Atmosphäre in Dänemark. Erleben Sie Trendsetter in Sachen Mode und Design. Genießen Sie die einfache und die Gourmetküche, u.a. in den Michelin-Sterne-Restaurants. Doch vor allem gilt: Lassen Sie sich von der offenen, ganz entspannten Mentalität der Skandinavier verführen, die Kopenhagen seit Jahrzehnten zu einer toleranten und vorurteilsfreien Hauptstadt der Schwulen und Lesben machen. Die erste Kopenhagener Schwulenbar, CentralHjørnet, eröffnete schon vor über 80 Jahren – und ist heute noch ein Treffpunkt. Der nationale Verband der Schwulen & Lesben in Dänemark (Landsforeningen for Bøsser og Lesbiske) wurde 1948 als erster seiner Art gegründet. Im Jahr 1989 erkannte Dänemark als erstes Land der Welt „Registrierte Partnerschaften“ an, seit 2012 sind auch kirchliche Hochzeiten möglich. Seit 2009 können homosexuelle Paare Kinder adoptieren. Kopenhagen – Die inoffizielle WeltHauptstadt für Schwule und Lesben Die dänische Hauptstadt zählt ohne Frage zu den schönsten Metropolen Europas und ist bekannt für ihre Coolness, ihren kosmopolitischen Puls und tolerante Lebensart. Kopenhagen ist keine große Stadt (klein, aber fein), so dass alle Ziele oder Locations schnell und bequem zu erreichen sind. Das schwule und lesbische Leben ist völlig ins Kopenhagener Alltagsleben integriert – was aber nicht heißt, dass es keine speziellen Gay-Bars und -Clubs gäbe. Im Gegenteil, auf wenigen Quadratmetern findet man im alten Quartier Latin im Stadtzentrum die verschiedensten Vergnügungsmöglichkeiten. Auch wenn die meisten Lokale und Veranstaltungen sich an Schwule wenden, ist die Atmosphäre in Kopenhagen normalerweise offen für alle und zieht oft ein gemischtes Publikum. Die einmalige Kombination aus dem Charme einer historischen Stadt, bahnbrechender Architektur und einem entspannten Lebensgefühl macht Kopenhagen zur perfekten Destination für Trendsetter mit Sinn für Qualität. Tipps In Kopenhagen finden Sie sich einfach und bequem zurecht. Alles ist gut zu Fuß zu erreichen. Das gilt besonders für das schwule Leben der Stadt. Zu Hause im „Soho“-ähnlichen Teil der Altstadt liegt die schwule Szene schon geographisch perfekt um das ganze Spektrum der Abendunterhaltung zu genießen – alles innerhalb eines Quadratkilometers. Ausgehen „Heaven Café, Bar & Restaurant“ ist der richtige Ort, um Ihren Abend zu planen. Dort werden Gerichte auf zwei Etagen angeboten, die „Happy Hour“ ist auch als „Heavenly Hour“ bekannt. Das neu eröffnete „Jailhouse CPH“ ist eine Konzeptbar und ein Restaurant mit gemütlicher Atmosphäre. „Oscar Bar & Café“ in der Nähe des Rathauses ist eine gelungene Mischung aus Café, Bar und Lounge. Kopenhagen war schon immer ein Spätstarter bezüglich Clubbing und Bars und es lohnt sich erst so richtig, nach 23 Uhr abends seine Tour zu starten. In der Stadt lassen die Jukeboxes von „Central Hjørnet“ und „Can Can“ den Grand Prix und Kylie aufleben, während „Masken“ und „Amigo“ erst nach Mitternacht so richtig in Schwung kommen. „Amigo“ ist ein extrem lebendige und populär gemischte Bar, mit der schrägsten Auswahl an Karaoke-Favoriten der Stadt. Anreise Kopenhagen ist