40 Hausärzte im Team

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40 Hausärzte im Team
Waidsicht
Die Personalzeitung des Waidspitals
Hausärztin
Bundesrat
Chefarzt
Was erwartet die leitende Praxisassistentin
Dorotea Gaeta von der
Notfallpraxis?
Weshalb macht
Dr. Barbara Willimann
als Hausärztin in der
neuen Notfallpraxis mit?
Was hat er mit einem
Verfahren zu tun, das
auch auf unserer IPS
angewandt wird?
Anfang April beginnt
PD Dr. Christoph Meier
als neuer Chefarzt für
Unfallchirurgie.
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40 Hausärzte im Team
Die neue
Notfallpraxis
wird
eingerichtet.
Am 3. März 2009, um
17 Uhr, öffnet die lange
vorbereitete Notfallpraxis
im Waidspital ihre Türen.
Sie ist an 365 Tagen im
Jahr für jedermann respektive jede Frau geöffnet.
D
ie neue Notfallpraxis wird
von Hausärztinnen und
Hausärzten der Stadt Zürich
betrieben, zusammen mit einem
Rotations-Assistenzarzt der Inneren
Medizin. In dieser Praxis sollen Patienten mit einfacheren Erkrankungen (z.B. grippaler Infekt) oder
Verletzungen (z.B. Fingerverstauchung) abgeklärt und behandelt
werden. Je nachdem notwendige
Nachkontrollen übernimmt dann
wieder der Hausarzt des Patienten,
■ Triage: Wer kommt in die
Notfallstation, wer in die
Notfallpraxis?
Seite 2
■ Assistent in der Notfallpraxis: Dr. Truong Seite 3
■ Notfallzentrum Baden:
Die Pioniere
Seite 4
■ Begleitforschung zum
Notfallzentrum Waid:
Funktioniert es? Seite 4
■ Diebstahl: Ultraschallsonden gestohlen Seite 5
■ Waidforum: Flugzeuge im
Bauch – oder doch ein
Blinddarm?
Seite 8
das heisst, es wird kein Patientenstamm mit regelmässigen Kontrollterminen aufgebaut.
Zusammen mit der herkömmlichen Spital-Notfallstation bildet
die hausärztliche Notfallpraxis das
Notfallzentrum Waid, in dem Notfallpatientinnen und -patienten
rund um die Uhr behandelt werden. Die beiden Einheiten arbeiten
äusserst eng zusammen und liegen
auch räumlich sehr nahe.
Ungewöhnliche Vernetzung
Eine solche Vernetzung zwischen
privatärztlich tätigen Hausärzten
und dem öffentlichen Spital ist im
gegenwärtigen Gesundheitswesen
noch ziemlich ungewöhnlich. Wie
kam es dazu?
Nun, die Notfallstation des
Waidspitals musste in den letzten
Jahren, genau gleich wie andere
Schweizer Notfallstationen, immer
mehr Patienten behandeln, insbesondere im medizinisch-ambulanten Bereich. Das heisst: immer
mehr Patienten mit eher einfacheren medizinischen Problemen. Wir
mussten uns deshalb Gedanken
machen, wie wir mit all diesen Patientinnen und Patienten in Zukunft umgehen sollten. Weiter ansteigende Wartezeiten wären nicht
akzeptabel gewesen. So entstand
die Lösung, die Patientenströme
aufzuteilen in solche, die die Infrastruktur und das Know-how einer
Notfallstation benötigen und in
andere, die besser durch Hausärzte
in einer Grundversorgerpraxis abgeklärt und behandelt werden.
Diese Grundversorgerpraxis sollte
so nah wie möglich an die Notfallstation angegliedert sein, damit
Synergien genutzt werden können.
Damit war der Gedanke einer spitalassoziierten Notfallpraxis geboren.
Gleichzeitig suchten auch die
Hausärztinnen und Hausärzte nach
einer neuen Lösung für ihren Notfalldienst. Denn auch dort kommt
es zunehmend zu Schwierigkeiten.
Der sich abzeichnende Mangel an
Hausärzten ist bekannt: Der Ärztestopp und auch, dass viele den
Hausarztberuf nicht mehr als attraktiv empfinden, haben dazu geführt. Mit dem fehlenden Nachwuchs fehlt es zusehends auch an
diensttuenden Hausärzten für den
Notfalldienst. Des Weiteren wird
der Arztberuf zunehmend zu
einem Frauenberuf. Ärztinnen leis-
Die Praxis
In der neuen Notfallpraxis
werden 40 Hausärzte und
-ärztinnen mitmachen. Unter
diesen finden sich etliche im
aktuellen Modell dienstbefreite
Ärztinnen mit Kindern, welche
aber im neuen NotfallpraxisModell bereit sind Notfalldienst
zu leisten. Des Weiteren arbeiten in der Notfallpraxis fünf
Medizinische PraxisassistentInnen in Teilzeitpensen und
ein Rotationsassistent. Betrieben wird die Praxis von 10 Uhr
morgens bis 22.30 Uhr abends
inklusive Wochenenden und
Feiertagen. Während der
übrigen Zeit übernimmt die
Notfallstation die Notfallpraxispatienten.
P E R S Ö N L I C H
Leitende MPA
Notfallzentrum Waid: Haus- und SpitalärztInnen werden Hand in Hand arbeiten
I N H A LT
Nr. 2/2009 März
Herzlich willkommen!
Was vor knapp zwei Jahren vorsichtig mit ersten Gesprächen
begonnen hatte, wird nun erfreulicherweise Tatsache: Ab
März gibt es in unserem Spital eine neue Notfallpraxis, die
von Hausärztinnen und Hausärzten betrieben wird. Auf einen
Schlag wird das Waidspital rund vierzig neue Kolleginnen
und Kollegen erhalten, die ihr ärztliches Wissen und Können
in unserem Haus den Patientinnen und Patienten zur Verfügung stellen. Wir freuen uns riesig darauf und heissen die neuen
Ärztinnen und Ärzte im Waidspital herzlich willkommen!
Diese rund vierzig Hausärztinnen und
Hausärzte werden selbstverständlich auch weiterhin in ihren eigenen Praxen ausserhalb des
Spitals tätig sein und ihre Patientinnen und Patienten betreuen. In der Notfallpraxis des Spitals werden sie neu mit ihren Kolleginnen und
Kollegen abwechslungsweise den Notfalldienst
absolvieren können. Für Patientinnen und Patienten bietet dieses System grosse Vorteile: Künftig haben sie auch dann einen schnellen und
unkomplizierten Zugang zu einem Hausarzt
oder zu einer Hausärztin, wenn normalerweise Rolf Gilgen
die Praxis ausserhalb des Spitals geschlossen
ist, nämlich am Abend und Wochenende.
Auch für das Waidspital wird sich die neue Zusammenarbeit mit der Hausärzteschaft positiv auswirken: Die Notfallpraxis wird die ordentliche Notfallstation des Spitals spürbar
entlasten, was auch zwingend nötig ist. Seit Jahren verzeichnet
die Notfallstation nämlich massive Zunahmen an Fällen.
Allein im Jahr 2008 wurden gegenüber dem Vorjahr acht Prozent mehr Fälle registriert. Die Anzahl Konsultationen stieg von
16 974 auf 18 470. Diese Entwicklung machte es notwendig
nach Lösungen zu suchen, die einerseits ohne Qualitätsverlust
das Personal entlasten und andererseits die Wartezeiten für die
Patientinnen und Patienten in einem erträglichen Mass halten.
Dank der unkomplizierten und partnerschaftlichen Mithilfe
der Hausärzteschaft wird dieses Vorhaben nun gelingen. Das
Waidspital bedankt sich bei den mitwirkenden Organisationen
(ZüriMed/Ärzteverband der Bezirke Zürich und Dietikon,
Zürcher Ärztegemeinschaft «zmed», Verein Hausärzte Stadt
Zürich VHZ, «Ärztefon»), dass sie zu dieser weitsichtigen
Rolf Gilgen,Spitaldirektor
Lösung Hand geboten haben.
ten jedoch insgesamt weniger Notfalldienst, weil viele von ihnen aufgrund von Familienverpflichtungen wie Kinderbetreuung davon
befreit sind. Und schliesslich hat
sich auch bei den Patientenströmen in den letzten Jahren einiges
verändert. So suchen vor allem
jüngere sowie aus dem Ausland
stammende Patienten immer mehr
direkt die Notfallstation oder eine
Permanence auf, ohne sich vorher
an einen diensthabenden Hausarzt
zu wenden. Diese Patienten suchen
die Notfalldienstleistungen insbesondere an Wochenenden und
abends, wenn Hausarztpraxen häufig schon geschlossen haben.
Zwei Jahre Vorbereitung
So kamen das Gesundheits- und
Umweltdepartement der Stadt
Zürich, das Waidspital und die Zürcher Hausärztinnen und -ärzte ins
Gespräch und man beschloss, die
Herausforderungen für die Notfall-
dienste der Zukunft gemeinsam zu
meistern. Zwei Jahre lang diskutierten, verhandelten und planten VertreterInnen der Hausärzteschaft
und des Waidspitals die neu entstehende Notfallpraxis. Zwei Jahre
lang galt es auf beiden Seiten Überzeugungsarbeit zu leisten, Ängste
auszuräumen und motivierte Hausärztinnen und -ärzte für die Mitarbeit zu gewinnen. Dabei hiess es,
durch viele Täler und über manchen Gipfel zu schreiten und sich
immer wieder neu aufzuraffen, um
die Hindernisse auf dem langen
Weg auszuräumen.
Zahlreiche Prozesse des Notfallpatientenmanagements waren an
die neue Situation anzupassen. So
musste etwa eine professionelle
Triagierung (Aufteilung der Patienten in Notfallstation und Notfallpraxis; siehe auch Artikel S. 2) entwickelt werden und anschliessend
Weiter auf Seite 2
TOM KAWARA
www.waidspital.ch
waidsicht@waid.zuerich.ch
2 NOTFALLZENTRUM WAID
Waidsicht Nr. 2 März 2009
Fortsetztung von Seite 1
Vision «Gesundheitsnetz 2025»
Die Notfallpraxis im Stadtspital
Waid ist ein Pilotprojekt im
Rahmen der Vision «Gesundheitsnetz 2025». Entsprechend
der vom Gesundheits- und
Umweltdepartement der Stadt
Zürich lancierten Idee etabliert
das Stadtspital Waid zusammen mit den niedergelassenen
Hausärztinnen und Hausärzten
der Stadt Zürich eine neue
Form der Zusammenarbeit.
Die Vision Gesundheitsnetz
2025 trägt gesellschaftlichen
Trends Rechnung und fördert
eine entsprechende Gesundheitsversorgung in der Stadt
Zürich. Weitere Pilotprojekte
des Gesundheitsnetzes 2025
sind zum Beispiel die «Spezialisierte integrierte Langzeitversorgung» (SiL) oder das
«Zentrum für integrierte Langzeitbetreuung» (ZiL). Auch in
diesen Projekten arbeiten Partner im Gesundheitswesen abgestimmt zusammen und verschiedene Angebote werden
vernetzt. Möglichst viele Bürger sollen von den qualitativ
hochstehenden und doch kostenbewussten Angeboten
(kb)
profitieren können.
G E S P R Ä C H
Assistenzarzt in der Notfallpraxis: Ein gutes Erfahrungsfeld
Waidsicht: Dorotea,
was hat dich bewogen
dich als leitende Praxisassistentin für die Notfallpraxis zu bewerben?
Dorotea Gaeta: Verschiedene Gründe.
Eine solche Stelle in
einem Spital – das war
schon lange mein
Wunschtraum. Noch
bis vor ein, zwei Jahren
war es fast unmöglich, als
MPA in einem Spital zu arbeiten, ausser vielleicht in
einer gastroenterologischen oder pneumologischen Abteilung. Seit es
die Notfall- oder Hausarztpraxen in den Spitälern
gibt, hat sich diese Möglichkeit für unsere Berufsgruppe eröffnet. Auch
haben wir sonst in unserem Beruf kaum Optionen,
um uns weiterzuentwickeln. Reizvoll ist natürlich auch die Mithilfe beim
Aufbau einer solchen Praxis. Ich leite gerne ein
Team und finde es spannend strategisch mitwirken
zu können.
Erste Station zum Wunschberuf Hausarzt
Tagsüber von Montag bis
Freitag wird Assistenzarzt
Dr. The Phuoc Truong
die Notfallpraxis ärztlich
betreuen.
I M
war das Personal entsprechend zu
schulen. Auch die administrativen
Prozesse galt es den neuen Anforderungen anzupassen.
Wir sind stolz darauf, dass wir es
geschafft haben, termingerecht auf
den 3. März 2009 die Notfallpraxis
zu eröffnen. Zuerst in einem Provisorium in den Räumen des chirurgischen Ambulatoriums. Gegen Ende
2009 erfolgt der Umzug in die neu
erstellten, unmittelbar an die Notfallstation angegliederten Praxisräumlichkeiten.
Ich wünsche allen Beteiligten
einen erfolgreichen Start mit diesem zukunftsorientierten Modell!
Dr. Patrick Sidler,
Leiter Notfallzentrum Waid
WS: Was interessiert dich
am Spital und was, denkst
du, wird anders sein?
DG: In einer «normalen»
Hausarztpraxis besteht eine gewisse Kontinuität. Es kommen
immer wieder die gleichen Patientinnen und Patienten: zur Kontrolle, zur Abklärung etc. In der
Notfallpraxis wissen wir nie, was
kommt – Notfälle eben. Auch
wenn es «nur» so genannte Bagatell-Notfälle sind, wird es interessant und abwechslungsreich.
Ich freue mich auch auf die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit in einem
grossen Team.
WS: Was, denkst du, wird die
grösste Herausforderung werden?
DG: Eine Herausforderung wird
bestimmt die Zusammenarbeit
mit den vielen Hausärztinnen
und Hausärzten sein. Jeden
I
ch empfinde es als Ehre und
grossen Vertrauensbeweis, als
erster Assistenzarzt in diesem
neuen Projekt mitwirken zu dürfen. Durch die Notfallpraxis im
Stadtspital Waid werde ich meinem Ziel, künftig als Hausarzt in
einer Gruppenpraxis tätig zu sein,
ein weiteres Stück näher rücken.
Die enge Zusammenarbeit mit
den Hausärztinnen und -ärzten
der Umgebung bietet den Assistenten auf dieser Rotationsstelle
eine optimale Gelegenheit, von
deren langjährigen Erfahrung zu
profitieren. Zudem verfügt die
Abend mit einer anderen Ärztin,
einem anderen Arzt zu arbeiten,
das wird spannend, abwechslungsreich und sicherlich auch
lehrreich. Die Hausärztinnen und
Hausärzte sind in ihrer eigenen
Praxis die Chefin / der Chef und
bestimmen, was wie gemacht
wird. In der Notfallpraxis werden
sie nach einheitlichen und spitalinternen Richtlinien arbeiten
müssen. Wir fünf MPAs sind
dabei die einzige Konstante und
werden die verschiedenen Ärztinnen und Ärzte unterstützen
und anfangs eventuell auch anweisen und einführen müssen.
WS: Hast du auch Bedenken?
DG: Natürlich mache ich mir Gedanken, aber keine schlaflosen
Dorotea Gaeta leitet ein
Team mit vier Medizinischen Praxisassistentinnen (MPA), insgesamt 340
Stellenprozente inklusive
Leitung. Die MPA sind
dem Pflegebereich Spezialgebiete angegliedert und
Evelyne Seiler, Stationsleiterin Notfallstation,
unterstellt. Die MPA
arbeiten in zwei Schichten
an 365 Tagen im Jahr.
Nächte. Es ist eine grosse Herausforderung, aber ich denke,
dass ich dieser gewachsen bin.
Vier MPAs werden mich dabei
unterstützen.
WS: Du wirst neu im Schichtbetrieb arbeiten müssen, das
heisst: an den Wochenenden, an
Feiertagen und abends bis um
23.30 Uhr. Empfindest du dies
als Nachteil?
DG: Nein, absolut nicht. Ich
freue mich, wenn ich einmal
unter der Woche oder am Morgen frei habe. So kann ich viele
Dinge erledigen, welche sich bis
jetzt immer auf den Samstag
oder Sonntag konzentrierten.
Für mich ist das ein Vorteil, den
ich schätze.
WS: Wie verschaffst du dir den
notwendigen Ausgleich zu deiner
Arbeit?
DG: Ich backe sehr gerne, vor
allem Kuchen. Ich bin viel in der
Natur anzutreffen, beim Wandern,
Joggen, Biken oder bei der Gartenarbeit. Und ich lese gerne ein
Buch. Interview Steffi Wunderlin
Triage: Eine verantwortungsvolle Aufgabe
D
ie Triage sortiert zunächst
einmal die Patientinnen
und Patienten danach, wie
dringend ihre Behandlung ist.
Damit stellt sie sicher, dass eigentliche Notfälle zeitgerecht behandelt werden. Zudem unterstützt
die Anwendung eines einheitlichen Triage-Systems uns Pflegende und Ärzte bei der Einteilung,
ob ein Patient in der Notfallstation oder in der Notfallpraxis behandelt wird.
Während den Betriebszeiten
der Notfallpraxis triagiert die
Schichtleiterin oder der Schichtleiter der Notfallstation alle Patientinnen und Patienten, die unangemeldet zum Notfall kommen: Nach der administrativen
Aufnahme begleitet die Schichtleiterin den Patienten in ein Triagezimmer; dort fragt sie ihn
nochmals nach dem Eintritts-
grund und seinen Beschwerden.
Sie beurteilt das klinische Bild von
Atmung, Kreislauf, Neurologie,
Schmerzen, sichtbaren Verletzungen und bezieht dabei die genannten Beschwerden mit ein.
Dann folgt die Einteilung in eine
der fünf Triagekategorien, die
schriftlich in der Patientendokumentation festgehalten wird.
Für die Einteilung in die Triagekategorie verwenden wir den
«Emergency Severity Index» (ESI),
ein Konzept aus den USA, welches
von Notfall-Pflegefachleuten und
NotfallärztInnen entwickelt wurde.
Das Prinzip der Beurteilung
basiert auf zwei Ebenen:
1. Wie dringlich ist die Patientensituation (akute Lebensgefahr,
mögliche bevorstehende Lebensgefahr oder sofort nötige organoder extremitätenerhaltende Interventionen)?
2. Wie viele Leistungen werden
für die Abklärung/Behandlung benötigt (zum Beispiel EKG, Röntgen, Wundversorgung, Gips…)?
Daraus ergibt sich der Abklärungs- respektive Behandlungs-
ort des Patienten. Patientinnen
und Patienten in den Kategorien 1
bis 3 werden in der Notfallstation,
jene der Kategorien 4 und 5 in der
Notfallpraxis behandelt.
Alle vom Hausarzt angemeldeten Patienten, intern verlegte Patienten und solche, welche die Sanität bringt, kommen direkt auf
die Notfallstation und werden
dort triagiert.
Für diese neue und anspruchsvolle Aufgabe wurde das Notfallpersonal speziell geschult. Zudem
begannen wir schon im Februar
mit dem Triagieren und konnten
so erste Erfahrungen sammeln,
bevor im März die ersten Patientinnen und Patienten an die Notfallpraxis weitergeleitet werden.
Marlen Koch,
Stv. Leiterin Notfallpflege
Akute Lebensgefahr?
Ja
1
▼
Ja
Potentielle Lebensgefahr
im Verlauf?
Nein
▼
Anzahl Leistungen?
▼
2
Monitoring, EKG,
Röntgen, Infusion etc.
0
1– 2
▲
▼
▼
5
4
Notfallstation
Notfallpraxis
Gefahrenzone!
Vitalzeichen?