international gut angebunden. Von Deutschland gibt es täglich viele Flugverbindungen von allen großen Städten. Von Berlin und Hamburg geht die Anreise besonders bequem und einfach mit der Bahn nach Kopenhagen. Der ICE braucht von Hamburg ca. 4,5 Stunden und fährt zwischendurch auf die Fähre, wo man sich den Wind um die Nase wehen lassen kann. Das Europa-Spezial Dänemark ist ab 39 € zu haben, ab Hamburg sogar schon ab 29 €. www.bahn.de Mit dem Zug fährt man übrigens nur 20 Minuten bis Malmö über die imposante Öresundbrücke. In Malmö findet in diesem Jahr der Eurovision Song Contest statt und Übernachtungen in Kopenhagen sind aufgrund der kurzen Distanz kein Problem. Infos Allgemeine Infos, Tipps und Newsletter über Dänemark auf www.visitdenmark.de sowie auf www.facebook.com/daenemark www.visitcopenhagen.com/gay Die Seiten von Wonderful Copenhagen bieten jede Menge Infos, Tipps und Links für die ganze Stadt. Seit letztem Jahr gibt es auch eine App zum Download (http://www.gogaycph.dk/) Veranstaltungen in Kopenhagen 2013 • 14.–18. Mai 2013 Eurovision Song Contest • 22.–23. Juni 2013 Nordic Open Same Sex Dance Tournament • 23. Juni 2013 Sankt Hans Abend (Amager Strandpark) • 20.–25. August 2013 Copenhagen Pride • 28.–31. August 2013 PanGames 2014 (Sportevent) • 18.–27. Oktober 2013 MIX Copenhagen (früher Copenhagen Gay & Lesbian Film Festival) PILGERN „Einfach den Kopf leerlaufen lassen!“ Interview mit Rudolf Hermesdorff, Eigentümer des Reiseveranstalters „Männer natürlich“ Trendurlaub Pilgern: Machten sich früher vor allem religiös Bewegte auf den Weg, ziehen die berühmten Pilgerstrecken mittlerweile Massen an. Über 190.000 Pilgerinnen und Pilger bewältigten im vergangenen Jahr allein den Jakobsweg – noch vor 30 Jahren lagen die Zahlen nahe der Nachweisgrenze. Was Großstadtmenschen dazu treibt, die Strapazen langer Wanderungen auf sich zu nehmen, und ob sie dort die Liebe des Lebens treffen können, erklärt Rudolf Hermesdorff, Eigentümer des schwulen Aktiv-Reiseveranstalters „Männer natürlich“. Wenn man Erholung sucht und frische Luft tanken will, denkt man an Traumstrände mit Palmen. Warum machen sich die Leute die Mühe und pilgern auf dem Jakobsweg oder wandern in den Alpen? Klar, das ist ein bisschen verrückt, man könnte in den Bergen auch einfach die Seilbahn nehmen. Aber zu Fuß ist es ein anderes Gefühl. Wir sitzen normalerweise den ganzen Tag am Schreibtisch, da ist es was anderes, einfach mal rauszugehen, die Kraft zu spüren, sich richtig auszupowern, bis man schwitzt. Es ist ein tolles Gefühl zu merken: Man kann so einen Berg hochsteigen, es geht! Abgesehen davon: In den Alpen ist die Luft sehr sauber, man riecht den Duft der Alpenblumen. Auch die Farben wirken sehr viel intensiver. Was ist der Unterschied zwischen Wandern und Pilgern? Beim Pilgern kommt für einen Teil der Leute ein Glaubenshintergrund dazu, mit dem ich nicht so viel am Hut habe. Aber diese Ruhe im Einklang mit der Natur, dieses Aufsich-selbst-zurückgeworfen-sein, die Möglichkeit, einfach mal den Kopf leerlaufen zu lassen, ohne ihn abends wieder mit Fernsehen aufzufüllen, all