Nein
▼
3
Wie im Flug, aber nicht spurlos,
sind meine zwei Jahre auf der Medizinischen Klinik im Waidspital
vorbeigegangen. Dabei gab es einige private (Geburt meines Sohnes) und berufliche (Facharztprüfung Innere Medizin) Meilensteine. Die Entwicklung vom Student
zum Hausarzt als eine Odyssee zu
bezeichnen wäre zwar ein bisschen überspitzt, doch drängt sich
manch griechisch-mythologischer
«Vielleicht werden so
wieder mehr Assistenten zum Hausarzt»
Dr. The Phuoc Truong
Vergleich auf beim Durchwälzen
zuerst der Lehrbücher, dann der
Patientenakten. Mit Stethoskop
und Reflexhammer bewaffnet
sowie mit mindestens vier Tassen
Der schönste Beruf der Welt
Nun freue ich mich auf die spannende Herausforderung in einem
komplett neuen Team im mir vertrauten Haus – und auf weitere abwechslungsreiche Erfahrungen im
trotz allem schönsten Beruf der
Welt.
Dr. The Phuoc Truong
Kaffee täglich sitzt man nun am
Computer, diktiert Versicherungsberichte und erholt sich nachts
herrliche vier bis sechs Stunden
inklusive Babygeschrei. Natürlich
«Wir bringen Diagnose-Erfahrung mit»
und der optimalen Behandlung
dieser Probleme haben die Hausärztinnen und Hausärzte sehr viel
Erfahrung. Davon sollen die PatientInnen und das Gesundheitswesen auch wieder vermehrt profitieren.
Als Hausarzt am Waidspital: Dr. Marco Zoller
sieht das als Chance,
die Hausarztmedizin
wieder mehr Patientinnen und Patienten
näher zu bringen.
Viele Junge ohne Hausarzt
D
as hausärztliche Team wird
in der Spitalnotfallpraxis
des Waidspitals jene Patientinnen und Patienten medizinisch
abklären und betreuen, die keine
Spitalabklärung benötigen. Damit
können Wartezeiten verkürzt und
jene Probleme, die am besten in der
Hausarztpraxis behandelt werden,
auch wieder dort aufgefangen werden. Nehmen Sie zum Beispiel
Schmerzen im Brustkorb: Vom
Herzinfarkt bis zu einer blockierten
Rippe kann alles Mögliche dahinterstecken. Kein Wunder, dass sol-
«Ob Herzinfarkt oder
Rippenschmerz ist oft
nicht sofort klar.»
Dr. Marco Zoller
che Beschwerden bei vielen Leuten
Angst auslösen und diese denken,
sie seien im Spital am besten aufgehoben. Dem ist aber nicht immer
so. In rund 50 Prozent dieser Fälle
liegen nach neuesten Schweizer
Untersuchungen
ungefährliche
Schmerzen von Rippen und Muskeln vor. Genau mit solchen
diagnostischen Unterscheidungen
Ich mache auch im Notfalldienst
gerne Hausbesuche, lerne dabei
immer wichtige Dinge über die Lebenssituation der Patienten. Deren
Bedürfnisse und Verhalten haben
sich aber teilweise geändert, also
müssen wir auch das Angebot anpassen. In vielen Notfallstationen
sind die Verhältnisse räumlich und
vom Zeitdruck her prekär geworden. Junge Menschen und ein Teil
der ausländischen Einwohnerinnen und Einwohner haben kaum
eine Vorstellung von unseren Funktionen als Hausärzte. Daher be-
trachte ich es als eine Chance, kranke Menschen aus diesen Bevölkerungsgruppen in der Notfallpraxis
künftig besser betreuen zu können:
Sie können so eine Vorstellung der
hausärztlichen Medizin bekommen und sich auch für die Nachbetreuung entsprechend vermitteln
lassen.
Die Mitarbeitenden des Spitalnotfalls können sich dank der Entlastung besser um Patienten mit
Gesundheitsstörungen kümmern,
welche tatsächlich die Infrastruktur
des Spitals benötigen. Natürlich
wird auch immer wieder Austausch
zwischen uns in der Notfallpraxis
und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Spitalnotfalles nötig
sein. Das macht die Sache für beide
Seiten noch spannender.
Somit hoffen wir, dass die
Neuerung allen Beteiligten Vorteile bringt.
Dr. Marco Zoller
Hausärztin in der Notfallpraxis: Viele Vorteile
Auch die Hausärztin
Dr. Barbara Willmann wird
ihren Notfalldienst künftig
in der Notfallpraxis des
Waidspitals leisten.
A
Ja
▼
▼
Bücher und Patientenakten
Hausarzt in der Notfallpraxis: Antwort auf die Zeichen der Zeit
>2
▼
sind diese Schilderungen etwas
übertrieben, doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir gestehen:
Wir kommen ohne Bürokratie
nicht mehr klar und verlieren
immer mehr den Bezug zu den
Patienten selber. Umso mehr
schätzt man es jeweils, endlich
wieder zum praktischeren Teil
übergehen zu dürfen.
Notfallpraxis über eine ansprechende Infrastruktur, vergleichbar mit einer Grundversorgerpraxis. Hoffentlich werden aufgrund
dieser praktischen Erfahrungen in
der Notfallpraxis in Zukunft weitere Rotationsassistenten den
Beruf des Grundversorgers wählen
und so mithelfen, den Nachwuchsmangel zu bekämpfen.
«Hier sind Ärztinnen besser geschützt»
Nein
Herzfrequenz >100/min?
Blutdruck systolisch <100 mmHg?
Atemfrequenz > 20/min?
Sauerstoffsättigung < 92 %?
Je nach Dringlichkeit
werden die Patienten in
die Kategorien 1 bis 5
eingeteilt.
▼
Triage-Schema
Ins Spital oder in die Praxis?
Wie wird entschieden,
ob ein Patient in die
Notfallpraxis oder in die
Notfallstation kommt?
NOTFALLZENTRUM WAID 3
Nr. 2 März 2009 Waidsicht
ls ehemalige Assistenzärztin im Waidspital kenne
ich den bisherigen Notfallbetrieb und freue mich, nun als
Hausärztin meine Notfalldienstpflicht hier leisten zu können.
Ich sehe folgende Vorteile:
• Geringere Wartezeiten und
somit zufriedenere Patientinnen
und Patienten.
• Patienten ohne Hausarzt haben
zudem die Möglichkeit, die allfällige Nachbehandlung auf Wunsch
beim Notfallhausarzt weiterzuführen.
• Der Notfallhausarzt kann die
breiten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten einer
grossen Klinik nutzen und ist
nicht eingeschränkt auf den Inhalt seines Besuchskoffers.
• Der enge Kontakt mit Kollegen
und Spezialisten ermöglicht ständigen Wissens- und Erfahrungsaustausch und befähigt uns, rasch
komplexe Aufgaben zu bewältigen
und individuelle Lösungen zu bieten.
• Notfalldienst leistende Ärztinnen sind hier besser geschützt.
Denn als Frauen sind ihnen
nächtliche Besuche im unbekannten, zum Teil gewaltbereiten Milieu nicht immer zumutbar.
• In der neuen Notfallpraxis gibt
es keinen Bereitschaftsdienst nach
23 Uhr. Das gewährleistet am Tag
darauf wieder ein ausgeschlafenes,
«Der enge Kontakt
mit Spezialisten ist
sehr wertvoll»
Dr. Barbara Willimann
konzentriertes Arbeiten in der eigenen Praxis.
Alles in allem geht dieses Projekt mit der Zeit, da die Drop-In-
Mentalität der Patienten deutlich
zugenommen hat, was man auch
an der jährlich steigenden Anzahl
von Notfallkonsultationen able-
sen kann. Oft handelt es sich bei
den Konsultationen um Kleinigkeiten, die schon seit längerer
Zeit bestehen. Unser Hausarztsystem ist zudem vielen Menschen
aus anderen Kulturen nicht bekannt und so suchen sie, wie aus
ihrer Heimat gewohnt, die für sie
einzig mögliche medizinische
Hilfe auf: ein Spital.
Ich bin überzeugt, dass dieses
neue System Erfolg haben wird
und allen Beteiligten Vorteile
bringt.
Dr. Barbara Willimann
Waidsicht Nr. 2 März 2009
Gastautoren: Erfahrungen aus der Notfallpraxis im «Badener Modell»
G A S TA U T O R E N
führten Notfallpraxis koordiniert:
Eher leichtere Fälle, die ambulant
behandelt werden können, werden
vom Arzt in der Notfallpraxis betreut. Schwer kranke oder schwer
verletzte Patienten werden in der
Notfallstation behandelt.
An Stelle der zuvor unterschiedlichen drei kostenpflichtigen TelefonnumDr. Markus Schwendinger
mern des Bezirks Baden
ist Chefarzt und Departewurde neu eine einheitlimentsleiter Interdisziplinäres
che Telefonnummer aufgeNotfallzentrum am Kantonsschaltet. Diese Nummer
spital Baden.
wird während 24 Stunden
bedient.
Tanja Sommer ist leitende
Seit der Inbetriebnahme
Medizinische Praxisassistenim Februar 2007 wurden
mehr als 20 000 Patienten in der
Notfallpraxis behandelt. Die durchschnittliche Aufenthaltszeit der
leicht erkrankten Patienten konnte
deutlich reduziert werden und beträgt aktuell 53 Minuten. Dies verbesserte die Patientenzufriedenheit
spürbar.
Notfallpersonal gleichmässiger belastet
Die Notfallstation des Spitals wird
durch die Notfallpraxis von nicht
spitalbedürftigen Patienten entlastet und kann sich auf ihr Kerngeschäft, die Behandlung spitalbedürftiger Patienten, konzentrieren.
Dadurch wird die Belastung des
tin der Notfallpraxis im Kantonsspital Baden.
Reduzierte Dienstbelastung
bei den Hausärzten
Für die Hausärztinnen und Hausärzte konnte durch dieses Projekt
die Dienstbelastung reduziert werden. Die Zusammenarbeit mit
ihnen ist äusserst konstruktiv und
hat sich stark verbessert. Dennoch
bleibt die Entlöhnung ein zentrales
Thema, welches kontrovers diskutiert wird und noch nicht abschliessend behandelt ist.
Rückblickend kann unser Badener Modell als erfolgreich beurteilt werden und stellt für den Patienten, die Hausärzte und das Spital eine Win-win-Situation dar.
Dr. Markus Schwendinger
und Tanja Sommer
Hausarzt
und Patient
in der
Notfallpraxis
Baden.
Hausärzte nicht ausgelastet
Und da immer mehr Patienten direkt die Notfallstation aufsuchten,
waren auf der anderen Seite die
Hausärztinnen und Hausärzte in
ihrem Notfalldienst nicht ausgelastet, wiesen aber dennoch eine hohe
Dienstbelastung auf.
Begleitforschung: Das Notfallzentrum Waid wird wissenschaftlich begleitet
Genau beobachten, was passiert
Mit der Notfallpraxis wird
alles besser… Ob das
tatsächlich so ist, wird ein
dreijähriges Forschungsprojekt genau überprüfen.
M
it der Eröffnung der Notfallpraxis sind grosse Hoffnungen verbunden. Die
Idee liegt im Trend und ist entsprechend von vielen Seiten positiv aufgenommen worden. Dessen ungeachtet wollen wir aber doch genau
hinschauen und überprüfen, ob die
hohen Erwartungen tatsächlich erfüllt werden können. Deshalb wird
ein Forschungsprojekt das Notfallzentrum Waid und speziell die neu
eröffnete Notfallpraxis und den
hausärztlichen Notfalldienst während drei Jahren begleiten.
Wie auch für andere Projekte
des Gesundheitsnetzes 2025 wurde
der Auftrag für die Begleitforschung der Notfallpraxis öffentlich
ausgeschrieben. Den Zuschlag haben zwei Institutionen zusammen
erhalten, die sich ideal ergänzen:
einerseits das Institut für Hausarztmedizin (IHAM) der Universität
Zürich mit Prof. Dr. med. Thomas
Rosemann und seinem Team und
auf der anderen Seite das Winterthurer Institut für Gesund-
Notfallpersonals auch gleichmässiger auf den Tag verteilt.
Obwohl die Anzahl an Notfallpatienten im Spitalnotfall 2007
leicht abgenommen hat und auch
2008 stabil blieb, hat die Betreuungsintensität durch den höheren
Schweregrad der Patienten deutlich zugenommen. Im Vergleich zu
den Vorjahren ist die absolute Anzahl stationär via Notfall aufgenommener Patienten stark angestiegen. Ob dies mit der besseren
Anbindung der HausärztInnen zu
tun hat, bleibt unklar.
Neben der Umverteilung der
leichteren Fälle in die Notfallpraxis
haben auch zusätzliche Patienten
die Notfallpraxis aufgesucht. Auffällig ist dabei die hohe Anzahl von
Patienten aus anderen Spitalregionen. Während 2007 noch 10 000
Patienten in der Notfallpraxis
behandelt wurden, waren es 2008
bereits 14 000. Offensichtlich hat
dieses Projekt eine Sogwirkung,
vergleichbar mit der dritten Bareggröhre.
heitsökonomie (WIG) der Zürcher
Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW) mit Dr. med.
Klaus Eichler und seinem Projektteam. Das IHAM hat sich auf Themen der patientenorientierten Ergebnisforschung und der Versorgungsforschung spezialisiert und
das WIG widmet sich vorwiegend
gesundheitsökonomischen Fragestellungen.
Auswirkungen im Alltag
Das Forschungsprojekt ist auf drei
Jahre ausgelegt. Untersucht werden
Fragen, die eng mit dem Alltag der
Notfallpraxis und der beteiligten
Partner und Berufsgruppen zu tun
haben: Wie verändert sich der herkömmliche Notfalldienst der Haus-
ärztInnen, wenn einige von ihnen
nun neu in der Notfallpraxis Waid
Dienst leisten? Kommt es zu den erhofften Synergien im Notfallzentrum, das heisst zwischen der Notfallstation und der Notfallpraxis?
Gelingt es tatsächlich, die Notfallstation des Waids zu entlasten, wenn
einfachere Fälle nun neu durch die
HausärztInnen in der Notfallpraxis
betreut werden? Müssen PatientInnen nun in der Notfallstation weniger lange warten? Kann die Behandlungsqualität noch gesteigert und
können die Fälle gleichzeitig günstiger behandelt werden? Und wie
steht es um die Zufriedenheit von
HausärztInnen und Mitarbeitenden
im Spital mit ihrer Tätigkeit? Der
Fragekatalog ist ehrgeizig und von
vielen Seiten werden die Antworten
darauf mit Spannung erwartet.
Vor der Eröffnung begonnen
Der Startschuss für die Begleitforschung ist im Winter 2008/2009
bereits erfolgt. Damit nämlich
etwas über den Erfolg des Projekts
ausgesagt werden kann, musste zuerst die Situation vor Eröffnung der
Notfallpraxis erfasst werden. Die
veränderte Situation wird dann
insgesamt dreimal, zuletzt im Frühling 2011, untersucht. Spätestens
im Frühsommer 2011 werden wir
also wissen, ob sich die Hoffnungen, die wir heute in die Notfallpraxis setzen, auch wirklich erfüllt
haben.
Karin Bögli, Projektleiterin
Notfallpraxis Waid
I M P R E S S U M
I
n der ganzen Schweiz kämpfen
die Notfallstationen mit den
gleichen Problemen: Immer
mehr Menschen wenden sich direkt an den Spitalnotfalldienst.
Dabei handelt es sich längst nicht
immer um lebensbedrohliche oder
spitalbedürftige Situationen. Die
Ursache dieser Verlagerung weg
vom hausärztlichen Notfall hin zu
den Notfallstationen der Spitäler
hat viele unterschiedliche Gründe,
hat aber sicherlich auch damit zu
tun, dass in der hausärztlichen
Notfallversorgung keine einheitliche Notfallorganisation besteht.
Jeder Bezirk ist anders organisiert,
eine einheitliche Telefonnummer,
die den Patienten in Notfallsituationen weiterhelfen könnte, existiert nicht – eine schweizweite Lösung fehlt.
In der Notfallstation des Kantonsspitals Baden (KSB) wurden
1978 pro Tag 22 Patienten behandelt. Bis 2006 hatte sich die Zahl
mehr als verdreifacht. Spitzenbelastungen waren vor allem in den
Abendstunden sowie am Wochenende zu verzeichnen. Zu diesen Zeiten war es unvermeidlich, dass Patienten mit leichten Erkrankungen
oft etwas länger warten mussten.
Auf diese unbefriedigende Situation haben die HausärztInnen des
Bezirks Baden und das KSB reagiert.
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes wird die ambulante ärztliche Versorgung seit 2007 neu zentral im KSB in einer gemeinsam ge-
Waidsicht Nr. 2/2009
März
Personalzeitung des
Stadtspitals Waid
Herausgeberin
Spitaldirektion
Stadtspital Waid
Redaktion
REDAKTIONSAUSSCHUSS:
Katja Rauch, Redaktorin,
Karin Bögli, Leiterin
Direktionsstab
REDAKTIONSMITGLIEDER:
Hans Peter Benz, Leiter
Personaldienst, Roland Brändli,
Spitalfotograf, Dr. Stefan Christen,
Leitender Arzt Medizin, G. Tak
Kappes, Spitalseelsorger,
Verena Landmann, Pflegefachfrau
Überwachungsstation, Dr. Patrick
Sidler, Leitender Arzt Medizin,
Dr. Berta Truttmann, Oberäztin
Akutgeriatrie, Steffi Wunderlin,
Leiterin Spezialgebiete Pflege
Mitarbeit an dieser Nummer
Dr. Gregor Buschta, Lukas S. Furler,
Dr. Christian Giambarba, Rolf Gilgen,
Hans-Günther Hartmann, Dr. Tarzis
Jung, Marlen Koch, Vanessa Krämer,
Irène Ris, Dr. Markus Schwendinger,
Tanja Sommer, Dr. The Phuoc Truong,
PD Dr. Stefan Wildi, Dr. Barbara
Willimann, Dr. Marco Zoller
Fotos: Roland Brändli
Gestaltung
bbdesign,
Visuelle Kommunikation, Zürich
Druck: Künzle Druck, Zürich
Stehen
alle Geräte
richtig?
Schlussspurt
vor der
Eröffnung.
Auch bezüglich Vorgehen nach
einem Diebstahl wissen wir nun
mehr: Der betroffene Raum muss
unverzüglich verschlossen werden,
damit die Spurensicherung durch
die Polizei möglich bleibt. Anschliessend gilt es, die Spitalleitung zu informieren und den
Schaden der Versicherung zu
melden.
Persönlich habe ich aus
dem Diebstahl die Erkenntnis
gewonnen, dass die Mitarbeiterinnen des Hausdienstes ihre
Reinigungsarbeiten zuverlässig
und vorbildlich erledigen, sodass
Sonden-Diebstahl: Offenbar minutiös geplant
Die Erfolgsgeschichte von Baden
Im Kantonsspital Baden
wurde bereits vor zwei
Jahren eine HausarztNotfallpraxis eröffnet.
Die Erfahrungen sind
sehr positiv.
ASPEKTE 5
Nr. 2 März 2009 Waidsicht
Redaktionsadresse
Waidsicht
Tièchestrasse 99, 8037 Zürich
waidsicht@waid.zuerich.ch
Telefon 044 366 22 75
Auflage: 2000 Exemplare
UltraschallDiebe im
Waidspital
In der Nacht auf den 12. Januar 2009
wurden auf der Radiologie vier
Ultraschall-Sonden gestohlen
mit einem Neuwert von mehr als
100 000 Franken.
W
ie jeden Morgen wurde
der Ultraschallraum am
12. Januar 2009 gründlich gereinigt und der Raum für
die erste Untersuchung vorbereitet. Kurz nach 8 Uhr meldete die
zuständige Ärztin das Fehlen von
vier Ultraschall-Sonden. Der Dieb
hatte zwischen Sonntag 17 Uhr
und Montag 7 Uhr zugeschlagen
ohne eine Türe aufzubrechen. Er
ist entweder durch die unverschlossene Tür oder über die angrenzende Toilette eingedrungen,
die von aussen mit einem Schraubenzieher oder einem ähnlichen
Werkzeug leicht geöffnet werden
kann. Dieser leichte Zugang zu
den Patienten-Toiletten von aussen wurde beim Umbau bewusst
gewählt, damit einem Patienten
rasch geholfen werden kann, falls
er am «stillen Örtchen» unerwartet auf Hilfe angewiesen ist.