das ermöglicht das Nachdenken über Sachen, die sonst verschüttet sind oder zu kurz kommen. So etwas 24 Queer TraveL 1 /2013 wie den Sinn des Lebens zum Beispiel. (lacht) Welche Pilgerwege kannst du empfehlen, wenn man den Jakobsweg außen vor lässt? Ich bin einmal von Dover aus den Pilgrim’s Way gelaufen (Karte auf S. 22), ein traumhaft schöner Weg. Bei irgendwelchen englischen Familien habe ich dann Bedand-Breakfast gemacht, mit Sausages und landestypisch komischem Frühstück. Es „ Wer unterwegs zu verbissen Sex oder die Liebe des Lebens sucht, wird keinen Erfolg haben “ war schon ein schönes, sehr eigenes Erlebnis, diese uralten Wege zu benutzen, quer durch Wiesen und Weiden zu laufen und dabei die südenglische Kulturlandschaft zu erleben. Bei der Gelegenheit war ich auch tatsächlich alleine unterwegs. Wie kann ich rausfinden, ob lange Strecken zu Fuß wirklich was für mich sind? Ich würde vorschlagen, an den langen Wochenenden Ostern oder Pfingsten in der Eifel oder im Thüringer Wald ein Wanderwochenende mitzumachen und zu schauen, wie dir das gefällt. Bei unseren „Männer natürlich“-Wandergruppen kommt dann noch der Aspekt der schwulen Familie dazu. Wenn ich diesen Familienanschluss suche, ist Pilgern dann überhaupt das Richtige? Beim Pilgern trifft man natürlich auch Menschen, kann Gespräche führen und sich mit jemandem zusammentun, aber im Prinzip geht es mehr um das Einsamsein und das Nachdenken. Das ist natürlich bei uns ein kleines bisschen anders. Wie groß sind eure Wandergruppen? Wir laufen in der Regel in Gruppen von 10 bis 15 Leuten. In den Bergen sind meist zwei oder drei Gruppen unterwegs, sodass jeder so viel Bewegung bekommt, dass er sich ausreichend spürt und hinterher müde genug ist. Das andere Element solcher Wanderungen ist das Zusammensein. Einfach mit Schwulen unterwegs sein, stressfrei, auch konkurrenzfrei, nicht diese Zickerei, die oft bei den Schwulen stattfindet, sondern einfach quatschen. Da ergeben sich wirklich schöne Gespräche, auch schon während der Wanderung. Geht es auch ein bisschen darum, jemand Hübsches zu treffen? Wenn ich merke, dass jemand zu sehr darauf aus ist, auf geilen Sex oder den Mann fürs Leben, dann sage ich ihm, dass das bei uns durchaus passieren kann und dass sich auch bei jeder dritten Reise ein Paar fürs Leben findet. Aber wenn man zu verbissen ist, dann klappt das nicht so gut. Natürlich gibt es auch den Kitzel, wenn in der Gruppe ein wenig geflirtet wird, aber das ist nicht das Ziel, sondern ein Nebeneffekt. Und neben den Beziehungen entstehen viele Freundschaften, quer durch die Republik. ts Einfach mit Schwulen unterwegs sein – ohne Zickerei: eine Wandergruppe von „Männer natürlich“ Foto: privat Designverliebt und Charmant Ab € 75,- pro Person HOTEL AM MEER & SPA Nach einem Umbau im Jahr 2012 ist das inhabergeführte Boutiquehotel zum Kleinod an der deutschen Ostseeküste herangewachsen. Hier erwarten Sie eine exzellente Küche, besonders viel Entspannung im mehrfach ausgezeichneten VITALITY SPA und der ewige Blick auf die Wellen der Ostsee. Betreten Sie dieses einzigartige Hotel und werden Sie Teil eines unverwechselbaren Lebensgefühls. s | Strandpromenade 34 | 18609 Ostseebad Binz | 038393-440 | www.hotel-am-meer.de PILGERN Ich packe meinen Pilger-Rucksack … Mitnehmen REGENSCHUTZ Nichts ist schrecklicher als nasse Kleidung am Körper ohne trockenen Ersatz! Regenschutz braucht deshalb auch der Rucksack. 