Wohl ein Auftragsdiebstahl
Da der Raum nach dem Diebstahl
gründlich gereinigt, von mehreren
Personen betreten und bereits zu
einer Ultraschall-Untersuchung benutzt wurde, verzichtete die Polizei
auf eine kriminalistische Spurensicherung. Gemäss Einschätzung des
verantwortlichen Kriminalpolizis-
Aus diesem
Raum
wurden die
Sonden (wie
im runden
Bild)
gestohlen.
ten dürfte es sich um einen Auftragsdiebstahl handeln mit gezielter Suche nach den UltraschallSonden. Diese werden vermutlich
ins Ausland verkauft, da der Gebrauch der ausgeschriebenen und
nummerierten Sonden in der
Schweiz mit einem hohen Risiko
verbunden ist.
Nach Rücksprache mit der
Diebstahlversicherung konnten
noch am selben Tag vier Ersatzson-
den bestellt werden, welche bereits
am nächsten Morgen dem Waidspital übergeben wurden.
Neu: Schloss und Fixierung
Um ein ähnliches Ereignis zu erschweren, wurde die Tür von der
Toilette zum Ultraschall-Raum neu
mit einem Schloss versehen und
die Ultraschall-Sonden wurden mit
einem Kunststoffbalken am Gerät
fixiert.
selbst die Polizei keine Spuren
mehr findet!
Ich bedanke mich bei der
Spitaldirektion, insbesondere bei
Herrn Rolf Gilgen, für die tatkräftige und effiziente Unterstützung.
Dank dieser war der Schaden für
die Radiologie bereits am Tag nach
dem Diebstahl vollständig behoben.
Dr. Tarzis Jung, Chefarzt
Radiologie und Nuklearmedizin
Kennzahlen: Entwicklungen im 2008
Erneut mehr
stationäre Patienten
Etwas mehr Patientinnen
und Patienten mit einer
leicht kürzeren durchschnittlichen Aufenthaltsdauer – so die Kurzformel
bei den Kennzahlen 2008.
So viele Gäste am Lehrlingsmittagstisch wären schön...
D
er Anstieg bei den stationär
versorgten Patientinnen
und Patienten im Waidspital war allerdings nicht mehr so
gross wie in den Vorjahren. Es wurden insgesamt 9268 Patientinnen
und Patienten stationär behandelt.
Das sind 144 bzw. 1,6 Prozent
mehr als 2007 und 619 bzw. 7,2
Prozent mehr als 2006.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist um 0,3 Tage von
10,9 auf 10,6 Tage gesunken. Bei
den Pflegetagen ist bedingt durch
die gesunkene durchschnittliche
Aufenthaltsdauer ebenfalls ein
leichter Rückgang zu verzeichnen.
Bei total 96 143 Pflegetagen betrug
die Abnahme 1092 Tage (–1,1 Prozent). Die Bettenauslastung war
mit 87,6 Prozent weiterhin sehr
hoch. Von den insgesamt 300 be-
triebenen Betten waren im Jahresdurchschnitt 263 Betten belegt.
Die Wohnortverteilung der stationär versorgten Patientinnen
und Patienten blieb gegenüber
dem Vorjahr gleich. Das Stadtspital Waid ist in erster Linie ein Spital für die Stadtzürcher Bevölkerung. So stammen 82,2 Prozent
der Patientinnen und Patienten
aus der Stadt Zürich, 14,4 Prozent
aus den Vertragsgemeinden und
dem übrigen Kanton Zürich, 2,5
Prozent aus anderen Kantonen
und 0,8 Prozent aus dem Ausland.
Rund 67 Prozent der Patientinnen und Patienten waren älter als
59 Jahre, rund 34 Prozent älter als
79 Jahre, und 16 Patientinnen und
Patienten waren sogar 100 Jahre
und älter. Hans-Günther Hartmann,
Leiter Kaufmännischer Dienst
Projekt «Mittagstisch»:
Wo bleibt der Ansturm?
I
m Oktober 2008 wurde das
Projekt «Mittagstisch» lanciert. Das Angebot möchte
alle Auszubildenden der verschiedenen Berufsgruppen im
Waidspital ansprechen und den
Austausch untereinander fördern.
Bis jetzt wurde der Mittagstisch noch nicht von vielen genutzt. Auf Anfrage befürwortet
zwar ein grosser Teil der Auszubildenden das Angebot und hält
es für eine «coole» Sache. Weshalb der Mittagstisch dennoch
meistens leer bleibt, ist bis jetzt
noch unklar. Das Projektteam
sieht eine mögliche Erklärung
darin, dass das Angebot noch zu
wenig etabliert ist und im Alltag
oftmals vergessen geht.
Der Mittagstisch ist jeweils
am Mittwoch von 11.30 bis
13.00 Uhr im Personalrestaurant reserviert und steht allen
Auszubildenden des Waidspitals
zur Verfügung.
Vanessa Krämer,
Lehrerin für Pflege
S T I C H W O R T
4 NOTFALLZENTRUM WAID
Kammerflimmern
Die Muskelzellen des Herzens werden im Normalfall
durch einen elektrischen
Impuls koordiniert erregt
und ziehen sich ebenso
koordiniert zusammen.
Der Herzmuskel pumpt,
das Herz schlägt.
Treten nun Herzrhythmusstörungen auf – elektrischen
Fehlzündungen entsprechend –
können diese dazu führen,
dass die Herzmuskelzellen unkoordiniert erregt werden:
jede zu einem anderen
Zeitpunkt. Dieser Zustand elektrischer Anarchie
wird Kammerflimmern genannt. Ohne
koordinierte
Muskelaktion
pumpt
das Herz nicht
mehr, es kommt zum sofortigen
Kreislaufstillstand.
Ist das Kammerflimmern
einmal eingetreten, führt es unbehandelt innerhalb von wenigen Minuten unausweichlich
zum Tod. Die einzig wirksame
Therapie ist die sofortige Defibrillation. Dabei wird von aussen mittels zwei Elektroden ein
Elektroschock auf den Körper
abgegeben, mit dem Herz im
Hauptschockgebiet. Ziel ist es,
auf einen Schlag alle Herzmuskelzellen elektrisch zu aktivieren, damit anschliessend wieder eine koordinierte elektrische
Aktivität möglich wird und das
Herz wieder pumpen kann.
Wird die Defibrillation innerhalb
der ersten Minute nach Auftreten des Kammerflimmerns
vorgenommen, ist sie in über
90 Prozent der Fälle erfolgreich.
Schon nach fünf Minuten liegt
die Erfolgsquote nur noch bei
50 Prozent.
Der häufigste Auslöser
eines Kammerflimmerns ist der
akute Herzinfarkt, welcher in
fünf Prozent der Fälle zu einem
Kammerflimmern führt. Nur der
rasche Einsatz der Rettungsdienste und die Überwachung
an einem Herzmonitor können
hier Abhilfe schaffen. Da die
Zeit vom Auftreten eines Kammerflimmerns bis zur Defibrillation von entscheidender Bedeutung für das Überleben des
Betroffenen ist, werden immer
mehr Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen installiert, mit welchen auch Laien die notwendige Hilfe leisten können. So sind
inzwischen in vielen Hallenbädern, Bahnhöfen, Banken, aber
auch entlang der Bahnhofstrasse in Zürich öffentliche Defibrillatoren vorhanden.
Ist ein Patient besonders
gefährdet ein Kammerflimmern
zu erleiden, wird ihm ein Defibrillator, ähnlich einem Herzschrittmacher, eingebaut. Dieser beendet dann selbständig
ein Kammerflimmern mit einem
vom Herzinneren abgegebenen
elektrischen Schock.
Das Kammerflimmern muss
klar vom Vorhofflimmern unterschieden werden. Beim letzteren ist die elektrische Anarchie
nur in den Vorkammern des
Herzens vorhanden. Diese
häufige Rhythmusstörung ist
nie lebensbedrohlich.
Dr. Stefan Christen
Links:
www.helpbyswissheart.ch oder
www.swissheart.ch
6 VOM FACH
Waidsicht Nr. 2 März 2009
Therapeutische Hypothermie:
Unterkühlung nach Herzkreislaufstillstand
Weiterbildung
Pflege
Kühles Blut rettet
viele Leben
Marlen Koch
und Magdalena
Geiger haben
Ende November
2008 das Studium AbteilungsleiMarlen
terin im GesundKoch
heitswesen NDS
HF mit Erfolg abgeschlossen. Der Titel der Abschlussarbeit von Marlen Koch
lautet «Einführung eines Triagesystems und einer Schichtleitung auf der Notfallstation im
Stadtspital Waid». Magdalena
Geigers Abschlussarbeit trägt
den Titel «ZSVA Quo Vadis
(einen Veränderungsprozess
beobachten und mitgestalten)».
Nach einem Herzkreislaufstillstand sollte
der Körper sofort auf 33 Grad abgekühlt
werden. Damit lassen sich Leben retten
und neurologische Schäden vermeiden.
S
ie gehört zu den grössten medizinischen Fortschritten dieses
Jahrzehntes: die bewusste Senkung der Patientenkörpertemperatur auf 33 Grad Celsius nach einem
Herzkreislaufstillstand (sogenannte
therapeutische Hypothermie). Es ist
bekannt, dass vor wenigen Monaten Bundesrat Hans-Rudolf Merz in
Appenzell einen Herzkreislaufstillstand erlitten hat und nach erfolgreicher Reanimation schliesslich im
Inselspital Bern am Herzen operiert
wurde. Kaum bekannt ist hingegen,
dass er nach der Reanimation mittels therapeutischer Hypothermie
behandelt worden ist. Wenige Wochen später hatte er sich so weit erholt, dass er (verdient) zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Ein medizinischer Erfolg, der sicher der
Operation zu verdanken ist – aber
ganz sicher auch der bewussten Unterkühlung des Bundesrates.
Lawinenopfer in Kälte
NEUES
AUS
DER
PFLEGE
Bereits in der Antike erkannte Hippokrates, dass Kälte die Genesung
schwerkranker Patienten eher fördert. Vor über einem Jahrhundert
stellte man fest, dass Kriegverletzte,
die fern vom Lagerfeuer lagen, länger überlebten als diejenigen, die es
am Feuer «schön warm» hatten.