2 PAAR SOCKEN, 2 UNTERHOSEN Zwei Paar Socken und zwei Unterhosen reichen vollkommen aus! Eine Garnitur wird getragen, die andere gewaschen und getrocknet. Das geht unterwegs wunderbar am Rucksack. FLIP-FLOPS Während die verdreckten Wanderstiefel im Vorraum ausstinken, dienen Flip-Flops als bequeme Abendschuhe: Sie sind leicht und die geschwollenen Füße dankbar für die Freiheit. MEDIZIN Hirschtalg oder Vaseline sind superwichtig – zum Füßeeinreiben! Wer sich oft genug einschmiert, kann Blasen vermeiden. Pflaster sollte man trotzdem mitnehmen. Wichtig auch: ein Stützverband für überlastete Gelenke. Hier helfen auch eine Tube Traumeel oder Arnika. SONNENSCHUTZ Nach einem anstrengenden Tag in der Sonne drohen Kopfweh und Kreislaufzusammenbruch. Ein Tuch auf dem Kopf schützt. Wer sparsam packt, ist glücklicher. Doch bei aller Sparsamkeit: Folgendes sollte in keinem Pilgerrucksack fehlen! STIRNLAMPE Jeden Tag dasselbe Spiel: Entweder man steht früh auf und muss sich im Dunkeln zurechtfinden oder man steht spät auf und läuft deshalb bei Dunkelheit noch verloren im Wald herum. Dank der Stirnlampe bleiben die Hände frei und man weckt nicht den ganzen Schlafsaal, wenn man das Licht einschaltet. WASSER Motivationsverlust und Antriebsschwäche sind die ersten Anzeichen von Dehydration: Unterwegs ist Trinken extrem wichtig. Plastiktrinkflaschen aus dem Supermarkt sind am leichtesten zu tragen. MEHRZWECKKLAMOTTEN Die Yogahose dient als abendliche Ausgehhose und zum Schlafen. Zum Wandern lohnt sich eine Hose, deren Beine man per Reißverschluss abnehmen kann. An eisigen Tag werden Yoga- und Wanderhose kombiniert. OUTDOOR-HANDTUCH Handtücher sind der Horror! Sie werden nie trocken, nehmen viel Platz weg und stinken schnell. Outdoor-Handtücher dagegen können sehr klein zusammengefaltet werden und funktionieren sogar feucht noch recht gut. WARMER PULLOVER Auch im Sommer sollte ein warmer Pulli immer dabei sein! FUNKTIONS-T-SHIRT Im Gegensatz zu Baumwolle trocknen synthetische Stoffe schneller und wärmen auch dann, wenn man sie nach der Wäsche noch feucht anziehen muss. FRUCHTSCHNITTEN UND RIEGEL Ein beruhigendes Gefühl, wenn das nächste Dorf fern ist und der Proviant zur Neige geht. Bananenriegel wirken wegen des Magnesiums auch gegen Krämpfe nach langen Wandertagen. TASCHENMESSER Als Küchengerät ist ein Taschenmesser völlig ausreichend. Außerdem kann man sich damit auch mal einen griffigen Wanderstock zurechtschnitzen. KLOPAPIER Nicht immer findet man unterwegs Toiletten. Wenn man der Klorolle das Pappherz herauszieht, lässt sie sich noch besser transportieren. Ohne Kamera geht es nicht? Oh doch! Das hier sollte unbedingt zu Hause bleiben! Foto: Hans-Jakob Weinz/pixelio.de Zu Hause lassen GERÄTSCHAFTEN, LADEGERÄTE Die Ladestationen der Herbergen sind ohnehin alle