Dann überlegte man sich, dass Tiere
nach einem Winterschlaf mit extrem niedrigen Körpertemperaturen
und Atem- sowie Herzfrequenzen
im Frühjahr «busper und munter»
wieder aufstehen. Lawinenopfer, die
lange unter dem Schnee lagen,
konnten gelegentlich bei einer Körpertemperatur von weniger als 20°
C erstaunlich erfolgreich wiederbelebt werden. In der Kardiochirurgie
und Neurochirurgie wurden die
Vorteile einer Unterkühlung bereits
in den 50er Jahren erprobt.
Dann Anfang dieses Jahrtausends (2002) zwei revolutionäre Stu-
Pflegenotstand
Verschiedene Medien berichten
trotz gegenwärtiger Wirtschaftslage von einem bevorstehenden
Pflegenotstand: Im Jahr 2010
werden die Betriebe des Zürcher
Gesundheitswesens mit einem
akuten Mangel an Pflegepersonal konfrontiert sein. Das liegt
unter anderem an der 2005 völlig
umgekrempelten Pflegeausbildung. Wird sich dieser Personalmangel noch verschärfen in
anbetracht dessen, dass der
Anteil betagter und hochbetagter
Menschen auch in der Schweiz
stark ansteigen wird?
Für die Planung von Gesundheitsstrukturen
und Pflegeeinrichtungen ist es zentral zu erfahren,
wie sich die Zahl
der pflegebedürftigen Menschen
in den nächsten
Auch Bundesrat Hans-Rudolf Merz ist nach seinem Herzkreislaufstillstand mit bewusster Unterkühlung behandelt worden
dien: Eine rasche Unterkühlung des
Patienten nach Herzkreislaufstillstand und Reanimation während 24
Stunden auf Temperaturen um die
33° mit anschliessendem langsamen Wiederaufwärmen rettet
Leben – und zwar viele Leben. Mit
einem Number Needed To Treat
(NNT oder mit anderen Worten:
Wie viele Patienten muss ich behandeln, um ein Leben zu retten?)
von 4 bis 7 stellt die therapeutische
Hypothermie punkto Überleben
eine der wirksamsten medizinischen Massnahmen überhaupt dar.
Noch nicht veröffentlichte Daten
aus einer skandinavischen Studie
zeigen, dass die Hälfte der Patienten, die im Spital einen Herzkreislaufstillstand erlitten hatten und
mittels Hypothermie behandelt
wurden, ohne wesentlichen neurologischen Schaden nach Hause entlassen werden konnten. Vor zehn
Jahren noch ein kühner Traum!
Wie funktioniert die therapeutische Hypothermie? Indem man die
Körpertemperatur auf 33 Grad
senkt, sinkt der metabolische Bedarf
der Hirnzellen drastisch, so dass sie
den Ausfall vom Kreislauf länger
Jahrzehnten entwickeln wird.
Nimmt angesichts der steigenden Lebenserwartung auch die
Lebenszeit mit Behinderung zu?
Oder ist eine höhere Lebenserwartung verbunden mit behinderungsfreien gewonnenen Lebensjahren? Hier stehen sich
zwei gegensätzliche Thesen gegenüber: Die eine geht davon
aus, dass der Rückgang der
Sterblichkeit bei älteren Menschen überwiegend darauf
zurückzuführen ist, dass bei
chronisch-degenerativen Krankheiten der Tod dank der Medizin
zeitlich hinausgezögert wird. Die
andere These hingegen besagt,
dass sich primär die aktiven beziehungsweise gesunden Lebensjahre erhöht haben. Krankheiten treten gemäss dieser
These später im Leben auf. Jüngere Geburtsjahrgänge bleiben
aufgrund besserer Ernährung
und lebenslanger Gesundheitsvorsorge länger gesund.
überstehen können. Wichtig ist
dabei, dass die Körpertemperatur
bei einem Herzkreislaufstillstand sofort gesenkt wird. Passiert es zu
Hause, kann man so schnell wie
möglich Eisbeutel über die Leisten
und über den Nacken legen. Im
Spital verfügen wir über Spitzentechnologie, um die Temperatur des
Patienten zu senken und während
24 Stunden tief zu halten: Wir
führen einen langen Katheter durch
die Vene in der Leiste hoch hinauf
in die Hohlvene. Dieser Katheter
ist umhüllt von einem Schlauch,
durch den eine Maschine Wasser
mit der gewünschten Temperatur
spült. Somit fliesst ein grosser Teil
des Körperbluts um den Schlauch
und kühlt ab. Dieses System heisst
Coolgard® und wurde 2008 bei uns
20 Mal angewendet.
24 Stunden lang
Eine Körpertemperatur von 33 Grad
hat natürlich gewisse Folgen: Der
Patient muss beatmet sein und tief
schlafen; das Kältezittern (shivering) muss bekämpft werden; die Organe, namentlich der Darm, werden lahm, die Niere scheidet zu viel
Schweizer Daten unterstützen
eher die zweite These: Frauen
und Männer werden nicht nur
älter, sondern leben auch länger
behinderungsfrei als frühere Generationen. Es ist trotzdem
davon auszugehen, dass die Anzahl pflegebedürftiger Menschen
Nur kurzfristige
Massnahmen gegen
den Personalmangel
reichen nicht.
ansteigen wird, allerdings mit
hoher Wahrscheinlichkeit weniger stark, als dies aus linearen
demographischen Projektionen
hervorgeht. Die Pflegebedürftigkeit kann also bis ins hohe Alter
verzögert werden. Weitere Studien weisen darauf hin, dass
Präventions- und Interventionsstrategien das Fortschreiten bei-
aus (wir wissen alle, dass wir häufiger müssen, wenn es kalt ist…), die
Gerinnung ist träge, die Immunabwehr geschwächt. Das sind aber
meist gut behandelbare Probleme.
Nach 24 Stunden wärmen wir den
Patienten sehr langsam auf eine
Körpertemperatur von 37° wieder
auf.
Bei anderen Krankheiten?
Ob die bewusste Unterkühlung des
Patienten auch bei anderen Krankheiten als dem Herzkreislaufstillstand wirkt, steht zur Diskussion
und ist Inhalt mehrerer laufender
Studien. Fest steht, dass die therapeutische Hypothermie bereits hunderte von Leben in der Schweiz gerettet hat. Und nicht nur das – man
kann heute ein paar Wochen nach
einem Herzkreislaufstillstand und
einer Reanimation sogar Bundespräsident werden.
Dr. Christian Giambarba,
Leiter Intensivstation
Emmeke
Holderegger
hat im Januar
2009 die Weiterbildung in Intensivpflege und
Reanimation mit
Erfolg abgeschlossen. Der Titel
ihrer Abschlussarbeit lautet
«Therapeutische Hypothermie
mit dem Coolgard 300».
Marion
Schmidle
hat im Februar
2009 ebenfalls
die Weiterbildung
in Intensivpflege
und Reanimation
mit Erfolg abgeschlossen.
Der Titel ihrer Abschlussarbeit:
«Sedation von beatmeten
Patienten mit dem Anacondasystem (Inhalationsnarkotika)».
Im Rahmen des neuen Bildungsgesetzes besteht die Möglichkeit, bereits erworbene Kompetenzen beurteilen zu lassen
und mit ergänzender Bildung
ein Eidg. Fähigkeitszeugnis
EFZ (etwa als FaGe) zu erreichen. Von dieser Möglichkeit
haben in den Jahren 2007/2008
folgende Personen erfolgreich
Gebrauch gemacht:
Monikutty
Edattale,
November 2007
PERSONAL 7
Nr. 2 März 2009 Waidsicht
Chirurgische Klinik: Dr. Rolf Ruckert wird pensioniert
D I E
Ein Chirurg aus Leidenschaft tritt
in den (Un)Ruhestand
Dr. Rolf Ruckert, langjähriger Leiter der Traumatologie und Gefässchirurgie,
verlässt nach 17 Jahren
engagierter Tätigkeit das
Waidspital und bricht zu
neuen Ufern auf.
«Dein Humor,
lieber Rolf,
hat so manche
Situation
gerettet»
L
ieber Rolf, im April 1992 bist
Du zusammen mit dem ehemaligen Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Prof. Peter Buchmann,
ans Waidspital gekommen und hast
eine grosse traumatologische und
gefässchirurgische Erfahrung an
unser Haus mitgebracht. Als Chefarztstellvertreter und Leiter Traumatologie und Gefässchirurgie hast Du
massgebend zusammen mit Peter
unsere Klinik weiterentwickelt und
mitgeholfen sie zu dem zu machen,
was sie heute ist.
Wir haben Dich als einen leidenschaftlichen Chirurgen mit immensem Fachwissen erlebt, der
sich rund um die Uhr für seine Patienten und sein Waidspital eingesetzt hat. Von vielen Kongressen
und diversen Hospitationen an anderen Spitälern im In- und Ausland
hast Du innovative Ideen und Operationsverfahren und -techniken
mitgebracht. Nicht zuletzt dadurch
erlangte das Waidspital eine grosse
Kompetenz unter anderem in der
geriatrischen Traumatologie. So
schnell erfolgten die Innovationen,
dass wir und das OP-Team sehr darauf achten mussten, im «Saal 4»
den Anschluss nicht zu verpassen!
Ohne Ausreden
Gelang dir ausnahmsweise einmal
eine äusserst schwierige Osteosynthese nicht perfekt, gab es keine fadenscheinigen Ausreden, sondern
es wurde Selbstkritik geübt und
gleich die Lehren aus diesem Fall
an alle weitergegeben. Auch auf
dem Gebiet der Shuntchirurgie
und Dialysezugänge warst Du stets
auf dem neuesten Stand und konn-
test uns Jüngeren viel beibringen.
Du warst immer ein verlässlicher
Partner für unsere Nephrologen
und für eine der grössten Dialysestationen der Schweiz.
Wir konnten jederzeit mit unseren fachlichen (und privaten) Sorgen zu Dir kommen. Du warst uns
immer ein begehrter Ratgeber. Und
fiel Dir einmal nicht sofort die richtige Lösung ein, musstest Du «noch
eine Nacht darüber schlafen». Ich
weiss nicht, wer Dir dann jeweils
die massgeschneiderten Lösungen
unters Kopfkissen legte, jedenfalls
waren am nächsten Morgen die
Wege zum Ziel klar.