besetzt, außerdem sorgen Wertgegenstände für Stress, weil sie vor Diebstahl beschützt werden wollen. Für wichtige Kontaktaufnahmen gibt es fast überall Computer. KOSMETIKA Ein kleines Plastikfläschchen Duschgel und Shampoo reichen für Körperpflege und Wäsche vollkommen aus. Sonnenmilch ersetzt alle Körperlotionen. Dazu ein leichter Deoroller aus Plaste sowie Zahnbürste und -pasta. Mehr braucht man nicht. ISOMATTE Isomatten helfen bei Pausen und ermöglichen es, draußen zu übernachten – eine gute Option in Herbergen mit vielen Schnarchenden. Wem das egal ist, kann auf Isomatten verzichten. Alle anderen sollten dünne und leichte Matten bevorzugen. BÜCHER, HÜBSCHE KLEIDUNG, MEHR SCHUHE Bücher, schöne Kleidung und Schuhe nehmen viel Platz weg, sind schwer und zerknittern im Rucksack. Einfach zu Hause lassen! JEDES GRAMM ZU VIEL Verzichten kann richtig Spaß machen! Ledergürtel werden durch Stoffgürtel ersetzt, Medizin wird in kleine Tütchen umgefüllt und Geld in einem Stofftäschchen am Körper getragen. Der Rucksack wurde gepackt von CORNELIA FLECK Try e.g. QRReader Welserstraße 10 – 12 T: +49 (0)30 210 14 514 10777 Berlin E: info@stars-guesthouse.com (U-Bhf: Viktoria-Luise-Platz) W: stars-guesthouse.com Fotos: Paul Hermans (unten), Maros, beide Wikicommons unter Creative Commons 3.0 3 TAGE IN … Antwerpen Mode, Outgames, Mr. Gay Die Hauptstadt Flanderns im holländischen Belgien leuchtet hell auf dem globalen Gaydar. Spätestens seit 2007 ist das allen klar: Damals war Antwerpen Gastgeberin der erfolgreichen Euro Games. 2013 dürfte ihr Stern noch heller strahlen: Im August sind World Outgames, gleichzeitig wird der Mr. Gay World gewählt. FASHION Jahrhundertelang war Antwerpen sowohl weltberühmte Kunstmetropole (als Heimat von Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck) als auch Drehscheibe der globalen Diamantindustrie. In den späten 1980er Jahren schließlich eroberte Antwerpen die internationale Modeszene – dank des Erfolgs einiger besonders talentierter Absolventen der Königlichen Akademie der Schönen Künste: Berühmt wurden sie als „Antwerp Six“, unter ihnen auch Dries Van Noten und Ann Demeulemeester. Der Einfluss der sechs ist immer noch zu spüren. Heute ist vor allem das im Süden der Altstadt gelegene Viertel ’t Zuid (deutsch: der Süden) ein reichhaltiger Nährboden für junge, avantgardistische Modetalente. Am nördlichen Ende der Nationalestraat steht 28 Queer TraveL 1 /2013 dann Van Notens fest etablierter „Modepalais“ (Nationalestraat 16). Die Gegend bietet daher Fashion-Shopping-Möglichkeiten, von denen man andernorts nur träumen kann. Als Ergänzung kommt noch die eher mainstreamige Meir dazu, Belgiens quirligste Einkaufsmeile. Antwerpens Wiedergeburt als Mode-Mekka hat übrigens dafür gesorgt, dass die Stadt inzwischen auch kulinarisch eine Weltstadt ist und sich nicht mehr nur durch belgische Klassiker wie Muscheln, Pommes, Bier und Schokolade auszeichnet. Das lange Zeit vernachlässigte Hafenviertel Eilandje ist dank kluger Projekte wie des atemraubenden MAS (Museum Aan de Stroom) nun einer der angesagten Stadtteile. Geniale Projekte wie „Designer gegen Aids“, ins Leben gerufen von der früheren Moderedakteurin Ninette Murk, nutzen Mode und Popkultur, um die breite Öffentlichkeit an die Probleme von HIV und Aids zu erinnern. Und im eigenen Bildungszentrum lernen Studierende Atemberaubende Bauten wie das Museum Aan de Stroom (MAS) haben das einst ausgestorbene Hafenviertel Eilandje zu neuem Leben erweckt aus aller Welt, wie sie das Gleiche auch in ihren Heimatländern auf die Beine stellen können. SCHWUL UNTERWEGS Gemessen an der überschaubaren Bevölkerungszahl ist Antwerpens schwule Szene erstaunlich groß, ihre Bars und Clubs erfüllen alle Wünsche – von exotisch (Que Pasa) bis erotisch (The Boots). „Queen of the scene“ ist – wie seit vielen Jahren – die gewaltige Red & Blue, die größte Disko der Beneluxländer. Samstags ist der Club brechend voll, es gilt „men only“. Auf der Bühne: die besten DJs und Performer der Region. Weit weniger bekannt ist das etwas abgelegene Hessenhuis (deutsch: Hessenhaus, weil dort deutsche Kaufleute einst ihre Waren lagerten), eine der Lieblingsbars für einheimische Homos: tagsüber Café, abends ein fröhliches, edel-trashiges Tanzgedrängel. Beliebte schwule Cafés sind außerdem das Popi (gleich am Ufer der Fotos: Jerko Bozikovic (links), Tourismus Antwerpen ’t Zuid ist das kreative Herz Antwerpens: In den Läden die neueste Mode, im KMSKA-Museum (Foto) die Schönen Künste der Vergangenheit TIPPS & ADRESSEN EVENTS 11 10 8 9 5 7 3 Sint Jansplein 2 World Outgames 4.–10. August, woga2013.org Grotemarkt 6 Groenplaats Centraal Station Schelde gelegen), das DeLux (mitten in der Altstadt) und das neue Red Star (im trendigen Viertel Eilandje). Wer klassische Vergnügungsstätten bevorzugt, sollte das Café Strange ausprobieren. Antwerpens älteste schwule Bar wurde gerade von einer neuen Generation queerer Hipster wiederentdeckt. LESBISCH UNTERWEGS Das Red & Blu dominiert nicht nur die schwule Szene, es ist auch Schauplatz der populärsten Lesbenpartys in Antwerpen. An jedem zweiten Sonntag im Monat steigt hier das wilde Café de Love. Veranstalterin Ann Van den Eeden präsentiert auch das Café de Luxe, immer am dritten oder letzten Freitag des Monats. Das alternative HomoKollektiv Peaches & Rockets aus Gent organisiert monatlich den lesbischen Sonntag im Nadar, genauso wie die schwullesbisch gemischte Le Zoo im Publik. Für ein tendenziell älteres Frauenpublikum veranstaltet der Verein Atthis regelmäßig 4 Popi Café 6 Plantinkaai 11–12 7 Que Pasa Lange Koepoortstraat 1 TRINKEN TANZEN Strange Dambruggestraat 161 2 Marnixplaats Hessenhuis Café/Club, Falconrui 59 Red Star Café 8 Van Schoonbekeplein 9 Atthis 1 Lesbisches Zentrum Geuzenstraat 27 Draakplaats 5 Antwerp Pride 8.–11. August, antwerppride.com Zoo Stadspark 1 Mr. Gay World 1.