Du warst uns allen ein hervorragender, didaktisch geschickter
Lehrer und hast es mit Deiner Ausstrahlung meisterlich verstanden
Deine Untergebenen, Kollegen und
Mitarbeiter für Dein Fach zu begeistern. Als konsequenter Vorgesetzter mit ganz klaren Vorstellungen
hast Du dennoch jedem innerhalb
der vorgegebenen Leitplanken
seine Freiheiten gelassen.
Dein Humor hat so manche Situation gerettet. Nie vergessen werde
ich auch das selbstironische geflügelte Wort: «Keine ruckertartigen Bewegungen!». Ja, auch in der Traumatologie braucht es eben Fingerspitzengefühl und nicht nur rohe Kraft.
Du wolltest nie im Mittelpunkt
stehen und warst doch im ganzen
Haus dank Deiner schier endlosen
Präsenz eine hochgeschätzte Persönlichkeit und ein kompetenter
Ansprechpartner. In Deinem Beruf
bist Du aufgegangen und hast Dich
mit grösstem persönlichen Einsatz
bis zum letzten Tag für unsere Klinik eingesetzt. Selbst der schwere
Schicksalsschlag, der Dich beim
Tod Deiner lieben Esther traf,
brachte Dich beruflich nicht aus
dem Tritt.
Das «Leben danach» beginnt
Wir brauchen uns um Dich keine
Sorgen zu machen, bestimmt fällst
Du nach Deiner Pensionierung
nicht in ein Loch. Deine Vorbereitungen für das «Leben danach»
laufen bereits auf Hochtouren. Ja,
auch hier wird nichts dem Zufall
überlassen. Du wirst Dich im Herbst
2009 wieder unter die Studierenden
mischen und Deinen ohnehin
schon weiten Horizont mit einem
neuen Studium bereichern.
Wir danken Dir ganz herzlich
für den unermüdlichen Einsatz für
unser Waidspital und wüschen Dir
für die Zukunft nur das Allerbeste.
Ohne Deinem Nachfolger zu nahe
treten zu wollen: Du wirst eine grosse Lücke im Spital hinterlassen. Wir
werden Dich, lieber Rolf, immer in
bester Erinnerung behalten.
Dr. Gregor Buschta und
PD Dr. Stefan Wildi
Ajnet Nasufi,
Dezember 2007
Wir gratulieren Ihnen ganz
herzlich, wünschen Ihnen
für die Zukunft alles Gute
und freuen uns auf die weitere praktische Umsetzung
Ihres Wissens in unserem
Spital.
Irène Ris, Leiterin Entwicklung und
Qualitätssicherung in der Pflege
Lukas S. Furler,
Leiter Pflegebereich
Adam Mohamed,
Februar 2008
Danke für die jahrelange
Mitarbeit
Aida Kyobe-Namalwa, Hermann Kurt Fischer, Dr. Emilia Kiss,
Kresimir Androvic.
Rosmarie Kamber, Beda Wirth, Brigitte Rüegger.
10 DIENSTJAHRE
Barbara Bilger, Dipl. Pflegefachfrau FA Notfall, Notfallstation, Spezialgebiete Pflege,
am 21. März
Esther Bollinger-Grütter
Stationssekretärin, Bettenstation EF2, Medizinische
Klinik, am 30. April
Marianne Christen,
Abteilungsleiterin Pflege
Endoskopie, Medizinische Klinik,
am 30. April
Dr. med. Emilia Kiss,
Oberärztin, Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, am
31. März
Kilian Koch,
Stationssekretär, Bettenstation
AB2, Chirurgische Klinik, am
31. März
Dr. med. Susanne Künzle,
Spitalärztin, Chirurgische Klinik,
am 31. März
Unfallchirurgie: PD Dr. Christoph Meier übernimmt die neue Chefarztstelle
Chefarzt für Unfallchirurgie
spielsweise demenzieller Störungen wirksam abschwächen können. Allein schon eine einjährige
Verzögerung alltagsrelevanter
Einbussen bei Demenzerkrankungen entschärft das Pflegeproblem solcher Menschen wesentlich. Dennoch stehen wir
Pflegenden in Zukunft vermehrt
hochbetagten, multimorbiden
und pflegeintensiven Patientinnen und Patienten gegenüber.
Die Bildungsinstitutionen im Gesundheitswesen sind gefordert,
nicht nur kurzfristige Massnahmen zu ergreifen, um den drohenden Personalnotstand zu verhindern. Vielmehr sind neue Pflegekonzepte gefragt, die diesen
langfristigen Entwicklungen
Rechnung tragen: Beispielsweise
ist das Potenzial der pflegerischen Präventionsarbeit oder der
familienzentrierten Pflege noch
lange nicht ausgeschöpft.
T R E U E N
Am 1. April 2009 beginnt
PD Dr. Christoph Meier,
der neue Chefarzt für
Unfallchirurgie, seine
Arbeit am Waidspital.
P
D Dr. Christoph Meier ist verheiratet und Vater von zwei
Mädchen (6 und 9 Jahre alt),
und zum Zeitpunkt, wo Sie die
Waidsicht in Ihren Händen halten,
sollte auch schon der Stammhalter
das Licht der Welt erblickt haben!
Seine Ehefrau, Antonella Meier-Pucillo, hat schon Waid-Erfahrung: Sie
hat bis Ende 2007 als Oberärztin an
der Chirurgischen Klinik gearbeitet.
Christoph Meier ist ein echtes Zürcher Gewächs: aufgewachsen im
Zürcher Oberland, Medizin-Studium an der Uni Zürich, und einen
grossen Teil seiner medizinischen
Ausbildung hat er an zürcherischen
Spitälern erlangt. Dabei arbeitete er
als Assistenzarzt in Wetzikon und
Winterthur. 2001 erlangte er seinen
Facharzttitel in Chirurgie. Als Ober-
arzt war er
am Triemli
und am UniSpital in der
Klinik für Unfallchirurgie
unter Prof.
Trentz angestellt. Während einem
Jahr war er
zudem am Northhampton General
Hospital in England tätig, wo er Einblick in die Chirurgie eines anderen
Gesundheitssystems erhielt. Im
Jahre 2003 wurde ihm der Schwerpunkttitel Allgemein- und Unfallchirurgie verliehen.
Wissenschaftlich interessiert
Neben dieser breiten chirurgischen
Ausbildung interessierte sich Christoph Meier auch immer für die wissenschaftlichen Aspekte seines Fachgebietes und verbrachte deswegen
einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Uniklinik Homburg
in Deutschland. Aus seiner wissen-
schaftlichen Aktivität resultierten
nicht nur zahlreiche vielbeachtete
Publikationen, sondern 2007 wurde
ihm deswegen auch die Venia legendi für Unfallchirurgie an der Universität Zürich verliehen. Seit 2007 arbeitete er schliesslich als Leitender
Arzt am Spital Zollikerberg.
Leidenschaftlicher Skifahrer
Neben seiner Arbeit betätigt sich
Christoph Meier als leidenschaftlicher Jogger und Skifahrer. Dazu ist
er ein bekennender Eishockey-Fan,
wobei sein Herz für den ZSC
schlägt! Von seiner anstrengenden
Arbeit und den intensiven Hobbies
erholt er sich am liebsten bei einem
guten Buch und einem Glas Rotwein – besonders die Merlot-Traube
aus aller Welt hat es ihm angetan.
Wir wünschen Christoph Meier
im Waidspital einen guten und erfolgreichen Start und hoffen, dass
er in seiner neuen Tätigkeit Befriedigung und Erfüllung finden wird.
PD Dr. Stefan Wildi,
Chefarzt Klinik für Chirurgie
Hysnije Saiti-Ramadani,
Pflegeassistentin mit FA,
Bettenstation EFG3, Medizinische Klinik, am 31. März
Ahmet Somer,
Küchenangestellter,Hotellerie/
Ökonomie, am 15. April
Beda Wirth,
Informatik-Projektleiter,
Informatik, am 31. März
15 DIENSTJAHRE
Kresimir Androvic,
Dipl. Fachmann für Medizinische
Radiologie, Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, am
31. März
Ingrid Bärlocher-Imhof,
Dipl. Pflegefachfrau FA Intensivpflege, Intensivpflegestation,
Spezialgebiete Pflege,
am 31. März
Bettenstation AB1, Chirurgische
Klinik, am 30. April
Zorica Markovic,
Dipl. Pflegefachfrau, Bettenstation EFG4, Medizinische Klinik,
am 30. April
20 DIENSTJAHRE
Sergio Escalier,
Dipl. Fachmann für Medizinische
Radiologie, Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, am
31. März
Elisabeth Dietschy-Hürlimann,
Chefarztsekretärin, Klinik für
Akutgeriatrie, am 30. April
René Gygax,
Betriebsmaler, Technischer
Dienst, am 30. April
Rosmarie Kamber,
Leiterin Tagesspital, Klinik für
Akutgeriatrie, am 31. März
Mirjam Knüsli,
Dipl. Pflegefachfrau, Bettenstation AB2, Chirurgische Klinik,
am 31. März
Rosmarie Meier-Jöhr,
Pflegeassistentin mit FA,
Übergangspflege, Klinik für
Akutgeriatrie, am 14. März
Fernanda Ribeiro Rodrigues,
Pflegeassistentin mit FA,
Bettenstation D0, Klinik für
Akutgeriatrie, am 18. April
Brigitte Rüegger, Leiterin
Psychologischer Dienst, Klinik
für Akutgeriatrie, am 30. April
25 DIENSTJAHRE
Gisela Bieri,
Bereichsleiterin Labor,
Zentrallabor, am 30. April
30 DIENSTJAHRE
Hermann Kurt Fischer,
Mitarbeiter Tarifwesen,
Kaufmännischer Dienst,
am 30. April
Aida Kyobe-Namalwa,
Pflegeassistentin mit FA,
Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich für ihre Treue, die sie dem Waidspital durch ihr langjähriges
Engagement beweisen. Wir werden ihre Mitarbeit und Loyalität
mit einer Treueprämie im Jubiläumsmonat würdigen.