–5. August, mrgayworld.org Den Draak 4 (Het Roze Huis) Café & CommunityZentrum Draakplaats 1 DeLux 3 Melkmarkt 18, cafedelux.be 9 Red & Blue schwul, Lange Schipperskapelstraat 11-13, redandblue.be Café de Love lesbisch, im Red & Blue cafedelove.be Events in der ganzen Stadt, darunter Billardnächte, Filmvorführungen und Tanzabende. Unbedingt einplanen: einen Besuch im Den Draak , dem Café in Antwerpens LGBT-Zentrum Roze Huis (Rosa Haus) im bunten Stadtteil Zurenborg. WORLD OUTGAMES 2013 Was sportliche Großereignisse angeht, ist Antwerpen Champions League. Immerhin gehört es zu den 22 Weltstädten, die schon einmal Olympische Spiele ausgerichtet haben – und kürzlich erst die Euro Games 2007. Diesen Sommer stellt die Stadt ihr Organisationstalent wieder einmal unter Beweis, wenn die World Outgames 2013 anstehen. 6.000 Athletinnen und Athleten aus über 50 Ländern sollen kommen, dazu sage und schreibe eine Viertelmillion Schaulustige aus ganz Europa und dem Rest der Welt. Die Sportwettbewerbe umfassen rund 40 verschiedene Disziplinen und finden vom 4. bis zum 10. August statt. Eine Menschen- Sonntag lesbisch, Bar Nadar Ernest Van Dijckkaai 19/20, sonntagparty.be Le Zoo schwullesbisch, Publik, Lange Brilstraat 12, lezoo.be FETISCH The Boots 10 Van Aerdtstraat 22 The Kinky’s Lange Beeldekensstraat 10 Oink Oink Van Schoonbekeplein 3 MUSEUM 11 MAS (Museeum Aan de Stroom) Hanzestedenplaats 1, mas.be Weitere Städtetrips: queer-travel.net rechtskonferenz mit dem Fokus auf LGBTQThemen geht dem Sportereignis voraus (31. Juli bis 2. August). Das bunte Kulturangebot der Outgames umfasst Mini-Festivals für Dichtung, Literatur, Film, Musik und Kunst. In der ganzen Stadt sind LGBTQAusstellungen geplant. Dazu kommt eine Reihe weiterer Events, die an die Outgames andocken: der Antwerp Pride (8. bis 11. August), das vielseitige, überwiegend heterosexuell geprägte Kulturfest „Sommer von Antwerpen“(20. Juni bis 1. September) und, für das verwöhnte schwule Auge, die internationale Wahl zum Mr. Gay World. DAN ALLEN hat eine besondere Beziehung zu Antwerpen. Es war seine allererste Destination als Reisejournalist. Dans Fazit: „Eine Stadt, die auf Kunst, Diamanten, Mode und Schokolade errichtet ist, muss man einfach lieben.“ Queer TraveL 1 /2013 29 Foto: privat Die weltweite Werbetour (hier 2009 in Kopenhagen) hat sich gelohnt: 6.000 Sportlerinnen und Sportler kommen zu den World Outgames nach Antwerpen MEINE FREUNDINNEN sind selten einer Meinung. Eigentlich nie. Bis auf einmal. Da war ich auf die Idee gekommen, meine schwedische Outdoor-Reise „Queer Canoe“, für die ein einziger Schwuler angemeldet war, zu einer Lesbenreise umzufunktionieren. „Geht gaaar nicht“, hat zwar keine gesagt – diesen Spruch gab’s 1998 noch nicht – , aber gemeint, und zwar entschieden. So beSusann nutzte ich zähneknirschend den üblichen Code, hatte im Handumdrehen eine Gruppe Lesben plus Quoten-Hete zusammen, und als wir unsere Kanus in der Vildmark zu Wasser ließen, war dies die Geburtsstunde eines weiteren Unternehmens für – Frauenreisen. Lesbenreisen sind unverkäuflich, heute wie damals. Unter dem L-Sternchen wird maximal ein Wochenende verbracht, individuell zu zweit verreist oder auf die wenigen verbliebenen Frauenreisen zurückgegriffen. Und bei denen wundern sich die Lesben, dass da hin und wieder nicht lesbische Personen auftauchen, während sich diese über die vielen Lesben wundern. Derweil verbreitet sich in der Tourismusbranche der Begriff „Queer Travel“ rasend schnell: Endlich muss niemand mehr „schwul“ sagen, obwohl er „schwul“ meint. Hin und wieder fühlen sich tatsächlich Lesben mitgemeint und ich werde nie die sehnsüchtigen Blicke des einsamen lesbischen Pärchens am Strand von Playa del Inglés vergessen, die – ganz ohne sexuelle Konnotation – lediglich meiner butch visibility geschuldet waren. In Hunderten Lagerfeuergesprächen mit Lesbengruppen habe ich noch immer nicht herausgefunden, Illustration: Aisha Ronniger, Roland Piltz (grobgrafik.de) MEINUNG warum eine Reise für Lesben auf keinen Fall Lesbenreise heißen darf. Das Aufkommen der BTQI-Diskussionen hat daran nichts geändert. Unter dem Label „Queer“ versenken sich die Lesben gleich als Erste wieder in der vertrauten Unsichtbarkeit. Tatsache aber ist: Viele Lesben, die eine Frauenreise buchen, um eine Lesbenreise zu bekommen, würden diese nicht buchen, wenn Kaiser die Lesbenreise als solche bezeichnet würde. Ich habe eineinhalb Jahrzehnte lang lesbische Reisegruppen organisiert, die dachten, dass andere Lesbengruppen, also andere Lesben, bestimmt ganz furchtbar seien. Dann erlebten sie das Gegenteil und hielten es für eine Ausnahme. Ich lasse das, Reise für Reise, an mir vorüberziehen und wundere mich über gar nichts mehr. Den bösen Begriff, der mit „verinnerlichte“ anfängt und „Homophobie“ aufhört, werde ich nur mal ansatzweise denken. Schließlich geht’s ja bloß um das bisschen Urlaub. Oder? IMPRESSUM QUEER TRAVEL erscheint deutschlandweit in einer Auflage von 100.000 Exemplaren als Sonderveröffentlichung der Zeitschriften SIEGESSÄULE Queer Berlin, L-MAG Magazin für Lesben und DU&ICH Das schwule Magazin sowie in freier Verteilung. QUEER TRAVEL ist Medienpartner der ITB Berlin. SUSANN KAISER organisiert seit 1998 mit NORDventure Frauenreisen in Skandinavien. Früher war sie Politikredakteurin und Chefin vom Dienst bei der taz. Außerdem hat sie schon Motorrad-Reportagen, Literaturkabarett und erotische Lachgeschichten produziert. VERLAG Special Media SDL GmbH, Ritterstr. 3, 10969 Berlin, Tel.: (030) 23 55 39-0 CREATIVE DIRECTOR PRINT ONLINE Manuela Kay Philip Eicker (online@queer-travel.net) GRAFIK ANZEIGEN GESCHÄFTSFÜHRUNG Katharina Zettl Gudrun Fertig, Manuela Kay COVERFOTO Sabina Saracevic (sabina.saracevic@ specialmedia.info) REDAKTION Philip Eicker (V.i.S.d.P.), Elke Koepping, Tobias Sauer Aus dem Film „Children of Srikandi“ CREATIVE DIRECTOR ONLINE Gudrun Fertig DRUCK Möller Druck, Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde Foto: NORDventure Sagt’s doch einfach: Lesbenreisen Veröffentlichung nach § 7a des Berliner Pressegesetzes: An der Special Media SDL GmbH sind Gudrun Fertig, Journalistin und Dipl.-Volkswirtin, Berlin, und Manuela Kay, Journalistin, Berlin, mit je 45 % beteiligt. Men Overboard. +49 + 49 221 221 2336451 2336451 KEY W EST BIG PINE KEY & THE LOWER KEYS KE Y LA RG O Actually, between the warm water, endless sunshine and incredible variety of things to eat, drink and do, it’s quite easy for everyone to go a little overboard in Key West. fla-keys.de/keywest ISL MARA THO N AM OR AD A 100% NATURAL SURFSODA