Vuosi sitten alkaneet
neuvottelut ovat tuottaneet tulosta: Sairaalassamme aloittaa maaliskuussa toimintamme
yksityislääkärien päivystysvastaanotto. Waidspitaliin tulee kerralla
40 uutta kollegaa, jotka
tarjoavat tietonsa ja ammattitaitonsa potilaiden
käyttöön. Olemme siitä
erittäin ilahtuneita ja toivotamme uudet lääkärit
sydämellisesti tervetulleiksi
Waidspitaliin!
Nämä nelisenkymmentä
yksityislääkäriä jatkavat tietenkin työskentelyään omilla
vastaanotoillaan sairaalan
ulkopuolella ja hoitavat omia
potilaitaan. Sairaalan päivystysvastaanotolla he vastaavat päivystystoiminnasta yhdessä kollegojensa kanssa.
Potilaille on suuria etuja
tästä järjestelmästä: He
pääsevät tulevaisuudessa
nopeasti ja helposti yksityislääkärin puheille myös, kun
sairaalan ulkopuolinen
vastaanotto on normaalisti
kiinni, nimittäin iltaisin ja
viikonloppuisin.
Uudella yhteistyöllä yksityislääkärien kanssa on myös
erittäin myönteinen vaikutus
Waidspitalin toimintaan: Päivystysvastaanotto helpottaa
merkittävästi sairaalan päivystyspoliklinikan työtaakkaa,
mikä on erittäin tärkeää.
Päivystyspoliklinikan potilasmäärät ovat nimittäin kasvaneet nopeasti jo vuosien
ajan. Pelkästään vuonna 2008
potilasmäärä kasvoi kahdeksan prosenttia edellisvuoteen
verrattuna. Konsultaatioiden
määrä nousi 16 974:stä
18 470:een. Tämä kehitys
pakotti etsimään ratkaisuja,
jotka vähentävät henkilökunnan työmäärää heikentämättä
laatua ja samalla pitävät potilaiden odotusajat kohtuullisena. Yksityislääkärien yhteistyöhalukkuus varmistaa
tämän hankkeen onnistumisen. Waidspital kiittää kaikkia
mukana olevia organisaatioita
(ZüriMed/Ärzteverband der
Bezirke Zürich und Dietikon,
Zürcher Ärztegemeinschaft
«zmed», Verein Hausärzte
Stadt Zürich VHZ, «Ärztefon»),
jotka ovat myötävaikuttaneet
tämän tärkeän ratkaisun
toteutumiseen.
Rolf Gilgen,
diretor do hospital
Dies ist die finnische Übersetzung des
Persönlich von Seite 1.
Waidforum: Vorträge zum Thema Bauchweh
Flugzeuge im Bauch – oder
doch ein Blinddarm?
Das Waidforum vom 28. Januar handelte von
Bauchschmerzen unterschiedlicher Ursache. Und davon,
wie sie am besten behandelt werden können.
W
ann haben Sie zum letzten Mal unter Bauchschmerzen gelitten? Es
gibt wohl kaum jemanden, der
nicht über mindestens eine Episode in seinem Leben berichten
könnte, wo es in seinem Bauch gerumpelt, gezwickt oder einfach nur
geschmerzt hat. Im Gegensatz zu
Verletzungen und Schmerzen in
Muskeln und Gelenken lässt sich
der Grund für die Störungen im
Abdomen jedoch häufig nicht so
einfach eruieren, befindet sich
unter der Bauchdecke doch eine
ganze Ansammlung von Organen
und Systemen mit den unterschiedlichsten Funktionen. Nicht
selten verschwinden Symptome im
Bauchraum ebenso schnell und
unvermittelt, wie sie aufgetaucht
sind. Vielfach sind die Beschwerden
dabei harmlos und benötigen keine
besondere Behandlung, und es existieren eine Vielzahl von Hausmittelchen und Tricks, die zur Besserung oder gar dem Verschwinden
der Störung ausreichen. Gerade
hier aber liegt die Gefahr, kann
doch bei einer verspäteten Behandlung eine anfänglich gut therapierbare Krankheit in einer Katastrophe enden. Das Waidforum vom
28. Januar informierte darüber,
wann die Hilfe von Spezialisten
nötig ist und in welchen Situationen ein Arztbesuch aufgeschoben
werden kann.
Ab Speiseröhre bis «Ausgang»
Das erste Referat stammte von Dr.
Beat Helbling. Der Leitende Arzt
der Inneren Medizin im Waidspital
ist ein ausgewiesener Spezialist für
Magen-Darm-Erkrankungen. Entsprechend den anatomischen Gegebenheiten begann er mit Störun-
Ein Flugzeug im Bauch
kann ziemlich unangenehm sein.
Nächstes Waidforum
Am 6. Mai 2009 findet die
nächste Veranstaltung der
öffentlichen Vortragsreihe
«Waidforum» statt.
Das Thema: Demenz.
ZEICHNUNG BEDA RAU
CH, 7 JAHRE
Sydämellisesti
tervetuloa!
Waidsicht Nr. 2 März 2009
L E S E N
H E N K I L Ö K O H T A I N E N
8 SCHAUPLATZ
gen im Bereich der Speiseröhre, um
sein Publikum dann durch den
ganzen Verdauungstrakt bis zum
«Ausgang» zu begleiten. Dabei berichtete er zunächst über ein häufiges und weit verbreitetes Leiden,
nämlich das Sodbrennen oder die
Refluxkrankheit. So erfuhr der Zuhörer, dass die Magenentzündung
meist harmloser Natur ist, dass aber
bei gewissen zusätzlichen Symptomen wie Schluckstörungen und
Gewichtsverlust weitere Abklärungen notwendig sind. Nächste Station bildeten die Erkrankungen
von Gallenblase und Bauchspeicheldrüse, welche in der Regel typische Schmerzen verursachen und
eigentlich immer weiterführende
Untersuchung zur Folge haben.
Dann beleuchtete Beat Helbling das
In eisige Höhen: Das Drama am Mount Everest
Das Buch ist eine Mischung
aus Bericht und Reportage.
Akribisch rollt der Autor die
Geschichte der Besteigungen
des höchsten Bergs der Erde auf
und versteht es, den Leser nie
darüber im Unklaren zu lassen,
was ihn am Ende erwartet – wie
in einer klassischen Novelle. Doch
was sich schliesslich 1996 ereignet, hält selbst den grössten
Bergmuffel in Atem.
Das Buch ist spannend, genau
und mitreissend. Jon Krakauer
beschreibt das Bergsteigen als
ein gesellschaftliches Phänomen,
vor dem man als Leser mit leisem
Kopfschütteln, zugleich aber mit
trockener Kehle steht.
Ein Buch über das Bergsteigen, das sich auch an Bergsteiger
richtet, aber eben nicht nur.
Glänzend geschrieben und
packend in der Bemühung um
authentischen Reportagenjournalismus. Das Buch ist kein Reisser,
sondern es fesselt. Es zeichnet
ein eindrückliches Bild des
Lebens in absoluter Hilflosigkeit.
Es berichtet von Menschen, die
ihr grösstes Abenteuer nicht
überlebten. G. Tak Kappes
Autor: Jon Krakauer
Verlag: Piper (Taschenbuch)
Erscheinungsjahr: 2000
Preis: 18.70 Fr.
weite Feld des Reizdarmes und der
Verstopfung und konnte zu diesen
beiden Themen nützliche Tipps abgeben. Abschliessend wurde das
praktische Vorgehen bei einer
Darmspiegelung beschrieben und
darauf hingewiesen, wie wichtig
die Krebsvorsorge beim Dickdarmkrebs ist.
Chirurgische Notfälle
In meinem Beitrag ging es um die
Erkrankungen des Bauchraumes,
die einer chirurgischen Behandlung bedürfen. Dabei kamen vor
allem die unterschiedlichen akuten
Notfälle wie Blinddarmentzündung, Gallenblasenentzündung,
Magendurchbruch oder Divertikulitis (Dickdarmentzündung) und
andere mehr zur Sprache. Als Illus-
tration dazu dienten jeweils Bilder
aus dem Operationssaal.
Das Abschlussreferat wurde
durch Dr. Paul Nosari, Leitender
Arzt am Psychiatriezentrum Hard,
gehalten. Er erzählte von Patienten, die unter chronischen Bauchschmerzen leiden, ohne dass eine
organische Ursache gefunden werden kann. Daneben betonte er die
zentrale Bedeutung des Bauches für
den Menschen, die unter anderem
durch viele Redewendungen in der
Sprache dokumentiert wird.
Die Veranstaltung ist im Publikum auf ein positives Echo gestossen, wie die zahlreichen Fragen
und die angeregte Diskussion am
Schluss zeigten.
PD Dr. Stefan Wildi,
Chefarzt der Chirurgischen Klinik
Talk Talk
Wieder mal ist Dana Halter, Lehrerin an einer Gehörlosenschule,
zu spät dran und überfährt deshalb ein Stopp-Schild. Ein Bagatelldelikt mit Folgen. Plötzlich
wird sie für Dinge angeklagt, die
sie nie begangen hat. Jemand
hat ihre Identität gestohlen, stellt
Schecks auf ihren Namen aus
und bezahlt mit ihrer Kreditkartennummer. Aus diesem Strudel
wieder herauszukommen scheint
fast unmöglich. Umso mehr, als
Dana als Gehörlose sowieso
überall auf Hindernisse stösst.
Doch sie heftet sich dem Betrüger an die Fersen… Die Geschichte wird abwechselnd aus
der Perspektive Danas und der
des Betrügers erzählt. Das macht
nicht nur den Thriller umso spannender, sondern erlaubt auch
Einblicke in zwei ganz verschiedene Welten. In der einen versucht sich Dana voller Stolz und
Hartnäckigkeit unter den Hörenden zu behaupten. In der anderen ringt der Betrüger um vordergründige Normalität in seinem
Leben, während das Abnorme
ständig durch den Boden
drücken will.
T. C. Boyle ist ein literarischer
Könner – davon zeugt sowohl
seine versiert gebaute Story als
auch seine Sprache. Katja Rauch
Autor: T. C. Boyle
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2008
Preis: 17.90 Fr.